UDK 808-5 Gerhard Nemeklomsky Univerza za izobraževalne vede, Celovec LEXIKALISCHE ÜBEREINSTIMMUNGEN IM NORDWESTLICHEN SÜDSLAWISCHEN Pričujoča razprava raziskuje sovpadanja leksike v severozahodnem pasu južno-slovanskih jezikov, in sicer v slovenščini in v kajkavskem, čakavskem in ščakavskem narečju srbohrvaščine. Jezik gradiščanskih Hrvatov ima poseben pomen za raziskavo takih sovpadanj, saj se je ta jezik uporabljal na področju, ki nas tukaj zanima, do 16. stol., ko so se Hrvatje izselili pred Turki v zahodno Madžarsko in Spodnjo Avstrijo. Navedene podatke izpolnjujejo narečni zapisi, primeri iz slovarjev in iz drugih slovanskih jezikov. Rezultati kažejo, da je v severozahodnem pasu srbohrvaških narečij najti lekseme, ki se fonetično, tvorbeno in morfosintaktično razlikujejo od ustreznih zbornih primerov, sovpadajo pa s slovenščino. Poleg tega mnogih besed v štokavščini ali sploh ni ali pa se od ustreznih besed razlikujejo pomensko. The paper attempts an investigation of lexical correspondences between the languages and dialects of the northwestern area of the South Slavic language territory. This area comprises the Slovenian language and the Kaikavian, Čakavian, and Ščakavian dialects of Serbo-Croatian. The language of the Burgenland Croats constitutes an important source for researching such parallels since this language was spoken in the area under investigation up to the 16th century when the population fled to Western Hungary and Lower Austria. Our data are completed with material from Slovenian and Serbo-Croatian dialects, dictionaries, and other Slavic languages. The results reveal that the northwestern Serbo-Croatian dialects possess lexemes differing phonetically, derivationally, and morphosyntactically from the respective Standard Serbo-Croatian forms, but agreeing with the respective Slovenian forms. Furthermore, many lexical items occurring in the northwestern South Slavic area cannot be found in Standard Stokavian at all, or they differ from respective words semantically. Die südslawischen Sprachen lassen sich wie bekannt nach strukturellen Gesichtspunkten in eine westliche (Slowenisch, Serbokroatisch) und eine östliche Gruppe (Makedonisch, Bulgarisch) einteilen. Die Grenze zwischen diesen beiden Gruppen verläuft durch Süd- und Siidostserbien; sie trennt den serbokroatischen torlakischen Dialekt vom übrigen serbokroatischen Sprachgebiet und verbindet ihn mit dem Bulgarischen und Makedonischen. Die östliche Gruppe wird durch eine Reihe von strukturellen Merkmalen, die das Resultat der konvergenten Entwicklung mehrerer nicht nahe miteinander verwandter Nachbarsprachen sind, charakterisiert. Diese Merkmale sind gut bekannt und werden als Balkanisuien bezeichnet: der Verlust der Deklination des Substantivs und Adjektivs, çli'e Entstehung des postpositiven Artikels, der Ausbau des verbalen Tempowtlsystems, die analytische Steigerung etc. Slowenisch und Serbokroatisch haben im wesentlichen diese Innovationen nicht mitgemacht. Das bedeutet aber nicht, daß diese Sprachen besonders konservativ wären; das Slowenische hat vor allem das Temporalsystem in der Konjugation vereinfacht, das Serbokroatische das Kasussystem in der Pluraldeklination reduziert und den Dual beseitigt. Aus dem Bereich der Phonetik sei hier auf den polytonen Akzent des Slowenischen und Serbokroatisch hingewiesen, der diese beiden Sprachen bzw. große Teile derselben verbindet, während Makedonisch und Bulgarisch exspi-rutorischen Akzent besitzen. Bei der Untersuchung des Wortschatzes der südslawischen Sprachen wird man feststellen, daß auf diesem Gebiet eine zentralbalkanische, innovatorische Zone (Serbokroatisch štokavisch) besteht, während andererseits die lateralen Zonen (Slowenisch, Serbokroatisch kajkavisch, čakavisch und ščakavisch, südserbisch, makedonisch, bulgarisch) eine Reihe von Übereinstimmungen aufweisen. In der zentralen Zone finden wir Wörter wie brašno 'Mehl', cepanica 'Holzscheit', čad 'Ruß', desni 'recht', guožde 'Eisen', kiša 'Regen', kišnjak 'Regenwurm', kupus 'Kraut', metati 'stellen, legen', ručak 'Mittagessen', sekira 'Axt', vatra 'Feuer', znoj 'Schweiß' und andere, während in den lateralen Zonen die entsprechenden semantischen Inhalte durch folgende Lexeme bezeichnet werden (in ihrer slowenischen Standardform): moka, poleno, saja, praoi, železo, dež, deževnik, zelje, klasti, obed, topor, ogenj, pot, usw. (vgl. Popović 1960: 420ff'., Tolstoj 1974, 1977). Die nordwestliche laterale Zone (Slowenisch und Nordwestserbokroatisch) besitzt zahlreiche lexikalische Gemeinsamkeiten, deren man sich schon seit einiger Zeit bewußt ist (Tentor 1950, Popovic I960: 521—325, Zajceva 1967, Bezlaj 1970, Boryś 1972, Kurkina 1976, Neweklowsky 1984a, 1984b u.a.). Diese nordwestliche Zone des Südslawischen zeigt auch lexikalische Affinitäten zu den west- und ostiawischen Sprachen (Bezlaj 1970: 97f„ Smoczyński 1972, Va-silev 1975, 1975, Kurkina 1980). Während man früher zur Lösung von Fragen der Ethnogenese der Slawen, der Entstehung der slawischen Einzelsprachen und Gruppen von Sprachen fast ausschließlich phonetische