^ xHHD ^W? ^^ G^l^ M^ !«>> >««. ^ ^FFx^ _^7 ^ ^ ^ ^^ -^5 r ^Äk Sammlung neuer mi merlwAdiger Reisen zuWaffer und zulande. Fünfter Theil. v. Johann Georg Gmclins der Chemie und Kräuterwissenschaft auf der hohen Schule zu Tübingen öffentlichen iehrers Reise durch Sibiri Zweyter Theil. X X mit Rönnsib Ravsirl. auch Rönigl. Pobl. und Churf. Sachs allerynödiysten krivileZiiz. Göttin gen, verleg« Abram Vandenhoecks seel., Wittwe. 175,- Nee quisqumn tarn lapis ant frut ex, qttepi nvn titilkt ac fleclat amoena illct variaquespeftio gentium, urbium, loco. ■ • rum. Natur a scilicet illuc anrigatur, me time opus ulla ratione. IVSTVS LIPSIVS EPIST. CENTVR. I. EP. XXII. Vorrede. Der andere Theil, den ich hier von der Fortsetzung meiner Reise liefere, enthält die Jahre 1735, 1736, 1737, und die Ländereyen jenseits dem See Baikal biß andie östliche Chinesische Gränze, wie auch den Fluß Le-Na und seine Gegenden, bis an die Stadt Ja-klltzt, und die darinnen wohnenden Völker, die Burüten, Tungusen, und Jakuten. Er 7(4 ist Vorrede. ist in eben dem Geschmacke abgefaßt, als der erste, nemlich er enthalt keine wichtige Wahrheiten, doch enthält er nichts als Wahrheiten: es möchte dann je zuweilen seyn, daß ich etwas von Oertern erzähle, woichnichd selbst gewesen bin, worbey ich doch immer die Erzehlung anderer mit vieler Vorsicht angenommen, auch dieselbe, wo möglich, durch mehrere Nachrichten bestätiget habe, ehe ich sie aufgezeichnet. Man wird in den fremden Erzählungen zum wenigsten nichts unwahrscheinliches finden, und dadurch hoffe ich denjenigen Verdruß der Leser zu verhüten, den sie über grobe Erdichtungen empfinden könnten, ohngeachtet ich wohl weiß, daß eine Sache wahrscheinlich seyn kan, wann sie auch schon nicht wahr ist. Sind aber die übrigen Wahrheiten, die ich vortrage, nicht von höchster Wichtigkeit, so kan ich zu meiner Rechtfertigung mich damit schützen^ daß ich von diesen Ländern in deü bisher herausgekommenen Schriften noch viel weniger finde, das große Aufmerksamkeit verdiene, und selbst dieses wenige ist noch untek '> . . ft >ir Frantz von Gottes Gnaden, erwählter Römischer Kayser,zu allen Zeiten Mehrer des Reichs in (3erwanien und zu Jerusalem König, Herzog zu Lothringen und Bar, Groß-Herzog zu I'otcana, Fürst zu^karievilie, Marggraf zu ^omen^, Graf zu FalckensteinLcc.Ln> Bekennen öffentlich mit dicsemBriefund thun kund allermännig- lich. Wtlsmassen Uns weyland /Vbrali2ln Vanllenkoeck« Buchhändler» und Buchdruckern zu Göttingen hinterlassene Wittib demüthigst vorgestellet, daß sie des Johann Georg Gmelms Reise nach und durch Sibirien und nach Kamtschatka mit Kupfern in Französisch-und Teutscher Sprach im Druck zu befördern willens stye. Gleich wie aber dieselbe dabey viele Unkosten aufzuwenden habe, und nicht unzeitig beforchte, es dorften gewinnsüchtige Leute sothanes Werck zu ihrem nicht geringen Schaden, nachdrucken; Als bittet selbe demüthigst, Wir Gnädigst aerubeten, Ihr, ihren Erben und Nachkommen über Eingangs gedachte Reyse - Beschreibung ein Kayserliches Druck-piiviletzmm auf zeden Jahr zu ertheilen. Wann nun wir solche der 8uppiicanrin demüthiaste ziemliche Bitte mildest angesehen; Als haben Wir Ihr Van« 6enkoeck8 Wittib, ihrm Erben und Nachkommen, die Gnad gethan, und Freyheit geaeben; thun solches auch hiemit wi dieses Kayserlichen privlle» Fü anzurechnen, im Heiligen Römischen Neich weder in Fran-zosisch-oder teutscher Sprach, weder unter diesem noch ander« Titul, noch ganz noch Lxirgk weis, weder im grösseren noch kleinern Form nachdrucken und verkauffen solle. Und gebieten darauf allen und jeden Unsern und des Heilige« Reichs Unterthanen und Getreuen, insonderheit aber allen Buchdruckern, Buchführern, Buchbindern und Buchhänd-kren/ bey Vermeidung einer Pom von fünf Marck lö- thlgelt tbigen Golds, die (in iedet, so oft er freventlich Hierwider «hale, halb in Unsere Kayscrl. Cammer und den andern halben Theil mehr besagter Vanc!eniioe6« Wittib, oder ihren Erben und Nachkommen unnachlaßig zu bezahlen verfallen seyn solle, hiemit ernstlich und wollen, daß Ihr noch einiger aus Euch selbst oderjemand von euertwegen obcngeregte Gme-liys Reise nach und durch Sibirien und nach Kamtschatka mit Kupfern in Französisch und teutscher Sprach innerhalb den bestimmten zehen Jahren obverstandner masscn nicht nachdrucket, 6ittlg!iirer, feil habet, Mittraget oder verkauffet, noch solches andern zu thun gestattet in keinerley Weise noch Wege, alles bey Vermeidung Unserer Kayserlichen Ungnade «nb obstimmter Poen der fünf Marck löthigen Golds/ auch Verlierung desselben euern Drucks, den vielgemeldete Noeek« Wittib, oder lhre^Erbcn und Nachkommen, oder deren Be-fehlshabere mit Hulffund Zuthun eines jedes Hrts Obrigkeit/ wo sie dergleichen bey euch und einem jeden finden werden, also gleich aus eigenen Gewalt ohne Verhinderung mannig-lich iu sich nehmen und darmit nach ihrem Gefallen handeln und thun mögen , hingegen solle sie Uoecl« Wittib schuldig ,md verbunden seyn, bey Verlust dieser Kayserlichen Freyheit die gewöhnlichen Fünf kxemplaria in jeglicher Sprache zu Unserm Kayserlichen Reichs-Hofrath zu liefern und dieses ?«. vileZium vorandrucken zu lassen. Mit Urkund dieses Briefes besiegelt mit unsern Kayserlichen aufaedruckten8ocl-er"fn-siegel, del geben ist zu Wien den Eilfften ONobn« »7^1. Unsers Reichs im Siebenden. Franz Vt Graf Colloredo. Ad Mnndatum Sacrae Giefäreae ; Majestatis proprium. (L.S.) isiattk mibtim %m> Vorrede. Jahr i^H?. in derselben Versuche anzustellen angefangen hat, ob zahme Aepfel daselb-sten durch den Winterfortzubrmgen wären? Mau hatHurch eingepfropffteundangewach< sene Zweige eiHge Hoffnung darzu bekommen; doch sind in dem ersten Winter schon einige darauf gegangen, und man hat bis in das Jahr 1740. noch nichts mit Gewißheit darüber sagen können, noch viel weniger hat man es bey dem Ausgange des Herrn von Strahlenberg aus Sibirien zu sagen gewußt. So ist auch in den südlichen Landern we-der diß noch jenseits des Sees Baikals weder von wildem noch gebauetem Honig zu meiner Zeit etwas zu hören gewesen, nicht einmahl in den südlichen Gegenden des Ienisei/ als um Krasnojarsk oder SajanskoiOstrog, auch nicht um die Stadt Kußnetzk. Der Herr Verfasser hat vieles vor gewiß ausgegeben, wovon er sich eingebildet hat, daß es seyn könnte. . Unh was den Herrn Isbrand Ides betrifft, so ist von Rosmarin, Thymian, Majoran und Lavendel in den Gebirgen der ßtadt NertschlNsk gewiß nichts zu sehen. Eine Vorrede. Eine Art Lavendel ist zwar daselbst, wie an vielen Orten Sibiriens aber eine unserm Europa bisher unbekannteArt;daIsbrand von dem gemeinen Lavendel geredet hat. Man kann demHerrn von Strahlenberg nicht übel nehmen, daß er Fehler begangen, da er alle seine Nachrichten in der Gefangenschaft gesammlet, und von dem wenigsten den Augenschein selbsten eingenommen hat, wiewohl auch nicht zu läugnen ist, daß seine allermeisten Fehler daher gekommen sind, daß er sich zuviel in die Sprache vertieft hat. So muß Dauria von Daria abstammen, damit er den ungewissen Ursprung des Worts Dauria erklärt zuhaben sich rühmen könne; So muß ein Hund in der Russischen Sprache petlck oder?ietlck heissen, damit die Petscheneser ihren Ursprung finden, ketlck aber ist in der Russischen Sprache ein Ofen, und peg in der Sclavonischen ein Hund, der in der Russischen äabaka heißt; So muß M3N15 in der Russischen Sprache eine stren-' ^ 7 ' gr Vorrede.' so viele Unwahrheiten vermengt, daß die Schriften fast allen Werth dardurch verlieh-ren. , Meine Beschreibung wird ausweisen/ daß ich die jenseits dem See Baikal liegende Ländereyen, besonders die östlichen/ welche gegen den Fluß ArgUN liegen / als gesegnete und fruchtbare Gegenden, angepriesen habe.DerHerr von Strahlenberg*) sagt überhaupt von allen südlichen Theilen Sibiriens, worunter er auch ganz Daunen nennet, daß diese Länder auch Baum-fruchte und Honig hervorbringen. Der ehemahlige Großfürstliche Chinesische Abgesandte Isdrand Ides meldet, an dem Schilka in derGegend vonNertschinsk seyen in den Gebirgen viele Blumen und aromatische Kräuter, unh gute Wurzeln; ungemein dicke und lange Rapontik, gelbe und weisse Lilien, weisse und rothe Gichttosen, )*( 5 Roß- *) In dem Nord -und festlichen Theile von Europs ' pnd Asia S. 174. Vorrede. Roßmarin, Thimian, Majoran, Lavendel zc. Der erstere Verfasser scheinet dieses, was er von den Baumfrüchten gesagt, S. 387. unter dem Titul Kirschen zu wie-derruffen, indem er daselbst behauptet, daß umkeine einzige Stadt Sibiriens so we-' nig diese, als andere Früchte wachsen, ob solche gleich in den mittägigen Landern eben dieses Sibiriens nach dem Laufe der Natur fortzubringen waren. Er gestehet hierdurch, daß bisher keine Baumfrucht in keiner Stadt Sibiriens gewesen sey, und diß ist derWahr-heit gemäß. Man hat in der Stadt Tobolsk viele Proben von Achsel- und Birnbam-men gemacht, selten aber hnt man die Bäume mit aller möglichen Sorgfalt auch nur so weit gebracht, daß sie zween Winter aus«? gehalten hätten.Hier kan man einwenden: To« bolsk sey viel zu nordlich, als daß man diese Stadt zu den südlichen Ländereyen zehlen könnte. Ich will also das Exempel' der Stadt Irklljk beybringen, an deren südlicher Lage nichtgezwsifelt werden kann; von dieser weiß ich, daß man erst um das '^ Jahr Vorrede. oderlükrebiotksagter, nennen die Russen/ l "eine sandhüglich und bergigte Gegend/ " zum Unterscheide einer schmahlen lyrics "momimn oder eines Berg-Nückcns, so " bey ihncn üredeu oder (iriven (i. e. "ein Kamm) Heisset „ lüln-ebcr ist eine Reihe von Bergen, sie mag breit oder schmahl seyn. (3i ebEn ist ein Kamm zum kämmen, oder ein Kamm an einem Hahne, und wird niemahls von Bergen gebraucht. Qn-. ven bedeutet nichts. Lrinaist eine Pferdmahne, die bey den Berg-Kunstwörtern nicht üblich ist: daher die bergigte Gegend zwischen der Stadt Gerawna uud Nertschmskoi (Hreber helßt, indem sie eine große Reihe Berge machen hilfft, die noch darzu mit einem sehr hohen und langen in einem fortlaufenden Gebirge zusammen hängt, das an dem orientalischen Meere schon anfangt, die Flüsse Amur und Lena unterscheidet, und in Russischer Sprache Stannowoi Chrebet amennt wird. Es sou heGnOstrog Ierawnja und die Stadt Neck V vn rede- Nertschinsk/ wiewohl auch die Entfernung des Ostrogs Ierawnja von dem Gebirge nach Westen, und der Stadt t^nlckinsk von eben diesem Gebirge nach Osten/ gar zu weit ist/ als daß man etwas genauesdardurchbestimmen können sollte. Der Herr Verfasser würde sich verständlicher gemacht haben / wann er anstatt zu sagen: zwischen der Stadt Gerawna undNertschinskoi,gesagt hatte, zwischen dem See Schackschaund dem Ostrog Tschitinsk; Unter dem Worte Faulbaum sagt Er, man nenne ihn imRussi-schen Scherumka; Es soll I'lclieremcka heissen. Dieser Name bedeutet aber keinen Faulbaum/ sondern schwarze Vogelkirschen. Llleborum ni^rum wachst seinem Vorgeben nach haüfig in Sibirien, und wird daselbsten 8tara(Iup8ka genannt. Man sagt Kara duba oder Kara äudka, welches aber eine Art von Adonis ist/ die zwar die alten Kräuterverständige für die schwarze Nieswurz des tlippocmtjä gehalten ha-ben/ worüber sie aber von dm neueren lang- Vorrede. ge Kälte bedeuten, damit durch den Namen der Cimbrer niare marM und durch mouremanskoi more das Eismeer verstanden werden könnte, da doch das Russische Wort moros heist; So muß das Russische Wort 8Ia^a mit ^.mlclu ziemlich einstimmig seyn, nur eine sehr schwache Muthmaßung des Herrn Verfassers zu unterstützen ; l^lckma muß in der Russischen Sprache eine Schrift bedeuten, damit die auf einigen Felsen an dem Flusse Pyschma von den ehemaligen Tataren geschriebene Schrift dem Flusse daselbsten den Namen gegeben haben mögte« Aber piüno und nichtpMK-ma heißt eine Schrift. Ein Hund muß bey den Muten üä heißen, damit der Fluß Ud, woran doch TllNgusen wohnen, eben so wie die Völker ihren Namen davon bekommen können. Allein nicht üä sondern 16, heißt sowohl auf Jakutisch, als auf Tatarisch ein Hund. So muß ein Hahn im Russischen tmuck heißen, damit er einen Namen, der sich zu seinem Krähen oder Locken schicke/ haben mögte. Er heißt aber auf Russisch Muck; Vorrede. pemcK; So muß Tobolsk vor diesem Tu-ra geheißen haben, nur damit es eine Hauptstadt seyn mögte/da doch bekannt ist, das auch ein jeder elender schlecht befestigter Ort bey den Tataren ohne Anstand Tura gcnennt wird. Die Korjaken, die ihre Lebtage keinen Ochsen gesehen hatten, und an dem Orte nicht wohnen, da sie einen Ochsen gesehen haben könnten, mußten einen bey ihnen angekommenen Ochsenrmkiolckn (einRussisches Rennthier) heißen, da sie doch die Russische Sprache nicht verstehen. Das wird ein Russe erzahlt, und dieKorjakischeBenelp nung in das Russische übersetzt haben. Mak Schatzgebung,tribM)Muß (3axack heißen/ damit es von dem Kalmückischen Worte 'lamßMck) Schatzmeister, und von dem lateinischen Aaxa, Schatz, hergeleitet werden könne. Warum der Herr v. Strahlenberg eine unterirrdische Höhle auff Russisch pit-sckocrn nenne, da sie pelcktlckeraoder in dem gemeinen Reden petlckjora heißt,davon giebt er keine crirische Ursache an^kreberk oder Vorrede. längstens widerlegt sind, und deßwegekM-ter Llledoro niA-o eine ganz andere Pflanze verstanden wird. Ich entferne mich zu wett von meinem Vorhaben/ und will deswegen einiges weniges aus unserm Herrn Verfasser anführen/ da er etwas von denjenigen Ländern und Völkern sagt/, die in diesem Theile vorkotw men. Unter dem Hirschgeschlechte des mittäglichen Sibiriens meldet er S. 37 s. 1, Irdilck den großen Hirsch. 2. Ilubnliim den Tannenhirsch/ 88eiAg die Gemse/ lackia den Steinbock. Ich habe in Sibirien kein Thier erfragen können/ das dett Namen Irbilck führte. Das Thier Irdis wird je zuweilen aus der KalMllckey gebracht/ und ist/ wie mich aus den Fellen dünckt/ die ich auf dem Irbitischen Jahrmärkte gesehen / eine Art von ziemlich weißen Luchsen, IlnbrilÄm ist wahrscheinlich aus Iludr verstümmelt. So wird der rechte Hirsch jenseits dem See Baikal und in der ganzen Irkutzkischen Provintz von den Russen ge-, 7(7( nannt, Vorr ede. nannt, welche den Namen vermuthlich von denMongalen angenommen haben. M-ral bedeutet eben dieses Thier amIrtisch, wo dicRujsen den Namen allem Ansehen nach den Kalmücken zu danken haben. Fast die meisten Tataren am Ienisei, so gar die A- rinzischen nennen eben dieses Thier 8yn, mit denen die dafigen Nüssen übereinstim men. Die Kamaschinzischen Tataren sagen Mime und die TaiginzischeM^im- ft, die Buräten Lüka> die Tunguseli am NtschnajaTunguskaliümaW) die Bai-kalifchen Tungusen und die Jakuten Kumaka. Tannhirsche aber giebt es nicht in Sibirien. 83ÄAa ^3) eine Art wilder Ziegen / dercn ich in dem ersten Theile S. 212. gedacht/ und die in den obern Gegenden des Flusses Irtlsch häufig zu finden ist. Ferner wird unter diesem Namen von Krasnoyarsk an bis in die ganze Irkutzkische Provinz/ und das Ia-kutskische Gebiet/ auch das Bisamthier unter diesem Namen verstanden. Vermuthlich/ daß der Herr Verfasser nur das erste nn< Vorrede. unter diesem Namen begreiffet, weil er das Bisamthicr besonders nennt/ welches erste abcr im übrigen von der Gemse sehr entfernet ist/ wie man aus der Vergleichung der Hörner leicht abnehmen kan/ die der Herr Verfasser von dem Sibirischen 821AH zwar gesehen zu haben scheint / weil er un? ter dem Titel Horn S. 373. erwehnt/ " die gefangenen Schweden haben aus einigen "Arten von Thierhörnern Tobackshörner "verfertiget/ die fast so durchsichtig wie " Glas/ gewesen seyn." Das sind ohne Zweifel Hörner des 821^3 gewesen/ die des-wegen noch heutiges Tages zu Messerheff" ten/zu Hirschfanger Griffen/und dergleichen Arbeiten wegen ihrer Halb-durchsichtig* keit von Äussisch'SibirischenEinwohnern ge* braucht werden. Was er unter dem Na« mm Nackig versteht/ ist mir nicht begreift lich. Der gemeine Steinbock ist gewiß nicht in Sibirien. Vielleicht verstehet er darunter die andere wilde Ziege/ die ich in diesem zweytenTheile unter dem Namen vske-< ren S. IOZ. beschrieben habe. Sonst hat 7(7(2 man V e r r e d e. man blsAr keine Thiere unter die Hirsche gezehlet/ die beständige Hörner tragen; eö gehören also weder die zwey letzteren/noch die ^lFall) in diese Classe. Die aber beständig ohne Hörner sind, als das Sibirische Bisam Thicx / gehören noch mit viel wenigerem Rechte darzu. Unter eben dem Titel Horn stehet noch dabey von den Schwerdt-Fischen die Nach des Stromes Lena und in Kamtschatka. Ein Schwerdtfisch ist sowohl im Schwedi schen und Englischen/ als Deutschen/ mit die sem Namen belegt/ und eben das was der Xi-pdi38 der Griechen/ und l3Ia6iu8 der La teiner/ welcher meines Wissens weder bey der Mündung des Lena/noch in Kamtschatka/ jemahls weder in der Erde/noch lebendig/ge funden ist. Der Sägefisch/ den emige da mit vermengen/ heißt im Schwedischen auch Sagenfisch/ im Griechischenkiittk, im lateinischen 8erra. Auch von diesem habe O nichts in Sibirien gehört. Der Herr Ver fasser Vorrede. fasser verstehet vielleicht den ^lai'knal oder Einhornfisch der Deutschen, weiter kurz darauf des gewundenen Hornes Erwehnung thut / damit dieser Fisch begäbet ist. Der^ gleichen hat man auch bey Anadirsk/ und in der Gegend des Indigirka, wiewohl nicht über drey Zahne in der Erde gefunden. Daß aber die Thiere davon in diesen oder in denen vom Herrn Verfasser erwehnten Gegenden leben sollten / habeich nicht vernommen/ohngeachtet ich bey kundigen Leuten dieserwegen Nachfrage gethan habe. Zwischen Nertschinsk und Albasin sollen die schönsten Zobel seyn. Es istan dem/ daß aus Nertschinsk und Iakutzk die schön, sten Zobel kommen. Die Nettschinsket gehen auf den Zobelfang nach dem obbe- rühmn Gebirge, das Stannowoi chrebet heißt. Die Jakutischen, und überhaupt die Lettischen Einwohner, gehen auch viel dahin. Daher ist den einen, wie den andern, der, Amur - Strom schon so viele Jahre her bekannt gewesen, und daher haben sich die )*()*( 3 Le- Vorrede. Lenffchrn Slllschtwte, die den Ilimski-schcn Woywoden Obllchow erschlagen ha^ brn/'(N 27g. dieses zweyten Theils.) in din Daurischen Ländern so geschwind eine Frey Stätte gefunden. Indem bemelde^ ten Gebirge werden die sthönsten Zobel ge-^ sangeni Der Herr Verfasser hätte also deuft licher geredt, wanner nur ganz knrz dieses Gebirge gcnennt hätte. Mit den Eichhör-uem ist sein VoMäg eben auch verwirrt.! G sagt/ „ die besten seyen von IakUtzk ), und Beresow her. Diese seyen schwarz-3) grau, ynd grosserM iy andern Provin-)) zen. i) Iakußk und'NetWnsk, und'werdm e-! benWs auf hem Stannowoi Lhrebet gefangen, sie Md aber zugleich beynahe die Wnsten. aber nur aschenfarbig Die Theleüttschen sind wegen ihrer Grösse m ganz Sibirien berühmt, aber fast von" MberfaM, und werden von einigen noch höher Oschazt/ als dt^ HwarM.' Vorrede. ' Von den Völkern sagt er vieles, was noch einem Zweifel unterworfen ist. Besonders halt er sich sehr viel über dicTungw scn auf, welche er hauptsachlich in Pferd-Elends-und Hundes Tungusen eintheilt, wovon ich die rechte Erklärung hin und wieder in meiner Beschreibung gegcben habe. Er sagt aber, sie haben von den Russen noch mehr andere Zunamen erhalten: als ?0äkÄmonH, ),1?umM) und Won-), ki lunAusi. I, >Vonka heißt in der at-lerpöbelhaftesten Russischen Redensart ein stinkender Kerl. Dieses Ehrenwort aber trifft die TUNgUfen nicht alleine, sondern fast alle heydmsche Völker in Sibirien, we< gen ihres unreinlichen Lebens. Ich habe niemahls gehört/daß man einen gewissen Stam unter den TungustN^onw oder X^onki genennet hätte. 