^.2«. _____________Laibach den 2. Juli 1864. 8. Jahrgang. Nliltler au8 Arain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumcrationsprcis ganzjährig 2 fl. österr. Währung. Sommerlicher. Vom Himmel warmer, gold'ncr Strahl, Südlich blan die Wellen. Ticigrüncs Laub durchrauscht daS Thal, Glühend? Noscu schwellen! Es drängen sich, im Strahl gereift, Rings die Halme zu Garben, So weit das Auge spähend schweift, Volle Formen nnd Farben! Zu Blumen schuf des Sommers Gruß All' die Knospen und Blüthen, 2r grüßte sie mit glühcm Kuß Bis sie selbst erglühten! Laßt ruhen mich in Sommers Zelt, Taß ich lüudc und sage: 2ö fehlen heut' der Mcnschcnwclt Eben die Sommcrtagc! Ein kurzer Lenz — nnd Winter dann; Ein flüchtig laues Beben, Und eisig tritt der Tod heran — Nirgend Glnth und Leben! Wohl regen sich, wcuu Frühliug wirbt Gefühle uoch und Triebe — Ein eisiger Wiudhanch — Alles stirbt, — Nirgend Kraft und Liebe! Nnd wenn ich unreif nnd crgrant Kinder sehe nnd Greise ^ Verargt mir's nicht, daß voll uud laut Ich den Sommer preise! Tcn LcbeuSsonnucr, welcher schafft Liebe aus Sehnen und Neigen, Tcn Lcbcnösommcr, der der Kraft Thaten läßt entsteigen. Ten Sommer, der ans Keim nnd Traum Früchte sieht entspringen, O wollte, — wie im grünen Raum, Im Leben es erklingen: Vom Himmel warmer, gold'ncr Strahl, Südlich blan die Wellen, Ticfgrünes Laub durchrauscht das Thal, Glühende Rosen schwellen! ^ Hans Kreiner und seine Tochter. ^ Novelle von Ludwig Bowitsch. ! Hans Kreiner war einer der reichsten Weber des Städt- ! leins Hollefeld. Er besaß ein stattliches Haus, Feld, Garten ! und Waldgründe uud manch blankes Geldstück im Schrein, z Unter solchen Verhältnissen tonnte es der achtzehnjährigen Klara, ^ die überdcm mit großen Reizen ansgestattet war, an Freiern nicht fehlen. Kreincr's Töchterlein wandte jedoch Keinem, von Allen, die da um ihre Huld sich bewarben, des Herzens Neigung zu. Einer jedoch, der kalt an ihr vorüberging und auch durch die Klust seines Standes von dem ihren weit geschieden war, hatte einen tiefen Eindruck auf sie geübt. - Tiefer Eine war der seit ungefähr eincm Jahre im Hause ' bcdienstete Kneckt Konrad., - Tem Scharfblicke der Jungfrau war cs nicht entgangen, daß der in gesellschaftlicher Beziehung so tief Hinabgedrückte .durch seine geistige Bildung all' die hochfahrenden chrenwerthen !' Meister und Grundherren weit überragte. ^ Konrad sprach wenig, aber was er sprach, hatte Be- deutung. Ueber sein ganzes Wesen war eine gewisse feierliche Ruhe gebreitet und die Verschlossenheit im Benehmen trug dazu bei, das Interesse für ihn zu steigern. ! Hans Krciner war dem treuen emsigen Diener ganz wohl gewogen, kümmerte sich jedoch um dessen inneres Leben nicht weiter, als daß ihm die Schweigsamkeit und der Ernst im Gegensatze zur gewöhnlichen Redcfcrtigkcit des Hausgesindes willkommen war. ^ Klara aber fühlte sich gedrängt, in die Tiefen der frem- den Seele zu schauen und den Schleier des Geheimnisses, an' dessen Walten sie nicht zweifelte, zu lüften. i Je mehr sie sich jedoch näherte, desto mehr entfernte sich Konrad, ja er schien für die Einzige, die Theilnahme an den Tag legte, bald nicht allein Kälte zu kegcn, sondern ihr sogar ' auszuweichen. ! Darob zog cm leiser Gram durch des Mädchens Brust. Es wollte zur Vergeltung der zugefügten Kränkung den Undankbaren hassen, aber mit seiner Erscheinung brach der Groll, und auf dem dunklen Grunde des Schmerzes entfaltete sich ! leuchtender das lichte Bild des Jünglings uud der Liebe. Laub und Blumen welkten., Der Winter brach herein und mit ihm die Zeit, wo cs für Konrad mehr freie Stunden gab. Aber nicht zu geselligem Verkehr nützte sie dieser, sondern verblieb einsam auf seiner eben nicht gar wohnlichen Stube und schnitzte aus Holz allerlei Arabesken und Figuren. 