IV. Jahrgang. Nr. 40. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgebiihren: Für die Lipaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post: Für Lllibach sammt Zustellung: bei Imaliger Einschaltung 6 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Ganzjährig fl. 6.— Ganzjährig fl. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2,50 Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeilc 9, Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt »/M., Basel. Die Redaktion befindetsich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock, Geldsendungen sind zu richten »n den Gigenthümer de« Blattes. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Miltheilungcn nicht Hauptplatz, Nr. 313. berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 18. Mai 1869. Der Tabor in Mmarje. I n der Saison der Tabore, worin das slovenische Volk die ihm von seinen geistigen Unterdrückern und eigenmächtig aufgedrungenen Vormündern, den in slavischen Ländern überhaupt sich breit machen­den Deutsch thümlern , welche das Monopol der Intelligenz zu besitzen glauben, im eigenen Interesse abgesprochene politische Reife so glänzend beweist, nimmt die gestern abgehaltene Volksversamm­lung den ersten Rang ein, dieß namentlich, wenn man zwei nicht zu unterschätzende Hindernisse in Betracht zieht: die Mhe der Haupt­stadt mit deutschthümelndem, freilich ohne Zuthun, ja nur infolge der gänzlichen Passivität von unserer Seite entstandenen Gemeinde­rathe, welcher alle Hebel in Bewegung setzte, um derlei Versamm­lungen zu diskreditiren, und die Bemühungen des von dem Land­volke der Umgebung von Laibach gefürchteten Bezirksvorstehers Herrn Plljk, der die Mühe nicht scheute, den Gemeindevorstehern Vorla­dungen zuzuschicken, welche dieselben sehr wohl zu würdigen wissen. Trotz aller dieser und des dritten nachtheiligen Faktors ^ur^itsi'plu­vius übertraf der Tabor in Bezug auf die Menschenzahl alle, selbst die kühnsten Erwartungen, es versammelten sich mindestens 30.000 Menschen, der bei weitem überwiegenden Mehrzahl nach selbstver­ständlich, wie es im Wesen der Tabore liegt, dem Bauernstände ungehörig, eine Zahl, die in Bezug auf die Wünsche und Forderun­gen des Volkes am geeigneten Orte berücksichtiget werden muß, mö­gen unsere Feinde immerhin unsere Bestrebungen und Forderungen als Ausgeburten toller Fantasie hinstellen. Die Zahl 30.000 spricht lauter als alle Deutschthümler, die sich als Herren des Landes ge­riren und ihre Stimme als maßgebend hinstellen möchten, denn ihre Zahl ist im Vergleiche zu diesen — NM . Eine weitere Bedeutung gibt diesem Tabor die Betheiligung der Stammesbrüder, welche die Sympathie zu uns den weiten Weg übersehen ließ; sie erschienen, um zu beweisen, daß die Wünsche aller Slovenen, mögen sie auch in feinen Landen und unter fremden Herr­schern sein, ganz übereinstimmen, daß sie alle gleiche Bedürfnisse hegen und dieselben laut werden lassen. Wer alles dieses sah und Zeuge war der Begeisterung, womit das Volk alle Resolutionen an­nahm, wird billigeiweise, geringe gesagt, staunen über die Kühn­heit, ja Frechheit jener Skriblerhorde, welche sich bemühet, in fabel­haft entstellten Berichten das Volk als geblendet durch nationalen Schwindel und das Land als deutsch erscheinen zu lassen. Nach dieser kurzen, vorzugsweise den sogenannten „liberalen" Blättern gewidmeten Einleitung gehen wir zu dem in Rede stehen­den Tabor selbst über. Als gegen vier Uhr der Taborplatz trotz des in Strümmen fließenden Regens dicht besetzt war, trat Dr. Costa vor, um in wenigen Worten die Bedeutung der Tabore zu erwähnen und ein „Aivi^'o" Sr. Majestät darzubringen, welches in der Menge tau­sendstimmigen Wiederhall fand. Darauf wurde unter allgemeiner Akklamation und nicht endenwollenden Iubelrufen zum Präsidenten buzzi und Dr. Hinterlechner. Später