IV. Jahrgang. Nr. 24. eitschrist str Vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und lostet: Mit der Post-Für Laibllch sammt Zustellung: Ganzjährig fl. 8— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig .. 3. -Halbjährig , 2.50 Einzelne Nummer 5 lr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplah, Nr. IN, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebiihren: Für die ülpaltige Petit-Zeile oder deren Raun, bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Nase!. Geldsendungen find zu richten »n den Eigenthüme r de« Blatt??. Manuskripte werden nicht zurückgesendet. Laibach, Dmftag am 23. März 1869. Die Besteuerung der Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften. (Schluß.) Die Steueifordeiungen des Herrn Finanzministers entspringen einer lediglich mechanischen Uebertragung der für die Aktien-Gesell­schaften geltenden Gesetzes-Bestimmungen auf die Genossenschaften. Es mag dabei eine Verleitung durch die Ähnlichkeit gewisser äu­ßerer Formen und die gleiche Benennung gewisser, aber wesentlich verschiedener Einrichtungen mitgewirkt haben; jedenfalls aber verräth der Vorgang eine vollständige Unbelanntschaft mit den einschlägigen Verhältnissen. Wir sind überzeugt, daß von allen denen, welche an den Gesetzes-Vorlagen gearbeitet haben, nicht ein einziger die Ent­stehung und allmlllige Entwicklung einer Genossenschaft beachtet hat. I n Neulerchenfeld besteht ein nicht sehr umfangreicher, aber höchst rühriger Spar- und Konsumverein „Oekonomie". Derselbe begann im Sommer 1867 seine Thätigkeit. Fünf Arbeiter traten zusammen; jeder legte fünfzig Kreuzer ein und mit diesem „Kapitale" begannen sie ihre „gewinnbringende Beschäftigung", und zwar derart, daß sie ihren Bedarf an — Schuhwichse und Zündhölzchen gemeinsam be­zogen. Es läßt sich begreifen, welche „Dividende" diese Artikel ab­warfen; doch brachten es die Mitglieder dahin, daß sie bald auch Feigentaffee in ihr „Waarenlager", daß sie freilich in ihrer Rock­tasche herumtrugen, aufnehmen konnten, und da ihre Ordnungsliebe und ihr Sparsinn Vertrauen einflößte, so fand sich endlich sogar ein Bäcker, der ihnen auf einige Tage ein paar Laib Brod auf Kredit abließ. Auf diese Weise gewann der Verein an Umfang und Inten­sität seiner Wirksamkeit. Die Männer, auf denen die Unsicherheit ihrer Existenz und die Hoffnungslosigkeit ihrer Zukunft wie ein Alp lastete, haben festen Boden gewonnen und sie schreiten auf dem Wege der Selbsthilfe rüstig fort zur Verbesserung ihrer materiellen Lage und zur Hebung ihres moralischen Zustandcs. Die Pionniere von Rochdale, die aller Welt zum Muster aufgestellt werden, hatten kei­nen dürftigeren Anfang und während der ersten anderthalb Jahre ihres Bestandes keine glänzendere Entwicklung. Nehmen wir auf einen Augenblick an, das Unglaubliche ge­schehe, die Projekte des Finanzministers gelangten zur Durchführung. Zunächst hätte jedes Mitglied, etwa eines Konsumvereines, den auf dasselbe entfallenden Theil der Erwerbsteuer zu zahlen. Hat dann ein Mitglied noch eine Einlage von 2 fl. gemacht, von der der Staat die Stempelgebühr bereits bezogen, so erhält dasselbe halb­jährig fünf Kreuzer Zinsen. Davon zieht der Staat die Stempel­gebühr ein. Nach den Statuten der meisten Vereine werden aber diese Zinsen (bis sie einen gewissen Betrag erreichen) nicht ausge­zahlt, sondern gutgeschrieben; die 5 lr., welche soeben einen Zinsen­bezug repräsentirten, stellen jetzt eine Einlage vor. Davon bezieht der Staat wiederum die Stempelgebühr. Wenn nun dasselbe Mit­glied in einem halben Jahre um 60 fl. Waarcn zum Tagespreise »us dem Waarenlager des Vereines bezogen hat, und es beträgt nach Abzug der Regietosten der Unterschied zwischen dem