52451 VON D r = ALOIS VALENTA K. K. ORD. ČFF. PBOFESSOR DER GEBURTSHILFE IN LAIBACH, D. Z. K. K. SANITlTSRATH UND VORSITZENDER DES LAND3SSANITAT3RATHES F&R KRAIN, PRIMARARZTDER LANDSGH. GEBIr. UND FINDELANSTALT UND ABTHEILUNG FUR FRAUENKRANKHEITEN, EHRENMITGLIED DES VEREINS DER iRZTE IN DER BUKOWINA, MITGLIED DER K. K. GESELLSCHAFT DER ARZTE IN WIEN, DER K. GESELLSCHAFT FUR GEBURTSHILFF IN BERLIN, DES VEREINS DER ARZTE IN KRAIN, STEIERMARK U. S. F. WI EN 1871. W I L H E L M BRAUMULLER K. K. HOF- UND UNIVERSITATSBUCHHANDLER. Werke iiber Geb urtshilfe, Fraueii- und Kinderkrankheiten aas dem Verlage vou Wilhelm Braumiiller, k. k. Hof- nnd DniversiUtibuckhandler in Wien. Arueth, Dr. F. H., eliem. Assistent L n der zweiten Gebarklinik in Wien. Die geburtshilfliche Praxis, erlautert durch Ergeb- nisse der II. Gebarklinik in Wien und deren štete Vergleichung mit den statistischen Ausvveisen der Anstalten in Pariš, Dublin u. s. w. gr. 8. 1851. 1 fl. 50 kr. — 1 Tklr. -Ueber Geburtshilfe und Gynaekologie in Frankreieh, Gross- britannien und Irland. Grosstentheils nach Reiseergebnissen. gr. 8. 1853. 3 fl. - 2 Thlr. Bed nar, Dr. Alois, Docent der Kinderkrankheiten an der k. k. Universitat, g. pr. Primararzt der k. k. Findelanstalt in Wien. Lebrbuch der Kinderkrankheiten. gr. 8. 1850. O fl. — 4 Thlr. -Kinder-Diatetik oder naturgemasse Pflege des Kindes in den ersten Lebensjahren, mit besonderer Beriicksichtigung der noch dabei herrschenden Irrthlimer und Vorurtheile. 8. 1857. 1 fl. 50 kr. — 1 Thlr. Braun. Dr. Carl K., o. o. Professor der tbeoretischen Geburtshilfe und der geburtshilfliehen Klinik fflr Aer/.te an der k. k. Uni- versitat iu Wien. Lehrbuch der Geburtshilfe mit Einschluss der operativen Therapeutik, der iibrigen Fortpflanzungs-Functionen der Frauen und der Puerperal-Processe. Zweite Auflage (in Vorbereitung.) Braun, Dr. (»ust. Ang., o. 6. Professor der Geburtshilfe, Frauen- und Kinderkrankheiten a. d. k. k. Josefs-Akademie in Wien. Compendium der operativen Gynakologie und Geburtshilfe. gr. 8. 1860. 3 fl. — 2 Thlr. -Compendium der Kiuderheilkunde. Zvveite vermebrte Auf¬ lage. gr. 8. 1871. 4 fl. 50 kr. — 3 Thlr. -Compendium der Frauenkrankheiten. gr. 8. 1863. 3 fl. 50 kr. — 2 Thlr. 10 Ngr. -Compendium der Geburtshilfe. gr. 8. 1863. 4 fl. 00 kr. - 3 Thlr. Dillnberger, Dr. Emil, Physikus in Neusohl. Therapeutisches Recept-Taschenbuch fiir Frauen- und Kinderkrankheiten nach der Wiener Schule. Zvveite Auflage. 16. 1870. 1 fl. 50 kr. — 1 Thlr. Herzfeld, Dr. 8., em. Pbysikus der Freistadt Giins, Honorar- Physikus und praktischer Arzt. Die Krankheiten des Kindes- alters vom Standpunkte des praktischen Arztes. Auf Grundlage vieljahriger Erfahrung. gr. 8. 1869. 2 fl. 50 kr. — 1 Tkir. 20 Ngr. DIE CATHETEKISATIO DTEKI ALS WEHENERZEUGENDES UND WEHENVERBESSERNDES MITTEL, D ! ALOIS VALENTA K. K. ORD. OFF. PROFESSOR DER GEBURTSHILFE IN LAIBACH, D. Z. K. K. SANITiTSRATH UND VORSITZENDER DES LANDKSSANITATSRATHES FUR KRAIN, PR! MAR AR ZT DER L AND SOH. GEBAR- UND FIS DELAN ST ALT UND ABTHEILUNG FUR FRAUENKRANKHEITEN, EHRENMLTGLIED DES VEREINS DER ARZTE IN DER BUKOWINA, MITGLIED DER K. K. GESELLSCIIAFT DER ABZTE IN WIEN, DER K. GESELLSCHAFT FUR GEBURTSHILFE IN BERLIN, DES VEREINS DER ARZTE IN KRAIN, STEIERMARK U. S. F- WIEN 1871. W I L H E L M BKAUMULLEE K. K. HOF- UND UNIVKRSITATSBUCHHANDLER. 52 h K 1 J v X Vorwort. Itn Jahre 4857, nachdem die Catheterisatio uteri durch Simpson-Krause als das besto und sicherste Mittel zur Ein- leitung der kiinstlichen Fehl- oder Friihgeburt, somit als ein wehenerzeugendes Mittel, dann, wo noch keine Špur von Wehen- thatigkeit wahrzunehmen ist, angeriihmt und von vielen Autoren in dieser Richtung bereits versucht und auch als wirksam erprobt vvorden war, kam ich ganz aus eigenem An- triebe auf den Gedanken, die Catheterisatio uteri auch damals zu versuchen, d. h. in Anwendung zu ziehen, wenn die Geburt bereits von selbst begonnen, um den vveiteren Geburts- verlauf bei sonst regelrechten Wehen ob eingetretener Noth- wendigkeit zu beschleunigen, oder um thatsachlich sehwacher gevvordene Wehen zu verstarken, somit in beiden Fallen wehenverbessernd zu vvirken. Diese meine Versuche begann ich im Jahre 1860 u. s. f. in der Wiener medizinischen Presse zu veroffentlichen. Auf die nunmehr durch 12 Jahre gemachten Erfahrungen gestiitzt, lege ich die von mir gesammelten Thatsachen iiber die Wirkung der Catheterisatio uteri als vvehenverbesserndes Mittel bei schon begonnener Wehenthatigkeit, welche Methode ich meines Wissens zuerst in die Praxis und Literatur ein- fuhrte, so wie als wehenerzeugendes Mittel zur Einleitung der kiinstlichen Fehl- oder Friihgeburt dem arztlichen Publikum mit der Bitte vor, diese Beobachtungen und ihre Besultate einer eingehenden Priifung im lnteresse meiner Fachwissenschaft unterziehen zu wollen. Laibach, im Dezember 1870, Prof. Valenta. I n h a 11. Seite Einleitung... 1 A. Casuistik. 3 I. Die Catheterisatio uteri als nrspriinglioh wehenerzeugendes Mittel be- hnfs Unterbrecluing der Sohwangerschaft, sogenannte kiinstliche Fehl- und Friihgeburten . 3 II. Die Catheterisatio uteri als weheirverbesserndes Mittel. 34 1. Als geburtsbesehleunigendes Mittel, um au und fiir sich regelrecbte Webeii zu verstarken. 34 2. Die Catheterisatio uteri als wehentreibendes Mittel, um regel- ■vvidrig sohwache IVehen zu bessern. 54 a) Vor dem Blasenspruuge. 54 b) Nacli dem Blasensprunge. 82 B. Tabellarische Uebersickt. 95 C. Erlauterungen. 107 1. Die technisehe Ausfuhrung der Katheterisation. 107 2. Deber deu Erfolg der intrauterinen Katheterisation. 113 a) Im Allgemeinen. 113 b) Die Catheterisatio uteri als urspriinglich wehenerzeugendes Mittel . 119 c) Die Catheterisatio uteri als geburtsbesckleunigendes Mittel, um sonstens entsprechende, regelrecbte Wehen zu verstarken .... 120 d) Die Catheterisatio uteri als rvehentreibendes Mittel . 122 1. Vor dem Blasenspruuge . 122 2. Nach dem Blasensprunge. 124 B. Schlussfolgerungen .. 126 . i ! ■ .■ . r - -Sf! ;is 3il ? hUw i : i' ... . .-h-.alp •• nah I' V (it ■ .. mvmitšuMa Si ii ... 'U.ili! ! ; liliji •;!* ,'Jh b ! i .< . " J ib vuamuUm : ..■■•■ ■ i ■ ■ ■; : ■■ : i DIE CATHETERISATIO UT ERI. Einleitung. Mit cler Catheterisatio uteri verhalt es sich so, wie mit dem Ei des Columbus; es kommt einem unglaublich vor, dass man auf ein so einfackes Verfahren zur Erregung der tVehenthiitig- keit erst jetzt verfallen komite-und dennoch miissen sich alle practischen Geburtsarzte dem Entdecker Paare Simpson-Krause bezliglich dieser weittragenden Entdeckung zum grossten Danke verpflichtet fiihlen. — Wenn auch schon in der That die bereits eingeftihrte Bezeicbnung „Simpson-Krause’scke Methode“ der Lohn und die beste Anerkennung der Gegenwart ist, so loknt sich jede wichtige Entdeckung selbst am meisten durch ihre Unver- ganglichkeit, und so werden oh der Einfiihrung dieser Methode zur kitnstlicken Unterbrechung der Schwangerschaft beider Na¬ men in der Literatur der Geburtskilfe unverganglich als leueh- tende Sterne glanzen, denn ich bin fest iiberzeugt, dass diese Methode alle iibrigen ob ihrer Zalil kaum mehr leicht im Ge- dachtnisse zu behaltenden Methoden verdrangen wird; ja ich glaube mit Recht schon den Ausspruch tliun zu konnen, dass diese Methode zur Erregung der kiinstlichen Frlihgehurt bereits alle andern diessbeziiglichen Methoden verdrangt kat, indem die Catheterisatio uteri in der That sammtlichen an eine zuverlassige, dabei aber schonende Methode zu stellenden Anforderungen .ganz und gar entsprickt. Ganz nahe lag es dann, um den Vergleich mit dem Ei des Columbus nieht nochmals zu \viederholen, die schon von selbst durch die Naturkrafte angeregte, jedoch nicht ausreichende Wehenthatigkeit in sich ergebenden Fallen durch die Catheteri¬ satio uteri zu verstarken, oder wie man kurz zu sagen pfiegt, hiedurch die Wehen zu verbessern, mit einem Worte die Ca¬ theterisatio uteri als wehenverbesserndes Mittel zu versuchen, um, falls deren Wirksamkeit sich in dieser Rich- Valenta, Catheterisatio uteri. 1 2 tung bevvahren solite, in vielen, wenn auch nicht in allen Fallen von Wehenschwache das durchaus wenigstens fiir das Kind nicht unschadliche und tiberdiess nicht immer sicher wirkende Secale cornutum sammt seinen Praparaten moglichst zu verdrangen, und auch andere sowohl wehenerregende als vvehenersetzende Mittel hiedureh nach Thunlichkeit zu heseitigen. „In der Catheterisatio uteri besitzen wir in der Geburtshilfe ein sehr sicher wirkendes und dabei schonendes wehentr eib endes Mittel/' — Diesen Aus- spruch that ich im Jahre 1860. — Die nachfolgende streng ob- jectiv und wahrheitsgetreu gehaltene Casuistik — 68 Beobach- tungen umfassend — soli den Beweis liefern, ob der obige Satz sich bewahrt hat, oder nicht. Die Casuistik schliesst alle mir seit dem Jahre 1857 vor- gekommenen Falle von Catheterisatio uteri ein, deren Veroffent- lichung ohne jedwede subjective Riicksicht geschah, um eben dem etwaigen Vorwurfe in vorhinein zu begegnen, als ob ich nur jene Falle beriicksichtigte, vvelche, sei es in dieser oder jener Richtung, in meinen vorgesetzten Plan gleichsam hineintaugten. Bei meinen Beobachtungen hatte ich, wie gesagt, den dop- pelten Standpunkt vor Augen, einmal die allerdings schon ausser allem Zweifel stehende Wirksamkeit der Catheterisatio uteri als wehenerzeugendes Mittel noch rnehr hiedureh festzustellen, und dann dieselbe bei schon begonnener Wehenthatigkeit als wehen- verbesserndes Mittel zu erproben; demgemass ist nun die Casui¬ stik auch eingetheilt und zwar: I. Die Catheterisatio uteri als ursprlinglich wehen- erzeugendes Mittel, um aus sich ergebenden unabweisbaren Grllnden die Schvvangerschaft zu unterbrechen, d. h. eine kiinst- liche Fehl- oder Friihgeburt zu bewirken. II. Die Catheterisatio uteri als wehenverbesserndes Mittel: a) um an und fiir sich regelrechte Wehen, wegen eines bestimmten Zvveckes rasch noch moglichst zu verstarken, somit geburtsbeschleunigend zu vvirken, oder b) um thatsachlich schwaclie Wehen zu heben, somit vvelientreibend zu wirken, und wurde hiebei weiters stets der Umstand in genaue Wiirdi- gung gezogen, ob die Fruchtblase noch stand, oder bereits ge- sprungen war. An die Casuistik glaubte ich eine obiger systematischer An- ordnung entsprechende tabellarische Uebersicht als am zweck- 3 entsprecbendsten um so melir anschliessen lassen zu mtissen, da zu einem ricbtig priifenden Urtlieile tiber diese Methode — pro oder contra — bei dieser immerhin nennenswertben Beobacbtungs- zabl nur ein Gesammttiberblick zu verbelfen vermag, und einen solcben biethet am besteu ein Gesammtbild d. i. eine systematisch geordnete tabellariscbe Uebersicbt, — an welche sich wieder logisch zum Schlusse die bieraus zu ziehenden Folgerungen an- reihen lassen. A. Casuistik. I. Die Catbeterisatio uteri als urspriinglich webenerzeugendes Mittel beliufs Luterbrechung der Schuangerschaft, sogenannte kiinstliclie Fehl- und Friibgeburten. I. Fali. Kllnstliche Frlihgeburt zur Lebensrettung der Mutter ob bochgradiger Cyanose. M. Theresia, 31 Jabre alt, von St. Jacob gebiirtig, zum zweiten Male scbwanger, ward sub Prot. Nr. 76 am 31. December 1859 um 9% Abends mit folgendem Status an die Anstalt tiber- bracbt : die schwangere Patientin bot die Zeicben der hochsten Athemnoth dar, ibr angstvolles Gesicht war dunkel-blaurotb. Die Percussion ergab nirgends eine deutliche Dampfung, allseitig war grossblasiges Rasseln borbar, der erste Herzton unrein, der Puls 132, und die Patientin, welche bei vollem Bewusstsein war, konnte nur mit tiber den Bettrand herabbangenden Fiissen sitzen. Die geburtsbilfliche Untersucbung ergab: den Gebarmutter- grund bis an den Sckwertknorpel reichend, die Gebarmutter selbst batte eine runde Gestalt und war unempfindlicb (stets schlaff), das Kind batte eine veranderliche Scbadellage, innen stand Alles hocb, der Scheidentbeil nach binten gekehrt, jedoch war der ballotirende Scbadel durch das Scbeidengewolbe deut- licb erkennbar, die Vaginalportion tiber V 2 " lang und derb, der Halskanal gegen 1" lang, in der Mitte geknickt, das Orif. intern. ftir die Fingerspitze geoffnet. Bei diesen Umstanden und dem Erfabrungssatze gemass, dass bei einem so hocbgradigen acuten Katarrhe und Oedeme der l* 4 Lungen die Unterbrechung der Schvvangerschaft das einzig mog- liche Rettungsmittel ist, ward sogleich zur Einleitung der kiinst- lichen Friihgeburt geschritten und hiezu die Simpson-Krause’scbe Methode gewahlt. Mit Mtibe ward in der Knie-Ellbogenlage der Kranken um 9y 2 Uhr Abends ein engliscber elastischer Catheter mit dem Mandrin, da es ohne selben nicbt gelang, bis zu dem innern Muttermunde eingefttbrt und hierauf obne Mandrin an der bintern Gebarmutterwand so weit vorgescboben, dass er kaum 1* aus der Scbamspalte hervorragte, wobei einige Tropfen Blut abgingen. Scbon um 10 Uhr 5 Minuten fiihlte sicb die bis dahin immer schlaff gebliebene Gebarmutter gespannter an, zehn Minu- ®ten-spater ktagte die Patientin bereits iiber Bauchschmerzen. — Da jedocb die Cyanose und Athemnoth um 10V 2 Uhr ein todtli- ebes Ende befurcbten liess, ward mit Erfolg eine ausgiebige Venaesection vorgenommen. — Um 2 Uhr Friib gab die Kreis- sende Kreuzschinerzen an, und nun folgten die Wehen so regel- recht und kraftig aufeinander, dass um 6% Uhr Frtih der Schei- dentheil und um 9 3 / 4 Uhr der Muttermund bereits verstrichen war und die Fruchtblase vor die Schamspalte herausgedrangt wurde. Nach Entfernung des Catheters ward nun die Blase kiinstlich gesprengt, worauf 10 Minuten spater unter Einem die Geburt eines cyanotischen, todten 8monatlichen Madchens in einer zweiten Schadellage sammt der Nachgeburt erfolgte, Die ganze Geburt hat somit 12 3 4 Stunden gedauert. Die Kranke fiihlte sicli alsogleicli bedeutend erleichtert, in- dem die Athemnoth sicli sichtlich vermindert hatte und ward noch am selbigen Tage auf die medizinisehe Abtheilung transfe- rirt ; von wo sie am 4. Februar gesund entlassen wurde. II. Fali. Kiinstliche Unterbrechung der S.chwan- gerschaft wegen E c la m psi e. T. M., 19 Jahre alt, aus Laibach geblirtig, war am 24. Marž 1860, laut Prot. Nr. 145 hochschwanger in die Anstalt gekom- men ; selbe war eine Erstgeschwangerte von kleiner Statur, unter- setzt, gut genalirt und ausser einem Oedem an den Fiissen konnte bei ihr niclits Krankhaftes bemerkt werden. Die geburtshilfliehe Untersuchung ergab eine zweite veran- derliche Schadellage, innerhalb Alles sehr gut aufgelockert, den 5 Scheidentheil etwas liber l / i “ lang, den ausseren Muttermund glatt, fiir den Finger geoffnet, die ganze Gebarmutter bereits sehr reizbar. Sie befand sich allen Erscheinungen nach am Ende der Scliwangersehaft. Ihr Wohlbefmden \var stets gleich bis zum 6. April, wo sie liber Appetitmangel, Mattigkeit, Anwandlungen zur Ohnmacht klagte. Nachdem sie in der Nacht vom 6. auf den 7. April dreimal erbrochen hatte, klagte sie bei der Morgenvi- site iiber heftigen Kopfschmerz, iibrigens war der Puls 72 und sonst nichts objeotives Pathologisches nachvveisbar. Sie ward zu Bette gebracht und Ruhe, strenge Diat, kalte Umschlage auf den Kopf wurden verordnet. Plotzlicli um 12% Uhr Mittags soli sie einen solchen Krampf- anfall bekommen haben, dass sie aus dem Bette gefallen sei, worauf sie jedoch alsogleich zum Bewusstsein gekommen sein soli. iy 4 St. spater trat ein 2. Anfall ein, nach \velchem sie nicht mehr zum Bewusstsein kam. — Um 1 Uhr, als ich in die Anslalt kam, trat ein sovekementer 3. Anfall ein, dass sie blau- schwarz im Gesichte war, und sonst alle iibrigen Erscheinungen einer Eclampsia puerperalis darbot. Therapie: Eisumschlage, Ve- naesection von 6 Unzen. Als dessen ungeachtet 1% Uhr wieder ein Krampfanfall eintrat, und die Gefahr einer Apoplexia cerebri sicbtlich sich steigerte, ward abermals eine Venasection von 10 Unzen vorge- nommen, mit dem Erfolge, dass der '/4 Stunde spater eintretende 5. Anfall schon bedeutend kiirzer und schwacher war, obschon sich 6 Minuten spater ein 6. Anfall einstellte. Dieser Anfall wurde nun durch Chloroform- und Schivefelather- Narcose derart coupirt, dass kurz vor 3 Uhr die Kreissende wieder ihr Bewusst- sein erlangte: — es ivurden nun 5 Blutegel am Warzenfortsatze gesetzt, und ihr in Abstanden von 10 Minuten 3 Dosen von V 12 gr. Morphium gereicht, wodann sie ruhig einschlief bei einem Pulse von 96. Als sie envachte, jammerte sie, dass sie blind sei, und klagte iiber Schmerzen im Auge und Pliotopbobie, beide Pupillen reagirten gegen das Licht sehr stark. Die Eisumschlage und kleine Dosen von Morphium wurden fortgesetzt. Im Harne war bedeu¬ tend viel Eiweiss und Hessen sich mikroskopisch Faserstoffcy- linder nachweisen. Was die geburtshilfliche Behandlung anbelangt, so wurde dem Erfahrungssatze zu Folge, dass die baldige Entleerung des Fruchthalters das sicherste Mittel gegen die Eclampsie sei, also- 6 gleich kitnstlich die Geburt eingeleitet, und hiezu die Simpson- Krause’sche Methode gewahlt. Nach 1 Uhr wurde bei einem bei- laufig V 4 " weiten sonst wulstigen Orificium der Catheter ohne Mandrin in der Bitckenlage der Patientin so weit nacb hinten ein- gefilhrt, dass er 1" aus der Schamspalte sichtbar blieb. Der Er- folg war so sichtlich, dass um 2% Uhr der Muttermund bereits liber 1 Zoll weit war. Die Wehen traten von nun an so regelrecht ein, dass um 8Y 2 Uhr Abends der Muttermund nahezu verstrichen war; als hierauf die Blase sprang und missfarbiges Fruchtwasser abfloss, und um 9 Uhr Abends ein 7. eclamptischer Anfall eintrat, ward ohne Zaudern, nach Entfernung des Catheters, die Zange ange- legt. Obwohl die Extraction so rasch als moglich vollftihrt und durch Episiotomie unterstiitzt wurde ; konnte dessen ungeachtet V 4 Stunde spater nur ein scheintodter Knabe, der nicht mehr zum Leben kam, entwickelt vverden; das Hinterhaupt hatte sich bei der Entwicklung nach ruckwarts gedreht. Da die Anstalt damals noch nicht im Besitze einer Hunter’schen Spritze zu subcutanen Injectionen war, so konnte man diese Me¬ thode zur Coupirung der Anfalle nicht in Anwendung ziehen. Erst der letzte Anfall reizte mich zu einem rohen Versuche; es wurden auf der rechten und linken Schulterhohe subcutane Ein- stiche gemacht und mittelst einer gut schliessenden montirten Glasspritze je 3 / 4 gr. Morphium injicirt. Wie dem immer sei, war die Entleerung des Fruchthalters Schuld, oder waren es die Injectionen, kurz, es trat kein Anfall mehr ein. Die Patientin befand sich noch ‘des anderen Tages in einem schlaftrunkenen Zustande, tibrigens war bei der Morgen- visite das Augenlicht wieder hergestellt,. Nachdem am 16. April kaum mehr Spuren ron Eiweiss zu entdecken waren, ward sie mit Diarrhoe auf die medizinische Abtheilung transferirt, von wo sie seiner Zeit gesund entlassen wurde. Von geburtshilflichem Interesse war die eclatante Wirkung der Catheterisatio uteri, denn trotzdem, dass der Catheter zu einer Zeit, wo noch gar keine Wehenthiitigkeit vorhanden ge- wesen, eingefithrt wurde, war schon 9 Stunden darauf die Geburt vollendet. Allgemeines Interesse bot die plotzlich eingetretene B1 i n d- h e i t und Photophobie, welche Zustande nach Aufhoren der eclamptischen Anfalle alsbald sich wieder von selbst verloren. 7 III. Fali. Kiinstliche Frlihgeburt wegen ZAvergvvuchs. — Blutsturz ob Lahmung der Placentarstelle. A. M., 27 Jahre alt, aus Krain geburtig, wurde laut Prot,- Nr. 165 am 3. Mai 1861 als sclivvanger in unsere Anstalt auf- genommen. — Die ob ihrer auffiilligen Kleinheit alsbald vorge- nommene Messung ergab, dass selbe kaum 51 Wiener Zoll hoch war, und da die einzelnen Korpertheile, insbesondere die Gliedmassen, ihrer kleinen Statur vollkommen entsprachen, konnte man sie mit Reckt zu den Zwergen rechnen. —- Sie war iibri- gens wohI genahrt und gesund, auch keine Špur von Rhachitis auffindbar; liber das Ausbleiben der Menses wusste sie keine Auskunft zu geben, ebenso liber ihre erste SchAvangerschaft nur ungenligende Daten, sie sei von der Geburt damals iiberrascht ■vvorden und das Kind sei nicht reif und selir klein gewesen. Die geburtsbilfliche Untersuckung ergab Nachfolgen- des: Der Grund der Gebarmutter reiclite bis zum rechten Rippen- rande, die Gebarmutter selbst hatte ob Hydramnios eine mehr runde Gest alt, das Kind hatte eine veranderliche Schadellage; durch den hoch stelienden Fornix vaginae war undeutlich der ballotirende Kindsschadel fiihlbar, die portio vaginalis Avar gegen ®/ 4 ", der Halskanal gegen 5 / 4 " lang und hatte eine trichterfor- mige Gestalt, das orif. int. war kaum fiir die Fingerspitze ge- offnet; die linea terminalis des Beckens Avar mit Leichtigkeit in ibrem ganzen Umfange abzutasten, ebenso das Promontorium ungemein leicht erreichbar. — Eine genauere Beckenmessung ergab: Diagon.-Conjugata 3" 10'", Oonjug. int. 3" 4"', Conjug. ext. 6" 5"'. Abstand: der spinae super. oss. ilei 1 “ 6"', der cristae oss. ilei 8" 4'", der Trochanteren 10" Wiener Mass. — Diagnose: Wir hatten es so mit mit einem gleichmSssig verengten Becken (Beckenenge 2. Grades) zu thun, und die SchAA r anger- sehaft schien, alle sonstigen Nebenumstande berllcksichtigend, gegen das Ende des 9. Lunar-Monates vorgertickt zu sein. Da unter den obwaltenden Umstanden eine derartige natllr- liche Abhilfe wie bei der ersten SchAvangerschaft, namlich das selbststandige Eintreten einer Frlihgeburt nicht zu erAvarten war — dagegen bei noch langerer Fortdauer der SchAvangerschaft das Missverhaltniss zAAischen Kind und mutterlichem Becken sich immer mehr herausbilden musste und offenbar bei der am regel- rechten SchAvangerschaftsende eintretenden Geburt beide, Mutter 8 mul Kind ; in groš,sc Gefahr kommen vuirden, schien es nicht nur angezeigt, sondern vollkommen gerecktfertigt, dasselbe, was die Natur bei der ersten Schwangerschaft mit solchem Erfolge zufal- lig geleistet hatte, nun absichtlich nachzuabmen, namlich die Schwangerschaft zu unterbrccben, d. h. alsbald die klinstliche Friihgeburt einzuleiten; — welche denn anch nach erbaltener Ein- willigung von Seite der Mutter nach der Simpson-Krause’schen Methode in der That eingeleitet wurde ; der Geburtsverlauf war folgender: Am 11. Mai 8V 4 Uhr Friih wurde in der Eilckenlage der Sckwangern ein engliseher, elastischer Catheter bis zum orif. int. mit, dann aber ohne Mandrin in der Mittellinie des Beckens nach riickwarts in den Uterus eingeschoben; da jedoch derselbe eine Viertelstunde spater herausfiel, so wurde er aberinals und z\var nach rechts und riickwarts unter allmaligem Herausziehen des Mandrins in die Gebarmutterhohle eingeftihrt und zwar so weit, dass Ton selben fast nichts mehr in der Schamspalte sichtbar war. Schon drei Viertelstunden spater bemerkte man beim Be- fiihlen des Uterus geringe Zusammenziehungen desselben, wozu sich um 12 Uhr 50 Minuten Bauchschmerzen und um 11 Uhr 26 Minuten Naclits Kreuzschmerzen gesellten. — Am lindern Tage um 8V S Uhr Morgens war der Muttermund bereits 3 Zoll weit und die Fruchtblase stellte sich ; wesshalb ob des gleich- zeitig vorhandenen Hydramnios zur Fixirung des ballotirenden Schadels die Blase klinstlich gesprengt wurde, worauf in reich licher Menge normal beschaflfenes Fruchtwasser abfloss. — 1 2 Stunden spater, d. i. um 10 Uhr Friih am 12. Mai, erfolgte in eincr I. Schadellage unter sonst ganz normalem Mechanismus die Ge- burt eines Knaben, der ein Gewicht von 4 Pfund und eine Kor- perlange von 17" l‘“ hatte, und dessen Schadel in der Periphe¬ rie 12“ ll'" und im grossen Querdurchmesser 3“ 4" 1 mass, somit der gestellten Diagnose entsprach; — die Nachgeburt kam als¬ bald von selbst. — ■ Die Geburt hatte im Ganzen, vom Einlegeu des Catheters gerechnet, nur 26 Stunden gedauert, es wurden vom Beginne der Kreuzschmerzen 162, und vom Einlegen des Catheters 288 Uteruskontraktionen beob- achtet. ' So gliicklich auch die Geburt verlaufen, nicht so war es der Fali mit dem Wochenbette. — 3 / i Stunden nach der Geburt trat ein derartiger Blutsturz ein, dass die Wochnerin aus einer Ohn- 9 mackt in die andere verfiel; als dessen Ursache musste man eine Lakmung der Placentarstelle annehmen, weil, wenn die Gebarmutter sonstens hart anzufiihlen, d. h. zusammengezogen war, man immer dem gervohnlichen Sitze des Mutterkuchens entsprechend am Grunde des Uterus nack rechts hin eine weichere Partie vorfand, welche gegen die Gebarmutterkohle eingesenkt war; um so mehr musste man diess annehmen, als beim Reiben des Uterus derselbe sich stets im ganzen Umfange mit Ausnahme dieser Stelle zusammenzog. — Konsequentes Auflegen von Eis- umschlagen auf die Uterusgegend, ein Klystier von Secale cor- nutum, Einnehmen von Bonjean’s Ergotin, eine belebende Arznei (Aquae menthae unc. quat., Tet. cinnamom. drch. j. Syr. cinnam. et cort. aurant. «« unc. semis) stillten zwar die Blutung, aber dennoch setzten unter štetem Erbrechen die Obnmacbten nicht aus, und liessen erst auf die schliessliche Anwendung von einigen Via S 1 '- fassenden Morphiumsdosen nach, was sebr begreiflich, da die Patientin trotz ihres Zugestandnisses zur Operation in der sicheren Ueberzeugung war, die Operation nicbt zu iiberleben, also ihr Nervensystem ungemein aufgeregt war — erst nach Verlauf von 3 Stunden konnte die Wochnerin als ausser Lebens- gefahr hefindlieh bezeichnet werden. Das eigentliche Wochenbett verlief bierauf ohne jed\vede Reaktion, vorsichtshalber wurde die ersten Tage Murias chinini verabreicht; der Uterus var stets unschmerzhaft und gut zusam¬ mengezogen, bis auf jene Placentarstelle, welche sich noch einige Tage eingesenkt fiihlen Hess, aber kcine veitere Blutung mehr verursachte. — Die Mutter fiihlte sich von Tag zu Tag besser, saugte ihren Knaben selbst und wurde 3 Monate spater gesund von der Findelanstalt entlassen und kurz darauf auch das Kind, gesund und kraftig aussehend, in die Landpflege tibergeben. IV. Fali. Kilnstliche Friihgeburt ob eines allgemein verengten rhachitischen Beckens. G. J., eine 28 Jahre alte Ilpara, wurde am 19. November 1862 unter Prot. Nr. 41 als Schwangere in die Anstalt aufge- nommen. Die alsbald vorgenommene Untersuchung Hess den Grund der Gebarmutter handbreit unter dem proč. xyph. auffin- den, das Kind hatte eine vollkommen veranderliche Schadellage inne, die Herztone vvaren derzeit deutlich rechts zu horen; fornix 10 vaginae war leer, portio vag. war sehr derb, 3 l i " lang, das orif. ext. noch geschlossen, der Vorberg auffallig leicbt erreichbar (Diagonal-Conjugata mass 3" 6"'), ebenso Hess sich die linea ter- minalis fast in ihrem ganzen Umfange abftihlen, das Steiss Kreuz- beinende war hakenformig aufgekriimmt. Das beziigliche Individuum hatte im Jabre 1859 an der hie- sigen Klinik geboren; die damalige Geburt dauerte 54 Stunden und war eine sebr schwierige, der Kopf des in I. Schadellage zur Geburt stebenden Kindes musste mittelst der Zange und die Schultern mittelst des Hakens entwickelt werden. Das schein- todte Kind starb '•% Stunden nacb der Geburt an einer Apoplexia basilaris und die Mutter macbte eine Peritonitis dureh. Bei der Entlassung wurde ihr eindringlichst zugeredet, falls sie je wieder schwanger werden solite, moge sie sich ja fruhzei- tig zur Aufnahme in die Anstalt melden, indem nur dureh eine vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft bei ibrer Klein- beit — (Zwergwuchs) — die Geburt eines lebenden Kindes mog- lich sei. Ueber die letzten Menses wusste sie keine Auskunft zu ge- ben, dagegen will sie mit absoluter Gewissheit die erste Kindes- bewegung diesmal am 1. Oktober deutlich wahrgenommen haben, hierauf und den obigen Befund sich stiitzend, war daher so bei- laufig um den 23. Februar 1863 der spontane Eintritt der recht- zeitigen Geburt zu envarten, und die Schwangere konnte daher jetzt erst im Anfange des 8. Monats ihrer Schwangerscbaft sein: es wurde somit beschlossen, selbe noch einen Monat bindurch vveiters ?.u beobachten, um alsdann, falls die bis dahin einge- tretenen Veranderungen die dermalige Diagnose bestatigt haben vvttrden, mit ihrer Zustimmung die klinstliche Friihgeburt einzu- leiten. Am 26. Dezember wurde in Gegenwart mehrerer Aerzte eine zvveite genaue Untersuchung vorgenommen. Der Grund der Gebarmutter stand bereits 2 Finger unter dem proč. xyph., die Bauchdecken waren noch schlaff und faltbar, das Kind hatte eine veranderliche Schadellage inne; der fornix vag. war leer, die port. vag. noch iiber jedoch am orif. ext. bereits weicher und aufgelockerter, und man konnte dureh dasselbe gegen V a " \veit in den Ilalskanal vordringen, daselbst vvar derselbe derb und geschlossen. Das ganze wohlgenahrte Individuum war von einem vollkommen symmetrischen Zwergwuchse und hatte ein Ge- 11 wicht von 86 Pfund W. G. Die Beckenmessung ergab eine Diag. conjugata von 3" 6'", eine Entfernung der spinae oss. ilei ant. sup. von 8" 10'", der Cristae von 10" und der Trochanteren von 10" 10'", die Conjugata ext. mass 6“ 6'"; — es musste hier eine all- gemeine Verengerung des Beekens angenommen werden, um so mehr, als auch die Durchmesser des Beckenausganges sich streng in der normalen Lange hielten, wahrend ja sonst bei gevrohn- lichen rbacbitischen Becken der Ausgang bedeutend den Normah durchmesser iibervviegt. Bei diesen Verhaltnissen ward nun ein- stimmig beschlossen, es sei das Einleiten der kiinstlichen Friih- geburt das einzige rationelle Hilfsmittel, zugleich wurde jedoch der Zeitpunkt zu diesem Eingriffe auf weitere 14 Tage hinaus- geschoben, indem die Schwangerschaft im Vergleiche mit dem am 19. November gemackten Befunde kaum den Anfang des 9. Monates erreicht haben diirfte, und man sich mit weiterer Be- zugnahme auf die von dem ersten Kinde aufnotirten Kopfmasse (Kopfperipherie 12" 7"', Langendurchmesser 4" 1'") fiir dieMitte des 9. Monates als den geeignetsten Moment hiezu entschloss. Nach 14 Tagen d. i. am 10. Janner 1863 fand man den Uterus- grund bis zum Schwertknorpel emporgestiegen, die Bauchdecken sehr gespannt, das Kind hatte eine 1. veranderliche Schadel- lage; die port. vag. noch immer tiber y a ", der Halskanal gegen 1" und das orif. int. bereits fiir die Fingerspitze offen. Obschon ich nun keinen Aufschub der Operation zugeben wollte, musste ich mich dem Majoritatsbeschlusse, welcher das rasche Empor- steigen und Wachsen der Gebarmutter nur einem Hjdramnion zuschrieb und die Operation auf den 22. Janner verschoben haben wollte, fiigen. Am selbigen Tage war der Grund der durch vermehrte Amnionfliissigkeit rundlich ausgedehnten Gebarmutter knapp unter den rechten Bippen fiihlbar, der ballotirende Schadel (I. Pos.) durch den Fornhc wahrnehmbar, die Vaginalportion, obschon weicher, noch y 4 " Zoll lang, ebenso der Kanal 1", aber das orif. int. bequem fiir den Finger durchgangig. Nachdem das Con- silium nunmehr die Unterbrechung der Schwangerschaft zugab, wurde hiezu liber meinen Vorschlag die Catherisatio uteri als die zweckmassigste und schonendste Methode angenommen und um 10 Uhr Morgens vollfiihrt. In der Biickenlage der Schwangern wurde ein englischer elastischer Catheter bis zum orif. int. mit, dann ohne Mandriu 12 in die Uterushohle, wie in den frliheren Fallen eingeftibrt, wor- auf die Schwangere bald eine Art von Bauchgrimmen angab. Um 12 Uhr 15 M. Mittags wurde die erste deutliche Wehc wahr- genommen und jetzt folgten bis 7 Uhr 20 M. Abends regelrecht 88 Wehen, das Orif. ward hiedurch bereits auf 2" erweitert. Bei dieser nun bereits vollkommen geregelten Wehenthatigkeit schien der Zweck der Cathcterisation erreicht und wurde des- halb um diese Zeit der Catheter entfernt, eine Voraussetzung, welche sich aucb ricbtig bestatigte, indem naeh weiteren 53 kraftigen Wchen um 9 Ubr 20 M. Abends bei verstrichenem Muttermunde die Blase sprang und aucb hinterher die Weben sehr kraftig und rasch aufeinander folgend blieben. Leider erfitllte sich nun meine Ahnung, dass die Schwangerschaftsdauer, resp. das Wacbsthum des Kindes, bereits flir die Beckenrtlumlicbkeit zu weit vorgeschritten sein diirfte, denn nun stellte sich immer deut- licher und deutlicber das Missverhaltniss zwischen Kopf und Becken heraus, indem trotz weiterer kraftiger 95 Wehen der am Beckenein- gange querstehende Schadel nicbt nur nicht herabriickte, sondern die 6eburtsgescbwulst immer grbsser wurde; daher da das absickernde Fruchtwasser eine missfarbige Bescbaffenheit annabm und tiber- diess in den Wehenpausen ob vorzeitiger Losung des Mutter- kuchens in ziemlicher Menge Blut hervorsickerte, um 2 Ubr 35 M. Nachts die Wienerzange um so mehr angelegt vverden musste, als auch die Herztone des Kindes ; \velche nocb um 1 Uhr ganz deutlich nnd regelrecht borbar waren, nun sehr langsam, unregel- massig, ja aussetzend wurden und die Kreissende bei beftigem Erbrecben zu fiebern begann. Gleich dei der ersten kraftigen Traktion wurde ein plotzliches Herabrlicken des Kopfes bemerk- bar und 2 Minuten darauf \var der Kopf entwickelt ; dem alsbald der Rumpf sammt Naehgeburt .folgte. Letzteres schien dadurch bevrirkt, dass die 23y a " messende Nabelscbnur vielfach balfter- formig umscblungen, und dadurch relativ so verktirzt war, dass beim Vorrttcken des Kindes auch die Placenta abgelost wurde. Das Kind, ein Madchen, war todt und mass bei einer KOrperlange von 17'' 6'", in der Kopfperipberie 12", im queren Durchmesser 3' 1"', im Langendurchmesser 3" 10"' und war 3 Pfund und 29 Loth schwer. Die Mutter wurde alsbald mit Pe- ritonitis und hochgradiger Tympanitis, ob der damals herrschen den Puerperalepidemie auf die mediz. Abtheilung transferirt, wo- selbst sie am 4. Tage starb. Nebst eitrigem freien Peritonealex- 13 sudate war das subperitoneale Zellgewebe an der vordern untern Bauchwand nnd seitlich Lis in die fossae iliacae verjaucht, die Gebarmutter jedoch und fornix vag. vvaren vollkommen intakt. Epikritiscbe Bemerkungen. 