Mittheilungen des historischen Vereines fur Krain int September L8ZV. Redigirt vom Vereins - Secretär und Geschäftsleiter lEtliMsR lleisirlcli Costa, Doctor der Filosofie und btt Ncchtc. Die Bischöfe von Aemona. II. Artikel. 2) onwelchen Bischöfen der Stadt Aemona h a t man mehr oder wenige" sichere K n n d e ? a) Der h. Maximus. Unter den Bischöfen des alten Aemona wird vor Allen der h. Maxi raus genannt. Dieser Bischof ist der nämliche, welcher im Bereiche des vormaligen Patriae chats Agnilcja am 29. Mai kirchlich gefeiert wird; die Kirchen von Aquileja, Parenzo und Cittanova verehrten ihn seit jeher zugleich als Märtyrer, die Kirche von Triest beging in früherer Zeit sein Fest nur als das eines Bekenners, gegenwärtig feiert sie ihn gleichfalls als Märtyrer Nun eben diese kirchliche Feier des h. Maximus als eines Bischofes von Aemona ist ein Beweis für das einstige wirkliche Dasein desselben; denn es läßt sich nicht annehmen, daß eine solche Feier auf eine bloße Sage hin in den meisten, zum ehemaligen Patriarchate Aquileja zugetheilten Diöcescn eingeführt worden wäre. Zwar hat man in früherer Zeit versucht, diesen Bischof dem iftria-nischen Aemonia, dem heutigen Cittanova zu vindiciren; namentlich hat man hiefür das Dasein von Reliquien eines h. Maximus in dieser Stadt angeführt. Allein diese Reliquien sind erst mit das Jahr 1146, zur Zeit des Bischofes Adam, aus Rom dahin überbracht worden, und gehören übrigens nur einem einfachen Märtyrer und keinem Bischöfe an, wie wenigstens ans der noch vorhandenen Inschrift ein Mehrcres nicht abgeleitet werden kann. Diese Inschrift lautet nämlich: t ANNO. DNECE. 1NCARNATIONIS. M. C. XL. VI. VI, ID. OCTOB. RECDITA ST. HAEC. SCORVM. CORPORA PELAGIl ET MAXIM! fPR. DONI. ADA. EPI. ') Vergleiche ältere Calcndaricu, z, B. das handschriftliche Missale vom I. 1400, welches im Pfarrarchiv zu Kraiuburg aufbewahrt wird; ferner vr. Kan dl er's Buch »Pel fausto Ingresso« in der Abhandlung: Vicende della s. ehiesa Emoniese. d. i.: Im Jahre nach der Menschwerdung des Herrn 1146 am 10. October sind diese Leiber der Heiligen Pelagius und Maximus zur Zeit des Bischofs Adam feierlich beigeseht morden. Uebrigens hatte das istrianische Aemonia gleich dem wenigstens größeren Theile der Städte jener Halbinsel in der Zeit der Verfolgungen noch keine eigenen Bischöfe, wie schon oben bemerkt worden; selbst der Name von Aemonia läßt sich für die heutige Stadt Cittanova nicht mit Sicherheit behaupten, da er zuerst in späteren Urkunden des Mittelalters bestimmt vorkommt, und man in früheren Urkunden den Namen Civilas nova, bei einem älteren Geografen selbst die Benennung Neapolis liest 2). Nach diesen Daten kann der h. Bischof Maximus nur dem pannonischen Aemona angehört haben. Zwar könnte die ungleiche Feier als die eines Märtyrers und dann als die eines Bekenners auf irgend einer Seite Bedenken über die historische Gewißheit des h. Bischofs und Märtyrers Maximus erregen; allein eben diese Ungleichheit gibt in so fern einen verläßlicheren Beweis, als sie zeigt, daß die einzelnen Kirchen diese Feier selbstständig und nicht bloß auf höheren Beschluß eingeführt haben, und hiermit im Besitze eines besonderen Zeugnisses für das Dasein dieses Heiligen gewesen sein mußten, welches Zeugniß sich nicht bloß auf das spätere Dasein von Reliquien eines h. Märtyrers Maximus zu Cittanova gründete. Uebrigenö ist zu bemerken, daß in den ersten Zeiten solche Heiligen, welche zwar Martern für den Glauben ausgestanden, jedoch darin nicht unmittelbar den Tod gefunden haben, häufig nur Bekenner (confessores) genannt wurden, was wohl auch bei dem h. Maximus der Fall gewesen sein mochte. Nach dem römischen Martyrologium wird am nämlichen Tage, d. i. am 29. Mai, ein heiliger Bischof Maximus zu Verona gefeiert3); in Betracht dessen ist der Einwnrf gemacht worden, es sei der fragliche h. Maximus von Aemona 0 Bergt. das in Nr. 1 Gesagte. Der Name Neapolis kommt in Anonymi Ravennalis (s. Guidonis presbyteri) geographia I. V. vor. s) Quarto Kalendas Junii. Veronae saneti Maximi episcopi. (Martyred. rem.) eigentlich nur der Stadt Verona angehörig. Allein der Umstand, daß am nämlichen Tage zwei verschiedene Heilige desselben Namens an verschiedenen Orten gefeiert werden, gibt an sich keinen hinlänglichen Grund, dem einen oder dem anderen das geschichtliche Dasein abzusprechen; denn der Tag der kirchlichen Feier schreibt sich nicht immer von dem Todestage eines Heiligen, sondern oft auch von zufälliger Anordnung her; die Bollandisten führen in ihrer großen Sammlung von Lebensbeschreibungen der Heiligen übcrdicß noch einen dritten h. Maximus als Märtyrer zu Rom an demselben Tage an 4). Wollte man Vermuthungen Raum geben, so ließe sich mit gleichem, wo nicht mit größerem Rechte auch das geschichtliche Dasein des h. Bischofes Maximus von Verona in Frage stellen. Denn über die Lebensverhältnisse dieses Bischofes gibt es keine Nachrichten; die Verzeichnisse der Bischöfe von Verona drücken sich so unbestimmt ans, daß man den genannten Bischof schwankender Weise bald unter dem Kaiser Dccins um das Jahr 251 den Martertod sterben, bald erst um das Jahr 380 oder gar 400 leben läßt. Nur dieß ist gewiß, daß dem h. Bischöfe Maximus zn Ehren in früher Zeit eine Kirche und ein Kloster vor der Stadt Verona errichtet worden; allein der Name des t). Maximus konnte eben so gut von Aquileja aus bekannt geworden sein, da die Diocese von Verona auch in das Bereich des Patriarchates gehörte 5). Selbst das römische Martyrologinm drückt sich nur unbestimmt ans. indem es spricht: Yeronae sancti Maximi episcopi, d. i. zu Verona das Andenken