JUM ^ut^en und VergMen. --------« ^^ ^«—----- Frevtag, den z. November 1822. Merkwürdige Entdeckungsreise. ^Aus der allgenicincn preußischen Staatszeirung.) ^)ie preußischen Naturforscher, Dr. Ehrenberg und Dr. Hemprich, haben auf ihrem Zug« in die inneren Gegenden des nördlichen Afrika's am ,5. Februar das berühmte Dongola, die Hauptstadt Nubiens, glücklich erreicht. Dieses merkwürdige Land, in welchem noch bis zum Ende des i3. Jahrhunderts bie christliche Kirche die herrschende war, und dessen Bewohner ein halbes Jahrtausend hindurch den stegreichen Kalifen mid ihren Geschlechtern den tapfersten Widerstand leisteten, ist bis jetzt dem Focschungsgeiste der Europäer fast gänzlich verschlossen gewesen. Außer dem französischen Arzt Pon-cet, der im I. 1700 auf seiner Neise nach Sennaar, Dongola berührte, und auf wenigen Blattseiten Nachricht davon gibt, hatte Niemand als Augenzeuge darüber berichtet, selbst Burkhard undBelzoni hatten den kühnen Versuch, bis dahin vorzudringen, ,aufgeben - müssen, bis Mehemed Ali, Pascha von Ägypten, im I. 1620 den bluilgen Kämpfen, die das fruchtbare Nu-bien so lange Zeit hindurch verheerten / mit völliger Bezwingung der Mamelucken, ein Ende machte. Seinem siegreichen Heere war der franzosische Mineralog Eaillaud gefolgt, der im Jänner 1621 Dongola erreichte, und dessen Reisebericht eben dem Publicum vorgelegt worden ist. Seitdem haben die Truppen des Pascha ihlen Zug weiter nach Süden verfolgt, Sennaar und Kor-»"fan sind erobert und so völlig beruhigt, dsß Rei- sende, die Mehemed Ali begünstigt, mit größter Sicherheit diese Lander durchziehen und keine andere Schwierigkeit finden, als die der Mangel an Lebensbedürfnissen in den Wüstenstrecken ihnen entgegen setzt. Auch unsere gelehrten und thatigen Landsleute, die zuerst mit Unterstützung der lönigl. Akademie der Wissenschaften den Herrn Generalmajor v. Minutoli auf seiner Reise begleiteten, dann aber durch die Gunst der höchsten Staatsbehörden die Mittel zur Fortsetzung ihrer Unternehmung erhielten, haben die Gelegenheit, ein von Seiten feiner Naturerzeugnisse ganz unbekanntes Land zu durchforschen, nicht unbenutzt gelassen , und der schönste Erfolg scheint jetzt ihr mühevolles Unternehmen zu krönen. Sie verließen im September v. I., versehen mit einem Ferman des Großsultans, mit englischen Passen, mir Empfehlungen an alle englische und preußische Consuln in der Levante, Kairo, und verweilten zunächst in den Provinzen EbFajum und Beni-Souef, wo sie eine reiche Ausbeute für ihre Sammlungen von Thieren und Pflanzen machten. Doch hane dieses Sammeln die Folge, daß man sie als Giftkocher in Verruf brachte, und daß sie von allem Volke gefiohen wurden. EZ kam sogar zu einer Klage gegen sie, die jedoch mit der Entscheidung des in Beni - Gouef befehligenden Beis endigte, daß ein Jeder, der ferner Übles von ihnen rede, sogleich in den Nil geworfen werden solle. Daß man sie im Stillen dennoch für Zauberer hielt, und von ihnen erzählte, sie seyen durch keine Kugel zu todten, konnten sie sich immer gefallen lass,». W In den ersten Tagen des Octobers kamen sie nach Siour und zu Anfang des folgenden Monalhs nach Eshuan, dem alten Syene, bey welchem Ort, mit dem letzten großen Wassersturz des Nils neben ^er Insel Elephantine, Ägypten seine südliche Gränze gegen Nu« bien hat. Hier ordneten sie ihre Sammlungen und verpackten sie zur Aosendung fertig in wohlverwahrte Kisten. Bis Hieher waren sie auf dem Nil in einer Parks gereist, von hier an mußce der Weg, wenigstens theil« »veise, der Katarakten wegen, zu Lande gemacht wer-den. Die Mittel dazu waren aber schwer herbey zu schaffen , und nur mit Mühe wurden endlich 12 Kamehle zusammen gebracht, die aber^urFoltschassiing esr ganzen Gesellschaft und alles Gepäckes nicht ausgereicht ha-den würden. Es traf sich daher glücklich, das; eben ein «L^clavenrransporr