'lumM sind getaufte Heyden, die sich mit einer Russin verheira-thet haben, oder die von ihnen gezeugte Kinder, so wie auch das Wort KaryM eben dieses bedeutet, koäkameme Tungusi können diejenigen genannt werden / die zunächst ^ N)^(4 einem Vorrede, einem Gebirge wohnen, z. E. die Tungw sen an der Tunguska Podkamenaja. Es ist deswegen doch alles ein Volk/ und dergleichen Nachrichten geben nur Verwirrung/ weil sie nicht allgemein sind/ und zuweilen fton dem Eigensinn, oder von einer übertriebenen Weisheit eines einzigen Menschen herrühren. Was wird nicht die Französische Nation dem Herrn von Strahlenberg für Danck wissen/ dstß er S. 135. seiner Einleitung einen Theil der aufgeweckten TUN-gusenzu denjenigen Kelten macht/ welche nach Europa gegangen/ undnachgehends erst Kalli, oder Galli/ und Gwideliens genennt worden ? Was die Kilani für ein Volk seyn, welche die IakutenKilett/und die Russen Kilaki nennen sollen/ habeich nicht in Erfahrung bringen können/ ohngeachtet ich viele Leute gesprochen/ die in den Gegenden des Amurs sehr bekannt gewesen. Ich habe oben erwehnt/ daß viele Tungusen auch an dem Amur wohnen/ die/ wie allenthalben/ in gewisse Geschlechter eingetheilet sind/ deren jedes seinen eigenen Namen hat. Es ^ mag Vorrede. mag seyn / daß ein solches zu diesem Namen sich schickendes Geschlecht sich daselbsten befindet,, ohne daß ich davon weiß; dann dergleichen Untersuchungen habe ich nicht gemacht. Daß aber ein ganz verschiedenes Volk in dortigen Gegenden sich aufhalten sollte/das durch Gewehrmachen sich besonders unterscheiden sollte, ist mir zweifelhaft und ganz unglaublich. Davon würde ganz Sibirien voll seyn, man würde auch längstens, wo nicht von ihnen selbst, doch durch die Khimser, dergleichen Gewehr bekommen haben. Das nackend gehen aber macht kein Kennzeichen eines Volkes aus. Die TUN« gusen und Buräten jenseits dem Baikal finden auch des Sommers öfters viele Bequemlichkeit, daß sie nackend gehen, ja auch die Tataren kill und wieder in der oberen Gegend des Imisei. Ich besorge, der Herr von Strahlenberg habe sich durch die As Varer und die Persische Provinz Gllan, (die er nach seinem critischen Kopfe unrecht Kilan nennt,) zu einer Ausschweifung über die Kllani verleiten <.... N)*(5..... oder Vorrede. oder?cNraja 0r6a (piegAFa oder pye-Kl-a Moi cla des Herrn von Strahlenberg S. i66.) wird es wohl auchzukeinemBe-wche;u bringen seyn/ daß siejenuchlsgewe-ftn./ Die Exempel/ die dieser Verfasserin angezogenem Orte anführet, sind merkwürdig und artig/ und man kann ihnen noch beyfügen/was ich an einem Jakuten gesehen habe. So viel ich davon gehört/ soll dieses bunte Wesen in der Haut und Haaren eine Krankheit seyn/ welche einige Leute/ Tataren und Jakuten, die sich der Unrei-nigkeit beflMgen/ ;u zeiten/ doch mehren-theils ohne Schaden ihrer Gesundheit überfällt/ und die auch öfters von selbsten wieder Vergeht. ^ Vön^^^^M der Herr von' SDahlenberg/sie seyen be!) denKorjäken, Lämutch und Kamtschadalen nicht gewe- ftn> ehe die Russen zu ihnen gekommen. Ganz Sibirien ist wahrscheinlich von denPo-cken frey gewesen/ ehe es von den Russen ein-geyMmen worden/ und zwar hat mau wahr-^' < /^()"< genom- Äorrede. * genommen, daß sie in die östlichsten Gegenden am spatesten eingedrungen sind. Man hat mich bey meiner Anwesenheit in Ja-kutzk (1736. 1737.) versichern wollen,- daß sie wircklich bis Anadirskoi Ostrog gekommen seyn, aber noch nicht bis KaMt-sAatka, folglich auch nicht biß zu den Kor-fäcken. Wegen der Lamuten besinne ich mich nicht. Man nennet die Tungusen, die in der Gegend von Ochotzkwohnen, in einer ganz gemeinen Redensart Lamuten, und die Gegend Lama, Meer. So gut di< Pocken schon in Anadirsk seyn können, ft gut können sie auch in der Gegend von D^ chotzk seyn. Die Sibirische Pocken Habens diese besondere Art noch an sich, vermuth^ lich wegen ihrer Neuigkeit, daß, wenn sie^ an einem Orte sind, sie vor zehen Jahren Nlcht^wieder kommen, und daß sie allemahl, sich' von Westen her ziehen sollen. Mehrere Nachricht hievon wird man hin und wiedels in meinem Tageregister finden. ^ ^ Von Vorrede. Von dem Lasur Steine/ worunter ich glau-he/ daß der Herr Verfasser den lapis laxu-ll verstehe, habe ich an dem Flusse ArgUN nichts gehöret; vielleicht haben die schönen A-ginskischen Lasur-Erze Gelegenheit zu diesem Mährlein gegeben. Einzele und kleine Agat-Steine finden sich in der Argunischen Gegend hin und wieder in offenen sandigten Feldern / und an den Ufern der Flüsse und Seen, auch Carniole/und grüner Jaspis mit rothen Flecken sind eben da angetroffen worden/letztere besonders indenGoblschM weiten und offenen Sandfeldern oderWü-steneyen: doch den Jaspis ausgenommen / finden sich die übrige kleine Steine auch in den mehr westlichen Gegenden/ bis an den TvM Fluß, wo nemlich die Flüsse oder die Ufer der Seen nur steinigt sind. Aber ganze Brüche von dergleichen Steinen / ausser dem grünen Jaspis/sind nicht vorhanden. Ada-ylowoy Kost ist nach der Beschreibung des Herrn von Strahlenbergs schwarzer Agt-stein; aber kein Mnsch will in Sibirien' wissen, Vorrede. wissen, was Adamowaja kost (so müßte es nach der Grammatik heißen ) seyn soll. Den schwartzen Agtstein haben mir einige Kamennajss petschonka / (sieincrne Leber) andere KamenojeSerdze (steinernes Herz) genannt. Es ist indessen wohl möglich/ daß man einer Sache in Rußland einen Namen giebt/ die in Sibirien einen andern hat. Dieses habe ich nur zum Muster anführen wollM/ wieso gar viele Sachen einem Schriftsteller Gelegenheiten zu allerlly Irrthümern seyp können / und wie absonderlich den Herrn von Strahlenberg dieses Unglück mehr als andere hat treffen müsscn, bloß wegen seiner unmäßigen Begierde/ Alterthümer zu ergründen/ wozu aber in diesen Nordöstlichen Gegenden es ihm am besten gefehlt/ nehmlich in der Kenntniß der Russischen Sprache / ohne welche man fast in allen Nachrichten / die man in Sibirien sammlen will, nicht fortkommen kann. Es ist Vorrede. ist ein großer Unterscheid durch Dollmetfcher, oder selbst mit den Leuten zu reden. Dis Heyden überhaupt verstehen zwar nicht viel RlWsch, aber doch öfters etwas. Und dieses etwas hilft viel. Sollten sie auch gar kein Russisch verstehen/ so kan es doch ein Ausländer, der die RustMe Sprache verstehet/ durch finen einzigen Dollmetscher vernehmen/ da er sonsten zween nöthig hätte. Denn in Sibirien findet man keinen/ der ausser der Russischen eine andcre als eine Sibirische/ in Rußland aber keinen/ der ausser der Russischen eine andere/als eine Europäische Sprache redete. Hierzu kömmt noch/ daß man lange nöthig hat/ mit diesen Völkern umzugehen/ bis sie ein Vertrauen zu einem gewinnen/ und bis die Dollmetscher ihr Amt ehrlich verrichten / oder bis mair durch vieles Fragen bey verschiedenen Menschen aus einerley Volke/die an verschiedenen Orten wohnen / hinter die Wahrheit kommt. Ich besinne mich gar wohl/ wie öfters ich meine Meinung über die heydm'schen Begriffe Vorrede Begriffe der Gottheit geändert habe. Ein aufmerksamer Leser wird wie in die-semTheile/ also auch in dem Verfolge meines Tage Registers finden/ wie öfters die Erzeh-lungen von einer Sache einander widersprechen, welches ich alles so habe stehen lassen , wie ich es damahls geschrieben hette.Die heyd-nischen Gottheiten kommen mir nun alle verdächtig vor. Sie erdichten sie wegen der Christen/die unter ihnen wohnen/ und haben nicht den Begriff davon, den sie haben sol« len. Sie wissen/ daß die Sonne ihnen Wärme giebt/ daß sie das Gras heraus treibet/ womit sie ihr Vieh ernähren/ :e; sie sehen/ daß ihnen der Mond des Nachts viele Helle giebt; sie und ihr Vieh genießcndas Wasser der Flüsse; sie wissen/ daß die meisten Flüsse von den Bergen kommen; dergleichen körperliche Vorstellungen sind es al-lein/ die in dem Begriffe von Gott Platz finden. Sie wissen nicht/ daß alle diese Dinge Geschöpfe sind/ die von einem höheren Wesen abhängen. Sie machen Verbeugungen gcgen Vorrede. gegen diese Geschöpft als wenn es Götter wären, sie spritzen gegen sie Milch und Brandtwein zum Opfer, denken aber dabey nicht daran, daß diese Sonne, dieser Mond, diese Flüsse, dieseBerge:c.ihreBeugungen und ihre Opfer nicht verstehen. Ihr gröstes Vertrauen setzen sie, wie mich dünkt, in die Teufel, die sie zwar für die Urheber alles Bösen halten, aber dabey von ihnen glauben, es stehe bey ihnen auch alles Böse abzuwenden. Nun sollte ich auch etwas von dem Inn5 halt gegenwärtiges Buches melden. Er ist dem Innhalt des ersten Theils gleich, nur sind allerley geringe Umstände der Reise aussengelassen / und man hat sich mehr des ernsthaften beflissen. Es ist deswegen doch ein Tage Register, das vom hundertsten in das tausendste lauft. Ein jeder Leserwird etwas finden, womit er zufrieden seyn wird. Man wird sehen, wie ich gereiset habe, was ich für Fördernisse und Hindernisse in der Reise gehabt, was ich für Völker zu sehen bekommen. Hier wird man hin und wieder etwas von dieser Vorrede. dieser Kölker Kleidung, Sitten, GebranO) Gottesdienst oder heidnischen Aberglauben eingestreuet finden; die natürliche Geschichte des Landes wird auch hin und wieder berühret werden, nur wird man nirgends die Sachen bis auf die kleinsten Umstände abgehandelt finden, aber doch allemahl so, daß man sich davon einen Begriff wird machen können. Denen zu gefallen, welche gar begierig nach dem Wetter fragen, habe ich hin und wieder Wahrnehmungen über das Wetter eingeschoben, damit sie sich einen Begriff von der Sibirischen Witterung machen können. Sie werden mit mir finden, daß die Veränderung des Mondes mit gar verschiedenen Witterungen verknüpft sind/ so wie hier und allenthalben, und daß die Wahrnehmung des Herrn von Strahlen-berg, als wenn die Mondsveränderungen eben umgekehrt auf das Wetter würkten,als bey uns, nicht gar zu richtig, und vielleicht auf einem alten Sibirischen Stein verzeichnet gewesen. '. Zch habe auch hin und wieder )*()*()*( Vorrede. derber Flüsse Wachsthumund Abnahme bemerket, einige Künste womit Thiere gefallet oder gefangen werden / erzahlet, alles, um dem Le>er einige Mannigfaltigkeit im Lesen WOM Me. sei"! Geduld zu mindern. .') Es wird auch zu diesem Theile wieder eine Charte geliefert, die man ebenfalls aus dem von der ^caäcmie der Wissenschaften in Petersburg herausgekommmen ^tw des Russischen Reichs abgeborget hat, wobey man eben diese Leseart, als bey der vorigen gebraucht, auch die Reisewege durch diesen Landessirich, den die Charte vorstellet, fieisi M angemerket hat. Man hat sich auch der Freyheit bedienet hin und wieder aus den special-Charten einige Oerter zuzuthun, wann es besonders solche Oerter betroffen hat, die in der Reisebefchreibungvorkomnten. Hat man irgendwo kleine Fehlex in den herausgegebenen Charten bemerkt, die auch aus dem vollkommensten^Werke niemahls ausgeschlossen sind/ so hat man diese nach Ver-<^ ^ mögen Vorrede. mögen zu bessern gesucht. Große Verbest strunzen aber darf man sich nicht vorstellen^ Man kan auch/ wann man will / aus den Hvenigen meinen gutenWillen erkennen. Endlich bringeich die Entschuldigung/die ich schon beym ersten Theile gemacht/ wieder vor. Meine Reise in diesem Theile gehet bis Ja-kutzk/ die Charte aber nicht weiter/ als von Tobolski aus nahe bisandasIakuP kische Gebiete. Der geneigte Leser leldct hierunter nicht. Er wird auf deMben die Oerter nachhohlen können / die er bey dem ersten Theile auf der demselben beygefügten Charte nicht hat suchen können / hingegen wird er einige Oerter auf den dritten Theil zu suchen verspann / dem eine Charte beygefüget werden wird/ darinnen der östlichste Theil von Sibirien/ so weit ich es bereiset habe/ abgebildet werden wird. Noch ein einiges finde ich nöthig / gehorsamst anzuzeigen. Bey Durchlesung so-wol dieses als des ersten Theils habe ich ei-s .. nige )*(/()*( 2 Vorrede nige Mchtige Druckfehler bemerkt/ die bey so vielen fremden Namen, für Leute/ denen sie nicht geläufig sind/ unvermeidlich seyn müs< sen. Ich werde aber/ wo ich nur die Papiere/ davon der Abdruck geschehen/ wieder bekomme/ mich befieissigen/ alle diese Fehler auf das genaueste zu bemerken/ und die Frau Verlegerin wird bey Vollendung des Werks zur mehreren Vollständigkeit dessen ben/ eine besondere Anzeige davon thun. Tübingen / den z i sten Januar. 1752. Io/Gcorg Gmelin. N' r ^ » !.!? ^ "'','..>^i-^ /" °< Fortsetzung deH Tageregisters der KamtschatWen RO. ey Endigung des ersten Theils dieses Tageregi, sterS waren wir in Selenginsk,und wünschren nur immer gut Wetter, um nicht lange daselbst stille zu sitzen. Nach und nach ließ es sich auch dazu an, und wir rüsteten uns zu der Abreise, luden unsere Gerath« schaft auf 2. Schiffe, die dem Brigadier Buchholz zu, gehörten, und uns von ihm in Ermangelung anderer zuy Reise gegeben wurden, und giengen damit den 2zsten May l 735- um Mittagszeit von Selenginsk ab. Den Stu< denten Trerjakow ließen wir in der Stadt zurücke, um H in Namtsch.R.2.Ihell> ' « 1735. den 2zsten bis zum 26sien May. in unserer Abwesenheit Wahrnehmungen über das Wetter daselbst zu machen. Wir fuhren bis an das Dorf Sui, welches itt. Werste unterhalb der Stadt liegt, woselbst wir zu Mittage aßen. Von da wollten wir des Abends noih weiter fahren, allein ein heftiger Nordwind hinderte uns. N'.ch hiesiger Gewohnheit hatten die Sckiffe kein ander Steuer, als einen Balken, mit dem man bey ganz stillem Wetter das Schiff einiger „assen regieren, bey einem nur geringen Winde aber nichts verrichten kau«, insonderheit, wenn das Fahrzeug etwas gross ist. Wir musien also bis zu dem andern Tage stille liegen, und nachdem wir bey dem Dorfe Ridalina, welches an dem östlichen Ufer«e< Selenga gelegen ist, angekommen waren, und daselbst zu Mittage gegessen hatten, ein gleiches als den Tag vorher erfahren; denn der Wind ließ uns nicht viel über ei, ne halbe Werst weiter kommen. Wir sahen uns genöehi. get einem jähen und wilden Felsen, der hart an dem Flus« se ist, und den Namen Baran hat, gegen über Halte zu machen. Der Wind hatte jedoch nur eine so geringe Macht, daß ich und einige unsers Gefolges mit einem sehr sthlech-ten Kahn über den Fluß fahren und den Felsen besteigen konnten. Abends um 7. Uhr legte sich der Wind) und »ir fuhren weiter, kamen Aransina D. vorbey, und um 9. Uhr lagen wir wieder stille; denn die ieute wollten wegen der Nacht nicht weiter fahren, was wir auch immer dawieder einwenden mogten. Und weil wir diese leute durch Gunst von Selenginsk bis Udlnsk lÖ9-werste. z Gunst des Brigadiers Buchst; hatten, so ließen wir ih^ nen den Willen, ob wir gleich genug versichert waren» daß bloß die Sibirische Faulheit daran schuld war. Den^sten machten wir uns wieder auf, und kamen, nachdem wir den Nda' Fluß etwa« aufwärts gegangen, und über den« ftlben gerudert hatten, um Mittagszeit nach der Stadt Udinsk, woselbsten wir zu der iandreise Anstalten machen, und ein paar Tage stille liegen musten. Der Dör« ser und Simorvjen, die wir auf der Wasserreise vorbey gegangen «arm, ist zwar «lne ziemliche Anzahl i sic sind aber von keiner sonderlichen Erheblichkeit, und liegen mei« stens auf dem westlichen Ufer des Selenga. Den folgen« den Tag kam der Herr Prof. La Crdyere gegen Mittags, zeit ebenfalls in Udinsk an, und sichte nach «i»er Verwel« lung von etlichen Stunden seil« Reise nach Irkutsk allwo er den Sommer hindurch zu verbleiben willens war, wei« ter fort. Er eilte auch so, daß wir von seiner Ankunftiuchts erfuhren, als bis er schon wieder abgereiset war. Bis zum 27stcn waren so viele Bratskische und Ruffische Pfer» de zusammen gebracht, daß wir mit der Sonnen Unter» gange abreisen konnten. Es kostete anfanglich nicht geringe Mühe die Bratskische Pferde zu bannigen, äls wel« che im Karren zu gehen nicht gewohnt sind. UbärdtM wurden wir dadurch sehr aufgehalten, daß, wenn man diese Pferde auch ein wenig gebändiget hatte, sie doch Nicht im Stande waren weiter als etwa io.Werste zu gehen, 5 A 2 da 4 l??5 den 2?sten May< daman denn mit andern ihres gleichen wieder eben so grou ße Mühe, wie zuvor, hatte sie zu bändigen. Solcherge-stalt kamen wir diesen Abend nicht weit, und des Mtor> gens um 7. Uhr erreichten wir erst den Bach, welcher in Bratskischer Sprache Nochoi-GorochHn heißt, und zu welchem wir durch einen Weg über die Steppe kamen. Seine Ufer sind in der Höhe beynahe dem Wasser gleich, und nut se!^ wenigen niedrigen Weiden bewachsen. Wir hielten hier das Mittagsmahl unter einen Zelte, und schafften die Brattkischen Pferde ab, um in der Reise nicht so sehr auf« gehalten zu werden. Wir hatten starken Regen, und suh, ren, als er vorbey war, weiter, worauf wir des Abends U1N5. Uhr an den Bach Rurba kamen, nachdem wir über sehr viele kleine und schnell laufende Bache gegangen waren, welche alle aus dem Gebirge, das wir zur linken hatten, entsprungen, und gleich dem Nochoi gar kelne Ufer hatten. Auch war nicht das geringste Gesträuche daran zu sehen; an dem Rurda aber, wo wir uns lagerten, stun» den einige Weiden. Seit Udinsk fuhren wir über eine e< bene Steppe, und hatten zu beyden Seiten ein Gebirge; an demjenigen welches zur rechten Hand war, disseits, fließt der Nda. Das Steppenerdreich war bisher stei-nicht. Es bestund aus Grießsande, und hatte deswegen meistens niedriges Gras; die Gebirge aber waren hin und wieder mit Bäumen, meistens Fichten, bewachsen. ? Wir Bach Rurba 170 Wersten 5 Wir sollte» über den Rmba setzen, welcher daselbst vhngcfähr 15. Faden breit war; wir fanden ihn abersotief, daß wirweder mit Karren, noch unserli Reisewagen darüber kommen konnten. Kähne waren nicht da, und mit einem Floße getrauten wir uns auch nicht überzugehen, weil der Fluß sehr schnell gieng. Doch musten wir uns zu dem letz« ten entschließen, weil man bald damit fertig zu werden hoff-te. Das Holz muste ein paar Werste davon gefällt werden, und bis man damit zu Stande kam, verweilte es sich bis in den andern Tag des Morqens,da man noch ein paar Stunden zubrachte, um den Floß zu machen. Wieerfer« tig war, ließen wir die Probe mit einem Karren machen, welcher glücklich überkam, der Floß aber wurde sehr weit unterwärts getrieben, und man konnte ihn nicht änderst, als mit der grösten Arbeit, den'Fluß wieder hinauf bringen. Wenn wir also auf diese Art die Gerathschaft hätten herü« berführen wollen, so würden wir zum welligsten drey Tage gebraucht haben. Die Noth lehret auf Mittel denken. Wir licßen Stricke szusammen binden; das eine Ende daran wnrde an den Floß befestiget, das andere aber von Menschen auf der andern Seite des Flusses gehalten. Wenn der Floß abgestoßen war, so zogen die von der andern Sei« te des Flusses, lund wiedersiunden dadurch dem Strom, so daß der Floß an dem Orte ankam, wo man es verlangte. Es war noch diese Unbequemlichkeit dabey, daß der Floß wegen des starken Widerstandes, der in dem Flusse durch A3 das tz I7Z5 den 23sten bis zum zosten May. das Ziehen verursacht ward, beynahe gesunken waren. A< ber auch diesem war bald geholffen; man ließ dem Wasser meistens den Willen den Floß hinunter zu treiben, und zog ihn alsdann erst hinauf, da er aus der 'Strenge des Flus< ses heraus war. Und so waren wir deS Abends um 4. Uhr mit aller Gerathsckaft über; die Pferde aber ließ mannach hiesiger iandesart alle überschwimmen. Wir wollten uns diesen Tag wegen der grossen Hinderniß, die wir leiden musten, noch etwas zu Nutze machen, und giengenwei, ter. Nachdem wir 5. Werste gefahren waren, hatten wis zur rechten einen ausgetrockneten See, in der Bratski« jchen Sprache Ummukei-Nor (stinkender See) ge« nannt. Er war weiß von Farbe; dieses weiße aberschmek« te salßigt. DieBrarski nennen es Gatschi, und gebrauchen es bey ihrem Theekochen, weil es den Thee dicker und folglich nach ihrer Art zu denken, schmackhafter machen soll. Es enthält ein erdiges Wesen, und ist sehr stark mit einem laugenhaftigen Küchensalze und Schwefel vermengt. Bald darauf erreichten wir denAurdinskoi-bor (in hiesiger Sprache Cursthi) durch den wir 7. Werste lang fuhren. Von da giengen wir meistens über ebene Steppe, und setzten über einige Bäche und einige Arms des Nda. Des Abends um 9. Uhr kamen wir bey dem Flusse Uda an, und hatten zur lincken einen Berg, der hier zu lande in Burätischer Sprache Tutchaltu - Chad, da genanntjwird. Hier übernachteten wir, hatten aber kaum Berg Sannfti Muis 221. Wersie. 