Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani .^3^11'.), Die WerretchMttgarns l Wort und Vild. von Dr. Friedrich Umleufi. MM 'MM VI. yand. »»««»ti^ Vas Herzogthmn RäVntsn. GesHUdert ^ Verlag von Carl Graeser, ^ Die 55 Oänder Ojkerreicß-Tngarns in Wort und Vild. Herausgegeben von Prof. Dr. Friedrich Umlauft. sechster Band. Acrs AerzogtHnm Kcirnten. Geschildert von Prof. Dr. Gtto Zteinmender. Zwcitc, rcUldi^rt^Auflllge. .^^^, Mit Zahlreichen Abbildui«en und ci^iVWfeHKlde^H Vcrlals von Larl Graeser. 1889. ^ . Bcrlag "">> Carl Gracscr in Wic». Da3 Herzogthum Kärnten. Geschildert H'rof. Zr. Otto Kteinwender. ^uM >'^ s! Zweite, revidierte Auflage. Mit zahlreichen Abbildungen und cincm Titelbilde. Wien. Vcrlay von ^arl Oraescr. 1889. ^>uq ,s,<^ ^ ^35 7.<3ÜN9/ Volksb chrrvl in Marburg, Das Oerzogthum Kavnten. (Der landschaftliche Charakter Kärntens. — Gebirge. — Flüsse und Seen. — Almleben und Viehzucht, — Waldwirtschaft. — Ackerbau. — Fischerei und Jagd. — Bergbau und Montanindustrie. Eisen. Blei. Die übrigen Metalle. — Übersicht der sonstigen Industrie. — Abriss der Landesgeschichte,) iel Schönes in Berg und Thal, viel Merkwürdiges in Land >und Leuten, in reicher Fülle und raschwechselnder Mannigfaltigkeit, enthält in seinen engen Gemarkungen das Kärntnerland. Auf einem Raume von etwas über 103 Quadratmyriametern erhebt sich der Zug der Hohen Tauern vom Glockner bis zum Ankogel, mit vereisten Höhen und schwarzen Hörnern, die aus den ewigen Schnee-feldcrn sich emporrecken, dehnt sich von der Lieser bis zur Metnitz eine abgeschiedene Alm-Öde, aus sanftgeformten Kuppen und grünen Hoch-thalungen bestehend, folgen dann weiter gegen Osten, gegen die erzreiche Saualpe und Koralpe hin, reizende Thäler, die Stätten des Fleißes der Menschen, reich an Erinnerungen der Geschichte und der Sage, geziert mit den steinernen Zeugen thatcnreicher Jahrhunderte. Diesem aus Urgestein bestehenden Norden des Landes stehen auf geringe Entfernung die südlichen Grenzmauern gegenüber, die hellfarbigen Kalkwände der Carni-schen Alpen und der Karawanken, in hundert verschiedenen phantastischen Formen für eiue Unzahl von schönen Lanoschnftsbiloern den großartigen Hintergrund bildend. In der Mitte des Landes aber, nahe genug den mächtigen Höhcuzügcn, um von ihnen beherrscht zu werden, breiten sich die Thalweiten mit Feldung und Dorf und Stadt, erhebt sich waldiges Mittclgcbirg mit Schlössern und spitzen Thürmen, schimmern, einladend zum langen Bleiben, die grünen und blauen Spiegel der Seen. Diese Mannigfaltigkeit schöner Bilder auf engem Raume ist der landschaftliche Charakter Kärntcus. Drei Länder, Tirol, Salzburg und Kärnten, theilen sich in den Besitz dcr Hohen Taueru und ihrer herrlichen Hochburg, der Glockner- 6 Tas Herzogthum Äärntcn. grupfte; im Gletschereis zwischen dem Iohannisberg und dem Groß-glockner treffen die Marken der drei Länder zusammen. Von hier setzt sich der Hauptzug gegen Osten fort und bildet die Landesgrenze bis zu den Steintaren nnd Firnfeldern, die nördlich und östlich uom Ankogel die innersten Schluchten des Elends abschließen. Der tiefste Übergang über diesen an stolzen Spitzen und weithin ergossenen Gletschern so reichen Zug ist der Malnitzer Tauern (2414 m). Von dem Hauptzuge der Hohen Tauern zweigen sich außer zahlreichen kürzeren Widerlagern drei bedeutende Gebirgszüge gegen Süden ab. Der erste ist derjenige, welcher im Grußglockner (3797 m) sich zur höchsten und schönsten Erhebung der österreichischen Central-Alften zuspitzt. Dieser Zug wird von den „Thörin", dem Bergcr- und Peischlachthörl, die ihn von der Glocknergruppe trennen, bis zum tiefen Sattel des Iselsberges die Petzeck- oder Schobergruppe genannt. Vom Iselsberge an setzt sich der Zug in östlicher Richtung fort bis zum Zufammenftuss der Moll und der Dräu und heißt die Kreuzeckgruppe. Der zweite, nach Süden streichende Ast ist die Stellkopfgruppc, der dritte, gegen Südost weit hinaus vorgestreckt, ist jener vielverzweigte Zug, in welchem um die Hochalmspitze (3355 m) herum die Alpen das letztemal gegen Osten zu einer großartigen Gletscherbildung gelangen. Zwischen dem Ankogel (3263 m) und dem Hafnereck verlässt der Hauptzug der Tauern, indem er sich nach Norden ins Salzburgische wendet, das Land. Vom Hafner (3061 m) gehen zwei Züge aus, ein kurzer, aus aussichtsreichen Hochgipfeln bestehend, die mit dem Stubeck abschließen, und ein lang hinaus sich streckender Zug, die Wasserscheide zwischen Mur und Dräu, und zugleich die Landesgrenze zwischen Salzburg und Kärnten. Dieser letztere fällt gegen den Katschberg (1641m), wo er von der Reichsstraße überfetzt wird, rasch ab. Vom Katschberg an geht der Hochgebirgscharakter verloren, und mäßig sich hebende und senkende Almen verbinden die Gruppen, in die das steirisch-kärnt-ncrische Grenzgebirge sich auflöst. Von der Stangalpengruppe, deren höchste Erhebung der Königstuhl (2331 m) bildet, streicht bis an die Lieser, den Millstättersee, die Dräu und den Ossiachersee ein vielverzweigtes Gebirg, die Gruppen des Rosenik, der Millstätter-Alpe, des Rodresnock, des Wöllanernock, des Mirnock und der Görlitzen. Die Fortsetzung des Zuges, vom Königsstuhl bis zur Kredenze, fällt im allgemeinen mit der Landesgrenze zusammen; von der Kredenze an ist dies nicht mehr der Fall. Die weiter gegen Osten folgenden Bäche, die Olfa, der Hörfeldbach und die Lavant, entspringen außerhalb des Gebirge. 7 Landes, und dcr die Wasserscheide bildende Hauptzug sendet nur mehr zwei mächtige von Nord gegen Süden streichende Ausläufer nach Kärnten, die Saualpe und die Koralpe. Die südlichen Kalkalpen treten von Tirol herüber in zwei Parallelzügen ins Land. Der nördliche, die Wasserscheide zwischen Dräu und Gail bildend, erhebt sich in der Kreuztofelgruppe zu mächtigen Berg-formen von wilder Schönheit, setzt sich über den Gailberg bis zum Hciligcnblut und der «^roßglückucr. Reißtofcl schmal und ungegliedert fort und theilt sich dann in die Gruppe des Staff und in den niederen Zug an der Sonnseite des Gitschthals und Gailthals, der in der berühmtesten Aussichtswarte Kärntens und einiger Länder herum, dem fast ganz isolierten Dobraö, seinen Abschluss findet. Dcr zweite Kalkalpenzug, der von Westen ins Land tritt, ist der Hauptzug dcr Carnischen Alpen. Die höchste Erhebung dieser Grenze 8 Das Herzogthum Kärntci«. mauer gegen Italien ist die Kellerwand. Der tiefe Einschnitt der Fella trennt die Carnischen Alpen von den dem Gebiete der Jütischen Alpen ungehörigen Gruppen des Montatsch, Vischbcrgs und Manhart. Die Wasserscheide zwischen den Gebieten des Schwarzen und des Adriatischen Meeres ist nicht zugleich die Landesgrenze. Diese geht weiter westlich nach der Thalrinne dcr Pontebbana und dann längs dem Zuge südlich der Fella, der vom Vischberg ausgeht, so dass das Quellgebiet der Fella zu Kärnteu gehört. Eine Fortsetzung des Haufttzuges der Carnischen Alpen, nur durch den Einschnitt der Gailitz getrennt, sind die Karawanken, Waldberge bis zum Mittags kogel, dann eine nach Norden in schroffen Wänden abstürzende Kette mit kurzen waldigen Strebepfeilern zwischen den tief eingcschnittenen Querthälern, gegen Osten in Gruppen von sanfterer Form, die Petzen und den Ursulaberg sich auflösend. Während der Zug, der sich von der KoZutta gegen die Obir, und von dieser gegen die Petzen hinzieht, von der Vellach durchbrochen wird, stehen die Karawanken durch den von der Kysutta ausgehenden Sattel des Seebergs in Verbindung mit den Santhaler Alpen (auch Steiner- oder Sulzbacher Alpen genannt). Die bedeutendste Erhebung, die Grintouc-Gruppe (2559 m), bildet die Grenze zwischen Kärnten, Steiermark und Krain, so dass der zwischen dem Grintouc und dem Seeberg gelegene herrliche Thalkessel, Seeland genannt, noch zu Kärnten gehört. Dort, wo die Dolomite der Kreuzkofelgruppe, wahrhaftige „Unholde", und der gegen Westen ausgestreckte Längsbalken der Kreuzeckgruppe sich einander nähern und das Lienzer Feld abschließen, durch diese Klause tritt die Dräu ins Land. Rechts und links strömen Wildbäche zu über Schutthalden, von Erlengebüfch bedeckt, bis neue Güsse das Gebüsch mit neuem Geröll überschütten. Die Verdauung dieser Wildbäche macht erfreuliche Fortschritte, dagegen will es noch immer nicht gelingen, die Dräu selbst, welche ungeheure Massen von Geschiebe aus Tirol mit sich bringt, zu bändigen. Eine waldige Enge zwischen dem Ostbalken der Kreuzeckgruppe und den Ausläufern des Lantschur und Guldecks schließt das obere Drauthal ab. Die Dräu muss sich bei Sachsenburg nordwärts drängen und wendet sich dann, nachdem sie die Moll aufgenommen, in jäher Biegung gegen Südost, so dass das Lurnfeld und das untere Drauthal als die geradlinige Fortsetzung des Möllthals erscheint. Flüsse. 9 Die Moll rauscht aus dem Pasterzengletscher hervor; von den eisbelasteten Bergen, die ihre herrliche Geburtsstätte umstehen, stürzen über die schwarzen Wände prächtige Wasserfalle ihr zu, wie der Leiterfall und der Jung fern sprung, während sie selbst unterhalb Zlapp einen mächtigen Fall bildet. Ein wüstes Wasser ist sie in ihrem Mittellaufe, zwischen Winklern und Obervellach. Bergstürze verlegen ihr den Lauf, sie sammelt sich, sie breitet sich secartig aus und durchbricht wieder, von schmelzendem Schnee oder von Gewitterstürzen geschwellt, den Geröllwall, um Verderben in die untere Thalstufe zu tragen. Ein schönes helles Bcrgwasser, das der Moll von Obervellach zufließt, ist der Malnitzbach, der bei Groppenstein in gewaltigem Falle über die Felswand der Malnitzer Thalsperre niederbraust. In ihrem Unterlaufe ist die Moll weniger gefährlich als ihre zuströmenden Wildbäche, wie der Kaponig-bach und die Teuchel. Im Lurnfeld, dort, wo Spital liegt, bricht aus wildschöner Waldschlucht die grüne Lies er hervor; ihre hellfarbigen Wellen verschwinden, so mächtig sie auch sind, in der sandgrauen Dräu. Die Lieser entspringt in einem wilden Hochgebirgskessel, hoch oben am Hafnereck, sie durchstießt das einsame Pöllathal und rinnt dann, tief eiugeschnitten und darum den Auwohnern nicht feiud, durch einen waldigen Graben. Bom Osten her, aus der Region der Nocke, fließen ihr bescheiden-friedliche Bäche zu, vom Westen her aber nimmt sie die durch ihre Wasserfalle hochbcrühmte Malta auf und behauptet ihren Namen, obschon die Malta wohl dreimal stärker ist. Eine halbe Stunde ober Spital, dort, wo der reizende Liesersteig beginnt, gibt ihr der Millstättersee seinen klaren, ruhigen Abfluss. Bis Villach, während des Laufes durch das einförmige Unterorau-thal, empfängt die Dräu nur einen nennenswerten Zufluss, den Weißenbach, den Abfluss des Weißensces. Unterhalb Villach wirft die Gail ihr Wasser in die Dran, gewöhnlich ein ruhiges, hellgrünes Wasser, das seine Abkunft von den Kalk- und Dolomitbergcn nicht verleugnet, manchmal aber auch thal-brcite brauuc Massen, vermischt mit Bäumen, mit fruchtbarem Erdreich und sonstiger Beute. Die Gail ist das bösartigste Wasser im Land, und die Menschen, die die Berge abholzten, haben das Ihrige beigetragen, sie zu dem zu machen, was sie jetzt ist. Man ist ihr zwar mit Dämmen an den Leib gerückt, hat ihre Zuflüsse durch Thalsfterrcn abgeschnürt und dabei schr viel Geld ausgegeben; leider scheint jedoch der Erfolg die aufgewendeten Opfer nicht zu lohnen. — Die Gail entspringt einige Meilen außerhalb des Landes, in Tirol. Das obere Thal, bis Wetzman bei Üötschach, heißt das Lcsachthal. Hier fließt die Gail in engem. 10 Tas Herzogthum Kärntcn, tief eingerisscnem Bette; den Gehöften, die sich mit ihrer Feldnng Hunderte von Metern ober ihr, dort, wo die sonnigen Hänge minder steil werden, angesiedelt haben, kann sie nicht schaden. Aber aus zahllosen steilen Wasserrinnen fließt bei Wolkenbrüchcn, oder wenn der Iauk den Schnee zusammensiedet, eine gewaltige Wasscrmengc zn. Diese breitet sich, wenn sie aus der Enge sich in das eigentliche Gailthal herausgedrängt hat, durch neue Zuflüsse von den jähen Halden rechts und links vermehrt, frei- in die Breite aus, überschwemmt das Thal, überdeckt es mit Sand und Grics und hat den größeren Theil der Thalsohle ruiniert. Die Ortschaften im obern und untern Gailthal haben wohl wenig von diesem Flusse, desto mehr aber von den Wilobächen zu leiden. — Auffallend ist die fast schnurgerade Richtung des ganzen Gailthals. Weiter unter Villach wendet sich die Dräu mehr südwärts, den Karawanken zu. Das Thal zwischen den schönfarbigcn, stolzformigcn Schrofen der Karawanlen und dem niedrigen Waldzuge im Norden, der es vom Wörthersce und der Klagenfurtcr Ebene trennt, bis zum Durchbruche bei Sager heißt das Roscnthal. Aus den kurzen, aber großartigen Querthälern vom Süden her, aus dem Bä'rcnthal, Bodenuno Loiblthal, dem Waidisch- und Freibachgraben rinnen bläuliche Kalkwasser dem sich mächtig entwickelnden Strome zu. Ein bedeutender Zufluss vom Süden ist die Vellach, ein fröhlicher, blangrüner Bach, dessen Quellen unter der Skuta und Koäutta hervorbrechen. Eine halbe Stunde weiter abwärts mündet die Gurk. Diese hat unter den kärntnerischen Nebenflüssen der Dran das größte Flussgebiet. Sie kommt aus dem kleinen Torrersee, hoch her aus den grünen Almen im Gebiete der Nockc. Neichenau heißt die erste reizende Thnlung, die sie durchfließt, dann zieht sie einen weiten Bogen durch Mittelkärnten, forellenreich oben, krebsenberühmt unten, von süßen Liedern allweg umtönt. Der Flattnitzbach ist der erste größere Bach, den sie abwärts der Reichenau bekommt. Sein Name erinnert an die Flattnitz, die schönste und größte Alm im Land, von der so viel gesungen wird, und wo so viel gerungen ward. Bei Zwischenwässern vereinigt sich mit ihr die Metnitz. Auch diese entspringt in der Nähe der Flattnitz; sie nimmt unter Friesach die aus Steiermark kommende Olsa auf. Bei Brückt kommt zur Gurk die Görtschitz; zwei Nebenbäche der Görtschitz. die Lolling und die Mosinz, müssen genannt werden, denn der eiserne Klang ihrer Namen ist weitbekannt. — Der bedeutendste Nebenfluss der Gurk ist die Glan, an der die alte und die jetzige Hauptstadt liegen, ein schleichendes trübes Wasser, dunkel von der nährenden Erde, die es Flüsse und Seen. - 11 umgibt. Im obern Laufe bewässert sie, oft nur in zu ausgiebigem Maße, das burgenreiche Glanthal, im Mittellaufe das Zollfeld, die Stätte der Römerstadt Virunum und der Erbhuldigung, im unteren Laufe die Klagenfurtcr Ebene. In die Glan mündet der Abfluss des Wörthersees, die Glanfurt. Ein bedeutender Ncbenfluss der Dräu ist die Lavant. Sie entspringt aus dem Lavantsec unter dem Zirbitzkogel, in Steiermark, durchfließt zuerst das obere Lavantthal, bricht dann zwischen den Ausläufer« der Koralpe und Saualpe in einem tiefschattigen engen Graben, dem Twimbcrgcr Graben, durch und sieht dann zwischen Wolfsberg und St. Paul einen reichen, blühenden Garten um sich gebreitet, das Paradies von Kärnten, wie es gern genannt wird, das untere Lavantthal. An der Landesgrenze erhält die Dran den letzten Zufluss kärtneri-schen Wassers, die kohlenbraune Miß. Reinlich kommt sie heraus aus dem Graben hinter der Petzen, aber dann dient sie der Industrie und wird, wie es bei Hochofen- und Pnddelarbeitern vorkommt, etwas gebräunt. Nachdem die Dran die Miß aufgenommen hat, fließt sie noch einige Kilometer als Grenze zwischen Striermark und Kärnten. Bald aber wird der Graben zwischen den Ausläufern der Koralpe und dem Bacher ganz steirisch. Die Dräu spielt noch eine Zeitlang zwischen den grünen Bergen mit Felsblöcken, um dann bald in die Ebene zu gelangen, wo die Gegend gesegnet und langweilig wird. Dem Gebiete des Mittelmeeres, als Nebenfiuss des Tagliamento, gehört die Fell a an. Jenseits der kaum bemerkbaren Wasserscheide zwischen Tarvis und Saifnitz sammelt sich ans den Bächen der Uggowitzer Alpe und ans dem großartigen Felskessel zwischen dem Montatsch und dem Vischberg das grüne Wasser der Fella; der Grenzbach, der bei Pontafel hinzukommt, die Pontebbana, bezeichnet die Völkerscheide. Sind die rauschenden Flüsse und die hüpfenden Bäche Wegweiser im Gethale und hinein in die Waldschluchten bis hinauf zu den Schneefeldern des Hochgebirgs, so ladet das ruhige Gewässer der Seen zum Bleiben ein. Kärnten hat deren eine große Zahl. Da wir später Gelegenheit haben werden, dcn großen Seen, dem Wörther-, Millstätter-, Ossiacher- und Weißensee einen Besuch abzustatten, so möge hier nur erwähnt sein, wodurch sich diese größeren kärntnerischen Seen vor allen Alftensccn auszeichnen. An Großartigkeit der Scenerie manchen Seen auf der Noroscitc der Alpen nachstehend, laden sie mehr durch eine mildere 12 Taö Hcrzogthum Kärnten. Form landschaftlicher Schönheit denjenigen znm längeren Verweilen ein, dem düsterer Ernst und wilde Großartigkeit leicht unbequem wird. Was aber jeden fesselt, das ist eine gleichmäßig angenehme Badetemperatur, die von Ende Mai bis Ende September selbst nach längerem Regen selten unter die wünschenswerte Grenze sinkt. Am gleichmäßigsten in seiner Temperatur ist, seiner riesigen Tiefe wegen, der Millstättersee, am wärmsten der Würthcrsee. Dieser letztere verdankt seine Wärme zum Theil dem Umstände, dass die meisten seiner Zuflüsse aus kleinen seichten Waldseen kommen, in denen das Wasser von der Sonne vorgewärmt wird. Selbst Zirms«. der Wcißensee erreicht trotz seiner bedeutenden Höhe von 926 m eine neidenswerte Badewärme. — Neben den vier großen kärntnerischen Seen empfehlen sich in dieser Beziehung der Längsee, der Klopeinersee und der Fallier see, die beiden ersteren sehr freundlich und unmuthig gelegen und von einer angenehmen Art von Sommerfrischlern aufgesucht, der hellblaue Faakersee mit seiner reizenden Waldinsel in einer Landschaft von ideal schönen Farben und Formen geradezu ein Juwel untcr^den kärntnerischen Seen. Nlmleben und Viehzucht. 13 Unter den Waldseen ist der Raiblersee eine vielgerühmte Schönheit; rings umgeben ihn steil abfallende Fichten- und Buchenwälder, über welche sich ein großartiges Felsgebirge, vielfach und tief herab zertheilt, in ebenso schönen als formenreichen Gestalten erhebt. Sein Wasser ist kühl und nur noch gerade recht für einen rüstigen Manhartsteiger, dem, von schweißreicher Bergfahrt kommend, es auf ein paar Grade mehr oder weniger nicht ankommt. Die zahlreichsten, freilich auch kleinsten Seespiegel liegen in den Hochmulden des Urgebirgs, weit oben über der Holzgrenze, manchmal von Almmatten, meistens aber von wüstem Geröll umgeben, den größten Theil des Jahres über vereist. Ein solches Seegebiet bilden die Hohen Tauern zwischen dem Hohenaar und der Malnitz. Hier liegt, über 2200 in hoch, in einem tiefen Felsenkessel der Oschenigsee (in der Inner-Fragant), in dessen Nähe, im Wurteuthal, unter den letzten Felsen- und Gletscherhöhen, der Feld see, der Weiß see und der Schwarzsee. Noch höher treffen wir die beiden Zirknitzseen. Am höchsten aber (2499 m) liegt der von Felswänden und Gletschern eingeschlossene Goldzcch-oder Zirmsee. Höher in Europa verkehrte wohl kein Floß als jenes, auf welchem hier die Erze der Goldzcche verfrachtet wurden. — Ein zweites Hochseengebiet ist der Reißeck, auf dessen Karen um die Höhe herum die grünen Meeraugen so dicht neben einander eingebettet liegen, wie im Granit der Hohen DUra. Auch die Malnitz, die Hochalm im Maltathale und der Sonnblick, ebenfalls im Maltathale, haben ihre Seen. Ausnahmsweise findet sich ein solcher Hochsee auch im Kalk; es ist dies der die wildeste Felsumgebung verschönende Wolayasee im Gailthale. Ein von diesen Hochseen in ihrer großartigen aber düsteren Umrandung ganz verschiedenes Bild bietet der Turrachersee, an der Straße zwischen Reichenau und Turrach, gerade unter der Landesgrenze, die durch seine Mitte zieht. Offen liegt er da gegen Süden und Norden, mit freiem Blicke hier auf einen Theil der steirischen Tauern, dort auf den in weiter Ferne thronenden Triglav, umgeben von einem lichten Zirbenwald, während sich rechts und links Wiesen und Almen bis zu den sanftgeformten Kuppen des Rinsennocks und Schobernocks emporheben, ein friedliches und doch großartiges Bild, das in seiner eigenartigen Schönheit jedem unvergesslich bleibt, der es einnial geschaut und genossen. Spät beginnt das Sommerleben auf der Alm. Während unten „beim Land" schon die Kornblüte ein gesegnetes Jahr erhoffen lässt, 14 Las Herzoüthum Karntc». haben erst die dunklen Flecken auf Kosten der weiten Schnceflächc sich ausgedehnt und endlich eine nur hie und da von einem hartnäckigen Schneefleck unterbrochene braune Fläche gebildet. Doch jetzt schafft die Sonne rasche Arbeit, und über Nacht ist ein grüner Schimmer über die braune Alm geflogen. Der Anftrieb erfolgt meist am Veitstag (15. Juni), und die Senncnwirtfchaft beginnt. Im Kalk, wo die Hänge steil und kahl sind, ist die Rindoiehweide meist auf die Kessel der Hochthäler beschränkt, nur die Schafe weiden, wo ein grünes Plätzchen mitten im wildesten Geschröff sich zeigt; in den Uralpen jedoch gehen die Almen bis 2000 m und auch darüber. Das schönste Almcngebiet ist aber dort, wo sich die vielnamigen Nocke zwischen der Liescr, dem Millstättcr- und dem Ossiachersee erheben, und in dieser Gegend ist die Flaltnitz und deren Umgebung, ein Almboden, wo, die steirische Nachbarschaft mitgerechnet, vielleicht an 90.000 Rinder dem Geschäfte der Fleischvcrmehrung und Milcherzeugung obliegen. Auch die nördlichen Partien der Saualpe und dcr Koralpenstock sind wertvolle Almbödcn. InKärnten gibt es zwei Rindcrrassen: die weiße norische, auch Mnria-hofer oder Lavantthaler Rasse genannt, in Untertärntcn, deren schwererer Bau dem praktikableren Weidebodcn angemessen ist, und die rothscheckigc Müllthaler Rasse, kleiner und darum dem rauheren Boden Oberkärntcns angemessen. Der Natur der Rassen entsprechend liefert die Mariahofer Rasse mehr Mastvieh, die Möllthaler Rasse mehr Zuchtvieh für die Ausfuhr. Die Producte der Milchwirtschaft werden zum allergrößten Theile im Lande selbst verbraucht, denn die vorwiegend vegetabilische Nahrung, dcr Sterz, meist aus Heiden (Buchweizen), die Polenta lim Südwcsten Kärntens), der Hirsebrei (im windischen Theile), die aus verschiedenem Getreideschrot gemahlenen „Talken", die Käsnudel und Schottraunken, die Almsäuerlinge und das Rahmmus und andere Speisen delicatester Erinnerung nehmen so ziemlich alles in Anspruch, was die Viertelmillion Rinder an Milch, Butter, Schmalz und Schotten leisten, und auch von dem Schottenkäse, den mageren, halbfetten und den wenigen fetten Käsen bekommen die Nicht-Kärntner wenig zu kosten. Die Nebennutzungen der Alm sind Waldstren, Enzian, aus dessen Wurzel dcr knie-und lungenstärkende Schnaps gebrannt wird, Arnica, der schon den Römern bekannte Speit (Valki-iaua esltiea), der mit seinem Dufte die Gemächer des Orients erfüllt, Meisterwurz, Eisenhut und andere Medi-cinalpflanzen, unter denen das isländische Moos (^kti-nii^ isian^ie^) für Mensch und Vieh hochbedeutsam ist. Mit dem Sammeln dieser Alpenpflanzen beschäftigt sich weder Bauer noch Hirte, sondern der Wurzelgräber, ein armes Lent, dessen Nutzen wohl kaum im Verhältnis steht zu dem Schaden, den er durch die Aufwühlung des Almbodens anrichtet. Waldwirtschaft und Ackerbau. 15 Zwei bis vier Monate dauert das Leben auf der Alm. Danu heißt es: Der Sumar geht uinar, ' Die Heumahd, der Schnitt, uud es erfolgt der Abtrieb, meist um den „kleinen Frauentag" (8. September), wenn kein Stück Vieh über eine Wand abgefallen und sonst kein „Unrcim" passiert ist, häufig in festlichem Ausluge, unter dein Glockengebimmel der mit Kränzen und Bändern geschmückten Herden und dem Peitschenknall jauchzender Halterbuben. Leider ist der Ertrag der Rindviehzucht, von welchem in erster Linie das Gedeihen der kärntischen Landwirtschaft abhängt, oft ein sehr bescheidener, und wenn infolge der Ausfuhrverhältnisse der Preis sinkt, wie er vom Jahre 1884 auf 1888 um 40"/y gesunken ist, kann von einem Gewinne überhaupt nicht die Rede sein. Neben der Rindviehzucht ist die Pferde- und Schafzucht von erheblichem Belange. Ungefähr die Hälfte des etwa 25.000 Stück betragenden Pferdestandes gehört der schweren norischen Rasse an. Auf den Märkten von Pussarnitz und Greifenburg, wohin die Pferde von der Alm herab oder von den sauern Wiesen an den Ufern der Dräu und Gail zugetrieben werden, erzielen Fohlen der norischen Rasse einen Preis von 150 bis 300 fl., dreijährige tadellose Zuchthengste bis 1200 fl. Für den leichteren Gestiitsschlag des Unterlandes ist der Michaelimarkt zu St. Veit der wichtigste. — Die Schafzucht ergab bis vor kurzem einen erfreulichen Export, besonders nach Frankreich, der jedoch durch die französischen Zollerhöhungen auch sehr eingeschränkt wurde; das Bleiburger Schaf ist ein tüchtiges Fleischschaf, mit kräftiger Wolle, während dic weiche Wolle des Gurkthaler Schafes sich besonders zur Verarbeitung für Filz und Loden eignet. — Schweine werden aus Krain und Croatien in beträchtlicher Menge eingeführt. War bisher die Viehzucht die Hauptquelle eines bescheidenen, freilich in den letzten Jahren tief erschütterten Wohlstandes, so sollte der Wald die nächste sein. Aber leider ist in dieser Beziehung viel gesündigt worden. Dass an sanfter geneigten Hängen die Weide vielfach den Wald verdrängt hat, ist dort, wo das Holz schwer bringbar und daher fast wertlos ist, gewiss gerechtfertigt. Aber der Wald ist vielfach auch an Steilgehängen verschwunden, welche nun, vom Regen ausgewaschen, zu Steinöden geworden sind und verwüstendes Geröll in das Thal zu senden drohen; und es waren nicht nur Bauernwälder, die so zugrunde gerichtet wurden, große Hcrrschaftsbesitzer haben auch nicht anders gewirtschaftet. Seit den Hochwasserverheerungcn im Jahre 1882 sind strenge Maßregeln gegen die Waldverwüstung ergriffen worden; alle steilen Lehnen 16 Tlls Herzogthum jlärntcn. wurden als Schutzwald erklärt und der Kahlschlag in vielen Thälern ganz verboten. Diese Maßregeln in Verbindung mit Triftverboten haben wieder die Waldwirtschaft vielfach ganz crtraglos gemacht. Dazu ist der Bedarf an Holzkohlen und damit auch deren Preis so gesunken, dass dem Waldbesitzer kaum mehr der bescheidenste Gewinn übrig bleibt. Auch der Gewinn aus der Ausfuhr von Mercantilholz leidet unter der ausländischen und der durch billige Tarife begünstigten galizischen Concurrenz. Eine barbarische Schädigung des Waldes ist das sogenannte „Gras-Hacken" oder „Tarenschnatten"; man hackt in Oberkärnten und in einem Theile des windischen Unterlandes die Äste und Zweige der Fichten ab, um Streu zu gewinnen, obwohl die Rinder auf gedieltem und reinlich gehaltenem Stallboden sich auch ganz wohl befinden würden. Dass das Aussehen der Wälder dadurch ein klägliches wird, daran läge schließlich nicht viel, aber daran liegt sehr viel, dass der seiner Zweige beraubte Stamm nicht mehr Holz ansetzen will und kein geeignetes Material für Schnittware mehr liefert. Der Wald besteht im Urgebirg fast durchgehends aus Fichten; Tannen sind viel seltener. An den Grenzen der Waldung gegen die Alm hin stehen meist lichte Lärchcnwälder, manchmal, besonders in der Reichen-auer Gegend, auch Zirbenbeständc. Leider fällt es schwer, jetzt noch schöne Stämme dieses ungemein langsam wachsenden Baumes zu finden. In die Alm hinein zieht sich wucherndes Krummholz, erwünscht an Steilgehängen, wo es den so leicht ins Schieben kommenden Boden festhält, sonst aber die Weide beeinträchtigend. Der Wald des Kaltgebirges ist insofern verschieden, als hier am Fuße häufig Buchenwälder oder gemischte Bestände auftreten. Im Schottergrund der Klagenfurter Ebene und des Iaunthales und auf dem trockenen Mittelgebirge dieser Gegenden ist die Rothföhre vorherrschend; von Schwarzföhren finden sich kleine Bestände auf dem Singerberg im Loiblthale und im Canalthale. Dem Ackerbau sind von dem gesammten Culturland nur lö'/^/^ gewidmet; der Ertrag genügt daher dem Bedarf des Landes nicht, und Weizen, Korn, Gerste und Mais müsseu auch in guten Jahren eingeführt werden, während zur Ausfuhr nur der wertvolle Berghafcr gelangt. An den steilen Leiten der engen Thäler wird der Feldban mit unglaublicher Mühe und recht bescheidenem, gar oft durch Hagel und Wolkenbrüche in Frage gestelltem Erfolge betrieben. Nur die breiten Thalungen, das tiefgründige Lavautthal, das Krappfeld, das Iaunthal uud die Umgebung von Klagenfurt erzeugen Getreide über den eigenen Bedarf. Aber gerade diese Gegenden sind die wirtschaftlich am schlechtesten gestellten. Die große Zahl und der Preis der Arbeitskräfte, der schlechte Preis der Frucht, der seit dem Ausbau der Eisenbahnen durch die Concurrenz ^bst- und Weinbau. Fischerei und Jagd. 17 Ungarns und des Auslandes gedrückt wird, die große und mit den gesunkenen Getreideprciscn längst nicht mehr im Einklänge stehende Last an Steuern, Zuschlägen uud Gcmeiudeumlagen, die außer allem Verhältnisse zum Bodenertrag stehende Höhe des Zinsfußes, dazu die Scheu uor Reformen uud die Lust zu genießen bringen einen Bauern des Unterlandes nach dem andern um Heim und Habe. Der auf Ackerbau angewiesene Bauer, bei dem von einem Reinertrag längst nicht mehr die Rede sein kann, weil er sich im besten Falle nur so viel vrrdient, als seiner Hände Arbeit wert ist, geht unrettbar zugrunde, wenn nicht rasche und gründliche Hilfe kommt. Obst wird in größeren Mengen im gesegneten Lavantthale, sowie in einigen Gegenden des St. Veiter und Millstätter Bezirkes gebaut. Ein kleiner Theil wird für den Winter gedörrt, ein anderer, ebenfalls kleiner Theil wird auf Obstbrantwein verarbeitet; die für das Brennen zum Hausbedarf uupraktische Art der Besteuerung verleidet dem Bauern das Brantweinbrenncn aus Obst und Walobceren, dafür hat der Verbrauch an importiertem Kukuruz- und Kartoffelschnaps in einein betrübenden Grade zugenommen. In guteu Obstjahren entwickelt sich ein bedeutender Erftort, und Obstmost wird bis zu 50.000 Hektoliter gepresst. — Der Weinbau, in früheren Jahrhunderten an gar manchen sonnigen Hängen des Unterlandes betrieben, ist jetzt auf einige Gärten bei Sitters-dorf, Globasnitz, Wolfsberg, Unterdrauburg und Neuhaus beschränkt und liefert, wenn's gut geht, etwas über 1000 Hektoliter, der trotz seiner Säure Käufer zu guten Preisen findet, da er appetitanregend wirkt und für sehr gesund gilt. — Der Hopfen bau, je nach den Preisschwankungen sich ausdehnend und wieder zurückgehend, liefert in St. Veit ein ganz vorzügliches Product. Fischerei und Jagd zahlen nur als Vergnügen. Noch wimmelt es in einigen Bächen von Forellen; der Hucheu der Dräu, die Rheinankc und der Wels der Seen, die Krebse der Gurk und Glan sind billige und oftgesehene Tafelzierden, tragen aber dem Fischwasscrbesitzer sehr wenig ein. Am Ein- und Abfluss des Millstättersees aber werden, einem altprivilegierten Brauche treu, die Lachsforellen zur Laichzeit gefangen, was der Vermehrung derselben kaum förderlich sein dürfte. Überhaupt sind die Fischwässer immer ärmer geworden; erst in neuester Zeit beschäftigt man sich wieder eifriger mit der künstlichen Zucht von Jungfischen. Mit der niederen Jagd sieht es nicht zum besten aus, dagegen hat der Hochwildstand auf den Saualpenhängcn, in der Flattnitz und in den Seitcngräben der Lieser in einem die Landwirtschaft schädigenden Maße zugenommen. Die schönsten Gemsjagdcn gibt es im Maltathale Steinwendci: Kärntcn. 