Verkaufs­preise und dem Einkaufspreise im großen 5 Perzent des ersteren, so erhält das Mitglied 3 fl. „Dividende". Davon zieht der Staat die Stempelgebühr. Doch auch diese wird dem Mitgliede nicht baar übergeben, sondern nur gutgeschrieben, und so kommt es, daß der Staat auch von diesem Betrage seine Stempelgebühr verlangt. Hätte man diese Grundsätze auf die Neulerchenfelder Ökonomisten ange­wendet, wahrlich ihr ganzes „Kapital" wäre ihnen abhanden gekom­men, die letzte Schachtel Wichse würde ihnen aus der Tasche ver­schwunden sein, und der Versuch, ihre Lage durch eigene Thätigkeit zu bessern und zu heben, wäre ihnen gründlich verleidet worden. Aber ist es denn Absicht des Finanzministers, die Bildung des Ka­pitals zu besteuern und damit zu Hinbern? Es muß wohl so sein; denn die Gesetzesvorlagen werden einfach diese Folge haben, indem sie zunächst das Entstehen von Genossenschaften hemmen und die be­stehenden in der Art zu einem wirtschaftlichen Rückschritte — von welchem sich jetzt schon die Spuren nachweisen lassen — zwingen, daß sie die Ansammlung von Kapitalien nicht mehr anstreben. Es ist eine eigenthümliche grammatikalische Lizenz, wenn der Herr Finanzminister die Forderung der Stempelgebühren für die Einlagen, die Zinsen der Einlagen und die Antheile am Gewinne als den Genossenschaften zukommende „Begünstigungen" bezeichnet. Es sind dieß einfach neue Steuern, und dieselben widersprechen nicht nur den bisherigen Entscheidungen der meisten Behörden, sondern auch dem Geiste unserer bisherigen Gesetzgebung. Das Gebllhren­gesetz bestimmt in Tarifpost 57 (Anmerkung zu N und?) , daß die Verträge der wechselseitigen Versicherung«-, Versorgungs- und Un­terstützungs-Anstlllten, d. h. die in denselben gemachten Einlagen stempelfrei sind. Es sind diese Institute die ersten Anfänge der Selbsthilfe, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der Gesetz­geber sämmtliche auf von Selbsthilfe beruhenden Genossenschaften, hätte er sie vor Augen gehabt, dieser Bestimmung unterzogen und deren Einlagen für stempelfrei erklärt haben würde. Das gegenwär­tig in Geltung stehende Gesetz über die Einkommensteuer befreit feiner die Zinsen der Sparkassen-Einlagen von der Einkommensteuer, und diese Einrichtung beabsichtigt der Finanzminister offenbar auf­recht zu erhalten, da in keiner Vorlage eine Aenderung erwähnt ist. Die Genossenschaften sind in viel umfassenderem Maßstäbe Sparan» stalten; wie ist der Widerspruch zu rechtfertigen, daß sie eine die Einkommensteuer vertretende Stemsielgebühr leisten sollen? Doch auch mit den von ihm selbst getroffenen Anordnungen tritt der Finanzminister in grellen Widerspruch. Durch einen Finanz-Ministerialerlaß vom Jahre 1865 wurden die Bücher und Geschäfts­aufschreibungen der Genossenschaften für stempelfrei erklärt und der Finanzminister hat diese Bestimmung ausdrücklich in seine neueste Vorlage aufgenommen. Damit erkennt er selbst an, daß die Genos­senschaften keine Erwerbs-Unternehmungen sind. Wenn sie aber leine Erweibs-Unternehmungen sind, mit welchem Rechte kann eine Er­werbsteuer und eine doppelte Stempelgebühr für die Einlagen und für die Zinsen und Gewinnantheile gefordert weiden? Sind sie dagegen Erwerbs-Unternehmungen und haben sie diese Steuern zu zahlen, mit welchem Rechte werden die Geschäftsbücher der Genos­senschaften von der Stempelsteuer befreit? Auf diese Frage erwarten wir eine Antwort; die Genossenschaften verlangen keine «Begünsti­gungen", sondern bloß ihr gutes Recht! Politische Revue. Aus Wie n wird berichtet: Dem zweifelhaften Siege der Ne­ gierung bei der Reichsrathsdebatte über das Landwehrgesetz folgte die unzweifelhafte Niederlage derselben mit dem Landsturmgesetze. Die