SLOVANSKA KNJI2NICA LJUBLJANA E 202 DIE SCHLACHT BEI SISSFA 22. Juni 1593 am Festtage des heil. Acliatius. ■ / . . sä V e/> i ■* v % v_ i) u CXS Ü0 •01 er £ a- £ er on m • 5 M rh ,K1 CI 11 ^ j 4 4- IW $ \ V v. V ■ M ^ | ^ u» 'S W-l" V. VJ. > S I I * vlj •Vi sH ii •fl X ' ■1 ^ ,<|sX Xä w Ä 13 .= -O M DIE SCHLACHT BEI SISSEK 22. Juni 1593 am Festtage des heil. Achatius. von P. v. Radies. (Mit einem nach photografischer Aufnahme in Zeichnung und Ton facsimilirten Bilde.) (Der Reinertrag ist dem Unterstützungsfonde für arme Studirende des hiesigen k. k. Gymnasiums gewidmet.) LAIBACH 1861. Gedruckt bei Josel' IMasnik. Das Recht der Uebersetzung der Schrift ins Slovcnischc und der Vervielfältigung des Bildes behält Bich der Verfaszer vor. i u £>/ B&ojL, Wenn e*n Volk den Festtag einer neu beginnenden Periode in sein Geschichtenbuch einträgt, so ist es wol erklärlich, dasz es dabei auch gerne rückwärts blättert, und die in hellen Farben schimmernden Stellen darin aufsucht. In der Chronik unseres Volkes ist das Roth an solchen Stellen vorwiegend, es erinnert diesz an das viele Blut, das auf unserm Boden, oder wenigstens von den Söhnen unseres Vaterlandes in dem benachbarten südöstlichen Grenzgebiete durch das XV. und XVI. Jahrhundert hin vergoszen wurde. Indem wir, hocherfreut, das Factum der allen Völkern unseres groszen Kaiserstaates gewährten Gleichberechtigung der Nationalitäten eintragen, verweilen wir gerne an jenen zahlreichen Stellen, die uns von den Helden-thaten unserer Vorfahren in den Kämpfen mit den Türken erzählen. Eine solche hervorragende That ist auch die Schlacht vom 22. Juni 1593, die auf den besonderen Rath des Freiherrn Andreas von Auersperg mit den die Festung Sissek belagernden Türken aufgenommen und durch eben dieses Rathgebers und der Seinen Muth und Kraft zum groszen Ruhme unseres Vaterlandes ausgekämpft wurde. Das Jahr 1408 brachte die ersten Türkenschaaren auf krainischen Boden und zwar in die zunächst gelegene Metlik; 1418 machten nahezu 1000 Krainer unter einem Herrn von Auersperg in der groszen Schlacht bei Radkersburg die nähere Bekanntschaft dieser ungebetenen Gäste. Von da ab giengs mit wenig Unterbrechungen fort durch alle Jahrzehente des Xv. und XVI. Jahrhunderts, dasz die Osmanen in offenen erklärten Kriegszügen und unvorhergesehenen Raubeinfällen in unser Land abwechselten. Es waren zumeist die Grenz-Pascha’s von Bosnien und der Herzegovina, die solche Expeditionen auf eigene Rechnung unternahmen, um Beute zu machen, oft aber auch um durch Gefangennehmung bedeutender Persönlichkeiten der windisch-kroatischen Grenzvertheidigung grosze Lösesummen setzen zu können. Sowol in Rücksicht dieser Verhältnisze, als noch mehr der hohen Wichtigkeit, die aus dem kräftigen Wie- derstehen unserer Grenzlande diesen Kämpfen für die allgemeine Geschichte erwächst, wäre es gewisz sehr lohnend, eine umfaszende auf genaue Prüfung der Quellen ’) basirte Schilderung derselben zu entwerfen. Aber auch nur die bedeutendsten und folgenreichsten „Züge wider den Türken“ hieranzuführen, gienge weit über das Ausmasz dieser Schrift. 