m derRsM lsatholischeMzionsreüschnst herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens (Jesu. Preis ganzjährig: Österreich 2'50 6, Deutschland 2 Mark. Italien 8 Lire, Ungarn 2-50 Pengö. Dschechosiowakei 12 oK, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2*50 Franken, übriges Ausland 2 Soldmark. Unser heiliger Vater Pius XL hat wie schon früher Papst Pius X. der "Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Aposto-lischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Smpfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Grlxen, Grünn, <5raz, lüeitmeritz, lüinz, Olmütz, Marburg, Drient, Driest und Wien und Druckerlaubnis des Seneralobern. Äeft 6. 3uni 1930. XXXIII. Jahrgang. In der Schatzkammer des göttlichen Herzens. Die hl. Theresia sah einst in einer Vision das Gotteskind in der Kirche auf dem Altar stehen, vor dem nur wenige Leute knieten. Mit Wehmut blickte der Knabe durch die weiten Räume des Gotteshauses; sehnsüchtigen Auges, mit weit ausgespannten Armen hielt er Ausschau, ob niemand zu ihm käme. Aus seinen Händen rollten Perlen und Edelsteine blitzend und funkelnd rtteber auf den Boden. Außer sich vor Staunen fragte Theresia: „Herr, warum bist du so traurig?" Und der Herr gab zur Antwort: „Weil niemand kommt, mir die Schätze abzunehmen." Huldvoller als sonst, freigebiger als zu anderen Zeiten des Jahres tritt in diesem Monat das Herz Jesu vor die Menschen hin, um die Schätze seiner Erbarmungen über die Seelen auszuschütten. £), möchten doch alle Gläubigen diese Gnädenzeit recht benützen und dem Heiland seine süße Last abnehmen! Auf eine besonders wertvolle Gnadenperle, die der Heiland uns anbietet, möchte ich heute hinweisen. Ich meine nämlich „die große Verheißun g". Die Bezeichmmg „groß" verdient sie deshalb, weil sie nicht wie die anderen Verheißungen bloß für einzelne Menschengruppen und Berufsklassen, sondern für die ganze große Menschheit gegeben ist; „groß" vor allem deshalb, weil sie die Krone und der Abschluß aller gnadenreichen Versprechungen des Herzens Jesu ist: „In der übergroßen Barmherzigkeit meines Herzens werde ich die Gnade eines guten Todes allen jenen sichern, die neun Monate nacheinander am ersten Freitag die Sühnekommunion empfangen. Sie werden nicht in meiner Ungnade und nicht ohne Empfang der Sakramente sterben." Eine bange Frage brennt jedem denkenden Menschen zeitlebens auf der Seele: Wie werde ich sterben? Was wartet im Jenseits, hinter den dunklen Toren des Todes auf mich? Diese entscheidendste aller Schicksalsfragen der Menschheit hat schon Unzähligen zu denken gegeben. Denn sie ist wichtiger als die Steuer- und Finanzfrage, wichtiger als die Arbeits- und Wohnungsfrage, wichtiger als alle Probleme und Tagesfragen der Welt. Hier heißt es rechnen, nicht bloß mit Tagen, mit Tausenden von Tagen, sondern mit einer Ewigkeit. Und selbst der gläubige Christ fragt manchmal bangen Herzens: Werde ich wohl in der Gnade Gottes sterben? Werde ich einmal in den Himmel kommen oder . . .? Auf diese Frage gibt es nur ein Ja oder Nein; ein Ja voll jubelnden Glückes, ein Nein endloser Verzweiflung. Darum ist es so wichtig, das Ja sicherzustellen und um jeden Preis sich eines guten Todes zu versichern. Wer greift da nicht mit beiden Händen nach Herz Jesu, Heil derer, die auf dich hoffen! der „großen Verheißung", die schon im vorhinein einen guten Tod und damit eine glückliche Ewigkeit verspricht? „Sie werden nicht in meiner Ungnade sterben." Aber da regt sich der Zweifel: Kann ich mich auf dieses Versprechen verlassen? Deine Besorgnis ist wohlbegründet; denn nicht in die Hand eines jeden legt man seine Gesundheit oder gar sein Leben, am allerwenigsten sein ewiges Heil. Doch du kannst unbesorgt sein. Die Verheißung ist tatsächlich gegeben von — Christus selber. Am 27. Dezember des Jahres 1674 erschien er der hl. Margareta und sagte zu ihr wörtlich: „Ich verspreche dir in der übergroßen Barmherzigkeit meines Herzens, daß meine allmächtige Liebe allen jenen, die neun Monate nacheinander am ersten Freitag kommunizieren, die Gnade eines bußfertigen Endes gewährt wird, daß sie nicht in meiner Ungnade und nicht, ohne die Sakramente zu empfangen, sterben werden." (Brief 86, II, 336.) Es steht also fest, daß die Verheißung gegeben wurde; sie ist von der heiligen Kirche anerkannt und von den verschiedensten Bischöfen und selbst von Papst Leo XIII. des öfteren zur Beherzigung empfohlen. Sollte dir das nicht genügen, so laß dich durch Tatsachen von ihrer Erfüllung überzeugen. Es ließen sich Bände darüber schreiben. Von den vielen nur eine Begebenheit. Eben hatte der Eilzug den Bahnhof in N. verlassen. Ein Priester, von raschem Laufen ermüdet, kam ein paar Sekunden zu spät. Zu seinem Verdruß sah er, daß der Zug gerade aus der Halle fuhr. Unmutig begab er sich in den Wartesaal. Er hatte kaum Platz genommen, da hörte er auch schon entsetzte Rufe: „Ein Unglück! Ein Unglück! ... Er ist herausgefallen. Nein, er ist herausgesprungen. Schnell eine Bahre!" Kurz darauf erschienen im Warteraum vier Männer mit einer Bahre, auf der ein noch junger Mann lag. „Er ist noch nicht tot", sagte einer der Träger; er hatte bemerkt, wie der Verunglückte die Augen öffnete. Schon kniete der Priester an seiner Seite, ergriff die Hand des Unglücklichen und flüsterte ihm zu: „Bist du katholisch? — Ich bin Priester. — Willst du beichten?" „Bitte . . ., bemühen Sie sich . . . nicht", kam -es abgerissen aus dem Munde des Ster- benden, „ich bin aus dem Zuge. . . gesprungen . . . absichtlich . . . bin Selbstmörder . . . Verloren ..." „Nein, du bist nicht verloren. Es ist noch Zeit, die Tat zu bereuen. Ich bin durch die Barmherzigkeit Gottes hier, dich loszusprechen." Er winkte den Leuten, sich zu entfernen; diese sahen, wie er nach einer kurzen Unterredung mit dem Sterbenden das Kreuzzeichen über ihn machte. Ein verlorener Sohn hatte zu Gott heimgefunden. Eine halbe Stunde später war der junge Mann tot. Man fand bei ihm einen Brief an Frau C., seine Mutter; so stellte man fest, wer er war. Einige Tage daraus war der Priester bei der verzweifelten Mutter. Diese erzählte ihm, Spielschulden hätten ihren Sohn in den Tod getrieben. Da sagte der Priester: „Liebe Frau, ich erinnere mich ihres Sohnes unto, kannte ihn in seinen Knaben- und Jünglingsjahren. Damals kam er mit andern jungen Leuten zu mir, und alle hatten sich entschlossen, getreu jeden ersten Freitag zu kommunizieren. Ich