Nw. XXVI. 1804. Laibacher O^G Wochenblatt. Zum Ziutzen und Vergnügen. Als Zugabe zu< Edel von Kleinmayerschen Laibacher Leitung. Vevtrag zur Länderkunde. ^ Istrien. ^. Beschluß. 3lu/"dem Detail dieser Ortschaften, ohne andere minder beträchtliche mit anzuführen, wird man hinreichend den Zustand Istriens erkennen. Man wird aus der Menge unbewohnter Häuser in Städten und Markt,Teckcn auf den verminderten Populationsstand schließen: man wird in den weiten Strecken mitten im ödcn Lande, wo Straßenräuber jede Wege unsicher machen, auf die Vernachlässigung des Ackerbaues, auf Müssiagang, auf böse Sitten, Religionsgeßre-chen und Brotlostgkeit mit dem Finger deuten. Aber man wird auch aller Orten gewahr werden, daß Istrien nicht bloß das Land ist, wo nur allein Hhl und Wein reichlich stießt, sondern daß auch Getreide aller Gattungen in der Minter und Sommer Saat, der Hanf, der Flachs, die Hülscnfrüchten, die Obstbaume, auf das vortrefflichste gerathen: ja wenn mans anders nur wollte, käme auch noch mehr Industrie emPvr: als Imkerey, Schaafzucht, nicht nur von einheimischer, sondern auch von spanischer Rasse, Maulbeerbaumvftege, und mit dieser die Erziclung der Seide — Erzeugungen, denen der Handel sowohl zu Land als zur See. den richtigen Verschleiß zusichern würde. Wenn nun bekannter Massen dieses schöne Land, in einem so günstigen Klima, bey den vorteilhaftesten Anlagen dennoch so glücklich und blühend Nicht ist, als es ja wohl seyn könnte, und in der ältesten Vorzeit es auch wirklich gewesen zu seyn scheinet, da nicht einmahl die alles verzehrende Zeit den ehemahligen Wohlstand, der sich noch in seinen letzten Überbleibseln zeiget, habe vollends vertilgen können; so sind, nachdemRaub-suchl und Armuth überHand nahmen, die Ursachen nicht von innen, sondern zufälliger Weise von außen aufzusuchen, dergleichen sehr oft, auch noch blühendere Staaten, als dieses Land es war, aus ihrem Wohlstände in den Verfall hingerissen haben, welche aber jetzt, seit dem das eine wie das andere Istricn unter einem einzigen <)öch!'en Oberhaupte und einerley Gesetzen stehet, desto leichter wegfallen werden. Da nun diese einen politischen Gegenstand ausmachen, so stünde es gar an unrechten Platze fte hier zu erörtern, wo nnr von der Land?skenntniß die Rede ist. Aber um bestimmter das Verhältniß zwischen Flacheninhalt und Volksmenge zu berechnen, so crgiebt sichs aus den Annalen der österreichische« Literatur; und aus den Miiitarconscrivtions-Auszügen des iZoZ Jahrs, daß das ehemahlige venctiamsche Istrien an Volksmenge 69870 und das dem Lande Krain einverleibte nur Seelen Z28ZF Beyde zusammen als» einen Popu-lalio«lsstand von Seelen 102703 ausmachen: da nun der Flächeninhalt deS ehe« mahligen venetianis.Istriens 5"t . 52 lm Meilen und dann icncs zu Krain gehi- "Sen 28 lü Meilen be, ^nnt ist: so beträgt in^""' S"mme ^ 80 lll Meilen der geiammte Flächeninhalt: folglich kommen über 128F Seelen auf eine Quadratmeile zu siehe.,, unter welchen aber garv.eleledigl.ch oomx.sch-sange, und Schiffcrlohne leben, die zur Beur-barung des Landes nichts beytragen. Handwerker und Gewerbe sind in ganz Istrien, auch der unentbehrlichsten, sehr wenige: und unter diesen giebt es fast keine Istriancr: größ-ten Theils sinds Fremde: entweder Italiener, p der Deutsche, die nicht ansapig sind, und hausiren. Dic Religion ist Römisch-Katholisch, nur im Dorfe Pcroj und Sogetto giebt es Inwohner, die sich z„r griechischen Kirche bekennn«, und ihren eigenen Gottesdienst pflegen. Bey dem Hochamte der Katholiken wird die Epistel und das Evangelium ritualmäßig abgesungen.