Regierungsvorlage wurde als solche in tuto et yuanto mit 76 gegen 50 Stimmen zurückgewiesen. Die Herren Offiziösen ver­ sichern zwar, daß der Regierung nichts an diesem Gesetzentwurfe liegt; dann aber begreifen wir nicht, warum sie denselben nicht lie­ ber selbst zurückgezogen und sich diese Niederlage erspart hat. Es fällt auf, daß das Preß-Gefchwornengesetz aus Agram datirt; als sollte von nun an jede freiere Atlion von „ungarischem" Boden aus­ gehen. Auch die nichterfolgte Preß-Amnestie, auf welche die Offiziö­ sen uns seit lange präparirt hatten, hat vielfach enttäuscht. Man muß nicht „alles und alles" verlangen, sagte Graf Beust, resp. der Abgeordnete von Reichenberg neulich im Reichsrath. Die „Wiener Zeitung" beging den Namenstag des Kaisers mit der Publizirung des sanktionirten Gesetzes über die Einführung von Schwurgerichten in Preßsachen und des Gesetzes über die Bil­dung der Geschwornenlisten. Beide Gesetze tragen das Datum des 9. März und haben die kaiserliche Sanktion in Agram erhalten. Sic treten nach der gewöhnlichen Frist von 45 Tagen, mithin am 23. April in Rechtskraft. Das Gerücht, welches vor einiger Zeit in Umlauf war und eine Preß-Amnestie für den Zeitpunkt der Publi­zirung des nun kundgemachten Gesetzes in Aussicht stellte, hat sich nicht bewahrheitet und ebenso verlautet nichts darüber, daß eine solche Amnestie etwa für den Zeitpunkt zu erwarten stehe, in welchem die Geschwornengerichte ihre Thätigteit beginnen sollen. Die Wahlen in Ungarn nehmen im hervorragenden Maße die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch. Zwar ist der Deal-Partei trotz aller Mißerfolge die Majorität im Abgeordnetenhause noch im­mer gesichelt, aber aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte sich ein star­kes „linkes Zentrum" absondern, das in vielen Fragen mit der Linken gehen wird und dem Ministerium Andrassy sehr gefährlich werden kann. Was die Deal-Partei am schmerzlichsten empfinden wird, das ist der Umstand, daß gerade viele ihrer hervorragendsten Mitglieder total durchgefallen sind und kaum mehr Hoffnung vor­handen ist, diese Männer in anderen Wahlbezirken durchzudringen. Feuilleton. „Die Verschwörung am Golovec." Große« konftirutioncll-ioNantisch-gnmmig-trllgik°misches, lächerlich-intelligentes Spettllkelftück in mehreren Akten ohne Anfang, aber mit tiaurigem Ende. I n unserem prosaischen Zeitalter des Nationalitätenschwindels und des konstitutionellen Vereines werden Produkte, welche den Ernst der Situation mit wahrhaft poetischer Auffassung behandeln, immer seltener; es tauchen zwar mitunter gediegene Werke, wie „Landtags­aquarium", „Sitzungsberichte und Aufrufe des konstitutionellen Ver­eines", ferner wirtlich intelligente, dem Wohl des Volkes gewidmete Blätter, wie „Laibacher Tagblatt", „Laibacher Zeitung" u. f. w. auf, aber das Heldendrama, dieser Glanzpunkt der dramatischen Poesie, kann auf unserm materiellen und nationalen Boden keine Wurzeln schlagen. Umso überraschender, verdienstvoller ist also die neueste Schö­pfung eines bisher noch anonymen Dichters, der den Stoff hiezu aus derstürmischen Epoche der Agitationen und Wahlvorgänge in unserer Stadt genommen. Die abwechselnd tomischen und tragischen, hochwichtigen und lächerlichen Szenen während dieser Schlacht bieten tatsächlich dem strebsamen Genie einer dramatischen Bearbeitung würdige Momente in Menge: hier der dramatische Held De2man , dort die intriguirende Passivität eines ganzen Vereines (Llovenijs,), welchen der Dichter als eine satanische Buhlerin personifizirte; hier ein „klassischer" Doktor und sein „Phylar" im Kampfe mit einem nillstirten Manöver, dort ein interessantes Doktorlein, dessen Onkel (Turniöey den Bajazzo des Stückes spielt; dann