102 Diese Beschäftigung schien das Einzige zu sein, was ihm zum Vergnügen gereichte. ! „ Schade", bedeutete oft Hans Kreiner, „Schade um das ! schöne Talent — ich dächte, Konrad könnte sich mit seiner Bildnerei ein bedeutsam angenehmeres Los verschaffen, als ! ihm in meinem Hause für seine Dienstleistung geboten." ! Ja der Webermeister ließ diese Aeußerung auch dem Jüngling gegenüber fallen, dieser aber legte nicht die geringste Ve- ^ achtung darauf. ^ „Dem ist nicht zu rathen/' murrte dann Krciner für sich ^ „so wenig als meiner Tochter, die dem Maurermeister Fritz ! hartnäckig ihre Hand verweigert, trotzdem, daß sich eine bessere ^ Partie nicht leicht denken läßt, doch der gegenüber werde ich ! den Herrn und Vater geltend machen!" ^ Er that es und stellte seine Klara zur Nede. ^ „Ich will nicht bciratcn", sprach diese mit festem Tone, „ich kann zu dem rohen Menschen kein Herz fassen!" ! „Noh! — ein Mann, der immer zahlreiche Arbeiterund Knechte zu beherrschen hat, muß losdonnern können, will er ! sich des Gedeihens seiner Wirthschaft, seines Geschäftes erfreuen. ^ Ist ihm diese nothwendige Eigenschaft zur Gewohnheit gewor- ^ den nnd trägt er von dieser Art und Weise auch etwas auf ! das Benehmen gegen sein Weib über, was thut's, das Haus ^ fällt dabci nicht ein und der Respekt der Gattin gegen den ! Galten kann nie zu großartig gedeihen. Ueberdem, der alte' ! Sporthammcr ist Mitglied unseres Etadtraths, dem Fritz dürfte ^ die Würde gleichfalls nicht ausbleiben, wirst eine angesehene i Fran!" ! „Meine Abneigung ist unüberwindlich." ! „Alberne Dirne — Abneigung. Ist der Fritz nicht eine < ganz stattliche Figur, läßt sich von ihm was Unehrenhaftes nachsagen, er machte dem Namen der Sporthammer, die gleich dem Geschlechte der Krcincr zu den ältesten der Stadt gehören und schon in Urkunden aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges vorkommen, keine Schande." „Ich kann nicht Vater." „Ich will Dich hoffentlich noch zur Vesinnnng bringen." Klara's Tage wurden trüber und trüber. Der Vater, an dem sie vordem mit Innigkeit geliangen, erschien ihr als ein fühlloser Peiniger und er, dem ihr Herz schlug, ohne daß sie es sich selbst gestehen wollte, ging seine Bahnen einsam trübe und verschlossen. Der alte Herr würde sein Vorhaben gewaltsamer durchzusetzen bedacht gewesen sein, wenn nicht der Pfarrer, der zuweilen einsprach, ihn milder gestimmt und die Rechte des Madchens in derlei, ihr ganzes künftiges Wohl und Wehe bedingenden Angelegenheiten anerkannt hätte. Der frenndliche gutmüthige Herr wendete anch dem stillen Konrad seine Aufmerksamkeit zu und fand an den Schnitzwerken Vergnügen. Da Konrad nach Maßgabe seiner freien Stunden sich bereit erklärte, betraute ihn Pater Anselm mit allerlei kleinen Arbeiten für die Kirche: dem gewiegten Menschenkenner entging es nicht, daß Konrad für den Beruf eines Knechtes weder geboren noch herangebildet worden sei, doch hielt er es nicht für angemessen, das Räthsel mit Hast auflösen zu sollen und überließ es der Zeit, den Dämmer zu erhellen. Und die Zeit kam. (Fortsetzung folgt.) Wie Aufhebung der philosophischen Facultä't in Laibach. Ein Curiosum aus der Iostpyinischen Zeit. Mitgetheilt von A. D. Im Jahre 1703 gründete ein Verein von angesehenen Patrioten durch Subscription eine philosophische Lehranstalt am damaligen erzhcrzoglichen Iesuitencollegium in Laibach. Groß war der Wetteifer zu Gunsten dieses für die „adelige, bürgerliche und ganze einheimische" Jugend bestimmten Institutes. Es