DER LANDSCHAFTLICHE CUEOET NEUHAUS BEI CILLI IN UNTERSTEIERMARK. VON D- MAX JOS. SCHULER RADEARZT UND DIRECTOR ZU NEUHAUS, CORRE8P. MITGI.IED DER K. K. GESELESCHAFT DER ARZTE.ZU WIEN, DER K. K. ZOOEOGIBCH-BOTANI8CHEN GKSEIX8CHAFT ZU WIEN UND MEIIRER ANDERER WI88ENS0HAFTL. GESELLSCHAFTEN WIRBX. MITGLIED ETC. WIEN 1862. WILHELM BRAUMULLEE K. K. IIOFBUCIIHANDLER. faMrapjjW ©trlag von Wilhelm Braumuller, k. k. Hofbucbhandler in Wien. Siidliche klimatische Curorte mit besonderer RUcksicht auf Pisa. iVizza und die Riviera, Vencdig, Moran und Cries. 33rnhnc^tnngen unit Intjjsrtiliige Dr. Carl Ludwig Sigmund, o. U. Professor dor Medium an der k. k. Universitiit, Prhnararzt am k. k. allgemeinen Krankenhause und Kittcr holier Orden. Zweite vermehrte Auflnge. 1859. Preis: 2 11. — 1 Thlr. 10 Ngr. Von dernselben Verfasser: Uelbersiclit der liekanntesten jn Ink- nni ■dTriuk-(Cnrniistnltrn . hrniitjtrn Hinmdfliiisstr ^ieL»enl>iirg-eii’s. Nacli den neuesten chemischen Analysen und amtlichen Erhebungen in den Jaliren 1858 und 1859. I860. Preis: 1 11. — 20 Ngr. HANDBUCH der allgemeinen und speciellen ileilqiiellenlehre Dr. Josef Seegen, Professor der lieilquellcnlekre an der Wiener Universitiit und Rriinncnnrzl in Carlsbad. Zweite umgearbeitele Aujlage. 1862. Preis: 6 11. 50 kr. — 4 Thlr. 10 Ngr. DER LANDSCHAFTLICHE CURORT NEUHAUS BEI CILLI IN UNTERSTEIERMARK. VON D 1 MAX JOS. SCHULER BADEARZT UND DIRECTOR ZU NEUHAUS, CORRESP. MITGI.IED DER K. K. GE8ELDSCHAFT DER ARZTE ZU WIEN, DER K. K. ZOODOGI8CH-BOTANISCHEN GESF.LL8CHAPT ZU WIEN UND MEHRER ANDERER WIS8ENSCHAFTL. GESEDI.SUHAFTEN WIRED. MITGDIED ETC. WIEN 1862. WILHELM BRAUMOLLER K. K, HOFRUCHUANDLER. o a / DEM LANDESHAUPTMANNE IN STEIERMAEK HEERN KARL GRAFEN VON GLEISPACH IN EHRFURGHT UNI) ERGEBENHE1T DEE, VERFASSER. - . Y o r w o r t. Indem ich diese Blatter der Oeffentlichkeit libergebe, muss ich mein Bedauern dariiber ausspreehen, dass die Herausgabe des unter der Mitwirkung der Herren: Prof. Dr. Unger, Dr. H. W. Reichhardt und Dr. R. Puff verein- barten grosseren Werkes liber Neuhaus inFolge eingetretener Hindernisse 1 eider auf unbestimmte Zeit vertagt ist. — Nur das unab wei share Be- diirfniss, einer den heutigen Anscliauungen und Anforderungen entsprechenden Badeschrift liber Neuhaus veranlasste die Entstehung und Ver- VI offentlichung der vorliegenden Monographie, die, ein bescheidener Vorlaufer jenes grosseren Werkes, dem Arzte und dem Curgaste iib- rigens das biethen wird, was man von ihr zunachst beansprucht: einen Wegweiser und Fiiiirer zu und bei dem Gebrauche der Neu- hauser Therme. Gratz, im April 1862. Dr. Max Jos. Schuler. I n h a 1 t. Seile Vornort.V Lage mill Or(s»erliiiltnlase 1 Hiihe ii. d. M.— Klima.2 Gebirge .... — Bache.3 Vegetation. .... 4 Gescliichtliclics iilier IVenliaua ... 7 l)er Curort mit seineii Dinriclitmigen 14 Gebaude.— Bader.15 Badeleben.16 Communicationen.17 Eentamt.— lMiysibalisclt-clieiiiiscIie Begeltalf'enlieit der Quelle 18 Ursprung der Quelle.— Wassermenge.. ... _ Temperatur. 19 Chemische Analyse.20 Wirhniigsweiiiie lingerer Tlierme 22 Die Heilagentien" 23 Badeausschlag.29 Vcrschlimmerungen wiihrend des Curgebrauches ... 30 VIII Allgemeine mill speclelle Anzeigen fill* unsere Tlieriiialliailei* .... I. Rheumatisehe und gichtisehe Leiden . II. Nervenkrankheiten .... • Nervensehwache. Migrane und Gastralgie. Krampfe. Lahmungen. Hysterie . .... ■ ... . III. Frauenkrankheiten. Anomalien der Menstruation •. Chronischer Catarrh der Gebarmutter und Vaginalschleimhaut Chronisch. parenehym. Entziindung der Gebarmutter . Chronische Entziindung der Eierstocke. Inti'a- und retroperitoneale Exsudate. Senkung der Gebarmutter. Neigung zum Abortus . •. Bleichsucht. Unfrnchtbarkeit. IV. Chronischer Magen- Darm- u.Blasencatarrh V. Hautkrankheiten. VI. Gelenkssteifigkeit, Contracturen . beS'piianzeijfeii. Cleliraiiclisweise tier llierme Dauer des einzelnen Bades. Wahl der Tageszeit zum Baden. Verbal ten nach dem Bade.• Dauer der Curzeit.. Wahl der Jahreszeit zum Badegebrauch .... Wiederholung der Badekur. DisitctiU wiikrend ties CurgebraneluM . Die Sfenhanser Molken. Ausfliige in tile Umgegcnd .... Preistarife, Badeordniiiig u. s. w. . Seite 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 49 54 57 59 Lage und Ortsverhftltnisse. Von der Eisenbahnstation Cilli fiihrt die Strasse nordwestlicli durch das sclioiie fruehtbare Sannthai iiber Hochenegg, an den Schlossern Weixelstetten und Lemberg voriiber, in das freundliche Thai von Neuhaus, das an den Auslaufern der karnischen Alpen 1200' iiber der Meeresflache sich erhebt und von benannter Eisenbahnstation aus in 1 1 / 2 Stunden erreicht wird. Ernst blicken die Ruinen der gewaltigen Schlangenburg in den schonen weiten Thalkessel, den sie Jahrhunderte lang strenge beherrscht, und bilden einen seltsamen Gegensatz zu deni freundlichen Pfarrkirchlein von Doberna, das ein Botlie des Friedens und Segens iiber den Eingang zura Curorte wacht, dessen Gebaude am Saume eines herrlichen Nadel- waldes unterlialb malerisclier, mit Aeckern und Wein- garten geschmiickten Hiigel, inmitten schoner Park- anlagen gelegen sind. Durch terassenformig ansteigende langgestreckte bewaldete Bergriicken und durch die steilen Fels- Schiller, Neuhaus. 1 2 wande eines vielfach zerklfifteten Kalkgebirges gegen Norden vollkommen geschtitzt, gegen West und Ost von cultivirten tertiaren Hiigelketten eingeschlossen, offnet sich das Thai von Neuhaus gegen Siidost in das grosse Sannthal und verdankt neben seiner geo- graphischen Lage — unter 46° G' nordl. Breite und 33° ostl. Lange von Ferro — vorzugsweise der glticlt- liehen Anordnung der Terrainverhaltnisse sein iiberaus mildes vortreffliches Klim a. Der anderen Gebirgs- tlialern eigenthiimliche hochst empfindliche Tempera- turswechsel, die lastigen Frtihjahrs- und Herbstnebel sind Neuhatis vollig fremd, heftige Winde gehoren zu den Seltenheiten. Die grosste Hitze des Sommers steigt nach den bisher angestellten Beobachtungen nur selten fiber 26° R. und in den kaltesten Winter- tagen sinkt das Thermometer nur ausnahmsweise unter — 15° R. Der Winter beginnt selten vor der zweiten Halfte des December und endet in der ersten Halfte des Marz. Mit halben April sind Wiesen und Walder in der Regel grfin, Reif und Nachtfroste jedoch um diese Zeit noch zu ffirchten. Die Hitze des Sommers ist in dem erquickenden Grfin des Waldes und der Wiesen nie drtickend, und die gleichmassige Warme der constant schonen Herbsttage erhalt die Vegetation unseres Thales bis November noch in vollem Schmucke. Was die ge o gn o s t i s ch en Verhaltnisse des Gebietes und der Umgebung von Neuhaus anbe- langt, so lassen sich vorzugsweise zwei wesentlicli verscniedene Gebirgsarten in demselben unterscheiden. 3 In nordlicher Richtung vom Badeort findet sich als vorherrschendes Gestein ein dichter graulich weisser Kalk — Alpenkalk — der nach Zollikofer aller Wahrscheinlichkeit nach der oberen Trias angehort und mit dem Hallstadter Marmor parallelisirt werden kann. Er erhebt sich, wie scbon angegeben, in lang gestreckten bewaldeten Bergrficken, die nach beiden Seiten st.eil abfallen, mit oft senkrechten nackten Felswanden als ein vielfach zerkliiftetes Gebirge, das fiber 3000 Fuss hohe Kuppen aufweist und unter der gemeinschaftlichen Bezeichnung des Weitensteiner Kalkgebirges auch unsere Gutenegger Berge in sich schliesst. Durch die wildromantischen Durchbrtiche dieses Gebirges stromen sammtliche bedeutenden Bache, welche von Norden her nach Stiden der Sann zu- eilen. Der Durchbruch der Paak zwischen Waldeck und Wollan, jener der Hudina zwischen Weitenstein und Einod, jener des Engbaches bei Sternstein, dann des Neuhauserbaches oberhalb Guttenegg sind be sonders malerisch. Ausser dem Kalk bilden Schiefer und Sand steine die vorherrschende Gebirgsart des Gebietes von Neuhaus. Sie gehoren der eocanen Periode an und halten sich in ihrem Auftreten an den stidlichen Rand des erst erwahnten Kalkgebirges. Unter ihnen niramt der Mergelschiefer als Lagerstatte von fossilen Pflanzenresten unsere Aufmerksamkeit besonders in Anspruch. Die in demselben vorfindigen Pflanzen- petrefaete beschreibt zuerst Prof. Dr. F. Unger 1 * 4 in seiner vortrefflichen Abhandlung: „Die fossile Flora von Sotzka“ (Denkschriften der kais. Aka- demie der Wissenschaften Band II.) und belehrt uns fiber den tropischen Charakter dieses bislier noch unbekanuten Florengebietes, das wir in der heutigen Flora der siidiiehen Hemisphare, namentlich in Ge- wachsen auf den Inseln des stillen Oceans wieder- finden und vveiset nach, dass ungeachtet sammtliche Pflanzenreste nicht zu verkenner.de Spuren der Ein- wirkung des Wassers an sieh tragen, dieselben doch samrnt und sonders nur Landpflanzen angehoren. Eine reiche Fundgrube dieser interessanten Pflanzen- abdriicke treffen wir in deni eine halbe Stunde voni Curort entfernten Saverch auf der Anhohe zwischen Gutenegg und Tschreskova, ferner bei deni Schlosse Gutenegg auf der Anhohe westlich vom Schlosse und hinter dem Schloss Einod — Sotzka — am linken und rechteri Thalgehange. Interessant sind auoli die auf dem westlich vom Curhause ansteigenden bewaldeten Bergriicken vor- kommenden Austern- und K o ra 11 en ba nk e als unwiderleg'oare Zeugen der eiust hier bestandenen Wasserbecken, die in die vorweltliche Bildungsepoche unseres Erdkorpers — obere Tertiarschichtenbildung -- zuriickfiihren und mit der noch heute im Muude des Landvolkes fortlebenden Sage vom Marienkirchlein am See nichts gemein haben. Werfen wir einen Blick auf die Vegetation*) *) Dr. H. W. Keichardt: Flora des Bades Neuhaus nachst Cilli. Wien 1860. s des an Pflanzenschatzen viberaus reichen Gebietes von Neuhaus so bemerken wir vor Allem, dass die aus Bandstein oder Schiefer bestehenden niedrigen abgerundeten Kuppen mit einer zusammenhangenden Pflanzendecke bekleidet und grosstentheils von Nadel- holzern bewachsen sind, wahrend die hoheren aus Kalk bestehenden Berge vorwiegend von Laubholzern bedeckt werden. Da in der Niihe des Bades die Region des Sandsteins und Schiefers beginnt, so er- klart sich das vorherrschende Auftreten von Nadel- holz auf den nachstgelegenen Hiigeln. Der Wald bedeckt ungefahr die eine Halfte des Areales von Neuhaus, wahrend die beiden anderen Hauptformen der Vegetation, Feld und Wiese, sich in die andere Halfte gleich theilen. Die Felder und Wiesen finden sich theils in den Sohlen der Thaler, theils an den mehr oder weniger steilen Abhangen der Berge vor- ziiglich dort, wo der Kalk von Sandstein oder Schiefer durchsetzt wird. Der Graswuchs auf den Wiesen der Thaler ist ein sehr iippiger, so dass zwei auch dreimal gemaht werden kann. Die holier gelegenen Bergwiesen haben einen viel sparlieheren Graswuchs. Auf den Feldern baut man grosstentheils Roggen, Hafer, Weizen, Gerste, Mais, Kartoffel, seltener Lein, Erbsen, Linsen, Hanf. Als zweite Frucht nach der Ernte der Wintersaat lindet man vor Allem Buch- weizen, Bohnen, Rubsen, gelbe Riibe, Kiirbise u. s. w. Die Flora von Neuhaus ist theils durch ihren bcdeutend sudlichen Charakter theils durch das Auf¬ treten von vielen Voralpenpflanzen bei einer relativ 6 geringen Erhebung fiber den Meeresspiegel fiir den Botaniker von grossem Interesse. Der siidliehe Charakter zeigt sich am auffallendsten in der Wald- vegetation. Die edle Kastanie ( castanea vesca ) bildet neben der Eicbe, Fichte, Tanne einen der gewohn- lichsten und stattlichsten Waldbaume; ebenso baufig findet sich die Manna-Esche ( fraxinus ornus), die Hopfenbuche ( ostrya carpinifolio). Von den Unter- holzern spielt der Epheu ( hedera helix ) eine sehr hervorragende Rolle und windet sich den Lianen der Tropen ahnlich in armsdicken Stammen bis an die Gipfel der hochsten Baume.