M ) Theil clementarischer Satzlehre L8»« Vollständige, theoretisch - praktische LLWLEN» Aus der Egcr'schen Vliberniat - Auchdruckerci. L«Iiren«lvii, I ernvii n schriftlichen Gedankenausdrucke. Don WLLMN MLWVSSS, H öLcntlichem Lehrer an der k. k. Muslerhauplschule in Laibach, wirkt. Mit- H gtiede der krainischei^Landwirthschakts-Ses-IIschakl und des Auk der g 5 Grundlage der Satzlehre. Übungsstücken, Aufgaben und Ausarbeitungen. Vollständige, theoretisch - praktische Znterpunctwnslehre. Auf der Grundlage der Satzlehre. Mit vielen Übungsstücken, Ausgaben und Ausarbeitungen. zum schristlichen Gedankenausdrucke. Gewidmet LvNrvnüv», Livrneiitleir, NluirNant«» null Oonvipientvr» Von öffentlichem Lehrer an der k. k. Musterhauptschule in Laibach, wirkt. Mit¬ glied- der krainischen Landwirthschakts-Gesellschaft und des Museal - Vereines. n. Theil elementarischer Satzlehre. Aus der Eger'schen Gubcrnial - Buchdruckern. 1846. Zur Arbeit, Lieb' und zur Veredlung ward Das Leben uns gegeben. Fehlen die, Was hat der Mensch am Leben? Hat er sie, Was fehlte ihm, worüber wollt' er klagen? Herder pirr nevrnr ^Nründlich und aufklärend kann die Satzzeichen¬ lehre nur durch die Satzlehre werden; daher auch noth- wendiger Weise die Schüler jetzt mehr mit dem Satze und den verschiedenen Satzarten bekannt gemacht werden. Wie gedrängt oder ausführlich man nun die Satz - und Satzzeichenlehre in einer einzelnen Schule behandeln kön¬ ne, hängt von mancherlei Verhältnissen ab, die den sach¬ kundigen und klugen Lehrer zur Auswahl bestimmen; über¬ all aber muß das Unentbehrliche gelehrt werden. Deßwe- gen ich im Nachfolgenden das Nothwendige mittheile, und an das Unentbehrliche die ausführlichere Behandlung an¬ schließe, von welcher der einzelne aufgeklärte Lehrer dann so viel seinen Schülern mittheilen und aneignen möge, als er es für diese nothwendig, nützlich und unentbehrlich hält. Ein Lehrgang aber soll, nach meiner Ansicht, mehr ent¬ halten, als die bloße Mittheilung des in Aliquid geordne¬ ten Lehrstoffes. In sofern ein Buch für Lehrer und Schü¬ ler zugleich bestimmt ist, soll es, außer den gewöhnlichen Materialien, zugleich alles das mittheilen, was zur voll¬ ständigen Belehrung, Verständigung und Aufklärung des IV Lehrers über den vorliegenden Gegenstand, und zu der hierdurch nur möglichen gründlichen Belehrung des Schü¬ lers erforderlich ist: denn nur hierdurch kann sich der Schü¬ ler mit dem Lehrer immer mehr und mehr des Gegen¬ standes bemächtigen, der Lehrer mit Geist lehren, der sei¬ ne Kräfte mit redlichem Eifer der Ausbildung eines bil¬ denden Verfahrens in dem Unterrichte widmet, der nie- mahls für wohlgemeinte Belehrung verschlossen ist. — Ei¬ nem Wollenden, einem Eifrigen, einem für seine und sei¬ ner Schüler Betüchtigung gewissenhaft Sorgenden ist Vie¬ les ausführbar, was dem Schwachen und Nichtstrebenden rein unmöglich scheint. Gewöhnliche Menschen, welche nur die Kunstgriffe ihres Handwerkes mechanisch inne haben und ohne Geist und Leben im Kreise der Jugend tag- löhnern, oder gar irrig lehren und unverschämt bei ihrem Schlendrian beharren, indem sie wähnend sprechen: „Wir haben für unsere Stellung und unfern Standpunkt genug gelernt und gesammelt ", dürften sich freilich mit diesem Buche nicht befassen, und würden auch durch solches so wenig, als der starrsinnige Ketzer durch die h. Schrift erbaut werden; aber Jugend¬ lehrer dieses Kalibers glaube ich wenige zählen zu kön¬ nen, und so darf ich mir schmeicheln, in den Händen stre¬ bender Schulmänner, wenn sie auch nur in Dorfschulen unterrichten sollten, mit dem Aufgetischten meinen beab- sichteten Zweck »die gute Sache des Unterrichtes und der Schule zu fördern« erreicht zu haben. — Richtet also, theuere Amtsbrüder! Euern Schülern von dem hier Aufgetragenen ein erquickliches und stärkendes Mahl zu — nach dem Standpunkte und dem Bedürfnisse Euerer Schüler (eine gesunde Hausmannskost) — kräftig und nahr¬ haft für den Geist und das berufliche Leben derselben! Daß ich die mannigfaltigen Verhältnisse des zusam¬ mengesetzten Satzes in Hinsicht auf die Abstufungen der ihnen entsprechenden G liederpausen und Interpunk¬ tionszeichen im Allgemeinen zunächst in zwei Reihen zusammenstellte, dürfte Eurem Scharfsinne, geehrte Amts¬ brüder! beim ersten Durchsehen des Vorliegenden nicht entgehen; daher ich hier nur in Kürze berühren will, was der einen, was der andern Reihe angehören solle: Der einen Reihe gehören diejenigen Verhältnisse an, welche nur als Verhältnisse eines Begriffes zu einem Begriffe aufgefaßt werden, und eine kleinere, durch das Komma bezeichnete Gliederpause fordern. Die andere Reihe begreift die Verhältnisse, welche als Verhältnisse eines Urtheils (einer Aussage) zu einem Urtheile aufgefaßt werden, und eine größere Gliederpause fordern. Da aber ein Verhältniß eines Urtheiles zu einem Urthei¬ le oft, wie dieß in den zusammengesetzten Perio¬ den '-'), einem andern Verhältnisse derselben Art unter> geordnet ist, und alsdann das übergeordnete Verhält¬ niß eine größere durch das Kolon zu bezeichnende, und das untergeordnete Verhältniß eine kleinere durch das Semikolon zu bezeichnende Gliederpause fordert; so scheiden sich die Verhältnisse der zusammengesetzten Sätze überhaupt in drei Arten; nämlich in: *) S. correctc Aufgabe Str. 16. S. 109 unten Anm. VI 1) Die Reihe des Kolons für das Verhältnis! der zusammengesetzten Periode und die ihm analogen Ver¬ hältnisse. 2) Die Reihe des Semikolons für die Verhält¬ nisse der einfachen Perioden und andere Ver¬ hältnisse, die als Verhältnisse eines Urtheiles zu einem Urtheile aufgefaßt werden. 3) Die Reihe des Komma für alle Verhältnisse, die als Verhältnisse eines Begriffes zu einem Begriffe auf¬ gefaßt werden, wie die der Kasus- und Adjectivsätze und die Verhältnisse der Adverbialsätze, welche nicht die Form einer Periode haben. Als Verhältnisse dieser Art müssen auch die Verhältnisse der zusammengezogenen Sätze be¬ zeichnet werden. Es ergibt sich hieraus für den mehrfach zusammengesetzten Satz das Gesetz: »Die Verhält¬ nisse der 2. Reihe können nur einem Verhält¬ nisse der 1. Reihe, nicht aber dem Verhält¬ nisse der 3. Reihe oder einem andern Verhält¬ nisse der 2. Reihe untergeordnet werden.« *) Ist die, welche bloß aus dem Norder- und dem Nachsätze, oder aus zwei und mehr einander untergeordneten Sätzen des Vor¬ der- oder des Nachsatzes, oder beider zugleich (s. elem. Satzl. S. 151) besteht z. B. Niemand soll stolz sein auf das, was er weiß; denn das, was er weiß, ist sehr wenig gegen das, was er nicht weiß. — Der Kran¬ ke weiß insgemein nicht, was ihm nützlich oder schädlich ist; er thut also wohl, wenn er dem Arzte folgt, der es weiß. — Es ist leicht, diejenigen, welche Dich eines Fehlers zeihen, an ihre eigenen Fehler zu erinnern; allein es ist besser, den gerügten Fehler zu verbessern. VII Das Zergliedern der Beispiele und der Übungs¬ stücke (ausführlich nach S. 15 — 17, 42, 62 — 65, 73, 125 — 127, 158 — 162 elem. Satzl. I. Th.), wobei der Schüler den Grund angeben muß, warum er die Wörter so und nicht anders geschrieben, dieses oder je¬ nes Schriftzeichen gebraucht habe, dient eben sowohl zur Wiederhohlung der Sprachlehre, als zur Anleitung zum schriftlichen Gedankenausdrucke, zur Befestigung des rich¬ tigen Gebrauches der Schriftzeichen und des Bewußtseins der orthographischen Grundsätze. Die Abwechslungen und Abweichungen von der bekannten Orthographie in gewissen Fällen (z. B. Gattin, allerlei, zu sein, Man, Säk-ke, Josef, Vokal, Begrif, Kollekte, Bravur, Monat, holen, Baüme, Kolon, Justizrath, Beüte, Divisionsgene¬ ral, rc.) sind nur zu dem Behufe ausgenommen, damit das Gang und Gebe auch dem Schüler nicht fremd bleibe. Es wird zwar ein dem Leser bekanntes Wort schon durch den Zusammenhang der Rede unterschieden und auch dann noch erkannt, wenn die Länge und Kürze des Vokals nicht besonders bezeichnet ist; aber die Buchstabenschrift soll das gesprochene Wort nach seinem Lautverhältniffe darstellen, und so hat man im Allgemeinen die Unterscheidung der Kürze und Länge als ein wesentliches Erforderniß der Schriftsprache angesehen und die kurzen und langen Vo- cale eben dadurch unterschieden, daß die kurzen Vokale die Verdopplung des nachfolgenden einfachen Mitlautes erhal¬ ten: daher die Verdopplung des auf den kurzen Vokal nachfolgenden einfachen Mitlautes (z. B. Begriff, Pfarr¬ glocke, Hoffnung rc.) auch im Auslaute als eine orthogra¬ phische Regel gelten solle. VIII Anders verhält es sich mit e y und ay, wo in deu¬ tschen Wörtern der Gebrauch derselben nicht leicht zu recht¬ fertigen ist, und deren Bezeichnung durch ei und ai voll¬ kommen ersetzt wird. Eben so läßt sich für aü und e ü statt äu, eu (s. S. 104 Anm.), und für die Weglassung des stummen h aus dem Lautverhältm'sse stimmen, nur muß man dieser Schreibweise nicht da (in: sehr, hehr, froh, ihr, Stroh, Vieh, Ruhm, ihn, rc.) Folge leisten, wo der Schriftgebrauch noch übereinstimmend das Deh¬ nungszeichen in Anwendung bringt. Laibach am 5. September 1845» Verfasser. s. Kapitel Bedeutung der ZnLerpuuctiom §. 1. «^ie Jnterpunction ist die Bezeichnung jener Tonverhält¬ nisse der Sätze und der mit diesen Tonverhältnissen gegebenen Pausen oder Ruhepunkte in der geschriebenen Rede durch jene Schrift¬ zeichen, durch welche die Schriftsprache nicht nur die von einander unabhängigen Sätze (s. elem. Satzl. S. 81), sondern auch die einzelnen Glieder eines zusammengezogenen Satzes, die in an¬ reihender, nebenordnender oder unterordnender Verbin¬ dung stehenden Glieder eines einfach oder mehrfach zusammen¬ gesetzten Satzes *) zu scheiden oder abzuschließen pflegt. Diese besonder» Schriftzeichen, die man zu dieser Bezeich¬ nung braucht, nennt man Satz- oder Znterpunctionszeichen, und unterscheidet solche in: Satz - Theilzeichen, und zwar: in das Zeichen für die Schlußpause: den Punkt oder den Schlußpunkt (.), L) in die Zeichen für die Gliederpausen: das Kolon oder den Doppelpunkt (:), das Semikolon oder den Strichpunkt (;), daS Komma oder den Beistrich (,). 5) Satz-Tonzeichen: das Fragezeichen (?), das Aus¬ rufungszeichen (!), das Einschließungszeichen oder die Parenthese ff oder ( ) oder ./ /. oder — —. 6) Unterscheidnngs- oder Schriftvcrständlich- keitszcichen: i) den Gedankenstrich ( —2) das Anführungs- ") Ein einfach zusammengesetzter Satz ist ein aus nicht mehr als zwei einfa¬ chen Sätzen bestehender Satz; und ein mehrfach zusammengesetzter Satz ist ein aus mehr als zwei Sätzen bestehender Satz, dessen Glieder zu einem Satzganzen zusammengcfügt sind is. elem. Satzl. S. 81 — 102, 128 — 1»»/ 152-15»). Interpunktion-lehre. 1 zejchen " oder » «), 8) das Auslassungszeichen, den Oberstrich oder den Apostroph f'), 4) daS Bindungs- oder Abtheilungszeichen („ oder -), 5) das Abbruch- oder Lückenzcichen, oder die Hemm¬ punkte (- - -, oder-, oder . . oder * * *), «) das Nach¬ druckzeichen (-unter dem Worte), 7) daS Abschnitts- oder Pa¬ ragraphzeichen (§), 8) das Anmerkungszeichen s*, j-, i.) clc., u.) etc., f, *) 9) das Ergänzungszeichcn (:c., u. s. w., u. s. f-, u. dgl. m.), 10) das Fortmeisungszeichen (f., ff.), 11) die Trennungspunkte (' '), 12) das Ton- oder Accentzeichen (' oder ' oder ^), 13) das Dauerzeichcn (— oder »), 14) das Gleichheits¬ zeichen ( —), 1Z) die Cedille ( , ), 16) das Eintheilungszeichen (I. II. ete., 1. 2. etc., .4. II. etc.), 17) das Erklärungszeichen (d. h., i. 6., d. i.), 18) das Abkürzungszeichen (.), 19) das Wiederholungszeichen oder :/:). Gebrauch der Satz-Theilzeichen. 2. Um den entsprechenden Gebrauch von den Satz-Theilzeichen machen zu können, beachte man das Verhältnis! und die Form der Verbindung einzelner Glieder des zusammengezogenen und des zusammengesetzten Satzes, und merke sich als Grundregel: 1) Daß eine unterordnende Verbindung der Sätze einen geringern Ruhepunkt fordert, als eine bei- oder nebenordnende Verbindung, (s. elem. Satzl. S. 81 — 113, 138 — 154) z. B. Obgleich er mein Verwandter ist, werde ich ihn nicht empfeh¬ len. Nachdem sein Vater gestorben war, bauete er, obgleich er Schul¬ den hatte, ein neues Haus. Dagegen: Er ist zwar mein Verwand¬ ter; aber ich werde ihn nicht empfehlen. »r. Daß die Schüler über den aufgestellten Grundsatz oder die aus dem Kopfe hergcsagten Regeln auch zugleich die Beispiele mit genauer Angabe der verkommenden Schriftzeichcn recitiren, ist von ersprießlichen Folgen für das Gedeihen des Unterrichtes. 2) Daß bloß angereihete Sätze größere Ruhepunkte for¬ dern, als die durch Bindewörter verknüpften z. B. Die Kunst ist lang; das Leben ist kurz. Steile Gegenden las- *) Die eckigen Klammern k l braucht man, wenn eine Einschaltung eine andere enthalt. 3 sen sich nur durch Umwege erklimmen; auf der Ebene führen gerade Wege von einem Orte zum andern. Dagegen: Die Kunst ist lang, und das Leben ist kurz. Die Kunst ist lang, aber daS Leben kurz. 3) Daß Sätze und auch die Glieder von größerem Umfange eines zusammengezogenen oder eines zusammengesetzten Satzes auch größere Ruhepunkte zu ihrer Scheidung fordern, als die Sätze und Glieder von kleinerem Umfange z. B. Wenn die Antwort auf eine Frage leicht, klar und wohlgebil¬ det in Gedanken und Worten als ein schöner Ausdruck der Seele hervortritt; so gibt uns dies; ein günstiges Vorurtheil für den Ver¬ stand des Antwortenden. Dagegen: Wenn Einer leicht und schön antwortet, so gefällt er uns. 4) Daß Adverbial - oder Umstandssätze mit größeren Ruhepunk¬ ten bezeichnet werden, als die KasuS- und die Adjectivsätze (s. elem. Satzl. S. 88 — 113) z. B. Da mein Bedienender sich mancher Veruntreuungen schuldig gemacht hat; so habe ich ihn entlassen. Und: Ich habe meinen Be¬ dienenden entlassen, welcher sich mancher Veruntreuungen schuldig gemacht hat. 5) Daß selbst die Umstandssätze (s. elem. Satzl. S. SS) dann geringere Ruhepunkte erhalten, wenn sie im Hauptsatze vor dem Prä¬ dikativ *) stehen, oder Finalsätze **) sind z. B. Ich würde Dir, wenn Du mich um Rath gefragt hättest, ei¬ nen bessern Rath gegeben haben. — Thränen standen ihr im Auge, als sie im Fortfahren sich nochmahls umwendete. — Man verliert nicht immer, wenn man entbehrt. Diesem nach kommt besonders zu berücksichtigen: n) Ob die Sätze in der unterordnenden Verbindung, im Verhält¬ nisse einander ergänzender Sätze sind, in welchem Verhält¬ nisse die untergeordneten Sätze insgemein durch ein Komma *) Das Prädikativ ist der prädicirte Begrifz.B. Die Rlume — ist — sch ön (das Prädikativ). Das Kind — hat — geweint (das Prädikativ). Er — kann — lesen (bas Prädikativ), rc. ") Nebensätze der Absicht oder des Zweckes z. B. Erde wird zu Erde, (auf) daß der Geist verherrlicht werde. Der alte Mensch in uns soll sterben, damit eine neue Tugend emporkeime. Damit sie andere Hande nicht erkaufe, bot ich die meinen an. rc. 1* 4 von ihrem übergeordneten Tatze (s. elem. Satzl. S. 82 — 84) geschieden und durch die unterordnenden Bindewörter „das, ob, als, ehe, bis, da, damit, weil, wenn, indem, indes, nach¬ dem, seitdem, während, obgleich, obschon, obwohl, wenn gleich, wenn auch, je — desto; welcher, wer, was, wo, wann, wie, wodurch, woraus, worin, re." verbunden werden. Ein Satz ergänzet den andern, indem er entweder dasSub- ject des andern Satzes, oder irgend eine Bestimmung des Sub¬ jektes oder des P rä d i c a t c s in dem andern Satze ausdrückt z . B. In: „Daß Du mich besuchst, (Dein Besuch) ist mir angenehm" vertritt der Nebensatz die Steile eines Subjektes ; der Nebensatz verhält sich zu seinem Hauptsatze, wie ein Subject zum Prädikate. — In: „Ich erwarte, daß Du mich bald besuchest (Deinen baldigen Besuch)" vertritt der Nebensatz die Stelle einer Ergänzung, er bezieht sich als lei¬ dendes Object auf seinen Hauptsatz. — In: „Den Borsatz, daß Du mich besuchen wollest (eines Besuches bei mir), hast Du nicht aus¬ geführt" vertritt der Nebensatz die Stelle einer Beifügung (des Attri¬ butes), er bezieht sich als Attribut auf ein Glied des Hauptsatzes. — In: „Ich habe die Sache mit stärker» Farben geschildert, daß Du mich sicher besuchen solltest (des gewünschten Besuches we¬ gen)" vertritt der Nebensatz die Stelle eines Umstandes, er bezieht sich als Umstand auf das Prädicat des Hauptsatzes. — In: „Er wird mich besuchen, da er es versprochen hat" drückt der Nebensatz den Umstand des Prädikates des Hauptsatzes aus — In: „Er reifete ab, ehe die Sonne aufging" drückt der Nebensatz einen Umstand des Prädikates des Hauptsatzes aus. — In: „Sage es gerade so, wie er es gesagt hat" drückt der Nebensatz den Umstand des Prä¬ dikates des Hauptsatzes ans. — In: „Ich kann Dir, was er g'csagt hat, nicht verschweigen" drückt der Nebensatz das leidende Object des Hauptsatzes aus. — In: „Der Knabe, welcher gestern noch gesund war, ist heute gestorben" drückt der Nebensatz das At¬ tribut des Hauptsatzes aus. — Da jeder in diesen zusammengesetzten Sätzen ausgedrückte Gedanke nur Ein Gedanke ist, und die Nebensätze dieser zusammengesetzten Sätze nicht selbst Gedanken, sondern nur Be¬ griffe sind: so drücken die Nebensätze dieser Art an sich nicht eigentlich ein Urtheil und eine Aussage des Sprechenden aus, sondern stellen nur in der Form eines Satzes Begriffe dar, welche sich meistens auch wieder durch Begriffswörter darstellen lassen z. B. Dein Besuch ist mir ange¬ nehm. Ich erwarte Deinen baldigen Besuch. Den Borsatz eines Besu¬ ches bei mir hast Du nicht ausgcführt rc. Darum können solche Sätze nur durch das geringste Glicderpause - Satzzeichen geschieden werben. I)) Ob die Sätze in nebenordnender Verbindung stehen, in wel¬ cher jeder der verbündenen Sätze als Aussage, als Urtheil des Sprechenden selbst dargestellt, und dadurch jedem einzelnen Satze in der Satzverbindung gleiche Bedeutsamkeit verliehen wird, indem diese Sätze in der Erweiterung, oder in der Beschränkung des Einen Gedankens zusammengestellt sind, und zu einem solchen Beziehungsverhältnisse im Allgemeinen durch die Bindewörter „und, auch, zudem, außerdem; nicht 5 nur, nicht allein, nicht bloß — sondern auch; sowohl — als auch; weder —- noch; theils — theils — theils —; erst¬ lich — dann — ferner — endlich —; nähmlich, als, wie; nicht — sondern; entweder — oder; sonst, aber, allein, hingegen, dagegen, doch, jedoch, dennoch, dessenungeachtet, gleichwohl; daher, deswegen, deshalb, darum, demnach, mithin, somit, alsogleich, denn; zwar, wohl" verbunden und im Allgemeinen durch den Strichpunkt geschieden wer¬ den. -K Wie in der Zusammensetzung zwei oder mehr Begriffe ( z. B. Forstmann, Herzbeütclwaffersucht) zu einem Begriffe, so werden auch zwei oder mehr Gedanken (Satze) zu dem Einen Gedanken, zu dem Einen Satzganzen (s. elem. Satzl. S. 138. 150), jedoch nur dann verbunden, wenn sie zu einander in irgend einem Beziehungs- Verhältnisse, wenn auch nur in Beziehung auf unser Verstellen und Erkennen, stehen, wie etwa: Das Haus ist bequem, der Gar¬ ten ist schön; aber die Lage des Gutes ist unangenehm. Aber aus wie vielen Sätzen auch ein Satzganzes bestehen mag, so ist cs doch immer als eine zweigliedrige Verbindung oder Zusam¬ mensetzung aufzufaffen, und die Bcziehungsvcrhältniffe, durch welche die Verbindung von zwei oder mehr Gedanken zu Einem Gedanken möglich wird, können nur derart semi, daß der Eine Gedanke durch den andern oder die andern zu Einem Gedanken größeren Umfanges erweitert, oder zu Einem Gedanken geringeren Umfanges beseh rankt wird. So erscheint der Gedanke „Haus und Garten (das ganze Gut) ist sehr anziehend" in dem zusammengesetzten Satze „Das Haus ist bequem; auch der Garte» ist schön" erweitert zu einem größeren Umfange. Dagegen „Nicht das ganze Gut ist anzie¬ hend" erscheint in dem zusammengesetzten Satze „Das Haus ist be¬ quem; aber der Garten ist wüst" beschränkt zu einem geringer» Um¬ fange. Eben so wird der Gedanke „Dieser Mann hat zwei Land¬ güter^ durch den Gedanken „Er hat große Kapitalien" erweitert zu „Er ist sehr reich", und durch „Er hat große Schulden" beschränkt zu „ Er ist nicht sehr reich." In den hier gegebenen Beispielen wird der Gedanke selbst — in den erster» der Bcgrif des Subjcctes und in den letzter» der Bcgrif des Prädicates — unmittelbar durch den nachfolgenden Gedanken erweitert oder beschränkt. Oft stehen aber die Gedanken nicht, wie in diesen Beispielen, in einer unmittelbaren, sondern nur in einer mittelbaren Beziehung zu einander, indem nur eine aus dem Einen Gedanken gezogene Folgerung durch den andern Gedanken entweder erweitert (bekräftiget) oder beschränkt wird. So stehen mit dem Gedanken „Das Haus ist bequem" die Gedanken „Der Eigenthümer will das Haus um wohlfeilen Preis ver¬ kaufen" und „Er fordert einen unmäßigen Preis" in einer mittel¬ baren Beziehung, indem der eine die aus dem ersten Gedanken ge¬ zogene Folgerung „Es ist rathsam, das Haus zu kaufen" bekräftiget, und der andere diese Folgerung beschränkt. Nur in einer mittel ba ren oder unmittelbaren Beziehung ist cs also möglich zwei oder mehr Gedanken zu einem Gedanken zu verbinden. Bei der unmittelbaren Beziehung ist der erw eit erte (Das ganze Gut ist anziehend) oder der beschränkte Gedanke (Nicht das ganzeGut ist anziehend), und bei der mittelbaren Beziehung die bekräftigte (Es ist sehr 6 rathsam, das Haus zu kaufen) oder die beschränkte Folgerung (Es ist nicht sehr rathsam, das Haus zu kaufen) als der Eine Gedanke anzuschen, zu dem sich die verbundenen Gedanken als Glieder desselben verhalten. Man nennt die Gedanken (Sätze), die vermöge einer solchen Beziehung zu Einem Gedanken (Einem Satzganzen) verbunden sind, einander beigeordnete Sätze z. B. Die Schwester spielt Klavier, und der Bruder bläst die Flöte (erweitert: Die Geschwister unterhalten sich mit Musik, oder: beide Geschwister sind musikalisch). Die Thoren tragen ihre Herzen im Munde; aber die Zungen der Weisen sind in ihrem Herzen (erweitert: Die Menschen benehmen sich im Reden verschieden, oder: nicht alle Men¬ schen schweigen zur rechten Zeit). Das Pferd dient zum Reiten; auch kann es zum Lasttragen gebraucht werden (erweitert: Das Pferd ist sehr nützlich). Der Gedanke „das Pferd ist sehr nützlich" erhielt also eine Erweiterung zu einem größern Umfange; denn in ihm sind die obigen zwei Gedanken schon cnthalren, und außerdem können noch an¬ dere Gedanken begriffen werden, etwa : Das Pferd dient zum Fahren — es läßt sich zu Kunststücken abrichtcn — es kann auch zum Treiben der Maschinen gebraucht werden. „Der Bruder ist ein guter Musiker; aber die Schwester hat keine Anlagen zur Musik" (beschränkt: Nicht beide Geschwister haben ein musikalisches Talent). „Der Hafer wird nicht mit der Sichel abgeschnit¬ ten, sondern er wird mit der Sense abgcmaht". Dieser zusammenge¬ setzte Satz, in dem der 2. Satz den l. Satz gänzlich verneint, beschränkt den Einen Gedanken, etwa: Der Hafer wird nicht auf verschiedene Art geerntet, oder: Der Hafer wird nur mit der Sense gemäht. In „Der Schüler ist zwar im Rechnen sehr fleißig; aber im Schreiben kann man ihn nicht loben". Man könnte folgern: Der Schüler ver¬ dient Zufriedenheit; diese Folgerung wird jedoch durch den zwei¬ ten Gedanken (Satz) beschränkt und der ganze Gedanke, der durch die¬ sen zusammengesetzten Satz ausgedrückt ist, erhält einen geringer» Um¬ fang, etwa: Der Schüler ist nicht in allen Fächern fleißig, oder: er verdient nicht völlige Zufriedenheit. c) Ob die Sätze in bloß anreihender Verbindung stehen, d. h. in dem Beziehungsverhältniffe irgend eines Grundes oder in ei¬ ner jener Beziehungen, in welchen sich der zusammengesetzte Satz weder als der beschränkte oder erweiterte Eine Ge¬ danke, noch als die bekräftigte oder beschränkte Fol¬ gerung ansehen läßt, zu denen sich die verbundenen Sätze in dem Einen Gedanken als Glieder desselben verhalten. In die¬ ser Verbindung stellen sich die Sätze zwar nicht als eine Ein¬ heit eines Gedankens zum zusammengesetzten Satze neben ein¬ ander, dennoch immer in irgend einem Beziehungsverhältniffe, insbesondere in einem Zeitverhältnisse oder in einem be¬ gründenden Verhältnisse sehr häufig, und so können sie mit und ohne Bindewort angefügt werden, und müssen durch eine der Gliederpausen geschieden sein z. B. Der Vogel fliegt, und der Fisch schwimmt. Die- 7 fe zwei Sätze hängen dem Inhalte nach in sofern zusammen, als in beiden von der Art und Weise der Bewegung dieser Thiere die Rede ist. Der Tag brach an, der Vater reiste ab. Diese zwei Sätze (Gedanken) beziehen sich auf einander in Rücksicht auf das Zeitverhältniß. Die Kinder führen sich gut auf, und dies; macht den Aeltern Freude. Diese zwei Gedanken stehen zu einander, wie eine Ursache zur Wirkung; also in einem Verhältnisse des Grundes. Eben so: Karl ist krank; daher (dcßwegen, deßhalb, darum, denn, also, folglich) kann er nicht ausgehen. Er besuchte einen Freund, und nachher ging er in das Theater. Er will sich zerstreuen; darum geht er auf Reisen. Diese Feder ist zu weich, und des¬ wegen taugt sie nicht zum Schreiben. Karl ist krank', er kann nicht kommen. U) Ob die angereiheten und die beigeordneten Sätze durch die ver¬ bindenden, das Verhältnis; einander erweiternder Sätze be¬ zeichnenden Bindewörter: „und, auch, zudem, außerdem, überdies;; nicht nur, nicht allein, nicht bloß — sonder« auch; sowohl — als, weder — noch; erstens, zweitens rc., erstlich, dann, ferner, endlich, theils — theils —", oder durch die entgegenstellenden, das Verhältnis einander beschränken¬ der Sätze (das Verhältnis; eines Gegensatzes) bezeichnen¬ den: „nicht — sondern, entweder—oder, sonst, dann (denn); aber, allein, doch, jedoch, indessen, gleichwohl, hingegen, da¬ gegen, dessenungeachtet", oder durch die begründenden, das Verhältnis irgend eines Grundes bezeichnenden: „da¬ her, deswegen, deßhalb, darum, demnach, mithin, somit, also, folglich, denn" verbunden sind, weil die Art der Bindewörter oft die Pause und daher auch das Satz-Theilzeichen im zusam¬ mengesetzten Satze ändert. L) Ob die untergeordneten (einander ergänzenden) Sätze Kasus-, Adjectiv- oder Adverbialsätze sind ( s. elem. Satzl. S. 8t, 88 — t03), um ihren Werth, ihr Verhältnis zu ihrem überge¬ ordneten Satze gehörig aufzufassen. Der Nebensatz wird an seinen Hauptsatz angefügt durch unterordnende Binde¬ wörter: das, ob, als, ehe, bis, da, damit, weil, wenn, in- 8 dem, indeß, nachdem, seitdem, während, obgleich, obschon, ob¬ wohl, wenn gleich, wenn auch, je — desto, je — je, je mehr — um desto mehr, so — so, ob auch, wiewohl, sofern, inso¬ fern, wiefern, als das;, inwiefern, wofern, falls, wo nicht, wenn anders, auf daß, um zu, so daß, weshalb, weswegen, deshalb, wie, so wie, gleich wie, wann; welcher, wer, waS, wo, wodurch, woraus, worin, wofür, rc. (s. elem. Satzl. S. 87) z. B. Daß die Hitze die Luft verdünnt, beweist die Erfahrung. Was man versprochen hat, muß man halten. Ich weiß nicht, wo er ist. Ob der Kranke genese, ist ungewiß. Eine Henne, die viel gackert, legt wenig Eier. Der Knabe hat sich auS der Schule entfernt, wozu er keine Erlaubnis hatte. Dagegen: Als die Kreuzzüge den indischen Waren einen neuen Weg durch die mittelländische See eröffneten, und in Deutschland die grosw Hansa zusammentrat; wurden die Niederlande der wichtigste Stapelplatz zwischen Norden und Süden. k) Ob der zusammengesetzte Satz ein Satzgefüge (s. elem. Satzl. S. 8 7), eine Satzverbindung (s. elem. Satzl. S. 81 —- 84), ein mehrfach zusammengesetzter Satz (s. elem. Satzl. S. t38), eine Periode *) (s. elem. Satzl. S. 150 — 154) sei; d. h. ob der zusammengesetzte Satz in zwei Hauptglieder zerfalle, welche sich zu einander als der Vordersatz zum Nachsatze verhalten, und an deren jedes sich andere ihm untergeord¬ nete oder nebengeordnete Sätze anschliesen z. B. Wenn Du auch nicht Allen, die Dich um eine Unter¬ stützung bitten, Deinen Beistand leisten kannst; so weise doch Niemanden mit Härte und Verachtung zurück. — Wenn wir auch wüsten, daß keine Unsterblichkeit wäre: sv schadete das der Tugend nicht; denn sie hat ihren Werth für sich. Ans dem Besagten folgert sich: 1) Das die einfachen Sätze, sie mögen nackt oder ausgebildet ') Ist die Verbindungsform zweier oder mehrer in unterordnender oder bei¬ ordnender Fügung zusammengesetzter Sätze in dem Verhältnisse desVorder- satzes zu seinem Nachsatze als zweier denkfolgerlich untergeordneter Urtheile zu dem einen Gedanken. 9 sein, in der Regel kein Satz-Theilzeichen zwischen ihre Glieder tre¬ ten lassen (s. §. K. den möglichen Fall). 2) Daß die Glieder eines zusammengezogenen Satzes insgemein durch einen Beistrich geschieden werden, wenn sie sonst nicht durch „und, oder" verbunden, oder von sehr großem Umfange sind. 3) Daß in Satzgefügen im Allgemeinen der Nebensatz von seinem Hauptsatze durch einen Beistrich geschieden wird, wenn sonst nicht der eine oder der andere ein zusammengezogener, oder ein Satz von einem größeren Umfange, oder der Nebensatz ein Um¬ standssatz ist, der seiner Stellung wegen, oder zufolge seines größeren Umfanges ein größeres Gliederpause-Zeichen fordert. 4) Daß in Satzverbindungen die einzelnen angereiheten oder beigeordneten Sätze, wenn sie sonst nicht durch „und, oder" ver¬ bunden, oder von sehr geringem Umfange sind, im Allgemeinen durch einen Strichpunkt geschieden werden. 5) Daß in Satzganzen im Allgemeinen die gleichen Satzzeichen (Beistrich und Strichpunkt) angewendet werden, wie bei Satz¬ gefügen und Satzverbindungen, aus denen der mehrfach zusammen¬ gesetzte Satz immer besteht. 6) Daß der Nachsatz von seinem Vordersätze in einer zweigliedrigen Periode durch einen Beistrich getrennt wird, wenn die Periode ein Satzgefüge ist; durch einen Strichpunkt aber, wenn die Periode eine Satzverbindung ist. Und in einer mehrgliedri¬ gen Periode werden die einzelnen einander untergeordneten Sätze des Vorder- und des Nachsatzes durch Beistriche, die ne¬ bengeordneten durch die Strichpunkte, und der ganze Vor¬ dersatz im ersten Falle durch einen Strichpunkt und im zweiten Falle durch einen Doppelpunkt von seinem Nachsatze getrennt. *) Punkt. §. 3. Der Schluß punkt, als das Zeichen für den größten Ruhepunkt, begrenzt jeden einfachen und zusammengesetzten Satz, der ') Sind dis einzelnen Satze des Vorder- oder des Nachsatzes in nebenordnen¬ der Verbindung, so gibt jeder einzelne Satz des Vordersatzes einzeln ver¬ bunden mit dem einzelnen Satze des Nachsatzes eine einfache (zweigliederige) Periode (s. elem. Satzl. S. 151 — 454). — Das Ganze eine zusammenge¬ setzte Periode. Einfache Periode s, Erinnerung Anm. 1» in der Bohauptungsfvrm steht und mit seinem nachfolgenden Satze weder in einer unterordnenden, noch in einer beiordnenden, noch in ei- ner anreihenden Verbindung zu Einem Gedanken oder zu Einem Satz¬ ganzen in der Einheit und Kontinuität (ohne merklich starke Unter¬ brechung) gedacht werden kann; d. h. sobald der Satz mit dem in der Gedankenreihe nachfolgenden Satze in keinem der vorbesagten Be¬ ziehungsverhältnisse steht, sondern als ein in sich abgeschlossener Ge¬ danke in eigener Einheit sich darstellt, und weder eine Frage, noch einen Ausruf enthält. *) Z. B. Das Haar dieses Knaben ist schwarz. Der Elephant ist das größte Landthier. Wenn es geblitzt hat, so donnert es. Die Luft ist elastisch. Die scytische Wüste öffnet sich und gießt ein rauhes Ge¬ schlecht über den Occident aus. Mit Blut ist seine Bahn bezeichnet. Städte sinken hinter ihm in Asche. s Daß der erste dieser Satze mit dem zweiten, der zweite mit dem dritten, rc. durchaus in keinem der S. 3 — 9 berührten Beziehungsver¬ haltnisse steht, dürfte wohl Jeder fühlen und auch einschen; daher der Schlu߬ punkt. Denn zwei oder mehr Gedanken (Urtheile oder selbstständige Satze) können nur dadurch in Ein Urtheil des Sprechenden ausgenommen werden, daß sie entweder, wie bei dem begründenden Verhältnisse (als Grund, Ursa¬ che, Folge, Wirkung, Bedingung, Einschränkung, Folgerung, Schluß, Be¬ weis) einander, oder, wie in dem ansiigenden und schlechtweg entgegensetzen¬ den Verhältnisse, einem dritten von dem Sprechenden nur gedachten Urtheile untergeordnet werden. Ohne diese Beziehungsverhältnisse, ohne eine mögliche Unterordnung können zwei oder mehr Urtheile nicht zu Einem Gedanken ver¬ bunden werden. Wo die zusammengestellten Urtheile, die an sich in einem Ver¬ hältnisse der Unterordnung stehen, durch einen Schlußpunkt und wo durch ein Glicderpause-Satzzeichen zu scheiden feien, bestimmt die Art der Auffassung. Werden die Urtheile nach ihrem Inhalte nur als Urtheile gedacht, und jedes derselben als Ein Urtheil in der Geschiedenheit hcroorgehoben, so werden sie nicht als Ein Gedanke, nicht als verbundene Satze zu Einem zusammenge¬ setzten Satze aufgefaßt, sondern jeder der Sätze stellt sich als eine Einheit dar, und die einzelnen Sätze dieser Auffassung werden von einander durch einen Schlußpunkt getrennt, um durch eine solche Scheidung den einzelnen Sätzen des Satzganzcn mehr Werth, mehr Gewicht und Nachdruck, der Gedanken¬ reihe aber mehr kernigen Vortrages zu verleihen, wie dicß in „Auch dieses Letzte sollten wir versuchen, erst unsere Klage bringen vor sein Ohr, ehe wir zum Schwerte greifen. Schrecklich immer, auch in gerechter Sache, ist Gewalt" geschehen ist. Sollten aber die Urtheile im Verhältnisse ihrer Unterordnung gedacht, und dieses ihr Beziehungsverhältniß hervorgehoben werden; so werden die Urtheile zu Einem Gedanken, die Sätze zu Einem zusammengesetzten Satze verbunden und als solche nur durch eine Gliederpause von einander geschieden (s. clcm. Satzl. S. 138, 139 «ul, 1. iio). I. e. Erzählsätze, die in der Gedankenreihe für sich ein lsgisch-gramma- tisch abgeschlossenes Ganzes ausmachen, die weder den, Inhalte noch der Form nach sich eng an einander anschließen, werden durch Punkt von ein¬ ander geschieden. 11 Aus dem Dargestellten folgt, daß ein Schlußpunkt nicht nur 1) einfache und zusammengezogene Sätze, Satzgefüge und Satz¬ verbindungen, Satzganze und Perioden in einer Gedankenreihe begrenze sz. B. Timur oder Tamerlan sing seine Laufbahn sehr klein an und hatte mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen. Eines Tages mußte er in den Ruinen eines Gebäudes mehrere Stunden einsam zubringen. Eine Ameise, die da bemühet war, ein Welzenkorn eine Anhöhe hinauf zu tra¬ gen, lehrte ihm die Ausdauer. Oft fiel das Insekt mit seiner Last von oben herab; aber es ließ nicht nach, und bei dem 70. Versuche erreichte es den Gipfel. Wenn dir, liebes Thicrchen, dachte Timur bei sich selbst, nur die Aus¬ dauer und Beharrlichkeit zur Erreichung deines Vorhabens half; so ist es Limur's Lage erst nicht hoffnungslos, sobald er an Muth und Beharrlichkeit nicht fehlen läßt. Durch diesen Vorfall fand sich Timur so gestärkt, daß er unstreitig eine der ersten Stellen in der langen Reihe der Eroberer einnimmt.), sondern auch 2) elliptische Sätze und elliptische Satzgefüge sgramm. unvoll¬ ständige Sätze s. elem. Satzl. S. 127 — 130), die mit dem fol¬ genden Satze nicht grammatisch zusammenhängen, abschließe z. B. Erster Abschnitt. — Begriff der Erziehung und des Unter¬ richtes. — Zweites Kapitel. — Deutsche Grammatik. — *) Sechs Uhr. — Einleitung. — Heute mir, morgen dir. — **) Za. — Nein. 8) Daß der Schlufipunkt auch vor den Bindewörtern „denn, also, so, dagegen, aber, allein, auch, doch, oder, daher, und" stehe, und zwar vor „daher, denn, also, so", wenn in einem begründenden Verhältnisse (s. S. 3 -— s) der mit den Bindewör¬ tern „daher, denn, also, so" angefügte Grund des Urtheiles (Er- kenntnißgrund) eben so, wie das durch den Grund bedingte Urtheil für sich als Ein Urtheil deS Sprechenden gedacht, und auch für sich als Ein Gedanke aufgefaßt wird z. B. Vom Kaiser selbst und vom Reiche trägst Du dies; Haus zu Lehen; Du darfst es zeigen, so gut der Reichsfürst seine Länder zeigt. Denn über Dir erkennst Du keinen Herrn, als nur den Höch¬ sten in der Christenheit. — Wir stehen hier statt einer Landesgemei¬ ne, und können gelten für ein ganzes Volk. So laßt uns tagen '> Wie viel Uhr? "i Bist du in der Slrdt gewesen? 12 nach den Bräuchen des Landes, wie wir's in ruhigen Zeilen pfleg¬ ten. — Geschehen war es einmahl, und das Geschehene hat auf die Gemüther der Meisten eine unwiderstehliche Gewalt, und was un¬ möglich schien, nimmt sogleich, als es geschehen ist, neben dem Ge¬ meinen seinen Platz ein. Es war also bald ausgemacht, dasi Herr N. die Tochter heirathen sollte. — Wir leben in einer Welt, die uns alleS, was wir sind und werden, durch Thätigkeit verdienen läsit, ehe wir unS dem Genüsse überlassen dürfen. Wollen wir uns daher den Genuß der Glückseligkeit erlauben; so müssen wir dar¬ auf durch Thatigkeit uns vorbereiten. -A In diesen Beispielen unterscheidet man schon in der Rede deutlich die Schlußpause, durch welche die in zwei Sätzen ausgedrückten Gedanken ge¬ schieden werden, von der Gliederpause, durch welche man die Glieder eines in einem ursachlichen Verhältnisse zusammengesetzten Satzes scheidet, wie z. B. So lange sie noch besitzt, kann sie noch schaden; denn Alles wird Ge¬ wehr in ihrer Hand. — Du darfst Dein Haus zeigen, so gut der Reichsfürst seine Länder zeigt; denn über Dir erkennst Du keinen Herrn, als den höch¬ sten in der Christenheit. — Dieser Baum kann keine Früchte bringen; denn er hat nicht geblühet. — Du kannst nicht rückwärts; also mußt Du vor¬ wärts. — Diesem Müller fehlt es an Wasser; darum kann er nicht mahlen. — Machen gewisse gute Eigenschaften, worunter auch die Reinlichkeit gehört, die leicht erworben wird, weil sie säst ganz das Werk der Gewohnheit ist, bei Andern beliebt; so haben sie wohithätige Folgen für den Menschen, der sic besitzt. — Trägt das Schaf die Wolle, aus welcher wir die wärmcndsten Kleider bereiten; also kann es ein sehr nützliches Thier genannt werden. — Der Ibis war den Aegyptern sehr nützlich; daher verehrten sie ihn göttlich. 