E 3. krtäuterungs-Bericht zum Vorpro^ect der7 no^mclLsprrr7igen LocclLbcrH von Lees über Neunmrktl noch St. Anno. KrMuLerungsberichL. Lees Neumarktl. 1.) Vorbemerkung. Die projezierte, vorläufig als normalspurige Localbahn herzustellende Anschlussbahn -Lees-Neu- marktl - mit ihren nach beiden Richtungen möglichen und gewünschten Fortsetzungen durchquert einen der landschaftlich schönsten Theile Oberkrains. Die Lage derselben ist vermittelst der Fortsetzung von Lees nach Veldes, beziehungsweise den Anschluss an die von der Regierung geplante, nach Görz und Triest führende.Wocheinerbahn einerseits, durch die Ver¬ längerung von Neumarktl nach Norden in das Anna- thal, die Durchstollung des Loibls und den Anschluss an die von Klagenfurt nach Unterloibl in Kärnten angestrebte normalspurige Localbahn anderseits, die¬ jenige, welche nach ihrem Ausbau allen Bedingungen einer großen nach Triest führenden Verkehrsader entspricht. Die militärische Brauchbarkeit dieser von Klagen¬ furt durch das Rosenthal und den Loibl nach Neu¬ marktl, Lees, Veldes und Görz führenden Linie steht außer Frage, während ihre Leistungsfähigkeit, ins¬ besondere ihre größere Wegkürzung, das alte, östlicher gelegene, über Lack nach Divacca führende Project weit übertrifit. Ihr localwirtschaftlicher Wert ist durch die Aufnahme des größten Jndustrieortes Oberkrains, des gewerbereichen Neumarktl, der Bergbau- und Holzindustrie im Annathale in Krain und des Bezirksortes Ferlach im Rosenthale mit den alten, bisher noch im regen Betriebe befindlichen Eisenwerken und der Gewehrindustrie gegeben, während ihre Be¬ deutung für die weiteren Hinterländer in der nam¬ haften Wegkürzung zu suchen ist, die sie denselben im Verkehre nach Triest gewährt. Unsere Gegend hat zwar unter dem Eindrücke aufgegebener Hoffnungen bereits einleitende Schritte zur Erzielung einer Bahnverbindung in anderer Richtung gethan, allein die wirtschaftlichen Bedin¬ gungen und Bestrebungen unseres Landstriches, ins¬ besondere der Industrie in Neumarktl, weisen uns einerseits nach dem Norden, anderseits nach dem Meere. Die Bahn Neumarktl-Krainburg, ohne Fort¬ setzung nach Süden und Norden, wäre nur ein Weg zweiter Güte, für welchen wir und das Land trotz¬ dem Opfer zu bringe» willens waren, in dem Glauben, dass Besseres nicht zu erringen sei. In der Sitzung des Reichsrathes vom 13. d. M. hat Se. Excellenz Eisenbahnminister Ritter von Guttenberg namens der Regierung die allseitig sehnlichst erwartete Erklärung, die Lösung der Triester Eisenbahnfrage betreffend, abgegeben. Dieselbe gieng da¬ hin, dass die Regierung auf Grund des Ergebnisses sorgfältiger Studien entschlossen sei, die Wocheiner- linie und die Tauernbahn zu bauen, und dass das Project einer Karawankenbahn erst in dritter 1 Reihe stehe. Dieses Programm der Regierung er möglicht unserer Gegend durch die Ausführung der vorerwähnten Anschlussbahn, welche die Regierung in der Sitzung des Reichsrathes vom 14. d. M. durch den Berichterstatter Dr. Exner zusicherte, die Ein¬ schaltung in die neue verheißungsvolle Straße nach dem Meere. Diese Einschaltung ist nun dieses Bessere; wir wollen das Unsrige zur Belebung dieser neuen Straße beitragen und unsere Opfer zu jenen der Gleichstrebenden legen, um an dem Nutzen des gemein¬ samen Werkes theilnehmen zu können. Wir zweifeln nicht, dass der hohe krainische Landtag den unvergleichlich größeren Wert des direeten Anschlusses unserer Gegend au die neue Verkehrs¬ straße nach Triest, gegenüber der bisher geplanten Sackbahn nach Krainburg, anerkennen und