und morphologische Daten herangezogen hat, versucht man heute immer mehr mit Hilfe lexikalischer Daten Lösungen von Fragen wie urslawische Dialektgliederung, Abwanderung aus der Urheimat, Verwandtschaftsverhältnisse u. a. näherzukommen. Es besteht kein Zweifel, daß die nordwestlichen serbokroatischen Dialekte, insbesondere kajkavisch, čakavisch und ščakavisch zur serbokroatischen Sprache gehören; dennoch zeigt eine genauere Analyse ihres Wortschatzes auffallend viele Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen mit dem Slowenischen, entweder mit dem gesamten Sprachgebiet oder mit Teilen desselben. Wir wollen in dieser Arbeit lexikalische sowie charakteristische phonetische und wortbildungsniäßige Parallelen innerhalb der nordwestlichen Randzone des südslawischen Sprachareals behandeln, wobei als Ausgangspunkt das Slowenische einerseits und das Burgenländiscli-Kroatische anderseits dienen sollen. Die Sprache der Burgenländer Kroaten weist zahlreiche Parallelen zum Slowenischen im Bereich der Lexik auf, vielleicht mehr als dies in kajkavischen und čakavischen Dialekten Kroatiens der Fall ist (so weit wir dies aus den vorhandenen dialektologischen Untersuchungen und Dialektwörterbüchern entnehmen können). Was ist die Ursache dafür? Es ist gut bekannt, daß die Burgenländer Kroaten im Laufe des 16. Jlis. im Zuge der Türkenkriege nach Niederösterreich, Westungarn (heute Burgenland) und die Slowakei (Nähe Preßburg/ Bratislava) gekommen sind. Die heutigen kroatischen Mundarten des Burgenlandes sind ein stark geschrumpfter Überrest dieser Besiedlung. Obwohl sich diese Mundarteil lexikalisch nicht unbeträchtlich untereinander unterscheiden, können wir annehmen, daß ihre Sprecher aus einem zusammenhängenden Gebiet eingewandert sind, weil ihre Sprache doch außergewöhnlich viel gemeinsam hat. Das Auswanderungsgebiet schloß einst an die Gebiete des (heu- tigen) kajkavischen und čakavischen Dialekts an und lag ungefähr in dem Dreieck zwischen den Flüssen Kupa, Save und Una bzw. auch jenseits der Save in Slawonien und östlich der Una im angrenzenden Bosnien (vgl. Neweklowsky 1978: 266—281). Dieses Gebiet war der slowenischen Sprache nicht unmittelbar benachbart. Obwohl die Kontakte der Burgenländer Kroaten zur alten Heimat nie abgerissen sind, waren sie doch eher auf Einzelpersonen beschränkt und konnten auf diese Weise die sprachlichen Verhältnisse im Burgenland nicht wesentlich beeinflussen. Wir können daher annehmen, daß die Lexik der kroatischen Dorfmundarten des Burgenlandes genuin ist und seit dem 16. Jh. von einer Generation auf die andere überliefert worden ist; sie ist nur unwesentlich durch die štokavisehe Standardsprache beeinflußt (durch Druckerzeugnisse in den letzten Jahrzehnten), während der štokavisehe Einfluß auf die modernen kajkavischen und čakavischen Dialekte Kroatiens evident ist. Die sprachlichen Merkmale, die in der slowenischen Sprache, in den serbokroatischen nordwestlichen lateralen Dialekten und in der Sprache der Burgenländer Kroaten zu finden sind, beweisen, daß diese Sprachen bzw. Dialekte bis zum 16. Jh. in viel engeren Beziehungen standen als heute. Bis zu den durch die Türkenkriege bedingten Migrationen entwickelten sich die südslawischen Sprachen so wie dies im ungestörten Leben einer Sprache der Fall ist: die dialektalen Übergänge und auch die Übergänge von einer (nahe verwandten) Sprache zur anderen waren graduell. Erst durch die Bevölkerungsverschiebungen wurden Dialektgrenzen verschärft und das Verhältnis der serbokroatischen Dialekte zueinander verschoben (Brozovic 1970). Die nordwestlichen kroatischen Randgebiete sind nicht von den neušto-kavischen Innovationen erfaßt worden. Daher bestehen auch in der phonetischen und grammatikalischen Struktur der slowenischen Sprache und der kroatischen Randgebiete Übereinstimmungen, von denen einige hier angeführt seien: 1) *djj im Typ meja, 2) -jd-, -jt- bleiben unverändert (najdem, najti), 3) -šč I šč gegen št (ognjišče]ognjište), 4) Bewahrung von os- in osak, 5) -ž—> -r- im Wort morem und in der Partikel -r(e) (aus *že), 6) die Endung des Instr. Sg. geht auf *-ро zap. kr.«, štok. misa. rj — r: mórje oder morję 'Meer'; Bg morjiê, St morljiê, Sch m'örje, Wg mordze; im Kajk. (Belege in ARj.), Vuk möre, in westl. Mundarten môre. nog- — nok-: nôhet -Ma 'Finger-, Zehennagel'. SSKJ nôht, dial, nôget, nôft, nojêt (Bezlaj II 226); Bg nuóhat nuôxta, St nuôt, Sch n'ovat-, ähnlich in čak. und kajk. Mundarten (Vi-., Habd.; Virje noft, Oz., Cres, Orl., Bak., Vrg.) ; štok. nôkat. ocvir- — čvar-: ocvirek 'Speckgriebe', zu coâriti, ocvreti; Bg ûcoirak, Pd ocoîrak, DNV ocoârki, Hadrovics ocvirki 'ds.