mehrere bisher unbekannte aber agile Größen, verkannte Genies u. dgl., wahrlich Momente genug, die ein dichterisches Talent zu begeistern geeignet sind. Die Bearbeitung des Stoffes macht dem Talente unseres Dich­ters alle Ehre; man muß ihm unwillkürlich den Lorbeerkranz zuer- Schon die eine Ziffer, die gestern in Pest festgestellt war, daß bis­her die Deak'Partei 13 Sitze verlor, während die beiden Linken genau so viel gewannen, läßt errathen, wie die Dinge wirklich stehen. Die Bestürzung darüber ist in den ministeriellen Kreisen keine ge­ringe, und es ist vorauszusehen, daß, wenn das Ministerium An­drassy sich überhaupt halten will, es nicht bloß bedeutende Konzessionen der Linken wird machen, sondern sogar die Führer derselben ins Ka­binet wird aufnehmen müssen. Ein Koalitions-Ministerium in Ungarn wird wahrscheinlich die erste Folge der Neuwahlen sein und es braucht nicht erörtert zu werden, daß damit das „Ausgleichsministerium" zu Ende ist und daß dieser Umschwung wichtige Folgen auch für die dießseitigen Länder mit sich bringen muß. Tagesneuigkeiten. Lllibach, 23. März. — (Die Durchreise Sr. Majestät des Kaisers) am 20. d. M . gab der hiesigen Bewohnerschaft eine willkommene Ge­legenheit, ihre loyalen Gesinnungen gegen den allerhöchsten Herr­scher zum Ausdruck zu bringen. I n hervorragender Weise nahmen daran Theil die flovenischen Vereine unserer Stadt: öital­nica, Sokol und der Gesellenverein, welche sich unge­wöhnlich zahlreich, mit ihren Fahnen an der Spitze, am Perron des Bahnhofes aufgestellt hatten. Außer diesen erschienen auch, doch min­der zahlreich, die Mitglieder der deutschen Vereine. Der „Sotol" erschien zur Hebung der Feierlichkeit mit Wachsfackeln, welche nun auch die „Turner", die dieselben in der Stadt vergessen zu haben schienen, holen ließen. Beim Heranbrausen des Hofzuges ertönten zahllose „/uvijo!" und „Slava!" und Se. Majestät stieg gerade vor das Front des begeisterten „Sokol" aus und geruhte die An­sprache des Herrn Magistratsleiters Gutman n entgegenzunehmen. Wetters waren zum Empfange erschienen die Spitzen der geistlichen und weltlichen Behörden, welche im Wartsaale II. Klasse Sr. Ma­jestät vorgestellt wurden. Bei dieser Gelegenheit geruhten Sc. Ma­jestät an jeden freundliche Worte zu lichten. Zum Herrn Dr. Vle i­weis, der als Landesausschuß vorgestellt wurde, äußerte Sie sich: „Der trainische Landtag war in seiner letzten Session sehr thätig." — Der Sängerchor der öitalnica begann dascharakteristische„I^a­pi-ej", dann stiegen Se. Majestät in Begleitung der Minister Beust und Taaffe wieder in den Hofwaggon und fetzten unter endlosen Iubelrufcn die Reise fort. Wir hoffen, Se. Majestät werden nach kennen. Da das ganze Werk sehr umfangreich ist, so müssen wir uns darauf beschränken, den Gang der Handlung in sehr flüchtigen Umrissen zu ftizziren. Der Anfang des Stückes versetzt uns in die Versammlung des konstitutionellen Vereines. Der Hintergrund ist erleuchtet mit Intelli­genz. Die auftretenden Personen dreschen mit aller Macht leeres Stroh, bis der Held erscheint, welcher in ein verführerisches, aber kokettes Weib (deutsche Kultur) verliebt ist. Er klagt sein „unsäglich Weh" dem „klassischen" Doktor, welcher nun noch den alten Onkel (Turniöek) engagirt; alle drei singen einen jämmerlichen Chor, welcher durch Phylar' Attompagnement an Effekt gewinnt I m zweiten Akt sehen wir die Wahlagitation im vollsten Gang. Kleine Doktorlein entwickeln eine affenähnliche Rührigkeit, Pensioni­sten brechen sich dabei Arme und Beine, im Hintergrunde, wo die nationale Passivität auf der Lauer liegt, sieht man mehrere unglück­liche Bürger zum Wahlschaffot schleppen, wo der Vorstand eines Vereines, geschmückt mit