(Seite 2525 bis 2560.) Blätter für den Abteilungsunterricht. tTlonatschrift zur Förderung des österr. Schulwesens. (Schriftleiter: Rudolf Peerz.) o o o o o o Inhalt: Seite 1. Weltbummler und Weltphilister......................... 2525 2. Gedenktage............................................ 2526 3. Schulhumor ........................................... 2526 4. Richtlinien für die Erteilung des Unterrichtes in der Naturlehre ....................................... 2527 5. Ein altes, ewig schönes Lied.......................... 2528 6. Der Sternhimmel ...................................... 2529 7. Findlinge ............................................ 2530 8. Monatrüstung für den Juni............................. 2531 9. Der Lehrer — Chormeister.............................. 2532 10. Praktische Rechenaufgaben............................. 2532 11. Des Lehrers Takt und Schliff in der Gesellschaft 2533 12. Im Frühling .......................................... 2533 13. Lesezeichen .......................................... 2534 14. Lesefrüchte .......................................... 2534 15. Galerie moderner Pädagogen............................ 2535 16. Der Herr Oberlehrer i. P.............................. 2540 17. Briefe an den jungen Schulgärtner..................... 2541 18. Die Wechselrede ...................................... 2543 19. Wenn der Kuckuck ruft................................. 2545 20. Dritte Tagung der Gesellschaft für Hochschulpädagogik zu Leipzig...................................... 2546 21. Der kranke Lehrer und das kranke Kind . . . 2547 22. Brief an das Fräulein G. Sourisseau................... 2549 23. Briefkasten........................................... 2550 24. Kleine Mitteilungen .................................. 2552 25. Durch München von Schule zu Schule .... 2554 26. Blätter für Prüfungskandidaten : Der Ferialkurs ....................................... 2556 Ratschläge........................................... 2557 Mitteilungen.......................................... 2559 Verlag der Blätter für den Abteilungsunterricht in Laibach. — Druck von J. Pavlicek in Gottschee. Jährlicher Bezugspreis 6 K (6 Mk, 7 Frk.). Musikinstrumente! Billigste Preise! Beste Qualität! Größte Auswahl! Spezialität: Feinste Streich- u, Blasinstrumente LA'd-b"' Verlangen Sie Kataloge, wenn Sie wirklich vorteilhaft kaufen wo len. Mann Klier, M«!ilrin;ir«inenlen-krreugung Steingrub bei Eger, Böhmen. Gute Schul-Violine, mit Holzetui, Bogen, Kolophonium, Dämpfer, Stimmpfeife, Reservebesaitung, Steg und Schule. K 12, 15, 18 und 20. Feinste Orchester-Konzert-Violine, starker Ton, mit Form oder Holzetui, besserem Zubehör, K 25 — und 30'—. Feinste Künstler-Solo-Violinen, nach alten Modellen, starke, edle Tonfülle, elegantes Ledertuch-Formetui, fein. Bogen und Zubehör, K 36, 40 und 50. Feinste Solo-Violinen, Violas u. Celli, getreue Kopien nach alten echten Originalen, mit oder ohne Zubehör, Stück K 60, 80, 100, 150-300. Gewähre 14tägige Probezeit bei Nichtkonvenienz nehme anstandslos zurück, somit riskiert kein Besteller etwas. Teilzahlungen ohne Preiserhöhung! Ansichts-Sendungen ohne Kaufzwang! Empfehle weiters: Violinen (ohne Bogen von K 4 aufwärts), Zithern, Guitarren, Mandolinen, Mandolas, Lauten, Harfen in jeder Ausführung, beste tonreine Klarinetten, Flöten, Blechinstrumente, Trommeln, Cinellen, Harmonikas, Harmoniums, Pianino, Flügel, Schulen, Saiten, Etuis-Bestandteile. Kunstvolle Reparaturen! Saitenspezialitäten! Musikkapellen komplette Ausrüstung, Begünstigungen, kulante Offerte. Erstklassige Sprechmaschinen (Grammophone) und Platten, konkurrenzlos billig. Spezialkataloge und Plattenverzeichnisse kostenfrei. Vorteilhafter Umtausch alter Platten. Eintausch und Kauf alter, wenn auch defekter Streichinstrumente. Hoher Extra-Vorzugsrabatt für Lehrer! Trautwein, wien, vji. Mariahilferstraße Nr. 58 B. Pianos Pianinos und Klaviere von hervorragender Klangfülle und Tonschönheit, gediegendster kreuzsaitiger Eisenpanzer-Konstruktion mit leichter, elastischer Spielart und verstellbarer Harfenton-Vorrichtung. 10 jährige, schriftliche, gesetzlich bindende Garantie! — 4 wöchentliche, frachtfreie Probelieferung nach jeder österreichischen Bahnstationl Hf Ratenzahlungen ohne Preiserhöhung gestattet! Jeder Lehrer verlange umgehend kostenlos Zusendung der illustrierten Preisliste nebst Lehrer-Vorzugs-Rabatt-Tabelle! ' Drei starke Hefte mit mehreren tausend Referenzen von Lehrern etc. gratis zur Verfügung. Blätter für den Jfbtellungsunterricht. ^aiöach, 1. Juni 1913. (In den Anzeigcteil werden nur Ankündigungen ausgenommen, für die die Güte der Ware erwiesen ist. Es werden daher vor der Insertion entsprechende Erkundigungen eingcholt. Allfällige Beschwerden mögen sofort bekanntgcgeben werden.) Mitteilungen der Verwaltung. 1.) Prachtvolle Herren- und Speisezimmerteppiche sind die neuartigen Zdirecer „Habsburg*-Tcppiche, welche in gelungenen Original-Persermustern in nachfolgenden Größen erhältlich sind: 165 : 200 cm K 24, 200 : 300 cm K 43, 250 : 350 cm K 63, 300 : 400 cm K 86, 350 : 450 cm K 114 und 400 : 500 cm K 150; Lauftcppiche, 70 cm breit K 6, 90 cm breit K 7 50 und 130 cm breit K 1050 per Meter. Versand nur bei Berufung auf dieses Blatt gegen Nachnahme. Skizzen und Qualitätsproben portofrei ebenfalls bei Berufung auf dieses Blatt. Hauptkatalog auf Wunsch gratis und franko. Teppich-haus-Möbelhaus S. Schein, k. u. k. Hof- und Kammerlieferant Wien I., Bauernmarkt 10, 12 und 14. 2.) Die allbekannten und modernen Schulbänke der Firma Stefan Walter in Bludenz entsprechen den Anforderungen der Hygiene. Wir empfehlen sie bestens und verweisen auf den Inseratenteil in diesem Blatte. 3.) Die Firma Trautwein hat in Kreisen der Lehrerschaft einen guten Klang, liefert sie doch bei größter Billigkeit und bequemer Bezahlung gediegene Instrumente. 4.) Die Firma L. und C. Hardtmuth hat dem ihr in den letzten Jahren erstandenen Wettbewerbe siegreich standgehalten und damit die Güte der heimischen Industrie erwiesen. An Schul-stiften ist Hardtmuth allen voran. 5.) Stauböl. Wir nahmen seinerzeit Gelegenheit, aufgrund einer Erprobung auf Lennars Stauböl (Näheres im Inseratenteil!) aufmerksam zu machen. Der rege u. zw. dauernde Zuspruch, den die Firma infolge unseres Urteiles zu verzeichnen hatte, rechtfertigt das Lob. fiilfsbiicbtr z. Vorbereitung für die Bürgmcbulkbrerprüftmg. Band I. Tupetz, Allgemeine und österr. Geschichte, Großoktav, 522 Seit., ged. K S 80. Band 11. Tumlirz, Deutsche Sprach- und Stillehre. Großoktav, 285 Seiten, geb. K t. Band III. tanger, Darstellende Geometrie, Großoktav, to? Seiten, geb. K 2. Band IV. Wenzel, Arithmetik und Algebra, Großoktav, ^66 Seiten, geb. K S 50. 3» Vorbereitung befinde» sich: G. Wenzel, Geometrie. Th. Aonrath u. I. Rathsant, Physik u. Lhemie. K. tanger, Freihandzeichnen. 3» Aussicht genommen sind folgende Fächer: Pädagogik, Geographie. Naturgeschichte. Ausführliche Prospekte gratis und franko. ?. Cempsky, Verlag, (Vien TV. Ein Kaffee-Ersatz wie er eben sein soll: wolbekömmlich, im Geschmacke dem Bohnenkaffee ähnlich, im Verbrauche billig und dabei gesund : ist Franck’s : Früchtenkaffee : mit der Fabrik-Marke : Kaffeemühle :. — Er bewährt sich so oft, als er versucht wird. Verlangen Sie, bitte, Gratis-Probe-päckchen von den alleinigen Fabrikanten Heinrich Franck Söhne in Linz a.D. ffiÄF- Für die Ferien! Mit Rücksicht auf die Übersiedlung unseres Lagers haben wir beschlossen, die von uns verlegten Werke an die Abnehmer der Bl. bis auf weiteres zu bedeutend ermäßigten Preisen abzugeben u. zw.: 1. Talaufwärts von Schule zu Schule, statt um 3 — um K 2. 2. Kreuz und quer von Schule zu Schule, brosch statt 1 50 um K 1, geb. statt 2 — um K I 50 3. Das Zeichnen nach der Natur statt um 1 50 um K 1 —. 4. Der heimatkundl. Unterricht im Dienste der Volkswohlfahrt statt um 1— um K — 60. 5. Trostbüchlein für die junge Lehrerin statt um V50 um K 1 —. 6. Jahrgang 1904—1906 der „Blätter“ geheftet statt um 4'— um K 3 —, geb. statt um 5 — um K 4*—. 7. „ 1907 geheftet statt um 3 — um K 2 —, geb. statt um 4 — um K 3 —. 8. „ 1908 in Heften, statt um 4-— um K 3' —, gebunden statt um 6 — um K 5 —. 9. Jahrgänge 1909, 1910, 1911, 1912, in Heften, statt je 6 — je K 4 —, geb. statt je 8 — je K 6*—. 10. Sämtliche Jahrgänge der „Bl “ (1904—1912), in Heften, statt 35 — um K 21'—. in 2 Bänden, statt 47'— um K 32 —. U. Sämtl. Verlagswerke von 1—8 auf einmal, geh. statt 43 — um K 24'—, geb. statt 56 — um K 36'—. Die vorgenannten ermäßigten Preise gelten nur für die Abnehmer der „Bl.“ und nur bei Barzahlung; bei Begleichung in Raten (bis zum Betrage von 20 K monatlich 2 K, bei über 20 K monatl. 4 K) wird der ermäßigte Preis um 10°/o erhöht. Erlagscheine stehen zur Verfügung. Bestellungen an die „Verwaltung der Bl. in Laibach.“ 75 Auszeichnungen! Gegründet 1790. 75 Auszeichnungen! L.&C.Hardtmuths I km II 11 L.&C.Hardtmuths Kohinoor I Xm I NHMMIIM Farbstifte . ..Zeichenstifte Le VX Ue lllil UIIIIU1II ...Pastellstifte Schulstifte etc, WIEN IX., Lichtensteinstr. 155/ Farbige Kreiden Für Schulzwecke anerkannt bestes Fabrikat. Durch jede Papierhandlung zu beziehen. M m m m E m. Schulbänke u. Schultafeln liefert: W m E >■?< Überall, wo die Bank in Konkurrenz kam, wurde sie allen anderen Systemen vorgezogen. Über 50.000 Sitze in Verwendung. — Rollenkupplung und Umkippsystem. Urteil eines k. k. Bezirksschulinspektors : Sämtliche Tafeln sind nun im Gebrauche und bewähren sich bestens. Übrigens meine ich, daß es kein besseres, einfacheres und doch vorteilhafteres Tafelsystem gibt als das Ihre. Stefan Walter, Schulbank-Spezialgeschäft Bludenz, Vorarlberg. Wir verweisen auf den Textteil in diesem Blatte. Lehrbuch der -Psychologie von f. f. Professor Is. Schindler. 20? Seiten, 42 Textfiguren, (9(3; eleg. Leinenband K V-. Ansichtssendungen vermittelt ) ortofrci auch der Verfasser (Troppan, Elisabethstr. 4.) Das Kompendium der Tierkunde enthält den gesamten Lernstoff der Zoologie nach dem neuesten Stande der Wissenschaft in leichtfaßlicher und übersichtlicher Weise und leistet dem Studierenden recht wesentliche Dienste. Postfrei gegen Einsendung von 3-50 K. J.Schmidt, Drahowitz 177 bei Karlsbad (Böhmen). ---------Sechste Auflage!--------- Prof. Schmidts Unterrichtsbriefe zum Selbststudium der darstellenden Geometrie für Bürgerschulkandidaten. Von Prüfungskommissionen empfohlen! Ehrende Anerkennungen! Preis 36 K, in bequemen Raten entrichtbar! Zu beziehen: J. Schmidt in Drahowitz 177 bei Karlsbad in Böhmen. Die Reformkreide staubt nicht, färbt nicht ab und schont die Schul-tafeln. ln den meisten Schulen Österreichs mit dem besten Erfolge eingeführt. Vom n.-ö. Landeslehrervereine empfohlen. Probesendung: 100 Stück K 2. Schulleitungen und O. S. R. erhalten 10 Perz. Nachlaß, Wiederverkäufer entsprechenden Rabatt. Franz Hoschkara, Kreidefabrik, Waidhofen a. d. Ybbs. lilKtlO« Stauböl zur Imprägnierung der UUMIWv Fußböden gegen Staub. TI — Fegemittel zur staublosen Reinigung nCrttllt von lackierten oder eingelassenen ------------ Holzfußböden, Stein, Zement etc. Urinöl zur Geruchloshaltung LOllltlOl von Pissoirs. Desinfektionsmittel Schultafellack Hager sämtlicher Maschinenöle. Tette, Zylinderöle. --------------------- Emaillacke ------------- Fußbodenlacke A. Lennar Inhaber der Dustless Oil u. Paint Co., G. Hartmann u. Co. Wien Vl|2, Anilingasse 2 (Mollardgasse 43). Lieferant der meisten Mittelschulen in Österreich, Lehrerbildungsanstalten; Fachschulen, Volks- und Privatschulen. Staatliche Humanitätsanstalten, Gerichte, Ämter. i5 r' Pichlers Porbereitnngsbnch £ anfein- und Meiklasstgen Volksschulen sei;, k rao, gvb. k ->■— Pichler zei^t in diesem Buche, wie der Lehrer seine Vorbereitungen anlege» soll, lsiebei haben ihn die Grundsätze geleitet, den Unterricht fiir das Kind interessant, für das Lebe» praktisch zu gestalten. Die neue Richtung, praktisch »ich bodenständig zu sein, und dem Zuge »ach Selbstarbeit, wurde Rechnung getragen. Fritsch es Ällsgeführte Lehrgänge für einen einheitlichen und bodenständigen Sach-, Sprach- und Wechenunterricht in Verbindung mit dem Zeichnen, Können und Darstellen. I. Teil, 2. bis 5. Schuljahr, geheftet K 3-—, gebunden K .V60. Das iverk zeigt, wie die Lernschule zu einer Arbeitsschule ausgcstaltet werden kann, ohne daß der ganze Schnlbetneb aus den Kopf gestellt werden müßte, ohne daß das Bewährte ohne weiteres anfgegeben werden muß. Umwelt und Gegenwart des Augenblicks, Hatur und Kultur, das allmähliche Wandeln, die gegenseitige Einwirkung und Belebung, alles ist hier dem Unterrichte nutzbar gemacht. Das Buch veranschaulicht glücklich, wie die Schule dem Leben entgegengeführt werden kau». gßerlag .PcurlSottors (Nachf. WWWWWM. 9Uid)enberg ST Bernden modernste Dessins, eclit-färbig von K 3 per Stück aufwärts. Winter-Qualität (Oxfordflanell) von K 3"50 per Stück aufwärts. Feine Herren -Wäsche vom Lager, auch nach Maß. Neue Original Dauer-teilten-Uläscbe in unerreichter Qualität und Haltbarkeit. Alleinverkauf bei M. Langhammer, Saaz Wäscheerzeugung. Solide Qualität! Feinste Ausführung! Preislisten und Stoffmuster auf Verlangen kostenlos. Für die Herren Lehrer, bei Bezugnahme auf diese .Bl.“, mit 10% Rabatt. 6tgtn bequeme Monatsraten gebe ich nur beste langjährig erprobte Fabrikate in Gaschen-, Wand-, Wecker- und Pendeluhren, Juwelen, Hold-nnd Silberwareu, Kunst- und optische Ware», erstklassige Grammophons. fluswablsendungen und Preislisten auf Uer-langen. *•**« Besteingeführte lüerf-statte für Neuarbeiicn und Reparaturen. gegründet 1878. Adolf lirka ST:"! Krumm au a. d. M. 1913 (Juni). V (X t t Q p (10. Aahr.) 114. für den Hbteilullgsimlemchi Monatschrift zur Förderung des öfter r. Schulwesen». BcviflSßebilbt 6K (6 9Ratf, Schriftleiter1 Geschäftliche- ausschließlich 7 All., jährlich, «tnsclnunv an fate „Verwaltung der wer 60 h (60 Ps, 70 ct). V! II h 0 I f N p f r J Blätter für den «btellungg. Posispari. 91t. to.218. ' " 1 ‘ 1 >' unterricht In Laibach". Mannsiripie unb'Siichci an dir Cchrlftlcilnng der Blätter für den Nblcilung-unlerrichl in MicS (Böhmen). Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt. Weltlmmmler und WeltphilPer. Es wirkt eigentlich beschämend für unseren Stand, wenn ich mitteile, daß mir von« seiten bejahrter, erbgesessener Oberlehrer die Antwort wurde: „Den IDeg zur Nachbarschule kamt ich Ihnen leider nicht weisen, da ich nie dazukam, ihn einmal abznlaufen." — And doch muß es gesagt sein, auf daß das Kleben an der Scholle gelockert werde! Diese unbezwingbare Seßhaftigkeit! So sein Tagewerk zuendcbringen, sich dann hinter das Gläschen flüchten oder gerade nur die nächsten Felder durchstreifen, daheim ans seiner Pfeife schmauchen und „voll süßer Langweile" in die federn sinken, um nach zehn Stunden Schlafes die alte „Tagesarbeit" zu beginnen: das mag dem Kanzleimenschen frommen, nimmer aber darf es dem ein Ideal fein, der berufen ist, Licht und Leben in die aufkeimende Saat zu bringen. Wie sich der geistige Blick weiten soll, auf daß vor dem werdenden Alenscheu des zwanzigsten Jahrhunderts die Sonne des an brechen den Zeitalters a u f l e n ch t e, so muß auch der wirkliche Horizont über die nächsten Hügel, über die Kämme der Heimatgebirge gleiten, soll nicht die enge Alauer des Erken neus den Sinn in enge Grenzen bannen. Ich möchte dem, der nicht aus seiner Gemarkung will, Flügel an die Sohlen heften, Räder an die Beine drechseln, denn es ist doch ein Jammer, wenn über das neunte Kilometer hinaus nichts den Unterricht belebt und nur tote Worte walten. Das, was unsere moderne Schule d u r ch st r ö m t, i st der W e l t g e i st, das uferlose Welt« empfinden. Wie stellt sich nun dazu die philiströse Starrheit, das leidige Lehrbuchwissen I Wer die Natur, wer das Land, das Reich, die schönen Gefilde dieses Alls vor die Jugend zaubern will, muß vom Geiste, der uns, die Wanderer, umschwebt, etwas verspüren; sonst ist sein Unterricht Zellulose, ein Stück papier, aus dem kein Laut, kein Omen spricht. £)at man darob bloß an den Gegenstand, der Erdkunde heißt, zu denken? Beileibe nichtI Aller Unterricht ist Leben, drum soll aller Unterricht aus dem Leben sprießen. Was aus dem Horizont unseres Kirchturmes rückt, ist nicht nur geographisch zu erforschen, sondern auch mit Bezug auf Lebensart, auf Sprache, auf biologische Eigenheit, mit Bezug auf Schrift und Form. Alle Fächer, die der Bureaukrat pünktlich und präzise trennt, ziehen mit Hinaus aus den nächsten Ackern und Auen. So nun der Aleister den Saum am Himmelsgewölbe nicht überschritten Hat, — wie kann er da in Fernen langen I Drum hinaus, Ihr Gesellen, hinaus „Ihr Lieben, — geschieden muß fein!" Laßt doch das Mütterchen zwei Wochen allein und beseht Luch unser schönes Vaterland! Dann wird (Euer Wort die Ursprünglichkeit durchfließen und Litern Schülern ein farbenreiches Panorama sich auftun. Und wcir's auch nichts als eine „Wanderung durch die Heimat" — sie wirkte. Nur einmal den Fuß vor die Schwelle fetzen und man ist ein anderer Mensch I Die Scheu vor dem Mangel an Bequemlichkeit, vor dem doppelten Budget muß überwunden werden I Man kann, wenn man es versteht, mit wenig Geld sich ein schönes Stück Welt besehen. f}albe Fahrt (durch den k. k. Bezirksschulrat zu erwirken), Rundreisekarten (Reisebureaus!), Zeitkarten (um 32 K z. B. das Salzkammergut. Sieh F. j02!) öffnen Tür und Tor zu den Herrlichkeiten der Welt. Nur der Geistig-Lahme haftet bei solchen Rufen an der Kittelfalte. — Das ist ja wieder einmal ein Jahr, wie nicht bald eines, das zur Fahrt in die Weite drängt, wollt Ihr der Lockung widerstehen und wieder „stramm" innerhalb des Gemeindezaunes bleiben?! Der Weltbummler zieht mit Ranzel und Stock in die Weite. Folgt ihm, seid Pioniere der neuen Zeit, der neuen Gestaltung! Beguckt Luch die Welt, ehe das Zipperlein die Glieder steift und der Griesgram zu Gaste sitzt! Man zehrt in späten Tagen von den (Erinnerungen an frohe Wanderschaft und läßt die Bilder vor die Seele treten, die neue Länder bedeuten und neue Leute in den Alltag brachten. Arm ist nur der, der stets ein Bleigewicht an den Füßen fühlte und nicht die Wunder des Lrdballs sah. Gedenktage. Juni. 1. Juni 1790. Ferdinand Raimund geb. 3. „ 1899. Joh. Strauß f. 4. 1745. Die Schlacht bei Hohenfriedberg. 8. 994. Leopold der Erlauchte f. 8. „ 1867. Franz Josef I. König von Ungarn. 9. „ 1800. Die Schlacht bei Marengo. 12. „ 1814. Cattaro erworben. 13. 1873. Die Hochschule für Bodenkultur in Wien errichtet. 14. 1873. Grundsteinlegung zum neuen Wiener Rathause. 17. „ 1854. Die Semmeringbahn wird eröffnet. 18. 1757. Die Schlacht bei Kolin. 19. „ 1717. Prinz Eugen vor Belgrad. 19. 1867. Kaiser Max in Queretero erschossen. 21. n 1804. Joh. G. Seidl geb. 23. 1814. lllyrien kommt wieder an Österreich. 24. 1814. Tirol und Vorarlberg fallen an Österreich zurück. 24. 1866. Die Schlacht bei Custozza. 25. „ 1741. Die Krönung Maria Theresias zur Königin von Ungarn. 27. n 1794. Kaunitz gest. 27. 1866. Die Schlacht bei Trautenau. 29. „ 1793. Ressel in Chrudim geb. Schulhumor. 110. In der 10 Uhr Pause: „Geh, gib mir was!