■ Razprave Izvirni znanstveni članek (1.01) BV 71 (2011) 2, 159—169 UDK: 2-18:502/504 Besedilo prejeto: 8/2010; sprejeto: 2/2011 Fanika Krajnc-Vrečko Theologiebeitrag zum slowenischen ökologischen Bewusstsein Zusammenfassung: Der Mensch und die Menschheit im Allgemeinen sind zu einem kritischen Punkt gekommen, wo sie sich immer öfter fragen, wohin dieser ganze Fortschritt führt und ob das wirklich das ist, was den Menschen glücklich machen kann und seinen Bemühungen einen Sinn gibt. Das wird schon seit längerer Zeit auf der Ebene der Naturwissenschaften und der Technik festgestellt. Das 20. Jahrhundert ist durch viele Bewegungen gekennzeichnet, die davon zeugen, dass der Mensch erstmals in der Geschichte seine Existenz vor sich selbst schützen will und sich auch erstmals bewusst ist, dass sein verantwortungsloses Verhalten der Umwelt gegenüber katastrophale Folgen für das Überleben der ganzen Menschheit haben kann. Die Verantwortung für die Erhaltung des Planeten Erde liegt nicht nur bei Naturwissenschaften. Auch Geisteswissenschaften, unter denen besonders die Theologie, geben der Bewusstmachung des Menschen als des einzigen Verantwortlichen für die Erhaltung des Planeten immer mehr Bedeutung. Auch einige namhafte slowenische Theologen haben schon in den ersten Jahren nach dem II. Vatikanum auf die Verantwortung des Menschen als eines erschaffenen Wesens für die Erhaltung seiner Umwelt verwiesen. So entwickelte Anton Trstenjak die »ökologische Psychologie«, Vekoslav Grmič die »ökologische Religion«, Janez Juhant hebt die »ökologische Ethik« hervor; Ciril Sorč und Jože Rajhman betonen die moralische Verantwortung des Menschen gegenüber dem Schöpfer, während Avguštin Lah über die trinitarische Ökologie spricht. Allen ist es gemeinsam, dass sie die Mitverantwortung des Menschen für die Schöpfung und seine Hoffung, dass sich die Natur nicht für sein verantwortungsloses Verhalten rächen wird, hervorheben. Schlüsselswörter: Ökologie, ökologisches Bewusstsein, slowenische Theologen, theologische Anthropologie Povzetek: Prispevek teologije k ekološki zavesti na Slovenskem Človek in človeštvo nasploh sta dospela do kritične točke, ko se vse pogosteje sprašujemo, kam vodi ves napredek in ali je ta napredek res tisto, kar more osrečiti in osmisliti njun napor. To že dalj časa ugotavljamo na ravni naravoslovnih in tehničnih znanosti. Konec 20. stoletja zaznamuje vrsta gibanj, ki kažejo, da je človek prvič v zgodovini vzel svojo eksistenco v obrambo pred samim seboj in se prvič zavedel, da njegovo neodgovorno ravnanje do okolja lahko privede do katastrofalnih posledic za obstoj celotne vrste. Odgovornost za ohranitev planeta Ze- mlja ni samo na strani naravoslovnih znanosti. Tudi humanistične znanosti, med katerimi zavzema vidno vlogo teologija, dajejo vedno večji poudarek ozaveščanju človeka kot edinega odgovornega za obstoj planeta. Tudi nekateri vidni slovenski teologi so že v prvih letih po drugem vatikanskem koncilu opozorili na odgovornost človeka kot ustvarjenega bitja za ohranitev njegovega okolja. Tako je Anton Trste-njak razvil »ekološko psihologijo«, Vekoslav Grmič »ekološko religijo«, Janez Juhant izpostavlja »ekološko etiko«, Ciril Sorč in Jože Rajhman poudarjata človekovo moralno odgovornost Stvarniku, Avguštin Lah pa govori o trinitarični ekologiji. Vsem sta skupni poudarjanje človekove soodgovornosti za ustvarjeni svet in njegovo upanje, da se mu narava za njegovo neodgovorno ravnanje ne bo maščevala. Ključne besede: ekologija, ekološka zavest, slovenski teologi, teološka antropologija Abstract: Contribution of Theology to Ecological Consciousness in Slovenia Man and humanity in general reached a critical point when they asked themselves more and more frequently where all this progress was headed and whether this was really the thing that could make man happy and give meaning to his efforts. This was going on for quite some time at the level of natural sciences and technology. The 20th century was characterized by numerous movements showing that, for the first time in history, man wanted to protect his existence from himself and was for the first time aware that