2) Aus diesem Grunde bescheide ich mich damit zur beszeren Würdigung meines Gegenstandes die Situation Krain’s um jene Zeiten kurz zu charakterisiren. Das XV. Jahrhundert, welches für die unter Friedrich des III. Herrscherstabe vereinten Länder ein von den schwersten Kämpfen erfülltes gewesen, hatte auch unserm Lande das gemeinsame Leid der Bedrückung von der und jener Seite, der Zerfahrenheit in öffentlichen und Privatverhältniszen, und speziell eine stäte Belästigung durch die Osmanen eingebracht. Das Land fühlte tief die Controverson der Habsburger unter sich und mit den Cyllicrn, welch’ letztere sich auch auf unserm Boden in blutiger Weise geltend machten ; es litt an der allgemeinen Rechtslosigkeit der Zeit, wo sich die mächtigem Edlen unseres Landes wenig um des Kaisers Gericht bekümmerten und gegenseitig Fehde führten; am drückendsten empfand es aber den Mangel gehöriger Wiederstandsfähigkeit gegenüber dem Erbfeinde, der unaufhörlich an unsere noch schlecht befestigten Städte herandrängte und dem ob fehlender Geldhilfen noch immer nicht angemeszene Truppen-kräfto entgegengestellt werden konnten. Die schwache Regierung Friedrichs hatte ein Ende genommen und eine neue Aera schien unter seinem trefflichen Sohne, dem unvergeszlichen Max (welchen als „letzten Ritter“ ein Sohn unseres Landes Anastasius Grün — Anton Alexander Graf von Auersperg — im Liede gefeiert hat) auch unserm Lande in den mannigfachen Bestimmungen für deszen Wohlfahrt gekommen. Da waren es Massenhaftes Materiale in Sachen der Grenzvertheidigung (Relationen , Correspondenzen , Rechnungen , u. s. w.) bewahrt das krainisch-landschaftliclic Archiv. Auf diese Details der Türkeneinfalle habe ich in meiner noch im laufenden Jahro erscheinenden „Geschichte Krainsw Rücksicht genommen. An meine Landsleute! Es war mein Wü/nscA, dass diese Denkschrift auch in unserer fslovenischenj Muttersprache erschienen wäre-, da ich aber in der Zeit meiner Studien, die ich ausser Landes machte, nicht die Gelegenheit fand, mich im slovenischen Idiome so ireiter au bilden, dasz ich jetzt schon davon in wissenschaftlicher Darstellung Gebrauch machen könnte, so wandte ich mich an mehrere P. T. Herren Fachmänner im Interesse des nationalen (iegenstandes die Vebersetsung gütigst auf sich su nehmen; dabei wohl einige übergehend, von denen mir ein Korb vornherein gewiss war. Die einen der ersuchten brachten 'Zeitmangel als Entschuldigung vor, was ich besonders bei einem talentvollen jungen Dichter und Schriftsteller bedauern muss, da aus seiner Feder gewiss eine gans gediegene und wissenschaftliche Ucbertragung geflossen wäre —; die anderen versprachen swar die Leistung, doch kamen sie damit nicht su Stande. Diese Zeilen mögen als ICrklürung dafür dienen, dasz das Bild doppelte Ueber- und Unterschriften führt, dann dafür, dasz die auf den 22. Juni allgemein! gewesene Schrift, die im übrigen schon Anfangs Juni fertig dastand, erst jetzt erscheinen kann. Doch trotz alledem werden — ich hoffe es — meine. Landsleute aus dieser Schrift dasjenige herauslesen, was mir bei Abfassung immer vor der Seele stand: die Begeisterung an der nationalen That des 22. Juni 1593. Laibach 5. Juli lSßl Der Vertaner. wieder bald nachher die Bauernaufstände der Jahre 1515.16, dann das schroffe Gegenüberstehen von Fürsten und Volk, welches aus der allmälig auch nach unserin Süden vorgedrungenen Glaubensspaltung her-vorgieng, vor allem aber die erneuerten und nun in gröszerm Maszstabe systematisch ausgeführten Coups der Osmanen, welche Bedingungen zusammengenommen die schönen