Vaterländisches. Tnest und seine Umgebung. c^3enn dort die Denkmale einer reichen Vorzeit, hschen Meeres mehr als beiläufig Kenntniß nehmen, so lange er m den Annalen Ve« nedlgs blättern kann? Von dem nur, waS es lst, also nimmt Triest seine Geltung, und die Poesie des Ehemals, die den Nuin anderer Orte verschönt und halb verdeckt, erhöht seinen Werth nicht UM ciile Linie. AlleS ist jung und trägt.ßas' Gepräge der Jugend; eS lebt daher cllch die Altstadt, UM diesen Eindruck nicht zu stören, unter daS Castell zusammengeduckt, in einer Art von Zurückgezogenheit. Sehen wir zuerst die Gebäude an, so zeigen die besseren unter ihnen ganz den Charakter unserer Zeit, wenn sie ganz, wie sie gewöhnlich ist, wie sie leibt und lebt, sich gibt und aller antiquarischen Liebhaberei entsagt — den Charakter heiterer 3?e-quemlichkeit. Wohnlich in ihren Einrichtungen, so weit dieß mit den schon stark einheimischen Gewohnheiten Italiens und den Verhältnissen der örtlichen Lage sich verträgt, begnügen sie mit dem Schmuck sich, der nöthig ist, um sie freundlich zu machen. Ein vor allen stattliches Gebäude ist das Tergesteum, wo das österreichische Lloyd sich eingerichtet hat. Hier finden die einheimischen und fremden Kaufleute und wer sonst die Bedingungen des Eintritts er-füllt, Blätter verschiedener Gegenden und was die Anstalt an Prioatmicthcllungen erhält, und in den Kaffehsälen des Hauses kann man zu jeder Zcit fünf» und sechserlei Anzüge sehen und Gespräche hören in ebenso vielen Zungen. Die eigene Zeitung dcsLloyd kommt in deutscher und italienischer Sprache heraus; die beiden Idiome werden hier allenthalben gehört, und haben sich, ohn? um die Herrschaft zu streiten, ohne sich merklich zu vermischen, gleichsam in den Besitz des hiesigen GeschäftslebenS getheilt. In vielen Gewölben wird auf Verlangen H.-Utsch, aufVerlaugen italienisch geredet, doch dürfte bei der 'Masse des Volks^s Italienische sehr vo» wiegend seyn. Die Bauart d^r Häuser ist mehr süd» l»ch als nordisch, die Gesichtsbildung der unteren Classen westnllich romanisch; die Namen derStra» ßen sind italienisch, und auch die Sitten der Mehr, heit neigen sich eher zu Icalien alS zu Deutschland. Die Nachbarschaft von Krain und Istrien bringt auch etwaS von d,n slavischen Landsmannschaften, emen frischen keltthaftcn, nicht unschönen Stamm — 172 — in das bunte Gewühl. Sonst wimmeln h>er die mannichfachsten Völker durcheinander; Trieft ist eine Musterkarte aller Trachten deS Morgenlandes: da sitzen, stehen oder wandeln sie vor dem Tergesteum — zwei ernste Türken, echte Moslim vom alten Schlag, in weißem Turban, wechseln am grünen Kaffchtlsch seltene Worte und lassen sich die abend« ländische Cigarre statt der orientalischen Pfeife vortrefflich schmecken; nicht weit davon stecken unter ro, then Mützen drei verschmitzte Köpfe zusammen — griechllche Seeleute sind es, und sprechen angelegentlich. Der eme zumal schwatzt wie ein anuker Rhetor, der andere, m>t emer Narbe die Nase herunter, sieht aus, als ob er bei Chios und Koron, bei Zante und Mikale dabei gewesen; der dritte endlich schaut so tückisch, so trotzig verwegen drein, daß man einen Augenblick meinen ko'nnce, der wak-kere Mann habe m seiner