Mittheilungen des historischen Vereines für Krain im Juli 18»®. 31cbigirt oom proo. Secretar und pmfccten (ßfias 3te6itscf). Die älteste Geschichte Krain's und der Gebiete von Görz und Triest, bis auf die Zeiten des Claj. «Fislhes Claesas* Octaviamis Augustus um das Jahr S3 *. Chr. Geb. user heutiges Vaterland Krain hatte in den ältesten Zeiten nicht den Umfang, dessen es sich gegenwärtig erfreut, sondern war nur der Mittelpunkt, an den die Länder Jllyrien, oder, wie Floras schreibt, Liburnien, Istrien, Vcneticn, später Karinen, Noricum, Pannonien und zwar an Japydien, d. i. an den heutigen Schneeberg (Albius mons) und an einander gränzten. Die Lage und den Umfang dieser Lander, so wie die Schicksale ihrer Bewohner näher kennen zu lernen, wird für die Freunde der Geschichte überhaupt und für die Krainer insbesondere nicht ohne Interesse sein. Zur Erreichung dieses dreifachen Zweckes wird der Anfang mit Jllyrien oder Liburnien gemacht. Dieses lag mit seinen vorzüglichen Städten Tersaticum und Senia, heutzutage Tersat und Zeng, zwischen Japydien, Istrien, Dalmatien und dem adriatischen Meere. Weit am ganzen Gestade dieses Meeres verbreitet legten die Stimmer, nach Strabo, zahlreiche und bequeme Seehäfen nicht nur auf der ganzen Küste, sondern auch auf den benachbarten Inseln an *), trieben von da einen ausgebreiteten Handel auf ihren berühmten schnell segelnden libnrnischen Fahrzeugen, wie Appian schreibt 1 2), erwarben sich dadurch und durch ihre Seeräuberei nicht unbedeutende Reichthümer, häuften stolz auf diese unter ihrer Königin loutana Schandthat mit Frevel, und zogen sich dadurch von Seite der Römer Neid, Rache und Verderben zu. Um diesen Uebelthaten ein Ende zu machen, schickte Rom eine Gesandtschaft an die Königin Teutana, allein diese hat in ihrer Wildheit die Gesandten nicht nur nicht angehört, sondern ließ sie gleich den Opfcrthicren mit dem Beile erwürgen. Die 1) Tota lllyrici ora oppido est commodis instructa portubus, cum ipsa, tum insulae vicinae. 2) Liburni navibus plurimum insignes fuisse memorantur, navibus citis levitateque praecipuis. Folge dieser Unthat war ein für die Liburner verderblicher Krieg, den der römische Feldherr Knäus Fulvius Centimalus im Jahre 218 v. Chr. Geb. unternahm, die Nation nach Florus weit umher demüthigte, und die Ersten derselben, rote es den römischen Gesandten geschah, mit den Beilen erwürgen ließ 3). Das zweite Land, welches in seinem Norden mit Japydien (jetzt unserem Schneeberge) in nächster Verbindung stand- und ferner noch von den Euganern, später Venetern, endlich Karniern und von dem Meere eingeschlossen war, ist Istrien (Histricn). Woher mag wobl dieses Land seinen Namen erhalten haben? Darauf antwortet der römische Geschichtsschreiber Justinns, indem er auf das griechische Heldenalter und auf die erste in demselben um das Jahr 1250 erfolgte gemeinsame Unternehmung der Griechen, d. i. auf den Zug der Argonauten nach Kolchis übergeht 4). Nachdem Jason, Aemoniens Prinz und Urheber dieses Zuges, Kolchis erobert, und das goldene Vließ (den Schatz des Königs Äetes) mit Hilfe der königlichen Tochter Medea geraubt hat, nahm er mit seiner Gehilfin die Flucht nach dem schwarzen Meere, auf der ihn Äetes verfolgte. Aus diesem Meere schiffte er, nach Plin ins, in den Jster (Donau), aus dem Jster in die Save und aus der Save in die Laibach (Nauporius, Schiffträger), welcher zwischen Acmona und den Alpen entspringt 5). Welch' eine glaubwürdige Autorität, daß unser Laibach wirklich auf den Trümmern von Aemona erbaut ist, besonders da der Name selbst, da auch noch der treffliche Sozomen dafür so laut spricht, daß es der Aemonier Jason zum Andenken an sein ihm theueres Vaterland gerade hier angelegt hat, als er an der Fortsetzung seiner Flucht durch den Winter gehindert wurde ß). Als nun dieser schwand, und dem Frühlinge s) Itague Cnaeo Fulvio Centimulo duce, late domantuv. Strictae in principum colla secures, legatorurn manibus litavere. *) Istrorum gentem fama est originem a Colchis ducere, Istrique a vocabulo amnis, quo a mari concesserant, appellate 5) Subiisse autem navem Istro, dein Savo, dein Nauporto, cui nomen ea causa est, inter Acmonam et Alpes exorienti. c) Argonautae Äetdn declinantes non eundem in reditu cursum tenue-runt, sed transmisso mari, quod super Scythas est, per flumina, quae per illas partes labuntur, ad Italorum pervenerunt fines, atque ibi hyemantes urbem condiderunt nomine Acmonam. Platz machte, setzte Jason seine Flucht nach dem adriaUchcn j Bewohner Afo&roi Encfi Hcncti Veneli, daher die Lob- und Meere fort, indem er sein Schiff Argo, nach Plinius und Ruhmwürdigen? Ihre ursprünglichen Wohnsitze waren in Justinus. auf den Schultern der Bewohner unserer jetzigen Gegenden 7) und, nach Sozomen, durch eine Maschine s) in das adriatische Meer nicht weit von Tergcste (Triest) bringen ließ. Als er selbst dahin kam, begegneten ihm die Kolchier unter der Anführung des königlichen Prinzen und Medecn's Bruder Absyrt, der den griechischen Räuber durch den Bosporus Thracius, Propontis, durch das ägäische, jonische, abriatische Meer, und nach dem jetzigen Fiumaner zwischen Istrien und Liburnien liegenden Meerbusen verfolgte. In dieser Lage kamen Jason und Medea einerseits, und Absyrt andererseits aus der im letztgedachten Meerbusen liegenden Insel Brigeis zusammen, und sprachen von einer Aussöhnung. Als sic zu diesem löblichen Ende die Schwelle des Dianen-Tempels betraten, war Absyrt von seiner unmenschlichen Schwester niedergestochen und die Mörder flohen nach Griechenland. — Diese Schandthat veranlaßte die Kolchier, auf der Insel, die seitdem Absyrtis genannt wurde und auf der gegenüber liegenden Erdzunge sich niederzulassen, Auf der letztem erbauten sie eine Stadt, die sie in ihrer Sprache Pola nannten, und die nun in Hinsicht unseres österreichischen Seewesens besonders merkwürdig zu werden beginnt. Warum aber dieses Ländchcn