erschien auch der Be­ zirksvorsteher der Umgebung Laibachs, Herr Pajk, am Taborplatze. Hierauf ergriff Dr. Bleiwei s als Präsident das Wort. Er begrüßte im Eingange seiner häufig von stürmischen Beifall unter­brochenen Rede die Taboriten, welche aus allen slovenisebcn Ländern zusammengekommen waren. Er habe schon häufig Versammlungen prasidirt, doch niemals einer so zahlreichen, wie heute, wo sich das slovenische Volt nach altem, später verwehrtem Brauche unter freiem Himmel versammelt hat, und dieß in einer Gegend, wo der Tri ­glllv auf uns herabschaut. Der Zweck dieser Versammlung ist die Besprechung von fünf sehr wichtigen Punkten. Die heilige Sache, wofür wir kämpfen, ist uns Bürge, daß der Tabor in schönster Ordnung verlaufen wird. Die Bestrebungen eines jeden Volkes ha­ben Feinde, auch die unsrigen; doch heute lassen wir diese Gegner beiseite und rufen nur aus: Gott vergebe ihnen, sie wissen nicht, was sie thun! Unterdessen waren zahlreiche Telegramme eingelangt, welche nun der Versammlung bekanntgegeben wurden, und zwar von den 6i ­talnicen in Adelsberg, Baker, Möttling, Trieft,Pet­tau, Podraga bei Wippach, Frieda»; von den Vereinen „81ovÄ,ii3llÄ Lsnsäa" in Graz, „Ulaliol" in Prag und „^u2u i 8c>ll,o1" in Trieft ; von einzelnen Freunden des Volkes und zwar: von Palacky und Rieger in Prag, Dr. Dolenec in Wien, Dr. Toni an in Wien, von den vereinten Volksfreunden aus Varka, Karlstadt, aus Kärnten, vom Ausschuß des Tabors in Kalce u. f. w. Ferner waren mehre slovenische Vereine durch Deputationen vertreten, darunter die 6ital­nica in Tolmein, Fiume, Franz u. s. w. Diese Kundgebun­gen der Sympathien von Stammesbrüdern in der Fremde wurden mitstürmischem Beifall von der Volksmenge begrüßt. (Forts, folgt.) Schule und Haus. „Wie sehr die Regeneration der Schule nothwendig ist, bewei­sen diestatistischen Daten. Das vorgelegte Gesetz, jetzt so wenig ge­würdigt und so sehr unterschätzt, wird einst noch der strahlendste Juwel im Diademe Austria's weiden." So ließ sich in der Herrenhaussitzung vom 10. Mai, in der Volksschulgesetzdebatte der einstige Vorkämpfer für Demokratie und Freiheit, nunmehriges Herrenhausmitglied Graf Anton Auersperg vernehmen. Die zitirte Fräse ist ohne Zweifel schön, fehr schön, sehr effektvoll, doch darum nicht minder eben — nur eine Fräse. Wir sind ziemlich berechtigt zu glauben, daß wenn der Glanz von Austria's Diadem an diesen Juwel gebunden ist, wir es niemals erglänzen sehen sollen. Eine Regeneration so mancher Schulen ist gewiß noth­wendig, daran ist nicht zu zweifeln, doch mehr als alles dieß thut die Regeneration der Familie, die Umgestaltung im Hause noth. Man findet es nun am Platze, von der Schule zu fordern, was ehemals die in ihren Grundpfeilern feststehende, vollbewußt wohlge­ der Versammlung Dr. Bleiwei s gewählt. Als Vertreter der Re­ordnete Familie selbst leistete, oder wozu sie zum wenigsten einen gierung auf der Rednerbühne fungnte Herr Bezirtskommissär T ri -tüchtigen, sagen wir es frei heraus, zumeist auf Religion fußenden Grund legte. Die Volksschule war damals gewiß nicht auf dem Punkte, auf welchem sie heute ist. Doch war es leicht und lohnend, auf einem Fundamente weiter zu bauen, daß alle Bedingnisse ^ zu einem solchen besaß. Was bietet jetzt die Familie, nicht allein in den unteren Schich­ten, sondern durch alle Schichten der Gesellschaft? Wenige einzelne Fälle ausgenommen, wird man erschrecken, wenn man Gelegenheit hat, in das Innere so mancher Familie einen tiefein Blick zu thun. Die Hohlheit ist nur schwach überdeckt und ein unheimlich schauerli» cher Abgrund grinst uns entgegen, an dessen äußerstem Rande die armen Kleinen noch unbewußt und die nahe Gefahr nicht ahnend, ihre Spiele treiben. Doch nehmen wir ein Kind von 9 Jahren, in welchem Alter die Kinder des Volkes zumeist die