A o A iv 9 (Aus der «Laibacher Zeitung» Nr. 168 vom 25. Juli 1883.) ALLERHOCHSTER BESUCH IN DER HANDELS-LEHR-ANSTALT DES HERRN MAHR. W ir erwahnten fchon voriibergehend in einer der Feft- Nummern, dafs Se. Majeftat am 13. Juli nachmittags die Handels- Lehr-Anftalt des Herrn Mahr mit Seinem Allerhochften Befuche beehrten, und kommen heute zum Zwecke der eingehenden Be- fchreibung darauf zuriick. In der Vorhalle des Inftitutes, welche auf das gefchmack- vollfte mit Gewachfen und Laubgewinden gefchmiickt war, wurden Se. Majeftat vom Director der Anftalt fammt deffen aus 18 Mit- gliedern beftehendem Lehrkorper ehrerbietigft empfangen und mit einigen Worten begriiCt, worauf Se. Majeftat huldvollft erwiderten: «Wie ich bore, bat fchon Ihr Vater diefe Anftalt ins Leben gerufen.* Darauf wurden Se. Majeftat in den feftlich decorierten Hof geleitet, in welchem alle Zoglinge im Halbkreife aufgeftellt waren und die Volkshymnc fangen. Nach beendetem Gefang trat einer der Zoglinge, Foltin, vor und hielt fehr ausdrucksvoll, ruhig und ficlier folgende Anfprache: «Eure Majeftat 1 Allergnadigfter Kaifer und Herrl In dem Augenblicke, in welchem unferer Anftalt die hohe Ehre des Aller¬ hochften Befuches Eurer Majeftat unferes erhabenen Kaifers zutbeil wird, drangt es uns alle, dem Gefiihle der Freude Aus- druck zu geben iiber das hohe Gliick, Eure Majeftat von Angeficht zu Angeficht fehen und ehrfurchtsvoll begriiften zu konnen Und nebft dem Gefiihle der Freude ift es jenes des tief- empfundenen Dankes, dafs Eure Majeftat auch jener Anftalt gedachten, in welcher wir zu niitzlichen Menfchen, zu treuen Biirgern, zu tiefergebenen Unterthanen Eurer Majeftat heran- gebildet werden. Unferem Gcifte werden hier die Quellen des kauf- mannifehen VViffens erfchloffen und unferen jugendlichen Herzen die Liebe eingeflofit zum Vaterlande, die Liebe zu unferem groften und machtigen Ofterreicli. das Gefuhl unverbriichlicher Treue und Ergebenheit fiir Eure Majeftat. den Vater des Vaterlandes. Und jene unfere Schulgenoffen. welche aus fremden Landen herbei- geeilt find, um gleich uns fich fiir den Elandelsftand vorzubereiten, nehmen heh ein erhebendes Beifpiel daran, wie in Ofterreich 'X!f /l W K 9 'V. • dasVolk fiir feinen Kaifer fiihlt, und freuen fich, dafs auch ihnen die Ehre zutheil wird, den Herrfcher unferes machtigen Reiches perfonlich fehen zu konnen. Der heutige Tag wird uns allen eine fchone, eine unverganglichc Erinnerung bleiben, ein Tag der Ehre fiir diefe Anftalt, ein Tag des Glrickes fiir uns Schiiler. Geruhen daher Eure Majeftat unferen tiefempfundenen Dank huldvollft entgegenzunehmen, und geftatten uns Eure Majeftat, dafs auch wir begeiftert in jenen Ruf einftimmen, der iiberall dort gehort wird, wo fich treue Ofterreicher zufammenfinden, in den Ruf: Hoch Ofterreich! Hoch feinem edlen und erhabenen Kaifer Franz Jofef! Gott fchiitze, Gott erhalte Eure Majeftat!* Se. Majeftat geruhten, auf den Redner zugehend, Ihrer Allerhochften Anerkennung mit den Worten Ausdruck zu geben: «Sehr brav gefprochen!» und beehrten ihn noch mit folgen- den Fragen: «Wie lange find Sie fchon in der Anftalt?* — «Zwei Jahre, Eure Majeftat. » — «Welche Vorftudien haben Sie gemacht?* — «Vier Gymnafialclaffen , Eure Majeftat.» —«Werden Sie fich dem Handelsftand widmen?» — «Nein, ich gehe zur Siid- bahn.»—«Sind Sie ein Krainer?* — «Ein Wiener, Majeftat.* Nun fiihrte der Director Se. Majeftat in denerften undzweiten Stock der Anftalt. wofelbft die genaue Befichtigung aller Inftituts- raume ftattfand. Wahrend deffen fprachen Se. Majeftat fehr huldvoll mit dem Director und erkundigten Sich mit fichtlichem Intereffe iiber die Anza.hl der Zoglinge, iiber das Alter, die Vorftudien, die Nationalitat, die Unterrichtsfprache, die Dauer des Lehrcurfes die .Zahlungsbedingniffe- de r In te rn ea;- fe rnc-r ob die-Anftalt ohne - Subvention erhalten werde, wie lange diefelbe beftehe, und ob das Haus Eigenthum des Directors fei. Auf die diesbeziiglichen Antworten des Directors hatte der Monarch ftets ein freundliches Wort der Zufriedenheit. Sogar der Inftitutsbeleuchtung des vor- herigen Abends gedachten Se. Majeftat in freundlich anerkennender Weife. Nach vollendeter Befichtigung ftellte der Director an Se. Majeftat die ergebenfte Bittc um Allerhochfte Eintragung ins Ehrenbuch, wozu Se. Majeftat Sich gern bereit erklarten. In dieVorhalle zuriickgekehrt, richteten Se. Majeftat an die meiften der dort verfammelten Lehrer Fragen beziiglich der von ihnen vorgetragenen Lehrfacher, verlieCen dann nach 25 Minuten langem Aufenthalte die Anftalt und geruhten dem Director wieder- holt Ihre vollfte Anerkennung auszufprechen. Auch nachtraglich noch aufierten Sich Se. Majeftat fowie Hochftdeffen Gefolge gegen den Herrn Landesprafidenten fehr befriedigt iiber den guten 'Ein- druck, den alles in der Anftalt auf Hochftdenfelben gemacht habe. . Kleinmayer & Fed. Bamberg, Laibach. 1