— Dersubalpine Charak¬ ter zeigt sich vorzugsweise in der Flora der Kalkfelsen und der Botaniker begegnet an den steilen Abhangen derselben oft den selterjsten Zierden. So findet man an Steilen mit einer Erhebung von wenig iiber 1500 Fuss die Alpenrebe (atragene alpina), das zweiblumige Veilcben ( viola biflora'), den berandeten und keil- blatterigen Steinbreoh ( saxifraga cruatatau. cuneifolia), die behaarte Alpenrose ( Rhododendron hirsutum), die Cortuse ( cortusa Mathioli)*) u. s. w. *) Dr. H. W. Reichardt hat in seiner ,,Flora des Fades Neu- iiaus“ Wien 18fi0, beiliiufig dOO Arten Phanerogamen und CJefasskryptogamen und iiber 200 Arten Moose aufgezahlt. Geschichtliches iiber Neuhaus. Bei der grossen Bedeutung, welche Cilli — als Colo- nia Claudia Celeja eine der bedeutendsten Stadte Mittel- norikums — unter den Romern besessen, ist es wohl natiirlich, dass letztere alle Seitenthaler der grossen Cillier Ebene genau kannten und auch in Neuhaus Spuren ihrer Herrschaft zuruckgelassen haben. Allein nichts spricht fiir die Annahme, dass unsere warme Quelle von ihnen schon gekannt und als Bad beniitzt wurde. Die Zeit und die Art der Entdeckung dersel- ben ist vollig unbekannt. Die erste urkundliche Naohrioht iiber die Quelle und ihre Beniitzung zu Heilzwecken stammt aus der zweiten Halfte des XVI. Jahrhundertes. Sie nennt den „Hanns Franz von Neuhauss" als Eigen- thumer der Lehensherrschaft und des Bades Neuhaus, und macht gleichzeitig mit einem „Blasy Scblosser“ als ersten Pacbter und mit dem ^Wolfgang Arlo“ als ersten Wirth von der Teplitz d. i. von dem Bade *) Dr. K. Tangel, Beitrage zur Geschichte der Herrscbaft und des Bades Neuhaus. 8 Neuhaus bekannt, das zu jener Zeit bald die Te- plitz — von dem slavischen teplica, wanne Quelle, warmes Bad — bald das Padt an derToplitz, bald das Wildpadt zu Neuhaus genannt wurde. Nacb dem Tode des Hanns Franz von Neuhaus kam die Herrschaft und somit auch das Bad Neuhaus im Jahre 1605 durch Kauf an dessen Schwester Ko- sina, verehelichte Freiin von Saurau. So unan- sehnlich der Zustand des Bades zu jener Zeit gewe- sen, so war nichtsdestoweniger seine Heilkraft schon in ziemlich grossem Ansehen. Die Herren und Land- leute im Viertl Cilli richteten an den im Sommer des Jahres 1608 versammelten Landtag ein Gesuch um Bewilligung von 600 fl. zur Erbauung eines Hauses im Bade Teplitz, worm es wortlich heisst:. „wasmassen sicli ain herrliche nutzbarliche Teplitz, „die nicht allein die nagst anliegenden, sonder auch „von weiten zue raisenten erspriesslich geniessen, in „der Herrschaft Neuhauss gefunden wirdt. Weil den „aber ausser etlichen khlain Heussl alda khain Vnd- „terkhumben (ist) vnd dannenhero sowoll wir alss „andere Frembde die pflegung vnsers gesunts (Ge- ^sundheit) muessen vndterlassen. Auf dass aber so- „liche gab Gottes denen Menschen bessei moge zu „nuz khumen, so (bitten wir etc.) u Die Landschaft ging auf dieses Ansuchen ein, und wendete sich wegen IJeberlassung eines Bau- platzes an die Eigenthiimerin Rosina Freiin von Sau¬ rau, die im April 1609 der Landschaft „aiu Orth Kirchgrunts" zur Erbauung des Hauses abtrat. Der 9 Bau wurde 1612 beendet, und scheint dasselbe vor dem heutigen Curhause, da wo jetzt die sogenannte Terasse ist, gestanden zu haben. Wann es abgebrochen wurde, ist nicht bekannt; gewiss aber ist es, dass die¬ ses erste zu Curzwecken bestimmte Gebaude in Neu- baus von der steiermarkischen Landscbaft aufgefiihrt und von ihr so der erste Grund fiir die Zukunft des Curortes gelegt wurde. Im Jahre 1613 verkauften Rudolph Freiherr von Saurau und seine Gemahlin Rosina die Herrschaft Neuhaus „zusambt der Toplitz und aller derselben Zugeh6r“ an den edlen vesten Herrn Hansen Gaitschnigg, der sie bald darauf seinem Bruder Mathias Gaitschnigg oder Gatschnig durch Kauf iiberliess. Mit Mathias Gaitschnigg beginnt fiir das Bad Neuhaus eine neue Epoche. Er liess 1624 die Quelle in das zum Theile jetzt noch bestehende steinerne Bassin einfassen, baute dariiber ein ziemlich ausge- dehntes Badgebaude mit Kaminern zum An- und Aus- kleiden fiir Badende und mit Zimmern zur Unterkunft der Gaste. Das Bassin war damals durch eine hol- zerne Scheidewand in zwei Abtheilungen, die eine fiir Frauen, die andere fiir Manner geschieden; die Eingiinge zu demselben waren auf der Seite, wo jetzt die neuen Separatbader angebracht sind. Das der- malen an der Aussenseite des Fremdenbades einge- mauerte von einem Engel gehaltene Doppelwappen schmiickte einst das Frontgebaude des alten Bad- 10 hauses, von dem die seitlichen Hoftracte noch heute bestehen. In Mathias Gaitschnig verehrt Neuhaus das An- denken eines Mannes, ohne dessen thatkraftigem Zu- thun die Entscheidung der Lebensfrage unseres Cur- ortes noch lange zweifelhaft geblieben ware, und nicht mit Unrecht wird er von Vielen der eigentli- che Grander des Bades genannt. Die im Curbassin eingemauerte Steinschrift stammt von diesem Math. Gaitschnig und ehret sein Andenken mit den Worten: Dis Padt ist dem Landt zu Ehrn Erbaut von dem edlen Herrn Der mit Namen is unterschriben, Sonst es noch lenger wer wist bliben, Als man zelt 1624 Jahr, Da er Poses sor zu Neuhaus war. Mathias (L. S.) Gaitschnig. (I)abei rechts dasGaitsehnig'sehe, links dasSibenitsehki’scheWappen.) Leider waren der damals herrschende dreissig- jahrige Krieg, noch mehr aber der im Jahre 1635 in der Untersteiermark ausgebrochene grosse Bauern- aufstand mit seinen furchtbaren Verheerungen den Interessen des neuen Unternehinens nicht giinstig, und des Mathias Gaitschnigs alterer Sohn Johann Mathias, dem der Vater im April 1643 den Besitz der Herrschaft und des Bades Neuhaus abtrat, be- sass nicht den Muth und die Thatkraft seines Vaters, der im Jahre 1647 starb, und an der Seite seiner Gemahlin in der Pfarrkirche von Doberna beigesetzt ist, wo ihre Grabsteine noch vorhanden. 11 Johann Mathia3 Gaitschnig — der sich spater von und zu Schlangenburg nannte — ist ge- nothiget, zur Ausbesserung und Erweiterung des Ge- baudes an der „Neuhauser Teplitz 11 im Jahre 1678 um eine Unterstiitzung bei der steiriscben Landschaft nachzusuchen, und diese sieht sich in Anbetracht des Umstandes, „dass Herrn und Landleute daselbst die „hochberuhmte Heilquelle beniitzen und das Bad eine „gemeinniitzige Anstalt sei,“ veranlasst, dem Herrn von Schlangenburg den Betrag von 1500 fl. aus der Landschaftskasse zur erbetenen Bauhilfe zu erfolgen. Allein die immer misslicher werdenden Geld- verhaltnisse der Familie Schlangenburg lasteten be- sonders driickend auf dem Bade, das nach dem Tode des Joh. Math. Schlangenburg im Jahre 1682 auf des- sen altesten Sohn Karl Eusebius und nach ihm im Jahre 1729 auf den Sohn seiner alteren Tochter Johann Kasper von Brandenau mit der Herr- schaft Neuhaus oder Schlangenburg vererbte. J. K. v. Brandenau blieb 36 Jahre in dessen Besitz; seine Sohne aber waren nicht im Stande, das verschuldete Erbe des Vaters zu iibernehmen. Dasselbe wurde 1769 im Lizitationswege verkauft, von Brandenau’s Schwester Maria Kieopha Th. Freiin von Dinnersberg auf Weixelstetten erstanden, und kam 1770 durch Franz Xav. Aug. Freiherrn von Dinnersberg wieder an einen Urenkel der Gaitschnig-Schlangenburgischen Linie. Unter ihm finden wir das Bad Neuhaus im We- sentlichen noch so, wie wir es 1624 unter Mathias 12 Gaitschnigg verlassen haben, und roan muss in der That staunen, dass trotz dieses primitiven Zustandes der Anstalt die Frequenz derselben in der letzteren Zeit dieses Dinnersberg eine so erhebliche gewesen. Namentlich entsendeten die damaligen franzosischen Kriege alljahrlich ein grosses Contingent verwunde- ter Offiziere nacli Neuhaus. Selbst Ludwig Bona¬ parte, Bruder Napoleon I. und Vater des gegenwar- tigen franzosischen Kaisers besuchte als Exkonig von Holland unsere Therme im Jahre 1810, wiederbolte die Cur daselbst im nachstfolgenden Jahre, und hat sich ein bleibendes Andenken dadurch geschaffen, dass er den Boden des Curbassins, der theilweise von anstehenden Felsen gebildet wird, durch einen Steinmetz ebnen liess. Erst unterFranzXav. Cajetan Freiherrn von Dinnersberg, der 1814 Eigenthiimer der Herrscbaft und des Bades Neuhaus geworden war, wurde das vordere alte noeh von Math. Gaitschnig aufgefuhrte Frontgebaude niedergerissen, an seine Stelle ein neues einstockiges Gebaude aufgebaut, selbes mit den beiden alten Hoftracten verbunden und besser eingerichtete Wohnungen fiir Badegaste geschaffen. Im Jahre 1847 erfolgte die Trennung des Bades Neuhaus von der gleichnamigen Herrschaft. Ersteres wurde von dem Schwiegersohne des bisherigen Be- sitzers dem Johann Grafen von Iioyos ange- kauft, der durch Erhohung des Frontgebiludes um ein Stockwerk, durch den Bau des Cursaales, der Hauskapelle, des Fremden- und Armenbades, durch 13 Anlegung gewolbter Kanale, Herstellung der Park- anlage, Einfuhrung regelm assiger Postfahrten, Ankauf der sogenannten Nowakrealitat u. s. w. in den Zeit- raum von 11 Jahren fur das Bad unstreitig mehr gethan hat, als alle seine Vorganger seit 200 Jahren. Mit dem Jahre 18 '■> 8 beginnt fiir Neuhaus eine neue und wichtige Epoche. Im December dieses Jah- res erfolgte der Ankauf dieses vaterlandischen Cur- institutes durch die Stande Steiermarks, und so wird Neuhaus im Jahre 1861 Eigenthum dei¬ st ei erm ark i s che n Lands chaf't, derselben, die vor 250 Jahren durch den Bau des ersten Hauses „an der nutzbarlichen Teplitz“ den Grund zu dem Werke gelegt hat, das zu vollcnden sie heute berufen ist. In der That, noch