M. ¥. Juli 1898. I. Jahrgang. Den geehrten Lesern zur gefälligen Beachtung! Der „Stern dev Neger" erscheint als illustrierte Monatschrift am Schlüsse jeden Monates und kostet jährlich 1 ft. 50 fr. ö. W. — 3 Mark mit Postversendung. Wir richten an unsere Freunde die innige Bitte, aus Liebe zum göttlichen Herzen Jesu und zu den armen Negern von Centralafrika diese Zeitschrift in ihrem Bekanntenkreise verbreiten und uns Abonnenten werben zu wollen. Zur Bestellung des „Stern der Neger" wende man sich an den P. Rector des Mission shauses der „Söhne des hl st. Herze ns Jesu" in M ühland bei Brixen (Tirol). Allenfallsige Abonnenten in Brixen können sich zur Entrichtung des Abonnements an A. Weger's Buchhandlung wenden. Neu hinzutretende Abonnenten erhalten die bereits erschienenen Nummern nachgesandt. dorrefponöettß 6er (Srpeöition. Erhalten von H. H. Franz Fuchs, Wien, Antoniusbrot 30 fl. — N. 92., Brixen, Beitrag zu einer Monstranz des Missionshauses 1 ft. — A. Meckert, Opveln, Messstipendien 38.65 fl. — Cooperator Brunner in Hippach 2 Messstip. 1 fl, und Gabe 2 fl. — 92. 32., Brixen, zum Neubau 50 fl. — Julie Pircher, St. Jakob im Pusterthale 1 Mefsstip. 1 fl. — Psr. Jos. A. in Gfch. Messstipendien l t fl. — I. H , Friedrichsseid, zum Neubau 10 M. — Diesen und allen übrigen edlen Wohlthätern sagen wir aus ganzem Herzen ein inniges „Bergelt's Gott." — Messstipendien werden vom Missionshause dankbar angenommen und wird deren gewissenhafte Prrsolvierung zugesichert. NbbMegebel zum hlst. Herzen für die Wcger Afrikas. Süßester Jesu, Erlöser aller Menschen, sieh' gnädig herab aus die in so tiefes Elend versunkenen Völker Afrikas, die in der harten Knechtschaft der Sünde schmachten. Siehe, wir kommen, um Fürbitte einzulegen für diese unglücklichsten unserer Brüder und um Deine anbetungswürdige Gerechtigkeit zu besänftigen. In Vereinigung also mit allen Dich liebenden Seelen danken wir Dir für die unendlichen Wohlthaten, die Du auch diesen Völkern erwiesen hast; und im Verlangen, Deinem heiligsten Herzen Genugttmung zu leisten, bitten wir Dir ab ihren Unglauben, bitten wir Dich um Verzeihung wegen ihrer Herzenshärte, beweinen wir alle Sünden, mit denen diese Völker und ihre Vorfahren, angefangen vom unglücklichen Cham bis auf diese unsere Tage, Deine göttliche Majestät beleidigt haben. Zum Ersatz aber und zur Versöhnung bringen wir Dir dar und opfern wir Dir auf unsern größten Schatz, Dein eigenes hlst. Herz, das von all' diesen Sünden wahrhaft und wirklich gepeinigt wurde. Nimm auch au, damit diese Unbilden wieder gut gemacht werden, die Gebete, Verdienste und Genugthuuugs-werke Deiner heiligsten Mutter und ihres Bräutigams, des heiligen Joseph, aller Engel und Heiligen und der ganzen heiligen Kirche. O lass Dich mild stimmen gegen diese armen Völker, guter Jesus! Erleuchte diejenigen, die noch in der Finsternis und im Todesschatten sitzen. Amen. Heil. Josef, Vorbild und Beschützer der Verehrer des hlst. Herzens, heil. Petru sClaver, Patron der Ne ger-Miss io neu, bitten für uns und die armen Neger Afrikas! Itksffwle fit k Jtfriket* Organ des Mijsionshanfes der „Zähne des HP. Herzens Jesu". Erscheint am (Enöe jeden Monats. Wr. 7. Juli 1898. I. Jahrgang. Inhalt: Missionshaus der Söhne des hlst. Herzens 3esu in Brixen. — Stand der axost. Arbeiten in der Mission von Lentral-Afrika. — Besuch der Himmelskönigin (Gedicht). Kurzes Leben und erbaulicher Tod eines Negermädchens. — Aus der Gegend der Katarakten des Nil. — Besuch der Katholiken in tvadi-Halfa. — Der Nil, der Segen-spender Ägyptens. — Unsere Bilder. — verschiedenes: Der Sudan-Feldzug. — Schädlicher Einfluss des Islam auf die Neger. Wsiiiislrnus btt üffilme bcs hlst. «erzens in UriLkN. Misere theuren Wohlthäter und lieben Leser haben bereits aus früheren Nummern unserer Zeitschrift Kenntnis von der Nothwendigkeit eines Neubaues, der den Zwecken unseres Missionshauses entspricht. Im Vertrauen auf das göttliche Herz Jesu, zu dessen Ehre wir arbeiten, wurde nun mit der Ausführung eines Theiles des projectierten Baues begonnen. In den ersten Tagen des Juni begannen die Erdarbeiten, und eben der Umstand, dass die Arbeit im Herz-Jesu-Monat angefangen wurde, stärkt unser Vertrauen. In den Tagen vom 1. bis 6. Juli hatte die kleine Gemeinschaft unseres Missionshauses die Freude, den Hochwürdigen P. Anton Voltolina S. J., gegenwärtigen Generalobern unserer Congregation, in ihrer Mitte zu besitzen. Am 6. Juli kurz vor seiner Abreise segnete derselbe den ersten Stein der Grundmauer des neuen Gebäudes. Begonnen int Herz-Jesu-Monat, gesegnet von unserm Generalobern, schreitet der Bau rüstig voran, bisher freilich alles noch unterirdisch. Wir haben nun l46 Missionshaus der Söhne des hist. Herzens Jesu in Brixen. stoch eines auf dem Herzen und unsere geehrten Freunde errathen es leicht. So ein Bau, wie einfach er auch fei, kostet Geld. Wir sind nur auf unsere Freunde und Wohlthäter angewiesen und bitten sie inständig um einen Beitrag zum begonnenen Neubau. Jedes Schärflein zu diesem Zwecke wird mit größtem Danke angenommen und über Wunsch in dieser Zeitschrift ausgewiesen. Die Segnungen des göttlichen Herzens Jesu mögen in reichster Fülle allen zutheil werden, welche dieses gottgefällige Werk fördern und unterstützen, auf dass recht viele Berufene zum Ordens- und Missionsstande vorbereitet und als gottbegeisterte Apostel und wahre Söhne des hlst. Herzens zur Bekehrung der Neger in Central-Afrika ausgesandt werden können. ----—-------------- Stnnb der ii(in!tiililiiini Weite» in kr Misst»» »o» Central-AsriKa. sM^^er Hochwürdigste Herr Anton Roveggio, Bischof und apostolischer Vicar von Central-Afrika sandte an den Präsidenten des hochverdienten Kölner Vereins zur iŠiSSitsl, Unterstützung der armen Negerkinder einen Bericht über die Thätigkeit in der Mission während der ersten Hälfte des Jahres. Da der Bericht unsern Lesern ein getreues Bild vom Stande der Missionsarbeiten bietet, bringen wir ihn fast vollinhaltlich zum Abdrucke. Der Hochwürdigste Herr Bischof schreibt unter dem 7. Mai d. I. aus Assuan: „. . . Mit frohem Muthe und den Gefühlen eines nie empfundenen Trostes nehme ich diesesmal die Feder zur Hand, um Euer Hochwürden über den Stand meiner geliebten Mission von Central-Afrika zu berichten. Zwei Ereignisse von gleicher Größe und Wichtigkeit stehen zusammen, um mir mein Herz mit so viel Trost und Stärkung zu erfüllen, über die ich mir vorgenommen habe, Euer Hochwürden ein wenig zu unterhalten, damit Sie für die Liebe und Anhänglichkeit, welche unsere Sache immer von Ihnen erfahren hat, sowie für die wirksame Unterstützung, mit der die Mission immer von Köln, in guten wie in schlechten Zeiten, bedacht worden ist, nunmehr auch mit uns die Freuden und Hoffnungen derselben theilen. Im laufenden Jahre 1898 sind es 50 Jahre, dass unsere Vorgänger, die ersten Arbeiter der Mission, nachdem sie mit wahrem Heldenmuth, mit apostolischem Eifer und der Festigkeit von Märtyrern, die unzähligen Schwierigkeiten eines an Gefahren überreichen Weges überwunden hatten, festen Fuß gefasst haben, eben an der Stelle, welche bestimmt sein sollte, das Centrum der ganzen von ihnen gegründeten Mission zu