Erdbeschreibung für dotlis schulen. Bon, B. Kozcnn, Gy ul n a s i a l - Prr) f e s s or in O lmütz. Mit 10 Holzschnitten. Wien und Olmiil). Verlag von Eduard Hölze l. 1866. 1L164S V o r b e r i ch t. Die vorliegende kleine Geographie ist darauf berechnet, solche Schuler, für welche der Schulunterricht mit der Volksschule abschließt, mit genügenden erdkundlichen Kenntnissen zu versehen. Da hiebei die eigene Heimat vorzugsweise zu berücksichtigen ist, so sind jene Länder, in deren Schulen das Buch benützt werden soll, ausführlicher behan¬ delt. Jede Schule bildet außerdem ihren eigenen geographischen Mit¬ telpunkt, für welchen sie sich den Lehrstoff zurechtlegen soll. Daher wird man die Beschreibungen der Länder umsomehr abkürzen können, je weiter die betreffenden Länder von der Heimat entfernt sind. Wenn auf diese Weise auch ein ganzes Drittheil des Buches ausgcschieden wird, so bildet das Uebrige noch immer ein abgerundetes Ganzes der wichtigsten geographischen Lehren, sobald die rechte Auswahl statt- gesunden hat. Uebrigens können nur die österreichisch-ungarischen Län¬ der und Süddentschland einer solchen Kürzung unterzogen werden, während alles Uebrige für jede Schule ohne Unterschied ihrer geogra¬ phischen Lage gleich wichtig ist. Die Einwohnerzahlen, welche die Größe und Bedeutung von Ländern und Städten in der kürzesten Form ausdrücken, stammen für die österreichischen Länder unmittelbar aus der ersten Quelle, "den 1* — 4 — neuesten Diözesan-Katalogen, und sind daher die verläßlichsten, die man überhaupt haben kann. Für andere Länder sind sie den jüngsten amtlichen Veröffentlichungen entnommen. Schließlich mag noch daran erinnert werden, daß das vorzüg¬ lichste geographische Lehrmittel immer nur die Landkarte ist, während das Buch die Aufgabe hat, die Karte zu erklären und auf das Wich¬ tigste ihres Inhaltes aufmerksam zu machen. I. Abtheilung. Gestalt, Geäste, Bewegung und natürliche Beschaffenheit der Grde. 1. Die Erdbeschreibung- Die Erdbeschreibung, auch Geographie oder Erdkunde genannt, belehrt uns über die Gestalt, Größe und Bewegung der Erde; sie beschreibt die Erdoberfläche in ihrer natürlichen Beschaffen¬ heit, d. i- Länder und Meere, Seen und Flüsse, Ebenen, Berge und Thäler; endlich schildert sie die Erde als Wohnort der Menschen und die von denselben gegründeten Staaten und bewohnten Orte. 2. Aas Sonnensystem. Die Erde gehört zum Sonnensystem, auch Planetensystem genannt, welches folgende Beschaffenheit hat: Um die Sonne bewegen sich die 8 großen Planeten Mercur, Benns, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und mehr als 100 kleine Planeten, Aste¬ roiden , sämmtlich in dem Raume zwischen Mars und Jupiter. Um einige der großen Planeten kreisen Nebenplaneten oder Monde z. B. der Mond um die Erde. Die Größe der Planeten ist sehr verschieden, wie Fig. 1 zeigt, aus welcher Abbildung zugleich die merkwürdige Gestalt des Saturn mit seinem Ringe zu entnehmen ist. Die Sonne übertrifft an Größe die Planeten so sehr, daß sie sich zu den hier abgebildeten wie eine Kugel von 1 Fuß Durchmesser verhält. Denkt 6 man sich zu diesen hier angegebenen Größen noch die richtige gegen¬ seitige Entfernung, so müßte die wie ein Hasenschrot große Erde 6V Schritte und der wie eine Kirsche große Neptun eine Viertel¬ stunde von der Sonnenkugel entfernt sein. Zum Sonnensystem gehören auch die Kometen, von welchen die meisten unvcrmuthet am Himmel erscheinen, in ihrer Bewegung der Sonne sehr nahe kommen und nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Sie bestehen aus einem so locker vertheilten Stoffe, daß mitten durch dieselben andere Sterne sichtbar sind. Fig. I. Größenverhältnisse der Planeten. 3. Die Gestalt der Erde. Wenn man von einem erhöhten Standpunkte auf das offene Meer hinausschaut, so sieht man von einem aus der Ferne kommenden Schiffe zuerst nur die Spitzen der Mastbäume (bei a, Fig. 2); all- 7 mählich scheint das Schiff aus dem Wasser aufzutauchen, bis es dort, wo sich das scheinbare Himmelsgewölbe und das Wasser berühren, Fig. 2. Allmähliches Austauchen des Schisses aus der Ferns, vollständig sichtbar wird (bei l>). Bei fortdauernder Annäherung scheint das Schiff gegen den Beobachter am Wasser herabzugleiten, so daß endlich die Meeresfläche hinter dem Schiffe sichtbar wird (bei o). Diese Erscheinung zeigt, daß die Meeresoberfläche gekrümmt ist, und zwar ist die Krümmung ein Theil der Kugeloberflächc, weil sie dem Beobachter dann, wenn er nichts als Himmel und Meer sieht, kreisrund erscheint. Diese Kreislinie, in welcher sich das Himmels¬ gewölbe und die Erde zu berühren scheinen, heißt Gesichtskreis oder Horizont. Der Horizont ist desto größer, je höher sich der Beobachter befindet. Vom Mastkorbe eines großen Schiffes kann man ungefähr 3, von einem 10.000 Fuß hohen Berge 27 Meilen weit sehen. Die hier angegebene Aussichtsweite gilt für Gegenstände auf der Erde und heißt scheinbarer Horizont. Für Gegenstände am gestirnten Himmel ist der Gesichtskreis viel weiter, da Sterne, die Millionen von Meilen entfernt sind, von uns gesehen werden. Diesen Gesichtskreis denken wir uns als eine kreisrunde Ebene, welche mitten durch die Erdkugel geht und wahrer Horizont heißt. Daß die Erde eine runde Gestalt hat, beweist auch der Erd¬ schatten bei Mondesfinsternisseu, ferner die Aehnlichkeit mit anderen Himmelskörpern, sowie der Umstand, daß sie schon wiederholt in sehr vielen Richtungen umschifft worden ist. Die Erde ist also eine Kugel, und zwar etwas abgeplattet wie ein Apfel. Ein Durchmesser der Erde ist jede gerade Linie, welche mau sich von einer Seite der Oberfläche bis zur entgegengesetzten Seite durch den Erdmittelpunkt gezogen denkt; die Hälfte dieser Linie, näm« 8 lich vom Mittelpunkt bis zur Oberfläche, ist ein Halbmesser. Der¬ jenige Durchmesser, welcher durch die am meisten abgeplatteten Theile der Erdoberfläche gedacht wird, ist der kürzeste und heißt Erdaxe. Die Länge der Erdaxe beträgt 1713 Meilen, fast um 6 Meilen weniger als ein Durch¬ messer durch den Aequator. Die beiden Endpunkte der Erdaxe heißen Pole, der eine der Nordpol, der andere der Südpol. Die Kreislinie, welche von beiden Polen gleichweit entfernt um die Erde gedacht wird, heißt Aequator (Gleicher) und ist 5400 Meilen lang. Der Aequator theilt die Erdoberfläche in die nördliche und südliche Halb¬ kugel (Hämisphäre). Alle durch beide Pole gehenden Kreise sind Mittags¬ kreise (Meridiane). Jeder Mittags- Fig. 3. Globus. kreis theilt die Erdoberfläche in eine östliche und eine westliche Halb¬ kugel. Parallelkreise sind mit dem Aequator gleichlaufende Kreise, welche gegen die Pole zu immer kleiner werden, während alle Meri¬ diane gleich groß sind. Alle diese Linien sind am deutlichsten am Globus Fig. 3, verzeichnet, einer Kugel, welche die Erde vorstellt. 4. Bewegung der Erde. Die Erde ist 20^ Millionen Meilen von der Sonne entfernt und hat eine doppelte Bewegung. Durch die Drehung um ihre Axe entstehen Tag und Nacht, durch die Bewegung um die Sonne die vier Jahreszeiten. Die gedachte Ebene, in welcher sich die Erde um die Sonne bewegt, heißt Ekliptik. Denkt man sich die Ekliptik rings¬ herum bis an die Sterne erweitert, so trifft sie mit ihrem Umfange an jene zwölf Gruppen von Sternen, welche man den Thierkreis nennt. Da die Erde den ganzen Weg um die Sonne in einem Jahre zurücklegt, so kommt sie im Laufe desselben bei allen zwölf Stern- 9 bildern vorüber. Weil es uns jedoch nach dem Augenschein so vor¬ kommt, als ob sich die Sonne um die Erde bewegen würde, so pflegt Fig. 4. Der Thierkreis. man zu sagen: die Sonne stehe in diesem oder jenem Thierzeichen, nämlich in demjenigen, welches sich von der Erde aus gerade hinter der Sonne befindet, wie x, dasZei- ch en d er Fische in Fig. 4. Die zwölf Bilder des Thierkreises sind: Widder Stier H, Zwil¬ linge n, Krebs o, Löwe Jungfrau np, Wage Skor¬ pion nt, Schütz Steinbock.F, Wassermann w-, Fische x. Die Erd- axe steht auf der Ekliptik schief, unter einem Win¬ kel von 66 >/2 Graden, und ist immer nach dem¬ selben Punkt am Himmel, welcher durch den Polar¬ stern bezeichnet ist, gerichtet. In Fig. 5 ist die LinieRLdieErd- axe, ro die Ebene der Ekliptik, die Fig. s. Schisse der Ekliptik und Verschiedenheit der Tagesliinge. Hälfte der Erdkugel im Dunkel, die andere von der Sonne beleuchtet, es ist für uns der kürzeste Tag. Die Sonnenstrahlen fallen senkrecht auf die südliche Erdhälftc im Punkte r, die Gegend um den Südpol bis zum 10 Parallelkreise uv hat beständigen Tag, um den Nordpol bis st ist beständige Nacht. Nach einem halben Jahre ist die Stellung die ent¬ gegengesetzte, d. h. die Sonne steht senkrecht über o, um den Nordpol ist Tag, um den Südpol Nacht, ox und igr zu beiden Seiten des Aequators, 23Grade von demselben entfernt, sind die Wendekreise, stund uv 231/2 Grade von den Polen die Polarkreise. An den Polen dauert der längste Tag 6 Monate, an den Polarkreisen 24 Stunden, am Aequator sind Tage und Nächte fortwährend gleich. Die genannten zwei Paare von Parallelkreisen theilcn die Erd¬ oberfläche in 5 Zonen. Zwischen den Wendekreisen zu beiden Seiten des Aequators ist die heiße, zwischen den Wendekreisen und Polar¬ kreisen sind zwei gemäßigte, um die beiden Pole bis zu den Polar¬ kreisen zwei kalte Zonen. 5. Die Weltgegenden. Die Richtung, in welcher wir Mittags die Sonne erblicken, heißt Süden oder Mittag; dem Süden gerade gegenüber ist Norden oder Mitternacht; wo die Sonne zur Zeit der Tag- und Nacht- gleiche, nämlich am Beginn des Frühlings und Herbstes aufgcht, ist Osten, Aufgang oder Morgen; dem Osten gegenüber Westen, Fig. 6. Die Windrose. Untergang oder Abend. Zwischen diesen Hauptweltgegenden liegen die Nebenweltgegenden Nordost, Nordwcst, Südost, Südwest, zwi¬ schen den Haupt- und Nebcnwelt- gegendeu sind die Zwischenwelt¬ gegenden Nord-Nordost, Nord- Nordwest, Ost-Noxdost, West- Nordwest u. s. w. Eine kreisrunde Scheibe, auf welcher die Weltgegen¬ den durch Strahlen bezeichnet sind, heißt Windrose, Fig. 6. Am leichtesten kann man die Weltgegenden mit Hilfe der Magnetnadel sCompaß) auffinden, welche immer gegen Norden zeigt. 11 — Die Landkarten, welche Theile der Erdoberfläche darstcllen, sind so gezeichnet, daß oben Norden, unten Süden, rechts Osten, links Westen ist. Die auf den Karten gezogenen Meridiane und Parallel¬ kreise sind entweder gerade oder krumme Linien und bilden ein Grad¬ netz, welches dazn dient, um die Lage der Orte genau zu bestimmen. Will man die Lage eines Ortes oder Landes genau bezeichnen, so geschieht dieses durch die Angabe des Parallelkreises und Meridians, welche durch den Ort gehen, oder jener Parallclkreise und Meridiane, zwischen welchen das Land liegt. Die Parallelkreise zählt man vom Aeguator (dem größten Parallelkreise) gegen die Pole; unter den Meridianen jedoch muß, da sie alle gleich groß sind, derjenige beson¬ ders bezeichnet werden, welcher als der erste gelten sollt In Mittel¬ europa gilt gewöhnlich jener Meridian als der erste, welcher 20" westlich von Paris, nahe bei der Insel Ferro vorübergeht. Die Aus¬ dehnung vom Aeguator gegen die Pole heißt die geographische Breite, die Ausdehnung von Westen nach Osten die Länge. Man zählt an den Parallelkreiscn die Breitengrade, an den Meridianen die Län¬ gengrade. Die Breitengrade werden nördlich und südlich vom Aeguator, die Längengrade östlich und westlich vom ersten Meridian gezählt. Wien liegt z. B. am 48" 12' nördlicher Breite und 34" 2' östlicher Lange, B u e n o s - A yr c s in Südamerika am 35" südlicher Breite und 41" westlicher Länge. 6. Der Mond und seine Bewegung. Der Mond ist 52.000 Meilen von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von 454 Meilen. Wie die Erde um die Sonne, bewegt sich der Mond um die Erde, von West nach Ost, Fig. 7, wobei er in einem Jahre etwas mehr als 12 Umläufe vollendet. Befindet er sich in a, so sehen wir am Abend die Hälfte seiner von der Sonne erleuchteten Halbkugel in Gestalt eines I) (erstes Viertel). Nach einer Woche ist in b die ganze erleuchtete Mondhalbkugel der Erde zugcwendet (Vollmond). Abermals nach einer Woche erscheint er am Morgen in o in Gestalt eines 6 (letztes Viertel). Endlich ist er nach einer weiteren Woche in 6, wo seine von der Sonne beleuchtete Hälfte — 12 von der Erde weggewendet ist (Neumond). Alle diese verschiedenen Erscheinungen des Mondes heißen Mondphasen. Fig. 7. Mondphasen. 7. Sonnen- nnd Mondesjinsteenis;. Gelangt der Mond in die gerade Linie zwischen Sonne und Erde, Fig. 8, so hat jener Theil der Erdoberfläche, auf welchen der Mondschatten fällt, eine Sonnenfinsterniß, die daher nur zur Zeit 13 des Neumondes eintretcn kann; ist hingegen die Erde in der geraden Linie zwischen Sonne und Mond, so entsteht eine Moudesfinsteruist, Fig. 8 Sonnenfmsterniß. Fig. 9, die nur zur Zeit des Vollmondes möglich ist. Diese Verfinste¬ rungen oder Eklipsen, welche nur an gewissen Durchschnittspunkten der Fig. 9. MondeSfinsterniß. Sonnenbahn und Mondbahn stattfinden können, haben für die Son¬ nenbahn (oder eigentlich Erdbahn) den Namen Ekliptik veranlaßt. Wenn uns der Mond die ganze Sonuenscheibe verdeckt, so haben wir eine totale (gänzliche), wenn nur ein Thcil der Sonne bedeckt wird, eine partiale (thcilweise) Sonnenfinstcrniß. Dasselbe gilt von den Mondesfinsternissen. Eine ringförmige Sonnenfinsterniß entsteht dann, wenn die Mitte der Sonuenscheibe durch den Mond verdeckt ist, der ganze Rand aber sichtbar bleibt. Um die Größe der Bedeckung bei einer partialen Finstcrniß anzugcben, denkt man sich den Durchmesser der Sonneuscheibe in 12 gleiche Theile (Zolle) getheilt und den verdeckten Theil in Zollen ausgedrückt. Fig. 10 zeigt eine Verfinsterung von 3, eine von 6 und eine von 9 Zoll. 8. Das Festland in horizontaler Ausdehnung. Von der Erdoberfläche ist nicht vielmehr als der vierte Theil festes Land. Man unterscheidet 5 Erdtheile (Welttheile) oder Con- tinente: Europa, Asien, Afrika, Amerika, Australien. 14 Kleinere vom Wasser umgebene Landstücke heißen Inseln, ganz kleine Inseln Eilande. Viele Inseln nahe bei einander bilden Insel¬ gruppen oder Archipel; liegen sie reihenweise hintereinander, so gestalten sie sich zu Jnselreihen. Fig. 10. Partiale Verfinsterungen nach Zollen bezeichnet. Landmassen, welche auf einer Seite mit dem Festlande zusam¬ menhängen, an den übrigen Seiten aber vom Meere umflossen sind, nennt man Halbinseln, kleinere schmale Vorsprünge Landzungen, eine bergige in das Meer ragende Landspitze Vorgebirge oder Cap. Landenge oder Isthmus ist ein schmaler Landstreifen, der zwischen zwei Meercstheilen größere Landmassen miteinander verbindet. Der Rand des Landes am Meere heißt Ufer, Gestade, ein niedriges san¬ diges Ufer Strand, das dem Ufer zunächstliegende Land Küste. Ein Land ist umsomehr gegliedert oder es hat eine um so größere Kllsten- entwicklung, jemchr Halbinseln und Landzungen es besitzt. Unter den Erdtheilen hat Europa die größte, Afrika die geringste Gliederung und Küstenentwicklung. 9. Das Festland in nerticaler Erhebung. . , Nach der Bodcnverschiedenheit zeigt das Festland die Hanpt- formcn: Tiefland, Stufenland, Hochland. Das Ticsland wird zur 15 Niederung, sobald es wenig über den Meeresspiegel erhaben ist, zur Tiefebene, wenn die Oberstäche keine bedeutenden Erhöhungen und Vertiefungen hat. Den Uebergang vom Tiefenlaud zum Hochland bildet das Stufenland, welches meistens aus mehreren Absätzen besteht. Das Hochland liegt bedeutend höher über dem Meere, als das Tiefland und Stufenland. Hat es auf seiner Oberfläche keine großen Unebenheiten, so ist es eine Hochebene, Platean (spr. Platoh). Eine weitausgedehnte Hochebene heißt Tafelland. Landstriche, in denen die Pflanzen gar nicht oder nur sehr spär¬ lich gedeihen, heißen Wüsten; einzelne anbaufähige und bewohnte, mit Quellen versehene und von Hügelzügen umgebene Stellen nennt man Oasen. Steppen haben Hoch- und Niedcrkraut, welches in der Regenzeit üppig wächst, im Sommer aber verdorrt und verbrennt; Heiden sind weithin sich ausdehnende Ebenen, welche meist sandig und unfruchtbar, an manchen Stellen sumpfig und hie und da mit Kieferwald und Heidekraut bewachsen sind. Die ungeheuren Gras- ebenen in Nordamerika werden Savannen und Prärien, die aus¬ gedehnten Steppen in Südamerika Pampas und Llanos (spr. Lja- nos) genannt. Es gibt isolirte Berge, die sich einzeln aus der Ebene erheben, — Massengebirge oder Berggruppen, in denen sich kein bestimmter Hauptrücken nach irgend einer Richtung zeigt, — Kammgebirge mit einem in ganz bestimmter Richtung fortlaufenden Hauptzug, — Ket¬ tengebirge aus mehreren nebeneinander hinziehenden Kämmen beste¬ hend. Jene Stellen, wo sich mehrere Gebirgskämme vereinigen, heißen Gebirgsknoten; häufen sich dabei große Bergmassen, so bilden sie einen Bergstock. Senkungen in den Kämmen heißen Joche, über welche gewöhnlich die Gebirgsstraßen oder Pässe führen. Der untere Theil des Berges ist sein Fuß, der mittlere die Abdachung, der oberste Gipfel, für welchen mancherlei Bezeichnun¬ gen, als Spitze, Pik, Horn, Koppe, Kuppe, Kogel im Gebrauche sind. Die einfachste und regelmäßigste Bcrgform zeigen die Vulkane oder feuerspeienden Berge. 16 Nach der Höhe sind hauptsächlich Hochgebirge und Mittel¬ gebirge zu unterscheiden, während das niedrigere Gebirge allmählich ins Hügelland übergeht. Die Hochgebirge oder Alpen haben meist zackige Formen. Biele erheben sich über die Schneelinie, d. h. jene Höhe, in welcher der Schnee beständig liegt. Gletscher sind große Eismassen in den oberen Thälern der Hochgebirge, — Lawinen solche Schnecmassen, welche sich an den Bergen loslösen'und plötzlich mit großer Gewalt in die Thäler herabstürzen. Die Mittelgebirge haben eine Höhe von 2000 bis 5000 Fuß, runde Formen und meist breite Gipfel. Niedriger als die Mittelgebirge sind die Landrücken, d. i. in einer Reihe fortlaufende Erhöhungen von bedeutender Länge, aber- mäßiger Höhe, die aus einer weiten Tiefebene hervorragen. Bei den Höhenangaben der Berge wird die absolute Höhe, d. h. die Erhebung über dem Meeresspiegel verstanden, während die relative Höhe nur die Erhebung über das unmittelbar anliegende Land bedeutet, 10. Das Mer. X Die zusammenhängende Wassermasse, welche den größeren Theil der Erdoberfläche bedeckt und die fließenden Gewässer in sich versam¬ melt, heißt Weltmeer oder Ocean. Ein von mehreren Seiten ein¬ geschlossener Meerestheil wird Meerbusen oder Golf, auch Bai, ein kleiner Busen Bucht, der äußere Theil derselben mit Ankergrnnd für die Schiffe Rhede genannt. Der Hasen ist ein kleiner Busen, in welchem die Schiffe vor Stürmen gesichert sind. Ein schmaler, auf zwei Seiten vom Lande eingeengter Meerestheil heißt Meerenge, Canal, Straße, Sund. Das Binnenmeer ist ein vom Lande bis auf eine Meerenge eingeschlosfener großer Meerestheil. Reihen von Sand¬ hügeln längs der Küste heißen Dünen, Erhöhungen des Meeresgrun¬ des bis nahe zum Meeresspiegel Untiefen oder Bänke» Klippen sind Bänke aus festem Gestein, Reihen von Klippen bilden ein Riff. Man unterscheidet fünf Hauptm cere: 1. Das nördliche Eismeer oder arktische Polarmcer um den Nordpol bis zum Polarkreis. 