IV. Jahrgang. Nr. 56. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dillstag und Freitag und kostet: Insertionsgeblihren: Für die 2lpaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post: Für Laibach samnit Zustellung: bei Imaliger Eiuschallmig « kr,, 2 Mal 8 kr,, 3 Mal IN fr, Ganzjährig fi, 8— Ganzjährig st. 5,— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig „ 3. -Halbjährig „ 2.20 Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 9, Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frantfurt a/M., Basel. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Geldsendungen sind zu richten an den Vigenthümr r de« Blattes. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheiluugcn nicht Hauptplatz, Nr. 313. berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 13. I M 1869. Krams Hauptstadt und ihr Gemeinderalh. Wir haben kürzlich das Verhältnis) angedeutet, in welchem der jetzige Gemeinderalh von Laibach zum Lande Krain zu stehen sich anmaßt, wir haben dessen für unser Volt geradezu verderbliche Ten­denzen hervorgehoben, wir haben seiner vielfachen Uebergriffe in die Rechte der Gemeinden gedacht, wir haben bewiesen, daß er sich in seiner nicht zu entschuldigenden Überschätzung sogar als oberste Landesbehörde gerirt, indem er sich in seinem Promemoria und in seinem Leibblalt zum Richter des Landesausschusses aufwirft und >— man staune über die Anmaßung! — frgar die Entfernung eines Landespräsidenten verlangt, der nicht unbedingt der Vollstrecker seiner Befehle zu sein dem Anscheine nach sich bequemen will. Diese Anmaßung Ware wahrhaftig nicht zu entschuldigen, wenn sie nicht allzu — possirlich sein würde. So ein Ausschuß des konstitutionellen Vereines, in den alle nur wählbaren Anhänger der tagblattlichen Klique durch eine im Interesse der „liberalen" Sache bedingte Har­monie gelangt sind, dessen Mehrzahl weder „Kapital" noch „In ­telligenz", dafür aber desto mehr Eigendünkel und einen unauslösch­lichen Haß gegen alles nationale besitzt, sollte auf das ganze Land Einfluß üben wollen?! Lächerlich! Die Wirksamkeit des Gemeinderathes erstreckt sich nur auf die Stadt, auf jenes Terrain, das seine Wähler bewohnen, weiter nicht um ein Haar, nicht um eine Spanne Erde. Wie kommt nun der konstitutionelle Gemeinderalh dieser Pflicht nach, wie faßt er in dieser Richtung seine Aufgabe auf? Um diese Frage richtig beantworten zu können, braucht man nur seine Wert e zu sehen, seiner in den Sitzungen ausgesprochenen Absichte n gar nicht zu gedenken. Und da zeigt sich uns ein gar sonderbares Bild. Das durch die Fürsorge und Umsicht des früher n Gemeinde­rathes und seines Bürgermeisters verschönerte, aufgeblühete, gehobene Laibach, dcsfen Plätze und Straßen mancher größeren Stadt zum Muster dienen könnten, beginnt nach und nach zu verfallen, Handel und Gewerbe leiden, Fremde, welche, namentlich aus südlicheren Gegenden, unsere Stadt wegen der Umgebung zum Sommeraufent­halle zu wählen pflegten, werden immer seltener, die Wochen- und Jahrmärkte sehen seit der konstitutionellen Herrschaft immer arm­seliger aus u. s. w. Diese Erscheinung versuchen natürlich die Blätter dieser Klique nationalen Umtrieben, der allgemeinen Unsicherheit und dem Parteihader in die Schuhe zu schieben und es gelingt ihnen leider, ihren Behauptungen theilweise Glauben zu verschaffen, jedoch nur