allen Blamage-Orden, als Scharfrichter seines Amtes waltet. Die Liebesintrigue unseres Dun Huixots äe I«, Llawll vag drohet in die Brüche zu gehen, da rafft er sich zu einer verzweifelten That auf, welche man indeß nicht sieht, weil der mitleidige Vorhang früher fällt. Der dritte Akt hat ein ganz anderes Gepräge. Die Situation ist fortschrittlich geklärt, es weht wieder konstitutioneller Wind, durch dessen Hilfe unfer „fahrender Ritter" an der Seite der Geliebten in den Hafen des Kapitals einlenkt. Somit wäre die Handlung zur Zufriedenheit des Publikums und der Darsteller gelöst, allein plötzlich erheben sich drei Personen, auf die man ganz vergessen hatte; dieser Umstand macht ein Nach­spiel nothwendig, welches wir hier, um den Lesern doch einen Ein­blick in das Werk zu gewähren, folgen lassen. (Finstere Nacht, man hört das Rollen eines davonziehenden Gewitters, fahle Blitze erleuchten noch zeitweise die Landschaft; im alledem nicht, gleich dem Minister Giskra, den Eindruck mitgenom­ men haben, daß Laibach eine deutsche Stadt sei. War der Empfang des Kaisers schon an und für sich enthusiastisch, so steigerte sich die Begeisterung noch mehr, als nach der Abfahrt des Zuges Dr. Blei» weis unter den Solol trat und mit erhobener Stim­me verkündete: Se. Majestät hätten die Verbrecher von Iciitl l amnestilt. Gleich einem Lauffeuer ging die frohe Botschaft durch die Reihen der nationalen Vereine, donnernde „Aviso" und „Slllva" ertönten aus aller Munde und unter Begleitung einer vor dem Bahnhof harrenden zahllosen Volksmenge, deren Begeisterung sich nicht legen zu wollen schien, kehrten die nationalen Vereine in die Stadt zurück. Wahrlich der Rückweg glich einem förmlichen Triumfzuge! Die slovenische Bevölkerung unserer Stadt war durch das Ereigniß vollkommen befriedigt; zugleich zeigte sich in eklatanter Weise die Sympathie, welche das Vol t für unsere Vereine hegt. — (Ein tendenziöses „u. s. w.") Bisher waren wir ge­wohnt, in der „Laibacher Zeitung" nichts zu suchen, weil fak­tisch darin nichts zu finden war, was irgendwie Interesse zu erregen vermochte, als etwa die — Feilbietungen und ämtlichen Erlässe und Bekanntmachungen; wir mußten daher das offiziöse Blatt wegen der Kunst bewundern, mit welcher dasselbe es verstand, mit vielen Wor­ten gar nichts zu sagen. Die gestrige Nummer endlich ergeht sich des weiten und breiten über den Empfang Sr. Majestät durch die — Turner, Schützen, den konstitutionellen Verein und die filharmo­nische Gesellschaft und während sie alle Vorstände dieser Vereine namentlich anführt, geht sie über die nationalen Vereine mit ei­nem geringschätzigen „u. f. w." zur Tagesordnung über. Man muß, geringe gesagt, staunen über diesen kurzen Ausdruck zur Bezeich' nung einer Nationalität , welche in einer eminenten Majorität erschienen war, so daß das kleine Häuflein der „Herzenskinder" dagegen ganz verschwand. Mag daher auch der Aerger über die we­nig imponirende Anzahl der „Getreuen" des konstitutionellen Ver­eines, dessen eifrigstes Mitglied und Konzipient der heimliche Redakteur der „Laib. Ztg.", Herr Dimitz ist, bei demselben maß­gebend gewesen sein — vielleicht wollte er durch einen fulminanten Artikel die Scharte auswetzen, die seine Lieblinge erlitten haben — so müssen wir doch über die Kühnheit staunen, mit welcher das Blatt den Lesern Sand in die Augen streuen will, indem es am Schlüsse des Artikels betont, daß Se. Majestät unter „Hochrufen" die Reise Hintergrunde sieht man den Fortschrittsgeist in der Gestalt eines hinkenden alten Weibes, die Hände ringend.) Turniöe k (ein Verschworener): Undankbares Vaterland! Ich bin also durchgefallen? O ihr kurzsichtigen Thoren, kennt ihr den eigenen Vortheil nicht? Habt