Jugend durch eigene Uebung und Anschauung die Tugenden eines P>ra» fen studiert. Nicht weit davon spazieren einige Orientalen, ganz europäisch gekleidet, nur der Haupt-schmuck deS Morgenlands lst beibehalten; Arme und Hände mögen sich nach europäischer Sitte richten, sie tonnen nur dade, gewinnen, aber der Kopf, aber daS Denken soll dem Orient bleiben. Eine Salve vom Eastell, die von etwas weiter her beantwortet wird, kündigt die nahe Ankunft tmes fremden Staatösch'ffeS an. ES ist em Dampfboot, wie der Leuchtlhurm telegraphisch zuvor schon angekündigt hatte. Neugierige sind bald am Hafen versammelt und fragen sich was das Schiff für ein LandSmann sey. Aus dem Orient kommt eS, sagt der weiße Halbmond auf blucrothem Grund , und bald erfährt man, daß eS ein ägyptischer Bote mit wichtigen Dingen sey» Da lhm aber stine Heikunft eine Absperrung von etlichen zwanzig Tag.n auferlegt, so können die morgenländlsch.'n Gäste noch keine Besuche annehmen, und die Liebhaber von dergleichen sind darauf beschränkt, in kleinen Barken und ehrerbietiger Entfernung die schwarzen geheim-Nißvollen Gestalten, die auf dem Verdeck stehen und wandeln, zu besichtigen. Nicht von Osten bloß, auch vom äußersten Westen^ strömt's Hieher. Unter den Flaggen, d,e sich am Sonntag alle sehen lassen, glänzen auch die weißen Sterne der Union, und an den Raaen jener Brigantine, Brigg oder Goelette — ich kann was es ist so genau nicht unterscheiden __ hängen schlanke, etwas, dünkt mich, zerlumpte Spanier mit verbrannten Gesichtern und plaudern mit einander. Alle diese Leute aber, welchen Rock und Hut sie auch tragen, welche Sprache sie reden oder wälschen, sind beschäftigt-^-Laden und Ausladen, Zahlen und Einnehmen, wägen und Ordnen, Kaufen und Verkaufen, Schicken und Tragen und Fahren und ähnliche Dinge__kein an» deres Treiben sieht man hier vom Montag bis zumSonn» abend. Müßiggänger sind höchstens die Touristen, die auf «hrer Spazierfahrt nach Venedig und dem übr«» gen Italien oder nach Athen und Constantinopel hierher kommen, um das Dampfboot zu nehmen. (Fortsetzung folgt.) Das Gude der Schreckenszeit. (Ein Blatt aus der französischen Revolutionsgeschichte.) Vom Wohlfahrtsausschuß wurden alle Tage die L'sten der llnglücklichen erlassen, welche dem Hochgericht g.'opfert werden sollten, bei dem WohIfahrlSaus» schusse suchten Collot d'Herbols, Carrier, Joseph Le-bon und zwanzig andere Unmenschen um Missionen nach, durchweiche aNe Provinzen Frankreichs Mit Blut überschwemmt werden sollten. „Gebt mir doch Aufträge nach oerNormandie,« bat Lacarpentier die Mitglieder deS Wohlfahrtsausschusses, damals Saint-Iust, NobeSpierre, Barrere, Lacroix, Guiton-Morveau und einige Andere; „beauf» tragt mich mit der Mission, um die ich Euch schon so lange bitte, und ich verbürge mich mit meinem Kopfe, ich will Euch Tag für Tag hübsch« Körbe voll Mild» pret für die Guillotine schicken." »Wollt Ihr, daß dle Loire ein echt revolutio» närcr Strom werde, dessen Fluchen alle Aristokraten der Vendee wegschwemmen," sagte Carner, „dann schickt mich nach Nantes.