Istrien genannt wurde, hat Justiuus schon oben gezeigt, wie es tu eine Berührung mit den Römern und mit welchem Erfolge kam, wird hier Florus zeigen: Seitdem sich die verschiedenartigen Stämme Jstrien's; Griechen, Kolchier, Illyrier oder Liburner, des gemeinschaftlichen Namens Istricr erfreuten, trieben sie bei ihrer znm Verkehre günstigen Lage mit ihren Nachbarn, und unter den Griechen insbesondere, mit den wilden Aetoliern einen blühenden Handel. Dieser Umstand gab den Römern Veranlassung, mit den Actoliern in einen Kampf zu gerathen, an dem die Istricr, wie Florus schreibt, zu Gunsten der Actolier Antheil nahmen 9). In dieser Lage griff der römische Feldherr Knäus Manlius den Feind, die Histricr (Jstricr) heftig an, allein er wird von demselben mit dem Verluste seines Lagers auf's Haupt geschlagen. Dieser Sieg der Jstricr, wer sollte es glauben, war ihr Ruin; denn indem sie in dem eroberten römischen Lager über die köstliche Beute herfallen, überfällt sie der römische Feldherr Appius Pülcher, größtentheils unter Schwelgerei und dergestalt zechend, daß sie von Sinnen waren. Selbst der König der Jstricr, der einen Apulier ritt, stürzt mehr als ein Mal im Taumel der Trunkenheit von demselben herab, und nachdem er aufgeweckt worden, kann man's ihm kaum begreiflich machen, daß er gefangen fei. So, so kam Istrien unter das römische Joch, und wie Vcuctien und dessen 7) Humeris traiisvectarn alpes diligentiores tradunt. 8) Argo navim opera incolarum adjufci per terram machina quadam tractam. °) Hi stri sequuntur Aetolos guippc bellanfces eos nuper adjaverant. Et initia pugnae prospera hosti fuerunt, cademque exitii causa. Kleinasien in der Landschaft Papflagonien, in welcher sie unter dem Namen Hereti und ihre Städte unter der slavischen Benennung, Sora, latcin aurora, deutsch Morgenröthe; Carusa, latcin frumentum saracenicutn, deutsch türkischer Weizen und Zagora, hinter deni Walde, genau vorkommen. Daß besonders Zagora echt slavisch ist, sieht jeder Slave vollkommen ein, und überdieß bestätigt es die auf unserer Eisenbahn zwischen Laibach und Steinbrück bestehende Station Zagor, so wie die im Agramer und Warasdiner Komitate vorkommende weite Gegend Zagoricen. Der rühmlich bekannte Gebhardt zeigt in seiner Geschichte aller wendisch-slavischen Staaten, daß, nach Dobner und Jordan, schon Herodotus, Homer und Polybius bie Venelos, Enetos, vom griechischen Worte cävog Lob, die Lobwürdigen nannten, woraus nach seinen Worten erhellet, daß der Rame Wende eine bloße Uebersctznug des wahren Volks-namcns Slavni (die Löblichen, die Rühmlichen) ist. Ferner schreibt Gcbhardi, daß nach dem, was der Herr Hofrath Heyne von den Scythen oder Skolothen ausfindig gemacht hat (Allgemeine Weltgeschichte nach dem Plane Guthrie und Gray) es nicht unwahrscheinlich ist, daß die Wenden aus dem scytisch-skolotischen, hicmit auch aus dem Amazo-ncn-Stamme entsprossen sind, da diese, nach Justinus, Weiber der Scythen waren, aber von ihnen getrennt ein eigenes Reick in Kleinasien, im Königreiche Pontus, am Flusse Thermodon, gegründet haben 10). Diesen ihren neuen Besitz vertheidigten die Scythen gegen ihre Nachbarn viele Jahre, allein von diesen in einen Hinterhalt gelockt und gctödtct, verließen sie ihre Weiber in der Noth, die sie zu Heldinnen gebildet hat. Diese zu gleicher Zeit ohne Vaterland und ohne Gatten ergriffen die Waffen und wagten cs, ohne daß uns die Geschichte ein ähnliches Beispiel liefert, ihren neuen Staat ohne allen männlichen Beistand zu behaupten, und ihn auch nach Justinus gewaltig zu vergrößern 11). Denn sie drangen vom Pontus bis znni ägäischen Meere vor, wo sie Ephesus, eine der berühmtesten Städte Jonien's, nebst andern erbauten, sich anderer bemächtigten und unter ihrer Königin Panthesilea, als Bundesgenossin der Trojaner, gegen die Griechen auf's Tapferste fochten. Indessen ist Panthesilea während des gedachten zehnjährigen Kampfes uad) Justinus mit ihrem Heereli), so wie der alte König Pylämen von Paphlagonien, nach Corn. Nepos I3), erlegt worden, und der Rest beider Heere theilte das Los 10) Amazonam a Scythis origo. Sed apud Scythas medio tempore duo regii juvenes Yliiios et Scolopilus, per factionem oplimatum domo puls! Amazonum regna jnxta amnem Ttiermodonta condi-derunt. 1') Singulare omnium seculorum exemplum ausae auxere rempublicam sine viris; jam etiam cum contemtu virorum setuentur. 12) lnterfecta demum Penthesilea, exercituque ejus absumto — — 13) Erat eo tempore Thyus dynastes Paphlagoniae anliquo genere natus a Pylaemene illo, quem Homeras Troico hellos a Patroclo interfectum ait. der Trojaner, wie es nicht zu zweifeln ist, da cs Livius, die eben gedachte Angabe Justins: Penthesilea sei mit ihrem Heere erlegt worden, umstoßend bestätigt, indem er schreibt, daß Antonor nach verschiedenen Unglücksfällen mit einem großen Hansen der Heneter in den innersten Meerbusen des adriatischen Meeres gekommen, und daß die Trojaner und Heneter nach der Vertreibung der Euganer, welche zwischen dem Meere und den Alpen wohnten, jenes Land im Besitze hatten 14). Im gleichen Sinne drückt sich Virgilins über diesen Gegenstand aus, indem er schrieb, daß Antenor den Griechen entwischt, in die Meerbusen der illyrischen Meere eindrang, und das Reich der Liburner und die Quellen des Timavus eroberte 15). Nach diesen beiden höchst glaubwürdigen römischen Quellen kamen unsere Veneti, Wenden, Slavni, und zwar nach der Angabe unseres trefflichen Linhart, um das I. 1181 v. Chr. Geb. in unsere Gegenden. Von hieraus verbreiteten sie sich, besonders nach dem Erfolge ihres Sprachgebrauches zu urtheilen, gegen Norden nach Noricum, gegen Osten nach Japydien und Pannonien und gegen Westen nach Italien zwischen das adriatische Meer und die Alpen der Euganer, wo der oft gedachte Prinz Antenor Padua erbauet hat. Von diesen Venetern ist, nach Goropius Becanus, eine Colonie nach Gallien, wo sie an der Westküste