SLOVANSKA KNJI^NICA LJUBLJANA ; 52211 / Führer für Bad Veldes. r VELDES als Mittel- und Ausgangspunkt in die nähere und weitere Umgebung f-&.r Badebesuclier To\iristen. Von P. v. Radies. Laibach. Verlag von J. Mallner, Hotelbesitzer im Bad Veldes. 1879. 3 2.Z-M fe Buchdiuckerei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg, Laibach. .... Der Mensch braucht Abwochslung, um Goist und Körper frisch zu orhalten, or muss Gelegenheit haben, sich von Zeit zu Zeit aus allem von ihm selbst Goschaffenon und aus der Gesellschaft der Kulturmenschen zu flüchten, hinaus in dio froio Natur zu oilon, in die wahro einzigo Grossartigkeit, dio or zu schaffen nicht im Stando war, aus dor er selbst abor einst hervorging. Dort allein kann sich der Mensch von allem Kleinlichen frei fühlen und im Bewusstsein lebon, dass Elemente ihn umgeben, dio gewaltiger sind als or selbst. Dies soi gesagt jonon angekränkelten Stadtbewohnern, die es für cino Verwilderung haiton, dio froio Natur als die eigentlich immor den Geist neu bclcbondo Heimat dos Menschen anzusehen. Und es ist eine wahro Quello der Veredlung, oin Schutz gegen dio Vorknöchorung im Kampfe der blossen materiellen Intoressen. Diese Ideen haben mich immor in den grünen Wald hinausgedrängt, die Einsamkeit ontlcgoner Gogondon hat mich stots mächtig angezogon. Kronprinz Rudolf (,Mlr\fzehn Tage auf der Donau*). Vorwort. Das romanüsche Oberkrain mit dem »dreiköpfigen Bergwardein«, dem Triglav, mit der »laby-rinthischen Wochein, des Königs Laurin berühmtem Zaubergarten gleich«, mit dem tiefdunkeln Wocheinerund dem hellgrünen Veldes-See im Thale, mit den »sieben Seen« hoch oben auf steiler Bergeshöhe, mit den prächtigen Scenerien an den Wasserfällen der Savica, des Pericnik und der Rothwein, mit den grotesken schluchtenartigen Gebirgsthälern der Kerma und Urata, — Oberkrain mit dem rasch zum Modebade gewordenen Kurorte Veldes und mit einer Anzahl grösserer und kleinerer reizender Sommerfrischen, mit den zahlreichen gewerbtleissigen Orten an den Ufern der von den Ureinwohnern einst »göttlich verehrten« Save und ihrer ersten Nebenflüsse, mit den weitgedehnten herrlichen Forsten, in denen der Auer- und Spielhahn gejagt wird und wo in zerklüfteter Dolomit-Felswand noch die Gemse haust, mit den vielen krystallklaren Gebirgsbächlein, die, stark bevölkert, den Freunden des Fischsports die schönsten Erfolge sichern, — Ober-krain mit seinen mannigfachen landschaftlichen Schönheiten, reich im Wechsel an Farbe und Gestaltung, mit seinen in die heidnische Vorzeit zurückweisenden historischen Stätten und den damit zusammenhängenden Funden, mit seinen mittelalterlichen, freskengeschmückten Kirchen, mit den originellen Volkssagen und Volksliedern, — Oberkrain mit dem »kräftigen Geschlecht« seiner biedern Bewohner, die, um nach J. G. Seidl zu sprechen, »in schlichter Schale bergen einen edlen Kern«, — Oberkrain, dieser von Natur und Geschichte so vielfach bevorzugte und ausgezeichnete Theil des ob seiner Schätze und Merkwürdigkeiten in aller Welt bekannten Landes Krain, es wird von Fremden und Eingeborenen Jahr um Jahr mehr und mehr aufgesucht und mit entschiedener Vorliebe zu Sommeraufenthalten, namentlich an dem lieblichen, Geist und Sinne erfrischenden Seeufer von Veldes auserwählt! Von Veldes öffnen sich strahlenförmig die Wege zu den lohnendsten »Ausflügen« in die nächste oder fernere Umgebung, zu Partien auf mässig hohe, schattenreiche Waldberge mit nichtsdestoweniger weitreichenden Fernsichten, aber auch zu Gebirgstouren nach Schnee- und Eisfeldern! Der stets wachsende Fremdenverkehr in unserm schönen Oberlande brachte aber wiederholt und von den verschiedensten Seiten den Wunsch nach einem getreuen Führer durch dieses heute so vielfach genannte Oberkrain. Von meinem Freunde Herrn J. Mahner, Besitzer des »Hotels Mahner« am Veldes-See, zu längerem Besuche daselbst geladen, fand ich unter seiner kundigen Führung Gelegenheit, Veldes als den Mittelpunkt zur Erkenntnis, fast möchte man sagen zur Erforschung Oberkrains aufzufassen. Aus solchem Gesichtspunkte beschloss ich denn, der wiederholt und selbst von exquisit fachmännischtouristischer Seite an mich gestellten Aufforderung nach einem Führer durch diese Theile Oberkrains nachzukommen. Ueber die praktische Seite des Buches enthalte ich mich weiterer Ausführungen, sie mag für sich selbst sprechen, und ich glaube kühnlich behaupten zu können, wer ihr vertraut, »fährt« und »geht« gut. Die Beigabe der historischen und archäologischen Notizen auf Grund grösstentheils eigener Forschungen soll wie einerseits eine erwünschte Vervollständigung des Gesammtbildes, anderseits neue Beiträge zur Orls-kunde Krains bieten. Nach ihrer ganzen Anlage will aber diese Schrift keineswegs jenen ephemeren Erscheinungen tou- VIII ristischer Literatur beigezählt werden, welche nur für den Augenblick berechnet sind, sondern es hofft ihr auch einen bleibenden Werth in der Geschichte der heimatlichen Literatur verschafft zu haben der Verfasser. Laibach, am Fronleichnamstage 1879. Aus der Geschichte Oberkrains. Da das ,weisso Laibach“, die Hauptstadt Krains, welches in Ober-, Unter- und Innerkrain geschieden erscheint, dom erstgenannten Landesthoile, dom Oborkrainorboden beigezählt wird, so füllt, wenn wir heute von einer Geschichte Oberkrains sprechen, in deren Gebiet auch die Betrachtung der in den jüngsten Jahren gemachten, das Interesse der gesammten gebildeten Welt beanspruchenden Pfahlbautenfun de im Laibachor Moor. ,Die Pfahlbauten, sie zeigen uns die Heimat schon Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung als Sitz menschlichen Lebens, anfänglich freilich nur in der Gestalt des Jägers und Fischers, bis der Handel, in diese unwirth-baren Wildnisse eindringend, der Kultur den Wog bahnte und Bedürfnisse feineren Lebens schuf, als deren Symbol die Bernsteinperle uns entgegenleuchtet.“ In Ergänzung der kürzlich in Innor- und Unterkrain, in Zirkniz und Watsch, gewonnenen überraschend schönen ,heidnischen Funde“, und anschliessend an die seinerzoitigen gleichartigen Funde von Kropp und in der Höhle am Babizob (bei Veldes), werden sistematisch vorgenommene Grabungon nach den Heidengräbern auf der Bevsica bei Jauerburg das Bild von der Bronzezeit in Krain und speciell in Oberkrain vorvollständigen und klarstollon. Zahlreiche, seit dem 17. Jahrhunderte in Oberkrain gemachte Römerfunde, zusammengehalten mit den Itinorarien und den Stellen in don Klassikern, geben uns aber heute schon ein Bild von dem Zustande dieses Landestheiles unter der Herrschaft der weltumfassenden Eoma, die von zwei Seiten, von ihrer Station Emona bei Laibach und durch das heutige Friaul, in die Bergwelt Oberkrains vordrang. Julius Cäsar, der ,unserer Landschaft das Gepräge seines unsterblichen Namens aufdrückte', machte unsere Alpen, welche nach ihm die ,Julischen Alpen' heissen, wegsam, und noch in unseren Tagen weiss die Tradition in unserem nördlichen Alpenthale bei Kronau zu erzählen, dass der grosse Cäsar mit seinem siegreichen Heere beim Einfall in Noricum den Wog übor das Gebirge eingeschlagen, weshalb dieses Alpenthal auch den Namen Kömorthai führe. Nach dem Grundsätze der Selbstbeschalfung aller militärischen Bedürfnisse durch die Regierung nutzten die Römer Lage und Beschaffenheit des Oborkrainerbodons dahin aus, dass sie hier mehrere Eisenwerke anlogton, heute noch nachweisbar in der Wochoin und bei Radmannsdorf. So war denn auch das krainische Oberland, das im übrigen dem römischen Verkehrslebon in Noricum und Pannonion ziemlich entrückt war, doch in das ,länderverknüpfende' römische Strassennetz mit einbezogon, und die in ihren Rosten noch jetzt stellenweise sichtbaren ,Römerstrassen' Oberkrains, sie erleichterten den daherstürmenden Wogen der Völkerwanderung den Erguss auch in diesen sonst von Natur so wohlummauorten Landostheil. Gothen und Hunnen fanden bis in die Wochoin ihren Wog. Das weite Feld zwischen Bischoflack und Krainburg dionto um 461 n. Ch. den Gothen in dom mörderischen Kampfe mit den oingebornen Saviern (Savijci) als gelegene Wahlstatt, die nach dem Zeugnisse der Chronisten von 10,000 Leichen bedeckt war. Doch dieSavior behaupteten sich im Besitze ihrer oberkrainischen Bergwelt, und es bildete sich im 7. Jahrhunderte unserer Zeitrechnung: hier jener slovenischo Kleinstaat heraus, dessen Fürsten — auch Theilen des benachbarten Kärntens gebietend, — die Borut und Karast, die Ketimar und Walhun, in voller Unabhängigkeit ihr Volk regierten! Dies hielt jedoch nicht lange vor. Ehe noch das 8. Jahrhundert zur Neige ging, drangen die Franken Karl des Grossen bis an das Gestade der blauen Adria, und das heutige Krain ward ein Gau des weiten fränkischen Reiches. Die letzten Bollwerke slovenischen Heidenthums, dio ,Hoidonburgon‘ Crtomirs, fielen vor den Wallen der Deutschen, dio mit der Leuchte dos Christenthums in die Urwald-forsto an den Quellon der Save vordrangen. Diesen Glaubenskampf, der mit Crtomirs, des letzten Hei den fürsten, ,Taufe an der Savica' tosendem Wasserfallo geendet, hat der moderne slovenische Kunstdichter Franz Pro Sire n*, der Lehrer und Freund Anastasius Grün’s in einem wohlgelungenen Epos verherrlicht.** Karl M. erkannte mit dem Blicke dos praktischen Landwirthes die ökonomische Bedeutung, wie des ganzen nouorworbenon Krain-Gaues, so ganz vornehmlich dor herrlichen Berghalden und Matten Oborkrains, und deshalb behielt er sich in obon dieser Gegend einige Bezirko vor, als kaiserlich Eigen, wo er Moierhöfo errichtete, so zu Lack und Veldes. Und diese kaiserlichen Stätton, sie wurden dann auf Jahrhunderte hin Quellon gedeihlicher Entwickelung für das ganze wirthsckaftlicke und sociale Loben dos kraine-rischon Oberlandes, denn 974 schenkte Kaiser Otto II. dom Bischöfe von F r o i s i n g o n (in Bayern) für seine Kirche * Au» Vrba bei Voldcs gebürtig. ** ,Dio Taufo an dor Savica*, deutsch von Hoinricli Tenn, Laibach 1860. einon Theil des kaiserlichen Gutes um Lack und 1004 Kaiser Heinrich II. dem Bischöfe von Sehen (Brixon) in Tirol den Meierhof von Voldos, wolcho Schenkungen in rascher Folge vermehrt wurden. Diese alten Schenkungsurkunden von 974 bis 1067 machen uns auch mit den Namen der ältesten fränkisch-krainischon , Mark - Grafen“ bekannt. Kuno und Popo, Waltilo und Ulrich und Eberhard und wieder Ulrich, die Grafen, sie regierten die ,Mark Krain“ Namens der deutschen Kaiser. Gört sc hach, das heutige Sommerschloss dos Laibacher Bischofs, und dann Krainburg waren die Sitze dieser Markgrafen von Krain. Vom Ausgange des 11. und bis an das Endo des 13ten Jahrhunderts war das Land, das wir heute unter dom Gesammtbegriff Krain zusammenfassen, an neben- und nacheinander ,herrschende' Herren vortheilt, an die Herzoge von Kärnten und Meran, die Patriarchen von Aquileja und die Grafen von Görz, die Bischöfe von Froisingou und die Horzöge von Oosterreich (aus dom Hause Babonbcrg). Diese alle waren Lehensträger des ,deutschon Reiches“. Nach Ulrich III., dos letzten Herzogs von Kärnten, Todo — dor seinen Sitz auf dem Bergschlosso in Laibach genommon (1268) — riss Krain mit Kärnten der Böli-merkönig Ottokar an sich, dor sich in der Zeit seiner Herrschaft über Krain einon Sprossen des altberühmton oberkraini sehen Geschlechtes dor Herren von Grimschitz* zum Obersthofmeister erwählte. Nach dor Bcsiogung Ottokars und dessen Tode in der Marchfoldschlacht stellte der Habsburger Rudolf Krain dom ,Reicho“ zurück (1278); bald erhielt er aber auf dem Reichstage zu Augsburg (1282) die Einwilligung ♦Besitzer von Grini solii tzliof boi Veldoa, houto Eigonthum Sr. Exc. dos Barons Sohwegol. dos gesammten Reiches, seine Söhne Alb recht und Rudolf mit Krain zu belehnen. Von diesem Momente an ist unsere Heimat mit dor Hausmacht der glorreichen Dynastie Habsburg innigst verbunden und thoilte im Verlaufo der sechs Jahrhundorto, dio heute nahezu vollendet sind, Freud und Leid dor erlauchten Herrscherfamilie in unverbrüchlicher, unentwegter Treue und Hingebung. Mit der unter den Habsburgern beginnenden strammeren Concentration dor Landesverwaltung verschwindet nach und nach das ,Geschichtomachen‘ auf eigene Faust, das dio ,Edlen* der einzelnen Landestheile bisher mit Schwung betrieben. Das Institut der ,krainischon Landschaft* — der Stände, — in deren Händen Administration und Justiz vereinigt sind, umschliesst das Ganze in gleichor Weiso und kommt allen Theilen gleich zu Gute. Gemeinsam erblühen die Städte in Ober-, Unter- und Innerkrain, gemeinsam streben die Bewohner in friedlichen Zeiten nach den Früchten der Bildung und Gesittung, nach materiellen Gütern, gemeinsam aber ist ihnen auch von dem Tage, da der ,Erbfeind der Christenheit*, der Türke, zum ersten male die Grenze Krains überschreitet, die Abwehr gegen den gemeinsamen Feind. Die gesammte ,Landschaft* erhebt sich — jetzt auch schon das ,Kriegswesen* in ihr Ressort ziehend, — da dio Moslim in den Jahren 1473, 1478, 1480, 1483, 1492 durch Oberkrain hin bis nach Kärnten ,ihre Vorstösso aussenden*, um auf diesem Wege Wien und Deutschland zu erreichen. Gewaltig sind die Kämpfe, die das krainischo Obor-land mit den durchziehenden Horden der Osmanen zu bestehen hat, und noch in unsern Tagen wissen dio Ringmauern altor »Kirchen in dor näheren und weiteren Umgebung von Veldes dio Standplätze der ,Tabors*, die, von den Priestern in Gemeinschaft mit dem waffenfähigen Tlicile der Ortsbewohner heldenmüthig vertheidigt, den Greisen, den Weibern und Kindern sanimt der Habe und den Fruchtvorräthen als Zuflucht und Dockung gedient. Schloss Yoldes aber und der Petersberg bei Vigaun, Assling und Weissenfels waren kraft ihrer den Durchblick durch das Labyrinth von Bergen gönnendon Situation dio Punkte, die vom Hauptschlosse Laibach das feurig lodernde Telegramm — das Kreutfeuer — abnahmen, das in blitzschneller Fortpflanzung von den Höhen Unterkrams her dio jeweiligen Einfälle des Türken signalisirto und den ,gemeinen Mann1 zu den Waffen riof. Die oftmalige, fast jährliche Kriegsnoth vom Türkon, Missjahre, Krankheiten, Heuschrecken und Erdbeben erzeugten in dem überdies von dem Adel und dem Klerus mit Abgaben mehr und mehr mitgenommenen Lande bei dem Bauersmann eine Gährung, die schon 1503, dann 1513 und 1514 zum Ausbruche zu kommen drohte. Doch immer noch blieb es bei schüchternen Versuchen der Empörung. Da kam der 10. Februar des Jahres 1515, da zeigten sich drei Sonnen in drei Regenbogen nebst etlichen feurigen Kriegsheeren in den Lüften; jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo die abergläubigen Massen dom Kufe ihrer Führer gerne folgen mochten. Zu gleicher Zoit steht auch ein Bauer im Rad-mannsdorfor Gerichte (in Oberkrain) auf, mit Namen Klander, und gibt vor, der heilige Geist rede mit ihm; da oilon die Bauern aus allon Gerichten zu ihm, ja selbst über dio Alpon aus Kärnten her, ihn um Rath zu fragen, denn sie halten den Mann für heilig; sio befestigen auf hohon Stangen Kreuze und Bilder, schwören sich dabei don Eid dor Treuo und rufen um dio Aufrichtung der alten Gerechtigkeit (stara pr»vda). Durch das ganze Gobirgo geht nur ein Geist, dor Geist dos Aufruhrs und dor Vernichtung dor Abhängigkeit von Adel und Klerus. Der ,grosse windische Bauernbund', der durch zwei Jahre, 1515 und 1516, die drei Lande Steiermark, Kärnten und Kram in Schrecken erhalten, der eine Unzahl Burgen und Schlösser zerstörte, einer Unzahl Adeliger mit Frauen und Kindern, der Mönchen und Weltpriestern in grausamster Weise das Ende bereitet und nur mit dem Aufgebot aller Macht Seitens der Stände und durch Hilfe des Kaisers zu bezwingen war, er hatte, wie wir ersehen, seinen nächsten Anstoss aus Oberkrain gefunden, wo noch heute der Begriff dos Auflehnons in der Vulgarsprache mit ,puntarjo‘ (Mitglieder des Bauernbundes) ausgedrückt wird. Noch waren aber in unseren Alpen die Wunden aus dom Bauernkriege nicht vernarbt, als wieder rasch sich folgond Türkeneinfälle mit Pest und Hungersnoth abwech-sclton und näher und näher auch in unser ,Thal der frommon Hirten' die leuchtende Gestalt des ,Mädchens aus dor Fremde', die Reformation, herankam, jedem ihre Gaben spendend. Priester fanden sich, die begeistert und begeisternd dio ,Lehre Luthers' verkündeten, Laien fanden sich hoch und nieder, die dem ,neuen Worto' begierig lauschten; dor Adel erkannte auch hierlands rasch die Vorthcilo, die ihm aus dem Anschlüsse an die ,Prediger des Evangeliums' erwachsen würden, Bürger und Bauer waren entzückt von dor ,Freiheit der Religion'. Das festeste Bollwerk ward dor Reformation aber unser Oborkrain, wo ihr dio hartnäckigsten Ver-theidiger erwuchsen. So rasch die Ausbreitung der lutherischen Lehre in Oberkrain vor sich gegangen, so hartnäckig war man hier in dem Beharren bei derselben. Denn als die sogenannte Gegenreformation oingolcitot wurdo und auf Befohl der Regierung die lutherische Kapelle in Vigaun niedergerissen, dor lutliorische Prediger in Veldes abgosetzt und die Bürger von Radmannsdorf und andero Unterthanon von ihren Gründen (,Huben') expos-sossionirt (,abgestiftet') waren, da griffen über 200 derartig gotroffeno Bewohner der Veldeser Gegend zu den Waffen und ritten vor das Schloss Vcldos und von Haus zu Haus und setzten die ,Abgestifteton‘ unter Trompetenschall in ihre Huben wieder oin. Dio Formol, dio sio dabei gebrauchten, lautete: ,Wir setzen Dich auf die Hubon und geben Dir das Deinige also, dass Du der Herrschaft mit Zins, Steuer, Eobot und allein politischen Weson go-horsam seiest, was aber das Gewissen und dio Seele anbelangt, bist Du nicht schuldig, ihnen zu gehorsamen.' Als trotzdem die Gegenreformation ihren die ,alte Ordnung' wiodorhorstollenden Fortschritt machte, da war es eino Edelfrau, Juliana Katzianorin, die don Commissären des Laibacher Bischofs am längsten und entschiedensten Widerpart leistete. Sie war es, dio einen alton Thurm neben ihrem festen Schlosso Katzenstein (bei Vigaun) als lutherische Kapelle neu herrichtete und darin don bekannten Uebersetzer der Bibel Luthers in’s Slove-nische, Georg Dalmatin, als Prediger aufnahm. Noch zu Anfang des 17. Jahrhundorts studirten drei junge Herren Katzianer auf der ,evangelischen Universität in Tübingen'. Dio im Verlaufe des 17. und im 18. Jahrhunderte für don Oborkrainerboden eingekehrten friedlicheren Verhältnisse waren dem Aufschwünge dor in dioson Gegenden nicht geringen Industriezweige, den Gewerkschaften, Nagol-und Hammerschmieden, der Hausindustrie in Siebböden (dio bis in’s Komische gingen), Loden, Hausleinwand, liolz-waren und dergleichen, hervorragend günstig. Don mächtigsten Impuls zur Förderung der Industrie sowio dos gosammteu Kulturlebens in Oborkrain gab aber am Ausgango des vorigen Jahrhundorts dio Goworkon-familie Zois, aus welcher unserer Heimat der unvergessliche Mäcon Sigmund Baron Zois, dor Freund des ,Prinzen Johann“, ein hoher Gönner und Förderer allor Wissenszweige erwuchs. Dieser unvergleichliche Mann, der auch noch am Abende seines Lebens, da ihn ein schweres Leiden an den Rollstuhl in seinem Palais am Laibacher Kain — dom Musenhofe Krains — fesselte, an allen, selbst den kleinsten Vorgängen, wie im ganzen Lande, so namentlich in dem von ihm besonders geliebten Oborkrain den lebhaftesten Antheil nahm und in allem rathend und helfend stets und unverdrossen zur Stelle war, Sigmund Baron Zois hat in erster Linie in den Jahren der französischen Zwischenherrschaft in Krain (1809—1813) durch sein loyal-österreichisches und doch den thatsächlichen Verhältnissen Rechnung tragendes conciliantes Bonohmen gegen den .neuen Herrn“ seinem Vaterlaude und beziehungsweise der österreichischen Dynastie die hervorragendsten Dienste geleistet. Deshalb war auch Sigmund Baron Zois der geeignetste Mann, als es galt, nach Abzug der Franzosen vom österreichischen Ilofo die Wiederherstellung der krai-nischen Landesverfassung zu erwirken; seinen tiefeindringlichen Vorstellungon gelang es, diesos von den Ständen so heiss gewünschte köstliche Gut wieder zu erringen! Des Freiherrn von Zois Anregung auf dem Gebioto der slovonischen Literatur — war er doch der kräftjgsto Förderer der beiden .Söhne Oberkrains“, des gelehrten Kopitar und des Dichters und Historikers Vodnik — fand in den Borgen Oberkrains, auf dom alten nationalklassischen Boden, das stärkste und nachhaltigste Echo, das noch nach Docennien nachzitterto, da die kühle Erde dio irdischen Roste dieses Cavaliers und Volksmannes beroits lango schon gefangenhielt. Dem oberkrainischen Boden entspross — wie schon angeführt — dor erste slovenische Kunstdichter Preäiren, dem, als er zu früh vonhinnen scliiod, Grün-Auersperg einen weihevollen, beider Genien vollends würdigen Nach- ruf widmete, darin Proäircns hockodle Denkwoiso am zutreffendsten charakterisirend in den Versen: Sein Geisterschiff trug keine Flagg’ am Ständer, Nicht blau-roth-weiss’, nicht schwarz-roth-goldno Bänder. Preäiren hat seinem lieblichen Geburtsorte Vrba (Felben) hoi Veldes nachstehendes schöne Gedicht go-widmet, das mir mein sehr werthor Freund Hr. J. Cim-porman eigens für diese Schrift aus dom Slovenischen übertrug: Vrba, treues Börfloin meiner Ahnen, Wo friedlich mir das Leben aufgegangen, Dass Wissensdurst mit glühendem Verlangen, Mich nie entführet hätte deinen Bahnen! Nicht würde bitter mich das Dasein mahnen, Wie Gift für süsses Hoffen wir empfangen, Nichts wüsste ich vom Zagen und vom Bangen, Nicht litte ich von inneren Orkanen. Ein treues Herz nebst Händen, fleissig regen, Die Millionen-ßräute nicht besitzen, Dies hätte ich erreicht als Ehstandssegen. Mein Lebensschifflein glitte sanft, vor Blitzen Mein Heim, den Weizen vor dem Hagelregen, Sanct Marcus würde nachbarlich mir schützen. Dom Oborkrainorbodon entspross in unserem Jahr-luinderto noch ein slovonischer Dichter, aber zugleich auch slovonischer Politiker, der selbst in den weitesten politischen Kreisen, der in dom Parlamente dos verjüngten Oesterreich oino hervorragende Rollo gespielt, Dr. Lovro To man, in den 60or Jahren vielgenannter Rcichsrathsabgoordnotor aus Krain. Auch ihn umschliesst schon seit mehreren Jahron die Gruft auf dom pittoresk gelegenen Friedhofo seines Geburtsortes Steinbüchel (hoi Radmannsdorf). Dom Oborkrainerbodon entspross der noch heute in der Vollkraft seiner Jugend zum Wohle des Staates aufs Beste wirkende Josef Baron Schwegel, geh. Rath und Sectionsclief im Ministerium des Aeussern und des kais. Hauses, der in Obergörjach bei Veldes das Licht der Welt erblickte. Mit der ausgeprägt literarischen und politischen Richtung unserer Tage sind wir denn eben an dem letzten Marksteine in der Geschichte Oberkrains angolangt. Dieser jüngste Markstein weist auf die Theilnahmo und Theilhaftwerdung Oberkrains an den materiellen Errungenschaften der Neuzeit auf den Gebieten des Ea-briks- und Communicationswesons; Oberkrain schliesst die auf der Höhe moderner Technik stehenden Stätten der krainischen Industrie-Gesellschaft und privater Unternehmer in sich, Oberkrain ist seiner ganzen Länge nach von Tarvis bis Laibach von der schönsten Alpenbahn Oestorreichs, der Kronprinz-Rudolfbahn, durchzogen, welcher Bahnlinie und durch sie dem Verkehre Oberkrains sich eben jetzt, da diese Zeilen in die Presse rücken, in dem Anschlüsse der Pontebabahn die schönste Zukunft eröffnet. Die Kronprinz-Rudolfbahn, sie bildet aber auch für das specielle Interesse, dom diese Schrift dienen soll, für die touristische Seite Oberkrains und für das Badeleben von Veldes, via Tarvis-Lees und via Laibach-Lees die Zufahrt zu dem Mittelpunkte dor ,krainischen Schweiz“, zu den Gegenden um Veldes und in der Wochein! VELDES. Man erreicht Bad Veldes von der Station Leos-Bad man nsdorf dor Kronprinz-Eudolfbahn. (Post zu den Tageszügen Taxe 50 kr. per Person; ausserdem Extrawagen zwoispänuig 2 fl., einspiinuig 1 