his irresponsible conduct towards his environment could be catastrophic for the survival of the human species. Yet the responsibility for saving the planet Earth is not just a task of natural sciences. Also humanities, with theology in an important position, give an increasing prominence to raising the awareness of man as the only one responsible for the preservation of the planet. Already in the first years after Vatican II some important Slovenian theologians referred to the responsibility of man as a created being for the preservation of his environment. Thus, Anton Trstenjak developed »ecological psychology«, Vekoslav Grmič developed »ecological religion«, and Janez Juhant emphasizes »ecological ethics«; while Ciril Sorč and Jože Rajhman stress man's moral responsibility towards his Creator, Avguštin Lah speaks about trinitarian ecology. What they all have in common are the emphasis on man sharing the responsibility for the creation and the hope that nature will not take revenge for man's irresponsible conduct. Key words: ecology, ecological consciousness, Slovenian theologians, theological anthropology 1. Einleitung Heute, am Anfang des 21. Jahrhunderts ist sich der Mensch seiner Verantwortung der Natur gegenüber schon sehr bewusst. Die Anthropologiewissenschaften schließen in ihre Forschungen immer öfter auch das Verhalten des Menschen zur Natur ein. Im vergangenen Jahre waren wir Zeuge von Begegnungen weltweiter Bedeutung auf mehreren Ebenen, auf die die Teilnehmer verschiedener Fachgebiete auf die Verantwortung der Menschheit dem Planet Erde gegenü- ber hingewiesen haben. Die Leader 192 Länder, die 82 % der gesamten Menschheit vertraten, haben sich in den ersten Tagen des Dezember 2009 in K0benhaven erneut gefragt, wie wir unseren Planet bewahren und erhalten können. Die Europäische Gesellschaft für katholische Theologie (International Society for Catholic Theology) widmete anlässlich des vorjährigen Kongresses in Irland die höchste Aufmerksamkeit der Verantwortung des Menschen für die Welt. Die Internationale Zeitschrift für Theologie Concilium konzipierte die dritte vorjährige Ausgabe auf die zunehmende Bedrohung der Erde mit dem Schwerpunkt der Diskussion auf die Ökotheologie und verwies in verschiedenen theologischen Aspekten auf die Träume, Hoffnungen und Erwartungen der Menschen am Anfang des neuen Millenniums und dass die Welt sich endlich für die Erhaltung des Planeten entscheiden sollte. Gleiches konnte man auch beim III. Weltforum für Theologie und Befreiung in Belem do Para in Brasilien im Jänner 2009 erleben. Die Themen der wichtigsten Diskussionsrunden waren »Spiritualität und Ethik der Agenda der Nachhaltigkeit« und die »Ökotheologische Dimension der Körperlichkeit« (Wainwri-ght et al. 2009, 261). Die Internationale theologische Kommission erläuterte die ökologische Frage mit dem Dokument »Gemeinschaft und Dienstleistung«, wo ganz klar steht, dass die ethische Verantwortung für die Umwelt in dem »tiefen theologischen Verständnis der sichtbaren Schöpfung und unserem Platz in ihr verwurzelt« ist (Mednarodna teološka komisija 2006, 249). Mit der Erwähnung nur einiger Weltereignisse deutete man auf die besondere Bedeutung des Bewusstseins des Menschen hin und dass die Verantwortung gegenüber der Schöpfung eine der wichtigsten Fragen der gesamten Menschheit der Gegenwart ist. 2. Das Verhalten des Menschen zur Natur enn wir in der Theologie über das Verhalten des Menschen der Schöpfung gegenüber sprechen, umfassen wir MIT diesem Begriff unwiderruflich das heutige globale Weltbild. In dieser Welt ist es aber sehr wichtig, dass sich die kleineren Gesellschaften deren Rolle in der Bewältigung von aktuellen globalen Problemen bewusst sind. Das Verhalten zur menschlichen Umgebung beginnt beim Einzelnen, erweitert sich auf die Familie, die Schule, die Wohngesellschaft und auf die Volksgesellschaft innerhalb eines einzelnen Staates. Ausgerechnet wegen diesem Bewusstsein haben wir uns die Frage gestellt, wie viel die Theologie als eine der wichtigsten Anthropologiewissenschaften im slowenischen Raum zur Bewusst-machung des Einzelnen und der Gesellschaft beim Verhalten der Schöpfung gegenüber, der Umgebung, in der er lebt, beiträgt. Im Folgenden werden wir nur kurz einige slowenische Theologen erwähnen, die sich mit den Ökologiefragen beschäftigen und sie auch in ihre Theologiediskussionen einschließen. 