M'. l. Laibach den 9. Jänner 1864. 8. Jahrgang. Maller au8 Urain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumerationspreis ganzjährig 2 si. österr. Wahrung. S'elbstopfer. Sag' nicht: — nnn laß' ich von der Menschcnbrut; Mit Schmerz nnd Haß hat sie mein Sein nmnachtct, So sei sie nun anch siebenmal verachtet, ! Verachtet ilnd verflucht mit ganzem Mnth; ! Nun will ich einsam meine Bahnen wandeln, Fern von der Welt nnd ihrem wiistcn Handeln, Biö meines Flnchcs Saat aufgeht in Blut! — ! Halt ein! wie wär's noch rinas auf Erden Nacht, -Hätt' jeder Schwergeprüfte s o gesprochen, i Und jenen großen, heil'gcn Eid gebrochen, ! Den wir dem Wcltgcist schweigend einst gebracht; ! Den Eid, zn zeigen fiir der Menschheit Ehre, ^ Den Eid, zn schlagen bis zum Tod, die schwere, Jahrtausend alte Wclterlösungsschlacht. Du frägst: was dann der Lohn? — und welcher Lohn, ^ Ward jc dcm Märtyrer in Eiscnbandcn, Ward jc dem Krieger, der iu fremden Landen ! Aus Pflicht noch rang, als alle Andern floh'n? Und welcher ward dcm Denker, dessen Lehren Sem Volk gereift nnd hinstarb im Entbehren? Und welcher ward am Kren; dcm Gottessohn? Sie alle rnfcn mahnend ernst Dir zu: Stürz' Dich ins große, allgemeine Leben! Nicht bloß empfangen soll der Mensch, anch geben ! Vom Qncll des Daseins — und das mußt auch Du; So lern' ertragen denn Noth nnd Beschwerde > ! So laug Du tannst; d a u'n sorgt von selbst die Erde, - Daß Du den Frieden findest und die N,ih'! ! (?, (^ ' ! ---------------------^ ^ i Verfehlte Lebenswege. Erzählung von I. F. S eunig. i Wir zogen aus. — Wem führen diese Worte nicht ein ! Bild voller Unbchaglichkeit und Unordnung vor die Seele? ! Wer verbindet damit nicht den Geruch von frischer Oclfarbe ! und neugetünchten Wänden? Man vertauscht eine durch Zeit ! und Gewohnheit lieb gewordene Häuslichkeit, die sich mit uns ! abgenutzt hat, mit einer neueren, vielleicht schöneren, aber noch ! unbekannten, die uns durch keine freudigen oder trüben Er- ! fahrungen an sich fesselt. Die alten lieben Gegenstände stehen ^ an ungewohnten Plätzen: noch fehlt alle Gemüthlichkeit. Man ' findet kein trauliches Eckchen, um die ermüdeten Glieder zu ! ruhen, denn hier liegt Wäsche, dort stehen Bilder; Alles läuft und rennt verwirrt durcheinander. Endlich scheint ein wenig Ordnung iu das Chaos zu kommen: man sieht durch die geöff- ^ neten Thüren ein freundliches Kücheufeuer, nicht lange, so singt ^ und siedet das Wasser — eine Tasse Thee nach des Tages ^ Last und Hitze, welch' Genuß! Aber wo sind die chinesischen Blätter, wo Löffel, Zucker und Milch? Man sucht und frägt vergebens. — — Doch was sollen Reflexionen, die ich damals noch nicht machen konnte? Denu ich war ein Iuuge von 6 Jahren, als meine Eltern das neue Haus bezogen und ich ihnen mit sehr wichtiger Miene folgte, zwei Schreibbücher, meine Fibel und Soldaten tragend. Nock jetzt kann ich mit wahrem Wohlbehagen sagen, daß ich alle Unannehmlichkeiten eines Umzuges mehr vom Hörensagen, als aus Erfahrung kenne. Es ist einer der vielen Vorzüge des Iunggesellenlebens, das uns dergleichen wenig zu schaffen macht. Es gibt Ausnahmen, aber im Allgemeinen ist der Umzug eines Lieutenants bald bewerkstelligt. Man wirft seine Wäsche in den Koffer, den der Bursche auf die Schulter nimmt, während zwei Soldaten das Mobilar in zehn Minuten