erinnere mich, daß ihr Sohn eines Tages an einem Vergnügungsausflug nicht teilnahm, nur um seinen Vorsatz nicht zu brechen. Was für Leidenschaften auch immer es waren, denen er unterlag, Gott hat jedenfalls dieses Opfer nicht vergessen und gemäß den Versprechungen, die unser Heiland gegeben, hat er ihrem Sohne die unschätzbare Gnade der Reue und der Lossprechung verliehen. Ich danke ihm, daß ich das Werkzeug seiner Barmherzigkeit und Liebe sein durfte." Ja, was der Heiland verspricht, das hält er. Aber wohlgemerkt, die „große Verheißung" ist kein Almosen, das uns der Herr ohne irgendwelche Leistung unsererseits in den Schoß wirft. Sie ist an Bedingungen geknüpft. Der Heiland verspricht die Gnade eines guten Todes allen jenen, „die neun Monate nacheinander die hl. Kommunion als Sühne empfangen". Das Haupter-fordernis besteht demgemäß darin, daß man die hl. Kommunion empfängt, und zwar in der Absicht, dem Herzen Jesu Ersatz zu bieten für die zahllosen Beleidigungen der Menschen. Diese Sühnekommunion sollen die Gläubigen nach Anweisung des Herrn am ersten Freitag von je neun auseinander folgenden Monaten empfangen. Es geht also nicht an, die Reihe der Kommunionen nach Belieben zu unterbrechen. Hätte sie aber jemand aus irgendwelchem Grunde an einem ersten Freitag versäumt, so müßte er die Reihe von vorne beginnen, will er sich der Teilnahme an der Verheißung versichern. Gewiß können mit der Erfüllung der genannten Pflichten nicht selten bedeutende Opfer an Zeit und Bequemlichkeit verbunden sein, aber die verheißene Gnade ist aller, auch der größten Opfer wert. Lieber Leser, du versicherst dein Feld und dein Vieh gegen Hagelschlag und Seuche, du versicherst dein Haus gegen Brand und Diebstahl, du versicherst dein und deiner Kinder Leben gegen Krankheit, Unfall und Tod und zahlst jährlich ein hübsches Sümmchen als Versicherungsprämie. Nun, versichere auch deine unsterbliche Seele gegen das größte Unglück, gegen den ewigen Tod. Darum halte die neun c r ft e « Freitage! Stand der Apostolischen Präfektur Lydenburg. Berichtsjahr 1929. Priester Brüder Schwestern Weiße Bevölkerung Schwarze Bevölkeiung Katholiken 16 15 46 85.000 416.936 1800 Protestanten Heiden Schulen Schüler Lehrer weiße j schwarze 200.000 300.000 18 250 734 5 Lehrerinnen Missionsstationen Kirchen Kapellen Wander- seelsorgsposten Hauptslalionen | Außenstalionen 31 6 11 6 9 50 Schwestern- stationen Krankenhäuser Apotheken Behandelte Kranke Taufen 1929 Katechumenen 5 1 4 2987 101 264 Konversionen aus den Sekten Kommunionen Eheschließungen Kostschulen Farmarbeiter 20 34.035 10 2 12 Die wichtigsten (Ereignisse des Jahres 1929. 1. Eröffnung der Missionsstation Glen-Cowie im Sekükuniland. 2. Bau und Benediktion einer Kirche für die Weißen in Pilgrimsrest (Außenstation von Lydenburg). 3. Bau einer Schule in Mosterdhoek (Außenstation von „Maria-Trost"). 4. 25jähriges Priesterjubiläum des Apostoliichen Präfekten Alois Mohn. 5. Vernichtung der ganzen Ernte durch schweren Hagel. P. Anton Schöpf und P. Johann Riegler. Wanderseelsorge. Fast alle größeren Orte der Präfektur Lydenburg weisen eine kleine Zahl von Katholiken europäischer Abstammung auf, die durch den Wandermissionär seelsorglich betreut werden. Vor 1924, schreibt P. Ille, war das ganze östliche Transvaal Wander-seeksorgsgebiet, das bald von einem Oblatenpriester aus Johannesburg, bald von einem Redemptoriftenpater aus Pretoria und Zweck meiner Reise. Unmittelbar darauf erklärt Isaak seinen Rassegenossen, daß ich nach Volksrust reise, um Geld zu sammeln. Den rein religiösen Zweck meiner Fahrt schien er nicht erfaßt zu haben. Begreiflich! Dreht sich doch alles Sinnen und Reden dieser Auserwählten um Geld und Geschäft. Als seinerzeit die Blätter die übrigens nicht zutreffende Meldung brach- Emheimische Lehrerinnen in „Maria-Trost". durchstreift wurde. Gegenwärtig ist ein Pater unserer Genossenschaft ständig als Wanderseelsorger angestellt und tätig, unter Mithilfe der Karaten von Lydenburg, Barberton, Witbank und Ermelo. Da es sich meist um Weiße handelt, die als Gewerbetreibende oder Farmer in der Nähe der Bahnlinien angesiedelt sind, kann der Missionär die überwiegende Mehrheit auf dem Schienenwege erreichen. Für diese Dienstreisen gewährt die Bahnverwaltung halbe Fahrkarte. Die Mitreisenden sind gewöhnlich zu einem erheblichen Teil Söhne Israels. Ich komme mit einem deutsch-sprechenden in ein kurzes Gespräch über Ziel ten, amerikanische Rabbiner hätten in ihren Synagogen die Beichte eingeführt, konnte ich eines Tages eine sehr lebhafte Unterredung dreier Juden über diesen Gegenstand mitanhören, die mit den Worten schloß: „Werft sie hinaus!" Bei den protestantischen Reisenden stößt man immer wieder auf die hier herrschenden Vorurteile gegen die katholische Kirche. Ein Bure, mit dem ich einmal eine lange Strecke allein fuhr, war sehr erfreut über dieses sein erstes Zusammentreffen mit einem katholischen Priester. Im Verlaufe des Gespräches fragte ich ihn, was er denn eigentlich von der römischen Kirche wisse. „Eigentlich nichts", gab er zur Antwort, „nur habe ich von unserem Prediger gehört, daß die römisch-katholische Kirche nicht an Christus glaube." Zufällig hatte ich eine Nummer der katholischen Zeitung: „Southern Croß" bei mir, in der viel von Christus die Rede war. Der Bure las das Blatt und bemerkte dann: Wenn mir jetzt noch einmal unser Prediger mit seinem Geschwätz kommt, werde ich ihm heimleuchten." In der Regel jedoch vermeidet es der Wandermissionär, sich in ein Religionsgespräch einzulassen; denn es besteht die Gefahr, daß derartige Unterredungen enden, wie die Unterhaltung über Geographie, deren Zeuge ich auf einer Bahnfahrt war. Zwei Männer vertraten gegen einen Dritten, der etwa 30 Jahre zählen mochte, die Ansicht, daß die Erde rund sei. „Nein," entgegnete dieser, „das hat mir schon mein Lehrer in der Schule nicht weismachen können, und ihr werdet mich auch nicht davon überzeugen." Am Bestimmungsorte angekommen, wird der Pater gewöhnlich schon von einem Katholiken erwartet und mit Fuhrwerk in die Familie abgeholt, die ihm für wenige Tage seines Aufenthaltes ehrenvolle Gastfreundschaft gewährt. In diesem Hause oder in der Schule oder sonst in einem passenden Veni, creator Spiritus — Ludwig der Deutsche hatte zum Reichstag nach Mainz gerufen. Nach fränkischer Sitte verband Raban damit eine Bischofssynode. Die hohen Gäste weilen alle in der Basilika