3. Der Mensch verlor die Hemmungsmechanismen Der Theologe und Psychologe Anton Trstenjak stellt in seiner ökologischen Psychologie fest, dass der moderne Mensch eine künstliche Welt erschaffen hat, die mit ihrer Leistung und Geschwindigkeit dessen Logik weit überschreitet und ihm als Antiintelligenz gegenübersteht, die immer schneller ist als er und ihn auch immer mehr gefährdet (Trstenjak 1982a, 15). Den Grund für diese Erscheinung findet er in der Schwächung des menschlichen Naturinstinktes und mit ihm auch die Hemmungsmechanismen oder Hemmungen, die alle Tierarten im Rahmen des spezifischen Lebensplatzes erhalten, sodass sie sicher und zuverlässig auf die Reize der Umgebung reagieren können und sie sich der Natur anpassen. Neben dem Verlust des Selbsterhaltungsinstinktes ist auch der Verlust des primären Lebensgleichgewichtes von schicksalhafter Bedeutung, auch für die Verunreinigung der menschlichen inneren Natur, das bedeutet die Verunreinigung des menschlichen Gewissens. Wegen der Rücksichtslosigkeit ist der Mensch das aggressivste Tier aller Tierarten. Der Grund für die Aggressivität ist ein System von Prinzipien, zu denen es wegen eines symbolischen Denkens kommt, was ihm aber gleichzeitig auch die Hemmungstriebmechanismen löscht. Deswegen ist der Mensch nicht nur der äußeren Natur und der Umgebung gegenüber gefährlich, sondern gefährdet sich auch selber. In dieser Schwächung von Schutzmechanismen ist auch sein geistiger Erkenntnisrückstand eingebunden, weil er manches nicht richtig verstehen »kann«. Aus diesem Grunde kommt es zu dem ethischen Rückstand, wo der Mensch in seiner progressiven Unpersönlichkeit erkennt, dass er manches »nicht darf«, obwohl er das »könnte« (30-5). Trstenjak sieht die Lösung des Problems im wissenschaftlichen Ethos oder im Kodex der Verhaltensregeln, die auch ein Wissenschaftler beachten muss, damit wieder ein gesundes menschliches Verhalten zur Natur hergestellt werden kann, insbesondere die Humanität und die Menschlichkeit in allem, was der Mensch macht. Die Wissenschaft muss heute eine reelle (sachliche) Aufgabe haben: den Menschen zu retten. Dieser Mensch ist nicht nur ein biologisches Wesen innerhalb seines Wohnraums, er ist auch ein Geisteswesen. 4. Das christliche Ethos Der Philosoph und Theologe Janez Juhant stellt die These, dass die Menschheit wegen der modernen wissenschaftlich-technischen Entwicklung ohne eine geistliche Grundlage sehr schwer den Weg aus der akuten ökologischen Krise finden wird. Man kann den Unterschied zwischen ethisch und unethisch nicht objektiv definieren. Die Philosophie beschäftigt sich schon seit mehr als 2000 Jahren mit dieser Frage, ohne eine allgemeingültige Antwort gefunden zu haben. Auch der Verweis auf die Bibel (Zehn Gebote), Kants kategorischen Imperativ, Verantwortungsethik (= Messen der Handlungen an ihren Folgen) oder Diskursethik (= mangels objektiver Erkenntnis ist Ethik ein Konsens zwischen Diskurspartnern) kann letztlich nur dem Einzelnen Anleitung für sein individuelles Handeln geben (Stiftung Weltethos 2009). Die Geistesbewusstmachung kann sich nur bei geistesbewussten Trägern verwirklichen, die aus ihrer Glaubensüberzeugung und der Offenheit die Stärke für die Verwirklichung der Veränderungen bei schwierigen und akuten ökologischen Problemen schöpfen (Juhant 2008, 45). Eine freie Glaubensüberzeugung hängt aber leider vielmals vom jeweiligen Sozialsystem ab. Das System bedingt das menschliche Verstehen der Religion und demzufolge auch sein Verhalten der Umgebung gegenüber. Juhant behauptet, dass die Veränderung des ökologischen Bewusstseins wesentlich mit der religiösen Geisteshaltung verbunden ist. Für die jetzige Veränderung des ökologischen Bewusstseins ist die Bereitschaft des Einzelnen für die Veränderungen der Lebensweise von wesentlicher Bedeutung. Der Christ sollte fähig sein, das zu machen, ihm ermöglicht der Glaube nämlich