Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U R. Siebenter Jahrgang. 3. Jänner 1863. Pas neue Jahr. ^om Domc mahnt die ncnc Stunde: Ein Zcitcnabschnitt ist vollbracht. Ernst tönt ihr Klang wcit in die Nnndc Und weckt auS ihrem Schlaf die Nacht. Und in dem Ranm, dcni großen, weiten, Erglänzt ein einsam Stcrncpaar; Die Hoffimng und die Furcht, sic leiten Den Menschen in das ncnc Jahr. - In seine unerforschte Ferne Schweift ängstlich suchend jeder Blick, Befragt voll Bangen die zwei Sterne, Nach seinem künftigen Geschick. Doch ach! die Antwort ist verschieden. Hier winket hold ein Himmel nah'. Dort droht dem schon so Kampfcsmiidcn Ein ncncr Schmcrzenö-Golgatha. So zittern bunte Visionen Schnell durch die ahnuugsreiche Brust, Von Vcttlerhiittcn biö zu Thronen; Sic wechseln zwischen Qual und Lust. , Darum hier mit entflammtem Blute Des Glückes Sohn den Becher schwingt, Dem ncncii Jahr im trunl'nen Mnthc, Sein froh Willkommen lärmend bringt; D'rum einsam dort mit stummen: Jammer Im leidenMassen Angesicht, Der Dulder in der engen Kammer Verblutend seine Dornen flicht. — Doch auf! Erwach' aus dciucn Träumen! Die Wirklichkeit ruft dich zur That; Genieße, wo dir Blumen leimen, Ertrage, wenn dir Unglück uah't! Die Engländerin. Von Ludwig Vo witsch. «V^eii'.e Gattin war eine Engländerin. Ich hatte um ihre Hand geworben, weil es mein Vater wünschte, dein zwar minder die allerdings hübsche, schlanke Blondine, als deren bedeutende Mitgift galt. Sie hatte sich die Werbung ge- fallen lassen, rreil ihr Onkel, unter dessen Vormundschaft sie sich befand, die Varthie als eine vollkommen angemessene betrachtete. Unmittelbar nach der Verehclichung begab sich mein Vater, nachdem er die Geschäfte völlig niedergelegt, auf ein entferntes Landgut lind überließ mir ohne alle Schulden» last ein großartiges, im besten Betriebe gestandenes FabrikS-Etablisfemcnt. Als unumschränkter Chef desselben, unterstützt durch das Erbe meiner Lebensgefährtin, war ich in der Lage, ein sehr behäbiges, ja sogar glänzendes Leben zn führe». Wir bewohnten zwanzig und einige Zimmer. Meine Gattin wal« tcte auf dem rechten, ich auf dem linken Fliigcl. Unser Zusammenleben winde nie durch eine Unfried« fcrti'gkeit getrübt. Sic benahm sich dabei Nets auf eine ganz eigenthümliche Weise. Kam zu ihr irgend Jemand zu Besuch so ließ sie mich allsoglcich davon in Kenntniß setzen und alle Thüren, so in ihr Gemach führten, öffnen, damit ja kein Anschein eines Geheimnisses walten möge. Empfing ich jedoch einen Gast und mochte derselbe auch eine Dame sein, dann verließ sie augenblicklich mein Gemach und ließ die allenfalls offenen Thüren schließen, um ja nicht das geringste Zeichen eines Mißtrauens zu geben. Sie besorgte das Hauswesen mit der größten Genauigkeit, und nur dann auch einzig und allein vermochte ihre ewig wolkenlose Stirne sich zu trüben und dem sanften Munde ein grollend Wort zu entfahren. wenn ei» mir liebes Gericht mißlungen, oder in den Bedürfnissen meiner Toilette etwas vom Gesinde übersehen worden war.. Sie verstand es, sich sehr geschmackvoll zu kleiden, ohne deßhalb verhältnißmäßig große Summen auf ihre Garderobe zu verwenden. Ja, ich mußte sie oft förmlich zwingen, irgend einen kostbaren Stoff an« zukaufen und sie gab nur nach, weil es mir zum Vergnügen gereichte. Ihre Lieblingsbeschäftigung in freien Stunden war Lektüre, und zwar englische Romaue und politische, nlltional-ö'kouomische Studien. Sie entirickelte in staatlichen