1. W a r die Einleitung der kiinstlichen Frtih- geburt gerechtfertigt? Diese Frage muss positiv mit „Ja“ beantvvortet werden; gerade der Verlauf dieser Geburt rechtfer- tigte am besten diese Unterbrechung der Schwan gerschaft, denn er lehrte sogar, dass es besser gewesen w are, wenn die Geburt, wie icli aucb beantragte, nocli frtther eingeleitet worden ware, indem sich scbon das Missverlialtniss zwischen Eopf und Becken als ein derartiges herausstellte, dass ebenso diesmal, wie bei der ersten spontan eingetretenen Geburt die Zange zur Geburtsvoll- endung angewendet werden musste, also nicbt die Einleitung der kunstlicben Friibgeburt, sondern der gewahlte Zeitpunkt war verfeblt. 2. Hat sich die in Anvvendung gezogeneMetbode, namlich die Catheterisatio uteri bervahrt? Der Zweck jedweder Metbode zur Einleitung der kttnstlichen Friibgeburt ist ja nur die Webenthatigkeit auf die schonendste Weise anzuregen und zu dem Grade zu steigern, dass alsdann — eine Langslage vorausgesetzt — durcb die Welien allein ohne sonstige Nacbhilfe die Ausstossung des Kindes bewirkt werde. — Die erste Halfte dieser Bedingungen wurde in diesem Falle durcb die Catbeteri- sation der Gebarmutter glanzend bewirkt, denn nachdem der Catbeter 9 Stunden in der Uterushohle gelegen, war das Oriti- cium bereits 2" weit und die Webenthatigkeit so kraftig und so geregelt, dass der Catbeter entfernt werden konnte und zwei Stunden spater bei verstrichenem Muttermunde die Fruchtblase sprang. Dass die zweite Bedingung sich nicht erfilllte, namlich die weitere Ausstossung des Kindes nicht spontan erfolgte, son¬ dern einer Nachhilfe (Zange) bedurfte, lag in dem ungliieklich gewahlten Zeitmomente, d. i. in dem tur diese an und fur sich kraftige \Vehenthatigkeit zu bedeutendem Missverbaltnisse und d arin, nicht in der Methode siud aucb .die vveiteren Consequen- zen, das Absterben des Kindes und die todtlicb endende Peri- tonitis der Mutter zu sucben. Hier glaube ich jedoch nicht unerwahnt lassen zu miissen, dass das letbale Ende des Kindes jedenfalls, wo nicht unbedingt bewirkt, so doch bedeutend befordert worden sei, durch den 14 Druck, den die Zange auf die um den Hals gescklungene Nabel- schnur ausgetibt hatte. — Zu dem Tode der Mutter scbeint sehr viel, ich mochte sagen das Meiste, das damals in der Anstalt herrscbende Puerperalfieber beigetragen zu haben, und diess um so leicbter, als die betreffende Person oknehin zu Entziindungen des Bauchfells inklinirte, Beweis dessen, dass sie auch bei der ersten Geburt eine Peritonitis durckzumachen hatte, und die Er- fahrung lehrt ja, dass bei solcben sehr gerne oft bei den ein- fachsten Gelegenheitsursachen Recidiven eintreten, daher nicht zu wundern, wenn nach, oder eigentlich bei einer solcben Geburt sich abermals eine keftige Peritonitis einstellte. 3. In welche Klasse der Beckenanomalien ist das diesbezltglich e Beckeu einzureiken? Zur richtigen Beantwortung dieser Frage erlaube ich mir eine kurze biindige Beschreibung des skelettirten Beckens, das sich in der Prapa- ratensammlung meiner Klinik befindet, vorauszuschicken. — Das ganze sehr zartknochige Becken macht auf den Beobachter den ersten Eindruck, als habe man es mit einem sogenannten sym- metrischen Zwergbecken zu thun, eine genaue Messung der wich- tigsten und wesentlichsten Beckendurchmesser lehrt uns jedoch alsbald einer anderen Meinung zu sein, insbesondere wenn man das fast gerade gestreekte Kreuzbein, das stumpfwinklig, haken- formig aufgekrtimmte Kreuz-Steissbeinende betrachtet und ebenso den Umstand beriicksichtigt, dass der Schambogen im Verhalt- nisse zu der Grosse des ganzen Beckens weit sei, wozu die um ihre senkrechte Axe gedrehten verbundenen Sitz-Schambeinaste beitragen und dass die Hiiftgelenkspfannen etwas mehr nach vorne stehen. Die Messung der einzelnen Abstande des sonst normal ge- neigten Beckens ergibt im Wiener Masse: Am Beckeneingange: Conjugata vera 3" 2‘", Querdurch- messer 4" 8"', rechte schrage Durcbmesser 4" 4"', linke schrage Durchmesser 4'', rechte Microchorda 3'', linke Microehorda 3 “ 3 “‘, Untersuchungsdurchmesser 3" 6'". Am Beckenausgange: Der gerade Durchmesser 3 " 7"', der quere Durchmesser 4", rechte Stenochorda 2" 6"', linke Ste- nochorda 2 " 5"', Beckenenge 4". In der Beckenweite 3 " 11'", Conjugata externa 6" 3"', Abstand der Crist. oss. il. 9" 6'", Ab- stand der spin. ant. sup. oss. il. 8" 5'", Abstand der Trockan- teren 10" 8'". Die Tiefe des Beckens bei den Sitzknorren 3" 3'". 15 Die Antwort auf die Eingangs gestellte Frage muss daher lauten, dass wir es hier mit einem vbili g symmetrisch ver- engten rhach it ischen Becken zu thun haben, denn die starkere Verengerung der rechten Beckenhalfte um 2— 3“' gegen- tiber der linken ist zu unbedeutend, um es als ein schrag ver- engtes Becken zu klassifiziren. — Fiir den rbachitiseben Charak- ter sprecben das starkere Hereinragen des Vorbergs, und dass das mit dem Steissbeine hakenformig aufgekrtimmte Ende des fast gerade gestreckten Kreuzbeins mebr nacb hinten und oben binausragt; ganz besonders aber geben die Masse zwischen Beckeneingang und Ausgang zu dieser Diagnose den Ausschlag; auch bei diesem Becken ist namlich der Ausgang im Verhalt- nisse zum Eingange unbedingt weit zu nennen, der Beckenkanal bildet einen umgekebrten Trichter, dessen weiteres Ende der Ausgang ist. Er bat hier nur die einem normalen Becken zu- kommende Lange der einzelnen Durchmesser, was jedoch bei der allgemeinen Kleinheit unseres Beckens eben als ein Beweis fiir die Annabme spridit, dass dies auch hier nur durch das allen rbachitiseben Becken charakteristisch zukommende Zuriick- treten des unteren Kreuzbein-Endes nach hinten und oben ge- schehen ist. — Damit im Einklange steht auch der Geburtsver- lauf, namlich, dass man gleich, nachdem das Hinderniss am Beckeneingange mit der Zange tibervvunden war, deutlich ein plotzliches, rasches Herabriicken des Schadels ftihlte und dann dessen weitere Durchfiihrung durch den Beckenkanal und Aus¬ gang spielend leicht gelang. V. Fali. Klin st 1 ich e Frtih ge burt wege n Zwe rgbecken ex rhachitide. M. G., eine SOjahrige Ipara, wurde (Prot. Nr. 237) am 13. Juni 1865 von ihrer Mutter, einer gewesenen klinischen Aushilfs- hebamme mit der Bitte auf die Klinik gebracht, sich ihrer ver- ungliickten zwerghaften Tochter anzunehmen und wenn moglich die Schwangerschaft zu unterbrechen, da sie bei ihrem Korper- baue ein ausgetragenes Kind kaum werde gebaren konnen. Nacb einer vorlaufigen Untersuchung der auffallig kleinen Person, welche ein Vorgeschrittensein der Schwangerschaft gegen 16 Ende des 5. Monats und eine Conjugata vera von 2" 9"' erken- nen Hess, vvurde dieselbe etliche Tage in Euhe gelassen, um sich mit dem Aufentlialte in der Anstalt. zu befreunden, da ich durcbaus nicbt mehr gesonnen war, selbe bei dem wankelmlithi- gen Charakter der Mutter aus den Augen resp. von der Anstalt entfernen zu lassen. Am 17. Juni wurde in Gegenwart des jetzigen Regierungs- rathes Dr. von Andrioli und einiger Kollegen eine genaue Untersuchung, welcbe nachfolgenden Stand der Dinge ergab, vor- genommen: Der Grund der rundlich ausgedebnten Gebarmutter stand 2 Finger breit ober dem Kabel, das Kind hatte eine II. ver- anderliche Schadellage, das Scbeidengevvolbe war leer, die Vagi- nalportion bei Va" l an g; ziemlich derb, orif. ext. ein glattes run- des Grtibcben. — Die Beckenmessung ergab einen Abstand der Spinae anter. von 10" 2"', der Cristae von 10" 9'", der Trocban- teren von 11“ 9"'; die Conjug. ext. mass 6" 4"', dieDiag. Conj. 3" 3"', somit die Conjugata vera 2" 8'"—9‘". — Die Becken- enge betrug 3" 9"'. — Die ganze Kbrperlange derPerson mass 48 Zoll W. M. — dabei Sabelbeine, die mit einiger Schwierig- keit weiter auseinandergebraclit vverden konnten, ferner war die Lendengegend sehr stark ausgebohlt, und das bakenformig auf- gekriimmte Kreuz-Steissbeinende ragte auffallig nacb hinten her- vor — somit Rhachitis die Grundursache der Difformitaten. — Was die Zeitdauer der Schwangerschaft anbelangt, so Hessen sowobl der objektive Befund, als aucb die Angaben der Schwan- geren ilber die letztgehabte Menstruation am 9. Janner, den stattgehabten Coitus am 15. Janner und tiber das Fithlen der ersten Kindesbewegungen am 31. Mai naliezu mit Bestimmtheit die 22. Schwangerschaftswocbe annebmen. Da wir es hier mit einem durch Rhacbitis allgemein ver- engten Becken zu tliun liatten, so wurde die kiinstliehe Unter- brechung der Schwangerschaft als apodiktisch nothwendig erkannt; bei dem Umstande jedoch, dass es die Hauptaufgabe der ratio- nellen Geburtshilfe bleibt, wo moglicb Mutter und Kind zu ret- ten ; und da die Erfahrung lehrt, dass der Querdurchmesser des kindlichen Schadels erst am Ende des 7. Monats 2 1 / 2 “ betragt, wurde einstimmig beschlossen, die Lebensfabigkeit des Kindes abzuwarten und dann zur Einleitung der kiinstlichen Friihgeburt nach der Simpson Krause’schen Methode zu sckreiten. n Am 2. Juli stanci der Uterusgrund 1" 8 "' unter dem rech- ten Rippenrande, es war eine Scliieflage in I. Beckenendlage vor- lianden, reclits oben deutlich der Sckadel erkennbar. Am 22. Juli war der Uterusgrund bis zum proč. xypboid. heraufgeriickt, das Kind hatte eine II. veranderlicke Beckenend¬ lage, Hydramnios, Fornix vag. rnassig entvvickelt, orif. ext. ftir die Fingerspitze geoffnet, die Weichtheile ziemlich gut aufge- lockert. — Da nun das Ende des 7. Sckvvangerschaftsmonats be- reits erreicht war, wurde einstimmig konsultativ der 26. Juli zur Einleitung der Friihgeburt bestimint, jedocb der Sckwangern, um sie nicbt unniitz aufzuregen, dieser Bescbluss verheimlicbt. Als am obigen Tage mit Zustimmung der Schvvangern zur Operation gescbritten wurde, hatte das Kind eine I. Schadellage, sonst war Alles in statu quo. — Da der aussere Muttermund kaum ftir die Fingerspitze geoffnet war, wurde zuerst bescklossen, mittelst P resssch wammk e geln den Ilalskanal zu erweitern, und sollten hiedurch die Wehen geniigend ange- regt worden sein, von jedem weiteren operativen Verfakren ab- zustehen. — Um 7% Uhr Morgens wurde mittelst des Scanzoni’- schen Pressschwammtragers ohne Speculum ein dtinner Kegel eingeschoben, um 8 3 /4 Uhr gegen einen dickeren umgetauscht, und so um 9 3 / 4 Uhr abermals ein voluminoserer eingeftihrt, der nun his 11 Uhr M. liegen gelassen wurde. -- Da sich nun bis dahin noch immer keine Welien einstellen cvollten, der Halska- nal jedoch gleiclnvandig geoffnet, ftir den Zeigefinger durchgan- gig geworden war, so ward um 11 % l’Iu in dererliohten Ritcken- lage der Schwangern ein elastischer englischer Kathe- ter ohne Mandrin nicht ohne Mtihe nach links hinten in die Uterushohle eingeschoben, so dass er ganz in den Schei- denkanal zu liegen kam. — Bei allen diesen Manipulationen verhielt sich die Schwangere vollkommen ruhig. Um 3V 4 Uhr NM. stellte sich die erste deutliche Wehe ein, welcher bis 6 % Uhr Abends 48 regelrechte Wehen gefolgt wa- ren, wesshalb um diese Zeit, da die Vag. port. vollkommen ver- strichen war und die Wehenth;itigkeit imvollen, geregelten Gange zu sein schien, der Katheter entfernt wurde. — Leider wurden nun die Wehen, deren bis lOVa Uhr A. weitere 47 erfolgten, so schwach, dass man sich entschloss, abermals den Katheter einzu- legen, welcher nun bis 7V 4 Uhr M. des 27. Juli liegen blieb, 100 ent- sprechende Y/ehen hervorrief und das orif. auf 1 " ervveitert hatte. V a 1 e n t a, Catheterisatio uteri. o 18 Die Gebarende war sehr unruhig und eine Untersucliung liess den Katheter als beinahe ganz aus der Gebarmutterholile heraus- gerutscbt erkennen, wessbalb man ibn nun ganz entfernte, da man aucb ganz deutlicb neben dem ba 11 ot ir e n de n Scka- del nacb links eine Hand vorliegend flihlte und beim Wiedereinsckieben trotz aller Vorsicht doch moglich gewesen ware, die Eiblase zu verletzen. Die Gebarende wurde nun auf die reebte Seite gelagert und stets in dieser Seitenlage untersucht. Bis 4 Uhr Ab. waren abermals 117 Weben eingetreten, da nun das orif. bereits 3" weit war, der Schadel nocb immer boch und beweglick am Beckeneingange stand, jedocli keine Hand mehr vorlag, so wurde bei dem vorhandenen Hydramnios, um den Schadel zu fixiren und bei einem plotzlichen Wasserabflusse einem Vorfallen der Hand, Nabelschnur u. s. f. vorzubeugen, vorsicbtig nach den bekannten Regeln die Blase gesprengt, worauf sich alsbald der Schadel im Beckeneingange feststellte und bereits um 5 Uhr 7 Min. Abends die Geburt eines lebenden Madchens erfolgte, das seiner Ausbil- dung (Korperliinge 14'' 3"‘ ? Kopfperipherie 10" 6'", Langen- durcbmesser 3" 6"' Querdurchmesser 3" 9'", Gewicht 2 Pfd. 11 Loth) richtig dem 8. Schwangerschaftsmonate entsprach, somit Diagnose und Operationstermin vollkommen reehtfertigte. — Die Mutter wurde am 13. Tage gesund entlassen, das Kind starb leider am folgenden Tage an Lungenatelectasie. Die Geburt bat vom Einlegen des Katheters 30 Stunden, vom Eintritt der ersten W ehe 26 Stunden gedauert, ge\viss aber¬ mals ein glanzender Beleg fiir die Trefflichkeit der Simpson- Krause’schen Methode, umsomehr nachdem die Erweiterung des Halskanals mittelst Pressschwiimmen trotz des ausgeiibten Reizes Wehen anzuregen nicht im Stande war. Von Interesse war in diesem Falle der hautige Positions- w e c h s e 1 des F 61 u s ; indem bei den 4maligen Untersuchun- gen jedesmal eine andere Lage vorgefunden wurde. VI. Fali. Kunstliche Fruhgeburt wegen Eclampsia ei m or bo Brighti. Am 23. Janner 1865 wurde ich nach 2 Uhr Morgens ob heftiger Fraisen zu der Hausbesitzersgattin L. gerufen. Als ich hinkam, fand icli die kraftige 21jahrige Fran ganz ermattet, je- 19 doch bei Bewusstsein; sie war im 9. Mondsmonate ihrer ersten Sch vran gersch aft und der gegenvvartige Ordinarius erzablte mir, das die Patientin bereits seit 10 Ulir Abends sechs beftige Fraisen-Anfalle gebabt babe- — Sie soli sich in den Filssen erkaltet haben und wahrsclieinlicb babe sie einen Diatfebler begangen, indem sie scbon den ganzen vorbergebenden Tag an Ueblichkeiten und Kopfschmerz gelitten, und endlicb alles seit gestern Vormittags Genossene (eben erst Niisse) erbrocben babe und auch gegenvvartig fortvvakrend an beftigem Brechreize leide. — Kaum batte ich diese Notizen vernommen, als ich (um 2V 2 Ubr) einen neuen, den 7. Anfall selbst zu beobacbten Ge- legenbeit batte, welcher so eclatant alle bekannten Symptome der Eclampsia gravid. darbot, dass icb micb der nabern Beschrei- bung der Symptomengruppe entschlage, und nur bemerke, dass das aufgedunsene Gesiclit nahe scbwarzblau, cyanotisch wurde. Im Harne war eine kolossale Menge Eiweiss entbalten, die Fusse jedoch nicbt im geringsten gescbwollen. Es wurden Blutegel an die Warzenfortsatze, y 8 granige Dosen Morphium und Acid. pbospb. dil. zum Getranke verordnet. Um 3V a Uhr der 8. Anfall und zwar nocb hoch- gradiger, wesshalb ich, da die Morpbiumpulver stets erbrocben wurden, zur Coupirung respektive Abkiirzung der Anfalle die Cbloroformnarkose als Palliativ — und die Unterbrechung der Schwangerscbaft als Radikalmittel vorschlug, was Beides zuge- geben wurde. — Das Kind hatte eine I. Schadellage, Fotalherz- tone konnten ob der Unrube der Mutter niemals gebort werden, der Fornix vag. war sebr tief herabgedrangt, die Port. vag. y 4 " lang und weick, der Halskanal gegen Orif. int. fiir die Fingerspitze durchgangig und biedurcb der Sekadel deutlich fiiblbar. Wahrend der Ordinarius cbloroformirte, wurdevonmir der engliscbe elastische Katketer ohne Mandrin in der Ruckenlage der Patientin soweit nach ruckwarts in die Gebarmutterliohle eingescboben, dass er ganz in die Scbeide zu liegen kam; — worauf sich 10 Mi¬ nuten spater deutlich die erste Weke erkennen liess, weleber nun in entsprechenden Intervallen weitere, regelrechte Weben folgten, deren Eintrittsich stets durcb eine grdssere Unrube der kalbbetaubten Patientin bekundete. — Als um 4 % Uhr prophylaktiscb eben wieder ein Paar Blutegel hinter die Obren gesetzt wurden, stellte sich der 9. Anfall ein; — abermalige Narkose — Port. vag. war damals bereits verstricben, Orif. ext. V," offen, ganz gegen 2 * 20 das Promontorium gekehrt. — Von nun an wurde stets, wenn die Gebarende d ure h eine auffallig starkere Unruke, keftigen Brechreiz, steigende Turgeszenz (Cyanose) im Gesichte u. s. f. das Herankommen eines Anfalles aknen liess, um selben abzu- sekneiden, alsbald zur Narkose geschritten; aies geschah mit Er- folg um 5 3 / 4 , 6%, 7V 4 , 7 3 / 4 , 8 3 / 4 , 10% und 11 Uhr. Wahrend dieser Zeit war Patientin nur einmal (7% Ubr) bei Bewusstsein und erhielt zwei y 8 granige Morph. Dosen, man konnte damals ganz deutlich Kindesbewegungen unterscheiden. — Da jedocb die Weken immer langer aussetzten, so wurden um 8% Uhr durch den elastiseben Katheter zwei Unzen auf 30° R. er- ffarmten Wassers in die Uteruskohle eingespritzt und zugleick Blutegel gesetzt (im Ganzen 11). — Naclidem bis 10V 2 Uhr das Orif. 1%" weit geworden war, wurde, da sich auch etvvas mebr Fruchtwasser vorhanden herausstellte, zur besseren Geburts- besebleunigung die Blase kiinstlich gesprengt, worauf eine reick- liebe Menge reinen Frucbtwassers abfloss, und sich die Wehen derart in ihrer Kraft und Schmerzhaftigkeit steigerten, dass die Gebarende in ihrer Bewusstlosigkeit stets aus dem Bette springen wollte, und drei Menschen zu thun hatten ; um sie zuriick zu lialten. Naclidem wir uns bereits der Hoffnung hingegeben, die eclamptiscken Anfalle dureh unsere Therapie vollkommen cou- pirt zu haben, stellte sich dennoch um ll 3 / 4 Uhr abermals ein sekr heftiger Anfall ein, der 10. ; jedocb zum Gliicke auch der letzte. Er wurde durch die Narkose coupirt, dessgleichen wurde ; ob drohender Sjniptorne, um 1 '/ 2 (Jlir narkotisirt, und zwar zum letzten Male. — Da sich bis 5 Uhr Abends keine Anzeige liiezu darbot, sondern die Patientin so halb und balb zum Bewusstsein kam, schlingen konnte, nicht mehr erbrach, die Welien aber wieder lang aussetzend geworden warcn ; so wurden, weil das Orif. ext. bereits itber 2" weit und nachgiebig war, um diese Zeit in 5minutigen Pausen 6 Dosen Secale cornut. mit P. Do veri (a 5 und 1 Gr.) mit dem Erfolge verabreicht, dass um 6 Uhr Abends bereits das Orif. vollig verstricken war. Auf einmal zeigte die Patientin im Gegensatze zu der friiher stetigen Turgescenz (Cyanose) eine auffallige Blasse des Gesichts, derPuls wurde immer schwacher ; nakezu fadenformig, kaum zalil bar, eine Ohnmacht nach der andern stellte sich ein, so dass ich auf rasche Vollendung der Geburt durch die Zange dringen musste, welche Operation mir erst um 6 3 / 4 Uhr gestattet wurde, um welche Stunde 21 ich am Querbctte rascli mit einigen Traktionen ein dem 9. .Monds- monate entsprechendes, bereits Spuren der Maceration darbieten- des Kind (Madchen) entivickelte, dem die Nachgeburt alsbald folgte. Um 9 Ul ir, nachdem durch Anvvendung der verscbiedensten mnern uud aussern Analeptica der Kraftezustand der Entbundenen ein derartiger geworden war, dass man die Patientin sich selbst iiberlassen konnte, verfiel dieselbe in einen tiefen ruhigen Schlaf, der nabezu die ganze Nacht anhielt, und aus welchem sie Morgens d en 24. Jan n er aufvvachte, obno einmal zu wissen, dass sie geboren, der ganze 23. Janner war ftlr immer aus ihrem Gedacbtnisse geschwunden, sie wollte nichtglau- ben, dass sie geboren habe. — — Puls 84. — Uterus etvvas empfindlich. 3 Gran Chinin pro die — und Acid. phosphor. zum Getranke. Eivveiss bereits bedeutend weniger im Urin. Abends: Puls 84 — hat unter Tags viel gesclilafen — klagt liber Schwindel. 25. Janner. In der Nacht ein Schiittelfrost. — Morgens Puls 60. — Eiweissgehalt wieder abgenommen. — Therapie die¬ selbe. Abends: Puls 72. — Uterus empfindlicher — sehr viel Urin entleert, Eiweissgehalt noch geringer. — 6 Gran Chinin. 26. Janner. Nacht scblecht gesclilafen, — Kopfschmerz, Puls 90, — Therapia eadem. 27. Janner. — Unterleib empfindlich, — Brechreiz, — Puls 96, — Therapie: Potio laxans. — Abends: Puls 120, 4 Stuhlentleerungen, welche sich in der Nacht zum 28. Janner unzahlbar wiederholten. — Fr ti h: Puls 126, Bauch mehr empfindlich. Therapie: Leinsamenumschlage. — Dt. Salep mit einigen Tropfen Opiumtinktur. — Abends: Puls 96 — den ganzen Tag keine Stuhlentleerung erfolgt. 29. Janner. Puls 78. — Bauch bei starkem Drucke ein wenig empfindlich, Appetit sich kundgebend. — Im Hame keine Špur von Eiiveiss mehr enthalten. Nun ging die Rekonvalescenz derart rasch vor sich, dass sie bereits nach 14 Tagen das Bett verlassen konnte; nur klagte sie noch mehrere Wochen liber zeitiveiligen Schwindel. Die Frau hat seitdem 3mal ohne Anstand geboren, und iveiss sich auch jetzt des ganzen Vorganges niclit im Geringsten zu entsinnen. 22 Epikritische Bemerkmigen. 1. Die Katheterisation hat sich als die Geburt einleitendes Mittel trefflicli bewahrt, sie hat alsbald die Geburt in Gang gebrackt; die Einspritzungen nach Cohen und der kiinstliche Blasensprung mussten nur ob der dem miit- terlichen Leben drohenden Gefahr mit in Gebrauch gezogen wer- den, um auf die rascheste Weise die Gebarmutter zu entleeren, hatte man zuwarten konnen, so ware man wahrscheinlich mit der Katheterisation allein ausgekommen. 2. Hat in unserem Falle die Chloroformnarkose als coupirendes Mittel ausgezeichnet gevvirkt, und zugleich bewiesen, dass man sich bei der Eclampsie vor deren Ge¬ brauch trotz hochgradiger Cyanose nicht zu furchten brauche, dafiir spricht in unserem Falle unwiderleglich der Verbrauch von 8 Unzen Chloroform! 3. Wieder hat sich der Erfahrungssatz als richtig enviesen, dass mit der Entleerung des Fruchthalters die eclamp- tischen Anfiille meist wie abgeschnitten aufboren, und dass innig damit die rasche Abnahme des Eiweissgehaltes im Harn stelie, das sicherste Zeichen, dass sich die Krankheit zum Bessern wende, woraus folgt, dass nicht allein in unserem Falle, sondern iiberhaupt bei Eclampsie in der Schwangerschaft die Unterbrechung der letzteren nicht nur gerechtfertigt, sondern geboten sei. 4. Interessant war die rasch eintretende Maceration des Fotus, da derselbe noch sicher 11 Stunden vor der Ge¬ burt lebte. VII. Fali. Kiinstliche Friihgeburt ob Beckenenge — unfrei vvilliger Eihautstich bei der Katheterisation. Dieser Fali wurde mir vom Bezirksivundarzte Treitz in Gottschee zur Beniitzung iiberlassen. Die diessbeziigliche Skizze lautet: Ein jungesWeib, unterSetzt, stark gebaut, deren Conjugata etwas iiber 3%" misst, hat schon dreimal sehr schwer todte Kinder geboren und fast jedesmal ist sie selbst kaum mit dem Leben davon gekommen; die diessbeztiglichen Kinder waren stets ungevvohnlich stark entwickelt. — Die 2. Geburt wurde mittelst Wendung auf die Fusse und nachherige Extraktion des 23 Kopfes mittelst der Zange mit grosser Mtihe und bedeutendem Zeitaufvvande vom Distriktsarzte Dr. Kapi er zu Ende gefiihrt. Mitte October im Jahre 1864 wurde T. zur dritten Geburt gerufen. xmd beschloss mit dem Consilarius Dr. Kapi er, da das Kind eine Schadellage hatte, einfacb die Geburt abzuvvarten; nacli 18 Stun- den gebar die Fran durch die Naturkrafte allein ein starkes, jedoch todtes Kind. — Als die Mutter spater bei T. iiber ihren trostlosen Zustand jammerte, beschloss er, falls sie wieder schvvanger werden solite, die kiinstliche Friihgeburt einzuleiten, die Berech- tigung hiezu lag in der Beckenenge, der steten zu starken Ent- wickelung der Kinder und der hiedurch veranlassten jedesmaligen schweren und gefahrlichen Geburt todter Kinder. Die Fran wurde richtig bald wieder schwanger und das Ende des Monats Oktober 1865 war nach einigen von T. vorge- nommenen Untersuchungen mit aller IVahrscheinlichkeit die 36. Woche ihrer neuen Schvvangerschaft und demgemass vvurde am 6. November um 10 Uhr Frtih im Einverstandnisse mit Consi- larius Dr. Kapi er zur Einleitung der ldinstlichen Friihgeburt nachKrause geschritten. — Die Vag. Port. staud hoch und war iiber Vi Zoll lang, der Halskanal durchgangig, das Kind hatte eine I. Schadellage. Dr. Kapi er, dem T. auf sein Ansuchen die Ausfiihrung der Katheterisation iiberliess, gelang es nicht ohne einiger Mtihe, erst nach einigen wiederholten Versuchen den mit dem Mandrin verseheneu Katheter durch das Orif. intern. durch- zufiihren. — Es flossen jedoch bald nach dem Einfiihren die Wasser ab, indem wahrscheinlich die zu zarten Eihaute bei dem Um- stande, dass der Katheter mit dem Mandrin ga n z eingefiihrt wurde, rissen. — Da sich trotz allmaligen Abflusses der Wasser bis Vormittags den 7. November keine Wehen einstellteD, liess T. die Sclrvvangere im Zimmer auf und abgehen, und maehte einige lauwarme Einspritzungen, worauf sich um 7 Uhr Abends die ersten deutlichen Wehen einstellten, welche den Muttermund nun so rasch eroffneten, dass bereits um 11 Uhr Nachts in I. Schadellage ein sonst gut entwickeltes, jedoch gegen die frii- heren Kinder bedeutend kleineres, asphyktisches Kind — Mad- chen — geboren vvurde, vvelches bald zu sich kam und dermalen (6. Februar 1866) gesund und kraftig zur Freude der Mutter gedeiht, deren Wochenbett diessmal ganz normal verlief. 24 VIII. F a 1 stliche Fehlgeburt ob Hydramnios b e i Z w i 11 i n g e n. Am 17. Juni 1868 wurde icb nacli Gorz telegraphisch zur Frau St_, einer 28jahrigen IVpara, vom Kollegen Regiments- arzt Sc hip e k berufen. Als icb am 18. Juni um 8 Uhr Morgens hinkam, fand ich eine auf das ausserste abgemagerte Frau in halb liegender und balb sitzender Stellung im Bette, welche mir bedeutete, dass sie diese Marterlage bereits durch 14 Tage einzunehmen genothigt sei, indem sie sonst sogleicb an heftig- ster Athemnoth leide; hiebei \verde sie von steten unausstehlichen Schmerzen, welcbe ihr dic Spannung der Unterleibsdecken ver- ursache, derart gepeinigt, dass sie faktisch eben so viele Nachte und Tage im eigentlichen Sinne des Wortes bereits schlaflos zu- gebracht habe; die verflossene Nacht vvare so furchterlich gewesen, dass sie sich Allem und Jedem unterziehe, nur moge sie aus ihrer qualvollen Lage befreit werden. Ordinarius Oberarzt Ban er und Dr. Scbipek bestatig-ten die Angaben und meinten, dass die dermalige kolossale Ausdeknung des Unterleibes sich erst seit dreiWochen derartig herausgebildet habe ; und in Folge dessen der allgemeine Kraftezustand der Patientin letzterer Zeit so hergenommen worden sei, dass ein weiteres Zunehmen der Geschwulst fiir die Frau lebensgefahrlich werden miisste, man daher jedenfalls dem Wachsthume derselben ein Ziel werde setzen mtissen. Die alsbald vorgenommene Untersuchung ergab einen Bauchumfang von 98 Centimeter, die Bauchdecken waren auf das ausserste gespannt, mit einer Unzahl von weisslichen und blassrothlichen Striemen besat, der Nabel verstrichen, der leere Perkussionsschall erstreckte sich nacli oben bis zum Schwert- knorpel und an den Seiten reichte derselbe gauz nach hinten, nur wenn man die Frau auf die entgegengesetzte Seite lagern Hess, konnte rechts und links ein tvmpanitischer Ton (Darmton) wahrgenommen werden; in welcber Richtung immer man da- gegen wollte, Hess sich die deutlichste Pluktuation erkennen; von Fotaltheilen war ausserlich nicht das Geringste aufzufinden, ebenso keine Fotalhcrztone horbar. Die Scheide \var auffallig aufgelockert, das Scheidengewolbe hiebei ballonartig herabge- drangt, und konnte hiedurch ein aussen hervorgebrachter Wellen- stoss (Fluktuation) innen vom untersuchenden Finger deutlich wabrgenommen werden; ebenso gelang es hie und da innerbalb des Fornix einen ballotirenden, jedocb nicht genauer bestimm- 25 baren Kindestheil zu fiiklen. — Die gegen das Promontorium hingedrangte, demgemass ausserst schwer erreichbare Vaginal- portion war kaum der Halskanal das Orif. int. fttr die Fingerspitze offen, und durch dasselbe die Eihaute dentlich er- kennbar; somit stand die Diagnose einer Schwangerscliaft ausser allem Zweifel. — Icb sage ausdrlicklich, dass die Sckwangerschaft ausser allem Zweifel gestellt erschien, weil sich die Pat. nach ihrer bestimmten Aussage unmoglieh \veiter als am Ende des vierten Schvvangersehaftsmonates befinden konnte, da sie am 12. Februar noch ihre Menses ganz regelmassig gehabt, und von Kindesbe- wegung bisher niclits vvahrgenommen babe; — also die Schvvan- gerschaft nocb jenen Moment niclit erreicht hatte, wo gewolmlich die Erkenntniss ausser allem Zweifel stelit; nichtsdestowenigcr war nacli obigen Zeiclien die Diagnose sichergestellt. Woher diese kolossale Ausdehnung der Gebarmutter? — Offenbar in Folge einer Wassersucht des Eies — Hjdramnios des hochsten Grades;* ob etwa Gemini auch hiezu beitrugen, war nicbt zu bestimmen. Es handelte sich nun darum, was tliun ? — Abivarten, i. e. der Natur den weiteren Verlauf ttberlassen, oder dem unertrag- lichen, die Gesundheit, wenn nicht das Leben der Pat. unter- grabenden Zustande, i. e. der regelvvidrigen Schwangerschaft ein Ende setzen ? — Nack dem Befunde sehien allerdings auch schon die Natur Vorbereitungen zur Unterbrechung der Schwangerschaft einzuleiten, ob aber die natiirliche Fehl- oder Frtthgeburt nicht erst dann in Gang kommen wtirde, bis es zu spat ware, d. h. bis die aufs ausserste erschopfte Patientin die Gefahren der raschen Entleerung einer so grossartig ausgedehnten Gebarmutter, z. B. in Folge eines am untersten Eiende stattfindenden, vom alsbaldigen plotzlichen und vollkommeneu AVasserabgange begleiteten Sprun- ges kaum mehr iiberstehen kbnnte, diess musste gar sehr iiber- legt iverden; vvahrend gegentheilig wieder gerade der Umstand, dass die Natur bereits unverkennbare Spuren zur Einleitung- einer Naturhilfe erkenncn liess, sclnver in die Wagsekale der Entschci dung fallend, uns ein berechtigter Fingerzeit zu sein sehien, die Natur in ihrem Bestreben zu unterstiitzen, und zwar rechtzeitig- zu unterstiitzen, so lange niimlich die Patientin noch nicht volL kommen entkriiftet war, ein Zustand, von welchem ubrigens selbe in der That nicht mehr weit entfernt war. Es sehien also die als- baldige E i n 1 e i t u g d e r k ii n s 1.1 i c h e n F e h 1 g e b u r t angezeigt und gerecktfertigt, und dies um so mehr, als man dabei, nicht 26 vorauszusehende ungUickliche Zufalle abgerechnet, die Art und Weise der Entleerung der Gebarmutter mehr minder in seiner Hand bat. Nachdem der Vorscblag angenommen vvurde, proponirte ich nun folgenden Plan: zuerst durch die Katheterisation den Uterus zu einer tiiclitigen "VVehenthatigkeit anzuregen und dann mittelst des kohen seitlicken Blasenstickes so langsam als moglick den Frucktvvasserabfluss vor sicli geken zu lassen, um so den Gefakren einer Blutung nack Moglichkeit vorzubeugen. Um 8 3 / 4 Ukr friik sckritt ick zur Operation; bei einer mog- lickst erkokten Lage der Steissgegend sckob ick mir zuerst den sckwer erreiekbaren Halskanal gleicksam wie einen Handsckuk- finger bis zum Orif. int. iiber den linken Zeigefinger und fiihrte nun den mit dem Mandrin versekenen englischen, elastiscken Katketer in et\vas durck den inneren Muttermund, denselben alsdann, wakrend Kollega S c k i p e k den Mandrin allmalig hervorzog, lang¬ sam nack links liinten zwiscken Ei und Uteruswand vorschiebend, soiveit, dass das alsbald mit einem Wachspfropfe verstopfte Knopf- cken kaum aus der Sckamspalte hervorragte, worauf sick einige Blutspuren zeigten, jedock okne weitere Bedeutung. — Der Er- folg war iiberrasckend, fiinfMinuten nack der Einlegung trat die erste, kereits mit Kreuzsckmerzen verbundene Wehe ein, der nun Wehe auf Wehe so regelreckt folgten, dass um 9 3 / 4 Uhr nach 45 Weken die Vaginalportion vollkommen verstrichen und um 11 V, Uhr nack weiteren 42 Weken das Orif. iiber 1" offen war. Die Wekenthatigkeit erschien mir so weit geregelt, dass ich den Katheter nun entfernte; der Fornix vag. war gut ausgebildet und durck denselben liess sich deutlick ein ausserst kleiner Sckadel ballotirend erkennen. Die Gebarende, welche seit 10 Uhr iiber einen mit jeder Wehe sick auf s ausserste steigernden Schenkelschmerz idagte, der von der Schoossgegend liings des Nervus cruralis hinab sich erstreckte und nur auf Ckloroform- einreibungen sick in etwas massigte, ward nun auf einmal so schwach, dass sie einer Ohnmacht nahe war, daher ich ihr zeit- weise einen Loffel guten alten schvvarzen Weines mitErfolg ver- abreichen liess, und um die Hauptursacke der Beangstigung, namlich die kolossale Ausdehnung zu beheben, um 27 a Ukr zum kiinstlichen Blasensprunge schritt. Ich fiihrte durck den l 1 / weiten Muttermund nach links kinten, moglichst hoch die Uterus- sonde ein und driickte, indem ich wahrend einer Wehe hebel- artig den Griff nach aussen und links bewegte ; mit dem Sonden- ende die Fruchtblase derart gliicklich durch, dass sich liier; vom Wasserabgange kaum Spuren zeigten und anfanglich nur allmaliges Absiekern stattfand. Nun wurde der Gebarendcn ; getragen, in den Webenpausen moglichst tiefe ausgiebige In rationen vorzunehmen und wurden ihr zugleich in V^tundi Zwischenraumen 4 Dosen Secal. cornut. a 10 Gran verabreicht, Alles dieses hatte dcn Erfolg, dass sich der Uterus langsam : stetig verkleinerte, gleichsam mit dem Wasserabflusse gleic Scbritt haltend, wobei jedoch der voranliegende Scbadel ; hoch und beweg'lick vorliegend blieb, bis 3 '/ 2 Uhr Nachmi wo sich walirend einer kraftigen Wehe plotzlich im wabren S des Wortes ein Wassersturz ereignete, — offenbar von < spontan en plotzlichen Entleerung des zweiten Eiraumes — uud nun die Wehen derart aufeinander folgten, dass um 4‘/ 4 Uhr die Geburt des ersten und 5 Minuten spater obne vorbergehen- den Wasserabgang die Geburt eines zweiten Kindes erfolgte, und zwar unter gleichzeitiger Ausstossung der Nachgeburt. Die Foetus — beide Knaben — hatten ; der erste eine Lange von 29 Ctm. bei einem Gevvicbte von 29 Loth ; der zweite 27 Ctm. Korper- lange und 20 Loth Gewicht, sie entspraclien somit in ihrer Ent- wicklung richtig dem Anfange des 5. Schvvangerschaftsmonates. — Die Nachgeburt bestand aus einer Placenta^ einem Chorion und 2 Amnion. Das abgeflossene Fruchtwasser wurde, einer gcmcin- schaftlichen Schatzung zu Folge ; auf 12—14 Mass angenommen. Das Wochenbett verlief ausserst gtinstig. — Gleich nacb der Geburt wurden propbylaktisch noch einige Dosen Sec. corn. in mehrsttindlichen Intervallen verabreicht. — Bis zum 23. Juni vvurde die Wochnerin von beftigeren Nachwehen und Schenkel- schmerzen in der Ruhe gestort, — blieb jedoch stets fieberfrei und konnte nach 14 Tagen aus der arztlichen Behandlung ent- lassen werden. In diesem Falle bat sich wohl die Chateterisatio uteri glan- zend bevvabrt, und zwar als eine vorbereitende, die Wehen- thatigkeit hervorrufende und regelnde Operation. Die ganze Geburt hat 7V 2 Stunden gedauert. 