Nro. 8. Leopold Cgcrische Lllibllcher Zeitung Dienstag den 27, Jänner, l 8 c) 1. Fortuna — eine seile Meze , So unbeständig — wie ein Weib Theilt Glück und Kronen , Wohl und Schäze Nach Launen und zum Zeitvertreib; Zerstört im Anfall böser Stunden — Erschaft im frohen A»genblick — Und rauhet oft nur halb empfunden Der Phantasie das kurze Glück. Inländische Begebenheiten. L " ' b a '^ dergestalt abgeändert worden, oaß das erstere über Wildon Mureck, M^,?burg und Pettau seinen d sN^bne Rasttage nach Win-t V'^"' ""cht. Dem zufolge P^.^ Hauptquartier mit dein R awenl V« ^ ^'s"ve und das w W7d"^ von hier Mureck, am2z/°""t wte ^ mn 24. nach Pettau ^^^ Wmdischfeistritz. D^^.^naH fanterie langte gestern h^'^"-gieng heute nach Wildon/f«^ den nächstfolgenden 3 Tagen w Mu reck, Radkersburg und Pettau, «nd am 26. inWindischfeistril? an; h^. ftr folgt die adellche Cavallerie, welche heute hier anlangte, und die vaMiche Route, wie die vorige! Colonne n'lr um einen Tag spater macht. Das Spital endlich trifft morgen hier ein, macht wieder um einen Tag später die nähmlichen Stationen, und langt am 28. in Windischfeistritz M, wo dann das ganze CorpS seine weitere Vestim« mung erfahrt. Venedig. An 14. d. wurde uns zum Leidwesen aller Musikfreunde und Kenner der vortrcstiche Musikmeister Dome-nico Cimarosa, ein Neapolitaner, durch den Tod entrissen; diesrr überraschte ihn bey der Verfassung der neuen Oper, Artenisia, welche am Stephanstage in dem Theater la Fe-nice aufgeführt werden sollte. Gestern wurde sein Vegra'bniß in der Kirche zu St. Michael, als der Pfarre wo er wohnt, begangen,und Mondtags werden die feycrlichcn Seelenmesse mit einer auscrwählten Musik gehalten. Ei« gut ausgeführter Grabstein wird der Nachkommenschaft den Ort zeigen, wo die Gebeine dieses seltnen Mannes ruhen. Ausländische Begebenheiten. Italien. Die kostbare Gemählde-Galerie zu Florenz, drren Aufseher der Ritter Puccini war, ist vor Ankunft der Franzosen von den Engländern noch ausgeräumt, eingepacrr, und zu Livorno auf Englische Schiffe mit der Erklärung gebracht worden , daß diese Kostbarkeiten nur gerettet, und bey der Rückkehr des Souverains sogleich wieder nach Tos-tana zurückgeführt werden sollen. Ankona, den 9. Jan. Der General Spannochi ist in Arezzo. Das Korps des Generals Pmo hat fich gegen Livvrno i'nd Pisa concentirt, um allenfalls dieRctira-He in die Rivicra von Genua zn ha den. Am Freitag werden hier aber, mahls l oz Kriegsgefangene Cisal-piner uud hiermit 16 Offiziers aus Toskana anlangen, welche unter Eskorte mit den früher angekommenen aus den hierzu requirirten Barken nach Venedig adgcsegeln werden. Deutschland. Würzburg, ben 6. Jan. Heute erschien endlich der traurige Tag, an welchem der nntcr den Waffen grau gewordene General d' Allaglio mit seiner noch 2150 Mann starken Besatzung abzog. Er roar zu Pferd , ven ftinem Generalstab begleitet. Jedes Bataillon, das von ftmem Chef angeführt wurde, führte 2 Kanone'l bey sich. Sie marschir-ten mir ft,?g'nden Fahnen, klingenden Sp»e/, md brennenden Lunten aus. Utt Würde grüßte d Allaglio ^ den zum Fenster herausschauenden ! gefühlvollen General Dümonceau. Wagrain, den 13. Iäner. Am Neujahrstage rückten auch hier 75 Mann franz. Infanterie ein, welchen über etwelcheTage 15 Mann Husaren folgten. Sie setzten Anfangs die Leute in Furcht und Schrecken, und machten sie zittern; allein es herrscht gute Zucht und Ordnung. Der 8te Iäner setzte ganz Wa-grain in die äußerste Bestürzung. Nachts