2 18 Herzogthum Kärnten. und in der Malnitz, mehr oder minder gntc Gemsjagden beherbergt das ganze kärntische Kalkgcbirg. Kaum irgendwo anders hängt der Wohlstand des ganzen Landes in so hohem Grade von dem Gedeihen des Bergbaues und der Montanindustrie ab als in Kärnten. Leider hat die Gewinnung und Verarbeitung des Eisens im Lande eine sehr ungünstige Entwicklung genommen. Die zahlreichen Hammerwerke, welche früher in alle Thäler und in die entlegensten Gräben Leben und Verdienst brachten, sind infolge der geänderten Productionswcise bis auf wenige seit langem verschwunden. Der Vereinigung des größten Theiles der Verg-baue, Hüttenwerke und Eiscnrafsinicrwcrtc zu der im Jahre 1869 gegründeten Hüttenbergcr Eisenwerks-Gesellschaft folgte zwar ein Aufschwung von kurzer Dauer, der aber bald einem traurigen Rückschläge wich. Die Zeit unmittelbar nach der im Jahre 1881 erfolgten Gründung der Alpinen Montangescllschaft brachte uutcr der Herrschaft außerordentlich günstiger Absatzverhältnisse wieder eine Steigerung der Production. Bald jedoch begann ein Rückgang, dessen Ende gegenwärtig noch nicht abzusehen ist. Mit Ausnahme des Hüttcnberger Erzberges ist der Bergbau auf Eisen überall eingestellt; die Productionsmenge von Erzen ist von 1,340.000 Meter-Centncr im Jahre 1883 auf 750.000 im Jahre 1887, die Zahl der beim Vergbaue beschäftigten Arbeiter in demselben Zeit-ranme von 900 auf 550 herabgcgangen. Die Hochöfen im oberen Lavantthale (St. Leonhard, St. Gertraud und Waldenstcin), in Eifcu-tratteu, im Metnitzthale, in Eberstein, Mosinz und Kreuzen sind aufgelassen, je ein Hochofen in Heft und Lolling und das große Eisenschmclz-werk Treibach mit 4 Hochöfen kalt gestellt. Nnr mehr 6 Hochöfen in Lulling, Heft und Prevali uud der kleine auf Eisenerzeugung aus Sinter und Schlacke eingerichtete Hochofen in Waidisch waren in den letzten zwei Jahren im Betriebe, und dabei ist noch immer eine weitere Einschränkung in Aussicht. Von 560.000 Metcr-Ccntner Roheisen im Jahre 1883 ist die Erzeugung auf 390.000 Meter-Centncr im Jahre 1887 gesunken. Größere Ständigkeit zeigt die Production von Bessemcrgut in Heft und Prevali (114.000 und 115.000 Metcr-Centner im Jahre 1887), doch musste auch hierin hinter der Erzeugungsmenge früherer Jahre zurückgeblieben werden. Die Ursache des Rückganges liegt nicht in der Qualität der Erze; dieselben, zu vier Fünfteln Brauneisensteine, zu einem Fünftel Spateisensteine ergeben, roh 42^^, geröstet 54"/„ Eisen. Die steierischen Werke sind jedoch durch den Tagbau und die geringere Entfernung von der Kohle begünstigt. Die Vereinigung der steierischen und kärntischen Bergbau und Moiitai'.-Industlie. 19 Eisenerzeugung in der Hand ciner einzigen, durch die böhmischmährische und durch die ungarische Concurrenz bedrängten Unternehmung zwingt nun diese, die billigere Production in Steiermark zu verstärken und die kostspieligere in Kärntcn einzuschränken. Trotz dieses Nachtheiles wäre noch immer eine Wendung zum besseren möglich, wenn einmal die Zerlegung der heutigen Unternehmung in zwei natürlich getrennte Prodnctionsgebiete, Steiermark und Aärnten, wieder einträte. Kärnten würde dann zwar mit geringerem Gewinne als Steiermark, aber immerhin mit Nutzen produciercn. Würde sich dann die kärntische Industrie auf die Erzeugung solcher Ware verlegen, bei welcher die Vorzüge seiner Noheisensorten zur Geltung kämen, und würden anstatt des verlorenen Absatzes nach Italien neue Absatzgebiete durch Erleichterung des Verkehrs erschlossen werden, so würde der drohende Ruin von der Eisenindustrie des Landes und der durch sie bedingten Voltswohlfahrt abgewendet werden. Dem Rückgänge der Roheisenerzeugung entspricht auch im ganzen, wenn auch nicht in demselben Umfange und nicht in allen Zweigen, eine Einschränkung in dem Betriebe dcr Raffinierwerte. Prevali und Buchfcheiden verarbeiten das Vcffemcrgut zu Schienen und Strcckwarc, Prcvali auch zu Blech. Aus gepuddeltcm oder gefrischtem Eisen erzeugen Streckeiscn Lippitzbach, Waidisch-Unterloibl und Prevali, Grobblech Prevali, Feinblech Lipftitzbach, Draht und Stiften Lippitzbach, Feistritz und Waidisch-Ferlach - Unterloibl, Puddlingsstahl und Tiegelgussstahl Strcitcbcn, Frischstahl Malborghct. Die nicht dcr Alpinen Montangcsell-schaft gehörigen Werke in Lippitzbach, Waidisch-Fcrlnch-Untcrloibl, Feistritz und Slreitcben sind von dem allgemeinen Rückgänge am wenigsten berührt worden, sie haben vielmehr theilweise ihre Erzeugung gesteigert. Dieser Umstand weist wieder darauf hin, dass im Einzelbetriebe und in der Qualitätsware die Zukunft der kärntischen Eisenindustrie zu fachen sei. Eisengießereien und Maschinenfabriken gibt es, seitdem leider das Werk in Brücke! eingestellt wurde, drei, in Klagcnfurt, Prevali und Villach, ferner drei kleine Pfannhammcrwcrke (in Oberboden, Tarvis und Feldkirchen), eine im erfreulichen Aufschwuuge begriffene Metallwarenfabrik zu Seebach bei Villach, eine Drahtscilfabrit von altem Rufe in Blcibcrg-Krcuth, eine Wageufcdcrnfabrik in Wolfsberg, mehrere Scnscnhämmcr in Wolföberg, Klein-Glödnitz, Himmelberg und Greifenburg und viele andere größtcnlhcils im handwerksmäßigen Betriebe stehende Unternehmungen der Kleinrisen-Industrie. Einer noch immer ungewissen Zukunft geht die Gcwehrfabrication in Ferlach entgegen. Die Abhängigkeit der Kleinmcister von den Lieferanten, dcr Zwang, billige 2* 20 Her;o>i!Iiu»! Kävulcn. und daher auch minderwertige Ware ;u erzeugen, die Concurrenz dt's ausländischen Maschinenbetriebes nud unbegründete Ausfuhrverbote selbst für die harmlosesten Iagdwaffen haben wiederholt die fleißige Arbeiterschaft von einer Nothlage in die andere gestürzt. Die seit 1878 bestehende Fachschule verbunden mit einer nunmehr obligatorischen Probieranstalt konnte noch wenig an der üblen Lage der Ferlacher Büchsenmacher ändern. Mit der Anlage eines Maschinenhauses ist endlich der Maschinenbetrieb wenigstens für einige Arten von Arbeiten eingeführt worden. Würde auf diesem Wege fortgefahren und die getheilte Arbeit der kleinen selbständigen Meister durch gemeinschaftlichen maschinellen Betrieb der Genossenschaft ersetzt werden, und würde die inländische Arbeit gegen die Lütticher Concurrenz ausgiebig geschützt, so könnte der drohende Ruin einer uralten Industrie aufgehalten werden und frisches arbeitsfrohes Leben im schönen Rosenthalc wieder erblühen. Bei weitem günstiger ist der Stand der Bleiproduction. Kärnten erzeugte im Jahre 1887 70"/<, der gesammten Productionsmengc in Österreich, nämlich 77.085 Meter-Centner Blcischliche, hievon 50.000 Meter-Centner in Bleiberg, 13.500 Metcr-Centner in Raibl, 11.000 Meter-Centner in Mieß und kleinere Mengen in der Nähe von Eisenkappel, auf der Petzen und in Windisch-Bleibcrg. Zahlreiche kleinere Bleibergbaue sind aufgelassen. Aus diesen Blcischlichen wurden 54.950 Meter-Centner Reinblei im Werte von 852.000 st. gewonnen. Die Verarbeitung zu Schrot erfolgt in Gurlitsch und Gailitz, zu Com-pressionswaren, Röhren, Platten, Blechen u. s. w. in St. Martin bei Villach, zu Bleiweiß in Klagenfurt (zwei Fabriken), Wolfsberg und St. Veit, zu Glätte und Mennig in Gurlitsch und Saag am Wörthersce, in der oberen Vellach bei Villach und in Gailitz. Zinkerze (Galmei und Zinkblende) werden als Nebenproduct der Bleierze gewonnen, im Jahre 1887 85.421 Meter-Centner im Werte von 122.000 st. Die Verhüttung erfolgt außerhalb des Landes, größtentheils in Belgien. Die Gewinnung von Zinnober (in der Kotschna), Kupfererzen (am Lamprechtsberg und in Neu-Finkenstein), Braunstein (Uggowitz) und Graphit (Klamberg bei Feld) ist unbedeutend, die Goldbergwerke sind außer Betrieb. Die goldführenden Quarzgänge im Gneis der Hohen Tauern wurden schon von der keltischen Urbevölkerung und den Römern, später von unseren Vorfahren, insbesonders in der Zeit vom Beginne des 15. bis zum Schlüsse des 16. Iahrhundertes ausgebeutet und lieferten in der Glanzepoche Erträgnisse im Werte von acht Millionen Gulden heutiger Währung. Dabei sind alle diese Bauten nur unbedeutende Schürfarbeiten an der gewaltigen Erzmasfe, deren tiefere Horizonte noch unerschlossen sind. Mit etwas Unternehmungsgeist und genügendem Übersicht der sonstigen Industrie. 21 Capital ließe. sich von neuem cine Qnelle des Wohlstandes erschließen. Braunkohlen wurden im Jahre 1887 733.000 Meter-Centner gefördert; hicvon entfällt die Hälfte auf Liescha, ein etwas geringeres Quantum auf Wiesenau, Hombcrg, Loibach und Wolfsberg, kleinere Antheile auf Sonnberg, Feistritz im Gailthale und Turin. Mit der Einstellung zahlreicher Hammerwerke wurden Betricbs-anlagen, Wasserkräfte und Holzmatcrial für die neuerstehende Papierstoff-Industrie frei. Holzstoff-Fabriten gibt es — vielleicht schon zu viele für einen nachhaltigen Betrieb — zu Dcllach im oberen Drauthale, zu Spital, auf der Ponau und zu Seebach bei Spital, zu Untcrnberg, Stadelbach und Stockenboi im Bezirke Paternion, zu Duel, Polling, Weißbriach, Hermagor, Obervellach, in der unteren Vcllach bei Villach und zu Poitschach, dazu eine große Cellulosefabrik zu Frantschach im Lavantthale. Papierfabriken bestehen in der unteren Vellach, in Poitschach und in Spital. Von den übrigen Industriezweigen sind hervorzuheben: die k. k. Tabakfabrik in Klagenfurt mit 560 größtentheils weiblichen Arbeitern; die Feintuchfnbrik in Klagenfnrt, die Tuchfabrik in Viktring, die Lcder- und Lederwarenfabrit von Neuner in Klngenfnrt, die Kärntner Holzindustrie von F. T. Wirth in Villach, die Cementfabriken in Weißenbach, Feistritz und Tarvis-Raibl, die Keramikfabrik zu Feistritz a. d. Gail, die Fichtenlohe-Ertractfabrik in Klagenfurt, die Wagnerei und Fabrik landwirtschaftlicher Geräthe von Bohrer in Klagenfurt. Kunstmiihlcn sind 15 im Betriebe; 4536 Hektoliter Alkohol (im Jahre 1886), d. i. 73"/a der gesammten Spirituserzeugung entfallen auf 7 Press-hefefabriken mittlerer Größe. Branercien waren im Jahre 1887 91 im Betriebe; die größeren sind Schleppe bei Klagenfurt, Kern in Villach, Silberegg und Sorgcn-dorf. In 11 Brauereien werden 240^) Hektoliter Steinbicr erzeugt. Meist aus Hafer, auch aus Weizen oder Gerste, wird es mit einem schwachen Zusatz von Hopfen in Bottichen mit glühend gemachten Steinen gesotten, macht in diesen seine erste Oührung durch und muss bald nach der Überfüllung ins Fass getrunken werden, da es sich nur kurze Zeit hält. Dieses Getränk scheint das eigentliche altslovcnische zu sein; wenigstens findet es sich nur auf noch gegenwärtig oder wenigstens ehemals sloveni-schem Bodcn, insbesondcrs in der Umgebung von Klagcnfurt. Am bekanntesten und beliebtesten als Steiubierdorf ist Weitmanusdorf nächst Klagenfurt. Lichttrüb ist seine Farbe, deren Anblick der Steinkrug verwehrt, säuerlich sein Geschmack, gährduftig sein Geruch, dick und klein-blasig sein Schaum. Wer fremd ist, weiß es nicht zu würdigen; das Steinbicr theilt mit dem Lichtcnhaincr das Los, verkannt zu werden. 22 Herzoglhlün Harnten. Aber es ist ein gesundes und nützliches Getränk, besser als dic besten Belehrungen geeignet, den Schnapsgcnuss einzuschränken. Allerdings, mit einem bescheidenen Schnäpschen verträgt sich das Steinbicr. Der wohlerfahrene Stcinbiertcnner nippt zu jeder Maß ein Gläschen Brantwein, um sich warm zu erhalten und dem schwachen Alkoholgehalt des dünnen Trankes nachzuhelfen. Auch schabt er wohl etwas Muscatnuss in den Krug, denn das Steinbier ist geduldig und lässt an sich herumbessern. Man trinkt wohl leicht ein besseres Bier; aber alle Edclsäfte Baierns sind nicht imstande, die anheimelnde Erinnerung an das altkarantanische Getränke zu verwischen. Und nun ein Blick in die Landesgcschichte! Das Dunkel, das über der Menge keltischer Gaugenossenschaften zwischen den südlichen Kalkalpcn und der Donau liegt, beginnt erst zu schwinden, wie die Römer dieses Bergland betreten. Das erstemal war dies der Fall, als die Römer, durch den Einbruch der Cimbern und Teutonen aufgeschreckt, sich veranlasst sahen, der vom Norden drohenden Gefahr entgegenzutreten und diesen germanischen Völkern bis zur Wasserscheide des Urgebirgs entgegenrückten. Hier, bei Noreja, erlitt der Consul Cneius Papirius Carbo im Jahre 113 durch die Cimbern eine vollständige Niederlage. Durch die Berührung mit den wandernden Germanen und den südlichen Nachbarn, den Römern, in ihrem Frieden gestört, schlössen sich die Alpenkelten zn großen Verbänden zusammen. Zwei Namen erscheinen, jener der Taurisker, um bald wieder im Kampfe mit den Dakern zu verschwinden, der andere jener der Noriker. Mit dem Norikcr-könig Voccio schloss Cäsar ein Bündnis und erhielt als Dictator von diesem Hilfstruppen. Die unter der Form eines Bündnisses verkleidete Abhängigkeit war der erste Schritt zur Unterwerfung. Das friedliche Volk der Noriker hat sich wohl gutwillig in die Fremdherrschaft gefügt; unter Augustus erscheint Noricum bereits als Theil des römischen Reiches. Bald kennen die Römer norischcs Gold und Eisen, Plinins kennt den Speik, Juvenal setzt sogar voraus, dass eine Anspielung auf die alpinen Kröpfe verstanden werden könne. (l)ui8 tumicwm ^ut,tm- inii-atui- in ^1pidn8?) Bald zogen sich Straßen die Flussläufe entlaug und über die Alpenjoche, so die Römerstraße über die Plecken, der Heidenweg über den Korntauern, der Weg über den Heiligenbluter Tauern, Lager und Castclle entstanden in den abgeschiedenen Alpenthälern, und nachdem der Besitz gesichert war, erhoben sich auch friedliche Ausiedlungen, die Ausgangspunkte römischer Sitte und feineren Lebensgenusses. Zwei Städte treten als bedeutend hervor, Virunum am Zollfelde und Teurnia oder Tiburnia am Lurnfelde; auf den Bcrgeshöhen aber wnrde den fremden Göttern geopfert, so dem Ilereuie,^ inviows auf dem Danielsberge, der Isis auf Abrisö der Laildcögcschichtc. 23 dem Ulrichsberge. Als in der Folge im römischen Reiche das Christenthum den Sieg gewann, drang es auch von dort in die Berge; Aquileja sandte seine Boten nach Kärnten, und die Römerstadt Tiburnia ward der erste Bischofssitz in den Alpen (seit 350). Was römisch und christlich war, wurde von der Völkerwanderung hinweggeschwemmt. Virunum und Tiburnia giengcn zugrunde, und keine sichere Kunde weiß etwas von der Art des Unterganges zu erzählen. In die entvölkerten Gegenden aber schoben sich die Slaven vor. Im Jahre 595 waren diese schon in das Toblacher Feld bis an die Drau-quellcn vorgedrungen; hier wurden sie von dem Baiernherzog Thassilo besiegt. Als dieser aber im nächsten Jahre mit einer kleinen Schar einen Einfall in das Land der Slaven machte, wurde er von den zu Hilfe gnufcnen Avaren, den Tributherrcn der Slaven, vollständig geschlagen. S? war das südliche Noricum, welches die Römer das binnenländische genannt hatten (Xoricum mßäiwi'i'lweum), ein slavisches Land geworden. Die Slaven nannten ihre nene Heimat Goratan, das Bergland. Von Goratan leitet man auch oft den Namen Carantanum, Kärnten her, doch ist diese Ableitung nicht sicher, da es vielmehr wahrscheinlich ist, dass dem Namen Kärnten derselbe keltische Stamm zugrunde liegt wie den Namen Carnia, Carniola (Kram) und Carvancas. Die slavischen Orts- und Flussnamen dagegen im ganzen Land, in Gegenden, wo längst kein slavischer Laut mehr klingt (z. B, Pasterze und Düllach im Möllthale, Metnitz, Grades, Friefach, Olsa an der steierischen Grenze, die zahlreichen Fcistritzbäche), und noch weiter hinaus gegen Westen und Norden sind lebendige Zeugen von der einstigen Ausdehnung des slavischen Stammes. Zwischen den Avarcn, ihren räuberischen Zwinghcrren, den Langobarden und Bajoariern, eingezwängt, hatten die Alpenslaven einen schweren Stand. Nur kurze Zeit gelang es ihnen, ihre Selbständigkeit zu behaupten, damals als Samo die von den Aoaren befreiten Slaven zu einem großen Königreiche vereinigte. Als aber nach seinem Tode der slavische Völkerbund zerfiel, mussten die Karantaner die Hilfe der Vaiern gegen die erneuten Bedrückungen der Avaren in Anspruch nehmen. Dadurch geriethen sie in ein Abhängigkeitsvcrhältnis zu Baiern, bis mit dem Falle Thassilos II. (788) Bajoarien und damit das Land der Karanlaner der unmittelbaren Herrschaft Karls des Großen anheimfiel. Wichtige Folgen ergaben sich aus der Anfchließung Karantaniens an Baicrn. Der einheimische Fürst Boruth nahm um 738 das Christenthum an, und dieses breitete sich mit der fortschreitenden Sicherung der bairisch-fränkischen Oberherrschaft unter den Alftenslaven aus. Der irische oder schottische Priester Birgil, seit 767 Bischof von Salzburg, und der Wanderbischof Modcstus verfolgten mit Cifcr die 24 Herzogthum Kärnten. Christianisierung; Maria Saal und St. Peter im Holz sind die ersten Stiftungen. Eine andere, viel langsamer sich vollziehende Änderung war die Ausbreitung des Deutschthums. Mit dcr Einführung der fränkischen Verwaltung traten deutsche Grafen an die Stelle dcr unzuverlässigen heimischen Fürsten, deutsche Adelige kamen ins Land, die Könige machten Schenkungen an deutsche Bisthümer, und mit den Herren kamen auch eigene Leute deutscher Zunge, welche das schwach bevölkerte Land besetzten. Sc> wurde das slavische Element allmählich auf den Süden und Osten des Landes beschränkt, doch war dieser Vorgang ein langsamer, ohne jeden Druck und Zwang; er dauert ein Jahrtausend und ist auch jetzt nicht abgeschlossen. Gegenwärtig bilden die Slovcnen ein starkes Viertel der 350.000 Einwohner; sie sitzen in einzelnen scharf geschiedenen Dörfer-gruppen im Canalthal, das untere Gailthal, von Hermagor abwärts, ist vorwiegend slovenisch, von Villach abwärts ist nicht nur das rechte Drauufer slovenisch, sondern auch das Hügelland nördlich der Dräu auf eine bedeutende Strecke. Die Sprachgrenze geht am Nordufer des Wörthersees über die Südabhänge des Ulrichsbergcs, des Helcncnbergcs, steigt weiter östlich die Abhänge der kleinen Saualpe hinan und schneidet nördlich von Lavamünd und Unterdrauburg in die Ausläufer des Koralpenzuges ein. Doch ist dieses slovenische Territorium vielfach von deutschen Gebieten durchsetzt, abgesehen davon, dass die Städte, Märkte und Industrieorte rein deutsch sind. Das am weitesten gegen Süden vorgeschobene Bollwerk deutschen Wesens ist Eisenkappel. Ein Fremder vermisst übrigens, ausgenommen in Seeland, kaum je die Kenntnis des slavischen Idioms, da der grüßte Theil der männlichen slovenischen Bevölkerung Kärntens der deutschen Sprache vollständig oder theilweise mächtig ist. Vom Jahre 788 durch die folgenden Jahrhunderte bleibt Ka-rantanien Baiern zugetheilt; doch erscheinen wiederholt eigene kärntnerische Herzoge. Einer derselben ist Arnulf, Karlmanns Sohn, der im Jahre 887 auf dem Reichstage zu Tribur König der Deutschen ward. Im Jahre 976 tritt Kärnten mit seinem Herzoge Heinrich als sechstes in die Reihe der deutschen Herzogthümer. DasHcrzogthmn umfasste damals das heutige Kärnten, das Pusterthal, ganz Steiermark und den südöstlichen Theil von Nicderösterreich, wozu noch die Marken Krain, Istrien und Verona mit Friaul kamen. Während der drei Jahrhunderte vom Herzog Heinrich bis zur Be-lchnung Mainhards von Tirol erlitt das Herzogthum eine Reihe von Schmälcrungen durch theilwcise Abtrennung der Marken und dadurch, dass auch auf dem noch übrig gebliebenen Territorium die Gebiete der Abriss der kandesgeschichtc. 25 Bischöfe von Salzburg, Bambcrg und Freisiug sich der Oberhoheit der Herzoge entzogen. Nach dem Ausstcrben der Sponheimer, welche durch anderthalb Jahrhunderte das Herzogthum innegehabt hatten, mit dem Tode Ulrichs III. gelangten Kärntcn und Krain durch Erbvcrtrag an den Böhmen-tönig Ottokar II. Nachdem Ottokar auf dem Marchfcldc gefallen war, erhielt Graf Main hard von Tirol, der als Graf von Lurn und Pustcrthal im Lande mächtig war, anfangs die Neichsverwcsung in Kärnten und Kram und im Jahre 1286 die Belehnung mit dem Herzogthum. Als der Stamm Mainhards schon mit dessen Sohne Heinrich im Jahre 1335 ausstarb, erhielten am 2. Mai desselben Jahres die Habsburger Albrecht II. der Weise und Otto der Fröhliche von Ludwig dem Baicrn die Belehnung mit Kärntcn, und Otto unterzog sich für sich und seinen Bruder der Erbhuldigung auf dem Zollfelde. Seitdem hat Kärntcn — die wenigen Jahre französischer Herrschaft in Obcrlärnten ausgenommen — gute und schlimme Tage im steten Verein mit den übrigen Kronländern der Habsburgischen Dynastie erlebt. Klein war das eigentliche herzogliche Gebiet damals, als Albrecht II. und Otto der Fröhliche die Belchnung empfiengcn. Nur drei Städte, St. Veit, Völtermarkt und Klagenfurt, waren landesfürstlich, alle übrigen geschlossenen Orte, sowie der bei weitem größte Theil des Landes waren im Besitze der Bischöfe von Salzburg und Vambcrg, der Grafen von Görz und Ortenburg und der Auffcnsteine als Erben der Hcimburgcr Grafen. Bnld aber kamen die Herrschaften der im Ausstände besiegten Auffensteinc in den landesfürstlichen Besitz, die Ortcnburgischen Besitzungen fielen nach dem Aussterben den Cillicr Grafen an, die Görzer verloren all ihr Gebiet unter der Lienzer Klause im Streite um die Cillier Erbschaft, und bald mussten auch Salzburg und Bamberg, erst thalsächlich, dann durch förmlicheu Recess, für ihre Besitzungen innerhalb Kärntens auf die Unabhängigkeit verzichten. So war Körnten unter dem Landes-fürsten und den Ständen geeint. Nach außen aber musste es von seinem in den vorigen Jahrhunderten so bedeutend geschmälerten Umfange noch einiges abtreten. Als Kaiser Max im Jahre 1500 die Görzcr Erbschaft antrat, wufsten es die Tiroler durchzusetzen, dass das Pustcrthal ihnen zugetheilt wurde, und im Jahre 1522 kam die Umgebung von St. Lam-brccht an Sleicrmark. Innerhalb der enggezogencn Landesgrenzen entwickelt sich umso stärker das Gefühl der Zusammengehörigkeit, und fröhlich und selbstbewusst gedeiht zu gemeinsamer Arbeit und gemeinsamer Freude ein stark betontes Landesgcfühl, das fort und fort genährt wird von der ewig jungen Schönheit des Landes und,dem biedern und freudigen Siun der Landsleute. 26 Hcrzogthum Kärnten. Seiner Heimat und seiner Freunde aber denkt der Kärntner nie bewegter, als wenn er in der Fremde eine jener Weisen erklingen hört, wie sie in so reicher Zahl, bald keck aufjauchzend in uubändigem Jubel, bald das Leid eines kranken Herzeus klagend, daheim ertönen auf hallendem Tanzboden, ans dem hohen Kornfeld, das sich leise wiegt im Glanz der Sommernacht, oder hoch von der Alm ins tiefe Thal. 1. Klagenfnrt und Umgebung. (Geschichtliches. — Rnndgang durch die Stadt. — Der Wörthersee. — Viktring, Hollenburg, Maria-Rain, die Sattnitz. — Das Zollfeld.) Den Römern hatte als Vorort des Xoriouin M6äit6i'i'au6uin die alte Keltenstadt Virunum am Zollfelde gefallen, das Mittelalter rückte nordwärts, an den Fuß des Waldgebirges, nach St. Veit, aber nicht weiter als eine starke Meile. Genau fo weit, als die mittelalterliche Hauptstadt St. Veit nördlich vom keltischen und römischen Virunum liegt, ist die Neuzeit nach Süden gegangen und hat die neue Hauptstadt mitten in die größte Ebene des Landes verlegt. Das war im Jahre 1518. Und wenn man heute die Stadt mit ihren geräumigen Plätzen, mit den schnurgeraden breiten Straßen, mit den einfachen Renaissance- und Zopfbauten, an denen nicht ein Detail daran erinnert, dass man jemals im gothischen oder gar romanischen Stil gebaut habe, betrachtet, so möchte man wohl meinen, dass die kärntnerischen Landstände vor vierthalb-hundert Jahren eine Stadt von Grund aus neugeschaffen hätten. Dem ist aber nicht so. Schon im Anfange des 13. Jahrhunderts finden wir hier eine kleine Stadt Chlagenfurt und ein Herzogsschloss, und noch einige hundert Jahre früher steht ein romanischer Kirchenbau dort, wo sich die jetzige Stadtpfarrkirchc mit ihrem hochragenden Thurme erhebt. Aber ein Erdbeben hat im Jahre 16W die alte Kirche zerstört, und die alte Stadt, nur aus dem „alten Platze" und defscn Seitengässchen bestehend, wurde der Neuzeit zu enge. Die alten zwei Thore und die Stadtmauer fielen, und im weiten Geviert um den alten Kern zogen sich jetzt hoher Wall und tiefer Wassergraben und mächtiges chloritschiefernes Gemäuer; nach allen vier Winden aber eröffneten fich wohlverwahrte Thore. Auf den neu gewonnenen Baugründen erhob der Adel des Landes, die Stände, die reichen Stifter der Umgebung neue Häuser; natürlich wurde auch der alten winkeligen Häuser in der Altstadt, so viel ihrer ein verheerender Brand im Jahre 1514 28 Klagensurt und Umgebung. übrig gelassen hatte, nicht geschont, sie mussten Neubauten weichen, und mit dem Reste räumte der Brand vom Jahre 1723 auf. So ist aus Klagenfurt eine neue Stadt geworden. Wieder vcrgiengen seit jenem Brande fast dreihundert Jahre. Da kamen die Franzosen, das erstemal im Jahre 1797, dann wieder 1805, endlich 1809. Hatten sie sich die beiden erstenmale mit schwerem Gelde und den ständischen Kanonen begnügt, so sprengten sie das letztemal nach dem Friedensschlüsse Mauern und Thore. Sie wollten kein Hindernis finden, wenn sie wieder einmal Lust haben sollten zu kommen. Nun folgten geldarme, erbärmliche Zeiten. An ein Planieren der Wälle und Gräben konnte nicht gedacht werden; wer zu bauen Lust halte, der errichtete sein Heim hoch oben auf dem Wall, der sogenannten „Schütt", der andere unten am Rande des froschgesegneten Büchleins; im übrigen wurde die Innenseite der Wälle von Gärten, die Außenseite von mageren Wiesen eingenommen. So war's bis zum Beginn der Sechzigerjahrc. Da fing man an, ein Stück Graben nach dem andern zu verschütten, Durchbrüche durch eine Schütt nach der andern auszuwerfen, endlich ganze Schütten abzugraben und, um hiuter andern Städten nicht zurückzubleiben, eine Ringstraße anzulegen. Gegenwärtig schiebt sich gegen Südosten, wohl nicht in der besten Richtung, die im Nordwcsten gegeben scheint, ein neuer Stadttheil vor. In diesem halbfertigen, aber hoffnungsreichen Zustande befindet sich jetzt die Stadterweiterung. - Machen wir zuerst einen Rundgang durch die Stadt. Den Mittelpunkt bildet der „Neue Platz". Von hübschen, wenn auch nicht sehr bedeutenden Bauten eingeschlossen, mit jungen Baum-anlagen geschmückt, ist er von imposanter Größe, viel zu groß für den gewöhnlichen Verkehr, doch gerade recht für den lauten Donnerstag-Wochenmarkt und für die Promenade an lauen Frühlingsabenden, oder wenn an Sonntagen vormittags die Militärkapelle ein lustiges Gratis-Concert gibt. Der erste Blick, das erste Staunen gilt dem Lindwurm. Da steht das grüngraue Wapftengethier der Stadt, aus einem riesigen Block Kreuzbergl - Schiefer ausgemeißelt, den Schweif ringelnd, die stumpfen Flügel hebend, den Rachen sperrend und wasserspeiend. Das ist das Urbild aller Lindwürmer, und kein Kind, das seine Sagen brav gelesen, wird in ihm einen Unbekannten finden. Mehr Knnst wäre weniger Natur. Diesen Wurm habcu im Jahre 1590 dreihundert Knaben im Festgewande vom Kreuzbergl, seiner Geburtsstätte, mühsam in die Stadt geschleift, und jetzt wünscht derjenige, der ihn zuletzt beschrieben, ihn wieder „fern vom Hauptplatze, in einer wäldlichcn Anlage"! Nein, den Nuudgaug durch die Stadt. 29 lassen wir uns nimmermehr forttragen! Vor dem Lindwurm aber steht ein Mann mit geschwungener Keule, von den Leuten in Ermangelung eines andern Namens Hercules genannt. Den Kindern stellt man die Frage: Wann wird der Hercules zuschlagen? Des Räthsels Lösung aber ist: Wann sich der Lindwurm rühren wird. Dieses eigenthümliche, ehrwürdige, ungefüge, jeden Klagenfurter, wenn er nach langer Abwesenheit wiederkehrt, anheimelnde Bildwerk steht, wie schicklich, in einem Wasserbassin, welches von einem Eisengitter, einer alten schönen Schmiedearbeit, umgeben ist. Es erinnert an die Gründungssage: Die Moorgegend am See ist unbewohnbar, denn drinnen haust ein furchtbarer Drache. Ein gefangener Schelm nimmt den Kampf mit dem Drachen auf. Der Wurm Tcr Lindwurm. wird durch ein an eine lange Kette gebundenes Nind herbeigelockt und im ehrlichen Zweikcnnpf erschlagen. Nun kann die Stadt gegründet werden, Glanfurt oder Chlagenfurt, die Furt an der Glan. Doch bei dieser Etymologie hat man es nicht bleiben lassen. Das traurige Wort „Klagen" verlangte seine unmittelbare Erklärung. Und so erzählt man von einem armen Bäckerjungcn, der unschuldig des Dicbstahls angeklagt und nach altem Brauch gehenkt wurde. Als nun, zu spät, seine Unschuld an den Tag kam, da entstund großes Klagen, und der Rath beschloss, dass die Stadt zur Sühne hinfort den Namen führen solle, den sie heute hat. Außer dem Lindwurm hat der Neue Platz noch zwei Monumente. Von diesen ist die Maria Theresien-Statue bemerkenswert, ein 30 Klllgciifurt und Umgebung. Werk Pönningers aus dem Jahre 1872. An deren Stelle stand früher eine Statue derselben Kaiserin von Moll, einem Schüler Donners, voll Schwung und Eleganz, darstellend die Kaiserin im ungarischen Krömmgs-ornate, schön, schlank und jugendlich, zu ihren Häupten stieß eine schwebende Fama in die Tuba. Leider war das schöne Werk aus Blei, und in diesen für Denkmäler zu wenig dauerhaften Kleiderstoff hatten die Jahre feit 1765 üble Lücken gerissen, durch welche die Bögcl des Himmels eiu-und ausflogen. So wurde deuu die alte Statue abgetragen, die neuere ist aus solider Bronze; mit dem veränderten Stoffe ist aber auch die Figur schwerfälliger und gemächlicher geworden. Gehen wir vom Neuen Platze, östlich, so kommen wir durch die Burggasse, vorüber an der ständischen Burg saus dem Ende des vorigen Jahrhunderts) auf den Cardinalsplatz, so genannt zu Ehren des hochsinnigen Cardinals Franz T. Altgrafen von Salm, der als Gurker Fürstbischof von 1789 bis 1822 unvergessene Thaten der Humanität und des Patriotismus wirkte. Auf diesem Platze steht ein schlanker, rothmarmorncr Obelisk, von dem genannten Cardinal 1805 zum Gedächtnisse des wiedergewonnenen Friedens errichtet. Weiter gegen Osten gelangen wir in die Völtermarkter Vorstadt, werfen einen Blick auf die bischöfliche Resideuz, einst für die Erzherzogin Marianne, die menschenfreuudliche und kunstsinnige Tochter der großen Kaiserin, erbaut, und kehren, nachdem wir im bischöflichen Garten, einem Tummelplatze der Kinder, ein wenig gerastet, wieder in die innere Stadt zurück. Wir passtereu den „Alten Platz", biegen links ein uud stehen im Hofe des Landhaufes. Die beiden Thürme, die Treppenaufgänge unter ihnen, die Arcaden des ersten Stockwerkes geben ein stattliches Bild, eigenartig und von malerischer Wirkung; die Details sind schlicht und unbedeutend. Im Innern sind sehenswert: der ständische Wappensaal mit sämmtlichen Wappen des kärutischeu Adels und drei Frescogemälden Fromillers, welche die Huldigung Karls VI. und die alte Erbhuldigung der Herzoge am Fürstensteine zu Karnburg uud am Herzogstuhle auf dem Zollfelde darstellen. Unter der Abbildung der Karnburger Feier steht der Zeuge so vieler Herzogshuldigungen, der Fürstenstein, ein römisches Säulen-capital, auf dessen Platte das Landeswapften eingegrabcn ist. Hicher wurde er gebracht, nachdem er von seinem ererbten Platz auf freiem Ackerfeld vor Karnburg längst auf eine benachbarte Wiese hatte wandern müssen. Durch das Landhaus hindurch treten wir auf den Heiligen Geist-Platz mit der landschaftlichen Kirche und kommen, wenn wir gegen Westen die innere Stadt verlassen, zur „Lend", dem Canal, der die Stadt mit dem Wörthersce verbindet. Wir werfen einen Blick auf die Rundgllng durch dic Ttadt. 