fl. ö. W.) Von Lees führt dor Weg anfangs eben, dann hinab der Wurzener Save zu und zum Plateau des Veldesersoo in s/4 Stunden, wo sich ein überraschendes Bergpanorama entwickelt. Veldes Prachtschaustück der Alpen mit dom grünen und doch krystallheilen Veldesersee, seinem abwechselnd von Wald, Wiesen und Büschen geschmückten Ufer, dor schroff und steil abfallenden Bergwand, auf schwindelnder Höhe, gleichsam an dor Felswand hängend, das berühmte Velde sersch los s, die altersgraue Burg Kaiser Heinrich des Heiligen, emporragend, während Fels und Borg auf der lichtgrünen Fläche des anmuthigen Sees sich wohlgefällig spiegeln, auf dessen Mitto wie'ein von Smaragden umfasster Diamant sich die reizende, von Wollen umspülte Insel erhobt, mit dem weissen Wallfahrtskirchlein Maria am See auf baumüberschattetem, blumenumwobonom Hügel. Alles rings um den Soe liegt übersäet mit waldduftenden Hügoln, hübschen Dörfern, geziert und geschmückt mit Landhäusern, Villen, Gärten zu unseren Füssen, während die den Hintergrund allseitig umlagernden massigen Gebirge, von denen die schneebedeckte Pyramide des Altvaters Triglav, die Mangartgruppo und der nahe Stol stolz und gewaltig ans der klaren Luft sich abhoben und abschliessend dazu beitragen, dem Ganzen das Gepriige der glücklichsten Harmonie aufzudrücken. Unerreicht hat den lieblich - reizenden Anblick von Veldes dor zartsinnige Dichtergraf Anastasius Grün — dor oft und so gerne hier geweilt — in einom seiner trefflichsten Gedichte poetisch ausgedrückt und verherrlicht. Das schöne Poem möge liier vollinhaltlich folgen: Seebild. Durch die Wellen steuert ein Schwan so einsam, Hell und blank, wie die schimmernde Wasserlilie, Wie im Azur die ziehende Silberwolke, Blume der Erde zugleich und Bote des Himmels. Von Baiconen herab und Blütenterrassen Streuen ihm weisse Hände nährende Brodsaat. Feierlich schwebt er heran, fast ohne Regung, State Bewegung doch in seliger Ruhe, Gleich dem rückenden Zeiger auf dem Uhrblatte, Gleich dem reisenden Mondesnachen im Aether. Wie du feierlich stolz, o Schwan, dahinziehst, In dem flimmernden See ein einsamer Segler, Unter dir die glänzenden Spiegelbilder Blühender Ufer, goldener Himmelswölbung, Mächtiger Berge, die Natur rings thürmte, Freundlicher Stätten, die der Mensch hier geschaffen. Wird des Sees kristallener blanker Spiegel Mir zum Spiegel der Zeiten und Geschicke, Wirst du selbst mir ein hehr und mahnend Sinnbild. Wenn dir Sturm den schneeigen Flaum emporslräubt, Weithin flattert sein schwarzer Wolkenmantel, Und die Wellen wie drohende Fäuste sich ballen, Sieh, dann liegt der Spiegel zerschlagen, in Splittern, AU’ die glänzenden Bilder sind zerstoben Und versunken in die chaotische Brandung. Doch auch wenn in sonniger Ruhe lautlos lieber dir tiefblau der Aether sich breitet, Seines Lebens wollusthauchender Athem Leise, leise, wie Blumenduft den See streift, Der so glatt und blank, wie metallgegossen. Dass er sich sanft zu regen beginnt und zu kräuseln: Da auch über den Spiegel wallt ein Zittern, Wellengeriesel und glitzernde Flimmerlichter Reissen tanzende Furchen in seine Flächen, Und die Risse durchziehn der Bilder Konturen, Dass ihr Band sich löst, in Stücke zerfallend, Dass der Berge Säulen querüber gespalten, Wie geborsten die Gletscher, durchsägt die Wälder, Wie geknickt und zerpflückt die Blumen des Ufers. Auf (len Höhen die Burg, im Thal die Hütte, Neben dem Römerstein der schimmernde Kirchthurm, Altes und Neues, sowie die Menschlein dazwischen, Alles zerschwankend, zerbröckelnd und zerfliessend! Aber feierlich über den Bildertrümmern, Ueber dem Schwankenden ziehst du, einsamer Lootse, Deine Bahnen dahin, in beseligter Ruhe, Blank und rein, wie die schimmernde Wasserlilie, Leuchtend, wie im Azur die Silberwolke, Blume der F.rde zugleich und Bote des Himmels. Also nagen und rütteln an allem Dasein Selbst die sonnigsten Stunden, wie spielende Wellen; Durch den lauschenden Weltraum knistert und rieselt Still und stät ein Verwittern und Verfallen Körnlein Sandes, im Stundenglase verrinnend. Aber das Dulden und Wünschen, Ringen und Hoffen Hingesunk’ner Jahrhundert’ und Menschengeschlechter Lebt noch fort und fort in geläuterter Klarheit. Ueber dem Wellenspiel der fliehenden Stunde, Ueber den Völkertrümmern und Zeitenschutte, Ueber den Urnen aschegewordener Herzen Zieht der Wahrheit ewiger Lichtgedanke Unaufhaltsam die Bahn in beseligter Ruhe, An der Weltenuhr der weisende Zeiger, In der Erdennacht die strahlende Leuchte, Hell und rein, wie du, sein liebliches Sinnbild. Mietwohnungen in Privathäusern und Villen. Eigenthum des Grafon Camillo Aichelburg, a) Schweizerhaus,. b) Grillonliaus, c) Edelweiss, > d) Pfarrhof der Pfarre Veldes, c) die Probstei auf der Insel, f) Villa Tönnies, Besitzer in Laibach, Ö h zwei Villen Fichtenau. Hotels und Gasthöfe. Plötel und Pension Mallner* am See, empfoh-lonswertho Unterkunft mit Spoisesaal, gute Tablo d’höte um 1 Uhr Mittags, Lesezimmer, Schiffsstation, Equipagen; mit k. k. Post- und Telegraphenamt und Detailwarenhandlung (Souvenirs von Veldes). Hübscher Vorgarten mit Veranda, Springbrunnen, schattige Plätze. Louisenbad, Hotel garni mit hübschem schattigon Garten, Terrassen am See, Schiffsstation, Sec- und com-fortable eingerichtete Thermenbäder (siehe über letztere die Analyse in der Abtheiluug: Veldes als Badeort), Leihbibliothek. Petran’s Gasthof ,zum Erzherzog Sigismund' in Seebach mit Lauben am Ufer, schattige Plätzchen, Seebad, Schiffsstation, Equipagen — an Wallfahrtstagen bewegtes Volksleben. Jekler’s Gasthaus, an der Zufahrtsstrasse gelogen, zweiton Banges. Ausserdem findet man Unterkunft (mit geringoron Ansprüchen) im Dorfo Veldes: im Gasthauso Verderber, Martinovc, ,zum Bienenstock', Kaufm. Fintschger. * Für Froundo cloa Fisch sportos oino gute Station, da der Hötolier dio boston Forellenwässer der Umgebung gepachtet und dio Erlaubnisscheine zur Fischoroi don P. T. Gästen zur Verfügung stellt. — Hier erhält man auch dio boston Auskünfte über Partion in die nähoro und weitere Umgebung, wie auch über Ausflüge in das Hochgebirge. Um den See. Die nähoro Bekanntschaft mit Veldes und seinem Detail macht man durch einen Spaziergang um den Seo. Dauer der Wanderung im bequemen Spazierschritte oino Stunde. Die See-Kingstrasse, zum grössten Theil durch das ,Vorscliönerungs-Comitd‘ von Veldes hergestellt, zeichnet sich durch Solidität und Reinheit besonders aus; durch die Neuanlage dieser Strasse ist übrigens den Spaziergängern um den See auch darin ein neues Agrement geschaffen, dass man bequemer, als es früher geschehen konnte, an jenen Punkt der Anhöhe oberhalb Seebach gelangt, wo sich gleichzeitig der Ausblick nach dem Wocheinertliale eröffnet, so dass man zugleich das Becken von Veldes nach der einen Seite und nach der anderen die ,Wocheiner Save‘ zu seinen Füssen sieht! Doch greifen wir in der Schilderung dieses Spazierganges nicht vor. Wir beginnen die Wanderung um den See von der Post aus und wenden uns nach links. Da treffen wir in der Allee zunächst auf des bekannten Naturdoctors Kikli Heilanstalt (Luft- und Sonnenbäder). Unser Blick wird rechts am Sooufer durch einen schattigen Park gefesselt, er gehört zu dem Louisen-bad* des Grafen Aichelburg. Anschliessend daran beginnt nun zu beiden Seiten der Seeringstrasse rechts am Seeufer und links auf der Höhe eine Reihe von reizenden Villen und Noubauten sich auszubreiten. * Sioho den Abschnitt: ,Veldes als Badoort*. Da stohen auf der Höhe inmitten üppigsten Grüns dio Villa des Barons Alphons Zois, die Villa ,Edelweiss“ des Grafen Aichelburg, die Villa des Grafen Wol-sersheimb und die Villa Pongratz; unten rechts die Villen Fichtenau. Wir kommen an die Bauten des Baron Lazarini, die das Terrain von der Höhe bis an das Seeufer einnehmen und dio Seeringstrasse zwischen durch lassen. Der die ganze Berglehne einnehmende wohlummauerte Garten zeichnet sich durch besonders rationelle Anlage aus und umschliesst die besten Obstsorten. Die an das Seeufor inmitten eines terrassirton lieblichen Gärtchens gestellte gedeckte Veranda hat in ihrem Innern die Ausstattung vollends aus Zirbelholz. Nebon diesen umfassenden Anlagen erhebt sich seit kurzem der Neubau einer zwar kleinen, aber netten Villa, Eigenthum des Herrn Skale aus Laibach. Schon haben wir Dorf Seebach erreicht, wo Kaufmann Sou van aus Laibach seine Villa an den See gebaut hat, knapp nebon dem Gasthof von Petran (,zum Erzherzog Sigismund“). Von hier ist die Ueberfahrt zur Inselkirche dio kürzeste und beim wallfahrenden Volke die beliebteste. Die Schiffe, vollgepfropft mit betenden und singenden Scharon, gleiten, von kräftigen Händen (meistens ein Mann und ein Weib) geführt, über die im Abendsonneuschein glitzernde und flimmernde Soefläche zur breiten steinernen Treppe, dio vom Kirchplatze nach dem Inseluferrand herabreicht und auf der sodann die busseifrigsten Wallfahrer weiblichen und männlichen Geschlechts auf den Knien emporrutschen! Es bildet ein Pendant zu der vielfach geschilderten Procession auf dom Gmundner See so ein feierlicher Wallfahrtstag zur Kirche Maria am See. Aber nicht jeden Tag ist’s — Wallfahrtstag! Wir setzen unsere Wanderung auf der Soeringstrasso fort und kommen, aus Seebach lioraustretend, ,ins Froio‘, denn diese Partie dos Seoufers, zu der wir nun gelangon, ist von der Cultur noch wenig oder gar nicht beleckt. Auf längerem Dahinschreiten finden wir nur oinzelne Objocto, zuerst eine superb eingerichtete S chiffsstation, Privateigenthum Sr. Exc. des Barons Schwegel, Besitzers von Grimschitzhof. Dann nach längerer Pause dio ehemalige Miihlo, jetzt villenartiger Bau des Herrn v. Ruard, dos Bositzors von Schloss Veldes,* das auf stoil abfallendem Felsen jetzt gerade zu unsern Hilupten ragt. Und an den Fuss des Schlossborgos sich anlehnend, auf mässigor Höhe und doch dio Umgegend dominireud und den herrlichsten Anblick der Seelandschaft gewährend, erhebt sich der Pfarrhof von Veldes, auf dessen Terrasse man die ganze Mannigfaltigkeit derVeldosor Naturschönheit geniosst. Hinter dor Pfarrkirche beginnt das Dorf Veldes, aus nahezu 100 Häusern bostehond, davon einige durch ihre Bauart und eingefügte Thorsteine (mit Jahreszahl dor Erbauung) ein höheres Altor verrathon. Den Vorhügel des Schlossberges, an dem sich diese Dorfanlago ausbreitet, verlassend und wieder zum See hinabsteigend passioren wir auf der Seeringstrasse noch dio Villa Gr u m nig-Mo schö und dio Villa Tönnios, letztere auch zur Miothwohnung dienend, und schliesson unsoren ltundgang mit dem freundlichst gewährten Eintritte in dio Villa ltittmayr, dio unmittelbar hinter dom ,Hotel Mallnor1 in einom wunderschönen, vollgowachsenon Parke situirt ist und ein buon retiro darstellt, wio man es sich kaum schöner und ruhiger denken kann! * Siolio darüber nächsten Abschnitt. Veldes als Badeort. Die eminent geschützte Lage von Veldes, von Bergen verschiedener Grösse rings umgeben, eignet diesen Ort ganz exquisit zu einem Curorte, zudem die Luft, die hier herrscht, rein, erfrischend und belobend ist. Das Klima des Veldeser Beckens ist mild, es kommen keine raschen Temporaturwechsel vor, auch gibt es hier keine Winde und wenig Niederschläge. Der mittlero Barometerstand ergibt ca. 721 mjm. Die Beobachtung von Mai bis inclusivo September zoigt für dio einzelnen Monate: Mai Juni Juli August September 718-4 723-7 721-7 721'5 722'2 Der See, der tlieilweise von Thermalquellen gespeist wird, eignet sich deshalb vorzüglich zum Gebrauche von Seebädern, und zwar wogen der eingangs betonten so günstigen klimatischen Verhältnisse schon vom Frühjahre bis in den Spätherbst hinein. Die Louisonbad-Thorme, welche in grosser Mächtigkeit mit einer constanten Eigenwärme von 230 C. unter heftiger Gasentwicklung von Kohlensäure aus Kalkfelsen entspringt, ist nach Prof. Kletzinsky ein ,sohr reiner dolomitischer, glaubersalzhältiger Natron-Eisensäuerling von mildem Gosehmacko und blander Wirkung' und enthält nach der Analyse des genannten Chemikers in einem Pfund Wasser Kochsalz.............. 0-09216 Gramm, Glaubersalz...........0-43776 = kohlonsaures Natron . . 0'23040 = kohlensauron Kalk ... 1-77108 * kohlensaure Magnesia. . 0-89088 = kohlen sauros Eisenoxydul 0-33792 * — 2(> — Ein Liter des Wassers enthält 152 Cubik-Centimoter Kohlensäure. Die Therme wird zu Bassin-, Separat- und Wannenbädern sowie zum Trinken benutzt. Vorzüglich geeignet erscheinen Therme und Seebäder boi allen Nervenkrankheiten, ferner bei Rheumatismen, bei Blutarmuth und Bleichsucht. Der berühmte krainische Chronist Johann Weikhard Freiherr v. Valvasor, der seine ,Ehre des Herzogthums Grain* 1689 zu Nürnberg erscheinen liess, schreibt schon, dass durch dieses Bad Veldes ,viele Kranke und Brost-haffto, meistens aber solche, deren Krankheit kalter Natur und Ursprungs sind, wiederum in vorigen Stand ihror Gesundheit gesetzt worden*. Vordem war das Warmbad Veldes von Violen, auch Fremden, häufig besucht, aber, wie gleichfalls Valvasor uns erzählt, ein Verwalter des Schlosses liess, um die Mitto des 17. Jahrhunderts, einen Graben graben und den See in das Warmbad leiten, in der vorbedachten Absicht , dass man nicht mehr darin baden könnte. ,I)enn — fährt der Chronist in der drastischen Ausdrucksweise seiner Zeit fort — weil er, der besagte Verwalter, denen guton Bekannten bisweilen aus Höflichkeit etwas ins Bad schicken oder sie auch wohl gar zu sich Ehren halber auf das Schloss Veldes laden müssen; ihm aber als eiuom gar genauen Haushalter solchos sehr hart ab- und gleichsam von der Seelen gegangen : hat os das Bad entgelten und seiner strengen Kargheit zu Gefallen untergehen müssen. Dass man also wol recht eigentlich sagen kann, er liabo solche, ihm beschwerliche Höflichkeit abgegraben/ Dorselbe Schlossverwalter soll auch woiters , um sich vor ungobetoneu Gästen noch mehr zu verwahren, Waller in den Soo gosetzt haben, um dadurch die darin befindlichen schmackhaften Forollen zu vertilgen. Aber auch diese böse Absicht gelang dem Geizhälse nicht — die Forellen überstanden die Gefahr, sowio unweit der abgegrabenen eine andere Therme liorvorquillond gefunden wurde! Diese Therme, heute das Louisenbad, und die Seebäder im Allgemeinen, sie bilden gegenwärtig einen nicht geringen Anziehungspunkt zum längeren kurgemässen Aufenthalte in Veldes, wo überdies auch infolge des nicht genug zu preisenden horrlichen Klimas die Luftkur mit dem besten Erfolge angewendet wird und wo im Anblicke der wunderprächtigen landschaftlichen Scenerie, unterstützt durch die wechselvollen nähern und weitern Ausfliigo, als deren Mittelpunkt mit Recht Veldes touristisch anerkannt ist, Geist und Sinne sich erfrischen, stärken und zu neuer Thätigkeit vorbereiten können! Die Inselkirche. Auf grünbelaubtor Folsongruppo ragt, vom See rings umflossen, das Wallfahrtskirchlein zur hl. Maria. Die Zufahrt zu Insel und Kirchlein kann von allen Schilfsstationen aus unternommen werden, und ist der Preis für eine Seefahrt aus der im Anhänge angefügten Tariftabelle ersichtlich. Von zwei Seiten führen breite Steintreppon (99 Stufen) zum Kirchplatze empor, und wir lesen an der einen Seite diesor Aufstiege (an der Laudungsstelle vis-a-vis dem Gasthofe Petran in Seebach) eine Inschrift, die uns über die Erbauung dieser Treppe Aufschluss gibt. Sie lautot: ,Diso Stiego hat zu Ehren der gebeno-deiten Muetter Gottes auf aignen Vnkosten machon lassen Herr Marx Petscliachor von vnd zum Scliöfl'art der Jüngere in 1C55 Jahr.1 Das Alter des Wallfahrtsortes selbst reicht in dio frühesten Zeiten der Christianisirung diosor Gegend zurück, und stand vorher auf diesem Platze ein heidnischer Tompol, in welchem der slavischon Göttin Ziva das Opfer gebracht wurde. Endo dos 15. Jahrhundortes ward vom Papste die , Propstei Inselwerth“ mit don Capitelgütern des Bisthums Brixon in Tirol (damaligen Besitzers des Schlosses Voldes) vereinigt, nachdem das Bisthum Laibach vergebens nach doron Besitz vorlangt hatte. Das schmale Terrain des Folsplateaus nohmon dio Kirche, die Probstei, die ehemalige Eremitago (heute Untorkunft der Wallfahrer) und der dazwischen sich ausbreitende kleine Kirchplatz vollkonnnon ein. Die Kirche, ein Bau aus dom 17. Jahrhundert, in neuerer Zeit (18C6) ronovirt, macht von aussen und innen betrachtet einen durchwegs freundlichen Eindruck. Die Portale sind geschmackvoll mit Marmor eingefasst und tragen dio Aufschriften (in slovonischer Sprache): ,Ge-benedoiot seist Du Maria!“ (Cesena Maria!); dann: (Heil dem Menschen, der an moiner Thüre wacht!“ (Blagor cloveku, ki cujo pri mojih vratih!) und: ,Mein Haus ist ein Haus des Gebotes!“ (Moja hiSa jo liisa molitve.) Im Innern der Kirche fossolt unser Augo dor vor oin gemaltes Rückfenster, durch das strahlend golbes Licht einfällt, gestellte, besonders schön geschmückte Hochaltar mit werthvollom Votivbild. Knapp vor dem Eingänge in dieses Presbyterium hängt aber von der Wölbung des Schiffes dio sogonannto Wunschglocko horab, an dor dio Wallfahrer und wol auch fast jeder Besucher zu ziohon pflogen, denn dor fromme Glaube geht dahin, dass die Wünsche, mit den Tönen diesor Glocke vereint, in Erfüllung gohon. 29 - Ruhlos tönt das Glöcklern immer, Tönt zu allen Tageszeiten, Denn die Wünsche schlummern nimmer, Pilgern ruhlos in die Weiten. Bald wie Sehnsucht, bald wie Klagen Kommt der Glockenton gezogen, Jetzt ein schüchtern stockend Fragen, Jetzt der Hoffnung voll’res Wogen. Eine Wapponfreske am Musikchor erinnert an einen ehemaligen Vorsteher dieser Kirche (1700), Franz Freiherrn von Enzenberg, Canonicus von Brixeu. Die Sakristei ist mit zierlich aus Holz geschnitzton und eingelegten Wandschränken und gleichem Betpult versehen und birgt eine Anzahl reicher Paramente, darunter ein Messkleid, vorzügliche Seidenstickerei mit Wappen aus dem 17. Jahrhundert. Auch besitzt die Insclkirche die neue Prachtausgabe des Missale romanum mit den den besten alten Mustern nachgebildeten Initialen und Bildern in Farbendruck. Wie schon erwähnt, bestand in früheren Tagen auf der Insel bei der Wallfahrtskirche eine Eremitage. Diese Einsiedelei hatte nämlich um 1632 ein gewisser Adolph Michael Waidmann gegründet, der nach verschiedenen Diensten als Boamtor und Offizier ,durch himblische Inspiration' den geistlichen Stand gewählt und sich hier angesiodelt. Er hat, wie aus dem Zeugnisse der kraini-schon Landschaft * für ihn hervorgeht, dom Gottesdienste ,mit so anschnlichom stattlichem Eifer obgewartet, dass nicht allein die Kirch- und Wallfahrten dahin, welcho vor diesem (in der Roformationszeit) meistens aus grosser Nachlässigkeit, üblen Haushalten und Lebon der allda gewesten Priester fast erloschen gewesen, von hoch und niedern Standesporsonon wiederumb erfrischt und zunimbt * Archiv der krainisclion LandHclmft in Laibach, Copicschreihcn IG. Februar 108G. und mit grosser Andacht verrichtet, Sondern sogar auch übernatürliche Ding so von vndterschied-lichen ansehnlichen (Personen) khan bezeuget werden zu heyligen Zoiten und bevor vusorer lieben Frauen Tagen gesehen werden.' Diesen Eremiten hatte die Landschaft gegen den früheren Priester von Inselwerth zu schützen, der wegen seines lasterhaften Löbens — wie dio Landschaft in ihrem Schreiben an don Bischof von Brixen dos weiteren ausführt — ,von den Wallfahrern wenig gebraucht worden war, dio deshalb ihre Priester von anderwärts mitgebracht hatten' und nun dom Waidmann, der seinen Dienst so gut versah, alle erdenklichen Schwierigkeiten in Ausübung soines ohnedies so schwierigen Amtes zu boroiten bemüht war. Ob und wie dor Bischof diesen ,Vnterdriikhor und Bemakler der Ehre Christi' gestraft, wessen von ihm, ,als einem hochorleuchteton Fürsten von Gott', sich die Landschaft ,wol versolien', darübor schweigen die Acten der ,Ehrsamen Landschaft in Crain'. Die Einsiedelei Waidmanns steht aber noch houto und beherbergt des Messners Wohnung und dio Sclilaf-rüumo für Wallfahrer. Beim Messner orliogt auch das Fremdenbuch, dosson jüngsten Band (begonnen 1877) ein liebenswürdiges Fräulein, dio Tochter eines Wiener Handelsmannes, Frl. Valentine Pleiwois, mit nachstehenden sinnigen Versen eingo-leitet hat: Auf die leeren Blätter dieses Buches Soll nun Mancher schreiben seinen Namen, Der vertrauensvoll gepilgert kam, Hier Erhörung suchend seiner Wünsche; Mög’ er Glück und Segen finden An dem stillen trauten Ort, Dann geheilt von dannen ziehen, In der Seele tragend stets das Bildnis Jener ewig schönen Stelle. Pfarrkirche und .Schatzkammer*. Auf einer kleinen Anhöhe am Fusse des Schlossherges liegt die dem hl. Martin geweihte Pfarrkirche des Ortes Yeldes. Ein mächtiger massiver Glockenthurin, der drei Bau-porioden aufweist, gibt diesem Gotteshause im Vereine mit dem hierlands üblichen, dem Hauptportale vorgestellten, zur Aufnahme einer grössern, iibor den Fassungsraum der Kirche hinausgehenden Anzahl von Andächtigen bestimmten gedeckten und nach seitwärts geöffneten hallenartigen Vor-bauo, mit der noch ans den Sclireckenstagon der ,Türkenvisiten“ stammenden Ringmauer des Tabors, die houto dom Ortsfriedhofo als Umfassung dient, und im Vereino mit der im Innern der Kirche trotz Um- und Zubauton nachweisbaren Gothik ein so eigenthümlich gemischtes Gepräge, wie man es wol selten an einem und demselben Kirchenbau antreffen mag. Im Musikchore, im Presbyterium und auch im Glockon-thurm finden sich, wie schon angedeutot, noch deutliche Resto der Spätgothik. Von archäologischem Interesse ist aber namentlich die Wölbung unter dem Musikchoro, die, mit der in der daranstossenden ersten Etage des Thurmes befindlichen, in den Hauptumrissen gut consorvirten Gothik zusammen-gohalten, zu dem Schlüsse berechtigt, dass in diesem heutigen Eingangstheile der Kirche die älteste Anlage derselben zu suchen sei. Die bei der Pfarre Veldes erliegenden Taufbücher reichen bis zum Jahre 1070 zurück, und eröffnet dieses ältosto Taufbuch die Agnos Sehwogol, Tochter des Karl und der Marina Sehwogol ausVollach, Vorfahren des heutigen Besitzers von Grimschitzhof, Sr. Exc. des Barons Josef Sclnvegel. Viol wurde schon von der Schatzkammer von Insel-werth gefabelt, man denke aber nicht an die Schatzkammern von Maria-Zell odor anderer erster Gnadenorto, wo seit Jahrhunderten die Grossen und Mächtigen der gläubigen Welt zusammenströmeu. Der ,Schatz' der Wallfahrtskirche Maria - See beschränkt sich auf nur wenige werthvolle Gegenstände. Von hervorragendstem Interesse ist unter den vorhandenen Stücken ein Keliquienlmlter in Monstranzenform aus dom 14. Jahrhundert, mit Reliquien dos Alboin, Bischofs von Sähen (Brixen), dem Kaiser Heinrich II. 1004 das Schloss Vcldos für soino Kirche geschenkt hatte. Die den Reliquien beigoschlossono Authentik stammt aus dom Jahre 1580 von Nicolaus Stana, Bischof und Minorit. Weiters ist von Werth eine schöne Monstranze aus dem 16. Jahrhundert, mit Wappen und Gravuren sowie mit eingelegten Steinen. Einen besonderen local-geschichtlichen Werth hat die heute schon sehr seltene, woil zur Zeit ihrer Ausprägung schon rare Prämien münze der ,evangelischen Landschaftsschule in Crain' aus dem Jahre 1584, als der berühmte schwäbische Gelehrte und Theolog Kicodointis Frischlin Rector dieser Schule gewesen. Dieser ,Ehrpfennig' der Landschaft, der den Floissigen als Belohnung für dio Fortschritte im Sinne dor gleichzeitig mit der Stiftung dor Medaille erlassenen neuen Studienordnung ausgesotzt war, besteht aus einem Goldstücke (beiläufige Grösse eines houtigen Viertelguldenstückes) und zeigt auf dem Avors das Wappen des Herzogthums Krain, den einköpfigen Adler mit dem goschachteton Halbmond an dor Brust, auf dem Revers die Legende: Prae-mium scholao Provincialis Oarnioliae 1584. Wio kam dies ,lutherische' Münzstück in den ,Schatz' dor Wallfahrtskirche? Wahrscheinlich als Opfer oines prämiirton ausgezeichneten