Wbllcher Mtullg. Nr. V3. Prcininnerationspiei«: Im komptoii ssanzj. si. ll, halbj. ft. 5.,'>o. ssiir die.^nfteUunss iuS Han« halbj. 50 lr. Mit der Pos! ganzj. fi. i.'l, halbj. fi. 7.5«. Mittwoch, 2l. März Instrtl onsgtvü^» vi« 10 Zeilen: imal en lr., tm. 8<» lr., ?m. 1 si.; sonst pr. Zeile n».«lr., 2m. 8lr., 2m. 10 lr. u. s. w. Inscrtiont«stcmpcl iedeöm. 20 l». I860. Amtlicher Theil. ! Je. k. k. Apostolische Majestät haben mit Aller-! höchster Entschließung vom 10. März d. I. dem Hof-und Präsidialselretär des StaatsrathcS Dr. August Bathioli den Titel und Charakter eines SektiouS« rathcs uud dem Staatsralhskouzipistcn Eduard Roth-maycr den Titel und Charakter eines Hofsckrctärs vllcrguädigst zu verleihen geruht. Der Staatsminister hat ein am Gymnasium 8. c^rvüsio <» I'l<>!<,>!(> zn Venedig crledisste Lehrstelle dem Gymnasiallehrer zu Rovigo Kajetau Oliva verliehen und die Gymnasialsupplentcn Daniel Niccoboni und Anton Vassi zu wirklichen Lehrern für die lombardisch-venctiattischen Gymnasien ernannt. Richtamtlicher Theil. «aibach, 21. März. Die „Politik" hat sich unlängst telcgraphircu lassen, der Staatsmiuistcr befürworte, „um die Anfeindung der Regierung zn ucrlneidcn," angeblich gegen den Widerspruch der ungarischen RegicrnngSmänncr, die Porlage der ungarischen Proposilioncn an die legale Vertretung diesseits der Leilha nach Einlangnng der zweiten nnga-rischcn Adresse. Die „Ocsterr. Ztg.", indem sie daS Uugcrciiulc einer solchen Behauptung darznthuu bestrebt ist, schreibt: Nicht, daß wir es für nöthig erachteten, nns gegen den speziellen Inhalt dieser Mittheilung zu lehren. Dcnn wir dürfen einfach darauf hiudcutcn, daß die zweite ungarische Adresse — bis jetzt noch der Adrcßcntwurf — irgend welche Proposilioncn nicht enthält uud daß Graf Vclcrcdi doch sicher nicht die Absicht haben kann, den legalen Vertretern der diesseitigen Kronländcr Propo« sitionm vorzulegen, wclchc gar nicht vorhanden sind. l!nd wir dürfen eben so einfach daran erinnern, daß, Nachdem das kaiserliche Manifest mit den klarsten Wor-ten die Vorlegung der Bcrhandluugörcsnltatc mit Uu< gärn an die diesseitigen Landtage angeordnet hat und nachdem die gegenwärtige Regierung lediglich auf dem Boden dieses Manifestes steht, ein Mcinungszwiespalt zwischen ihren ungarischen und nichtungarischen Mitglie-dcru über die Frage, ob und wann eine solche Vorlage zu erfolgen habe, gar nicht denkbar und möglich ist. Nicht also der positive Inhalt der einzelnen Mittheilung ist cS, gcgcn den wir nns wenden. Aber wohl schcint auch diese Mittheilung abermals iu bestätigen, daß wir cS mit einer ganz bestimmten ^endcnz zn thun haben, bald in dieser, bald in jener u'vnn, mit Bewußtsein und Beharrlichkeit täglich neue verwirrende und bcuurnhigcude Gerüchte auszustreuen, ^cuu man aber damit gleichzeitig einen Zwiespalt zwi» scheu dcu uugarischcn und uichtungarischen Rcgicruugs« lNll'nncrn zu lonstatircu sich bemüht, so glauben wir mit unserer fcslbcgründclcn Ueberzeugung nicht zurückhalten ill sollen, duß diese Unterstellung sich als falsch crwci-^u wird und daß cS leinen irgendwie wesentlichen punkt gibt, in welchem nicht die gegenwärtige