4) Vor „aber, allein, dagegen", wenn das Verhältnis; der Urtheile nur ein schlechtweg entgegenstellendes ist; und die Urtheile nur nach ihrem Inhalte, jedes für sich, als ein Gedan¬ ke gedacht und aufgefaßt werden. Der angereihete Gegensatz wird schon in der Rede durch eine Schlußpause geschieden, und deshalb in der Schrift durch einen Schlußpunkt abgeschlossen z. B. Franz überreichte, da er seinen Freund nicht zu Hause fand, das Schreiben der Gattin des Abwesenden. Aber auch diese gab ihm auf seine Fragen wenig Bescheid. — Ein Mensch, der übel haushalt, befindet sich in der Dunkelheit sehr wohl; er mag die Posten nicht gern zusammenrechnen, die er schuldig ist. Dagegen kann einem guten Wirthe nichts angenehmer sein, als sich alle Tage die Summen sei¬ nes wachsenden Glückes zu ziehen. — Unser Artillerielieutenant zeig¬ te uns, >vie wir kommen und gehen, deklamiren und gestikuiircn soll¬ ten. Allein er erntete für seine Bemühung meistens wenig Dank, 13 indem wir die theatralischen Künste schon besser, als er, zu verstehen glaubten. s) In der erzählenden und beschreibenden (s. elem. Satzl. S. LOi — 208, 2tZ) Darstellung, wenn dw Urtheile nach ihrem Inhalte, jedes für sich, als ein besonderer Gedanke gedacht und dargestellt werden, und ihr verbindendes Verhältnis; auf eine sehr unbestimmte Weise bezeichnet wird, wie bei den Bindewörtern „und, auch«, geht diesen Bindewörtern eine Schlußpause, ein Schlußpunkt voran z. B. Von der Verbesserung der Welt spricht so gern das verkehrte Ge¬ schlecht, um selbst für besser zu gelten und über seine Väter sich zu er¬ heben. Und stiege von der schönsten Blüthe der Menschheit wirklich schon der süsie Duft empor; wären auf dem gemeinschaftlichen Boden in ungemeffener Zahl die Keime der eigenen Bildung über jede Gefahr hinaus gediehen: sie könnten nicht glänzender den Zustand der Mensch¬ heit preisen. — Die größere Achtung für Leben und Eigenthum, die man in diesen Verordnungen wahrnimmt, war nichts, als ein noth- gedrungener Schritt, den die standhafte Widersetzlichkeit des AdelS erpreßte. Auch war man in den Niederlanden von dieser Mäßigung so wenig erbaut, daß das Volk sie in seinem Unwillen Mörderung nannte. Stellen sich dagegen die Urtheile einzelner Handlungen zu Einer Be¬ gebenheit, einzelne Erscheinungen zu Einem Bilde, so werden sie auch nur durch Eine Schlußpause begrenzt. Man muß daher besonders darauf achten, ob die zusammengestelltcn Satze auch in der Rede sich als eine Einheit mit nur Einer nachfolgenden Schlußpause, oder aber als durch eine dazwischen tretende Schlußpause geschiedene Einheiten darstellcn. Denn cs liegt in der Natur unseres Denkens, daß wir die einzelnen Umstände einer Begebenheit und die einzelnen Erscheinungen an einem Gegenstände unter Einen Gedan¬ ken zusammcnfaffen, was sich in der erzählenden und beschreibenden Darstel¬ lung oft noch bestimmter dadurch bezeichnet, daß die Urtheile, die in einem anfügenden Beziehungsverhältnisse stehen, in der Form von Adjectiv-, oder Adverbialsätzen dargestellt werden z. B. Man trennte den Puppen die Läppchen vom Leibe, setzte sie, so gut man konnte, zusammen, sparte sich etwas Geld, kaufte neues Band und Flit¬ ter, bettelte sich manches Stückchen Rest zusammen, und schaffte nach und nach eine Thcatcrgardercbc an, in welcher besonders die Rcifröcke für die Frauen nicht vergessen wurden. — Die Dampfmaschinen bewirken in England fast Alles, was sonst Menschenhände tbun mußten, und auch in Deutschland, wo schon seit vielen Jahren einzelne Werke durch Dämpfe betrieben werden, mehrt sich die Zahl der Dampfmaschinen, die man immer gefahrloser einzu- richten lernt, von Jahr zu Jahr, und sic würden noch allgemeiner werden, wäre das Brennmaterial nicht zu theuer, welches in England größtenteils in den wohlfeilen Steinkohlen besteht. 14 6) Vor den Bindewörtern „und, doch, und doch, oder", wenn jeder der zusammengestellten Sätze wegen seines großen Um¬ fanges als eine leichter überschauliche Einheit, als ein in sich abge¬ schlossener Gedanke durch die dazwischen tretende Schlußpause aus¬ einander gehalten und dargestellt werden muß, um die Auffassung und das Verständnis des Ganzen zu erleichtern oder zu ermöglichen; wo diese Bindewörter nicht sowohl verbinden, als vielmehr einen ge¬ wissen Nachdruck und einen Uebergang zum folgenden Satze anzei¬ gen z. B. Er duldete, litt und kämpfte. Und was war sein Lohn für alle diese Anstrengung? — Wornach er eigentlich strebte, kann ich unmit¬ telbar nie wissen; nur die Thaten vergleich' ich unter sich, und darf unsicher nur vermuthen, worauf die Handlung in ihm gerichtet war, und welcher Geist ihn trieb. Doch Schmach dem, der auch sich selbst nur, wie der Fremde den Fremden, betrachtet, der auch um sein ei¬ genes inneres Leben nicht weiß. — Das Laster verdient immerhin unser» Abscheu, wo und wann wir eS nur erblicken. Oder sollen wir es darum lieben, weil es uns ein heiliges Buch ohne ausdrückli¬ che Bezeugung des Abscheues erzählt? — Der vom Herrn Professor in Vorschlag gebrachte Versuch mit Stecklingen wäre Heuer ohneweiters vorzunehmen. Oder sollen wir warten, bis uns eine jüngere Gesell¬ schaft über die Resultate dieses Versuches belehre? — Der Fall seines großen Gegners läßt ihm allein jetzt den ganzen Schauplatz des Ruhmes frei; die ganze Aufmerksamkeit Europa'S ist auf die Tha¬ ten gespannt, die das Andenken seiner Niederlage auslöschen, und seine Ueberlegenheit in der Kriegskunst der Welt verkündigen sollten. Und doch liegt er still in Böhmen, indeß die Verluste deS Kaisers in Baiern seine Gegenwart dringend fordern. 2 Hier stehen zwar zwei oder mehr der zusammengestellten Urtheile oft mit einander in einem solchen innern Verhältnisse, welches die Zusammen¬ fassung derselben unter Einen Gedanken nicht nur zujäßt, sondern sogar for¬ dert ; aber wegen des großen Umfanges der Satze ist es nicht möglich, sie zu einer Einheit zu verbinden: da oft schon jeder dieser Sätze für sich ein viel¬ fach zusammengesetzter Satz ist. Um die Nebersicht des Ganzen durch einen dazwischen getretenen Schlußpunkt zu erleichtern, wird in einem solchen Falle von dem Schlußpunktc um so billiger Gebrauch gemacht, als die Bindewör¬ ter „und, doch, und doch, oder" hier nicht sowohl verbinden, als vielmehr einen gewissen Nachdruck, einen Uebergang zum folgenden Gedanken anzeigcn. 7) Auch in der erklärenden Verbindung stehende Sätze 15 werden durch einen Schlußpunkt von einander getrennt, sobald jeder der einander erklärenden Sätze für sich in abgeschlossener Einheit ei¬ nen Gedanken darstellt z. B. Stauffachers Haus verbirgt sich nicht. Zu äußerst am offenen Heerweg steht's, ein wirthlich Dach für alle Wanderer, die des We¬ ges fahren. — Leider ward mein Urtheil noch auf eine andere Weise bestochen. Die Stücke gefielen mir besonders, in denen ich zu gefal¬ len hoffte; und es waren wenige, die ich nicht in dieser angenehmen Täuschung durchlas. — Meine Sohne zerstreuten sich nach allen Sei¬ ten. Adolph ging nach Rußland, Rudolph begab sich nach Italien, Alphons schiffte sich nach Amerika ein, Joseph ließ sich in Frankreich nieder, und Cleophas lebt jetzt in Gratz. — Alle Thiere einer Gat¬ tung leben unter sich friedlich. Der Löwe (auch: Leu) kämpft nicht gegen Löwen, die Schlange nicht gegen Schlangen; selbst Seeunge¬ heuer wüthen nur gegen fremde Geschlechter: aber dem Menschen widerfährt sein meistes Unglück durch Menschen. — Der Mensch ist das edelste Geschöpf der Erde. Er besitzt die erhabensten Anlagen, die auf dieser Erde von dem Schöpfer gegeben und der Entwicklung zugeführt werden können. -"-Werden zwei Urtheile in einem begründend entgegenstellendcn Berha'lt» nisse mit einander verbunden, und der Einräumungssatz nimmt die Form eines Nebensatzes an, was gewöhnlich durch die einräumenden Bindewörter (Adverben des Modus) „zwar, wohl" bezeichnet ist; so kann nach diesem Satze kein Schlußpunkt Statt finden z. B. Zwar wälzte der Staatsrath diese Beschuldigung nachher auf die zwei andern Eurien (Rathhauser) zurück; aber sein eigenes Beispiel war es, was diese ansteckte. — Ganz konnte ich wohl das Gedicht nicht lesen; es waren aber Stellen, die ich aus dem Kopfe wußte. Ist die Perivdirung eines Gedankcngangcs vollständig ausgeführt und geendet, so schließt die Gedankenreihe nicht nur ein Punkt ab, sondern das Folgende beginnt auch mit einer neuen Zeile. Doppelpunkt (Kolon *). §. 4. Der Doppelpunkt, als das Zeichen für die größte Glie¬ derpause, bezeichnet vorzüglich die Abstufung, die unter den größeren Gliederpausen eines mehrfach zusammengesetzten Satzes Statt findet. Wenn nähmlich in dem zusammengesetzten Satze Eine oder mehrere ') Das Kolon steht auch als arithmetisches Selchen, z. B. 8L0- 2t2t/2 — 2; a - s — z : 6. 16 große Gliederpausen einer andern größeren Gliederpause untergeord¬ net sind; so werden die ersteren durch das Semikolon, und die letzteren durch das Kolon bezeichnet. Das Kolon stobt demnach: 1) Zwischen den Hauptgliedern (dem Vorder- und dem Nach¬ satze) einer zusammengesetzten Periode, *) in der schon der Vorder- oder der Nachsatz, oder beide zugleich aus zwei oder mehre¬ ren einzelnen einander nebengeordneten und deshalb durch die Strichpunkte geschiedenen Sätzen bestehen z. B. Wenn du glücklich sein willst: so sei weise; denn das wahre Glück ist keine Gabe des Zufalles. — Wer zur Befriedigung seiner Habsucht sich offenbarer Eingriffe in das Eigenthum Anderer, Plün¬ derung der Unerfahrenen und Unmündigen erlaubt; daS schreiendste Unrecht für erhaltene Geschenke zuläßt, und ausüben hilft: der ist in der bürgerlichen Gesellschaft gebrandmarkt. — So wenig die deutsche Sprache an Inversionen Mangel leidet; so viele noch in oen Formen derselben nach der Grammatik liegen; so manche noch aus den vorigen Zeitaltern zurückgezogen werden können, die unrecht auf¬ gegeben worden sind: so wird doch nie unsere Sprache kindisch mit Wortversetzungcn, wie im Brette, spielen können. — Uebersähe der Mensch den ganzen Umfang der Folgen deS Lasters; bedächte er, wie man von einem Verbrechen zum andern erst unvermerkt hingezogen, und endlich mit Gewalt zu demselben geschläudert wird: **) würde er wol einer kurzen, vielleicht nur eingebildeten Lust so viel Herrschaft über sich einräumen? — Wenn ihr nun überzeugt seid, des Men¬ schen Sohn sei gekommen, selig zu machen, was verloren ist; er habe sein Leben für euch gelassen und sein Blut für euch vergossen: wird euch die Dankbarkeit nicht antreiben, der Sünde zu entsagen und ihm zu leben? Wenn ihr überzeugt seid, der Sohn Gottes sei auf Erden erschienen, die Macht der Sünde zu zerstören; und ohne Heilung ') Siehe Anm.° R. 8 S. s, correcte Aufgaben tk ' ") Wird das Bindewort des Nachsatzes in eine Frage oder einen Ausruf ver¬ schlungen, so ändert dieß das gebührende Satzzeichen nicht. Zn solche» Pe¬ rioden nimmt der Anfänger die Ärenze zwischen dem Vorder - und dem Nachsatze nicht so leicht wahr, daher er darauf besonders aufmerksam zu machen ist. 17 könne ihn Niemand sehen: werdet ihr euch nicht ermuntert und ge- nöthiget fühlen, alles Böse bei euch zu vermindern, und immer besser zu werden? 2) Zn allen Arten mehrfach zusammengesetzter Satze, in denen eben so, wie in der zusammengesetzten Periode, Eine oder mehrere große, durch den Strichpunkt zu bezeichnende Gliederpausen einer größeren Gliederpause untergeordnet sind. Denn dieser Art zusam¬ mengesetzte Sätze stellen sich immer als zweigliedrige Sätze dar, und deshalb erhalten die zwei Hauptglieder eines solchen mehr¬ fach zusammengesetzten Satzes ihre Scheidung durch das Kolon z. B. Nichts gibt den Menschen mehr zu reden, als wenn einmahl eine Heirath geschieht, die sie nach ihrer Art eine Mißheirath nen¬ nen können: und doch sind die Mißheirathen viel gewöhnlicher, als die Heirathen; denn es sieht leider nach kurzer Zeit mit den meisten Verbindungen gar mißlich aus. -— Sage mir, mit wem Du um¬ gehst; so sage ich Dir, wer Du bist: weiß ich, womit Du Dich be¬ schäftigest; so weiß ich, was aus Dir werden kann. — Mit wahr¬ haft Gleichgesinnten kann man sich auf die Länge nicht entzweien; man findet sich immer wieder einmahl zusammen: mit eigentlich Wi¬ dergesinnten versucht man umsonst Einigkeit zu halten; es bricht im¬ mer wieder einmahl auseinander. 3) Wenn mehrere Umstände (Punkte oder Momente) eines Gedankens oder Begriffes, die in anfügender Verbindungsform auf- gezählt, in einem nachfolgenden Satze unter einer Einheit zusam¬ mengefaßt werden, so steht vor dem zusammenfassenden (rekapituli- renden) Satze zur Scheidung das Kolon z. B. Das stürmisch fliegende Haar, die rollenden Augen, die schäu¬ menden Lippen, die wilden Geberden und die rasende Fröhlichkeit: alle diese Ausbrüche einer fanatischen *) Wuth machten seine Au¬ gen unempfindlich, und erweckten in ihm Ekel. — Die Annehmlich¬ keit der Stimme, die Reinheit der Aussprache, die Richtigkeit des Accentes ist nicht hinlänglich; wir fordern eine vollkommene Nach¬ ahmung, einen Ausdruck, der jeder Periode, jedem Verse das Leben, ') schwärmerisch, glaubenswüthiz. Inlerpunclionslehrc. I 18 den Affekt, die Seele gibt, die sie haben sollen: kurz, die Art, wie gelesen wird, soll das Ohr an die Stelle aller übrigen Sinne setzen. 4) Wenn mehrere in einem vorangehenden Satze unter Einen Begriff zusammengefaßten Umstände (Momente) in nachfolgenden Sätzen aufgezählt werden; und wenn die Bedeutung eines in dem vorangehenden Satze stehenden Begriffes in Einem oder mehr nach¬ folgenden Sätzen näher bezeichnet und erklärt wird: so scheidet sich eine solche Erklärung von dem Erklärten immer durch das K olon z. B. Eine sehr wohlthätigs Flüssigkeit für den Menschen ist das frische Wasser: *) es erquicket und stärket die Glieder; es löschet den Durst besser und schneller, als jedes andere Getränk; es erhält den Menschen gesund, heiter und froh; es stärket dessen Eingeweide, dessen Gehirn und die Nerven. — Ehemahls wurden die Kometen für Unglückspropheten gehalten: man erwartete mit Furcht und Zit¬ tern ihr Erscheinen; man glaubte, daß die Erde mit Krieg, Hun- gersnoth, Pest und andern Uebeln schwer werde heimgesucht wer¬ den. — Bei Homer ist noch alles Natur: Gesang und Sitten, Götter und Helden, Laster und Tugenden, Inhalt und Spra¬ che. — Er besaß Alles, was die Art der Weisheit, die er ausübte, verführerisch machen konnte: eine edle Gestalt, einen angenehmen Ton der Stimme, einen behenden und geschmeidigen Witz, eine Be¬ redsamkeit, die desto mehr gefiel, weil sie mehr ein Geschenk der Na¬ tur, als eine durch Fleiß erworbene Kunst zu sein schien. 5) Wenn den aufgezählten Umständen (Momenten), oder den zur Erklärung eines Begriffes angeführten Beispielen die Binde¬ wörter „als, nähmlich, wie, namentlich, folgende, rc. vor¬ angehen; so folgt diesen Bindewörtern das Kolon nach z. B. Er hat die größten Städte Europa's gesehen, nämlich: Lon¬ don, Paris, Wien. — Er besuchte große Städte, wie: Wien, Ber¬ lin und München. — Zn unserer Gegend gibt es verschiedene Säu- gethiere, als: Hunde, Katzen, Pferde, Kühe, rc. — Manche Bäu¬ me enthalten Harz in sich, namentlich: die Tanne und die Fich¬ te. — Mehrere Vierfüßer haben einen scharfen Geruch, nah ment- lich: der Hund und der Fuchs. ') Clima'sche Rechtschreiblehre S. 97 R. 3- würde statt des<;> weniger ir¬ rig den Schlußpunkt vorgeschrieben haben. 19 s Dem verkürzten „z. B." und „d. h., d. i., i. o." folgt kein Satz¬ zeichen nach, dem erklärenden (nicht dem ursachlichen, welches einen Strichpunkt vor seinen Satz erhält) Bindeworte „nähmlich oder nämlich" folgt ein Komma, wenn demselben ein ganzer Satz nachfolgt, weil dann das Binde¬ wort als ein elliptischer Satz aufgefaßt wird z. B. Er hat das Vertrauen mißbraucht, nähmlich, er hat die ihm an¬ vertrauten Gelder angegriffen. — Er ist sehr reich, nämlich, er ist ein besonders genügsamer Mann. . s) Wenn in einem zusammengesetzten Satze der nachfolgende Satz mit einem besonder» Nachdrucke durch den Redeton hervorge¬ hoben werden musi; *) jedoch nicht mit einer ungewöhnlich großen Glwderpause, so wird in einem sülchen Falle die große Gliederpause durch das Kolon, statt durch den Gedankenstrich bezeichnet z. B. Euch kann kein Kerker tief genug begraben: nur Euer Tod versichert ihren Thron. — Ich null mich nicht der Rechenschaft ent¬ ziehen: die Richter sind cs nur, die ich verwerfe. — Alle Stürme glaubte ich cingeschlafen, und freudig winkend sah ich schon das Land im Abendglanz der Sonne sich erhellen: da kommt ein Sturm, aus heit'rer Luft gesandt, und reißt mich wieder in den Kampf der Wellen. 7) Endlich steht das Kolon immer, wenn einzelne Wörter oder Ausdrücke angeführt werden, oder wenn eine gesprochene oder auch geschriebene Rede in der Form eines Hauptsatzes angeführt wird, und das Angeführte dem Einleitungssatze, we¬ nigstens Einem Theile desselben, nachfolgt z. B. Er hielt eine Rolle vor sich; es stand darauf: Gedenke zu leben! — Die Verben: finden, laufen, tragen sind Wurzel¬ verben. — Der Ausdruck: Ich habe kalt, ist nicht deutsch. — Die Befolgung des Spruches: Gib und laß einem Jeden das Seine, fordert schon die Vernunft von uns. — Das Buch: Der gute Fridolin, ist von Ehr. Schmid verfaßt. — Eine Stelle in unserm Lesebuche heißt: Alle gute Gabe kommt von Gott.— Das Wort: Bildung, hat einen sehr weiten Begriff. — Die preußischen Landwehrmänner trugen im Jahre 1813 Hüte mit der Aufschrift: Mit Gott für König und Vaterland. — Der Heiland fragte Petrus: Liebst du mich? **) — Die bedeutendsten Flüsse *i Auch: Wenn man auf das Nachfolgende besonders die Aufmerksamkeit des Hörers und Lesers richten will — s. erste Anm. des §. 12. Folgen nach dem an führ end en Kolon Theile lund nicht eine ange- 20 Deutschlands sind: die Donau, der Rhein, die Weser, die Elbe und die Oder. — N. handelt mit verschiedenen Waren: mit Kaffeh, Zucker, Leinwand, Eisen, :c. -L Wenn die angeführte Rede (der ganze Anführungssatz s. elem. Satzl. S. 99), oder nur ein Lheil derselben dem anführenden Satze (Ein- lcitungssatzc) vorangeht; so findet im ersten Falle vor, und im zweiten Falle vor und nach dem Einleitungssatze nur ein Komma Statt, weil in diesem Falle das Angeführte als ein Object auf das Prädicat des Ein¬ leitungssatzes bezogen ist z. B. Nun, sagte er, wird man uns bald ein großes Trauerspiel geben. — Erst neulich, ließ sich der Sohn heraus, schickte der Graf 1000 fl. an den Bürgermeister, um sie unter die Armen zu vertheilen. - Ich will lieber Unrechr leiden, als Unrecht thun, spricht der Rechtschaffene. Strichpunkt (Semikolon). §. 5. Der Strichpunkt, als das Zeichen für die mittlere Glie¬ derpanse, wird im Allgemeinen bei denjenigen Verhältnissen des zu- sammcngezogenen und des zusammengesetzten SatzeS gebraucht, welche als Verhältnisse eines Urtheiles zu einem Urtheile aufgefaßt wer¬ den; er ist daher das eigentliche Satzzeichen für die beiordnende Form der Verbindung. Diesem nach steht das Semikolon: In einem zusammengezogenen Satze in folgen¬ den drei Fällen: n) Zwischen den Gruppen der in großer Anzahl zusammen¬ gezogenen und je drei zu Einer Gruppe verbundenen Subjecte, Prädicate, Objecte, Attribute z. B. Mein Vater war ein heiterer, thätiger und wackerer; ein zärt¬ licher, redlicher und trefflicher Mann. Mein Vater war ein klarer, thätiger und wackerer Mann; ein zärtlicher Gatte, ein redlicher Freund und ein trefflicher Wirch. Mein Freund ist größer, stärker und gerader; in seinem Wesen gebildeter und in seinem Betragen angenehmer geworden. Sein Auge ist schwarz, glänzend und schie- führte Rede, ein Spruch, rc.) des im Einleitungsfatze besagten Ganzen auf¬ gezählt, so erhalt das nach dem Kolon folgende erste Wort, wie nach dem periodischen Kolon und den rnk Nr. r — 6 angeführten Fallen, den großen Anfangsbuchstaben nur dann, wenn einen solchen die Wortart fordern kann z. B. Er »erkauft allerlei Waren - Tuch, Leinwand, Eisen, Südfrüch¬ te, rc. — In diesem Gewölbe findest du: den feinsten Zucker, den besten Kaffeh, die süßesten Mandeln, !c. 21 lend; lebhaft, funkelnd und wild. Gleichmut!), Mäßigkeit und Glau¬ be; Wahrheit, Wohlwollen und patriotischer Stolz spielen hier in sanften Mischungen. Der Mann muß in seinem Leben streben, er¬ raffen und erlisten; wirken, pflanzen und schaffen; wetten und wa¬ gen, um das Glück zu erjagen. Eine züchtige Hausfrau herrschet, lehret und wehret; reget, mehret und ordnet; füllet, sammelt und ruhet nimmer. K Es versteht sich, daß die beiden Formen der Beiordnung (Son¬ derung und Zusammenziehung) auch verschiedene Auffassungsart zur Folge haben. Sind die Theile gesondert, so tritt auch jeder in seiner bestimm¬ ten, ihm eigcnthümlichen Form vor die Auffassung; sind sie zusammengezo- gen, so verschwindet die jedem Theile eigenthiimliche Form mehr oder weni¬ ger, und je enger die Zusammenziehung wird, desto mehr verschmelzen die Theile derselben für die Auffassung in Eins. Auf diese Weise können sich nun in einer Reihe beigeordnetcr Wörter verschiedene Gruppen bilden, die sich durch die engere Form der Zusammenziehung als zusammengehörend und enger verbunden darstellen. Zur richtigen Auffassung dieser Gruppen trägt in der gesprochenen Rede die Pause bei, in der Schrift muß dieß die Interpunktion thun z. B. Nicht die schuldfreie Kindheit, nicht das hülfslose Alter, nicht Jugend, nicht Geschlecht, nicht Stand, nicht Schönheit können die Wuth des Siegers entwaffnen. Laut klifft und klafft es durch Korn und Dorn, durch Haid und Stoppel. Ein tapferer und entschlossener Mann an der Spitze eines Heeres theilt seinen Muth einer ganzen Menge mit; während der Fei¬ ge, so wie er selbst bei jeder nahenden Gefahr zittert, seine geordnete und geübte Schaar sich zerstreuen und fliehen sieht. Hält' ich Venediger Macht, Augsburger Pracht, Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz, Ulmer Geld; wär' ich Herr der ganzen Welt. Und Tag und Nacht, *) und Korn und Wein und Freuden empfangen wir aus Deiner Hand. Du Luft und Meer; ihr Auen, Thal und Hügel, ihr seid sein Loblied und sein Psalm. st) Zwischen den zusammengezogenen Sätzen, deren Sonde¬ rung oder der Gegensatz hervorgehoben wird, oder wenn die beson- dern Sätze zugleich durch Nebensätze zu einem größeren Umfange erweitert sind z. B. Der Ackerbau und die Viehzucht, die Jagd und die Fischerei bereicherten den Landmann; Künste, Manufakturen und Handlung den Städter. Zch war glücklich m den frohen Stunden, in denen mein befriedigtes Herz aller Bedürfnisse, aller Wünsche vergaß; glücklicher, wenn in Augenblicken, deren Erinnerung den bittersten Schmerz zu versüßen genug ist, mein Geist in der Betrachtung des Ewigen und Unbegrenzten sich verlor. Die Sophisten lehrten die ') Hier steht der Beistrich vor „und", weil die beigeordneten Satztheile sich gruppweise trennen. "i Weisling, der die Fertigkeit besitzt, Andere durch scheinbare Grundound Trugschlüffe zu hintergehen. 22 Kunst, die Leidenschaften anderer Menschen zu erregen; Socrates die Kunst, seine eigenen zu dämpfen. Lange Ueberlegungen zeigen, daß man den Punkt nicht im Auge hat, von dem die Rede ist; über¬ eilte Handlungen, daß man ihn gar nicht kennt. <0 Zwischen den einzelnen Objecten und Prädicaten eines zusammengezogenen Satzes, welche in bestimmter und hervor¬ gehobener Geschiedenheit gleichsam aufgezählt zusammengestellt wer¬ den z. B. Zu einer Reise um die Welt wird Muth erfordert; in glei¬ chen Besonnenheit; überdies eine dauerhafte Gesundheit; ferner Gleiches anstrebende Gefährten; außerdem noch ein Schiff und Proviant; endlich Schutz von Gott. Der Hanf wird zuerst sammt der Wurzel ausgerauft; dann durch Riffeln von seinen Samen¬ körnern abgelöst; hernach auf Feldern ausgebreitet und an der Sonne getrocknet; hierauf in besonder» Ofen gedörrt und geröstet; ferner auf die Breche gebracht, am Schwingstocke geschwungen, mit der Hechel gehechelt; zuletzt theils von fleißigen Mädchen zu Garn gesponnen, theils vom Seiler zu Stricken, Seilen, Bindfaden und dergleichen Dingen verarbeitet. Sehr mißfällt mir dies Gehei¬ me; dieser Ehe segenloser Bund; diese lichtscheu krummen Liebes¬ pfade; dieses Klosterraubs verwegene That. — Das Hausgeräth der Wilden besteht aus ein paar Körben von Baumrinde; aus hohl¬ gemachten Holzblöcken, die zu Wasserbehältern dienen; aus Fisch¬ netzen, die aus wildem Flachse geflochten sind; aus Harpunen und Fischgabeln mit hölzernen Spitzen; aus Angelhaken von Perlenmut¬ ter u. drgl. 8) In dem zusammengesetzten Satze steht dasSe- mi k o l o n: 1) Zwischen dem Vorder- und dem Nachsatze einer ein¬ fachen Periode (s. Erinnerung Anmerk.), wenn der Vorder- oder der Nachsatz, oder beide zugleich aus zwei, oder mehr untergeordne¬ ten Sätzen bestehen a), und zwischen den einzelnen nebengeord¬ neten Sätzen des Vorder- oder des Nachsatzes einer zusam¬ mengesetzten Periode— s. S. s. Nr. 6u. Anm.— d),wie z.B. 8) Als Anakreon wegen des von Polykrates erhaltenen Geschen¬ kes viele Nächte nicht schlafen konnte; so gab er es ihm 23 wieder zurück, weil ihm die Sorgen darum das Leben kosten würden. — Wenn wir auch wüßten, was wir keineswegs wis¬ sen, daß mit dem Leben auf dieser Erde Alles vorbei wäre; so dürfte das dennoch nicht der Tugend ihren Glanz, dem Himmel des reinen Herzens seinen Werth rauben. — Wohl- thätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht; doch schrecklich wird die Feuerskraft, wenn sie der Fessel sich entrafft. -— Wenn man immer lernt, ohne von dem, was man lernt, Gebrauch zu machen; so ist man dem Geiz¬ halse ähnlich, der große Schätze sammelt, ohne sie nützlich an- zuwenden. b) Wenn Gerechtigkeit und Treue leere Namen sind; wenn die Bosheit sich des Erdkreises bemächtiget; wenn die Arglist über die Redlichkeit siegt: so ist das Grab die Zuflucht der Tu¬ gend. (s. S. 1K3 elem. Satzl.) 2) Zwischen den in nebenordnender Verbindung zu einem zusammengesetzten Satze (s. elem. Satzl. S. 8t — 85, 138 — in) in einer bestimmten Geschiedenheit zusammengestell¬ ten Sätzen, wo diese Geschiedenheit der zu einem zusammengesetzten Satze verbundenen Hauptsätze besonders hervorgehoben und dadurch bemerkbar wird, daß die Sätze als gesonderte Bestandtheile (Mo¬ mente) eines sie umfassenden Gedankens gleichsam aufgszählt wer¬ den, oder im Verhältnisse der Aufeinanderfolge nach der Zeit, oder nach der Ordnung und Reihe, oder nach der Einthei- lung, oder nach der Steigerung durch die Bindewörter „erst, erstlich, zuerst, erstens oder zum ersten, zweitens oder zum zweiten (andern) rc., dann, sodann, ferner, weiter, nachher, hernach, dcßgleichen, ingleichen, überdieß, außerdem, auch, zudem, nochmahls, endlich, zuletzt, schließlich, bald — bald, theils — theils, zum Theil — zum Theil, einerseits — ander¬ seits^ oder durch die Formwörter *) „dabei,ja, sogar, selbst, bis" **) verbunden sind z. B. ') Ein Formwort ist das Wort, welches nicht den Begrif selbst nach sei¬ nem Gehalte, sondern nur irgend eine Beziehung eines Begriffes aus¬ drückt, durch welche er zu einem Gliede des Satzes gestaltet wird. D. h. Diejenigen Wörter, welche nicht Begriffe, sondern Beziehungen der Begriffe ausdrücken, nennen wir, weil sie die Form des Gedankens und seiner Glie¬ der bezeichnen, im Gegensätze zu den Begriffswörtern, welche den Stof des Gedankens ausdrücken, Formwörter. "i Diese bezeichnen das steigernde Verhältnis. 24 Der Schiefer wird zu Rechentafeln gebraucht; auch gebraucht man ihn zum Decken der Dächer. Er war nicht ganz ungewohnt, in einem grö¬ ßeren Maßstabe zu arbeiten; und auch da ließ er es an Ausführung und Haltung nicht fehlen. Zuerst schneidet der Landmann die Frucht ab; dann bindet er sie in Garben; nachher laßt er die Garben trocknen; endlich fährt er sie in die Scheune; ferner reinigt er sie; zuletzt verkauft oder verbraucht er dieselbe. Wer Erfindungen machen will, muß zum ersten Kenntnisse besitzen; zum zweiten muß er im Beobachten geübt sein; zum dritten muß er auch die Regelnder Vorsicht kennen. Lheils verdankt der Mensch seine Kenntnisse der Belehrung; theils ist er durch Erfahrung da¬ zu gekommen. Zum Theil erleuchtet der Mond die Nacht; zum Theil erhellen dieselbe die Sterne. Der Mensch soll einerseits für sein eigenes Wohl sorgen; anderseits soll er aber auch das Wohl Anderer zu beför¬ dern suchen. Am Gerichte werden erst die Klagepunkte verlesen; dann wird über die Sache für und wider gesprochen; schließlich fallt der Richter sein Urthcil. Bald weckte ein Brand uns aus unserem Schlafe; bald setzte uns ein Kanonenschuß auf mehrere Stunden in Unruhe. Der Graf übte die streng¬ ste Uneigennützigkeit; selbst Gaben, die seiner Stelle gebührten, lehnte er ab. Seine Sprache hat etwas Zauberisches; sogar macht er uns glauben, das Erhabene gehöre nur ihm an. Sie schien mir gar nicht verändert; j a sie schien mir jünger als vorher. Die Erde dreht sich um die Sonne; zu¬ dem bewegt sie sich um ihre Achse. Um ihn zu begreifen, darf man die sitt¬ liche und kirchliche Bildung seiner Zeit nicht unbeachtet lassen; dabei hat man wohl zu bedenken, daß er Lebensgenosse Warburtons gewesen. Verrath und Argwohn lauscht in allen Ecken; bis in das Innerste der Häuser drin¬ gen die Bothen der Gewalt; bald thäte es Noth, wir hatten Schloß und Riegel an den Thürcn. Einige von Euch haben ihre Arbeiten gut gemacht, aber so undeutlich geschrieben, daß man sie kaum lesen kann; andere aber haben dieselben zwar schön und deutlich geschrieben, aber durch Fehler ganz entstellt; wieder andere, mit denen ich gar nicht zufrieden bin, haben sich beide Fehler zu Schulden kommen lassen. 3) .Zwischen zwei oder mehr in einem verbindenden Verhält¬ nisse angereiheten, ohne Bindewort zu einer Satzverbindung oder zu einem Satzganzen verknüpften Sätzen steht das Semikolon, nm den nachfolgenden Satz hervorzuheben, und dadurch die Haupt¬ sätze als durch ihren Inhalt geschiedene Sätze zu bezeichnen z. B. Der Frühling bringt uns Blumen; der Herbst bringt uns Früchte. Die Wärme dehnt die Körper aus; die Kälte drängt die K .rper zusammen. Zwischen dem Starken und dem Schwachen ist Redlichkeit oft keine Tugend; dem, der gefürchtet wird, kommen sel¬ ten dis feinern Bande zu Gute, welche Gleiches mit Gleichem zu- s.mmenhalten. Das Genie dieser Nation, durch den Geist des Han¬ dels und den Verkehr mit so vielen Volkern entwickelt, glänzte in nützlichen Erfindungen; im Schooße des Überflusses und der Frei¬ heit reisten alle edleren Künste, (s. w. elem. Satzl. S. 13s. i.) -r- Sind die Sätze in diesem Verhältnisse durch „und" verbunden, so erhalten sie zu ihrer Scheidung vor das „und" nur dann ein Semikolon, 25 wenn ihre besonders hervorgchobene Geschiedenheit oder ihr großer Umfang die größere Gliederpause fordert; sonst im Allgemeinen nur ein Komma z. B. Hören Sie mich, und dann glauben Sie, was Sie wollen. Der Monarch zog ihn allen seinen Helden vor, und der Ausgang ließ ihn seine Wahl nicht bereuen. Dagegen: Gastmähler gaben dem Bunde seinen Ur¬ sprung; und ein Gastmahl gab ihm Form und Bollendung. Das treulose Glück verließ Karl den Kühnen in drei schrecklichen Schlachten; und der schwindelnde Eroberer ging unter oen Lebenden und Tobten verloren. Deine Braut brachte Dir Deine vielen Herrschaften, die vor Kurzem Güter Ande¬ rer waren; und Du warst nur ein glücklicher Erbe Deiner Frau. 4) Die zu einer Satzverbindung oder zu einem Satzganzen in beiordnender Verbindung durch die Bindewörter „allein, denn, weil, da, obgleich, obschon, um dessen willen, wenn auch, hingegen, nur, doch, indessen, sonst, demnach, daher, deswegen, deshalb, darum, mithin, nun, also, gleich¬ wohl, folglich" zusammengestellten Sätze erhalten vor diese ent¬ gegenstellenden und folgernden Bindewörter und das ursachliche „nämlich" insgemein daS Semikolon z. B. Durch die besondere Vergünstigung, bald diesen, bald jenen Knaben als Zuschauer einzulaffen, erwarb ich mir Anfangs viele Freunde; allein die Unruhe, die in den Kindern steckt, ließ sie nicht lange geduldige Zuschauer bleiben. Die Begebenheiten selbst gefielen mir unsäglich; nur hatte ich an dem Werke sehr auszusetzen, daß es uns von der Eroberung Troja's keine Nachricht gibt. Sie ver¬ lieren die Geduld; weil Du so krumme Wege machst. Manch' blu¬ tig Treffen wird um nichts gefochten; weil einen Sieg der junge Feldherr braucht. Das Herz dieser Gecken ist nicht soviel verwun¬ det, als eine Nadelritze beträgt; obgleich sie von Martern und Flammen reden. Der Irrthum wiederhohlt sich immer fort in der That; deß wegen muß man das Wahre unermüdlich in Worten wiederhohlen. Mancher verspricht sich zu bessern; doch thut er es nicht. Die Trunkensucht ist des Menschen Verderben; gleichwohl kann sie Mancher nicht lassen. Die Sünde ist das größte Uebel auf Erden; um dessenwillen sollen wir sie verabscheuen. Der Feu¬ erstein ist sehr hart; er gibt nämlich am Stahle Feuer (anstatt: denn er gibt rc.) Der Geizige ist nie zufrieden; er wünscht nähm- lich immer mehr zu haben. Ich habe ihn immer geliebt; nun (statt des ursachlichen „da") ich aber sehe, daß er meine Liebe mißbraucht, hat sie ein Ende. 26 O Die Periode ist die beiordnende oder die unterordnende Verbindung jener zusammengesetzten Sätze, in denen zwei in einem begründenden oder ei¬ nem begründend entgegensetzenden Verhältnisse stehende Urtheile zu Einem Gedanken verbunden werden. Bon diesen zwei in der Periode einander gcgen- überstchendcn Urtheilen geht der einräumende oder der ursachliche Satz in der Regel seines untergeordneten Werthcs wegen als Vordersatz voran, und der andere, den Hauptgedanken enthaltende als Nachsatz nach. Muß nun in einer Periode der Grund oder das einräumende Urtheil mit besonderm Nach¬ drucke hcrvorgehoben und diesem das in dem andern Satze ausgedräckte Ur¬ theil gleichsam untergeordnet werden, so nimmt dann der Grund und das einräumende Urtheil die Stelle des Nachsatzes ein, erhält den Redeton, und die invertirte Periode hat das gleiche Tonverhältniß und sonach auch das größere Gliederpause-Interpunktionszeichen, wie bei dem durch das Binde¬ wort „denn" ausgedcückten Verhältnisse des Erkenntnißgrundes, in welchem der Grund als ein Urtheil des Erkennens immer hervorgehoben wird z. B. Mein Herz ist freudensatt; da meine Augen diesen Lag ge¬ sehen. (Das Semikolon vor dem in untergeordneter Form hier stehenden Nebensätze, dem sonst nur ein Komma vorangeht, kann nur der Redeton for¬ dern. Eben so in: Sie verlieren die Geduld; weil rc. — Manch blutig Treffen wird um nichts gefochten; weil rc.) ch Sind die Satze in unterordnender Verbindung *) (s. elem. Satzl. S. 87) und im Verhältnisse eines Begriffes zu einem Begriffe mit einander verbunden, so erhalten die Bindewörter „obgleich, obschon, wenn auch, weil, da" nur ein Komma vor sich z. B. Mancher Acker trägt schlechte, Früchte, obschon er gut bearbeitet worden ist. Kinder müssen ihre Eltern lieben, da diese ihre größten Wohl- thäter sind. Der Faule lernt nichts, weil er sich nicht anstrengt. Der Kern der Nuß schmeckt angenehm, wenn auch die Schale bitter schmeckt. Mancher weiß die Gesundheit nicht zu schätzen, obgleich sie das edelste Gut des Menschen ist. 5) Die in einem begründend entgegensetzenden (einräumenden) Verhältnisse zu einer Satzverbindung oder zu einem Satzganzen zu¬ sammengefügten Satze fordern, wenn man etwa den Fall einer Zusammenziehung ausnimmt, **) insgemein das Semikolon zu ihrer Scheidung; selbst dann, wenn in dem vorangehenden Satze das dieses Verhältnis bezeichnende Formwort „zwar, wohl" steht, oder doch stehen konnte z. B. Wir dürfen über die Thiere herrschen; doch dürfen wir sie nicht quälen. Zwar ist die Hyäne ein sehr grausames Thier; jedoch läßt sie sich zähmen. Ganz konnte ich das Gedicht nicht lesen; es "1 Diese erkennt man an dem prädicirenden Verb, das in den untergeordne¬ ten Sätzen immer zu Ende steht, wie hier im 1. Beispiele im ». Satze „ist" re. ls. S. 8t—8a elem. Satzl.> und an dem diesen Sätzen fehlenden Redetone. iDie natürliche Wortfolge vorausgesetzt.! ") Einige Schüler haben dis Aufgaben zwar schön und rein geschrieben, aber dieselben durch Fehler ganz entstellt. Einige von Euch haben ihre Überhau¬ se gut gemacht, aber sehr undeutlich geschrieben. Der Fuchs ist ein Raub- thier, besonders ein Hühnerdieb. Viele Baüme, besonders die Ei¬ chen werden sehr alt. Zwar nicht der Mond, j ed o ch die Sonne ist blen¬ dend, Der Vogel Strauß kann nicht fliegen, jedoch schnell laufen, rc. 27 waren aber Stellen, die ich aus dem Kopfe wußte. Heuchler thun von außen schön; allein im Herzen hegen sie BöseS. «) Die entgegensetzenden Bindewörter „allein, dagegen, hingegen, doch, sonst, aber, sondern, jedoch, dennoch, dessenungeachtet, indessen, gleichwohl, vielmehr" er¬ halten das Semikolon vor sich, sobald sie in einer Satzverbindung (s. elem. Satzl. S. 8 t—88) das Verhältnis eines Gegensatzes her¬ vorheben, wie z. B. Lebe nicht blindlings in den Tag hinein; sondern benutze die so schnell dahin fliehenden Stunden gewissenhaft. Es scheint, als ob die Sonne sich um die Erde bewege; allein diese bewegt sich um jene. Die Apostel wurden sehr verfolgt; dennoch ljeßen sie sich von der Verbreitung der Lehre Zesu nicht abhalten. Einen Krüppel sollst Du nicht verachten; vielmehr sollst Du ihn bedauern. Die Franzosen kämpften bei Waterloo sehr tapfer; dessenungeachtet wurden sie überwunden. Der Kreisel läuft immer fort; indessen kommt er doch nicht von der Stelle. Niemand weiß, was er thut, wenn er recht handelt; aber des Unrechtes sind wir uns immer be¬ wußt. Wer keine Liebe fühlt, muß schmeicheln lernen; sonst kommt er nicht aus. -K Ist das entgegenstellende NerhLltniß nur das Verhältnis ei¬ nes Unterschiedes, und kein einräumendes NerhLltniß oder das des Ge¬ gensatzes, so kommt vor diese Bindewörter nur ein Komma zu stehen z. B. Nicht entschlossen, sondern verzweifelt entsagen wir dem, was wir be¬ sitzen. Nicht loben werd' ich's, doch ich kann's verzeihen. Die Worte sind gut, sie sind aber nicht das Beste. Die Regierung war erblich, aber der Sohn trat erst in seinem 48. Jahre in die Rechte des. Vaters. Ich lernte wohl auch etwas in dieser Anstalt, jedoch über das, woran mir eigentlich gele¬ gen war, wurde ich nicht aufgeklärt. 