- einiger Orten wird gar das ganze Meßopfer bis aus den Kanon in illyrischer Sprache gehalten: auch sind Kirchengesänge eingeführt. Von den Charactcr der Istrier laßt sich wenig bestimmtes sagen; 5ie eheovr Venctianischen haben den ihrigen von den Italienern größten Theils entlehnet: selbständiger scheint der der österreichischen Istrier zu seyn: sie sind in ihrcr natürlichen Roheit nicht so verschlagen als jcne; sondern aussichtig und keineswegs hinterlistig: rachgierig, ohne jedoch zur Ausübung der Rache, heimliche Dolche zu gebrauchen: Meuchelmorder sind unbekannt: sie besitzen viel natür-ltthen Wih.- sind zu Studien ausgelegt; averdem Soldatcnstand sehr abgeneigt; arbeitsam; weniger der Liebe als dem Trunke ergeben: sie sind Lic-oerfrcunde, besonders bey Saufgelagen: sie sind gegen Fremde so gutmüthig und gastfreundlich, als d>c Natur sie mild und günstig behandelt. Dle Banner sind meisten Theils groß undwoyl-geblldet, die Weiber meistens brünette: und beyde G^chlechter von geraden Wuchst, nervigt und abgcharcct. Häuslichkeit, Mannstreuc und Hrveltöfteiß charactcrisirt hier die Weiber mehr alv Schönheit.- man wird kaum einem gerin-Zen Welbe begegnen, das nicht, den Spinnrocken zur Seite, mit der Spindel in der Hand, währenden Gehen, lhrc Wolle, oder den Hanfgarn spinnen würd«; auch wenn sie ein Klno aus den Mäcn trägt, und d..l »ml dem Wasser zur Kucke bcladencn Esel einhcrneibt. Dle Volkssprache in Istrien ist insgemein, nach dalmatillischcr Mundart, Slavisch: doch geht das Italienische, in dem vcnclianischen Dialekte, nicht nur urtter gcdlldclcn Personen, sondern auch unter dem Pöbel sehr im Schwünge. Deutsch wird gar nicht gehört, noch verstanden. Die Schifficulc havcn ihre eigene Sprache, die ein anderer, der nichl aus ihrem Mittel «st, schon gar nicht verstehen kann. Wer dle slavische Sprache nach der Mundart der Kramer redet, kann verstanden werden, wenn er anders rein und lanqsam spricht: es wird ZU" Beyspiel jeder Istricr. jedcr Liburner die slavisch kramcrsche Blbel >n der lehlen Ausgabe größten Theils deutlich verstehen ; hmalgen nicht so e.n Slave aus Kram, (au^er wenigen Wor. ten und Redensarten), ihre Predigten, oder das Evangelium. ->- » , Im ganzen Istrim (mit Ausnahme des latci-mschcn Gymn.ses zu Kapodistria und des dor° l.gen Pncstcrl auses) giebt es keine Schulen — keme Lehranstalt. Vor ungefähr ,4Iahren hat. " man doch zu Ritterburg und Gllnino deutsche Normals^ulcn; die aber zeithcr wegen Ab. gang an Lehrern aufhörten. Die Armuth ist in Istr^en so allgemein, daß sich nicht leicht jemand ,m Stande findet, die Kinder ins Ausland auf Gymna„cn und Schulen zu verschicken, wäre es auch nur um ein Bischen Deutsch zu erlcr. nen. Aber es scheint, daß, da das dem Lande Kram einverleibte Istrien der reichen Kirchen genug hat. d,e vom Überflüsse ihrer jährlichen Zmsen von lhren Capitalien, gar leicht so viel entbehren könnten, als zur Unterhaltung der Lehrer nöthig wäre, Schulanstalten wenig oder kcme Hindernisse fänden, wenn man nicht etwa den Grundsatz angenommen, dem Lande Istnen durch dle Studien keine arbeitenden Hände in Rucksicht auf Ackerbau zu entziehen. Abcr dieß ist eben auch nur ein Gegenstand politischer Überlegung, der dem Beytrage zur Ländcrkun» de nicht anpasset, welcher