des h. Bischofes Maximus; denn da keine nähere Bestimmung beigefügt ist, so kann mit diesen Worten auch nur der Ort der Verehrung, und nicht jener des Aufenthaltes oder des Todes bezeichnet sein, wie es im Martyrologinm öfters der Fall ist. In Anbetracht dieser Umstände kann selbst die Vermuthung Platz greifen, cs sei der im Martyrologinm genannte h. Maximus eigentlich der im Patriarchate Aquileja überhaupt gefeierte Bischof des allen Aemona, und dieß um so mehr mit Grund, als man für das Dasein eines Bischofes Maximus von Aemona auch anderweitige schriftliche Zeugnisse besitzt. Es sind die vorstehenden Bemerkungen eben deßhalb ausführlicher angegeben worden, damit es sich zeige, mit wie wenigem Rechte manche Geschichtsforscher dem heil. Maximus von Aemona jenen von Verona entgegenstellen, da sic nämlich von dem erstgenannten weder das Zeugniß der kirchlichen Feier, noch das Zeugniß der Geschichte gelten lassen wollen ®). *) ln mai'tyrologio monasterii Cassinensis: Quarto Calendas Junii natalis ns. martyrum Potamii, Dimetii, Secundini et Maximi Romae. (Acta Sanctorum m. Maji t. VI. p. 361.) 5) Vcrgl. Ughelln Italia sacra t. V. p. 523 n., dann Acta Sanctorum m. Maji t. VI. p. 365. e) Die entgegenstehenden Einwürfe finden fid) auseinandergesetzt im Aufsatze „Enwnenfischc Bischöfe" („Jllyr. Blatt," Jahrg. -836, Nr. 37), dann in der Abhandlung »Carli Rubbi dissertazione dagli vescovi Emoniesi« (L'-Istria t. V. 1850. p. 3 2). Welches geschichtliche Zeugniß hat man nun über das Leben oder über die Todesnmsländc des h. Maximus von Aemona? In der früheren Periode, wo man sich bemü-hcte, den h. Bischof Maximus der Stadt Cittanova zu vindicircn, sind Marteraktcn über denselben ans dem Archive der Kirche zu Parenzo an den Tag gebracht worden; Dr- Schön!eben bcmühete sich, diese Akten für das dieß-seitigc Aemona zu behaupten, und versuchte selbst die Abänderung der Leseart Assesia, die Stadt, für Asia, die Provinz 7). Allein schon die Bollandisten setzten billige Zweifel in diese Akten, und Ruinart wies in seiner kritischen Ausgabe der Marlyreraktcn bestimmt nach, daß sich die betreffende Beschreibung auf einen anderen h. Maximus beziehe, welcher als Laie in der Provinz Asien, wahrscheinlich zu Ephesus, den Tod des Glaubens gelitten hat, und dessen Andenken am 30. April gefeiert wird. Der Inhalt der in Istrien an's Licht gebrachten Akten stimmt nämlich ganz mit jenen überein, welche an verschiedenen Orten in Italien und Frankreich vorhanden waren, wor-nach der Christ Maximus zur Zeit des Kaisers Decins vor den Präses Optimns in Asien (apud Asiam) geführt worden, sich daselbst ninthig verantwortet habe, dann gefoltert und zuletzt gesteiniget worden sei. Die tu der istrianischen Handschrift vorfindlichen Aenderungen sind offenbar später gemacht, um die Worte, welche ursprünglich einen einfachen Christen bezeichneten, einem Bischöfe anzupassen; Dr. Schönlebens versuchte Leseart Assesia für Asia stützt sich auf keinen Grund, und ist auch sonst unpassend, da die Stadt Assesia nach des Geografen Ptolcmäns Angabe lief in Dalmatien gelegen war, und unter einen Präses von Istrien nicht gehört haben konnte; zudem enthalten selbst die istrianischen Akten keine Angabe, welcher Stadt der fragliche Maximus als Bischof angehört habe, wie sonst ein derartiger Umstand nicht verschwiegen zu werden pflegt8). Was also bisher auf Grund der angeführten Akten über dcn h. Maximus als Bischof von Aemona geschrieben und behauptet worden, entbehrt einer geschichtlichen Begründung. Das bestimmteste Zeugniß für das Dasein eines Bischofs Maximus von Aemona findet man in den bisher meistens nur oberflächlich berücksichtigten Akten der nach dem Wunsche des Kaisers Gratianns int Jahre 381 zu Aquileja gehaltenen Kirchcnversamnilung. Unter dcn 32 Bischöfen, welche sich daselbst unter dem Vorsitze des heil. Valerianus von Aquileja und des h. Ambrosius von Mailand befanden, wird nämlich auch Maximus von Aemona angeführt, und zwar mit genauer Angabe des Ausspruches, welchen er in der Sache der angeklagten Jrrlehrer Palladiits und SecnndiannS vorbrachte. Die betreffenden Unterschriften der gegenwärtigen Bischöfe fehlen wohl in ’) Schoenlcben Annalcs Carnroliae. p. 191. 8) Vcrgl. Acta Sanctorum m. Maji t. VI. p. 362 etc. Ruinart Acta sincera Martyrum 1.1. p. 339; auch Valvasor Bild) Vlil. S. 438 ff. den vorhandenen Akten; im Anfange der Schrift sind jedoch die Namen aller Anwesenden ohne Angabe des Hir-tensitzes angeführt; in den Verhandlungen selbst aber ist der Charakter jedes Redners genau bezeichnet. So heißt es von dem in Rede stehenden Maximus: »Maximus epis-copus Emonensis dixit: Palladium, qui ldasphemias Arii nec damnare voluit, sed magis confessus est, juste ac merilo esse damnatum, et Deus novit, et fidelium con-scientia condemnavit.