nachtragen; dann folgen ein Paar billige Stahlstiche, hübsche Mädchen darstellend, diverse Vierkrüge, Tassen und Küchengeräthschaften in ziemlich desolatem Zustande, ein Kästchen mit Vallerinnerungcn, ein ditto mit Cigarren, Heine's Buch der Lieder, etliche unaufgeschnittene Bücher über Kriegswisseuschaft, das Dienstreglement, ein Paar Pistolen und Rappiere, die Uniformstücke und ein verwachsener Civilanzug — voila taut. Doch zurück zu meinem sechsten Jahre: da man mich überall bei Seite schob, fing, ich auf eigene Hand mich zu amüsiren an, zog einen Stuhl zu dem ziemlich hohen Fenster, kniete darauf und blickte durch die Sckeiben. Meine Augen sielen auf einen engen menschenleeren Platz, in dessen Mitte ein Brunnen stand, der schon früher meine Aufmerksamkeit erregt hatte. „Siehe, ! kliuL," hatte mein Vater gesagt, „dieß ist der heilige Georg, wie er den Lindwurm erlegt." — Auf einer gemauerten Erhöhung stand in goldener Rüstung der heilige Georg, zu seinen ^ Füßen ringelte sich der Drache: die Lanze des Ritters durchbohrte das Genick des Ungethüms, aus dessen, wie im Todeskampfe aufgesperrtem Rachen das Wasser iu ein steinernes Becken floß. Gerade gegenüber dcm Platze erhob sich ein großes, düster aussehendes Gebäude, halb von einer dicht belaubten alten Sommerlinde verdeckt: ich starrte nach einem ^ Fenster der ersten Etage mit offenem Munde, denn dort lehnte der helle Lockenkopf eines kleinen Mädchens, welches in, meinem Alter stehen mochte. Sie hatte den Arm um den Hals eines ^ schwarzen Windhundes geschlungen, dessen Schnautze dicht an ihrer nassen Wange ruhte, Thräne auf Thräne rollte aus ihren Augen. Ganz vertieft in diesen Anblick, wurde ich erst dar- ^ aus gerissen, als ich einen harten Gegenstand auf meinem Rücken fühlte, dort eine schmerzhafte Empfindung zurücklassend. ^ Die begleitenden Worte: „Harrn, Tu böser Junge, willst Tu im Augenblicke von dem guten Stuhl herunter. Siehst Du nicht, daß Du den neuen Ücberzug verdorben hast," ließen ! mir keinen Zweifel über die Beschaffenheit dieser unangenehmen Erschütterung. Mama stand mit einem runden Holze, welches sie eben i>n ein grünes Rouleaux schieben wollte, hinter mir; eilig rutschte ick von meinem Veobacktungsposten herunter, da ich den Stock sich zum zweiten Male in der Luft erheben sah. „Geh' in die Küche und laß Dir die Suppe geben, und dann zu Bette." Nie klang mir ein Beseht widerwärtiger in meinen Ohren; ich wagte zu murmeln, daß es noch zu früh sei, und ich nicht schlafen könnte. Es half nichts. Als ich mit offenem Auge in meinem Bettchen lag und mit der hölzernen Gallerie spielte, die es umgab, dachte ich an die kleine Nachbarin und ihren schwarzen Hund. Warum weinte sie nur? Vielleicht hatte sie, gleich mir, Bekanntschaft mit einem Noulcaurholze ! gemacht. In diesem für mich sehr schmeichelhaften Gedanken entschlief ich und wurde erst von den Sonnenstrahlen erweckt, die durch das Fenster auf mich sielen. Bald kam die alte Brigitte und ich folgte ihr in kurzem Nachtrocke zum Frühstück-zimmcr, wo mein Vater bedächtig den Eaffee schlürfte und große Rauchwolken aus seiner Morgenpfeife trieb. „Ich glaube, Victorine," sagte er zur Mama, die sich damit beschäftigte, eine Menge Vogelhäuser an den Fenstern und auf den Möbeln zu ordnen, „ich werde dieses Jahr des verdammten Umzuges