itschrift der Missionäre Söhne des Hist. Herzens Jesu r ^ STERN DER NEGER Zweimonatsschrift Juli/August 1956 INHALT Exz. Anton Reiterer: Grußwort an die Leser ............. 73 Bischofsweihe in Witbank .......... 75 Halbmond über Afrika .............. 77 P. Karl Fischer: Tauftag in Umsinsini .............. 81 P. Josef Angerer: Harte Köpfe ....................... 83 P. Wilhelm Kühner: Südafrikanische Notizen ........... 84 P. Anton Kühner: Ritt ins Gebirge (Schluß) ......... 86 Br. Ludwig Kästel: Als Missionsbruder in Huanuco ..... 90 Rolf Friedrichs: P. Gratians letzter Ritt .......... 91 Br. Paul Zeller: Mein Weg ins Kloster .............. 94 Kurz berichtet .................... 96 Hier spricht Baba Omuschle ........ 96 Titelbild Von den Sioux-Indianern angefertigter Bildteppich (Foto PWG). Er ist eine besondere Sehenswürdigkeit der Missionsausstellung „Missio“, die als Wanderausstellung in diesem und dem kommenden Jahr in den größeren Städten Deutschlands gezeigt wird. Daneben: Wappen des Jesuitenordens. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 2.50 - S 12 - 300 Lire Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern V_______________________________________J Nur eine Kanonenkugel Vor 400 Jahren, am 31. Juli 1556, starb in Rom der hl. Ignatius, der Stifter des Jesuitenordens und damit einer der bedeutendsten Männer der Kirche. Zuerst war er ein ehrgeiziger spanischer Offizier und suchte Ruhm im Dienste seines Königs. Aber auf den Festungswällen von Pampelona traf ihn eine französische Kanonenkugel und zerschmetterte ihm ein Bein. Wer möchte heute zweifeln, daß der Finger Gottes dieser Kugel den Weg gewiesen hat? Die Gnade Gottes hat in der langen Zeit der Genesung sein Herz mächtig gerührt und es verwandelt. Ignatius wurde Priester und gründete einen streitbaren Orden zum Kampf gegen den Glau- Zur ge(l. Beach hing! Für unsere Einzelbezieher liegt diesem Heft eine Zahlkarte bei. Sie ist zunächst für die gedacht, die es bisher übersehen haben, den fälligen BEZUGSPREIS für den laufenden Jahrgang einzuzahlen. Wir bitten sehr, damit nicht mehr länger zu warten, um unsere finanziellen Sorgen, die das Missionswerk mit sich bringt, zu verringern. Wir danken allen herzlich, die den Bezugspreis schon eingezahlt haben. Zugleich sprechen wir die innige Bitte aus, für die Einrichtung unseres neuen Seminars in NEUMARKT eine Gabe zu spenden, um uns so zu helfen, das Haus mit den nötigen Studierpulten, Betten, Schränken Kniebänken für die Hauskapelle usw. auszustatten. Bezugspreis und Konto nebenstehend. bensabfall in Europa und zur Ausbreitung des Gottesreiches bis an die Grenzen der Erde. Heute ist diese „Gesellschaft Jesu“ der größte Orden der Kirche und zählt 32 501 Mitglieder. Davon arbeiten 5452 in 60 Missionsgebieten mit zusammen 200 Millionen Menschen. Wer ermißt den Segen, der seit den Tagen des hl. Franz Xaver von diesen Männern ausgegangen ist, die auf alle Weise den Reichtum des Evangeliums zu den Heiden bringen: als Buschmissionare in den Urwäldern von Brasilien, Indien und Afrika; als Großstadtseelsorger in den Weltstädten Kalkutta, Bombay, Hongkong, Tokio, Kairo, Manila; als Professoren an Universitäten und Hochschulen des Ostens; als Armenapostel in den Bannmeilen asiatischer Großstädte, in ägyptischen und indischen Dörfern; als Schriftsteller und Gelehrte. Die Gesellschaft Jesu zählt unter ihren Missionaren über 900 Märtyrer; davon wurden 14 heilig und 90 selig gesprochen. Bischof Anton Reiterer erteilt nach seiner Weihe zum ersten Mal den bischöflichen Segen Links, stehend, der Konsekrator, Erzbischof Damiano. Grußwort an die Leser des „Stern der Neger" Von Exz. Anton Reiterer, Bischof von Lydenburg Liebe Missionsfreundei Es ist mir ein dringendes Bedürfnis, Euch allen, die Ihr Leser unserer Zeitschrift „Stern der Neger" oder Mitglieder im „Werk des Erlösers" seid, ein herzliches Gruß wort zu schreiben: Gott grüße Euch! Durch Euer Missionsinteresse, Euer Gebet und Euere Spenden habt Ihr unsere Missionskongregation daheim und unsere Missionsarbeit in der Ferne hochherzig unterstützt. Da sind so viele wahrhaft katholisch, das heißt weltweit denkende Seelen unter dem einfachen Volk auf dem Land, aber auch unter den Arbeitern und Akademikern in den Städten, und vor allem unter der Geistlichkeit, die uns in den Missionsländern nicht vergessen. Ihr, liebe Missionsfreunde, seid unser Rückhalt in unserer schweren Arbeit, Ihr seid unser Trost und unser Ansporn, Ihr ruft uns zu: „Erfüllet den Auftrag unseres Meisters: Gehet hin und lehret und taufet!, tut es auch in unserm Namen, die wir nicht selbst in die fremden Länder gehen können." Möge der liebe, gute Gott Euch dafür nach seiner Großmut lohnen. Ich kann nur aus tiefstem Herzen danken für diese Euere geistige und materielle Hilfe, danken auch im Namen meiner Missionare, meiner Priester, Brüder und Schwestern, und vor allem auch im Namen meiner Diözesanen, hauptsächlich der Schwarzen. Bitte, bleibt uns treu; bewahrt Euere gläubige Gesinnung und Euer reges Missionsinteresse. Ihr schützt dadurch auch den Glauben der Heimat und haltet die Flamme lebendig in unserem eigenen Volk. Besonders der deutschsprechenden Jugend möchte ich das ins Herz schreiben: Jungen und Mädchen, Ihr könnt nur dann echte, gesunde Jugend sein, wenn Euer Gedanken- und Herzensflug weiter geht als Euer Kirchturm. Ihr könnt nur dann echte junge Christen sein, wenn Ihr das Herzensan- liegen unseres Meisters zu dem Eueren macht: Daß alle Menschen gerettet werden, alle Völker in den Lichtkreis des Evangeliums kommen. Der Kommunismus hat eine fanatische Jugend als Bannerträger seiner Idee. Soll Christus, soll das Christentum in den Reihen der Jugend keine begeisterten Anhänger finden im Kampf für eine viel edlere Sache? Sollen die asiatischen und afrikanischen Völker irre werden am Christentum, weil seine Vertreter lendenlahm sind und sich um andere Völker nicht kümmern, während der Kommunismus alles einsetzt, um sie zu gewinnen? Katholische Jugend! Lebe das besondere Merkmal Deiner Kirche, ihre Katholizität, das heißt ihre Weltweite in Raum und Zeit, durch einen missionarischen Geist, der auf den Ruf des Herrn hin auch die eigene Person in den Dienst der Mission stellt, auf jeden Fall aber nach Kräften mitarbeitet am herrlichen Bau des Gottesreiches und über der Heimat die Front nicht vergißt; denn wenn diese zusammenbridit, ist auch die Heimat verloren. Wenn es keine Missionen mehr gibt, kann sich auch der Glaube in der Heimat nicht mehr halten. Liebe Freunde! Laßt mich Euch noch ein Wort sagen über die jetzige Lage unseres Missionsgebietes Lydenburg hier in Südafrika. Ihr habt erfahren, daß Bischof Johannes Riegler im vergangenen Jahr im Alter von nur 53 Jahren gestorben ist. Er war eine Führergestalt unter den Bischöfen Südafrikas und hat als Direktor der Abteilung für Eingeborenenfragen in der Südafrikanischen Union großen, segensreichen Einfluß ausgeübt. Als seinem Nachfolger ist mir keine leichte Aufgabe zugefallen. Zwei Hauptschwierigkeiten hemmen gegenwärtig unsere Missionsarbeit: die antikatholische Schulpolitik der Regierung und ihre Einwanderungspolitik. Nicht nur zieht der Staat seine Unterstützung unserer Schulen zurück, er macht es uns auch fast unmöglich, unsere Schulen allein weiterzuführen. Er erdrosselt sie langsam, indem er eine Unmenge von Gesetzen erläßt, die die Zusammenarbeit zwischen uns Missionaren und den Schwarzen immer schwieriger machen. Ihr habt von dieser Rassentrennung gehört, die unter dem berüchtigten Wort „Apartheid" über die ganze Welt hin bekannt geworden ist. Im Zuge dieser Rassentrennung will der Staat auch keine europäischen Missionare mehr ins Land hereinlassen. Erst vor kurzem wurde uns wieder ein Gesuch um Einreisegenehmigung für einen Missionsbruder abgeschlagen. Seit drei Jahren haben wir keine neuen Kräfte von der Heimat erhalten. Die Schwarzen sollen sich nach der Politik der Regierung selbst das Evangelium predigten. Darin liegt ein Kern Wahrheit: Auch wir versuchen alles, um schwarze Priester, Brüder, Schwestern und Katechisten heranzubilden, damit sie ihre Stammesgenossen zum wahren Glauben führen. Aber der schwarzen Missionare sind noch viel zu wenige. Die Kommission, die unter Professor Tomlinson fünf Jahre lang die Entwicklungsmöglichkeiten der Bantugebiete Südafrikas studiert hat, sagt, daß ungefähr 8000 weitere ordinierte Missionskräfte nötig seien, um die restlichen vier Millionen Heiden unter den Schwarzen zu verchristlichen; denn bisher ist es nur gelungen, fünf Millionen Schwarze zu taufen, von denen aber der größere Teil protestantischen Kirchen und Sekten angehört. Der Staat möchte alle Schulen und auch Krankenhäuser in den Gebieten der Schwarzen unter seine Kontrolle bringen. Den Einfluß der katholischen Kirche sucht er immer mehr zurückzudrängen. Am Feste Christi Himmelfahrt, dem Tag meiner Bischofsweihe, übernahm ich die Diözese Lydenburg, die während der Sedisvakanz von P. Dr. Anton Kühner mit großer Umsicht und Klugheit verwaltet worden war. Ihm gebührt dafür der größte Dank der Diözese. Am 18. Januar kam P. Adolf Stadtmüller wieder glücklich zu uns zurück, nachdem er eine sehr erfolgreiche Sammelreise durch Nordamerika gemacht hatte. Er konnte mit dem Ergebnis unserer Mission über die schwierigsten Tage hinweghelfen. Dafür sei ihm auch hier unser besonderer Dank gesagt. Wie er früher durch viele Jahre der Generalvikar unseres unvergeßlichen Bischofs Auszug aus der Kathedrale. Links P. Franz Koch und P. Pius Zeifang, Neben Erzbischof Damiano P. Adolf Stadtmüller. (2 Aufn. W. Kühner) Riegler war, so habe nun auch ich ihn wieder zu meinem Generalvikar ernannt, weil ich weiß, daß er mit seiner Erfahrung und seiner Missionsliebe der Diözese eine große Hilfe sein wird. Die Hoffnung auf Eure Hilfe, liebe Missionsfreunde, und das