bei Leuten, welche sich durch das bengalische Licht blenden lassen; bei dem natürlichen Lichte betrachtet erscheint die Gegend in einer ganz andern Gestalt. Es ist natürlich, daß dort, wo der Gemeinderalh einer Stadt mit gemischter Bevölkerung sich als Repräsentant seiner Klique gerirt, das Wohl der Gegenpartei leibet; wo aber, wie im gegebenen Falle, derselbe weit mehr Politik treibt, als es seinem Wirkungs­kreise zuträglich, und die Verfechtung von Parteiinteressen seine beste Zeit absorbirt, wo die Häuptlinge desselben, die allein, und selbst diese nur bedingungsweise, Einsicht genug besitzen, um die Verwal­tung der Stadt leiten zu können, während der Nest gefügige Werk­zeuge enthält, welche die ihnen durch Bildung und frasenreiche Reden imponirenden Größen verehrt und ihnen unbedingt gehorcht, — ent­schieden jede Gleichberechtigung perhorreszircn und durchwegs im Interesse ihre r Partei handeln, da kann es leicht geschehen, daß die wichtigsten gemeinsame n Angelegenheiten minder oder gar nicht berücksichtiget weiden. Der Laibacher Gemeinderalh sucht sich durch die Polize i Ansehen zu verschaffen, ja, der „liberale " Gemeinderalh sucht seine Stärke in der Polizei ! Polizei und Liberalismus! Deßhalb konnte ihm die frühere Mannschaft nicht genügen, er fühlte sich nicht fest genug, um seine Maßregeln durchzuführen, er verstärkte sich durch >— Polizei. Um die dadurch vergrößerten Kosten zu decken, wird anderorts gespart, die 75 Gulden, welche die Wache vor dem Hause des vizebürgermeisterlichen Generals ausbezahlt bekommt, wer­den dadurch erübrigt, daß man das schadhaft gewordene Pflaster einfach mit Schotter ausfüllt; damit Gesandte Petitionen auf Stadt­tosten nach Wien tragen können, wird der Beitrag zu der Schule in Tirna u verweigert, angeblich, weil sie nicht nothwendig, in Wahrheit aber, weil sie national ist. Während man also dieses An­suchen einfach refusirt, bedauer t man es, der so notwendigen (??) Erweiterung der evangelische n Schule keinen Beitrag bewilligen zu können. Welche Verwendung findet nun die vermehrte Polizeiwache? Sie fahndet auf Tabormedaillen, arretirt weinselige Landburschen, deren Lippen das Wort „^ivijo" entfährt, während Militär und städtisches Gesindel ganz ungestört sein Unwesen treiben kann. Zeigt sich ein stämmiger, mulhiger Bauernbursche auf den Gassen, so ist ein Polizeiwachmann in seiner Nähe, der ihn nicht aus den Augen läßt und bei der geringsten Ausschreitung arretirt. Unter so bc­wandten Umständen ist es ganz folgerichtig, daß kein Bauer mehr Lust hat, die Stadt zu besuchen, worunter dann Handel und Ge­werbe leiden. Wie ungemüthlich ist es seit dem „konstitutionellen" Regiment, wie wenig Freiheit in der „liberalen" Aera! Wie unheimlich, wie beengend die Menge unbesoldeter Spione und Angeber, welche dort freiwillig Polizeidienste versehen, wohin das Ohr und das Auge eines besoldeten Polizeimanns nicht reicht. Und dennoch sind alle diese Polizeihelfer „liberal", sie nennen sich so und werben von ihren Freunden als solche angesehen, weil, je nun, weil sie zur Unter­drückung nationaler Ideen und Schwärmer beitragen; wenn ihnen diese wirklich gelingt, dann hat ihr Liberalismus den Gipfelpunkt erreicht, er ist am Ziele. O liberaler Liberalismus! Aehnlich verhält es sich auf dem Lande, in den Badeorten u. s. w. Dank den „liberalen" Federn