sind nicht 3 Jahre seit dem neuen Besitzeswechsel verflossen, und schon steht an der Stelle des unansehnlichen Nowakhauses das schone Herrenhaus, die Milchmariandel ist vollstandig umge- baut, die Anstalt mit neuen Separatbadern bereichert, der Ban des grossen Stallgebaudes vollendet, der Um- bau der alten, die Anlegung neuer gewolbter Abzugs- kanale durchgefuhrt, das Curbassin, der Cursaal neu uinstaltet, die umfasseudsten Verbesserungen und Be- reicherungen im Haushalte gemacht, neue Anlagen u. s. w. geschaffen, kurz, im wohlverstandenen Interesse des Landes derWeg eingeschlagen, auf welchem Neu¬ haus in Biilde das sein wird, wozu es durch die Reichhaltigkeit seiner lieilkraftigen Quelle inmitten eines herrlichen Landes bestimmt ist. Dei* Curort mit semen Einriehtungen. Der Curort Neuhaus bestelit derraalen aus 11 G e- bauden, von denen 7 zur Aufnahme von Curgasten bestimmt, und zu diesem Ende mit 181 theilweise sehr elegant eingericliteten Ziminern versehen sind. Das Curhaus enthalt in einem ausgedehnten Vorder- und zwei Seitentracten 107 Wohnzimmer, die mit den daselbst befindlichen Badern durch Cor- ridore und Gange in Verbindung stehen; ferner die Iiausltapelle, den schonen Cursaal, die Speiselokali- taten, das Billard- und Lesezimmer, die Rentamts kanzlei, Apotbeke, Waarenhandlung, Leihbibliothek u. s. w. — Dem Curhause gegeniiber ist das Frem- denbadgebaude mit einem eigenen Bassin und S Zimmern flir Curgaste; an dieses schliesst sick die Conditorei und das Armenbad an. Auf der klei- nen Anhohe hinter dem Curhause steht die Hube mit S Zimmern; jenseits des kleinen Teplitzbaches das geschmaekvoll gebaute Herrenhaus mit 15 Zimmern, darunter 4 Balkonzimmer und der Woh- nung des Directors; dem Herrenhause gegeniiber das 15 Wiesenliaus mit 23, unterhalb desselben die schone Villa Hygaa mit 24 Zimmern, am Ende der Allee die Milchmariandel mit der Wohnung des Rent- beamten, der Molkensiederei, den Kaffeeschankloka- litaten und 2 vermiethbaren Zimmern. Uebrigens werden auch in dem nahen Pfarrdorfe Doberna Woh- nungen an Badegaste hintangegeben. Das urspriinglieh zur Unterkunft verwundeter Krieger am andern Ende des Curortes errichtete Gebaude — die Barrake — wird demnachst das Wasch- und Trockenhaus der Anstalt; — das grosse neue Stallgebaude, in welchem die Wohnung des landsch. Gartners, das Glas- und Treibhaus und die Sclianklokalitaten un- tergebracht sind, hat vorziigliche Stallungen und Remisen. An Badern besitzt die Anstalt 3 gemeinschaft- liehe Badebassins, sogenannte Piscinen, 5 Separatba- der mit den nothigen Douchevorriehtungen, Wannen- und Sitzbader. Das grosse Curbassin bildet mit der iiber ihn aufgebauten geraumigen lichten Halle den hin- teren Tract des Curhauses, hat eine Bodenfliiche von 523% Quadratschuh und fasst 4 l / 2 Schuh hoch gefullt eine Wassermenge von 2355 Cubikfuss. — Das Bas- sin des Freindenbades hat eine Bodenflache von 376 Quadratschuh, und halt bei dem gewbhnli- chen Wasserstande 1692 Cubikfuss, das Armenbad mit 43% Quadratschuh 239 Cubikfuss Thermalwasser. Diese Bassins werden taglich zweimal abgelas- sen und gereiniget. 16 Die 5 Separatbader sind an das Curbassin angebaut. Das alte Separatbad fasst bei 60 Q. Soh. Bodenflache 270 Cub.Fuss, Da der Zuiiuss zu den Separatbadern abschliess- bar ist, so lasst sich dieser sowohl als die Tempera- tur des Wassers in denselben nach Bedarf reguliren. Die Separatbader werden nach jedesmaligem Ge- brauche abgelassen und gereiniget. — Sammtliche Bassins sind durch ringsum an den Wanden angebraebte Stufen und Biinke fur Gross und Klein zugangig; das Niveau des continuirlich zu und abfliessenden Wassers, in der Regel 4 l / 2 Schuli hoch, kann nach Bedarf geandert werden. Alle Ba¬ der sind mit den entsprechenden Ankleidekabineten und mit den nothigen Vorrichtungen zum Warmen der Wasche versehen und erhalten das Licht theils von der Seite theils durch Glaseindeckungen von oben. Der ganze Curort liegt in einem von der Natur angelegten Park, der in sorgfaltig gepflegten schonen Anlagen und Waldwegen allenthalben mit einladenden Ruheplatzen, Bankchen und Tischen versehen ist, wo es sich angenehm traumt und plaudert. In dem ge- schmackvoll ausgestatteten Cursaal, der zugleich Speisesaal ist, stehen ein sehr gutes Piano-forte und eine geniigende Anzahl von Zeitungen zur Verfiigung; 17 man versammelt sich daselbst zur table d’hote, zur Con¬ versation, zum Spiele, zu Vorlesungen, Concerten, Tombola, Tanzchen, hie und da zu grosseren Ballen. Eine eigene Musikkapelle produeirt sich zu bestimmten Stunden des Tages in der Nahe des Curhauses. Billard und Leihbibliothek haben viele Interessenten und der Kaffeesalon der Milchmariandel zahlreiche Verehrer. Die culinarischen Angelegenheiten werden von einem eigens bestellten landschaft. Restaurateur besorgt. — Naturfreunde linden in der reizenden Um- gegend des Curortes unersehopfliehe Geniisse. —. Gltinzende Feste, Gelage, Bpielbanken fehlen in Neu- haus ganz und gar; das Badeleben daselbst tragt den Charakter eines landlich anspruchslosen unge- zwungenen Zusammenlebens und wer von dem Treiben des Weltmarktes weg nachRuhe sich sehnt in seinen Leiden, nach einem Platzchen, um dort ungestort an dem Werke seiner Genesung zu arbeiten, der findet dasselbe in unserem lieben Gebirgsthale. Regelmassige Postfahrten und Privatgelegenheiten verkehren zu festgesetzten Preisen taglich zwischen dem Curorte und Cilli, respective mit Wien und Triest und nach alien Punkten der Umgegend. — Das landschaftliche Rentamt mit dem Director, der zugleich Badearzt ist, an der Spitze, fiihrt die un- mittelbare Leitung der ganzen Anstalt, die ein Eigen- thum der steiermiirkischen Landschaft alle Tax- und Preisbestimmungen, alle Anordnungen und Weisungen von dem Landesausschusse empfangt. Schuler, Neuhaus. 2 Physikalisch-ehemische Beschalfenheit der Heilquelle. Die M ineralquelle, der Neuhaus sein Entstehen verdankt, tritt auf einem Raum von ungefahr 2 Quadrat Klaftern in zwei grbsseren und mehreren kleineren Miindungen unmittelbar aus eocanen Sandstein zu Tao-e, scheint aber tiefer aus dem Kalk zu komraen der gerade neben dem Ursprung der Hauptquelle auf tritt, und speist mit ihrem grossen Wasserreich- thum die unmittelbar uber und neben ihren Ursprung beiindlichen Rader. Ihr Zutluss betragt acht Eiiner in der Minute, ihre Tern per atur zeigt unab- hangig von Witterung und Jahreszeit 28° R. Diese Bestandigkeit des Wasserzuilusses und der Temperatur sprechen fiir die grosse Tiefe, aus welcher unsere mit Erdwarme geschwangerte Therme zur Oberllache aufsteigt, die nach approximativer Bereclinung auf mindestens 2800 Fuss veransehiagt werden muss. Das Wasser selbst ist krystallhell, farblos, oline besonderen Geschmack und Geruch, auf Probepapier ohne Einwirkung, weich und seifenartig anzufiihlen, 19 bleibt auch bei langerer Aufbewahrung oline Boden- satz, bildet jedocb an den Abflusswehren die aus griinenVegetationszellen bestehende conserva termalis, welche Steine und Holz daselbst mit griinen faden- formigen Massen uberzieht; sein spezifisches Gewicht betragt nach Prof. Hruschauer bei 18° C. 1,001.125. — Alles, was iiber grossere Warmecapacitat unseres oder irgend eines andern Thermalwassers, iiber sein griisseres Lichtbrechungs- oder Wiederbelebungs- vermogen vertrockneter Blurnen u. s. w. Wunderbares erzahlt wird, gehort in das Bereich langs veralteter Marchen. — Dort, wo unsere Quellen zu Tage treten, findet unter abwechselnd reichlicherer Blasenbildung die Entbindung eines Gases statt, das sich als Stick- stoff kennzeic’nnet. Heftigere Bewegungen des Ba¬ den den verursachen eine Art Moussiren des Wassers, wobei sich die Oberflache des Badenden mit unzah- ligen Gasperlen bedeckt, wahrend auf vollkommen ruhigem Wasserspiegel namentlich bei schief einfal- lenden Sonnenstrahlen allenthalben ein femes Spritzen wahrgenommen wird, das bei Yerminderung des Luftdruckes z. B. vor einem Gewitter starker, bei hoken Barometerstande und kiihler Temperatur weniger stark ist, und sich aus dem Gehalte an Kohlensiiure erklart, die unter einem vielfachen Atmospharendruck vom Wasser aufgenommen bei Annaherung desselben an die Oberflache in Folge des dadurch verminderten Druckes entweicht. Die von Prof. Hruschauer im Jahre 1847 vor- genommene ch emische Analyse gibt ubereinstim- 2 * 20 mend mit friiheren Analysen folgende qualitative und quantitative Bestimmungen: In 10,000 Im Medici- Der gegebenen chemischen Analyse zu Folge gehort unsere Mineralquelle in die Klasse der Akrato- thermen und ist als solehe durch ihren relativ grossen Kohlensauregehalt und durch ihre derBlutwarme des gesunden Kbrpers gleich- kommende Temperatur ausgezeichnet, ver- 21 moge welcher sie ohne alle Vorbereitung so, wie sie aus dem Erdinnern kommt, un- mittelbar zum Bade bentitzt, was ein nicht zu unterschatzender Vorzug gegeniiber Mineralquellen ist, die durch kiinstliche Erwarmungs- oder Abkiih lungsvorrichtungen zum Badegebrauch erst geeignet gemacht werden miissen. Wirkungsvveise unserer Therme. Wahrend man vor noch nicht langer Zeit die Heil- wirkungen der Mineralbader nur durcli die Aufnahme der in denselben enthaltenen medicamentosen Be- standtheile mittelst des Hautorganes und durch den Uebergang derselben in die Blutmasse zu erklaren wusste, haben die wissensehaftlichen Forschungen der Neuzeit den Glauben an die Wasserresorption durch die Haut sehr wankend gemacht und die An- sichten iiber die Wirkungsweise der Mineralbader wesentlich anders gestaltet. 1st auch die Frage iiber die lmpermeabilitat der Haut wahrend des Bades noch keine vollig ge- schlossene und die Behauptung, dass die im Wasser gelosten tixen Quellenbestandteile von der Haut nicht aufgenommen werden, mit den Gesetzen der Diffusion scbwer in Einklang zu bringen, nach welchen der thierischen Membran insbesondere gegeniiber einem kohlensaurereichen warnsen Thermalwasser, wie das unsere ist, der ex- und endosmotische Stoffaustausch schwer abzusprechen ist; so kann doch andererseits 23 nicht gelaugnet werden, dass selbst bei einer nicht in Frage gestellten cutanen Wasserresorption die minimalen Quantitaten medicamentoser Stoffe, welche von einem indifferenten Thermalwasser dem Blute zugefiihrt werden konnten, zur Erklarung der fiber- raschenden Heilerfolge unserer Therme ebensowenig ausreichen, als es vergebliche Miihe ware, aus der Qualitat der vorfindigen lixen Quellenbestandtheile den Nachweis des ursiichlichen Zusammenhanges mit den erzielten Heilerfolgen herstellen zu wollen. Prof. Loschner*) hat zuerst auf die Auf- nahme gasformig suspendirter Quellenbestandtheile durch die Lunge und auf die hiedurch primar ein- geleiteten machtigen Veranderungen im Blute hinge- wiesen und der grossen Bedeutung dieser Aufnahme fur die Wirksamkeit der Mineralbader das Wort ge- sprochen. — Wenn man bedenkt, dass die Menge der von uns taglich eingeathmeten Luft nach Prof. Ludwig li/ 2 Ctr. betragt, und dass das den Korper eines erwachsenen Menschen durchstromende Blut im stetten Kreislaufe wahrend 24 Stunden 1400mal wahrend einer Stunde also ungefahr 58mal die Lungen passirt, so ist dem ex- und endosmotischen Wechsel verkehr zwischen fliichtigen Thermalwasserbestand- theilen und dem Blute im weiten Bereiche der Lungen- zellen allerdings ein grosses und ergiebiges Feld eroffnet. Allein wer hat von kleinen Wasserpar- tikelchen mechanisch mit fortgerissene oder gar mit den Wasserdampfen tibergehende tixe Quellenstoffe *) Balnelog- Skizzen, Prager Vierteljahrsschrift I. 1857. 