Gebet der Heimat lassen mich trotz aller Schwierigkeiten hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Gott segne Euch! f A. Reiferer MFSC Bischof von Lydenburg Bischofsweihe in Witbank Am 10. Mai dieses Jahres, dem Feste Christi Himmelfahrt, fand in der neuen Christ-Königs-Kathedrale die Weihe unseres Mitbruders P. Anton R e i t e r e r zum Bischof der • Diözese Lydenburg statt. Konsekrator war Erzbischof C. Damiano, der Apostolische Delegat von Südafrika; Mitkonsekratoren waren Erzbischof J. C. Garner von Pretoria und Bischof H. Boyle von Johannesburg. Im Chor der Kirche waren während der Weihehandlung noch sieben vreitere Bischöfe anwesend, darunter Bischof Bilgeri von Eshowe, Bischof Kelleter von Bethlehem, der resignierte Bischof A. Fleischer von Mariannhill und der schwarze Bischof Mabathoana von Le-ribe. Unter den 60 anwesenden Priestern befanden sich viele Provinziale und Superioren verschiedener Ordensgenossenschaften. Dazu zahlreiche Brüder und Schwestern der eigenen Diözese. Die liturgischen Gesänge trug ein Chor von 14 Alumnen des Priesterseminars Pretoria vor. Der Domchor sang unter Leitung von Dompfarrer P. D e -m e 1 die Messe von der hl. Cäzilia. Dr. Hübner vom Krankenhaus in Gien Cowie sang das „Panis Angelicus". Unter den etwa 600 weißen Gästen sah man den höchsten Militärgeistlichen Südafrikas, je einen offiziellen Vertreter der presbyterianischen und der anglikanischen Kirche sowie der jüdischen Gemeinde; ferner waren der deutsche Konsul von Johannesburg und ein Vertreter des österreichischen Konsuls, der Bürgermeister und verschiedene Stadträte von Witbank anwesend. Nach den Weihefeierlichkeiten fand das Festessen statt, das der katholische Frauenbund von Witbank servierte. Die Reihe der Glückwunschreden beschloß Dr. Counihan, der im Namen der Gläubigen der Diözese und besonders der Katholiken von Witbank dem neuen Bischof und einstigen Pfarrer von Witbank die Glückwünsche aussprach und ihn der Unterstützung und Treue aller Katholiken der Diözese versicherte. In seiner Erwiderung dankte der neue Oberhirte zunächst dem Apostolischen Delegaten und den Mitkonsekratoren für die Weihe zum hohen und schweren Amt der Apostel sowie den übrigen bischöflichen Mitbrüdern für ihre Teilnahme an der Feier. Durch P. Superior Roth dankte er der Kongregation, die ihn den Weg zum Priestertum und zur Heidenmission geführt hat. Dem Bürgermeister der Stadt dankte er für alle Hilfe, die er ihm in der Vergangenheit erwiesen habe und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Geist der Freundschaft und des guten Willens auch in den kommenden Jahren andauern möge. Für P. Anton Kühner und P. Adolf Stadtmüller fand er Worte hoher Anerkennung für die hervorragenden Verdienste, die sie sich um die Diözese erworben haben. Nachdem der Bischof all derer dankend gedacht hatte, die zu seinem großen Tag auf irgend eine Weise beigetragen hatten, schloß er, er werde nicht geizen mit seiner Zeit, seiner Arbeitskraft und seinem Gebet für Christus, für seine Diözese und für sein Volk. Die Moschee El Azhar in Kairo bildet den Mittelpunkt der 973 gegründeten Universität El Azhar. An dieser größten Universität des Islams studieren u. a. auch gegen 400 schwarze Studenten aus West- und Äquatorialafrika, und laufend werden hier mohammedanische „Missionare“ ausgebildet. Diese Moschee, 1936 als dritte in der Stadt Uahi-guya erbaut, ist aus Trockenerde aufgeführt. Sie ist trotz ihrer Einfachheit ein Zeichen, wie der Islam im Süden des großen Nigerbogens seit Jahren fast unaufhaltsam vordringt. Vielfach werden solche Moscheen von zurückgekehrten Mekkapilgem gestiftet. Koranschule in der Mission Gao im Französischen Sudan. Kleine Gruppen von drei, vier bis zu zwölf Schülern lernen den Koran in Arabisch auswendig, ohne eine Übersetzung oder Erklärung zu erhalten. Der Text ist mit Tinte auf Holztafeln geschrieben und kann wieder ausgelöscht werden. Halbmond über Afrika Der große, zukunftsträchtige Erdteil Afrika mit seinen 220 Millionen Einwohnern wird gegenwärtig von drei großen geistigen Mächten umworben: dem Islam, dem Christentum und dem Kommunismus. Als vierte Macht kann man den modernen Unglauben mit seiner rein diesseitigen, materialistischen Einstellung auf Lebensgenuß rechnen. Der Islam hat sich Afrika zu seinem besonderen Missionsobjekt ausersehen und verkündet, der Islam sei die naturgegebene Religion für die Völker dieses Erdteiles. Fachleute urteilen: „In der Glaubenspropaganda übertrifft der Islam zur Zeit jede andere Religion. Er ist auf dem besten Weg, die afrikanische Religion zu werden. Auf jeden, der sich christlich taufen läßt, treffen in Afrika zehn, die der Islam für sich gewinnt. Die Massen der sogenannten primitiven Völker sehen heute in ihm den einzigen Weg zum Aufstieg, zu Ansehen, zu wirtschaftlichem Vorwärtskommen. Sie erliegen seiner verführerischen Macht in Afrika und Asien fast hemmungslas " (Tiltaćk/Barnes/Simon). Der Islam ist eine Gründung des arabischen Kaufmanns Mohammed, der einst seinen in krassem Götzendienst und in Sittenverwilderung versunkenen Landsleuten eine höhere Religion geben wollte und sie zusammensetzte aus Teilen des überkommenen Heidentums und aus jüdischem und christlichem Gedankengut. Er legte seine Ideen im Koran nieder, der seitdem die Hl. Schrift der Mohammedaner ist. Das Jahr 622, in dem Mohammed von Mekka nach Medina auswandern mußte, gilt als Beginn der mohammedanischen Zeitrechnung. Die Grundlehre besagt: Es gibt nur einen Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Die sittlichen Gebote und die vorgeschriebenen äußeren Religionsübungen stellen keine hohen Anforderungen, wenn man von der Wallfahrt nach Mekka absieht, die jeder Mohammedaner einmal im Leben machen soll. Mohammed und, nach dessen frühem Tod, seine Nachfolger haben in stürmischem Eroberungswillen in wenigen Jahrzehnten den vorderen Orient und ganz Nordafrika dem Christentum ent- Diese prachtvollen Jungen aus dem Vikariat Kitega (Urundi), das nahezu 600 000 Katholiken zählt, verraten durch ihr Christus-Abzeichen, daß sie zum Bund der Katholischen Jugend gehören, der seit seiner Gründung vor drei Jahren auf mehrere tausend Mitglieder, Jungen und Mädchen, angewachsen ist. rissen, setzten nach Spanien über und wurden erst in Südfrankreich im Jahre 732 durch Karl Martell am weiteren Vordringen gehindert. Ebenso dehnten sie ihre Religion den Nil entlang weit nach Süden aus, wo ihnen allerdings das christliche Reich Äthiopien erfolgreich Widerstand leistete, aber nach Südwesten gelang es ihnen, den Islam bis zur äußersten Westspitze Afrikas vorzutragen. Das religiöse Zentralheiligtum ist noch heute Mekka, aber das geistige Zentrum ist die uralte Universität El Azhar in Kairo geworden. Der Islam scheint eine immer größere religiöse und politische Macht zu werden, und die islamischen Länder Nordafrikas (Ägypten, Lybien, Tunesien, Marokko, Algerien, Sudan), Arabiens (Saudiarabien und Yemen) und Pakistan gehen mit immer größerem Nachdruck daran, ganz Afrika der Lehre des Propheten zu gewinnen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die genannte Universität in Kairo, die Glaubensprediger ausbildet und in alle Teile Afrikas, besonders nach Zentral-, West-, Ostafrika, aussendet. Mit 80 Millionen Anhängern macht der Islam 40 Prozent der Bevölkerung dieses Erdteiles aus. Am stärksten ist der Norden mit 73 Prozent der Bevölkerung durchislamisiert. Es folgen der Westen mit 42 Prozent, der Osten mit 18 Prozent, Inselafrika mit 13 Prozent, Zentralafrika mit 12 Prozent und Südafrika mit 0,8 Prozent. Innerhalb der letzten 20 Jahre stieg die Zahl der Anhänger von 44 auf 80 Millionen (von 31 auf 40 Prozent der Gesamtbevölkerung). Die Gründe für diese unglaublich rasche Ausbreitung sind sehr verschieden. Zunächst ist zu sagen, daß man sich anfangs mit einer sehr oberflächlichen Annahme des Islams begnügt; der alte Geisterglaube kann noch lange beibehalten werden. Sodann imponiert den primitiven Negerstämmen der Eingott-glaube des Islam; der Neger schämt sich seiner primitiven Religion. Ihm bedeutet es eine Hebung des Selbstbewußtseins, in die große Gemeinschaft der „Gläubigen" aufgenommen zu werden. Das Studium des Koran übt eine starke Anziehung auf die fortschrittlichen Elemente unter den Negern aus; seine Im Gebiet der Diözese Kudugu, Franz. Westafrika, wohnen 950 000 Menschen; davon sind 190 000 Mohammedaner und 14 000 Katholiken, dazu 10 000 Katechumenen. Auf dem Bild gibt ein Katechist Religionsunterricht. Der Bischof legt größten Wert auf gut ausgebildete Katechisten, von denen ihm gegenwärtig 220 zur Verfügung stehen. 