Außerordentliche Beilage zur Laibacher Zeitung Nr. 62 vom 23. Mai 1348. T y r o l. KP Ml „Boten v. u. f, Tyrol" entnehmen wir folgenden Artikel: „Das hier folgende Schreiben der provisorischen .Regierung in Mailand ist uns zugekommen Und gewiß anch an vieleil andern Orten verbreitet worden, -_ Wir ersuchen die Redaction, dasselbe mit Unserer beigefügten, wir gestehe!,, in, gerechten Unwillen über die lombardischen Zumuthungcn verfaßten, Antwort aufzunehmen. — Möchten sich recht viele Männer in gleichem Sinne vernehmen lassen, damit wir auch durch die Shrift bethätigen, welchen Vtiß-klang s»lche Sprache bei uns erzeugt. Die provisorische ventral-Regierung der Lombardei an die Tyrolcr. Tapfere Deutsch-Tyrolcr! Seyd uns gegrüßt, Ihr tapfere, Ihr cdclmü-lhlge Tyroler! Ein durch Sclbstttast srci gewordenes ^olk bietet Euch freundlich die Bruderhand; der ^'".heit schlägt unser Herz, wie dasEurige; frei seyn, vahln geht unser höchstes Streben. , « ^ine von Tag zu Tag drückendere Tyrannei !"'!"c auf unserem Lande und aUe gegen Willkür MilMde Gcwährlcistungen wurden uns allmälig von ver Wiener.'^)cwalll)crrschaft entrissen. So lange noch tlN Stallchen drr Hoffnung schimmcrte, wern,si'trngci, wir der lin'gierung unaufhörlich unser Weh in Vorstellungen und bitten vor^ wie beantwortete aber die Regierung unser Flehen 5 Niedermetzeln ließ sie auf den Gassen wehrlose friedliche Bürger, und auf abermaliges Bitten erfolgte das Standrccht; damit ward Gut und Blut der Soldaten-Willkür preisgegeben. ^ In diesem verzweifelten Zustande griffen wir zu "N Waffenl die Sturmglocke erscholl durch das ganze Land — und mit Gotteshülfe erkämpften wir ^ncdcr die uns geraubten Rechte, Besiegt und in ^ Flucht geschlagen wurde das feindliche Herr, denn '^M- lastete auf ihm der Fluch des Allmächtigen! Hlttin leuchteten uns die tapfern Tyrolcr mit Ihrem Minvollen Beispiele vor. Gelehrt habt Ihr uns im "i"hrc l8Ul), der Schmach fremder Herrschaft los zu ^rden. Tyrols Berge und Thäler eiinnern nocl) im-Act an Hofer's Heldenthaten und an seine wackern "litkämpser. Das Kreuz, welches damals Euere be--^"ffncten Schaaren jührte, ist nun unsere Fahne. Der ^ld^mülhigc Joachim Haspingcr leitete Euch zum "lrgc, und seine Genossen, die Kapuziner, begeisteren unseren Vc'uth zum heiligen Kampfe für Gott ^w Vaterland; denn unsere Feinde srcvetten wider "M und Vaterland! — Ach! edle Tyroler, cntrü. Urn würdet ihr Euch ob den Gotteslästerungen und ^äucw^ die oas österreichische Heer in unserem Lan-e verübte; ja empören würdet Ihr Euch gegen eine Legierung, die solche Schandthaten brandmarken; ^Uweiht wurden die Kirchen und in Easernen ver^ wandelt, die Priester beim Altare ermordet, Greise, Leiber und Kinder der tobenden Wuth überantwortet. Nein, Ihr könnt nicht, Ihr edle Tyroler, an einem solchen Kriege Theil nehmen , Ihr könnt Euch nicht an diesen maßlosen Verbrechen betheiligen. Gott verbietet es Euch! Nicht einmal Euer eigenes Wohl würde es Euch erlauben. Denn, wenn Oesterreich wieder Italien besiegen sollte (Gott behüte uns davor), so würde es alsobald gegen Euch selbst seine dadurch erhöhte Kraft richten. Versprechen zwar wird Euch Oesterreich allerlei; nie aber wird es Euch Wort halten. E rinncrtE u ch an »80!)