24 in den Baderaumen indifferenter Thermen je nachgewiesen oder wer besasse den Muth, sich mit den pharmakodynamischen Kraften des dort einge- athmeten Stickstoffes oder der Kohlensaure zur Er- klarung der oft staunenswerthen Heilwirkungen be- gntigen zu wollen! — Prof. Loschner hat uns die Beweise fur seine gewiss sehr anziehende Hypothese bis jetzt noch nicht geliefert. Die vorurtheilsfreie Erklarung der Wirkungs- weise der Neuhauser Thermalbiider stiitzt sich auf die dem Erdinnern entlehnte natiirliche Warme unseres koh1ensaurereichen Ther- malwassers, auf den E in flu s s der klimati- schen Verhaltnisse desCurortes und auf den Einfluss des Badelebens iiberhaupt. Das nach Verwerthung dieser drei Factoren iibrig blei- bende Unerklarliche ihrer Heilwirkung wird als unum- stossliche Erfahrung den wissenschaftlichen Forsehun- gen derZukunft zurLosung iiberlassen werden miissen. Bei der Betrachtung der physiologischen Wir- kungen des Warmeprinzipes, dessen Trager unser Thermalwasser ist, legen wir auf seine der Blut- warme des gesunden Korpers nahekom- raende, die nor male Hautwarme iiberstei- gende Temperatur von 28° R. ein besonderes Gewicht und erkennen in ihr einen wichtigen Grand der intimen Beziehungen unserer Quelle zu dem weib- lichen Organismus, dessen zarterer Constituirung, dessen reizbarerem Gefass- und Nervenleben hohere Warmegrade nur selten zusagen. 25 Durch diese ihre natiirliche Warme nun wirken unsere Bader zunachst und unmittelbar ge- linde erregend auf die aussere Haut und auf die in ihr ausgebreiteten peripherischen Gefass- und N er v en v erz w e i gun ge n und be- einflussen von hier aus die Functionen aller inneren Organe des Korpers. Indem sie die capillare Gefassthatigkeit der Haut vermehren, modifiziren und beschleunigen sie zugleich die Thatig- keit des Gesammtkreislaufes, des Herzens, der Lunge, der Leber u. s. w. und bedingen so einen rascheren und lebendigeren Stoffwechsel, der sich in der er- hohten Thatigkeit aller ausscheidenden und aufsau- genden Organe insbesondere in einer vermehrten Ausscheidung des Hautdunstes, des Sebweisses, Schleimes und in einem nachweisbaren Gewichtsver- luste des Korpers nacb dem Bade auspricht. Die gesteigerte Thatigkeit der Empfindungsnerven der Haut, welche sick zunachst als erhohte Warmeem- pfindung fiihlbar macht, wird zu den Nervencentren fortgepflanzt und von hier aus auf die motorischen Ner- venbahnen iibertragen, wodurch auch diese zu er- hobter Action angeregt werden. Daher das Gefiihl leichterer Beweglichkeit in den Organen der moto¬ rischen Nerven — den Muskeln — zu Anfang des Bades. Bei langerer Einwirkung der Thermalwarme treten die eben ..beschriebenen Aeusserungen des ver¬ mehrten Stoffwechsels und mit ihnen die Thatigkeit der ab- und ausscheidenden Organe noch bestimmter 26 hervor, ihre Wirkung in dieser Richtung wird eine durchgreifendere, nachhaltigere. Zugleich aber ver- mindert, sicli die gesteigerte Thatigkeit der Empfin- dungsnerven und die durch sie veranlassten Reflex- bewegungen werden mehr weniger ausgeglichen; es tritt allmahlig die beruhigende beschwich- tigende Wirkung des warmen Thermal- bades ein. Unter ilirem Einflusse vermindert sich die anfanglich erregte Herz- und Lungenthatigkeit, der Puls wird ruhiger, das Atbraen freier und leichter, der gesteigerten Schmerzhaftigkeit in den kranken Tbeilen folgt jetzt ein Nachlass der Schmerzen, der krampfhaften Bewegungen, ein Gefiihl unbeschreib- lichen Woblbehagens iiberkommt den Badenden, der bei zu sehr protrabirter Dauer des Bades sieb ange- griffen und matt fiihlt. Dieses Gefiihl der Ermattung, des Angegrifl'enseins, das in dem durch das Bad ver¬ anlassten regeren Stoffwechsel, d. i. in der kiinst- lichen Steigerung der Lebensprozesse seinen Grund hat, ist jedoch nur ein voriibergehendes, denn gleich- zeitig macht sich jene hochwiehtige Eigen- thiimlichkeit unserer Bader, jene bele- bende kraftigende Wirkung geltend, die sie auf das in seiner Energie gesunkene Nervenleben ausiiben, insoferne die krank- haft veranderteAction desselben der wirk- liche Ausdruck der Schwache, der Er- schopfung der Nervenkraft und nicht etwa Folge organise her Destructionen ist. Die hohe Bedeutung dieser charakteristischen 27 Wirkungen gibt sich im Bereiche krankhafter Ner- venreizbarkeit durch allmalige Abnahme der abnormen Reizempfanglichkeit und Empfindlichkeit, durch all¬ malige Zunahme der Widerstandskraft, im Bereiche der motorischen Nervenbabnen durch Wiederkehr normaler Muskelaction kund; sie tritt in der vegeta- tiven Sphare unter den Erscheinungen besserer Blut- bcreitung und kraf'tigerer Erniihrung zu Tage und erreicht in der Restaurirung des Gesammtorganismus, in dem Wiedererwachen von Lebenslust und Lebens- frische schliesslich den beredtesten Ausdruck. Fragen wir nach dem Wie oder Warum dieser durch hundertjahrige Erfahrungen constatirten restau- rirenden Wirkungen unserer Thermalbader, so wird man in der natiirlichen Warme ; in der eigenthiim- lichen chemischen Constituirung der Quelle, in den klimatischen Einflussen vergebens ilire Erklarung suchen. Wir begegnen bier einem der vielen Natur- geheimnisse, deren Losung einer gliicklicheren Zu- kunft vorbehalten ist, und wundern uns nicht, wenn der Erklarungsdrang fruherer Zeiten diesem Geheim- nisse wunderbarer Quellenwirkung mysteriose Krafte, Brunnengeister u. s. w. substituirte und hiedurch das Gestandniss der Ohnmacht, zu dem die neuere For- schung sich offen bekennt, in lockenden Mysticis- mus hullte. In wie weit sich die in unserem Thermal- wasser enthaltene Kohlensaure an den Wir¬ kungen der Bader betheiliget, ist schwer zu bestimmen. Jedenfalls aber wird diese Betheiligung nur in ihrem 28 eontactlichen Verkehr mit der ausseren Haut und in den daraus resultirenden Wirkungen aufzufassen und das Minimum der innerhalb des Baderaumes einge- athmeten Kohlensaure dabei kaum in Betracht zu ziehen sein. Als ein anerkanntes Reizmittel fiir die Empfindungsnerven der Haut und der Schleimhaute insbesondere wird die unserem Therm alwasser bei- gegebene Kohlensaure die Wirkungen der Bader in gedachter Richtung nicht unwesentlich unterstiitzen und namentlich bei Wiederherstellung der gestorten Hauttliatigkeit, bei chronischen Schleimhautleiden und bei lahmungsartigen Zustanden in Betracht zu ziehen sein. Durch die Wasserverdunstung aus einem Bade von 28° R., dessen hohe weite Baderaume ein Ansammeln von Diinsten iibrigens nicht gestatten, wird die Lungenexhalation und mit ihr die Function der Lungenschleimhaut allerdings etwas beeinflusst, zweifelsohne auch die Warmeausstrahlung und Ab- kiihlung, die der Korper sonst durch die Lungen erfahrt, in Folge der feuchten Warme daselbst in etwas modifizirt; allein die Tragweite dieses Einflusses wird nicht uber das Gebiet der ausseren Haut und der Lungenschleimhaut auszudehnen sein und darin den Werth eines Unterstiitzungsmittels unserer Bader nicht ubersteigen. Die beim Eintritt in das Bad zuweilen auftre- tenden Erscheinungen des Schaueriiberlaufens, der Gansehaut, des Herzklopfens, der Athembeklemmung, des Dranges zum Harnen u. s. w. wie solche bei 29 sehr reizbaren Personen hie und da wahrgenommen werden, sind grosstentheils nur auf entsprechende durch die Empfindungsnerven der Haut vennittelte reflectorische Bewegungen zuriickzufiihren. Ebenso erklart sich die wahrend des Gebrauches unserer Bader nicht selten vorkommende Verstopfung aus den durch sie eingeleiteten vermehrten Ausschei- dungen durch die Haut. Wie machtig die Eingangs besprochenen giin- stigen klimatischen Verhaltnisse unseres Curortes, seine topographische Lage, die reine, frische, verdiinnte Gebirgsluft, der vermin derte Luft- druck, die balsamischen Exhalationen harzreicher Nadelwalder, die ozonreichen Ausstromungen herr- licher Wiesen und Felder, verbunden mit einem ru- higen, von hauslichen und geschiiftlichen Sorgen und Verdriisslichkeiten freien, geregelten, angenehmen, heiteren Badeleben die Wirkungen unserer Bader beeinflussen und unterstiitzen und welch’ wichtige Rolle diesen Agentien in ihrer mechanischen, che- mischen, dynamischen und moralischen Riickwirkung auf Korper und Geist zugeschrieben werden muss, bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung. Die taglich wiederholte Reizung der Haut und der in ihr eingebetteten Organe durch das Bad bringt zuweilen Ausschlage hervor, die unter der Form von Erythemen, Furunkeln, von papulosen und impeti- ginosen Efflorescenzen auftreten, hie und da mit tieberhaften Bewegungen verbunden sind und als sogenannter Badeauss clila g haufig fur Kriseu ge- 30 halten werden Allein grosstentheils stehen solche Badeausschlage mit dem aufhabenden Leiden innerer Organe in gar keinem Zusammenhange und bleiben bei den meisten Kranken trotz der giinstigen Er- folge der Cur ganz aus. Darum ihnen auoh im All- gemeinen keine hohere Bedeutung zugeschrieben werden kann, als sie eben verdienen. Sehr oft wird wiihrend des Badegebrauches nicht nur keine Besserung ersichtlich, sondern es treten wold gar V e r s c h 1 i m m e r u n g e n in der Richtung der eben leidenden oder aber vor Jahren erkrankt gewesenen Theile ein. Wenn auch der erfahrene Arzt iiber die Bedeutung und Tragweite soleher Ver- schlimmerungen mit sich vollkommen im Klaren ist und in ihnen sehr haufig nur die Aeusserungen eines wohthiitigen Heilbestrebens begriisst, so ist begreif- licher Weise der Kranke nichts desto weniger dariiber oft untrostlich. — Dieser nun moge sick die Worte Hufelands gegenwartig halten, der da sagt: „Manche Verschlimmerungen im Bade sind kiinstlich erzeugte Krankheiten, deren Heilung, wie die der Grund- krankheit, in die Periode der Nachwirkung