Schillors, dor in den bald gefolgten Tagon dor Gegenreformation sich dom geistlichen Stande gewidmet und mit dor Hingabe diesos .Ehrpfennigs' der evangelischen Landschaft jedes Gedenken seiner früheren Theilnahrae an der ,Ketzerei* abtliun wollte! Der seiner Grösse nach, wio gesagt, nicht bedeutende Schatz von Inselwerth, er war aber in der Epoche der französischen Zwischenherrschaft in Krain der Gegenstand lebhaften Begehrens Seitens der ,neuen Herrn“, und infolge dessen auch der unmittelbare Anlass zu einer ,Scene“ zwischen den französischen Beamten des Ortes Veldes und der Bewohnerschaft desselben sowie der Umgebung. Die Weiber waren es, die sich der beabsichtigton Wegnahme des Inselschatzes in Massen und bewaffnet widersetzten, nachdem die Männer alle Schiffe zur Ueber-fuhr nach der Insel, wo damals noch die Schatzkammer sich befunden, beseitigt hatten. Die Badinhaberin aus Schalkendorf, Ursula Ferjan, war es, die bei dioser Erneute der Weiber die Rolle der Amazonen-Führerin spielte und dom Pferde des Forstmeisters in die Zügel fiel, dass die Trense brach. Sie drohte den Reiter von seinem Sitz herabzureissen — sie war ein überaus starkes Weib. Der Ueborraschte ergriff seine Pistole, und der Schuss fiel. Glücklicherweise fuhr dieser, nur das Kleid der Badbäuerin streifend, in den Boden. Doch auf den Schuss und das ununterbrochene Läuten der Sturmglocke auf der Insel kamen nun auch dio Männer aus ihrem Hinterhalte hervor und nöthigten den Receveur (Steuereinnehmer), den Forstmeister und dio Gendarmen zum ,geordneten Rückzuge“. Dass dieser möglich war, dankten dio Franzosen dem besonnenen Einschreiten des Maire von Veldes, Ignaz Novak, und seines Adjuncten Anton Potoßnik, welch’ letzterer eino seither vielfach benützte und mitunter auch ausgeschmückto Schilderung des Ereignisses hinterlasson hat. Dem Takte der beiden genannten, bei dem Volke der Gegend sehr populär gowesonon Männer ist os auch zuzuschreiben, dass es bei dein Aufstand der Weiber von Veldes zu keinem Blutbade gekommen war. Die immerhin kühne That diesor Weiber, die man seinerzeit den muthigen Weibern von Weinsberg an die Soito gestellt hat, ist mehrfach novellistisch und feuilleto-nistisch behandelt worden, ja der innerösterreichische Dichter Ludwig Gormonik hat dieselbe auch dramatisch behandelt, welches Drama, mit viel Effect und der nationalen Boigabo an Liedern, Trachten etc. ausgostattet, bei dem Aufführen auf der Laibacher Biihno stets gedrückt volle Häuser machte. Das Drama ist unter dom Titel ,Dio Weiber von Veldes' in Triest im Druck erschienen! Das Schloss Veldes. Der ,Schlossborg' zählt zu den schönsten und angenehmsten Spaziergängen der nächsten Umgebung von Veldes. Ein doppelter Aufstieg führt zum Schloss, das auf der vordersten, nach dem Seo zu steil abfallenden Kuppe dos nach ihm benannten Schlossberges thront. Dor eine Aufstieg, blos für Fussgänger, zieht sich in kurzen Serpentinen etwas steil, doch von mehreren Rulie-plätzchon unterbrochen und durchweg schattig, unmittelbar am Pfarrhof vorüber links nach der Höhe; der andere Weg, der von der Seoringstrasso aus rechts hinauf zum Schlosse führt, ist eine superb erhaltene Fahrstrasse. Wir wählen don orsteren Weg, um dem ,schlafendon Löwen' — dieser Figur gleicht nämlich unser Schlossberg — rocht bald im Nacken zu sitzen, und ompfohlon als passendsten Zeitpunkt zu diesor Promenade die frühen Morgenstunden. Viel gewandert in den herrlichen Alpenländern unseres unvergleichlich schönen Oesterreich, habe ich selten eine Stätte gefunden, an der man das Erwachen der Natur in so wahrhaft entzückender Weise erleben kann, wie im Aufstieg zum Veldeser Schloss. Die treffliche Luft, die Brise des Sees, der Duft der üppigen Flora und des frischesten Waldesgrüns, das liebliche Gezwitscher der Vögel in den dichten Zweigen der prächtigen Buchen — dies alles vereint öffnet das Herz und lässt es hoch aufjubeln im Genüsse so einfach-schöner Naturfrouden. Die Unterbrechungen, die wir an den diversen Buhepunkten gomacht, nicht gerechnet, dauert dieser Aufstieg ca. 10 Minuten. Wir treten aus dem Gehölz, und unser Fussweg mündet in die vorerwähnte, vom Seeufer heraufkommende Fahrstrasse. Wir stehen knapp unter dem Schlosse, zu dessen Hauptthor hinauf von dieser Einmündung aus ein gedeckter Stiogengang emporführt. Doch muss man diesen Treppenaufgang keineswegs wählen, denn nach links zieht die Fahrstrasse in massiger Elevation durch einen alterthümlichen, mit Schiesscharten versehenen Thorbogen hinauf. Graues Gemäuer, das sich an diesen Thorbogen anschliessond als Uoborbleibsel früherer Befestigung an Doiuo linke Seite schützend drängt, ist rings umgrünt und umblüht: zerbröckelndes Einst und frisch spriessondos Heute! Da ist Baum an Baum, Blüte an Blüte, über alles schön eine prächtige Linde, wie man sie seit Urväter Zeiten in unserm Lande so gerne vor Schlössern, Kirchen und auf Dorfplätzen gepflanzt hat, als Wahrzeichen nationaler Sitte. Noch ein paar Schritte, und wir stehen an dem Schlossthor, das, in die letzte (in die eigentliche Schloss-bauto mit eiubezogene) Umfassungsmauer gebrochen, das Schlossinnore vollkommen absporrt. 3fi Diesem Thoro gerade gcgonrtbor mündet die früher von uns bei Seite gelassene gedeckte Emporstiege, in oinor gedeckten Veranda abschliessend, von der aus sich dem Auge oin entzückender Ausblick auf dio unten liegende, in sonnigstem Lichte prangende Landschaft und hinüber auf dio schneebedeckten Häupter der Karawankonkotte eröffnet. Das ziemlich knapp eingorahmto Bild umfasst docli dio Aussicht von links nach rechts nach Ober-Görjacli, Grimschitzhof, Asp und Neukirchen, dessen sonorer Glockon-klang, zum Morgengebeto mahnend, eben durch dio Lüfte zieht. Von dem Tiefgrün der waldigen Vorborgo der Karawanken hoben sich die weisscn Kirchlein, in dom engen Baume übor oin halb Dutzend, malerisch ab. Da drunten ist Landleben, wie sicli’s die Idyllendicktor nicht perfecter träumen Hessen! Wir ziehen die Glocke am Schlossthor, und alsbald öffnet ein Diener dio Pforte, über Auftrag des Besitzers Herrn v. K u a r d uns willig Einlass gewährend. Es umfängt uns der untere Schlosshof, in dem uns der ober dem Thoro sich hinzichondo offene Gang besonders interessirt, da er uns noch ein deutliches Bild gewährt von der Art der Vertheidigung, wio sie von hier aus gegen andringende Feinde geleistet wurde. Der Holzgang, gedeckt, nach rückwärts offen, ward bei einem Anpralle von den Reisigen dos Schlossherrn besetzt, die aus den noch heute vorhandenen Mauerluken (Fenstern) hinabfeuerten und mit der in dem Rundthurmo rechts postirton Vertheidigungs-mannschaft communicirten. Heute schmiegt sich an das vom Parterre aus in den altersgrauen Rundthurm führende Thor eine hollgrünondo Buche und eine Goldamsel singt ihr Lied in den friedlichen Aether! Nachdem wir noch auf diesor untern Sclilossterrasso in das kleino Gärtchen nach der Seosoito einen Blick geworfen, streben wir weiter nach der oborn Terrasse, dio dev jetzige Schlosshorr in sinniger Weise ausgostattet hat und mit aller Liberalität den Besuchern von Veldes offon hält. Der zweite obere Schlosshof, der im Halbkreise das eigentliche Schlossgebäude umzieht, ist nach der Soeseito, wo der Felsen steil abfällt, frei von jeder Spur einer ehemaligen Befestigung — die Natur besorgt hier höchsteigen die Fortification — und gewährt den entzückendsten Umblick auf das Panorama von Veldes und den Hinabblick auf See und Kirchlein und auf das Ufer ringsum, wo da Liegen die Stätten der Menschen Zerstreut, wie ein fallen gelassenes Spielzeug, Wie farbiger Tand nürnberg’schen Schnitzwerkes, Von Häusern und Hütten und zierlichen Villen. 0 Thal der Zauber, voll Grösse, voll Anmuth, Erhaben, wie in den Wolken der Donner, Liebreizend, wie die erblühende Jungfrau. Unter dem Schatten der hier vor einer mässig hohen Brustwehr gepflanzten Bäume, auf bequemen Ruhebänken der Terrasse, in dem daran sich schliessenden, roizond ausgestatteten, woitgcöft'noten Gartensalon, sowie in der mit Fauna und Flora geschmackvoll arrangirton, mit holion Fenstern geschlossenen Bellevue, überall hat der farbon-liobendo Hausherr farbige Gläser angebracht, durch die man die Reize des Ausblicks bald im milden Dunkelblau, bald im schimmernden Goldgelb, dann wieder Roth wie Glut schauen kann! Das Innere des Schlosses, das ab und zu vorgestellton Frcmdon bereitwilligst gezeigt wird, weist noch altorthüm-liche Möbel, Bilder und Nippos aus den Tagen der brix-norischon Herrschaft. Dio Hauskapello, wo auch ein schünor, in Filigranarbeit ausgeführtor silborner Kolcli gezoigt wird, ist sohonswerth. Grosso bischöflich-brixnorischo Wappongcmäldo, al frosco, an don Wänden des Schlossinnern gemahnon an .‘58 die längst dahin gerauschten Zeiten der .bischöflichen Regierung“ dieses Schlosses und all dossen, was dazu gehörte. Und das war nicht wenig! Schon oinigo Jahro nach dor orston Schenkung der Herrschaft Voldos an das Gotteshaus von Sähen (Brixen) in Tirol urafassto, kraft dor 1040 durch Kaiser Heinrich III. vermehrten Dotation, diosor Bositz alle Waldungen und Alpen zwischon der Wochoinorund der Wurzoner Save, und zwar von dem Ursprünge beider Flüsse bis zu ihrer Vereinigung vor Radmannsdorf. Innerhalb dieser Grenzen liegt abor dio halbo Wochein, der T'riglav und noch eine Reihe von Bergzügon bis an dio sogenannten Wurzen. Und im Laufe dor Zeiten mehrto sich durch weitere Schenkungen dio Herrschaft dor Brixenor Bischöfo in Oborkrain um noch ein Beträchtliches; den ,Wildbann“ urkundete Kaiser Heinrich IV. dem Bischofo Adalvin schon im Jahre 1074. Bosondoro Schicksalo erlebte das Schloss Veldes, wio schon in der geschichtlichen Einleitung angedoutct worden, bei don Türkeneinfällen, in den Bauern- und Glaubens-kämpfon dos 16. und 17. Jahrhunderts, in welchen Kämpfen des von Natur und Kunst so ausnohmend gut befestigten Schlosses Thürme, Mauern und Zinnen abwechselnd zur Brustwehr dienten den Söldlingen der Brixe-ner Bischöfe und dem Fussvolk dor ovangelisch gesinnten krainischen Landschaft. Im Jahre 1511 erreichte auch das festo Schloss Voldos das ,grausame Erdpidem“ (Erdbeben), das eine ganzo Roiho fester Schlösser in allen Theilen dos Landes Krain niederwarf. Um dio Mitto des 16. Jahrhunderts erhielt dio Herrschaft Veldes dor grosso krainischo Hold und Staatsmann Herbard VIII. von Auersperg von Brixon zu Lohen, musste aber als entschiedener Anhänger des Protestantismus dassolbe gar bald an don katholischen Froiherrn von Lonkovic abtroten. Auorsperg lies jedoch dio Herren in Brixon nicht leichter Dingo los, denn es mussten ihm der Bischof und das Capitel für dio Abtretung die Summe von 10,000 fl., ohne Interessen rückzahlbar in fünf Jahren, vorstrecken (1574), wofür or seinen Schwager Christoph Freiherrn von Wolkonstein als Bürgen stellte. Ein Jahr spätor blieb Herbard von Auersperg im Kampfo mit don Türken, und sein in Konstantinopel im Triumphe aufgeführtes Haupt musste dio Witwe, oino geborne Spätrer (Schwester des Coadjutors von Brixon), gegen ein hohes Lösegeld erkaufen. Die Kopfhaut des Holden wird heute noch auf Stammschloss Auersperg (in Unterkrain) aufbewahrt; Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser Franz Josef I. hat das marmorne Standbild Herbards in dor Ruhmeshallo des Wiener Arsenals zur Aufstellung bringen lassen. In don späteren Zeiten ward Veldes stets von Verwaltern Namens der Brixener Oberhirten ,regiert*. Bei dor durch den Regensburger Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Fobruar 1803 eingetretonon Säcu-larisirung dos Brixener Bisthums fiel die Herrschaft Veldes an das Finanzärar Oesterreichs. Droissig Jahre später gelangte sie wieder an das resuscitirte Bisthum Brixen, dio Probsteigilt Insel-Wörth jedoch an das dortige Domcapitol. Am 16. Juni 1858 kam aber boides laut Kaufvertrag an Herrn Victor Ruard, welcher auch darauf unterm 27. Juli 1858 grundbücherlich umgeschrieben wurde. Herr v. Ruard bringt dio Sommermonate mit seiner Familie auf diesem herrlichen Schlosse zu; im vergangenen Herbsto ward hieher dessen Schwiegorsohn Feldmarschall-lieutenant von Schmigoz verwundet gobracht, der sich in dem bosnischen Occupationszuge so hervorragend aus- gezeichnet hatte; er erholte sich nach kurzem Aufenthalte in der paradiesischen Luft von Veldes. Nachdem wir uns vor unserem Scheiden von dor oberen Terrasse wieder und wieder an dem allgewaltig fesselnden Um- und Anblicke entzückt haben, schlagon wir den Rückweg aus dem Schlosse auf der Fahrstrasse * ein, die uns sanft in angenehmen Absätzen nach dom Seoufer bringt. Wo diese Fahrstrasse in die Seeringstrasse mündet, befindet sich die privato Schiffsstation dos Herrn v. Ruard. Diese hinter uns lassend steuern wir links auf der Riugstrasso nach heim; wir golangon, die Pfarrhofanhölio links zur Seite, an den Villen Tönnies und Grumnig-Mosche vorbei zum ,Hotel Mallner', von wo wir oben ausgegangen waren. Und wie er sich uns da in der ,Veranda im Soo' wieder präsentirt, dor schon viel bosungone und viol gomalto ,Fels mit der Burg', ,or wacht am Seestrand — um mit Anastasius Grüns besttreflendem Bilde zu schliessen ,— ein Kricgor in Waffen', Zum Hüter bestellt dem geheiligten Becken, In glattem Panzer, in steinerner Rüstung, Das Haupt mit dem Ritterschloss behelmt, So ragt er steil und starr und senkrecht; Und um die Brust ihm flüstern und schauern Die Todeslüfte des schwindelnden Abgrunds. * Auch dioso StrasHO ist mit oinor Reihe boim Aufstieg von dioeer Seite Bohr willkommener Ruhobilnke voraohon. Spaziergänge in die nächste Umgebung von Veldes. 1. ) Auf den Schlossberg. 2. ) Um den See. 3. ) Auf die Straza. 4. ) Nach Grimschitzhof und Rotgic. 5. ) Nach Obergörjach. 6. ) Nach Wocheiner-Vellach. 7. ) Nach Vodegic (alte Fresken an der Kirche). 8. ) Nach Zellach. 9. ) Nach Kupljcnik. 10.) Nach Slamnik. Auf den Schlossberg. (Siehe die Abtheilung: Das Schloss Veldes.) Um den See. (Siehe die Abtheilung: ,Um den See‘, mit besonderer Berücksichtigung der Seeringstrasse.) Auf die Straza. Dieser Spaziergang, welcher gleichfalls für die frühen Morgen- oder für dio Abendstunden zu empfehlen ist, gilt als ein Pendant zu dom Besucho des Schlossberges. Dies deshalb, weil der Anblick des Bildes von Veldes sich von der StraäSa aus completirt, da man von diesem erhöhten Punkte in dor Gosammtan.sicht dos Vcldesor Bockcns auch den Schlossborg mit inbegriffen hat, der sich von der ihm gerade gegenüberliegenden Strafe aus in vortheil-haftester Lage und in bestem Lichte präsentirt. Auf die Straza gelangt man zuerst links auf dor Soe-ringstrasso in dor Eichtung gegen Seobach. Zwischen der Villa Pongratz und dom Hause des Bildhauers Ambrozic, dor auch' Schilfsstation und Seebad halt, zweigt der Weg wieder links nach der Straza ab. Er führt in leichten Windungen in einer halben Stunde auf dio Anhöhe. Man passirt angenehme Wiesmatten und kleines Gehölz. Dor Eindruck ist ein anmuthiger. Spielend gelangt man an das Ziel dor kloinon Wanderung und kann sich an dem ausgobroitot vor oinom liegondon Totalbildo nicht genug satt sehen. Der See mit soinen nächsten Environs, das Felsenschloss vis-ä-vis, dio dahinter und zur Linken terrassenförmig aufsteigenden waldigen Vorborge der Karawanken und dos Triglavstockos, dies alles umfasst unser trunkenes Augo mit Einem Blick, und uns wondond grüsson wir beim Hinabblick die in der Tiefe sich durchwindende Wocheiner Save. Den Rückweg machon wir in der Richtung nach rechts und treffen gegen die ,Villa Edelweiss“ des Grafen Aichol-burg, von der aus wir sodann nach wonigou Minuton wiedor das Scoufor gewinnen. Nach Grimschitzhof und Retäic. Zu den schönsten Morgen- odor Abondpromenaden von Veldes aus zählt der Gang nach Grimschitzhof, dom Schlosse Sr. Exc. des Barons Schwegol, und nach dem bonachbarton RotSic. Man geht die Seeringstrasse, bis sich der Wog nach dem Dorfe Veldes abzweigt. Dieson letztem weiter verfolgend , führt dio Bezirksstrasse, stets oben und nur am Schlüsse etwas ansteigend, doch immer schattig und mit dom steten schönen Ausblick auf dio Karawankenketto (rechts), die vorliegenden Waldborge und im Thalo die fleissig bebauten Felder und grünen Matten, von donon sich dio weissen Kirchlein so lieblich und malerisch ab-hebon, nach dom in dor Goschichto Krains als ehemaliger Stammsitz dos altberilhmton Geschlechtes dor Herren und Freiherren von Grimschitz vielgenannten Schlosso Grimschitzhof. Das von dom gogonwärtigen Besitzer, Sr. Exc. dem Herrn Baron Josef Schwegol, k. k. Soctionschof im k. und k. Ministerium des Aeussern und des kais. Hauses — einem gebürtigen Görjacher, — mit viel Geschmack restaurirte Schloss, das auf oinem Hügel thronend aus dem umgebenden Waldesgrün hellschimmernd in voller Fatjade hervorleuchtet, ist ein zwei Stock hoher Bau des 17. Jahrhunderts — das alte Schloss ging durch Feuersbrunst zu Grunde — in den distinguirtesten Formen. Den Giebel schmückt das Wappen und dom Hauptportal ist in der Höhe des ersten Strockwerkes eine breite Terrasse vor-golegt, die zugleich als Zufahrt dient. Ein reizendor und sehr kühler Park umgibt das Schloss und die daran sich schliessenden Bauten; in oinem Fichtenrondeau plätschert ein netter Springbrunnen in ein Steinbecken aus dem 17. Jahrhundert. Das Innere des Schlosses ist mit edlem Geschmack eingerichtet. Hinter dem Schlosse geleitet der Parkweg in sanfter Steigung hinan und ins Freie. Nach kurzer Wanderung weniger Minuten halten wir an der Kirche von Retsic, die sich ebenfalls als ein gewesener Tabor präsontirt, obgleich sie selbst weiter kein archäologisches Interresse bietet. Prachtvoll ist die Eundsicht, die man vom Plateau dieses Gotteshauses geniesst. Ausser den bereits wiederholt geschilderten Umblicken auf Karawanken, Leeser Ebene bis Vigaun, Babizob, Triglavstock, Schloss Veldes und einen Theil dos Veldes-See geniesst man hier auch noch den Anblick der zunächst gegen Norden und Nordwest gelegenen, terrassenförmig übereinander aufsteigenden rcizendon Waldhügel und Waldberge, deren manche von weissen Kirchlein gekrönt erscheinen; die mannigfachsten Tinten von Grün entzücken unser farbenfreudiges Auge. Von der Kirche weg führen einige Treppen den Hügel hinab, und man wandert dom Dorfe Retäic zu. Ein helles und in seinem Falle mehrere Mühlen troibondes Wasser, die Retsic, ist uns zur Seite. Wir übersetzen sie und 4G kommen dann über Wiesen und an sogenannten ,Harfen' vorbei, in denen das Getreide aufbewahrt wird, immer das Schloss von Veldes vor uns, auf die Seoringstrasse, die wir nun nach rechts oder links benutzen können. Diese im Ganzen sehr schattige Promenade kann als Mo rgenspaziorgang auch in der entgegengesetzten Richtung, nämlich von der Seeringstrasso bei der ohemaligen Mühle des Herrn v. Ruard, über dio Retäic - Mühle, liotsic und den Kirchenhügel nach Grim-schitzhof, und von da zurück nach Voldos empfohlen werden. Nach Obergörjach. (Siehe: Weitere Fusstour Nr. 4 am Beginne.) Ueber Wocheiner-Vellach in die Sakka. Die gut erhaltene Fahrstrasse in dio Wochein oine kurze Strecke verfolgend, erreicht man das untere Dorf Wocheiner-Vellach, von wo sich ein angenehmer Weg rechts abzweigt, der in den Pass an der Berglehne, in dio sogenannte Sakka führt. Hier wurden vor nicht Langem keltische Antiquitäten gefunden. In dem Passe weiterstrebend, vortiefen wir uns in eine der reizendsten Bergidyllen; ein munteres Bächlein will, da wir seinem Laufe folgen, unser Tempo beschleunigen, doch wir halten absichtlich zurück, um so lange als möglich don erfrischenden Gotteshauch der Natur hier in ruhigster, stiller Abgeschiedenheit voll zu gemessen. Endlich mündet unser Weg, nachdem wir eine kleine Stunde aus gewesen, in die Seeringstrasse, die uns rechts und links — wir können wählen — nach dem in der Längeuausdehnuug des Sees gerade gegenüberliegenden , Hotel Mallner* zurückbringt. Nach Vodeäic. Nachdem mau das Plateau von Auriz erreicht hat, schlägt man rechts den Feldweg ein, der uns eine gute Weile durch die Felder dahinführt. Frei athmet die Brust die kühlen Abendlüfte — es ist ein Abendspaziergang die Promenade nach Vodoäic — und das Auge erlabt sich an dem lieblichen Landschaftsbild. Ein Bienenstock, den wir links am Wege treffen, ist uns das Wahrzeichen, dass wir in der Kichtung rechts abzubiegen haben, um zunächst in das untere Dorf Vodosic zu gelangen. Dieses Dörfiein liegt mit seinen alten Häusern — das eine weist die Jahrzahl 1755 auf dem Thlirstocko — zwischen Obstbäumen malerisch ausgestreut; auch sehen wir gleich am Eingänge einen Buchsbaum von ganz ungewöhnlicher Hölio und Schönheit. Ein roth gemaltes Haus rechts lassend, lenken wir in die Strasse ein, die zur Kirche führt. Auch dieses Kirchlein, auf dessen Alter und Sehenswürdigkeit uns der hochwürdige Herr Pfarrer von Veldes besonders aufmerksam zu machen die Güte hatte, entzückt uns schon von Ferne gosehon durch seine poetisclio Lage inmitton von Baumgruppon und erinnert uns unwillkürlich an die Situation dos bekannten Kirchleins Maria-Grün bei Graz! Der greise Messner, den wir im Dorfe getroffen, öffnet mit grossor Bereitwilligkeit das unter einem Hallenvorbau gelegene Portal und geleitet uns in das Innere des dem hl. Leonhard- geweihten Gotteshauses (eine Filialkirche der Pfarre Veldes). Das Presbyterium weist Spätgothik, und es war, wie uns unser Cicorono versichert, früher das nun gewölbte Schiff der Kirche mit einer platten, geschnitzten und bemalten Holzdecke vorsehon, auf wolcher Heiligenfiguren und andere Darstellungen zu sehen waren. Aus der Kirche tretend, bemerken wir im erwähnten Hallenvorbau zu Seiten dos Portals in der Nähe der Aussen-kanzol, inmitten der grellen, stellenweise abgesprungonen Kalktünche, farbige Flocken, die uns augenblicklich an übonvoissto Fresken denken lassen. Eine kleine Untersuchung mit unserm Taschcnmosser bestätigt diese Vermuthung, und das Haupt einer Figur wird bloss und ihro Eechte, die eine Kugel hält. Die Ausführungen des Messners bestätigen weiters, dass noch in seinen jüngeren Jahren die ganze Fa9ade der Kirche bemalt goweson, was sich auch noch in der Höhe in dom geschlossenen Baume des Hallenvorbaues weise. Die Fallthür dieses nun als Scheuer benutzten Baumes wird geöffnet, eino Leiter angelegt, und wir überzeugen uns von dem Vorhandensein der Fresken, dio wir jedoch wegen herrschender Dunkelheit, und da Stroh vorliegt, bei diesem unserem ersten Besucho nicht näher untersuchen könnon. Wir sind schon am Scheidon, da umschreiten wir noch das Kirchlein in der Bunde. Wolche Ueberraschung! An der Nordseite erfreut und ontzückt unser forschendes Augo zunächst eine Trias von Freskon in voller Farbenschöne und Frische. Sie stammen aus dem 16. und dem 16. Jahrhunderto und verdienen entschieden, durch Abbildung weiteren dafür sich interessirenden Kreisen zugänglich gemacht zu werden. Die erste Freske, fast die ganze Höhe der Kirchen-wand einnehmend, stellt den hl. Christoph vor, wie or das Jesukind durch die Wogen trägt; Rock mit herabhängondein Gürtel, Mantel und Fussbekloidung dos Heiligen sind ,rittermässig‘ gehalten und mit dom sorgfältigsten Detail ausgeführt. Daneben weist eine kleinere Freske — ein Querbild — den hl. Leonhard, wie er eine Mannsfigur aus einer Burg bofreit, indem er dieselbe aus dem Burgthore mit Gewalt horauszioht; Auffassung und Darstellung sind mittelalterlich naiv. Von grossem Interesse für jeden Beschauer ist aber die nächste Freske, wieder ein Langbild, Christus unter dem Kreuzo und rings von einer Iteiho von allegorischen Darstellungen umgeben, die auf all’ das hindeuten, was der fromme Christ an einom Feiertage unterlassen solle. Durch dio Abbildung der Ackerwerkzeuge wird das Ruhen der Feldarbeit; durch Schoore, Hammer, Spindel das Feiern des Handwerkes; durch Musikinstrumente, durch eine Majolika, sowie