dieses Landes ihre Wenden (Vendeer) abgesetzt hat; eine zweite nach Jütland und aus diesem Laufe eine dritte an die deutsche Ostküste ausgesaudt worden, wo sie unter dem Namen der Wenden erschien und Stisterin so vieler wendisch - slavischer Reiche in Deutschland wurde. Herr Dobner hält es dagegen für wahrscheinlicher, daß die Veneter zu gleicher Zeit nach Venetien, Gallien und Wendland aus Asien eingewandert sind. Diese beiden, obgleich sich widersprechenden Angaben, schwächen nicht, sondern bestätigen vielmehr die historischen Wahrheiten, daß die Süd- und Nordwenden eine und die nämliche Nation sind, daß diese Nation mit den scythisch-sarmatischen Enkeln und ihren Brüdern die jetzige große slavische Nation gegründet hat. Um dem oben votgczeich-neten Zwecke zu entsprechen, ist es nöthig, aus die am unseren Timavus und zwischen den Alpen und dem adria-tischen Meere wohnenden Veneter wieder zurückzukommen. Daß diese nach dem trojanischen Kriege um das I. 1181 v. Chr. Geb. in Jllyrien gelandet, Liburnien und das Land am Timavus eingenommen und sich gegen Westen zwischen dem adriatischen Meere und den Alpen der von ihnen besiegten Euganer bis über das neue, von ihrem Anführer Antenor crbaucte Patavium ausgedehnt haben, ist schon 1 *) Casibus deinde yarns (Antenorem) cum multitudine Henetum, qui seditione ex Paphlagonla pulst et sedes et dueem rege Pylae-mene ad Trojam amisso quaerebant, venisse in intimum marts Adriatic! sirnim, Euganeisque, qui inter mare alpesque inco-lebant, pulsis, Henetos Trojanosque eas tenuisse terras. “) Antenor potuit mediis elapsus Achivts Illyrios pcnctrarc sinus, atque intima tutus Regna Liburnorum et fontem superare Timavi. oben gezeigt worden. In dieser Lage blieben sic bis zur Ankunft der Gallier (Celten), welche unter Bellove su s ans Gallien in Italien im I. 588 v. Chr. Geb. einbrachen und es durch Jahrhunderte gewaltig erschütterten, im ruhigen Besitze ihrer gedachten Länder und erwiesen dem ätolischen Könige Diomedes, der nach dem trojanischen Kriege auch sein Vaterland verließ und nach langen Wanderungen, besonders in Unter-Italien, wo er Arpi erbauete und darauf auf der venetischen Küste landete, am Timavus göttliche Ehren, indem sie ihm früher einen Tempel erbaueten und ihm in demselben ein weißes Roß zum Opfer brachten. Seit dem aber, wie eben gesagt wurde, die Gallier Italien erschütterten, empfanden auch die Veneter ihre Gegenwart, indem sie von ihnen gezwungen wurden, sich über den Tagliamento zurückzuziehen, um ihnen eine Pforte gegen Osten zu öffnen. Seitdem war nun das Land zwischen dem Tagliamento im Westen, zwischen Istrien und Japydien im Osten, zwischen dem Triestcr Meerbusen im Süden und zwischen den Alpen im Norden, nicht mehr Venetien, sondern Karnicn genannt. Dieser Wechsel geschah um so gewisser und bestand auch zur Zeit der Monarchie Rom's ebenso gewiß, als Strabo Beides bestätigt ie). Ans diesen ihren neuen Wohnsitzen beunruhigten die Karnier die sie verfolgenden Römer. Diese eroberten Aquileja und erhoben es zu einer Pflanzstadt im I. 180 v. Chr. Geb., um den unbändigen Nachbarn ein Bollwerk entgegen zu setzen, wie Livius bestätiget 17). Da indessen die Römer, ungeachtet dieser Vorsicht, von ihren unbändigen Nachbarn vorwärts stets gewaltig beunruhigt wurden, so ließ sic der römische Consul Aulus Manlius Volso durch den Feldherrn Appius Pülcher am Timavns 173 Jahre v. Chr. Geb. angreifen, und sie wurden auf's Haupt geschlagen und dadurch gezwungen, sich unter das römische Joch zu beugen. Durch diese Eroberung Karnien's und früher Venetieu's, daher des jetzigen Görzer und Triestcr Gebietes, kamen die Römer in die unmittelbare Berührung der ihnen im Osten und dem Schnecbcrge im Westen liegenden Japoden und überzeugten sich bald von der Rnubsucht ihrer Nachbarn, die sie, nach Hirtius, besonders durch ihre Uebcrfällc der nunmehrigen römischen Pflanzstadt und frühern karnischen Fleckens Ter-gestc an den Tag legten ls). Dieß zwang den römischen Consul Cajns Sempronius, sie anzugreifen, allein er war von ihnen geschlagen. Als darauf Dccius Junius Brutus 117 v. Chr. Gcb. gegen diesen Feind den Angriff wagte, warf er ihn, als früherer Besieger Lusitanicns, gänzlich zu Boden und brachte ihn so unter das römische Joch. Zu Rom selbst entstand das erste Triumvirat zwischen Pompejus, Cäsar und Crassus, und Cäsar erhielt nach einer zu Ravenna mit CrassuS und zu Lucca mit Pompejus gepflogenen Verabredung im I. 58 v. Chr. Gcb. bas Commando in Gal- ,e) Trajectus montis est per Ocram a Tergesta vico Carnico. Sita est Aquileja extra Venetorum fines. 17) Aquileja colonia Latina eodem anno in agro Gallorum est deducta. lien und in diesen nun unsern Gegenden, die man damals zn Jllyricum schlug. Als aber Cäsar int Senate bei der Bildsäule des Pompejus am 15. März 44 v. Chr. Geb. von Caska, Cimber, Maretis Brutus und Cassius mit 23 Wunden niedergestoßen war, so traten die meisten illyrischen und gallischen Volkszweige im Angesichte Italiens feindselig gegen Rom auf. In dieser Lage erschien Cäsar Octavianus angenommener Sohn des gemordeten Julius Cäsar aus der Schule von Apollonia in Nom. Von dort begab er sich nach Jlly-rien. Gegen dessen Bewohner unternahm er den Kriegszug, wie Florus sagt, in Person 19), und durch ihre Niederlagen gelangte er zu den wilden transalpinischen Japoden, welche nach Appian, Aguileja und Tergeste, die römischen Kolonien ausplünderten 20). Nachdem er durch die eben gedachten Niederlagen der Japoden die Städte: Monetium, Avendo, Arupium und Terpo erobert hatte, griff er Metnllum, die Hauptstadt dieser sehr wilden Nation, an. Als ihn hier Wasser und Feinde drängten, als der Soldat die Höhen zu ersteigen zögerte, riß er ibm den Schild aus der Hand, und nachdem die Feinde bei ihrer Stärke drei Brücken abgebrochen, geht er über die vierte selbst voran, das Kriegsheer folgte nun, und er, verwundet au Händen und Füßen, glänzender, da