950 müßten es sein, um das ganze Gebiet durchdringen zu können. Einmal im Monat erhalten sie den Besuch des Missionars. Kenntnis bedeutet Bildung und Aussicht auf gute Stellung. Ein sehr bedeutender Grund für die rasche Islamisierung liegt in der Arbeit mohammedanischer Händler und Hirten, die sich stets auch als Missionare ihrer Religion fühlen. Ein besonders traurig stimmender Grund muß noch genannt werden: Die europäischen christlichen Mächte England, Frankreich und, bis zum letzten Krieg, Italien haben in ihren Kolonialgebieten den Islam systematisch gefördert durch Bau und Finanzierung von Koranschulen und Moscheen, durch Unterstützung der Mekkapilgerfahrten und Bevorzugung von Mohammedanern bei Einstellung in den Staatsdienst, und dabei gaben sie, besonders Frankreich, den christlichen Missionaren nicht die gleichen Chancen, ja behinderten ihre Tätigkeit. Die Missionsaussichten für die katholische Kirche sind unter der mohammedanischen Bevölkerung zunächst gering; Bekehrungen kommen kaum vor. Es wird sich für unsere Missionare vor allem darum handeln, das Klima vorzubereiten für eine spätere Missionierung gro- ßen Stils. Dabei kommen den christlichen Glaubensboten einige Umstände im Islam selbst zustatten. Diese Religion beruht zu einem erheblichen Teil auf Mythen und Fabeln, die sich um Mohammed und seine Nachfolger ranken, die aber einer modernen Geschichtsforschung nicht mehr standhalten können und die eigenen Anhänger zum Nachdenken veranlassen. Die Frau gilt im Islam nicht viel; sie darf z. B. die Moschee nicht betreten und Vielweiberei ist erlaubt. Die christliche Auffassung von Frauen- und Mutterwürde, wie sie sich am schönsten in der katholischen Marienverehrung zeigt, wird immer mehr die Sympathie der mohammedanischen Frauen und einsichtiger Männer gewinnen. Das soziale Gefüge der mohammedanischen Gesellschaftsordnung in Sippe, Gemeinde und Staat, das einen Mohammedaner, der seine Religion aufgibt, aus der Gemeinschaft ausstößt, lok-kert sich immer mehr, vor allem infolge zunehmender Industrialisierung, die den einzelnen Arbeiter von der Sippe unabhängig macht. Industrieproletariat findet Der Stamm der Wachagga am Kilimandscharo hat mit seinen 90 000 Katholiken der Kirche schon 21 Priester geschenkt. Auf dem Bild sehen wir den Neupriester Bartholomäus Simeon mit seiner Mutter und vier Geschwistern, die sich ebenfalls dem geistlichen Stand geweiht haben. Von links: P. Josef Simeon, der auf einer ganz vom einheimischen Klerus betreuten Missionsstation arbeitet, Schwester Paula, Postulantin einer eingeborenen Genossenschaft, Schwester Hie-ronyma, der Neugeweihte, seine Mutter, sein Bruder Barnabas, der noch im Priesterseminar I studiert. im Islam keinen Halt mehr, wird freilich audi eine leichte Beute des Kommunismus. Gute Aussichten für christliche Missionstätigkeit bestehen unter halb-islamisierten Stämmen, wenn sie mit einem gut ausgebauten christlichen Schulwesen in Berührung kommen. Diese bildungshungrigen Menschen ziehen dann rasch Vergleiche mit den primitiven Koranschulen. Doch haben die islamischen Führer den missionarischen Wert des Schulwesens erkannt und suchen rasch aufzuholen. Eine besondere Aufgabe in der Auflockerung der harten Front des Islams fällt der christlichen Liebestätigkeit zu. So stellt sich der Kirche eine doppelte Aufgabe: Dem weiteren Vordringen des Islams entgegenzutreten, indem man die am meisten bedrohten Gebiete in West-, Mittel- und Ostafrika verstärkt missioniert; und im Bereich des Islams selbst, Bekehrungen zu erzielen oder vorzubereiten. Zum Glück zieht sich am Südrand des islamischen Gebietes eine fast ununterbrochene Kette von blühenden katholischen Missionsgebieten hin. Der Islam ln Afrika Von den etwa 350 Millionen Anhängern, die der Islam in der Welt zählt, entfallen etwas über 80 Millionen auf den schwarzen Erdteil. Diese verteilen sich auf die einzelnen Länder wie folgt (in Klammem der Anteil in Prozenten an der Gesamtbevölkerung) : Ägypten 18 000 000 (82) Marokko 6 500 000 (77) Somaliland 1 700 000 (74) Sudan 6 000 000 (68) Algerien 6 100 000 (68) Lybien 800 000 (66) Tunesien 2 300 000 (64) Nigerien 17 000 000 (57) Äthiopien 6 000 000 (38) Tanganjika 3 000 000 (37) Franz.-Zentralafrika 6 000 000 (27) Liberia 400 000 (24) Kenia 1 200 000 (21) Sierra Leone 380 000 (20) Madagaskar 750 000 (16) Uganda 720 000 (14) Goldküste 500 000 (13) Kamerun 600 000 (13) Njassaland 250 000 (10) Belgisch, Spanisch, Portu- giesisch Afrika 2 000 000 (7,2) Südafrikanische Union 300 000 (2,3) Entnommen der Herder-Korresp. September 1955 Tauftag in Umsinsini, Natal Von P. Karl Fischer Am Ostermontag dieses Jahres konnten wir in St. Joachim in Umsinsini 22 Schulkindern das Sakrament der Taufe spenden. Für uns Missionare ist das nichts Besonderes mehr, da wir solche Tauffeiern öfters im Jahre haben. Natürlich senden wir immer ein heißes Dankgebet zum Vater im Himmel und zu Maria, der Vermittlerin aller Gnaden, wenn unsere Arbeit von zwei bis drei Jahren von Erfolg gekrönt wird. Am Samstag in der Osterwoche war die Taufe von mehreren Erwachsenen. Ich war nicht dabei, weil ich anderswo beschäftigt war. Was ich von dieser Taufe berichten will, ist der große Unterschied zwischen einer Taufe vor 20 Jahren und einer jetzigen. Der Taufakt und die Vorbereitung sind immer noch die gleichen wie damals. Der Unterschied liegt in den Täuflingen. Einst und jetzt Vor 20 Jahren mußte der Missionar alles geben: Unterricht, Ausstattung und einige Tage freie Kost. Wieviel Mühe machte der Unterricht, um den Kindern, die fast nackt vor mir auf dem Boden saßen, die rechten Begriffe beizubringen. Das Verstehen eines jeden Wortes mußte ihnen immer wieder neu eingetrichtert werden, bis es licht in den Köpfen wurde. Von zu Hause brachten sie eben keinerlei Voraussetzungen mit Der Missionar mußte mit seinen Helfern viel, viel Geduld haben, bis alles richtig verstanden wurde, und durfte auch mit Kleidern nicht geizen. Vor 20 Jahren mußte der Missionar Seele und Leib seiner künftigen Täuflinge herrichten. Ganz anders war es bei der Taufe in St. Joachim, überall sind Schulen errichtet mit regelmäßigem Religionsunterricht, den eine geschulte Lehrerin oder der Katechist gibt. Die Kinder der heidnischen Eltern kommen mit christlichen Kindern zusammen, hören in deren Familien ihre Gebete und frommen Lieder, machen ihnen das Kreuzzeichen nach und plappern ihre Gebete mit; sie kommen mit ihnen öfters an den Sonntagen zur Kirche, sehen den Priester am Altar, hören ihn predigen — kurz und gut, sie bekommen im Umgang mit ihren christlichen Kameraden wenigstens einen ganz kleinen Begriff von den Ausdrücken unseres Glaubens, bevor sie in die Schule kommen. Hier spricht dann die geschulte Lehrerin oder der Katechist in ihrer Kindersprache zu ihnen, was beim Unterricht der Kleinen sehr von Nutzen ist. Auch die heidnischen Eltern sorgen jetzt so gut wie möglich, daß ihre Kinder anständig gekleidet zur Schule kommen. Das alles ist von großem Vorteil und erspart dem Missionar viel Unterrichtszeit und auch viel Geld. Wenn vor 20 Jahren der Tauftag heranrückte, mußte der Missionar die Kinder einige Tage vorher in die Missionsstation nehmen, zur letzten Vorbereitung auf die Taufe. Diese Leutchen brachten großen Appetit mit, und ein großer Eimer Maisbrei mußte gekocht werden. Und das mehrere Tage hindurch. Für die ärmeren Stationen war das immer ein großes Opfer. Den meisten mußte ein neues Hemd gegeben werden, und jedem eine Kerze und den Mädchen ein besonderer Schmuck, nach dem Geschmack unserer Missionsschwestern. Wenn wir Missionare diese Opfer gern brachten, um den Tauftag möglichst feierlich und eindrucksvoll zu gestalten, geschah es aus Dank gegen Gott, dessen Gnade so wirksam war, aber auch in der Absicht, die Heiden auf die Schönheit unseres Glaubens aufmerksam zu machen. Aber auf die Dauer konnte und durfte es nicht so bleiben. Langsam hatte man die Leute darauf vorbereitet, alle die Nebenausgaben selbst zu machen und überdies etwas zum Unterhalt der Mission beizusteuern. Und diese armen Leute nahmen es uns nicht übel; sie unterstützen uns entsprechend ihren schwachen Kräften und aus Liebe zu ihren Kindern. So war es denn auch bei der Taufe am Ostermontag in St. Joachim in Umsin-sini. Der arme Missionar hätte keine Auslagen übernehmen können. Er ist ärmer als die Mäuse in seiner Kirche. Er brauchte auch keine zu übernehmen. Die Tauffeier Als ich mich um 9 Uhr auf den Weg machte zur Missionskirche, traf ich viele Leute, die ebenfalls zur Kirche gingen. Die Buben in kurzem, schwarzem Höschen und weißem Hemd, die Mädchen in weißem Kleid, alle mit einer in Papier eingewickelten Kerze in der Hand; sie kamen mit ihren heidnischen Müttern oder Vätern. Auch die Taufpaten fehlten nicht. Früher, als man noch keine Taufpaten hatte, mußte ein schon getaufter Mann den Taufpaten für die Buben, eine Frau Patin für die Mädchen machen. Alle waren in bester Festtagsstimmung. Sie versammelten sich auf dem kleinen Platz um die Kirche und das kleine Pfarrhäuschen auf der Spitze eines Hügels. (Ganz Umsinsini besteht aus Hügeln und Hügelchen, fast alle mit Zuluhütten gekrönt.) Es herrschte große Ordnung, viele beteten in der Kirche. Der Missionar notierte den Taufnamen und die laufende Nummer eines jeden auf einen Zettel, den er dem Taufkandi-daten auf die Brust heftete. Als alles bereitet war, gab die Glocke das Zeichen, und man versammelte sich in der Kirche. Nach einer ganz kurzen Ansprache führte dann der Missionar die Täuflinge, begleitet von ihren Paten, hinaus auf die Schattenseite der Kirche; die andern schlossen sich dem Zug an und stellten sich in der Nähe auf. Es folgten zunächst die Taufzeremonien, die außerhalb der Kirche zu vollziehen sind, dann nach der Rückkehr ins Gotteshaus die andern mit der eigentlichen Taufe. Jedes Gebet, das der Priester über alle beziehungsweise über jeden einzeln sprach, und alles, was er tat, wurde von einem Katechisten in der Zulusprache vorgetragen und erklärt. So konnten alle verstehen, was der Priester betete und tat. Tauftag am Ostermontag 1956 in St. Joachim. Im Kreis der Täuflinge P. Kräutle, ein Württem-berger. Er wohnt ganz allein neben der Kirche und arbeitet schon 15 Jahre auf dieser Station. Am Schluß der Taufe opferten die Neugetauften ihre Kerzen und legten sie in eine Kiste vor der Kommunionbank. Die Taufpaten oder die Eltern gaben dem Priester ein Almosen, das der Katechist in Empfang nahm. — Der große Unterschied zwischen dieser Tauffeier und einer solchen vor 20 Jahren zeigt den Fortschritt, den der katholische Glaube bei den Zulunegern Südafrikas in nunmehr 50 Jahren gemacht hat. Die St.