durch ein dampfendes, von einem Frauenzimmer gehaltenes Gefäss dio Enthaltsamkeit von Festgolagon, von Frass und Völlerei augedoutet; ja selbst ein Bett finden wir hier angemalt, zur Mahnung, dass man am Tage des Herrn nicht zu lang schlafen solle. Indem wir uns — bei unserem ersten Besuche diesor so interessanten alten Kirche — in das Studium dieser Fresko vertieft hatten, war zu unserm ersten Mentor, dem alten Messner, noch ein älterer Mann, ein Greis von nahezu 90 Jahren, hinzugetroten, der unsere Aufmerksamkeit auf noch oino vierto, an derselben Wand befindliche, weiter nach rechts gerückte Freske lonkto und auch alsbald dieselbe zu erklären begann. Dio Freske, ein Querbild in zwei Felder gothoilt, zoigt in dem ersten (links vom Beschauer) kleineren Foldo einen Galgen, daruiitor oinen Delinquenten, der jedoch nicht am Galgen hängt, sondern von einer Mannsperson, einem Heiligen, auf der ausgestrockten Kochten frei in der Luft gehalten wird. Eine in scharfer Perspective gezeichnete Pforte, die von einer Mannsgestalt mehr als ausgefüllt wird, scheidet das kleinere von dem rechts daranstossen-den grösseren Felde. Oberhalb dieser eingezwängten, nach dem letzteren Felde hereinsehenden Mannsfigur sucht eine flatternde Henne das Weito. Das zweite Feld zeigt uns eine Tischgesellschaft, Mann, Frau und Sohn; auf der mit einem geränderten Tischtuche bodeckten Speisetafel stehen Majoliken und ein Teller, von dem eben eine Henne auffliegt. Unter der Freske entziffern wir die Jahreszahl 1534. Die Erklärung dieses Bildes ist nach der uns von dem genannten Greise mitgetheilten Sago kurz folgende: Durch ein Dorf kamen eines Tages zwei junge Wallfahrer, von denen besonders einer das Wohlgefallen der Wirthstochtor in ihrer Herberge errogto. Der Jüngling blieb jedoch spröde. Aus Rache verschmähter Liebe verbarg das Mädchen in dom Ranzen des Burschen einen goldenen Apfel, zugleich — als die zwei Wallfahrer abgezogen waren — der Gerichtsperson des Ortes davon Mittheilung machend, es sei ihr ein goldener Apfel von einem der Jünglinge gestohlen worden. Es wird auf den angeblichen Räuber Jagd gemacht, er wird entdeckt, der Apfel bei ihm gefunden, und da er nochmals dio Liebe des Wirthstöchterleins zurückweist, von ihr als der Räuber — .erkannt“. Die Strafe ist der Galgen; er wird gerichtet! Alsbald ist der Vater des erbarmungswürdigen Jünglings, der seinen kouschon Sinn so grausam bttsson musste, dahergekommen und hat aus dem Mundo des Scharfrichters erfahren, wo sich der Galgen befinde; vom Schmerz gebrochen wankt der Greis dahin, aber welch’ staunendes Entzücken, er findet den Galgen leer und den Sohn befreit von der Hand des Heiligen. Erstes Feld! Her hochbeglückte Vater, er eilt, dem Scharfrichter die Kunde davon zu bringen, und bleibt •— unter der Thflre zu dem Wohnzimmer des ,Ehrlosen' stehen. Scharfrichter und Familie sitzen an wohlbestallter Tafel, die gebratenen Hühner vor sich. Zweites Feld! Der Frei manu lacht bei der Müre des Alten. ,Ich habe ihn doch — sagt er — mit eigener Hand gerichtet.' Und doch ist er frei, erwidert der Vater, so wahr als Eure Hühner, die hier gebraten vor Euch liegen, wenn Du cs noch bezweifelst, auf- und davonfliegen werden. Der Freimann lacht noch lauter, da erhebt sich das eine Huhn und fliegt zur Thüre hinaus, und auch das zweite, noch auf dem Teller, schickt sich an zu gleichem Thun! Und sie gingen alle hinaus und fanden den Galgen leer. — Reich beladen mit einer Fülle neuer und dabei aus ,grauer Vorzeit' stammender Eindrücke kehren wir nach heim. Noch ein paar Blicko von dom siidseitig gelegenen, uns empfohlenen Aussichtshügel rechts nach dem Wocheiner-thal hinab, links hin bis an das Schloss von Kadmanns-dorf, und wir wonden uns zum Rückweg. An dem Messnerhause vorbei gewinnen wir, einen Hügel hinabspringend, die unten liegendo Strasse, die uns durch den Ort Reifen (hübsche neue Kirche rechts an der Strasse), durch einen reizenden Eichenhain und an schonen Linden vorüber nach einer Stunde über Auriz zu dem Seeufer führt. Nach Zell ach. Den hinter dem Hotel Mallner liegenden Garten, der sich dio Anhühe gegen Auriz zu parallel mit dor Ankunftsstrasse von Veldes hinaufzieht, durchquerend, erreicht man nach wenigen Minuten das Plateau von Schalkcndorf. Nun macht man oino Wendung nach rechts und halt sich dann fortwährend längs der Straza auf einem anmuthenden Feldwoge. Dahinschlendornd und an der Lieblichkeit des einfachen Naturbildes, das hier in voller Anspruchslosigkeit sich darbietot, in Herz und Sinn erfrout, gelangt man zur Einsattlung der StraBa, von wo sich plötzlich ein überraschender Ausblick auf die unten tiiessende Wocheiner Save eröffnet. Man erreicht nach einer Wanderung von einer schwachen Stunde das Dorf Zellach, das nett gobaut ist und im Allgemeinen den Charakter der Wohlhabenheit seiner Bewohner weiset. Den Küokweg wählt man am besten rochts nach Soebach. Nach Kupljenik. Von Seebach benutzt man dio nach Zellach führende Strasse. Von Zellach aus steigt man in das Thal der Wocheiner Savo hinab, die man, kurz bovor sio in der Richtung gogen Keifen dio orsto Insel bildet, auf einer soliden Brtlcko ilborsetzt. Am rechten Ufer angelangt, empfängt uns ein all-mälilig ansteigender Weg, der an oincr Gruppo von Häusern vorbei auf Kupljenik zu führt und direct gegon eine Kapelle, dio man schon von weitem, woiss schimmmernd von dom tiefdunkoln Hintergründe dos dichtbewaldoten Babi- zob grell sich abhebend, gleich wie an einem steilen Abhange schwebend, erschaut hat. Von hier weiter nach dem Dorfe vordringend wreist man uns die Kirche als einen beliebten Wallfahrtsort dor Landleute, ,um für die Gesundheit ihrer Pferde das Opfer darzubringen“. Am Tage des heil. Stephan (Weihnachten), so erzählt man uns, pflogen dio Pferdobesitzor der Umgegend eine Reitpartie en masse hieher zu unternehmen, um nach dem Gottesdiensto den Opforgaug zu thun, damit ihre Thiere das Jahr über vor jedem Unfall bewahrt bleiben mögen. Dio Bewohner des Dorfes Kupljenik sind durchwegs ziemlich wohlhabend, und ist bei ihnen gut weilen, da sie sehr freundlich sind und man zur Erfrischung Milch, Butter und Brod bostens erhält. Den Rückweg von diesor eine Stunde beanspruchenden Tour nimmt man am besten über das Dorf Wocheinor-Vellach. Nach Slamnik. Die Seeringstrasso in dor Richtung rochts einschlagend, trachten wir zunächst in dio Salcka, und zwar in dio Einbuchtung an dem westlichsten Theilo des Sees. Es geloitet uns sodann ein sanft ansteigender Wog in oino Thalmulde, an oinom Bacho vorüber über Hut-woidon, bald nimmt uns abor ein schattiger Buchenwald auf. Beim Austritt aus diesem Walde öffnet sich von der Höhe, dio wir jetzt orroicht habon, dio überraschende Aussicht in das Wocheinerthai und zugloicli zurück auf Voldos und den Seo. Don vorgezeichneten Weg weiter verfolgend, treffen wir bald auf dio an dor Borglohnc vis-ä-vis situirten Häusor, die das Dorf Slamnik ausmachen. I)io Bowohner dieses Ortes gewähren uns freundliche Aufnahme und sind gerne bereit, uns zur Erfrischung Milch, Butter und Brod zukommen zu lasson. Ketour schlagen wir don Weg über Wochoiner- Vollach ein und haben nach einer scharfen Stundo Veldos wieder erreicht. Touren zu Wagen. 1. ) Zum Rothweiner Wasserfall (am Schluss zu Fuss). 2. ) In die Stiege (sieh Nr. 7). 3. ) Zur Gewerkschaft in der Rothwein (sieh: weitere Fuss- touren Nr. 4). 4. ) Nach Poliß und Vigaun. 5. ) Nach Jauerburg und Assling. G.) Nach Stadt Radmannsdorf. 7. ) Nach dem Wocheinersee und zum Wasserfall der Savica. 8. ) Nach Kropp und Steinbühel. 9. ) Nach Neumarktl und zur »Teufelsbrücke«. 10.) Zu den Weisscnfelscr Seen. Zum Rothweiner Wasserlall. Dioso Partie wird am besten eingeleitet, wenn man von Veldes bis Asp den Weg zu Wagon macht (eine halbe Stunde) und von da weiters zu Fuss (oino halbe Stunde); der ganze Weg zu Fuss währt anderthalb Stunden. Es ist eine gute Strasse, die uns durch Felder hin nach Asp bringt. Der offene Wagen gewährt die prächtigste Kundsicht, die wir, die Höhe langsam hinanfahrend, in vollem Masso gemessen. Auf dom Homberg bei Asp, wo wir den Wagen verlassen, ist ein Standpunkt, wie man ihn sich nicht gelegener denken kann, das reizendsto Panorama liegt vor dem Beschauer ausgebroitot, dio Karawanken in ihrer ganzen Schöne, dann die Hochebene von Radmannsdorf und der Ausblick über Krainburg hin nach dom Margarethon- und nach dom Jodociborg (berühmte Wallfahrtskirche), ja bei besonders heiterem Himmel bis zum Grossgallenberg bei Laibach, dann in der nächston Näho und goloitet vom Anblick der durch das coupirto Torrain sich schlängeldon Save, die silborn heraufblitzt, gerade gegenüber der Babizob mit seinen Vorbergen, dann weiter rechts der Triglav, dio Dobcla pec und die andoron Bcrgo dos Triglavstockos. l)cr ganze Reiz der oberkrainischon Gcbirgswolt umgibt uns hier in allernächster Umgebung dos Voldos-Sees, dossen Schlossberg sich von da aus gleichfalls in imposanter Stellung präsentirt. Da liogt das Katharinonkirchiein rechts am Woge. Es war einst ein ,Tabor1 gegen den ,Erbfoind der Christenheit* und woist in seinem Presbyterium Reste der Spätgothik, an einem Seitenaltar (Epistelseito) Holzschnitzerei aus dom 15. Jahrhundert und ein Bild von Veldes (Schloss und Insel). Das Dorf Asp passirond, das in seinen ältern Häusern tirolisehe, an die Tage der Brixener gemahnende Bauart verräth, golangen wir zunächst in einen kühlen Buchenwald und dann woiter schreitend auf cino idyllische Wald-wieso, rings von Prachtexemplaren hoher stämmiger Buchen umrahmt. Weidendes Vioh sammt Hirtenknaben, Kalköfen, bilden die Staffage zu diesem entzückenden Landscbaftsbildo. Wioder nimmt uns der Wald auf, und unser Führer geleitot uns zu einer, von den Landleuten der Umgegend eigens für die Besucher von Veldes horgerichteten Ruhebank, die auf einem wieder freien Platze situirt sich an eine mächtige Buche anlehnt. Hier hört man schon das Rauschen des Wasserfalles, der unton links nach der Tiefe schiesst. Durch das Dickicht auf oinem bequemen Waldwego vorwärts eilend, stehen wir alsbald auf einem Felsvorsprunge , von dom aus wir auf don zwar in seinem Umfange nicht sehr bedeutenden, dafür aber ganz oigonthüm-lichon Tobol hinabblickon können. Dieser Wasserfall, den die aus der Rothwoin kommende Rothwein hier bildet, zeichnet sich nämlich in seinem Abstürze aus don zunächst gelegenen Katarakten dadurch aus, dass er vom letzten Felsen abschiessond liier oinon Wirbel bildot und don schäumenden Gischt in einem schöngoschwungenen Bogen noch einmal in dieses letzte Felsenbecken zurückwirft, bevor die gosammte stäubende und brausende Masso in die Tiefe stürzt. Dies stürmischo und daboi so regelrechte Treibon kann man von der 40 Motor betragenden Hüho am boston betrachten. Wer aber nach der Tiofo selbst steigt, der kann, wenn die Sonnenstrahlen günstig auffallon, dio Rogonbogen-farbon des Falles bowundorn. Jedenfalls ist dor Besuch dos Rothwoinor Wasser-fallos, zumal er von Voldes so nahe gelegen und so leicht erreichbar ist, sohr dankonsworth. Erst auf dom Rückwege sind wir, da unser Sinn nun freier und die Erwartung befriedigt, in der Lage, dio schönen Details des Waldweges, den wir in massigen Windungen noch etwas höher hinauf verfolgen, zu würdigen. Wir können uns nicht satt sehen an den herrlichen, oft ein Meter im Durchmesser haltenden Buchenstämmen und ihrem saftigen Grün, au den besonders schönen Farren-kräutern, die üppig zwischendurch hervorspriessen, an den Massen von Eriken und Bergvergissmeinnicht, und ,baden uns gesund' in dem erfrischenden und stärkenden Waldesduft. Auf don Zweigen singen Goldamsel und Rothkehlchen ihre Lieder. In Asp halten wir im guten Gasthause Supan Einkehr, wo wir uns au einem kühlen Morgentrunko erlaben wollen und in der gomüthlickon Wirthsstubo von don braven Wirthsleuten freundlichst begrüsst werden. Eine Suite nicht uninteressanter Heiligenbilder auf Glas (Tiroler Arbeit), schmückt die Wände dieser anheimelnden Stube. Wir besteigen nach kurzem Aufenthalte wieder don Wagon und sind über Dorf Veldes bald wieder an den Ufern des Veldes-See! In die Stiege. (Siehe den Beginn von Nr 7: Nach dem Wocheinersec.) Zur Gewerkschaft in der Rothwoin. (Siehe: Weitere Fusstourcn Nr. 4 am Beginne.) Nach Poliö-Vigaun. Dio Tour zu Wagon über Loos beansprucht eine Stunde Fahrzeit. Hinter dem Bahnstationsgebäude von Leos links oin-biegend und dio Keichsstrasso durchschnoidond, zunächst durch das Dorf Hlebic kommend, fahren wir, unser Ziel stets von weitem her vor Augen, munter darauf los. Dio coulissonförmig ineinander geschobenen Vorberge der Karawanken vor uns, im Rücken dio Triglavgruppe mit ihren Vorborgen, gemessen wir dio froio, erfrischende Luft der Leesor Ebone. Wir erreichen nach circa droiviortolstündiger Fahrt das lieblich am Fasse des Karawanken-Vorberges gelegone Folie, oinon beliebten Sommeraufenthalt der Triostiner, wo man in dom goräumigen Sommerwohnhauso des Herrn Valentin Sturm eine gute Aufnalimo lindet. Ein schöner Harten mit lauschigon Lauben, nettor Spoisesaal (schöne alto Bilder), gute Küche und vorzügliches Gotränk, sowio oine an dom durchtliossenden Bache gelegene, von Horrn Sturm erbaute Badehütte machen den Aufenthalt hior ebenso angenehm als beliobt. Dio Aussicht aus don von Glycinion umzogenen Feustorn dos Sturm’schon Sommerwohnhauses ist eino superbe. Nachdem wir hior unter dem schützenden Dache einer der Lauben oder des daran sich sehliossondon Kiosk eine entsprechende Erfrischung zu uns gonommon, besteigen wir wieder unsere Wagen, und os geht in rascher Fahrt nach dem OrtoVigaun, das wir auch schon nach oincr Viertelstunde erreicht habon. Der Ort selbst ist ohne bosondern Bolang, doch das ehemalige Schloss Katzenstein, das heute in eino kais. königl. Strafanstalt für woiblicho Sträflinge umgostaltot erscheint, orregt unser besonderes Interesse. öl Von weitem schon haben wir am Fasse eines der Vorberge der Karawanken den imposanten Bau in die Ebene hinauslugen gesehen, in nächster Umgebung vom Grün schattiger Alleen umrahmt. In den Ort selbst einfahrend, haben wir die Schloss-mauor zur Linken und halten momentan vor dom grossen Hauptthore, das stets geschlossen ist. Neben diesom Portal, rechts zur Seite, betindot sich ein freiwillig gostat-toter Auslaufbrunnen'. Der sehr freundliche und äusserst umsichtige Herr k. k. Inspektor Zadnik — ein gebürtiger Wocheinor, — dem wir unsere Karte gesendet, öffnet uns selbst die Pforte, die in das ,Hoim‘ jener weiblichen Wesen führt, welche hier ein Verbrechen abbüssen, aber welche auch, Dank der humanen Auffassung unseres modernen Rechtswesens, durch Milde und durch Arbeit menschenwürdig gehalten, und wenn ihnen die Rückkehr in die Gesellschaft vorgesehen, darauf vorbereitet werden, gebessert in dieselbe zurückzukommen und fortan als nützlich arbeitende Kräfte darin fortzuwirken! Mit dem stolzen Bewusstsein, in einem Rechtsstaato uns zu befinden, der in solcher Weise für seine gefallenen Mitbürger sorgt, betreton wir diese Stätte wahrer Humanität und echt christlicher Charitas. Obschon zu dem neuen Zwecke, dem das alte Schloss heute dient, auf das passendste adaptirt, ist dem alter-tlnimlichen Baue doch in den Hauptumrissen der Charakter seines Neubaues im 10. Jahrhunderte erhalten geblieben. Einfahrt, Thurm, Gänge, Stiege, alles verräth die Zeit des Wiedererstehens dieses Schlosses, nachdem die Cillier Grafen es zerstört hatten. In dem geräumigen Hofe lesen wir zwei auf die Neu-horstollung von Katzenstein odor Vigaun bezügliche Inschriften aus der orston Hälfte dos 10. Jahrhunderts, die wir hier wiedergebon wollen. Dio eino, ober dem Portale an der Innenseite unter dem Wappon der Lamberger stehende Inschrift lautet: ANNO Dni (DOMINI) MDXLVIII (1548) LIES MICH MACHEN IIER IACOB VON LAMBERG ZV S'l'AIN RITTER ROM • KUN mt (Majestät) RAT DISER ZEIT LANDTS VERWESER IN CRAIN UNI) WÜNSCHT SEIn (EN) NACIIKUMEN ZVR SEEL LEIB EER VND GVkT ZV WANDLEN IN GOTES HVkT GOT GEB GLVCKIISALIG ENI) Links von dieser Inschrift, an der oberen Eingangs-thilre in den Parterre-Schlossgang, liest man dio zweite, aus einem frilhoren Jahre stammende Inscription. Sie beginnt mit dom Aussprüche: SI DEVS PRO NOBIS, QVI CONTRA NOS (Wenn Gott für uns, wer gegen uns) darunter ein Monogramm und die Jahreszahl 1537, dann weiter die Legende: IN GOTTES PANDT ZVM STAIN GENANT DEN LAMBERGERN PE KANT ERBAVT VON NEVEM DVRCH DARGE BVNG IACOBEN VON LAMBERG HANT GOT GEBS GLIGGH Nachdem wir, gedenkend der längst entschwundenen Tage, in denen diese Zeilon in die eingefügten Schlusssteine gemeisselt worden, noch einige Augenblicke in dem alterthümlichen Hofraume geweilt, mahnt uns der liebenswürdige Cicerone zum Weiterschreiten in das Innere des — Strafhauses! Noch glauben wir nicht in einem solchen zu weilen, lieber die breite, mit Fresken und Stuccoarbeiten in der Deckenwölbung herrlich prangende Haupttreppe, deren Herstellung in die Zeit der Katzianer als Besitzer fällt, gelangen wir in das orsto Stockwerk, dessen breite Gänge theilweise die gleiche Deckenverzierung zeigen. Doch schon kündigen uns die abschliessenden festen Gitterthore, die nach den einzelnen Abtheilungon der Straflokalitäten führen, die neue Bewohnerschaft. Aber selbst in einzelnen Sälen, in dem einstigen Prachtsaal, der heutigen sinnig ausgestatteten Hauskapelle, und in der Schule sind die kunstvollen Details an Malereien und Stuccoarbeiten, sowie die alten eingelegten und mit Zinkbeschlägen versehenen schönen Thflren beibohalten worden. Als letzter Besitzer des Schlosses, der dasselbe so gut conservirt 1876 dem Aerar verkaufte, erscheint Herr Jermann, dessen hohem Kunstsinne diese Pietät für die künstlerische Vergangenheit alle Ehre macht, gleichwie es aber auch alle Anerkennung verdient, dass bei Adap-tirung desselben zu seiner heutigen Bestimmung dieselbe Pietät im Auge behalten wurde. Die Anstalt, wie sie zu Strafzwecken heute besteht, ist zur Aufnahme der weiblichen Sträflinge aus Steiermark, Kärnten, Krain, Dalmatien , dom Küstenlande und Südtirol bestimmt und für 300 Sträflinge eingerichtet; gegenwärtig sind ca. 190 darin untergebracht. Die kais. Amnestie aus Anlass des fünfundzwanzigjährigen Hochzeitsjubiläums der Majestäten gab auch mehreren Sträflingen aus Vigaun die Freiheit. Sämmtlicho Lokalitäten, Schlaf- und Arbeitssäle, die Einzelzellen, die Bäckerei, Wäscherei, dio Küche, das Bügelzimmer, das Bad, mit einem Worte alles zeichnet sich durch staunenswerthe Nettigkeit und Sauberkeit aus. Die Aufsicht über die Sträflinge führen die barmherzigen Schwestern, 2G an dor Zahl, unter der Oberin Baronin Lazarini, und sind die in der Schule beschäftigten Schwestern geprüfte Lehrerinnen, der Unterricht Vormittag slovenisch, Nachmittag deutsch. Nach zurückgolegtem droissigston Jahre kann ein Sträfling nur dann zur Erlernung der deutschon Sprache verhalten werden, wenn die Leitung ihn für fähig erkennt. Die Haltung dor Sträflinge ist eine musterhafte, die lCost eine durchwegs gute und gesunde, der Verkehr der Schwestern mit den Sträflingen ein liebevoller. In dom einen Arboitssaale sahen wir dio Sträflinge mit Weborei, in dem andern mit Näharbeiten, z. B. Fertigen von Montursstücken, Fäustlingen, dann wieder mit Stickerei, Schlingerei u. s. w. beschäftigt. Dio Arbeit ist ihnen allen oiuo liebe Helferin in der Abgeschiedenheit dor Haft, der sie durch eigenes Verschulden verfallen sind. Es wäre hochinteressant, bei dom Besuche dieser Anstalt lange verweilen zu können, namentlich für das Studium der so verschiedenartigen Physiognomien, dieser ,Spiegel der Seelen*. Aber auch wenn wir nach nur kurzem Verweilen von dieser Stätto scheiden, müssen wir dio Befriedigung mit uns nehmon, dass hier im Geiste des richtig erfasston Fortschrittes, aber auch nicht minder im Geiste der Liebo, unermüdlich geschaffon wird an dor Besserung so vieler unglücklicher N eben menschon. Wir können nicht umhin, den barmherzigen Schwestern und vor allem auch dom Herrn k. k. Inspektor Zadnik zu den schönen Erfolgen ihres hingebungsvollen, aufopfernden Eifers die vollsto Anerkennung auszusprechen! Das Soholss verlassend, werfen wir noch einen Blick in den schönen schattigen, parkähnlichen Garten, dor in seiner Anlago auch noch aus den Tagen des 16. Jahrhunderts stammt. 65 — Wenn man nun das Dorf Vigaun weiter durchschreitet, so gelangt man nach der kurzen Wanderung von einer Viertelstunde in einen natürlichen Pelspass zwischen zwei hohen Kalkbergen: Jamerski vrh und Doberca, welchen Pass das uralte Schloss Stein, von dem heute nur noch spärliche Ruinen vorhanden sind, beherrscht. Dieses, einst ein Raubnost par excellence, sperrte den Ueborgang nach Kärnten und gehörte im 15. und 16. Jahrhundert dem berühmten, heute in Steiermark ansässigen Goschlechto der Lamberge. Hier localisirte das slovenische Volk die Sage von dom Auszuge des im Kampfe mit dem Riesen Pegam am Wiener Hofe berühmt gewordenen Herrn von Lamberg mit dem Pferdo, das wälischon Wein trank und goldene Weizkörnlein ass, und noch heute zeigen uralte Leute bei den Ruinen den Platz, wo das Wunderpferd gefüttert worden, das Herrn Lamberg in einem Tag zum Siege nach Wien getragen. Das uralte, diesen Wettkampf feierndo slovenische Volkslied mag hier in der meisterhaften Uebortragung Anastasius Grüns folgen. Es lautet: Lamberg und Pegam. Das weisse Wien vor euch dort steht, Vernehmt nun, wie’s in Wien ergeht! Es liegt ein Marktplatz mitten drin, Drauf sprosset eine Linde grün Und kühlt mit ihrem Schatten Wien. Ein gelber Tisch im Schattenplan, Von Stühlen ist der Tisch umfah’n. Viel grosse Herren sitzen da Der Majestät des Kaisers nah. Da trabt Herr Pegam stolz heran, Zum mächt’gen Kaiser hebt er an: »Hast Du den Helden unter Dir, »Der sich im Kampfe misst mit mir?« r> 6fi Antwortet ihm der Kaiser dann: »Was fragst Du? Traun, ich weiss den Mann, »Der Dich vom Sattel werfen kann! »Sein Nam’ ist Christoph Lamberger, »Nicht gross, wot aber breit ist er, »Auf grauer Felswand nistet er, »Nur weit von hier ist er daheim, »Im Krainerland am weissen Stein.« »Und ist er nah’, so schickt um ihn! »Und ist er fern, so schreibt um ihn! »Ein Bursche wird zu finden sein, »Dem kund der Weg zum weissen Stein?« Ein Bürschlein jung fand bald sich ein, Dem kund der Weg zum weissen Stein; Er nahm unterm’ Arm den Hut, Nahm in die Hand das Brieflein gut. Der Bursche durch die Felder gehl, Herr Lamberg dort am Fenster steht, Und also spricht und redet er: »Ein Wienerbürsclilein kommt daher »Und bringt wol neue Wienermähr!« Dem Boten er entgegenwallt Und trifft ihn auf der Treppe bald, Mit einer Hand er ihn umfangt, Ums Brieflein mit der anderen langt. Das Schreiben er gar schnell durchliest, Zum Mütterlein dann sprach er dies: »Alt’ Mütterlein, was sag’ ich Dir, »Der böse Pegam schickt nach mir!« Antwortet drauf alt’ Mütterlein: »Du hast ein Boss wie’n Vögelein, »Das kam noch nie ans Sonnenlicht »Und sah den weissen Tag noch nicht, »Steht an der Krippe sieben Jahr, »Trank nie vom Quelle kalt und klar, »Das trinkt nur süssen wälschen Wein* »Und kaut das goldne Weizkörnlein. * Dioso ungowülinlicko Kost dos StroithengsteH mag wol zugleich auf douBon ungewöhnliche Kigcnsehafton deuten. Auch der KönigHHohn Marko lehrt im BerbiBohnn Volksliodo seiu LoihroHB, don Schecken Sarne, Wein trinken (Talvj, Volkslieder der Sorben 1., ]>ag. 180). — 67 — »Zwei Teufel stehn dem Pegam bei, »Besiegen wirst Du alle drei. »Du wirst ihn mit drei Häuptern sehn, »Die beiden äussern lasse stehn, »Doch soll Dein Schwert das mittre mäh’n!« Er schwingt sich auf sein schnelles Ross, Das flink mit ihm von dannen schoss, Er saust euch wie ein Donnerkeil Und hält euch nirgends Rast und Weil’, Wie in der Luft das Vöglein schnell; Am nächsten Tag war er zur Stell’. Er sprengt die Wienerstadt entlang, Der Scheiben Glas in Splitter sprang. Der Löffel sank aus Pegams Hand, Der eben froh beim Mahl sich fand: »Herbei, herbei, Du mein Lakey! »Sprich, ob Erdbeben, Donner grollt, »üb Sturmwinds Wagen kommt gerollt?