“ — „„Ja freili, was glaubst D’ denn, i wia all’s hergeb’n? dem, dem und Dir a was? I bin ja do kein Wohltäter net. Eingesendet von R. Trefny, Wien. Richtlinien für die Erteilung des Unterrichtes in der Naturlehre. H. Theimer in Bärn. Die Erscheinungen der nächsten Umgebung, also am eigenen Körper: Atmen, Hören, Sehen u. dgl., in den menschlichen Wohnungen: Heizung, Kochen, Lüften usw., in den Werkstätten die Maschinen u. dgl., welche für das häusliche und gewerbliche Leben von Bedeutung sind, haben in den Vordergrund der naturkundlichen Unterweisungen zu treten. Um ein tieferes Verständnis des Pflanzen- und Tierlebens zu erzielen, sind die physikalischen Lehren auch hier zu Rate zu ziehen, insbesondere sind die chemischen, die Boden- und Witterungseinflüsse, die Einwirkungen von Licht, Luft und Wärme zu beachten. Dadurch werden die naturkundlichen Gebiete einander genähert und die gewonnenen Vorstellungsmassen zur Einheit verbunden. Erfahrungsgemäß ist ja eine solche Stoffwahl aus dem Leben ganz naturgemäß, denn das Kind bringt nur solchen Erscheinungen aus dem Gebiete der Naturlehre Interesse entgegen, die als Funktionen mit irgend einem Vorgang oder einem Gegenstand seiner Umgebung verkettet sind. Abstraktem, naturkundlichem Wissen steht das Kind absolut teilnahmslos gegenüber. So interessiert das Kind der Luftdruck an sich in keiner Weise, wohl aber, wenn dieser als wirkende Kraft beim Barometer, bei den Pumpen und der Feuerspritze in Erscheinung tritt. Um der Behandlung des Themas „Adhäsion“ Interesse und Nutzen zu verschaffen, muß abermals ins Leben gegriffen werden: die Schüler erzählen ihre wiederholt gemachten Beobachtungen beim Umgießen von Flüssigkeiten aus Gläsern, Schalen und Tellern. Das hierbei fast unvermeidliche Danebenfließen ist jedem Schüler lebhaft in Erinnerung. Nun schreitet man an Versuche, die die berichteten Erscheinungen vor den Augen der Schüler illustrieren. Ein Schüler taucht seine Hand in das Wasser. Die Hand ist nach dem Herausziehen mit Wasser benetzt. Die Handfläche hat das Wasser angezogen, sie hat auf das Wasser eine Anziehungskraft ausgeübt. Dieselbe Erscheinung bei einem eingetauchten Holzstück. Ein Schüler füllt einen Teller mit Wasser und versucht, dasselbe langsam in ein anderes Glas zu gießen. Ein Teil des Wassers fließt an der Außenwand des Porzellans auf den Boden. Die äußere Fläche hat das Wasser angezogen. Der Teller muß stärker geneigt werden. Dieselbe Erscheinung bei Verwendung anderer Gefäße. Bei Gefäßen mit einem Schnabel gelingt das Übergießen leichter. Die Berührungsfläche zwischen dem zugespitzten Gefäß und der Flüssigkeit ist hier kleiner, daher die Anziehung geringer. Ein auf Wasser gefallenes Papierblatt läßt sich nur mit einer Kraftanwendung abheben; es wird von der Berührungsfläche des Wassers angezogen. Wird das Blatt mit der nassen Fläche auf die Tischplatte gelegt, so bleibt es am Holze haften. Erklären lassen sich weiters auf Grund der Adhäsion noch die folgenden Erscheinungen: Fettflecken an Kleidern. Sichtbarwerden dieser Flecken durch Ansetzen von Staub. Waschen und Baden. Stahlfeder und Papier. Die Tinte greift auf fettigem Papier nicht an. Malen mit flüssigen Farben. Weißen der Zimmer. Anstreichen von Türen und Fenstern. Beschmutzen des Schuhwerkes und der Wagen mit Straßenkot. Einbinden der Bücher. Leimen von Holzgegenständen. Siegeln der Briefe. Löten, Verzinnen, Kitten gebrochener Glas- und Porzellanwaren. Das Anhaften des Straßenstaubes an Schuhen und Kleidern. Boden- und Wandteppiche sowie gepolsterte Möbel bedecken sich in kurzer Zeit mit Zimmerstaub. Selbst an den senkrechten, glatten Spiegel- und Fensterscheiben, an den fein polierten Möbelwänden setzt sich der Staub an. Der Ruß setzt sich nicht nur im Ofen und Schornstein an, sondern er haftet sich an die Gebäude, an spazierengehenden Menschen usw. Ebenso verschont der Mehlstaub nichts. Kalkstaub beim Niederreißen von Mauern. Roter Ziegelstaub beim Neubau von Häusern. Erklärung finden jetzt die Möglichkeit des Schreibens mit Griffel, Kreide und Bleistift. Dagegen vermag man nicht mit Kreide auf Glas, mit Bleistift auf fettigem Papier zu schreiben (Mangel an Flächenanziehung). Den Schnee sieht man draußen auf schiefen Dächern und senkrechten Baumstämmen liegen. Wir hauchen zwei berührende Flächen vorher an. Der Hauch füllt viele Unebenheiten und Zwischenräume der beiden Glasflächen aus; hierdurch wird die Zahl der sich berührenden Flächenteilchen größer, also auch die Anziehungskraft erhöht. Daraus erklärt sich auch der Gebrauch der Kleb- und Kittmittel. Hölzerne Gegenstände lassen sich am besten mit Leim, Schachteln und andere Dinge aus Pappe dagegen mit Gummi oder Kleister verkleben. Porzellan- und Glasgegenstäde dagegen verlangen wieder andere Mittel. Aus dem Gebiete der „Kohäsion“ treten an Stelle der „Sprödigkeit von Körpern“ die „Zerbrechlichkeit von Glas und Porzellan“, an Stelle der „Härte und Weichheit im allgemeinen“ der besondere Fall: „Das Backen von Brot, frisches und altes Gebäck“ und an Stelle der „Elastizität“ das Thema „Federkraft des Stahles“. Es müssen also grundsätzlich wirkliche, konkrete Dinge und Erscheinungen den Anlaß zur Belehrung geben. An die Spitze einer jeden Lektion stellen wir eine triviale Erscheinung des alltäglichen Lebens, eine Vorrichtung oder Einrichtung der Umgebung der Schüler, absichtlich gefaßt in eine das spekulative Interesse mächtig anregende Form einer Warumfrage. Ein lobenswerter Wetteifer regt sich in der Klasse. Jeder Schüler sucht möglichst viel an Selbsterlebtem zur Beantwortung der Frage herbeizuschaffen. Dieses von den Schülern gelieferte Tatsachenmaterial ist von höchster Bedeutung. Bietet es doch die ersten Bausteine der zu beschaffenden naturkundlichen Erkenntnis. Beim Unterricht der Mädchen ist besonders die häusliche Beschäftigung in der Küche heranzuziehen. Das Mädchen putzt die Lampe. In der Schule hat es gelernt, daß man dabei besonders auf die Luftlöcher achten müsse. Sie will schnell kochendes Wasser haben und wählt dazu einen Metalltopf mit dünnen Wänden. Am sichersten erreicht man das Ziel des physikalischen Unterrichtes, wenn die Schüler nicht nur die vom Lehrer ausgeführten Experimente sehen, sondern auch selbst solche Versuche anstellen und wiederholen können. Immer aber hat man von den Erfahrungen und Beobachtungen auszugehen und nicht, wie dies vielfach üblich ist, von den Versuchen. Aus den Beobachtungen sind zu deren Erklärungen Fragen aufzuwerfen, wobei zur leichteren Lösung Versuche verwendet werden. Diese führe man langsam und sorgfältig aus, möglichst einfach und, damit sie sicher gelingen, gut vorbereitet. Werden zusammengesetzte Apparate benützt, so müssen sie vor Anstellung der Versuche kurz beschrieben werden. Die Schüler werden angeleitet, sich über das Beobachtete auszusprechen. Sind von ihnen wichtige Erscheinungen übersehen worden, so ist der Versuch womöglich zu wiederholen. Die Ergebnisse der Versuche werden mit den einschlägigen Beobachtungen in Beziehung gesetzt, auch mit früheren verwandten oder gegensätzlichen Versuchen und Erfahrungen verglichen. Dabei wird das Gemeinsame der verwandten Erscheinungen hervorgehoben und daraus, wo es angeht, das Gesetz formuliert. Die Gültigkeit des Gesetzes wird geprüft, indem die Schüler angeleitet werden, eine Erklärung ähnlicher Erscheinungen auf Grund des erkannten Gesetzes zu geben. Zu erstreben ist, daß die Schüler auch durch Zeichnungen, Lösung von Beobachtungsaufgaben, Anfertigung einfacher Apparate und Anstellen von Versuchen Zeugnis für das rechte Verständnis des Erlernten ablegen. (Schluß folgt.) ein altes, ewig schönes üied. Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang I Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das ärmste, tiefste Tal; Nun, armes Herz, vergiß die Quall Nun muß sich alles, alles wenden, Ludwig Uhland. Der Sternhimmel.' Juni 1913. Der Airsternstimmek. Die Zeit der mitternächtlichen Dämmerung ist dein Studium des gestirnten Himmels nicht günstig; die schwachen Sterne werden dem unbewaffneten Auge gar nicht sichtbar, und auch die hellen verlieren viel von der Pracht ihres Glanzes. Die Bilder des Sommer- und Herbsthimmels — Bootes, Krone, Herkules, Leier, Schwan, Adler, auch der um Mitternacht heraussteigende Pegasus treten endgültig die Herrschaft an. Zwillinge, Krebs, Wasserschlange, Becher, Nabe verschwinden ganz, Löwe und Jungfrau sinken immer eher zum westlichen Horizont herab. — Von den Planeten tritt jetzt Jupiter an den Abendhimmel; immer früher vor Mitternacht taucht der gelbstrahlende Stern als Beherrscher des nächtlichen Himmels am Südhorizonte auf. — Der Mond steht als schmale abnehmende Sichel am 1. und 2. sowie am 30. VI. und 1. VII. nahe dem funkelnden Morgenstern (Venus); am 20. 3 U. vorm. ist er in Konjunktion mit Jupiter. Die Sonne tritt am 22. 2 11. vorm. aus dem Zeichen der Zwillinge in das des Krebses und durchschreitet damit den nördlichsten Punkt der Ekliptik (vergl. die beigegebene Sternkarte); Sommers Anfang. — Planeten: Merkur, am 1. 12 U. nachts in oberer Konjunktion mit der Sonne, wird erst Ende Juni wenige Minuten abends am Untergangshimmel sichtbar. Venus leuchtet anfangs 3/*, zuletzt 1SA Std. als Morgenstern. Mars geht anfangs kurz vor der Sonne, zuletzt schon mehr als 1 Vs Std. vor ihr auf. — Jupiter beherrscht den Abend-und Nachthimmel. Mond: 4. 8 U. 50 6 Min. abds. Neumond, 11. 6 U. 30 9 Min. nachm. erstes Viertel, 18. 6 U. 47 3 Min. nachm. Vollmond, 26. 6 U. 34 4 Min. nachm. letztes Viertel. Am 10. 5 U. vorm. Mond in Erdnähe, am 25. 4 U. nachm. in Erdferne. 1 Aus dem Sternbüchlein von Robert Henseling, Verlag Kosmos (Jranksche Buchhandlung) in Stuttgart, Preis 80 h. Findlinge. Allerlei Gedanken von Schulrat Fr. Polack in Treffurt (Thüringen). (Schluß.) 3. Was Schiller den Erziehern sagt. Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, bewahret sie! — Wirke Gutes, du nährst der Menschheit göttliche Pflanze; bilde Schönes, du streust Keime der göttlichen aus. — Gemeine Naturen zahlen mit dem, was sie tun, schöne mit dem, was sie sind. — Dich erwähl’ ich zum Lehrer, zum Freund; dein lebendiges Bilden lehrt mich, dein lehrendes Wort nähret lebendig mein Herz. — Was ich ohne dich wäre, ich weiß es nicht; aber mir grauet, seh ich, was ohne dich (die Kunst) Hundert’ und Tausende sind. — Ist das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer; ist es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt. — Wichtig wohl ist die Kunst und schwer: sich selbst zu bewahren, aber schwieriger ist diese: sich selbst zu entfliehn. — Wahrheit ist niemals schädlich, sie straft, — und die Strafe der Mutter bildet das schwankende Kind, wehret der schmeichelnden Magd. — Bilden wohl kann der Verstand, doch der tote kann nicht beseelen; aus dem Lebendigen quillt alles Lebendige nur. — Daß dein Leben Gestalt, dein Gedanke Leben gewinne, laß die belebende Kraft stets auch die bildende sein. — 4. Lebe im Ganzen! Wenn Wissen immer Tat und Überzeugung immer Leben würde, wie gut stünde es in der Welt! Jeder weiß und sagt es: „Einigkeit ist Macht, Zersplitterung aber Ohnmacht!“ Und doch: wie wenig Lust und Ernst zeigt sich, wenn es gilt, die Sonderwünsche unter das Allgemeinwohl zu stellen! Eintrachtssinn und Eintrachtsleben tut keinem Stande mehr not als dem Lehrerstande. Nur dadurch kann er sich Achtung erzwingen, höhere Ziele erreichen und seinen Ehrenplatz behaupten. Nur dadurch kann er seinen berechtigten Forderungen Nachdruck und seiner Arbeit Erfolg sichern. Aber wie im gesamten öffentlichen Leben, so sind auch im Lehrerstande entgegengesetzte Kräfte tätig. Der Geist der Zwietracht will das Ganze in einzelne Parteilager auflösen. Der Parteimeinung opfert er das Gesamtwohl. Nicht selten schreibt er dabei auf seine Fahne: Rettung der Religion und des kirchlichen Bekenntnisses! Wahrung rechter Vaterlandsliebe! So haben wir in Preußen neben dem allgemeinen Lehrervereine auch noch einen katholischen und einen evangelischen und neben dem großen altpreußischen auch noch einen neupreußischen! Der Geist der Eintracht will alle verwandten Kräfte zu einem starken Bunde sammeln und sie in geschlossenem Aufmärsche den gemeinsamen Zielen zuführen. Dabei muß er zum Besten des Ganzen von den einzelnen Personen und Richtungen das Opfer dieser und jener Parteimeinung, dieses und jenes Parteizieles fordern. Als geschlossene Einheit bildet der Lehrerstand ein gar stattliches Haus. Seine Säulen stehen so weit, sein Dach wölbt sich so hoch und seine Räume sind so groß, daß Platz darin für jede Eigenart und Schutz für manche Sondermeinung ist. Warum also ausziehen und ein neues Haus bauen, das bald in kühlen, ja feindlichen Gegensatz zu dem großen Mutterhause treten wird? Sobald die Gegensätze betont, Einzelmeinungen und Einzelziele in den Vordergrund gestellt werden, ist die Feindschaft und damit die Schwächung der Gesamtwirkung da. In jeder Gemeinschaft heißt’s: sich erfreuen an den gemeinsamen Vorteilen und verzichten auf manche Sonderforderungen I Wohl kann der einzelne im Bunde der Gesamtheit fordern, daß er ungekränkt seiner Überzeugung leben, sich frei nach seiner Eigenart bewegen und als Glied einer Minderheit nicht von der Mehrheit vergewaltigt werden darf. Das Einzelrecht neben dem Gesamtinteresse zu wahren, dazu hat der Gesamtbund gewiß den Willen und die Mittel. Ehe nicht eine gewaltsame Unterdrückung der einzelnen kirchlichen, politischen und pädagogischen Richtungen bewiesen ist, hat keiner das Recht, vom großen Ganzen fahnenflüchtig zu werden oder von dem gemeinsamen Bau einzelne Stücke loszubröckeln. Immer und immer wieder muß darum allen Berufsgenossen in Herz und Gewissen gerufen werden: Lebe im Ganzen! Trenne dich nicht von der Gemeinschaft deiner Berufsgenossen! Beherzige die nachstehende Pflichtentafel: Jedem Lehrer muß das Berufs- und Standesinteresse über seinem persönlichen Interesse stehen. Immer hat er sich zuerst als Glied eines Ganzen, einer Berufsgenossenschaft zu fühlen. Keiner vergesse, daß er nicht nur eine persönliche, sondern auch eine Standesehre zu wahren hat, daß der Lehrer mehr als andere Leute unter einem gläsernen Dache wohnt und daß der Schatten des einen auf alle fällt. Als geschlossene Körperschaft wahre der Lehrerstand bescheiden und ohne Anmaßung, aber ruhig und fest seine Ehre und sein Recht als gemeinsames Besitztum. Jeder sei mit Herz, Mund und Hand bei allen Vereinigungen, die den einzelnen als Standesglied heben und halten, in seiner Berufsarbeit tüchtigen und die sittliche, vaterländische und praktische Hebung unseres Volkes fördern. Er hüte sich aber vor Zersplitterung seiner Zeit und Kraft durch parteipolitische Vereinsmeierei, die zu Spaltungen in der Gesamtheit führt. Als Glied eines Ganzen schränke er Eigensinn und Rechthaberei möglichst ein und wolle nicht immer etwas Besonderes sein, haben und tun. Neben dem großen gemeinsamen Rahmen wird sich noch Raum für Liebhabereien finden. Alle Glieder der Lehrerschaft haben im Wetteifer zu streben nach Klarheit über die Erziehungsziele, nach Begeisterung für die beruflichen Ideale und nach Vervollkommnung der Unterrichtsmethode, der Unterrichtsmittel und der Zuchtmaßnahmen. Im gleichen Wetteifer des Strebens suche sich jeder auf der Höhe seines Berufes zu halten, seine allgemeine Bildung zu steigern und so sich und der Gesamtheit zu dienen. Das geschehe durch fleißige Beteiligung an den Konferenzen und Lehrproben, durch gewissenhafte Vorbereitung auf den Unterricht, durch emsige Benutzung der Lehrerbibliothek, durch Lesung von Fachzeitschriften und das Studium unserer Klassiker sowie wissenschaftlicher Werke. Ein festes und freundschaftliches Band knüpfe sich zwischen gleichstrebenden Berufsgenossen durch freundnachbarliche Besuche, zwanglose Unterhaltung, musikalische und fachwissenschaftliche Kränzchen. Niemals verunglimpfe ein Berufsgenosse den ändern, sondern suche ihn bei Angriffen und Verdächtigungen zu entschuldigen und zu verteidigen. Neidlos, ja freudig erkenne einer die Vorzüge des ändern an. Unwürdige Glieder des Standes, die weder der Einfluß der Gesamtheit noch der Zuspruch einzelner zu bessern vermag, sind durch Zurückziehung von ihnen als räudige Schafe kenntlich zu machen. Jeder beteilige sich an den Veranstaltungen zur Unterstützung leidender Standesgenossen, so am Pestalozziverein, an einer Begräbniskasse, an Sammlungen für Hilfsbedürftige usw. Einer helfe des ändern Last durch Teilnahme tragen, seine Arbeit erleichtern, sein Streben anregen, seine Ehre wahren und sein Lebensglück mehren: so wird er zum lebendigen Gliede eines achtunggebietenden Ganzen. „Alle für einen und einer für alle!“ Das sei die Losung. Wonatrnstnng für den Juni. 1. Wie werde ich den Unterricht in der Natnr betreiben, um ihn als Mittel für grundlegende An-schauung auszuwerten? (Antwort in Folge 77 S. 1350, 1362; 78 S. 1379; 79 S. 1417; 80 S. 1438, 1445; 85 S. 1583, 1586, 1589; 89 S. 1709, 1712; 90 S. 1744; 99 S. 2027; 102 S. 2123; 110 S. 2418; 112 S. 2467, 2474.) 2. Was wäre bei einem Lernausfluge in Rücksicht zu ziehen? (Antwort in Folge (Auszug 1907) S. 50, 73; 70 S. 1136, 89 S. 1709; 90 S. 1735, 1744; 91 S. 1767.) 3. Inwiefern kann ich in der Schule zur Hebung des Fremdenverkehres wirken? (Antwort in Folge (Auszug 1907) S. 65, F. 89 S. 1709.) 4. Welche Schulgartenarbeiten sind im Juni zu verrichten? (Antwort in Folge 65 S. 986, 66 S. 1025.) 6. Was habe ich als Imker im Juni zu beachten? (Antwort in Folge 65 S. 994.) 6. Wie sollen Ausstellungen von weiblichen Handarbeiten durchgeführt werden? (Antwort in Folge 53 S. 644, 54 S. 665, 57 S. 758, 66 S. 1013, 71 S. 1182.) 7. Was muß ich den Austretenden für die Lebensreise noch rasch in die Tasche stecken? (Antwort in Folge 70 S. 1138; 71 S. 1183.) 8. Welche Winke sind bei Schulhausbauten zu beachten? (Antwort in Folge 65 S. 976; 66 S. 1004.) Der Lehrer — Chormeister. 1.) Einiges über die Auswahl der Lieder. Bei meinen Ausführungen habe ich kleinere Gesangvereine im Auge. Dies sei vorausgeschickt. — Mangel an guten Liedern besteht nicht. Es gibt gediegene Sammlungen und Einzelausgaben in Fülle. Und doch kann man nicht einfach aus dem Vollen schöpfen. Trotz allem Reichtum fällt dem Chormeister die Auswahl oft recht schwer. Da gibt es allerlei zu bedenken und zu erwägen. In erster Linie muß er auf die Stimmittel und die Notenfestigkeit seiner Sänger Bedacht nehmen. Da mag als Regel gelten: „Wähle Lieder, deren Umfang die Stimm-grenzen deiner Sänger nur gerade erreicht, keinesfalls sie überschreitet und deren Schwierigkeit das musikalische Können derselben nicht übersteigt.“ Es ist eine Qual für die Sänger, eine Überanstrengung, die selbst zum Ruine der Stimme führen kann, wenn sie dauernd forcieren müssen; — cs ist aber auch eine Pein für die Zuhörer, die vor Anstrengung geröteten und verzerrten Gesichter ansehen zu müssen. Ebensowenig erhöht es den Genuß, wenn die Vortragenden mit sichtlicher Angst am Notenblatte hängen und unter Zuhilfenahme der Hände und Füße bemüht sind, Takt zu halten und über die Klippen hinwegzukommen. Soll ein Lied wirken und Sänger und Zuhörer erfreuen, so muß es frei, leicht und ohne sichtbare Anstrengung zum Vortrage kommen. Darum ist es falsch, seinen Ehrgeiz darein zu legen, schwierige, kunstvoll verwickelte Lieder zu studieren, wenn die Voraussetzungen dazu fehlen. Eine dieser Voraussetzungen ist das Verständnis der Zuhörer. Auch dieses ist bei der Wahl der Lieder zu berücksichtigen. Ein Hauptzweck der Gesangvereine ist, in der Bevölkerung das Interesse für Musik zu wecken und zu fördern. Mit Werken aber, welche das Verständnis der Zuhörer übersteigen, wird man dasselbe nicht wecken, sondern gerade das Gegenteil erreichen. Daher ergibt sich auch von diesem Gesichtspunkte aus die Notwendigkeit, Werke einfacherer Art zu wählen. Bei solcher Wahl werden Sänger und Zuhörer befriedigt sein. Damit ist nicht gesagt, daß das Studium größerer und schwierigerer Kompositionen ganz ausgeschlossen ist. Nein, sind die Sänger durch fleißiges Üben fortgeschritten, erlaubt es das Stimmaterial und ist das Verständnis und der Geschmack des Publikums durch häufige gute Darbietungen gehoben und geläutert, mag man auch einmal mit frischem Mute an ein größeres Werk herantreten. Dann aber wieder zurück zum Einfachen, zum Volkslied und zum volkstümlichen Kunstlied. Und noch eins: Der Gesangverein ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Volkserziehung. Darum gelte als oberster Grundsatz bei der Auswahl der Lieder: Pflege nur gediegene Musik — mache nie Konzessionen, weder den Sängern, noch dem Publikum, zu Gunsten minderwertiger Hauer oder Tmgl-Tangl-Gesänge. E. Glaeser. Praktische Rechenaufgaben. 