7) Zwischen den in einem begründenden oder in einem ent¬ gegensetzenden Verhältnisse in beiordnender Form ohne Bindewort verbundenen Sätzen steht insgemein das Semikolon z. B. Wir haben in den Tagen unsers Glanzes dem Schmeichler ein zu willig Ohr geliehen; gerecht ist's, daß wir des Vorwurfes ernste Stimme nun vernehmen. Ein furchtbar wüthend Schrecknis ist der Krieg; die Herde schlägt er und den Hirten. Nennt die Tugend Schwärmerei; diese Schwärmerei macht mich glücklich. Die Schwester bring' ich Dir zurück; müßt' ich durch alle Länder L8 sie *) und Meere suchen. Nicht auf der Stärke schrecklich Recht berufet Euch; es ist der Gefangenen nicht günstig. -s Sind die Satze dieser Verhältnisse mit dem anfügenden „und, und so, und doch, und dennoch, und dessenungeachtet, und da¬ her, und deßwegen, und darum, und deßhalb, und um deßwil- len" verbunden, so erhalten die Satze zu ihrer Scheidung nur das Kom¬ ma, wie z. B. Ich sah den Feind, und ich erschlug ihn nicht. Ich habe ihn schlecht frisirt, und er hat mir doch Einen Gulden in die Hand gedrückt. Der Deutsche hat Freiheit der Gesinnung, und daher merkt er nicht, wenn es ihm an Geschmacksfreiheit fehlt. Die widergesetzlichen Handlungen verletzen das moralische Gefühl, und deßwegen konnte das Stück keinen Eingang finden. Der Magistrat wollte die Gaben erhöhen, und so gab es Streit und Mißhelligkeiten. 8) Zwischen dem Nebensätze und dem Hauptsatze, wenn der durch das Bindewort „obschon, obgleich, wenn auch, weil, da" in der unterordnenden Form verbundene entgegensetzende oder begründende (ursachliche) Nebensatz dem Hauptsatze vorangeht, und so der zusammengesetzte Satz (da-s Satzgefüge) die Form einer Pe¬ riode erhält z. B. Weil er klug sich zu bescheiden weiß; so läßt man ihn schei¬ nen, was er will. Da mit ihrem Wohlstände ihr Hochmuth sie nicht zugleich verließ; so wucherten sie jetzt nothgedrungen mit ihrem ein¬ zigen Kapitale. Wenn ihnen auch ihre Mißbilligung nicht von Her? zen ging; machte sie doch die Verschwörung muthlos und unsicher. Obgleich ich die That nur durch die Diener erfahren habe; läßt mich dieß doch freier davon sprechen. -L- Folgt der Nebensatz nach dem Hauptsatze, oder innerhalb des Haupt¬ satzes vor dem Prädikate, so ist der Nebensatz von seinem Hauptsatze durch das Komma zu trennen z. B. Ihr Antheil an der Verwaltung hielt, wenn er auch mehr nichts, als bloßer Name war, die Gegenparthei im Zügel. Franz darf nicht fehlen, ob er mir gleich als eine schwierige Aufgabe erscheint. Er konnte sich wohl berechtigt halten, da er sich so viel Mühe gegeben hatte. s) Zwischen den in einem begründenden oder entgegenstellen¬ den Verhältnisse verbundenen Sätzen von einem größeren Umfange, wo Einer derselben oder beide zugleich für sich schon zusammenge¬ setzte Sätze sind, steht das Semikolon, wenn auch in unterordnender Verbindung der Nebensatz dem Hauptsatze nachfolgt. Die schlecht- Versetzte Wortstellung biethe dem Lehrer die Gelegenheit, seine Schüler mit den Arten der Wortfolge vertrauter zu machen! 29 weg entgegenstellenden (nicht einräumenden) Verhältnisse werden durch „aber, jedoch, doch, nicht—sondern" ausgedrückt z. B. ES geschieht gar ost, daß ein Mensch, welchem das Lügen zur Gewohnheit geworden ist, etwas Wahres sagt; aber man glaubt ihm dennoch nicht. Heute faßt er den festen Vorsatz, sich zu bessern, und allen Umgang mit schlechten Menschen zu meiden; morgen hat er rein Alles vergessen, was er heute versprach. Einige Menschen erweisen den Armen Wohlthaten, um sich ihrer zu entledigen; an¬ dere, weil sich gerade die Gelegenheit ergibt, von ihren Mitmen¬ schen bemerkt zu werden. In der Welt kommt's nicht darauf an, daß man die Menschen kenne; sondern daß man im Augenblicke klüger sei, als der vor uns Stehende. Die Nation konnte die Be¬ schlüsse nicht anerkennen; da sie größten Theils den Grundsätzen ihrer Verfassung zuwiderliefen, und aus ähnlichen Gründen von mehreren Fürsten seien verworfen worden. Dagegen findet bei der zweigliedrigen Periode in der unterordnen¬ den Berbindungsform, wenn die Glieder derselben einen sehr geringen Um¬ fang haben, nur das Komma Statt, wenn auch der Nebensatz vorangeht z. B. Weil ihr mich meines Lebens habt versichert, so will ich euch die Wahr¬ heit gründlich sagen. Da die Erde mehrere Male umschifft worden ist, so muß sic wohl rund sein. Wenn eine Glocke gelautet wird, so entsteht durch die Erschütterung der Luft ein Schall. Hatten gleich die Meisten unendlich gelitten, so waren doch die Unsrigen frei geblieben. Wie die jungen Hühn¬ chen aus den Eiern schlüpfen, können sie auch schon gehen. tO) Zwischen den in beiordnender Verbindungsform und in begründenden oder begründend entgegensetzenden (wenn auch von den einräumenden zweitheiligen Bindewörtern „wohl — aber, wohl — allein, zwar — aber, zwar — allein, zwar — doch, jedoch" das erste oder beide ausgelassen sind) Verhältnissen zusammengesetzten Hauptsätzen steht ins¬ gemein das Semikolon, es sei dem, daß die Sätze zusammenge¬ zogen seien, oder daß den ursachlichen oder entgegensetzenden Bin¬ dewörtern das „und" vorangehe z. B. Wohl wünscht mancher Schüler geschickter zu werden; aber er will sich keine Mühe geben. Ein verständiger Mensch ist viel für sich; aber fürs Ganze ist er wenig. Ich wußte alle ihre Zusam¬ menkünfte; aber ich schwieg. Zwar ist der Wolf ein sehr grausa¬ mes, wildes Thier; jedoch läßt er sich zähmen. Dagegen: Das große Sibirien hat in Norden die heftigsten Winter und kurze Sommer, in Süden dagegen den Wechsel eines sehr kalten Winters mit einem heißen Sommer. Er suchte sich zu trösten, und doch wäre 30 er bald ohnmächtig geworden. In Japan und den angränzenden Inseln ist der Sommer heiß, dagegen der Winter ziemlich strenge. (Zusammengezogen.) ti) Die Adverbialsätze des Zeitverhältnisses, die vergleichenden Umstandssätze und die durch „je — desto" verbundenen Adverbialsätze fordern, sobald sie dem Hauptsatze voran¬ gehen, oder durch ihren größeren Umfang hervorgehoben sind, insge¬ mein das Semikolon. Diese Verbindung wird bei den Adverbial¬ sätzen de-s Zeitverhältnisses meistens durch das im Hauptsatze stehende „da" und bei den v e rg l e iche n d en U m sta n d s sätze n durch „so" bezeichnet ;. B. So schön der Anblick einer blumenreichen Flur ist; so won¬ nevoll und erfreulich ist eine Reihe von wohldurchlebten Jahren. Wenn wir auch keine Sprache für den Ausdruck göttlicher Größe haben; so haben wir doch ein Herz für das Gefühl göttlicher Liebe. Als der Graf unerbittlich geworden; da zogen die Bauern die Ge¬ walt dem Flehen vor. Je älter der Jüngling wird, und je mehr ernste Weisheit seinen Charakter bildet; desto mehr wird er männ¬ lich. Wie der Uhren Schlag mir die Stunden, der Sonne Lauf mir die Jahre zuzählt; so leb' ich, ich weiß es, immer näher dem Tode entgegen. -P Dle hierbesagten Umstands- oder Adverbialsätze fordern jedoch in einer andern Stellung wie andere Satze und Nebensätze, die mit den zeit¬ bestimmenden Bindewörtern „als, bevor, bis, da, ehe, indem, indes¬ sen, nachdem, seit, seitdem, sobald, wahrend, wann, wie; kaum — so", den ursachlichen „da, weil; da — so, weil — so"; den einräumen¬ den „obgleich, obschon, obwohl, ungeachtet, wenn gleich, wenn schon, wie¬ wohl; obgleich — so, obschon — so, obwohl — so, ungeachtet — so, wenn¬ gleich — so, wenn schon — so, wiewohl — so"; den vergleichenden „gleichwie, so wie, wie; gleichwie — so, so wie — so, wie — so"; den bedingenden „falls, wenn, wenn anders, wofern, wenn nicht, wo nicht; so; falls — so, wenn — so, wenn anders — -so, wofern — so, wenn nicht — so, wo nicht — so"; den folgernden „weßhalb, weswegen"; den v erhältlich en „Wiesern — sofern, in wiefern — in sofern, in wieweit — in soweit, insofern — als, in soweit — als, so — so, so — als; je — je, je — desto, jcmehr — um so mehr"; den zwecklichen „daß, auf daß, damit"; den umschreibenden „daß, ob"; den anfügenden „und, auch, zudem, außerdem, inglcichen, desgleichen; nicht nur — sondern auch, nicht bloß — sondern auch, nicht allein - sondern auch"; den au feh¬ lenden „erstens, zweitens rc., zum ersten, zweiten, andern rc."; den eintheilenden „theils — theils - theilszum Theil — zumTheil —, einerseits — anderseits — "; den ausschließenden „entweder — oder; oder; weder — noch"; den der Zeit folge nach ordnenden „erst, zuerst, dann, ferner, weiter, hernach, nachher, endlich, zuletzt, schließlich"; den eine Ähnlichkeit bezeichnenden „wie, als wenn, als ob, wie wenn" verbunden sind, im Allgemeinen nur das Komma zu ihrer Scheidung z. B. Kaum ist der Sommer verflossen, so verlassen uns auch die Schwal¬ ben. Zuerst sollst du arbeiten, dann darfst du auch spielen. Du darfst we¬ der deinen Eltern ungehorsam sein, noch darfst Du den Befehlen deiner Obrigkeit widerstreben. Meide den Umgang mit Bösen, oder Du wirst selbst böse. Einerseits ist das lange Schlafen der Gesundheit sehr nachtheilig, anderseits macht es uns auch dumm und verdrießlich. Zum Theil er¬ leuchtet der Mond die Nacht, zum Theil thun cs die Sterne. Das Weil¬ chen hat eine schoneFarbc, desgleichen hat es auch einen angenehmen Ge¬ ruch. Der Wanderer weiß oft nicht, ob dieser oder sener Weg der rechte sei. In der Schule muß Ruhe sein, auf daß die Schüler den Lehrer gut verstehen können. Je reiner die Luft ist, sse blauer erscheint uns der Him¬ mel. Je unschuldiger und tugendhafter der Mensch ist, desto liebenswürdi¬ ger ist er. Es blitzte und donnerte, als Moses die heil, zehn Gebothe von Gott empfing. Wir sollen beten, bevor wir essen. Die Jünger flohen, da man den Heiland gefangen nabm. Adam wurde, nachdem er gesündigt hat¬ te,saus^dem Paradiese verstoßen. Der Mensch weiß nicht, wann er stirbt. Der Zufriedene ist so glücklich, als ob er alle Schatze der Erde befaße. iS) Die bedingenden Adverbialsätze *) (s. elem. Satzl. S. 100 — 103), welche den möglichen Grund im Verhältnisse einer «) Bedingende Umstandssatze ober Bedingungssätze sind, die einen möglichen Grund, d. h. eine Bedingung ausdrücken, der immer eine Folge entspricht, d. h. dasjenige, was wirklich wird, wenn der bloß möglich ge¬ dachte Grund auch wirklich wird z. E. Wenn die Birne zeitig ist, fällt sie ab. Diese Folge, welche man aus dem im Nebensätze ausgedrückten wirk¬ lichen lz.B. Weil die Birne zeitig ist, fallt sie ab. Manches Kind ist schon davon krank geworden, daß es unreifes Obst gegessen hat. Dieser Knabe kann nicht schreiben , indem er sich an seiner Hand verwundet hat) oder möglichen Grunde ziehen könnte, wird oft verneint z. B. Obschon die Haus¬ hühner Flügel haben, so schwingen sie sich doch selten in die Höhe. Hier könnte man die Folge ziehen „Die Hühner werden haüfig fliegen"; allein diese Folge verneint der Hauptsatz. Der Grund wird zugegeben oder ein- geraümt, aber die Folge nicht. Solche Sätze heißen Einräumungssätze oder begründend entgegengesetzte Sätze. Der bedingende Ne¬ bensatz drückt nähmlich -f) das Verhältniß der Bedingung als eines mögli¬ chen Grundes zu einem wirklichen Uitheile aus z. B. Wenn er gesündiget hat, so wird er gestraft werden. Hier ist das in dem Hauptsatze ausge¬ drückte Urtheil ein wirkliches Urtherl des Sprechenden, aber es ist bedingt durch einen Grund, der in dem Nebensätze nicht, wie in den Nebensätzen des Grundes (der Ursache) „Weil er gesündiget hat, so wird er bestraft", als ein wirklicher, sondern nur als ein möglicher dargestellt wird. Die Bedingung wird zu einem Grunde, sobald sie als et¬ was Wirkliches gedacht wird. Oft ist das Bedingende der hinläng¬ liche Grund, mit dessen Wirklichkeit auch nothwendig die Wirk¬ lichkeit des Bedingten gegeben ist z. B- „Wenn er blind ist, so muß er einen Führer haben." Die Bedingung ist hier, wenn auch nur als eine Möglichkeit gedacht, der eigentliche Grund des Bedingten, und wird daher eben so, wie ein wirklicher Grund, gedacht und dargestellt. Von dem Verhältnisse des hinlänglichen und mit Notwendigkeit bedingen¬ den Grundes ldas Verhältniß der notwendigen Bedingung genannt) muß man das Verhältniß derjenigen Bedingung l möglichen Bedingung), die nicht eigentlich den hinlänglichen Grund der Wirklichkeit, sondern nur ei¬ nen partiellen Grund, oder nur den Grund der Möglichkeit, oder auch kei- st) In der Bedeutung „diesem nach" oder „nach dem" ist nähmlich ein Um¬ standswort der Weise und erhält kein Satzzeichen. 32 noth wendigen Bedingung ausdrücken und ihrem Hauptsatze vorangehen, werden besonders dann, wenn sie in einem Satze größe- nen eigentlichen Grund, sondern nur eine Veranlassung, oder sonst einen bedingenden Nebenumstand enthält, wohl unterscheiden. Obgleich wir den Unterschied zwischen einer noth wendigen und möglichen Bedin¬ gung lob das Bedingende zu dem Bedingten an sich in dem Verhältnisse der nothwendigen oder der nur möglichen Bedingung steht) durch die Aus¬ sageweise bezeichnen, so heben wir bei der nothwendigen Bedingung ins¬ gemein den Nebensatz durch den Ton hervor, der bei der möglichen Be¬ dingung insgemein auf dem Hauptsätze liegt. Dis Verwandschaft der be¬ dingenden Sätze mit den interrogativen l fraglichen s. elem. Satzl. S. Zb) Nebensätzen tritt darin hervor, daß man sich der erster» eben so, wie der letzter» oft bedient, um die Wirklichkeit einer Behauptung auf nachdrückli¬ che Weise hervorzuheben, indem ein als wirklich gedachter Grund als ein nur möglicher dargestellt wird z. B. So denn Ihr, die Ihr arg seid, könnt Eüern Kindern gute Gaben geben; wievielmehr wird Euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn darum bilten. O wenn Du selber je ein Freund zu werden hoffst, und hoffst beglückt zu sein durch Freundes Liebe; trenne grausam nicht zwei Herzen, die der Freündschaft heilig Biindniß knüpft. Wären wir als Tapfere durch andere Tapfere besiegt; wir könnten uns trösten mit dem allgemeinen Schicksal, das immer wechselnd seine Kugel dreht. Der Sachgrund ist die Ursache in dem erkannten Zusammen¬ hänge der Dinge; Erkenntnißgrund ist die Ursache im Zusammen¬ hänge der Gedanken; der B e w e g g r u n d ist die Ursache im Zusammen¬ hänge des Gefühls- und Willensvermögens. Allerdings setzt jede Wir¬ kung irgend eine U r sa ch e, jede Folge irgendeinen Grund lEr- kenntnißgrund), jede That irgend einen Beweggrund voraus; aber jede Wirkung, Folge, That kann verschiedene Ursachen haben: daher von diesen auf eine bestimmte Ursache unsicher zu schließen ist, weil die Wir¬ kung nicht so, wie der Sachgrund angibt, wodurch ein Anderes t die Wir¬ kung) hervorgebracht wird; die Folge nicht so, wie der Grund angibt, wodurch ein Anderes da- Gott allwissend ist, so weiß er die geheimsten Gedanken der Menschen. Gott ist allwissend; folglich weiß er die geheimsten Ge¬ danken der Menschen. Gott weiß die geheimsten Ge¬ danken der Menschen; folglich ist er allwissend — nen¬ nen Ursache und Wirkung, Grund und Folge, Beweggrund und That, wie die Satze: Wenn Du tugendhaft bist, so wirst Du geach¬ tet. Wenn Du geachtet wirst, so bist Du tugendhaft. Wenn Du geachtet sein willst, so sei Du tugendhaft! Sie unterscheiden sich aber von den letzteren dadurch, daß sie das ursachli¬ che Verhäitniß von Seiten der Wirklichkeit, und zwar unbedingt darstel¬ len, während die letzteren dieses Verhältniß nur von Steilen der Möglich¬ keit, und zwar bedingt, angeben. Diese sind Bedingungssätze, und stellen die Ursache nur als möglich auf, und in Beziehung auf diese Möglichkeit wird eine Behauxtuug ausgesprochen, unter der sich diese Sätze einander grammatisch unterordnen, während die ersteren einander beigeordnet erschei¬ nen. Diese unterordnende Verbindung läßt aber auch nicht schlechtweg be¬ haupten, daß etwas sei, sondern nur, daß etwas sei oder geschehen müsse, insofern etwas Anderes sei z. B. Weil ida) Gott allwissend ist, so weiß er unsere Gedanken. Hier ist der unmittelbare ursachliche Satz ein unbedingter. Wenn Gott all- wisseno ist, so muß er unsere Gedanken wissen. Hier ist das ursachliche Verhältniß ein bedingtes, und zwar enthält das Beispiel eine einfa¬ che Bedingung, während „Wenn Gott allwissend wäre, so müßte er auch Alles wissen" eine Bedingung mit dem Neben¬ begriffe der Ungewißheit, des Zweifels enthält. Alle diese Sätze drücken dennoch das unmittelbare ursachliche Verhältniß aus, eine einfache Be- 33 ren UmfangeS, oder in der Form eines Fragesatzes den mögli¬ chen Grund, d. h. den Grund eines Urtheiles (einen Erk'enntniß- grund) darstellen, durch das Semikolon von ihrem Hauptsätze ge¬ schieden z. B. Wenn die Menschen weise wären; so würden sie von manchen Leiden frei bleiben. Wenn ich nicht von Jugend auf gestrebt hätte, meinen Verstand ins Weite und Allgemeine auszubilden; so wäre ich der beschränkteste und unerträglichste Mensch geworden. Da un¬ sere Kräfte durch Arbeit und Bewegung, besonders wenn diese an¬ strengend sind, täglich erschöpft werden; so muß die Ruhe vollenden, was die Nahrung unvollkommen läßt. Könnte man Zeit, wie bares Geld, bei Seite legen, ohne sie zu benutzen; so wäre dieß eine Art von Entschuldigung für den Müßiggang der halben Welt. Ist das, was ich Dir sage, gut; wo anders, als von oben könnt' ich's schö¬ pfen? Kann das geheimste innerste Denken deS Weisen zugleich ein äußeres Handeln sein; warum soll denn nicht äußeres Handeln m der Welt, was es auch sei, zugleich sein können ein stilles Betrach¬ ten des Handelns? Ist sie begeistert und von Gott gesandt; so wird sie den König zu entdecken wissen. -K Die bedingenden Adverbialsätze, die nicht das Verhältnis einer no th- wendigen Bedingung ausdrücken, fordern dagegen insgemein nur ein Komma, und auch dann, wenn sie dem Hauptsatze vorangehen z. B. Wenn er beim Mondscheine, den er mehr als den Tag liebte, einsam im Schatten lag, erinnerte er sich der frohen Scenen seiner ersten Jugend. Wird der Bogen zu stark gespannt, so bricht er. Verstehst Du etwas nicht ganz, so frage den Lehrer. Der Wurm krümmt sich, wenn er getreten wird. Wofern Du nicht gehorchest, wirst Du bestraft werden. Falls man Dich fragt, so antworte mit Artigkeit. Wenn sich der Bauer nicht bückt, so ackert er nicht gut. Wenn es regnet, und dann sogleich gefriert, so ist es nicht gut gehen. ziehungsweife, wahrend der cinraümende Satz mit seinem darauf folgen¬ den Gegensätze nur mittelbar in einem ursachlichen Verhältnisse steht. Denn der einräumende Satz gibt eine Ursache, einen Grund ober einen Beweg¬ grund zu, und der Gegensatz verneint die zu dem einräumenden Satze ge¬ hörige, aus demselben folgende Wirkung, Folge oder That. Es liegt also kein Gegensatz in den Sätze» selbst, sondern zwischen der Folgerung aus dem Einraümungssatze und dem Gegensätze; die Folgerung aus dem Ein¬ räumungssätze wird verneint, es ist ein mittelbares ursachliches Verhältnis. „Er ist tugendhaft, und doch wird er nicht geachtet" Heist aufgelöset: „Weil er tugendhaft ist, sollte er auch geachtet sein; er wird aber nicht geachtet." Dieses mittelbare ursachliche Verhältnis ist aus dem Verhält¬ nisse der Ursachlichkeit und der Entgegensetzung zusammengesetzt, es ist ein zusammengesetztes Verhältnis, eine zusammengesetzte Beziehungsweise. Interpunctionslehrc. 3 34 13) Zn Satzverbindungen zwischen den sich steigernden oder den in vergleichender Beziehung bcigeordnet verbundenen Sätzen (Hauptsätzen) steht insgemein ein Semikolon. Diese letztere Beziehung bezeichnen die Bindewörter „also, eben so, nicht anders, so, so auch" z. B. Sich nicht rächen, auch dann nicht, wenn Rache Gerechtigkeit wäre, ist edel; erhaben ist es, den Beleidiger lieben; ihn in der Noth mit verborgener Wohlthat laben, ist himmlisch. Ze mehr der Mensch Erfahrungen sammelt, desto reicher wird seine Sprache; je öfter er diese Erfahrungen wiederhohlt, desto fester und geläufiger wird seine Sprache; je mehr er unterscheidet, desto geordneter wird seine Sprache. Tapfer ist der Löwensieger; tapferer ist der Weltbe¬ zwinger; der tapferste ist der Selbstbeherrscher. Auf Regen folgt Sonnenschein; also folgt auf Leiden Freude. Das Kind nimmt in jeder Gefahr seine Zuflucht zu seinen Eltern; so soll auch der Mensch in jeder Noth seine Zuflucht zu Gott nehmen. Die Biene sammelt sich Honig für den Winter; nicht anders macht es der Fleißige mit der Einsammlung von Kenntnissen furS Alter. Die Musik bil¬ det das Ohr; so bildet das Zeichnen das Auge. Die Biene saugt auch aus giftigen Blumen Honig; eben so zieht der Vernünftige auch aus bösen Beispielen gute Lehren. K Die vergleichenden Bindewörter „gleichwie, so wie, wie; gleichwie — so, so wie — so, wie — so" verbinden die Sätze in un¬ terordnender Fügung und scheiden solche durch ein Komma z. B. Wie die Frau (ist), so (ist) die Magd. Wie eine schöne Perle glänzt, so glänzt der Lhautropfen am Halme. Den Baum erkennt man an seinen Früchten, wie man den Menschen an. seinen Handlungen kennt. Gleich¬ wie Treüe sich belohnt, so bestraft sich Untreüe. Diese Unterordnung läßt dem prä'dicirenden Werb abmerken, daß es in einem der verbundenen zwei Sätze immer zu Ende steht, *) wie im 1. B. im 1. S. „glanzt"; im 2. B. im 2. S. „kennt"; im 3. B. im 1. S. „belohnt." Werden zwei oder mehr solcher Adverbialsätze mit ihren eigenen Hauptsätzen zu Einem Satzganzen verbunden, so trennt die einzelnen Adver¬ bialsätze von ihren Hauptsätzen der Beistrich, das Satzgefüge aber wird durch das Semikolon von dem folgenden geschieden z. B. Stellt sie sich unserm tapfern Schwerte, so hat sie uns zum letzten Male geschadet; stellt sie sich nicht, so ist das Heer entzaubert. Eben diese Trennung hat Statt bei der Zusammenstellung mehrerer Satzverbindungen zu Einem Satzganzcn z. B. Die natürliche Wortfolge vorausgesetzt. 35 Ich könnte Eüch tödten, aber Biele möchten es zu hart finden; ich könnte Eüch eine Geldbuße auflegen, aber man würde mich habsüchtig nen¬ nen; ich könnte Eüch loslassen, aber Ihr würdet meiner spotten. — s. cor- recte Aufgaben 16. Hier könnte man vor „aber" allerdings auch das Semikolon setzen, dann müßten aber die Hauptthcile durch Punkte getrennt sein, und dieß wä¬ re hier unpassend. Die durchgängige Setzung des Semikolons wäre aber ge¬ gen die Abstufung, die unter den Gliederpausen eines mehrfach zusammenge¬ setzten Satzes Statt findet. (Bgl. Erinn.) 14) Schließlich steht der Strichpunkt als Unterscheidungs¬ zeichen zwischen den in einem Citate oder in einem Beispiele an¬ geführten Begriffen, die sich wegen ihrer verschiedenen Eintheilungs- gründe n), oder irgend eines nothwendigen besondern Unterschiedes wegen b) in eigener Geschiedenheit darstellen, obwohl sie Theile nur desselben Einen Citates, Einen Beispieles sind z. B. s) Natürliche Dinge sind: Mensch, Thier, Gewächs; Frau, Kna¬ be; Dachs, Hirsch; Rose, Baum. — Menschen sind: schwarze, weiße, rothe; junge, alte; reiche, arme; wilde, civilisirte s. elem. Satzl. S. 6 u. 7. ch) Falls, wenn; falls — so, wenn — so; rc. s. S. 4. such I), 7 such st, 30. *; §.6, 0. such 41, §. 11. such 3, 8. such 1. 3, Aufgab. 3. «. 7. it., u. i. a. dgl. F. X. 8. Oft dient zu solcher Scheidung der Beistrich — s. Anin. §. 6 Regel 15, §. io Regel 6, §. 16. Beistrich (Komma). §. 6. Der Beistrich, als das Zeichen für die kleinste Glieder¬ pause, wird im Allgemeinen bei allen Verhältnissen des zusammen¬ gezogenen und des zusammengesetzten Satzes gebraucht, welche als Verhältnisse eines Begriffes zu einem Begriffe *) aufgefaßt werden; und er ist daher das eigentliche Satzzeichen für die Ver¬ bindung der Glieder des zusammengezogenen Satzes und der Nebensätze mit ihren Hauptsätzen z. B. Gott ist Schöpfer, Erhalter und Regierer der ganzen Welt. Ich hatte Kopf-, Zahn-, Hals-, Brust- und Bauchschmerzen. Es würde mich zur Verzweiflung gebracht haben, wenn man mir vor- ') Jede Vorstellung der Seele, da sie die Merkmahle eines Dinges begreift, zusammenfaßt, und sich als ein Ganzes verstellt . 3* 36 ausgesagt hätte, daß die Arme meines Geistes so bald zerschmettert werden sollten, mit denen ich doch ein Großes zu umfassen hoffte. Diesem nach steht das Komma: Zn der Mitte eines einfachen Satzes, er mag nackt oder bekleidet (ausgebildet) sein, kann ein Bei¬ strich in der Regel nie Statt finden, außer *) wenn man folgende Satzfügung in die Reihe der einfachen Sätze zählt oder gezählt zu finden wünscht; nähmlich: a) Wenn ein Glied des einfachen Satzes aus dem gewöhnli¬ chen grammatischen Zusammenhänge wegen der besonder» Hervor¬ hebung versetzt, die natürliche Stelle dieses Gliedes durch ein Für¬ wort besetzt und das eigentliche Glied aber hintergesetzt wird; so erhält dieses Glied ein Komma vor sich, wenn es das Endglied ist, vor und hinter sich, wenn es in der Mitte steht z. B. Wer hat sie gesäet, die tödtliche Saat? (— Wer hat die tödtliche Saat gesäet?). Der Schornstein, der rauchende, fällt ein. Fallen des hohen Hauses Schornsteine, die rauchenden, ein? Es koste ihm die bittersten Schmerzen, die angethane Beleidi¬ gung! Er breitet es lustig und glänzend aus, das zusammen- gefaltete Leben. Auch das Wort ist, das heilende, gut. Die Thränen, die unendlichen, der überbliebenen Frau zählt keine Nachwelt. Es verschaffte ihr die Nachsicht der Strafe, nicht euer Bitten. b) Wenn das nähmliche Glied des einfachen Satzes zum Be¬ hufs der Verstärkung des Gedankens wiederhohlt wird z. B. ») man muß einer Nebenbestimmung (einem Nebengliede) des eins, Satzes einen besonder» Nachdruck und gewissermaßen die Würde eines verkürzten Satzes geben (z. B. Die friedliche Ruhe des Hauses muß der Frau, auch in den bestenTagen ihrer Blüthe, erfreülichsein), oder die der i r r t h ü m l i ch e n Be¬ ži e h u n g fähige Nebenbestimmung von einem Gliede desselben eins. Satzes trennen z. B. Er ist nie des Diebstahles wegen gestraft worden.— Er ist, nie des Diebstahles wegen gestraft worden (er hat nie gestohlen). Er ist nie, des Diebstahles wegen bestraft worden ler hat immer unge¬ straft gestohlen). - Sie können mich nicht beleidigen. — Sie können mich, nicht beleidigen tvon Ihnen nehme ich alles gut auf,. Sie können mich nicht, beleidigen (Ihre Beleidigung verachte ich). Die Gesellschaft war beim Vortrage zerstreüt. — Die Gesellschaft war beim Vor¬ trage, zerstreüet (nicht beisammen). Die Gesellschaft war, beim Vor- trage zerstreüet (mit andern Gedanken beschäftiget). — s.w. §.K.«ud L. Rr. L. 37 Vor mir ging ein reicher, reicher Mann. Geld, nur Geld ist die Losung. Gut, sehr gut ist der Wein. Unersetz¬ lich, ewig unersetzlich ist dieser Schaden. Unverbesserlich, schlechterdings unverbesserlich ist dein Fehler. Fallet, fallet nur! Er fiel in eine tiefe, tiefe Grube. Er, er sitzt noch im Fin¬ stern! c) Wenn ein einfacher Satz einen Vocativ oder ein Empfin¬ dungswort enthalt, so bekommen diese, wenn sie zu Anfänge des Satzes stehen, hinter sich ein Komma (besonders lebhaft betont, das Ausrufungszeichcn), in der Mitte des Satzes vor und hinter sich ein Komma (besonders betont, hinter sich das Ausrufungszeichen), und zu Ende stehend, vor sich ein Komma z. B. Baum, blühe! Knabe, stehst du? Wer war eben bei euch im Garten, ihr Kinder? Wer hat euch, Buben, diesen Spielplatz ange¬ wiesen? Puf, da lag das Reh! Wer, eilende Wolken! schiffte mit euch? Husch, und der Vogel entflog! Hm, hm, wie wird das Ende! Der Schwester Leiden, ach, ist sehr groß! In allen Ecken hallt, hei¬ ßa! Und das Gesindel, husch husch husch! kam hinten nach geraffelt. Von allen Seiten hört man, Hurra! Du, gierigstes Thier! schluckst schwer? st) Zwischen den in aufsteigender oder absteigender Be¬ griffswichtigkeit sich steigernden Gliedern eines einfachen Satzes z. B. Edel können wir auf dem Throne, im Pallaste, in derHüt- te handeln. Dies; ist Dir prächtig, herrlich, unnachahmlich gelungen. Er wirth et, fluchet, spritzt den Geifer um sich herum. 8) Zwischen den Gliedern eines zusammengezoge¬ nen Satzes fs. elem. Satzl. S. 65) und zwar: 1) Zwischen den angereiheten Gliedern eines zusammengezoge¬ nen Satzes, in dem die Verbindung der neben einander folgenden Glieder (Subjecte, Objecte, Prädicate, Attribute) nicht durch die Bindewörter „und, oder" ausgedrückt ist. An dieStelle des aus¬ gelassenen „ und, oder " kommt immer das Komma, wie bei der Aus¬ lassung *) jedes andern Bindewortes z. B. Z. B. Wenn die Birne zeitig ist, fällt sie ab. Gehorchest du nicht, wirst du bestraft. Der Schtaf vor Mitternacht ist stärkend; der Schlaf nach Mitter¬ nacht ist oft unruhig. Der Water sagt, das Pferd schlage, re. 38 Ihr Vater war ein heiterer, lieber, thätiger, wackerer Mann; ein zärtlicher Gatte, ein redlicher Freund, ein trefflicher Wirth. — Das stürmisch fliegende Haar, die rollenden Augen, die wilden Ge¬ berden dieser Unsinnigen erweckten in mir einen Ekel. Füchse, Katzen, Iltisse und Marder lauern, rauben und würgen. Der Rhein, die Elbe oder die Donau ist der größte Fluß in Deutschland. Die Rose ist weiß, gelb oder rsth. Kindern soll man kein Messer, keine Ga¬ bel, keine Schere, überhaupt kein spitzes Werkzeug in die Hände geben. Den Hasen, Hirschen, Füchsen und Rehen stellt der Jäger Nach. Er wird mich immer hassen, anfeinden, verfolgen. v Sind die Glieder (Subjekte, Prädicate, Objecte, Attribute) des zu- sammengezogcnen Satzes durch die Bindewörter „und, oder" verbunden, so hat kein Komma Statt z. B. Sie verheeren das Land mit Feüer und Schwert. Er muß gewinnen oder verlicrem Der Vater oder die Mutter geht heute nach Wien ? — Wer¬ den die auf Ein Dingwort bezogenen Beiwörter einander untergeordnet, so kann eben so wenig ein Komma, als das Bindewort „ und " zwischen diese eingeordneten Adjective treten z. B. Ein neuer blauer*) Rock (—kein alter). Ein neuer, blauer Rock ; ein neuer und blauer Rock (— ein neuer, und zwar blauer, nicht schwarzer). Der schönste g c stir n te Himmel sieht uns durch ein umge¬ kehrtes Fernrohr leer aus. Aus säuerlichen saftigen Äpfeln wird Cy¬ ber gemacht. Die ganze alte Welt seht die mütterliche Liebe über die vä¬ terliche. Die große, achtbare deütsche Nation. Jedem ächten mensch¬ lichen Gefühle wird es lieb sein, einen alten guten Freund wieder zu sehen. Drücken die Beiwörter Gegensätze aus, so müssen sie durch „ und" verbunden werden z. B. Das alte und neue Testament. Trübe und heitere Lage. Das geistige und sinnliche Vergnügen. 2) Vor „desgleichen, auch, wie, so wie auch, aber, sondern, besonders, überhaupt, nur, eben, sowohl — als auch, nicht nur — sondern auch, zwar nicht -—jedoch, zwar nicht -- jedoch auch nicht, eben so wenig —als, nicht nur nicht—sondern auch nicht, theils — theils —, als, dessenungeachtet, jedoch, nicht — sondern, nämlich, indessen, dennoch, desgleichen auch, und so auch, nicht allein — son¬ dern auch, weder — noch, nicht bloß — sondern auch, so wenig — als, zwar — jedoch, nicht — wohl aber, nicht — wiewohl, entwe- ») Hier kann der Bestimmer „neuer," der den zusammengenommenen Be¬ griff „blauer Rock" näher begranzt, ohne Veränderung des Sinnes, nicht «ersetzt werben, wie in: ein neüer und blauer Rock; ein neuer, blauer Rock; oder: ein blauer und neüer Rock; ein blauer, neuer Rock.— Ein großer gelehrter Mann. — Ein großer Gelehrter. 39 der — oder/ bald — bald —, je — desto, erstens, erstlich, zum ersten — zweitens, zum zweiten —, zum Theil — zum Theil —, erst — dann — nachher — ferner — hierauf — zuletzt —, zu¬ erst — hierauf — dann — endlich —, zumahl, wofern, sobald, rc. s. elem. Satzl. S. 68, steht das Komma, wenn diese Binde¬ wörter in dem zusammengezogenen Satze Satzglieder zu Einer Be¬ ziehung auf ein anderes gemeinsames Satzglied verbinden z. B. Die Treue ist eine hohe Tugend, auch die Dankbarkeit. Ein guter Mensch hat Ehrfurcht vor Gott, so wie auch vor edlen Menschen. Ordent¬ liche Menschen kennt man an ihren Arbeiten, und so auch an ihren Klei¬ dern. Sowohl die Bettler, als auch die Fürsten sind Kinder Gottes. Der gestirnte Himmel ist nicht allein schön, sondern auch erhaben. Das Kind kann weder laufen, noch sprechen. Tugenden fliegen uns so wenig an, als Kenntnisse. Der gerechte Mensch haßt nicht nur den Näch¬ sten nicht, sondern vervortheilt ihn auch nicht. Im Winter fehlt es nicht an Regen, aber an Warme. Amphibien haben zwar rothcs, aber (jedoch) kein warmes Blut. Die Fische leben nicht in der Luft, sondern im Wasser. Der Ochs ist zum Lasttragcn nicht gut zu gebrauchen, wohl aber das Pferd. Die Farbe der Menschen ist entweder weiß, oder schwarz, oder gelb, oder braun, oder kupferroth. Die Menschen sind tHeils jung, theils alt, th eils reich, theils arm, th cils gut, theils böse. Die Luft ist bald warm, bald kalt, bald trocken, bald feucht. Zum Theil waren sie ihm zu unwissend, zum Theil zu anmassend. Er¬ stens ist es schädlich, zweitens (zum zweiten) pflichtwidrig. Erst wollen wir beten, dann rechnen, hierauf singen und z u le tz t schreiben. Der Neger ist weder weiß, noch braun, noch gelb, noch roth. Die Adler, überhaupt alle Raubvögel haben gekrümmte Schnäbel. Der Hund ist ge¬ treu, besonders wachsam. Der Mond leuchtet, aber erwärmt nicht. Bie¬ le, jedoch nicht alle Vögel ziehen im Herbste fort. Nicht die fleißigen, nur die faulen Schüler sehen das Lernen als eine Plage an. Das Wasser ist tropfbar, zudem auch (daher auch) gcfricrdar. Gänse nützen uns durch ihre Federn, außerdem auch durch ihr Fleisch und ihre Eier. Der Schna¬ bel dient den Vögeln nicht bloß zum Ergreifen und Beißen des Futters, sondern auch zum Putzen und Einöhlen der Federn, d eßgleich en zum Bauen der Nester, so wie auch zur Wertheidigung. Das Geflügel, näm¬ lich die Gänse und Hühner und Enten haben ein sehr schmackhaftes Fleisch. Die Laibach ist fischreich, wie die Save. 3) Vor „und ", wenn die durch „ und " verbundenen Glie¬ der des zusammengezogenen Satzes zu einander in einem entgegen¬ stellenden oder begründenden oder in irgend einem andern Verhält¬ nisse stehen, durch welches die Geschiedenheit derselben hervorgeho¬ ben wird, oder die auf das gemeinsame Satzglied sich beziehenden Glieder gar nicht bei einander stehen, sondern das zweite vom ersten durch eine Menge Wörter getrennt ist; dieß gilt besonders von bei¬ geordneten bekleideten Verben z. B. ') Von zwei-oder mehrtheiligen Bindewörtern erhält das folgende das Kom¬ ma vor sich. 40 Wie kannst du zugleich so wahr, und so falsch sein? Ich hat¬ te meinen Zweck erreicht, und war doch nicht ruhig. Dieser Gruß war der erste, und der letzte. O daß Sie von so ferner Zeit, und nicht von morgen, nicht von heute sprechen! Helfen soll sie mir, und dennoch nichts dabei zu fischen haben. Die Phönizier erfanden den Purpur, arbeiteten feine sidonische Leinwand, höhlten aus Britan¬ nien das Zinn und Blei, aus Spanien Silber, aus Preußen den Bernstein, aus Afrika Gold, und wechselten dagegen asiatische Waren. 4) Vor „und", wenn durch „und" Prädicate des zusam¬ mengezogenen Satzes mit allen ihren bestimmenden Objecten (s. elem. Satzl. S. 46 — SO) oder mit allen ihren objectiven Bestimmun¬ gen verbunden werden, und diese Prädicate nur dasselbe Sub- ject haben. Das Komma steht hier um desto gewisser, je mehr der Umfang des Prädicates durch objective Bestimmungen erweitert ist z- B. Karl stellte sein Roß in einem Gasthofe ein, und eilte nicht ohne Bewegung nach dem Schlosse zu. Franz war mehrmahl schon getäuscht worden, und sing wirklich an verdrießlich und verstimmt zu werden. Meine Mutter liebte mich nicht, und verhehlte es kei¬ nen Augenblick. Stillschweigend gingen wir durch wunderliche Gän¬ ge, und kamen in ein gar artiges Zimmer. Und wenn Du nun durch deutsche Gauen wallst, und siehst die Burgen glänzen auf den Höhen, und siehst die Ritter reiten durch das Thal, und hörst des Jagdhorns Klänge durch den Wald, und siehst das Feuer bren¬ nen auf den Höhen, und stehst die Kinder spielen vor der Thür; mußt Du nicht schamroth werden vor Dir selbst, daß Du so leblos durch das Leben gehst? v Besteht das durch „und" angereihcte Prädicat nur aus Einem Worte, oder aus Berben, *) welche dieselben objectiven Bestimmungen haben, oder aus Berben, die mit einem gemeinsamen und daher nur ein¬ mal ausgedrückten Hülfsverb des Zeit-, oder des Modusverhaltniffes (s. elem. ") Geben die Verben wirklich zwei verschiedene Behauptungen, so sind dann auch zwei Satze z. B. Die Esel tragen das Korn in die Mühle, und bekom¬ men die Spre ü. — Vertreten die verbundenen Verben gleichsam nur Ein Verb, so sind beide nur verschiedene Wörter für die gleiche Vorstellung, und da wird kein Satzzeichen gesetzt z. B. Stets Pfeiler bei Pfei¬ ler zerborst und brach; laut krach.ten und stürzten die Bogen nach. 41 Satzl. S. 13 — 27) zusammengesetzt, oder auch im Infinitiv oder Supin (s. elem. Satzl. S. 91) auf dieselbe Weise mit andern Berben verbunden sind; oder aus Berben, die PrLdicate zusammengezogener beigeordneter Nebensätze sind, oder die zu einem Supin verkürzte Substantivsätze, oder die ursprünglichen Supinen sind: so steht vor dem „und" kein Komma z. B. Wie das Alles paßt und zusammenhän^t! Die Frauen im Hause sind vergnügt und glücklich. Sie befragten und besprachen sich sehr lebhaft über Alles. Seht das arme Geschöpf vor seinem Schicksale zittern und beben. Das könnte Alles weiter und breiter sein. Ich will gern das kleine Ge¬ schöpf als eine Werlassenschaft von ihr ansehen und für seine Erziehung sor¬ gen. Jetzt sing man an, ihn als einen Feind anzusehen und als solchen zu behandeln. So singet ihr an, uns mit gutmüthigen Kindergeschichten zutaü- schen und einzuschläfern, wie ich euch jetzt mit traurigen Wahrheiten auf¬ klären und wach erhalten muß. Ach! rief sie aus, indem sie aufstand und am Halse Theresens weinte, er ist von meinen Feinden umgeben. Wenn Du Deine Zeit schlecht angewendct und nichts gewonnen hast, so bist Du doch indessen ein Persönchen geworden. Ich erzählte Alles meinen Gespannen, die davon ganz entzückt waren und nicht wohl begreifen konnten, daß das alles aufgeführt werden sollte. Wir wollen, ohne uns zu schelten und zu tadeln, Blumen auf ihr Grab streuen. Sie bat mich hineinzutreten und auf ihren Vater zu warten. Eben so nöthig scheint es, gewisse Gesetze auszusprechen und den Kindern einzuschärfen. Wie lebhaft sann er darauf, das Vernach¬ lässigte wieder herzustellen und das Verfallene zu erneuern. 