« Der Wohlfahrtsausschuß hatte sich für permanent erklärt; wenigstens scchs von seinen Mitgliedern waren beständig anwesend, und Abends ellf Uhr versammelten sich Alle, die zu ihm gehö'rcen. Die Bureaux und der Sitzungssaal deS Wohlfahrtsausschusses waren in den Tuilerien und zwar in dem Theile derselben, der unter dem Namen pstit« appai'tomsM liu roi bekannt ist; viele Schildwachen hielten alle Zugänge zu diesen Z,m» merreihen besetzt, und vor dem Schlosse standen be, spannte Geschütze, neben ihnen die Kanoniere mit brennender Lunte. So düster und ernst aber das Ansehen war, wclcheS dieses Hauptquartier der blutig» sten Männer der Revolution äußerlich darbot, so heiter und anmuthig waren die Zimmer selbst: mit prachtvollen Teppichen, SophaS, glänzenden Spiegeln ausgestattet, und Schenktische mit ausgcsuch» ten Speisen und den feinsten Weinen boten ihre Erfrischungen. — 173 — Ein seltsames Schauspiel, diese rauhen und blutdürstigen Männer des Berges m t ihren rothen Mützen, wie sie sich halbtrunkcn auf den schwellen' den SophaS wälzten! In dem Sitzungssaale stand ein großer, mit dem herkömmlichen grünen Teppich bedeckter Tisch, nnt Papieren, Dintezeugen u. s. w. An diesem Tische saßen die Mitglieder des Ausschus--ses bei ihren Berathungen, von hier gingen die ge» Heimen Befehle auS, scheinbare Verschwörungen zu veranstalten, UM b«s auf emen gewissen Grad die Verurt Heilung und den Mord Derer zu rechtfertigen, die sterben e Berathungen dauerten dann oft bis der Tag graute. Eine Nacht, alS der Wohlfahrtsausschuß sich fast vollständig versammelt hatte, bls auf Barrere, der unwohl war, was »hm oft genug geschah, da Furcht und Aufregung großen Emfiuß auf seinen Körper übten, und b,o aufCampoN, der abwesend aufgeführt wurde, da er betrunken M seinem Sessel lag und schnarchte, nahm Couthon daS Wort: «Nun ,st es also entschieden, für wich Lyon und seme schurkischen Einwohner! ,ch, »ch armer gelähmter Mann, an dem nur noch Kopf und Leib halbwegs zu brauchen sind, unter memen Schlägen soll den» noch diese heillose »freie Stadt" erliegen. In sechs Monaten soll es heißen: «Lyon hat cs gcwagt: Ine Fahne des Aufruhrs gegen d»e e»ne und untbeilbare Republik zu erheben, Lpvn ist nicht mehr!" „Gut so," sagte Carrier, »nur keine halben Maßregeln! Ich, «ch b.n jetzt von dem überzeugt, waS »ch letztes Jahr gesagt habe: Zwei Dlltthe.le der Nation müssen unterdrückt werden, damit die Republik glücklich sey und blühe! Nur», daS Räu« bervolk in der Vtnoee soll eS bald erfahren, daß ein Republikaner meines Schlages semen Giuntsätzen nicht abtrünnig wild." „Du wirst d»e Arbeit schon in gutem Zuge sin. den," unterbrach -ihn Robespierre; „General Ros-signol schreibt unö, die von >hm «n den ersten Tagen tleseo Monats eingesetzte Militärccmmission habe schon hm- iichtcn lassen. Ebenso wlßt Ihr wehl, lchre^bl Ros. sigllol weiter, düß ich alle ä)>ühlcn zeisicri habe, nur eine einzige auegenemlnen, die kincm Patrioten gehört." »Das ?llles geht doch noch zu langsam," er« wiederleCarricr, „wir müssen dieseS vcifiuchte Land gänzlich auefegen, diesen Augiasstall gründlich rei» nigen und oll seinen Schmutz in die Loire werfen«« „Bravo, Bravo!