M tettegE liatholischeWzwwMtöchrist Herausgegeben von der Kongregation: TOisJionäre SSHne des heiligsten Reifens (Jesu. preis ganzjährig: Öfterreld) 2'50 8, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2-50 pengö, Dschechoslowakei 12 ČK, (Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2-50 Franken, übriges Ausland 2 Soldmark. Unser Reiliger Vater plus XI. hat wie schon früher papst plus X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Nposto-llschen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige wessen gelesen, fßit Empfehlung der hochwürdigsten Dberhirten von Srixen, Srünn, Sraz, Ueitmeritz, Dinz, oimütz, Marburg, Crlent, Driest und Wien und Druckerlaubnis des Seneralobern. tieft 11- November 1930. XXX1U. Jahrgang. Der Katholikentag in Münster. Die diesjährige Generalversammlung der deutschen Katholiken tagte vom 4. bis 7. September zu Münster in Westfalen. Die zwei Riesenhallen, die zusammen 12.000 Personen faßten, waren stets dichtgefüllt. Auch die sehr zahlreichen Veranstaltungen der verschiedenen katholischen Organisationen fanden regstes Interesse. Eine stattliche Anzahl von geistlichen Würdenträgern, Bischöfen und Äbten nahmen an der Tagung teil, an ihrer Spitze Kardinal Faulhaber von München und der päpstliche Nuntius Cesare Or-senigo. Am Sonntag, den 7. September, erreichte die Besucherzahl 130.000. Die ganze Kundgebung stand im Zeichen des 1500-jährigen Augustinus-Jubiläums. Uber allen Erörterungen und Entschließungen schwebten als leuchtende Sterne die Worte dieses größten Kirchenlehrers: Veritas — Caritas (Wahrheit und Liebe)! Hauptgegenstand der Reden und Beratungen bildete die christliche Erziehung. Das Rundschreiben des Heiligen Vaters über die Erziehungsfragen bot die Grundlage aller Verhandlungen. „Wir werden dessen Grundsätze", heißt es in der an Pius XI. abgesandten Adresse, „uns ganz zu eigen machen und sie mit aller katholischen Entschiedenheit und Klarheit den irreführenden Lehren des Sozialismus und Naturalismus entgegenstellen. Wir wollen zeigen, wie nur der katholische Glaube und die katholische Kirche vor dem wachsenden Unheil des Sozialismus, Kommunismus, Bolschewismus, der vielfachen Säkularisierung und Laisierung des modernen Geisteslebens Rettung zu bringen vermögen." Es galt somit, den deutschen Katholizismus nicht nur zu stärken im Kampfe gegen die Organisationen des unchristlichen, gottfeindlichen Zeitgeistes, sondern auch in den Wirren der Gegenwart den Weg herauszuarbeiten, der zur lebensvollen Gestaltung der christlichen Erziehung in Familie und Schule, Volk und Staat führt. Schon in der Eröffnungsansprache wies der Bischof von Münster, Dr. Johannes Poggenburg, auf den Ernst der Lage hin: „Wir stehen im Kampfe um wichtige Stellungen im religiös-sittlichen Leben. Der Atheismus (die Gottesverleugnung) führt zum Anarchismus (Auflösung der menschlichen Gesellschaftsordnung)." Und der Präsident des Katholikentages, Graf Neiperg, führte aus: „Wir leben gleich Augustinus in einer Zeit des Überganges, wo alles wankend zu werden droht, in einer Zeit der Vergötzung alles Vergänglichen und besonders des eigenen Ichs, in einer Zeit des erbitterten Streites gegen Gott und den Glauben. Es geht um alles, es geht um unser Volk und Vaterland, es geht um unseren katholischen Glauben. Darum dürfen wir unsere katholische Überzeugung nicht wie ein wohlbehütetes Kleinod im Herzen ruhen lassen, sondern müssen sie hinaustragen in die gesamte Öffentlichkeit und hineinlegen nt alle Lebensäußerungen." Aus der großen Zahl der Reden und Referate sei kurz hingewiesen auf den Vortrag von Dr. Konrad Algermissen in der Versammlung des Volksvereines und die am Mikrophon gehaltene Ansprache des Kardinals Faulhaber. Algermissen befaßte sich mit der Stellungnahme der deutschen Katholiken gegen die revolutionären Strömungen der Gegenwart. Das Symbol der einen ist Gottesleugnung, beziehungsweise zum Gotteshaß gezwungen werden. Die atheistischen Arbeitsmethoden des russischen Bolschewismus finden auch in Deutschland immer mehr Eingang. Der deutsche proletarische Freidenkerbund zählt ja bereits 660.000 Mitglieder. Gewaltige Kräfte arbeiten auch bei uns zielklar und zielsicher an der Schaffung einer gottfreien, religionslosen Generation. Aber auch die revolutionären Strömuu-gen von rechts suchen das Christentum durch eine heidnische Weltanschauung und den Der Apostolische Nuntius Dr. Cesare Orsenigo begibt sich zum Festgottesdienst auf den Hindenburgplatz. der Sowjetsterit, das Symbol der andern das Hakenkreuz. Die bolschewistische Revo-lutionsbewegung ist verkörpert im „Verband der kämpfenden Gottlosen", der bereits drei Millionen Mitglieder aufweist. Alle Erfindungen des denkenden Menschengeistes werden im heutigen Rußland in den Dienst der Gottlosigkeit gestellt: Film, Theater, Rundfunk, Presse usw. Antireligiöse Museen bergen jetzt die Leiber der Heiligen, die man aus den Kirchen herausgerissen hat. Mit allen erdenklichen Mitteln und unter Anwendung furchtbarster Gewalt soll das ganze Volk, einschließlich der Schulkinder, zur christlichen Kult durch einen atheistischen zu ersetzen. Auf beiden Seiten unsäglicher Haß gegen Christus und seine Kirche. Zwischen Sowjetstern und Hakenkreuz ragt das Kreuz Christi empor als ernste Mahnung zur Einigkeit und zur katholischen Tat. Unter strömendem Regen hielt Kardinal Faulhaber seine große Schlußrede auf dem Hindenburgplatz über das Thema: „Unsere Kirche und unser Volk." Sie wurde durch den Rundfunk aufgenommen und verbreitet. Der Kirchenfürst behandelte unter anderem wichtige Fragen der christlichen Gerechtig- 163 Heft 11 Stern der Neger feit und Sittlichkeit, .wie die Pflicht des Staates, das in der Inflation verlorengegangene Privateigentum nach Möglichkeit aufzuwerten, die Erhaltung des Privateigentums und der christlichen, zwecktreuen Ehe. Die sittliche Bestimmtheit der Kirche, unerbittlich gegen die Launen der Zeit und die Leidenschaften des Volkes, offenbart sich heute besonders in zwei Punkten, in bezug auf das Privateigentum und in bezug auf liche Lage durch Wohnungsfürsorge und andere soziale Gesetze zu unterstützen. Die staatliche Obrigkeit hat aber kein unbeschränktes Obereigentums- und Enteignungsrecht. Sie kann das Privateigentum nicht aufheben und das siebente Gebot nicht außer Kraft setzen. Auch nicht unter dem Schlag-wort: Andere