Fragen einen beinahe diplomatischen Scharfsinn, und ich gestehe unumwunden, daß ihr Nalb ans meine Unternehmungen oft den nachhnltigslcn und wohlthätigsten Einfluß übte. Mein, oder vielmehr unser Vermögen wuchs stündlich — ich konnte mich ungctheilt meinem Berufe widmen, da, wie gcsagt, die häuslichen Angelegenheiten allesammt in den > fürsorglichsten, trcucsteil Händen ruhlcn. Unter Tags sahen wir uns selten; ich arbeitete in meiner Schreibstube, oder hatte sonst zu schaffen, zu wachen und anzuordnen, nur Abends fanden wir uns beim Thee. Waren keine Gasse zugegen, was jedoch selten sich zu ereignen Pflegte, denn ich liebte es, einen kleinen Kreis von Freunden nnd Ve-kannten um mich zn versammeln und wurde auch sogar durch Geschaftöverhältnisse und durch meine Stellung als hervorragende Handelsgröße dazn gezwungen, so setzte sie sich zuweilen an's Piano und sang schottische Lieder mit wahrhafter Virtuosität. Vor einer Gesellschaft sich zn produziren, war sie nie zu bewegen. Auch begab sie sich stets sehr zeitlich zu Vette, während ich häufig bis spät in die Nacht unter berühmten Poeten und Künstlern, die mehrentheils recht lustige Gesellen zu sein pflegten, mich für die Mühen des Tages revangirte. Nach Verlauf von drei Jahren gebar mir Clise ein allerliebstes Töchterlcin. Leider mußten wir es nach 18 Monden wieder in den Sarg legen. Ich wußte mich lange Zeit vor Schmer,; nicht zu fassen; es wax die erste gewaltige Gemüthserschütteruug, die ich seit meiner Trauung vielleicht in meinem Leben erlitten hatte. Llise jedoch sprach über das Kind, sobald der Hügel sich geschlossen hatte, nicht weiter und keine Thräne iah ich in ihrem Auge glänzen. Ja, sie schien, was vordem nie der Fall gewesen und auch spater nicht mehr eintraf, einige Zeit nach dem unglücklichen Ercigniß völlig umgewandelt und eine Freundin von rauschenden Vergnügungen geworden zn sein. Sie überredete mich, wenn ich in tiefster Melancholie hinbrütete, auszufahren, Theater und andere öffent» liche Vergnügungsorte zu besuchen. El st nach Jahren kam ich durch das Geständniß ihrer damaligen Dienerin, die sie sich zum Schweigen verpflichtet hatte, in die Kenntniß, daß sie Nächte hindurch geweint, uud nur mir gegenüber und um meinen eigenen Kummer zu lindern, heiter zu scheinen beflissen war. Das Weib, äußerte sie, ist berufen, in trü> beu Stunden deu gefährdeten Lebensmuth des Mannes aufzurichten und zu stützen. Im Dränge der Geschäftsereignisse, unter der Wucht einer sich steigernden Mühewaltung trat der Todessall allmä'lig in den Hiutergruud. Plötzlich brach eine schwere Handels' krisis herein. Ich war gezwungen, eine Reise in entfernte Länder anzutreten und persönlich in einigen hochwichtigen Angelegenheiten zu interveniren. Ich überließ die Führung meiner Geschäfte eiuem sehr bewährten Buchhalter, unter der Oberleitung meiner Frau. Durfts ich doch versichert sein, mein Hnus nicht auf festeren Säulen ruhend verlassen zu können. Die Mission, welche ich mir selbst übertragen, kam jedoch nicht so bald, als ich es gewünscht und vorausgesetzt, zum Abschlüsse. Immer neue Verwirrung«,, neue Hindernisse tauchten auf, ja oft, wenn Alles bereits beglichen schien, wies sich der Slano der Dinge mißlicher und widerwärtiger, denn je. Unter solchen Kämpfen und Ringen führte mich der Zufall in das Haus eines armen Handwerkers, eines Schreiners. Der Mann hatte binnen kurzer Frist drei Kinder begraben, nur ein etwa zweijähriges Mädchen befand sich