er blutet, majestätischer in der Gefahr, haut er den Feind von hinten zu gänzlich zu Boden. Nachdem nun, nach Appian, die Me-tnllier besiegt und die Stadt vom Feuer so verzehrt wurde, daß von ihr keine Spur übrig blieb, ergaben sich die übrigen Japoden dem Cäsar ans Furcht. So trugen damals zuerst die über die Alpen wohnenden Japoden das römische Joch, und zwar int I. 32 v. Chr. Geb. 21). Vom monte Albio, d. i. von unserem Schneeberge, diesem erhabenen Schauplätze seines glänzenden Sieges, sah Cäsar nun auf das ihm gegen Osten liegende Pannonien. Von diesem schrieb Florus: Zwei Wälder nebst dreien Flüssen, der Dran, Sau und Jster, verschanzten die Pan-nottier. Diese zu bezwingen, schickt er den Vibius ab. An jedem dieser Ströme mußten sie bluten 22). Nachdem nun auch die Paunouier, und zwar wie es sich zeigt, nur die nächsten Nachbarn der Japoden den römischen Arm zu fühlen angefangen halten, schickte Cäsar seinen Stiefsohn, Clatidius Dru-sus, gegen die Noriker, als noch unüberwundenen nördlichen ls) Ne quod simile in commodum accidcret decursione barbarorum, ac superiors aestate Tergestinis accidisset, quia repentino latro-sinio ac impetu eorum erant oppress!. le) ln hos expeditionem ipse flumsit. 30) Japodes, qui ultra Alpes incolunt, natio ferocissima ac poene sylvestris, Aquilejam quoque excurrere, et Torgium Romanorum coloniarn depraedati sunt. M) Devictis Metulliis et civitate eorum incendio ita absumta ut nullum tam ingentis urbis superfucrit vestigium Japodum reliqui timore dueti seipsos Caesari dedere. Sic Japodes, qui ultra Alpes incolunt, tune primum Romanorum tulerc jugum. M) Pannonii duobus saltibus ac tribus fluviis Dravo, Savo, Histro-que vallabantur. In hos domandos Vibium misit. Caesi sunt in utrisque fluminibus. Nachbarn der Japoden. Den Norikern, schreibt Florus, gaben Alpen und Schneemassen Muth, — als könne der Krieg die Höhen nicht erklimmen, allein er bringt sie, ungeachtet dieser Hindernisse, durch seinen Stiefsohn Claudius Drusus gänzlich zur Ruhe 2S). So liegt demnach auf Grundlage der glaubwürdigsten Historiker des Alterthums die älteste Geschichte Krain's, der Gebiete von Görz und Triest bis ans die Zeiten des Kaisers Augustus, dem denkenden Leser in der versprochenen Kürze und möglichen historischen Wahrheit vor den Augen. Präfect R e b i t s ch. Erwiderung dcS Dr. P rinzing er aus die Jsrittfi des De. 3 fro of. In Nr. 81 der „Wiener Zeitung" vom 10. April 1858 werden die „Mittheilungen des krain. histor. Vereins von 1857“ angezeigt und von dem Anzeiger die Behauptung aufgestellt: „daß Dr. Jlivof die Gehaltlosigkeit meiner ältesten Geschichte des baier.-österr. Volksstammes in diesen Mittheilungen schlagend und mit großer Sachkeuntniß nachgewiesen habe.“ . Ich würde über die Kritik des Dr. Ilwof in den genannten Mittheilungen nichts erwidert haben, wenn sie auf diesen Ort beschränkt geblieben wäre; ich konnte eine unbefangene Beurtheilung meiner Arbeit au diesem Orte nach den ganz verschiedenen Ansichten, welche dort walten, ohnehin nicht erwarten. Jeder Vorurtheilsfreie würde aus oer gemeinen und selbstgefällige» Sprechweise auf den Kritiker geschlossen, er würde bei eigener Durchlesung der Kritik die Art ihrer Begründung und die Berechtigung des Kritikers zum Spruche geprüft und diese dann um so eher in Zweifel gezogen haben, wenn er das damals erschienene, verworrene Geschichts-Heftchen des Dr. Jlwof kannte, welches die Meinungen der neuern Schriftsteller über die Urbevölkerung Noricums zusammenträgt und überall dort keltische Urbewohner annimmt, wo ich deutsche behaupte. Nachdem aber die Kritik durch landsmannschaftliche Gönnerhand Eingang auch, in die genannte Zeitung und auf solche Weise gefunden, so sehe ich mich zur Vertheidigung genöthigt. Jlwof beginnt seine Kritik damit, meine Arbeit als ein durch und b n r et; verfehltes Product eines Mannes zu bezeichnen, welcher zum ersten Male den schlüpfrigen Boden wissenschaftlicher Production betrete, ohne jedoch für die äußerst schwierige Frage die nöthigen Vorkenntnisse in den klassischen Sprachen zu besitzen und ohne d i e b e d e u t e n d e n V o r a r b e i -ten, welche gerade in der letzten Zeit auf diesem Felde 23) Noricis animos dabant Alpes atque nives, quo bellum non posset ascendere, sed illos per privignum suum Claudium Drusum per-pacavit. in reicher Fülle geliefert wurden, zu kennen. Jlwof schließt seine Kritik mit den Worten: „Ich möge ein tüchtiger Jurist, ein gewandter Advokat sein (und bin sonst so ungeschickt!), um aber auf dem Gebiete der Wissenschaft (also unser Jus keine Wissenschaft!) als selbstständiger Arbe-iter zu erscheinen, dazu fehle mir jede Berechtigung." Ja, Jlwof stellt sogar meine gute Absicht in Frage. — An den aufgeführte» Eingang seiner Kritik hängt er die Bemerkung: „ES mache von vornhin ein einen üblen Eindruck" — wenn man Werke, wie „Brockhaus' Conversations-Lexicon". oder „Mannert's Zeitungs-Lexicon", oder das „Stuttgarter Conversations-Lexicon" unter den Quellen und Hilfsmitteln citirt lese; wenn auf jeder Seite Redensarten, wie: „ich glaube", „mir scheint", „meines Dafürhaltens" aufstoßen, wenn man Zelten statt Kelten oder Celten, Zäsar statt Cäsar gedruckt finde; wenn der Nibelnngc Not nach einer schlechten Ueber-setzung statt nach der allgemein verbreiteten Lachmann'scheu Ausgabe angeführt wird; wenn in einem Werke, welches sich vorwaltend mit der baicr.