31 hübsche neue evangelische Kirche,'^) widerstehen der Versuchung, den Weg zum See weiter westwärts zu verfolgen, und kehren zurück. Wir biegen rechts und gelangen über den Venedictincrplatz, auf welchem der neue prächtige Schulbau auffällt, zur Domkirche. Sie gehörte früher den Jesuiten, welche hiehcrberufen wurden, um die ganz protestantisch gewordene Stadt wieder katholisch zu machen, und noch früher den Protestanten. Diese hatten die Kirche 1582—1593 erbaut, erfreuten sich jedoch nur kurze Zeit ihres Besitzes. Im Jahre 1600 mussten sie den Jesuiten weichen. Von der Domkirche können wir durch die neue schöne Bahnhofstraße zwischen schattigen Alleen nnd netten Neubauten bis zum Bahnhofe spazieren und die Bauten und Anlagen der Ringstraße besichtigen. Das Portal des hübschen Regierungsgebäudes zeigt statt des Reichsoder Landeswappens Gnomenfiguren mit den Emblemen des Bergbaus. Zur Zeit ihres kurzlebigen Aufschwunges hat hier die Hüttenberger Eisen-werksgcsellschnft ein kostspieliges Verwaltungsgebäude aufgeführt und war dann, als die Zeit schlechter und die Fusion mit den steirischcn Werken unvermeidlich wurde, froh, es' mit Schaden weiter zu verkaufen. Mit angenehmeren Gefühlen betrachten wir das neue Museum, zur Aufnahme der landschaftlichen Sammlungen auf Kosten der kärntischen Sparcassc erbaut. Höchst sehenswert ist die Antikensammlung, insbesonders die Funde aus dem Zollfeldc. Aber auch zahlreiche andere Carinthiaca und die naturhisturischen Sammlungen geben ein erfreuliches Bild wissenschaftlicher Regsamkeit und landsmannschaftlichcr Opfcrwilligkeit. Und nun, wenn wir nicht etwa der von Rainer'schen Bleiweißfabrik, der Eisengießerei uud Maschinenfabrik der Alpinen Montangcsell-schaft oder dem eleganten Neubau der Gewerbeschule — sämmtlich im südöstlichen neuen Stadttheile gelegen — einen Besuch abstatten wollen, in entgegengesetzter Richtung zurück zur Stadtpfarrkirche. Nicht wegen des nüchternen Baues der Kirche, auch nicht wegen des Innern, welches, wenn auch recht stimmungs- und geschmackvoll, doch nichts Außerordentliches bietet, sondern wegen des Thurmes. Und zwar interessieren uns auch die kühn aufeinander gesetzten Kuppeln nicht, auch nicht die Frage, ob der 91^, in hohe Thurm wirklich der höchste im Lande sei, oder ob nicht gar die Villachcr Recht hätten, wenn sie behaupten, ihr Thurm sei noch um ein Stück höher. Wir beeilen uns vielmehr, über die Wendeltreppe hinauf zum Thürmer und auf die Altane zu kommen. *) Kärnten zählt ungefähr 18.000 Protestanten, welche meist im oberen Gnrkthal, in der „Gegend", in der Umgebung von Gnnind, im nnteren Gailthal und im Gitschthal wohnen. 32 Klagcnfurt und Umgebung. Schaut man zuerst nach Osten aus, so schweift der Blick mit Behagen über ein weites, ebenes Feld, bedeckt mit allerlei Cultur: Wiesen, viel Wald, auch in der Ebene, Äcker. Hat uns das Schicksal gerade Ende August oder Anfang September heraufgeführt, so genießt man die erfreulichste Augenweide. Kaum hie und da ein Stoppelfeld, alles in den frischesten Farben, hier schönster, grünster Kukuruz und da die weiß und roth blühende Sterzblumc, sonst Buchweizen oder Heidekorn genannt, die Luft mit süßem Duft und die Seele mit der freundlichen Vorstellung der lieben Nationalspeise erfüllend. Dazwischen Dörfer, Kirchen auf den Höhen, Schlösser am Abhang des im Norden sich hinziehenden Mittel-gebirgs. Gleich behaglich ist der Hintergrund, die Saualpe mit ihrem langen glatten Rücken, dann die rundlich geformte Koralpe, der im Duft verschwimmende sanft geformte Bacher, selbst die Petzen, die vom Süden herüberlugt, sieht von hier recht zahm aus. Ein paar Schritte, und wir schauen gegen Norden. Das Bild wird complicierter, und keine weite Ebene trennt uns mehr von den Bergen. Auf eine Meile, ja auf eine halbe Meile rücken sie heran. Und an den Hängen des Mittelgebirgs glänzen Schlösser aus dem Grün ins Dutzend und darüber, jedes freundlich, jedes beneidenswert gelegen; zum Theil find's ältere, wie Annabichl, ein lustiges Schlösslein auf einem luftigen Hüglein, wie Valvassor vor zweihundert Jahren schreibt, oder Tent-schach, stolz und thurmbewehrt, meistens aber neuere, welche die erbansässigen Klagenfurter Patricier sich zur Erlustigung gebaut haben, bevor das Schwimmen im See modern wurde. Wie nett das Kreuzbergl mit Kirchlein, Schweizerhaus und Aussichtswarte herübergrüßt! Da sehen wir auch die „vier Berge". Lassen wir wieder den alten Valvassor sprechen: „Seynd vier der hohen Berge im Lande, dahin jährlich grosse Wallfahrten gehalten werden, welcher Namen sind S. Ulrichs Berg, S. Helena Berg, S. Veits Berg und S. Laurentzen Berg, deren einer von dem andern zwey Meilwegs ligt. Auf diese Berg laufst das gemeine Volck alle Jahr Kirchfahrten, an der heiligen drey Nägl Tag (denn also nennen sie den dritten Freytag nach Ostern), und diese Kirchfahrt verrichtet man von ersten Nachmittag an biß den andern Nachmittag, die gantze Nacht hindurch, und also in vier und zwantzig Stunden. Wann sie in die Kirchen kommen, gehen sie allein um den Altar herum, verrichten ihr Gebet, und gehen also von einer Kirchen zur andern, da sich sonst die Kirchfahrt zu einer andern Seit im Jahr in vier und zwantzig Stunden nicht verrichten lässt; sintemalen der gantze Umweg, Berg aufBerg ab, auf die zwölff Meilwegs erstrecket." Dazu mag bemerkt werden, dass man zwar längst diese ungefähr 1000 m hohen Berge nicht mehr für die höchsten des Landes hält. aber noch immer in großer Schar, oft Nundgang durch die Ttadt. 33 2000 Personen stark, sich an dem Abende vor dem genannten Tage, die Hüte mit Vergerlaub (wildem Epheu) geschmückt, auf dem Helencnberge sammelt, um Mitternacht über Stock und Stein beim Scheine von Kienfackeln bergab rennt, und nun die andern drei Berge in einer Tour absteigt und abläuft, ein Brauch, der vielleicht noch aus dem Heidenthume stammt, denn auf dem Ulrichs- wie auf dem Heleneuberge waren heidnische Cultstätten. — Während dieser Abschweifung haben wir Muße gehabt, die weitgezogencn Alpcnhöhen hinter diesen Vorbcrgeu zu betrachten, rechts die Fortsetzung der Saualpe, die Weitalpe mit der Sirbitzen (dem Zirbitzkogel), links die Nocke der Stangalpengruppe, den Maria-Wörth. Falkert, die Torreralpe, die Haidnerhühe und den Latterstng mit dem von hier aus mit freiem Auge sichtbaren Einschnitte semes über 2000 in hohen Alpenweges. . «. ..^ «r» c-. Ein einheitliches, schönes Bild bietet d«e Aus,:cht gegen Westen. Da lieqt eingebettet zwischen waldigen Bergen der leuchtende See, gerade hinter ihm, wuchtig, groß, ungegliedert, das MMv des Dobra. m weiter verschwimmender Ferne neben chm rechts der hohe Staff, lmks der Riesenbackcnzahn, genannt Montatsch, an Italias Grenzen. Die Coulissen sind ganz verschieden, rechts almenbedeckt die grunbraune Gorlitze, links der imponierende dreiköpfige Mittagskogel, aus hellfarbigem Kalk gar herrlich aufgebaut. Stein wcildcr: Käintcn. 34 Klagcufurt und Umgebung. Und NUN nach Süden! Da steht sie, die viclformige Felsmauer, trotzig, himmelanstrebcnd! Das sind die Karawanken in ihrer ganzen Ausdehnung, vom Mittagskogel bis zur Petzen. Und als hätte die Natur alle ihre Erfindung angestrengt, so vielfältig sind die Formen. Zunächst dem Mittagskogel die Goliza, für einen Karawankcnberg verhältnismüßig von milder Form, dann die Gruppe des Stou, einerseits mit Vainll.^ und Koöna, anderseits mit Vrtaöa und Selen iza, davor der waldige Matschachergupf und der Singerberg. Weiter gegen Westen folgt der scharfgezeichnete Harlouz mit seinen gewaltigen Wänden, hinter ihm schaut die Vaba hervor. Nun folgt wieder ein Waldberg, die Matzen, dann ein Prachtstück, die Mauer derKo«utta, dann wieder waldige Berge, der Setitsche Vrh und der Schwarze Gupf, endlich ein Wahrzeichen der Klagenfurter Gegend, die schön geformte mächtige Obir. Der ganzen Kette ist ein Nagelsiuhe-Zug. die Sattnitz, vorgelagert, jedoch niedrig genug, um nur das Fußgestelle des herrlichen Grenzgebirges zu verstecken. Dieselbe Rundschau genießt man vom Aussichtsthurme auf dem Kreuzbergl, nur dass man statt der Häuser der Stadt den grünen Wald unter und um sich hat. Bevor wir uns aber dahin und damit in die Umgebung begeben, sei bemerkt, dass Kärntens Hauptstadt an 20.000 Einwohner zählt (18.747 im Jahre 1880). Der See, das waldige aussichtsreiche Schicfer-Mittelgebirg im Norden, der schroffabfallende Nagelfluhe-Zug der Sattnitz im Süden, dazwischen das weite Thal, im Hinlergrunde die großartigen Karawanken, lauter Gegensätze, deren Gruppierung eine Unzahl verschiedener, wohl zusammenstimmender Gcsammtbilder gibt, machen die Umgebung von Klagenfurt zu einer an Abwechslung und vielfachem Reiz ungemein reichen. Wer die Waldidylle liebt, sich aber auch gern überraschen lässt von einem Schloss auf freiem Bühl, dann wieder von einem, das halbversteckt zwischen den Baumwipfeln hervorlugt, wer es aber auch gern sieht, wenn von Zeit zu Zeit zwischen die welligen Hügel in die reizvolle Einsamkeit des Forstes und der Wiesen ein hellfarbiger, schönhäufttiger Kalkberg hinleuchtet, der mag vom Kreuzbergl nördlich und dann westlich wandern, nach Hallegg, nach Seltenheim und dann weiter nach Drasing mit seiner hcrzerfreuenden Aussicht, oder nach Moosburg mit seinen stillen Teichen, seinen Ruinen, mit seinen tausendjährigen Erinnerungen an König Arnulf. Dieser niedrige Schieferzug senkt sich südwärts zum Wörthersee. Da gibt's nun fröhliche Wasserfahrten, von der Militärschwimmschule Der Wörthcrsec. 35 mit ihren hochgezimmerten Trambolinen und wehenden Fahnen, von Krumpendorf, von der Landzunge von Pörtschach hinüber zum Seeschloss Loretto, zum Maiernigg, wo spät in die Nacht Lieder und Gläser klingen, zur schwarzen Wand, unter der herauf die Glocken einer versunkenen Stadt hallen sollen, zum Kollitsch, wo dem Gaste unter den hohen Bäumen altwendisch zu Muthe wird, nach Maria-Worth, der malerisch gelegenen Kirche, deren schlanker, gothischer Bau sich über einem fast tausendjährigen Fundament erhebt, und hierauf nach Velden, Pöttschach. der reizend gelegenen Endstation am Westendc des Sees. Von Maria-Wörth mag man hoch hinauf zur St. Annenkapelle steigen und See und Gebirg überschauen, von Velden aber auf den Sternberg. Von der Burg, dem Sitze einer Grafschaft, die nach dem Aussterben der Sternberger an die Ortenburgcr, dann an die mächtigen Cillicr über-gicng, sind nur mehr spärliche Trümmer übrig; nur was keine Zeit der Höhe nehmen kann, ist geblieben, der Blick auf die unvergängliche Pracht der weiten schönen Landschaft. 8* 36 Klagcnsurt und Umgebung. Ein anderes, nicht minder anregendes Bild bietet der See im Winter. Im Jänner friert er gewöhnlich zu. Da trifft cs sich nun oft, dass es mehrere Tage hindurch glashelles Sftiegeleis gibt, bevor der Reimfrost sich angesetzt oder Neuschnee sich darüber ausgeschüttet hat. Da tummelt sich nun, was die Füße rühren kann, Jung und Alt und besonders Damen nicht wenige auf der riesigen Eisbahn. Das Eis ist durchsichtig, das Wasser klar. Wenn man nun so hinschwebt und die Steine am Boden, das sich aufwärts reckende Geiistc der Algen, die Fischbrnt unter sich sieht, da ergreift den Neuling wohl ein leichtes Schaudern. Doch wenn er sieht, wie die andern auch nicht einbrechen und hört, dass schon viele eingebrochen sind und wieder herausgezogen wurden, so fängt er an, sich um die Wunder der Tiefe nicht mehr zu kümmern und fich nur des sausenden Flugs und der schneeblinkenden Landschaft rings umher zu freuen. Bald wird das Eis dicker und Schnee fällt darauf. Da tummelt man sich nun nicht mehr auf der ganzen Fläche in allen ihren Weiten, sondern auf beschränkter, wenn auch noch immer sehr großer Bahn, die ausgeschaufelt und reinlich ausgekehrt daliegt. Voll und ganz wird das Vergnügen, wenn hochpreisliche Gastlichkeit ;ur Erwärmung der Glieder und Erhaltung ihrer Geschmeidigkeit in Punsch und Glühwein zum schönen Ausdrucke kommt. Der Wörthersee ist der größte des Landes und derjenige, dessen Vorzüge und Schönheiten bisher am meisten gewürdigt worden sind. Niedrige, waldige, buchtenreiche Höhenzüge rahmen ihn ein, und über diese weg schauen die Karawanken in den See, so dass das östliche Becken von der Obir, dem Harlouz und der Ko3utta, das westliche vom Mittagskogel beherrscht wird. Daher die große Zahl ebenso verschiedener als reizender Bilder. Die Felsenmauer der Karawanken ist weit genug weg. um die behagliche Stimmung des ruhigen Genusses nicht durch düsteren Ernst zu stören, und doch wieder nahe genug, um uns jeden klaren Sommerabend das wunderbare Spiel der Lichter zu weisen, wenn die Sonne von den hellen Steinwänden Abschied nimmt. Am Nordufer führt die Eisenbahn, Krumpendorf, Pörtschach und Velden sind die Haupt-Stationen; hier lassen sich die ständigen Sommergäste aus der Fremde nieder. Schön ist's überall, und jeder Ort hat seine eigenthümlichen Vorzüge. Krumpendorf die Nähe der Hauptstadt, Pörtschach die Lage auf weit vorspringender Landzunge mitten zwischen dem östlichen und dem westlichen Seebecken, Velden die schönsten Ausflüge. Das Südufer wird von den Einheimischen bevorzugt. Ein angenehmer Spaziergang längs des Lendcanals, ein Omnibus oder ein anderes Gefährte bringt den Klagenfurter bis zum Schlosse Loretto. Von hier fährt man in wenigen Minuten über den Secarm, aus dem die Glanfurt abstießt, Bittring. Hollenbulg. 37 auf das andere Ufer und bleibt meist beim Maiernigg, wo man sich am Bade, am Spiel der Boote und der Wellen, am Waldesschatten und an dem, was Küche und Keller bietet, weidlich erfreut, bis einer der Schraubendampfcr, die auf dem See verkehren, die Rückkehr vermittelt. In Pörtschach mögen wir auch eines bedeutenden Mannes gedenken, der wenige Jahre, bevor er heimgegangen, sich hier einen Ruhesitz für seinen Lebensabend gebaut hat. (5s ist dies der namhafteste kärntnerische Dichter, Adolf R. v. Tschabuschnig (geb. in Klagenfurt 1809, gest. 1877), ein gedankenreicher Lyriker und ein weltkundiger und feinsinniger Erzähler im Roman und in der Novelle. Eine andere Reihe von Ausflügen lockt uns nach Süden. Hier erhebt sich, hingeschmiegt an den schattigen Verg-wald, halbversteckt von den riesigen Bäumen des Partes, Schloss und Kirche von Bikt-ring. Es sind dies die Gebäude eines ehemaligen Eister-cicnsertlosters. Der Abt Johannes von Bittring, gleich bedeutend für seine Adolf N, v. Tschabuschuig. Zeit als Politiker wie für unsere Forschung als Geschichtsquelle, erzählt die romantische Gründungs-sagc. Der junge Graf Heinrich von Sponheim muss um der französischen Königstochter willen ein Gottesgericht bestehen und bleibt durch die Hilfe der Gottesmutter Sieger im Kampfe mit einem Löwen. Seitdem ist sein Sinn nur mehr auf das Ewige gerichtet. Er nimmt die Kutte, er wird Cistcrcicnscrabt zu Billars iu Lothringen. Sein Oheim. Graf Bernhard von Sponhcim, gründet für ihn ein Kloster auf heimischer Erde, und in dieses „Siegcsklostcr", geweiht der hl. Maria, die ihm im Löwenkampfe den Sieg verliehen, zieht 1142 Graf Heinrich ein. — Bon dem ursprünglichen romanischen Bau hat sich wenig erhalten, sehenswert sind die Glasmalereien. Nach der Aufhebung des Klosters tam das Stift in den Besitz der Familie Moro. Die Moros, aus Carnien stammend, haben hier eine Tuchfabrik gegründet, die einen Weltruf hat. Sie haben aber nicht allein den befruchtenden Strom industrieller Thätigkeit in ein Land, welches dessen gar sehr bedürfte, gelenkt, sondern diese Familie hat auch seit einem Jahrhunderte Kunst und Gewerbe 38 Nlagcnsurt und Umgebung. gefördert, und mehrere Angehörige dieses Hauses, voran Eduard Ritter von Moro, haben in der Landschaftsmalerei Ausgezeichnetes geleistet. Von Viktring können wir, an tiefbeschatteten Teichen vorüber, auf die Laibacher Poststraße gelangen, welche den Conglomeratrücken der Sattnitz an seiner tiefsten Einsattelung übersetzt. Dort, wo dieser Rücken überhängend abstürzt, über einer Felsenhöhlung, schaut Schloss Hollenburg zu Thale. Tief druutcn wälzt die Dräu ihre grauen Wogen durch das Grün der Auen, und jenseits des Thales stehen riesig, frei vom Scheitel bis zur Sohle, in überwältigender Pracht, die Karawanken. Die Mauer der Koäutta, gerade aufstrebend, ohne Widerlager uud Strebepfeiler, das Gemsgeschrüff des Harlouz, im Westeu der Mittagskogel — man kann den Blick nicht wenden von ihnen! Und wenn erst der Abend seine rothen Feuer auf ihnen entzündet und die glühenden Wände in das dämmernde Thal herableuchten, dann hat man Unvcrgessliches geschaut. Dasselbe prächtige Schauspiel bietet das eine halbe Stunde von Hollenburg gelegene Wallfahrtsdorf Maria-Rain. Ein andermal führt uns der Weg in die Sattnitz, die unerschöpfliche Schatzkammer des Klagenfurtcr Studenten, der dort aus der Flora des Wassers und der Waldwiesen sein Herbar zusammenstellt, für den sogar Alpenrosen in tiefer schattiger Schlucht erblühen, der dort Käfer in die Spiritusflasche steckt, Raupen sammt deren Futter einsackt und selbst vor allerlei Gemolche und sonstigem Gewürme nicht zurückschreckt. Durch den Wald von gemischtem Bestände, vorbei an Felswänden und frischen Quellen gelangt man nach Ebenthal, einem kleinen Dorfe mit dem Sommerschlosse des Grafen von Goi.'s. Von hier mag man entweder den Predigerstuhl besteigen und, wenn man Lust hat und jung genug ist, durch eine steile Riese herabrutschen, oder dnrch eine Lindenallee von seltener Schönheit den Weg wieder stadtwärts einschlagen. Eine Meile nördlich von Klagenfnrt beginnt das Zollfeld, eine Thalweitung von mäßiger Ausdehnung; gegen die Berglehnen zu dehnt sich magerer Ackerboden, die Niederung ist größtentheils wildentenreiches Moos, dessen Entsumftfung jetzt in Angriff genommen wird. Fichtenbewachsenes Miltclgebirg, der Maria-Saaler Berg, der Helenenberg, gewöhnlich Magdalensberg genannt (1056 m), der Ulrichsbcrg, wie ein Kameelrücken geformt, stehen gegen Abend und Morgen und lassen den Ausblick nordwärts auf die „Weite Alm", südwärts auf die Karawanken und den hinter ihnen mächtig emporgethürmten Triglav frei. Über dem Thalboden, am Fuße des Ulrichsberges, des HIons (^ralltanus, wie er im 9. und 10. Jahrhundert heißt, liegt Karnburg, zur Zeit der Karolinger die Pfalz der Herzoge. Dort stand der Fürstenstein. Weiter Tlls Zollfeld. 39 nördlich, auf einem vom Ulrichsberge auslaufenden Rücken, hinter welchem der Thurm von Karlsberg, der Burg der mächtigen Auffen-steine, herüberschaut, sehen wir das weitläufige Schloss Tanzenberg, von dem man sagt, es habe soviel Thore als Monate, soviel Thüren als Wochen und soviel Fenster als Tage im Jahr sind. Auf dem Hügelzuge im Osten dominiert ein großer, dunkelbronzebrauncr gothischer Kirchenbau, der zweithürmige Maria-Saaler Dom. Hier hat Mooestus, dcr vom Salzburgcr Bischöfe Virgilius entsandte Wanderbischof, den carantanischen Slaven das Christenthum gepredigt. Unten, auf ebenem Felde, steht der Herzogstuhl, ein Doftpelthron, aus alten Römersteinen zusammengefügt. Wenn aber der Pflug seine Furchen tiefer zieht, so wirft er wohl unverwüstliche blassrothe Ziegel herauf und keltisches Eisen Marill'Rain. und Cäsaren-Münzen. Denn unter der Ackererde der Ebene und unter den Wurzeln dcr Bäume, die Hügel hinan, ruhen die Trümmer von Virunum. So ist das Zollfeld die Stätte, auf welcher die Jahrtausende, soweit die dunkelste Erinnerung reicht, ihre Zeugen hinterlassen haben. Die alte keltische Stadt wurde von den Römern zum Vororte des binncnländischcn Noricums gemacht. Hier liefen die Straßenzüge zusammen, hier erhoben sich die Tempel der altitalischen Götter sowohl wie des persischen Mithras und des ägyptischen Serapis, Villen reihten sich aneinander, den sanft abfallenden Hang hinauf bis auf die Höhe des Helencnberges. Jahrhunderte hindurch blühte die Stadt, um die Mitte des fünften Jahrhunderts verschwindet sie. Der Strom dcr 40 Klllgcnsurt und Umgebung. Völkerwanderung hat sie verschlungen. Haben sie die Hunnen zerstört oder ein anderer Stamm, wurde sie verlassen, nachdem sie der Überschwemmung oder dem Erdbeben zum Opfer gefallen war, oder weil sie keine Sicherheit mehr bot gegen die wilden Horden, wer weiß es zu sagen? Auf Kelten und Römer folgen die Slaven. Ihre Fürsten sitzen dort, wo einst der Procurator Recht gesprochen. Die Stammcsfürsten, abhängig von Baiern, Boruth, sein Sohn Gorazd und sein Neffe Chotimir, nehmen das Christenthum an, und zur Bekehrung des Volkes kommt der Wanderbischof Modestus; als dessen Wohnung bezeichnet die Sage einen kleinen Rundbau neben der Maria-Saaler Kirche, das Modesti-Stöckl. Auf die slavischen Herzoge folgen deutsche, auch das Volk germanisiert sich langsam. Noch aber bleiben dauernde Erinnerungen, dass das Herzog-thum einst slavisch gewesen. Der Herzog braucht Kaiser und Reich nicht Rede zu stehen, es sei denn in windischer Sprache. Eine andere Erinnerung ist die ehrwürdige Erbhuldigung. Valvassor (lopoZ'raMin, ^.rediäuLiz,w8 Oalintliias. 1688) beschreibt sie folgendermaßen: Es ist aber in Kärndten ein altes Herkommen, daß ein jeder neu augehender Lands-Fürst von einem Bauern dieses Land zu Lehen zu empfangen pflegt, und zwar auf folgende Weis: Es ist ein Bauern-Geschlecht unter den Edelthümern, die Hertzogcn zu Blasendorf genannt, so erblich bey selbigem Geschlecht verbleibt, von Alters hero befreyet. So offt ein neuangehender Lands-Fürst die Huldigung in Kärndten empfahen und die Lehen verleihen will, so setzt sich der Bauer aus erblicher Gerechtigkeit auf einen runden stachen Marmclstein (welcher gleichwie eine runde Tafel formirt und zu Kürnburg unweit vou Maria-Saal auf der einen Seiten stehet). Neben ihn herum stellt sich das Land-Volck und die Bauerschafft ausserhalb der um den Stein aufgerichtcn Schrancken. Alsdann kommt der angehende Lands-Fürst daher, in einem groben Bauern-Kleid, auch dergleichen Hut und Schuhen, einen Hirtenstab in der Hand haltend. Denselben führen zwey Land-Herren, und folget darauf der gantze Adel, in zierlichen Kleidern aufgepntzt, mit dem Panier deß Ertz-Hertzogthums Kärndten. Vor ihnen her gehet zwischen zweyen Panieren der Graf von Görtz, als Erb-Pfaltz-Graf in Kärndten. Neben dem Lands-Fürsten aber werden geführt auf einer Seiten ein fchwartzes Rind und auf der andern ein mageres ungestaltes Roß. Sobald der Lands-Fürst dem Bauern zunahet, so schreyet er dem Lands-Fürsten mit folgenden Worten an: Wer ist der, der also hochfärtig daher pranget? Hierauf antwortet das umstehende Volck: Der Fürst des Lands kommt. Äuf diß fragt der Bauer: Ist er auch ein gerechter Richter und Liebhaber deß Heils unseres Lands? Freyer Eigenschaft? Ist er auch ein Tie Erbhuldigung. 41 Beschirmer des christlichen Glaubens und der Wittiben und Waisen? Da antworten sie denn: Ja, er ists und wirds seyn. Folgends muß der Lands-Fürst dem Bauern um die obgemeldten zwey Stuck bey seinen Treuen geloben, daß er Gerechtigkeit wolle halten, ob er wol deßwegen so arm werden sollte, daß er sich mit solchem Vieh, als dem Stier und Roß ernehren müsste. Nach diesem fragt der Bauer wiederum: Wie und mit waß Gerechtigkeit wird er mich von diesem Stuhl bewegen? Dem giebt alsdann der Graf von Görtz Antwort: Man wird dich mit 60 Pfenningen von dannen kauffen; diese zwey Haupt-Vieh, der Ochs und das Pferd, werden auch dein seyn, und du wirst des Fürsten Kleid Maria-^aal, nehmen, nicht weniger wird dein Haus frey und unzinsbar seyn. Hierauf nimmt der Bauer zwar das angebotene Vieh an und weichet dem Lands-Fürsten, jedoch erinnert er ihn mit einem sanfften Backenstreich gerecht zu richten. Welches dann der Ertz-Hertzog, sobald er auf diesen Stuhl gestiegen, zu thun gelobet, immassen er sich mit blossem Schwerd ctlich-mal um und um kehret, dasselbe in die Lufft schwinget und anbey verspricht, ohn Unterschied der Personen gleich zu richten.' Nach diesem begiebt er sich in die nechst dabey auf einem Berg gelegene S. Peters Kirchen, nud ziehet darinn nach Vollbringuug deß Amts und Kirchen-Gesangs die Bancrn-Kleider ab, hingegen seine fürstliche an, und speist allda mit dem Adel und der Ritterschafft. Folgeuds reitet er zu dem Lehen-Stuhl (König-Stuhl genannt), setzt sich darauf, und leistet einer 42 Die Thaler der Metmtz, Gurt und Glan. lübl. Landschafft mit entblößtem Haupt und aufgehobenen Fingern den gewöhnlichen ihme fürgehaltenen Aid, daß er ncmlich gemeldte Landschafft bei allen ihren Genaden und Freyheiten, wie das von Alters herkommen, erhalten, handhaben und bleiben lassen wolle; hcrgegen nimt er auch die Huldigung von seinen Landleuten auf und an, lässt hierauf die Lehen daselbst beruffen, und verleihet solche. Der Graf von Görtz, als Pfaltz-Graf in Kärndten, setzt sich hinter dem Lands-Fürsten auf die andere Seiten, und verleihet auch nach seiner Gerechtigkeit. Der Erbland-Marschalck aber nimt deß Fürsten Pferd, der (5rb-Schenck den gulonen Kopff, und der Erb-Truchseß die silbern Schüssel. So lang nun der Fürst auf dein Stuhl sitzt und leihet, so haben die Graonecker von Alters die Gerechtigkeit und Gewalt, was sie für Wiesmatten unterdessen abmähen mögen, dasselbe Heu ist ihr, man löse es dann von ihnen. Gleichfalls haben die von Porttendorff (und anjetzo, weil dieses Geschlecht abgestorben, die Mordaxen) die Gerechtigkeit erblichen erlangt, so lang der Lands-Fürst auf bemelotem Lehen-Stuhl sitzet und leihet, im Lande zu brennen, wo sie wollen, wenn man sich anderß mit ihnen nicht abfindet. Endlich ziehet der Lands-Fürst samt allen Herren und Landleuten in Saal, in unser Frauen Kirchen, allwo das ?6 vsum Illuäamu» gesungen, und mit solchem dieser Actus geschlossen wird. Und so nehmen wir Abschied von Klagenfurt und Umgebung und gedenken des Liedes: Das Klag'nfurtner G'länt, Das hert mar gar weit, Wer traurig wohl wer'n, Wonn i's niamer wer her'n. 2. Die Thäler der Metmtz. Gurk und Glan. Vom steirischen Murthale schwingt sich die Rudolf-Bahn in scharfem Bogen hinan den Neumarkter Sattel und führt uns, in raschem Wechsel von der einen zur andern Berglehne setzend, durch die Klamm, vorüber am Bade Einöd und an der Ruine von Dürnstein an die Landesgrenze. Die Gebirge treten auseinander und lassen einem fruchtbaren Ackerplane, dem mit stattlichen Gehöften besetzten, an den Waldesrändern mit netten Kirchdörfern gezierten Friesacher Felde, Raum. Bald erblicken wir auf den Vorsprüngen des westlichen Waldgcbirgs ragendes Gethürm und zu Füßen desselben, gegen die Berglehne hingeschmicgt, die uralte Stadt Friesach. Friesach. 43 Noch stcht die hohe Stadtmauer, noch ist der tiefe Graben mit dem klarsten Wasser gefüllt, in welchem Saiblinge und Forellen herumhuschen, vor und in der Stadt und auf den Hügeln darüber erheben sich alte Kirchcnbauten, von dem schroffen Steine ober dem Marktplätze schauen die weitausgedehnten Ruinen des Petersberges herab, vom Hügel im Norden die Feste Geiersberg mit dem hohen Wartthurme, aus dem innersten Waldwinkel die rothen Thürme, vom äußersten Hügel im Süden die Kirchenruine des Virgilienberges. Überall Altes, Erhaltenes und Halbverfallenes. Das neue Leben hat Mühe, unter all dem Ehrwürdigen, das der moderne Philister Gerumpel nennt, seine Rechte geltend zu machen. Bisher gieng die Geltendmachung dieser Rechte nicht immer ohne Barbarei Friesach. ab. Vor ungefähr dreißig Jahren hat man eine höchst interessante romanische Rundtapelle als Verkehrshindernis beseitigt, die Bahnhofstraßc kostete dem Olsa-Thor das Leben, und ein gntmeinenoer Wohlthäter hat das Kirchlein auf dem Petersberge reinlich verputzen und verweißen lassen, das erstemal seit mehr als achthundert Jahren. Im Jahre 8W vergabte König Arnulf Friesach an das Salzburger Hochstift. Zeugen der geistlichen Herrschaft sind die vielen Kirchen. Einige sind niedergerissen worden, aus einer ward ein Theater, aus einer andern eine Scheune, die Proftsteikirchc auf dem Virgilienberge ist Ruine. Noch stehen ihrer fünf, die zwei größten, wenn auch nicht schönsten Kirchen 44 Die Thäler der Metnih, Gurt und Glan. Kärntens, die Collegiatkirche mit romanischem Portale und Thurmuntcrbau, Chor und Schiff gothisch, letzteres leider durch Gallericnzubautcn arg entstellt, und die Dominicanertirche, ein langgestreckter Bau aus der romanisch-gothischen Übergangsperiode, nach langer Verwahrlosung stilgemäß restauriert. Dazu kommen die bereits erwähnte Kirche auf dem Petersberge und zwei weniger bedeutende gothische Bauten, die Scminar-kirche und die Deutsch-Ordenskirche. Sehenswert sind die Glasmalereien in der Collegiatkirche, ein Flügclaltar und ein besonders schönes Grabmal des Ritters Balthasar Tonhauser, ferner ein Gedenkstein: „Hie 8tadat ^domas ad ^.Hmuo" in der Dominicanerkirche, endlich ein angeblicher Albrecht Dürer (Ölgemälde auf Holz, die heilige Familie darstellend, mit der Jahreszahl 1525), sowie höchst interessante alte Kirchcn-gewänder auf dem Petersberge. Die Befestigungen, deren Ruinen der Stadt ein eigenthümliches Aussehen geben, stammen aus verschiedenen Zeiten. Im Jahre 1072 baute Erzbischof Gebhard von Salzburg ein festes Schloss auf dem Petersberge; von diesem steht noch der mächtige Thurm hinter der Kirche, dessen Innenwände noch die romanischen Wandgemälde der einstigen Burgkapellc bewahrt habcu. Im Jahre 1131 stritten Herzog Engelbert von Kärnten und Bischof Hildebold von Gurk um den Besitz von Friesach. Der Herzog cernierte die Stadt und erbaute, um den festen Petersberg zu bezwingen, Befestigungen auf dem Virgilienberg .und Geiersbcrg, sowie die rothen Thürme. Markgraf Leopold von Österreich brachte dem bedrängten Bischof Hilfe; von dem Erzbischofe Konrad aber wurdeu an den von Herzog Engelbert befestigten Punkten ebensoviele neue Schlösser erbaut. Um 1490 endlich wurden die Festungswerke vom Erzbischofe Leonhard von Keutschach großenthcils neu aufgebaut. Doch je großartiger die Gebäude waren, umso leichter und früher geriethen sie in Verfall; der Palas mit seinen Bögen uud Fenstcrsäulcn im Stil der Frührcnaissance stürzt ein, und daneben steht noch fest, als ob es noch ein Jahrtausend stehen wollte, das von der Gräfin Hcmma erbaute Peterskirchlein. Die ragenden Thürme auf den Felsen, verschieden in Bauart und verschieden in dem Grade ihres Verfalls, das Trümmcrwerk am Boden, halb überwuchert von Gestrüpp, dieses ganze steinerne Stück Mittelalter bietet eine Unzahl malerischer Ansichten, und jene sind es nicht am wenigsten, wo das Leben mit dem Verfall im Kampfe liegt, wo die Dächer über den weithalligen Gebäuden noch mit Mühe ausgeflickt werden, und die armen Inwohnerlcute mit ihren Kindern und Ziegen die Staffage bilden. Ein eigenartiges Bild bietet der Hauptplatz, eingerahmt von netten Häusern aus vielleicht vier Jahrhunderten, während vom Pctersbcrge Kirche und Wartthurm gebietend nieocrschauen. Auf dem Hauptplatze steht Umqegend von Fricsach. 45 ein sehr schöner Renaissance-Brunnen, früher für römisch gehalten, mit mythologischen Statnen nnd Basreliefs. Und nun lassen wir Stadt und Alterthum und wandern in die ewig jungen Berge! _^ ^ Von Friesach hinein in die Flattnitz, von dort etwa auf den Eisenhut oder Winter -lhalnock, dann hinüber über den Almrücken und bergab, bergauf zum Turrachersee, hinunter nach Reichenau und, wenn nicht etwa die Nixen des Mill-stättersces weiter westwärts locken, zurück über die Krücken, ins Bad St. Leonhard und das Gurtthal herunter bis Zwischcn-wässern, das ist ein Weg, den die gewöhnlichen Touristen kaum kennen, die nur dort hintreten, wohin tausend Fußspuren der Vorgänger führen. Freilich, wer einmal diese Pfade gewandelt, findet gern wieder her. Er wird dann wohl nicht anspruchsvolle Schaustücke suchen — den einzig dastehenden Tnrrachersee etwa ausgenommen — er Würde sie Nicht finden. Vrunncn in Fricsach. Aber im Thal reizvollen Wechsel der Landschaften und in den netten Dörfern und stattlichen Einzelgehöften urkärntnerischcs Leben, recht und schlecht, lustig und 46 Die Thälcr der Mctiiitz, Gurl und Glan. gemüthlich, findet er hier allerwegen. Und dann erst die Almen, diese Höhen, lang hingestreckt und eben, die weite, grüne Weide, wohin man schaut, und über den dunklen Fichtenforsten tief unten, über die Zirbcn-bestände weiter oben, weithin über dem Mittclgebirg, blauduftig und glänzend wie Abendgewölk eine lange Mauer mit starrenden Thürmen und ragenden Zinnen, die Karawanken! Selige Öde auf sonniger Höh! Ja, eine Öde ist's, aber eine, von der man nicht leichten Herzens wieder herabsteigt; da gibt es nichts Wildes, nichts Düsteres, aber viel Liebes und Anheimelndes in dieser seligen Alm-Öde. Bringt das Wehen des Windes einen Laut an dein Ohr, so sind es Herdenglocken, oder es singt ein einsamer Halterbub eine süße Weise vom Berg ins liebe ferne Thal hinab. Wir gehen also den Marktplatz hinan und kommen durch den „Sack" in die enge kühle Schlucht hinter dem Petersberge, steigen mählich auf den Sattel, der den Petersberg mit dem Geiersberg verbindet, und kommen hinter der Schlossruine des Geiersbergs in einen Fichtenwald, in welchem das Barbara-Badl versteckt liegt. Rechts draußen im wogenden Kornfeld liegt Schloss Maicrhofen mit Park und ansehnlichen Wirtschaftsgebäuden, näher gegen die Eisenbahn gerückt, am Bcrgrand das freundliche St. Stephan. Der schöne Berg darüber ist die Krebenze; dieser mächtige Kalkstock hat mitten in seiner zahmen Urgebirgsumgcbung Manieren angenommen und thut es in seiner sanften Form seinen Nachbarn gleich. Dem aber, der seinem Gipfel zuwandert und sich der weiten Berg- und Thalschau ins Steirische und Kärntnerische erfreuen will, wahrt er nicht länger sein Incognito. Da heißt es: Thu Wein in deine Flasche, denn, wie es nun einmal beim Kalk üblich ist, ist er gar karg mit dem Wasser und verschlingt es selber in seine Tiefen. Auch eine große Höhle steht dir offen, in welcher die Urweltsthicre der Umgebung ihre müden Knochen zur Ruhe gelegt und für den Forscher unserer Tage sicher deponiert haben. Wir aber gehen die forellenreiche Metnitz thalauf, durch das Dorf St. Salvator mit einem längst ausgeblasenen Hochofen und durch die Märkte Grades und Metnitz. Außerhalb Grades, auf grünem Hügel, steht die St. Wolfgangskirche, ein nicht großer, aber sehr schöner Kirchenbau aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts, der auch demjenigen wohl gefallen wird, der nicht gerade von vornherein sich für jede spitzbogige Reliquie unserer Vorfahren interessiert. Bis Metnitz erfreuen wir uns einer reizenden, schnell wechselnden Landschaft; aus den fruchtbaren Feldern, den frischen Wiesen, dem schönen Wald, den grünen Almen, den spitzen Kirchthürmen und netten Ort- In der Flattüitz. 