um 11 Uhr kam die Schreckenpost in den Markt, ein Franzose sey unweit davon stark verwundet, und zwey gar getödtet worden. Man wußte Anfangs den Thäter nicht, noch ob ihrer nicht mehrere, odcr gar hiesige Purschc darunter wären. Einer von den Franzosen war leicht, die beyden anderen aber waren wirklich schwer verwundet. Man brachte diese alsogleich in warme Zimmer, und leistete, mit innigster Theilnahme an ihrem Unglücke, alle mögliche Hülfe. Einige wurden abgeschickt, dem Thater nachzujagen, der sich aber nach den Verglehen hin geflüchtet hatte. Die Verabscheuung der Gräuelthat, die Unruhe über die möglichen Folgen, der Wunsch, den oder die Unglücksstifter zu ent-delen, war allgemein. Frühe Mvr-gens flogen Soldaten und Bauern mit gleichen Eifer und mit cjner noch nie gesehenen Thätigkeit nach allen Seiten aus, und visitirten, wo sie hinkamen. Endlich Nachmittags er? fragte n»«m, daß der Thäter, welcher gleich Anfangs in den Verdacht kam, und wirklich entwischt war, sich bey einem Bauer habe verbinden lassen , und daß er daraufsich Flachau zugewandt habe. Auf diese Kundschaft seyten sich alsogleich die Hus-saren zu Pferde und die Bauern auf Schlitten, und eilten lFlachau zu. Hi?r erfuhren sie seinen Aufenthalt, zogen ihn aus dem Heu hervor, worin er sich versteckt hielt, und eilten mit ihm Wagrain zu, wo alles froh war, und sich vy« der Angst erholte. Den eigenen Aussagen nach ist der Vösewicht aus Kärnthen gebürtig , ein Vagabund. Er war nur etliche Tage hier, hatte sich als Muhljung verdingt, und dann als Kellner sich brauchen lassen. Er hatte ausgespäht, daß die zwey Soldaten , welche in ihr Quartier spät sort-giengen, Geld hatten, und allein die That aus Raubsucht verübt. Ein Soldat llgt wirklich noch sehr gefährlich darnieder. D" Kanonendonner, welchen man an einigen Gegenden des Inn's am 5'"'6- geb^t hatte, hatte Vezug auf Ital«n. Dio ftanzösis. Trup. ven seyerten den Sieg ihrer Waffenbrüder. "" " Auch in den Inngegenden suhlt man übrigens d« wohlthätige« Fol- ,en deS WaffenstlllstandeK. V^e gauern erhielten ihre vermißten Zferde wieder. Generel Job« Mt ch strenge an das, auch für die be- igten Lander vortheilhafte, und Gchlw nnd alle Sicherheit versprechende Reglement des Oberscldhcrril Morean. Am i2. Abends erschien?» französ. Krieger auch in unserm Zillerthal: das erste, seit Jahrhunderten nie gesehene Schauspiel dieser Art in diesem entfernten, friedlichen Thale! Vey lllm werden mit unausgesetztem Eifer die Arbeiten zu völliges Zerstöhrung der Festungswerke fortgesetzt. Die Erde von den Wällen wird neuerlichst abgetragen. Ein gleiches geschieht in Absicht der Stadtmauern, längst der Donau , so auch mit den bombenfesten Gewölben und Gängen. Ein sehr gebauter Thurm genannt, welcher, nach Maßgabe seiner Bauart, sehr alt seyn must, soll bis auf die Hälfte ungefähr abtragen werden. Vey diesen und andern hiemil verbundenen Verände-drungen, gewinnt die Stadt einen beträchtlichen Vorrath von guten , alten Ziegeln^nd Steinen, auch Quaderstücken. ' In Ulm treffen übrigens noch oft gefangene Oesterreicker, darunter auch viele österr. Offiziere, ein. Den z.d. kamen 31 gefangen« österr. Offiziere, u«ter diesen Prinz de Ligns und Prinz von Lichtenstcin, welche am folgeuden Tage ihre Reife nach Straßburg fortsetzten. V a m b e r g. Als am ,7. Iön. der Obergcne-ral Augereau nach Würzburg abrej- - scte, schickt? der hockfurstl. Senat eine Deputation an ihn, wobey der geheime Nath und Dechant