5) Vor „und," wenn der mit „und" angefügte Satztheil eine Bekleidung bei sich hat, die ohne Komma mit auf das vor¬ letzte Glied bezogen werden könnte; überhaupt da, wo zu befürchten ist, der Leser könne durch die Zusammenziehung der Satztheile uns falsch verstehen z. B. „ Ich komme noch vor Deiner Abreise, nach Wien" vergli¬ chen mit „ich komme noch vor Deiner Abreise nach PariS" — Die Formen an sich, die Stellung, und die Art der Zusammenord¬ nung wirken bei der Hervorhebung der Sätze. Zm Innern des Wal¬ les befanden sich Waffenmagazine, Vorrathshäuser für Lebensmittel, und Geräthe zum Fischfänge. — Manche Znsecten werden von Menschen gegessen, als: der Krebs und der Hummer, im Morgen¬ lande auch die Heuschrecken. Der Verfasser hat Nachrichten über Gewicht und Maß, in verschiedenen Ländern gesammelt (wenn die Sammlung in verschiedenen Ländern geschah) und: Der Vrf. h. N. über G. u. M. in verseh. L-, gesammelt (wenn nur von Maß und Gewicht verschiedener Länder die Rede ist). — Er fand sich durch diesen plötzlichen Verlust, seiner Freunde und seiner rechtlichen Ansprüche auf das Amt beraubt. Verschieden von: Er fand sich durch diesen plötzlichen Verlust seiner Freunde und seiner recht¬ lichen Ansprüche auf das Amt, beraubt. 42 6) Wenn zwei Subjecte, Prädicate, Objecte, Attribute durch „und, oder" verbunden werden, so findet vor diesen Bindewör¬ tern das Komma nur dann Statt, wenn ein Gegensatz der Begrif¬ fe auch durch den Redeton bezeichnet wird, oder wenn das durch „ und " angefügte prädicirende Verb in einer andern Zeit steht, als die vorangehenden Zeitwörter z. B. Ich habe Dich stets geehrt und geschätzt, und liebe Dich nun von ganzem Herzen. Ich werde morgen abreisen, und hoffe in wenigen Tagen wieder zu kommen. Ich hatte nie gelo¬ gen, und sollte jetzt lügen! Sie glaubte sich äußerst beleidigt, und wünscht nicht gerächt zu werden. Dagegen: Garten und Felder sind leer. Keine Spur von Wall und Graben war zu sehen. Die alte Dame hinterließ ihr das kleine Freigut und ein artiges Kapital. Das Mehl wird von dem Müller auf dem Mehlwagen oder Mühlkarren zu Markte gebracht. Ich werde morgen abreisen und nie wieder kommen. Ich habe Dich stets geehrt, geschätzt und von ganzem Herzen geliebt. Seit dieses bekannt gemacht und Allen mitgetheilt wurde. Die Natur, die uns alle diese Anlagen gegeben und uns dadurch zur Vollkommenheit bestimmt hat. -K Werden drei, vier Subjecte, Prädicate, Objecte, Attribute zusam¬ mengezogen, so wird gewöhnlich nur das 2. mit dem 3.; das 4. mit dem 3. und das 1. mit dem 2. durch „und" verbunden; und sind ihrer in großer Anzahl, so nimmt man je drei und drei zu Einer Gruppe, verbindet nur das 2. mit dem 3. durch „und," die Gruppe aber trennt man durch ein S emikolon z. B. Seine Stimme war hell, kräftig und schreiend. Er fragte mich nach der Familie, nach den Jugendfreünden und nach der Vaterstadt. Ihrem Ge¬ dächtnisse waren Lag und Stunde, Platz und Name gegenwärtig. Die übrige Dauer ihrer Freuden ist eine immerwährende Ebbe und Fluth von Furcht und Hoffnung, von Phantasien und Gelüsten. Gleichmuth, Mäßig¬ keit und ausdauernde Geduld; Redlichkeit, Gerechtigkeit und Glaube; Wahr¬ heit, Wohlwollen und patriotischer Stolz spielen hier in sanften Mischun¬ gen. »-K Soll die Geschiedenheit der Begriffe besonders hervorgehoben wer¬ den, so werden die angcreiheten Subjecte, Objecte, Attribute, Prädicate ohne Bindewort mit einer Gliederpause verbunden z. B. Die Tafel, das Geräthe, die Aufwarter, Alles stimmte mit dem Be¬ griffe überein, den ich mir von dem Geschmacks und dem Stande des Haus¬ herrn gemacht hatte. Haben Sie denn nichts entdeckt von dem, was er sein Verbrechen nennt, nicht die Ursache seiner sonderbaren Tracht, seines Betra¬ gens bei dem Brande, seiner Wuth gegen das Kind. Er bekannte, daß er schon gedacht, gesorgt, gesucht, gewählt hatte. Er war ein heiterer, klarer, thätiger, wackerer Mann. Sind durch „und" Hauptsätze zu einer Satzverbindung zusam- 43 mengefügt, welche bloß die Haupt-Satztheile, oder neben diesen nur ein einfa¬ ches Satznebenglied enthalten, so steht vor dem Bindeworte „und" ein Kom¬ ma z. B. Der Mensch denkt's, und Gott lenkt's. Karl zeichnet, und Fanny spielt im Garten. Der Spion verrLth, der Aufpasser chicanirt, der Aufseher sorgt, daß das Befohlene geschehe. Der kleine Max schreibt die Pönitenz, und der brave Franz kopirt einen Pudel. Die Schwester kocht, und die Mutter spielt. — weil selbstständige Sätze, von denen jeder sein eigenes Sub- ject und sein eigenes Prädicat hat, wenn sie auch in einem anfügenden (ver¬ bindenden) Verhältnisse stehen, immer als geschiedene Sätze erscheinen. 7) Vor „oder", wenn dieses in dem zusammengezogenen Satze die wechselseitige Ausschließung der verbundenen Glieder ausdrückt, die bestimmter durch „entweder — oder" be¬ zeichnet wird, oder wenn dieses Bindewort in der Bedeutung „noch" steht z. B. Ich mußte seinen Willen erfüllen, oder *) den Dienst lassen. Zch fragte mich nun, ob ich bleiben, oder vorwärts gehen solle. Die Augen der Menschen sind blau, oder schwarz, oder graulich, oder braun. Ihre Gesellschaft war niemahls groß, oder blieb es nicht lange. Hier, oder nirgend mehr ist er. — Nimm keine Kicher oder einen Kirschkern. Niemand kann Deine Pläne ergründen, oder ihre eigentliche und gewisse Absicht aufsinden. Mein Jäger kann Dir 4 Hasen, oder meinen letzten Vorrath an Rebhühnern ***) nicht schicken. Ä'- Ist nicht die wechselseitige Ausschließung, sondern nur die Unent¬ schiedenheit des Urtheiles ausgedrückt; so findet vor „oder" kein Komma Statt z. B. Daß es Ihnen wohl oder wehe sei, daß Sie verliebt oder gleich¬ gültig, geizig oder freigebig seien; das glaube ich gern. Sah ich Kinder ohne Pflege, so erinnerte ich mich dieser oder jener Frau. Sie wird sich hier oder da blicken lassen. Der Vater oder die Mutter kommt. Mein Jager soll Dir 4 Hasen oder 2 Rehe schicken; kein Jäger wird in dieser Jahres¬ zeit Hasen oder Rehe schicken. - 8) Vor „als" in sowohl — als, vor „ noch " in we¬ der — noch findet das Komma nur dann Statt, wenn entweder die besonders gehobene Geschiedenheit, oder der zu ei¬ nem größeren Umfange erweiterte Ausdruck der Begriffe eine Gliederpause fordert. Sowohl ist in diesem Falle insgemein durch eines der zu verbindenden Glieder von als getrennt z. B. *> — entweder — oder. "> — weder — noch. Minder richtig: Repphühner. 44 Den Ochsen kann man weder zum Reiten, noch zum Last¬ tragen gebrauchen. Sowohl die Turteltauben, als die Holztauben gehören zu den Zugvögeln. Das Kamehl kann weder Überladung, noch Schläge, noch Übertreibung ertragen. Sowohl die Gans, als die Ente sind Schwimmvögel. -A Wo dieses nicht der Fall ist, oder das „als" folgt dem „so¬ wohl" unmittelbar nach, findet das Komma nicht Statt z. B. Er blieb dem Bruder sowohl als der Schwester ewig dankbar. Ich will weder laügnen noch beschönigen. Er entzog der Stadt sowohl als dem Lager jede Zufuhr. Ich kann weder so sehen noch so handeln. Ehe¬ mals verfuhren sowohl die weltlichen als die kirchlichen Despoten ganz anders. In Homcr's Gedichten liegt der Grund und Umriß sowohl der Nationalbildung als des Nationalcharacters der Griechen. Neuerungen ma¬ chen, kann sowohl der Character eines großen Geistes sein als eines kleinen. s) Vor „wie" und „als" steht das Komma in jenen zu¬ sammengezogenen vergleichenden Adverbialsätzen, in welchen das ver¬ bundene Glied weder als ein Glied des einfachen Satzes aufgefaßt werden kann, noch ein einfaches Glied des zusammengezogenen Satzes ist; wo das durch „wie" verbundene Glied den eigentlichen Haupt¬ begriff des PrädicateS weder ausdrückt, noch das „als" dem Kom¬ parativ oder dem verglichenen Begriffe unmittelbar nachfolgt z. B. Man »rtheilet über ein Kunstwerk, wie über eine Speise? Sie setzen, wie auf eine große Stummer, ihr Alles auf Dein einzig Haupt. Man ist mit Niemand mehr geplagt, als mit den Dienstbothen. Ich muß ihn höher schätzen, als irgend Jemand, den ich kenne. Dagegen: Er kämpfte wie ein Ritter (ritterlich). Reicher als Krösus. Ein heiterer Tag ist wie ein grauer, wenn wir ihn ungerührt ansehen. Ihr Auge war klar wie Kry- stall. Wir lebten wie im Himmel. Ich fühlte mich wie neugeboren. Länger als billig. Sprech' ich weniger als gewöhnlich? Sie wissen so gut als ich. Ich werde Sie sobald als möglich besuchen. Er schien eher rückwärts als vorwärts gegangen zu sein. Das Gedicht hat mehr Gedanken als Gehalt, mehr Rhetorik als Verse. Lcbensgcwandte Edelleüte wie Hagedorn, statt¬ liche Bürger wie Brockes, entschiedene Gelehrte wie Haller erschienen un¬ ter den Ersten der Nation. Der Elephant ist größer als das Nashorn. Redete ich wie ein Kind? Die amerikanischen Krokodille sind nicht so groß als die afrikanischen. Ich stehe für die Sache als Bürge. Ich werde aus¬ halten wie ein Mann. Dieser Thurm ist nicht so hoch wie jener. — weil in solchen Verbindungen selten eine Pause im mündlichen Vortrage gemacht wird. (S. Anhang §. 4. R. 40, II.) K Das in Bezug aus die Zeit gl eich stell en d e, rein gleich¬ stellende, ausnehmende, beschränkende und begründende „als" erhält kein Komma z. B. Die Zeit, in der wir leben, wird oft als (— als sei, als wäre) eine selbstsüchtige Zeit geschmahet. Der Mensch ohne Form verachtet alle Anmuth im Bortrage als Bestechung, alle Feinheit im Umgänge als Verstellung, alle Delikatesse und Großheit im Betragen a I s Überspannung und Affekta- tion. — Er behielt auch als Mann diese üble Gewohnheit bei. Sie wird sicher a l s Weib nicht enthaltsam und bescheiden bleiben. — Eine Vorrede sollte nichts enthalten als die Geschichte des Buches. Wir finden ihn nir- 45 gcnds als in seinen Schriften tugendhaft. — Er dient als Thier der Erde, und hangt an ihr als an seiner Wohnstätte. Ich liebe die Kühle des Aben¬ des als eine wohlthatige Erfrischung. Dagegen könnte vor „als" und „wie" in Folgendem ein Komma stehen: Schwärmerei steckt an, wie Schnupfen. Die Lavinen stürzen herab, wie Wasserfälle. Weil er so ist, wie jener. Seid vollkommen, wie Gott vollkommen ist. Wir haben keine getrcüeren Freünde, als unsere Leidenschaf¬ ten. Er ist so groß, als ich. Sie trinkt so lange, als es laüft. Ost und West sind einander so sehr entgegen, als Nord und Süd. So weit, als das Auge sieht, kann man sehen. Ein Esel kommt mir vor, wie ein Pferd. Ich weiß, wie sich das eine zu dem andern verhält. Die Biene baut in ihrer Kindheit so, wie im Alter. Der Geist besitzt nichts, als was er thut. — weil hier bei einem genauen mündlichen Vortrage eine kleine Pause abge¬ merkt wird. (s. Anhang §. 4 R. 10, 11.) 10) Wenn adverbiale (nebenwörtlicho) Formwörter „ wenig¬ stens, besonders, vorzüglich, freilich, jedoch, vielleicht, oft, selten, ge¬ wöhnlich, meistens, selbst, auch, sehr, bald, allein, vermuthlich, außer, anstatt, wie, rc." in dem Satze mit einem Objecte so verbunden sind, daß das Formwort nicht ein Verhältnis des ganzen Prädicates über¬ haupt, sondern nur ein Verhältnis der durch das Object ausgedrück¬ ten Bestimmung des Prädicates bezeichnet; so ist das mit dem Form¬ worte verbundene Object als ein zusammengezogener Satz (als ein elliptischer, und oft zugleich eingeschobener Satz) anzusehen, und das Formwort erhält ein Komma vor sich, und das Object hinter sich. f Diese Ausdrücke lassen sich dadurch erkennen, daß ihnen schon in der gesprochenen Rede eine vernehmliche Gliederpause vorangeht und nach¬ folgt z. B. Er hat, vielleicht wider Willen, mir einen großen Dienst geleistet. ( — Er hat mir einen großen Dienst geleistet, und hat es vielleicht wider Willen gethan.) *) Die Zahl der Wölfe, die sich in kurzer Zeit zeigten, vorzüglich in den Stadtwäldern, ist ungeheüer. Er will, daß die Seini- gen, in seinem Hause wenigstens. Niemanden als Reisegefährten erbitten. Er hatte, vermuthlich nicht ohne Ursache, ein Borurtheil wider Dich ge¬ faßt. Er ritt wieder aus, bald allein, bald mit seinen Freünden. Heuer sind, allein des Stehlens wegen, über 100 Vagabunden abgestraft worden. Daß es Viele, selbst upter Ihnen, gäbe, glaubete ich. Ihr Anhang war der zahlreichste, besonders unter den Kaufleüten. Jetzt erinnerte sie ihn, sehr zur Unzeit, an seine Pflichten. Wenn ich, auch nur entfernt, auf Bei¬ fall rechnen könnte. Die Römer verbannten alle Tarquinier, außer den Collatinus nicht. Es war Niemand da, außer er. Viele Völker brauchen als Umsatzmittel Muscheln, anstatt Geld. Er ist so gesund, wie noch nie. Wenn in einem zusammengezogenen Satze die Sonderung oder ein Gegensatz der Begriffe h er v o r geh o den wird, oder die besondern Sätze durch Nebensätze zu einem größeren Umfange erweitert sind; so erhal¬ ten sie ein Semikolon z. B. -) Unterschieben von: „Er hat mir vielleicht wider Willen (wenn auch wider Willen) einen großen Dienst geleistet", wo durch „vielleicht" eine Wahrscheinlichkeit der Dienstleistung bezeichnet wird. 46 Der Ackerbau und die Viehzucht, die Jagd und die Fischerei bereicher¬ ten den,Landmann; Künste, Manufakturen und Handlungen den Städter. Lange Überlegungen zeigen gewöhnlich, daß man den Punkt nicht im Auge hat, von dem die Rede ist; übereilte Handlungen, daß man ihn gar nicht kennt. Die originalsten Autoren der neuesten Zeit sind es nicht deswegen, weil sie etwas Neues hervorbringen; sondern allein, weil sie fähig sind, der¬ gleichen Dinge zu sagen, als wenn sie vorher niemals wären gesagt worden. t t) Das Komma steht auch zwischen den in aufsteigender oder absteigender Begriffswichtigkeit sich steigernden Gliedern eines zu¬ sammengezogenen Satzes z. B. Noch immer bist du nicht so fleißig, so eifrig, so pünktlich, wie du sein solltest. So reich an Kenntnissen, so edel denkend, so tu¬ gendvoll kannst du in jedem Stande deinem Nebenmenschen behilf¬ lich sein. Wenn wir gut, und bei Kräften gut sind, so sind wir es überall, auf dem Throne, im Pallaste, in der Hütte — nur durch Eine Tugend. 0) Der Nebensatz wird — mit Ausnahme jener verbin¬ denden oder beiordnenden Fügung zweier oder mehrerer Nebensätze, in der sie als Attribute oder Objecte für sich einen größeren Werth haben und in einer solchen bestimmten Geschiedenheit zusammenge¬ stellt sind, daß sie die Stelle des Hauptwortes (der Hauptsache) in dem ganzen Satze einnehmen; oder der Kasus- und der Adverbial¬ satz stellen das Verhältnis; eines möglichen Grundes in einer mehr¬ gliedrigen Periode vor — insgemein durch ein Komma ge¬ schieden. Diesem nach steht das Komma in zusammengesetz¬ ten Sätzen: 1) Vor und nach jedem Kasus- und Adjectivsatze (s. elem. Satzl. S. si — 93), den obbesagten Fall ausgenommen, unbe¬ dingt z. B. Ich habe schon oft bedauert, daß Du das, was Du so leb¬ haft fühlst, auS Deiner Seele zu verbannen strebst. Das Schaf speist unS nicht nur durch sein Fleisch, das sehr schmackhaft ist, sondern es kleidet uns auch durch seine Wolle, aus welcher wir unsere wärmendsten Kleider bereiten.*) Dagegen: Das Buch ') Eben so in: Die Sonne geht auf, und erfreuet dasHerz des Menschen. Die Wohnung ist noch feucht, und kann nicht bezogen werden. — Karl sagt, er habe schwer die Ärzenei eingenommen — u. drg. m„ weil in sol¬ cher Fügung der Nebensatz des Satzgefüges wohl die Form, aber nicht die 47 war. das beste, das ihnen die angenehme Ruhe ließ, im Lesen we¬ nig zu denken; das ihnen das Vergnügen schaffte, hier und da ein Blümchen zu finden, ohne sich bücken zu dürfen; das sie in den angenehmen Traum einwiegte, das hier zu lejen, was sie selbst schon gedacht zu haben glaubten. Der Graf verwirft den Vorschlag mit der.stolzen Erklärung, daß er von seinem Verwalter nie Lehren an- zunehmen gesonnen sei; daß er sich über seine eigene Beurtheilungs- kraft nicht zu beschweren habe; und daß er eS vermessen finde, ihn belehren zu wollen. 2) Die Adverbialsätze fordern zu ihrer Scheidung, wenn sie nicht mit je eingeleitet das Verhältnis; eines möglichen Grundes darstellen, oder wirklich Glieder einer eigentlichen zusammengesetzten Periode sind, oder doch in Hinsicht auf einen größeren Umfang und auf ihre örtliche Stellung als Glieder einer Periode aufgefaßt wer¬ den, das Komma. Die Finalsätze *) habe« immer nur ein Kom¬ ma z. B. Thränen standen ihr im Auge, als sie im Fortgehen sich noch- mahls umwendete. Man verliert nicht immer, wenn man entbehrt. So groß mancher Mensch am Körper ist, so klein ist er am Geiste. Je mehr Einer mit Gütern gesegnet ist, desto mehr soll er davon seinen Nebenmenschcn mittheilen. Es wird Tag, indem die Sonne aufgeht. Damit sie andere Hände nicht erkaufe, both ich ihr die mei¬ nen an. Dagegen: Je mehr der Weltweise die Synonymen zu unterscheiden oder wegzuwerfen sucht; jemehr er statt der uneigent¬ lichen eigentliche Wörter einführen kann: desto mehr verliert die Sprache an Reizen. Weil die Feldfrüchte so herrlich stehen; weil die Trauben so herrlich blühen: so dürfen wir für den Winter nicht besorgt sein. Da wir Menschen Brüder sind: so sollen wir auch in der Noth einander nicht verlassen; so sollen wir einander möglichst glücklich zu machen suchen. 3) Verkürzte Nebensätze fordern -zu ihrer Scheidung, wie die Nebensätze, deren Stelle sie vertreten, das Komma, und sind sie Zwischensätze, vor und hinter sich z. B. Bedeutung des Hauptsatzes, nicht die Verbindung eines zusammengezogenen Satzes erhalt, ls. Anm. S. 78, t35 clem. Satzl.i S. S. Z Änm. 2. 48 Die Regentin, von den Folgen erschreckt, redete scharf mit dem Prinzen. Der Tiger, der Katze sehr ähnlich, ist ein blutgieriges Thier. Der Löwe, obgleich ein reißendes Thier, fällt doch nicht leicht den Menschen an. Judas, an der Barm¬ herzigkeit Gottes verzweifelnd, erhängte sich. Der Böse fürch¬ tet, vom gerechten Gotte bestraft zu werden. Der Fuchs, überaus listig, stellt den Hühnern nach. Der Schüler muß, um ein brauchbarer Mensch zu werden, in der Schule fleißig sein. Ein Pilgermädchen, jung und schön, *) wallt auf ein Klo¬ ster zu. Ein Graurock trat hervor, halb barfuß, ohne Schuh. 4) Eben diese Scheidung erhält das Substantiv in Apposition, die in Gerundivformen abgekürzten Adverbialsätze, obgleich bei ihnen das Gerundium ausgelassen ist (s. elem. Satzl. S. 116), und die mit einem ausgelassenen Particip verkürzten Adjectivsätze z. B. Der einst den frommen Knaben Jsai's, den Hirten, sich zum Streiter ausersehen. Die Herbstzeitlose, eine Pflanze, ist giftig. Petrus,der Apostel, verläugnete Zesum.— Er zeigte sich, ein vol¬ les Glas in der Hand, **) am Fenster. Den Türken an ihrer Spitze, traten sie ihren Zug nach dem Wirthshause an. Die ganze Rotte schritt, den Morast zur Rechten, vor sich die Landstraße, und die Stadt Laibach zur Linken. Man sah ihn nie anders auf der Straße, als in Schuhen und Strümpfen, den Hut unter dem Arme. Ein altes unregelmäßiges Schloß, mit einigen Thür men und Giebeln, schien die erste Anlage gewesen zu sein. Es war ein altes Schloß, hinten im Walde nach Mitternacht, das die Erzählung bestätigte, (s. S. 418 elem. Satzl.) 8) Die mit den Vorwörtern „mit, in, ohne" gebildeten Ausdrücke, welche mit den oben bezeichneten Gerundivformen in glei¬ cher Bedeutung und als abgekürzte Sätze aufgefaßt werden können, erhalten zu ihrer Scheidung das Komma z. B. 'i Auch Beiwörter stehen als Beisatz, sobald sie ein Hauptwort nur über¬ haupt näher bestimmen, ohne in eine besondere Beziehung zu demselben zu treten. D. h- sobald sie als eine unabhängige Vorstellung nicht neben der andern Vorstellung stehen, sondern in der andern Vorstellung enthalten sind ts. elem. Satzl. S. IM). "> haltend, habend, versehend, liegend, :c. — sind ausgelassen. 49 So trat, mit einer Lilie in der einen Hand, und mit einem Körbchen in der andern, die Somnambule in die Mitte der Mädchen. In eine fremde Welt ausgestoßen, ohne Geld, ohne Freunde, warf ich traurige Blicke um mich her. Der Pfar¬ rer hatte, in Erwartung, daß eine Abhilfe geschehen werde, den Bauern Mäßigung empfohlen. 6) Die mit „ungeachtet, trotz" gebildeten und ein ent¬ gegensetzendes Verhältnis; bezeichnenden Ausdrücke erhalten ihr Kom¬ ma, besonders wenn dieses Verhältnis; hervorgehoben wird, was deut¬ lich hervortritt, wenn „ungeachtet" seinem Kasus (seiner En¬ dung) vorangeht z. B. Du siehst in mir einen Freund, ungeachtet der kurzen Dauer unserer Bekanntschaft. Er that, seiner großen Überlegenheit ungeachtet, Nichts. Du findest sie, trotz aller Deiner Nachsu¬ chungen, nicht. Trotz meiner Aufsicht, meinem scharfen Suchen, ver¬ mochte ich die Verdächtigen zu entdecken. 7) Der Infinitiv mit zu, eigentlich dasSupin *) (s. elem. Satzl. S. si) erhält sein Komma in allen jenen Verhältnissen, in denen es als ein verkürzter Satz anzusehen ist, und zwar: n) Wenn das Supin das Subject des Satzes ist und dem Prädicate nachfolgt z. B. Das Sicherste bleibt mir immer, nur daSNächste zuthun. Es ward mir leicht, ihrer Haushaltung vorzustehen. Mein ") Hier steht dos Wörtchen „zu" statt »und, weil, damit, wenn, indem» nachdem, während, daß (was? was für ein? wornoch? wozu?) rc. « z. B. Hoben Sie die Güte, mir jenes Buch zu geben (statt: und geben Kie mir jenes Buch». Du bekennst deine Lüge, ohne zu errö- tben «statt: und erröthest nicht). Du hattest mich beleidigt, ohne es zu wollen jstatt: obschon (obgleich, ohne daß, wenngleich, wenn auch, ob¬ wohl) du es nicht wolltest). Ich freute mich, dich zu sehen (statt: weil (da, daß) ich dich sah). Wir kommen» dich zu besuchen (statt: damit wir dich besuchen). Würdest du Wien verlassen, ohne Abschied von mir zu nehmen ? «statt: wenn du nicht Abschied von mir genommen hättest?). Wie kannst du so schlecht von ihm sprechen, ohne ihn näher zu kennen! (statt: wenn du ihn nicht näher kennst!). Wir schwebten in der größten Gefahr, ohne es zu wissen (statt: während (indem, nachdem, da, -c.). wir es gar nicht wußten). Es ist mir nirbt möglich (was?), zuHause zu bleiben (statt:d aß ich zu House bliebe). Ich Hobe Hoffnung (was für eine?), dich bold zu sehen (statt: daß ich dich bald sehen werde). Er ist begierig (wornach? wozu?), dieses Lied zu hören. Du bist bereit (wozu?), aus dem Badezugehen — Hieristfreilich dieAuflösungmit „daß" nicht gar gut deutsch, allein die Ana.logie rechtfer¬ tiget unsere Ansicht. Interpunctionsichre. 4 50 Wunsch war es immer, unvermählt zu sterben. Ihnen steht eS an, so zart zu denken. -s Geht das Supin als Subject dem Satze voran, so wird cs ins¬ gemein nicht geschieden z. B. Ihn unmittelbar zu fragen würde gegen meinen Grundsatz sein. Das ausfindig zu machen scheint's mir beinahe unmöglich. kr) Wenn das Supin in der Bedeutung eines bestimmenden Objectes (s. elem. Satzl. S. 46 — 50. 101) insbesondere mit „um, ohne" mit dem Prädicate — ihm nachfolgend oder auch vorangeh¬ end — verbunden ist z. B. Karl öffnete schon den Mund, nach der Schwägerin sich zu erkundigen. Er ist hinausgeritten, seinen Gegner aufzu¬ suchen. Was habt ihr denn gethan, um sie zu retten? Wie glücklich ist der, welcher, um sich mit dem Schicksale in Einig¬ keit zu setzen, Nichtsein ganzes Leben wegzuwerfen braucht. Franz ritt weiter, ohne viel nachzudenken. Manches konnte sie nicht unternehmen, ohne das Gesinde zu bestechen. » Der Infinitiv mit um zu oder ohne zu (s. elem. Satzl. S. 118) vertritt immer die Stelle eines abgekürzten adverbialen Substantivsatzes, und erhält als abgekürzter Satz immer das Komma vor um und ohne z. B. Ich sagte dieß, um ihn in seinem Glauben zu stärken. Er begab sich zu Bette, um auszuruhen. Er sagte dieß, ohne ernstlich darüber nachzuden¬ ken. Er geht in die Kanzellei, ohne durch ein Decret dazu berechtigt zu sein. e) Wenn das Supin die Stelle eines das Verhältnis der Verstärkung bezeichnenden Substantivsatzes einnimmt z. B. Er war so schwach gewesen, auch nach seinem Tode ungerecht gegen mich zu sein. Meine Nachbarin war grausam genug, das ar¬ me Mädchen abzustofien. Wir haben zu wenig Geld, neue Bauten zu beginnen. st) Wenn das im Verhältnisse eines ergänzenden Objectes stehen¬ de Supin die Stelle eines Kasus fz. B. Er beginnt zu arbeiten, anstatt: Er beginnt die Arbeit. Die Begierde zu naschen (des Na¬ schens) ist schändlich. Der Schüler hört auf zu schreiben, anstatt: vom Schreiben) einnimmt, so steht es öfter mit, als ohne Beistrich; immer aber, wenn der Accusativ „ eS " oder die ergän¬ zende Beziehung sein mit dem anzeigenden Fürworte oder dem Demonstra¬ tiv zusammengczogenesBorwort) „ darin, davor, darauf, daran, darüber, dazu, davon, damit, darein, rc." dem Supin vor¬ angeht oder doch vorangehen könnte z. B. Alle Deine Verrichtungen bestehen darin, den Homer bei 51 Tische vorzulesen. Sie besteht darauf, Euch ihre Rettung zu ver¬ danken. Nie habe ich darein gewilligt, Deine Ansprüche zu schmä¬ lern. Musiken wirs erleben, den Anbruch dieses Tages zu sehen! Und könnt' er selbst es auch ertragen, so zu sinken; ich trüg' cs nicht, so gesunken ihn zu sehen. 6) Wenn das ergänzende Supin mit Verben „beschwören, fordern, verwehr en, rathen, vergönnen,verbiethen, ge- biethen, bitten, erlaub en, zwingen, u. dgl. m." verbun¬ den ist, und ein anderes Subject hat, als das Prädicat z. B. Mir befahl er, als meinen Herrn Dich zu grüsien. Er be¬ schwört mich, ihm seiner Frau Schicksal zu verkünden. Ich rieth Dir an, das Urtheil unvollstreckt zu lassen. Er verboth ihm, sich zu nahen. s) Wenn das ergänzende Supin mit Verben „behaupten, vorgeben, sich einbilden, sich erinnern, sich rühmen, überzeugen, berühmen, träumen, wähnen, bereuen, sich schämen, sich freuen, sich wundern" verbunden ist, und die Stelle des Accusativ's mit dem Infinitiv einnimmt (s. elem. Satzl. S. 113 — 120) z. B. Anton war überzeugt, das Bild vor sich zu sehen. Nie¬ mand konnte sich rühmen, lächerlicher geputzt zu sein, als Nev. Ihr berühmt Euch, dies; inS Werk gesetzt zu haben. Ihr träum¬ tet, sie in die Schmach zu stürzen. Ä'- Man erkennt im Allgemeinen dasjenige Supin, welches als ein verkürzter Satz aufgefaßt wird, und durch das Komma geschieden werden muß, daran, daß es sich immer zu einem Substantivsatze erweitern laßt, und daß das Supin selbst, oder auch ein auf das Supin bezogenes Object nicht leicht dem Pradicatc vorangehen kann. Dagegen läßt sich das nicht zu schei¬ dende Supin (der eigentliche Infinitiv mit zu), mit Ausnahme des bei glauben und meinen, nicht zu einem Substantivsatze erweitern. Auch geht dieses Supin oder ein auf dasselbe bezogenes Object leicht dem Pradi- cate voran. Demnach laßt das mit folgenden Berben „anfangen, begin¬ nen, aufhören, wünschen, fortsahren, sich gewöhnen, pfle¬ gen, grauen, zaudern,versau men, zögern, schaudern, brau¬ chen, bedürfen, vermögen, begehren, verlangen, gedenken, streben, suchen, versuchen, sich befleißen, vergessen, es ver¬ drießt, es gilt, es ekelt, es schwindelt, es ahnet, hoffen, fürchten, drohen, wagen, weigern, wissen, glauben, dün¬ ken sich, denken, meinen, vermeinen, scheinen" und deßgleichen mitAdjectiven „leicht, schwer, angenehm, lieb, widrig, willig, geneigt, rc." verbundene Supin insgemein kein Komma zu, obgleich diese Berben nicht zu den Hülfsverben gezahlt werden, weil sie eigentlich nicht 4* das PrLdicat selbst, sondern nur Zeitverhältniffe, wie Anfang, Ende, Dauer, Fr eq u cnz (Menge, Zulauf), oder ein M o d u s ver h L ltni ß des durch den Infinitiv ausgedrückten Prädicates, wie Verhältnisse der Mög¬ lichkeit oder der N o th w e nd i g keit ausdrücken z. B. Das Gesinde fangt an mir zu trotzen. Er pflegt nach seinen Landsleuten eben nicht viel zu fragen. Nicht hinter mich begehre ich mehr zu schauen. Ich brauche ihm nur die Augen zu öffnen. Ich denke sie nicht so sanft zu umarmen. Jetzt gilt es frisch zu fechten. Mich schaudert es zu denken Wie gedenkt Jhr's diesen Abend beim Gastmahl mit dem Ob¬ risten zu machen? Diese Aufgabe ist schwer zu lösen. Sticht schrecklich bist Du in der Nähe anzuschauen. Euch cinzühohlen gedachten wir. KS Überhaupt merke man fich als Regel: Nimmt das regieren¬ de Werb des Satzes, wie ein Hülfsvcrb, die Stelle der Ko¬ pula und das Suprn die Stelle des Prädikates ein, so fin¬ det da ohne Berücksichtigung des regierenden Verbs kein Komma Statt; tritt dagegen das regierende Zeitwort als der eigentliche Prädicatsbegris auf, und wird schon durch den Redeten das regierende Verb hervorgehoben, wie dieß insbesondere der Fall ist, wenn dem Supin der Ak¬ kusativ des Pronoms „es" vorangeht; so erhält das Supin ohne Berück¬ sichtigung des regierenden Zeitwortes das Komma z. B. Vielmehr hoffe ich, mir das Heer enger noch und fester zu verbinden. Wer wagt's, sie eine Schuldige zu nennen? Ich bedarf's, Dich zu bewegen. Wirst Du's vermögen, ruhigen Gesichtes vor diesen Mann zu treten? K) Eben so findet nach Adjektiven „ fähig, tauglich, bereit, müde, würdig, rc. " insgemein ein Komma Statt z. B. Er ist unfähig, sich in etwas zu finden- Seid denn bereit, das Ehepaar zu empfangen. Man ist wohl müde, Dich länger an- zuhoren. Wenn Du mich würdig hältst, Euch zu empfangen. Aus dem Besagten ergibt sich für das in dem Verhältnisse eines ergänzenden Objectes stehende Supin das Gesetz, daß cs dann, wenn das regierende Verb oder das Adjektiv fich in Hinsicht auf Bedeütung und besonders in Hinsicht auf Wortfolge und Betonung zu dem Supin ver¬ hält, wie ein Hülfsverb zu-dem mit ihm verbundenen Begri ffsw orte (Prädikative), kein Komma zuläßt, in allen andern Fällen aber ein Komma fordert z. B. Des schönen Lorbeers frisch gebrochenen Zweig sind wir bereit mit unserm Freünde zu theilen. Welches Blutes rühmt sie sich zu sein? Nicht eine Braut zu suchen ging ich aus. Er pflegt Wein zu trinken. Dagegen: Er ist gewohnt, jeden Tag Wein zu trinken. Wie sehr betrügt er sich, wenn er mich erschreckt zu haben glaubt. Franz betrachtete das Band, und glaub¬ te cs zu kennen. Um richtig zu sprechen, muß man richtig denken. 8) Wenn das attributive (ergänzende) Supin bei den Sub¬ stantiven: Vorwurf, Verdacht, Grille, Wahn, Gedanke, Freude, Entschluß, Schmerz, Ruhe, Schande, Verwun¬ derung, Einbildung, Zuversicht, rc. statt des Genitiv's des Objectes steht, so wird es als ein verkürzter Kasussatz angesehen, und fordert das Komma z. B. Ich freue mich, Dich wieder zu sehen (Deines Wiedersehens). 53 Er steht im Verdachte, ein Falschmünzer zu sein (eines Falschmün¬ zers). Die Einbildung, schön zu tanzen. Er machte sich Vor¬ würfe, seinen Auftrag nur halb ausgerichtet zu haben. Ich bin voll Verwunderung, Dein Aussehen frischer zu finden, als daS meine. Es geschah in froher Zuversicht, das Glück des Krieges schnell umzuwenden. 9) Drückt das attributive Supin nur ein Zeit- oder Mo¬ du sverhältniß, wie: Zeit, Gewohnheit, Hoffnung, Furcht, Wunsch, Lust, Wille, Pflicht, Versuch, Verlangen, Versprechen, Macht, G lück, Gedanke, Begriff, Ursache, Muth, Recht, Ohnmacht, Bedürfnis, :c. aus; so wird es nur dann als ein verkürzter Satz aufgefaßt, und durch das Komma geschieden, wenn es zu einem objektiven Satzoerhältnifse von größe¬ rem Umfange erweitert ist z, B. Die Zeit zu ernten. Man wollte sich nicht von einander ent¬ fernen aus Furcht sich zu verlieren. Die Gewohnheit sich zu sehen hatte sich verstärkt. Er war im Begriffe aus dem Bette zu steigen. Dagegen: Die Hoffnung, nach so langer Zeit wieder eine Spur seiner Braur zu finden. Er fühlte ein unwiderstehliches Bedürfnis, seinem Herzen Luft zu machen. Bei dem lebhaften Wunsche, seine Genesung zu befördern, mag ich mich selbst gern vergessen. 10) Wenn das attributive Supin dem Prädicate des Satzes nachfolgend von seinem Beziehungsworte getrennt ist, so wirb es als ein verkürzter Satz aufgefaßt, und erhält das Komma z. B. Welches Verlangen fühlte ich nicht, es zu erfahren. Der Kaiser hat auch dem Obersten Befehl geschickt, nach Italien vor¬ zurücken. Zu beschäftigt, als daß er Zeit und Muße haben konn¬ te, an unser Glück zu denken. Wie froh war sie, als die Gäste ihr Raum ließen, sich mit dem Bruder zu erklären. 11) Die durch die anfügenden Bindewörter »und; nicht nur, nicht allein, nicht bloß — sondern auch; sowohl — als; we¬ der — noch;" durch die erklärenden „oder, nämlich, als, wie" und durch die entgegensetzenden „nicht — sondern, entweder — oder " in beiordnender Form zu einem zusammengesetzten Satze (zu einer Satzverbindung) verbundenen Sätze fordern, wenn man etwa und ausmmmt, immer nur ein Komma z. B. 54 Der Mensch denkt's, und Gott lenkt's. Der Apfelbaum er¬ götzt uns nicht nur durch seine Blüthe, sondern er erquickt uns auch durch seine Frucht. Der Erhitzte darf sich weder der Zugluft aussetzen, noch darf er sogleich etwas Kaltes trinken. Entweder sei mit der Zeit und Deinem Gelds sparsam, oder Du wirst dar¬ ben müssen. Er ist nicht ermordet worden, sondern er hat sich selbst umgebracht. Er ist krank, er hat nämlich einen Schnupfen. Es blitzte und donnerte, als Moses die heil, zehn Gebothe von Gott empfing. Der Landmann macht Feierabend, wie die Abend¬ glocke läutet. Der Herr wird einst die Menschen sondern, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Sowohl Sie Habendes¬ sen Briefe gewünscht, als Otto dieses Ihr Begehren gebilliget hat. 12) Die elliptischen Sätze, sie mögen in der Verbindungs¬ form eines Satzgefüges oder einer Satzverbindung vorkommen, es mag der Hauptsatz oder der Nebensatz (gewöhnlich letzterer), oder beide zugleich durch die Auslassung der gemeinsamen Glieder zu gram¬ matischen Auslassungen (Ellipsen) geworden sein, insbesondere die Formwörter „ freilich, wahrlich, doch, nun, nun denn, wohl, ja, fürwahr, Gottlob, horch, frisch, nein, rc. ", wenn sie als elliptische Sätze in einem zusammengesetzten Satze vor¬ kommen, müssen durch das Komma bezeichnet werden, weil sie oft nur an dieser Gliederpause und an ihrem örtlichen Verhalte als solche erkannt werden z. B. Nun, das war ein Scherz. Genug, ich gehe. Ja, es ist so. Fürwahr, wenn dieß Egoismus ist, so ist es der lobenswürdigste. Es ist die schönste Hoffnung, doch, es ist nur eine Hoffnung. Frisch, Gesellen, seid zur Hand! Ja, der Krieg verschlingt die Besten! Gottlob, daß ich singen und preisen kann! Willkommen, Tod fürs Vaterland! Muth verloren, alles verloren. Ende gut, alles gut. Wer den Fuchs, bekommt auch den Bälg. Mancher bekommt den Undank, anstatt den Dank. Es war Niemand da, außer er. Wie den Fuchs die Grube, wärmet uns die Stube. 13) Das in einen Satz eingeschaltete Appositions¬ oder Erklärungswort, der eingeschaltete Vocativ, der ein¬ geschaltete Zwischensatz oder Beisatz, die eingeschaltete Nebsnvorsteltung (s. elem. Satzl. S. 87 — 103. ns — 120), 55 die sich alle als >n unterordnender oder beiordnender Form verbun¬ dene Glieder des in dieser Weise zusammengesetzten Satzes nicht auffassen lassen, sondern nur als eine Nebenvorstellung, als ei¬ ne adverbiale Bestimmung sich darstellen, werden durch ein vorangehendes und ein nachfolgendes Komma geschieden z. B. Kolumb, ein Genueser, entdeckte Amerika. Mein Bruder, der Forster, ist da. Ihr kennt ihn, den Erfinder des Dreschwerkes, von Person? Der Magnet, eine Art Eisen, hat eine anziehende Kraft. Der Mann, der mündige, hat euch es zugefügt? Da wir die Ar¬ beit, die undankbare, gethan. Was ich, die Arme, die Betrübte, noch besaß, das habe ich unter euch vertheilt. Dich, o mein treues Weib, reizet nicht der Werth des Geldes. Das, Vater, ist eine Münze? Wie alt, ihr grauen Köpfe, seid ihr schon? Diese Tage, ich gesteh' es, schwebt mir der Tod des Unglücklichen immer vor Augen. Mei¬ nem Ohre, im Vorbeigehen gesagt, erzeigte sie keine Gefälligkeit. Den eigenen Willen, ich sehe es wohl, will daS Verhängnis geh'» mit meinen Kindern. Er ist, nach seiner Behauptung, nicht dabei gewesen. In einem Dorfe, vier Meilen von hier, brach er sich den Fuß. Steckt in einem ei »geschobenen Satze noch ein anderer, so er¬ hält dieser gleichfalls vor und nach sich einen Beistrich z. B. Die schwimmenden Amphibien sind eigentlich Fische, werden aber zu den Amphibien gezählt, weil sie, gleich denselben, durch Lungen, die aber aus häutigen Säcken bestehen, Athem holen, was bei den übrigen Fischen nicht auf diese Weise geschieht. Er ist todt, und, *) wie man sagt, an Gift ge¬ storben. Ich komme zu Ihnen, oder, wenn sie lieber wollen, Sie zu mir. Da er nicht zu Hause ist, und, wie ich höre, auch die ganze Woche nicht zu Hause sein wird; oder, wenn er auch zu Hause wäre, mich doch nicht vorlaffen würde; so muß ich die Hoffnung, etwas von ihm zu erhalten, ganz aufgeben. Er kommt, um, wie man zu sagen pflegt, Euere Tochter zur Braut zu machen. Er ist belesen; aber, wenn Sie eben wissen wollen, sein Concept ist unter aller Critik. ss-K Kommt das Mittelwort (das Particip) allein, als ein ad¬ verbialer Bestimmer eingeschoben, so erhält solches keine Scheidung z. B. Christus starb bethend am Kreuze. Die Raüber gingen beladen davon. Die Lerche hob sich trillernd in die Luft. Weinend verließ die Mutter ihre Tochter. So gelaufen und so erhitzt wirst du dich nicht baden. Jene gewaltigen Wctterbäche kommen gerauscht und g eschossen; ihres Laufes furchtbare Spur geht verrinnend verloren. Dagegen: Chri¬ stus starb, für sei n e F ein de bel h en d , am Kreuze. Die Raüber gingen, mit reicher Beüte beladen, davon. Die Lerche hob sich, ihr F r ü h - *) Bindewörter „und, um, oder, aber, rc." erhalten in solchen Fällen den Beistrich hinter sich, wenn sie ihn auch vor sich haben» 56 lingsli ed trillernd, in die Luft. DiebitterstenThränen wei- nend, verließ die Mutter ihre Tochter. So weit hergelaufen, so sehr erhitzt, wirst du dich nicht baden. Jene gewaltigen Wetterdachs kommen, vonHöhen der Berge gerauscht und über die Felsen geschos¬ sen; ihres Laufes furchtbare Spur geht, verrinnendim Sande der Ebenen, verloren. 14) Folgt das Prädicat dem eigentlichen Subjecte des Satzes mit einem neuen durch das persönliche Fürwort bezeichneten Subjecte in der Form eines Nebensatzes nach, so erhält dieses Fürwort das Komma vor sich. Auf diese Weise wird auch oft die Hervorhebung des Objectes bezeichnet z. B. Die Tugend, sie ist kein leerer Schall. O der geschickte Mann, er wird es gleich lösen. Das arme Kind, es findet keine Hülfe. Das arme Thier, es muß vor Hunger und Durst zu Grunde gehen. O diese wilden Banden, sie sind nicht Euere Freunde! Dieses Blatt, ich lege es in Eure Hände. Die schöne Locke, wie verwünsch' ich sie! Unselig' Mittelding von Engel und von Vieh, Du prahlst mit der Vernunft — und du gebrauchst sie nie! 15) Endlich steht das Komma *) zwischen den zu einer Satz¬ verbindung oder zu einem Satzganzen in beiordnender Verbindung angereiheten Hauptsätzen, die bloß aus den einfachen Satzgliedern bestehen, oder nur ein einfaches Satznebenglied enthalten, und deren Verbindung durch „und" eben so gut sich geben läßt z. B. Mein Sohn Veit ging nach Croatien, Stephan begab sich nach Dalmatien, Rainer schiffte sich nach Afrika ein, Felix ließ sich in Venedig nieder, und Matthäus lebt in Laas bei mir. — Meine Kühe weiden auf den Alpen, die Ochsen treibt man auf die Wiesen, die Pferde werden im Stalle gefüttert. ') Auch als D e c i NI a Iz s i ch en z. B. 98,048 ; v, 135 ; als Erleichte¬ rungszeichen bei großen Zahlen z. B. 9,780, 512, 320 — besser: ,9.782. 