Schule zu besuchen beginnen. Nicht ein Brachfeld mit seiner Empfänglichkeit für jedes Samenkorn, das die kundige Hand ihm anzuvertrauen weiß, bietet sich dem Lehrer dar, nein, ein verwahrlostes Stück Land, das Distel und Dornen und jedes Unkraut schon überwuchert hat. Der Kontakt mit Schlechtigkeit und Gemeinheit, in dem es vom zartesten Kindes­alter an stand, hat es unempfindlich gemacht für jede bessere Re­gung. Lüge, Verstellung, oft noch Aergeres sind ihm zur Gewohnheit geworden, und nun foll die Schule ihre Wunder wirken, und wehe! wenn sie nicht gelingen! Was in Monaten und Jahren im Hause selbst schlecht gemacht wurde, soll in ein Paar Stunden in der Schule gutgemacht werden — und nicht etwa an einem Kinde, nein an 80, an 100 zugleich. Die Fluchworte, die das verwahrloste Kind auf der Gasse, nur zu oft auch im eigenen Hause in sich auf­nimmt, soll der Lehrer mit wenig Worten aus seinem Gedächtnisse verwischen, — die Faulheit, eine Frucht mehrjährigen Herumlun­gerns auf der Gasse, soll er hinwegzaubern, — die Liederlichkeit und Fahrlässigkeit, nur zu oft der getreue Spiegel aus des Kindes Va­terhaus, soll der Lehrer bannen! Und dieß alles nur bei Leibe nicht auf dem Wege christlicher Erziehung, echter Religiosität, nur ja nicht mit Hilfe eines geistlichen Lehrers, fondern — etwa mit Filosofie?? Auf diesem Wege kommt Austria wohl nie zu ihrem strahlend­sten Juwel. Wenn es ein Mittel gibt, dem Krebsschaden, nicht in der Schule, sondern in der Familie durch die Schule abzuhelfen, fo ist es nur Religiosität, wahre, tiefe Religiosität. Wir, die wir so glücklich sind, der katholischen Kirche anzugehören, haben eben in ihr ein untrügliches Mittel, dem Verfalle in der Familie abzuhelfen. Die Unmittelbarkeit, mit der unsere Religion an die Sinne spricht, ist angesichts des Volkes und der Kinder ein nicht genug hochzu- Feuilleton. Kreuz- und Quersprünge eines Gemäßigten. Unsere Tabore sind dem „Tagblatt" und dessen Garde (wir sprechen da von einer Garde, die eigentlich zwei Hauptkörper um­faßt, jenen, dem noch heute die Morgenröthe des Programms dieses vortrefflichen Blattes vorschwebt, und jenen, der zu pflichtgemäßer Unterstützung moralisch gezwungen wurde) ein wahrer Dorn im Auge; warum dieser gründliche Widerwille? Wir brauchen uns in Vermuthungen über diese Erscheinung nicht zu erschöpfen, die Gründe dieser Abneigung liegen ziemlich nahe, man braucht, um verständlich zu sprechen, nur die Wirkung erfaßt zu haben, um auf die Ursache zurückzugehen, und das Resultat liegt dann fertig vor uns. Diese Tabore mit den odiosen Rednern, diese passive indolente Zuhörermenge haben nach der Meinung des „Tagblatt" nichts zu bedeuten; für uns bedeuten diese Volksversammlungen immerhin et­was, namentlich seit wir mit Gewißheit annehmen können, daß nicht alle politischen Gegner der Meinung des „Tagblatt" sind. Aufrichtig gesagt, uns kommen die Tabore von 1869 bedeutungsvoller als jene von 1868 vor, und vielleicht werden dieselben dem hohen Ministe» rium nach einem weitern Jahre noch bedeutungsvoller vorkommen, immer vorausgesetzt, daß das Ministerium und unsere Nationalen sich noch eines politischen Lebens für's künftige Jahr erfreuen. Ob der Politiker, der die volle Prokura für das „Tagblatt" hat, über die ganz ruhig, d. h. ohne Intervention der Sicherheits­organe abgehaltenen Tabore, über diesen ruhig und ununterbrochen dahinziehenden Stromm, und über einige andere Erscheinungen be­reits die Nase gerümpft hat? Die Sache läßt sich gut an, und wir sind neugierig, ob es diesem Lenker der tagblattlichen Schicksale ein­schätzendes Mittel geistiger Erhebung, sittlicher Kräftigung. Die Missionäre hatten Gelegenheit, den tiefen Eindruck zu beobachten, den eben unsere Religion auf die Wilden zu machen im Stande war, und wir alle, feien wir noch so hochgebildet