werden. An den Ufern des weißen Nils, dort wo er den blauen Nil in sich aufnimmt, innerhalb der Mauern Chartums, pflanzten die wackeren Pionuiere zum erstenmale das Kreuz Christi auf, um es von dort auf den harten Schollen des Negerlandes nach allen Windesrichtungen hin als Zeichen der gekommenen Erlösung zu tragen. Das ist eine sehr trostreiche und süße Erinnerung, für uns, die wir ja bestimmt sind, das Werk jener edlen Kämpfer fortzusetzen, geeignet, mehr als alle Großthaten der Gegenwart, uns mit großem Eifer und andauernder Begeisterung für das Heil so vieler unglücklichen und von vielen als uncivilisierbar ausgegebenen Völker zu erfüllen. Stand der apost. Arbeiten in der Mission von Central-Afrika. 147 Daher der Grund, weshalb wir mit so großer Freude, allerdings ohne großen Prunk bei den gegenwärtigen Zuständen, jenes Datum (den 11. Februar des laufenden Jahres) gefeiert haben, das uns ein so theueres Ereignis ins Gedächtnis zurückrief, durch die Veranstaltung einer großen Danksagung in unserer neuen Kathedrale. Auch haben wir nicht vergessen, bei dieser Gelegenheit eine Blume auf die Gräber unserer dahingeschiedenen Vorgänger niederzulegen und ihnen unter Thränen zu danken für die glorreiche Eröffnung dieses so schwierigen Arbeitsfeldes, mit dem feierlichen Schwur, nie und nimmer von dem abzulassen, was sie mit dem Opfer des eigenen Lebens begonnen, und nicht zu ruhen, bis die Weissagung des Propheten Jsaias, welche ganz für die gegenwärtigen Verhältnisse zu passen scheint, ihrer Erfüllung entgegengeht: „Und zu der Zeit wird es geschehen,„dass der Herr zum andernmale seine Hand ausstreckt, um sich anzueignen den Überrest seines Volkes, der noch übrig ist in Assyrien, in Ägypten und in Photros und in Äthiopien und in Älam und in Sennaar und in Emah und auf den Inseln des Meeres." Unser Blick, der nicht müde wird, nach Süden zu schauen, lenkte sich aber auch nach Europa, speciell in Ihr Land im Norden, von wo die ganze Reihe unserer Missionäre immer die ihrer Thatkraft nöthigen Mittel erhalten hatte, und wir gedachten auch der vielen schon verstorbenen Wohlthäter, die nunmehr dort oben den ewigen Lohn für ihre zur Ehre Gottes reichlich fließenden Almosen erhalten oder schon erhalten haben. Das andere Ereignis, ebenso freudig als tröstlich für uns, hat intime Beziehungen zu den Wünschen und Hoffnungen, mit welchen ich meinen vergangenen Bericht vom November schloss: die englischen Waffen von Sieg zu Sieg schreitend und Eroberung an Eroberung reihend, haben bereits zum großen Theile die Schranke überwunden, welche nun schon so viele Jahre die erlösenden Schritte von Religion und Civilisation nach den vielumstrittenen Negergebieten hemmte. Ihre Waffen sind schon vor den Thoren der Hauptburg des Mahdismus angelangt, nachdem sie eines der tüchtigsten Heere der Rebellen geschlagen und den zum Gefangenen gemacht haben, der als der beste General des Khalifen Abdullahi galt, den Emir Mahmud. Vielleicht in diesen Tagen, während meine Zeilen auf dem Wege nach Köln sind, haben sich, wenn die erforderlichen Verstärkungen eingetroffen sind, die großen Ereignisse von Central-Afrika, die Einnahme von Chartum, die Säuberung der Wege nach dem Centrum von Afrika und nach den großen Seen, vollzogen. Wahrhaft wunderbar fällt diese Fügung der Vorsehung, welche mit unergründlicher Weisheit die entferntesten und unverträglichsten Lagen und Dinge zur Einheit eines nie geahnten herrlichen Ganzen zu verflechten versteht, mit dem 50jährigen Bestehen der Mission zusammen: eben jetzt, wo 50 Jahre seit der Besitzergreifung von Chartum