« »Nicht Donner, nicht Erdbeben grollt, »Nicht Sturmwinds Wagen kommt gerollt, »Der Herr Lainberger trabt herein.« Zum Imbiss läd’t ihn Pegam ein, Doch also Herr Lamberger spricht: »Ich kam zu Dir zu Gaste nicht, »Doch kam ich Dir zum Kampfe her, »Dein graues Haupt zu treffen schwer »Und Deine Feder weiss und rein, »Ein goldner Rand umsäumt sie fein, »Zu treten in den Koth hinein!« Drauf Pegam ihm erwidert so: »Mich macht ein einzig Ding unfroh, »Mich dauert Dein spinatfarb’ Hemd, »Jetzt wird es bald mit Blut verbrämt!« Und weiter frägt ihn Pegam fort: »Sprich, wo für unsern Kampf der Ort, »Ob in des Kaisers Hof wir gehn, »Ob in den Slrassen Wiens wir stehn?« Herr Lamberger entgegenspricht : »In Höfen man die Schweine sticht, »In Gassen Weiberzunge ficht, »Da schlagen sich die Helden nicht! »Lass auf das eb’ne Feld uns gehn, »Dass uns die Leute alle sehn »Und alle Herren von ganz Wien!« Da wallten sie zur Ebne hin. Jetzt rennen an zum Strauss die Zwei, Sie sausen Ohr an Ohr vorbei. Doch bleiben beid’ an Schaden frei, Die Helme flogen auf den Grund. Und wieder sprach des Pegams Mund: »Noch siegte über mich kein Mann. »Ficht, Christoph, dies Dein Herz nicht an? »Dein Rösslein doch wird trauern dann, »Allein im Feld wird’s irren fern »Und suchen wird es seinen Herrn.« Drauf Christoph ihm erwidernd spricht: »Was mir jetzt einzig von Gewicht, »Dran denkst Du wol im mind’sten nicht! »Dein schönes Weih im Seidenkleid, »So jung bestimmt zum Witwenleid, »Weiss Gott, sie wird von mir gefreit.« Pegam sprengt an zum zweiten Stoss, Nun Christophs Blut vom Finger floss, Geschah ihm erst nicht Leides gross. Ansprengen sie zum Dritten dann, Jetzt greifen sie sich wacker an! Aufs Mittelhaupt zielt Chistoph blos, Die äusern zwei hält er nicht gross, Und haut vom Rumpf das mittre los. Drauf fängt er’s auf dem Speerc hoh Und trägt es vor den Kaiser froh. Des Kaisers Majestät begann: »Was willst zu Lohn Du, tapfrer Mann? »Willst hundert weisse Burgen Du?« Herr Lamberger doch sprach dazu: »0 geht mir nur neunzig und neun, »Das wird noch mehr zu zählen sein.« Von der Schloss Stoinor Ruine nach Vigaun zurück-gekehrt, machen wir uns entweder heute noch an den Bosuch dos Petersborgos oder aber sparen wir uns diesen Genuss zu einem eigenen Ausfluge. Dieser Berg links vom Schlosse, dicht bewaldet, ist von einem weissen Kirchlein gekrönt, das man, nicht allzu steil steigend, nach einer Stunde Wegs erreicht. Es ist von Jägern gestiftet, und reicht diese Stiftung bis in das 13. Jahrhundert zurück. Der Styl weist Gothik, und sieht man noch theilweise alte Fresken. Die Kirche wird zeitweise von Wallfahrern besucht. Von dem Vorplatze derselben ist die Fernsicht eine lohnende, und trifft das gute Auge bei heiterem Himmel bis Laibach. Die Rückfahrt von Vigaun nach Veldes geschieht gleich dor Herfahrt über Lees. Nach Jauerburg und Assling (Sava). Man fährt über Unter-Görjach bei Grimschitzhof vorbei, das links bleibt, durch ein Hochthal mit romantischon, wechsolvollen Bildern; zur Rechten die Karawanken. Ein steiler Berg muss gewonnen worden, von dessen Gipfel die Strasse in Serpentinen hinabgeleitet; im jenseitigen Thalo angelangt, übersetzt man die Wurzner Save, und in wenigen Minuten ist Jauerburg erreicht (Station dor Kronprinz-Rudolfsbahn). Der freundliche Ort ist eine bedeutende Stätte dor heimatlichen Industrie — es befindet sich hier der Hochofen dor krainischen Iudustriegosellschaft, — ausserdem sieht man oin altes Schloss und einen schönen Park. Zu empfohlen ist das Gasthaus Kölbel. Ueber Jauerburg als Industriestätto schreibt schon Valvasor (1689) in seiner ,Ehro Krains“: ,An diosem Ort lässt dor Vulkau seino Meistorstücko in dor Stahlarbeit sehen, denn der allerbeste Stahl, so irgendswo mag anzutreffen sein, wird hiorsolbst bereitet, weswegen nicht allein Italien, sondern noch andere fernere Länder denselben verlangen, wie auch dessen gar viel nach Wälschland und von dort weiter reiset. Hiergegen arbeitet man allhie in Eisen gar nicht, es mögto dann Jemanden zu sonderbarem Gefallen geschehen. Wann abor je bisweilen dasselbe gearbeitet wird, so ist es ohngezweifelt das beste. ,Eben dieses Orts wird gleichfalls der Krobatischo Stahl gemeistert, dor so gern Türkenblut saufft und seinen Foinden erschrecklich vor dor Nasen blinckt.' Aus dieser Stelle des alten Chronisten ist zu entnehmen, dass die krainische Landschaft für ihr ,Nationalheer an den windischen Grenzen' und für die ,Landmiliz' hier die Waffen schmieden lies in den Jahrhundorton der Türkenkämpfe! Von Jauerburg ist dor Aufstieg auf einen der interessantesten Berge Oberkrains, auf die Bovseca, die jedoch ihre für den Geschichtsforscher und Freund der Alter-thiimer werthvollen Schätzo bisher neidisch verborgen hält. Der emsigen Forschung unserer Tago mag es golingen, auch diese von ihrem Zauberbanne zu befreien. Vor 200 Jahren ward der erste Spatenstich hiezu gothan, und seither keiner wieder. Hören wir die in ihren Details mehrfach merkwürdige und charakteristische zeitgenössische Schilderung: ,In Oborkrain liegt zwischen Karner - Vcllach und Feistriz dor hohe Berg Beuschoza, dor zwischon Crain und Kärnton eine Scheidung macht. Auf der Höhe diesos Borges wurden übor dreihundert heidnische Begräbnisse nobst etlichen Leichenstoinen, darauf grosse Charaktere geschrieben stehen, gefunden. ,Von selbigen Begräbnissen hat ohngefähr vor acht Jahren (1680) Herr Johannes Baptista Petermann, Modi-cinao Doctor, Lust gewonnen eines und anderes zu öffnen: ohngeachtet die umherwohnenden Bergknappen ihm angezeigt, solche Gräber Hessen sich nicht aufthun. Welches er doch nicht glauben wollen. Zu dem Ende hat er einen dem Herrn Baron (Buccelini) von Jauerburg gehörigen Borgknappen Namens Solzina mit sich gonommen und seynd auf diesen Berg Beuscheza zu den Gräbern gestiegen. ,Als sie nun hinaufgekommen und dieser Berg-Knapp mit einem Berg-Kraupen auf eine Begräbnis den ersten Streich gethan, um diese aufzuschlagen; ist gleich don Augenblick darauf aus dem klaren und heitern Himmel ein solches Gewitter mit Donner, Hagel und Sturm entstanden , dass sie anderst nicht gedacht, denn es würde der Himmel einfallen. Worübor sie von solcher vorgenommenen Grab-Untersuchung nicht allein abzustehen, sondern auch ihre Füsse tapfer zu gebrauchen und den Berg flüchtig wieder hinab zu laufen bemüssigt worden. ,Vielleicht mögten die Charaktere oder Grabschriffton Nachricht geben können, was in sothanen Begräbnissen zu finden und was für Leute darinnen begraben worden; wenn man solcho abschriebe und versuchto, ob sich die alte Schrift erkennen und die Bedeutung treffen Hesse. Obgemeldeter Doctor hat abor keine davon abgeschrioben, weil er sie nicht leson können und auch in Hoffnung gestanden, die Eröffnung eines von solchen Gräbern könnte ihm vielleicht den Augenschein zum Unterricht geben, was darin enthalten. Nachdem aber sein Vornehmen allda so geschwinde verstört und mit so ungestümer Gewalt hinter-triobon worden: ist ihm die Lust mehr hinauf zu kommen vergangen. ,Unter diesem Bergo findet sich der Kost zweier uralter heidnischer Schlösser. Eines derselben ist moistentheils aus dom Felsen gehauen, wobey noch einige Spurzeichen und Ueberbleibsel erscheinen, als nämlich oiserno Thürstöcko und steinorno Stiegen, welche in den Felsen oingehauen. Das andero Schloss aber ist völlig und gänzlich eingefallen und so wüst und öde worden, dass weiter nichts davon als die alte verfallene Mauer erscheint. ,Bey solchen Schlössern hat man vor Jahren sehr kostbare kupferne Wasserröhre nebst manchen schönen Grab-schriffton, wie auch heidnischen silbernen und kupfernen Medaillen gefunden; gleichwie noch auff den heutigen Tag dergleichen gar offt von den Hirten gefunden werden. ,Wio solche zwey Schlösser geheissen, steht nicht zu erfahren. Ich habe in keinen alten Schrifften etwas davon angetroffen. Dio einfältigen Leut sagon insgemein, cs seyn heidnische Schlösser gewesen. Und daran dörfften sie auch vielleicht nicht weit fehlen. ,Von einem See mit ungesunden Forellen, der ein paar Büchsenschüsse von diesem Bergo liegt, an anderer Stelle.' Von Jauerburg erreicht man in je einer Viertelstunde das malorisch golegono Dorf Karner-Vollach und Sava-Assling; letzteres Station dor Kronprinz-Rudolfsbahn. In Sava-Assling befinden sich eine bedeutende Gewerkschaft der krainischen Industri o-Ge-sollschaft, ein hübscher Park und gute Gasthäuser (namentlich gutes Bior). Dio Rückfahrt nach Veldes macht man von hier ont-wedor per Eisenbahn oder aber por Wagon auf dor Fahrstrasse über Lees. Nach Radmannsdorf. Eine der ältoston Stätten des Landes Krain ist Radmannsdorf, durch ihre Lago wie nicht minder durch das freundliche Entgegenkommen dor fleissigon Bewohner bei den Fremden beliebt, und bildet durch dio Nälio und dio gute Strasso, die dahin führt, einen bosondoron Bioblings-ausfiug der Veldoser Badogiisto. Man passirt Lees und führt in südöstlicher Richtung auf dem Leeser Plateau weiter. In einer halben Stunde, im ganzen also in einer Stunde (ab Veldes), hat man die Stadt Radmannsdorf erreicht. Bei der Einfahrt in dieselbe erhebt sich die Strasso ein wenig, und man fährt an dem Rückthor dos gräflich Thurn’schen Gartens vorbei; das Gitter dosseiben gestattet den Einblick, und erregen die schönen Bäume darin unser besonderes Interesse. Die Physiognomie dor Stadt ist im Ganzen genommen eine mehr altcrthümliche, wenngleich an den meisten Häusern die Tünche gar manches verbrochen hat. Die Fatjade des mächtigen Schlossbaues auf dem Hauptplatze weist prächtige Stuccoarbeit als Verzierung der schönen Fenstorenfilade. Ober dom Portale prangt das gräflich Thurn’sche Wappen. Die Herrschaft Radmannsdorf, die im frühen Mittel-alter verschiedenen Familien, zuletzt den Ortenburgorn gehört hatte, kam nach dom Erlöschon dieses Hauses an das ,Haus Oesterreich*, dessen Kaiser die Herrschaft später als ,Pfandschilling* weiter vergaben, dio Stadt aber als landesfürstliches Eigenthum verwalten liesson. Als um das Jahr 1424 Graf Friedrich von Cilli hier längere Zeit Hof gehalten hatte, wollten sich ihm die Rad-mannsdorfer nicht ergeben, sondern wollten ihrem Kaiser treu bleiben, worauf der Cillier mit Gewalt die Bürger zwang, ihm unterthänig zu sein. Im 16. Jahrhunderte gehörte Radmannsdorf (dio Herrschaft) als Pfandschillingsgut zu eigen den Herren von Dietrichstoiu, von denen sie sodann an die Grafen Thurn-Valsassina überging, dio noch heute deren Besitzer sind. Gegenwärtig führt das Majoriat Gustav Graf Thum. Die Stadt Radmannsdorf ist der Sitz der Bozirks-hauptmannschaft, eines Bezirksphysicus und der übrigon sistemisirten Aemter. Von dem Garten des Besitzers Herrn Homan goniesst man eine wahrhaft entzückende Aussicht auf das unten sich ausbreitende Thal der hier boroits vereinigten Wo-cheiner und Wurzner Save. Nachdom man sich im Gasthauso dos Herrn Wastl mit gutem Tranke und guter Jause erquickt und in eines oder das andere der kleinen alterthilmlicheu Häuschen, in denen das Hutmachen als Hausindustrie betrieben wird, oinon Blick geworfen hat, tritt man den Rückweg, natürlich wieder zu Wagen, nach Veldes an, wo man mit der Befriedigung einer superb verbrachten Nachmittagspartie ebon recht zum Souper anlangt. Freunden der Geschichte soi noch gesagt, dass Rad-mannsdorf der Geburtsort des leider zu früh gestorbenen krainischon Historiographen Anton Lin hart ist, der in diesem freundlichen Städtchen um die Mitto des vorigen Jahrhunderts das Licht der Welt erblickte und ausser seinen historischen Studien auch der Muse der Dichtkunst (slovenisch und deutsch) huldigto. Nach dem Wocheinersee und zum Wasserfall Savica. Wer das Wort ,Veldes', ausspricht, der schliesst alsbald daran das Wort ,Wochein', so unzertrennliche Begriffe, einander ergänzend schier und erläuternd, sind dieso beiden ,Perlon' des krainischon Oberlandes. Daher denn auch der Fremde, der das lieblich reizonde Veldes bosucht, schon mit ,in des Herzens Tiefe' ,dio unbezwingbare Sehnsucht' bringt, alsbald auch die abgeschiedono, wildromantische Wochein zu sehen und vorzudringen bis an der ,uraltheilgen‘ Savica donnernden Fall! Von Veldes bis an die Ufer des Wocheinorseos braucht man zu Wagen nahezu drei Stunden. Man führt von der Soeringstrasse längs des Veldosersees bis Seebach und von da hinab ins Wocheinerthai, eine der schönsten Gebirgsschluchten, wie weitgereiste Touristen wiederholt versicherten. Zur Linken tief unten braust die Wochoinor Save in dem ausgewühlten Bette, und jenseits an ihrem rechten Ufor steht majestätisch und die Zackenformation, nach der er den Namen ,Woiberzahn' führt, vollends weisend der Babizob tiefdunkel in seiner Bewaldung. Zur Kochten der Strasse, auf der wir nach der Tiefe eilen, begleiton uns hochragend und immer mächtiger werdend die Fclskolosso der zum Triglavstocke gehörigen Vorberge. Hart am Wege weiss der Fleiss des Landmanns dem kargen Boden dos Gebirges jedes nur immer taugliche Plätzchen zur Anpflanzung von Nutzpflanzen abzugewinnen, und bilden diese Nutzgärtchen, dann die an den gegen Süd gekehrten Hängen zerstreut liegenden Bienenhäuser und das auf den Alpontriften weidondo Vieh eine anmuthende Staffage der sonst so verlassenen Landschaft. Ein Rückblick aus unserm offenen Wagen lässt uns dio Scenerie durch den (Hintergrund' der Steiner Alpen — die pompös hervorragen — abgeschlossen orschoinon. Wir gelangen zunächst nach Wocheiner-Vellach, wo bei Krivoc ein guter Wein zu haben ist. Von hier aus goht dio Strasse scharf abwärts, und das Wocheinorthal verengt sich hier am stärksten. Wir sind boi der sogenannten Stiege angelangt, so genannt wahrscheinlich wegen der engen Passage. Dio Wocheinor Savo, der wir nun an ihrem linken Ufor ganz in dio Nälio gorückt sind, saust und braust so mächtig über hoch aus ihrem Bette omporragende Fels- 7ö blöcko, dass man an das sogenannte Gesäuse der Enns bei Admont erinnert wird. Wir haiton an der ersten zu übersetzenden Brücke, denn an dem uralten Steige, der von da weiter an dem linken Ufor der Save hinaufführt, gibt es einen vorspringenden Felsblock, den wir gerne besichtigen möchton, da er eine bisher räthselhafto Inschrift trägt. Nach wenigen Minuten, die wir au Khododondron-büschen und andern alpinen Blumenbeoten dahingewandelt, stehen wir an dem eine scharfe Wendung des Steiges sig-nalisirenden Felsen und copiren dio besagte Inschrift also: Diese Schriftzeichen, die entschieden lateinischen Charakter woisen und durchaus Kürzungen sind, haben ganz gowiss nichts anderes bedeutet, als oinen Wegweiser zu dem in der Wochoin im frühen Mittelalter bostandonen Kloster, dessen Spuren heute nahezu vollends verschwunden sind. Dass dieses Kloster bestanden hat, dafür bürgt die urkundliche Notiz, Bischof Hugo von Ilrixen habe 1120 das Kloster Cruskilach in der Wochein gostiftet und sich nach Ablegung der Bischofswürde dahin zurückgezogen. Wo jedoch dies Kloster gelegen, darüber fehlt heute jede Andeutung. Vielleicht könnte der Name dos Ortes Pozabljeno (das Vergessene), wo mau Grundmauern einor Kirche gefunden hat, die Forschung auf eine Spur leiten. Doch die Untersuchungen hierüber gehören nicht hiehor und sollen an anderer Stelle fortgesetzt werden. Wir eilen zu unserm Wagon, und fort geht es am rechten Ufer der Save bis zur zweiten Brücke, die man üborsetzt, um nach Neuming einzufahren, das sich als freundlicher Ort präsentirt. Man passirt Log, Lopcnco und Bitnah (Feistriz). Zur Linken erhebt sich die Cr 11a prst (schwarze Erde), zur Rechten die Triglav-gruppe, die mächtig emporragt. Am Woge gibts Kohlenbrennereien, Kalköfen, weidendes Vieh, starke tüchtige Pferde (Stuten mit Fohlen) als Staffage. Das Woclieinerthal ist überhaupt seit einiger Zeit in einem wirtschaftlichen Aufschwünge begriffen, der sehr erfreulich ist. Es wird da ausser der Pferdezucht auch ausgedehnte Bienenzucht getrieben und namentlich hat durch dio vom Pfarrer Mosar inaugurirte und durch die Subvention dor h. Regierung kräftigst unterstützte Bildung von Käseroigeuossensckaften die ganze Umgegend einen neuen, sehr dankenswerten Erwerbszweig gefunden. Die zur Gewinnung einer ausgezeichneten Milch und Butter, beziehungsweise eines trefflich schmeckenden Käses von der Natur prädestinirton Alpentriften der Wochein haben in verhältnismässig kurzer Zeit dem rationellen Betriebe dieser Wirtschaft von vornherein die beste Unterstützung angedeiheu lassen. Fachmänner wird es interessiron, wenn wir sie auf den am Schlüsse des Jahres 1876 darüber an das k. k. Ackerbauministerium erstatteten ausgezeichneten Bericht des Dr. Jan. Bleiwois, Sekretär der krain. Landwirthschafts-gosellsckaft, verweisen.* * Mitthoillinken der k. k. ljandwirthschafta-Goaollschaft in Krain, 1877, Anhang I., S. l—21. Gegenwärtig zählt die Wocliein zehn Käsereigenosson-schaften, und zwar l.)Bitnje (Peistriz), 2.) Savica, 3.) Nemski rovt, 4.) Nomen, 5.)Kavne, C.) Bolo poljo, 7.)Podhom, 8.) Na poljili, 9.) N a ogradih, 10.) Stara fuüina (Althammer). Dieser Wocheiner Käse kommt bereits weit und breit im Handel herum vor (Laibach durch P. Lassnik), leider noch vielfach unter fremden Namen, sehr stark als Schweizorkäse, dom er im Geschmack und Wesen vielfach ähnlich ist. Ausser den Wagon mit den ,Käseleibern' begegnet man auf der Wocheiner Strasse auch noch Wagon mit andern Erzeugnissen und Exportartikeln dieser scheinbar aus dom Weltverkehre gerückten Gogond, Wagon mit Holz waren, die in der Hausindustrie hier gefertigt worden, mit Eisen waren aus dem Eisen- und Walz-werke Peistriz, der krainischen Industrie-Gesellschaft gehörig, und mit Steinen, dom sogenannten Wochoinit, der, eine Mischung aus Eisenoxyd, Thonorde und Allaun, in ganzen Eisenbahnladungen nach Preusson ausgeführt wird, um daselbst zu Pabrikszweckon verwendet zu werden 1 Unter derartigen Betrachtungen wirtschaftlichen Inhalts , die sich in dio Naturbetrachtung eindrängen, erreichen wir, nachdem wir um droiviertel 7 Uhr Morgens Veldes verlassen haben, um halb 10 Uhr dio Ufer dos Wocheiner Sees. Von weitem sehen wir schon dio tiofdunkoln Wasser diesos Sees ganz merkwürdig sich von der im hollen Sonnen-glanzo lichtumtlossenon Umgebung abhoben; dio Brücke, wolcho über die aus dem See uns entgegonfliessondo Wocheiner Save setzt, sowie das alto Kirchlein rechts am Hügel, sie spiegeln sich in der Oborflächo dor dunkel scheinenden und doch so klaren Pluton. Das alte Kirchlein — von den wenigsten, dio nur als Naturschwärmer hiohor pilgern, beachtet — erregt unser Interesse, und wir sind reichlich belohnt. Von aussen wonig verschieden von den sonstigen alten Kirchenbauten ringsum — auch hier finden wir einen noch theihveise erhaltenen ,grossen Christoph' an der Aussenwand, — birgt es in seinem Innern einen bedeutenden kunsthistorischen Schatz. Das Presbyterium, gothisch (6 Kippen), ist über und über mit noch durchwegs vorzüglich erhaltenen mittelalterlichen Fresken ausgemalt, die nach Allem auf das 14. Jahrhundert als Entstehuugszeit zurückweisen. Wir finden da in dem Bogenfelde vis-a-vis dem Hochaltar den hl. Georg, wie er don Drachen tödtet; in den Eck-stückon Abel mit dem Lamm und Kain mit dem Strohbündel (letzterem sitzt ein weisser Teufel im Genick). Während in den Bogenfeldern an der Evangeliumseito die Taufe Christi durch don hl. Johann den Täufer (dem die Kirche geweiht) in originollor Auffassung und Beseitigung jeder Prüderie, und an der Epistelsoite die A n b e t u n g Mariens dargestellt erscheint, schmücken das Rippengewölbe die vier Evangelisten und die Chöre der Engel, die untern Wände der Apsis aber die Darstellungen der zwölf Apostel in ziemlicher Grösse und in der ganzen Charakteristik der Malerei sowrie der Trachten des 14ten Jahrhunderts gehalten. Erwähnenswerth ist weiters noch aus diesem interessanten Kirchlein die prachtvolle Altarverkleidung (am Hochaltar) aus Leder mit Gold gepresst und bemalt, als Mittelbild St. Johann mit dem Osterlamm, ringsum Blumen, Vögel, Früchto (Aepfel, Trauben u. s. w.), Arabesken. Der Altar, im Jesuitenstyl gehalten, zeigt die Jahreszahl 1GG8. Unsere Fähre ist boroit zur Ueberfahrt über don See! Jetzt mögen wir die Notiz der Tiefcnkarto des Herrn Engels naclisehon, die wir in Veldes im Hotel Mallner copirt haben. Sie besagt vom Wochoinersee Nachstehendes: Höho 1654', Längo (SO —NW) 2250°, Breite (N —S) 482", grösste Tiefe 142' (in gerader Richtung dor am Ufer zur Linken gelegenen Kirche zum heil. Geist quer über den See, doch näher dem gegenüberliegenden Ufer), Boden rhätischor Formation, Hauptdolomit. Kaum, dass wir in der breiten Fähre auf dom Boden ausgestreckt Platz genommen, machen wir uns auch schon an das Auspacken der Körbe, in denen wir kalte Küche und Wein zur Labung von Veldes aus mitgenommen haben. Und diese Erfrischung ist schon dringend nöthig, da dio reine Borgluft aussergewöhnlichen Appetit erzeugt hat. Erst nachdem der Körper sich wieder gestärkt, können wir freien Sinnes die uns umgebende herrliche Natur mit vollem Genüsse bewundern. Wer möchte es wagen, mit Worten, ja kaum vermag man es mit dem Pinsol, den Eindruck namentlich der Farben und des Lichtes wiodorzugebon, die hier in voller Ursprünglichkeit und mit einem feenhaften Zauberglanze uns umfliesson und auf unser leibliches Auge einstürmen. Der tiefdunkle See, die grünen Matten am Ufer, weiter ansteigend an den Gehängen dio Lärchen-und Buchenwälder, dann dio riesigen Dolomitmassen dor schroff abfallendon Bergwände, die so knapp an den Soo treten, dass sie schier jede Sekunde sich in denselben stürzen möchten, dahinter hochrageud dio schnoo- und eisbedeckten Häupter des Triglav — dies Gesammtbild, in das die leuchtende und strahlende Sonne mitten hineintrifft, alles mit ihrem Lichte übergiessend und verschönend, wer könnte sich da der Bewunderung und Lobpreisung enthalten, die jede fühlendo Brust im Anschauen solch’ eines Naturbildes der owigen Schöpfung zollen muss 1 Nachdem wir eine kleine Unterbrechung der Fahrt über don See durch Landung bei der Dreifaltigkoitskirche gemacht, dio jedoch ausser ihrer reizenden Lago und einem ,grossen Christoph* nichts weiter Bemerkenswerthos bietet, steuern wir wieder woitor — unsor Fährmann erprobt das berühmte achtfache Echo — und legen nach nunmehr kurzer Fahrt an einer kleinen Einbuchtung des Soes dio Fähre an, um nun zu Fuss die Wanderung nach dem Wasserfalle der Savica fortzusetzou, die mit unterirdischen Wässern zusammen den Wocheinersee bildet und der entgegen wir, an ihrem linken Ufer uns haltend, all-mählig nach der Höhe omporstreben. Her Wog, anfangs in der Ebene fortlaufend, ist im Ganzen recht gut, und da er zumeist durch Wald führt, auch schattig. Wechselweise gelangt man an etwas steinige Stellen, die jedoch durch Nachbesserung leicht beseitiget werden könnten. Hie Buchenwaldung, die sich hier über uns dacht, woist prachtvolle Exemplare, die das Herz jedes Forstmannes hoch aufjubeln lassen. Wir sind auf einer Waldwiese, wo wir eine kleino East haiton, da zeigt man uns an der zur Eechton steil abfallenden hohen Felswand einen im Zickzack verlaufenden Streif. Dies ist für kühne Bergsteiger und Gomsonjäger der rascheste Aufstieg zu den ,sieben Seon‘. Fast könnto man eine Wette eingehen, dass hier ein Aufstieg überhaupt unmöglich sei, doch dio Logik der Thatsache, dass er von hior aus schon wiederholt und glücklich unternommen worden, bricht jeder Debatte dio Spitze ab. Unsoro Wanderung fortsetzond, gelangen wir bald an die Wendung des Weges nach links. Wir müssen auf ziemlich schwankem Stege die Savica übersetzen und steigen dann wieder einen neuen Waldhügel empor. Nach einem nun noch beiläufig halbstündigen Aufstiege auf gutem, wenngleich ziemlich steil aufklimmendem Waldwogo stehen wir an der schmalen, aber mit sichern Geländer versehenen Holzstioge, die zu dom Aussichtsplateau gegenüber dem Falle dor Savica hinaufführt. Dieses Plateau, das einer Gesellschaft von circa 20 Personen genügend Eaum bietet, sich an einem daselbst angebrachten massiven Tische gütlich zu thun, enthält auch in dio Felswand eingelassen das Marmordenkmal des o Besuches woiland dos in Alpenländern so hochgofoiorten ,Prinzen Johann1. Wir treten rechts zu Seiten dieses Donkmals und gerade dem Treppenausgango gegenüber bis hart an den schmalen Steig, dor in die Tiofo zu dom Bassin des Wasserfalles geleitet, hin und blicken empor zu dor gegenüberliegenden Felswand, aus deren Oofi'nung in der Hübe von mehr als 85 Klaftern dio Savica hervorquillt, um in geschlossenen Schaumstrahlen abzustürzon. Presiron hat in seinem herrlichen Epos von dor ,Taufe an der Savica1 don Eindruck dos Falles meisterhaft wiedergegeben. Er singt:* Und als der Fall ihm donnert an die Ohren, Gedenkt er, wie den Uferrand erschüttert, Doch weiter flussab träge sich verloren Die Flut, vor der die Wand des Berges zittert; Zum Himmel spritzt ihr Schaum, den Wuth geboren, Und Baum und Fels wird unterwühlt, zersplittert. Mit Wuth geboren der Schaum, donn er muss sich, obenher durch das Felsgekliifte der sieben Seen kommend, durch den Fels durcharbeiten, dass er dio OcH’nung gewinne, hier zur Tiefe zu stürzen! Und in der Tiefe, da ist in der That der Fels untorwühlt; riesongrosse FelsblOcke, an denen der Mensch, von oben gesehen, fast wie ein Punkt erscheint, bilden das Bassin, in welchem dor abstürzende, schäumende Gischt sich weit umher zerstiebend dennoch sammelt, um dann wol als wilder Gebirgsfluss, weiter über Felsen, und Felsen stürzend, dio Ebeno und sein nächstes Ziel, don Wochoiner-seo, zu erreichen. Muthig steigt man den schon genannten schmalen Steig in dio Tiofo zwischen die Folsblöcko hinein, um von * Uoboraotzt von II. Tonn. dem oisigkalten Wasser der Savica zu kosten und mit dem slovenischon Volksdichter Valentin Vodnik singen zu können: Hoch Savicas Fluten trink’ ich, Schöner Lieder Born so kühl, Und dem Meistersänger bring’ ich Diesen Trunk mit Hochgefühl'.