Regie» rung Sr. Majestät mit der Krone und unter sich vollständig einig wäre. Nas die Kricgsgcrüchte anbelangt, die bisher nnr Dringen Glauben gefunden haben, so nehmen dieselben gegenwärtig, wic die „W. AbdpN." konslatirt, bereits größere Dimensionen an. Der „Köln. Ztg." wird geschrieben, daß Graf Bism a r wohlverstandenen Bürgerpflicht nicht angemessen wäre, bei den bevorstehenden Wahlen die Hände müssig in den Schoß zn legen und ruhig zuzuschm, wic rührige Mi-norilätcn ihre Kandidaten in den Gcmcindcrath tragen. Man kann eben nicht behaupten, daß in den letzteren Jahren dic Betheiligung au den Gemeinderathöwahlen in Laibach eine sehr zahlreiche war, uud mit Ausnahme des ersten WahlkörperS, der noch am meisten mit gutem Beispiele voranging, erreichte dic Betheiligung kaum dic Hälfte, ja sogar kaum ein Dritlthcil der berechtigten Wähler, was durchaus nicht als ein günstiges Verhältniß bezeichnet wcrdcn kann. Dabei wollen wir von den Nachwahlen ganz absehen, bei welchen die Betheiligung nicht selten cine so geringe war, daß zwei bis drei Dutzend Wähler genügten, um eine Wahl sicher zu stellen. Diese Apathie der Wählerschaft in der Landes-Hauptstadt, dic dem Lande als Muster dicucn sollte, deutet auf wenig Verständniß für die Wichtigkeit dcS Altes und führt zu manchen Unzulömmlichleitcn. Abgesehen davon, daß dadurch das Ansehen der Gcmeindcvcrtrc" tung überhaupt leidet, so ist cS für gewissenhafte nnd fähige Männer keineswegs einladend, sich gegenüber ciucr vorwaltenden Gleichmütigkeit der Wähler um die Wahl in den Gcmcinderath zu bewerben, während Denjenigen, die weder dcn Beruf noch die nöthige Vorbildung zur Fuultion als Gnmindcucrlrctcr haben, die Aussicht auf einen wohlfcilcu Triumph eröffnet wird. Durch die Glcichgiltigtcit der Wähler kaun cS dahin lommeu, daß dic Gemeindevertretung fclbst dort, wo sie einhellige Beschlüsse faßt, uicht mehr die öffentliche Meinung hinter sich hat, waS nichts weniger, als wünschcnswcrth ist. Die Aufgabe der Gemciudcrüthc ist es nicht, große politische oder staatsrechtliche Fragen zu lösen, und ihre Thätigkeit beschränkt sich mehr anf administrative und ökonomische — die Wohlfahrt der Kommune und ihrer Angehörigen berührende Fragen, gleichwohl aber dürften manche Erfahrungen dcr Neuzeit einen Fingerzeig geben, daß bei dcr Wahl der Gcmcindcräthc weder Gleichgil-tigkcit noch Leichtfertigkeit obwalten solle. Die Kom< munalucrtrctnngcn größerer Städte finden nämlich in neuerer Zeit fast überall ein besonderes Vergnügen darin, aus dem Rahmen ihrcö eigentlichen Wirkungskreises her- auszutreten und' hohe Politik zu treiben. Selbst Ver-fassungssystcme sind vor ihrem unmaßgeblichen Votum nicht sicher, und cS ist demnach auch sehr begreiflich, daß sich die Mitglieder dcr Kommunalvcrtrctungcn nach dem Muster großer staatlicher Vcrtretungskörpcr in gc« schlossenc politische Parteien gruppircn. Die unnatürliche Sucht, Politik und Partei zu machen, hat ihre nnvcrkennbarcu — der Kommunalvcrwaltuug abträglichen Schattenseiten. Da die unüberwindliche Vorliebe für politische Großthaten in dem natürlichen Wirkungskreise dcr Stadtgcmeinden nicht leicht ihre volle