\ Bg cvrît 'Fett auslassen'; die Formen ocvarak, ocvirak sind im Kajk. und Čak. vertreten (vgl. Skok I 284); štok. cvàrak. oreh- — orah-: óreh orélia 'Nuß'; BWb orih, St orî ofija, Sch h'ori hor'ija; ebenso in zahlreichen kajk. und čak. Mundarten (Vr., Belost., Pohl, Virje, Karl., Susak, Kom.), vgl. russ. orech, tschech. orech; nur in der zentralen, štokavischen Zone ist das Jat als a vertreten (orah), während wir in den Randzonen und in den übrigen slaw. Sprachen den regulären Reflex des Jat. finden (Popovic I960: 443f.). pameti- — painti-: pàmetiti 'sich etwas merken, sich erinnern'; Pd pâ-metit; ebenso im Kajk. und Čak. (Orl.); štok. pâmtiti. pre- — pra-: préded 'Urgroßvater', SSKJ prâdéd; Op pr'edida, Sp pr'em-dida, DNV prèdied; vgl. Cres preded, prenono, prebaba; im Štok. pradjed. prek — preko: prek 'über', Präp. mit Cen., Adverb; im ganzen Bgld. prik; diese Form ist auch aus alten Wörterbüchern bekannt, heute in Istrien (ARj.); štok. preko. recelj — rucelj: récelj -clja 'die Sensenhandhabe für die linke Hand': Wu riêcaj -clja 'ds.'; Karl, recelj 'poprečni držak kose na kosišču', ČL rucęj 'Griff des Ruders', Vuk rucelj 'Sensengriffe' »u Srijemu«; vgl. Skok (III 119). rž- — raž-: riišče 'das Roggenfeld nach der Ernte'; Op hrzišče 'ds.'; ARj. ližište, Ržišce als Toponyme; štok. raž, ražište. skopi- — škopi-: skopiti 'kastrieren', SSKJ auch skópiti, ipf. skópljati; Bg skd pit; so auch im Čak. (Cres, Buk.; Orl. skopec 'castrated ram or boar'), vgl. auch russ. oekopljatštok. škopiti (zum Lexem Kurkina 1982: 20). sliv- — šljiv-: sliva 'Pflaume'; Sch sl'ioa, so im ganzen Bgld.; auch im Kajk. und Čak. weit verbreitet (Habd., Vr., Belost., Vrg., Orl.); im Štok. šljioa (wohl sekundäre Assimilation). srbe- — svrbe-: srbéti -im 'jucken'; Bg srbit sVbi-, kajk. und čak. (Virje, Turop., Bak.); vgl. bulg. sarbi; štok. sorbjeti. sta--staja-: stati stojim 'stehen'; Bg stât stbjim, ganzes Bgld.; ebenso im westlichen Bereich des Skr. weit verbreitet; štok. stàjati stojim. sveder — svrdao: svéder -dra Bohrer'; Bg so'idr, Haci cvidr 'ds.'; das gemeinslaw. Wort ist im Kajk. und Čak. gut bekannt (Belost.. Turop., Virje, Zumberak. Orl., Vrg., ČI.); štok. svrdao, svfdlo; zum Lexem vgl. Skok (III 375). ščet- — čet-: ščetica, Deminutiv von ščet 'Bürstchen, Borstenpinsel'; Bg ščetica 'Bürste'; in den Wörterbüchern von Yitezovic und Belost. (ARj.); štok. četkica, četka. ščrb- — škrb-: ščrba 'Zahnlücke', ščrbao 'zahnlückig', in SSKJ sind die Formen škrba, škrbao, škrbast angeführt; Bg ščrba, ščrbau 'ds.'; auch kajk. und čak. (Virje ščrba, Turop. ščrba 'ostatak slomljenoga zuba u ustima', Bak. škrbast, ščrbast, ČL ščrbina 'Zahnstumpf'); Vuk škrbao 'schartig', škrbina 'Stummel' »Montenegro«. vleči — vuéi: vleči 'ziehen'; Bg oüc 'ds.', so im größten Teil des Bgldes, daneben aber auch oluč und duć (vgl. Neweklowsky 1978: Karte 19); auch kajk. und čak. olić; štok. o uči, vgl. altkirchenslaw. olešti. 2. Wortbildung ćć.sen -sna 'Knoblauch'. Dialekt formen in Bezlaj (1 79); Bg cesün, Sch češ'an 'ds.'; Cres česen, ČL česan, Senj češanj, auch Kosovo česan, Bulg., Mak.. Vuk cèsnjak und česan »u Boci«; Etymologie bei Skok I 311 f. čirjak = čir, čira j 'Geschwür'; Bg cird'ak -a 'Abszeß'; ebenso Vr., Belost.. heute im Čak. čirljak (Žminj); štok. čir-, gemeinslaw., Belege bei Bezlaj (I 83) und Skok (I 327). dol/.iček 'nicht gar lang', östl. Mundarten, nicht in SSKJ; Bg dMičak 'lang'; die Existenz der Form in bgld.-kr. Mundarten wird von ARj. konstatiert: »u naše vrijeme u ugarskili Ilrvata«; sonst in allen skr. Dialekten düg. gôbec -bca 'Schnauze'; Sch g'uboc 'ds.'; Habd. und Belost, gubec, Bak. 'pogrdna riječ za »usta«', Vuk führt gubac mit der Bedeutung 'die äußerste Spitze des Vorderteils des Schiffes' an (der Beleg stammt wohl aus dem Küstenland, da im Wörterbuch 1818 nicht vertreten); im Štok. wird für 'Schnauze' gttbica gesagt. gościna 'Gastmahl', nicht in SSKJ. nicht in Bezlaj; Bg gosema 'ds.' (vgl. auch ARj.); im Stok. #óśćenje. grâhorkn 'Wicke', meist grašica; Wu grâhorka '(Futter)wicke'; im Kosovo bedeutet grâôrka eine Art Henne (Elezovic), diese Bedeutung auch im Slow, belegt; štok. heißt die 'Wicke' griihorica, zu grâli, gemeinslaw. halja Olx-rkleid, Kleid'; DNV halja 'suknč', Sch h'alja 'Kleid'; kajk. und čak. (Turop. htila 'muški kaputić', Karl 'zimski kaput'. Oz. 'kaput'. Vrg. 'ženski dugi ogrtač od gruboga sukna', Senj 'suknja', Vuk 1) 'ženska lutljina kratka i bez rukava' »u Hrv. oko Otočca«, 2) 'Art Männer- und Frauenrock' »oko Spljeta«); štok. hàljinn; nach Skok (1 652f,) gemeinsüdslaw., Vâzny (1927: 269) leitet es aus osmanisch hali (aus dem Persischen) lier. kópel 'Bad', nach SSKJ auch kopêl -i; Sch k'üpelj 'ds.'; auch in anderen slaw. Sprachen: russ. kupéï, tschech. koupel, poln. kąpiel; im Štok. andere Bildungsweisen wie kü/ni nje, kupa liste, kùpnlo, kupai ilo. fcrLovina = krtina; krtnina — krtina 'Maulwurfshaufen'; Bg krtooina, St krtaróoina, Sch kartol'öoina 'ds.'; krtooina im nördl. Kroatien, Velika Gorica (und weitere Formen in Skok II 213, ARj.), Ihm Vuk krtordoina »u Bara-njic; štok. Ar/icnjäk, alle Formen zu krt 'Maulwurf'. med Präp. 'zwischen, während'; ebenso bei den Bglder Kroaten, auch z. B. med delom 'während'; auch in čak. Dialekten (z. B. Oil., Senj); die štok. Form medu geht auf einen Lokativ Dual zurück. mlačen -čna 'lau'; Bg mläcän -čna 'ds.'; auch čak. belegt, z. B. Vrg.; štok. mlak. mladje und mladje 'junge Triebe, junger Anwachs, junges Holz'; Wu mlad'iê 'Pflanzentriebe'; dial, in Zumberak mandé 'mlade grane', ARj. »samo u Stulicevu rječniku (...) — nepouzdano.