glänzen unter den Subscribenien die besten Namen und das Resultat von 10.800 Gulden zengt gewiß für den echten Gemeinsinn, der den Gedanken der Errichtung eingeflößt hatte. Die Philosophie, die Himmelstochtcr, die in ihrem Exil auf Erden kaum eine Stätte finden kann, wo sie ihr müdes Haupt hinlegen könnte, sollte auch in unserem Lande Krain treue Pfleger finden — bei den Jesuiten. Denn ihnen wurde die Obsorge für die Anstalt übergeben, unter ihrer Leitung sollte sie stehen und es sollte an ihr der weltliche, oft der Kirche feindliche Philosoph neben dem Canonisten seine Stelle finden. Die Philosophie zählte drei, das canonische Necht Eine Lehrkanzel. Auch die Mathematik wnrdc cultivirt, laut Etiftbriefes vom 29. Februar 1704. Auf Schulbautcn, Bücher, Unterhalt der Professoren verwendete man 2106 fl. 15 kr., der Nest wurde fruchtbringend angelegt. Daß eine Anstalt, welche in den Händen des Jesuitenordens mehr als achtzig Jahre für seine Zwecke wirkte, zunächst auf Veranlassung eines Erjesuiten i ihren Untergang finden sollte, ist ein eigenes Spiel des Zufalls. ! Die Erzählung des Hergangs dürfte aber auch an und für ! sich geeignet sein, Interesse zu erregen. ^ Im Jahre 1785, nachdem der mächtige Orden auch in i Oesterreich schon gestürzt war und seine Mitglieder nur bic und l da noch als Lehrer oder Seelsorger ihr Leben fristeten, wirkte am Laibacher philosophischen Collcgium als Lehrer der Philosophie Professor Novak, als Director der Exjesuit Ambschel. Ueber die Lehrmcinungen des Professor Novak hatten sich durch ! längere Zeit in der Stadt ungünstige Gerüchte verbreitet, durch i welche auch die Eltern der Schüler sich lebhaft beunruhigt ! zeigten. Da erscheint einer der besten Schüler Novak's mit ! nachstehender schriftlichen Angeigc beim Dircctor: „Hochw. Herr l Director! Weil ich Endesgcfertigter sowohl die üblen Folgen, i als auch einen Nachtheil unserer Religion befürchte, wenn man l den Satz annähme, die Seele sei nicht einfach, und doch ein ! öffentlicher Lehrer dcr Philosophie, Herr Novak, diesen Satz in z der Schule mir zu behaupten, oder doch wenigstens für diesen ! mehr als für den entgegengesetzten, nämlich die Seele ist einfach, geneigt zu sein schien, welches ich mir aus seinen Worten zu ^ erweisen getraue, und da mir überdieß gelehrte und fromme ! Männer sagten, das; der Satz, die Seele ist nicht einfach, ! falsch ist, so hielt ich mich in diesen Umständen für verpflichtet, i Solches Ihnen, Herr Tirector! anzuzeigen, um den Irrthum, ! welcher sich mit der Zeit ausbreiten könnte, abzuwenden." ! (Folgt eine lange Denunciation über Ansichten des Professors ^ Novak, die cr über die Einfcichkeit der Seele und das Gegen- ' theil davon hat.) Diese Anzeige, erzählt cin uns vorliegendes Memoire des ! DirectorZ Ambschel, habe ich in Gegenwart des Schülers ge- ! lesen und ihm darauf mit der Erinnerung zurückgegeben, er ^ möchte wohl bedenken und überlesen, was er geschrieben, auch ! dabei wissen, daß cr sich im Falle einer solchen Anzeige der ^ schwersten Verantwortung aussetze. Er las darauf die Anzeige ^ noch einmal, gab sie mir mit dem Bemerken zurück, cr bestünde darauf und könne es vor Gott und der Welt nicht anders sagen. Ich bemühte mich , ihn zu überreden, daß er den Herrn ! Professor nicht recht verstanden haben müsse, allein cr wusite ! mir Alles zu widerlegen. Ich nahm ihm also die Anzeige ab, z hieß ihn nach Hause gehen und die Sache noch mehr überlegen, > er that es, kam aber den andern Tag wieder und erklärte, daß er nichts Anderes sagen könne, und daß er sich dazu vcr- ! pflichtet glaube. Ich entließ ihn also von mir, dachte der ! Sache nach und da ich (§. 