Befriedigung finden kann, so kommen die Kommunalvcrtrctcr uicht selten in die Versuchung, ganz kleinliche oder solche Angelegenheiten, die mit dcr Politik an und für sich nichts gemein haben, dazu zu bcnützeu, um Parteifragcn ^zu fchaffcn und politisches Kapital daraus zu schlagen. Auf diese Weise wcrdcn mituutcr die Ä csetz un g irgend eines Dienstpostens, die Betheiluug irgcud eiucs Beamten oder Lehrers mit ciuer Remuneration, die V c r« lei hung einer Stiftung und dergleichen sonstige Angelegenheiten, die weitab von Politik liegen, jc nach dcn bekannten oder auch nur muthmaßlichen politischen Gesinnungen der betreffenden Bewerber zu politischen Partei fragen erhoben und das wahre Interesse der Kommune uud der Kommunalkasse muß vor dem Partei« Egoismus in dcn Hintergrund treten. Da ferner die Grnppirnng dcr Kommunalvertrcter in politische Parteien nicht leicht denkbar ist ohne einc wohlorganisirtc Partcidisziplin, so ist es fast selbstverständlich, daß dcr Mehrzahl dcr Kommunalvcrtretcr dic jedem gcsinnungStüchtigcn Manuc unwürdige Rolle zufallen muß, in allen jcucn wcnu auch nicht politischen Angelegenheiten, dcucn ein Parlei-Iutcrcsse unterschoben wird, keine eigene Mcinnng zu habcu und dcr ausgetheilten Parole blindlings zu folgen. Dicsc unsclbst-stänoigcu Nachbeter, deren gedankenlose Stimmcn znmcist entscheidend in die Wagschale fallen, sind in dcn Kom-munalucrtrctungcn dcsto überflüssiger und gefährlicher, jc mehr dic Geneigtheit vorwaltet, in Angclcgcnhcitcrt Politik zu machen, die nicht politischer Natur sind. Wir wollen übrigens keineswegs behaupten, daß die Gemeindevertretungen nicht in die Lage kommen können, politische Anschauungen kundzugeben, uud daß demnach jede Bildung politischer Parteien in vorhinein bedenklich erscheine, im Gegentheile, wir finden cs ganz natürlich, daß der Verhandlung über Fragen, die dcr Politik wirklich angehören, Jeder seiner nach Ucbcrzcu-gnng gewählten Partcistcllung getreu bleibe; wir müssen unS nur dagegen entschieden aufsprechen, daß diese Parteistellung auf Angelegenheiten übertragen wird, die au und für sich nicht politische Parteisachen und somit nur objektiv mit Rücksicht auf das wahre Interesse der Kommune zu beurtheile» sind. Wcun dieser allein richtige Standpuult von Seite dcr Kommunalvcrtrcter nicht eingehalten wird, so dürfte man sich nicht wundern, wenu dadurch die Beamten und vollziehenden Organe der Kommuuen, wclchc bei allen ihren Funttioucu pflichtgemäß über jeder Partei stehen sollen, sich verleiten ließen, ein Verdienst darin zn snchcn, daß sie sich ebenfalls als Parteigänger gcriren. Eine solche Verlcnnnng ihrer parteilosen Stellung wäre ohnc Zweifel sehr zu bedauern, und noch bedauerlicher wäre eS, wenn der Gedanke Raum finde, daß sie sich durch ciue solche ihrer Dienstpflicht widerstreitende Partcistel-lung cin Anrecht auf cincn Dank oder cinc Anerkennung erwerben können. Da wir wünschen müssen, daß sich unser Gemeinde-rath von dcn angedeuteten Abwegen stets fern halten möge, so müssen wir anch wünschen, daß in unseren Gcmeindcralh vor allen solche Männer gewählt werden, wclchc jedem Versuche widerstreben, ans Angelegenheiten, bei