von Wadi Halfa auf Barken den Nil herabkam, voll denen eine gem^chet wurde, in welcher Dr. Ehr^nberg mit «lnem Theil des Gepäckes die Reise fortsetzte, indessen Dr. Hemprich mit den Ka< mehlen zu Lande nach Waoi-Halfa hinaufzog. Hier trafen einige Tage ror Weihnachten sämmtliche Gefährten wieder zusammen, mußte aber von da an, weil der Nil wegen der honftgen Wasserfalle und Strom- , schnellen hier nichr schissbar ist, undKameyle nicht zn haben waren, sich abermahls trennen, um die Sachen in Abcheilungen weiter zu fördern. Dr. Ehrenberg ging deßhalb nach Suckot voraus, um von bort Micchka-meyle zum Nachhohlen des übrigen Gepäckes zurückzuschicken. Nach 12 Tagen kamen aber die eigne,, Ka-mehle zurück, weil auch in Suckot keine waren zu finden gewesen. Da die Thiere schon ermüdet waren, so tonnten sie auch auf der zweyten Neise nicht alles fortschaffen, und mußcen noch ein Mahl zurückkehren. Erst auf der dritten Reife folgte nun auch Dr. Hemprich mir dem Rest des Gepäckes nach. Darüber war nun der Monath Jänner verstrichen, und nach wenigen Tagen Ruhe, die den ermatteten Thieren in Suckoi gegönnt werden mußte, fetzte dann Dr. Hemprich abermahls allein die Reise bis Dongola fort, wo er am i5. Febr. anlangte, und von Abdin-Bey, dem Gouverneur von Nuliien, an welchen er Empfehlungsbriefe abzugeben hatte, auf da» liebreichste empfangen wurde. Nicht genug, daß ihm sogleich ein wohleingcrichtetesHaus eingeräumt und ein reichlicher Vorrath von Schafen, Hüh- nern, Getreide und Kamehlfutter gegeben wurde, der freundliche Befehlshaber schickte auch alsbald 3o Ka-mehle nach Suckor, um den Dr. Ehrenberg ncbst dem Gepäcke abzuhohlen, welche Dienste um so wichtiger erscheinen, alZ sie für Geld nicht wären zu haben gewesen.' Von-Syene an nimmt die Natnr, wie die Reisenden berichten, einen ganz andern fremden Charakter an; di-Formen der Thiere und Pflanzen erschein"! neu und verschieden von den ägyptischen. Die zn Lande Reisenden begegneten Scharen von Antilopen , von denen die geübten europaischen Jäger, welche die Naturforscher schon in Kairo in Dienst genommen hatten, manche erlegten. Es wurden allein 3 Arten ftir die Sammlungen zubereitet, imd von einer vierten (Or)x) erhielten sie ein Gehörn von 5 Fuß Länge. Die zu> Waffer Reisenden hörten häufig das Gebrülls der Nilpferde; Heerden von Zebra's und Straußen komnien bis nahe an Dongola, und in den Gebirgen von Kordofan gibt es, nach den Briefen eines Europäers, der sich bey der Armee des Pascha befindet, Löwen, Panther, Giraffen und Rhinoceros, nebst vielen kleinen Säugethieren von wunderbarer Gestaltung» Schon h^ben die eifrigen Sammler, feit sie im September ihre sechste Sendung nach Perlin beförderten, wieder soviel beysammen, daß sie es in 2c»Kisten kaum verpacken zu können glaubten. Sie haben ihre Aufni?rk-s^mkeit auf alle Theile der Naturgeschichte gerichtet, gcichr bloß Saugethiere, Vögel, Amphibien, Insecten und schön blühende Pflanzen, sondern (was mühsamer ist) die Fische und Gewürme des Nils, die Eingeweidewürmer und äußeren Schmarotzertiere des ellegl«« Wildes und Geflügels, die zarteren Flechten und Mobft werden gesammelt, und wo es nöthig, sogleich nach den frischen Exemplaren und ihrer Zergliederung vc" der tunstreichen Hand des Dr. Ehrenberg abgebildet. Hundert solcher Zeichnungen sind bereits in unserm Besitze, zwey Hundert seitdem schon wieder fertig geworden. Auch Mineralien werden fleißig gesammelt, "M Rechenschaft von der Bildung und den Bestandtheilen der überstiegenen Höhe geben zu können. Die Absicht der Reisenden ist, in der Nähe vo" Dongola 3 Monathe zu verweilen, dann einen Streif-zug an das rothe Meer nach Suakim zu unternehmen, doch so früh wiederzukehren, dosi sie nochvorEnde der Regenzeit nach Cennaar lind Kordofan ausgehen tön-neil. Voll dort denken sie im September in Dongo'.a znseyn, von woDr.Hcmprich