179.) Für eine Schuld von 9600 Fr., die bisher zu 4% verzinst wurde, wird der Zinsfuß auf 4'/2°/u erhöht. Wieviel mehr beträgt nun der jährliche Zins? (Fr. 48.) 180.) Ein Acker ist 80 m lang und 25 m breit. Er liefert per Ar 5Vs q Kartoffeln. Welches ist sein Ertrag? (110 q ) 181.) Das Rindfleisch verliert durch das Braten 20°/o seines Gewichts. Welches Gewicht hat demnach ein 4 250 kg schweres Stück nach dem Braten? (3 40 kg.) 182.) Wieviel Plättchen von 25 cm Länge und 16 cm Breite braucht es, um einen Küchenboden von 22 m2 Inhalt zu belegen? (550 PI.) 183.) Ein Wirt bezahlt für 1 hl Wein, alle Unkosten eingerechnet, 80 Fr. Wieviel % gewinnt er, wenn er 5 dl zu 70 Rp. verkauft? (75%) 184.) Ein Grundstück ist im Maßstab von 1200 gezeichnet. Wie groß ist das Grundstück, wenn es auf dem Plan eine Länge von 40 cm und eine Breite von 25 cm hat? (40 a.) 185.) Paul kaufte im Frühling ein Schaf für 25 Fr. und eine Ziege für 20 Fr. Im Herbst verkauft er beide für 60 Fr. Wieviel hat er gewonnen? (15 Fr.) Aus der Schweiz. Rekrutenprüfung. Des Lehrers Takt und Schliff in der Gesellschaft. 23. In der Gesellschaft der Höern-Zehntausend. Die Spezies von Menschen, die im Gasthofe an einem eigenen Tische sitzen, möglichst laut und vielleicht auch durch die Nase sprechen müssen, die für sich die ganze Aufmerksamkeit der dienstbaren Geister in Anspruch nehmen, die später als alle anderen in das Konzert kommen, die den Hut gnädigst zu berühren geruhen, wenn man vor ihnen in Achtung zerfließt usw. usw. gibt es überall. Wie soll sich der Lehrer zu ihnen stellen? — Vorerst lasse er sich das Recht nicht schmälern, als gehörte er nicht unter sie, die „Gebildeten". Vermöge seiner Studien und im Hinblicke auf sein Amt ist er den Honoratioren beizuzählen und darum Mitglied jener Gesellschaftsklasse, die für sich die Achtung in Anspruch nimmt. Er gliedere sich daher im Falle einer passenden Gelegenheit ein in den Block der Obern-Zehntcutsend, selbst wenn sie ihn überrascht ansehen oder kaltstellen wollen. Das Recht, hier handelt es sich um dieses, lassen wir uns nicht nehmen. Ob wir freilich Geschmack daran finden werden, uns in einem Milieu zu bewegen, das uns so ganz und gar zuwider ist, bleibe dahingestellt. Es gibt unter uns leider „Kollegen" und — „Kolleginnen", die sich nur dort, am großen Tische, wohl fühlen, wenn sie auch bloß als lästiges Anhängsel gelten, und mit Überlegenheit auf den „Lehrer" am Nebentische herübersehen. Was dann das Schlimme ist, ist das': Diese Mitglieder unseres Standes versehen eine Art Trabantendienst und schädigen damit unser Ansehen oder sie vermeiden es als „Lehrer" zu gelten und schaden uns dadurch erst recht. Wer ein ehrlicher Vertreter des Amtes ist, ziehe ein in den nobeln Kreis und zwar offen und klar als das, ivas er ist. Das betrifft Nr. 1 unserer Anleitung. — Nr. 2 muß der Kollege hinsichtlich Kleidung und Kasse es den Mitgliedern der vornehmen Gilde gleichtun können; wenn nicht, so lasse er lieber den Verkehr. Den „armen" Lehrer wollen wir nicht bedauert sehen! — Nr. 3 nehme er unsere „Bl." zur Hand und lese die 22 Abschnitte über „Des Lehrers Takt und Schliff", damit er die gesellschaftlichen Regeln in allen Teilen fix vor Augen habe! — Nr. 4 spiele er nicht den Gedrückten, den Geduldeten! — Nr. 5 spreche er nicht über Schule und Lehrerschaft; das langweilt die Vornehmen. Sie haben ihr eigen Gespräch und dem muß man sich anbequemen! — Nr. 6 lasse er sich nicht zum Klavier, zu einem Liede, zu einem Vortrage bitten, wenn, — ja wenn er was Tüchtiges kann. Die Welt soll sehen, was wir verstehen! Doch hier liegt eine gefährliche Klippe: Man nützt den Lehrer gerne aus und stempelt ihn schließlich zum Gesellschafts-Klavierspieler (Tanzmusikmeister), zum Professionssänger, zum Gelegenheitsdeklamator, quasi zu einem, der mitgenommen wird, um die Gäste zu unterhalten. In diese Stellung dürfen wir uns nicht rücken lassen. Wenn man uns als Person nicht mag, so bleiben wir lieber ferne; was wir „ab und zu" bieten, darf unter keinem Zwange geschehen. — Der Verkehr mit den Obern-Zehntausend kann unserem Standesansehen sehr nützen, ihm aber auch den Todesstoß geben, wenn wir nicht auf der rechten Linie marschieren. — Im Frühling. Überreiche Frühlingspracht Rings an Busch und Hängen — Wie die Knospen über Nacht Will des Lenzes Zaubermacht Alles Weh zerprengen. Öffne Deine Sinne weit All der goldnen Herrlichkeit, Selig ihr zu lauschen. — Was sie Dir zu sagen hat, Schreib’s der Liebsten auf ein Blatt, Wort um Wort zu tauschen 1 Kann sie Worte nicht verstehn, Mußt Du ihr ins Auge sehn Voll der Lieb’ und Treue. Blättergrün und Farbenglanz, Reicher Schönheit Blütenkranz Schaust Du dort aufs Neue. Originalbeitrag von Th. v. Eißenen. Lesezeichen. (Eine Anregung.) A. Dieses Buch ist Dein guter Freund, behandle es auch wie einen guten Freund. Es ist geprüft worden, ob es auch für Volksschulen geeignet ist, Du kanst es also ruhig lesen. Merke Dir nun, wie man mit einem Buche umgeht: 1. Halte es sauber! Zu diesem Zwecke wasche Dir jedesmal vor dem Lesen die Hände, fasse es in einen reinen Umschlag! Iß nicht über dem Buch! Es ist unschön, wenn man Brosamen, Haare u. dgl. in einem Buche findet oder wenn es nach verschiedenen Dingen riecht. 2. Beschädige es nicht, biege keine Blattecken um, lege keinen Bleistift u. dgl. hinein! Schone den Einband! Blättere vorsichtig um! 3. Behalte es nicht zu lange, das Buch wollen andere auch lesen! 4. Viele Menschen leiden an einer ansteckenden Lungenkrankheit, der Tuberkulose, ohne daß sie es wissen. Beim Husten oder Hießen stoßen sie Erreger dieser Krankheit aus. Huste oder nieße daher nie auf ein Buch und befeuchte beim Umblättern den Finger nie mit Speichel! B. Damit Du von einem Buch mehr als nur eine Unterhaltung hast, merke Dir, wie man ein Buch liest: 1. Lies langsam, überdenke von Zeit zu Zeit den Inhalt, fange bei einem Buche nicht rückwärts an! Stellen, die Dir gefielen, lies zweimal oder noch öfter! 2. Schreibe Dir unverstandene Ausdrücke auf einen Zettel und frage Deinen Lehrer über deren Bedeutung! 3. Lies ein Buch nicht nur einmal, sondern auch öfter! C. Beim Lesen haben sich schon viele die Augen verdorben oder ihre Lunge geschädigt; merke Dir daher, wie man beim Lesen sitzen soll: 1. Lies nicht im Gehen oder beim Fahren! 2. Lies nicht bei zu grellem Licht, z. B. wenn die Sonne auf das Buch scheint! Lies nicht bei schwachem Licht, in der Dämmerung, bei flackerndem Licht; das Licht falle nicht auf Deine Augen; die sollen im Dunklen sein; verwende daher einen Lampenschirm! 3. Bring das Buch nicht zu nahe an die Augen, halte es in einer Entfernung von 35 cm von den Augen I 4. Sitz beim Lesen gerade, stelle beide Füße auf, lehne die Brust nicht an die Tischkante! Lies nicht liegend! D. Durch Lesen schlechter Schriften sind schon viele Menschen sittlich verdorben worden. Merke Dir daher, was man lesen soll: 1, Lies keine Schundromane und Verbrechergeschichten! Wie diese die Welt zeigen, so ist sie n icht. Viele, die glaubten, die Welt sei so, sind elend verkommen. Die meisten Verbrecher haben in ihrer Jugend Schundromane gelesen. Verbrechergeschichten sind Schmutz und welches Tier mag den Schmutz so gern? 2. Lies keine unsittlichen Bücher! Wachvemerkung: Der Verfasser, Herr Schulleiter Korn in Auffach (Tirol), bringt in Antrag, die vorstehenden Mahnungen aus starken Karton drucken zu lassen, um denselben als Lesezeichen in die Bibliotheksbücher einlegen zu können. Wir wären bereit, die Herstellung zu etwa 10 h das Stück zu veranlassen, wenn sich genügend Abnehmer melden. Wer die Idee der Ausführung nahebringcn will, zeige dies sofort an; vielleicht könnten bereits mit Beginn des neuen Schuljahres schmucke Einlegstreifen ausfliegcn. D. Sch. Lesefrüchte. 10.) Es klingt mir oft im Herzen wie ein verlorner Klang, der sich vergebens sehnet zu tönen im Gesang. Ich kann das Lied nicht finden, für das er taugen mag, er wird wohl still verklingen im letzten Herzensschlag. Herrn. Rollet. 11.) Ein jedes Band, das noch so leise die Geister aneinander reiht, wirkt fort auf seine stille Weise durch unberechenbare Zeit. Platen. 12.) Wenn du Frost hast an den Armen, mußt du tragen einen Kittel: um zu leben mit den Menschen, ist Geduld das einzige Mittel. Platen. 13.) Wir wissen kaum, woher es kommt, wir wissen kaum, wohin es führt; allein wir hoffen, daß uns frommt, was in uns selbst wir aufgespürt, Platen. J. C. . Galerie moderner Pädagogen. (Nr. 9, 10, 11.) Drei Wiener Lehrerbildner. (Sommert, Rusch und Kraus.) Ein Erinnerungsblait anläßlich ihres Scheidens vom Amte.1 Mit Schluß dieses Schuljahres scheiden drei allgemein geachtete und beliebte Professoren aus dem Lehrkörper der alten Wiener Staats-Lehrerbildungsanstalt. Generationen von Lehrern sind von ihnen ausgebildet worden und manche Kollegen, die vor Jahren ihre ersten Maturanten waren, sind heute selbst schon ergraute Männer. Die Wiener Anstalt ohne Sommert, Rusch und Kraus? Kann man sich das ausdenken? Man muß es, denn so ist es bestimmt. Ein tiefer Schmerz ergreift jeden ehemaligen Zögling der ehrwürdigen Stätte, wenn er den Gedanken sich zueigen machen, wenn er sich seine Anstalt ohne dieses prächtige Kleeblatt vorstellen muß. Kein wahrer Freund der Lehrerschaft, der Schule kann sich dem Bedauern verschließen, das jeden Kenner der Wiener Schulverhältnisse bei dieser Nachricht erfüllen wird. So mancher, der an dieser Anstalt wirkte, als wir sie besuchten, schied vom Amte oder sank ins Grab, aber daß so plötzlich, so gleichzeitig die drei tüchtigsten, die drei besten, die drei beliebtesten unserer Lehrer die Stätte ihrer Wirksamkeit verlassen, ihre segensreiche Arbeit in ihr einstellen, das ist es, was uns so schwer ans Herz greift. Und sie nehmen etwas mit sich, was unser ist, was jeder zähe festhalten will: ein Stück unserer Jugend. Kamen wir gelegentlich wieder in die „alte Bude“, sahen und sprachen wir wieder einmal unsere lieben Meister, dann fühlten wir uns wieder jung, dann tauchten all die Jugenderinnerungen in uns auf aus der Zeit, da wir zusammenlebten. Die heiteren Erinnerungen zuerst, die lustigen Bemerkungen — sie sind ja alle drei mit gutem Humor begabt —, die freundlichen Ermahnungen. Und wir erlebten neu die schöne Zeit des Studiums unter solch bewährter, wohlwollender und ernster Führung. Jetzt aber wird uns die Anstalt fremd sein. Uns wird zu Mute werden, wie jedem, der fremde Leute im Vaterhause walten sieht. — I. Schulrat Professor Hans Sommerts Wiege stand in einem kleinen Dorfe am Fuße des Kaiserwaldes, in Miltigau, im Egerlande, wo er 1847 geboren wurde. Im Wirtshause „Zum goldenen Löwen“ wuchs er auf; sein Vater wird uns geschildert als ein sehniger Mann mit lockigem Haupte und schönen blauen Augen, als ein Mann mit frohmutigem Sinne, kindlichem grundgütigen Herzen und einem Kopfe voller Schnurren und Schnaken. Lebhaften Geistes war die Mutter. Wie die Eltern, so der Sohn. Auch er trägt einen Lockenkopf, auch er hat blaue Augen, die begeistert glänzen und auch lustig blinzeln können. Als kleiner Dorfbub half er durch sein Flötenspiel den sonntäglichen Gottesdienst daheim verschönern und in Wald und Feld war der frische, lustige Knabe ein munterer Naturforscher. Der Flöte blieb er treu; sie begleitete ihn noch später auf den Wanderungen durch die Alpenwelt. — 1861 trat er in die Unterrealschule zu Eger ein, 1864 in die k. k. Lehrerbildungsanstalt in Prag, die er 1866 verließ. Der junge Student mußte fleißig Privatstunden geben, denn vom Elternhause konnten die Kosten seiner Ausbildung nur zum allerkleinsten Teile bestritten werden. Bis 1869 wirkte er in Arnau a. d. Elbe als Unterlehrer, dann zog er wieder nach Prag, legte die Lehrbefähigungsprüfung ab und studierte, ein Jahr ohne Anstellung, an der dortigen Universität, bis ihn Michael Acht ne r, der Direktor der Prager Lehrerbildungsanstalt, als supplierenden Lehrer berief. Achtner nahm großen 1 Außer persönlichen Erinnerungen und Nachrichten wurden als Quellen verwendet: Beyer, Deutsche Schul weit, Pichler, und „Ernst Freimut“, Sonderabdruck aus dem Kalender für das Egerland 1913. Einfluß auf Sommerts Studien, insbesondere auf die der deutschen Sprache und Literatur. 1871 erwarb Sommert die Lehrbefähigung für Bürgerschulen und karg im März 1872 als städtischer Bürgerschullehrer nach Wien. 1876 wurde er k. k. Übungsschullehrer bei St. Anna, 1877 versah er bereits als Substitut einen Hauptlehrerposten und 1886 wurde er als Professor für deutsche Sprache und Literatur definitiv angestellt. Außerdem unterrichtete er durch viele Jahre Schönschreiben und auch Geschichte im II. Jahrgange. Als pädagogischer Schriftsteller hat Sommert eine ausgezeichnete Methodik des deutschen Sprachunterrichtes, eine beliebte Einführung in die Poetik verfaßt, die in 7 bezw. 11 Auflagen erschienen sind (im Verlage Pichler). Er war Mitarbeiter (mit Lehmann und Branky) am Lesebuche für Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten, das der k. k. Schulbücherverlag herausgegeben. Als Spruchdichter hat er unter dem Namen „Ernst Freimut“ verfaßt: „Fruchtkeime“ (1889), „Spitzwegerich“ (1902), „Vom Scheitel bis zur Sohle“ (1910), unterdem Namen „Thermo-san“ die „Zeitfra-gen“(1896). Ersam-melte die Sagen über den Tillenberg im Egerlande (1904). An dieser Stelle aber müssen wir hauptsächlich den Lehrer Sommert schildern. Strenge Gewissenhaftigkeit ist gepaart mit väterlicher Milde. Begeistert für sein deutsches Volk, für deutsche Sprache und Dichtung verstand er es meisterhaft, auch uns für sie zu begeistern. Sogar die deutsche Grammatik Literatur. Nicht auf Kommando, nicht unter seiner direkten Leitung übten wir, sondern zu seiner Überraschung, um ihm eine Freude zu bereiten, um uns zu bilden. Dann räumte er uns den Platz vorne im Jahrgange ein und setzte sich als Zuhörer in die letzte Bank. Und sein leuchtendes Auge folgte unseren Aufführungen und ward genau beobachtet, denn dieser klare Spiegel seiner treuen Seele kündete uns am besten, ob er zufrieden war. Insbesondere die Schiller- und Goethe-Tage wurden durch Vorträge literaturhistorischer Arbeiten, durch Deklamationen und Gesänge festlich begangen. Oft kam dann über unsere Einladung auch der Direktor, Regierungsrat J. Gugler, dazu. Es waren schöne, unvergeßliche Stunden. Lange bevor der „freie Aufsatz“ als methodisches Programm auftauchte, ließ uns Sommert schon volle Freiheit in den Aufsätzen. Wer es wagen konnte, der baute auf dem gegebenen Thema sogar eine kleine Erzählung auf, ja es kam auch vor, daß gelegentlich Gedichte eingeflochten wurden. wußte er uns interessant zu gestalten. Wie durchlebten wir aber mit ihm das Werden und Wachsen unserer Literatur! Selbst ein Dichter, ward so die deutsche Dichtung für uns kein totes Studienobjekt, sie ward uns Erlebnis. Ein Meister im Vortrag, legte er stets großen Wert auch darauf, daß der Lehrer ausdrucksvoll vortragen und vorlesen könne. Wir führten ganze Akte aus Dramen auf, so den ersten und zweiten aus Wallensteins Tod, einen aus Me-dea, Szenen aus Zryni, aus Teil. In verteilten Rollen wurden diese mit Begeisterung und Ju-Prof. Hans Sommert. gendfeueraufgeführt an Gedenktagen der Die Korrekturen, die Sominert mit beispielloser Geduld und Genauigkeit ausführte — oft schrieb doch der eine oder der andere eine Hausarbeit von fünf bis zehn und mehr Seiten I —, machten uns manche Sorge. Kein Beistrich, kein Kasusoder Satzfehler entging seinem scharfen Auge und da die Fehler nur am Zeilenrande vermerkt waren, mußte sie jeder selber finden. So erzog uns Sommert auch in dieser gerade nicht angenehmen Pflicht unseres Berufes. Wenige werden ahnen, welche Arbeitsfülle diese endlosen Korrekturen unserer oft sehr langen Arbeiten erforderten. Manch stille Stunde saß Sommert in seiner Bibliothek und prüfte unsere Werke. Doch genug! Die Erinnerungen tauchen in endloser Fülle auf. Gar manche Unterrichtsstunde, manches Erlebnis steigt empor aus der Tiefe des Gedächtnisses und stundenlang könnte noch erzählt werden. Professor Gustav Rusch, Ritter des Franz Josef-Ordens, entstammt der schlesischen Grenzstadt Biel it z. 1851 geboren, besuchteer daselbst die Volksund die Unterrealschule, absolvierte 1866 bis 70 das zweite (evangelische) k. k. Staatsgym. zu T eschen, studierte in Wien Geschichte, Geographie u. deutsche Sprache bei Aschbach, Lorenz, Sickel, Büdinger, Si-mony, Scherer und Tomaschek, Philosophie bei Zimmermann und Vogt. 1874 ging er nach Berlin, hörte Kollegien bei Mommsen, Curtius, Nitzsch, Hermann Grimm, Kiepert und Eduard Zeller. Schon aus diesen Namen kann man das ernste Streben nach gründlicher Bildung erkennen, welches Rusch auszeichnet. 1875 wurde Rusch Prof. Gustav Rusch. Hauptlehrer an der evangelischen Lehrerbildungsanstalt in Bielitz (von Stoy 1867 eingerichtet). Schweren Herzens ließen ihn seine Schüler ziehen, als er 1878 an die staatliche Anstalt nach Wien versetzt wurde, ln Wien erwarb sich Rusch bald die Liebe und Achtung seiner Schüler und der gesamten Lehrerschaft. Im Jahre 1900 scharten sich Schüler und Freunde zu einer würdigen Feier seines 25 jährigen Wirkens um den hochverehrten Meister, um ihm zu danken für seine treue Arbeit und durch die Feier zugleich auch Protest zu erheben wider von politischen Gegnern und pädagogischen Maulwürfen unternom- mene gehässige und unberechtigte Angriffe. Eine Erinnerungsmedaille (von Schwerdtner ausgeführt) wurde geprägt und Rusch in einem goldenen Exemplare überreicht. Die eine Seite zeigt sein Porträt in Flachrelief, die andere die Umschrift: Die Schüler ihrem Meister. 1875—1900. Über Eichenzweigen gebreitet ist ein Band, das die Worte trägt: „Licht übers Land 1 Das ist’s, was wir gewollt.“ Als methodischer Schriftsteller hat Rusch im Verlage Pichler zahlreiche Werke erscheinen lassen. Die beiden Methodiken für Erdkunde und Geschichte der Sammlung Niedergesäß sind in zahlreichen Auflagen erschienen und in Österreich und Deutschland hoch geschätzt; ferner erschienen von ihm Lehrbücher der Geographie für Lehrerbildungsanstalten, für Bürgerschulen, Lehrbücher der Geschichte. Seine Heimatkunde von Niederösterreich berücksichtigte bereits in der ersten Auflage die Geomorphologie. Dieses, zu den Schoberschen Karten im Verlage Lechner erschienene Werk, hat Rusch wiederholt, zuletzt in Verbindung mit jüngeren Gelehrten, umgearbeitet, wie ja rastlose Fortarbeit, unermüdliches Studium diesen Mann auszeichnen. Der von ihm eifrig gepflegten Astronomie gewidmet sind die „Beobachtungen, Fragen und Aufgaben aus der astronomischen Geographie“ (1887, 1894). Dem Studium zur Lehrbefähigungsprüfung für Volks- und Bürgerschulen Richtung und Ziel zu geben, ist bestimmt: „Methodische Fragen und Aufgaben aus Geographie und Geschichte.