7 so viel Holz, als für unsere ganze Gesellschaft nöthig war. Wir sahen in der Nacht ein Feuer von ferne und wurden des andern Tages berichtet, daß schon drey Jahre lang beständig an derselben Stelle des Nachts ein Feuer, des Tages aber ein Rauch zu sehen sey, welches nicht anders als ein Torfiand ist, welches brennt, wie vü'le dergleichen in diesen Gegenden sind. Wir sahen auch in der Nähe einige Hammel an Pfälen aufgesteckt, und folglich waren nicht weit davon Bratekische Jurten, Von hier giengen wir des andern Morgens über eine «lende Steppe, und trafen auf derselben einige unaufge« machte Gräber an, um welche rund herum große auf» gerichtete Felsensteine stunden. Wir kamen auch einen See Aolpinnoje Ostro, oder Narang'Nor, vorbey, den wir zur linken Hand liegen ließen, und man sagte uns, daß noch zween dergleichen eben dieses Namens wei« ter von dem Wege ab auf derselben Seite lägen. Ferner folgten wir über einige kleine Bäche und über einen Arm des Nda, zu den Seiten aber hatten wir meistens kahle» Berge, die von den Russen deßwegen Golzi genannt wer« den, und Vormittags um «o Uhr hielten wir bey einem von den andern hervorstehenden Bergen, Sannoi Nluis, Bratskisch Zürkuzu ( Rehberg ) stille, um die Pferde zu futtern. Es fing während unserem Aufenthalte allhier an zu donnern; Allein das Wetter blieb gut, und wir gien« . A 4 gen 8 ,735 ben zOsten May. gen nach eingenommenem Mittagsessen weiter, nachdem wir vorher jemand zn dem Taischa lkrinze abgefertl^ get hatten, um ihm unsere Ankunft zu wissen zu thun. Wir würen etwa 12 Werste gereiset, so -wichen wir links aus dem Wege, und waren kaum etwas gefahren, als «ms der Taischa von einigen andern Durarcn, die mlt Pfeilen und Bogen versehen waren, begleitet, zu Pferde entgegen kam. Er und sein Gefolge stiegen von de„ Pferden ab, und grüßeten uns; er setzte sich aber gleich wieder auf, und führte uns nach seinen Jurten, deren ehngefähr fünf biß sechs waren. Man bemerkte daran die gewöhnliche Bauart, und fast rund herum stunden Stangen, an denen Hämmel zum Opfer aufgesteckt wa< ' ren. Von diesen Hämmeln war das Fell abgezogen und das Eingeweide herausgenommen; das Fleisch aber saß alles daran. Wir giengen zuerst in die Jurte, da der Taistha selbst wohnte. Er zeigte uns seine zwo Frauen, welche uns eben nicht sonderlich schön vorkamen, wüste uns aber mit nichts zu bewirthen. Wir verlangten dieses auch nicht, weil wir aus einer ganz andern Absicht zu ihm gereiset waren. Wir hatten schon in Selenginsk gehört, daß dieser Laischa eine Großmutter hätte, welche viele Jahre her das Handwerk einer Zauberinn getrieben, und es nun dahin gebracht hatte, daß die Bracski sie, wie eine Göttin anbeteten. Es wurde ferner von ihr er« zählt, daß der ehemalige Unterstatthalter Scholu» V bow Berg Sannoi Muis 221 Wersie. 9 bow, * nachdem er von ihrer Geschicklichkeit künftige Dinge vorher zu sagen fast unglaubliche Sachen vernommen, biesel« bige . * Man sollte hier leicht auf den Einfall kommen, daß ein Uuterstatchaltcr einen Statthalter voraussetze, wie z. E. der Tobolskische Unterstatthaltcr einen Statthalter ilbcr sich hat. In der That ist es an den meisten Or-ten Rusilandes so. Bis auf obcnbenannten Sckolubow ist die Irkutzllsche Provinz von einem Woewoden regiert worden.- seit ohngcfähr 1726 oder 1727 aber von Untclstattsialtcvn, als man nämlich die Wichtigkeit eine solche Provinz zu regieren endlich erkannte. Sckolu-bow war der erste. Er war aber doch von dem Statthalter in Tobolsk abhängig, und stund unter selbigem. E'' konnte nichts wichtiges vornehme«/ ohne «inen Befehl aus Tobolsk darüber erhalte« zu haben. Hierunter steckt auch die Ursache, warum er nur den Titcl eines Unterstatthalters bekommen habe. Ma» sahe endlich, als man nach Sckolubon? noch zween Un» terstatthalter, nämlich Plescbtsckeew und Bibikow, Mit eben diesen Vcdinqmmn gesetzt hatte, daß bcy der Al'hänynng des Irkuukischen Untcrstalthalters von dem Tobolskischen Statthalter viele öffentliche Geschäfte gar » zu oft auf die lange Bank geschoben würden.- mau ftr^ tigte .deswegen 1739 aus Petersburg einen Schwe» den dahin ab, der unmittelbar unter der Sibirischen Kanzelcy (Sibirsl'ot prikas die in Moscau ist, ste< hcn, und von demTobolskischcn Statthalter unabhängig seun A5 10 1?35> den Men May. ge zu der Zeit, als er Unlersiatthalter gewesen, zu sich hohlen lassen, und von iht verlangt hätte, daß sie ihm von zeincn künftigen Schicksalen etwas sagen sollte. Sie hat« te sodann ihre Zanbertrommel gerührt, und nach gesche« htnem Trommeln und darauf erfolgten Nachforschen bey wn Geistern, dem UnterstatchalterDinge von keiner Wich. tigkeit gesagt, womit derselbe nicht Mriedenqewesen wäre, sondern ihr hätte andeuten lassen, daß sie alle« frey her< aus sagen, und falls es nicbls gutes seyn sollte,keine Strafe befürchten sollte; Hierauf hält« sie nach wiederhohlter Versicherung gesagt, man würde den llnlerstatthalter in Ket« ten schließen und ihn nach einen, sehr weit entfernten Or« te führen, daselbst aber ihm den Kopf abschlagen. Al« lein der Unterstatthalter hätte sein Wort nicht gehalten, sondern die Zauberinn für ihre Prophezeyung acht Tage 'ang in den Thurm gesezt; jedoch dieselbe endlich loß ge-lassen. Dies« Zauberin und ihre Gaukeley hatten wlr auch iust zu sehen. In der Jurte des Taischa konnten wir schon vieles wahrnehmen, das man in andern Iur« ten nicht sieht. Es hiengen eine Menge Schnurpfeifereyen darinn herum,welche, wie man uns sagte, theils die Götzen« bllder, theils einen etwa ankommenden Aama zu kleiden dien« scyn sollte. Die Mrde einei Untersiatthalters blieb indessen, ohugeachtet er von keinem Statthalter mchr abhängig »st. Berg Sannoi Muis 22? werste. n dleltten. Es waren aber keine vollkommene Kleider, son-hern nur allerhand Feßen, welche man umhängen konnte. Die meisten waren etwa anderthalb Arschin lang, und einen halben Schuh breit. Der obere Thcil war ein Dreyeck von schwarzem Sammet, auf welchem eine Figur fast wie eine Krone, und in derselben fünf Kreuze, alles von Solomjanka genaher waren. An dem obersten Theile dieser Krone war ein Faden, an welchem ein von schwarzem Sammet geneheter und mit Goldfaden in die Form einer Schlange gezwungener Stück eine Hal« be Arschin lang herunter hänqt. Von dem unteren Theile eben dieser Krone hieugen etliche Striemen von einem seidenen Zeuge herunter. Ein jeder Striem aber bestund aus vier andern von verschiedener Farbe, welche an ein-» ander geheftet waren. Von einem jeden hiengen seidene Fäden herunter. Unten an dem Dreyecke an jeder Seit« hieng eine kleine Quaste von schwarzen Fäden, die oben eine Coralle hatte und zwischen diesen befanden sich drey breite dicke und lange Striemen, von eben der Art, wie die oberwehnten, welche mit dem Dreyecke die ganze ian, ge des Fehens ausmachten. An einen andern war keine Schlange zu sehen, doch kamen sie überhaupt mit dem beschriebenen überein. Wir erblickten in eben dieser Iur« te einen Kasten, und verlangten, daß man ihn un< auf» machen sollte. Denn er war in einer solchen Gegend ge< stellt, daß wir vermutheten etwas zu ihrem Zauberhandwerk U l?35 den Zysten May. werk gehöriges darinn zu finden. Wir fanden uns auch nicht betrogen»er war voll von einer Menge lumpen, und ,'n denselben waren allerhand Werkzeuge ihrer Gauckeley, als Feuersteine, kleine Stücklein von rothem Blutsteine, andere von schwarzem, die sie Donnersteine nannten, und «ine Art von kleinen rothen Pillen, die aus rothem Wachse zu bestehen schienen, eingewickelt. Alles dieses, sagte man uns, diene Kranke zu heilen. Wir nahmen noch einen Sack von Woelocken * vor, der in einem an« dem Ende der Jurte stund. Derselbe war voll von woelockenen Götzen, von allerhand Gattungen und auf baS gröbste ausgeschnitzt; bey einigen waren auch bleyerne Augen eingesetzt. Wer dergleichen haben will, braucht sich nur ein Stück Woelock oben etwas rund, hernach etwas schmaler und längliche zu schneiden. Das runde oben " Woclock ist ein ein Viertel, einen halben oder ganzen Finger dickes Tuch, das eine jede Hausmutter in Rußland auf. den Dörfern aus Kühehaaren zuzubereiten weiß -Die Hcydcn aber in Sibirien, welche Kamccle ausziehen, machen sie auch aus Cameelhaaren. Ma« macht davon Stücken auf zwo biß dritthalb Ellen ins Gevierte, auch kleiner nnd länglich viereckigt, und be» dient sich gemeiniglich derselben in Rußland bey strenger Kälte die Böden damit zu belegen, und der gc« meine Mann schläft darauf-: die Hcyden aber bedecken dcs Winters damit ihre Hütten- Berg SannHi Muis 221 Werste. 13 oben bedeutet den Kopf, und damit die Füße heraus kommen, schneidet man unten nur ein schmales Stück aus so ist der Götze fettig. Endlich ließen wir uns von dem Taistha in die Jurte seiner Großmutter führen. Als wir darin waren, sahen wir ein Weib von ßo Jahren, welche die völlige Gestaltend beynahe auch die Stimme von des Teufels Großmutter hatte. Wir wollten, daß slc uns etwas verzaubern sollte; allein sie sagte, seitdem sie Scholubow nach Irkurzk ^^^ ^^^ ^^ hatte sie nicht mehr gezaubert; denn, ihre Kräfte wären zu schwach dazu. S:'e war auf keine Art dazu zu bereden, auch wollte sie von ihren Curen, davon doch in der ganzen Gegend Wunder erzählt werden, sich ganz uud gar in kein Gespräche einlassen. Ihre Jurte sahe eben so wie hes TaischH seine aus, und war mit sehr vielem Nar« renwerke behängen. Wirerfuhren, daß die Burcha-nen oder Götzen noch eine besondere Jurte hätten, und ließen uns auch dahin bringen. Sie war wieder eben so beschaffen, nur daß in einer Ecke zween große silberne Burchanen, die der Gränz-Commiffarius, Ieremei Firsow, von den Chinefern für diese alte Zauberinn gekauft, und die den Chinesischen Puppen nichr unähnlich sind, stunden. Dies ist alles, was wir gesehen haben, und Herr Prof. Müller erhielte nach vielem Zureden noch etliche woelockene Götzen und einen solchen Fetzen, als oben beschrieben worden. Und well wir in gutem weiter nichts -..... 1« ,4 '735' den lzsten May und ,sicn Im,. zu sehen bekommen konnten, und Gewalt zu brauchen nicht für'dienlich hielten, so zogen wir ab, und kamen des A< bends an den Ona-Fluß, durchweichen wir mit unsern Wagen und Karren fuhren, und auf der andern Seite Nachtlager hielten. Die Reise von Sannoi.lHuis gieng über eine elende Steppe, auf welcher kaum ein Kraut zu sehen war, und an dem (l)na hatten wir wieder sehr wenig Holz. Mit dem Tage giengen wir wieder fort, und kamen 5. Werste von dieser Station zu einem Walde, (Gninskoi hor) durch welchen wir 4. Werste lang fuh. ren. Acht Werste davon kamen wir einen See vorbey, Nnd nahe bey demselben giengen wir wieder durch einen kleinen Wald; das übrige alles war eine schlechte Steppe, welche uns Vormittags umio.Uhr zu einem Berge in hiesiger Sprache Chibem- Chadda genannt, brachte, und weil er an dem Ilda lag, so hielten wir daselbst unser Mit» tagslager. Der Orb, der unftrm lager gegen über auf der andern Seite des Flusses tst, wird Ludimowa Sa-fleka genannt. Als ein gewisser Commiffarius der Chinesischen Caravane Lubiin Uwarow ohngefahr in dem Jahre 1694. von Irkmzk nach China abgefertiget ward, und unterwegens erfuhr, daß die damahls häufig streifende Mongolen seiner erwarteten, so sahe er sich besagten Ort, welcher rund herum von dem Uda uckgeben war, zu einem Schutzplaße aus, und verhauete sich dat» in. Hievon kommt so wohl der odgedachte N«me, als auch i der Bach pogromna z?6. N>crste. »5 der Bratskijcke Name des Berges her; denn Scdibem ist so viel ale Sasieka, und dieses bedeutet elnen Ott, an welchem man sich verhauen hat. Hierbey merke ich an, daß dirse ^ asicka jeho auf der südlichen Seite des Flus« scs ist; denn der südliche Arm hat sich ganz verlohren,und folglich stehet die Sasieka aufdem südlichen Ufer des Flus. ses. Der Weg gieng von hier über lauter schlechte Steppe und bliche Bache, und des Abends um 7. Uhr kamen wir bey lkgen, oder popereschnaja rietschka an, über welchen wir 4.Werste vorhergegangen waren. Eine an die« ser Stelle erbaute Simowje, welche zwar nur des Win« lers bewohnt wird, veranlaffete uns hier zu übernachten. In dieser Gegend hatten auch elnlge Bratski ihr lager. Mit anbrechendem Tage fuhren wir. weiter, und meistens über «ine etwas hüglichte Steppe bis an den Bach poetrolnna,allwo wir gegen 8» Uhr vormittags ankamen, und daselbst futterten. Etliche Werste vorher kamen wl'c durch einen kleinen Wald von lerchenbaumen und Birken, welcher dcsweqen Listrvinnischnoi bor genannt wlrh. Wir hielten uns hier nicht lange auf, weil wir diesen Tag noch gerne ^erawna «reichen wollcen. Ohngefähr «4' Werste lang gieng der Weg über Steppe; darnach 8. Wer« ste lang durch einen Llstroinnischnoi'bor. Fast zu Ende desselben zur linken Hand des Weges war ein ausgetrock« wter gesalzener See, Ukür - Nor. Ohngesähr 8- Wer« Ke weiter halen wir an jeder Seite deS Weges ei, nen «6 l?)5 ben lsien bis zum Zten Jun. nen See,- der zur rechten heißt Narasmu tTlor (So« snowoje Oscro, Fichten«See,)der zur lincken Bolscha-ja IenTwnja Gsero, (der grosse See Ierawnja) letz, lerer ist bey nahe noch euunahl so groß, als der erstere, vnd hält gegen 10. Werste im Durchmesser. An dem erste« ren lagen schr viele todte Fische, besonders kiele Hechte von «ngemeiner Größe an dem Ufer, und man erzählte uns, daß voriges Jahr eine Seuche unrer den Fischen geweßn wäre. Neun Werste weiter kamen wir an dm Bach Domna,und noch 8. Werste weiter Abends um <,. Uhr in I erawinskHi lVstrog an. Man fuhr ein paar Werste lang durch einen ListwinnijchnHi-bor, worin ein schr beschwerlicher sandigter Weg war, bey dessen Ausgange der Ostrog lag. Überhaupt von dem Wege, den wir seit Udinsk gegangen waren, zu sprechen, so ist es einer der bequemsten Wege in der Welt, weil er ganz eben ist; allein das land, wodurch derselbe gehet, kann man wohl unfruchtbar nennen, weil es meistens eine dürre Steppe ist. Wir reiseten allezeit zwischen zween Gebirgen, die beyderftits ost-und ostnordostwärts liefen. Das Wetter war meistens sehr windig und trübe, den letzten Tag aus« genommen > da es still und heiter^war. Ierawinskoi Pstwg liegt an dem See Malaja Ie« rawn'ja,.c dexMqe Iepftwnja) und zwar an dem östli« : chen Ierawinskoi Gstrog 38^ werste. l? Nchsn User desselben, ist aber von keiner solchen Erheblichkeit , daß er große Beschreibungen verdiente. D?r Wog ist zehn Faden lang, und neuntehalb breit, und in einer Ecke ist ein kleiner hölzerner Thurm ohne Thor ange« bracht, unter welchem sich die G'richtsstube (pnkasttajH Isba) befindet. Auch ist noch eine Kammer darin für den Pl'lzvonath , der zum Tribut bezahlt wird, (Iasaschnaja Rasnn) und eine andere, die ledig siehet. Außerhalb der Festung ist eine Kirche, eine Schenke und ,6 Wohnhäuser. Der See, woran Ierawna liegt, ist ohi'.gefahr 8 Werste lang und breit, und sehr fischreich. Die hiesigen Einwohner bekümmern sich wenig um die Fische, sie leben meistens auf Bratskische Weist, und weil sie das Fleisch ohne Mühe bekommen können, die Fische aber zu fangen, Nche machen und Kahne bauen müstcu, so hallen sie lieber keine Fasten, als daß sie die, sel,'e mit Beschwerlichkeit halten sollten. Wir brachten sie mit der groben Mühe dahin , daß sie mit Angeln etliche Fische für uns ffcngen. Es ist auch kein Ackerbau in diesen Gegendm. ^ Wie gesagt, die leute leben nach Bracskischer Weise, si^ haben eine große Viehzucht, und davon ernähren sie sich. Wir musten hier die Pferde wechseln, und w?il in dem Ostroge nicht mehr als za zusammen gebracht wurden, so musten noch einige von dcn TttnZusin herbcyge« B schaft RamrsiH.R.2Theil. 18 «735 den 4tttt Jun. schast werden. Dieses war Ursache, daß wir hier bis zu dem zten Iun. stille lagen. Des Abends aber um 3 1lhr schickten wir die Gerathschaft ab,und wir folgten um 5 Uhr. Der Weg gieng theils über Steppe, theils durch Listwinnischnoi bor, bis wir des Nackts um 10. Uhr an die Quelle des Uda (Udinskic werschim) kamen, woselbst wir Nachtlager hielten. Das merckwürdigste auf dieser Reise war,daß wir über den Bach Domna,über wel« chen wir schon, ehe wir nach Jerawna kamen, gegangen waren, in einer Weite von l-». Wersten noch siebenmahl gehen musien. Die Hauptquelle des Udü ist nicht hier, sondern etwa 5. Werste von hier gegen Osten. Hier smd nur einige andere kleine Quellen, die den ltda mit formi» ren helfen. Den andern Tag hatten wir den elendesten Weg, den wir noch aus dieser ganzen Reise angetroffen haben. Ehe wir an den kleinen 3vonda kamen, musten wir durch eine bergichte Gegend, die voller Steine lag, fahren. Von da giengen wir über den mittleren Ronda, und ferner über ein kleines Gebirge, Rondinskoi Cbrebet. Der Weg gieng meistens durch lerchenwald, und war ebenfalls voller Steine, und hin und wieder sehr morastig, so daß das Fuhrwerk vielen Schaden litte. Des Morgens um 9. Uhr erreichten wir den großen Ronda, woselbst wir futterten. Ob schon die Quelle des Aonda nicht hier, sondern ohngefähr 17 Werste von hier gegen Mittag ist, so wird doch dieser Orc insgemein Rondins, Schakscha Osiro 474 Wersie. «9 Rondinskic Werschini genannt. Der ^onda ab fallt ohngefähr 2^0. Herste von hier ln den Wltim. Der Weg von hier aus war steinicht und etwas morastig, und gieng durch wenige Steppe, und meistentheils Listwinnisthnoi-bor. Wir erreichten endlich den Ochakscha Oscro, langst dessen Ufer wir 6. Werste reiseten, und nach deren Zurücklegung des Abends um 7. Uhr zu dem Klosterhofe, welcher an dem östlichen Ufer die« ses SeeS liegt, kamen, auch daselbst übernachteten. Dieser Hof gehöret zu dem Nertschinskischen Njpensk0l> Klostcr,und bestehet nur aus einem Wohnhaus!-, und einer Capelle oder Bethause. Das Dorf, welches darzu gehöret, liegt anderthalb Werste davon, und ob es gleich an dem See Arachlei liegt, heißt es doch Schükschins« kaja D. Die Bauren und Befehlshaber des Klosters haben es sehr gut. Wenn man sie fragt, wie sie ihren Unterhalt haben, so sagen sie, wir haben Bogorodskie Aorowi, BoIorodskc>je moloko, Bogorodskoje maslo, Kühe, Milch, Butter von der Mutter Gottes, u. d. g. Alles hat ihnen die Mutter Gottes bescheret. Die zwene Seen, Schakjcha Osero (woran der Kloster« Hof liegt,) und Arachlci Osiro, welche nahe bey einan. der liegen, sind überdem an Barschen, Brassemen, Hech« ten lc :c. so reich, daß man nur ausgehen und versichert seyn darf, basi man genug fangen werde. Hat man an diesen Seen nicht genug, so findet man noch drey andere, B 2 dle . ao l?35 den 4ten Iun.' die sehr qroß sind, nicht weit davon, deren clltttt, nämlich den Irginskoj«' wir zur rechten, und zween, nämlich den Iwan und Tässeewo zur lincken ließen. Von diesen fünfSeen ist merckwürdig, daß sie vor diesem, und noch ohnqefähr vor 8 Jahren, alle durch kleine Ausflüsse zusammen gehangen haben; und weil auch damahls von dem Irginskojc Ostro ein Ausstuß in den Cbilok war, so konnte man in diese Gegenden von Selcnginsk aus zu Waffer gehen. Seitdem ist wegen vieler dürren Jahre, welche auch eine große Theurung in diesen landern verursacht haben, sowohl der Ausfluß in den Chilok, als alle diese Arme, wodurch die Seen un° ter sich eine Gemeinschaft hatten, ausgetrocknet. Da aber die Jahre nun wieder beginnen etwas fruchtbar zu werden, so hat man Hoffnung, daß der ehemahlige Vor-theil slch allmählig wieder cinfinden werde. Ich bin von den wohllebenden Bauren des Klosterhofes abgekommen, und füge noch dirse Anmerkung hinzu, daß sie die Mild^ thatigkeit der Mutter Gottes sehr mißbrauchen; dann das iand ist zum Ackerbau sehr gut; dem ungeachtet aber wird nickts gebauet, und die ieute wissen davon keine an> here Ursache zu geben, als daß das Korn siit einigen dür< ren Jahren her nicht gerathen ist. Aus dieser Ursachs wollen sie es nicht mehr damit versuchen, da sie doch in hem Ncrtschinskischen Gcbitte ein Exempel von dem vo« tigen Jahre haben, da die Erndte sehr gut gewesen ist. Schakscha Osiro 474 wersie. 21 Sie wollen GOtt gleichsam trotzen, als wenn sie an der Mutter Gottes genug hätten, welche für ihre Kühe solche Vorsorg? trüge,daß sie davon genugsam leben könnten. An den Ufern des Schakscha Osero findet man viel gutes und reiches Eisenerz, weswegen sick schon vor etlich und zwanzig Jahren ein Schund hiehcr verfüget hac, um El«, sen zu schmelzn. Seine Unternehmung gieng ihm glück< lich Von statten; seit !2 Jahren aber, sa n er, sey cr ver°, hext, und er möge es angreifen, wie er wolle, so könne er. kein Eisen zuwege bringen. Wir hallen mitdrm Manne v^chiedene Unterredungen, um ihm seinen irrigen Wahn zu b'nehmen, und verlangte»^ daß er in unserer Gegenwart schmelzen sollte, und versprachen ihm gewiß Eisen zu ver> schassen. Er eiuschuldigte sich aber, daß er keine Kohlen hätte, weswegen wir, ob wir gleich seine Hexerey nicht im Ernste aufnahmen, ihm befahlen, gegen unstve Zurück« kunst Kohlen und alle» Zubehör zum Schmelzen fertig zu halten. crcine Erscheinung Zon zween Märtyrern gehabt, welche paschfow, als er Die hiesige Gegenden auf Czaarischcn Befehl eingenommen, hätte todt peitschen lassen. Diese zween Märtyrer waren Vater und Sohn; der Vater hätte sich durch Meldung seines Namens Gsipp zu erkennen gegeben, und s«y ihm in schwarzen krausen Haaren, und einem blauen Rock, nach her alten Russischen Mode erschienen; der Sohn, welcher Aipnan geheißen, ware bey Auestchung seiner Marccr '^«. ..