wegen wenig gute Sänger ziehen. Es sind eigene Thiere, diese , Kanarienvögel, sie dürfen nicht gestört werden, wenn sie eben anfangen zu singen. Es kommt mir gerade vor, als wenn ick Deine schönsten Blumen in der Blüthe verpflanzen wollte. Es ist grausam, daß wir ausgezogen, wir hätten biZ Michaelis warten sollen." Mama unterdrückte ein Lächeln und fuhr in ihrer Beschäftigung fort. Doch vor Allem wäre es Pflicht, meine Eltern vorzustellen. Papa hatte den russischen Feldzug mitgemacht und verzehrte jetzt seine Oberstenpension. Die einzigen Steckenpferde seines Alters waren Kanarienvögel, die er selber jährlich zog, und eine Partie L'hombre. Als Knabe, vorzüglich ehe ich mit der lateinischen Grammatik vertraut wurde, hatte ich einen sehr hohen Begriff von seiner Gelehrsamkeit, weil er mich 1U6U8Ä (der Stiefelknecht) detliniren ließ, und mich ! Niu3 nannte, wenn er mit mir zufrieden und asinu«, wenn das Gegentheil stattfand. Später erfuhr ich, zu. meinem Erstaunen, daß 1N6H8Ä eine ganz andere Bedeutung habe, und schlug nun leider die Kenntnisse Papa's etwas geringer an. Meine Nutter, gut und sanft, war äußerst klug, die die Schwächen Papa's musterhaft crtrug und nie merken ließ, > daß die Vögel und Karten ihm über Alles gingen; sie warf i einen Blick durch das Fenster. „Der Präsident ist vor einigen ! Tagen gestorben, Karl," sagte sie zu meinem Vater gewandt; ! „wie traurig für di. arme, selbst kränkliche junge Frau. Ick denke, wenn wir erst vollkommen eingerichtet sind, ihr einen Besuch zu machen." — „Thue das, wahre Theilnahme ist immer angenehm. Doch bitte ich Dich, nimm jetzt den Lappen ^ dort fort, Du siehst, wie ängstlich der Vogel flattert, er scheut > sich vor dem Plunder; daß Ihr doch immer solch' unnütz Zeug ! mitführen müßt." Ich hatte untcrdeß meine Milch getrunken > und wurde zur Hchule geführt,. ich schaute zu dem steinernen ! Hause empor, doch alle Fenster waren leer und nirgends der blonde Kindcrkopf Zu fchen. Als ich Mittag zurückging, er- ! blickte ich, ganz uuerwartet, die Kleine auf einer Bank unter der Linde sitzend. Noch jetzt, indem ich dies; niederschreibe, schwebt ihre liebliche Erscheinung, wie ich sie damals sah, so deutlich vor meiner Seele, als wäre ich nur durch einen Traum von meiner Kinderzeit getrennt. Ich sehe sie in ihrem schwarzen Kleide, das Hals und Arme unbedeckt ließ, sehe noch die Locken, die ihr zartes Gesichtchen umrahmten, die Locken von jener aschblonden Farbe osnärs, die Raphael so sehr liebte und die wir noch jetzt an einigen seiner Madonnen bewundern. Die Sonne senkte ihre Strahlen durch das Vlätterdach der Linde, vergoldete das Haar des Kindes und spielte in lichten Punkten auf dem Erdboden. Zu den Füßen der Kleinen streckte sich der Hund, in der Hand hielt sie ein Stück Kuchen. Sie weinte nicht; doch lag ein Ausdruck so tiefen Kummers auf ihren Zügen, daß ich betroffen stehen blieb. Sie blickte mich etwas neugierig an und als der Huud jetzt zu knurren anfing, sagte sie mit weicher, sanfter Stimme: ,„O! er thut dir nichts. Still, Gasco!" Mnthig näherte ich mich nun und fragte, mit meiner Hand furchtsam des Hundes Kopf berührend. „Gehört er Tir?" — „Ja, jetzt," erwiederte sie. „Ich dachte es wohl," sagte ich mit einer gewissen Wichtigkeit; „denn ich sah Dich gestern dort am Fenster mit ihm stehen, ich kann das Alles von unserer neuen Wohnung betrachten.