47 schaften setzt sich eine Reihe gar mannigfaltiger Bilder zusammen. Der alte Valvassor, der für einen „bequemen Ort" und für „feine Berglein" gern ein lobendes Wort hat, sagt von dieser Gegend: „Sie ist recht lustig nnd artlich zu sehen, gleich einem Christ-Krippelein, so man zu Weihnachtszeiten in denen Kirchen pflegt aufzusetzen." Auch die Staffage pafst. Der Metnitzthaler ist von kerndeutscher Art. offen und schneidig, kräftig und gewandt. Jedes Dorf hat seine Ningtratte. Leider wird die edle Ringkunst nicht mehr so gepflegt wie früher, wo am Oswalditage auf der Flattnitzalpe die Burschen dreier Länder zusammenkamen, um ihre Kräfte im Kampfspiel zu messen. Von Metnitz an wird die Gegend einsamer. Noch ein hochliegendes stattliches Gehöft, der Ober Hof, dann theilen Wald und Alm sich in den Boden. In vier Stunden sind wir von Metnitz in der Flattnitz. In Suntag wert fikerisch lusti wer'n, Wermar auf die Alma gehn zäun', Diandlau wernt a mit uns fürfeln geh'u, Af der Fllldnitz da trink' mar an Wein. Du brauchst dich also nicht auf das herrliche Wasser zu beschränken, und es ist nicht nothwendig, den kräftigen Hunger, den der weite Weg erregt hat, und den die frische Flattnitzer Luft steigert, ausschließlich auf alpine Kost zu verweisen; das Volkslied verheißt dir ein Wirtshaus. Man kann also, ohne sich Abbruch zu thun, viele Tage lang bleiben und wird es nicht bereuen. Die prächtigen Almwiesen ringsum, mit Sennhütten besät, Wasser und Luft, geeignet den Kranken gesund zu machen, und im Gesunden das Frohgefühl der Kraft mächtig zu steigern, die Kühle da oben, die keine Sommermattigkeit aufkommen lässt, das schöne Gebirg umher, das uns keine Ruhe gibt, bis wir es abgestiegen haben, das alles will uns nicht fortlassen. Auch Gesellschaft kann man haben, Leute aus der Stadt, aber freilich keine lustige. Die Armen, die sich immer so sorgfältig einhüllen, wenn die Abendkühle auf die Alm hcrabsinkt, die blaffen Städter mit den elegisch-heitern Gesichtern, sie hoffen alle, dass die Flatt-uitzer Almluft an ihrer kranken Brust ein Wunder thun werde. Sind wir genug im Grünen herumgebummelt, haben wir vielleicht den Eisenhut oder zum mindesten den Wintcrthalnock bestiegen, fo mag es Zeit sein, weiter zu wandern. Wege führen nach allen Richtungen; wir aber wählen den, der über die Haidner- und Pfandelhütte auf den Lattersteig führt, einen über 2000 m hohen, in den Felsen eingeschnittenen Fahrweg. Bis Hieher geht man von der Flattnitz drei Stunden, oft eben, immer auf weiter, freier, duftiger Alm. Will man vom Latter- 48 Tie Thäler der Mctnitz, Gurl und Glau. steig zum Tnrrachcrsee, so kann mnn wohl auf der Höhe bleiben und bei dieser Gelegenheit den Schoberriegel mitnehmen. Wenn man aber fürchtet, sich bei dieser Gelegenheit zn vergehen, was gar leicht möglich ist, so scheue man sich nicht, auf der steirischen Seite eine Stunde bergab bis zur Bacherhütte, und dann wieder anderthalb Stunden aufwärts zu steigen. Nun ist der Turrachersee erreicht, dieser eigenthümlich schöne See mit seinen Zirbenbäumen am Ufer, zwischen den grünen Almhöhen zu beiden Seiten, in dessen Spiegel aus den Fernen im Nord und Süden die schönsten blauen Berge hineinschauen. Mag es auch wenig Lieblicheres geben als dieses Bild, es muss geschieden sein. Eine Meile in jener angenehmen Neigung abwärts, die zum Sturmschritte einladet, und wir sind in Reichcnau. Dass die Reichenau ein freundliches Thal ist, dass dieses Thal von schönen Bergen eingeschlossen ist, dass auf diesen Bergen die besten Almen bis zu den höchsten Erhebungen sich hinaufziehen und dass in den Wäldern dieser Berge gar mancher Hahn balzt, das möge gesagt werden, aber nicht mehr. Alles braucht nicht verrathen zu werden. In der Reichenau machen wir Kehrt uud wandern wieder gegen Osten. Zuerst geht es etwa 400m hoch nach St. Lorenzen in der Reichenau (1472 m). Dieses Dorf, und nicht Heiligenblut (1404 in), wie gewöhnlich angegeben wird, ist das höchstgelegene Pfarrdorf im Lande. Nebenbei bemerkt, liegt auch die Pfarre Kremsalpe (1467 m) höher als die berühmte Glocknerstation. Von St. Lorenzen geht der Liebhaber eines Spazierganges auf weitem Almboden über die Krücken nach dem Bade St. Leonhard. Die Krücken ist niederer als Haidnerhöhc und Lattersteig und weiter gegen Süden ins kärntnerische Mittelland vorgeschoben. Daher ist die Partie über die Krücken keineswegs eine Wiederholung des Weges, der uns von der Flattnitz zum Turrnchersee geführt hat; die Aussicht ist wesentlich anders, und die Almwiesen sind von einer selten vorkommenden Schönheit und Üppigkeit. Das Bad St. Leonhard, hoch und kühl gelegen, ist ein willkommenes Plätzchen für solche, die sich nicht damit begnügen wollen, sich ein paarmal des Tags durch ein Seebad zu erfrischen, und es vorziehen, den heißen Tagen und schwülen Nächten der Hochsommerwochen gründlicher auszuweichen. St. Leonhard, mitten im Wald und bestrichen von den Lüften, die von der Kühle der Almen herabwehen, bringt es nicht über eine angenehme Frühlingstemperatur. Aber nicht nur denjenigen, die vor der Glut der Hundstage Reißaus nehmen, bietet dieses Bad einen erwünschten Zufluchtsort, sondern auch die, deren Nerven von den zweifelhaften Freuden und unleugbaren Leiden des Stadtlebens, des Sitzens und Studiercns zermartert sind, finden hier wohlthuende Ruhe und Stärkung, Weitensfcld. Gurt. 49 und das vortreffliche Wasser, zum Bade und zur Trinkcur verwendet, hat manchem Magenleidenden geholfen und manchen Reconvalescenten wieder auf die Beine gebracht. Von St. Leonhard thalab durch die Sirnitz kommen wir wieder an die Gurk, die wir in der Reichenau verlassen haben. Der Lauf der Gurk von der Gnesau bis zur Einmündung des Sirnitzgrabens ist interessant. Statt unter Gnesau die ganz niedrige Thalwano gegen Süden zu durchbrechen und über Himmelbcrg Feldkirchen zuzueilen, hat sie sich linlshin gewendet, in das höhere Gcbirg eingebohrt und tost als „enge Gurk" durch eine wilde Felsschlucht, die sie sich ausgewaschen hat, in den tieferen Thalboden herab, den wir jetzt betreten. Vorüber an den Einmündungen idyllischer Wald- und Wiesenthäler, gelangen wir in etwa drei Stunden, von St. Leonhard an gerechnet, in den Marktstecken Weitensfeld. Am Platzbrunnen steht eine hölzerne Jungfrau; es ist das Standbild jener einzigen Weitensfelderin, die einmal nach einer Pest am Leben geblieben war. Drei Weitensfelder Bürgersöhne warben um sie, ein Wettlauf entschied. Wären wir Pfingstmontags hier, so könnten wir sehen, wie das Andenken der Stammutter und jenes entscheidenden Wettlaufs gefeiert wird. Berittene Bürger ziehen auf und umkreisen das Standbild, daNN reiten Der Gurler Dom. sie den drei Wettläufern voran. Der Sieger erhält den Brautkranz, den die hölzerne Jungfrau zu Ehren des Tages auf dem Hute trägt, und ein Geldstück, der Zweite ein seidenes Tüchel, auch der Dritte geht nicht leer aus; er erhält nämlich einen Strauß von Blumen nnd Schweinsborsten. Bald ist der Haufttort des Thales erreicht. Über den Häusern des Marktes erheben sich weitläufige klosterähnlichc Baulichkeiten und eine doppelthürmige Kirche. Es ist der berühmte Gurker Dom. Wer von dieser Seite kommt, dürfte vielleicht enttäuscht sein; die Zwiebeldächer Stcin Wender: Äärntcn.. 4 50 Tie Thaler der Mctiiih, Gurl und Glan. der Thürme und der Mörtelverwurf der Facade lassen bedauerliche Renovierungsarbeiten befürchten. Umso angenehmer wirkt die Überraschung, wenn wir die Südseite zu Gesichte bekommen; die edle Einfachheit der romanischen Formen, von keiner stümpernden Hand des Mittelalters und der Neuzeit entstellt, spricht aus dem schönsten Material, marmorgleichen Kalksteinquadern, deren helle Farbe durch die Sonne und den Regen von mehr als sieben Jahrhunderten in einen prachtvollen Bronzeton abgedämpft worden ist. Durch die Vorhalle zwischen den beiden Thürmen und ein reiches, aus sieben Säulenreihen sich zusammensetzendes Marmorportal treten wir in das Innere und finden, was wir nach der Betrachtung der südlichen Außenseite erwartet, eine wohlthuende vornehme Einfachheit aller Maße und Formen. Unter dem stark über das Schiff erhöhten Chor treten wir in die Krypta. Sechs Pfeiler und hundert Säulen tragen das Gewölbe der Grabkirche, in der die Stifterin des Münsters, die 1465 selig gesprochene Hemma, ruht. Viel Leidende kommen an ihr Grab, besonders am Peter-und Paulstage, sowie am 28. August; vielleicht ist es weniger die fromme Gräfin als die unglückliche Mutter, die dem Herzen des Volkes sympathisch ist. Ihr Gemahl, Wilhelm Graf von Sonne, zugleich Graf von Friesach und Zeltschach, war ins heilige Land gezogen und nicht mehr heimgekehrt: bis Gräbern im Lavantthale war der Wegmüde gekommen und hate dort Ruhe für immer gefunden. Ihr Sohn Wilhelm ward, wohl inden Unruhen, die der abgesetzte Kärntner Herzog Adalbero erregt hatte, ermordet; nach der Legende waren es zwei Sühne, die unter den Streichen der aufrührerischen Bergknappen ihren Tod fanden. Da verlebte die Gräfin zu Gurkhofen ein einsames Leben, gründete ein Kloster und übergab an dasselbe ihr reiches Erbe. Das war im Jahre 1042. Bald darauf starb sie. An die Stelle der von ihr gebauten Kirche, die wahrscheinlich ebenso einfach war, wie die ebenfalls von der Gräfin Hemma gegründete und noch wohlerhaltene Kirche auf dem Petersberge in Fricsach, trat bald ein prächtiger Dom, sowie an die Stelle des Nonnenklosters ein vom Erzbischofe Gebhard von Salzburg gestiftetes Bisthum; Günther von Krappfeld eröffnet im Jahre 1072 die Reihe der Bischöfe von Gurk. Hundert Jahre später erfolgte die Einweihung des Domes und die Übertragung der Gebeine der Stifterin in die Grnbkirche. Die späteren Jahrhunderte haben manches Sehenswerte in die Hallen dieser Kirche zusammengetragen. Da sind sechs Holzschnittafeln aus dem 15. Jahrhundert, aufgestellt in der Vorhalle, Thaten und Wunder der seligen Hemma darstellend; denselben Legendenkreis behandeln mehrere an den Seitenwänden der Kirche aufgehängte Ölgemälde des kärntischen Malers Fromiller. In der Krypta bewundern wir eine Statue der Hoch-Osterwitz. 51 Hoch Osterwitz. 52- Die Tliäler der Metnih, GurI und Glan. sterbenden Hemma, ein ebenso schön concipiertes als zart ausgeführtes Werk Corradini's. Das Schönste aber ist eine wunderbare Kreuzabnahme von Raphael Donner; von demselben Meister sind die Basreliefs der Kanzel. Ein ganz respectables Werk des Barockstiles ist endlich der kolossale Hochaltar mit seinen mehr als hundert Heiligen im Goldgewande, ein Gegenstand des Staunens für das Landvolk, welchem die goldglän-zende Masse, die riesenmäßigen Heiligen mit Bischofsmützen und Königskronen natürlich mehr imponieren als das dunkle Blei der Donner'schen Gruppe. Eine halbe Meile unter Gurk liegt das Städtchen Straßburg, überragt von einem ausgedehnten Schlosse, in seiner gegenwärtigen Form aus dem 14. Jahrhundert, der Residenz der Gurker Bischöfe bis zu deren Übersiedlung nach Klagenfurt. Anstatt auf das Schloss zu steigen, welches nichts Interessantes enthält, empfiehlt sich ein Besuch der nahen Kirche in Lieoing. Aus der Zeit der älteren Hemma, welche 975 vom Kaiser Otto II. Markt- und Münzrecht für Lieding erhielt, ist zwar nichts vorhanden; dafür enthält die hübsche gothische Kirche die schönsten Glasmalereien, die man in Kärnten sehen kann. Dort, wo Gurk und Metnitz zusammenstießen, am Schlüsse des eigentlichen Gurkthals, steht das bischöfliche Schloss Zwischenwässern unfern der Eisenbahnstation Hirt. Von hier dampft der Zug gegen Süden in das gesegnete Krappfeld. Weit ausgedehnte Weizenfelder und die netten Höfe mit den auffallend großen Wirtschaftsgebäuden lassen vermuthen, dass der Wohlstand hier ein festes Heim gefunden, ein leider nicht ganz richtiger Schluss. Gleichzeitig sind die Lasten gestiegen und der Preis der Frucht gefallen; von der Ungunst dieses Verhältnisses wurde der auf Körnerbau angewiesene Bauer des Flachlands viel mehr getroffen als der Viehzüchter der Hochthäler. So ist denn die Zahl der Zwangs-verkäufe nirgends in Kärnten häufiger als in den fruchtbaren, aber den Almweiden ferner gerückten Gefilden des Krappfeldes. Dazu tritt allerdings noch ein anderer Grund. Der Krappfelder und sein Nachbar, der Glanthaler, sind die leichtlebigsten und lustigsten im Lande. Wie wäre es auch sonst möglich, dass das Volkslied hier jahraus jahrein ungezählte neue Blüten treibt, und dass es hier mit unvergleichlichem Schwünge gesungen wird? Nun findet und singt sich wohl auch ein Lied bei Tag und bei der Arbeit, aber Wirtshaus und Tanzboden taugen doch noch besser dazu. Das Volk der Sänger und der Dichter wird bei einem glänzenden Honorar nicht reich; wie muss es dann hier gehen, wo die Übung der heitern Künste mit bedeutenden Betriebskosten verbunden ist? Der Zug durcheilt die Ebene des Krappfeloes, vorbei an dem Schlosse Töscheldorf, hin unter dem uralten hochgelegenen Markte Hoch-Osterwitz. 53 Althofen und neben den ausgeblafenen Hochöfen von Treibach. Kein Rauch aus den Schloten, kein Leben in den ausgedehnten Werksanlagen, ungenutzt rauschen die Wasser der Gurk vorüber . . . Musste es denn so kommen? Zur Seite eröffnet sich ein Blick auf Schloss Silberegg; wer nicht weiß, dass hier in froheren Zeiten viele der schönsten Liederweisen zum erstenmale erklungen sind, dem wird zum wenigsten der Name Silberegg als der Geburtsstätte eines trefflichen Bieres in angenehmer Erinnerung fein. Bald fchließt sich die Thalweitung wieder, die Karawanken und der hinter ihnen emporragende Triglav, die bisher das Thalbild im Süden abgeschlossen haben, werden von den nahen Waldbergen gedeckt, und Eifenbahn, Fluss und Straße suchen in einer engen Schlucht Raum nebeneinander. Das alte wohlerhaltenc Schloss Mannsberg schaut von steiler Höhe herab. Noch eine Biegung, und vor uns steht, wie ein märchenhaftes Spielzeug aus der Zeit der Götter und Riefen, ein fchroffer, über 2U0 m hoher Kalkblock, gekrönt von einem stolzen Schlosse und von unten bis hinauf spiralförmig umwunden von einem Mauerbande und einer Reihe von Thürmen, Thoren und Brücken, alles hübsch wohlerhalten, dass man seine Freude dran haben kann. Es ist Hoch-Osterwitz, ein weltberühmter Name und ein viel angestauntes Schaustück. Ein breiter Fahrweg führt auf das Schloss, hin an den Felswänden, über Abgründe, aus dcuen die dunklen Fichten ihre Wipfel emporspitzen; vierzehn Thore, jedes für sich ein kleines Castell, werden durchschritten, endlich tritt man in den geräumigen Schlosshof. In den Sälen um den Hof herum gibt es allerlei, was zur Ritterei gehörte, zu scheu, Bilder der Khevenhüllcr, Rüstungen, Waffen, eine noch immer ganz ansehnliche Ausstattung der Burg, wcun auch die Franzosen im Jahre 1809 das Beste zum Mitnehmen geeignet gefunden und in zwanzig Wagenladungen furtgeführt haben. Auch eine Sticrhaut zeigt der Castellan und erzählt die oft besungene Gcfchichte von der Belagerung und Rettung von Oster-witz. Auch in dem Fremdcnbuche ist sie iu Reimen zu lesen wie folgt: Von allem Wcibsvolk auf der Wclt Hat keine die Mannslcut so gequält Wie Margreth vom Tirolcrlcmd, Die Maultasch war sie znbcnannt. Sie lain daher mit Mann und Ross, Vcranntc, zerbrach manch' lustiges Schloss; Die Mannsleut, so darin gefangen. Mussten zumeist am Galgen hangen. 54 Tie Thäler dcr Mctmtz. Gurl und Glaii. Sic legte sich auch vor ^sterwitz: Ta lam zu kurz ihr Weibcrwitz. Was sie auch tenselt, was sie zetert Und ihre armen Lent verwcttcrt, Über die Felswand kommt man nie, Mau wäre denn ein Vogelvieh. Doch unterdessen wnrd' im Schloss Der Vorralh lötz, der Hunger groß. An Hund und Katz, an Spatz und Dohlen War mit der Zeit nichts mehr zu holen; Zwei Scheffel Weizen nnd ein Stier, Vor Alter und vor Hunger dürr, Das war noch übrig, sonst nichts mehr. Nun war zu RitterBzncht nnd Lehr Auf Osterwitz ein junger Knab, Der gar einen findigen Einschlag gab. Den Stier, den binden sie bei den Hörnen Und zwicken ihn von hinten und vornen. Da dringt sein Brüllen vom Berg zu Thal, Als wären wohl hundert Rinder im Stall. Dann wird der arme Kerl geschlacht', Gesotten, gebraten und eingemacht, Und in die Haut wird, fest verpackt, Das letzte Getreide eingesackt. Dann werfen sie den Sack gan; munter Über Mauer und Fels hinunter; Er kollert hinab wohl ans den Nasen, Derweil die Hörner tapfer blasen, Und alle Schlossleut' höhnisch lachen Und über die Maultasch sich lustig machen. Die Maultasch denkt in ihrem Sinn: Die Klansraben han noch Futter drinn. Sie zieht von danncn: ihr Weiberwitz, Der kam zu kur; vor Osterwitz. So einer aber behaupten wollt'. Dass die Geschicht nit war sein sollt', St. Vcit. l)l) So seh' er nur die Stierhaut an Und nehme sich ein Beispiel dran. Nie manchmal durch ein verkanntes Nind Man unverhofft sein' Rettung findt. Aber so wenig als die Stierhaut, hat auch der Maultasch-Hügel am Fuße des Schlossberges, ein Hügel, der dadurch entstand, dass jeder Ritter der Männin einen Helm voll Erde zusammenschüttete — all das hat uicht vermocht, die Verweisung dieser Belagerung in das Gebiet der Sage zu verhindern. Auch einen Iungfernsprung hat Hoch-Osterwitz; es ist die senkrechte, zum Theil überhängende Wand gegen Nordosten. Die Sage ist dieselbe wie überall, nur dass uns hier ein tragischer Schluss erspart wird, indem die Verfolgte gerade auf einen unten vorüberfahrenden Heuwagen zu fallen kommt. So hat die Sage nachgeholfen, wo die Geschichte nicht viel zu erzählen wusste, denn dem imposanten Aussehen der Burg entspricht nicht auch eine Fülle historischer Erinnerungen. Der letzte Schenk von Osterwitz starb 1480 in türkischer Gefangenschaft, dann ward die Burg landesfürstlich, ein Zeughaus für den Kaiser Friedrich IV. und dessen ritterlichen Sohn. Seit drei Jahrhunderten ist Osterwitz Kheven-hüllerisch. Der erste Besitzer aus dieser Familie, Graf Georg, hat sie in ihrer gegenwärtigen Gestalt erbaut. Von Launsdorf senkt sich die Eisenbahn in das Thal der Glan und bringt uns nach St. Veit. Von einem Hopfenwald umgeben, liegt die freundliche Stadt dort, wo der Mühlbach aus tief ausgerissener Schlucht herausbricht, um, je nach Bedarf, die Marktwiese zu wässern oder der schleichenden Glan sich anzuschließen. Am Ausgange dieser Erlen-schlncht gründete im Jahre 901 Graf Rathold nach einem Siege über die Ungarn dem slavischen Volksheiligen Vitus eine Kirche, genannt St. Veit in den Erlen. Zur Stadt herangewachsen, ward St. Veit um 1130 Residenz der Herzoge aus dem Hause Sponheim. Herzog Bernhard hielt hier glänzenden Hos, Walther von der Vogelwcide lebte hier eine Zeit lang als Gast des Xßi'näsuam-ß«. Aus den Rittern der Umgebung bildete der Herzog, der es gern den Größeren gleich gethan hätte, seinen Hofadel; der Kraiger war Truchsess, der Osterwitzer Schenk, der Karls-bergcr Marschall. Mit dem Ausstcrbcn der Sponheimer hörte St. Veit auf, Residenz zu sein, doch blieb es Hauptstadt bis 1518. Mit der Übergabe der bisher landesfürstlichen Stadt Klagenfurt an die Stände verlor St. Vcit seine Bedeutung. Die Bürger hatten den Gang der Zeit nicht verstanden und im Sclbstbewusstsein ihrer landesfürstlichen Eigenschaft die Stände beleidigt. Das kam so: Im Jahre 1516 ahmten die Kärntner 56 Die Thäler der Metuitz, Gurk und Glan. Bauern ihre Nachbarn in Steiermark und Kraiu nach, welche sich unter dem Druck der Abgaben für die «iki-a, piavcla erhoben hatten, und bemächtigten sich durch einen Überfall Althofens. Die ständische Mann-schaft, die zur Bekämpfung der Bauern ausrückte, verlangte in St. Veit Herberge zu nehmen, die Bürger aber wollten von der Aufnahme ständischer Truppen in ihre landesfürstliche Stadt nichts wissen, sperrten die Thore und ließen sich erst nach Unterhandlungen und Drohungen bestimmen, die Söldner gegen bare Bezahlung einzulassen. Das trugen die Stände den St. Veitern nach, und mit dem Aufblühen von Klagenfun sank St. Veit tief an Wohlstand und Beuölkerungszahl. Merkwürdiges aus der Vorzeit hat sich in der ehemaligen Landeshauptstadt auffallend wenig erhalten; wir besehen das Rathhails mit seiner Inschrift: ,Mn8 man» r6ä, slug daibs i'kä, mau soll 8)' vsi'-iiorsii ksä. 1468," die Brunuenschale auf dem Hauptftlatze, römischen Ursprungs aus dem Zollfelde, und etwa noch die bescheidene Herzogsburg in der nordöstlichen Ecke der Stadt, und wir sind fertig. Andere Specialitäten hat St. Veit aus der Gegenwart auszuweisen: Hopfen, Spargel und Krebse. Wer aber zu Michaeli kommt, wird auf der Marktwiese zwischen Ölkrapfenpfannen und Kegelbahnen leichtblütiges lustiges Volksleben sich fröhlich geberden sehen. St. Veit ist von einem reichen Kranze von Schlössern umgeben. Osterwitz wurde bereits genannt; auf dem Wege dahin kommt man an den von hochstämmigen Fichten umgebenen Ruinen von Taggenbrunn vorüber. Gegenüber von Taggenbrunn, an der Straße gegen Friesach, liegt das wohlerhaltene Schloss Hungerbrunn; auf dem Plateau ober der Stadt stehen die Mauern von Nussberg, das schöne gothische Schloss Frauenstein, einzig in seiner Art im Lande, und die umfangreichen Ruinen der Kraiger-Schlösser, der Sitz der im 15. Jahrhunderte mächtigen Ritter und Freiherren von Kraig. Glanaufwärts ragen weit-schaucnd die Thürme von Liebenfels, einer ungemein malerischen Ruine; unterhalb derselben, auf mäßigem Hügel, steht Hohenstein, noch unter Dach und Fach, mit lateinischen und deutschen Inschriften über den Eingängen und an den Thüren. Der Spruch: Wer Kunst und Waffen liebt, Ist willkumb hier zu Haus. Nas sinnenarme Gsind Bleibt mir viel lieber draus, erinnert an die Zeit, in der Rittcrthum und Humanismus im freudigen Verein das Leben verschönten. Umgebung von St, Veit. 5? Auf der südlichen Seite der Glan stehen Hardeck und hoch ragend der Thurm von Karlsberg. Diesen Thurm hat sich als Denkmal ein mächtiger Mann gesetzt, Konrad von Auffenstein. Von seinem Stammschloss bei Mcran zog er mit dem neuen Herzog Mainhard im Jahre 1286 nach Kärnten. Wenige Jahre später suchte Graf Ulrich von Heimburg, als Gemahl der Witwe des letzten Sponheimers, seine Ansprüche auf Kärnten mit Gewalt durchzusetzen. Die Scharen der Verschworenen erstiegen in einer Nacht die Mauern von St. Veit und nahmen den Herzogssohn Ludwig gefangen. Da brachte Auffenstein aus Tirol Verstärkung und erhielt, als die Verschworenen, unter ihnen der letzte Karls-berger, auf dem Platze von St. Veit hingerichtet wurden, Karlsberg als Belohnung seiner guten Dienste. Der Graf von Heimburg aber wurde vor Griffen geschlagen und musste das Land meiden. Zwei Männer sielen vor Griffen, deren Tod für den Auffensteiner bedeutungsvoll wurde. Der eine stand im Lager des Herzogs; es war Reinprecht von Glaneck. Er starb nicht von Feindes Hand. Todwund aufgefunden, verschwieg der Edle den Namen des Mörders, seine Witwe aber heiratete bald darauf den Mann, den der Verdacht als den meuchlerischen Verräther bezeichnete, den Auffenstein. Der andere Gefallene war der schöne, freudige Wilhelm von Schärfenberg, dem die Walofrau im Schlafe den Glücksriug an den Finger gesteckt hatte. Sterbend übergab Schärfenberg den Ring dem Auffeusteincr mit den Worten: So lang du diesen Ring behaltest und deinem Herrn Treue wahrest, wird das Glück von dir nicht weichen. Und das Glück blieb dein ersten Auffenstein treu. Er war der treue Berather seiner Herren, „war ein weiser guter Friotmacher, er hatt auch zu den Händlen guet Sieg und Glückh". Seine großen Bauten — er baute Karlsberg, Neudenstein, Haroeck, Gutenstein, Strechau, das Frauenkloster zu St. Veit — erschöpften sein Gold nicht. Als Kärnten habs-burgisch wurde, ergab er sich gutwillig und legte seine Stelle als Landeshauptmann nieder. Auch seinen Söhnen blieb das Glück treu; sie theilten sich in des Paters Güter und in die freigewordenen Lehen der Grafen von Heimburg. An den Enkeln aber vollzieht sich das Verhängnis. Im Jahre 1368 sehen wir sie in offener Empörung gegen den Landesherr». In Blciburg von dem Aufgebot des Landes und den Truppen der Bischöfe von Bamberg und Salzburg belagert, müssen sie sich ergeben und wandern in die Haft, in denselben Thurm von Strechau, den ihr Großvater gebaut. Hier stirbt der eine, der andere erhält nach achtundzwanzig-jähriger Gefangenschaft die Freiheit und schließt seine Tage als Domherr in Regcnsburg. Bevor wir die Umgebung von St. Veit verlassen, sei noch zweier Puutte gedacht, deren Besuch leicht mit dem Ausflüge nach Osterwitz 58 Die Thäler der Metiutz, Gurt und Glan. verbunden werden kann. Nördlich der Bahn, eine Stunde von St. Veit entfernt, liegt St. Georgen am ^ängsee. Durch Felder und Wiesen, vorbei an dem Schloss Weyer, und dann durch die schattige Waldschlucht hinter Taggenbrunn, erreichen wir den freundlichen See, über dem sich das ehemalige Stiftsgcbäude von St. Georgen erhebt. Wichburg, die Gattin des Grafen Ottwin von Lurn und Pusterthal, gründete hier um den Beginn des 11. Jahrhunderts ein Nonnenkloster, Ottwin aber gieng ins heilige Land und kehrte erst nach siebzehnjähriger Wanderung zurück; in einer Höhle des Ottwinuskogels sott er als Einsiedler gelebt haben. Das weitläufige Klostergebäude, in einem wohlgepflegten Park gelegen, ist jetzt zur Aufnahme von Sommergästen eingerichtet. Der andere Punkt ist der südlich von Osterwitz gelegene Helenen- oder Magdalens-Berg, bekannt durch die Ausgrabungen römischer Alterthümer, eine hübsche gothische Kirche mit zierlichem Altar, ferner als Ausgangspunkt der Procession auf die vier Berge und als vielgcrühmtc Anssichtswartc. Die Fahrt von St. Veit nach Villach bringt uns, vorbei an dem Bergschlosse Glaneck, nach Fcldkirchen. Wer in die Reichenan oder ins Bad St. Leonhard wandern will, steigt hier aus, und wer in Kärntcn auf Rothwild, Hasen und Füchse jagen will, thut auch am besten, sich hier um freundliche Bekanntschaft umzusehen. Zwischen Feldkirchen und Villach zieht sich die Eisenbahn eine lange Strecke längs des Ossiachersees hin. Von dem Südufer schauen die stattlichen Gebäude des einstigen Stiftes Ossi ach herüber. Ein legendarischer Ozzius wird als Gründer genannt; hier lebte und starb als stummer Büßer der Polcnkönig Boleslaw II., der den Krakauer Bischof Stanislaw am Altare erschlagen hatte. Noch von einer andern, weniger tragischen Merkwürdigkeit weiß Valvassor zu berichten. „Sonst ist dieses bemercket worden, daß so offt ein fremder fürnehmer Herr oder Potentat in dieses Kloster gekommen, in selbigem See ein 6xti^0i'6iuaii grosser Fisch jederzeit gefangen worden, welches Glück aber zu andern Zeiten sich niemals begibt." Seit einigen Jahren haben sich die bis dahin so stillen Ufer mit Gasthöfen und Villen belebt, ein kleines Dampfschiff verkehrt zwischen der Station Sattendorf und dem großen Hotel „Annenhcim", und die Jugend von Villach, die reifere mit eingeschlossen, treibt lustigen Rudersport im Sommer und versucht es mit der Eis-Jacht im Winter. Am unteren Ende dcs Sees steigt der Schlossberg von Z and skr on empor, die Fclspyramide des Mittagskogels steht nah und mächtig vor uns, nnd in aller Herrlichkeit breitet sich die Villacher Gegend vor uns aus. Tas Gcbict der Taualpc und Koralpe. 