18 der Instruction für den Dircctor ! der höheren Schulen) dergleichen (nämlich Neinhaltung der Lehre) ! auf das Schärfste aufgetragen wußte, begleitete ich die Anzeige ! an das KreiZamt mit nachstehendem Berichte cin. (Hier nur auszugsweise.) Mehrere Personen haben mir von der Gefährlichkeit der Lehre des Professor Novak gesagt, welcher die Seele als vom Körper nicht verschieden ansehe, ich habe aber die Anzeige unterlassen, weil diese Personen es nur von Hörensagen wußten, nun aber, da ciner der besten Schüler es bestätige, bringe ich es dem KreiZamtc zur Kenntniß. Die Con-sequenzcn aus obiger Lehre seien höchst gefährlich, es folge hieraus die Sterblichkeit der Seele. Eine Ermahnung des Professors würde nichts fruchten, cr würde den Tircctor, wie bereits geschehen , bei den Schülern lächerlich machen, das Kreisamt habe das nöthige Ansehen, geschwinder und wirksamer zu vermitteln. Die Untersuchung möge möglichst ohne Aufsehen gepflogen werden. Diesen, vom 17. April datirten Bericht brachte der Director selbst dem KreiZhauptmann und verlangte eine ! commissionclle Untersuchung, zu welcher aber lein Erjesuit bei- ^ gezogen werden möchte, damit es nicht heiße, cZ sei eine Ep jesuiten-Intriguc. Außerdem gab der Dircctor noch folgende, in der Klage nicht erwähnte, dem Vernehmen nach aber von Novak gelehrte Sätze an: 1. Die Ohrenbeicht ist keine Einsetzung Christi. 2. Vielleicht (!) ist keine Spur von jener Religion mehr vorhanden, welche Christus gelehrt hat. 3. Die Welt steht vielleicht (!) schon Millionen Jahre. 4. Die Kirche besteht aus einzelnen Menschen, welche nicht unfehlbar sind, wir sind alfo nicht sicher, ob sie uns den wahren Sinn der Schrift angibt. Er bezeichnete sodann dem Kreishauptmann auf seinen Wuusch als einzuvernehmende Schüler den Koschitz, Ionas, Vouk, Homan, Dolinar, Vogu, Hren :c. Der Commission saß vor Herr Clafenau (der Kreishauptmann), Linhart (der berühmte Geschichtsschreiber Krams) als Actuar, der Tircctor als Beisitzer. Dieser drang darauf, den Koschitz zuerst zu vernehmen, weil von diesem in der ganzen Stadt erzählt wurde, cr predige den Bauern, die in sein Kosthaus kommen, und kleinen Studenten: Die Seele vergehe, wie der Nauch ciner Speise: die Sünden wären nur von den Mönchen erdichtet :c. Es sollte dadurch Glauben gemacht werden, die Untersuchung sei nur gegen den Koschitz gerichtet. Das Untersuchungsprotokoll wurde dem Gubernium vorgelegt. Dieses trug auf, den Professor selbst über die Aussagen der Schüler zu vernehmen. Demgemäß wurde eine neue Commission unter dein Vorsitze des Kreishauptmannes und Veiziehung deö Linhart als Actuar in der Wohnung des Directors anberaumt, Professor. Novak durch den Kreisboten vorgeladen, der aber erklärte, nur einem schriftlichen Befehl Folge leisten zu wollen; es wurde nun die Commission cin zweites Mal auf den 14. Juni (1785) anberaumt. Professor Novak kam nicht, fondcrn schickte eine schriftliche Verantwortung cin, in welcher cr Krankheit vorschützte, sowie, daß er eine Gewaltthat fürchte. Nachdem diese Aeußerung dem Kreishauptmann zugekommen, licß cr den Director rufen und sagte ihm, cr wolle den Novat suspendircn, was ihn (Ambschel) nach seiner eigenen Angabe, sehr betroffen machte. Am nämlichen Nachmittag erfloß auch wirtlich cin Teeret des Kreisamtes, womit eZ den N. wegen subordinationswidri-gem Vorgehen vom Amt und Ealair suspendirtc. Am 15. Iuui übernahm Ambschel die Supplirung der Lehrkanzel Novak, aber schon am 25. erhielt cr vom Kreisamtc die Nachricht, Novak sei bis auf weitere, vom Gubernium zu gewärtigende Weisung in sein Lehramt wieder einzusetzen. Diese Rehabiliti-rung hatte