^ Jenes Haus hat Papa gekauft und seit gestern bewohnen wir es. Aber warum weintest Du?" — „Weil mein Papa todt ist," antwortete sie mit stockender Stimme. „Aber warum ist er denn todt?" — „Erst war er krank und lag zu Bette, dann wurde er blaß und sprach nichts mehr, da sagten sie, er sei gestorben. Mama weinte sehr, küßte mich und sagte, ich hätte nun keinen Vater. Hernach waren viele schwarze Männer da, welche ihn in einen langen schwarzen Kasten legten, dann kam ein schwarzer Wagen und schwarze Pferde, die fuhren ihn fort." — „Und dann?" fragte ich. — „Dann machten sie ein tiefes Loch und setzten den Kasten hinein, deckten ihn mit Erde zu und pflanzten Blumen darauf. Mama zeigte mir die Blumen, und hieß mich neben ihnen, nicderknien und zu Gott beten, aber ich konnte sie nicht ansehen, weil sie auf meinem lieben, guten Papa wuchsen." , Wieder sielen schwere Tropfen ans des Kindes Augen. Gasco knurrte leise und betrachtete mich mit sehr unfreundlichen Blicken, wahrscheinlich, weil er mich für die Ursache der erneuerten Betrübniß seiner kleinen Herrin hielt. „Und dann?" fragte ich wieder, als sie noch immer schwieg. — „Dann sagte mir Mama, Papa sei beim lieben Gott im Himmel und schaue jeden Abend durch ein goldenes Sternenauge nach mir, ob ich artig sei und sende ein Englein mit weißen Flügeln herab, das sich neben mein Kopfkissen setze, um bei mir zu wachen." — „Und dann?" fragte ich mit unersättlicher Neugierde. — „Dann?" wiederholte sie, „dann weiter gar nichts." Ick blickte jetzt auf das Stückchen Kuchen, welches sie noch immer in der Hand hielt. "„Warum ißt Du Deinen Kuchen nicht?" — „Ich kann nicht, ich bin so traurig." Als sie meinen Blick bemerkte, fügte l sie freundlich hinzu: „Magst Du ihn, bitte, so nimm ihn." Zögernd dankte ich, sie aber legte ihn in meine Hand. Jetzt erschien Brigitte in der Hausthür, und mit dem Kochlöffel winkend, rief sie: „Harry, schnell zum Essen!" Ich nahm Abschied von meiner neuen Bekanntschaft und eilte ins Haus. Brigitte reinigte mein, Gesicht mit einem Zipfel ihrer Küchen-fchürze von Kuchcntrummeu und schickte mich dann ins Eßzimmer. (Fortsetzung folgt.) Jur Geschichte von Adelsderg und dessen Vrotten. Von P. Hitzingcr. Unter den bedeutenderen Ortschaften Krain's ist außer der Landeshauptstadt nicht leicht eine so oft genannt, und in der Nähe und Ferne so viel bekannt, als Adelsberg oder eigentlich Adlcrsberg. Die Lage an der Reichsstraße und an der Eisenbahn zugleich baben gegenwärtig nur wenige Orte der vorgenannten Provinz; Naturmerkwürdigkeitcn in dem Maße und in der Schönheit, als eZ die Adelsberger unterirdischen Höhlen und Grotten sind, hat sonst kein Ort d/r Erde. Daher wird Aoelsbcrg von fremden Gästen aus Italien und Frankreich, aus Deutschland und vor Allem ans England, und selbst aus Amerika, theils in großen Zügen vereint, theils in einzelnen kleinen Abtheilungen, fortwährend und vielfältig besucht. Zu dieser Weltberühnttheit ist jedoch Adclsberg erst in neuester Zeit gekommen, seitdem nämlich der größere Theil seiner wunderbaren Grotten entdeckt worden; aber der Ort hatte wegen seiner Lage seit ältester Zeit immer eine gewisse Bedeutung. In den Tagen der Romcrherrschaft trug der ober dem gegenwärtigen Markte sich erhebende Schloßberg, sonst