nun mit diesem Wo nigem abgeschlossen wird. Laibach, den 1. Iulp ,504. H.A,v.V- k________ Die ^u st fahrt auf derkaibach. Also aucki von der für heuer be«its vergessenen Masscrfahrt - u'ö.:)lcn vielleicht eiulge^e-scr bey dieser Überschrift sagen — wlld noch m der Zeitung gesprochen? Ja! aber erwarten S e?veder cwe Lobfthnft noch eine Krttck v-el yt nichts!" „Wir halten unserer sechzehn, worunter sechs allcn'-bsie Wciberchen und Mädchen, so lirb un» gut ali? waren sie in Wcinsbcrg erzogen, (wo wie man weiß, die Weiber ihre Maimer auf dem Rücken davon trugen), einen Kcchn gemiethet, um dann: uach dem Goldstein zu fahren. Auf einem andern Schiff befanden sich die blasenden Instrumente vom Frankfurter trefflichen Orchester. In einem kleinern Kahn folgen die Bedienten, nebst Küche und Weinkeller, nach Zwey von den Damen hatten ihre Guitarren bey sich, worauf sie abwechselnd mii der Hav-mci ic im andern Schiff himmlische Duettrn spielten. Zwischcildurch ließ cine muntere Kleine ihre Stimme erschallen, die wie die Töne einer Aeol^harse klangen. Eine vierte Dame eine Dcmoiscllc G... d, der an Scelcnbilduna an Kraft und Lust zur Musik, so wie an Knnst'imd Fe^.lgkcit aus l lvm Instrument, wenig Frauen gleich kommen werden, stimmte oon Zcit zu >;cit cm Harfenronzert, von zwey Horn und einer Altvlole begleitet, an, und erhob dadurch unser« Ohren-und Augcnschmauß zu einem Göttersest Bey unserer Ankunft zeigte sichs, daß Herr von S...ff, welcher die Fahrt in Vorschlag gebracht, sich trefflich auf die Anordnung einer solchen Parthic verstand. Einige Bedienten waren vorausgeschickt worden, hatten Tische und Bänke aufgestellt, die nun mit den mitgenommenen Speisen besetzt wurden und schnell in Ordnung gebracht waren. Rother und »veißrrWein schäumte in blanken Gläsern. Unter Scherz und gcisiigerLaunc vcrstogen zwey Stunden wicAu-gcnblicke. Endlich setzten wir uns wieder ins Schiff; an den Reisen waren chinesische Lampen angebracht, die cine blau, die andere, grün, die dritte roth, die vierte blaßgclb, die, außer dem Vortheil, daß ihnen kein Wind etwas anhaben konnte, die schönste Beleuchtung von sia> warfen und durch den Wicderschein von unten heraus gleichsam gedoppelt vor uns auf und nieder schwammen. Es wahrte nicht lange, so stiegen drey blasende Instrumente aus unserm Schiff in dieses Stcrner.gcwölbe, und ergötzten uns mit einem Echo, das seines gleichen nicht hat, und erst recht cinschcn läßt. was Frank, fürt an seinem Orchester hat. So gelangten wir gegen 12 Uhr in unsere Heimath zurück." Dirß ist also die Lustfahrt auf dem Maine, deren Beschreibung man nun in.Süd- und Norddeutschland im römischen. Reiche, und in den Erbstaateu, in Frankreich und Rußland ließt. Von der Lustfahrt auf der Laibach dagegen erfahrt vielleicht außer einem kleinen Bezirke kein Mensch eine Sylbe. Freylich ist el.ie solche Wasservanhi.e auf dem Maine eigentlich kem Gegenstand für ein so ausgebreitetes Journal, aber der öffentlichen Unterhaltung im Allgemeinen, Volksfesten, und Volksschauspielen widmen doch öffentliche Blätter mit Neckt chre Aufmerksamkeit, denn wie sehr wird dadurch da^ Bestreben, sich durch Geschmack, und verständige Anordnuug auszuzeichnen, rege gemacht, und also Geist und Charactcr öffentlicher Belustigungen verfeinert, und veredelt.