-Joachim-Mission zählt jetzt 6131 katholische Neger. Letztes Jahr konnten 256 Taufen gespendet werden. In der Sakristei der Kirche sind einige besondere Wohltäter der Mission von Umsinsini verzeichnet. Sie werden sicher mit Freuden an den einzelnen Tauf-tagen vom Jenseits herüberblicken und sich über die guten Früchte freuen, die ihre kleinen oder großen Opfer für die Missionen bringen. — Am Abend dieses Ostermontags wurde Umsinsini von einem gewaltigen Wolkenbruch „getauft". Das Wasser lief knöcheltief durch die Gänge des Konvents und wäre auch in die Kapelle eingedrungen, wenn die Kinder nicht so wacker zugegriffen hätten. Harte Köpfe Von P. Josef A n g e r e r Eine Eigentümlichkeit ist mir überall in Transvaal, wo ich mit eingeborenen Christen zu tun hatte, aufgefallen: Die guten Leute, gleichviel, ob sie schon lange getauft sind oder erst vor kurzem in die Kirche aufgenommen wurden, finden sich nur schwer ins katholische Leben mit seinen Sitten, Gebräuchen und Vorschriften hinein. Sie fügen sich nur ungern und lassen sich nur sehr schwer führen, z. B. wenn der Priester sich bemüht, sie zum Verständnis und zum Einhalten der kirchlichen Feste und Zeiten anzuhalten. Sie sind geneigt, .ihre Religion nach eigenem Sinn und Geschmack, nicht im Geiste der Kirche auszuüben. Es bedarf daher langen und beständigen Unterrichtens und Mahnens, bis die Willigeren und Geweckteren wenigstens einigermaßen der Meinung der Kirche folgen. In Gegenden, wo das Christentum schon lange blüht, wie etwa in Natal, steht es bei den Eingeborenen in dieser Beziehung schon besser. Aber Gemeinden, die erst neu entstanden sind, haben keinerlei christliche Tradition, keine Anleitung von Älteren oder von Laienführern, die es ihnen vormachen könnten. Vielmehr ist der Einfluß der heidnischen oder protestantischen Umgebung auf ihre Lebensweise überstark. Ihr Geist ist in Bezug auf Neuerungen schwerfällig und langsam im Begreifen. Der Missionar weiß das und ist doch jedesmal enttäuscht, sooft ihm das durch konkrete Fälle neu bestätigt wird. Wenn man den Leuten hundertmal sagt, daß nächsten Sonntag ein Fest sei und daher möglichst alle Katholiken zur heiligen Messe und zu den Sakramenten kommen sollen, wie dies ja auch in guten Weißen-Gemeinden der Fall ist, so muß man darauf gefaßt sein, daß an dem betreffenden Sonntag weniger die Kirche besuchen als an den vorausgehenden Sonntagen, wo nichts angesagt war. An ganz gewöhnlichen Sonntagen dagegen, wo man es am wenigsten erwartet, kann die Kirche voll von Gläubigen sein, trotz Regen, sengender Hitze und weiter Entfernung. Zu Weihnachten und Ostern kommen meist weniger in den Gottesdienst als sonst, angeblich wegen Verwandtenbesuchen; in Wirklichkeit, weil sie das Fest anders feiern, weltlich. Je mehr man etwas auf drängt, desto weniger scheint es beachtet zu werden. Während der Fastenzeit werden die Gläubigen immer und immer wieder dazu angeleitet, in dieser heiligen Zeit sich mehr als sonst zusammenzunehmen, mehr gute Werke zu verrichten, mehr zu beten und öfter die heilige Kommu- nion zu empfangen. Das Gegenteil sieht man getan, als wenn man gerade dies angeraten hätte. Während bis dahin die gemeinsame Rosenkranzandacht ziemlich gut besucht war, nimmt die Zahl der Beteiligten zusehends ab. Selbst die, die bis dahin regelmäßig gekommen sind, stellen ihr Erscheinen wie auf Kommando ein. Als ich ihnen zur Vorbereitung auf das schönste Fest der Gottesmutter, das Fest der Unbefleckten Empfängnis, das Anziehende und die Größe dieses Festes nahebringen wollte und schon vorher in Schule, Predigt und Belehrung sie zu besonderer Mitfeier ermuntert hatte, hoffte ich fast sicher auf Erfolg. Das Gegenteil trat ein. So wenig Leute wie an diesem Fest waren selten an einem Festtag in der Kirche zu sehen. Was soll man da machen? Es bleibt einem nichts anderes übrig als geduldig abzuwarten, bis allmählich die geistige Trägheit und Schwerfälligkeit schwindet. Viele kommen regelmäßig zur Schule zu spät, trotz vielen Mahnens und Stra-fens. Sie gehen von zu Hause erst fort, wenn es schon Zeit zum Beginn der Schule ist. Sagt man ihnen, sie sollten für einen bestimmten Tag Blumen in die Kirche bringen, so sind sie dazu gern bereit. Aber sie bringen die Blumen erst, wenn man sie nicht mehr braucht, am nächsten Tag oder in der folgenden Woche. Manche religiösen Anregungen lassen sie lange Zeit unbeachtet. Erst später, manchmal nach Monaten, fällt es ihnen ein und sie machen damit ernst. Wir Europäer sind von Jugend auf daran gewöhnt, die Zeit einzuteilen, Jahres- und Festzeiten zu unterscheiden und uns an bestimmte Tage zu halten. Die primitiven Eingeborenen kennen das nicht, außer dem, was Essen, Trinken und Lustbarkeiten, Säen und Ernten betrifft. Wir können Gott nicht genug dafür danken, daß er uns in einer katholischen Atmosphäre hat geboren werden lassen, wo das göttliche Licht schon Jahrhunderte lang eine lebhafte, gesunde, tiefe Tradition geschaffen hat. Aber das verpflichtet uns auch mitzuhelfen, daß in den Missionsländern ebenso eine geschlossene katholische Umwelt sich bildet, die den dortigen Christen hilft, im Glauben fest zu verwurzeln. Südafrikanische Notizen Von P. Wilhelm Kühner, Witbank Die gefährlichen Katholiken 6. März 1956 —- „Die Katholiken sind gefährlicher als die Kommunisten“, sagte der Obmann des Afrikaner-Studenten- bundes, Mr. T. Langley, vorgestern in einer Versammlung zu Bloemfontein. „Auf ihren Missionsstationen, in ihren Schulen und Krankenhäusern praktiziert Zwei afrikanische Bischöfe trafen sich in Rom. Der ältere ist Bischof Rugambwa, der einer fürstlichen Familie Ostafrikas entstammt und 1952 geweiht wurde. Erzbischof Hurley von Durban, Südafrika, 1915 in Kapstadt geboren, wurde 1947 zum Bischof geweiht. die römisch-katholische Kirche eine Verbrüderung von Weiß und Schwarz, die gefährlicher ist als die des Kommunismus. Auch strebt die katholische Kirche nach Weltherrschaft, genau wie der Kommunismus." Das ist die Einstellung der meisten Buren zu uns Katholiken. P. Habi-c h e r erzählte mir neulich, daß ihm zweimal von Buren die primitivste Gastfreundschaft verweigert worden sei mit der Begründung: Er als katholischer Geistlicher sei ein Kommunist. Damit wurde er abends vor die Türe gewiesen und konnte die Nacht bei seinem Auto, das den Dienst versagte, auf freiem Feld in winterlicher Kälte verbringen. Die Buren wollen Apartheid (Trennung von Weiß und Schwarz), sie wollen die Schwarzen unter ihrer Knute halten als ihre Knechte und Sklaven. Wer anderer Meinung ist, wer den Schwarzen Rechte zugesteht und sie gar für gleichberechtigt mit den Weißen hält, ist ein Feind der Buren, die ihre „Baaskap" (Oberherrlichkeit) aufrechterhalten wollen. So ist es zu verstehen, daß immer weniger katholische Priester, Brüder und Schwestern von der südafrikanischen Regierung die Einreisegenehmigung erhalten. Und dabei wird von den Ministern immer wieder betont, religiöse Beweggründe spielten bei der Einwanderungspolitik keine Rolle. Vorige Woche erhielt ich vom Innenministerium in Pretoria die Mitteilung, daß unsere Eingabe um Einreisegenehmigung für unsern Missionsbruder Richard Nagler, einen Schreiner, den wir notwendig bräuchten als Ersatz für den verstorbenen Br. Huber, zum zweiten Mal abgeschlagen sei. Die erste Eingabe war durch Bischof Riegler 1952 gemacht worden. Da möchte ich nur wissen, warum die Kommunisten katholische Geistliche aus China vertreiben, wenn diese selbst Kommunisten sind. Treibt Satan sich selber aus? Der älteste und der jüngste Sohn des Häuptlings Mehlokazulu, Natal. Beide sind katholisch. (2 Aufn. K. Fischer) Nichts für deine Bequemlichkeit Ö. März — Trevor Huddleston erregt zur Zeit großes Aufsehen mit seinem Buch „Naught for Your Comfort" (Nichts für deine Bequemlichkeit). Das Buch ist ein Bestseller, denn innerhalb kurzer Zeit wurden 50 000 Stück verkauft. Trevor Huddleston ist Geistlicher der englischen Hochkirche und gehört der Genossenschaft der Resurrek-tionisten an, die die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams haben. Der Autor des Buches hat zwölf Jahre lang unter den Schwarzen der Sophiatown-Siedlung in Johannesburg gearbeitet und nun seine Erfahrungen im genannten Buch der Öffentlichkeit übergeben. Die Buren hassen ihn aus ganzer Seele, weil er ihre Apartheid-Politik bekämpft und sich der Schwarzen annimmt, womit er zur Kategorie der Katholiken und Kommunisten gehört. Seine Obern haben ihn nach England zurückgerufen, wo er nun als Novizenmeister den Ordensnachwuchs heranbilden soll. Morgen wird er in Londons größtem Saal, der Albert-Hall, sprechen. Der Saal ist schon längst ausverkauft. In einer Versammlung in Salisbury (Südrhodesien) hatte Father Huddleston gesagt: „Die südafrikanische Regierung hat sich verschworen, einer ganzen Rasse einen Plan aufzuerlegen mit dem Ziel, die Oberherrschaft der Weißen für alle Zeiten zu erhalten, und zwar wenn nötig mit Gewalt. Es ist ihnen ganz gleichgültig, ob dieser Plan mit dem Willen und den Zielen Gottes übereinstimmt.