noch am Leben. Das war ein allerliebstes Kind, und war es Täuschung oder Thatsache, ich glaubte in seinen Zügen eine auffallende Aehn« lichkeit mit meinem Heimgegangenen Klarchen zu finden. Hie-durch ergriffen und angeregt, wandte ich dem Familienleben des Meisters Niegler eine größere Aufmerksamkeit zn. Wie arm waren die Leute und doch wie beneidenswürdig erschienen sie mir. Das war eine Ehe ganz anderer Art, als meine bis nun gewesene. Zum ersten Male griff ich an mein Herz und fühlte, daß es seine wahrhafte Befriedigung nicht gefunden. „Ach,", seufzte ich vor mir hin, „ich und Clise leben neben einander, Niegler u->d sein Weib leben in- und durcheinander, die Armuth zwingt sie, sich selbst zn sinden und zu wehren. Ich aber lebe außer mir—^nein, der Reichthum ist nicht das wahre Glück, im Gegentheil, dem Reichthum fällt das wahre Glück als Opfer, nicht ich treibe das Geschäft, das Geschäft treibt mich." So allerlei Kluges und Albernes nreditirend, wurde ich von den peinlichsten Scclcnftimmungen überrascht. Oft wagte ich an den Entschluß zu denken, meine Angelegenheiten mit größter Beschleunigung, und wär's auch mit großen Einbußen, zn beenden und m die Arme Eliseus zu flüchten, die mir nun in Folge einer fast jahrelangen Trennung in einer Ent» fernung von nahe zweihundert Meilen reizender erschien, als dereinst im Hochzcltschmucke. Zum Entschlüsse jedoch kam es nicht; die Ereignisse nahmen ihren Lauf und rollten mich fort. Da starb nach kurzem Krankenlager Meister Riegler. Die Noth der Witwe, der Jammer der kleinen Triue, so hieß das Kind, schnitt mir durch's Herz. „Für den armen Wurm, und somit auch für Euch, Madame Nicgler, will ich sorgen, hier sind 3t)0 Thaler, und eine gleiche Summe bekommt Ihr nach Ablauf eines jeden halben Jahres!" Es war die erste Wohlthat, die ich einzig mit meinem Herzen übte und ich empfand darüber eine große Freude. Darnach begab ich mich wieder auf weitere Reisen. Am Horizonte der gesannnten Geschäftswelt wurde eö lichter und lichter, und meine eigenen Angelegenheiten waren endlich — endlich, wie es zn geschehen pflegt, rascher als ! ich nach so laugen Mühen, Hoffen und Harren voraussetzen dürfte, geordnet. Es war nicht nur jeder Schaden verhütet, ^ sondern sogar ein namhafter Gewin« erzielt worden. Eben so lauteten die Briefe meiner Frau über das Gebaren daheim mehr als befriedigend, Diese Briefe enthielten aber übrigen? nicht den geringsten Ausdruck einer Seh"sucht nach j meiner Rückkehr, einer Klage über Einsamkeil und «ersetzten ! mich insoudcrs, wenn ich an das Nieglel'sche Familienleben dachte, in eine Stimmung der Wehmuth. Der Grund, aus ^ welchem jede derartige Zärtlichkeit vermieden wurde, lag ^ jedoch, wie ich ebenfalls später erfahren, nicht in der Kälte , und Gleichgiltigteit meiner Frau, sondern in der Absicht, ! mir durch sentimentale Klagen nicht das Herz schwer machen, odcr mich wohl gar in dem Geschäfte beirren zu wollen. Es war an einem milden, sogenannten prachtvollen Herbstabcnde, als ich die Vrkcrthülme meines heimatlichen Wohnsitzes wieder im Sonnengolde funkeln sah. Mir war wonniglich und weh zugleich. Elise kam mir freundlich entgegen, jedoch in einer Weife, als ob ich nicht eine Stunde abwesend gewesen wäre. Ich fand Alles in jener Stellung und Ordnung, wie ich es verlassen hatte und mir selbst kam es unter dieser Betrachtung vor, als ob die Lande und Meere, Städte und Menschen nur im Traume au meiner Seele vorübergezogen wären. Die