Illusionen eines geordneten und glücklichen Lebens des Landes Krain auf lange hin zerstörten. Die Bauernaufstände verbanden mit der allgemeinen Consequenz solcher Ereignisze, die immer gegen die Moralität eines Volkes ausschlägt, bei uns noch den weitern Uebelstand, dasz durch sic manch festes Schlosz, das vielleicht einen Anprall der Türken hätte aufhalten können, gebrochen, manch wichtiges Geschlecht, das durch seine Hilfe nach auszen dem Lande vielleicht die besten Dienste getlian hätte, herunter gebracht oder gar vernichtet wurde. Die feindselige Stellung und Erbitterung der Landesherren (der Fürsten Innerösterreichs) und der Untcr-thanen hauptsächlich der Landleute (Adeligen) Krains gegen einander, ein Ergebnisz der auch von unserm Volke rasch aufgenommenen evangelischen Lehren Luthers und der von den Landesfürsten gegen die Ausbreitung derselben durchgesetzen oder, was noch schlimmer war, blosz versuchten Maszregeln hinderte zuvörderst das so dringend gebotene Auftreten an den Grenzen. Da gieng es denn, statt dasz man dem gemeinsamen Feinde mit vereinter Kraft begegnet wäre, nicht selten auf den Landtagen äuszerst stürmisch zu, indem der Erzherzog-Regent im Namen des Kaisers die Bewilligung erhöheter Abgaben und persönlichen Zuzug verlangte und hinwieder die Stände mit ihren Forderungen um Concession in Religionssachen aufstanden. So wurde die Höhe der einen Gewährung durch den Umfang der andern bedingt und oft das allgemeine Ziel zum Schaden beider Theile aus den Augen gelaszen. Doch waren immerhin die Leistungen unseres Landes in Angelegenheiten der Grenze ganz erhebliche. Wir staunen bei der Durchsicht der noch erhaltenen Rechnungen über die bedeutenden Geldsummen, die allein von uns auf die Vertheidigung derselben aufgewendet wurden. Dazu müszen wir noch die fortwährende Schlagfertigkeit unserer Ritterschaft rechnen welche Ritterschaft vor der Steiermarks und Kärn-thens, abgesehen von der natürlichen Nähe des Schauplatzes, in der Praecision der Bereitschaft und des „Zuziehens“ immer den Vorrang gewann. Auf solche Weise ■wurde den planmäszigen Expeditionen der Osmanen in den letzten Decennien des XVI. Jahrhunderts trotz den besprochenen mannigfachen Hinderniszen dennoch und nicht selten von uns Krainern auf eigene Faust kräftiger Widerpart geleistet, und die Geschichte nennt uns in erster Reihe die Helden Katzia-ner, Khisl, Lamberg, Lcnkoviö, Thurn und die Auersperge und da wieder vor vielen dieses mannhaften Geschlechtes Herbart VIII. (gefallen bei Budaschki 1575 22. September) ') und Andreas von Auersperg den Sieger vom 22. Juni 1593. Ich kann diese Vorbemerkungen nicht beszer ab-schlieszen, als dasz ich die meisterhafte Charakteristik, die Anastasius Grün über die Epoche der Tür- ') Ucber diesen gleich ausgezeichneten Helden und Staatsmann erscheint von mir demnächst im Verlage von W. Braumüller in Wien eine ausführliche Biographie, deren Zueignung Graf A. A. Auersperg ^Anastasius Grün) gütigstangenommen hat. kenkriege in dem Vorworte zu seiner Uebertragung der Volkslieder aus Krain *) geliefert hat, hieranführe. Auersperg sagt:„Durch seine geographische Lage den trotz aller Friedensschlüsze, fast jährlich wiederholten Einfällen der Grenz-Paschas biosgegeben, war das ganze Land Krain durch Jahrhunderte ein groszes Feldlager, eine von Geschützen und