genießt Krain im Auslande den Ruf eines Banditenlandes, wo nur Straßenraub« und Todt­schläger wohnen. Begreiflicherweise verspürt niemand die Lust, sein Leben zu ristiren, er verzichtet gerne auf die Annehmlichkeiten des Land- und Badelebens im lieblichen Krain und bleibt, wo er ist. I n feinem Promemoria hat der Laibacher Gemeinderalh Land und Voll an Bildung, Roheit, Gewaltthätigkeitssinn wenigstens um zwei Jahrhunderte zurückversetzt, er laßt Krain von Barbaren be­wohnt, die Disziplin und Moral überall gelockert und zügellos sein, und — dieß ist das empörendste — betheuert bei jeder Gelegenheit, daß er im Interesse des Landes, der Stadt wirkt. Hoffentlich wird er bald einsehen, daß er seine Aufgabe ganz verkehrt auffaßt und durchführt, hoffentlich sind seine Tage gezählt, denn sonst müßten wir mit Hannibal ausrufen: Noch einen solchen Gemeinderath und Laibach ist gesunken! Zum Ausgleich mit Böhmen. „Bethlen's diplomatischer Wochenschrift" entnimmt die „Politik" folgendes beißende Raisonnement: „Graf Aeust hat ein a. h. Hand­schreiben erhalten, worin Se. Majestät der Kaiser den a. h. Willen tund gibt, daß ein Ausgleich mit dem „Königreiche Böhmen" zu Stande gebracht werde. Wi r sind zwar keine Freunde von Sensa­tionsnachrichten, aber wir erhalten diese Nachricht aus bester Quelle." — Dann folgt ein Leitartikel betitelt: „Bundesstaat oder Kadaver", in welchem Artikel es unter anderm heißt: „Wenn wir einen Blick auf die Zustande Zisleithaniens werfen, fo müssen wir gestehen, daß wir kein Bündniß mit den Völkern Oesterreichs, sondern eines mit dem „österreichischen Gewllltsiaat" geschlossen haben Es ist keine Kunst, mit Gewalt zu regieren; das trifft ein jeder, und eigentümlich an der Sache ist nur der Umstand, daß die dekorirten Wiener De­mokraten sich nicht scheuen, Schergendienste dem Absolutismus zu machen und daß sie zu vergessen scheinen, was noch verächtlicher fei als der Henker selbst, nämlich sein Knecht. Und hat der Absolutis­mus das Magyarenvolt getödtet? ... Wir leben ja. Wird Giskra und Kompagnie den Czechen, Polen, Slovenen auf diesem Wege den Garaus machen? .. . Lächerlich!! .. . „Jeder weiß, daß die Idee, Oesterreich zu einem Einheitsstaat zu gestalten, unausführbar fei. .. . Und dennoch vergeudet man Geld, Blut und Zeit zur Ausführung einer Chimäre. Dem Gegner wird der Mund gestopft, die Presse wird gekauft, die unabhängigen Blätter werden verdächtigt; wer nicht in das Lob des Kleeblattes Giskra, Herbst und Hasner einstimmt, der ist an Preußen, Rußland oder Feuitteton. Die erste Zigarre. Humoristisch« Episode aus der Studcntenwelt. (Fortsetzung.) „Bester Herr, Sie unterhalten sich ja gar nicht!" So ertönte plötzlich eine melodiöse Stimme, aber vom kleinsten Kaliber, hinter mir und eine kleine Hand legte sich leicht auf meine Achsel. „Kommen Sie und erfreuen Sie uns mit Neuigkeiten, was Sic ja sehr gut verstehen sollen." „Freilich — freilich —, wenn es Ihnen beliebt!" Damit folgte ich dem Fräulein in's anstoßende Gemach, wo ein Theil der Kollegen der ältlichen Dame Gesellschaft leistete. Das Fräulein wies mir einen Stuhl an und nahm dann selbst mir vis-a-vis Platz. Nun sollte ich erzählen! Klang das nicht wie Ironie? Ich, dessen Verlegenheit in der Nähe der feurigen Augen so groß wurde, daß ich an meiner Kleidung bald nichts mehr fand, woran meine Hände einen