Zeiten, andere Sitten. In bezug auf die Ehemoral: Mit der gleichen sittlichen Bestimmtheit steht die katholische Kirche Wache an der sittlichen Ordnung der Der Festgottesdienst am Schluß des Katholikentages im Beisein van 180.000 Personen. die Ehemoral. In bezug auf das Privateigentum: Der Staat hat das Recht, durch Steuern in ausgleichender Gerechtigkeit aus der Volksgemeinschaft die Mittel zu nehmen, die er braucht, um seine Aufgaben zu erfüllen. Er kann dabei gegen Entschädigung sogar Privateigentum enteignen, wenn und soweit es das Gemeinwohl fordert. Der Staat hat die Pflicht, einer volkswirtschaftlich ungesunden Großkastitalbildung entgegenzutreten und den wirtschaftlich Schwachen in Schutz zu nehmen. Er hat die Pflicht, die Arbeiter in ihrem Ringen um eine bessere gesellschaftliche und wirtschaft- naturtreuen und unauflöslichen Ehe, mit der die sittliche Gesundheit und Kultur eines Volkes steht und fällt. Für den einzelnen kann es ein hartes Los werden, naturtreu zu bleiben und an seinem Jawort festzuhalten. Für die Volksgemeinschaft und ihre sittliche Gesundheit ist es ein Segen, wenn die eheliche Liebe zum vergeistigt Sinnlichen erhoben wird. Wohl rütteln heute tausend Hände an dieser sittlichen Ordnung, der Liberalismus der alten Zeit, die wirtschaftliche Notlage der neuen Zeit, besonders Wohnungsnot und die Lebensgemeinschaft „als Bund der Seelen" sowie die Arbeitslosigkeit, die dämonische Großmacht einer verkommenen Bücher- und Bilderkunst, und als Zeitkrankheit ein überreiztes Tridbleben. Es ist nicht zu verantworten, wenn ein katholischer Schriftsteller der Kirche in diesem Kampf um die Reinheit der Ehe und um die Sauberkeit des öffentlichen Lebens in den Rücken fällt. Die Kirche hat von der Ehemoral des Evangeliums kein Jota preisgegeben, auch wenn ganze Länder abgefallen sind, wie das Land des achten Heinrich. Die Kirche kann auch heute das Eherecht des Evangeliums nicht abändern. Selbst dann nicht, wenn Austritte aus der Kirche nur deshalb erfolgen, um bei Lebzeiten des Gatten wieder heiraten zu können. Wir kennen und achten den hohen sittlichen Ernst weiter evangelischer Kreise, besonders in bezug auf Ehe und Familie, und möchten allen, die guten Willens sind, die Hand reichen, um Hand in Hand mit ihnen dem sittlichen Verderben und Sterben unseres Volkes zu wehren. Wir können nicht genug bedauern, daß die staatliche Ehegesetzgebung in der alten liberalen Zeit das Ehegesetz des Evangeliums umgestoßen hat: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen." Der Kirchenfürst schloß seine mit stürmischer Begeisterung aufgenommene Rede mit der Aufforderung zu christlicher Zuversicht und gläubigem Vertrauen. „Laßt uns arbeiten und nicht verzweifeln." Der nächstjährige Katholikentag wird in Nürnberg stattfinden. Der Triumph des seligen Bruder Konrad. Am 15. Juni dieses Jahres hat der Heilige Vater Pius XL dem bayrischen Bauernsohne und späteren Kapuzinerlaienbruder des St.-Anna-Klosters zu Altötting die Ehre der Altäre verliehen. Die außerordentliche Bedeutung dieser feierlichen Seligsprechung liegt in der Tatsache, daß Bruder Konrad der erste Reichsdeutsche ist, der seit dem Auftreten Luthers und der unglückseligen Glaubensspaltung vor 400 Jahren mit dem Strahlenkränze der Seligen geschmückt und auf die Altäre erhoben wurde. — Der im Jubeljahr 1925 heiliggesprochene Petrus Canisius, Deutschlands Apostel im Reformationszeitalter, stammte aus dem heutigen Holland, der heilige Klemens Hofbruer, der Apostel Wiens, ist ein Österreicher. In Kreszentia von Kaufbeuren verehren wir eine deutsche (bayrische) heilige Frau. — Bruder Konrad aber ist der erste Mann aus dem Reichsgebiet, dessen Bildnis wieder die katholischen Kirchen und Altäre zieren darf nach vier langen Jahrhunderten der Unfruchtbarkeit an selig- oder heiliggesprochenen Männern aus dem deutschen Vaterlande. Zwar hat das katholische Deutschland auch nach der Reformation Hunderte von großen Tugendsternen aufzuweisen, und von nicht weniger als 36 Deutschen sind die Seligsprechungsprozesse anhängig; inzwischen aber hat der schlichte Bauernsohn des Rottales, der einfache Kapuzinerlaienbruder von Alt-ötting, den viele noch persönlich gekannt haben, die heute vor seinem Bilde knien, den Vorsprung vor allen anderen gewonnen. Er ist gleichsam der Primiziant der Heiligkeit des deutschen Katholizismus nach langer, langer Zeit. Bruder Konrad wurde als neuntes Kind des Bauern BirNdorfer zu Weihnachten 1818 geboren. In seinem Heimatdörfchen Parzham lebte er 31 Jahre als Bauernbursch. Er bebaut und bepflanzt die elterliche Scholle, sät und mäht mit Ernst und Eifer wie jeder rechte Bauer. Aber er denkt dabei viel an Gott und spricht mit ihm. Alle acht oder vierzehn Tage marschiert er in der nächtlichen Sonntagsfrühe fünf Stunden weit zu seinem Seelenführer zur heiligen Beichte und geht wieder den gleichen Weg zurück. Eines Tages zieht er die Glocke am Kapuzinerkloster zu Altötting, um Aufnahme bittend. Eine zweijährige Kandidatur und das einjährige Noviziat führen ihn in den Geist des Ordenslebens ein. Nach der Gelübdeablegung wird er zum Pförtner des Sankt-Anna-Klosters bestellt. Hatte er während der Vorbereitungszeit als Gehilfe des Kochs und des Gärtners Kartoffeln geschält und Geschirr gewaschen, den Boden umgegraben und Salat gesetzt, so bestand nach der Pro- feß seine Aufgabe darin, die Wallfahrer zu bedienen, den Kindern und Armen Speise zu reichen, die Patres ins Sprechzimmer ober in den Beichtstuhl zu rufen, die Besuche zu empfangen und die sonstigen Pförtnerdienste zu verrichten. Allmorgendlich mini-striert er um 5 Uhr bei der ersten heiligen Messe. Um 10 Uhr abends geht er zur Ruhe nach siebzehnstündiger Arbeitszeit. Doch um 12 Uhr nachts erhebt er sich wieder zum Chorgebet. Lange Jahre legt er sich nach Beendigung des Chorgebetes nicht mehr nie- eine Meisterschaft errungen, die nicht wie jene der Sporthelden nur Eintagsbedeutung besitzt. Seine Krone wird ewig neu erglänzen, sein Ruhm für alle Zeiten erstrahlen, sein leuchtendes Vorbild für immer im Gedächtnis der Kirche haften. Einen herrlichen Beweis für das riesengroße Vertrauen, das der neue Selige bereits genießt, erbrachte die Bruder-Konrad-Festwoche, die vom 31. August bis zum 7. September in Altötting gehalten wurde. Aus diesem Anlaß sah die Feststadt etwa Der selige Bruder Konrad von