Rüstungen starrende Burg; die ganze waffenfähige Bevölkerung, wie die Mannschaft einer groszen Vorposten wacht, in jedem Augenblicke marsch- und kampffertig und der Signale (Kreut- oder Kreuzfeuer) gewärtig, die von allen Höhen aufflammend, binnen wenigen Stunden das ganze Land zu den Waffen rufen konnten. Da war jedes Haus eine Schanze, Schlöszer und selbst Kirchen waren befestigte Auszenwerke mit Thürmen, Ringmauern und Gräben (Tabor) vornemlich zur Aufname der Wehrlosen und der geflüchteten Habseligkeiten bestimmt. Diese Epoche der ausdauerndsten und erbittertsten Kämpfe ist der Glanzpunkt der Landesgeschichte, ihr gehören alle poetischen Erinnerungen an, ihr die Entwicklung eines eigenthüinlichen kriegerischen Volks-lebons und somit auch eines selbstständigen Volksliedes. -) Ueber dieses selbst spricht er dann später sein Urtheil in den Worten: Obschon Krains Volkslied sein nahes Verliältnisz zur Poesie der übrigen sla-vischen Völker nicht verläugnet, steht es doch mit der serbischen Volkspoesie in allernächster Verwandtschaft. Wenn jedoch das serbische Volkslied, im Einklänge mit der Geschichte Serbiens als wohlgeglicdertes Epos zur Feier vaterländischer Helden, als stolzer Triumph-und Siegesgesang nach glanzvoll beendigten Kriegen, breit und feierlich dahinrauscht; so klingt eben auch im Einklänge mit der Landesgeschichte, Krains Volkslied rasch und abgeriszen, als kurze Romanze, als frisches Waffenlied, wie es Nachts am Vorpostenfeuer von wachenden Kriegern gesungen zu werden pflegt, die sich munter erhalten, die Nacht kürzen, vor allem aber den Faden, den jeder Augenblik durch Auszug oder Ueberfall durchschneiden kann, nicht über Gebühr ausspinnen wollen. ■'*) Nachdem Has s an4) Pascha von Bosnien 1592 einen ersten vergeblichen Angriff auf Sissek gewagt, nachher aber den Bau von Petrinia beendet und mehrere kleinere nicht unwichtige Grenzplätze erobert hatte, zog er zu Anfang des Jahres 1593 wieder eine grosze Anzahl Truppen in der Gegend von Petrinia zusammen, um Sissek nochmals zu berennen. Er hatte sich zuvor an die Befehlshaber in Ungarn, das damals bekanntlich türkisch war, nach Ofen, Stuhlweisenburg, Gran, Fünfkirchen, Sigetli gewendet und von ihnen je die 30. Compagnie ihrer Reiterei erhalten. Im ganzen mag sein Heer 25 bis 30.000 Mann betragen haben.5) Diese ansehnliche Macht, die zudem von vielem Geschütz unterstützt wurde, hatte sich am 1. Juni bei Banjaluka gesammelt und erschien sodann am Mittwoch vorFrohn-leichnam (16. Juni) vor Sissek. Diese Festung unter ') Volkslieder aus Krain übersetzt von Anastasius Grün, Leipzig, Weidmann 1850. ’) I. c. p. IX. f. 3) I. c. p. XIII Ein unbeschreiblich guter Soldat, aber beinebst grimmiger Tyrann und Erzfeind der Christen: wie die Mamelucken. deren er einer gewest, insgemein scind. Denn er ist vorher ein italienischer Christ und Benediktiner-Münch gewest, aber durch die’Venus aus dem Kloster, ja gar vom Christenthum zum Mahomed geführt. Valvasor Ehre des Herzogthums Krain XV. Buch, p. 530. 