^ Freytag den Ii. Dc^mber 1824. *M Länder- und Völkerkunde. ^,d mächtigste in Hinttr'I>,dien. Es erstreckt sich in einer Ausdehnung von lo5o englischen Meilen in drr Länge und 60a m der Vreit« , und enthalt 10,600 Quadrat« »«eilen. Die Volksmasse beläufi sich auf 17 Millionen. Gegen Norde», gränzt es an Tibet, Aschem und China, gl^en Westen an daS brittische Ostindien, wo ein hohes Gebirge und der Flusi Naaf die Gränze bilden, u»b Hegen Süden an den unabhängigen Theil von Siam; ostwärts ist die Grande noch nicht bestimmt. Im Nor« den ist das Reich gebirgig und unfruchtbar, aber desto ergiebiger an edlen Metallen und Steinen aller Art; im Süden ist das Clima höchst angenehm, aber wc-gen der periodisch eintretenden Überschwemmung der Flüsse, welche dadurch diesen Theil des Landes zu der Kornkammer Hinterindien« machen, ungesund. Das birmanifäie Reich besteht aus vier Provinzen, welche ehemahls unabhängige Staaten bildeten, nähmlich Ava (oder dem eigentlichen Virma), Pegu, Araccan und tinem Theile von Siam. Im Jahre 1755 wurde das 3t«ich Pegu von dem König« von Ara, Alombra, nach langjährigen blutigen Kriegen gänzlich besiegt und von ihm mit seinem Reiche vereinigt. Sein Sohn Minoe« >.agl Pra brachte noch Araccau bmzu und eroberte im Jahre »^5 den g«nzen westlichel» Theil von Siam. Die Hauptstadt dss ganzen vereinigten Reiches und Residenz des Königs ist Ammerapura am Ira-wadci- Sirome; nur eine Meile davon entfernt liegt die sonstige Residenz der Könige, die ehemahls so präch. tig,, jetzt aber in Ruinen zerf.,ll^d-Stadt Ava. Die Ve.sassung ist rein despotisch, doch ist der König ver. bunden, bey allen wichtige» Regiermigsacten den Adel, welcher sich durch ausgewahltere Kleidung und bessere Wohnungen auszeichnet, lim Rath zu fragen, ohne mdessen nöthig zu haben, diese« Rathe Folge zu leisten. Der König führt einen außerordentlichen langen Titel; er nennt sich unter Andern Herr der Erde in,d der L,nl, Herr atlcr Anen von Edelsteinen, von Ru« bmen, Sapvhiren, Acharen, Opalen, von allen Gold-, Silber-, Ambra-, Zinn-, Eisen- uno Erdgruben, Besitzer von Elephanten, Pferden, Wagen, Femr< gewehren, Bogen, Speeren und Schilden, Souverain tapferer Generäle und siegreicher Heere, unverwiind. bar wie der Fels Maconda Ponda, Herr der grosien blühenden und goldenen. Stadt, die glänzt wie die Wohmnig der Engel und geziert ist mitGold, Silber und Juwelen, Pellen, Sapphiren und Achaten, des goldenen Thrones, des Sitzes des Glanzes und der Macht, von wo aus die Befehle des Menschen ergehen über das Menschengeschlecht, Herr, der alle zehn lö. niglichen Pflichten beobachtet (nähmlich: allgemeine Mildthätigkeit, tagliche Gebethe, Barmherzigkeit, Erhebung tes bloßen Zehnten, Gerechtigkeit, Bestr^ fung«ch„e Zorn, DMsamteit gleich der Erde, di« — 2ia —« «Ue Geschöpfe tragt, Bestellungen kluger Befehlshaber, Anhörung guter Rathschläge, Vermeidung alles Stolzes ic.), König de< weißen Elephanten und der 24 Sonnenschirme (da kein Unterthan einen Schirm von dieser Farbe tragen darf) lc. — Der Thron ist für den ältesten Prinzen »rblich; den Prinzen vom Geblüt werden Distritte, Städte und Dörfer zum Unterhalt angewiesen. Die Staatseinkünfte bestehen in demZehn-ten von allen Lanbesproducten und den Zollgebühren, welche bey dem ausgebreiteten Handel sehr bedeutend sind. — Die Staatsreligion ist die budd ha iflisch«; die Einwohner glauben an die Seelenwandelung, da« her tödcen sie auch keine Thier« und leben meistens vo» Vegetabilien. Vorzüglich verrufen ist las Tönen der Hühner; di« schimpflichst« Benennung/ welche sie Europäern ertheilen, ist H ü h nZ r m ö r d e r. Im Nebligen ist ihre Religion außerordentlich duldsam; in allen Städten befinden sich viele, durch den Handel dahin gezogene Fremde, welch« ganz ungestört ihren Religionsgebrauchen folgen tonnen. Vielweiberey ist verbothen, doch haben die vornehmen Birmanen meistens eine Meng« Beyschläferinnen/ welche zugleich Diene-rinnen der rechtmäßigen Gattinn sind. Die Priester widmen sich aufs eifrigste