-östcrr. Mundart beschäftigt, Schmellcr's Wörterbuch und dessen Grammatik dieses Dialcctes nicht benützt sind; wenn der Verfasser selbst bekennt, daß er auf die Arbeiten der Herren T e r st e n j a k und H i tz i n g e r und auf K o l l a r's altslaoisches Italien erst durch M. Koch aufmerksam gemacht worden sei, und sie also nie eingesehen habe; wenn die wenigen Worte und Sätze aus griechischen Klassikern augenscheinlich (!) nicht nach Original-Ausgaben, sondern aus andern Werken, meistens oder vielleicht (!) immer aus Much a r's keltischem Noricum, ohne Accente citirt, und wenn selbst Plin ins und Strabo nie in der Ursprache, sondern stets nach Uebersctzungcn angeführt werden. — Gegen diese Vorerinnerung, deren Kleinlichkeit zum größeren Theile ohnehin auffällt, weil sie nicht das Wesen und den Inhalt, sondern nur die Form und die Anmerkungen schulmeistert, bemerke ich vorerst, daß ich nicht gelehrt und für Gelehrte, sondern für alle gebildeten Leute erzählen wollte, weil nach meiner Ueberzeugung Jedermann die vaterländische, wenn anch ältere Geschichte wissen und verstehen kann und soll, und weil gerade dieser Theil unserer Geschichte durch Zank und Hader berufener und Unberufener Gelehrten zum dürren Schlachtfcldc geworden, auf dem nur der gesunde Sinn gebildeter, aber nicht gelehrter Leute wieder einen grünen Halm zu ziehen im Stande ist. Demjenigen, der kritisirt wie Herr Jlwof, dem verdanken wir den Frühling auf diesem Felde sicher nicht. Wer sich an dem Citate des Brockhans'schen Lexicons oder an jenem des Mannert'schcn Zeitungs-Lexicons, oder an dem, ein einziges Mal vorkommenden Citate des Stuttgarter Conversations-Lcxicons unten in den Anmerkungen — denn sonst kömmt es nirgends vor — stößt, der mag es sich wegdenken; ist der Inhalt des Gesagten wahr und richtig, so liegt an der bloßen aumerkmigsweisen Berufung nichts. Ueberdieß sind das Brockhaus' - und Maimert'sche Lexicon, mit Ausnahme vielleicht von ein Paar Fällen, nie allein, sondern stets nur nebenher, neben geschichtlichen, geografischen und völkerkundigen Werken berufen, und zwar für jene Leser, welche sich im kurzen, überall zugänglichen Wege von dem Behaupteten überzeugen und zugleich die weitere Quellen-Angabe finden wollen. Das Brockhaus'sche Lexicon ist ja doch auch wieder nur von unterrichteten Leuten, um zu belehren, und nicht, um die andern Leute anzuführen, geschrieben worden. Dem Manne der Forschung im Gebiete der V o r z e i t dürfte die Sprache des Dafürhaltens und Glaubens besser anstehen, als die gebieterische und rechthaberische Sprache. Etwas mehr Bescheidenheit wäre recht vielen unserer Schriftsteller sehr anzuempfehlen. Der Kritiker unterläßt cs, zu zeigen, daß und wo ich in meinem Buche einen Verfloß gegen die Gesetze der b a i e r. - ö st e r r. Mundart gemacht habe. Kann ein solcher Verstoß nicht nachgewiesen werden, dann ist die Forderung, daß eine Sprachlehre oder Wörterbuch hätte zur Hand genommen werden sollen, eine unberechtigte und voreilige. Schweller hat ferner wohl ein Wörterbuch und eine Grammatik für die Mundarten B a i e r n's (also des hier in Frage kommenden Altbaiern) geschrieben, aber auf Oesterreich, wie sich Jlwof aus der Vorrede zum Wörterbuch und aus dessen Inhalt, wenn er davon Einsicht genommen hätte, überall überzeugen konnte, nur soweit Rücksicht genommen, als es zur Zeit seiner Vorarbeit zu Skiern gehörte. Daß mir Schmellcr's Schriften wohl bekannt waren, geht aus meinem Buche selbst hervor und wer sich die Mühe geben will, auch den Inhalt derselben und nicht bloß das Titelblatt dieser Schriften zum Zwecke oberflächlicher Kritik oder der Auskramuug seiner Gelehrsamkeit zu kennen, der wird sich überzeugen, daß meine Sätze, so weit sie die baier. Mundart betreffen, in S ch melier nur ihre Bestätigung finden. Die Kritik versäumt es, zu zeigen, welchen nachthei-ligen Einfluß die Unkeimtniß von K o l l a r's altslavischem Italien auf meine Arbeit ausgeübt habe;, cs scheint keinen, weil Jlwof einen solchen nicht zu benennen weiß. Daß aber die Arbeiten der Mitglieder des k r a i n. h i sto r. Vereins — Herrn T e r st e n j ak und Hitzing er ■— von solcher Bedeutung seien, daß man bei Vermeidung fehlerhafter deutscher Geschichtschreibung davon Einsicht nehmen müsse, das habe ich zum ersten Male aus den Mittheilungen des train, histor. Vereins vernommen. Hatte ich auch die 22 griechischen Worte, welche in meinem Buche vorkommen (Seite 11, 12, 17, 25, 26, 35, 43, 124, 178), nicht den Original -Ausgaben, sondern ander» Werken entnommen, was läge daran? Kommen sic denn in den gricch. Schriftstellern nicht oder wesentlich anders vor? Die Weglassung der Accente ist durch den Umstand begründet, daß die Druckerei hier solche Lettern mit Accent nicht besaß und die Unbedeutenheit der Sache die eigene Anschaffung nicht zu fordern schien. Daß endlich selbst Plin ins und Strabo von mir stets nur nach U ebersetz n n g e n angeführt werden, ist eine Unwahrheit, wovon sich Jedermann durch Einsicht meines Buches überzeugen kann. Ich habe nebenher und ans dem schon öfter genannten Grunde, nebe n dem Urtexte des Plinins und Strabo, auch die Uebersetzuiigen des Külb und Kärcher berufen, welche in Oesterreich überall auch von den Professoren der Gymnasien benützt werden. — Wenn man solche Kritik hört, wird man wahrlich genöthigt, an der guten Absicht des Kritikers zu zweifeln. Nach diesem Eingänge sollte man meinen, trete nun Dr. 3lit) of den Beweis seiner Sätze an: »Daß ich die nöthigen V o r k e n n t n i s s e in den klassischen Sprachen — also in gricch. und latein. Sprache, denn sie werden die klassischen Sprachen genannt ■— nicht besitze, und baß ich die b e d e n t c n d e n V o r a r b e i t e n im Fache nicht k e n n e.