den für die letztere bewilligten Beitrag auch der neuen An¬ schlusslinie zusichern und so dazu beitragen wird, dass seinerzeit zwei wichtige Durchzugslinien, nämlich die Tanernbahn und die Loiblbahn, in Kram aus die Wvcheinerlinie zusammenlaufen dürften. Führt die künftige Triester Bahn über den Loibl und durch die Wochein, dann verliert die bisher geplante Localbahn nach Krainburg allen Wert, das dafür etwa verausgabte Capital wäre größtentheils als verloren zu betrachten, es steht sogar zu befürchten, dass unsere bisherigen Bestrebungen nach einer Bahn¬ verbindung mit Krainburg bereits einen hindernden Einfluss auf die Entschließung der hohen Regierung in Bezug auf die Wahl der Loibllinie geübt haben. 2.) Grace und Stationen. Was die Linie der von uns projezierten, vor¬ erst als normalspurige Localbahn herzustellenden An¬ schlussbahn anbelangt, so haben wir die dem Eingänge des Wocheiner Thales nahe gelegene Station Lees- Veldes als nächste von Neumarktl zu erreichende Station der Staatsbahnlinie Laibach-Tarvis als Aus¬ gangsstation gewählt. Die Ausfahrt unserer Linie aus dieser Station ist wegen der Fortsetzung nach Veldes und in die Wochein vom südlichen Ende ge¬ dacht. Von dort dreht sich die Bahn in die Richtung gegen die Station Vigann. Die Station Vigaun situierten wir an die Stelle der Straßenkreuzungen, damit sie von allen Seiten leicht zugänglich wird. Das Dorf Vigaun (k. k. Strafanstalt) ist allerdings über einen Kilometer von der Statiousstelle entfernt, aber es wäre mit der Bahnlinie nur mit einem größeren Umwege und sehr großer Steigung zu er¬ reichen und bietet das rasch sich verengende Thal, vom Dorfe, der Straße und der Bahn occupiert, keinen geeigneten Raum für eine Stationsanlage. Unmittelbar hinter der Station Vigaun über¬ schreitet die Linie den Zgos-Bach, um an die Lehne zu gelangen. Wie aus den in der Karte deutlich sichtbar ge¬ machten Höhenschichten - Linien hervorgeht, hat die Linie ein stark occupiertes Terrain zu überschreiten; es sind namentlich zwei weit sich vorschiebende Höhen¬ rücken, der eine niedrigere bei km »/g, der zweite weit¬ aus höhere und schärfer gegliederte bei km 10—12. Wir gehen zu dem bei Km 6'4 gelegenen sekun¬ dären Bergsattel mit einer Steigung von 10°/o„ hinauf; es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass bei den Detailstudien günstigere Steigungsverhältnisse ge¬ funden werden. Bei km 8'2 wird die erste Bergrippe zu durch¬ brechen sein. An der offenen, stark öccupierten Lehne km 8—10 erscheint unsere Bahn fast horizontal; es werden an dieser, stellenweise feuchten Lehnenstrecke genaue Studien zu machen sein, die Bahn auf guten, sicheren Boden zu legen; Schwierigkeiten werden sich dieserhalb nicht bieten. 2 In der Strecke üm 10 — 12 macht das scharf profitierte Gebirge mehrere Tunnels nothwendig. Wir denken uns diese Tunnels eingeleisig und eingewölbt. Eine Verlängerung der Linie in dieser Strecke durch Verlegung der Trace würde weder eine Ver¬ ringerung der Tunnellängen noch der Bau- oder Betriebskosten mit sich führen; es ist vielmehr die Höhenlage und Situation der Trace durch die dem Terrain anpassende, nicht ungünstige Steigung von maximal 15°/oo ab der Station Neumarktl annähernd gegeben und musste gerade wegen der bestehenden Terrainschwierigkeiten die Kürzung der Linie an¬ gestrebt werden. Die Station Neumarktl situierten wir so, dass die Zufahrt zum Markte Neumarktl eine möglichst ebene und kurze werde, damit die Möglichkeit bestehe, in die große Baumwollspinnerei und Weberei der Herren Glanzmann und