Anhaltspunkt haben konnten, da ich bereits alle Knöpfe so lange gedrehet, bis sie abgefallen waren; ich, der ich keinen Punkt, keinen Gegenstand im Zimmer entdeckte, um meine Augen daran zu heften; ich, der ich bis über die Ohren roth geworden war und bald auch am ganzen Körper zu schwitzen begann, ich sollte da er­zählen! Welch' gräßliche, unmögliche Zumuthung! Endlich erlöste mich das Fräulein aus dem Fegefeuer, sie be­gann selbst gar geläufig zu plaudern und zu fragen, und ich? Ich begann nachgerade unbefangener zu werden, obschon ich dieß vor­läufig erst durch ein leutseliges Lächeln andeutete. Später wagte ich es sogar, das Fräulein häufiger anzusehen, als ich es in der Schule hätte verantworten tonnen; mich fesselte die liebreizende Gestalt und jener eigenthümliche Blick, unter dessen Gluth ich förmlich geschmolzen wurde. Ich begann allmalig zu begreifen, warum Ikarus der Sonne so nahe geflogen, daß er mit geschmolzenen Flügeln in's Meer fiel. Nach und nach übermannte mich ein Gefühl, dessen Natur ich zu weiß der Himmel an wen noch verlauft. .. . Oesterreich ist ja frei und glücklich .. . daß Gott erbarm! .. . Gibt es keinen Mann im Rathe der Krone, der es wagen sollte, das Interesse der Krone ge­gen die Gewaltakte der Wiener Doktoren zu schützen? I n diesem Falle wäre es die Pflicht des Grafen Andrassy, den Punkt zu be­zeichnen, wo die Nichteinmischung Ungarns in die österreichischen Zu ­stände im Interesse des Königs von Ungarn aufhören muß. Wie Ungarn mit Kroatien in ein bundesstaatliches Verhältniß getreten ist, so kann auch Oesterreich mit Böhmen, Mähren, Galizien nur einen Bundes- und keinen Einheitsstaat bilden. Die inneren Angelegenheiten Zisleithaniens gehen Ungarn nichts an; aber das Staatsprinzip, das die Grundlage der Neugestaltung der zwei Reichshälften bildet, muß im Einvernehmen aller Völker festgestellt werden. Es geht uns Un­garn sehr nahe an, ob wir mit einem kräftigen Staat oder mit einem Kadaver liirt sind. Und was die Drohung mit einer Wiener Revolution betrifft, da könnten die österreichischen Staatsmänner diesbezüglich getrost die bekannten Worte Cromwell's wiederholen: Ich habe das Parlament geschlossen und in London'« Straßen hat kein Hund gebellt." Eine interessante ministerielle Entscheidung. Zur Erläuterung des Begriffes Bescholtenheit im Sinne des Artikels III . des Gesetzes vom 5. März 1862. (Aus „Zeitschrift für Verwaltung.") I m Mai vorigen Jahres wendete sich das Pfarramt zu P. an die Bezirksbehörde mit der Anzeige, „daß ob der bei Ignaz L. in P. befindlichen Wirthschafterin in der ganzen Gemeinde ein all­gemeines Aergerniß rege gemacht wurde." Der Pfarrer berief sich hiebei auf Aussagen mehrerer Hausbesitzer und Genieindeausschüsse und auch darauf, daß der Vater dieser Wirthschafterin selbst auf Entfernung seiner übrigens großjährigen Tochter aus dem Hause dringe. Darüber ordnete das Bezirksamt an, daß die Gemeind e sich im Einvernehmen mit dem Pfarramtc über die Aergerniß gebenden Thatsachen äußere. Die Aeußerung wurde vom Gemeindeausschusse dahin abgege­ben, daß das Zusammenleben des Ignaz L. mit der Wirthschafterin ergründen unfähig war; ich weiß nicht, was und ob ich an diesem Abende überhaupt sprach, aber das steht fest, daß ich mich in jene Situation wünschte, in der ich kurz vorher meinen beneidenswerthen Kollegen gesehen, und daß