^ . B4 . nicht F. »4 l?35 den 5ten Iun.' nicht die Baklanen gewohnt sind blos aus verdorrten und keinen gmn^n Bäumen Ncster zu bauen; denn so wä» re es kein Wunder, daß alle dergleichen mit Baklanen« n,st.rn besäte Bäume, dürre wären. Von dcn Bakla« nen wurde noch erzählt, daß sie alle Spürjahre sich von diesen Gegenden weg, und nach dem See Baical begaben, allwo sie sich den ganzen Winter hindurch aufhielten,' und im Frühjahre wieder zurücke kämen *. Unsere Reise qienq über Steppe etwa 8- Werste lang, bis wir an cm Gebirge kamen, welches Jablonnoi Chrebet gcnanue wird, und über welches wir reisen musten. Dcr Weg, darüber war gar nickt- steil, aber fthr stcinicht. Diese großen Steine, die auf dem Wege häufig liegen ^ werden Jadtoki genannt, wovon auch das Gebirge den Name», und nicht von ctner Art Baume bekommen hat, die sonst in diesen Gegenden, aber nur in niedrigen Gründen häufig' wachsen, und von den Russischen Einwohnern Aepfel-, bäume genannt wekdm *^. Dieses Gebirge ist sonst noch aus zweyerley Ursachen berühmt i) Giebt es vers sckiedeneu Flüssen, als dem Tsthikoi', Ingoda und Tjchira ihren Ursprung; 2) kommt eine Art zureden da« her * Ccrvus hcuftris, aquaticns Ccsn. Mergiw fnagnus niger Nonn. Gulo ScWcnckf. PluUcrocorax var* Corvus aquaticus MsniJl. Charlct- Albia. 6«n)fl|[ft' ' 3vstl>f* ** Crataegus cerafi toliis, ^floribus magnis Amm. Sthp. rar. imp. Ruth. Icon, fie defer, a. 174. p-19/- Tab-XXXI. Csch itinskoi Osirog 53l Werste. 25 Her, die in d?r ganzen Selenginskifthen Gegend üblich ist: Wenn man daselbst von jemand redet, der in Nerc« scbinsk oder Argunst ist, so sagt man: Er sey sa tdrel?som (j'nftit dcs Gebirges). Hieran ist dieser Iablonnoi-chrcder Schuld, jenseit welchem Nertschinsk' und Argunsk liegt. Sonst pflegt man auch die ganz« Geqcnd,-die j'nstits dcs Gebirges liegt, Daunen zu llcnm'N. Das Gebirge ist im übrigen mit einer sehr schö" «en Waldung bewachsen, welche die Verdrießlichkeit des Wegcs sehr lindert. - Wir hatten jenseit dcS Berges lwä) etwa w. Werste über Steppe zli fahren, bis wir des Abends, um 10 Uhr in dem Dorfe Scrkowa ankamen,, welches, an einem Bache> Namens Domna, als dem ^ttstcn Flusse liegt, der in den Ingoda fäll^ Um'in dieses "Dorf zu kommen,- musten wir anderthalb Werste zur lin«i Den Hand von dem geraden W^ge abweichen. Weil wio glaubten, Haß wir wegen der )lnstalten> die in Tjchitinsb Unserer weiteren'Reise wegen zu mächen waren, als wohin M deswegen' voraus geschickt hatten > keine Ursache zu eh M Men, so blleben Wir in diesem Dorfe öi« zum folgen^ den Tage um Mittag liegen. Von dort mseten wir übes : an. Neun Werste vorher wurde uns cik weißes erhabenes Ufer gewiesen, welches zwo Wcrste von dem Wege ab, an dem linken Ufer des Ingoda liegt, und - ,ü B 5 Ble- «6 1735 den 6ten bis zum zeenIun. Bieloi Jar genannt wird. Es hat seine Farbe von einem weißen ieime, welcher in den hiesigen Gegenden von den Silbceschmieden häufig zu Tiegeln gebraucht wird. TsiHumskoi GstroZ liegt auf dem linken Ufer des Tschua-Baches, etwa eine Werste oberhalb seiner Mün' dunq in den Ingoda. Der Gstrog ist so schlecht, daß ich nichts von ihm zu sagen weiß. Er hat zwo. Kirchen, eine für den Sommer, und eine für den Winter, und noch 8. Wohnhäuser für die Slusthirvie. Noch gehören zu dem E>slroge 3 Häuser, die dem Ostroge gegenüber jenseits des Tjchira, an dem linken Ufer des Hngoda, etwa eine halbe Werste von dem Ostroge liegen. Den Na« men plochtjchtscha hat dieser Ort, weil daselbst Flöße gebauel werden, um sich derselben auf dem Ingoda-Flusse bis^ercsthmsk zu bedienen.. Es waren 8 Flöße für un-ftre ganze Gesellschaft fertig, auf welchen wir bis Nery, ßhinsk gehen sollten. Ein jeder Floß war etwa einen Faden breit, und anderthalb Faden lang. Wir hatten hine große inst eine solche Reise zu thun, in welcher wir unter keinem Verdecke waren. Und ob wir schon selbst vor hem Regen in unsern Schlafwagen sicher sepn konnten, ft Mr doch die Gerathschaft demselben bloß gestellt; und mit Fahrzeugen zu gehen ist hier nicht der Gcbrauch> auch kein Kahn zu haben. Die iandreise hingegen, wenn man dem geraden Wege folgen will, ließ sich mit Wagen und Kar» «n, wegen der vielen Steine und Felsen gar nicht thun; einen Sannoi z6o wersie. 27 nen großen Umgang aber zu nehmen hielten wir wegen de« Nothwendigkeit unsere Reise zu beschleunigen nicht für rathsam. Wir packten also den ?ten des Abends uns und un. sere Geräthschaft auf die uns angewiesene Flöße, und gien« gen den 8 ten mit anbrechendem Tage ab. Ein jeder Floß war mit drey Arbeitsleuten versehen, über das hatten wiv noch zween Wegweiser oder lotsen^ Wir fuhren den Ingoda herunter, und empfanden gleich zu Anfange die Ungemächlichkeiten dieser Reise. Wir waren kaum abgefahren, so fiel ein ziemlicher Regen, welcher zwar nur eine Stunde daurte, aber doch uns viele Mühe machte. Darauf kam ein sv heißer Sonnenschein, daß wir uns den ganzen Tag hindurch der Hitze kaum er« wehren konnten. Der Fluß gieng sehr krumm, und wir lkamen, wie es anfieng dunkel zu werden, 6 Werste unter ^annoi öder polorvinnHi^LNuis an, und hielten da« selbst Nachtlager. Die Muise (Vorgebirge) hat den er« steren Namen, weil man des Winters darüber mit Schlitten fahrt; den andern, weil man es hier für den hält- Inder Nacht wüsten wir auch stille liegen; denn der Fluß war ft 'seichte, daß man, so viele Vorsichtigkeit man auch gebrauchte, sich des Strandens doch nicht erwehren könn, te. De« Nachts aber würde es schwer gehalten ^aden, sich von dem seichten Grunde wieder los zu machen. Den andern Tag giengen wir um Mittagszeit Rrutschinska- »z »7Z5 voltl 9«n bis zum lzren Iun. ja D' und nachgehende noch zwey andere Dörfer, und el» ve Saimkä vorbey, bis. wir des Abends nach Anadsi. kanskaja oder Illdsjmnewa D- so an dem rechten Ufer des Fluss.« liegt, kamen, woselbst wir des Nachts stille la. yen. Diesen Tag erlebten wir eine neue übele Folge die« ser 3u'ise. ,Es gieng ein Floß cntzwey, und bis derftlbige au.lkgcbossert wurde, musten wir über eine Stunde warten. Das beste war, daß mau Holz in der Nähe hatte, als Hjomit beydsUferidesIngoda im Uob rsluffe versehen sind. .Des Abcnds hingegen wurden wir ettreut, da wk wahr« Nahmen, daß in.dicstm st.'i»uchlen Flusse ungcmein viele krebse waren; sie «b«rtrafen zwar die klelustm Stein. -krebse an Größe .nicht: wir llHen uns abir doch ein Ge« Hichc vavan fangep, und sie uns, als M'cn ^ectclbijsen in Stbirien, recht: wohl .schmecket Unsern Arbeittzleute» Lam es sehr wunderlich vvr, daß wir ein so fürchterliches Thier essen mögten, und wir konnten Pe in den Wald hinP mnjagen, wcnn wir ihnen einen Krebs wiesen. TXr Taa »wär übrigens wie.der vorhergehende sehr heiß. Den lctey Hatten wir einen sehr schönen und angenehmen Tag, und chihren zwo^Werst« unterhalb des besagten Dorfes übee «inen kleinen Wasserfall, und nachgehends ^urinskaja D- Tschernowa Sai,nka, Lenkowa Sai,nka vorbey bis wir mit herannahender Dunckelheit zu der Mündung des^ Baches Nldura kamen, alwo wir die Nacht über stille lagen. Den folgenden Tag vormittags um l o. Uhr -:i ka' Niscbncje Simowje 702 werste. ^ kamen wir bey dem Dorfe Raidalorra an. Daselbst, fanden wir, weil wir voraus geschickt hatten, neue Arboits» leuce vor uns, welche die Tschitmskischen ablöseten. Ob uns gleich des Nachmittags 2 Flöße entzwey gegangen waren, so fuhren wir doch, weil die Ausbesserung ge< schwinde geschahe, deb Abends fast bis nach Ix'njösihajH D. jedoch konnten wir e< wegen Dunckelheit der Nacht nicht völlig erreichen. Diesis Dorf hat den Namen von zweyen Tunquslschen Knjäson, die daselbst wohnen, und deren Vater zu der Russischen Religion übergetreten war« Des fl)lqend<.n Tages fuhren wir ohne einiges widriges Schicksal gehabt ^u haben, bis an das Dorf Galkma, welches wir de5 Abends um 5. Uhr erreichten: und weil dasselbe ziemlich groß ist, so wurden auch hier unsre Ar-, beilbleute wieder abgewechselt. Selbigen Abend fuhren wir noch biß an Subarorva Saimka, und übernachteten daselbst. Den folgenden Morgen vormittags um , c>. Uhr kamen wir wcrchncjc Simowjc oder Tomasso, wa Saimka vorbey. Einige Werste unterhalb dieses Hofes war die Fahrt so schlimm, daß man, man wogte auch fahren, wo man wollte, sich des Strandens nicht er« wehren konnte, und wir g Stunden zubringen musien, bis wir Nischneje ^ imowje erreichten. Diesen Nachmittag erhob sich plötzlich ein so großer Sturm, daß wir gegen drey viertel Stunden an dem Ufer stille zu liegen ge-nöthiget waren; dabey lief der Fluß yngemein krumm: je« za »735 den l4ten und l5ten Iun. jedoch kamen wir des Abends bey worowskaja pad D. an, hatten aber wieder etliche Werste vorher so seichtes Wasser, daß alle Flöße auf den Strand zu sitzen kamen. Das Dorf hat den Namen von einem Thale selbiger Ge« gend bekommen,durch welches sich in den ehemahligen unruhi« gen Zeiten die Mongolen (welche damahls nur anter dem Namen Won sDiebe) bekannt wären,) gerettet haben. Den folgenden Morgen um 8- Uhr kamen wir eine Art von Wasserfall, von den hiesigen Bojez (der Kämpfer) genannt, alwo der Fluß voller Steine war, und eine sehr enge Fahrt hatte, glücklich vorbey. Das Wasser macht« hier ein sehr großes Geräusche. Bald darauf erreichten wir die Mündung des Onons, welche zur rechten Seite des Flusses ist, und musten bey derselben eine große Klippe vorbey fahren, an welche wir auch mit einem unserer Flöße, doch ohne Schaden, anstießen. Das Wasser des Gnons ist in Ansehung des Ingoda-Wasscrs sehr helle, und diese Farbe läßt sich weit herunter sehen, ehe sich die Wasser vermischt haben. Der Ingoda nimmt bey die« ser Vereinigung mit dem <1)non einen neuen Namen an, und heißt Schilka. Wir fuhren auf dem Schilka ohn. gefahr anderthalb Wcrste, bis wir werchneje Goro^ disthtsche oder Gorodisihrsihenskaja Sloboda erreichten, und noch drittehalb Werste, bis wir gegen n. Uhr Vormittages nach Nischneje Gorodischtsche D-kamen. Gorodischtsche hat den Namen daher bekommen. Bach Nerrscha 779 kversie. 35 men, weil der Imiseiskische Woewode Paschkorv, da er in den ehemahligen Zeiten durch diesen Ort reisete, u,n die Stadt Ncrtschinsk anzulegen, von hier das Holz zu Erbauung der Stadt mit sich genommen hat. Hier wur« den unsere ArbeitsleruO wieder abgewechselt. Herr Pros. Niüller setzte von hier mit Pferden über den Fluß an daS linke Ufer der Schilka, und sahe daselbst bey 50 Graber, die noch von den alten Einwohnern übrig gelassen,und unt und um mit großen Felsensteinen, welche man hier Ma« jakcn nennr, besetzt waren. Von hier qiengcn wir IlimZs kowa oder Sakamennowa D. Rudoplawowa Sannka,SamsonHwa D. Ridasowa D-Bovodina oder Obrokionowa Saimka, Mirsanowa D-vorbey, und kamen des Abends um ic). Uhr bey Oprielkovoa D-an, nachdem wir ein paar Werste vorher eine ziemliche Krümme, die der Fluß gc^.l Norden machte, hatten umfahren müssen. Den folgenden Morgen kamen wir Solennikowa D- Tokmakowa Saimka, Mjäsni« kowa D. Nariniskowa Sai,nka und Sawarjewa D. vorbey, und erreichten vormittags um lo. Uhr die Mündung des Baches Ncrrscha, in welche wir etliche Faden hineingienqen, und an dem Ufer des Nettscha an° legten. Die meiste Zeit dieser Reise über hatten wir daS Glück gut Wetter zu haben, und aßen alle Tage Krebse; wir schickten uns auch nach und nach so wohl in dieReist auf Flößen, daß wir mit der größten Bequemlichkeit reiseten. Wir s, «735 den I5ten Iun. Wir sahen nun auch, daß alles unnütze Pralerey ist, was einiqe Reiscbeschrciber von der mühsamen und gefährlichen Fahrt auf diesen Flüssen melden. Denn obschon zuweilen ein Floß entzwey gehct, so ist doch keine Gefahr. dabey, und auch keine große Kunst denselOl geschwinde wieder 5«« sammen ;u sehen, wenn man nur mit einem paar Balken und einigen Banden versehen ist. Beyde Ufer des In. goda sowohl als der Schilka sind sehr bergicht, und wie schon gemeldet, reich an Holzung, vornehmlich an ierchen» bäumen. Die Berge weichen zuweilen von den Ufern ab, so daß zwischen den Bergen'und dem Flusse hin und wieder schöne Thäler bleiben,. welche das schönste Erdreich zum Ackerbau haben. Die Ingoda ist allenthalben sehr seicht und steinicht; sobald man aber auf die Scbilka kommt, so nimmt^man, was das erstere bctrissr, eine große Aenderung wahr, welches auch aus der Zeil/ die wir auf die Reije von Gorodischrsche angewendet, leicht abzunehmen ist. Zwar ist uns auch gesagt, daß dieIngoda, sowohl als die Schilka, vor diesem so stichle nicht gewesen, als sie g?g?nwärtig smd; allein jetzo waren sie es beyde so sehr,daß es Mühe gekostet haben würde darin zu ertrinken. Da an der Schiika so viele Dörfer sind, so schickten wir öfters in ein oder anderes Dorf, um Milch, oder Hüner, oder dergleichen zu bekommen; allein selten fand man mehr als ein altes Weib, das weder sehen, noch hören, noch gehen konnte,' wovon uns diese Urjache gemeldet ' Nertsihinsk 730 Mersie. 33 meldet ward, daß die auf der Schilka reisenden oft alle an derselben liegende Dörfer ausgeplündert, und mit denen, die sich solchen Raubereyen hätten widersetzen wollen, auf das härteste verfahren hatten ; daher eS so weit gekommen sey, daß die leute, sobald sie nur von reisenden hören, alles das ihrige an einen sicheren Ott bergen, und alles was nur laufen kann, die Flucht nimmt. Dergleichen Uebelthaten aber sollen gemeiniglich von Sibirischen Soldaten oder Ossicieren geschehen. Von den Entfernungen der Oerter, die ich von Tschi, tinsk aus bie hicher angegeben habe, merke ich noch an, daß sie alle nach dem geraden gemessenen iandwege, angegeben sind, weil. man kein Maaß hat, so nach den Krümmungen des Flusses gemacht wäre. ' . ^ Wir schlugen an das noch gutes an der Stadt ist, hat man demnjenigen Zciren, da dieselbe im Flor war, das i>7, da'die Chinesische Caravane durch dieselbige gicng, zu danken. Bis dahilt gab es noch lette darin, die sich als gute Bürger aussühreten, und cin gutes Haus baueten. Nachdem aber vor ohNgefähr dreyßig Jahren der Befehl ergangen ist, daß keilte Caravans mehr durch Nertschinsk gehen sollre, so haben bie ieute vor Faulheit abgefangen sich. den allcrschär.dlichsten lasteri^, als der Hurercy und d.m Saufen, auf das äußerste zu ergcbcn, ft daß ihre einzige Arbeit darin bestehet. Verliert jemand siin Haus durch Feucr, sö verlangt er kein anderes dafür aufzubauen; wird ein Haus baufällig, so verlangt es niemand zl: stü, hen; man ziehet aus, und laßt das Haus völlig verfallen UNd verfaulen; denn dazu ist man zu nachläßig, daß man has Holzwerk noch zu nützen suchen sollte. Es sind wenig Haustr tn der Stadt, da nicht die iufiseuche seyn sollt'; und weil die ieute ganz und gar keinen Beystand von ei« ft erbärmlich zuge, richtet, daß man sie wohl lebendig todt nennen kann. Und so lange keine Anstalten deswegen werden gemäht werden, so lange ist zu besorgen, dafi das Uebel von Tag zu Tag mehr einreihen werde. Der Woiwode bekümmert sich wenig darum; denn ee trägt ihm mehr ein, wenn, er es Nicht thut. Er siehet allein auf seinen Vortheil, und wenn C 2 er g6 .5733 den l5tty,Iu„. er auch aus die schändlichste ^eise dqzu'gelgMn solsts, Ho maä)t er sich kein Bedenken daraus. Hr bekommt das ganze Haus voll von tebensmitteln^ die ihm die.Ein« wohner schenken, und wovon, er die allerbeste Tafel halten .könnte; allein er und seine Frau essen nickjt.mehr ^ als was sie nöthig haben, um nicht Hungers zu siechen, und 'dem Gesinde geben sie nicht einmahl so viel. Er gehet Mwedcr zu.Fuße, oder laßt sich von dem,elendesten Pferde außerhalb seinem Hause ziehen, .um die. ieute zuy Bqrmherzigkch zu bewegen, damlt sie ihm gute Merde bringen mögen, ohnet achtet er etliche hundert der quser? lestnsten hat. Verwichencs Hähr reisete er,aus,' um sein Gebiet zu besehen, und kam mit ic>oa Schaafen, iO Cop. von 1723 biß 1731 war Ler Preis niemahls unter 25 Cop. öfters aber hhher. In diesem letztern Jahre fienge es ungemein an zu steigen, und kam 1732 bis auf 1 Rubel 80. Cop. Sie sollen- damahls angefangen haben ein wenig zum Kreuze zu kriechen, aber wie 1733 das Korn wieder gerathen war, so hat sich allmählich das alte leben wieder eingefunden, besonders, da die Jahre fruchtbar zu seyn fortfuhren. Das lächerlichste, was die ieute zum Beweist ihres damahligen E- C 3 .lendcs z5 1755. den l5ten Iun,- lendes ansübren, ist, daß sie gezwungen gewesen, wilde Melden "zu esscn, welches sie für ein halbes Gift halten, da wir es doch in Ermangelung der Garten-Melde und anderer Gartenkrmtter alle Frühjahr gar gerne als ein gutes Zugemüse gegessen haben. Die Zeit gicng uns in Nertschmsk sehr geschwinde vorbey. Der commandirenyf Hauptmann Herr Veering hatte schon in dem vorigen Jahre zween F. FluffeS durch lauter Russisches Gebiet, ohne die Chinesische Gränze zu berühren, suchen sollten. Weil sie nun hierzu ieute nöthig hatten, welchen die Gegenden, wo dieser Fluß entspringt, bekannt seyn musten, solche aber aus der Nextschinskischen Kanzley aus Ursache, daß dergleichen Sachen dem Woiwoden keinen Nutzen bringen, nicht halfen erhalten können, so blieben sie daselbst in der Unthatigkeit, bis zum Anfange des gegenwartigen Jahres, zu welcher Zeit der Herr Professor la Croyere dahin kam, und von den Feldmessern einen Bericht von allem, was mit der Kanzley deswegen vorgefallen war, empsieng. Und nachdem gedachter Herr Professor durch eine Vorstellung bey der Kanzley weiter nichts ausrichten konnte, so rieth er den Feldmessern, nach ihrem Commando zurücke zu kehren. In Selenginsk traf es sich von ohnge- fähr, • Chtttopodium folio Sinuato candicante. Nertschinsk 78". wersie. g^ fähr, daß Icrophcl Firsovr» dem H?rrn Prof. Müller von einem Kerl erzählte, welcher in der Gegend, wo der Nd«Fluß entspringet, gewesen wäre. Der Kerl wurde bald aufgesucht, und ließ sicl) bereden, den Weg dahin zu weisen. An die Feldmesser wurde Befehl geschickt, wie« der nach Nercschinsk zurück zu kehren, weil wir sie da-selbst abzufertigen Hostien. Sie waren auch scbon em paar Tage vor uns angekommen. Wir hatten überdem das Glück, nicht nur unterwegens noch ein paar solche Kerls aufzutreiben, sondern noch etliche dazu in Nertschmsk zu bekommen; wie denn auch die Feldmesser einen mit« brachten, welchen allen die Gegenden des Ud-Flusses be« kannt waren, so daß ihre Abfertigung durch nichts weiter gehindert ward. Es fanden sich nämlich jetzo, nach" dem bekannt wurde, daß wir die Abfertigung veranstalte, ten, ieute genug, welche lnst dahin zu reisen bezeugten, da vorher keiner sich dazu verstehen wollte. Sehr wahrscheinlich war es, daß leute genug vorhanden waren, welche in die« ftn Gegenden bekannt seyn konnten. Denn das G^'bir« ge, worauf der Ursprung dieses Flusses zu suchen war, konnte kein anderes, als der so genannte Scannowoi Cbrebet seyn. Dieses Gebirge liegt zwischen den Flüssen Lena und Amur; es ist in Sibirien wegen des Zobel/ fanges das berühmteste, und wird von den Nertschins« tischen Einwohnern am meisten besucht, Man kann leicht erachten, daß die Reise dahin weit seyn müsse, daß zu Ver- C 4 rich. ,4» 1735 dm i5«n Iun.' richlung derselben ieute gehören, welche die Natur mil > unqemciner Starke versetzen hatte, damit sie sie großen Beschwerlichkeiten darauf auszustehen vermögend seyn möaten; die ihre Geräthschaft selbst mit sich schleppen, und ' unter allen Drangsalen der Reise sich jederzeit mit wenigem begnügen, auch allenfalls einige;Tage Hunger leiden können. Die ganze Gesellschaft muß sich auch wohl zusam. men verstehen, der Anführer muß Verstand und Wih ha« ben, und sie so zusammen zu halten wissen, daß er be» standig von allen und jeden sich mehr liebe als Furcht erwerbe. Endlich so muß auch die Hofnung einer großen und gewissen Belohnung den leuten Muth einsprechen, damit die Betrachtung derselben den sich ereigneten Be« schwcrlichkeiten, und unvermutheten widrigen Zufallen, im» merdar das Gewicht halten, und ihre Bitterkeit versüßen möge. Eine Gesellschaft, die auf den Zobelfang ausgehet, bestehet aus ieuten, die alle einander gleich sind; sie erwählet unter sich einen, dem sie alle unrer sich zu gehor^ chen geloben. Dieser sagt ihnen die Gesetze vor, die sie, so lange die Gesellschaft wahret, beobachten müssen, und kündigt ihnen die Strassen an, welche die Ueber-trettr zu befürchten haben, und die durch einen langen Gebrauch unter ihnen festgesetzet sind. Ein solcher hat sich durch eine lange Erfahrung theils eine Kenntniß von den meisten Beschwerlichkeiten der Relst zum voraus ge» macht, theils sich cjne allgemeine Hochachtung und An, Nertschinsk?3'o werste. ^tz! Ansehen unter seinen Mitbrüdern erworben, baff sse kn ihn nicht leicbt ein Mißtrauen