“ Rusch ist stets ein durchaus moderner Geograph und Historiker gewesen. Neben der astronomischen Geographie — die heute vielfach sehr stiefmütterlich behandelt wird — pflegte er die naturwissenschaftlich begründete Geographie. Er war ja ein Schüler Simonys. Dabei verfällt er aber nicht in jene Übertreibungen, durch die sich heute einzelne Geographen einen besonderen wissenschaftlichen Nimbus verschaffen wollen. Er ist eben noch ein allseitig interessierter und geschulter Geograph, mit reichemWissen nicht nur der engeren heimatlichen Scholle, sondern des ganzen Stoffes, ein tüchtiger Kartograph, ein hochgebildeter Kulturgeograph. Lebensvoll, fesselnd, zum Denken anregend war er ebenso als Lehrer der Erdkunde wie der Geschichte. Stets objektiv und ohne Leidenschaft, mitfeinem Humore und treffenden satyri-schen Bemerkungen entwickelte er in einem auch rethorisch vollkommenen Vortrage die geographischen oder historischen Probleme. Triviale Scherze waren ihm fremd, denn zu ernster Auffassung der Geschichte und des Lebens uns zu erziehen, sah er als seine hehre Aufgabe Prof. Konrad Kraus. an. Dabei ist er ein Mann offenen, treudeutschen Charakters. Seine persön-licheAuffassungkam in einer andere Ansichten nicht verlez-zenden Form zum Ausdruck. Zu historischen Quellenstudien leitete er uns in der Geschichte (z. B. inSchobersQuellen-büchern), zu Beobachtungen in der Geographie an (z. B. astronomischen, ge-omorphologischen, oder über Assoziationsstoffe in der Heimat für fremde Gebiete). Ein milder, objektiver Beurteiler unserer Leistungen, trachtete er uns durch seine Kritik zu fördern, zu heben, nicht aber niederzudrücken oder gar zu verhöhnen. Eine immer noch aus wohlwol- lendem Herzen kommende satyrische Bemerkung oder ein Tadel, der aber nie die Grenzen des Taktes überschritt, führte Irrende auf die rechte Bahn zurück. So ist Rusch ein Muster, ein Meister im Streben nach Kenntnissen, als Lehrer und Erzieher. Treue Freundschaft verbindet ihn mit Sommert, dem gleichstrebenden Kollegen, dem gleichgesinnten Volksgenossen. Betonte Sommert die Beziehungen zum heimatlichen und nationalen Schrifttum, so Rusch die zur Volks- und Heimatkunde. Auf Fingers Ideen wies er uns stets und mit Finger zur Heimat. Da sind die Wurzeln unserer Kraft, da die Wurzeln eines ersprießlichen Wirkens als Lehrer des Volkes. Ein heimat-, ein volksfremder Lehrer kann kein guter Lehrer des Volkes sein. 3. Schulrat Professor Konrad Kraus ist der Mathematiker, Vertreter der „einzigen“ Wissenschaft des eindeutig Gegebenen, der klaren Gesetzmäßigkeiten und zwingenden Beweise. Wie Sommert ist er ein Deutschböhme. 1850 in Gabel ge- boren, besuchte er die dortige Volksschule, die Oberrealschule in Böhmisch-Leipa. 1868 — 1872 studierte er in Wien an der technischen Hochschule Mathematik und Naturwissenschaften, war 1872—1874 Supplent an der Staatsoberrealschule im VII. Bezirke zu Wien, 1875 Hauptlehrer an der staatlichen Lehrerbildungsanstalt in Czer-nowitz und wirkt seit 1884 als Professor für Mathematik und Naturlehre in Wien. Von seinen zahlreichen methodischen Schriften sind besonders bekannt und beliebt: Grundriß der Naturlehre, der Geometrie für Lehrerbildungsanstalten, die Neubearbeitungen der Methodiken für Naturlehre und für Rechnen. Zum Teile mit M. Habernal gemeinsam gab er neue Auflagen Moönik’scher Rechenbücher heraus. Sehr beachtenswert ist die von ihm verfaßte Experimentierkunde (1905); sie enthält eine sehr praktische Anleitung zu physikalischen und chemischen Versuchen an Volks- und Bürgerschulen. Als Experimentator war ja Kraus für uns immer ein Vorbild. Kraus ist ein prächtiger Humorist. Mit trockenem Humore würzte er die schwierigsten Probleme; treffende Bemerkungen gaben lebenspraktische Winke. Dadurch sowie durch seinen gründlichen, klaren Vortrag, durch die zahlreichen Beziehungen zur praktischen Anwendung der Gesetze, Erfahrungen und Regeln, durch die Hinweise auf Naturbeobachtungen wurden seine Unterrichtsstunden zu fesselnden Arbeitsstunden. Vor Jahren schon regte er seine Schüler zur Herstellung einfacher Apparate an. Der Zahl 37 kommt eine besondere Bedeutung bei Kraus zu. Sie ist ihm der Inbegriff des Vielen, das Symbol einer großen Menge. Daher reichte er auch genau am 37. Jahrestage seines Dienstantrittes zur allgemeinen Überraschung sein Pensionsgesuch ein. Elastischen Schrittes geht er durch Schule, Welt und Leben. Mathematische Proportionen, Verhältnisse, gesetzmäßige Ordnung, Klarheit der Begriffe und Genauigkeit charakterisieren ihn im großen und kleinen. Zurückhaltend, wägend und bedacht ist er in jedem Urteil, sei es ein wissenschaftliches, methodisches oder persönliches. Treffende, oft auch satyrisch gestaltete Bemerkungen blitzen aber gelegentlich — und dann ganz unvermutet — dazwischen. Er ist ein strenger und doch milder Beurteiler unserer Leistungen gewesen. So schwer es auch war, auf eine Schularbeit ein „vorzüglich“ zu erhalten, so milde, väterlich hoffend, beurteilte er diese, wenn sich die Senate des Schicksals bedenklich zum Schlechten, Seichten hob. Dann war ein „Minus-kaumgenügend mit Fragezeichen“ (- kg?) ein Wechsel, prolongiert bis zur — meist bei Korrektur der Arbeit stattfindenden — mündlichen Prüfung, der dann — je nachdem — als eine genügende oder ungenügende Note akzeptiert wurde. Und wenn er bei Semestral-oder Jahresschluß oder einer späteren Prüfung eine ungenügende Note einschrieb, dann wußte jeder: „Es ist nun schade, war nichts zu machen, ist halt ein Übel“. Er war ein Freund, Berater und Warner eines jeden, der sich ihm vertrauend nahte. Wie die beiden erstgenannten Herren beobachtete auch er genau und mit Anteilnahme die weitere Entwicklung seiner Schüler, soweit sich dies möglich erwies. Insbesondere der mathematisch oder naturhistorisch begabten. Als einer derselben in ein frühes Grab sank, da begleitete er ihn auf diesem letzten Wege und wir, die wir damals als jüngere Kollegen in der Kirche ein Abschiedslied sangen, empfanden tiefbewegt seine Anteilnahme, seinen Schmerz. — Gern weilte er im Kreise ehemaliger Schüler, Erinnerungen austauschend, die weiteren Schicksalswege sich erzählen lassend. Zur Fortbildung, insbesondere zur Bürgerschulprüfung, munterte er stets auf. Daß einzelne, von denen er sicher erwartete, daß sie die Bürgerschulprüfung absolvieren werden, sich gar nicht zu ihr meldeten, das ist ihm eine Enttäuschung, eine Fehlrechnung gewesen, die er noch immer störend empfindet. „Auch einer von denen, ich hab ihrer fünf! Es ist ein Übel!“ * Wie verschieden sind unsere drei Meister! Jeder ist in seiner Art ein echter Charakter, ein gutes Vorbild. Jeder ist stark beeinflußt durch seine spezielle Wissenschaft. Kein Wunder, daß alle drei nebeneinander stets harmonisch und kollegial wirkten als echte Lehrerbildner! Kein Wunder, daß alle drei in unseren Herzen Platz finden, keiner den anderen verdrängend, sondern jeder den anderen ergänzend. Das ist es ja, was der Wiener Anstalt ihren hohen Wert, ihre bevorzugte Stellung durch lange Jahrzehnte gab! Sommert, Rusch und Kraus an einer SchuleI * Drei Lehrerleben, drei Lehrerschicksale! Viel schwere Arbeit, viel Sorgen, viel Hoffen, manche Enttäuschung! Jeder Lehrer ist ein Sämann. Er sieht die Saat wohl keimen, grünen, wachsen, dann aber — ausgepflanzt an verschiedene Stellen im Leben — ist es ihm nur selten vergönnt, genauer auch das Blühen und Reifen zu beobachten. Jetzt spüren wir dies selber, denn jetzt stehen wir im Leben, sind selber Sämänner. Und da drängt sich uns die Frage auf: Erkennen wir jetzt in uns die Arbeit unserer Meister? Ist das Saatgut, das sie in uns legten, auf guten Boden gefallen? Schüler solcher Männer zu sein, legt besondere Pflichten auf! Bekennen wir uns nicht nur mit den Lippen als ihre Schüler, sondern mit dankbarem Herzen und vor allem durch unsere Arbeit. Streben wir ihnen nach, denn wir sind Saat von ihnen und in uns leben sie auch dann noch weiter, wenn der kühle Rasen sie einst deckt, wie auch wir später weiterleben wollen in unseren Schülern! Euch aber, Ihr treuen, trefflichen Meister, Euch aber, Ihr edlen, guten Menschen, sei vom Herzen öffentlich gedankt! Wir geloben Euch Treue um Treue und unser Stolz ist es, Eure Schüler zu sein! Licht übers Land, das ist’s, was Ihr gewollt, das sei auch unser Wille! Und eine Bitte noch: Scheidet Ihr schon aus der Anstalt, so bleibt dennoch bei uns! Wir bedürfen Euer, Eurer Beratung, Eurer Führung. Bleibt bei uns als erfahrene Waffenmeister, wenn wir im Kampfe stehen für Fortschritt, Wahrheit und Licht! Karl Cornelius Rothe. Nachwort: Das in den Refraktor edler Schülerdankbarkeit gezogene Dreigestirn leuchtet weithin am pädagogischen Himmel. Man kann füglich sagen: Sommert, Rusch und Kraus haben in den letzten Jahr-zehnten den Blickpunkt aufstrebender Schulmänner beherrscht. Selten hat das Geschick drei, deren jeder in seinem Fache eine Größe bedeutet, zusammengebracht: es war zum Wohle der Anstalt und zum Besten der österreichischen Schulwelt, denn, ausstrahlend vom Mittelpunkte des Reiches, leuchtete ihr Sinnen und Forschen über die Lande. Da sie aus der Werkstatt scheiden, mag denen, die Ersatz schaffen müssen, bange fein; uns jedoch, die wir von der Fernwirknng zehrten, schimmert die Hoffnung, es werde sich nun jene Kraft, die zum Teil in unmittelbare Arbeit umgesetzt werden mußte, nun vollends dem literarischen Schaffen zuwenden und das, ivas eine reiche Erfahrung geboten, in freier, lebensvoller Gestaltung zum Gemeingute der österr. Lehrerschaft machen. Eine neue, saftvoll sprossende Saat: das erwarten, das erbitten wir. — D. Sch. Der Herr Oberlehrer t. P. spricht zum ersten also: „Mir kommt es vor, als ob ihr Jungen vor lauter Methode nicht mehr das Ziel der Volksschule seht. Zu unserer Zeit gab es wenig Regeln, wenig Bücher, wenig Akten — und es ging." Modernicus: „„Ja, die Zeiten haben sich geändert, verehrter Herr OberlehrerI Damals dachte man nur daran, die Kinder mit einem bißchen Wissen und mit Fertigkeiten zu rüsten; heute zielt man in erster Linie auf die Geistesbildung."" Der Kerr Höerkehrer i. HL: „Hätt' gar nichts dagegen, wenn die Schüler dann nur auch ordentlich lesen, schreiben und rechnen könnten. Vergleichen Sie einen Dienstboten alten Stils und einen aus Ihrer modernen Schule!" Zklodernicus: „„Ganz richtig! Zugegeben, die alte Grete schreibt einen wohlgesetzten Brief fein kalligraphisch und schnurrt die Reihe von Posten in kürzester Zeit zur richtigen Summe zusammen! Wird sie aber im Leben, das Denken, selbständiges Urteilen, Erfassen der Situation, neues, originelles Schaffen fordert, bestehen können? Unser Jahrhundert ist eben anders."" Der alte Kerr Höerleyrer i. HL nahm Abschied, ging heimwärts und brummte in den Bart: „Hm, hm, ich weiß nicht, ob dies alles so wichtig ist als das, was ich meine Kinder lehrte. „Das Erfassen der Situation, das neue, originelle Schaffen" bei der Kuhmagd — und darob die Vernachlässigung des Einmaleins, des Abc', des schön geformten i-u-e! Hm, hm, ob die neue Schule richtig fährt??" — Briefe an den jungen Schulgärtner. 1. Ratschläge für die Arbeiten im Monate Juni. Forvemerlimig. Die feit Jahre» geführten Monatsabschnitte „Unser Garten int . . . und „Rat-schlage für Bienenzucht" mußten ivegen Raummangels ausgelassen werden. Nun die „Bl." vor einer Erweiterung stehen und wir, ohne die g. Abnehmer mit einer Mehrbelastung behelligen zu müssen, aus der Beengung kommen, so kehren die vielbegehrten Kapitel wieder. Wären sie nichts als ein Abklatsch des bereits Mitgeteilten, so begnügten wir uns mit einem Hinweise. Da sie jedoch aus einer neuen Feder fließen und neue Ideen bringen, so muß für sie eine breite Spalte offen gelassen werden. Zu Mitarbeitern wurden Herren gewonnen, die nicht allein auf eine reiche Erfahrung zurückblicken, sondern als Schulgärtner noch mitten in einem lebendigen Schaffen stehen. Herr Schulleiter August Step an, der als erster vorlrill, wurde auf Grund seiner Schulgartenerfolge u. a. zum Geschästsleiter des Schulgarten-Ausschusses für den Bezirk Mies gewählt — eine Auszeichnung, die mehr besagt als ein feinsäuberlich geschriebenes Büchlein oder ein Diplömchen. Was also St. an Ratschlägen bieten wird, wächst unmittelbar aus der Praxis, ist erprobt und ohneweiters anwendbar. Der junge Freund, so er sich plötzlich vor die volle Arbeit gestellt sieht, wird darum in dem Kollegen St. einen Freund erblicken, ans dessen Hand er alle Behelfe empfangen, zu dem er mit allen Wünschen kommen kann. Herr St. ist bereit, an ihn gerichtete Anfragen entweder in de» „Bl." oder brieflich zu beantworten. — Die Schriftleitung. Lieber Amtsbrudev! Schreiten wir gleich frischweg ins Volle! Der Wonnemonat Mai hat meinen Garten in kurzer Zeit in ein kleines Paradies verwandelt und die mühsame Arbeit der früheren Monate reichlich belohnt. Fleißig wird jetzt alles durchsucht: die Wege werden ausgebessert; hie und da haben der rauhe Nordost oder die sengenden Sonnenstrahlen einem verweichlichten Pflänzchen den Tod gebracht; schnell wird die Lücke wieder ausgefüllt. Daher, lieber Kollege, ziehe im Mistbeet (Kaltbeet) kräftige Setzware in größerer Menge, damit du Ersatz hast! Denn mit Wind und Wetter ist kein ewiger Bund zu flechten. Pflanze nur des Abends bei Sonnenuntergang, womöglich bei trübem Wetter! Schutzdecken von Reisig oder Mist bieten großen Vorteil. Schütze Gemüse, Pflanzen, Ziersträucher und Obstbäume vor Schädlingen und Trockenheit; sorge dafür, daß das Unkraut nicht Luft und Licht raubt! Manchem starken Bodenzehrer (Kohlpflanzen, Obstbäumen, Rosen und Erdbeeren) gebe ich Dungguß, aber mit Vorsicht. Nie frisch! Sonst gibt’s Leichen. Ich halte mir immer Dungguß bereit. In einem großen Gefäße (20 Kannen Inhalt), das den ganzen Tag von den Sonnenstrahlen beschienen werden kann, wird Abortjauche mit Wasser (1 : 1) gemischt. Auch eine llandvoll Ktinstdünger (Phosphat) werfe ich hinein. Hier muß dieses Pflanzenelixir eine Art Gärung durchmachen. Erst nach 14—21 Tagen nehme ich den so zubereiteten Guß — entsprechend verdünnt — in Anwendung. Blattgemüse (Salat usw.) dürfen natürlich mit diesem Düngemittel nicht in Berührung kommen. Alle 14 Tage (nach einem Regen) wird fleißig, aber mit Maß gedüngt. Rosen etwas stärker. Meine letzten Pflänzchen von Sellerie, Majoran, Salatrüben, Lauch und Zwiebel kommen jetzt an Ort und Stelle. Ich habe die Erfahrung gewonnen, daß in kalten Gegenden das spätere Setzen viel besser ist. (Mein Garten: 490 m Seehöhe, Osten frei, kiesiger Tonboden.) Die Pflänzchen haben ihre Vorgänger bald eingeholt. Hacken, Begießen und Jäten sind jetzt die Hauptarbeiten im Gemüsegarten. Ich lockere öfters den Boden, breche aber nur die feste Erdkruste und erleichtere mir dadurch das lästige Sprengen. Leichte Hacke — halbe Arbeit. Jäten und wieder Jäten ist mein Wahlspruch. Zu dieser Arbeit sind die rührigen Hände der Kinder vorzüglich zu gebrauchen. Ich habe lauter Reihensaat, so daß die Kinder das Unkraut leicht erkennen. Ist der Boden hart, so nutzt das Jäten nichts; die Wurzel bleibt in der Erde stecken und treibt frisch aus. Eine Gießkanne Wasser auf jedes Beet (J/z Stunde vor dem Jäten) wirkt Wunder. Die Pflege des Blumengartens beansprucht im Juni meine vollste Tätigkeit, wobei ich mich gleichfalls von den Kindern unterstützen lasse. Früh vor dem Unterrichte kommen sie schon in den Garten und besorgen mit Lust und Interesse die ihnen zugewiesenen Arbeiten. Hiebei wird erzählt, gelacht und gescherzt. Der Juni ist der eigentliche Rosenmonat. Ein Garten ohne Rosen verdient den Namen nicht. Auch möchte ich an raten, einen kleinen Grasplatz zum Bleichen der Wäsche zu pflegen; er ist der Stolz der Lehrersfrau. Man vergesse nicht auf die Pflege der Erdbeere, die Freude der Kinder. Hier habe ich immer sehr schöne Erfolge. („Lanton noble“ eignet sich sehr gut). Öfter behackt und gedüngt, liefert sie die größten und köstlichsten Früchte. Damit diese bei Regenwetter vom Erdreich nicht beschmutzt werden, gebe ich Stützen aus altem Draht. Welch freudige Gesichter, wenn ich dann eines Tages den Kindern sage: „Heute bekommt ihr Erdbeeren“. Nun zur dritten Abteilung: „Schutz vor Ungeziefer!“ Hier bereite ich im Unterrichte schon vor; da werden die Garten-Schädlinge besprochen, desgleichen die Art der Vernichtung. Das beste Mittel für die Vertilgung der Schädlinge ist der Schutz der Singvögel. (Nistkästchen). Alljährlich bespritze ich mein Obst (meist Zwergbäumchen im Garten, Hochstämme im Hofe) und meine Rosen das erste Mal Mitte April, das zweite Mal Anfang Mai und — eine schwächere Lösung — zum dritten Mal im Juni. Lösung (Kupfervitriolkalklösung). Ich nehme vom Kupfervitriol zur ersten und zweiten Spritzung 2%, zur dritten 1 —1-5 °/o, gebe dieses in ein Leinwandsäckchen, hänge es ins Wasser, bis sich alles gelöst hat. Hierauf schlitte ich so lange Kalkmilch daran, bis die Flüssigkeit ober dem Bodensätze klar und durchsichtig ist. Meist doppelt soviel Kalk als Vitriol. (Zum Spritzen eine Handspritze oder besser eine Rückenspritze.) Im Juni sind besonders folgende Schädlinge zu bekämpfen: 1. Schorf, Fleckenkrankheit des Kernobstes. (Kupfervitriollösung.) 2. Mehltau ^befällt als mehliger Überzug Obst, Rosen, Erdbeeren, Haselnuß, Stachelbeeren), leb schneide, sobald er sich zeigt, die befallenen Zweige ab. Nimmt er überhand, so streue ich wiederholt gestoßenen Schwefel auf die befallenen Stellen. (Voriges Jahr trat Mehltau besonders stark auf; feuchte Witterung.) Gleichzeitig rate ich dir, lieber Amtsbruder, pflanze in der Nähe von Rosen keinen wilden Hopfen, da dieser am leichtesten und stärksten von Mehltau befallen wird! 3. Die Raupen des Frostspanners (des großen und kleinen) (Leimringe — Herbst), des Weißlings, Ringelspinners, Goldafters müssen fleißig vernichtet werden. (Absuchen von den Bäumen.) Ich leite meine Kinder an, diese Schädlinge zu vertilgen, wo sie diese nur treffen. Leicht zu finden sind die Raupennester der Gespinstmotte. Auch die Stachelbeer-und Kirschblattwespe fand ich bei mir. Ich ging ihr hart zu Leibe, indem wir sie aufsuchten und mit Pflöckchen zerdrückten. Auch Tabakstaub wurde gestreut. Das größte Heer der Schädlinge sind bei mir die Blattläuse. (Apfel-, Kirschblatt-, Pflaumen- und Rosenblattlaus.) Zur Vertilgung dieser Tierchen kann ich folgende Flüssigkeit als erprobt anführen: Kommistabak wird gebrüht (wo erhältlich: Tabakextrakt): auf 100 1 Wasser 3/< kg Extrakt oder von 20 Päckchen Tabak und 1 Vs kg Schmierseife. Alles wird dann gut vermischt und alle 8 Tage eine Spritzung vorgenommen. (Schutz des Marienkäferchens, der Florfliegen und Schlupfwespen.) Ein Insekt hat mir besonders viel zu schaffen gemacht. Es ist dies der Erdfloh. Asche, Kalk und vieles andere war nutzlos. Bretter mit Pech und anderen Klebmitteln waren nur von vorübergehender Wirkung. Vielleicht kann mir ein Kollege ein Mittel angeben. Ein häufiger Parasit ist die Schildlaus (Pfirsich-, Komma- und Birnschild-laus); hier hilft nur das gründliche Abbürsten und Anstreichen mit Kalk oder Karbollösung, Zum Schlüsse möchte ich noch einige Ratschläge betreffend die Verwendung der Kinder im Garten geben. Man mache den Kindern den Garten zum Lieblingsplätzchen. Dies erreiche ich dadurch, daß ich das Interesse für den Schulgarten, so oft sich Gelegenheit bietet, fördere. In allen Gegenständen wird auf den Schulgarten zurückgegriffen; einmal wird ein Reet als Fläche berechnet, ein anderesmal die Anzahl der notwendigen Pflanzen zusammengestellt, ein drittesmal eine Zeichnung über den Schulgarten ausgeführt, dann wieder eine Naturbetrachtung angestellt usw. Im Garten herrscht im Verkehre mit den Kindern der gemütliche, nicht der schulmäßige Ton, ohne daß jedoch die Disziplin Schaden leidet. Auch lasse ich der persönlichen Meinung der Kinder mehr Spielraum als sonst. Das Wichtigste bei der Verwendung der Kinder im Schulgarten ist die Arbeitsteilung. Größere, schon verständige Knaben oder Mädchen führen über die einzelnen Gruppen die Aufsicht. Jedes Kind bekommt seine Arbeit zugeteilt. Müßige Kinder stören und machen nicht selten Schaden. Man halte die Kinder an, daheim ein Gärtchen oder mindestens ein Fensterkästchen zu pflegen. Zu diesem Zwecke sind die Kinder mit Samen, Pflanzen usw. zu beteilen. Das gibt Anlaß zum Beobachten. Da wird aufgepaßt, daß daheim der Pflegling ebenso gut gedeiht wie der im Schulgarten. Welche Freude, wenn der Kindermund sagt: „Herr Lehrer, meine Blumen sind schon größer als die im Schulgarten!u Oder: „Gestern haben wir den ersten Salat aus meinem Garten gegessen.