59 3. Das Gebiet der Saualpe und Koralpe. (Das obere Lavllütthal. — Wolfsberg. — Die Koralpe. — St. Paul. — Die Smilllpc. — Das Görtschitzthal.) Von der Regel, thalauf zu wandern und so bis zum obersten Thalschluss den Genuss sich steigern zu lassen, thut man gut, beim Lavantthal eine Ausnahme zu machen, denn hier trägt das untere Thal den Preis davon vor dem oberen und natürlich auch vor dem Graben, der beide verbindet. Wenn man von dem Paradiese Kärntens spricht, so hat man das untere Lavantthal, die Gegend zwischen St. Paul und Wolfsberg im Sinne. Auch der Berg, den man hier vor allen angeht, der Speik, dehnt sein Gesenke zwischen den beiden genannten Orten aus. So treten wir denn von Norden her, von Indenburg aus, ins Thal. Beim Dachswirt, der auch Tarwirt geschrieben wird, überschreiten wir die Grenze. Wollten wir die Lavant von ihrem Ursprung aus verfolgen, so hätten wir durch Zirbenwälder zum grünen Lavantsee (gegen 19W in hoch gelegen) hinanfsteigcn müssen und hätten uns dabei den Zirbitzkogcl nicht entgehen lassen. Doch enthalten wir uns für diesesmal der Übergriffe in steirisches Gebiet und marschieren in jenem Sturmschritt, zu welchem die Neigung der Reichsstraße auffordert, nach Reichenfels. Der Name erinnert an jene Zeiten, wo Theophrastus Paracelsus schreiben konnte: „Das Lavantthal hat seinen Namen vom Waschen erhalten, denn in demselben die Wasscrfluß so goldreich gewesen seyndt, dass von fremden Nationen Künstler und Vergleuth gekommen und zu dieser Zeit wundcrbarlich gediegen Gold rein und ohne Feur auch 120 Pfundt schwere Handstein gefunden werden." Eine kleine Stunde unter Neichenfels liegt der Hauptort des oberen Lavantthales, St. Leon-hard. Hier besieht man die eine Biertelstunde außer der Stadt liegende Leonharoi-Kirche, einen schwungvollen spätgothischen Ban von sehr glücklichen Verhältnissen mit schönen Glasmalereien. Von der Kirche wieder herab auf die Straße gelangt, sucht man rechts drüben am Berghang einen Waldweg zu finden, der uns ins bestbekannte Bad Preblau führt. Herrenhaus, Schweizcrhaus und Kapelle liegen freundlich und luftig auf vorspringender Höhe mit weitem Ausblick auf das obere Lavantthal und die Pctercralpe. Valvassor sagt von diesem Sauerbrunnen: „Hoch im Gebirg, auf einem lustigen Berglcin, hat überall herum Wälder. Dieser ist ein trefflich guter und gesunder Sauerbrunn und lieblich zu trinken. Er wird wegen seiner Güte auf Bamberg und andere weit-entlegene Örter verschickt." Nebenbei bemerkt, war der Bambcrger Bischof ein gar mächtiger Herr in Kärnten. Ncichcnfels, St. Lconhard, Wolfsberg, also das obere und ein Theil des unteren Lavantthales gehörte ihm, dann 60 , Das Gebiet der Saualpe und Äoralfte. im Mittelland die stolze Fcste Griffen, ferner die Grafschaft Villach, die Bergwerke von Bleiberg, aus denen er freilich nicht viel herauszuschlagen wnsste, die Herrschaften Feldkirchen, Wasscrleonburg, Federaun, Dietrichstein und einige andere. Die Hoheitsrechte, Zoll, Steuer und Gerichtsbarkeit, giengen mit dem Anfall Kärntens an Österreich erst allmählich und im 16. Jahrhundert durch förmlichen Recess verloren, die Herrschaften selbst wurden 1759 durch Kauf landesfürstlich. Das Donnerwetter, welches niedergieng, als der Pfleger zu Wolfsberg die Bamberger Herrschaften übergab, deutete das Volk, das sich unter dem Krummstab der weit entfernt wohnenden Herren wohl befand, dahin, dass der Himmel mit dem Handel nicht einverstanden sei. Nach dieser Abschweifung nach Preblau und in die Vorzeit gehen wir wieder herab und erreichen durch die Fels- und Waldftarticn des zwei Stunden langen Twimberger Grabens, vorüber an den Mauern und Thürmen der Ruine Twimberg, St. Gertraud. Durch den Walden-steiner Graben, der sich bei Twimberg öffnet, könnten wir, wenn wir die Absicht hätten, so bald wieder das Land zu verlassen, über die Pack nach Köflach gelangen. Unter St. Gertraud treten die Berge, die bisher kaum genug Raum für Fluss und Straße gelassen haben, zurück, und unter ihren Hängen, geschützt gegen den unfreundlichen Zug der Nordwinde, dehnen sich die mit Obstbaumalleen durchsetzten Ackergründe des unteren Lavantthales aus. Der Kärntner, gewohnt an rauhes Gcbirg und steile Leiten, schätzt diesen weiten Thalboden, die tiefgründigen Felder -und die üftpige Pracht dieser Fruchtbäume höher als der Fremde, den meist nur die vielgepriesene Hochwarte der Koralpe hieher zieht. Dieser wird daher meistens das kärntnerische Paradies nur an seinen Endpunkten, in Wolfsberg und St. Paul, genauer kennen lernen uno den Aufstieg auf die Koralpe von Wolfsberg aus, den Abstieg nach St. Paul oder umgekehrt machen, wenn er nicht zu den Bequemen gehört, welche die Eisenbahnfahrt vorziehen. Im Hoch- und Spätsommer mag es auch dabei sein Bewenden haben. Führt ihn aber ein günstiges Geschick dann Hieher, wenn das Thal in der duftigen Obstblüte Prangt, dann bleibe er nur unten „beim Land" und wandere auf Straßen und Feldwegen über St. Andrä, um zu gestehen, noch keinen schönern Frühlingsspazier-gang gemacht zu haben. Ein anderes eigenartig schönes Schauspiel gibt es hier in der Osternacht zu sehen, wo vom Thal bis zu den Höhen hinauf unzählige Osterfeuer erglühen. Wolfsberg, gegenwärtig Endpunkt der von Nnterdrauburg aus-laufenden Zweigbahn, ist eine nette lebhafte Stadt; ihr Wahrzeichen ist die prächtige Schlossbaute des Grafen Henckel von Donucrsmarck, etwa 50 m ober der Stadt, in den vornehmen Formen englischer Schlösser, Wolssbcrg. Tic Koralftc. Tt. Paul. 61 im Innern von erlesener Pracht. Vom. Schlosse wie von dem nahen Mausoleum genießt man eine herrliche Übersicht der Stadt, des ganzen reizenden Thales und der Gebirge, gerade gegenüber der weitgestreckten Süualpe, im Süden der Karawanken. Auch die Kunst hat hier einen schönen Tempel, das Mausoleum mit der Marmorstatue der schlummernden Gräfin. Der Architekt Stühlcr und der Bildhauer Kiss habcu hier etwas geschaffen, das im Lande und weit darüber hinaus nicht seinesgleichen hat. Der Aufstieg von Wolfsbcrg auf die Koralpe ist sehr bequem und mehr nach dem Sinne derer, denen gemächliches Vorwärtskommen lieber ist als schnelloh-nendes Klettern. Vor dem Irregehen hütet man sich durch Fragen bei den Vaucrngchöf-ten, beim Wegbauer, beim Hasen und Schlögl, und kommt durch die Zoderwicscn beim Schlöglbrunn vorbei zur Hiuflhütte. Hier, auf der Alm, gibt's an Sonntagen auf der Kegclstätte bei Most und Wein viel Manns- und Weibsleute, die sich von der Alm und von den nächsten Dörfern zusammenfinden. Von der Hiftfl-hütte weg will der Pfad zwar noch immer nicht recht steigen, doch geht es sich ganz munter; sind wir doch schon auf freier schöner Alm. Im Touristenhaus wird übernachtet und am nächsten Morgen die Höhe, der „Speit", der nur mehr eine halbe Stunde entfernt ist, erstiegen. -t. Paul. 62 Das Gebiet der 2nualftc und iioralpe. Die Aussicht, mehr weit als malerisch, erfordert einen ganz reinen Tag, um zur vollen Geltung zu kommen; sie eröffnet dem von Steiermark Kommenden zuerst das formenreiche Gebiet der Karawanken, das Glanzstück der Rundschau, dem von Kärnten Kommenden vermittelt sie zuerst den Anblick einer ins Unendliche sich ausdehnenden Ebene. Der Abstieg über Rojach nach St. Paul ist flotter, weil steiler. Schon von weitem imponiert das stattliche Stiftsgebäude; seine mächtigen Unterbauten lassen es noch bedeutender erscheinen. Das Wolfs-berger Schloss und das St. Pauler Stift streiten sich um den Preis der schönsten Lage im Lavantthale. Von den Karawanken sieht man vom Markte und vom Stifte aus allerdings nichts, der waldige Thalschluss, von dem die Ruine von Rabenstein und das Kirchlein des Iosefsberges herabschauen, ist zu nahe. Dafür bietet eben dieser Waldrücken nahe und reizende Spaziergänge und der nur eine Stunde entfernte Kasbaucrsteiu eine ebenso weite als malerische Rundschau, welche einen guten Theil der Schönheiten des Koralpen-Panoramas und das Ufcrgelände der Dräu wirkungsvoll vereinigt. Wo jetzt Stift und Kirche stehen, auf dem weitschaucnden Hügel, erhoben sich einst die Thürme der Lavanter Grafenpfalz. Der Gemahl der Lavanter Erbtochter Richarda, Graf Siegfried von Sponheim, begann hier um 1060 den Bau einer dem heil. Paulus geweihten Kirche und wurde in derfelben, als er auf der Rückreise aus Palästina in Bulgarien starb, beigesetzt. So war die Kirche gleich anfangs eine Grab-kirche, eine Bestimmung, die sie zu Anfang unseres Jahrhunderts in viel größerem Maße erfüllen sollte. Nach dem Tode Richardas beschloss ihr Sohn, Graf Engelbert, den Bau eines Klosters; dieses wurde zwölf Benedictinermönchen aus dem Kloster Hirsau unter dem Abte Wezilo übergeben, und die Kirche 1093 durch den Erzbischof Thiemo von Salzburg eingeweiht. Noch steht der schöne romanische Bau, aus Sandsteinquadern zusammengefügt, in den Hauftttheilen unverändert, im 14. Jahrhundert mit einem gothischen Gewölbe versehen, und von den wesentlichsten Entstellungen einer geschmacklosen Periode wieder durch einen kunstsinnigen Abt befreit. Im Jahre 1782 wurde das Kloster aufgehoben und blieb durch ein Vierteljahrhundert verödet, bis es im Jahre 1808 wieder neue Bewohner erhielt. Wie bei der Gründung, so wurde es auch diesmal schwäbischen München übergeben. Es waren die Bencdictiner aus St. Vlasien im Schwarzwalde, denen nach der Auflösung ihres reichsunmittelbaren Stiftes zuerst Sftital am Pyrhn, dann St. Paul übergeben wurde. Sie brachten aus ihrer Heimat die Überreste jener Mitglieder des habsburgischen Hauses mit, welche nun im St. Pauler Die Saulllpc. Das Görtschitzthlll. 63 Münster ihre Ruhe gefunden haben. Auch die wertvollen Schätze der Bibliothek und des Archives und manches Kunstwerk aus der Zeit der formenfreudigen Renaissance stammen aus dem schwäbischen Sitze des letzten Fürst-Abtes. So gibt es hier viel zn sehen und reichliche Gelegenheit, sich für freundliche Führung und Aufnahme verpflichtet zu fühlen. Bon St. Paul über Lavamünd nach Untcrdrauburg fährt man mit der Eisenbahn; der Zug lässt uns Zeit genug, um das anspruchslose Gelände an der Lavant und Dran mit der erforderlichen Muße betrachten zu können. Gegen Westen kommt man, Bühel auf, Graben ab, über Griffen nach Völkcrmarkt, und von hier vorüber an den Ruinen Unter-, Milter-, Obcrtriren und Waisenburg nach St. Johann am Brückt an die Hüttcnberger Bahn, zugleich an den Ausgang des Görtschitzthales, welches parallel mit dem Lavantthale sich längs der Westseite der Saualpe hinaufzieht. Es hat aber nicht jeder Lust, einen taglangen Bußgang auf der Poststraßc anzutreten. Für diesen Fall gibt es eine ganz prächtige Abhilfe, nämlich einen Spaziergang über die ganze Saualpe in die Lölling. Man steigt von St. Anorä gemach bergan und übernachtet in Reißberg, den nächsten Morgen geht es nun über die kleine und große Sau, über den Gcrtrudskogel, der auch Gctrusk angesprochen wird, die Kirchbergernlpe und den Geierkogcl in die Stclzing. Gehlustige Beine, tüchtigen Proviant und einen gutlaunigen Genossen, der nicht jammert, wenn der Weg etwas länglich scheint, muss man mitnehmen; unter diesen Voraussetzungen wird die Tour zu einer höchst genussreichen. Man bummelt eben einen vollen Tag auf freiem, weitem, weichem Almboden, großcntheils fast eben auf einem Plateau von 2000 m Höhe, von dem aus sich nach rechts und links wechselnde Tyalsicht und vielformigcs sanftes Gcbirg, nach Nord und Süd die schwungvoll gezeichneten Linien der obersteirischen Berge und der ganzen Karawankenkeltc zeigen. Dass die Saualpc keinen großen Namen als Aussichtsberg hat, kommt daher, dass gewöhnlich eine einzelne Erhöhung im langgestreckten Rücken, meist die große Sau, nach langem und langweiligem Anstieg genommen und nach einer Stunde wieder verlassen wird. Da gibt es nun in der Nähe so bedeutende Coucurrcnten, wie die Sirbitze und die Koralpe, neben denen die Saualpe nicht aufkommen kann. Wird sie aber, ihrer Eigenthümlichkeit gemäß, der Länge nach abgegangen, statt, wie missbräuchlich, überquert, so wird sie zu allen verdienten Ehren kommen. Von der Stelzina, geht es auf der Fahrstraße, die aus dem Gör-tschitzthale über das Klippitzthörl in das Lavantthal führt, nach Lölling, und nun wird ein Tag der Besichtigung der großartigen Bergwerksanlagen, der Bremsberge, Förderbahnen, des Erzberg-Hauptstollens, der durch den Erzberg aus der Lölling in die Heft führt, der Hochöfen in 64 Im Südostcn dcS LandeS. Lolling, Heft und Mosinz, der Bessemer-Hütte in Heft gewidmet. Ein Rnndgang durch diese großartigen Werke ist nicht nur interessant, sondern auch landschaftlich sehr lohnend. Derselbe führt uns auch in den uralten Markt Hüttenberg. Schon die Römer kannten diese reichen Erzlager, aber erst uuserem Jahrhunderte war der gewaltige Aufschwung vorbehalten, leider aber auch der jüngsten Vergangenheit jene Krise, die den Wohlstand des Landes tief erschüttert hat. Von Hüttenberg aus kann gegen Westen in einer Stunde Maria-Weitschach, eine schöne sftätgothische Kirche, vom Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach erbaut, besucht werden. Die nackten Kalksteinquadern wollten den Bauern nicht gefallen, darum benutzten sie die Abwesenheit des Pfarrers, um ihm eine freudige Überraschung zu bereiten, und als dieser zurückkam, musste er zu seinem Schrecken schauen, dass die braven Leute ihm die Wände innen und .außen mit einer dicken weißen Tünche überschmiert hatten. Doch unser Ärger hält nicht an; wir sind ja nicht bloß wegen der Kirche heraufgestiegen, sondern vor allem wegen der Aussicht, und diese kann uns zum Glück niemand zuschanden renovieren. Ein anderer Weg, dem Bach entlang, leitet über das Höra-feld ins Steirische hinüber. Wem es aber vergönnt ist, die dritte Richtung einzuschlagen, hinauf nach St. Johann am Pressen und sobald nicht wieder herunter zu müssen, der hat wohl den besten Theil erwählt. Zurück benutze man den Eisenbahnzug, der ohne jede Übereilung uns vorbei an Mößl, Wieting und Klein-St. Paul nach dem großen Dorfe Eberstein trägt. Ein stattliches Schloss, vor wenig Jahren vornehm umgebaut, auf schroffem Felsen, ist von der Bahn aus sichtbar, der außer Betrieb gesetzte Hochofen liegt tiefer in einem Seitengraben versteckt. Von Eberstein, dessen Name au die Zeit erinnert, wo König Arnulf bei einer Vergabung an Bamberg sich die Jagd in einem bestimmten Gewälde vorbehielt, fahren wir weiter nach Brückt, und da wir hier in der stillstehenden Eisengießerei und Maschinenfabrik nichts zu thun haben, ohne anderen Aufenthalt, als den die damit freigebige Fahrordnung bestimmt, nach Launsdorf. Vor uns steht ein bekanntes, aber immer von neuem überraschendes Bild, Hoch-Osterwitz! 4. Im Südosten des Landes. (Das Iaunthal. — Eisenkaftftel, Seeland und der Grintouc. — Das Loiblthal, Bodenthal und Bärenthal. — Nosegg.) Von jeder Station der Bahnlinie Unterdrauburg-Villach kann man in dieses Gebiet eindringen, welches als das Gebiet der Karawanken mit Tas Iaunthlll. Eiftnllippcl und Tccland. 65 ihrem Vorlande oder mit Rücksicht auf die Bevölkerung als das Windische bezeichnet werden kann. Die Karawanken, deren schöner Zug fast bei jedem untcrkärntnerischen Landschaftsbilde von weiterem Gesichtsfelde den malerischen Hintergrund bildet, bieten dem Besucher eine Reihe großer Schönheiten und verdienen viel mehr Berücksichtigung, als sie bisher gefunden haben. Die kurzen Querthäler mit der reichen Flora, die prächtigen, von weißen Kalkwänden gebildeten Thalschlüsse, die aussichtsreichen Gipfel warten noch der Zeit, wo sie die verdiente Würdigung finden werden. Mit Unterkunft und Verpflegung sieht es allerdings vielfach noch etwas primitiv aus; aber dieser Umstand hat hier weniger zn bedeuten, da eine Wanderung in den Karawanken in eine Reihe von Gipfelersteignngcn und Gratüberquerungcn zerfällt, zwischen welche sich passende Stationen zur leiblichen Stärkung leicht einfügen lassen. Bei Unterdrauburg überschreiten wir, von Osten kommend, die Landesgrenze. Wir derlassen die Dräu, längs deren grauen Wellen wir von Marburg bis hicher gefahren sind, und biegen in das freundliche grüne Mießthal ein. Bald ist Prevali erreicht, das größte Eisen-Raffinierwerk Kärntens, leider auf die fchlechte Braunkohle von Liescha basiert und daher eine verfehlte Anlage. Die nächste Station ist die Stadt Bleiburg, die nett und freundlich an den Fuß ihres Schlosshügels hingeschmiegt liegt. Der mächtige Kalkkoloss im Süden ist die Petzen, ein Berg, der nach Grintouc, nach Obir, Stou und Mittagskogel zu den lohnendsten Aussichtspunkten der Karawanken gehört. Das Berg-Haus — die Petzen enthält nämlich Bleilager— 1535 m hoch, ermöglicht es, die Tour mit aller wünschenswerten Bequemlichkeit zu machen. Die nächstwestliche Station von Vlciburg ist Kühnsdorf. Eine Wegstunde nördlich von Kühnsdorf liegt hoch über der Dräu, mit schönstem Blick auf Petzen, Grintouc und Öbir, die Stadt Völkermarkt. Einst, bevor die Straße über den Loibl (unter Karl VI.) gebaut wurde, als noch der Perkehr über den Seeberg durch die Kanter gieng, war Völkermarkt ein lebhafter Handelsplatz. Nun ist die Stadt seit langem recht still geworden und mehr noch, seit die Eisenbahn sie weit seitab liegen gelassen hat. In Kühnsdorf verlassen wir die Eisenbahn nnd wenden uns südwärts. Doch wollen wir nicht geradeaus nach Ebcrndorf, sondern machen einen kleinen Umweg, der uns an den reizenden Klop einer see führt. Rings umgebende Nadelwälder verstecken das stille Gewässer, in welchem die fernen Höhen des untcrkärntnerischen Berglandes und weit aus dem Westen her die blaue Kuppe des Dobraö sich spiegeln. Vom Bade und vielleicht auch von dem erfrischt, was ein gutes Gasthaus am See zn genießen gibt, steigen wir das Gcorgibergl hinan und finden uns für die kleine Mühe einer halben Stunde durch die Aussicht überreich be- Steinwcnder: Knrnten. 5 66 Im Südosten des Landes. lohnt. Nun erst wandern wir den stattlichen Stiftsgebäuden von Eberndorf zu. Die Eberndorfer und Bleiburger Gegend, d. i. das von kleinen waldigen Hügeln unterbrochene Thallaud nördlich der Petzen, heißt das Iaunthal, so genannt nach der römischen Station Iuenna bei Glo-basnitz. Am Ende des eilften Jahrhunderts übergab ein Graf Chazelin seine Güter an den Patriarchen von Aqmleja gegen die Bedingung, dass dafür cm Kloster erhalten werde; so entstand das Chorherrenstift von Maria-Iun in Doberndorf, denn so lautete der Ortsname, bevor er vollständig germanisiert wurde. Seit dem Beginne dieses Jahrhunderts gehört die Herrschaft Eberndorf zum Stifte St. Paul. In der Fortsetzung unseres Weges erblicken wir zur Linken Sitters-oorf; es ist der Ort, nach welchem aller kärntnerischer Wein genannt wird. Ein scharfer Beißer ist unser Wein, ein Saft, dem der heißeste Sommer gut thut, aber hoch geschätzt in den kleinen Kreisen, für die er nur ausreicht, denn als cin resoluter Gesell räumt er im Magen auf und wirkt Wunder bei Siechen und Gesunden. Dunkelroth ist seine Farbe, himbeerduftig seine Blume, und er perlt übermüthig prickelnd gleich einem alkalischen Alpensäuerling. Ein umfangreiches schönes Gehöft steht dort, wo die Berge sich nahe aneinanderschieben, und die Waldschlucht der Vellach beginnt. Es heißt beim Miklauz. Der Wirt hat sich selbst und den Gästen zum Vergnügen ein Übriges an Comfort geleistet, und das Staunen des Fremden wächst, wenn er außer Billard und Warmbad eine eigene Gasbeleuchtung findet. Vom Miklauzhof führt der Weg durch die Schlucht der Vellach zwischen den Ruinen der Türkenschanzen hindurch in den Markt Kap pel, zum Unterschiede von anderen Ortschaften dieses Namens Eisenkappel genannt, weil einst die Eisenstraße hier durchgieug. „Die Berge sind," schreibt Valvassor, „von lauter Felsen, mächtig hoch, und gehen gleichsam gerad auf, dass unmöglich eine Katz, zu geschweige« ein Mensch, darüber kommen kann." Für den Übergang nach Sulzbach und die Besteigung der Obir (2141m) ist Kappet der beste Ausgangspunkt. Die herrliche Aussicht von der Obir lässt sich leicht bei Abend- und Morgenbeleuchtung genießen, da das Schutzhaus nur eine Viertelstunde unter dem Gipfel liegt. Einige Minuten ober Eisenkappel liegen die 1878 entdeckten muriatischen Sauerbrunnen „Carinthia-Quellen", und in zwei weiteren Gehstunden erreicht man Bad Vellach mit zwei Kohlensäuerlingen. Ein dritter liegt im Ebriacher-Thale. Unmittelbar hinter Vellach beginnt die Straße stark zu steigen, bis sie die Höhe des Seebergs (1218 in) gewinnt, um dann in noch stärkerem Falle sich nach Seeland zu senken. Dos Loiblthal, Nodenthal und Värcitthal. 67 Es ist ein Gemälde von seltener Großartigkeit und Schönheit, das uns auf der Höhe des Seebergs überrascht. Fast 2W0 m hoch über dem tiefgrünen, von Eschenrcihen durchzogenen und mit zerstreuten Gehöften bedeckten Wiesengrunde von Seeland bauen sich die schroff abstürzenden Massen der Grintouc-Gruppc auf; hie und da ein Schncefleck im Gewände trägt dazu bei, den gewaltigen Eindruck zu steigern. Der Glanzpunkt in der Umgebung Seelands ist der Grintouc (2559 m). Von der kärntnerischen Seite scheint er uncrsteiglich, ist aber dennoch mit Führer, Steigeisen und Eispickel auch von dieser Seite zu bewältigen. Bon der trainerischen Seite aber ist die Besteigung sehr bequem und seit der Eröffnung des Touristenhauscs, der Frischaufhütte, sehr erleichtert. Man verfolgt die Poststraße ungefähr bis zur Mitte zwischen der Kirche Kankcr und der Post Kanter, ist von der Straße weg in drei Viertelstunden beim letzten Bauer Suhadolnik und von hier in anderthalb Stunden bei der Frischaufhütte. Am nächsten Tag genügen drei Stunden, um uns auf einen der wcitestschauendcn Gipfel zu bringen, der uns vom Nouttz MÄAAioi'L bei Fiumc bis zum Wiener Schneeberg und von den Spitzen der bosnischen Berge bis zu den Venetianer Dolomiten, den hohen Tauern und dem Dachstein schauen lässt. Einen kräftigen Vordergrund liefert das Geschröff der beiden uächsten Nachbarn, der Skuta und der mir für wenige auserwählte Kletterer reservierten Kanker-Ko^na. Die nächste Straße, die westwärts vom Seeberg die Karawanken übersetzt, ist die über den Loibl. Um dahin zu gelaugen, können wir aus der Kanter wieder zurück auf den Scdberg und nach Eisenkappel gehen, die Obir ersteigen und von der Obir am Fuße der Koöutta über Zcll, Weidisch und Ferlach zum hochberühmten Bierdorfe Unterbergen wandern, oder wir wollen uns ein wenig in Oberkrain umschauen, nehmen ein Wägelchen bis Neumarktl und ersteigen, aber ja nicht zur heißen Tageszeit, den Loibl vom Süden aus. Von der Höhe des Loibl (1370 m) kommen wir in ein schönes Hochthal, das eigentliche Loiblthal, und dann durch eine waldige Felsschlucht von starkem Gefall nach Unterloibl und Uuterbergen. Beim „deutschen Peter" im Loiblthal thut man gut, sich zu längerem Bleiben Zeit zu uehmen und von hier aus Nntnrschönheiten zn genießen, von deren Reiz und reicher Zahl die Leute draußen in der Welt nicht viel wissen. Eine ausgezeichnete Stelle an der Straße zwischen dem deutschen Peter und Unterloibl ist die Teufclsbrücke, „allwo," wie unser alter Freund Valvassor bemerkt, „ein Wasser über einen mächtig hohen Felsen ob der Brücken mit einem solchen iiupetu herab und unter die Brücken in die tieffc Schluttcn über die Felsen herunter schiesst, daß solches grausam anzusehen ist. Der gemeine Mann pflegt diesen Ort so zu beschreiben, daß der Teuffel allda 68 Im Südosten dcs Bandes. seine Mutter bade." Ober der Brücke rauscht w verborgener Schlucht ein zweiter Fall, erst kürzlich zugänglich gemacht, der Tschauko - Fall, den man über ein schmales Felssteiglein, ein mächtiges Felsenthor passierend, in wenigen Minuten erreicht. In der Nähe der Teufelsbrücke, bei der Sapotniza-Kapelle, zweigt der Weg ins Bodeuthal ab. Dieses großartige Hochthal, hinter dessen dunklem Waldgrunde die hellen Wände der Vertaiia so wunderbar schön aufsteigen, ist jedem, dem man es gut meint, aufs wärmste zum Besuche zu empfehlen, auch dann, wenn er sich mit dem herrlichen Thalbilde begnügt und zu seinem eigenen Schaden unsere Aufforderung nicht befolgt, den Stou, den höchsten Punkt der Karawanken, unter sich zu bringen. Erfolgt der Anstieg auf den Hochstuhl, wie man etwa den Stou ins Deutsche übersetzen könnte, vom Bodenthal aus, so empfiehlt sich für den Abstieg — gutes Schuhwerk vorausgesetzt —> die Abfahrt durch die „grüne Riesen" ins Bärenthal, welches au Schönheit mit dem Boden-thal wetteifert. Im Bodenthal wie im Bärenthal gibt es kein Gasthaus, aber man ist, dort beim Vodenbauer, hier beim Poauz, hinlänglich gut aufgehoben. In der Nähe des Poauz liegt die Bärenthalhütte der Section Klagenfurt des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines, die Nachtstation für eine der schönsten und an Bequemlichkeit alles, was man nur billigerweise verlangen kann, leistenden Bergpartien, nämlich für die Besteigung der Biirenthaler Koöna. Durch das Bärenthal treten wir, wenn wir uns im Kalkgeschröff zwischen Alpenrosen und Edelweiß satt gestiegen sind, wieder mit Freuden ins breite Thal der Dräu, ins Rosenthal. Bei St. Jakob müssen wir uns entscheiden, wenn wir es nicht schon früher gethan. Hier zweigt der Weg ab, der über Rosenbach einer Schafhütte zuführt, von der wir über grobes Geröll der lockenden Warte des Mittagskogels zustreben können, oder wir halten uns an den Berghang und wählen uns Fintenstein und dann die Insel des Faaker sees als lohnende Ziele, oder wir bleiben hübsch brav an der Dräu, weil wir dann nach Rosegg kommen, und weil wir nicht viel Schöneres sehen können als jenes Bild vom Aussichtsthurm des Rosegger Schlossberges: tief unten der weite Bogen des ruhig flutenden Stromes, freudiges Fruchtgeftlde und dunkler Wald um ihn, und drüber die leuchtende Pracht der Karawanken. Villach und Umgebung. 69 5. Villach und Umgebung. (Villach. — Ausflüge in die Umgegend von Villach. — Der Dobraö.) Am Kreuzungspunkt der Eisenbahnlinien, welche südwärts über Tarvis nach Kram und nach Italien, westwärts durch das Dräu- und Pusterthal nach Franzensfeste, gegen Norden nach Obersteiermark und Österreich, gegen Westen längs der Dräu nach Untersteier führen, liegt der bedeutendste Handelsort Kärntens, Villach. Die Stadt, von Kaiser Heinrich II. an das Bisthum Bamberg vergabt, hat eine erste Blütezeit im Mittelalter gehabt, als ihre Kaufherren den Verkehr zwischen der Republik in den Lagunen und zwischen den deutschen Reichsstädten, voran Augsburg und Nürnberg, vermittelten. Unter dem Schutz der Kirchenfürsten wussten sich die Bürger zu wehren sowohl gegen die Concurrenz, ^illach. die ihnen der Herzog Bernhard von Sponheim durch Anlegung einer Draubrückc unter Wernbcrg machen wollte, als gegen den Adel der benachbarten Burgen, der es oft versuchte, auch sein Theil vom Handelsgewinn der Villacher sich anzueignen. Als aber der Weltverkehr und mit ihm der Binnenverkehr andere Wege einzuschlagen begann, da gieng es auch mit dem Wohlstand der Staot abwärts. Dcn Schaden, den anderthalb Jahrhunderte früher jenes Erdbeben verursachte, welches die nahe Villacher Alpe spaltete, hätte man wieder verwinden können, die großen Entdeckungen aber, die dem Glänze Venedigs ein Ende bereiteten, machten 7(5 Villach und Ilmgcliuiig. mehr und mehr ihre Wirkungen geltend. Die Verarmung nahm so zu, dass im Jahre 1745 die Bürger entschlossen waren auszuwandern. Vom Jahre 1809 bis 1813 war Villach, sowie ganz Oberkürntcn französisch. Die Fremdherrschaft, so traurig sie für den Deutschen und für den Österreicher sein mochte, schlug in materieller Beziehung nicht schlecht an. Sie brachte Leben und Verkehr in die still gewordene Stadt und manche zeitgemäße Reformen. Nachdem es mit der französischen Herrlichkeit zu Ende gegangen war, gedieh Villach noch mehr und dauernd; Militär-und Civilverkehr hat, so lange Venetien und die Lombardei zu Osterreich gehörten, dem Villacher Handel ein hübsches Geld eingebracht, und die thätigen Firmen, deren Namen vielfach auf den Ursprung aus Flitsch und Carmen hinweisen, haben es an Eifer nicht fehlen lassen. Mit der Abtretung Oberitaliens aber kamen die Eisenbahnen, die einen Stillstand im weiteren Aufblühen der Stadt nicht eintreten lassen. Sind erst die Tauern und vielleicht auch der Predil überschient, so geht Villach, wie wenige Städte der Alpen, einer besonders günstigen Entwicklung entgegen. Manches erinnert an die alten Zeiten, am Hauptplatze das Leinin-gen'sche Haus (jetzt Gasthof „zum Löwen"), in welchem Kaiser Karl V. wohnte, als er auf der Flucht vor Moriz von Sachsen nach Kärnten kam, daneben das Scheidtenberger'sche Haus, in welchem Theophrastus Paracelsus arbeitete, das ehemals Graf Widmann'sche Haus (jetzt Gasthof „zur Post"), das mit seinen Rundbogenfenstern an venctianische Muster gemahnt, vor allem aber die schöne gothische Pfarrkirche. Ihre lichten Hallen bergen viel Schönes, ein merkwürdiges, sehr altes Relief aus Sandstein, die Verklärung Marias darstellend, eine marmorne Kanzel mit dem ganzen Stammbaum Christi aus dem Jahre 1555, einen weißmarmornen Taufstein mit den zwölf Aposteln aus dem 14. Jahrhundert, einen Chorstuhl, ein Jahrhundert jünger, mit reichem Schnitzwerk, Glasmalereien, endlich eine große Zahl sehr schöner Grabsteine der Familien Dietrichstein, Khevenhüller, Leiningen u. a. Getrennt von der Kirche und mit ihr nur durch einen Schwibbogen verbunden steht der mächtige Thurm, auf uraltem Unterbau sich 94 in hoch erhebend. Auf den müssen wir hinauf! Da liegt nun unter dem vollgenießenden Beschauer der wunderschöne Villacher Thalkessel, von dem stattlichen Draustrom durchzogen, ein Prachtgefild, besetzt mit Landhäusern, Dörfern, Kirchen. Die Thäler, die sich hier vereinigen, öffnen dem weitschauenden Blick ihre inneren Gründe, und ringsum baut sich, nah und fern, Gebirg in allen Formen auf, waldige Hügel im Osten, wo Schloss Wernberg und der Sternberg herübergrüßen, gegen Norden über den Zinnen und Thürmen von Hans Gasser. 71 Landskron die südlichsten Vorposten aus dem Almengebiet der Nocke, unter denen die bequem hingelagerten Formen der Görlitze sich bemerkbar machen, und gegen West, ganz nahe, die Villacher Alpe. Doch die schönste Partie ist wieder der Süden, wo sich die lichten Wände der Karawanken aufbauen. Hier dominiert der Mittagskogel, eine schöne Pyramide mit scharfgerisscnen Linien; zur Rechten schaut die Spitze des Man hart herüber, zur Linken entwickelt sich in schräger Frorst die Karawankenkette, in der die Stougruppe ein schönes Bild für sich gibt. So setzt sich die Villachcr Rundschau, was das Gebirg betrifft, fast ganz aus denselben Elementen zusammen wie die Klagenfurter und ist doch eine ganz verschiedene. Die Berge sind hier viel näher gerückt, und die fünf Meilen, die zwischen den beiden kärntnerischen Vororten liegen, genügen, um sie ganz anders zu gruppieren. So haben wir hier weniger ebenes Land, und die Umrahmung ist weniger weit, aber malerischer, endlich bringt die Dran einen lebensvollen Strich in das Gesammt-bild. Nun steigen wir wieder von unserer ten des Autodidakten -Wirtshauszeichen „zum ihn aufmerksam, und als einmal die Herrschaft wieder von ihrem Sommeraufenthaltc nach Wien fuhr, durfte der junge Hans mit aufsitzen. Auf die Lehrjahre in Wien und München folgten die Meisterjahre, welche die deutsche Plastik mit einer großen Reihe edelster Schöpfungen bereicherten. Die Wieland-Statue zu Weimar, das Hentzi-Monument in Ofen, die Welden-Statue in Graz, das Donauweib-chcn im Wiener Stadtpark, seine Statuen im Triester Lloyd-Arsenals im Arsenale und am Carlthcater in Wien, sowie zahlreiche Porträt-büstcn werden den Namen des Meisters erhalten. Er starb im Jahre hohen Warte herab und widmen ein Weilchen dem Standbilde Hans Gasser'sunddem Andenken dieses Meisters. Zu Eisentratten bei Gmünd ist dieser geniale Bildhauer am 2. October 1817 geboren, in einer Gegend, deren Söhne sich durch Sinn und Geschick für die Hantierung mit dem Schnitzmesser auszeichnen. DieErstlingsarbei- - noch finden sich manche in Gmünd, wie das Rössel" — machten den Hauo Gasscr, >rasen Lodron von aus 72 Villllch und Umgebung. 1868 zu Pest, nachdem ihm die letzte Lebenszeit durch mancherlei Ungemach und schweres Leiden verkümmert worden war. Die Villacher haben ihren Landsmann und sich selbst durch die Übertragung seines Leichnams und dessen Bestattung in die Heimatserde geehrt. Johann Messner, ein Gmündthaler wie Gaffer, hat die hohe Gestalt mit dem edlen Kopf in die Sprache des Marmors übersetzt. Auch mit dem letzten Werke Messners haben mehrere opferwillige und freisinnige Bürger Villachs ihre Stadt geschmückt; es ist dies die im Jahre 1888 enthüllte Statue des großen Volkskaisers Josef II. Nach allen Richtungen locken den naturseligen Bummler die schönsten Ausflüge. Ein kurzer Spaziergang führt uns ins Warmbad Villach; das Bad lockt den Kranken, den Gesunden hält Gegend, Gesellschaft, Küche und Ähnliches fest. In derselben Richtung etwas weiter steht als Thorwart des Gailthales auf einem ganz senkrechten Felsen die Ruine Federaun. Keine Waffen blitzen mehr von der Höhe, wo eine Zeit lang, den Bambergern zum Trutz, Rudolf von Rase genistet, bis er gefesselt wie ein Bär denVillachern vorgeführt wurde; es tröpfelt auch nicht mehr modernes Mordzeug, flüssiges Blei, durch den an die Felswand angeklebten Schrot-Thurm herab. Der Blick von dem senkrechten, wohl 150 in hohen Felsen auf Fluss und Thal und hochragendes Gebirg ist von wunderbarer und seltener Schönheit. Ganz nahe der Stadt führt die Tiroler- Reichsstraße zu dem malerisch gelegenen Dörfchen St. Martin und hebt sich dabei nur so hoch, als unbedingt nothwendig ist, um auch dem Bequemsten den schönsten Ausblick auf Villach und Umgebung zu eröffnen. In der Nähe des Ausflusses des Ossiachersees thront auf bewaldetem Bergkegel eine großartige Ruine;8andskron heißt sie, ein klingender Name unter den Schlössern des Landes. Die Khevenhüller, deren Ahnen Villacher Bürger gewesen, haben den Prachtbau um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts aufgethürmt, aber ihn bald wie ihr anderes Eigen verlassen müssen, als die Gegenreformation die dem evangelischen Glauben treu Gebliebenen zu Landflüchtigen machte. Zu Füßen des Schlossberges liegt eine der gemüthlichsten Sommerfrischen des Landes, St. Andrä. Weitere Ausflüge thun sich von hier auf: über den See hin nach Sattendorf, Annenheim, Ossiach, oder nordwärts zum freundlichen Bierorte St. Ruprecht, zum netten Dorfe Treffen mit dem schönen Rococo-Schlosse des Grafen Latour und von hier zum Afritzersee oder in das Arriacherthal zwischen dem Wöllancrnock und der Görlitzen. Beide Berge, sanft geformt, almgrün bis zu den Kulmen, sind leicht zu besteigen und werden, was den Reiz nur erhöhen kann, von Fremden wenig besucht. Besonders der Wöllanernock bietet ein herrliches Gebirgsftanorama, und. das hochgelegene Arriach Umgebung von Villllch. Ter Tobraö. 