setzen. Er weiß mit seinem und seiner ^Hxüder Vorrathe' so geschickt hauszuhalten, daß es nimmer zu der grosten Noth b?y ihnen kbmmc oder kommen kan. Er straft die Uebertreter bey jedem Vcrbre« chen,wozu die ganze Gesellschaffthiift, als welche verbunden ist, über diesen Gesetzen so zu halten, daß sl? meistenteils flbst die Vollziehung der Strafe zu besorgen hat. Ein der ganzen Gesellschaft gemeiner Gewinst aber treibt sie ul-le und jede an, alles mögliche zuthun, uin denselben ^t erhalten. Zwischen einer solchen, und einer a/ographl-scken Gestllftl)asst, ist ein großer Unterscheid. Bey , ioser hat man keine Zeit Zobel zu fangen; also muß dicse Ab« ficht bey Seite gesetzt werden. Die Gesellschaft muß den Feldmessern gehorchen, und messen, wo diese befehlen. Der Antrieb zum Gehorsam muß «ine ansehnliche Vergelfung nach zurückgelegter Reise seyn. Die Feldmesser müsscn die teute der Gesellschaft anhören, welche Nachrichten von der Gegend geben. Sie müssen gelinde mit ihnen umgehen, und ihrer Gemüthsart etwas nachgeben. Alle diese U,n« stände machen die Sache schwer. Ein Sibirischer Woi-wode, der Befehl bekommt, eine solche Gesellschaft zusammen zu suchen, schiebt die Vollziehung des Befehls so lange auf, als er kann. Er selbst hat meistens nicht das allergeringste Verlangen, in Sachen, die zur Gelchr« samkeil gehören, seine Wissenschaft zu erweitern, weil es C5 jhm H2 57)5, den !5ten Iun. ihm an den ersten Gründen dazu fehlet. Man schickt ihm die Feldmesser zu, welche er abfertigen soll. Ihnen als Fremden trauen die gemeinen leute nicht, der Woilvode aber läßt sie in dcr Stille warnen, sie mögren sich in acht nehmen, die Fremden, mit denen sie gehen sollten, waren strenge, und sie könnten in großes Unglück kommen, w?nn sie mitgiengen, oder sich nur daü geringste merken ließen, daß sie etwas von diesem oder jenem Wege wüsten. Man läßt es darauf aus der Kanzley bekannt mach' n, daß, wer einen solchen Weg wüste, sich in der Kanzley melden soll« te, Wegen dcr geheimen. Warnung meldet sich niemand, und das siehet der Woiwode gerne. Denn er be^ürchiet, daß, wann jemand von seinen ieuten unter ein fremdes Commando käme, er seinem neuen Befehlshaber allerhand Dinge vertrauen mögte, die ihm schaden könnten. Bey denen, die dergleichen ieute suchen, melden sich auch keine. Der Woiwode bezeugt also schriftlich, es habe sich nach geschehener Bekanntmachung niemand gemeldet. Die ge« meinen icute hatten das Vertrauen zu unserer Gesellschaft durch ganz Sibirien, daß wir sie nicht hintergehen, auch jn kein Unglück gerne stürtzen wollten; sie wüsten auch, daß wir so viel Ansehen bey den Sibirischen Befehlshabern hatten, daß wenn wir zu Beförderung der uns anbefoh» lenen Geschäfte etwas veranstalteten, sie es vollziehen mu-sten. Dadurch überwunden wir viele Schwierigkeiren. Wenn uns die Kanzleyen niemand zu dieser oder jener Sa» che Nerrschmsk 730, werste, ^ che anweisen konnten, ft wüsten wir die ieute auszufinden und forderten sie namentlich. Wir glaubten daher diese Abfertigung wohl überlegt zu. haben, und verfuhen die Feld« messer mit einem wcitlauftigen Unterricht, was sie zuchun hatten. Wir gaben ihnen die gehörigen icute, mit dem Vieh und tebens « Vorrathe, so sie auf ihr'' Reise et« wa nöthig haben konnten, und setzten ihre Abreise auf den lsten Aug. fest, welches die gewöhnliche Zeit ist, da die Jäger hiesiger Gegenden auf den Zobelfang ausgehen, in« dem alsdenn die große Hitze scho^ etwas nachläßt. Weil die völlige Abfertigung viele Zeit erfoderte. und der Herr Prof. Müller auch ohnedem mit Durchsuchung des Nertschinskischen Archivs noch nicht völlig zu Ende war, wir aber besorgten, daß es sich mit unserer Rückrei« se zu lange verziehen würde, wenn wir noch nach den Ar-gunischen Silberwerken reisen, und daselbst alles nöthige ausrichten wollten; so beschlossen wir, daß Herr Prof. Niüller noch in Nertschinsk, bis er seine Verrichtungen geendet hatte, bleiben, ich aber nach Argunsk mit einer leichten Gerathschaft vorausgehen, und daselbst bis zu sei« ner Ankunft alle nöthige Nachrichten sammlet» sollte. Wahrend unserm Aufenthalte in dieser Stadt, wurde ein Theil derselben unter Waffer gesetzt; denn so klein die Nertscha war, da wir in der Stadt ankamen, so sehr hatte 44 *7N den 26sien Inn. ^ hatte sie von dem häufig gefallenen Regen zugenommen. Ich ließ mich emmahl, um Kräuter jenseit derselben zu suchen, in einem Kahne übersetzen, kann aber wohl bezeugen, daß ich weder auf der See, noch auf irgend einem gro« ßen Flusse dergleichen Angst, alb damahls ausgestanden ha» b?; der Strom war so strenge, daß er fast wie eln Pfell schoß. ' Dicjes Anlaufen der lTlcrrscha, welches wir sahen, soll noch gering gegen dasjenige seyn, was zu andern Zelten zu geschehen pfleget, da nicht nur die ganze Stadt, sondern auch das ganz« Feld/ das d'sseits der Ncrrstha ist, bis an die Berge überschwemmet werden ' Vor meiner Abreise hatte ich noch das Vergnügen die Gauckelcyen eines Tungusischen Schamans ln hicsi« 'ger 'Gegend zu sehen. Er kam auf unser Verlangen den 26sten des Abends zu uns,und ws'e wir von ihm soderten, daß «r seine Künste zeigen sollte, so bat er, die Nacht zu erwarten, in welches wir gerne willigten.. Des Nachts um 10. Uhr führte er uns etwa eine Werst weit von der Stadt auf das Feld, und legte daselbst ein großes Feuer an, um welches er uns rund herum in einem Kreise sitzen ließ. Er selbst zog sich bis auf die bloße Haut aus, und ftinen Schamanrock an, welcher von ieder, und mit allerhand eisernen Werkzeugen behängen war. Auf einer jeden Schulter war ein zackigtes eisernes Horn zu mehre- rem Ne.rtschinsk ?§ stimmte, durch yas HassMMe^. «iserne« dazu an, ^ndlf^ che.e^ M ^^ !^^te,>,?spr^ch F. uns emen Muth.ei^,daß ^.d^jelM sest g^Hn, so,^ n^as er,unS Hu/Inscre 3'M".,^twMen y^M, Wd versicherte.dst^y.,^aß ihy se^inß ^eufe.l, noch:Ni,y^e^betfogen,, hätten^, , Wp fürcht^ .ten uns zwqr, vor,allen seinen^Teufeln nicht^haM.^n a^ ^er, doch^ daß w. ^ahre^Wj.WukeleyenFe^^^^^ ezftrney MntzMe mcht zu nche gWy MsereMssftOegsN ia^ wögt«. Er fieng endlich ay zuspringen und^u Meye«^ Md lyirHörten bqld yimp ^hor, tzrM Km ie Ten« fel da wären , und wollte daher hören, was man von ihni zu wissen verlangte. Wir legten ihm, wie wir bisher ge^ than hatten > eme erdichtete Fra^e vor, und darauf wach. te er seine Künste, wobey ihm die ündertt beyden halfen. Durch däs Ende würden wir von tteüem fn unferetWetnüng bestärket, daß altcS Becrügerey ware> und wie hättet, wohl gewünschet, ihn und-alle seine gottlose Milbrüder mit ln die ArgunisHe Silberwerke iu nehmen^ um sie daselbst ^ zuMerMgen Arbeit vetdaMen z^ ^ ^ Ich erwählte bett Merkäe^sten Meg nach den Sll^ berwerketi. Und musts mich daheb entschließen dahin zu Pftrde zu gehen- auch allrs> was ich mitnehmen wollt^ Wf Pferde zu packen. Ich nahm den Älahler Berk-' Hanfleinen Studenten^ deN Unterstesger, "den Berg« Hauers zween SchüHen/uW MM ^oldateil M mir^ unb Hieiig mir" ihnen dU eisten gegen MlttäZ aus iet Stavt' bis zu der Mündung der !77errscha, atlwo man die PftrVe abpackte, und sle über die Schilka fthwinimm ster, das eine steinerne Kirche hatte, an einem Arme der' Schilka liegend antraf. Ebcn dasselbe Feld führte mich nach andern drittehalb Wersten zu einer Mühle, die von dem WaOr des Schilka-Baches getrieben wird. längst diesem Bache ritte ich über beständige Berge durch enges Gehölze von icrchenbäumen/durch welches an einigen Or« ten kaum ein Pferd durchkommen konnte, ohngefähr »5. Werste lang, und weil die Hitze ungemein groß war,ru? hcte ich daselbst ein wenig aus. Der Weg gieng von dort noch cbm so; nach etlichen Wersten aber vcrlohr sich der Bach nach und nach. Endlich kamen wir zu dem Nn-dinskoi Chreber, auf welchem der Weg sich noch nicht bessern wollte; ja da wir auf der Höhe des Berge« waren« musten wir über einige Moraste gehen, so daß wir hier noch übler daran waren. Doch kamen wir glücklich übe^ den Berg, und hatten, da wir aUs dem Walde heräüskä« men, das Dorf L-icsftrrka vor uns liegen, welches wip vorbey ritten, und durch ein schönes Thal und einen guteii HZeg von 4. Wersten lang Abends gegen z.Uhr ijndins». kaja Slododa, so an dem rechten User des Nndä lieget, erreichten. Des andern Morgens um 6. Uhr ritten wir mit frischen Pferden wieder ab, und nachdem wir 2. Wer, sie längst dem Unda zurückgelegt hatten, sctzren wir übet denselben. Von dort gehet ein Weg nach Süden, der nach Zm'uchairu führet. Wir blieben noch allzeit an dem Um da, 4K 47)5 dM Zysten Iutt. <- , da^Mixdftß wir jeho dem ttncken Ufer folgten, bis wlr an W.^ach mch eiu schönes ebenes Fcld. Die Hitze dieses Ha^eL war sehr, groß, .und/weil sich noch ein Donnenvet« te.r daz^ einfand, so blieb ich in diesem Dorfs» bis zu Abend ym 4. Uhr liegen, pachte mich alsdann wieder auf die Mis, nachdem .ich. die^müde^Merde hatte abwechseln las« sc^. OnMähr^20o. Faden von dem Dorfe gieng ich das letztenmahl über den Ny.da., und bek^itzn nach zurückge« itzgm?.^ Werften Wer« ßechernstch setzte ich ^htzr P^.Curon?; alsdann kam ich zuFem Masihif, über^Wlchen ich in elner Weite von 6. Wersten viermal reiten mu.ste. Der Weg gieng über ein M morastiges vorstand., W welchem hin und lvieder zu WAwax, öaß es gebrannt Hatte,. Zu Ende diests Feldes Peng ein.so hofec DeS, an^ dergleichen, ich, noch mein ^Aase n^ ^ ^H^ em bestandig forf- gebender Berg,, über und'üher morastig, und darauf eins so^dicke Wafdung von ^erc^eubäumen, daß man immer Pa'ume berührtö, und bavön ein beständiges Geräusche Vnte^ ^teberdem konnte MM kaum io. ^chrjlte. w«t rei. ,5. Weri sie über einen Berg, der wieder dicke Waldung von ier-chen«und Birkenbäumen, und einen jehr engen mit quer ge< legten Bäumen überaus beschwerlich gemachten Weg hat« . te, ferner über allerhand kleine Bäche und ein angcneh, meS ♦ Bistorta foliis a war noch immer sehr stark, daß man von neuem reiche Anbrüche finden würde, so daß das Oberbergamt in Ca« tharinendurg Befehl gab, sechs und dreißig Wcrste von hier an dem Is^aga nahe bey seiner Mündung in den Argun eine Wasserkunst anzulegen, durch welche die zum Schmelzen nöthige Blasebalge inskünftige getrieben wer» den könnten. Der Anfang wurde damit gemacht, als wahrend dieser Arbeit ein teutscher Bcrgmeistcr, Namens Heidenrelch Hieher geschikt wurde, um den Zustand der hiesigen Werke in genauen Augenschein zu nehmen, und dieselbe, wo es möglich wäre, in guten Zustand z» setzen. Dieser Bergmcister urtheilte nach der Weise, wie man in Teulsthland von Bergwerken zu urtheilen pfiegt, yuch von den hiesigen, und gab dieses Gutachten davon, daß keine Hoffnung zu fernerem Anbruch sey, daß ma» den vorhandenen Vorrath von Erzen schmelzen, und alsdann dis Hütten eingehen lassen sollte. Es war an dem, daß man es hier wirklich ins Werk zu richten suchte, oder zum wenigsten die Arbeit bis auf weitem Befehl unterließ. Solchergestalt ist in den Jahren 1751.1732. und dem mei» sten Theil von 1735. nickts gearbeitet worden, außer was man aus den Heerden der Alten ausgcschmolzen hat. Man hat über tausend dergleichen Heerde in hiesiger Gegend ge. funden. Argunische Bergwerke 1027 Werste. 57 funden, aber alle waren mit Erde zugestlmttet, woraus mcln abnehmen kann, daß es schon sehr lange seyn müssl», daß die Alten hier geschmolzen haben, welches noch da« durch bestätiget wird, daß man in dem Aultuck einige zu dem Bau des Schachtes aufgerichtete Balken von Birken fand, an denen nichts mehr als die äußere Rinde übrig war. Aus dcr Anzahl der Heerde kann man ferner schließen, daß diese Alten s,ch um das Bley nicht beküm« mere, sondern nur wegen des Silbers gearbeitet haben. Im Jahre 173,. schickte das Oberbergamt neue Befehls, die Arbeit wieder fortzusetzen. Indessen war alle« in di« Unordnung gekommen, die meisten Gruben verfallen, der angefangene Damm von einem großen Anwachs des Ar-gun - Flusses eingerissen, und aus dem Stollen der Troitz» tischen Grube hatte man einen Vorrathskeller gemacht, darin die Einwohner der Hütten Fleisch, Milch und al« les, was einer Faulung oder Garung unterworfen ist, we« gen der sehr großen Kalte, die auch in heißen Sommertagen darin regieret, verwahren. Die Erze, die man da« vorige und dieses Jahr gefödert hat, sind nahe bey den alten Stollen, und man kann cs keinen rechten Anbruch nennen. Zwölf Werste von hier gegen Süden hat man in dem Frühjahre und bisher geschürft, aber das Erz bloß eingesprengt, und zwar in einem derben Gesteine gefunden. In eben selbiger Gegend hat man zu meiner Zeit einen neuen Schurs geworfen, da sich das Erz besser anläßt, D 5 weil 58 l?35 ^^" ^^ ^"^ weil es in einem Mulm bricht, wie die guten Silbererze hiesiger Gegend?» pflegen. Hierauf beruhet nun die Hof. nullg der künftigen Jahre, welche in. meinen Augen nicht geringe ist. Die Natur ist, wie es scheinet mit Hervor-brmgungder unterirrdischen Schätze hier eben so günstig zu Werke gegangen, als bey Rylywan erwehnet wor» den. Man hat diesen Schähm nicht weit nachzuspüren: sie liegen gleich unter der äußersten Schaale, und streichen gar selten weit hin in der Erde, doch findet man öfters große Haufen beysammen, welche die Bergleute Nester nennen. Ja es sind nicht allezeit Berge, da man die Erze zu suchen hat, sie liegen oft in ebenem iande, das zwischen den Bergen ist, wiewohl man allerdings nach demjenigen zu trachten hat, das sich in einem Berge be» ßndet, weil sich nicht so leicht eine Wasscrsnoth dabey er. eignet. Es ist also fast zu vermuthen, man würde in ei« ner solchen erzhaltbaren Gegend fast nimmer einen Mangel an Erze leiden, wenn man nur fleißig schürfen ließe. Schürfe zu werfen, wenn sie nicht über i biß 2 Schuhe tief giengen, würde keine große Kosten machen; tiefer aber zu gehen wäre nicht nöthig, weil in einer solchen Tiefe sich schon zeigen würde, ob von einer solchen Stelle was zu hoffen wäre. So ist auch kein gar großer Glücksfall von nöthen die Erzadern zu treffen, als welche hier nur sel« ten wie dünner Faden, oder Zoll dick, aber oft ein ganzes iachter dick angetroffen werden, wie man gemeinig. lich Argunische Bergwerke 1027 Werste. ^ lich wahrnimmt, wenn die Erze nestcrweise brechen. Die^ ft Meinung habe ich gehöriger Orten angezeigt und an< gerathen, die Arbeit bey der Hütte nicht eingehen zu las-scn, und prophezeyct^ daß wenn mall auf diesen Grund arbeitete, die H/llte allezeit mit cmem, obwohl nickr gar großen Gewwnst, unterhalten werben könnte, und daß es ihr nicht leicht an Erze fehlen würde, " Den Gewinn ' ' In der That hat der Erfolg erwiesen, daß ditft Muth, maßungen eingetroffen sind. Man hat bis 174 ? und 1742 immerfm lwch Erz zum Schmelzen bctvmmen, worunter eine merkwürdige Pleyochra ist. t»ie ma>: geneuuet wird. Ich geschweige den geringen Gehalt von Elfen, welch?« sich auch iu dieser Erde deutlich geoffcnbihret. Vielleicht enthält sie auch Spicßglas, aber in so gcrin, gcr Quantität, daß selbiges nicht erwiesen werden fann. ' Es siebt diese Erde ein sehr sprödes Hlty, wclchcs vh, 6«, ^n(5- 2735 den 2tttt IM. win« habe nicht allzugroß angeben mögen; denn in der That ist in diesen Gegenden ein Mangel aft schönem Ge« birge ne Zusatz von Frischbley oder Silbcrglätle auf dcm Test nicht adgchct, sondern eincn, große» Nand »nachct, und den Test fasi ganl zcrtreibet. Ja wenn mau e5 gleich dorhcr durch vier Feuer röstet, wird cs doch nicht an-l l>ers. richt von der Alt dieses Erzes gegeben hat, gemeldet, Mit dem Beyfügen, daß'ich dafür halte, es sey etwas Spicßglas darunter vermischt, lvcil der Spießglas» -kklig sowohl unter Silber als Gold vermischt dergleichen Verwirrungen aus der Capelle mache. Er hat mir Argmusche DAIMrk«. 6» birge, welches immer für hausige und dauerhafte metal< lische Erzeugungen vottheilhaster ist, als eine kleine niedrige hüg. gcteufek wvrden. Ferner yat man die M Ildikunk, sche Grube^ vvn der ich bch meinelU Dasein keine Machricht Hütte, und dic also völljg in Vergessenheit lag, ueu aufgeschürft, allwo ,nan zwar noch bis dahin (1742.) nichts als griesuges Zeug odcr Erde, und noch gar kein Gesicin gesunden : in dcr Erde abet liln.cn je zuweilen schSuc derbe runde Stufgen Glanzcrzes, wclchc ohlifthl» 1'ar von drm Wasscr dahin geschwclnmct worden styn, im Gcbalt v«n scchs koch Silber/ und vicr utid sieben, zig Pfund Blcp, nur daß dieser Glanz im Vrobircn fast tben so streng ist, als die obgcdachte gelbe Ochra. Allein emch dieser Glanz, so wie auch einer aus der Grube Nadescknafa, gaben eiu goldhaltiges Silber, doch nicht so reich, als vbgemeldctes, sinteinahl e>« Psnnd ^)on dilsen ül'er einen Ducaten nicht hielt. Bch 1747. dn ich Rußland verließ, habe ich noch gchörtt, daß bis dahin kein Mangel am Crzc gcwchlt sey. Dr? Um, siand daß ohngejahr 17Z8. obgcilicldetcr Peter Da« wes vcrstarb, war diese» Welk>,n gewisser maße» vvr» theilhasl, D^nn ob er gleich in der That, weit er davon seinen reichlichen Unterhalt hatte, darin viel gutes ge» 'stiftet hat,- so hat dl'ch scin Tod veranlasset, daß sie mit neuen Sächsischen Bergleuten, besonders mit einem Markscheider, Johann Conrad Iohn, Versehe« worden, wacher auch im Probieren der Erze nnd vyy Hrer BcarbliMg im großm viele Wissenschaft hatte auch 62 t735 den 2tttt Jut. hüglichee Gegend, die sich nicht viel über eine Meil Weentlich ist imgleichcll das Feuer die arme« keute den ganzen Tag übcr nicht nur empfindlich plagte, sonder« auch nach und nach betrübte Folgen in ihrer Gesundheit nach sich zog. Die Sachsen hingegen öaue< ten einen Ticibhlerd nach ihrer Alt, auf welchem sie bey einer Maschine, die von Pfcrdrn getrieben wird, achzig, neunzig bis hundert Pud auf einmahl aufsz tzen, und das Silber in vierzchen, aufs höchste sechs» zchcn Stunden zur Gaare treiben, und doch weniger Holz dabey verbrennen. Da sie auch befanden, daß eine große Menge Frischbley ,m Worrath da läge, weil diese 6,j ""^»735dett 2tött Iul. same Spuren, daß sie dort häufig breche«. Hingegen in der Gegend des ArgMlS, da häufige Erze sind, ist nirgends ein hohes oder streichendes Gebirge. Zu' den Hüttm gehören folgende Gebäude. :. Eine großeSchmie. de, und darin ein Handofen, um Eisen zu schmelzen. 2. Die dlte Schmelzhütte. In derselben sind 6 hohe Oef«n,und die Ueberbleibsel von 6 andern zu sehen. In zwoen havon wird mit höhernen Blasbala.cn, die von Pferde« - ge> l)iesc Waare hier zu Lande keine Liebhaber findet, in, dem die daraus gegossene Kugeln wegen ihrer Sprs, dlgknt, die de,» Eisen gkich ist, dasGnvehr vcrder« bm, auch sonst aus eben dieser Ursache ohnmöglich was daraus zu vnarbettcn odcr zu nntzcl» »st, so habe« ' ßc ba:mt c««e Pwbe gemacht and befunden/ daß diese Bleye noch ziemlich silberhaltig ,'cyn: daher si< sei, gehabte,, Vorrath dieser WerMepe nochmahls treibe« ließen, und scchszehcn Pfund nin Silber, darin auf dreyzehen Loth fem Gold befindlich war, herausbrachten Das Bley aber, so aus der Gläte und Heerd wiedee angefrischet wurde, war nach dieser Scheidung weich wo mild, und sowohl l<« Flintenkngeln als ander« Dingen wohl zu gtbrauchen- Mit allen dieseü Vorthci-. len wurde in dm Jahren 174c). und 1741 von der . Argunischen Silbcrhlltte sechs und zwanzig Pud und ttliche Pfund Silber, und in demselben über sieben und jwanzig Pfund fein Gold nach St. Petersburg lill die Kw«e geliefert. Argunische Bergwerke w-? werste. 65 getrieben werden. Die Bauart dieser Oefen isi eine mitt» Me Gattung zwischen der Teutschen und Griechischen; denn sie sind höher als die Griechischen, vnd niedriger als die Teutschen. 3. Die Garhütte;' darin befindet sich ein Heerd, nach Teutscher Art oben gewölbt, und mit einem Deckel versehen, in die Rundsgemamrt. Der bloße Heerd halt drittehalb Arschine im Durchschnitt, der Heerd mit den Wändendes Ofens vier Arschine, und man kann darin 60 bis 70 Pud Werkbley abrveiben. Noch ist ein anderer Heerd nach Griechifther Art- vhne Verdeck, von ovaler Figur, zwo Arschine lang fünfviertel Arschin breit, und unterwärts abhängig, daß die Glätte ablaufen kann. Die Asche wird in diesem Heerde eine halbe Arschin dick ge-fchlagen, und man treibt darin zu 20 bis 25 Pud Werk« bley ab. An einer Seite der Hütte ist eine Mauer auf« gerichtet, auf welcher drey kleine Heerde, um Brandsil» ber zu machen, und ein kleiner Schmelzofen zu Kupfer-proben sind. In diese Hütte wird'auch dasWcrkdlcyund Er« ze, die vorräthig sind, gelegt. 