5) Handschriftliche Quellen (Bcrichl-Correspondenzcn) im landschaftlichen Archive. den Römern der Waffenplatz Siscia, liegt auf einer Landzunge am Einflusze der Culpa in die Save und bildet den strategischen Uebergangspunkt vom Südosten her nach Krain und Kroatien. Der Platz gehörte in jener Zeit dem Domkapitel von Agram. Den Befehl daselbst führten zwei Priester, Blasius Jurak und Mathias Fintiz (derselbe, der schon die erste Belagerung mit ausgehalten hatte.) Diese des Pascha Anschlag voraussehend, hatten kurz vorher den Com-mandanten von Agram Herrn Ruprecht von Eggenberg ') um Hilfe angegangen und als solche hundert deutsche Knechte erhalten, welche Verstärkung durch neugeworbene Mannschaft aus der Landbevölkerung vermehrt, einer Belagerung muthig entgegen sehen liesz. Hassan vor die Veste angeriickt, unterhielt ein unabläsziges Feuer gegen dieselbe; eine Folge dieses Bombardements war der Tod des einen Befehlhabers, des Mathias Fintiz, der durch ein vom Schlosz-thore abgesprungenes Eisenstück ans Haupt getroffen, so sein Ende fand. Nebst ihm kamen durch dieselbe Ursache noch 12 Vertheidiger ums Leben. Die Belagerten sandten nun an den Ban Thomas von Erdöd y und an R u p r e c h t von E g g e n b e r g die Bitte um Entsatz. Dieser ward ihnen versprochen und zu dem Ende das Aufgebot ringsum in den Landen erlaszen. Zuerst rief man den kroatischen Adel unter die Waffen, dann wurde Andreas von Auersperg®) Oberster an der kroatischen und Meergrenze und General in Karlstadt (wo, nebenbei bemerkt, eine Bastei die ') Die Eggenberge erhoben sich von fleiszigen Bürgern und Handelsleuten in Radkersburg und Grätz. durch Geist und Kraft, zu Reichsfürsten und Herzogen. Ruprecht geboren 1546, Sohn Christophs von Eggenberg und der reichen Helene Fugger, war einer der ersten Kriegshelden seiner Zeit. Er bekleidete zuerst die Schloszhauptmannsstclle zu Grätz, im Jahre 1584 wurde er General der bairischen Artillerie, im Jahre 1586 aber Oberst in spanischen Diensten. Nachdem er dort sieben Jahre unter dem Herzoge von Parma, dem berühmten Alexander Farnese, in den Niederlanden gedient hatte, ging er wieder nach Oesterreich zurück, und erhielt hier 1593 das Obercommando gegen die Türken, ward kaiserlicher Rath, Kriegs-Commissär und Commandant zu Agram; er zeichnete sich vorzüglich 1593 in der Schlacht bei Sissek, 1595 bei Petrinia und bei vielen Gelegenheiten aus, 1596 wurde er Zeugmei8tcr in Wien und General-Direktor der Artillerie. Als Erzherzog Ferdinand die Regierung seiner innerösterreichischen Länder antrat, empfing Ruprecht, als deszen Stellvertreter, die Huldigung der steiermärkischen Stände, bei welcher Gelegenheit er mit königlicher Pracht in Grätz erschien. Im Jahre 1598, da man eine zweite Belagerung Wien’s befürchtete, wurde er zum Commandanten dieser Stadt ernannt; in eben diesem Jahre den 39. Dezember ward er sainmt seinen Brüdern und ihrem Vetter Johann Ulrich, vom Kaiser Rudolph II. in den Freiherrnstand erhoben. Er starb 65 Jahre alt, 1611, als Held und Staatsmann berühmt, von den Groszen seiner Zeit geehrt, und sein Leichnam wurde in dem von ihm erbauten Mausoleum zu Ehrenhausen beigesetzt. Steiermärkische Zeitsch. Neue Folge VI. Jahrg. I. Heft p. 86 f. J) Andreas von Auersperg war ein Enkel des bei der Belagerung Wiens durch die Türken (1539) umgekommenen Johann IX. und Sohn des Wolf Engelbert (I) v. A. und Schönberg mit seiner zweiten Gcmalin Anna von Lamberg. Er war geboren 1557, gieng mit 16 Jahren auf die Hochschule nach Padua, dann auf Reisen, wo er sich seine reichen Kenntnisze (besonders im Kriegshandwerke) sammelte, 1557 sehen wir ihn den Erzherzog Mathias, Statthalter