nach dem slovenischen Ausdrucke 8oviö genannt, ein starkes Eastell, welches die Befestigung der jütischen Alpen vervollständigte: einzelne Theile der nun in Ruinen liegenden alten Burg Adels-berg und ihrer Wallmauern deuten noch auf römische Bauweise; auch sind noch in, neuester Zeit römische Münzen daselbst gefunden worden. Der Name dieses Castells und des allenfalls daran gebauten Ortes ist wohl weder bei den bekannten alten Geographen noch in den römischen Reisebeschreibungen angeführt, da die Hauptbeeresstraße aus Italien gegen die Do-nanländer von Aquileja aus über den Äirnbaumerwald'führte. Aber bei dem ungenannten Geographen von Navenna, der im siebenten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung schrieb, und seine Angaben aus verschiedenen, auch sonst nicht bekannten älteren Geographen schöpfte, ist in der Landschaft (^i'uioiu, das ist der ältere Name der Provinz Kram, ein Ort ?0i'l'68t0ii angeführt, welchen der bekannte Geschichtsforscher Dr. Kandlcr in der Gegend des Karstes oder der Poik zu suchen geneigt ist. Dieser Name läßt sich wohl mit der slavischen Benennung des Ortes Adclöbcrg, nämlich mit dem Worte ?08t^na, in Vergleich bringen, wie z. V. das alte ^un^tiomn im slovenischen I^utso, und das alte Virmiäiotsg im heutigen lioäik sich wiederfindet. Anf der Poik, in der Umgebung von Adelsberg, wohnte im Alterthum nach Dr. Kandlcr's Ansicht der Stamm der Catalcr, welcher bei Plinius neben anderen Volksstämmen des alten Istriens verzeichnet steht, und laut einer ausführlichen Inschrift auf. einem Nömersteine bereits unter Kaiser Augustus zu der Municipalgemeindc von' Trieft einbczo-gen und unter Kaiser Antouinus Pins mit dem römischen Bürgerrechte beschenkt wurde. Im Mittelalter stand auf dem Berge 8oviö eine feste Burg, damals Arisperch, dann Arensperch, ArlZ-bcrch, und zuletzt durch Abschwächung der Laute Adelsberg genannt. Diese erscheint zncrst als ein Eigen der Markgrafen von Istrien aus dem Hanse Merau: um das Jahr 1230 kam sie durch den Patriarchen Berthold, welcher selbst ans jenem Hanse stammte, an die Kirche von Aquileja. Auf der Burg saßen als Lehensträger, zugleich als Besitzer im Markte und in der Umgebung, die Herren von Arisperch oder Arensperch: unter diesen wird zuerst im Jahre 1149 Hermann von Ariperch, ums Jahr 1250 ein anderer Hermann von Arisperch, im Jahre 1297 Ulrich von Arcnsverch, und zuletzt im Jahre 1332 Guarin von Arisperch genannt. Mitunter findet sich im Jahre 1326 der Graf Heinrich II. von Görz im Besitze von Arisperch: seine nachgelassene Gemalin Beatrix mußte 'jedoch dasselbe im Jahre 1327 dem Patriarchen Paganus wieder herausgeben. In der Folge, nämlich im Jahre 1335, wnrde die Burg sammt den dazugehörigen Gütern und dem halben Zirlnizersee vom Patriarchen Nertrand an Vulvin von Stcgberg um 1000 Mark Schillinge in Pfand überlassen; die Grafen von Görz eigneten sich jedoch dieselbe bald wieder zu, und diesen nahmen sie die Herzoge von Oesterreich als Pfand für ihre Forderungen wieder ab. Die Schritte, welche der Patriarch Lndwig bei dem Kaiser Karl IV. dagegen machte, hatten die Wirkung, daß die Herzoge Leopold und Albrecht von Oesterreich die Veste Arlperg mit der Vogt^i, den Waldungen, Fischereien und Weiden sammt dem halben Zirknizer-see von Johann von Etegberg, als dem eigentlichen