4) Vier Rostheerde un^ ter freyem Himmel, einen halben Faden ins Gevierte go bauet, und rund herum mit einer Mauer umgcben,mißer daß in der Mitte her einen Seite so viel Oeffnung g«laffcn ist, daß man dadurch Holz und Kohlen einschiebm kann. 5.)' Die neue Schmelzhütk. In derselben sind zween hoh« Oefen nach Teutscher Art gebauet, und in beyden wird ge< Ramtsch. R. 2. Theil. ,''( 66 '735 den 2ten Iul. schmolzen. Die Bälge aber werden durch Pferde getrieben. Außer diesen Gebäuden befinden sich hier noch die Kirche, die Kanzeley, ein Haus für den Silber - und Bleyvorrath, der der'Krone gehört, auch allerley vor. räthige Materialien, und unterschiedene für die Meister, die zu den Hütten gehören, gebauete Häuser. ^ Der Herr Prof. Müller kam hier den izten dieses an/ Es sind drey Wege, durch welche man Hieher reisen kann, dcr eine ist der, den ich ritte, und welcher auch des Win» ters mit Schlitten verrichtet wird; der andere ist der alte Caravanenweg ^ und ist/' nicht viel von dem un-rigen unterschieden; nur kann man auf demselben auch zur Noth mit Karren reisen. Man gehet von NertsiHinsk über Uspenskoi Monastir, Schlffkinskaja D,Bor-schowekaja D.,LukinaD. undIvolobowajaD.m'd hat 52. Werste bis dahin, wo man über den Unda scßet. Nach 30 Wersten hat mak die Dörfer Dümowa und Schclopugma zurückgelegt; 25. Wel sie davon setzet man über del. Unda zum zweyten und leßtenmahle, und nach 4? Wersten kommt man zu dem Gasl,nur,und dem daran liegenden Dorfe Rolköwa; 4 Werst davon gehet man über den-Gasimur, und 8 Werste weiter ist2^ras-nojarekaja oder Ixalmakowa D. Hier verläßt man den Gasimur, und kommt nach 6 Wersten zu Masju< kowaD. und von da, nach 60 Wersten zu Seremins« Armmische Bergwerke ,527 Werste. 67 kaja D. an, und so durch den gemessenen Weg nach dm Berghütten. Dcr ganze Weg macht 27^ Werste. Herr Prof. Müller erwählte' den dritten Weg, welchen man den Solonnaja doroja (Salzweg) nennt, weil er bey es.-' l,em Salzsee vorbcygehet. Er ist ohngefähr noch ein« mahl so weit, als Ver, den ich nahm; aber es laßt sich sehr gut darauf fahren. Gedachter Herr Prof gieng den §ten Iul. nachmittags um 4. Uhr aus der Stadt, und. übernachtete zu Sadsreewa D auf dem südlichen Ufer> der Schilka, 1^. Werste oberhalb Ncrrsihinsk. Dmi 5 ten des Mittags am Olenym-Flusse, welcher in die Schtlka fallt, uM bekam daselbst ncue Vorspann. Er reisete nsch selbigen Tag biö N^karewa D am Makarewa Back, welcher m den <1)non fallt, allwo er wieder neue Vorspann bekam. Den 7tcn des Mittags kam.cr an den Nndai Chreber; und weil dort> der rechte: Anfang der Steppe war, so veksorgte er sich daselbst, mit« Holze. Den 8ten fvühe um 5. Uhr erreiche er den Ttlr-ga-Fluß, welcher in den Gnon fällt, und bekam dort munon fällt, und hatte hier wieder neueTungu- -gische Vorspann. Die Tungusische Geschlechter duiser Gegendell nennen sich Namjätt und Dolon. Den cM, des Morgens gieng er über den ltralengluskoi Chrcb.r, allwo er sich wieder mit Holz versorgte, und kam des Mittags am östlichen Flusse desselben Chredets zu Iike-Bulak an. Er übernachtete selbigen Tag zu Zagan-nor. > Den ic>«n des Mictags gicng er über den Bach NrulenF gui, und nachmittags ü ber den Ixurkirabach welcher m den ^srulentsui fällt. Hier bekam er wieder neuen Tungusischen Vorspann. Er setz« darauf noch selbigen Abend die Reise an dem Ixurkira etwas unterwärts fort, und übernachtete daselbst. In diesen, Gegenden ist das Geschlecht der Argunischen Namjäti, welche sich durch ihre Hartnäckigkeit in diesen Gegendell berühmt gemacht, und Anlaß gegeben haben, ArZunskoi Ostrog zu bauen. Den «ten kam er desMittägs zu den, Norrubach welcher ill den i WerchneiBorsa fällt. An diesem, und zwar nicht weit' von seiner Mündung in den Argun, übernachtete er, und bekam daselbst neuen Tungusischen Vorspann. Den ,2ten traf ,r zu Mittage an dem SerednoiBorsabach, welcher ebenfalls in den Argun fallt, ein, bekam daselbst wieder Vo»>. spann, und gieng noch ftlbigen Abend bis an den Rilgibach ohnweit und oberhalb dem Iaschma Gora. Den izten des Morgens kam er, wie schon gemeldet, hier in den Berghütten an. ^..^Von dem Unda biß an den Rilgi Ä!,/) 5 H) halte Olotschinskaja,047 rverste. 6^ hatte er lauter Steppe vor sich, von diesem aber bis hie« her war die Gegend ziemlich bergicht. Wir brachten hier zusammen die Zeit mit dennoch nö. thigen Untersuchungen zu. Den ,6ten fertigten wir den Studenten Gorlanow über Ncrrschinsk nach Goroi disihtschc Dab, wovon ich oben schon gemeldet habe, daß iu der Nahe desscjbigcn auf der andern Scite des Flusses viele unaufgemachtt Graber waren. Wir hofften von der Eröffnung einiger dieser Graber, iu dem Theile der alten Historie, der die ehemahligen Völker hiesiger Gegenden angehet, vieles iicht zu bekommen, und befahlen ihm deswegen einen guten Theil derselben aufmachen zu lassen, und ikre innere Beschaffenheit auf das genaueste zu beschreiben, und nach verrichteter Arbeit unser in Tschirinsk zu el> warten. Wir selbst yon unserem Dollmetscher und dem Mahler Berkhan begleitet, traten um Mittagszeit die Reise nach Argunskoi etwas sonst in ^idiricn nicht, und ich hofft?, weil die Stauden kleiner, als die in )>ußl.md angegeben wurden, eine neue Pflanze zu bekommen. Wir fanden sie a>i dem beschriebenen Orte; allein es war diejenige Art, die auch in Rußland und Tcutschländ gemein ist. So dann kchrten wir wieder nach dem Dorfe zurücke. Wir hatten 9 Wer« sie zurücke geleqct, als wir Rljmschevvskaj.: D. erreich« ten, wo wir frische Pferde bekamen; hernach giengen wir durch die Dörfer Lugorvskaja, Isthaginskaja, woselbst die Ucberbleibsel des für die Hütten zu bauen ange« fanqenen Wasserwerkes zu sehen waren, ferner durch Mu-suramowa, und kamen des Abends um 7. Uhr in Suro? waja Saimka an, nachdem wir vorher einen steilen, aber nicht sonderlich hohen Berg herunter gekommen- waren. Dieses Dorf gehöret dem Hüttenverwaltcr Dames, wel< cher es angebauet, und wohin er uns die Nacht übcr zu bleiben einlud. Die übrigen Dörfer liegen alle längst demArgun, und gehören zu dem Gebiete der Hütten; sie smd alle schön und groß. Des Hüttenverwalters Gaimka liegt 2 Werste von dem Argun an dem Bache Surowa, und hat eine ziemlich angenehme Gegend, liegt auch so hoch, daß sie von dem Argun nicht überschwemmet werden kann. Der Argutt isi ein kleiner Fluß, ' und Sm-Hwaja Saimka ^70 werste. ?l und an dem Ostrog nicht über 6^ Faden breit, hat schlechte Ufer, und siehet, kurz zu sagen, wie ein Steppen« Fluß aus. Zuweilen läuft er von dem Regenwasser so an, daß er, wie im Jahre 17-3, alles umliegende Feld überschwemmt; zuweilen trocknet er so aus, daß man, wenn man will, dadurch reiten kann, welches 173» gesche« hen ist. Des Winters frieret er öfters so zu, daß dasjenige Wasser, welches noch darin übrig bleibt, wie gekochter Theeboe ausstehet. Es hat einen säuerlichen Geschmack , und kann höchstens zu Speisen und das Vieh zu tranken gebraucht werden. Den i7ten des Morgens gieng Herr Prof. Müller nach dem (l)strog, ich aber blieb in der Säimka noch zurücke , und machte mir dort mit Krautersamm« zen einen Zeitvertreib. Das besondere dieser Gegenden, was jedermann in die Augen fällt, sind die von den kiesigen Einwohnern so genannte schwarzen Birken, deren Blät« tcr an Farbe und Adern dem Blatt der Steineiche ziemlich nahe kommen, nur daß sie an dcm Rande nicht so zackigt siyn. Die Rinde aber sichtt, wie bey einem Fich-tcubaume aus. Sie wachsen sonstcn sogroß, als die gemeinen Birkcn,und sind auch in der That keine'besonde-re Art, wie sie denn auch in'andern! ändern hin und wieder vorkommen. Auf der andern Scite des Flusses war eine andere Art Baume, die diesen Gegenden besonders E 4 eigen ?' .^^735 den l7ten Iul. eigen ist, Sie sehen als die Vogelkirschenbaume aus, und wachsen auch mttcr denselben, die Blätter aber sind län« gcr und dunkeler, und haben fast so starke Adern, als ein Cltroncnb'att. Es wachsen Beeren darauf, die aber noch nicht reif waren. Das Holz siehet röthlich aus, deswc« gen es auch die hiesigen Einwohner Araenoje dcrcwo (rother Baum) auch Santal nennen. Sie gebrauchen eS wcgen sciner Härte zu Mefferheften *. Noch ist eine Art Stauden, welche von weitem wie junge niedrige Birken aussehen, und eine Frucht tragen, die unsern Apricosen gleicht. Allein das Fleisch wird, wenn sie reif werden, hart, und ist nicht zu genießen. Der Kern aber ist wie cin Apricosenkern. Die Russen hiesiger Gegenden nennen sie Tsthcrnoslyw, lZwetschcn), weil ihnen vielleicht keine andere Art von Früchten außer Zwetschen bekannt ist, mit welcher sie diese vergleichen könnten ". Gegen Mit« tag ritt ich auch nach dem Ostroge, und kam durch ein ebenes * €$i|J Rh$ranus ram» spina terminatis, flo,ihUs quadiia. dis, divicis Lion. h. Cliff, ro ROj Lugdb. 2tf Rhamnus catharticu» B. pin. 4,78. Comus Mils citri angustioribus Auim, I. c. a. 278. p4 2co. Tab. XXXIII. " Dcr sccl. D. Amman ncnnt sie I. c. „. 27,. p. .92. ärmenkc, betulge folio ö: kcie lruau «su«c>. Ulld gicht davon Izb. xx^x. eiue ZeichllUllg. Surowaja Saimka io7vwersie. 73 ebenes Feld, das auf der linken Seite Berg« hatte, bald daselbst an. > Ich war kaum in dem Ostrog angekommen, so über« lief mich auf Anstiften des Hüttenverwalters eine große Menge von Kranken. Ich konte in der Geschwindigkeit alle' Hauptkrankheiten dieser Gegenden betrachten, als da sind die fallende Sucht, die iustseuche, und elne be. sondere Krankheit, welche N>olc»ssez genannt wird, und die Russen sowohl als die Tunguftn hiesiger Gegenden häufig anfällt. Alle diese drey Krankheiten sind sehr gemein. Von der erstem hat man diese Einbildung, daß wenn ein Kind davon das erstemahl überfallen werde, und man das« selbige nicht anrühre,' sondern nur wohl zudecke, so werde es die Krankheit nicht mehr bekommen, wofern es aber angerührt werde, so sey das Uebel unheilbar; zwar solle» wenige Kinder daran sterben, sie behalten es aber ihr leb« tage. Von der lustscuche übel zugerichteteleute beyderley Geschlechts, Männer und Weiber, alte, junge und Kinder, habe ich solche Arten gesehen, daß es einem, derber« gleichen zu sehen nicht gewohnt ist, nothwendig ein Ents setzen machen muß. Das gantze Argunische Gebiet ist da« von so voll, daß man mit Wehmuth an die künftigen Fol< gen denket. Man hat keine andere Cur, als daß man die Rinde von weißen Espenbäumen mit Alaun kocht, und das Decoct trinkt. Einige machen sich auch E 5 ein ein Decoct von ierchcnbaunm'nde. Wieman sich nun durch die erstere Arzney das Uebel nothwendig mehr in den icib hinein treibt, so daß die innerlichen Theile eher ange. griffen werden, also sterben viele daran; die aber nicht sterben, führen ein so elendes ieben, daß es bitterer, als der Tod seyn muß. Wann deFwegen keine gute Anstalten gemachr werden, so siehet es mit hiesigen Gegenden übel aub.Dao iai.d ist eines der fruchtbarsten und gesundesten lander; allein die vielen hlcher verpflanzten Bauren sterben nach und nach aus, und die übrig bleiben, sind zur Arbeit untüchtig, und wer« den in der Fruchtbarkeit vor Hunger sterben müssen, da ohnedem, wie schon oben gemeldet ist, die Jahre nicht gleich smd. Ware nicht der Handel mir del, Chincscrn, so würde es schon in vorigen Jahren schlimm ausgesehen haben. Dieser Handel machte, daß, da in den Jahren 1715. 1714. 1715. der Solotnik fein Silber hier vor 7. Cop. zu kauf war, man es gegenwärtig mic i. kingischc kommen bey Zuruchaim, die Mergenschen aber bey dem Argunskoi Ostrog aus, und richten ihre Reise ft Surowaja Saimka !o?o Werste. 77 so ein, daß sie ohngefähr zu gleicher Zeit in diesen Gegen« den eilltresscn. Sie besuchen alsdann einander, und da,' wo die Säulen seyn sollen, richten sie alle Jahre zwo neue Säulen auf, auf welche eine jede Parley etwas schreibt/ allem Vermuthen nach zum Zeichen, daß sie da gewesen sind; denn diejenigen, die das folgende Jahr dahin kom^ men, können alsdenn sehen, wer das vorige Jahr da gewesen sey, und sie muffen eben dergleichen zwo neue Säulen zur Nachricht derjenigen setzey, die,das folgende Jahr kom^ men werden. Wir giengen also mit Kähnen über den Fluß, und ritten von dort ohngefähr 5 Werste an demselben hin«' auf, und fanden 8- Säulen, jede einen Faden lang,-von denen einige übcr dem Haufen lagen; die meisten aber stunden noch. Unter den stehenden waren zwo ganz neue, die dieses Jahr gcscht sind. Was seltenes konnte, man daran nicht sehen. An der Stelle,,da geschriehenwar, welche gegen den Berg hinsahe, und über eine Arschin i«^ Verlange ausmachte, war die Säule etwas ausgehauen/, so daß b^yde Enden »vciter hervorstunden, wodurch nicm vermuthlich hat zuwege bringen wollen, daß dcr Regen die Schrift nicl)t beschädigen sollte. Diese ware.Mansurisch . und mit Chinesischem Tusch geschrieben. Wir ritten etwa noch lvo. Faden weiter, so konnten wir schen, wo der Ar« gumsche Gstrog in alten Zelten, und vor dem Friedens-, tractat, den dcr Ruffische Gesandte Fedor Alexicvoitsih . Golowm i6k9.mit den Chinescrn errichtet, gestan.» den hatte. Wie er ausgesehen habe, kann man noch heu< tiges 73 , ,i lN5< den i7«n Il,l. tiges Tages sehr genau erkennen; denn er ist nach geschlos. senem Vergleiche ft, wie er gewesen, an den Ort gebracht worden, da er j<'ßo siehet. Er war ins Gevierte qcbauet, und ohngefahr sogroß alsIerawinskoiOstuog. Er hatte an dcr Wasserseire st9i; <.'^i»! »i'y»,» >^"v i»^^^^>-"^ ^>< -l^'^' ' men men. Ich vermuthe aber, daß hieran eben' auch die Kalte. Schuld hat. Dieselbe ist in dem oberwehnten Vor-, rachekcllcr bey den Silberwcrken so groß, daß, wenn man nur die Thüre aufmacht, man sich wMN dn Kalte schon, weiter zu gehen scheuet. Das Eis, welches sich in dem Winter dan'u sammlet, thauet den Sommer über nicht auf; doch ist die Kälce des Winters noch größer darin, al5 des sommers. Gegenwärtig ist sie noch nicht so stark, daß sie das Wasser zu Eise machen sollte, als ich es durch ein Thermometer untersuchte. Es fehlt aber nur wenig daran. Sonst ist das Irgunische Gebiete ordentlicher Weist dcs Frühjahrs einem Helindcn Erdbeben mtterworf-sen, Noch ein anderes Erdbeben soll sich im Anfange des Winter? cmfindcn. Man sagt, daß sich die Erde alsdcnn allmählich und ganz gelinde hebe, daß solches bis etwa in denNovcmber währcte,da sie wohl bis auf ein vierrcl Arschin nchoben seyn soll, im Frühjahre aber soll sie sich nach und nach wieder schcn. Diese letztere Art komnit mir sehr schwer zu begreifen vor, und memcr McinunH nach mW sie vor» her durch genaue Wahrnehmungen bcsiättlgct.w^dcn, ehe man es wagen kaim ,darüh.cr zu urtheilem - So^/viel die erstere betrifft, so mag demjenigen wohl nacljIcdacht wer» den, was ich bey gen in'Erfahrung gebracht habe, daß Jahren eine Russische na'chVMa gchcnde'Carqvmie sich in der Gsgend zu .'! 11«^ N'.!.^ . . ^i,^w3 N'tt p.'^'l ^uw.1»i?< !ll^6 einer zs 1795. den lttten bis zum ^sien Iul. «mr ftlchen Zeit befunden hätte, als ein Erdbeben ene. standen, wobey sehr vieles Waffer so dünn als ein Staub suS der Erde mit ziemlicher Gewalt herausgedrungen wä» te. Noch vor unserer Abreise aus dem Ostrog brachte man uns eine Art wilden Buchweizens, die in diesen Ge< genden häufig ist, und von dem gepflanzten Buchweizen nur in der Größe und darin unterschieden ist, daß der Saamv keine gar gerade Winkel hat. ') Wcil wir itt Surowaja Saimka ein besseres Quartier hatten, als ill dem ganzen Gstroge zu finden war. so giengen wir mit spätem Abend dahin zurücke, und übernachteten daselbst. Den folgenden Tag aber giengen wir werter nach den Hüt> len zurücke, und kamen daselbst des Abends um 6. Uhr Den ^ Man Hai diese Art Buchweizen auch in dcm Kraßno« jarskifthen, wohin sie vor diesem aus dcr Kalmuckey gebracht scpn soll. Er wird abcr jctzo bcy RraZnofarse gepflanzt, und dic Blitze davon schmc ckt so guc als die '' ' ^''geineine slrt. Ich habc auch in Cacharmenburg diesr Mt Bllchweizcll ^ einrm Garten gesehen, dessen Ve, sitzer ftc aus derK«lmuckv gebracht hatten. Es ist abrr line cau!? elcltiulculO.inelmi. tolii« cor^lo - laß«!«!«. lcminibuL ludlleutLUi I^iun li. Dps- p. 96. n. »^ Die Hh, ^ '' ^"gunischcn Einwohner mnncn ihn, wril cr dastll'st wild ivächst, Diknsck, die Rrasno,ar»rer ab^r vicllctä/l »illt dclll Kalmückischen pöer Tatarischen Namcu ^^rl^k. . Bach Rilgi nZz werste. ^ Den aasten fettigten wir den Feldmesser Alexander Iwanow und den Studenten Stepan Rraschenin, ninikow ab, um ein warmes Bad zu untersuchen., wel< ches oben an dem Onon-Flusse, nahe bey dem in den« selben von der nordwestlichen Seite einfallenden Bachs Rir5, eine Werst landeinwärts in Form eines Baches aus einem Berge hervorkommen soll, und gaben ihnen die zu den von ihnen zu machenden Beobachtungen nöthigen Unterweisungen, Werkzeuge und ieute, imgleichen einen Wegweiser, einen Tungusischen Dollmetscher, einen Sol« date«, einen Schützen und einen Berghauer mit. Wir verließen die Hütten den 24sten des Abends UM 4. Uhr, richteten unsern Weg nach Südosten, und kamen durch eine angenehme doch etwas bergichte Ge« gend abends um 9. Uhr an dem Bache Rilgi an. Ohngefahr 4. Werste vorher wichen wir links auf eine Werst aus dem Wege, und kamen zu der südlichen Seite des so, genannten Iaschma gora, (Jaspis»Berg,) welcher an einem blinden Arme (hier zu lande Sfor) des ArZuns liegt, Wir erstiegen ihn mit nicht geringer Mühe, weil «r schr steil ist. Der ganze Berg bestehet aus einem schö. nen grünen Jaspis, der jedoch mit wildem Gestein sehr ver« mengt ist, und findet man ftlten Stücke, von 3. Pfunde« schwer, die ohne Ritze und rein sind. Denn ob man schon F zu. Ramtsh.R.2Lheil. 82 !?)5 den 2osten bis zum 24stc,l Iul. zuweilen Stücke von i. bis 2. Pud findet, ft spalten si« sich doch, wann sie nur etliche Tage liegen, in die Quere und in die iange. Und weil man sich schon so viele vergeb' liche Mühe gegeben hat, große Stücken zu Säulen und Tischen ,c. zu finden, so scheinet wohl, daß auch inskünftige nichts bcffers zu hoffen sey. Man findet auf dem ganzen Berge hin und wieder Gruben, aus welchen vor diesem einige tausend Pud dieses Steines ausgegraben worden sind. Des andern Morgens nm 7. Uhr erreichten wir den Sercdmjä Borja, an dessen linken User wir futterten, F. Werste vorher aber gicngen wir über den Ntschnaj»; Borja. Die Russischen Pferde wurden hier mic Tungusi-schen abgewechselt; die hiesige TunIuse», aber sind von dem Geschlechte Duligat. Des Abends um z. Uhr kamen wir zü dem wcrchnaja Borft und übernachteten daselbst. Wir fanden dort drey Zauberer und eine Zaube-rinn, welche Hcrr Prof. Müller bey seiner Durchreift nach den Hütten Hieher bestellet hatte. Unter den Zaube« rern befindet sich einer, der nicht langst von dem Nertschins« fischen Woiwoden zum Saijsan *) des Geschlechts Ro-nor (auf Russisch Ronorskoi rod) gemacht worden. Die Scha. . Saissan bedeutet in Kalmückischer und Mongolischer Sprä. Hc einen Edlen, hi« attr einen Oberausscher über ei« wcrchnaja Borja 1203 Wcrsie. zz Schamanen hatten, wie der Nertschinstische, auf einer jeden Schulter zwey eiserne zackichte, doch nicht allzulange Hör« ner aufgesteckt. An ihrem Kleide waren oben in der Mit» te zween eiserne Ringe, einer unter dem andern angehängt, an welchen zween lederne Striemen, und an einem jeden ein «. Zoll langes und eine Zoll breites dünnes Eisen, daß auf einer Seite einer Säge, oder vielleicht des Tcu« fels Rückgrad glich, herunter hiengen. Das untere Ende der Striemen aber, welches beynahe bis an die Erde oder den untersten Theil des ledernen Schamanrocks gieng, endigte sich mit einer Glocke ohne Klöppel. Hin und wieder hlengen noch eiserne kleine Schellen, und ganz un< ten ein paar Chinesische eiserne Schlösser. Die Schaman-ka, welche, auch ohne ihren Character in Betrachtung zu ziehen, einer alte» Hexe gleich sahe, hielte sich deswegen für besser, daß sie eine Mongolische, und nichr eine Tun. gusische Schamanin wäre; denn ihrem Vorgeben nach, war sie in der !77ongoley schon eine gute Zauberinn. Sie unterschied sich von den Schamanen in der Kleidung. Dcr ein Geschlecht. Durch dieses Amt bekommt cr Erlaub, . niß, geringe Händel, so dämmen ctwa voi fallen mög, ten, zu schlichten. Es schriuct, dcr Nertschiuskische Woiwodc müssc dicsc Art Zauberet für Philosophen Hal« ten. Uud stcwlß sind sie die gefchciocstclNMl dcr Nation, auch vermuthlich dic bcmttteltcstcll. . .. F > 84 '735 den 2;sten Illl. Der lederne Rock war zwar eben ft beschaffen, aber die Zierrathen machten den Hauptunterscheid. Sie hatte keine Hörner auf, sondern überließ sieden Männern. Ihr Rock war mit vielen messingenen Platten, die den so genannten SplVg lli, welche aus alten Gräbern hin und wieder aus« gegraben werden, sehr glichen, und auf ciner Seite eben., auf der andern miteinigen Chinesischen Characteren erhöhet waren, behängen. Hinten hingen noch etliche lange Bänder und ein großes verrostetes eisernes Chinesisches Schloß herunter. Sie hatte auch eine Zaubertrominel, welche den Zau« berern männlichen Geschlechts fehlete. Diese Trommel be. stund in einem bloßen Trommelleder, das um einen hol» zernen schmalen Reifen gespannt war. Der Trommel, schlaget war ein etwas gekrümmtes schmales Holz, das auf einer Seite mit einem Eichhornfelle überzogen war. Die« see hatten die Zauberer mlt der Zauberinn gemein, daß sie statt der Mütze einen von etlichen in die Quere zusammen geneheten Bändern zaumartigen KopftZierrat trugen. Der Saissan des Geschlechts der Namjen, welcher unter sei» nen Glaubensgenossen ein starker Geist zu seyn schiene, trieb uns.beständig an, daß wir die Zauberer sollten spielen lassen; er brachte uns auch zween Pfeile, von welchen er vorgab, daß einer der drey Zauberer sie sollst in Gegen« wart der Tungusin durch den ieib zu ziehen pflegte, und lag uns an, daß wir dieses Kunststücke auch sehen mög, ten. Wir überwanden uns diese Thorheiten noch einmahl - . an« N?erchnaja Borst. 