73 hätte alle Eigenschaften, um in die Reihe der erlesensten Sommerfrischen aufzusteigen. So ist's überhaupt mit der ganzen anmuthigen Gegend zwischen der öieser, dein Millstätter- und Ossiachersee und dem Quellgebiet der Gurk und Metnitz. Eisenbahn und Reichsstraßen ziehen einen weilen Bogen um den stillen Frieden dieser Thäler und heimlichen Winkel, von denen aus es sich so vergnüglich auf die sonnige Pracht der Almen wandert. Doch kehren wir zurück aus der Einsamkeit der Wälder und der Berge, wohin uns ohnedies nicht allzu viele folgen werden, weil man gewohnt ist, in den Alpen das Wilde und Großartige, das tausendmal Abgetretene, und die Nähe der Eisenbahnen zu bevorzugen. Landi>lroil. Schloss Wernberg, stattlich auf die Draubrückcn herabschauend, ein Bau der ruhmreichen Khcvenhüllcr, und weiter der Sternberg, den Klagenfurtcr und Villacher zu ihren schönsten Aussichtspunkten rechnen, sind die wichtigsten Marksteine in der Umgebung Billachs gegen Osten, Maria-Gail, der Faatersee und Finkenstein gegen Südosten. Nicht die gothische Kirche von Maria-Gail mit romanischen Sculpturen und Vildrcsten machen das Dorf zum Ziel eines Spaziergangcs, sondern der Umstand, dass das dortige Gasthaus mit mehr Recht als viele andere den Namen „zur schönen Aussicht" führt. Der Glanzpunkt in der an Herrlichkeiten so reichen Villachcr Thalgegend aber ist der Faatersee. Der herzförmige See, hellblau wie tcin anderer tärntncrischcr, ist nur 74 Villach uild Umgebung. von mäßiger Ausdehnung, aber groß genug, um in seiner Lieblichkeit mit der großartigen Erscheinung des Mittagstogels ein Bild von vollendeter Schönheit zu geben. Natürlich untcrlässt man es nicht, auf die reizende Waldinscl hinüber zu rudern, wenn man der Versuchung widerstehen kann, sich sofort ins blaue Wasser zu stürzen und der nähen Insel zuzuschwimmen, während der Schiffsmann gemächlich nachfährt. Die Atzung im Försterhause darf uns aber nicht zu gemächlichem Bleiben einladen, sondern soll nur frischen Muth machen, um noch der Schlossruinc, die dort im Süden so malerisch auf hohen Fels postiert ist, einen Besuch abzustatten. Wenige Schlösser rühmen sich einer so prachtvollen Aussicht wie Finkenstein, und keines zeigt so formschöne Reste eines spütgothischcn Prachtbaues. Von Schloss Finkenstcin mag man dann den Weg durch Müllncrn gegen Bad Villach lenken und sich's dort wohl sein lassen. Doch alle diese Streifzüge „unten beim Land" müssen unterbrochen werden oder, so schön sie auch sind, gan; zurücktreten, wenn einmal günstige Zeichen klar Wetter verheißen. Dann bricht man morgens auf und steigt auf jene herrliche Hochwarte, wie es deren gar weit herum keine zweite gibt, auf den Dobraö. Die ganze Bergreihe zwischen Gail und Dräu, so namentlich der Reißlofel, der Thorkofel und die Iaukcn, ist durch schöne Aussicht ausgezeichnet, denn sie liegt günstig zwischen der Eispracht der Hohen Tauern und dem wilden Kalk- und Dolomitgcthürme des Südens. Dazu kommt nun beim Dobraö, dem äußersten, isolierten Ostcap dieser Reihe, die weite Thal- und Vergschau von Unterkärnten. Die zu Füßen des Beschauers sich ausdehnenden Thäler, die der Dobraö beherrscht, so besonders das Gailthal, lassen erst recht das Gebirg durch Contrast und Perspective zur Geltung kommen, hier Kalkschrofen, dort vergletscherte Höhen, dort wieder das Culturland in seinen vielen Farben und Formen, Seen und Flüsse, stellen alle Arten dessen dar, was die Alpeiniatur nur Schönes bieten kann. Auch weit übers Kärntnerland hinaus geht der Blick, alle Nachbarländer weisen ihre Höhen, von Niederösterreich an bis Italia, und umsäumen so mit blauduftigen Spitzen die scharf gezogene Umgrenzung unseres Herzogthums. Doch nicht auf das, was er uns über den Grenzen zeigt, ist der Dobraö stolz, denn andere, höhere Berge schauen noch um ein paar Spitzen weiter, wohl aber darauf, dass er, wie kein anderer, von Gebirg und Thal in Kärntcn die vollständigste und schönste Zusammenfassung gibt. Dazu kommt die Leichtigkeit, mit der er über Hciligengeist oder von Bleiberg bestiegen werden kann, und der Umstand, dass sich wenige Minuten unter dem höchsten Gipfel ein Unterkunftshaus, das für sechzig Personen Raum hat, befindet. So haben wohlhabende Männer aus der Nachbarschaft, Kaufherren aus Villach und Gewerken aus Bleiberg, durch Anlage des Weges und Bau des Hauses ein patriotisches Ter Mittagölogel. 75 Opfer gebracht, damit des Landes Herrlichkeit auch denen offenbar werde, die schwerer an Geld und schwerer vum Leibe, nicht die flinkeren, aber für die Steigerung des Wohlstandes gewichtigeren Elemente der Touristenwelt darstellen. Diese können auch von Nötsch aus auf bequemem Steige den Anstieg nehmen, werden sich aber wohl hüten, durch das Gewand 'des Südabsturzes hinauf- oder hcrabzusteigen und so am richtigsten Orte die Erinnerung an jenen furchtbaren Bergsturz wachzurufen, der im Jahre 1348 die Villachcralpc auseinandcrspaltete, das Getrümmer eines halben Bergkolosscs über das Gailthal hinschlcuderte und siebzehn Dörfer und drei Schlösser begrub. Gibt es ja doch auf der sanfter ansteigenden Nordseite eine steile Änstiegsroute durch den „Lahner" und in Blei-bcrg selbst traurige und noch dazu frische Spuren vom Übelwollen der Elemente. Am 25. Februar 1879 lösten sich von den entwaldeten Höhen schwere Lawinen und zerstörten einen großen Theil des lang hingestreckten Dorfes; eine große Zahl Menschen kam um, nachtschlafende in ihrem Heim, von armen Faschingsnarren ein tollender Zug, brave Bursche, die auf das erste Unglück herbeigeeilt waren und Rettungsarbeiten versuchten, bis die zweite Lawine sie zu den früheren Todten warf — der Schncetod hat keinen Unterschied gemacht. Doch die Bergknappen sind ein hartes Geschlecht. Noch waren die Todten nicht alle aus dem fest-vcrstamftftcn Lahnschnee zu Tage gefördert, so waren die kleinmüthigen Stimmen, die schon vom Auswandern gesprochen hatten, wieder verstummt. Heißt es doch in dem alten Bergmannsliede: Wir fahren zum Himmel hinauf! Glückauf! Ein anderer Prachtberg der Villacher Gegend, dem Dobrnö bezüglich der Aussicht wenig nachstehend und durch wechselvollcn Reiz des Weges ausgezeichnet, ist der Mittagskogel. In etwa drei Stunden vom Faakersee ist die Nachtstation, die reizend gelegene Berthahütte, erreicht, ein Punkt, dessen Erreichung allein die geringe Mühe reichlich lohnen würde, wenn sie nicht schon durch die Fülle wechselnder Partien auf dem Wege bis hiehcr gelohnt wäre. Am nächsten Morgen geht es dann lustig, wenn auch nicht ganz ohne Mühe, die steile Pyramide des Kofels hinan. Trotz der geringen Entfernung vom Dobraö gruppieren sich doch vom Mittagskugel aus die für den Charakter des Bildes entscheidenden näheren Berge ganz anders und präsentiert sich die Triglav-Gruppe weit imposanter, so dass der Mittagstogel anch nach dem Dobraö noch immer lohnend genug ist. 76 Da« Gllilthlll. 6. Das Gailthal. (Die Gailthaler. — Bräuche und Tracht. — T>as untere Gailthal. — Der Weißensee. — Der Reißkofe!. — Kötschach. — Das Lesachthal.) Das lange, fast schnurgerade Thal der Gail besteht aus drei in vieler Beziehung ganz verschiedenartigen Theilen, dem untern Gailthal, vorwiegend von Slovenen bewohnt, von der Mündung des Flusses'bis hinauf nach Hermagor, dem Haufttorte des ganzen Tlsals, dem oberen Gailthal bis Kötfchach, dessen Bewohner, zum Theil von langobar-discher Abstammung, den allgemein kärntnerischen Dialect ohne auffallende Eigenthümlichkeiten sprechen, und endlich dem Lesachthal, von Kötschach oder, genauer gesagt, vom großen Säge- und Kohlwerke Wetz man an bis an die Landesgrenze und über diese noch einige Meilen weit ins Tirolische hinein; Tracht und Sprache sind hier schon ganz wic im Tiroler Pusterthal. Das untere Gailthal wird von der Villacher Alpe dominiert, deren helle langgedehnte Wände in fast unzugänglicher Schroffheit ins Thal stürzen, das mittlere von dem schönen, kühngeschwungenen Helm des Reißkofels, in die Herrschaft des Lesachthales theilen sich die Unholde der Kreuzkofelgruppe und die trotzige Gesellschaft der Keller-wand. Thalsohle gibt es im Lesach so gut wie gar keine, denn tief-eingeschnitten ins Schiefergeklüft rauscht tief unten der Fluss, und die Thalsohle im oberen und unteren Gailthal ist großentheils versumpft oder mit Sand und Geröll überschottert. So weicht die Straße sorglich dem verderbendruhenden Flusse aus und steigt auf und ab über die Anschüttungen, die sich aus den Seitengräben herausgeschoben haben, von einem Dorf zum andern an der Berglehne hin. Die Dörfer sind stattlich und reinlich, von einer findigen und sparsamen Bevölkerung bewohnt. Der ewige Kampf um die nährende Erde gegen das wilde Gewässer lässt sie nicht schlaff werden, hier gilt nicht jenes unglückliche, gemüthliche Wort, mit dem der Kärntner des Unterlands sich über sich selbst lustig macht, das „Lei lass'n", hier heißt es fest zugreifen und sich tüchtig umschauen. Der Boden trägt nicht Frucht genug für den eigenen Bedarf, man führt, so viel fehlt, den billigen Kukuruz ein und schwingt voll Appetit sein Stück Polenta, wie der braune Nachbar hinter den Grenzbcrgen. Zeit und Müh', die der Ackerbau nicht vollauf in Anspruch nimmt, werden mit viel größerem Gewinne auf die Viehzucht verwendet; die Almweiden, besonders schön in dem Zuge, der das Gailthal vom Canalthal trennt, wimmeln von hübschem Rindvieh, und auf den Almen wie in den sumpfigen Wiesen der Niederung wachst fröhliches Fohlenvolk zu hochwertigen Kolossen norischer Rasse heran. Die Pracht- Die Gllilthaler. 77 stamme des Hochwalds, Fichten, Lärchen, Buchen, wandern zu Thal und weiter als Sägestöcke und Bretter zur Eisenbahn ins Drauthal oder über die Hochjoche nach Italien. Das alles hat wirtschaftlichen Witz in die offenen Köpfe und Wohlstand ins freundliche Haus gebracht, bis derselbe unter den fortwährenden Angriffen der wilden Gewässer trotz mannhafter Gegenwehr schwer erschüttert wurde. Man hatte den Kamvf mit dem Wasser aufgenommen, die Gail hübsch säuberlich in Dämme eingefasst und die Wildbäche durch Thalsperren zu verhindern gesucht, ihre Griesmassen herabzuspeien, altes Culturland zu schützen und neues zu gewinnen. Aber immer bricht das ober den gelichteten Wäldern gelagerte lockere Kalkgeröll los und droht den Thalboden zu dem zu machen, was über den Bergen drüben die Thäler der Fclla und des Tagliamento sind. Für gewöhnlich sparsam, weiß doch der Gailthaler und Lesachthaler seinen Feiertag und Kirchtag in Ehren zu halten. Baucrnmahle gehen im allgemeinen mehr auf das Viel. So erzählt man, natürlich mit der üblichen Übertreibung, dass sich Leute im salzburgischen Lungau Beinbrüche zugezogen hätten, während sie es versuchten, die um den Hochzeitstisch aus wegge- ^' ^^' worfenen Knochen sich aufbauenden Barricaden zu übersteigen. Der Gailthalcr ist anderer Art; er weiß bei solchen Gelegenheiten eine hübsche Auswahl und eine erfreuliche Qualität zu würdigen. Hier sind darum auch die besten Köchinnen im Land, was der Reisende bald mit vielem Vergnügen erfährt. Auch allerlei Volksspiele und VolksspÜsse sind gang und gäbe und waren es früher noch viel mehr. Noch immer 78 Das Gailthlll. eröffnet im unteren Gailthal den Tanz unter der slavischen Linde der eigenthümliche heftige „hohe Tanz" im ^-Takte. Das Kufenstechen kann man dagegen nur mehr in Feistritz sehen. An einem Holzpflock ist eine mit Reifen wohl gefestete Kufe aufgesteckt. Die Bauernbursche, auf feurigen Rossen, sprengen an der Kufe vorbei und führen während des Vorbeigaloppierens einen kräftigen Hieb oder Stoß gegen die Kufe aus. Wer in diesem Spiel, das Kraft und Gewandtheit und mächtigen Schenkeldruck erfordert, dieselbe zertrümmert, ist Sieger und erhält einen Kranz, den die heiratsfähigen Mädchen des Dorfes beistellen. Originell find die Hochzeitsgebräuche. Aber auch, wenn einmal das Jahr hindurch im Dorfe nicht gehochzeitet wird, fehlt es nicht an Festjubel. Dann müssen die Mädchen, und zwar bei der empfindlichsten Strafe, die nur erdacht werden kann — die sich Weigernde wird unbarmherzig vom Tanz ausgeschlossen — einen Sägeblock mit daran befestigtem, nachschleifendem Strohmann durch die Dorfgasse ziehen. Ein als Narr verkleideter Bursche weist auf den Strohmann als den Bräutigam der Mädchen; einen andern hätten sie in diesem Jahr nicht bekommen. Dieses „Blockziehen" ist besonders zu Dellach im Schwange. Am Iohannisabend erglühen, wie auch sonst im Lande, auf steilen Höhen die Sonnwendfeuer. Aus den Flammen heraus werden die brennenden Scheiben gezogen und fliegen als leuchtende, sprühende Raketen über den Felsenhang thalab. Die erste Scheibe wird anstandshalber dem heiligen Johannes zu Ehren geschlagen, aber die Widmungen der darauffolgenden Scheiben, voll Bosheit und derbem Witz, enthalten leichtverständliche Anspielungen auf Anwesende und Abwesende, besonders auf die Mädchen des Ortes.*) Eigenthümlich ist die Tracht der windischen Gailthalerinnen: das weite Kopftuch, Busentuch und Fürtuch entweder weiß, mit Spitzen besetzt, oder recht grellfarbig, auch wohl derb geblümt, um den Leib eine einfarbige Binde mit herabhängender Schleife, das hellfarbige Kleidlein kurz, gerade übers Knie reichend, und hohe weiße Strümpfe. Wie lange wird man diefe Tracht noch sehen? Die Stadtleute lachen darüber, und die armen Mädchen nehmen sich das zu Herzen und kleiden sich nach und nach ebenso langweilig wie ihre höhergebildeten Schwestern. Wenn man nicht etwa von Blciberg aus über Nötsch ins Gailthal einbricht und die nähere Villacher Gegend, Warmbad und Federaun, schon kennt, so fährt man mit der Eisenbahn bis Thörl. Rechts wuchten 5) Wer mehr von den Gebräuchen des Gailthales wie des Kcirntnerlandes überhaupt erfahren will, der lese: Franz Franzisci, Culturstlldien über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten. Wien, 1879. Die Gllilthalcr. Das untere Gailthal. 79 die Wände der Villacher Alpe, links zeigen sich bald auf schroffem Steine die Ruinen eines großen schlossartigen Gebäudes, das ehemalige Kloster Arnoldstein, 1107 vom Bischöfe Otto von Bamberg gestiftet, vor wenigen Jahren durch Feuer zerstört und seitdem leider dem Verfalle preisgegeben. Von Thörl führt ein netter Spaziergang durch Feld und Wiese nach Feistritz, jenem Dorfe, wo am Pfingstmontag das Kufenstechen und der Tanz unter der Linde viel lustige Kirchtaglcute zusammenführt. Von Feistritz geht es dann auf die andere Thalseite und Hügel auf, Hügel ab, auf einer Straße, die längst schon hätte umgelegt werden sollen, gen Hermag or, den freundlichen Vorort des Gailthales, etwas seitab vom Haufttthale, am Göstringbache gelegen. Der Höhenzug, welcher das untere Gailthal vom Canalthale trennt, weist nur mäßige Erhebungen, dagegen sehr hübsche Aussichtspunkte, schöne Alpen und reizende Bergwicsen auf. Gleich der erste östlichste Vorgipfel, die Göriacheralpe, von Thörl aus bequem in ein paar Geh-stuuden zu erreichen, bietet einen wahrhaft prachtvollen Anblick der Iulischen Alpen. Von Fcistritz gelangt mau auf gutem Fahrwege auf die Feistritzeralfte, auf welcher ein gutes Gasthaus zum längeren Bleiben und zu wiederholten Besteigungen des aussichtsreichen Östern ig einladet. Gailthaler Trachten. Weiter westlich, von Hermagor ans, geht es auf die Eggeralpe, auf deren weitem Boden ein halbes Hundert von Sennhütten beisammen stehen. Besonders lohnend ist ein Übergang von Hermagor nach Poutafel über das Nassfeld; von dem bewirtschafteten Schntzhause kaun in anderthalb Stunden der sägcförmige Grat des Gartnerkofels erstiegen und die blaue Blütenpracht der nur auf den Alpen des Gartnerkofels vorkommenden ^Vult'euw oariutliiHoa bewundert werden. Auch nach Norden ist Hermagor der Ausgangspunkt für den sehr zu empfehlenden Ausflug durch das freundliche Gitschthal in den lieblichen, 80 Tlls Gailthal. von Waldbcrgcn umschlossenen Thalkessel von Weißbriach und über den Kreuzberg zum Weißensee. Der Weißcnsee, 926 m hoch in einer engen, langen Spalte des Kalkgebirges gelegen, still und einsam, ist so recht geschaffen für einen, der sich der Welt verschließt, um sich und der Natur zu leben. In die gleichförmig schöne Waldeinsamkeit schauen aus der Ferne die Häupter der Kreuzkofelgruppe hinein. Diese mahnen mehr an die Außenwelt als die kleinen Dörfchen, die am Nordufer des Sees Platz gefunden haben. Trutz der steilabfallendcn Ufer ist der Weißensee in seinem obersten Theile so seicht, dass an einer schmalen Stelle cinc Brücke darüberführt, die füglich an die Pfahlbauten erinnern mag, deren Spuren man hier gefunden haben wollte. Auch die üblichen Fahrzeuge, quadratförmige solide Plätten, erinnern an vorphönikische Urformen, so dass Wir nicht sehr überrascht wären, wenn wir statt der kräftigen Fergin einen struppigen, zottigen Urahn am Ruder erblickten. Wollen wir nun nicht ins Drauthal nach Greifenburg ausbrechen und von dort über die Jaulen, mit Umgehung der ganzen Länge des oberen Gailthals uns geradewcgs Kötschach zu halten, oder denselben Ort von Oberdrauburg auf der Straße über den Gailberg erreichen, so müssen wir wohl nach Hermagor znrück. Wer rüstig steigt und sich weder vor losem Geröll noch vor starkgeneigten Platten scheut, der kann auch von Weißbriach durch die Gößering auf den scharfgeschnittenen Kamm des Hauptzuges und übers „Köfele" den steilen Helm des Reißkofels erklimmen und den Abstieg ins Reißacher Bad und nach Reißach nehmen. Doch ist der Reißkofel kein leichtes Stück Arbeit; außer Führer, Fußeisen und genügend Getränk, Dingen, mit denen man sich in Reißach, Weißbriach oder Greifenburg versehen kann, muss man von Haus aus ausgerüstet sein mit festem Kniewerk und mit Augen, die ruhig in unangenehme Abgründe blicken können. Dem glücklichen Besitzer dieser Eigenschaften aber braucht der 2369 in hohe Kofel wohl nicht besonders empfohlen zu werden; seine freie Lage verheißt besonders Schönes, und seine kühne Prachtform lockt von selber an, nähere Bekanntschaft mit ihm zu machen. Von Hermagor nach Kötschach überlässt man sich am besten der Postkalesche zum Transport, denn auch fahrender Weise hat man Zeit genug, um die hübschen Dörfer, die in kurzen Abständen nach einander folgen, die Bergcoulissen zur Linken, die sich eine nach der andern öffnen, und leider auch die Verwüstungen des Hochwassers zu schauen. Endlich schließen sich die Berge, der Polinig tritt bedeutsam vor, neben ihm erscheint ein Berg von idealschöner Form, der Zelon, die Kellerwand weist ihren Gletscher. Die Plenge strebt kühn empor, vor ihr breitet im wirkungsvollsten Contraste die Mauthneralm ihren hellgrünen Rücken Tci Weißcnsce. Tcr Rcihkofcl, Kötschach. 81 aus, lind von dieser zieht sich ein scheinbar das Thal absperrender waldiger Verschluss hin zu der ebenso schön grünen Mußcnalm, der man es gar nicht ansieht, dass sie der wilden Kreuzkofelgruppe angehöre. Wir sind am Abschlüsse des obern Gailthals, zugleich am schönsten Thalpunkte des ganzen Gebietes, in Kötschach. Einige von den Göttern bevorzugte stillselige Winkel des Landes darf gewiss ein des Landes und der Leute Kundiger vorsichtig verschweigen, sei es um dort für seinen privaten Naturcult eine heimliche Stelle sich zu wahren, sei es um seinen Mitmenschen die Freude zu lassen, selber ein solches Plätzchen zu entdecken. Von diesem Rechte ist wiederholt Gebrauch gemacht worden. Aber bei Kötschach geht dies nicht mehr an. Dass man des täglichen Anschauens der prächtigen Berge nicht satt werden, dass man mit dem Absteigen ihrer Höhen und Schluchten in Wochen nicht fertig werden kann, dass die Lüfte hier mild und wunderbar kräftigend sind, dafs man hier auch die sonst im Gebirg so bösen Regentage nicht zu fürchten braucht, weil Kötschach eine erlesene Runde fröhlicher Gesell» schafter stellt, dass es sich bei wohlbestallter Küche und untadeligem Specialwein lustbarlich genug lebt, das und Ähnliches kann und soll nicht verschwiegen werden. Es soll nicht, weil es unedler Eigennutz wäre, solche Wissenschaft für sich zu behalten, es kann nicht, weil schon gar zu viele davon wissen. Vorab die Wiener stellen seit Jahren treulich ihr Contingent. Der unerlässlichste Ausflug, derjenige, den auch die machen, die sich von den Fleischtöpfen Kötschachs am schwersten trennen, ist der auf die Plecken. Man durchschreitet das Thal, passiert den freundlichen Markt Mautheu und kommt, eine kleine Höhe umgehend, in den Valeutmgraben. Links die schroffen Kalkwände des Polinig, tief drunten in dunkler Schlucht der tosende Wildbach, am Wege rechts und links uralte herrliche Buchen, ein Bannwald. Zur Rechten hinein führt der Pfad in die eigentliche Valentin, eine Alm unter den grandiosen Abstürzen der Kellcrwand. Wir aber steigen eine kurze steile Strecke, dann ebnet sich der Weg und führt durch den herrlichen Alpenkessel zum Pleckncrhaus. Ringsum dehnen sich die saftigsten Almwiesen; ihr Grün zieht sich hinein in die Hochthale und hinauf gegen die Höhen, hie und da von lichtem Wald unterbrochen. Dann bricht das Grün scharf ab, und über demselben steigen die Hochfelsen auf. Jeder Berg der Umrahmung hat eine eigenthümliche Form; besonders malerisch ist der nahe Zelon, stolzragend der Moscrkofel, von den freundlichsten Formen die Mauthncr-Alm. Der Polinig zeigt sich von dieser Seite angenehm zugänglich, wie spielend kommt man übcr die „Spielbödcn" auf seinen weitschauenden Gipfel. Auch unter die Wände des Zelon und des kleinen Stciüwcndcr: tarnten, 6 82 Das Gailtlilll. Pahl lockt es den, der schnell und mühelos einen Edelwcißstern auf den Lodenhut stecken will. Die Plecken ist ein klimatischer Curort; im Fremdenbnchc findest du gewissenhaft verzeichnet, um wie viel Pfund in drei Wochen der schmalleibige Eurgast zugenommen hat. Unter diefen Gästen, guter Laune und voll guter Hoffmingen, ist auch der Gesunde gut aufgehoben, der zwischen die kleinen Spazicrgänge rings hcvnm jeden zweiten Tag als bedeutendere Leistung irgend eine von den Hochtouren setzt, für welche die Plecken ein so günstiger Ausgangspunkt ist. Der Polinig, in 3 Stunden erreichbar, wurde bereits genannt, eine andere häufig unternommene Bergwanderung führt durch die Valentin über die Scharte zum Wolaya-see, in großartigster Felsnmgebung, und vom See ins Lesachthal. Die kleineren Spazicrgänge lassen einen Einblick in eine großartige, von italienischen Sennen betriebene Alpenwirtschaft machen. Als nnerlüsslich kann der etwa drei Viertelstunden in Anspruch nehmende Weg zum Plcckner-passe, dem Clouts ^'wes der Italiener, gelten. Die Straße, gegenwärtig in schlechtem Stande, ruht theilweise auf römischen Fundamenten; unmittelbar an der Reichsgrenze zeigen sich die tief eingeschnittcncn Fnrchcn der römischen Gespanne, uud in den Felsen sind sieben Zeilen Schriftzeichen eingegrabcn, aber von den Sturmregen fast zweier Jahrtausende bis zur Unleserlichkcit zerritzt. Verfolgt man den Weg auf italienischem Gebiet, so kommt man in etwas mehr als einer Stunde in die erste Ortschaft, Tischlwang auf Deutsch, Timau auf Welsch genannt. Die Laute der Einwohner sind bis auf weiteres deutsch, ein eigenthümlicher Dialekt, die Bauart der Häuser, das Davorhocken der Weiber mit den kleinen Buben und „Gitschen", das Anbetteln und der Grad der Reinlichkeit italienisch. Bevor wir von Kötschach weiter ins Lesach wandern, sollen noch mit allen Ehren genannt sein die Ianken und die Mußen, bequem erreichbare und sehr lohnende Berge. Zwischen beiden führt die Straße über den Gailberg in zwei Stunden von Kölschach über Laas zur Eisenbahnstation Oberdrauburg. Laas und Kötschach haben hübsche spätgothische Kirchen aus rothem Sandstein. Der Weg durch das Lesachthnl ist ein ganz eigenthümlicher. Von den Südabhängen der Kreuzkofelgruppe geht eine Unzahl von Wasser-rinnen und Gräben zu Thal. Tief drunten aber durch die ausgewaschenen Schieferklammen fließt die Gail, an den meisten Stellen unzugänglich; die Ortschaften liegen alfo fern von der Thalrinnc, ein paar hundert Meter oben auf den fonnigen Abhängen. Daher muss der Weg in jeden Graben sich hinein- und wieder herausbiegen, sich senken und wieder heben. Die Gräben sind oft gezählt worden, als die verläfslichste Zahl derselben zwischen dem Sägewerke Wctzman und der Wallfahrtskirche Maria Luggau Äötschllch. Dlls Lesachthal. 83 gilt 72. Man geht daher, trotz des in neuester Zeit verbesserten Weges, lieber zu Fuße und zählt die 72 Gräben, wenn man nicht etwas Klügeres zn lhun hätte. Gegen Süden folgt eine Reihe schöner Thaleinsichten, wenn eine Schlucht zwischen den waldigen Widerlagern die gewaltigen Häupter des Haufttzugcs sehen lässt. Besonders überrascht ist man aber von den reinlichen, oft zwei Stock hohen Häusern, welche die Dörfer St. Jakob, Bierbaum, Liesing, Lorenzen und Luggau bilden oder die in malerischen Gruppen am Bergeshang beisammenstehen. Auch im Innern herrscht eine musterhafte Reinlichkeit, besonders anheimelnd sind die nett getäfelten Zimmer. Die Bevölkerung ist mit der Außenwelt wenig, dnrch Fußbuten und Träger, in Verbindung, gegen Norden schließen den Lesachlhaler die Dolomite des Pusterthals ab, gegen Süden der Hauptzug der carnischen Alpen. Es ist erstaunlich, dass man diese letzteren vor nicht gar langer Zeit in einer Höhe von beiläufig 2390 m durch eine Straßenanlage übersetzt hat, um über den Hochalbelpass Sägestöcke nach Italien zu verfrachten. So eingeschlossen, mit unzureichendem Ackerboden, leben die 2809 Bewohner dieses etwa sieben Stunden langen Thales größtentheils von Viehzucht und befinden sich deshalb, und wohl auch wegen ihrer Thätigkeit und Strcbsamkcit, in gesicherteren Verhältnissen als die „glücklicheren" Bewohner der flacheren Gegenden, die mit ihrer Getreideproduttion einer nach dem andern zu Grunde gehen. Vom Lesachthale aus, und zwar von St. Lorenzen oder Luggau, wird ein Aussichtsberg ersten Ranges bestiegen, freilich erst seit kurzem und das nicht häufig, denn Luggau liegt dem Kirchfahrter nahe genug, dcm gewöhnlichen Touristen zu weit. Es ist der Hochweißstein, ganz überflüssiger Weise auch von Deutschen Nonts ?araldll. (pisi'i'H alda) genannt. Im Lesachlhale nennt ihn jedermann bei seinem dcntschen Namen, wenn auch die Spitze im Königreich Italien liegt. Der Weg führt von Lorcnzen durch die Frohn auf einen von mächtigen Felswänden umgebenen Boden. Hier sind ein paar ärmliche Hütten; in einer brennt seit vierzig Jahren eine Zillerthaler Familie den edlen Enzianbrantwcin. Mit dem Übernachten in der Enzianhütte sieht es nicht gar gut aus, aber zur Noth geht es, da es ja der Enzianbrenner auch in solchem Gebäu so lange ausgehalten hat. Vom Boden geht es bequem, denn es ist ja die alte Sagstockstraße, auf den Hochalbelpass. und dann steil, aber bei weitem nicht so schwierig, als zuvor der Anblick der Wände vermuthen ließ, auf den Hochweißstein (2691m). Was die Dolomite Tirols und Venetiens, die Kalkalpen Kärntens und Krains, die Tauern und sonstiges Gcbirg und Thal Schönes zu dem weiten und malerischen Panorama beisteuern, ließe sich höchstens durch Namen andeuten, aber nicht schildern. 6* 84 Taö Gailthal. Die Endstation auf kärntnerischem Boden ist der schön gelegene Wallfahrtsort Luggau mit stattlichem Kirchen- und Klostergebäude. Von Luggau gelangt man ins Pusterthal entweder auf der schlechten Fahrstraße über Unter- und Obertilliach nach Sillian, odcr um drei Stunden näher über den „Kofel" und zum „Luggaucr Brückele" nach Lienz. Dieser letztere Weg ist gefahrlos ohne Führer zu machen und empfiehlt sich jedem, der auf einer Felsentreppe, die ihresgleichen sucht, durch eine wilde Schlucht den Abstieg nehmen will. Ist man ohne auszugleiten, denn das könnte doch unangenehme Folgen haben, am unteren Ende dieses Felsenkamins angekommen, ob mit oder ohne Benützung der in den Stein eingetriebenen eisernen Ringe und der daran befestigten Stangen, so findet man es, wenn man umsieht, kaum glaublich, dass man so leicht durch dieses so ganz unzugänglich scheinende Geklüft herabgeturnt hat. Allerdings, ausgleiten darf man nicht, sonst könnte es einem zum mindesten so übel ergehen, wie unserem Führer, der bei seinem Sturz eine der ältestgedienten und größten Feldflaschen des Carantaner-landes in Trümmer schlug. 85 7. Das Canalthal. (Tarvis. — Raibl und der Predil. — Der Luschariberg. — Pontafel und Pontebba.) Den Namen, sonst nichts, hat das Gebiet der Wasser- und Völkerscheide, welches die Taroiser und Raibler Gegend und das obere Fella« thal umfasst, von den nahen Welschen. Die Thalrinnen drüben in Carmen heißen alle Oiinali, das Fellathal Oauaik äi lerro; es ist für Italien die Eisenstraße. Die Nationalitäten aber haben sich in strenger Abgrenzung erhalten, als ob es nie kärntnerische Herzöge gegeben hätte, die zugleich die Mark Verona mit Friaul verwalteten. Auch innerhalb der Grenzen des Canalthales sind die Volksstämme streng gesondert; die Mehrzahl der 7000 Einwohner sind Deutsche, aber vom Süden herüber, ganz ohne Rücksicht auf trennendes Gebirg, reicht eine Zunge des slavischen Sprachgebietes, gebildet aus den Dörfern Saifnitz, Uggowitz, Wolfsbach und Leopoldskirchen. Der Ackerbau hat hier wenig zu bedeuten, am Walde haben die Bewohner meist nur Nutzungsrechte von zweifelhaftem Werte, ausgebreitet, aber in der Qualität hinter anderen Gegenden des Landes zurückstehend, ist die Viehzucht. Doch darum steht die Wohlhabenheit kaum tiefer als in vielen gesegneteren Landstrichen. Bergbau, Handel und bis in die neueste Zeit Fuhrwerk sind die Beschäftigungen, und Fleiß, Intelligenz und Genügsamkeit die Eigenschaften, mit denen man hier wirtschaftet. Auf kleinem Raum drängen sich hier alpine Schönheiten ersten Ranges zusammen. Der Raiblersee, der Predil, die Gräben und Almen gegen den Vischberg hin, der Lnschariberg sind für das große Publicum, der Vischberg und Montatsch für den Bergsteiger ausgezeichnete Punkte. Dazu kommt das almenrciche Gebirg im Norden mit vielen schönen Spitzen, und wenn auch schon in Kram, so doch in nächster Nähe, der Manhart und die Weißenfelser Seen. Für alle diese Ausflüge ist Tarvis, selbst in prächtigster Lagc, ein willkommener Mittelpunkt. Bei Arnoldstein verlassen wir das Gailthal und bleiben an der Eisenbahn. Reich an großartigen Objecten, führt sie uns, über Brücken und durch Tunnels, nach Thörl und Tarvis. Es ist ein herrliches Panorama, das sich uns vom hochgelegenen Bahnhof aufthut. Manhart und Vischberg sind die hohen Herren, die sich vor uns in ihrer Majestät weisen, aber auch die vorgeschobenen Spitzen ihres Gefolges, der Fünfspitz und der Königsberg, mit ihren eigenthümlichen schönen Formen, wirken mächtig genug. Ist doch der Königsberg von unseren Ahnen würdig erachtet worden der Sage, dass der Langobardcntönig Alboin seine Zinne erstiegen und von dort seinen Kriegern, wie einst Hannibal seinen Puniern, Italiens Herrlich- 86 Tas Calialthal. keiten gezeigt habe. Vor den hochragenden Spitzen zieht sich ein niedriger, vom frischen Grün der Bcrgwicsen und lichtem Nadelwald bedeckter Zug hin, der sich gegen Osten zu den Vorposten der Karawankcn hinanhebt. Aus diesem Zuge bricht ein aus der Weißenfelser Gegend kommender Bach hervor und eilt der Schlitzn zu. Die Schlitzn selbst aber, im unteren Laufe Gailitz genannt, hat zwischen die westlichen Karawanken und die östlichen carnischen Alpen eine tiefe Nunse gerissen, die sich gerade unter dem Bahnhöfe zu einer nnr wenige Klafter breiten, von Ncnbl mit Tvüüsstnl;. senkrechtem hohen Gewand gebildeten Klamm verengt, über welche der nach Krain sich hinziehende Ast der Eisenbahn auf hoher Eisenbrücke darübersetzt. Der Marlt Tarvis, aus dem modern gebauten Ober-Tarvis und dem alten unten an der Schlitzn gelegenen Unter-Tarvis bestehend, ist, wie gesagt, ein günstig gelegener Mittelpunkt für Ausflüge nach allen Richtungen. Von den hochherrlichen Weißenfelscrseen können wir hier nicht sprechen, da sie schon zu Krain gehören. So verfolgen wir die Straße, welche gegen Süden längs der seeklaren Schlitzn in zwei Raibl. 