17 2. Der atlantische Ocean zwischen Europa, Afrika, Amerika und den beiden Polarkreisen. 3. Der indische Ocean zwischen Afrika, Asien, Australien und dem südlichen Polarkreise. 4. Der große Ocean, auch Stiller Ocean und Südsee genannt, zwischen Amerika, Asien und den beiden Polarkreisen. 5. Das südliche Eismeer oder antarktische Polarmeer um den Südpol bis zum Polarkreis. Das Meer ist in beständiger Bewegung. Der Wellenschlag entsteht durch den Stoß des Windes, das An- und Zurückprallen der Wellen an steilen Ufern heißt Brandung. Neben den unregelmäßigen Bewegungen des Wellenschlages hat das Meer ein regelmäßiges, täg¬ lich zweimal wiederkehrendes Fallen und Steigen, Ebbe und Fluth, oder die Gezeiten. Die Fluth wird durch die Anziehung des Mondes bewirkt und ist stärker bei Neumond und Vollmond (Springfluth), als im ersten und letzten Viertel (Nippfluth). Außerdem gibt es noch beständige Strömungen des Meeres nach bestimmten Richtungen, theils durch die Axendrehung der Erde, theils durch Wärmeunterschiede des Wassers in den verschiedenen Meerestheilen hervorgebracht. 11. Die Landgmmsser. - Alles Wasser auf der Erde ist in beständiger Bewegung, in dauerndem Kreislauf begriffen. Die aus dem Meere aufsteigenden Dünste bilden Wolken, um als Regen oder Schnee niederzufallen, in die Erde einzudringen und als Quelle wieder zum Vorschein zu kom¬ men. Die Quellen vereinigen sich zu Bächen, die Bäche zu Flüssen, die Flüsse zu Strömen. Ein Hauptfluß fließt in das Meer und nimmt Nebenflüsse auf, in welche sich die Zuflüsse ergießen. Der Küstenfluß hat nur an der Küste einen kurzen Lauf ohne bemerkens- werthe Nebenflüsse, der Steppenfluß verliert sich im Sande oder ergießt sich in einen Landsce ohne Abfluß. Der Ausfluß in das Meer oder in ein anderes größeres Gewässer heißt Mündung. Schaut man dem fließenden Wasser nach, so hat man zur rechten Hand das rechte und zur linken das linke Ufer. Ein plötzlich cintretendes sehr steiles Kozenn, Erdbeschreibung. 2 18 Gefälle bildet einen Wasserfall, ein Wasserfall in mehreren niedrigen Absätzen heißt Cascade oder Katarakt. Der oberste Theil des Flußlaufes mit meist starkem Gefälle zwischen steilen Ufern heißt Oberlauf; im Mittellauf ist weniger Gefälle und ein breiteres Bett; der Unterlauf hat kaum merkliches Gefälle zwischen niedrigen Ufern. Der Fluß bildet durch seine Spal¬ tung häufig Flußinseln, Werder oder Auen, und mündet endlich durch mehrere Arme in das Meer, wodurch ein Delta entsteht, wie man das zwischen den Mündungsarmen befindliche Land zu nennen pflegt. Ausgezeichnete Beispiele solcher Mündnngen geben der Nil und die Donau. Durch den trägen Lauf der Flüsse in den Ebenen entstehen mancherlei Arten weichen Bodens, die man mit Sumpf, Morast, Moor, Moos, Bruch (brüchiges Land) bezeichnet. Küstcn- sümpfe und ganz seichte Landseen pflegt man Lagunen zu nennen. Die Länge de's Flusses mit allen seinen Krümmungen heißt Stromentwicklung, der ganze Landstrich, der einem Flusse sein Wasser zuscndet, ist dessen Flußgebiet, die Grenze zwischen zwei Flußgebieten nennt man die Wasserscheide. Die Flüsse bewegen sich im Gebirge auf dem Grunde oon Spalten oder Thaler». Man unterscheidet bei einem Thalc die untere Fläche oder Sohle und die Thalwände oder Gehänge. Die Haupt- thälev scheiden größere Gebirgsmassen von einander und nehmen Neben- und Seitenthäler auf, die sich in das Innere des Gebirges verzweigen. Die Langenthaler stimmen mit der Hauptrichtung des Gebirgszuges überein, die Querthäler sind rechtwinkelig darauf gestellt und endigen oft in Schluchten mit steilen und zerrissenen Wänden. Klamm ist eine bedeutende Thalverengerung, in welcher das Master zusammeugedrängt an Geschwindigkeit zunimmt und Strom¬ schnellen erzeugt. Wenn der Fluß im Gebirge große Vertiefungen anfüllen muß, bevor er weiter fließen kann, so entsteht ein Gebirgssee; Niederuugs- seen hingegen füllen die Einsenkungen der Tiefebenen und zu diesen gehören die größten Landseen. 19 12. Der Lnftkreis. Der Luftkreis umgibt die Erde bis zu einer Höhe von 8 Meilen und ist der Schauplatz der Lufterscheinungen oder Meteore. Den unteren Thcil bis zur Höhe einer Meile nennen wir Dunstkreis oder Atmosphäre. Bewegte Luft macht sich als Wind fühlbar. Heftige Winde werden zu Stürmen, die heftigsten Stürme heißen Orkane. Bei herannahenden Gewittern entstehen Wirbelwinde; nehmen sie einen größeren Umfang an, so werden sie zu Wcttersäulen. In der heißen Zone herrscht eine große Regelmäßigkeit der Winde. Nördlich vom Aequatvr bis zum 10" N. B. ist die Region der Windstillen; zn beiden Seiten dieser Region sind ungefähr 20° breite Zonen, in wel¬ chen beständig von Ost gegen West die durch die Axendrehung der Erde verursachter: Passatwinde wehen. Die Land- und Seewinde wehen an den Küsten der Meere und größeren Landseen bei Tage von der See nach dem Lande, in der Nacht vom Lande nach der See. Zu den bekanntesten heißen Winden gehören der Samum in Arabien, der Chamsin in Aegypten, der Harmattan in Westafrika, der Scirocco (spr. Schiröko) in Italien; als kalte Winde sind berüchtigt die Wsuga in den russischen Steppen und die Bora im österr. Küstenlandc. Unter die wässerigen Lufterscheinungen gehören: Th au und Reif, Nebel und Wolken, R e g e n und S ch n ee. Alle zusam ¬ men begreift man unter dem Namen Niederschlag. Alle die größeren Veränderungen im Luftkreise, welche im Laufe eines Jahres vor sich gehen, das eigentümliche Verhalten in Hinsicht auf Wärme und Kälte, Trockenheit und Nässe, in Bezug auf den Wechsel der Jahreszeiten, bilden zusammengenommen das Klima. An den Meeresküsten und auf den Inseln ist der Unterschied in der Wärme der verschiedenen Jahreszeiten nicht bedeutend, und ein solches Klima heißt Seeklima. Im Innern der Continente hingegen wechseln unter den gemäßigten und kälteren Himmelsstrichen heiße Sommer und sehr kalte Winter oder es herrscht das Contiuentalklima. 2» II. Abtheilmig. Die Erde als Nohnställe der Neuschen. 13. Menschenstämme, Religionen und Einrichtungen. Auf der ganzen Erde befinden sich mehr als 1.300 Millionen Menschen. Diejenigen, welche uns gegenüber auf der anderen Seite der Erdkugel wohnen, heißen Gegenfüßler (Antipoden). Nach Abstammung, Gestalt und Farbe unterscheidet man 5 Menschen¬ stämme: 1. die Kaukasischen Völker mit Heller Haut, in Vor- derasien, Nordafrika, Europa und von hier nach Amerika und Austra¬ lien verbreitet; 2. die Mongolen mit weizengelber Farbe, im östli¬ chen und nördlichen Asien; 3. die Malaien mit zümntbrauner Haut, über die Inseln im indischen und großen Ocean verbreitet; 4. die Neger mit brauner oder schwarzer Haut und wolligem Haar, in Afrika süd¬ lich von der Wüste Sahara; 5. die Indianer von rothbrauner Farbe, in Amerika. Nach der Verschiedenheit der Religion unterscheidet man Beken¬ ner eines Gottes: Christen, Juden, Mohamedaner; Bekenner mehrerer Götter oder Heiden: Lrahmanen in Ostindien, Buddhi¬ sten in Ostindien, China und Japan, Schamanen mit dem Glauben an Zauberei im nördlichen Asien, Fetischdiener in Afrika, welche ganz geringfügige Gegenstände, selbst Klötze und Holzpuppen, als ihre Schutzgeister verehren. 21 Jene Völker, welche vorzugsweise von den Früchten wildwach¬ sender Pflanzen, nebenbei von der Fischerei und Jagd leben und fast keine Kleider besitzen, heißen Wilde. Völker, welche mit ihren Vieh¬ herden ein wanderndes Leben führen und unter Zelten wohnen, werden Nomaden genannt. Ansässige Völker bebauen den Boden und treiben Künste, Gewerbe und Handel. Nur ansässige Völker bilden Staaten d. h. Vereine von Men¬ schen, welche unter bestimmten Gesetzen zu dem Zwecke vereinigt sind, um in äußerer Ruhe und Sicherheit zu leben und ihrer geistigen Ent¬ wicklung eine besondere Aufmerksamkeit widmen zu können. In jedem geordneten Staate müssen die bestehenden Gesetze ausgeführt, nach Bedürfniß abgeändert und neue gegeben, die gemeinsamen Ausgaben besorgt werden. Die Art und Weise, in welcher dieses geschieht, bestimmt die Verfassung des Staates. Ist die höchste Macht nur Einem übertragen, so ist der Staat eine Alleinherrschaft oder Monar¬ chie; ist durch Grundgesetze die Gesetzgebung und Ueberwachung der Staatsausgaben zwischen dem Monarchen und den Vertretern ein¬ zelner Stände oder des gesammten Volkes getheilt, so ist der Staat eine beschränkte oder konstitutionelle Monarchie. Ist die höchste Gewalt Mehreren übergeben, so heißt der Staat Republik. In demo¬ kratischen Republiken übt eine aus dem Volke gewählte Versamm¬ lung, in aristokratischen ein Ausschuß der vornehmsten Familien die höchste Macht. Bei der Unvollkommenheit der menschlichen Natur kann jede Regierungsform in Mißbrauch ausarten. Die Ausartung der Monarchie ist der Despotismus, wenn der Herrscher nach Willkür über Leben, Freiheit und Besitz seiner Unterthanen verfügt; die Aristo¬ kratie artet in Oligarchie aus, wenn einige Gewalthaber widerrecht¬ lich in den Besitz der höchsten Macht gelangen; die Demokratie ver¬ wandelt sich in Ochlokratie oder Pöbelherrschaft, wenn die ungebil¬ dete und besitzlose Menge die Herrschaft an sich reißt und alles in Verwirrung bringt. 22 Europa, oeflerreichlsch-ungarische Monarchie. i4. Geschichtlicher Aedrrblick. Die Entstehung des österreichisch-ungarischen Staates reicht weit in die Vergangenheit zurück und beginnt im Gebiete der mittleren Donau. Das heutige Ober- und Nied erbst erreich gehörte zu d en römischen Provinzen Noricum und Pannonien; Vinäodonu (Wien) war Hauptort und Lager der Römer. Im 6. Jahrhundert n. Chr. bemächtigten sich die ans dem Osten in Ungarn eingewanderten Av aren dieser Landstriche. Der fränkisch-deutsche Kaiser Karl der Große trieb die Avaren zurück, eroberte das Land bis zum Flusse Raab und fügte cs als östliche Mark (Grenzgrafschaft) seinem Reiche bei. Colonisten aus Baiern siedelten sich an und vom Erzbisthum zu Salzburg wurde das Christenthum in den Donauländern verbreitet. Kaiser Otto II. verlieh das Land im Jahre 983 als erbliche Mark¬ grafschaft an Leopold I. aus dem fränkischen Geschlechte der Baben¬ berger. 1156 wurde Oesterreich zum Herzogthum erhoben, 1192 erwarb Leopold VI. in Folge eines Erbvertrages Steiermark und später Friedrich der Streitbare Kr a in. Nach dem Tode dieses letzten Babenbergers, welcher in der Schlacht an der Leitha 1246 gegen den König von Ungarn gefallen war, herrschte mehrjährige Verwirrung und König Ottokar von Böhmen bemächtigte sich der Länder. Eine Wendung für die Geschicke der österreichischen Länder war die Wahl Rudolfs Grafen vonHabsburg zum deutschen Kaiser. Ottokar wollte sich dem neuen Kaiser nicht fügen und verlor im ersten Kampfe Oesterreich, Steiermark und Krain, im zweiten auf dem Marchfelde 1278 das Leben. 1331 wurde das Ländergebiet durch Kärnthen, 1365. durch Tirol vergrößert, dann Triest, die Grafschaft Cilli und Görz hinzugefügt. 1477 erwarb Maximi- 23 lian I. durch Heirat die Niederlande und Burgund, welche Gebiete aber im raufe der Zeit wieder verloren gingen. Die beständige Gefahr, welche damals von Seiten der Türken drohte, nöthigte zu einer engeren Verbindung zwischen den bedrohten Ländern und so brachte Ferdi- nand's I- Heirat mit der Schwester Ludwigs, Königs von Ungarn und Böhmen, der 1S26 in der Schlacht bei Mohacs gegen die Türken fiel, Ungarn und Böhmen an Oesterreich; in den folgenden Jahrhunderten kamen noch hinzu Siebenbürgen, Galizien, die Bukowina und Dalmatien. 15. Kiimnlicht Ausdehnung nnd Lodengrstalt. Die österreichisch-ungarische Monarchie liegt zwischen 42", 10', 5" und 51", 3', 27" N. B. und zwischen 27", 11', 35" und 44", 1', 25" Ö- L. und grenzt im Norden an Baiern, Sachsen, Prcußisch- Schlesien, Rußland, — im Osten an Rußland und das Fürstenthum Moldau, — im Süden an die Fürstenthümer Walachei und Serbien, an die türkische Provinz Bosnien, an das Fürstenthum Montenegro, an das adriatische Meer und das Königreich Italien, — im Westen an die Schweiz, das Fürstenthum Lichtenstein und an den Bodensee. Die Gesammtfläche beträgt 11,307 geographische oder 10,817 öster¬ reichische Quadrat-Meilen mit 35 Millionen Einwohnern. Nächst der Schweiz ist Oesterreich das gebirgigste Land Europas. Den westlichen und südlichen Theil der Monarchie erfüllen die Alpen; jenseits der Donau erheben sich die von Randgebirgen umschlossenen, im Innern wellenförmigen Hügelländer Böhmen, Mähren und Schle¬ sien ; ostwärts von der March beginnt der Karpathenzug und umspannt im weiten Bogen Ungarn und Siebenbürgen, nach Norden über die galizischen Stufenflächen in die polnisch-russische Ebene übergehend, nach Süden ans dem oberungarischen Berglande in die ungarische Tiefebene abfallend. Das höchste Gebirge im Reiche bilden die Alpen, welche in drei Ketten aus der Schweiz nach Tirol übertreten. Diese drei Ketten sind durch die in derselben Richtung fortstreichenden Längenthäler der Flüsse Inn, Salza und Enns auf der Nordseite, dann der Etsch 24 in ihrem Oberlaufe, der Rienz und Drau auf der Südseite der Mittelkette von einander getrennt. Die mutiere oder Hauptkette, auch Central-Alpen genannt, beginnt mit den Tiroler Alpen, in wel¬ chen sich die höchsten Gipfel und die größten Schneefelder und Glet¬ scher finden, zieht zwischen Salzburg und Tirol, weiter zwischen Salz¬ burg und Klirnthen als hohe Tauern, dann durch Obersteiermark unter dem allgemeinen Namen der No risch en oder Steirischen Alp en bis an die ungarische Grenze. Die Nordkette, auch als nörd¬ liche Kalkalpen bezeichnet, beginnt in Vorarlberg, östlich vom Rhein unter dem Namen Algauer Alpen und zieht sich durch die Bai erischen, Salzburger und O esterrci chisch en Alp e n bis in die Nähe von Wien. Die Südkette, auch südliche Kalk¬ alpen genannt, beginnt an der Westgrenze von Südtirol, wird durch den Mittellauf der Etsch (das größte und längste O.uerthal des Alpcu- gebietes) durchbrochen, geht durch die T ri d e n tin i s ch e n (zwischen Trient und Venetien) und C a r n i s ch e n Alpen (zwischen Kärntheu und Venetien) in die Julischen Alpen über, welche den nördlichen Theil von Kram und Küstenland bedecken und dann nach Dalmatien und in die Türkei verlaufen. Zwischen der Drau und Save zieht das W a r a s d i n er Gebirge durch Kroatien und Slavonien als gerad¬ linige Fortsetzung der Südkette. Die nördlichen wie die südlichen Kalkalpen zeigen viele öde Flächen von bedeutender Ausdehnung, schroffe und zerrissene Formen und zackige Hörner und Spitzen. Zu den ausgedehntesten Ebenen gehören die niederunga¬ rische, die sich über den größeren Theil Ungarns erstreckt und die o b e r n n g a r i s ch e, welche mit dem M a r ch s e l d e znsammcnhäugt. 16. Die Gewässer. Die Monarchie gehört dem größten Theile nach zum Strom¬ gebiete der Donau und wird daher mit Recht das Donaureich genannt. Die bedeutendsten Nebenflüsse der Donau sind: Am rechten User: Der Inn mit der Salza; die Traun, welche die Ausflüsse der vielen oberösterreichischen Alpenseen in sich vereinigt; die Enns mit der steirischen Salza am rechten und der Steyer am linken 25 Ufer; die Wbs; die Traisen (bei St. Pölten); die Leitha entsteht aus vielen kleinen Bächen, stießt an Wiener-Nenstadt vorbei, bildet an einigen Strecken die Grenze gegen Ungarn und "mündet unweit Wieselburg in einen Donauarm; die Raab kommt aus den Fischbacher Alpen in Steiermark und mündet bei der Stadt Raab; die Sär kommt aus dem Bakonher Walde und nimmt den Siö aus dem Plattensee und die Kapos (spr. Kaposch) ans; die Drau kommt aus dem Pnsterthäle in Tirol, nimmt rechts die Gail, bei Pettau die Dran, links die Möll, Gurk, Lavaut und die mit der Mürz vereinigte Mur auf; die Save kommt aus Kram und nimmt rechts die Laibach, die krainerische Gurk, die Kulpa und die Unna, links die Sann, Sotla (Grenzfluß zwischen Steiermark und Kroatien) und die Lonja in Kroatien auf. Am linke» Ufer: Die Mühl von der bäurischen Grenze; die Krems; die Kamp; die March, welche rechts bei Kremsier die Hana, dann die mit der Schwarzawa und Jglawa vereinigte Thaya, links die Becwa aufnimmt; die Waag; die Gran; die Eipel; die Theiß, der fischreichste Fluß Europas, kommt ans dem östlichsten Winkel Ungarns und nimmt bei Tokaj den Bodrog, später den Hernad, bei Szolnok (spr. Soluok) die Zagyva, links die Szamos (spr. Samosch), die drei¬ fache Körös (spr. Körösch), die mit der Kokel vereinigte Maros (spr. Marosch), die Bega, die Temes (spr. Temcsch) ans; die Alt oder Alnta ans Siebenbürgen; der Sereth ans der Bukowina; der Pruth ans Galizien. Der Dniester führt die Gewässer aus Oflgalizien in das Schwarze Meer; sein bedeutendster Nebenfluß ist der reißende Stryj. Die Weichsel entspringt in Schlesien, bildet die Grenze anfangs gegen Preußen, später gegen Rußland und fließt in die Ostsee. Ihre vorzüglichsten Nebenflüsse sind: Dunaj ec, Wisla ka, San und Bug. Die Oder entspringt in den südlichen Ausläufern der Sudeten; nimmt die O PP a auf und fällt in die Ostsee. Die Elbe kommt vom Riesengebirge und führt die Gewässer Böhmens in die Nordsee. Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind: Rechts: Die Jser (Juugbuuzlau). Links: Die Adler (Köuiggrätz); die Moldau mit ihren Zuflüssen: Luschnitz (Tabor), Sazawa (Deutsch- brod), Wotawa (Pisek) und Beraun (Pilsen), welche vier Flüsse das von Norden gegen Süden ansteigende böhmische Terassenlaud in drei Stufen abtheilen; die Eger. 26 Der Rhein bildet auf kurzer Strecke die Grenze gegen die Schweiz und nimmt aus Vorarlberg die Jll auf. In das adriatische Meer: Die Etsch wendet sich bei Meran gegen Süden und nimmt unterhalb Bozen den mit der Rienz (Brunecken) vereinigten Ei sack auf; der Jsonzo fließt bei Görz vor¬ über und heißt bei seiner Mündung Sdobba; die Kerka bei Sebenico in Dalmatien; die Narenta, welche an ihrer Mündung sehr ver¬ sumpft ist. Seen besitzt die Monarchie sehr viele, die meisten finden sich in den Alpen als eigentliche Gebirgsseen d. i. mit Wasser ausgefüllte tiefe Thalspalten. Der größte Landsee ist der Plattensee in Ungarn mit 24 Quadrat-Meilen Flächeninhalt. Das bedeutendste Gewässer, än welchem Oesterreich-Ungarn thcilnimmt, ist das adriatische Meer, auf der österreichischen Seite in der ganzen Küstenlänge mit vorzüglichen Häfen für Handels- und Kriegsschiffe versehen. Mineralwässer und Gesundbrunnen hat kein europäischer Staat in solcher Menge, wie die Monarchie, da man deren über 1600 zählt, von denen sich die meisten in Böhmen und Ungarn finden. 