512.322 ; bei Ziffern und Buchstaben, welche Abteilungen von ein¬ ander scheiden z. B. 1, L, 3, 4; a, k, c, ec. Das Haus Rothschild hat in Algier Diskontirungskomptoire errichtet, wo der gesetzliche Zinsfuß 10, 15 und 2V p, Ct beträgt. 57 II. Kapitel. Gebrauch der Satz-Tonzeichen. §. 7. Das Frage-, Ausrufungs- und Einschließungs¬ zeichen sind jene Satzzeichen, mit denen die besonder» Tonverhält¬ nisse unterschieden werden, in welchen der Satz im mündlichen Vor- trage^gesprochen werden soll, obwohl sie auch ihre Sätze abschließen (wie der Punkt), oder bloß begrenzen (wie das Komma, Semi¬ kolon und Kolon). Fragezeichen. Das Fragezeichen ist das Satzzeichen, welches das einer un¬ mittelbaren Frage eigenthümliche Tonverhältniß, das die Stim¬ me des Sprechenden erhebend und schwebend erhält, bezeichnet, und wird überall in Anwendung gebracht, wo man in der gesprochenen Rede an Jemanden die Frage unmittelbar richtet, oder die Frage so ausdrückt, wie man sie ausdrückt, wenn man sich gera¬ dezu und unmittelbar an eine Person oder Sache mit einer Frage wendet; d. h. bei einer Frage des Sprechenden selbst, und auch bei einer mit denselben Worten, in derselben Stel¬ lung und Ordnung angeführten Frage einer besprochenen Person; nicht aber bei einem fragliche n Nebensätze (s. elem. Satzl. S. 34), welcher die Frage nur mittelbar *) ausdrückt und in dem die Wörter anders gestellt sind, wie sie gestellt werden, wenn man Je¬ manden wirklich fragend anredet z. B. Sind die Aufgaben fertig? — Sage mir: was macht dein Bruder? — Ich fragte ihn: was willst Du hier? — Petrus sprach zu ihm: Was ist Wahrheit? — Haben wir nicht alle Einen Vater? antwortete Christus. Dagegen steht kein Fragezeichen in: Ich fragte ihn, was er hier wolle. Der Lehrer fragte ihn, wie er heiße. Jeder fragte mich, was ich dazu meinte. Ich schlug ihm seine Bitte, ich weiß nicht mehr, aus welchem Grunde, ab. Erkundige Dich bei seinem Vater, ob er etwas davon gehört habe. Sagete er Dieß erkennt man auch aus der verb. Art Könnte zu Ende dieser Sätze des Tones wegen das Fragezeichen nicht bezeichnender stehen? — Das Gefühl des Lesers selbst bestimmt ja, ob die Frage di re et oder indirect stehe; denn allerdings muß jede von beiden Fragen auf eine andere Weise im Tone ausgedrückt werden. LS Was? Wie ist das? Er tödtete sich selbst, sagt Ihr? Er sich selber? oder Ihr ihn? — Wie? wohntet Ihr dem Ritterspiele nicht bei?— Wer? Er? Das ist ein Feiger; hofft nichts von ihm. — Wer? Was für ein? Welcher? 3) Nach den Fragfürwörtern, die in der Betonung einer aus¬ drücklichen Frage anstatt eines fragenden Hauptsatzes stehen z. B. Wir alle müssen sterben; wann? und wie? das ist unge¬ wiß. — Er ist ermordet worden; von wem? das weiß man nicht.— Er wohnt in der Stadt; wie lange? das weiß ich nicht. — Sie wohnen hier; wo? bei wem? das möchten Sie mir sagen. Auf die Fragen wohin?'wie lange? steht der Wenfall. Ich klopfte dem Alten auf die Schulter, fragte: Woher? und wohin? ließ mir den Meerschaumkopf zeigen, und fragte, wieviel er ihm gekostet, und ob er mir ihn ablassen wolle. -K Hat dagegen das Fürwort oder das Formfürwort nicht di? Betonung einer Frage, wie z. B. „Ich habe das Geld bezahlt; an wen, weiß ich nicht mehr. — Es kostet Geld, wie viel, weiß ich nicht. — Er will sich anbauen, er weiß aber nicht, wo." — so ist es als ein fraglicher Nebensatz anzusehen, und läßt kein Fragezeichen zu. 4) Zu Ende des mit Nebensätzen zusammengesetzten Frage¬ satzes (eines Satzgefüges), *) und nicht nach dem Hauptsatze, in dem eigentlich die Frage enthalten ist, wenn er seinem Nebensätze vorangeht. Der Hauptsatz erhält in diesem Falle nur ein Kom¬ ma hinter sich z. B. Wer ist der Mann, den Sie gestern führten? — Jüngling! sagte der Bramine, wie vermagst du meinen Sinn zu kennen, da du mich heute zum ersten Male siehst? — Und warum spottest du des kleinen Dienstes, den ich der Natur zu leisten gedenke? — Haben diejenigen Recht, welche behaupten, daß große Städte das Grab der Menschheit sind? — Wer sieht es diesen kahlen Wänden an, daß eine Königin hier wohnt? — Wie ständ' es um Euch und Euere Sicherheit, wenn wir nicht wachsamer gewesen wären? Dagegen: Wer kann mich einer Sünde zeihen? fragte Jesus die Pharisäer.— Ist es recht, dem Kaiser Steuer zu geben? fragten die Herodianer '1 Nicht so in Satzverbindungen z. B. Wer kann mich einer Sünde zeihen? fragte rc. s. oben. 60 den Heiland. — Wer ist der Herr, dem ich^gehorchen soll? sprach Pharao zu Moses. — Und: Darf ich, fragt das brave Kind seine Eltern, ein wenig spazieren gehen? Bin ich denn ein Hund, sprach Goliath zu David, daß du mit einem Stocke zu"mir kommst? Wer ist mehr zu beklagen, der Blinde oder der Taube? — Ist das, was man denkt, empfindet und will, nicht ein Wesen, das sich nicht ein- mahl selbst kennt? 5) Nach jedem einzelnen Satze, wenn die mehreren Fragen in beigeordneter (von einander unabhängiger) Verbindung gegeben wer¬ den a); eben so bei der Zusammenziehung der Sätze si) z. B. w) Bin ich verwandelt? Wie ist mir geschehen? Hat mich ein Zauber¬ stab berührt? Bin ich in einen Wunderbrunnen eingetaucht? — Ist mein Gewissen gegen diesen Staat gebunden ? Hab' ich Pflichten gegen England? — Wie? Wollen wir dieser Ungewißheit nicht endlich ein Ende machen? Oder soll auch nach nochmal 25 Jahren die Frage unentschieden sein?"b) Warum ward der Kläger mir nicht vor Augen gestellt, wie das Gesetz bestehlt? warum nicht meine Schreiber, die noch beide leben? — Saht ihr sie eine Throne vergießen? ihre Farbe nur ändern? — Was? Euer Oheim? Euer zweiter Vater? — Soll man vor Durst sterben? Wie? Und dazu in einer Durst¬ löschanstalt? Was? -L Stehen mehrere Fragen hinter einander, die sich auf ein Gemein¬ schaftliches beziehen, so pflegt man auch nach einzelnen Fragen den Beistrich, oft das Semikolon, und das Fragezeichen nur zu Ende der ganzen Anreihung zu setzen, z. B. Was rast das Volk, was walzt sich dort die langen Gassen brausend fort? — Warum zürnen wir auf die, welche von unsern Fehlern sprechen, und suchen ihnen wohl, wenn wir können, Übles zu thun? — Finden sich nicht in Allem, was wir erkennen, in jeder Wissenschaft und Kunst, Dun¬ kelheiten, die Niemand zu zerstreüen; Schwierigkeiten, die Niemand zu lö¬ sen; Lücken, die Niemand zu ergänzen vermag? — Wo mag der Grund des herrschenden Sittenverderbens liegen; in der Erziehung, oder in der Macht des Beispiels? 6) Erhalten die mehreren einzelnen Prädicate eines Frage¬ satzes hinter sich einzeln das Fragezeichen, sobald jedes einzelne Prä¬ dicat die Frage gewissermassen erneuert z. B. War's nicht seine eigene haushälterische Kunst, mir der er so schnell jede Spur des Verderbens vertilgte? die Trümmer wieder zu Mauern, die Aschenhaufen zu Städten erbaute? das Heer verstärk¬ te? die Zeughäuser anfüllte? die Schatzkammer erweiterte, und Mil¬ lionen auf Millionen häufte? 7) Pflegt man dem Leser durch ein in die Klammern einge¬ schlossenes Fragezeichen anzudeuten, daß man die angeführten Ge¬ danken eines Andern nicht für wahr, oder wenigstens nicht für ruh¬ ig hält z. B. 61 Wenn ich den Satz (?) neue holländische Häringe vor mir geschrieben sehe. — Am Ende der Wörter tönen alle (?) Selbst¬ laute gedehnt. —'Zwischensätze machen die Gedanken buntscheckig, verhindern die Einheit des Ganzen, und zeugen oft von einem ver¬ wirrten Denker; was selbst der große Denker Kant beweist (?). Wenn bei dem Baue eines Schornsteines der Mörtel mit Salz ver¬ mischt wird; so braucht der Schornstein nicht gekehrt zu werden, weil bei feuchtem Wetter das Salz zerfließt, und der Ruß dadurch herunterfällt. (?) — Zm 1. Satze deutet (?), daß die Wörter „neue holländische Häringe" keinen Satz bilden. Zm Satze deutet (?), daß das Gesagte nicht von allen Selbstlauten gelte. Im 3. Satze, daß ein Doppelsinn Statt habe. Zm 4. Satze, daß es schwer zu glauben sei. -:h Die Verdopplung des Fragezeichens erlaubt man sich nur dann, wenn die gestellte ausdrückliche Frage zugleich die Unwahrscheinlichkeit der be¬ jahenden Antwort, und der Sprechende seinen Zweifel über die allfällige Be¬ hauptung in Woraus andeütet, oder wenn mehrere Fragen, die auf einander folgen, die Sache fortführen z. B. Du hast Wien gesehen?? — Die Erde hat nur Eine Bewegung?? — Wo mag der Grund des herrschenden Sittenverderbens liegen; in der Er¬ ziehung? oder in der Macht des Beispiels?? — Die Censur duldet sogar Redensarten nicht, wie: Bei meinem Blute! Bei meiner Seele! (??). st Diese Bezeichnung sei jedoch immer vorsichtig gebraucht! Ausrufungszeichen. §. 8. Das Ausrufungszeichen ist das Satzzeichen, welches die besondern Einschränkungen oder Abänderungen (Modisicationen) des Tones bezeichnet, in denen sich in der Rede Freude, Schmerz, Verwunderung, Abscheu, Zorn, Entsetzen, Angst, Ver¬ legenheit und andere Gemüthsbewegungen (Affecte) darstellen; und man macht von diesem Satzzeichen immer Gebrauch, wenn ein Ge¬ danke oder ein Satz unter lebhaften Gefühlen, in vorzüglicher Stär¬ ke und Lebhaftigkeit der Empfindung, mit einem besondern Nach¬ drucke der Stimme in der gesprochenen Rede ausgcdrückt wird. Diesem nach steht das Ausrufungszeichen: 1) Nach jedem Satze, dessen bestimmtes (prädicirendes) Zeit¬ wort in der befehlenden Art (dem Imperativ) steht z. B. Komm nur ja bald wieder! Unbesonnener Jüngling, werde endlich vorsichtig und weise! Handelt,- theuere Kinder, immer so, daß 62 ihr es bei euerm Gewissen verantworten könnet! Ich kann es Dir nicht erlassen, Du mußt es thun! Laßt uns schlafen! 2) Nach Sätzen, die einen Wunsch, eine Verwunderung, eine Warnung, einen Spott, eine Herzlichkeit, ein Ent¬ setzen, eine Angst, eine Verlegenheit, einen Ausruf, eine lebhafte Anrede, einen Befehl, eine Bitte, eine Ermun¬ terung, eine Drohung, einen Zorn, eine Wehmuth, einen Abscheu, eine Ermahnung, eine Bestürzung, eine Bekräf¬ tigung, einen Vorsatz, einen Fluch, einen Schmerz, eine Freude; Verwünschungen rc., überhaupt irgend eine Gemüths- bewegung enthalten, wenn auch das prädieirmde Verb nicht im Im¬ perativ steht z. B. Wie gern wollte ich Dir vergeben! — Wäre ich doch ein recht guter Mensch! — Das hätte ich nie von ihm erwartet! — Bei Gott, er hat Recht! — Ehe er das durchsetzt, eher will ich ster¬ ben! — Hilf Himmel, was hab' ich gethan! — Mein Sohn, laß dich doch nie zur Sünde verleiten! —Schlaget das Lesebuch auf! — Wie schön ist heute der Himmel! — Pfui, wie niederträchtig! — Wie will ich dieses Unglück überstehen! — Du bleibst zu Hause! — Wir gehen! — Er komme herein! — Getroffen! 3) Auch nach Sätzen in erzählender Rede, mit welcher man zugleich das Gefühl der freudigen Bewunderung, oder der schmerzhaften Verwunderung, oder der Bitterkeit, die sich in Spott äußert, ausdrückt z. B. Wie herrlich spiegelt sich die Sonne in diesem See! — Wie furchtbar hat der Feind diese Stadt verwüstet! — Ei, Du hast Dich ja sehr dankbar gegen Deine größten Wohlthäter bewiesen! — Wie fein zerbrichst Du den Tempel, und bauest ihn in drei Ta¬ gen! — Za, ihr seid eben die Leute, mit denen die Weisheit aus¬ sterben wird! 4) Zn Betheuerungssätzen erhalten die Wörter, die eine Betheuerung enthalten, das Ausrufungszeichen unmittelbar hinter sich, weil diese aus einem vorzüglich lebhaften Gefühle entspringenden Betheuerungswörter auch besonders stark betont werden z. B. Bei Gott! das sollst Du nicht ungestraft gethan haben. — Beim Himmel! ich will Dich nicht vergeblich gewarnt haben. — Bei 63 meinem Gewissen! ich habe Dir die reine Wahrheit gesagt. — Za wahrlich! Du sollst es erhalten. — Auf Ehre! so ist es. — Bei meiner Ehr! sprach ein Schwarzkünstler, ich ziehe eine Kornähr' durch ein Nadelohr. « Ist die Betheücrung nicht auf einzelne Wörter des Satzes beschränkt, sondern im ganzen Satze enthalten, so kommt nach dem Betheüerungsworte ein Komma, und das Ausrufungszeichcn zu Ende des Satzes zu stehen z. B. Ehe er dieß durchsetzt, eher will ich sterben! — Ich verspreche es Dir, bei meiner Ehre! — Er soll mich nicht vergeblich täuschen! — Bei Gott, er hat recht! 5) Nach jedem Aus- und Zurufe, der in der Sprache des lebhaften Gefühles (des Affectes) und der Leidenschaft ausgedrückt wird, er mag übrigens durch Ein Wort oder durch einen Satz in elliptischer (s. elem. Satzl. S. 127) Form dargestellt wer¬ den z. B. O Jammer! — Schrecklich! — Gott! welche Blicke! — Furcht¬ bares Schicksal! O die Verhaßte, die mir all dieß Weh' bereitete! — O des Glücklichen, dem es vergönnt ist, Eine Luft mit Euch zu athmen! — Welch ein Mann! wie sicher, klar und männlich groß! — Wie ganz geboren, um die Geister zu regieren! — Ein feiner Plan! sein zugespitzt! — Guten Tag! rc. 6) Nach Sätzen, die in der Form einer Frage einen Affect, besonders die Verwunderung, die ebenfalls oft elliptisch ist, im lebhaften Gefühle und mit lebhafter Betonung ausdrücken z. B. Gott! wie schuldig steh' ich vor Dir! — Mich hin zu füh¬ ren! solchen Spott mit mir zu treiben! — Wie Sie blaß ausse- hcn! — Wie kleine Schritte geht ein so großer Lord an diesem Hofe! — Welch ein Wiedersehn! 7) Wenn ein Hauptsatz mit dem Urtheile des Sprechenden zugleich einen Affect ausdrückt, und dieser sich in der lebhaften Be¬ tonung (die von dem bloßen Redetone wohl zu unterscheiden ist) dar- stcllt, so fordert er ebenfalls das Ausrufungszeichen z. B. O Gott! das Leben ist doch schön! — Wehe mir! wer schickt Dich? — O dieses Haus braucht keines Baumeisters mehr! — Das eitle Herz ward zu dem Mann gezogen, der treulos mich verlassen und betrogen! — Lebt wohl ihr Grotten Jnnerkrains! Martin geht, und nimmer kehrt er wieder! 8) Nach Empfindungswörtern (Jnterjectionen), die an 64 sich schon Ausdrücke des Affectes sind, steht im Allgemeinen das Ausrufungszeichen, wenn sie mit dem ihnen nachfolgenden Ausdrucke nicht dergestalt verbunden sind, daß sie mit ihm unter Einem Ton- verhältniffe begriffen werden, was bei „ o, ach, ei" im Allgemei¬ nen der Fall ist. D. h. dient das Empfindungswort einem Satze bloß zur Einleitung, oder erstreckt sich der Ausruf, der Ton der Ge- müthsbewegung, auf den ganzen Satz; so bekommt dieser das Aus¬ rufungszeichen, das Ausrufswort selbst aber nur ein bloßes Komma, oder wird, wenn in der gesprochenen Rede (wie dieß nach den Jn- terjectionen „o und ach" oft der Fall ist) keine Gliederpause Statt findet, gar nicht geschieden z. B. O schimpfliche Gewalt, die wir erleiden! — O der nichtswür¬ dige, schändliche Verräther! — Ach die Beglückten, die das froh ge- theilte Gebeth versammelt in dem Hause des Herrn! — Ach, wohl mir, daß ich gerettet in Deinem Arme bin! — Kling ling ling, tönte die Schelle! — Bst, warte doch!— Poff, da lag der Hase! — Knacks, und der Stock war entzwei! — Ei, Deine Weisheit hat sich schlecht bewährt! — Ach, welch ein Schmerz! rief er. — O wie gern will ich es vergessen! — Ei, ei, was thust Du da! — Heisa, heut' ist Kirchtag; juche, da geht's zum Tanze! — Ich habe, leiver, kein Glück! Dagegen: Ach! es war nicht meine Wahl. — Heda! zeigt mir doch den Weg! — Ach! es war nur eine täuschende Er¬ scheinung! — Sei es! die Geister Gottes wenden ihren Blick hinweg von Dir, Gott nicht; allein, o weh! Du wagst es künftig nicht zu Deinem Gott die Augen aufzuschlagen. — Er seufzte: Ach! und verschied. — Pfui! so solltest Du bei jeder schändlichen Zumu- thung sprechen. — Leider! nahm der Schmeichler vas Wort. *) Die Schlacht ist, leider! verloren worden. Man hat den Feind, ach! am unrechten Orte erwartet. 9) Nach einzeln stehenden Vocativen, Imperativen und *) Jur Beleuchtung dieser Regel: Ach, seüfzete sie nur! — Ach! seufzte sie nur. — Leider, nahm der Schmeichler das Wort! — Leider! nahm der Schmeichler das Wort. — Der l. dieser Sätze bedeutet: O, wenn sie doch nur seüfzete! — und der 2. Satz: Sie konnte mit keinem andern Worte mehr seufzen, als mit dem Worts „ach". — Der z. Satz: Es ist zu bedauern, daß der Schmeichler bas Wort nahm; der 4. Satz: Der Schmeichler nahm das Wort mit dem Ausrufe: leider! 65 Ausrufs werter n setzt man das Ausrufszeichen dann, wenn sie ganz unabhängig auf einander folgen z. B. Herr! Gott! Barmherziger! Gnädiger! Angebethet, gepriesen sei Dein heiliger Name! — Habt Acht! marsch! — Richtet euch! Bei Fuß! — Schlagt an! Feuer! 10) Zu Ende eines angeführten Titels, einer ange¬ führten Überschrift, Aufschrift oder irgend eines ange¬ führten Aufsatzes oder Urtheiles steht das Ausrufungszeichen, wenn man andeuten will, daß man sich über die Kühnheit und Dreistigkeit des Urtheiles, des Titels, des Aufsatzes rc. verwun¬ dert, oder vor dessen Gefährlichkeit erschrickt, oder von dessen heilsamer Fruchtbarkeit überrascht wird z. B. Historische Erinnerungen in chronologischer Ordnung von A. Kl.! — Comptoir des Franz G.! — N. widerlegt die bis jetzt geltende doppelte Bewegung der Erde! — Nev wird Schuldirektor! 11) Man bezeichnet durch das Ausrufungszeichen endlich auch die Anrede, jedoch nur dann, wenn sie durch den Ton des Affek¬ tes oder durch den Redeton hervorgehoben wird, oder wenn sie ei¬ nem Briefe oder einer andern geschriebenen Rede vorangeht, obgleich sie nicht den Redeton hat; *) erscheint dagegen die Anrede einge¬ schaltet, innerhalb des Satzes, so erhält sie vor und hinter sich, zu Ende des Satzes vor sich, nur ein Komma, und der Satz des Af¬ fektes das Ausrufszeichen z. B. O meine Söhne! feindlich ist die Welt und falsch gesinnt.— Unglückliche! der Wahnsinn reißt Euch hin. — Erhabene Gebiethe- rin! was ich vermag und bin, ist Deinem Dienst gewidmet. Da¬ gegen: Junger Mann, Ihr seid zu rasch! — Steh' auf, mein Neffe, kaufe nicht zu theuer! — Vater, wie ich Dich liebe! — Trompeter, blaset zum Abmarsche! — Wie alt bist Du schon, Chri¬ stoph! — Wie alt, Christoph, bist Du schon! — Christoph, wie alt bist Du schon! — Fritz, Fritz, wie wird Dir's gehen! -— Seid auf- *) Besteht die Anrede aus zwei Reihen, so erhalt die erste einen Beistrich, die zweite das Ausrufszeichen z. B. Vodtgeliorner Herr, Hochge¬ ehrter Herr Professor! Intcrpunctlonslehre. 5 66 merksam, Kinder! — Möchte ich Ihnen Ihre Mühe doch vergelten können, theuerer Lehrer! -K Folgen mehrere, von einander unabhängige Ausrufungen neben einander, so gibt man jedem Satze das Ausrufungszeichen; wird dagegen in mehreren Sätzen, in einer Periode durch die einzelnen Begriffe der Haupt¬ gedanke, welcher dieAusrufsbethcüerungcn enthält, fortgeleitet, so erhält der 1. Satz oder die erster» Sätze der Periode ein Semikolon, zuweilen auch ein Komma (s. §. 5 und 6), und am Schluffe der Periode wird das Aus- rufszcichen gesetzt z. B. Weht, Baume des Lebens, ins Harfengctön! rausch' mit ihnen ins Harfcngetön, krpstallcner Strom! — Wie waren doch, rief er gerührt aus, die Tage meiner Jugend so schön; wie flössen sic an der Hand der Unschuld und Tugend dahin; wie fühlten wir uns in der reinsten, Liebe zu einander so unaussprechlich selig! — Doch könnte hier nach „schön" und „da¬ hin" auch das Au s r u fungs zeich en stehen, weil diese einzelnen Prädikate das lebhafteGefühl für sich einzeln gewissermas¬ sen erneuern. -K-K Die Verdopplung des Ausrufungszeichcns pflegt der besonders verstärkt sein wollende Nachdruck als Zeichen der verstärkten Empfindung, oder des verstärkten Tadels herbeizuführcn; zu billigen dürfte die Verdopp¬ lung nur in Fällen des wiederholt erfolgten Ausrufszeichens sein, wie z. B. Die ganze Stadt ist durch Brand verheert! selbst die Kirche ist nicht stehen geblieben!! — Er rang die Hände, riß sich dritthalb Haare aus und schrie in einem fort: Prag! Prag!! Prag!!! Prag!!!! Der Gebrauch beider Tonzeichen hinter einander (!? oder ?!) soll den in den Wörtern liegenden tieferen Sinn andeuten z. B. O Garve, Garve! was dachtest Du, da Du so fremdartige Dinge, den Geier mit der Taube, paaren wolltest!? — Tritt man fordernd vor einen Despoten, so wird er Tyrann; erscheint man bit¬ tend vor ihn, so bleibt man ein Sklave: Welche Wahl?! Sklave muß man sein, sonst wird man der Gefolterte!! — A. W. sagt: „Wä¬ re er nicht so gut wie todt (Lißt nämlich!!!), ich würde diesen Charlaran mit Ernst zu schildern versuchen. Ich fürchtete hierüber (?!) weder Saphir noch Gustav Schwab!"' lM. Diese Bezeichnung sei jedoch äußerst vorsichtig gebraucht, weil sie meistens beweiset, daß man bei der Stelle nichts empfand oder zu sagen wußte. -K Um einen besondcrn Tadel anzudeüten, setzt man auch: (sic!, oder: Hört!) z. B. Das Wort, das Dich besingt, ist tönearm («io!), Und gegen Deine Klänge schwer und rauh («io!)! Vor Deiner Saiten Klang zerschmilzt wie Thau Des Dichtermundes starrer Wvrteschwarm! (An Servais.) Parenthese. s. Das Einschließungszeichen (dieKlammern) ist das Satzzeichen, welches die besondere Trennung des Klammersatzes von 67 den übrigen Satzgliedern und die besondere Senkung der Stimme bezeichnet, in welcher der eingeschlossene Satz zu lesen ist. Diesem nach kommt in das Parenthesenzeichen: 1) Das nachfolgende Wort, welches wörtlich dasselbe in ei¬ nem Kunstaus drucke, in einer. Übersetzung, oder in einem Citate aus einem andern Schriftsteller enthält z. B. Einem Schuster, der sich über Dinge zu urtheilen erlaubte, die er nicht verstand, sagte ApelleS erzürnt: Schuster! urtheile nicht weiter, als der Pantoffelschuh reicht (8utor, no ultra erepi- stam). — Merket diesen goldenen Spruch: Omma si porstas, famam sorvare momenta, «znam si porstisteris, posten nul- lus oris (Wenn Du Alles verlierst, so rette Deinen guten Ruf; hast Du diesen verloren, bist Du ein elender Wicht). Die Musik (Tonkunst) ist eine der schönsten Gaben des Himmels. — Er mel¬ dete seinem Vater, man habe ihn (den Vater) zum Richter gewählt. — Er schenkte ihm einen Ammer (Ammerling). Der zweite Theil der Sprachlehre enthält die Rechtschreiblehre (OrtlioAi apltiam). — Die Schaide oder der Wels (kam) ist ein edler Fisch. 2) Der nachfolgende Satz, der den voranstehenden erläutert oder umschreibt, aber nichts Neues oder Fremdartiges in sich aufnimmt z. B. Socrates (wer kennt ihn nicht, diesen ehrwürdigen Weisen des Alterthums?) pflegte zu sagen, er wisse nichts, als daß er nichts wis¬ se. — Kaiser Ferdinand der Erste (Maximilian des Ersten Enkel, Bruder Karl des Fünften) erhielt im Jahre 1627 Ungarn und Böhmen. — Die Tugend (die Fertigkeit in guten Handlungen) be¬ lohnt in und durch sich selbst. — Ich ging eines Tages (es war in Mai v. I.) diesen Weg. — Unser Pfarrer (Gott hab' ihn selig!) war ein edler Mann. — Des Telegraphen (zu deutsch: der Fern¬ schreiber) Erfinder soll la Offappo sein. 3) Eine bloß erläuternde Zahl oder ein näher b esti m- mend er Ausdruck, der in den Zusammenhang der Rede ausge¬ nommen ist z. B. Die 46jährige Regierung Friedrich des Zweiten (1740—4 786) 5* M hob Preußen zu seiner Hohe. — Der zweite schlesische Krieg (1714 — 7 743) wurde im Frieden zu Dresden (25. Dez. 1745) been¬ digt. — Ich habe (das) schon einmahl gehört, was Du erzählst.— Er kam (damahls), als ich krank war. — Es donnert (so), daß die Fenster klirren. 4) Ein ganz fremdartiger Begriff, der in eigener, von der üb¬ rigen Periodirung verschiedenen Stellung und Construccion in die Mitte eingeschaltet wird z. B. Eins habe ich Dir noch zu sagen; Du mußt (aber ich sehe, Du gähnest) wohl Acht geben. — Er hat es zwar versprochen (nur ist seinem Versprechen nicht viel zu trauen), daß er sich bessern will. —. Er hat heute (kaum sollte man es glauben) eine ganze Gans verzehrt. — Stain (2 Meilen von Krainburg, 2 Meilen von Laibach entfernt) ist eine l. f. Stadt. — Er hat viel gelitten (aber freilich größtentheils selbst verschuldet), das kann Niemand läugnen. -K Der Schaltsatz macht durch feine Parcnthesenzekchen das den Glie¬ dern des zusammengezogenen oder des zusammengesetzten Satzes gebührende Satzzeichen nicht überflüssig; sondern fordert vielmehr, daß das dem Satze, in welchem eine Parenthese in den Platz gesetzt verkommt, wo sonst ein Satz¬ zeichen gestanden haben würde, gehörige Satzzeichen, wenn der Schaltsatz zu dem ihm voranstehenden Thcile des Satzes gehört, nach der 2. Klammer a), und gehört die Parenthese zum nachfolgenden Theile des Satzes vor die 1. Klammer b) gesetzt werde z. B. u) Ich wüßte nicht (da ich ihn doch schon lange kenne), daß er schlech¬ te Streiche gemacht habe. — Gottlvird nicht durch Opfer — der Allgenüg¬ same bedarf ihrer nicht — , sondern durch Heiligkeit des Lebens gepriesen.— Wann Du mir mein Geld gesandt haben wirst (was wohl bald geschehen sollte), dann sollst Du «eaiue pell« (sogleich) die Quittung erhalten. — Er setze fest, wovon er eigentlich reden mag, ob von einem einzelnen Gegenstän¬ de (als: von der Perlenfischern, von der Gewinnung des Zimmets, von den Bewohnern der Insel rc.), oder von der Insel überhaupt; ob er als dort Wohnender oder als Reisender (in welchem Verhältnisse); ob er als Deutscher oder als Britte, als Krieger oder als Kaufmann auftreten will. — Das allgemeine Gerücht sagt (doch was sagen die Gerüchte nicht?), daß der heu¬ rige Sommer sehr schlecht wird. —> Haus und Thier machen zusammen nur Ein Wort aus (wie etwa: Taubenschlag); sie drücken aber auch nur Einen Begriff aus z. B. Hausthier. — Kaum war dpr Heiland gestorben (vor ungefähr 1843 Jahren )r so verfinsterte sich die Sonne; so zerriß der Vor¬ hang des Tempels mitten entzwei; so stiegen die Todten aus ihren Grä¬ bern. I>) Er hatte Hoffnung, (nicht nur Titular-, sondern wirklicher) Ne¬ gierungsrath zu werden. — Daß er abreiset, (SeineAbreise) ist festgesetzt.— Wessen Herz rein ist, (eine Person reinen Herzens, eine herzensreine Person) hat ein ruhiges Gewissen. — Wem nicht zu rathen ist (einer eigensinnigen Person), dem ist auch nicht zu helfen. — Der Infinitiv, (auch das Supin) hat sämmtlichc Bestimmungswörter vor sich. — Sie müssen (nach meiner 69 Angabe *) die Zeit des Zusammentreffens genau bestimmen. — Denen, die Gott lieben (den frommen Personen), muffen alle Dinge zum Besten gerei¬ chen. — Als ich erwachte, (dal fühlte ich mich gestärkt. — Wann die Son¬ ne aufgeht, (dann) reist der Water ab. Ist die Parenthese selbst ein zusammcngezogener oder zusammen¬ gesetzter Satz, dessen Glieder Interpunktionszeichen nöthig haben; so wird sie nach den Regeln der 4, 5 und 6 mit der Anmerkung intcrpunktirt, daß der Klammersatz zu Ende außer Frage- und Ausrufungszeichen (wenn er eine ausdrückliche Frage oder einen Zu- oder Ausruf wirklich ent¬ hält), kein anderes Satzzeichen erhält; außer er wäre ein für sich isolir- ter (abgesonderter) Andeuter, oder eine durch die Klammern be¬ zeichnete Anmerkung, wo dann auch die übrigen Satzzeichen inner¬ halb der rechts stehenden Klammer Statt hätten z. B. (Fortsetzung.) — (Beschluß.) — (Fortsetzung folgt.) — (Tenier's Gott der Ehe.) Ein Edelmann ersuchte den Mahler David Lcnier, ihm den Gott der Ehe zu mahlen. — (Der letzte Bey -von Konstantine.) Achmed Bey, der Bey von Konstantine war, als diese Stadt von den Franzosen er¬ obert wurde, gehört zu den grausamsten Menschen, welche jemahls gelebt haben. Dagegen: (Die Schwestern lUllunnllo) gaben am 19. Jänner 1844 in Prag ihr erstes Oonoort mit glänzendem Erfolge. — (Dlle. Theresia Schwarz), deren erfolgreiches Auftreten in Prag wir bereits meldeten, fährt fort, daselbst Gesangsfrcünde an sich zu ziehen. — lUarv-i cnlgue »ui tinymut torluiiuin. (Oornelin.^ Xepo-i.) —- (Sattler's rühmlichst bekannte Kosmo- ramen,) aufgestellt in der Stern-Allee, werden täglich zu sehen sein. — (Man schreibt aus Berlin:) Die preüßische Regierung hat bekanntlich eine Prämie von 50-000 Lhalern für denjenigen ausgesetzt, der ein vor Nachah¬ mung gänzlich gesichertes Papiergeld erfindet. — Herrn Lmil 5. Gastrolle war (vorgestern, den 30. Mai,) der Llurgui» von Posa in Schiller's „ Don Carlos." III. Kapitel Gebrauch der Urrterscheidnngs - oder Schriftver- ständlichkeitszeichen. Dieser Klasse Satzzeichen sind jene, welche die Verständlichkeit der Schrift in einigen Nebendingen befördern. (Vergl. §. i. 0.) Gedankenstrich ( ) §. io. Wird in unfern Vorträgen das Gefühl vorherrschend; stürmen gar Leidenschaften in der Seele: so drängen sich unserm -) Wo keine Dunkelheit oder Verwirrung zu befürchten iß, da ist es besser dieses Zeichen wegzulassen z. B, Aber, fuhr er fort, meine besten Jah¬ re sind dahin» — s, S. LI Regel 13 bis S. L7, und S. IZü elem. Sahl. 70 Gemüthe die Folgen der geäußerten Gedanken, und also manche Nebengedanken nicht nur lebhafter auf, sondern man überläßt sich auch gern seinem Gemüthe im Nachhängen dieser Nebengedanken, und hält auch um des Zuhörers willen besonders lange inne, um auch seine Aufmerksamkeit auf das Nachfolgende gespannt zu ma¬ chen, und sein Gefühl dafür anzuregen. Diese Pausen wollen wir Gedankenpausen und ihr Zeichen den Gedankenstrich nen¬ nen. Dient dieses Satzzeichen zur Erregung der Aufmerksamkeit, so erhebt sich vor ihm die Stimme; bezeichnet es eine Auslassung, so ändert sich der Ton nicht; trennt es nicht zusammengehörige Sätze von einander, so hat es auf den Ton keinen Einfluß. Der Gedankenstrich ist jedoch nur dann in Anwendung zu brin¬ gen, wenn in der gesprochenen Rede jene große Pause Statt fin¬ det, deren Größe ungewöhnlich ist, und die mit der grammatischen Form und der grammatischen Betonung in keinem Verhältnisse steht. Diejenigen großen Pausen, welche mit dem auf einen nachfolgenden Satz gelegten Redeton gegeben sind, gehören zunächst hierher. Wird der Redeton auf ein Glied des Satzes gelegt, so geht diesem kein Gedankenstrich voran, weil da diese große Pause nicht Statt findet. Nur Hauptsätze, und unter diesen vorzüglich solche, welche mit dem vorangehenden Satze in einem entgegensetzenden Verhältnisse stehen, werden oft durch den Redeton mit einer ungewöhnlichen Pause her¬ vorgehoben, und fordern dann statt deS Kolons den Gedankenstrich z. B. Wie groß Dich auch die Frauengunst zu machen verspricht — trau ihrer Schmeichelrede nicht! — Erhöhen willst Du mich, zeigst mir von Ferne bedeutend einen kostbaren Preis — und wärst Du selbst der Preis und Deine Frauengunst; wer bist Du, Ärmster! und was kannst Du geben? — Ich halte in meinen Armen, was das irdische Leben zu einem Loos der Götter machen kann — doch ich, der Mörder, sollte glücklich sein, und Deine heilige Unschuld ungerächet in tiefem Grabe liegen? — Das verhüthe der allgerechte Lenker unserer Tage, daß solche Theilung sei in seiner Welt! K Die besonders auszuzeichnenden einzelnen Glieder des Satzes werden im Schreiben unterstrichen und im Drucke durchschossen z. B. Dein Name, Königin, unter dieser Schrift entscheidet Alles. 71 Diesem «ach steht der Gedankenstrich, und zwar: I) Als Zeichen für jene große Pause, die mit dem Tonver¬ hältnisse gegeben ist, wie: u) Vor und nach einem Klammersatze, der durch den Redeton, oder durch den Ton des lebhaften Gefühles (des Affectes) hervorge¬ hoben werden soll z. B. Ich bin — Dank Eurer Späher Wachsamkeit — von aller Welt ge¬ schieden. Mit grobem Zinn — die schlechteste Edelfrau wird es verschmähen — bedient man ihre Tafel. Gott wird nicht durch Opfer — der Allgenüg¬ same bedarf ihrer nicht befriedigt. ch) Wird eine größere Anzahl anfügend verbundener Glieder des zusammengesetzten SatzeS, oder auch nur einige Glieder von großem Umfange dergestalt unter eine Einheit zusammengefaßt, daß sie zusammcngenommcn nur ein Glied des nachfolgenden Satzes aus¬ machen; so findet oft eine größere Gliederpause Statt, als die ge¬ wöhnlich durch das Kolon bezeichnete, der oft auch ein anzeigendes Fürwort (Demonstrativ), oder das Zahlwort „alles", oder das elliptisch gebrauchte Umstandswort „kurz" nachfolgt, wodurch eben die Zusammenfassung der anfügend verbundenen Glieder unter eine Einheit und die Setzung des Gedankenstriches statt des Kolons an¬ gedeutet wird z. B. Tempel und Kirchen dem Höchsten zu bauen, sie auszuschmücken mit mancherlei Prunk, und unter ihren wunderbaren Gewölben, an ihren ge¬ schmückten und erleüchteten Altären die Menschen zu versammeln — alles das kann eben so gut Eitelkeit als Frömmigkeit sein. Daß die große Kapi- schc Halbinsel *) so wenig bevölkert und bebaut ist; daß der Boden in man¬ chen Gegenden so äußerst ergiebig, in andern völlig unfruchtbar ist — da¬ von müssen wir die Ursache darin suchen, daß ganz verschiedene Gebirgsar- tcn hier vorkommen und'daß der Wasscrvorrath sehr ungleich vertbeilt ist. — Das Feld, auf welchen alle Alter und alle Verhältnisse die reichste Ernte und eine unerschöpfliche Quelle der Weisheit und des Vergnügens finden, ist — das unermeßliche Feld der Geschichte. e) Um die Aufmerksamkeit des Hörers oder des Lesers auf das, was er hören oder lesen soll (auf das Folgende), zu erregen und zu spannen oder ganz besonders auf den Gegenstand, auf eine Bemerkung hinzuleiten und zum weitern Nachdenken cinzuladen; und dies; besonders dann, wenn man den Hörer oder den Leser mit et¬ was Unerwartetem überraschen will z. B. Wüthcnd sprang er auf, riß sich die Haare aus dem Kopfe, ergriff ein Rasiermesser, und — schnitt ein Stück Brot damit ab. — Er liebte, ') Das südliche Küstenland von Afrika. nahm ein Werb, und — starb. — Die Schmeichelei speiset mit Manna im Anfänge, zuletzt — mit Schwarzbrot. — Sonst konnte er glanzende Feste geben, jetzt muß er — betteln, oder — hungern. — Es lüstet Keinen, Eu¬ er — vierter Mann zu werden; denn ihr tödtet Euere Freier, wie Euere Männer. ä) Vor Sätzen und Theilen der Sätze, die mit lebhaftem und leidenschaftlichem Nachdrucke, in einem heftigen Affecte vorge¬ tragen werden, um die starke Pause, welche der mündliche Ausdruck in solchen Fällen beobachtet, auch in der geschriebenen Rede zu be¬ zeichnen z. V. Er ist auch — todt noch grausam. Gehen Sie — Bleiben Sie — Nein, gehen Sie — Himmel, in welchem Zustande befinde ich mich! — Ihr seid befreiet — Ihr lebt — Ich hab' Eüch wieder! e) Auch bei einem ursachlichen und verbindenden Verhältnisse, und bei letzterm selbst bei einer Zusammenziehung findet der Ge¬ dankenstrich seine Stelle, wenn der Redeton entschieden eine größe¬ re Pause erfordert z. B. Eine Sprache ist ein ganz ander Ding, wenn ein Bolk sie stammlet — singet — singet und schreibet — schreibet und spricht - schreibet und nicht mehr spricht. — Ich habe darauf geharret — Jahre lang mich darauf bereitet. — Mord würde mich beflecken und entehren — entehren sag' ich; keineswegs mich verdammen, einem Richterspruch unterwerfen. — Dir soll ich mein Leben verdanken? — eher sterben. — Wann ist dieser freie Gang mehr anzurathcn, als zu unserer Zeit der philosophischen Anarchie, da man — nicht über einige Wahrheiten — nicht über Beweise — kaum selbst über die Methode der Weltweisheit einig geworden. - Wir ausgesöhnte Freun¬ de? — ehe muß Feüer und Wasser sich in Liebe begegnen, und das Lamm den Tiger küssen! f) Zwischen Hauptsätzen, die einander als Gegensätze begeg¬ nen und durch den Redeton oder durch ihre ungewöhnliche Form mit einer ungewöhnlichen Pause hervorgehoben werden, steht der Gedankenstrich z. B. Griechen und Römer, wären sie auch in Allem, was sie in der Spra¬ che dachten, so weit unter uns, als es uns oder ihnen belieben mag — in dem, wozu sie die Sprache machten, waren sie weit über uns. — Mußt' er die Gefahr, die Dich umgab? War cr's, der sie von Dir gewandt? — Dein treuer Lester war dein Engel. — Ihr habt die Königin nicht hingeführt— Die Königin war es, die so gefällig war, Eüch hmzuführen. — Ist Mit¬ leid Sünde? — Mitleid?? - n-) Steht der Gedankenstrich sehr oft statt des Kolons vor dem endlichen, vorzüglich vor dem unerwarteten Aufschlüs¬ se z. B. Im östlichen Winkel Kleinasiens liegt ein Land, das an Alter und Cultur sich selbst das erste aller Länder nennt, gewiß aber eines der ältesten und merkwürdigsten ist — Sina. k) In Perioden nach gar ausgedehnten Vordersätzen steht der 73 Gedankenstrich anstatt des Doppelpunktes zur Scheidung des Nach¬ satzes, vorzüglich dann, wenn in dem Nachsatze sich das Kolon wiederhohlt n), und nach einzelnen Perioden, wenn die Perioden in einem stylistischen Abschnitte fortlaufen, ohne daß sie sich wie Grund und Folge zu einander verhielten, noch in der Verwandschaft gedacht werden könnten, in welcher die einander unter- und neben¬ geordneten Begriffe gegen einander stehen d) z. B. a) Wenn ich aus einem schönen Traume der Liebe und Freundschaft erwache; wenn ich mit meinem verstorbenen Vater, mit meiner entfernten Freundin, mit meinem Bruder in wunderbaren, unbeschreiblichen Gefilden voll überirdischen Wohlklanges gewandelt habe, und ich dann nur vor Freii- de weinen kann — dann denk' ich oft: Wenn die Welt, die hinter dem Schleier meiner geschlossenen Augen ersteht und aufblühet, so über allen Ausdruck herr¬ lich ist, was wird jene Welt sein, von welcher die Erscheinungen des Trau¬ mes nur eine leise Erinnerung sind? — b) Die ganze Thatigkeit des Gei¬ stes kann durch die Gesundheit des Körpers befördert, durch die Krankheit und Zerrüttung desselben aber erschwert, gestört und sogar ganz unterbro¬ chen werden. — Insonderheit ist die Gewalt der sinnlichen Triebe so groß, daß die Seele dadurch oft außer Stand gesetzt wird, den Einsichten und Vor¬ schriften der Vernunft zu folgen, und sich nicht selten mit Unwillen und Wi¬ derstreben von ihrem Körper zu Handlungen hingerissen sieht, die sie verab¬ scheuet. — Durch ihre Abhängigkeit vom Körper wird cs auch möglich, daß man ihr vermittelst desselben auf mancherlei Art Zwang anthun, und daß die ganze Körperwelt um uns her in unserm Geiste unaufhörlich Wirkun¬ gen hervorbringen kann, die ihn nicht immer zu seinem Vortheile afficiren. i) Endlich hinter dem Schlußpunkte *) am Schluffe eines zahlreiche Gedankenreihe enthaltenden Satzes, um den Leser auf die vorstehenden Worte recht aufmerksam zu machen und ihn zum wei¬ tern Nachdenken darüber, zu Folgerungen u. dgl. zu reizen z. B. Ich gestehe es, ich wäre gern mitgereist; allein Geschäfte gehen dem Vergnügen vor. — It) Nach dem übereinkömmlichen (üblichen) Schriftgebrauche steht der Gedankenstrich als bloßes Absonderungszeichen: 1) Um den schnellen Übergang der Rede auf einen ganz an¬ dern Gegenstand (von einer Materie zur andern) und den Mangel des Zusammenhanges anzuzeigen z. B. Mir ahnet, daß — doch ich will daS Beste hoffen. Wir wol¬ len — doch was wir? das Gesetz will durch uns, daß es so sei. Komm Tochter, trockne Deine Thränen; sie entstellen Dein holdes >) Auch hinter andern Satzzeichen z. B. Soll ich es wagen?!!? —, Was? — Ihr wolUet wirklich? — Ihr, gerne berühmt Gewordene, aber weit vom Ziele Gebliebene, möge Euch das hier Gesagte als ein Motiv mehr gelten zu Euerer Beruhigung! — 74 Auge. — Was ich sagen wollte? ja, dieser Piccolomini ist doch ein würdiger Edelmann. Du Adolph bist in Deiner angenehmen Lau¬ ne; ich will Dich drin nicht stören — Du Karl! es sind Harfeni¬ sten da, belobte Meister im Gesänge. 