Cillier Wochenblatt. Zeitschrift zur Belehrung und Vertretung des Bürger- nnd Bauernstandes. Ericheint vorläufig jeden Donnerstag. — PreiS vierteljährig -15 kr. — Mit Postversendung 1 fl. 1 kr. CM. !\rO. II. .llofto : Licht, Recht, Wahrheit. Donnerstag am 8. Juni 1848. Ver»»tvortli«Ks Redaction: Bineenz Prasch, k. k. Professor. — I. E. Ganser. W o eh c ii f cl, n n. Cilli. ?Im 3. Juni ist daö 2. Bataillon deö Regimentes Rngent, 1080 Man» stark mit 1 SiabS-und 21 Oberoffiziere», und am 5. das 1. Bai. desselben Regimentes auf seinem Marsche nach Italien mittelst Eisenbahn hier angelangt. Unser lrtzteü BerzeichNiß der Wahlmänner haben wir durch Hinzufügung deS Bürgers I. Wokann zu ergänzen; an die Stelle des abwesenden KreiScominis-särS v. Pichler ttat auf Grundlage deö Serutininms der Bürger I. Wogg. Bei der am 3. vorgenommenen Wahl wurden von den anwesenden 20 Wahlmännern Dr. Foregger mit 1? Stimmen zum Abgeordneten, und Postmeister Gurnigg mit 19 Stimmen zum Er» saymanne der Stadt Cilli für den pro?. Landtag in Gray erwähl». Von Seite der 25 erschienenen Wahl-männer der Städte und Märkte des Cillier Kreises wurden Postmeister Gurnigg in Cilli mit 25 und Bür-ger Echuscha in Sachsenfeld mit 2-1 Stimmen zu De-rutirten, als Ersatzmänner aber I. Smereker, Bürger auS Lichtenwald mit 24, und MagistratSrath Klecker auS Gratz mit 25 Stimmen erwählt. Die Wahl der 6 Abgeordneten des unterihänigen Grundbesitzes geht am heutigen Tage vor sich. Der zweite SemestralcurS wird am k. k. GvM' nasium zu Cilli am 30. Juni geschlossen. Der Verein zur Vermittlung der deutschen und slavischen Interessen in Cilli hat in einer Eingabe vom 23. Mai erklärt, daß er beseelt vom wahren Patriotismus und durchdrungen von dem lebendigsten Interesse für eine kräftige Wiedergeburt deS eonstitu-tionellen Vaterlandes und gleich entfernt von aufre-genden Wühlereien wie von ReaetionSgelüsten gegen das glorreich Errungene mit tiefen Bedauern die Kunde der Ereignisse in Wien vom 15. Mai vernommen habe, und ergriff diese Gelegenheit im Namen der ganzen slavischen Steierniark die Versicherung der un-begränzien Anhänglichkeit und Treue für die Person Sr. Majestät und das alleiböchste Kaiserhaus auSzu-sprechen, zugleich wurde in dieser Adresse um Beide-Haltung deS PrineipS der indireeten Wahlen für den Reichstag gebethen. Hierüber ist von Seite des k. k. steierm. LandeSpräsidium an das hiesige k. k. KreiSamt Nachstehendes eröffnet worden: Der Herr Minister des Innern ha» mir mit hohem Erlasse vom 31. Mai d. I., Zahl 457, Folgendes erinnert: „Nachdem dieser Grundsatz in dem bereits er lassen?» provisorischen Wahlgesetz wirklich beibehalten wurde, erübrigt mir nur Euer Eicellenz zu ersuchen, dem genannten Vereine meine volle Anerkennung seiner bei dieser Gelegenheit in obenvähnter Schrift auSge-fprochenen lobenSwerthen Ansichten und Gesinnungen eröffnen zu wollen. Gray am 3. Juni 13-13. W i ck e n b u r g. Cilli. Die Wahlen zum eonstituirenden Reichstag sind bereits (s. Wien) auSgejchrieben, wozu für die Steiermark 21 Abgeordnete entfallen, und zwar 2 für die Hauptstadt Gratz, 7 für den Gratzer. je 2 für den Iudenburger und Brucker, je 4 für den Marburger und Cillier Kreis. Letzterer enthält die Wahldistriete Lichtenwald, SB. Gratz, Gonobitz, Cilli. Die