«; Kollektivbildung zu mlSd; im Štok. nicht vertreten. nakoo = naklo 'Amboß', SSKJ nakov Beschlag'; Sch n'äkov Amboß'; auch bei Vr., Belost. u. a. (ARj.); štok. nâkovTwj. pédenj -dnja 'Spanne', dial, auch peden -dna, pedânj; Bg piêdûnj, St spiê-danj; Vuk pêdalj, v. pêd f. pi u < i plûjem 'schwimmen', SSKJ auch plôvem; Sch pl'ut pluj'iem 'ds.'; Vuk püti рпјет »u Risnu«, in ARj. ist die Infinitivform pluti belegt, Präsens aber nur plovem, štok. plivafi рПопт (Ersatz durch imperfektive Bildung mit -oa-). pórod poroda 'Geburtsakt, Entbindung', SSKJ auch porod; Bg puôruod 'ds.'; Belege für diese Bedeutung in ARj. unter pôrod a.; Vuk pórod 'Nachkommenschaft'; štok. pôrodâj 'Geburt'. praoica 'Recht, Gerechtigkeit', slow, pravda Gesetz'; Haci pravica skr. 'pravda' ('Recht, Gerechtigkeit'); in dieser Bedeutung ist pravica im Čak. vertreten (Bclost., Bak., Vrg., ČL), Vuk pravica 'prâvda 1)' »ko se drži pravice, taj ne muze kravice«. predien 'Spinnerin'; Sch pred'ica 'ds.'; in ARj. nicht vertreten, Vuk prelja. preprečiti -im 'verhindern, zuvorkommen'; BWb prepričiti; Vuk prepreka 'Hindernis' »u Hrv.c, prepriječiti 'vorstecken, vorstemmen' »juž.c; štok. spri-jdčiti 'verhindern'. strnjh 'Getreidestoppeln', fehlt in SSKJ; Bg strnjiê 'Stoppelfeld"; ARj. »U Orahovici u Slavoniji zabilježio Ivšic«; štok. s/mjište (diese Form, str-nišče, hat auch SSKJ). strçsek -ška 'Auslage, Aufwand, Kost, Nahrung'; Bg struošak 'Spesen'; kajk. und čak. (Vr., Habd., Belost.); štok. trüxak, etym. zu troi ta. Dfîjka 'Leitseil, -ricmen'. Pl. vojke 'Zügel'; Ne vuôjke 'Zügel, Trensenriemen am Kummet'; (liai. Virje, Turop., Karl.; vgl. štok. police 'Zügel'. zlât 7.lâta 'golden'; St zlât zlata; im westl. Skr. weit verbreitet (vgl. ARj.), gleiche Bildung auch in anderen slaw. Sprachen (tschech. z laty, russ. zolotoj); štok. zlât an, zlâtni. źipina 'Vieh'; Bg živina 'Tier'; diese Form ist in den čak. Mundarten verbreitet, oft mit konkreter Bedeutung, z. B. 'Maultier'. 'Schaf' (Zajceva 1967: 89, Orl.), Vuk živina 'Geflügel, Federvieh' (»u Vojv.«), 'životinja (»u Dubr.«). 3. Morphosyntaktische Parallelen klôp -î 'Bank'; Bg kl up -i; Belost., in nordčuk., kajk. Mundarten, Zumberak (Skok II 103); im Stok. klüpn. oIqv 'Blei', auch olovo, nicht in SSKJ; GW uôloo (aber Bg uôlovo, Sch ölooa); gemäß ARj. kommt olov nur in den Wörterbüchern und nicht in lebenden Mundarten vor; štok. fl/ovo. plâkati se neben plakati 'weinen', SSKJ hat nur plakati; Bg plâkat se, so im ganzen Bgld., auch iu den schriftlichen Quellen (Hadrovics 1974: 250, 251); ebenso in čuk. Mundarten (Cres, Lošinj, Susak); im Štok. das nichtreflexive plakati. sànja Traum'; Bg DNV sanja 'ds.'; Belost., čak.. Vrg. s°anj sna, vgl. ARj. unter sanj snja und sanja: bulg sanjat; štok. sän sna 'Traum', slow, sèn snà 'Schlaf. strân -î 'Seite'; Bg strân -i 'ds.' (ganzes Bgld.); auch in alten Wörterbüchern (ARj.), čak. (Cres, Orl., Vrg.); gegen štok. stràna. iréba je, tréba ni 'es ist nötig, man muß', 'man muß nicht, braucht nicht'; ebenso im Bgld. t riba je. to ni triba; gegen štok. trêba. videti se 'gefallen' (Oststeiermark); Bg vïdit se 'ds.'; auch im Čak. (Vrg., ARj. 20: 834); im Štok. bedeutet vidjeti 'sehen', svidjeti se, svidati se 'gefallen'. zvôn 'Glocke'; Bg zvudn; ebenso im Cak. (Cres, Orl., Vrg.) und in anderen slaw. Sprachen (russ., tschech. zvon, poln. dzwon, bulg. zvïin); aber štok. zvftno. 4. A u s dem Romanischen entlehnte Wörter baril 'majhen sodček, držeč 6—15 bokalov; tudi stisnjen podolgast sodček, držeč 1—2 vedri', vino pijo iz barilov, barilec 'Handfüßchen'. Črni Vrh ba-rigla ne prevelika posoda, podobna škafu z dnom zgoraj in spodaj', SSKJ baril, barilček, barilec; Ne bârïl 'buttenähnliches, schön verziertes Gefäß (Weingefäß bei Hochzeiten)', Sch bar'ilac 'Holzflasche, Feldflasche'; im kajk. Dialekt (Habd. baril, barilec, Virje baril) und im Küstenland, so im Čak. (Ork, Susak. Kom., ČL) und in Montenegro (Romanizmi 27: bario -ela); das Wort ist bei Vuk in der Form borilo 'ein hölzernes Wassergefäß' (»Montenegro«) vertreten. bregÇse (SSKJ 'široke hlače iz domačega platna'), dial, auch brugeše (Juž-nonotr.); Bg bregieše 'Unterhosen'; Belost. bragiše, kr. dial, im Čak.. in Istrien, Süditalien, Rab, vgl. ital. brachesse, lat. bracae (ARj.); etym. zu venez, braga, furl, brage 'Seil' (Skok I 1%). buča 'Kürbis; Schädel (peior.)', SSKJ gibt dazu noch die Bedeutung 'tre-bušasta posoda'; Bg bùca 'Kürbis; Schädel'; bei Habd. bučko, bučkast 'bucca-tus'; Vuk 'staklen okrugao sud sa grlićein gore' (»Dubr.