17. Die Staatsverfassnng. Die Königreiche und Länder, welche die österreichisch-ungarische Monarchie bilden, sind gegenwärtig in zwei Gruppen vereinigt: 1- die deutsch-slavischen im „Reichsrathe" vertretenen Länder mit 5,216 >/2 österr. Quadrat-Meilen und 20 Millionen Einwohnern; 2. die Län¬ der der ungarischen Krone mit 5,600^/2 Quadrat-Meilen und 15 Millionen Einwohnern. Die Verbindung zwischen beiden Gruppen beruht auf der pragmatischen Sanction vom 6. December 1724, wodurch die Thronfolge nach dem Rechte der Erstgeburt im männlichen Stamme, und in Ermangelung desselben im weiblichen Stamme des Hauses Habsburg-Lothringen festgestellt und bestimmt wurde, daß sämmtliche Länder einen unzertrennlichen gemeinsamen Besitz bilden sol¬ len. Mit königlichem Rescript vom 17. Februar 1867 wurdedie unga- 27 , rische Verfassung wieder hergcstcllt und am 21. December 1867 die Verfassung für d ie im R cichs ra th e vertretenen Län der vom Kaiser bestätigt. Diese beiden Verfassungen enthalten die Rechte der österreichisch-ungarischen Staatsbürger. Die wichtigsten dieser Rechte sind: Die Gleichheit vor dem Gesetze, der Schutz der persönlichen Freiheit und des Hausrechtcs, die Preßfreiheit mit Geschwornengerichtcn, das Vereins- und Versammlungsrecht, das Recht der Volksvertretung an der Gesetzgebung theilzuneh- men, Steuern und Rekruten zu bewilligen. Die Volksvertretung für die deutsch-slavischen Länder ist der Reichsrath, welcher aus dem Herrenhause und dem Abgeord¬ netenhause besteht. Die Mitglieder des Herrenhauses sind die großjährigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, die großjährigen Häup¬ ter jener durch großen Gutsbesitz hervorragenden Adelsgeschlechtcr, welchen die erbliche Reichsrathswürde verliehen wird, die Erzbischöfe und die Fürstbischöfe und solche Männer, welche wegen ihrer Bcr- dicpste auf Lebenszeit vom Kaiser in das Herrenhaus berufen werden. Das Haus der Abgeordneten ist aus 203 Mitgliedern zusammen¬ gesetzt, welche von den einzelnen Landtagen aus ihrer Mitte entsendet werden. Dem Reichsrathe sind die Minister für die im Reichsrathe vertretenen Länder verantwortlich. Als Landesvertretung ist in jedem der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder der Landtag bestimmt, welcher berufen ist, bei der Ausübung der gesetz¬ gebenden Gewalt in Landesangelegenheiten entscheidend mitzuwirken. Die Landesvertretung gründet sich auf die Landesordnungen vom 26. Februar 1861. Der ungarische Reichstag besteht aus zwei Häusern: der M a g naten täfel und der R ep räs ent a n t en t a fe l. Die Mag- natcntafel begreift die katholischen und griechisch-orientalischen Erz¬ bischöfe und Bischöfe, die weltlichen Magnaten (Fürsten, Grafen und Freiherren) und die siebenbürgischen Regalisten d. h. von der Krone ernannten Mitglieder. Die Repräsentantentafel ist aus 406 Depu- . tirten der Comitate, freien Districte und Städte gebildet. Dem unga¬ rischen Reichstage ist das ungarische Ministerium verantwortlich. 28 Zur Berathung und Schlußfassung in jenen Angelegenheiten, welche beiden Reichshälften gemeinsam sind, entsendet der Neichsrath und der ungarische Reichstag, jeder aus seiner Mitte «O Dele girhe. Der jetzige Kaiser Franz Joseph I. geb. 18. August 1830, regiert seit 2. December 1848. Die imr.NeicijSrathe vertretenen Lander. 18. Lrzherzogthnm Oesterreich unter der Cuns oder Aieder- österreich. 344H/2 österr. Quadrat-Meilen und 1,850.000 Einwohner. Dieses Kronland umfaßt das Donauthal von der Enns bis zur Leitha und March. Am rechten Stromufer nehmen den größten Theil die niederösterreich-ischen Alpen ein, die mit dem Wiener¬ wald e und dem Leithagebirge bis an die Donau reichen. Zwi¬ schen diesen zwei letzten Gebirgsausläufern dehnt sich die Neu stad ter Eb ene aus. Die höchsten Erhebungen sind: Der Ötscher (5,970') nordwestlich von Mariazell, der Schneeberg (6.566') bei Rei¬ chenau, die Raxalpe (6.336') und der Wechsel (5.496') an der steirischen Grenze. Die nördliche Hälfte am linken Donauufer ist in ihrem westlichen Theile eine bewaldete Hochfläche, deren Ostrand der M a n h ar t s b e rg ist; im östlichen Theile besteht sie aus Hügelland und dem fruchtbaren M a rch s e lde. Die Erweiterung des Donau- thales von Krems bis Stockerau ist eine fruchtbare Niederung und enthält am rechten Ufer dasTull n e r f e ld, am linken den Wagram. Ein hervorragendes Product ist der Wein, dessen beste Sorten bei Klosterneuburg, Weidling, Gumpoldskirchen und Vöslau gebaut wer¬ den. Die Industrie ist sehr entwickelt, insbesondere hat die Wien-Neu¬ städter Ebene viele und große Fabriken. Der Landtag besteht aus 68 Landtagsmitgliedern, aus denen 18 Abgeordnete in den Reichsrath gewählt werden. Der Vorsitzende des Landtages ist ein aus den Abgeordneten vom Kaiser ernannter Landmarschall. 29 — Die Donau, der Wiencrwald und der Manhartsberg theilen die Provinz in die vier Theile: Viertel dem Wiener¬ wald, Viertel ob dem Wienerwald,"xMrtel unter dem Manhartsberg, Viertel ob dem Manhartsberg; nach der Politischen Einteilung besteht Niederösterreich aus der Stadt Wien und 18 Bezirkshaüptmannschaften. , k a) Viertel unter dem Wiener wald. Wien^ Haupt- und Residenzstadt der Monarchie und Sitz der Reichsbehörden, hat in der innern Stadt 54.000, in den Vorstädten 446.000, in den mit Wien verbundenen Ortschaften 200.000, im Ganzen 700.000 Einwohner, daher fast soviel als ganz Obe^österreich und weit mehr als jede der kleineren Provinzen Salzburg, Kärnthen, Kram, Istrien, Dalmatien, Schlesien, Bukowina. Universität, polytechnische Schule, der berühmte gothische Stephansdom. Die erste Handels- und Fabrikstadt des Reiches, durch die günstige geographische Lage seit den ältesten Zeiten ein natürlicher Kreuznngspunkt der wichtigsten europäischen Straßen und Verkehrswege. An dieser Stelle war die Römerstadt Viuäobona. Seit dem 5. Jahrhundert weichen die Römer den Wandervölkern; Rugier, Gothen, Langobarden und Avaren hatten nacheinander die Stadt im Besitz. Seit Karl dem Großen verschmilzt ihre Geschichte mit den Geschicken der Ostmark und entwickelt sich zur Hauptstadt eines neuentstehenden Reiches. Die Ver¬ änderungen aus der jüngsten Zeit, die Erweiterung der inneren Stadt, die vielen nenaufgeführten Prachtbauten und neuen Anlagen haben das, Aus¬ sehen der Stadt auf das Vortheilhafteste nmgestaltet. Der gewöhnlichste Somwerverguügungsortist der an dieLeopoldstadt sich anschließendePrater. t Sechs Haus an der Westseite Wiens und am linken Wienufer; Schönbrunn, kaiserliches Schloß mit Park, Menagerie und großen Gewächshäusern. Hernals schließt sich auf der Nvrdwestseite au Wien, nördlich der Kahlenberg und darüber hinaus Klosterneuburg (7000 E.) mit einer Weinbauschule, in der Nähe Weidling mit vorzüglichem Weinbau. Bruck a. d. Leitha; Hainburg (5000 E.) mit großer Tabak- und Rähnadelsabrik; Schwechat mit der größten Bierbrauerei in Europa. Wi en er-Ncustadt (18.500 E.) mit einer Militär-Akademie und vielen großen Fabriken. Bon hier führt der Wien-Nenstädter Schiffahrtscanal nach Wien; Pötten darf mit der größten Baumwollspinnerei der Monarchie. Baden (5500 E.) mit warmenSchwefelquellen", Böslau, berühmtes, mit Burgnnderrebsn bepflanztes Weingebirg; Gumpoldskjrchen, durch 30 Weinbau ausgezeichnet; Mödling am Eingänge in die Brühl, ein schönes mit Landhäusern angcfülltes Thal; Laxenburg mit kaiserlichem Sommerschloß und einem der schönsten englischen Parks in Europa. Neunkirchen, ein sehr industriercicher Marktflecken; bei G l o g gnitz beginnt das Ansteigen der Bahn über den Semeringpaß (3180'); Rei¬ chenau am Eingänge in das romantische Höllenthal, mit großem Eisen- und Stahlwerk, nordwestlich der Kaiscrbrnnuen, dessen Wasser nach Wien geleitet wird, nördlich darüber erhebt sich der Schneeberg; Kirch berg am Wechsel mit einer Tropfsteinhöhle. . - d) Viertel ob dem Wien er Wald. > St. Pölten (7500 E.), Bischofsitz; Melk, berühmtes Benediktinerstift auf einem Granitfelscn am schönsten Punkte des rechten Donanufers; Pöchlarn, uralte Stadt. Lilienfeld mit einem Cistercienserstift. Scheibbs mit bedeutenden Märkten, südwestlich die Eisenwnrz, eine an Eisen reiche Gebirgslandschaft. Amstetten, alter Marktflecken; Ubbs, alte Stadt an der Donan mit ' mehreren Wohlthätigkeitsanstalten; Waidhofen a. d. Ubbs mit den bedeutendsten Eisenwerken in Niederöstcrreich. ü) Viertel unter dem Manhartsberg. Kornenbnrg (4000 E.), in der Nähe der durch Wein und Obstbau ausgezeichnete Bisamberg; Stocker an (4000 E.). Groß-Enzersdorf der bedeutendste Ort am Marchfeld, nordwest¬ lich Aspern bekannt durch die Niederlage Napoleons 1809; Pp raw arth am Weidenbach mit eisenhältigen Mineralquellen. Mi st elb a ch, einer der schönsten Marktflecken im Laude; Laa, Felds berg und Zistersdorf, kleine Städte. Ober-Hollabrnnn; Rötz und Mailberg mit vorzüglichem Weinbau. ä) Viertel ob dem Manhartsberg. Krems (8000 E.) mit lebhaftem Gcwerbsbetrieb und bedeutendem Handel mit Safran, Senf und Wein. Das romantische Thal an der Donan aufwärts heißt die Wachau; Langenlois, bedeutender Marktflecken mit Weinbau und sehr besuchten Wochenmärktcn; Maria Taferl, Wall¬ fahrtsort an ber Donau. Horn mit Holzhandel, Tuch- und Leinwebcrei; Lggenbnrg, kleine Stadt am Fuße des Manhartsbergcs. Zwetsel mit einem Cistercienserstift; — > 31 — Waidhofen a. d. Thay a und Groß-Sieghartsmit bedeutender Weberei; Raabs mit einem schönen Schloß, nördlich davon Grossau mit einer Ackerbauschule. z 19. LlWrzogihnm Orsteneich ob der Enns oder Oberösterreich. 208^/2 Quadrat-Meilen nnd 740.000 Einwohner. Ein an Naturschönheiten reiches und fleißig bebautes Land. Den Süden durchziehen die nördlichen Kalkalpcn (Dachstein 9500', Großer Priel 8000', Hoher Pyrgas 7200', Schafberg 5630', Traunstein 5342') mit vielen herrlichen Alpenseen nnd unerschöpflichem Reichthum an Kochsalz (das Gebiet heißt Salz¬ kammergut). Die Wasserscheide zwischen der Traun und dem Inn wird durch eine breite an Braunkohlen äußerst reiche Bodenanschwel¬ lung, den Kobernauser- und H ausruckwald gebildet. Der nörd¬ liche Theil des Landes besteht aus den südlichen Ausläufern des Böhmerwaldes, der mit seinem Granitboden stellenweise bis über die Donau greift, an der nordwestlichen Grenze im Plöckenstein 4352' erreicht, auf der Ostseite im Greiner Walde die Grenze gegen Nie- derofterreich bildet. Unter den Kunstproducten stehen die Eisen- und Stahlwaaren obenan und die ausgezeichneten Sensen und Sicheln werden in alle Welttheile versendet. Der Landtag besteht aus 50 Landtagsmitgliedern unter dem Vorsitze des aus ihrer Mitte vom Kaiser ernannten Landeshaupt¬ manns und entsendet 10 Abgeordnete in den Reichsrath. Das Land ist in 12 Bezirkshauptmannschaften eingetheilt, nach alter Eintheilung unterscheidet man vier Viertel. s.) Das Mühlviertel. Ein hochgelegener unebener Landstrich (die sogenannte bucklige Welt) mit vielem Flachsbau. Linz (30.000 E.) durch eine Brücke mit dem gegenüberliegenden Flecken Urfahr (5800 E.) verbunden, die Hauptstadt des Laubes und Bischossitz, mitten in 'einer schönen Landschaft voll herrlicher Aussichts¬ punkte, als Handels- und Jndnstrieplatz bedeutend, Kreuzungspunkt zweier 32 Eisenbahnen nnd Hanptstationsplatz der Donau-Dampfschifffahrt; Manth- hausen, Grein, Freistadt. l>) Das Traunviertel. Steyr (12.000 E.), Hauptsitz der österr. Eisen- und Stahlindustrie, mit der größten Gewehrfabrik in Europa; Enns (5000 E.), uralte Stadt mit vielen römischen Alterthümern; Kremsmünster, berühmtes 777 gestistes Benediktinerstift, östlich der Flecken Hall mit Jod-Heilquellen. o) Das Hausruckviertel. Wels (9000 E.) hat lebhafte Industrie; Gmunden (6000 E.) am nördlichen Ende des Traun- oder Gmundnersees; Ischl (6000 E.s, vor¬ nehmer Bade- und Curort, nordwestlich -der wegen der schönen Rnndstcht berühmte Schafberg; Hallstatt mit Salzsiederei, westlich das romau tische Gosanthal und die als schöner Aussichtspunkt bekannte Zwieselalpe. ä) Das Innviertel- Ried (3000 E.) mit Tuch- und Leinwandindustrie; Brannan und Schärding am Inn. 20. Heyogthum Salzburg. 1241/2 Quadrat-Meilen und 150.000 Einwohner. Salzburg ist zum größten Theil hohes Alpenland. An der Südgrenze zieht die Kette der Hohen Tauern (Gr. Venediger 11.6221, Wiesbach Horn 11.320', Hoch narr 10.300', Ankogcl 10.300') und gabelt sich als Norische Alpen an den Quellen der Mur in die niederen oder nordöstlichen Tauern (Radstädter Tauern) und die kärnthnerisch-steierischen Alpen. Das linke Ufer der Salza bis zu ihrer Biegung nach Norden begleitet ein Schiefergebirge, noch nördlicher bilden die Kalkalpen (Birnhorn 8270', Steinernes Meer 8380', Ewiger Schnee 9000', Hagengebirge 7450', Tiinnengebirge 7682', Hoher Göll 8100', Untersberg 6236') theils breite und ödeHochflächen, thcils schroffe Wände und zackige Hörner, — endlich begleitet ein Zug von Voralpen die Salza in ihrem nördlichen Laufe am rechten Ufer und senkt sich zuletzt in die baierische Ebene. Den Hauptertrag des Landes gibt die Viehzucht in der Alpen- wirthschaft. Der Landtag besteht aus 26 Landtagsmitgliedern, von welchen drei Abgeordnete in den Reichsrath gewählt werden. Durch die natürliche Bodenbeschaffenheit theilt sich das Land in mehrere Gaue: der Salzachgau an der Salzach um Salzburg, der Thalgau im Gebiete des Fuschel- und St. Wolfgangsees, der Pinzgau an der Saalach und oberen Salzach, der Pongau an der mittleren Salzach und an den Ennsquellen, der Lungau im Gebiete der Mur. Politische Eintheilung in die Bezirkshauptmannschafien Salzburg, St. Johann, Zell am See, Tamsweg. Salzburg (18.000 E.), Landeshauptstadt, erzbischöflicher Sitz, eine der am schönsten gelegenen Städte Europas. Die Riesen der Salzbur¬ ger Alpen (Täuueugebirge, Hoher Göll, Watzmann, Untersberg und Staufen) sind so nahe, daß sie allen Salzburger Aussichten den großar¬ tigsten Hintergrund verleihen; Hallein (4000 E.) mit Salzsndwerk; Galling mit einem herrliche» Wasserfall, südlich der Engpaß Lueg; Wildbad Gastein mit berühmten warmen Quellen. 21. Heyogthum Steiermark. 390 Quadrat-Meilen und 1,170,000 Einwohner. Steiermark ist im nördlichen Theile durchgehends Alpenland, in der südlichen Hälfte wechseln Berg- und Hügellandschaften mit fruchtbaren Thälern und Ebenen. Die Norischm Alpen treten in zwei Ketten aus Salzburg ein: die nördliche und höhere (H ochgollin g 9045') zwischen der Enns und Mur endigt bei Eisenerz, — die südliche zieht alssteirisch- kär n t n e ri s chc Alpen zwischen der Mur und der Drau, wird bei Bruck von der Mur durchbrochen, setzt sich in den das Mürzthal be¬ gleitenden Fischbacher Alpen fort, welche sich nach Süden man¬ nigfaltig verzweigen, und endigt an der niederöstcrr. Grenze mit dem W echsel (5496'); ein an der Grenze Kärnthens nach Süden ver¬ laufender Ast (Koralpe 6760') wird von der Drau durchbrochen und endigt imBachergebirge (VoIbmLnfm 4867'), während er am Kozenn, Erdbeschreibung. L. Ausl. 3 34 linken Drauufer in dasDraugebirge oder den Poßruck verläuft. Die nördlichen Kalkalpen enthalten das Kam m e r g e b i r g e (Dach¬ stein 9500'), T o d t e s Gebirge, den Hohen P h r g a s (72O»0, den H o ch schw ab^(71760, die Schn eealp e (60000 und Rax¬ alpe (63360- Die südlichen Kalkalpen treten in zwei Zügen aus Kärnthcn in das Land: der eine mit dem Ursula berg (5300') be¬ ginnend bei Meilenstein und Gonobitz vorüber, geht in den Wotsch (Lov) (3100) und Donatiberg (2800') über und verläuft im. Matzelgebirge an der Grenze Kroatiens, — der andere beginnt bei Sulzbach in den Sannthaler Alpen (Rinka 80800, geht durch die Cillier Berge in den Wacher (33520 bei Montprcis über und erreicht ebenfalls die kroatische Grenze. Die bedeutendsten Ebenen sind: das Grazer, Leibnitzer und P e t t a n e r Feld. Im südlichen Theile herrscht Acker-, Wein- und Obstbau vor, im nördlichen die Viehzucht und Eisengewinnung. Eine Linie von Nad- kersburg über Spielfeld und Eibiswald bildet die Sprachgrenze zwi¬ schen Deutschen und Slovenen. Die Landesvertretuug besteht aus 63 Abgeordneten, aus deren Mitte 13 Abgeordnete in den Reichsrath entsendet werden. Einteilung in 18 Bezirkshauptmannschaften. a) In Untersteier: Graz (75.000 E.), Landeshauptstadt, Universität, polytechnische Schule, Sitz des Fürstbischofs von Seckau, mit vielen Fabriken und bedeutendem Handel. In ausgezeichnet schöner Lage rings um den mit anmnthigen An¬ lagen versehenen, 400' inselartig aus der Ebene hervorragenden Schlo߬ berg, der eine prachtvolle Rundsicht gewährt; Fürstenfeld mit einer Tabakfabrik; Gleichcnberg, berühmter Cnrort für Brustkranke; Köflach mit großem Braunkohlenlagcr; Marburg (10,000 E.), Sitz des Fürst bischofs von Lavant, Knotenpunkt vieler Verkehrswege, mit bedeutendem Wein- und Getreidehandel und vorzüglichem Weinbau; die fruchtbare Hügelgegend zwischen Marburg und Radkersburg mit bedeutender Hühner¬ zucht (steirische Kapaunen) nennt man die „Wiudischen Büheln," — südwestlich von Marburg ist das Bachergebirge, an dessen südlichen Lehnen der beste steirische Wein wächst; Pettau (5000 E.), Luttenberg, 35 Windisch-Feistritz und Gonobitz erzeugen vorzüglichen Wein; Sauer- bruun bei Rohitsch, dessen Säuerling in großer Menge versendet wird; Cilli (5.000 E.), eine alte Römerstadt im freundlichen Sannthal; der Gebirgskessel Sulzbach an den Quellen der Sann wird die „steirische Schweiz" genannt. d) In Obersteier. Bruck (4000 E.) an der Mur, nordöstlich das durch Viehzucht ausgezeichnete Mürzthal; Neuberg, großes Eisenwerk; Mariazell der berühmteste Wallfahrtsort in Oesterreich; Leoben (5000 E.), Haupt¬ niederlage des steirischen Roheisens; Bordernberg und Eisenerz zu Leiden Seiten des durch seine reichhaltigen Erzlager berühmten Erz berg es mit großen Eisenschmclzwcrken; Admont, altes Benedictinerstift; Juden bnrg (3000 E.) an der Mur; Anssee, großes Salzwerk im steirischen Salzkammergut. X 22. HrrMthmn Mrnthen. 