denen cS sich rein um daS Interesse uud die Wohlfahrt dcr Stadtaemcindc haudclt, politische Partcifragcn zu machen, zugleich aber auch die nöthige GcsiuunngS-Nichtigkeit und Charakterfestigkeit besitzen, sich nicht in eben solchen Angelegenheiten ohnc eigene Ansicht oder mit Verleugnung derselben von Anderen inS Schlepptau nehmen zn lassen. Oesterreich. Wien, 19. März ^ Die Situation zwischen Oesterreich und Preußen ist unverändert anf das Acußcrslc gespannt. Diese Phrase i>t in den letzten Tagen gewissermaßen zur Stereotypie geworden. Tagtäglich begegnen wir delsclbcn in dcn Organen dcr verschiedensten Färbungen lind Par- 442 teien. Im Nebligen war, waS das Thatsächliche anbelangt, selten eine Situation in so tiefes Geheimniß gehüllt. In Folge dessen war adcr auch selten die Nlhmo-sphäre so bis zur Undurchdriuglichleit von Gerüchten erfüllt. Das Eharalteristilum dieser Gerüchte ist aller-dings der Krieg. Verschiedene Versionen von Truppen, bewcgungcu gchcn von Mnndc zn Munde, ja selbst der oberste Kommandant derselben im entscheidenden Momente wird bereits mit vieler Bestimmtheit genannt. Aber gestehen wir eS offen, in den weiteren Kreisen sind die Stimmen in der Frage: ob Krieg oder Frieden, wohl znm Wenigsten gleich getheilt, nnd man sieht der Entwicklung dcr Dinge mit einer gewissen Ruhe, ja sogar mit einer gewisfcn Zuversicht entgegen, daß Preußen, welches die Silnlilion so mnthwillig zn einem Aeußersten gebracht, dies zu seinem eigenen Schaden gethan habe. Selbst unsere sonst so sensitiven finanziellen Kreise haben sich an die nordischen Fanfaronadcn und deren nolhgcdrnu-gencS südliches Echo bereits gewöhnt nud verkehren in einer für die ans« Acnßcrslc gebrachten Situation sehr bemertenSwerlhen Festigkeit. Inmitten dieses etwa« forzirtcn lriegcrifchen Troubles feiern die Thaten des Friedens nicht. So erschien heute in dcm ungcmciu thätigen Verlage der Hofbuchhaudlung Wilhelm Branmüller ein neuer interessanter Beitrag znr reichhaltigen Literatur über die unglückliche Königin Maiia Antoiuctt.e. Dieser Band führt den Titel: Maria Antoinette, Joseph li. nnd Leopold 1l. Ihr Briefwechsel, herausgegeben von Alfred Ritter v. Aructh, ist gewissermaßen eine Fortsetzung und Ergänzung ocS Briefwechsels zwischen Maria Antoinette und Maria Theresia. Mit diesem Bande sind nach Angabc des Herausgebers die von Viaria AntoincttcnS Hand vorhandenen Briefe, so weit sich deren Originale oder Kopien in Wien befinden, erschöpft. ^In den betreffenden Kreisen fpricht man davon, daß Herr Hofralh Ancr, dcr bisherige Leiter dcr l. k. StaatSdrnckerci, anf fein Ansuchen scincS Dienstes enthoben nnd in den Ruhestand verseht wurde. In den künstlerischen Kreisen der Residenz hat man cS mit großem Bedauern vernommen, daß die hübsche Idee: Mchul'S Oper „Josef und feine Brüder" mit dcr Stehle nnd dcm Nicmann in den Solopartien im hiesigen Rcdoutcnsaalc zur Anfführnng zn bringen, im letzten Augenblicke noch daran scheiterte, daß Frl. Stehle nnd Herr Nicmann erst nach dcr Eharwochc hicr ein« treffen tonnen, da sie wahrend dcrfclbcn durch frühere Verpflichtungen in München nnd Berlin festgehalten werden. (5s