28 IX. Fali. Kiinstliche Frtthgeburt bei einer Ftinftge- renden ob hocbgradiger Beckenenge ex Osteoma- lacia z ur Vermeidung des Kaiserscbnittes. Am 19. April 1869 wurde ich zu Frau R. M., Kanditen- •kaufersgattin, gerufcn, ich mochte sie von ihrer Gicht bcfreicn, m sie kbnne vor reissenden Scbmerzen im Kreuze schon Tage g nicht schlafen, dabei vcrmoge sie keinen Scbritt zu gehen, l im Bette balte sie es nur noch in der halbsitzenden, halb- jenden, besser gesagt, hockenden Stellung aus. Eine oberflachliche Untersuchung, so wie das Examiniren, ssen keinen Ziveifel libri g, dass die Frau schivanger sei; bei r sehr schmerzkaften Vaginalexploration fiel mir allsogleich die bedeutende Enge des Schambogens auf, indem die Sitzbeinhocker kaum liber 2 “ von einander abstanden, und die Schoossfuge eigen thtimlich schnabelformig gestaltet war. Jeder Druck an beiden Darmbeinen oder Trochanteren zu gleicber Zeit angebracht, verur- sachte ihr die vviithendsten Schmerzen, ebenso ein gleichzeitiger von vorne nach hinten an Schoossfuge und Kreuzbein angebrach- ter Druck, ivelches letztere auffillig nacli liinten ausgevvolbt \var. Jede Bevvegung der unteren Extremitiiten, sovvohl das Beugen als Strecken, insbesondere aber das Ausvvartsrollen vvar ungemein schmerzhaft. Dieser Befund liess mich unter Beriicksichtigung der weiter unten anzufiihrenden Anamnestica keinen Aug-enblick iiber die Natur dieser sogenannten Gicht in Zweifel, icli hatte liier einen exquisiten Fali von Osteomalacia gravidarum vor mir. Ich sagte vor der Hand weder der Patientin noch ihren An- gehorigen Nabereš iiber das Wesen des Leidens; und versuchte gegen die Schmerzen fruchtlos zuerst Chinin mit Morphium, spii- terJodkali, und muss gestehen, dass der kontinuirliche Ge- brauch dieses Mittels unlaugbar eine auflfallende Erleiehterung beivirkt hat, denn die Pat. konnte sogar vvieder zeitweilig das Bett verlassen und auf den Stock gestiitzt, einige Schritte im Zimmer maclien, dabei liatten aucli die Schmerzen in etwas sich gemildert; — natiirlicb blieben die ortlicben Veranderungen am Becken nicht nur im Statu quo, sondern waren sichtlich noch scblecbter geworden. So riickte der Monat Juli heran, und mit demselben auch der Bloment, wo ich der Pat. iiber die wahre 29 Sachlage reinen Wein einschenken musste, und dieses um so rnehr, als die Pat,, sicli etwas wohler fiihlend, nun einige Wochen zu ihrer Mutter nacli Oberkrain behufs weiterer Erholung reisen wollte. Obsclion die Patientin, welcher icb bereits bei zwei Gebur- ten erspriessliche Dienste geleistet liatte, zu mir das vollste Ver- trauen liatte, so war sie natiirlich dennocb sehr entsetzt, als sie erfuhr, sie mtisse sicb 'in Balde der Einleitung einer kunstlichen Frilbgebuit unterzieben, falls das Kind lebend zur Welt kommen solite, denn einige Wochen spiiter konnte sie nur durch Ver- kleinerung des Kindes und am Ende der Schvrangerschaft sogar nur durcb den Kaisersclmitt entbunden werden; zugleick eroffnete icb ihr, dass diese Operation bei ihren armlichen Verhaltnissen unmoglicli in ihrer Wohnung vorgenonunen werden konnte, und sie sicb dalier weiters entscbliessen miisse, sich auf die Klinik aufnehmen zu lassen. Nacli langerem Zureden entscbloss sie sich endlich sowohl zur vorgeschlagenen Operation als zum Eintritte in die Klinik, woselbst sie am 7. Juli aufgenommen wurde. Anamnese: B. M., aus Neumarktl in Oberkrain gebtirtig, eine 35jahrige Vpara, will sowohl in ihrer Kindheit als auch spater, bis zu ihrer vor 5 Jahren erfolgten Verehelichung stets gesund gewesen sein. Die erste Schwangerschaft soli gauz normal gewesen sein, nur litt sie auffallig an heftigen Kopfschmerzen und nach langerem Sitzen an Knochenschmerzen im Becken; die beziiglicbe Geburt im Monate Mai 1864 dauerte 2 Tage, — das Kind, ein sehr grosser Knabe, kam scheintodt zur Welt und starb 2 Stunden nach der Geburt; volle zwei Monate konnte sie nach der Geburt wegen Schmerzen in den Beckenknochen und Hiiftgelenken niclit gehen, hierauf verloren sich selbe und sie befand sich wohl. Die zweite Schwangerschaft im Jahre 1866 verlief oline besondere Zufalle, die Geburt dauerte 16 Stunden, das Kind — Madchen — viel kleiner als das erste, starb jedoch auch 7 Stunden nach der Geburt, Im Jahre 1867 war sie zum 3, Male schwanger, damals stellten sich erst gegen das Ende der Sclmangerschaft reissende Gelenks- und Knochenschmerzen ein, die Geburt, wenn auch ob einer konstatirten Konjugata von 3y fi " schwierig, vvurde unter meiner Intervention mittelst Secale cornu- tum am 24. Oktober gliicklich beendet. Das betreffende Kind — ein Knabe — lebt heute noch, obschon rhachitisch. 30 Am 5. Oktober 18G8 abortirte sie im 3. Monate der Scbwan- gerscbaft unter kolossalem Blutgange, icb musste das Ei kiinst- licb losen. Ueber den Beginn dieser Scbwangerscliaft, der 5., weiss sie keine bestimmten Daten anzugeben, im Dezember babe sie die iienses sebr scbwacb gebabt und sie glaube, ungefahr 3 Monate nacb dem Abortus wieder empfangen zu baben, denn seit dieser Zeit ware sie fortwahrend kranklicb und hatten sich die oben beschriebenen Knocben- und Gelenksschmerzen u. s. f'- eingestellt, wegen welcben sie bereits durch 24 Wochen das Bett hiiten musste. Wabrend dieser Jabre wobnte sie in einer armseligen Dacb- stube oder ebener Erde; ihre dermalige ebenerdige Wobnung ist hochgradig feucbt. Status praesens am 7.Juli: Grund der Gebarmutter einen Finger unter den Rippen, Nabelring verstricben, die Baucbdecken dlinn, faltbar — Hangebauch — Schieflage in II. Schiidellage, Kopf recbts unten; Fornix vaginae schlecht entivickelt, beim Ent- gegendriicken von aussen der ballotirende Schadel erkennbar; Yag. port. liber lang, derb, gegen die Scboossfuge gerichtet. Halskanal offen, Orif. int. noch nicbt fiir die Fingerspitze durchgangig. Die B e e k e n u n t e r s u c b u n g ergab: Der Schambogen eine deutliebe Haftelform, die Scboossfuge scknabelformig nacb vorne bervorragend, indem 1" von den Tuberc. pub. die Grenzlinie kenntlicb nacb innen eingedriickt ist; die Darmbeinkamme sind aufgetrieben und nacb innen umgebogen, das Kreuzbein in seiner Mitte vollig geknickt, die Wirbelsaule bietet keine Abiveicbung. Die Beckenmessung ergibt folgende Resultate: Abstand der Cristae oss. ilei.10" 9‘". „ „ Spin. ant. 9“ — „ „ Trocbanteren .10" 8'". Conjugata externa.. .. 7" — Diagonal-Conjugata.. 3" l"'. Der gerade Durchmesser des Ausgangs. 3" ?>“'■ der quere „ „ .. . 2" — Abstand zwiscken Sympb. oss. pubis und process. xypb. 10" — Die grbssten Scbmerzen empfand die Pat. nun in der Nahe des 4. Lendenvvirbels, und dann beim Drucke gegen die Trocban¬ teren, sie konnte nur mit in den Knien gebogenen Fiissen kocli- 31 liegen; die Frau war bereits im wahren Sinne des Wortes zum Skelette abgemagert. Ungliicklicber Weise erkrankte icb selber, und so konnte das Schlusskonsilium, ob kiinstlicbe Friibgeburt und wann? oder ob Kaiserscbnitt ? erst am 13. Juli zum definitiven Bescblusse ge- langen. Das arztlicbe Konsilium entscbied sich einstimmig filr erstere, bestimmt durcb meine Auseinandersetzungen, welcbe vor Allem darin gipfelten, dass der Kaiserschnitt am Ende der Schwangersehaft, beziiglich seines Erfolges unter allen Bedin- gungen, besonders aberbei einem so herabgekommenen Individuum sebi- fraglicb bliebe, abgesehen davon, ob die Pat. iiberhaupt ihren dermaligen qualvollen Zustand nock weitere 2—3 Monate ertrlige, und ob die Natur nicbt selbst eine Friibgeburt ein- zuleiten bestrebt sein w1irde, jedocb bereits zu einer Zeit, wo die gegenseitigen Grossenverbaltnisse zwischen Becken und Kopf eine nattirliche Beendigung der Geburt nicbt mebr zuliessen, walirend die Schvvangerschaft dermalen jenen Zeitpunkt — An- fang des 8 Monates — erreicbt baben durfte, wo erfabrungs- gemass die Grossenverbaltnisse zwischen diesem Becken und dem Kindskopfe nocb im Einklange steben, das Kind demnacli kockst- wabrsclieinlicb lebend geboren und als lebensfahig aucb am Leben erbalten werden konnte, um so mehr, als wir in der Catbeterisatio uteri eine so sichere und dabei so scbonende Me- thode zur Einleitung der Friibgeburt besitzen. Geburtsverlauf. MitZustimmung der Scbwangeren wurde daber am 13. Juli um 11 y 4 Uhr Vormittags bei einem derUnter- sucbung vom 7. Juli gleichen Status quo zur Operation gescbrit- ten. — In erbobter Riickenlage wurde ein englischer elasti- scber Katbeter bis zum Orif. int. mit, dann olme Mandrin mit Leicbtigkeit wie gewohnlicb nacb links binten in die Gebarmutter eingescboben, und dann mit Wachs verstopft. Fiinf Minuten daraufwardbereitsdieersteWebekonstatirt, vvelcber bis 4% Ubr Abends weitere 24 Wehen folgten; um diese Stunde war die Vag.-Port. nabezu verstricken, Orif. int. V 2 " und man fiiblte wabrend der Webe die sich spannende Frucbtblase und ausser der Wehe den vorliegenden Scbadel deutlich; — bis 8y a Ubr Abends wurden 33 Weben gezablt, und waren die Geburt s wege sicbtlicb mebr aufgelockert. — Am 14. Juli um 4 3 / 4 Uhr liiib war nacb CO Weben die Vag.-Port. vollkommen verstricben, neben dem Kopfe eine Hand vorgelagert; nacb 70 Weken um 32 5 3 / 4 Uhr Orif 1 l / 2 “, Hand noch immer vorliegend; da die Ge¬ barende jedoch keine andere Lage als die Rtickenlage vertrug, so komite durch zweckmassige Seitenlagerung derselben nicbts dagegen gescbeken. Um 9 Ubr nacb 100Weken wardas Orif. zwar vvulstig, jedoch sebon 2“ offen, leider wurde zu allem Ueberflusse nebst der Hand noch nacb rechts vorne neben dem Kopfe eine pulsirende Nabelscbnurscblinge vorliegend gefunden. — Um 12 Ubr 148 Weben, Orif. gegen 3", recbts binten die pulsirende Nabel- scbnur, Kopf nacb links ausweichend, Hand keine mebr fiiblbar, Blase sprungfertig, Sckeidentemperatur 36.5° C., Puls 104, die Gebarende bereits in Folge der Angst sebr aufgeregt. Da die Weben nun regelrecht anhielten, bis 4 */ 4 Ubr Abends 161 Wehen, so wurde der Katbeter entfernt, und bis 6'/ 2 Uhr (190 Wehen) gewartet; da sich jedoch die Gebarende einerseits bereits sebi- schwach ftiblte und Erlosung von ihrem Leiden dringlichst wiinscbte, andererseits auch die vorliegende Nabel- scbnur auflallig scbwaeb pulsirte, somit das Leben des Kindes, ivegen vvelchem man ja gerade den jetzigen Zeitpuukt zur Ein- leitung der Geburt gewiiblt hatte, in Frage kam; liiezu der Umstand, dass erfabrungsgemass der zuletzt kommende Kopf leicbter durchtrete, so erscbien bei solcben bewandten Verbaltnissen die rascbere, i. e. kunstlicbe Beendigung der Geburt dringlichst angezeigt, um so mebr, als auch vveiters sebr zu bezvveifeln war, dass bei dieser Beckenenge nach dem Blasensprunge die Geburt mit voran- gebendem Kopfe so rascb verlaufen dtirfte, dass das Kind trotz der dann vorgefallenen Nabelsclmur lebend geboren werden ivlirde. Aus diesen Griinden vvurde um diese Stunde unter Chloro formnarkose ara Querbette zur Wendung auf den linken Fuss gescbritten, welche nebst der Extraction des Rumpfes trotz des beengten Raumes leicht gelang; nicbt so glatt ging es mit der Extraktion des Kopfes ab. Nacbdem derselbe weder dem Prager- nocli dem modifizirten Smellie’scben Handgriffe folgen wollte, so wnrde, da Gefahr im Verzuge stand und eine Zangenoperation bei diesen Raumlickkeiten am cjuerstehenden Kopfe ob ibres et- waigen gilnstigen Ausganges noch problematiscber erscbien, fol- gendes Manover ausgefiihrt: wabrend namlich der modifizirte Smellie’sche Handgriff am Kopfe wirkte, wurde gleicbzeitig ein vorsichtiger aber steter Zug am Beckenende ausgeubt; das wirkte, denn plbtzlich wurde ein so rascbes Nachgeben, i. e Herabrutschen des Kopfes beobacbtet, dass man im ersten Momente glauben 33 konnte, der Kopf sei vom Rurnpfe abgerissen, wahrend tkatsack- licli der Kopf, das Hinderniss am Beckeneingange iibenvindend, plotzlick bis zum Ausgange kerabruckte; — einige Sekunden spater war derselbe, den normalen Mechanismus durcbmacbend, glUcklich entwickelt. Da bei diesen Manipulationen die nach dem ktinstlichen Blasensprunge bis vor die Scbamspalte vorgefallene Nabelschnur ob des beengten Raumes unabwendbar fortwahrend mehr minder gedrllckt werden musste, so ist es erklarlich, dass das Kind (Knabe) um 6 Ukr 50 M. wachsgelb, scbeintodt geboren wurde. Anspritzen, Heraussaugen des in der Luftrohre angesammel- ten Schleimes, warmes Bad u. s. f. belebten das Kind, welebes jedocli dessen ungeachtet am anderen Tage 15./7. um 5% Ukr Abends verscbied; die Sektion ergab Apoplexia cereb. basilaris. Das Kind entsprach dem Anfange des 8 Schwangerschafts- Monates und hatte folgende Masse: Korperlange.15" 6'“ Kopfperipherie. .11" 6'" gerade Kopfdurchmesser. 3" 9"' vordere \ 2" 6'" mittlere j Querdurchmesser. 2" 9"' kintere ) 3" Dessen Gewicht betrug 3 Pfund W.-G. Die Nachgeburt bot nichts Besonderes und wurde nach Grede entfernt. Die Geburt hatte im Ganzen itber 30'/„ Stunden gedauert. Wochenbett: Die Wochnerin befand sich bis zum 2. Tage nach der Geburt ganz wohl, wo sie ausserte, dass sie in der rechten untern Extremitat grosse Schmerzen verspiire, mit einem Worte, es stellte sich eine ttichtige Phlegmasia alba dolens heraus, welche jedoch auf den permanenten Gebraucli erregender Umschlage, Jodkali- und Merknrialsalben derart rasch sclnvand, dass die Pat. am 31./7. in ihre Ileimat bekufs weiterer Erholung entlassen werden konnte. Interessant war die Beobachtung, dass gleich nach der Geburt die in der Schvzangerschaft so heftig an- haltenden Kreuzsclimerzen nachliessen. In diesem Falle hat sich wohl die Catheterisatio glanzend bewahrt, ebenso erscheint der Moment zur Einleitung der Geburt glUcklich gewahlt. Im Juli 1870 starb dieselbe zu Hause an der Lungentuber- kulose — leider wurde mir die Obduktion durchaus nicht gestattet. Valenta, Catheterisatio uteri, 3 32 5 3 / 4 Ukr Orif. iy a ", Hand noch immer vorliegend; da die Ge- barende jedoch keine andere Lage als die Riickenlage vertrug, so konnte durcb zweckmassige Seitenlagerung derselben nichts dagegen gescbehen. Um 9 Ukr nacb 100 Wehen wardas Orif. zwar wulstig, jedoch sckon 2 " often, leider wurde zu allem Ueberflusse nebst der Hand noch nacb rechts vorne neben dem Kopfe eine pulsirende Nabelschnurscklinge vorliegend gefunden. — Um 12 Ukr 148 Weken, Orif. gegen 3 ", rechts kinten die pulsirende Nakel- schnur, Kopf nach links ausweickend, Hand keine mehr fiiklbar, Blase sprungfertig, Scheidentemperatur 36.5° C., Puls 104, die Geharende kereits in Folge der Angst sekr aufgeregt. Da die Wehen nun regelreckt anhielten, kis 4% Uhr Akends 161 Wehen, so wurde der Katketer entfernt, und bis 6% Ukr (190 Wekeu) gewartet; da sicli jedoch die Geharende einerseits bereits sekr sckwack fiiklte und Erlosung von ikrem Leiden dringlichst wiinschte, andererseits auch die vorliegende Nabel- scknur auffallig sckwack pulsirte, somit das Lehen des Kindes, wegen welchem man ja gerade den jetzigen Zeitpunkt zur Ein- leitung der Geburt gewiiklt katte, in Frage kam; liiezu der Umstand, dass erfahrungsgemass der zuletzt kommende Kopf leichter durchtrete, so ersckien bei solcken kewandten Verhiiltnissen die rasckere, i. e. klinstliche Beendigung der Geburt dringlichst angezeigt, um so mehr, als auch weiters sekr zu bezweifeln war, dass bei dieser Beckenenge nack dem Blasensprunge die Geburt mit voran- gekendem Kopfe so rasck verlaufen diirfte, dass das Kind trotz der dann vorgefallenen Nabelscknur lebend geboren werden wtirde. Aus diesen Griinden vvurde um diese Stunde unter Chloro formnarkose am Querbette zur Wendung auf den liuken Fuss geschritten, welche nebst der Extraction des Rumpfes trotz des beengten Raumes leicht gelang; nickt so glatt ging es mit der Estraktion des Kopfes ab. Nackdem derselbe weder dem Prager- noch dem modifizirten Smellie’schen Handgriffe folgen wollte, so wnrde, da Gefakr im Verzuge stand und eine Zangenoperation bei diesen Raumlichkeiten am querstekenden Kopfe ob ikres et- waigen giinstigen Ausganges noch problematiscker ersckien, fol- gendes Manover ausgefuhrt: wahrend namlich der modifizirte Smellie’sche Handgrilf am Kopfe wirkte, wurde gleichzeitig ein vorsicktiger aber steter Zug am Beckenende ausgeiibt; das wirkte, denn plotzlich wurde ein so rasckes Nachgeben, i, e Herabrutschen des Kopfes beobacktet, dass man im ersten Momente glauben 33 konnte, der Kopf sei vom Rumpfe abgerissen, wahrend tbatsach- licli der Kopf, das Hinderniss am Beckeneingange iiberwindend, plotzlich bis z um Ausgange herabriickte; — einige Sekunden spater war derselbe, den normalen Mecbanismus durchmachend, gliieklicb entwickelt. Da bei diesen Manipulationen die nach dem kunstliehen Blasensprunge bis vor die Scbamspalte vorgefallene Nabelscbnur ob des beengten Raumes unabwendbar fortwahrend mebr minder gedrlickt werden musst.e, so ist es erklarlich, dass das Kind (Knabe) um 6 Uhr 50 M. wachsgelb, scbeintodt geboren wurde. Anspritzen, Heraussaugen des in der Luftrohre angesammel- ten Schleimes, warmes Bad u. s. f. belebten das Kind, welches jedocb dessen ungeachtet am anderen Tage 15./7. um 5*/ 2 Uhr Abends verscbied; die Sektion ergab Apoplexia cereb. basilaris. Das Kind entsprach dem Anfange des 8. Sclnvangerschafts- Monates und liatte folgende Masse: Korperlange.15" 6"' Kopfperipherie.11" 6'" gerade Kopfdurchmesser. 3“ 9'" vordere \ 2" 6"' mittlere [ Querdurchmesser. 2" 9"' bintere ) 3" Dessen Gewicht betrug 3 Pfund W.-G. Die Nachgeburt bot nicbts Besonderes und wurde nacb Črede entfernt. Die Geburt batte im Ganzen liber 30*/„ Stunden gedauert. Wochenbett: Die Wochnerin befand sicb bis zum 2. Tage nacb der Geburt ganz wohl, wo sie ausserte, dass sie in der reckten untern Extremitat grosse Scbmerzen verspure, mit einem Worte, es stellte sicb eine titchtige Pblegmasia alba d o le n s heraus, welcbe jedocb auf den permanenten Gebraucli erregender Umscblage, Jodkali- und Merkurialsalben derart rasch scliwand, dass die Pat. am 31./7. in ikre Heimat bebufs weiterer Erbolung entlassen werden konnte. Interessant war die Beobacbtung, dass gleicb nacb der Geburt die in der Schwangerscbaft so beftig an- haltenden Kreuzschmerzen nachliessen. In diesem Falle bat sicb wohl die Čatbeterisatio glanzend bewahrt, ebenso erscheint der Moment zur Einleitung der Geburt glticklicb gewablt. Im Juli 1870 starb dieselbe zu Hause an der Lungentuber- kulose — leider wurde mir die Obduktion durcbaus nicbt gestattet. Valenta, Čatbeterisatio uteri. 3 34 II. Die Catheterisatio uteri als wehenverbesserinles Mittel. 1. Als getiurtsbeschleunigendes Mittel, um an und filr sich regel- rechte Welien zu verstdrken. X. Fali. Bescbleunigung eines Abortus wegen Indi- catio vitalis. N. N., eiue Zweitgeschwangerte, ward laut Prot. 2, Scbul- jahr 1859—1860 fast sterbend in die Anstalt gebracbt. — Selbe war im 6. Monate schwanger und konnte wegen hocbgradiger Atliemncth, als deren Ursache Emphysema pulmonum erkannt wurde, in keiner Stellung eine langere Zeit vervveilen. — Da die vveitere Untersuchung den Beginn eines Abortus erkennen liess, ward, um die Natur in ilirem Vorhaben zu unterstiitzen, und da erfabrungsgemass in solchen Fallen eine scbleunige Entleerung des Frucbtbalters oft lebensrettend wirkt, zur Bescbleunigung des Abortus die Catheterisatio uteri vorgenommen. Um 4% Ubr Abends wurde in einer balb sitzenden, balb liegenden Stellung der Patientin ein englischer Katheter obne Mandrin so weit zwi- scben Eibaute und kintere Gebarmuttenvand vorgeschoben, dass er kaum 1" weit aus der Scbamspalte bcrvorragte; es war damals nocli der Scheidentheil vorhanden ; der Halskanal liber 1 /„“ lang ; und der innere Muttermund filr einen Finger offen. — Plotzlich trat um 7V 2 Uhr Abends eine solche Atbemnotli ein, dass die Patientin an Erstickung unentbunden starb. — Die vorgenom- mene Obduction liess ausser beiderseitigem Lungenempkysem keine andere Todesursacbe entdecken. — Der Scheidentheil war durch die gleich nach dem Einlegen des Catketers regelreebt auf einander folgenden Weken vollkommen verstrichen und das Orificium externum liber Va" we it eroffnet XI. Fali. Catheterisatio uteri zur Vermeidung der Sectio caesarea post mo rte m. Anzin Agnes, 40 Jahre alt, Taglohnersweib von Laibach, zum 7. Alale scbwanger, ward laut Prot.-Nr. 211 am 23. Juni 1860 im letzten Stadium der Lungentubereulose in der Agonie zu dem Zwecke von der mediziniscben Abtbeilung an unsere Anstalt transferirt, um nach ihrem, jede Minute zu ervvartenden Tode alsbald den Kaiserschnitt vorzunelimen. — Die geburts- 35 liilfiielie Untersuckung ergab eine I. Schadellage, das dicke nar- bige Orificium externum war kaum 1" weit und aus der zeitweilig eintretenden Spannung der Gebarmutter liess sicli die bereits von der Natur begonnene Ausstossung des Eies erkennen. Indessen Alles zur Seetio caesarea bereit gemacbt wurde, ward, nachdem das Leben des Kindes constatirt war, in Erwa- gung gezogen, ob nicbt etwa die Geburt auf eine scbmerzlose Weise doch so bescbleunigt werden konnte, dass der Austritt des Kindes moglicber Weise nocli vor dem Tode der Mutter auf den natiirlichen Geburtswegen erfolgen wiirde. Zu diesern Zwecke ward in der Rilckenlage der Patientin um 9% Ulir Abends ganz so \vie in den frtiheren Fallen ein engliscber elastischer Katbeter okne Draht in die Gebarmutter riickwarts eingeftihrt. — Siebe da, die Wirkung war iiberrascbend, die Wehen steigerten sich alsbald so, dass bereits einige Minuten naeh 10 Ulir der Muttermund vollkommen verstrichen war. Als sicli da ein starkerer Blutabgang, offenbar durch tbeihveise Lo¬ su n g des Mutterkuchens liervorgebrackt, einstellte, ward die Blase kttnstlich gesprengt, worauf (10V 4 Ulir Abends) gleich die Geburt eines scheintodten unreifen Knabeu, welcher alsbald belebt wurde, erfolgte. Das Kind mass in der Kopfperipberie 12", 6"' liatte eine Kbrperlange von IG" 4"' und ein Gewicbt von 3 Pfund 4 Lotli und ward ein Monat spiiter dem Vater aus der Findel- austalt zur \veiteren Ptlege iibergeben. Die Mutter starb erst Morgens. Bei diesern Falle drangt sich einem die Ansicbt auf, dass allerdings moglicher Weise, wenn auch spater, die Naturkrafte allein, obne Nachhilfe die Geburt des Kindes nocli vor dem Tode der Mutter vollendet hatten; aber da das Kind bei diesern kiinst- licli beforderten raschen Verlaufe sckon sclieintodt zur Welt ge- kommen, ware es im ersteren Falle wahrscbeinlich, wo nicbt ge- wiss, todt geboren worden, die Catheterisatio uteri liat daher in diesern Falle der armen Mutter siclier ihre letzten Lebensstunden erleichtert, und dem Kinde das Leben gerettet. XII. Falk BesclileunigungeinesAbortuszurLebens- ret t ung d e r a n typ boi dem I ct e rus er kr ank ten M u 11 e r. Dieser Fali ist der Privatpraxis entuommen und ereignete sich im Jahre 1857, leider war ich damals verbindert, die ge- nauen Daten liber Anamnese, status praesens und Verlauf anzu- 3 * 36 merken, und kann nur das blosse Factum, jedocli wahrheitsgetreu in Kiirze anfiikren. Am 16. Dezember 1857 ura liy 2 Uhr Mittags war der Wundarzt Malavašič zur Frau M. J., Gerichtszustellersgattin, einer 33 Jahre alten Zeitgeschvviiugerten gerufen. Er fand eine beilautig im siebenten Monate schwangere Frau, welclie bevvusst- los dalag und im hochsten Grade icteriscb war, bei einem etvvas starken Brucke auf die Lebergegend ward sie sehr unrubig. Er erklarte, dieselbe liege in der Agonie und liess allsogleicli, nacli- dem er ein eroffnendes Clysma verordnet hatte, den Stadt- physikus Dr. Ritter v. Stockl bolen, welcber seine Ansicbi tbeilte, und micli ob des jeden Augenblick moglicber Weise ein- tretenden Todes zur Vornahme der gesetzlich vorgescbriebenen Sectio caesarea post mortem einlud. Icb kam so gegen 5 Ubr Abends bin, erklarte micb mit der Diagnose Cbolaemia (acute Leberatropbie?) und dem rettungslosen Zustande der Scbwangern einverstanden, scblug jedocli zur m o g- 1 icb e n Lebensrettung der Mutter der Erfabrung gemass, die Catbeterisatio uteri bebufs scbleuniger Entleerung des Fruchthalters um so mebr vor, als sich an der zeitn-eilig eintretenden Spannung der Gebarmutter der Beginn der Geburt erkennen liess. Als icb den Katbeter ohne Stilet in der Ruckenlage der Patientin in den Uterus einfiibrte, war noch ein derber V a " lan- ger Scbeidentbeil vorbanden und der innere Muttermund kaum fur die Fingerspitze geoffnet. Kaum war jedocb der Katbeter eingefiibrt, so stellten sich die Wehen so k rafti g ein, dass kurz vor 9 Ubr Abends bei volk kommeu verstricbenem Orificium die Fruchtblase kunstlicb ge- sprengt vverden konnte, und gleich darauf in einer I. Schadel- lage die Geburt eines nicht lebensfiibigeu Madcbens erfolgte, vvelcbes 36 Stunden lebte. Die Patientin war nacli der Geburt auffallig rubig, kam je- docb erst am 3. Tage nacli der Geburt zu sicb und ward unter der weiteren Bebandlung obbenannter Herren gesund; ein Um- stand, welcber vvolil gerade zur Annahme berechtiget, dass bier nicbt eine acute Leberatropbie, sondern ein schwerer typhoider Icterus im Spiele war. 37 XIII. Fali. Catlieterisatio uteri zur Vermeidung der sectio caesarea post mortem. M. G, 28 Jahre alt, aus Laibach gebiirtig, ward laut Prot. Nr. 54, am 5. Janner 1861, ura 2 Uhr Nachmittags, von der me- dizinischen Abtlieilung sterbend in unsere Anstalt uberbracht, zu dem Zwecke, um alsbald nacli ilirem Tode den gesetzlicli vor- geschriebenen Kaiserschnitt zur allfallsigen Rettung des Kiudes vorzunehmen. Die tiberbrachte Patientin, eine Erstgeschwangerte, litt an Pneumonia bilateralis mit liochgradiger Cjatiose und Atkemnotk. Der Grund des Uterus stand 3 Finger unterm Schwertknorpel, das Kind hatte eine II. veranderliche Schadellage, das Frucht- wasser schien etwas vermehrt; — die kindlichen Herztone konn- ten wegen Unrulie der Patientin nicht herausgefunden werden; — die Gebiirmutter selbst liess sich deutlich zeitvveilig harter und gespannter anflililen, die inneren Geburtstheile waren sammt- licli selu- gut aufgelockert, die Vaginalportion kaum %" lang, das glattrandige Orif. ext. gerade fflr die Fingerspitze offen. Bei dem Umstande, dass, wie die Untersucbung lelirte, die Natur selbst bereits die Vorbereitungen zur Ausstossung des Eies begonnen hatte, wurde zur Unterstiitzung dieser Naturbestrebung die Catlieterisatio uteri um so mehr eingeleitet, als dadurch wenig- stens Hoffnung vorhanden war, ein lebendes Kind eher zu Tage zu fordern, als wie bei der Sectio caesarea post mortem. Um 3 '/d Uhr Nachmittags wurde in halbliegender, lialb- sitzender Stellung der Patientin ein englischer elastischer Kathe- ter ohne Stilet nach links hinten in die Uterushohle vorgescho- ben, und als derselbe ob Unrulie der Kranken um 5V 4 Uhr her- ausfiel, wurde er sogleich wieder, jedoch in der Richtung nach rechts hinten eingefiihrt. — Um 6’/ 4 Abends war die Vaginal¬ portion vollkominen verstrichen, jedoch die Athemnoth und Er- stickungsgefahr derart gestiegen, dass eine ausgiebige Venae- section vorgenommen werden musste (auf der medizinischen Ab- theilung waren bereits einige Venaesect.ionen gemacht worden.) Nun traten dieWehen so regelrecht ein, dass, obschon Patientin erst um 12% Uhr Nachts tiber Kreuzschmerzen klagte, um 4*/ 2 Uhr Friih der Muttermund nach rtickwarts verstrichen war. — Da sich die Kranke kurz vorher den Katheter, als die vermeint- liche Ursache ihrer Schmerzen herausgezogen hatte, wurde nach 38 5 Uhr zur vveiteren Geburtsbeschleunigung die Fruchtblase kiinst- lich gesprengt, mit dem Erfolge, dass gleich darauf der Kopf ins Einschneiden kam, jedoch musste trotzdem alsbald schleu- nigst die Zange angelegt werden, da fast kein Puls mehr an der Mutter gefiihlt werden komite, und so wurde kurz vor 5 1 /« Uhr Morgens ein scbeintodter beilaufig 8monatlicber Knabe ent- wickelt, welcher bald darauf starb; einige Minuten spater folgte ihm auch seine arme Mutter ins bessere Jenseits nach. — Die Nachgeburt wurde post mortem genommen. — Zum Tode des Kindes scheint die viermalige Umschlingung der Nabelschnur (22" lang) und der hiedurck unvermeidliche Druck der Zangen- loffel auf selbe das Seinige beigetragen zu haben. — Die Ob- duction der Mutter bestatigte die gemachte Diaguose. Die Geburt bat vom Einlegen des Katbeters 14 1 /,. Stunden gedauert, gewiss ein sebr kurzer Zeitraum fiir eine Primapara. Der ungliicklicbe Ausgang fiir das lvind ware, wenn die Geburt nicbt kiinstlicb angeregt worden, bei dem Umstande, dass die Kranke unbedingt noch unentbunden der Tod ereilt hatte, bei dem hiedurch nothig gewordenen Kaiserschnitte um so siekerer eingetreten. XIV. Fali. Feblgeburt im 7. M o n a t e — Gemini — Placenta praevia lateralis d e x t r a — Feb ris puerperalis — Tamponade — Cathete risati o. A. S., eine 28jahrige Primipara, meldete sich laut Protokoll- Nr. 159 am 9. Marž 1863 um 6 Uhr Fr tih als Gebarende zur Aufnahme, mit der Angabe, dass von ibr viel Blut abgehe. — Sie wurde alsbald zu Bette gebracbt, und wurde ihr, da ihrer Aussage nacb die Blutung obne irgend eine Veranlassung entstanden und die Weben erst beim Hereingeben in die Anstalt eingetreten sein sollen, die strengste Ruhe anbefohlen, um so moglichervveise einen Stillstand sowokl der Blutung als der Geburt zu erreichen, um so mehr, als die Vaginalportion nocb hart und iiber y a " lang war. — Es wurde daher, um jeden weiteren Reiz zu vermeiden, eine genaue aussere Untersuchung unterlassen und auch sonstens ein vollig passives Verhalten eingescblagen; jedoch obne Erfolg, denn die vom Bluttraufeln begleiteten Weben setzten nicbt mehr aus, wessbalb am 10. Marž bei der Friihvisite eine genauere Untersuchung vorgenommen wurde. Der Grund der sebr ausge- 39 dehnten und dabei mehr minder stets gespannten Gebarmutter ragte bis zn dem Schwertknorpel, links war ein kindlicher Riicken deutlich zu fiihlen, rechts dagegen auffallig viele kleine Kinds- theile, Herztone keine vvahrnehmbar; fornix vag. fast leer, das glattrandige Orif. ext. bereits 1 “ weit und durcb dasselbe nacli rechts deutlich sehv verdickte, unebene Eihaute, welche mit Blut- coagula bedeckt waren, fiihlbar, ob deren steter Spannung der vorliegende Kindstheil nicht zu eruiren war; wahrend einer Wehe war unverkennbar der Blutabgang starker. Diagnose: Hydramnios und Blutung ob tiefem Sitze der Placenta. Nun blieb der Status quo bis Abends 5 Uhr, um welche Zeit, weil die Blutung sicb dennocli gesteigert liatte und zugleich die Wehen sicb immer mehr als ungenilgend herausstellten, das uuter solchen Verhaltnissen beste wehenbefbrdernde Mittel, der Kautschuktampon angewendet wurde. Man f ti h 11 e d a m a 1 s deutlich d e n ballotirenden S c h a d e 1. Die W ehen steigerten sich nun, ivenigstens was ihre Schmerzhaftigkeit anbe- langt, so sichtlich, dass bis 8 Uhr Abends 61 Wehen gezahlt worden waren und man daher eine bedeutende Eroffnung des Orificium anzunehmen berechtigt sein komite. Es wurde demge- mass der Tampon entfernt und bei der Untersuchung f ti h 11 e man rechts durch den naliezu 2" weiten Muttermund deutlich d e n P 1 a c e n t a r r a n d, und nach links neben dem ballotirenden SchiLdel durch die gespannte Fruchtblase einen kleinen Kindstheil (Hand?); die Ilerztone des Kindes waren links horbar. Da die Mutter bereits sehr aufgeregt war (Puls 108), die S c h e i d e beim Touchiren bei einer T e m p e r a t u r von 30° R. sehr ern- pfindlich und zum Glticke die Blutung sehr massig war, \vurde vom IViedereinlegen des Tampons abgestanden und der Kreis- senden einfach ob des vorgelagerten kleinen Kindstheiles eine rechtsseitige Lagerung angeordnet. Erst um 10y, 2 Uhr Abends, da dieWehen fast ganzlich nachgelassen hatten, das gleich weit gebliebene Orificium aber nachgiebig und dehnbar war, wurde auf die gewohnliche Weise bis zum Isthmus uteri mit, dann ohne Mandrin der Katheter sovveit in die Uteriishbhle nach links hinten vorgeschoben, dass er ganz in die Scheide zu liegen kam; liier- bei wurde noch immer neben dem deutlich vorliegenden Schadel links der unbestimmbare kleine Kindstheil wahrgenommen, n ess- halb nach geschehener Katheterisation die Mutter abermals die 40 reclite Seitenlage eiunekmen musste; in ivelcker sie bis 2 Uhr Morgens (11. Marž) verblieb. — Da jedoch um diese Zeit die fieberhafte Aufregung der Mutter sicb bedeuteud gesteigert hatte (Puls 128, Brechreiz, lieftiger Durst, sehr keisse trockene Haut, Scheidentemperatur 31° R.), so wurde nacli Entfernung des Katheters bei 2" Orificium, nachdem der Oberkorper der Patientin tiefer gelagert worden war, mit einer Sonde vorsichtig die Blase seitlicb gesprengt, um die Geburt unter solcben Umstanden auf das Sicherste zu befordern. Die alsbaldige Untersucbung liess eine erste einfacke Steisslage erkennen, und zwar eines aufiallig kleinen Kindes, daher bei dem ferneren Umstande, dass trotz des Wasserabganges die Gebarmutter nahezu dieselbe Grosse und Spannung beibehielt, der gegriindete Verdacht auf Zwillinge wacli wurde, denn eine sichere Diagnose war aueh jetzt ob der sebr kraftigen, nun rasck nacli einander folgenden Wehen, welcke eine balbe Stunde spater den Steiss bereits zum Aufdriicken brackten, nicht moglich. Hier ist zu bemerken, dass gleicli nacb dem Blasensprunge neben dem Steisse kein anderer, weder klei- ner nocli grosser Kindstheil zu fublen war, dagegen iiberragte die Placenta gegen 1" den Orificialrand, der Blutabgang war anhaltend, jedoch massig. Um 3 1 /* Uhr musste ob Kaumpulsirens der Nabelschnur mittelst des modifizirten S m e 11 i e’schen Hand- griffes der Kopf entwickelt werden und gleicb darauf prasentirte sicli in einer ersten Schadellage ein zweiter Fotus. 