die großzügige Überschreitung, mit der er gegen die Befangenheit in der Welt kämpft. Er ist deswegen ethisch verantwortlich, dass er auch beim Verhalten der Umgebung gegenüber aus der Geistesgrundlage schöpft, vor allem aber, muss er fähig sein, seine Identität im Verhalten zu sich selbst, der Natur und seinem Ursprung zu ordnen (56). Die christliche Ethik folgt aus dem Verhalten, in dem der Mensch als Person in der Verantwortung sich selbst verwirklicht, die Wege der Verwirklichung für andere öffnet und die Pflicht des eigenen ethischen Ursprunges bekundet. Leonardo Boff wiederholte, was er schon mehrmals sagte: »Ein neues Ethos muss auf der Grundlage einer neuen Sensibilität, eines neuen Pathos basieren. Denn ich bin überzeugt, dass wir in unserer Welt gerade deshalb eine derart grausame Barbarei erleben, weil es uns an der Sensibilität, an der Empathie für die Mitmenschen und für die Natur fehlt. Und eben diese Dimension versuche ich noch stärker zu gewichten: die Dimension der Achtsamkeit und die Logik des Herzens.« (3. Weltforum) Im Licht der christlichen Ansicht, die auf den Menschen bezogen ist, ist der Mensch von Gott geschaffen. Das bedeutet, dass jeder Moment seines Aufenthaltes von Gott abhängt und dass jeder Moment ihm gehört und gleichzeitig auch Gott, zumal der Mensch sich ja unter dem Einfluss besonderer Gottestätigkeit entwickelt. Wenn wir über den Respekt für die Natur der Schöpfung gegenüber sprechen möchten, landen wir unausweichlich beim menschlichen geistlichen Begreifen und dem Erlebnis der Schöpfung als Gottesgeschenk für den Menschen, was dieser verantwortungsvoll verwalten sollte. Hier stoßen wir aber unbedingt auf die geistliche und religiöse Dimension des menschlichen Aufenthaltes, was auch das Verhalten gegenüber allem, was erschaffen wurde, bedingt. Des Bildes Gottes wegen sollte der Mensch Herr aller irdischen Sachen der Welt sein. »Ausgerechnet wegen des Bildes Gottes ist er für solche Aufgabe fähig, weil Gott in voller Bedeutung der Herr ist. Aus dem gleichen Grund jedoch kann der Mensch nicht die absolute Herrschaft in Anspruch nehmen, sondern kann seine Herrschaft nur innerhalb des Gottesdienstes sehen. Das bedeutet, dass er die Gesetze, die in der Natur und besonders in sein Herzen geschrieben sind, respektieren muss, obwohl sie oftmals sehr schwer eindeutig zu erkennen sind. Auf jeden Fall gliedert die Herrschaft in ,die Gehorsamkeit', das Dienen und die verantwortungsvolle Herrschaft: dem Menschen, der Welt und Gott gegenüber, ein« (Grmič 1982, 231). Grmič bietet keine Endantwort an, wie die Menschheit vor Selbstzerstörung wegen des verantwortungslosen Verhaltens der Natur gegenüber gerettet werden soll, vielmehr macht er auf die Pflichten der Christen aufmerksam, dass sie als »Salz« und »Hefe« der Erde die Denkart der Menschen verändern sollen, sodass sie für verstandesmäßige Gründe, für Gerechtigkeit und Liebe, für Rücksichtnahme, für den Verzicht, für all das, was Menschen wirklich menschlich und menschenfreundlich macht, zugänglich sein können. Die Christen sollten der he- utigen Welt »eine ethische Schocktherapie im Sinne der Anthropologie des Liebesdienstes für den Menschen, die evangelische Freiheit, die Gleichberechtigung und die Bruderschaft aller Menschen miteinander bringen« (241). Diese verantwortungsvolle Aufgabe ist an die Vertreter aller Weltreligionen gestellt, weil sie den Weltethos vertreten, was alle geistigen Fundamente der gesamten Schöpfung verbindet. Grmič nähert sich dem Küngs Weltethos, das Ende des 20. Jahrhunderts Vertreter verschiedener Religionen in der gemeinsamen Verantwortung der Schöpfung gegenüber vereinigt hat, da sie doch zur Friedfertigkeit, Toleranz, zum Verzicht der Herrschsucht aufrufen können und diese Grundhaltungen auch zu verwirklichen im Stande sind (Küng 2008, 118). Das Ganzheitserfassen und das Ichbewusstsein innerhalb eines Lebensraumes ermöglicht dem Einzelnen die Erkenntnis über die Bedrohung der menschlichen Umgebung, über die heute kein Zweifel mehr besteht und eine der Grundfragen der modernen Menschheit ist. Wenn wir davon ausgehen, dass »der Mensch erstmals in der Geschichte