« Das ist: „Maximus, Bischof von Aemona, sprach: Daß Palladius, welcher die Gotteslästerungen des Arins nicht verdammen wollte, sondern vielmehr offen bekannte, nach Recht und Verdienst verurtheilt worden, das weiß Gott, und hat auch das Bewußtsein der Gläubigen für gemäß genrtheilt." a) Dieses bestimmte Zeugniß ist wohl von einzelnen Geschichtsforschern angefochten worden, welche behaupten wollten, es sei die Lese-art episcopus Emonensis verschrieben für episcopus Vero-nensis. Diese Bestreitung hat jedoch keinen haltbaren Grund; denn sowohl die Handschriften als die gedruckten Ausgaben enthalten gleichlautend die Leseart Emonensis; und nach kritischer Regel ist selbst unter abweichenden Lese-arten die mehr auffällige bei übrigens gleichen Umständen vorzuziehen. Daß zu derselben Zeit Aemona einen eigenen Bischof hatte, darf nicht als unwahrscheinlich gelten, da ans der angeführten Synode unter anderen auch die Bischöfe Constantins von Siseia und Felix von Jadera, dem heutigen Zara, vorkommen. Daß sonst kein Bischof von Verona in der Versammlung erscheint, kann nicht befremden , da auch andere Bischöfe von Obcritalien nicht anwesend waren, und die Synode, obwohl sie Bischöfe aus Italien, Jllyricn, Gallien und Afrika umfaßte, doch deren nur 32 in Allem zählte. Wie wenig übrigens die Lcbcnsperiode dcö anbczogenen Bischofes Maximus von Verona festgestellt sei, ist bereits oben dargethan worden; daher gibt es keinen hinlänglichen Grund, diesem gegenüber die Anwesenheit des Bischofes Maximus von Aemona anzufechten. Ein anderes, wenn auch nicht so sicheres schriftliches Zeugniß über den Bischof Maximus von Aemona findet man in den Acten der Synode, welche nach Anffordernng des Papstes Siri eins im Jahre 390 gegen den Arianer Iovinianus zn Mailand gehalten wurde. In den ältern Ausgaben dieser Acten sind in den Unterschriften der Bischöfe die Sitze derselben nicht bezeichnet, die römische Concilien-Ausgabe enthält dagegen auch die Namen dieser Sitze, und es erscheint daselbst neben Felix episcopus Jaderensis und Eventius episcopus Ccnedensis auch Maximus episcopus Emonensis 10). Ans dem Umstande, daß die Namen der Sitze nicht in allen Handschriften und Ausgaben beigesetzt sind, will man wohl schließen, daß ”) Ada Concilioi'um edit. Mansi t. 111. p. 601. Bergt, auch de Rubels monumenta ecclesiae Aquilejensis t. I. p. 81. 10) Acta Conciliorum edit, vaticana Romae 1608, 1.1. Bergt, de Rubels Monumenta eccl. Aquilej. t. 1. p. 181. diese Namen mir ans den Akten der Synode von Agnileja hierher bezogen seien, zumal sie nur bei jenen Bischöfen beigesetzt sind, deren Namen in beiden Synoden gleich lauten. Ferner will man behaupten, es sei der Bischof Maximus, welcher auf dem Concilium zu Mailand erschien, nur derselbe, welcher um dieselbe Zeit den Hirten-sttz von Verona inne hatte, um so mehr, als Aemona von Mailand zu weit entfernt ist. Wie wenig gewiß jedoch die Zeitperiodc des Bischofes Maximus von Verona sei, ist schon oben dargestellt worden; die Entfernung von Aemona kommt insofern auch weniger in Betracht, als der hiesige Bischofssitz, eben so wie der von Verona, dem Patriarchate von Agnileja untergeordnet war; die.Erscheinung eines Bischofes aus der Provinz Agnileja, gleichsam als Abgesandten des Patriarchen, ans einer Synode zu Mailand muß aber um so weniger auffallend vorkonimen, als zwischen den beiderseitigen Oberhirten in jener Zeit eine besondere Verbindung bestand, und sie sich selbst gegenseitig die bischöfliche Weihe ertheilten “). Abgesehen davon, daß in einer oder der anderen Handschrift die Namen der bischöflichen Sitze unterschoben sein möge», hat man daher nicht hinlänglichen Grund, auch die Person des Bischofes Maximus von Aemona zu bestreiten, zumal die Verzeichnisse der damaligen Bischöfe, wie sie bei Ughelli in seinem Werke Italia sacra vorkommen, außer dem zweifelhaften Maxi,nus von Verona, ans diesen Gegenden keinen gleichnamigen Bischof anführen 12). Immerhin aber ist selbst die etwaige Interpolation bei den Namen der bischöflichen Sitze wenigstens eine indirccte Bestätigung für die Richtigkeit der in den Akten der Synode von Agnileja enthaltenen Leseart, wornach Maximus ein Bischof von Aemona genannt wird. Am Schlüsse der bisherigen Untersuchungen muß man sich die Frage stellen: Ist der h. Maximus, welcher in der ehemaligen Provinz Agnileja seit jeher kirchlich gefeiert worden, von dem Bischöfe Maximus, welcher ans den Synoden zn Agnileja und zu Mailand anwesend war, zu unterscheiden, oder sind cs beide eine und die nämliche Person? Die ältere Tradition kannte nur einen Bischof Maximus von Aemona; wenigstens zeigt sich dieß aus der Beschreibung der Bischöfe von Cittanova in Ughelli's Werke 13). Dieser Geschichtsforscher zieht den h. Maximus zwar nach dem istrianischen Aemonia, dem gegenwärtigen Cittanova, da ihm nur von dort Berichte zugekommen waren; freilich beklagt er sich bitter darüber, daß man ihm auf mehrfache Zuschrift keine Berichte von Laibach eingeschickt habe, so daß er nur das einfache Namcnsver-zcichniß der neueren Bischöfe dieser Stadt seinem Buche einverleiben konnte 14). Er schreibt nun über den h. Maximus als ersten Bischof zu Cittanova: «Der h. Maximus, ") De Rubels Monumenta eccl. Aquilej. t. I. p. 90. 1!) Ughellii Italia sacra t. IV. et V. 13) Ughellii Italia sacra t. V. p. 220. “) Ughellii Italia sacra t. V. p. 1162. ^ dessen Fest am 29. Mai gefeiert wirb, soll auf dem Concilium zu Aquileja int Jahre 381 gegenwärtig gewesen sein, auch soll er den Martertod erlitten haben." Von dieser Ansicht ist man jedoch abgewichen, seitdem die oben erwähnten Martcrakten vom h. Maximus an das Tageslicht gebracht worden sind; Dr. Schönleben spricht eben so, wie noch Dr. Richter, von einem h. Maximus, Bischof und Märtyrer um das Jahr 262, und von einem Bischof Maximus von Amona int Jahre 381 15). Da sich jedoch nach der früheren Darlegung die angeführten Marterakten ans einen anderen h. Maximus beziehen, welcher unter dem Kaiser Dccins in Asien gelitten hat, so kann man bei solcher Sachlage kaum anders, als zur älteren Ansicht zurückkehren, und sich nur für einen Maximus als Bischof von Aemona erklären, wenn gleich das einstige Bisthnm dieser Stadt auf solche Art weniger alt erscheint. Nun entsteht noch die besondere Frage, worauf sich die Verehrung des Bischofes Maximus von Aemona gründen möge, und wie es um den Martcrtod desselben stehe zn einer Zeit, wo die blutige Verfolgung der