mag diese Notiz hicr ihren Platz finden, da, wie ich höre, selbst ans den entfernten Provinzen Vormerkungen für dieses Konzert dcr Gesellschaft dcr Musitfrcundc hicr eingegangen waren. Wien, 18. März. Wir sind in der Lage, die Nachricht, Oesterreich habe ein Rundschreiben au die nichtdcntschcn Mächte gerichtet, worin der bedrohliche Stand dcr Hcrzogthümcrfragc besprochen nnd alle Verantwortlichkeit ans dcn durch das Vorgehen Prcnßcns cnlspringcudcu Eventualitäten abgelehnt wird, vollständig bestätigen zn tönncn. Wir können dieser Nachricht sogar noch beifügen, daß hicr bcrcitS von mehreren dcr vorgcdachtcn Mächte Antworten durch die betreffenden Gesandtschaften eingelaufen sind, welche in ancrtcnncudstcr Weise den Mnth Oesterreichs hervor-heben, mit so großer Ruhe und Festigkeit sich dem Gc-barcu Preußens gegenüber zn verhalten; Oesterreich er-wcrbc sich hiedurch ein hohcs Verdienst um dcn für Europa so nöthigen Weltfrieden. — Anlangend die Haltnng dcr mittet- und llc in d cuts ch cn Staa-lcn sind hicr bereits von dcn meisten derselben, wcnn anch nur in indirekter Weise, Erklärungen abgegeben wor-dcn, wclchc mit den österreichischen Anschauungen übcr-eiustimmcu. ES ist auf Gruud verläßlicher Daten mit Zuversicht anzuuchmcu, daß, sobald ein Krieg zwischen Oesterreich und Preußen ausbricht, die meisten llciu-dculschen Staatcu nicht blos neutral bleiben, soudcru als Alliirte Oesterreichs in deu Reihen zu finden sein wcr-dcn. (Frdbl.) — 18. März. Nach verläßlichen Berichten ans München ist in dcr dortigen maßgebenden politischen Region c!n Umschwung zn Gnustcn einer crnstcn Vcr-bindnng mit Oesterreich «eingetreten. Man scheint dort früher dem Gedanken cincr Sonderstellung dcr Mit tcl staatcu gehuldigt zn haben, ist abcr schließlich zn dcr Ucbcrzeugnng gclangt, daß dicsc Idcc nicht ausführbar ist und daß es ralhsamcr scheine, entschieden Partei zu ergreifen. (N. Frdbl.) — Bei den Unterhandlungen, wclchc die Regie» rung derzeit mit mehreren Gemeinden bezüglich der Ucbcrgabe eines Theiles des P o l izci o i c n st es in die autonome Verwaltung führt, kommen mitunter recht eigenthümliche Divergenzen zu Tage. Die eine Gemeinde weigert sich, den ihr angebotenen Polizeioicust auf ihre Schultern zu nehmen, die andere wünscht, der Staat solle ihr die nöthigen Geldmittel an dic Hand geben uud ihre Autonomie gewissermaßen fubvcntioniren, und wieder eine andere fühlt sich stark genug, noch weit mchr, als die ihr znr Verfügung gestellten Polizcifunllionen zn übernehmen. Was also den Einen als zu viel er-scheiut, finden die Anderen für zn wenig, uud es frägt sich uur, ob nicht in beiden Fällen dasselbe opponircnde Moment unterläuft. (Dcb.) ! Pest, 10. März. Der Artikel dcr „Eonft. Otstcrr. Ztg." über die zweite Adrcssc hat hicr in Kreisen, in welchen dieses Altenstück dcu größten ^Anklang siudct, eiucu sehr guten Eindruck gemacht — nnd erscheint die Annahme gerechtfertigt, daß die Urheber iund Auhäugcr der zweiten Adresse in dieser selbst nur ^cuic „RcchtSocrwahruug" scheu, dic um so energischer sein mußte, je ausrlchligcr und bereitwilliger dic im zweiten Alinea ausgedrückte Bereitwilligkeit ist, dcn an