seine eigene Existenz vor sich selbst schützt«, wollen wir sagen, dass sich der Mensch erstmals darüber bewusst ist, dass ein verantwortungsloses Verhalten in Bezug zur Umwelt katastrophale Folgen für die Existenz der ganzen Menschheit haben kann. Diese Erkenntnis ermöglicht dem religiösen Menschen, dass er voller Hoffnung in die Zukunft blicken kann und aus diesem Grunde hat er schon eigene Maßstäbe gestaltet, mit deren Hilfe er die Zukunft auch erhalten wird. Diese Besorgtheit ist ein Hoffnungsbild. Der Mensch fühlt instinktiv, dass seine Suche im Unbekannten, die mit vielen unvorhersehbaren Gefahren verbunden ist, nicht schicksalhaft enden kann. Dort, wo alles zerstört wird, wo plötzlich etwas Unerwartetes erscheint, genau dort schält sich wieder eine genauso unerwartete Lösung heraus. Wir können den menschlichen Willen nicht genügend dafür bewundern, dass er auf seinem eigenen Stückchen Erde bleibt und sich die zerstörte Existenz wieder aufbaut (Rajhman 1978, 10). Das können wir auch im slowenischen Raum sehen, wo Naturkatastrophen immer öfter die Heime zerstören. Der Mensch bleibt dennoch in seinem Land und baut auf demselben Platz ein neues Heim. Mit dieser Handlung signalisiert der Mensch Hoffnung für die Zukunft und akzeptiert die Naturkatastrophe als Teil seines Lebensraumes und der Umwelt. Dabei glaubt und hofft er, dass es zu keiner Katastrophe mehr kommen wird. Das beweist, dass die Hoffnung im menschlichen Herzen einen vorrangigen Platz hat, wodurch der Mensch sich selbst übertrifft. Irgendwie intuitiv, mit einem gewissen Respekt, akzeptiert er die Naturgegebenheiten, obwohl er mit Hilfe von Wissenschaft und Technik erbarmungslos seine Umwelt ausnutzt, aber er hofft und glaubt, dass sich die Natur für sein Verhalten nicht rächen wird. Im Verhalten des Menschen der Schöpfung gegenüber müssen wir die Hoffnung als menschliche Ausrichtung zu Gott und zum Glauben an die Gottestreue verstehen, die sich als Gottestätigkeit in der Natur zeigt. Schon im Alten Testament bewahrt Gott das Volk vor Unbill in seinem Dasein und pflegt trotz Glaubensabfall mit dem Volk Freundschaft. Im Neuen Testament wird diese immer erneute Gottestreue mit Jesus verbunden. »Durch die Auslieferung von Jesus für die Erlösung aller Menschen wird die Gottestreue bestätigt. Dieselbe Gottestreue, die in Jesus offenbart wird, sagt im Dasein all das aus, was Gott geschaffen hat. Die Erlösun- gsliebe Gottes wirkt vom ersten Moment der Schöpfung bis zur Endvollendung der Welt und der Geschichte, die wir in Hoffnung erwarten. Genau diese Gottestreue zu sich selbst und zur Arbeit ist der Beweggrund für die Erhaltung aller Dinge im Dasein« (Lah 2003, 240). Im Sinne der Erhaltung im Dasein von all dem, was geschaffen wurde, können wir die Gottestreue in die der Mensch hofft und glaubt, als Sorge Gottes für die Schöpfung verstehen. Der Mensch ist aber dafür verantwortlich, dass er mit dem Schöpfergott bei der Erfüllung der Schöpfung mit Selbstverwirklichung mitarbeitet. 5. Die Verantwortung des Geschaffenen gegenüber seinem Schöpfer Wenn wir dieses Verhalten aus der theologischen Sicht betrachten, müssen wir die menschliche moralische Verantwortung dem Schöpfer gegenüber betonen. Dogmatiker Ciril Sorc setzt »die Bekehrung« (Verbesserungen) der Natur als Menschenbekehrung voraus: »Der Mensch muss sich aus der Rolle des rücksichtslosen Herrn als Verwalter lösen und als wirklicher Herr für das haften, was ihm in Pflege übergeben wurde. Diese Bekehrung fordert die Veränderungen des gesamten Verhaltens zur Schöpfung, die Veränderung der Denkweise und der Tätigkeit« (Sorc 1986, 332). Die ökologisch orientierte Lehre über die Schöpfung bezieht nämlich auch die Anerkennung der Gottespräsenz und der Weltpräsenz in Gott ein. Im Schöpfungsglauben ist Gott über die Welt, die der Gottesentwurf ist und aus den Händen Gottes kommt, gestellt. Deswegen interessiert sich die Theologie nicht nur für Gott, sondern besonders auch für den Menschen in dieser Welt. Die Wissenschaft ist so weit vorangekommen, dass es so aussieht, als gäbe es beinahe keinen gesunden Menschen mehr; die Nahrungsvorräte sind zu groß, dennoch