und aufgeklärt, haben wohl je im Leben ein unbewußtes und unerklärliches Gefühl der Erhebung aus der Kirche, vom Gottesdienste mitgebracht. Gleich­sam unbewußt ist oft eine bessere, edlere oder sanftere Regung in unser Herz gekommen und hat dann ihre Früchte getragen, wenn wir schon lange der Kirche nicht mehr gedacht. Gewiß aber geht der den sichern Weg, der in gläubigem Gehorsam gegen Gottes Gebote, dieses H,Ita und Orus^a der ganzen Lebensweisheit, das Gute thut und das Böse meidet, und dann erst durch das süß befriedigende Gefühl des Rechtthuns zum vollen Bewußtsein desselben und zum sichern Vorwärtsschreiten auf der betretenen Bahn gelangt, als der durch filosofische Spekulationen erst Gutes und Böses abwägen, das erkannte Gute thun und das erkannte Böse unterlassen soll, und der oft vor lauter Spekulationen das eine nicht thun, das andere nicht lassen kann; abgesehen davon, daß dieser Weg nun gewiß in der Erziehung ein ganz unerhörter und unpraktischer wäre. So wie eine verständige Mutter ihre Kinder nur mit den zwei Worten leiten soll: dieß muß man, und das darf man nicht, ebenso muß in der Erziehung die Religion der Grund- und Eckstein sein und bleiben. Wie es aber um eine Schule, und vollends um eine Volksschule bestellt sein soll, wo auf die Religion gar lein Gewicht gelegt werden soll, ist gar nicht abzusehen, und gewiß gehen wir auf diefem Wege einem noch größern Verfalle der Familie und rückwirkend viel schlech­teren Erfolgen in der Schule entgegen. Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 18. Mai. — (Der Tabor in ViLmarje) übertraf in jeder Hinsicht felbst die kühnsten Erwartungen. Es hatte sich eine Volksmenge von mindestens 30.000 aus fast allen flovenischen und slavischen Stäm­men eingefunden, eine Zahl, deren einstimmiger Ruf unmöglich un­gehört verhallen kann. Und diese Menge bestand nicht etwa aus der Hefe des Voltes, wie es unsere Feinde behaupten, auch nicht aus Neugierigen , welche durch die Neuheit der Sache herbeigezogen worden wären, sondern vorherrschend aus Grundbesitzern der ver­möglichern Klasse des Landvolkes, also aus Leuten, die Verständnis; für die Sache anzog, deren Wünsche und Forderungen also nicht das Produkt fremder, egoistischer Einflüsterungen sind, Beweis dessen die mal so ergehen wird, wie jenem Vörsemeyer im vorletzten Floh, der in dem Wahne, seine Vörsekollegen gefoppt zu haben, im siebenten Bild sich den Schweiß von der Stirne wischend, sagt: „Füh! es fangt mer an zu werden etwas heuß." Aller guten Dinge sind drei sagt ein Sprüchwort. Nun, zweimal hätte diese zweibeinige Triebfeder die Ueberfuhr versäumt, vielleicht versäumt sie dieselbe zum drittenmale wieder. Es handelt sich da um ernste Dinge, und Dank dem einst glühenden Eifer unserer nationalen Heißsporne, und den kühlenden Gegenmitteln unseres hohen Gerichtshofes — beides selbstverständlich seinerzeit in entsprechender Wechselwirkung — hat sich die Situation wesentlich gebessert. Unsere Bohrer haben gute Schraubengänge und wir brauchen sie nur ruhig, verständig und ausdauernd zu handha­ben, vorwärts kommen wir in jedem Falle, und mit der Zeit werden wir auch das eroberte Terrain festzuhalten lernen. Tas „Tagblatt" regalirt uns mit einer Korrespondenz über den Verlauf des Lichtenwalder Tabors, und der Feuilletonist des Blattes bringt uns das Ding nochmals im Gewände des stark riechenden Humors, er applizirt uns darin sogar ein Paar slovenische Sätze, welche wahrscheinlich als Surrogat für die bei Artikeln sonst übli­chen lateinischen Sprüche gelten, und welch' letztere jedenfalls das voraus haben, daß sie von drei Viertheilen der Leser nicht verstan­den werden. Was die Leutchen für ein Vergnügen daran finden, diesen Volksversammlungen den Stempel der Lächerlichkeit aufzudrücken! Uns erinnert dieses Thun an einen leidenschaftlichen