ihr meine bisherigen Leistungen bereits vergessen? Wer hat sich für euch in Wien, wer hat sich, frage ich, überall blamirt? Meine Leistungen als Schriftführer des Handels­ministeriums, das Hinterland des adriatischen Meeres, die GradüLca-Regulirung, die unermeßlichen Wasserkräfte Krains (holt Nthem): habt ihr, Undankbare, dieses alles vergessen? (Zu Musar, einem Mitverschworenen): Freund, euch geht's, fast scheint es, ganz so! — Doch verberget euer Hemd, man tonnte euch dieß zu Schaden deuten. Musar : Ich danke für euren Nath, doch laßt euch durch mein Hemdzipfel nicht beirren; daran ist das Beinkleid schuld, das mir die Mutter als passend empfohlen. Als ich jenen flüchtigen Wähler bis auf die Dachkammer verfolgte, sprang einer der Knöpfe. Die Leiter mag schuld daran sein, es fehlten mehrere Sprossen und ich bin des Steigens nicht gewöhnt. Jetzt muß die Hand nachhelfen. (Hält das Beinkleid empor. Zu seinem Famulus Mops): Elender! Du allein trägst die Schuld an dem Unheil, das meine Niederlage verursachte. Man lockte Dich an den Weintisch und Du gabst un­sere Geheimnisse, unsere Pläne, unsere Kandidatenlisten dem Feinde preis. Mop s (mit umflorter Stimme): Nehmt euch selbst bei den Ohren, Herr! Ihr allein trägt die Schuld! Hattet ihr für euch allei n gewirkt, die Sache wäre gelungen, ich bürge dafür mit mei­nem Rausch; im Bunde mit dem Kleeblatt ging's auf keinen Fall. Musar (weinend): O Schicksal! Meine schönsten Hoffnungen sind dahin. Wofür brachte ich an jenem ewig denkwürdigen Abende des Bürgerfestes den berühmten Toast von der Gallerie aus?! O Toast! dieser Toast, der eine unberechenbare Tragweite hatte! Seit dich das „Tagblatt" reproduzirte, gehöre ich nicht mehr mir selbst — fortsetzte. Einerseits verräth der Artikel, baß der Verfasser stock­taub war, da er die donnernden „Slava" und „Auijo" überhörte, andererseits zeigt derselbe Verfasser ein unendlich feines Ge» hör, da ihm sogar die vereinzelten, kaum hörbaren „hoch" nicht entgingen. Wir verlangen keineswegs, daß uns das Blatt das Lob abtritt, welches es für die „deutsche" Partei im Vorrath hat, wir verlangen nicht einmal, daß sich das offiziöse Journal über die Parteien stellt, sondern nur eine wahrheitsgetreue Darstellung der Vorgänge, sonst möge das Blatt auch fürder schweigen, wie es bisher gewohnt war; es möge auch fürder Artikel „aus dem Reich" abdrucken, die niemanden interessiren, aber auch niemanden beleidigen. — Das „Tagblatt", dessen Tendenz jedem genugsam bekannt ist, läßt auch die Slovcnen an der Feierlichkeit thcilnehmen, natürlich derselben nur im Vorbeigehen erwähnend. Merkwürdigerweise vergißt es des Umstandes, daß der „Sotol" es war, an dessen Wachs­fackeln die Turner ihre erst später geholten Wachskerzen anzün­deten. Vielleicht hielten dieselben die in ihnen thronende Intelligenz für hinreichend, den spärlich erleuchteten Raum zu illuminiren. Von den verhaßten 2ivijo-Rufen hat unbegreiflicherweise auch der Bericht­erstatter des „Tagblatt" nichts gehört, dagegen wollen seine Ohren von Hochrufen ganz betäubt gewesen sein. Dieser Umstand ist um so auffälliger, als dasselbe Ohr bei der Serenade gelegentlich der An­wesenheit des Ministers Giskra recht deutlich Slava°Ruse vernom­men hat. Die Herren berichten eben, wie es in ihren Rahmen paßt, selbst auf Kosten der Wahrheit. — (?»otl», lo^uuntur.) Da die Kritiker des „Tagblatt" über jede „klerikale" Verfügung wüthend herfallen und neulich sogar an den Gratulationsadressen für den Papst nagten und zur Wohl­thätigkeit gegen die Armen aufforderten, so sollte man glauben, sie selbst gingen mit gutem Beispiele voran. Wie kommt es nun, daß gerade an den Häusern der „Tagblatt"»Koryfäen die Bettler, sich