der Niederlande, dahin begleiten; im folgenden Jahre 1578 tritt er, in die Hcimath zurückgekehrt, in die Reihen der illyrischen Grenzstreiter, kämpft als solcher in diesem und dem folgenden — diesen Schreckensjahren für Iirain — unter seinem Oheime Christoph unab-liiszig gegen die Türken und steigt bald zu den Stellen, die er zur Zeit der Sissckcr Schlacht bekleidet, empor. Vergl. in"ineA Aufsatz : die Aucrspcrge in Krain im III. Familienbuche des österr. Lloyd. Neue Folge, I Jahrg. p. 303. Auersperg’sche hiesz), sowie der Oberst-Lieutenant an den windischen Grenzen Herr Alban Groszwein aufgefordert „bei Tag und Nacht herbeizueilen.“1) Alle kamen. Ruprecht von Eggenberg schlug eine Brücke über die Save und führte am 19. Juni die bis dahin angelangten Truppen über dieselbe; ihm schlosz sich in Turopolje Auersperg mit den Seinen an. Die Gesammtzahl der christlichen Streiter betrug nach erhaltenen Aufzeichnungen '-) nahezu 4000. Nach den einzelnen Abtheilungen finden wir 1) Herrn Andreas von Auersperg, Herr zu Schönberg, Oberster an der kroatischen und Meergrenze, mit seiner Leibcompagnie Arquebusirer zu zu Pferd, 300 Mann im Kürasz mit Tigerhäuten, vortreffliche Soldaten. 2) Herr Adam Räuber zu Weineck und Kreutberg, krainisch-ständischer Rittmeister, führte die 200 krainischen Arquebusirer. 3) 3) Christof von 0 b r u t s c h a n zu Altenburg, der Landschaft Kärnten Rittmeister brachte über 100 Mann. 4) Herr Ruprecht von Eggenberg, k. k. Kriegskommissär erschien mit 300 Mann oder mit 3 Fähnlein deutscher Fuszknechte. 5) Thomas Freiherr von Erdödy, Ban von Kroatien hatte zu Rosz und zu Fusz 1240 Mann. 6) Melchior Freiherr von Rödern auf Friedland, Oberster über 500 Mann schlesische Schützen zu Pferd, treffliche Soldaten, welche viel zum Siege bei Sissek beigetragen. 7) Herr Alban Groszwein, Oberstlieutenant an der windischen Grenze, befehligte zu Rosz und zu Fusz 400 Mann. 8) P e t e r Freiherr von Erdödy, Hauptmann über die Uskoken, führte 500 Uskoken und Husaren. 9) Stefan Tachy, Freiherr von Stättenberg 80 Husaren. 10) Herr MartinPietschnik zu Altenhof, Hauptmann, 100 Mann. 11) Die Herren Georg und Sigmund Parade i s e r zu Neuhaus, Hauptleute, befehligten an Karlstädter, Kärntner und Kramer Musquetieren 160 Mann. ‘) Val. l. o. •) landschaftliches Archiv. 3) Der Adel Krains wurde wegen der unablässigen Kämpfe mit len Osmanen in eine stehende Waffengattung unter dem Namen Ritterschaft versammelt, und da der Adel der Ritter seine Dienste nur immer zu Pferde that und die Anzahl der zu stellenden Reiter oder Pferdo nach der Grösze der Begültung oder des adeligen Besitzthums sich richtete, so nannte man dieses landschaftliche Aufgebot: Ständische Gültpferde. Diese Ritterschaft oder Gültpferde wurden gewöhnlich in zwei Compagnien eingetheilt nämlich in die blaue und in die gelbe nach beiden La n d e s färben; im Nothfalle bei gröszerom Zuzuge wurde noch eine dritte und vierte Compagnie mit den Abzeichen blau und weisz, dann gelb und weisz gebildet. Die Stärke dieser Compagnien bestand in keiner bestimmten Anzahl Leute; sie waren bald stärker bald schwächer, je nachdem die Anläsze dazu eintraten. Diese Ritterschaft bestand aus Edelleuten, wovon jeder nach seiner Begültung 1, 3 oder 3 oder auch mehrere Diener oder Reisige mit sich führte. Es standen ihr aus ihrer Mitto