* Dem ,Moistersängor!‘ — als den Vodnik seinen genialen und gelehrten Freund Sigmund Baron Zois verehrt hat. Und Sigmund Baron Zois war es, der Patriot par oxcollence, der hier auf dem Plateau Angesichts dos durch Lage und Geschichte geheiligten Savicafalles dem grossen Patrioten und Wohlthäter der innerösterreichischon Alpen-lande, dom unvergesslichen Erzherzoge Johann, dem hohen Naturfreunde, zur Erinnerung an seinen Besuch an dieser Stätte das bereits erwähnte Denkmal hat errichten lassen. Aus Wocheiner Marmor von einem heimatlichen Meister gehauen, trägt das leider schon stark devastirte Monument auf seinem Schriftspiogel nachstehende lateinische Inschrift: JOANN1 ARCHIDVCI AVSTRIAE ORIGINES GALCAREI ALP1NI SCRVTANTI AD FONTEM SAVI VIII 1DVVM JVL1I MDGCCVII D. D. D. ZOIS METALL. BOHINENS. CVLTOR. Dann folgt gross und schön gemeisselt das habsburgische Wappen. Darunter am Sockol des Denkmals liest man (in slo-vonischcr Sprache): LENARD FELBEL IS BOHINSKE BELE VSEKAL. (Leonhard Kelbel hat dies Denkmal aus Wocheiner Marmor gemeisselt.) * Ueberaotzt von J . Cimperraan. Noch einen Blick dem taktmässig niederstürzenden schäumenden Falle, und dann zum Aufbruch nach heim. Der Weg retour ist durchaus der gleiche. Iu Feistriz hält man hoi Mauric Jausenstation, und dann goht’s so rasch als möglich Veldes zu, wo uns, die wir tagüber nur kalte Küche zu uns genommen, ein trefflich mundendes Diner erwartet, bei dem superbe Exemplare von Forellen aus dom Wocheinersee die Würze des Mahles bilden! Ueber Steinbühel nach Kropp. Die gewerbfleissigsten, vielleicht abor trotzdem gewiss auch die ärmsten Stätten dos Landes Krain, namentlich des Oberlandes, sind es, denen wir einen Besuch abstatten, wenn wir über Steinbühel nach Kropp fahren, nach den Wohn- und Arbeitsstätten der krainischen Nagelschmiedo. Der Wog von Veldes dahin führt über Loos und Radmannsdorf. Von Radmannsdorf, das man durchfährt, geht rechts sich wendend dio Strasse in ziemlicher Noigung bergab in das Savethal und zum Savebett. Ueber die Brücke passirt man die hier schon broit sich ergiessende Save, und kömmt man, am rechten Ufer derselben angelangt, auf wieder ansteigender Strasse zu dem jenseitigen Plateau hinauf. Auf diesem Plateau ist der Ueborblick auf dio Stadt Radmannsdorf und Umgebung, sowio auf die Berge im Hintergründe — die Vorborge der Karawanken, — ein üborraschond schöner und fesselnder. Die neue Strasse, dio in bequemen Windungen ompor-klimmt, gewinnt dann bald ein zweites Plateau und verschwindet auf diesem zwischen Buchenwäldern. Sie läuft parkähnlich in einem rings abgeschlossenen idyllischen Hochthale dahin, dessen Frieden die Dichtor immerhin als einen himmlischen preisen mögen! Links zur Seite ragen dio Ruinen des alten Schlosses Wallenburg, wovon noch heute die Grafen Thum das Prädicat führen. Das Volk knüpft folgende Sage an die Ruine von Wallenburg: ,Der letzte Graf von Wallenburg war mit oiner schönen Frau vermählt, die er innig liebte. Sie aber hatte kein Verständnis für seine Zuneigung und suchte nur in prächtigen Kleidern und theurem Schmuck Kurzweil und Unterhaltung. Der unverstandene Gatte, dem das Betragen seiner Frau viel Herzeloid zufügte, suchte auf der Jagd Trost und Linderung in seinem Unglücke. Auf einem seiner Jagdzüge suchte er vor drohondem Ungewitter Schutz in der Hütte eines seiner Landsknechte, der im Besitz oiner Tochter, eines Mädchens voll Lieblichkeit, war. Die Schönheit dieses Mädchens, ihr anziehendes, einfaches Wesen machten das Interesse des Grafen für sie rege. Von nun an war er ein oft gesehener Gast in der Hütte seines Unterthans, und die Tochter desselben empfing ihn stets mit dem ganzen Zauber ihres lieblichen Wesens Der Graf fand in der ärmlichen Hütte das, was ihm in den schimmernden Gemächorn seiner stolzen Burg versagt blieb: Verständnis seines Innern und orwiedorte Liebe. ,Ein Jahr schwand dahin, seitdem der Herzensbund zwischen dem Grafen und dem einfachen Mädchen go-goschlossen ward. Während dieser Zeit aber ging mit der Gräfin eine grosso Veränderung vor. Sie, die früher nur in Putz und lärmenden Festen ihr Glück fand, sah ein, wie nichtig und kalt das Herz lassend ihr Treiben sei. Ihr unbefriedigtes Innere fing nun an, sich nach einem Gegenstände umzusehon, der geeignet wäre, ihr Herz mit Glück und Wonne zu erfüllen. Sie fand allmälilig, dass die edle Erscheinung des Grafen, ihres Gomahls, sowie seine Her- zonsgüto ganz darnach angethan seion, ein Weib vollkommen zu boglückon. Ihr Betragen, welches bis nun gogon den Grafen gar nicht entgegenkommend war, veränderte sich seit dieser Entdeckung vollends. Ihr stolzes, nur in Putz Freude sucliendos Wesen war verschwunden, und mit ganzer Hingebung trachtete sie nun, die Anwesenheit des Grafen auf dem Schlosse zu verschönern. Unglücklich fühlte sie sich, wenn der Gemahl abwesend war, und tief kränkte sie, dass sich das so oft wiederholte. Ihr Gomüth wurde dadurch ganz verbittert, und dio Gleichgiltigkeit, die er ihrer Hingebung entgegenstellto, machto ihren Zustand unerträglich. Sie sann hin und her, auf welche Art sio sich den Gemahl wieder gewogen machen könnte. ,Es geschah nun eines Tagos, dass oino alte Zigeunerin, welche nach alter Sitte dio Wahrsagekunst ausübte, auf das Schloss kam. Die Gräfin rief sie vor sich und klagte ihr das Leid. Dio Zigounerin, die um alle Vorgänge in der Umgebung wusste, gab der Gräfin das Verhältnis des Grafen mit der Landsknechtstochter bekannt und verheimlichte ihr auch nicht, dass schon ein kleines Wesen Zeugenschaft für das zärtliche Verhältnis der boiden ablege. Für die Gräfin war diese Eröffnung ein furchtbarer Schlag, sie fing an zu weinen und zu klagen und bot der Zigeunerin allo ihre Schätze an, wenn sio ihr ein Mittel angobo, welches geeignet wäre, ihr die Liebe des Gatten wieder zu gewinnen. Diese sagt ihr nun, dass sie, die Gräfin, eine goldene Nadel in das weiche Gehirn des neugeborenen Kindes stechen müsse, dann werde der Gemahl seine ganze Liebe nur ihr zuwendon. ,Der teuflische Rath der Zigeunerin erschreckte zuerst die Schlossfrau sehr, aber ihre leidenschaftliche Liebe erstickte jede Gewissensregung. Reich beschenkt entlioss sio die böse Rathgeberin. In der kommenden Nacht schlich sie aus ihrem Schlafgemache und schlug don Weg gegen dio Hütte ein, wo die Räuberin ihres Glückes schlief. Vorsichtig und leise gelang es ihr, in dio Schlafstubo derselben zu kommen, und mit fester Hand drückte sie eine goldene Nadel in den Kopf des in einer Wiege schlummernden Kindes. Nach verübter Uuthat kehrte sie wieder in das Schloss zurück und suchte Ruhe vor der erwachenden Stimme ihres Gewissens. ,Die Verzweiflung, die der Graf beim Besuche soines Lieblingsortes am nächsten Morgen dort antraf, kann man sich denken. Die im Kopfe steckende Nadel verrieth dio Urheberin der Greueltliat. Der Graf, unfähig seiner Sinne, eilte aufs Schloss, suchte die Gräfin auf und schleuderte sie in den tiefen Schlossgraben hinab. »Verflucht seist du, Schlange!' — waren die letzten Worte, die er in ihre Ohren donnerte. Dann aber zündete er das Schloss an, schwang sich auf einen Rappen und jagte gegen die unter dem Schlosse brausende Save, die ihn sammt dem Rosso in ihren grünen Wellen begrub. Das Schloss verbrannte, und es blieb nur so viol stohon, was noch jetzt das Auge erblickt, die Gräfin aber schleicht als Schlange in den unterirdischen Verliesson der Ruine umher; ihren Kopf krönt eine goldone Krone und um ihren Hals windet sich ein rothes Band, an dem dio Schlüssel zu den unterirdischen Schlossräumlichkoiten hängen und dio vollor Schätze demjenigen angeboren werden, dem es gelingt, die Verzauberte von ihrer Schlangengestalt zu befreien.' Die Lipnica (der Leibnizbach) durchzieht das reizende Thal, und ihm entgegen eilt unser leichtes Wägelchen rasch dem Orte Leibniz zu. Nach wenigen Minuten Weiterfahrt — denn dor Ort Leibniz bietet ausser seiner schönen Lage keinen Anlass zu längerem Aufenthalte — erreichen wir den Ort Stein -b ü h o 1. Jetzt sollten wir eigentlich Halt machen, doch wir thun, wenn wir Kropp auf dioser Partie noch mitnehmen wollon, bosser, gleich woitor zu faliron und orst auf dom Rückwogo in Steinbühel Jausenstation zu halten. Nicht lange, kaum eine halbe Stunde währt es, und wir fahren in Kropp ein. Je näher wir dem Orte kommen, desto frischer wird die Luft, die uns entgegenweht. Das Flüsschen Kropa, dessen Lauf entgegen, und zwar au dem linken Ufer desselben, unser Fahrzeug steuert, sendot gebirgsbach-ähnlich sein Brausen und Tosen zu uns herauf; die dunkeln Waldberge rücken zu beiden Seiten näher und näher aneinander, und auch gorado gegenüber erhebt sich plötzlich, da wir schon dem in die Borgschlucht eingekeilten und an den beiderseitigen Abhängen hinansteigonden Orte ganz nahe sind, ein hoher Waldberg vor unserm Auge und schliesst dio wildromantische Decoration! An diesem Waldberge endigt auch dio Strasse, von seinem Fusse her kommt die Kropa, dio im Orte selbst an mehreren Stellen und insbesondere bei hohom Wasser-stande kataraktenähnlich und mit grossem Gotöse in die künstlich errichteten Wohron hinabstürzt. Urwaldskühle von don Bergen hier und von den Esson der Nagelschmiede Urväter Handworksbrauch, dies beides zusammen sind dio Hauptanziehungspunkte, diese in einen halbvorgessonon Winkel dor Erdo hinoingostollto Wohnstätte braver, arbeitstüchtigor Menschen zu besuchen. Auf Schritt und Tritt grüsst uns hier dio Erinnerung längst vergangener Tage. Die Häuser, zumeist von italienischen Baumeistern des 17. Jahrhunderts erbaut — manche reichen noch in ihrem festen Innern in das 16., ja selbst in noch frühoro Zeiten zurück, — weisen die charakteristischen freien Stiegon-aufgänge, Pfeiler, Gängo italienischer Bauart; oinos dor schönsten, wo nicht das schönste, jedenfalls aber solidest gebaute ist das mit Rundthürmen als Erkern versohono Haus dos Herrn Solar (im 17. Jahrhundert der reichen Geworkenfamilio Mazzoli gehörig), das am linken Ufer der Kropa fast am Endo des Ortes gelegen ist. In der Nähe desselben, und zwar in dor gleichon Gasse ihm schräg gegenüber, ist das Geburtshaus des taubstummen Malers PotoCnik bemerkenswert!!, der, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts geboren, an der Wiener Akademie gebildet, einige recht gute Gemälde hinterlassen hat. Das Pochen des grossen Walzwerkes und das Hämmern in den Nagelschmieden erinnert uns an das Vorhandensein dieser Arbeitsstätten. Ganz vorzüglich sind es die Nagel sc hm io den, die unsere Neugierde rege machen. Wir treten in eine derselben — sie gleichon sich nämlich alle mit geringen Unterschieden fast auf ein Haar — und gewahren da an diversen Ambossen greise Männer und Knaben, aber auch alte Mütterchen, Frauen und Mädchen, darunter einige recht hübsche, mit dem Hämmern der glühenden Stängelchen beschäftigt, die zu Nägeln, insbesondere zu Schiffsnägelu zugehämmert, sich besonderer Beliebtheit erfreuen. Und bei demselben Feuer, in welchem die Eisenstückchen glühend gemacht werden, da bereiten, ab und zu den Hammer aus der Hand legend, die Weiber und Mädchen das Abendbrod. Wie primitiv und wie patriarchalisch wirkt das Bild solch einer ursprünglichen Fabrik im Vergleiche mit dem Treiben moderner Fabriken auf den Beschauer! Das Walzwerk in einem geräumigen Hallenbau ist nach den Principion der Technik eingerichtet und gleicht ähnlichen Etablissements im Lande, in der Steiermark, in Kärnten und weiter auswärts, so dass wir von einer genauen Schilderung desselben füglich absehen können. Nachdem wir den Ort gonugsam besichtigt und auch in ,alten Häusern“ mehrere interessante Antiquitäten an Möbeln, Geschirren, Bildern u. s. w. in Augenschein genommen , wenden wir unsere Aufmerksamkeit don beiden auf don einander gegenüberliegenden Waldhügeln gelegenen Kirchen von Kropp zu. Die eine, die alte Pfarrkirche am linken Ufer der Kropa, bietet weniger Interesse, dagegen ist die auf dem vis-a-vis liogendon Hügel befindliche Filialkirche im nougothischen Style bestens restaurirt, und es heben sich ihre schlanken, lichten Thürme von dem Tiefdunkel dor Waldung, aus der das Kirchlein hervorragt, ganz vorzüglich schön ab. Lange können wir uns von dem eigenthümlichon, so anziehenden Bergorte, der ausserdem für die Kenner dor heimatlichen Geschichte durch seine entschiedene Haltung in den Kämpfen dor Roformationszoit noch ein ganz besonderes Interesse hat, nicht trennen und hegen, wenn wir spe-cioll für solch’ ,eingeongte Lobensverliältnisse' schwärmen, den innigen Wunsch, hier Wochen und Monde zubringon zu können. Unser liebenswürdiger Cicerone — dio Bewohner von Kropp zeichnen sich durch besonders freundliches Entgegenkommen gogen Fremde aus — wirft wol ein: ,doch nur in den Sommermonaten', worauf wir aber, übor das Lebon im Winter uns mit ein paar Fragen instruirend, entgegnen: ,vielleicht auch im Winter'. Da mahnt dio an dem Dachfirste dos Uhrmachers angebrachte kunstvoll construirte Uhr zum Aufbrucho, und wir treton dio Retourfahrt zunächst nach Stoinbühol an. Steinbtthol, gleichfalls oin sohr altor Ort, liegt doch freior da, als sein Nachbar Kropp. Wol gibt es auch hier oino Roihe altor Häuser in gewundenen Strassen, aber daneben ragen auch schon stattliche Neubauten. Wir fahren an das Posthaus, zugleich Gasthaus, Besitzer Herr Kappus Edler von Pichlstein, aus einer alten, 1695 geadelten Familie, der uns im Vereine mit soinom Sohne, einem passionirten Fischer, auf das freundlichste empfängt. Das Haus des Herrn v. Kappus weist an seiner Fayado unter den Fonstern schöne Stuccoarboit, dio leider durch Uebortünchung gelitten hat. Während mau eine Jause bereitet, machen wir uns an die Besichtigung der Ortsmerkwürdigkeiten. Ein Haus fällt uns zunächst auf, das 1536 erbaut und 1836, also zum 300jährigen Jubiläum seines Bestandes, renovirt wurde; dasselbe befindet sich vom Posthause links schräg über die Gasse. Wir suchen die Kirche auf, die uns durch ihre Position auf einem grösseren Hügel schon bei der Vorboifahrt zum Besuche eingeladen hat. Am Vorplatze zu Füssen dieses Hügels sind zwoi Häuser, dio ein weiteres Interesse beanspruchen können; das eine, gerade an dem nach der Kirche führenden Treppenwege, ist das Geburtshaus des auch in weitern Kunstkreisen bekannt gewesenen und noch heute in bester Erinnerung stehenden Malers Matthäus Langus (geh. 1792, f 1855), eines armen Nagelschmiedsohnes, der sich durch Entbehrungen aller Art die Mittel verschaffte, sein Talent in Italien zur Ausbildung zu bringen, und sich vor allem als Porträtmaler einen dauernden Ruf onvorbon hat. Heute schmückt sein Geburtshaus — gegenwärtig Eigenthum des Sekretärs der Laibacher Handelskammer Herrn Murnik — oino schöne steinerne Gedenktafel mit dor Aufschrift: Tu se je rodil MateväS Langus slikar roj. 9. sept. 1792, umerl 20. okt. 1855. (Hier wurde geboren der Maler Matth. Langus am 9. Sept, 1792, gest. 20. Oct. 1855.) Rechts noben diesem Hause, und zwar im rechten Winkol zu demselben gestellt, ist hier noch ein Geburts- haus eines hervorragenden Krainers zu sehen, die Stätte, an welcher der seinerzeit vielgenannte ,Führor der Slovenen“ im Landtage und Reichsrathe, der zartsinnige slovenischo Dichter Lovro Tom an das Licht der Welt erblickte. Und der Ort Steinbühel, der seine Wiogo gewesen, ward auch Tomans letzte Ruhestätte. Denn oben am Kirchhügel auf dem Ortsfriodhofe, links vor dem Eintritte in das Gotteshaus, befindot sich die Gruft, die Lovro To man seiner Familio, seinem Vater, seiner Mutter, seinem ihm im Tode vorausgogangonen Bruder und sich selbst hat errichten lassen. Ein schönes hochragendes, in die Kirchmauer oin-golassones, zu Häupten mit Hammer und Schlägel — denn auch Toman stammte aus einer Gewerkenfamilie — geschmücktes Monument aus Nabresina-Marmor kündet der Nachwelt, wer hier die ewige Ruhe gefunden. ,Pokopalisce Rodbine Tomanovo“ (Grabstätte der To-man’schen Familie) beginnt die Inschrift, dann folgt die Detailaufzählung, und am Schlüsse losen wir: ,Lovro, doktor prava (Loronz, Doctor der Rochte) rojen 10. avgusta 1827, umerl v Rodaun v blizu Dunaja 17. avgusta 1870 (gob. 10. Aug. 1827, gost. in Rodaun boi Wion 15. Aug. 1870). Darauf folgen die Verse: Ne jokajte zapuäßeni, Kdor v grobu spi, je sreöen. Saj je kratko vsem zivljenje, Al probud je veüen. (Weinet nicht, ihr Zurückgelassenen, der im Grabe schläft, ist glücklich. Kurz ist für alle das Leben, ewig das Erwachen.) V Rodaunu 6. avgusta 1870 (gedichtet in Rodaun). Dr. Lovro Toman. Wor je, politischer Freund odor Gegner, die schöne sonore und so modulationsfähigo Stimme dieses echten Volksredners im Parlamente süss einschmeichelnd oder zornig brausend hat tönen hören, der gedenkt gewiss mit Tlieilnahmo an dieser Stätte der Ituho und des Friedens des Dahingegangenen und liest wieder und wieder den dritten Vers der eigenen Grabschrift, die er sich wonige Tage vor seinem Tode — dem Erlöser schmerzvollster Leiden — selbst gedichtet, den Vers: ,Kurz ist für alle das Leben.“ Drum freue sich des Lebens, ,wer da athmot das rosige Licht“. Und rosig im wahrsten Sinne ist das Licht, das wir auf diesem Hügel stehend über die umliegende Gegend ausgogosson sehen; der Kirchhügel von Steinbühel gewährt eine Umschau, wie man sie lieblicher und reizvollor nur selten finden mag. Und wir würden sie noch länger geniessen, diese Fernsicht, wenn wir nicht schon zur Jause in den Gasthausgarten des Herrn v. Kappus eilen würden, wo uns duftige Kühlung empfängt, wo wir das murmelnde Rauschen des vorbeifliessenden Baches hören und wo unser Gaumen mit leckerer Speise und trefflichem Tranke erquickt und gelabt wird. Genugsam erfrischt und gestärkt fahren wir den Wog, den wir gekommen, retour nach Veldes. Nach Neumarktl und zur ,Teufelsbrücke1. Wir benutzen die von früheren Touren bereits als ,gute Bekannte“ bogrüsste Fahrstrasso über Leos, wenden uns dann nach Vigaun, von wo aus sich unser Wog längs dor Berglehne hält. Wir geniessen eino herrliche Umsicht über die unten liegendo iippig-grünoudo Ebene. In dritthalb Stunden haben wir Neumarktl, das nächste Ziel unsoror Fahrt, erreicht. Der Ort ist oin Industrieort ,wie er im Buche stellt“; man arbeitet hier in Leder, dann sind hier Stahl- und Eisenfabriken der krainischon Industriegesellschaft, der auch das hübsche Schloss — einst Eigonthum dos Feldmarschalls Grafen Radetzky — zu Eigen gehört. Von hier aus hat man oino prächtige Aussicht die Feistriz aufwärts bis gegen die Toufelsbrücke. Der Weg zu dieser ist oin hochromantischer und sehr lohnender. Nahe der Pfarrkirche (schon 12G1 stand hier ein Kirchlein) theilt sich die Strasse. Der eine Weg geht nach St. Katharina, der andere geleitet uns immer am Wasser, an der Feistriz, in das immer enger, immer schöner und romantischer sich schliessende Thal. Am Scheidewege steht eine kleine Kapelle, und bei grossem Wasser bildet sich hier von der Feistriz ein recht netter Wasserfall, bei kleinem Wassorstande ist das Element in eine Kinno gebannt und treibt einon ,Hammer“. Wir gehen nun immer dem Wasser entgegen, und in ganz bequemer Wanderung, die jode Dame mitmachen kann, gelangen wir in etwas über einer Stunde (schnell gegangen braucht man eine starke halbe Stunde) zur ,Teufelsbrücke“. Das erste Häuschen in diesem Thale ist das Gasthaus zum Kroin. Um die /I'eufelsbrücko“ nicht zu vorfohlen — da ab und zu Brilcklein und Stege iibor den Fluss gehen, — wird man gut thun, einen Führer zu nehmen, denn es kam schon öfters vor, dass Besucher bei der oder jener Brücke Kehrt machten in dem guton Glauben, dio Teufelsbrücke bereits gosohen zu haben. Mit dem Führor voran sind wir in der angegebenen Frist zur Stolle. Knapp treten dio hochragenden Felskolosse aneinander und zwischen durch braust dio Feistriz; himmlische Kühle umweht uns. An der steilen Felswand zur Rochton, an der wir nun dahinwandeln sollen, erblickt unser Auge in anständiger Höhe Gedonktafeln hoher Besuche, aber auch sogenannte ,Marterln“, Erinnerungszeichen an geschehene Unfälle; auch hier haben die Führer nicht selten die Untugend, darauf aufmerksam zu machen. Uud doch ist in der Passage der aus Holz fest gezimmerten und an dio Felswand zur Rechten angelehnten, mit in deu Fluss eingerammten Pfosten und Bäumen gestützten Fahrstrasse für den besonnenen Fussgängsr keinerlei Gefahr vorhanden. Auf diosor Holzstrasse vorwärts strebend trifft unser Blick in der Perspective zwischen den beiden Felskolossen eine dritte Felswand, die die Gegend abzuschliesson scheint. Doch dem ist nicht so; die ,Teufelsbrücke“, die wir alsbald betreten, belehrt uns ja selbst, dass der Weg weiter führe. Wir setzen den Fuss — unsere schöno Begleiterin vielleicht zaghaft? — auf den Steg des ,Gottseibeiuns“, der sich beim Betreten unter der Schworo unseres Gewichtes emporhebt. In wenigen Schritten ist die übrigens gleichfalls gänzlich gefahrlose Brücke überschritten, uud nach einer kleinen Wendung nach links um den Felsen herum öffnet sich dom überraschten Auge ein neuer herrlicher Ausblick. Wer da weiter will, der kömmt durch einen von der Natur in den Felsen gehauenen Tunnel, dann an Köhlerhütten vorbei bald in dio Alpenregion; die Alrawirthscliaft umgibt ihn mit allem Reiz und aller Poesio des Ursprünglichen ! Hier gibt es Sennerhütten, das köstlichste Schmalzkoch und in das Slovenische übertragene .Schnadahüpfeln“ (Vierzeiligo), wie: Stand unter der Linde, Nahm Abschied von ihr, Da kam ihr das Weinen, Das Lachen kam mir oder: Mein Mann, mein Mann Hat ’nen langen Bart, Für den Ofen, für den Ofen Ist ein Besen erspart. Die Alpenstrasse führt in allmähliger Steigung gute zwei Stunden hin und dann über den Berg Ccrnilc (Tschornilz) ins Seeland und hinüber nach Kärnten. Die Neumarktier, welche nach Eisenkappel im Nachbarlando wollen, wählen gerne diesen Weg, da der andere über Höflein ihnen ein Umweg von mehreren Stunden ist. Kehrt man von der ,Toufelsbrücko‘ nach Neumarktl zurück, so erfrischt man sich am beston im Gasthaus beim ,Klandor‘. Der Loibl, 4000' hoch, der von Neumarktl aus den Uebergang nach Kärnten bildet und lange Zeit her die Hauptverbindung beider Ländor darstollto, war vor zweihundert Jahron der Gegenstand eines technischen Projectes, das der zum öfteren genannte Freiherr von Yalvasor entwarf und das dom Genie dieses um seine Heimat Krain vielvordienten Mannes zur grössten Ehre gereicht. Valvasor proponirte nämlich im Jahre 1679: ,oin Doch durch don Berg zu brechen, das bei St.Anna hinein und drüben in Kärnten bei St. Loonhart hinausgehen sollte* — also einen regelrecht durchgeführten künstlichen Tunnel! Er verlangte vom Kaiser nur einen »ewigen Zoll nebst einiger Beihilfe*. Leider machte die gerade damals in Wien schreckenerregond aufgetretene Pest die Sacho ,liintorstellig*. Die Motivirung Valvasors für sein Project lautote: ,Dio (jetzige) Strasse (über den Berg) kostet viel, und orreignon sich da im Winter durch die Lawinen viel Unglücke. Der Wog, der jetzt zwei Meilen beträgt, wäre durch den Berg nur eine halbe Viertelmeile lang.