des heiligen Alban. Durch die engen Fenster fällt nur spärliches Tageslicht. Die Bischöfe und Äbte, mit Mitra und Stab, umgeben Erzbischof Raban. Er thront auf der Kathedra, die hinter dem niederen Altare inmitten der Apsis steht. Aus dem Langhause herauf blitzen die Ketten aus '©belmetaö und die blanken Schwerter der Fürsten. Das Kerzen- und Ampellicht übergießt die Farbenpracht ihrer Gewänder mit geheimnisvollem Dämmerschein. Da — mitten aus der andächtigen Stille erhebt sich Rabanus' volltönende Stimme: Raume wird dann an den folgenden Tagen ' die heilige Messe gefeiert, die durchschnittlich sehr gut besucht ist. In Verbindung mit dem Gottesdienst findet auch die so notwendige religiöse Unterweisung statt und werden die heiligen Sakramente gespendet. Wenngleich hie und da -einer auszukneifen versucht, so gewinnt man doch von diesen Diasporykatho-liken alles in allem den besten Eindruck. Familien, in denen die täglichen Gebete und der Rosenkranz regelmäßig gemeinschaftlich verrichtet werden, sind keine Seltenheit. Allerdings sind das häufig aus England oder Irland mitgebrachte gute Gewohnheiten. Zum Unterhalt des Priesters und zur Bestreitung der Reiseauslagen tragen alle gern das Ihrige bei. Besondere Sorge und Aufmerksamkeit erfordern die Mischehen. Hierzulande sind sie freilich unvermeidbar. Doch gelingt es dem Wandermissionär fast in allen Fällen, die katholische Kindererziehung sicherzustellen. So wächst unter der wachsamen Obhut des Wanderseelsorgers und vor allem unter dem Beistände der reichlicheren Gnade eine weiße Christenheit heran, deren Wandel auch den armen Schwarzen dieses Landes einen besseren Begriff vom wahren Glauben zu geben vermag. P. Hugo Ille. Komm, Schöpfer Geist. „Veni, creator Spiritus!“ Die Mönche von St. Alban fallen ein und singen das neue Lied. Raban hat den Hymnus gedichtet. Ambrosius, der heilige Erzbischof von Mailand, hat ihn dazu begeistert. „Veni, Redemptor!“ (Komm, Erlöser) hatte einst Ambrosius gesungen. Diese Weise hatte Rabanus' Seele ergriffen, und er schmolz sie um zu einem Lobpreis des Heiligen Geistes: „Veni, creator Spiritus!“ Seine ambrosianische Quelle will der Mainzer Bischofsdichter nicht verdecken. Er nimmt sogar in sein Lied ungeändert die zwei Zeilen auf, die man in Mailand schon im vierten Jahrhundert gesungen hat: „Infirma nostri corporis virtute firmans perpeti!“ (Stärk' unsres Leibs Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.) Die Mönche von St. Alban singen zum ersten Male den majestätischen Choral. Die Bischöfe, die Abte, die Fürsten lauschen gebannt. Und in ihren Herzen betet es: „Veni, creator Spiritus!“ . . . Unter dem steinernen Rundbogen des Portals steht König Ludwig nach dem Gottesdienste; neben ihm Rabanus. Der sangesfrohe Herr, der seinen Gewappneten in der Schlacht das „Kyrie eleison“ vorsang, fragt den Erzbischof: „Ein neuer -Chora? — Woher? —" „Vom Heiligen Geiste!" erwidert Rabanus und fährt sort: „Wisse, Herr, Gottschalk der Jrrlehrer, der Falsches lehrt über des Menschen Vorherbestimmung, wird nicht durch uns erleuchtet werden auf dieser Synode; und die kirchliche Vereinigung Bremens und Hamburgs, die wir endgültig beschließen wollen, wird nicht von Dauer sein; und die Gründung des Hochstiftes Osnabrück heute wird nicht von Bestand sein, wenn Er nicht mit uns ist, der Spiritus sanctus!“ Des Königs Haupt ist geziert mit dem Goldreife. Und dieser Königsschmuck blitzt hell ans, als Ludwig kräftig zu den Worten des Erzbischofs nickt. Andächtig schaut Ludwig zmn blauen Himmel und spricht: „Veni, creator Spiritus!“ Und dies Lied ist seitdem nicht mehr verklungen'. Soweit die Sonne scheint, tönt der Ruhm und Hymnus des geistesgroßen Rabanus heute noch. Was vom Heiligen Geiste stammt, hat ewiges Leben.* Goethe sagt von Rabanus' Lied: „Dieser herrliche Kirchengesang ist ganz eigentlich ein Appell aus Genie; weswegen er auch geist- und kraftvolle Menschen gewaltig anspricht." Solche Menschen waren die großen Heiligen unserer Kirche. Deshalb hat sie der Veni-creator-Hymnus nicht bloß gewaltig angesprochen, sondern sie haben ihn auch eben so eifrig als demütig gebetet. Der hl. Franziskus Taverius durchflocht seine Andacht stets mit dem Veni, creator. Ein Beispiel zur Nachahmung für alle. Wie nötig wir den Heiligen Geist haben, sagt wunderbar schön der Hymnustext: Komm, Schöpfer Geist, kehr' bei uns ein, besuch' das Herz der Kinder dein! Erfüll' uns all mit deiner Gnad', die deine Macht erschaffen hat. Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Enadenpfand. Du Lebensbrunn, Licht, Lieb' und ©lut; der Seele Salbung, höch- — stes Gut. D Schatz, der siebenfältig ziert; o Finger Gottes, der uns führt; Geschenk, vom Vater zugesagt; du, der die Zungen reden macht. Zünd' an in uns dein Enadenlicht; gieß Lieb' ins Herz, die ihm gebricht! Stärk' unsres Leibs Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit! Treib weit von uns des Feinds Gewalt; in deinem Frieden uns erhalt; daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd' und Leid verfallen nicht! Gib, daß durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier; und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben festiglich! * Rabanus Maurus, Benediktiner, lebte von 776 bis 856. Er war Abt des Klosters Fulda, später Erzbischof von Mainz. Ein vielseitiger und gewandter Schriftsteller. — Ludwig der Deutsche regime von 843 bis 876 („Veui, creator Spiritus“ von Prof. Karl Faustmann, Verlag Mauz, Regensburg, 1930). Dieses Brot sollst du verehren. Mit unglaublicher Sorgfalt wurden in glaubensvollen Zeiten die Stoffe vorbereitet, die beim Allerheiligsten Altarssakrament verwendet werden. Im Kloster Clugny in Frankreich zum Beispiel wurde der Weizen zur Bereitung der heiligen Hostien unter Psalmengesang gesät und geerntet. Unter tung der Hostien, nachdem sie zuvor die Mette gesungen, die Litanei und die Bußpsalmen gebetet hatten. Bei all dem herrschte tiefes Schweigen und es wurde sogar darauf geachtet, daß auch nicht ein Hauch der dabei Beschäftigten die Hostie berührte. (Hurte r, Innozenz III., B. 4, S. 376.) — Wenn sich Knabenschule unter Leitung von Ordensschwestern. Gebeten wurden die einzelnen Körnlein ausgelesen, gewaschen und von einem der bewährtesten Brüder des Klosters in einem Sacke in die Mühle getragen. Dort wurden die Mühlsteine gewaschen und mit Tüchern verhängt. Der in Weiß gekleidete Bruder mahlte das Korn mit bis zu