87 Slunden nach Raibl führt. Raibl, obwohl mir 892 m hoch gelegen, has, auf drei Seiten von wildem Hochgebirg umgeben, versperrt gegen die lauen Äifte des Südens und des Westens, offen gegen Norden, ein rauhes Klima, kein Ackerfeld, keinen Obstbaum. Vielfach ist das Thal auch durch Gießen verschottert; es ist eine rauhe, harte Schönheit, die wir hier treffen. Umfo stärker wirkt der Anblick des Sees, der eine halbe Stunde von der Ortschaft entfernt ist. Die Prachtberge herum bilden eine großartige Runde, dazu geben die Wälder an den tieferen Raibler-Ece. Hängen einen farbcnkräftigcn Gegensatz und aus dem stillen, grünen See inmitten leuchtet ein verklärtes Spiegelbild all des Schönen, das sich um ihn gesellt. Vom Raiblerscc erreichen wir bald die Höhe des Predil und genießen von einem gut gelegenen Standpunkt aus die kühne Formen-schönhcit des Manhart, des Ialouc und anderer Nachbarn. Hier, vor dem steinernen sterbenden Löwen, gedenken wir jener Braven, die Mitte Mai des Jahres 1809 für die Ehre einen herrlichen Tod starben. Dritt- 88 Das Caiialthal. Halbhundert Grenzer hielten mit einigen Kanonen ein hölzernes Blockhaus gegen 6000 Franzosen. Der Commandant, Haufttmann Hermann, niics alle Aufforderungen zur Übergabe zurück. Da schickten die Franzosen Gefangene zu ihm, welche sie in denselben Tagen bei Malborghct gemacht hatten, mit der neuesten Unglücksbotschaft: Malborghet war von den rückziehenden Österreichern geräumt worden, die Blockhäuser von Talavai waren genommen, der Commandant, Haufttmann Hcnsel, war gefallen und, da er schwerverwundet am Boden lag, mit Kolbenstößen getödtct worden, selbst der Arzt war ermordet worden, die weitere Vertheidigung des Preoils war nutzlos. Aber Hermann blieb bei seiner Weigerung. Da wurde das Blockhaus umgangen und in Brand geschossen, alles war verloren. Hermann und was von der Mannschaft übrig war, stürzte aus Rauch und Flammen hinein in den Feind und verkaufte Leben gegen Leben. Nur wenige von den Grenzern blieben übrig. Das tief eingefurchtc Gebirg um Naibl erheischt eine Reihe gesonderter Touren, bis man es vollständig kennen gelernt hat. Da trifft es sich nun gut, dass man beim Bleiben in Naibl gut aufgehoben ist und tüchtige Führer findet. Von den Raibler Hochspitzen wird am häufigsten der Manhart (W78 m) gemacht. Beim Raiblcrsce vorüber, dessen hellgrüne Flut zwischen Buchenwald und Felsen heraufleuchtet, den herrlich geformten Seelopf vor uns, gelangen wir auf die Höhe des Preoils, und dann, an dem Heloendenkmal und dem Fort vorbei, links den stol; thronenden Manhart und den zerrissenen Ialouc, rechts unten die dämmernde Schlucht vor Augeu, zum Eingänge in den Manhart-Graben. Welche Fülle der schönsten Bilder auf einer Wegstrecke von drei Viertelstunden! Dann folgen zwei Stunden wechselnden Weges durch einen waldigen Graben, bis wir das nett eingerichtete Schutzhaus erreichen. Hier wird behaglich genächtigt und am nächsten Tage, theils sanft geneigte Schneefelder passierend, theils mit leichter Kletterei durch die Felsen turnend, der herrliche Gipfel erstiegen. Die Aussicht ist wahrhaft großartig und schön nach allen Seiten. Nirgends stört ein breiter, ungefüger Rücken; in die weiten Zwischenräume, welche die nahen, tiefeingcschnitteuen Gruppen frei lasfen, schaut eine Unzahl fernster Berge herein. Alle Höhenzüge der Tauern und der nördlichen Kalkalpen stehen frei da, nichts verschoben, alles in voller Entfaltung der Formen. Schwerer zu entwirren find die übereinander gethürmten, bleichen Höhen der Dolomite; doch die charakteristischen, Dreischusterspitz, Cristallo, Marmolaoa, Antelao sind bald herausgefunden. Nach Südwest schweift der Blick über das Gcwirre der friaulischen Bergkegel hinaus auf die Ebene, aus deren Dunst der Tagliamento und die Fenster von Udinc heraufschimmern. Wäre es ganz rein, so würden wir auch die Aoria Der PreUl, 89 Dcr Predil mit dcm Mangart. 90 Tas Canalthal. schauen können. Dazu die wildschönen Formen der Jütischen Alpen, in nächster Nähe der stolze Triglnu, die duftigen Spitzen der Karawnntcn und der Steiner Alpen und tief unten die grünen Thäler und die weiß-blinkendcn Ortschaften — es ist eine reiche Pracht, von der man nach langem Genießen ungern scheidet. Ähnlich ist die Aussicht vom Vischberg (26«9 m). Interessant ist die Lage des an eine überhängende Wand vogelnestartig augeklebten Schutzhauses. Der Aufstieg durch die Wände sieht sich viel schwieriger an, als er sich in der That erweist. Nur ein paar Tritte über eine plattige Stelle, nachdem man einen natürlichen Tuunel durchkrochen hat, erfordern größere Behutsamkeit. Schwieriger sind der Can in (2582 m), wenn das steile Schnecfeld, welches vom Canin-Gletscher auf den Grat führt, sich nicht gerade in sehr guter Beschaffenheit befindet, und der Bramkofel (2752 m, gewöhnlich Montatsch genannt) wegen der etwas exponierten Gratwanderung. Bon ausgezeichneten Kennern der Alpen wurden beide Gipfel als Aussichtspunkte allerersten Ranges gepriesen. Von Tarvis gegen Westen zweigt sich die Staatsbahnlinie Tarvis-Pontebba ab, an welche sich die Fortsetzung nach Udine anschließt. Die erste Station ist das windische Dorf Saifnitz, der gewöhnliche Ausgangspunkt für die Besteigung des heiligen Berges oder Luschariberges. Dieser ist der besuchteste Wallfahrtsort Kärntens, besonders die slovenische Bevölkerung des Landes und der angrenzenden Gebiete strömt zahlreich Hieher. Eine unansehnliche Kirche, angeblich aus dem Jahre 1360, ein Wirtshaus, einige Buden mit den üblichen wächsernen, hölzernen und Papierenen Wallfahrtsartikeln stehen unmittelbar unter dem Gipfel. Aber auch dem Naturfreunde winkt oben reicher Lohn, denn die Aussicht vom Luschariberge zählt zu den allerschönsten im Lande. Die Höhe ist nicht bedeutend, 1792 m, und nach Süden reicht der Blick gar nicht weit. Aber gerade diese nahe Abgrenzung gegen Süden ist ein Prachtstück, es sind dies die herrlichen Gestalten des Ialouc, Manhart, Vischberg und besonders des Bramkofel. Zu diesem gewaltigen Bilde steht das, was man von Unterkärnten sieht, im wirkungsvollsten Gegensatze; die Umgebung von Klageufurt, die freundlichen Berge und Hügel des Unterlandes, die von weitem herüber grüßen, können in ihrer anheimelnden Lieblichkeit wohl nirgends mehr zur Geltung kommen als an dieser Stelle. Nennen wir noch das reizende obere Savethal, die Profilansicht der Karawanken, die Hohen Tauern, die Dolomite von Tirol und Carmen, so haben wir noch immer nicht so viel verrathen, dass nicht auch sehr hoch gespannte Erwartungen noch übertroffen würden. Diese Namen können von der Weite der Aussicht eine beiläufige Vorstellung Der Luschaiibcrg. 91 machen, von dem eigentlich Malerischen nber, der Gruppierung, dem Zusammenwirken und dem Gegensatze, lässt sich beim besten Willen nicht viel verrathen. So steige denn jeder selber die zwei Stunden oder, wenn man sich's bequem machen will, beliebig mehr von Saifnitz hinan und schlage sich durch Bcttlerposten mit und ohne Glockengebimmcl durch; mit dem Herunterkommen braucht man sich dann nicht selbst zu bemühen. Das besorgt ein Saifnitzer Baucrnjnnge. Um einen einzigen Gulden schlittelt er seinen Fahrgast laufend und springend in sausender Eile bergab, um ihn nach kaum einer halben Stunde im Thale abzusetzen. T'ci ^'»scharibcrg. Es ist die lustigste Fahrt, die man machen kann, und wäre für sich allein des Aufstieges wert. Eine zweite Tour von Saifnitz aus ist die nach Wolfsbach und in die Seissera-Alpe, keine Bergfahrt, also auch für diejenigen, welche, sich einen alten Witz aneignend, behaupten, sie sähen die Berge lieber von unten an. Ist es diesen nicht um eine Ausrede zu thun, die überflüssig ist, weil sie niemand hindert ;u Hause zu bleiben, sondern ist es ihnen wirklich Ernst damit, so sollen sie nur in die Seissera gehen und drinnen die Bergumrahmung von seltener Großartigkeit mit dem gcbü-rcnden Respect anstaunen. Von Saifnitz abwärts geht's ins windische Uggowitz; will man aber die Uggowitzer kennen lernen, so muss man sich schon im Sommer 92 An der Liescr und Malta. etwas aufwärts bemühen, auf die Ukwa, die weite Uggowitzer-Alm. Dort oben obliegen sie der Heumahd, der Küferei und sonstigen süßen Mühen des Almlebens. Folgt Festung Malborghet, eines der hoffentlich für alle Zeiten überflüssigen Bollwerke gegen unsere südlichen Nachbarn und Freunde. Hnuptmann Hensel hat hier ein Monument erhalten wie sein Waffenbruder Hermann am Predil. In einiger Entfernung von der Festung liegt der Markt Malborghet. Endlich sind wir an der Grenze. Wir verlassen den auffallend stattlichen Bahnhof und gehen ins Dorf. Pontafel ist ein deutsches Dorf wie tausend andere, die reinlich geweißten Häuser mit Schindeldächern gut karantanischer Art eingedeckt, hellhaarige Kinder vor den zahlreichen Wirtshäusern und in denselben gut genährte biertrinkende Germanen. Aus der Thalschlucht zur Rechten rinnt ein Wildbach heraus, die Pontebbana; sein anderer Name, Confin-bach (Grenzbach), gibt seine Bedeutung an. Man tritt über die Brücke und glaubt sich mitten in Italien. Auf der Straße stehen Gruppen magerer brauner Gesellen in abgeschossenen und doch vielfarbigen Ge< wändern, an den Thüren wimmelt es von Weib und Kindern, überall tönt welsches Geplauder, fließend, vollklingend, laut, endlos, die Häuser präsentieren sich malerisch, städtisch und etwas schmutzig, die Dächer aus Rundziegeln und der Campanile von typischer Form fehlen auch nicht, kurz, es gibt keine Völkerscheide, die schärfer und reinlicher wäre. 8. An der Tiefer und Malta. *) (Spital und die Grafschaft Ortenburg. — Millstatt. — Gmünd. — Das Maltathal.) Dort, wo die grünblaue Lieser den Querriegel durchbrechend, der vom Hühnersberg ausgeht und das Becken des Millstättersees vom Drau-thale trennt, ins weit geöffnete Thal herausspringt und durch das Lurn-fcld der Dräu zueilt, steht in schönster Lage der ansehnliche Markt Spital. Weit reicht die Schau thalauf und thalab, abgeschlossen von brcitangelegtem Gebirg, das sich in schlanken Spitzen von schwungvoller Zeichnung verjüngt. Gegen Nordwesten gewendet, haben wir die mächtige Kreuzeckgrupfte vor uns, rechts von dieser, in gerader Fortsetzung des Drauthals, schauen wir ins Möllthal tief hinein, bis ein schwarzwaldiger ^) Über diese und einige andere wenig gekannte Gegenden des Kärntner Oberlandes vergl.: Michel Knittl, Cultur- und Landschaftsbildcr aus Steiennark und Kärnten. 1889. Orlcnbnrg. 93 Kcgel, der Danielsbcrg, und über diesem die Stellkopfgruppe mit ihren Schncefeldcrn die Thalsichl absperrt. Von den nahen Bergen bestimmen das Gmeineck, in der Karte fälschlich Hühnersberg genannt, und das Guldeck dm Charakter der Landschaft. Dem Gmcineck sieht man seine 2500 m Höhe kaum an. Grün bis an die aus dem Massiv hervortretenden kurzen Hörner, hoch hinauf carriert von Wald-, Feld- und Wiesenflecken, mit verstreuten Gehöften besetzt, gibt es sich recht gemüthlich. Weil es nicht vordringlich aussieht, lässt man es auch hübsch ruhig seitwärts liegen und glaubt es kaum, dass es eine ganz vorzügliche Aussicht hat. Ihm gegenüber, gegen Süden, scheinbar nicht viel, in der That aber um beiläufig 400 m niedriger, dominiert das Guldeck, waldig bis nahe zur Höhe, so weit es die Menschen nicht abgeschunden haben. Unter dem Guldcck, auf vorspringender Anhöhe, steht die Ruine von Ortcnburg, einst der Sitz eines mächtigen Geschlechtes. Graf Friedrich, aus dem Geschlechte der am Hunsrück ansässigen Spon-heimer, erhielt einen Theil des alten Lurngaues als Grafschaft Ortenburg von Kaiser Heinrich dem Heiligen. 1134 gedieh die Grafschaft Sternberg an die Ortenburger, und das Flügelwappcn der Ortenburger nahm die drei Sterne der ausgestorbenen Sternberger auf. Um 1420 starb der letzte Ortenburgcr Graf, Wilhelm, und die Sage erzählt von einem Gattenmord; aus der Hand seiner Gemahlin, einer gebornen Herzogin von Teck, soll er den todbringenden vergifteten Apfel empfangen haben. So gelangte die fchöne, ein Gebiet von vierzig Quadratmeilen umfassende Grafschaft an die Cillier. Doch nicht lange mehr blühte dies Kraftgeschlccht. Der Martinstag des Jahres 1456 sah die Ermordung Ulrichs von Cilli in Belgrad, und als der Graf „mit sendlicher Clag" in der Minoritenkirche zu Cilli bestattet ward und um das Grab geordnet waren „fünff Banyr, nämlich Cilli, Ortcnburg, Sonnegk, Sagor, undt das fünfft war ein schwarz Clagfändl", „da hub einer ein sonderlich Geschrey, undt schrey laut: Cilli, undt nimmermehr Cilli, und schrey das dreymal, und darnach zerbrach er das Vanyr ob sein." Von 1458 bis 1524 war Ortcnburg landcsfürstlich. In diesem Jahre übergab Erzherzog Ferdinand, nachmals Kaiser, die Grafschaft seinem Rathe Gabriel Salamanca als Lehen. Dcn spanischen Herren verdankt die neue Burg iu Spital ihre Entstehung, ein seltenes Prachtwerk der Frührenaissance, ein vornehmer italienischer Palazzo mit der Ausficht auf deutsches Urgcbirg und nordischen Sommerschnec. Der letzte Salamanca starb 1040, nachdem sein ungerathener Sohn zu Villach von Fleischer-Hunden zerrissen worden war. Seine Gemahlin aber, die ihre Schütze vergrub und ihr Geheimnis durch Mord schützte, wandelt als Burg-gespenst durch die folgenden Jahrhunderte. Im Spitäler Schlosse ist ihr 94 An dcr dieser und Malta. Bild zu sehen, wie sie einem späteren Burgherrn erschien. Die Frei« Herren Widman, deren Vater, ein Villacher, sich Reichthum und den venetianischen Adel mit dem Prädicat Rezzonico erworben und durch Kauf Paternion und Sommeregg sammt dem Freiherrenstand an sich gebracht hatte, kauften die Grafschaft Ortenburg, verkauften sie jedoch bald wieder an den Fürsten von Porzia. In dem Besitze dieser Familie ist die Grafschaft geblieben. Von den Überresten der ehemaligen RcichS-unmittelbarkcit behaupteten die Ortenburger Grafen das Recht zu adeln bis auf Josef II. Die Aichcnegg, Pacher, Moser, Hofcr «später Freiherren von Ankershofen) gehören zu den von den Orteuburgern Geadelten. Von Spital führt ein reizender Waldweg durch den Licsergraben an den Ausfluss des Millstatte rsees. Dieser gilt unter den größeren Seen des Landes als der schönste. An Mannigfaltigkeit der Scenerie dem Wörthcrsee nachstehend, bietet er im ganzen nur ein, aber dafür um so großartigeres Bild. Millstätter Alpe und Mirnock, Berge von sanfter, schöner Form, oben mit Almweiden, an den Hängen mit Nadelwald, am Fuße mit den Werken der Menschen, Acker, Wiese und Obstgarten in lieblichem Wechsel bedeckt, senken sich ohne Vorberge unvermittelt in den See; im Süden ist die Abgrenzung gegen das Drauthal von einem niederen, tannenbcstandcncn Bergzuge gebildet, gegen Westen aber öffnet sich die Aussicht weit und frei auf die kühn geschwungenen Formen der Kreuzcckgruppe, in welcher der schlanke Sandkofel sich besonders heraushebt, auf die Gruppe des Stcllkopfs im Möllthalc und auf das schöne Massiv des Gmeinecks und dcr „Hohen Leier" mit seinen Alm-weidcn und trotzigen Hörnern. Vom See aus gesehen, scheinen diese mächtigen Häupter sich unmittelbar aus dem Wasser zu erheben, denn der Blick schweift unnufgehalten über den niedern Rücken, der in westlicher Richtung den See vom Drauthale scheidet. Einen grandiosen Anblick geben diese Möllthaler Berge, wenn im Hochsommer die Sonne gerade hinter ihnen untergeht, besonders wenn die Lichteffecte durch schweres Wettergewölk gesteigert werden, das sich in den Winkeln des Möllthals und in den Schluchten dcr Kreuzeckgruppe zusammengebraut hat, während über dem See noch ein lichter, ins Meergrüne hinüberspielender Abendhimmel blaut. Das Nordufer gibt gern benutzte Gelegenheit zu zahlreichen Spazier-gängen, namentlich da, wo sich etwa 260 Meter über dem See ein langgestrecktes Plateau hinzieht mit reicher Cnltur und besonders ausgezeichnet durch prachtvolle Wallnussbäume. Will man aber das genügsame Stilleben am See durch eine fröhliche Bergwanderung unterbrechen, so hat man die schönsten Berge mit den lohnendsten Aussichten vor sich, und wenn die Millstätter Alpe nicht mehr hoch genug erscheint, so hat Millstlltt. 95 man ja gleich dahinter höhere und noch schönere, alle die hohen Herren, die in majestätischer Größe mit schneeweißen Häuptern zu beiden Seiten dcs Maltathales sitzen. Einen Spaziergang aber unterlasse niemand, der auch nur zwei Tage unter dem Zauber der Millstätter Sceniren steht, nämlich dort hinauf zu steigen, wo die Fenster des letzten Bauernhauses von der halben Höhe des Mirnocks herabgläuzen. Dieser letzte Bauer, der Obcrwinklcr im Gschriet, hat sein Haus auf eine Stelle gebaut, von der aus See und Berge — der Großglockner und die Hochalmspitze sind auch dabei — sich zu einem vollendet schönen Gesammtbilde vereinigen. Zu steigen hat man von Döbriach nur etwa anderthalb Stunden, und die freundlichen ^eute ^n Gschrict haben einige Betten zur Verfügung gestellt, so dass auch für den Bequemsten wenig zu wünschen übrig bleibt. Wer Lust hat, wird es nicht bereuen, wenn er sich am Morgen von den Enkelkindern des Oberwinkler auf den Mirnock führen lässt. Millstatt ist jetzt eine stark besuchte Sommerstation. Wer einmal hier zwischen den Bergen, unter den Fruchtbänmcn des Ufers, in und auf dem Wasser schnell schwindende Wochen verbracht hat, der kehrt gerne wieder, daher findet sich unter den Sommergästen ein treuer, jedes Jahr wiederkehrender Stammstock. So ist Millstatt der träumerischen Abgeschiedenheit entrückt und ein bekannter Name geworden. Das Bencdictinerklostcr Millstatt wurde vor 1088 von Arbo, vormals Pfalzgrafen in Vaicrn, gestiftet. Seinen Namen leiteten die Mönche, indem sie den Gedanken an die Mühlen des Mühlbachs als zu naheliegend zurückwiesen, von den tausend Götzenstatuen (milio «tuwao) her, die der sagenhafte Herzog Domitian, der auf dem Guldeck hauste, umstürzte, als cr das Christenthum einführte. Kaiser Friedrich IV. gelobte, als cr in seiner Wiener Burg belagert wurde, im Jahre 1462 die Gründung eincs ueucn Ritterordens, der ^and und Christenthum gegen die Türken vertheidigen sollte. Diesem neuen Orden, den Georgsrittern, wurde im Jahr 1409 das in Wirtschaft und Disciplin ganz heruntergekommene Bcncdictiucrklostcr zu Millstatt nebst vielen anderen Herrschaften übergeben. Der treffliche Johann Siebcnhirter war der erste Hochmeister. <3r baute Kirche und Kloster um. Doch der Orden wollte nicht gedeihen. Die Zahl der Ritter blieb eine geringe, cilf Mann im Jahre 1471, und auch der Titel der „gekrönten Ritter", welche, außerhalb des Stiftes stehend, nur durch Beiträge der guten Sache helfen sollten, zog wenige an. Der Hochmeister aber war in beständigen Geldverlegenheiten, da dir Ritter ihre Ämter zu eigenem Gewinn ausbeuteten und nichts ablieferten. Und was das Schlimmste war, die Türken bekam der Orden nur zu sehen, als jene plündernd an den wohlvcrschlossencn Thoren des Klosters 96 An dcr Lieser und Malta. vorbei bis in die Reichenau vordrangen. So fristeten die Kreuzherrcn ein rühm- und thatenloses Dasein, bis das Kloster im Jahre 1598 den Jesuiten übergeben wurde, in deren Besitz es bis 1773 blieb. Ans der Iesuitenzeit ist das Jahr 1737 hervorzuheben, in welchem die geplagten Bauern, dreihundert an der Zahl, aufgereizt von einem sichern Josef Paul Zopf, sich gegen die Patres erhoben nnd das Stift einnahmen. Doch bald wurden die Bauern von den Spitaler Bürgern gezwungen, sich zu ergeben, worauf die Justiz in den damals üblichen unsanften Formen ihres Amtes waltete. Die Stiftskirche ist sehenswert, sie enthält noch manche romanischen Elemente. Noch interessanter ist dcr Krcuzgang, der die ursprünglichen Formen rein bewahrt hat. Das Schönste im Stift aber ist eine uralte Linde von mächtiger Größe, unter der es sich auch dann gut säße, wenn auch nicht ein Vierquell von löblicher Güte daneben sprudelte. Nun versetzen wir uns wieder nach Spital zurück und machen nns auf den zweiten Seitensprung, wegen dessen man an der Mündung der Lieser Halt machen muss, und verfolgen das frische Bergwasser bis zu seinen wolkennahen Quellen. Durch die schattige Waldschlucht, welche die grüne Lieser, über-Felsblöcke schäumend, durchrauscht, dann unter dem von schroffem Steine herabschauenden Lieseregg herum kommen wir dnrch einen Graben, gebildet von den Abhängen des Schirnocks rechts, des Hühnersberges und der Dornbacher Alpe links, bis zu der Stelle, wo das helle Wasser der Lieser sich mit dem Keeswasser der dreimal stärkeren Malta mischt. Links hinein öffnet sich der Boden des Maltathals, abgeschlossen durch mächtige Berge, unter denen die hohe, schöngeformte Gestalt des Sonnblicks mit seiner stolzen Spitze und den Schneefeldern darunter dominiert, rechts hinein setzt sich der Liesergraben fort. Wo Maltathal und Liesergraben zusammenstoßen, liegt der Vorort der Gegend, ein mauer- und thorbewehrtes Städtchen mit zwei Schlössern, einem alten auf steiler Höh, feit dem letzten Brande dachlos und dem Verfalle preisgegeben, und einem neuen am Markte; es ist das herrlich gelegene Gmüno. Wer von der Brücke neben dem alten Stadtthore hineinschaut in die Pracht des Thales und der Berge, wer die netten Häuser des stattlichen Platzes anschaut und in einigen derselben in der frohen Gesellschaft thätiger Bürger um wenig Geld mit viel Behagen seinen Leib gestärkt hat, wer draußen am Kreuzbichl an sonnenwarmen Tagen ein frisches Bad genommen, wer in den Wäldern umher die Hirsche röhren und im Gewände die Gemsen pfeifen gehört hat, der wird sagen wie wir: Hier ist gut bleiben!' Bevor wir aber in das Heiligthum, dessen Schlüssel Gmünd ist, in das Maltathal, eintreten, wenden wir uns rechts und verfolgen den Gmiind. 97 Lauf der Liescr. Gcgcn Ostcn hebt sich über die Wälder seiner Hänge der sanftgcformte Schirnock; diesen sollte man zuerst besteigen, wenn man Gmünd zum Ausgangspunkte einer Reihe von Hochgenüssen gewählt hat; eine leichte Tagespartie, für einen guten Geher eine Halb-tagspartie, gibt dcr Schirnock — Tscherncck heißt er eigentlich, was auf deutsch „schwarzer Gupf" bedeutet — eine ebenso malerische Aussicht als eine vollkommene Übersicht des „Gmündthales" mit den waldigen Gräben und den Almenhöhen im Osten, mit den dunklen Tiefen und eisglänzenden Gletschern des Maltathales im Westen und Norden. An den Wäldern des Schirnocks vorüber wandern wir, die schöne Reichsstraße entlang, nach der infolge der unglücklichen Fideicommissvcrhältnisse aufgelassenen Gewerkschaft Kreuzbichl und nach Eisentrattcn, dcm Geburtsorte des genialen Bildhauers Hans Gasser. Die Fortsetzung des Weges, au mannigfacher Abwechslung reich, bringt uns durch die Dörfer Leoben und Kremsbrücken, vorbei an der Ruine Rauchenkatsch in das eigentliche Katschthal, nach Rennwcg. Von Leoben und Kremsbrückcn führen lange Gräben in die Abgeschiedenheit der Stangalpengruppc. Auf den König stuhl kann man durch den Leobengraben gelangen und dabei Station im Karlbade machen, wo man den Bauern das Bad in ausgehöhlten Baumstämmeu bereitet und das Wasser mit glühenden Steinen hitzt. Auch durch den hübschen Kremsgraben kann man dieser leicht ersteigbaren und höchst lohnenden Kuppe zuwandern, durch das hochgelegene Dorf Kremsalpe hinauf zur Knappcnhüttc am AbHange des Saureck, hoch über dcm prachtvollen Almbodcn, „Schönfeld" genannt, vorüber am Rosenecksee und am Friesen-halssee. Aber nicht nur eine weite und schöne Rundschau bietet der Königstuhl, der Grenzstein dreier Länder, in den Almen und Hochthalwinkeln herum webt noch die Altmutter Sage ihre romantischen Gespinste, und die Sennerinnen wissen dir von dcr „blutigen Alm", von der „Freimannsgrube" im „verborgenen Thal", von Schatzgräbern zu erzählen, die vielleicht noch heute in verschwiegener Nacht an das taube Gestein klopfen und bereit wären, um das liebe Gold ihr Leben gegen den rothen Freimann und ihre Seele gegen den Teufel zu wagen. Die „Freimannsgrube" ist gar schwer zu finden; darum heißt sie auch „das verdrahte Loch". Einst gieng ein Holzhauer durchs „verborgene Thal", da sah er eine Pforte im Steingemüuer. Er schlug seine Hacke ins Thor; als er aber am nächsten Morgen wieder kam, stak die Haue in einer Felstluft, und die Pforte war verschwunden. Woher die Schätze in dcr Grube stammen, weiß man nicht genau; entweder haben die Heiden sie vergraben oder die Maultasch hat sie versteckt. Auch vom Freimann geht verschiedene Sage. Nach der einen hat die Maultasch Ttcinwcndcr: Harnten. 7 98 An dcr 5,'iescr »nd Malta. einen Freimaun als Wache zu ihren Schätzen hingestellt; der schlug einem unschuldigen Hirtenjungen den Kopf ab; seitdem sitzt er versteinert in der Höhle, bis alle Schatze gehoben sind. Nach einer anderen Sage fand ein Bauer zufällig das „verdrahte Loch" uud holte sich große Schütze. Sein Reichthum aber brachte ihn in Verdacht, und er wurde als Dieb zum Tode verurthcilt. Da vertraute er sein Geheimnis dem Freimann an, und dieser versprach ihm ourchzuhelfen. Den Frcimann aber gelüstete es, allein der Schätze Herr zu werden, darum brach er seinen Eid und köpfte den Bauer. Seitdem ist er in die Höhle gebannt und muss das Schwert schwingen über den Häuptern derjenigen, die das rothe Gold heben wollen. Solche Geschichten erzählen die Sennerinnen den Hirtenjungen beim verglimmenden Hcrofeuer der Almhütten. Von Nennwcg führt die Poststraße nördlich über den Katschberg ins salzburgische Lungan; das Thal der Lieser aber, im vorderen breiteren Theile Katschthal, weiter nach innen Pöllathal genannt, setzt sich gegen Westen fort. Von dem ansehnlichen Dorfe St. Peter im Katschthal kann man das Steinwand eck ersteigen, sich von dort der Aussicht in das Lungau und auf die Bergkette vom Hafner bis zum Hirncck erfreuen und dann über die steilen Grashaldcn lustige Abfahrt machen, oder man steigt südlich durch den Wolfsbachgraben zur Peitler-wurzihütte über die Hochmahdcn am Stern. Poisnigeck und Wandspitz auf den Faschauncr, auch Ncitcrcck genannt, uud von da ins Malta-lhal, ein Spazicrgang, dessen ganze Genüsse besonders anfangs August verkostet werden können, wenn die Heumahd die sonst so stille Alm mit lautem Leben erfüllt, wenn das Dengeln der Sensen von den Abhängen des Stern erklingt, wenn aus der Nähe vielstimmiger Gesang der Mähdcr schallt, wenn's von allen Fernen jauchzt und jodelt, und von den Felsenspitzcn herab die Peitschen der Halterbuben knallen. Der hohe Herr des Katschthals aber ist der Hafner, der drinnen im innersten Pöllawinkel über eine furchtbare Wildnis von Geröll und Schneefeldern sein graues Haupt erhebt; doch ist es bequemer und sicherer, seine Bekanntschaft vom Maltathalc aus zu machen. Nun aber ins vielgepriesene Maltathal! Was seine Specialität ausmacht, das sind die Wasserkünste, welche die im Erfinden unerschöpfliche Natur in reichster Fülle und Mannigfaltigkeit, ein Object neben dem andern, und eines schöner als das andere, aufgestellt hat, und welche sie mit den reichströmenden Ergüssen der Schnee- und Eisfelder im besten Gange erhält. Über zwanzig größere Wasserfalle zählt man, die man vom Wege aus schauen kann, ungerechnet die, welche in versteckten Schluchten oder hoch droben über der Thalsohle, ungestört von jeglicher Bewunderung, nicderjprühen. Die meisten begnügen sich damit, über Las Maltathcil. 99 Malta bis zum Pfliigelhof zu fahren, wo sich das eigentliche Thal schließt und der Graben beginnt, den von Stephansthurmhöhe herab-sprühenoen Fallbach zu bewundern, einen Abstecher zu den beiden wasscrgewaltigen Gössfällen zu machen, die unter dem „Hohen Steg" und der „Hohen Brücke" hinabdonncrndcn Fälle der Malta zu schauen, vom Hohcnsteg auf den neu angelegten Touristensteig hinüberzubiegei^ von dem aus man die Cas-caden des Melnitfalles überblicken kann, mit dem hohen, wasserreichen, prächtigen Hochalmfall und dem wenige Schritte von ihm entfernten „Blauen Tumpf" abzuschließen und nach vergnüglicher Rast bei der Trap Hütte in der Schönau wieder umzukehren. In der That bietet diese kurze Strecke Bilder von einer Schönheit und Großartigkeit, wie es überhaupt nicht gar viele in dem ganzen Gebiete der Alpen gibt, und das Maltathal verdankt den Felsen und Wasser-stürzen vom Fallbach bis zum blauen Tumpf seiucn Namen. Aber doch ist dies alles nur ein Theil der Herrlichkeiten, die das Maltathal in sich birgt. Vor allem soll ein jeder, auch derjenige, dessen Beinen die Götter nur ein Mittelmaß von Kraft verliehen haben, von Malta in zwei bis drei Stnnden auf das Faschauncr-Thörl hin' aufsteigen; der Anblick der dem Beschauer gegenüber thronenden Hochalmspitze mit ihren Gletschern und dem imposanten Gefolge der umgebenden Kolosse wird ihm reichlicher Lohn sein. Perspürt er Lust nach alpiner Kost auf einer wunderbar schön gelegenen Alm, so gehe er vom Thörl hinein in die Perschitz nnd von hier, wenn er nicht kopfscheu ist, hinunter 7* Der ^llllbach. 100 An dcr Licscr «nd Malta. den Bach entlang bis dahin, wo der Waldboden in die ungeheure Tiefe senkrecht abbricht nnd dcr Fallbach im kühnen Anlauf dem Freisftrnng ins Thal, viel über 100 m tief, entgegenhüpft. Über die senkrechte Wand hinaus biegt sich eine krummgewachsene Fichte; auf diesen Auslug hat sich auch schon manch' Übermüthiger gestellt, der dann mit geschlossenen Augen rückwärts kriechen musste. Das ist nicht nothwendig, aber nothwendig ist es, nachdem man einmal so weit gekommen, die immerhin etwas schwindlige Schlüsselstiege hinab zur Tiefe des Fallbachsturzes zu klettern. Seine volle rauhe Schönheit, seine rechte Großartigkeit, bestehend ans weithin gegossenem Eis, aus Massen schwarzer Felsen, aus dem wildesten Geröll, und nur wenig gemildert von lebendigem Wasser, von Almengrün und kleinen Beständen langbemoostcr, uralter Bäume, hat das Mnltathal für den aufgespart, der hinter den blauen Tumpf vordringt. Über die Beschaffenheit der Wege, die seiner warten, kann der Wanderer nicht lange im unklaren bleiben; die Kletterpartie unter der „langen Wand" hin gibt bereits genügenden Vorgeschmack. Dafür entschädigen ihn die zahlreichen Wasserstürze, der Anblick der ab nnd zu in die Thalschlucht hineinschauenden Hochgipfel, die grünen Almböden bei der Aoambaiwr- und bei der Wastlbaueralm, der uralte Lerchenhain auf dem Wiesengrund in der Nähe der letztgenannten Hütte. Bei der Wastl-bauerhüttc, der letzten Kuhalpe im Maltagraben, mag wohl auch eingekehrt werden; dagegen ist die Annäherung an die auf einem Felsblock stehende Adambauerhütte nicht rathsam und ein Ausgleiten in dem unergründlichen Koth von den nachhaltigsten uud nicht gerade angenehmsten Folgen begleitet. Dann überschreiten wir den Kelnbreinbach und sind bald auf der Prächtig gelegenen Sameralm angelangt. Hier steht eine Ochsenhütte, ein Jagdhaus und das nengebaute Touristenhaus, die Elendhütte, eine willkommene Nachtstation nach der achtstündigen Wanderung von Gmünd und ein Ausgangspunkt für die Besteigung des Ankogels, sowie für die Übergänge über die Arlscharte nach Hüttschlag, über die Kleinelendscharte nach Gastein und über die Großelendscharte nach Mallnitz. Gerade vor uns steht in trotziger Isoliertheit das brannfelsige Schwarzhorn, zu seinen Füßen vereinigen sich die aus den Gletschern des großen Elends und des kleinen Elends kommenden Bäche zum Maltabache, rechts schaut die vereiste, nur an den Kanten schwarze Pyramide des Tischlerkarspitzes ans die Alm herein, auf der entgegengesetzten Seite schließt der weithingestreckte Kelnbrcin-Kees ab, von schwarzen Gipfelfelsen überragt, hinter denen das Hafnereck hereinlugt. Alle eben genannten Übergänge geben umfassende Übersichten über das Prachtgcbiet der Hochalmspitze und des Ankogels, über die mächtigen, tief hcrabreichenden Das Maltathal. 