« rief der berühmte Maler David, der eben eingetreten war, „ich sehe, wir reiben heute wieder roth auf. So ist's recht, denn ein Paar Tage lang ging eS gar zu gelmd und lässig, und ich glaubte schon, ich müßte mich auch heute wieder ärgern. Nur mit großer Krafcanstrengung wer» den wir d,e Republik zu retten vermögen, diese Wahrheit müssen die Patrioten stets im Gedächtniß behalten.« Gegen daS Ende des Vendemiaire des Jahres II begab sich Carrier, damals siebenunddrelßig Jahre alt, nach Nantes. Obwohl eS chm sehr an Kennt» Nissen gebrach, bekleidete er doch d»e Stelle eines Anwalles in Aurillac, wo er sich durch großen Ungestüm und durch einen äußerst sittenlosen Wandel bemerklich machte. D>e Sache der Revolution ergriff cr mit Feuereifer, er ward als Deputirter in den Conocnt gesantt, und zählte dort unter den Wü» thendsten von der Parte» deS Berges. AIS Marat in seinem Blatte „der Volksfreuno," noch dreimal-hunderttausend Kopfe forderte, überbot lhn Carr,er noch, »ndem er auf der Rednerbühne erklärte, zwei Drlttheile der Nation müßten der Guillotine ver» fallen; eine Aeußerung, die übrigens ebenso unpo» litlsch, alS unsinnig war, we»l der zügellose Volks-Mbun damit denn doch eigentlich eingestand, daß die sich selbst so nennenden Patrioten, denen er angehörte, keineswegs dle Majorität m Frankreich hat» ten. Aber ob seine Logik auch Bankrott machte, so stand ihm der wahnwitzigste Blutdurst zu Gebote, und daS war genug, ihm RobespierreS Wohlwollen zu gewinnen, der in lhm ein blindes Werkzeug sah wohl geeignet, lhm zu der Macht zu verhelfen, nach der er strebte. Bei seiner Ankunft m Nantes traf Carrier die Militärcommisson, welche Nossignol, einer der Generale der Revolutionsarmee, der Blauen, wie die Vcndecr sie nannten, niedergesetzt halte, in Per« mancnz. Tag und Nacht urtheilte und verurtheilte diese Commission unaufhöilich, und ließ an zwei» hundert Unglückliche täglich hinrichten. Carrier aber arbeitete die Guillotine noch nicht schnell genug, darum nahm er, wie Collot d'HerboiS, seine Zuflucht zu Erschießungen in Masse, um das Werk der Zerstörung, das zu vollenden er beschlossen hatte, zu beschleunigen, und zu Tausenden sielen NUN die Opfer. Eines TageS, eS war d»r 27. Frimaire des Jahres II, gab es nur vierundzwanzig gefangene Vendeer zu todten; Carrier wurde wüthend, alS er — 174 — hörte, er müsse sich für dieses Mal mit einer so geringen Beute begnügen. «Ich l"'a hierher gekommen, das Heil d'r Republik ^ sichern," brüllte er, .und nicht um Nosen-w^sserpolitik zu treiben. W>r haben beschlossen, reinen Tisch zu machen, und ich muß s.hen, daß die Militärcommissionen dabei lässlg und mit üblem Wil» len verfahren. Zum Teufel dieser Schlendrian, der die Anstrengungen der Patrioten verderben kann! Keine weitläufigen Förmlichkeiten mehr, gefangen nehmen und todten!" In diesem Augenblicke seines höchsten Zornes Meldet ein gewisser Lamberty, der mit Carrier befreundet und sein Spion war, und in seinem Auftrage die richtige Vollziehung der Hinrichtungen überwachte, dem Volksrepräsentanten, unter den vierundzwanzig Verurtheilten seyen auch zwei Kinder von zwölf und dreizehn Jahren, er wage nicht, sie mit zmn Schaffote führen zu lassen, da er fürchte, sie würden das lebhafteste Mitleid des Volkes erregen. »Was soll das heißen?