Wablmänner werden am 13., die Abgeordneten am 23. d. M. gewählt. Wien am 30. Mai. Heute Nachmittag erfolgte die Uebergabe von 12 Kanonen von Seite der Mili* tärbehörde an die Nationalgarde und Studenten, und andere 24 sollen nach eingeholter Bewilligung Sr. Majestät erfolgen. Heute Nacht war ein großes Berbrü-derungsfest zwischen Nationalgarden und Studenten im Vveon-Saale, zu welchem auch die Olmützer und Brün-f>\ In«» lüdiaOlil« — 60 — ner Studenten geladen wurden. Um 4 Uhr Nachmittag ent-stand in der Getteidmarkt Easerne, eigentlich Jesuiten Hof, ein Tumult, wodurch große Massen Menschen herbei gezogen wurden. Einem Hauptmann der ital. Grenadiere schien eS nicht unangemessen, einem Gemeinen 25 Stockstreicht für ein, wie man sagt, leichte» Vergehen, zu diltire». Die Korporale verweigerten die Straffe zu vollziehen, dennoch fand sich ein polnischer der sich dazu herbei ließ. Die aufgeregten Soldaten strömten zur Easerne hinaus und verkündeten dem Volke den unmenschlichen und eonstitutionöwidrigen Fall, woraus daS Volk in die Easerne drang, und dadurch der Strafact unterbrochen wurde. Möchte» doch die militärische» Vorgesetzten einsehe», daß die Armee auch in einer Übergangsperiode schwebt und daff eS ihr denn doch nicht mehr möglich ist, den Stock als eine den Menschen entwürdigende Strafe, so gleichgültig hinzuneh-men. Ist doch mit den Errungenschaften deö März der Stock gänzlich abgeschaft worden. *) warum kommt dieser verhaßte Gegenstand wieder zuni Vorscheine? Und wenn schon der menschenfreundliche Herr Haupt« mann durchaus dem allen Z»pfsiste>» getreu bleiben will und dem HaSlinger noch immer zu huldigen gesonnen ist, hätte er doch einen andern Tag wählen können, und nicht des Kaisers NamenSfest, welches viele Mit* lionen von Unterthanen und insbesondere der österrei-chischen Armee so heilig ist, mit einem barbarischen Acte zu entweihen. Der Ausschuß von Bürgern, Na-«ionalgarde» und Studenten, dem vom Ministerium die Wahrung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit übertragen wurde, hat sofort eine schriftl. Eingabe an daS Kriegs- und Gesammtministerium überreicht und ersucht die Prügelstrafe beim Militär indessen provisorisch auszu-hebe», und wir wollen hoffen, daß bei der definitiven Organisation und Regnlirung der Straffen daö Pro-visorimu zur bleibenden Norm sanktionirt werden wird. F. S. N. Wien 1. Juni. Daö Ministerium hat die Ein-leitnngen getroffen, daß in Uebereinstimmung mit den Anordnungen der Proklamation Sr. Majestät vom 16. d. M. die Wahlen der Abgeordneten zur Einen Kammer deS eonstituirenden Reichstages auf der Gmnd-läge der Bestimmungen der provisorischen Wahlordnung vom I. d. M. für die Wahl der Kammer der Abgeor-dneten nunmehr unverzüglich vorgenommen, und dabei Hier irrt unser Hr. EorreSpondent, die Stock-schlüge bestehen beim Militär noch fortan gesetzlich, eine andere Frage aber ist eö, ob sie sich mit dem Geiste unserer Zeit aufrecht erhalten lassen, besonders da das ungarische Ministerium fein Militär bereits davon befreite. Ohne Disciplin ist keine Armee denkbar, allein die bloße Handhabung des Regimentes reicht eben so wenig hin; eigene Besonnenheit und Wür-digung der Zeitverhältnisse wird die richtige Mitte lehren. jeder Unterschied