verflossen sind, scheint die Vorsehung uns die unbetretbar gewordene Stadt zurückzugeben. Ich gestehe zu, die Thatsache der Besitznahme ist noch nicht verwirklicht) aber die Umstände sind derart, die Waffenerfolge so unerwartet und die Niederlage der Mahdisten hat den Hunger und die Unordnung, die in der Armee herrschen, so klar geoffenbart, dass die hartnäckige Abwartung einer Antwort vom Factum selbst fast unbesonnen scheinen möchte. Ich für mich hege die sicherste Hoffnung, dass dieses bedeutungsvolle Jahr nicht schließt, bevor die Mahdisten-stadt oder vielmehr ihre Trümmer von neuem ihre echten Patrioten und Vertheidiger aufgenommen und das Kreuz in ihren Mauern stehen hat, und vielleicht an dem nämlichen Platze wie vorher, da nach den Aussagen der aus dem Sudan kommenden Neger und Derwische das alte österreichische Missionshaus der einzige IS* 148 Stand der apost. Arbeiten in der Mission von Central-Afrikci. Rest der einst so großen Stadt ist und dem Mahdi als Pulverfabrik lange Zeit gedient hat. Um diesen feierlichen Ausgang der Dinge zu beschleunigen, halte ich jetzt, mehr denn je, das Gebet aller Freunde für nothwendig und bitte deshalb aufrichtig Euer Hochw., sich zum Dolmetsch dieses meines Wunsches bei all denen zu machen, welche uns unterstützen und ein Herz für unser Werk haben, sich mit uns zu vereinigen zu einem letzten allgenieinen Sturm auf das göttliche Herz Jesu, dass es endlich den armen Negern die Stunde der Erlösung schenken möge und sie nicht von den Eroberungen seiner göttlichen Liebe ausschließe. Zum Besonderen kommend, nämlich zum eigentlichen Rechenschaftsbericht über das, was die Mission im verwichenen Semester gethan und geleistet hat, freue ich mich, Euer Hochwürden sagen zu können, dass einige unserer Stationen fortwährend Fortschritte zum Besseren machen. Nach unserer nunmehr vollständigen Einrichtung in Assuan, nahm von allen hiesigen Unternehmungen zum Heile der Seelen die Apotheke einen ganz außerordentlichen Aufschwung. Die Propaganda hat nämlich in Anbetracht der Verhältnisse in Assuan uns einen Doctor gesandt, einen unterrichteten und geschickten jungen Mann, der sein Doctordiplom auf der Universität von Neapel geholt hat, und der mit seinen Zeugnissen allen Aussagen über die vorher von einem unserer Brüder geleitete Apotheke ein Ende machte. Täglich kommen nun an 80 Personen, Männer und Frauen, um Rath und Hilfsmittel von unserer Berühmtheit zu erbitten. Ein aus Mainz gebürtiger, erfahrener Bruder unterstützt den Doctor bei seiner bald ins Unendliche gehenden Praxis. Für die Frauen ist ihm als Hilfe eine unserer Schwestern beigegeben. Das Gute, das mit einer solchen Apotheke gethan wird, ist einleuchtend: alle Religionen, ohne Ausnahme, haben Gelegenheit, unser Haus zu besuchen und bei Bethätigung der christlichen Liebe, welche dieses ganze Geschäft leitet, eine Summe von Vorurtheilen gegen die christliche Religion abzulegen, welche in diesen Gegenden krassen Unwissens nicht wenige sind. Christliche Geduld und Erbarmung finden auch im Volke Achtung und Nachahmung, und man hört auch unter ihnen ähnliche Liebesdienste loben und ehren und sieht ein wenig Christenthum von einem Volke üben, das noch nicht christlich ist: wahrlich die beste Vorbereitung für unseren Katechismus. Es wurden dann in diesem Jahre zum erstenmale in unserer neuen Kathedrale alle Functionen der hl. Charwoche vorgenommen, mit dem eben hier möglichen Prunk und mit Bedienung, versteht sich, unserer kleinen Neger. Bei dem an Ostern stattfindenden Pontificalamt assistierten drei meiner Missionare. Ich glaube, dass