180 Quadrat-Meilen und 350.000 Einwohner. Kärnthen ist ein hochgelegenes Gebirgsland, im Norden von den Hohen Tauern (Großglockner 12.000', Ho chnarr 10.300', Ankogel 10.300') und den kärnthuerisch-steirischen Alpen (Haf¬ nerspitz 9784", K önigsstuhl 7357', Eisenhut 7700', Kuh- nlpe 5600', Spcickkogel 6390'), im Süden von den Carnischcn Alpen und den Karawanken (Obir 6800', Petzen 6700', Ko- sch uta 6600', Rinka 8080'), im Westen von der Schobergrnppe, im Osten von den Muralpen (Kor alpe 6760') begrenzt. Zwischen der Drau und Gail ist der Zug der Gailthaler Alpen (Dobratsch 7600' in der V ill ach er Alpe), zwischen der Drau und Möll die Kreuzeckgruppe 8500', zwischen der Möll und Malta die Reisscck- grnppe 9360', zwischen der Metnitz und Gurk die Gurkthaler Al¬ pen, zwischen der Gurk und Lavant die Saualpe 6550'. Die einzelnen Landstriche werden nach den Thalern benannt, und zwar: das Drauthal von Tirol bis Sachsenburg Ob er-Drau- thal, bis Villach Unter-Drauthal, bis zum Obir Rosen¬ thal, bis Lavamünd Jaunth al; von Seitenthälern rechts der - 3* — 36 Drau das Gailthal, links das Möllthal, Lieserthal, Glanthal von Ossiach bis St. Veit, das Gurkthal, das Krapfcld bei Althofen, das Zollfeld zwischen St. Veit und Klagenfurt, das Lavantthal. Unter den Seen sind bemerkens- werth der Millstätter-, derOssiach er- und der W örth erse e. Viehzucht, Eisen, Blei sind die Haupterwerbsquellen. Die Be¬ völkerung ist in der Mehrzahl deutsch, nur der südliche Theil von Unterkärnthen von Slovencn bewohnt. Die Landesvertretung besteht aus 37 Landtagsmitgliedern, von denen 5 in den Reichsrath entsendet werden. Eintheilung in 7 Bezirkshauptmannschaften. , a.) In Unterkärnthen: Klagenfurt (14.000 E.), Landeshauptstadt, Sitz des Fürstbischofs von Gurk, durch eiuen schiffbaren Tanal mit dem eine Stunde entfernten Wörthersee in Verbindung, mit lebhaftem Durchfuhrhandel. Die Stadt liegt in breiter Ebene und hat nach allen Seiten schöne Gebirgsansichten; Unter-Ferlach mit bedeutender Gewehrerzeugung; Prävali und Lip- pitzbach sind große Eisenwerke; Wolfsberg im schönen und fruchtbaren Lavantthal mit einem großartigen Schloß; Hüttenberg mit unerschöpf¬ lichem Vorrath von Eisenerz; Gurk mit einer uralten Kirche von hohem Kunstwerth; St. Veit, Hauptuiederlage des kärnthnerischen Roheisens, östlich die wohlerhaltene Ritterburg Ho ch-Osterwitz. b) In Oberkärnthen: Villach (4000 E.) iw Kreuzungspunkte vieler Verkehrswege, west¬ lich das reiche Bleibergwerk Bleiberg; am Fuße des Großglockners das hochgelegene Alpendorf Heiligeublut. . 23. Gefürstete Grafschaft Tiro!. SOiU/z Quadrat-Meilen und 830.000 Einwohner. Tirol ist ausschließlich Alpenland und enthält die höchsten und ausgedehntesten Gebirge der Monarchie. Die Central-Alpen treten am linken Junufer in das Land und verlaufen bis Landeck, nordwest¬ lich die Rhätikonkette an der Schweizer Grenze bis zum Rhein aus¬ sendend; am rechten Jnnufer tritt ein zweiter Zug aus der Schweiz 37 ein und bildet die riesigen Htzthaler Ferner, d. i. Gletscher und Schneefelder (Wcißkogel 11.840', Similaun 11.4203 Wild¬ spitz 11.940') und Stubayer Ferner, setzt sich über den Brenner¬ paß (43753 in die Tuxer und Zillerthaler (Hoher Feilspitz 11.0003 Löffelspitz 10.500') Ferner und an der Salzburger Grenze in die Hohen Tauern (Dreiherrenspitz 11.0823 Gr. Venediger 11.6223 Großglockner 12.000') fort. Südlich von den Hohen Tauern ist die Antholzer Gruppe (Schneebige Nock, 10.700' nordöstlich von Brunnecken), das Deferegger Gebirge zwi¬ schen dem Defereggen- und Pusterthal und an der Ostgrenze des Lan¬ des die Gruppe des Hochschober (10.250'). An der nördlichen Grenze von Pinzgau sind die Kitzbüchler Alpen. Die nördlichen Kalkalpcn beginnen bei Bludenz und ziehennord¬ östlich als Algauer Alpen (Madel er G ab e l 8300', H 0 chvogel 8200'). Die Landschaft nordwestlich bis zum Bodensee heißt Bre¬ genzerwald. DerZug östlichvon Bludenz gehörtden baierischen Alpen, welche sich im Wettersteingebirge (Zug sp itze 9.1003, Solstein 91003 Karwendelgebirge 7300', Hochkaiser 7400', und im Stein¬ gebirge an derSalburgerGrenze(Rothh orn 8100') fortsetzen. X Die südlichen Kalkalpen treten mit derOrtlergruppe(Ortles- spitz e 12.100') und Adamellogrnppe (10.100') nach Tirol, über¬ schreiten das Qucrthal der Etsch und setzen sich in den Tridentiner Alpen (Oiinu ä'^stu 8.800' nordöstlich von Borgo), in dcn Fassaner Alpen (Llurmolaäs 10.000'), in den Cadorischen Alpen (.4ntkllao 10.400' bei 6uäoro in Venetien) und in den Carnischen Alpen fort. Die bewohnten Landstriche werden nach den Thälern unter¬ schieden und benannt, wonach das Inn-, Puster-, Etsch- und Rhein¬ thal die Hauptgebiete bilden, in welche die Seitenthäler münden. Den Hauptcrwerb gibt die Viehzucht, im Süden der Weinbau und die Seidenzucht, Vorarlberg zeichnet sich durch seine Industrie aus. Die Bewohner sind in der Mehrzahl Deutsche, im nördlichen Theile der Fassaner Alpen Ladiner mit romanischer Sprache, im Etsch¬ gebiet südlich von Salurn mit allen dazu gehörigen Seitenthälern, sowie in den Thälern von Buchenstem und Ampezzo Italiener. 38 Die Landesvertretung besteht für Tirol aus 68 Landtags- , Mitgliedern, von iwnen 10 in den Reichsrath entsendet werden. Vor¬ arlberg mit einer Bevölkerung von 110.000 Einwohnern hat seinen eigenen Landtag zu Feldkirch, bestehend aus 20 Mitgliedern, darunter 2 Abgeordneten für den Reichsrath. Eintheilung in 24 Bezirks¬ hauptmannschaften. Innsbruck (16.000 E.), an der Grenze zwischen dem Ober- und Unter-Innthal, Landeshauptstadt, Universität, mit einer kaiserlichen Burg, in der Hofkirche das berühmte Grabmal Kaiser Maximilian I. und ein Denkmal des Tirolerführers Andreas Hofer, — in der Nähe Schloß Ambras, einst Sitz der Tirolerfürsten, — südlich das durch seine Glet¬ scher und Wasserfälle ausgezeichnete Stubaythal mit Eisen- und Stahl industrie; Hall (5000 E.), alte Stadt mit einem Salzsudwerk; Schwaz (5000 E.) mit einer prächtigen Pfarrkirche; Jenbach mit Eisen- und Stahlindustrie, nördlich der romantische Achensee; KUfstein, kleine Festung; Kitzbüchl mit einem Bad; Hopfgarten, nordöstlich dabei der vielbesuchte Aussichtspunkt Hohe Salve (5670h; Fügen, Hauptort des Zillerthales; Imst, Hauptort des Ober-Junthales, in welchem mau aufwärts über Landcck und durch den befestigten Engpaß Fiustcrmünz in die Schweiz, südlich über die Malser Heide in das Etschthal, westlich von Landeck durch das Stauzerthal und über den Arlberg nach Vorarl¬ berg gelangt. Auf der rechten Seite mündet in das Innthal das hochroman-^ tischeötzthal, welches tief in das Innere der Htzthaler Ferner führt. Brixen (4000 E.), Sitz eines Fürstbischofs, nördlich die das Eisackthal absperrende Franzens feste, südlich das durch seine Holz- schuitzarbeiten bekannte Grödnerthal, südlich daran die Seifer Alpe und der Schlern (8000h; Brunnecken und Lienz im Pusterthal; Botzen (9000 E.), lebhafter Handelsplatz am Bercinigungspnnkte der Straßen aus Deutschland, Italien und der Schweiz, liegt in einem heiße» Bergkesscl, wo bereits Südfrüchte gedeihen; Trami» nud Kalter» mit vorzüglichem Weinbau; Meran (3000 E.) mit vortrefflichem Wein- und Obstbau, Wiuteraufenthalt vieler Fremde» aus den nördlichen Ländern; das Etschthal westlich von Meran heißt Vintschgau. Trient (15.000 E.), in einem Gebirgskessel, Sitz eines Fürst¬ bischofs, Hauptort des italienischen Thüles von Tirol (Wälschtirol oder die Wälschen Confinien), mit vielen Seidenspinnereien und ansehnlichem Han del; Perg ine, Levico und Borgo sind ansehnliche Marktflecken; Prc dazzo im Fleimserthal, welches in seinem oberen Theile Fassathal heißt; Fonds im Ronsberg und Mals im Thale Sulzberg, Ms — 39'-^- * . 'd welchem die Straße über de» Paß Tonale nach Italien führt; Arco und Riva (4300E.) mitSeidenzücht und^»livenpflanzungen; imSarca- thal (iluäioarisn) die Orte Stenico, Condino und Storo; R o vercdo (9000 E.), Hauptsitz des Tiroler Seidenhandels, südwestlich Mo ri und südlich Ala mit bedeutender Seidenzucht. > Bregenz (4000 E.) am Bodensee, Dornbirn und Hohenems mit Baumwollspinnereien; Feldkirch (3000 E.) mit lebhaftem Durchfuhr¬ handel; Bludenz mit Baumwollspinnerei, südöstlich das durch seine Vieh¬ zucht ausgezeichnete Montafuncrthal. Am Rhein liegt das Fürstcnthum Liechtenstein mit 3 Quadrat- Meilen und 8000 Einwohnern. 24. HcrMthnm Kram. 173>/2 Quadrat-Meilen und 520.000 Einwohner. Krain ist seinem größeren Theilc nach Gebirgsland. Im Nor¬ den die Karawanken und Steiner Alpen (Grintouz 8100', Ojstritza 7400'), — im Nordwestcn der Mangart (8400') und Triglav (9000'), — im Westen der Birnbanmerwald (Nanos 4.100') und der übrige zu Krain gehörige Theil des hohen Karstes (Schneeberg 5330'), einer meist öden Hochfläche von Kalkstein mit vielen trichterförmigen Vertiefungen, unterirdischen Höhlen, ver¬ schwindenden und wieder zu Tage kommenden Gewässern, — im Südosten das Uskokengebirge. Das Land ist reich an Naturseltenheiten, unter welchen die be¬ rühmte Adelsberger Grotte und der periodisch anschwellende und wieder unterirdisch absließende Zirknitzer See am bemerkenswer- thcstcn sind. Nach der landesüblichen Eintheilung unterscheidet man Ober- krain, den nördlichen Theil im Flußgebiet der oberen Save, — Unterkrain, den südöstlichen Theil zwischen Save und Kulpa — Jnnerkrain, den westlichen Theil, d. i. das Karstland und die Thäler der Wippach und Jdria. In Oberkrain herrscht Laudbau und Ge- wcrbfleiß; in Unterkrain gedeiht auch Wein; Jnnerkrain besitzt wenig anbaufähigen Boden. Die Bewohner sind Slovencu, im Bezirk von Gotischer Deutsche. Die Landesvertretüng besteht aus 37 Landtagsmitgliedern, von welchen 6 Abgeordnete fÄ den Reichsrath rvtsendet werden. Ein- theilung in 11 Bezirkshauptmannschaften. ' Laibach (25.000 E.), Landeshauptstadt und Sitz eines Fürstbischofs, treibt lebhaften Handel mit kroatischem Getreide. Vom Schloß berg zeigt sich gegen Nord und Ost ein großartiges Gebirgspanorama, südöstlich und südwestlich liegt der Laibacher Morast; Krainburg mit Handel; Neu marktl am Fuße des Loiblpasses mit Eisen- und Leder-Industrie; Jdria mit einem berühmten Ouecksilberbergwerk; Wippach im tiefgele¬ genen Wippachthal mit völlig italienischem Klima, — südlich der Berg Nanos, die Hauptregion des eisigen Nordostwindes Bora; Adelsberg milder berühmten ausgedehnten Adelsberger Grotte; Reifnitz mit Holz- und Strohwaaren-Industrie; Gottschee, Städtchen im Bezirk der deutschen Gott- scheer, welche als Hausirer und Südfrüchteuhäudler durch ganz Europa bekannt sind; Neustadtl oder Rudolfswerth mit warmen Mineral¬ quellen zu Tepli tz. 25. Das Küstenland (Gefürstete Grafschaft Gör; und Gradiška, Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit Gebiet). 139 Quadrat-Meilen und 580.000 Einwohner. Küstenland gehört in das Gebiet der südlichen Kalkalpen. Um die Quellen des Jsonzo lagern der Ronttz Ormin (7100') Man¬ gart (8400'), Triglav (9000') und Krn (7200'); zwischen 'der Jdria und dem Jsonzo liegt der hohe Karst (Mersawetz 4440' im Tarnowanerwald), auf der Südseite des Wippachthalcs beginnt der eigentliche Karst und zieht in südöstlicher Richtung als Tschit- schenboden bis an den Bnsen von Fiume, Ivo er im Ronlv inaMOrs (4400') seine größte Höhe erreicht und nach Westen in Stufen über die Halbinsel Istrien gegen das Meer abfällt. Der Karst ist eine öde, im Inneren zerklüftete Hochfläche mit trichterförmigen Vertiefungen; die Bäche, verschwinde^ nach kurzem Laufe unterirdisch, um später an tieferen Stellen wieder zu erscheinen. Zeitweise wüthet ein eisiger Nordwind, die Bora, minder größten Hestigkeit. Die Nie¬ derungen am Jsonzo südlich von Görz und das Wippachthal gehören zur italienischen Tiefebene. / Bei so grolH Verschiedenheit des Bodens imkKümaS sind' auch die Products Äs^AÄwerbszweige mannigfaltig. Im Gebirge die Viehzucht, in dem'Ebenc Getreide-, Wein- und Seidenbau, an den Küsten Fischfang, Schiffahrt und Seesalzgewinnung. Die Bewohner sind im nördlichen Theile Slovenen, im südlichen Kroaten und Ser¬ ben, an der Küste und in den Städten Istriens Italiener, in der Kür¬ zer Ebene Furlaner. Die Landesvertretung für Görz besteht aus 22 Landtagsmit¬ gliedern, darunter 2 Reichsrathsabgeordnete, für Istrien aus 30, von denen ebenfalls 2 Abgeordnete für den Reichsrath. Die Stadt Triest mit ihrem Gebiet wird durch den Stadtrath vertreten und ent¬ sendet gleichfalls 2 Abgeordnete in den Reichsrath. Eintheilung in 10 Bezirkshauptmannschaften und die Stadt Triest mit ihrem Gebiet. Triest (85.000 E.), Hauptstadt für das ganze Küstenland, Frei¬ hafen, Bischofsitz, der wichtigste Seeplatz des Reiches, insbesondere für den Handel mit Jtalsen und dem Morgenlands; Görz (12.000 E.), in lieb¬ licher Gegend, Sitz eines Erzbischofs. Die Umgebung treibt starke Seiden¬ zucht und erzeugt viel edles Obst, welches in Zucker eingemacht weithin versendet wird; Cauale, Tolmein, Karfreit und Flitsch im Jsoüzo- thal; Duino, in dessen Nähe entspringt der kurze Fluß Timavus, der gleich an der Quelle große Schiffe trägt und als Fortsetzung der bei St. Cauziau am Karst verschwindenden Njeka gilt; Aquileja mit vielen römischen Alterthümern und bedeutendem Reisbau; Mitterburg oder Pisino in obst- und weinreicher Gegend; Capodistria (8000 E:) mit großen Salzgärten zur Gewinnung des Seesalzes; Pirano (10.000 E.) mit Schiffswerfte und Salzgärten; Parenzo (3000 E.), Sitz eines Bischofs und des Landtages für Istrien; Rovigno (spr. Roviujo, 11.000 E.) mit Schiffbau und bedeutender Sardellenfischerei; Pola (4000 E.), einer der schönsten Häfen in Europa und der wichtigste Kriegshafen der Lsterr. Marine, niit vielen römischen Alterthümern. Ouarnerische Inseln: Veglia, Cherso, Lussin mit den Städten gleiches Namens. --- 26. Königreich Dalmatien. 222 Qnadrat-Meilm wird 45'0.000 Einwohner. Nach seiner Bodenbildung gehört Dalmatien sammt den Inseln zum Karstgebiet. An der Militärgrenze liegt das Velebiegebirge, an der bosnischen Grenze ziehen die dinarischen Alpen (Berg Dinara 5.730h östlich von Knin), das Mossorgebirge liegt östlich von Spa- lato. Der Boden ist zerklüftet und wasserarm, hat viele Höhlen, Einsenkungen, Thalkessel und eine hafenreiche Küste. Die vorzüglichsten Producte sind Seesalz, Wein, Oel, Fische und Schafe.. Die Landbevölkerung ist serbisch, die Städtebewohner italienisch. Die Landesvertretung besteht aus 43 Landtagsmitgliedcrn, von denen 5 als Abgeordnete in den Neichsrath entsendet werden. Eintheilung in 12 Bezirkshauptmannschaften. Zara (10.000 E.) auf einer schmalen Landzunge, Landeshauptstadt, Festung, Sitz eines katholischen Erzbischofs und eines griechisch-nichtunirteu Bischofs für Dalmatien und Istrien, mit vielen Rosogliofabriken; Se benico (6000 E.), stark befestigt, Bischofsitz; Spalato (16.000 E.h Bischofsitz, treibt lebhaften Handel; Ragusa (6000 E.), stark befestigt, Bischofsitz, war ehemals eine kleine Republik; Cattaro im Hintergründe einer sehr gewundenen Bucht, Bischofsitz. Unter den Inseln ist Brazza die größte und fruchtbarste, Lissa hat einen vortrefflichen Hafen. / > 27. Lömgmch Söhmrn. 903 Quadrat-Meilen und 6,250.000 Einwohner. ! Böhmen ist an seinen Grenzen auf drei Seiten von Bergen umgeben. Im Süden und Südwesten der Böhmerwold (Plöcken- stein 4352', Marberg 4265h Rachel 4580h Mittagsberg 4214h Ossa 4051h Dillenberg 2895'), im Nordwcsten das Erzgebirge (Keilberg 3906') nach Böhmen steil abfallend, nach Sachsen allmählich in die Niederung verlaufend, — im Norden das Elbsandsteingebirge zu beiden Seiten der Elbe und das Lausitzer Gebixae (Hohe Lausche 2500h Jeschkenberg 3206'), im Nordosten die Sudeten mit dem Jsergebirge (Tafel sichte 3557'), Riesengebirge (Schncekoppe 5060'), dem Adersbacher Stein- Wald und dem Faltengebirge bei Braunau, den böhmischen Käm¬ men (Hohe Mense 3334') ander Glatzer Grenze. , 43 — Das Innere des Landes ist in drei Stufen oder Terrassen von Süden nach Norden abgedacht. Die südliche Terrasse zu beiden Seiten der oberen Moldau steht mit dem Böhmerwalde im Zusammenhänge, darin liegen die Ebenen von Budweis und Wittingan. Die mitt¬ lere Terrasse zu beiden Seiten der mittleren Moldau, im Süden der Flüsse Beraun und Sazawa, zeigt tiefeingeschnittene Thäler und ein theilweise gebirgsartiges Aussehen; sie enthält auf der Westseite die Brdy-Bergc bei Pribram, östlich geht sie in die mährische Höhe über. Die nördliche Terrasse zu beiden Seiten der unteren Moldau geht westlich in das Teplcr Gebirge, auf der Ostseite um Pardubitz in die Elbeniedernng über. Zwischen der Eger und der Biela ist das Mittelgebirge (Donuersberg oder Millesch a uer 2642^ mit unvergleichlicher Aussicht über einen großen Theil Böhmens), welches in nordöstlicher Richtung über die Elbe setzt und sich durch die große Menge einzeln stehender Bergkegel auszeichnet. Das Flußnetz ist sehr regelmäßig ausgebildet. Mitten durch das Land zieht von Süden nach Norden eine große Stromrinne, die Moldau, und nimmt vier Flußpaare auf (Luschnitz und Wotawa, Sazawa und Beraun, Elbe und Eger, Pulsnitz und Biela), durch welche die Terrassen von einander getrennt werden. Das Land ist reich an vielerlei Mineralien, besonders an Stein- und Braunkohlen, Graphit, Silber und Granaten, besitzt jedoch kein Kochsalz; Nordböhmen baut viel Obst und den besten Hopfen. In der Industrie, in Lein-, Woll-, Baumwoll- und Glas- waaren und Rübenzuckererzeugung steht Böhmen unter den österrei¬ chischen Ländern obenan. Handel und Verkehr wird durch ein dichtes und gut erhaltenes Straßennetz begünstigt. Die Mitte des Landes ist von den Cechen bewohnt, die Grenzge¬ biete von den Deutschen, welche im Norden und Nordwesten am meisten ausgebrcitet sind. Außerdem leben gegen 90.000 Juden im Lande. Die Landesvertretung besteht aus 241 Landtagsmitglicdern unter dem Vorsitze des Oberst-Landmarschalls und entsendet 54 Abge¬ ordnete in den Reichsrath. Eintheilung in 89 Bezirkshauptmann¬ schaften und die Stadt Prag. 44 a) Die Mitte. Prag (kraka, 162.000 E., daher mehr als die ganze Provinz Salzburg), Landeshauptstadt an beiden Seiten der Moldau, — rechts die Altstadt mit der Josephs- oder Judenstadt, die Neustadt, die kleine Bergstadt Wyssehrad, die Vorstadt (Larolincnth al, — links die Klein¬ seite mit den Palästen des böhmischen Adels, die Anhöhe Hradschin mit dem unvollendeten gothischen Dom und der vom Kaiser Karl IV. aufge¬ bauten Burg, einem der schönsten Fürstensitze in Europa, die Vorstadt Smichow. Anschließend an den Hradschin auf der Westseite das Prämon- stratenserstift S trachow und der Weiße Berg. Universität, polytechnische Schule, Sitz eines Erzbischofs; Karlstein, berühmte, von Karl IV. erbaute Burg, 3 Meilen von Prag, nahe an der Berann; Pribram (3700 E.), berühmtes Silberbergwerk; Berann mit Wall und Mauer umgeben; Rakonitz, Neustraschitz, Kladno (10.500 E.), Schlau (8200 E.) und Schloß Buschtiehrad sind im Gebiete eines großen