fallt. Allgemeine und specielle Anzeigen fttr unsere Thermalbader. Aus dem Vorausgeschickten lasst sich im Allgemei- nen schon a priori die rationelle Anwendung unserer Thermalbader mit ziemlicher Sicherheit ableiten. Ihr Gebrauch wird dem zufolge in alien jenen Krankheitsprozessen am Platze sein, wo es sich um Reactivirung der gestorten Hautthatigkeit oder darum handelt, durcli Bethatigung der peripherischen Circu¬ lation hyperamische Prozesse im Innern auszuglei- chen, durch vermehrte Resorption und Ausscheidung die Lockerung, Schmelzung und endliche Aufsaugung vorhandener Exsudate oder indurirter hypertrophi scher Gewebe zu bewerkstelligen und die dadurch bedingten Functionsstorungen zu beseitigen; sodann bei jenen Krankheitsformen, welche als Ausdruck mangelhafter Blutbereitung und Ernahrung oder in Folge erschopfender Einflusse entstanden sind, sich durch die mannigfaltigsten Storungen im Bereiche des Nervensystems kund geben, und bei Frauen namentlich 32 mit dea verschiedensten krankhaften Aeusserungen in der Sphare des Sexuallebens sich verbinden. Den an unserer Quelle gesammelten Beobach- tungen und Erfahrungen zufolge sind als specielle Anzeigen hervorzuheben: (. Rhemnatische uud giclitiscke Leiden. Chronischer Gelenks-Rheumatismus, uud zwar jene Art, die als Riickbleibsel oder Nach- krankheit des acuten durch zeitweise exacerbirende reissende Schmerzen, durch grossere oder geringere Beeintrachtigung der Bewegung sich charakterisirt und mit keiner oder nur geringer Anschwellung und mit keinerlei Verbildung des leidenden Theiles verbunden ist. Gelenksrheumatismen mit Struktur- veranderungen, wenn sie bei reizbaren, erethi- schen Individ uen vorkommen, die hohere Warme- grade nicht vertragen, werden in Neuhaus zwar nicht geheilt, aber oft wesentlich gebessert. — C h r o- nische Muskelrheumatismen, bei denen nicht eigentlich der Muskel oder die Muskelscheide, son- dern die Muskelnerven, ihre sensiblen Enden, der Sitz des Rheumatismus sind, und die sich durch den wandernden Schmerz, durch das Ueberspringen des- selben von einem Orte zum andern und durch ihre Intermissionen bei dem Mangel jeder Geschwulst kennzeichnen, eignen sich vorzugsweise fur Neuhaus. Auffallend oft und gliicklich wurde in den letzten zwei Jahren der Rheumatismus der Lendenmuskeln — lumbago rheumatica — an unserer Quelle behandelt. 33 Gicht, deren Verwechslung mit chronischen Rheumatismen ungemein haufig vorkommt, ist eine Krankheit der Ernahrung, des StofFwechsels, bei wel- cher Stoffe, die ausgeschieden werden sollen, wie die Harnsaure und harnsauren Salze, im Blute zuriick- bleiben und unter zeitweise auftretenden schmerz- haften Paroxysmen an den kleinen Gelenken der Hande und Ftisse abgelagert werden. Wo in Folge vorausgegangener Gichtanfalle und unter demEin- flusse einer urspriinglich oder durch Krank¬ heit erschopften Individualitat gichtische Schmerzen, Steiligkeit, Schwere, Anschwellung der Gelenke ohne bleibende pathologische Ablagerun- gen in den Gelenken oder Sehnen zuriickgebliebeu sind, da leistet Neuhaus durch seine den Stoffwech- sel bethatigenden Wirkungen inVerbindung mit dem gleiehzeitigen Gebrauche eines Mineralwassers und eines entsprechenden Regimes oft Ueberraschendes. II. Ncmukrankheiten. Unter diesen heben wir als fur unser Bad be- sonders geeignet hervor: Die allgemeine krankhafte Reizbar- keit, die sogenannte Nervenschwache — Hy- peraesthesie, — wobei jeder Eindruck unnatiirlich rasch und tief, aber nicht andauernd empfunden wird, die physische Stimmung schnell wechselt, fliegende Hitze, Herzklopfen, kalte Fusse u. s. w. an der Ta~ gesordnung sind. Schiiler, Neuhaus. o 34 Mi gran e und Gastralgie— nervoser Kopf- schmerz und Magenweh, Magenkrarnpf— insoferne sie der Ausdruck von Nervensohwaclie oder Folgezustande von Magencatarrhen sind , und nicht etwa in ander- weitigen Texturveranderungen ihren Grund liaben. K r ii m p f e, die sich zuweilen nur durcli Zuckuu- gen im Gesicht oder an den Extremitaten, durch Zit- tern besonders bei psyehischen Aufregungen oder erdlich in heftigen allgemeinen Krampfanfallen aus- sprechen. Idier leistet Neuhaus vortreffliche Dienste, wenn das Leiden durch gesteigerte Reizempfanglichs keit in Folge allgemeiner oder partieller Schwache bedingt, und nicht durch tiefer greifende organische Stiirungen bedingt ist. Lahmungen, insbesondere jene lahinungsar- tige Muskelschwache, die eine Folge von mangelnder Nervenkraft sehr oft das zu friih eintretende Alter begleitet. Lahmungen, wie sie nach erschopfenden Krankheiten, nach grossen Safteverlusten, bei chlo- rotischen Madchen in der Pubertatsentwicklung oder bei Hysterischen in Folge von Spinalirritation durch Reflex vom Uterus dahin erzeugt, vorkormnen, oder bei Frauen nach schweren Entbindungen durch Druck auf den plexus luinbalis, nach Puerperalkrankheiten in Folge stattgefundener Exsudationen beobachtet wer- den. — Unsere Bader wirken diessfalls theils durch directe Hebung der gesunlcenen Nervenkraft, theils vermoge des auf das peripherische Nervensystem ausgeubten Reizes, oder endlich durch Bethatigung der Resorption und Ausscheidung, wodurch die krank- haften Produkte, mit diesen aber die Krankheits- ursache entfernt und so die motorische Thatigkeit wie- der hergestellt wird. — Ein eclatanter Pali von liber raschend schneller Heilung einer seit 7 Monaten be- standenen, mit Neuralgia intercostalis, dysphagie, spas¬ mus glottidis verbundenen Lahmung der beiden un- teren Extremitaten bei einem in der Pubertatsent- wicklung befindlichen sehr reizbaren Madchen maclite wa.hrend der Saison 1869 viel von sich sprechen Lahmungen nach vorausgegangener Erkaltung — rheumatische Lahmungen. — Zwei sehr inte- ressante Falle dieser Art — eine rheumatische Lah¬ mung der rechten Gesiclitshalfte und eine ansesthesia rheumathica des rechten Armes, die nach einem drei- wochentlichen Gebrauche unserer Bader vollkommen geheilt wurden, beobachtete ich in der Saison 1860 Bei Lahmungen in Folge von Gehirn- apoplexie ist nur in leichteren, recenteren Fallen und bei Abwesenheit aller activ hyperamischen Er- scheinungen irgend ein Erfolg von dem Gebrauche unserer Quelle zu erwarten. Ueberhaupt wird der Erfolg der Thermalbehand- lung bei Lahmungen durch die Individualitat, durch die Dauer des Leidens und durch die noch vorhan dene Leitungsfahigkeit wesentlich bestimmt und mo- dificirt. Die Hyste-rie ist eine der an unserer Quelle am hiiufigsten vorkommenden Neurosen und daselbst in alien erdenklichen Combinationen von Hyperasthe- 36 sie, Krampfen, Lahmungen, psychischen Storungen und diesen entsprechenden Functionsanomalien ver- treten. — Dort, wo sich die Erscheiuungun dei' krank- haften Nerventhatigkeit auf Erschopfung der Ne rve nkraft in Folge vorausgegangener morali- seller Leiden, Safteverluste oder auf materielle Erkrankungen in dei’ fiir das weibliche Leben so wichtigen Sexualsphiire zuriick- fiihren lassen, und nicht ausschliesslich nui’ dem Blut mangel zugeschrieben werden miissen, erzielt man durch unsere Bader oft die sehonsten Erfolge. Ich hatte in den letzten zwei Jahren wiederholt Gelegenheit die Wirkung unsei-er Badecur bei psy- ehischer Hyperasthesie — Hypochondrie — an Mannern zu beobachten, welche in Folge ubermassi- ger geistiger Anstrengung oder korperlicher Veiduste herabgekommen ; abwechselnd jetzt von den Gefiih- len des Umsinkens, Erstickens, Schlagtreffens, Ge- lahmtseins u. s. w. gequalt, im nachsten Momente aber gerade nach den entgegengesetzten Richtungen abgelenkt wurden. — Die Wiederbelebung der ener gielosen Nerven, die Kraftigung des Gesammtoi’ganis- mus, das Wiedererscheinen eines gewohnten Hamor rhoidalblutflusses bewirkten dauernde Erfolge. HI. Fraueukrankheiteii. Soweit die aitesten an unserer Quelle gesam- melten Erfahrungen reichen, wurde dieselbe bei ge- wissen Erkrankungen der weiblichen Sexualorgane stets mit dem entschiedensten Erfolge angewendet, 37 und stand Neuhaus desshalb schon friihzeitig in dem besonderen Ruf eines Frauenbades. Vorzugsweise niitzlich erweisen sich unsere Ba¬ der: Bei Anomalien der Menstruation, die entweder zu spiirlicb, zu kurz dauernd oder von qual- vollen Schmerzen begleitet ist — Dysmenorrhbe — oder jahrelang ganzlich ausbleibt — Amenorrhoe — oder zu profus auftritt — Menorrhagie. — In alien diesen Fallen ist Neuhaus dann von unschatzbarem Werthe, wenn sie entweder Folgen mangelhafter Blut- bereitung, oder durch chronisch-entziindliche Zustande der Gebarmutter, oder der Eierstocke bedingt, oder mit Erscheinungen gestorter Innervation des Uterus verbunden und nicht etwa durch organische Destruc- tionen dieses Organes veranlasst sind. Bei chronischen Catarrh der Gebar¬ mutter- und der Vaginalschleimhaut •— weisser Fluss, — wenn er bei chlorotischenMad- chen oder bei Frauen vorkommt, die durch viele und schwere Geburten, durch Fehlgeburten, durch zu lange fortgesetztes Saugen sehr herabgekommen sind und an chronisch - entziindlichen Zustanden der Ge¬ barmutter oder der Eierstocke leiden. Bei der chronisch - parenchymatosen Entziindung der Gebarmutter, — dem chro¬ nischen Infarct, — bei welchem in Folge vor- ausgegangener hyperiimischer oder entziindlicher Zu¬ stande das Volumen der Gebarmutter durch Binde- 38 gewebsumbildung vermehrt, ihr Gewebe verdichtet ist. — Durch das Bad wird die Gefass- und Resorp- tionsthatigkeit in der kranken Gebarmutter erhdbt, und dadurch die Ruckbildung des erkrankten Gewe- bes derselben veranlasst. Es vermindert sich dasVo- lumen des Uterus, das lastige Gefiibl der Scbwere, der Vollheit im Becken, das Driingen, das Ziehen, die dumpfen qualenden Schmerzen verlieren sich nach und nach und init ihnen die vorhandenen Ano- malien der Menstruation, die vorhandene Senkung, der Schleimfluss, die vorhandenen Krampfe, die Sto- rungen der Verdauung u. s. w. — Nur diirfen nicht etwa schon solche Texturveriinderungen eingetreten sein, bei welchen a priori an keine Heilurig mehr zu denken ist. — Wir lassen bei diesem Leiden nebst den Badern gewohnlich auch Molke oder alka- lisch-salinische oder leichte Bitterwasser gebrauchen. Bei chronischer Entziindung der Eier- s to eke insbesondere bei jener Form, die nicht sel- ten nach Puerperien zuriickbleibt oder nach oft wie- derholten, hoch gesteigerten Hyperamien in Folge libermassiger geschlechtlicher Erregung sich einstellt. Bei in t ra- und retroperitonealenExsudat- resten, wie sie sehr hautig in Edge entziindiicher Puerperalprozesse vorkommen. Bei Senkung, bei Vor- oder Riickwarts- neigung der Gebarmutter, wenn die Lagever- anderung durch Erschlaffung des zur Fixirung der 