Richard E k bi o m D R E I S L АУ I S C H E O R T S N A M E N A L T N O R D I S C H E N U R S P R U N G S In meiner Studie Der Name Elbing1 glaube ich gezeigt zu haben, daß der Fluß- name poln. Elblgg (mundartl. Elb i (ig und Olbigg, dt. Elbing) und der damit gleich- lautende Stadtname von einem anord. *eelßings.2 ausgegangen sein müssen, einer -/л^-Bildung zu anord. *selßti < urnord. *alß- ,Fluß', aisl. elfr, schw. älv. Poln. Elblgg, dessen zweites l auffallend ist,3 lautete völlig sicher zu Beginn des 12. Jahr- hunderts *Olbçg, eine Wortbildung, die ungefähr zu Beginn des 9. Jahrhunderts als Entsprechung die Form "Elbbçgb gehabt haben muß (vgl. hierüber weiter unten). Andererseits muß die nordische Grundform zu Ende des 9. Jahrhunderts einen zur vorderen Reihe gehörigen Anlautvokal gehabt haben, der dazu hat führen können, daß die Namensform von Alfreds des Großen Seefahrer Wulf stan durch aengl. Ilfing wiedergegeben wurde; diese Form sollte sicherlich anord. *JElßingv, wiedergeben, das zu jener Zeit offenbar in dem fremden Milieu als Flußname verwendet wurde. Die altpolnische Opposition O- : E- zeigt, daß ein slavisches initiales e- ohne voran- gehendes j- vorlag. Ein derartiges slavisches e- kann jedoch kaum in dem hier behandelten slav. *Е1ьЬ^ъ vor Anfang des 9. Jahrhunderts, jedenfalls nicht vor Anfang des 8. Jahrhunderts vorhanden gewesen sein, denn vor jener Zeit wurde sicher nicht das slav. I mit ь in der Absicht verbunden, nichtslavischen /-Laut wieder- zugeben, da ja das ь damals noch durchgehende wirklicher, wenn auch in gewisser Stellung reduzierter Vokal war. Ein urnord. *alß- (mit a) würde Metathese erfahren haben und durch slav. lab- (oder lob-) ersetzt worden sein; vgl. tschech. Labe (früher auch Labi), sorb. Lob jo usw., die dem jetzigen deutschen Flußnamen Elbe, urgerm. *Alßi entsprechen.4 Vor 700 hatten übrigens die Besuche der Nordleute im unteren Weichselgebiet kaum begonnen. Ich habe angenommen, daß der Fluß- und Stadtname Elblgg—Elbing von anord. *telßingR ausgegangen ist, das meiner Ansicht nach eine außer Gebrauch gekom- 1 In Arkiv för nord, filol. 58 (1944). — 2 Griech. ß bezeichnet bilabiales v. 3 Vgl. meine Studie Der Name Elbing, S. 218; vgl. auch Vasmer, Zeitschr. f. slav. Philol. 10 (1933), S. 95. 4 Vgl. meinen Aufsatz Der Name Elbe im Westslav., Zeitschr. f. slav. Philol. 17 (1940), S. 31 ff. mene -/ng-Variante zu anord. aelßn ,Fluß' ist, und das ich als Synonym zu diesem letzteren Wort aufgefaßt habe. Indessen bin ich nunmehr geneigt, es für wahrschein- licher zu halten, daß -ing- hier als Diminutivsuffix fungiert hat; *selßingR kann bedeutet haben ,Flüßchen, kurzer Flußarm' als Gegensatz zu einem nahgelegenen großen Fluß. In dieser Hinsicht schließe ich mich also Rudnickis Ansicht an.5 Ich meine, daß der -nordische Vorläufer des Namens Elbing, der Flußname *JElßingR, die Bedeutung ,der kleine Fluß' hatte im Gegensatz zur Weichsel, die von den Nord- leuten als *selßR ,der (große) Fluß' bezeichnet werden konnte. Eine augenfällige Ähnlichkeit bietet das schwedische Appellativum knapp .abgerundeter Berggipfel', eigentlich ,Knopf' dar, zusammengestellt mit Knäppingen, das ausschließlich als Name einer Hügelkuppe unweit der schwedischen Stadt Uppsala verwendet wird. A l s A p p e l l a t i v u m ist auch Knäppingen außer G e b r a u c h gekommen. 