Gassner ein Geleise unter günstigen Umständen anzulegen, und vor allem, dass eine Fortsetzung der Bahn durch das Annathal zum Loibl ohne Anwendung einer größeren Steigung als 25°/oo möglich werde. Die letztere Erwägung forderte, die Station für Neumarktl so weit thalabwärts und so hoch zu legen, dass sich die Bahnfortsetzung neben dem Markte schon in solcher Höhe über der Thal¬ sohle befinde, um die dahinter liegenden Thalstufen in geeigneter Höhe erreichen zu können. Der Markt Neumarktl wird sich über diese Stationslage nicht zu beklagen haben, weil die Lage des Marktes in dem engen steilen Felsenthale ohnehin jede Stations¬ anlage in einer größeren Ortsnähe von selbst verbietet. Es ist zu bemerken, dass sich die gewühlte Stations¬ lage unmittelbar an dem Neumarktler Vororte Feistritz befindet und dass sie sich wegen des stets reichlich Wasser führenden Rotschenza-Baches zu einer Wasser¬ stationsanlage vorzüglich eignet. 3.) Varianten. Eine Verkürzung der Linie wäre nur durch Aus¬ lassung oder Verlegung der Station Vigaun zu er¬ zielen, so dass die Linie von üm 1 bis zur Berglehne (blane Linie) in gerader Richtung führen würde. Wir möchten aber auf diese Station weder für eine Localbahn noch für eine Hauptbahn-Anlage verzichten, weil die kleine Tracekürzung von 400 m in der billigen Thalstrecke keine wesentlichen Baukosten¬ ersparnisse mit sich bringt und die Entfernung zwischen Lees-Veldes und Neumarktl mit 14 üm doch zu groß wäre. 4.) Gbjerte. Offene Durchlässe sollen nur ausnahmsweise hergestellt werden. Die Objecte in den Schluchten sollen, wo nicht mit den Vortheilen für den Bau auch Vortheile für die Bahnerhaltung verbunden sein werden, thunlichst nahe der Schluchtsohle angelegt werden und auch ein gewiss ausreichendes Durchflussprofil besitzen. 5.) Saumaterialien. Wo gute Baumaterialen mangeln, schlagen wir die ausgedehnte Verwendung des im Lande erzeugten, vor¬ züglichen Portlandcementes, beziehungsweise Stampf¬ betons, vor. 6.) llichtungsverhältnisse. Mit Bedachtnahme auf eine künftige Umwand¬ lung der Bahn in eine Hauptbahn ist als kleinster Krümmungshalbmesser das Maß von 200 m an- 3 genommen. Die Anwendung eines größeren Minimal¬ halbmessers, etwa 250 m, würde an einigen Stellen beträchtliche Mehrauslagen verursachen, welche nur im Falle des Ausschlusses kleinerer Halbmesser in der ganzen Hauptbahnlinie berechtigt wären. In der Generalkarte sind die wichtigsten Stellen in blau¬ gestrichelter Linie mit it — 250 m bezeichnet. Eine Entschließung über die Vergrößerung des Minimal¬ halbmessers könnte nicht unsere verhältnismäßig kleine Strecke zum alleinigen Gegenstände haben, sondern müsste sich über den ganzen Bahnzug, mindestens aber über die Strecke bis nach Klagenfurt, ausdehnen. 7.) Sodenbeschaffenheit. Wir entnehmen der geognostischen Karte des Landstriches, dass die Localbahn ab Lees bis km 4'3 aus dem diluvialen Schotter des Savethales, von dort in dem Gailthaler Schiefer aus der Steinkohlen¬ formation bis zu Km 8'3, dann bis Km 10 in dem aus der Verwitterung des Dolomites entstandenen Alluvium liegen wird. Diese letztere Stelle haben wir schon vorhin als jene bezeichnet, welcher bei den Detailstudien und beim Baue in Hinsicht auf gründ¬ liche Wasserabführung erhöhte Aufmerksamkeit zu¬ zuwenden sein wird. Von km 10 — 13, das ist die Tunnelstrecke, führt die Bahn durch Sandstein, der voraussichtlich die Ausführung und Erhaltung der Tunnele wie der Voreinschnitte nicht unwesentlich erleichtern wird. Die Station Neumarktl liegt wieder auf dem zweifellos zuverlässigen Schotter des Feistritzthales. 