in Beziehung auf die Zahl der Wahl» männer in den Wahldistrieten in Städten, welche eigene Abgeordnete zu senden haben, beseitigt, und das Alter der Wählbarkeit zum Abgeordneten auf das zurückge-legte 24. Lebensjahr gefetzt werde. Dabei wurde den Länderchefs jede mit der Wich-tigkei» des Gegenstandes vereinbare Beschleunigung der Wahlen anbefohlen, damit der eonstituirende Reichstag in Gemäßheit des allerhöchsten Patentes vom 9. Mai d. I. am 26. Juni eröffnet werden könne. P i l l e r ö d o r f. AuS den vom Finanzministerium bekannt gegebenen Ergebnissen der finanziellen Gebahrung für den Monat April d. I. geht hervor, daß die sämmtlichen Einnahmen dieses MonatS 0,750,! 94 st., die Ausgaben hingegen 10,267,474 fl. betrugen, und daß sich so-mit ein Deficit von 3,511,280 fl. ergab. Zu diesem Deficit gesellen sich noch l,643,920 fl. Ausgaben zu außerordentlichen Zwecken, als zum Baue von Staats-eisenbahnen 1,110,000 fl. ferner zur Einlösung und Tilgung der älteren Staatsschuld, deS Papiergeldes, der schwebenden Schuld, zur Auszahlung von Dazent-schädigung u. dgl. wodurch im Ganzen 5,160,200 fl. zu bedecken blieben. Unter den laufenden Ausgaben erscheinen: Zinsen für Staatsschuld 1,757,534 fl., Hofstaat 311,902 fl., Ministerium des Aeußern und diplomatisches Eorps 75,370 fl. Militär 4,334, 237 fl., allgemeine BerwaltungSanölagen 2,125,957 fl. politische Fonde und Anstalten 956,808 fl. Polizei 30,000 fl., Caiaster 26,880 fl. ». s. w. DaS Ministerium hat unterm 29. Mai eine Ansprache an die Bewohner der Residenz erlassen, worin eö auSsprichl, daß rö keine Reaetion kenne, welche sei-nen Gang zu lahmen, oder daS von, Monarchen Zu-gestandene zurückzunehmen vermögend wäre, eS werde daher jeder Störung der Ordnung eben so wie jeder Reaction muthig entgegen treten. Statt der beabsichtig gewesenen Aufstellung deS zweiten Landwehr Bataillons, wodurch ein großer Theil von Familienvätern dem Erwerbe und Unterhalt hätte entzogen werden müssen, wird nunmehr bei sämmili-chen 35 deutsch-eonseribirten Jnf. Regimenter die Er-richtung von Linien-ReservebataillonS statt finden, welche vor der Hand zum Dienst im Inland bestimmt sind, und wobei nicht nur eine große Zahl erwerbloser, jedoch zum Militärdienst vollkommen geeig-neter Männer eine angemessene Unterkunft finden, son-dern auch, dem allerhöchsten Willen gemäß, mindestens die Hälfte der Stellen den pensionirten Offizieren, bei vorausgesetzter Tauglichkeit, zugewendet werden soll. Eben so werden bei sämmtlichen Feldjäger Bataillons je eine Depot Compagnie, beim Kaiser Jäger Reg. eine Depot Division und bei jedem Cavallerie Reg. eine Reserve Escadron errichtet. Um die unfruchtbar erliegenden Baarsummen dem allgemeinen Verkehre zizuführea, sie dem Eigenthümer — 61 — selbst nutzbringend zu machen und dem Staatsschätze neue Hilfsquellen zu öffnen, hat der Ministerrath die Anordnung getroffen, daß die bei den Depositen-ämtern der l. f. »nd der Patrimonialgerichte erlie-genden oder künftighin dort in Aufbewahrung kommen-den baaren Summen, welche durch mehr als 4 Wo-chen daselbst aufbewahrt werden, ohne zu einer andern Anlegung die Bestimmung erhalten zu haben, an die Depositencasse deS StaatSschuIdciitilgungSfondeS ab« zuführen sind, wo sie z» 3 % verzinset und vie