ein Landesrittmeister, 2 Lieutenants und 2 Fähnriche vor. Sie hatte ihre Unteroffiziere und Fouriere. Sic trug Koller von Elcndhäutcn, Helme mit Federn, Schärpen mit den Landeswappen und Compagnie-Abtheilungen. Nebst Pistole und Schwert führte sie auch Ar-quebuszen (Art Karabiner) woher man sie auch Arquebusirer nannte. Da diese Truppe fortwährend auf ihrer Hutli sein musste, um auf jeden Wink bereit zu sein, so wurde an dieselbe für jeden Reiter jährlich 50 Gulden als Besoldung aus der ständischen Kasse bezahlt. (Vergl. den Aufsatz über die ständischen Gültpferde und die ehemalige Landesbewaffnung in Krain lon Karl Prenner, Curniolia I. Nr. 36 f.) 12) Ferdinand Weidner, Sohn eines getauften Juden, mit einem Fähnlein deutscher Knechte, 100 Mann. Demnach in allem laut dieses Verzeichniszes 3980 Mann. Dadurch erscheint die Angabe Istuanffi’s, der das christliche Heer 8000 Mann stark sein läszt, weitaus übertrieben. Am 20. Juni zog dieses Entsatzheer zu Schelin eine neue Verstärkung an sich und nahm am 21. das Nachtlager zu Novigrad ' ) Hier erwartete man noch den Grafen Georg Zriny mit seiner Schaar — aber vergeblich, sagt Valvasor, sintemal derselbe zu kommen verhindert worden.'-) Inzwischen wurde Kriegsrath gehalten, ob angriffsweise vorgegangen werden solle, oder nicht. Nach mannigfachen Debatten, wobei die geringe Stärke des Heeres gegen die Uebermacht dos Feindes geltend gemacht und besonders von den Kroaten gegen die Offensive gestimmt wurde :1) entschied, da eben ein Bote eingetroffen war mit den Worten: wird S i s s e k nicht heute befreut, so musz es morgen fallen, endlich doch Auer spcrg’s Stimme: nicht die Zahl s e y e zu erwägen, Gott müsze man um Sieg bitten.* * 3 4) Rödern und Eggenberg waren seiner Meinung, die andern fielen bei und es wurde der Angriff auf den nächsten Tag, den 22. Juni — den Festtag des heil. Achatius — beschloszen. Drei Tage vorher (am 19.) waren von nur 100 Christen (des Peter Erdödy Weisz-Röcklein (Uskoken) und Husaren5 *) 500 Türken, die über die Save gezogen waren, um der Festung Sisselc die Zufuhr abzuschneiden, in die Flucht geschlagen worden0) — was von Seiten der christlichen Kriegsobersten als ein gutes Omen aufgenommen werden konnte! Am Morgen des 22. zogen die Christen den Osma-nen entgegen. Hassan Pascha gieng mit dem von M e m i, dem Beg von Swornik angeführten Fuszvolke über die Culpa.7) Seinen Gewalthaufen verbarg er in ein Gehölz, hoffend, die Christen an dieses heranlocken und so leicht umzingeln zu können. Im Rücken hatte er den Flusz, zur Linken die eben dort in denselben mündende Odra, zur Rechten die Brücke über die er gekommen und welche die Verbindung mit seinem Lager und dem Heere jenseits der Culpa, was beides durch einen verschanzten Hügel gedeckt war, 8) unterhalten und sichern sollte. Hassan hatte nur 18000 Mann, den Kern seines Gesammtheeres (die Raitzen hatte er zurüekgelaszen) herübergenommen, wie diesz die auf unserm Schlachtbilde angemerkten Zalen in Uebereinstimmung mit den Berichten von christlicher °) und osmanischer 10) Seite besagen. Die erwähnte Aufstellung war in der Entfernung einer halben Meile von Sissek geschehen. u) Das christliche Heer, das sich, wie auf dem Bilde ersichtlich ist, mit dem Rücken an den Palus salutis ') Fr. v. Hurter’s Ferdinand II. Bd. III. p. 142 — Akten des kais. Kricgsarehivs in Wien. J) Val. 1. o. 3) Die Berichte bei Valvasor 1. c. und im Kriegsarchiv (Hurter 1. o.) *) Hurter 1. c. 5) Valv. 1. c. p. 525. 