Altötting. der, und noch im hohen Alter steht er schon vor 4 Uhr morgens auf. Das alles tut er 41 Jahre hindurch Tag für Tag. Zuletzt bricht er zusammen, liegt drei Tage krank und haucht dann unter dem Klange der Angelusglocken seine Seele aus im 76. Lebensjahre. Man schrieb den 21. April 1894. Sehr einförmig, ja eintönig war der Lebenslauf des seligen Bruders dahingeflossen. Aber dieses unscheinbare Leben wurde fort und fort durchglüht von lauterster Gottesund Nächstenliebe, wurde getragen von einem goldechten Ordensgeist und geduldigster Ausdauer im christlichen und klösterlichen Tugendstreben. So hat der unscheinbare Mann hunderttausend Pilger in ihren Mauern, darunter nicht nur Vertreter vieler europäischer Länder, sondern auch anderer Weltteile: Inder, Chinesen und selbst Neger. Fast täglich fand eine feierliche Reliquienprozession durch den Gnadenort statt. Dabei wurde der vergoldete Silberschrein, der die Gebeine des Seligen birgt, auf einem mit vier Rappen des Rottales bespannten Prunkwagen durch die Straßen geführt, die reichen Festschmuck trugen, wie ihn der hochberühmte Mutter-gottes-Wallsahrtsort noch nie gesehen. Vor allem wird das gute, gläubige Volk aus dem Bauernstände den seligen Bruder Konrad als Patron ehren und verehren. Nicht minder aber auch die Laienbrüder und Laienbrüderkandidaten der religiösen Orden und Kongregationen. Möge er diesen recht viele junge Berufe zuführen, damit aus den Kan- didaten- und Noviziatshäusern jener große und heilige Nachwuchs au Ordensleuten hervorgehe, wie ihn die Kirche sowohl in der Heimat wie in den Missionen braucht. In Barberton. Von U. Bernhard Zorn. (Fortsetzung.) Im folgenden erzählt der Verfasser von seinen Schulgründungen im Bezirk Barberton. Die Schule in Tonetti wurde der hl. Theresia vom Kinde Jesu geweiht. Tonetti ist der Name eines Italieners, der vor vielen Jahren nach Transvaal kam und billig eine große Farm von 6er Regierung ankaufte. Damals war das ganze Gebiet, ein ausgedehnter Talkessel, noch ödes Land. Der Farmer begann, im Verein mit noch -ejn paar Kompatrioten, den Boden urbar zu machen, was ihm auch wider Erwarten vortrefflich gelang. Man setzte Tausende von Obstbäumen; sie -geM-eften prächtig und warfen nach einigen Jahren schon einen guten Gewinn ab. Hunderte von Morgen wurden mit Tomaten, Bohnen, 'Gurken, Zwiebeln und vielen anderen Gemüsesorten angepflanzt. Auch das rentierte sich; denn in allen größeren Städten der Union ist stets ein großer Bedarf und rege Nachfrage nach allen diesen Erzeugnissen. Johannesburg, Pretoria, Bloemfontain, Durban und noch andere Städte vereinbarten bald mit der Regierung, daß sie täglich einen eigenen Güterzug erhielten, der ihnen jeden Morgen den nötigen frischen Bedarf liefern sollte. Das war wieder eine gute Gelegenheit für die Farmer, glänzende Geschäfte zu machen. Es versteht sich von selbst, daß die Farmer für so viele Arbeiten auch vieler fleißiger Hände bedürften. Allein konnten sie nichts oder doch nur sehr wenig erreichen. Und woher diese nehmen? Tausende von -Eingeborenen kommen jährlich aus dem benachbarten Swaziland; noch mehr vom angrenzenden Portugiesisch-Moz-ambik und den verschiedenen Provinzen der südafrikanischen Union. Zwar strömen die meisten nach den -Gold-, Kohlen-und sonstigen Minen, wo sie durchschnittlich mehr verdienen; doch bleibt immer noch ein guter Prozentsatz übrig für die L-andarbeit. Nicht alle haben Lust, sich in den ungesunden Gruben das Leben zu verkürzen. Sie ziehen es vor, in der frischen Luft zu bleiben, an die sie von Haus aus gewohnt sind. Mit solchen Zugewanderten haben wir es in Tonetti zu tun. Manche sind noch nicht verheiratet; andere jedoch haben Frau und Kinder und sind schon seit Jahren ansässig auf irgendeiner Farm. Für diese besonders müssen Schulen errichtet werden. Die Zeit ist gekommen, wo sie nicht nur aus der Sklaverei ihrer selbstsüchtigen Häuptlinge, sondern auch aus ihrer Unwissenheit in religiösen Dingen herauswollen. Zwar sind schon bor vielen Jahren die Vertreter der protestantischen Sekten hieher gekommen und haben das ganze schöne Land überflutet. Brachten sie aber den armen Leuten mehr Glück und Zufriedenheit? Ohne jemanden beleidigen zu wollen, muß ich mit einem entschiedenen Nein antworten! Denn sie haben mit der Kunst des Lesens und Schreibens viel falsche Aufklärung unter die schwarze Bevölkerung gesät. Daß es einen Gott und nur einen gibt, wußten die Schwarzen schon längst vorher. Jetzt müssen sie hören, daß -es viele, ja ganz verschiedene und ganz entgegengesetzte Wege geben soll, diesen alleinigen Gott zu lieben und zu verehren. Ganze Bücher könnte man darüber schreiben; doch alle zusammen würden nicht genügen, den Negern hinreich-end zu erklären, warum es so viele verschiedene Kirchen und -Religionen -gibt. Darum ist es notwendig, daß wir Katholiken Schulen eröffnen und -anfangen, die Kinder eines Besseren zu belehren. Wir dürfen sie jedoch nicht gleich von Ansang den Andersgläubigen abspenstig machen wollen. Hiefür sind sie noch nicht reif und noch zu unerfahren. Wir müssen ihnen sagen: „Komm zu uns! Unsere Schulen sind -mindestens so -gut, wie -alle -anderen. Kommt, sehet und höret! Urteilt dann selbst, wo -es und was besser ist!" Haben wir sie -einmal unter unserer Führung und zu unseren! Gottesdienst gebracht, so geht es schon bald leichter. Schnell sehen und -verstehen sie den gewaltigen Unterschied. Sie lernen uns hochachten — zugleich damit auch die katholische Lehre, die ihren Geist und ihr Herz befriedigt. Bis jetzt sind uns nur sehr wenige wieder abtrünnig geworden. Doch solche Ausnahmen bestätigen immer mehr die Regel. — Die Schule in Tonetti war noch gar nicht fertig, da hatten wir schon eine gute Anzahl von Tagesschülern und etwa 40 bis 50 A-bendschüler. Ein -geräumiges Lokal, ganz nahe am -Bauplatz gelegen, wurde uns zur Verfügung gestellt. Sofort schickte ich einen verheirateten Lehrer -hin, um -anzufangen. Der -Grund, warum -häufig mehr -Schüler am Abend als am Tag kommen, ist folgender: Am Tage müssen fast alle, selbst die Kinder, -auf den Feldern mithelfen. Nach Sonnenuntergang dagegen sind alle frei und können abkommen. Es zeugt von -gutem Willen und Opfer-geist, -daß -sie, nachdem sie tagsüber sich müde gearbeitet haben, die schönen Abendstunden verwenden, -um in -die Schule zu kommen und ihren Geist zu