“ Allein unmittelbar an den angeführten Eingang schließt er den Satz: »Wir (!) sind weit davon entfernt, eine eingehende Beurtheilung oder auch nur (!) eine ausführliche Besprechung des vorliegenden Werkes liefern zu wollen; wir (!) beabsichtigen mir, in kurzen Zügen eine Anzeige des Inhalts zu geben und wollen dabei nur (!) besonders das hervorheben, was entweder (!) auf das alte Noriknm überhaupt und (!) auf das heutige Krain insbesondere hauptsächlich (!) Bezug hat, und dabei zugleich diejenigen Ansichten des Herrn Prinz in ger hervorheben, welche wir (!) als durchaus irrige und nngegründrte bezeichnen müssen." Also nach der Vorerinnernng der Kritik kömmt sogleich ihr (schön geschriebener) Schluß; es bedarf der Rechtfertigung eines derartigen Ausspruchs über einen Mann und die mühsame Arbeit seiner Muße nicht; Jlwof hat gc-sprochen und verdammt ■— und das genügt. Die kurze Anzeige wurde jedoch zur Aushebung einer ziemlichen Anzahl von Stellen ans meinem Buche, die zum größten Theile bloß deßhalb als irrig bezeichnet werden, weil sie von Andern anders behauptet wurden, insbesondere aber, weil sie den Behauptungen von Mitgliedern des krain. histor. Vereins, oder weil sie Zenß, Leo und Grimm widersprechen, neben welchen sich auch Jlwof als Anctor nennt. Mir war diese Anclorschaft bis zum I. 1856 wahrlich entgangen. Die nachträgliche Ausdehnung seiner Anzeige rechtfertigt Jlwof mit zwei Erklärungs- und Ent- schnldigungsgründen: »einerseits wollten wir keinen Tadel anssprcchen, ohne ihn zu begründen, und anderstits hoffen wir durch diese Zeilen Manchem, der Herrn Prinzinger's Buch ans vaterländischem Interesse vielleicht zu lesen beabsichtigte, die kostbare Zeit zu erspare n.t (Schön gesagt! nur scheint mir, der Kritiker habe nicht ganz ausgesprochen und beifügen wollen: »die sie dafür besser ans Lesung meine« Geschichtswerkes verwenden können").— Daß von anderen, wenn auch berühmten Auctoren eine andere Ansicht aufgestellt worden ist, das ist noch kein Beleg der unumstößlichen Wahrheit. Unfehlbar ist nur das Evangelium für den Christen und das G e sc tzb u ch für den Unterthan; in wissenschaftlichen Dingen ist Niemand unfehlbar. Die ausgedehntere Anzeige begleitet Jlwof mit eilige« flochtenen Bemerkungen, welche ebenso viele Belege sind, daß er meine Arbeit nicht einmal einer aufmerksamen Dnrchlcsung gewürdigt, geschweige denn sie verstanden habe. Er behauptet, »daß ich allen Kelten, auch in Jlliricum, Helveticn und im cisalpi« Nischen Gallien, den Garaus machen und diese Länder schon iii den ältesten Zeiten mit Baiern (und Slaven) bevölkern wolle." Das ist eine Unwahrheit! (S. 17, 23, 49, 130 m s. w., mib Verfolg der Kritik S. 44.) — Der Kritiker verwundert sich über meine Andeutung in der V odrede, daß die Erzeugnisse aus den norischen Erzschmieden durch W a r e n-A n s t a n s ch oder durch Niederlassung der Baiern nach Nord-Deutschland und Frankreich gelangt sein können, und bemerkt dazu: also Baiern in Nord-Deutschland und Frankreich!! — Nachdem allbekannt ist, daß die 'Boter auch in Gallien jenseits des Rheines saßen, und nachdem ich den Namen der Boicr für einerlei mit dem Namen Baier halte und erweise, so dünkt mich die Sache so wunderlich nicht (S 43—47). — Der Kritiker erstaunt ob meinen Worten: »Der Name Wale, eigentlich Wahle," und begleitet das letzte Wort nach üblicher Weise gelehrter Kritiker mit sic! Hätte er auch die Namen »Seewalchen, Erlass Anm. c, Gars" im Anhange meines Buches gelesen, so hätte erden Beweis meiner Ansicht gefunden. Auch Adelung schreibt Wahle. Nachdem aber Adelung bei Herrn Jlwof anrüchig ist, so verweise ich ans Schmeller's Wörterbuch, IV. S. 52 n. 69. — Unter Kelten, sagt er weiter, seien nach meiner Ansicht nur die Bewohner des mittlern transalpinen Galliens zn verstehen. Das ist eine Unwahrheit (S. 12, 10, 6). — Der Kritiker belustigt sich über meine Wortform Ger m a n -land für Germanien, nennt sic kühn und stellt ihren Wohl-klang iii Frage. Sic ist nicht kühner und nicht übler klingend als die Wortformen Baicrland, Schwabenland, Holland, England, Rußland; ich habe sie auch nicht als wohlklingend gewählt, sondern als deutsch, während Geriiianicn undcntsch ist, wie es etwa Anglicn für England wäre, oder das Wort schnabnliren ist. — Die Erklärung des Noricum als Noreich oder Nordreich, sagt er ferner, sei eine stets verunglückte, weil Noricum vom Hauptlande der ©ermatten südlich liegt. Also tint Jlwof den Llbsatz VII meines Buches und Anhang ©. 193 nicht ganz gelesen oder nicht aufgefaßt, sonst könnte er mir einen solchen Grund nicht entgegen stellen. ■—■■ Zur nächsten Rüge über Beweislosigkeit des einst groß ern U m f a ti g s von N o r i c u m bringt der Kritiker gleich in demselben Athemzuge meinen Beleg vor, zu welchem ich jetzt noch einen andern Beleg tiinzuzufügen hätte, wen» das Buch noch in meiner Gewalt stände. — Der Kritiker hebt von jenen Stellen, welche er als durchaus irrige und unge-gründete bezeichnet, auch meine Behauptung heraus: „die Veneter sind slavischen Ursprungs und in jener Zeit nannte der Deutsche alle Slaven Winden (Wenden)/' Ich kann mich dagegen auf die Gewährleistung eines Schaffarzik, Grimm nnd Schweller berufen, welche also Jlwof wohl auch gegen sich geltend lassen muß. (Grimm, Gesch. d. deutschen Sprache, I. 171; Schweller, Wörterbuch, IV. 111 und 112; Wiener Lit. Bl. vom 25. Juli 1857 )c.) Kennt denn der Kritiker nur überall daö Titelblatt?! — Die Japydcn, sagt der Kritiker weiter, werden ohne den geringsten Beweis mit den Gepiden identistzirt. Also hat er meine Anmerkung zu diesem Namen nicht aufgefaßt. — Ferner sagt er: „Im vollkommensten Gegensatze zu den griechischen und römischen Quellen und zu allen neuern F o rs ch e r n wird behauptet, daß die norischen Gebirge ein Theil des her-zynischen Waldes seien, während bisher alle alten und neuen Schriftsteller unter der Hercyniasilva nur den Gebirgszug Mitteldeutschlands von der rauhen Alp bis zu den Karpathen verstanden." Ich habe meinen Satz aus dem römischen Schriftsteller und Statthalter Julius Cäsar erwiesen und auch nicht verschwiegen, wann und von wem der herzinischc Wald anders gedeutet worden sei (S. 55, 56, 153). Ganz so wie ich hat auch Grimm den Julius Cäsar verstanden (Gesch. d. deutschen Spr. I. 199); also jst's richtig, was ich oben von meinem Kritiker vermuthete, daß er nur das Titelblatt von Grimm's Werken kenne. ■— Das Wort 'Hipen und Alpe soll ich nach dem Kritiker aus dem deutschen mundarrlichen Alm, Albe. v. i. Sennerin (wollte wahrscheinlich schreiben Sennerci), ableiten. So etwas fiel mir im Traume nicht ein; wohl aber leite ich das römische alpo«'aus dem deutschen Albe (Alpe) tier, wovon Alm (d. i. Alben, nicht Albe) die mundartliche Wortform in Baicrn und Oesterreich ist (S. 53—55, 127—131).