“ Miss „Kohlengrube" 9. März — Vom 9. bis 14. April feiert Witbank das Jubiläum seines 50jähri-gen Bestehens: eine noch junge Stadt mit ein paar tausend Weißen und 25 000 Schwarzen. Getreu dem modernen „Miss"-Brauch wird auch eine Miss „Kohlengrube" oder, in gutem Eng- lisch, eine „Queen of the coalfields", Königin der Kohlenfelder, gewählt werden. Da wäre doch eher eine schwarze als eine weiße Miss am Platz. Die Farbe würde zur Kohle besser passen; auch arbeiten die Schwarzen mehr als die Weißen an der Förderung der Kohle. Doch die „Kaffem" haben nichts zu melden. Die Witbanker nennen ihre Stadt mit ziemlicher Übertreibung das Ruhrgebiet Südafrikas. Kohle gibt es wie im Ruhrgebiet, auch die Industrie entwickelt sich gut, aber etwas fehlt: die deutsche Liebe zur Arbeit. Der Afrikaner kann den ganzen Tag mit der Pfeife im Mund Zusehen, wie die Schwarzen arbeiten, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Schließlich weiß, der Weiße gar nicht mehr, was arbeiten heißt. Kann er da noch Führer bleiben? Und Einwanderer wollen die Buren auch nicht viele, denn sie fürchten um ihre „Baaskap". (Fortsetzung folgt) Ins Gebirge zum Fest des hl. Sebastian Von P. Anton Kühner, Huänuco (Schluß) Beim Stierkampf Um sieben Uhr des nächsten Tages ist Meßfeier mit Kommunion. Zwölf Personen, Kinder und halbwüchsige junge Leute, empfangen unsern Herrn. Ein Mädchen, das in Huänuco studiert, betet mit den Kindern. Sie macht es nicht übel. Es gibt tagsüber viel Abwechslung für diese einfachen Leute. Da sind drei Musikkapellen. Die liebe lange Nacht haben sie gewacht und beim Mayor-domo und den bei ihm versammelten andern Autoritäten des Dorfes gespielt. Es darf dabei keiner schlafen. Darum macht die Kopa die Runde, und man kaut Koka. Früher war wohl der Sinn dieser Nachtwache die Vigilfeier vor dem Fest; heute, sagt mir einer, wenn wir schlafen, gibt's ein Unglück mit den Stieren. Mittags um ein Uhr beginnt der Stierkampf, wenn man es so nennen will. Die Musikkapellen machen Stimmung. An den vier Ecken des Platzes — die Spanier nennen ihn Plaza de armas •—■ steht je ein Tischchen mit Koka und einer Flasche Branntwein. Wenn einer nicht genug Mut hat, hier kann er ihn holen. Die jungen Leute nehmen die Gelegenheit auch reichlich wahr. Auf schwanken Beinen, den Poncho (Umhang) in der Hand, nach dem Rhythmus der Musik tanzend, geht’s auf den Platz, dem Stier entgegen. Der stutzt natürlich zuerst. Er kommt ja frisch von der Puna (Hochweide) und versteht den Ernst des Spieles noch nicht. Er weicht also zunächst aus. Doch von der andern Seite kommt ein zweiter Ponchoträger, und so bleibt ihm nichts anderes übrig als entweder reißaus zu nehmen oder einen Kämpfer anzulaufen. Er geht also auf so einen Poncho los, und da bekommen es die meisten mit der Angst zu tun, kehren dem Tier den Rücken und beginnen zu laufen. Das aber reizt den Stier, und eins, zwei wirft er den wackeren Gegner auf die Erde und springt mit erhobenem Schwanz drüber hin. Doch die stark angetrunkenen Stierkämpfer haben großes Glück, mehr Glück als Verstand, wahrhaftig. Eben packt der wütende Stier einen andern von vorn und wirft ihn hart auf den Rücken. Der Mann bleibt liegen, alles hält den Atem an. Sie tragen ihn weg. Ich gehe auf die andere Seite, um zu sehen, wie es steht. Doch wie ich ankomme, erhebt er sich und will wieder in die Arena. Seine Freunde hindern ihn daran. Einzelne Frauen und Mütter wollen ihre betrunkenen Männer und Söhne vom Platz holen, was ihnen aber nur in Ausnahmefällen gelingt. Der Kampfeifer ist zu unbändig. Um fünf Uhr ist der Kampf zu Ende, weil alle zehn bis 15 Stiere erprobt wurden. In der Regel sind unter diesen Tieren nur drei oder vier, die wirklich zum Kampfe aufgelegt sind. Diese Stierkämpfe sind alte spanische Sitte. Durch solche Veranstaltungen hat man die Leute angezogen. Wieviele Gebote gibt es? Am Abend ist in der Kirche Unterricht, dazwischen Gebet. Wir singen auch zwei der bekannten Lieder. Es kostet keine geringe Mühe, bis da alle den gleichen Text können und ungefähr das gleiche Tempo einhalten. Auf die Frage: „Wieviele Gebote gibt es?" können die wenigsten antworten und noch weniger, wie sie heißen, obwohl viele in der Volksschule waren und auch die Erstkommunion empfangen haben. Ich erkläre, wiederhole und lasse wiederholen. Nach einer Stunde wissen sie wieder das Wichtigste. Dann geht's zum Kreuzaltar, um Reue und Leid zu erwecken. Ich frage den alten Mesner: „An welchem Tag starb unser Herr?" Er gesteht schlicht: „Padre, das weiß ich nicht" — obwohl sie die Semana santa (Karwoche) jedes Jahr feierlich begehen! Niemand sagt es ihnen bei dem erschütternden Priestermangel, und ich bin nur ausnahmsweise hier. Am nächsten Tag ist morgens um neun Uhr in der Kirche gemeinsames Morgengebet und Wiederholung von gestern. Mein Mesner weiß immer noch nicht, wann unser Herr gestorben ist, doch die andern können's ihm nun einsagen. Auf die Frage nach dem Geburtsort des Herrn lautet seine Antwort: „Soweit habe ich’s noch nicht gebracht, Padre, das zu wissen." Doch weiß er, daß Jesus in einer Höhle zur Welt kam. Im heiligen Amt singt unser Kantor das Kyrie und Gloria nach seinem eigenen Rhythmus und Tonsatz, doch er fällt nie aus seinem natürlichen Moll. Ein Student betet das Ofertorio, und ein Mädchen, auch Studentin in Huanuco, von der Wandlung an die Kommuniongebete. Vor der Kommunion nochmals eine kurze Unterweisung, und dann empfangen so zwanzig Personen unsern Herrn mit Andacht. Nach der hl. Messe wieder die große Prozession mit dem hl. Sebastian durch die Hauptstraßen des Dorfes und wieder zurück. Ich selbst darf unter einem alten, abgeschossenen Baldachin gehen. An den vier Hauptecken wird haltgemacht, man betet und singt und ruft den Heiligen an, und dann geht’s weiter. Die Musikkapelle spielt ihre Weisen. Man hört, sie hat Übung und spielt alles auswendig. Am Nachmittag wieder Stierkampf. Die Stiere sind größer und gefährlicher. Doch die Sache geht wieder, außer einigen Quetschungen, gut aus. Ruinen auf einsamer Höhe Am nächsten Tag nach dem Gottesdienst mache ich mich auf, um eine in der Nähe gelegene Bergspitze zu besteigen. Sie hat eine Höhe von etwa 4000 Metern, nicht hoch für mich, da das Dorf schon 3500 Meter hoch liegt. Auf dieser Bergspitze soll eine Vor-inka-Siedlung gestanden sein. Ein Student begleitet mich und erzählt mir, warum sie wohl einst die Städte in diesen Höhen, und noch dazu auf des Berges Spitze, gebaut haben. Es gibt eine Sage, Gott habe durch eine Sintflut die Menschen gestraft. Um sich zu retten und aus Angst vor einer zweiten Sintflut seien die Menschen auf Bergeshöhen geflüchtet. Eine andere Sage will wissen, die Sonne habe sich der Erde so stark genähert, daß die Menschen durch die Hitze gestorben und eingetrocknet seien. Nur jene hätten sich gerettet, die in Höhlen Zuflucht suchten. Mumien, eingetrocknete Leichen in Hockstellung, gäben noch Zeugnis davon. Tatsächlich findet man noch heute solche Mumien, erhalten durch eine besondere Art der Einbalsamierung der alten Indianer. Inzwischen haben wir eine beträchtliche Höhe erreicht. Der alte Gebirgs-pfad, der über den Bergrücken ins Nachbartal und auf die Puna führt, ist ziemlich angenehm zu gehen. Zu unsern Füßen liegt Chaulan. Geradlinige, im rechten Winkel sich schneidende Straßen mit dem Dorfplatz in der Mitte geben Zeugnis davon, daß Chaulan eine spanische Siedlung ist, nach Urkunden im Jahre 1630 gegründet. Mein Begleiter meint, daß heute etwa 1000 Menschen in diesem Dorf wohnen. Auf der Nordseite, etwas tiefer gelegen, glänzt die Laguna, der See; fast kreisrund ist seine Fläche, der Stolz der Bewohner. Niemand außer ihnen darf Jagd machen auf die vielen Wasserhühner mit ihrem blauschwarzen Gefieder und weißen Kopfputz. Wir langen auf dem Paß an und müssen uns entscheiden, ob wir nach links oder rechts weitergehen wollen; es sind nämlich zwei Spitzen mit Ruinen. Die Vegetation ist ziemlich spärlich; verschiedene Moosarten, einige Pflanzen mit dicken Blättern, wie das Edelweiß aussehend, jedoch ohne Blüten. Der Rest ist hartes Punagras, das die Leute einfach Stroh nennen. Es erreicht eine Höhe bis zu 60 cm und dient zum Dachdecken. Die ersten Anzeichen, daß wir uns der alten Siedlung nähern, sind fast einen Meter hohe Steine, im Kreis mit einem Durchmesser von zehn Metern aufgestellt. Was das zu bedeuten hat, weiß mein Begleiter nicht; vielleicht war es eine alte Begräbnisstätte. Dann gelangen wir zur eigentlichen Siedlung. Man sieht noch Reste von Rundhäusern, aus Stein gebaut. Nach kurzem Suchen finden wir auch einige Scherben alter Tongefäße. Der höchste Punkt ist wie eine Zitadelle mit einem Steinwall umgeben. Schätzungsweise haben hier einst 500 und mehr Leute gewohnt. Ob wohl die Bewohner von Chaulan Nachkommen dieser Siedlung sind? Ihre Nahrung bestand vermutlich in der Hauptsache aus Kartoffeln, die bis zur Bergspitze herauf gedeihen. Ihr Berge und Hügel, lobet den Herrn! Wir setzen uns auf den alten Mauerresten ein wenig nieder und halten Umschau. Ich ziehe meinen Kleppermantel an; es ist frisch, doch nicht kalt. Um uns dehnen sich gewaltige Bergmassive, viel gewaltiger als die Alpen. Es fehlt der Wald, aber bis oben sind sie mit Gras bewachsen. Schichtenweise durchziehen dicke Gesteinsadern kilometerweit das Ganze. Fern im Westen ragen die Weißen Kordilleren zum Himmel, Schneeberge mit 6000 und mehr Metern Höhe. Leider liegt etwas Gewölk vor diesen Bergen, so daß uns die klare Sicht verdeckt ist. 4000 Meter Höhe: in den Alpen wäre das eine Zone ewigen Schnees. Doch hier befinden wir uns am elften südlichen Breitengrad, also noch nahe dem Äquator. Und hier in den Anden sitze ich auf den Mauerresten einer uralten Siedlung, um mich her noch Vegetation, ja zu meinen Füßen noch blühende Kartoffelpflanzen. Ein junger Indianer und ein Europäer, Menschen verschiedener Erziehung, jedoch einig im Glauben, schauen hinein in die gewaltige Gotteswelt, hinab in die Täler, wo die Gewässer ihre Wege ziehen, wo der Mensch seine Wohnungen baut und der Mutter Erde seine Nahrung abringt und dabei seines Schöpfers eingedenk sein soll. Der kleine Mensch, den man auf einsamer Höhe von unten nicht sieht, der aber Zeiten und Zonen und geschichtliches Nacheinander in Verbindung bringt und des Schöpfers Ruhm an Stelle der toten Schöpfung singt. Ich werfe noch einen Blick in die Runde, und still gehen wir wieder den Berg hinab, den Menschen und ihren Siedlungen entgegen. Drunten verabschieden sie die Festtage. In der Mitte des Dorfes haben sie einen Baum aufgepflanzt und, einander die Hand reichend, tanzen 20 bis 30 Männer und auch einige Frauen um ihn her- Der Stierkampf ist in vollem Gange. um. Die Musik spielt ihre Weisen dazu. Man singt und trinkt. Von Zeit zu Zeit tritt einer aus der Reihe und gibt dem Baum mit einer Axt ein paar Schläge. Das Spiel dauert eine Stunde und mehr. Wer den Baum vollends fällt, muß dann im nächsten Jahr den Baum zum Feste aufstellen. Diesen Brauch findet man in Kleinkrieg mit Zwischen zwei Nachbardörfern, die