ich keineswegs mehr eine Welt gefordert, sondern viel eher gegeben hätte, wenn es mir vergönnt gewesen wäre, die üppig blühenden Lippen des Fräuleins ha wie vermessen! — Die große alterthllmliche Uhr am Kasten schlug die eilfte Stunde, zu schnell für mich, zu schnell für meinen Mäcen, wie für die taro­kirenden Genossen. Ich empfahl mich gleich den übrigen, d. h. ich retirirte bei dieser unvermeidlichen Zeremonie hinter die Linie, um nicht etwa die Rolle eines Sprechers übernehmen zu müssen und balancirte über die Schwelle, nachdem ich noch einen Blick der Zau­berin erhascht, die mich so plötzlich, ja fast gegen meinen Willen be­lehrt hatte, daß das weibliche Geschlecht auch anderorts von Bedeu­tung ist und nicht bloß in der Grammatik bei den Deklinationen und Konjungationen, woher ich es bisher gekannt. Als ich, auf der Straße angelangt, mit meinem großen Mäcen allein mich befand und mich vergeblich abmühete, mit seinen langen Füßen gleichen Schritt zu halten, faßte ich Muth und begann in vor Frost zitterndem Tone: „Du mußt wohl sehr glücklich sein, Freund!" „Wie so?" fragte er, betroffen stehen bleibend. „Weil Du das Fräulein — küssen darfst." Das vorletzte Wort brachte ich nur mit Mühe über die Lippen. „Ho, ho! Wer sagt Dir das?" rief er eine drohende Haltung annehmend und meine kleine Persönlichkeit vom Scheitel bis zur Zehe scharf fixirend. „Nun , nun, ich meine das nur, weil ich heute etwas dergleichen gesehen und gehört habe." „Wirklich?" Damit faßte er ziemlich unsanft meinen Arm und preßte ihn stärker, als es mir lieb war. „Ereifere Dich nur nicht zu sehr, ich verrathe Dich ohnehin nicht!" rief ich, meine Hand aus der Klemme befreiend und mich Aloisia D. überhaupt und insbesondere folgende Verhältnisse das allgemeine Tagesgespräch in der Gemeinde bilden: daß Fra u und Tochter des L. dcßhalb nicht im Hause leben, damit L. mit D. ungenirt leben könne, daß L. seine Kinder zurücksetze, indem «r von ihnen fordere, daß sie Aloisia D. respettirei:, daß L. mit seiner Wirtschafterin schon einigeniale ausgefahren und mit derselben auch schon oft im Gasthause gewesen sei, daß das Gerücht bestehe, Aloisia D. habe eine Fehlgeburt gemacht, und daß vom fraglichen Verhältnisse auch schon die halberwachsene Jugend spreche. Hierüber wurde die Gemeinde vom Bezirtsamte aufgefordert, im eigenen Wirkungskreise nach §. 9 der Landesgemeindeordnung — Die böhmischen Patrioten widmeten unter dem Titel: „Die Aussöhnung mit den Böhmen" den Ministern eine Blumenlese aus den giftigsten Schmäh- und Spottartikeln, welche iu jüngster Zeit gegen die Slaven in deutschen Journalen vom Stappel gelassen wurden. Aus diesen hebt Schuselka's „Reform" nur den nachstehen­den, dem Lande Mähre n gewidmeten hervor: „Jenseits der Thaya vermengt sich das deutsche mit dem slavischen Element, der Wohl­stand des österreichischen Bauern verwandelt sich in Armuth des mährischen Taglöhners. Nicht mehr die biederbe, ehrliche Art und Weise des einfachen Oesterreichers! Habsucht, Neid, Roheit, Ver­schmitztheit, und wie die gesammten Kardinaltugenden alle heißen, am ausgesprochensten der Diebssinn verkörpern sich im Landbewohner Mährens mehr vielleicht, als in seinem Stammesbruder aus der großen Sippe, dem ränkesüchtigen Czechen. Der mährische Bauer ist durchaus unmoralisch. Trotzdem sein diebischer Elsternsinn nichts