den Augen verhülltem Angesicht. Sorgfältig wurde auch das Sieb gewaschen und das Mehl gesiebt. Vier Brüder begaben sich dann des Nachts, in Alben gekleidet, in die Kirche und begannen mit aller Sorgfalt die Berei- nun jene heiligen Männer des Mittelalters bei der Zubereitung der Hostien solche Mühe gaben und so tiefe Gesinnungen des Glaubens und der Ehrfurcht an den Tag legten, mit welchem Eifer muß dann Der geehrt und angebetet werden, der sich unter den Brotsgestalten verbirgt, der am Fronleichnamsfeste segnend durch die Straßen und Fluren zieht, der die Seelen nährt zum ewigen Leben: Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit! Stern der Neger 89 Heft 6 Amschau. Deutschland. Nach dem neuen kirchlichen Handbuch von Krose sind im Jahre 1927, über welches die letzten genauen Zahlen vorliegen, 7910 Personen zur katholischen Kirche übergetreten; 7407 von ihnen waren vordem protestantisch. Im gleichen Jahre sind 41.865 Katholiken vom Glauben abgefallen. Von diesen wurden 37.202 konfessionslos und 4663 schlossen sich anderen Religionsgemeinschaften an. — Im selben Band des kirchlichen Handbuches findet sich auch eine ausführliche Statistik über die Mischehenbewegung im Jahre 1927. Es wurden 64.000 Mischehen Großstädte sind die Schrittmacher auf diesem abschüssigen Wege. Berlin genießt den traurigen Ruhm, die unfruchtbarste Stadt der Welt zu sein. Nur die religiöse Überzeugung von der schweren Sündhaftigkeit der Kinderunterschlagung kann einen Wandel zum Besseren herbeiführen. Norwegen. Msgr. Olav Offerdahl, der dieser Tage zum katholischen Bischof von Norwegen ernannt worden ist, ist ein gebürtigter Norweger. Durch seine Ernennung wird Norwegen das erste unter den skandinavischen Ländern, das Schiilerausflug mit P. Fischer. Rost bei einer Quelle. geschlossen. Von 100 rein katholischen Ehen entfallen auf das ganze Reich umgelegt 45, auf Bayern 20, auf die Erzdiözese Köln 32, auf die Stadt Köln 37, auf die Erzdiözese München 15, auf die Stadt München 27. Das Bild ist nicht erfreulich. Es wird noch dunkler, wenn man bedenkt, daß der größte Teil dieser Mischehenpaare sich nicht katholisch trauen läßt. Denn von 100 Mischehen sind auf das ganze Reich berechnet nur 36, auf Bayern bezogen 41, auf die Erzdiözese Köln 40, auf die Stadt Köln 34, auf die Erzoiözese München 38, auf die Stadt München 35 katholisch getraut. — Etwas günstiger gestaltet sich das Verhältnis bei den Taufen. Von 100 Kindern aus Mischehen wurden katholisch getauft: im ganzen Reich 47, in Bayern 50, im Erzbistum Köln 51, in der Stadt Köln 44, im Erzbistum München 55, in der Stadt München 52. Schlimm steht es um die Bilanz irrt Lebensbuche des deutschen Volkes. Es hat aufgehört, ein wachsendes Volk zu sein. Die einen Landsmann als Kirchenfürsten erhält. In Dänemark und Schweden sind die Kirchenfürsten noch Ausländer, wie das bisher auch in Norwegen der Fall gewesen ist. In seinem Bischofspalais in Akersveien zu Oslo empfing der neuernannte Bischof einen Redakteur der großen Zeitung „Aftenposten", dem er nachfolgende Unterredung gewährte: Glauben Eie, fragte der Redakteur, daß der Katholizismus in Norwegen eine Zukunft hat? — Die Zahl der Katholiken, erwiderte der erwähnte Bischof, geht langsam voran, aber die katholischen Ideen sind stark in der Achtung gestiegen und gewinnen immer mehr an Einfluß. Persönlich habe ich großes Vertrauen in das Laienapostolat der Konvertiten und der norwegischen Katholiken. — Erwarten Sie nichts von den Bestrebungen für die kirchliche Einheit, für die Erzbischof Söderblom (der lutherische Erzbischof von Upsala und Primas von Schweden) so viel Sympathie bezeugt? — Nein, ich erwarte von diesen Bestrebungen nicht Lie geringste Frucht. Für den Internationalismus besitzen sie vielleicht einige Bedeutung, aber für die Religion fallen sie nicht in Betracht. Es ist dies ein Aneinanderfügen verschiedener christlicher Gemeinden, aber der Zement, der ein solches Gebäude beieinanderhalten kann, fehlt. Es gibt eben nur einen Weg zur Vereinigung der Kirchen. Das ist die Rückkehr zur Kirche des Mittelalters, und zwar nicht nur was die äußeren Formen betrifft, sondern ganz. — Darf ich zum Schlüsse fragen, wie Sie, als norwegischer Bauernsohn geboren, dazu gekommen sind, sich zur katholischen Religion zu bekennen? — Ich wurde anfänglich zum Oberlehrer ausgebildet, sagte der Bischof, und kam als Jüngling von 20 Jahren nach Bergen, wo ich mit verschiedenen katholischen Geistlichen bekannt wurde. Was mir an ihrer Lehre am meisten imponierte, war ihr fester Kirchenbegriff. Msgr. Offerdahl hatte nach seinem übertritt zur katholischen Kirche am Propagandakolleg in Rom studiert. Das Neue Testament wurde von ihm in das Norwegische übersetzt. Auch ist er der Verfasser des Katechismus, der zur Zeit in Norwegen eingeführt ist. Das Vikariat Norwegen zählt unter drei Millionen Einwohnern erst 3000 Katholiken; davon 1000 in Oslo und 500 in Bergen. Die Zahl der Missionäre beläuft sich gegenwärtig auf 36. Auch einige Schwesterngenossenschaften sind in Norwegen tätig. Rußland. Trotz mehrfacher Ableugnungs- und Beschönigungsversuche der Sowjet-Machthaber geht die öffentliche und noch mehr die geheime Religionsverfolgung und Kulturvernichtung ununterbrochen weiter. Der neueste Vorstoß gegen die christliche Gesinnung der breiten Massen der Bevölkerung besteht in dem Entschluß, sämtliche Friedhöfe abzuschaffen und nur noch Krematorien zuzulassen. Seit Jahren schon gehören die Verwüstung und Schändung der Gottesäcker zu den nicht seltenen Vorkommnissen im Sowjetreich. Hand in Hand mit der Schließung der Kirchen geht deren Beraubung und die' Zerstörung der Kultgeräte und Kunstgegenstände. Mit allen Mitteln der Reklame wird, an der Entsittlichung und Entchristlichung des Volkes gearbeitet. Namentlich die Filmindustrie steht im Dienste der religionsfeindlichen Propaganda. Die Umzüge an den Hauptfesten der Christenheit genauer zu beschreiben und die Sittlichkeitsverbrechen in den Schulen, Ämtern, Betrieben und selbst an heiligen Orten zu schildern, verwehrt zum Teil schon der naturgemäße Anstand. Sittlichkeit ist nach bolschewistischer Auffassung nur ein bürgerliches Vorurteil. Die Dauerehe hat im Gesetz keine Stütze mehr. Doppelehe und Vielehe sind straffrei. Die Ehescheidung kann auch ohne Wissen des andern Teiles erfolgen. Ja, es ist schließlich nicht einmal notwendig, daß die Ehe in das Standesregister eingetragen