gibt es immer mehr Hungernde. Der Mensch ist Maßstab für alles, dennoch wird es bald keine Grundregel für den Menschen geben (Komat 2008, 11), aus diesem Grund ist die Aufgabe der Theologie, in dieser säkularisierten Welt ihre persönliche Verantwortung vor den Mensch zu stellen. Der Mensch ist für diese geschaffene Welt offen, erlebt sie mit allen Sinnen und gestaltet sie auch mit. Das Leben in der Welt und das menschliche Verhalten der Umgebung gegenüber sind mit einer horizontalen Orientierung bedingt, die wir mit der menschlichen Tendenz, dass er »die Welt nach Gotteswillen gestaltet«, gleichsetzen können. Das ist keine individuelle menschliche Tendenz, sondern auch eine Forderung des II. Vatikanums. Das Vatikanum kündigt in der Pastoralverfassung über die Kirche in der heutigen Welt (LG 39,2) das Gottesreich auf Erden an, das der Mensch alleine helfen solle zu errichten. Mit dem Recht zu arbeiten, meinen wir die menschliche Kreativität, die im Menschen auch die Freude an dem Erschaffenen erzeugt. So gewinnt der Mensch mit seiner Arbeit das Recht, dass er sich selbst der Schöpfer nennt, wenn er vielleicht aus einem formlosen Stoff eine ästhetische Arbeit erzeugen kann. So macht er es dem Schöpfergott nach, hat an seiner Schöpfermacht teil. Falls die Ursünde etwas nicht vernichten konnte, ist es diese Gottesstärke im Menschen. Seit es die Menschheit gibt, gibt es auch den Wunsch, das Unbekannte zu entdecken, in das Unsichtbare einzu- dringen, den Erdboden zu verändern, alles, das es bisher noch nicht gab, zu benennen. Die menschliche Fähigkeit für kreative Arbeit ist in der Welt und in der Natur ein Faktor der Vermenschlichung, der die Autonomie der Erdrealitäten erlaubt, die mit dem Vatikanum (LG 33; 67) die moderne theologische Anthropologie hervorhebt. Bei »der Arbeit für diese Welt« kann der Mensch/Christ nicht gleichgültig der Welt gegenüber bleiben. Für ihn wäre es geradezu fatal, wenn er für die Welt, in der er lebt, nicht sorgen würde. Er würde die Grundanforderung Gottes im Gen 1,26 folg. ignorieren (Rajhman 1971, 139). Gott übergibt im 1. Buch Mose die Erde (Natur) der menschlichen Herrschaft, wo der Mensch nach Gottesbild erschaffen ist, den Verstand und Willen hat und so für den Herrscher aller Sachen bestimmt ist. Er hat ihm aber auch verboten von dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen (1Mo, 2,16-17). In seiner Freiheit hat der Mensch die Möglichkeit, alle Grenzen des Erlaubten und seiner Fähigkeiten zu übertreten, auch wenn er das nicht dürfte. Sollte er die Grenze des Erlaubten übertreten, müsste er sich jedenfalls darüber bewusst sein, dass er die Konsequenzen spüren wird. Aber das Problem ist noch größer. Derjenige, der die Verhaltensregeln der Natur gegenüber verletzt, wird damit nicht nur sich selbst schaden, er wird auch andere Menschen, unter Umständen sogar die ganze Menschheit gefährden. Der Mensch kann sich nämlich nicht auf die absolute Freiheit berufen. Wenn wir die menschliche Freiheit und die Verantwortung für seine Tätigkeit befürworten, können wir nicht vom Menschen ausgehen, sondern von Gott als den Einzigen, der der menschlichen Freiheit richtige Bedeutung gibt. Diese Erkenntnis macht es möglich, die heilige Geschichte der Christenheit neu zu erzählen, wie das bedeutende ökologische Werk »Buch der Genealogie«. Das Matthäusevangelium beginnt mit den Worten biblos geneseos - »Buch des Ursprungs«. Es weist genealogisch auf eine bestimmte Person voraus, Jesus Christus, aber es weist auch zurück. Die Formulierung spielt auf das Buch Genesis: die Entstehungsgeschichte von Himmel und Erde (2,4) und die Geschlechterfolge der menschlichen Gemeinschaft von Mann und Frau (5,1-2). »Dieses Buch mit seiner ganz spezifischen Fokussierung auf Jesus Christus zielt nicht nur auf eine einzelne menschliche Familiengeschichte, sondern in die Geschichte der gesamten Menschheit und in die Erdgeschichte selbst, in die 'Entstehungsgeschichte von Himmel und Erde'« (Wainwright 2009, 271). Der Mensch muss sich im Verhalten seiner Umgebung gegenüber darüber bewusst sein, dass ihm die Welt nur »in Gebrauch gegeben ist« und es seine Pflicht