christlichen Kirche bereits aufgehört hat. Ueber die Blüthe des christlichen Lebens in Aemona zn der Zeit des Bischofes Maximus gibt der h. Hieronymus Zeugniß in seinen zwei Briefen an die frommen Jungfrauen und an den Mönch Antonius daselbst ; und ein solcher Umstand leuchtet eben ehrenvoll ans den damaligen Oberhirtcn selbst zurück 1S). Von den Vätern , welche ans dem Concilium zu Aquileja zugleich mit dem Bischöfe Maximus anwesend waren, zählt das römische Martyrologinm mehrere unter die Heiligen, wie außer Valerianns von Aquileja und Ambrosius von Mailand auch Heliodorns von Altino, Philastcr von Brescia, Sa-binus von Piacenza und Bassianus von Lodi; cs kann daher nicht auffallend sein, wenn die Zahl dieser heiligen Bischöfe noch durch ihren Zeit - und Landesgenossen Maximus vermehrt wirb. Ueber den Martertod dieses Heiligen, welcher gewöhnlich angenommen, aber nirgends bestimmt angegeben wird, ergibt sich ein genügender Aufschluß aus dem Umstande, daß eben mit dem Ende des vierten Jahrhunderts jene furchtbaren Einfälle der Barbaren in das römische Reich begannen, mit denen die große Völkerwanderung ihren Anfang nahm, und daß diese meistens nrtn-nisch, irrgläubigen Völker nicht nur überhaupt gegen die römischen Landcsbcwohner, sondern insbesondere die katholischen Priester und Bischöfe wütheten. Sehr bezeichnend sind hicfür die Worte des h. Hieronymus: „Es sind mehr denn zwanzig Jabre, daß zwischen Konstantinopel und den julischen Alpen täglich römisches Blut vergossen wird. — Bischöfe wurden ergriffen, Priester und andere Diener der heiligen Altäre ermordet, Kirchen zerstört, die Reliquien 1S) Schoenleben Amiales Carnioliae. p. 191 et 2(5. Die Gkschichte der Stadt Laibach von Dr. Richter (im Archiv für die Geschichte Krain's II. III. S. 165 und 169). “) S. Hieronymi Epistola ad Virgines Emonenscs n. 10 et ad Antonimu monachum n. >2. Opp. t. 1. edit. Vallarsii. der heiligen Märtyrer zerstreut.« 1T) Man erinnere sich hierzu an den Umstand, daß der westgothische König Ala-rich bei seinem ersten Zuge gegen Italien an den Grenzen von Venetien eine Wendung gemacht, und zn Aemona fein Lager aufgeschlagen und sodann sich nach Noricum gezogen habe 1S). Hier kann man kaum anders atmet), tuen, als daß der als ein eifriger katholischer Hirt bekannte Bischof Maximus unter den Wuthausbrüchcn der fanatischen Gothen, wenn auch nicht den Tod eines Helden des wahren Glaubens gefunden, so doch mehrfache Pein und Mißhandlung erlitten habe, und daher nach seinem Hinscheiden den verklärten Streitern Christi beigezählt worden sei. Bei dieser Annahme erklärt sich auch der Umstand, daß der h. Maximus nicht überall als ein Mar-tyrer, sondern theilweise nur als ein Bekenner gefeiert wurde, wie bereits oben bemerkt worden ist; denn Märtyrer im strenge» Sinne werden gewöhnlich nur jene genannt, welche in den Peincn der Verfolgung selbst den Tod erlitten haben, während andere, die nicht unmittelbar in den Martern gestorben sind, häufig nur den Beinamen von Bekcnnern erhielten. b) Palricius oder Petrus, dann der h. Florius. Durch das ganze fünfte und durch mehr als die Hälfte des sechsten Jahrhunderts fehlt jedes gegründete geschichtliche Zeugniß über das Dasein von Bischöfen des alten Aemona; in den Stürmen der Völkerwanderung, von denen die Gegenden Krain's insbesondere getroffen waren, mag einerseits der bischöfliche Stuhl daselbst häufig leer gestanden, andererseits jede Nachricht über die Besetzung desselben verloren gegangen sein. Erst in den Akten der im Jahre 879 unter dem Patriarchen Elias zu Grado gehaltenen Synode erscheint unter den versammelten Bischöfen auch Palricius oder, nach einer andern Lescart, Petrus als Bischof von Aemona unterschrieben, und zwar mit folgenden Worten: Palricius, episcopus s. ecclesiae Emonensis bis geslis subscripsi. Die Akten der genannten Synode betreffen theils die Verlegung des Pa-triarchalstnhlcs von Aquileja nach Grado, theils die Weigerung der Bischöfe von Istrien und Venetien, sich den Beschlüssen der fünften allgemeinen Kirchcnvcrsammlung über die Verwerfung einiger irrgläubigen Schriften zn fugen; sie sind in mehreren, theils in den Worten des Tex-" tcs, theils in den Unterschriften der Bischöfe von einander abweichenden Handschriften vorhanden I9). Die Echtheit 17) Viginti et amplius anni sunt, quod inter Constantinopolim et Alpes Julias quotidie romanus sanguis effunditur. —■ Capti episcopi, intersect! presbyteri et divei-soi-um officia clcvicorum, subversae ecclesiae, martyi-um effossac reliquiae. (Hieronymi Epist. 35 ad Heliodorum cp. Opp. t. I. edit. Vallarsii.) **) Stilichoni r.untius pervenit, Alaricum relictis Epiris, et superatis angustiis, quae a Pannonia transitum ad Venetos impediunt, apud Emonam oppidum castra locasse. (Zosim. 1. V. c. 29.) ”) De Rubels Monumenta eccl. Aquilej. t. 1. p. 238 etc. Acta con-ciliorum edit. Mansi t. IX. p. 926. Auch Schoenleben Annales Earn. p. 320. dieser Akten wird zwar theils wegen des Inhaltes, theils haben 24). Beide Ansichten lassen sich wohl auf die Weise vermitteln, wie es bereits im Beginne dieser Abhandlung dargcthan worden, nämlich durch die Annahme, der selige Florins habe in Folge des heftigen Druckes der heidnischen Slaven und Avaren seinen Sitz im alten Aemona, im früheren Pannonien, verlassen müssen, linb sei anderwärts, nach Istrien, in das heutige Cittanova hingezogen, wie cs auch bei andern Bischöfen jener Gegenden geschehen ist. Aus solche Weise erklärt sich auch das Aufhören der Bischöfe von Aemona auf eine einfache Weise. Uebrigens wird über die Lebensnmstände und über den Tod dieses Bischofes berichtet, er sei auf