8.) Saukosten. Die Baukosten lassen sich vorläufig nur an¬ nähernd angeben. Wir theilen die Bahn je nach den zu erwartenden Bauschwierigkeiten in Unterabthei- lungen, wie folgt: km 0—5'5 — 5'5 km ü fl. 45.000 — fl. 247.500 » 5'5-10'0 — 4'5 » - » 55.000—» 247.500 »10'0-12'0 — 2'0 » » » 75.000 — » 150.000 Zuschlag f. Tunnels ab 1430 m ä fl. 400 — » 572.000 km 12'0—14 — 2'0 km ä fl. 60.000 - » 120.000 Fahrpark nach dem von der k. k. General- inspection für die Strecke «Neumarktl- Krainburg» gemachten Ansätze . . » 97.000 Jntercalarzinsen » 50.000 Unvorhergesehenes » 16.000 Zusammen ö. W. fl. 1,500.000 Im Durchschnitte käme daher, einschließlich des Fahrparkes, der Kilometer auf rund 107.142 fl. Dabei haben wir im Auge, dass der Charakter der Bahn nicht mehr jener einer reinen Localbahn wird, sondern dass Oberbau- und Hochbauanlagen schon den Bedürfnissen der künftigen Durchzugslinie so angepasst werden müssen, dass sie den Änderungen nicht Hindernisse bereiten. Die Bahn von Neumarktl nach Krainburg hat die k. k. Generalinspectiou bei einer Länge von 15 Km auf rund 1,300.000 fl. veranschlagt. Die Anschluss¬ bahn nach Lees erfordert also einen durch die Noth- wendigkeit der Herstellung mehrerer kleiner Tunnels veranlassten Mehraufwand von etwa 200.000 fl., der aber durch die geringeren Betriebs- und Erhaltungs¬ kosten, welche die Bahn nach Lees entgegen jener nach Krainburg erfordert, reichlich ausgewogen wird. Die Anschlussbahn nach Lees ist um gut einen Kilometer kürzer als die Strecke nach Krainburg. Ihre Steigung beträgt maximal 15°/„, und dies nur auf einer ganz kurzen Strecke, während die Bahn nach Krainburg Steigungen mit 18°/<,o zu 4 überwinden hat. Auf der Krainburger Strecke kommen ferner zwei beträchtliche Flussübersetzungen vor: die der Feistritz bei Neumarktl und jene der Save bei Krainburg, welche größere Erhaltungskosten bedingen. 9.) Verkehr und Rentabilität. Für unser Project haben wir nur den Local¬ verkehr der zu durchfahrenden Gegend auszuweisen. In Vigaun bestehen jetzt nur kleine Industrien, so eine Tuchfabrik, eine k. k. Strafanstalt, mehrere Brettsägen rc., die der Bahn einen größeren Frachten¬ verkehr nicht zuführen dürften. Es wird aber für Vigaun und für die an den nächst der Station sich kreuzenden Straßen gelegenen Ortschaften die Bahn die besten Hoffnungen für die Zukunft erwecken, dieselbe wird ferner auch die Absicht der krainischen Industrie-Gesellschaft, ihre Erzgruben oberhalb Vigaun mit der Bahn zu verbinden, ausführen lassen. Wir möchten den Frachtenverkehr der Station Vigaun für den Anfang nicht höher schützen, als auf jährlich 150 Waggons. Neumarktl. Herrschastsbesitz bei Rotschenza ver¬ frachtet jährlich rund .... 100 Waggons, die Baumwollspinnerei und Weberei «Glanzmann LGassner» hat schon dermalen an Kohle, Baumwolle rc. zu verfrachten rund .... 650 » vier Schuhfabriken und sieben Gerbereien haben einen Frachten¬ verkehr von jährlich rund . . 300 » die Frachten von drei Sensen- und Werkzeugsabriken betragen rund. 50 » 23 verschiedene Sägewerke und eine Pappendeckel- und Holzstoffabrik geben jährlich an Fracht . . . 700 » das Quecksilberwerk in St. Anna hat nach dem heutigen Geschäfts¬ umsange jährlich an Frachten ungefähr 50 » die Fournier- und Holzwarenfabrik sowie drei Sägewerke in St. Anna sind zu veranschlagen mit . . 250 » die Fracht von Lebensmitteln, Futter und dergleichen beträgt im Jahre 450 » die Herrschaft Neumarktl mit rund 6000 lla Grund und Waldbesitz wird bei normaler Bewirtschaftung jährlich zu verfrachten haben . 