verschmäht, was es auch sei und was erreichen kann, so sieht man ihn doch Sonntags stundenweit zur nächsten Kirche in den frühesten Morgenstunden, Winter oder Sommer pilgern und nach Thunlichkeit wenigstens einmal im Leben nach Maria-Zell, sein heiliges Mekka, wallfahren; seine Stube ist gefüllt mit gemalten und geschnitzten Le­genden und Heiligenbildern; an jedem Kreuzwege steht ein hohes, gewöhnlich blutrothes Bild des Gekreuzigten. Und doch ist er der ärgste Spitzbube uuter der Sonne. Der italienische Brigante befreit, nachdem er sein Bluthandwerk vollbracht, sein Gewissen von der Schuld durch ein reumüthiges Gebet um Fürsprache zur Madonna; der Gaucho ist ein ritterlicher Strauchdieb, ein verkommener Hidalgo; der Jesuit, in der Spitzbubenkaste betrachtet, handelt wie er sagt: „aH majorem äsi Aloriam;" aber dieser Race ist Stehlen das eigene Ich. Die Verrohung der Leute ist entsetzlich, die Sittlichkeit ein verschwundenes Mädchen aus der Fremde; die Bräutesind durch­gehends schon Mütter, das Zusammenleben Unverehelichter gang und gäbe. Dazu trägt viel auch die Armuth der Leute bei, diesie hindert, einen Hausstand zu gründen; viel auch die möglichste Erschwerung der Heirath von Seite der Behörde und Geistlichkeit, vor allem aber die angeborene thierische Roheit. Was aber diesen Schlag am meisten erniedrigt, ist seine Leidenschaft zum Kaitoffelfusel, für den er zu allem und jedem zu haben ist. Ich glaube, er gibt dem in der Hin­sicht berühmten Nutlh-Russen gar nichts nach. Die Kastenunter­schiede unter ihnen zwischen Ganz-, Halb- und Viertellehnern, Häus­lern und Inleuten klaffen weit auseinander und werden streng zere­moniös beobachtet, aber was sie auch schied, Einheitszeichen, in dem sich alle wiederfinden, ist und bleibt die Branntweinflasche. Eingesendet. An unfern liberalen Gemein derath. Unter dem Regime der Bürgermeister Ambro2 und Costa wurden jährlich große Beträge auf Neupflasterungen verwendet. Hiedurch bekamen die Bewohner des Hauptplatzes, der Poljanavor­stadt, der Herrengasse, des Kongießplatzes u. s. w. ein gutes Trot­tuir und glatt makadamisirte Straßen. Die Straße von der Schusterbrücke bis zum St. Iakobsplatz ist als Verbindungsstraße zwischen den zwei Hälften unserer Stadt unzweifelhaft eine der belebtesten und befahrensten; daher erwarten die Bewohner des alten Marktes, des St. Iakobsplatzes, der Karl­städtervorstadt, der Hren- und Rosengasse, dann der Tirnau und Krakau mit Sehnsucht, wann endlich der liberale Laibacher Gemein­derath die bezeichnete Stadthälfte von dem spitzigen Hühneraugen-Pflaster befreien und dieselbe mindestens mit der weniger frequen­tirten Poljanavorstadt in gleiche Kategorie stellen wird. I n geistiger Beziehung haben wir bisher von Seite des „liberalen" Gemeinderathes noch gar nichts treffliches zu verzeich­nen; sollte sich derselbe in der Sorge für materiell e Bedürfnisse gleich unfähig zeigen, so wird er den freidenkenden Laibachern die besten Dienste leisten, wenn er feine unnatürliche Position verläßt, bevor seine Unfähigkeit durch fernere Mißgriffe und Thatlosigteit auch jenen bekannt wird, welche sich zur Zeit der Wahlen durch künstliche Mittel irre führen ließen. Mehrere Freunde der Gleichheit. Verstorbene. Den 5. Juli. Vinzeuz Petae, Taglöhner. alt 2« Jahre, im Ziuilspiwl. an der Lungenlubcrknlose. — Maria Inrjouöie, Iustitutsarme, alt 