39 Gebarmutter bestimmten Apparates oder durch exsu- dative Ablagerungen bedingt und von noch nicht lan- ger Dauer ist. Bei Neigung zum Abortus, wenn die Ur- sache in iibermassiger Reizbarkeit und Schwache der Gebarmutter zu suchen ist. Bei B1 e ich sucht, wenn sie durch krankhafte Blutbereitung in Folge rnangelnder Energie des Ner- vensystems bedingt ist. Bei Sterilitat — Unfruchtbarkeit — inso- ferne sie sich auf Schwache oder ungeniigende Func¬ tion der Sexualorgane oder auf chronisch-entziindli- che Affectionen der Gebarmutter zuriickfiihren lasst. IV. Cbronischer Catarrh des Hagens, des Darmkanales, der Uarnblase. Die hartnackigsten dergleichen Affectionen sah ich durch den Gebrauch unserer Therme in Verbin- dung mit einem entsprechenden Regime vollstandig und dauernd geheilt, und sind die diessfalligen Er- folge jedenfalls nur der durch das Bad eingeleiteten freieren Circulation und dem consecutiven Aufhoren der passiven Stockungen zuzusehreiben, wozu fleissi- ge Bewegung im Freien wesentlich beitriigt. Nament- lich sind es Catarrhe des Darmkanals und der Harnblase, bei welchen die gliicklichsten Heiler- folge aufzuweisen sind. Ich habe in zwei Fallen von monatelang dauernden Blasencatarrh durch Bader und 40 durch Einspritzungen mit unserem Thermalwas- ser innerhalb der kiirzesten Zeit vollkommene Hei- lung bewirkt. In gewissen Fallen von Catarrhen lasse ich das Thennalwasser auch trinken. Y. Uautkraiikheiten. Bekanntermassen sind Bader, nicht nur ihrer reinigenden, sondern ihrer die ganze Hautthatigkeit umstimmenden Wirkungen wegen, bei der Behandlung der Hautkrankheiten von unschatzbarem, ja oft von allein massgebenden Werthe. — Die fur unsere Ba¬ der insbesondere geeigneten Formen sind: Das Eczem — nassende Flechte — vor- zugsweise dann, wenn es sich nur mehr um Besei- tigung der Hautinfiltration und der Schuppenbildung handelt. Sehr haufig widersteht dasselbe, auf scro- phulosen Boden wuchernd, jeder Behandlung durch Medicamente ; die Thermalbehandlung im Vereine mit dem Aufenthalte in der herrlichen Gebirgsluft wirkt oft iiberraschend schnell. Die Acne punctata, pustulosa — Hautfinne — die grostentheils auf der Stirne, den Wangen, dem Rucken, in Gesellschaft der sogenannten Mitesser vorkommt, aus denen sie sich durch Entziindung und Eiterung entwickelt und, eine grosse Plage fur junge Madchen und Frauen, vorzugsweise dann mit dem besten Erfolge bei uns behandelt wird, wenn Men- struationsanomalien oder Uterinalleiden damit in Verbindung stehen. 41 VI. tlelenksst(Mli£keit,tielenksanschwelIungen,Contracturen. Die nach Entziindung der Gelenke, nach einge- richteten Luxationen, nach Knochenbriichen, Verletzun- gen, Verstauchungen u. s. w. zuriickbleiben, sind all- jahrlich an unserer Therme zu finden. Mit der Resorp¬ tion der nach genannten traumatischen Einwirkungen sehr oft zuriickbleibenden Exsudate werden auch die vorhandenen Bewegungsstbrungen aufgehoben. Gegenanzeigen. Der Gebrauch unserer Bader ist erfahrungsgemass nicht angezeigt: Bei fieberhaften Krankheiten, bei acuten Ent- ziindungen, bei activen Blutungen, bei Saburral- anhaufungen in den ersten Wegen, bei apoplektischen Constitutionen, bei krebsigenEntartungen, erschopfen- den Eiterungsprozessen^ bei weit gediehenen orga- nischen Herz- und Gefassleiden, bei allgemeiner oder localer Wassersucht, bei ererbten oder habituell ge- wordenen Krankheitszustanden, bei Epilepsie. Im Kindesalter sollen die Bader nur rait grosser Vorsicht und nach streng arztlicher Weisung und Anordnung gebraucht werden. Gebrauchsweise der Thermo. Die medioinische Verwerthung unseres Thermal- wassers findet vorzugsweise unter der Form von B a- dern staff, die als Vo 11- oder Spiegel-, als Wannen- und Sitzbader verabfolgt werden; — haufig wird es zu Einspritzungen und Biihungen verwendet und in vielen Fallen als Unterstiitzungs- rnittel der Badecur init Nutzen auch getrunken. Diese letztereAnwendung ist namentlich beichronisehen Catarrhen des Magens, der Gedarme und der Harn- blase in Gebrauch. Wir erwahnten sclion friiher eines grossen Vor- theils in Bezug auf Anwendung unserer Bader, der darin besteht, dass vermoge der verschiedenen Bassins — Curbassin, Separatbader, Fremdenbad — das Mineral- wasser daselbst zu verschiedenen Warme- graden, die zwischen 26° und 28° R. variren, ge- braucht werden kann. Man beginnt die Cur gewohnlich in einem Bade mit geringerer Temperatur — Separat- oder Frem¬ denbad — und geht je nach Erforderniss friiher oder 44 spater entweder zu einem warmeren fiber, oder zieht es vor, bei noch niederer Temperatur zu baden. Bei den diessfalligen Bestimmungen werden ausser dem speciellen Krankheitscharakter die Individualitat des Badenden, seine grossere odor geringere Reizbarkeit massgebend sein, und die erfahrene Beurtheilung des Arztes leiten. Ebenso richtet sich die Uauer jedes ein- zelnen Bades nach Krankheitscharakter und Indi¬ vidualitat und muss die Bestimmung, wie lange jedes- mal, ob ein ■ oder zweimal des Tages gebadet werden soli, urn so mehr der Entscheidung des Arztes iiber- lassen werden, als ja er das Verhalten des Kranken zum Bade taglich beobachtet und von der rationellen Beurtheilung und Verwerthung der diessfalls eintre- tenden Erscheinungen und Veranderungen am kranken Organismus, die doch nur dem Arzte zusteht, der Erfolg der Cur zunachst bestimmt wird. Nur zu oft bringen sich die Kranken durch das „zu Viel“ oder „zuWenig“ um alle Vortheile der Cur. In der Regel badet man eine Viertel- bis eine Stunde lang; oft wird ein kiirzerer, oft auch ein viel langerer Aufenthalt im Bade angezeigt sein. — Dem Badenden diene zum Grundsatz, das Bad zu verlassen, sobald er einen Nachlass des Anfangs empfundenen Wohlbe- hagens verspiirt, sobald Neigung zum Schlafe, leichtes Frosteln u. s. w. sich einstellt. Man bcginnt die Cur jedesmal mit einem kurzen Bade, geht naeh und nach zu einem langern iiber und schliesst gewohnlich allmahlig abnehmend, wie man begonnen. — Gross- 48 tentheils wil’d nur Ein Bad taglich genommen; nichts desto weniger leistet ein zweimaliges Ba¬ den dem Einem vortreffliche Dienste, wahrend der Andere namentlich anfangs oft nur in Zwischenrau- men von einem bis zwei Tagen baden darf. Was die Tageszeit, zu welcher gebadet wer- den soil, anbelangt, so ist der Morgen vor dem Friih- stiicke biezu im Allgemeinen am gesuchtesten. Sehr geschwachte Personen, die das Bad am Morgen niieh- tern nicbt vertragen, sowie jene, welclie Molke oder irgend ein Mineralwasser trinken, bringen die Mor- genstunden im Freien zu, und baden erst im Laufe des Vormittags. — Nie darf das Bad unmittelbar vor oder nacb dem Speisen genommen werden; es sollen mindestens H/ 2 bis 2 Stunden zwischen Bad- und Mahlzeit liegen, wenn Vormittags gebadet wurde, und darf vor 3 bis 4 Stunden nach dem Mittagstische nicht gebadet werden, damit die durch das Bad und durch die Verdauung eingeleiteten Reactionsprozesse nicht zum Nachtheile des Kranken sick begegnen. Nach jedem Bade begibt sich der Kranke gut abgetrocknet und gegen Verkiihlung wohl ver- wahrt, aus dem Badekabinet ohne Aufenthalt auf sein Zimmer, um dort cntweder im Bette oder am Sofa eine halbe bis eine ganze Stunde auszuruhen, und die durch das Bad eingeleitete Thatigkeit der Haut und die sich allenfalls einstellenden Schweisse durch massige Bedeckung zu unterhalten und zu fordern. Dabei soil der Schlaf durch heitere Gesprache oder angenelime Lecture mbglichst hintangehalten werden. 40 Sehr hanfig wird sich der Arzt dariiber auszu- sprechen haben, in welchem Monate und wie lange die Cur in Neuhaus gebraucht werden soil. Die Dauer des Curgeb rauches lasst sich in Vorhinein nicbt mitBestimmtheit angeben. Im All- gemeinen nimmt man eine Zabl von 21 bis 28 Bader als fiir eine Badecur nothwendig und geniigend an. In selir vielen Fallen wird diese Anzahl fur den Cur- gebraucb auch wirklich geniigen; sehr haufig aber wird man damit das angehoffte Ziel nicht erreichen. In der Mehrzahl der Fiille bessert sich sehon nacb den ersten 10 Tagen das Gesammtbefinden; die zu Anfang der Cur haufig vorkommenden Verschlimme- rungen verschwinden, der Appetit wird starker, der Schlaf ruhiger; es linden unter mehr weniger ausge- sprochenen Reactionsersoheinungen, kritische Ausschei- dungen statt, und die Cur ist unter zusehends fort- schreitender Besserung in 21 — 24 Tagen zuweilen aucli schon friiher beendet. Allein in sehr vielen Fallen, na- mentlich bei sehr veralteten Leiden, bei sehr herabge- konnnenen Individuen oder bei ofteren Unterbrechun- gen der Cur werden die Erscheinungen der Besse¬ rung erst viel spater eintreten, und es ware sodann unverzeihlich, mit den festgesetzten 24 Tagen die Cur beenden zu wollen. Tritt nach einem vierwochentlichen Curgebrau- che nicht nur keine Besserung, sondern vielmehr Wi- derwille gegen das Bad, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Appetitlosigkeit, grosse Abgeschlagenkeit ein, ohne dass diesen Zufallen irgend eine andere nachwoisbare Ur- 47 sache zu Grande gelegt werden ltann, so ist es jeden- falls am besten, die Cur entweder ganz einzustellen, oder sie mindestens auf einige Wochen zu unterbre- chen. Nicht selten zeigen sich in solchen Fallen iiber- raschende Nachwirkungen der Bader. Bei der Wahl der Jahreszeit fur den Cur- gebraueh zu Neuhaus wird man festhalten miissen, dass in Folge der sehr giinstigen klimatischen Ver- haltnisse unseres Curortes die erste Halfte des Mai zum Gebrauche der Cur schon vollkommen geeig- net ist, ja dass oft schon gegen Ende April sich Curgaste aus der Nachbarsehaft einfinden. — Aller- dings ist der Curort vom halben Juni bis Ende August am meisten besucht, nichtsdestoweniger aber der zu kraftigerer Lebensthatigkeit angeregte Organismus ge- rade im Friilijahre fur die Wirkungen des Bades am empfindlichsten und die Cur in alien jenen Fallen zeitlich zu beginnen, wo jedes langere Aufschieben das Uebel vermehrt, oder wo der die Badewirkung abschwachende Einfluss heisser Sommertage vermie- den werden soil, oder wo die voraussichtliche Noth- wendigkeit eines langer fortgesetzten Badegebrauches oder irgend einer geeigneten Naehcur ein zeitiges Beginnen nothwendig machen. In hartnackigen Krankheiten ist es mit einer Cur selten abgethan; dieselbe muss oft mehrere Jahre hinter einander gebraucht werden. Es ist eine von Alters hergebraehte Regel, die selten umgangen wird, das Bad selbst, wenn es von dem besten Erfolge begleitet war, im nachsten Jahre zu wiederholen. 