0 Der für die Stadt Elbing so wichtige Elbing-F\uß ist oberhalb des Stadtgebiets ziemlich bedeutungslos. Er dient als Abfluß für den jetzt fast ganz trockengelegten, in einer Entfernung von 4 km südlich der genannten Stadt gelegenen Drausensee (poln. Družno; vgl. lit. drvs-, aengl. Truso). Früher war der gegenwärtige Mün- dungsteil der Elbing hauptsächlich Abfluß für einen Teil der Wassermassen der Weichsel.7 Meine hier angedeutete Auffassung von der Entstehung des Namens Elbing wird übrigens durch Verhältnisse gestützt, die sich im Zusammenhang mit der Behandlung des nächstfolgenden Namens zu erkennen geben. Sicherlich hat, wie erwähnt, Wulfstan mit Ilfing den von den im unteren Weich- selgebiet auftretenden Nordleuten verwendeten Flußnamen *JElßing\{ wiedergeben wollen, unmöglich aber ist ja nicht, daß die stationäre Bevölkerung, die Altpreußen, eine von den Skandinaviern her entlehnte Namensform *Elbingas oder *Elbinga gehabt haben, und daß auf diese der altenglische Name zurückgeht. Unter allen Umständen dürfte anzunehmen sein, daß eine altpreußische Namensform Anlaß dazu gegeben hat, daß die zu Anfang des 13. Jahrhunderts anstürmenden Ordensdeutschen sich sogleich des Namens Elbing zu bedienen begannen. Von den Nordleuten direkt können sie wohl kaum diesen Namen übernommen haben, da zu der hier fraglichen Zeit wenige Nordleute sich in dem Gebiet um Fluß und Stadt Elbing herum auf- gehalten haben dürften. Daß das jetzige poln. Elblgg sein ursprüngliches E- zuriick- 5 Siehe Slavia Occ. 13 (1934), S. 184; 15 (1936), S.'l62. Vgl. auch Der Name Elbing, S. 211 ff. 0 Andere ähnliche Fälle, in denen die -/ng-Variante verschwunden ist, kom- men vor. 7 Vgl. die Karten S. 1332 und 1342 in Reinerth, Vorgesch. d. deutschen Stämme 3 (1940). — Der Drausensee war noch im 13. Jahrhundert eine mit der Weichsel ver- bundene Haffbildung. Noch im 6. Jahrhundert scheint das Meer das Gebiet um die jetzige Stadt Elbing herum bedeckt zu haben; siehe Bertram usw., Das Weichsel- Nogat-Delta (1925), S. 36. erhalten hat — *Olbçg und Olbigg sind ja in den Hintergrund getreten —, muß wohl auf Einfluß von apreuß. *Elbinga(s) oder von dem Elbing des Ordensdeutschen her beruhen. Rozwadowskis Ansicht, daß poln. Elblgg auf ein früheres *Lbigg zurückgeht,8 kann ich nicht beitreten. *Lbigg weicht allzusehr von aengl. Ilfing ab. Übrigens ist mir kein Wort bekannt, von dem ein derartiger Name hergeleitet werden könnte. In meiner Arbeit Der Wechsel (j)e- ~ o- im Slavischen9 wies ich nach, daß slavische Wechselformen, die initiales je- neben initialem o- haben, schon vor Beginn des 9. Jahrhunderts die Lautvarianten je- und e- aufgewiesen haben müssen, und daß die letztere dieser Varianten über ein ungefähres э- hin sich zu o- entwickelt hat. Dieses letztere Stadium wurde etwa zu Beginn des 12. Jahrhunderts erreicht. Ich habe es für zweifellos erachtet, daß beispielsweise die jetzige polnische Form jedna, Fem., ,eine' früher *jedyna gelautet hat, während das Russische durch den Ent- wicklungsgang odnâ < *adhna < *edbna gekennzeichnet war. Lehnwörter auf e-, welche während des früheren Teils des hier angedeuteten Zeitraums ins Slavische aufgenommen wurden, folgten dieser Entwicklung. Ein Wort wie anord. Hsclga, das ins Urrussische während des 9. Jahrhunderts entlehnt worden sein dürfte, wurde durch *.'