43 Minuten spater musste die ballonartig, vor die Geschleclitstheile hervor- gedrangte zweite Fruchtblase ktinstlich gesprengt werden, worauf das zvveite Kind derart iiber die unterstutzende Hand hervor- gescknellt wurde, dass es an der Nabelschnur iiber das Bettende, an welches die Mutter herabgeriickt worden war (Querbett), zur Erde kerab king, ohne dass selbe abriss; iibrigens war das 2. Kind todt. Nachdem die Entfernung der Nachgeburt vergeblich nach C r e d e s Methode versuckt worden war, musste, da die aufs hochste tieberkaft aufgeregte Mutter bereits Zeichen von Blutleere erkennen liess, zur kiinstlichen Losung der Nachgeburt gesclirit- ten werden, vvobei sick die Placenta des 1. Kindes, eben jene, welcke vorgelagert geivesen war, als fest venvachsen ervvies. — Die Geburt des 1. Kindes hatte, vom Eintritte der Wehen ge- recknet, 45y 4 Stunden gedauert, von der Katketerisation 4 3 / 4 Stunden. 41 Die Kinder, das erste ein Madchen (Kopfperipherie 11" 5"', Lange 15" G'", Gewicht 2 Pfund 30 Loth), das 2. ein Knabe (Kopfperipherie 11", Lange 14", Gewicht 1 Pfund 28 Loth) ent- spraehen beilaufig dem 7. Monate. — Die Nachgeburt bestand aus 2 Placenten, 2 Chorion, 2 Amnion. Die Mntter erkrankte an Peritonitis puerperalis and Endo- metritis septica, und genas; das erstgeborne Kind erlag einem Scleroma neonatorum. Sehlussbemerkungen: 1. Dieser Fali beweist wieder die Schvvierigkeit der ZwiL lingsschwangersehafts Diagnose bei einmal eingetretener Geburts- thatigkeit, und dann, wenn die Schvvangerschaft noch weit von ihrem normalen Ende ist; hier sprachen alle anffindbaren Zeichen elier filr IIydramnios, als fiir Gemini. 2. Der trotz 46stiiudiger Gehurtsdauer bei Placenta praevia lat. dext. massig zu nennende Blutverlust hat offenbar sowohl in der durch die grosse Ausdehnung der Gebarmutter bedingten Wehenschwache, somit behinderten Eroffnung des Muttermundes, als auch in der festen Anwachsung der Placenta seincn Grund. 3. Die Katheterisation hat nicht ausgereicht; — ich glaube nicht allein die bedeutendo Ausdelmung des Utcrus, somit Span- ming der Muskelfasern, als vielmehr der Umstand, dass letztere im 7. Monate noch nicht vollkommen pliysiologisch ausgebildet sinil, mag die Mitursache der Wirkungslosigkeit sein; — dagegen hat sich der kiinstliche Blasensprung, rvodurch die Spannung der Muskeln bcscitigt wird, wieder glanzend bewahrt, allerdings waren selbe durch die Tauiponade und die Katheterisation hin- langlich gereizt — i. e. zur Kraftentwicklung vorbcreitet worden. 4. C r e d e s Methode zur Entfernung der Naebgeburt fiihrte nicht zum Ziele — da dieselbc fest angeuaclisen war. 5. Hat sich in unserem Falle das oftere Messen der Schei- dentemperatur als ein sichcrer diagnostischer Massstab behufs Erkennung der Steigerung der Krankheit der Mutter, somit als Massstab zur richtigen Wahl des Zeitpunkts behufs Geburtsbe- schleunigung erwiesen. 6. Bei dem Umstande, als 2 Eier befruchtet vvaren, solite diese erhebliche Grosse- und Gervichts-Differenz zivischen den beiden Kindern etwa auf einer Nachempfangniss beruhen? 7. Von ganz besonderem Interesse ist aber, dass das zuerst mit dem Kopfe sich zur Geburt prilsentirende Kind von dem 42 zvveiten (nun ersten) verdrangt wurde, offenbar habcn liier das Aufhoren des aktiven Widerstandes von Seite des todten Kindes und die Tamponade dessen Verdrangtwerden erleichtert. Der Schiidel wurde von mir und den iibrigen Untersuchenden, — ich nenne nur meinen Assistenten Dr. Gregorič — deutlich vorlie- gend gefiihlt, dariiber kann kein Zweifel obwalten; anders ist es mit dem vorliegenden kleinen Kindstheile, war derselbe eine Hand? — Ich glaube nun selbst, nein, sondern ein Fuss; — ich glaube, dass namlich das zweite Kind (nun erstes) eine ge- doppelte Steisslage innegehabt babe, dass aber, da beim Wasser- abgange der vorliegende Kopf des ersten Kindes (nun zvveiten) ein alsbaldiges vollcs Herabriicken hinderte, sich der Fuss an der Grenzlinie angestemmt und hinaufgestreift haben mag, und so eine einfaehe Steisslage entstand; der wichtigste Moment liegt jedoch jedenfalls darin, dass mit der Sonde die Eiblase des zvveiten Kindes (nun ersten) gesprengt wurde. XY. Fali. Cbolaemia ex atrophiahepatisacuta — Catheterisatio n t e r i a 1 s g e b u r t s b e s c li 1 e u n i- gendes Mittel. M. M., eine 25jahrige Zvveitgebarende, wurde laut Prot. Nr. 242 am 5. Mai 1869 um 8V 2 Uhr Frtth im bewusstlosen Zu- stande auf die Klinik gebraclit, ato ihr icterisches Colorit vor Allem auffiel, obschon dasselbe nicht jenen intensiven Grad kund- gab, wie es bei gevvobnlicher katarrhalischer Gelbsucht oft beob- achtet wird. — Die alsbald vorgenommene Untersuchung ergab: der Uterusgrund bis zu den rechten Kippen hinaufreicbend, der Uterus selbst abwecbselnd kart und weich, somit waren bereits Weben eingetreten; das Kind hatte eine erste Sckadellage inne; Fornix vaginae gut entwickelt, Port. vaginalis uteri kaum 1 / i ", Orif. ext. gegen y 2 " und konnte hindurch vvahrend einer Welie deutlich die jevveilige Spannung der Fruchtblase beobachtet Aver- den. — Die somit als Gebarende zu bezeichnende Patientin stoknte fortvvahrend, Avar liber alle Massen unruhig, besonders Avahrend jeder Wehe, und bei jeder Beriihrung, eigentlich Ab- tastung, des Gebarmuttergrundes in der Nahe der Lebergegend, was mich aufmerksam machte, die Leber naher zu untersuchen, und siehe da, in der g a n z e n A u s d e h n u n g, av o s o n s t der v o 11 k o m m e n d u m p f e, 1 e e r e S c b a 11 d e r L e b e r 43 z u h 8 r e n i s t, w u r d e e i n e t w a s gedampfter, j e- d o c h d u r c h a u s d e u 11 i c h t y m p a n i t i s c h e r S c h a 11 w a h r g e n o m men, besonders vvar der Scliall ober der Magen- gegend, dem linken Leberlappen entsprecbend, rein tympanitisch, beim etwas starkeren Hineindrucken in der Lebergegend ausserte die Patientin lebbafte Schmerzempfindung, indem sich alsbald ihrc Gesichtsmuskeln verzogen und sie lauter stohnte. — Die Sclerotica war gelblich gefarbt, die Pupillen auf das ausserste ervveitert, die Kiefer mehr oder minder fest aneinander geschlos- sen, Pnls 102, die Temperatur der Scheide 36° C., Zuckungen keine. Die inzivischen bei ihrer Begleiterin erhobene A n a m n e s e ergab, dass die Person bereits seit 8 Tagen an Gelbsucht mit Erbrechen leide, \vahrend sie vorher niemals erbrochen habe; den 3. Mai sei sie nocli Nachmittags spazieren gegangen; am 4. Mai babe sie nocli Mittags wie gevvohnlich gegessen, obscbon sie sicb liber Hitze und Kopfscbmerzen beklagte; sie habe sich niedergelegt, sei jedoch bis 11 Uhr Nachts stets bei votlem Be- vvusstsein gewesen; um diese Stunde wurde sie plbtzlich beivusst- los, bekam Zuckungen, welche sich um Mitternacht zu ausgd- sprochenen Fraisen (Convulsionen) steigerten, wesshalb der her- beigerufene Arzt, die Gefahr und ihre Nothlage einsehend, deren Uebertragung an die Gebaranstalt verantasste. Der vorangehende Icterus, die plotzliche Bewusstlosigkeit mit Convulsionen, die constatirte Grossen-Abnahme der Leber, die auffallig grosse Empfindlichkeit der Lebergegend in Verbin- dung mit den ubrigen Symptomen liessen iiber die Diagnose: a c u t e Leber atrophie mit Cholaemie, combinirt durch Sclmangerschaft, keinen Zvveifel. Da unter diesen Verhaltnissen erfahrungsgemass vor Allem der Druck der schwangeren Gebarmutter auf die Leber, als eine der thatsachlich anzunehmenden Hauptursachen des Schwundes der Leber, ehemoglichst zu beseitigen kommt, um einmal der Mutter, wenn nicht Lebensrettung, denn solelie erscheint bei diesem Prozesse wohl als eine Unmoglichkeit, so doch Erleieh- terung ihres Leidens zu verschaffen, so musste in erster Linie daran gedacht werden, die Entleerung des Fruchthalters miiglichst rasch und dabei doch schonend zu bewerkstelligen, um zugleich das Kind, dessen Leben konstatirt war, nach Moglichkeit dem nachtheiligen Einflusse der schvveren Bluterkrankung der Mutter 44 zu entziehen, da auch, wie bekannt, bei dieser Krankheit nahezu als Regel die Kinder todtgeboren werden. Diesen wichtigen Griinden Folge gebend, erschien es somit niclit nur angezeigt, sondern vollkommen gerechtfertigt, die schon begonnene, allerdings sonstens dem statu qno entsprechende We- henthatigkeit noeli mehr anzuregen — anzufachen, und wurde daher demgemass um 9V,, Uhr bei 1 /,,“ Orif. in der Riickenlage der Patientin ohne Mandrin nach links liinten ein mit Wachs verstopfter Katheter so weit in die Gebarmutterhohle eingescboben, dass derselbe mit seinem Knopfende kaum aus der Schamspalte hervorragte. Um 11 '/„ Uhr war das Orif. uteri ext. bereits auf 1 1 /, ! “ er- offnet, jedoch ging schon seit einer Stunde ein braunes, schmie- riges Blut aus den Genitalien ab, — und hatten sicli um 10 Uhr 53 Min. Zuekungen in den Fingern eingestellt, zugleich war der Puls auf 96 herabgegangeu. Um 1 Uhr Mittags war das Orif. 3", die Wehen konnten nicht schoner beziiglich der Qualitat als Quantitat sein, daher um diese Stunde der Katheter entfernt wurde. Um 1 Uhr 35 Minuten wurde zur weiteren Beschleunigung die Fruchtblase kiinstlich gesprengt, wobei viel anffallig g e 1 b e s F r u c h t w a s s e r ahfioss, und 8 Minuten spiiter war bereits die Geburt eines todten reifen Madchens beendet, welches nicht die geringste Špur von Maceration zeigte. Die Nachgeburt wurde 10 Minuten darauf nach C r e d 6 entfernt; die Placenta war von einem sogenannten Fibrinring umschlossen, und enthielt viele Schollen, deren Gewebe beim Schnitte gelblich war, offenbar von Gallenfarbstoff durchtrankt. Die Gebarmutter war alsbald nach der Geburt normal con- trahirt, und ging selu - wenig blut iger Lochialfluss ab. DieCatheterisatiouterihatindiesemFalle e v i d e n t g e w i r k t, denn obschon bei der Einfiihrung des Katheters das Orif. erst 1 / ft “ offen war, so erfolgte bereits in 4 Stunden 13 Minuten darauf die Geburt; — leider war das Kind dennoch der todtlichen Blutbeschatfenheit erlegen. Der wahrend der Geburt mit dem Katheter entleerte Urin enthielt viel Gallenfarbstoffe, Eiweiss keines, und die C h 1 o r i d e ffaren f a s t g a n z 1 i c h v e r s c h w u n d e n. Gleich nach der Geburt vvurde die Pat. auffallig ruhiger, vollig bewusstlos lag sie am Ritcken ; nur hie und da, besonders 45 beim Betasten d er Lebergegend, stohnte sie, die Pupillen waren sehr weit und reagirten gegen das Licht gar nicht, die Kiefer \varen trismusartig gegen einander gesclilossen, so dass man die Zunge niemals besicbtigen lconnte, der Bauch war meteoristiscb aufgetrieben; die wiederbolt pereutirte Lebergegend ergab uberall hellen, tympanitischen Scball; starke Convulsionen wurden keine mehr beobacbtet; anfanglich schluckte sie loffehveise eingeflosstes Wasser noch mechanisch, gegen Abend konnte sie auch nicht mehr sehlingen ; — der Puls war stets klein, frequent, immer mindestens 120 Schlage. Der Urin niusste mit dem Katheter genommen werden (und wurde leider nicht aufbewahrt). — Stuhlgang erfolgte keiner. — Olme dass sicli ein sonst.iges wesentlicbes Symptom kundgab, ausser dass der Meteorismus sich steigerte und hie und da leichte Zuckungen sicli zeigten, verlief die Nacht und am 6. Mai gegen 8 Uhr Friih erfolgte der Tod. Von einer T h e r a p i e war natiirlich keine Rede; Acida zum Getranke, kalte Umschlage auf den Kopf und erregende Uraschlage auf die Lebergegend wurden verordnet. Die 24 Stunden nach dem Tode vorgenommene Obduction bestatigte vollkommen die gestellte Diagnose *). XVI. Fali. G e bur tsbeschleunigung wegen Rbeuma- tismus articulorum acutus. Tli. U., eine 20jabrige Primipara, wurde am 15. September 1866 um 7>/ 4 Uhr Abends von der medizinischen Abtheilung, wo sie seit 10. September wegen akutem Gelenksrheumatismus, den sie sicli beim Waschewaschen zugezogen hatte, in Bebandlung stand, aut die Klinik transferirt ; nacbdem sicli deutliche Weben kundgegeben. Das Kind liatte eine I. Schadlage inne ; die Port.. vag. war nocli 1 / i Zoll lang. Sie erbielt innerlich Tinct. sem. colchici und bie und da ob der lieftigen Schmerzen in den Ge- lcnken 1 / 12 Gr. Morphium; die Gelenke wurden in Werg eingehiillt, und sonst verhielt man sich ganz passiv ; bis zum 19. September, 8'V* Friih, um welche Zeit, da trotz der Wehen das Orif. erst Va Zoll offen war, um die Geburt zu bescbleunigen, und die Aermste von den doppelten Schmerzen zu erlosen, der Katheter *) Detaillirt kommt der Fali in dem Jahrbuclie 1869 der k. k. Gesell- schaft der Aerzte in Wien vor. 46 in der Riickenlage ohne Mandrin nach reckts kinten eingelegt wurde, der sick jedock nur so \veit einsckieken liess, dass dessen Knopfende gegen drei Zoll aus der Sckamspalte kervorragte, mit dem ausgezeickneten Erfolge, dass kereits um 3 3 / 4 Ukr Akends der Muttermund vollstandig verstricken war und man den Katketer entfernen konnte. Eine Viertelstunde spater wurden die Eihaute in der Sckamspalte gesprengt und unter Einein erfolgte die Ge- burt eines gesunden kraftigen Knabeu. Die Mutter wurde drei Stunden spater auf die medizinische Abtkeilung zuriicktransferirt, von wo sie seiner Zeit gesund entlassen wurde. Die ganze Geburt katte somit 3 Tage, 21 x / 4 Stunden, vom Katketerisiren nur 7 V 4 Stunden gedauert. XVII. Fali. Geburtsbesch leunigung wegen hochgra- diger Dyspnoe in Folge Angina tonsillaris bei einer tuberkulosen lllpara. Am 1. Janner 1868 wurde ick um lialb 2 Ukr Mittags zur Backersfrau W.. einer 25jahrigen lllpara, sckleunigst gernfen, mit dem Bemerken, das selbe wegen Atkemnotk nickt gebaren konne. Trotzdem dass ikr Morgens ein Arzt vvegen koch- gradiger Angina Blutegel mit dem Erfolge setzen liess, dass sick hierauf die Atkemnotk besserte, liatte sick die Dyspnoe wieder derart gesteigcrt, dass sie mit jeder Weke, beim Versuche mitzu- pressen, sckwarz-blau wurde und zn ersticken glaubte; kiebei vbllige Apkonie, Puls 120, Obsckon die Weken, welcke sick um kalb 7 Ukr eingestellt kaben, dem status qno, namlick einem nakezu verstrickenen Orificium ziemlich entspracken, meinte ick dennock, auf sckonende “VVeise den Geburtsverlauf unter so be- wandten Umstanden nock besckleunigeu zu miissen; ich schob daker alsbald einen Katketer oline Mandrin in der Riickenlage nach links kinten soweit in die Gebarmutter ein, dass das Kbpf- cken desselben in die Sckeide zu liegen kam, und zvvar mit dem Erfolge, dass hierauf Weke auf Weke folgte, um 2% Ukr die Blase sprang (worauf der Katheter entfernt wurde), und um halb 3 Ukr kereits in I Sclmdellage die Geburt eines kraftigen Knaben vollendet war, welcher gesund blieb. Die Geburt katte im Ganzen 8, vom Katketerisiren 1 Stunde gedauert. Die Wochnerin litt an den heftigsten Naclnveken, die Angina verlief dann gtinstig, jedock eine Peritonitis katte sie 47 bal d an den Rand des Grabes gebracbt. Im September 1870 erlag dieselbe ihrem Lungenleiden. XVIII. Fali. Catheterisatio zur Verhuthung eines Blut- sturzes bei heftiger entziindlicher Lumbago. Frau A. F., eine 28jahrige Vpara, liatte bere it s seit 2 Tagen Geb urtsmahnun gen, und konnte sich ob einer nicht die geringste Bewegung zulassenden, ausserst schmerzliaften Lumbago eben der Schmerzen wegen nicbt rilhren, so dass icb, am 18. Februar 1868 berbeigerufen, die Patientin in der grbssten Fieberhitze (Puls 120) liegend fand. Der Uterus liess (4 Ubr Abends) deutlicbe Contraetionen wahrnebmen, war jedocli durch Hjdramnios betrachtlicli aus- gedebnt, das Kind prasentirte sich in einer veranderlicben I. Scha- dellage, Fornix vaginae war sclilecht entwickelt, durch denselben der ballotirende Kopf fiihlbar, die Vaginalportion gegen 1 / 4 Zoll lang, tiberdiess die Gebarende von einer entsetzlichen Angst ge- qualt, dass sie diessmal der Geburt erliegen vverde; eine Angst, welche insoferne einige Berechtigung liatte, als die Frau fast bei allen Geburten von den heftigsten Blutsturzen in der 5. Periode heimgesucbt worden war. Um daher die Gebarmutter zu naehgiebigeren Zusammen- ziehungen anzuregen, und so moglichenveise einem Blutsturze in der Nachgeburtsperiode vorzubeugen, legte ich um 9 Uhr Abends einen englischen Katlieter ohne Mandrin nach links hinten in der Riickenlage ein; es war damals die Vaginalportion gerade vollkommen verstrichen und das Scheidengeivolbe durch den vor- liegenden Schadel gut ausgefttllt. Um 10 3 / 4 Uhr Abends war das Orif. 1", um lialb zvvolf Uhr Abends bei 1V 2 " Weite des Orif. erfolgte der Blasensprung, und wurde der Katlieter entfernt. Die Wehen vvurden nun so kraftig, dass bereits um D/ 4 Uhr Nachts des 19. Februar die Geburt eines kraftigen Madcliens erfolgte, und bald darauf die Nachgeburt ausgestossen vvurde, — somit 4}/ t Stunden nach der Katheterisation Alles gliicklich beendet schien; — als auf einmal die Gebarende ohnmachtig wurde und sich alle Erscheinungen eines innerlichen Blutsturzes einstellten, und zvvar in so hohem Grade, dass selbe durch 2 Stunden bevvusstlos und langere Zeit nahezu pulslos war. 48 Kneten der von den Blutcoagulis eutleerten Gebarmutter, Eisiiber- schlagc, fortwahrendes Reiben des Uterusgrundes, wiederlioltes Entleeren des Gebarmutterinhaltes, Einlegen von Eisstiickclien, Sekale-Klystiere u. s. f. nebst innerlichem Gebrauche von Kraft- suppe, Wein, Zimmttinktur u. s. f. brachten die Patientin endlicb um 4 Uhr Friih ausser Gefabr. Das Wochenbett verlief iiber alle Envartung giinstig, trotz- dem dass sicli heftige Schiittelfroste einstellten; Cbinin und Pur- gantien wurden mit sichtlichem Erfolge angewendet; und von Interesse war die Beobachtung, dass die Patientin sicb bereits des andern Tages nach der Geburt viel leiehter bevvegen lconnte, und am 4. Tage nach der Geburt die Lumbago ganz verschwun- den war. Als ein, meiner Erfabrung nach, sehr gitnstiges prognostisckes Zeichen im Wochenbette erwies sicb mir stets der Herpes labialis, so auch in diesem Falle. Die Geburt batte im Ganzen 2 Tage und 9 x / 4 Stunden, vom Katbeterisiren 4 ’/ 4 Stunden gedauert. XIX. Fali. Drillingsgeburt mit Ausbruch der echten Blattern wahrend derselben. G. G., eine 24jahrigei Ilpara aus Gottschee, wurde laut Prot.-Nr. 308 den 22. Juni 1868 als Schwangere mit der sicheren Diagnose „Geniini“ aufgenommen; die Menses waren am 8. No¬ vember 1867 ausgeblieben. Am 15. Juli um 3 Uhr Frtih meldete sie sicli als Kreissende, nacbdem sie bereits den ganzen vorber- gebenden Tag ein Kneipen und Zielien im Bauclie verspiirt batte und sich seit Mitternacbt deutliche Wehen kundgaben. Die aus- serst schwierige Untersuclmng ergab links im Gebarmuttergrunde deutlich einen Kopf und im gut entvvickelten Fornix vag. auch einen Kopf (I. Schadellage); die Vaginalportion V s " lang. Die Welien zwar deutlicli unterscbeidbar, jedoch sehr lang aussetzend, die Gebarende in etwas aufgeregt. Abends um 6 Uhr status idem, ebenso am 16. Juli um 3 V.. Uhr Friih, nur mit dem Unterschiede, dass die Gebarende ein ausgesprochenes Fieber erkennen liess — Puls 120, Scheidentemperatur 39.7° Cels. — wesshalb bei so bewandten Umstanden eine Geburtsbeschleunigung, resp. Wehen- anregung angezeigt erschien. Um diese Zeit wurde daher in der 49 Riickenlage bei noch vorhandener Vag.-port. bis zurn gegen %“ o deri e n inneren Muttermnnde dev engl. elast. Katheter mit, dann olrne Mandrili so weit nacli links liinten in die Gebarmutterhohle eingescboben, dass dessen Knopfende, welckes alsbald mit Wachs verstopft wurde, ganz in den Scheidenkanal zu liegen kam, worauf sich die Wehentliatigkeit so regelte, dass nack 49 Wehen die Vagin alportion vollkommen verstricben war und um H*/* Uhr Mittags der Katlieter entfernt werden konnte. Nachdem jedocb nacli einem um 10 Uhr schon vorher- gegangenen Scliiittelfroste bei der intensivsten trockenen Hitze, lieftigem Kopfschmerze, einem Pulse von 13G Scklagen und einer Scheidentemperatur von 40.2° Cels. sich plStzlicli am ganzen Korper und vor Allem im Gesichte unverkennbare Spuren einer ausbreclienden Variola vera manifestirten, erschien trotz der ziem- lich geregelten Wehenthatigkcit ein energischerer Geburts-Fort- schritt umsomehr angezeigt, als die zwei Foetus der Blatternver- giftung je eher desto besser entzogen werden mussten, sollten sie anders am Leben erhalten werden. Bei 1" rveitem Orif. um iy g Uhr Mittags wurde daher der holie Blasenstich vorgenommen, worauf sich drei Seitel Fruchtwasser entleertcn und die Weken derart steigerten, dass um 3 Uhr das Orif. vollkommen verstricben war und um 3y 4 Uhr bereits die Geburt des ersten lebenden Kindes (Knaben) erfolgte. Der Umfang des Unterleibes von noch 10G Centimeter liess die Zrvillingsdiagnose ausser allem Zvreifel, je- doch ebenso schien derVerdacht aufDrillinge gereclitfertigt, als man bei vorliegender Schulter durcli Reperkutiren im Grunde und Korper je einen Kopf unterscheiden konnte, obschon nicht leicht, weil die Spannung der Bauch- resp. Uteruswandungen ein tieferes lliueindrttcken beim Untersuchen nicht zuliess und die Gebširende sich auch ob Schmerzen und tieberhafter Aufregung unbandig kerumwarf. Um 4y 4 Uhr, da die aussere Wendung durch Lagerung ob der Unruhe der Kreissenden einerseits und dann ob der Span¬ nung der Uterusvvandungen andererseits nicht moglick war, schritt ich zur Wendung durch innerliche Handgriffe und zwar auf den Steiss (I. Steisslage) und sprengte hierauf die Blase. Die Geburt des Kindes wurde nun \veiters der Natur tiberlasseu, und er¬ folgte dann auch bis zum Nabel desselben sehr rasch; erst als sich die Nabelschnur pulslos envies, wurde durch den Hlitter’schen und modificirt S m e 11 i e’schen Handgriff um 4y s Uhr Abends V alenta, Catlieierisatio uteri. 4 50 die Extraktion schnell bewerkstelligt, um das Ivind (Knabe) moglicher Weise am Leben zu erbalten; — dessenungeacktet war es bereits abgestorben, alle Lebensversuche erwiesen sich fruchtlos. Die alsbald vorgenominene Untersucliung liess nun richtig eine sicb spannende dritte Blase und bindurcb den Scbadcl mit vorgelagerten kleinen Kindstkeilen wabrnebmen, bei eiucm Bauch- umfange von 97 Centimeter; es wurden nun, um eine moglichst gute Zusammenziebung zu erzielen und Nacbblutungen zu ver- liiiten, propbylaktiscb in 10 Minuten langen Pausen drei lOgranige Secale-Dosen verabreicht. Als sich jedoch die Gebarende ob der Schmerzen wie rasend geberdete, wurde, um liberdiess das Kind der Mbglicbkeit des Absterbens zu entreissen, nach 4 3 / 4 Uhr die Blase gesprengt, wobei neben dem in erster Position sicb prasen- tirenden Schadel die recbte Hand und ein Fuss vorfielen, letz- terer wurde momentan reponirt, erstere angelagert gelassen, in- dem der Kopf alsbald vorriickte, somit hiedureb kein Ilinderniss zu beftirchten war; beim Vorrilcken des Ivopfes streifte sicb jedocli aucb die Hand von selbst zuriick, und der Durchtritt erfolgte um 5 Uhr so exorbitant raseb, dass sicb ein ldeiner Mittclfleisckriss ereignete; das Kind, aucb ein Knabe, war bereits todt und zeigte, wie das zweitgeborene, am ganzen Korper Ecchymosen wie Floh- stiche. Da der Sckwachezustand der Gebarenden ein furekter- regender wurde, und die Entfernung der Nacbgcburt nach Črede nickt gleich gelang, so wurde dieselbe kiinstlick gelbst, wobei sich eine kandtellergrosse Partie der 3. Placenta links im G runde einge sackt innig adharirend berausstellte, jedoch sich leiclit losloseu liess. Der Patientiu wurde alsbald Wein verabreicht, rvorauf sich der Puls auf 108 Schlage berabminderte und sichtlich an Starke liob, — des andern Tages wurde selbe sammt dem Kinde auf die Blatternabtlieilung transferirt, woselbst am 4. Tage das Kind starb, ohne dass sich an demselben eine Blatterneruption zeigte; die Mutter wurde seinerzeit gesund entlassen. Die Nachgeburt hatte ein Gesammtgewicht von 2 Pfund 4 Loth und bestand aus 3 Placenten, 3 Chorion und 3 Amnion, die Nabelschnurgefilsse communicirten nirgends miteinander, die Placenten b. und c. bildeten seb einbar eine Placenta; die Lange der Nabelstrange betrug bei a. 17 7 a ", bei b. 18 IV' und bei C' 21 Va" und war letztere um den Rumpf geschlungen gewesen; die Insertion war bei a. und b. 3 / 4 " vom Rande, bei c. central 51 Die Kinder — Knaben — ergaben beziiglich des Gewicbtes und Masses folgende Resultate: a. Kopfperipherie 137 4 ", Lange 17", Gewicbt 3 Pfd. 16 Loth; b. „ 1274 ", „ 177 a ", » 3 Pfd. 30 Loth; c. „ 127 4 ", „ 17%«, „ 3 Pfd. 23 Loth; entspracbcn somit dem 9. Monate, und waren so kraftig, dass sie unter auderen Umstanden geboren, am Leben erbalten worden waren, denn dass deren Tod in Folge des Blatterngiftes erfolgte, stebt meiner Ansicbt nacb zweifellos da. Die Geburt bat im Ganzen 41 Stunden, vom Katbeterisiren 137a Stunden gedauert. XX. Fali. Vorzeitiger Blasensprung — Cathete- risatio als geburtsbeschleunigendes Mittel wegen B1 u t g a n g. Laut Prot.-Nr. 224 trat die 23jabrige Ipara L. T. am 18. April 1869 um 8 Uhr Friih ein, nacbdem sie scbon seit 3 Ulir die Wehen verspiirte, um G'/,, Ubr die Fruchtblase ge- sprungen war, und seitdem sich aucb ein Blutgang eingestellt babe. Fornix yag. scblecbt entveickelt,Orif. 1 1 / 2 ", neben dem in II. Posi- tion sich prasentirendcn Scbadel nacb r ceh ts ein e Ha n d vorliegend, zugleich eine ziemlicbe Blutung. Durcb linksseitige Lagerung \vurde bis 97« Uhr die Hand reponirt, da jedocb die Blutung sich steigerte, so erscbien trotz der guten Wehen eine \veitere Verstarkung derselben bebufs rascberer Beendigung der Geburt augezeigt, und ward daber wie gewbbnlicb nacb links hinten katbeterisirt. — Bereits um 11 1 j„ Ubr war das Orif. verstricben, da jedocb die Blutung noch immer anbielt, die Kopfgeschwulst scbon eine bedeutende war und die Herztone schvvacber zu boren waren, so wurde der Katbeter ent- lernt, am zangenrechten Schadel die Zange angelegt und um 127, Uhr erfolgte die Extraction eines Knaben, der am 14. Tage an Peritonitis starb; die Mutter erkrankte an einer leicbten Perimetritis und genas. Die Geburt hatte im Ganzen 9 1 /,, vom Katbeterisiren 3 Stun¬ den gedauert. 4* 52 XXI. Fali. Beschleiinigung einer Feklgeburt im VL Monate ob Ec la ni p si e. Ani 16. April 1864 um 8 Uhr Friili wurde icli von Kollega Dr. v. Stbckl zur 29jiihrigen ledigen Ipara M. B., ivelclie im VI. Monate sclnvanger sei und seit 2 Uhr Friili an eclamptischen Anfallen leide, als Consiliarius gerufen. Da Patientin bei den Anfallen im Gesiclite schivarzblau wurde, ward um 9 Uhr eine ausgiebige Venasektion vorgenommen; der Uterus spannte sich deutlicli, die Vag.-port. war y 4 " lang, Halskanal gleiclmandig, V 2 " lang ; Orif. int. ftir den Finger offen, deutlich der balloti- rende Schadel erkennbar. Patientin blieb fortwabrend bewusstlos, nur wahrend jeder Spannung des Uterus etwas Unruhe kund- gebend. Da jedoch Anfall auf Anfall folgte, und die Geburt ziveifellos begonnen hatte, so schien deren Besclileunigung un- bedingt angezeigt und wurde um 10 3 / 4 Uhr bei 3 / 4 " Orif. zuerst mit, dann ohne Mandrili nacli links hinten katheterisirt. Der Er- folg war iiberraschend, denn um 1% Uhr Mittags sprang bereits die Blase und mit der Entfernung des Katheters erfolgte auck schon in erster Schadellage die Geburt eines dem Ende des 6. Monates entspreckenden todten Mildchens. Die Anfalle setzten jedoch auch nach der Geburt nicht aus, bis 7% Uhr Abends wurden 18 Anfalle geziihlt. Um 8V 2 Uhr Abends wurden Blutegel applicirt, jedoch ohne Wirkung, denn Patientin blieb bewusstlos bis zum am 17./4. um 7 Uhr Abends erfolgten Tode; obschon die aus- gesprockenen Anfalle an und ftir sich schvvlicher und seltener vvurden, so gaben sich dafiir ununterbrochen Zuckungen kund. Die Therapie bestand in kaufigen y i0 Gr. Morphiumdosen, kiihlendem Getranke und Eisumschlagen. Die Geburt liatte, vom 1. Anfalle gerecknet, nahezu 12, vom Katheterisiren 3 Stunden gedauert. XXII. Fali. Geburt s beschleun igung wegen hochgra- digerDyspnoe beiLungentuberkulose — II. e i n f a c h e Steisslage. Am 29. Februar des Schaltjahres 1864 langte ich unter tiiichterlichem Sclmeegestober, naclidem ich nahezu bei derUeber- fuhr im machtig angesckwollenen Feistritzfliisse ertrunken ware, 53 nach 10 Uhr Abends in Lustthal boi Laibach an , und fand die meine Hilfe suchende Patientin, eine circa 3djahrige Bauerin, VIpara, am Bettrande sitzend, da sie ob hocbster Atbemnoth keine andere Lage vertrug, sie war nahezu stimmlos, im letzten Stadium der Lungentuberkulose und befand sich im 10. Monate der Schwangerschaft. Die beantragte alsbaldige Unterbrechung der Schwangerschaft wurde entscliieden verweigert, und nacbdem ieh einige Palliativa, Morpbium u. s. w. verordnet, musste ich unverricbteter Dinge heimkehren. Am 2. Marž wurde icb abermals schleunigst zur Patientin gcrufen, da sie seit 2 Uhr "VVehen versptire und ihre Schwacke und Athemnoth den hochsten Grad erreickt haben, denn sie ringe faktisch mit dem Erstickungstode; was ich bei meiner Ankunft um 6 Uhr Abends bestattiget fand. Der Uterus wurde abwechselnd hart und weicb, das Kind hatte eine II. einfache Steisslage, Herztone waren keine horbar; Vag.-port. noch 1 / 2 “, Halskanal gegen 3 / 4 ", alles sehr aufgelockert, Orif. int. fiir den Finger durchgangig, die Fruchtblase sich beim Hartiverden dar Gebarmutter deutlich spannend, somit kein Zweifel tiber den von der Natur eingeleiteten Geburtsbeginn. Ich fiilirte alsbald in halb sitzender, halb liegender Stellung den Katheter zuerst mit, dann ohne Mandrili, wie gewohnlich, nacli links hinten so weit ein, dass er ganz in die Scheide zu liegen kam, um so durch rasche Entleerung des Fruchthalters die Erstickungsgefahr momentan zu beseitigen. Der Erfolg war tiberraschend, um 10 Uhr Abends war Orif. 2 “, um liy 4 Uhr bei verstrichenem Orif. der Blasensprung und wurde der Katheter ent- fernt; gegen 12 Uhr driickte der Steiss bereits auf, und da sich beim Durchschneiden die Nabelschnur pulslos erwies, \vurde zur mog- lichen Lebensrettung alsbald extrahirt, jedoch vor 12 y 2 Uhr ein todtes Madchen entvvickelt, dessen Kopfknochen bereits schlotterten, vvelches somit schon frtther abgestorben war; —- bald darauf folgte die Nachgeburt. Die Patientin fiiklte sich wie neugeboren, nichtsdestoweniger erlag sie einige Tage spater ihrem Leiden. 54 2. Die Catheterisatio uteri als ivehentreibendes Mittel, um regel- ividrig sdnvache Wehen zu bessern , a) Vor dem Blasensprunge. XXIII. Fali. Urspriingliche YVehenschwache. A. Anna, 30 Jahre alt, eine Erstgebarende, kam laut Prot.-Nr. 34, Schulj. 