48 Auf die wahrscheinliche Notbwendigkeit des wie- derholten Badegebrauches soli der Kranke schon zu Hause von seinem Arzte aufmerksam gemacht wer- den, weil er demselben mehr Qlauben schenkt, und dem Badearzte nur zu leiclit als Parteilichkeit fiir den Curort ausgelegt wird, was doeh nur im Interesse des Kranken liegt. Diiitetik vvahrend des Curgebrauches. Eine zweckmassige Einrichtung der Lebensweise wah- rend des Badegebrauclies ist fiir den Erfolg der Cur von grosster Wichtigkeit und nur zu haufig wird sich ihre Erfolglosigkeit auf die Ausserachtlassung eines angemessenen Regimes, das begreiflicher Weise nicht bloss Speise und Getranke, sondern das ganze kor- perlicbe und geistige Leben umfasst, zuruckfiihren lassen. — Zwar konnen diiitetisclie Vorscbriften bier nur in den allgemeinsten Umrissen gegeben werden; allein jeder Curgast wird darin fur sich beach tens- werthe Andeutungen finden. In Bezug auf Speisen und Getranke ist Massigkeit die erste Regel. Nur das jedesmalige Be- diirfniss und die individuelle Beschaffenheit der Ver- dauungskrafte sollen fiir die Menge der zu geniessen- den Nahrungsmittel maassgebend sein. — Der Mit- tagstisch bestehe aus einfachen, gut zubereiteten Ge- riehten. Eine aus leichter Eleisch- und Pflanzenkost zusannnengesetzte Nahrung ist die beste. Zu fette, Schiiler, Neuliaus. , 80 zu stark gewiirzte, schwere Speisen, saure Salate, vieles susses Bacltwerk, Kase, dicker Milchrahm u. s. w. sind zu vermeiden. Von frisohem Qbst sind Erdbeeren und Himbeeren am zutraglichsten. — Die Abendmahlzeit werde um 7—8 Uhr gehalten, und da- bei nur sehr leicht verdauliche Speisen: gekochtes Obst, gebratenes oder gedampftes Fleisch, kalter Bra- ten, Schinken oder Zunge genossen; hat man spat goutirt, so wird man des Abendbrotes gar nicht bediirfen. Als Get rank e steht frisches Queliwasser oben an; wer aber an denWein gewohnt ist, braucht sich den massigen Genuss eines guten Tischweines nicht zu versagen. Dessertweine sind zu vermeiden. Gut ausgegohrnes, massig gehopftes, leichtes Bier ist man- chen Frauen sehr zu empfehlen. Der Genuss der reinen, starkenden Gebirgsluft ist eine Bedingung der Cur, der Aufenthalt im Freien demnach Tagesregel in Neuhaus. Allein der Curgast hiite sich vor Verkiihlungen, vermeide den Zug , die Abendluft, und vergesse nicht, dass die Haut wahrend des Badegebrauches fur Temperatur- veranderungen viel empfindlicher ist. Darum sei auch die Bekleidung stets der Jahreszeit und den Witterungsverlialtnissen entspre- chend, nicht durch zu enges Anliegen unbequem oder wohl gar durch Druck und Zusammenpressen kranker Theile der Brust oder des TJnterleibes schad- lich. — Insbesondere sollen die Fiisse gegen Feuch- tigkeit und Kalte gut verwahrt und geschiitzt werden. 51 Die korperliche Bewegung soil immer dem Kraftezustande des Kranken angemessen sein, und nie bis zur Ermiidung ausgedehnt werden. Ins- besondere miissen sehwaclie, an Herzklopfen, Blutun- gen und entziindlichen Affectionen des Unterleibes ieidende Kranke jede anstrengende Bewegung auf das sorgfaltigste meiden. Selbst auf ebenenWegen sollen Manche nur kui’ze Strecken gehen, und erst nach angemessener Unterbreehung und Erholung ihren Weg fortsetzen. Es versteht sicli von selbst, dass diesen Letzteren heftigere Bewegungen, wie Tanzen, Reiten u. s. w. ganzlich untersagt bleiben miissen. Das taglicbe Baden, der bestandige Aufentbalt in freier Luft, die vermehrte korperliche Bewegung machen das Bediirfniss der nachlichen Ruhe fiir den Gurgast dringender und das Kapitel „Schlaf“ ge- hbrt demnach zu einem der wichtigsten in der Dia- tetik fiir Nervenkranke. — Darum ist es in Neubaus eine Cardinalregel: Die Rube des Schlafes nicht durcb lange Abendgesellschaften, larmende Vergniigungen, aufregende Lecture u. s. w. zu beeintrachtigen und zu storen. Man gehe um 10 Uhr langstens zu Bette, und verlasse es nach 7—8 Stunden der Ruhe, Es kann vor der Gepflogenheit des Stadtlebens, erst um Mitternacht das Bett zu suchen und den Morgen zu schlafen, im Interesse des Curgastes nicht genug ge- warnt werden. Endlich muss noch daran erinnert werden, dass Gemiithsruhe und eine heitere Stimmung zu 4 * 52 dem guten Erfolg einer Cur wesentlicli beitragen. Mit dem Abschiede vom Hause nehrne der Curgast Absehied vo seinen Geschiiften, von hauslichen Pla- gen, von Sorgen and Rummer; er vermeide alle an- strengenden geistigen Arbeiten, ernste Studien, an- greifende Correspondenzen u. s. w. — Sein Losungs- wort sei: Erheiterung und Zerstreuung, wozu der Curort in seinen Einrichtungen, der gesellige Verkehr mit Andern und die herrliche Natur tausendfache Gelegenbeit bieten. Sehr haufig wird der Erfolg des Bades dadurch abgeschwilcht oder ganz aufgehoben, dass man so- gleicb wieder in seine friiheren Lebensverhaltnisse tritt, sicli alien Anstrengungen und Sorgen des Ge- schaftes, des Haushaltens, alien Vergniigungen und Exzessen der Gesellschaft hingibt, oder aueh da- durcb , dass man in zu weit getriebenem Eifer fiir seine Gesundbeit nach kaum beendeter Badeeur so- gleicb wieder zu einer anderen Cur schreitet, auf die Thermal- oft sogleich kalte Biider folgen lasst u. s. w. — Hiedurch wird die woblthatige N a c h- wirkung des Bades gestort und aufgehoben, und der Kranke erreicht gerade das Gegentheil von dem, was er erreichen wollte. In der Regel soil vor 3—4 Wochen nach dem hiesigen Badegebrau- che keine anderweitige Cur unternommen werden. Am Besten ist es, die geregelte Lebensweise, die man bier befolgt, nocli liingere Zeit zu Hause fortzusetzen, sicli dabei aller geistigen und korper- 53 lichen Anstrengungen zu enthalten, wenn moglich nach deni Bade eine kleine Reise in eine milde Ge- birgsgegend zu raachen (natiirlioh mit Hinweglassung von anstrengenden Fussparthien), oder vielleicht einen ruhigen angenehmen Landaufenthalt zu nehmen, um so in geeigneter Weise die nachhaltige Wir- k u n g d e r Bader an sick zu erfahren. Die Neuhauser Molken. In richtiger Wiirdigung der vortrefflichen Eigenschaf- ten, welche der Molke als Nahrungs- und Heil- mittel zukommen, und in gerechter Anerkennung des speciellen Werthes, den sie in dieser doppelten Richtung als Unterstiitzungsmittel dev Badecur na- mentlich bei Krankheiten, wie sie an unserer Quelle vorkommen, besitzt, wurde schon vor 12 Jahren zu Neuhaus eine kleine Molkenanstalt ins Leben geru- fen, die unter den> Einflusse gtinstiger Lokalverhalt- nisse von den besten Erfolgen begleitet war, und dermalen einen kaum entbehrlichen Bestandtheil un- seres Curapparates bildet. Die bei uns gebrauchliche Molke ist Kuh- molke, zu welcher gesunde mit vorzuglichem Weide- futter genahrte Tliiere das Materiale liefern; nach Wunsch wird auch Ziegenmolke verabfolgt. Die vergleichende Analyse der Milch von Kiihen, Ziegen 5S und Schafen hat nahezu den gleichen Gehalt dieser drei Milcharten an Zucker und Salzen nachgewiesen, daher auch die diesen entsprechenden Molken ihrem Gehalte und wirksamen Eigenschaften nach nur we- nig von einander verschieden sind. Die Molken werden bei uns im Curorte selbst und zwar mittelst Lab taglich frisch bereitet und in Glasern oder Bechern zu 6 Unzen warm ver- abreicht. Sie sind halb durchsichtig, griinlicligelb, haben einen eigenthiimlichen schwach aromatischen Geruch und einen siisslichen sehr angenehmen Ge- schmack. — Ihr vorwaltender Bestanatheil ist Milch- zucker; ausserdem enthalten sie noch kleine Quanti- taten von Chloriden und Phosphaten. Von dem su- spendirten Casein sind sie stets mehr oder minder leicht getriibt, und ihre Giite biedurch nicht nur nicht beeintrachtiget, sondern in gewisser Beziehung sogar erhoht. „Ueberall,“ sagt Ben eke, „wo wir die Aufgabe haben, den Stickstoffgehalt des Blutes zu verringern, ohne die zum Bestehen des gesunden Ernahrungs- prozesses erforderliche Quantitat und Qualitat der unorganischen Verbindungen zu aiteriren, ohne einen Mangel an phosphorsauren Salzen und Chlormetallen herbeizufuhren, ist die Molke als einzig in ihrer Art dastehendes Heilmittel indizirt und iiberall, wo wir neben dieser Aufgabe eine Beschleunigung der Stoff- metamorphose im Auge haben, da findet die Molke vermoge ihres reichlichen Wassergehaltes und um somehr, wenn man sie in einer reinen frischen Wald- und Bergluft trinken lassen kann, ihre An- zeige.“ Nicht selten wird der Gebrauch unserer Bader mit einer Milchcur verbunden , zu welcher die in den Stallungen des Curortes eingestellten Kiihe sehr gute Milcb liefern. Ausfliige in die Umgegend. Einer der grossten Reize von Neuhaus liegt in seiner schonen und interessanten Umgegend, die denn auch von Badegasten in theils kleineren theils grosseren Excursionen fleissig besucht und durchwandert wird. Auf kleineren Ausfliigen d. i. solchen, die nicht iiber eine Stunde vom Badeorte sich er- strecken, sind das Schloss Neuhaus (Vs St.), die Schlangenburg (tyi St.), St. Nikolai (y 4 St.), Gutteneg ( 1 / 4 St.), Saverch (V^St.), die Teu¬ fel smiihle ( 3 / 4 St.), der Wasserfall (1 St.), die Ruine Rabensberg( 3 / 4 St.), Schloss Lemberg (V 2 St.), der Kusmann (1 St.), St. Johann im Weinberg (1 St.) am meisten besucht. Unter den etwas weiteren Ausfliigen, die zwischen einer und zwei Stunden vom Curorte sich ausdehnen, und gewohnlich zu Wagen gemacht werden, sind die beliebtesten: Schloss Einod — Sotzka — (1% St.), Weitenstein (iy 2 St.), Sternstein und Ruine Lindegg (2 St.), Berg- schloss Wollan (2 St.), Schloss Eckenstein 58 (2 St.), das grosse Kalktuffsteinlager (IV 2 St.) zu dem man jedoch nur zu Fuss oder auf von Och- sen gezogenen Wagen gelangen kann. Sehr lohnend sind die nocli weiteren Aus- fl tig e nach der hudna-lukna — das bose Loch — (3 St.), nach Schloss Schonstein (3 St.), nach St. Jodok am Kossiak (3 St.), nach der Karthause Seiz (4St.), nach Gonobitz u. s. w. Naheres iiber alle die genannten Punkte nebst einer Karte der Umgebung des Curortes findet man in dem 1861 erschienenen kleinen „Fiihrer um Neuhaus." Preistarife, Badeordnung u. s. w. Die Preise sammtlicher Wohnungen des Curortes, mit Ausnahme der der Villa Hygaa, die Preise der Bader, Stallungen, die Gebuhren fur Zimmer- und Badebedienung, die Tafelpreise, Cur- und Musiktaxe werden von dem steiermarkischenLandesaus- schusse alljahrlich revidirt und festgestellt, und dabei bekanntermassen das humane Prinzip der moglich- sten Billigkeit festgehalten. — Die Preistarife sind in jedem Gebaude des Curortes zur Einsicht offent- lich angeschlagen, und kann sieh iiberdiess jeder Curgast aus dem ilim bei seiner Ankunft zukommen- den Programme uber alle Anordnungen, Einrichtun- gen, Preise der Anstalt vollkommen instruiren. Preise der Zimmer: Die Preise der Zimmer, die nach Tagen vermie- thet und berechnet werden, variren je nach Grosse, Eleganz, Bettenzahl bei einzelnen Zimmern: von 3S kr. 6. W. bis zu 1 fl. 90 kr., bei Zimmer 60 rait Cabinet: von 95 kr. bis 2 fl. 95 kr. 6. W. pr. Tag, und sind in den Monaten Mai und September am niedrigsten, im Monate Juli am hochsten ge- stellt. — Den von der Anstalt bestellten Zimmer- madchen sind an Zimmerbedienungsge biihren wochentlich 35 kr. 6. W. per Zimmer zu entriehten. Wegen des grossen Andranges von Gasten in den Monaten Juni, Juli und August ist es gerathen und iiblich, die Wobnung in Vorhinein zu bestel- len, zu welchem Ende sich an die Direction des lan dsch a ft lie hen Mineralbades Neuhaus bei Cilli, Untersteiermark in frankirten Zu- schriften gewendet und die Zeit der Miethe moglichst genau angegeben wird. Tafelpreise: Man speist bei dem landscbaftl. Restaurateur nach Couverts zu 85 kr., 60 kr., 35 kr. 6. W. und nach der Karte zu den gewohnlichen Gasthausprei- sen. Kaffee- und Weinpreise sind die in der Stadt iiblichen. 