— Wie könnte nun erst unsere Wasserfahrt, besonders noch milden Farben der poetischen Schilderung ein bischen ausgeschmückt, in einem solchen Journale prangen, obschon sie des langen Mssa)ubcs, und der plötzlichen Bestlinmuilg'wegcn lange nicht so glanzend als andere Iabrc war. Dort waren, die allerliebsten Weibcrchen und Mädchen mit einbegriffen (an denen es uns gewiß auch nicht fehlte) in Summa l6 Personen, hier fuhren einige hundert auf dem Wasser, und lausende waren frohe theilnehmcnde Zuschauer am Gestade. Die Z Kahne aufdem Maine rönnen also gar nicht in Vergleichung mit der Flottille auf der Laibach. Die beyden großen Transportschiffe der philarmonischcn Gesellschaft konnten allein die ganze Maingcscttschast sammt Orchester, Küche und Keller siebenfach in sich fassen—'dann das mit hundert cden so bunten chinesischen Lampen erleuchtete mit Schönheit und Effekt deko-rirte, wenigstens mit 50 Personen besetzte Mu-ftkschiff, was ist dagegen die nackte Barke des Frankfurter Orchesters! Dann das mit so viel Geschmack und Niedlichkeit verzierte SchiffSr. Excellenz des Herrn Gouverneurs und so manche andere bedeckte, und unbedeckte Familienschiffe, und rcichbcladene Munitionsbarken.—> Dort wird noch besonders angemerkt (die Stelle blieo hier weg) daß die Herren vom Orchester mit am Tische saßen, hier sind wir zum Theile selbst die Gaste des Orchesters, und ein vortreffliches musikalisches Institut, die hiesige vhllarmonische c^srlMmft gründet unser Vergnügen. — Wenn uns keine Damen himmlische Duetten sangen uud spielten, und dadurch unsern Augen und Ohrenschmauß, wie es dort heißt, zum Götterfcst erhoben, so sorgten doch die unsrigen gewiß dasür, daß es uns an einem andern rccllern Schmoußc nicht gebrach, und bey unserer großen O.seilsthaft waren Arien und Guitarremusik ohnehin unanwcndbar gewesen. — Wo blieb dann endlich auf dem Maine das prächtige Feuerwerk, das unsre ganze Rückkehr unaufhörlich begleitete, von welchem so viele hundert Racketcn über unsere beleuchteten Köpfe stiegen. Nun dürfen wir aber die Vergleichung schon vollends ausgeben, denn die Rückkehr der Schiffe ist in der That ein herrlicher Anblick. Das künstliche?Feuer, der Schall der Musik, das ruhig schimmerde Gewässer, die leise plätschernden Schiffe, das frohe Gewühl der Menschen auf dem Wasser, und am Gestade, macht lu der herrlichen Nacht, die wir genossen, wirklich einen unbeschreiblichen Effekt. Wenn d", und ft schönen Umgebungen gewiß nicht zu verdienen. Und wie ließe sich nicht dieser Platz tun,tllch veriHöncrn! Was ließe iich nicht für em herrliches von der Lokalität begünstigt ill seiner Art vielleicht einzigesVolksocrgnügcngrnn« den, dessen sich schwerlich eine andere Stadt, rühmen könnte, wenn man die wohl ausgedachte Anlage desselben mehr ausbildete, sie mannigfaltiger machte, durch sinnreiche Abwechslung der gesellschaftlichen Unterhaltung, durch gymnastifty« spiele, durch witzig angelegte Gl'uppirungen, und allerley passenden Dekorationen, vorzüglich aber durch mehrstimmigen Gesang, erhöhte; denn das Vergnügen will Zerstreuung, das Auge Schmuck und Pomp, wenn auch nur Flitterstaat,, die Sinne lang und genußreich beschäftigen kann nur ein buntes Allerley anziehender Gegenstände, der Reih der Neugierde und Überraschung. Vorschläge zu diesem Zwecke würden in dieses Blatt mit Vergnügen aufgenommen werden, für dieß Mahl genüge die Andeutung einiger Wünsche, deren Erfüllung unsere Wasscrluli-fahrt, welche die größten Städte entbehren, zum vollkommensten Genusse allgemeiner Belustigung , erheben dürfte. , ^/