dann allein nach Kairo reisen will, um die Sammlungen nach Europa zn-verschiffen, und die Beneble'der hohen Beförderer dieses Unternehmens zu empfangen, welchen gemäß er dann entweder aufs neue nachNubien zurück gehen, oder seilen Freund zur Rückkehr nach Europa herbey rufen wird. Auf jeden Fall werden die Untersuchungen und Nachforschungen ss talentvoller Beobachter ganz unendlich wichtige Beytrage zur Kenntniß der inneren Gegenden Afrika's liefern, ja vielleicht über manche jener wichtigen, bisher unentschiedenen Fragen nach de-ii Zusammenhange der großen afrikanischen Strom-gediethe den lange gewünschten Aufschluß geben. Bey der Gründlichkeit und Manigfaltigteit ihrer Kenntnisse ist auch nicht zu befürchten, daß sie sich allein auf die naturhistorischen Untersuchungen beschranken wer-dcn. Sie zeigen vielmehr in ihren Berichten ein lebhaftes Interesse a» den herrlichen Denkmählern jener riesenhaften Vorzeit, von welchen sie umgebe» sind. Vielleicht ist es ihnen vorbehalten, als die ersten Europäer in Meroe einzuziehen, und die erste Kunde von den vermuthlich höchst ausgedehnten Uberrestm der alten Priesterstabt zu uns zu bringen. Allen diesen Hoffnungen dürfen sich ihre Freunde um so sicherer über-l«ssen, als sie sich an das Clima nunmehr vollkommen gewöhnt, eine genaue Kenntniß der Landesart, Spra^ che und Sitten nnd aNer zu überwindenden Schwierigkeiten seit den ersten anderthalb Jahren ihres Aufenthalts mit mancher harcen Erfahrung erkauft, und sich durch unermüdlichen Eifer und Ausdauer des schönen Erfolges würdig gemacht haben, den sie jetzt zu erreichen scheinen. Immer hat ihr Unternehmen auch das Eigenthümliche, daß es ganz aus reiner Liebe zu der Wissenschaft angefangen und begünstigt worden. Hier ist kein politisches noch Landes-Intercsse im Spiel, wie sonst bey den Entdeckungen neuer Länder. Diese Reisenden suchen keine Edelsteine und Kunstkleinode und haben bey der Ausreise wenig daran gedacht, so tief in ein unerforschtes Lind einzudringen, wie jetzt ihnen gelingt. Völlig frey von jedem abenteuerlichen Streben, hatten sie ihr schönes Ziel: Forschung im Gedieche der organischen Nalm', klar vor Augen, gerüstet zu jeder anderweiten Entdeckung, aber ohne Ansprüche darauf. Vielleicht gelingt so den bescheidenen Pflanzen« un» Insectcn-Sammlern, was unseren wackeren Landsleuten Hornemann, Seetzen, Röntgen und so vielen Anderen mißlang, die auf viel Größeres ausgingen. Doch neben dem Erfolge, der von ihren Bemühungen noch zu erwarten steht, ist billig auch von dem die Nede, was sie schon geleistet haben. Ein sehr ausführlicher und umfassender Berichr über die Streifzüge in den ersten sechs Monathen ihres Aufenthaltes in Afrika, ist seit einem Jahre schon in unseren Händen. Er enthält sehr wichtige Beytrage zur Naturgeschichte, Völker- und Länderkunde, deren Bekanntmachung im Zusammenhange mit den ferneren Resultaten ihrer Unternehmung ihnen bis zur Rückkehr vorbehalten bleibt. Vom October 1820 bis August 1621 sandten sie zehn Kisten und vier Fösser mit Naturalien an die hiesigen konigl. Naturalien-Sammlungen ein, die sämmtlich wohlbehalten hier angekommen sind. Diese enthielten: Eine vollständige Mumie aus den Katakomben von Gizeh, 9 Mumienköpfe aus denselben, ,62 Saugethiere, wovon die Hälfte in Weingeist oder skeletirt, 175 Vögel, wovon 61 m Weingeist, 176 Amphibien, fast alle in Weingeist, L2 Nilsische, desgleichen, öooo trockene Insecten und eine große Anzahl in Weingeist, i2c>c> Mollusken und Würmer, wovon 80a in Weingeist, öoo Arten getrockneter Pflanzen in vielen Doubletten, i5o Nummern Mineralien. Von den Gegenstanden, welche in dem berühmten französischen Prachtwerke über Ägypten abgebildet sind, fehlt jetzt unseren Sammlungen kaum ein einzelnes der weniger merkwürdigen. Diese Sendungen erhielten dadurch noch besonke-ren Werth, baß sie immer von