« schrie das Ungeheuer, dessen Augen mit Blut unterlaufen fast aus den Höh' len hervorzuquellen schienen, „wilM auch Du mir die Ohren vollheulen? Du sollst hinrichten lassen, Habs ich D»r befohlen; thue das und schweig, sonst wahre De'me Haut." Und die armen Kinder wurden erschossen. Von diesem Tage an aber wurden die Militäreommissio' nen aufgelöst; Carrier wollte die Gefangenen auch ohne den Schein eines Urtheils todten lassen; ihre Zahl, ohnehin schon sehr bedeutend, war durch die Annahme von Saveney und durch eine Niederlage, welche Charette erlitten hatte, noch sehr vermehrt worden. Am 39. Frimaire berichtete Carrier dem Con-vente: Die Niederlage deS Raubgesindels ist sogroß, daß sie täglich zu Hunderten bei den Vorposten ankommen, ich lasse sie auf der Ätelle erschießen. Ebenso kommen Viele von Angers, ihrer wartet dieselbe Aufnahme. Aus Grundsätzen der Menschlichkeit reinige ich den Boden der Freiheit von diesen Ungeheuern. (Fortsetzung folgt.) Fouilloto n. Die Direcclon der Eisenbahn von Bnlin nach Frankfurt an der Oder hat für den König von Preußen einen Wagen bauen lassen, der im Jane. ren ganz wie ein elegantes Zimmer eingerichtet, und mit T'sch, Sopha, Stühlen, Spiegeln x., n sogar mit einer kleinen Bibliothek ausgestattet ist. Historische Genauigkeit und mein enges Recensenten-Gewissen dringen mir das G/ständniß ab, daß ich das Theater nicht alle Abende besuche, und wenn Du, lieber Leser, von dem heutigen Berichte eine anatomisch- zergliedernde Geschickte des heurig/n Theater - Lebens erwartest, so mögest Du mich im Vorhinein entschuldigen, daß ich es vorziehe, so lange er freundlich herniederleuchlet, mich unter Gottes freiem Abendhimmel zu ergehen, daß ich mich lieder an dem Schauspiele der Natur weide, und die Slcrnenpracht eines stillen Herbstabendes lieber schaue, als den cwig unwandelbaren Mond unserer Coulisse. Aus diesem Grunde, und weil ich es in der Recensenten-Kunst noch nicht dahin gebracht, über das zu urtheilen und abzusprechen, was ich gar nicht gesehen, soll es Dich nicht befremden, wenn ich über den „Prolog," dieses EintriitscompUment in dem Tempel Thaliens, hinwegspringe, wenn ick weder, „die beiden Aerzte" zu^ einem Consilium über Di^h und mich zurückrufe, noch den ,,Ball von Ellerbrun" mit Dir besuche, oder dem geschwätzigen „Kakadu" ein Gehör leihe, sondern gleich mit dem „Dr. Wcsve" beginne und Dich versichere, daß diese Wespe eine der hanigreich-sten, gemüthlichsten Wespen ist, welcher ihr Schöpfer den giftigen Stachel der Satyre nahm und nur den Blüthenstaub einer ungetrübten Heiterkeit überließ. — Das Zellengcwebe dieser Wespe ist zwar etwas locker zusammengefügt, doch sind die einzelnen Situationen so gut und so durchaus ohne Zwang zusammengestellt, der Dialog so leicht und fließend, die Charaktere so voll Humor und consequenter Durchführung, daß dieses Lustspiel unbedingt zn den besten seiner Art zu zahlen ist. Auch die Darstellung blieb nicht zurück, und es wurde gut und mit vielem Fleiße gespult. Den Dramaturgen, lyrischen Dichter, und Redacteur Doc-tor Wespe faßte Herr Bürger mit jenem kecken, nie verlegenen Humor, mit jenem, zwischen selbstgefälliger Arroganz und dem leidenden Bewußtseyn eines leeren Beutels wechselnden Leicktsinne, mit jener aalartigcn Gewandtheit auf, die ganz in dem