“ Lieber Amtsbruder! Ich muß schließen, obwohl ich noch manches am Herzen hätte. Ich rate dir an, fleißig die Nachbargärten zu besuchen. Was das Auge sieht, bleibt. Zur Fortbildung empfehle ich dir den „Lehrmeister im Garten und Kleintierhof“, Wien IV., Apfelgasse (>. Verl. llachmeister & Thal, ganzjährig 7 K. Dann das Obstbaumbuch von Löschnig. Verl. Hartleben, Wien, und Böttcher, der Obstbau, Verl. Trowitzsch. Frankfurt a. 0. Freude an der Arbeit sichert den Erfolg. Zu Auskünften stets gerne bereit, bin ich dein Kscheutz, Post Mies in Böhmen, am 1. Juni 1913. Aug. Stepan. 2548 Die CUecbselrede. Zur 15. Krage. Was ist an der bestehenden Lehrerbildung zu ändern? 38. Urteil. Ich bin für die Entfernung' der Landwirtschaft aus dem Lehrpläne der Lehrerbildungsanstalt. Jedoch sollen in der Botanik, Zoologie, Mineralogie einige wichtigere Kapitel aus der Landwirtschaft, wie Obstbau, Gemüsebau, Anlage des Schulgartens, Bienenzucht, durchgenommen werden. Die Musik aber möchte ich doch nicht gerne missen. „Musik erfreut des Menschen Herz“ und wer hätte es mehr notwendig, sich von Frau Musika ein wenig inspirieren zu lassen, als der Lehrer? In diesem Sinne rede ich mit Vater Haydn so gern: „Wenn ich an meinem Flügel sitze, beneide ich nicht das Glück der Könige.“ Dann: Ist es nicht die Musik, die zur Erhöhung der Achtung des Lehrers beiträgt? Sie trägt uns auch ein hübsches Stück Geld im Jahr ein — und darauf müssen wir — leider — heute bei unseren Gehaltsverhältnissen doch auch reflektieren! Der Ruf: „Los von der Orgel I“ scheint mir doch ein wenig unüberlegt zu sein. Also die Musik beibe-haltesl ist mein Ruf. Dagegen stimme ich vollends der Forderung bei, daß die fachliche (methodische und praktische) Ausbildung des Kandidaten viel zu wünschen übrig läßt. Er soll doch zu allererst „Lehrer“ sein; wie wenig hört er aber von dem, was er als Lehrer braucht. Ich habe z. B. vor 17 Jahren absolviert. Ich erinnere mich, daß ich im ganzen drei Lehrversuche und zwei Probelektionen hatte. Reicht das aus zur Rüstung? Der neue Lehrer hat dann noch so viel zu lernen I Also hier wäre der Hebel anzusetzen. Ich summiere meine Reformgedanken: Reduzierung der Landwirtschaft (Zuweisung der wichtigsten Kapitel zu den Naturfächern), Verbesserung der methodischpraktischen Ausbildung, Beibehaltung der Musik. — Zur 19. Krage. Militärisches Turnen in der Volksschule ober nicht? 10. Urteil. M. Leiminer in Leimgruben, Böhmen. Der holde Lenz ist eingezogen und das Turnen im Freien hat wieder begonnen. Ha, wie es da lustig istl Folgende Frei- und Ordnungsübungen lassen sich nun gut als militärischesTurnen ausnützen: Ausfall mitArmtätigkeiten, Knien während des Marschierens, Auflösen der Stirnreihe in eine Schwarmlinie u. a. m. Die Kinder ahmen ja so gerne die Erwachsenen nach; warum sollen sie nicht auch Spldaten spielen? Die Schule soll für das Leben vorbereiten. Gewiß wird im Schulturnen den Knaben das Nötige beigebracht, was sie später als Feuerwehrmann usw. brauchen, aber intensiv für den künftigen Soldatenstand wird nur durch das militärische Turnen vorbereitet. Ich glaube, es läßt sich das Schulturnen mit dem militärischen Turnen gut vereinbaren. Man wähle nur sorgfältig die Übungen aus. Besonders der Kollege, der Soldat war, wird sich ohne viel Mühe bald hinein finden. Spiel und wieder Spiel führt zu keiner ernsten Arbeit, zu keinem Ziele. Vor einigen Jahren erhielten wir in unserem Bezirke durch den Bezirksschulrat das Buch „Militärische Knabenspiele“ von Max Schönowsky von Schönwies, Preis 1 K, zugestellt. Dieses Buch kann ich jedem Kollegen bestens empfehlen. Das birgt viel Nützliches und Lehrreiches für den künftigen Soldaten und verknüpft Übungen mit geschichtlichen Begebenheiten. Zur 33. Krage. Welche Lehrmittel muß die Einklassige unbedingt besitzen? 1. Urteil. Franz Plach, Lehrer in Alt-Langendorf. Folgende Lehrmittel sollen vorhanden sein: I. Religion. Wandkarte von Palästina, Biblische Bilder1. 11. Lese- und Sprachunterricht. Setzkasten mit Klein- und Großbuchstaben, Schreiblese-Wandtafeln zur Einübung der Lateindruckschrift. Falltabellen über den 3. und 4. Fall. (Vom Lehrer anzufertigen.) Tabellen über den Gebrauch von in — ihn; im — ihm; das — daß. (Vom Lehrer anzufertigen.) III. Anschauungsunterricht. Einige Modelle von landwirtschaftlichen Geräten, wie: Pflug, Egge, Sense, Rechen, Wagen. Werkzeuge einiger Handwerker. Zifferblatt der Uhr samt Zeigern. Wandbilder für den Anschauungsunterricht. (Hermann, Hölzel, Kehr-Pfniffer). Tierbilder für Anschauungsunterricht von Lehmann-Leutemann. IV. Rechnen und geom. Formenlehre. Russische Rechenmaschine, Thums Zifferblatt, Einmaleinstafel, 1 Meterstab mit Einteilung (in dreierlei Farben), 1 Meßband, 1 Quadratmeter (zweifacher Farben- 1 Können über Ansuchen vom k. k. Minister f. K. u. U. aus der Sautterschen Stiftung unentgeltlich bezogen werden. druck). 1 Dezimeterwürfel, zerlegbar. I Kubikmeter aus Stäben. (Vom Lehrer leicht zu machen.) 1 Liter, Vs 1, V» 1, Vs 1 (aus Blech) 1 dl. 1 dm3 hohl. 1 kg, >/r kg, 1 dkg, 1 g, 1 dg, I cg. Geometrische Körper aus Holz oder Pappe u. zw. Würfel, Prisma, Pyramide, Kegel, Zylinder und Kugel. 1 Tafellineal, 2 Tafeldreiecke, 1 Tafelzirkel. V. Naturgeschichte, a) Wandtafeln, darstellend: 1.) Erste Hilfe bei Unfällen, das Auge, das Ohr, das Herz, die Lunge und den Verdauungsapparat, Menschenrassen und Trir-kerorgane. 2.) Hund, Katze, Rind, Ziege, Schaf, Schwein, Pferd, Esel, Fledermaus, Haus- und Feldmaus, Ratte, Fuchs, Dachs, Marder, Fischotter, Wolf, Bär, Löwe, Reh, Hirsch, Eichhörnchen, Hase, Hamster, Maulwurf, Spitzmaus, Igel; Hühner, Tauben, Gans, Ente, Schwalbe, Sperling, Star, Krähe, Elster, Singvögel, Raubvögel, Rebhuhn, Birkhuhn, Spechte, Kuckuck, Storch, Wachtel; Eidechse, Ringelnatter, Kreuzotter, Blindschleiche, Frösche, Kröte; Karpfen, Forelle, Hecht; Regenwurm, Bandwurm, Trichine; Weinbergschnecke, Blutegel, Krebs, Kreuzspinne, Biene, Maikäfer, Kohl- und Baumweißling, Nonne, Apfelstecher, Seidenspinner, Grille, Schlupfwespe, Gailwespe, Ameise. 3.) Ausländische Tiere, wie: Kamel, Strauß, Renntier, Wall, Haifisch u. dgl. 4.) Wichtige Kulturpflanzen, wie: Flachs, Baumwolle, Kaffee; Teestrauch, Tabak. 5. a) Die wichtigsten eßbaren und giftigen Pilze, die häufigsten Giftpflanzen, b) Spiritus-und Trockenpräparate. (Ausgestopfte Vögel, von Forstleuten oft umsonst zu haben.) c) Insektensammlung, enthaltend die nützlichsten und schädlichsten Insekten der Heimat, d) Herbarium aller im Bezirke vorkommenden Blütenpflanzen, wichtige Moose, Flechten u. dgl. e) Eine Samensammlung (Getreide — Bäume), f) Eine Mineraliensammlung, enthaltend Gesteine der Heimat, wichtige Erze, Metalle und Legierungen, Brennstoffe, Bronze, Salze u. dgl. (Arme Schulen erhalten eine kleine Mineraliensammlung gratis von der Lehrmittelsammelstelle Petersdorf bei Trautenau.) VI. Naturlehre. I. Gegenstände zu verschiedenen Versuchen: Staniol, Taucherglocke, Trichter aus Glas, Reibschale, Probiergläschen, pneumatische Wanne, Retorte, Retortenhalter, Spirituslampe, Kochflasche, Glasstäbe, Eisenfeilspäne, Glasröhren, Feile, Pappendeckel, Korkscheiben, Kerzen, Kautschukschlauch, 20 m Leitungsdraht, Eisendraht u.dgl. 2.) Wärmelehre: Kugel mit Ring, Thermometer, Kochflasche, Wandtafel der Dampfmaschine und der Lokomotive. 3.) Magnetismus: Kompaß, natürliche und künstliche Magnete. (Hufeisen- und Stabform.) Eisenfeilspäne. 4.) Elektrizität: Glas- und Harzstab, Schwefelstange (Bernsteinspitz), Katzenfell. Elektrisiermaschine, Blitztafel; 1—2 Salmiak-Elemente, elektrisches Läutewerk, Elektromagnet samt Anker, Glühlampe, Induktionsapparat, Telegraph mit Taster, Telephon. 5.) Mechanik: Barometer, Saug-und Druckpumpe, Heber, Spritzflasche (Heronsball), Feuerspritze, Lot, Rolle, Flaschenzug, Wellrad, Hebel samt Stativ und Gewichten, Schrotwage, Dezimal- und Krämerwage, Modell einer Pendeluhr. 6.) Schall: Stimmgabel, Normal-a (eventuell: Lippen- und Zungenpfeife). 7.) Licht: Brennglas, Glasprisma, Lupe, Sammel- und Zerstreuungslinsen, Konkav-, Konvexspiegel, Stereoskop, Fernrohr. 8.) Chemie: Braunstein, Benzin, chlorsaures Kali, Kalkwasser, Lakmuspapier, Quecksilber, Salzsäure, Stangenschwefel, Salz, Salmiak, Soda, Steinöl, Teer, Zucker, Spiritus, Schwefelsäure und Salpetersäure. 9.) Wandtafeln über die Papiererzeugung. (Umsonst zu haben bei Eichinann und Komp. in Arnau.) Wandtafeln über Leuchtgasbereitung, über den Hochofen, über Glaserzeugung, Zuckerbereitung usw. VII. Geographie. 1.) Karten: Plan des Schulzimmers, des Schulhauses, des Schulortes. Karte der Umgebung des Schulortes, Karte des Bezirkes, Sandhaufen im Schulhofe zur Herstellung von Reliefs. Wandkarte von Böhmen, Wandkarte von Österreich-Ungarn, Wandkarte von Europa, Wandkarte der Planigloben, Erdglobus. (Kartenskizzen der österr.-ung. Monarchie von Kintz.) 2.) Anschauungstafeln, enthaltend: Geographische Charakterbilder aus Österreich, Ansichten von den größten Städten, Völkertypen, z. B. Tschechen, Tiroler, Polen, Kroaten usw. 3.) Eisenbahnfahrpläne. 4.) Stereoskopbilder: Ansichten der Heimat, der größten Städte, Gebirge usw. VIII. Geschichte. Wandtafeln, veranschaulichend: Germanisches Gehöft, Ritterburg, die Habsburg, Rudolf v. Habsburg, Karl d. Große, Attila, Wallenstein, Belagerung Wiens, Kolumbus, Gutenberg, Schlacht im Teutoburger Walde, Maximilian I., Maria Theresia, Josef II., Prinz Eugen, Andreas Hofer, Jos. Haydn, Mozart, Schubert, Schlacht bei Aspern, Leipzig; Radetzky. IX. Zeichnen: Schachbrett, Drache, Fahne, Schiefertafel, Soldatenhut, Hefte, Fächer, Reifen, Rad, Wappenschilder, Paletten, Sichel, Wiegemesser, Apothekerschachteln, Blumentöpfe, Krüge, Schaffe, Blätter, Zweige, Pilze, Früchte, Schmetterlinge, Käfer, Flaschen, leichte Vogelfedern; Wandtafeln für stilisierte Formen oder Ornamente. X. Gesang. Normalstimmgabel, Notentafeln. Thums Notensingen. XI. Handarbeitsunterricht. Zum Stricken: 2 hölzerne Stricknadeln und eine rote Schnur. Zum Häkeln: Gebogene Häkelnadel, rote Fäden, Stativ mit 2 herausnehmbaren Rahmen. Schnittmustervorlagen. Stoffmustersammlung. Knöpfe in den Bänken. Schnittmustersammlung, Merkbücher. Mustertabellen für den Häkelunterricht. 2545 XII. Turnen. I Barren, 3—4 Kletterstangen, 1 Leiter, Reck, 1 Seil, Sprunggeräte, Turnsläbe aus Holz, Faustball, 2 Fangbälle aus Gummi, 2 Schlagbälle, 2 Schlagscheite, 5— 10 Springschnüre mit Handhaben. Reifenspiele. Wenn der Kuckuck ruft! Skizzen von Karl Kuratko. Das erste Gewitter ist verrauscht. Alles, alles atmet mit Wonne die einzig herrliche Frühlingsluft. » Aus dem WeinberghäXisl kriecht langsam der „lange Hans“. Im Winter haben sie ihn per Schub in sein Heimatsdorf gebracht. Heute, gerade heute, machte er sich auf die Wanderschaft, um wieder einmal andere Dörfer und die Städte mit seinem Besuche zu beehren. — Die laue Frühlingsluft hat ihn hinaus in die Ferne gelockt, — aber er kam nicht sehr weit — eben weil der Regen schnellere Beine hatte als der lange Hans. — Unser Wandersmann setzte sich auf einen Stein und betrachtete sinnend seine Schuhe, die vorn so große Luftlöcher hatten, daß grad auch die Zehen die herrliche Frühlingsluft mit vollen Zügen einatmen konnten: „Soll ich euch ausziehen oder soll ich euch anlassen?“ redete er seine Schuhe an. „Nein, ich laß euch an; mit Schuhen wandern ist nobler!“ beendete er seine inhaltsvolle Rede. Kuckuck, kuckuck, kuckuck,. .. „Halt, wart einmal ein bißl, wir werden einmal zählen, wieviel Tage mir heuer im Loch sitzen werd’n, wegen: Vagabondasche und Betteln! Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben . . . acht, neun . . . zehn . . . Hältst’n Schnabel, verdammter Racker, du denkst wohl, ich will den ganzen Sommer verbrumm’l“ — * Im Neubauernhof geht gerade der alte Bauer über den Hof. Das ist der reichste Bauer und der größte Geizhammel im ganzen Tale. Ich denke, der mißgönnt seinem eigenen Magen das bißl Essen. Schaut ihn nur an, dünn ist er wie eine Spindel und die Nase steht ihm wie ein verbogenes Schürhakl im Gesichte. Wie nur die Augen herumschauen, ob es nicht irgendwo etwas zu zanken gibt . . . Kuckuck, kuckuk, kuckuck, .. . Schnell klopft der Alte an die Hosentasche, wo der Geldbeutel klimpert. „Hihihihi, werd’ ich einmal zählen, wieviel Jahrl ich noch mitmach’1 — Eins, zwei, drei, vier — hihihi — fünf, sechs, sieben . . . acht, neun .. . zehn . . . hihihi, bist ä braver Kerl, — zehn Jahrl, — hihihi, — zehn Jahrl — und noch immer schreit er!“ — * Beim Bergbauern liegt’s Annerl im Fenster. Das ist euch ein Mädl! Schlank gewachsen wie eine Tanne ist sie und wenn sie lacht, könntest du g’rad’ über die Grüb’ln im Gesicht stolpern. — Die dicken, braunen Zöpfe fallen bis zum ... Na kurzumgut, wenn du ein besonders hübsches Mädl kennst, denk’ halt, so schaut’s Bergbauernannl aus. Kuckuck, kuckuck, kuckuck, . . . „Eins, zwei, drei, vier . . .“ — Na, meiner Seel, das Annerl zählt auch schon, am End gar, in wieviel Jahrln sie heiraten wird. — „Fünf, sechs, sieben . . .“ Bumm, fliegt klirrend das Fenster zu. Na, mein lieber Kuckuck, jetzt möcht’ ich nicht in deiner Haut stecken, beim Annerl hast es gründlich verschüttet! * Am Waldrande steht das Jägerhaus. — Vor der Tür auf der Bank sitzt der Jäger mit seinem Weiberl. Er hat seinen Arm um ihre Schultern gelegt; sie lehnt sich mit ihrem hübschen Köpfl an ihn an. — Kurz und gut, man sieht’s halt, daß bei den Zweien die Flitterwochen noch nicht um sind. — Kuckuck, kuckuck, kuckuck, . .. Der Jäger stutzt. „Schnell, Marlei, jetzt werden wir einmal zählen, wieviele . . .“ Sie hält ihm flink den Mund zu. „Eins, zwei, drei, vier — . . .“ Da hält sich flink das junge Frauerle die Ohren zu; ihr Mann aber reißt sie an sich, küßt sie auf den roten Mund und ruft: „Sigst, Marlei, darfst dem Kuckuck nicht bös sein, er is halt akkurat so verliebt wie ich, drum schreit er so lang’!" * Kuckuck, kuckuck, kuckuck, kuckuck ... Ich habe mitgezählt, dreißigmal, just gerade dreißigmal hat er gerufen. — Na gute Nacht! Dritte Tagung der „Gesellschaft für Hochschulpädagogik“ zu Leipzig 1912. Von Dr. Hans Schmidkunz, Berlin-Halensee. (Fortsetzung.) Nun hat der Vortragende bewegliche Drahtmodelle (Zylinder, Kegel, Kugel, Ellipsoid, Hyperboloid usw.) konstruiert; durch ihre Rotation erzeugt er mit Hilfe des im Auge dauernden Gesichtseindruckes eine durchscheinende Scheinfläche. Der Lichtstrahl wird jetzt auf die Scheinfläche geworfen und zeigt dort das einheitliche Bild der ganzen Kurve. Außerdem aber entsteht hier der zweite Vorteil, daß der Strahl die Fläche durchdringt und eine „Durchblickkurve“ erzeugt, die von allen Seiten zu sehen und vielfach zu variieren ist. Die kompliziertesten Kurven, oft organischen Formen ähnlich, durchdringen so das Modell. Durch dieses Zeichnen im Raume wird die „Erzeugung“ der geometrischen Gebilde klarer gemacht. Das Prinzip dieses Verfahrens ist völlig verschieden von der intermittierenden Bewegung beim Kinematographen. Hier läßt die kontinuierliche Bewegung beobachten, wie die Figuren entstehen. Dadurch prägt sich das Verständnis für die Erzeugung von Raumgebilden aus Elementen weit besser als sonst ein. (Für diese „Kinodiaphragmatische Projektion“ erledigt Auskünfte und Bestellungen die Buchhandlung Craz und Gerlach in Freiberg i. S.) Die Diskussion verstärkte noch den schon früher (von Lorey und Rohn) vorgebrachten Protest gegen die Verwendung des Kinematographen im Unterricht. Für die geometrische Anschauung zeige er immer nur den Übergang in dem Strahlenbüschel, in welchem sich die ebene Kurve fortbewegt. Noch dazu sei er sehr teuer. „Die Großen der Nation werden nicht aus denen hervorgehen, die viel im Kino sitzen.