— Daß ich den Namen Donau aus Tonne und Au (Ache, Fluß) leite, ist nur zum Theile wahr (S. 143). Daß ich aber den Namen 3Bic.it einfach aus gewinn e n stammen lasse, ist zum Schlüsse mehr als eine irrige Unterstellung. Meine Worte sind (S. 235): „Wien hat seinen Namen von dem Flusse, an dem es liegt (der Wien), und dieser hinwieder von dem alten Eigennamen Win — der Winncnde (Gewinnende, Sieger), welcher für sich allein, besonders aber in Zusammen-setzungcn einer der häufigsten alten Eigennamen ist.“ Dieser alte Eigenname wird von den Einen aus ro innen (gewinnen), siegen, von Linderen aus dem altdeutschen win — Freund, Geliebter gedeutet; Ersteres thut auch ein College meines Kritikers (Winter: die Vor- und Taufnamen, Berlin 1856). Doch darauf liegt offenbar nicht der Nachdruck, und daß die Ortsnamen den Name» des Flusses tragen, an dem sic liegen, davon kann Jedermann Beispiele in Menge um sich zählen — wie die Ortsnanien Glon und Isen in Obcr-baicrn, Ober- und Nievcralm, Muhr in Salzburg, Ischl und Enns in Oberöstcrreich, Jps und Erlas in Nievcr-österrcich u. dgl. —- Zudem sind in der Kritik mehrere sinn-störcndc Schreib- oder Druckfehler: Vcndncr statt „Ven- deer“ (S. 43), all eman ui scheu oder baierischen Stammes, statt „und linier. Stammes,“ Dranberg statt „Dran-berg,“ Donau statt „Drau,“ Krainburg statt „Krimburg“ (S. 44). Endlich sagt mein Kritiker, nachdem er den Plan meines Werkes aus der Einleitung vorgelegt: „Dieser erste Theil also soll aus den Sprachüberrcsten, welche in unsern Ländern in Gestalt von Namen der Orte, Berge, Flüsse n. s. w. vorkommen, den Beweis herstellen, welchen Stammes die einstigen, ja die nachweisbar ältesten Bewohner dieser Gebiete waren, ein Beweis, welcher an und für sich durchaus nicht unmöglich und vor dem Richtcrstuhl der historischen Kritik sogar vollkommen zulässig ist. Es ist noch garnicht lange her. daß man f ü r was i m m er f ü v ein Land u n d Volk einen solchen Beweis zu führen nicht im Stande gewesen ist und erst durch die kolossalen Fortschritte, welche in de» letzten Jahr-zehntcn die vergleichende Sprachforschung durch Bopp, die deutsche durch Jakob Grimm, die slavische durch Schaffarzik, M i k l o s i ch, Schlei ch e r, die romanische durch Diez, die keltische durch Dieffenbach und Zeuß und durch deren Schulen gemacht haben, ist die Geschichtsforschung um dieses wichtige Hilfsmittel reicher geworden, und hat man es ermöglicht, ans der Sprache eines Volkes auf seine Geschichte zu schließen.“ Nun, fäbrt die Kritik fort, sei in meinem Buche kein Werk von Grimm (nicht seine Grammatik, nicht seine Geschichte der deutschen Sprache, nicht sein Wörterbuch), nicht Graff's atid. Sprachsatz, nicht Zarnke's mhd. Wörterbuch, nicht Schmeller's Schriften, geschweige denn ein sprachvergleicheiides Werk benützt; meine ganze Kenntniß im Fache erstrecke sich auf den veralteten 3l d c l u n g und H e i n s i u s und auf Th. v. K a r a j a it’d treffliches Verb r ft d c r u n gsb u ch des K l o st e r s S t. P e t e r in Salzburg, welches jedoch, ohne die oben angegebenen sprachwissenschaftlichen Hilfsmittel, sehr schwierig, ja geradezu nur fruchtlos benützt werden könne. — Der Richterstuhl der historischen Kritik verwechselt hier etwas den Inhalt und Zweck meiner veröffentlichten Arbeit mit jenem der Fortsetzung, die ich zu veröffentlichen versprochen habe, den HI. mit dem I. Theile, dessen Zweck er früher selbst dahin angegeben hatte: «zu beweisen, daß der uns durch die Römer aus dem gedachten Gebiete überlieferte Sprachsatz nicht ein keltischer, sondern ein deutscher sei und in der Mundart des baier.-östcrr. Volkes fuße.“ — Die Benützung der Sprache zur Geschichtsforschung ist ferner nicht ein, erst in neuester Zeit entdecktes und angewendetes Hilfsmittel; in Namen forschten schon die Griechen und Römer, in Namen forschte und deutete das früheste M itte l a lt e r und ein Theil der alten, urkundlichen Ortsbenennungen hat seine Gestalt solchen, zum Theile sehr mißglückten Versuchen zu danken; in Namen forschte man biö in die neueste Zeit. Dagegen wird dieses Hilfsmittel der Geschichtsschreibung in neuester Zeit allerdings in größerem Umfange und mit mehr Erfolg angewendet. Nach dem Kritiker soll dazu überall die umfassendste Sprachgelehrsam-keit, nicht bloß die deutsche eines Grimm, die keltische eines Zeuß, die slavische eines Schaffarzik oder die romanische eines Diez, sondern aller sammt und sonders nöthig, um an die Namen seiner eigenen M u t t e r sp r a ch c zu treten, ja, um auch das b l o ß e K l o st e r b r u d e r - B n ch s eine r eigenen Vaterstadt aufzufassen und benützen zu können, soll die ü b e r s ch w ä n g l i ch st e G e l e h r s a m-kcit erforderlich sein! Das heißt, die einfachste Forschung zum Sondergute der Fachgelehrsamkeit zu machen und die gebildeten Stände, welche in solche Höhe nicht folgen können. zur geistigen Knechtschaft im Fache der Geschichtschreibung, zum blinden Gehorsam zn vrrurtheilen, in dessen Besitz sich allerdings einige solcher Fachgelehrten bereits gesetzt und ihren ganzen Ton darnach gestimmt haben. Zum Glücke hat die Sache eine lustige Seile und straft die Uebertreibung und den Abweg von selber. Ich fürchte, daß gerade durch solche überschwängliche Gelehrsamkeit jene Forschungen neuester Zeit entstanden sind, welche — wie auch in den „Wiener Literatur.Blättern" von Fachmännern öfters geklagt worden ist — selbst vom gebildeten Leserkreise mit mitleidigem Lächeln und Kopfschütteln bei Seite gelegt werden. Ich fürchte, daß es oft besser gewesen wäre, wenn die Forscher sich mit der einfachen Bauernsprache des Ortes oder Thales, als mit Bopp's sprachvcrgleichender Grammatik und mit Grimm's Mythologie vertraut