ist, sie seiner Nachkommenschaft zu hinterlassen, wobei er die ganze Zeit seinem Schöpfer gegenüber verantwortlich ist. Der Mittelpunkt der Welt bleibt immer noch der Mensch, der die Aufgabe hat, die geschaffene Natur zur Endvereinigung mit dem Göttlichen zu bringen. Gott ist nicht über der Welt, aber ist in der Welt und wenn der Mensch die Welterfahrung auffasst, das bedeutet, wenn er das Weltdasein zu erfassen versucht, wird er auch das Geheimnis des Göttlichen erfassen. In der mystischen Einsicht des Verhältnisses zwischen Schöpfer und Geschaffenen sind die Welt und Gott keine konträren Gegebenheiten, sie sind im konkreten Verhältnis. Es handelt sich nicht um die Weltherrschaft des Menschen, aber um die Erkenntnis des Menschen um das Heilige, das in der Welt immanent ist und diese Welt auch vermenschlicht. 6. Der Mensch ist im Verhalten der Welt gegenüber gleichberechtigter Partner mit Gott Das Problem bzw. die Frage des Heiligen in der Welt kennen alle Religionen. Mit der Erkenntnis des Weltethos hat sich das Verhalten des Menschen Gott gegenüber verändert. Geisttheologe Jože Rajhman betont, dass es sich nicht mehr um die menschliche Herrschaft über die Welt handelt, aus die der Mensch Gott hinausschieben will, sondern um die menschliche Erkenntnis, dass ihn die Welt im technischem Fortschritt überrundet hat, dass ihm die Welt sozusagen aus den Händen geglitten ist und dass er sie nicht mehr im Griff hat. So ist der Mensch in eine Krisensituation geraten, wo er endlich begriffen hat, dass er die Welt nicht nur hominisieren, aber auch humanisieren muss. Das bedeutet, dass die Welt eine humane Welt werden muss, nicht nur irgendeine Welt des Menschen. Er hat auch erkannt, dass er kein Übermensch werden kann, sondern nur ein einfacher Mensch, der den wirklichen Humanismus begreifen muss, und zwar nicht nur in Theorie, sondern immer öfter auch in Praxis« (Rajhman 1978a, 493). Zusammen mit den modernen Mystikern betont er den Wert der vergänglichen Welt, die ein Teil von allem Geschaffenen ist und für die auch der Mensch verantwortlich ist. Wenn der Mensch für die Welterhaltung verantwortlich ist, wird er plötzlich ein gleichberechtigter Partner im Verhältnis zu Gott. »Er will die Welt nicht mehr nur ausnutzen, er erkennt, dass die Welt einen gewissen Wert in sich trägt und dies nicht nur dem Menschen gegenüber oder dessen Nutzen« (494). Der Mensch strebt dauernd darnach, mit seiner Arbeit die Welt zu verbessern. Diese sollte so menschlicher werden, jeder Einzelne sollte beim Schaffen von Lebensbedingungen helfen, mit Hilfe derer sich der Mensch als perfektes, ethisch bedingtes und ethisch orientiertes Wesen verwirklichen kann. In dieser Bemühung kann der Einzelne nicht allein agieren, sondern stets in Solidarität mit allen Bemühungen der Welt. Gleichzeitig muss er sich aber darüber bewusst ein, dass er nicht der Auserwählte ist und dass all seine Arbeit auch in der Erlösungsarbeit ihre Orientierung hat. Die gesamte menschliche Tätigkeit ist auf das Göttliche im Menschen orientiert, gleichzeitig ist sie aber immer mit der äußeren, sichtlichen Welt verbunden und hängt auch von dieser Welt ab. Der Mensch erlebt so die göttliche Erlösungsarbeit in sich selbst und sein Inneres führt ihn zur Verwirklichung der Menschwerdung, die für den Menschen die Menschwerdung in Gott bedeutet. 7. Das trinitarische Paradigma als ein Ausweg aus der ökologischen Krise Der Systematische Theologe Avguštin Lah sieht die ökologische Krise, den heutigen Mensch und die Krise der Menschheit aus der trinitarischen Sicht an. Er bietet ein Rezept für einen Ausweg aus der ökologischen Krise an, und zwar ein neues Paradigma als System der persönlichen und gesellschaftlichen Werte. »Das neue Paradigma geht aus dem trinitarischen Verständnis von Gott und Mensch hervor. Gegenüber dem Subjekt affirmiert es die Person und mit ihr die Beziehungsrationalität. Gegen den Kollektivismus stellt es die Gemeinschaftlichkeit, gegen den Individualismus bietet es die Gegenseitigkeit und gegen Ausschließung baut es Einheit in der Solidarität mit den Menschen und mit allen Lebewesen der Schöpfung« (Lah 2010, 534). Die