85 anzusehen, ob wir gleich, weil wir sie schon so oft' gesehen hatten, schwer daran kamen. Wir gaben erdichteter Wei» se eine Person unseres Gefolges an, die ganz gesund war, und erzähleten den Zauberern) daß sie von Zeit zu Zeit in große Ohnmachten fiel; daß man aber, wann die Ohn« machten vorbey waren, keine Kranckheit an ihr wahrneh« men könnte. Die Zaubergeister verlangten, daß wir unv die kranke Person sich mit uns sehen sollten, welches wir ihnen auch nicht verweigerten. Darauf fiengcn sie alle drey an zu toben, als wenn sie rasend gewesen waren, und schrien und sprungen, als wann sie sich einander in die Haa« re wollten. Das Weib trommelte noch dazu, und wenn man ihnen hatte glauben wollen, so wäre damals ein ganzes Heer von Teufeln mitten unter uns gewesen. Dieses Vorspiel harten bloß dle Zauberer und Zauberinn unter sich, um zu sehen, wessen Teufel die kräftigsten wären. Das ioß fiel auf einen alten Zauberer von siebeuzig Iah» ren, der ein kurzer vierschrötiger Kerl war, und wahrend seinem Zaubern beständig einen Stock in der Hand hielte, auf welchem er sich auch zuweilen als ein grober Bauer lehnte. Er wird schon längst für den grösten Zauberer dieser Gegenden gehalten, und treibt sein Handwerk bereits über 50. Jahre. Er ist eben derjenige, der sich die Pfeile durch den ieib ziehen sollte. Er sagte, daß wie er in der Blüte seiner besten Kräfte gewesen, er gegen !2v Teufel gehabt, die allezeit zu seinem Befehl bereit ge. F 3 stan. tz6 l?35- den 2)stcn Iul. standen hatten, jetzo aber hätte er ihrer wenige mehr, well er wegen hohen Alters ihre tiebkosungen nicht mehr ausstehen könnte. Nach diesem Vorspiel gicng es aus die kranke Person los, von welcher gesagt werden sollte, was sie für eine Krankheit hatte, und ob ihr nicht zu helft» stünde? Der alte Zauberer machte den Anfang, sprang und schrie, wie es der verdammte Gebrauch mit sich bringt, näherte sich hierauf der kranken Person, streckete eine Hand um die andere gegen sie aus / und gab den Ausspruch, die Kranckheic käme von dem Erdstriche her, und der Person könnte mit einigen Kräutern geholfen werden. Die Scha-manka folgte hierauf mit ihren Gaukeleyen, welche nach verrichtetem Schreyen und Springen ihre rechte Hand ge« gen die linke Hand der kranken Person ausstreckte. Sie fühlte endlich die linke Hand oberhalb dem Orte, da man den Puls zu fühlen pflegt, und besähe, wie sonst die Wahr, sagerinnen pflegen, die flache Hand eine ziemliche Zeit. Ihr Ausspruch war listig, denn sie sagte, sie könnte keine Kranckheit sehen. Ein anderer Schaman machte wie« der eine Veränderung; denn nach verrichteten gewöhnlichen Gaukeleyen befühlte er beyde Hände der kranken Person etliche mahl, wobey der Schelm sich eines iächelns, woraus man abnehmen konnte, daß er sich selbst für einen Betrüger hielt, nicht zu enthalten vermogte. Die Antwort der Schamanin dünkte ihm klug genug zu seyn und er sagte folglich ein gleiches. Mittlerweile ward es ziem« wcrchll^ja Borsa 1205. wcrstl'. 8? ziemlich spät, und wir befreyeten ldeswegen den noch übrigen Zauberer von einer unnützen Arbeit. Wir wollten nur noch sehen, wie sich der alte Zauberer die Pfeile durch den leib zöge. Allein, wie es dazu kommen Me, sagte' derselbe in Gegenwart einer großen Menge von Tungustn, daß er bisher die Tungusen damit be« trogen, und sich die Pfeile niemals durch den leib, sondern nur durch den Rock gesteckt hatte, und daß er nicht dafür könnte, daß seine Glaubensgenossen so dumme und einfältige ieute wären, pie alle Narrenpossen glaubten. Denn, sagte er, wann ich das Kunststück mache, so stecke ich den Pfeil an einer Seite des ledernen Rockes ein, schrumpfe den leib so stark zusammen, als ich kann, stoße ferner ten Pfeil langst dem leibe durch, und ziehe ihn an dem andern En> de des Rockes wieder hervor« an selbigem Orte halte ich ci« ne Hand und in einer Blase etwas Blut, und indem ich den Pfeil dort hervorstoße, lasse ich etwas von dem Blute lau« sen, denn glauben meine dumme Tungusen, daß das Blut aus dem leibe komme. Er bestattigte seine Aussage mit der Probe, die er vor unsern Augen machte. Weil wir ihn sowohl aufgeräumt fanden, uns seine Betrügereien zu entdecken, so wollten wir noch ein öffentliches Geständ-niß von ihm haben, daß seine ganze Zaubcrey in Schel-merey bestünde, und daß er und seine Mitbrüder von dem Teufel gar keinen Begriff hatten, vielweniger durch ihn würklen. Allein hier wollte der Vogel nicht pfeifen; es F 4 war «8 «735 den 26crste. 9., fts ist vor diesem wegen der Menge der Hechte berühmt gewesen. Weil gar kein Holz in selbigen Gegenden ist, so wurde, um die Anbauung des Orts zu erleichtern, nach Nertschmsk ein Befehl geschickt, daß alle Sluschiwie^ die in Diensten wären, 5 Balken von einer gewissen lan» ge und Oicke, und die aus Diensten erlassene 3 derglei« chen an dicftn Ort führen sollten. Wofern diesem Befehl gefolgt worden wäre, so müste der Ort nun längst angebauet seyn. Aber der Ostrog ist nicht einmahl zu Stan, de gebracht. In dem erste« Eifer wurden etwa ein paar Dutzend Pallisaden eingesteckt, und dcr Hauptmann ließ «in gures Haus für sich bauen-, seit dem aber ist nichts weiter geschehen auch sind die dazu anzuführen befohlenen »Balken nicht zugeführet worden, welches dem damahligen Hauptmann nicht wenig einge.tragcn haben soll. Die Soldaten wohnen in elenden Hütten, die von Weiden zu« sammen geflochten sind. In der Mitte der Hütte machen sie ihr Feuer an , und oben in der Mitte ist ein loch gelas« sen, wodurch der Rauch sich wegzieht. Des Winters ziehen sie nach den Dörfern, die unterwärts an dem Ars gun liegen, und des Frühjahrs kommen sie wieder. Es scheinet jeßo, als wenn dieser Ort bloß angelegt wäre, um einige Soldaten zu bereichern.' Denn wann die Chme-ftr alle Frühjahre ln diese Gegenden kommen, um die Grenze zu besichtigen, so bringen sie allezeit viele Waaren mit sich, die sie gegen Pelzwerk und andere Russisch«. Waaren 95 5735 den »?sten Iul. Waaren vertauschen. Die Soldaten aber wissen den Tungusen ihr Pelzwerk so wohlfeil abzuzwacken, daß es ihnen so viel als nichts kostet. Ich brauche keinen weitern Beweis davon anzuführen. Genug, daß hier Soldaten sind, die mehr als drey bis vier Pud Silber im Vermögen haben. Alle aber handeln beständig. Im übrige« weiß ich nicht, ob ich über die Bosheit der Befehlshaber mehr klagen, oder die göttliche Vorsorge mehr bewundern soll, daß dieser Ort nicht zu Stande gekommen ist; dann es sollte wohl sehr schwer seyn einen elendern Platz zu einer Grenz-Slobode zu erwählen. So gar das Holz, das man alle Tage brennt, muß 40 bis 50 Werste weit heri gehohlet werden, und zudem ist der Ort so niedrig, daß er bey einem kleinen Anlaufen des Argun - Flusses ssleich völlig unter Wasser stehet. Ein guter Geschichtskundiger von meiner Bekanntschaft isi auf den Einfall gekommen man sollte in Rußland, wie vor diesem bey den alte« Römern, die Strafe einführen, einen des Gebrauchs de< Waffers und Feuere zu berauben, so dürfte man denjenl« gen, der des Wassers beraubt seyn sollte, nur'nach Rjachta, und den andern Hieher schicken. Vermuthlich haben auch die Chinestr wegen der unglücklichen Wahl die man mit dieser Gegend getroffen hat, bisher ihrer Seils noch keine Slobode gebauet, wie sie sich in den Friedens» tractaten ausbedungen haben. Man könnte sich aber auch dieser unglücklichen läge zum Vottheil bedienen. Wo die Wassers. Fluß Gaul ,295 werste. gz Wassersnoth ist, wie in Rjächta, könnte man alle phlea/ mansche, und wo Feuer fehlet, als wie hier, alle choleri. sche leute hinschicken, um sie von ihrem unglücklichen Temperament zu heilen. D Den 2?sien Iul. des Morgens thaten Herr Professor Müller und ich eine kleine Fahrt den Argun herunter, und nahmen den Mahler Lürscnius und unsern Dollmet» scher mit. Wir reiseten über eine Steppe bis an die Mündung des Gan.Fluffes; daselbst setzten wir mit einem Kahne über den Fluß, und ließen die Pferde überschwim« men. Von da reiseten wir ohngefahr 10 Werste gegen Nordosten in die Steppe hinein, und kamen kürz vorher über einen Bach, der in den Gaul fasst, und einen etwas hervorstehenden Berg vorbey zu den Ueberbleibscln einer Von den Alten zurückgelassenen Befestigung, die zoo Faden osten erstreckt. Sie bestehet aber in einem Erdwalle, wel« cker auf jeder Seite 6 Rondele ebenfalls von Erde hat. Me Seiten deS Walles haben einen Eingang,'die auf den nordnordwestlichen, ostnordostlichen und südsüdostlichen Selten befindlichen Eingänge sind recht in der Mitte; und wann man selöigen in gerader iinie folgt, so kommt man an ein neues Festungswerk, welches ohngefahr in der Mitte des Plahes ist, den der große Wall einschließt. Es be. stehet aus einem vlereckigten 80 Faden langen und 34 F«. den 94 t^5 dcn 2?stm Iul. > hen breitem Walle, we lcher an allen 4 Scitel, m der Mit« te eil«n Eingang, und inwendig in der Mitte einen erhabenen beynahe viereckigten Platz hat, der sich in einen andern erhabenen Platz endiget, welcher als ein Kranz gemacht ist, und davon die Spitze gegen das Thor der nordnordwestlichen Seite siehet. In der Ecke zwischen den nordnordwestlichen und ostnordöstlich-n Seiten dieses Walles ist noch ein kleines aufgeworfenes Viereck zu sehen. Von der ostnordostlichen Seite ill einer Entfernung von 30 Faden, dem Eingänge gerade gegen über ist «lne ziemlich tief in die Runde ausgegrabene Stelle, welche das Ansehen hat, als wenn ein Brunn daselbst qewe. sen wäre. Auf der gegenüber stehenden Seite in eiuer Entfernung von 60 Faden, dem Eingänge gegen über, ist eben eine solche Stelle. Zwischen diesir Stelle und der wesisildlichen Seite des großen Walles ist noch eine kleine Befestigung, die aus einem ovalen Walle besteht, der Z6 Faden in dem längeren und 44 Faden in dem breiteren Durchschnitte hält, und welcher an der südsidöstlichen Seite einen Eingang, an der gegenüberstehenden aber ein Rondel hat. In der Mitte ist ein kleiner erhabener vier. .eckigter Plaß, und zwischen diesem und der ostnordöstlichen und der nordnordwestlichen Seite noch ein paar ganz kleine dergleichen Plätze. Diese Befestigung mag vielkicht verhindert haben, daß man an der westsüdwestiichen Sei. Fluß G"'l 1295 wersie ' te des großen Walles den Eingang nicht in der Mitte, sondern ctwas mehr gegen die südsidöstliche Seite gemacht hat. Alle Eingänge des großen Walles waren mit einer Art Rondele befestiget. In den kleinen Festungswerken waren etliche Steine, theils vicreckichte, theils run« de zu sehen, welche beHauen waren, und die Gestalt des Fußes einer Säule hatten. Sie stunden in der Erde, und ragten kaum darüber hervor, und waren so unförm« lich und nahe beysammen gesetzt, daß sich gar nicht muthi maßen läßt, als wenn Säulen.oder ein Gebäude darauf geruhet hätten, wie dann auch, wenn dieses gewesen wäre, die Ueberblcibsel davon es nothwendig verrathen wür» den. An einigen Orten außerhalb um den Wall, schielt ein Graben zu seyn, an andern war es nicht zu merken, so daß es schwer zu errathen ist, ob die an einigen Orten sich zeigende grabenförmige Vertiefung natürlich sey oder nicht; denn wofern dieselbige durch die Kunst gemachüi ist, so muß die Ebene an andern Orten durch iänge dee Zeit entstanden seyn. Gleichergestalt schienen auch innerhalb dem großen Walle, absonderlich an der« nordnordwestlichen Seite, kleine viereckigte Platze, dk wieder in allerhand Fächer eingetheilt waren, zu seyn, woraus man fast muthmaßen sollte, als wann daselbst Häuser gestanden hätten. Allein wo bleiben die Ueber« bleibsel davon? Nachdem wir alles besehen hatten, ft reiseten wir durch den vorigen Weg des Nachmittag? um 96 '735 dm 2?sten und 28stest ^ill. um l Hr wieder nach Zuruchaitu zurücke. Dies« Reise war keine der angenehmsten, weil es beständig dabey regnete, und die Steppe zwischen dem Argun und der alten Festung hin und wieder gespalten und sehr mora. siiq war, wovon der Gan'Fluß, der sie nicht selten völ. lig unter Wasser seßt, die Ursache ist. Wlr wollten von hler noch bis an die eigentliche Gren. ze reisen. Weil aber von dort kein gebräuchlicher Weg nach Tsthicinsk gehet, und man auf solchem gegen z Tage lang ohne Wasser seyn muste, so entschlossen wir Ulls aub Noth den Rückweg wieder hierdurch zu nehmen. Um iM Hie Reisekosten in etwas zu vermindern, so gien« gen Hcrr Professor Mütter und ich noch diesen Ubcnd gegen 9 Uhr ab, und nahmen den Dolmetschen «nit uns. Wir hatten den Argun allezeit links, doch h, einer ziemlichen Entfernung, und des Morgens um g Nhr kamen wir durch dürre Steppe, ohne über einen Bach gegangen zu seyn, an einige kleine Seen, web che diesem Orte den Namen Norm gegeben haben. Daselbst futterten wir die Pferde und trunken Thee wiewohl das Waffer sehr schlecht schmeckte; Holz führ! ten wir mit uns, weil in diesen Gegenden keines zu hoffen ist. Wir setzten unsern Weg von hier ü^er die elende Steppe bis um n Uhr vor Mittage fort, da wir hart an den Argun kamen, und an demselben sutler. ' . ten. Aailäfsutmskoi Raraul izssZ werste. 9? ken. Ohngefahr zwo Werste heruntcrwarts an dem Ar> rfUN, fuhren wir einen alten viercckigten Wall von Erd?, der lg Faden ins Gevierte hielte, und von der Flußseite gegen Südwestcn emen Eingang hatte/ vorbey, und noch rtwa 6V5erste weiter herunter musten wir über einen Walt fahren, det qver durch die Steppe ohne weitere Festungswerke gepqen war. Des Abends um 5 Uhr kamen wie bey AailäMlli'Nskoi Aaräut an, nachdem wir eine Werst vorher, wiederum einen viereckiglen 12 Faden ins Gevierte haltenden und hakt an dem Flusse, welcherdalclbst 4Q bis 50. Faden breit ist, qebaueten Wall, der hiör auch einen Einqcmq geqen Südsüdosten hatte, vorbeyqefahrcn waren. Auf dicsM Walle war etne vvn lauter Weiden-sil-aucheN zufammen gestoppelte, und schr schseHt aussen honde Grcmsäl'lle ansgcklchtct, welche 2xallHssunnskHk i1?ajak gencnnt wird. ^ailaillltinokol ^ärattl und Majak haben ss'rett Naiv.m von dem Thale Räilajsu s tu > das dem Nlajak gegen über liegt. Es wird hier eine Wache gehalten, seit, heni die Grenzen fest geseßt sind, und bestehet aus Meü von Nerlscbmsk aus Hieher geschickten Sluschiwie und 5 Cimgusen, welche daselbst untereinander in TuNgussschclt Iurttn wohnen, und einerley iebensart haben. Voii Holze befindet sich s icr nichts anders, als dünne Mei^ziF - - > G sträuche, Ra,ntsci).R.2.Theil. 93 .;5si "^ ^^35 den -ssttn Iul. stra^lkbe, wovon sie kümmerlich so viel hahm, daß sie da» mit kochen können. Ein Tunguslschor Saissan des Do? lotischen Geschlechts hatte sich unsi rntwegen mit seinem Ge« zelte hicher begeben, und wir beschlossen auch diesen Adcnd hnr zu bleibem, Um aber die Zeit nützlich zuzubringen, ließen wir uns die noch übrigen Festungswerke dicstr Gegenden, die wir noch nickt gesehen hatten,, weisen. .Wir ritten ohngefähr eine Werst weit.westwärts, und kamen zu einem viereckigten Walle, welcher 15. Faden ins Gevierts hielte, und dessen Eingang nach Südosten war. Der Fluß war aber ziemlich weit davon entfernt. Von dort ritten wir . etwa zwey Werste nordwärts, und trafen dem Thal Urmi gegenüber einen andern vicreckichten Wall an, welcher, 5.-» Faden ins Gevierte hielte, und den Eingang gerade gcgcn Süden hatte. Alle dergleichen Walle werden in der Tungus.schcn sowohl als Mongolischen Sprache Rlrim genannt, und ist außer dem Walle nichts festes daran zu sehen. Zwar fanden wir m den meisten Wallen einige ziemlich tiefe Gruben, wovon man uns aber sagte, daß die TunZllsen sie gegraben hatten, um Fleisch oder andere ihnen zugehörige Sachen, darin zu verwahren, ohn, fehlbar, weil sie in den erhabenen Stellen der Walle von den Überschwemmungen des Argmis nichts zu besorgen haben Wir ritten wieder nach unserm Gezelte zurücke und dieses nicht ohne Gefahr. Denn die ganze Steppe ist voller Murmel thiergruben , vor welchen man sich / '7 ,. sihr Railassutmskoi Raraul i;62. werste. 99 sihr zu hüten hat, daß die Pferde nicht darein sal« len mögen. Diesen Abend sahen wir noch die Art der ClMIusen ihren Brandwein zu destilliren,>velche von derjenigen, so die Heldnischen Tararcn beobachten, und die ich in der Kußnetzkischen Reist beschrieben habe, etwas abgehet. Sie setzen die gesauerre Milch in einen: niedrigen eisernen Kessel .über dab Fcuer. Aus den Kessel decken sie einen von bey« den i.Seiten offenen Cylinder von Birkenrinde owr von Holze zusammen gefiochtel^, der ctwas enger als der Kes« scl ist. Nicht gar in der Mitte des Cylinders, etwas mehr gegen unten zu, ist inwendig quer über, einHolz ohn» gefähr einer Hand breit, auf dermuerm Seite etwas er» haben,, auf der oberen eingebogen, und mit, vielen Ritzen, die von beyden Seiten des Randes schief gegen die Mitte des Holzes gehen, versehen. Der ganzen länge nach ist in der Mitte eine größere Ritze, in welche sich diese klci-ne Rihen endigen; die größere aber endiget sick) in einer einen oder anderthalb Zoll langen Rinne, welche durch ein in den Cylinder geschnittenes loch ausgesteckt wird. Unterhalb dieser kleinen Rinne wird cine größere von mehr als zweenen Schuhen lang, und die gegen unten zu etwas ge« krümmt ist, in eben biests loch eingesteckt. Sie geh^ mit dem andern Ende .in ein Gefäß, welches den aus der Rinne laufenden BMdtwein empfängt. Endlich wird <'! G2 '. noch lav l?35 dm 29sN'tt Ills. noch d?r Cylinder oben lnit einer eisernen Schü^l bedecköh und die Fugen dasilbst mit Woclock'.'n vci,naä)t. In die Schüssel wird währendem Destilliren Wasser gegossei^ welches, so bald es warn! wsrdeN, wieder mlt kaltem verwechselt wird. Das Desiilliren hat nichts b-sonders TunZusin, deren lcbenSarl mit der Kailassumischcn einerley ist. Nach eingenommenem Mit« tagsesscn giengen wir zu Pferde nach dsn zween Grenz-majaken , wejche etwa 2 Wcrsie von hier südwärts liegen. Es sind aber zwecne von vielen kleinen Sandsteinen auf >ineiu Hügel gegen 2 Faden hoch aufgeworfene Stein-hallfvN, m cincr iinie von Norden nach Süden, von denen der eine die Russische, dcr andere die Chinesische Grenze bedeutet. In die Chinesische waren viele lumpen von Daba und Kitaika an Stöcken eingesteckt, wclche mit Tangutlsckcn und Indianischen Buchstaben überschrieben waren. Alle Jahre sollen die Mongolen hiaher, als zu den Hauptmajakm mit einigon Kama reisen, und mit Beystand d?r Kama cine andächtige Ceremonie verrichten , wozu sie das nöthige Vich mit sich bringen. Bey Endigung der Ceremonie ch^len die L.am>; dicft Feßel! cm die Niongolen aus, welche sie an Stöcke binden, und hier aufstecken. Es soll aber auf dieser Art Fahnen, wie wich Herr Prof. Müller berichtet hat, unter andern Dingen, die oft wieberhohlte Formul: Herr erbarme dich mein! geschrieben stehen. ' Wir giengen von da ost. G 3 warts i02 ,?35 dcn 5'sicn Iul. tmd ,sten ?lug., :^^^> watts den Vsrg himmttr zu der 2xailarekie Ustie und dem ?l„sange des Argun-Flu»'s. Diese ganze Ge, gcnd ist voller kleinen Seen bis an den Dal.u-nor, und wenn viel Rcgcn fällt, /ö ist di< ganze Gcgcnd ein See; das Wassrr in diesen Seen aber hat gar seine Bewegung. Dcr R.ular, welcher von Ostcn herkomn^, theilt sich hier in drey theile, davon der line sich in den Dalai-lior ergießt, und dicst ftine V^ündung heißt wcrcl)nojcRailarskle Ustie; die mittlere ergießt sich hier in eine von den obqenannten stehenden Seen, und heißt Sel'cdmje Rallankic Nstie. Und wcnn sich der Fluß von hier gegen Nordostcn wendet, so bekomn.t cr den Namen Argun. Die unsere Nstie ist etwa 15 Werste unterhalb der mitleren, und ergießt sich in den ArZun. Nachdem wir diese Seltenheiten besehen hatten, be» gaben wir uns mit frischen Pferden aus die Rückreise, und kamcn des Nachts um lo. Uhr bey Rallassuu, den fol» gendcnTagzu Mitlage bey Nor- m,und des Abends um 7lkhr an dem ?lrglln, einem Berge Ronge gegen über an. Wir musten etwa 3 Werste rechts aus dem Wege weichen, um an den Argun zu kommen; und dieses war dai cr nothwendig, weil wir sonst nirgend ausWasser oder Holz Staat machen konnten. Dcn folgenden Morgen um 4 11hr kamen wir wieder in Zuruchai - m an. Auf dieser Reise war nichts beschwerlich, als die vielen Mü« cken. Bach Rurkira 1592. N>. ioz c5en, (Raman) welche uns so Tag als Nacht, wie ehemahls an.dem Irtisthe, verfolgten. Die ganze Steppe, die wir durchreiseten, hatte fast kein ander Kraut> als wilden Knob-und Schnittlauchs n.