zu meiner Pfarrei gehören, Punios und Miraflores, ist der „Krieg" ausgebrochen. Es gab bereits fünf Schwerverletzte für Punios. Dabei geht es um ein Stüde Land, das von jeder der beiden Gemeinden beansprucht wird. Alles Land der Indianerdörfer ist Gemeindebesitz und wird auch in Gemeinschaftsarbeit bewirtschaftet. Aus Rache für ihre Verletzten haben nun die Leute von Punios den Weiler Matacantscha, der zu Miraflores gehört, angezündet und alles Vieh weggetrieben. Nur mit Mühe konnte ein Polizeiaufgebot die Ruhe wieder herstellen. Die Sache ist aber noch nicht aus, denn beide Parteien sinnen auf Rache. Sie lieferten sich eine regelrechte Schlacht von Höhe zu Höhe mit ihren Steinschleudern. Darin haben sie eine große Fertigkeit. Zum Glück haben sie harte Schädel, und einige gebrochene Nasenbeine wiegen nicht allzu schwer. So habe ich den Besuch der bei- Die stimmungsvolle Laguna von Chaulan (2 Aufn. A. Kühner) vielen Gegenden Perus. Besonders in der Karnevalszeit ist das fast täglicher Brauch. Am nächsten Tag lese ich in Chaulan früh eine hl. Messe. Ich verabschiede mich, und auf meinem feurigen Pferd geht's das Dorf hinaus und das Tal hinunter nach Huänuco zurück. der Schleuder den Dörfer vorerst verschoben, bis wieder Ruhe einkehrt, denn mein Kopf ist nicht so hart, und ein verirrter Stein macht keinen Unterschied zwischen dem Schädel eines Indianers und dem des Taita. Für mich besteht ja wenig Gefahr, da wir Priester immerhin großes Ansehen genießen, doch kann man unter diesen Umständen kaum ersprießliche Seelsorgsarbeit leisten. —- Vom Staat habe ich wieder 30 000 Soles erhalten. Damit hoffe ich, die beiden Türme und die Fassade meiner Kirche fertigzubekommen, und zwar noch in diesem Jahr; wenn die Regenzeit vorüber ist, so gegen Ende Mai, geht die Arbeit wieder los. Dieses Jahr wurde hier eine Technische Mittelschule in Betrieb genommen für Schreiner, Schlosser usw.; für mich heißt das zusätzliche Arbeit, da ich an dieser Schule Religionsunterricht zu geben habe. P. Lorenz Unfried, Llata Als Missionsbruder in Huanuco Liebe „Stern"-Leser! Der Schriftleiter hat mich gebeten, Euch vom Leben und Treiben der Missionsbrüder in Peru zu erzählen. Das ist nun so eine Sache. Ich bin hier in Huanuco der einzige Bruder aus unserer Kongregation. Ein anderer (Br. Kuno Stößer) sitzt 350 Kilometer von hier in Lima. Was bleibt mir anderes übrig als meine eigenen Heldentaten an die große Glocke zu hängen. Was gibt's nun für mich hier alles zu tun? Heiden bekehren brauche ich nicht; die gibt es hier eigentlich nicht mehr. Weiter drinnen im Urwald mag es noch einige heidnische Indianerstämme geben. Aber ich bin auch so genug ausgefüllt. Jeden Tag rasselt morgens um 5 Uhr der Wecker. Dann geht’s mit dem Fahrrad zur 800 Meter entfernten Pfarrkirche. Später, vielleicht in vier Jahren, wird das etwas leichter, wenn die gleich neben unserm Konvent im Bau befindliche neue Kirche fertig ist. In der Kirche richte ich dann alles her für die heiligen Messen, deren es täglich vier, oft auch mehr, sind. Um 6 Uhr oder auch früher beginnt die erste. Ich habe nicht oft die Möglichkeit, diesen heiligen Messen in Ruhe beizuwohnen, denn das eine Mal muß ich ministrieren, dann wieder spielen oder singen oder auch beides zusammen. Dazu gibt es oft noch dies oder jenes nebenbei zu tun. Mit den Ministranten hat man hier sein Kreuz. Sonntags lassen sie sich schon sehen, aber werktags wären wir in Verlegenheit, wenn wir nicht einen hätten, der bei uns schläft und morgens gleich in die Kirche mitgenommen wird. Die Gläubigen bestellen für ihre Verstorbenen nicht selten ein levitiertes Requiem. Dabei muß ich dann häufig als Subdiakon assistieren. So geht es alle Tage bis 8 oder 9 Uhr oder auch später. Einmal hatte ich an einem Morgen bei fünf Ämtern zu spielen und zu singen. Sonntags beginnt von 6 bis 10 Uhr mit jeder Stunde eine heilige Messe. Am Samstag habe ich die Kirche zu kehren und vor Festen ihr einen schönen Schmuck zu geben. Zur Abwechslung geht es an einem Festtag auch einmal hinaus auf ein Dorf, wo idi spiele oder auch zum Amt oder zur feierlichen Vesper assistiere. Ihr seht also, hier muß man ein Universalmesner sein und hat es nicht so leicht wie meine Mesnerkollegen daheim, die mit dem Löschhorn feierlich und gesammelt durch die Kirche gehen. (Aber ich will ihnen nicht Unrecht tun. Ich weiß wohl, wie sie an Festtagen eingespannt sind.) In der übrigen Zeit des Tages arbeite ich im Garten (wie einst in Mergent- Im Konvent zu Huanuco. Von links: Br. Ludwig Kästel, P. Lorenz Unfried und, als Gast aus dem fernen Lima, Br. Kuno Stößer. (Aufn. E. Huber) heim), halte den Konvent in Ordnung, repariere da und dort etwas und sollte ein richtiger Tausendkünstler sein. Wenn man genug Zeit hätte, könnte hier ein Bruder auch Religionsunterricht geben. Unser Pater Pedro (P. Peter Taschler) hat allein fast 2000 Kinder zu unterrichten. In wievielen Dörfern draußen kann überhaupt kein Religionsunterricht gegeben werden, oder er wird von manchmal recht unzuverlässigen Hilfskräften gegeben. Ihr habt ja sicher auch schon von dem katastrophalen Priestermangel in ganz Südamerika und auch hier in Peru gehört. Seit kurzem habe ich noch die Aufgabe, unseren Bedarf an Hostien zu backen. Ihr seht also, liebe Leser, ein Missionsbruder führt hier ein sehr abwechslungsreiches und vielbeschäftigtes Leben, und es wäre gut, wenn man von allen Handwerken etwas verstünde. Freilich, Möbel brauchen die Indianer nicht viele, und Schuhe noch weniger; sie laufen meistens barfuß herum. Es gibt noch Platz für viele Helfer, und es würde mich freuen, wenn mancher junge Leser, der sich über seinen Beruf noch nicht im klaren ist, auf den Gedanken käme, Missionsbruder zu werden. Er hätte dann kein bequemes Leben, aber ein glückliches. Und alle sollten beten, daß noch mehr Arbeiter dem Rufe Gottes in seinen Weinberg folgen. Euer Br. Ludwig Kästel Pater Gralians letzter Ritt Nach einer wahren Begebenheit von Rolf Friedrichs Die Luft war feucht und da und dort säumten kleine Wölkchen den Horizont. P. Gratian beobachtete sie sorgenvoll. Denn wenn sich hier in der Texas-Wüste ein Regen einstellte — was nur zwei-, dreimal im Jahr vorkam —, dann brach der Himmel auf, und das Wasser schoß in Kaskaden auf die ausgebrannte Erde, bis die fast wasserlosen zahlreichen Nebenflüsse des Rio Grande zu schäumenden Wildwassern wurden, in denen schon mehr als ein Reiter samt Pferd ertrunken ist. Heute morgen erst hatte P. Gratian den Indianerpfad verlassen, der dem Unterlauf des Rio Grande folgend quer durch die Sand- und Felsenwildnis zog. Nur auf seine untrügliche Orientierungsgabe angewiesen, die er sich in den vier Jahrzehnten seiner rastlosen Tätigkeit in dieser Einöde erworben hatte, ritt er auf die Farm der Familie Guerro zu, die erste der weltabgelegenen Farmen, die sich im Abstand von oft mehreren Tagesmärschen längs der Seitenarme des Flusses hinzogen. Vor zehn Tagen war P. Gratian von der Missionsstation Brownsville, die an der Einmündung des Rio Grande in den Golf von Mexiko lag, zu seiner jährlichen großen Missionsreise aufgebrochen, die ihn sechs Wochen lang durch Wüste und Wildnis führte, um all den weitverstreuten Seelen geistlichen Beistand und Unterweisung zu spenden. Da war Kindern die Taufe zu spenden oder die erste heilige Kommunion zu reichen. Kranke waren zu trösten oder auf das letzte Stündlein vorzubereiten, oder es mußten noch die Feierlichkeiten einer Beerdigung nachgeholt werden Beichte war zu hören und die heilige Messe zu feiern, und darüber hinaus durfte nicht ein belehrendes, aufrichtendes oder auch zurechtweisendes Wort fehlen —■ bei diesen Menschen, die nur bei ganz seltenen Anlässen ihre „Nachbarn“ zu Gesicht bekamen, für die der jährliche Besuch des Priesters daher ein besonders freudiges Ereignis war. 40 Jahre lang führte nun schon der Missionar dieses entbehrungsreiche Leben und er hatte es so liebgewonnen, daß der Hinweis des Bischofs, er solle sich jetzt mit seinen 70 Jahren mehr Ruhe gönnen und seine Arbeit einer jüngeren Kraft überlassen, auf entschiedene Ablehnung stieß. Gewiß war sein Rücken gebeugt und sein Auge nicht mehr so scharf wie einst. Auch die Hand zitterte schon, wenn er unterwegs die Tauf- und Kommunionscheine ausstellte. Wenn er dann aber wieder im Sattel saß, wie verwachsen mit seinem treuen „Pancho", dann sah man ihm sein Alter nicht an. Doch diesmal mußte er sich selbst eingestehen, daß ihm die Anstrengungen fast zuviel waren. Noch nie hatte er mit einem solchen Aufatmen den breiten Canon auftauchen sehen, an dessen jenseitigem Ufer die Farm lag. Der Farmer Encarnadino Guerro, ein wettergegerbter Fünfziger und Vater von fünf kräftigen Kindern, zwei Söhnen und drei Töchtern, begrüßte den Pater vor dem einfachen, aber soliden Steinhaus. In die herzliche Freude des Wiedersehens mischte sich gedämpfte Trauer: „Wenn Sie vier Wochen früher gekommen wären, hätten Sie eine Beerdigung vornehmen können", sagte der Hausvater. Don Gratian stieg steifbeinig aus dem Sattel und warf einen langen, nachdenklichen Blick auf das frisch aufgeworfene Grab hinter dem Haus. „Donna Luz?" fragte er kurz. Der Farmer nickte schwer: „Ja, meine Mutter. Sie war sehr traurig, daß sie Ihre Ankunft nicht mehr erleben durfte." Auf einen Wink des Geistlichen brachte Linda, die Frau des Hauses, ein irdenes Gefäß mit Wasser. Im Nu hatte sich die Hausgemeinde zu einer kleinen Prozession formiert, die, den Priester an der Spitze, dem nahen Grab zuschritt. Als Don Gratian das kleine Fleckchen Erde sah, das die gute alte Frau zu ihrer letzten Ruhe benötigte, da nickte er lächelnd, als fasse er dies als ein letztes Zeichen ihrer anspruchslosen Bescheidenheit auf. Dann nahm er den Wasserkrug und hielt ihn einige Zeit nachdenklich in der Hand. Sie alle, die hier anwesend waren, wußten darum, wie