veredeln. Selbst Europäer könnten sich daran ein Beispiel nehmen! Hätten -wir -mehr Mittel, konnten wir noch viel mehr Schulen errichten. Mögen unsere Freunde und Wohltäter in Europa uns nicht im -Stiche lassen! Wir selbst können nur unsere Kräfte, und wenn es sein muß, unser Leben für die gottgebotene -Weltmission der katholischen Kirche hingeben. In der Schatzkammer bed' göttlichen Herzens. Ich werde meinen Segen reichlich über alle Orte ausgießen, wo das Bild meines Herzens ausgestellt und verehrt wird. Bilder sind ein @ t it d 2- e ß e n. Was man vor Jahren gewesen und erlebt, das tritt, in Licht und Farbe auf die Leinwand gebannt, wieder greifbar vor unS. Darum hängen wir in unsere Zimmer Photographien, nmwoben von lieben, trauten Erinnerungen. Jesn-Bildes in unserer Seele wieder wach und wirksam. Die strahlende Herzenswunde inmitten lodernder Flammen spricht eine laute und eindringliche Sprache: Lernet von mir — Liebe! Vom Herz-Jesu-Bild geht außerdem ein oft ans Wunderbare grenzender Schutz und Segen aus. „Ich werde meinen Segen reichlich über alle Orte ansgießen, wo das Bild meines Herzens aufgestellt und verehrt wird." Es war während der schweren Kämpfe an Sarkophag mit den Reliquien des seligen Bruder Konrad von Altötting Bilder s i n d Mahne r. Die Gemälde und Statuen großer Menschen blicken in Domen und auf öffentlichen Plätzen ernst auf und nieder und rufen uns zu: „Seid and) ihr ein Geschlecht von Helden!" Bilder sind ein ©egen. Vor allem religiöse Bilder. Sie erinnern und mahnen. Das gilt in erhöhtem Maße vom Herz-Jesu-Bild. Es mag, mit dem Maßstab des Kritikers gemessen, oft kein Kunstwerk sein, aber es bleibt ein Stück Leben. Die Erinnerung an all das, was der Heiland uns Großes vorgelebt, was er uns an Liebe geschenkt hat, wird beim Anblick eines Herz- der Süd front. Eine Gruppe von etwa 20 Tiroler Landesschützen kniete in einem Unterstand vor einem Herz-Jesu-Bild und hielt ihre Abendandacht. Dumpf und dräuend rollt der Kanonendonner durch die Bergschluchten. Einschläge ringsum. Hochauf spritzen Erdfäulen, dröhnend poltern die zersplitterten Felsmassen und Baumstämme den Abhang hinunter. Da, ein fürchterlicher Krach ... ein Splittern und Bersten. Der Volltreffer eines schweren feindlichen Geschützes hatte mitten unter die Soldaten in den Unterstand eingeschlagen. Bleid) und mit Erde bedeckt — der Luftdruck hatte sie zu Boden geschlendert — erhob'sich einer nach dem andern. Ein Staunen glitt über die Züge der wetterharten Männer. Alle heil und unverletzt! Und siehe, auch das Herz-Jesu-Bild war unbeschädigt geblieben, obgleich Glas und Rahmen vollständig zertrümmert am Boden lagen. Alle waren eins in der festen Überzeugung: „Das war der Schutz des Herzens Jesu, vor dessen Bild wir sooft gebetet haben." Als Dankeszeichen für die wunderbare Rettung schmückt jetzt dieses Herz-Jesu-Bild den Kriegergedächtnisaltar in Brixen in Tirol. Bilder des Herzens Jesu erheben, das ist seit den letzten Jahrzehnten die Losung einer starken katholischen Bewegung. Diese Thron- erhebung des Herzens Jesu in allen Familien durchzuführen, ist der Wunsch des Heiligen Vaters und des Heilands selber. Der Schutz und Segen, der in besonderer Weise auf solchen Familien ruht, in denen Herz-Jesu-Bilder aufgestellt und andächtig verehrt werden, mag ein Ansporn sein, „d i e F a-m i l i e n w e i h e" vorzunehmen. Darum begnügt euch nicht, in euren Wohnungen Photographien und Gemälde dieser oder jener Art anzubringen, auf euren Schreibtischen Büsten großer Denker, Dichter unld Musiker aufzustellen; in jede katholische Familie gehört vor allem ein Herz-Jesu-Bild, in jedes katholische Haus die Liebe zum Herzen Jesu. Vom König der Tiere. (Fortsetzung.) In der Massai-Reserve im südlichen Teile von Kenya (Britisch-Ostafrika) waren vor mehreren Jahren die Löwen eine wahre Plage. Sie griffen die Viehherden selbst am hellen Tage an und häufig genug auch die sich zur Wehr setzenden schwarzen Hirten. Diese ungewöhnliche Kühnheit der Raubkatzen wurde dem Umstanoe zugeschrieben, daß die eingeborenen Massai nicht mehr imstande waren, den Löwen zu jagen, da ihnen die Regierung ihre großen Lanzen abgenommen hatte. Um dem Übelstande zu steuern, ermächtigte die Regierung die Reserven-Verwaltung, unter Leitung eines weißen Jägers gegen die räuberischen Löwen zu Felde zu ziehen,' und gestattete bei dieser Gelegenheit, daß jene Eingeborenen, die am Feldzuge gegen ihre Erbfeinde teilnahmen, die alten Waffen gebrauchen durften. So begleiteten denn fünfzehn ausgewählte Massaikrieger in voller Kriegsbemalung Mr. H., den Jäger, der in weniger als zwei Monaten 80 Löwen und 10 Leoparden zur Strecke brachte. Die furchtlosen. Massai haben die Gewohnheit, den aufgespürten Löwen zu umzingeln und mit erhobenen Lanzen einen vollen Kreis um ihn zu bilden. Alsdann stürzt ein einzelner Mann vorwärts, und in der linken Hand den großen Schild haltend, bohrt seine Rechte den Speer in einen besonders empfindlichen Teil des Löwenkörpers. Selbstverständlich stand in diesem Feldzuge der weiße Mann stets bereit, um mit seiner überlegenen Schußwaffe mögliche Unglücksfälle abzuwenden. Mr. H. fand heraus, daß die Giraffe am meisten zu leiden hatte unter der Löwenplage. Da Dieses Tier sehr stark ist, wird es gewöhnlich von zwei oder drei Löwen zugleich angegriffen. Er bemerkte ferner, daß mit einer einzigen Ausnahme die männlichen Löwen das Weits suchten und von einem Schlupfwinkel zum andern aufgespürt werden mußten, während die Löwinnen sich stets gegen ihre Verfolger wandten und sich zum Angriff bereit hielten. Auch meinte er, daß man sich nicht darüber verwundern könne, wenn es so viele menschenfressende Löwen in jener Gegend gäbe, da es eine Sitte der Massai sei, ihre Toten ins Freie zu bringen, damit sie von Löwen gefressen werden. Geschehe das nicht innerhalb zweier Tage, so hätten sie nach ihrer abergläubischen Auffassung einen Stier su opfern. Einmal wurde Mr. H. in ein Dorf gerufen, wo menschenfressende Löwen viel Unheil angerichtet hatten. Er schlug sein Lager etwa 400 Meter von den Eingeborenenhütten entfernt auf. Frühe am Morgen rief ihn sein Diener und teilte ihm mit, 'es seien Löwen da, die Leute töteten. Der Jäger zündete seine Lampe an und machte sich auf den Weg. In einer Hütte fand er vier tote Schwarze und einen ganz kleinen Knaben, der sich in eine Ecke drückte