Karten- oder Villardspieler, der einen hohen Einsatz wagt und augenscheinlich ver­lierend das bessere oder günstigere Spiel des Partners bespöttelt; — diese Gemüthsverfassung bei zusammengepreßten Lippen und vi­ brirenden Nerven lautet übersetzt fast wie „Galgenhumor". Jüngst erklärte die „Wiener Abendpost", wahrscheinlich unter regste Theilnahme, womit die Vorträge der Redner begleitet und abgewoge n wurden, sowie einzelne Ausrufe, welche in der Menge laut wurden. Wenn trotzdem die Redner aus dem Herzen der Ver­sammelten sprachen, wenn alle Resolutionen einstimmi g angenom­men wurden, so sind dieselben der Ausdruck der Volkswünsche. — Der Erfolg des Tabors war also ein durchschlagender, er lieferte den klarsten Beweis, daß das Volk seine Führer kennt, daß es über­zeugt ist von deren nützlichem Wirten und daß der Same der Zwie­tracht, den unsere Feinde so gerne unter dasselbe streuen, auf gänz­lich unfruchtbaren Boden fällt. — Der Ausmarsch des „Solol " und anderer nationaler Vereine glich durchwegs einem Triumfzuge, end­lose „Aviso " und „8Iava " begrüßten die Ankommenden, festlich geschmückte Mädchen aus dem Landvolke empfingen dieselben, kurz es war ein Jubel, wie ihn die „liberale" Partei selbst um theueres Geld nicht erreichen könnte. Namentlich galt derselbe dem „Sotol", welcher von der slovenischen weiblichen Jugend gestern einen neuen Beweis feiner Beliebtheit in der Gestalt eines prächtigen, mit Sil­ber gestickten Fahnenbandes erhielt, gleichwie ihm in 2agorje von dem Fräulein Lavrenöi ö aus Adelsberg ein prachtvoller Kranz überreicht worden war. — Dieß der kürzeste Bericht über den Tabor, ausführlicher darüber werden wir in den nächsten Nummern berichten. — (Der Kandidat für den WahlbezirkTreffen:c.) Herr Dr. 2arnik ist zum Ehrenbürger in Vigaun (Untertrain) ernannt worden. — (Unser Bürgermeister fühlt sich.) Dieß zeigte er gestern durch einen Erlaß, welcher dem vom Tabor Heimkehrenben ,Solol " den Einzug in die Stadt mit klingendem Spiele verbot. Es scheint demnach, daß er für diesen Verein mehr sorgt, als für t>ie fremden Gäste, welche gestern bei den sporadisch noch brennen­den Gaslaternen in den lothigen Gassen den Weg nach dem Bahn­hof suchen mußten. Geschieht ihnen schon recht, warum kommen sie nach Laibach? Xllgorje in Innelkrain, am 16. Mai. Unser Tabor in Kalce war in jeder Richtung gelungen, er war im vollsten Sinne des Wortes eine Volksversammlung, womit wir andeuten, daß sich leine Spione dabei betheiligten, höchstens ein Paar Deutsch­thümler minderer Gattung, die das Wasser nicht erheblich trüben. Da sich die deutschen Blätter so auffallend bemühten, die Zahl un­serer Taboriten auf ein komisches Minimum niederzudrücken, nahmen wir den Taborplatz, wo die Menschenmenge im dichtesten Knäuel ge­ dem Einflüsse eines politischen Katzenjammers: „Jeder Oesterreicher, der für den Föderalismus sei, ist entweder ein Narr oder ein Nichtswürdiger." Wir wollen den Spieß nicht umkehren, und dieses „Friß Vogel oder stirb" den warmen Anhängern unseres derzeitigen Systems, das für ein konstitutionell-liberales gilt, zurufen, die sich hie und da so­gar mit der Freiheit zu begnügen im Stande sind, welche sie darin zu finden meinen, daß die Witzblätter Prälaten neben Rabbiner, Staatsanwälte neben Reportern in Thiergestalt, die Verwaltungs­räthe neben Spital, und Minister und Diplomaten neben Wasch­weiber mehr oder minder glücklich ablonterfait zu bringen das Pri ­vilegium haben, ohne dafür irgend in eine mehrwöchentliche unfrei­willige Abgeschiedenheit wandern zu muffen. Wir hätten auch ein Steckenpferd, und dieses heißt Föderalis­mus, das wir uns national-liberal aufzuzäumen wünschen. Die Herren Zentralisten mögen ihre Gründe ins Gefecht führen, wir bringen die unsrigen, und die Zukunft wird zeigen, ob dann jene Herren bei uns