der Kreishauptmann auf einen Privatbrief Seiner Excellenz des Gouverneurs veranlaßt. Bald darauf kam die Entscheidung des Guberniums, an welches der Professor rccur-rirt hatte. Es mißbilligte die Suspension und stellte aus, daß Ambschel als Erjcsuit den N. supplirt habe. Der Kreishauptmann ersuchte nun Ambschel, aus dem mit den Schülern aufgenommenen Protokolle Fragen auszuziehen, die der Professor beantworten sollte. Ambschel that es, aber das Kreisamt bediente sich dieser Fragen nicht, sondern setzte andere. Der Professor beantwortete sie und gestand, wie, Ambschel behauptet, gesagt zu haben, es sei ungewiß und er scheine die Hauptgründe für die Einfachheit ganz entkräftet zu haben. Diese Antwort sollte Ambschel auf den Wunsch des Krcishauptmanns in's Einzelne prüfen und vergleichen, inwicfcrne sie vom Schulbuche, abweiche. Dieß geschah, es wurde aber blos die Antwort des Professors hinausgeschickt, und cs erfolgte vom innerösterreichischen Gubernium in Graz am 25. October 1785 die höchst interessante Entscheidung in dieser euU36 cslödls: Ee. Majestät haben durch a. h. Entschließung vom 13. Octobcr ihre a. h. Unzufriedenheit über das Benehmen des Laibacher Kreisamtes gegen den Professor dcr Logik und Metaphysik, Novak, zu ! erkennen gegeben, und daher befohlen: ! 1. Sei dem Kreishauptmann schärfstens zu verweisen, daß er einen öffentlichen und unbescholtenen Lehrer überhaupt auf eine so ungebührliche Art behandelt, in einer bloß wissenschaftlichen Angelegenheit eine krcisamtliche Untersuchung vorgenommen, Schüler gegen ihren Lehrer als Ankläger und Zeugen ! auftreten und bei dem ganzen Vorfalle die für einen öffentlichen > Staatsbeamten immer nöthige Vorsicht und Mäßigung außer ! Acht gelassen habe. ! 2. Sei zur Vermeidung ahnlicher Auftritte das philofo- i phische Studinm in Laibach aufzuheben, dcr Professor Novak, ! den Se. Majestät für vollkommen gerechtfertigt anerkennen, zur Wiederholung der Philosophie an der thcresianisch - savoyischen Academic, der Professor Iell als außerordentlicher Lehrer der ^ practischcn Mathematik nach Lcmberg zu übersetzen, der Lehrer ! Ambschcl aber seines Lehramtes zu entsetzen. Eine überraschende Lösung eines Conflictes, die allerdings ! auch aller weiteren Gefahr für die öffentliche Moral, wenn eine l überhaupt vorhanden war, wirksam vorbeugte. Die Philosophie ! ging als Siegerin hervor uud mußte doch die Waffe des Wortes > strecken. Nach einem uns leider nur fragmentarisch vorliegenden ! Concept schritt der ständische Ausschuß um Wiederherstellung des ! philosophischen Studiums ein und nahm den Ambschel in Schutz, ! indem er sich weitläufig über, die Gefährlichkeit der Lehre des ! 3l. verbreitete. ! Der ganze Vorfall ist sicher eine interessante Illustration i der Bildüngsvörhältnisse im verflossenen Jahrhundert. 'Leider ! fanden die Lehren und die Amtsenthebung des. hochgebildeten ^ Religionsprofessors an der Prager Hochschule, Volzano, in den z Dreißiger-Jahren dieses Jahrhunderts keine so günstige Veur- ! theilung von Seite des Cabineteö Mctternich wie die Affaire ^ des Professors Novak, was auch begreiflich ist, denn der Absolutismus muß das freie Denken fürchten. (T. P.) Kälte als Chloroform. Ein böhmischer Arzt vom Lande erzählt folgenden merkwürdigen Fall: „Ein Vauerslnccht fuhr an einem der kalten Tage des heurigen strengen Winters mit einem Schlitten in einen benachbarten Ort. Als er in eine Seitenstraße schnell ^ einbog, kam der Schlitten in Gefahr, an einen Baum, welcher zwischen dcr Straße stand, geschleudert zu werden. Ter Knecht stemmte sich deßhalb rasch mit den Händen an den Baum und verhinderte dadurch den heftigen