1859—60 am 1. December 1859 um 9 Uhr mit 1“ weitem, derbem Orificium externum und sehr schwachen Wehen auf das Kreissbett. Nachdem zwei Sitzbader, wovon das letzte mit dem Badespiegcl, angevvendet worden waren und dadurch die Derbheit des Muttermundrandes zvvar sich vermin- dert, jedocli die Wehen sich nicht verbessert liatten, ward um 9Ya Uhr Abends (26y 2 Stunden seit Beginn der Wehen) in der Riickenlage der Kreissenden zur Catheterisatio uteri bei 1“ weitem Orif. gescliritten, indem ganz so vvie gewohnlich ein Kathetcr ohne Mandrinnach liinten eingefiihrt wurde. Da die Wehen sich gleichdar- auf nicht nur verbesserten, sondern so steigerten, dass es keines weiteren Erregungsmittels bedurfte, um die Geburt zu vollenden, wurde um 4 Uhr Frtih bei 2y 2 " iveitem Muttermunde der Katheter entfernt. Sieh da, um 5y a Uhr Frtih erfolgte bei bereits vollkommen verstrichenem Muttermunde der Blasensprung und 5 / 4 Stunden spater war die Geburt eines kraftigen Madchens in einer I. Schadellage vollendet, d. i. 9y 4 Stunden nach dem Einlegen des Katheters. Der durch die Grosse des Kopfes (14bV' Peripherie) bewirkte Mittelfleischriss wurde eine Stunde nach der Geburt durch die Episioraphie vollkommen hergestcllt. Mutter und Kind wurden gesund entlassen. XXIV. Fali. Urspriingliche Wchenschwache. F. Maria, 33 Jahre alt, zum ersten Male schwanger, kam laut Prot.-Nr. 72 am 9. Janner 1860 um 9 Uhr Frtih, nachdem 3 Stunden vorher die ersten Wehen eingetreten waren, aufs Kreissbett; der Muttermund Avar liber 1 / 4 " v/eit, rund, glatt, aber dickrandig, die Wehen waren entsprechend und das Kind hatte eine I. Schadellage inne. Da bis 5 Ubr Abends keine Verande- rung sichtbar war, wurde ein Sitzbad und ofteres Wechseln der Lage der Mutter angeordnet, jedoch ohne Erfolg, denn am 10. 55 um 9 Uhr Friih war derselbe Status. — Der Kreissenden wurde nun gestattet, im Kreisszimmer herumzugehen und sonst nichts angewendot; den ganzen Tag und die folgende Nacht, wo sie sogar zeitweilig von den VV elien unbelastigt sclilafen komite, waren die Welien so schwaeb, dass am 11. bei der Morgenvisite der Muttermund erst 1 %“ weit eroffuet war. Um dieser ausge- sproclienen Atonie der Gebarmutter entgegenzuwirken, ward daher in der Rtickenlage der Kreissenden mit einem englischen Katheter olme Mandrin ganz so wie im frtiheren Falle die Ute- rinal-Catheterisation vorgenommen, worauf sich alsbald die We- ben derart steigerten, dass um 12 Uhr Mittags das noch immer dick- randige Orificium schon iiber 2" Weite batte. Da jedoch trotz der sehr kraftigen und schmerzhaften Welien der Muttermund sicli niclit nur niclit enveiterte, sondern sein Kand stets wie eine Violinsaitc gespannt blieb und die leiseste Beriikrung desselben grossen Sclimcrz verursachte, so wurde, indem sich nun das Ge- burtshinderniss als von einer Strictura orificii ausgehend kund- gab, um 3 ] / 4 Uhr Nachmittags nach Entfernung des Katheters die blutige Ervveiterung des Muttermundes mittelst eines fest- stehenden Herniotoms vorgenommen, und zwar links gegen 4—5"' und rechts gegen 3"' tief eingeschnitten. Bei dieser Operation ward leider zufallig die Blase gesprengt, das abtliessende Frucht- vvasser war jedoch schon bedeutend missfarbig. — Den besten Beweis der richtig gestcllten Indication beziiglich dieses opera¬ tiven Eingriffes gab die eine Stunde spater erfolgte Geburt eines lebenden starken Madchens. Die ganze Geburt hatte 72 y 4 Stun- den gedauert, von der Catlieterisation an jedocb nur 8y 4 Stun- dcn. — Die Muttcr crkrankte an einer Endo- und Perimetritis und war bereits Reconvalcscentin, als sie gegen die Erlaubniss in der Nacht auf den kalten Abort ging und gleicli darauf eine so heftige Peritonitis universalis bekam, dass sie auf die medizi- nische Abtheilung transferi*! iverden musste, wo sie einige Wochen spater starb. XXV. Fali. Ursprttngliche Wehenschwache. S. Maria, 23 Jahre alt, eine Erstgebarende, kam am 29. Juli 1860 Mittags, Anfangs der zweiten Gehurtszcit, laut Prot.-Nr. 239 auf s Kreissbett; der Muttermund war derb und wulstig, jedoch 56 olme Einrisse, das Kind batte eine II. Schadellage, die Mutter iitt iiberdiess an fluor albus. — Nachdem um 7 '/„ Uhr der Mutter- mund kaum Zoli weit war und sonst dieselbe Beschaffenheit dar- bot, ward durcb 5 / 4 Stunden ein Sitzbad verabfolgt, jedoch olme Erfolg, wesshalb, da iiberdiess die Wehen auffallig scbwacb waren, um 9'Yi Uhr ein zweites Sitzbad durcb eine balbe Stunde verabreicht wurde, wodurch in der That der Muttermund mehr aufgelockert und diinnrandiger geworden war. Da sich aber die Wehen nicht verbessern wollten, trotzdem, dass die 2. Periode scbon 10 Stun¬ den dauerte, ward um liy 4 UbrAbends alsWehen beforderndes Mittel zur Catbeterisatio uteri geschritten. Bei kaum 2" weitem Orif. ward in der Riickenlage der Kreissenden der Katheter obne Draht so weit nach links hinten eiugefiihrt, dass er aus der Scbamspalte beilaufig V/„ Zoll hervor- ragte. Alsbald wurden die Weben sehr kraftig und sehmerzhaft, so dass in l 1 / 2 Stunden der Muttermund verstrichen war; nach Entfernung des Katheters wurde die Blase gesprengt, und 3 / 4 Stun¬ den spiiter erfolgte die Geburt eines reifen Knaben. Die ganze Geburt batte 25 Stunden vom Beginn der Wehen und 2 3 / 4 Stun¬ den vom Einlegen des Katheters gedauert. Im Wochenbette trat eine geringe fieberhafte Exacerbation ein, welcbe auf einige Dosen Muriat. chin. bald wich, so dass Mutter und Kind gesund entlassen werden konnten. XXVI. Fali. Urspriingliche Wehenscbwache. F. Theresia, 21 Jabre alt, zum ersten Male schwanger, kam am 29. August 1860, laut Prot.-Nr. 263, um 2’/ 2 Ubr Nachmittags, nachdem bereits am vorhergehenden Tage um 5 Uhr Abends die Wehen begonnen haben sollen, an die Anstalt. Das Kind batte eine I. Schadellage, der Muttermund war iy a Zoll weit, die Webenpausen sehr lange. Obscbon die Wehen die ganze Nacht anbielten, waren sie so schwach, dass der Muttermund am 30. um 9 Uhr Friih kaum 2“ weit geworden \var. Wegen dieserausgesproclienen Tragheit der Gebarmutter ward daher zur Wekenanregung ein elastischer Katheter obne Stilet in der Riickenlage, so weit wie in den friiherenFallen in die Ge¬ barmutter nach links hinten eingeschoben. Diese Catheterisation der Gebarmutter batte einen so ausgezeichneten Erfolg, dass um 57 2 Uhr 40 Minuten Nachmittags der Muttermund bereits voll- konnnen verstrichen war, und die Fruchtblase bis in die Scham- spalte herabgedrangt wurde, wesshalb der Katheter entfernt und die Blase ktinstlich gesprengt wurde, worauf 13 Minuten spater die Geburt eines 9monatlichen Knaben erfolgte. Mutter und Kind wurden der Findelanstalt gesund tibergeben. In diesem Falle batte somit die Geburt vom Beginne der Wehen bis zum Einfuhren des Katheters 40 Stunden und von dort an nur noch 5 Stunden 53 Minuten gedauert. XXVII. Fali. Urspriingliche W ehenschwache. Am 25. Oktober 1860 ward icb um 8 Uhr Friih zu Frau D., Beamtensgattin, gerufen, indem selbe bereits seit 22. 8 Uhr Ahends Wehen habe, aber dennoch die Geburt nicht vonvarts gehen wolle und die Kreissende bereits sehr schwach sei. Ich fand eine kranklich aussehende schvvachliche Frau von 23 Jahren, welche die ganze Schwangerschaft an Husten gelitten haben soli; sie war zum 4. Male schwanger. Der Uterus war eiformig, das Fruchtvvasser in massiger Menge, das Kind batte eine II. Schadellage, die Wehen waren sehr kurz und unausgiebig, dagegen die Wehenpausen sehr lang und die Gebiirende klagte wahrend den Wehen iiber ein heftiges Herabdrangen, jedoch ohne Kreuzsclimerzen. Innen war das Scheidengevvolbe gut ausgebildet, das Orifi- cium externum 1" weit mit einem vreichen und nachgiebigen Randc; die Fruchtblase spannte sicli kaum wahrend einer Wehe. Da die Kranke nur erlost zu werden wtlnschte, so unternahm ich zur Beseitigung- dieser ausgesprochenen Atonia nteri um halb 9 Uhr in der Rtickenlage derselben mit einem stiletlosen eng- lischen Katheter die Catheterisatio uteri vvie gew6hnlich. Der Erfolg war wundervoll, kaum */ 4 Stunde nach der Ope- ration erwachte die Wehenthatigkeit ; und zwar so, dass Wehe auf Wehe folgte, und um halb 11 Uhr der Muttermund bereits liber 3" weit war, wesshalb, um die Wehen nicht zu krampfhaften zu steigern, der Katheter gegen 11 Uhr entfernt wurde. Da jedoch trotz der kraftigsten Wehen die Eiblase nicht selbst sprang, ward nach halb 2 Uhr Nachmittags selbe ktinstlich gesprengt, worauf eine halbe Stunde spater die Geburt eines kraftigen le- 58 benden Madchens erfolgte. Die Geburt hatte somit bis zum Ein- fiihren des Katheters 60y 2 Stunden, und von da an nur nocli 5% Stunden gedauert. Mutter uud Kind blieben gesund. XXVIII. Fali. Urspriingliche Wehenschwache, M. G., 26 Jabre alt, aus Krain, eine Erstgeschvvangerte, kam laut Prot.-Nr. 135 am 18. December 1860, nacbdem um 2 Uhr Friili die ersten Weben eingetreten sein sollen, um 9 Uhr Mor- gens aufs Kreissbett. Das Kind hatte eine I. Sehadellage, die Vaginalportion war noch niclit vollstandig verstrichen. — Die Wehen blieben aber nun fortwahrend so schvvach, dass das Orif- des anderen Tages um 10V 4 Uhr Fr uh erst 3 / 4 " weit war. Da sich trotz Herumgehens der Kreissendeu die Wehenthatigkeit nieht besserte, wurde um 3 3 / 4 Uhr Nachmittags, wo noch immer der Muttermund in statu quo ( 3 / 4 ") war, in der Riickenlage der Gebarenden ohneMandrili ein engl. elast. Katheter so weit in die Gebarmutterhohle nach ruckwarts und links eingeschoben, dass er kaum aus der Schamspalte hervorragte. — Der Catheterismus war \ T om besten Erfolge gekront, 20 Minuten nach dem Akte traten schon sehr kraftige Wehen ein, weiche nun niclit mehr aussetzten, so dass um 6 Uhr Abends die bereits liingere Zeit gespannte Fruchtblase bei 3“ weitem Orif. von selbst sprang, und der Katheter entfernt werden konnte, und 3 / 4 Stunden spater, d. i. 37 3 / 4 Stunden seit Beginn der Weheu und 3 Stunden nach dem Einlegen des Katheters, die Geburt eines kraftigen Madchens erfolgte. — Beide, Mutter und Kind, erstere nach geheilten Ulcera puerperalia, wurden seiner Zeit gesund entlassen. XXIX. Fali. Urspriingliche Wehenschwache wegen Hydramnios bei einer Fusslage. M. G., 26 Jahre alt, zum ersten Male sehwanger, kam laut Prot.-Nr. 135 am 24. Marž 1861 um 1% Uhr Mittags in die An- stalt, nachdem bereits Tags vorher um 6 Uhr Abends die ersten "VVehen eingetreten ivaren. Die Diagnose war: eine veranderliche Fusslage ob mehr Fruclitwasser, und die Kreissende befand sich Anfangs der zweiten Geburtsperiode, das glattrandige Orir. ext. war V 2 " weit, die Wehen waren sehr lange aussetzend. 59 Nachdem um S 1 /, Uhr Abends, also nahezu 24 Stunden seit Beginn der Wehen das Orif. ext. kaum 1" weit geworden war, wurde zur Behebung dieser urspriinglichen Wehenschwacke, da der sonst bei Hydramnios verursachten Wekenschwache am besten wirkende klinstliche Blasensprung hier bei so engem Muttermunde ob der Fusslage aus allgemeiu bekannten Griinden nicbt gewagt werden konnte, zum Catlieterismus gescbritten und demgemass in der Rtickenlage der Gebarenden ein engliseher elast. Katheter ohne Mandrin riickwarts in die Gebarmutterhohle, wie in den frtiberen Fallen cingefubrt. Die Wehen besserten sicli bald darauf derart, dass um 2 l / 2 Uhr Nachts der Muttermund bereits voll- konimen verstricben \var; nun wurde die fortwahrend sprungfertig stehendc Fruchtblase, da ob vorzeitiger Losung der Placenta tiberdiess etwas mehr Blut abfloss, kiinstlicb gesprengt, worauf sieh alsbald zuerst der recbte, dann der linke Fuss, mit den Fersen nach links sehend, bervordrangten. — Die Geburt des Kindes wurde dann bis auf die Entwicklung des Kopfes der Natur iiberlassen, letzterer musste jedocli ob Nicktpulsirens der sehr straff gespannten Nabelschnur (13%'' lang) mittelst des Prager Handgriffes entwickelt worden. — Um ‘6 1 / i Ubr Frtih, also 34 y 4 Stunden seit Beginn der Wehen, und 9 3 / 4 Stunden seit dem Einlegen des Katheters erfolgte die Geburt eines scbein- todten Knaben, welcber jedoch auf einen Aderlass bald zu sich kam. — Die Mutter ward ob Condylomen auf die syphilitiscbe Abtheilung transferirt, das Kind, dem zur vollen Beife 3 Wocken fehlen mochten, erkrankte an Icterus. In diesem Falle scbeint die Kurze der Nabelschnur den Austritt des Kopfes in der Tkat verzogert zu haben. XXX. Fali. UrsprUngliche Wehenschwache bei auffallig wenig Fruchtwasser. M. B., cine 21jahrige Ipara, kam la ut Prot.-Nr. 44, am 3. December 1861 um 3% Ubr Abends Ende der 1. Geburts- pciiodc i. c . mit verstrichener Vaginalportion aufs Kreissbett; < ie ( cutlich unterscbeidbaren Wehen waren durch nahezu stunden- ] ausen unterbrochen. Des anderen Tages bei der Friib- visite um 9 '/ 2 Uhr wurde eine I. Schadellage diagnosticirt und ( ei glattrandige Muttermund kaum 1 /„‘‘ weit eroffnet gefunden. 60 Ob der sehr lang andaueraden Wehenpausen wiirde der Ge- barenden eine oftere Lageveriinderung, als Herumgehen, Sitzen u. s. f. behufs Wehenanregung anbefohlen, jedocli fruchtlos, denn bei der Abendvisite war AUes in statu quo.—Da sich der Mutter- mundrand iiberdiess aucb wahrend der Welien kaura anspannte, ebenso auch eber ein Mangel als Uebermass an Fruchtwasser vorbanden war, somit die Innervation der Gebarmutter sich ge- stort erwies (Inertia uteri), so schien zur Behebung dieser envie- senen Wehensch\vachc, somit zur Reizung der Uterinalnerven die Chatheterisatio uteri um so mehr angezeigt, als bereits seit Eintritt der Wehen 46 Stundeu verflossen waren. Es wurde demgemass um 4Y a Uhr Nachmittags in der Riickenlage der Kreissenden nacb rechts riickwarts in die Ge- barmutterhohle ein engliscber elastiscker Katheter ohne Mandrin so weit eingefiibrt, dass derselbe kaum aus der Sebamspalte hervorragte und zwar mit Erfolg, denn die Wehen besserten sich von dem Momente sichtlich. Da jedoch dieselben gegen 11 Uhr Naclits abermals an Starke etwas nachliessen, so wurde nun der Katheter noch so weit in den Uterus vorgeschoben, dass kaum 1" lang aus dem Muttermunde in die Scheide hereinragte', worauf sich die Wehenthatigkeit alsbald derart steigerte, dass eine kraftige Wehe der andern folgte. — . Dessenungeachtet ilbte die so zu sagen stets sprungfertige Fruchtblase, da sie knapp am sehr tief herabgeriickten Schadel anlag, keinen sichtliclien Ein- fluss auf die raschere Enveiterung des an und far sich schlaffen Orificiumrandes aus, \vesshalb dieselbe um 12% Uhr Nachts bei nabezu 2%" weitem Orif. nacli Entfernung des Katheters kiinst- lich gesprengt wurde. — Die Ausftihrung dieses Aktes war ob der sehr zahen Eihaute auffallend schwierig, gelang jedoch manuell. Gleich nach dem Blasensprunge, wobei fast gar kein Wasser abfloss, drtlckte der vorliegende Schadel alsbald gegen den Muttermund an; nichtsdestoweniger blieb der Orificialrand in den Wehenpausen schlatF und war durchaus nicht schmerzhaft bei der Touchirung, somit konnte von einer Strictur keine Rede sein, was tibrigens auch der vveitere Verlauf bewies, denn um 5 Uhr Friih war der Muttermund bereits vollkommen verstrichen und % Stunden spater erfolgte die Geburt eines ausgetragenen frischen, lebenden Knaben. — Somit hatte die Geburt vom Be- ginne der Wehen 69 3 / 4 Stunden, vom Katheterisiren 13y 4 Stunden gedauert; — Hutter und Kind blieben gesund. 61 XXXI. Fali. Ursprlingliche Welien sclnvache mit Blu tun g ob tiefem Sitze d er Placenta combiniit. K. G., eine 18 Jahre alte Ipara, trat am 1. Oktober 1861 laut Prot.-Nr. 1 als Schwangere in die Anstalt ein. Ani 14. Oktober um 7 Ukr Frtik stellten sich die ersten Wehen ein, und desselben Tages um 11 Ubr Nachts mit 1" vveitem Orif. meldete sich selbe als Kreissende, nacbdem sich bereits seit 2 Stunden ein starker Blutabgang binzugesellt hatte. Sie will auch 2 Monate vorher in der Schwangerschaft eine starke Blutung obne eine veranlassende Ursache gehabt liaben. Die aussere Untersucbnng liess eine I. Schadellage erkennen, bei der innern Untersuchung ftthlte man, wenn man sich durcli den Muttermund nioglichst hoch hinauf drangte, nach reclits liinten den Kanti der Placenta, es war somit die Ursacbe der vorbergelienden, als der derzeitigen Blutung ein tiefer Sitz des Mutterkuc.bens, woftir auch der Umstand sprach, dass sich der Blutabgang vvabrend der Wehen stets etwas steigerte. Die Weben vvaren zu dieser Zeit entsprechend, so dass gegen 1 Uhr Nachts der Muttermund bereits 2" weit und auch der vorliegende Schadel sichtlich tiefer geriickt war, welcher letztere Umstand eine be- deutende Massigung des Blutabganges bewirkte. Nun aber wurden die Weben immer schwacker und schivacher, so dass sie endlich ganz aufhorten und am 15. Oktober 11 '/ 2 Ubr Vormittags Alles in statu qno war. Demgemass wurde bei dieser ausgesprocbenen Webenschwache zur Katbeterisation des Uterus geschritten, und der Katbeter in der erhobten Riickenlage der Kreissenden bis zum Orif. mit, dann ohne Mandrin nach links rlickwarts in die GebarmutterbOhle so weit eingeschoben, dass er kaum 1“ weit aus der Scliamspalte hervorragte. — In diesem Falle war jedoch die Eimvirkung keine besonders eclatante, denn erst um 4% Uhr Morgens (16. Okt.) sprang die Blase bei nahezu verstrichenem Muttermunde, worauf der Katbeter entfernt wurde; 2 Stunden spiiter erfolgte die Geburt eines ausgetragenen Miidcbens. In der V- Periode stellte sich abermals eine etwas starkere Blutung ein, welcbe jedoch nach der geivohnlichen Herausnahme der Nachgeburt und Reiben des Gebarmuttergrundes bald stille stand. Der knapp am Placentarrande vorgefundene Eibautriss be- stattigte die Diagnose bezliglich des stattgehabten tiefen Sitzes. Mutter und Kind blieben gesund. 62 Die Geburt liatte in diesem Falle vom Beginne der Wehen 47% Stunden, vom Katbeterisiren an gerechnet 19 '/4 Stunden gedauert, es war somit allerdings die Katheterisation von keinem liberraschenden Erfolge, sondern die Wehenthatigkeit hatte sicb sehr langsam gesteigert. — Wenn man aber bedenkt, dass Mutter und Ivind gesund blieben, so bat wenigstens dieser Fali neuer- dings bewiesen, dass man diese Metbode, die Wehen zu ver- bessern, mit Recht eine scbonende nennen kann und muss. — Von allen bisber von mir mittelst der Catbeterisatio uteri vollen- deten Geburten war dieser der einzige, wo der Katbeter so lange — sage 17 Stunden — in der Gebarmutterboble liegen blieb — und dennocb keiu Scbaden tiir Mutter und Kind entstand. XXXII. Fali. Urspriinglicbe W ehenschwache. Im November 1862 trat laut Prot.-Nr. 47 die 38jahrige Ipara A. C. als Schwangere in die Anstalt. Die Untersucbung ergab eine II. verandcrlicbe Beckenendlage, eine gecinge Becken- verengerung (Conj. 3" 9'"), endlicb sekr derbe Genitalien. — Naebdem sie alle 2—3 Tage ein vvarmes Sitzbad genommen, meldete sie sicb am 24. December, knapp nacb Mitternacbt als Kreissende; das Kind hatte jetzt eine I. Schadellage (Culbute), die port. vaginalis war nocb gegen %" und derb, daber nocb ein Sitzbad alsbald angeordnet wurde. Um 9 Ubr konnte man durch den uber 1" langen, gleicbwandigen Halskanal deutlicb durch die Eihaute den bocbstebenden Schadel fiiblen, die Sckei- dentemperatur war 31V 2 ° R. Die Weben waren jedocb derartig unausgiebig, dass erst am andern Tage ( 25 /,„.) um 9 Ubr die Vag. Portion verstrichen war und das Orif. kaum 1 / 2 “ mass. — Status quo bis 1D,„ Ubr Mittags, daber, da der Muttermund sonst glattrandig, \veieh und nacbgiebig war, auf die geivohnlicbe Weise der Katbeter bis zum lsthmus uteri mit, dann obne Mandrin nach links und hinten in die Uterushohle eingefuhrt wurde, so dass er in etwas aus der Scbamspalte hervorsah. — Un) 4 Ubr Abends Orif. 1 \' 4 ", Weben gut, dessenungeacbtet ivurde experimenti causa der Katbeter ganz in den Uterus bineiu- gescboben, so dass er kaum aus dem Orif. in etwas herausstand. Die Wehen \vurden nun so stark, dass die Kreissende in einem unbewachten Augenblicke um 1 'j„ Ubr Friih ( 2fi /i 2 ) ^ eu G3 Katheter herauszog; derselbe bal te jedocli bereits seine Wirkung- getban, denn der Mutter mund war schon viillig verstrichen nnd wurde daber nicbt mebr eingelegt; — 1 7« Stunde spater, nacbdem die ziihen Eibaute in der Scbamspalte gesprengt werden mussten, erfolgte die Geburt eines kraftigen lebenden Knabeu. — Die Nacbgeburt wurde auf die gewbbnlicbe Weise entfernt. — Die Geburt batte somit im Ganzen 51 Stunden, vom Katbeter- einlegcn 15y 2 Stunden gedauert. Mutter und Kind \vurden ge- sund der Findelanstalt iibergeben. XXXIII. Fali. Fruhgeburt Ende 9. Monats - Vor- liegcn einer Hand — Wehenscbwaebe ob II y d r a m n i o s. Am 14. Juli 1863 um 87* Uhr Abends meldete sicb laut Prot.-Nr. 294 eine gewisse M. E., eine 25jahrige IT para, nacbdem % Stunden vorlier die ersten Weben eingetreten sein sollen, aufs Kreisszimmer. — Selbe war Ende der I. Geburtsperiode der Uterus dureb Frucbtwasser ungemein ausgedehnt, das Kind batte eine veranderliche II. Schadellage, Scbeidentemperatur 31 Grad R. Neben dem ballotirenden Sebadel fiihlte man nacli links dcutlicb eine Hand vorge lage rt, wcssbalb der Kreissenden eine rechtseitige Lage angeordnet ward, wodurcb aucb tbat- sacblieli die Vorlagerung der Hand verscbwand. Die Webcn 'varen sebi- langpausig und besserten sicb bis zum 16 / 7 . nicbt, wo um 8 Ubr Fr Lili das Orif. kaum 1" weit war; versuchsweise wurde daber trotz des IIydramnios in der Ruckenlage nacb links liinten der Katheter oline Mandrin in den Uterus so weit ein- geseboben, dass er nocli aus der Scbamspalte hervorschaute. Die Weben besserten sicb sehr allmablig, so dass erst um 8 Uhr Abends das Orif. 3" weit war, worauf der Katheter entfernt wurde. Sieli da mit Entfernung des Katbeters vvaren die Wehen wie abgeschnitten, daber um 10 Uhr Abends lieitn Status quo die Blase kiinstlich gesprengt wurde, 20 Mi¬ nuten spater war die Geburt eines lebenden Madcliens (Kopf- periph. 12" 3"', Liinge 17" 6"’, Geiviclit 4 Pfund 26 Loth) erfolgt. — Nacbgeburtsperiode normal. — Das aufgefangene Vonvasser wog 2 Pfund, das Nacliwasser approximativ 3 Pfund. — Die Mutter idieb trotz der damals herrsekenden beftigen Puerperalfieber- 64 Epidemie gesund ; das Ivind starb am 9. Tage an Pneumonie. — Die ganze Geburt hatte 51 Stunden, 20 Minuten, vom Kathe- terisiren 14 Stunden, 20 Minuten gedauert. Dieser Fali bestiittigt, dass die Katbeterisation ein selir scbonendes, ivebentreibendes Mittel sei, und gerade der Umstand, dass nacb Entfevnung des Katbeters die Wehen vollkommen nach- liessen, bestiittigt ferner, dass der Katheter an und fur sicb ein kraftiges Reizmittel abgibt. — Icb bege die Ueberzeugung, dass die Weben, wenn man den Katbeter nicht entfernt batte, ob- scbon langsam, sich docb so gesteigert batten, dass die Frucht- blase von selbst geplatzt ware. XXXIV. Fali. Frlibgeburt Anfangs 9. Monats — ur- spriingliche Wehenscbwiicbe. Auf scblecliten Wegen und schlechtem Wagen fubr die 27jabrige Primipara, M. P. (Prot.-Nr. 130) am 11. Februar 1863 nacb Laibacb. — Als sicb plotzlicb um Mitternacbt Kreuz- scbmerzen einstellten, meldete sie sicb Morgens am 12. Februar um 7 Ubr zur Aufnahme. — Das Kind lag im berzformigen Uterus in einer veranderlichen I. Scbadellage; Orif. glattrandig bei 1" weit und wurde bis Nachmittag 4 Ubr auf 1'/^" eroffnet. Gegen Abend liessen die Weben immer mebr nacb, so dass sie scbliesslicb fast die ganze Nacbt scblief; eben so rubig verlief der andere Tag (13. Febr.), in liber stundenlangen Pausen fiiblte sicb der Uterus hie und da wieder barter an; eben so bracbte sie aucb die ganze nackste Naclit bis zum Morgen scklafend zn- Da sie ihre Menses am 12. Juni v. J. zum letzten Male gehabt batte, so gaben wir uns bereits der Hoffnung hin, dass die durcb das Faliren angeregte vorzeitige Geburtsthatigkeit vollig naeb- gelassen babe und nun die Scbwangerscbaft wieder ibren weitern normalen Gang nehmen werde; — in Hinblick auf diese M8g- licbkeit wurde ibr daher fortwabrend die strengste Rube em- pfoblen. — Nicbtsdestoweniger erwacbte gegen Morgen (14. Febr.) abermals die Webentbatigkeit, so dass um 9V 2 Ubr das Orif- bereits 2" weit war, und man durcb den Fornht nun ganz leicbt den vorliegenden Schadel fiiblte; da die Weben jetzt, obscbon in langen Pausen, regelrecbt wiederkebrten und dennocb um 3% Ubr Abends das Orif. erst 2 1 /im Durcbmesser batte, soniit 65 einmal von einem Aufhalten einer vorzeitigen Unterbrechung der Schwangersehaft keine Rede mehr sein konnte, andrerseits aber die Wehenschwache ausser Zweifel stand, so musste ura so mehr die Geburt beschleunigt werden, als die Mutter bereits sehr viel Unruhe kundgab und von ihrem Leiden befreit sein wollte. — Um besagte Stunde wurde daber in der Riickenlage der Katbeter ohne Mandrin links ruckvvarts so weit in die Uterus- bdhle vorgeschoben, dass er ganz in der Scbeide verborgen war. — Die Wehen steigerten sich gleich darauf derartig, dass um 10y„ Uhr Abends bei 3 1 / 2 " weitem Orif. die sprungfertige Blase sprang, und 37 Minuten spater die Geburt eines lebenden 4 Pfund 3 Loth schweren Knaben erfolgt war; gleich nach dem Blasen- sprunge hatte man den Katheter entfernt. — Die Mutter wurde gesund entlassen, das Kind starb am 13. Tage an Icterus ma- lignus (Meningitis). In diesem Falle drangt sich uns die Frage auf, ob nicbt nebst dem Umstande, dass der Uterus noch nicbt seine physio- logiscbe Reife zur Geburt erreicbt hatte, aucb die li erzfb r- mige Gestalt desselben, ein uiehtiges Moment zu dieser ur- spritnglicben Webenschwacbe abgegeben babe, da von einem Hydramnios keine Špur war; ich envabne dieses Umstaudes, weil sich in meiner Praxis gerade bei herzformigem Uterus sebon verbaltnissmassig baufig die Nothwendigkeit zur operativen Nach- bilfe berausgestellt bat. Die Wirkung der Katbeterisation war diessmal eklatant, uidem die Geburt vom Eintritte der Weben bis zum Katheter- emftihren 3 Tage, 4 3 / 4 Stunden und von da an nur weitere ‘V 2 Stunden gedauert bat. XXXV. Fali. Urspriingliche W ebenscb wacbe. M. S., eine 21jabrige Primipara, trat laut Prot.-Nr. 15 am 40. Oktober 1864 um 6 J / 2 Ubr Abends mit verstricbener Vagi- nalportion und 1 / i “ weitem glattrandigen Orif. in’s Kreisszimmer, das Kind hatte eine I. Schadellage. — Die am 21. Oktober um 9 Ubr Fr lih und 4 Uhr Abends vorgenommeneu Untersuchungen ergaben dasselbe Resultat, wesshalb um 5'/ 2 Ubr Abends in der Rttckenlage der Gebarenden durcb das Orif. mit, dann obne Mandrin nach links hinten ein engliscber elastischer Katheter } a 1 e n t a, Catheterisatio uteri. O 66 in die Uterushoiile so hoch als moglich eingeschoben wurde, wo- bei sioh durch zufallige Verletzung der Placenta eine kleine Blutung ereignete, welche iibrigens obne alles Zuthun nacb einigen Minuten sistirte. — Gleick nacb dem Einlegen des Ka- theters besserten sich die Wehen augenblicklich, 50 an der Zahl erweiterten bis 10 Ukr Abends das Orif. auf 3 / 4 ", um welche Zeit der wegen Unrube der Gebarenden aus seiner Lage verrttckte Katbeter abermals wie oben eingescboben wurde und von nun an ging es so rasch, dass 2 1 /, 1 Stunden darauf die Frucbtblase in der Scbamspalte ktinstlicb gesprengt werden musste und nach weiteren 1V 4 Stunden die Geburt eines lebenden Knaben beendet war. Vom zweiten Einfubren des Katbeters bis zum Blasensprunge erfolgten 30, vom Blasensprunge bis zur Ge¬ burt 34 Weben. Die Mutter wurde ob spitzer Condylome auf die syphilitische Abtbeilung transferirt, das Kind starb in der Findelanstalt am 35. Tage an Atrophie. Die Geburt bat vom Eintritte der Weben 35 Stunden, vom Katbeterisiren 8V 4 Stunden gedauert, dieser Erfolg spricbt von selbst fiir die ausgezeichnete Wirkung dieses vvebentreibenden Mittels. XXXVI. Fali. Zwillingsgeburt Ende des 9. Monats — u r sp r ti n g 1 i c h e W e h e n s c h w a c k e. Am 10. Oktober 1864 um 7 Ubr Abends trat laut Prot.-Nr. 6 die 20jakrige Primipara F. A. mit 3 / 4 " weitem Orif. in’s Kreiss- zimmer, es wurden durch das deutliche Ftiblen dreier grosser Kindstheile augenblicklicb Zvvillinge diagnostizirt. — Die um 10 Uhr Abends, des andern Tages am 11. Oktober um 8 Ubr Frlib und 12 Uhr Mittags vorgenommenen Untersucbungen er- gaben stets dasselbe Resultat, es vvurde daher um 1y 4 Ubr Mittags in der Rltckenlage der Gebarenden obne Mandrin nacb links vorn die Katheterisation der Gebarmutter vorgenommen. — Erst um 2 Uhr besserten sich jedoch die Wehen und vvurden regel- massig, so dass der Katheter um 6 Uhr Abends bei iy a " Orif. entfernt vverden konnte. Vom Einlegen des Katbeters bis zu dessen Entfernung wurden 27 Wehen gezaklt,. — Trotz weiterer 60 kraftiger scbmerz- bafter Wehen war das Orif. am 12. Oktober um 8 Ubr Friih erst iiber 2", es wurde daher als vvehenverbesserndes Mi ttel wegen 67 derber Eihaute die Blase mittelst eines Man dri ns gesprengt, worauf ran 9 Uhr 20 Minuten die Geburt des 1. Kindes (Mad- chen) in I. Schadellage erfolgte. — Aucli die zweite Frucbtblase musste wegen Derbbeit eine Stunde spater in der Scbamspalte gesprengt werden, und 5 Minuten darauf wurde das zweite Kind (Madchen) in II. Scbadellage geboren. Die Nachgeburt bestand aus 1 Placenta, 1 Chorion, 2 Amnion. Von den Kindern, welcbe ibrer Entwicklung nach dem 9. Monate entsprachen, starb das erste am 9. Tage an Trismus, das zweite wurde mit der Mutter der Findelanstalt ttbergeben. Auch in diesem Falle hat sicb die Katketerisation als ein gutes, kraftig und anhaltend anregendes, dabei schonendes Mittel erprobt, indem Yom W elieneintritte 42y 2 Stunden, vom Katheter- einlegen 20 Stunden verflossen. XXXVII. Fali. Ursprtingliche Wekensckwache. Laut Prot.-Nr. 147 ist B. K., eine 25jakrige Primipara, am 26. Februar 1866 mit 3 / 4 " weitem glattrandigem Orif. um 9 Uhr Abends in’s Kreisszimmer getreten, nachdem selbe Morgens um 4 Uhr die ersten Welien verspttrt baben soli; das Kind liatte eine I. Schadellage inne, der Fornix vag. war gut entwickelt. — Obscbon die Wehen ilir die ganze Nacbt verdarben, war am 27. Februar bei der Friibvisite Alles in statu quo, und Nach- mittags um 3 Uhr war das Orif. erst 1" weit, wesslialb bei die- ser ausgesprochenen Wehenschwache in der Ruckenlage der Kreissenden ohne Man dri n, wie sonst nach links binten die Ka- tlieterisation vorgenommen wurde. Alsbald besserten sich die Wehen derart, dass nach 29 Weken um 4 3 / 4 Uhr Abends bei 2" vveitem Orif. der Katheter entfernt werden konnte; nach wei- teren 61 Wehen um 10Y a Uhr Abends war das Orif. 3“ und von da bis zur Geburt, welcke am 28. Februar um 5y 4 Uhr Morgens erfolgte, traten weitere 108 Weken ein. — Das Kind, ein Knabe, blieb sammt Mutter gesund. — Die Geburt hatte im Ganzen 49 J / 4 Stunden, vom Kathetereinlegen 14 Stunden ge- dauert. — Der Verlauf spricht somit fttr die Katketerisation. O ❖ 68 XXXVIII. Fali. Urspriingliche W e h e n s c h w a e h e. Am 8. Janner 1866 Mittags zu einer 30jahrigen Primi- para wegen Wehenschwaehe geni fen, musste ich, andervveitig be- schaftiget, clie Geburtsbehandlung meinem Assistenten Dr. Gre¬ gorič uberlassen, welcher dariiber Folgendes mittheilte: Die Gebiirende soli nach Aussage der Hebamme am 7. Janner um 6 Uhr Friih die ersten Wehen bekommen baben und um 8 Ubr Abends soli der Muttermund 3 / 4 " olfen gewesen sein und von da an nach einer schlaflosen Naclit bis zu seiner Ankunft (8. Janner 1 Ubr Mittags) stets unverandert geblieben sein. Die Untersucliung ergab: Fornix vag. gut entvviekelt, Orif. 3 / 4 ", glattrandig, nach links binten gegen das os sacrum gerichtet, das Kind batte eine I. Schadellage inne. Nacbdem bis 2 1 / i Uhr gewartet wurde, man sicb von der absoluten Wehenschwache hinlanglich tiberzeugt batte, und die Gebarende fieberhaft auf- geregt wurde, schritt man zur Catbeterisatio uteri; in der Riicken- lage der Gebarenden wurde obne Mandrin der englisehe Katheter nach links hinten in die Uterushbhle so weit eingeseboben, dass nur dessen Knopf aus der Schamspalte bervorragte. — Der Er- folg war oklatant, nach 48 Wehen war um 5‘/ 2 Ubr Abends das Orif. 2", wesshalh der Katheter entfernt wurde, wonacb die Wehentliatigkeit so regelrecht blieb, dass nach weiteren 52 Wehen um 7V 2 Uhr Abends sicb bereits die Fruchtblase durch die Schamspalte verdrangte und schliesslich gesprengt werden musste. Eine Stunde spater erfolgte die Geburt eines Knaben, welcher sammt Mutter gesund blieb. — Die Geburt batte im Ganzen 38 Stunden, vom Katheterisiren nur 6 Stunden gedauert, somit ist der Erfolg unbestritten glanzend. XXXIX. Fali. Urspriingliche IVehensch wacbe ob Hy- dramnios. Am 11. Februar 1866 wurde ich um 5 Uhr Friih zu der 20jaln-igen Kaufmannsfrau S., einer Primipara, gerufen, indem selbe bereits seit Mitternacbt vom 9. auf den 10. Februar derart leide, dass sie bereits ganz erschopft sei. Ich fand die robuste Frau ungemein aufgeregt und kleinmutbig, man sah ihr vbllig die Todesangst an, und in der That war sie von fortwahrendem Mit- 69 pressen, das die Hebannne anbefoblen, ganzlich ermattet; der Uterus war durch einen massigen Hjdramnios rundlich ausgedebnt, das Kind hatte eine II. Schadellage, Fornix vag. ziemlich guf, das glattrandige nacligiebige Orif. liber 1" weit, die Weken in mehr als V 4 stundigen Pausen eintretend. Ich erachtete die psy- chische Bebandlung vor Allem angezeigt, und meinem energi- scben Auftreten gelang es, die Gebarende derart zu beruhigen, dass sie wieder guter Laune wurde und die Umgebung nicht genug iiber ihren friscben Muth erstaunte. — Da sich jedocb der Status quo bis 7 Ubr Friik nicht anderte, fiibrte ich in der Ruckenlage nacb links binten bis iiber den Orif.