2) Um zu bezeichnen, daß die Rede von dem Sprechenden selbst oder einem Andern unterbrochen, oder daß die Ergänzung des abgebrochenen unvollständigen Satzes dem Leser überlassen wird z. B. Du bist — Ein Schrecken fliegt durch meine Seele! Mir ist bange, daß — doch ich will kein Unglücksprophet sein. Franz wird nie einen guten Fortgang machen, weil — doch dies; kümmert mich im Grunde nicht. Er ist zwar Zhr Freund, aber —. -K Bei abgebrochenen Sätzen steht das gehörige Satzzeichen nach, bei vollendeten Sätzen vor dem Gedankenstriche z. B. Franz, — die Hand —, die mir den Lodesschwciß von der Stirne wischt, — hat mir und euch - viel Gutes erwiesen. — Franz, — du bist ein guter Bursche; — aber — du bist gähzornig —, und des Menschen Zorn — thut nicht —, was vor Gott recht ist. — Weine nicht um mich, lieber Sohn, der Water — im Himmel — lebt —, und er wird mit dir sein. 3) Um die in der Rede hervortretenden Pausen des Zwei¬ fels, der Überlegung, Ermattung, Erschöpfung, Angst zu bezeichnen z. B. Ich soll das Urtheil vollziehen lassen — soll es nicht vollzieh¬ en lassen — Gott! weiß ich, was ich soll? Jetzt? — nein — nein — jetzt nicht. — Nein, das muß ich erst wohl bedenken! Ich habe die beste Meinung von Ihrem Schreiber — doch — wenn — Be¬ denken Sie! 4) Um in einem erzählend dargestellten Gespräche zweier be¬ kannten sprechenden Personen Namen und Worte der Einen von den Worten der Andern um der Kürze willen nur durch den Ge¬ dankenstrich zu bezeichnen z. B. Werden Sie kommen? fragte er. Nein, antwortete ich. — Was hält Sie ab? — Meine Geschäfte. — Können Sie diese nicht aufschieben? — Leider, nicht! 5) Statt der Eigennamen, statt einzelner Wörter oder auch einer ganzen Stelle, welche man aus gewissen Rücksichten in der gesprochenen Rede verschweigt z. B. Ihr guter Freund, Herr — ist, mit Ihrer gütigen Erlaub- 75 nist, ein — loder: ein Sch --(Schurke)). Sie wissen, sprach er zu mir, daß mein Vater das ganze Vermögen mir zugedacht hat, und ich würde — Hier trat die Mutter ein und unterbrach unser Gespräch. Herr Pfarrer — soll dabei gewesen sein? 6) Endlich pflegt man den Gedankenstrich auch zwischen meh¬ rere angeführte einzelne Sätze, Kapitelüberschriften, Ein- theilungen, Beispiele über die nämliche Regel, u. dgl. zu setzen, um diese übersichtlicher zu machen z. B. Dichtkunst. — Musik. — Tanzkunst. Leopold II.; — deutscher Kaiser 1790; — stirbt 1792. Karl wird verhaftet. —Seine Flucht — und neue Verhaftung. — Er wird krank. — Seine wunder¬ bare Heilung, rc. Als arithmetisches Zeichen 'steht der Gedankenstrich in Fällen, wie z. B. 48 - 24 — 24; 7 — 5 — 27 — 25; statt bis: 1 — 5, 7 — 25 Groschen; eine Rotte von 12 — 18 Dieben; Dagegen: 1 bis 2, 53 bis 54000 Groschen, rc. Apostroph ('). §. 11. Der Gebrauch des Apostrophs wird billig auf die nicht gewöhnlichen Auslassungen eines Vocals beschränkt, die das geschrie¬ bene Wort zwar nicht unkenntlich machen, aber doch, weil sie unge¬ wöhnlich sind, für den Leser störend werden können. Man schreibt daher den Apostroph in diesen Fällen als Wegwerfungszeichen ^), und in einigen andern als bloßes Absonderzeichen 8), und zwar: -4. i) Wenn der Auslaut e ausgelassen ist z. B. Zch brauch' es, bleib' hier! Drach' und Falk' und Eul', Fried' und Freud' ist hin. Träg' und feig'. Mit Sorg' und Müh'. — Dieß jedoch nur in poetischen Aufsätzen, in elliptischen oder sprüch- wörtlichen Ausdrücken! 2) Wenn die Biegungssylbe et mit einem auslautenden s zu¬ sammengezogen wird z. B. Speist, speiste, rast, raste, lasst, presst, wächst, bemoost, bemooste, getost, rc. Dafür steht eben so richtig: Speist, speiste, rast, raste, bemoost, bemooste, getost, wächst, laßt, preßt, rc. *) Oft steht der Strichpunkt als solches Unterscheidungszeichen — s. S. ZL; oft Punkt s- elem. Satzl. S. r», oft Beistrich z. B. Röm. 1, 20., Ephes. b', 12., Joh. 10, 18- 76 s) Wenn in den Nachsylben ig, isch der Selbstlaut i aus¬ gelassen wird z. B. Heil'ger, freud'gcr; höhn'sche (dies; in poetischen Aufsätzen); Schiller'sche Gedichte, Adelung'sche Sprachlehre; das Würd'ge schei¬ det, and're Zeiten kommen, es lebt ein ander's denkendes Geschlecht. 4) Wenn das Fürwort es mit dem vorangehenden oder nach¬ folgenden Worte zusammengezogen ist z. B. Wie geht's? Weißt Du's schon? Hab' ich's? Wär' Dir's mög¬ lich! 's ist, 's kommt. 8. 1) Wenn an Eigennamen, besonders wenn sie mit einem Vocale auslauten, der Genitiv oder die Mehrzahl durch s bezeichnet wird z. B. Minollo's Frau, Hölty's Werke, Afrika's Wüsten, Maria's Thaten, Alberti's Stärke, Göthe's Gedichte, Amerika's Gegenden; die Florida's, die Nero's, die Bourbon's, die Mirabeau's, Metter- nich's, Popp's, rc. 2) Wenn an fremden Gattungsnamen die Mehrzahl durch s bezeichnet wird z. B. Die Moly's, die Sporco's, dieSopha's, die Aga's, die Echos, die Agio's, die Genie's, die Kolibri's, die Kasino's, die Thema's, rc. Dagegen: Des (die) Pontiniers, des (die) Sappeurs, des (die) Chefs, des (die) Balkons, des (die) Departements, des (die) Orang- Utangs, des (die) Chiffreurs, des (die) Chasseurs, des (die) Ceffio- närs, rc. 3) Wenn Familiennamen nach der deutschen Art (ohne einen Bcstimmcr, der die Endungen des unveränderten Eigennamens bezeichnete) abgeändert werden, so erhalten ihre Biegungssilben den Oberstrich vor sich, um die eigentliche Gestalt des Eigennamens nicht zu ver¬ kümmern z. B. Kanz, Kanz'ens, Kanz'en; Dietrich, Dietrich's, Dietrich'en; Müller, Müller's, Müller'n; Mare, Mare'ns, Ma.re'n, rc. Eben so Taufnamen in der 2. End. der Einzahl, und in der Mehrzahl, die sich auf i, y, o (einige auf e und a) auslautenz.B. Jda's, Guido's, Fanny's; die Fanny'n, die Lilli'n, die Sap- pho'n, rc. -P Wörter, deren eigentliche Gestalt auch nach der erfolgten Zusam¬ menziehung oder Auslassung noch leicht zu erkennen ist, benöthigen des Apo- 77 stroph's nicht z. B. Größte, stärkst, draußen, drunter, drüben, drein, drin, sprichst, spricht, gelobt, thun, Volks, eifrig, übrig, himmlisch, handle, handelte, handeln, aus Neid, Dach's, von Lhon, ans, ins, fürs, durchs, zur, im, beim, hab ich, :c. N Deutsche, dem Leser bekannte Eigennamen können auch ohne Obcr- strich in ihrer bezeichneten Umendung stehen z. B. Göthes Werke, Kampcns Kinderbibliothek, Klopstocks Gedichte, um Noßen zu sprechen, um v. Stollbergen nicht zu erwähnen; die Gedichte Horazcns — richtiger: des Horaz Gedichte, Göthe's Werke, Kampe'ns Kinderbibliothek, re. M. Die Bezeichnung der. Mehrzahl durch s ist bei deütschen Ding¬ wörtern in der Regel nie (daher: des Uhu — auch: des Uhu's, des Kerls, des Kabeljau's, nicht: die Uhu's, die Kerls, die Kabeljau's, sondern: die Uhu, die Kerl, die Kabeljaue, rc.), und selbst bei fremden Gattungs- und Eigennamen wird diese Bezeichnung (wo möglich, wie: Die Bourbonen, *) die Neronen, die Katone, vie Kolibri, die Orang-Utang, die ^üuxio, rc.) vermieden. Daß dessenungeachtet solcher hier erwähnt wird, ist dem Umstan¬ de zuzuschreiben, daß diese Bezeichnung hin und wieder noch vorfindig ist. Überhaupt hüthe man sich den Apostroph anderswo in Anwendung zu bringen, als da, wo er unumgänglich nöthig wird, wie z. B. Maxe'ns, Maxe'n, Cicero's; Fanny'n, die Solo's, die Abbe's; Karthago's Fall; Ge- nie's, rc. Dagegen: Des (die) Thresoriers, Akteurs, rc. Selbst zwei in zwei Wörtern zusammenkommcnde Bocale, wie in „kleine Aussichten, große Ähre, fetre Eber, siehe ihn", müssen nicht apostro- phirt werden, wie es Einige der irrigen Behauptung „die deutsche Sprache hassenden Hiatus", **) zum Gefallen schreiben: Fett' Eber, groß' Ähre, klein' Aussichten, sieh' ihn. Auch nicht: Muth't, bered'te, Boß's, bitt'rer, tapf'rcr, vollkomm'ner, eb'ner, rast'st, rast't, richt't, bered't, du wächs'st, weiß'st (statt: du wächsest, du weißest rc.); Socrates's Philosophie, Lsterreich'scher Kaiser rc., weil durch solche Härten nur der Wohlklang des prosaischen Aufsatzes vermindert wird. Anführungszeichen c „ " oder » «). §. 12. Von diesem Schriftzeichen, das auch Ganseaugen, Ha¬ senöhrchen, Gänsefüßchen genannt wird, macht man Gebrauch: 1) Wenn eine gesprochene oder eine geschriebene Rede, oder nur ein Ausdruck in derselben wörtlich angeführt, oder ein Ge¬ danke, ein Begriff für den Leser besonders bemerkbar gemacht wird; so schließt man die besonders bezeichneten oder angeführten Wörter oder Sätze durch das vorangehende und nachfolgen- ») Der Unterschied zwischen „Bourbon's" und »Bourdons, Bourbonen« könnte höchstens der sein, daß man mit „Bourbon's" Leute, die Bourbon heißen, und mit » Bourbone, Bourbonen « Leüte, die Bourbon sind (Män¬ ner, wie er; - bezeichnete. ") Der Übellaut, der ans zusammentreffenden Selbstlauten entsteht. 78 de Anführungszeichen ein, und sondert so dos Angeführte von der übrigen Rede z. B. Die Befolgung des Spruches „ Gib und laß einem Jeden das Seine" fordert schon die Vernunft von uns. Der Ausdruck „ ich habe kalt" ist nicht deutsch. Das Wort »Bildung « *) hat einen sehr weiten Begriff. Vergiß nicht das „ Eile mit Weile". Als der Ruf »Feuer! Feuer!« erscholl, stürzten Alle zum Hause hinaus. Die Worte Jakobi »Zeige mir deinen Glauben in deinen Werken!« enthalten einen untrüglichen Maßstab zur Beurtheilung der religiö¬ sen Grundsätze eines Menschen. Die Wörter „ daher " und „ also" sind folgernde Bindewörter. -K Geht einer angeführten Rede der anführende Satz (Einleitungssatz) ganz voran, so wird der nachfolgende Anführungssatz als eine angeführte Rede hinlänglich durch das anführende Kolon (s. §. 4.) unterschieden, und das Anführungszeichen findet neben dem Kolon (natürlicher — ohne Kolon) nur dann seine Anwendung, wenn die angeführte Rede aus mehreren Sätzen besteht, und es daher zweckmäßig ist, die Scheidung von der übrigen Rede durch das Anführungszeichen, und nicht durch das Kolon zu bezeichnen z. B. Ein Schuster hatte einem Stahr gelehrt, daß er den Kaiser August mit den Worten grüßen sollte: Sei gegrüßt, siegreicher Kaiser. So oft aber der Stahr diesen Gruß nicht hersagen wollte, sagte der Schuster mit Unwil¬ len : Ich habe Hopfen und Malz verloren. Als der Kaiser diesen Gruß des Stahrs hörte, wollte er den Bogel nicht kaufen, indem er sagte: Solcher Schmeichler habe ich genug am Hofe. Sogleich setzte der Stahr schicklich hinzu: Ich habe Hopfen und Malz verloren. Hierzu lachte der Kaiser und ließ den Vogel um einen hohen Preis dem Schuster abkaufen. Dagegen: »Dumm schwatzt' ich gestern«, sagte Veit. „Rur schade", sagte Lessing, „daß das Wahre darin nicht neü, und das Neüe nicht wahr ist." Einst sprach ein Jüngling zu einem Redner: »Lehre mich die Kunst der Bered¬ samkeit, damit ich fähig werde, die Unschuld gegen ungerechte Beleidigungen zu vertheidigen, und in streitigen Prozeßhändeln als Anwalt auftreten zu können.« Ein um die Zahlung einer ansehnlichen Schuldpost gemahnter Ber¬ liner antwortete: „Glauben Sie denn, daß ich davon laufen werde?" »Das eben nicht«, erwiederte lächelnd der Gläubiger; »aber ich werde davon lau¬ fen müssen, wenn mir Niemand bezahlt, und darum verlange ich mein Geld.« S Dieses Schriftzeichen steht zu Anfänge an der Zeile, und zu Ende ') H i s r ls. S. i8 ?. 4 li. 7> u n d i n : Man hat das Wort: Geographie durch: Erdbeschreibung übersetzt. Das Wort: Geduld ist ein Gedanken¬ dingsname. Die Zukunft von: säen lautet: ich werde säen. Von einem Menschen sagt man: er ißt, er stirbt; und von einem Thiere: es frißt, es crepirt, es verreckt. — u. m. a. drgl. F. dürfte das Anführungs¬ zeichen bezeichnender stehen z. B. Man hat das Wort „Geo¬ graphie" durch »Erdbeschreibung« übersetzt, rc. Dagegen wird die besondere Aufmerksamkeit dem Hörer und Leser auf das Nachfolgende in: Ein Zeichen hat mir Gott verheißen: er sen¬ det mir den Helm, er kommt von ihm. — Die ersten Söhne, welche die Mutter der Menschen gebar, hatten von ihren Eltern Einen sehr wichtigen Vortheil voraus: sie wurden von Menschen erzogen. — durch <:> ganz geeignet bezeichnet. 79 etwas ober der Zeile des angeführten Ausspruches eines Andern, oder des besonders zu Beachtenden I.), öderes wird vor das Anfangs¬ wort jeder Zeile gesetzt, so lange die Anführung dauert, deren letztes Wort das Anführungszeichen hinter sich bekommt II.) z. B. Um den .^ceusneiv von dem vaUv des pers. Fürw. wohl zu unter¬ scheiden, merke man sich folgendes Berschen: I.) „Mich, dich, ihn, es, sie Brauch' als Dativ nie! Mir, dir, ihm, ihr, ihnen Müssen dazu dienen." Folgendes Berschen enthält jene Borwörter, die bald die 3. bald die 4. End. regieren: II.) s) »An, auf, hinter, neben, in; »Über, unter, vor und zwischen »Stehen bei dem Accusativ, »Wenn man fragen kann „wohin"? »Bei dem Dativ steh'n sie so, »Daß man nur kann fragen „wo"?« Die den Genitiv fordernden Vorwörter lassen sich sehr leicht kn fol¬ genden Denkversen behalten: h) „Unweit, mittels, kraft und während;" „Laut, vermöge, ungeachtet;" „Oberhalb und unterhalb," „Innerhalb und außerhalb;" „Diesseits, jenseits, halben, wegen;" „Statt, auch längs, *) zufolge, trotz" „Stehen mit dem Genitiv," „ Oder auf die Frage: wessen?" „Doch ist hier nicht zu vergessen," „Daß bei diesen letztern drei" „Auch der Dativ richtig sei." 3) Wenn der Anführungssatz oder die angeführte Rede in der Form eines Substantivsatzes angeführt wird, so erhält auch ein sol¬ ches Angeführte (in der Regel ist der Anführungssatz ein Haupt¬ satz) sein Anführungszeichen, sobald eine solche angeführte Rede wört¬ lich angeführt da steht z. B. Uns, Euere Abgeordneten, wies man an den Hofkriegsrath, und der entließ uns mit leerem Troste » Der Kaiser habe dießmahl keine Zeit; er würde sonst einmahl wohl an uns denken.« — »Es werde eine Unternehmung geschmiedet,« ließ er sich verlauten,» drei Hundert von dem Adel seien darin verwickelt;« mehr sagte er uns nicht. -) Oft „entlang" z. B. Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt entlang des Waldgebirges. Oder: Den Weg entlang. Rausch, Fluß, das Thal entlang! Die Höhen entlang dem Meeresstrande rc. 80 Abtheilungs- oder Bindnngszeichen c . oder- oder — ). §. 13. Dieses Schriftzeichen wird gebraucht als Abtheilungs- zeichen ^V) und als BindungSzeichen 8): Um am Ende einer Zeile die Silben eines Wortes abzu- brechen z. B. , gesell,, schaftlich dar¬ an meinet — halben. < 8. 1) Um die Theile eines mehrfach zusammengesetzten Wor¬ tes zu trennen, besonders da, wo das ungetrennt geschriebene zu¬ sammengesetzte Wort entweder doppelsinnig wird, oder doch unrichtig abgetheilt, betont und gelesen werden könnte, wie z. B. Ostindien, Bergerle, Bankerster, Seeigel, Nestei, Hofzahnarzt, Hofgerichtsrath, Erblinde, Stadtschulvorstand, Generalstabsarzt, Stadt¬ schullehrer, Erblasser, Nachtritt, Augarten, Saugäste, Nachtraben, Lasterzeugend, Sandebene, Beinasche, Erdrücken, Weltende, Opern¬ arie, Buschaffe, Wagenschmiergeld, Landbaumeister, Feldameise, rc.; statt: Ost-Indien, Berg-Erle, See-Igel, Nest-Ei, Hof-Zahnarzt, General-Stabsarzt, Generalstabs-Arzt, Stadtschul-Lehrer, Stadt- Schullehrer, Nacht-Ritt, Nach-Tritt, Aug-Arten, Au-Garten, Last¬ erzeugend, Laster-zeugend, Bank-Erster, rc. 2) Um das mit einem verdoppelten Mit- oder Selbstlaute endende Bestimmungswort von seinem mit demselben Buchstaben anfangenden Beziehungsworte (Grundwerte) zu scheiden z. B. Bett-Tuch, Stamm-Mutter, Brenn-Nessel, See-Einhorn, Stall- Laterne, Schnee-Ebene, Pfarr-Register, Schiff-Fahrt, Satz-Zeit, Rock-Kragen, rc. -K Solche Zusammensetzungen werden jedoch nach dem neuern Schrift¬ gebrauche geschrieben: Bett-tuch, Kamm-macher, Brenn-nestel rc.; oder andern Sprachen analoger und natürlicher: Bettuch, Stammutter, Bren- nessel, rc., weil in diesen Wörtern nur die Verlängerung eine Verdopplung des auslautenden Mitlautes nothwcndig macht z. B. Bettes, Stammes, rc. Ist der Auslaut des Bestimmungswortes „ff, ck, tz," so wird gar nicht störend geschrieben: Schifffahrt, Rockkragen, Satzzeit, rc. 81 3) Um die Form der Zusammensetzung zu bezeichnen, wie die des Appositionsverhältnisses, in welchem das Bestimmungswort als erklärender Zusatz zu seinem Grundwerte steht, und eigentlich in gar keiner Abhängigkeit von diesem ist, weßhalb sich solche Zusammen¬ setzungen auch durch „und " auflosen lasten z. B. Prinz-Regent (— Prinz und zugleich Regent), Fürst-Bischof, Kaiserin-Mutter, kaiserlich-königlich; osmanisch-, russisch- neapolita¬ nische Flotte, venetianisch-lombardisch, fürstlich — lippisch, römisch — katholisch, bäurisch — schön, rein — menschlich, bäurisch — stolz, :c. -le Dieser Schriftgebrauch entspricht keinem orthographischen Zwecke; daher ,, Gottmensch, Strichpunkt, taubstumm < — Gott-i-Mensch, taubZ-stumm rc.)" geschrieben wird, und nicht „G ott-Mensch , rc."; mithin auch ganz richtig: Prinzregent, Fürstbischof, kaiserlich könig¬ lich, mährisch schlesische Bauern, rc. 4) Um die Zusammensetzung der Eigennamen zu bezeichnen, die sich weder mit einem Gatkungs- noch mit einem Eigennamen zu Einer Vorstellung verschmelzen lasten, sondern das Bestimmungswort nur als einen erklärenden unabhängigen Zusatz zu ihrem Grundwerte setzen, wie z. B. Sachsen-Weimar, Hohenlohe-Langenburg, Kufstein-Kitz- büchel, Hessen — Darmstadt, West — Galizien, Ost — Preu¬ ßen, Unter — Steiermark, Hessen — Cassel, Mährisch — Neu¬ stadt, Sachsen — Teschen, rc. N Wenn das Grundwort dieser Zusammensetzung nicht mit einem Selbstlaute anlautet und das Bestimmungswort kein eigentlicher Eigenna¬ me ist, so wird nicht störend geschrieben: Westgalizien, Ostpreußen, Unter- krain, Oberlausitz, Jnnerkrain, rc. Dagegen schreibe man: Ober-Un¬ garn, Unter — Italien, Klein-Asien, Woheiner-Feistritz, Nieder-Österreich, West - Indien, Windisch-Grätz, Wienet-Äeustadt, Österreichisch — Schlesien, Süd —Amerika, rc. 5) Um die Übersicht des Ganzen zu erleichtern, wenn eine so große Anzahl von Wörtern verbunden ist, daß es schwer wird das Ganze auch im Lesen als Ein Wort zusammenzufaffen, zerlegt man das Ganze durch Ein oder mehrere Abteilungszeichen in die geson¬ derten Theile z. B. Brandversicherungs - Anstalt, Ararial - Creditskasse, Brand¬ schaden -— Versicherungsanstalt, Nationalbank — Verwech-slungs- kaffe, Staatsschulden — Tilgungskasse, Staatsschulden — Lilgungs« Interpunctionslchre. ß 62 kaffen — Verwaltung, Gefällen — Wachmannschafts — Equipi- rungsmagazin, rc. 6) Um zwei, drei oder mehr Bestimmungswörter des Einen Grundwortes nur mit diesem Einen Beziehungsworte zugleich zu verbinden z. B. Vorder— und Hinterfuß; Buß - und Bethtage; Buchen-—, Linden — , Birken— und Eichenholz; ein-, zwei-, drei- und mehr¬ fach; ver- und zerreißen; auf-, ab- und zugehen, rc. -:l- Aus zwei Wörtern (z. B. Altgesell, mitunter, umher, altklug, Schlagbaum, Heimtragen, goldgelb, Ofengabel, anmuthig, Baurath, gleich¬ wohl, Freundschaftsstück, nunmehr, hervor, blaßgelb, rc.) zusammengesetzte Haupt- und andere Wörter (die bereits berührten Fälle ausgenommen) wer¬ den immer, und die aus drei und mehr Wörtern zusammengesetzten nur dann als ein einziges Wort geschrieben, wenn sic lediglich oder doch größtentheils aus einsilbigen Wörtern bestehen, und durch diese Schreibweise keinen Dop¬ pelsinn, keine mögliche Verfehlung der richtigen Betonung bewirken u).Denn bei den aus drei und mehr Wörtern zusammengesetzten Dingwörtern findet ein mehrfacher Fall Statt: entweder bilden die beiden ersten Wörter eine einzige Vorstellung und dienen in Ein Wort zusammengezogen zur Bestim¬ mung des dritten Wortes, d. h. die beiden ersten Wörter machen das Be¬ stimmungswort aus, und das dritte enthält das Beziehungswort (Grund¬ wort) z. B. Kaufmanns-Diener, Obcrpostmeistcrs-Amt, Obcrschul-Rath, Wagenschmier-Geld, l>); oder das zweite und das dritte Wort bilden zusam¬ men eine einzige Vorstellung, machen zusammcngenommen das Grundwort aus, und das erste Wort enthält das Bestimmungswort z. B. Land-Bau- meister, Wagen-Schmiergeld, Ober-Schulrath, Hand-Wörterbuch, Kron- Obersthofmeister, o) ; oder die zwei, drei erster» machen das Bestimmungs¬ wort und die zwei, drei letzter» das Grundwort (meistens Afterformen) aus, wie: Flachsgarn — Kleinverschlicß, Mannskleidermacher — Zechmeister, Na¬ turprodukten — Auslagkastenscheibe, ) Wildschwein — Jagd, Straßenräumer — Wohnung, Musterhauptschul— Lehrer, Seidenstrumpf — Wirker, Lederhandschuh — Fabrikant, Kunstrei¬ ter — Gesellschaft, rc.; a) Wasser-Raubvogel, Kreis - Wochengeld, Flachs— Brechmaschinschneide, Ober-Hofmarschal, rc.; ä) Hauptmann-Rechnungs¬ führer, Kleinkinder — Bewahranstalt, Taubstummen — Lehrinstitut, Zoll- cinkünfte — Berechnungsbeamte, Streusand-Kupferbüchsedeckel, Marinesolda¬ ten — Equipirungsmagazin, Musterhauptschul-Lehrerswitwe, rc.; e) Gene¬ ral — Feld — Zeugmeister, Franzens — Universität, Witwen — und Wai¬ senhaus — Anstalten, Sachsen — Eoburg — Saalfeld — Gotha, die Ge¬ orgia-Augusta-Universität, Sachsen — Meiningen — Hildburghausen, rc.; t') Ton-, Dicht-, Rede- und Theaterkunst; Kamm-, Papier- noch Stärkma¬ cher ; Blei-, Eisen- und andere Kugeln; Gcberdcn-, Laut- oder Schriftspra¬ che; Natur- und moralische Welt; Porccllain —, Glas— und Stcingutnie- derlage, rc. 83 f So ist „ Wag en — S chmie rge l d " Schmiergeld für einen Wa¬ gen-, „Kreisbothen — Geld" Geld für einen Kreisbothen. „Kreis- Bothengeld" Bothengeld, das ein Kreis zu bezahlen hat; „ Wag en- schm icr — Geld", das Geld für die Wagenschmiere. v Daß man in Wörtern, die entweder ganz oder zum Theile aus fremden Wörtern zusammengesetzt sind, wie: Justiz-Collegium, Real-Acade- mie, Cultur — Weise, Doctor — Würde, Stadt - Deputirter, rc. von dem Abteilungszeichen Gebrauch macht, entspricht keinem orthographischen Zwecke, und dieser Gebrauch mag wohl nur die Unterscheidung der fremden Wörter zu Grunde haben; daher wohl auch richtig: Nationalreprasenta- tion, Justizcollegium, Zeitungsexpedition, Militärchef, Reisejournal, Brand- schaden-Assecuranz, Consistorialrath, Doktorwürde, Fiskalbeamte, Conoersa- tionslexicon, Gubernialrath, Manufactur- und Commerciendeputation, rc. Da die dem zusammengesetzten Worte zu unterlegende Bedeütung der Schreibende, und nicht der Lesende gibt; so ist die Bedeütung des zusammen¬ gesetzten Wortes dem Leser nie zweifällig zu überlassen: daher finde die An¬ wendung dieses Schriftzeichens in Zusammensetzungen einer Afterform (z. B. Lber-Hofmarschal, Ausgangs — Anmeldungs — Bureau, Ärarial — Cre- ditscaffe, Nationalbank — Berwechslungskaffe, rc.) und da, wo sie die siche¬ re Auffassung fordert, wo man es für nothwendig halt, in der Zusammen¬ setzung die Scheidung der Glieder, oder die besondere Form der Zusammen¬ setzung zu bezeichnen, immer Statt. Trennungspunkte ("). §. 14. Die Trennungspunkte dienen dazu, um dem Leser an¬ zudeuten, daß zwei auf einander folgende Selbstlaute (Vocale) im Lesen nicht wie ein Doppellaut zusammengezogen, sondern von ein¬ ander getrennt zwei verschiedene Silben bilden sollen z. B. ^tzi'08tnt, poetu, Coexistenz, Geistik, Aerometer, Prome¬ theus, Phaeton, Än'eis, Ai, naiv, Leu. Abkürzungszeichen (.). *) §. iS. Wer viel und schnell zu schreiben hat, thut gut, wenn er sich an gewisse Abkürzungen der Wörter (Abbreviaturen) unge¬ wohnt. Man läßt nämlich einzelne Buchstaben oder Silben des Wor¬ tes weg und setzt nur so viele Theile des Wortes hin, als man zur Erkennung desselben für nöthig erachtet. Das Fehlende bezeichnet man durch einen Punkt. Doch werden nie die ersten, sondern nur 'I Dieses Zeichen kann auch als Multiplicationszeichen stehen z. B- 18.9 — 1LL. - Sollte nach dem abgek. Worte eigentlich ein anderes Zeichen keh- en, so muß solches auch gesetzt werden z. B. Ist das nicht der ausdrückli¬ che Befehl S. M.? Ich melde Ew. Hochgeb., daß die Jäger eingerückt find. 6* 84 die mittleren oder die letzten Buchstaben des Wortes weggelaffen. Die durch den Gebrauch bestimmten Abkürzungen sind: i) Zu Anfänge, wo nur der Anfangsbuchstabe des Wor¬ tes, bei Ordnungszahlen nur das Zahlzeichen (die Ziffer) angeschrie¬ ben und das Abgängige mit dem Abkürzungspunkte bezeichnet wird z. B. A. a. O. — A. T. — d. M. — l. Z. - d. h. Sch. D. — kV I. — Th. i. S. io. Z. 8. — Papst p. VII. V Die abgekürzten Wörter in der Mehrzahl erhalten den verdoppel¬ ten Anfangsbuchstaben z. B. II. MM. —II. k. k. HH. — HH. (—Her¬ ren). 2) Bei Bezeichnung bibl. Stellen steht nach dem Kapitel ein Beistrich und nach jedem einzelnen Verse ein Abkürzungspunkt z. B. Zoh. 18, 29. 31. 33. 35. 37 — 39. — K. 19, 4 — 6. 9. 40. 15. 22. (Vers.) V Nach Zahlen soll man nur dann einen Punkt setzen, wenn cs nöthig ist z. B. Lotto - Nummern: 80. 5. 16. 90. 1. — Im 4. St. des 2. B. han¬ delt der Bf. die Geschichte des 18. Jahrhundertes ab. — Göthe sagt im 18. B. s. W. S. 149., wo er von der Erfahrung redet, Z. 3. 4. : Erfahrung ist nichts anders, als daß man erfahrt, was man nicht zu erfahren wünscht. Kommt das Dingwort gleich nach der Grundzahl, so ist da nach der Ziffer kein Punkt nöthig z. B. Du gibst mir wohl 8 Ehlen für 20 Thlr. 1 Gul¬ den und 30 Kreuzer, oder: 3 15 M. 13 LU 3 für 80 20 Kr. 3 Dagegen: 20. 40. 3. — 80. 15. 13. 3. 8) Zn der Mitte, wo man zwischen dem ersten und dem letz¬ ten Buchstaben des Wortes entweder alle mittleren Buchstaben oder bloß die Selbstlaute ausläßt z. B. Hrn. — Pfd. — Rchsthlr. — Mß. — Mk. rc. O) Z« Ende, wo man eine oder mehrere Silben wegläßt und mit dem Mitlaute der folgenden Silbe schließt z. B. Hauptw. — Landwirthsch. — Hrrsch. — Gastg. — löbl. — kais. — rc. D) Zn der Mitte, wo man nur die Selbstlaute des Wortes behält und die Mitlaute bis auf den letzten alle wegläßt z. B. Kaal. — Baal. — Ruial. — Doial. —- rc. (Mit Circumflex.) *) -K Jeder braucht es hierbei nur mit sich selbst auszumachen, wie er die Wörter, und namentlich die besonders oft vorkommenden in Aufsätzen, die nicht für Andere bestimmt sind, abkürzen will. Der Nutzen solcher eigen- thümlichen Abkürzung ist, daß nicht jeder Neügierige unsere schriftlichen Aus¬ züge und Arbeiten entziffern kann. Allgemeine Abkürzungen sind kein Eigen- thum der Willkührlichkeit, sondern ein Eigenthum des allgemeinen Schreib¬ gebrauches; daher man diese Abkürzungen sich eigen zu machen suche, um verstanden werden zu können z. B. Absch. — N. T. — Sr. — D., Dr. — Statt „mm, nn" wird auch „m, n" geschrieben z. B.StLme, zusamerr, »ene», Rine rc. anstatt; Stämmr rc. 85 s. oder v. — vgl. — l. — u. s. w. — v. R. w. — Abth. — B. — D. d. Ph. - b. G. B. - Dmlle. - E. E. — E. K. H. - O. IU. v. 6. onima ack niagoeom vel ^loi-lam) — Ct., Zt., — Pf., ^f. — St., Sct. — Sgr. Silbergroschcn) — ßl. (— Schilling) — ßo. (— Schock) — u. a. d. — u. a. m. — u. dgl. — u. d. g. m. — u. c. a. (— und einige andern) — u. v. a. — v. o. (— von oben) — v. u. — w. z. ew. oder W. Z. E. W. oder e. . — b. R. D. oder v. v. s— beider Rech¬ te Doctor) — ü. v. oder r. N. G. — oder i. Ji. I. — lv. ». ü. oder J. v. N. K- d. I. — R. v. — sl. II. oder «». 8. ?i. — p. »I. t — pro memoela) — p- p- oder pp. oder m. ü. (— mit Übergehung dessen, was ausgelassen werden darf; piaemlssis prao- mletenllis) — p. 8. r., 'r. r. oder I. 'k. — 8. e. e. oder m. B. e. Rf. (— mit Vorbehalte eines Rechnunqsfehlers) — m. E. oder 8. v. s — mit Erlaubniß) — 8. V. (--- Hvchstzuverehrcnder) — Ew. Hochw. — vorr. oder w. um. — v. v. oder i. G. (— im Gegcntheile) — Sc. k. HH. — Duc. oder lflch. — d. ä. - d. j, — D. d. M. - D. d. LH. — .4. u. «. actum ut 8upra) — W. W, — M. M. — CM. — N. Sch. oder ?. 8. — i. I, n. CH. G. — f. oder «g. — ff oder s<,q. — pp. <— u. s. w.) — Bf. oder Vrf. — Q. M. oder sss M. — o. U. d. B. t — ohne Unterschied der Bedeutung) — i. I. d. W. — d. G. G. B. der Gottesgelehrtheit Beflissener) — a. a. O. oder A. a. O. (— am angeführten Orte) - — eLle. - ^>. —Qklftr. oder ssH". — Qsch. oder Uff — Qz. oder ssH" — Ql. oder sD'" - Cklftr. oder v" — Csch. oder c/ - Cz. oder o" - Cl. oder e"' — Stß. - Mrlg. — rc. Lückenzeichen . oder ***). §. 16. DasLücken- oder Abbruchszeichen ist das Schrift¬ zeichen, durch welches angedeutet wird, das; eine gewisse Anzahl Buchstaben ausgelassen sind z. B. Mein Blick fiel auf ein herrliches Thal, sprach M****, und. . . . Doch, wer kann Gefühle beschreiben! Werden Silben oder Wörter ausgelassen dadurch, daß man in der Rede, im Satze abbricht; so fetzt man das Abbruchzeichen z. B. Wäre ich nicht krank, so ,-. Hält man mitten in seinen Gedanken inne, vollendet sie nicht, hemmt sich gleichsam selbst im Fluge seiner Gedanken und im Feu¬ er seines Gefühles entweder aus Hochachtung gegen irgend Jeman¬ den, oder aus dem Gefühle der Scham, oder aus Besorgnis;, in der Stärke und Wufh der Leidenschaft zu weit gehen zu können, zu viel zu sagen, so deutet man diese Hemmung durch die sogenannten Hemmpunkte an z. B. Das that er? Er unterstand sich .... Nein, ich kann mir 86 solche Gefühllosigkeit nicht denken. — Der Bösewicht! Möge ihn Gott Nein, ich will ihn nicht verfluchen. — Also willst du? rief der Greis, willst mein Kind Das Gefühl der Wehmuth übermannte ihn, er konnte nicht weiter reden. — Wen solche Erfahrungen nicht erschüttern, wen solche Liebe nicht rührt, solche Aufmunterungen nicht erwecken, der urtheile selbst, was Weib und Kind zu fürchten haben. — Ertappe ich dich noch einmahl auf solcher Lieblosigkeit, so sollst du ... . Drohen ist mei¬ ne Sache nicht; aber du kennst mich. — Du wirst verzeihen, ich war rc. Bei allen solchen gehemmten Sätzen darf die Stimme nicht sinken, sie muß vielmehr gleichmäßig fortströmen; ja, am Ende sich meistens sogar noch mehr erheben, und dann so plötzlich und gehemmt inne halten, und nach der beträchtlichen Pause stets mit so verändertem Tone fortfahrcn, daß man cs ihr anmerkt, daß der Strom der Rede unterbrochen sei. Mit Recht be¬ dient man sich der Hemmpunkte auch in Gesprächen, wenn Jemand in die Rede eines Andern einfällt, ohne ihn vollenden zu lassen. Nicht so gut kön¬ nen die Hemmpausen auch mit: - - - - oder gar durch-bezeichnet werden. *) Nachdrucks- oder Verstärkungszeichen. §. 17. Dieses Schriftzeichen, das im Schreiben ein Strich (-) unter dem Worte ist, soll das Lesen und Erkennen, be¬ sonders der Eigennamen erleichtern, und überhaupt die Aufmerksam¬ keit auf solche im Drucke durch breitere oder größere Buchstaben ausgezeichneten Wörter stärker zu betonen lenken z. B. Es gibt einen Frieden in uns, wenn Alles außer uns tobt. Paragraphzeichen. §. 18. Dieses (§.) dient dazu, die Theile eines zusammenge¬ setzten Vortrages, einer Abhandlung, eines Buches, in gewissen Ab¬ schnitten anzuführen, dieselben mit einer fortlaufenden Ziffer zu be¬ zeichnen, und im Verfolge des Vortrages jeden vorhergehenden Theil bestimmt namhaft machen und auf denselben Hinweisen zu können z. B. Siehe §. 60. — s. §. 12. §. 34. rc. 'I Das Lücken - oder Abbruchzeichen steht auch hinter den Decimalen periodi¬ scher Brüche, wo die Punkte anzeigen, ob die Periode in tzunUenien gleich mit der ersten Decimale anfängt, und ob sie aus t, s, 3, 4, rc. Ziffern be¬ steht, wie z. B. 0,8.; 0,36. .; o, 4LS. . .; oder erst nach der ersten, zweiten, dritten, rc. und aus t, L, 3, 4, rc. Ziffern besteht, wie j, B. 0, 76. ; 0, L90 . .; 0, 5180 . . .; rc. «7 Anmerkungszeichen. §. is. Dieses Schriftzeichen weiset auf die Bemerkungen, Er¬ klärungen, Zusätze, rc. hin, die man mit einem Sternchen oder mit einem Kreuze, bisweilen mit Ziffern oder Buchstaben be¬ zeichnet, unter oder neben den Text setzt. Erscheinen auf derselben Seite mehrere Anmerkungen, so braucht man nach einander: *',**, ***, rc. oder st, stst, ststst, rc. oder i.), 2.), 3.) rc. oder b.), e.) rc. oder (Friedrich II. kam 1710 zur Regierung, st 178«.— starb 178«.) Crgänznngszeichen (pp, u. s. f., rr. s. w., re ). §. 20. Dieses Schriftzeichen wird gebraucht, wenn man auf¬ hort, Beispiele anzuführen, oder wenn man Bemerkungen wegläßt, welche den vorhergehenden ähnlich, also dem Leser bekannt, wenig¬ stens überflüssig sind, und hat die Bedeutung „ und so fort, und dergleichen mehr, rc. " - z. B. Die Hauptflüsse Deutschlands sind: der Rhein, die Donau, die Elbe, pp. (— rc., u. s. f., u. s. w., u. a. m.). Fortweisnngszeichen. §. 21. Dieses Schriftzeichen wird gesetzt, wenn man bei ei¬ nem angeführten Buche anzeigen will, daß die angeführte Stelle noch auf der nächstfolgenden Seite (f.) oder auf mehreren Seilen (D *) fortgeht; oder auch, wenn man Begebenheiten aus der Ge¬ schichte anführt, die entweder noch ins folgende Jahr, oder in eini¬ ge der folgenden Jahre hinüberreichen z. B. Der siebenjährige Krieg 1756 ff. — Die Lehre von der Interpunktion trägt Heinsius in seiner Grammatik S. 287 ff. vor. Ton- oder Accentzeichen (' oder ^). §. 22. Dieses Schriftzeichen zeigt an, ob mit einem starken oder ohne einen starken Ton eine Silbe ausgesprochen werden soll j- B. Leben, erlebt, Schülhaüs. ') — ferner Folgendes. 68 Dauerzeichen O oder —). §. 23. Dieses Schriftzeichen bezeichnet die Länge und Kürze der Sylben z. B. Orgelton, Glockenklang. Gleichheitszeichen f-). §. 24. Dieses Schriftlichen wird angewandt, um die Einer- leiheit der Bedeutung mehrerer Wörter u. dgl. anzuzeigen z. B. Landhaus — Haus auf dem Lande; Taubenhaus Haus für die Tauben; Kinderfreund Freund der Kinder; rachbe¬ gierig begierig nach Rache, re. H Dieses Zeichen wurde ursprünglich nur in der Mathematik ange¬ wandt, so wie nachstehende Zeichen noch jetzt: 3 <1 8 ; 6 2 ; 3-ft5 — 8;3X5 — 15;8:4 — 2;9-S^4;30-I-4' -H 40" -j- 40"', rc. angewendet werden. Cedille (,). §. 23. Dieses Schriftzeichen zeigt in fremden, namentlich in französischen Wörtern an, daß das dem sie angehängt wird, als ein scharfes 8 gelesen werden soll z. B. öesÄU^on (— Besanßon), ^lonyoii, k'ayoll, rc. Eintheilungszeichen. §. 26. Um die logische Abstufung der Begriffe und Sätze in xiner ganzen Rede zu versinnlichen, das Verhältnis; her einzelnen Begriffe und Sätze als Theile eines geordneten Ganzen zu bezeich¬ nen, bedient man sich dieses Schnstzeichens, das durch Buchstaben aus mehreren Alphabethen, durch arabische und römische Zahlen ausgedrückt werden kann. Beispiele hierzu liefern die Bücher selbst. Wiederhohlungszeichen. §. 27. In Gesangbüchern muß oft eine Verszeile zweimahl gesungen (wiederhohlt) werden, um dieß dem Leser anzudeuten, fin¬ det derselbe am Ende desjenigen Theiles einer Melodie, eiges Lie- 89 des, eines Musikstückes das Wiederholungszeichen gesetzt *) z. B. Bunt sind schon die Wälder, Gelb die Stoppelfeder, Und der Herbst beginnt. :§: Rothe Blätter fallen, Graue Nebel wallen, Küh¬ ler weht der Wind.:,: Materialien zur Einübung der richtigen Anwendung der Schriftzeichen als gleichzeitiger Stoff zur Bildung des Denk- und Sprachver¬ mögens. 1. Aufg. 6obt nu, LU vveleüor Wortart geäk8 6er in rvIZenätzm vorkommenden Wörter Keliort, und verseket das 6nuL6 mit den Aellöri^eii InteisninetionsLeielien **)! n) Ein Weltweiser hj der einen jungen Menschen 8 welcher das 20. Jahr schon zurückgelegt hatte 8 horte 8 als er sich mit Fleiß im Reden schlechter Ausdrücke bediente 8 damit ihn Niemand verstehen konnte H sagte zu ihm H Ach H ihr Narr H ihr dürft ja nur schweigen 8 und dann werden wir euch gewiß nicht verstehen 8 Z. B. Ein (unbest. Geschlechtsw.) Weltweiser (zusammen- ges. Haupt- oder Dingwort, Gattungsname), rc. b) Gott hat den ersten Menschen das Paradies als den an¬ genehmsten Wohnplatz auf dieser Erde angewiesen 8 damit sie in demselben stets ein glückliches und zufriedenes Leben führen sollten H aber leider 8 sind sie ungehorsam geworden 8 und brachten sich durch ihre eigene Schuld in sehr kurzer Zeit um ihr zeitliches und ewi¬ ges Wohl e) Liebster Freund H Ich habe Ihnen schon einmahl geschrie¬ ben und gemeldet 8 daß ich Ihren Söhnen die gewünschten zehn ') Vom Be il a g en z eich e n <./., rc., »her l/., 2/., z/, rc. u. a. Z. im III. Th. elem. Satzl, „in der theoretisch — practischen Äufsatzlehr? rc." Mehreres. "i Für schwierigere Falle: » , n m — „oder !)() Bücher geschickt habe H Aber bisher ist mir leider 8 noch nicht geantwortet worden H ob Sie dieselben erhalten haben oder nicht H Benachrichtigen Sie mich also H sobald als möglich 8 über den wirklichen Empfang Z. B. Liebster (Beiwort) Freund (Haupt- oder Ding¬ wort, Gattungsname)! re. S. Aufg. Bringt 16 mit cion ilmen «e!)ülu'6iiäen 8ntr- Loiolieii veiseliono 8ütL6, Kobilstet iinoii äer Formel elem. Satzl. S. 40 und 44! Z. B. Der Faule wird oft Bettler. Es sind wohl Biele nachlässig. Schreibst du? Stottert nicht! Über das Wohl seiner Eltern freuet sich ein gutes Kind. Werden Scherze bisweilen nicht Unarten? Der Kranke dulde! Kain war der erste Mörder? Schiene die Sonne! Was hat der Gärtner für Kleesamen verkauft? Man baue den Flachs des Bastes wegen! Was für ») Kleesamen hat der Gartner verkauft? Es seien die Jungen beschei¬ den! Welch ein Glück! Süße Weinbeeren geben süßen Most. Richter, seid doch nicht so streng! 3. Aufg. 8. 6lom. 8atL>. 8. 62 17; 71. IS; 72. 16; 7S. 21 nr. 1. 9. 10. 16. 19. 20. 21. 24. 25 ; 8. 78 NI'. 1. 3. 4. 8. 15. 16; 8. 120. 1. d. e.! Z. B. S. 62 nr. 1: Der kleine Anton aus dem ersten Hause unse¬ res Dorfes schreibt dem faulen Sohne des dickbauchigen Verwalters die Aus¬ gabenrechnung mit größter Genauigkeit in das Haupt-Bormerkbuch. S. 71. 15 nr. 2: Der Geruch der Nelken und Beilchen ist sehr angenehm, nr. 13: Der Geruch eines stinkenden Aases ist dem Menschen, so wie auch vielen Thie- ren widrig. S. 72. 