61 Prcise der Biider: NB. Das Abonnement berechtiget zum Vor- und Nachmittagbaden. Die Abonnementskarten werden auf nicht we- niger als auf 6 nacheinander folgende Tage ausge- geben. — Dem Badeineister — Bademeisterin — sind fiir jedes Abonnement von 6 Tagen 30 kr. an Badebedienungsgebiihren, und 20 kr. fiir das Wa- schen, Trocknen, Rollen der Badewasche zu entrick- ten. Ausser dem Abonnement entfallen 10 kr. Bedie- nungsgebitbr fiir jedes Bad. Die Gebiihren fiir Zimmer- sowohl als Bade-Bedienung werden z u r Vermei- dung von Anstanden in derRentamtskanz- lei tarifmiissig berechnet, eingehoben und an die b etreffen d e Di ener scb aft verabfolgt. 62 Preise der Stallungeu. Eine sep. Stallung fur 2 Pferde init Kutschercabinet taglich 30 kr. nnn « 4 „ „ v « n Wagenremise fur 1 Wagen. „ 10 „ Fnhr - Taxe. Trinkgeld des Kutschers: ganzen Tag 60 kr. halben „ 40 „ Der Kutscher verkostiget sich selbst, und bat aucb die Mauthe zu bezahlen. — Die Wagen werden gegen Erlag von 10 kr. nacb der Prioritat der Be- stellung von der Kanzlei aus besorgt. 63 Bade - Ordnung. §. 1. Ohne Badekarte darf weder ein Bad ver- abfolgt, noch der Eintritt in die Badecabinete gestat- tet werden. §. 2. Dem Bademeister — Bademeisterin — ist es auf das strengste verbothen, fur Bad oder Bade- wasohe irgend einen Greldbetrag in Empfang zu neh- men. Alle diessfalligen Zahlungen werden ausschliess lich nur in der Rentamtskanzlei geleistet. §. 3. Die Badestunden sind Vormittag von 6 bis 12, Nachmittags von 4 bis 8 l / 2 Uhr. Ausser die- ser Zeit, wahrend welcher die Bassins abgelassen und gereiniget werden, ist das Baden nicht gestattet. §. 4. Die Badestunden in den Separatbadern werden nach der Prioritat der Vormerkung gegeben und miissen genau eingehalten, oder nothwendigen Falles bei Zeiten abgesagt werden, widrigenfalls die unbeniitzte Badestunde bezahlt werden muss. — Der Aufenthalt in den Separatbadern darf nicht fiber 1 Stunde dauern. §. 5. Im grossen Curbassin darf kein Neuange- kommener liaden; das erste Bad wird im Fremden- oder in einem Separatbade genommen. §. 6. Domestiken ist das Baden im Curbassin nicht gestattet. Wiinscht der P. T. Curgast die Bade- bedienung durch seinen eigenen Diener, so wolle diess dem veranBvortlichen Bademeister oder der Bademeisterin friiher bekannt gegeben werden; ausser- dem ist Domestiken der Zutritt in die Ankleidecabi- 64 nete nicht gestattet. — Eigene Bedienung entbindet jedoch nicht von der Zahlung der vorgeschriebenen Bedienungsgebiihren. §. 7. Domestiken, deren der Badende als Stiitze ini Bade benothiget, haben keine Badegebuhr, wohl aber die Badewasche zu bezahlen, wenn selbe der Anstalt gehort, und ist die diessfallige nnentgeltliche Badeanweisung in der Rentamtskanzlei zu beheben. §. 8. In jeder Badelocalitat beiindet sicli ein Glockenzug, welcher fiir gewohnliche Bediirfnisse lmal, bei Anwandlung von Unwohlsein 2inal zu zieben ist. §. 9. Das Rauehen in den Badeeabineten und in den Bassins ist durchaus nicht gestattet; ebenso- wenig sind Schwimmen, Springen, Spritzen oder andcrweitige Storungen der Gesellschaft daselbst erlaubt. §. 10. So wie der Badedienerschaft Reinliclikeit zur strengsten Fflicht gemacht ist, ebenso wird auch von den Badenden Schonung und Reinhaltung der Bader und Badecabinete erwartet, und diirfen Seife oder stark riechende Einreibungen in den Badern nicht in Gebrauch gezogen werden. Andcrweitige AVeisuugeu und Anordnungen. §. 1. Jeder P. T. Gast hat bei einem Aufent- lialte von 5 Tagen die Curortstaxe mit 2 fl. per Person zu entrichten. Kinder unter 12 Jahren und Domestiken zalilen die Halfte. 6S §. 2. Ebenso hat Jedermann, der sich in den Monaten Juni, Juli und August S Tage im Curorte aufhalt, die Musiktaxe mit 1 fl. SO kr. zu ent- richten. Kinder zahlen die halbe, Domestiken keine Musiktaxe. Weitere Sammlungen fur die engagirte Musikgesellscliaft findet nicht Statt. §. 3. Der landsch. Restaurateur ist contractlich verpflichtet, in Allem, was Speise, Getranke und Bedie- nung anbelangt, den gerechten Anforderungen der Gesellsckaft bestens zu entsprechen. §. 4. Man speist Mittags von 12 Uhr ab in dem ebenerdigen Speisesaal, um 1 Uhr im Cursaal nach Couverts. Im Zimmer servirt ist das Couvert um IS kr. per Person hoher gehalten. — Abends wird nach der Karte gespeist. — Der auf seinem Zimmer speisende Curgast kann nur zwischen 12 und 1 Uhr uber Kellner verfiigen; um 1 Uhr hat das fiir den Cursaal bestimmte Bedienungspersonale ausschliess- lich nur diesem anzugehoren, und ist jedes weitere Zubringen der Speisen auf die Zimmnr nach 1 Uhr den Kellnern strenge untersagt. — §. S. Den Stubenmadchen der Anstalt ist das Fruhstiick- und Jausenkochen fiir Curgaste wegen der darunter leidenden Zimmerbedienung auf das strengste verboten, und dasselbe nur der eigenen Dienerschaft bei den zugewiesenen Kaffeeherdchen gestattet. Die von der Anstalt vorgerichtete Holzpor- tion kostet IS kr." §. 6. Im Cursaale, wo das Piano-forte, die Zei- tungen, die Fremdenliste zur allgemeinen Beniitzung Schiilcr, Neuhaus. 5 66 vorhanden sind , darf nicht geraucht, dttrfen Hunde nicht mitgebracht und die dort aufliegenden Zeitun- gen nicht fortgenommen werden. §. 7. Der Cursaal ist vom friihen Morgen bis zum spaten Abend der Curgesellschaft zur Beniitzung iiberlassen; langstens 11 Uhr Naehts wird derselbe gesperrt, und darf nur bei besonderen Veranlassun- gen und iiber ausdriickliche Erlaubniss der Bade- direction von dieser Vorschrift abgegangen werden. §. 8. Im zweiten Stocke des Curhauses befindet sich die Hauskapelle der Anstalt. §. 9. In eben diesem Gebaude sind ebenerdig untergebracht: Die Rentamtskanzlei, die Waaren- handlung, der Verscbleiss der Mineralwasser, die Leihbibliothek und die k. k. Postexpedition. §. 10. Die tiigliche Verbindung mit Wien und Triest wird durch regelmassige Postfahrten nacli der Eisenbahnstation Cilli unterhalten. Der Preis des Platzes fur 1 Person ist 1 fl.; 40 Pfund Reisegepack sind frei. Separate zweispannige Gelegenheiten zur festgesetzten Taxe von 4 fl. stehen bei Ankunft der Trains in Cilli am Bahnhofe zur Fahrt nach Neuhaus immer bereit. §. 11. Fur Fahrgelegenheiten in die Umgegend des Curortes bestehen die oben angegebenen Fahr- taxbestimmungen. Der Rollwagen ist nur fur Kranke zur Beniitzung innerhalb des Rayons der Anstalt bestimmt. 67 §. 12. Die gedruckte Curliste ist in der Rent- amtskanzlei zu bekommen, und werden daselbst auch die Preistarife unentgeldlich verabfolgt. §. 13. Alle die Anstalt betreffenden billigen Wiinsche und gegriindeten Bescbwerden konnen in dem in Rentamtslokale autliegenden Wiinsche- und Besoliwerdebuche ausgesprochen werden, und muss jede derartige Einzeichnung mit deutlicher Namens- unterschrift versehen sein. — §. 14. Der landschaftliche Badearzt ist zugleich Director der Anstalt, und demselben auch die Cur- Polizei-Inspection iibertragen. §. IS. Allen Dienern der Anstalt ist ein arti- ges, zuvorkommendes Benehmen, ferner die grosste Reinlichkeit und Ordnung im Dienste zur strengsten Pflicht gemacht. Mit jeder diessfalligen sowohl als anderweitigen gegriindeten Beschwerde bittet man sich im gemeinschaftlichen Interesse sogleich und unmittelbar an die Badedirection zu wenden. Corrigenda. Seite 13, » 19, » 21 , » 22 , . 23, . 23, » 23, . 26, * 26, , 34, » 38, » 41, » 52, » 65, Zeile 2 von oben soli statt Parkanlage heissen : »P a r le¬ an la gen« » 9 von oben ist nach »Lichtbrechungs« der Verbin- dungsstrich ■ zu selzen. » 3 von oben ist nach abeniitzt« das Wortchen »wird« zu setzen. » 1 von unten ist nach »abzusprechen« stalt ; zu setzen , a 5 von oben ist statt »konnten« zu setzen: »kdn n en« a 21 von oben ist nach »1400mal« zu setzen ein . a 23 von oben ist nach aWechsel« zu setzen das Verbindungszeichen - a 7 von oben hat das Wort ui'irmeni ganz weg- zubleiben. a 20 von oben ist nach avoriibergehendes« statt , ein ; zu setzen. a 13 von oben hat das Wort abedingt« ganz weg- zubleiben, weil der Satz in der nachsten Zeile damit schliesst. a 1 von oben ist statt agewebsumbildung« zu setzen : agewebsneubildung« in der Ueberschrift bleibt nach aContracturen« der Punct weg, und das aDie« zu Anfang der nachsten Zeile wird statt mit aD« mit ad« zu setzen sein. a 3 von oben ist statt avo« zu setzen: von » 6 von oben ist statt afindet« zu setzen: »finden.« NARODNR IN UNIVERZITETNA KNJI (17U (17UNICA 00000461446 Gedruckt bei Jos. Stbckholzer v. Hirschfeld. lidiufllffpcltf fdag Wilhelm Braumiiller, k. k. Hofbuchhandler in Wien. 1 >ie Heilquellen und Curorte ties ostreicliischen Kaiserstaates und Okr- Miens. Bill tiiiem Domorle non ben Oot|Mnbtn bes Soriitofojiftfjm lEomifi's llufratli Job. Oppolzer, Ur. Carl Sigmuud, Professor, em. Rector dcr Wiener Univer- Professor, Primararzt am Wiener Krauken- sitfit und Ritter holier Orden. hause und Ritter hoher Orden etc. Nach amtlichen Mittheilungen bearbeitet von Ur. August Freiherrn von Hiirdtl, Ritter des k. belgisclien Leopoldordens, Badearzt zu Badgastein etc. 1862. Preis: 6 fl. — 4 Thlr. Tr aite des Eaux minerales d’Elopatak en Transylvanie par le Dr. Ignace Meyr. 1862. Preis: 60 kr. — 12 Ngr. Strati ala klimatiffyer Curort mit Knckaicht auf desseu Trauhen- und Molkencur-Anstalt. vo» Dr. Josef Pircher, prakt. Arzt in Mcran. 1860. Preis: 80 kr. — 16 Ngr. Der Curort Gleichenberg und seine Umgebungen. Ein Ftihrer fiir Curgaste von Dr. W. W. Prasil, erstem Brunnenarzt in Gleichenberg. ( Unier der Frcsse .) GASTEIN. . Erfahrungen und Studien von Dr. Gustav Proll, Brunnenarzt in Bad Gastein. ( Tinier dcr Freese.) NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIzNICA DS I 260 009 _ .. ! Gedruckt bei Josef Stookholzer v. Hirschfeld.