oder wir bei ihnen Proseliten zu machen in die Lage kommen werden. Ueber Zentralisation läßt sich vieles sagen; man brauchte nur ehrgeizige Monarchen, hohe Vureaukraten oder einen Soldaten vom Schlage der „Haynau" oder einen im gewissen Rufstehenden Jour­nalisten oder Preßleiter eines der Wiener verfassungsfreundlichen, alias liberalen Blätter zu fragen und man wird gründlich belehrt werden. Das „Gleiches Recht für Alle" der „Presse" wirkt auf unsere Geruchsnerven wie Galizianer Schnupftabak. Helf Gott! daß eS wahr ist, nämlich, daß es wahr ist, daß das gleiche Recht für alle Zentralisten gilt, und daß wir uns nur der Meinung des Herrn Hofrathes Warner anzuschließen brauchen, um der in Aussicht stehen­den Wohlthaten theilhaftig zu werden. standen, geometrisch auf. Der acht Schuh hohe Sprechplatz mißt 3 Schuh 2 Zoll im Quadrate, das zertretene Gras in der Länge 36, in der Breite 25 Schuh, was zusammen einen Raum von 900 Schuh gibt. Wenn wir auf jede Klafter nur 10 Menschen rechnen, so standen 9000 Taboriten am Platze, ungerechnet jene, mehr als 1500, die sich etwa abseits befanden. Nach allgemeinem Dafürhalten standen aber nahe an der Tribüne auch 24 Menschen auf einer Quadrattlafter, wovon einer den andern beinahe erdrückte. Dieß beweist der Ausruf eines greisen Taboriten, der bei der ersten Abstimmung unwillig ausrief, „er könne nicht einmal die Hand em­porheben." Taboriten, die vorigen Herbst in Schönpaß anwesend waren, behaupteten, daß in Kalce, geringe gerechnet, eben sovielc Menschen dem Tabor anwohnten, wie deren dort waren. Uebrigens that das vorausgegangene ungünstige, Sonntags sogar stürmische Wetter sehr viel Eintrag, denn es kamen nur jene aus der näch­sten Nähe und aus der weitesten Entfernung, die der Regen nicht abschrecken tonnte. Wir laden die deutschen Korrespondenten ein, sich von der Wahrheit unserer Angabe überzeugen zu wollen, das niedergetretene Gras am Taborplatze wirb ihnen wochenlang ein verläßliches Verechnungsmittel sein. Aber dieß werden sie wohlweise bleiben lassen, denn dann würden sie sich selbst Lügen strafen müssen. Offenes Schreiben an Herrn Pajl , l. t. Vezirks­vorsteher in der Umgebung Lmbach's. Es läßt sich nicht leugnen, vielmehr ist es eine Naturnotwen­digkeit, daß es Leute geben muß, welche berufen sind, über des Volkes Sicherheit zu wachen, seine Steuern einzuheben, die Wider­spenstigen zur Raison zu bringen und Verbrecher zu strafen, kurz sie sind berufen, um darauf zu sehen, daß Gesetze erfüllt werden, wenn sie auch denjenigen, die dieselben getreulich erfüllen und ihren Steuerverpflichtungen gewissenhaft nachkommen, leine Belohnungen oder Belobungen zu ertheilen gehalten sind, eben weil derjenige, der nur seine Schuldigkeit thut, auf eine Belohnung nicht zu rechnen hat. Die Aufgabe eines Beamten im engsten Sinne des Wortes ist es also, dafür zu sorgen, daß keine Ungesetzlichkeiten und Gefetzübertre­tungen vorkommen, und im Falle dieß geschieht, dieselben streng zu ahnden. Dieß ist der engste Wirkungskreis der Beamten bei Bezirks­gerichten. Wir sind nicht genau instruirt darüber, wie weit der er­weiterte Wirkungskreis reicht; doch flüstert uns unser Menschenfreund- Der gewerbliche Standpunkt der Metropole Zisleithaniens ist, sobald es sich um den Namen Konkurrenz oder die Möglichkeit einer zu erwachsenden Konkurrenz handelt, von dem unseres Landes, resp. unserer Hauptstadt verschieden, selbstverständlich jene Erlässe oder Einrichtungen abstrahirt, die dem gemeinsamen Vaterlande zugute kommen. Ueber den östlichen ungeberdigen Zwillingsbruder wollen wir nicht viel Worte verlieren, dieses dualistische Embryo hat nicht viel Zeit gebraucht, um dem berühmten, auf Oesterreichs Dynastie gemünzten Spruch eines gewissen Herrn Bismarck volle Geltung zu verschaffen, der Zwilling gedieh vortrefflich und wir