alten Gewohnheiten und Weisen machten von Neuem sich geltend, Comptoir, Fabrik, Abend» gcscllschaft fesselten mich, wie sie mich flüher gefesselt hatten. Nur der Niegler und ihrer Trine vergaß ich nicht. Treu meinem Gelöbnis) sandte ich pünktlich die bestimmten Summen ab und bei dieser Abscndung geschah es oft, daß eine Thräne verstohlen auf das die Sendung begleitende Schreiben fiel. Der alte Buchhalter spielte mir aus diesem Anlaß einen fatalen Streich. Dcr biedere, treue Nechenmann hing nämlich an mir und meiner Gattin mit gleicher Aufrichtigkeit und Liebe. Er wähnte ein Geheimniß entdeckt und den Schlüssel hiefür in einigen meiner Briefe, worin ich meiner lieben „Tochter" Trine erwähnt, gefunden zu haben. In der besten Absicht, mir die Wncht dcr geheimen Sünde zu erleichtern und zwischen mir und dcr von ihm stets als hochherzig gepriesenen Glist eine dießfällige Verständigung herbeizuführen, theilte er seine Ansichten und Wahrnehmungen meiner Gattin mit. Eines Abends saß diese nach lauger Zeit wieder allein beim Thee mir gegenüber. „Ich habe es zwar dem Shortley (so hieß der Buchhalter), streng verwiesen, daß er sich als Diener in Deine Geheimnisse drängt, doch —" „Was willst Du sagen? —" „Du solltest doch im Laufe der Jahre eine bessere Meinung von mir gewonnen haben. Warum behaltst Du mir vor, wa? Du Andern zu verhülle» nicht gewillt oder nicht im Staude bist — Shortley behauptet, Du wärst traurig, dieweil Du Dein Kind nicht als Dein Kind anerkennen darfst vor der Welt und — vor mir." Ich vermochte in den ersten Augenblicken kein Wort der Frage oder Erwiderung zu finden. „Es schmerzt mich, von Dir so sehr verkannt zu sein — doch keine» wcitern Vorwurf; nimm das Kiud, sobald es thunlich, ins Haus, ich will ihm gerue Mutter sein." Als ich meine Besinnung zurückgewonnen, klarte ich Shortleys und ihren Irrthum auf. So viel Großmuth machte jedoch mein H^-z iiberschwcllen: ich verhehlte nicht das Ge« fübl, welches mich im Rieglcr'schen Hause überkommen, daß die Sehn>licht nach innigerem, wärmerem Galtcnlcbcu mich schmerzlich erfaßt, der Reiz des Besitzes und Erwerbes jedoch mich wieder in die alte» Geleise fortgerissen habe. Ich sah eine Thräne von ihren Wangen rollen, ich warf mich zu ibren Füßen und beschwor sie, sich fortan herzlicher an mich zu schmiegen, betheuernd, daß ich jeden äußern Glanz und Flitter der innern süßen, wouncuollen Hcrzcnswclt zum Opfer bringc» wolle. »Ich verstehe Dich nicht," sprach sie, indem ihre großen blaue» Augen seltsam schimmerten; „Du hast mir so viel des Wohlwollens uud der Freundschaft erwiesen, daß icb es Dir nie vergelten kann." „Aber um Gott," rief ich, nachdem ich sie schärfer betrachtet und jetzt erst die auffallende Blässe ihres Antlitzes gewahrt hatte, „Du scheinst ja leidend?" „Ich bin es schon lange." „Die vielen Sorgen und Anstrengungen wahrend meiner Abwesenheit — allsogleich den Doktor —" „Ueberflüssig — Brustlciden — Schwäche — der Doktor meint in zwei, drei Monaten —" „Und Du konntest Deine Krankheit mir verschweigen." „Wozu Dir Sorgen uud Bedenken schaffen) auch hast Du mich ja nicht gefragt." „O, ich bin Deiner unwürdig, Du Engel!" rief ich aus. „Laß daö," unterbrach sie lächelnd, „ich höre Deine Freunde kommen, zerstreue Dich, gute Nacht!" Sie ging dann fort, ordnend, was noch zu ordnen war, wie sie es immer zu thun pflegte. Die Gaste traten ein: Behagen fand ich indeß in ihrem Kreise nicht. Früher, denn gewöhnlich wurde aufgebrochen. Ich