wird. Grauenhaft ist das Elend der Kinderwelt. Kaum 10 Prozent der elternlosen und heimatlosen Kinder sind in den staatlichen Asylen untergebracht. Hunderttausende von Kindern irren obdachlos umher. Aber auch in den meisten Asylen fehlen die notwendigsten gesundheitlichen Einrich- tungen. Es mangelt an Kleidung, Wäsche, Nahrung und Arzneien. Ein Menschenleben gilt wenig oder nichts mehr. Kein Monat vergeht, ohne daß Hunderte und Hunderte von Todesurteilen vollstreckt werden und wohl ebensoviele Menschen in die Verbannung nach Sibirien oder auf die Inseln des Eismeeres wandern. Die Todesernte der Tscheka (politische Geheimpolizei) dürfte sich bereits auf drei Millionen belaufen. Die Gefängnisse sind überfüllt. Die Behandlung der Gefangenen ist so menschenunwürdig und grausam als nur möglich. Angesichts dieser Tatsachen mutz man sich wundern, daß nicht ein Sturm der Entrüstung alle zivilisierten Völker ohne Unterschied erfaßt, und daß so viele kein Wort des Abscheues über die furchtbare Barbarei finden, die im „roten Paradies" herrscht. Dieses Zusehen befremdet um so mehr, weil die Gefahr des Umsturzes und der Auflösung aller Gesittung und Kultur immer weitere Kreise zieht. Josef Douillet, der Verfasser des aufsehenerregenden Buches: „Moskau ohne Maske", schließt seine Ausführungen mit folgenden Worten: „Im Hause Lubjanka 2 (in Moskau, der Residenz der E. P. U. (Tscheka), liegt tut 5. Stockwerk das Zimmer 186. Die Längswand dieses Zimmers wird eingenommen von einer riesigen Landkarte Europas, die über und über bedeckt ist mit numerierten Fähnchen. Jede Nummer entspricht einem bestimmten Arbeitsbezirk der Agenten und Spione, Mein Herz krumpfte sich zusammen beim Anblick des dichten Netzes, in das der Westen bereits eingesponnen ist . . . Wehe denen, die die Gefahr unterschätzen oder nicht sehen wollen, die unserer Gesellschaft und der ganzen menschlichen Zivilisation droht, die Gefahr des Bolschewismus!" Sie wächst in dem Maße, als die Zerrüttung des religiösen Glaubens und der christlichen Sitte und Gesellschaftsordnung um sich greift. In der Tat sind die giftigen 23Iütcn des Kulturbolschewismus schon allenthalben zu sehen. Ein Gebetssturm der ganzen Christenheit und freudiger Gehorsam gegen die Weisungen und Mahnungen des Statthalters Christi' ist zweifellos notwendig, um das Unheil zu bannen und die Gewalt der finsteren Mächte zu brechen. Das deutsche Missionsfeld. Nach Kroses Handbuch stehen 48 Missionsgebiete unter deutscher Leitung; einige davon sind Kolonistenmissionen in Amerika. Viele deutsche Missionskräste arbeiten auch unter nichtdeutscher Leitung, so zum Beispiel im holländischen Kolonialreiche. Der Schwerpunkt der deutschen Missionsarbeit liegt in China, wo 11 Missionssprengel unter deutscher Leitung stehen. Das Missionspersonal setzt sich im Berichtsjahre zusammen aus 822 Missionären, 517 Ordensbrüdern, 1623 Ordensschwestern und 100 einheimischen Priestern. Die Katholikenzifser betrug 829.118. Die Missionsschulen wurden von 99.495 Schülern und Schülerinnen besucht. Südafrika. Vor sieben Jahren faßte Bischof Fleischer von Marianhill den Entschluß, zwei einheimische religiöse Kongregationen ins Leben zu rufen. Die weibliche führt den Titel: „Töchter des hl. Franziskus", die männliche nennt sich „Josefs-Kongregation". Die erstere entwickelt sich über Erwarten rasch und zählt schon weit über 50 Kandidatinnen und Novizinnen. In ihrem Kloster „Assisi" an der Südküste Natals hat sie ein vielversprechendes Heim gefunden. Die letztere macht naturgemäß langsamere Fortschritte. Besonders ist es die lebenslängliche Übung der Handarbeit, die die Negerjugend vom Eintritt in den Laienbrüderstand abschreckt. Das „Süße Nichtstun" wurzelt eben zu tief in der Mitglied darf Biergelage besuchen. — Das bedeutet nun freilich ein gewaltiges, übermenschliches Opfer für die geborenen Liebhaber der llkamba. Nicht heiraten und stets anderen, gehorchen müssen, an eine feste Tagesordnung gebunden zu sein und niemals Ferien genießen usw.: das allerdings mag den meisten ebenso schwer sein. Trotzdem haben wir fast ein Dutzend Kandidaten und Postulanten, von denen mehrere Abendgebet bei den Pyramiden (Ägypten). Die Anhänger des Islam sind fünfmal des Tages zum Gebet verpflichtet. Der strenge Moslim verrichtet es auch im Freien, sobald die Zeit hiefür gekommen ist (im Bild rechts.) Gewohnheit des Volkes und das Klima des Südens vermehrt noch die Wirkung des bekannten Naturgesetzes: „Was in Ruhe ist, will in der Ruhe verharren." Dazu kommt das unter den Eingeborenen so häufige Phlegma und die Lethargie des Geistes in bezug auf alles, was über ihren gewöhnlichen Gedankenkreis hinausgeht. Da gehört schon viele Enadenkraft von oben dazu, um die doppelte Trägheit gegenüber Religion und Arbeit zu überwinden und die Helden des Müßigganges in solche des religiösen Eifers und fleißiger Ärbeitsainkeit zu verwandeln. „Eine andere äußerst schwere Leistung bleibt natürlich der Bruch mit dem Utschwalakrug. Im „Hause des hl. Josef" wird kein Bier verschenkt und kein in gereiftem Alter stehen. Der älteste zählt 35 Jahre, hat sich seit zwei Jahrzehnten als musterhafter Christ und fleißiger Arbeiter bewährt. Mit der Wrigen Mehrzahl verspricht er, eine gute Grundlage der ersten eingeborenen Männerkongregation Südafrikas zu bleiben. China. Von den sechs chinesischen Bischöfen, die der Heilige Vater selbst am 28. Oktober 1920 zu Rom geweiht hatte, sind bereits drei aus dem Leben geschieden. Am 14. Oktober 1927 starb Bischof Tschao, am 13. November 1928 folgte ihm im Tode Bischof Tscheng. Und nun betrauert die Kirche Chinas auch den Tod des Bischofs Tschen. Er ist einer heftigen Lungenentzündung im Alter von 55 Jahren erlegen. Vom König der Tiere. (Fortsetzung.) Eine amerikanische Gesellschaft reiste nach Rhodesien, um wilde Tiere zu filmen. Als Arbeitsfeld wurde die Gegend am Kafue, einem Nebenflüsse des Zambesi, gewählt. Die Beförderung der Ausrüstung von der Bahn über 320 Kilometer in den Urwald war äugerst schwierig. 