gemacht hätten. Wäre der Satz des Kritikers richtig, dann hätte selbst ein Schweller geradezu nur „ganz fruchtlos" in Namen geforscht; denn zur Zeit der Anlage und Abfassung seines herrlichen Wörterbuches bestanden die Arbeiten eines Bopp, eines Schaffarzik, Miklosich, Schleicher, eines Diez, eines Dieffenbach und Zenß noch nicht, und von Grimm war nur erst ein Theil seiner 4bänd. Grammatik, aber weder seine Sprachgeschichte noch sein Wörterbuch erschienen. Ja, es ist dann eine solche Forschung auch gegenwärtig und mit Erfolg überhaupt gar nicht möglich, denn Grimm's Wörterbuch reicht jetzt erst bis zum Buchstaben D, und wer weiß, was von den genannten, noch lebenden Meistern und von ihren Schulen noch wird geforscht, geschrieben und für die Sprachwissenschaft gewonnen werden! Wer zn viel beweist, sagt ein bekannter Satz, beweiset gar nichts. ■— Jlwos hat meine Arbeit hauptsächlich aus zwei Gründen verurthcilt — weil ich die nöthigen Vorkenntnisse in den klassischen Sprachen nichr besitze, und weil ich die bedeutenden Vorarbeiten der letzten Zeit im Fache nicht kenne. — Der Beweis u'it’S Erstere wird ganz verschmäht, es wäre denn, der Kritiker glaubte ihn durch die Vorcrinncrung hinlänglich hergestellt zu haben, daß ich die griechischen Klassiker augenscheinlich nicht ans Original-Ausgaben, sondern aus andern Werken ohne Accent citirt und daß ich die Ucbcrsetzun-gen von Kärcher und Külb benützt habe. Den Beweis des zweiten Theiles sollen, außer meinen Citaten (und meiner Schreibweise z statt c), die vielen Widersprüche mit den Ansichten Anderer, insbesondere also mit Jlwof's Werk selbst, und der Umstand liefern, daß ich bei Adelung stehen geblieben sei und nicht einmal die Schriften von Schmellcr und Grimm nebst Schule benützt, geschweige denn auf dem Gebiete der europäisch-asiatischen Sprachen (wahrscheinlich gleich dem Kritiker selbst!) mich vertrant gemacht habe. So kann man sich wenigstens die zerstreuten Gedanken der Jlwof'schen Kritik ordnen, wenn man will. Die Kritik scheint sonach im II. Theile der Nachhall zn sein, einer kurzen Besprechung meines Bitches in der „Allg. Augsburger Zeitung" vom 12. Jänner 1857, Nr. 12 (S> 186, Anmerk.), welche zwar nicht auf die Höhe der vorliegenden Kritik gestiegen, dafür aber etwas mehr an die Sache selbst gegangen ist; während Ilm of stets in folgender Weise schließt: „Das Buch citirt keinen Grimm, keinen Schweller n. s. >v., also hat es denselben nicht benützt und nicht gekannt, und weil cs ihn nicht gekannt hat, ist es auch verfehlt; ja, es ifr mit der Ansicht desselben sogar in Widerspruch, also ist es ein durch und durch verfehltes Machwerk." Das ist aber offenbar ein Fehlschluß. Ich will dem Kritiker auf den Ausdruck helfen, den er vielleicht nur nicht gefunden hat. Er wollte vielleicht sagen: ich erkläre die römischen Orts-, Fluß- und Bcrgnamen des baier.-österr. Wohngebiets aus den deutschen der jetzigen Volkssprache, gebe jene für bloße Verwälschungen dieser ans und behaupte sonach.daß unsere jetzigen Namen in die vorrömische Zeit zurückreichen; während nach der Lehre der neuen deutschen Schule seit Adelung, so wie die jetzige deutsche Sprache überhaupt, so auch die jez-zigen Namen ans der ältern Form derselben e r st a l l m ä l i g c r w a ch sen n n d v e r s ch o b e n worden sind. So ist also „Minden und Holzminden" an der Weser nicht von der Einmündung der Scitenflüsse, woran sie liegen, in die Weser benannt, sondern der Name des Ersteren ist ans deni älteren, urkundlich erhärteten Mimidun, Mimithun, Mimida, welches wieder auf den Halbgott Mimi zurückweiset, und der Name des Letzteren ans dem urkundlichen Hollesmeni entstanden und verdorben, welches sonach seinen Ursprung im Halsbande (mene) der Göttin Freyja hat. Der jetzige Name „Weser" ist aus dem alten deutschen Wisuraha und dem römischen Visum, Visuris, Visurg'is entstanden und zu erklären (Grimm, Gesch. d. deutschen Spr. I. 337 und II. 622, 656). Es möge mir mein Vergeben verziehen werden: solche Anschauung und solcher Vorgang wollte mir, gleich vielen, vielen Deutschen in Oesterreich und Deutschland, ebenso wenig in den Kopf als die keltischen Absonderlichkeiten; ich versuchte daher den gerade entgegengesetzten Weg— die ältesten römischen N amen für bloße Uebcrtragnngen in die wätsche Form, die älteren deutschen Namen als bloße S ch r i f t s o r m e n d e r j e tz t noch im V o l k s m n n d e lebenden, von dem R i e s e n m a l e der st e t i g e n Volkssprache überlieferten Namen anzusehen und darzustellen. Auf solchem Wege konnte ich dann allerdings die Führung der Werke Grimm's und seiner Schule, aber auch Schmel-lcr's, so weit er sich an die Grimm'sche Grammatik hielt, nicht benützen. Von solchen Grundsätzen ging meine Arbeit aus, von solchem Standpunkte will sie beurtheilt werden, wie sie auch in der That in der hochachtbaren geografischen Gesellschaft zn Wien (laut ihrer Mittheilungen vom 1.1857) angeschaut und gewürdigt w o r d e n i ft. Ich habe in dem veröffentlichten Theile meiner Arbeit einen Sprachanhang zugesagt; ich werde mein Versprechen lösen und noch in diesem oder doch im kommenden Jahre, wenn auch nicht das ganze Buch bis in's Einzelne der Personen-Namen, woran ich selbst Manches auszustellen hätte, so doch die.ganze Anlage desselben rechtfertigen und meine Sprachgrundsätze aufbauen und darlegen. Jlwof und Genossen mögen sich dann überzeugen, ob ich die neuern Forschungen auf deutschem Sprachgebiete gekannt, ob ich im süddeutschen Volksleben und Wohngebiete zu Hause sei oder nicht, und ob es mit solch oberflächlicher und wegwerfender Beurtheilung eines Mannes und seines Strebcns gethan sei. Salzburg, am 2. Mai 185.8. Berichtigung. Im Juni-Heft dieser Mittheilungen ist in dem Aufsatz: XXIII. und XXIV. Monats-Versammlung, Seite 51, Sp. 1, Zeile 19, statt „rühmlichen" •— „nämlichen " zu lesen. Druck von Jgn. v. Kletninayr K Fcdor Banrbcrg in Laibach.