•//bga > Olbga ersetzt, und gr. èhiàiov erhielt die Form *aladbja, später olâdbja. Zu diesen Lehnwörtern gehört poln. Olbigg < *ülhb(gi> und gehören ferner, wie wir finden werden, ein paar Ortsnamen, die diesem letzteren Namen nahestehen. Hefftner10 findet es schwierig, die lateinische, während des 12. Jahrhunderts verwendete Namensform Olbinum (1175), gleichwie auch die später auftretenden Namen Olpinow (1202) und Ulbin (1253) mit dt. Elbing, dem Namen eines Stadt- teils im nördlichen Teil von Breslau, zusammenzustellen. Dieser Name Elbing hat bis in unsere Tage fortgelebt, und noch in letzter Zeit lag — und liegt wohl noch — im nördlichen Breslau eine Elbingstrasse. Jänichen11 stimmt Hefftners Bedenken bei und meint, Olbinum usw. könnten slavischen Ursprungs sein. Es scheint mir selbstverständlich zu sein, daß Olbinum eine lateinische Um- schreibung von apoln. *Olb(g, früherem *Я Ibbegi < anord. *JElßingb, ist. In frühen lateinischen Umgestaltungen germanischer Wörter auf -ing- wird das germanische Suffix ziemlich unverändert beibehalten. Aber gegen Ende des Mittelalters werden oft rein lateinische Suffixe verwendet. Von besonderem Interesse ist es, daß der B Siehe Benni usw., Gr. polska (1923), S. 201. Vgl. auch der Name Elbing, S. 209 f. — Im letzten Augenblick finde ich, daß Rozwadowski später von seiner hier angedeuteten Ansicht Abstand genommen hat; vgl. seine postum erschienene Arbeit Studia nad nazw. wôd (1948), S. 174. " In Skrifter utg. av Hum. Vetenskapssamf. i Uppsala 22 :4 (1925), S. 19 ff. 10 Vgl. Urspr. u. Bedeut. d. Ortsn. im Stadt- u. Landkreise Breslau. 11 Siehe Die Wikinger im Weichsel- u. Odergebiet (1938), S. 8. aus der Geschichte der Slavistik wohlbekannte Stadtnanie Freising lateinisch durch Fr usina m wiedergegeben wird.12 Elbing— Olbinum w e i s t g e n a u d e n S u f f i x - w e c h s e l a u f , d e r d i e Z u s a m m e n s t e l l u n g Freising—Frusinum k e n n - z e i c h n e t . — Olpinow und Ulbin sind natürlich polonisierte lateinische Na- mensformen, ausgegangen von *Olbçg. Sie sind mit den in slavischen Ortsnamen gewöhnlichen Possessivsuffixen -очъ und -тъ versehen, von denen das letztere in fehlerhafter Weise angefügt worden ist. Klar ist, daß während des 10. und der beiden darauffolgenden Jahrhunderte Skandinavier in beträchtlicher Anzahl sich in dem Breslauer Gebiet und in Ober- schlesien überhaupt aufhielten. Zahlreiche wikingerzeitliche Funde zeugen davon.13 Auch Deutsche hatten früh ihren Weg nach diesem Landesteil gefunden. Das frag- liche Gebiet war im übrigen noch auf lange Zeit hin slavisch.14 Ibrâhîm ibn Ja'qûb bezeugt, daß Nordleute Ende des 10. Jahrhunderts zu Geschäftszwecken Reisen von Krakau nach Prag unternahmen. Der Weg zwischen diesen Städten führte eben durch Oberschlesien und ist bezeichnet durch Warägische Namen, wie \Varçèyn, Warçska (KužnicaIn gewissem Grade ist wohl eine Verbindung zwischen den Nordleuten in dem hier erwänhten Gebiet und ihren Verwandten an der unteren Weichsel über das Posener und Gnesener Gebiet hin aufrechterhalten worden. Indessen kann diese Berührung nicht gut solcher Art (nicht so stark merkantil betont) gewesen sein, daß sie dazu geführt haben sollte, den Stadtteil Elbing in Breslau nach der Stadt Elbing zu benennen. Durch den Teil von Breslau, wo der Stadtteil Elbing gelegen ist, führen mehrere Flußläufe, welche Inseln in der