arme Zisleitha­nier, die gediegenen politischreifen (?) Wiener an der Spitze, fragen uns mit mehr oder minder einfältigen Mienen: „Sind wir es noch? oder sind es bereits die Anderen?" Unsere Geschäfte mit den translei­thanischen Nachbarn erinnern uns an die Bemerkung, die uns vor Jahren der alte Buchhalter des Hauses, in dem wir gemeinschaftlich dienten, machte, als wir ihn fragten, ob wir eine beanständete Waa­renpost auf das regelrechte Konto, oder auf das Konto audio»« bringen sollten. Es handelte sich da nämlich um eine Post, welche unser Haus dem andern schuldete, und an dessen Waarenofferte wir nur zu rie­chen brauchten, um Geld zu verlieren, oder welches, wenn die Waa­rensendung von uns kam, seine regelmäßigen Anstände erhob, mit einem Wort, welche Relation uns seit Jahren nur Verlust brachte. „I n Teufelsnamen", brummte der Alte, indem er den Chef des Hauses vor sich verneinend mich mit einem wüthenden Blicke anstierte, „buchen Sie es gleich in das Verlustkonto." Für unfern Ausgleich mit Transleithanien gab es einige Buch­halter von Metternich bis Beust herab, und letzterer vergaß, daß es bei Geschäftsverbindungen auch ein beiderseitiges „Haben" gibt; vorderhand besitzen wir bloß das „Soll" . (Fortsetzung folgt.) licher Verstand zu, daß derjenige Beamte, mag er auch die höhere Weihe eines k. k. Vezirksvoistehers haben, der sich den Bewohnern jenes Bezirkes, in dem er eben angestell t ist, nicht bloß drako­nisch streng, sondern auch wohlwollend und zuvorkommend, also gü­ti g zeigt, diese Aufgabe viel mehr erfüllt, weil er sich dieselbe erleichtert. Wir könnten Ihnen, gestrenger Herr Vorsteher, zu Ihrer Dar­nachachtung einige nachahmenswerthe Beispiele dieser Art empfehlen, wenn wir nicht überzeugt wären, daß Sie schon zu alt sind, um diesbezüglich Studien anzufangen; Sie haben eben die Würde und das Auftreten eines k. l. Bezirtsvorstehers in Ihre r Weise aufge­faßt und konsequent durchgeführt, Sie waren überall, wo Sie als Leiter eines Amtes fungirten, der Schrecken der Bauern, Gensdar­men und unbarmherzige Gerichtsdiener bezeichneten Ihren Weg, ja Sie erfreuen sich bei dem Landvolte eines dyonisischen Andenkens, es ist beinahe so weit gekommen, daß mit Ihrem Namen die Mütter ihre Kinder schrecken. Können Sie auf dieses Andenken stolz sein? Auch im Laibacher Bezirk haben Sie sich bereits einen Namen erworben, der auf die Landleute beiläufig die Wirkung des römischen „Haunidkl ante porta»" übt. Eine Person mit diesem Rufe niag in einer durch Kriegsgewalt unterworfenen Provinz am Platze sein, in Krai n ist sie es schon seit Bachs Zeiten nicht mehr, denn nach unserer filanthropischen, Ihrer Meinung nach vielleicht irrigen Auf­fassung sind die Beamten, zu denen auch die Bezirksvorsteher gehö­ren, des Volkes wegen da, sie sollen das Vertrauen desselben ge­nießen und verdienen. Beamte aber, die das nicht zu erreichen ver­mögen oder ihrer eigenen Meinung nach nicht anzustreben brauchen, gehören in die antidiluianische Zeit des Despotismus, für unser Zeitalter, wo die Zuchtruthe und Haselstaude selbst beim Militär abgeschafft worden ist, passen sie nicht mehr, sie sollen, weil es jetzt so üblich, in — Pension wandern. Wir glauben annehmen zu dürfen, daß Sie sehr wohl wissen, an wessen Adresse wir diese Ermahnungen richten. Sie sind sich Ihres durch Gendarmerie und Gerichtsdiener erworbenen Pascha­rufes sehr gut bewußt und bedienen sich desselben in sehr wirksamer Weise. Sie erließen nämlich kurz vor dem Tabor in Vixmarje mit Ihrem auf das Landvolk schrecklich wirkenden Namen unterzeichnete Vorladungen an die Bürgermeister der Umgebung, besonders an jene, welche den Aufruf zum Tabor unterzeichnet hatten; schreckenbleich folgten die Leute dem Rufe, nachdem sie daheim ihren Angehörigen bedeutet, dieselben möchten sich, wenn sie Abends nicht