Charakter dieser Rolle liegt und den Grundhebel zu dem Getriebe dieses Lustspieles bildet. — Was auch gesckehen mag, Doctor Wespe weiß sich zu fassen, Einladungen zu flüsternden I^ucle/. - van«, Herausforderungen zum ernsten Ehrenkampfe, Corrcspondenzen in Versen und Prosa, fällige, nicht bezahlte Wechsel, selbst Verhaftsbefehle, nichts stört den großen Geist, er begegnet Allem; was auch die Folgen seyn mögen, er thut, er unternimmt alles, was ihm der plötzliche Drang der Verhältnisse, der immer wechselnde Augenblick, und die unbeugsame Lebensfrage für seine dreifache Eigenschaft als Dichter, Dramaturg und Redacteur nur immer als gerathen vorstellen; Verwicklungen suchend und einleitend, ist er durch sein eigenes Interesse auch bemüßiget, dieselben fortzuspinnen, bis er Ihm gegenüber steht der ruhige,'besonnene Maler Honait (Herr Engeldrecht) und der Kaufmann Wellstein (Herr Adler), jener voll ernsten Willen, einem durH die Emancipirungs-Theorien verrückten Mädchen, Elise von Zündorf (Dlle. Henschcl), diese kranke Begeisterung für weibliche Gleichstellung zu nehmen; dieser durch Geschäftsverbindung zum Bräutigam Elisabeths bestimmt, in Herz und Seele aber ihrer Cousine Thckla (Dlle. Gebhard) ergeben. Honau nnd Wespe tauschen ihre Namen und ihre Rollen, und auch Kaufmann Wellstein muß als Doctor Wespe, von Thekla aufgesucht und von ihr unter diesem Namen um Rath gefragt, gekannt und geliebt werden, und da auch Zündorf's Schwester. Theudelinde(Dlle. Teichman), wie eine tragische Gelse auf den Dr. Wes'.'e, als Redacteur, versessen ist, statt seiner aber dessen alten Aufwärter Adam (Herr Sommer) antrifft, der ihr für das Anhören ihres medicinischen Trauerspiels einen Ring um den andern vom Finger weglauschl, so stehn in der Schlußscene des letzten Actes vor dem reichen Wechsler Zündorf (Herr Rosenschön) dessen Tochter, Nichte und Schwester mit dem gleichzeitigen Bekenntnisse, daß jede von ihnen nur den Dr. Wespe liebe, und auch von ihm briefliche Heirathsanträge erhalten habe. Nun erscheint Honau , und Elisabeth von Zündorf stellt ihn ihrem Vater als Dr. Wespe vor; es erscheint Wellstein, und die Nichte Thekla umarmt ihn als Dr. Wespe uni bittet um den oheimlicken Gegen; es erscheint der alte Adam, und Theudelinde stürzt tragisch hin zu ihrem vermeintlichen Doctor Wespe. Ist es wohl da dem armen Jündorf zu verargen, daß er, der so eben den eigentlichen und allein echten Doctor Wespe wegen eines nicht bezahlten Wechsels in Verhaft setzen ließ, sich gar nicht mehr auskennt, als ihm hier Doctor Wespe dreifach vorgeführt wird? — Dieser aber hat Mittel gefunden seiner Haft zu entgehen, und führt sich nun selbst als den einzigen Dr. Wespe auf. Hierauf allgemeine Confusion, die mit einer allseitigen Erkennung beschließt, und weil in der Liebe und beim Interesse der Name nickt, und nur die Person oder das Geld den Ausschlag gibt, der alte Adam auch, jo gut es geht, abdankt , so stehn vor uns zuletzt drei zärtliche Paare und der Vor -hang fällt. Die Heiterkeit, die dieses Lustspiel erregte, war allgemein,, ein Verdienst, welches dasselbe mit der gelungenen Darstellung theilen darf. 5 -5 -5 (Wird fortgefetzt.) Verleger: Iguaz Alois Edler v. Kleiumayr«