einer Reise nach Konstantinopel, oder wie cs nach einer anderen Erzählung heißt, auf einer Wallfahrt nach Jerusalem, unterwegs zu Pola erkrankt und selig gestorben, und sei daher auch in der Kirche dieser Stadt beigesetzt worden 2ä). Nimmt man dessen Reise nach Konstantinopel als das Gewissere an, so läßt sich darnach die Zeit seines Todes bestimmen. Der Papst Gregor der Große spricht nämlich in einem seiner Briefe vom Jahr 899, daß mehrere iftrianische Bischöfe, welche cs in der Sache der fünften allgemeinen Kirchenversamm-lnng mit dem apostolischen Stuhle hielten, aber deßhalb von der in der Trennung von Rom beharrenden Partei Vieles zu leiden hatten, sich nach Konstantinopel begeben hätten, um vom Kaiser Mauritius Abhilfe in solcher Beschwerde zu erlangen20). Unter diesen Bischöfen mochte nun auch der selige Florins gewesen fein, da er es einerseits gewiß mit dem besseren Theile hielt, und sich bei ihm andererseits sonst nicht leicht ein Grund zu einer Reise nach Konstantinopel voraussetzen läßt. Bei einer solchen Voraussetzung fällt der Tod des seligen Florins in das Jahr 899 oder 600, eine Periode, nach welcher keine sichere Meldung von Bischöfen der alten pannonischen Stadt Aemona mehr vorkommt. 3) Welche Bischöfe von Aemona werden nur in Folge u n si ch e r e r N a ch r i ch t c n gena n n t? a) Castus, Gennadius imb Joannes. Außer den bisher angeführten Bischören der Stadt Aemona werden bei Schönleben und Valvasor noch andere Kirchcnfürstcn dieser Stabt aus der früheren Periode genannt; doch wird das geschichtliche Dasein derselben bereits bei diesen Geschichtsschreibern thcilweise in Zweifel gezogen. stellt sich aber im Lichte der neuern Kritik um so !0) Bergt, de Rubels Monuments cccl. Aquilej. t. I. p. 251 offeHCl' als ein klnbegründetcs dar 27). =") Berg,. Carli Rubbi dissertazione dagli vescovi Emoniesi (L’Istria zgtw Allem ist Castus, als angeblicher Bischof V0N t. V. 1850. p. 312). Dr. Kandier: Pel fausto ingresso del Rev. „ , , Bartolomeo Legat, utib Indieazioni per le cose storiche del Litorale. Aemona, zu erwähne». Fnr feilt ehemaliges Dasein wird “) Ben ben Reliquien des sei. Florius spricht ein Consecrationsbrief der Kirche zu Poln: Anno MCCCCLXXXVII. 18. nov. R. P. et D. Michael Ursinus episcopus Polensis consecravit boe altare ad ländern et honorem sirnimi Dei suh vocabulo infra seriptorum sanctorum , quorum corpora in ipso altan posilit: Corpus s. Theodor! M., s. Georgii M., s. Demetrii M., s. Florii E. C., s. Basilii E. C., s. Salomonis E. C. (Farlati lllyricum sacra t. I. p. 620.) 2S) Ughellii Italia sacra t. V. p. 220. Dr. Kandier Vicendc della s. ehiesa Emoniese (tu bev Schrift Pel fausto iugresso). wegen der mehrfach abweichenden Lescarten von mehreren Geschichtsforschern angefochten; doch wird selbst von diesen anerkannt, daß die Unterschriften einer anderen zu Aqni-leja und zwar einige Jahre vorher gehaltenen Synode entnommen seien 20). Insofern kann daher das Dasein eines Bischofes Patricius oder Petrus zu Aemona um das Jahr 879 nicht mit genügendem Grunde bestritten werden, wie es doch in neuester Zeit bereits versucht worden ist. Allein, wenn dieser Bischof auch nicht immer ans den Blättern der Geschichte gestrichen wird, so wird dessen Sitz von anderer Seite doch gern dem istrianischen Aemonia oder Cittanova zugeeignet 2ss. Der Behauptung, cs gehöre der genannte Patricius oder Petrus dem istrianischen Aemonia und nicht dem pannonischen Aemona an, kann doch mit triftigem Grunde entgegnet werden, daß eben das Dasein eines Aemonia an der Stelle von Cittanova noch viel zu wenig erwiesen sei; daß ferner ans der besprochenen Synode selbst Bischöfe von minder wichtigen pannonischen und norischen Städten, wie Scaravantia, Tiburnia und Celesa vorkommen, daher das Verschwinden eines Bischofes des pannonischen Aemona sich kaum erklären lasse; daß endlich selbst die frühe Errichtung eines bischöflichen Sitzes zu Cittanova geschichtlich noch zu wenig festgestellt sei, wie selbst die Folge dieser Abhandlung zeigen wird. Endlich gibt cs noch für einen Bischof von Aemona ein in gewissem Grade statthaftes geschichtliches Zeugniß, nämlich für den seligen Florius, dessen Reliquien in der Kathedralkirche zn Pola aufbewahrt werden, und dessen Andenken daselbst am 27. October gefeiert wird 22). Daß derselbe ein Bischof von Aemona gewesen, dafür spricht die Tradition der Kirche von Pola, welche ihn eben als solchen verehrt; doch wird dieses Aemona von einer Seite meistens auf das iftrianische Cittanova bezogen, und Florius selbst entweder für den ersten, oder für einen der folgenden Bischöfe dieser Stadt angesehen 23). Will man jedoch den Beweis auf den Namen Aemona als den des bischöflichen Sitzes stütze», so muß man in Betracht der bisherigen Darlegungen den seligen Florius eher der pannonischen also benannten Stadt, dem heutigen Laibach, zueignen, wie cs bereits Dr. Schönleben und Valvasor gethan S») Schoenleben Apparatus Garn. p. 81. Valvasor, Ehre bcs Herzog-thums Kram, Vlil. B. S. 650. Dr. Kandier Vicende della s. chiesa Emoniese (in bel' Sstrsst: Pel fausto ingresso); Carli Rubbi del s. Fiore (in ber Zeitschrift; L’Istria t. II. 1848. S. 232). 