Stoß. Als er schon nahe am Ziele seiner Fahrt war, besah er zufällig seine rechte Hand, und merkte erst jetzt, daß ihm der Daumen bis zum zweiten Gliede ganz fehle. Er fuhr sogleich zurück und fand auch in der Nähe des Baumes den abgebrochenen Finger, welchen er in den Sack steckte und sich damit zu mir begab. Auf meine Frage, ob er Schmerzen empfunden habe, oder jetzt empfinde, antwortete der Knecht mit „Nein". Der Taumcu war beim zweiten Gliede rein weggebrochen, die Pulsader hatte sich durch ihre Elasticität schnell zusammengezogen, und das momentan hervortretende Blut war durch die Kälte schnell coapulirt und bildete einen natürlichen Pfropfen, fo daß fast gar keine Blutung stattgefunden hatte. Erst bei der Operation brach das Blut in Strömen hervor, wurde aber rasch gestillt, der Verband angelegt und die Genesung erfolgte schon nach 14 Tagen. Auch bci der Operation empfand der Patient leinen Schmerz^ und ich bin dcr Meinung", bemerkt der Arzt weiter, „daß Kälte als Echmerzstillungsmittcl bisher noch zu wenig Würdigung gefunden, daß man aber wahrscheinlich ohne Chloroform und Schwefeläther ähnliche Resultate damit erzielen könnte." l Pfahlbau! e n. Die alten Pfahlbauten, welche durch die merkwürdigen Entdeckungen in den Seen der Schweiz seit einigen Jahren ein so l großes wissenschaftliches Interesse erregten, sind jetzt nicht nur ! am Starnberger See, sondern auch am Chiemscc, Nmmcrsee, ! Seonscc :c. durch die neuesten Nachforschungen dcr Professoren ! v. Siebold und Moriz Wagner mit ziemlicher Bestimmtheit nach-! gewiesen. Der letztgenannte Forscher hat anch bereits im Starn-i berger See bei den alten Pfählen südlich von dcr Noscm-Insel ^ Nachgrabungen mittelst der Vaggcr'chaufel mit sehr gutem Er-, ! folg veranstaltet. Unter den aufgefundenen Objecten finden sich ! nicht nur zahlreiche Reste dcr „Küchcnabfälle" der alten Pfalil-! baubcwohner, sondern auch einige sehr interessante broncene Gegenstände aus jener grauen Vorzeit. ^ . Die Ausgrabun g cn beiPompeji brachten kürzlich ! anßer der bronzenen Statuette eines prachtvoll gearbeiteten ^ Silen eine sonstige wichtige Entdeckung zn Tage. Bisher hatte man in Pompeji noch nirgends einen Brunnen mit Wasser ^ entdeckt; bei dcr Ausgrabung obgcnannten Silens entdeckte man ein unterirdisches Gemach nn't cincm Altar, einer vollständigen Vadeinrichtnng und einem 25 Meter tiefen Brunnen, in welchem sich das vortrefflichste Trinkwasscr vorfand. Professor de Luca von Neapel hat dasselbe eincr chemischen Analyse unterworfen und wird demnächst das Resultat veröffentlichen. z Literatur. ^ Das 9. Hcft dcö IV. Bandes des vom österrcichifchcn Lloyd hcr-^ ausgegebenen „I l l u st r i rte n F a m il i c nb n ch c ö" enthält zwci Sonette von Karl Virtcnbnhl: „Die Pyramide"; cinc sehr hübsche Erzählung von Th. Lau: „Wenn sich zwci Herzen scheiden"; einen ^ sehr beachtenswcrthcn, weil wirklich zeitgemäßen Artikel, den wir bc-^ sonders den Frauen empfehlen: „Das Arbeitsfeld dcr deutschen Gou-, ^ vernantc" von Mcta Wcllmcr; einen cultiirgcschichtlichcn Anfsatz von ! Schmidt-Weißcnfels: „Die Arbeiter-Association"; die Fortsetzung des ! Aufsatzes von K. Ruß: „Die Niugclthierc im Dienste dcö Menschen ' :c.". Den Säiluß bildet wie gewöhnlich ein Litcratm'bcricht von Lcvin ! Schiicking. Ans dieser Inhaltsangabe ist zu ersehen, wie reichhaltig ! an Belehrendem nnd Unterhaltenden: das neueste Heft ist, das außer-, j dein drei hübsche Stahlstiche: 1. Die Rückkehr ans der Fremde, 2. Dcr Golf bei Palermo nnd 3 Passau schmücken. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druc^und Verlag von Ign. v. Kleinmssyr s5 F. Vamberg in Laibach.