Oder umschließen. Diesem Umstand könnte die Stadt wohl mit ihrer Entstehung zu verdanken haben. Vom Gesichtspunkt der Verteidigung aus waren derartige Inselbildungen mit ihren von der Natur geformten wasser- gefüllten Gräben von einzigartiger Bedeutung. Man vergleiche hiermit die Verhält- nisse im Zentrum von Paris. Einer von diesen Flußarmen — mehrere derselben sind zugeschüttet — mag von den Skandinaviern die Benennung *JElßingi\. ,das Flüßchen, der kurze Flußarm' erhalten haben, im Gegensatz zu dem Hauptfluß, der möglicher- weise als *ueli3r ,der Fluß' bezeichnet wurde. Der deutsche Fluß- und Stadtname Elbing erhielt, wie erwähnt, vermutlich seine Form durch altpreußische Vermittlung. Nach dem Breslauer Gebiet kamen dagegen Deutsche frühzeitig genug, um den Stadtteilnamen Elbing direkt von den skandi- navischen Eindringlingen übernehmen zu können. 12 Siehe Grœsse, Orbis latinus (1909), S. 130. 13 Vgl. u. a. Reinerth, а. а. O., S.136ff. 14 Vgl. Schwarz' klarstellende Übersicht in Jahrbücher f. Gesch. Osteuropas 1 (1936), S. 73 ff. 15 Siehe meinen Aufsatz Die Waräger im Weichselgebiet, Arch. f. slav. Philol. 39 (1925), S. 189. Trifft meine Erörterung hier das Richtige, so hat ein weiterer ins Slavische entlehnter Name eines an einem kurzen Wasserlauf liegenden Landgebiets seine Erklänrung erhalten. Schon vor dem Beginn der Wikingerzeit hatte das Slavische eine Anzahl ger- manischer Lehnwörter auf -ing- aufgenommen : k ( ъ р ё п ^ ъ u. a. Diese unter- scheiden sich von den in späterer Zeit, wahrscheinlich während des 9. Jahrhunderts, ins Urrussische entlehnten *i'arçgb, *k%lbgg% und *bur(gb (später varjagb usw.)18 dadurch, daß sie Varianten auf -(džb aufweisen, welche bald die ursprünglichen -fgb-Bildungen verdrängten: das durch späte dorsale Palatalisierung in gewissen Kasus entstandene d i verbreitete sich durch das ganze Paradigma hin, was dank dem Umstand möglich war, daß es sich um Lehnwörter handelte, deren Natur den Slaven in gewissem Grade fremd war. Als dagegen *маг^ъ, *k%lbig%, *burçg% ins Urrussische aufgenommen wurden, begann das erwähnte in gewissen Kasus auftre- tende di aus dem Paradigma zu verschwinden und durch g ersetzt zu werden, und ein Anlaß zur Bildung von -çdib-\arianten lag daher nicht länger vor. Jedoch hat in dem zur letzteren Gruppe gehörigen *bur(g% die hier erwähnte Suffixänderung in einem Falle durchgeführt werden können, in welchem das frag- liche Wort als Ortsname verwendet wurde. Die Namensform Burjazb hat offenbar deshalb entstehen können, weil sie an einen Ort an der Grenze zum ukrainischen Sprachgebiet, näher bestimmt dem Mozyr'-Gebiet, hin gebunden ist, wo die Wir- kungen des alten Lautübergangs g > di sich noch zu erkennen geben. Die Endung -jazb (ursprünglich -edžb) tritt auch in dem westlich von Burjazb vorkommenden Ortsnamen Ljubjazb auf. Der Fluß Pripjat' durchfließt in seinem oberen Lauf einen kleinen See des zuletzt angeführten Namens. Er liegt in einem Abstand von 53 km südwestlich der Stadt Pinsk. Während der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gehörte das Gebiet, in welchem der genannte See liegt, zu Polen, und der Name wird auf polnischen Karten aus jener Zeit Lubiai geschrieben.17 An dem fraglichen See liegen ein Gut und ein Dorf, die gleichfalls diesen Namen tragen. Der Seename ist sicherlich der ursprünglichere, denkbar aber ist, daß die sumpfige Gegend, in welcher der See liegt, früher von Flußarmen und Flußkrümmungen derselben Art durchzogen war, wie sie im Weichseldelta und besonders in Breslau auftreten. Gleich westlich von dem Gut Ljubjazb liegen übrigens zwei Inseln, die von Armen des Flusses Pripjat' umschlossen sind. Das Suffix -jazb kann nicht slavischen Ursprungs sein; es muß 10 Betreffs *bur(gb siehe meine Studie Verein, unter den Nordländern im alten Rußland, Zeitschr. f. slav. Philol. 