79 Jahre, im Versorgungshause Nr. 4, an, wiederholten Schlagstusse, — Vilhelm No­vak, Schäler der 4, Klasse, alt 1« Jahre, im Zivüspttal, am Typhus. De» 8. Juli. Lorenz Pifos, Knecht, alt 2« Jahre, im Ztvilspital, an, Giteiuugsfiebcr. Den ?. Juli, Mathias Ladnikar, Echneidergcsrlle, alt 3l Jahre, im Zivilspital, an der Gehirnhöhlenwassersucht. — Dem Herr» Raimund Anoc­retlo, Salamifabrifant, sei» Kind Ioftfiue, alt 2 Jahre und 4 Monate, in der Grarischauorstadt Nr, 23, am akuten Wasserköpfe, Den 8. Juli. Matthäus Au^iö, Magazinsarbciter, alt 52 Jahre, in der Krafaiworstadt Nr, 3, an der Luugeulähmuug, — Barbara Hilbcr, Bedien­teuswiiwc, alt 78 Jahre, in der Oradischauorstadt Nr, 22, am Zehrfieber. Den 9. Inli. Herr Johann Liniuger, Agent, alt t>5 Jahre, in der Ka­puziuervurstadt Nr. 29, gähe am Schlagflusse. — Douat Üerue, Instituts­armer, alt 93 Jahre, in der Krakauvorssadt Nr. 37, nu Erschöpfung der Kräfte. — Theresia Forlnua, Fabrikarbeiterin, alt 1? Jahre, im Zivilspital. a» der Lungeutubcrfulose. Den 10. Juli. Dem Heu» Heinrich Vrilli, Geschäftsleiter, sein Kind Josef, alt 3'/, Jahre, in der Kapuziuervorstatt Nr, 93, am Zehifieber. — Dem Herrn Thomas Iankouc, Nranutweiuschäuker, sein Kind Franz, alt 7 Mouate, in der Gradischavorstadt Nr, 19, an der Luugcnlähmung, — Johann Peöar, Reservist, alt 23 Jahre, im Zivilspital. au der Luugentuherknlose. — Maria Verhovc, Institutsarme, alt 8U Jahre, im Vcrsorgungehause Nr, 4, an Altersschwäche, ß ZayniKMcfM EtMW'inent ! I 59—1. des A Z Heimami'schcs Haus nächst der Hradetzlybrücke. K D Die schönsten uud besten Xällllß und I.uftälULk- oder H A 8äUß^ebl88e ohne Haken und Klammern, das vorzüglichste, U U was die Zahntechnik zu leisten im Stande ist, werden daselbst U « verfertigt und ?InlndilUUß«ll in 6uI6, Hw2lß2w und Lemßüt, 3 R sowie alle anderen Zahnoperationen auf das schmerzloseste und I U schonendste vollzogen. U D Die Ordination besorgt aus besonderer Freundschaft D A Herr Dr . I?. Lrnuil , herzoglicher Leibzahnarzt und einer. I K Dozent der Zahnheilkunde. « U Ordination täglich von 9 bis 12 und 3 bis 5 Uhr, I »i An Sonn- und Feiertagen von 10 bis 12 Uhr. ^ Aufenthalt bis Ende August. 3^.000 fi. PnMnrgelder sind in Beträgen von mindestens 1000 fl. sogleich darzuleihen. Näheres in der Kanzlei des Dr. .Inline Iln!»ll8<;l!. 60—1. Herrn I . G. Popp, praktischer Zahnarzt, Wien, Stadt, Bollnergasse Nr. 2. Euer Wohlgeboren! Ich ersuche Sie, mir gefälligst gegen Postnachuahme vier Fla­schen von Ihrem ausgezeichneten Anuthenn-Mliüdwasser zu senden; ich wende mich deßhall, an Euer Wuhlgelioren selbst, da ich schon so oft ein gesalschtcs Mundwasser erhielt in verschiedenen Verlaufs­lüden. Mit Hochachluug k. f. Oberstlieutenants-Gattin. 19—2. Graz, Attemsgaffe 100!. Zu haben in: Laib ach bei Pettieiö ck Piller, A. Kcisper, Josef Kantiger, I°h. Kraschowitz, Ed. Mahr und F. M. Schmitt; Kr «in bürg bei F. Krispei; VIeiburg bei Herbst, Apotheker; Worasdi« bei Halt«, Apotheker; Rudolfswerth bei D. Nizzoll, Apotheker; G urlfetd bei Friedr. Vomches, Apotheker; Stein bei Jahn, Apo­theker; Wipp ach bei Anton Teperis, Apotheker; Würz bei Franz Lazzllr und Pontoni, Apotheker; Warte« berg bei F. Glldlcr. Eigentümer und Herausgeber ketorOrasselli. — Für die Redaktion vel»»twoitlich: ^ali. ^löLovo. — Druck von ^O3efLlÄ8l!iii, i» Laibach.