und vor Schrecken unfähig war zu sprechen. Wie er dem Tode entronnen war, ist schwer zu sagen; vor seinen Augen waren seine Eltern und seine beiden Schwestern getötet worden. Der Jäger nahm den Knaben mit sich in sein Zelt und kehrte dann zur Hütte zurück, gerade, als die Löwen diese knurrend verließen. Sie entkamen ins lange Gras; doch der Jäger wußte, daß sie zurückkehren würden. Die Hütte hatte zwei Räume; er schlug ein Loch in die Zwischenwand und bezog den leeren Raum, von dem aus er die Leichen übersehen konnte. Erst schlief er ein wenig, da er wußte, daß die Löwen nicht sogleich. zurückkehren würden. Kurz nach 4 Uhr machte er sich bereit zu ihrem Empfange; um 5 Uhr kamen sie, ein Löwe, eine Löwin und zwei vollerwachsene Junge. Der Jäger wartete, bis sie sich an die toten Körper geinacht hatten. Dann schoß er den alten Löwen. Die Löwin erlegte er, als sie durch die Tür entschlüpfen wollte. Die Jungen entkamen. Die Eingeborenen hielten diese menschenfressenden Löwen nicht für Tiere, sondern für Leute ihres Volkes, die sich aus Rachsucht und Bosheit nachts in Löwen verwandelten und bei Tagesanbruch ihre menschliche Gestalt wieder annähmen. Eines Tages hörte Mr. H., der Jäger, großes Geschrei und Gejohle. Ein Mann meldete ihm, die Leute hätten einen menschenfressenden Löwen gefangen. Als er hinging, um sich das reißende Tier anzusehen, fand er, daß die Eingeborenen, wohl hundert an der Zahl, in ihrer Mitte einen alten Mann hatten, der an einen Pfahl gebunden war, wie man etwa einen Löwen oder Leoparden anbinden würde. Sie waren sehr erfreut über ihren Fang und wollten nichts wissen von seiner Freigabe. Es stellte sich heraus, daß der alte Mann gesehen worden war, wie er bei Tagesanbruch zu seiner Hütte zurückkehrte. Was konnte er anderes getan haben, als daß er, in einen Löwen verwandelt, Stammesgenossen zerriß. (Schluß folgt.) Golö unö Myrrhen. Geschichtlicher Missionsroman aus Ostafrika von Felix Nabor? (Fortsetzung.) „Haltet ihn fest, damit er Euch nicht entgleitet", mahnte Cajado. „Der König ist aus lauter Widersprüchen zusammengesetzt, dabei launisch und sprunghaft in seinen Entschlüssen und Neigungen wie ein Kind. Er ist kühn wie der Löwe der Wüste, aber auch listig wie die Schlange. Haltet die Augen offen und hütet Euch besonders bor der Schlange des Halbmonds. Sie spritzt Gift wider Euch und sucht Euch zu vernichten." „Ich werde der Schlange den Kopf zertreten", sagte Gonzalo. „Der Herr ist mit mir. Wo aber ist der König? Habt Ihr ihn nicht gesehen?" Cajado deutete zum Fuße des ®erge§. „Seht dorthin! Der König liebt das Seltsame. Manchmal erwacht das Blut feiner Ahnen in ihm, dann durchreitet er in hellen Mondnächten sein Land und sieht nach seinen schwarzen Kindern." Gonzalo sah in der Tat etwas Seltsames. Ein schwarzer Reiter auf milchweißem Rosse schien aus dem Berge hervorzubrechen. Auf seinem Haupte leuchtete es wie eine Krone von Gold und sein Mantel flatterte wie eine Fahne. „Der König!" sagte Gonzalo leise. „Ja — der König", erwiderte Cajado. „Nun durchfliegt er nächtens sein weites Reich." In der Tat jagte der König über die Ebene, ließ die Zügel frei und flog aus dem edlen Schimmel wie ein Zauberbild durch die helle Mondnacht. Gonzalo und Cajado kehrten schweigsam in die Stadt zurück. Sie gewahrten nicht, daß ihnen heimlich zwei Männer folgten. Der eine hatte eine Habichtnase und einen langen Bart und sagte zu seinem Begleiter: „Der Christenhund hat durch seine Zauberei den König so behext, daß er ihm sein ganzes Vertrauen schenkt. Sogar seine Schätze hat er ihm gezeigt, uns aber noch nie! Unser Einfluß auf den König wird mit jedem Tag geringer und am Ende verbietet er uns gar noch den Handel mit Gold und Elfenbein. Dann haben wir keine Macht mehr im Lande und es wird uns nie gelingen, die Schwarzen zum Islam zu bekehren. Wenn wir dann des Landes verwiesen werden, hat auch der 'Sklavenhandel ein Ende und nie werden wir den Goldschatz des Königs entdecken." Der andere stieß eine Verwünschung aus. „Verdammt sei dieser Christenhund!" sagte er. „Seriman, wir müssen ihn vernichten, sonst wird diesem Lande nie der Halbmond leuchten und der Vorsteher unseres Bundes, der Kasiz Mingoames in Mozambik, wird zürnen, weil wir seine Befehle nicht ausführten." „So ist es, Mongovare", entgegnete der Bärtige. „Darum müssen wir handeln und den Christenpriester beseitigen, sonst ist für uns und den Islam alles verloren!" „Das darf nicht geschehen", erwiderte der zweite. „Der Halbmond muß das Kreuz * Herausgegeben vom Missionsvcrlag St. Ottilien, Oberbayern, 1929. Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages. besiegen. Der Kreuzespriester aber muß sterben!" „Er sterbe!" rief Seriman mit fanatischem Feuer. Die beiden Verschwörer drückten sich die Hand und verschwanden im Dunkel der Nacht, finstere Pläne im Herzen. 9. Kapitel. Himmlische und irdische Mächte. Mehrere Tage -vergingen, ohne daß der König sein gegebenes Wort einlöste. Dann aber ließ er Gonzalo plötzlich in den Palast rufen und sprach: „Die weiße Herrin gibt „Die Sprache der Madonna, unserer Herrin, ist keine irdische, sondern eine himmlische, und darum kann sie nur ein Christ verstehen. Ich weiß, was dir die Madonna sagen -will, o König. Sie ruft dir zu: Löse dein Wort ein und werde ein C h r i st! Dann bist du ein Freund Gottes und ein Freund der Madonna. Dies, o König, ist der Wunsch der weißen Mozunga. Sie ruft dich zum Kreuze, führt dich zum Heil. Folge ihrem Ruse und du wirst glücklich sein im Schoße des Christentums, int Schatten des Kreuzes, unter dem Schutze der Himmelskönigin." Eröffnung der Schule in Tonetti int Beisein der Farmer. mich nicht mehr frei. Wenn ich abends vor ihrem Bilde einschlafe, beginnt sie wundersam wie der Mond zu leuchten. Dann redet sie zu mir in einer fremden Sprache, mild und freundlich wie du, weißer Fremdling. Am Morgen, wettn ich erwache, ist das Bild stumm, aber es lächelt mir zu, als ob es mich fragen wolle, ob ich seine Worte verstanden habe. Ich habe sie nicht verstanden. Aber das Bild beherrscht all mein Denken und Sinnen, meinen Schlaf -und meine Träume. Nun sage mir: Was bedeuten diese Träume? Was spricht die schöne weiße Frau?" Gonzalo erwiderte -dem erregten König: Der König war einverstanden. „Ja," sagte er, „ich will den Willen der Himmlischen erfüllen und ein Christ werden, tüte ich es