Pfandhaber des Patriarchen, für seine Ansprüche um den Betrag von 20.000 st. ablösten, und so in ibren unbestrittenen Besitz brachten. Nachdem Arlsberg auf diese Weise ein landcsfürstliches Gut geworden, wurde es in , der Folge meistens verschiedenen Herren zeitweise in Pfand überlassen; diese Pfandinhaber waren gewöhnlich auch Hauptleute für die Gegend an der Poik und am Karste. So überließen die Herzoge Albrcch't und Leopold bereits im Jahre 1372 Allsberg pfandweise an den Grafen, Hermann von Eilli, welcher dasfclbe auch im Jahre 1386 noch inne hatte. Im Jahre 1404 erscheint ein Herr Boncine als Hauptmann des Herzogs Friedrich zu ?o»toiiM oder Adels-berg: später im Kriege des Herzogs Friedrich IV. gegen die Grafen von Cilli im Jahre 1439 wird Christof Fladnizer in gleicher Eigenschaft genannt. Die folgenden Hauptlcute und Pfandinhaber von Adelsberg waren: Andreas von Herberstein im Jahre 1442, Georg von Tscherneml, welcher im Jahre 1462 neben anderen mit den krainischcn HilfsVölkern dem Kaiser Friedrich IV. gegen Wien zu Hilfe gezogen, Easpar Räuber im Jahre 1490, Bernyard von Nannach im Jahre 1497, Christof von Frangepan im Jahre 1511, Bernhard von Mcnessis im Jahre 1500, Andreas Paradeiser im Jahre 1577, Hanns ! von Kiesel im Jahre 1593, endlich Innocenz Moskon im Jahre 1596. Im Besitze der Landesfürsten, wahrscheinlich durch Kaiser Friedrich IV. nach dem Jahre 1462, erhielt der Markt Adclsberg bürgerliche Rechte und ein eigenes Wappen, nämlich einen weißen ciiiküpsigcn Adler in einem zur Hälfte roth, zur Hälfte blau gefärbten Schilde. In kirchlicher Beziehung gehörte der Ort zur Pfarre Zluvina; bereits im Jahre 1470 bestanden im Markte zwei Kirchen, eine dem h. Stefan, die andere dem h. Andreas geweiht: im Jahre 1598 wird auch schon die Kapelle St. Ursula auf dem Schloßbergc erwähnt. Im Laufe des sechszehnten Iahrhundertcs kam an die Burg und den Markt Adels-b^rg manche Feindes-und andere Gefahr. Im Jahre 1508 nahmen ^ die Venetiancr unter ihrem Führer Antonius C-ontarenus die Burg i Adelsbcrg, mußten dieselben jedoch im folgenden Jahre bei dein ! Vorrücken des österreichischen Feldhauptmanns Erich von Brannschweig wieder aufgeben. Das große Erdbeben des Jahres 1511 stürzte, die Mauern der Veste zum großen Theile nieder: -doch wurde dieselbe bald wieder in gehöriger Stärke aufgebaut, und mit Geschütz versehen, so daß sie den bald darauf und wiederholt andringenden türlischen Horden widerstehen konnte. Diese überfielen nämlich die Gegend von Adelsbcrg in den Jahren 1522, 1528, 1559, 1560 und 1564: der festen Burg konnten sie wohl nichts anhaben, aber der Markt und die Umgebung litt viel dnrch Raub, Mord, Vrand und andere Gräuel. Von da an hatte AdclZberg durch längere Zeit Ruhe, welche zur Aufnahme des Handels und einzelner Gewerbe im Markte beitrug; die grasreichen Alpen, welche die Herrschaft unter den westlichen Abhängen des Vcrges ^vornik besaß, boten Gelegenheit zur Errichtung eines Pferdegestüttes, für welches bereits im Jahre 1581 sich Stallungen am Schloßberge befanden. Aus landesfürstlichem Besitze kam die Herrschaft Adels-bcrg unter Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1616 käuflich an den Fürsten Hanns Ulrich von Eggenberg ins Eigenthum,- diesem folgte im Jahre 1034 dessen Sohn Johann Anton, nnd dem letzteren