2Č) Gregorii epist. ad Anatolium Diac. 1. IX. n. 66. Opp. t. I. 27) Schoenleben Annales Carn. p. 236. Valvasor Vlil. B. S. 650 und 651. ein Schreiben des Papstes Damasus angeführt, mittelst dessen die Beschlüsse der unter ihm im I. 371 oder 372 zu Rom gehaltenen Synode bekannt gegeben wurden. Allein in den Akten und Decreten dieser Synode werden neben dem Papste nur die vornehmsten der anwesenden Bischöfe, so auch Valerianus von Aqnileja, genannt; von einem Bischöfe der Stadt Aemona geschieht keine Erwähnung, auch kommt daselbst überhaupt kein Bischof mit Cent Namen Castus vor 2S). Ein gleiches Bewandtnis) hat es mit den Bischöfen Gennadius und Joannes von Aemona, welche nach unsicher» Angaben in den zur Zeit des Papstes Symmachus zwischen den Jahren 501 und 504 zu Rom gehaltenen Concilien gegenwärtig gewesen sein sollen. Allein die echten Akten dieser Synoden enthalten unter den daselbst unterschriebenen Bisehöfen keinen andern aus der Provinz Aqnileja als den Bischof Venerius von Pola, und die Namen Gennadius und Joannes kommen überhaupt gar nicht vor29). Wohl kommt in den Acten der allgemeinen Kirchenversamm-lung zu Chaleedon vom I. 451 ein Bischof vor mit der Unterschrift Gennadius Hacmonensis, und möglich ist eS, daß Jemand dieses irrthümlich als Gennadius Hacmonensis gelesen; allein eine weitere genauere Untersehcift zeigt, daß dieser Gennadius nur der Stadt Hacmona in Phrygien angehörte so). b) Germanus und Eustachius. Neuerdings werden in den Schriften des gelehrten Geschichtsforschers Dr. Kandier zwei bisher nicht genannte Bischöfe von Aemona, obgleich mit Bezug auf Cittanova in Istrien, in der Reihe angeführt. Es ist zunächst Gerat anus, dessen Namen der genannte Gelehrte in der die Kirche von Pola betreffenden alten Schenkungsurkunde vom I. 546 z» finde» meint. Unter den Zeugen der Schenkung, mittelst deren der Erzbischof Maximian von Ravenna der Frauenkirche bei Pola gewisse Gründe vermachte, sind nämlich, außer dem Patriarchen Macedonius von Aqnileja und den Bischöfen Frugifcr von Triest und Isacius von Pola, auch die Unterschriften Germanus Bononiensis und Theodoras Brixinensis; und da in den bisher bekannten Verzeichnissen der Bischöfe von Bologna und Brescia oder Brixen die Namen dieser Bischöfe nidfi vorkommen und es überhaupt unwahrscheinlich ist, daß so entfernte Bischöfe nach Pola gerufen worden, so chließt Dr. Kandier, die besagten Unterschriften seien unrichtig verzeichnet worden und müßten anders gelesen werden, nämlich Germanus Emoniensis und Theodoras Petenensis 31). Es ist offenbar, daß eine solche 2") Vcrgl. Acta Conciliormn edit. Mansi t. III. p. 460. 23) Vcrgl. Collectio Conciliormn ed. Mansi t. Vlil. p. 253 etc. 3°) Gennadius Acmoncorum (zcöp 'stv.jinvtmr') episcopus provinciae Phrygian. (Coll. Conciliorum t. VI. p. 1090.) S1) Dr. Kandier Vicende della s. chiesa Emoniese (in dcr Schrift: Pel fausto ingresso; auch in Indicazioni per riconoscere le cose storiche del Litorale). Leseart nur ans einer Vermuthung beruht, und daß das geschichtliche Dasein eines Bischofes Germanus von Aemona hiermit nicht sicher begründet ist. Deßgleichen wird auch Eustachius als Bischof von Aemona um das I. 770 angeführt, was ebenfalls in Hinsicht auf die Bischöfe von Cittanova gcsd-icht; seine Zählung in der Reihe dieser Kirchen-hirten geschieht, mit Rücksicht auf die allgemeine Synode zn Nieäa, im I. 787, wo selbst in den Unterschriften ein Eustachius AemonenSis vorkommt. Allein hierbei ist zu bemerken, daß auf der genannten Synode überhaupt nur griechische Bischöfe anwesend waren, daß daher der erwähnte Bischof Eustachius nur der Stadt Aemonia in Thessalien, und nach anderer Leseart der Stadt Aemona in Phrygien angehörte, und hiermit weder auf das pannonische Aemona noch auf das istrianische Cittanova Bezug habe 32). 4) W elche d er Stadt Aemona z u g e eigne t e n B i s eh ö f e gehören eigentlich andern Orten an? a) Mauritius. Aus der bisherigen Darstellung erhellet es von selbst, daß seit dem Beginne des siebenten Jahrhundertes kein Bischof mehr vorkommt, dessen Name mit einem haltbaren Grunde auf das alte pannonische Aemona oder das uach-herige Laibad) bezogen werden könnte. Die Feindseligkeit der neu eingewanderten Slaven und der heftige Druck der Avaren hat dem Bestehen des bisd)öfl. Sitzes zu Aemona ebenso den Stoß gebracht, wie jenem der Hirtenstühle zn Tiburnia, Ccleja, Pclovio und Siscia. Nachdem der bischöfl. Sitz zu Aemona eingegangen war, fiel das oberhirtliche Recht über die demselben zugestandene Diöcese an die Kirche von Aqnileja, als die Mntterkirche, zurück. Es geschah dieß nach dem alten, bereits zu jener Zeit ausgebildeten kirchlichen Gesetze, daß Diöeeseu, deren Seelenzahl sich vermindert hatte, oder deren Hirten wegen erlittener Feindseligkeit zum Weichen gezwungen worden, mit andern benachbarten Diöeeseu vereinigt werden sollten 33). Daß es mit dem ehemaligen Bisthnme Aemona ein solches Abkommen gehabt habe, dafür spricht die geschichtliche Ueberlieferung, daß die neuerliche Einführung deö Christenthums in den Gegenden Krain's durch aqnilejisd)e Missionäre vollbracht worden sei, insbesondere war es der hl. Paulinus, Patriarch vom I. 776 bis 802, welcher die Bekehrung der am reehten Ufer der Drave wohnenden Karantaner und der benachbarten Völker, das ist eben der Krainer, vollendet, und die kirchliche Einrichtung unter denselben geordnet hat 34). Der häufig vor« 32) Collectio Conciliorum edit. Mansi t. XIII. Vcrgl. Mich bett Aussatz! „Dir Emoncnflschcn Bischöfe" („3dt)V. Blatt" 1836, Nr. 36) und Carli Rubbi dissertazione dagli vcscovi Emoniesi (in der Zcit-schrift: L’Istria t. II. 1848. S. 232). ss) Gregorii M. epist. 