“ Der Nachmittag des zweiten Kongreßtages begann mit dem Vortrage „Methodologische Grundsätze literaturgeschichtlicher Seminarübungen“ von Professor G. Witkowski (Leipzig). Hauptinhalt: Die Aufgabe unserer Seminare ist, den Studenten eine möglichst vollkommene Ausbildung zur selbständiger wissenschaftlicher Arbeit zu geben, hat jedoch auch darauf Rücksicht zu nehmen, daß viele Studenten später den Lehrerberuf ergreifen; und wir müssen die starke Neigung, in der Schule den Seminarbetrieb nachzuahmen, bekämpfen. Eine Propädeutik gehört ins pädagogische Seminar. Der wissenschaftliche Zweck darf auch nicht durch Rücksicht auf allgemeine literarische Interessen gestört werden. Seit der Schulreform von 1901 fehlt es jetzt infolge der Verschiedenheit der Vorbildung an der genügenden Kenntnis der alten Sprachen auch bei den humanistischen Abiturienten. Dafür müssen wir selber Ersatz schaffen oder uns an Übersetzungen gewiesen sehen. Es wird ein Vorkurs zu Proseminar und Seminar nötig. Jenes führt zum Staatsexamen. Allen Teilnehmern (zu Leipzig in drei Abteilungen) soll ein leicht beschaffbarer Text gegeben werden; über diese Interpretation hinaus ist immer schon auf die letzten großen Zusammenhänge hinzuweisen. Dadurch wird Ermüdung vermieden und etwas wohltuend Künstlerisches hineingebracht. Die Ablenkung vom literarischen Interesse durch Gervinus hemmte eine literarhistorische Methode. Versuche dazu galten nur der Konstruktion der Texte. Von der modernen naturwissenschaftlichen Schulung her kam in unser Gebiet ein Streben nach Exaktheit. Für W. Scherer sollte nur exakt Nachweisbares wissenschaftlich sein. Seine auf Textgeschichte und Stoffgeschichte beschränkte Methode schnappt dort ab, wo die persönliche Note usw. beginnt. So ist unsere literarhistorische Wissenschaft von der Nation zürückgewiesen worden. Seit Erich Schmidt 1891 zum Rückzüge blies, kamen allmählich auch wieder ästhetische Elememte zur Geltung, zugleich mit dem neuen Leben der Phonetik usw. Heute leidet der Betrieb weniger unter den Schülern als unter den Lehrern, die nicht mit der Zeit mitgegangen sind; so brauchen wir eine neue Lehrergeneration. Für das Proseminar genügt die ältere Schulung samt Phonetik usw. Von sämtlichen Teilnehmern sind schriftliche Arbeiten einzufordern; die Arbeiten sind zu besprechen. An der Hauptsache, der Textinterpretation, sollen möglichst viele teilnehmen. Die künftige eigentlich wissenschaftliche Tätigkeit soll jedoch der Dozent bereits als eine Art Vision aufleuchten lassen. Die Arbeitsthemata mögen im Zusammenhang mit dem interpretierten Text stehen. — So weit das Proseminar. Dem Seminar selbst verbleibt die Übung in der gesamten wissenschaftlichen Methode. Neben dem schlimmen Druck des Meisters auf die Gesellen sind ein Hauptschaden des Seminars die Einzelvorträge. Bei ihnen bilden Referent, Korreferent und Leiter ein schönes Terzett — wie bereits für die Mathematik Rohn hervorgehoben hat. Statt dessen sollte ein großes wissenschaftliches Thema allen gegeben werden. Wir haben zwar ein lebhaft interessiertes akademisches Publikum, müssen aber erst seine falschen Vorstellungen ausmerzen und ihm Nutzen und Zweck der dargebotenen Lehre zum Bewußtsein bringen. Daraus ergeben sich ethische und pädagogische Pflichten des Lehrers. — ln der Diskussion wurde von dem Vorsitzenden betont, daß wir jetzt mit Riesenschritten vorwärtsgehen, daß man heute schneller veraltet als früher und daß aus der jungen Generation besonders Psychologisches entgegentönt. — Professor R. Lehmann (Posen) sah das zentrale Problem der Universitätspädagogik in der Frage, wie weit Forscher und wie weit Gymnasiallehrer auszubilden seien. In der Literaturgeschichte ist schon durch Scherer zur Textgeschichte und Stoffgeschichte als Drittes die Entstehung im Dichtergeist hinzugefügt worden; als Viertes ist die spezifisch ästhetische Interpretation erforderlich, also eine wissenschaftliche Kunstforschung. Neben dem extrem Schererschen Standpunkt haben wir die andere Strömung, die das Vorliegende objektiv betrachtet, abgesehen vom Historischen. Scharf wendete sich sowohl gegen das Überlieferte wie gegen das hier Vorgebrachte Professor Max Förster (Leipzig). Die literarhistorische Methode sei psychologisch, kulturhistorisch, philosophisch und etwa noch literaturvergleichend zu ergänzen. Der einzige Dozent von heute, der nicht einseitig literarhistorisch vorgehe, sei in Deutschland O. Walzel; weit überlegen darin seien uns die Franzosen. Im Seminar müssen wir den Studenten verschiedene Arten von Reproduktion und Produktion geben. Anfängerübungen gehören noch vor das Proseminar, eigentliche Dissertationsvorbereitungen nicht ins Seminar. Das einzige Richtige sei das, was der Vorredner als das Ver-dammenswerteste hingestellt: Die Seminarvorträge. Deren Themen müssen aber allgemeinere Fragen in leichterer Weise behandeln. Die Hauptaufgabe sei die Einführung in die literarischen Hilfsmittel. E. Bernheim sah in dem Vorgebrachten wieder die Notwendigkeit einer hochschulpädagogi-schen Gesellschaft, auf daß einer vom ändern wisse, auch soweit sie miteinander übereinstimmen. Der Vortragende habe keine Fühlung mit dem anderswo Gleichen. Die „Trios“ seien schon bei unseren Lehrern fürchterlich gewesen. Als eine große Schwierigkeit zeigen sich die kleinen Ausarbeitungen im Proseminar. Der Vortragende betonte, daß er auf eine scharfe Scheidung der Strömungen verzichten wolle, als Literarhistoriker jedoch auf Historisches nicht verzichten könne. Auch 0. Walzel verlasse zu sehr die stoffgeschichtliche Bahn. Für die Schüler sei eine Auswahl unter den Aufgaben zu treffen. (Fortsetzung folgt.) Der kranke Lehrer und das kranke Kind. (Neue Folge.) 1. Schulepidemien. Korvemerkung. Ein alles, viclgelcsenes Kapitel erscheint in neuer Gestaltung, besorgt von einer kundigen Hand. „Der kranke Lehrer und das kranke Kind“! Herr k. k. Bezirksarzt Dr. W. Müller, der die Führung übernommen hat, blickt als Schularzt auf eine reiche Erfahrung zurück und kann somit die brennendsten Fragen aus der Praxis heraus lösen. Sein Programm umfaßt die gesamte Schulhygiene und die Berufskrankheit des Lehrers. Wir werden somit im Verlaufe den ganzen Zyklus von Leiden, soweit sie das Laienauge beurteilen kann und soll, durchmachen können. Herr Dr. M. geht noch weiter: Er ist bereit, Fragen der g. Leser, auch wenn sie privater Natur sind, entweder in seinem „Blätter-Brieskasten" oder brieflich u. zw. ohne Anspruch auf Honorar zu beantworten. Somit erhält unsere Zeitschrift einen „Ärztlichen Rat-geber", einen Freund, der uns manchen Groschen ersparen hilft. D. Sch. Mit dem Gesundheitszustände der Schulkinder hängt auch die Leistungsfähigkeit derselben, wenn man von den geistig minderwertigen absieht, und der Erfolg des Unterrichtes ab. Es liegt sehr im Interesse der g. Lehrerschaft selbst, über den Gesundheitszustand normaler Kinder orientiert zu sein. Die Krankheiten der Schulkinder sind wohl zumeist auf Infektionen zurückzuführen. Der allgemeine, in der Bevölkerung eingewurzelte Glaube, daß die Krankheiten nur durch Erkältungen hervorgerufen werden, ist wohl zum größten Teile unrichtig, besonders wenn man die Infektionskrankheiten, also jene, welche durch einen Bazillus 2548 oder Bakterien hervorgerufen werden, in Betracht zieht. Und jene bilden ja unter den Schulkindern die häufigste Ursache der Schulversäumnisse. Die Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten ist ein Feld, in welchem nicht nur der Arzt, sondern auch der Lehrer ziemlich viel zu leisten hat. Das bereits vom Abgeordnetenhause angenommene Reichsseuchensanitätsgesetz enthält im § 3 auch die Verpflichtung für die Lehrer, die im § 1 des Gesetzes bestimmten anzeigepflichtigen Krankheiten zur Kenntnis der Vorgesetzten Behörden zu bringen. Hiefür einige Anhaltspunkte zu bieten und die Schulkrankheitenmisere zu mildern, sei Zweck der nachstehenden Ausführungen. — Die Epidemien sind, soweit Schulkinder in Betracht kommen: Scharlach, Diphtherie, epidemische Genickstarre, Bauchtyphus, Egyptische Augenkrankheit (Trachom), Blattern und Cholera. Das Reichssanitätsgesetz wird von der Anzeigepflicht von Masern, Varizellen (Schafblattern), Keuchhusten, Rötheln und Mumps absehen. Es sollen zuvörderst in Kürze die Symptome der einzelnen Krankheiten, soweit es für den Lehrer notwendig ist, geschildert werden, wobei jedoch auch auf die nichtanzeigepflichtigen Krankheiten ebenfalls Rücksicht genommen wird. Gerade dadurch, daß letztere Kategorie nicht mehr von den Angehörigen zur Anzeige gelangen werden, besteht die Gefahr, daß diese Krankheiten unter den Kindern einer Gemeinde rasch Umsichgreifen und den Schulbesuch sehr beeinträchtigen werden. Es wird demnach auch weiterhin für den Lehrer von besonderem Interesse sein, zu wissen, wie lange die Kinder, welche an Masern, Keuchhusten, Rötheln, Varizellen und Mumps erkrankt sind, mit Rücksicht auf die Übertragungsfähigkeit vom Unterrichte fernzuhalten sind, und zweitens welches Krankheitsbild dieselben bieten. — 1. Scharlach ist eine Infektionskrankheit des Kindesalters. Die Krankheit zeigt ein Inhibationsstadium von 4—7 Tagen, d. h. innerhalb welcher Zeit nur unbestimmte allgemeine Symptome, wie Niedergeschlagenheit, Appetitlosigkeit auftreten können. Sodann stellt sich gewöhnlich, u. zw. plötzlich unter höherem Fieber eine Angina mit Halsschmerzen und Erbrechen, Schwellung der Halsdrüsen und eine stark belegte Zunge ein. Der sich anschließende Hautausschlag besteht aus einer Menge feiner, roter Pünktchen, die dichtgedrängt auf einem blaßroten Grunde sitzen.1 Das Exanthem beginnt am Halse und am oberen Teile der Brust und des Rückens, um sodann auf das Gesicht und die Extremitäten überzugreifen. Nach dem 4. Tage tritt eine Wendung zum Bessern ein; am 9. Tage ist das Kind fieberfrei. In der 2.-3. Woche beginnt die Abschuppung, weche auf den Fingern, Handflächen, den Fußsohlen und teilweise am Rumpfe in großen Fetzen erfolgt. Gefährlich ist Scharlach wegen der Komplikationen: Nierenentzündung, Rheumatismus, Mittelohrentzündung. — Eine Behandlung durch den Arzt ist notwendig. Für die Lehrer kommt in Betracht behufs Vermeidung der Übertragung in der Schule: Fernhalten des Kindes vom Unterrichte durch volle 5 Wochen, Reinigen der Bank und des Fußbodens mit einer Desinfektionslösung, in welcher das Kind gesessen ist, Ausschließung der Sitznachbarn auf 8 Tage vom Unterrichte, Beobachtung der Nachbarskinder. Die Übertragung erfolgt während der Dauer von 6 Wochen durch die Kranken, aber auch durch Zwischenpersonen oder Gegenstände, mit denen der Kranke in Berührung kam. Notwendig ist ferner, allen Kindern ein mehrmaliges tägliches Gurgeln mit einem Gurgelwasser (einfach Salzwasser oder übermangansaures Kali) zur Zeit einer Scharlachepidemie anzuraten, da die Eingangspforte für den Erreger die Gaumenmandeln sind. 2. Diphtherie ist eine durch den Diphtheriebazillus hervorgerufene Entzündung der Gaumenmandeln, welche auf das Zäpfchen, den Kehlkopf und die Schleimhaut der Nase übergreifen kann. Der Belag ist gewöhnlich graugelb, zusammenhängend, festsitzend und breitet sich schnell aus, zum Unterschiede von der gewöhnlichen Halsentzündung, bei welcher der Belag weiß ist und in Punktform auftritt. Diphtherie zeigt sich gewöhnlich plötzlich, beginnt häufig mit Erbrechen, verrät häufig nur eine geringe Temperaturerhöhung, aber stets schmerzhafte Halsdrüsenschwellung. Bei schwereren Formen ist eine behinderte Atmung im Gefolge. Ärztliche Behandlung unbedingt notwendig. Diphtherieheilserumbehandlung ist den Eltern anzuraten. 1 Wir mache» darauf aufmerksam, daß die Sgmptomc in manchen Büchern unrichtig, ja geradezu entgegengesetzt angegeben sind. D. Sch. Maßnahmen: Dieselben wie bei Scharlach. Die Übertragung geschieht durch die Kranken und Zwischenträger und Geschwister. Die Kinder sind 3—4 Wochen vom Unterrichte fernzuhalten. Besonders zu bemerken ist, daß sich Diphtheriebazillen selbst nach Ablauf der Krankheit noch 2—3 Monate in den Vertiefungen der Mandeln lebensfähig halten können. Diphtherie nimmt wie Scharlach von den Mandeln seinen Ausgang. Das Diphtheriegift ist besonders gefährlich für das Herz, die Nieren und die Muskeln; nach dem Verschwinden der Pilzrosen kann noch immer, auch erst in einigen Wochen eine Herzlähmung eintreten, während die Schädigungen der Muskeln (Lähmungen) und Nieren ohne dauernden Schaden wieder vorübergehen. 3. Die Genickstarre beginnt mit einem Katarrh der Nase und des Rachens. Bei Kindern gelangt häufig der Bazillus auf die weichen Hirnhäute mit schweren eitrigen Entzündungen. Die Genickstarre ist eine böswillige Krankheit des Kindesalters, weil sie gerettete Kinder durch die Folgeerscheinungen der Hirnwassersucht, Blindheit und Taubheit schwer schädigt. Epidemische Genickstarre kommt jedoch glücklicherweise nur selten und da meist bloß sporadisch, nicht epidemisch vor. Ärztliche Behandlung ist unbedingt geboten. Die Maßnahmen bestehen in einer vollständigen Isolierung der Kranken und gründ- licher Desinfektion des Krankenbettes. Im Falle der Erkrankung eines Kindes an Genickstarre in einer Gemeinde sind die Kinder mit Schnupfen von Seite der Lehrer streng zu beobachten. 4. Gefürchtet sind unter den Krankheiten des Kindesalters die schwarzen Blattern. Die Krankheit beginnt ebenfalls von der Nase aus. Mit der Einführung der Kuhpockenimpfung ist glücklicherweise die Gefahr vor einer Infektion ziemlich geschwunden; aber leider hat sich in den letzten Jahrzehnten die Angst vor den Blattern so weit verloren, daß die Impfung nicht mehr mit der wünschenswerten Konsequenz durchgeführt wird. Die Übertragung der Blattern erfolgt durch Zwischenträger und durch die Luft. Beim Vorkommen eines Blatternfalles unter den Schulkindern ist die Schule sofort zu sperren und eine gründliche Desinfektion der Klassenzimmer vorzunehmen. Dr. W. Müller. Brief an das Fräulein G. Sourisseau. (F. 113 der „Bl.“, S. 2498.) Sehr geehrtes Fräulein! Jeden Lehrer, der beim Unterrichte seine eigenen Wege wandelt, muß cs mit aufrichtiger Freude erfüllen, wenn er sieht, daß andere, unabhängig von ihm und selbständig, auf gleichem Pfade vorwärts streben. Diese Freude hat mir auch Ihr Beitrag zum Abschnitte „Stoffe für die Stillbeschäftigung“ bereitet. Ob sich aber Ihre Rechenlehrmittel nicht praktischer hersteilen ließen? Meines Dafürhaltens nach ja. Denn auch das Schneiden, Zusammensetzen und Aufkleben der Kalenderblockziffern erfordert Mühe und Zeit und die Kosten für Klebmittel dürften kaum viel geringer sein wie für einen Knopf Lampenschwarz. Zudem fürchte ich, die Ziffern werden für ein Klassenlehrmittel zu klein und die Tabellen selbst sehr unschön ausfallen. Darum halte ich es für einfacher und praktischer, wenn man sich diese Tabellen mit harter Kreide auf schwarzes Papier (Teer-, Schieferpapier usw.) schreibt. Allerdings muß man da wieder beim Zusammenrollen etwas vorsichtig sein, daß sich nichts verwischt. Wer die Sache schöner haben will, kann sich selbst aus starkem Papier oder Karton 10 Ziffernschablonen machen, diese auf Papier legen, mit dem Bleistift umfahren und mit Pinsel und schwarzer Farbe ausmalen, oder man kaufe sich 10 Blechschablonen, Vs kg Signiertusch (Günther Wagner, nicht teuer) samt Borsten-Pinsel und schabloniere. Wenn man’s nicht gar zu genau nimmt, geht das außerordentlich rasch. Wollte ich aber dabei wirklich etwas Schönes zustande bringen, so habe ich zu einer Tabelle von nicht ganz 200 Ziffern bei 6 cm Ziffernhöhe einschließlich Entwurf und farbigen Linien ca. 13 Stunden angestrengt gearbeitet, weshalb es eigentlich letzten Endes immer noch das Weste und auch billigste sein dürfte, den Wink der Schriftleitung zu befolgen („Vergl. Thums Zifferblatt!“) und ein solches Lehrmittel, und sei’s auch fürs eigene Geld, selbst fertig zu kaufen, ln diesem Sinne schrieb mir einmal eine oberösterreichische Kollegin, daß Ihr meine Rechentafeln bereits so unentbehrlich ge- worden seien, daß sie dieselben nicht mehr missen möge; und wenn sie sich dieses Lehrmittel jedes Jahr vom frischen aus der eigenen Tasche kaufen müßte, so würde sie gerne diese 1 K monatlich entbehren, seit sie die Vorzüge des Tabellenrechnens kennen gelernt habe. Sie werden glauben: Reklame in eigener Sache; der will mir seine Tafeln aufhängen. — Fällt mir gar nicht ein. Aber wenn Sie mir Ihre Adresse bekannt geben, so würde ich Ihnen auf Ihren ausdrücklichen Wunsch allerdings gerne ein Exemplar meiner Rechentafeln unverbindlich und franko zur Ansicht schicken, denn nachdem ich Ihnen meine Meinung über Ihren Aufsatz nicht vorenthalte, würde es mich sehr interessieren, auch die Ihrige in betreff meiner Arbeit kennen zu lernen, umsomehr, als auch ich auf jeder meiner ersten 10 Tafeln je eine der von Ihnen empfohlenen Einmaleinszifferreihen den übrigen Zifferkolonnen vorangestellt habe. Aber etwas gefällt mir aus Ihrem Aufsatze ganz und gar nicht, u. zw. sind es die ersten vier Rechnungen, die Sie da in der 10. Zeile von unten anführen; denn sie machen auf mich den Eindruck, als ob sie einzig und allein dem Beweggründe ihr Dasein verdanken, daß Sie Ihre Tabellen dabei verwenden können, weil sich mit reinen Einmaleinsziffernreihen sonst nichts anderes anfangen läßt. 24 = . X 6, d. h. doch, aus dem Produkte und einem Faktor den anderen suchen; und das ist Dividieren. Wozu es also in die Form einer Multiplikation kleiden? Nicht, daß ich sagen wollte, daß die Kinder bei solchen übermethodischen Künsteleien überhaupt gar nichts lernen; aber ich wüßte mir die kostbare Zeit viel nutzbringender anzuwenden. Versuchen Sie es einmal, indem Sie, auch beim Zu- und Wegzählen usw., alle die verschiedenen Spielereien (wie 8 = . -f- 5 usw.: sieh Seite 5, Zeile 15 von oben der Begleitschrift zu meinen Rechentafeln) einfach weglassen. Dadurch wird die Methode des Rechenunterrichtes auf der Unterstufe vereinfacht und Sie gewinnen dafür Zeit zur Erweiterung der so unerläßlich notwendigen Übung. Probieren geht übers Studieren. Sie werden bald zu der Überzeugung kommen, daß ich doch nicht so ganz Unrecht habe. Und wenn ich dann einmal Ihren Namen in der 29. Frage der Wechselrede lesen sollte, so würde sich freuen, Ihnen hiezu die erste Anregung gegeben zu haben Ihr Amtsbruder Karl E. Engelmann, Lehrer in Nieder-Eisenberg a. d. March, Nord-Mähren. Briefkasten. Vor Jahresfrist cröffnetcn wir unsere Forschung auf dem Gebiete der Experimentellen Pädagogik und luden die g. Leser der Bl. ein, sich auf Grund des der F. 102 beigegebenen und in F. 103 eingestellten Fragebogens an der großzügigen Arbeit zu beteiligen. Der Effekt war nicht so, wie sich ihn aufrichtige Verfechter moderner Bestrebungen gedacht haben mochten. Es war nämlich anzunehmen, daß die Lehrerschaft in dem Augenblicke, da man sie zur Neugestaltung des Erziehungswerkes heranzog, mit beiden Händen zugreifen und endlich einmal selbst an ihrem Gebäude schaffen werde. Bislang kamen ihr entweder von oben gedrechselte Erlässe, nach denen sie wirken sollte, oder es warfen schreibselige Methodikmacher Buch um Buch hinaus; der Großteil der am Bildung! Hebel Stehenden nahm die Devise ruhig auf und drückte im Takt, den ein Fremder bestimmte. Soll denn das so weitergehen? Soll die Lehrerschaft immer und ewig passiv bleiben und nichts als der empfangende Teil sein? Nein, bei Gott nein! Sie ist mündig geworden und kann das, was ihr als Arbeit zufällt, selbst regulieren. Dazu braucht sie jedoch zunächst eine allgemeine Betriebsordnung, die unter ihren Händen gediehen, bezw. eine Pädagogik, die aus der scharfen Beobachtung und einer geläuterten Praxis hervorgegangen ist. Unsere Zeit ist anders geartet; sie kann nicht mehr mit Ächzen in alten Gleisen fortgeschleppt werden. Ein neuer Weltgeist sitzt an der Maschine. Lernt ihn kennen, lernt ihn verstehen, d. H.: Lest F. 102 und 103 nach und kommt und fragt und kommt und schafft! — Ar. M.: In Ihnen steckt ein echter Schulmeister, wie man ihn so selten findet. Geben Sie acht, daß nicht der „Dr." ihn erschlägt! — Lehrer It. HL In HL (Steierm.)r Aus den zugemittelten „Lesefrüchten" nehme ich die Zeile: „Nur der Einporsteigende Hat Feinde und die Feindschaft ist dann allemal die Quittung der Bedeutung." — Wollen Sie darob in der Niederung bleiben? Gerade nicht! Es ist so possierlich, wenn sich die Schlammbrut ob des Ärgers wälzt, daß man ihr entwichen. Fliegen Sie auf, um sich an dem Gewürm zu ergötzen! — Kür die Hlsingstgrüße aus Katharinaberg, Blottnitz, Troppau, Liebenstein, Marien-bad, Tschermoschnitz schönen Dank! — „Krz.": Halt an, ich lasse Sie nicht aus! Ihre Probe war gut. Kehren Sie also öfter ein! — W. W. in W.: Die „Bl. für Lehramtskandidaten" erscheinen mit der Julifolge. — Lehrer L. in Men: Nicht wahr, Sie sind einverstanden, daß ich in Ihrem Beitrage alles streiche, was an den Gemeinplatz erinnert? Wir müssen endlich einmal zu neuen Wendungen, neuen Sprüchen, neuen Bildern kommen. Das Alle ist schon so abgegriffen, daß jeder Reiz vergeht. — Politik und Partei möchte ich ans den „Bl." ausgcschallet wissen; darum ersuche ich Sie, die Deutung „Lehrer" nach einer anderen Seite zu wenden. — Ilach Wien zum zweiten: Nein, so war der Vermerk in F. 113 nicht gemeint! Ich möchte um keinen Preis zu den Sprachvertrocknetcn gehören. Lassen wir Siegert sprechen! Er sagt: „Unser Aufsatz-unterricht wird nicht besser dadurch, daß man die Schüler schon auf der untersten Stufe schreiben läßt, was und wie sie schreiben wollen, sondern daß sie an guten Mustern und durch geeignete Anleitung des Lehrers lernen, was und wie sie schreiben sollen." — Art. M. W. in W. und anderen; Die Zu-stimmungen ob der neuen Beilage „Blätter für Lehrerinnen" sind