-W. Dannevstag den 14. A^ril 1831. Tcut/chlanv. Frankfurt a. M., ,. April. Nach diesen Morgen aus Brüssel hier cingctroffcncn Briefen muß diese Hauptstadt abermals der Schauplatz von Wollsunruhcn gcwescn seyn. Die unmittelbare Veranlassung wird nicht angegeben, mehrere Briefe schlichen aber mit den bedenklichen Worten, daß so eben die Plünderungen ihren Anfang nahmen. — Von Antwerpen wird geschrieben, daß nian der Ankunft der englischen C'scadre an den Mündungen der Schelde stündlich entgegensehe. Eä scheint, daß das Haus Nassau zwar viel Anhänger in diesem Platze hat, daß dieselben aber, um nicht Vermögen und Leben aufs Spiel zu sehen, es nicht wagten, ihre Gesinnung laut werden zu lassen, indem die Führer der Gegcnparthci über den Pöbel gebieten. (Allg. Z.) W r e u H e n. Unterm 3o. März wurden in der preußischen Armee 5 Generalmajors zu Generallieutnants, 6 Obristen zu Generalmajors, und 12 Oberstlieutenants, so wie der Major Prinz Albrecht vonPreu» ßen, zu Obristen ernannt. Dem Hamburger Korrespondenten zufolge sott der junge Fürst (Zzartoryski, Sohn desPräfidcnten der polnischen Regierung, nach Berlin gekommen seyn,-um zu erforschen, in wiefern der König geneigt seyn möchte, dieRoNe eines Fricdensvermitt' lers zu übernehmen. Auch von Seite Frankreichs M der König dringend um eine solche Vermittlung ersucht worden seyn. (Allg. Z.) Die preußische Staatszeitung vom 2. Apnl enthält Folgend: „Briefe aus Königs-desg melden, daß ^ 2L. v, M. daselbst von der russischen Gränze die Nachricht von einem im Wil-naer Gouvernement aufgebrochenen Aufstande ein-gegangen sei. Die Empörer hatten sich, jenen Briefen zufolge, der ihnen früher abgenommenen und in Roznyn aufbewahrten Gewehre bemächtigt und rückten auf Gcorgenburg vor, von wo sich bereitö viele der Elmvchner auf das dießscitige Gebiet geflüchtet hatten. Auf dem Zuge nach Gcorgenburg sollen die Aufrührer mehrere l'Icinc Städte im Wil« nacr Gouvernement verheert und geplündert und einige ihnen entgegengeschickte Kosacken zurückge» drangt haben. Wie man aus Tilsit vernimmt, hätten dic Insurgenten sich auch-bereits in der Gegend von Tauroggcn gezeigt. — Die Berliner Haude-und Spencrschc Zeitung vom 4. d. M. fügt^obiger Nachricht folgende Note bei: „Man hat durchauS keine offizielle Nachrichten aus Litthauen; Alles scheint sich auf cmiac von den Bauern verursachte Unordnungen und Unruhen zu beschränken." Die KönigsbergevZeitung berichtet im neuesten Blatte (vom 3i. März): „Einem Schreiben aus Schmaleninken zufolge sind daselbst einige kaiserlich-russische Officianten aus Georgen« bürg mit der Zollcasse angekommen. Eine Anzahl raublusiigcr Bauern plünderte die schwach besetzte unbedeutende Waffen. Niederlage in Ros< sienna und vertrieb die Kosacken. Darauf zogen die Räuber gcgcn Georgenburg und drohten, diese Stadt ebenfalls zu plündern. Sie sollen in mehreren Dorfern furchtbar gehaust haben, und widerspricht eben diese Thatsache dem daraus entstandenen Gerücht, als ob ein Aufstand in tem Wilnacr Gouvernement Stattgefunden habe." — AuS Tilsit wird unterm So.- p. M. gemeleet: ii8 Am 29. Abends gegen 3 Uhr trafdie russische.Gränz-Besatzung nebst den in Oeorgcnburg noch befindlich gewesenen kaiserlichen Truppen (etwa 200 Mann an CavaNerie und Infanterie) in Schmalenin« ken ein, undsetzte sofort ihrenMarsch nach Wischwill fort, von wo sie heute oder morgen hier er» wartet wird. Wie man vernimmt, haben die Insurgenten bereits Alexandrow, ij2 Meile von Georgenburg, in Besitz genommen; in diese letztere Stadt jedoch sind sie, den neuesten Nachrichten aus Schmaleninkcn vom 29. zufolge, noch nicht eingezogen." (Oest. B.) Königreich