dcu Landtag gestellten Anfordcrnngcn uachziikummcn. Dicsc Ansicht macht cS auch sehr wahrscheinlich, daß dic Debatten über dcn Entwurf noch im Laufe dcr künftigen Woche au die Magnatcutafel gelangen und auch hicr nach geringem Zcitanfwaud erledigt werden dürfte. Daß in der Dcputirtcnlafel bereits cine erkleckliche Anzahl von Rednern vorgemerkt ist, wird au dcr Sache wohl nichts ändern, nud wcrdcu vielleicht einige, wie cS schciut, bloö deshalb sprechen wollen, weil ihre Kmuiuitlculcu vou ihnen in dcr Zeitung noch nichts zn lcsen bckomiucn habcu, dic Gelegenheit, sich auszuzeichnen wahrscheinlich wieder erst ein audcrcs Mal ergreifen können. — „Ioöt Tanuja" vernimmt wohl ebenfalls, daß das Zentrum die Debatte möglichst abzukürzen wünscht, hört jedoch andererseits, daß längere Debatten nicht ausbleiben werden. Eben daSsclbc Blatt sieht in der Magnatcn-tasel lebhaften Debatten entgegen, weil ein großer Theil derselben die zweite Adrcssc mit der ersten Adresse dcr Magnaten für unocrcinbar hält. — Auch dcr „Pcstcr Lloyd" bemerkt zn dcm Artikel dcr „Const. Ocstcrr. Ztg.," welchen er vollinhaltlich rcprodnzirt: „Verstehen wir dcn Sinn dieser offiziösen Manifestation ganz, so unterstützt sie die Erwartung unserer Abgeordneten, daß nämlich mit dieser Adresse daS mit dcr Thronrede eingeleitete staatsrechtliche Plaidcycr vorläufig gcschlosscu und dieselbe kein neuerliches königliches Rcslript zur Folge habeu werde." Uusl'and. Florenz, 14. März. Wie ich höre, fand hier unter Vorsitz Sr. Majestät des Königs ein KricgSralh statt, dem znfolgc beschlossen wurde, dic zweiten Kategorien von 42, 43, 44 nud die ersten und zwcitcu Kategorien von 45) und 4l'> einzuberufen. Ich gebe diese Nachricht mit allem Vorbehalt; in dcu Journalen, die mir zn Gesicht kamen, ist davon nichts gemeldet. Man will anch wissen, daß dcr König bei dcr gedachten Gelegenheit eine kriegslustige Stimmung gezeigt nud dieselbe in begeisterten Worten zum Ausdruck gebracht habe. Anch höre ich, daß hicr ein Theil dcr Garnison in dcu Forts abwechselnd lonsignirt ist, da man vou Seite der ^Mazzinistcn eine Demonstration befürchtet. Ich glanbc, daß dicfc Acfnrchtnng vorläufig nicht begründet ist, weiß 'aber, daß von Seite der Republikaner uud fonstigcu Malloutcntcn alles Ernstes für dcn Namenstag dcr bei-dcn Natioualhciligcn Garibaldi und Mazzini eine lärmende Deuwustration in Aussicht genommen wird. Vereinzelte Vorfälle, wie etwa Äeschimpfnng des Militär« und picmontesischcr Bcamtcu im KricgSministcrium mü-! gen als schlimme Vorzeichen einer solchen Bewegung jene crnstcn Maßregeln veranlaßt haben. — Gestern hat !<5?e. k. Hoheit der Prinz Napoleon dcr Kammcrsitzung, die einen ungewöhnlich friedlichen Verlauf nahm, angewohnt. Bei seinem Erscheinen beeilten sich dcr Ministerpräsident, Marchcsc Pcpoli nnd Natazzi, den Gast zu begrüßen. Zn dcm heutigen Festmahl, das dcr Ministerpräsident zur Feier des Geburtstages des KöuigS ausrichten wird, ist auch dcr Prinz geladen. — Im heutigen „Apcunino" finden wir iu der Rubril „Stadl-Ehronil" folgende Notiz: „Munizipale Antagonismen. Wir wollen nicht einem Theil mehr Schuld geben als dcm audcrn. Es