! Wo sind die Euch damals so heilig vcr-' sprochcnen Vorrechte? Ihr habt für Oesterreich Euer Blut vergossen, und wie hat es Euch Oesterreich ver. gölten? Statt den Privilegien schickc es Euch eine zahllose Schaar von Beamten, die Euer schönes und sreics Land unterdrücken, und Eueren Ständen alle Rechte benehmen. Bctheiligt Euch also nicht am ungerechten Kriege; denn hereinbrechen über Euch würde die Rache des Allgcrechten. Hintergehen will man Euch mit dem Vorgeben, als wollten wir mit Waffengewalt die Euch von Gott befchieoenc Heimat!) angreifen und bezwingen; das ist Lüge, Verrath! — Rein! Nie werden wir die Gränze Walschlands überschreiten! Wir wollen unsere Freiheit, aber zugleich die Freiheit aller Länder, und vor Allem, die Freiheit Tyrols. Trient ist wä'Isch, und soll wälsch seyn. Botzen ist deutsch, und wird immer deutsch bleiben. Denn unser Wahlspruch ist: S el b st stä ndia k e i t und Brüderschaft der Völker. Es lebe Deutschland! es leben die tapfern Tyroler, ja sie leben hoch! Mailand den 17. April I8l3. (Folgen die Unterschristen) A ntw o r t. Aus Deutsch - Tyrol an die factische Regierung der Lombardei in Mailand, ans deren offenes Schreiben vom 17. April 18^8. Lombarden! Euer Aufruf hat in unfcrem Herzen nur ein Gefühl erregt. Es ist das Gefühl der Entrüstung über eucre Zumuthungen. Wir Tyrolcr sollen — so verlangt ihr — an dem Kriege Oesterreichs gegen euch keinen Antheil nehmen? Wic! Führt Oesterreich einen Krieg gegen euch? Wir wissen bloß, daß ihr die Fahne der Empörung gegen eueren rechtmäßigen Herrscher .ausgepflanzt, unseren gemeinschaftlichen Kaiser gezwungen habt, das Schwert gegen cucre aufrührerischen Hor-den zu ziehen. Eure Verführer nennen dieß freilich einen ungerechten Krieg. Aber, besinnt euch wohl, antwortet uns aufrichtig: War nicht Oesterreich schon vor 300 Jahren euer rechtmäßiger Herrscher? — Stießt ihr nicht diese Herrschaft gerade in dem Augenblicke von euch, als sie euch Prcßsreiheit, Nationalbcwassnung und eine Rcichsverfassung, folglich mehr bot, als ihr je verlangtet? — Habt ihr nicht unter dem Schutze des österreichischen Doppeladlers einen Grad der Blüthe und dcs Wohlstandes erreicht, um den euch an-derc Provinzen beneideten? Werft einen Blick zurück auf den Zustand eucrer Länder, als Oesterreich euch befreiet hatte vom französischen Joche und freundschaftlich euch wieder aufnahm in seinen Bund und sagt: Welcher Undank ist wohl dem eueren gleich? — Und ihr meint, der schlichte Tyrolrr durchschaue euerc Heuchelei nicht?— Ihr täuscht euch nur selbst, uns täuscht ihr nicht. Wir trauen Oesterreich , wir kämpfen für Oesterreich , wir stehen und fallen mit Oesterreich!' — Bevor ihr aber die schönen Provinzen mit fluch.-würdiger Hand aus Oesterreichs Diademe reißt, müßt ihr erst die Gränzwächter von Oesterreichs Hcrzschild, müßt die Tyroler überwinden. Wollt ihr das durch die Sirenensprache der Verführung? Umsonst! Der Deutsche, dem ihr gestern noch euer blutdürstiges „mnrl« n! wlll^<:l>i" entge« gen rieft, kann heute euch unmöglich seine Brüder nennen! Wollt ihr das durch die Gewalt der Waffen? Umsonst! Wir haben euch ja eben erst von den Zinnen eures Domes eine Lehre gegeben über die Tragweite unserer Büchsen, und eure 20 Legionen Frcischaaren noch vor wenig Tagen in wilder Flucht aus den Gränzmarken unseres Landes gejagt. Ist es wirklich Bruderliebe, die euch also zu uns sprechen laßt? Nein! Es ist die bloße Furcht, die ihr vor