bekreuzend, eiligst vorbeigehen und auf die Frage, warum sie dieß thun, antworten: Gott bewahre uns vor solchen Leuten! Waren alle wie diese, müßten wir verhungern. Cilli, 19. März. Aus einem benachbarten Marktflecken ist uns die verbürgte Nachricht zugekommen, daß in der dortigen Bierschänke sich regelmäßig versammelnde Klubs von Gästen — mehrere davon unserm konstitutionellen Vereine und des Dozenten Dr. L. Schule angehörend — den Beschluß gefaßt haben, um die sofortige Anstel­ nicht meinem Weibe an, — nein! ich gehöre dem Vaterlande, dem Universum, kurz jenem Etwas an, das zu fassen mein Sinn zu kurz. (I n Eztase): Wo ist die Glocke? eine Glocke will ich! Schafft mir eine Glocke. (Stellt sich in den Hintergrund.) Mlina r (Verschworener, tritt als Rachegeist auf): Nichts ist diesem Volke mehr heilig! Man lacht über meinen Ehrgeiz, über meine Reden und, hört es ihr, Götter! sogar über mein Eingesen­det! Ein Monstrum von — Klarheit nennt ihr das, ihr Elenden! Wohlan, ich will mich rächen. (Rennt wüthend auf und ab.) Turniöek (sinnend, für sich): Eilf Stimmen erhielt ich in­klusive der meinigen, es fehlten also nur noch 126 und ich war Gemeinderath. (Zu seinen Genossen): Wackere Schicksalsgenossen! Gründen wir eine Gemeinde, die uns in den Nath wählt! Alle : Das thun wir und rächen die Schmach! (Sie heben die Finger in die Höhe und schwören. Der Mond tritt auf und lacht.) Musar : Ich habe eine Idee! (Springt in die Höhe und die noch übrigen Knöpfe fallen zur Erde.) Ja, wahrhaftig,staunet nicht, ich habe eine Idee! Ich gründe einen Bierverein und trinke als Prä­sident desselben alle Feinde unter den Tisch. (Rennt vergnügt davon.) Mlina r (zu Turniöek.) Saget mir, Freund, wer erfand das Schießpulver? Turniöe k (aus dem Schulbuch detlamirend): Ich nicht — du nicht — er nicht — wir nicht — Mlina r (einfallend): Das ahnt'ich unglücklicher! Doch fürch­tet meine Rache, die Dienstmänner fchick' ich über die Stadt (die folgenden Worte verlieren sich sammt ihm in der Ferne). Turniöek : Nun bin ich allein! Ha, Schicksal, werde ich je Gemeinderath? Ich frage das Orakel. (Wirst einen Neukreuzer in die Höhe.) Die Schrift ist Niete. (Ein Blitz erhellt die Gegend.) Ha! Nein! wahrhaftig, es ist — Schrift! Also nie! (Der Vorhang fällt aus Mitleid über die Szene.) lung eines deutschen Predigers beim Ordinariate zu petitioniren aus dem Grunde, weil im Markte und in der ganzen Pfarre, bei einer Bevölkerung von beinahe 4.000 Seelen, nur zirla 15 bis 20 der slavischen Sprache nicht kündige Individuen wohnhaft sind. Charakteristisch ist es, daß man der Petition dadurch einen Nach­druck zu geben beliebte, daß man aus Anlaß einer eben eingeleiteten Sammlung zur Anschaffung einer neuen Kirchenorgel die zu leisten­den Beiträge von der Gewährung der erwähnten Petition abhängig zu machen beschloß. Vorkommnisse von dortigen Absurditäten und Geistesverirrungen sind etwa nicht selten; wir hoffen, Prof. Schla­ger wirb in dem von ihm zu verfassenden Plane zur Erbauung ei­ner Anstalt in Ihrer Hauptstadt dafür Sorge tragen, daß darin hinlängliche Räumlichkeiten zur Aufnahme des von uns einst zu lie­fernden Kontingentes vorhanden sein werden. — Uebrigens ist auch die Idee, solche mag von wem immer ausgebeutet worden sein, un­ter den gegenwärtigen, miserabelsten Geldverhältnissen, da das Volk sozusagen bis auf die Haut ausgezogen ist, eine mit 2400 st. be­werthete Orgel, da ohnehin noch eine alte brauchbare vorhanden ist, anzuschaffen, als eine mindestens überschwengliche zu bezeichnen. Ma n warte damit bis auf bessere Zeiten! Zur Anwesenheit Seiner Majestät in Laibach. (20. März 1869.) Es kam der Tag der Palmenreiser, Es kam des Oelzweigs heil'ger Tag, Da nahte uns der giit'ge