Aarvinien. Die Nachrichten üder das Befinden Sr. Majestät des Königs von Sardinien, in der Türmer Hofzcitung vom 3i.. März, lau.ten befriedigender. Das Fieber war minder siark, und der erlauchte Kranke hatte in der Nacht vom 5o. auf den 2i.mch« rcre Stunoen-, wiewohl mit Unterbrechungen, ge-schlafen.' (Ocst. B.) V 0 l e n. Die preußische Staatszeitung meldet au5 Warschau vom 29. März: „In einem w der hiesigen Staatszeitung befindlichen Tagesbefehle des Generalissimus Skrzyncckl vom 27. d.M., womit cr dcr Armee seine Korrespondenz mit dem kaiscrl. russischen Oberbefehlshaber vorlegt, sagt derselbe unter Andcrm, daß cr, geleitet von dem Gefühle der Menschlichkeit, und um dem Blutvergießen Einhalt zu thun, mit dem Feldmarschall Grafen Dicbitsch in Unterhandlungen getreten sei, und vier Briefe mit,ihm gewechselt habe, die cr hiemit vorlege, und woraus man ersehen werde, wie sehr cr sowohl aus Sorge für die Bewahrung der Ehre der Truppen, als aus Gifer für das künftige Schicksal des Landes, bemüht gewesen sei, eine Ausgleichung herbeizuführen; zugleich werde die Armee aus jenen Briefen dle Ansichttn und Bedingungen Rußlands erfahrender habe absichtlich zu den Fricdensunterhandlungcn diejenige Zeit gewählt, wo das polnische Heer ansehnlich an Zahl und furchtbar durch seinen tapfern Geist sei; sein Gewissen gebe ihm das Zeugniß, daß er die Pflichten eines Generalissimus in ihrem ganzen Umfange erfüllt habe, denn diese beständen nicht ausschließlich darin, sich zu schlagen und wiederzuschlagen, sondern auch nach jedem Zusammentreffen dem Fcnde Frieden und wieder Frieden zu bieten; dieß sei der Inbegriff seiner militärischen Politik und er hoffe, daß, seine Waffenbrüder sie richtig zu wür« digcn wissen würden; mit ruhigem Blicke betrachte cr daher auch die Meinungsverschiedenheiten, die sich hin und wieder über seine Politik zeigten; sein Wahlspruch, so wie gewiß auch der des ganzen Heeres, sei: „Siegen, oder mit Ehren untergehen.« - , (Oest. B.) Die Warschauer Zeitung mclM: «Mit dem Wicddreintrelcn besserer Witterung beginnen auch die Bewegungen in der feindlichen Armee von Neu» em; an mehreren Puncten, und namentlich bei Stcnzyca und Karczew, machten die Russen Vor. bcrcitungen zum Uebergangc über die Weichsel; je* doch nur, wie es scheint, um unsere Aufmerksam« keit von cinem anderen Puncte abzulenken, wo sie den Uebergang wirklich bewerkstelligen wollen. In dcr vergangenen Nacht wurde von ihnen bei Kar-czcw cin Brander aufdcr Weichsel abgeschickt, wahr« scheinlich um unserer Brücke bei Praga Schaden zuzufügen, das Fahrzeug blieb jedoch auf dem San« de sitzen, und loderte da in Flammen auf. (Prag. Z.) Mieverlanve. Ueber die Pöbel - Excesse in B v ü ssc l gibt dcr dortige (Zourricr folgende nähere Nachrich. ten: „Bor dem Hause des Hrn. Mathicu sammelten Nachts vom 27. auf den 26. März sich immer größere Volkshaufcn; sie äußerten: „„Wir grei« fcn die Bürger-Garde nicht an, allein wenn wir acht Tage hier bleiben sollten, Mathieus Haus muß dran."" Gegen 9 Uhr war es unmöglich, d'ie wo« gende Menge länger zurückzuhalten. Keller, Bö« den, Magazine, Alles war in einem Augenblicke ln ihrer Gewalt, und Möbeln undKaufmannsgü' tcr flogen aus den Fenstern. Wagen und schwere Möbeln wurden auf dcu Markt geschleppt und lo» dcrtcn in Flammen auf. Am Morgen zeigte Hrn. Mathieus Wohnung den traurigen Anblick. Dio Straßen waren mit Kaffeh und andern Colonial» "Waaren besäet; das Hau.' selbst wurde allein durch den Eifer der freiwilligen Jäger von Chastelcr vor dcm Niederbrennen gerettet. Außerdem wurde die Wohnung des Wagcnfabtikanten Jones demolirt; auch cr war