16 nr. 1: Das Mehl wird von dem Müller in Säcke gefüllt, dann entweder auf dem Mühlwagen oder Mühlkarrcn vor die Wohnungen der Bäcker und anderer Leute geführt, oder von Mühleseln dahin getragen, hernach theils zu einem Teige geknetet und zu Brot verbacken, theils zum Kochen verschiedener Mehlspeisen verwendet. 4. Aufg. Bestimmet litis Lii-unä- Itltti öestimmllNAs- ivort kolben«!ei- rusLmmenKesetrten VFortor! Sauerkraut, Oberstallknechtsschlafzimmer, Sonntagsfeier, Land¬ baumeister, Oberlandjägermeister, Rinbfleischsuppe, Schnupftabaksdose, Abendmahlzeit, Herzbeutelwaffersucht, Kornbranntwein, Ohlfarbenge- mählde, Kalbfleischbrühe, Wallnußbaumblüthe, Maulwurfshaufen, Oberschulenaufseher, Birnbaumstammholz, Rindfleischsuppenfett, Über¬ rocksknopfloch, Federmesserklingenmacher, Schulenoberaufseher. Z. B. Land-Baumeister, Landbau-Meister. „Was für" und „was für ein - eine" darf als fragendes Fürwort nicht von einander getrennt werden. — Was hastdu für ein Glas genommen? dedeütet: was hast du statt eixesGlaseS genommen ? 91 5. Aufg. 66kl äiv veäeutuiiA kolAencker ru8ammenxe- setrler VV'örter an! Muttertreue, Apfelwein, leidvoll, Wetterglas, Eisbär, Eierku¬ chen, Kirschbaum, Spürhund, gottgleich, Lockvogel, Steinkohle, Erd¬ beere, Schwimmübung, Raubvogel, Mondhelle, Feuerfestigkeit, nu߬ schalenbraun, lernbegierig. Z. B. Steinkohle — die Kohle, welche Steinen ähnlich ist; Wetterglas — das Glas zum Anzeigen des Wetters. k. Aufg. lVeunt 10 LU8NillM6NK680tLt6 Wörter, >velcke kms derselben Wörtern be8teken, nöer V6r8ekieäene 8e- äeutunx Kaden! Z. B. Arbeitshaus, Hausarbeit; Baumleiter, Leiterbaum. 7. Aufg. 8. klein. 8atrl. 8. 104 ^nkA. 4; 105. 8; 106. 10, 11; 107. 14! Z. B. 104. 4 »r. 1: Der Apotheker beschäftiget sich damit, daß er Arzneien zubereitet. 106. 10 iw. 1: Ein Kind, das man von Geburt an verzärtelt hat, kann kein rauhes Lüftchen ertragen. 11 nr. 1: Der Baum, welcher keine Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 8. Aufg. lVaek8tekenrl6 8ätL6 tv erllet ikr auk ckrei ver- 8ekieäen6 .Vrten au.8clrüeken, unä 8ie geöe8inal mit äer iknen §ekükrencken cknterjiunetion ver8ekell! 1) Als der Kranke den Berg erstiegen hatte den der Gesunde nur mit Anstrengung ersteigen kann 8 so sank er ohn¬ mächtig nieder. 2) Nachdem Moses die Juden bis an die Grenze ihres neuen Laubes gebracht hatte H so starb er mit der Ergebung in Gott H welche sein ganzes Leben hindurch in ihm gewohnt hat¬ te. 3) Indem der Vater H dem der Schlaf die beste Arznei gewe¬ sen wäre bl eben einschlafen wollte H rieß Jemand mit großem Ge¬ räusche die Thür auf. 4) Während die Mutter schlief zj spielten die Kinder im Garten H damit sie die liebe Mutter nicht störten. 5) Ehe du in die Schule gehst bj mußt du dich waschen und kämmen kj wenn du nicht als ein unordentlicher Schüler angemerkt werden willst, s) Da der Sohn das Unrecht bereuete H das sein Leichtsinn verursacht hatte so verzieh ihm der Vater. 7) Weil der Sturm starke Baüme mit ihren Wurzeln aus der Erde reißen kann H so muß er eine große Kraft haben bj welche die menschliche weit über¬ trifft. 8) Wenn kein Mensch ein Lügner wäre z; so wäre kein Eid nothig H und Treue und Glaube würden überall auf der Erde woh- 92 nen. 9) Falls heute noch schönes Wetter wird so will ich heute noch ausfahren H weil es mir morgen an Zeit fehlen möchte. il>) So wie ein junger Baum leicht zerbrochen werden kann so kann auch ein junger Körper H dessen Kräfte noch schwach sind H leicht zer¬ stört werden. 11) Damit du dich vor keinem Menschen zu scheuen brauchst H so scheue dich vor deinem Gewissen bj dessen Stimme dich vor ungerechten Handlungen warnt. Z. B. 4. Satz: s.) Während die Mutter schlief, spielten die Kinder im Garten, damit sie die liebe Mutter nicht störten, d) Die Kinder spielten na Garten, während die Mutter schlief, damit sie dieselbe nicht störten, o) Die Kinder spielten, während die liebe Mutter schlief, damit sie diese nicht störten, im Garten, ä) Um die liebe Mutter in ihrem Schlafe nicht zu stö¬ ren, spielten die Kinder im Garten. 8. S. elem. Satzl. S. 138, Aufg. 4! S. B. nr. 5: I. a) Er hatte die Gewehnheit, wenn er geschnupft hatte, noch einige Zeit die Dose offen in der Hand zu halten. K) Er hatte die Gewohnheit, nach dem Schnupfen die Dose noch ei¬ nige Zeit offen in der Hand zu halten. o) Die Dose noch einige Zeit offen in der Hand zu halten, nachdem er geschnupft hatte, hatte er die Gewohnheit. ck) Daß er die Dose noch einige Zeit offen in der Hand hielt, wenn er geschnupft, hatte er die Gewohnheit. e) Daß er die Dose noch nach dem Schnupfen einige Zeit offen in der Hand hielt, hatte er die Gewohnheit. k) Noch einige Zeit die Dose offen in der Hand zu halten, wenn er geschnupft hatte, hatte er die Gewohnheit. Gewohnt, hielt er die Dose, nachdem er geschnupft hatte, noch ei¬ nige Zeit offen in der Hand. I>) In der Hand die Dose noch einige Zeit zu halten, wenn er ge¬ schnupft hatte, hatte er die Gewohnheit. 0 In seiner Gewohnheit hielt er nach dem Schnupfen noch einige Zeit die Dose in der Hand offen. k) Offen die Dose in der Hand nach dem Schnupfen noch einige Zeit zu halten, hatte er die Gewohnheit. l) Nach dem Schnupfen noch die Dose eine Zeit offen in der Hand zu halten, war er gewohnt. m) Gewöhnlich hielt er die Dose, nachdem er geschnupft hatte, noch einige Zeit in der Hand. II. n) Das Schaf, welches ein sehr nützliches Thier ist, trägt Wolle, aus welcher (woraus) wir wärmende Kleidung bereiten. i>) Aus der Wolle, welche das Schaf tragt, das ein sehr nützliches Thier ist, bereiten wir wärmende Kleidung. o) Wärmende Kleidung bereiten wir aus der Wolle, welche das Schaf trägt, das ein sehr nützliches Thier ist. >1) Aus der Wolle des Schafes, eines sehr nützlichen Lhieres, bereiten Wir wärmende Kleidung. 93 e) Da das Schaf die Wolle tragt, aus welcher wir die wärmende Kleidung bereiten, so ist es ein sehr nützliches Thier. t) Da wir aus der Wolle, welche das Schaf trägt, die wärmende Kleidung bereiten, so ist es ein sehr nützliches Thier. ;>) Schon deßwegcn ist das Schaf ein sehr nützliches Thier, weil wir aus der Wolle, die es tragt, wärmende Kleidung bereiten. s. Aufg. Im k'olKvnäOll ivorstot ilrr stu8 ^IiKoIeülLto mul <>U8 ^U8tlMM6UK67,0K6N6 UUÜÖ86N, un<1 lllt.8 0-M/.6 mit stör ZoIlöiiAOn Inteipunction in orivoitoiton 8ütL6n (8utL- KnküAkn) Kodon! n) Das Kamehl, fähig, mit großen Lasten weite Tagreisen zu machen, ist den Morgenländern unentbehrlich. Das Glück eines noch lebenden Menschen ist eben so ungewiß, als der Sieg eines noch kämpfenden Soldaten. Ein die Arbeit liebender Mann, eine gottes¬ fürchtige Frau, ein gern gehorchendes Kind sind schätzenSwerthe Per¬ sonen. Der Jäger, ärgerlich, den auf ihn gekommenen Hasen nicht getroffen zu haben, warf die um 100 st. gekaufte Flinte weg. Die Biene, werth, mit Aufmerksamkeit beobachtet zu werden, stehe dir als Muster des Fleißes und der Ordnung vor Augen! Ohne Wei¬ gerung läßt sich der Hund, so geneigt, seinem Herrn zu dienen, vor einen Karren spannen. Die Schnecke, nicht im Stande, schnell zu kriechen, trägt ein schweres und festes Haus. Die Menschen werden nicht nach ihren Gedanken, sondern nach ihren Gesprächen und Wer¬ ken beurtheilt. Wenn die von mir in der Sprachlehre unterwiesenen Schüler an die von mir ihnen erklärten Regeln dächten, so könnten sie die in meiner Gegenwart zu machenden Aufgaben ohne die von ihnen so oft gemachten Fehler einreichen. Die geschlagenen Feinde zogen sich von uns verfolgt auf die links von N. liegenden Anhöhen zurück. Z. B- 1) Als Muster des Fleißes und der Ordnung stehe dir die Biene vor Augen, welche werth ist, daß sie mit Aufmerksamkeit beobachtet werde. 2) Als Muster des Fleißes und der Ordnung möge dir die Biene, welche werth ist, daß man sie mit Aufmerksamkeit beobachte, vor Augen stehen! 3) Die Biene, werth, mit Aufmerksamkeit beobachtet zu werden, mö¬ ge dir als Muster des Fleißes und der Ordnung vor Augen stehen! kr) Dem aus dem Gefängnisse befreicten und zum Vicekönige erhobenen Joseph gehorchte ganz Ägypten. Die durch die fortwäh¬ renden Märsche ermüdeten Truppen konnten dem ausgerasteten Fein¬ de den von uns erwarteten Widerstand nicht leisten. Ein Kind soll 94 seinen Unterweisern und Versorgern stets dankbar sein. Im Früh¬ linge blühen die Bäume. Ein fleißiger Schüler verdient Lob. Der Gedanke an Gottes Allwissenheit soll uns vom Bösen abhalten. Ich habe dein Schreiben nicht verstanden. Der Garten neben dem Hau¬ se ist angenehm. Ich weiß den gegenwärtigen Aufenthaltsort meines Sohnes nicht. Die Hoffnung eines ewigen Lebens ist sehr tröstlich. Die glückliche Rückkehr des Bruders von seiner gefährlichen Reise macht uns allen große Freude. Die Liebe zu Gott besteht in der Haltung seiner Gebothe. Der Hahn krähet vor Tagesanbruch. Bit¬ te Gott täglich um die Leitung deines Thuns und Lassens. Die Dünste steigen vermöge ihrer Leichtigkeit in die Höhe. Der Redner verließ, weinend vor Wehmuth, die Versammlung. Das Pferd eilte, wiehernd vor Freude, mit schnellen Schritten seinem Stalle zu. Z. B. Wenn (als. weil, da) es Frühling ist (kommt, kam), so blüh¬ en die Baüme. Das Pferd eilte mit schnellen Schritten seinem Stalle zu, und wieherte vor Freüde. io. Aufg. Voisoket flolKOlläe 8ütL6 mit 6en issven bülu onäen KntLroiclioii! u) Werther Herr reisen nach Görz 8 Und so etwas macht dir Ver¬ gnügen 8 Lieber Gott 8 wie gut bist du 8 Obgleich mancher Mensch ge¬ schickt zu werden wünscht 8 so wendet er doch die rechten Mittel dazu nicht an 8 Die Eidechsen sind Amphibien 8 Thiere 8 welche auf dem Lande und im Wasser leben können 8 Guten Morgen 8 Nicht nur Branntwein 8 son¬ dern auch der Wein ist ein berauschendes Getränke 8 Wie schön 8 Die Katze 8 der Wolf 8 der Luchs 8 der Fuchs 8 der Dachs und der Bär sind Saüge- thiere 8 Der Mensch ißt und trinkt 8 schläft 8 traümt und wacht 8 Jesus sprach 8 Wenn auch Himmel und Erde vergehen sollten 8 so vergehen doch meine Worte nicht 8 Ochsen und Kühe 8 Schweine 8 Hühner und Gänse sind im Winter und des Nachts in Ställen 8 Simon 8 den feürigsten Apo¬ stel 8 belegte Christus mit dem Namen 8 Petrus 8 Der Hund ist getreü 8 besonders wachsam 8 Das Wasser ist durstlöschend 8 überhaupt sehr nütz¬ lich 8 Der Spaten ist sowohl ein Garten 8 als auch ein Feldgeräthe 8 Eben so wenig die Kröte 8 als die Spinne ist giftig 8 Du glaubst doch nicht 8 daß ich den Fund allein behalten wolle 8 Entweder Milch 8 oder schwacher Kaffeh wird den Kindern zum Frühstück gegeben 8 Sticht Krebse 8 aber die Fische schwimmen vermittels der Floßfedern 8 Die Schweiz ist eine Repu¬ blik 8 ein Staat 8 in welchem die Bürger selbst das Staatsruder führen 8 Äpfel sind theils rund 8 theils eingedrückt 8 Z. B. Werther Herr reisen nach Görz. Werther Herr, reisen nach Görz? b) Das Auge sieht links rechts aufwärts rückwärts 8 Reisen in Schnellwägen oder Dampfschiffen gehen schnell vor sich 8 Sonst hast du kei¬ ne andere Gattung von Menschen dabei bemerkt 8 Raben und Krähen Nu߬ hähern und Alstern nicht aber Adlern und Sperbern hat Gott ein sehr schar¬ fes Gesicht verliehen 8 Bruder bist du wirklich so hartherzig 8 Die Hühner können nicht schwimmen denn sie haben keine Schwimmfüße 8 Nein nein lebt ruhig mit cüercn Altern ihr kleinen Bögelchen 8 Johann kann lesen schreiben 95 rechnen und zeichnen 8 Der Herr wird einst die Menschen sondern wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet 8 Bist du fleißig so wirst du viel lernen bist du aber faul so wird nichts aus dir 8 Ein edler Held ist's 8 der fürs Vaterland 8 ein edlerer 8 der für des Landes Wohl 8 der edel¬ ste 8 der für die Menschheit kämpft 8 Ich werde unwillig 8 daß der Mann i- Lessing 2 der so sicher Genie hat 8 uns bereden will 8 er habe keines n wenn andere 8 die so sicher keines haben 8 uns durchaus wollen glauben machen 8 als hätten sic welches 8 Die Fischer werfen damit sie Fische fan¬ gen ihre Netze aus 8 Weißt du aber auch Wilhelm wem das Liedchen dann gelten wird 8 Lhue Andern alles das was du auch von ihnen verlangst 8 Ein Schiff ist vor dem Sturm nicht sicher bis cs in einen Hafen eingelau- fcn ist 8 Es gibt keine Freüde ohne Leiden gleichwie es keine Rose ohne Dornen gibt 8 Falls der Schüler fleißig ist kann er etwas lernen 8 Wa¬ rum nicht gar 8 Hier liebe Mutter hier bring ich dir was Gutes 8 Ein Water lag den Zügen nahe auf seinem Sterbebette und sprach mit gebroche¬ ner Stimme Die Hand die mir den Todesschweiß von der Stirne wischt hat mir und eüch viel Gutes erwiesen. Z. B. Die Fischer werfen, damir sie Fische fangen, ihre Netze aus. — Warum nicht gar! — Nein, nein, lebt ruhig mit eüern Eltern, ihr kleinen Vögelchen! e) Aufgemacht sogleich aufgemacht oder ich breche mit Gewalt die Thür ein und reiße euch alle in Stücke sprach der erzürnte Wolf 8 Die Kin¬ der riefen Kommst du Mutter kommst du 8 Sehet ihr liebe Kinder sagte die Mutter wie gut es ist wenn man den Eltern folgt 8 Jeden Trunk Was¬ ser jeden Bissen Brot jede Erquickung einem armen Kranken oder Gefange¬ nen verabreicht will Gott vergelten als ob er alles dieses selbst aus unfern Händen empfangen hätte 8 Einst trat ein armer Knabe blassen Ansehens auf zwei Krücken die verwundeten Hände und Füße mit Lumpen umwickelt mitten unter unsere Kinder in den Betsaal wo wir so eben versammelt wa¬ ren 8 Lieber Herr so hebt er mit einer Stimme an die sich bald in ein lau¬ tes und anhaltendes Weinen verlor wollten Sie mir nicht helfen und bei- stehen in meiner großen Noth 8 Kaum ist die Sonne in Westen unterge¬ gangen kaum stehen die ersten Sterne am Himmel so schweigen die Gewühle der Menschen und Thiere so kehret Ruhe und Stille in die Natur zurück 8 Der Bösewicht 8 Mörder hätte ich sagen sollen 8 ist so grausam und töd- tet 8 einen Floh. ck) Die Ehrlichkeit nicht der Betrug bringt zum Reichthum 8 Das Herz macht unsern Werth nicht Purpur oder Kronen sagt ein berühmter Schriftsteller 8 Dadurch daß Dein Freünd Dir einen Blumentopf zerschla¬ gen hat hat sich eüere Freündschaft zerschlagen war sie denn nicht fester als irdenes Geschirr 8 Er hat gelesen und allerdings viel 8 mutta et mul- voiäot ilu- issolKOiläes LU Huu.80 eor- lect ulisclneibeu uncl äio riclitiK intoi punetirto .^u8UtI)oi- tuuK iuit ston uu8äi üelilied /.itii ton Kodelu vorsoüoii In inKon! n) Manche bestechen bestürmen bitten eifern flehen dringen nr und erreichen doch ihre Absicht nicht n ein Anderer kommt H und ohne zu wissen wie und warum findet er sich in dem Amte und der Bedienstung um die sich Viele beworben haben. Zn dem Glieds un- sers Hauses unsers Stammes unsers Volkes n in dem Manne von gleicher Sprache gleichen Sitten gleichem Geschäfte fühlen wir auch uns erhoben oder herabgesetzt geschmeichelt oder beleidigt Ist es nicht besser wenn man fragt Warum setzte man diesem Manne keine Ehrensäule als wenn man fragt Verdiente er eine Wer beschreibt die Seligkeit eines Regenten wenn er die Früchte seiner Sorgen 102 und Arbeiten rings um sich her gedeihen wachsen reifen sieht Der Herr ist gerecht und billig und wird die Erde mir Gerechtigkeit und Wahrheit richten Erkenne dich selbst als die Zierde der göttlichen Schöpfung n ehre einen Theil der Gottheit in dir H vergeude dei¬ nen eigenen Werth nicht und laß dich nicht verleiten das Meister¬ werk Gottes in dir selbst zu schänden U) Fortsetzung Hüthe deine Seele denn sie ist verwegen hal¬ te sie zurück denn sie tritt gern aus ihrem Standorte zähme sie denn sie weicht gern aus ihren Schranken sie gibt mehr nach als Wasser sie ist biegsamer als Wachs nachgiebiger als Luft Bedenkt der Schrei¬ bende vorher recht was und an wen er schreiben null sieht er beim Schreiben selbst nur auf die Gedanken ohne sich ängstlich an den Ausdruck zu stoßen durchsieht er alsdann seine vollendete Arbeit um zu erforschen ob er seine Gedanken vollständig ordentlich und deut¬ lich gesagt habe verbessert er endlich die Sprach und Schreibfehler H so hat er die wesentlichen Regeln befolgt und einen guten schriftli¬ chen Aufsatz ins Reine gebracht Fortsetzung folgt e) Da ich es schon oft gesagt habe da ich sogar Beweise ge¬ nug davon gegeben habe daß ich mir ein Vergnügen daraus mache das Wohl Anderer zu befördern ae so kann es mir sehr gleichgültig sein wenn die Verleumdung von mir sagt Er liebt nur sich selbst Wenn du die schimmernden Sterne den schönen Mond die noch schönere Sonne oder was immer in der Welt Schönes ist anstaunest so denke dabei an denjenigen der dieses All so schön gemacht hat Ein Gefäß welches klingt ist zuverlässig leer und ein Mensch der Gott und Religion ohne Unterlaß im Munde führt hat oft beide nicht im Herzen Wir wollen fort Sogleich fort schrien die Wilden und rasten und tobten Der Edelmann war sogleich dazu bereit und als sich der Kondukteur entschuldigen wollte rief er Thut nichts stlliieL werden schon warten ist kein Unglück geschehen und ich sehe kann Niemand dafür n sind halt viel Menschen Werden schon war¬ ten Schluß folgt Z. B. „Wir wollen fort! Sogleich fort!!" schrien die Wilden und rasten und tobten. Der Edelmann war sogleich dazu bereit, und als sich der Kondukteur entschuldigen wollte, rief er: »Thut nichts, amios, werden schon warten, ist kein Unglück geschehen, und ich sehe, kann Niemand dafür; find halt viel Menschen. Werden schon warten.« 103 6) Die Pferde die man vor acht Tagen oder gar erst wenn ich nicht irre im Anfänge dieser Woche hier eingebracht hat sind aus einer leicht zu errathenden Ursache gestern wieder zurück geschickt oder vielmehr wie Andere vermuthen wieder abgchohlt worden Er nahm einen Strick rannte auf den Boden und cr erhenkte sich nicht O meh o weh schrie Emil O weh o weh rief auch Julie Emil fiel sich nämlich nicht todt aber zerriß Hände und Gesicht so sehr daß er mit Blut bedeckt war Ach wenn ich dir doch gefolgt hätte und nicht geklettert wäre sprach er zu Julie die außer sich vor Schrecken war Sie führte ihn zu den Eltern Als Vater und Mutter ihren Sohn bald hätten sie ihn nicht erkannt erblickten riefen sie Emil Emil was sehen wir was ist geschehen wie schrecklich siehst du auS Achtung Richt't euch Ladt das Gewehr Fertig An Feuer Wie du mich erschreckt hast Correcte Aufgabe» zum Diktiren in die Feder. (Bank-Erster sammelt die Bücher und legt solche zum Beweise vor sich auf die Bank. Hat der Lehrer das Gewählte andictirt, so wird das Dic- tatum durchgcgangen, in orthographischen Rücksichten das Ganze mündlich besprochen, und dann zum Überhause mit der Aufgabe bestimmt, daß in dem fehlerfreien Überhause bei jedem der vorkommendcn Schriftzeichen die Regel und die Seile derselben schriftlich (mit Ziffern) zitirt wird. Um sich zu ver¬ sichern, daß jeder Schüler das Dictirte richtig und recht gehört, treü auf den letzten Laut aufgefaßt und auch auf den letzten Buchstaben vollständig niedcrgeschriebcn hat, läßt der Lehrer jeden einzelnen dictirten Satz von ei¬ nem zugleich schreibenden Schüler laut und Wort für Wort nachsprechcn; dann von einem zweiten das Riedergeschriebene von der Theke treü und laut ablesen. Das erhöhet die Aufmerksamkeit der Schüler und gibt ihnen die Ge¬ legenheit und Zeit zur sogleichen Ausbesserung und Berichtigung des einzeln Nicdergeschricbenen. Beim Schlüße liest der Lehrer das ganze Dictatum noch einmal ab, um die Schüler zur gehörigen Auffassung des Zusammenhanges und allseitiger Berichtigung zu veranlassen), 1) Der Leiterwagen ist ein Feldgeräthe. Derselbe ist mehr lang als breit, schwer und stark. Er hat einen Vorder- und einen Hintertheil, vier Räder, einen Wagenbaum, zwei Achsen, eine Deich¬ sel, eine Langwiede, ein Bodenbrett, zwei Leitern, eine Wagenflech¬ te (Hürde), eine Wagensperre, einen Wagennagel (der Schloßnagel an einem Wagen), einen Wagenschmierkübel, eine zwei- oder ein¬ spännige Wage, vier Wagenleisten, zwei Rungschämel mit vier Run¬ gen (Küpfen) und einen Radschuh. Das Wagengestell und die Lei- 104 tern sind von Holz, das Beschläge ist von Eisen. Der Wagen wird vom Wagner verfertiget und vom Huf- oder Waffenschmiede beschla¬ gen. Er dient zum Einfuhren des Heues, des Getreides, des Grummetes, der Kürbisse und des Brennholzes. 2) (S. 1ZS Aufg. « elem. Satzl.) Die Rose, der Blumen Königin, hauchet, wenn der Frühling seinen Blumenreppich ausbrei¬ tet, dadurch, daß sie bei sorgfältiger Pflege des Gärtners ihren hol¬ den Kelch entfaltet, im üppigen Blumenbeete ihre balsamischen Düf¬ te aus, um den Freünd der Natur zu entzücken. 3) Der Garten meines Freündes, eines Staatsdieners, der sich in der Nähe der Stadt befindet, gewährt durch die Mannigfal¬ tigkeit seiner Pflanzen, durch den Wohlgeruch der verschiedenartigsten Blumen und überhaupt durch seine sinnreichen Anlagen, wir mögen nach den Mühen des Tages im schattigen Grün seiner Lauben uns erquicken, oder in den mit duftenden Blumen besetzten Gängen lust¬ wandeln, im Frühlinge wie im Sommer das herrlichste Vergnügen. 4) Über den Nutzen der Berge. Die Berge tragen nicht nur in ihrem Innern die Metalle und Steine, deren wir bedürfen, senden die Flüsse und Ströme ins flache Land, die dasselbe bewässern, und ernähren kräftige Geschlech¬ ter von Pflanzen wie von Menschen; sondern sie freuen auch das Auge des Beobachters durch ihren mahlerischen Anblick, bieten dem, der zwischen ihnen wandert, eine Menge der interessantesten Erschei¬ nungen dar, und gewähren ihm von ihrem Gipfel die Aussicht über große Strecken der Erdoberfläche. Z) Über daS Bücherlesen. Wenn das Bücherlcsen seinen eigentlichen Zweck erreichen, den Verstand aufklären, den Geschmack bilden, das Herz veredeln, Kraft und Stoff zum Denken, Handeln und Genießen geben; oder, was eben so viel heißt, wenn es uns weiser, besser und erfahrener ma¬ chen soll: so ist es nicht genug, Schriften jeder Art zu durchblättern, oder zu verschlingen; nicht genug, gleich Irrenden, in der Bücher- ') Einfacher, dem Laute angemäßener und weniger störend- Feudal, Fester; Leu, Heü, Laüse rc., als- Feudal, Feuer; Leu, Heu, Läuse. — Der Lehrer wähle nach seinem Erachten! — Schul- »orschristen sind nicht außer Acht zu lassen! 105 weit umherzuschwanken, oder immer in einem Meere fremder Ge¬ danken zu schwimmen, indes die Quelle der eigenen in uns selber vertrocknet — sondern wir muffen mit Wahl und Ordnung, mit Muße und Selbstthätigkeit lesen, und keines der wenigen, aber gu¬ ten Bücher eher aus der Hand legen, bis wir uns über die Haupt¬ gedanken des Verfassers befriedigende Rechenschaft zu geben im Stande sind. 6) Über den Ausbruch eines Gewitters. Die Wolken zogen immer schwärzer herauf, die Luft wurde je¬ den Augenblick schwüler und beängstigender, tiefere Stille lagerte sich von Minute zu Minute auf Flur und Wald; als plötzlich ein Wir¬ belwind den Staub der Heerstraße aufwühlte, große Tropfen, Schlos¬ sen gleich, an unsere Fenster schlugen, und, ehe wir uns besinnen konnten, ein rothgelber Blitz, von schmetterndem Krachen begleitet, vom Himmel fiel. 7) Ein Brüsseler Chemiker macht in den Zeitungen bekannt, daß es ihm gelungen sei, aus den Blättern des Maulbeerbaums, ohne Dazwischenkunft des Seidenwurms (Äe!), Seide zu bereiten, und daß er seine Entdeckung der Pariser Akademie vorgelegt habe. (?) 8) (Man liest im „Journal des Debats:" Am letzten Montage (sic!) wurde in der Stadt Preßburg eine Kin¬ derbewahranstalt und eine Primärschule für israelitische Kinder von dem hohen Obern des christkatholischen Clerus eingeweihet (?!?). Am K. Oktober v. Z. raubte der Tod einen Veteranen aus dem Kreise höherer Staatsbeamten, »den General der Infanterie, Grafen Lskon«, im 70. Lebensjahre. Noch am Vormittage wohn¬ te er, Glied des Reichsrathes, seinen Sitzungen bei, und schon am Nachmittage, kaum nach Hause zurückgekehrt, ereilte ihn der Tod durch einen todtlichen Schlag. Der Verblichene bekleidete an 14 Jahre die hohe Charge eines General-Kriegs-Gouverneurs, von der er erst vor 2 Jahren auf seine Bitte entlassen wurde. Der Bau ') Die uneigentliche Stellung dieser Überschrift l s. oben Nr. a. L, 6) sordcrt nach S. 6g ' ' die Einklammerung. Unterstrichen, im Drucke durchschossen, als Einleitungssatz gegeben, kann sie auch ohne i als ein eigener Artikel bezeichneter mit) Einklammerung stehen. 106 der Petersburger-Moskauer-Eisenbahn war schon früher besprochen worden. s) (Theriak.) Bekanntlich war in frühem Zeiten ein gegen alle möglichen Krankheiten gebrauchtes Mittel der Theriak, zu dessen Bereitung auch Schlangengift, Schlangenfett rc. genommen wird. Jetzt wird dieses seltsame Mittel nur noch in Italien bereitet, da aber in großen Massen; in Venedig namentlich, wo jährlich Mil¬ lionen der Vipern verwendet werden (?), die sich in der Nahe die¬ ser Stadt aufhalten (?). Eine andere große Theriakfabrik befindet sich in Neapel, wo man ohne Unterschied alle Schlangen benutzt, namentlich aber die sogenannte viporilln, welche die Landleüte korb¬ weise (?) in die Fabrik bringen, wie bei uns Kräuter in die Apo¬ theken. 10) (Große Gesichtsähnlichkeiten.) Die „Nocke" er¬ zählt: Ein Literat, ein Mann von vielem Geiste und vielen Schul¬ den, bemerkte eines Tages im Theater, am Ende der Reihe, in der er sich befand, die unglückliche Gestalt seines Schuhmachers. Vor dem Feinde fliehen ist sehr schimpflich, ist höchstens einem Novizen von Schuldnern zu verzeihen; aber wie dem sicher drohenden An¬ griffe seines Gläubigers entgehen? sprach der sinnreiche Mann bei sich selbst. —- Wie, wenn ich die Haltung und die Miene des be¬ rühmten — e — nachahmete, dem ich so ähnlich sehen soll? Gesagt, gethan. In der That läßt sich auch der Schuhmacher täuschen, und dennoch nähert er sich ihm. » Ach! Herr — e —-! wann werden sie mir nun endlich meine zwei Paar Stiefel bezahlen?« Der Schuld¬ ner war mithin so und so gefangen. Diese Anekdote erinnert an ei¬ ne ähnliche mit einem Schauspieler beim Vaudeville-Theater in Pa¬ ris vorgefallene. Dieser gab viel auf seine große Ähnlichkeit mit I^nflont. Jemand, der dieser seiner Eitelkeit schmeicheln wollte, gab, als er einmal sehr nahe an ihm vorüber ging, ihm rücklings einen Fußtritt. Erschreckt und zornig kehrt sich der Schauspieler um. „ Mein Herr!" ruft er drohend . . . — »Ach! entschuldigen Sie!« sagte der Andere, »bitte tausend Mal um Verzeihung: ich hielt Sie für Herrn I^nlfoiit« — „ Ist das! dann hat es nichts zu sagen; denn kein Naturforscher, der das Naturprodukt (ein Thier, eine Pflanze, ein Mineral) erkennt, wird fragen, ob dieses Ding sei (Realität ha- 107 be), sondern er ergreift diese Realität in, mit und durch sein Er¬ kennen selbst!" erwiederte der Künstler mit einem Lächeln der voll¬ sten innern Zufriedenheit. 11) Lord F . . . besaß einen Renner von arabischer Zucht, der ein wahrer Bucephalos war und Niemand auf seinem Rücken duldete, als seinen Herrn. Dieser bot Jedem die Wette an und ver¬ kündete schriftlich: „Lord F . . . setzt 100 Pf. gegen die Hälfte, daß sein arabischer Hengst Hassan Nok^a, jeden Reiter binnen 5 Minuten zu Erde werfe. " — Ein verwegener Pferdebändiger nahm die Wette an, bestieg den wildmuthigen Gaul, und spornte ihn durch die Lindenallee zu N.****. Kaum saß er aber fest, so bäumt sich das Roß und drohet überzuschlagen. Der kühne handfeste Reiter beügt sich auf den Kopf des wuthschaümenden Thieres, drückt es durch sein Gewicht auf die Vorderfüße nieder und gibt ihm die Peitsche. Da ging ein electrischer Schlag auf Einmal vom ganzen Thiere aus, der Reiter flog zwei Ellen hoch in die Luft, erhaschte aber mit großer Geistesgegenwart den überhangenden Ast einer Lin¬ de, und kam vor Ablauf der bedungenen Frist, d. i. fünf Minuten nicht auf die Erde. Man ersieht aus dieser lustigen Geschichte, daß die Antwort jenes Reitlehrlings höchst unrichtig war, der sich gegen seines Stallmeisters Aüßerung: Wie kann man so zur Erde fallen? mit den Worten vertheidigte: Erlauben Sie, ich kann doch nicht in der Luft hängen bleiben! 12) Seit gestern geht die Sage, daß ein Arbeitsmann bei Herrn Lauer in Altona eine Erbschaft von 1,500,000 Pf. St. ge¬ macht haben soll. Auf die Bemerkung des Herrn 8., daß er (der Arbeitsmann) jetzt reicher fei, als er (nämlich 8.) selbst, soll jener erwiedert haben: „ Das sei möglich, aber den Speicher verlasse er nicht eher, als bis er das Geld in Händen habe." 13) Denken, das Denken. Durch das Denken gelangt der Mensch zum Wissen. Mag er sehen, hören, lesen und lernen, was er will, und so viel er will; er weiß von Allem nur dasjenige, was er gedacht, bedacht, durchdacht, mit einem Worte, durch das Denken seinem Geiste eigen gemacht hat. Behaupte ich deshalb zu viel, wenn ich sage der Mensch werde eigentlich nur durch sein Denken ein Mensch? Denke dir aus dem 108 menschlichen Thun und Wirken das Denken hinweg — was bleibt dir dann noch übrig? Auf einem Flächenraume von 800.000 Quadratmeilen stam¬ meln mehr als 1OO.OOO.OOO Menschen die erste Kindersprache des menschlichen Geschlechtes. Der Durchmesser der Erde ist 1720 Meilen lang; der Um¬ fang derselben beträgt 5400 Meilen; ihr Oberflächeninhalt ist 8,288,000 m Meilen, und der Kubikinhalt beträgt 2,862,560,000 Kubikmeilen. 14) Im Antichambre des Marinechefs findest du eine große Auswahl periskopisch-geschliffener, feiner Conservations-Brillen und Lorgnettengläser, eine neue Art Jagd- und Federnbrillen für kurz-, weit- und schwachsehende Augen; Fernröhre, achromatische (farben¬ lose) Operngucker in Elfenbein, Taschen- und Jagd-Perspektive; Loupen, Mikroskope und Thermometer; Aerometer und verschiedene andere Flüssigkeitswagen. 15) Die Birke ist ein hoher schlanker Baum. Sie hat eine schöne weiße Stammrinde, braunrothe und weißpunktirte Zweige, dreieckige, eiförmig zugespitzte, sägenartige gezahnte, glatte Blätter. Sie ist einer unserer bessern Forstbaüme, der auch auf geringem Boden, wo andere Baüme nicht fortkommen ziemlich schnell wächst. Ihr zähes Holz dient nicht allein zu einem guten Brenn- und Kohl¬ holz, so wie der daraus bereitete Ruß zu einer trefflichen Buch¬ druckerschwärze, sondern es ist auch ein sehr gutes Nutz- und Werk¬ holz für Wagner, Drechsler, Faßbinder; die knotigen Auswüchse oder Masern werden zu Pfeifenköpfen und von Tischlern und Bildschnitzern zu schönen eingelegten Arbeiten benützt. Die Zweige werden als Reitgerten, sodann zum Binden und insbesondere zu Kehrbesen ge¬ braucht. Aus der Rinde wird ein Öhl destillirt, welches die Russen zur Bereitung des Juchtenleders gebrauchen. Sie dient außerdem zum Gerben und zu Lock- und Vogelpfeifen. Die jungen Blätter färben leinene und wollene Zeüge schön gelb, und mit Alaun und Kreide gekocht liefern sie das bekannte Schuttgelb. Der im Früh¬ linge abgezapfte Birkensaft hat einige Arzeneikräfte, und kann frisch, oder mit Honig und Gewürz zu einem Meth gekocht, getrunken wer¬ den. Wie vielen Nutzen gewährt uns dieser einzige Baum! 109 16) (Zu ** §. 5 R. 13 S. 3 t.) Wer fleißig ist, der arbei¬ tet; wer Kräfte haft der kann arbeiten; wer sich nähren will, der muß arbeiten; wer arbeiten kann, der soll arbeiten. Da Gott die Liebe selbst ist, so kannst du ihm dich und deine Schicksale ruhig übergeben; da Gott die Allmacht selbst ist, so darfst du nicht so ängstlich für die Zukunft sorgen. Was hier und dort die Erde bringt, beschrieben Tausende; wo irgend eine Sache, deren ich bedarf, zu finden sei, kann ich in einem Augenblicke erfahren. Er vertraute mir, wie er sich mit seinem Großoheim entzweiet habe; wie dieser wür¬ dige Alte für ihn zu sorgen denke, aber freilich auf seine eigene Art; daß der Großoheim ihm eine reiche Frau geben wolle, obgleich ihm nur mit einer haushälterischen gedient wäre. — Fliehe die Einsam¬ keit nicht, sie befreündet dich mit dir selbst; fliehe die Gesellschaft nicht, sie befreündet dich mit der Welt. Wenn wir auch alles be¬ trachtet haben, was die Natur uns zeigt; wenn wir auch alles ge¬ nossen haben, was sie uns darbietet; wenn wir auch alles geleistet haben, was in ihrem Gebiete sich thun läßt — unser Durst nach Erkenntnis; ist noch lange nicht gestillt, wir sehnen uns nach mehr Wahrheit und Licht; unser Wunsch nach Wohlsein ist noch lange nicht befriedigt, wir schmachten nach einem längern und höheren Genuß; unserm Triebe nach Vollkommenheit ist noch lange nicht ge¬ nug geschehen, er kennt ein höchstes Ziel, er strebt nach unendlichem Fortschritte. -K Eine zusammengesetzte Periode ist die Verbindung dreier oder mehrer beigeordneter Sätze als zweier in einem begründenden oder ei¬ nem begründend entgegensetzenden Verhältnisse stehenden Urtheile zu Einem Gedanken, (Vergl. das Obbesagte nach Anm. der R. 6 S. 9, Anm. §. 5. ». R. 4. S. 25.) 17) Die Scheuer (Schelme) ist ein Gebaüde. Dieselbe steht gewöhnlich nördlich neben dem Bauernhause. Sie ist lang, breit, hoch und geraümig. Sie hat eine Tenne zum Dreschen des Getreides, zwei Thore, einen Frucht¬ boden, einen Hcüboden und eine Wagcnhütte (Wagenremise; Wagenschop¬ pen). Sie gehört dem Bürger und Bauer M"**. Sie dient zum Aufbe¬ wahren der Getreidegarben und des Viehfutters, zum Ausbewahren der Feld- geräthschaften und zum Ausdreschen des Getreides. 18) Das Pferd ist das schönste vierfüßige Hausthier. Es hält sich im Stalle und auf der Weide auf. Es ist stolz, muthig und gelehrig. Es hat einen langen gesenkten Kopf, am Halse eine Mähne, eine breite Brust, un¬ gespaltene Hufe und einen langhaarigen Schweif. Es frißt gern Haber, Salz und Brot; Gras und Klee, Heu und Haberstroh. Es dient zum Fahren und Reiten, zum Lasttragen und Maschinentreiben. (S. 204 elem. Satzl.) 19) (Eine Mcerorgel als Warnungssignal.) Ein Englän- 11V der hat eine höchst seltsame Erfindung erdacht, welche der Schifffahrt von Nutzen sein soll. Er will nämlich die brandenden Wogen an einer gefährli¬ chen Küste zwingen, die Seefahrer selbst vor der Gefahr zu warnen, der sie sich aussetzcn würden, wenn sie sich ihnen näherten. Es sollen hohle Bojen (Tonnen) in der Nähe einer gefährlichen Küste, einer Sandbank, u. dgl. vor Anker gelegt, und mit diesen Bojen Röhren, gleich Orgelpfeifen, in Verbin¬ dung gebracht werden. In diesen Röhren befinden sich Mctallzungcn, wie in den Accordions, so daß, wenn die Bojen von den brandenden Wogen auf- und abgeschleudert werden, die Luft durch die Röhren getrieben wird und dabei warnende Töne erzeugt, die lauter und lauter werden, je heftiger das Meer wüthet, je größer also die Gefahr ist. 20) An das Oberconsistorium zu Breslau erließ Friedrich der Zweite, König der Preußen, folgende Zuschrift: „Da Sc. M., der König, es nicht haben will, daß die gemeinen Leute, wenn sic Bittschriften zu überreichen haben, oder auch bei andrer Gelegenheit, vor Ihm auf die Erde niederfal- lcn (dieses können sie wohl vor Gott thun; wenn sie aber etwas abzugeben haben, so können sie das thun, ohne dabei niederzufallen); so befiehlt der König dem Oberconsistorium, die Verfügung zu treffen, daß dieses in allen Kirchen verlesen werden soll, auf daß die Leute das wissen, und das Nieder¬ fallen auf die Erde vor Ihm künftig unterlassen." 21) Der Wasserfrosch ist eine Amphibie (ein Lurch). Derselbe hält sich gern im Rohr und Schilf der Sümpfe und Teiche auf. Er ist schlau und herzhaft. Er hat einen länglichen großen, spitzen Kopf, einen eckigen Kör¬ per, einen grasgrünen Rücken; einen weißen Bauch, lange Hinter- und kürzere Borderfüße. Er frißt Schnecken, kleine Fische und den Fischlaich (die Fischbrut); Gewürm und allerlei Ungeziefer. Er nützt durch Vertilgung der Schnecken und des Ungeziefers, und durch seine eßbaren und schmackhaften Schenkel. 22) Solon, der Athcnienser, war an dem Hofe des Indischen Königs Crösus gewesen, der ihn, nachdem er ihm alle seine Schätze und Reichthü- mer gezeigt hatte, mir vieler Selbstgefälligkeit fragte: ob er ihn nicht für den glücklichsten Sterblichen halte? „Nein", erwiederte Solon mit Ruhe. Der König fragte mit Befremden: „warum nicht"? — »Weil ich Keinen«, ant¬ wortete Solon, »vor seinem Ende glücklich nennen kann!« — Als in der Folge Crösus von dem persischen Könige Cyrus besiegt und dessen Gefange¬ ner geworden war, und eben hingerichtet werden sollte, rief er mit der Rück¬ erinnerung an jene merkwürdigen Worte aus: „O Solon, Solon!" — Cvrus war begierig zu erfahren, was dieser Ausruf bedeute? — Er erfuhr es und schenkte dem Crösus das Leben. 23) Der Flachs ist eine Gespinnstpflanze und gehört zu den krautar¬ tigen Gewächsen. Derselbe fordert ein etwas feuchtes, lockeres und fettes Erdreich. Er hat einen zwei bis drei Fuß hohen Stengel, längliche, schmale, spitzige Blätter, blaue Blüthen, rundliche fächerige Samenkapseln (Bollen) und glänzend braune Samenkörner. Derselbe blühet im Juni und Juli, wird aber vor seiner völligen Reife ausgerauft, in Garben gebunden und an einen sonnigen trockenen Ort zum Nachreifen ausgestellt. Er wird in den letzten Tagen des April oder Anfangs Mai ausgesäet. Aus den Flachssten¬ geln wird durch Rösten, Brechen, Schwingen und Hecheln das Spinnhaar gewonnen, und aus dem Flachs - oder Leinsamen wird das Leinöhl bereitet. (S. 205 elem. Satzl.) 24) (Rauchende Blumen.) Ein deutscher Botaniker, der die engli¬ sche Kolonie am Schwanenflussc in Neu-Holland (Neuholland) bereist (ve¬ reisst) hat, entdeckte daselbst eine Blume, die unter dem Einflüsse der Son¬ nenstrahlen in periodisch wiedcrkehrenden Zeiträumen einen Rauch ausstößt, wie Personen, die Labak rauchen. Der Reisende erschrack Anfangs darüber, m als er in der Entfernung diese rauchenden Blumen sah, und wähnte in ei¬ nen Hinterhalt von Wilden gefallen zu sein. 25) Zu den leidenschaftlichsten Jagdliebhabern, die wohl je lebten, ge¬ hörte der jüngstverstorbcne Herzog von Bourbon; er jagte täglich, mit Aus¬ nahme der Sonn - und Festtage. Seine Jagdbücher, welche er mit der größten Sorgfalt führte, weisen seine reichen Jagdausbeutcn nach. Im Jahre 1827 erlegte er hundert zwei und zwanzig Wildschweine und neun und siebenzig Hirsche. Bei seinem Lode befanden sich in seinem — als Jagdschloß berühm¬ ten — Schlosse Chantilly: 210 Paar Hunde, wovon 70 Paar vorzugsweise zur Hirsch-, 80 Paar zur Sau - und 60 Paar zur Rehjagd verwandt wa¬ ren. In den Ställen standen 250 Jagdpferde. Der Herzog war ein vortreff¬ licher wilder Reiter, und das Personal seines Jagddienstes zählte 220 Köpfe. 