Steinkohlenreviers. b) Der Norden. Leitmeritz (11.760 E.), Bischofsitz, im getreide-, obst- und wein¬ reichen sogenannten „böhmischen Paradiese", gegenüber am linken Elbeufer die Festung Theresienstadt; bei Cernosek an der Elbe wächst der beste Landeswein, — südwestlich bei dem Dorfe Podseditz werden die schönsten Granaten gefunden; Teplitz (8400 E.), berühmter Badeort in lieblicher Gegend mit einem der größten Brannkohlenlager; Aussig (9600 E.), Hanptstatiou der Elbcdampfschiffahrt, mit Weinbau und Fabriken; Böhm. Leipa (7500 E.) mit Baumwoll-, Stahl- und Glasindustrie; Haida, Mittelpunkt des böhmischen Glashandels. Der nördlich liegende Landstrich mit den Orten Warnsdorf (6000 E.), Rumburg (6400 E.) Schluckenau ist in der Lein- und Baumwollindnstrie besonders hervorragend und sehr dicht bevölkert. Jungbunzlan (9700 E.) mit Schafwoll- und Baumwollstoff¬ druckerei, — nördlich Kosmanos, die wichtigste Fabrik für gefärbte Baum- wolltüchel; Reichenberg (22.000 E.), volkreichste Fabrikstadt Böhmens und eine der wichtigsten Fabrikstadte für Woll- und Baumwollwaareu; Gablonz, Morchenstern und Tannwald mit Glasindustrie. Jiöin (7000 E.) mit einer schönen Pfarrkirche. An den Ausläufern des Riesen¬ gebirges herrscht eine sehr lebhafte Leinwandindustrie, deren Mittelpunkt und wichtigster Garnmarkt Trauten au (6000 E.) ist. o) Der Osten. Königgrätz (5400 E.), Festung, Bischossitz; Josephstadt, Festung; Königinhof (5000 E.); Braunau mit Schafwollspinnereien, nordwestlich 45 bei Adersbach und Weckelsdorf der berühmte Adersbacher Stein¬ wald, ein in abenteuerliche Felsenbildnngen zerklüftetes Sandsteinflötz; Reichenau mit Schafwollspinnerei und Dosenmanufactur. Chrudim (7000 E.) mit Kattundruckerei; Pardubitz (7000 E.) wichtige Bahnstation; Leitomischl (10.000 E.) mit einer sehr schönen Kirche der Piaristen; Böhm. Trübau, wichtige Bahnstation; Laslau (5000 E.) mit Fabriken; Kuttenberg (12.000 E.), Bergstadt, in welcher 1300 die ersten Silbergroschen geschlagen wurden; Kollin (7500 E.) mit Fabriken; Deutschbrod, Humpoletz und Polna. ä) Der Süden. Tabor (8000 E.) und Pilgram mit Tuchweberei; Budweis (18.000 E.), Bischofsitz, Hauptstation der Moldauschiffahct und des Holz¬ handels aus dem Böhmerwald nach Norddeutschland; Wittingau mit einem prachtvollen Schloß und ausgedehnter Teichwirthschaft; Neuhaus (10.000 E.) mit Wollwaarenfabriken; Krum au (6000 E.), Hauptort der fürstlich Schwarzenbergischen Besitzungen; Pisek (8000 E.), mit einer Feß- sabrik (rothe türkische Kappen); Horazdiowitz, Strakonitz, Wodnian, Prachatitz, Wollin und Winterberg; Schüttenhofen mit Zünd- waaren- und Phosphorfabrik; in den Thälern des Böhmerwaldes viele Glasfabriken und Spiegelschleifereien. s) Der Westen. Pilsen (23.000 E.) im fruchtbaren „Pilsener Becken" mit einem der reichsten Steinkohlenlager; Rokitzan mit Eisenbergbau; Nepomuk, Geburtsort des „h. Johannes von Nepomuk"; Klattau (8000 E.) mit doppeltem Wallgraben umgeben; Bischosteinitz mit schönem Schloß und Park; Taus (9000 E.) mit Fabriken; Eger (14.500 E.), Knotenpunkt mehrerer Bahnen, mit verschiedenen Fabriken; Franzensbad, Marien- bad und Karlsbad (7600 E.), berühmte Badeorte; Joachimsthal (5200 E.), alte Bergstadt mit Silber-, Blei- und Eisenbergbau, — hier wurden 1519 die ersten Thaler (Joachimsthaler) geschlagen. Saaz (9300 E.), der Mittelpunkt des böhmischen Hopfeubaues und Hopfenhandels; Komotau (6800 E.) mit Tuch- und Baumwollwaaren- erzeuguug; Brüx (5000 E.) mit Kohlenbergbau; Dux erzeugt die soge¬ nannten „Duxer Wirkwaaren"; B ilin mit den berühmten Biliner Quellen, deren Säuerling weit versendet wird, — südwestlich die viel bekannten Bitterwässer zu Sedlitz (Seidlitz), Saidschitz und Püllna. 46 28. Markgrafschaft Mähren. 386 Quadrat-Meilen und 2,000.000 Einwohner. Mähren ist auf drei Seiten von Höhenzügen umkränzt. Der böhmisch-mährische Höhenzug, ein breites und flaches Hochland mit einzelnen aufsteigenden Kuppen, beginnt an der österreichisch-böh¬ misch-mährischen Grenze und zieht zwischen Mähren und Böhmen bis zu den Quellen der March. Daran schließen sich die mährisch-schlesi¬ schen Sudeten mit dem Spiglitz er Schneeberg 4483', steigen bis zum Altvater 4700' und verlaufen dann unter dem Namen Gesenke längs der mährisch-schlesischen Grenze bis zur March und Becwa. An den Oderguellen ist das Odergebirge. Die Karpathen treten bei Straznitz in das Land und bilden von da an die Grenze zwischen Ungarn und Mähren mit starken Verzweigungen in das Innere des Landes (Nadhoscht 3556' südlich von Frankstadt). Der Höhcnzug von Napajedl bis Auspitz heißt Marsgebirge. Nord¬ östlich von Brünn ist ein zerklüftetes Kalksteingebirge mit Höhlen und Grotten. Von ähnlicher Beschaffenheit sind die Palauer Berge nörd¬ lich von Nikolsburg. Unter den Ebenen ist die Hana zwischen Olmütz und Napajedl durch ihre Größe und Fruchtbarkeit ausgezeichnet. X Das Land ist an mannigfaltigen Producten reich. Die großen Steinkohlenlager bei Mährisch-Ostrau und Rossitz, das ausgedehnte Braunkohlcnlager bei Gaya, der Getreidebau in der Hana, Schaf- uud Gänsezucht, Lein-, Woll-, Bauniwoll- und Nübenzuckerindustrie verdienen besonders erwähnt zu werden. Die Bewohner sind in der Mehrzahl Slaven cechischen Stam¬ mes. Die Deutschen wohnen längs der niedcrösterrcichischcn und schlesischen Grenze und bilden außerdem einzelne Inseln ini slavischcn Gebiet, wie Jglau, Brünn, Olmütz mit Umgebung, das Gebiet zwi¬ schen Brüsan und Müglitz. Außerdem leben gegen 50.000 Juden im Lande. Die Landesvertretung besteht aus 100 Landtagsmitgliedern, darunter 22 Reichsrathsabgeordneten. Eintheilung in 30 Bezirks¬ hauptmannschaften. 47 a) Der Westen. Brünn (64.000 E.) zwischen dm Flüssen Schwarzawa und Zwit- tawa, Landeshauptstadt, Bischoffitz, mit einer technischen Schule, die erste Fabrikstadt der Monarchie für Tuch-und Schafwollwaaren; Tischnowitz, Lomnitz, Boskowitz (6000 E.) mit Schafwollindnstrie; Awittau (5000 E.) und Mähr. Trüb au (5000 E.) mit Leinweberei; Blansko und Adamsthal mit großen Eisenwerken, — östlich sind die Slouper Höhlen nud der merkwürdige tiefe Erdfall Macocha; Wischau mit Schafwollindnstrie; Austerlitz, denkwürdig durch die Schlacht am 2. Dec. 1806; Auspitz mit Wein-, Obst- und Süßholzban; Lnndenbnrg, wich¬ tige Bahnstation; Eis grub mit prachtvollem Schloß des Fürsten Liech¬ tenstein. Znaim (9000 E.) . mit Wein- und Senfbau; Nikolsburg (10.000 E., fast die Hälfte Juden) am Fuße der weiureichen Polaner Berge; Jglan (19.000 E.) in hoher Lage nud rauhem Klima mit Tuchweberei, Tabakfabrik und ansehnlichen Getreidemärkten; Teltsch und Datschitz mit Tuchweberei; Trebitsch (8000 E.) mit einer sehr schönen Kirche, Tuch-, Banmwoll- und Lederindustrie; Groß-Meseritsch (5000 E.) mit Lcdergerbereicn; Neustadtl und Saar in gebirgiger Gegend mit Flachs¬ bau und Leinweberei. k) Der Osten. Olmütz (15.000 E.), die größte Festung der Monarchie, Sitz eines Erzbischofs, mit lebhaftem Getreide- und Schlachtviehhandel; Preran (6000 E.), wichtige Eisenbahnstation, mit Tuchweberei und Getrcidehandel; Proßnitz (12.000 E.) mit Baumwoll- und Leinwandindustrie und leb¬ haftem Getreidehandel; Littau, Muglitz, Mähr. Neustadt mit Tuch- und Leinweberei und Getreidehandel; Schönberg (7000 E.), Hauptsitz der mährischen Leinwandindnstrie; Zöptan, großes Eisenwerk; Römer¬ stadt mit sehr bedeutender Leinwandindnstrie; Sternberg (14.000 E.), Hanptsitz der mährischen Baumwollindnstrie. / > Ungarisch-Hradisch in sehr fruchtbarer Gegend mit Wein-, Obst- und Getreidebau, — nordwestlich Welehrad mit schöner Wall¬ fahrtskirche; Göding mit einer Tabakfabrik und Braunkohlenbergbau; '.Straznitz (6000 E.) in schöner und fruchtbarer Ebene; Ung.-Brod, ehemals Festung gegen Ungarn; Holleschan (6000 E.), mit Tuch- und Leinwcberci und Getrcidehandel; Kremsier (9000 E.) mit erzbischöflichem Sommcr-Resideuzschloß, Tuchweberei, Flachs- und Getreidehandel; Leip- nik (6000 E.) mit Tuchweberei und großen Schlachtviehmärkten; Wei߬ kirchen (7000 E.) mit Tuchweberei; Bistritz unter dem Hostein mit 48 Molkenkuranstalt, auf dem Berge Ho stein eine vielbesuchte Wallfahrts¬ kirche; RoHnau, berühmter Molkencurort; Nentitschein (8000 E.) mit bedeutender Tuchindustrie und Wagenfabrikatiou; Fuln ek im sogenannten „Kuhländchen" mit Tuchindustrie; Frankstadt (7000 E.), Mittelpunkt einer sehr bedeutenden Baumwollindustrie; Freiberg (5000 E.) mit Tuch¬ weberei, — östlich die durch eine prachtvolle Rundsicht ausgezeichnete Ruine Hochwald; Friedland und Wit ko Witz mit großartigen Eisenwerken; Mistel mit Lein- und Baumwollweberei; Mähr. Ostrau mit einem der großartigsten Steinkohlenlager. 29. HerMthum Schlesien. 89*/2 Quadrat-Meilen und 500.000 Einwohner. Schlesien ist größtentheils Bergland. Die mährisch-schlesischen Sudeten ziehen als Landesgrenze vom äußersten Nordwesten gegen Südosten und verlaufen zuletzt im Odergebirge. Die Gruppe um den Allvater heißt hohes Gesenke, der übrige südliche Theil niederes Gesenke. Davon breiten sich über den größten Theil des westlichen Schlesiens Verzweigungen aus. Die Karpathen bedecken fast die Hälfte des östlichen Schlesiens (Lyssa Hora 4176^). Unter den Schätzen des Mineralreichs steht das reiche Stein¬ kohlenlager bei Polnisch-Ostrau obenan. Besonders wichtig ist der Flachsbau und die Zucht feinwolliger Schafe und damit in Verbin¬ dung eine blühende Leinen- und Wollwaarenindustrie. Die Bewohner sind im westlichen Theile Deutsche, um Troppau und im ganzen östlichen Theile Slaven (Wasserpolen), die Städte Teschen und Bielitz sind deutsch. Der Landtag besteht aus 31 Landtagsmitgliedcrn, darunter 6 Reichstagsabgcordneten. Eintheilung in 7 Bezirkshauptmann¬ schaften. a.) Der Westen. Troppau (15.000 E.), Landeshauptstadt mit bedeutender Schas- wollindustrie, Zuckerfabriken und lebhaftem Handel; Wagstadt, Odrau, Benisch mit Tuch-, Lein- und Baumwollwebereien; Freudenthal (4000 E.) mit bedeutender Schafwoll- und Leinwandiudustrie; Karls- brunu, Curort am Fuße des Altvater; Wurbenthal, Zuckmantel 49 mit Leiuwcmdindustrie; Freiwaldau (5000 E.), Mittelpunkt einer sehr lebhaften Leinwandiudustrie, dabei am Abhange der Hirschbadkoppe die berühmte Kaltwasserheilanstalt Gräfenberg; Jägerndorf (6700 E.) mit bedeutender Industrie iu Schafwoll-, Leinen- und Wirkwaaren. b) Der Osten. Tesch en (8300 E.) mit bodeuteuder Tuchweberei und Gerberei, Handel mit Flachs, Wolle, Getreide und ungarischen Weinen; Friedel mit schöner Wallfahrtskirche, Mittelpunkt der schlesischen Baumwollindu¬ strie; Oderberg, Grenzstation der Nordbahn; Bielitz (9000 E.), einer der bedeutendsten Plätze für die Schafwollindnstrie, Hauptniederlage des galizischen Salzes für Schlesien und Mähren; Jablunkau in gebirgiger Gegend, — südlich der Jablunka-Paß. 30. Königreich Galyim und Lodomerien mit dem Groil- HerMthum Krakau. 1364 Quadrat-Meilen und 5,100.000 Einwohner. Galizien ist im Süden ein Hochland, im Norden geht es in die russisch-polnische Ebene über. Aus Schlesien treten die Beskiden in das Land, reichen bis zum Thal des Dunajec und verlaufen nach Norden in das Hügelland (Babia gura 5450'). Die Central- Karpathen oder das Tatragebirge zwischen der Arva und dem Poprad (Lomnitzer Spitze 8200'). Das karpathische Wald¬ gebirge beginnt mit den Ost-Beskiden und streicht in südöstlicher Richtung an der Grenze zwischen Galizien und Ungarn bis an die Quellen des Czeremosz und der Bystritza in der Bukowina, nach Norden in allmählicher Senkung bis an den Dniester verlaufend. Der größere Theil des Landes gehört zum Flußgebiet der Weichsel, die Gewässer des östlichen Theiles führen die Flüsse Dniester und Pruth in das Schwarze Meer. Unter den Landesproducteu spielt das Kochsalz eine sehr wich¬ tige Rolle. Unerschöpfliche Salzlager breiten sich nach der ganzen nördlichen Abdachung der Karpathen aus, hiezu kommen viele in neuerer Zeit eröffnete Quellen von Erdöl (Uotrolsum). Das Haupt- erträgniß gibt der Getreidebau und die Viehzucht (die meisten galizi¬ schen Ochsen kommen auf die Schlachtviehmärkte von Leipnik, Olmütz und Wien). Außerdem wird auch viel Hanf, Flachs, im östlichen Kozenn, Erdbeschreibung. 4 50 Theile auch Tabak gebaut, auf der Weichsel viel Holz nach den Ostsee¬ häfen ausgeführt. In der Industrie ist die Branntweinbrennerei und die Erzeugung grober Leinwand hervorzuhebcn. Die Bewohner sind im westlichen Theile Polen, im östlichen Ruthenen. Außer diesen leben gegen Million Juden, bei 120.000 Deutsche und 3600 Armenier im Lande vertheilt. Die Landesvertretung besteht aus 151 Landtagsmitglicdcrn, darunter 38 Reichstagsabgeordnetcn unter dem Vorsitze des Land¬ marschalls. Eintheilung in 74 Bezirkshauptmannschaften. a) Westgalizicn. Krakau (50.000 E>), Hauptstadt von Westgalizicn, Festung ersten Ranges, Bischofsitz, mit lebhaftenUHandel; Wadowice; Oswiecim; Biala (5000 E.) und Sahbusch mit bedeutender Tucherzengung; Wie- liczka (5000 E.) nnd Bochnia (5600 E.) mit großartigem Salzbergbau; Neu-Saudec (7000 E.); Szczawnica, stark besuchter Badeort; Neu- markt mit Wein- und Leinwandhandel; Tarnöw (10.000 E.), Bischof¬ sitz mit schöner Domkirche; Dambrowa und Rvpczyce mit großen Pferdemärkten; Pilsno von Colonistcu aus Pilsen in Böhmen, Gorlice von Colonisten aus Görlitz in Preußen gegründet; Dukla mit bedeuten¬ dem Weinhandel, Tuch- und Leiuweberei: Rzeszöw (7000 E., davon die , Hälfte Juden), viel Industrie in Scknnucksachen aus unechten Metallen: Ulanöw, Hauptstapelpatz für den galizischen Holz- nnd Gctreidehandel. b) Ostgalizien. / Lemberg (72.000 E.), Landeshauptstadt, Universität, technische Anstalt, Sitz eines lateinisch-, eines griechisch-, und eines armenisch-katholi¬ schen Erzbischofs, treibt ausgebreiteten Handel mit Preußen und Rußkmd; Grödeck (7500 E.) mit bedeutendem Flachsbau; Przcmyol (10.000 E.), Sitz eines lateinisch- und eines griechisch-katholischen Bischofs, eine der ältesten Städte Galiziens; Jaroslav (9000 E.) in schöner Gegend mit bedeutendem Handel; Sanok auf einem Hügel am linken Sanufer; Sam¬ bor (12.000 E.) mit Leinweberei und Handel; Drohobycz (12.000 E.), Salzsiedereien; Stryj (9500 E.), ehemals stark befestigt; Ka-tusz (6000 E.) mit Salzsiederei; Stanislav (13.000 E.) mit Gctreidehandel; Sokotwiny, Nadworna, Delatyn, Ttumacz, Tysmienice sind ansehnliche Orte; Halicz, ehemals Sitz der alten Beherrscher Galiziens; Buczacz (8500 E.) mit einem alterthümlichen Schloß; Kolonie« (15.000 E., davon die Hälfte Inden) mit bedeutenden Jahrmärkten; Kuty 6000 E.) mit Gerbereien; Sniatyn (11.000 E.) mit einer Armenier- 51 gemeinde; Horodenka und Obertyn, ansehnliche Marktflecken; Tar- nopol (18.000 E., darunter fast die Hälfte Inden) mit Honig' undWachs- siedereicu und bedeutenden Pferdemärkten; ZbaraL (7000 E.) mit dem größten Speckmarkt der Monarchie; BrzeLan (5000 E.) mit vielen Ger¬ bereien; Zloczöw (5200 E.) zwischen Wäldern und Teichen; -lotkiew mit einer schönen Kirche; Brody (24.000 E., davon Vz Juden), Frei¬ handelsstadt in einer von Wäldern begrenzten Ebene. , 31. Her;ogthum Lnkowina. 181 >/2 Quadrat-Meilen und 520.000 Einwohner. Dieses Land erhebt sich stufenweise von Nordosten nach Süd¬ westen zum Kamme der Karpathen. Die Flüsse haben sämmtlich eine südöstliche Richtung. Der Boden erzeugt vorzugsweise Gerste, Hafer und Mais, die Viehzucht und Bienenzucht ist ansehnlich, das Mineral¬ reich liefert hauptsächlich Salz und Eisen. Die Bewohner sind in der Mehrzahl Walachen, diesen kommen an Zahl zunächst die Rutheneu, dann die Juden, Deutsche, Magyaren, Polen, Armenier und Globalen. Der Landtag besteht aus 30 Landtagsmitgliederu und schickt 5 Abgeordnete in den Reichstag. Eintheilung in 8 Bezirkshaupt- mannschaftcn. Czernowitz (30.000 E.), Landeshauptstadt, Sitz eines griechisch¬ orientalischen Bischofs, mit bedeutendem Handel; Sadagura, der wich¬ tigste Platz für den Ochsenhandel mit Rußland und der Moldau; Sereth, (6000 E.), alte Stadt mit bedeutenden Pferdemärkten; Rad nutz mit einem großen kaiserlichen Gestüte; Suczawa (6000 E.), ehemals Haupt¬ stadt der Bukowina; Jakob ej,y, größtentheils von Bergleuten bewohnt. L. Die Länder der ungarischen Hrane. 32. Angarn (LlaAxarorsräg;). 