versprochen habe." Sogleich begann Pater Gonzalo voll Freude mit dem Unterricht. Zweimal des Tages erschien er im Palaste und weihte den König, seine Mutter, seine Schwester und den ganzen Hof in -die Gelheimnisse des Christentums ein. Sein Eifer war so groß, daß er es nicht bemerkte, wie die Feinde des Kreuzes -gegen ihn wühlten. Es bildete sich eine geheime Verschwörung -gegen den seelen-eifrigen Priester. An der Spitze derselben stand der reiche Goldhändler Seriman; Heft 11 Stern der Neger 171 seine Mitverschworenen waren der Maure Mongovare, der Scheit Ampeo und der Prinz Mokurumes, ein wütender Heide, der nichts vom Christentum wissen wollte. Sie trafen sich täglich und schmiedeten ihre finsteren Pläne. Gonzalo ahnte nichts davon. Er ging in seinem Bemühen, die Königsfamilie für den christlichen Glauben zu gewinnen, so völlig auf, daß er die Erde ganz vergaß und nur für den Himmel lebte. So hatte er denn auch die Freude, daß am dritten Sonntag im Jänner des Jahres 1561 das große Gonzalo wußte wohl, wie stark derartige prunkvolle Aufzüge auf die Neger wirkten, und ließ daher den König, der alles angeordnet hatte, gewähren. Vor dem Palaste war aus Stämmen, die mit Ranken und Blumen umwunden waren, eine große, offene Halle errichtet. Hier stand der Altar und davor das Taufbecken. Alle, die heute in den heiligen Bund aufgenommen werden sollten, waren um den Altar versammelt, die Heiden aber mußten draußen stehenbleiben vor den heiligen Pforten. Doch konnten sie sehen, was in dem geweihten, Schule im Freien. Tauffest gefeiert werden konnte. Es war zugleich der Tag, an dem der König von Portugal, Sebastian, sein Namensfest beging. Die Makarangas verstanden es, Feste zu feiern, und so wurde dieser Tag zum Jubeltag für die ganze Stadt und das ganze Volk. In festlichem Zuge, unter schallender Musik und im Schmucke ihrer Waffen nahten die Krieger; alle Hütten waren mit Blumell bekränzt, Blumen und Blüten bedeckten die Straße und auf dem Palast des Königs wehte eine weiße Fahne mit goldenem Krenze. Das Kreuz trat seine Herrschaft im Lande der Bantu-Stämme, unter den schwarzen Kindern der Sonne an. umfriedeten Raume geschah; sie waren ebenso entzückt und bezaubert wie die Neuchristen selbst, die heute eintraten ins gelobte Land der Gnade. Die Kirche Christi entfaltete alle:: Prunk und alle Pracht, deren sie fähig war. Bunte, sprühende Teppiche waren hinter dem Altar ausgespannt, Kranzgewinde umschlan-gen die niederen Holzsitze, auf denen der König und seine Mutter Platz nahmen. Aus silbernen Rauchbecken wirbelten weiße Weihrauchwolken empor und schwarze Knaben trugen weiße Wachskerzen in den Händen. Blendendes Licht umflutete den Altar imb das Taufbecken, imb Gonzalos Gesang klang mild und süß wie eine Stimme aus Himmelshöhen. Aus dem Blumenmeer und dem silbernen Rauchfaß stiegen so süße Düfte empor, daß die schwarzen Kinder der Sonne glaubten, in den Gärten des Paradieses zu weilen. Zugleich machten die kleinen silbernen Glöckchen, die zwei schwarze Ministranten schwangen, eine so bezaubernde Musik, daß die Neger, die für Ton und Klang eine geradezu kindische Vorliebe haben, sich vor Entzücken nicht mehr zu helfen wußten. Sie lachten und weinten, sangen und jauchzten, umarmten sich und betrachteten den fremden Mann, der in weißen, goldgestickten Gewändern am Altar stand, wie einen Gesandten des Himmels, der ihnen das Paradies auf die Erde herabbrachte. Die heilige Handlung begann. Unter feierlichen Gesängen und Gebeten erflehte Gonzalo den Geist des Herrn für die Neubekehrten, und nachdem er die kirchlichen Gebete und Zeremonien verrichtet hatte, rief er den König als ersten an das Becken mit dem geweihten Wasser heran. „Gesegnet bist du, o König," sprach er, „der du suchest den Herrn. Das Heil kommt dir vom Himmel her. Heute freuen sich die Scharen der Engel und der Heiligen und es freut sich Maria, die süße, milde Frau. Willst du getauft werden, o König?" „Ehrwürdiger Priester," antwortete ber König, „ich begehre von dir, in den Taufbund und in den Schoß der heiligen Kirche ausgenommen zu werden." „Dir geschehe nach deinem Willen, zum Heil deiner Seele", sprach Gonzalo feierlich. „Beuge den Nacken, stolzer Makaranga-fürst, und sei fortan ein Vasall des Himmels und ein Bekenner des Kreuzes. S e-b a st i a n sei dein Name!" Damit goß der Priester das heilige Wasser in Kreuzesform über den Scheitel des Königs. Jubelnde Zurufe erklangen und eins ums andere trat zum Taufbecken: des Königs Mutter, die den Namen Maria erhielt; seine Schwester, die Isabella getauft wurde; der ganze Hofstaat und all die Großen des Reiches mit ihren Familien. Gegen zweihundert Heiden wurden an diesem Tage getauft und in den folgenden Wochen kamen noch weitere hundert dazu, vor allem die angesehenen und einflußreichen Fumos und Enkosses, die Höflinge und Dorfherrscher, von denen jeder ein kleiner König in seinem Reiche war und daher voll Stolz die weiße Muschel an der Stirne trug, das Zeichen, daß sie Vasallen waren des großen Kaisers von Monomotapa. Zum Dank für die Gabe, die ihm Gonzalo gespendet hatte, und als Gegengabe für das reiche Taufgeschenk des Priesters, köstliche Stoffe aus Indien, ließ ihm der König hundert Rinder übergeben. Allein Gonzalo behielt sie nicht für sich, sondern ließ sie schlachten und das Fleisch unter die Armen verteilen. Laut priesen die Makaranga, die in diesen Fällen wie alle ihre schwarzen Stammesbrüder arm und bedürftig waren, die Güte und Freigebigkeit des großen Fremdlings, der nicht nur bei dem Volke, sondern auch bei den Großen beliebt war und von hoch und nieder verehrt wurde. — Aber auch die finsteren Mächte waren am Werke. Mit Recht hatte man Gonzalo in Mozambik gesagt, der Teufel habe im Lande des schwarzen Kaisers starke Krallen. Die Moslim, die bisher den Goldmarkt und den Kaiser beherrscht haben, sahen durch dessen Übertritt zum Christentum und durch den mächtigen Einfluß des Missionärs ihren Glauben und ihre geschäftlichen Vorteile bedroht, fühlten sich zurückgesetzt und verdrängt. Ihr Haß loderte in wilden Flammen empor, und Seriman, der fanatische Moslim, schürte das Feuer täglich neu. Er fand sowohl bei seinen Glaubensgenossen als auch bei dem Prinzen Mokuvumes williges Gehör. Sie alle erblickten in dem Christenpriester eine drohende Gefahr und erkannten, daß er ihrem Einfluß und ihren: Handel