Kaiser Und lauter ging des Herzens Schlag. Bedeutungsvoll war seine Nähe, Zu solcher gottgeweihten Stund', Willkommen rief zur Himmelshöhe Aus voller Seele jeder Mund. Der Kaiser fand uns treu ergeben, Wie es der Slave immer war, Der Gut und Blut, ja selbst fein Leben Geweiht dem Kaiser immerdar. D'rum Gnade ließ er angedeihen, Wo Strenge das Gesetz geübt: Sie mögen sich der Freiheit freuen, Ih r Herz fei ferner nicht betrübt. Hat sie das heiße Blut verleitet I n unbedachtem Augenblick; Des Kaisers milde Huld bebeutet: I n Eintracht nur erblüht das Glück. Alljährlich sei am Palmenfeste Mit Dan! des heut'gen Tags gedacht, Dem Kaiser, der die Bande löste, Beherzt ein Av'jo dargebracht. N. <ü. Zur Krebszucht. Eine Zuschrift des Med. Dr. Washington auf Schloß Pols an die Landwirthschafts-Gesellschaft in Laibach gibt mir die angenehme Veranlassung, zum drittenmale eine Rechtfertigung meiner landwirthschaftlichen Artikel, welche das „Tagblatt" recte DeLman, auf so verunglimpfende Weise angegriffen hat, zu veröffentlichen. Herr Dr. Washington ersucht um Adressen von Krebslieferanten in Krain, um von selben magere Krebse zu beziehen, sie in seiner Fisch­zuchtanstalt zu mästen und zum ferner» Versandt geeignet zuma­chen. Wenn B. W. einen solchen Vorgang noch lukrativ findet, wie sehr war mein Rath in der „Laib. Ztg." vom 23. Februar 1867 am Platze und wie viele Vortheile könnten Krebszllchter daraus ziehen! ßolma^r . Eingesendet. Vom katholischen Berein für Krain. Nachdem sämmtliche Nufnahmskarten nunmehr ausgestattet sind, so wollen jene Vereinsmitglieder, welchen sie noch mangeln, felbe bei jenen Herren erheben, welchen sie ihre Wünschzettel übergeben, oder ihren Beilritt anderweitig erklärt haben. — Die ferneren Beitritts-Erklärungen werden wie früher von jedem Direttionsmitgliede ent­gegengenommen, können aber auck in der Kanzlei des Vereines statt­finden. — Die Kanzlei befindet sich im Vereinslokale, Herrcngasse Nr. 214 im I. Stock rückwärts, und ist täglich von 10—12 Uhr eröffnet. Die Einzahlungen werden sowohl bei Hrn. Gerber in dessen Handlung, als auch in der Kanzlei entgegen genommen, und als Empfangsbestätigungen werden Eintrittstarten erfolgt. Die Ein­zahlenden werden ersucht, jedesmal ihre Vereins-Glied-Nummer an­zugeben. Diejenigen Vereinsglieder, welche den gedruckten Bericht über die erste Generalversammlung zu erhalten wünschen, wollen den­selben bei Hrn. Mathias Gerber erheben. Laibach. 16. März 1869. Tic Direktion. Da« von dem praktischen Zahnärzte Herrn I. G. Popp in Wien, Stadt, Bognergasse Nl . 2, bereitete und in den Handel unter dem Namen „Nnatherin-Mundwasser" gebrachte Heilmittel, habe ich seit längerer Zeit Gelegenheit gehabt, in meiner Praxis in An­wendung zu bringen, und damit sehr günstige, ja oft üderraschende Willungen erzielt. Insbesondere hat sich da« gedachte Heilmittel, welches in keiner Weise der Gesundheit nachtheilige Stoffe enthält, bei dem Stocke« der Zähne, Zahnschmerzen, Wcinsteinlnldnng, Mundfäule bewährt, und diese Leiden in oft sehr kurzer Zeit beseitigt. Vor allem aber habe ich diese« gedachte Heilmittel in mehreren Fällen bei übelriechendem Athem, welches Leiden für den Kranken und noch mehr für dessen UM' gebung unangenehm ist, und gegen welche« Leiden «on dem betreffen­den Kranken vorher sehr vieles »ersucht worden war, angewendet, worauf nach 4« bis 8wöchentlichem Gebrauch diese« Fabrikate« als Mundssül­waffer mehrmal« de« Tages dieses Leiden sich beseitigte. Vorstehende« bezeuge ich Herrn I. G. Popp »uf Grund meiner gemachten Erfahrungen. Los lau , den 9. Jänner t8«8, Nr. 8t«rli, königlicher Stabsarzt a. D. Zu haben in: Laibach bei Inscf Kaimger, Ioh . Krllschowitz, A. Krisper, Petriöi«