dem Volk alö einer dcr Aufreizcr zur letzten Orangistcn-Bewegung'(am 25.) gegen die Associationen bezeichnet. Dcr Gencralmarsch wurde vor Anbruch des Tages bis um zehn Uhr Morgens geschlagen. Die Bürger-Garde versammelte sich zahlreicher als Tags vorher. Dcr Regent hielt Musterung übcr dieselbe auf allen Posten, harangul»ne sie mit Energie, und^Iich überall Proclamations "9 vertheilen. Gegen cilf Uhr MorgenZ wurde im Hofe des Palastes des ehemaligen Erbprinzen eine Batterie von 6 Kationen aufgefahren; die Kanoniere erhielten Befehl, sich auf den äußersten Fall vorzubereiten'. Gegen Mittag bildeten sich Rotten in dem Faubourg de Flandrcs und bedrohten die Kattunfabrik von P^cvinaixe und Scny. Schon drang man in die Fabrikgebäude, allein glücklicherweise gelang es auch hier meistcntheils den lZhaste-Icrschcn Jägern, größcrn Schaden zu vcrhüthcn. Unterdessen hatte eine zahlreiche Abtheilung des zu Mechcln,stehenden UHIancn Regiments Befehl er-halten, sich nach Brüssel zu begeben. Um zwciUhr trafen 2oo>Mann hier ein. Wir hoffen, der (Zon-greß werde sich heute (2g.) in einer gänzlich beruhigten Stadt wicder versammeln.^ (Oest. B.) Brüsseler Blätter melden vom 5c.. März: «DieVerhandlungen des Nationalcongrcsscs haben wieder begonnen. In der gestrigen Sitzung waren nur hundert und etliche Mitglieder anwesend. Hr. v. Gerlache wurde zum Präsidenten, Hr. v. De-fouveNcs und Raikcm zu Vizepräsidenten gewählt. — Der Rcst der Nacht vom Montag ist sehr still vorübergegangen. Dcr gestrige Tag verfloß vollkommen ruhig, und Brüssel bietet nicht mehr den geringsten Anschein von Unordnung dar. — Hr. Defacqz hat seine Ernennung als Mitglied des Mi-nisierconseils nicht angenommen. — Man bemerkt, daß seit einiger Zeit Lord Ponsonby den Regenten häufiger besucht, als dcr General Belliard." Dcr Cour rier sagt, es sei eine weit verzweigte Contrerevolution angezettelt gewesen, dieselbe hätte am verflossenen Sonntag in Brüssel, ausbrechcn sollen, das Complott sei aber durch die Verhaftung des Odristcn Borremans gescheitert. Der Brigade des Generals Niellon hatte man, in dcr Nacht vor dcr Ankunft dieses Generals, auf Befehl des Divisionscommandanten ihre Artillerie und Pulverwagcn weggenommen. (Mg. Z.) Einem Lütticher Blatte zufolge, kreutzt schon ein englisches Geschwader an der Mündung der Scheide, und schickt sich, wenn die französischen Schisse dazu gestoßen.sind, an, im Verein mil Zungen holländischen Schiffen flußaufwärts bis nach "lUwerpen zu dringen. (Prg. Z.) . p?" Courier sagt: In einer Stückgießerei "! )7^°°l würden unter vcr Aussicht eines holländischen Artillerieobristcn 200 Kanonen für du holländische Regierung verfertigt. (Allg. Z.) London den 26. März. I,n Hof-Journal heißt es: »Wir sind m den Stand gesetzt, zu er« klären, daßdcr König, als er die Nachricht von den getheilten Gesinnungen in Betreff dcr zweiten Lesung dcr Reform-Bill empfing, den Grafen Grey sogleich wissen licß, ihm läge die Bill so sehr am Herzen, daß er bereit sey, zu denn Unterstützung Alles zu thun, was seine vertrauten Nathgeberihm anempfehlen würden." Nach Berichten aus Liverpool, Bolton,, Birmingham, Brighton uno saw' bridge ist in genannten Orten die Nachricht von dcr zweiten Lesung der Reform« Bill mit dem größten Jubel aufgenommen, und mit Glockengeläute und allgemeinen Erleuchtungen gefeiert worden. Dcr junge Brunncl, Sohn des UnternchmcrK der Tunnelarbciten, wurde von einer Gesellschaft nl Bristol beauftragt, über den Avon eine Brücke von einem einzigen Bogen, dcr 65o englische Schuh hat, zubauen; Zugleich muß er hoch genug seyn,' daß Linienschiffe durchgehen können. (Prg. Z.) ,N u H