für uns erfreulich. Wir werden sehen, ob das „schöne Geschlecht" die „schöne" Einrichtung wird aufrecht erhalten können. —Nichtigllessung zu „Kl.M." Nr. 433 in F. 113: Herr Prof. Richter heißt nicht „Josef", sondern „Emil Adolf" und war nicht Übungs-schullehrcr an der k. k. L. B. A. in Wie», sondern am Lehrer-Pädagogium. — In F. 113 haben sich bedauerlicherweise einige Druckfehler cingcschlichen. Die Arbeit mußte eben im Galopp gemacht werden, da noch in letzter Minute Aktuelles einflog. — Schnllt. Z. in A. (ti>ott(d)ce): Sagen Sie den braven Grenzbewohnern, daß mich ihr Drahtgruß überaus erfreut hat. Das ist wieder einmal ein Sonnenstrahl ins Leben, wenn die Dankbarkeit durch die Schlacke der Scheelsucht bricht! Es war ein hartes Stück, bedräut vom Feinde im eigenen Lager, in die Felscnmulde eine Burg der Bildung zu setzen. Allein, da sie steht, da sie Volkstum und Fortschritt im weiten Umkreis sichert und die glücklichen Eltern den Hort zu schätzen missen, sei die Schmach vergessen! — Ans mehrfache Anfragen wird mitgeteilt, daß das „Experinientell-Pädagog. Laboratorium der Bl." bis 12. Juli d. I. täglich besichtigt werden kann. Nichtabnehmcr der Bl. haben eine Eintrittsgebühr von 1 X zu Gunsten des Südheim-Reisefonds zu entrichten. — Kauptlehrer Zt. W. in S-Hl. (Thüringen): Besten Dank für die Auskunft! Es wäre wünschenswert, daß der literarische Kontakt zwischen hüben und drüben zunehme. Man wird jenseits der Grenzpfähle von der Überlegenheit uns gegenüber allgemach abhandeln lassen müssen. So rückständig sind wir eben nicht, als draußen viele vermeinen; der Orient fängt nicht bei Eger an. — Lehrer <&. K. in W. (Steierm.): Aber ja, nur heraus mit den Blitzen! Der Sommer kommt und wir brauchen ein lustiges Gewitter. Doch ich muß Sie „zur Ordnung rufen": Fürs erste haben Sie nicht einseitig (unter Freilassung der zweiten Blattseite) geschrieben; da mußte ich, der Vielbeschäftigte, die Arbeit besorgen. Fürs zweite soll jeder Aufsatz gesondert vorliegen; denn eines schlüpft diesmal, das andere nächstens unter die Presse. — Und weil ich nun einmal schon tadle, so nehme ich gleich auch andere mit. Diese erfüllen zwar die vorstehenden journalistischen Pflichten, aber vermerken nicht Stand, Wohnort und Kronland. Also summa summarum: 1. Die zweite Blattseite frei! — 2. Jedes Thema gesondert! — 3. Name, Stand, Wohnort, Land! — Aktuelle Arbeiten müssen bis 15. jedes Monates vorliegen, sonst können sie nicht in die nächste Folge kommen. — Lehrer L. A. in W. (Währen): Im Anschluß an das Vorstehende zur Beruhigung die Mitteilung, daß mich Ihr Beitrag „Schulgeschichtliches" sehr ergötzt hat; die Notiz wird demnächst Aufnahme finden. Der Abschnitt sollte allseits einem regen Interesse begegnen, bezw. zur Mitarbeit reizen! — Lehrer W. L. in Men: 1. Fühlen Sie sich zur Abfassung des beantragten „Hcldenbuches der Lehrerschaft" stark genug? Das Werk erfordert eine genaue Kenntnis des gesamten Lchrertums; wir wollen doch etwas durchaus Vollkommenes schaffen, um der Welt zu zeigen, was sie uns zu danken hat. Darnach wird sie uns werten. Das Beste muß auch in die Lesebücher kommen; denn, wenn die Jugend soviel Soldatenstücklein kennen lernt und weise Lehr' aus dem Kaufmanns-, Handwerker- und Bürgerstande, warum soll sie nicht auch uns im Dienste der Menschheit sehen?! — 2. Die russische Zeitung, die von uns kostenlos abgegeben wird, ist in russischer Sprache geschrieben. — HauSflummenseyrer K. W. in W. (Wähnten): Da soll mir noch einer komme« und behaupten, die Lehrerschaft habe ihr Hochgefühl verloren! Dem halte ich Ihre Zeilen vor. Obwohl infolge der anstrengenden Tätigkeit des Südheimes bedürftig, schreiben Sie, ich möge nur dann Fürsprache üben, wenn nicht ein Bedürftigerer dadurch geschädigt wird. Freund, so gefällst du mir! — Wenn Sie Ihr Leiden genau schildern, so wird Ihnen der „Ärztliche Ratgeber der Bl." den Weg weisen. — Lehrer A. K. in Sch. (Witbtröflerreich); Da ich den Brief, aus dem ich Lehreridealismus gesogen, zur Seite lege, gleitet ein zweiter zwischen die Finger, der nicht minder erquickt. „Ich will zu Ehren unseres Oberlehrers eine Feier veranstalten, damit „Schüler und Eltern das uneigennützige Zusammenwirken des Lehrkörpers erkennen." DaS ist recht. Diesen Lehrkörper wird die Bevölkerung achten, den in Hader aufgelösten belächelt und verspottet sie. — Lehrer W. A. in K. (Wohnten): Der Bonze in seiner Pose war mir immer verhaßt; es ist daher erklärlich, daß ich dem Formelwerk aus dem Wege gehe. Das ist ja das Schlimme, daß unsere Jungmannschaft nach oben hin nicht frei sprechen darf; da man ihr den Mund verhält oberste nicht hört, spricht sie dann nach unten. Aus Ihrem hübschen Briese muß ich übrigens einen Teil hier ein-setzen: „Einem verschüchterten Dorsschulmeisterlein tut es ja unendlich wohl, wenn cs einmal bei jemandem sich aussprechen, seine Ideen auskramen kann, ohne das es gleich verdammt wird. Das frischt auf, muntert und läutert! Vielleicht ist doch ein winziges Goldkörnlein dabei, das des Aufhebens wert wäre. Wieviel Gutes hat doch solch eine Aussprache mit einer verstehenden Seele! Ich merkte es an mir. Mit welchem Eifer ging ich des anderen Tages an die Arbeit! Die alten, verstaubten Bücher im Schranke wurden her- vorgeholt linb manch Altes wurde mit dem Neuen verbunden. Was fchnbct’S, wenn die Kollegen, mitleidig mit den Achseln zuckend, Über den jungen Stürmer lächeln und prosaisch meinen, die ganze Arbeit in der Schule sei des Hnngerlohnes nicht wert!" — jclsrct Sch. in . . . (Ja, wenn es auf dem Blatte stünde!): 1. Vorläufig kann man zu allen angegebenen Fragen der Wechselnde noch Stellung nehmen. Schluß der Debatte erfolgt mit Bezug auf 15—28 in den Ferien. — 2. Welches Fach wollen Sie im Bcnrtcilungsausschussc vertreten? — Höcrkehrcr Z. W. in P. (Möhmcn): Wenn Sic eine gediegene Zeitschrift über die Arbeitsschnlbewegung kennen lernen wollen, so lassen Sie sich ein Probeheft der Monatshefte „Die Arbeitsschule" (Verlag Quelle und Meyer, Leipzig, Krcuzstraßc 14, Preis jährl, 4 K) kommen. — Sircklor 3>r. jS*. in Leipzig: Für die freundl. Widmung herzlichen Dank! Ich kann von mir leider nichts als Gegengabe senden; die Tagesarbeit häuft sich derart, daß ich an die Abfassung eines Buches nicht denken darf. — Lehrer K. St. in K. (Kärnten): Durch die Bl. zur Bürgcrschullehrerprüfung und durch sie hindurch gebracht worden! Unter diesem glücklichen Zurufe steht Ihr Brief. Wie mich der Erfolg freut! Aber er soll auch zünden! Darum teile ich ändern mit, was alles Sie daran geopfert haben: Zunächst waren Sic der Familie entzogen, dann als Dreißiger jedenfalls nicht mehr in der angenehmsten Verfassung, nach dem „Lehrbuche" zu greifen; dann durch die Muse gelockt, zu dichten, zu schreiben, zu ergötzen; dann aus dem Freundeskreise gerissen, dann non Krankheit und Bitternissen anderer Art befallen, von „Freunden" gehetzt, von Feinden geschmäht, von dem Gezücht angcwidert — und doch — und doch folgten Sie meinem Rate! Ob ich Ihnen iveilerhelfe? Selbstverständlich! Nichts ist mir mehr am Herzen gelegen als die Sorge tun strebsame Kollegen. Mögen alle, die zagen und zaudern, sich in Ihrem Aufraffen besehen! — Dem Lefevnchkakrikanten: Ja, was soll ich zu Ihrer Entgegnung, die mir nun endlich durch Vermittlung in die Hände kam, sagen? Die Sache selbst haben Sie doch kaum gestreift; dafür wollten Sie mit Verdrehungen und einfältigen Sophismen die Person treffen, u. zw. als — Denunziant. Wie heißen Sie denn eigentlich, Herr „Ritter"? Solange Sie nicht hinter dem Strauche hervorkriechen, kann ich mit Ihnen nicht fechten. — Lehrer A. Z>. in M. (Kärnten): Indem ich Sic in unserer Gemeinde herzlich begrüße, lade ich Sie ein, mit Ihrer holdseligen Muse recht oft einzukehren. — Kleine Mitteilungen. 435.) Auszeichnungen. Der bekannte Schulmann Landcsschulinspektor Dr. Theodor Tupctz wurde zum wirklichen Hosrate ernannt. Der Beznksschulinspektor Franz Homolatsch in Wien erhielt den Titel eines Kaiserlichen Rates. — Dem k. k. ilbungsschullchrer I. Zuckcrsdorfer in Krems wurde das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen. — 436) Ehrung eines Uezirksschnlinspelitors. Der Planer Lehrernerein hat den Bezirksschulinspektor Herrn Adolf Schneider in Plan anläßlich seines 40jährigen Dienstjubiläums zum Ehrenmitglieds ernannt. Inspektor Schneider, ein wohlwollender Vorgesetzter, erfreut sich der vollsten Sympathien der ihm unterstellten Lehrerschaft. D. 437.) Einwohnerzahken der WeNstädte. Die erste Stelle unter den Weltstädten nimmt London mit einer Einwohnerzahl von 7,540.000 ein. Als zweite Stadt kommt New-Uork in Nordamerika mit 4,770.000 Einwohnern. Paris folgt mit 3,850.000, Berlin mit 3,430.000, Chicago mit 2,190.000, Tokio mit 2,190.000, an siebenter Stelle erst Wien mit 2,030.000 Einwohnern. — Fassen wir nur die europäischen Städte ins Auge, so kommt Wien an vierter Stelle. An Wien reihen sich von den Städten Europas St. Petersburg mit 1,180.000, Moskau mit 1,684.000, Konstantinopel mit 1,200.000, Hamburg mit 902.000 usw.; von Städten anderer Erdteile Philadelphia mit 1,550.000, Buenos-Aircs mit 1,314.000, Osaka mit 1,230.000, Kalkutta mit 1,216.000. 438.) Hpscr des Alkohols. Infolge des Alkoholgenusses sterben in Deutschland jährlich 40—50.000 Menschen, darunter 1600 durch Selbstmord; 1300 verunglücken; 200.000 kommen vor den Strafrichter, 53.000 ins Irrenhaus oder sind dem Delirium verfallen; 32.000 fallen der öffentlichen Armenpflege zur Last; 4200 wandern in die Arbeitskolonien. 40 bis 45 Prozent aller Ehescheidungen sind auf den Alkohol zurückzuführen. 70 Prozent aller Zuchthausgefangenen verdanken dem Alkohol ihre Strafe; jeder von ihnen kostet den Staat jährlich durchschnittlich 430 M. Entnommen aus der „Bayer. Lehrerzeitg." Was tun? Kampf gegen den Feind des Volkes! Vorläufig mit dem Hinweis auf die Mäßigkeitsbestrebungen. Dagegen erheben in neuerer Zeit selbst viele Ärzte keine Einwendung mehr. D. 439.) Hegen die Koednkation. Die Direktoren des Zentralschuldistriktes von London haben in einer Sitzung beschlossen, das bisher übliche gemischte Erziehungssystem in den Schulen abzuschaffen. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Knaben eine andere Erziehung brauchen als die Mädchen. Mit dem System der gemischten Erziehung glaubte man den Lerneifer der Kinder mehr anzuregen; das Gegenteil ist jedoch 2553 eingetreten. Die Mädchen wurden gleichgültig und hemmten somit auch den Fortschritt der Knaben. Wenn man bei den Knaben irgendwelchen Fortschritt in der Erziehung machen wollte, mußten stets die Mädchen zu größerem Eifer ungehalten werden. Für die Mädchen sei alles andere für die spätere Entwicklung vor-teilhaster als wissenschaftliche Kenntnisse, insbesondere in der Mathematik oder Geometrie, die für die Knaben von großer Notwendigkeit sind, und das gemischte Erziehungssystem legte darum dem Lerneifer der Knaben einen Hemmschuh an. (Aus der „Zeitschrift für das österr. Volksschulwesen".) — Was sagen wohl zu diesen Ausführungen die Suffragetten? In Österreich wurde an einzelnen Bürgerschulen die Koedukation versuchsweise eingeführt; welches Ergebnis wird hier zutage treten? D. 440.) Jugendpflege itnb Hclegraphiellunde. Zu einer interessanten Neuerung im Jugcndpflegewesen hat das Kriegsministerium von Preußen seine Zustimmung gegeben. Es ließ nämlich mehreren Jugendpflegevereinigungen eine Anzahl Militär-Morse-Apparate nebst Zubehör zur Verfügung stellen, damit die Mitglieder die Telegraphie erlernen können. Gleichzeitig wurde zur Erlernung des Legens der Kabel das erforderliche Material überwiesen. Es soll dadurch den Jugendvereinen Gelegenheit gegeben werden, sich bei ihren Übungen im Gelände zur Übermittlung von Nachrichten der Feldtelegraphie zu bedienen. Die Apparate sind nach zwei Jahren dem Kriegsministerium wieder zurückzugeben. (Man vergleiche hiezu die Geländespiele an den Mittelschulen in Österreich! D.) Aus der „Volksschule". 441.) Wie stillt man zweckmäßig den purst eines Schulkindes während der Iirühflückspansek Erschöpfende Antwort auf diese Frage gibt der Breslauer Kinder- und Schularzt Dr. Moritz Cohn im Okloberhest 1912 des „Archivs für Pädagogik". Er faßt seine Forderungen in folgende Punkte zusammen: 1. Die Einrichtung von Springbrunnen zum Wassertrinken für Schulkinder und die sorgfältige Aussicht beim Wasserteinken ist zu empfehlen. Wenn diese Brunnen nicht vorhanden sind und aus technischen Gründen nicht eingerichtet werden können, sorge man für das Mitbringen eines Gläschens in der Frühstückstasche oder in einem neben dem Frühstücksläschchen umzuhängenden besonderen Behälter. 3. Man erlasse ein Verbot des Milchtrinkens in der Schule zum zweiten Frühstück und gestatte nur Ausnahmen für diejenige» Kinder, die ein besonderes ärztliches Attest vorweisen. 4. Man beseitige nicht bloß das Verbot des Obstgennsses in der Schule, sondern man fördere direkt durch Belehrung von Ellern und Schülern das Verzehren frischer Früchte während der Frühstückspause. Es muß endlich die veraltete Ansicht beseitigt werden, daß nur ein Erwachsener berechtigt ist, Durst zu haben und seinen Durst nach Belieben zu löschen. Schulkinder sind doch auch Menschen, die wie die Erwachsenen wenig oder viel Durst haben, d. H. manche Kinder trinken nicht oder sehr wenig, manche sehr viel Flüssigkeiten zu den Mahlzeiten. Wenn man auch nicht gestalten kann und darf, daß Schulkinder wie die Erwachsenen in beliebiger Weise durch Einnahme verschiedener Getränke ihren Durst stillen, so sollte man ihnen den Genuß des für sie zweckmäßigsten Getränkes, des Wassers, aber zum zweiten Frühstück der etwa 90 °/o Wasser enthaltenden frischen Früchte nicht vorenthaltcn. („Zeitschrift für das österr. Volksschulwcsen".) D. 442.) Ja, diese Kremdwöilcr! Ein junger Arzt war einen Sommer hindurch in einem Erholungsheim tätig, das aber beileibe nicht so hieß, sondern Rekonvaleszentcnhcim, ein Wort, das sich nicht nur ivegen seiner allgemeinen Verständlichkeit, sondern auch wegen feiner Kürze und seiner leichten Aussprache empfiehlt. Der Arzt machte sich nun das Vergnügen, die Aufschriften auf den Briefen und Karten an die Bewohner des Hauses (meist Arbeiter und Arbeiterinnen) zu lesen, und konnte sich folgende Mustcrkarte zusammenschreiben: Rekoirvaliszentenheim, Regenvaliszentenhcim, Rekonsaliszenthenheim, Rekonvalizeirtcn-heim, Reckawaliszenlenheim, Rekonsalißzendenhaim, Reconfalleszentenheir», Neeomfalenzenhcirn, Rekowales-zentenheim, Nckomvalenzenheim, Rekonvalcszendenheim, Rekonfalzenlenheim, Nekonfazentenheim, Rcnkon-valeszentenheim, Reskonualenzentenheim, Rekanvaleszentenheim, Rekonesvaleszentenheim, Rexonfaleszenten-heim, Revonivaleszenzeirteim, Reckonstalesjenlenheim, Rekovaliszerteheim, Renevales Zentenfeind! („Zeitschrift des Allgem. Deutschen Sprachvereines.") D. 443.) Hryaktnng heimischer Wolkstrachten. Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat den Landesschulbehörden nachstehendes eröffnet: „Als ein hervorragendes Mittel zur Stärkung der Heimalliebe und damit auch zur Eindämmung der immer mehr um sich greifenden Landflucht »ruß u. a. auch die Weckung und Förderung des Interesses für alte heimatliche Sitten und Gebräuche, für heimatliche Volkskunst und heimatliche Volkstrachten bezeichnet werden. Mit Rücksicht hierauf wurde bereits in den mit der Ministerialverordnung vom 15. Sept. 1911 vorgeschriebenen Lehrplänen für den Zeichenunterricht an den allgem. Volks- und Bürgerschulen, an Lehrer- ünd Lehrerinnenbildungsanstalten sowie an Bildnngskursen für Arbeilslehrerinnen und für Kindergärtnerinnen und in den hinausgegebenen Instruktionen zu diesen Lehrplänen auf die Pflege der heimatlichen Volkskunst beim Zeichenunterrichte aufmerksam gemacht. Behufs Hintanhaltung oder doch Verzögerung des allmählichen Verschwindens der hei-mischen Volkstrachten hat das k. k. Ministerium für öffentl. Arbeiten mit dem Erlasse vom 1. August 1911 die Abhaltung zeitweiliger UnterrichlSveranstaltungen für die bäuerliche Bevölkern ng angeregt, durch welche dieser jene Fertigkeiten und Techniken vermittelt werden sollen, die bei der Herstellung überkommener länd- 2554 licher Trachten zur Anwendung gelangen und die aus irgendeinem Grunde verloren gegangen sind oder nunmehr unzulänglich ausgeiibt werden. In Verfolgung des gleichen Zweckes werden nun die k.!. Landes-schulräte ersucht, auch die Lehrerinnen der weibl. Handarbeiten an den allgem. Volks- und Bürgerschulen, an den Lehrerbildungsanstalten und an den Kursen zur Heranbildung von Arbeitslehrerinncn anznmeisen, bei ihrem Unterrichte auf die vorerwähnten Fertigkeiten und Techniken entsprechend Betracht zu nehmen und landläufige Schritte, „Basarmuster" u. bergt, die den gesunden Kunstsinn des Volkes zu schädigen geeignet sind, zu vermeiden.'' Diese Bestrebungen der beteiligten Ministerien sind aufs freudigste zu begrüßen; hoffentlich sind sie auch von Erfolg begleitet! So mancher schlichte Mann aus dem Volke hat mit dem Ablegen seiner Volkstracht auch seinen Biedersinn verloren! Sollen Volkstracht und Volkssprache erhalten bleiben, dann müssen aber auch gewisse Kreise endlich aufhören, darüber abfällige Urteile abzugeben oder gar sich lustig zu machen. D. 444.) Uokttsvivliotyetten. Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung hat im Deutschen Reiche in den letzten fünf Jahren 43.275 Volksbibliolheken mit 837.649 Bänden begründet und unterstützt. Es erhielten Bücherzuwendungen in den Jahren: 1908 7059 Bibliotheken 141.417 Bände 1909 8919 „ 181.887 „ 1910 9646 „ 213.362 „ 1911 8816 „ 194.802 , 1912 8835 ., 206.181 Die Gesellschaft gibt gegen mäßige Jahresbeiträge Wanderbibliotheken und Eigenbüchereien im Werte von 60—80 Mark ab. Die Wanderbibliotheken können alljährlich bei völlig freier Wahl neuer Bestände umgetauscht werden. Die Eigenbüchereien, die von den betreffenden Körperschaften völlig frei zusammen« gestellt werden könne», werden in vier Jahren freies Eigentum der Gemeinden. (Eine nachahmenswerte Einrichtung! D.) Entnommen aus der „Bayer. Lehrerzeitung". Daß man auch in Österreich den Wert guter Volksbüchereien würdigt, zeigt nachstehende Notiz aus dem „Kärntner Schulblatt": „Der Kärntner Landtag hat über Anregung des Koll. Zenz für die Wanderbüchereien einen Betrag von 2500 K gegen 1000 K in den Vorjahren bewilligt. Dadurch ist es in erfreulicherweise möglich, eine größere Anzahl von Landgemeinden mit Bücherkisten, die einen gediegenen Lesestoff bieten, zu versehen. 445.) Ungeteilter Unterricht Ein Gesundheitsrat beschäftigte sich mit der Frage der Abschaffung des Nachmittagsunterrichts in sämtlichen Schulen. Das ärztliche Urteil trat, indem es sich auf Beispiele in Nord-dcutschland, aber auch in Karlsruhe und Mannheim berief, für den ungeteilten Unterricht unter Einführung der Kurzstunden ein. Es wurde deshalb vom Gesundheilsrat einstimmig beschlossen, den Oberschulrat zu ersuchen, an je einer Knaben- und Mädchenschule einen mindestens einjährigen Versuch zu machen. Unser Standpunkt in dieser Frage ist bekannt, wissen wir doch alle, daß die Kinder vom Nachmittagsunterricht wenig Gewinn haben. Schon 1902 führte Rektor Lentz-Krefeld auf der Hauptversammlung der Schulleiter des Regierungsbezirks Düsseldorf in einem Vortrag über das Thema „Geteilter oder ungeteilter Unterricht" ans, daß hervorragende Physiologen und Psychiater den Wegfall des Nachmittagsunterrichts und statt dessen eine entsprechende Verlängerung des Vormittagsunterrichts forderten, weil der Nachmittagsunterricht die Gesundheit der Schüler in erheblicher Weise beeinträchtige und in vielen Fällen an dem schlechten Aussehen und der Nervosität die Schuld trage. Ans Grund eingehender Versuche könne als übereinstimmend bezeichnet werden, daß 1. die Leistungsfähigkeit bis zu 3 bezw. 4 Stunden zunehme und von da ab zu sinken beginne, 2. Erholungspausen die Leistungsfähigkeit fördern, 3. die Nachmittagsleistungen denen des Vormittags nachstehen und 4. anstrengende körperliche Übungen die psychische Leistungsfähigkeit mindern. Wolle man daher den Forderungen der Hygiene Rechnung tragen, so müsse der Vormittagsunterricht zum Prinzip erhoben oder zum wenigsten der Nachmittagsunterricht auf zwei Nachmittage in der Woche beschränkt werden. Aus der Thür. Lehrerztg. Durch München voit Schule zu Schule. 