10 (1933). 17 Auf älteren polnischen Karten kommen Schreibungen wie Liobiaz (1773 bis 1793), Lubaz (1792), Liobiaz (1802) vor. germanisch sein, und es wird sich hier zeigen, daß es mit völliger Sicherheit nord- germanischen Ursprungs ist.18 Der erste Bestandteil, Ljub- (poln. Lub-), ist slavisch. Wir haben es hier mit dem Adjektiv ljubb ,lieblich, angenehm' zu tun, das als Bestandteil in Ortsnamen gewöhnlich ist. Besonders zahlreich sind die polnischen Namen, die mit Lub- be- ginnen. Slownik geograficzny führt mehr als 500 derartige Namen auf. Der Ver- bindung slavisches Grundwort + germanisches Suffix gegenüber hat man einiger- maßen Anlaß, Mißtrauen zu beobachten, und es zeigt sich in der Tat, daß das Vorderglied in dem hier behandelten Namen lautgeschichtlich nicht motiviert ist: es ist auf volksetymologischem Wege entstanden. Der Name hatte nämlich im 16. Jahrhundert die ukrainische Form IlbbjazbЧьЬ- hat nicht auf gewöhnlichem Wege zu Ljub- werden können. Ilbb- muß einem polnischen Ohr fremd erschienen sein. Eine sinnhafte Lautgruppe wurde an dessen Stelle gesetzt. Indessen zeigt es sich, daß dem hier behandelten Ortsnamen im 15. Jahrhundert ein Olbbjazb entspricht.20 Aus dieser allem Anschein nach russischen (oder weiß- russischen) Ortsnamensform, verglichen mit ukr. Ilbbjazb, geht hervor, daß früher eine für diese beiden Namensvarianten gemeinsame Form *Olbbja('i)žb vorgelegen hat, deren O- ungefähr während der Zeit 1400—1700, vermutlich mit и und ii als Zwischenstadien, im Ukrainischen sich zu /- dank dem Umstand entwickelte, daß das ь nach dem auf das /- folgenden Konsonanten l weggefallen und daß auf diese Weise eine geschlossene Silbe entstanden war. *Olbbja(&)ib seinerseits geht zurück auf *Elbb(d£ti < *Elbb(gb < *JClßingR.*1 Nach Bûga-'2 soll Ilbbjazb—Olbbjazb auf LьЬ(л£ь zurückgehen. Ferner meint Bûga, Ilbbjazb sei, mit *Jblbb(džb als Zwischenstadium, von got. *Ilbings ausgegan- gen, das er, wie es scheint, ganz von aengl. Ilfing und von Elbing—Elblgg abseits stellt. Ich kann dieser Ansicht nicht beitreten, und das um so weniger, als eine klare Begründung für sie nicht vorgebracht worden ist. In einem Aufsatz Priesaga -ng- (Zidinys 1934) entwickelt Bûga auf eine in mehreren Hinsichten schwerverständliche 18 Mit den polnischen und nordöstlich deutschen Namen, die baltisches (vorzugs- weise altpreußisches) -ing- enthalten, hat es nichts gemeinsam. 10 Vgl. Lit. metr.; Russkaja ist. biblioteka 30 (1914), Sp. 891. In Sp. 889 wird Ilbbjazb (mit ъ) geschrieben. Beide Formen sind unter dem Jahr 1566 aufgeführt. 20 Siehe Lit. metr.; Russkaja ist. biblioteka 27 (1910), Sp. 178 (auf das Jahr 1418 bezüglich); 391 und 392 (beide auf das Jahr 1483 bezüglich). 