15 mit sechs bis acht Paar Ochsen bespannte Brückenwagen brauchten 15 Tage zur Erledigung der ersten Strecke von 160 Kilometer, wo das Dauer-lager errichtet wurde. Die Amerikaner hatten kein Geld gescheut, um einen vollen Erfolg des Unternehmens zu sichern. Die photographischen Maschinen allein kosteten 38.000 Dollar und fast ebensoviel die Bewaffnung. Ein behagliches Wohnhaus für den Leiter des Unternehmens und seine Familie wurde gebaut und ein Laden zur Versorgung der Bedürfnisse der Eigeborenen eröffnet. Selbst Bäder waren vorgesehen, nur elektrisches Licht fehlte. Ein großer, runder Platz von eineinhalb Kilometer Durchmesser wurde abgezäunt; für den Verkehr auf dem Flusse gab es Boote; Lastautos waren vorhanden; kurz, es war für alle Notwendigkeiten reichlich vorgesorgt. Vom Johannesüurger Tiergarten waren vier junge Löwen mitgenommen worden, zu Nahaufnahmen mit Kindern. Niemand dachte daran, welche Gefahrenquelle sie bilden sollten. Jedes der drolligen Tiere war in einem festen Gitter-kasten untergebracht. Zweifellos vom schlummernden Naturtrieb angeregt, begannen sie gleich in der ersten Nacht laut zu wimmern und zu winseln. Antwortendes Löwengebrüll aus der Entfernung war deutlich zu hören, doch, obgleich man im Lager beobachtete, daß die Stimmen in den folgenden Nächten näher kamen, dachte niemand daran, daß die Sache besondere Aufmerksamkeit verdiene. Deshalb begaben sich einige Tage später der Betriebsleiter und die beiden Photographen ruhig auf die „Jagd" mit der Kurbelkamera, um eine gewisse Art Antilopen, die zu Tausenden an den Flußufern grasten, in ihrer natürlichen Umgebung aufzunehmen. 48 Kilometer trennten sie vom Hauptlagerplatz, als am vierten Tage ihrer Abwesenheit ein Läufer mit einem Brief von den Damen einlangte, der die sofortige Rückkehr der Herren erheischte, da ein ganzer Trupp Löwen das Lager umzingele. Die drei Männer brachen in einem Lastautomobil auf und erreichten den Lagerplatz bei Sonnenuntergang, wo sie vernahmen, daß am vorhergegangenen Abend sechs Löwen in das Lager eingedrungen waren und ohneweiters die Gitterkästen aufgesucht hätten, die sie zu zerreißen suchten. Die eingeborenen Waffenträger hatten in aller Eile einige Gewehre ergriffen und Bäume erklettert, von wo aus sie mit großem Mut nach allen Richtungen geschossen hatten, so daß die Frauen und Kinder fast mehr Furcht vor ihren Gewehren als vor den Löwen bekamen. Mehr durch Zufall als durch Geschicklichkeit hatten sie eine Löwin vor den Gitterkästen zu Boden gestreckt, worauf die übrigen Raubtiere in wildem Durcheinander das Freie gesucht hatten. Am zweitnächsten Abend stellten die Löwen sich wieder ein. Ein Eingeborener hatte ihre Nähe beobachtet und benachrichtigte die weißen Herren. Diese griffen zu den Gewehren und nahmen elektrische Lampen mit sich, die sie aber noch nicht aufleuchten ließen, um die Raubtiere nicht vorder Zeit zu verscheuchen. Sie gingen dem Gebrüll nach und kamen an das Wohnhaus, vor dem ein schwaches Feuer brannte, in dessen spärlichem. Lichte zwei Löwen zu erkennen waren. Als diese die herankommenden Jäger hörten, wendeten sie sich zur Flucht; die Männer aber, entschlossen, ihnen einen Denkzettel zu geben, folgten ihnen nach. Es wurde der Befehl erteilt, alle drei Lampen gleichzeitig aufleuchten zu lassen. In ihrem Scheine sahen die Jäger, nicht 50 Meter entfeint, eine Reihe von sechs Löwen auf Ameisenhügeln stehen, die zu ihnen herüberschauten. Der Befehl zum Feuern wurde gegeben und sechs Gewehrläufe entluden sich. Der Krach des Massenschusses erschreckte die lampentragenden Schwarzen derart, daß sie die Lichtspeuder für einen Augenblick sinken ließen. Als das Licht wieder aufblitzte, waren die Löwen verschwunden. Während die Männer überlegten, was unter diesen Umständen am rätlichsten sei, drang das Geräusch von etwas im hohen Grase sich Bewegendem an ihr Ohr. Alle lauschten mit angehaltenem Atem. Die Nerven der Schwarzen versagten zuerst. Einer warf seine Lampe von sich und lies davon; in einem Augenblick folgten die übrigen Neger seinem Beispiel, die weihen Männer in völliger Dunkelheit zurücklassend, aller Wahrscheinlichkeit nach einem halben Dutzend wilder Tiere preisgegeben. In der Stille der Nacht standen die Jäger da, jeder vor lähmender Furcht wie angenagelt. Der Führer brach das Schweigen, indem er mit heiserer Stimme flüsterte: „Sie kommen auf uns zu; wir müssen fliehen." Und sie liefen eiligst davon, gefolgt von einem einzelnen Tiere, das sich selbst bis ins Lager wagte, und sich dort als einer der treuen Hunde entpuppte, der offenbar auf die Eewehrsalve hin sich freigemacht hatte, durch das hohe Gras in einem Bogen auf die Herren zugekommen war und sie dann bis ins Lager „verfolgt" hatte. Ills die Örtlichkeit des nächtlichen Vorfalles am hellen Morgen besucht wurde, zeigte es sich, daß auch nicht einer der sechs Löwen geschossen worden war. Die jungen Löwen aber wurden weggeschafft und in der Folge war das Lager von der Löwenplage nicht mehr heimgesucht. Die beiden Photographen der Gesellschaft hatten außerhalb des Lagers einen „Anstand" errichtet, indem sie aus Pfählen eine Art Brunnen-schaft aufführten, der durch Erde und grüne Büsche verkleidet war und nur eine große Öffnung hatte, durch die die beiden Objektiv- rohre der photographischen Apparate hinausragten. Vorn wurde eine tote Antilope als Lockspeise hingelegt. Eine Hyäne ließ sich bald sehen und machte sich daran, ein Frühstück einzunehmen, das nicht für sie bestimmt war. Ihre Freude sollte von kurzer Dauer sein, denn eine Löwin kam herzu und gab dem feigen Tiere einen Tatzenschlag auf den Kopf, daß es eine Strecke weit fortflog und sich dann mit blutigem Schädel aus dem Staube machte. Nun begann die Löwin langsam und bedächtig zu fressen. Plötzlich hob sie den Kopf, schnupperte mißtrauisch und blickte umher. Sie mußte das Klichsen der Maschinen ge- hört und die Öffnung in der Pfahlwand gesehen haben, denn sie bewegte sich einige Schritte gegen den Beobachtungsposten vor. Dann sprang sie in die Höhe und brachte eine Pranke in die Plankenöffnung, während sie gleichzeitig glatt durch das eine Linsenrohr biß, wozu die dazugehörige Vorrichtung und der Photograph im Schutzbaue zu Fall kamen. Zufrieden mit dieser Kampfansage wendete die Löwin sich wieder zu ihrem Fraße, den sie mit sich in den Wald schleppte und verschwand. Den beiden Photographen war nun die Lust vergangen, Löwen in der Wildnis zu filmen. (Forts, folgt.) Gold und Myrrhen. Geschichtlicher Missionsroman aus Ostafrika von Felix Nabor.