26) Der Roggen (eigentlich Nocken) ist eine Gctreideart und gehört zu den grasartigen Gewächsen. Derselbe gedeiht in einem leichten, etwas sandigen Boden, und kommt in kälteren Gegenden besser fort, als in wärme¬ ren. Er hat zarte faserige Wurzeln, einen hohlen mit Knotenabsätzen ver¬ sehenen langen Halm, eine zweizeilige Ähre mit kurzen Grannen und sehr mehlreiche Körner. Er blühet Anfangs Juni und reift im Juli und August. Er wird im Herbste oder auch im Frühlinge gesäet. Seine Körner geben Mehl zu dem so schmackhaften Brote und sein Stroh dient zur Streue für das Bieh, zum Dachdecken, zu Strohkörben, Bienenkörben, Strohhüten und auch zum Kiehfutter. Ehedem hatte man Panzer, welche in Gestalt der Fischschuppen (ohne orthographischen Zweck: Fisch-Schuppen, Kuh-Haare) aus vielen über ein¬ ander befestigten eisernen Blechen bestanden, und den Körper bedeckten, ohne die Bewegung sehr zu hindern. In Wienerisch - Neustadt ist eine berühmte k. k. Militärakademie, eine Cistercienser-Abtei und ein Gymnasium. Es gibt gegenwärtig viele Fabriken in Seiden-, Leinen-, Baumwollen-, Wollcn- und Metallwaren. 27) O heil'ge Nacht! Bald ist's vollbracht! Bald schlaf' ich ihn, den langen Schlummer, Der mich erlös't von allem Kummer! Die getaüschtcn Candidaten erzählen folgenden Schwank: Einer der Akademiker hatte, der vielen Visiten überdrüssig, seine Antwort mit großen Buchstaben auf einen Bogen Papier geschrieben und letzteren an die Lhüre der Portierwohnung geklebt. Die Bewerber, welche den Akademiker um seine Stimme bitten wollten, lasen folgende Worte: „Hr. ** ist nicht zu Hause; er wird in den beiden Wahlen für die HH. V*"* und A* stimmen." 28) Auf Befehl Sr. M. des Kaisers hängte der Feldmarschall-Lieu¬ tenant dem Stabs-Feldarzte in der vereinigten Banal-Warasdiner-Earl¬ städter Gränze im Beisein des General - Majors , des Grenadierbattaillons- Commandanten vom Wallachisch-Banater Grenz-Infanterieregimente, des Militär-Verpflegsvcrwaltcrs und des mit Oberstlieutenants-Charactcr pen- fionirten Sch"" die große goldene Civil-Ehrenmedaille um, nachdem der Oberst vom Gradiskaner Gränz-Jnfanterieregimente die Verdienste des schon im v. I. mit einem sächsischen Haus- und Verdienst-Ritterorden decorirten Bethcilten in einer ein- und durchgreifenden Rede aus einander legte und die Anwesenden bis zu Lhränen rührte. Radmannsdorf wurde im Anfänge des 14. Jahrhundertes ein Markt¬ flecken; der böhmische Exkönig Heinrich, Herzog von Kärnten (Herzog Mainhards II. Sohn, ff am 4. April 1335), verlieh ihm Stadtgerechtig- keit. 29) Der Geist bildet sich Vorstellungen von größerer Wohlfahrt und !IL Glückseligkeit, als die Erfahrung aufstellen und geben kann. Daher gefällt er sich so wohl bei reizenden Dichtungen; daher schwärmt er so gern in lieblichen Träumen; daher schafft er sich so gern in Gedanken eine eigene Welt, wo alles ist, wie er wünscht, und alles geht, wie er es verlangt. Ein großer Theil unserer Fehler läßt sich verbessern und wieder gut machen; die meisten Arten des Verlustes, welche wir leiden, lassen sich vergüten und sind eines Ersatzes fähig: aber unverbesserlich, schlechterdings unverbesserlich ist der Fehler, durch welchen wir unsere Zeit verschwenden; unersetzlich, ewig unersetzlich ist der Schade, welchen wir dadurch leiden. Je mehr wir mit Äußerungen des Lasters umgeben sind; je öfter wir die Ausbrüche desselben mit Augen sehen: desto leichter vermindert sich der Abscheu dagegen; desto mehr gewöhnen wir uns an den schändlichen Anblick; desto geneigter werden wir, mitzumachen, was so häufig geschieht. 30) Der Himmel mit allen seinen Sternen und seinem ewigen Gesetz; alle diese Welten, die sich in regelmäßigen Kreisen um und durch einander drehen; diese Weltgebäude ohne Ende neben-, über-, unter- und hinterein¬ ander gebaut — das alles hat gar nichts Erhabenes an sich, als in sofern es an dem Herzen Gottes liegt und ein sichtbares Zeichen seiner Unendlich¬ keit ist. Da ich nicht wissen konnte, daß ich an jenem Lage bei Ihnen essen würde, so hatte ich schon mein Mittagsmahl eingekauft — eine Wurst. Es ist kein Ruhm, reich, und keine Schande, arm zu sein; deshalb ist es thö- richt, nach dem Scheine des Reichthums zu streben, wenn man arm ist, und sich der Armuth zu schämen, die man nicht verschuldet hat. Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgend ein Mensch ist oder zu sein vermeint; son¬ dern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Werth des Menschen aus. Denn nicht durch den Be¬ sitz, sondern durch Nachforschung der Wahrheit erweitern sich seine Kräfte, worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit besteht. 31) Wenn der Knabe zu begreifen anfängt, daß einem sichtbaren Punkte ein unsichtbarer vorhergehen müsse; daß der nächste Weg zwischen zwei Punkten schon als Linie gedacht werde, ehe sie mit dem Bleistifte aufs Papier gezogen wird: so fühlt er einen gewissen Stolz, ein Behagen. Daß oft die allerbesten Gaben die wenigsten Bewunderer haben, und daß der größte Theil der Welt das Schlechte für das Gute hält — dieß Übel sieht man alle Tage. Es ist schön einen Mann zu erblicken, der, in niedrigem Stande geboren, von Glücksgutern entblößt, vielleicht durch Schicksale herunterge¬ kommen, dennoch auf Ehre hält, Verachtung und Unterdrückung nicht dul¬ det, seinen Antheil an den allgemeinen Menschenrechten behauptet und ohne thörichtcn Hochmuth, der für ihn ein unnatürlicher, also größerer Fehler wäre, sich in keiner seiner Handlungen wegwirft. Nun, das ist groß genug; wahrhaftig, du sahst auf deiner Reise, was Tausende nicht sahen. Aber sieh! dort ist die Brücke, von der ich dir vorher erzählte. 32) Jetzt singen die Wangen des Wütherichs (eines Königs der Wil¬ den) an sich zu entfärben, in der Brust kochte der Zorn, und die Stimme wurde bebend und stiller. Däne! drohte er (der König), Däne! Ich sprach bisher mit einer Güte zu dir, die du nicht verdientest. Dein Schweigen ist knabenhafte Bosheit. Ich weiß, auch du wartest mit Millionen auf meinen Tod, ihr vergönnt mir kein langes Leben. Darum willst du mir dein Ge- heimniß (ein Kraut gegen den Lod) nicht entdecken. Einem fremden Macht¬ haber hast du deine Seele aufgeschlossen, vor deinem Herrn und Meister aber bleibst du verschlossen. Däne, deine Reden von meinem Heile, und vom Heile und Fluche der Menschheit sind eitle Seifenblasen. Wenn die Güte nichts fruchtet, nun, ich weiß ein anderes und unfehlbares Mittel. Däne, sogleich entdecke mir Alles, oder — kennst du das Wort: Tortur?— Tortur? fragte Däne feierlich. Nein, König, das wirst Du nicht thun. Denn ich stehe als ein Schuldloser vor Dir. Und wäre es möglich, und könntest Du 113 diese unverantwortliche Lhat, die zum Himmel aufschreien würde, auf Dei¬ ne Seele laden, Du würdest bei mir nichts bezwecken, sondern nur die See¬ lenkraft eines Mannes kennen lernen. 33) Wo göttliche Kraft und Empfindung die Gedanken belebt; wo Dank und Bitte auf den Flügeln des Wortes zum Himmel steigt; wo ein heiliger Ort den umherschweifenden Sinn fesselt und sammelt - da ist Re¬ ligion. Der Dichter soll zwar die Einbildungskraft stärken, aber nicht so, daß er die Vernunft zerrütte; er soll den Witz schärfen, aber nicht so, daß die geselligen Tugenden leiden; er soll die Liebe besingen, aber nicht so, daß wir ihren Ausschweifungen oder gar ihren unnatürlichen Ausartungen Bei¬ fall geben. Die Sonne, die dich erleuchtet und erwärmt; der Mond, der dich des Nachts mit seinem Scheine leitet; der Abend, der stets auf den Morgen, und der Morgen, der stets auf den Abend folgt; das zahllose Heer der Ster¬ ne, das deinen Geist mit sich emporhebt, fartreißt, bis zur Gottheit erhebt und ihn zuletzt in die entzückendsten Ahnungen, Hoffnungen, Aussichten ver¬ lieren läßt — was sagt dir dieß alles anders, als: Gott ist die Liebe, und seine Liebe ist unerschöpflich reich; sie geht, so weit die Himmel reichen; sie umfaßt alle Welten. 34) Wir sind entweder mit dem Sammeln, Ordnen und Anwenden bloßer Erfahrungskenntnisse, oder mit der Aufsuchung von Begriffen, die von aller Erfahrung unabhängig sind, beschäftigt; oder wir leben mitten in der beschränkten und endlichen Wirklichkeit, aber so, als wäre sie für uns unbe¬ schränkt und unendlich. Ans Vaterland, ans theuere, schließ dich an! dashal¬ te fest mit deinem ganzen Herzen! Die Zahl quellenreicher Gebirgsketten, de¬ ren schneebedeckte Gipfel weit über alle Wolkenschichten emporragen; sandlose und darum minder erhitzbare Steppen; die Fülle ungeheurer Ströme, wel¬ che nach vielen Wendungen stets die entferntest/Küste suchen; undurchdring¬ liche Wälder, welche die flußreiche Ebene am Äquator ausfüllen und im In¬ nern des Landes, wo Gebirge und Ocean am entlegensten sind, ungeheuere Massen, theils eingesognen, theils selbsterzeugten Wassers einsaugen — alle die Verhältnisse gewähren dem flachen Theile von Amerika ein Klima, das mit dem afrikanischen durch Feuchtigkeit und Kühlung wunderbar kontrastirt. Kann er seine Verbindlichkeit, Gutes zu schaffen, stärker empfinden, als wenn er einsieht, cs sei Gottes Werk, was er zu betreiben habe; er sei Gott, dem Regierer der Welt, für sein Thun Rechenschaft schuldig? 35) Im Jahre t756 nöthigte ein Sturm den englischen Capitain Edu¬ ard mit dem Kriegsschiffe „Elisabeth" in Cuba (der größten Insel in den Antillen, den Spaniern gehörig) einzulaufen. — „ Ich überliefere mich Ihnen und mein Schiff", sagte der Capitain zu dem Gouverneur, „nur flehe ich Ihre Menschlichkeit an." — »Ich werde mich nicht entehren«, antwortete ihm der Spanier. » Wären sie in einem Gefechte genommen worden, so wür¬ den sie unser sein. Jetzt, da der Sturm Sie gezwungen hat, um dem Schiff¬ bruche zu entgehen, sich hierher zu flüchten, muß ich vergessen, daß unsere beiden Nationen im Kriege sind. Sie sind Menschen, wir auch; Sie sind un¬ glücklich, wir müssen Mitleiden mit Ihnen empfinden. Laden Sie Ihr Schiff aus; bessern Sie es aus; schaffen Sie sich Hülfe! Beim Auslaufen will ich Ihnen einen Paß geben, der Ihnen bis zu einer gewissen Höhe Sicherheit geben soll. Werden Sie dann genommen, so tritt das Recht des Krieges ein.« 36) Sieh diesen Baum mit seinem starken Stamme, mit seiner präch¬ tigen Krone, mit Ästen und Laub, Blüthen und Früchten; sieh ihn, wie er ist: Du wirst bewundern, erstaunen und ausrufen: Göttlich! Wenn man an den ältesten Überbleibseln der deutschen Schreibart diese Macht und Herrlich¬ keit der alten Sprache unmöglich verkennen kann; wie kommt es denn, daß man so wenig daraus gedacht hat, sie wieder zu erobern? Wäre auch Gewiß- Interpunctionslehre. 8 114 heit mir noch so fern; ich wollte doch nur schweigend suchen, und nicht kla¬ gen: denn stärker als der Zweifel ist die Freude, gefunden zu haben, was ich suchen soll, und dem gemeinen Wabne entronnen zu sein, der Wiele der Bessern verhindert, zur rechten Höhe des Lebens sich emporzuschwingen. 37) (Officier:) Mensch! spricht man so verächtlich von ehrlichen Bürgern? Gab euch der König das Seitengewehr zu Gewaltthätigkeiten? Gab er es euch seine Unterthanen damit zu mißhandeln? — Sollten sie nicht einen Frevler, er stecke in Montur oder nicht, entwaffnen dürfen? — — Schämt euch, ihr Trunkenbolde! Ein Federsittig gebührt euch anstatt des Säbels, wenn ihr keinen bessern Gebrauch von ihm zu machen wißt! Spart cuern Muth auf das Schlachtfeld!-Pfui, der ewigen Neckereien zwi¬ schen Bürger und Soldaten! Gegen beide muß strenge Gerechtigkeit Statt finden! Das sollt ihr erfahren, sobald die Untersuchung beendigt ist! Herr Lieutenant! .... Still! das Seitengewehr abgelegt! — Herr Lieutenant! die Untersuchung wird uns rechtfertigen, und hier sind zwei wackere Männer aus Ihrer Eompagnie, die mögen selbst sür uns zeugen. Oder sollen wir das Seitengewehr unsers Königs von solchen Burschen uns abnehmen las¬ sen? Wie? Was? Sollen die Bursche ihre Bravour an uns üben? Oder. .. Still! Ihr seid meine Arrestanten (richtiger Arrestaten)! Fort mit ihnen! 38) Zch soll vom Thier mich unterscheiden, Soll Gutes thun und Böses meiden, Mich nie zum Guten zwingen lassen, Und al¬ les Unrecht flieh'» und hassen; Denn traurig wär' es, wenn man mir Mit Schlägen droh'» mußt', wie dem Thier! — *) 39) Schreibt „mit, nach, nächst, nebst, sammt, bei, seit, von, zu, zuwider, Entgegen, außer, aus" stets mit dem Dativ nie¬ der! **) Bei „ durch, für, ohne, um ", auch „ sonder, gegen, wi¬ der" Schreibt stets den Accusativ und nie den Dativ nieder! Nach dir schmacht' ich, zu dir eil' ich, du geliebte Quelle, du! Aus dir schöpf' ich, von dir lern' ich, heiter durch das Leben wallen, Angelacht von Frühlingsblumen und begrüßt von Nachtigallen. Durch dich ist die Welt mir schön, ohne dich würd' ich sie hassen; Für dich leb' ich ganz allein, um dich will ich gern er¬ blassen; Gegen dich soll kein Verleumder ungestraft sich je vergehen, Wider dich kein Feind sich waffnen, ich will dir zur Seite stehen. 40) Sink', o Körnlein, denn hinab, Sink' ins stille, kühle Grab, Zn das Bett von Erde; Erde streu' ich auf dich her, Bis, mein Körnlein, ich nichts mehr Von dir sehen werde. Wüßtest du, was ich dir thu', Hättest Sprache du dazu, Ach du spräch'st mit Be- ') Verse sollen immer in die Strophen eingereihet, correct geschrieben und gehörig interpunctirt von den Schülern eingereicht werden. Hat auch sein Gutes. ") Auch: gegenüber, zunächst, ob, binnen, gemäß, pber, entlang, trotz, längs, rc. 115 den: Nie seh' ich die Sonne mehr, Zn dem Dunkel um mich her Endet alles Leben! H Aber, Körnlein, habe Muth! Sieh', du liegst ja sanft und gut! Hast bald ausgeschlafen! Blickst dann auS dem Grab hervor, Blühst als Blume schön empor, Bist ganz neugeschaf¬ fen. «r Ich auch sinke einst hinab, So wie du, ins kühle Grab, Mich auch deckt die Erde; Aber herrlicher noch ruft Aus der stillen, düster» Gruft Mich des Schöpfers „ Werde! " Bei Geschäften wird man alt, Jeder hat uns lieb; Doch den Faulen nennt man bald Einen Tagedieb. Segne, Vater, unfern Fleiß! Herr, beglücke unser Streben, Uns zum Heil und dir zum Preis Weise und gerecht zu leben! Anhang. Jnterprniktionslehre für Schüler. §. 1. Die Interpunktion besteht in der Fertigkeit des Gebrau¬ ches gewisser Zeichen, die jene Pausen (Ruhepunkte) in der Schrift¬ sprache bezeichnen, welche man in der gesprochenen Rede wahrnimmt, um durch eine sinnliche Bezeichnung das zu verbinden, was dem Sinne nach zusammengehört, und das zu trennen, was den Begrif¬ fen nach selbst von einander getrennt erscheint. Diese Zeichen zerfallen ^) in Satz-Theilzeichen, welche die Glieder eines zusammengezogenen Satzes und die Sätze selbst von einander absondern, die zu einem zusammengesetzten Satze ver¬ bunden sind; 8) in Satz-Tonzeichen, welche den Ton der Stimme, in der gelesen werden soll, nebenbei andeuten; 0) in Un¬ terscheidungszeichen, welche die Verständlichkeit der Schrift befördern, und eine satzlehrliche Bedeutung haben. Um einen entsprechenden Gebrauch von diesen Satzzeichen ma¬ chen zu können, halte man sich folgende allgemeinen Regeln vor: (Siehe S. 8 u. 9 R. 1 bis einschließlich R. 6 *) ) Klüger §. 2 S. 2 bis zum §. 3 S« 9 8* 116 §. S. ^) Satz-Theilzeichen (Punkt, Doppelpunkt, Strich¬ punkt, Beistrich) bezeichnen die großem oder die kleinern Pausen, die man in der gesprochenen Rede wahrnimmt. I. Punkt (.). §. 3. Der Punkt als das Zeichen der vollen Pause (Schlu߬ pause), mit der man einen abgeschlossenen Satz endet, und zugleich zum hörbaren Zeichen eines völlig beendigten Gedankens die Stim¬ me sinken und merklich ruhen läßt, den folgenden Satz aber mit er- höheter Stimme anfängr — steht: I. als Schlußpunkt: 1) Nach jedem Satze, der in der Gedankenreihe ein für sich abgeschlossenes Ganzes ausmacht, und weder dem Inhalte (der innern Verbindung) noch der Form nach sich eng an den folgenden Satz anschließet, noch eine Frage, einen Ausruf enthält z. B. Der Mensch besitzt unter allen Geschöpfen der Erde die erhabensten Anlagen. Will er diese Anlagen zweckmäßig ausbilden, so muß er seine Be¬ stimmung genau kennen lernen. Hat er aber diese Bestimmung gehörig ken¬ nen gelernt, so wird er auch sein großes Ziel nicht verfehlen. 2) Nach einzelnen grammatischen Sätzen, die in eigener Ein¬ heit abgeschlossen sich darstellen; nach einzelnen Wörtern und ellip¬ tischen Sätzen, die mit dem Folgenden in keinem grammatischen Zu¬ sammenhänge stehen, aber die Stelle dennoch eines grammatischen Satzes vertreten, wie die Überschriften über einzelne Abschnitte, die Titel der Bücher, die Antworten auf eine Frage z. B. Es donnert. Die Luft ist elastisch. — Drittes Kapitel. Deutsche Or¬ thographie. — *) Aus der Kirche. — Vorrede. Anmerkung. — Heute mir, morgen dir. Jung gethan, alt gewohnt. — **) Niemand. Ja. 3) Vor den Bindewörtern „und, doch, und doch, oder, auch, rc. ", wo diese Bindewörter nicht sowohl verbinden, als viel¬ mehr einen gewissen Nachdruck, einen Übergang zu einem neuen Sinne anzeigen z. B. Bertrand hatte in dieser Schlacht (i. I. 1813) 26 Kanonen verloren. Ein Jubel erscholl bei dieser Siegesnachricht in Berlin. Auch Hirschfeld schlug zur nämlichen Zeit den französischen General Gerard. — Jeder hat sein eigen Glück unter den Händen, wie der Künstler eine rohe Materie, die ') Woher kommst du? ") Wer hat uns gesucht? 117 er zu einer Gestatt bilden will. Und *) es ist mit dieser Kunst, wie mit allen; sie will gelernt und sorgfältig ausgeübt sein. Ein Bettler bat ein Kind um Brot. Und das Kind gab ihm das größere Stück. Der Bettler dankte weinend dem Kinde, wahrend er sprach: Dir wird es noch sehr gut gehen. Und wirklich dauerte es nicht 10 Jahre, daß man das Vermögen dieses Kindes über 30.000 fl. schätzte. (S. S. 11 — 14 R. 3 — 6.) 4) S. S. 13 R. 5. — 5) S. 14 R. 7. II. als Abkürzungspunkt: 1) Hinter Zahlen, wo jede für sich und nicht zusammen aus¬ gesprochen werden soll z. B. Ich setzte die Nummern 4. 25. 58. 64. 82 in die Lotterie. 2) Hinter den Ordnungszahlen, wenn sie mit Ziffern geschrie¬ ben werden z. B. Wir erklärten den 3. Vers vom 1. Gesänge des 6. Buches. 3) Hinter einem abgekürzten Worte z. B. S. k. M. — Joh. B. PH. Kraus. — Röm. 1, 20. — Ephes. 6, 12. Anmerkung. Nur nach dem Schlußpunkte, nicht nach dem Ab- kürzungspunktc muß das nachfolgende Wort den großen Anfangsbuch¬ staben jederzeit erhalten. Nach der Kapitel-Ziffer steht der Beistrich, nach jedem einzelnen Verse der Punkt. Sollte nach dem abgekürzten Worte eigent¬ lich ein anderes Satzzeichen stehen, so muß solches auch gesetzt werden z. B. Ist das nicht der ausdrückliche Befehl S. M.? — Ich melde Ew. Hochw., daß die Leute angekommen sind. s. Beistrich (,), §. 4. Der Beistrich ist das Zeichen der kleinsten Gliederpause und steht: 1) Zwischen den Gliedern (den einzelnen Subjekten, Objekten, Attributen, Prädicaten) eines zusammengezogenen Satzes, dessen ein¬ zelne Glieder von einerlei Art und Biegung nicht mit »und, oder" verbunden sind z. B. Er, sie, dieser, jener, der Herr, der Knecht, alle sind krank. Änten, Gänsen, Tauchern gab der Schöpfer Füße, Flügel, Schnäbel. Du kannst links, rechts, vorwärts, rückwärts gehen. Karl, Max, Franz waren kluge, gelehrte, beherzte, thätige, rechtschaffene Männer; aber ihre Zeitgenossen drückten, haßten, verfolgten, verwiesen sie. Nicht bloß dich, auch mich hat dieses Unglück getroffen. Wir werden zuerst nach Gratz, dann nach Wien gehen. Ein großer, gelehrter Mann (wenn er groß und gelehrt ist). Dage¬ gen: Ein großer gelehrter Mann (wenn er ein großer Gelehrter ist). Wir siegen oder sterben. Wir empfinden oder fühlen. Franz kann lesen. Kälber 0 Äußerlich merkt man die Setzung des Punktes vor „und" daran ab, daß sich ein solches „und" oft ohne Veränderung des Sinnes mit „nur, sobald, allein,- sogleich, aber, dennoch" austauschen laßt. 118 oder Ochsen schlachtet er gewiß. Fleißige und aufmerksame Kinder. Georg und Anton essen und trinken gern. L) Zwischen Hauptsätzen, die zu Einer Satzverbindung ent¬ weder bloß angereihet, oder durch anfügende Bindewörter (und, auch, zudem, außerdem; nicht nur, nicht bloß, nicht allein — sondern auch; sowohl — als auch; weder — noch; als, wie, näm¬ lich — s. w. S. 24*, 42*** S. 53 R. 14 S. 56 R. 45) ver¬ bunden sind, und bloß aus den einfachen Satzgliedern bestehen, oder nur ein einfaches Satznebenglied enthalten z. B. Sie haben nicht allein nicht gewonnen, sondern sie haben auch verloren. Max trinkt weder Wein, noch ißt er Fleisch. Er hat den einzi¬ gen Sohn verloren, außerdem hat er in seinem Geschäfte Verluste erlit¬ ten. Der Vogel fliegt, der Fisch schwimmt. S) Zn Satzgefügen zwischen dem Hauptsatze und dem ge¬ wöhnlich durch ein Bindewort oder ein verbindendes Für¬ wort an seinen Hauptsatz angefügten Nebensätze, auch dann, wenn das Satzgefüge eine Periode ist, d. h. der Nebensatz mag voran- gehen oder nachfolgen, sich in der abgekürzten oder in der Form eines Hauptsatzes zu einem Satzgefüge dem Hauptsatze anschließen z. B. Wenn du gesund bist, so freuet es mich. Wem nicht zu rächen ist, dem ist auch nicht'zu helfen. Bleibe, wenn du willst. Sorge du dafür, daß du gesund bleibest. Sage mir, wer Amerika entdeckte? Niemand weiß, woher ich komme. Wer nur Gutes will, hat Niemanden zu fürchten. Man erzählt sich, er habe ein großes Vermögen. Er hat mir geantwor¬ tet, er sei völlig hergestellt. Man macht ihm den Vorwurf, er ver¬ gönne sich zu viel. Gehorchst du nicht, wirst du bestraft. Wei¬ nend vor Wehmuth, verließ der Redner die Versammlung. Von sei¬ nen besten Freunden verkannt, verlor er das Zutrauen zu sich selbst. Schweigend und die Hand auf den Tisch gestützt, dachte der Unglückliche über sein Schicksal nach, 4) Vor und nach vollständigen und abgekürzten Nebensätzen; Empfindungswörtern, Infinitiven mit „zu", Vokativen, Beisätzen und erklärenden Wörtern in Apposition, die zwischen den Gliedern eines Satzes eingeschoben erscheinen z. B. Dein Bruder, der Arzt, ist hier. Die Sonne, welche, wenn sie aufgeht. Alles belebt, ist die Quelle des Lichtes und der Wärme. Die Schnecke, nicht im Stande, schnell zu kriechen, trägt ein schwe¬ res und festes Haus. Ihr seid, weil brav, auch des Lobes werth. Du, lieber Karl, darfst nicht so hitzig sein. Er kam, zu sehen, was ich machte. Es ist dem Gerechten eine Freude, zu thun, was recht ist. Ge¬ denk, o Mensch, der vier letzten Dinge! Der Schwester Leiden, ach, ist sehr groß! Ich muß, leider, über mein hartes Schicksal weinen! 5) Vox dem Infinitiv mit „um zu, ohne zu" immer, und iiö mir „zu", sobald solcher als ein abgekürzter Nebensatz, aber nicht als ein bloßes vom Zeitworte gemachtes Dingwort oder als eine Nebcnbestimmung, die sich an ein vorgegangenes Verbum eng an¬ schließet, anzusehen ist z. B. Ich halte es für Pflicht, dir das zu sagen. Besser etwas, als gar nichts zu lernen. Er wird bald dahin kommen, gefühllos die Menschen zu quälen. Ihr rühmt euch, eine große That ausgeübt zu haben. Dagegen: Bon ihm pflegt vor und nach dem Essen recht andächtig gebethet zu werden. Er hat nichts zu verlieren. In dem Fluße zu baden ist gefährlich. Des Gott¬ losen Lust ist Schaden zu thun. Biel zu trinken ist schädlich. Ich wünsche in die erste Bank zu geben. Sie fängt an gefälliger zu bewirthen. Suche zu sein, was du wünschest zu scheinen. Er weiß zu leben. Lesen und Schreiben find wichtige Gegenstände. «) Vor einem Hauptsatze (Einleitungssatze) der eine ange¬ führte Rede ankündiget, wenn er dem Anführungssatze (der ange¬ führten Rede) nachfolgt; vor und nach, wenn er dem Anführungs¬ satze eingeschoben ist z. B. Hier gefällt es mir, sagte er. Hier, sagte er, gefällt es mir. Darf ich, fragte das brave Kind seine Eltern, ein wenig spazieren gehen? Dage¬ gen: Darf ich ein wenig spazieren gehen? fragte das brave Kind seine Eltern. 7) Vor „und ", wenn sich an dieses ein neues Subject mit seinem Prädicate oder ein neuer vollständiger, mit keiner weitläufi¬ gen Nebenbestimmung versehener Satz n), oder ein neues Zeitwort mit mehrerer näheren Bestimmung anfüget h); oder dem „ und " ein Zeitwort nachfolgt, das in einer anderen Zeit steht e); oder es schließen sich gleichbeziehende Glieder an das „und", die nicht bei einander, sondern durch Nebenbestimmer von einander getrennt steh¬ en ä); oder die durch „und" verbundenen Glieder stehen zu ein¬ ander im entgegenstellenden (im Gegensätze) oder in irgend einem Verhältnisse, das ihre Geschiedenheit hervorhebt e) z. B. u) Ich werde morgen abreisen, und ihr könnt mir nachkommen. Es fließt sich immer gleich der Freude Quell, und die Natur ist unerschöpflich reich. l>) Stillschweigend gingen wir durch wunderliche Gänge, und kamen in ein gar artiges Zimmer. Der Bater hat den ganzen Tag gelesen, und die halbe Nacht durch mit großer Emsigkeit geschrieben, c) Ich werde mor¬ gen abreisen, und kehre erst in vier Wochen zurück. Ich habe ihn stets ge¬ ehrt, geschätzt, und liebe ihn nun vom ganzen Herzen, ll) Ich hole mein Schmuckkästchen, und eröffne es in seiner Gegenwart. Er ging auf die Schwelle los, und wollte seinen Spruch beginnen. Der Sekretär führte ihn ein, und verließ ihn ohne weitere Entschuldigung. Der Hund biß den Knaben in die Wade, und ging sogleich wieder in seinen Stall, e) Ich hatte meinen Zweck erreicht, und war doch nicht ruhig. Ihr gebt ihm den Brief, und nicht seinem Bruder! Dieser Gruß war der erste, und der letzte. Die Sonne geht auf, und der Mond geht unter. Segnet, und flu¬ chet nicht! Er ging nach Hause, und kehrte nicht wieder. Dagegen: ILO Der Water hat den ganzen Lag gelesen und geschrieben. Ich habe ihn stets geehrt, geschätzt und vom ganzen Herzen geliebt. Nun sind ihre Lippen auf ewig verblaßt und erstarrt. 8) Vor „ oder", wenn dieses nicht bloß erklärt oder erläu¬ tert f — d. i., d. h.), sondern die wechselseitige Ausschließung entweder — oder) der verbundenen Glieder ausdrückt n), oder in der Bedeutung des Bindewortes „noch" steht, so daß man sich vor ihm „ weder " denken muß oder kann ff) z. B. s) Der Water, oder der Bruder kommt gewiß. Hat dieser, oder sein Weib gestohlen? Nimm eine Keule, oder einen Hammer! Du hast aus der Schlacht mit dem Schilde zurückzukehren, oder todt auf demselben zur Grabstätte getragen zu werden, d) Ich habe keinen Baum, oder Strauch gesehen. Nimm keine Keule, oder einen Hammer! Dagegen: aa) Fritz und Julchen oder die frohen Kinder. Australien oder der fünfte Welttheil liegt südöstlich von Asien. Physik oder Naturlehre, db) Ich schielte an den Fenstern herum, ob sie sich nicht hier oder da blicken ließen, ob er erstochen öder vergiftet wurde. — weil das „od er" unter ua) und bk) nur die Un¬ entschiedenheit des Urtheiles oder des Ausspruches zwischen den verbundenen Begriffen ausdrückt. s) Vor dem Angeführten, das nicht in den unveränderten Worten des Andern dargestellt wird, sondern verändert und so ge¬ geben folgt, daß es einen Theil der eigenen Rede des Sprechenden ausmacht z. B. Karl sagte mir, daß er nach Triest abreisen werde. Karl sagte mir, er werde nach Triest abreisen. Dagegen: Karl sagte mir: „Ich werde nach Triest abreisen." 10) Vor „wie", wenn das durch „wie" Eingcleitete weder als ein eigentlicher Begriff des Prädicates, noch als ein Glied des einfachen Satzes aufgefaßt werden kann, wie: n) Wenn das mit „wie" Eingeleitete in der Vergleichung der Art und Weise angeführt wird z. B. Die Weise, wie sauf welche) er spricht. Er lehrt Latein, wie (auf welche Art) der beste Grammatiker. Er hat gethan, wie es sich für einen pflichtliebenden Menschen ziemt. Ein unschuldiges Spiel, wie das Ballspiel der Kinder, wird dir gern erlaubt. Wir wissen nicht, wie wir sterben wer¬ den. Seid klug, wie die Schlange, und ohne Falsch, wie die Taube. ff) Wenn es in der Bedeutung des „was " fals Kasussatz einen unächten (s, elem. Satzl. S. 88 — i.03) Nebensatz in der Bedeutung eines substantivisch gebrauchten Beiwortes) einen Nebensatz an seinen Hauptsatz anfüget z. B. Ich habe ihm einen Besuch gemacht, wie (was) ich schon erzählt ha¬ be. Sie haben gehorchet, wie (was) ihre Pflicht ist. Wir kommen her, die Hochzeitsgaben zu übernehmen, wie twas) du befahlst. Karl war sein Feind, Wie (was) Franz wohl wußte. 121 e) Wenn es einen Umstandssatz der Weise vergleichend, oder in der Bedeutung des „ daß " anfüget z. B. Ich bete dich an, wie eine Göttin. — Als ob es noch, wie gestern, mit euch stände. Wenn du von Menschen gezeugt, wie wir. Nicht um alle Länder möcht' ich vor ihm so stehen, wie er vor euch. Ost klagt dein Herz, wie daß es) schwer es sei, den Weg des Herrn zu wandeln. Du siehst nun ein, wie (— daß ich) treu ich dir gerathen. st) Wenn es einen die Art und Weise, und nicht ein Einzel- ding bezeichnenden Adjectivsatz (s. elem. Satzl. S. 88 — 103) an¬ füget z. B. Ein solches Haus, wie (welches) er bewohnt (— ein von ihm be¬ wohntes Haus), habe ich noch nicht gesehen. Solche Hüte, wie die Tyro- ler tragen. Blumen, wie sie in deinem Garten wachsen. Ein Hut, wie der Deinige. 6) Wenn es das Verhältniß einer Ähnlichkeit ausdrückt z. B. Er erschien, wie ein Geist. Sie sieht, wie eine Verbrecherin aus. Er ist so groß, wie ein Riese. Er sieht mich, wie einen Verbrecher an. s) Wenn es die Gleichzeitigkeit des Prädicates mit der in dem Nebensätze ausgedrückcen Thätigkeit hervorhebt z. B. Der weite Zwinger thut sich auf, wie er winkt mit dem Finger. Sie sotten unserm Schwerte nicht entgehen, wie sich nur ein Arm für sie be¬ waffnet. Der Hahn krähet, wie es Lag wird. K) Wenn das „ wie" zerlegend steht z. B. Die großen Städte, wie London und Paris. Wilde Thiere, wie Leoparden, Liger, HiLnen findest du in unfern Wäldern nicht. Dage¬ gen: Er kämpfte wie ein Ritter. Er steht wie versteinert. Das Wasser ist wie Krystall. Nun siehst du doch aus wie ein Mensch. Sprecht wie ein Ge¬ bieter! Mädchenehre ist wie ein geschliffener Stahl. — weil hier das mit „ wie" Angefügte den eigentlichen Begriff des Prädicates (— Er kämpft ritterlich. Er steht versteinert. Nun siehst du doch menschenähnlich aus. Sprecht gebieterisch, re.) ausmacht — s. S. 44 R. 9. 11) Vor „als", wenn das durch „als" Eingeleitete we¬ der als ein eigentlicher Begriff des Prädicates, noch als ein Glied des einfachen Satzes aufgefaßt werden kann, wie: A) Wenn es die Art eines Dinges durch Beispiele näher be¬ zeichnet, einen vorbesagten Begriff zerlegt z. B. „Die edlen Metalle, als Gold und Silber. Unsere meisten Obstsorten, als Apfel und Birnen stammen aus Asien. d) Wenn es in zusammengezogenen Sätzen eine Verneinung beschränkt, nach einer Verneinung ausschließend steht (— außer, ausgenommen) z. B. Ihr braucht nichts zu scheuen, als euer Gewissen. Niemand war da, als du. Er trinkt nichts, als Wasser. Wer kann es gethan haben, als er? s— Keiner kann es gethan haben, als er). Nichts nennt er sein, als 122 den Rl'ttermantei. Wer sonst ist Schuld daran, als ihr in Wien. Wer an¬ ders macht das, als seine Soldaten. e) Wenn es die Kraft und Wirksamkeit zweier Prädicate oder Thätigkeiten in das Maß völliger Gleichheit stellt z. B. Er sieht aus, als wenn er berauscht wäre. Sie sind eben so reich, als ihr Nachbar. Er ist so groß, als du. r R. 9 bis 10. 124 S. Ausrufszeichen (!). §. 9. Das Ausrufungszeichen ist das Satzzeichen, das dem Le¬ ser andeutet, daß das Wort, der Satz einen Ausdruck des Gefüh¬ les darstelle, an den Willen und die Thatkraft des Aufgeforderten Ansprüche mache und deshalb mit aufgeregtem Tone zu sprechen sei. Dieses Satzzeichen steht: 1) S. S. 6t R. 1. — 2) S. 62 R. 2. *) — 3) S. 62 R. 3. — 4) S. 62 R. 4. — S) S. 63 R. 5. — 6) S. 63 R. 6. — 7) S. 63 R. 7. — 8) S. 63 R. 8. — 9) S. 64 R. 9. — 40) S. 6S R. 44. S. Parenthese ( ) oder s I oder ./ /. oder- §. 40. Das Einschließungszeichen ist das Satzzeichen, welches dem Leser andeutet, daß das einzelne eingeschloffene Wort mit dem¬ selben Tone (mit kurzer Pause vor und nach demselben) gesprochen, und der in den Zusammenhang der Rede nur beiläufig eingeschaltete und deßhalb eingcklammerte Satz etwas geschwinder und mit schwächerer Stimme gelesen werden solle. Dieses Zeichen steht: 4) S. S. 67 R. 4. — 2) S. 67 R. 2. — 3) S. 67 R. 3. — 4) S. 68 R. 4. §. 44. 0) Die Untersteheidungs - oder Schriftver¬ ständlichkeitszeichen (Anführungs-, Binde- und Wegwerfungs- zeichen, Gedankenstrich und Trennungspunkte) sind jene Schriftzei¬ chen, durch welche das satzlehrliche (syntaktische) Verhältnis bezeich¬ net und dadurch die Verständlichkeit der Schrift befördert oder er¬ leichtert wird. 1. Anführungszeichen („" oder » « ). §. 42. Das Anführungszeichen ist das Schriftzeichen, das dem Leser die Wörter, durch welche man den wörtlichen Ausspruch eines Andern bezeichnen will, oder auf welche besonders aufmerksam ge¬ macht werden soll, dadurch bezeichnet, daß es zu Anfänge und zu Ende solcher Wörter und Sätze gesetzt wird. Dieses Satzzeichen steht: (S. S. 77 §. 42.) *) D. h. hinter dem Ausrufs-, Wunsch-, Bitt- oder Besehlsatze. 125 S. Theilurrgszeichen oder Bindestriche („ oder - oder — §. 13. Bindestriche sind das Schriftzeichen, durch welches dem Leser die getrennten Bestandtheile Eines Wortes bezeichnet werden; es steht: 1) Um am Ende der Zeile die abgebrochene Silbe des Wor¬ tes zu bezeichnen z. B. Ge-bie-te-rin. 2) Um die Theile mehrfach zusammengesetzter Wörter zu tren¬ nen, besonders wenn ein Wort ein fremdes oder ein Eigenname ist z. B. Alt-Strelitz, Brückenzoll-Empfänger, General-Direktor, Neu-Bran¬ denburg, Hessen-Cassel, Sachsen-Teschen, Cultur - Weise, Doktor-Würde, Registraturs - Accessistenstelle, Alt-Neuseeland. Dagegen: Niederösterreich, obersä'chsisch, Normalschule, hochdeutsch, rc.; national-ökonomisch, re. 3) Um das gemeinschaftliche Wort (das Grund- oder Beziehungs¬ wort) mehrerer zusammengesetzter Wörter nur einfach schreiben zu müssen z. B. Rechnungs - und Kommissionsrath, Keich - und Ufer-Inspektor; Don¬ ner-, Wetter-, Hagel-, Nachtigallen- und Wachtelschlag; ein-, durch-, an - oder ausbrechend. Universal-Staats-Schuldenkaffe. Zwanzig-, dreißig- oder gar hundertmal. 4) Um mißgestaltete Verbindungen aufzuheben und Zweideu¬ tigkeiten zu vermeiden z. B. Bett-Tuch, Schnee-Ebene, Erb-Lasser, See-Zgel, Bank-Erster. S. Gedankenstrich ( — ). §. 14. Der Gedankenstrich ist das Zeichen für den ungewöhn¬ lich großen, selbst die Schlußpause übertreffenden Ruhepunkt, durch welchen die Aufmerksamkeit des Lesers auf das Nachfolgende erregt, und durch die Erhebung der Stimme vor dieser Pause der Hörer zur besonder» Aufmerksamkeit eingeladen wird. Dieses Zeichen steht: 1) S. S. 71 R. e. — 2) S. 72 R. <1. — 3) S. 73 R. 1. — 4) S. 74 R. 2. — 5) S. 74 R. 3. — 6) S. 74 R. 5. — 7) S. 75 R. 6. 4. Apostroph ('). §. 15. Das Wegwerfungszeichen ist das Zeichen, durch welches der Leser vorMißvcrstand und falscher Betonung gewarnt wird; es steht: 1) Um die Stelle eines ausgelassenen 6 oder i zu bezeichnen und dadurch Mißverstand und falsche Betonung zu verhüthen z. B. Er ist's. Ew'ger Gott! Ihr las't. Er haff't. Müß'ge Stunden. 126 2) Zur Bezeichnung des Wessenfalles und der Mehrzahl der Eigennamen, damit der Wessenfall und die Mehrzahl erkannt wer¬ den z. B. Gellert's Schriften. Cicero's Briefe. Voß'ens Gedichte. — DieBour- bon's. Die Mirabeau's. Die Fanny'n. Salzmann's haben Besuch (— Leute die Salzmann heißen). Salzmanne haben Besuch (— Leute, die Salzmann sind, d. h. Männer, wie er). 8) Zur Bezeichnung des Wessenfalles und der Mehrzahl man¬ cher Wörter aus fremden Sprachen z. B. Des (die) Kolibri's. Des (die) Sporco's. Des (die) Agio's. Des (die) Aga's. Des (die) Thema's. 5. Abkürzungszeichen (.). (S. S. 83 §. IS.) 6. Trennungspunkte, punets äiuereseos < ). (S. S. 83 §. 14.) NL. Nun lasse der Lehrer irgend eine Nummer S. 103 — iis lesen, die zu dem einem Satze gehörigen Glieder ausheben und im Zusammenhangs sagen; das Subject, Prädicat und die Kopula nebst den Bestimmern, das Verhältniß und die Form der Verbindung nebst der Satzart bestimmen; den Grund und die Regel jedes vor¬ kommenden Satzzeichens kurz angeben, rc. siehe Erinnerung. Diese Verfahrungsweise sichert das Gedeihen des Unterrichtes, ist methodisch und pädagogisch, und läßt den Lehrer neben der In¬ terpunktion die Satzbaulehre oder die Wortfügung im passendsten Wege betreiben. Inhaltsverzeichnis. Seite Erinnerung an die Leser. .. I — VIII Bedeutung der Interpunktion. 1 Name und Gestalt der verschiedenen Schriftzeichen . . 1 — 2 Einleitung zum entsprechenden Gebrauche der Satz- Theilzeichen. 2 — 9 Gebrauch des Schlußpunktes. 9 — 15 „ „ Doppelpunktes. 15 — 20 „ „ Strichpunktes. 20 — 35 „ „ Beistriches . . . .. 35 — 56 Zweite Abtheilung. Gebrauch der Satz-Tonzeichen. 57 » des Fragezeichens. 57 — 61 , „ Ausrufszeichens... 61 — 66 » der Parenthese. 66 — 69 Dritte Abtheilung. Gebrauch der Unterscheidungs- oder Schriftverständlich¬ keitszeichen . .. 69 Gebrauch des Gedankenstriches. 69 — 73 » „ Apostrophes. 73 — 77 » . Anführungszeichens. 77 — 80 . „ Abteilungszeichens. SO — 83 . der Trennungspunkte. 83 „ des Abkürzungszeichens. 83 — 85 „ „ Lückenzeichens. 85 — 86 „ „ Nachdruckzeichens. 86 „ „ Paragraphzeichens. 86 . „ Anmerkungszeichens. 87 „ , Ergänzungszeichens. 87 » » Fortweisungszeichens. 87 » „ Accentzeichens. 87 „ . Dauerzeichens .. 88 „ „ Gleichheitszeichens. 88 „ der Cedille. 88 „ des Eintheilungszeichens. 88 „ „ Wiederhohlungszeichens. 88 — 89 — o — Seite Materialien zur Einübung des richtigen Gebrauches der Schriftzeichen als gleichzeitiger Stoff zur Bildung des Denk- und Sprachvermögens 89 — 103 Correcte Aufgaben zum Dictiren in die Feder .... 103 — 115 Anhang. Znterpunktionslehre für Schüler . 116 Gebrauch des Punktes 116 — 117 „ „ Beistriches . .117 — 122 , , Strichpunktes 122 „ „ Doppelpunktes 122 — 123 „ „ Fragezeichens 123 — 124 „ „ Ausrufungszeichens 124 „ der Parenthese. 124 „ des Anführungszeichens 124 „ der Theilungs- oder Bindestriche 125 „ des Gedankenstriches 425 „ „ Apostrophes . 425 , „ Abkürzungszeichens 126 „ der Trennungspunkte 126 XL. Die wenigen Unrichtigkeiten werden die Leser leicht verbessern, wie z. B. S. 19 V hinter nach; dem rc. S. 43 hinter Kicher, oder rc. S. 52 hinter zu denken. Wie rc. S. 60 R. 7 richtige. S. 78 sl¬ im Beispiele hinter Kaiser! rc. S. 108 hinter fortkommen, ziem¬ lich rc.