Zin-se» bei Zurückzahlung des Depositums berichtigt wcrden. Von dieser Verpflichtung sind bloß diejenigen Dcpo-sitcnämter cnthobcn, bei welchen im Ganzen nicht we-nigstenS ein Betrag von 50 fl. erliegt. Ueber den vom Ministerium eingesetzten prov. Sicher-heilSanSschuß auS Nationalgarden, Bürger» und Aka-demikern sagt die allg. österreichische Zeitung unter An-dem: ES kann ihm nicht obliegen, wichtige StaatS-fragen zu lösen, er darf sich in gar keiner Weise an der Regierung betheilige», und dadurch dein Minister-rathe ein Stück Verantwortlichkeit abnehmen. Er kann Einwendungen gegen RegiernngSmaßregel machen, er kann verlangen, protestiren; aber selbst Maßregeln be-schließen kann und darf er nicht. — Beberzenswerth sind anch folgende Worte jenes Journals: Meine lieben Mitglieder der akademischen Legion, stellet euch keiner mehr an die Spitze von 20 bis 30 mit Schaufeln und Hauen, Spießen und anderen Werkzeugen bewaffneten Arbeiten!, »m an ihrer Spitze für sie von HauS zu Haus Almosen zu sammeln. Sucht und bestrebt euch n»r fortan auf ibre edleren Anlagen zu wirken, auf ihr Pflicht- und GehorsamSgesühl, damit bei ihnen nicht die nieder» Triebe, Mnssiggang, Trunk und Vollern einreihen. Wachsen sie u»S über den Kopf, so sind wir in einer großen Gefahr. Auch die Interessen der Arbeiter sollen am Reichstage ihre Vertreter haben, aber eine nneinsichtSvolle Masse zur Mitregierung zu rufen, und ihnen den Weg zeigen, wie man jede Maß-regel von Oben vernichten kann, dieß ist eine kaum zu verantwortende Sache. Gesetze geben kann nur der reife Verstand und Erfabning, nicht aber der Arm und die rohe Gewalt. DaS vom Ministerrathe an den SicherheitsauS-schuß ergangene Ansuchen, die Betreibung der Anklage gegen die Urheber deS 26. Mai, wie dieß in der Proklamation deS 27. Mai ausdrücklich zugestanden war, fallen z» lassen, wurde mit einer überwiegenden Stimmenmehrheit abgelehnt. Der Präsident des obigen AuoschußeS Dr. Fischhoff hielt bei dieser Gelegenheit un-gefähr folgende Rede, die uns unser EorreSpoizdent mitthtilt: DaS schönste Vorrecht eineö SouvcrainS ist Verzeihung, und daS Volk ist souverain geworden. Welche Garantien wir haben ? Garantien fordert der Schwache vom Starken. Wir aber sind stark die Reaction ist schwach. UnS biethet Garantie unsere Kraft. Diesenigen, welche die Abreise Sr. Majestät bewirkt, komn,e» nicht wieder, sie werden eS nicht wagen in unserer Mitte ju erscheinen. Die Provinzen müssen aber die Überzeugung gewinnen, daß im Interesse des GcsammtstaateS gesammelt wird. Meine Herrn wir jagen einem Schatten nach, ohne die Provinzen sind wir nichts. Wir müssen Propaganda machen, wir müssen uns auf sichern Boden stellen. Der Ausschuß ist erceptionall, er geht zu Ende, wenn Sr. Majestät zurückkehrt; dahin zu wirken ist unsere Pflicht, um dahin zu gelangen; müssen wir versöhnen. Wien 2. Juni. Fürst Michael Obrenovich, Sohn des in Agram verhafteten Milofch, der nach längerem Aufenthalte in Rußland nach Wien zurückgekehrt war, ist plötzlich von Wien abgegangen ohne jedoch daß das Wohin bekannt sei. Graf Eolloredo Mansseld hat an die akademische Legion ein Schreiben gerichtet, in welchem er sein Benehme» am 26. Mai zu recht-fertige» trachtet. Eine Deputation der Graper Stu» deuten ist an die