ausführlichen Verzeich« nissen begleitet waren, welche die Angaben über den Fundort, das natürliche Vorkommen, und die ange» stellten Beobachtungen enchielcen. Aus diesem Fleiß und dieser Sorgfalt lassen sich hie schönsten Hoffnungen für den ferneren Erfolg dieses Unternehmens herleiten, und durch die große Liberalität, wodurch unsere ho Wen Staatsbehörden dasselbe unterstutzten, haben dieselben den anerkannt großen Verdiensten Preußens um die höhere Geistescultur, ein neues und unlaugbar höchst erhebliches hinzugefügt. Lichtenstein. Das Ungeheuer zu Barcelona. Während der Pest in Spanien erschien zu Barcelona ein geheiünußvoller Fremder, der abwechselnd als «in Jude, Türke, Armenier und Renegat bezeichnet ward. Es war ein Kaufmann, den man seines langen weißen Battes wegen füglich für einen Patriarchen hatte ansehen können. Freywilliger Zeuge aller neuern Pestfalle des ottomanischen Reiches, ermangelte cr „iemahls, sich in die Gegenden zu verfügen, die von diesem gräßlichen Übel heimgesucht wurden, vorgeblich, um den Handel mit mehr Vortheil treiben zu können. Er sprach wenig, und beantwortete jede nähere Frage Hbev sein Geschäft mit laconischer Kürze. Es schien allerdings unbegreiflich, warum «in reicher Mann sich in so augenscheinlich große Gefahr begeben wollte. Wenn er in einer 3tadt, wo die Pest herrschte, anlangte, wi-«kelte er sich vom Kopf bis zum Fuße in Leinwand, die «rzuvor sorgfältig mit Theer bestrich, ein. Seine Hunde wurden mit schwarz ledernen Handschuhen, sein Gesicht mit einer gläsernen Maske bedeckt. Ein tüchtiger Stock iiente ihm als Waffe, und hohe Stelen sicherten seine Füße vor der Berührung verpesteter Gegenstände. Auf diese Art gerüstet trat er in die Häuser, nahm olles, was ihm anständig war, und beraubte die Verstorbenen ihrer Kostbarkeiten. Man versichert, daß er »ehr als ein Mahl die Wirkung der Pest beschleunigte «nd den Todesstreich den noch Lebenden versetzte, deren Geschrey ihn hatte hindern können, seinen Naub zu vollführen. Wenn ihn der Zufall in ein Haus führte, «velches die Pest verschont hatte, erscbien er als Arzt, und wehe dem Unglücklichen, der sich ihm anvertraute. Mit Schätzen beladen kehrte er immer wieder nach Ve-VediH zurück/ wo er neue Gelegenheit abwartete, sein heilloses Handwerk zu treiben. Durch die Pest nach Barcelona am Eüde des vorigen Jahres gerufen, hatte er schon einige Wochen dort Geschäfte gemacht, als ihn die Rache des Himmels ereilte. Er ward in dem Augenblicke betreten, wo er einen Kranken erdolchte. Dieser Kranke war ein ,'n Barcelona sehr bekannter und geachteter junger Franzose. Seine Frau und seine beyden Söhne waren schon verblichen; er selbst kämpft« noch mir dem Tode, als er, so zu sagen, in den Ar< men seinesFreundeS, deS Hauptmanns N....S, der ihn besuchen wollte, ermordet wurde. ES entstand ein Gefecht zwischen dem Letztern und dem Mörder, welcher, endlich übermannt, für sein Leben große Summen both. Aber mit eincm Schwenstrich endete der Hauptmanü das Daseyn dieses höllischen Ungeheuers. Die Stadtobrigkeit ließ in der Folge seinen Körper den Raubvögeln zum Fraße aufhangen, und aNe in seiner Behausung gefundenen Gegenstände zum Vortheile der Armen öffentlich verkaufen. M i s c e l l e n. In der Nähe v»n New-York wurde türzlich eine »on den gewöhnlichtn gestreiften Schlangen gelobtet, in deren Innerem man 96 lebendige Junge fand. Sie vermochten alle zu kriechen, und waren von 2 bis b Zoll lang. Charade. Mein Erstes wird der Wandrer seyn In warmen Sommertagen, Zumahl wenn er Verg auf Berg ein Hat schwere Last getragen. Mein Zweyt' und Drittes findet man Im Garten, oft an Wegen. Wenn Nelson eine Schlacht gewann. War's Ganze mit zugegen-Nur bitt' ich, mich im Buchssabiren Nicht gar zu sireng zu recensiren. Auflösung der Charade ln Nro. 4Z. Großvaterstuhl. Gedruckt bey Ignaz AloyS Edlen von Klei nmayr.