«); die Bedeutung 'Schädel' (peiorntiv), die wir im Slowenischen und bei den Bglder Kroaten finden, ist in ARj. nicht belegt; das Wort kommt aus ital. boccia (vgl. ARj., Skok I 177, Bezlaj I 51 f.). cemitar, cemUer 'Friedhof', dial. ( Južnonotr.), nicht in Pleteršnik und SSKJ; Bg eimitr, St cintir, Sch c'intor 'ds.'; auch čak. (Vrg. cimîtor, citna-tôrij mit Lit.); zu lat. coemëtërium; die Form cintor kann aus ung. cinterew entlehnt sein. čičerka 'Kichererbse'; Sch cičorka 'Erbse' (im Bgld. nicht weit verbreitet): unter den älteren Wörterbüchern nur bei Belost. čičerka; die Form kommt aus ital. cece, cicerchia; vgl. auch čičoka, čičovka, čičok 'Art kleine Rübe; helianthus tuberosus' (Hadrovics 1985: 177) (zufällige Ähnlichkeit?). dijuciti — dijačiti za mrličem 'eine Leiche besingen', jâèka 'Psalmengesang', nicht in SSKJ; Op dijacit 'singen', Bg jačit, zajačit, jučka 'Lied'; abgeleitet von dijak 'diaconus' (ARj. sub jačiti, Hadrovics 1974: 457, Bezlaj I 101, vgl. auch Hadrovics 1985: 192ff.). fortüna 'Sturm', in SSKJ fortiina knjiž. usoda, sreča (also nicht in der Bedeutung 'Sturm'); Ni fortuna 'Sturm'; gut im Čak. belegt (Belost., Orl., Senj, Vrg. frtuna); nach Skok (I 526) ist das Wort in der Bedeutung 'Sturm' balkanisch, ein Euphemismus zu ital. fortuna 'Glück', vgl. auch Bezlaj I 130. frigati = pražiti 'rösten, schmoren', frigana jetra, nicht in SSKJ; Bg frigat 'Eierspeise machen', Hatlrovics 1974 friganje 'Eierspeise': gut dial, belegt, so Habd. frigana jajca 'frixa ova', Orl.. Kastav, Senj, Pohl. ČL, Romanizmi 96 ffitaja 'kajgana'; nach Skok (I 530f.) handelt es sich um ein dalmato-rom. Reliktwort, lat. frigere (ital. friggere), wie aus dem velaren g vor e geschlossen werden kann. gâjba 'Käfig', Dem. gùjbica, SSKJ gibt dazu noch 'zaboj iz lesenih letev' ('Holzverschlag') an: Bg gàjbica 'Käfig'; gut im Čak. belegt: Kastav, Orl., Senj, Cres, Vrg.; Pohl hat gojba, ČL kôjba; verwandt mit lat. cavea; kajba ist ein dalmato-rom. Reliktwort, wobei sich unter dem Einfluß von ital. gabbia das k in g verwandelt habe (Skok II 16, vgl. auch Bezlaj I 136). kärmina 'TotenmaliF. auch Pl. karmine; Bg kârmine, DNV karmina; Habd. 'parentalia, convivium funebre'; Skok (II 52f.) ist geneigt, eine Kreuzung zwischen lat. carmina und slaw. krma, krmiti zu sehen (zum Lexem vgl. auch Bezlaj II 20). kaštiga 'Strafe', kaštigati 'bestrafen', im Slowenischen bis ins 19. Jh. allgemein, heute Prekmurje, nicht in SSKJ; Bg kaštiga, St kaštiga, kaštigat 'ds.'; das Wort ist im Kajk. (Habd., Virje), Čak. (Orl., Kastav, Senj, Kom., ČL) und in Montenegro (Romanizmi 160) bekannt; zu ital. castigare, castigo. im Slow, und Kajk. ist eine mögliche Quelle auch das ahd. chastigon (Skok II 58, vgl. auch Hadrovics 1974 : 460. Bezlaj II 23). köfan 'Schrein. Truhe mittlerer Größe', dial, in der Bela Krajina und im Prekmurje, nicht in SSKJ; Wg k'ofan 'Truhe'; aus ital. cofano, lat. cophinus (Bezlaj II 53). komin = kómen 1) 'Kamin', 2) 'Feuerherd', 3) 'ein Vorsprung beim Ofen, auf welchem die Kinder zu sitzen pflegen, um sich zu wärmen', SSKJ körnen -a und -mna 1) dial, štajersko 'vodoraven zid pred odprtino kmečke peči', 2) dial, prekmursko 'klop ob kmečki peči'; Seil k'ömin 'offenes Feuer', Ne kuómin 1) 'Selche, offener Rauchfang', 2) 'Rauchkiiche'; dial. Vrg. kbmïn 'ognjište', Vuk kômin komina 1) 'Küche' (»Dubr.«), 2) 'Rauchfang'; aus ital. cammino, lat. caminus oder dt. Kamin, letztlich zu griech. kttminos (ARj., Bezlaj II 61). mest er -tra — mojster 'Meister', rneštrija = mojstrstvo, rokodelstvo, in östlichen Dialekten; Bg mëStr 'Meister*, meštrija 'Handwerk'; kroat. dial. Senj, Vrg. meštar, Orl. mešter; Vuk mêstar (»u Hrv.c), sonst skr. mäjstor; kommt aus ital. maestro, dieses aus lat. magister, ung. mester kommt aus dt. Meister (Skok II 351, Bezlaj II 192), Hadrovics 1985: 362ff. nimmt für das ung. Wort französische Herkunft an; im Bgld. und im Slowenischen ist die Herkunft aus dem Ung. wahrscheinlich (zumindest möglich). mezdna, mazâna, mozâna 'Weinkrug, Weinflasche, Trinkgeschirr', nicht in SSKJ; Ne mozâna 'Weinkrug aus braun glasiertein Steingut'; Zumberak mazana 'Getreidemaß', ČL mezSnica 'Säckchen'; aus ital. rnezzana, dieses aus lat. mediana (Skok II 395, vgl. auch Bezlaj II 173). mûrva 'Maulbeere, Maulbeerbaum', dial. Gailtal murna 'Brombeere'; Bg mürva (in der čuk.-štok. Mau. von Sch aber d'uda); verbreitet im Kajk. (Habd., 1 urop.), Čak. (Orl. 'unidentified tree', Senj, Karl.. Romanizmi), Vuk »po jugoz. kr.«; ein dalmato-rom. Reliktwort aus lat. mörus, mórum (Skok II 484, andere Erklärungsversuche und weitere Dialektbelege Ihm Bezlaj II 207): im štok. dùd. mustač 'Schnurrbarthaar', mustàce, mustàci 'Schnurrbart', dial. Kärnten muštace (Karničar 1979: 134); im ganzen Bgld. mustaći; Dialektbelege im Kajk. und Čak. (Ilabd., Virje, Susak): der Gräzismus moustaki ist ein balkanisches und westeuropäisches Wort (Skok II 488, vgl. auch Bezlaj II 208). očali 'Brille', dial, očale, očala; BWb očalji, Sch ocälje; bei Habd. očali, im Kajk. und Čak., Vuk »po jugoz. kr.«; entlehnt aus ital. occhiali (Bezlaj II 239); im Štok. naočale, naočari. pàiul — fižol 'Bohne, Fisole', neben bdžol, bažolu, fržol, nicht in SSKJ; Sclid pa/.'