mehr schade als alle anderen Portugiesen zusammen. Blieb er der Vertraute, des Königs, so wuchs die Macht der Christen mit jedem Tage, während die Anhänger des Propheten vom Königshofe und aus dem Lande verdrängt wurden. Religiöser Haß, irdische Berechnung, Neid und Goldgier verbündeten sich zu einer Verschwörung gegen den Christenpriester, und da ihm bei seinem frommen und tugendhaften Leben auf geradem und ehrlichem Wege nicht beizukommen war, so wandten sie das abscheulichste Mittel der Verleumdung an, dieses schleichende Gift, um ihn zu verdächtigen und den Kaiser von ihm abwendig zu machen. Mokurumes, der schwarze Prinz, dessen Seele ebenso schwarz war wie seine Hant, und Seriman, der fanatische Moslini, erbaten sich eines Tages eine Audienz bei deni Goldkaiser, angeblich, um über ein wichtiges Handelsgeschäft mit ihm zu reden, das großen Gewinn versprach. Die Sache war rasch erledigt und in seiner Freude über die errungenen Vorteile lud der König die bei- der krasse Heidenglaube erwachten aufs neue in ihm. „Von welcher Schlange redest du?" fragte er mit loderndem Blick. „Von dem weißen Priester, der sich an deinem Hofe festgesetzt hat und euch alle in seinem Netze fängt wie die Spinne die Mücken. Er ist ein Spion und ein Zaubere r!" Zulu-Tracht. den zur „Tafel". Sofort benützten sie diese Gelegenheit und fingen von der furchtbaren Gefahr zu reden an, die dem Kaiser, dem. Volke und dem ganzen Lande drohe. „Du nährst eine Schlange an deinem Busen", sagte der Prinz. „Sie wird dich mit ihren Giftzähnen töten und dein ganzes Volk zerfleischen." Der König erschrak, erzitterte bis ins Mark. Er war noch ein zu oberflächlicher Christ, um sich beherrschen zu können. Die alten Leidenschaften seiner Natur und seiner Rasse, seine unbezahmte Herrschsucht und „Was sagst du da?" rief der König entsetzt. „Davon weiß ich nichts!" „Weil er dich mit Blindheit geschlagen hat", erwiderte der Prinz und deutete auf den Araber. „Dieser ehrwürdige Scheich wird es dir beweisen, König. Höre ihn an — und dann urteile, dann richte. Denn du bist nicht nur Herrscher im Lande, sondern auch Richter." Da begann der Maure: „Erhabener Herrscher, dieser Priester ist ein Spion. Er kommt im Auftrag des Vizekönigs von Indien, um dein Land und deine Macht aus- zukundschaften. Sogar den Königsschatz hat er entdeckt und will ihn dir rauben. Sobald er genug erfahren hat, holt er seine Freunde, den Kommandanten von Mozambik und dessen Soldaten — und dann werden sie dir das Land, deine Schätze und dein ganzes Reich entreißen. Dich wird er töten, sei es durch Gift oder durch den Strang." „Was?" rief der Kaiser, „so schlimm ist dieser weiße Mann? Wer hätte das gedacht? Er spricht so gut und mild." „Das ist alles Lüge und Täuschung", sagte der Maure. „Und er kann dich, den weisen König, nur deshalb täuschen und betrügen, weil er ein mächtiger Zauberer ist. Unheimliche Zaubermittel stehen ihm zu Gebote. Er sagt, er wolle das große Volk der Maka-ranga zu Christen machen; aber das ist eine Lüge. Vergiften will er sie und töten. Das Wasser, das er aufs Haupt gießt, ist das Zaubermittel; die Worte, die er dabei murmelt, sind der Zauberspruch — damit betört er das Volk.und will dir, o König, Volk und Land rauben. Ja, dieser Weiße ist der gefährlichste Moroo (Zauberer) der ganzen Welt. Trägt er nicht Totengebein mit sich, um Hunger und Seuchen, Not und Tod über das Land zu bringen? Und hat er nicht dem König vorgezaubert, das Bild der Mozunga rede in der Sprache der Christen? Kann ein Bild aus Holz reden? Nur mit Zauber und Hexerei hat der Weiße das Bild reden lassen. Noch viele andere Medizinen hat er in seiner Hütte, und alle sollen dazu dienen, dich zu töten, o König. Dann wird er deine Schätze rauben und das Land an sich reißen. 5güte dich vor ihm, zertritt diese Schlange, erwürge sie mit deinen Königshänden. Rette dein eigenes Leben, rette dein Volk vor Untergang und Vernichtung!" Der König glaubte diesen lügnerischen Worten nur zu rasch und war überzeugt, daß Ganzalo sein Todfeind sei. Seine wilde Natur erwachte, er tobte wie ein gereizter Löwe. „Er soll sterben!" ries er zornig. „Auf der Stelle soll er sterben!" Die teuflischen Mächte hatten gesiegt, der Unschuldige war dem Tode geweiht. 10. Kapitel. Die Krone des Martyriums. In der Seele des jungen Königs tobte ein heftiger Kampf. „Der weiße Priester will dich töten und dir dein Land rauben!" rief ihm eine Stimme ins Ohr — und er glaubte ihr. Alle Anzeichen bestätigten die Anklagen Serftnans und des Prinzen. Kam der weiße Mann nicht aus Indien, dem Lande der Falschheit und des Verrates? Hatte er nicht versucht, die Großen vom Hofe auf seine Seite zu ziehen? Saßen sie nicht täglich bei ihm iit seiner Hütte? Und wozu war er so freigebig gegen das Volk? Doch nur, um es für sich zu gewinnen und es dem König abspenstig zu machen! Auch war es Tatsache, daß der Missionär viele seltsame Dinge in seiner Hütte hatte, deren Bedeutung niemand kannte; daß er rätselhafte Worte sprach, die keiner verstand. Wahrhaftig — es mußte ein Zauberer sein. Des Königs Leben und sein Reich waren in Gefahr. Da war es am besten, diesen unheimlichen Menschen zu töten. Der König raste. Er rief den Kapitän der Tore zu sich und gebot ihm, alle Krieger zu sammeln und das Land und die Stadt zu verteidigen gegen den Feind. „Wo ist der Feind, o König?" fragte Cajado. „Im Land — und draußen an den Grenzen", erwiderte der König. „Frage nicht, sondern handle! Zu den Waffen!" Cajado sah wohl, daß Geheimnisvolles am Königshofe vorging, aber die Wahrheit ahnte er nicht. Den Worten der Königsmutter entnahm er endlich, daß ein Anschlag gegen den Missionär geplant sei. „Droht ihm Gefahr?" fragte er erschrocken. „Ach nein", log sie. „Der Pater ist sicher in seiner Hütte, seinen Feinden will ich den Mund stopfen." Er wußte nicht, daß sie eine abscheuliche Lüge aussprach, um ihn über die wahre Lage zu täuschen. Während sie von der Sicherheit des Paters wie von etwas Selbstverständlichem sprach, wußte sie ganz genau, daß der Tod Gonzalos im Rate des Königs längst beschlossen war. Cajado erfüllte seine Pflicht als Soldat und besetzte mit seinen Truppen die Stadt, das Land und alle Wege, die in dasselbe führten. Da er dem Befehle des Königs unverzüglich gehorchen mußte, fand er nicht mehr Zeit zu einer Unterredung mit Gon-zalo. Nur eine schriftliche Warnung