* (Fortsetzung.) Gonzalo ließ ihn gewähren, untersuchte aber inzwischen 'bett Kranken und fand eine klaffende Wunde am Kopfe, die offenbar von einem Säbelhieb herrührte. Er träufelte Balsam, den er immer bei sich trug, in die Wunde und legte mit Hilfe Costas, der als ehemaliger Soldat große Erfahrung in der Krankenpflege hatte, einen festen Verband an. Schon nach einer Stunde erwachte der Scheik und seine Schmerzen waren erträglich, worüber im ganzen Dorfe große Freude herrschte. Alle versprachen, sich von dem guten weißen Vater unterrichten und taufen zu lassen. Sie kamen wirklich, und etliche Tage später stellte sich auch der Scheik mit verbundenem Kopfe ein, um Gonzalo seinen Dank abzustatten. Er wollte selbst zum Kommandanten nach Mosambik fahren und den Seeräuber verklagen. Als Gonzalo mit dem Bruder Costa und dem Scheik nach dem Hafen von Jnham-bane ging, kam ihnen ein reichgekleideter Maure entgegen. Er trug einen goldenen Halbmond am weißen Turban und ein langer Bart fiel ihm bis auf den Gürtel, in dem kostbare Waffen steckten. Mit finsterem Blick.rief er: „Aus dem Weg, Christenhund, sonst zertrete ich dich inte einen Wurm!" Gonzalo blickte ihüi furchtlos ins Auge. „Wer bist du, daß du dir eine solch stolze Sprache erlauben darfst?" fragte er. „Ich bin ein Sohn des großen Propheten", erwiderte der Maure. „Sein Reich reicht so weit, als die Sonne scheint. Hüte dich, dieses Reich des Halbmondes zu betreten!" Stolz sich aufrichtend, erwiderte Gonzalo: „Ich bin ein Bekenner des Kreuzes, das mächtiger ist als der Halbmond; denn es herrscht auf Himmel und Erden. Es ist das Reich Gottes, das ich verbreite und diesen armen Schwarzen bringe." Der Maure hob die Faust. „Wag es!" schrie er. Doch ehe er zum Schlage ausholen konnte, packte der Scheik seine Hand und preßte sie wie in einem Schraubstock. Der Maure schrie wütend auf und fuhr mit seiner Linken nach dem Dolch. Aber da warf sich der Scheik auf ihn und rief: „Schurke, du bist der Räuber unserer Mädchen! Ich erkenne dich an deinem Bart und an deiner Habichtsnase!" Der Maure riß sich mit einem Ruck los und rannte zum Hafen, wo er in eine Barke sprang. Als Costa und der Scheik ihm folgen wollten, hielt sie Gonzalo zurück, indem er sagte: „Laßt ihn! Wenn er ein Verbrecher ist, wird ihn Gottes Arm erreichen und strafen, denn Sein ist die Rache und das Gericht." Der Maure entkam und rief: „Zit- * Dieser spannende und ergreifende Reman wurde vom Missionsverlag St. Ottilien, Obcrbayein, herausgegeben. Der Nachdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages. tert vor meiner Rache, Christenhunde!" Aber Gonzalo lächelte nur über diese Drohung und blickte siegesfroh zum Himmel. Dort war sein Reich, das Reich der heiligen Liebe! 3. Kapitel. Im Weinberg des Herrn. Pater Andre erreichte auf dem Maka-rangaweg, auf dem die Elfenbeinkarawanen verkehrten, in drei beschwerlichen Tagesreisen Tongue, die Residenz des Königs von Makaranga, dessen Stamm etwa zwölf- wie eine Herde von Schafen ihrem Hirten. Und Pater Andre war ein guter Hirte; er wollte seine Schäflein auf gute Weide führen. Das Leben in der Stadt und im Busch war so mannigfaltig, daß der Pater sich baß verwunderte. Die Buschleute standen auf niedriger Bildungsstufe, waren roh, diebisch und hinterlistig und trugen nur die notdürftigste Kleidung, Schürzen aus Fellen oder Rindenstoff. Als einzigen Schmuck hatten sie Kupferringe um Hals und Arme. Afrikanische Kinderschaukel. (Die Giraffe erreicht eine Gesamthöhe von 6 m.) tausend Neger umfaßte. Die Stadt lag in einem weiten Talkessel; das Gebiet des Herrschers reichte aber von der Küste bis zu den goldreichen Bergen von Manila. Die angesehensten Männer des Stammes lebten in Tongue in Hütten, die wie große, runde Bienenkörbe aussahen; die Masse des Volkes wohnte zerstreut im Busch. Des Paters Hauptaugenmerk war auf die Stadt und den Königshof gerichtet; dem Herrscher und seiner Familie galt seine erste MMMZ-arbeit; denn dieses Volk war wie die Kinder und ahmte alles nach. War erst der Königshof gewonnen, so folgten die anderen nach Anders dagegen war das eigentliche Herrenvolk der Makaranga. Durch die Berührung mit dem Islam und den portugiesischen Händlern hatten sie sich schon ein wenig Kultur angeeignet. Sie lebten häuslich und friedlich, rechtschaffen und ehrlich beisammen und arteten nur aus, wenn sie betrunken waren. Trotz aller Unreinlichkeit gaben sie viel auf Schönheitspflege: Den gesalbten Körper zierte ein wohlgeschlungenes Lenden-tnch aus Baumwolle oder aus indischer Seide; die Frauen trugen kurze Röckchen von greller Farbe, reichlich mit flimmerndem Perlenschmuck behängen. Ganz eigen- artig war die Haartracht; mit Hilfe von Gummi und Harz waren nämlich die Haare zu zwei kurzen, dicken Hörnern gewunden, deren Goldspitzen die höchste Zierde und den größten Stolz ihres Besitzers bildeten. Es war ein malerischer und zugleich wildromantischer Anblick, und als der Pater dies zum erstenmal sah, dachte er unwillkürlich an eine Herde schwarzer Teufel mit vergoldeten Hörnern. Doch hatten sie nichts Bösartiges oder Wildes in ihrem Wesen, sondern waren freundlich und gutmütig; die seltsame Zier war gewissermaßen das Wappen ihres Stammes und ihrer goldreichen Heimat. Die vornehmen Männer trugen ein einfaches Schwert, das dicht unter der Schulter hing, dazu Bogen und Pfeile und einen kurzen Wurfspeer. Mit diesen Waffen verstanden sie gut umzugehen, doch waren sie in der Hauptsache eine Zier der Männer und ein Beweis für ihre Vornehmheit; in Gebrauch kamen sie selten. Denn die Hauptbeschäftigung war der Handel mit Elfenbein. Die Elefantenjäger bildeten eine eigene Kaste. Das Riesentier wurde nicht nur des Elfenbeines, sondern auch seines Fleisches wegen erlegt, das trotz des starken Geruches sehr begehrt war. Der köstlichste Leckerbissen war der Rüssel; er mußte bei Todesstrafe an den König abgeliefert werden. Wie bei allen Naturvölkern, so waren auch bei den Bantus die Frauen am übelsten daran; sie mußten den Feldbau besorgen, weben, Hühner und Kleinvieh füttern und kochen. Sie waren nicht viel mehr als Sklavinnen, und je mehr solcher Sklavinnen sich ein Mann halten konnte, um so vornehmer dünkte er sich. Neben der Vielweiberei fand der Pater noch andere Fehler und Mißbräuche. Alle waren undankbar und wollten trotz der Geschenke für die kleinste Leistung noch besonders belohnt werden; alle trieben Aberglauben mit Losen, Wahrsagen und Zaubermitteln, die sie sich als „Medizin" um den Hals hängten. Bei jeder Gelegenheit legten sie einen Schwur ab, bei dem sie einander ins Gesicht bliesen und die gräßlichsten Gesichter schnitten. Bei all diesen Fehlern besaßen sie aber doch auch manche Vorzüge. Sie glaubten an