unsern Kugeln, vor unserer unerschütterlichen Anhänglichkeit an das Haus Oesterreich habt. Ihr wollt uns cuere Hand bieten zur Brüder-schaft? Hinweg damit! Noch trieft sie vom Blute unserer Brüder, das ihr nach Banditcnart in Mailands Straßen vergossen habt. Ihr klagt unsere braven Tnippcn der Grau samkcit an — doch wir wissen recht gut, daß ihr siedendes Wasser und Ocl und Kugeln aus verschlossenen Fenstern, und Ziegeln und Steine von eucrn Dächern mcuchclmördcrisch aus unsere Tapfen geschleudert habt. — Ihr klagt die österreichische Regierung an, wollt sie verdächtigen bei uns! Sie antwortet euch mit der eben veröffentlichten Rcichsvcrfassung, cine der freisinnigsten, die Europa zählt. — Eucre übrigen Beschuldigungen sind Lüge — kein Tyrolcr glaubt sie, kein Tyrolcr widerlegt sie, sie richten sich selbst. Ihr erinnert uns an das Beispiel dcs Jahres 1809. Wer hat euch wohl diesen Vergleich gelehrt zwischen unserer vaterländischen Erhebung im Jahre 1809 mit euercr tückischen Meuterei im Jahre 1848. Wir haben das Joch einer uns aufgedrungenen Fremdherrschaft muthig und kraftvoll zerbrochen. -^ Ihr habt das fremde Schwert in euer — in des Kaisers Land gerufen, weil es euch an Muth und Kraft gebricht. Wir haben gekämpft, unsere Weiber und Kim der mit uns, weil wir den Eid nicht brechen wollten, der uns an Oesterreichs Krone band. -7-Ihr habt den Kaiser, dem ihr vor 9 Jahren freiwillig den Schwur der Treue geleistet, an einen wort' brüchigen Rachbar verrathen! Zwischen unserer und euercr That gilt kein Vergleich. Vergebens versucht ihr es auf solche Art uns zu schmeicheln; ihr beleidigt uns. Vergebens sucht ihr es, uns einzuwiegen in sorglose Ruhe, indem ihr versprecht nie die Gränze Wälschlands zu überschreiten. — Es ist eine Lüge! — Eucre Schaaren haben sie bereits an drei Stellen überschritten! Die Schnelligkeit, mit der wir diese Voltsbeglückcr aus unsern Gränzen warfen, sey euch der sicherste Beweis von unserer Gesinnung. Vergebens spiegelt ihr uns vor, daß ihr die Freiheit Aller Länder, aber vor Allem die Freiheit Tyrols wollt! Bleibt daheim mit euercr Freiheit, wir Ty/ roler sind schon frei; frei durch dcs guten Kai-sers Wort, wir brauchen und verlangen cuerc Hilfe nicht! Ihr sagt! Tricnt ist wälsch, und soll wäls") seyn; Botzen ist deutsch, und wird immer deutsch bleiben! Den besondern Dank für diese großmüthigen Erklärungen und Zugeständnisse müssen wir wohl den Städten Trient und Botzen selbst überlassen- Wir aber sagen euch zur richtigen ferneren Verständigung noch ein Wort, bevor wir scheiden. Tyrol ist ein unzertrennbares Land, ein deut' sch c s Land, ist deutscher Grund und Boden; der Wälsche darin ein Gast, der brüderlich mit uns zu leben kam. Gefällt ihm unser Seyn und unser Streben nicht, so mag er ziehen zu seinen stammverwandten Freunden — vielleicht zu euch Lombarden! -^ Unsere besten Wünsche begleiten ihn. Wir aber werden die Gränze Tyrols zu n"V' ren wissen, so lange noch unserer tapfern Väter AU m unsern Adern relit, so lange wir noch die Ty^' lerbü'chse führen, und so lange die deutsche Fahne gk' bietend von den Spitzen unserer Thürme weht. Weh' euch Lombarden, wenn ihr diesen 23^« ten nicht Glauben schenkt! Kommt noch einmal! — der zweite Empfa"s wird nicht kälter, er wird wärmer a lsder erste seyn- Es lebe das einige, untrennbare Vaterland Tyro»'