Wiener Universität erschiene» und hat nnr die Statuten daS Studcnten-Eomitös ersucht neu in demselben Sinne auch eines in Gratz ins Lebe» zu rufen. Jede Pfarrschule in Oesterreich wird aus 3 Klassen bestehe» Höchst erfreulich und löblich! Die Kinder müssen doch außer Lese» und Schreiben auch andere nützliche Kenntniße erlangen. Die Wiener Psarr-schulen werden als ordentliche Hauptschnlen organisirt und die Gehilfen erhalten bestimmte Besoldungen Gott sei'S gedankt.! Einige Betrüger treiben sich aus dem Lande herum »nd versuchenden Bauern die Banknoten um Spottpreise abzuschwazen, indem sie vom Saatsbanke-rotte sprechen. Man ttane nicht nnd jage sie von Dannen. Am 31. Mai um 10 Uhr NachtS brachten mehrere Aka-demiker den Pfarrer von Mistelbach als Gefangenen auf die Universität, weil er zu FünfhauS seine Borstadt WienS) angetroffen wurde, alö er eben die ver-sammelten Arbeiter durch Geld und Worte gegen die Universität zu stimmen versuchte, nnd ihncn beweisen wollte, daß sie eS bei der alten Ordnung viel besser hätten. Der Ausschuß für Sichelheit, Ruhe, Ordnung und Wahrung der VolkSrechte hat beschloßen die Verhandlung über Dr. und Prof. Hye der Gerichts-Behörde ncbst de» VoruntersuchuugSacte» zur öffemli.-cher GerichtSpflege zu übergebe», und Hye gegen Ab-gäbe deS EbrenworieS sich nicht zu entfernen, auf frei-en Fuß zu stellen. Der Ausschuß hat beschlossen eine Deputation an Sr. Majestät zu schicken um dieselbe zur Rückkehr zu bewegen, und alle Korporationen der Residenz, so wie die anwesende Deputation der Brün-ner Nationalgarde zur Theilnahme aufgefordert. DaS Domkapitel, die Landstände und mehrere andere Korporationen haben bereits zugesagt, nnd es dürfte diese Ge-sandschaft eine der großartigsten werden, da auch die auf der Reiseroute liegenden Qne zum Anschlüsse auf-gefordert werden sollen. Im Verlage von JaSper Hügel & Manz in Wien ist ein Heftchen erschienen unter dem Titel „Ihr armen Piaristen!" Sendschreiben — 62 — vom Minister des Unterrichts an den Provinzial der Piaristen der österreichischen Provinz mit deö Letztern Erwiederung, von Job. Auer, Professor der Hum. Studien am k. k. akadem. Gymnasium, drosch. 10 kr. C. M., welches wir allen Männern des Lehrfachs deö zeitgemäßen Inhalts wegen empfehlen. Prof. F. S. Nigris. Prag. Am 31. Mai ist der Slaveneongreß er» öffnet worden. ES befinden sich, heißt eS in einer uns zugekommenen EorreSpondenz, bereits hier Abgeordnete der Ezechen, Galizier, Mährer, Slovaken, Serben, Ero-aten, Slavonier, Slovenen l?). Auch Slaven aus den ntcht österreichischen Staaten haben sich ringefunden. Wir verweisen auf die Worte des Programms wo es heißt: Sollten auch außerösterreichische Slaven bei die-ser Zusammenkunft einfinden, so werde» sie unS herzlich willkommene Gäste sein. Am 19. Mai hatte Graf Leo Thun in Prag er* klärt, vom Wiener Ministerium keine Befehle mehr an-zunehmen. Am 19. Mai erließ der mährisch schlesische Vieepräsidcnt Leopold Gras Laszansky eine Proelama-tion, daß die Unterthanen keinem anderen Rufe als dem Seinigen zu folgen haben, denn, sagt er, durch mich allein könnt und dürft Ihr die Stimme deS Kaisers hören. Endlich am 30. Mai wurde die MaSke vollständig abgeworfen, und eine provisorisch, von! Wiener Ministerium unabhängige Regierung