* Don Rückweg von Neumarktl nach Veldes nimmt man entweder auf dem Hinwege oder aber über Krainburg auf der Fahrstrasse und von da per Bahn nach Lees, und von Leos wie gewöhnlich per Wagon odor zu Fuss. Zu den Weissenfelser Seen. Man fährt nach Leos; von da mit der Kronprinz-Rudolfsbahn in dor Richtung gegen Tarvis bis zur fünften Station ,Racah‘ (die auch mit zweitem Namen ,Weissonfels‘ genannt wird). Von da tritt man die Fusswanderung an; oin guter, von bewaldeten Gehängen begleiteter Weg führt durch oin enges Thal an einem munter dahinspringondon Flüsschen (dom Seobach) entlang wie durch einen Park zu dem ersten See. Dichter Wald umgibt die Ufer desselben, dor tiefgrün uns entgegenschaut und durch diese seine tiefdunkle Färbung die Sage von dem unterirdischen Walde' erzeugt hat. Auf einer kleinen Anhöhe steht an diesem die Kronprinz-Rudolfs-Hütte, die aus Anlass der Anwesenheit des durchlauchtigsten Kronprinzen, Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Rudolf (8. Juli 1873), errichtet wurde. Dor hoho Naturfreund, dessen ebonso innigen als wahren Worte über den Werth und die Bedeutung des Naturgenusses wir an die Spitze dieser Schrift als Motto gesetzt, er war, wie wir aus dom Munde von Ohrenzougon hören, gefesselt von dem Anblicke dieses in seiner Art für Krain einzigen Sees. Nach einer kleinen Spazierfahrt auf diesem ersten See, sei es nun auf einom Kahne oder einem Flosse, besteigen wir den sogenannten ,Rudolfsfelsen', jeno Folsplatto, die dou ersten vom ,zweiten See' trennt und von wo aus man den überraschenden Uoberblick über beide Seen zugleich goniosst. Der erhebende und bosoligende Eindruck, don dor Besuch dioser Seen auf eine ideal gestimmte Menschon-soole tibt, findet sich in nachstehendem Gedichte ausgedrückt. Es lautet: 98 Die Weissenfelser Seen. Wie weht’s so kühl und doch so wonnig Aus diesem duft’gen Waldesgrün, Wie wölbt darüber sich so sonnig Der blaue Himmelsbaldachin. Wie brausen hier die Silberwellen So schäumend über Stock und Stein, Wie munter sprudeln frische Quellen Und laden hold zur Labung ein. Und wandernd horche ich und träume, Es ist so wohl mir und so leicht, Als zog1 ich hin durch sel’ge Räume, Als wär1 das Eden schon erreicht. Fast ist’s auch so, denn seht, es winket Durch Tannen dort ein Wunderbild, Aus spiegelklarer Tiefe blinket Der Himmel selber hehr und mild. Es ist ein See, gar schön zu schauen, Smaragden ähnlich grün und hell, Ein See, den Gott einst diesen Auen Ans Kleid geheftet als Juwel. Und stille ist’s! — in süsses Lauschen Versunken sinnet die Natur, Man hört den Odem Gottes rauschen, In jedem Halm bebt seine Spur. — Und weiter geht's auf steilen Wegen Zum Felsengipfel hoch hinauf, Schon will sich Angst aufs Herz mir legen, Schon hemm1 ich meiner Schritte Lauf: Da tritt aus tiefem Waldesdunkel Der Wunder gröss’res noch ans Licht, Es zeigt im hellsten Goldgefunkel Dei1 zweite See sein Angesicht. Und dort, das Herrscherhaupt in Lüften, Die Demantkrone d’rauf gedrückt, Den Silbergürtel um die Hüften, Mit Blättern das Gewand geschmückt, Dort, o wie kiind’ ich mein Entzücken, Dort steht, von Herrlichkeit umwallt, So nah’ den freudetrunk’nen Blicken Des Mangarts riesige Gestalt. Frohllockend jauchzet meine Seele: ,Wie bist du schön, mein Heimathland!' Und gleicher Huf aus Echos Kehle Tönt hallend nieder zu dem Strand. Das mehrfache Echo, das durch Rufen odor Schiessen an den Ufern dieser Seen erzeugt werden kann, einige male wiederholend, treten wir den Rückweg an. Längs dem Ufer des ersten Sees gelangt man nach kurzer Wanderung (schwache Stunde) nach dem Orte Weissen-fels zurück, wo sich die Gewerkschaft des Kl in z er befindet; ein gutes Gastbaus ist beim Postmeister Dragan. Der Schlossberg von Weissenfels, eine waldige Anhöhe, gowiihrt schöne Aussicht ins Thal und auf die Höhonzüge des Mangart; die Ruinen des einstigen Schlosses (Besitz der Cillier Grafen) verfallen rapid. Von Weissonfels gelangt man in einer halben Stunde zur Bahnstation RaCah (Weissenfels). Von da retour nach Lees. Weitere Fusstouren. 1. ) Nacli Gorjug und Koprivnik. 2. ) Auf den Babizob und in die Grotte. 3. ) Auf die Crna prst. 4. ) In die Kerma und Urata und zu den Wasserfällen Periönik. 5. ) Auf die Alpe Stol. 6. ) Auf die Kogna. 7. ) Auf die Ribäica- und Lipanca-Alpe. 8. ) Auf die Zelenica. 9. ) Auf die äkrbina. 10.) Zu den ,sieben Seen1. Nach Gorjuä und Koprivnik. Man fährt über Wocheiner-Vellacli hinaus otwa noch oino Viertelstunde weit, da zweigt sich von der Fahrstrasse in die Wochoin rechts ein Borgsteig ab, den verfolgend man nach einer Wanderung von zwei guten Stunden das höchstgolegene Dorf in Krain, das 4000' hoch gelegene, aus zerstreut situirten Häusern bestehende Dorf Gorjus erreicht. Nebst dor mehrfach geschilderten Aussicht nach den Karawanken und dem Triglavstocke, nach der Badmanns-dorfer Ebene und dem Babizob geniesst man auf dieser Auhbhe den schönsten Anblick des Veldes-Sees. Die armen, floissigen Bewohner dieses Dorfes treiben Holzarbeit und insbesondere die Fabrication der kurzon krainischen Bauernpfeifen, der sogenannten ,Nasenwärmer‘, als Hausindustrie. Von Gorjus weiter ziokond erreichen wir in einer schwachen Stunde die Pfarrkirche von Koprivnik, dem slovenischen Volke eine klassische Stätte, da hier zu Endo des vorigen Jahrhunderts der gefeierte slovenische Volksdichter Valentin V o d n i k, der Protege des Mäcens Sigmund Baron Zois, als Localcurat weilte und neben don ernsten Studien der Naturwissenschaft, zu deren praktischer Uebung ihm die umliegenden Gebirge und Landschaften reichlichen Stoff boten, auch der Muse der Dichtkunst, gehoben von den beseligenden Eindrücken unserer hehren Alpennatur, frank und frei von jedem Zwange huldigen konnte. Von Koprivnik aus bestieg Vodnik in Gemeinschaft mit dem unvergesslichen Patrioten Franz Grafen Hokonwarth und dom gelehrten Theologon und Kanzelrodner P. Pinhak in einer längeren Tour die oberkrainischon Borge, um schliesslich, wie er sich in einem Briefe an Zois aus- drückt, ,don alton ohrwürdigen Triglav auf don Bart zu küssen*. Der gegenwärtige hochwürdige Horr Pfarrer von Kopriv-nik, ein sehr freundlicher, liebenswürdiger Herr, ist in don weitesten Kreisen der Bienenzüchter als vorzüglicher Förderer dos Biononzuchtwesens aufs beste bekannt. Hier auf der Höhe von Koprivnik hat auch ein indu-striöser Landmann, die Ortsgelogenheit weislich benutzend, eine Windmühle errichtet, und präsentirt sich von hier aus gesehen die umliegende, mit üppigen Feldern dicht bosäoto Gogond ähnlich dom baiorischen Oberland. Die Aussicht von Koprivnik nach dom Wocheinorsee hinab ist aber goradezu bozaubernd. Zum Abstieg wählt mau sich den Weg, der nach Mittordorf führt, wohin man den am Beginne der Partie benutzten Wagen bestellt hat, um die Retourfahrt nach Voldos anzutreten. In die Grotte am Babizob. Auch diese Partie beginnt man am beston zu Wagen, um bald Wocheinor-Yollach zu erreichen. Yon hier tritt man den Weitermarsch zu Fuss an, zunächst dio Wo-cheinor Savo auf der guten Briicko übersetzend und nach Kupljenik. Da muss oin Führer genommen worden, dor uns an dem Abhange des Babizob aufwärts führt. Der Weg geht anfänglich durch Wälder, dann aber plötzlich beschwerlicher werdend durch Sandrieson (Gorölle) steiler hinan. Nach zwei Stunden angestrengter Wanderung sind wir am Eingänge zur Grotto, in welchor ganz hübsche Formationen von Kalkstein (Tropfstein) zu finden sind. Nachdem man zuerst eine kleine Vorgrotte betreten, dio von geringem Bolange ist, muss man, um in den oigcntlichon grösseren Grottenraum zu kommen, über eino Loiter hinab- und durch oino kleine Oeffnung hindurchklettorn. Hier weist sich eine ansehnliche Wölbung mit Stalagmiten und Stalaktiten, gleichwie in der berühmten Adolsberger Grotte, natürlich nur in weitaus geringerer Monge und auf einem kleineren Raume, so dass diese Grotte nur einer Abtheilung der Adolsberger verglichen worden kann. Am Ende des gewölbten Raumes gähnt oino steil abfallonde Vertiefung, auf deren Grunde sich Wasser befindet. Es ist immerhin von Interesse, dass auch finden Kalkalpenzug Oberkraius eine Tropfsteinhöhle nacli-gewiosen ist; wie viele deren, und vielleicht wie grossartig ausgedehnte und in aller Ursprünglichkeit schimmernde und glitzernde solche unterirdische Feentompol harren hier noch späterer Forschung oder besser gesagt zufälliger Entdeckung? Der Rückweg aus der Grotto und vom Babizob ist der gleiche wie der Hinweg. Auf die Örna prst. Diese Alpe, welche nach dom Aussprucho dos woil. erlauchten Botanikers König Friedrich August von Sachsen in botanischer Beziehung dio reichhaltigste ist unter allen, die dieser gokrönto Forscher auf seinen vielon Roison besucht hat, die Crna prst, 5716 Fuss hoch, sic gewährt dom Besucher das mannigfachste Interesse in naturhistorischer, landschaftlicher und wirtschaftlicher Beziehung, ausserdem bietet sie oino Fernsicht, wie man sie im Verhältnisse zu der geringen Mühe dor Ersteigung 10G nicht schöner, nicht besser sich wünschen kann, die Fernsicht bis auf das Meer hin, bis zu den Gestaden der blauen Adria! Man führt Nachmittags von Veldes bis nach Wochoinor-Feistriz (zwei Stunden), wo man beim Postmeister einen Führer erfragen kann. Von Feistriz steigt man einen ganz guten Weg zur Alpenwirthschaft empor (za erno goro), wo im August die Temperatur der Quollen -f- 5 0 R. beträgt. Nachdem man selbst mitgenommene Erfrischungen vorzehrt hat, macht man es sich nach Möglichkeit in dem vorhandenen Heulager bequom und hält so Nachtquartier. Am nächsten Morgen um zwei Uhr erfolgt der Aufstieg zur Höhe, die man nach anderthalbstündiger Wandorung erreicht. Anfänglich führt dor Wog an Viehweiden vorüber — hier ist eine dor Hauptweidestationon dor Wocheiner Käsereigenossenschaft, — wird aber dann allmählig steiniger und nur mit Gras untermengt. Wir sind in der Region dor Alpenflora seltenster Arten: Campanula Zoisii, die Froyer zur Erinnerung an don Besuch des Königs von Sachson Saxia Zoisii Fr. getauft hat, Khododondron auf allon Stogon, Aconit, Kohl-röschon und ein Meor von Edolweis seltenster Grösse umgeben uns. Auf dem sogenannten ,Sattel“ angelangt, steht uns eine Wand entgegen, an der wir nun über Geröllo dahingehen, bis wir wieder Wiesongrund unter unseren Füssen spüren, dor uns sanfter nach der Spitze goloitot. Vom Sattel an sohen wir eingesprengt in die Kalkmasse dos Berges einon grossen Keil von schwarzem Schiefer, woher derselbe den Namen ,Örna prst“ (schwarze Erde) führt. Die Aussicht von der Spitze der Crna prst ist, wie schon oiugangs angodoutet, eine überwältigend schöne. Ausserdem, dass man von hier aus ganz Oborkrain mit einom Blicko sozusagen erfasst, sieht man weit nach Süden hin das adriatische Meer und an dessen Ufor das alte, der Fürstin Hohenlohe gehörige Schloss Duino, das feste Schloss Gradiska — heute k.k. Strafanstalt, — die Stadt Udine und die Eisenbahnlinie von da nach Venedig; im Wösten in röthlichem Schimmer die Dolomiten von Ampezzo; nordöstlich die ganze Triglavkette, und in derselben Sichtung knapp unter sich Thal und See in dor Wochein; südöstlich den Monte Maggiore und die dinarischen Alpen der Herzegovina und Bosniens. Kaum ist es möglich, sich von diesem herrlichen Panorama zu trennen, solch’ eine Mannigfaltigkeit, solch’ ein Wechsel des Ausblickes kann sich der Naturfrouud bei massigen Strapazen, wie sie die Besteigung der Crna prst im Gefolge hat, nur selten verschaffen; was Wunder daher, dass er sie gerne voll gemessen mag! Doch endlich mahnt der Führer zum Aufbruch, und nach einer Wanderung von dritthalb Stunden erreichen wir wieder Feistriz, von wo aus uns der Wagon in unser Voldes zurückbringt. In die Kerma und Urata und zum Periönik- Wasserfall. Wer Hochgobirgsthiüor liebt, in donen er in voller Abgeschiedenheit von dem aufregenden Treiben des modor-non Geschäfts- und Gesollschaftslebous nur seiner Kühe, dem Naturgenusse und, wenn Waidmann, der Hochgobirgs-jagd leben uud nachhängen kann, dor bosucho in unsorni schönen Krainer Oborlaude ja gewiss die beiden Thälor dor Kerma und Urata, die von der Eisenbahnstation Longenfold nach links über Moistrana und von da wieder das oino, dio Urata, geradeaus, das andoro, dio Kerma, links über oinon massigen Bergrückon zu erreichen sind. Derjenige aber, der dio Tour nach der Kerma und Urata von Veldes aus unternimmt, muss zunächst trachten, die Roth wein zu erreichen. Man beginnt dio Partie zu Wagon, verlässt Veldes am frühen Nachmittage und erreicht in ca. fünfviertel Stunden die Gewerkschaft in der Rothwoin. Die Fahrt geht von der Soeringstrasse in Veldes durch das Dorf Veldes, an Grimschitzhof vorüber nach Unter-und dann nach Oborgörjach. Hier zeigt man uns vis-ä-vis dor schönen Ortskirche, auf einom Folson orbaut, das Geburtshaus Sr. Exc, des Barons Schwegel. Hinter Oborgörjach und Dolgo brdo, die beide auf Hügeln liegen, fällt die Strasse wieder in ein Thal, und man gelangt nach Karnica, einem charakteristischen Bauerndorfe an der Rothwein, mit grosser, katarakten-förmiger Wasser wehr und Holzschwemme, welches Dorf am Fusse eines oigenthümlich geformten, an Partien des Semmering (bei der Weinzettelwand) gomahnonden Berges sich ausbreitet. Wir fahren jetzt durch das schöne Thal, breito Wiesengründe zur Seite, längs der sich mehrfach schlängelnden hellgrünen Rothwein, und zwar an deren linkem Ufer dahin, dio uns hier aus der Triglavkette dahor-kommond lustig ontgogenspringt. Jenseits des Flusses (am rechten Ufer desselben) befindet sich in einem der Waldberge eino romantische Schlucht, in dio man von Karnica aus Vordringen kann. Auf der Strasso bleibend haben wir bald unser allernächstes Ziel, dio der krain. Industrie-Gesellschaft gehörige Gewerkschaft in der Rothwein, erreicht. Man hält beim Gasthause des Verwosors Jausenstation und blickt hinüber nach den gerade gegonüborliegondon Kalkbergen (am rechten Ufer der Rothwein), welche pitto- reske Bildungen, Zerklüftungen, Grotteneingänge und dazwischen das schönste Waldesgrftn weisen. Unmittelbar vor Eothwein hat sich der Lipnikbach aus dem Berge Lipna-pec in die Iiothwein ergosson, der seit Längerem als verschwindender Fluss' aus dem Triglavstock dahergofiossen. In der Eothwein lassen wir den Wagon zurück, und es beginnt die Fusstour; übrigens können sich Damen zu dom weiteren Verfolge der Partie auch der Iteitpforde bedienen, die man jedoch vorlior bestellen muss. Die Tour beginnt anfangs knapp am linken Ufer der Eothwein auf weichem Wiesboden. Links und rechts vom Wego erblicken wir reizende Borgpartien und Waldesgruppen an den Hängen, im Thale selbst zerstreut Bauerngehöfte ; da fesselt zur Linken ein spitzer Waldberg unser Auge, der knapp ans Ufer vorspringend dicht mit Tannen bewachsen erscheint. Ueberhaupt wechselt liier in anmuthi-ger Weise Nadel- mit Laubholz (Buchen), was besonders im Herbste bei beginnender Färbung des Laubes eine schöno Mannigfaltigkeit der Farbe erzeugt. Unser Fuss betritt, immer im Grünen wandelnd, Obor-rotkwei n; am Eingänge eines ansehnlichen Bauorngehöftes, auf das und durch das wir hinschreiten, stoht ein altes ,Bild‘ von 1762 mit einer netten, in Thon gebrannten Darstellung der Kreuzigung Christi aus dem 17. Jahrhundert. Von diesem Gehöfte, dessen Hofzaunthüre wir wieder gegen das weidonde Vieh sorgsam verschliessen, weiter beginnt der Weg allmählig anzusteigen. Ein neuer Thahlkessel nimmt uns bald darauf in Empfang, auf dessen moorigem und moosigem Boden Alpenpflanzen am Wege zu pflücken sind: Gontianou, Primeln u. s. w. Lärchonwälder stehen uns zu Seiten, und hoch oben rechts auf steilem Abhango wogt, wio eine sich schwingendo Sammtdecke anzusehon, ein Haberfeld. In der Ebene hor-unten weiden Pferde, ein alter Bauer mit Schuhen aus Ledergeflecht und mit Holzsohlon, mit einer woissen Schaf- peizjacke, deren rauhe Seite er im Hochsommer selbst nach innen trägt, versieht das Amt eines Pferdoliirten! Bald sind wir — nur noch eine Wendung nach links — im letzten Thalkessel vor dom Eingänge in die Korma angelangt. Dieser Thalkessel ist aber das Schönste, das Prächtigste, was man in unserem krainischen Hochlande, dazu auf die bequemste Art, die man sich donkon mag, zu schauon bekömmt. Der Anblick, der sich uns hier bietet, ist wahrhaft überwältigend. Ringsum die majestätisch emporragenden Dolomitgruppen, wio die Emporien eines antiken Amphitheaters, nur um so gigantischer, als Menschonwerk sie nie zu solcher Höhe aufthürmen könnte. Wir stehen knapp zu Füssen all’ dieser in stiller und ehrfurchtgebietender Hoheit in den reinen, blauen Aether ragondon Fols-kolosse, deren Gipfel mit Schnee bedeckt, deren Abhänge von Gemssteigen durchquert sind, auf denen — da vielleicht eben der Schuss eines Jägers gefallen — die fliehenden Thiere dem Augo dos unten im Thalo Stehenden sichtbar dahinspringen. Und in diesem Felskreiso mitten innen liegt unser hellgrünender Thalboden, auf dem wir bewundernd stehen, und gerade vor uns stoigt aus dem Thale auf und springt einem dor Folskolosso aus der Triglavgruppe oin tiefdunkler, massiger, kegelförmiger Waldborg vor, dor sich von dom grauweisson Colorit seinor Hintermänner noch viel dunkler und eigentümlich contrastirend abhobt. Tn diesem Thalkessol zur Linkon ist dor Eingang in die Kerina selbst. Hat schon das bislior Geschaute uns hochontztickt und begeistert, so wird es wo möglich vom Kormatlial noch ttberboten. Noch grossartigor, noch gigantischer umragen uns enger und immer ongor herantrotend die Dolomitbergo zu beiden Seiten, und immer romantischer wird dor Wog in die Kerma, von der aus man auch den bequemsten Aufstieg auf den Triglav findet. Die Kerma ist das eigentlichste Revier der Gemsen- und der Auerhahn- und Spiel-hahnjäger, die hier ihre eigenen Hütten erbaut haben. Nach einer zweistündigen Wanderung in diesem eigentlichen Thale der Kerma koliron wir wieder in den früher beschriebenen Thalkessel zurück, um ihn jedoch bald wieder in der Richtung nach rechts zu verlassen und über einen Bergrücken nach Moistrana zu streben. Der Wald umfängt uns mit seinem Dickicht, und auf einer schönen, in bequemen Windungen hinanführenden Strasse gelangen wir allmählig den Berg empor. Eine Wendung nach rechts, und wir stehen auf einem freien Plateau, den Blick nach zwei Seiten offen. Hier ist die Wasserscheide zwischen der Roth wein und dem Feistrizbache. Da geniosst man auf ansehnlicher Höhe einen lohnenden Ausblick zurück nach den früher geschauten Do-lomitkolossen, nach vorwärts auf die, jenseits des untenliegenden Thaies sich hinziehenden Karawanken! In dem Thale zwischen den Vorbergen dieser letzteren und unserm erhöhten Standpunkte liegen die Orte Lenge n fei d und, uns noch näher, Moistrana. Es geht in die Tiefe, die Strasse bleibt gleich gut. Lustig singt im Forste der Spottvogel, von Lengen-feld hört man die Abendglockon, sonst herrscht himmlische Ruho. Rieselnde Bächlein zur Rechten und zur Linken beleben die Einsamkeit des sich inzwischen wieder einkeilondon Weges. Nach einer Viertelstunde der Wandorung erreicht man von der Höhe aus das freundliche, uns so friedlich anheimelnde Moistrana, wo es gut wäre, Hütten zu bauen. 112 Wir suchen zur Nachtstation das beliebte und sehr gute Gasthaus bei ,Schmerz‘ auf und finden da, wo dio Hahnen- und Gemsonjäger gerne Station machen, ein treffliches Lager, gute Speisen und ein köstlich mundendes Bier, auch die Bedienung durch dio schöne Jerica —•• welcher Name uns an dio Heldin in Baumbach’s ,Zlatorog‘ erinnert — ist eine vorzügliche. Drüben in Lengonfold (Bahnstation), das mit seiner weissen Kirche im grünen Felde besonders prangt, bleibt man bei Zoloznik. Her grauendo Morgen findet uns nach wohlthütigor Nachtruhe auf den Boinen. Es gilt dem Besuche des Pori&nik, oder bessor gesagt der beiden Wasserfilllo des Poricnik. Ein prakticabler, stets ebener Gebirgsfahrwog bringt uns Touristen schnell vorwärts, es geht immer au der Foistriz hin — am rechten Ufer derselben. Im Kücken haben wir den Mittagskogel, links vor uns den Cmir und im Hintergrund den Triglav, dem vis-h-vis der Steiner hoch omporstrebt und zugleich das Tableau abschliesst, unter einem den Pass Lukna begrenzend, don Uebergang in die Soßa (der Schauplatz der Alponsage vom Zlatorog, dio, wie angedeutet, Baumbach in so schöne Verse gebracht) und in das Trentathal zum Ursprung deslsonzo; von dort Gobirgspass bis nach Flitsch in zehn Stunden. Zur Rechten unseres Weges ragen Waldberge mit Buchen und Lärchen und in den obern Partien eigonthümlich schöne Terrassenformation (angeschwemmte Conglomoratpartie) weisend, dio mit ihrem Dunkelbraun der Färbung zu dem Grün dor Waldstollen und dom Blau dos Aethors roizond contrastiren. Nach einer Stundo der Wanderung zwoigt der Weg roclits ab, und allmählig ansteigend hört man schon das Getöse des ersten Perißnik-Falles. Der Weg ist gut und auch für Damen gangbar; es gibt auf dom in Windungen hinaufklimmenden Stoigo mehrere Euheplätzehon zwischen Bäumen und ein eigens gedecktes Gloriette, von dem aus man links oben am Felsen den Pericnik erblickt. Doch wir müssen höher hinauf. Noch etwa zolin Minuten des Steigens, und wir sind auf einem kleinen Plateau in der unmittelbaren Nachbarschaft dos ersten Wasserfalles. Der Eindruck ist ein überwältigender; die Schönheit dioses von steiler Höhe, aber bei weitaus freierer Scenerie als an der Savica bogenförmig abstürzenden breiten, oder wie man zu sagen pflegt, doppolten Wasserstrahls, der aus einem Einschnitte oben an der überhängenden, mit Bäumon geschmückten Folswand hervorspringt, ist bezaubernd. Und was den Pericnik vor der Savica besonders auszeichnet, das ist der Umstand, dass man in der Tiefe hinter ihm horumkommon kann, so dass der Wassergischt über den Wanderer hinüberspringt und bei günstig einfallendem Sonnonlichte dem freudetrunkenen Auge die Farben dos Itogenbogens erscheinen lässt. Bisher haben dio meiston Besucher nach dem Anblick dieses ersten sichtbaren Wasserfalles Kehrt gomacht, und nur wenige sind zu dom zwoiten, oder besser gesagt eigentlich ersten, höher gelogenen Fallo vorgedrungen. Der Weg dahin ist, wenngleich nur kurz — er dauert kaum oino Viertelstunde, •— doch sehr beschwerlich; er führt durch Felsgoklüfte, man muss sich stellenweise durchzwängen und aufschwingen, und ist daher nur sehr geübton Bergsteigern oder Gemsonjägern zu empfehlen. Die Scenerie ist dio gleiche, wie beim untern Fallo, und dieser obere im Allgemeinen nur ein verjüngtes Abbild des untern. Nach dem Abstiege von den Periönikfällen lenken wir unsere Wanderung noch in das Uratathal, das an ltomautik der Kerma wol gleichgestellt werden kann, sie aber nicht übertrifft, denn beide haben ihre Eigen-thümlichkoiten, die sich jedoch aufwiegen. Vom Poricnik bis zu den letzen Alpenhütten in dor Urata braucht man zwei Stunden. Hier ragt dio senkrechte Wand des Triglav empor mit dom Gllotscherois, rechts der Steiner, links der Cmir. Steiner und Triglav bilden hier den schon genannten Engpass, durch don man nach der Trenta in Friaul hinüber gelangen kann, und deshalb ist dio zu diesem Uebergange führende Schlucht das Thor (Urata) genannt worden. Auf die Alpe und Bergspitze Stol. Eine der lohnendsten weiteren Fusstouren von Veldes ist die nach der 7068 Fass hoch gelegenen Alpe und Hergspitze Stol. Mau fährt am boston nachmittags nach dem zwischen Loos und Jauerburg gelegenen Dorfe Moste, wo man sich Führer* und Träger nimmt. Von da aus erreichen wir in anderthalb bis zwei Stunden Wanderung das Borghaus der krain. Industriegesellschaft, wo man Nachtlager hält. Nächsten Tages, 2 Uhr morgens, erfolgt der Aufbruch nach der Höho. Es geht fortwährend steil bergan, und nach dreistündigem Aufstieg gelangt man auf dio Spitze. Die aufgewandte Mühe wird aber reichlich gelohnt durch die in dor That weit ausreichende Fernsicht, namentlich in der Richtung der Tiroler und Kärntner Gebirge. Besonders schön tritt der Grossglocknor hervor, dann dio oberstoiorischen Hochgebirge, der Dachstein, * Guto Füliror sind Johann MarouSok (Haus Nr. 2) und Anton Plaian (Haus Nr. 15) in Mosto; beide sprcchon deutsch. der Hochschwab, Hochgolling, der Windsattl, dann die Sölkeralpen, das Eiskar und die Hohenwarte, die steil gegen Kärnten abfällt. Man erschaut die Hauptebene von Kärnten zwischen Villach und Klagenfurt, sowie diese Städte selbst. Man muss gestehen, eine Tour auf den Stol ist selbst für ungewohntere Bergsteiger wegen der in verhältnismässig kurzer Zeit zu gewinnenden Weitsicht, trotz der damit verbundenen Strapazen, sehr lohnend und daher zu empfehlen. Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Woge nach Moste, von wo man wieder zu Wagen nach Veldes zurückkehrt. Auf die Koöna. Die Partie auf diesen über 5000 Fass hohen Berg in der Umgebung von Veldes ist die bequemste und zugleich lohnendste der weiteren Fusstouren. Man verlässt zeitlich früh zu Wagen Veldes oder fährt per Bahn nach Sava-Assliug. Hier wird ein Führer bestellt, und man benutzt den sehr guton, sachte ansteigenden Fahrweg über Kreutz zu dem Berghause der krainischon Industriegosellschaft, bis wohin man auch gefahrlos reiten oder fahren kann. Von diesem Berghause weiter strebend erreicht man in dreiviertel Stunden, auf ziemlich gutem Fusspfad, den Gebirgspass, von wo aus man das ganze Kärnten sich zu Füssen liegen sieht. Wir erblicken Villach, don Faaker- und den Wörther-See, den 0ssiacher-See, St. Veit, dio alt-o, herrlich thronende Burg Hoch oster witz Sr. Durchlaucht des Fürsten Kheveuhüller — ein, Dank der fürstlichen Fürsorgo, wohlerhaltenes, schönes Denkmal mittel- 8* ll(i alterlicher Baukunst und Burgbofestigung, — eine Keihe zerstreut liegender, lieblicher Dörfer in den grünenden Matten, Flüsse und Flüsschen, und im Aufblick im Norden, hochragend über alle Vorbergo, den vielgepriesenen und nio genug zu preisenden Glöckner! Dieser Berg Koöna diente in alten Zeiten den sogenannten ,Schwärzern' (Paschern) als Schlupfweg aus und nach Kärnten. Valvasor schreibt darüber in seiner ,Ehre Krains' wie folgt: ,In der Höhe dieses Borges geht durch eine steinerne Wand, so dreissig Schritte weit ist, ein grausamens Prae-cipitium oder abstürzoudo Tiefo hinab. Wie erschrecklich gäbe nun gleich solcher Ort ist, steigen dennoch die Con-trabandirer mit ihren Trafiken, um dem Zoll zu entgehn, dadurch hin und kriechen hindurch, wiowol mit grossester Lebensgefahr, bovorab zu Winterszeit, wann der Schnee will leinen odor schier aufgehen. Und müssen solche Trafikanten, weil sie die Waaren nicht verzollen, einen andren viel theurorn Zoll von Menschen dafür entrichten, sintemal jährlich otliche solcher gefährlicher Durchkriecher mit ihrem Loben den nobonhingeschlichonen Zoll bezahlen müssen. Wofern auch solcho Contrabandirer und Zollvergeher mit Salz, Honig, Kronabett oder Wacholderboeron, Wein und Brant-wein unvorsohenor Weise von den Karnorischen (kärntischen) Uoberreitorn (oder Einspaniern) ertappt werden, wio nicht selten geschieht, so orliebt sich ein scharffer Scharmützel, der zu beiden Theileu viel Bluts kostet, weil beiderseits mit Kugeln, Sebeln und Bauernprügeln so hitzig gelochten wird, dass oftmals ihrer viele drüber auf dom Platze todt liegen bleiben/ Solche Schreckou sind heute von dieser Höhe gewichen. ßuhig lässt man uns, die wir höchstens unsere Alltagssorgen hinaufschwärzen, zu- und abziehon. Beim Abstiege benutzt man don Wog dos Aufstieges und trifft in Sava-Assling ein gutes Gasthaus, wo ins-bosondors ,König Gambrinus* seinen Thron aufgoschlagon hat und erquickende Labung spendet. Auf die Ribäica und Lipanca. Zwei Alpen, eino schönor und zura Bosucho reizender als dio andere, dio eino, die Ribsica, mit zahlreichen A1 penhütton ,zu ländlichem Vergnügen* ladend, die andere, dio Lipanca, eine exquisite Jagdstation für Liebhaber der Auer- und Spielhahn- sowie dor Gom-sonjagd! Man macht sich von Veldes um vier Uhr Morgens auf in der Richtung gegen den PoglSicer Borg, um zunächst auf die Ribäica, 5000 Fuss hoch, zu gelangen. Ein in stets massiger Steigung emporführender Fahrweg ermöglicht es, dass auch Damen reitend dieso Partie mitmachon können. In ungefähr drei Stunden hat man die Höhe der Alpe gowonnen. Die ausgezeichneten Futterkräuter, wolcho diese Alpe dem weidenden Vieh bietet, fördert dio hier betriebene Milchwirtschaft und Buttorbereitung auf das beste. In einer der zahlreichen Alpenhütten (Sennereien), wo immer Sennerinnen und Hirten anwesend sind, lässt man sich gogen gute Worte und oine Entlohnung zu einer kleinen Siosta ein Heulager anweison und sucht auch von den herrlichen Erzeugnissen dieser Alpenwirthschaft zu ,kosten*. Nachdem man sich gehörig gestärkt und ausgoruht, nimmt man in der Person einer Sonnorin oder eines Hirten eine ,Führung* und orreicht in drittlialb Stunden die Höhe der Lipanca-Alpe (7000 Fuss hoch), welche un- mittelbar am Abhänge der Debela pec gelegen ist, jener Bergwand, unter welcher man boi der Wanderung in die Kerma Haltstation zu machon pflogt und die sich dom Beschauer des Veldeser Bildes aus den Fenstern des ,Hotel Mallner“, knapp rechts neben dem Triglav erscheinend, als schöngeformte Kuppe präsentirt. Doch wir sind ja auf der Lipanca und wagen den Hinabblick in das unter ihr liegende Thal. Wir wagen ihn, denn er ist wegen des sonkrcchten Abfalles der Steinwand — unten weidende Kühe erscheinen wie Mücken — so ergreifend, dass nicht ganz Schwindelfreie es nicht aushalten können! Aber für geübte Touristen und noch mehr für kühne Jäger ist dio Lipanca das erwünschte Terrain. Jeder Besucher dieser Alpe wird nicht wonig befriedigt sein, hier die wohleingorichtcto Jagdhütte dos Hoteliers Herrn Mallner aus Veldes anzutreffen, in wolchor man vortrofflich Station machen kann und sich an der von Veldes aus mitgenommenen kalton Küche erlabt. Den Abstieg von der Lipanca braucht man nicht wieder über die Ribäica zu nehmen, sondern man trachtet zur Abwechslung über die Klokalpe nach Untorrothwoin zu kommen, wobei als tüchtiger Führer der Jäger Urbas aus Lengenfeld dienen kann, den wir auch als vorzüglichen und bewährten Führer für andoro und grössere Touren bostons ompfchlon könnon! Auf die Zelenica. Dieso 5000 Fuss hoch gelegono Alpo, dio auch minder geübton Borgstoigorn leicht erreichbar ist, bildot den nächsten GobirgsÜbergang aus der Voldosor Gegend nach Kärnten und spozioll nach Klagonfurt hinüber. Man fährt des Nachmittags von Veldes nach Moste. Hier nimmt man sich Träger und Führer und betritt den Weg längs des Zclonica-Bachos, der uns zuerst nach der unteren und dann nach der oboren Zelenica-Alpo geleitet. Auf letzterer halten wir in einer Alpenhütte Nachtstation. Am nächsten Morgen unternimmt man eine Spaziertour nach dem Kamm des Borgos und trifft auf das Neumarktier Jagdhaus. Der Ausblick von diesem Bergkamme ist zwar ein etwas beschränkter, doch immerhin ein anziehender; der Gesammtoindruck ist ein lieblich - freundlicher und dio Gruppirung der Berge eine malerische. Einen grossen Vorzug hat diese Bergeshöhe vor vielen anderen voraus, dass sie nämlich vollkommon vor dom Winde geschützt ist. Diese Alpe ist eine Lieblingsstation der Nou-marktler Gomsenjäger auf ihren weiteren Jagd-excursen. Den Rückweg von der Zelenica treten wir über den direct ihr vorliegenden Zaverhberg nach Kodain hinunter an, in welch’ letzterem Orte wir don Wagen findon, der uns retour nach Veldes bringt. Auf die Ökrbina. Der Saumpass dor Skrbina — die eine Höhe von 7000 Fuss hat — führt in dio südlicho Wocheinerkette. Auch zu dieser Tour benutzt man zu Anfang den Wagen und fährt am Nachmittag durch das Wocheiner-thal nach Feistriz, hält hier Nachtstation beim Postmeistor oder bei Mauriö, wo man sich auch, da oder dort, Führer und Träger bestellen kann. Dos nächsten Morgens zwoi Uhr erfolgt dor Aufbruch mittelst Wagen an das Ufer des Wochoinersoos. Hier besteigt man das Schiff und lässt sich quer ftbor den See bis an die gegenüberliegende Bucht Ukanca rudern. Nachdem man den Kalm verlassen, beginnt die Fuss-wandorung auf dem Wege, der nach links woist. Dieser Weg, alsbald, doch zuerst mässig, ansteigend, wird im weiteren Verlaufe ziemlich steil. Er führt durch Wald, und es wechseln nun grob-stoinigo Fuss- und Fahrwege mit einander ab. Nach drei Stunden ziemlich angestrongton Stoigcns hat man die letzto Alpenhütte erreicht. Es beginnt dio Kegion dos Krummholzes. Der Weg, noch immer steil, ist zwar steinig, doch noch immer fest; mit einem male tritt jedoch an Stolle des foston Gesteins grobes Goröllo, das uns auf dor zweistündigen Wandernng auch nicht mehr vorlässt. Nachdem wir im Ganzen fünf Stunden zu Fuss gewandort, stehen wir auf dom Sattel dor Skrbina. Von da aus ist es noch eine halbe Stundo auf die höchste Spitze, den sog. Monte Kuk. Dio Aussicht von dieser Spitze nach Süden und Westen ist dio gloicho wio vom Triglav (sioho ,Besteigung des Triglav“), natürlich um so viel klarer und schärfer, als dio Position den Objekten näher, zugleich aber auch um so dankbarer, woil dioso Bcrgpartio ohne jegliche Gefahr zu unternehmen ist und dabei dio einzige Unannehmlichkeit nur die verhältnismässig lange Fusstour von über fünf Stunden im Aufstiege bildet. Letztgenannte Unannehmlichkeit kann aber leicht, dadurch um Vieles gemindert worden, wenn man sich durch kleinore und allmählig grössere Fusspartien auf diese Partie vorboroitet. Der Abstieg von der Skrbina erfolgt auf dom gloichen Wege wio dor Aufstiog. Zu den ,sieben Seen‘. Eino der grössten Naturmorkwürdigkoiton von Kram bilden dio in der Triglavgruppe befindlichen sogenannten ,sioben Seen1, welche zwar schon der unvergessliche und um dio Erforschung Krains hochverdiente Ethnograph und Naturhistorikor Belsazar Hacquot am Ausgange des vorigen Jahrhunderts untersucht und kurz beschrieben hat, dio abor doch erst in unserer Zeit, und zwar in den aller-jüngston Tagen, zum Gegenstände öfterer Besuche und gonauern Studiums geworden sind. Dor österreichische Touristenklub hat sich für den Bosnch dieser Partie interessirt und namentlich durch Herstellung eines prakticablen Wogos, des Aufstieges an dor steilen Wand und durch die Erbauung der netten Clubhiltto zwischen dom zwoiton und dritten See grosse Vordiensto orworben. Die Partie wird in nachstehender Woiso ompfohlon: Man fährt um ein Uhr mittags von Veldes ab, nimmt in Foistriz (Post) einen Führer und erreicht um vier Uhr nachmittags don Wochoinorsoe, den man mit einem Kahn übersetzt. Dann goht es don Wog zum Savicafall eine Zoitlang hin, bis man rechts abbiegt und von hier in dritthalb Stunden den ersten (schwarzen) See erreicht, von wo aus eine weitere gute Stunde bis zu der Clubhütte (zweiter und dritter See) beansprucht wird. In der Club-htttte schlügt man das Nachtlager auf und erfrischt sich an dom von Veldes aus mitgenommenen Abendbrot. Auch hat man gut gethan, sich mit Plaids und Bettwäsche versehen zu habon, da sich in der Hütto nur das Untorlager von Hou vorfindet. — Am frühen Morgon besucht man von dor Klubhütte aus nach eingenommenem, gleichfalls mitgoführtom Frühstück den viorton und dio folgenden Seen, deren Besichtigung ungefähr oino Stunde erfordert. Von den ,sieben Seon1 kann der ltiickwog entwedor in der gleichen Tour wie der Hinweg, odor aber über Belo polje (eventuell mit Besuch dos Triglav) oingesclilagen werden. — Uebor Bolo polje nach Moistrana sind es 11 bis 12 Stunden. Mein liobor Freund und Jugendgonosse, der um die Förderung der alpinen Touristik unserer Heimat vielver-dionto Herr Alfons Favich von Pfauenthal, k. k. Truchsess und Bezirkshauptmann (dorzeit in Liezen in dor Steiermark), hat dieser Pioce de rosistenco an Naturschönheiten Krains das intensivste Interesse entgegengebracht, und aus seiner Feder floss die erste sach- und fachgcmitsso Beschreibung der ,sieben Seen', die in dem Jahrgange 1873 dos ,Tourist' abgedruckt wurde. Dieser sehr genauen und anschaulichen Schilderung entnehmen wir auszugsweise das Bild, das sich dem Besucher in dem Bereiche dor ,siobon Seen' bietet. Herr v. Pavich schreibt: ,Nehmen wir eine gut gearbeitete Landkarte, z. B. die Specialkarte des Gonoralstabes, Blatt: ,Umgebungen von Caporotto und Canale', zur Hand, so sehen wir, dass in nicht zu grosser Entfernung vom Torsiucbergo gegon Westen zwei gowaltigo Felswände, eine ober der andern sich erhebend, einherziehen; — beiläufig im Meridane des Savica-Ursprunges divorgiren sie jedoch in ihrer Richtung vollends, denn während der untere, südliche Terrainabsturz, d. i. jener, den wir erstiegen, aus der westlichen in die südlicho Richtung übergeht, biegt die ostwärts aufgebaute Felswand, die bisher gleichsam die zweite mächtige Stufe gegen den Thalboden der Savica gebildet hatte, nach Nordon ab, um im lang gedehnten, im Westen sanft ausgehauchten Bogen über die Hribarco (7644 Fuss hoch) hin, den Konjavc (Koniauz, 8112 Fuss hoch), T'riglavs kolossalen Nachbar, zu erreichen. Dieser ausgedehnte Wall, von durchwegs so schroff abfallenden Dachstoinkalkon gobildet, dass das ober demselben liegende Torrain von der Wostsoite her nur an droi einzigen Punkten: pri boli skali (beim woisson Felsen), pri stengah (bei der Stiego) und über die Hribarco bin erstiegen werden kann, erhobt sich über seine westliche Umgebung im Durchschnitte zwischen 400 — 600 Fuss, und es hat derselbe, stellenweise aus ganz kühn anstrebenden Felsmassen gebildet, von Süden gegen Norden fortschreitend im Volksmunde folgende Benennungen: Studor, Hole skale, Kopica, Seunerca und Versak, an den sich dann die erwähnten Hribarco anschliessen. ,An diesen mächtigen Felsgürtol reiht sich im Westen grösstentlieils das Gebiet der Komna an; es ist dies ein im Osten von dem Studor, Bele skalo, Kopica und oinem Theile der Seunerca, im Norden von den unbedeutenden, südlich vom vierten See liegenden Erhöhungen, im Westen von den Vorbergen des Lipah, Vogu und Cau, von den Leuten Grasz genannt, umrandetes Terrain, das in lang gezogenen Wellen derartig von Westen gegen Osten abfällt, dass die tiefste Mulde knapp an dor Ostseite der Komna zu liegen kommt. ,Diese Mulde steigt also gerade von Süden gegen Norden stetig an und verflacht sich in ihrem Nordendo mit der westlichen Umgebung, dio im Süden noch durch einen Terrainabfall von 60 bis 100 Fuss von der Sohle dieser östlichsten Einsenkung geschieden war. ,Am Fasse dos Tudor, der Seunerca, der Kopica, dos Versak und der Hribarce liegt in der Richtung von Süd gegen Nord ein See nach dem andern. ,Der ersto See liegt nicht unfern jener Stelle, wo dor zwoite Terrainabsturz in dio nördliche Richtung übergeht, dor letzte unter den Hribarce, von dem Sildostendo dor Komna fort gegen Norden durch dio östliche Einsenkung zu don Hribarco. — Zwischen den üppigsten Tannen und einer Unmasse von den nachbarlichen Höhen herabgo-stürzton Gosteins zwängt sich mühsam dor Wog gogeu Norden hindurch. ,Nach einer Wanderung von kaum fünf Minuten stösst man auf Folsblöcke von ganz riesigen Dimensionen, und nachdem man dioso erklommen, liegt vor uns der ,orsto scliwarzo Seo‘, dessen Höhe auf beiläufig 4000 Fuss bo-rochnot ist. Der Sco rechtfertigt alle unsere Erwartungen. ,In einer Grösse von etwa oin halb Joch ist dorselbo vollends in Folstrümmor gebettet, die auf der West- und Südseite eine selten gesehene Grösse erreichen, im Osten schliosst das Bild die 5—600 Fuss omporragende Wand des Studor ab, unter derselben abor schiebt sich eine spärlich mit Tannen bewachsene mächtige Goröllhaldo in den See hinein. Das Wasser rechtfertigt den Namen ,schwarzer Sco‘, es ist dunkel, und nur hie und da, wo der Soo keine bedeutende Tiofo hat, saftigst grün. Im See selbst ging es ziemlich lobhaft zu; lustig tummolto sich im Vordergründe eine ldoino Schaar schwarzer, molch-ähnlicher Thiore herum, und zwischen ihnen gab es, ins-bosondors gegen das Ufer hin, eine Unzahl kleiner Krebse. ,Man zieht durch die östlichste Einsenkung der Komna weiter und erreicht nach einer Stunde Bele skale, boi-läufig 4500 Fuss hoch. ,Am Ostrande der Komna begrüsst uns auf dieser Tour das erste Edolweiss. ,Dor Uoborbliek von diesem Punkto über das ganze Gobiot dor Komna, dieses nur spärlich mit Tannen bo-wachseno Kalkmoor, nobolgrau in grau, ganz an die Natur des Karstes mahnend, und über den Höhonzug dos zerklüfteten Grasz ist ganz wunderbar schön; zu unsorn Füssen abor glitzern der zweite und der dritto Soo. ,Der zwoito und der dritto Soc, joder etwas grösser als der ersto, liegen in nüchstor Nähe, kaum 60 Schritte von einander entfernt, und hängen sogar boi nasser Jahreszeit durch oino, an dor Ostscito befindliche Vertiefung zusammen. Dio landschaftliche Umgebung ist hier nicht so wildromantisch, wie jono des ersten Socs, doch immerhin ganz reizend. Im Osten begrenzt das Bild der etliche hundert Fuss hoho Abfall der Seunorca, gegen Norden die sanft sich verflachende Komna-Mulde, dann weiter im Norden und Nordwesten etwa eine Stunde entfernt der felsige, hie und da schneebedeckte Zug des Grascz, im Westen und Süden die Komna. — Bio Farbe dos Wassers ist bei der geöffnoten Umgebung natürlich weniger dunkel, dafür aber von seltener Frische. In den Seen selbst, die eine Temperatur von 4-9 Grad R. (Luft C-9 Grad) aufwiesen, tummelte sich eine Menge jener bereits erwähnten kleinen Krebse, in den Lüften aber kreisten zwei mächtigo Geier, mit ihrem monotonen Gepfeife weithin die Stille unterbrechend. ,Kaum hatten wir den dritten See verlassen, schlug Brausen an unser Ohr, und es dauerte gar nicht lange, so erreichten wir ein ,Bassin“ mit einom beiläufigen Durchmesser von 3 Klafter, gespoist durch einen mächtigen, etwa 150 Schritte langen, anderthalb Klafter breiten und raschen Zufluss, der an seinem Südende einen kleinen Katarakt von zwei Schuh Höhe bildet. Das ist die Savica. Dio Temperatur dos Wassers hier ist beim Zutagetreten I G Grad lt. (Luft 11'8 GradR.)— Der Savica-fall unten hat 4 Grad lt. ,Yon hier (dritten Soe) an wird die Vegetation immer spärlicher. In riesigen Schichten sind die Kalke plateauartig übereinander aufgebaut, immer näher rücken die an den Gehängen der Kopica und Scunerca oingebettoten Schneofelder. ,Nach den Vutah sind die Kalkplateaus immer höher übor oinander goschobon, und jedo Schicht ist wieder so vielgestaltig zerrissen, dass man über versteinerte Gletscherspalten zu gehon wähnt; zum Schlusso sind dioso Schichten nicht nur horizontal gelegt, sondern auch in vertikaler Richtung ganz symmetrisch durch Risse gegliedert, so dass der Rand eines neu sich erhebenden Plateaus ganz den Eindruck einer aus massivsten Quadern erbauten Mauor macht. ,Nach einer halben Stunde wird der vierte See, beiläufig 5800 Fuss hoch, erreicht. Hat schon alles bisher Geseheno uns in so hohem Grade entzückt, so sind hier docli unsero Erwartungen um ein Bodoutondos übertroffen! ,Im nördlichen Hintergründe dio Kuppe des Konjavc (8160'), die in Gestalt einer imposanten, ganz vegetationslosen, hie und da schneebedeckten Felspyramido in dio Inifto ragt, im Nordoston und Osten dio wildzorrissoncn Felswände des Versak und der Seunerca, von dieser hinab Schotterhalden und zwei mächtige Schneefelder, bespült von den dunkelgrünen Fluton des etwa anderthalb Joch grossen Sees, im Süden eine massig gegen den See abgedachte Wand, desgleichen im Osten Felsgebildo, die sich nach und nach zu der Gruppe des Grasz hinziehen und nur spärlich mit verkümmerten Tannen, beinahe die einzige Vegetation, bewachsen sind. ,Wiewol das Wasser nicht so kalt war (5 Grad K.), so gab os in demselben doch kein Anzeichen mehr an die Gegenwart lebender Wesen. ,Nach einer ganz bedeutenden Marschpause machen wir uns wieder auf, um über die Hribarco, jenem massiven Hochplateau (7644'), das den Versak mit dem Konjavc verbindet, die Sennhütten zu B e 1 e p o 1 j o , unsere heutige Nachtstation, zu orreichon. An der Ostsoite dos Sees zieht der Pfad vorüber und folgt den tiefsten Stellen, der zwischon dom Grasz einerseits und der Seunerca sowie dem Versak andererseits nordnordüstlich hinstreichenden Einsenkung; wir übersteigen eine Felsrippo, dio vom Grasz zur Seunorca zieht, und erklimmen über wildzorklüftotes Terrain eine kleine Fläche, aus der die Konjavc-Gruppe unmittelbar emporsteigt. ,Hier liegt der sechste See, wol ein stolzer Name für dioson kleinen, unansehnlichen Tümpol von beiläufig 20 Quadratklaftor, nur die Umgebung allein macht denselben sehenswerth. Beiläufige Höhe 6000 Pass. ,Sein südlicher Nachbar, der fünfte Seo, war für uns ob des im Winter 1870 so ganz aussergewöhnlich stark eingetretenen Schnoefalles unsichtbar. Selbst die heisso Julisonne konnte diese Schneomassen nicht so woit zum Schmelzen bringen, dass dieser Seo, der an Grösso den eben besprochenen übertreffen soll, in seine hundertjährigen Rechte wieder eingesetzt worden wäre, noch lag derselbe erdrückt durch die gewaltige Schneedecke, welche sich unter den Abhängen des Yersak ausbreitete. ,Weiters gegen Norden ist noch der ,siebente Soo‘ gelegen. Vom sechsten See führt ein Pfad in die Trenta und biegt gegen Nordwesten ab. Die Vogetation hört mit Ausnahme kleiner Gewächse, die hie und da in Felsspalten ihr Dasein fristen, vollends auf. Zur Linken die Massen des Konjavc, zur Rechten das spitzige Nordende des zerrissenen Versak, und zwischen ihnen, also gegen Osten, der Uoborgang, den wir zu erreichen hatten, die Hribarce. Der Anstieg ist, wenn auch ganz ungefährlich, so doch sehr steil, von Fels zu Fels; mächtige Schneemassen schoben sich uns eine nach der anderen entgegen; wir überquerten nicht weniger denn eilf solcher Schneefolder, bis wir die steilen Gehänge erklommen hatten. Nun begann das Plateau der Hribarce, es ist ein Terrain, wie es der Gestaltung nach dem Karst eigen ist, eine grosso Muldo neben der anderen, jede mit ungeheueren Schneemengen erfüllt; ein Feld allein hat eine Länge von beiläufig dreihundert Schritten.' — Für jene Touristen, welche Vorhaben, von den ,siebon Seen' aus den Triglav zu besteigen, sei gesagt, dass von dem Clubhause an den sieben Seen ein ziemlich anstrengender Wog von fünf bis sechs Stunden bis zur Triglav-hiltte zurückzulegen ist. Slovanska knjiznica 6K M 66009540106 COBISS e