101 blauen Gletscher des Faschnocks, aus denen schwarze und rothe Felsen im wirkungsvollsten Contraste zum weißen Firnschnee und zum blauen Gletschereis hervorragen. Leider werden diese Übergänge viel seltener gemacht, als sie es verdienen, weil sie im unverdienten Rufe besonderer Schwierigkeit oder gar Gefährlichkeit stehen. Die Arlscharte kann von jedem, die Kleinelendscharte bei gutem Wetter von etwas geübteren Bergfahrern ohne Führer übersetzt werden, obwohl ein solcher bis über das Kleineleno-Kees immerhin erwünscht und bei Nebel nothwendig ist; die Großelendscharte endlich verlangt außer einem tüchtigen Führer, wie man ihn in Malta oder manchmal auch beim Jagdhause bekommt, nur jenen Grad von Ausdauer, ohne den man sich überhaupt nicht in die Hochalpen trauen sollte. Durch den schönen Gössgraben mit dem prachtvollen Zwillings-falle führen auch zwei beschwerliche Übergänge in das Möllthal, der eine über die Dössnerscharte nach Mallnitz, der andere über das Kaponikthörl nach Obcrvellach. Mit dem Übergänge über die Dössnerscharte verbindet man ohne großen Umweg die Besteigung des Sauleck. Was aber die Thalwanderungen stückweise und unvollkommen, die Übergänge in beschränktem Maße genießen lassen, die Zusammenfassung der einzelnen Schönheiten zu eincm machtvollen Ganzen und die Erweiterung des großartigen Bildes durch Ausblicke, hier auf das Glocknergebiet, dort auf Watzmann und Tännengcbirge, weiter auf Hochschwab und alles steirische Land, endlich auf die Kalk- und Dolomitriesen, deren drohende Gestalten mittägiger Dunst verschleiert, das gibt alles eine Bergfahrt auf einen oder den andern von den Giganten, die dem Malta« thal zu beiden Seiten in langer Ncihe dastehen. Von den Bergen auf der Nordseite dürfte der Sonn blick den ersten Rang verdienen; aber auch seine Nachbarn, der etwas höhere und schwierigere Hafner und der nur etwas niedrigere, aber mit spielender Leichtigkeit zu nehmende Schober (im Katschlhal Mareisigspitz genannt) haben ihre eigenthümlichen Vorzüge. Von den östlicheren Gipfeln auf der Südseite wird das Reißeck mit seinen Seen bevorzugt. Der höchste im Range aber ist die wcitschauendc Hochalm spitze (3355 in) mit ihren tief in die Thalungen hinabreichcndcn Gletschern. Von der vier Stunden vom Pflügelhof entfernten Villacher Hütte, wo übernachtet wird, kommt ein frischer Tourist bei guten Schneeverhältnissen ohne besondere Schwierigkeit in vier Stunden auf die mittlere Spitze; der Firnhang ober den letzten großen Klüften bis auf die „schneeige Spitze" ist wohl etwas steil, aber einige Stufen gefchlagen, dann ist man bald drüber. Die Schnecschneidc zwischen den beiden Gipfeln ist zu kurz, um sonderlich unangenehm zu sein, nur die groben, theil- 102 Taö Mölltlml. weise losen Felsblöcke der höchsten Spitze wollen mit einiger Vorsicht behandelt werden. Der Ankogel, der nächste Nachbar der Hochalmspitze, etwas niedriger, mit beschränkterer Aussicht nach Osten, wird viel häufiger bestiegen, insbesondere seitdem das prachtvoll gelegene Hannover-Haus auf dem Elsche-Sattel eröffnet ist. 9. Das Möllthal. (Tas Lnrnfcld. — Das Möllthal und seine Bewohner. — Vandcrung durch das Thal. — HciligeiMut und der Großglockncr.) Eine kurze Fahrt bringt uns von Spital an den Ausgang des Möllthals. Wir durcheilen die schöne Thalbrcitung zwischen dem Guldcck und dem Gmeineck, das Lurnfcld. In seinem Namen klingt Tiburnia nach, die Römerstadt, Sitz eines Bisthums seit der Hälfte des vierten Jahrhunderts, bis sie in den Stürmen der Völkerwanderung zugrunde gieng, wahrscheinlich von den Slaven zerstört, als diese ihre Herrschaft bis über das Toblacherfeld ausdehnten. Als mit der fränkischen Oberherrschaft das Christenthum zum zweitenmale ins Land zog, schien es an die Erinnernng römischer Ünltnistätten anzuknüpfen und erhob seine ersten Kirchen, wo vorcinst Virunum und Tiburnia gestanden, im Zollfeld Maria-Saal, im Lnrnfeld St. Peter im Holz. Aber nicht ohne schweren Kampf sollen die Slaven sich ergeben haben. Von der Magdalena-Kapelle, den Linden, die sie umschatten, und den Mulden im Boden herum geht eine düstere Sage. Hier wurde das Slavenheer von den Franken vernichtet, und sterbend verkündete der heidnische Oberpricster, wenn die Linden zum orittcnmale sich erneuern würden, so werde das geknechtete Slavcnvolk sich erheben, oie hier vergrabenen Keulen hervorholen und alle Deutschen erschlagen, und die Mulden herum würden sich mit Blut füllen. Blutmnlden nennt sie seitdem das Volk. In der späteren Zeit, seit Karl dem Großen, erscheint der Name Tiburnia oder Liburnia in dem Namen der Grafschaft Lurn; in den Lurngau theilten sich nach dem Verfalle der Comitalsverfafsung die Gebiete der Grafen von Görz und der Grafen von Ortenburg. Bei Möllb rücken stoßen die Thäler der Dran und der Moll zusammen. Längs der Dran führt die Eisenbahn weiter ins Pusterthal. Verfolgen wir diese Richtung, so passieren wir zuuächst eine Enge, an deren Eingänge der stille Marktflecken Sachsen bürg liegt. Dann wird das Thal breiter; von dem nördlichen Gehänge, den Ausläufern der T'cr Zechnerfnll bei Groppcnstcin. 104 Das Müllthal. Kreuzeckgruppe, schauen hoch herab zahlreiche Einzelhöfe, und aus den Gräben dieses Gebirges ziehen sich hochgelagerte Schuttmassen gegen die Dräu hin. Seit Jahren beschäftigt man sich damit, die aus diesen Gräben hervorbrechenden Wildbäche zu bewältigen und die Abbruchstellen, die „Plaiken", zu sichern. Das Terrain, auf Gneis und Schiefer aufgelagerter Glacialschutt, stellt dem Wasserbautechniler eine Reihe von schwierigen Aufgaben, hoffentlich werden alle diese so glücklich bewältigt, wie es im Wurnitz- und im Mödritschgraben gelungen ist. Von den Stationen westlich von Sachsenburg ist hervorzuheben das große Dorf Steinfeld, im sechzehnten Jahrhundert der Mittelpunkt eines lohnenden Goldbaubetriebes. Eine Meile weiter aufwärts folgt der Hauptort des oberen Drauthales, Greifenburg, mit seinem Schlosse weithin sichtbar. Von Greifenburg aus zweigt südlich die Straße zum Weißcnsee ab, auch besteigt man von hier aus am besten über die Eggeralpe den Reißkofl; in nördlicher Richtung wandert man durch den Gnoppnitz-Graben zum saiblingreichen Feldsee, an dessen Ufer die Feldnerhütte steht, die Station für die Besteigung des Kreuzecks (2697 m). Folgt das stattliche Dorf Berg, auf dem hohen Schuttkegcl des Berger Wildbachs gelegen, hierauf Dellach, der Ausgangspunkt nach Norden für das Hochkreuz, nach Süden für den Thorkofl und die Iauken. Am AbHange der Iauken liegt auf senkrecht abstürzendem Fels das Schlösslein Stein. Der Grenzort gegen Tirol ist der Markt Ober-dran burg, in malerischer Lage, von den Ruinen alter Grenzfesten überragt, leider aber durch die Hochwässer der Dräu schwer bedroht. Dadurch, dass die Draurcgulierung von oben bis zur Landesgrenze durchgeführt und auf dem Öberdrauburger Felde nicht entsprechend fortgesetzt wurde, wurde die früher nur selten und nur bei starkem Hochwasser eintretende Gefahr in eine nahezu ununterbrochene verwandelt, und es wäre daher hohe Zeit, das lange Versäumte nachzuholen, bevor es zu spät wird. Von Oberdrauburg führt eine Straße südwärts über den Gailberg nach Kötschach; Scharnik und mehr noch Hoch stadl sind lohnende Bergtouren. In gerader Forsetzung des Lurnfeldes öffnet sich bei der Station Sachsenburg das Möllthal. Dieses Möllthal besteht aus drei landschaftlich von einander verschiedenen Theilen. Das untere Möllthal, von Möll-brücken bis Söbriach, hat meist eine bedeutendere Breite, die es ermöglicht, dass die Bergconlissen zur vollen Geltung kommen. Schnell wechselnd sind die Bilder zwar nicht, denn die mächtigen Berge senken sich in weitem Faltenwurf zu Thal, aber man übersieht sie bis zu den erhabenen Gipfeln hinauf. Dies und der Wechfel der Eulturen inacht eine Fußwanderung lohnend. Weniger ist dies im mittleren Möllthal Groftpenstcm. 105 Grupftcnstci». 106 Tas Mülltlml. der Fall. Der Tagmarsch von Obervellach bis Winklern führt durch ein enges, von der Moll und zahlreichen Wildbächen vielfach verwüstetes Thal, dessen Hochalpenbegrenzung durch steile, waldige Ausläufer meist dem Blicke entzogen ist. Der Fußwanderer wird es daher vorziehen, bei Fragant die Sohle des Möllthals zu verlassen und von Inncr-fragant aus über den Schober in die Asten und nach Dollach zu wandern. Vielleicht wird er bei diesem Übergange dem Sadnigspitz oder dem Stellkopf einen Besuch machen. Für den kleinen Zeitaufwand eines solchen Besuches erweisen sich beide, besonders aber der Stellkopf, sehr dankbar. Der oberste Theil des Thales endlich bietet eine Steigerung von Herrlichkeiten, die in dem Großartigsten, das die österreichischen Alpen aufweisen können, in der Pasterze und dem Großglockner, ihren Abschluss finden. Im Sommer kann man das Land, weniger die Leute kennen lernen; da sind sie zerstreut herum auf entlegenen Almen. Beim Ackerbau sieht nicht viel heraus; das schmale Maß Ackergrund, mit unsäglicher Mühe bearbeitet, trägt wenig, und wie oft ist alle Mühe verloren für immer, wenn das wilde Wasser Thalgrund und Ackerleiten in Geröllhalden verwandelt. So ist Viehzucht das einzig Einträgliche. Diese wird aber auch brav und rationell betrieben, weniger auf Milchwirtschaft als auf Zuchtvieh. Die Nasse, die den mit Recht gerühmten Namen der Möllthalcr Rasse führt, ist mittelgroß, edel gebaut, fast durchgehends weiß und rothbraun gefleckt; mit Vergnügen bemerkt man die fortschreitende Veredlung durch sorgfältige Zuchtwahl. Im Winter, wenn das Vieh theils verkauft ist, theils im Stalle steht, da haben auch die Leute weniger zu thun. Da könnte man sie, wenn Wintertouren etwas Häufigeres wären, kennen lernen, wie sie auf allerlei ehrsame und lustige Kurzweil sinnen, wie sie bei den umständlichen Hochzeitsgebräuchen, beim Hirten- und Königsspiel, beim Armensünderspiel und anderen Lustbarkeiten, dem Brauche der Väter treu, eigenen Witz und lebfrische Einfälle anzubringen wissen. Doch unbcsucht können sie die Berge auch im Winter nicht ganz lassen. Da stehen hoch oben über der Holzgrenze, an windgeschützten Stellen, mächtige Heutristen, die im August von den Almenwiesen, weiß Gott mit wie viel Plage, aber mit noch mehr Fröhlichkeit, zusammengetragen worden find. Dieses Heu kann nur im Winter mit Schlitten zu Thal gebracht werden. Im December einmal geht's dann hinauf, von den Heiligenbluter Bauern allein wohl über zweihundert Menschen, und dann rasch an die Arbeit, denn in ein paar Tagen muss alles zu Ende sein. Über Eis und Schnee, vorüber an schaurigem Geklüft, fliegen dann die beladenen Schlitten bergab, ein „Hazer" vorn, einer zum Bremsen und Aufhalten hinten. Geschickt und stark sind die Leute, und so kommen Unglücksfälle selten vor. Wanderung durch da? Möllthal. 107 In der Mitte zwischen Möllbrucken und Obervellach verstellt ein freistehender Bcrgkcgel die gerade Thalrichtung. Schon weit vom Lurnfelde aus sieht man ihn, der sich wie ein kecker Eindringling mitten zwischen die Hochwände hineingewagt hat. Es ist der Danielsberg. Schon den Alten musste er anffallen. Als sie Norcium besetzten und einen Weg über den Korntaucrn nach Gastein bauten, errichteten sie auf der mäßigen Höhe ein Heiligthum dem Hercules, dem Gotte der verborgenen Schätze, bedeutungsvoll in dieser Gegend, die durch iyren Goldreichthum berühmt war. Auch dem Christenthum gefiel der Ort wohl, und es verwandelte den heidnischen Tempel in eine Kirche. Trotz der geringen Höhe ist die Aussicht MUliutz. von der Danielskapclle eine sehr lohnende. Da das Möllthal bis Hieher eine gerade Fortsetzung des Drauthals ist, so reicht die Thalsicht bis in die Gegend von Villach, nach der andern Seite bietet sich ein neues Bild. die Thallandschaft von Obervellach und die Rare und Schneefelder der Ttclltopfgruppe. Hinter dem Danielsberg, bei Naplach, überschreiten wir ein Trümmerfeld, das sich eben wieder mit jungen mageren Bäumchcu zu besetzen beginnt. Dieses grobe Geröll hat der Tenchclbach herausgeschoben aus der Teuchel, einem Alpenwiukcl von ernster Schönheit, der durch eine enge Schlucht von der andern Welt da draußen abgesperrt ist. In dieser Einsamkeit wohnen ein paar hundert Menschen, die den Winter 108 Das Möllthal. und seine oft gepriesene Beschaulichkeit gründlich genießen können. Nicht als ob der Winter strenger wärc, aber zur Zeit des Hochschnees und des Lawincngangs sind sie von jeder Verbindung mit der Außenwelt abgeschlossen, und das dauert oft viele Wochen. Der Hauptort des Thales ist Obervellach, ein alter Markt mit stattlicher Kirche und mehreren größeren alten Gebäuden, den Zeugen einstigen Bcrgscgens. Hier war der Sitz des Oberbergrichters. Seit langem hat der Goldbergbau aufgehört, für das Thal eine Quelle des Reichthums zu sein; in neuerer Zeit haben es mehrere wieder mit dem Goldgruben versucht und dabei sehr viel eigenes Geld angebaut. Die Versnchc waren nicht glücklich angepackt und werden voraussichtlich mit mehr Erfolg wieder aufgenommen werden. Denn der Gneisbau des ganzen Tauernzugs vom Glöckner bis zum Ankogl ist von Quarzgängen durchsetzt, welche Gold-, Silber- uud Kupfererze bergen. Die Römer und später unsere Vorfahren bis ins siebzehnte Jahrhundert haben diesen Gängen reiche Goldschätze entnommen, und dabei sind sie mit ihrem Aufschluss nirgends in bedeutende Tiefen gekommen. Dort fortzusetzen, wo die Alten wegen abnehmender Ergiebigkeit aufgehört, würde freilich wenig Erfolg versprechen. Wenn sich aber — und dazu ist es jetzt wieder Aussicht — Unternehmungslust und Capital genug findet, um durch einen tiefer angelegten Hauptstollen eine Reihe von abbauwürdigen Gängen aufzuschließen, so ist mit der größten Wahrscheinlichkeit eine neue Blüte des Goldbergbaues in den Taucrn zu erwarten. Freilich müsste gewünscht werden, dass dies bald geschehe, so lange das Holz noch nicht von den Bergen verschwunden und nicht ein größerer Theil der fleißigen und tüchtigen Bevölkerung, der Ungunst der Zeit weichend, aus dem Thale fortgezogen ist. Obervellach liegt an dem Kaponigbach, einem bösartigen, wilden Gesellen, der schon manchmal über die festen Dämme gehüpft ist und Unheil angerichtet hat. Etwas oberhalb des Marktes kommt aus waldiger Thalcngc der Mallnitzbach und stürzt sich über die letzte Felsstufc in einem schönen, ebenso wasserreichen als hohen Falle. Gegenüber diesem Wasserfalle ragt auf steiler Felöhühe ein wohlcrhaltcnes Schloss, Groppenstein, stilgerecht restauriert und mit allerlei rittermäßigem Hausrath ausgestattet. Von der Höhe des Schlosses, von der Altane oder dem Burggärtchen liegen Berg und Thal weit und schön da, und hat man sich schwer von der Südaussicht getrennt, so will man sich von der Noroscitc gar nicht mehr losmachen, von dem träumenden Schauen in die Schlucht, aus der das schäumende Spiel des Falles herausleuchtet und die unendliche Melodie des Wassergcbrauses emporrauscht. Wanderung durch das Möllthal. 109 Doch wir können nicht bleiben. Vor allem müssen wir diesen Bach entlang, dessen Fall wir bewundert haben; denn er kommt aus der Mallnitz. dem herrlichen Hochthal. Das Dörfchen Mallnitz, ans grünem Wicsenplan, von den schönsten Berg formen umgeben, hat einen gnten Namen bei den Gebirgsfreunden und wird häufig besucht wegen des schönen und bequemen Überganges über den Mallnitzer- oder Nassfelder Tauern nach Gastein. Es eignet sich aber auch ganz vorzüglich für ein längeres Standquartier, um von hier aus dem Stapitzersee und der Lassacher Alpe oder der Lonza einen genussrcichcn Besuch zu machen, oder die Besteigung des Ankogels und die Übergänge über das große Elend in den Maltagraben und über das Dössenerthörl in den Gössgraben zu unternehmen. Den Hauptanziehungspunkt bildet seit der Eröffnung der Hannover-Hütte auf dem Elsche-Sattel der Antogl, welcher einer der am meisten besuchten Hochgipfel in den Ostalpcn zu werden verspricht. Auf dem Wege von Obcr-vellach nach Winklern passieren wir eine Reihe von Dörfern, unter denen Stall das bedeutendste ist. Vor Stall überschreiten wir einen riesigen Schuttwall, den Klauscn-tofel, der die Moll staut, so dass sie sich oberhalb des Bergsturzes seenrtig erweitert. Dnrch die Nunscn des Schuttwalles rann hie und da ein graues, dickes Gebräu, welches aber nach Regenstürzen zu gewaltigen Schlammlawinen anschwoll. Da schien der Berg zu Thal zu steigen und der ganze Klausentofel sich in Bewegung zu setzen, der Boden ward unsicher, und der Wanderer beeilte sich, vor dem greulichen Ter Iungfernsprung. 110 Tlls Müllthal. Gemisch zweier Elemente sich ins sichere Dorf zu flüchten. Gegenwärtig wird der Klausenkofel verbaut, und die Arbeiten bewähren sich bisher auf das beste. Winklern, der erste Ort im Möllthale für diejenigen, die mit Vermeidung des unteren Thales von Dölsach über den Iselsberg hcr kommen, liegt freundlich am grünen, sauft sich senkenden Gehäng; es würde zu längerem Bleiben einladen und böte ein paar sehr schöne Partien, eine leichte auf den Almboden und zu den Seen der Wangc-nitzen, eine beschwerliche, aber sehr lohnende auf das Petzeck. Aber die Anziehungskraft des Glockners wirkt hier schon viel zu mächtig, als dass an Aufschub gedacht werden könnte. Wir eilen über Mörtschach nach Döllach, bemerken mit Vergnügen, dass diese Ortschaft ebenso wie Obervellach sich verjüngt und die früheren Spuren des Verfalls mehr und mehr verschwinden lässt, und macheu der nahen Zirknitz-Grotte uud dcm Wasserfall einen kurzen Besuch. Auf einmal wird das Thal ein anderes. Ungedeckt von Vorbergen entfalten die Höhen des Hauptzuges ihre volle Schönheit. Bald zeigen sich die schönen Berge des Glockner-stockcs, der Brennkogel uud die steilaufsteigcnde Rächerin; endlich, nachdem der letzte Qucrriegel überwunden ist, der Großglockner selbst in all seiner Pracht. Bevor aber die Höhe von Zlapft erreicht ist, erhalten wir als Zugabe uoch zwei Wasserfälle, den zartschöncn Iungfernspruug und den gewaltigen Möllfall. Vor der einzigen Schönheit des Bildes: Heiligenblut mit dem Großglockner, tritt alles bisher Gesehene zurück (vgl. S. 7). So schauen wir uns denn satt, meiden den Versuch, den tausend Beschreibungen eine tausend und erste hinzuzufügen, und halten beim Schober in Heiligenblut Eiukchr. Die Zeit bis zum Mittagmahl wird durch Besichtigung der Kirche uud wo möglich durch einen Spaziergang auf die obere Fleiß ausgefüllt. Vou der Fleiß hat man den freiesten und schönsten Blick auf die Heiligenbluter Landschaft, in der Kirche aber lassen wir uns die Geschichte von dem seligen Vriccius erzählen, der, mit den Tropfen heiligen Blutes von Constantinopel heimwärts reisend, im Schneesturm verunglückt, dessen Leichnam auf wunderbare Weise gefunden wird und so Veranlassung gibt zum Bau der Bricciustapclle und später der schönen gothischen Kirche, die mit ihrem spitzen Thurme, wie oft bemerkt, so stilvoll zur schlauken Eispyramide des Großglockners passt. Von der Fleiß aus führt eiu Steig zum hochgelegenen Zirmsec (2499 m) in großartiger Fels- und Gletscheröde. Auf dem Riegel, der ihn von dem steilen Abhänge trennt, steht das Berghaus am Seebichl, jetzt als Touristenstation eingerichtet und im Sommer bewirtschaftet. Von diesem ersteigt man ganz leicht uud ohne viel Gletscher zu passieren Da«i Glockucrhaus. Ill in 2^2 Stunden den Hohen Narren (3258 in) und kann von demselben längs des Kammes, den ersten Felstopf links, den Goldzechkopf rechts lassend, auf den Kleinen Fleiß-Kees herab und über denselben zur Wetterwarte auf dem Sonnblick (3103 m) aufsteigen. Die meisten werden aber wohl den Narren beiseite liegen lassen und vom See- dichlhaus direct den Sonnblick ersteigen. Der Sonnblick mit seiner den ganzen Winter über bewohnten Wetterwarte, in welcher der Wärter manchmal einen Monat lang mit der Welt in keiner andern Verbindung steht, als durch das Telephon, ist ein Pnnkt von so seltenem Interesse, dass es zu wundern wäre, wenn er nicht eine mächtige Anziehung auf Bergfahrer ausübte. Aber auch der Berg selbst, der Gipfelbau über den weiten Glet- scherfcldern mit seinem furchtbaren Absturz nach Norden, ist schon genug und die Aussicht herrlich. Der Berg ist auch vorzugsweise ein Goldberg. Aus den höheren Horizonten der ^ Glo.nerhau.. Quarzgänge, von denen «r und seine Umgebung durchsetzt ist, wurden seit zwei Jahrtausenden reiche Schätze gehoben, die Tiefe ruht noch unberührt und wartet der Hauberrulhc, die sie erschließt. 112 Tas Mittlthal. Und nun von der Fleiß nach Heiligenblut zurück der Moll entgegen, bis dahin, wo sie aus dem Abstur; des Pasterzengletschers hervorrauscht, und dann noch ein Stück aufwärts bis zur Franz Iosefs-Höhe, den Weg, den jährlich Tausende mit Entzücken wandeln. Langsam hebt sich der bequeme Pfad; in anderthalb Stunden ist die Bricciuskapclle erreicht, das prächtige Wasser und der Anblick des gegenüber herunterstürzenden Leiterfalles, des schönsten im Möllthale, verlangen eine Rast. Dann geht's weiter, immer bequem und mit jeder Viertelstunde schöner, durch belebte Almmahden. Die „böse Platte" sieht nur von der Ferne etwas bedenklich aus, während sie sich beim Betreten als ein ganz. praktikabler Felssteig erweist. Noch ein Wiesenriegel, und der grandiose Absturz der Pasterze liegt vor uns, überragt von den vereisten Steilwänden des Glockners. Ober dem Absturz der Pasterze, auf dem Brett-bodcn, steht ein solider netter Steinbau, der in seinen Räumen allerlei Herzerfreuendes in Form von Speise und Trank birgt und eine bedeutende Anzahl von Betten, sowie für den anspruchsloseren Wanderer ein Heulager auf der Pogratten enthält. Von diesem Glocknerhaus, das ein rüstiger Bergsteiger auf Wochen zum Ausgangspunkte für zahlreiche Hochtouren ersten Ranges machen kann, ist noch eine Stunde Weges-bis zur Franz Iosefs-Höhe, einem etwas vorspringenden Punkte^ in der Abdachung der Freiwand. Hier ist für die meisten das Endziel erreicht, von hier nehmen sie die unvergeßlichsten Eindrücke mit sich, um sich zeitlebens jenes Naturschauers zu erinnern, den sie gefühlt, als sie zum erstenmal über dem mächtigen Eismeer der Pasterze die erhabenen Glanzgestalten des Glockners und Iohannisbergs in den tiefblauen Himmel emporstarren sahen. Zahlreiche Iochübergänge geben Gelegenheit, den Anblick der Glocknergruppe von allen -Seiten zu genießen. Die leichtesten und am häufigsten gemachten sind die über die Pfandelscharte (von Heiligenblut aus über das Hochthor) nach Ferleiten im Fuscherthale, und über das Berger-thörl (oder auch über das Peischlachthörl) nach Kals. Der Weg nach Kals lässt uns, wenn wir die Marzwiese überschreitend uns umsehen, noch lauge die Herrlichkeit des Pasterzeubildes genießen, zeigt uns dann^ wenn wir über den Katzensteig bei der Leiterhütte vorbei nahe der Höhe gekommen sind, den Glockner von der Rückseite; das Bergerthörl selbst bietet die schönsten Bilder, in der Nähe, nördlich den Glockner, südlich den Hochschober, in der Ferne gegen Tirol den Venediger, die Deffereggerberge und die Dolomite, gegen Kärnten die vergletscherten Höhen um den Hohennarr. Dazu kommen prachtvolle Bergtouren in reicher Auswahl. Natürlich bleibt aber der Großglockner selbst das begehrenswerteste Ziel. Auf Veranlassung des Cardinals Altgrafen Salm wurde Ter Großglockncr. 113 die erste Spitze am 25. August 1799, die zweite am 28. Juli 1800 zum erstenmale erstiege». Seit der Zeit hat der Glöckner uud sein Gebiet eine ganz stattliche Literatur hervorgrrufen; Schaubach, Ruthner, von Sonklar, Agassiz und Karl Hofmann sind die besten Namen. Was aber kein noch so beredtes Wort leisten kann, eine Offenbarung der Wunderwelt des Glockners für den, der sie nicht gesehen, und das schönste Andenken für oen, der seinen Fuß auf das herrliche Vergeshaupt gesetzt hat, das hat der Pinsel eines für das weitschaueude Hochgebirg und für seine Heimat begeisterten Mannes geleistet: die Glocknerbilder und das Glocknerpanorama des zu früh verschiedenen Meisters Marcus Pernhart. Die Zahl der Glucknerfahrten ist in stetem Steigen begriffen, besonders seit der Erbauung der Stüdlhiitte auf der Vanitscharte und des Untcrkunftshauses auf der Adlersruhe. Am häufigsten erfolgt die Besteiguug von der Stüdlhütte aus. Bald nach Mitternacht macht man sich auf, erst geht es über zwei Geröllrücken, zwischen welchen ein Schneefeld vom Teischnitz-Kees herabreicht, dann wird eine Stunde bequem mn Seile über das Ködnitz-Kees gewandert; nur der Ausstieg uud die Überschreitung der Randkluft erfordert etwas Vorsicht. Hierauf wird ein ziemlich steiler Gcröllkamm betreten, über welchen — man braucht liei guten Schneeverhältnissen zwei Stunden von der Stüdlhütte — das Schutzhaus auf der Adlcrsruhe erreicht wird. Hier trifft auch der Weg von der Leiterhütte und der Hoffmanns-Wcg zusammen. Nach kurzer Rast und Erquickung geht es weiter, anfangs mäßig, bald stärker ansteigend, dann vorsichtig den steilen Schneehang querend auf den Klein-glockner und rasch, ohne viel links oder rechts zu schauen, über die schmale Firnschneide und endlich über grobe Felstrümmer steil zur Spitze. Pon der Adlcrsruhe habcu wir, wenn die Schneeverhültnissc günstig sind, nur eine Stunde gebraucht. Ans Gipfelkreuz gelehnt, schauen wir hinaus in die unendliche Herrlichkeit der Berge, zum Himmel hinauf, dessen dunkles Blau sich darüber breitet, und hinab auf die weithin ergossenen Eisströme, oc.rcn graublauer Metallglanz aus furchtbaren Tiefen heraufleuchtet. So schließen wir mit den Versen des Gallenstein'schen Vaterlands-liedes, in welchem die Glocknerlandfchaft mit Recht die erste Stelle einnimmt: Dort, wo Tirol an Salzburg grenzt, Des Glockners Eisgefilde glänzt, Wo ans dem Kranz, der es umschließt. Der Leiter reine Quelle fließt, Laut tosend längs der Berge Rand Beginnt mein theures Vaterland. Stcinwendcr: jlärntcn. Register. Aus l. Adambaucryiitte ilX». Afliyerjce 72. Aldrechl II. 25. Älmlelien 13. Alpen, «arnische 7. Alpen, ^anlhalcr 8, Alpine Montangcscll^ schuft 18. Alll,o!en 53. Anloal 7. iiiicnindustric l^. En'cnlrattcn!«7. Elichcsattcl 10». Erbhulbigung -l». Maalersce Is, 73. ^nllbacl, 99'. Faschanner!»8. — Thörl 99. ssederaun 7«. ^cislriy 79. ,>ciftriycr Alpe 79. Heldlirchen 58. ^eldsce ^3. ^ella «. il. /finlenstein 74. ivischcrci 17. ,>l>Utn!l) ^u, ^5, 47. Fleiss >IO. Tragant 10«. <>ranz Iosesonühc l>2. ^rnucnstrin .'<«!. ^reidllchgraben il». /vrein!ll»ni>c!rube!»7. <>ricsach 43" —Brunnen <ü*. Filnjspitz »5. «ml ». Oclilberg?, 85. Hailitz «5>. ^ailtl>al 7^!. ^aillhnler Trachte« 79». Oartnerlosrl 79. Gasjcr, Hc»i<< 71*. 97. Gcierbbcrg 44. (^corgibergl <>5>. Georgslincr 95, c^lan, <^lll>nl,l,l w. ^laln'un il. (^loclucrgruppc «. ^loclncrda»»! Hll. ("mcincck 93. (^Milüd 9l!. ^iintouc «7. <"lintoucgr»vpe 8. («oldbergbau 2(1, »03. Goldzcchjec 13, Hl). Göriachcrnlpc 79. ("öitichitz il). Giiftfall !»9. ^oil'grabcn l!)l. <"radc<> 4«. <^rcise»b»rg IM. O'loppcnstcin l«i». ^roslel^ndscharte KW. «"rounloclncr »!, 7», 118. «"schriet :»5>. ("lüdcck x, 93. <9»rl, Bi^thüm 50. Gurt 10, 49. Gurl, cnnc 49. Gurtcr Tom 49*. Hafner, «, 9», lUl. HaUcssg 34. Hannoucrtiiittc K9. Hardect 57, Heiligenblxt HO. Helcncnberg 58. Hcmma 5>". Henic!, Hauptm. 88. Hermann, Hauptm. 88. per;o4. Hoch-Qsterwih 51*, 58. Hochstadl 104. Hol,c Bruilc!»9. Höllenstein 5U. Hoder ^lcg l»9. HoUcnburss,1«. Holzindustrie 2>. Hopfen bau 1?. Hülincrolbcrg 93. Vunsscrbrunn 5»:. Hiitleiiberq «!4. Hüttenbcrsscr Union I«. Iassd 17. Jaulen «3, 104. Iaunlhal »!6. Ioftanniicherg 112. Iosefobcrg 0/. Ijcloberg 0. Jungfernsprung 9, 110. Kanlcr N7. «anler Äolina «7. Ällpunigbach 9, I«18. itaponiglliörl »01. Hlappcl <ül. jlaraiitanien 23. ilar«Wclnsen 8. ztarlliad 97. ötarl«>t>crg 57. itarnburg 38. ttnsbauerstrin L2. >^lltschbern 6, 98. Xalschihal 98. «clle,wand 8. 76. ^ Xlagensurl >"?. ^ XlcinelcnHscharlc IW. ! ltlopeinersec ll!, «5. Kofel 84. ilollitsch 35. «önigobcrg 85. ölönigostnlil, 6, 97. «oralpe 7, «1. «ozmia 8. Äiilichach 8l. Äraiger-Schlüsscr 5ü. jtrappfcld 52. itrcbcnzc «, 4«. Krcmoalpc 97. Hircm«>n.rllbcn 97. Ärcuzbcrgl 34. «reuzblchl 97. Krcuzecl W4. Kreuzeilstruppc L. Hrcuzlicrrcn 95. j. Kupfer lU. Laas 83. i!anbeosscfchichte 22. ^,'andslron 71, 72. Längsee l/. Vantfchur 8. Vattcrsteia, 47. Vavainünd ü3. Vauanl l». ^avantthal 59. Lcitcrfall 9, >I2. Lesachthal 9, 7«, 83. Liebcnfels 56. Lieding 5ü. Lieser i», 9^. — steil, !', 96. LieslNss 83. Lindwurm l9*. Loibl «7. Loibllhal 10, «7. Lüllina, w, f»,n 46. MaicrniH ll.^. Mniüliard v. Tirol 25, Mallwrqüct !'2. MaUüio ü>9, Malli>il.>l'«ch !>. Malluiül'r Tainrn 6,1 :», Mall.i ,>. 8" 116 Register. Maltatwl 9». Ma»I,,nt 8, 88. Mannobcri 58, Marcisissspitz 101. Maria Gail 73. — «all, 3». — Saal 39. — Therein',!-Statue 30. — Wcitschach !l4. — Worth 35>*. Maultasch, Mara. 53. Mantwn 8^i. Mclnikfall 9». Mctnitz 1». 46. Mitlauzhof 66. Millstatt 95. Millstätterscc 9t. Miruock '.»5. Miss ii. Mittaqsko^el 8, 75. Modestus 23. Moll 9. Mollbruckcn 102. Möllfall II«. Möllthal 102. Mons Carantanus 38. Montan-Induflric 18. Montatsch 8, 9«. Monte Crocc 82, Monte Paialba 84. Moosbura 34. Mosin; 10. Mußen 81, 83. Naplach 1N7. ^ias^fcld 79, Nasinelder Taucru 109. Ätoricum 2-i. Nussbcrg 56. Qberdrauburg 83, 104. i^bcrtiof ^7. Obcr-vcllach 108. Tbir 8, «6. Obst 17. Ortenbura 93. Oschenigsee 13. Ossmch 72. Ossillchcrsce 11. Ostcrnia?!>. Otto dcr Fröhliche L5. Ottotar II. 25. «as 60. Papierstoff Industrie 2l. Paftcrzc 9, 112. PcischlaÄ,tl,örl 6, 11i. chcrnliart 113. Pctcrsberg 44. Pebcllgruvve «, lio. Pclien ^, «!5. '^sandlscharte 112. Pferdezucht 15. Pfliiacllwf 99. Pleckcn »^. Pleckncrftass 82. Polinia «2. Pontebbana 8, ii. Pöllatlial 9, U8. Pontnfcl 92. Pürtschach 35», 36. Preblau 59. Prcdil 87. Prevail «>5. Protestanten 3l. ütabenstein 62. Naibl 87. Raihlcrsee 13. Rcichenau 48. Ncichcnfels 59. Ncmeck '3, I0l. Reißlofel 7, ?!>, 80. Nennwcq 98. NindvietMcht 14. Römifche Herrschaft 22. Nofegss 68. 9tofcnthal 10. Tachscnburc, 102. Sadniggspitz 106. nasser i«. Zalamauca 93. Tamcralm 100. Samo?3. Sanct Andrä 63. — Gcorqcn am Läng^ see 58 — Gertraud 6». — Jakob 83. — Leonhard 59. — Lconhard, Bad 43. — Lorenzen 48. — Martin 72. — Paul 61* 62. — Sawator 46. — Stephan 4»,. — Veit 55. — Wolfgangölirchc 46. Tanthaler Alpen 8. Sattnitz 38. Sanalpc 7, 63. Tllillccl 101. Schai^ucht l5. ^ Tcharnit 104. iVchirnock 97^ «^^ Zchllhll/'85^) "^1 ! Tchober im Maltathal 101. ! Schober im Miillthal 1U6 Echoberriessl 48. Tchönan 99. ^ Sct>war;horn l^l>0. Schwarzfee 12. > Seebera 8, «. Spital 92, Sponheimer 25. Ttaffberq 7, Ztancinlpeüssruppc 6. Steinbicr 2i. Stcinfeld 104. Stcinwandeck 98. Stelllopf 106. Stelllopfssruppc 6. Steriibcrg 35, 70, 73. Stou 34, 68. Straßburg 52. Tabatfabrik 21. Tagssenbrunn 56. Taiizenbera 39. Taruw 8«. Taurislcr ««. Taxenfchüattcn 16. Teuchel 9. Teufelsbrücke «!7. Tcurnia, Tiburnia 23, 102. Ttiassilo 83. Theophraftus Paracelsus 53, 70. Thortofl 104. Thörl 78, Tischlertarspitz IU0. Tischlwang 83. Torrcrsee 10. Töscheldorf 52. Tra^hüttc 99. Tieften 72. Trcibach 53. ^, Hschabüfchnia 3?^ Mi^M6G. Tuchfabriken 21. Turachersee 13, 48. Twimberaer Graben ii, 60. Ugaowitz 91. Ulrich III, 25. Ulrichsberg 38. Unholde 8, Uuterberziei! 67. Uuterdraiibura 63, 6>». Ursulaberg 8. Valentin 82. Neiden 35. Vcllach w. Bcllach (Bad) 66. Bertaca 68. ..Vier Berge" 32. Viltrina 37. Villach 6«. 69*. Villach (Warmbad) 72. Virssil 23. Virgilicnberss 44. Virunum 2^', 39. Vischbcrss 8, 90. Völkcrmartt 65. Waidifch^rabc» 10. Wald 15.' Waldensteiucr Graben «>. Waltlicr uon dcr Vogel» weide 55. Wastlbauerhiittc 100. Weinban 17. Weißenbach 9. Weißcnsce 11, 80. Wcißscc 13. Weitensfcld 49, Wcrnbcra 70, 73. Winllcrn 110. Winterthalnock 47. Wolayascc 13. Wolfsberq 6N. Wöllancrnock 72. Wörthcrscc 11, 34. Zechncrfall 103. Zinl 2N. Zinnober 20. Zirlnitz^rotte 110. Zirknitzicen 13. Zirmfcc 13, il0. Zollfeld II. 38. ^willinssöfall I0l. Zwischcnwässern 10. EX.Nfißcr «° M^M»««iner, Wien. ,1