wieder im Jahre 1649 sein Sohn Johann Seifried Fürst von Eggenberg im Besitze der Herrschaft. Von diesem gelangte Adelsbcrg um das Jahr 1673 an den Fürsten Johann Weit-hard von Auerspcrg, und im Jahre 1677 an dessen Sohn Franz Ferdinand Fürsten von Auersperg: nachdem derselbe im Jahre 1706 ohne Nachkommenschaft gestorben, kam die Herrschaft in den Besitz des Freiherrn Franz Oblak von Wolkens-berg. Während dieser Periode werden nur wenige Hauptleute für Adelsberg, für die Poik und den Karst angeführt: so im , Jahre 1615 Balthasar von Scheier, im Jahre 1701 Wilhelm' Moskon, und im Jahre 1720 Johann Josef von Qualitza. Inzwischen kommen nur herrschaftliche Pfleger verzeichnet vor, ! wie Ludwig Särger im Jahre 1649, Johann Josef Standler im Jahre 1671, Kaspar Nußdorfer im Jahre 1687 und Franz v. Krcuzberg im Jahre 1702. Von dem Besitzthume der Herrschaft war im Jahre 1634 bereits die Fischerei in der ! nördlichen Hälfte des Zirknizersees weggefallen, und zur Herr- ! schaft Haasberg, welche ebenfalls den Fürsten von Eggenberger gehörte, gezogen worden; dagegen wurde die Herrschaft Adelsberg durch apdere näher liegende Güter vergrößert. Eine eigene Scelsorge, jedoch mit der Unterordnung unter die Pfarre 81a-viua, wurde im Jahre 1645 bei der Kirche St. Stefan im Orte Adelsberg gegründet, indem Wolf Dietrich von Enz-thaler eine eigene Stiftung für einen Kaplan daselbst errichtete; der erste Kaplan für Adelsberg, Matthäus Peniz, findet sich im Jahre 1647 verzeichnet. Neben der Herrschaft bildeten sich außer der Kirchengilde, welche bereits im Jahre 1549 ein eigenes Urbar besaß, noch zwei kleinere Güter, nämlich Mühlhofen, welches Kaspar u. Nicoletti im Jahre 1672 zu Stande brachte, und Adlers Höfen, welches Sebastian v. Raigersfeld im Jahre 1692 erwarb. Währeno dem war im Jahre 1689 die alte feste Burg Adelsberg durch einen Blitzstrahl gezündet und in Asche gelegt worden; das neue Schloß wurde sodann unterhalb gegen die Mitte des Marktes auf einer kleinen Erhöhung aufgeführt. (Fortsetzung folgt.) Epigrammatisches. Was? Du willst klligcr ftin als wir? So dumm sind wir nicht, das zu dulden. Ncr da will Prosperircn hier, Muß uns sein Bischen Wissen schulden. Schön bist Dn wohl, allein cs rührt Mich Deine Schönheit uicht; Weil Dich als Wei.b hat heimgeführt Ein geistcsarmcr Wicht. Wer sagt, daß Lieb' ihn uic betrogen, Dem glaubet — daß er hat gelogen. Von vielem Kriechen und Scherwenzeln Kann er fast nicht mehr aufrecht gehen; Doch läßt er einst sich erccllcnzcln, Wirst Du ihn kerzcng'radc sehen. Literatur. Es gehört eine gute Dosis Muth dazu, dcm im Realismus und Materialismus tief versunkenen Publikum jetzt Poesie» darzubieten; nicht allein, daß es dieselben verschmäht und nach Papieren anderer Geltung greift, es hat auch kein Verständniß mehr dafür Dic Zeiten sind vorbei, in denen eine Dichtung das Interesse der ganzen gebildeten Welt erregte; gehörte es einmal zmn guten Ton, mit den Erscheinungen der poetischen Litcratnr vertraut zu fein, so gehört jetzt dazu, mit verächtlichem Lächeln darauf herab zu blicken. Die Gesellschaft hat nur noch ein Ideal — das goldene Kalb! Das umtanzt sie im wüsten Reigen, jedes Sinnes für daS Edle und Schöne bar. ' Um so größere Vcrwnndcrnng erregt es, wenn immer noch nach dem Idealen strebende Naturen dic Werke ihrer Muße dem