3727V4 Quadrat-Meilen und 10,800.000 Einwohner. Ungarn ist theils Tief-, theils Hochland. Zwischen der March und der Waag ziehen die kleinen Karpathen von Preßburg gegen Nordosten, daran schließen sich die mährischen Karpathen als Grenze gegen Mähren, an den Quellen der Beöwa die Beskiden als Grenze gegen Schlesien. Zwischen der Arva und dem Poprad erhebt sich die hohe Tatra (Lomnitzcr Spitze 8201V). Südlich davon liegt das ungarische Bcrgland und enthält die Liptauer Gebirge nnd das 4 * 52 Fatra-Gebirge zwischen der Waag und Gran, das Neutra-Gebirge zwischen der Waag und Neutra, den Barser Zug zwischen Neutra und Gran, das ungarische Erzgebirge und Ostrowski-Gebirge zwischen der Gran und Eipel, die Neograder Berge südlich von der Eipel, den Bakonyer Wald jenseits der Donau, die Miskolczer Berge und das Matra-Gebirge; zwischen Hernad und Bodrog liegt der weinreiche Hegyalja oder die Tokajer Berge. An die hohe Tatra schließen sich die Ost-Beskiden und an diese das karpathische Waldgebirge, welches bis zur Bukowina zieht. Im Osten sind die Ausläufer des siebcnbürgischeu Nord- und Westrandes, im Westen die Ausläufer der Alpen, besonders das Leithagebirge. Zum Tiefland gehört die Ebene am linken Marchufer, — die kleine ungarische Ebene zwischen dem Leithngebirgc und dem Ba¬ konyer Wald.mit den zwei großen Donauinseln Kleine und Große Schütt, — die große ungarische Ebene, welche fast die Hälfte des Landes einnimmt. Das Land ist im nördlichen gebirgigen Theile reich an Gold, Silber und Steinsalz, in der Theißebene (^ltolä) an Salpeter, Soda und Getreide, die Hügelabhänge an ausgezeichnetem Wein. Außerdem sind zu erwähnen Hanf, Tabak, türkischer Pfeffer (Paprika), die großen Schaf- und Schweinehcrden und die Pferdeherden im halbwilden Zu¬ stande auf den Pußten, worunter die großen Steppenweiden und die auf derselben einzeln gelegenen Feldwirthschaften zu verstehen sind. Unter den Bewohnern bilden die Magyaren fast die Hälfte, der Norden ist von Slovaken, der Nordosten von Ruthenen, der Osten von Walachen, der Süden von Serben und theilweise von Kroaten bewohnt, ein kleines Gebiet an der steirischen Grenze haben die Slo- venen. Gegen 1,300.000 Deutsche finden sich in verschiedenen, theils größeren, theils kleineren Gebieten seßhaft, über 400.000 Juden und an 70.000 Zigeuner leben im ganzen Lande zerstreut. Die Zusammensetzung des Reichstages ist im A. 17 bereits dargelcA. Nach der üblichen Eintheilung unterscheidet man 4 Kreise oder Landesgebiete, deren Benennungen „diesseits" und „jenseits" sich auf 53 die Lage der Landeshauptstadt Pest am linken Donauufer beziehen. Sämmtliche Gebiete zusammen enthalten 49 Gomitate (Gespauschaf- ten) und 5 Districte. a) Gebiet diesseits der Donau. Pest (150.000 E.), Landeshauptstadt, Universität. Eine großartige Kettenbrücke führt über die Donan nach Ofen (Luäa, 60.000 E.) und in gerader Richtung schließt sich daran der lange Tunnel unter der Ofner Festung und verbindet die Ost- und Westseite der Stadt. Auf der Festung ist die königliche Burg. Polytechnische Schule, sehr besuchte warme Schwefel¬ quellen, Bitterwasser. Westlich das berühmte Ofner Weingebirge, auf der Nordseite Alt-Ofen mit einer großen Schifsswerfte der Donau-Dampf- schiffahrt-Gesellschaft; Waitzen, (13.000 E.), Bischofsitz; KccSkemet (40.000 E.), mitten in der großen Kecskemeter Heide; Kalo csa (14.000 E.), Sitz eines Erzbischofs; Schemnitz (14.000 E.) mit Gold- und Silber¬ bergbau; Gran (12.000 E.), Sitz des Fürst-Primas von Ungarn; Krem¬ ni tz mit Gold- und Silberbergbau und einer Münze, in welcher die Kremnitzer Dukaten geprägt werden; Neutra (10.000 E.), Bischofsitz; Preßbnrg (45.000 E.) mit Fabriken und Handel; Tyrnau (10.000 E.) mit starkem Weinhandel; Trencin, — nordöstlich die Trenciner Bä¬ der; Zombor (24.000 E.) am Frauzens-Canal, der die Donau mit der Theiß verbindet; Theresienstadt (56.000 E.) mit Pferdehandcl; Neu¬ satz (16.000 E.), eine rasch emporblühende Handelsstadt. b) Gebiet jenseits der Donau. Wieselburg, wichtiger Handelsplatz für das ungarische Getreide; Oedenburg (20.000 E.) mit Weinbau und Handel; Raab (18.000 E.), Bischofsitz, Getreidehandel und reger Schiffsverkehr; Ko morn (12.000 E.), die stärkste und zugleich Hauptfestung der ganzen Monarchie; Stuhlweißeu- burg (20.000 E.), Bischofsitz, ehemals Ungarns Hauptstadt; Veszprim (11.000 E.), Bischofsitz, Getreidehandel; Füred, das am meisten besuchte ungarischeBad am Plattensee; Groß-Kauizsa (12.000 E.) mit lebhaftem Gctreidehandel; Szegszärd (10.000 E.) baut einen sehr geschätzten Roth- wein; Fünfkirchen (18.000 E.), Bischofsitz, — in der Nähe befindet sich eines der mächtigsten Steinkohlenlager; Mohacs (11.000 E-), bekannt durch den entscheidenden Sieg der Türken 1526 und durch ihre Nieder¬ lage 1687. o) Gebiet diesseitzs der Theiß. Leutschau, Hauptort der Zips; Erlau (20.000 E.), reiches Erz- bisthum mit prachtvoller Domkirche, die Umgebung baut vorzüglichen Wein; Gyöngyös (16.000 E.) auf der Südseite des schönen Matra- — 54 — G-ebirges;Szolnok (14.000 E.) mit einer großen Salzniederlage ;^K a scha n 14.7.000 E.), Biscstvfsitz; Eperies <9000E.), Sitz eines griechisch-katholischen Bischofs; To kaj, -in dessen Nähe der berühmte Tokajerwein erzeugt wird. ä) Gebiet jenseits der Theiß. Szig et mit großer Salzniederlage; Szathmar-Nemeti (15.000 E.), Bischofsitz; Nagybänya mit Gold- und Silberbergban; Großwardein (24.000 E.), Sitz eines lateinisch- und eines griechisch-katholische» Bischofs; Debreczin mit 40.000 blos magyarischen Einwohnern, hauptsächlich Seifensieder, Schuhmacher und Riemer; Szegedin (65.000 E.), mit Schiffbau und lebhaftem Handel; Hod- Mezö - Väsärhely (45.000 E.) mit Viehhaudel und Tabakbau; Arad (28.000 E.), Festung: TemesvLr (24.000 E.), Bischofsitz, Festung; bedeutendere Orte sind noch Wersch etz, Groß-Beckerek, Groß-KikiN d a. 33. GroßsiirstkNtlsnm Sikbenbiirgkn. 955 Quadrat-Meilen und 2,100.000 Einwohner. Siebenbürgen ist ein auf allen Seiten von Randgebirgen um¬ schlossenes Hochland. Die transylvanischen Alpen (Negoi 8040') umspannen in einem großen Bogen den Süden und Osten. Der Nord¬ rand zeigt noch stellenweise die Alpennatur, weniger bedeutend ist der westliche Zug oder das siebenbürgische Erzgebirge (LiralzNLxä). Das Innere ist wellenförmig mit einzelnen Höhenzügen. Das Land hat großen Mineralreichthum, besonders an Gold, Silber und Steinsalz; Hanf-, Tabak-, Mais- und Weinbau, Büffel-, Schaf- und Pferdezucht geben das.Haupterträgniß. Den überwiegenden Theil der Bevölkerung bilden die Rumänen ' oder Walachen, ihnen zunächst kommen die Magyaren mit den Szek- lern, dann die Deutschen, die Zigeuner, Juden und Armenier, Der Landtag entsendet Abgeordnete in den ungarischen Reichs¬ tag. Eintheilung in 8 Comitate, 14 Stühle und 4 Diskrete. Klausen bürg (22.000 E.): Maros-Ujvär, das reichste Salz¬ bergwerk des Landes; Zalatua, Abrudbänya, Vöröspatak mit Gold- und Silberbergbau; Bistxitz mit bedeutendem Handel; Maros- Väsärhely (12.000 E.) mit Wein-und Tabakbau; Kronstadt (30.000 E.). erste Fabriks- und Handelsstadt Siebenbürgens. Herm annstad t (20.000 E.) in hübscher Gegend, Sitz des griechisch-orientalischen Erzbischofs, südöstlich der Rothenthurm-Paß; andere bedeutendere Orte sind noch Schäs- burg, Mediasch, Karlsburg, Broos. 34- Königreich Kroatien nnd Hlavonhn. 335 Quadrat-Weilen >znd 1,000.000 Eiuwohiterl Die Berge Kroatiens und Slavoniens sind^Msläufer der Alpen. Im kroatischen Küstenlande setzt sich der Karst fort, an der Südostgrenze von Kram ist das Uskokrngebirge, an der steirischen Grenze tritt das MaHelgebirge in das Land nnd zieht in südöstlicher Richtung zwischen der Drau und-Save mit stellenweiser Unterbrechung bis an die Donau. Nördlich von Agram ist das Sleme-Gebirge, südöstlich die Berge von Moslavina und südlich von PoLega das Dill-Gebirge. >, Kroatien erzeugt viel mittelmäßigen Wein, Slavonien viel Ge¬ treide und Glibowitz (Zwetschkcnbrauntwein) und besitzt die schönsten Eichenwaldungen mit großen Schweinehexdeu. Der Landtag versammelt sich zu Agram unter dem Vorsitze des Banns (Statthalters) und entsendet Abgeordnete in den ungari¬ schen Reichstag. Eintheilung in 7 Comitate. Agram (Zagreb, 18.000 E.), Landeshauptstadt, Sitz eines Erz¬ bischofs, treibt-bedeutenden Getreidehandel; Karlstadt, Festung; Sisfek, Stapelplatz für das aus der Save auswärts verschiffte Getreide; Wara's- din (10.000 E.) mjt Seidenspinuerei und Weinbau; Krapina und Töplitz, sehr besuchte Schwefelbäder; Fiume (18.000 E.), wichtiger Seeplatz am Quarnerobusen; Esseg (15.000 E.), Festung und Haupt¬ handelsplatz für Slavonien; Polega und Bukovär mit Seidenzucht, Tabak- und Viehhandel; DjakovLr, Bischoffitz. 35- Die Militärgrenze. 583 Quadrat-Meilen nnd 1,100.000 Einwohner. Die Militärgrenze besteht aus einem langen schmalen Landstrich vom adriatischen Meere bis zur Grenze von Siebenbürgen und aus zwei abgesonderten Theilen, von denen der eine zwischen Kroatien und Slavonien, der andere zwischen Kroatien und Kram am Abhange des Uskokengebirges liegt. Der westliche Theil, vom Velebiö- und Kapela- Gebirge durchzogen, ist Karstbodeu, dessen Bäche nach kurzem Laufe unter die Erde verschwinden, — der östliche Theil dagegen hat an der Save, Donau und Theiß weite Sumpfstrecken. 56 Die Bewohner sind im westlichen Theilc Kroaten, im östlichen Serben, Deutsche und Walachen mit einer militärischen Verfassung und Verwaltung. Eintheilung in 14 Regimenter-, und das Titler Bataillon. Die vornehmsten Orte sind: Larlopago, Freihafen; Zengg, Bischofsitz: Ottocac; Ogulin; Glina; Petriuia; Belovrir; St. Georgen; Reu-Gradiska; Brod; Peterwardein, starke Festung; Karlowitz, Sitz des griechisch¬ orientalischen Patriarchen; Semlin (10.000 E.), Festung und Handels¬ platz; Pancova (13.000 E.) mit Seidenspinnerei, Getreide- und Bieh- handel; Weißkirchen mit Weinbau und Seidenspinnerei; Mehadia mit den Herkulesbädern; Alt-Orsova an der Donau. Deutschland. 36. Lodengrstalt. An der südlichen Grenze ragt Deutschland in das Gebiet des Hochgebirges in den Algauer Alpen, baie rischen Alpen (Zugspitze 9100') und den Salzburger Alpen (Watzmann 8567'). Nordwärts bis zur-norddeutschen Tiefebene breiten sich die deutschen Mittelgebirge aus, zum Theil wellenförmig, zum Theil von Bergzügen überlagert. Hierzu gehören: 1. Die böhmische Gruppe: Böhmerwald und baierisch er Wald, das Fichtel¬ gebirge, das Erzgebirge, das Elbs andstein g ebi rg e oder die sächsische Schweiz, das L a usi tz e r) B erg l and, das Riesengebirge, die Glatze r Gebirge. 2. Die schwäbisch- baierische Gruppe: Die Rauhe Alp, Frankenhöhe, Stei¬ gerwald, der fränkische Jura von Nördlingen bis zum Fichtel¬ gebirge. 3. Die oberrheinische Gruppe: Der Schwarzivald, der Odenwald, der Spessart, am linken Rheinufer die V o- gesen und der Hardt. 4. Die niederrheinische Gruppe: Der Hundsrück, der Taunus oder die Höhe, die Eifel und die h o h e V e n n, der W e sterw a ld mit dem Siebengebirge, das Sauerland. 5. Das hessische Berg-und Hügelland: Das Rhön¬ gebirge, der Vogelsberg, der H a bi ch t swal d. 6. Der Thürin- 57 ger Wald: DerFrankenwald und Thüringer Wald. 7. Gruppe des Harzes und der Wesergebirge und der Teutoburger Wald. Aus dem Norddeutschen Tieflande erheben sich zwei lange und flache Landrücken: die Lüneburger Heide und deren süd¬ östliche Verlängerungen bis zur Weichsel, und der uralisch-bal¬ tisch e L an d rü cken oder die Mecklenburger, Pommer'sche und Ostprcußische Platte. Flüsse: Donau mit den Nebenflüssen Wernitz, Altmühl, Nab und Regen links,— Iller, Lech, Isar und Inn rechts. Rhein, dessen Nebenflüsse rechts Kinzig, Murg, Neckar mit Kocher und Jagst, Main mit Reguitz und Tauber links, der fränkischen Saale, Kinzig und Nidda rechts, Lahn, Sieg, Wupper, Ruhr, Lippe, —Neben¬ flüsse links, Nahe, Mosel, Ahr, Erft. Die Ems mit der Hase. Die Weser entsteht aus der Vereinigung der Werra und Fulda und nimmt rechts die mit der Leine vereinigte Aller auf. Die Elbe nimmt links die Mulde und Saale, rechts die schwarze Elster und die Havel auf. Die Eider durch einen Canal mit der Ostsee verbunden. Die Oder nimmt links die Oppa, die Glatzer Neisse, den Bober, die Görlitzer Neisse, die Ucker, rechts die Bartsch und die Warthe mit der Netze auf. Die Küstenflüsse Trave, War- now, Recknitz, Nega, Persante, Wipper, Stolpe, Pregel, Memel. Gesammtdeutschland besteht aus den Süddeutschen Staaten, dann dem Norddeutschen Bunde unter der Führung Preußens. SHdeutschlcmd. 37. Königreich Gaiern. 1387s/2 geogr. Quadrat-Meilen und 4,800.000 Einwohner. »Baiern besteht aus zwei getrennten Theilen. Ackerbau und Vieh¬ zucht geben das Haupt-Erträgniß, berühmt sind die baierischcn Bier¬ brauereien. Eintheilung in 8 Kreise oder Regierungsbezirke. 1. Kreis Mcrbaiern: München (175.000 E.), Haupt- und Resi¬ denzstadt, Universität, Hauptsitz der deutschen Malerkunst; Alt-ÖtUing, 58 sehr besuchter Wallfahrtsort;Reichenhall,Berchtesgaden und Rosen¬ heim mit Salzsudwerken;Jngolstadt (18.000 E.), Festung an der Donau. 2. Kreis Uiedcrbincrn: Landshut (15.000) E.); Passau (14.000 E.) auf einer Landzunge zwischen Donan nnd Inn; Straubing (12.000 E.): Keh l h e immit berühmten Steinbrüchen, welchedie KehlheimerPlatten liefern. 3. Kreis Bbcrpsalz und Regensburg: Regensburg: (32.000 E.), alte Reichsstadt, — zwei Stunden östlich am linken Donaunfer steht die Wal¬ halla, ein Ehrentempel für ausgezeichnete Deutsche; Amberg (12.000 E.). 4. Kreis Bberftankcn: Bayreuth (20.000 E.), anmuthig am rothen Main; Bamberg (26.000 E.) im weiten fruchtbaren Thalkessel, wichtig für den Handelsverkehr; Hof (15.000 E.). 5. Kreis Mittelsraukrn: Ansbach (13.000 E.); Solnhofen an der Altmühl mit den ergiebigsten Steinbrüchen von lithographischem Stein; Eichstädt (7000 E.); Schwabach (7000 E.) mit Nadelfabriken; Nürn¬ berg (80.000 E.), alte Reichsstadt von mittelalterlichem Aussehen, die Stätte vieler Erfindungen; Fürth (23.000 E.), blühende Fabrikstadt; Erlangen (12.000 E.), protestantische Universität. 6. Kreis Unterfraukrn und Aschaffenburg: Würzburg (42.000 E.), Universität, in einem warmen Thalkessel, tief im Weingebirge, in welchem der treffliche „Leistenwein" und „Steinwein" wächst; Schweinfurt (10.000 E.) mit Farbenfabriken; Kissingen, berühmter Curort mit salz¬ haltigen Mineralquellen; Aschaffenburg (10.000 E.). 7. Kreis Schwaden nnd Neuburg: Augsburg (50.000 E.), alte Reichsstadt und seit Alters ein sehr wichtiger Handelsplatz, — südlich das Lechfeld; Nördlingen (7000 E.) liegt in dem fruchtbaren Riesh Kempten (11.000 E.), alte Reichsstadt; Füssen, Greuzpaß nach Tirol, in der Nähe das königliche Schloß H ohen-Schwaugau; Lindau, aus einer Insel im Bodensee mit lebhaftem Handel. 8. Kreis Pfalz oder die Nhcinpfalz mit bedeutendem Tabak- nnd Weinbau. Speyer (15.000 E.) mit dem größten und schönsten im roma¬ nischen Style erbauten Dome, in welchem sich die Grabstätten von 8 deut¬ schen Kaisern befinden; Germersheim (10.000 E.) und Landau (11.000 E.) sind Festungen; Neustadt am Hardt (8000 E.); Kaisers¬ lautern (16.000 E.); Zweibrücken (9000 E.H Pirmasens (8000 E.); St. Ingbert (8000 E.) mit reichen Steinkohleugruben. 38. Königreich Mirtrmlmg. 354 geogr. Quadrat-Meilen und 1,800.000 Einwohner. Der südliche Theil des Landes ist die Hochplatte von Ober¬ schwaben, der nördliche Theil an der Tauber reicht in die fränkische 59 - Ebene, der westliche Theil zieht sich auf den Schwarzwald hinauf, die Mitte des Landes, das eigentliche Schwaben, liegt im Neckargebiet. Landwirthschaft und Industrie werden sorgfältig gepflegt, im Neckar¬ thal guter Wein gewonnen. Das Land ist nach allen Richtungen von schönen Straßen durchzogen. Eintheilung in 4 Kreise. 1. Neckarkreis: Stuttgart (76.000 E.), Haupt- und Residenzstadt in einem anmuthigen Thalkessel zwischen Wald- und weinreichen Hügeln, ein Hanptfitz des deutschen Buchhandels, — 1 Meile südlich die berühmte landwirthschaftliche Lehranstalt und Musterwirthschaft Hohenheim; Can¬ statt (8000 E.), Knotenpunkt der Verkehrswege des Neckargebietes; Eßlin¬ gen (16.000 E.), wichtiger Fabriksort; Ludwigsburg (12.000 E.), dabei Schloß Hohen-Asperg; Heilbronn (18.000 E.), Fabriks- und Han¬ delsstadt; Marbach, Geburtsort des Dichters Schiller. 2. Jagstkreis: Ellwangen (4000 E.); Sch wäbisch-Hall (7500 E.), alte Reichsstadt mit großem Salzsudwerke. 3. Der Donaukrcis umfaßt einen großen Theil von dem breiten Rücken der Schwäbischen oder Rauhen Alp. Ulm (26.000 E.), ehe¬ mals wichtige Reichsstadt, jetzt Festung mit schönem, jedoch unausgebautem gothischem Dome; Göppingen (7500 E.), nordöstlich davon stand die berühmte Burg Hohenstaufen, die Wiege eines deutschen Kaisergeschlcch- tes; Ravensburg (7500 E.), alte Reichsstadt; Biberach (7000 E.); Friedrichshafen, aufblühender Handelsplatz am Bodensee. 4. Achwarpvaldkreis: Tübingen (9000 E.), Universität; Reut¬ lingen (14.000 E.); Rottenbnrg (6500 E.); Wildbad, sehr besuchter Badeort im Schwarzwald; Tuttlingen (6600 E.). 39. Großherzogthum Saden- 278 geogr. Quadrat-Meilen und 1,460.000 Einwohner. Dieses Land umfaßt den größten Theil des Schwarzwaldcs und der oberrheinischen Tiefebene. Erzeugnisse sind: Getreide, Hanf, Tabak, Obst und Wein, der Schwarzwald liefert viel Holz für die Aus¬ fuhr. Einen sehr bedeutenden Handelsartikel bilden die Schwarzwälder Uhren. Eintheilung in 11 Kreise nut den gleichnamigen Hauptorten. 1. Constanz (9000 E.) in schöner Lage am Bodensee. 2. Villingen; Donaueschingen mit der Donauquelle. 3. Waldshut, der östlich liegende Landstrich heißt der Klettgau. 4. Lörrach (5400 E.); Müllheim, in der Gegend wächst der geschätzte „Markgräflerwein." 60 5. Freiburg'(20.000 E.), katholische Universität, schöner gothischer Dom, — nordwestlich erhebt sich aus der Rheinebene der vulkanische Kai¬ serstuhl. Der Landstrich im Rheinwinkel zwischen dem Kaiserthul und Waldshut heißt der Breisgau. 6. Offenburg (6400 E.); Lahr (7500 E.). 7. Baden (S00V E.), einer der berühmtesten Badeorte; Rastatt (11.000 E.),. Festung. 8. Carlsruhe (30.000 E.), Residenzstadt, in Form eines Fächers gebaut, mit berühmter polytechnischer Schule; Pforzheim (17.000 E.) mit bedeutender Industrie in Gold- und Silberwaaren; Durlach (6000 E.); Bruchsal (9000 E.). S. Mannheim (30.000 E.), regelmäßig in großen Quadraten gebaut, der wichtigste Handelsplatz am Oberrhein. 10. Heidelberg (18.000 E.), protestantische Universität, in schöner Lage an der Ausmündung des Neckarthales, lauge Zeit die Hauptstadt der Kurpfalz, hat die schönste Ruine Deutschlands, die alte Pfalzburg, in deren Keller sich das berühmte Heidelberger Faß von 236 Fuder Gehalt befindet. 11. Mosbach; Werthheim mit Wein- und Getreidehandcl. 40. Großherzogthnm Hessen. 136'/? geogr. Quadrat-Meilen und 820.000 Einwohner. 1. Provinz Starkenburg zwischen Rhein und Main: Darmstadt (30.000 E.), Residenzstadt; Offenbach (20.000 E.), berühmte Wagonfabriken. 2. Provinz Rheinhessen zwischen Rhein und Nahe, erzeugt an den Thaigehangen des Rheins vorzügliche Weine. Mainz (43.000 E.), starke Festung, schon bei den Römern der vornehmste Waffenplatz am Rhein, mit berühmten Lederfabriken; Worms (14.000 E.), eine der ältesten und berühmtesten deutschen Reichsstädte. 3. Provinz Oberhessen, gehört zum norddeutschen Bunde. Gießen (10.000 E.), Universität; Nauheim, Salzwerk mit einer hoch aus dem Borloche hervorspriugeuden Solquelle. 8. NorddMschland. 41. Königreich Preußen. 6387 geogr. Quadrat-Meilen uud 25,000.000 Einwohner. Das Königreich Preußen reicht von der Ost- und Nordsee bis zu den Sudeten und an den Main, von Luxemburg bis Memel. Im 61 nördlichen Theile herrscht der Ackerbau und die Viehzucht, im südlichen und westlichen Theile die Industrie und der Bergbau. 1. Provinz Preußen: Königsberg (108.000 E.), starke Festung, Universität; Danzig (90.000 E.), eine der stärksten Festungen, wichtige Seehandelsstadt. 2. Provinz Posen: Posen (54.000 E.), Festung; Bromberg (27,000 E.); Gnesen (9000 E.), die alte Hauptstadt Groß-Polens. 3. Provinz Schlesien: Breslau (175.000 E.), Universität, bedeu¬ tende Wollmcirktc; Reisse (19.000 E.) und Glatz (12.000 E.), Festun¬ gen; Liegnitz (20.000 E.); Görlitz (32.000 E.); Hirschberg (11.000 E.); Glog au (18.000 E.), Festung. 4. Provinz Pommern: Stettin (74.000 E.), starke Festung; Stral¬ sund (27.000 E.), Festung; Greifswald (17.500 E.), Universität. 5. Provinz Brandenburg: Berlin (700.000 E.), Haupt- und Resi¬ denzstadt der preußischen Monarchie, wichtigste Fabrikstadt Deutschlands; Potsdam (44.000 E.), zweite Residenz; Frankfurt an der Oder (41.000 E.) mit bedeutenden Jahrmärkten. 6. Provinz Sachsen hat großen Reichthum an Salz und Kupfer, viele und große Rübenznckerfabrikeu. Magdeburg (80.000 E.), starke Festuug, mit vielen Fabriken; Staßfurth, ein großartiges Salzbergwerk; Halle (50.000 E.), Universität und Salzsudwerk; Erfurt (42.000 E.), Festung mit großartiger Handelsgärtuerei. 7. Provinz Schleswig-Holstein: Altona (70.000 E.), Handelsstadt; Kiel (25.000E.), Universität, vortrefflicher Hafen: Flensburg (22.000 E.). 