wiederkehren, beim Kerkermeister nach ihnen erkundigen. Wi r gehen über die Ver­haltungsbefehle und andere Ermahnungen und Warnungen, welche die Vorgeladenen in Bezug auf den Tabor zitternd empfingen, hin­weg, wir konstlltiren nur, daß diese Zitationen vor Ihren Ge­richtshof beim Landvolke den Glauben aufsteigen ließen, als wäre der Tabor in Vi2marje eine gesetzwidrige Versammlung, ein Akt der Revolution, und als ob die Sünde der Theilnahme daran in irgend einem Kerker zu büßen wäre. Nachdem Volksversammlungen gesetzlich gestattet sind, hat selbst ein k. k. Bezirksvorsteher dagegen nichts weiter zu bemerken, selbst wenn er dem konstitutionellen Vereine angehören sollte. Wollten Sie sich etwa dem Amtsvorsteher von Üernembl anschließen, der die dieß­bezüglichen Plakate herunterreißen ließ? Oder sollten Ihnen Volks­versammlungen unangenehm sein? Wollen Sie das Landvolk in der That davon abschrecken? Wenn dem so ist, dann fassen Sie - geringe gesagt — Ihre Aufgabe schlecht auf, es ist höchste Zeit, daß Sie um Ihre Pen­sionirung ansuchen, denn wir kennen in ganz Krain keinen Bezirks­vorsteher, der sich ähnlicher Antipathien beim Lanbvolke „rühmen" tonnte, wie Sie, dessen Andenken überall so sehr durch Gensdarmen, Gerichtsdiener und Stockstreiche dem Volke eingeprägt worden wäre, als das Ihrige. Wenn Sie übrigens noch Kraft und Lust in sich »erspüren, in dieser Weise weiter zu „amtiren", so lassen Siesich als Verwalter eines Strafhauses anstellen, wo Ih r Ruf mehr am Platze fein wird, als einem Volke gegenüber, welckes wenigstens zeit­weise Menschenfreundlichkeit verdient und nicht immer zitternd und schlotternd vor Angst zum Gerichte gehen möchte, und froh ist, wenn es nicht eingesperrt worden. Oder wollen Sie es etwa nochmals erleben, wie es schon passirt sein soll, daß das Volk Prozessionen veranstaltet, um Gott um Ihre Entfernung zu bitten? Die Erinnerung an Ihr vergangenes Leben muß Ihnen ohne­hin nicht allzu süß sein, Sie werden daher dieselbe nicht noch berei­chern wollen, sondern einsehen, daß Ih r Abtreten der einzige Akt in Ihrem Leben sein würde, der beim Landvolke eine freudige Be­wegung hervorriefe. Zu Ihrem Aufenthaltsorte wählen Sie dann irgend eine fremde Stadt, denn es ist keineswegs angenehm, wenn man bei einem Ausfluge auf's Land lauter Verwünschungen über seine Person hört. Dieß ist der wohlgemeinte Ra!h Mehrerer, denen Sic nicht furchtbar sind. verschafft sich das Vergnügen, ein verehrtes Publikum in Kenntnis; zu setzen, daß er die von früheren Jahren her im besten Gedächtnis; gebliebene Garten-Restauration Krenngasse Nr. 92 übernommen und auch bereits eröffnet hat. Ich sichere meinen ?. "l . verehrten Gästen eine gute, billige Küche, vortreffliche vaterländische, österreichische und ungarische Weine, Kosler Märzen-Eisbier, vor allem aber eine prompte und angenehme Bedienung zu. Die Kegelbahn ist zum Vergnügen gewidmet und weiden meine geschätzten bisherigen Gäste gewiß die getroffene Scheibordnung an^ erkennen und werden zur Theilnahme höflichst eingeladen. N^polit lltilin», 38—1 . Restaurateur. Die Familien-Verhältnisse wegen »us Siebenbürgen wieder zurückgekehrte 39 — 1. diplomirte Hebamme aus Laibach, empfiehlt sich dem hochgeehrten Damen-Publikum. Sie ist zwar keine Schülerin des hiesige» Herrn Professors, Dr. Nlllenta , aber doch laut Zeugniß die erste und vorzüglichste Schülerin des' berühmtesten Professors. Dr. Micolitsch aus Herrin an»st ad t. Jede Dame kann daher der besten Kenntnisse und solidester Bedienung gewiß sein, da dieselbe stets bemüht sein wird, allen Ans urderungen und Wünschen auf das zuvorkommendste zu entsprechen. Wohnort: Poljana Nr, 6, ebenerdig rechts, bezeichnet durch Anshängschild, ^M^MZ WMMD Inländisches Produkt. SlMNlm-TabaK Amna-Mtter. 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