ülj, bei Hadrovics 1974 pa/.on; heute pažul in Istrien (ARj.); bei Skok (I 126f.) werden weitere Dialektbelege angeführt, es handle sicli um einen Gräzismus lat. Herkunft; bei Vuk pasülj. plâdenj 'Teller'; Bg pladiinj plhdnja, Wg pl'ajdan, Ne plàdnjâk "reller-bord', vgl. auch die Belege bei Vdzny 1927: 294; im Čak. (z. B. Cres); hergeleitet von griecli. pluthunon 'Kuchenbrett', im Slaw. ein altes Lehnwort aus dem furlanischen pladine, vgl. venez, piadena (Skok II 673, Hadrovics 1974: 476); im Štok. tanjur, tanjir, welches auch im südl. Bgld. als tanjir und tarinj bekannt ist. plântati 'hinken', in SSKJ als »östlich« bezeichnet; Bg plantât, St pluntat 'ds.'; nach Skok (II 676) ist planta bzw. planda ein dalniato-roHi. Reliktwort, während es im Slow, und in Istrien aus dem furlanischen planta komme; štok. und slow, šepati. râca 'Ente', racdk 'Enterich'; St ràca, račac, Bg rûcâk, Sch racäk 'ds.'; im Čak. (Bak.) und Kajk. (Turop., Virje); kommt aus furlanisch ra/.ze, lat. ratis (Skok III 92f.), vgl. ung. réce. skrinja 'Truhe, Lade', dial. (Južnonotr.) skrinja; Gü skrinja 'Mehltruhe', Bg 'Sarg', Hadrovics 1974 'Schrein, Lade, Sarg', DNV 'Schrank'; in den Wörterbüchern von Vr. und Habt!., kajk. (Turop.), Montenegro (Romanizini 330), Vuk skrinja/skrinja »in (süd)wcstl. Gebieten«; es handelt sich um ein dalma-to-romanischcs Reliktwort, aus lat. scrinium über ital. scritfno (Skok III 270). Hadrovics 1974: 483 leitet das Wort aus ahd. scrini, mhd. scrin her. štimati 'meinen, dafürhalten'; im ganzen Bgld. štimat bzw. ščimat 'ds.'; im Čak. und Kajk. gut belegt (Ilabd.. Belost., Kastav, Orl., Vrg., Oz.); gehört zu lat. aestimare, ital. stimare. oardir -rja = vardjan, oardjân — čuvaj 'Hüter, Aufseher. Wächter'; DNV ourdir 'polni hlidač', Wu ordir 'ds.', ordirnica 'Hütte des Weingartenhüters'; fehlt in ARj.; bei Pleteršnik finden wir den Hinweis auf ital. guuidiuno. 5. A u s dem Deutschen entlehnte Wörter сџргтса 'Zauberin, Hexe'; St cuôprnica 'ds.' (das Wort wird nur in einigen Dörfern des südl. Bgldes gebiauclit, sonst viška oder bosorka, aus dein Ung.), Hadrovics 1974 coprija 'Zauberei'; belegt im Kajk. (Habd., Karl., Virje. Oz.), Vuk »u Hrv.«; vgl. auch Skok (I 272) mit weiteren Belegen; stok. oještica (gegen bgld.-kr. očšt-k-a > viška). fâlin/га - pogrešek 'Fehler'; BWb falinfia ds.', faliti fehlen'; dial. z. B. Senj fulingu; aus dem Bairischen fülen 'fehlen, Fehler machen'; in Betracht kommt auch ital. fallire, in der adriatischen Zone konnten sich beide Quellen mischen (Hadrovics 1974: 449, Bezlaj I 127, Skok 1 r>04). farnik = faran 'Pfarrer', färof 'Pfarrhof', fura 'Pfarre', die beiden letzten Wörter auch in SSKJ, furof mit der Angabe »dial., östlich«; BWb farnik. farof, fara 'ds.'; aus dein Deutschen, weitere slow. Dialektformen in Bezlaj 1 127f. gâlge 'Galgen', SSKJ gâoge; Bg gauge; unter den Wörterbüchern Belost.; vgl. Skok I 546 unter galde. hajdina, hâjdina = ajda 'Buchweizen'; Sch hajd'ina, BWb auch hajda; kajk., Belost.; Vuk êljda; vgl. dt. Heiden(sterz), die deutsche Bezeichnung kann auch Umbildung des tiirk. heida durch Volksetymologie sein (Skok I 649). hiša 'Haus; Zimmer', dial, auch hiža (Bezlaj I 194); im ganzen Bgld. hiža (bzw. St tža), lužica 'Zimmer', seltener 'Haus'; außer im Kajk. und Čak. ist das Wort auch in ostserb. Maa. bekannt (Zajceva 1967: 109), auch in anderen slaw. Sprachen; aus ahd. hüs, vgl. Skok I 668f. mit Lit. kétina 'Kette', dial., z. B. Južnonotr., Črni vrh 'veriga, s katero je govedo v hlevu privezano'; Bg kiêtine, Sch ok'êtina 'Kette'; im Küstenland kàdena und Ableitungen; aus ahd. chetlnna, dieses aus lat. catena (Bezlaj II 30), im Küstenland kommen Formen mit t aus dem Balkanlatein, Formen mit d aus dem Venez, oder Furlanischen (Skok II 12f.). kikla 'Weiberrock', dial, cîkl'a (Južnonotr.); St kiklja, Bg kikljdča 'ds.'; das Wort ist im ganzen kroat. Küstenland bekannt mit Ausnahme von Cres (Cres 75), Skok (II 79) führt auch Belege für die Gornja krajina und Zum-berak an; aus dt. Kittel. krtača 'Bürste', dial, auch krtač, krtačiti; Stb kort'aca 'ds.'; entlehnt über deutsch Kardätsche 'grobe Pferdebürste'; im Čak. škrtača (Vrbnik), aus furlan. scartàzza, scartaz, venez, scartassa (Skok II 404). kušeodti -ûjern = poljubovati, küsniti kûsnem = poljubiti 'küssen', kušljaj Kuß'; Sch kuseo'at, kušnut 'ds.', Hadrovics 1974 kušac 'Kuß'; kroat. kajk. kusec, Zumberak, Küstenland, Inseln, Belost., weitere Belege in ARj., siehe auch Skok II 247. lagen -goa 'Weinfaß', lâgeo -goe 'Flasche', in SSKJ auch lâgoa 'velika steklenica', weitere Belege aus dem Slow., Kajk., Russ. und Westslaw. bei Bezlaj (II 119); GW lägt!o 'Weinfaß'; letztlich aus lat. lagöna, laguna, über bairisch lägen, ahd. lagello aus der Karolingerzeit (Skok 11 260). nór nóra 'närrisch', nórec 'Narr', nori ja 'Narrheit, Narretei' usw.; Bg nuôr nuóri, DNV nùrûc, Pr nftrija 'ds.'; im Kajk. gut belegt, z. B. Habd., Turop., Oz., Vuk norac »u Hrv.c; zu ahd. narro, nhd. Narr. i/pica 'Affe', in der Schriftsprache Neuschöpfung, dial. Prekmurje; Sch opica, BWb hat daneben auch opičar; das Wort ist im Kajk., Altruss.,Tschech. und Sorbischen bekannt, entlehnt aus ahd. äff o (Skok II 560); im Skr. durch den Turzismus majrnun (arab.) verdrängt. piirmu 'Scheune, Heuboden', dial, auch pâma (Oststeiermark); Ne pârma 'Getreideboden, Speicher', Gü p'ärmo, Wu pdrme; kroat. Dialektbelege: Virje, Karl., Turop., Oz. 