35. (Decret. C. VII. qu. 1. c. 43.) s‘) Praedicationi quoque cvangelicac vacabat, qua Carinthiae populos et nationes finitimas ad lidem Christi perduxit. (Acta Sanctorum m. januarii t. I. die 11.) gebrachten Annahme, als sei der bischöfl. Sitz vom panuo-„ischcn Aemona nach dem istrianischcn Cittanova im eigentlichen Sinne übertragen wordenso daß die nachmaligen Bischöfe dieser Stadt ein besonderes Recht über die Gegenden Krain's behalten hätten, widerspricht nicht nur die angeführte Thatsache, sondern auch die Folge der Geschichte, welche zeigt, daß die Patriarchen von Aquileja sich immer als die eigentlichen Bischöfe des Landes Kram betrachteten, und daß nur mit ihrer Bcoollmächtignng dann und wann die Bischöfe von Cittanova, am häufigsten jedoch die Bischöfe von Pedena geistliche Verrichtungen daselbst ausübten 35). Gleichwohl behaupteten Schönlebcn, Valvasor und selbst neuere Forscher der Geschichte Krain's, daß um das 3. 780 Mauritius Bischof von Aemona oder dem heutigen Laibach gewesen sei, indem von ihm als einem solchen eine Inschrift am Baptisterium zu Cittanova zeuge 3S). Allein die besagte Inschrift macht keine Meldung von Aemona, und bezieht sich selbst offenbar auf eineu spätern Mauritius, welcher wohl ein Bischof von Cittanova gewesen sein muß; die Inschrift lautet nämlich: HOC . T1GMEN . 1CETEVV0 . ALMOQVE. BAPTISTERIO. DIGNO MARMORE .... .. MAYRITIVS . EP1SC0PVS POPVLI . DO . SVMMO. ET . STVDIO . DEVOTE . PECTORE . TOTO . BEATE . IOANNIS . VIII. ... RE . SED . FLEARIS . PLVR . ANOS. etc. S7) Ganz deutlich heißt hier Mauritius nur überhaupt ein Bischof des dortigen Volkes (episcöpus populi), und ausdrücklich wird die Zeit des Papstes Joannes VIII. (beati Joannis VIII.......re) bezeichnet, was ans die I. 872 bis 882 hinweiset. Es kann daher dieser Mauritius auch nicht derselbe gewesen sein, von welchem der Papst Hadrian I. in einem Briefe an den König Pipin von Italien im 3.781 erzählt, daß ihn die erbosten Griechen als einen Anhänger der Franken geblendet hätten 3S). Dieser andere Mauritius wird bestimmt als ein istrianifcher Bischof bezeichnet, und wird mit Recht in der Reihe der Bischöfe von Triest aufgezählt; denn die Bischöfe dieser Stadt werden in Urkunden älterer Zeit oft überhaupt Bischöfe von Istrien genannt 39). 35) Man vergleiche die in den Mittheilungen des historischen Vereins enthaltenen Stistungsnrkunden der Klöster und Pfarren Krain's. Unter den Bischöfen, welche in früherer Zeit im Auftrage der Patriarchen geistliche Verrichtungen ausübten, finrct man in Schriften des ehemaligen Stiftes Sittich zuerst 1145 Bernardus von Triest, dann zwischen 1181—1300 die Bischöfe Poppo, Otto, VolricnS und Joannes von Pedena, und erst in einer Urkunde des Laibacher Domarchivs vom I. 1325 den Bischof Cancianus von Cittanova. 36) Schoenleben Apparatus p. 80; Valvasor Vili. B. ^0. 652; Mittheilungen 1852. S. 33. =’) Vcrgl. Dr. Kandier Vicende della s. chiesa Emoniese (in der Schrift ,Pel fauste ingresso). s') Crcdimus, quod ad V. E. aurcs pervenit de episcopo Mauritio Histriensi, qualiter zelo dueli Graeei quam ipsi Histrienses ejus oculos enrerint. (Hadriani P. epist. ad Pipinum regem.) S8) Gregorius Firmino, episcopo Histriae. (Gregorii M. epist. 33. lib. Es ist auffallend, daß diese zwei gleichnamigen, aber nicht gleichzeitigen Bischöfe in den neuesten Verzeichnissen der Bischöfe von Triest und Cittanova nicht genauer unterschieden, sondern beide zugleich in die Zeit des Papstes Hadrian I., in das I. 781 gesetzt werden 40). b) Osvaldus. Zu gleicher Zeit, als die Patriarchen von Aquileja das Werk der Christianisirung unter den Völkern südivärts von der Drave vollendet hatten, vollführten die Erzbischöfe von Salzburg dasselbe nordwärts von demselben Flusse; zur Sicherung der geschehenen Gründung des Christenthums setzten sie eigene Laudbischöfe in Kärnten ein, welche ihren Sitz zu Maria-Saal hatten43). Als in Folge dessen zwischen den beiderseitigen Obcrhirien ivcgen der Diöcesan-Grenzen Streit entstanden war, schlichtete Kaiser Carl der Große denselben dahin, daß der Draufluß die Grenze zwischen der Patriarchal - Diöccse von Aquileja und dem Erzbisthume Salzburg bilden sollte 42). Wenn man diese Umstände gehörig berücksichtiget, so kann man wohl nicht leicht dahin kommen, kärnten'schcn Landbischöfen irgend eine geistliche Gewalt in Krain einzuräumen, wie es Schönlebcn und Valvasor gethan haben, und doch ist selbst in neuester Zeit durch ein gleiches Versehen Osvaldus als ein Bischof von Aemona oder Laibach um das I. 850 angeführt worden 43). Dieser Osvaldus ist kein anderer als jener Landbischof, welcher zur Zeit der Salzburger Erzbischöfe Luipram und Adalvin das slavische Volk in Kärnten als geistlicher Hirt leitete 44). Als solcher war er ein Suffragan eben dieser Erzbischöfe und halte seinen Sitz zu Maria-Saal; er konnte umsoweniger ein Bischof von Krain heißen, als der größte Theil dieser Provinz und selbst der am rechten Drauufer gelegene Theil von Kärnten unter das Patriarchat von Aquileja gehörte. Die Provinz Krain stand zur Zeit des Mittelalters wohl in mannigfacher, jedoch nicht in allseitiger Beziehung mit ihrem Nachbarlande Kärnten; in kirchlicher Hinsicht gehörte sic immer zu Friaul und Istrien, und selbst in politischer Rücksicht stand sie so häufig, wo nicht noch häufiger in Verbindung mit den genannten zwei Provinzen als mit Kärnten. Daher ist es nothwendig, die jedesmaligen politischen und kirchlichen Verhältnisse von Krain genau zu XII. Opp. t. 1.) Gaudentius, episcöpus ecelesiac Tergestinae per Istriam universam. (Acta synodi rom. a. 679 in Collectione Con-ciliorum edit. Mansi t. XI.) 41) Vcrgl. Dr. Kandier: Pel fausto ingresso del R. M. Bartolomeo Legat, und Indicazioni per ricognoscere le cosc storiche del Litorale. “) Anonymi de conversione Carentanorum (in Kopitlir's Glagolita Clozianus). “) Capit. Carol! M. a. 811 (bei Valvasor VIII. B. S. 630, und de Rubels Monuments t. I. p. 400). “) Schoenleben Annales Garn. p. 419; Valvasor VIII. B. S. 