8. Lanenburg: Ratzeburg; Mölln. 9. Provinz Hannover mit bedeutenden Bergwerken im Harzgebirge, in den Flußniederungen vorzügliche Viehzucht. Hannover (74.000 E.) mit polytechnischer Schule; Hildesheim (20.000 E.); Göttingen (15.000 E.), Universität; Osnabrück (20.000 E.); Emden (13.000 E.), sehr thätige Seestadt. 10. Provinz Hessen: Kassel (42.000 E.); Marburg (8000 E.), Universität; Fulda (10.000 E.); Hanau (20.000 E.), wichtige Fabrik¬ stadt für Gold- und Silberwaaren; Frankfurt am Main (78.000 E.), große Handelsstadt, besonders wichtig der Wechsel-und Geldhandel; Wies¬ baden (30.000 E.) mit berühmten warmen Quellen; der Südabhang des Tannnsgebirgcs (Nhcingau) mit den Orten Hochheim, Rauenthal, Johannisberg, Rüdesheim erzeugt die weltbekannten Rheinweine. 11. Provinz Wcüphalrn: Münster (26.000 E.); Minden (17.000 E.), Festung; Bielefeld (19.000 E.), wichtig durch Leinwebcrei; Paderborn (13.000 E.); Dortmund (34.000 E.); Iserlohn (16.000 E.). 62 12. Provinz Rheinland mit äußerst reichhaltigen Steinkohlenlagern und einer hochentwickelten Industrie. Köln (130.000 E.), starke Festung, mit dem großartigsten und schönsten gothischeu Dom; Bonn (24.000 E.), Universität; Düsseldorf (64.000 E.) mit einer berühmten Malerschnle; Solingen (13.000 E.) und Remscheid (20.000 E.) mit berühmten Klingen- und Messerfabriken; Elberfeld (66.000 E.) und Barmen (65.000 E.), wichtige Fabrikstädte für Seiden- und Bamnwollwaaren; Essen (42.000 E.), Mittelpunkt eines großartigen Steinkohlenbergbaues; Aachen (70.000 E.) mit berühmten Tuch- und Nadelfabriken; C oblenz (27.000 E.), die stärkste deutsche Festung; Trier (22.000 E.) mit sehr vielen römischen Bauwerken; Sa ar brück (14.000 E.) in dem berühmten S aarbrücker Steiukohlenb ecken. 13. Die Hohcnzoilcrn'schen Lande: Sigmaringen undHechingen. 42. Staaten des norödcntschcn Bundes. 1. Königreich Sachsen. 272 Quadrat-Meilen und 2,500.000 Einwohner. Eines der am stärksten bevölkerten und bestangebauten Länder Europa's. Reiche Silberbcrgwcrke, große Kohlenlager, bedeu¬ tende Schafzucht, eine vielseitige und großartige Industrie und ein sehr ausgedehnter Handel bilden den Reichthum des Landes. Dresden (160.000 E.), Haupt- und Residenzstadt, weltberühmt durch ihre vielen Knnstschätze; Freiberg (21.000 E.) mit einer berühm ten Bergschnle; Leipzig (92.000 E.), Universität, Handelsplatz von euro¬ päischer Bedeutung, Mittelpunkt des deutschen Buchhandels; Zwickau (25.000 E.) mit Wollindustrie und großem Kohlenlager; Chemnitz (60.000 E.) mit großen Fabriken; Annaberg (11.000 E.), Hanptnieder- lage für die Jndnstricprodncte des Erzgebirges; Planen (21.000 E.), Hauptindnstrieplatz der „Planen'schcu Maaren", d. i. feiner Musseline, Battiste und Schleier; Bautzen (13.000 E.), Hauptort des von slavischen Wenden bewohnten Landstriches; Zittau (16.000 E.) treibt sehr bedeu¬ tenden Leinwandhandel. / 2. Großherzogthnm Sachsen-Weimar-Eisenach, 66 M. und 2 i 284.000 E. W'eimar (15.000 E.); Jena, Universität; Eisenach. H i 3. Herzogthnm Sachsen-Meiningen. 45 M. und 184.000 E. Al Meiningen und Hildburghausen. i 4. Herzogthnm Sachsen-Altenburg. 24 M. und 142.000 E. > Altenburg (10.000 E.). 63 , 5. Herzogthum Sachsen-Coburg-Gotha, 36 Meilen und / 170.000 E. 1 Gotha (19.000 E.) und Coburg. I 6. Fürstenthum Schwarzburg-Sondershansen. i5'/-2 M. und 68.000 E. 7. Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. 17^ M. und « j 76.000 E. ^18. Fürstenthum Renß-Grei; oder Reuß ältere Linie. 7 M. s und 44.000 E- ! 9. Fürstenthum gleich - Schleiz oder Reuß jüngere Linie. 15 M. und 90.000 E- 1V. Herzogthum Anhalt. 48 M. und 200.000 E. Dessau (17.000 E.). 11. Herzogthum Braunschweig. 67 M. und 304.000 E. Braunschweig (50.000 E.); Wolfenbüttel. 12. Fürstenthum Waldeck. 20 M. und 60.000 E. 13. Fürstenthum Lippe-Detmold. 20'^ M. und 112.000 E. 14. Fürstenthum Schaumburg-Lippe. 8 M. und 31.000 E. Bückeburg. 15. Großherzogthum Oldenburg. 116 M. und 315.000 E. Oldenburg (13.000 E.). 16. Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. 244 M. und 564.000 E. Schwerin (26.000 E.); Rostock (30.000 E.), Universität; Wis¬ mar (14.000 E.). 17. Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz. 49^ M. und 100.000 E. 18. Freie Stadt Bremen. 3 >/2 M. und 110.000 E Bremen (75.000 E.) mit schöner Handelsmarine, treibtHandel in alle Welttheile. 19. Freie Stadt Hamburg. 7>/g M. und 305.000 E. Hamburg (220.000 E.), die erste Handelsstadt auf dem Festlande von Europa. 20. Freie Stadt Lübeck. 5 M. u. 50.000 E. Lübeck (32.000 E.) treibt hauptsächlich Handel nach den verschie¬ denen Ostseehäfen. 64 43. SnndesrepMik Zchwch. 752 Quadrat-Meilen und 2,520.000 Einwohner. Die Schweiz ist das gebirgigste Land in Europa. Die be- nierkenswerthesten Gebirgszüge sind: die penmnischen (Monte Nosa 14.278') und lepontischen Alpen, das St. Gotthards- gebirgc und die Adularalpeu, die Tessiner-Alpen, die rhätischeu Alpen zu beiden Seiten des Jnnflufses, die Verner Alpen (Inn g- frau 12.800', Finstcraarh oru 13.160'), Vierwaldstädter Alpen, Schwyzer und Glarner Alpen, die Thuralpen. Unter den Voralpen sind die berühmten Aussichtspunkte Pilatus uud Rigi bei Luzern bemerkeuswcrth. Das Juragebirge zieht in mehreren nebeueinauderlaufenden Ketten von Genf bis zum Rhein. Der größere Theil der Schweiz gehört zum Flußgebiete des Rheins, die übrigen Gewässer führt die Rhone in das mittelländische Meer uud der Tessin in den Lago Maggiore. Außerdem ist die Schweiz durch ihre vielen und schönen Seen ausgezeichnet. Die Schweiz ist bei ihren Bodenverhältnissen vorzüglich für die Viehzucht und Alpenwirthschaft geeignet, die auch mit dein besten Er¬ folge betrieben wird. In den Städten herrscht Gewerbefleiß, besonders in Seiden- und Baumwollwaaren. Die Westschweiz ist berühmt wegen der Uhrenfabrikation. Das Land besteht aus 22 Cantonen, von denen drei in je zwei selbstständige Halbcantone getrennt sind. Die vorherrschende Sprache ist deutsch, im Westen französisch, im Cantou Tessin italienisch, in Graubünden deutsch, italienisch und romanisch. Die oberste Behörde ist der aus sieben Mitgliedern bestehende Bundesrath. In jedem Canton übt der große Rath die Regierungsgewalt aus. Der Vorsteher der Cantonsregieruug heißt Schultheiß oder Land¬ amman. Bern (30.000 E.), Bundeshauptstadt, Universität; Basel (38.000 E.), wichtigster Handelsplatz der Schweiz, Universität; Zürich (20.000 E.), be¬ rühmte polytechnische Schule, Maschinen- und Seidensabriken; Schaff¬ hausen, nicht weit vom Rheinfall; St. Gallen (15.000 E-), wichtiger Fabriks- nnd Handelsplatz; Chur, tief in den Bergen, treibt Handel mit Italien; das 5000' bis 6000' hoch gelegene Innthal oder Engadin ist 65 die Heimat der in allen größeren Städten Europa's lebenden Schweizer Zuckerbäcker und Kaffeesieder; Lugano am Luganersee; Sion in Wallis; Lausanne (spr. Lohsann, 21,000 E.) am Genfersee; Genf (42.000 E.), nebst Basel die reichste Stadt der Schweiz, wichtig durch die Industrie in feinen Uhren und Goldarbeiten; Neuenburg, Chaux de Fonds (spr. Schoh ....) und Le LScle sind die Hauptorte der Uhrmacherei; Freiburg (11.000 E.); Luzern (12.000 E.), die Hauptstation der die Schweiz bereisenden Fremden; Glarus mit bedeutender Baumwollindustrie. 44. Skandinavien. 4. Die vereinigten Königreiche Schweden und Norwegen. 13.826 M. und 6 Mill. E. Die skandinavische Halbinsel ist ein breites Hochland mit engen, tiefeingerissenen Thälern und einzelnen auf der Hochfläche aufgesetzten Kegelbergen. Die höchsten Erhebungen sind im südlichen Norwegen. Die ganze Westseite hat steilen Abfall, die Ostseite eine sanfte Abdachung. Die tiefeindringenden, schmalen, von hohen und steilen Wänden eingefaßten Buchten heißen Fjorde, die Hochflächen nennt man F j elds. Die Beschäftigung der Bewohner ist nebst Ackerbau hauptsächlich Viehzucht, Fischfang und Bergbau, da das Land an Eisen und Kupfer außerordentlich reich ist. Im Norden leben die Lappen von ihren Rcnnthicren. Stockholm (140.000 E.), Residenz am Mälarsee, ans zehn Inseln erbaut; Upsäla, Universität; Norrköping (24.000 E.); Carlskrona (18.000.), Kriegshafen; Gothenburg (60.000 E.), wichtige Handels¬ stadt; Christiani« (66.000 E.), Hauptstadt von Norwegen; Bergen (30.000 E.), Hauptsitz des Stockfischhandels; Hammerfest, die nördlichste Stadt auf der Erde. 2. Königreich Dänemark. 693 M. und 1,600.000 E. Kopenhagen (156.000 E.), Hauptstadt, Odense; Aarhuus. Zu Dänemark gehören auch die Färöer-Inseln und die Insel Island. 45. königrrich Großbritannien nnd Irland. 5762 Quadrat-Meilen und 29,500.000 Einwohner. Schottland ist größtentheils bergig, der mittlere Theil oder das schottische Hochland enthält die Grampian-Gebirge (spr. Gräm- piän). In England liegen die Gebirge auf der Westseite, am ausge¬ dehntesten in Wales spr. (Wehls). Die Südkttstc Englands besteht Kozenn, Erdbeschreibung. 5 aus hohen weißen Kreidefelsen. Irland, die grüne Insel genannt, hat nur kleine, einzeln stehende Berggruppcu, meist in der Nähe des Pkeeres. Das Klima ist ein wahres Jnselklima mit wenig Frosttagen im Winter und mit wenig heißen Tagen im Sommer. Nebel und Regen sind sehr häufig und erzeugen üppige grüne Wiesen. Den größten Reichthum hat England an Steinkohlen und Eisen und daher das großartigste Fabrikswescn auf der Erde und die vielen großen Städte. Die Küste hat viele Meerbusen und bequeme Häfen, die Flüsse sind weit in das Land schiffbar, Canäle und Eisenbahnen erleichtern den Verkehr nach allen Seiten. Viehzucht und Ackerbau sind ausgezeichnet. Großbritannien ist die erste Seemacht und Handclsnation. Städte in England: London (3,200.000 E., d. i. mehr als die österreichischen Alpenländer Steiermark, Kärnthen, Kram, Salzburg und Tirol znsammengenommen), der Mittelpunkt des Welthandels, die größte Stadt der Erde, drei Meilen lang nud zwei Meilen breit; Oxford, berühmte Universität; Birmingham (spr. Börminghäm, 360.000 E.) mit be¬ rühmten Fabriken für Stahl--und Messingwaareu; Sheffield (230.000 E.) mit den berühmtesten Messerfabriken; Manchester (spr. Manischester 370.000 E.) mit den großartigsten Fabriken für Baumwollwaaren; Leeds (spr. Lihds, 240.000 E.) mit den größten Tuchfabriken; Liverpool (500.000 E.) nud Hüll (125.000 E.), große Handelsstädte; Newcastle (spr. Njukaßl, 110.000) mit den reichsten Steinkohleugrubcn. In Schottland: Edinburg (180.000 E.), Hauptstadt in schöner Lage; Glasgow (spr. Gläsgoh, 450.000 E.), große Fabrikstadt. Die Hebriden sind bergige, mit Heidekraut und Sumpf bedeckte Inseln, wo beständige Nebel nnd Regen herrschen. In Irland: Dublin (320.000 E.), Hauptstadt; Belfast (120.000 E.), Haupthandelshafen Irlands; Cork (80.000 E.) liefert aus seinen Schlacht¬ häusern das meiste Fleisch für die Schiffe. 46. Niederlande nnd öclgien. I. Königreich Niederlande. 596>/2 M. und 3,600.000 E. Das tiefgelcgenste Land in Europa, theilweise tiefer als der Meeres¬ spiegel, daher durch Dämme gegen den Einbruch des Meeres geschützt. Nach allen Richtungen ist das Land von Canälen durchzogen. Da es fast gar kein Holz gibt, so dient der Torf als gewöhnliches Brenn- 67 mittel. Jeder Fleck Landes ist sorgfältig angebaut, die Viehzucht wird mit besonderer Sorgfalt betrieben, Schiffbau, Leinwand- und Papier- erzengung, Fischerei und Handel ist die Hauptbeschäftigung. Haag (90.000 E.) Residenzstadt; Rotterdam (118.000 E.), Kriegs- Hafen mit bedeutendem Handel; Amsterdam (264.000 E.), auf Pfählen erbaut, großartiger Handel mit Kaffee, Zucker und Staatspapiereu; Har¬ lem, Hauptsitz des Blumenhandels. Das Großherzogthum Luxemburg mit 46^ Meilen und 200.000 E. ist reich an Eisen, Zink und Kohlen. Luxemburg (14.000 E.). 2. Königreich Belgien. 535 M. u. 4,900.000 E. Reich an Eisen und Kohlen hat dieses Land eine ausgezeichnete Industrie und liefert die besten Gewehre, die feinsten Leinenwaarcn und das ge¬ suchteste Glas. Brüssel (170.000 E.), Hauptstadt mit prachtvollem gothischen Rath- Haus; Gent (118.000 E.), mit Fabriken und starker Blumenzucht; Ostende, Festung und Seebad; Antwerpen (124.000 E.), Handelsstadt und Bel¬ giens Hanptfestnng, mit berühmter Malerschnle; Lüttich (102.000 E.), eine der wichtigsten Fabrikstädtc Europa's, liefert besonders Gewehre und Kanonen. 47. Aaiselthmn Frankreich. 9862 Quadrat-Meilen und 38 Millionen Einwohner. Frankreich wird im Südwesten von den Pyrenäen begrenzt. Im Südostcn verbreiten sich die Wcstalpen (Mont Blanc 14.807') über ein ausgedehntes Gebiet. Zum französischen Mittelgebirge ge¬ hören die. Severinen in südwestlicher Richtung von Lyon, die Vo¬ gesen am linken Rhcinufer, das- rauhe vulkanische Gebiet der Auvergne (spr. Owernj) mit dem Puy de Dome 4500'. Dem größeren Theilc nach ist Frankreich ein zusammenhängendes Flach- und Tiefland von wellenförmiger Oberfläche mit vielen schiff¬ baren Flüssen und vielfach verzweigter Caualverbindung. Das Klima ist gleichförmig gemäßigt, nur die Gebirgslandschaften sind rauher, die Südseite der Sevennen und Alpen aber ein reines Südlaud mit immergrünen Laubhölzern, Orangen Mud Oliven. Das Land erzeugt das beste Obst in Europa und hat den größten Weinreichthum auf 5 * 68 der Erde. Einen großen Ruf haben die Seidenwaaren von Lyon und die mannigfaltigen Modeartikel von Paris. Paris (1,850.000 E., d. h. mehr als das ganze Königreich Würtem- berg oder Dänemark), Hauptstadt, über drei Meilen im Umfange, mit starken Befestigungen umgeben; Nonen (spr. Nnan, 100.000 E.), eine blühende Fabrikstadt; Le Havre (75.000 E.), wichtiger Handelshafen; Cherbourg tfpr. Schcrbur, 38.000 E.), Frankreichs stärkster Kriegshafen; Calais (spr. Kaleh) mit der Ueberfahrt nach England; Lille (156.000 E.), Metz (56.000 E.), Straßburg (85.000 E.), starke Festungen und Wafscnplätzc; Lyon (325.000 E.), der wichtigste Ort für die Erzeugung von Seidcn- waaren; Marseille (spr. Marselj, 300.000 E.), eine der wichtigsten Handelsstädte Europa's; Nizza (50.000 E.), wegen des milden Klimas von Fremden sehr besucht, — nordöstlich Monaco, Sitz eines selbststän¬ digen Fürsten; Toulouse (spr. Tnlns, 130.000 E.), mit einer gro߬ artigen Kanonengießerei; Bayonne (27.000 E.), Festnng; Bordeaux (spr. Bordoh, 196.000 E.), Mittelpunkt des Weinhandels für das südliche Frankreich. Auf der Insel Corsica die Städte Bastia und Ajaccio (spr. Ajatschio). 4!i. pymläifche Halbinsel. ' 1. Königreich Spanien. 9200 M. und 16,500.000 E. Ein Hochland, welches von Norbert nach Süden in den zwei Stufen Alt- Castilien und Neu-Castilien zur andalusischen Tiefebene abfüllt und ini Norden durch die Pyrenäen gegen Frankreich begrenzt ist. Den Südrand von Alt-Castilieu bildet die Sierra Guadaraina, den Süd- raud von Neu-Castilien die Sierra Morena, den Süden von Spa¬ nien nimmt die Sierra Nevada ein. Spanien ist reich an Steinsalz, erzeugt viel Korkholz und an den Südküsten vorzügliche Weine. Bemerkenswerth sind auch die wandernden Herden feinwolliger Merinoschafe. Madrid (300.000 E-), Hauptstadt am Manzanares ans weiter sandiger Fläche; Toledo mit berühmter Klingenfabrik; Cadix (70.000 E.), die älteste Handelsstadt Europas und fester Kriegshafen; Sevilla (120.000 E.) besitzt den größten Stierkampfplatz und die größte Tabak¬ fabrik; Granada (65.000 E.> in herrlicher Gegend, mit reicher Be¬ wässerung, — auf felsiger Anhöhe das berühmte maurische Schloß Al¬ hambra; Malaga (96.000 E.) handelt vorzüglich mit Wein, Rosinen Und Südfrüchten; Valencia (110.000 E.), die ganze Umgebung ein Garten mit arabischer Bewässerungsweise gibt jährlich drei Ernten; Bar- 69 celoua (190.000 E.), der wichtigste Handelshafen Spaniens mit großen Fabriken; Zaragoza (70.000 E.) in wein- und ölreichcr Gegend. Die Canarischen Inseln haben eines der angenehmsten Klimas auf der Erde. Auf der Insel Tenerife ist der 11.434' hohe Vulkan Pik von Teyde. Gibraltar ist eine der stärksten Festungen und im Besitze der Engländer. 2. Königreich Portngal. 1786 M. und 4,500.000 E. Die bcmerkenswerthesten Erzeugnisse sind Seesalz, Wein und Südfrüchte. Lissabon (224.000 E.), Hauptstadt iu prachtvoller Lage; Oporto (90.000 E.) mit großartigem Weinhandel hauptsächlich nach England. Die Insel Madeira wird wegen ihres milden Klimas von vielen Fremden als Winteraufenthalt aufgesucht. 49. Königreich Italien. 5162 Quadrat-Meilen und 24,500.000 Einwohner. Italien ist im Norden in einem weiten Bogen von den Alpen begrenzt. Die Apenninen umspannen zuerst den Busen von Genua, durchstrcichen dann die Halbinsel bis zum Golf von Tarent und haben in den Abruzzen ihre größte Höhe und Breite. Als getrennte Ge¬ birgsmassen treten auf die Vulkane Besuv bei Neapel und der Ätna (10.171') iu Sieilien. Italien hat ein mildes Klima und einen reinen blauen Himmel, in vielen Gegenden aber auch eine ungesunde Luft, welche bösartige Fieber erzeugt; außerdem wird Unteritalien häufig von zerstörenden Erdbeben heimgesucht. Das bedeutendste Erträgniß liefert die Seidenzucht, dann die Parmesankäsebercitung in der Lom¬ bardei. Die'Insel Elba ist berühmt durch ihre Eisenerzlager. Beson¬ ders hervorragend ist das Land durch die Werke der schönen Kunst, Bauwerke, Statuen, Bilder und daher das vielersehutc Reiseziel für Künstler und Kunstfreunde. Turin (180.000 E.) in schöner Lage mit vielen Seidenfabriken; Genua (130.000 E.) mit prachtvollen Bauten, Seiden- und Sammt- fabrikeu; Mailand (200.000 E.) mit einem großartigen gothischen Dom und dem wichtigsten Seidenmarkt in Europa; Venedig (115.000 E.), in den Lagunen auf Pfühlen erbaut, berühmt durch die vielen prachtvollen Kirchen und Paläste; Padua (52.000 E.): Verona (57.000 E.) und 70 Mantua (28.000 E.), starke Festungen; Bologna (fpr. Bolonja, 90.000 E.) hatte ehemals eine berühmte Universität; Florenz (115.000 E.), Haupt- und Residenzstadt, reich an Palästen, schönen Kirchen und anderen Kunst¬ werken, mit Seidenfabrikcn nnd Strohflechtereien; Livorno (84.000 E.), einer der ersten Handelsplätze Europas; Ancona (32.000 E.), Hafen und Festung; Neapel (420.000 E.) in der prachtvollsten Gegend am Golf von Neapel, — im Sndosten der Vesuv, rings mit Weingärten zwischen den Lavafeldern umkränzt; Palermo (170.000 E.) und Messina (62.000 E.) auf der Insel Sicilien treiben einen sehr ausgedehnten Handel mit Olivenöl, Orangen und anderen Südfrüchten. Auf der Insel Sardinien ist Cagliari der Hauptort. Die Republik San Marino südwestlich von Rimini hat 1 Quadrat- Meile und 7000 E. Der Kirchenstaat 214 Meilen und 740.000 E. Rom (230.000 E.), eine der schenswerthesten Städte auf der Erde. Zu den besonderen Merk¬ würdigkeiten gehört die St. Peterskirche, die größte der Erde, dann der päpstliche Palast Vaticau. Die Insel Malta Mit Gvzzo ist im Besitze der Engländer. 