300 Zusammen . . . 3000 Waggons. Rechnen wir pro Waggon eine durch¬ schnittliche Fracht von 10 fl., so ergibt sich aus dem Frachtenverkehre eine Einnahme von ungefähr .... 30.000 fl. für den Personenverkehr kann eine Ein¬ nahme angesetzt werden von . . . 27.000 - für den Postverkehr kann ein Betrag in Rechnung gestellt werden von. . . 3.000 » Es ergibt sich somit im Ganzen eine Ein¬ nahme von 60.000 fl. Für die Zeit des Localbahnbetriebes denken wir uns einen möglichst billigen Betrieb und die Kosten des¬ selben mit 50°/o der Bruttoein¬ nahme, also im Ganzen mit . . . 30.000 fl. Bliebe Erträgnis . . . 30.000 fl. Während der Bauzeit der Fortsetzungsstrecke über Neumarktl hinaus und des Loibltunnels, ius- 5 besondere aber nach Fertigstellung der Durchzugslinie wird sich die Rentabilität zweifellos viel günstiger gestalten. Durch das oben ausgewiesene Erträgnis ist die Verzinsung und Amortisierung des Anlagecapitals allerdings nicht gewährleistet. Allein es darf nicht übersehen werden, dass durch den Bau der Bahn der Industrie erst die Möglichkeit zu entsprechender Ent¬ wicklung gegeben wird, ferner, dass die Anschluss¬ strecke «Neumarktl-Lees» nur ein Fragment einer großen Durchzugslinie aus dem Herzen Österreichs nach dem einzigen Handelshafen darstellt, und dass es nicht erwartet werden kann, dass der Localverkehr allein die Kosten der Anlage und Amortisierung derselben vollends decke. Er wird aber imstande sein, hiezu einen ansehnlichen Theil beizutragen. 8. Neumarktl St. Nnna (Loibl). Wie wir schon in der Erläuterung über die Bahnstrecke Lees-Neumarktl berührten, leitet uns der Gedanke an die in so vielen Beziehungen für die Erbauung einer aus Kärnten, beziehungsweise den nördlichen Kronländern Österreichs, nach Triest führenden Bahn vortheilhafte Lage des Loiblpasses, über welchen auch die alte Handelsstraße führt, für Neumarktl einen solchen Anschluss an die bestehende Bahn «Laibach-Tarvis» anzustreben, durch welchen gleichzeitig den Zukunftsinteressen Neumarktls wie des Landstriches «Lees-Neumarktl» entsprochen und die Herstellung der Durchzugslinie nach Triest, im Anschlüsse an das Wocheinerproject, erleichtert würde. Zn unserer großen Befriedigung können wir hier an der Hand der Karte darthun, dass die bisher ge¬ fürchteten Hindernisse des Betriebes, übermäßige Steigungen, außerordentliche Kosten für Bau und Betrieb, nicht in dem Maße vorhanden sind, als angenommen worden war. Vor allem die Steigung. Durch die Hinausschiebung und Hochlegung der Station Neumarktl hat sich die Entfernung des Fu߬ punktes der Steigung bis zum Tunneleingang um rund 1 Irin vergrößert, dagegen ist der Höhen¬ unterschied vom Stationsplateau Neumarktl bis zum Tunneleingange um vieles vermindert. Beiden Factoren zusammengenommen ist es zu danken, dass die mittlere Steigung zwischen Neumarktl und St. Anna (Loibl- tunnel) nicht mehr als 25°/oo beträgt. Die hohe Lage der Station Neumarktl bringt es mit sich, das unsere Trace durchwegs auf der westlichen Lehne des St. Annathales liegt. Bei Vergleichung der beiden Thallehnen resul¬ tiert, dass die von uns gewählte, sonnseitige Lehne sowohl nach der Lagerung der Gesteine als auch nach der Form des Terrains die für den Bau und Betrieb günstigere ist. Wohl fehlt in unserer Lehne ein für eine Linien-Entwicklung geeignetes Seitenthal, die Lehne ist vielmehr mit wenigen Ausnahmen eine geschlossene; dafür fehlt aber auch die Veranlassung zur kostspieligen Überschreitung von Thalausgängen. Für die nahe dem Tunnel zu bauende Station St. Anna wären weitere Studien für die geeignetste Situierung zu machen. Die in rother Farbe bezeich¬ nete Lage unmittelbar vor dem Tunnel fände eine gerade, nicht übermäßig fallende Thalstrecke und gäbe Gelegenheit, den Tunnelausbruch zur Stations¬ anschüttung zu verwenden. Die blau bezeichnete Stationslage nahe der Ortschaft hätte die Nähe des Ortes, eine noch günstigere Terraingestalt und den Vortheil, schon während des Tunnelbaues als Endstation der Zufahrtslinie dienen zu können, voraus. 