Publikum vorlegen und den Kampf mit der Indolenz aufnehmen. Es läßt das hoffen, daß der Sinn für das geistige Große auf'ö Nenc geweckt, daß eine dem Künstlerstreben günstigere Epoche wiederkehren wird., Vor unS liegen zwei poetische Erscheinungen, dic unser Interesse erregt haben. Gcrmancnzng. Cauzonc von Robert Hamerling. Mit seinem'„Sangcsgrnß vom Strande der Adria," dem dann „Minnen und Sinnen," „Venus im Exil" und „Schwancnlicd der Romantik" folgten, hat sich Hamcrling einen chrenwerthcn Platz im Kreise der anderen Poeten errungen; mit seinem „Gcrmancnzng" hat cr eine neue Bahu betreten, auf der er noch Großes erreichen kann. Zu den früher schon gezeigten schönen Eigenschaften hat cr dic einer originellen Ausdrucksweise gefügt. Der Iuhalt der erwähnten, Cauzone ist folgender: Anf ihrem Wandcrzugc vou Asien nach Europa sind die Germanen am Kaukasus, an der Schwelle des Orcidents angelangt. Iu einem Thalc lagern sie und ruhen; nur Tcnt wacht. In Sinnen ! verloren, überkommt iyu der Tranm, Urmuttcr Asia erscheine ihm ! und mnntcrc ihn auf, nach Westen zu ziehen nnd dort auf neueM ! Boden Bleibendes, ewig Dauerndes zu stiften, denn hiczn sei er allein geeignet. Sic entwirft nun ein Bild von dcm znküuftigen ! Geschicke der Germanen, wie es aus einem rauhen, kculcnschwin-gcndcu Stamme, ein an geistiger Größe alle Anderen überragendes Volk wird, das nur zu viel traumhaft in die Irre schweife und oft zu spät sein Eisen schleife. Er sei der Zukunftreichstc ihrer Söhne und auf. seiner Stirne blitze das Zeichen des Genius. — ! Tent erwacht ans dcm Traume, versammelt begeistert scine Schaarcn ^ nnd bringt Odin, dcm Gott der Thatkraft, ein Opfer. Er schwört ! im Namen seines Volkes Daß ohne Wanten Getreu wir Brudcrstämme der Germanen, Als eines Hauses Kinder nns're Bahnen Ziehen wollen, bis in Stanb dic letzten sanken Auf leichcnuoller Wahlstatt der Geschichte Und deutscher Name lebt nur im Gedichte. l Ans einsamer Stube. Dichtungen von Cajetan Ccrri. ! Der liebenswürdige Dichter zweier Sprachen tritt hier als ! Kämpfer für das Ideale, für das Schöne und Erhabene gegenüber ! dem Gemeinen, Alltäglichen, Prosaischen ans; cr gibt seiner Bcgei-! stcrung, seiner Liebe für jenes, seinem Abscheu, seinem Hasse für dieses lebhaften und energischen Ausdruck. ! Des Hasses Dämon ist mir fremd; ich weine > Um jedes Herz, das sich ihm blind ergeben; ! Und dennoch ist ein Etwas hier im Leben, Das ich ticfinnig hasse: das Gemeine. Dic Poesie betrachtet er als das Mittel, die Welt vor Versum-Pfunq zn retten; darum fordert er die Poeten auf. obgleich sic ge-! schmäht zu werdcu pflegten, als Propheten der Zulnnft rastlos zu ! wirken. Das Idcal bleibt ewig. ! Wir begegnen in dem Büchlein, das in drei Abtheilungen, „Ideal ! und Real," „Äccorde" und „Aus deu Tagen der Liebe," zerfällt, ! manchem sinnigen Gedanken, manchem begeisterten Anssprnch, man-^ chcr schönen Idee; anch unter den Ucbcrtragungcn aus dcm Italie-' nischcu finden wir mauchcs Hübsche, wie z. B.: „Kleine Schwalbe ! aus dem Süden" (nach Grossi). Aus dcm Ganzen aber leuchtet uus ein Strcbcn entgegen, das uns iu dieser prosaische» Zeit sehr wohlthut, dem wir unsere Anerkennung uicht versagen können. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck nnd Verlag von Ign. v. Kleinmssyr L5 F. Bamberg in Laibach.