-Rand mit, dann ohne Mandrin, den Katheter ein, indem mir das Einfubren ohne Mandrin erstlicb niebt gelang. Um Luftzutritt zu verbuten, ver- stopfte ich den aus der Schamspalte berausragenden Katheter, was ich nebenbei bemerkt in letzterer Zeit stets thue. — Die Wehen besserten sich derart, dass um 9 Ubr bei iiber 2" weitem Orif. der Katheter entfernt werden konnte, und ich weiters in Berucksichtigung des Hydramnios die Blase sprengte. — Nacb- dem jedocb um 12 Ubr, wo das Orif. vollkommen verstricben war, der Kopf eine bedeutende Geburtsgeschwulst darbot, und die Mutter durch das Mitpressen ob ibrer Ermattung niebt vici mithelfen konnte, liess ich in 10 Minuten langen Pausen 4 Dosen zu 10 Gr. Secal. corn. verabreichen, worauf um iy a Ubr die Geburt eines sebeintodten Knaben, der die Nabelscbnur balfterformig 2 Mal um den Hals und die Achselkohe geschlungen batte, er- folgte, welcher bald belebt wurde, und mit der Mutter sich der- malen ganz wohl befindet. Die Geburt hatte im Ganzen 37 Vi Stunden, vom Katheter- einlegen 6V 2 Stunden gedauert. — Die webenverbessernde Eigen- sebaft der Katheterisation hat sich auch diesmal bervahrt. XL. Fali. Urspriingliche Webenschwacbe. R. T., eine 24jahrige Primipara, trat am 6. Dezember 1865 um Uhr Abends, laut Prot.-Nr. 50, mit 1" weitem Orif. in die Klinik ein, nachdem sie eine Stunde vorher die ersten Wehen verspitrt baben will; das Kind hatte eine I. Sehadellage inne. Da bis 11 % Uhr Nachts des 7. Dezember der Status quo blieb, so wuide in der Ruckenlage ohne Mandrin ein englischer elasti- 70 scher Katheter nach links kinten in die UterushShle so weit ein- geschoben, dass dessen Knopfchen in der Schamspalte sicktbar blieb, mit dem Erfolge, dass nacb 34 Wehen, am 8. Dezember um 2 V* Uhr Frtih das Orif. 2" weit war, und die Wehenthatigkeit derart geregelt erschien, dass man die Geburt weiters der Natur tiberlassen, somit den Katheter ganz entfernen konnte. Abends um 10 Uhr vvurde nach 200 Wehen in der Schamspalte die Blase kiinstlich gesprengt und eine Viertelstunde spater erfolgte die Geburt einesMebenden Knaben. Die Mutter erkrankte an Peritonitis puerperalis und wurde auf die medizinische Abtheilung transferirt, woselbst sie am 30. Janner 1866 entlassen wurde. Die Geburt hatte im Ganzcn 53 Stunden, vom Katheterisiren 22 3 / 4 Stunden gedauert. XLI. Fali. Ursprtingliche Wehens chwache. Laut Prot.-Nr. 179 meldete sicli am 25. Marž 1866, um 9 1 / 2 Uhr Abends, die 23jahrige Primipara E. K. als Gebarende, nachdem sie um 2 Uhr Nachmittags die ersten Wehen verspiirt hatte. Es war noch Vaginalportion vorhanden, das Kind prasen- tirte sich in I. Sckadellage und muss ausdriicklich bemerkt werden, dass wenig Fruchtwasser vorhanden war. Bis 10y 2 Uhr Abends des 26. Marž Status idem, daher in der gewohnlichen Weise, wie im letzten Falle, die Katheterisation vorgenommen wurde. Nach 86 Wehen war am 27. Marž um 1 Uhr Friik das Orif. 1 Zoll und die Wehen so gut, dass der Katheter entfernt und erst wieder um 7V 4 Uhr Friih eingelegt wurde, weil die bis daliin gezahlten weitern 60 Wehen immer schwacher und unaus- giebiger wurden, jedoch oline Erfolg, indem bis Abends 5 Uhr nur 54 unzulangliche Wehen erfolgten und das Orif. stets 1 Zoll weit blieb, daher der Katheter herausgenommen wurde. Die Ge¬ barende fieberte bereits den ganzen Tag, war sehr aufgeregt, der Durst vermehrt, die Gebarmutter auffallig empfindlich; nun besserten sich die Weken derart, dass, als um 11% Uhr Abends bei 2% Zoll Orif. zufallig die Blase gesprengt wurde, l l / 4 Stunde spater bereits die Geburt eines Madckens erfolgt war, welches zwei Tage nach der Geburt an Hyperaemia cerebri und Pneumonia starb, die Mutter erlag spater am 13. April auf der medizinischen Abtheilung einer Peritonitis purulenta. 71 Die Geburt hatte im Ganzen 58 3 / 4 Stunden, vom ersten Kathetereinlegen 26 x / 4 Stunden gedauert. XLII. Fali. Ursprilngliche Wehenschwache ob Hy dramnios mit Positionswechsel des Fbtus. Die 25jahrige Primipara J. J., trat laut Prot.-Nr. 22, den 29. Oktober 1866 nm 4 Uhr Abends, nachdem sich schon 7 Stunden frtiber die ersten W ehen eingestellt hatten, in’s Kreisszimmer. Die Port. vag. war noch gegen x / 2 Zoll, das Kind hatte eine II. veranderliche Schadellage ob Hydramnios. Am 30. Oktober, 8 x / 2 Uhr Friih: Port. vag. kaum x / 4 Zoll, Halskanal gegen x / 2 Zoll, Orif. int. weiter als ext., eine I. Sclia- dellage; es wurde ibr befohlen, bie und da im Zimmer herum- zugebcn. Nacbmittags um 4 Ubr wieder eine II. Schadellage. Am 31. Oktober um 8 x / 2 Uhr Friih: Orif. x /, Zoll, jedoch die Wehen so unausgiebig, dass man in der Riickenlage den mit einem Wachspfropfe verstopften Katheter wie gewohnlich einlegte, worauf sich die Wehen alsbald verbesserten, so dass um 6 x / 2 Uhr Abends bei l x / 2 Zoll weitem Orif. nach 153 Wehen der Katheter entfernt werden konnte. Um 10*/ 2 Uhr Abends war das Orif. 3 Zoll, der Schadel jedoch im mer noch beweglich, Puls 86, die Gebarende sehr unruhig, daher wurde das bei IIydramnios sicherste Hilfs- mittel, der kiinstliche Blasensprung, vorgenommen, — nur mussten die Eihaute ob ihrer kolossalen Derbheit und Zahigkeit mit S c a n z o n i’s Pressschvvammtrager durchstochen werden, — mit dem Erfolge, dass nach Mitternacht das Orif. verstrichen und am 1. November um iy a Uhr Friih die Geburt eines lebenden Mad- chens crfolgt war. Ein geringes Fieber mit Empfindlichkeit der unteren Bauch- gegend wurde mittelst Laxantia coupirt und die Mutter sammt dem Kinde gesund entlassen. Die Geburt hatte im Ganzen 64 x / 2 Stunden, vom Katheter¬ einlegen 17 Stunden gedauert. XLIII. Fali. Ursprilngliche Wehens c h wa che ob Hy- d r a m n i o s. P. U., eine 22jahrige Ilpara, kam laut Prot.-Nr. 180, am 8. April 1866, um 3 Uhr Abends aufs Kreissbett, sie gab seit 72 11 Uhr Kreuzschmerzen an; der durch sehr viel Wasser rund- lich ausgedehnte Uterus war sehr reizbar, die Vaginalportion noch gegen V 4 Zoll, Orif. int. weiter wie ext., durch den Fornix der hallotirende Schadel fiihlbar, er prasentirte sicli in I. Position, A m 9. April um 8 Uhr Friih Orif. gegen 1 Zoll, die Wehen zwar deutlich unterscheidbar, aber ausserst schwach; so blieb es bis zum 10., daher um 8% Uhr Frtih der Katheter ohne Mandrin wie gewohnlich nach links hinten eingefiihrt wurde, mit dem Erfolge, dass Abends um 5 Uhr bei nach rtickwarts verstrichenem Muttermunde der Katheter entfernt werden konnte; um 6 Uhr wurde die Blase in der Schamspalte kiinstlich gesprengt und % Stunde darauf erfolgte die Geburt eines kraftigen Knaben, der sammt der Mutter der Findelanstalt iibergeben wurde. Die Geburt bat im Ganzen 55% Stunden, von der Kathete- risation 9V 4 Stunden gedauert. XLIV. Fali. Ursprungliche Wehenschwache. M. P., eine 28jahrige Ipara laut Prot.-Nr. 225, trat am 26. Mai 1867 um 11 Uhr Frtih mit verstrichener Vag.-port. — Orif. 3"' — in die Anstalt, nachdem sich die ersten Wehen 12 Uhr Nachts eingestellt haben sollen, Fornix vag. war gut ausgebildet, I. Schadellage. Um halb 6 Uhr Abends desselben Tages Orif. 1"; der Rand, obschon weich, mehr wulstig, die Wehen lang aus- setzend. Des anderen Tages (27. Mai) um 9% Uhr Frtih status idem, nur dass der Orifizialrand bereits diinner war, daher in der Rtickenlage der mit Wachs verstopfte mandrinlose Katheter nach links hinten so weit wie gewohnlich eingesehoben wurde. Um 7 Uhr Abends Orif. 2", die Wehen gut, daher um 10 Uhr Abends nach vom Kathetereinlegen gezahlten 140 Wehen bei 2 1 / i “ Orif. der Katheter entfernt wurde. Blerkwtirdigerweise wurden die M ehen wieder sclnvacher und der Orifizialrand erschlaffte bis auf 1"; nichts destoweniger stellten sich alsbald wieder normale Wehen ein, so dass am 28. Mai um 2 Uhr Frtih das Orif. voll- kommen verstrichen war, und um 4y 4 Uhr in der Schamspalte die 4 ruchtblase kiinstlich gesprengt werden musste; worauf ein ausserst missfarbiges Fruchtwasser abtloss und '/ 4 Stunde spater die Geburt eines scheintodten Madchens erfolgte, welches trotz aller Belebungsversuche, darunter insbesouders der Katheterisation der Luftrohre, nach 10 Minuten starb. 73 Die Geburt hatte im Ganzen 52 V 2 , vom Katheterisiren 18 3 / 4 Stunden gedauert. Die Mutter blieb gesund; der Sektions- befund des Kindes ergab vor Allem eine kapillare Gehirnapoplexie und bis in die feinsten Bronchien vvar das missfarbige Frucht- wasser eingedrungen, Leber auffallig blutreich; — somit hatte das Kind im Mutterleibe Athembewegungen vorgenommen. XLV. Fali. Fehlgeburt im 7. Monate — Gemini — ur- spriingliche Wehenscbwache — Katheterisation — Striktur — Hysterotomia. Laut Prot.-Nr. 210 meldete sich die 22jahrige Ipara St. J. am 20. Mai 1867 um 7 3 /' 4 Uhr Friih als Gebarende, nachdem sie seit 9 Stunden die ersten Wehen verspiirt haben will; die Vag. port. war verstrichen, Orif. 1" — Uterus immens ausgedehnt, aber so gespannt, dass von einer bestimmten Zwillingsdiagnose keine Bede sein konnte, (selbe wurde erst nach der Geburt des ersten Kindes konstatirt). Um 11 Uhr Nachts Orif. 2 “, die Wehen wurden immer sehvvacher und aussetzender, so dass das Orif. am 21. Mai um 7 Uhr Friih wieder auf nahezu 1V 2 " zusammen- gefallen vvar, wesshalb ein mit einem Wachsstopsel versehener Ka- theter nach links hinten eingeschoben vvurde, und zwar mit sicht- lichem Erfolge, denn nach 76 Wehen vvar das Orif. um halb 11 Uhr Friih schon 3“ weit und die Wehen so geregelt, dass der Katheter entfernt und bald darauf die Fruchtblase klinstlich gesprengt wurde. — Der gehegte, geregelte Geburtsfortschritt stellte sich jedoch nicht ein, die Wehen wurden immer lang- pausiger und dabei schmerzhafter, und zwar gab die Kreissende wahrend jeder Wehe ein unausstehliches, ausserst schmerzhaftes Heraufdrangen des Kindes an, rvelches sich von Wehe zu Wehe steigerte, und wodurch nach weitern 76 Wehen das Orif. immer enger und enger und dessen Rand stets gespannter wurde, so dass um halb 4 Uhr Nachmittags das Orif. wieder gegen 1 " weit geoffnet, dessen Rand scharf gespannt wie eine Darmsaite und gegen die leiseste Beriihrung empfindlich vvar, wobei das Gefiihl des Heraufziehens sich derartig gesteigert hatte, dass die Kreis¬ sende vviihrend jeder Wehe den Bauch umfasste, und von der Schoossgegend in die Hohe zog, indem ihr diese Manipulation eine Erleichterung verschalfte, — mit einem Worte — es hatte 74 sich die schonste (sic!) S trik tur des Orif. ext. herausgebildet, dabei Puls 96 und allgemeine, bedeutende fieberhafte Aufregung, vermehrter Durst u. s. f. Bei diescn Umstanden erschien die blutige Erweiterung des Muttermundes angezeigt, und wux - de daher zuerst mit einem Herniotom der Orif.-Rand nacb links, dann mit grosserem Vortbeile mittelst des S i m p s o n’schen Hy- sterotoms noch nach reclits und binten eingeschnitten, worauf allerdings eine ziemlicbe Blutung- sich einstellte, welche jedoch bald stille stand, indem der in II. Stellung herabdrangende Schadel den gleich nach der Incision wieder auf 3" sich ervveitcmden Muttermund tamponirte, und die Wehen nun so regelmassig wur- den, dass nach weiteren 44 Wehen das Orif. verstrichen war und um 6 Uhr 20 Minuten die Geburt des 1. Kindes (Knaben), und 15 Minuten spater zugleicli mit dem Blasensprunge in I. Schadellage die Geburt des 2. Kindes (Madchen) erfolgte. Die Nachgeburt (2 Plač., 2 Chor., 2 Amn.) wurde V 4 Stunde spater nach Črede entfernt. Was die Mutter anbelangt, so trat am 10. Tage des Wo- chenbettes eine betrachtliche Blutung ein mit allen Zeichen einer Peritonitis puerper., wesshalb sie auf die medizinische Abtheilung transferirt wurde, um nach 33 Tagen gesund entlassen zu werden. Die Kinder lebten a) (15" lang ; 2 Pfd. 20 Loth schwer) 40 Stunden, bj (15" lang, 2 Pfd. 18 Loth schwer) V 4 Stunde. Die Geburt hatte im Ganzen 43 Stunden 20 Minuten, vom Katheterisiren 11 Stunden 20 Minuten gedauert. XLVI. Fali. Urspriingliche Wehenschwache. Am 19. Marž 1868 wurde icli zu der 19jahrigen Beamtens- frau W . . ., einer Ipara, um halb 8 Uhr Morgens gerufen, mit dem Bemerken, selbe habe schon seit der Nacht vom 17. auf den 18. Wehen und die Geburt gehe niclit vorwarts, trotzdem dass sie den ganzen Tag vorher herumgegangen sei. Das Fruchtwasser war mtissig vermehrt, das Kind hatte eine I. Schadellage, die Vaginalportion war verstrichen, das Orif. glattrandig, 2" offen, die Wehen, obschon liaufig aufeinander folgend, sichtlich unaus- giebig. In der gewi5hnlichen Biickenlage wurde ohne Mandrin ein mit Wachs verstopfter englischer elastischer Katheter nach links 75 hinten in die Gebarmutter eingeschoben, so dass dessen Kopfchen aus der Schampalte herausragte. Um halb 10 Ubr bei verstrichenem Orif. sprang die Frucht- blase und wurde der Katbeter entfernt, und um 10 Uhr erfolgte die Geburt eines frischen Miidchens, somit kaum 2% Stunden nach dem Katheterisiren. Mutter und Kind blieben gesund. XLViI. Fali. Hochgradiger Hangebaucb — Querlage — aussere Wendung aufdenKopf — Wehenschwache — Catbeterisatiouteri — kiinstlicberBlasensprung — habitueller Vorfall der Nabelscbnur — Wendung auf den lin k en Fuss — manuelle Extraktion — F o r- ceps — kiinstlicbe Losung der Placenta. Am 21. Juli 1862 wurde ich zu der 42jahrigen Greislers- frau K . . . . um 10 Uhr Abends gerufen, nacbdem sicli bereits Mittags die ersten Wehen eingestellt hatten, und erfuhr alsbald, dass dieselbe bereits 4 ausgetragene Kinder \vegen Vorfall der Nabelscbnur todt geboren babe. Ich fand ob kolossaler Schlaff- heit der Bauchdecken einen derartigen Hangebaucb, dass der Uterusgrund in der hochliegenden Stellung der Gebarenden tiber die Schoossfuge bis auf die Obersckenkelflachen herabragte, das Kind liatte eine Querlage inne, Kopf rechts unten, Fornix. vag. leer, die nach hinten und oben beim Vorberg liegende Vaginal- portion war nocli iiber 3 “' lang und konnte nur mit grosser Muhe erreicbt werden, das wulstige Orif. ext. gegen 1" offen, der untersuchende Finger war nach jedesmaliger Untersuckung von einer glasartig zaben Masse bedeckt (Hydrorrhoe), die Weben schwach, lang aussetzend, dass Becken normal. — Nacb¬ dem ich den Uterus mit beiden Handen (mit nach abvzarts gerichteten Fingerspitzen) erfasst und dessen Grund in die Hohe gehoben, vollflibrte ich von aussen ob der Selilaff heit der sammtlichen Wandungen mit Leichtigkeit auf die gewohnliche Weise die Wendung auf den Kopf — in eine I. Schadellage — und liess die Gebarende eine horizontale Lage mit erhohter Kreuzgegend einnehmen, um, da die Wehen eigentlich faktisch nuli waren, alsbald (10V 4 Ubr Abends) den engliscben elastischen Katheter oline Mandrin nach links hinten so weit in die Uterushohle ein- zufiihren, dass von demselben ausser der Scbamspalte nichts 76 sichtbar blieb; hiebei war der Schadcl durch das Scheidengewolbe deutlich ballotirend fiiblbar. — Das Katheterisiren batte den Erfolg, dass um 12% Dhr Nachts das Orif. bereits 3" offen war und ob geregelter Wehenthatigkeit der Katheter entfernt werden konnte; da jedoch der Kopf trotz nunmebriger rechtsseitiger Lagevung der Kreissenden immer eine Tendenz zum Abweicben nach rechts zeigte, schritt ich behufs Fixirung desselben und weiterer Geburtsbeschleunigung zum kiinstlichen Blasensprunge, welcber jedoch wegen der ausserst zaben Beschaffenheit der Eihaute und der massenhaft zwischen den Eibauten und der Gebar- mutter angesammelten hydrorrhoischen Sulze nur mit dem Meissel- ende einer gevvohnlichen Sonde gelang und wobei leider aber- mals, somit das 5. Mal, eine schwacb pulsirende Nabel- schnurschlinge vorfiel, deren manuelle Reposition miss- lang, so dass icb alsbald am gewohnlichen Bette ohne Narkose mit der linken Hand auf den linken Fuss die Wendung vollfiihrte. Bei der unter besagten Umstanden indicirten alsbaldigen Extraktion drebte sich der Rilcken vollkommen nach binten und schlugen sich beide Arme itber den Nacken hinauf, so dass das Armlosen allein iiber eine Viertelstunde in Anspruch nahm und ich das Kind bereits ftir verloren ansah, daher musste, falls noch ein Funken Leben in iiim ware, schnell gebolfen werden. Bei dem Umstande, als der Kopf mit dem Gesichte gegen die Schoossfuge gerichtet, im geraden Durchmesser der Becken- bohle stand, liielt ich es nach meiner Erfahrung rathsamer, im Vorhinein von jedem manuellen Extraktionsversuche abzustehen, und legte alsbald die Simpson’sche Zange an, worauf die Ent- wicklung des Kopfes spielend leicht gelang, und siehe da, das reife kraftige Madehen liess noeh Herzbewegungen wahrnehmen. Entfernung des Schleimes aus der Mund-Rachenhohle, Blutlassen, Bespritzen mit kaltem Wasser, Lufteinblasen und Baden reichte hin, dasselbe nach einer Viertelstunde vollkommen zu beleben und am Leben zu erhalten. Gleich nach der Geburt stellten sich ob hochgradiger Atonie des Uterus und strangformiger Vcrvvacbsung der Placenta in Bolge innerer Blutung derartige Erscheinnngen der Anamie ein, dass man zur kiinstlichen Losung der Nachgebiut schreiten musste, wobei von der nach links aufsitzenden, in der Mitte strangformig verwacbsenen Placenta kleine Stiicke zuriickgelassen werden mussten. Trotzdem und dass weiters ihr Mann, ein noto- 77 risclier Saufer, einige Tage darauf einen Schlaganfall erlitten, verlief das Wochenbett oline Stdrung. Die Geburt liatte vom Kathetereinlegen 3’/ 4 Stunden, im Ganzen 13V 4 Stunden gedauert. Von Interesse sind besonders bei dieser Frau die hautigen Nabelschnurvorfšille, \velcbe offenbar in dem Hangebauche ihre Erklarung finden lassen und fast mit Recht babituelle Vorfalle der Nabelschnur zu benennen wširen. XLVIII. Fali. Urgpriingliche Wehenschwache. P. Maria, eine 27jahrige Ipara, trat laut Prot.-Nr. 332 aru 15. Juli 1868 um 5y 2 Uhr Abends mit 1" Orif. ius Kreisszimmer ein, nacbdem sicb Tags vorber um 4 Uhr Morgens die ersten Wehen eingestellt hatten. — Fornix vag. gut entwickelt, 1. Seha- dellage. — Am 16. Juli um 3% Uhr Friili status idem, die Wehen lang aussetzend, unausgiebig, daber in der Riiekenlage wie gewohnlich ein zugepfropfter englischer elast. Katbeter nach links binten in die Uterusliohle eingescboben wurde, so dass dessen Knopfende gerade aus der Schamspalte hervorragte. — Um 11 ',/ 4 Uhr Mittags nacb 82 Wehen Orif. 2 “, und die Wehen- tbatigkeit derart geregelt, dass der Katbeter entfernt wurde, — um l 3 / 4 Uhr Orif. 3". Da die Gebarende, um die Blattern nicht weiter zu verbreiten, unfreivvillige Zeugin der im 19. Falle beschriebenen Drillingsgeburt wurde, erschrack sie darob derart, dass die Weken immer sclivvacber wurden, wessbalb, nachdem um 5 Uhr das Orif. bereits verstrichen war, zur weiteren Geburts- bescbleunigung nach 48 Wehen um 6 Uhr Abends die Frucbt- blase kiinstlicb gesprengt wurde, worauf mit glinstiger Zubilfe- nahme der Episiotomie ob sackformigen Mittelfleisches nacb weiteren 58 Wehen um 8V 2 Uhr Abends die Geburt eines reifen Madchens erfolgte, das seinerzeit sammt der Mutter, ohne au Blattern zu erkranken, gesund entlassen wurde. Die Geburt batte im Ganzen 64V 2 Stunden, vom Katheter¬ einlegen 17 V 4 Stunden gedauert. XLIX. Fali. Ursprttngliche Webenscb wacb e. Die 24jalirige Ilpara Agnes B. meldete sicb laut Prot.-Nr. 73 am 11. Dezember 1867 um 6% Uhr Abends als Kreissende, 78 nachdem um 5 Uhr Abends die ersten Welicn sich kundgegeben haben sollen. Man fand das Orif. 1%" offen, I. Schadellage, Fornix vag. gut ausgebildet, Weken sebr sckleckt. Trotz Herum- geliens blieb bis 13. Dezember 8 Uhr 50 Min. Frtih status idem, dah er man bei dieser ausgesprochenen Wekensckwache in der gevvbhnlichen Riickenlage einen mit einem Wachspfropfe ver- stopften elastischen Katbeter nack recbts binten einsckob, nach¬ dem dessen Einflibrung nach links binten, wahrscheinlich ob linksseitigen Placentarsitzes, nicht gelang. Der Frfolg war tiber- rascbend, nach 68 kraftigen Weben erfolgte um 11 Uhr bei ver- strichenem Orif. der Blasensprung, worauf der Katheter entfernt wurde und nach weitern 7 Wehen bereits um 12 Uhr Mittags die Geburt eines kraftigen Knaben statt hatte, somit 3% Stun- den nach dem Katheterisiren und 43 Stunden seit dem Beginne der Wehen. Mutter unb Kind blieben gesund. L. Fali. Ursprtlngliche Wekenschwache. Maria P., eine 26jalirige Ipara, trat laut Prot.-Nr. 17 am 6. November 1867 um 10 3 / 4 Uhr Friik ins Ivreisszimmer, nachdem sich die ersten Wehen am 6. November um 3 Uhr Friik einge- stellt hatten; sie war Ende der ersten Geburtsperiode, die Wehen sehr lang aussetzend, 1. Schadellage. Am 7. November um 7 Uhr Frtth Orif. 2", die Wehen so lange aussetzend, dass in einer halben Stunde kaum 3 Weken beobachtet wurden, daher um 9% Uhr Friih der mit Wachs verstopfte englische Katheter ohne Mandrin in der Btickenlage der Kreissenden vom Assistenten nach links liinten eingefiihrt wurde. Um 11 Uhr ward der Ka¬ theter aus der GebarmutterhSkle herausgeschliipft gefunden, und wurde, da bis 12 Uhr die Welien sich nicht gebessert hatten, um diese Stunde beim Statu quo abermals eingefiihrt, jedoch so tief, dass dessen Knopfende in die Scheide zu liegen kam, wor- auf sich jedoch die Wehen alsbald derart besserten, dass um 4 Uhr das Orif. verstrichen war und der Katheter wissentlich entfernt wurde. Um 4 3 / 4 Uhr erfolgte der Blasensprung und eine halbe Stunde spater die Geburt eines frischen Miidchens, welches sanimt der Mutter gesund entlassen wurde. Die Geburt hatte im Ganzen 38V 4 Stunden, seit dem 2. Kathetereinlegen 5y 4 Stunden gedauert; vom ersten Einlegen 7 3 / 4 Stunden. 79 LI. Fali. Ursprtingliche Wehensclnvache ob IIydramnios. S. T., eine 22jakrige Ipara, trat laut Prot.-Nr. 167 am 2. Marž 1869 um liy a Uhr Mittags als Gebarende ein, nacbdem selite bereits seit 28. Februar 10 Uhr Frtih Weben versptirte. — Bei ibrem Eintritte war die Vag.-Port. noch nicbt vollkommen verstrichen, das Orif. fiir die Fingerspitze offen, das Kind batte eine I. Schadellage. — Am 3. Marž 9 Uhr Fruk: Fornix sekr tief herabgedriickt, Orif. iiber y a ", Vfehenpausen sehr lange, die Wehen auffallig kurz; derselbe Status beziiglich der Weben Abends y a 5 Uhr, nur war das Orif. gegen iy a " otfen. Es wurde daher in der Riickenlage ein mit Wachs verstopfter engl. elast. Katketer wie gewoknlick nack links kinten okne Mandrin in die Uteruskohle eingesekoben, so dass dessen Knopfende aus der Sehamspalte kervorragte. Bis 9 Uhr Abends war kein bedeutender Erfolg sichtlick, Orif. war nock iy s "; nun aber besserte sick die Wehenthatigkeit derart, dass am 4. Marž um 2% Uhr Friih, wo der Katketer entfernt wurde, die durck die Sehamspalte sich hervordrangende Fruclitblase ktinstlicli gesprengt werden musste, und y 4 Stunde darauf, i. e. nack 123 yom Katketerein- legen geziihlten Wehen, die Geburt eines reifen Knaben erfolgte, wobei sick unter einem eine kolossale Menge Fruchtwasser ergoss. Mutter und Kind blieben gesund. Die Geburt batte im Ganzen 3 Tage 17 Stunden, vom Katheterisiren 10y 2 Stunden gedauert. Lil. Fali. Ursprtingliche W eh e n sc h w aclie bei einer ersten einfacken Steisslage. B. M. ; eine 20jahrige Ipara, trat laut Prot.-Nr. 134 am 9. Februar 1869 um 7 Uhr Abends als Kreissende ein, das Orif. war wulstig, y 2 " offen, iiber den ersten Beginn der Weken gab selbe keine sicliere, i. e. vervvendbare Auskunft. Am 10. Februar 9 Uhr Frtik Orif. 1" und Abends um 4 Uhr gegen iy 2 ", daker sckien bei diesen Umstanden mit speziellef Rticksickt auf die fehlerkafte Kindeslage — I. einfacke Steisslage — eine Anregung der Wekentkatigkeit angezeigt, und wurde deskalb um 5 Ukr ein engl. elastischer Katketer okne Mandrin, wie im vorkerge- kenden Falle, eingefiikrt. Der Erfolg war iiberrasekend, um 7% 80 Uhr Abends sprang bei verstrichenem Orif. die Fruchtblase, worauf der Katbeter nocb absichtlich 1 / i Stunde liegen gelassen wurde; nacb dessen Entfernung scbnitt der Steiss bereits ein, und um 8 Uhr Abends erfolgte nacb vom Kathetereinlegen ge- zahlten 76 Weben obne irgend eine Nachbilfe die Geburt eines reifen Madcliens, welches sammt der Mutter gesund blieb. Nehmen wir den Moment des Eintrittes in die Anstalt als Geburtsbeginn ; so hatte die Geburt im Ganzen 25 Stunden, vom Kathetereinlegen jedoch nur 3 Stunden gedauert, und ist sicher- licli meines Erachtens eben der durcb die Katheterisation ange- regten Verstarkung der Wehenthatigkeit die alleinige rascbe Ausstossung des Kindes nicbt minder zuzusckreiben. LIH. Fali. Urspriinglicbe Wehenschwacbe. Am 8. Marž 1869 wurde icb zur Privatensgattin G., einer 26jakrigen Vpara, gerufen, indem sich dieselbe seit 2 Uhr Friih in der Geburtsarbeit befinde, und die Geburt nicbt vonvarts gebe. Bei meiner Ankunft um 9 3 / 4 Uhr Abends fand icb das Orif. gegen 1%", die Wehen scbmerzhaft, aber unausgiebig, insbesondere beklagte sich die Gebarende liber ein unausstehliches Herabziehen in der Unterbauchgegend, und nacbdem mir die Hebannne mit- tbeilte, dass sich das Orif. seit 3 Uhr kaum merklich enveitert babe, schritt ich zur Katheterisation, welche ich g-leich den frtthern Fallen nacb links hinten vollfiibrte. Der Erfolg war eklatant, gegen 11 3 / 4 Uhr war der Muttermund nahezu verstricben und die Blase drangte sich gegen die Scbamspalte, icb entfernte den Katbeter, sprengte die Blase und '/ 4 Stunde spater war in I. Scbadellage die Geburt eines reifen Madcliens erfolgt. — Mutter und Kind blieben gesund, die Geburt hatte im Ganzen 22, vom Katbeterisiren 2 1 / i Stunden gedauert. L1V. Fali. Urspriingliche Wehenschwacbe bei einer an Dysenterie leidenden Vllpara. Am 24. April 1866 gegen 4 Uhr Friih wurde ich zu der 42jahrigen Frau M., einer Vllpara, gerufen, da die Geburt nicht vonvlirts gebe, trotzdem sie schon von 7 Uhr Abends an 81 Wehen babe. Die Gebarende war bedeutend aufgeregt. Puls 96, Bauch aufgetrieben, empfindlich, sie litt namlicb seit 19./4. an einer lieftigen Rukr; die Wehen, welcbe bis 1 Uhr Friih regel- reclit waren, batten ganz nachgelassen, Orif. 1 dessen Rand auffiillig' scblaff, ebenso die Frucbtblase sich kaum spannend. Ich katheterisirte nacli recbts hinten, anfangs mit, dann ohne Mandrin, und fand, dass der Katheter sebi 1 scbiver eindrang-; kaum war derselbe eiugeflibrt, so erwachte die Wehenthatigkeit jedocb derartig, dass der Katheter nacb 20 Minuten bei 2" Orif. heraus- gestossen vvurde; gegen 5 Uhr wurde die Blase gesprengt, und einige Minuten darauf erfolgte in I. Schadellage die Geburt eines Madchens. Beide gesund. Die Geburt hatte im Ganzen 10 y 4 , vom Katbeterisiren 1V 4 Stunden gedauert. LV. Fali. Ursprtingliehe Wehenschwache — Cathe- terisatio — k ti n stlich er BI as e nsp rung — Drekung des Hinterhauptes nach riickwarts — Forceps. Zur Frau N., einer 18jahrigen zarten Dame, Ipara, am 26. Juni 1869 um 7 Uhr Abends gerufen, erfuhr ich, dass selbe be- reits seit 2 Tagen Wehen verspiire, besonders ausgesprochen haben sich dieselben seit 2 Uhr Friih eingestellt, nach Aussage der Hebamme sei um 9 Uhr Friih die Blase gesprungen (?!) und der von der Hebamme beigezogene Kollege hatte um 4 Uhr Nachmittags bei 1V 2 " Orif. Secale verordnet; — und ebender- selbe liess mich, naehdem die Geburt nicht vonvarts ging, rufen. — Ich fand die Gebarende durch fortwahrendes Verarbeiten der Wehen aufs ausserste abgemattet, eine II. Schadellage, Orif. gegen 2 V 2 ", die Frucbtblase stellte sich deutlich wahrend der Wehe, der Vorberg leicht erreichbar, die Wehen nahezu Nuli — icli katheterisirte dalier alsbald um 7 3 / 4 Uhr ohne Mandrin nach links hinten wie gewoknlich. — Um 8 3 / 4 Uhr, sornit nach einer Stunde Orif. bereits verstrichen, es wurde, daher der Katheter entfernt, und da ob des Ergotismus eine weitere Beschleunigung nbthig war, sprengte ich die Blase. — Leider rechtfertigte sich die gehoffte Wirkung nicht; — da die Gebarende aus Schwache die Wehen nicht verarbeiten konnte, dagegen die bis nahezu an die Schamspalte ragende Geburtsgesckwulst an dem mit dem V a 1 e n t a, Catlieterisatio uteri. 6 82 Hinterhaupte sicli nach hinten gedrehten Scliadel eine Voilendung der Geburt dringlichst indicirte, so vvurde um 12V 4 Uhr nochmals prophylaktisch Secale verabreicht und unter Einem die Zange angelegt. -- Die Extraktion war jedoch liber alles Emarten schwierig, erst um V/ 2 Uhr bei gleichzeitiger Episiotomia bilat. des sackformig ausgedebnten Perinaums gelang die Entvvicklung eines ausserst starken todten Knaben, wobei mir der Ordinarius redlicb half, denn meine pbysische Kraft liatte nicbt ausgereicbt; — die Nacbgeburt folgte alsbald. — Die Mutter blieb unter An- wendung erregender Umscbliige gesund. Die Geburt hatte im Ganzen 54 ; vom Katheterisiren, welcbes sicli abermals als solches in seiner Wirkung bevvahrt liatte, 5 3 /4 Stunden gedauert. LVI. Fali. Urspriinglicbe Webenscbwiiche. B. B., eine 30jahrige Ipara, war laut Prot.-Nr. 34G am 5./'9. 1869 um 8Y 2 Ulir Abends mit 2" Orif. eingetreten, nachdem sie bereits seit 24 Stunden Weben versptirt liatte; die Wehen selbst waren kurz, dabei selir langpausig, das Kind batte eine II. Scliadellage inne. Abends um 5y 2 Ubr des 6./9. Orif. kaum 3", Weben gleich unausgiebig, daber wie in den friiberen Fallen nacli links binten obne Mandrili die Katheterisation vorgenommen ivurde. Die Wehen vvurde n gleich darauf so kraftig, dass 1 l -2 Stunde spiiter dic Blase sprang, wobei wenig Frucbtvvasser abfloss; um 10 l / 2 Uhr driickte der Kopf bereits auf, nun wurde der Katbeter entfernt und 3 / 4 Stunden spiiter war die Geburt eines Knaben beendet, somit 5 3 / 4 Stunden nacli dem Katheteri¬ siren. Die Geburt hatte im Ganzen 51 Stunden gedauert, Mutter und Kind blieben gesund. b) Nach dem Blasensprunge. LVII. Fali. Sekunda reWehenschwacheob v o r z e i- tigem Blasensprunge — Catheterisatio uteri — F o r c e p s. A. S., eine 42 Jalne alte Illpara, kam laut Prot. Nr. 245 am 16. August 1862 um 7% Uhr Abends in der ersten Geburts- periode aufs Kreissbett, nachdem bereits 5 Stunden vorher die ersten M ehen sich eingestellt haben sollen. — Das Kind hatte 83 eine I. Schadeilage inne ; und der vorliegende Schadel stand, trotzdem dass die Fruchtblase bereits gesprungen war, noch immer hoch oben am Beckeneingange. — Da sich jedoch die Wehen immer schvvaclier und schwacher gestalteten, dabei sicb eine ziemlich starke Blutung in der 2. Geburtsperiode, durch theihveise Lostrennung des Mutterkuchens bewirkt, einstellte, und sicb end- lich an dem nocb immer hochstebenden Schadel eine bedeutende Geburtsgeschwulst gebildet hatte, so wurde am 17. August um 4 3 /o Uhr Nachmittags bei l 1 /," weitem Orificium versuchsweise in der Riickenlage der Kreissenden ein englischer elastischer Ka- theter okne Mandrin als wehenverbesserndes Mittel an der hintern Gebarmutterwand wie gewohnlich eingelegt; worauf sicli in der That die Wehen derart bes,sorten, das bereits um 6V a Uhr der Miittermund nahezu vollkommen verstrichen war. — Da jedocli trotzdem die Wehen nicht ausgiebig genug waren, um den Kopf zum raschern Herabriicken zu bringen, so wurden jetzt tiberdiess nebstbei in 5 Minuten langen Zivischenraumen 6 Dosen Secale corhut. zu 5 Gr. verabreicht, und eine Stunde spater nach Ent- fernung des Katheters zur Zangenanlegung geschritten, indem einerseits eiue sich kundgebende Unregelmassigkeit der Fotal- lierztone auf eine Lebensgefahr ftir das Kind schliessen liess ; andererseits aber aucli die Aufregung der Mutter sich bereits aufs Hoekste gesteigert hatte, dessenungeachtet kam das mit der Simpson’scken Zange rasch entwickelte Kind — ein Knabe — scheintodt zur Welt und konnte nur durch einen ausgiebigen Aderlass und Lufteinhlasen zum Athmen gebracht werden. — Wahrend des Scheintodes, so wie wahrend des 22 Stunden dauernden Lebens brachte die leiseste Berilhrung des Kindes lebhafte Zuckungen in den Extremitaten hervor, ubrigens blieb auch das Athmen fortvvakrend unregelmiissig und das Kind gab nur knurrende Laute von sich. Als Todesursache ward eine hoch- gradige Hjperamie des Gehirns und der Meningen aufgefunden. Interessant war ferner bei dieser Geburt die ii b e r m a s- s i g e M e n g e von V e r n i x c a s e o s a, es ging selbe schon wahrend der Geburt im wahren Sinne des Wortes stiickweise ah, mit dem Nacluvasser kamen jedoch nussgrosse Stiicke zum Vorscheine, das g r o s st e Stiick V e r n i x caseosa war liber 1 ’/ 2 " la n g, %" dickund w o g iiber ein Lot h, tiberdiess war das Kind an einzelnen Partien des Korpers 3—4"' dick mit kasiger Schmiere bedeckt. 6 * 84 Die Nachgeburt wurde in diesem Falle nach der Crede’- schen Methode jedoch unter Umvillen der Mutter entfernt, mit derselben ging zugleicb sehr viel gestocktes Blut ab. — Die Mutter blieb gesund. Die Geburt hatte somit im Ganzen 28 3 / 4 Stunden, vom Katheterisiren gereclmet 3 1 / 4 Stunden gedauert; unlaugbar hat aucb diessmal der Katheter, obschon nach dem Blasensprunge ein- gelegt, zweifelsohne gut und schonend gewirkt. LVIII. Fali. Beckenenge — vorzeitiger Blasenprung — nackfolgende AVehenschwache. Die 22jahrige Primipara J. A. wurde laut Prot.-Nr. 168 am 2. Marž 1867 das erste Mal untersucht, wobei eine Diagonal-Con- jugata yon 4" 2"' und eine I., ausserst veranderliche Q uerlage (Kopf links) festgestellt wnrde; eine zweite am 26. Marž vorge- nommene Untersuclmng ergab eine II. Scliadellage und bei der Geburt hatte das Kind eine I. Scliadellage inne. Den 16. April um 11 Uhr Abends trat selbe, nachdem sich schon um 8 Uhr Frtih die ersten AVehen eingestellt liatten, mit 1 / 2 “ Orif,- AVeite und entsprechender AFehenthatigkeit in das Kreisszimmer ein. Am 17. April um 8?