gilt hicr nnr die Thatsache, daß eiu Theil dcS florcntinischcu Volkes aus unerklärlichem Miß-uclstäudniß fortfährt, dic ncu Angekommenen übel anf-zuuchmcu. Wir müsscu mit Schmerz auch heute wieder Gewaltthätigkeiten verzeichnen, die an Picmontcscn verübt wurdcu. Wir appcllircn nicht nach dcm Beispiele gewisser Journale an die Prätur, die sich crst in derlei Angelegenheiten mengt, wcnn cS zn spät ist, soudcrn au dic angcbornc Höflichkeit des florcnlinifchcn Volkes und an das geheiligte Recht dcr Gastfreundschaft, von dem jeder Ilalicucr iu ciucr italicuischcu Stadt erfüllt scin sollte." — Ein Maucranschlag kündigt an, daß am l'.». d. M. zur Fcicr dcr Wahl Mazziur's ein Meeting slatlfiudcn wird. Turin, 14. März. Es fchlt uns auch gegenwärtig nicht an aufreizenden Nachrichten; zn ihnen zählt dic Meldung vou dcr eigenthümlichen Hallung, welche daS Parlamentsmitglied Ecsarc Eautu, bekanntlich dcr hcrvorragcudstc Gcschichtsschrcibcr dcö modernen Italiens, iil Rom beobachtete; dahin zählen die Schatten, welche die bcvorstchcndcn Debatten über die Vcrifizirung der Wahl Mazzini'S vorauSwcrfcu, dahin der zwischen der Regierung nnd dem Munizipium in Neapel auSgcbro« chcnc Konflikt, ferner die ans Gcnna nnd Livoino ein-treffenden Nachrichten von Volksversammlungen, welche die Wahl Mazzini'S in Schutz uchmeu wollen. Alles Feuilleton. Gin Kleinstädter über Bogumil Goltz. Eiu iulercsfautcr Besuch hat uns cben verlassen; der alte Herr mit dcr weißen Humboldtbiude, dcm lebendigen Antlitz, mit dcr Adlernase und deu feiu geschnittenen, halb Spott, halb Bonhommie ausdrückenden Lippen, hat sein Lesepult zusammengepackt, um dcn bic-dcrcn Kärntncru ein wcuig Lebensweisheit zu predigen, uud wir können jetzt unbefangen unsere Ansichten über ihn austauschen. Was sagen ^ic, meine Gnädige, zu der „Naturgeschichte und Eharaktcristik dcr Frauen?" — Ach, was soll ich dazu sagen, cö ist cbcn eiu Mauu, dcr über unscr immcr unterdrücktes, unter Eurer angemaßten Herrschaft schmachtendes Geschlecht deu Stab bricht, dcr unser Theuerstes, unsere Treue uud Bcstäu-digkcit, unscr Visilcmachcn und Mcdisircn, unsere Krino-liuen und unscrcu Kopfputz, ja fogar uufere Kindererziehung zum Gegenstände fader Witze macht, der uns sogar Geist abspricht! — Das wäre allerdings schrecklich, aber hat der Mann, dcr seit 43 Iahreu glücklich verheiratet, seit 4 Iahrcu auf litcrarischcr Wanderschaft, uns so rührend fciuc Sehnsucht nach dcm heimischen Herd und dcr treuen waschenden, bügelnden und nahenden Gattin aussprach, der Ihr interessantes Geschlecht unter allen Himmelsstrichen bcwnndcrtc nud beobachtete, sich dcnn wirklich so tief an Ihnen versündigt? Hat er ihnen nicht ge' sagt, daß in Ihnen alles harmonisch, weil alles natürlich ist; daß Sie cs in dcr Liebe zur Virtuosität bringen, während dcr Mann in ihr ein solcher Stümper ist, daß er alls immer verstummt, wcnu ihm auch nnr Eine Saite springt; daß Sie nie das Gleichgewicht verlieren, nic einen Faden fallen lasfen, daß Sie cin ausgebildetes Krinolincnbcwußlsein habeu, daß wir Männer in Ihren Händen unsere gauzc Bcsouncnhcit, unsern Scharfblick, ja selbst unsern Egoismus verlieren? Hat