legte mich zu Bette, konnte jedoch nicht schlafen. Tausende von Entwürfen zu einer neuen Lebensordnung, Entschlüsse von Geschäftsniederlegung, behäbigem Walten anf einer, vom Gewühle der Welt abgeschiedenen reizenden Villa kochten unter Brust und Stirn. Gegen Morgen stürzte eine Magd hastig und erschrocken l'n mein Kabinet. „Die gnädige Frau will Sie noch ein Mal sehen — sie stirbt!" Wie ein Rasender eilte ich der Botin nach. Elise athmete nicht mehr. Mit einem Lebewohle auf den Lippen war sie lächelnd eingeschlummert. Weder des Arztes Kunst, noch der Dienerschaft Wehklagen vermochten sie wieder zu erwecken. Kraft ihres Testamentes wurde ich Erbe ihres gesammtcn Vermögens. Nur eine Verpflichtung legte nur ihr letzter Wille auf, sie in englischer Erde begraben zu lassen. Wie Ansänge des Presnitzer Harfenspiels. Es ist allgemein bekannt, daß weitaus der größte Theil jener Harfeumäochen, die anf unsern Mcsseu und Märkten umherziehen, aus dem Städtchen Presnitz im böhmischen Erz» gcbirge gebürtig ist. Wie wir jetzt aus den Zellner'schell „Blättern für Musik" erfahren, reichen die Anfänge dieses, wohl schon über die ganze Welt verbreiteten Presninel Harfenspiels und die Auöübuug desselben als Gewerbe kaum über uuser Jahrhundert zurück, und doch legt sich schon das Halb-dunkel der Sage darüber. Man erzählt von einem gewissen Ignaz Walter, der in den Jahren 1776—92 Bürgermeister iu Presnitz gewesen, daß er zuerst dort die Harfe gespielt und deßhalb dcu Beinamen: „König David" erhalten habe; durch einei, Pathen, den cr unterrichtet, sei dle Kunst des Harfenspiels dann weiter verbreitet worden. Fest steht, das; Theresia Enhmann, Schullehrerstochter aus dem nahen Dörnsdorf, zuerst mit der Harfe reiste. Da sie eine s«5ö'nc S nnme Geldes mit nach Hanse brachte, fände" nch Ä»de,e aufgemuntert, ihr Glück auf gleiche Weise in der Welt zu versuchen, und es bildeten Nch bald förmliche Geiellscbattcn, unter welchen die von Loy und Günzel den meisten Ruf erlangte. Ein geschickter Tischler in Presn,tz, Namens Boben-berger, verfertigte die Harfen. Die Gelder, welch!» durch die reisenden Harfeumadchen in die Heimat kamen, die zahlreichen Beisteuern zum Wiederaufbau der Stadt und der Kirche nach dem großen Vrande im I. 1811, die Auszeichnung, welcke einer von ihnen zu Tbeil wurde, indcm üe stck >"it ihrem Gesänge und Spiel vor den drei alliirtcn Monarchen boren lassen durste, wahrend diese 18 >3 bei dem Bürqe! meisler Doberaucr von Treuenfeld in Komotau zu Gaste waren — AUcs dieß trug wesentlich dazu bei, den usueu Erwerb in Ansehen zu bringen. Als es vollends einigen Maschen glückte, j sich im Ausland gut zu verheiraten. und manch.', die ohne ein anderes Eigenthum als ihre Harfe und ih,5 Kunstfertig-» keit hinausgezogen, nunmehr als vornehme Damezum Besuch in die Heimat kam, da gab es keine« Halt mehr. Die Harfe wurde das Ziel, das schon dem Kinde im Traume wie im Wachen vorschwebte, und zu welchem der Zl>g „m so mächtiger wurde, je mehr es mit dein reifenden Alter die Vor- > theile schätzen lernte, die in der Ferne winkten. Um einen > Begriff von den Summen zu geben, welche diese Presnitzer ! Mädchen in der Fremde sich verdienen, erwähnen wir z. B., ! daß durchschnittlich jeden Monat etwa nl)l)l) Gulden von ! ihnen in die Heimat gesandt werden. Besonders zahlreich ! und die Vriefscnduugen über Iödstadt wahrend der Leipziger ^ Messe. Rechnet man nun, daß das nach Hause geschickte Geld ! ctn-a das Drittel