50. Die SMan-Halbinsel. Die türkisch-griechische Halbinsel ist ganz von Gebirgen erfüllt. Von der Kulpa bis an den See von Skntari reicht das bosnisch¬ serbische Gebirgsland, südlich davon der Schar-Dagh, dann der Pindus. Im östlichen Theile ist der Balkan oder Hämus nnd das Rhodope-Gebirge, in Nordgriechenland der Parnassos, ans der Halbinsel Morea das Taygetos-Gebirge. 1. Europäische Türkei. 6400 M. und 14 Mill. E. Die Türkei erzeugt Baumwolle, den besten Tabak in Europa, Rosinen, Feigen und viel Rosen zur Bereitung des Rosenöls. Der Herrscher heißt Sultan oder Padischah (Großherr). Die zwei höchsten Beamten sind der Mufti für die geistlichen und der Großvezier für die weltlichen Angelegenheiten, die hohen Staatsbeamten und Generale führen den.Titel Pascha. Constantinopel (1,000.000 E.), Hauptstadt in malerisch schöner Lage; Adrianopel (150.000 E.); Salonich (70.000 E.), wichtiger Handelsplatz; Serajevo (50.000 E.) 2. Fürstenthum Serbien. 800 M. und 1,230.000 E. Mit bedeutender Schweinezucht. Belgrad (20.000 E.) 71 3. Die vereinigten Fürstcnthümer Moldau und Walachei. 2200 M. und 4'/2 Mill. E. Der üppigste Getreideboden in Europa, reich an Rindern und Pferden. Bukarest (130.000 E.), Hauptstadt; Braita und Galatz, wich¬ tige Handelshäfen für die Getreideausfuhr; Jassh (70.000 E.), Hauptstadt der Moldau. 4. Fürstenthum Montenegro (Ernagora). 80 M. und 100.000 E. 5. Königreich Griechenland. 910 M. und 1,350.000 E. Athen (42.000 E.), Hauptstadt; Patras, Hermupolis und Korfu, Handelsstädte. 51. Laisrrthum Rußland. 107.000 Quadrat-Meilen und 75,000.000 Einwohner. Rußland ist das große osteuropäische Tiefland. An der Ostgrenze streicht das Uralgebirge von Süden nach Norden, zwischen dem Schwarzen und Caspischen Meere erhebt sich der Kaukasus (Elbrus 17.425'). Die nördlichen Theile des Reiches liegen den größeren Thcil des Jahres unter Schnee, im Süden ist vortrefflicher Weizen¬ boden und die südrussische Steppe, im Frühling und Herbst ein unab¬ sehbares Gras- und Kräutcrmeer, im Sommer eine ausgebrannte Wüste, im Winter ein Tummelplatz der Schncestürme. Die bedeu¬ tendsten Ausfuhrartikel sind Weizen, Hanf und Flachs. Petersburg (550.000 E.), Haupt- und Residenzstadt; Wilna (70.000 E.); Kischinew (96.000 E.); Odessa (120.000 E.), Haupthan¬ delshafen des Schwarzen Meeres; Kijew (70.000 E.) mit der ältesten russischen Universität; Moskau (360.000 E.), die alte Hauptstadt des Reiches; Astrachan (43.000 E.); Tiflis (60.000 E.); Warschau (240.000 E.), Hauptstadt von Polen; Helsingfors (26.000 E.), Hauptort in Finnland. Asien. 52. Sodengestalt. Ästen hat die ausgedehntesten Hochländer, welche größteutheils von Randgebirgen eingefaßt sind. Diese Hochländer sind: der Kauka¬ sus, Kleinasien, Syrien, Arabien, Iran, Dekhan, Centralasien 72 oder Hochasten. Die wichtigsten Gebirgszüge sind: der Taurus in Kleinasien, das Syrische Gebirge (Libanon 9440'), die Knrdi- stanischen Gebirge, Elburs und Paropamisus au der Nordgrenzc und Soliman an der Ostgrenze des Tafellandes Iran, der Gebirgs¬ stock Hindu-Kusch, die Riesenkette Himalaya (Mount-Everest oder Gaurisaukar 27.212'), die Kette des Küen-lün, Thian-Skhan, Altai-Gebirge, im Osten das chinesische Alpculand Jünling, Peling und Nanling, im Süden auf dem Plateau von Dekhan die Ost- und die West-Ghats. Tiefländer sind Sibirien, Turan, die Niederungen an den großen Flüssen Euphrat, Indus, Ganges, Uantse-kiang und Hoang-Ho. Das Innere dieses Welttheils hat viele Steppenflüsse und Steppeuseen, welche keinen Abfluß in das Meer besitzen. Die bedeu¬ tendsten darunter sind: das Caspische Meer, der Aral-See, das Tobte Meer, der Hamun-See, Balkasch-See, Lop-noor, Wau-See, Urmia-See, Knku-noor. 53. Vorderasien. Die Asiatische Türkei oder Levante mit 31.000 M. und 16 Mill. E. ist das Vaterland alles Obstes und der edlen Südfrüchte. a) Kleinasten oder Natalien. Skuta ri; Brussa; Smyrna (150.000 E-), die wichtigste Handelsstadt der Levante; Kutahia, Konia, Angora, Trapezunt. d) Armenien. Erserum, Kars. <-) Kurdistan. Diarbekr, Mosnl. ä) Mesopotamien. B a g d a d, südlich die Ruinen von Babylon; Basra, s) Syrien mit Palästina. Aleppo, Beirut; Damaskus (120.000 E.) in ausnehmend Schoner Gegend; Jerusalem (25.000 E.). Halbinsel Arabien. Mekka, berühmter Wallfahrtsort der Moha- medaner; Mokka mit Kaffeehandel; Aden im Besitz der Engländer. Persien oder West-Iran mit 5,000.000 E. Der Beherrscher heißt Schah. Täbris (110.000 E.); Teheran (85.000 E.) die jetzige, Jspa- han (60.000 E.) die frühere Hauptstadt. Afghanistan mit 4,000.000 E. Kabul, Kandahar, Herat. Belndschistan mit 2,000.000 E. Ke lat. . Turkestan oder Turan. Buchara, Samarkand, Chiwa. 54. Liidafien oder Ostindien. Dieses Land hat die reichsten und mannigfaltigsten Producte der Erde, darunter Banmwolle, Reis, Zucker, Pfeffer, Indigo, die 73 schönsten Edelsteine und Perlen, die feinsten Baumwoll- und Seiden- waaren, die gewaltigsten Thiere, als Stephanien, Rhinozerosse, Tiger und Krokodile. Britisches Indien mit 47.000 M. und 150,000.000 E. Calcutta (500.000 E.), Sitz des General-Gouverneurs, der wichtigste Handelsplatz in Asien; Benares, Lakuau, Delhi, Lahore; Madras (700.000 E.); Bombay (500.000 E.); Singapore, eine der wichtigsten Handels¬ stationen im indischen Meere. Von Großbritannien abhängige Staaten. 29.000 M. und 50 Mill. E. Kaschmir, eine Landschaft hoch im Himalaya-Gebirge gelegen; Nizamstaat oder Dckhan genannt, mit der Hauptstadt Haiderabad; Radschput- Staaten; Mysore; Nepal. Unabhängige Staaten. Birma mit der Hauptstadt Mandalay; Siam, Hauptstadt Bangkok; Anam, Hauptstadt Huö. 55. Die Ostmdischm Inseln. Ceylon, ein großartiges Gebirgsland, wichtig durch den Zimmtbaum und Kaffee, im Besitze Englands. Die Andaman-Jnseln von England als Colonie für Sträf¬ linge benützt. Die Nikobaren von Eingeborneu bewohnt. Die Sunda-Jnseln im Besitze der Holländer: Sumatra, theil- weise von Menschenfressern bewohnt; Jawa erzeugt vorzüglich Kaffee und Zucker, mit den Städten Batavia und Surabaya; Borneo nur an den Küsten von den Holländern in Besitz genommen; Celebes; die Molukken oder Gewürzinseln. Die Philippinen im Besitze Spaniens: Lnzon mit der Haupt¬ stadt Manila; Mindanao. Das Haupterzeugniß ist der Tabak. Die Franzosen besitzen in Indien: Maha, Karikal, Pon- dichery (spr. Pondischeri), Kambodscha mit der Stadt Saigon. Den Portugiesen gehört Diu, Daman, Goa, Macao und ein Theil der Insel Timor. 56. Ost- und Nordasicil. 1. Kaiserthum China. 73.400 M., 400 Mill. E. Erzeugt vorzüglich Thee, Baumwolle, Seide, Porcellan, Papier und Tusch. 74 Das Land ist in den Mündungsebencn der großen Ströme übermäßig beoölkert und wird daher oft von der Hungersnoth heimgesucht. Hauptstadt Peking (1,000.000 E.); Nanking (600.000 E.h Hauptsitz der chinesischen Gelehrsamkeit; Schanghai (250.000 E.) und Canton (1,000.000 E.), große Handelsstädte. Die Insel Hongkong, eine wichtige Schiffahrtstation, ist britisch. Von China abhängige Länder: Die Lieu-Kieu- (Lutschu) Inseln. - Die Halbinsel Korea. Tungusien oder die Mandschurei mit 3 Mill. E- Die Mongolei und Dschungarei mit 3 Mill. E. Die Hohe Tatarei oder Ost-Turkestan, 1,000.000 E. Hauptstadt Jarkand, Haupthaudelsplatz des inner« oder Hochasiens. Tibet mit 10 Mill. E., ein Priesterstaat, dessen Oberhaupt Dalai-Lama heißt. Hauptstadt Lhassa. 2. Das Jnselreich Japan mit 36 Mill. E., dessen Beherrscher Mikado heißt. Jeddo (700.000 E.); Miako (600.000 E.). 3. Das asiatische Rußland oder Sibirien mit 4,300.000 E. Jagd auf Pelzthiere, Bergbau und das Nomadenleben sind vor¬ herrschend. O msk, Hauptstadt von West-Sibirien; Tobolsk;Barnaul, wichtige Bergwerkstadt; Tomsk; Irkutsk, Hauptstadt von Ost-Sibirien; Nertschinsk mit Bergbau und Zobelfang; Kiächta, der wichtigste Ort für den Handel mit China. A j r L k a. 57. 6 öden gestalt. Den Nordwesten durchzieht das Atlasgebirge, den Nil beglei¬ ten die libysche und arabische Bergkette, welche letztere in das Hoch¬ land von Habesch oder Abyssinien übergeht. Ans der Westseite ist Hochsudan mit dem Kong-Gebirge, nördlich davon erstreckt sich die Wüste Sahara vom atlantischen Ocean bis zu den Nilländern, theils Sand, theils nackter Fels, von einzelnen Oasen und stellenweise von Bergen unterbrochen. Im Winkel des Busens von Guinea ist das 75 Camerun-Gebirge. Südafrika ist cin in seinem Innern noch wenig bekanntes Hochland, welches im Süden durch zwei Stufen aufsteigt, zwischen welchem sich die dürre nur zur Regenzeit bewachsene Hoch¬ ebene Karoo befindet. Auf der Nordseite des Oranje-Flusses (spr. Orandsch) ist die Wüste Kalahari, die sich nach Norden senkt. Am Ostrande ist der schneebedeckte Kilimandscharo (20:000'). Der Nilstrom, welcher aus mehreren großen Seen am Aequator kommt, nimmt aus Abyssinien den blauen Nil und Atbara auf, übersteigt vom Juni bis October seine Ufer, überschwemmt das ganze untere Nilthal oder Aegypten und läßt einen fruchtbaren Schlamm zurück. Andere große Flüsse sind: Zambese, Orange, Kuenzä, Kongo, Niger, Gambia, Senegal. Das afrikanische Klima hat schroffe Gegensätze. Glühende Tageshitze wechselt mit empfindlicher Nachtkälte, lang anhaltende Windstille mit furchtbaren Stürmen, versengende Dürre mit Wolken¬ brüchen und Ueberschwemmungen. Bezeichnend für diesen Welttheil sind aus dem Thierreich: Flußpferd, Giraffe, Löwe, Hyäne, Zebra, Kameel, Elephant, Strauß, Affen und Papageien, Herden von Anti¬ lopen und Heuschreckenschwärme. 38. Länder im Norden und Osten der Wüste Sahara. Kaiserthum Marokko. Städte Marokko, Fez, Tanger. Algier ist eine frauzösische Colonie. Algier, Constantine, Oran. Tunis, von der Türkei abhängig. Tunis (120.000 E.) Tripolis mit Barka und der Oase Fezzan ist türkisches Vasal¬ lenland. Aegypten, türkisches Vasallenland, erzeugt Reis, Weizen und Baumwolle. Von den Europäern häufig wegen seines gesunden Klimas ausgesucht. Cairo (260.000 E.), westlich die Pyramiden mit den Königs¬ gräbern ; Alexandria (170.000 E.), bedeutende Seehandelsstadt; Suez am rothen Meere durch einen Schiffahrtscanal mit dem Mittelmeer verbunden. Nubien ist der ägyptischen Herrschaft unterworfen. Khartum, ein Hauptsttz des Sklavenhandels. 76 Abyssinien oder Habesch, wegen seiner hohen Lage die afrika¬ nische Schweiz genannt. Elephanten, Flußpferde, zahllose Affen. Städte Adowa, Gondar. Wüste Sahara mit 4 Mill. E. Die vorzüglichsten Oasen sind Tu at, R h at und Air. 39. Länder im Läden der Sahara. Das Somal-Land, die Galla-Länder, das Suaheli-Land mit dem großen Handelsplatz Sansibar auf der gleichnamigen Insel, die Küste Mozambique (spr. Mosaubik), die Küste Sofala, die Kafernküste mit unermeßlichen Viehweiden. Port Natal, britische Colonie. Capland, britische Colonie, durch ihre Lage für die Schiffahrt sehr wichtig, nebst den aus Europa eingewanderten Colonisten von den eingeborney Hottentotten und Buschmännern bewohnt. Erzeugt viel Schafwolle. Hanptort Capstadt. Basutu-Land, Oranjefluß-Republik, Transvaal'sche Re¬ publik, Nieder-Guinea enthält die Portugiesischen Länder Benguela, und Angola nud die selbstständigen Reiche Kongo und Loaugo. Ober-Guiuea, von den eigentlichen schwarzen Negern bewohnt, enthält die Beninküste, Sklavenküste mit dem Staat Da- ho meh , G o ld kü st c mit dem Reiche Aschanti, Zahnküste, Pfefferküste, die amerikanische Freiueger-Colonie L ib eri a, die englische Freineger - Colonie Sierra Leona. Senegambien enthält viele Reiche und an der Küste mehrere europäische Besitzungen. Sudan oder Nigritien enthält eine Anzahl mohamedauischer Reiche, die in beständigem Kriege miteinander leben, Sklaveujagdeu unterhalten und Sklavenhandel treiben. Die bekanntesten Städte sind Timbuktu, Kano, Kuka. Unter den um Afrika liegenden Inseln ist Madagaskar reich an verschiedenen Producten und steht unter mehreren einheimischen Fürsten. Die Insel Mauritius ist britisch. 77 Amerika. 60. öodmgestalt. Amerika wird auf der Westseite von Norden nach Süden von einem vulkanischen Hochgebirge, den Cordilleren durchzogen. Den nördlichen Theil bildet das Felsengebirge, welches sich nach Osten in die große arktische Ebene senkt. Südlich von dieser Ebene ist das Strom¬ gebiet des Mississippi mit den großen nordamerikanischen Savannen und Prärien, im Osten von denApalachcn (spr. Apalatschen) begrenzt. An das Felscng ebirgc schließt sich das Hochland von Mexico niit mehreren Vulkanen. Die Andes von Südamerika beginnen mit mehreren Ketten, vereinigen sich nahe am Aequator in zwei vorherrschende und diese wieder am südlichen Wendekreise in eine einzige, fallen zur Westküste steil ab, nach Osten aber senken sie sich in die große südamerikanische Ebene. Dieses Gebirge hat seine höchsten Gipfel, meist noch thätige Vulkane, nahe am Aequator (Chimb orasso, spr. Tschimborasso, t9.768'). Andere vom Hauptgebirge getrennte Erhebungen sind das Küsten g e b irge von Venezuela, das Hochland von Guayana, das Gebirgsland von Brasilien. Unter den Flüssen sind der Mississippi, Orinoco, Amazoncnstrom und Rio de la Plata wahre Riesenströme. Amerika ist reich an edlen Metallen. Viele Gewächse, wie Mais, Kartoffeln, Tabak haben sich von hieraus in die übrigen Welt- theile verbreitet. Die Bewohner sind Urbewohner mit dem Gesammt- namen Indianer, außerdem eingewanderte Weiße und als Sklaven ans Afrika eingcführte Neger. 61. Nordamerika. Grönland, von Eskimos bewohnt, die im Winter in Eis¬ hütten, im Sommer in Fellzeltcn wohnen und von der Jagd und Fischerei leben. Die Westküste mit dänischen Niederlassungen. Britisches Nordamerika. Die Halbinsel Labrador, die Hud- s onsbai-Ländcr zwischen der Hudsonsbai und dem Felsengcbirge, 78 Neu-Fundland, Britisch-Cvlumbia ans der Westseite der Felsen¬ gebirge, dieHalbinselnNeu-Schottland undNeu-Brannschweig, Bermudas-Inseln; Canada mit der Stadt Ottawa, am Lorenz¬ strom die Städte Quebec und Montreal. Die Vereinigten Staate» von Nordamerika mit 35 Mill. E. Ein Bund von 36 Staaten, 1 District und 11 Territorien. Außer¬ ordentlich reich an Steinkohlen, Erdöl (Potrolsum), Tabak, Getreide, Baumwolle, nach allen Richtungen von schiffbaren Flüssen, Canälen, und Eisenbahnen durchzogen. Boston (200.000 E.); New-Ao rk (spr. Nujork, 1 Mill. E.), die erste Handelsstadt Amerikas; Philadelphia ^(600.000 E.); Washing¬ ton (65.000 E.), Sitz des Präsidenten und des Congresses (Bersammlung der Abgeordneten der einzelnen Staaten); Pitts bürg (65.000 E.), nördlich der große Oeldistrikt, welcher das meiste Petroleum liefert; Chicago (spr. Tschikego, 250.000 E.) mit dem großartigsten Getreidehandel; Cincin¬ nati (200.000 E.); St. Louis (210.000 E.); New-Orleans (170.000 E.), Savannah und Charleston (spr. Tscharlestn) die wichtigsten Plätze für die Ausfuhr der Baumwolle; San Francisco (130.000 E.) in Cali formen, der wichtigste Hafen am Stillen Ocean. Republik Mexico mit 8,300.000 E. Mexico (200.000 E.), Hauptstadt; Puebla (80.000 E.); Vera- Cruz, wichtiger Hafen. 62. Mittüamcnka. Mittelamerika besteht aus dem Fcstlande und den Inseln; ersteres heißt Centralamerika, letztere Wcstiudieu. Centralamerika besteht aus folgenden Republiken: Guate¬ mala, San Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa-Rica. Westindien enthält die großen Antillen, die kleinen An¬ tillen und die Bahama-Jnscln. Haupterzeugnisse Zucker, Kaffee und Tabak. Die vier großen Antillen: Cuba (spanisch) mit der Haupt¬ stadt Havana (18.000 E.), Portoriko (britisch), Jamaica (britisch), Haiti (im östlichen Theilc Domingo). Die kleinen Antillen gehören als fruchtbare Colonien mehreren europäischen Staaten, die Ba¬ hamer-Inseln sind britisch. 79 63. Südamerika. Südamerika ist das üppigste Land der Erde mit den größten Strömen, den ausgedehntesten Urwäldern und Steppen und den größten Herden von Rindern und Pferden. Republik Neu-Granada, gegenwärtig Bereinigte Staaten von Columbia genannt. Hauptstadt Bogota; Panama, wichtige Hafenstadt mit einer Eisenbahn über die Landenge. Republik Venezuela führt vorzüglich Tabak aus. Städte Caracas und Cumana. Republik Ecuador. Hauptstadt Quito 900M hoch gelegen. Republik Peru. Hauptstadt Lima. Republik Volivia. Hauptstadt Chuguisaca (spr. Tschnkisaka). Republik Chile. Hauptstadt St. Jago; Valparaiso, der wichtigste Handelsplatz an der südamerikanischen Westküste. Patagonien von berittenen Jägern bewohnt, welche die wilden Rinder und Pferde jagen. Feuerland, von kleinen, äußerst häßlichen Menschen bewohnt. Die Staaten am La Plata oder die Argentinische Republik. Hanptstadt Buenos-Ayres (120.000 E.). Republik Uruguay. Hauptstadt Montevideo. Republik Paraguay. Hauptstadt Asuncion. Kaiserthum Brasilien mit 12 Mill. E. Ausgezeichnet durch den Reichthum an Baumwolle, Zucker und Kaffee. Hauptstadt Rio Janeiro (400.000 E.) an einer herrlichen Bucht mit dem größten Kaffeehandel der Erde; Bahia (180.000 E.), führt den meisten Zucker aus. Guayana mit einem für Europäer höchst ungesunden Klima, zerfällt in Französisch-, Holländisch- und Britisch-Guayana, oder die Colonien von Cayenne, Surinam und D cm er ar y. 80 Auö tl' 8 lie n. 64. Australien. Der Contincnt von Australien, ehemals Neu-Holland genannt, hat große Einförmigkeit in der Bodengestaltung, in der Pflanzen- und Thicrwelt. Es ist ein weites und tiefes Flachland, nur an der Ost- und Südostseite von mäßigen Gebirgen durchzogen. Australien ist hauptsächlich Weideland und die aus Europa eingeführten Merino¬ schafe bilden den wesentlichsten Reichthum. Die Inseln besitzen ein überaus mildes Klima und in der Frucht des Brotbaumes und der Cocospalme das Hauptnahruugsmittel. Das Festland Australien wird von Großbritannien colonisirt. Sydney sdv.ovo E.) an der Botanybai; Melbourne (spr. Mel¬ born 120.000 E.); Adelaide. Tasmania (Van Diemensland), britisch. Neu-Seeland, britisch. Hauptstadt Aukland (spr. Ahkländ). Mikronesien, d. h. die kleinen Inseln: Marianen, Caro¬ linen, Mulgrave's-Jnfeln (spr. Mölgrcw). Melanesien, wegen der dunkelfarbigen Bewohner so genannt: Neu-Guinea, Neu-Britannien, Nen-Jrland, Solomons- Inseln, Santa-Cruz-Inseln, Nene Hebriden (von Men¬ schenfressern bewohnt), Nen-Caledonieu (französische Colonie); Foschi-Inseln, deren Bewohner zum Theil bekehrt, zum Theil noch Menschenfresser sind. Polynesien, wegen der großen Zahl der Eilande so genannt: Freundschafts-Inseln, Schiffer-Inseln, Gesellschafts- Inseln mit der Hanpt-Jnsel T a h iti, M e n d a n a 's Archipel, Niedrige Inseln; Sandwich's Inseln mit der Hauptstadt Ho¬ nolulu, der wichtigsten Schiffahrtstation im Stillen Meere.