einen Gott, den sie Umbe nannten, ohne aber von ihm Götzenbilder anzufertigen und sie anzubeten; auch glaubten sie an ein Fortleben der Seele im Jenseits sowie an deren Belohnung oder Bestrafung. Es gab also viel Unkraut auszujäten in diesem noch ungepflegten Garten, bis die Sonne hell hineinschaute und nur Blumen und Gotteskinder beschien; aber im allgemeinen machte der Stamm der Bantu einen guten Eindruck, und Pater Andre ging voll Eifer an das Werk ihrer Bekehrung. Es war ein feierlicher Augenblick, als Pater Andre vor dem Herrscher von Tongue trat. König G a m b a war ein riesenhafter Mann von herkulischem Gliederbau, aber dabei wohlwollend und ein guter Mensch, der nicht nur bei den Seinen, sondern auch bei den benachbarten Stämmen und weit im Umkreis großes Ansehen genoß. Erfreut über die Ankunft des ehrwürdigen Gottesmannes, nahm er ihn voll Wohlwollen auf und sagte ihm durch den Dolmetscher, einen Mulatten namens Raposo aus So-fala: „Du hast gesunden das Land, das du gesucht. Ruh aus von der Reise und sei willkommen. König Gamba wünscht, daß du dich daheim fühlst in seinem Reiche. Er ist ein guter Herr und liebt seine Kinder und die weißen Männer." „Dank dir, o König", erwiderte Pater Andre, „Dank für deine große Huld. Im Namen Jesu Christi, unseres Herrn, entbiete ich dir Gruß und Heil. Grüße überbringe ich auch von meinem geistlichen Vorgesetzten, der krank zu Jnhambane liegt. Sobald er gesund ist, wird er vor dein Angesicht treten. Inzwischen bitte ich dich als sein Abgesandter erzählen gu dürfen von dem mächtigen Gotte der Christen, der Himmel und Erde erschaffen hat und all seinen Kindern ein liebevoller Vater ist. Gott hat mich zu euch gesandt, daß ich euch aus Irrtum und Nacht herausführe ins Licht. Eure Haut ist schwarz, aber eure Seele soll weiß werden wie Schnee." Und nun erzählte er von Gottes Allmacht, Weisheit und Güte, von seiner erbarmenden Liebe und dem Opsertode Christi so beredt, daß der König ergriffen lauschte und seine Söhne holen ließ, um die wunderbare Botschaft zu hören. Es war mehr als der Pater erwartet hatte; wie heller Sonnenschein, wie goldenes Himmelslicht senkten sich die Worte des Evangeliums in die Herzen dieser Heiden und erleuchteten sie. Der Same fiel nicht unter die Dornen, sondern in fruchtbares Erdreich, so daß er hundert- und tausendfältige Frucht verhieß. Von heiliger Freude erfüllt, kehrte der Pater nach dieser Audienz in seine Hütte zurück. Sogleich brachten ihm die Königsboten zwei große Elefantenzähne zum Geschenk und versicherten ihn der besonderen Gnade des Königs. Andern Tages fanden sich auch die Königskinder bei dem Pater ein, vier stattliche Prinzen und zwei zwölfjährige Knaben, welch letztere sich besonders innig an ihn anschlossen. Er erzählte ihnen von Gott und Jesus, von seinem Leiden und Sterben, von seiner glorreichen Auferstehung und Himmelfahrt. Es war eine frohe und segensreiche Arbeit im Weinberg des Herrn, unter der Sonne der Tropen. Die Früchte und die Reben reiften rasch in der heißen Zone Afrikas; die Herzen flammten auf in Liebe. Täglich erweiterte sich der Kreis der heiligen Gemeinde, die nach der Heilslehre und dem Wasser der Gnade verlangte. Nach drei Wochen kam auch Pater Gon-zalo, von flinken Läufern in einer Machria, einer an Bambusstäben befestigten Hängematte getragen, in Tongue an, begleitet von Bruder Costa und einem kleinen schwarzen Boy. Er fand den Acker schon bestellt, bereit, die köstliche Saat, das Wort Gottes, aufzunehmen. Sobald er sich von der Reise erholt hatte, begab er sich zum König und überreichte ihm einen Brief des Vizekönigs von Indien. Hocherfreut und hochgeehrt durch diese Auszeichnung ließ Gamba den Missionär königlich bewirten und erteilte ihm freudig die Erlaubnis, in Tongue und in seinem ganzen Reiche zu predigen und zu taufen. Ja, er selbst wurde, als Gonzalo wie mit Flammenzungen redete, sein eifrigster Zuhörer. Es war wie im Paradiese. Unter einem mächtigen Baume, von Palmen ümrauscht, von tropischen Blumen in leuchtender Fülle und Üppigkeit umblüht, predigte Gonzalo, und diese schwarzen Kinder der heißen Erde lauschten voll Glaubenshunger seinen Worten, wenn er von Sündenfall und Erlösung, von Tod und Auferstehung sprach, oder wenn er Maria, die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter pries, die schöner als die Morgenröte und strahlender als die Sonne als Königin der Engel in unvergänglicher Herrlichkeit im Himmel thronte. Wie leuchteten da die Augen, wie strahlten die ebenholzschwarzen Gesichter! O, sie wollten auch Kinder werden des mächtigen Himmelsvaters und der milden Mutter mit dem Goldhaar und den sonnenhellen Augen. Maria, die strahlende Himmelskönigin, ward der Liebling der Frauen und Kinder und alle wollten ihr Bild haben, um es zu küssen und in ihren Hütten aufzuhängen. Da dies nicht möglich war, kam ihnen Gonzalo in anderer Weise entgegen. In der Mitte der Stadt, unter einem großen Brotbaum, ließ er durch Costa und eine Anzahl Schwarzer ein Kirchlein bauen, das den Namen „Mariä Himmelfahrt" führte. Da der Bau bloß au§ Holz und Bambusstäben angefertigt wurde, schritt er rasch voran. Im Chor über dem Altare stellte er ein wunderbares Bild der Himmelfahrt Mariens von einem spanischen Meister auf, das von den Schwarzen mit allgemeinem Jubel, mit Entzücken und Begeisterung begrüßt und verehrt wurde. Scharenweise kamen sie zur Kirche, warfen sich auf die Knie, streckten die Hände flehend zur Madonna empor und beteten und sangen, was sie der heilige Mann lehrte: „Ave Maria, gratia plena — Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade!" Und als gar hoch im Geäst des Baumes ein Glöcklein aufgehängt wurde, das mit seiner hellen, süßen Stimme, die ans dem blauen Himmel herabzukommen schien, zum Kirchlein rief, kannte das Entzücken der Schwarzen keine Grenzen mehr. Sie tanzten und jubelten vor Freude und konnten es kaum erwarten, bis wieder die süße Him-melsstimnre zum Kirchlein und zur Madonna ries. Es war wie ein holdes Wunder. Die Herzen öffneten sich willig, die heilige Saat aufzunehmen; die Arbeit im Weinberg des Herrn lohnte sich über alles Erwarten. Der Weinberg blühte und trug seine Frucht. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber uno Verleger: Kongregation ver Missionäre Sühne ves heiligsten Herzens Jesu. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: F. Alois Wilslinq. F. S. C., Generalasfistent, Missionshaus