errichtet. An der Spitze steht Graf Leo Thun als Präsident, als weitere Mitglieder werden genannt: Palazki, Graf Nostitz, Graf Wurmbrand, Strobach, Borrofch, Nieger, Dr. Braun, I. Herzig. Wir schreiben diese Namen mit dem tiefsten Schmerze der Entrüstung nieder, mögen sie ewig gebrand-markt da stehen mit dem Kainszeichen, als Denkmahl der Schmach, die über Oesterreich hereingebrochen. Ja man ging i» der tollkühnen Anmassung so weit, eine Deputation »ach Innsbruck abzusenden, um die Bestätigung Er. Maicstät einzuholen. DaS Ministerium hat alsogleich Sr. Mai. das Ungesetzliche dieses Vorganges vorgestellt, hat in einem an den Gubcrnialpräsidenlcn in Böhme» gerichteten Erlasse jenen Schritt für null und nichtig erklärt, ihn mit allen Theilnehmer» für die Folgen verantwortlich gemacht »nd ihn im Falle er sich an jenen Beschluß gebunden halten würde, ausgesordert, die Leitung des Landes dem dortigen Vieepräsidenten zu übergeben. Einem Schreiben aus Oravitza im Banal ent-nehmen wir Folgendes: Sie haben vielleicht von dein südslavischen Reichstag in Neusay gehört, dem auch Böhmen, ja selbst Montenegriner beiwohnten. Unsere Stellung als ungarische Beamte wird mit jedem Tag schwankender und unangenehmer, denn Schmähung deS Bcaintenstandeö gile für patriotische Gesinnung und wir sind kaum in der Lage unS zu vertheidigen, kurz, wenn eS noch langer so fortgeht, so sind wir gezwungen zu resigniern, und werden es lieber freiwillig als später gezwungen thun. Frankfurt. In der zehnten Sitzung der constitu-irenden Nationalversammlung vom 27. Mai stellte der steiermärkische Abgeordnete von Lichtenwald, Tnus Ma-rek, folgenden Antrag: Deutschland erklärt hiemit durch jene Vertreter feierlich: 1. daß eS zur Unterdrückung irgend einer Nationalität nie die Hand biete» werde; 2. daß allen jenen Staatsbürgern eines mit Deutsch-land verbundenen Staates, welche nicht zum deutschen Volksstamme gehören, alle Rechte, daß ihnen die Auf« rechthaltung und Achtung ihrer Nationalität garantier sei; 3. die deutsche Sprache ist zwar Staatosvrache, jedoch soll in jenen Kreisen, wo der größere Theil eine andere Sprache als die deutsche spricht, diese au» dere Sprache sowohl in Communalangelegenheiten, iin UnterrichtSwesen als auch als Gerichtssprache ringe-führt werden. Ueber daS hochwichtige Resultat sind wir iii der angenehmen Lage folgendes Schreiben mittheilen zu können. Frankfurt am 31. Mai. In der heute definitiv eonstituirtcii Nationalversammlung wurde so eben mit sehr großer Majorität, ja beinahe mit Stimmen ein-Helligkeit folgender alle nicht deutschen zum deutschen Bunde gehörigen VolkSstäminc betreffender Beschluß gefaßt und wörtlich nachstehend zu Protokoll erklärt. „Die Verfassung gebende deutsche National-Ver-sammlnng erklärt feierlich: daß sie im volle» Maße daö Recht anerkenne, welches die nicht deuischen Volks-stamme auf deutsche» Bnndcsbode» baden, de» Weg ihrer volkSthümlichcn Einwickelung ungehindert zu gehen und in Hinsicht auf das Kirchwese», den lliiierricht, die Literatur und die innere Verwaltung und Rechts pflege sich der Gleichberechtigung ihrer Sprache, so weit deren Gebiethe reiche» zu erfreuen, wie es sich den auch von selbst verstehe, daß jedes der Rechte, welche die im Ban begriffene Gesammtverfassiing