21 Der Lautwert des I- (II-) in Ilbbjazb läßt sich nicht näher bestimmen. Klar ist aber wohl, daß das I- den Vorläufer des jetzigen vi- vertritt; vgl. ukr. virlii, Gen. zu orél. In dem Ausdruck uv Ylbbjazbskuju granicu (Russkaja ist. biblioteka 30, S. 889) dürfte eine Lautentwicklung in der hier angedeuteten Richtung durch die Verwendung von У- (Ы-) markiert werden. — Der Parallelismus Olbbjazb : Ilbbjazb spricht entschieden gegen den Gedanken, daß ein frühes Lbbjazb durch einen initia- len Vokal erweitert worden wäre. 22 Siehe Kalba ir senovë 1, S. 67. Weise des weiteren seine Ansicht, wobei auch diese letzterwähnten Ortsnamen als auf got. *Ilbings zurückgehend angegeben werden. Es ist vielleicht angebracht, darauf hinzuweisen, daß diese letztere Äußerung die letzten Seiten des unvollendeten, postum veröffentlichten Aufsatzes einnimmt. Der Gedanke, daß ein gotisches Wort den hier untersuchten Namen zugrunde liege, muß wohl aufgegeben werden, ob man nun mit urgot. *Alßingaz oder, wie Bûga, mit urgot. *Ilßingaz rechnet; denn teils fehlen -Z/zg-Bildungen fast ganz in dem auf uns gekommenen gotischen Wortschatz, teils lag, wie schon angedeutet worden, zur Zeit der Goten das Gebiet um den jetzigen Elbing-Fluß herum aller Wahrscheinlichkeit nach vollständig unter Wasser. Übrigens kann das E- in Elbing und Elblqng nicht auf das A- in einem urgot. *Albingaz zurückgehen. Meiner Ansicht nach gehen also Ljubjazb—llbbjazb— Olbbjazb und Elbing— —Olbium, gleichwie auch das von mir früher behandelte Elbing—Elblgg—Olbigg, auf slav. *Elhb(gb < anord. *JElßingR zurück. Uppsala. P o v z e t e k Avtor je mnenja, da pol. Elblgg — zgodovinsko glasovno je pravilneje narečno Elbigg — in nem. Elbing izhajata preko stprus. *Elbinga(s) iz staronordijskega *selßingR »mala reka, kratki rečni rokav« (v nasprotju z *selßR »velika reka« = Visla). V tujem okolju je *eelßing prevzel vlogo rečnih imen in je bil preoblikovan v slovan. *Elbbcgi,, kasneje v *Elßggb > stpol. *Olbçg, kar živi v današnjih poljskih na- rečjih kot Olbigg. Iz konca 9. stoletja nam je ohranjeno stangl. Ilfing, kar je izšlo iz zgoraj omenjene stnord. oblike. Elbing—Elblgg je ime kratke reke, ki je bila prej v glavnem rokav pri izlivu reke Visle. Po reki je dobilo enako ime tudi mesto. Breslauska mestna četrt Elbing je po vsem soditi dobila ime po enem rečnih rokavov, ki ovijajo v strugi Odre ležeče otoke. V 12. stoletju je bila v rabi latinizirana oblika imena Olbinum. Ta ima svoj O- od oblike v kraju samem rabljenega poljskega imena, istovetnega z zgoraj omenjenim *Olbçg, a lat. -inum nadomešča germ, -ing; print. Freising : Frusinum. Tudi ime Elbing—Olbinum izvira iz stnord. *jElßingR. Krajevno ime Ljubjazb za jezero, posestvo in vas ob reki Pripjat', nekako 53 km jugozahodno od mesta Pinsk, je tvorba po ljudski etimologiji. Nadomešča zgodnje slovansko *Elъbegъ, ki je -£Ъ po kasnejši dorzalni palatalizaciji spremenil v -džb. Iz te oblike imena izvirata rus. ОМјагЂ in ukr. llhbjazb. Slovan. ЦиЬъ (ali bolje, pol. lub »prijazen, ljubek«) je nadomestil prvi del llbb-. Tudi *Elbb(gi (*Elbbedžb) gre nazaj na stnord. *JF,lßingR. Avtor zavrača Rozwadowskega mnenje, da je pol. Elblgg treba izvajati iz prvot- nega *Lbigg (vendar primerjaj op. 8!), prav tako Jänischevo naziranje, da bi uteg- nilo biti Olbinum slovan. izvora. Zavrača tudi Bûgovo hipotezo, da bi bilo llbbjgzb— — Olbbjazb izšlo iz slovan. *Lbb(džb in da bi vodilo, prav kakor morebiti tudi Ilfing in Elbing- Elblgg, nazaj na pragot. *llbingaz.