der ganze» Einnahme repräsrntirt, so kommt im Jahre eine Gesammtsummc von mehreren Hundertlausenden von Gulden. heraus. i Mlnlmfersuppe. > Ueber die Nutzbarmachung des in manchen Jahren so ! zahlreich erscheinenden, dem Laub der Bäume so gcfädrlichen Maikäfers sind schon verschiedene Vorschläge gemacht worden. ^ Ernste Naturforscher haben den fraglichen Käfer sogar unter ! gewissen Bedingungen als Nahrungsmittel der Menschen ^ empfohlen. ! So findet sich im Sieben Haar's Magazin für die ! Staatsarzueikunde, 3. Band, 2, Heft, nachstehendes Koch» ! rczept von Dr. Schneider. ! „Die Maikäfersuppe wird so bereitet, wie jene der ^ Krcbie. Die Käfer, von welchen man 39 Stück auf eine Portion rechnet, werden so wie ne gefangen sind, gewaschen, ! dliiüi ganz in einem Möiser qcstossen, in heißer Butter h>n-t i geröstet und in Fleischbrühe aufgekocht, fein durchgeseihet und über geröstete Semmelschnitte angerichtet. Ist die Fleische brübe auch schlecht, so wird sie'doch durch die Kraft der Maikäfer vorzüglich, und eine gut bereitete Maikäfersuppe ist schmackhafter, besser und kräftiger als eine Krebssuppe, ihr Geruch ist angenehm, so wie ste auch ohne Fleischbrühe, mit Wasser bereitet, eine gute und kräftige Suppe gibt. „Man nehme nur keine Käfer von Elchen, weil diese einen adslriugirenden Beigeschmack haben. Es ist ein Irrthum, den Maikäfern eine stimulircnde Kraft beizulegen, sie und bloß ernährend; in Conditoreien findet man überzuckerte Maikäfer und man ißt sie kandirt an den Tafeln der Reichen zum Nachtische. Alle Gäste, welche von einer solchen Mai« kä'fersuppe, ohne es zu wissen, aßen, genossen ne mit Wohlgeschmack und ließen sich wiederholt davon geben. Will man täuschen, so thut man zu dieser Suppe einige Krebse; ihre Farbe wird da»n roth und sie passirt dann für eine vortreffliche Krebssuppe, besonders wenn sich in derselben noch einige KrebZschwa'nzc vorfinden." Literatur. Begebnisse auf einem böhmischen Grenz« schlösse. Erzähli von K. V. Hansgirg. Wien. Zamarski A Dlltmarsch. 1863. Unter den Schriftstellern Deutsch«Böhm?ns ist HanSgirg einer der taleulvollsten. Das vorliegende Buch kann zwar kein Roman nack streng künstlerischen Begriffen genannt werden, allein es »ähert sich duich die Ausführlichkeit der Schilderungen dieser Form. Die Begebnisse scheinen theil-weise dem Leben nacherzählt und verlieren sich oft allzusehr ins Brette. Freunde romantischer Literatur werden das Buch nicht unbefriedigt aus der Hand legen, und nch zwischen den ab und zu wechselnden Gestalten des alten Grenzschloffes i'ald ht'Mlsch fühlen. Einige der Erzählungen — das Buch enthält deren sieben, jede einzelne schildert das Treiben einer neuen Gulsherischaft auf dem Schlosse — sind ungemeill lebendig und anziehend geschrieben. Deutsche Geschichten. Herausgegeben unter Mitwir» kung von Direktor Dr. C. Vogel. Leipzig. Otto Spamer. 18«3, Für Kinder von 8 bis 19 Jahren berechnet, werden diese „Deutscke beschichten" der Mutter, der Erzieherin, dem Lehier äußerst willkommen sei». Einem eben so originellen, wie pädagogisch praktischen Plane zu Folge sind diese Erzählungen auf zwei Halbjahre berechnet, und es wird, da zwischen jedem Eizählungs.Abend eine volle Woche liegt, ein leichtes Verständniß des Inhaltes herbeigeführt und unsere Geschichte selbst für das Publikum, der Kleinen schmaclhatt gemacht- Zahlreiche und treffliche Illustialionen mackci! das Interesse an dcm Buche immer von Nliirm rege. D.lcui Z. v. Hlcinmayr.