dem deutschen Volk« gewährleisten wird, ihnen gleichmäßig zusteht." „DaS fortan einige und freie Deutschland ist groß und mächtig genug, um den in seinem Schooße er-wachsen?» andersredenden Stämmen eisersuchtslos in vollem Maße gewähre» zu könne», was Natur und Geschichte ihnen zuspricht; und niemals soll aus seinem Boden weder der Slave, noch der dänischredendc Nord-schleowiger, noch der italienisch redende Bewohner Süd deutschlandS, noch wer sonst, unS angehörig, in fremder Zunge spricht, zu klagen haben, daß ihm seine StammeSart verkümmert werde, oder die deutsche Bruder-Hand sich ihm entziehe, wo eS gikt." Hieraus ersehe» Ew. Wohlg., daß die Nationalität der Slovenen vom Parlamente garantirt wurde . . . Bis jetzt hat sich daS Parlament fast lediglich mit seiner innern Einrichtung, Geschäftsordnung >e. beschäftiget, und eS dürften die Berathungen über das gr»ße deutscht VerfassungSwerk erst in nächster Woche beginnen. Dr. Mullty. Frankreich. Das Deertt über die Vtrhanming der orleanifchen Familie lantet: DaS durch das Gesetz vom j 0. April 1322 dem älteren Zweige der Bourbonen auf immer umersagie Gebiet Frankreichs und seiner Colo-nien ist gleicherweise auch Ludwig Philipp und seiner Familie untersagt, Am 24. Mai wurde folgender Be-schluß der National-Versammlung in alle 37,000 Gemeinten Frankreichs abgeschickt, wo er in 3 Tagen als der leitende Gedanke der auswärtigen französischen Politik bis in die gcringste Bauernhütte bekannt gemacht wird: Die National-Versammlung ladet die Commission der ausübenden Gewalt ein, auch fernerhin als Leit-faden ihres Verfahrens, die einstimmigen Wünsche der Versammlung ju nehmen, die sich in folgenden Worten zusammenfassen: Brüderlicher Bund mit Deutschland; Wiederherstellung eineS freien und unabhängigen PolenS; Befreiung Italiens. Bei der am 15. Mai in Neapel zu Gun)en deS Könige auSgebrochenen Gegenrevolution sind über 1700 Menschen getödte« worden. Der König hat das Bestehen der Eonstitution zwar zugesagt, sie jedoch für den Augenblick aufgehoben; alleS schwebt in Furcht und Angst, 40,000 Salabresen sollen gegen die Stadt im Anzüge sein, die schweizerische Tagsaynng hat ihre Miethlruppen auS Neapel zurückberufen. Massa nnd Earrara haben sich mit ToSkana, Piaeenza, Reggio, Parma und Modena mit Sardinien vereinigt. Neueste Nachrichten Kriegsschauplatz. (CorreSpondenz) K. S. N. Am 27. Mai erliest der Feldmarschall Radetzlp an sämmtliche Truppe«chefS den Befehl, sich noch in der-selben Nacht marschfertig zu halten, und legte ihnen die für den 30. zu lösenden Ausgaben vor, nämlich: 1. Den Uebergang über den Mincio durch die Mille deS piementtsischen Lagers ans zwei Puncten zu erzwingen, 2. Entsatz und Verproviantirnng PeSchieraS, 3. Ma» növerauSsührung, um die piemontesische Armee in zwei Hälften zu versprengen, und die eine auf die Strasse von Cremona, die andere gegen BreSeia zu werfen. Bereit« am 24. haue F. M. L. Rath durch einen Ausfall auö PeSchiera die feindlichen Belagerungsar-beuen vollständig zerstört. — Am 26. v. M. sollen unsere Truppen bei Mirano ein glückliches Gcsecht ge» liefert haben. — AuS DiSnadello berichtet man: Am 2. Mai hörte man Kanonendonner hinter Treviso, ich erfuhr mit Bestimmtheit, daß bereis drei wichtige Puncte nicht weit