dies das erste Pontificalamt ist, das seit den Zeiten des hochseligen Comboni im Gebiete der Mission gefeiert wurde. Was die Spendung der Sacramente anbelangt, so hatten wir in diesem Semester 34 heilige Taufen kleiner Kinder. Die Negereolonie in Gesira bei Kairo ist seit dem vorigen Jahre, wo sie ihre höchste Höhe erreicht hatte seit dem Bestand, immer noch im Wachsen begriffen. Sie begreifen daher die Arbeit der Patres und Schwestern daselbst, den wilden Jungen Zucht und Lesen und Schreiben beizubringen. Die abwechslungsweise Erkrankung einiger Brüder hat die Aufgabe der Obern noch bedeutend erschwert; hätte die Zahl der Neger im Verhältnis zu den sie beaufsichtigenden und unterrichtenden Brüdern stehen müssen, so wäre vielleicht ein Drittel derselben wegzuschicken gewesen. Am Feste der Unbefleckten Empfängnis hatten wir in Gesira 12 Commu-nionen, die Taufe eines Erwachsenen und von 29 Kindern, sowie 5 Firmungen. Einige der theueren Kleinen sind nach länger andauernden Krankheiten als Kinder Gottes in ihren Himmel eingegangen, wie der kleine Martin, der 6 Mo- Stand der apost. Arbeiten in der Mission von Central-Afrika. 149 nate krank war, und die kleine Victoria, welche 30 Monate das Krankenbettchen hütete, ohne sich rühren zu können. In der Pfarrei He ln an steht die Schule unter der Leitung des eifrigen P. Giacomelli auf gleicher Höhe, nach wie vor den Ruf der besten Schule daselbst genießend. Nicht weniger bekannt und frequentiert ist die von einigen sehr tüchtig gebildeten Schwestern geleitete Mädchenschule. In Suakin hören die zwei deutschen Patres nicht auf, unter unzähligen Schwierigkeiten mit großer Geduld voranzuarbeiten, hoffend, dass auch für sie mit der Einnahme von Chartum bessere Zeiten kommen werden. In Kairo, speciell im österreichisch-ungarischen Hospital daselbst, ist für die Patres und die Schwestern ein schönes Feld für Liebesdienste, Geduld und Aufopferung. Die Thatkraft unserer Leute daselbst, die für weit größeres, für ganz Central-Afrika berufen und bestimmt ist, muss sich im engen Rahmen der Seelsorge eines Spitales und einer Anzahl von Negerchristen in Kairo bethätigen und frisch den letzten Berichten scheint es, dass der Beginn der Wiederaufnahme T|ljt des Feldzuges gegen die Derwische nahe bevorsteht. Alle Anzeichen lassen ® darauf schließen, dass die Kriegsoperationen bald beginnen werden. Kitchener Pascha hat erst in den jüngsten Tagen eine allgemeine Inspection längst der Aufstellung der ganzen Armee vorgenommen und hat sich bis zu den Vorposten begeben. Dann ist er nach Berber zurückgekehrt, um hier noch die letzten Befehle für den Vormarsch nach Omdurman und die anrückende neue englische Brigade zu ertheilen. Major Gordon ist, nachdem er den nunmehr beendeten Ban der neuen Kanonenboote in Abadieh geleitet hatte, nach Kairo zurückgekehrt. Der Bau der Kriegseisenbahn, die bis zur Mündung des Atbara in den Nil geführt wird, dürfte noch vor Ende Juli beendet sein. General Rundle Pascha, der mit dem Obersten Slatin Pascha vor einigen Tagen in Kairo eingetroffen ist, hat sich bereits nach Berber begeben und Slatin ist ihm nach kurzer Frist nachgereist. Die Hauptmacht des Mahdi steht in Kerreri, zwölf englische Meilen nordwärts von Omdurman, und wird auf 30.000 bis 40.000 Mann geschätzt. Als die richtigen Kriegsschwalben sind auch die Zeitungscorrespondenten bereits auf den Kriegsschauplatz abgegangen und es wird ihrer dort diesmal eine ansehnliche Zahl geben. Gott gebe den Sieg über die Horden der Derwische und eröffne endgültig und dauernd den ungeheuren Sudan dem Einflüsse der