6) Hurter 1. c. 7) Hammer Geschichte des osmanisohen Reiches Bd. II. p. 582. s) Hurter 1. c. — nach einem musterhaft gezeichneten Plane im Kriegsarchive, welcher gleich nach der Schlacht aufgenommen dem Berichte über dieselbe beiliegt. '*) Valv. 1. o. 525. 10J Hammer I. c. "1 Hurter 1. o. anlehnte, war in drei Haupttreffen getheilt, von denen das erste der Banus Erdödy, dem man, wie Valvasor bemerkt, seiner Dignität halber den Vorzug zum Angriff gelaszen *) das zweite AndreasAuersperg, das dritte Rödern führte. Zwischen 10 und 11 Uhr (V. M.) war der Beginn des Kampfes von Seite der unsern festgesetzt. Die Kroaten und Husaren unter Erdödy griffen wie erwähnt zuerst an, konnten aber dem Feinde, der 1000 auserlesene Reiter vorangestellt hatte nicht Stand halten und zogen sich auf das zweite Treffen — auf die von Auersperg geführten Karlstädter , zurück.tt) Dieser liesz nun eilig vorrücken, die Kroaten hauten jetzt kräftig ein, und es drangen sofort sämmtliche Hauptleute mit ihren Schaaren, „Karner und Krainer, die Röderischen und die Karlstädter, die Grün- und Weiszröcklein und das deutsche Fuszvolk mit einer solchen Furia — wie Au-orsperg schreibt, in die Flanken der Türken ein, dasz der Pascha seinen Weg nach der Brücke nahm, in der Hoffnung allda sein flüchtiges Volk wiederum zu wenden.“ Aber er konnte diesen Plan nicht ausführen, denn es hatten sich bereits die Arquebusier Hauptleute Stephan Graf v. Blagay und Herr Jakob v. Prank, die inzwischen in guter Ordnung vorgerückt waren, derselben bemächtigt. 3) Hassan wurde mit seinem ganzen Gewalthaufen in die Culpa gedrängt.4) So wird der Ausgang dieser denkwürdigen Schlacht in den Berichten der Hauptleute erzält. In gleicher Weise finden wir ihn auf dem Situations - Plane des Kriegsarchives und auf den Schlachtbildern ersichtlich gemacht, welche Darstellungen demnach im Einklänge mit den geschriebenen Quellen die Angabe der Chronisten, 5) welche auch Hammer aufgenommen hat °) „die Brücke sei unter den Flüchtigen gebrochen und deswegen ein groszer Theil in das Waszer gesprengt worden“ gründlich widerlegen. Die Waszerfläche der damals bedeutend angeschwollenen Culpa war mit Menschen und Pferden beinahe bedeckt und nach drei Tagen noch spülte der Flusz Leichen hinab.7) Nur 3000 Türken entkamen durch die Flucht. Gefangene waren, auszer dem Stallmeister des Hassan, den ein Reiter des Tachy eingeholt und dem Dauth Spahi, welchen einer meiner Vorfahren der alte Radies wie er bei Valvasor (1. c.) genannt wird gefangen genommen — nur äuszerst wenige gemacht, wol aber bei 2000 Pferde erbeutet.8) Die Christen hatten kaum 50 Mann (meist Uskoken) verloren. Unter den ertrunkenen Türken war Hassan selbst, dann Mehmet, Pascha der Herzegovina, des Sultans Schwestersohn, 12 Begcn und viele andere Befehlshaber höhern und nieclern Ranges. Die Leichname der erstem wurden ganz aus dem Waszer gebracht und ihnen die Köpfe abgehauen.9) Ein gewiszerVeit Klekowitz liesz — wie Valvasor erzält ,0) — die abgehauenen Köpfe auf Stangen stecken und dem Kriegsvolk zur Schau aufstellen, um ') Valv. 1. c. 528. 0 Auerspergs Brief an H. Ungnail ddn. Wien 3. Juli 1593 Ms. der kais. Hofbibliothek in Wien Nro. 89