Carame das Wort führte und sagte: „Herr Obergene rat! Mit Niihrrng erinnert sich noch die Ne-gicrung daran, wie Sie die Depu-tirten derselben bey Ihrer Ankunft in hiesiger Stadt so gütig aufnahmen. Nun bcnützt sie den Augenblick Ihnen nochmals ihre Ehrerbiethung und z.'gleich die Empfindungen chrcr Erkenntlichkeit für die Güte, welche Sie der Stadt und dcm Hochstifte Vamberg erwiesen haben , zu bezeugen. Die Menschlichkeit, Hr. General! und die Schonung, womit Sie uns und unsere Mitbürger behandelt haben , und Ihre Sorge für die Erhaltung der Mannszucht haben Sie bey sden Ejnwohnern Vambergs eben so theuer und ehrwürdig gemacht, als Sie sich durch Ihre Siege und Eroberungen mit Ruhm bedeckt haben; Ihr Ausenthalt in unsern Mauern wird in unsern Jahrbüchern rille glänzende Epoche ausfüllen, welche in den Herzen der hiesigen Einwohner und der Nachkommenschaft wit unvergänglichen Buchstaben ein-«egraben seyn wird. Immer werde« wir Sie unsern Wohlthater nennen. Wir hoffen von ihrer Menschenliebe und Gewogenheit, Herr General! auch während Ihrer Ab-wcsenheit eines fortdauernden Schu-yeö theilhaftig zu werden. Diese einzige Gnade, um welche wir bitten, werden wir als die erste Furcht des Friedens, nach welchem die be-drängleMenschheit seufzet, betrachten. Wir verbinden Herr General! hiermit die wärmsten Empfindungen für Ihr beständiges Wohl, und versichern sie unserer tiefen Verehrung." Die Mitglieder der Negierung zu Vambcrg. Der General Angereau antwortete : ,,Meine Herren, ich bin durch die Gesinnungen, selche Sie gegcn mich äußern, sehr gerührt. Ich bin im Lager gebohrcn ulld unter den Waffen erzogen; stit 25 Jahren lebe ich bloß unter den Soldaten; ich habe mich in der Kunst garnicht beschäftigt; wie mau schön sprechen kann; ich bestrebte mich, nur gut und .del zu handeln. Ich liebe das Volk; überall, wo ich mit den franz. Truppen, meistens an ihrer Spitze hinzog , brauchte ich die ganze Kraft , welche mir mein Charakter und meine Stelle gaben, um, so viel an mir war, für das, waS den Völkern theuer ist, nämlich für ihre Person, für ihr Eigenthum, für ihre Religion und für ihre Ehre Achtung zu verschaffen. Wasdie Mannszucht betrifft, darin bin ich unerbittlich; alle Vergehungen, sie möge« kommen, von wem sie immer wollen, werden streng bestraft. Ich muß Ihnen aber auch eröffnen, daß eS auf Sie besonders ankommt, daß die Truppen sich wohlbetragen; wenn Sie sodann über etwaS zu klagen haben, so wenden Sle sich unmittelbar an mick, ich werde Ihnen gleich Gerechtigkeit wiedersahren lassen." Würzburg, den 7. Jan. !' Gestern ist unsers Festung den franz. Truppen übergeben worden. Nach 8 Uhr des Morgens zog die Besatzung welche 2150 Mann stark ist , mit ihrem durch Alter und Tapferkeit erwürdigen Kommandanten d'Allaglio ab. Der Zug geschah in folgender Ordnung: 1) Eine Abtheilung fränkischer Jäger, 2) der Commandant Generalmajor d'Allaglio mit stiuem Stäbe zu Pferde, 3) die Bataillons de Ligne, Neuß lmd Hornstein, 4) zwey Compagnien Artilleristen, Mineurs und Sappeurs, 5) das Bataillon Vam-berg und ein Zug Würzburgis. Kreisdragoner. IedeS Bataillon hatte 2 StückeLinicngeschütz und die sämmtliche Garnison einige und 8c> Mu-«itions «und Vagage-Wagen. Der Zug gieng mit allen Kriegsehrcn zum Rennweger Thore hinaus, und die ersten Stationen waren Dettel-Schwarzach und Kitzingcn. Schon vor dem Abzüge ruckte eine Compagnie franz. SappeurS in die Festung ein, nnh nachher fuhren viele französische Munitions - Wagen hinauf. Spaterhin wurde die Festung von einem Bataillon der zweyten Halbbrigade besem, ^r Commandant ist der Chef dieser Brigade. Auswärtige Zeitungen enthalten Folgendes. R e genSburg, vom 9. Iän. Der vorgestrige Aufstandder Hand- werksgesellen nahm gestern eine weit gefährlichere Wendung. Die Altgesellen fanden sich am Vormittage während der RathSvcrsammlung auf dem Rathhause ein, und machte» neue Forderungen. Auf den für sie nicht ganz ungünstig ausgefallenen Vescheid gaben sie sich aber so wenig zufrieden, daß die schaarenweise vor. dem Nathhause versammelten Gesellen auf die im Rathhause postirte» Soldaten Steine warfen. Von Seite letzterer sielen ungefähr 3 biS 4 Schüsse, wovon 2 Gesellen ausdcm Platze blieben, 2 andere stark verwundet wurden. Auch eine Weibsperson, die sich auS Neugirde herbeydrängte, wurde gefährlich verwundet. Der Magistrat beschloß, die sämtlichen Rebellirenden in Verhaft nehmen zu lassen. Es wurden dahcr außer der Garnison das bürgerliche Militär zu Fuß und zu Pferde unter Waffen gesetzt, und aus Stadt am Hoftine Assistenz-Mannschaft von 6c> Pfälzern herb?ygeru-ftn, die um 7 Uhr Abends cinmar-schirten. Die Garnison rückte gegen Mitternacht Unter Cskortirung der Cavallerie auf die Wirthshäuser und Herbergen los, und so würben die Nacht hindurch gegen 150 Gesellen in Arrest gebracht. Heute Morgens begann die Untersuchung ; die Zugänge zum Nathhanse sind aber noch immcr stark mit Militär besetzt. Heute Abends erwartet man 3 Grenadier - Compagnien von der 42. Halbbrigade. Schreiben aus Helsingöer, den z. Jan. Reisend? aus Schweden versichern, daß die Rüstungen in den schwedischen Haftn mit vielem Eiftr betrieben werZcn. Das Militair soll sich nach den Kästen von Holland und Schonen ziehen, und die Knstenpa-trouillen erstrecken sich von Gothcn-b.:rg bis nach Landskrona. Das Gerücht, dasi cngliche Fregatten verschiedenen Nordwcgi'cken Hafen liegen und andere bey Scha-gen kreuzen sollten, ist ganz unzu-verläßig. VerlMlthlich sind cs nur ! die in der Nordsee gewöhnlichen englischen Kreuzer. Ein hier gestern verbreitetes Gerücht, als hätten sich 2 dänische Fregatten mit 4 Englischen in den Gewässern b?y Livvrno so tapfer geschlagen , daß die 4 englischen Fregatten sich würden haben ergeben müssen , wäre nicht ein c»glis. Linienschiff ihnen zu Hilfe gekommen / ist gar Nicht zu verbürgen. Nach diesem Gerücht sollen die 2 dämschen Fregatten zu Gibraltar aufgebracht ftyn. Man hofft noch immer, daß die Irrungen zwischen England und Nußland in der Gute werden beygelegt werden. l Dänemark. Koppenhagcn, den zi. Dez. Um die Schisssausrüstungen z« beschleunigen, sind von den See-Limiten in den Dänischen Provinzen eine bedeutende Anzahl Handwerker zum Arbeiten bey dem hiesigen Sceholm ausgeschrieben. Mehrere Transporte sind schon mit Extrapost hier angekommen, und schleunigst in Arbeit geseyt. Dem Vernehmen nach wird vorläufig ein Vlockschiff zugleich mit den gehörigen Dkftnsions Fahrzeuge ausgerü« stet, und im Sunde stationirt wer« den. Die Einfuhr aller englischen Waaren ist nun in Rußland verbothen, und es werden Verzeichnisse über alle englische Waarm gemacht, welche im Lande sind. Großbritannien. 3 0 nd 0 nden 29. Derzember. Unser Minifteriumhat dcmSchws«-difthen außerordentlichen Gesandten völlige Genugthuung wegen der Wegnahme des Schiffes bey Var-cellona zugesichert, wenn es sich auS-weistn sollte, daß der Vorfall sich so verhält, wie der Gesandte ihn . vorstellt. Di