kostbar das Wasser war — diese unschätzbare Gottesgabe, von deren sorgsamer Aufbewahrung das Leben in dieser Wildnis abhing. Mit um so tieferer Andacht nahmen sie an dem feierlichen Segen teil, den der alte Prieser über das Wasser sprach. Dann schritt er, unter lautem Rezitieren der Totengebete, rings um das kleine Grab und besprengte es mit dem geweihten Wasser. Nachdem der Toten der letzte Liebesdienst erwiesen worden, kamen die Lebenden zu ihrem Recht. In der kühlen, geräumigen Wohnstube begann nach dem Abendessen die Vorbereitung von zwei Kindern auf die am nächsten Tag zu spendende Erstkommunion. Und es war spät in der Nacht, als der Pater, der noch sämtlichen Anwesenden das Sakrament der Buße gespendet hatte, endlich seine zerschlagenen Glieder zur Ruhe betten konnte. Früh am Morgen jedoch war er bereits wieder auf den Beinen und bereitete den aus rohen Steinen ungefüge errichteten Altar an der Hauswand für das heilige Opfer vor. Wie mancher Städter wäre von der tiefen Andacht und inbrünstigen Versunkenheit dieser einfachen Leute beschämt gewesen, die Oskar Hofmann, Monsignore Matthäus Kirchner. Ein Pionier auf dem Missionsfeld von Zentralafrika. Bamberg 1956, Verlag Missionshaus St. Heinrich, DM 0.75. Ein ansprechendes Büchlein, das das Leben und Wirken von Matthäus Kirchner (1826—1912) historisch getreu und schlicht schildert und gerade durch seine Schlichtheit die apostolische Opfergesinnung und das missionarische Heldentum dieses Pioniers der Afrikamission eindrucksvoll und überzeugt darstellt! Es waren seltsame Wege, auf denen die Vorsehung den jungen Bamberger Geistlichen erst nach Rom, dann schon bald in den Sudan, später wieder zurück nach Wien und Rom geführt hat, wo er als Apostolischer Provikar nach Zentralafrika ausgesandt wurde. Trotz unvorstellbarer Opfer blieb ihm jedoch jeder sichtbare Erfolg versagt; aber er legte den Keim für die heute blühende Afrikamissiòn, sodaß seiner ersten Aussaat eine tausendfältige Frucht beschieden war. Im Alter finden wir Msgr. Kirchner wieder in der Heimat, erst als Regens in Bamberg, später als Pfarrherrn in dem Bamberg benachbarten Scheßlitz sowie als Abgeordneten des Deutschen Reichstags. Das Büchlein ist eine schöne Erstlingsgabe des Verfassers, der ein Scholastiker im Missionshaus St. Heinrich (Bamberg) ist und der uns hoffentlich noch manche und größere Proben seiner Erzählungskunst bescheren wird. Prof. D. Dr. Hans Pfeil Eine Gruppe der Nationaldirektoren des Werkes der Glaubensverbreitung, die Anfang Mai an der Jahresversammlung der Päpstlichen Missionswerke in Rom teilnahmen. Es sind (von links) die Vertreter Hollands, Deutschlands (Prälat Klaus Mund, Aachen), Spaniens, Maltas und Kanadas. (9 Aufn. Fldes-Foto) nur einmal im Jahre einer heiligen Messe beiwohnen konnten und dieses Geschenk Gottes auch dementsprechend zu würdigen wußten. Nach dem Gottesdienst und einem kurzen Frühstück füllte Pater Gratian in der Stube die Erstkommunionscheine aus. Besorgt beobachtete der Farmer, wie dabei die Hand des alten Mannes zitterte. Vergeblich versuchte der Pater seiner Hand mehr Kraft und Sicherheit zu geben, indem er die linke Hand auf das Gelenk der rechten legte: Das Zittern wollte nicht aufhören. So sagte er denn scherzend, als er dem Vater die Scheine überreichte: „Was ich hier geschrieben habe, kann nur der liebe Gott lesen!" Aber das Lächeln fror ihm auf den Lippen ein, als er dabei in das Gesicht von Encarnadino Guerro sah. Denn was er, der erfahrene Menschenkenner, in diesem Gesicht las, war Mitleid und Sorge, und als gar der Farmer ihn mit stockender Stimme fragte, ob er nicht einige Tage bei ihnen bleiben wolle, um sich auszuruhen, er selbst würde ihn dann bis zur nächsten Farm begleiten, da wußte er sich nicht anders zu helfen — gerade weil er einsah, daß Guerro recht hatte — als in ziemlich schroffem Ton aufzufahren: „Noch bin ich kein alter Mann und brauche keinen Krankenwärter!" Der eigentliche Grund seiner Weigerung aber — und er fühlte genau, daß Guerro dies ahnte — war, daß er, wenn er seinem ermatteten Körper jetzt die so dringend nötige Ruhe gönnte, er wohl die Kraft nicht mehr aufbringen würde, die endlose Reise fortzusetzen. Gerade das aber durfte nicht sein. So viele Menschen warteten seit langem sehnsüchtig auf sein Kommen — und wenn er jetzt schlapp machte, würde bis zum Eintreffen der Mitteilung in Brownsville und der Aussendung eines Nachfolgers zuviel kostbare Zeit verstreichen. Nein, er durfte seiner Schwäche nicht nachgeben, und wenn dies schon sein letzter Ritt sein sollte, dann wollte er ihn wenigstens zu Ende führen! Und deshalb mußte er jetzt im Sattel bleiben, eines nur vor Augen: Die große Aufgabe! (Schluß folgt) Plein Weg ins Kloster Von Br. Paul Zeller, Josefstal In meinem elften Lebensjahr — ich erinnere mich noch genau — las ich im „Stern der Neger" auch vom Wirken der Missionsbrüder unter den Heiden. Da vernahm ich zum ersten Mal den Ruf in mir, auch mein Leben dieser großen Aufgabe zu weihen. Dieser Ruf wurde mir allmählich zur Gewißheit, und ich erkannte: Das ist es, was ich suche. Vier Jahre später, also in meinem 15. Lebensjahr, kam P. Alfred Stadtmüller in meine Heimat zu einer Missionspredigt. Bei dieser Gelegenheit offenbarte ich ihm meinen Wunsch. Ich schickte meine Papiere ans Kloster ein und bekam die Nachricht, daß ich kommen könne, jedoch nicht nach Josefs tal, wo ich eigentlich hinwollte, sondern ins Missionshaus Mellatz im Allgäu Doch bei einer späteren Gelegenheit, w* P. Stadtmüller in der Nähe meiner Heimat Aushilfe hatte, besuchte er mich und brachte die freudige Nachricht mit, ich könne zu ihm nach Josefstal kommen und dürfe in drei Tagen gleich mit ihm dorthin fahren. Ich überlegte nicht langa und sagte gleich zu. Doch als er die Türe hinter sich zumachte, kam mir erst recht zum Bewußtsein: Jetzt fängt füt dich ein anderes Leben an, und die Ungewißheit, wie sich dieses neue Leben gestalten würde, brachte mir in den drei' Tagen des Wartens doch viel Unruhe. Denn was hört man so oft über das Leben im Kloster? Oft sind es recht gruselige Geschichten, über die man später lachen muß. Am 28. Mai 1935 kletterte ich dann mit ziemlich gemischten Gefühlen auf den Soziussitz von P. Stadtmüller, und auf ging’s nach Ellwangen und zum nahen Josefstal. Gegen 2 Uhr nachmittags kamen wir dort an. P. Stadtmüller führte mich in den Speisesaal zum Mittagessen. Als ich so allein dasaß, kam ich mir vor wie ein gefangenes Vöglein. Doch bald wurden schwere Schritte hör- bar, und mit freundlichem Lächeln kam P. Isidor S t a n g herein. Da wich auch schon die kalte Starre, die mein Herz umfing, denn ich merkte gleich, daß ich hier in gute Vaterhände gekommen war. Nach dem Essen führte mich P. Stang in den Garten, zum Badeweiher und dann zum Hasenstall. Ich traute meinen Augen kaum, denn über 100 Hasen wuselten da herum. P. Stang erklärte mir, daß am Nikolaustag das erste große Schlachtfest sei. Bald kamen dann auch Buben in meinem Alter und begrüßten mich freundlich. So ist auch heute noch große Freude, wenn ein „Neuer" kommt. Ich konnte in den ersten Stunden nur staunen, da ich doch das gerade Gegenteil anträf von dem, was ich mir früher vorgestellt hatte. Statt der finsteren Klostergestalten sah ich überall frohe, freundliche Gesichter, denen man ansehen konnte, daß sie glücklich und zufrieden waren. Am nächsten Tag durfte ich dann eine neue Freude erleben: Mein künftiges Arbeitsfeld wurde der Garten, was ja schon immer mein Wunsch war. Es dauerte gar nicht lange, und ich fühlte mich in Josefstal daheim. So ist es jetzt noch: Wenn ein Neuangekommener zum erstenmal sagt: „Komm, wir gehen heim!", und er damit unser Kloster meint, dann weiß ich, er hat sich eingelebt. Seit dieser Zeit sind nun schon über 20 Jahre vergangen. Es würde zu weit führen, über all diese Jahre im einzelnen zu berichten. Aber einiges will ich doch erwähnen. Unvergeßliche Tage waren die Einkleidung im Mai 1937 und die Profeß im Juni 1939. Wir waren damals sieben Kandidaten. Von ihnen leben heute nur noch zwei in unserer Mitte. Drei mußten im Krieg ihr junges Leben lassen. Br. Georg Lechner holte der liebe Gott nach nur zweitägiger Krankheit als jungen Novizen. Dieses gottergebene Hinscheiden unseres da- mais 19jährigen Mitbruders machte auf uns den tiefsten Eindruck. Wir sahen vor uns das Vorbild eines frühvollendeten Lebens. Ein nie vergessener Tag war für mich der 4. April 1941, an dem ich zum Heeresdienst einrückte. Mit vier andern Mitbrüdern kam ich damals nach Ulm zur Ausbildung. Ich möchte heute die fünf Jahre Militärzeit nicht missen, denn durch sie bekam ich einen gründlichen Einblick ins Leben und gewann daraus noch mehr Freude an meinem Ordensberuf. Nach einjähriger Gefangenschaft durfte ich im März 1947 wieder ins Kloster zurückkehren. Mein damaliger Oberer, P. Stadtmüller, übertrug mir die Sorge für den Garten und die Betreuung unseres jungen Brüdernachwuchses, zwei Aufgaben, denen ich heute noch mit Freude obliege. Wenn ich auch schon 35 Lenze zähle, fühle ich. mich doch noch als einen der Jungen. Es besteht ja immerhin die Gefahr, daß man mit zunehmendem Alter vergißt, wie man früher selbst einmal war und was ein junges Menschenherz freut und bedrückt. Nun wende ich mich noch kurz an Euch, liebe junge Leser. Ich bin überzeugt, daß viele junge Menschen den Weg zum Ordensleben einschlagen würden, wenn sie mehr von seinem Wesen und seinem Werte wüßten. Alle suchen das Glück ihres Lebens; wie wenige aber finden das wahre Glück, das über das irdische Leben hinaus Dauer hat. Wie vergänglich ist doch die Freude dieser Welt. Kaum glaubt man, sie zu besitzen, da hat sie sich auch schon ins Gegenteil verkehrt. Denen, die alles verlassen und ihm nachfolgen, hat Christus das Hundertfältige in diesem Leben und die ewige Seligkeit versprochen. Zwar ist das