/ 2 Uhr Morgens bei kaum 2" weitem Orif. erfolgte ein seitlicher Blasensprung, worauf der Muttermunds- rand schlaff herabragte. Die AVehen nahmen nun sichtlich an Starke ab, so dass um halb 8 Uhr Abends Alles im Statu quo war, nur dass das absickernde Fruchtwasser bereits eine miss farbige Beschaffenheit zeigte; es wurde daher ein mit einem AVachspfropfe verstopfter englischer Katheter wie gewohnlich in der Rtickenlage nach rechts hinten so weit in die Uterushbhle eingeschoben, dass dessen Kopfchen bei der Schamspalte her- vorragte. Um halb 1 Uhr Nachts (18. April) nach 90 AMehen war der Muttermund verstrichen, nach weiteren 24 kraftigen AVehen druckte der Kopf bereits auf, worauf der Katheter ent¬ fernt wurde und nach weiteren 13 AVehen erfolgte um 1% Uhr Nachts die Geburt eines lebenden Knaben von 6 Pfund 11 Loth Gewicht, 19 3 / 4 " Lange bei einer Kopfperipherie von 13 3 / 4 “- Trotzdem dass die Mutter schon am 17. April um 10 :i / 4 Uhr Friih fieberte (Puls 102, Scheidentemperatur 39,4° C.), verlief das AVochenbett fiir Mutter und Kind regelrecht. 85 Die Geburt hat im Ganzen 41%, vom Katheterisiren 6y 4 Stunden gedauert; die Katheterisation hat sich somit hier zweifel- los bewahrt. Der Positionswechsel wahrend der Schvvanger- schaft verdient aucli hervorgehoben zu werden. LIX. Fali. Vorzeitiger Blasensprung. — W e h e n- schvrache. Am 10. August 1867 um 3% Uhr Friih vvurde ich zu der Btirgersfrau P ..... einer 21jahrigen, 163 Wiener Pfund scbweren Ipara g e ni fen, nachdem Tags vorher um 3 Uhr Nachmittags das Fruchtvvasser abgeflossen war — Das Kind hatte eine 1. Seha- dcllage, die Vaginalportion war verstrichen, das wulstige Orif. V 2 " offen, die Wehen sehr kurz, jedoch ausserst schmerzhaft. Ich verordnete Sitzbiider und Ipecacuanha in refracta dosi mit dem Erfolge, dass nach einigemaligem Erbrechen galliger Fliissigkeit, der schmerzhafte Charakter der Wehen sich milderte und um halb S Uhr Abends der Band des 1%" weiten Orif. dtinner und nachgiebigei geworden war. — Da jedoch die Wehen sehr lange aussetzten, sich am Kopfe eine Geburtsgeschwulst bildete, so erschien die Katheterisation um so mehr angezeigt, als die ausserst korpulente, dabei sehr sensible Frau ungemein aufgeregt war; es wurde daher der verstopfte Katheter ohne Mandrin nach links hinten alsbald wie gewohnlich eingeftihrt. Um 10 Uhr Abends Wehen sehr regelrecht, kraftig, Orif. verstrichen, daher der Katheter entfernt wurde, worauf um halb 12 Uhr bereits die Geburt eines frischen Knaben, der sammt der Mutter gesund blicb, erfolgte. Die Geburt hatte im Ganzen 32y 2 Stunden, vom Katheteri¬ siren 7 Stunden gedauert. LX. Fali. Zwillingsgeburt im 8. Monate — urspriing- liche Wehenschwaclie — vorzeitiger Blasensprung. Die 38jahrige Kaufmannsgattin B., eine Illpara, war wah- rend der Schwangerschaft an einer Perimetritis erkrankt, nach deren Heilung jedoch der Uterus stets sehr reizbar und so em- pfindlich blieb, dass eine genaue aussere Untersuchung niemals moglich war. Am 21. Dezember 1865 traten um 6 Uhr Abends 86 die ersten Wehen ein, nachdem um 4y 2 Uhr die Blase gesprungen war; um 8 Uhr ward ich hingerufen, wo ich bei einem selir guten Foi'nix vag. das Orif. 1" offen und glattrandig vorfand, beim Touchiren knisterten die Schadelivandungen pergament- artig; die Wehen waren deutlicb erkennbar, jedoch lange ausset- zend. Diesel' Status quo blieb, trotzdem dass in der Nacht noch sehr viel Wasser abgetiossen ivar, den ganzen 22 und 23. Dezem- ber bis zum Morgen des 24. Dezember, ivobei jedoch die Wehen nie vollkommen durch langere Zeit aufhorten. Da die Gebarendc bereits selir angstlich wurde, und eine Erlosung ihres qualvollen Zustandes lviinschte, so wurde um 8% Uhr Friih bei sebr tiefem Fornix, 1%" weitem Orif. mit, dann obne Mandrili derKatheter nacb rechts liinten, so weit eingeschoben, dass dessen Ende kaum aus der Schamspalte bervorragte. . Der Erfolg war eclatant, als ich um 12 Uhr wieder hin- kam, ward ich mit der Nachricht iiberrascht, dass soeben in 1. Schadellage die Geburt eines lebenden Knaben erfolgt sei und als ich zum Bette h in trat, sprang die Blase des 2. Kindes; die alsbaldige Untersuchung liess eine 2. einfache Steisslage erkennen, und 5 Minuten spater war obne alle Nacbhilfe die Geburt eines scheintodten Kindes (Knaben) beendet, welcbes alsbald belebt wurde und 3 Stunden lebte. Beide Kinder entsprachen ihrer Entwicklung nacb dem 8. Schwangerscbaftsmonate ) das erstge- borene starb 4 Tage nacb der Geburt. Die Nachgeburt iv ur d e auf die gewohnlicbe Weise entfernt und bestand aus 1 Plazenta, 2 Chorion, 2 Amnion. Die Mutter erbolte sicb trotz ihrer Scbivach- licbkeit entsprecbend rascb. Die Geburt hatte im Ganzen 66 Stunden, vom Katheterein- legen 3V 2 Stunden gedauert, der Katheter ivurde von der Heb- amme knapp vor der Geburt des 1. Kindes entfernt. LXI. Fali. Vorzeitiger B1 a s e n s p r u n g, — W,e h e n- schvvache — Catheterisatio — Secale c o m ut um. Am 23. April 1867, Abends um 7 % Uhr, ivurde ich zur 35jabrigen Amtsdienersgattin M. T., einer Ipara, gerufen, da sie bereits seit 10 Uhr Abends des 21. April in Geburtsschmerzen liege. Die Hebamme rapportirte mir, dass am 22. April um 10 Uhr Friih die Vagiualport. noch vorbanden ivar und um 3% Uhr 87 Nachmittags sei erst die Vaginalport. verstriclien mxd das glatt- randige Orif. gegen % “ offen gevvesen; am 23. April um 8 Uhr Friih sei die Fruchtblase gesprungen und sehr viel Wasser ab- geflossen und um 12 Uhr Mittags war das Orif. erst 1" offen. Ich fand eine II. Schadeilage. Fornix gut entvvickelt, Orif. gegen 1%" und die Wehen im hochsten Orade unausgiebig, dah er ich es bei so bewandten Umstanden fiir angezeigt liielt, die Katke- terisation einzuleiten. Ich schob den Katheter ohne Mandrin nach links hinten wie geivoknlich in die Uterushohle ein •— jedoch ohne besonderen Erfolg. — Um Mitternacht war das Orif. 2 “, die Wehen so schwach und so vrenig schmerzhaft, dass die Ge- barende zeitrveilig schlafen konnte, daker ich um 5 Uhr Friih des 24. April den Katheter entfernte. Da jedoch um 10% Uhr die Wehen gleich schwach blieben, das Orif gegen 2%" offen war, wurden in 5 Minuten langen Pausen acht 5granige Secale- pulver verabreickt, worauf sich endlich die Wehen derart besserten, dass um 12 Uhr Mittags das Orif vollkommen verstriclien war und um halb 1 Uhr die Geburt eines nicht ganz i - eifen, dem neunten Monate entsprechenden Miidchens erfolgte, ivelehes sammt der Mutter gesund blieb. Die Geburt hat im Ganzen 63% Stunden und nach der Katheterisation 17% Stunden gedauert. LXII. Fali. G e m i n i; — a) vorzeitiger B1 a s e n s p r u n g bei II. einfacher Fusslage mit Vorfall der Nabel- schnur, Catheterisatio ob Wehenschiviiche; — b) II. einfache Fusslage, Catheterisatio als prophylakti- sclies Mittel — Thrombus vulvae et vaginae. J. M. ; eine 28jahrige Ipara, bei welcher einen Monat vor der Geburt Zvvillinge diagnostizirt worden waren, meldete sich laut Prot.-Nr. 159 am 7./3. 1869 um 3 Uhr Nachmittag als Geba- rende, nachdem ihr bereits um 10 Uhr Vormittags die Fruclit- wasser abgeflossen waren. Der Grund der immerhin noch bedeutend ausgedehnten Gebarmutter reichte 2 Finger unter dem Schvvertknorpel, soivohl links unten, als in der Mitte am Grande des Uterus waren durch Reperkussion deutlich je ein Kopf erkennbar, dagegen nur rechts oben Herztone wahrnehmbar; durch den 1%" iveiten Mutter- 88 mund hoeh oben ein Fuss (rechter) vorliegend, das absickerndo Fruchtwasser braunlich, die Wehen lange aussetzend, an und filr sicli unausgiebig. Da sich der Status quo bis 4 3 / 4 Uhr nicht anderte, wttrde wie in den vorhergehenden Fiillen nach links hinten ohne Mandrin katheterisirt, worauf sicli alsbald ein Blut- traufeln einstellte, jedoč h auck die Wehen sichtlich sich besserten. — Um 6 Uhr war der Fuss bereits bis zum Scheideneingange herabgeruckt, Orificium 3", und es schien die Entfernung des Katheters um so mehr angezeigt, als sich die Wehenthatigkeit geregelt, jedoch der Blutgang gesteigert hatte, indem hochst wahrscheinlich der Katheter die Planzentarstelle getroffen und eine Lostrennung der Plazenta, resp. hiedurch die Blutung beivirkte. Nicht wenig iiberraschte bei der Entfernung des Katheters das Vorgefallensein einer bedeutend langen, vollkommen pulslo- sen, welken Nabelschnur neben dem Fusse zu entdecken; unter diesen Umstanden erschien es am angezeigtesten, die Geburt der Natur ruhig zu tiberlassen, um so mehr, als man es ja mit Zvvillin- gen zu thun hatte, wo ja der Blutungen halber erfahrungsgemass jedwede allzurasche Entleerang des Fruchthalters zu vermeiden ist. Unter fortwahrendem titchtigen Keiben des Uterusgrundes wurde nach 64 Wehen der Rumpf bis zu den Schultern geboren und erst nun, als derselbe trotz des kraftigsten Mitpressens nicht vorrilckte, wurdc mittelst des HuetteFschen und modificirt S m e 11 ie’schen Handgriffes um 7 3 / 4 Uhr ein todter Knabe ent- wickelt, dessen Thorax vollkommen konkav war, offenbar durch einen von Seite des Vorberges auf ihn ausgeiibten Druck. Das Fliklen eines Fusses (rechter) durch die gespannte Fruchtblase liess das Vorhandensein eines zweiten Kindes ausser allem Ziveifcl. Dasselbe hatte abermals eine Jf. einfache Fuss- lage inne. Obschon die Wehen zwar besser, d. h. ausgiebiger 'varen, als bei der ersten Geburt, so schien dennoch eine mog- lichst kraftige Zusammenziehung aus prophylaktischen Griinden um so melir angezeigt, als der Blutgang, obschon massig, dennoch immerfort anhielt; es wurde daher nach links hinten, wie friiher, der Katheter eingeftihrt und unter Einem wurden binnen 30 Mi¬ nuten 18 Gran Ergotin verabreicht. Um 9V 2 Uhr wurde die Blase, ivelehe trotz der guten Wehen nicht von selbst bersten wollte, ktinstlich gesprengt und der Katheter weiters liegen gelassen, um die Geburt moglichst zu beschleunigen, auf dass das Kind 89 dem Ergotismus nicht erliege. Eme V 4 Stunde spater schnitt der Steiss bereits ein ; man entfernte den Katheter und 5 Minuten darauf war bereits ganz von selbst die Geburt des zweiten Kindes (Knaben) erfolgt, welches zwar wacbsgelb war, aber alsbald zu atbmen begann und demgemass rosaroth wurde; es starb am 13./4. an Atropbie. Die Nachgeburt (1 Plač., 2 Ckor., 2 Amnion) wurde nacb Črede entfernt. Die Kinder ergaben folgende Maasse: a) Korperlange 18%". Kopfperipherie 11%", Gewicht 4Pf. 21 Lth. t>) _ 17%", „ 12%-, „ 4 „13 „ Die Sektion des todtgebornen Kindes ergab Meningeal-Apo- plexie als Todesursache. Die Geburt hatte somit im Ganzen 12 (?), vom Katheterisiren 5 Stunden gedauert. Des andern Tages meldete bei der Friihvisite die Hebamme, dass die rechte grosse Schamlippe bedeutend angeschwollen sei; — die alsbald vorgenommene Untersuchung liess dieselbe als eine iiber ganseigrosse, blaurothe, deutlich fluktuirende Geseliwulst erkennen, welcbe sich, allerdings allmalig verlierend, an der recbten Scheidenwand bis nabezu gegen den Fornix vag. bin verfolgen liess, wobei die Wocbnerin keinen besonderen Schmerz ausserte. Wir hatten es somit mit den Folgen eines Blutergusses aus einer im Innern der Scbamlippe geborstenen Vene in das zwischen ihren beiden Hauptblattern liegende Zellengewebe zu thun, es batte sich namlich ein Tkrombus vulvae et vaginae gebildet. Es wurden alsbald kalte Ueberschlage verordnet, und so war das weitere Wacbsthum des andern Tages sistirt; die prali gespannte Geschwnlst liess das Blut deutlich durchschimmern. Da die Wochnerin durchaus nicht fieberte, so entschied ich mich fiir eine exspektative Behandlung, und wurden vor Allem bis zum 12/3. die kalten Umschlage fleissig angewendet. An diesem Tage wurde die Geschwulst aussen an der tiefsten Stelle gan- granos, und stiess sich in der Nacht zum 13/3. eine 6 bis 15 Linien im Durchmesser habende Partie los. Durch diese Oeffnung ragte ein schmutzig brauner Blutpfropf hervor, dessen weitere Abstossung man auch — den Pfropf als ein noli me tangere betrachtend — der Natur tiberliess, nichts Weiteres dazuthuend, als fleissig mit lauem Wasser reinigen und eine in schwacher 90 Losung von Kali hypermanganicum getrankte Charpie darauf legen. Die Ausstossung, respektive Auseiterang ging nun schon und rasck vonvarts, ara 18./3. war bereits die grosse Hohle der- art verkleinert, dass man mit dem Finger kaum auf 1" einzu- dringen vermochte und ara 13/4. die Pat. gesund entlassen wer- den konnte. LXHI.Fall. Vorzeitiger Blasensprung — Wehenschrva- che — Catheterisatio — Forceps. Laut Pr.-Nr. 169 trat die 39jahrige Ipara E. M. ara 23. Marž 1869 um 7% Uhr Frtth, nachdem ihr eine halbe Stunde vorher die Wasser abgeflossen, als Gcbarcnde ein. Vag.-port. war verstrichen, Orif. 1 2 ", Wehen sehr sclnvach, II. Schadellage; die ersten Wehen habe sie um 3 Uhr Frtih ver- sptirt. Nachmittag 4 Uhr Orif. kaum 3 4 ", Fornix gut entwickelt, Wehen fast gar keine; um 6 Uhr Abends Orif. etwas iiber 1", Welicn noch immer naliezu nuli, daher wie gevrohnlich nach links hinten ohne Mandrin katheterisirt. Um 7 3 / 4 Uhr Orif. iy 2 ", um 9Uhr Orif. tiber 2 “, um l ! / 4 Uhr nach Mitternacht nach 125 Wchen Orif. verstrichen, und wurdc der Kathcter entfernt. Da jedoch die Wehen wieder nachlicssen, die Herztone undeutlich horbar wurden ; sich eine bedeuteude Kopfgeschivulst bereits ge- bildet hatte, wurde um 2 3 / 4 Uhr am zangenrechten Schadel die Zange angelegt, und nach 9 Tractionen 10 Minuten spater ein scheintodter Knabe entwickelt, rvelcher die Nabelschnur fest um den Hals gewickelt hatte. Bespritzen, Katheterisiren der Luftrohrc, Reiben u. s. f. belebten das Kind, welches jedoch am 30. Marž plotzlich starb, die Section ergab Apoplexia cerebri serosa; die syphilitische Mutter blieb als Wochnerin gesund. DiePlazenta rvurde nach Črede entfernt, und wegen einer geringen Nachgeburtsblutung wurden prophylaktisch 18 Gran Er- gotin sec. Bonj. verabreicht. Die Geburt hatte im Ganzen 24, vom Katheterisiren 9 Stun- den gedauert und scheint die Katheterisation die Wehen anfang- lich thatsachlich verbessert zu hahen. 91 LXIV. Fali. Catheterisatio ob Wehensehwache nach dem Blasensprunge — Drehung des Hinterhauptes nacli riickwarts — F o r c e p s. C. H., eine SOjahrige Primipara, trat am 15. Mai 18d9 um 12V 4 Ubr Nachts laut Prot.-Nr. 256 mit 1" weitem Orif. ein, r.aclidem ihr Tags vorher um 10 Uhr Abends mit Beginne der Wehen das Fruchtwasser abgeflossen war; Fornix Vag. war gut entwickelt, das Kind hatte eine I. Schadellage inne. Um 9 Uhr Vormittags war der Muttermund bereits nach hinten verstrichen, der Schadel drehte sich in den linken schragen Durchmesser, die Kopfgeschwulst bedeutend. Um 11V 2 Uhr wurden die Wehen sichtlieh schvracher, da jedoch die bereits vollfiihrte abnorme Drehung des Schadels eine ttichtige Wehenthatigkeit erforderte, so wurde ohne Mandrin nach links hinten wie gewohnlich katheterisirt. Um 4 Uhr 37 Minuten war nach 60Wehen der Status quo, es vvurde d ah er, da die Geburtsgeschwulst bereits eine kolossale geworden und die Herztone schwacher zu horen waren, der mit IVachs verstopfte Katheter entfernt und die Zange angelegt, deren Anlegung wegen der pergamentartigen Beschaffenheit der Scha- delknochen einige Schwierigkeit darbot; — 5 Minuten spater nach 8 Traktionen war ein scheintodter, cyanotischer Knabe geboren, welcher alsbald belebt und seinerzeit sammt der Mutter gesund entlassen wurde. Die Geburt hatte im Ganzen 18% Stunden, vom Katheteri- siren Stunden gedauert. Die Katheterisation war von keinem besonderen Erfolge. LXY. Fali. Sekundare Wehenschwache ob Becken- enge •— vorzeitiger Blasensprung — Catheterisatio •— Secale cornutum — Forceps. R. U., eine 28jahrige Ipara, verspiirte um 9 Uhr Abends des 1./6. 1869 die ersten Wehen und trat laut Prot.-Nr. 286 am 2./6. um 7% Uhr Frtih mit 2 , A" weitem Orif. ein. Fornix schlecht, I. Schadellage. Um 8 3 ' 4 Uhr Frtih bei der Morgenvisite wurde beim Messen des geraden Durchmessers, resp. beim Yer- suche das Promontorium zu erreichen, unwillkiirlich die Frucht- blase gesprengt, worauf der Orificialrand auf 1V S " zusammenfiel 92 und schlaff vor dem hochstehenden Schadel herabhangte. Der Vorberg war leicht erreichbar, die Diagonalkonjugata ergab 4". Um 4% Uhr Abends Status idern, Orif. I 1 / 2 ", Wehen sebr langpausig, dagegen die Kopfgeschwulst scbon gross, daber wie sonstens ohne Mandrin nach liuks hinten katheterisirt wurde bis 10V a Uhr Abends, wo man den mit Wacbs verstopften Katheter entfernte, um dessen Nachwirkung weiters zu beobachten; um 12V 4 Uhr des 3./6. war der Status quo, Orif. kaum 2", da der hocbstebende Kopf noch immer nicht andrangte. Da man nach dem ersten Versuche keinen bessern Er- folg vom nochmaligen Katheterisiren ervvarten konnte, wurden 4 Dosen Secale cornutum, a 10 Gran verabfolgt; um 2 3 / 4 Uhr Friih war das Orif. durch die andriickende Kopfgeschwulst endlich auf 3" erweitert. Da jedoch die Kopfgesehwulst scbon sebr be- deutend und das absickernde Fruchtvvasser ausserst missfarbig geworden war, wurde unter Chloroformnarkose alsbald die Zange angelegt und um 3 Uhr ein sebe in tod ter, blasser, starker Knabe entwickelt, der trotz aller Belebungsversuche nicht belebt werden konnte. Die Mutter blieb gesund. Die Geburt hatte im Ganzen 30 Stunden, vom Katheterein- legen 11 Stunden gedauert; das Katheterisiren war ohne Erfolg. LXYI. Fali. Vorzeitiger Blasensprung — Wehen- schwache — Catheterisatio — Forceps — Episiotomia bila ter a lis. Laut Prot.-Nr. 260 trat am 27.jh. 1869 um 8 'A, Uhr Friih die 30jahrige lpara K. M., nachdem sie schon um 9 Uhr Abends Tags vorlier die ersten Wehen verspiirt hatte, als Kreissende mit dem Bemerken ein, es sei ihr eben die Blase gesprungen. Fornix vag. sebr gut entwickelt, Orif. 1 J, 1 “ glattrandig, Perinaum breit und derb, I. Schadellage. Abends B 1 ^ Uhr Orif. 1' j", Kopf querstehend, Wehen ausserst unausgiebig, daher wie gervohnlich nach links hinten ohne Mandrin katheterisirt, wobei der Katheter gegen 3“ aus der Schamspalte hervorragte, da es nicht gelang, denselben weiter einzuschieben. Um 12 Uhr Nachts Orif. ver- strichen, und schliipfte der Katheter von selbst ganz in die Scheide. Um 2, 5 und 6V 4 Uhr Friih des 28./5. Status idem, nur hatte sich schon eine bedeutende Kopfgeschwulst gebildet; es 93 wurde nun der Katheter entfernt, und nocli bis 8% Uhr zuge- wartet, um welclie Stunde zur Lebensrcttung des Kindes die Zange angelegt und unter gleichzeitiger erfolgreicher Episiotomia bila- teralis ein Knabe entwickelt wurde, der sanirat Mutter gesund blieb. Die Geburt hatte im Ganzen 35 1 /,,, vom Katheterisiren 12 Stunden gedauert. LXVII. P^all^ehensclmacheinderAustrittsperiode — Catheterisatio — F o r c e p s. Ara 25. September 1869 um 6 Uhr Abends meldete sieh laut Prot.-Nr. 339 die 26jahrige Ipara S. M. als Gebarende, nach- dem sie um 2 Uhr Nachmittags die ersten Wehen verspiirt hatte; I. Schadellage, Vag.-port. verstrichen, Orif. 1 / i “ ) Fornix sehr tief. Am 26./9. um 5 Uhr Frtih Orif. 2", um 3 3 / 4 Uhr Frlth bei verstrichenem Orif. der Blasensprnng. Um 11 3 / 4 Uhr Mittags Kopf noch querstehend, die Wehen sehr kurz, lang aussetzend, daher wie gewoknlich nach links hinten katheterisirt. Um 2 3 / 4 Uhr Nachmittags nach 43 Wehen der Kopf im Einschneiden, da jedoch die Wehen bei diesem breiten Perinaum sichtlieli unaus- giebig waren, wnrde der Katheter entfernt, und da liberdiess eine sehr grosse Kopfgeschwulst sieh bereits gebildet hatte und die Fotalherztbne aussetzend wurden, alsbald % Stunde spater mit der Zange bei gleichzeitiger Episiotomia biiat. ein Knabe ent- wickelt, welcher sammt der Mutter gesund der Findelanstalt iibergeben wurde; die Nachgeburt wurde nach Črede entfernt. Die Geburt hatte im Ganzen 25, vom Katheterisiren 3 Stunden gedauert. LXVIII. Fali. Beckenenge — vorzeitiger Biasensprung — Steisslage — Catheterisatio ob fe he nsch wache — Secale cornutum — Extraktion. Am 11. April 1869 wurde ich zur Frau N. N., einer 28jahrigen Ipara um 12 3 / 4 Uhr Nachts gerufen, da die Geburt, trotzdem dass das Fruchtwasser bereits am 9./4. um 5 Uhr Frtih abgeflossen, nicht nur nicht vonvarts gehe, sondern seit 2 Stun- 94 den thatsachlich die Welien aufgehort haben. Ich fand eine zweite einfachc Steisslage, Orificium kaum 1", Diag. Conjug. 4", Welien factisch keine, obsclion die Gebiirende auf Anrathen der Hebamme herumging; die Frau war voli Angst und durcli das štete Mitpressen auf das Aeusserste erschbpft. — Ich katketeri- sirte nach links hinten auf die gewohnliche Weisc, vrorauf sicb die Wehen wirklich besserten, so dass um 4'/ 2 Uhr Friih das Orif. 2" weit war und icb den Katheter entfernte. Sielie da, alsbakl \vurden die Wehen wieder schvviicher, und um 6 Uhr Friih war das Orif. wieder auf 1" zusammengefallen, wesshalb um 8% Uhr beim Status quo abermals katheterisirt wurde, worauf sich die Wehen wieder besserten, so dass auf Wunsch der Gebarenden, welche dem Katheter die starken Schmerzen zuschrieb, um 9V 2 Uhr der Katheter entfernt wurde. Die Wehen hielten nun bis 12 Uhr (Orif. 2") ziemiich regelrecht an, wo sie wieder derart naehliessen, dass ich nun Secale cornutum verab- reichte, worauf sich die Weheu sichtlich steigerten, so dass um ] 2 3 / 4 Uhr Orif. 3“ offen war; der Steiss war jedoch noch immer lioch oben am Beckeneingange. Leider konnte die Gebiirende, durch die lange Geburtsdauer auf das Aeusserste abgeschrvacht, nicht mehr mitpressen, was sie bis 3 Uhr nach Kraften redlich that; daher als Kindspecli mit Blut abging und die Herztone schvvach wur- den, um 5 Uhr in der Chloroformnarkosc zur Extraktion geschritten werden musste, nachdem man sich miihsam den linken Fuss lier- abgeholt; trotz schleuniger Operation kam das Kind — Knabe — todt zur Welt. Zum grossten Ueberflusse musste ob heftiger innerer Metrorrhagie noch die Nachgebuvt, welche am Grunde inharirte, nach vergeblich angewendetem Crede’schen Handgritfe um 6% Uhr kimstlich entfernt rverden; trotz alledem machte die Mutter das Wochenbett glilcklich durch, und zwar unter steter Verabfolgung von erregenden Umschlagen. Die Geburt hatte im Ganzen 60, vom Katheterisiren IG 1 /* Stunden gedauert. 95 - 1-5 O CD r£=« a3 CD CČ EH m M © M M O p CS H m CD ■rt rt CD OD rt CD N »H CD rt CD prt O -g * .2 d rtJ P bi) , rt 3 .•-j ® 2 * Ph ® M ^ 9 I 0 O 02 rt m *rH 0 -J-5 0 rrt -4-3 rt O 96 Fortsetzung von Tabelle I. 97 © $ zn © 'd Pl £* o zn zn © Sh Pl © rd (D CČ >H Sh rO O © 6D © r & P P (=! c3 a 2 © fl © .^P 'S 2 s rO Valenta, Catheterisatio uteri. 98 Wie vielt Gebarende 8chwangerschafts-Monat Alter •T[OS 1 -q •JHT9 'i ”b Lage Geschlecht d;(w W N no 011 “ o* P s sr i n 1 CD p B's| CD O 2 1 p •-i p tp ^ cd P P J p C' b ® SL S ? *r» F £ ■£<8 p p w P ^ 3 P g-B p pj p o d | S,?a d o bc 2 i d \£ ™ S« to o o S & d 3 9 u. {> a> tj 44 5 M s o? o 106 CJ 1 Fortsetzung der Tabelle III. 107 G- Erlauterungen. Nachdem ich die Kasuistik und die systematisch geordnete tabellarische Uebersicht vorausgesehickt babe, erlaube icb mir nun die Catbeterisatio uteri, einerseits beziiglich ibrer tecbnischen Ausfiihrung, andererseits beziiglich ihres Erfolges, einer detaillir- teren Erlauterung zu unterziehen. 1. Die teelniische Ausfiihriiiig der Katlieterisation. W as d i e tec hn i s c h e Ausfiihrung, d. h. die Art und W e i s e der Durchfuhrung dieserOperation anbe- langt, so gescbieht dieselbe gewohnlich folgendermassen: Nach¬ dem die zu Operirende eiue Riickenlage mit erhohter Kreuzbein- gegend eingenommen hat und die Harnblase entleert wurde, iixirt man sich ; an der linken Seite der Gebarenden stehend, mit dem Zeigefinger der linken Hand den Muttermundsrand links hinten und scbiebt nun den mit der rechten Hand beilaufig in seiner Mitte wie eine Scbreibfeder erfassten elastischen Katheter Nr. 11, nachdem man denselben vorher in warmes Wasser ge- taucht, wachsweich gemacbt und wohl beolt bat, auf dem einge- ftihrten Finger vorsichtig zwischen Orificialrand und Frucbtblase wahrend einer W eh e n pa u se in die Gebarmutterhohle ein, um selben aucb dann alsogleich langsam in der Richtung nach hinten und links so weit vorzuschieben, dass dessen Knopfende kaum einen Zoll aus der Schamspalte herausragt, worauf man den Katheter alsbald mit einem Wachspfropfe verstopft. Stosst der glatte Katheter auf kein Hinderniss, so ist diese fiir die Gebarende meist ganz schmerzlose Operation in einigen Minuten vollendet, im entgegengesetzten Falle, wenn der Katheter namlich auf ein Hinderniss stosst oder auch irrthiimlich gar nicht durch den Muttermund eingeschoben worden ist, hiegt er sich zickzackformig zusammen oder legt sich bogenformig in den hintern fornix vaginae, wesshalb man sich, um keiner Tauschung ob des richtig eingefiihrten Katheters zu unterliegen, stets genau davon itberzeugen soli, ob das aus dem Uterus herausstehende Katheterstiick gerade gestreckt sei. Ich nehme zu dieser Operation stets einen elasti¬ schen englischen Katheter (Nr. 11)— protestire jedoch im Prinzipe nicht gegeu das Einlegen eines Bougie; die 108 Wirkung wird sicherlich bei beiden die gleiche sem, aber Eines sehe ich ebenso wenig ein, warum man gerade einzig und allein biezu nur ein Bougie vervvenden solite, ja wesshalb dasselbe dem Katheter vorzuziehen ware? — denn nach meiner Ansicht spreehen triftige Griinde sogar iiberwiegend fiir die Anwendung des Katbeters. — Einen Katheter ftibrt jeder Geburts- arzt stets mit sicb, wabrend er sein ohnehiu scbon hinlang- lich oneroses Armamentarium nocb auf diese Weise durch Bougies unnothigervveise vermehren miisste, sicberlich ein nicbt \vegzu- laugnender Opportunitatsgrund. Glatte, dem Momente sicb anpassende, ich mochte sagen gleicbzeitig inwohnende Steifheit nnd Weichheit sind die zum Gelingen dieser Operation erfor- derlicben Eigenschaften des in Anwendung kommenden lnstru- mentes und in dieser Beziehung halt wobl das Darmbougie gegen- iiber dem englischen elastischen Katheter den Vergleich nicht aus. Abgesehen von der vortrefflichen Glatte des Katbeters, welche dem Darmbougie abgeht, ist letzteres unaufgeweicht so hart i. e. steif, dass duich dasselbe die Fruchtblase sebr leicht verletzt werden kann; wird es dagegen aufgeweicht, so wird es wieder derart weich, i. e. biegsam, dass wohl in vielen Fallen dessen Einscbiebung hoch in die Gebarmutterhohle nicht gelingen dilrfte, sondern dass sich das Bougie wahrseheinlich im untern Gebarmuttersegmente in sich zickzackformig zusammenschieben und so ein richtiges Eingeftihrtsein vortauschen diirfte. Endlich gelingt auch das Einfuhren des nach C. Braun’s Angabe an seiner Spitze vollkommen erweichten Bougies, so wird dasselbe in der Uterus- hohle in kurzer Zeit so weich, dass es wohl keinen ausgiebigen Reiz auszuttben im Stande sein wird, eine Ansicht, die auch Lange ausspricht, welcher desshalb ein Guttaperchabougie an- wendet; — welches auch ich, falls iiberhaupt ein Bougie noth- wendig ware, dem Darmbougie vorziehen wtirde. Betrachten wir dagegen den mittelst des sogenannten Mandrins armirten englischen elastischen Katheter — so vereinigt derselbe alle oben geforderten Eigenschaften im vollsten Masse. In heisses Wasser getaucht, wird derselbe derart weich, dass das Einfuhren des mandrinlosen Katheters bezllglich der Fruchtblase gefalirlos zu nennenist, mir ereignete sich beim Katheterisiren noch nie ein unfreiwilliger Blasensprung; — dabei behalt der Katheter jedoch noch immer einen soleh en Grad von Elasti- 109 citat, dass sich sein Lumen nicht andert, daher er auch eben desshalb, einmal in die Gebarmutterhbhle eingeschoben, einen ununterbrochenen Reiz auszutiben vermag. — Thatsache ist es ferner, dass in einzelnen Fallen, auf welche ich nocb zuriickkommen werde, das Katheterisiren ohne Mandrin nicht gelingt, — in solehen Fallen wird sicherlich auch das Einlegen eines erweichten Darmbougie nicht gelingen, — nun da bietet eben wieder der Mandrin einen unleugbaren Vortheil gegeniiber dem so gestal- teten Bougie, man versieht den wachsweichgemachten Katheter damit, kann dann dem Katheter jedwede bestimmte, dem speziellen Falle anpassende Form, i. e. Kriimmung, geben und besitzt dann zugleich ein sehr leicht einfuhrbares unschadliches Instrument, indem man beim Ein- und Vorschieben nur darauf zu acbten hat, dass in dem Masse, als der Katheter durch den innern Mutter- mund vorgeschoben wird, der Mandrin durch einen Gehilfen ent- gegen herausgezogen werde — auch mit dem armirten Katheter sprengte ich nie unfreiwillig die Fruchtblase *). Der Eintvurf, dass das Bougie den direkten Lufteintritt nicht zulasse, daher dem Katheter vorzuziehen ware, halte ich nicht fiir besonders wichtig, indem es, um der Moglichkeit (?) des Luftzutrittes vorzubeugen, einfach geniigt, den Katheter mit einemWaclispfropfezuverstopfen, eine kleiue Muhe, welche diesem Einwurfe am einfachsten begegnet; abgesehen davon ist die Furcht des Luftzutrittes an und fttr sich iibertrieben, weil der Katheter, wie man sich nach jeder Katheterisirung iiber- zeugen kann, durch seine breiten Oeffnungen stets derart mit Uterinalschleim ausgefiillt wird, dass sich hiedurch ein natttrlicher Stopsel bildet, welcher den Luftzutritt vollstandig verhiitet, so dass also meiner unmassgeblichen Meinung das Verstopfen des Katheters eigentlich strenge genommen sogar itberfliissig erseheint, Beweis hieflir meine ersten 28 Falle, wo der Katheter ohne Nach- theil offen blieb; jedoch wie gesagt die kleine Miihe schadet nichts und begegnet am besten dem geriigten Yorwurfe. Was die Lagerung der Gebarenden bei der *) Im Falle 7 ereignete sich der unliebsame Zufall des unfreiwilligen vorzeitigen Blasensprungs, weil der Operateur den mit demMandrine versehenen Katheter in die Uterushohle einzuschieben versuchte, daher auch dieser Fali fur die Catheterisatio uteri als solcher ohne Werth ist und uur des unlieb- samen Zufalles wegen in die Kasuistik aufgenommen worden war, und wird dieser Fali auch bei den Erlauterungen nicht weiter beriicksichtigt. 110 K a t h e t e r i s a t i on anbelangt, so ist meines Eracktens a 1 s Regel die Riickenlage mit e r h o k t e r Ivreuzbein- g e g e n d zu wahlen — unter den 67 Fallen 63mal. — In dieser Lage der Kreissenden ist es namlich am leichtesten moglick, den Katketer nach links und hinten in die Gebar- mutterkokle einzuschieben und diese Richtung halte ich tur die zweckmassigste aus folgenden Griinden: 1. Hat die Plazenta in dieser Gegend ausserst selten ihren Sit z, somit wird hierdurch ein Lostrennen der- selben, resp. eine Blutung, am ehesten vermieden, wie sich dieses auch thatsachlich aus der Kasuistik kerausstellt, denn nur vier Mal (1, 8, 35, 62) zeigten sich nach dem Katheterisiren Blutspuren. 2. Ist die P os iti on bei den Ivin d e sl agen ein Um- stand, der fiir das leichte, anstandslose Gelingen der Operation nicht ohne allen Einfluss zu sein scheint. Aufrichtig gesagt, ich hahe die Katheterisation ohne Riick- sicht auf die Position nach links hinten ausgefiihrt, glaube jedoch nun den Ausspruch bestimmt thun zu khnnen, dass die glatte Hinterhauptsflache den Katheter jedenfalls leichter vordringen lasst, als die Gesicktsflacke und dass der platte und breite Riicken ehenso nicht nur das Einschieben erleichtert, sondern auch, der Blasenvvand als Stiitzpunkt dienend, das Zerreissen der Frucht- hlase hanptsachlich verhiitet; — falls daher nicht das Verletzen der Plazenta vor Allern zu meiden ware, solite als Richtschnur hingestellt werden, dass man den Katheter in jener Seite ein- schiebe, wohin der Riicken des Kindes sieht; — da jedoch die Plazenta in der Regel rechts sitzf, dafiir aber die ersten Posi- tionen bei sammtlichen Ivindeslagen iiberwiegend haufiger vor- kommen — unter meinen Fallen 51mal — so erscheint der Rath fiir gewohnlich nach links hinten zu katheterisiren, sicherlich gerechtfertigt. 3. Erleichtert das linksseitige Katheterisiren die Lage- rung des Ute rus nach rechts, welcke nahezu als Regel angetroffen wird, weil liiedurch die linke Gebarnmttenvand weniger gegen eine feste Umgebung gedrangt, selhst nachgiebiger und dem Eindringen des Katheters giinstiger ist. Die linksseitige Katheterisation, in unsern Fallen 51mal ausgefiihrt, wird wesentlich durch die Stellung des Opera- teurs erleiehlert, und ich halte daher den Umstand, dass der- 111 selbe an der linken Seite der Kreissenden stehe, nickt ftir gleichgiiltig, — endlich, obschon selbstverstandlich, ist die Operation stets in einer Wehenpause vorzunehmen. Die halbsitzende, halb liege nde Lagerung der Ge- barenden — 3mal — und die Knieellbogenlage —lmal — waren einfach dureh die eiserne Notlnvendigkeit diktirt, indem die betreffenden Kreissenden ob Athemnoth keine andere Lage einzunehmen im Stande waven. Unter den 67 Fallen wurde die Operation 52mal obne und lornal (22.4%) mit dem Mandriue vollfiihrt. — Betrachtet man diese 15 Falle naher, so geschab die Catbeterisation mit dem Mandrine vor dem Blasensprunge Bmal bei vorbandener Vag. port. 4 „ „ Orif.