'odjeljak u sjeniku: prostor izmedu dviju krovnih greda'; aus ahd. harn jasle, stog, štagalj, (Skok II 610). pęk 'Bäcker'; DNV piek, Bg piêka 'ds.'; bekannt im Kajk. (Turop., Virje) und Čak. (ČL, Bak., Koni.); aus ahd. pecclio, bairisch Bäck, vgl. auch ung. pék. pûkia 'Radbüchse'; Ne pùk.ia 'Achsbüchse beim Rad', Sch p'uška 'Nabe', Wu plksa 'Achsbüchse'; skr. puška 'Gewehr' kommt aus ahd. bulisa, dieses wiederum aus lut. buxis (vgl. Skok III 71 f.); die Form ohne Metathese und die Semantik sind für das Slow, und Bgld.-Kroat. charakteristisch; piksa ist eine ganz junge Entlehnung. pûtra 'enghalsiger, irdener Krug (bes, für Essig)', in östl. Mundarten; Ne pütra 'Plutzer, Wasserbehälter mit Henkel, meist aus unglasiertem Ton; wurde zur Feldarbeit mitgenommen'; vgl. die in Skok (III 89) angeführten Formen »pütrih (Vodice, Buzet, Sovinjsko polje, Istra) 'ručna posudica u obliku bačvi-ce, barilce (Žuinberak)', slov. (Štajerska) pütrih 'Handfällchen', putnca (Virje), pûtra (Virovitica) = putra (Virje),...«; zu mhd. puterich 'Schlauch, Faß,. skedenj 'Scheune, Scheuer, Dreschboden', SSK J hat auch skedenj; Bg skhdänj skhdnja, HG škadan, MK škadanj, K škajdan; kr. dial. u. a. Kastav; aus ahd. scugin(a) über altbair., nhd. Scheune (Skok III 253, vgl. auch Vâzny 1927: 309). škaf škafa 'Schaff, Bottich, Scheffel'; Ne škaf, skhfić 'ds.'; čak. (Orl. 'sink', Vrg.), Vuk »u Srijemu po varošima«; zu ahd. scaf, Skok (III 254) führt ital. scafo 'guscio della nave' an. škarje škarij 'Schere'; im ganzen Bgld. škare; auch čak. (Vrg., Cres, aber Orl. škari), Vuk šk^re »u Slavoniji«; aus ahd. skâri, mhd. scaere; sonst im Skr. noiice, makaze. i škileti 'schielen, škiliti, škilaoost; Bg škiljit 'ds.', ebenso BWb; Habd. hat škiljast 'luscus', Vuk gibt die Bedeutung 'blinzeln'; nach Skok (III 400) Entlehnung aus dem Deutschen, ahd. scilihen, mhd. schilhen, Überschneidung mit hiliti, liiljav, vgl. tschech. šilliati 'schielen', poln. szyłam y. škdp = škppnik 'Schaub', dial, auch skçpa (Črni Vrh); Ne škuop 'Schaub (Strohbiindel zum Binden der Garben)', BWb škop f., škopa, St škofa, škofic; Virje škof 'snop nepročešljane slame'; aus ahd. scoub. škoda 'Schaden'; im ganzen Bgld. škoda; kajk. (Ilabd.), čak. (Vr., Polil, Orl., Senj), Vuk »u Vojv.«; nach ARj. ist das Wort seit dem 13. Jh. hauptsächlich bei westlichen Schriftstellern belegt; Entlehnung aus ahd. scado, vgl. auch tschech. škoda, poln. szkoda (Skok III 401); im Štok. durch šteta ersetzt. trâtina 'Rasen, Anger. Flur', trutinščica 'Gänseblümchen'; Bg trätina 'Rasen', tratinčica 'Gänseblümchen'; tratina bei Habd. und Belost., nach Vuk trhtina »u Hrv.« 'zemlja, kud je porasla sitna trava'; aus ulid. trata, mhd. tratte (Skok III 493). oankuš 'Kissen', dial, oanjkuš; ganzes Bgld. oankuš 'ds.'; im Kajk. (Habd., oankuš in Karl.); aus mhd. mangküssen (Skok III 565), auch ung. Vermittlung möglich (Hadrovics 1985: 526f.). 6. A u s dem Ungarischen entlehnte Wörter aldooati 'opfern' (Prekmurje; nicht in SSKJ); llaci aldboat (in der Mehrzahl «1er bgld. Maa. jedoch das jüngere Lehnwort ofrovati aus dem Deutschen); im Kajk. (Habd. aldou, alduoanje, aldujem, Oz. aldooati); geht zurück auf ung. aldó 'Opfer', âldozni 'opfern' (Bezlaj I 3, Hadrovics 1974: 441, Pctrov--Slodnjak 1978: 301), Hadrovics (1985: 1l4f.) präzisiert dahingehend, daß aldoo nicht auf das ung. Part. präs. aldó zurückgehe, sondern Ausgangspunkt sei das Verb aid bzw. aldooati. bantooâti -ûjem, auch bantûoati, zbantooûti 'beleidigen' (Prekmurje; nicht in SSKJ); Bg zbantboat, Hadrovics (1974: 442) bantooati 'verletzen, beleidigen', zbantovati, bantooanje, zbantovanje, dazu Rückbildung banta Beleidigung': kommt aus ung. bantani 'beleidigen' (vgl. Bezlaj 111, Petrov-Slodnjak 1978: 301, Schubert 1982: 257f., Hadrovics 1985: 129ff.). bàtriti 'aufmuntern, trösten' (nicht in SSKJ); Up batriti 'trösten', bàtrenje 'Trost'; Hadrovics 1974 führt die Ableitungen obatriti, ubatriti, batrenje, oba-irenje, batrio, batritelj an; zu ung. batoritani 'ermutigen', Grundwort bator 'tapfer' (Hadrovics 1985: 157f.); vgl. auch russ. bogatyr 'Held', letztlich mon-golisch-turanisch (Bezlaj I 13). béteg 'Schmerz; Krankheit', betežen 'leidend', betežnik 'Kranke' (nach SSKJ »östlich«), bei Trubar 1550 betež: z betežom boś rodila te otroke 'Schmerz'; Bg bêtiëg 'Krankheit', betiežan, betežnik, betežat 'kränkeln' (im ganzen Bgld. štok. bolest und Ableitungen unbekannt); gut im Kajk. (Habd., Virje, Turop., Karl.) und Čak. (Vr., ČL, Oz.) vertreten; Entlehnung aus ung. beteg 'krank', was seinerseits aus mhd. rnêtac, mêtage 'leiblicher Schmerz, Leiden' kommt (Hadrovics 1985: 143ff.); Skok (I 142) spricht von »madžari-zam neodredenog podrijetla«. čižma 'der hohe Stiefel' = čižem 'Bundschuh'; Sch cižma (so in den meisten Man., auch BWb); čak. und kajk. (Zumberak, Vrg.); im Štok. cizma, zu türk. çizmek 'ziehen', ebenso im Bulg.; in die anderen slaw. Sprachen durch ung. Vermittlung eingedrungen (Bezlaj I 83); auffallend ist sowohl im Bgld. als auch im Slow, die Fernassimilation des z an das č. falat -ata = kos 'Stück', Dem. falatčec, falâtec, falûtcek (nicht in SSKJ); Sch f'ülat 'Stück', St na falate 'ein Stück', Dem. falàèac; im Kajk. belegt (Belost., Oz., llrv. Krajina); Entlehnung aus ung. falat, zu fal 'beißen, essen' (Bezlaj 1 127, Hadrovics 1985: 220f., Skok I 505). fûnjek -njka = fancelj 'Pfannenkuchen' (»Pfanzel«), 'Krapfen', nicht in SSKJ; Bg fanjak fànjka 'Knödel', Hadrovics fanjki 'Pfannkuchen'; aus ung. fânk, dieses aus dt. Pfannkuchen (Skok I 506, Hadrovics 1985: 223). fêla, auch fêla 'Art, Gattung' (nicht in SSKJ); Bg fiêla (ganzes Bgld.); im Kajk. (Habd. 