Leben im Ordensstand entbehrungsreich, es ist ein Opferleben und soll es auch sein. Aber wer die Welt verläßt, der findet viele Mitbrüder, unter denen er sich wohlfühlt, überall findet er Klöster, in denen er daheim ist. Hier im Ordenshaus erhält er Zeit und Hilfe, das Heil seiner Seele zu wirken, zu Br. Paul Zeller freut sich an den eben aufgeblühten Tulpen vor Br. Ottmars Schreinerwerkstatt. (Foto Wiadereck) beten und sein ganzes Leben zu einem Gottesdienst zu machen. Du wirst mir, junger Leser, vielleicht entgegenhalten, warum denn dann so mancher das Kloster wieder verläßt. Nun, es mag Vorkommen, daß einer nur eintritt, um aufgehoben zu sein, oder daß ein Vater seinen Buben zu uns schickt, damit er versorgt ist; das ist dann von vornherein bedenklich. Mancher wird auch erst im Laufe der Jahre klar erkennen, daß er nicht zum Ordens- und Missionsleben berufen ist. Die zwei Jahre des Noviziates sind ja auch dazu da, daß man sich selbst prüft und daß die Obern zu erkennen suchen, ob man für dieses Leben im Kloster berufen ist Wie es auch sei, alle, die einmal einige Jahre in einem Ordenshaus zugebracht haben, werden das nicht für eine verlorene Zeit halten, sondern ihr Leben lang davon zehren. Vielleicht hatte Gott diese Klosterjahre in ihrem Lebensplan vorgesehen, und man sollte auf sie nicht verächtlich herabschauen, auch nicht auf solđie, die durch eigenes Verschulden den Ordensberuf wieder verloren haben. Vor kurzem erst besuchte uns eine Mutter mit ihrem Jungen, der einmal bei uns Zögling war, und versicherte mir, daß ihr die Zeit nicht leid tue, die ihr Sohn bei uns verbracht habe, denn sie sehe den Unterschied zu seinen Altersgenossen. Es gibt freilich auch solche, die wieder gehen und dann allerlei Schauermärchen zu erzählen wissen, um sich damit zu rechtfertigen und die eigentlichen Gründe, warum sie wieder gegangen sind oder entlassen wurden, nicht sagen zu müssen. Aber fast alle, die einst zu uns gehörten, haben Heimweh nach unserer Gemeinschaft und bleiben uns innerlich verbunden, und sie sind in unser Gebet eingeschlossen. Wer mit gutem Willen zu uns kommt und mit dem festen Entschluß, ein Ordensmann nach dem Herzen Gottes zu werden, und auch in späteren Jahren den Schwierigkeiten des Ordens- und Missionslebens zum Trotz seine Ideale sich bewahrt, der wird auch die Hilfe Gottes in reichem Maße verspüren und in seinem Stande glücklich sein. Also, lieber junger Freund, wenn du wieder einmal vor dem Tabernakel kniest, sprich mit Gott. Vielleicht hat er auch Dich schon längst gerufen, nur hast Du seine Stimme nicht verstanden. Frisch gewagt ist halb gewonnen, sagt das Sprichwort. Mit herzlichem Gruß Dein Br. Paul KURZ BERICHTET Zwei Neupriester. Am 29. Juni empfing im Dom zu Brixen, Südtirol, Frater Josef Frank die heilige Priesterweihe. P. Frank stammt aus Altmannsweiler, Pfarrei Eggenrot bei Ellwangen. Am 8. Juli feierte er in Eggenrot die erste hl. Messe. — Am 29. Juli wird Frater Eugen Kurz aus Bühlerzell, Württemberg, in Bamberg zum Priester geweiht. Drei Jubilare. Am 10. Juni konnte P. Jakob Lehr in Josefstal sein 80. Lebensjahr vollenden,. P. Lehr hat sich als Missionar in Afrika, als erster Generaloberer unserer Kongregation und als Lehrer unseres Missionsnachwuchses bleibende Verdienste erworben. — Am 18. Juni waren es 40 Jahre, daß P. Johann Schweiger zum Priester geweiht wurde. Sein Wirken galt und gilt vor allem der Erziehung und dem Unterricht unserer Studenten in Josefstal, Ellwangen, Bamberg, Milland und nun in Unterpremstätten bei Graz. — P. Alois W i 1 f -ling kann am 12. August auf 50 Priesterjahre zurückblicken. In diesen Jahren wirkte er zunächst in Ägypten, dann als Hausoberer und Verwalter in Milland, Messendorf und Graz und in Mellatz. Fünf Jahre verbrachte er als Generalprokurator unserer Kongregation in Rom. Vielen österreichischen Lesern wird er bekannt sein als geschätzter Führer von Pilgerzügen nach Lourdes. Gegenwärtig weilt er in unserem Missionshaus in Milland als eifriger Aushilfspater und führt wieder Pilgerzüge nach Lourdes. Neue Knabenseminare. In M i 11 a n d konnte am 17. Juni das neuerbaute Knabenseminar eingeweiht werden; es beherbergt etwa 80 Zöglinge. — Das Seminar in Neu-markt, Diözese Eichstätt, wird im Lauf des Sommers bezogen werden; 14 Buben machten im Juni die Aufnahmeprüfung in die 1. Klasse, fünf weitere werden die 2. bzw. 3. Klasse des dortigen Gymnasiums besuchen. Spanien. Ende Mai flogen von Lima aus die Patres Andreas Riedl und Anton Schöpf nach Spanien, um in diesem an Priesternachwuchs so reichen Land eine Niederlassung unserer Kongregation zu gründen. Uiec spcicld Baba OmüsclUe aus Afrika ! Liebe Buben und Mädchen! Als Petrus sah, daß er am hellichten Tag eine Unmenge Fische gefangen hatte, wie noch nie in seinem Leben, obwohl in der Nacht zuvor, die doch eigentlich viel günstiger war, kein einziges Fischlein in sein Netz gegangen war, da fiel er erschrocken vor Jesus nieder: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch!" Aber Jesus legte die Hand auf ihn und sagte: „Fürchte dich nicht, von nun an sollst du Menschen fangen." Jesus meint, Menschen für das Gottesreich fangen. Das ist eine heilige Sache. Nicht so wie in der letzten „Stem"-Nummer, wo mich die Cowboy-Ministranten für ihr Fasnetvergnügen eingefangen haben. Das waren zwar sehr lustige, aber noch keine großen Helden. Aber wenn diese Buben und mit ihnen noch viele andere ausziehen wollten für das Reich Gottes, da würden kühne Taten anheben. Wollt Ihr Euch von meinem schwarzen Ministranten Lukas beschämen lassen? Er schrieb mir vor nicht allzu langer Zeit: „Lieber Pater, ich möchte unbedingt Priester werden. Tag und Nacht verfolgt mich eine Stimme: Ich will Dich zum Priester haben! Aber ich weiß nicht, wie ich das anfangen soll. Meine Mutter ist ganz dagegen, Sie will, daß ich vorerst viel Geld verdiene. Ich weiß mir keinen Rat mehr!" Seine Mutter ist protestantisch, aber sehr fromm und kennt die Bibel besser als Ihr alle zusammen. Von ihr lernte sie auch Lukas. Er schrieb mir eine Menge Stellen aus der Hl. Schrift, die alle beweisen sollten, daß man dem Rufe Gottes folgen müsse, auch gegen den Willen von Vater und Mutter. Ich schrieb ihm zurück, er solle Mut und Geduld haben. Gott werde ihn schon zum Ziele führen, wenn er nicht aus Feigheit schwach werde. Er solle zu seinem Missionspriester Umagitschimane (P. Morscher) gehen und sich von ihm raten lassen. Ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht. Ich weiß, Lukas war ein frommer, feiner, immer heiterer Ministrant mit einem sauberen Herzen. Das sah ich seinem Gesicht an. Köpfchen hat er auch. So scheint er mir nicht ungeeignet, einmal ein schwarzer Priester zu werden. Da wurden in einer vierten Klasse die Mädchen gefragt, wer Missionsschwester werden wolle. Sie wehrten heftig ab: Nein, nein! Die bekommen ja im Sommer kein Eis und müssen in ihren Kleidern so schwitzen, und .. . und . . . Ja, Eis bekommen die Missionsschwestern freilich keines (außer die bei den Eskimos!), aber sie sind auch gar nicht darauf aus. Sie wollen für Gott ein opferreiches Leben führen und werden dadurch die glücklichsten Menschen. Wer aber im Leben nur den Schleckereien nachläuft, der wird nicht glücklich. Da muß ich an den Satz eines Dichters denken: „Saul zog aus, seines Vaters Eselin zu suchen, und fand ein Königreich. Wer aber auszieht, ein Reich zu suchen, das von dieser irdischen Welt ist, der findet einen Esel, oder gar den Teufel." Und nun schreibt mir, was nach Eurer Meinung alles dazugehört, wenn man Missionspriester oder Bruder oder Schwester werden will. Sicher mehr, als wenn man Arzt oder Bauer oder Stenotypistin werden will, das wißt Ihr ja. Ich werde Euch dann Antwort geben. Auf Wiederhören Euer Baba Omuschle Missionshaus Josefstal Ellwangen (Jagst) - Württ. Aus Heilbronn/Sontheim besuchten uns in Josefstal diese 18 Ministranten mit ihrem Vikar, H. H. Alfred Häfele; nach einigen gemütlichen Stunden und einem kühlen Bad in unserem Weiher traten sie wieder die Heimfahrt an. (Foto Zirlik) Missio ist der Name der großen Missionsausstellung Deutschlands, die am Fest Christi Himmelfahrt in Essen ihre Tore öffnete. „Missio“ heißt Sendung, Sendungsauftrag Christi an seine Jünger und uns alle: „Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes!", und: „Ihr sollt meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde!" Um diesen Sendungsauftrag Christi den deutschen Katholiken wieder eindringlich zum Bewußtsein zu bringen, hat der Katholische Missionsrat, in dem sich die missionierenden Orden und Kongregationen, das Missionsärztliche Institut Würzburg und die Päpstlichen Missionswerke Deutschlands zusammengeschlossen haben, eine große Missionsausstellung organisiert. Sie wird nacheinander in allen größeren Städten gezeigt werden. Während des diesjährigen Katholikentages mit seinem Leitgedanken: „Die Kirche, das Zeichen Gottes unter den Völkern“, wird sie sich in Köln befinden. Die Ausstellung führt durch alle Jahrhunderte und alle Erdteile und offenbart eindringlich die umwandelnde Kraft des christlichen Glaubens. Das Bild links zeigt eine Tanzmaske aus Neuguinea. Aus dieser Maske spricht das verzerrte und erniedrigte Menschen-und Gottesbild des Heidentums (Foto PWG). Welchen Gegensatz bildet dazu die obige aus Elfenbein gearbeitete Madonna eines jungen chinesischen Künstlers, der seines Glaubens wegen außer Landes gehen mußte. Welche Reinheit, Güte, Erlöstheit! So recht das Bild des Menschen, der „in seiner Würde wunderbar erschaffen und, nach dem Sündenfall, durch Christus noch wunderbarer wieder hergestellt" wurde. Zweck dieser großen Ausstellung ist es, im deutschen Volk Missionsberufe zu erwecken, gediegenes Wissen über unsere Heidenmissionen zu vermitteln und uns anzuspornen zu großmütiger Unterstützung unserer Glaubensboten.