6 Der Tnnneleingang ist an einer Stelle gedacht, wo das Thal stark zu steigen beginnt und sich zu einer schmalen Schlucht verengt. An der von uns vorgeschlagenen Tunnel¬ mündungsstelle befindet sich bereits die Mündung eines 1'5 lrm langen Stollens zur Abführung der Grubenwässer des Quecksilberbergwerkes, der will¬ kommenen Aufschluss über die Gebirgsverhältnisse gibt. Auch reiche, über 1000 LH starke Wasserkraft steht unmittelbar bei der Tunnelmündung zur Ver¬ fügung. Die Bodenbeschaffenheit ist längs der ganzen Strecke eine günstige. Die steile Bergböschung besteht aus gesundem Dolomit, in kurzen Strecken aus günstig geschichtetem Werfener Schiefer. An Objecten wären zwar viele Schluchten¬ durchlässe, aber nur drei Brücken von 10 bis 15 m Weite auszuführen. Kleinster Radius. Derselbe ist mit 200 m projektiert. Steigung. Diese ist durchschnittlich 25»/oo- Da die Linie fast nur kurze Zwischengrade erhalten wird, wird in diesen die übliche Vermehrung der Steigung keineswegs die Zugswiderstände ausgleichen, sondern vermehren, insbesondere trägt das Aufsteigen der äußeren Schiene zur Überhöhung dazu bei, dem aufwärts fahrenden Zuge größere Widerstände ent¬ gegenzusetzen. Wir wollen deshalb den Vorschlag machen, die Steigung von 25°/^ ohne Steigungs¬ wechsel gleichmäßig durch gerade und gekrümmte Strecken durchzuführen. Aufmerksame Beobachtungen an bestehenden Gebirgsbahnen werden unsere Be¬ hauptung bestätigen. Baukosten. Die 6'68 üm lange Strecke schützen wir unter Rücksichtnahme auf den Charakter der Bahn als Hauptbahn, auf die Schwierigkeit, die Größe der Feldarbeiten, der Objectsbauten u. s. w. an der Lehne nach der Karte zu beurtheilen und auf den möglicherweise kostspieligen Stationsbau in St. Anna, auf rund 100.000 fl. pro Kilometer, im Ganzen also auf 668.000 fl. Verkehr. Ein größerer Localverkehr besteht in dieser Strecke dermalen nicht. Das unweit des Tunneleinganges bestehende Quecksilberbergwerk hat nur ungefähr 50 Waggon, die tiefer gelegene Fournier- und Holzwarenfabrik sammt den drei Brettsägen etwa 250 Waggon Frachten im Jahre. Allein durch den Bau der Bahn würde sich die Ausfuhr der im oberen Thalende vorkommenden Zinkerze ebenso der Eisenerze von Kofza und Kau lohnen. Das Thal bietet ferner mehrere Tausend LH Wasserkraft, die zweifellos für industrielle Anlagen zur Ausnützung kämen, sobald die Bahn erbaut würde. Hat also diese Strecke, als Theilstück einer Durchzugsbahn, heute auch nicht die für die Rentabilität einer Localbahn erforderliche Menge an Frachten, so steht es doch völlig außer Zweifel, dass die der¬ zeit im Thale befindliche Industrie schon durch die Erbauung der Bahn von Lees nach Neumarktl sich heben, namentlich aber dann eine bedeutende Ent¬ wickelung erfahren müsste, wenn einmal die Durch¬ zugsbahn erbaut würde. Diese Entwickelung wäre ähnlich wie die In¬ dustrie in Neumarktl geeignet, auf den Durchzugs¬ verkehr in einer nicht zu unterschätzenden Weise be¬ lebend einzuwirken. Neumarktl, im Jänner t897. S. Rieger K. Hammer Werksdirector. Oberingenieur.