konnte er ihm noch eiligst zukommen lassen: „Seid aus Eurer Hut! Hyänen und Schakale lauern ringsum!" Gonzalo las die Warnung. „Wie Gott will!" sprach er itnlb breitete seine Arme dem Himmel entgegen. „Dem Herrn sei Preis und Dank für alles, was er schickt. Wenn er mich würdigt, sein Blutzeuge zu werden, so will ich es mit Freuden sein. D heiliges Kreuz, sei mir gegrüßt! O bittere Dornenkrone, sei mir willkommen! An Gold der Freude hat mir der Himmel mehr als genug gespendet; darum soll mir auch dern und Rosenkränzen. Auch etliche Landsleute kamen, um ihre Sünden zu beichten. Liebevoll nahm er sich ihrer an, wollte feine Pflicht tun bis zum letzten Hauch — ein treuer Arbeiter im Weinberge des Herrn, ein Priester nach dem Herzen Gottes. Am Mittag verwahrte er seine Habe, die Meßgeräte, Meßkleider und seine Bücher und trug seinen Dienen: aus: „Bringet morgen alles zu Cajado, daß er es zurückschicke nach Indien, nach Goa; denn es ist Ordensgut." Kamelreiter. die bittere Myrrhe willkommen sein. Süß ist's, für Christus zu leiden und zu sterben!" In aller Stille bereitete er sich auf den drohenden Tod vor. Er las die heilige Messe mit einer Andacht und Innigkeit, mit einer inneren Weihe und Erhebung wie nie zuvor — war es doch seine letzte! Zum letztenmal opferte er dem Herrn Brot und Wein, opferte sich selbst und empfing aus den eigenen Händen das Himmelsbrot. O süße Speise, o heiliges Gastmahl! Unter Tränen schlug er an die 93ruft: „Ecce Agnus Dei, ecce qui tollit peccata murniI — Domine, non sum dignus . . Er taufte an diesem Tage noch 50 Kate-chumenen und beschenkte sie mit Tausklei- Sie weinte:: und fragten, warum dies geschehen solle und ob er in Gefahr sei. Lächelnd erwiderte er: „Gott sorgt für alles. Was er tut, ist wohlgetan." „Fliehe, o Herr!" rieten sie ihm. „Man müßte ein Vogel sein, um zur Stifte fliegen zu können", sagte Gonzalo. „Hundert Tagereisen von ©ofala und den Freunden entfernt — wer vermöchte da der Kriegsmacht des Königs zu entkommen? Und ich will auch nicht fliehen. Ich harre aus auf dem Posten, auf den mich Gott gestellt hat — ein getreuer Knecht meines Herrn." Da gingen sie und Gonzalo blieb allein. „Wenn ich denn sterben soll, so soll es als Priester fein", sagte er, zog den langen schwarzen Talar an und den weißen Chorrock darüber und legt die Stola über die Schultern. Seiner Pflicht getreu vollbrachte er den Tag im Gebet; und am Abend, als das Aveglöcklein, das er über seiner Hütte hatte aufhängen lassen, durch die Stille klang, schrieb er noch zwei Briefe, den einen an seine Vorgesetzten nach Indien, den andern an den Kommandanten von Mozambik. „Ich verzeihe dem König alles Böse, das er plant", schrieb er. „Er ist so jung und von den Mauren betrogen und verführt." Sein Keiner Boy Antonio war noch um ihn. „Trage die Briefe zu Cajado," sagte er ihm, „und bleibe dort!" Nun war er allein mit sich und seinem Gott. Er stellte das Kreuz auf den Tisch, zündete eine Kerze an und versenkte sich in Gebet und Betrachtung. Der Abend wandelte sich zur Nacht. Dunkelheit lag über der Erde und umfing das Land, die Stadt, den König, das Volk. Nur das Licht des Priesters leuchtete in der Finsternis, hell und strahlend gleich dem Stern von Bethlehem. Draußen durch das Dunkel aber schlich auf leisen Sohlen, mit Tigerkrallen, der Haß um die Hütte, und glühende Augen, rot und heiß wie Raubtieraugen, spähten durch die Spalten. Doch Gonzalo, ganz in Betrachtung versunken, gewahrte es nicht . . . Gegen Mitternacht legte er sich nieder, ließ aber die Kerze vor dem Kreuze brennen. Mit dem Namen Jesus auf den Lippen schlief er ein. Da öffnete sich leise die Türe und durch den Spalt schauten glühende Augen, wilde verzerrte Gesichter. Seriman und der Prinz, der Moslim und der Heide, die Todfeinde des Kreuzes, blickten haßerfüllt auf den stillen, frommen Schläfer. Seriman erhob drohend die Faust. „Zittere, Christenhund, vor der Rache des Halbmonds!" knirschte er zwischen den Zähnen. Und in das Dunkel der Nacht zurücktretend, sagte er mit leiser Stimme: „Aus, Krieger, vollbringt euer Werk im Namen des Königs!" Die Türe flog auf und acht schwarze Gestalten stürzten, wütenden Teufeln gleich, in den Raum. Lautlos, gleich Raubtieren die Zähne fletschend, fielen sie über den Wehrlosen her, rissen ihn vom Lager empor und warfen ihm einen Strick um den Hals. Gonzalo war erwacht und blickte sie mit klaren Augen an. „Was begehrt ihr?" sagte er. „Gold habe ich nicht. Nehmt mein Leben . . . Ach die Myrrhen, die bitteren Myrrhen!" Die Kehle ward ihm zugeschnürt. Ein wehes Stöhnen rang sich von seinen Lippen. „Mein Jesus . . . Barmherz----------" Dann verstummte auch das letzte Röcheln und eine gemarterte Seele rüstete sich zur letzten Reise. Immer wütender umschnürten die Schergen dem Gewürgten den Hals; ein Blutstrom ergoß sich aus Mund und Nase und rötete die Kleider und das Lager Gonzalos — und mit dem rinnenden Blute schwand auch das Leben des Märtyrers dahin; seine Seele schwang sich, von den indischen Fesseln befreit, himmelwärts. Seriman und Mokurumes traten in die Hütte. „Ist er tot?" fragte der Maure. „Er rührt sich nicht mehr", antworteten die Anführer der Mörder, der Scheck Am-peo und der Maure Mongovare. Seriman stieß ein Hohngelächter aus, ergriff das Kreuz, zerbrach es, warf die Stücke auf den Boden und rief: „Allah il Allah! Der Halbmond hat das Kreuz besiegt. Allah sei Preis!" „Was soll mit dem Toten geschehen?" fragte Ampeo. „Die Leiche des Zauberers würde die Lust verpesten", sagte Seriman. „Werft sie daher in den Fluß. Dort mögen sie die Krokodile fressen." Der unmenschliche Befehl wurde sofort ausgeführt. Die Soldaten faßten den Leichnam und schleiften ihn zum nahen Musen-gezi. Unter Hohngelächter warfen sie den Toten in die aufspritzenden Wellen. Die Wasser des Flusses aber waren weniger grausam als die Bestien in Menschengestalt; sie trugen den Leichnam ans Land, wo er von Cajado und den Dienern Gonzalos gefunden und heimlich bestattet wurde. (Schluß fotzt.) (St^rnumei., uuu --oeiieati. Kviitjteyuixun Dei :4/ai|iumuc ouijne uco r,„urgi^n Lerzens He^u. roeranlworrUcher Redakteur für Österreich: ?. Alois Wilfling. F. S. C., Generalasfistent, Missionshaus esraz; für Deutichland: ?. Leinrich Wohnhaas, F. S. C., Misstonsseminar St. Josef, Ellwangen-)agft, Württemberg. — Universitäts-Buchdruckerei„Styria" Graz.