8. In der Kaushaktungsschuke. (Schluß.) Bestimmend für den jeweiligen Speisezettel ist die Jahreszeit. Im Winter wird besonders der Krankenkost gedacht. Die ans mehreren Gängen bestehenden Mittagessen erscheinen erst am Ende des Jahres in den Lehrplan eingestellt; vorher müssen Einzelgerichte erledigt werden. Von Zeit zu Zeit werden Molkereien und Produktengebände besucht, ebenso Schlachthäuser — jedoch nach dem Schlachten —, Kunstmühlen. Fischmärkte. Beim Bortrage wird die historische Methode verwendet, d. H. es wird die Entwicklung von Gewerben u. dergl. vorgeführt. Auf das Reinigen der Kleider und der Knchenwäschc wird mit besonderer Strenge gesehen; auch das Fleckputzen erfährt einen rationellen Betrieb, das Bettanrichten wird an einem Modelle geübt, Kulturgeschichtliches im Deutschen Museum erörtert; neben sorglicher Auswertung der Eßwaren muß auf sparsame Beheizung gesehen werden. (Aus dem Kapitel „Sparsamkeit" konnten wir Österreicher von den Reichsdeutschen viel lernen.) — Eine brennende Frage harrt dermalen in M. der Lösung: Soll die Lehrerin für Haushaltungskunde, und da wieder insonders die Lehrerin für den Kvchunterricht, seminaristisch gebildet, also eine ehemalige Bolksschullehrcrin sein oder unmittelbar vom Herde geholt werden, d. h. dem Metier nach nichts als eine tüchtige Köchin, bezw. Wirtschafterin vorstellen? Ich für meinen Teil gab unverhohlen der Meinung Ausdruck, daß mir diese (die letztere) Art von Lehrkräften als Bestandteile des regelrechten Schulorganismus nicht gefalle und ich nicht zu jenen gehöre, die der theoretisch gebildeten Lehrerin so ohueweiters jedwedes praktische Geschick ab-sprechcn. Lehrerinneneheu haben uns ausreichend Beweise geliefert, daß sich bei einigem guten Willen die seminaristisch gebildete Kollegin in kurzer Zeit in die Wirtschaft findet und neben dem Hausszepter auch den Kochlöffel zu schwingen versteht. Wer das im voraus in Abrede stellt, ist entweder befangen oder schlecht gefahren. Der Einzelfall macht jedoch nicht die Regel. Soviel steht fest: Frauen schmiegen sich rasch den neuen Verhältnissen an und tragen von Natur aus den Trieb zur Häuslichkeit in sich. Tritt zu alledem eine gediegene Bildung, so ist das, was die derbe Hand nach Jahren sich handwerksmäßig angeeignet hat, in wenig Monden errungen u. zw. derart, daß sich die Arbeit über den toten Mechanismus erhebt und, von der Einsicht gefördert, dem jungen Gcschlechte zwischen die Hände schieben läßt. Die hausbackene Köchin bleibt der Dienstbote, der gerade nur etwas vormnchen, es aber nicht erklären und in den Nahmen eines Ganzen bringen kann; die Lehrerin-Köchin indes weiß allein eine Fundierung zu geben und es aus der Erwägung zu gewinnen. Endlich bleibt noch ein Kompromiß offen: Es übernimmt die seminaristisch gebildete Lehrerin den theoretischen Teil und die erprobte Köchin die praktische Ausführung. Aber auf keinen Fall lasse man es zu, daß unser Stand auch nur irgendwie um eine Spezies bereichert werde, die „Samstag noch den Besen führt". — Aber nun kommt eine andere Konsequenz: Wenn wir die leibhaftige Kollegin zur Hausfrau bestimmen, so muß ihr Gelegenheit geboten werden, sich das praktische Geschick in der Bildungsanstalt zu erwerben. Das führte zu einem neuen Gegenstände in unserem ohnedies überlasteten Lehrpläne u. zw. zu einem Gegenstände, der wieder so recht geeignet wäre, unser wissenschaftliches Niveau herabzudrücken. Die Klippe läßt sich indes umgehen, indem man unseren ausgeschulten Kolleginnen durch Sonderkurse Gelegenheit bietet, sich die praktischen Handgriffe anzueignen. (Vergl. hiezu die Mitteilung 2 auf S. 2517 der „Bl." I) — In Bayern ist man daran, Hauswirtschaftslehre als allgemeines Fach in jeder Volksschule, also auch in der des Dorfes, zu betreiben. Soll diese gewiß zeitgemäße Maßregel zur Durchführung kommen, so muß der in Rede stehende Kurs im Seminarvrte selbst eingerichtet und den Kandidatinnen kostenlos eröffnet werden. In Österreich, wo Neueinführungen jedesmal auf Geldschwierigkeiten stoßen, könnten Frauenvereine Vorarbeiten. — Es tritt nun allerdings wieder die Frage hervor: Soll der Hauswirtschaftsunterricht, insonders der Kvchunterricht, während der obligaten Volksschulzeit oder nach Beendigung der Schulpflicht betrieben werden? Folgerichtig bin ich für letzteren Modus, weil ich befürchten muß, daß der neue Gegenstand die alten verschlingt und uns noch das Bißchen Allgemeinbildung schmälert. Fürs Reinpraktische hat der Bauer Sinn; er wird daher sein Mädel ohne Zwang in die Fortbildungsschule schicken, so sie der familiären Behaglichkeit und da wieder in erster Linie dem Magen, durch den ja nach einem alten Weisheitsspruche die Liebe ihren Weg nimmt, dient. Ans diesen Betrachtungen ergeben sich Richtlinien zu folgenden Zielpunkten: Einführung der Mädchen-Fort-bildungsschule vom 14.—18. Lebensjahre, darin als Hauptgegenstand „Hauswirtschaftslehre" ; Heranbildung der seminaristisch gebildeten Hauswirtschafts-Lehrerinnen in Separatkursen. — Nr. 7. Juni 1913. Blätter für Prüfungskandidaten. Der Ferialkurs. Er wird nicht stattfinden. Darob braucht indes niemand enttäuscht aufzufahren und uns oder den lässigen Teilnehmern zu grollen, denn Umstände, die sofort eine nähere Erklärung finden werden, haben uns von der Veranstaltung abgebracht. Um kurz zu sein: Das k. k. Ministerium hat der Errichtung eines staatlichen einjährigen Btirgerschullehrerkur-ses an der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Mies für die Zeit vom 16. September 1913 bis 5. Juli 1914 zugestimmt. Die Vorträge werden sich auf Naturgeschichte, Naturlehre, Mathematik und das Geometrische Zeichnen erstrecken, — also auf Gegenstände, für die eine unmittelbare Anleitung in erster Linie erwünscht ist. Die 1. Fachgruppe läßt sich auch ohne die mündliche Unterweisung bewältigen, wenn man die in unseren „Ratschlägen“ aufgeführten Werke gründlich studiert und die von uns aus gegebenen Winke in Rücksicht zieht. Übrigens sind wir nicht abgeneigt, in den nächsten Ferien ausschließlich für die Kandidaten der humanistischen Fächer einen ausgiebigen Kurs ins Werk zu setzen. Teilnehmer, die darauf nicht warten wollen, können durch unsere Vermittlung, bzw. unter Berufung auf die „Bl.“, in dem Kurse der Lehrerakademie in Graz (Ankündigung in F. 112 der „Bl.“) noch Aufnahme finden; wir haben diesbezüglich Vorsorge getroffen. Da die genannte Lehrerakademie ihre Liste demnächst schließen will, so müßten sich die Kandidaten ehestens rühren. — Was nun den an der Mieser Lehrerbildungsanstalt stattlindenden Jahreskurs des weiteren anlangt, so ist auch hier ein Zaudern nicht am Platze; denn, wer früher kommt, mahlt früher. (Gesuche um Zulassung bis 15. Sept. 1. J. an die Direktion der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Mies.) Die es mit ihrem Studium ernstlich nehmen, mögen darum schleunig ein Gesuch um Beurlaubung einreichen. In demselben ist zunächst anzuführen, welche Noten man in der gewählten Fachgruppe bei der Reifeprüfung erhalten (Beilage!), bezw. inwieferne man sich etwa im Berufsleben insbesondere den Lieblingsfächern (Sammlung von Naturgegenständen, Anfer- tigung von Apparaten, Lösung von math. Aufgaben usw.) gewidmet hat. Unter Anschluß des Lehrbefähigungszeugnisses ist sodann darauf zu verweisen, daß man nach Absolvierung der obligaten Prüfungen nunmehr eine höhere Qualifikation erlangen wolle, den Stoff jedoch auf dem Wege des Selbstunterrichtes mit Rücksicht auf den Mangel an Anschauungsmaterial (Naturgeschichte, Naturlehre) und im Hinblicke auf die Schwierigkeiten der Auffassung (Geometr. Zeichnen, Mathematik) unmöglich bewältigen könne. Der k. k. Landesschulrat möge darum das Streben nach Fortbildung durch Bewilligung eines einjährigen Urlaubes unterstützen, so daß dem Bittsteller der Besuch des in Rede stehenden Bürgerschullehrerkurses ermöglicht werde. — Den Geldstandpunkt berühre man weiter nicht, denn in dem Ersuchen um einen Urlaub liegt ja schon stillschweigend der Wunsch „unter Belassung der vollen Bezüge“. Wohl helfe man aber dem Passus durch Audienzen nach. Zunächst ist der Leiter der Schule zu gewinnen. Wenn er „ja“ — sagt, so ist schon viel gewonnen; sträubt er sich, indem er die Nachteile des Lehrerwechsels ins Treffen führt, so ist die Aktion wesentlich erschwert. Der zweite Weg führt zum k. k. Bczirksschul-inspektor. Sofern er auf besondere Tüchtigkeit verweist und sich energisch einsetzt, kann der Urlaub ohne Karenz der Gebühren erlangt werden. Supplenten mögen durch unsere Vermittlung bezogen werden. — Der dritte Weg läuft bei der Tür des k. k. Landes-schulinspektors aus, aber nur dann, wenn es der k. k. B.-Sch.-I. für nötig erachtet. Man soll eben vor Vorgesetzten 3. Grades, die alle Hände voll Arbeit haben, nur dann erscheinen, wenn die unteren Instanzen dazu geraten haben oder wenn cs ganz besondere Gründe erheischen. Man führe die erhöhten Auslagen (Reise, Aufenthalt in einer fremden Stadt, Studienbehelfe, doppelter Haushalt bei Familien u. a.) ins Treffen und stimme ein melodiöses Jammerliedchen an! — Mit diesem Vermerke wollen wir indes nicht bangemachen, denn im Vereine mit der Direktion der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Mies dürfte es uns gelingen, für eine billige Unterkunft ausreichend Vorsorge zu treffen. Wie wir schon in F. 111 mitgeteilt haben, kann das Tagesbudget mit etwa 4 K festgelegt werden. M. ist eine Stadt, wo noch alte Güte mit alten Preisen gepaart ist. — Sollen wir wiederholt das reizende Bild der örtlichen Lage autrollen, um auch den an uns zu fesseln, der neben einem strengen Studium ein bißchen Lebensfreude genießen will? Sollen wir neuerlich auf den Städte- kranz, auf Marienbad, Franzensbad, Karlsbad, Eger, Pilsen, Tepl und andere Anziehungspunkte, die in die Nähe gerückt erscheinen, verweisen ? Werft einen Blick in die Landkarte, einen Blick in die Geschichte — und es wird die alte Bergstadt mit ihrem Wall von geschichtlichen Stätten und dem vom Weltstrome umrauschten Horizonte Euch locken, Euch ein freudvolles, fruchtbares Jahr an der Seele vorübergleiten lassen! — Ratschläge. VI. a) Für Bürgerschulen. Pädagogik. Zuvörderst muß ich ein in der ersten Lektion ausgesprochenes Urteil, wonach die im Gebrauche stehenden Lehrbücher der Pädagogik den modernen Bestrebungen zu wenig Rechnung tragen, insofern mildern, als mir mittlerweile ein Lehrbuch der Psychologie (ob es schon irgendwo im Unterrichte verwendet wird, weiß ich nicht) zugekommen ist, aus dem der Prüfling viel von dem, was wir mit Bezug auf Wissenschaftlichkeit und Auswertung verlangen, entnehmen kann. Besagtes Lehrbuch der Psychologie nennt als Verfasser und Verleger den k. k. Professor F. Schindler in Troppau. (Preis 4 K). Eine tüchtige Leistung, die dem österreichischen Lite-ratentume wieder einmal Ehre macht 1 Der Studienbeflissene wird auf angenehme, instruktive Art durch das aus dem Leben gegriffene Beispiel, durch dessen wissenschaftliche Fundierung, durch die Ergebnisse moderner Forschungen zur unmittelbaren Erziehungs- und Unterrichtspraxis geführt. Da die in F. 111 empfohlenen „Grundlehren der Psychologie“ von Höfler und der letzthin angegebene „Abriß der Psychologie“ von Ebbinghaus dem letzteren Umstande naturgemäß zu wenig Rechnung tragen, so wird das Buch Schindlers mit dem Höflers als grundlegendes Werk parallel gebraucht werden müssen. — Lektion bis nächstens: Der g. Kandidat lese bei Sch. alle bisnun im Buche H.s kennengelernten Abschnitte nach und ziehe Vergleiche! Was ergibt sich als Hauptunterschied? Ich bin auf die Antwort begierig. — Das Pensum gilt nicht allein für die Bürgerschulkandidaten, sondern auch für jene, die einer gediegenen Volksschullehrbefä-higung zustreben. Wenn sie einem modernen Examinator in die Hände geraten, so dürften sie „schindlerisch“ behandelt werden. P. Geographie. Von den Erdteilen bleibt als Pensum noch Australien und die zugehörige Inselwelt zu studieren übrig. Was die zahlreichen Inseln und Inselgruppen anlangt, so merke man nur die häufiger genannten und achte dabei auf ihre politische Zugehörigkeit! — Nachdem die Erdteile Asien, Afrika, Amerika und Australien nun gut bekannt sind, nehme man die in Mercators Projektionsmanier gezeichnete Kolonial- und Weltverkehrskarte Nr. 10 in Kozenns geogr. Atlas her und wiederhole in zahlreichen Kreuz- und Querzügen alles das, was man von den einzelnen Erdteilen gelernt hat. Mit einem Bleistifte zeige man auf die betreffenden Objekte und murmele unverdrossen immer und immer wieder vor sich hin: „Das ist Afrika; die äußersten Kontinentalpunkte sind — —; dieser Erdteil wird von folgenden Meeren umschlossen ; das ist der Nil; er kommt aus usw. (Sprechbewegungsvorstellungen! D. Sch.) Schließlich muß man es so weit bringen, die betreffenden geogr. Objekte frei nach dem Gedächtnisse herzusagen und in ganz einfacher Weise zeichnerisch darzustellen. Dann darf man wohl sagen, daß man die bisher studierten vier Erdteile kennt und sie besprechen sowie auch darstellen kann und also einer Prüfung dieser Fakta ruhig entgegengehen kann. Prof. W. Stibitz. Deutsche Sprache. In der Grammatik haben wir bisher die Wortbiegungslehre und die Satzlehre studiert. Indem wir nun eine übersichtliche Wiederholung dieser zwei Stoffgebiete betreiben, studieren wir zur Ergänzung und Vervollständigung insbesondere der Satzlehre den Gebrauch der einzelnen Unterscheidungs- oder Interpunktionszeichen (Punkt, Beistrich, Strichpunkt usw.), wobei noch so manches eine Aufhellung erfahren wird, was bisher noch ins Dunkel gehüllt war. Die Lehre von den Interpunktionszeichen bringt Tum-lirz in den §§ 81 — 93, Lehmann in 269—280; außerdem sei auch auf die Regel- und Wörterverzeichnisse für die deutsche Rechtschreibung verwiesen, in denen sich diese Partien auch vorfinden. — Nebenbei betreiben wir fortgesetzt das 2558 Analysieren, mitunter auch in der folgenden bekannten Weise. Beispiel: Während einer Hungersnot wurden in einer größeren Stadt viele arme Kinder mit Brot beschenkt. C3 c c3 td c cd _N Id CO CQ > 3 U-I M T3 LU o CQ 5 * r 4= td Lu CN * * jt: cn bi) > CQ N c w cd — o > CQ TJ -O § X cd ^ r di < s V 3 42 O C > 3 N •d to E D T3 «d •Ö c 23 03 (U :0 £Q 6» 8) E v •g £•_£ 33 .Ea oi SC« > In der Literatur studieren wir jetzt Goethes Meisterwerke: Götz von Berlichingen, Egmont, Iphigenie auf Tauris und Faust. Hiebei bietet uns das 45. Heft der Beiträge zur Lehrerbildung und Lehrerfortbildung von Prof. D. Albrecht Thoma (Verlag von E. F. Thienemann in Gotha, Preis I 80 Mk.) einen trefflichen Berater. Natürlich ziehen wir auch hier die Literaturgeschichte zum Vergleichen heran. Prof. W. Stibitz. Geschichte. Auf daß der Herr Studiosus sehe, wie „neuzeitlich“ geprüft wird und dementsprechend vorgearbeitet werden soll, stelle ich einige bei der letzten (mündlichen) Bürgerschullehrerprüfung in Mies gegebene Fragen ein. — 4.)1 In welchen Punkten erinnert unsere Verfassung an jene im alten Athen, Sparta und Rom? — 5.) Die Weltlage zur Zeit Karls V., verglichen mit jener zur Zeit Leopolds I. und mit der jetzigen politischen Konstellation. — 6) Die Entwicklung des Deutschen Rechtes. — 7.) Die Pragmatische Methode im G.-U., angewendet auf das Zeitalter Ludwigs XIV. — 8.) Was hat Rom groß gemacht, was zugrundegerichtet? (Zu belegen mit Hauptdaten.) — 9.) Welche römischen Kaiser haben auf österr. Boden geweilt? Was erinnert noch heute an sie? — 10.) Die Stadien unserer Verfassungsgeschichte seit 1848. (Aufzählen der wichtigsten Ministerien.) —11.) Die Ursachen des Bankerottes im J. 1873. — 12.) Die Geschichte der Türkei seit 1717, geboten in türkischer Beleuchtung. — 13.) Der Kampf um Ungarn und Siebenbürgen seit 1526. — 14.) Erklärung des Historischen Kalenders mit Bezug auf den Prüfungstag. (Entnommen der „Österr. Volkszeitung“.) — 15.) Die Induktive Methode im G.-U. (Zu beleuchten an dem Satze „Allzugroße Staaten gehen zugrunde“.) — 16.) Quellenstudium: Es ist aus einem Briefe Blüchers an seine Frau (wird dem Kandidaten vorgelegt) der histor. Hintergrund zu entwickeln. — 17.) Die Politik der Habsburger zur Zeit der Kaiser aus dem Luxenburgischen Hause. — 18.) Unser Verhältnis zu Ungarn seit 1848. — 19.) Welche Wandlungen hat das Deutsche Handwerk im Laufe der Jahrhunderte durchgemacht? — 20.) Eine Darstellung der gegenwärtigen politischen Lage. — So, nun lese sich der Herr Studiosus die Fragen dreimal durch und löse sie in der Form von Dispositionen, soweit er es vermag! Die Durchsicht besorge ich kosten-, nicht aber portofrei. P. Schönschreiben II. Ein weiteres Mittel, Interesse an der Schrift zu erwerben, ist die Teilnahme an den Bemühungen der „Deutschschrifter“, welche der deutschen Sprache auch das eigentümliche Kleid erhalten wollen und — an den Versuchen der Altschrift-Vereine (Antiqua, Latein) die deutsche Schrift auszutilgen wegen der beque- 1 Die Fragen 1—3 finden sich in F. 111. meren Anpassung im Weltverkehr und zur Vereinfachung des Lese- und Schreibunterrichtes, da ja nur ein Alphabet zu lernen übrig bliebe. Eine gute Einführung in dieses Gebiet bildet: Unsere Schrift, drei Abhandlungen zur Einführung in die Geschichte der Schrift und des Buchdruckes von Dr. Karl Brandi, Professor in Göttingen, Verl. Vandenhoeck /s% und den Rest zu 5'-/r% verliehen. Sämtliche Zinsen betragen in 2'/s Jahren 351 K; wie groß ist sein Vermögen? (Der methodische Gang dieser Schlußrechnung ist anzugeben.) — A und B sollen 147 K so teilen, daß A doppelt soviel als B und noch 27 K erhalte; wieviel erhält jeder? Als Kopfrechnung zu behandeln. (Stundenbild.) — Auf welche Arten kann man die Höhe eines Baumes bestimmen, wenn dessen Ersteigung unmöglich ist? (Eine der vorzuführenden Arten ist methodisch durchzuarbeiten.) — c) Geschichte: Das Zeitalter der Befreiungskriege, (ln Form einer Unterrichtslektion mit besonderer Rücksichtnahme auf die charakterbildenden Momente auszuarbeiten!) — d) Geographie: Die Alpen (in Österreich) und die Karpaten. Ein Vergleich auf der Oberstufe. Mit einfachen Kartenskizzen. Vergleichungspunkte: Lage, Ausdehnung, geologische Beschaffenheit, Einteilung, Höhe, Flußläufe, Seen, Ebenen, Pässe, Verkehrswege, Bewohner, Beschäftigung derselben. — e) Naturgeschichte: Die Ringelnatter. (Ein Stundenbild auf der Oberstufe.) * Die Prüfungskandidaten beider Kategorien werden eingeladen, Ausarbeitungen der vorstehenden Themen einzusenden. Der Prüfungsausschuß der Bl. ist bereit, die Elaborate kostenlos durchzusehen, bezw. entsprechende Vermerke anzubringen. Zur Rückmittlung Marke beilegen I D. Sch. 6