Religion Christi! Dev schäötiche @mfsufs öes AsLanr irr Afvikcr. || iss 6er die Stellung des Islam zur Frage der Civilisierung der Neger entnehmen wir dem hl jf Vortrage eines unserer Missionäre Folgendes: In Afrika haben wir Missionäre mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen Aber nicht das afrikanische Klima, auch nicht die Rohheit der Eingeborenen und die Wildheit der Thiere sind unsere ärgsten Feinde in Afrika: unser und der Neger erbittcrster Feind ist der Islam. Dieser Islam hat Jahrhunderte hindurch das Monopol über einen großen Theil Afrikas behauptet. Mohammedaner hielten die Küsten int Norden und Osten besetzt und vermittelten von da aus den Verkehr mit dem Inneren Nun kamen die verhassten Christen, um das islamitische Monopol zu bedrohen; daher das Ankämpfen des Islam und seiner Bekenner gegen das Vordringen der Christen in Afrika. Wir haben gesehen, dass bald nach der Ansiedlung einer europäischen Macht an einem afrikanischen Küstenpunkte Aufstände au-brachen; die Anstifter derselben sind last durchwegs Mohammedaner. So war es, als im „Jahre 1882 in Ägypten der bekannte Arabi Pascha sich erhob mit dem Rufe: „Ägypten den Ägyptern! Die Länder des Islam den Jslamiten, fort mit den Christen!" Im Sudan verfolgte der Mahdi denselben Zweck. Es gibt Solche, welche behaupten, dass der Islam ein eivilisatorisches Element für Afrika sei. Sie sagen, der Neger in seinem jetzigen Zustande sei unfähig, die christliche Religion zu erfassen, deshalb lasse man ihn zuerst zum Islam übertreten und dieser werde die Neger auf das Christenthum vorbereiten. Das ist falsch Vorerst ist es nicht tvahr, dass die Neger in ihrer Gesammtheit unfähig seien, die christliche Religion zu erfassen. Weiters ist es geradezu absurd, zu sagen, dass der Islam den Afrikanern als eine Vorstufe zum Christenthum dienen könne. Zwar hat der Islam in seiner ersten Zeit eine gewisse Cultur geschaffen in Syrien, Nordasrika, Spanien; Städte wie Cordova, Kairowan, Kairo, Bagdad, Damascus waren im Mittelalter Brennpunkte islamitischer Cultur. Aber der Islam hat jene Cultur nicht selbstständig aus sich herausgeschaffeu, sondern nur durch seine damalige äußere Macht mit Hilfe fremder Culturelemente ein phantastisches Scheingebäude von Cultur aufgerichtet, das keine Dauer haben könilte. Wo ist denn heute die Cultur des Islam? Versetzen wir uns kurz nach Kairo, einer Großstadt des Islam im wahren Sinne des Wortes, und suchen wir dort nach der Cultur 168 Verschiedenes. des heutigen Islam. Was finden wir dort? Nirgends ein selbstständiges Schaffen, keinen wissenschaftlichen Eifer, kein Streben die Kräfte der Natur auszubeuten und dem Menschen dienstbar zu machen; daher sind in den mohammedanischen Ländern Eisenbahnen, Telegraphen, Schiffahrt u. s. w. zumeist in europäischer Verwaltung, weil die Mohammedaner sich nicht fähig erweisen, diese Erfindungen des christlichen Geistes für sich auszunützen, ja die frömmsten der Muselmänner hassen und verachten diese Erfindungen als Prodnctc der Christen. Wir sehen dagegen itt der islamitischen Gi oßst dt geistloses Hinbrüten über den Geistcsproducten der Vergangenheit und der christlichen Gegenwart, mechanisches Auswendiglernen der Suren des Koran und fanatisches Festhalten an dessen Buchstaben; im gewöhnlichen Volke geistloses Ringen nach dem täglichen Brote. Das ist die heutige Cultur des Islam! Es ist ausgeschlossen, dass derselbe in seiner heutigen Lage ein bildendes Element für die afrikanische Race sein könne. Der Islam ist eine Religion des Schwertes: durch das Schwert ist er groß geworden, das