-Weite unter 1" 3 „ „ „ „ tiber 1" somit in der Halfte der Falle bei vorbandener Vaginalportion. — Nun ist es eine bekannte Tbatsache, dass die Vaginalportion, resp. der Halskanal der Gebarmutter nicht selten nacb vorne oder binten gekniekt ist, und eben dieser Knickungswinkel ist dann die Ursache, dass die Einfubrung des mandrinlosen wachs- weicbgemachten Katbeters entweder nur sebr sclnvierig oder gar nicht gelingt. — Ferner bedarf man mancbmal meiner Erfahrung nacli des Mandrins, wenn der Fornix vag. ant. sebr tief herab- gedriickt ist, und hiedurch die Vaginalportion oder der Mutter- mund ganz nacb oben und binten bis zum Promontorium ver- drangt werden, — was tibrigens audi bei schlecbt entwickeltem Fornix vag. der Fali sein kann z. B. ob Beckenenge, Hange- baucli u. s. f. Mein Bath gebt dahin bei stehender Frucbtblase unter allen Unistanden, somit aucli unter den eben angedeuteten Verhaltnissen, stets in erster Linie das Einfiihren des mandrinlosen Katbeters zu versuchen, und erst nach misslungenem Versuche die Operation mit dem Mandrine vorzunehmen; halt man sicli hiebei strenge an den Eingangs beschriebenen Modus, so wird einem, wie gesagt, auch dann nicht leicbt das Malheur eines unfreiwilligen Eibautstiches passiren. Nach dem — vor- oder rechtzeitigen — Blasensprunge wird man wobl fast niemals des Mandrins bediirfen, eine solche Ausnahme war aucb unser einziger Fali (Nr. 60) — es war dieses eine Zwillingsgeburt im 8. Monate, wo nach einem vor 112 zeitigen Blasensprunge ob eines auffallig tiefen Fornix. vag. ant. das Einfiihren des Katheters ohne Maudrin durch den l'/ 2 " weiten Muttermundrand nicbt gelang. Wie tief soli der Katheter eingeschoben fferden? — Da das untere Segment des Korpers und die Portio supravaginalis des Halses die nervenreichsten Theile der ganzen Gebarmutter darstellen, so miissen, um Wirkung zu er- zielen, diese Partien vor Allem durch den Katheter berlthrt, i. e. gereizt werden, und dieses wird sicher dadurch bewirkt, dass man den zirka 13 Zoll langen Katheter mindestens so tief einfiihrt, dass er gegen 1" aus der Vulva her- vorragt, indem auf diese Art die Mitte des am normalen Schwangerschaftsende in der Regel im Langendurchmesser 12 Zoll messenden Uterus erreicht wird. Werden im Verlaufe der Katheterisation die Wehen aber- mals schwacher, so ist es von zweifellosem Vortheile den Kathe¬ ter gradatim noch tiefer in die Gebarmutterhohle einzuschieben, so dass er schliesslich vollkommen in die Seheide zu liegen kommt. Wahrend der Katheterisation iiberwache man strenge den Katheter, um denselben, falls er hervorrutschen oder gar heraus- fallen solite, alsbald wieder nachzusehieben oder frisch einzu- legen; — fallt der Katheter heraus, so kann man librigens sicherlich annehmen, dass er nicht gehbrig eingefiihrt worden war. Unter unsern Fallen war der Katheter 51mal bis 1" aus der Schamspalte, 9mal ganz in die Seheide und nur lmal bis 1V 2 " und 3“ aus der Schamspalte eingefiihrt worden; in 4 Fallen wurde der zuerst aus der Schamspalte hervorragende Katheter spater ganz in die Seheide hineingeschoben — oder in Prozen- ten ausgedriickt, geniigte in 77.4% das Einlegen des Katheters in die Gebarmutterhohle derart, dass er noch gegen V' aus der Vulva hervorragte. Was die D au er der einzelnen intrauterinen Katheterisation anbelangt, so glaubte ich anfanglicb den Katheter stets bis zum Verstrichensein des Muttermundes liegen lassen zu miissen, bis ich mir die Ueberzeugung verschatft hatte, dass dieses nicht nur iiberfliissig sei, sondern moglicherweise unter gevrissen Verhaltnissen sogar schadlich sein konnte, indem durch das allzulange Liegenlassen des Katheters die Gebarmutter mehr als nothig gereizt -ft T erde, und hiedurch sogar Strikturen, 113 entziindliche Aflfektionen u. s. f. bewirkt werden konnten, wess- halb ick den Rath ertheile, den Katheter stets so lan g e liegen zu lassen, bis sicli die Webenthatigkeit voll- k o mm e n ge reg e lt bat, d. h. die Wehen den dem jeweiligen Geburtsstande entsprechenden Normalckarakter beziiglick ihrer Qualitat als Quantitat wieder erlangt haben; — laut meinen Erfahrungen genligt im Allgemeinen im Mittel das K atketerisiren d ur c h 6y 4 Stunden. 2 . Ueber den ErfoJg der intranterinen Katheterisation. a) Im Allgemeinen. Die Wirksamkeit der Katheterisation wird natlirlich bedeu- tend verscliieden sein, je nachdem sie bei nocb ganzlich rukender oder bei schon begonnener Thatigkeit der Gebarmutter vorge- nommen wird, und dtirfte in dieser Beziebung nachstebende Zusanimenstellung von Interesse sein. Tabelle IV. Ans dieser tabel lari seli en Uebersicht ist vor Allem klar und deutlich die Wirkung der intrauterinen Katheterisation nacb be¬ gonnener Webenthatigkeit tiberhaupt und ganz besonders bei ohnehin geregelter Webenbescbaffenheit (Tab. II.) zu ersehen, wo eine durckschnittliche Dauer der Katheterisation von 4 % Stunden zur Erreichung des beabsicbtigten Endresultates genligte. Mit der Dauer der Katheterisation stelit in einem natiir- V a 1 e n t a , Catheterisatio uteri. 8 114 licken Connexus die Frage: in w e 1 c h e m Z e i t p u n k t e wi r k t die intrauterin e Katk eterisation am besten? —den jeweiligen Stand des Gebarmutterhalskanals, resp. orificium, beim Beginne nnd am Ende der Operation in Betracht ziekend, gibt die nachfolgende tabellariscke Uebersickt die btindigste Antwort. Tabelle V. Man ersieht daraus zvveierlei, erstens, dass d i e W i r k u n g der Katheterisation bei r e g e 1 r e c h t e r W e k e n- thatigkeit (Tab. II.) stets entschieden r a s c h e r nnd ausgiebiger ist, als bei Wekenscliwacke 115 und zweitens ; dass je weiter die Vorbereitung zur Geburt — der jeweilige Geburtsstand — vorgescliritten, desto kraftiger deren Wirksamkeit sich entfaltet, so zwar dass letztere in ilirer Ent- faltnng gleichsam entsprecliend Schritt halt mit der beim Beginne der Operation vorfmdlichen Orificialemeiterung, d. h. mit einem Worte:je w e it er der Muttermund bei stehender Blase desto ffirksamer die Katbeterisation; — und ganz logisck bedarf es dalier demgemass bei noch vollig ruliender Gebarrnutterthatigkeit (Tab. I.) der langsten Katbeteri- sationsdauer. Was den Geburtsstand bei der Beendigung der Katbeterisation anbelangt, so wurde (Tab. V.) nacb Ab- recbnung der 3 Falle ; wo beim Beginne der Operation das Orif. ohneliin verstricben war, der Katheter 5 mal bei 1" Orif.-Weite 14 mal bei 2“ Orif.-Weite 12 mal bei 3" Orif.-Veite 32 mal bei verstr. Orif. entfernt. Nacbdem ich jedoclj, wie gesagt, anfanglicb die Kathete- risation prinzipiell bis zum vollstandigen Verstrichensein des Muttermundes anwendete ; so miissten, resp. sollten mebrere Falle bievon wegfallen, und erachte ich dalier immerbin den Ausspruch flir berechtigt, dass ob Wehenschwache angewendet die Katbeterisation in der Regel bei 2—3" Orif.-Weite beendet werden kann, da erfahrungsgemass bis daliin die Webentbatigkeit sicb meistens regelt; anders ist es bei der Katbeterisation ob Geburtsbesehleunigung bei regel- recliter Webentbatigkeit, wo es sich stets um rasckeste Beendigung der Geburt um jeden Preis handelt, bier wiirde ich das Liegenlassen des Katheter s bis zum Ver¬ str i c b e n s e i n des O r i f. ; ja bis zum Einschneiden des vor- liegenden Kindestheils fur zweckmassig halten, Wie ist die Wirkung der intrauterinen Kathe- terisation bei Primi oder Multiparis? — Unter den 66 Fallen waren 45 Primi und 21 Multiparae, und hier stellte sicb folgender merkwiirdige Umstand beraus, dass ; wahrend bei Primiparis zur Einleitung der kiinstlichen Febl und Frubgeburt eine mittlere Katheterisationsdauer von S 1 /^ Stunden gentigte, bei Multiparis hiezu 157« Stunden eiforderlich waren ; dagegen war die Wirkung der Operation nacb begonnener 8 * 116 Wehenthatigkeit bei deu Multiparis entsckieden g ii n s t i g e r a 1 s bei d e n Primiparis, namlich 3 3 / 4 : 6 Stunden im Mittel. Obvvokl praktisch nicht vervvendbar, isr von theoretischer Seite niclit okne Interesse der Umstand, dass bei nock ruhen- der Tkatigkeit der Gebarmutter beim mannlichen Eie 16, beim weiblichen Eie 10 Stunden and bei schon begonnener Wehen- tliatigkeit beim mannlichen Eie 6 und beim vveiblichen Eie 5 Stunden zur regelrechten Anregung der Wekentkatigkeit als mittlere Katheterisationsdauer erforderlick vvaren, somit die Reizbarkeit des Uterus beim weiblichen Eie eine grb s s ere zu se in scheint; unter unsern Fallen vvaren 40 Knaben und 26 Madcken. Mit Riicksicht auf den Umstand, dass auch in unsern Fallen vviederkolt nebst der intrauterinen Katheterisa- tion andere wekentre i bende oder vvehenersetzende Mittel in Anwendung gezogen werden mussten, wie klinstlicher Blasensprung, Secale cornutum, Forceps n. s. f., wird man uns den Einwurf maclien, die Katheterisation sei somit doch kein untrllglich sicher vvirkendes, stets ausreickendes Mittel; — allerdings — nur mit dem Untersckiede, dass dies ja nicht be- kauptet wurde und auch nicht bekauptet werden kann; da es in der Therapie iiberkaupt in keiner Richtung souveraine Mittel gibt, so wird man wohl auch die intrauterine Katheterisation nicht als einziges souveraines vvekentreibendes Mittel anseken wollen? — somit begreifiich, dass in einzelnen Fallen nebst der Katheterisation auch nock andere Mittel zur Vollendung der Geburt beigezogen werden miissen. Scanzoni, der einige Jakre nach mir die intrauterine Katheterisation als vvekentreibendes Mittel bei Wehenschwache ausiibte, und vvelcher auch dieser Methode in seinem geburts- hilflichen Lekrbuche in der beztiglicken Therapie der Weken- schvvache den ihr gebttkrenden Platz einraumte, sagt: „so vveit unsere Erfahrungen reicken, mbckten wir den Rath geben, bei der Bekandlung eines Falles von Wekensckwacke immer mit der Einftihrung eines Katketers in die Uterushohle zu beginnen, und erst dann zur Anvvendung des Secale cornutum und anderer Mittel zu sehreiten, wenn, was aber gcvviss nur selten der Fali sein dtirfte, der Katketer seine Wirkung versagt oder zur natiir- 117 lichen Beendung des Geburtsaktes nicht ausreicht *j £I —ein dem unsrigen vollkommen analoger Ausspruoh. — Die K at heter i- sation der Gebarmutter tibt zweifellos einen sowohl wehenerregenden,alswekenverstarkendenEinfluss aus — dieser Satz steht erwiesen fest, nachdem jedoch diese Methode noch vor allen andern den Vorzug besitzt, liberdiess eine ausserst schonende, so zu sagen unschadliche Wirkung zu entfalten, so h a 11 e i e h e s f tl r n a h e z u u n g e r e c h t- fertigt in s i c h e r g e b e n d e n F a 11 e n v o n W e h e n- sebvvache die intrauteri ne Katlieterisati o n nicht z U er st z u versuchen, umsomehr, als selbe noch den vveitern Vortheil darbietet, dass durch si e in den seltenen Fallen, wo sie nicht ausreicht, die Anwendung anderer welientreibender Mittel nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern sogar deren Wirksamkeit bedeutsam gefordert wird z. B. bei Hjdramuios der kiinstliche Blasensprung u. s. f.; ja man kan n die Catheter isatio ut eri vortheilhaft gleiclizeitig 1 mit andern Met hode n in Anwendung bringen, wie ich mich in neuester Zeit bei einem Falle von Placenta praevia tiberzeugte 1 , wo ich nebst der Tamponade zugleieh katheterisirte, welcken Fali ich mir in Kurze mitzutheilen erlaube: Placenta praevia centralis — I. Querlage (Kopt rechts) — Tamponade zuerst alle in, spater mit gleich- zeitiger Catlieterisatio intrauterina — Wendung. Laut Prot.-Ar. 232 wurde am 8. Mai 1870 um 9 Uhr Friih die verheirathete 37jahrige Vpara Uršula P. wegen heftigem Blutgange, der sich plotzlich in der vergangenen Nacht wahrend des Schlafes eingestellt hatte, auf die Klinik gebracht. Die als- baldige Untersuchung liess den Grund der quer ausgedehnten, reizbaren Gebarmutter 3 Finger breit unterhalb des processus xyphoid. erkennen, I. Querlage (Kopf reclits,) H er zt on e deut- lich vernehmbar, Scheidengevvolbe leer, Vag. port %", Halskanal noch gegen 1", durch das offene orif. int. ein eigen- thiimliches unebenes Gewebe — Placenta? — fuhlbar, Blutgang keiner. — Bei diesen Umstanden erschien die passive Behandlung am Platze, und in der That blieb bis zum 9. Mai 10 l / 2 Uhr *) S canzoni: Lehrbuch der Geburtshilfe 1867. 4. Auflage, II. Band pag. 255. 118 Morgens Alles im statu quo; — hie und da hatte sich eine Uteruskontraktion manifestirt, als um letztere Stunde wahrend einer Wehe abermals ein starker Blutgang eintrat; es vvar da- mals die Vag. port. vollkommen verstricken und der vorliegende Mutterkucken unverkennbar. Um 11 % Ukr abermals ein momentaner starker Blutgang, der mittelst kalter Injektion coupirt wurde, — als sick plotzlich um 12V 2 Uhr ein derartiger Blutsturz einstellte, dass ich hinzu- gerufen die Gebarende nahezu pulslos, die Symptome der kocksten Blutleere darbietend vorfand. — Tamponade bei 3 4 " orif. mit gleichzeitiger rascher Anvvendung von Analepticis, hierauf 4 dos. Secale cornut. a 10 gr. — Um 3 Uhr und 5 3 /4 Ukr so ziemlich derselbe Stand, nur hatte sich der Allgemeinzustand der Ge- barenden sichtlick gehoben (Puls 80), da seit der Tamponade der Blutgang stillestand. DieWehen waren und blieben stets sehr unausgiebig, so dass der Muttermund gegen 10 y a Uhr Abends erst etwas liber iy 2 " offen war, wesskalb ich um diese Stunde den Katketer wie gevvoknlick na eh links hinten einlegte und gleich darauf tampo nirte, und habe hier nur zu erwahnen, dass sich der Katheter sowokl oline als mit Mandrin in diesem Falle nicht mehr als auf 4" in die Uterushohle einschieben Hess. — Die Wirkung dieses kom- binirten Verfahrens war eklatant, um 1V 4 Ukr Frttk des 10. Mai war Orif. liber 3", jedoch noch ringsum von der Placenta bedeekt. Da sich wiederum ein starkerer Blutgang einstellte, so schien es angezeigt, den sehr zufriedenstellenden allgemeinen Kraftezustand zu beniitzen, und die Geburt weiters zu beschleu- nigen, umsomehr als die Wehentkatigkeit eine geregelte ge\vorden war, — daher ich nach Entfernung des Katheters alsbald am Querbette ohne Narkose die Wendung auf den linken Fuss roll- ftihrte, wobei sich eine reichliche Menge bedeutend missfarbigen Fruchtwassers ergoss und kerausstellte, dass der Placentarand links eben knapp bis zum Orif.-Rande reickte. — Da nach voll- bracktem Herableiten des linken Fusses sick die Blutung als massig ergab, wnrde die Geburt des Kindes bis zu den Schultern umsomehr der Natur allein iiberlassen, indem dasselbe bereits unverkennbare Macerationsspuren darbot; — erst als die Aus- stossung des Kopfes ob hinaufgescklagener Arme trotz der guten Wehen, Reiben u. s. f. nicht erfolgen wollte, wurde um 2 Uhr die Extraktion mittelst des Hlitter’schen und modificirt Smellie’schen 119 Handgriffes vorgenommen, gleich darauf nach Črede die Nach- geburt entfernt, and alsbald prophylaktisch ein Secale-Klystier verabreicht. Das Wochenbett verlief bis auf eine miissige Peritonitis, welche mit Laxantia, Blutegel und erregenden Umschlagen bekampft wurde, derart glucklich, dass die Frau bereits am 28. Mai die Anstalt gesund verlassen konnte. — Interessant ist noeh der Umstand, dass die Frau nur das erste Mal regelrecht geboren hatte. die iibrigen 3 Geburten waren Abortus zwisclien der 12. uud 16. Woche. — Hervorzuheben ware endlieh noeb die rasche Maceration des reifen Kindes — eines Madchens. Zieht man die Wirkung der Katheterisation im obigen Falle in Betraclit, so muss man gestehen, dass selbe vortreflflich gewirkt bat; nachdem namlich eine alleinige lOstiindige Tam- ponade nicht zum Ziele gefuhrt hatte, genugte alsdann eine kaum 3stundliche gleicbzeitige Katheterisation und Tamponade, den Muttermund von 1%" liber 3“ zu erweitern und die Wehenthatigkeit vollkommen zu regeln: — auf diesen — freilich einzigen — Fali mich stiitzend, wurde ich in Hin- kunft bei sich ergebender Placenta praevia diese kombinirte Behandlung wieder in Anwendung ziehen und erachte selbe der Nachahmung, resp. Prtifung, auf das \varmste anempfehlen zu miissen. Endlieh kann der eingefiihrte Katheter, 1 falls der- selbe zufallig in einem sich ergebenden Falle nicht geniigend ausgiebig die Gebarmutter zu Zusammenziehungen reizen solite, oh n e Verzug ga n z bequem f 11 r die sogenannte Cohen’sche Methode benutzt werden, sicherlich aber- mals ein nicht abzustreitender Vorzug vor dem Bougie. (Fali 6.) b) Die Catheterisatio uteri als ursprunglich wehen- erzeugendes Mittel. Die intrauterine Katheterisation zu einer Zeit angewendet, wo noch die Wehenthatigkeit nicht erwacht ist, hat die Feuerprobe ihrer Bewahrtheit schon derart tiberstanden, dass ich daruber wohl nichts vveiteres oder gar neues zu bemerken habe; — auch in meinen 8 Ftillen, wo die Einleitung der kttnstlichen Fe hi- oder Friihgeburt indicitt war, hat sich selbe als eine sicher wirkende, dabei ausserst schonende Methode enviesen, 120 indem einmal hiedurch die Geburt stets gehorig in Gang gebracht worden war und zvvar sogar dann, nachdem andere Mittel uns im Sticbe gelassen hatten und weil ferner von den Muttern mir eine erkrankte und starb (Fali 4); ivelcher Todesfall iibrigens wohl aucb nicht der Katheterisation, sondern deni bereits in zu holiem Grade sicli kundgebenden Missverhaltnisse zwischen Mutter und Kind und der hiedurch nothivendig gewordenen sehr schweren Zang-engeburt zugeschrieben \verden muss. Die Paralyse der Placentarstelle (Fali 3) kann wohl Folge der Friihgeburt, jedoch nicht Folge der durch die Katheterisation beivirkten kiinstlichen Frtihgeburt sein, ebenso kann die im Falle 9 eingetretene Phlegmasia alba nicht der intrauterinen Katheterisation zugeschrieben werden. Unsere kiinstlichen Fehi- und Friihgeburten \varen im Mittel sowohl bei Primi- als Multiparis in 18 Stunden vollendet. Von den friihgebornen Kindern waren 3 todtgeboren, 2 scheintodtgeboren und starben bald, und nur 3 waren lebend geboren, kievon blieben 2 sage zwei! am Leben — fiir diesen allerdings unguusligeu Erfolg kann jedoch nicht die intrauterine Katheterisation als Methode verantivortlich gemacht werden, sondern man muss eben Spiegelberg beipfiichten, dass der Erfolg beziiglich des kindliehen Lebens iiberhaupt bei allen kiinst ■ lichen Friihgeburten ein sehr prekarer und in dieser Richtung die Einleitung der kiinstlichen Frtihgeburt beztiglich ihrer Berech- tigung sehr fraglich sei. c) Die Catheterisatio uteri als geburtsbesehleuni- g-endes Mittel, um sonst ents precliende, regelrechte Wehen zu ver stark en. Wenn man die betreffenden 13 Falle (Tabelle II.) naher betrachtet, so muss man unparteiiseh zugeben, dass sich die Methode in dieser Richtung beziiglich der an sie gestellten An- forderungen glanzend bewahrt habe, denn es handelte sich hiebei durcli sclileunige Beendigung der Geburt entweder die Mutter oder das Kind, oder beicle zugleich zu retten, und in der That ivurdeu, bis auf den Fali 10, wo die in Agonie an die Anstalt gebrachte, im G. Schwangerschaftsmonate befindliche Gebarende unentbunden starb, die iibrigen Geburten entweder durch die intrauterine Katheterisation allein zu Ende gefiihrt oder wurde 121 hiedurch ermbglicht, mit Zuhilfenabme anderer Mittel dieselben auf nattirlichem Wege zu beendigen. — Es erkrankten nur 3 an einem Puerperalprozesse — Peritonis (Falle 14, 17 and 20) und genasen, wobei zu bemerken kommt, dass iiberdies eine bievon (Fali 14) bereits wahrend der Geburt fieberte — keine einzige ist einem Puerperalprozesse sensu strictissimo er- legen; da die an Eklampsie Leidende (Fali 21), trotzdem, dass schon nack 3 Stunden von der bei 1" Orif. begonnenen Kathe- terisation die Fehlgeburt vollendet war, dennocb gestorben ist, so ware wohl ohne dieser Operatiou sicherlich das lethale Ende um so mehr beschleunigt worden. Im Falle 18 wurde allerdings trotz der intrauterinen Kathe- terisation der Blutsturz nacb der Geburt nicht vermieden, ich bin jedoch der Ansicbt, falls eben die Gebarmutter nicbt durch die Katheterisation zu titchtigen Kontraktionen angeregt worden ware, hatte in diesem Falle wahrscheinlich eine Paralyse des Uterus einen lethalen Ausgang herbeigefithrt. In Krankheitsfallen Gebarender, wo der todtliche Ausgang nicht nur zweifellos, sondern so nahe bevorstehend ist, dass man sich darauf gefasst machen muss, die Gebiirende werde, falls nicht rasche Hilfe Platz greift, unentbunden sterben und dann der missliebige, in der Regel tiberdiess zu keinem Ziele fiihrende Kaiserscbnitt post mortem an die Reihe komtnen, ist die intrauterine Katheterisation stets zu versuchen, da den Kranken ilir unleidlicher Zustand durch den rascheren Geburts- verlauf mindestens gemildert wird, wahrend die Kranken, wenn nichts gesehieht, moglichervveise nacb demselben oder sogar nacb einem bedeutend langeren Zeitraume entweder schliesslich unentbunden sterben, oder vvenigstens unnbthigerweise durch eine viel langere Zeit bis zu der ohne dieser Nachbilfe beendeten Geburt leiden werden, abgesehen d a von, dass die Kinder sovvohl im letztercn Falle, als bei dem dann notlnvendig werdenden Kaiserschnitte post mortem nahezu als Regel todtgeboren werden, wahrend in unseren 3 Fallen (11, 13 und 15), wo die Kathe¬ terisation zur Vermeidung des Kaiserschnittes vorgenommen vvorden war, 2 lebend- und 1 todtgeboren vvurden (letzteres bei der akuten Leberatrophie). Die Anwendung der Catheterisatio uteri als geburtsbeschleunigendes Mittel ist somit, nach ali’ dem Gesagten, bei gefahrdrohender Erkrankung 122 einer Gebarenden, wahrend der sonst im regelrechten Gange befindlicli en Geburt, belmfs moglicher Lebens- rettung der Mutter oder des Kindes und zur Vermei- dung des Kaiserschnittes stets angezeigt. Bei unseren 12 Geburten, mit sonst regelrechter Wehenbe- sckaffenheit, wurde im Mittel durch 4% Stunden katheterisirt, und war die Geburt im Mittel 5y 2 Stunden nach der Katheteri- sation vollendet, gevviss ein weiterer, zu dieser Operation sehr aufmunternder Umstand, umsomehr als im Beginne der Opera¬ tion bei diesen Fallen 4mal noch die Vaginalportion vorhanden war, 5mal das Orif. unter 1", 2mal gegen 2 “ und nur lmal verstrichen war. Nicht ohne Gewiebt fttr diese Operation ist endiich die Thatsache, dass unter diesen, einer raschen Beendigung dring- lichst bediirftigen Geburtsfallen nur 2mal (Falle 13 und 20) die Zangenanlegung erforderlich war; — wobei noch zu bemerken, dass im Falle 20 die Katheterisation nach dem Blasensprunge in Anwendung kam. d) Die Catheterisatio uteri als wehentreibendes Mittel. I. Vor dem Blasensprunge. Die intrauterine Katheterisation ist das scho- nendste Wehen erregende Mittel bei Wehenschwache vor dem Blasensprunge; — dieses Faktura wird, abgesehen von dem Verlaufe der Geburten als solcher, hauptsachlich und am evidentesten durch die Besultate des Wochenbettes (Tabelle III. a.) erhartet. Die Thatsache nainlich, dass in Folge von Wehenschwache die haufigsten und gefahrlichsten Wochen- betterkrankungen sich einzustellen pflegen, steht fest, weil dann das geringere Kontraktionsvermogen, liber die eigentliche Geburt sich hinauserstreckend, meist auch den Riickbildungsprozess im Wochenbette beeintrachtigt, zu langsame und unvollstandige Entleerung des Gebarmutterinhaltes einerseits, unzureichende Verengerung der Wandgefasse andrerseits veranlassend, dem- gemass Blutungen und die verschiedenen Erkrankungen im Wochenbette, ude Endometritis, Phlebitis u. s. f. verursacht. Ein Hauptiibelstand fast aller wehentreibender Mittel, ab¬ gesehen von ihrem iiblen Einflusse auf das kindliche Leben, z. B. beim Secale cornutum, besteht darin, dass dieselben, wenn sie eben nicht gleich Anfangs ganzlich versagen, alsdann gemeinig- 123 lich entweder zu rasch oder za reizend wirken, auf diese Weise die angeregten iiblen Folgezustande oft nicht nur nicht ver- hiiten, sondern sogar unbedingt steigern, z. B. wird durch eine zu rasche Entleerang der Gebarmutter eine Blutung befordert, oder wird ein zu heftiger Reiz gar leiolit eine Entztindung des Organs, Strikturen u. s. f. herbeifiihren; — unter den wehen- treibenden Mitteln muss daher jenes Mittel, welches ali’ diesen iiblen Folgen tbunlichst vorbeugt, entschieden den tibrigen vorgezogen werden, d. h. in sich ergebenden Fallen in erster Linie in Anweudung kora men, und dieses weheutreibende Mittel ist die Catheterisatio uteri, denn nach meinen Erfahrungen er- folgte hierauf nie eine Blutung, und verliefen die beziiglichen Puerperia ausserst giinstig, trotz herrschender Epidemie (Fali 33). Unter den 34 Gebarenden erkrankten nur 4, i. e. 1 i.7°/ 0 an echten Puerperalprozessen - Peritonitiden — und starben hievon 2, i. e. 5.8%; darunter eine, welche schon wahrend der Geburt fieberte (Fali 41), und wo auch nach dem Katheterisiren die Geburt noch 26 x / 2 Stunden dauerte; und die zweite als Re- konvaleszentin in Folge enviesener Erkaltung (Fali 24); — die beiden Febriculae (Falle 25 und 42) sind wokl kaum nennens- werth, obschon im Falle 42 die Katheterisation 17 Stunden dauerte. In zvvei Fallen (24 und 45) bildeten sich Strikturen heraus, welche jedoch meiner Ansicht der Katheterisation als solcher nicht zugeschrieben werden konnen, denn im Falle 45, einer Zvvillings-Fehlgeburt, war nach Entfernung des Katheters das Orif. 3" offen und dessen Rand so vollstandig weich und nachgiebig, dass ob der bedeutenden Ausdehnung des Uterus, gleich nach der Katheterisation die Fruchtblase kiinstlich ge- sprengt wurde, und erst hierauf bildete sich die Striktur heraus; endlich der Fali 24 hetraf eine 33jahrige Erstgebarende mit auffallig wulstigem, derben Muttermunde, wo bi§ zur Kathe- terisation bereits iiber 64 Stunden verlaufen waren, und wo die Gebarmutter, resp. der Mutterhals, schon damals entziindlich gereizt gewesen zu sein scheint. Ftir die ausgiebige Wirkung der Katheterisation bei stehender Blase, welche im Mittel 6 Stunden in Anspruch nahm, spricht aber vor Allem der Umstand, dass, abgesehen vom kiinstlichen Blasensprunge, welcher meist nach verstrichenem Muttermunde in der Schamspalte ob zu zaher Beschaffenheit der Eihaute vor- 124 genommen werden musste, nur zvveimal unter 34 Fallen von ausgesprochener Weh ensc h wache die Geburt, mit teist d er Geburtszange zu Ende gebracht werden musste, wohl das heste Zeugniss fiir die Trefflichkeit dieser Metbode; — wenn man hiebei noch weiters bedenkt, dass in diesen zwei Fallen, und zwar, im Falle 47 ein Nabelschnur- vorfall und im Falle 56 eine Drehung des Hinterhauptes nach liinten bei gleichzeitiger Beckenenge strenge genommen die Indikation zum Forceps abgaben, 2. Nach dem Blasensprunge. Die Catheterisatio uteri bei Wehenschwaehe nach dem Blasensprunge (Tabelle III. b.) glaube ich um- somehr einer besonderen Betrachtung unterziehen zu miissen, weil ich, offen eingestanden, die intrauterine Katheterisation faktisch anfanglich nur vor dem Blasensprunge in Anwendung zog, indem es mir wirklich nicht klar war, wie das biegsame, elastische, weiche, diinne Rohrchen die Wehen thatsachlich, i. e. ausgiebig, dann noch anfachen solite, wenn dieses die ver- schiedentlichen eckigen und spitzigen Kindestheile, um und an welche sich ja die Gebarmutter nach dem Blasensprunge an- legt, und welche somit jedenfalls an und fiir sich einen mach- tigeren Reiz ausiiben, nicht im Stande waren; — trotzdem h a b e ich die Katheterisation nach dem Blasensprunge bereits im Jahre 1862 (Fali 57) aus eigenem Antriebe ver- suchsweise ausgefiihrt, dem Spritchvvorte „niitzt es nichts, so schadet es auch nichts“ folgend; durch Scanzoni’s*) spatere Anfiihrungen wurde ich darin bestarkt, die intrauterine Kathete¬ risation noch weiters ernstlich bezilglich ihrer Wirksamkeit nach dem Blasensprunge — vor- oder rechtzeitigem — zu erproben, und es geschah dieses in 13 Fallen**). Der Verlauf dieser Geburtsfalle, sine ira et studio unpar- teiisch betrachtet, ergibt, dass meine obige a priori ausgesprochene Ansicht so ziemlich die richtige war, denn man ersieht, dass mit Ausnahme von zwei Fallen, wo die intrauterine Katheteri¬ sation allein ausreichte, in allen ilbrigen, i. e. in 84.6% noch eine andere Nachhilfe, wie Secale, Forceps, manuelle Extraktion *) Scanzoni: 1. c. pag. 255. **) Fali 20, Tab. II. hinzugerechnet. 125 u. s. f. trotz alledem niithig wurden, was gewiss kein Zufall war; umgekehrt kann es jedoch gar wokl zufallig sein, wenn sich nach dem Einlegen des Katheters nach dem Blasensprunge in einzelnen Fallen hie und da die Wehen besserten. — De n Beweis, dass die intrauterine Katheterisation nach dem Blasensprunge k e i n e so nachhaltige W i r k u n g aussere, als v or dem Blasensprunge, erachte iclr fttr hergestellt, gebe jedocii im Uebrigen immerhin zu, dass man aucli nach dem Blasensprunge die Katheterisation versucken kann, ja soli, bevor man zu anderen wehentreibenden oder wehenersetzenden Mitteln schreitet, weil das Kathetereinlegen eben eine an und tur sich leicht ausfithrbare, dabei unschadliche Operation ist, welche denn doch hie und da reizend, somit Wehen erregend wirken dtirfte und dabei im grossen Ganzen jedenfalls keinen Schaden weder der Mutter, noch dem Kinde verursacht; — erkrankte ja in unsern Fallen keine einzige Wochnerin, der Thrombus vaginae (Fali 62i kann wohl yon Niemanden der Katheterisation zugeschrieben werden. D. Schlussfolgernngen. 1. Die Catheterisatio uteri ist an und fitr sich eine sehr leicht ausflihrbare Operation. 2. Sie wird am besten und sichersten in der Riickenlage der Gebarenden und zwar in der Bichtung nach links hinten ausgefiihrt. 3. Zu ihrer Ausfilkrung geniigt in der Regel ein mandrinloser, mit Wachs verstopfter, englischer, elastischer Katheter. 4. Beim regelrechten Kathetereinlegen ist der unfreiwillige Blasensprung so zu sagen ausgeschlossen. 5. Der Katheter soli mindestens so rveit eingeschoben werden, dass er kaum einen Zoll aus der Schamspalte hervorragt. (i. Die Katheterisation soli bis zur Regelung der Wehenthatig- keit dauern, hiezu genitgen im Mittel 6 % Stunden. 7. In der Regel soli der Katheter, wegen Wehenschvvache an- gewendet, bei 2" bis 3" Orificiahveite, ob Geburtsbeschleu- nigung angewendet, erst bei verstrichenern Muttermunde entfernt werden. 8. Je weiter der Muttermund bei stehender Fruchtblase, desto wirksamer ist die intrauterine Katheterisation. 126 9. Unter den Methoden zur Einleitung der kiinstlichen Fehl- oder Frlihgeburt steht bisher die Catheterisatio uteri unttber- troffen da. 10. Belmfs Geburtsbeschleunigung bei regelrechter Wehenthatig- keit wirkt die Catheterisatio irteri vortrefflich. 11. Zur inogliclien Vermeidung des Kaiserschnittes post mortem ware in sich ergebenden Fallen diese Operation stets zu versucbeu. 12 Die Catheterisatio uteri ist ein ausserst wirksames, dabei sehr sehonendes, rvehenverbesserndes Mittel. 13. Die Wirksamkeit der intrauterinen Katheterisation bei Wehen- sehwache vor dem Blasensprunge steht ausser allem Zweifel. 14. Deren Wirkung bei W ehenschvvache nach dem Blasensprunge ist zwar nicht so nachhaltig, aber immerhin in einzelnen Fallen nicht zu laugnen. 15. Die Catheterisatio uteri soli bei jedweder Wehenschwache stets in erster Linie vor allen andern vvehentreibenden Mitteln in Anwendung gezogen werden. 16. Der Katheterismus hindert die Anwendung anderer wehen- treibender oder wehenersetzender Mittel durchaus nicht. 17. Die intrauterine Katheterisation wirkt mindestens in allen Fallen von Wehenschwacbe als sogenanntes vorbereitendes, erregendes Mittel, d. h. untersttitzt die Wirkung anderer, nachfolgender Mittel. 18. Die Katheterisation kaun vortheilhaft mit anderen Mitteln gleichzeitig angewendet werden. 19. Die Catheterisatio uteri wirkt entschieden gttnstiger bei Primiparis bei ruhender, bei Multiparis nach begonnener Uterusthatigkeit. Nach ali’ dem Gesagten eraclite ich somit den in der Ein¬ leitung angefiihrten, im Jahre 1860 gethanenen Ausspruch: „In der Catheterisatio uteri besitzen wir in der Geburts- hilfe ein sehr sicher wirkendes und dabei schonen- des welientreibendes Mittel“, richtig bewiesen zu haben, und glaube diese meine Abhandlung demgemass auch nicht besser abschliessen zu konnen, als mit dem damals schon aus- gesproclienem Schlusssatze, welcher wortgetreu lautet: „Ich glaube daher schliesslich durch diese wahrheitsgetreue Anfiihrung der von mir und zwar zumeist ldinisch beobachteten Geburtsfalle hinliing- lich den Beweis gefiihrt zu haben, dass wir in der Catheterisatio 127 uteri ein Verfahren kennen gelernt haben, wodurch nicht nur zn jeder Zeit im Nothfalle die Schwangerschaft durch Anregung der Wehenthatigkeit am schnellsten, sichersten und schonendsten unter ■ brochen, d. Ii. eine Fehl- oder Friihgeburt kiinstlich eingeleitet, sondern wodurcb auch bei bereits begonnener Geburt, wenn Geta lir im V erzuge ist, selbe am besten weiters beschleunigt werden kann; und wodurcb endlicli bei eingetretenem Naclilasse der Wehen — urspriinglicher Wehenschwaehe — die Wehenthatigkeit auf das Zuverlassigste und Nacbhaltigste angefacbt wird. Es ist liiemit durch die Catheterisatio uteri ein wehenerregendes Mittel ge- boten, welches jedem praktischen Geburtsarzte (insbesondere am Lande) ob seiner leichten Anwendungsweise und siekeren, dabei schnellen Wirkung jedes andere wehentreibende Mittel bei nocb stehender Fruchtblase ersetzen kann und wird— und babe nur nocb beizufugen, dass icb nunmehr die Anwendung der intrauterinen Katbeterisation jedenfalls aucb bei Wehenschwache nach dem — vor- oder recbtzeitigen — Blasensprunge immerbin begrtindet erachte. Bruck von Josef Stockholzer v. Hir: ckfeld in Wien. *