wichtigsten Lebensgrundlagen für alle Lebewesen sind nicht vom Menschen gemacht, sondern ihm übergeben und darum auch nicht unbegrenzt der Macht seines Alles-Menschen-Könnens und Wollens ausgeliefert. Dabei setzt Lah eine trinitarische Beziehung aus, die sich als eine tiefe und unermessliche gegenseitige Dankbarkeit abspiegelt, wie sie Jesus in der Macht des Heiligen Geistes dem Vater erweist (Mt 11,25). Mit tiefer Dankbarkeit für Gott den Schöpfer, für die Welt und die Natur bleibt dem Menschen und der Menschheit in der Sorge um die Umwelt der trinitarische Ausweg, der sich in Gerechtigkeit, Liebe, Freiheit und Frieden zeigt. 8. Schlussfolgerung Die slowenischen Theologen, die sich mit den ökologischen Fragen beschäftigen, betonen die ethische Verantwortung des Menschen, die die Verantwortung des geschaffenen Wesens seinem Schöpfer gegenüber ist. Die Theologie als anthropologische Wissenschaftsdisziplin betont die menschliche, geistige und religiöse Dimension, die es ermöglicht, die Welt im Verhalten zum Göttlichen in der Welt und der Natur zu begreifen. Gott ist nicht über der Welt, aber in der Welt und wenn der Mensch die Welterfahrung auffasst bzw. versucht, das Weltdasein zu begreifen, wird er auch das Geheimnis des Göttlichen begreifen. In der mystischen Einsicht des Verhältnisses zwischen dem Schöpfer und dem Geschaffenen sind die Welt und Gott keine konträren Gegebenheiten, sondern im konkreten Verhältnis. Es handelt sich nicht um die Weltherrschaft des Menschen, sondern um die Erkenntnis des Menschen über das Heilige, das in der Welt immanent ist und diese Welt auch vermenschlicht. Für den Menschen und die Menschheit bleibt in der Sorge um die Umwelt der trinitarische Ausweg, der sich in Gerechtigkeit, Liebe, Freiheit und Frieden zeigt. Referenzen 3. Weltforum für Theologie und Befreiung in Belem. 2009. Http://www.itpol.de/?p=305 (abgerufen am 26. Oktober 2010). Climate Conference in Copenhagen. 2009. Http:// www.erantis.com/events/denmark/copenha-gen/climate-congress/index.htm (abgerufen am 1. December 2010). Eager Longing of Creation. 2009. Http://www.mic. ul.ie/theology/ESCT/Conference.html (abgerufen am 26. Oktober 2010). Ethische Grundfragen. Http://www.global-ethic--now.de/gen-deu/0a_was-ist-weltethos/0a--pdf/ethische_grundfragen.pdf (abgerufen am 26. Oktober 2010). Grmič, Vekoslav. 1982. Krščanski pogled na človeka in življenje. In: Jože Strgar, Hrsg. Bomo preživeli? Celje: Mohorjeva družba. Juhant, Janez. 2008. Ekologija in duhovna ozaveščenost. Bogoslovni vestnik 68:45-60. Komat, Anton.2008. Simbiotski človek. Domžale: Selbstverlag. Küng, Hans. 2008. Svetovnietos. Ljubljana: Društvo 2000. Lah, Avguštin. 2003. Teološka antropologija. In: Ciril Sorč, Hrsg. Priročnik dogmatične teologije. Bd. 1, 205-362. Ljubljana: Družina. ---. 2008. Und der Mensch erschuf den Menschen nach eigenem Bild: Zum anthropologi- sehen Dialog in der postmodernen Welt. Bogoslovni vestnik 68:165-178. ---. 2010. Umrisse einer trinitarischen Ökologie. Bogoslovni vestnik 70:531-539. Mednarodna teološka komisija. 2006. Občestvo in skrbništvo. Communio 16:204-254. Novak, Mihael. 2006. O gojenju svobode: Razmišljanja o moralni ekologiji. Claritas 43. Ljubljana: Študentska založba. Rajhman, Jože. 1978. Upanje v odnosu človek -Bog. Znamenje 8, 1:9-15. ---. 1978a. Bog v zavesti novejših mistikov. Znamenje 8, Heft 6:489-496. ---. 1971. Horizontalizem v duhovnosti sodobnega kristjana. Cerkev v sedanjem svetu 5, 9/10:139-142. Sennett, Richard. 2008. Kultura novega kapitalizma. Ljubljana: Založba /*cf. Sorč, Ciril. 1986. Ekološki problemi v luči teologije. Bogoslovni vestnik 46:325-338. Trstenjak, Anton. 1982. Ekološka psihologija: Problemi in perspektive. Ljubljana: Gospodarski vestnik. ---. 1982a. Odnos do narave v smeri znanosti o življenju. In: Jože Strgar, Hrsg. Bomo preživeli? Celje: Mohorjeva družba. Vatikanum II. 1965. Pastoralna konstitucija o Cerkvi v sedanjem svetu [LG]. In: Koncilski odloki. Ljubljana: Družina. Wainwright, Elaine M. 2009. Das Buch der Genealogie: Wie sollen wir es lesen? Concilium 45:266-277. Wainwright, Elaine M., et al. 2009. Ökologie. Concilium 45:261-265.