er nicht Ihrer natürlichen Grazie, welche Sie anf einen Sessel nicht, wie uns, plumpen, sondern, ich weiß nicht wie, sich schieben läßt, Gerechtigkeit widerfahren lassen? Hat er nicht daö theils schöne und wahre, theils ein wenig frivole Wort gesprochen: Die Frauen sind die besten Theologen, als Mütter lchrcn sie uns beten, als Bräntc öffnen sic uuö dcn irdischen Himmel und als Francn — vergeben sie uns unsere Sünden!? Sie schwankten bei diesen drei Sätzen zwischen erhabener Rührung, bcfric» diglcr Selbstgefälligkeit und nnangcnchmcuRcmiuiSzcnzcu? Nicht wahr, mcinc Gnädige? Und dic glühende Beschreibung dcr Polinnen, vom geistvollen Kopf mit den duullcu Augen, dcr seinen, biegsamen Taille, bis zu dcm zierlichen Füßchcn herab, mit allcu auf ein Damenhcrz so auzichcnd wirkenden Details dcr Toilette. Hm ja, das Detail ging weit genug, man mag schöue Füßchcn bewundern, abcr mall muß sie nicht so genau beschreiben. . . . Also cin wenig Eifersucht, Ma< damc, uud Sie hätten doch wahrlich kcincn Grund dazu, unser Gast erkannte ja Ihre Schönheit an, cr wollte unS nnr anschanlich machcu, woher dcr so tief selbst in die Politik eingreifende Einfluß dcr Fraucu in Polen lommc, wic durch dcn Eharaltcr dcr polnischen Frauen, durch ihre glühende Vaterlandsliebe, ihrcn sprühenden Geist, ihre südliche Lebhaftigkeit, in dcn Männern cin ritterliches Streben, eine ideale, im Leben uud iu dcr Politik allcS wagende Richtung hervorgerufen werde? — Ach, Ritterlichkeit iu unserer Zeit, mein Herr! feit die Zigarre und das Billard, daö Kneipen iu den verschiedenen Tnrn-, Sänger- und anderen Vereinen uns nnscrc Männer entführen, seit wir anf dcu Bällen we» gen unserer dic Mädchcnzeit übcrdancrnden Tanzlnst nnS Znrcchtwcisnugcu dcr ältcrcn männlichen Jugend gefallen lassen müssen; nein, wir fordern leine ritterliche Liebe von unscrcu Männern, sie mögen uns hassen, wcnu sie uns nnr fürchten. . . . Madame wcrdcn ein weuig gereizt, sollte Goltz vielleicht geirrt haben, als cr von ihrer steten Harmouic, dein schönen Gleichgewicht Ihrer Seele sprach? — Unsere Seele! von der schien Ihr deutscher Professor nicht viel zu wissen, er scheint die Ansicht dcr Orientalen zu theilen, die uns für ewig untergeordnete Wesen hallen, bestimmt, die Männer in wohl gehüteten Harems zu ergötzen, ihre Kinder aufzuziehen und nach dicscr thateulofcu Existenz im Paradies die Rolle von gefälligen, deu immcr begünstigten Männern aufwartenden HouriS zu übernehmen. . . . Gcnng, Madame, brechen wir ab, unscr Vorleser hat in seinem ersten Vortrage starke Ketzereien auf sein Gewisscn geladen, wcnn cr nicht uoch mehr ist, als ein Ketzer, nämlich gar cin Jude, in welchem Falle unser Magistrat wohl schr gefehlt hat, daß cr unfer fo kostbar erkauftes Privilegium von Anno 1515 nicht hervorholte, — abcr was sagen Sic zn dcn Schilderungen aus EgYp" tcu? Daö Pauorama Kairo's oocr, wie imscr Vorleser sagte, Kahira's, vou dcm buntbc'.vimpcllcn Hafen, dem goldenen Nil zwischen grünen Ufern sich windend, cincM Meere gleich, ans welchem hochgelegene Dö'fcr unter dcm Schatten fchlankcr Palme» nud hoher Sykoiuorcn hervorragen, bis znr Hauptstadt, mit dcm Gcwiihle