Schwert bildete den Hauptfactor seiner politischen und religiösen Propaganda und seiner Existenz. Überall oa, wo man ihm das Schwert, das heißt die politische Macht und Selbstständigkeit abgenommen hat, ist er in sich verfallen. Eben weil man der Türkei die politische Selbstständigkeit abgenommen und sie besonders int Kongresse von Berlin 1878 unter die Vormundschaft der Großmächte gestellt hat, ist die Türkei und in ihr der Islam verfallen; deshalb nennen wir sie nicht mit Unrecht den „kranken Mann", denn krank ist dort der Islam und seine Cultur. — Der islamitische Staat ist seinem Wesen nach theokratisch, die islamitische Religion regelt alle, die religiösen und politischen Anyelegenheiten des Staates und des Einzelnen. Das Gesetz des Islam kennt keine Gleichberechtigung zwischen mohammedanischen und andersgläubigen Ünterthanen an; wenn eine solche thatsächlich geduldet wird, so ist der Islam im Widerspruche mit sich selbst, er hat sein Princip aufgegeben und die Sultane sind nur mehr der Schatten jener Khalifen, die als der „Schatten Gottes auf Erden" galten. — Der Islam ist eine Religion der Wüste; in ihr ist er geboren und in ihr hat er seine größten Siege errungen. Solange der Mahdismus in den Wüsten und Steppen sich hielt, siegte er; sobald er aus den Steppen Nubiens sich herauswagte, um im offenen Felde sich mit den Machtmitteln der christlichen Cultur zu messen, unterlag er. Ja, die bloße Berührung mit der europäischen Cultur ist dem Islam gefährlich, sie gefährdet ihn in seinem Wesen. Es ist also ausgeschlossen, dass der Islam für die Afrikaner eine Vorstufe zum Christenthum sein könne. Im Gegentheile, der Islam ist unser größter Feind in Afrika. Überall da, wo unter den Negern der Islam sich festgesetzt hat, ist die christliche Propaganda sehr erschwert, wo nicht unmöglich gemacht. Während der heidnische und urwüchsige Neger Jnnerafrikas uns mit Achtung und Verehrung gegenübertritt und in uns Menschen erblickt, welche ihm durch Cultur weit überlegen sind, hasst und verachtet uns der muselmännisch gewordene Neger, nennt uns „Hund", „Holz für das Höllenfeuer". Die Bekehrung eines Mohammedaners ist eine äußerste Seltenheit. Es scheint mir außer Zweifel zu sein, dass die für das Bekehrungswerk fruchtbare Zone erst mit dem 12. Grad nördlicher Breite beginnt. Die südlich davon wohnenden Negerstämme sowohl am blauen als weißen 9tit und die ungeheuren Ländercomplexe zwischen Bahr-el-Arab, Bahr-el Djebel, Helle und Nepoko bilden den Gegenstand unserer Hoffnungen für die Zukunft. Es sind das Gebiete von großem Wasser- und Thierreichthum und unglaublich üppiger Tropenvegetation. Ich meine da am blauen Nile die Burum und Berta, am weißen Nile die Schiluk, Nuer, Dinka, Bari, Madi, Schuli, im Gebiete des Gazellenflusses die Bongo, Mittu und südlich die Njam-Njam oder Sandeh, lauter vom Islam unberührte Heiden mit vielen Unterabtheilungen. Der erste Schritt zu ihrer Rettung und Bekehrung besteht in der Fernehaltung des Islam. Es ist von entscheidender Wichtigkeit für die Zukunft der Neger, dass der Islam niedergehalten und seiner Macht entkleidet werde. Die mohammedanischen Potentaten Afrikas müssen von christlichen Mächten bevormundet werden, damit arabischer Einfluss und mohammedanische Propaganda hintangehalten werden. In dieser Hinsicht sind die Colonialunternehmungen der Mächte ein wichtiger Factor in der Hand der göttlichen Vorsehung, um dem christlichen Glauben die Wege nach Jnnerafriia zu öffnen und zu ebnen. Für die Redaction: P. .lauer Gcycr, F. S. C. — Druck von A.Weger's sb. Hofbuchdruckerei, Brixen.