den Wissenschaften und sind di« Lehrer des VolkS; jeder Birmane tann lesen/ rechnen und schreiben. Ihre Bücher bestehen aus feinen Elfenbeinblättern und die Reichen besitzen selbst ansehnliche Bibliotheken. Die Gelehrten und Geistlichen beschäftigen sich viel mit Uebenragung wichtiger Werte auS fremden Sprachen/ vorzüglich der englischen. D« Einimpfung der Blattern ist bey ihnen schon lange be« tannt und findet bey ih.er Ausübung nicht den gering» sien Widerstand. Sie besitzen sehr weise Gesetzbücher und die Justiz wird streng nach den Vorschriften derselben ausgeübt. — Die Birmanen sind ein äußerst kräftiger Menschenschlags Sie haben ein bey weitem männlicheres Ansehet als die Hindus, sind von mitt» lerer Statur, aber stark, reißen sich den Bart auS, und tatomiren Arme und Schenkel. Sie sind rüstiger, thätiger, fleißiger als jene, aber nicht so reinlich und baden sich auch nicht taglich. Jeder Birmane ist ge. borner Soldat, geht nie ohne Waffen über das Feld und ist grausam gegen den Feind. In der Flußschiff-fshrt sind sie Meister und bilden schnell Kriegsflotten auf ihren Strömen zn 5oo Segeln, jede Schaluppe mit 5a Rudern und 3ao Soldaten bemannt. DerHan« bel ist, wegen der großen Menge herrlicher Produne und ihrer feine«, Manufacturwaaren, überaus lebhaft und wird vorzüglich mittelst d leiten gezählt werden kann. Sein Zustand har mit je- > nem die meiste Ähnlichkeit, welchen die arztlichen Schrift« , sieller mit dem) Nahmen der Starrsucht, H a l bs - starre, K atalepsie bezeichnen. Durch früher erlit-l tene Krankheiten zu nervösen Leiden dieser Art vorbe« — 2,l — f reitet, war es ein heftiger Schrecken, welcher, als l erregende Ursache, sein gegenwärtiges Übel plötzlich zur Entwicklung brachte. Das Charakteristisch« dieser Krankheit ist, daß i„ dem Anfalle derselben ein plötzliches und vollkommenes Aufhören alles BewußiseynS, des Empfindungsvermögens und der willküyllichen Muskularbewegung eintritt/ wahrend die unwillkührliche MuZkelbewegung, der Blut-umlaus „nd das Athmungsgeschaft beynahe regelmäßig fortdauern, der Kranke aber in jener Lage und Richtung des Körpers unbeweglich verharrt, in welcher ,r beym Eintritt des Paroxism sich gerade befand, oder di« man ihm später willkührlich gab. Mehr als » l/2 Jahr« ist es, daß die Krankheit ihren Anfang genommen hat, und in ihrem Beginne wit verschiedenen andern, ihr ähnlichen Nervenleiden, vorzüglich aber mit epileptischen und anderen convulsi» vischen Anfallen wechselte, so daß noch zuweilen lichte Intervallen von kurzer Dauer eintreten; feit vollen fünfzehn Monathen aber hat der gegenwärtige Zustand ununterbrochen fort qedauert, welcher mit völliger Bewußtlosigkeit, mit Cessation aller Empfindung und einer ausgezeichneten Reihlosigkeit aller äußern Sinne verbunden ist. Der Kranke hört und sieht nichts; die heftigsten äußern Reitze sind ohne Wirkung; aüe er-deutliche Neitzmittel, die bisher theils innerlich, theils auf der Oberfläche deuen und guten Dienstborhen etwas gelegen, so wird sie sich gern zu einer solchen Erhöhung des Lohnes ver» stehen, wie, auf der andern Seite, der Dienstbothe sich befleißigen müßte, seine Herischafi zu befriedigen, denn sonst, wenn ihm der Dienst gekündiget würde, müßte er sich bey einer andern Herrschaft wieder mit dem Nor< mal-Lohn seiner Classe begnügen, und so von vorn an« fangen. Damit jedoch eine solche Entrichtung dem Dienstbothen nicht zu einer Mehrausgabe Gelegenheit darböthe, sondern zu seinem wahren Besten gereichte, wäre festzusetzen , daß demselben nicht mehr als der Normal Lohn gegeben, alle Zulage ab?r auf seinen Nahmen, von der Herrschaft selbst, bey der Sparcasse niedergelegt werde. Das Ganze müßte jedoch Gesetzeskraft w» z,2 — erbaten, wenn es znr Ausführung gebracht, und von Bestand seyn sollte. (Die Gründung einer Muster. u„d Pflanzschule für den Dienstbochenstand, wie solche der l»«n sein Väterland in vielfacher Beziehung wohloer» diente Hr. Oderstwachtmeister, Ritter v. Hägel >nül-l e r, in der vorgeschlagenen „Erziehungsanstalt für Sol« datentöchter" beabsichtigt, wird wil der Zeit in unserm Staate von dem wohlthätigen Einflüsse auf diesen so sehr gesunkenen Stand weiden.) Des Hutmachersgesellen Franz Kroneckers Reise nach Jerusalem. Die Eos theilt folgende interessante Notiz über «ine vor anderthalb Jahren gemachte Reise nach Jerusalem mit: «Franz Kroilecker, von Stubenderg, Land-gerjchts^Simbach- in Baiern gebinng, gegenwärtig42 Jahre alt,,wurde wegen semen weicen Reisen berncH im »23 Stück der Flora 1^20 bey Gelegenheit der damahligen Münchneroult ehrenvoll aufgeführt. Derselbe ist in der Zwischenzeit in Berchtoldsgaden, ('anoshut, Straubing und Passau und im baierischen Untevlande gewesen, und Hat überall mit dem größten Beyfall die Merkwürdigkeiten, Passe, Geldforten, Früchte, Haus-ger^thfchaften uii'd Zeichnungen hergezeigt, welche er in fremden Ländern, besonders aberam Grabe Jesu Christi zu Jerusalem gesammelt hat. Nachdem er nähmlich zu-srst Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal!, England, Schweden, Dänemark, di« Wallachey und die Türkey, bis Constantinopel durchwandert hatt,», un« ternahm er anf sein Metier säls Hutmacher) am 27. Jänner 1621 eine zweyte große Reise von Passau über München, Rom, Neapel und Palermo bis Meffina, segelte bis Alexandria, auk dem Nil aufwärts bis Groß-Cairo, bestieg daselbst ein, Pyramide, und zeigt« sehr deutlich di« Art, auf welche man die Pyramiden, nach dortiger Landessitte, zu besteigen pflegt. Aus einem Arme des Nils fuhr er bis Damntte zurück, und schiffte sich daselbst auf einem türkischen Schiffe bis zunächst des Gebirges Libanon ein. Die damahligen, 5ort ein« heimischen Kriegsbegebenheiten hinderten ihn, zu Lande bis nach Jerusalem vorzubringen, und er war gezwun« gen, an der Küste über Tyrus,Acra, den Berg Car< me! vorbey auf der See bi< Joppe zurückzukthren, bi« «r endlich von da über Ramatha nach Jerusalem vorkomme« konnt,. Erbesuchte Bethlehem, die Wüsteney des heilige», Johannes, Nazareth,ben Berg Tabor unb oen See Genesareth, badet« sich im Flusse Jordan, kehrte wieder nach Acra zurück, und begab sich üb,r Land über die Küstena.«birge von Sidon aus bis Ba« ruth am mittelländisch-syrischen Meere, woselbst er sich einschiffte, und nach einem ausgestandenen schweren Sturme und Brotmangel in Aler^ibria landete. Von da kehrt« «r auf einem kaisellich , österreichischen Schisse nach Triest und in sein Vaterland zurück. — Dieser, von einem heilige,, Religionseifer und einer seltenen Wißbegierde beseelte Mann, hat also ohne Unterstützung als Handwerksgeselle, den Wanderbündel auf seinem Rücken, den classischen Boden aller derjenigen Orte be, treten, wo der göttliche Stifter unserer Religion gewandelt ist, wo derselbe gelehrt und gelitten hat, um daS allgemein beglückende Gesetz der Mensch?», und Nächstenliebe zu begründen.— Er besitzt sein Wander. buch und sein« Passe auf dieser ganzen Route, wie die Data aufeinander folgen, von den Pslizeybehörde», unterzeichnet, eben so sein« türtischen FirmanS, wovon der nachfolgende von einem Münchnev Kenner der orientalischen Literatur («us Theilnahme mrdiffen Mann) folgendermaßen übersetzt worben ist: „Rlchmooller unter den Ältesten der Soulen dej Glaubeni! Preis - und ehrwürdiger Scheich Ibrahim Abu-Ghosch! Derr Herr, der Allmächtige, wolle Eure Würde blwahren! — Nach vorausgeschickter aufrichtiger Begrüßung, frommen Segenswünschen und gebührender Frage, ob Cuer Gemüth sich im vollkommenen Wohlseyn besinde, werde Tuch hiermit insbesondere benachrichtigt, daß Franciscus Kronecker, ein Unterthan des deutschen Reichs, seine Schritte nach der heilige» Stadt gerichtet hat. Cs geschehe ihm also kein Leib und keine Erpressung, vielmehr genieße er alles Gute nach Maß des kaiserlichen Willens. Dieß machen wir zu wis« sen, und so tomme uns nöthigen Falls wieder zurück Eure Notisication. Womit Gott befohlen! Im Jahre ,227 den ,4. Zulhatsche (August 2822). Muhamed Ibrahim Mufellim ul Ramlah." Gedruckt bey Ignaz Aloys Edlen »on Klelnmayl.