von Venedig besetzt sind, darunter daS bloß 7 Miglien entfernte Porte grandi. Dadurch wurde auch Venedig die Zufuhr von dieser Seite abgeschnitten. Heute am 3. kam ein Parlamentär auS Treviso heraus, inzwischen wurde die weiße Fahne ausgezogen, welche noch am Abende wehte. — Mit 150 Kanonen, 6 Raketenbatterien und beiläufig 40000 Mann rückte Ra-detzly am 27. NachlS in größter Stille von Verona aus, mit einem kühnen Flankenmarsche knapp am Feinde vorüber, in 3 Colonnen gegen Mantua, während zu gleicher Zeit im obern Etschtbale bei Pastrengo auf die linke Flanke deS FeindeS einen Scheinangriff machte. Unter dem Schutze der Festung Mantua überschritt Ra-detzky am Vorabende des Namenstages unseres vielgeliebten Monarchen den Mincio, warf sich auf den rechten Flügel des FeindeS, nahm die Linien deS Eue-tatone nach 3 Stunden harten Kampfes, machte 2000 Gefangene worunter 1 Oberst und 66 Offizier und 1 ganzes Bataillon Neopolitaner, und erbeutete 11 Kanonen nebst einer großen Anzahl Waffen. Alle unsere Truppen hatten mit Löwenmuih gestritten, der Gesammt-vertust beträgt 200 — 300 Todte und Verwundete, worunter jedoch gegen 40 Offiziere. Am 30. rückte der Feldmarschall am Mincio aufwärts gegen Goita und Eeresano; nach den neuesten Nachrichten war die Armee bis PeSchiera vorgerückt, der Feind stand in Montechiari und war, da auch über Riva österreichi-sche TruppencorpS anruckten, in Gefahr, abgeschnitten zu werden. König Albert war mit genauer Noth der Gefangenschaft entgangen. — Die Triester Blätter fehlen unS heute; am 6. Abends hatte sich die feindliche Flotte wieder gezeigt, da» Dampfschiff, daS sie ins Schlepptau nahm, wurde aber mit 20 Kanonen-schüßen empfange», worauf sich jene entfernte. DaS so eben veröffentlichte Manifest Sr. Majestät an die getreuen Bewohner Wiens sichert die Errun-genschaften vom 15. Mai zu, verspricht die persönli-che Eröffnung deS Reichstages in Wien, unter Vor--auSfetznng der Wiederkehr von Ruhe und Ordnung. Nro. 9. A II h a I» g. Fremdenanzeiger. (Im AuSzuge.) Vom 24. Mai bis 7. Juni. Zum roetfctn OchsenFürstin Chernatintka von ?Lae» fiaii «och Neapel: yr Suovantschitz. 5R»«lirä[ntbe\i$«r, von Warbura nach 6mnbrii(f Hr Fritz, 9tfflli(ätnib»Utz«r. von vtarburg nach Bad Tuner, Hr. i?ai>er. k t Camrneralrath. nach Rann ; He. Tavveiinr fHcalitÖirnbevon Marburg. Ör. Sarlo«, Herrschaften Insreeroe, von Caelftadt nach C,a« fathuen, He. Echuch, Herrschafl«inhab'r von Gratz nach «?ann»nz Baron Beauneit. H»rrschoi>n«-eavilän, von Wien nach Zara, Hr Raii'ieberger. von Prä-vali, nach Trieft Für 8ol»loi|, sän,»» G'solge, von Rearel, nach Peiertbueg Hr- ?aqor Grai Bergen. Hauximann von« f ( Brneral-stab« von Wien »ach Trieft. y. yr Negr», Hosfavla» b«i Sr- M dem Her,og don Mobrna. B Zi-doik. f f Oberst von Ins. Reg Nug»»t, beide von Wun noch Italien Gras rutzoiv, öftere. Gesandter am pädftlichen Hos. nach Wien sammt Gefolgt Zur goldenen lkrone' He Vielen. H G Beamter, von Teieft Hr. v Schlueienberg sl ft. Control«ronim>liar Hr. Ei>inger, beide don Gratz- «irakn »orol»- yr-Saibeli, Han» diltmann beide von Trieft. Baron t'au»igarien> Privat, don Wlitling. Hr. Neckermann, Handelsmann nach ra>bach> He. Klabjuba, f f. Geometer ve- iSieohal. t f- Aeim Udjunct» Heide von El. Georgen. I r._.