l a n V. Sc. Majestät der Kaiser haben durch ein aller, höchstes Rescript vom 21. März cen Generalmajor Baron Bellingshausen, welcher bei der Erstürmung der Stadt Lublin eine Colonne Dragoner zu Fuß persönlich zum Sturm führte, und eine verschanzte Mühle, mit gcwaffnctcr Hand nahm, zum Ritter des St. Annenordens erster Classe er< nannt. Am »7. März erkrankte in Moskau an der Cholera eine Person, und eine starb; am 16. Morgens waren drei Kranke übrig. Seit dem Beginn dieser Seuche erkrankten 6578; cs genasen 2356, und 5719 starben. Einem allerhöchst bestätigten Vorschlage des Ministers des Innern gemäß, wird zur Sicherste!» ^ lung gegen die Cholera im Laufe des herannahen« den Sommers eine. temporäre medi cinische Facultät, bestehend aus 34 Aerzten, errichtet werden. Von diesen sollen in Astrachan 4, in ' Orenburg 3, in Saratoss ,0, in Nowotschcrkask . 5, in der Stadt Samara dcsSimblrskischen Gou« ; vcrnementö 2, in Nischnei-Nowgorod 10, und in ' der Stadt Nybinst des Iaroölaff'schen Gouverne« ments 2 ihre,n Sitz haben. Dis Dauer dieser Facultät hört mit dem i. December i63i auf, wenn i während dieses Termins sich kein weiterer Unfall ' ereignet. ^. ? Die preußische Staatszcitung meloet aus ^ gavom23. März:.Cs ist hier oie Nascht cm. i2o gegangen, daß die Bauern in Ntthaucn in dcv Gegend von Rossien na —wo dermalen kcine Truppen stehen — sich empört haben. Einige Ingenieur-Offiziere, die durch einen Zufall davon unterrichtet wurden, sind hier eingetroffen. Der Aufstand soll Tim sich greifen; allein es fehlt den Bauern am Nothwendigsten zum Angriff wie zur Vertheidigung. Sie haben kein Pulver und eben so wenig einen Offizier als Soldaten; wohl aber befinden sich einige Geistliche unter ihnen und eine Menge Schleichhändler. Bei Kauen haben sie einige Gräucl-thaten gegen die Zollbeamten ausgeübt. — Von hier aus ist nur eine kleine Abtheilung Truppen hinbeordcrt worden, die man für hinreichend hält, das unsinnige Unternehmen zu dämpfen." (Ocsi. B.) Spanisches Amerika. Gine in London eingelaufene Zeitung aus 6ar-thagena vom 26^ December enthält unter Anderm folgende Hauptpuncte aus Bolivars letztem Nil« len: „Ich besitze nichts als die in der Provinz e <üo!Ni'2>.5aclÄl," von Rousseau, «no „I'an ciü ia (^l^ri-6," von Montecuculi, der Universität von Caraccas zum Geschenke gemacht »verdcn. — Esistmcm Wunsch, daß meine Ueber-resie in meiner Geburtsstadt (Zaraccas beigesetzt werden. — Das Schwert, das'ich von dcmGros^ marschall von Ayacucho (General Sucre) empfing, hitte ich seiner Witwe, als ein Zeichen meiner, ihrem verstorbenen Gemahl zeitlebens gewidmeten Liebe zu übersenden. ^» Ferner bitte ich die Vollzieher meines letzten Willens, dem General Robert Wilson für das gute Betragen seines Sohnes, des Obersten Bedford - Wilson, der bis zu dem letzten Augenblicke meines Lebens mein treuer Begleiter war, meinen Dank abzustatten. (Der Oberst war einer dcr Adjutanten Bolivars.) — Zu Testaments» Vollziehern ernannte der Verewigte den General P. Briccno'Mcndez, den Präfcctcn von Magda-lena, Juan de Francisco Martin, und den I)r. Juan Vargas. (Prg. Z.) ^erschienenes. Der General Johann Skrzynecki isl im F. 1767 in Galizien geboren, und machte seine Studien in Lemberg. Als im I. 1606 die französischen Armeen in Polen einrückten, verließ der isjjähri-ge Jüngling das väterliche Haus, und ließ sich in dem, vom Obersten Kasimir Malachowski befehligten ersten Infanterie.Regiment anwerben. Beim Beginn des denkwürdigen Fcldzugcs von 1609 im Großherzogthume Warschau (unter des Fürzen Poniatowski Befehle) ging Sl'rzynecki mit dem Range als Capitan in das vom Fürsten Konstantin