652; Mittheilungen 1852, S. 33. **) Quorum, Luiprami et Adalvini temporibus Osbaldus episcöpus Sclavorum regebat geniern, et adhuc ipso Adalvinus archicpis-copus per semetipsum regere sludet geniern. (Anonymi de Con-vessione Carent. in Kvpitar'S Glagoli ta Cloz.) unterscheiden, wenn man in der Geschichte dieses Landes nicht irregeführt werden will 4S). Wunderlich ist es, daß der bemeldete Bischof Osvaldus zuletzt selbst in der Reihe der Bischöfe von Cittanova gezahlt werden konnte, wie cs sich ans dem neuesten Verzeichnisse dieser Bischöfe zeigt 46). Es scheint, daß bei der Eifersucht zwischen dem pannonischen und istrianischen Aemona jeder Theil sich begierig zuzueignen strebt, was er bei dem andern dem Anscheine nach Werthes findet, ohne der Sache jedesmal auf den Grund zu sehen. Es ist zu bedauern, daß die Geschichte auf solche Weise, statt aufgehellt und berichtiget zu werden, eher verdunkelt und verworren wird. Inwiefern der Schreiber dieses in die dunkle Partie der einstigen Bischöfe von Aemona einiges Licht gebracht habe, möge eine billige Kritik entscheiden; jedenfalls war cs sein redlichstes Streben, das Sichere vom Unsicher», das Wahre vom Falschen genau zu unterscheiden, und hiermit einer künftigen Geschichtschreibung von Krain den rechten Fingerzeig zu geben. Erklärung eines mittelalterlichen Grabdenkmales der Laibacher Domkirche *). Von Anton Jellouschek. (Mit einet- Abbildung,) Ungeachtet die durch die Franken zu Ende des achten Jahihundcrtcs wieder aufgebaute Stadt Laibach im Mittelalter, als Residenz der höchsten weltlichen Landesbehörden, zeitweise der Schauplatz mehr oder minder wichtiger Begebenheiten! war, so ist doch daselbst auö dem Mittelalter nur ein Denkmal vorhanden, welches aber, mit Rücksicht ans die Landesgcscl,achte, von sehr großer Wichtigkeit ist und bei näherer Untersuchung ein sehr großes Interesse darbietet. Es ist dieß ein in der hiesigen Domkirche vorhandenes Grabdenkmal aus röthlichcin Marmor, bei 3 Fuß hoch und 2V2 — 3 Fuß breit, daran sich, nebst den Insignien der bischöflichen Würde und drei M in Möuchsschrift, Nachstehendes befindet: Anno Domini MCCCCLYI in Die Sanofi Kiliani, odtis Reverendus Pr. (das ist: Pater) Marlinus Episcopus Pelinensis. Stein in der Wand unter dem Chore eingemauert. Der darauf stehende Name Marlinus bedeutet einen Bischof von Pedena dieses Namens, welcher in der Mitte des 15. Jahrhundertes, im Aufträge seines Metropoliten des Patriarchen von Aquilcja, in Krain die Functionen eines Gencral-Vicärs oder Weihbischofes versah. Es hatte zwar wohl Krain bis zum Ende des 8, Jahrhundertes zeitweise Bischöfe, welche ihren Sitz in der Hauptstadt Laibach hatten. Nachdem aber in Folge eines Streites zwischen dem Salzburger Erzbischöfe Arno einerseits, und Paulinus II., dann dessen Nachfolger Urban oder Ursus, Patriarchen von Aquilcja, andererseits, — betreffend die beiderseitige Diöcesan-Grenze, von Kaiser Carl dem Großen zu Aachen am 14, Juni 810 und 14. Mai 811, dann von dessen Sohne und Nachfolger Kaiser Ludwig I. am 27. December 820, das südlich von der Dran gelegene Land und somit auch Krain dem Patriarchen von Aqnileja, als Metropoliten, zugewiesen worden war, so bekam Krain über sechs Jahrhunderte keinen eigenen Bischof mehr, sondern es entsandten zeitweise die Patriarchen von Aquilcja zur Verrichtung geistlicher Functionen Geueral-Vicäre oder Weihbischöfe nach Krain, welche ihren Sitz wohl meistens in Laibach hatten. Hiezu waren sie auch noch umsomehr berechtiget, nachdem Kaiser Friedrich II. am 7, Februar 1214 dem Patriarchen Wolfkcr oder Volcherus von Lenbrechtskirchen die Mark Krain geschenkt hatte, welcher nun auch, seit dem von Rom seinen Vorgängern schon durch zwei Jahrhunderte zugestandenen Münzregale Gebrauch machend, in Aquilcja Silbermünzen schlagen ließ. Als im I. 1434 das Bisthum von Pedena (in Istrien), welches Kaiser Constantin der Große im I. Chr. 324 gestiftet hatte, vacant wurde, setzte Papst Eugenius IV. den Peter Justinianus zum dortigen Bischöfe ein, welcher auch durch zehn Jahre dem Bisthume ungestört vorstand. Der indessen auf dem Conciliabulum zu Basel am 3. November 1439 erwählte Gegenpapst Felix V. ernannte aber im I. 1448 einen gewissen Martians zum Bischöfe von Pedena. So hatte also Pedena seit dem I. 1443 zwei Bischöfe, nämlich den Peter Justinianus und den Martinns, welcher letztere aber, obschon er, weil Peter Justinianus noch bis zum I. 1464 lebte, niemals vom genannten Bisthume reele» Besitz nehmen konnte, dennoch auf den Titel „Bischof von Pedena" nicht verzichten wollte. Martinas wurde nun, zur Vorbeugung von Unruhen, im I. 1449 von seinem Metro- Dicser Grabstein lag in der vorigen Domkirche, welche nach dem am 27. Juni 1386 stattgefnndenen Brande wieder polite» Ludwig Hl. Scarampus de Mezzarotla, Patriarchen aufgebaut worden war, über 200 Jahre unter der Kanzel i von Aqnileja, nach Krain als General-Vicär oder Wcih-mib wurde in der zu Anfange des vorigen Jahrhundertes Bischof geschickt, in welcher Eigenschaft er unter Andern! neu erbauten gegenwärtigen Domkirche unter den Chor über-! im I. 1434 ven Aliar in der Schloßkapelle zu Reifuiz setzt, daher er auch genug deutliche Spuren trägt, daß echweihcte, und nach zwei Jahren, wie es auf dem ober-durch viele Jahre am Boden gelegen sei. Nun ist dieser wähnten Grabsteine heißt, am 8. Juli 1436 zu Laibach --------------------- ! starb. (Austria Sacra, HI. Tbcil, V. Band; Valvasor ") Vcrgl. di- Aufsätze: „Kirchliche Eintheilung Krain's (Archiv für,VIII. Buch, Seite 581, 645, 633 und 679.) Valvasor die Geschichte Krain's II. III. S. 82 ff.). „Die politischen Verhält? .t