'species, genus', Turop., Oz.. Virje), bei Vuk vela (»Vojv.«); gehört zu ung. fei 'Hälfte', -fêle '-lei, von der Art, dergleichen' (Hadrovics 1974: 450, 1985: 226f., Schubert 1982: 313L). gomb = gumb 'Knopf' (nur letzteres in SSKJ); Dü g'otnbica, Hadrovics 1974 gumba 'Knopf', gumbaš 'Knopfloch'; Bei Vuk gbmbär (»Vojv.«) 'Knopfmacher'; nach Bezlaj (I 186) sind die siidslaw. Formen mit u im Stamm direkt aus dem griech. kómpos entlehnt, ung. gomb sei aus dem Siidslaw. übernommen worden, während südslaw. Formen mit o im Stamm aus dem Ung. entlehnt seien; anders Hadrovics 1985: 249 (wahrscheinlich sei gomb bzw. gumb finnisch-ugrisches Erbgut). hûsen -sna 'Nutzen, Vorteil' (SSKJ hâsen -sni, »veraltet«), hasniti, hasno-oit; DNV hâsan -sna, Bg liâsan hâsni 'Nutzen', hùsnit 'nützen', hasnbvat 'benutzen, gebrauchen', hasnboït 'nützlich'; die Wörter sind gut im Kujk. belegt, Vuk hat liusna (»u Vojv.«); aus ung. haszoti 'Nutzen' (vgl. Skok I 659, Schubert 1982: 357f„ Hadrovics 1985: 2581'.). jezero, num. - tisoč 'tausend', in SSKJ als veraltet bezeichnet, heute dialektal im Nordosten, in der älteren Sprache gemeinslowenisch (Bezlaj I 231); Sch j'ëzero, St jézero (im südlichen Bgld., während im Norden eher tisuć gesagt wird); auch im čak. Dialekt bekannt; aus ung. ezer 'tausend', ein iranisches Lehnwort, vgl. neupers. hazâr. kamra = izba 'Kammer', SSKJ 1) dial, 'manjša soba v kmečki hiši, navadno za spanje', 2) umgangsspr., expressiv 'soba, navadno manjša', 3) dial, östl. 'shramba'; Bg kamra 'Kammer'; in ARj. ist kamra nicht vertreten, dafür aber kamara, vgl. Orl. kàmara; diese Form kommt aus dem Romanischen, lat. camera (Bezlaj II 14); der Vokalausfall in kamra zeugt jedoch von ung. Vermittlung (Hadrovics 1974: 439, 1983: 289). katân = vojak 'Soldat', in Prekmurje katàna (Bezlaj II 23), nicht in SSKJ: Sch kat'äna 'Soldat', kat'änstvo 'Militär', Hadrovics 1974 hat auch katan; bei Vuk kiitana (kàtana) 'ein Krieger zu Pferd' (als Turzismus gekennzeichnet): kommt aber aus ung. katona 'Soldat', welches identisch mit skr. kàtûn 'Hirtenlager' ist, im Ungarischen wahrscheinlich byzantinisch-griechischen Ursprungs (Hadrovics 1985: 300, zum Wort siehe auch Schubert 1982: 409ff.). kinč 'Schmuck; Schatz', kinčati/kinčiti 'schmücken', in SSKJ als veraltet bezeichnet; Bg kinč 'Schatz', kinčit 'schmücken'; kajk. (Habd. 'thesaurus, gaza', Oz.); aus ung. kincs 'Schatz' (weitere Belege bei Schubert 1982: 419f.), unbekannten Ursprungs (Hadrovics 1985: 309). myiar -rja - mó/лшг -rja 'Mörser'; Ne mdzär 'ds.'; kommt aus ung. mozsâr, dieses aus mhd. morsaere, welches aus lat. mortärium stammt (Bezlaj II 199, vgl. auch Hadrovics 1985: 370). « oroslan = lev 'Löwe', auch oroslanj (Bezlaj II 254), nicht in SSKJ; Bg orbslän 'ds.'; BWb hat lap neben oroslan; belegt im Kajk. und Ubergangsdialekten (z. B. Oz. oroslan 'nešto bijesno'); aus ung. oroszlân bzw. oroszlàny 'Löwe', aus dem Alttiirk. (Hadrovics 1985: 384f.), vgl. neutürk. arslan. sàra 'Stiefelröhre, Stiefelschaft', fehlt in SSKJ; Gü sär'n 'ds.', ebenso in BWb; hei Vuk mit dem Hinweis »u Vojv.«; aus ung. szâr 1) 'Bein, Unterschenkel, Unterarm', 2) 'Stiefelschaft', 3) 'Stengel', 4) 'Schaft etc.' (Hadrovics 1985: 446). sokač 'Koch', sokačica 'Köchin', nicht in SSKJ; Sch sok'äc, sokac'ica 'ds.' (daneben kommen im Bgld. auch kuh und kuliar vor); im Kujk. (bei Megiser mit dem Vermerk croat., Habd., Virje sokačica 'kuharica u svatovima'); aus ung. szakâcs, dessen Etymologie unsicher ist, vielleicht aus dem Slawischen, da schon im Altkirchenslaw. belegt (vgl. Schubert 1982: 587); Hadrovics (1985: 453) spricht sich gegen die Annahme eines slaw. Erbwortes aus. somàr -rja 'Saumtier, Esel', nicht in SSKJ; Nd sdmär 'Esel'; in der Mehrzahl der alten kr. Wörterbücher (ARj.), Vrg. sam°ar 'sedlo na konju', bei Vuk sàmâr 'Saumsattel' (»Dubr.«), auch in Kosovo bekannt (Elezovic); nach Skok (III 198f.) handle es sich um ein balkanisches Wort griechischen Ursprungs (gr. sag ma) ; die Quelle für die čak. Belege könnte ital. venez, sotnaro sein, während für dus Bgld. eher eine Entlehnung uus ung. szamär Esel' in Betracht kommt. šantati hinken', iâniav hinkend'; Bg £3ntat santam, DNV sàntâm, Bg .šântau 'ds.'; ebenso in den kr. Wörterbüchern (Habd., Belost.), bei Vuk sântao »u Vojv.c, auch in Südserbien (Lesk.); šantao kommt aus ung. sânta, welches eine Rückbildung zu séntélni 'hinken' ist; das ung. Wort ist seinerseits uus dem slaw. sçtati se entlehnt (Hadrovics 1974: 482, 1985: 467); štok; šepati. tolooâj 'Räuber*; St tolovaj 'ds.', 1нч Hadrovics 1974 daneben tolvaj (im Bgld. ist heute alx'r raubr aus dem Deutschen am weitesten verbreitet); im Kajk. (Habd.); aus ung. tolvaj Dieb' (vgl. Petrov-Slodnjak 1978: 306f„ Hadrovics 1985: 511). i i- • \ (ne nadaljuje.)