^V möa - Wir verweilten in Zuruchaim nicht läng'er als bis Mitternacht, liln welche Z^it wir mit Mondenscheine abfuhren. . Ns Morgens um 3 Uhr kamen wir vurch ziem» lich glits Steppe an den Nrulenglnr, allwo wir zwir scklcchtcs.Wasser hatten, weil dicftr Bach mit schr vielem Graft bewachsen ist, aber uns doch bequemen mu« sten daselbst Mittagslager zu halten. Von hier reiseten wir über eilte schöne und wohl bewachsene Stoppe; nach zurückgelegten 3 Wersten kamen wir in den Weq der von 57tcrc;cl>in.)k nach den Argunischen Hüttenwerken gehet. des Abends aber um 9 Uhr hielten wir an dem Bache Aurkira Me, dessen linkes Ufer wir schon gegen iS Wer-ste lang verfolgt hatten, bis wir endlich darüber fuhren. Bis hicher war nirgends Holz zu sehen, hier aber warm, etliche Weiden, und zur rechten Scite in den Bergen großs Wälder, woraus wir uns wieder mit frischem Hol? ze versahen- Weil diese Steppen von einer gewiifcn Art Rehe voll sind, die in der Landessprache Dshcrewqenennt werden, so. wuroe mir eines Hieher gebracht. Es glei» chct einem Rehe vollkommen, nur daß es Hörner wie der Sleinbockh^u, die es nicht abwirft. Dabey'merkt G 4 man ^4 '735 dsn isicn bw znm zten Aug. nian noch dichs sonderbare an, daß, so wie altmählig die Hörner waä)ftn, also auch der Adamsapfel, welchco an.der GuM s?ht, an Größe zunimmt, so daß er bey solchen alten Thieren sich wie eine große Geschwulst oben an dem Halse zeiget. Dcr scel. D- Meffcrschmit> ha( von ii'eftr Ziege gemeldet, dasi sie einrn Abscheu vor allem Wasser hahe; ick konnte aber davon nichts in Ersah, sung bringen , vielmehr haben mich die Tungu-fen versichert, daß wenn sie auf der Steppe, da sie Heer-, den weiss laufen, verfolgt würden, sie oft durch dasWasi ser liekn,- und dcr Brigadier 2?ucl)olz in Sclcnginsk hat mir erzählt, daß er ein solches Thier erzogen und cs so zahm qemacht hätte, daß es einem seiner Bedienten, w-lc5or oft nach einer Insel ill dem Selcnga hätte gehc,> müssen, aus freye»» Willen nachgcschwommcn wäre. Solches würdo cs wohl unterlafft'» haben, wenn es ihm ciy natürlicher Trieb verboten halte. Im übrigen laufen die? se Töierl', so piß die S^igi der Irtischischen Sttpptz sehr schuekl, Den folgenden Tag des Morgens um 6. Uhr kamn» wir wieder bey dem llrulenglli an, welcher daselbst zwi, schen zw«cn Bergen, die lNurgllzäki genannt werden, . durchlauft. Von hicr rciseten wir durch eine trockene und salziqte Steppe bis zu dem Zagan-nor, und hielten et« wa eitle Mcrst weiter bey einem Quelllyasser stille, um zu 'Dach Borst'1697 Wcrsie l^ zu futtern. Zagan nor ist so viel als weißer See, und er hat diesen Namen mit Recht, weil er fast schneeweiß von weitem ausstehet. Cs ist sehr wenig aber sehr gcsalze« nes Wasser darin, und das Salz, das es führet, ist' Glaubers Wundersalze gleich. Von Zuruchssi^ tu bis Hieher giengen wir meistens nach Weste«. Miß Sonnenuntergange kamen wir durch eine von vielem weißen Quarz ganz steinigte Steppe bey Ake-bulqk (große Quelle) : Jahre des Handels wegen nach der !11o„golcy qereisit, einmahl bey s^ier Zilriickkul'st von danlien, m der Gc^lld dicscr Höhle vor. hey- schreibunq k^m damit ü^rein. Sie ftllcll fchr schall laufen können. Cs lnag dichs lvM die Unachc scyn warum sie dcr seel. 2. Mcsserscbmio ikui«, q<y wäre,er ema' mit gewesen. Sie hatten in der H^z 3 Jahr lang beständig gearbeitet, aber nicht das gcrinqstz gefunden. Herr Prof. Müller wollte das Grabmahl ^z herumstreifenden Zaarens, und ich die untcrirrdische Höh. le besehen, und wir hatten um so vi?l mehr iust dazu, da< das letztere von der Historie, daß man 3. Jahrein der Hole nach Schätzen gesucht hätte, in den Silberwerken eine sehr bekannte Sache ist. Wir ritten den Vorsj.; ohnge. fahr ,5. Wersie herunter, beständig ncrdnordwestwärts; von da schlugen wir uns nach eben dieser Gegcnd iand ein« wans und erreichten nach zurückgelegten 20. Wersten uich Itebbrsteigung eines mittelmäßigen Gebirges einen B?^ in dessen nördlicher Seite die Hole seyn sollte. Wir tra, fen, nachdem wir fast bl'3 an die Spitze des Berges aerit, ten waren, anstatt einer zwo Höhlen an, davon die eine der andern qegcn Norden m,d ohngefähr i oc,. Faden davon laa Sie find beyde sehr fürchterlich von außen anzusitzen, js^ Oeffnung aber in dem Berge siehet rundlicht aus, und ist gegey 8. Faden im Durchschnitte. Wir machten uns w< erst an die südliche Hole, m welche wir durch einen s?hr ''^ ^ siei' *'Sind Lcnte/ welche aus ihmn Gcbietl cntlallssll^d, de. rcn es in Sibirien tine große Mcngc gicl^' "^ Soljanaja Doroga 1722. werste. ,« steilen Weg, der, um sür unsere Neügierigkeit recht zu blM'n, mit einer besondern Art überaus bn'nwndn N wenn man darauf trat, ziemlich krachte; und weil noch ü« berdem etwas Wasser daraufstund, so war man keines Trittes gewiß. Allein nachdem wir das Eis ein wenig untersucht hatten, giengen wir darüber; und wie wir ohn--gefähr 6. lachter wcit gegangen waren^ so würde die Hö-le auf einmahl so klein, daß sie nUr gegen Südsüdwesten, dahin sie sich erstreckt, eine ganz kleine Oessnung hatte, durch welche'cs keinem weder von uns, noch von den bey uns habenden teuten möglich burchzudringen war. Die Wände der Hole, so wte der ganzl: Berg, bestunden aus einem weißen Kalksteine, welcher von dem von oben sich durchziehenden Wasser ganz glätt gemacht war, und an einigen Orten das Ansehen der Tropssteins hatte. Sonst waren noch sehr viele Klüfte, die nach.o, ben zu gicngen, zu sehen; sie giengen aber, außer einer ein« zigcn, die nahe bey der Mündung zur rechten Hand ist, nicht • Urtica foliis opposiris, tripartitis ineisis Linin. h Up/. «g2( n. i.Vrtica foliis profunde lacinuti«, (emine lini. Auim; ^Ruth. p. 173. a. 245. T, a%. N5 i?35 dcn ;ren Aug. tiiche wcit; denn der Rauch von den brennenden Gpanen, die wir daran hlelten? kam gleich wieder zurück. Nur bey d«r jetztgedachtcn währte es etwa 3. Minuten; allein nach deren Verftiesiung kam er auch zurücke, so daß wir keine Oeffnung gegen den Tag entdecken konnten. An dcy Wänden waren hin Und wieder hölzerne Nägel einczeschla. gen, woraus abzunehmen ist, daß auch vor uns ieuee da gewesen waren. Wir blieben länger in der Hole, als un« serd Neubegierde ^u stillen nöthig war, weil eine anHeneh« me Kühle darinnen regierte, die uns auf die Erhitzung, so uns das schnelle Reiten verursacht hatte, sehr gut bekam. Wir krochen endlich durch den vorigen Weg den Berg wie. der hinauf, und giengen zu der nördlichen Hole. Allein so gerne wir in dieselbe gehen wollten, so wenig konnten wir es doch, ohne uns in tebensgefahr zu scheu, wagen, Der steile Gang, durch welchen man in die Hole kommt, ist auf 30 iachter tief, und noch viel steller, als der vorige, und die ganze Hole scheinet in ihrem Grunde voller Wasser zu seyn; dcnn die Steins die wir himmter war° sen, fielen in das Wasscr, dessen nicht geringe Tiefe aus dem Thone, den die hineingeworfenen Stelne gaben, seh^ leicht abzunehmen war. Die Mündung dieser Höhle sles het eben so, wie bey dcr südlichen aus, u»d die Höhle selbst erstreckt sich von Norden nach Süden. Ill beyden Höh. leil stog cine sehr kleine Art wilder Tauben herum, die darin njsttten. Die iagc der Höhlen ksmmt völlig mit der- -: . jenigw Fluß Onon ,777 werste. ziZ jem'gen übereil?, die uns der obberührte Mann angezeiget hatte. Wenn er aber in der Beschreibung seiner Höhle keinen Fehler begangen hat, so kann es, ohngeachtet de» Anzeigen von den hölzernen Nageln, die wir darinn fan« den, unmöglich die Höhle seyn, worin wir gewesen sind. Die Tiefe, die er angab, um zu der Höhle zu kommen, kommt mit der nordlichen Höhle überein, und vielleicht fommr das daüßge Wasser darin von dem viele» graben dieser leutt her. Unsere weitere Reist von der Hlche gieng gegen Westen, und nach zurückgelegten 15 Wersten, kamen wir al» den E>non an dem Orte, da der Boreza darin fällt. Wir stiegen hier ein wenig von den Pferden ab, und labten un6 mit dem frischen Wasser des ,ic»ns. Von da ritten wir den Dnon aufwärts, und kamen des Abends um 8- Uhr, ebru da es ansieng dunkel zu werden, bey unserer übrigen Gesellschaft an dem Orte an, da man über den Onon zu setzen pflegt. 'Weil wir schon vocherNachricht hatten, daß der Onon stark angelaufen, und daß keine Hoffnung war durch denselben mit unserer Gerathschaft ohne Floß zu kommen, so schickten wir schon den zten dieses unsern Corporal mit , einigen Soldaten dahin voraus, um die nöthigen Anstal« ten zur Ueberfahrt zu machen. Und daher fanden wir auch H den Ramtsch.R.2.Cheil. t^l4 non aufhielte, zu uns rufen, und verlangten' daß er alles, was.er von Arzneyen und chirurgische,, Werkzeuqen/auch Götzen und Büchern hätte, mitbringen ftllte. Er kam den folgenden Tag, gegen Mittag bcy uns an. Weil er in der ganzen Gegend.für einen großen Arzt gehalten wird, und davon.seinen reichlichen Unte,halt hat so hat er schon lange sein Priesterhandwerk niedergelegt, und Fluß Onon 1777 wersto «5 und,'ss gegenwärtig verheirathet, trinkt auch Brandtewe?n, welches beydes sonst keinem Lama erlaubt ist. Er ist der Indianischen Religion Methan, und hält deswegen für eine große Sünde, Rindfieisch oder Fische, die rothe Schwänze haben, zu essen. Ein geschriebenes Indian!« sches Buch und ein mit Götzenbildern bemahltes Tuch ver« ehrte er dem Hern, P^f. Müller. Seine meisten Cu-. ren bestehen in Schröpfen und Brennen; und wenn eine Operation nickc helfen will/so wiederhohlt er sie zehmund funfzig'.nahl xm allen Orten des ieibes, bis der Kranke entweder gesund wird ,oder stirbt. Er hat einen großen Schröpfkopf von Kupfer, der wohl i5. Unzen halt ; diesen^ legt er, nachdem er die luft darin vorher mit Feuer wohl verdünnet hat, an dem Orte an, wo er schröpfen will^ und stehet wohl'zu, daß selbiger Ort rechtschaffen in die Höbe gezogen werde -, und wann nach der ersten Anleauna dieses nicht gcschichct, legt er den Schröpfkopf, wann es nöthig ist, zu unterschiedenen mahlen an. Wl nn das ge-scbehen ist, nimmt er die an selbigem Orte befindliche kenn« barste Ader, legt ein dünnes Holz darauf, .Welches eini Ritze hat, zwischen welche die Ader, um sie fest zu halten^ zu lkgen kommt. Von den vtVlcn Eisen, die er hat, und die'wtgen,des Unterschcides der A-oern von verschiedener Größe, aber doch alle überhaupt den Aderlaßcisen, die bey den Pferden gebraucht werden, gleich sind, erwählt er sich eines, welches sich Hieher schickt, und sticht damit .H 2 in us ?735 den 7«n Au^. «, die Ader, leqt daraufdcn Schröpfkopf wieder an, unh läßt so viel Blut ausqchcn, «Is heraus gehen kam,. .Hat er aber nicht qenug, so macht er einen neuen Einschnitt Das Brennen geschichet mit eben so großer Marter. Zuerst wird der Schröpfkopf aufgesetzt, und so dann ein von der Wolle dcr Artemisia fest zusammengedrehetes und gewalktes cylin, drischesdmmesund kurzesZäpficin aufgelegt,welches an dem oberen Ende mit Zander angesteckt wird; und dieses läßt man auf einer Stelle ganz zu Asche verbrennen. Mit die-, sen zweyen Mitteln vertreibt er alle innerliche Krankheiten. Wider die Krähe und alle Arten von Ausschlage bedient er sich folgendes Mittels: Er schmelzt Bley in einem eisernen iöffel, und vermischt eben so viel Quecksilber damit. Darunter streut er unter beständigem Umrühren so viele,, zu Pulver gestoßenen Schwefel, bis die'ganze Masse ^ einer Asche wird, welche cr mit Thee etwas anfeuchtet, und auf die leidenden Theile schmiert. Er ist aber außer» dem noch als c.in vortrefflicher Oculist berühmt, so daß alle Blinden dieser Gegenden großes Vertrauen zu ihm haben. Zuweilen soll er die Blinden durch äußerliche aufgelegte oder eingestreute oder einqeblasene Mittel, zuweilen aber durch chlrurgiscw Operationen wieder sehend machen. Ich kam hinter das Geheimniß aller dieser Sachen. Er hae zwey Pulver, ein braunröthliches, und ein weißes, welche er in allen Au^nkranckheiten gebraucht; das erste ^ennt er Dama Bajöm, das andere RubaBasöm. Das ,il ^ s> ^ er« Fluß Onon 1777 werste. „7 erstere ist nichts anders, als lameüirt Kupfer mirSchDs« fel zu einem Kalk gebrannt. Das andere bestellt aus zween Theilen Silberund einem Theile Glockenspeise, die in einem eisernen töffel zusammen vermischt und geschmol-zen werden; und wenn die Mamie so erl izt ist, daß sie eine gewisse hincina/worffcne Wurzel, Indianisch Ruda, Mongolisch Mann genannt, anzündet, so .ührt ma^t sie beständig mit einem eisernen Stäna.lein um, b s ich alles ill Asche aufgelöset hat. Diese Pulver gebrauckt er dergestalt, daß er das erstere mit Thee anfeuchtet und dün« ne macht/ und davon etwas in das kranke Auge tröpfeln läßt. Das andere aber, weil es- w.'iß ist, muß mit Wcibermilch befeuchtet und dünne gemacht werden. Von dem Kupferkalk sagte der Ar^t, daß außer selbigem kein besseres Mittel wäre die Pocken aus',utreib'>n; er diene auch als eine j)anacce in ^slen innerlichen Krank« heiten, und Hhre die schädliche Materie zuweilen durch Brechen, zuweilen durch den Stuhlgana, und zuweilen durch unbegreifliche Wege ab. Von Operationen weiß «keine andere zu machen, als die Operation des Felles am Auge. Er bedient sich dazu dreyer Werr>u«e, cincs Hakens, einer geraden Nadel, und eines Eisens, welches fast eben wieder so gestaltet ist, wie ein Pfcrdader, laßeisen, nur das; ein jedes Ende zu der Operation dienlich ist. Mit dem ersteren faßt er das Häutgen an, mit dem andern sticht cr.es durch, und mir dem dritten löset er Hz es uz ,735 den 7. und sten Aug. e< ab .So wie er alle Arzeneyen »nackt, so macht er auch selbst alle ihm nörhige chirurgische Instrumenten, und ist also zugleich «in Arzt, Chirurgus, Apothcckcr und Schmid. Wir hielten uns ihre mit diesem iama bis Nachmittags um z Uhr auf; und wcil dcrzcnig^Ott, da wir uns>r Nachtlager zu halten wünschten, ihm niclu weie aub dem Wege war, so qi^ng er mit uns dahin, nämlich bis zu 2lrulkbulak, (Quelle auf dieser Seile des Gebirges) allwo wir nach bis in die späte Nacht mit ihm in Unterredung waren; von hier aus aber verließ er uns. Den folgenden Morgen kamen wir durch cine hüglichte Steppe und einen kleinen Birkenwald an dem Bache Agä an, über welchen wir vorher fuhren. Dieser Bach stießt von We« sien gegen Osten, und ergießt sich ohngefähr lvc). Werste von hier in den w gcu NussischlN Elnwohucr, wcl«n sic auch slatt der ci, scrncu kupfcrnc Gcschllic sich ai.schaffol wollten, wür< dcil kaum den hundettstcn Thcll dcs H^naths cincr rci, chcn Kupftlhullc uölhi'i habcn. D«c Cungusen abcr, als das zahlmchstc Volk diescr Orgcudcl,, wild sich s» leicht nicht ül>crrcdl n lnsscn scinc ciscrne Kcssel, dcrcn cs schon so viele Iahrc gewohnt ist, zu lasse«, und sich kupferne dafür anzuschaffcn. Wlilltc ,nau endlich das hiev geschmolzene Kupfer in die mehr bewohn« GlM'N' den von Sibirien, odcl gar nach Rusiland führen, so würdc es damit crgchen, wie mit d Nl B cy, mit dchcn Vm'lihnmg von dlr E'lbcrhütsc aus nach Irkunk man eine Probe gemacht mid btfllndcu hat, daß dae oo» der Silbcrhütic dahin geführte noch so hoch zu stcycu Werste lang fuhren, und zweymahl darüber gicn, gcn, bis wir an den Bach Cura kamen, durch welchen wir gleichfalls fuhren, und daran futterten. Von dem Berge an war cine bestandige große Holzung von Fichten und ierchcnbaumen., Die Tura fallt in die InZoda, und ist wie dicsclbe voller Krebse. Von da gieng der Weg über einen waldichtcn Berg und bergichte Steps pe, und über die Bache Sagaldsur und Anadsiken nach Anadstkanskajä oder Usmuewa D. welches an H 5 dem I if )?> l 735 dcn wkn Aug. dem südlichen Ufer der Ingoda liegt,, und woselbst wir des Abends um 5 Uhr ankamen. UmerwegM Mchce,, uns die häusigen Nehe, welche h^erdeniveift liefen, vie. lcs Vergnügen. So sahen wir auch von dem snnmcll sind, von weiten die Gestalt cincö Castells vorstellen. Un. sere vorausgeschickte Gcrachsch^'l war turh vor,Ul,o xma> kommen; weil wir aber 5. Werste von hicr über, die In. goda ^u setzen hatten, und cS ohne Flöße, nxlche schon fertig darzu lagen, nicht verrichten konnten, so schickten wir noch diesen Abend die Ga'äthschafc dahin uorall5,da? mit theils noch diesen Abend, theils mit anbl-echcndem Ta« ge soviel davon übergefahren werden könnte, daß wir den llndern Tag nicht viel aufgehalten werden mögten, . Den iQten August mit anbrechendem Tage fuliren wir nach, und wie wir bey der Ueberfahr.t ankaincn, w^ schon alle Geräthschaft hinüber. Die Flöße konnten wegei, des nicht allzuhohcn Wassers von Pferden gezogen wer. den, und deswegen waren wir auch geschwinde lxrüber und kamen von da nach zurückgelegten 7. Wersten meisi«mg durch Fichten«und icrchenwald in Makawa Saimka des Morgens um 6. Uhr an. Hicr bekamen wir Russi. sche Pferde zur Abwechselung, und giengcn noch ,2. Wer. st« Tschirinsk,952. worste l2; ste langst derInyoda hinauf durch eine bequeme Steppe, in welch, l viele alte Gräber zu sehen sind, weiter bib Le-rvontiewa Saimtaoder I^rutschinskajaD' allwo wir Miliagölager hielten. Von hier rciseten wir durch besiän« dige Fichlenwaldungund steinichtcs Gebirge, wel6)cb zum Reisen sehr unbequem ist, längst der Ingodä, und ka« men des Abends um 6. Uhr in Tschirmsk an. Hier fand sich unsere ganze Gesellschaft beysammen; der Student Gorlanow war schon vor 6. Tagen, und der Feldmesser Alexander Iwanow nebst dem Studenten Rrasche-ninniforv vor «.. Tagen hier anH?ko!Nmen Ihre beyder-sciiige Rcisen wciren glücklich abgelaufen, nur daß die letztere den bey sich habenden Schützen wegen Krankheit aus dem Wege hatten zurücke lassen müßen. Die Reise deS Studenten Gorlanows hatte jedoch nicht den Ausgang, den wir uns wünschten und hofften. Soin Bericht war, daß er 1,5. Graber von verschiedener äußerlichen Gestalt hat« te aufgraben lassen, in welchen cr nicht cine Spur von Menschenknochen, wohl aber etliche Pferdeknochen gesunden hatte. D^r Feldmesser und der Student Arajche-n innikow hingegen hatten ih5e Sache nach Wunsch ausgerichtet, und eine ausführliche Beschreibung des warmen Bades mit sich gebracht. Die Warme dcs Bades ist so, daß sie weder durch kaltes Wasser gcmaßiget, noch durch warmes starker gemacht zu werden nöthig hat. So wie daS U4 '755 den l^ttn Aug. das Wasser quillt, so kann es auch gebraucht werben, und die Tunguscn selbiger Gegenden bedienen sichdesslbm in ollen Arten von Krankheiten, sie mögen innerlich oder au-/serlich seyn. Die Art aber die Bad ° und Trinkcur zu ge. brauchen, weisin ihnen ihre Lama, die sie mit sich nach dem Bade nehmen. Beyderley G-schlechter haben ihr eigenes Vad. Die Ggend dorc herum ist sehr bergicht und waldicht, und die Reise nach dem Bade schr be. schwerlich. Die Pferde, die wlr in Lschitinsk zur Abwechselung haben sollten, hielten uns daselbst cm? Zeklang auf. Und weil wir von hier aus die Tungusen wenig mehr zu sehen bekommen, so finde ich für nöthig ihrer noch mir wem« gem zu gedenken, und zu beschreiben, auf was für Are wir die Reise durch ihr land verrichtet haben. Alle dieMig^ Tunglljen, durch deren land wir von den Argünischen Silderwerkcn an gereiset, werden, weil sie sich in ihrem Jagen der Pferde bedienen, Ronnie Tungusi genannt; denn in dem Anfange, als man die Tungusin unter Russische Bcthmäßigkeit gebracht hatte, bemerkte man daß ihrer einige mit Pferden, einige mit Rennthieren und einige mit Hunden herumzogen. Daher kommt der U«. terschied unter Ronnie, Olcnnie «nd SabatschicTun, gusi (Pferd. Rennthier - und Hunds-Tunguscn). Wie un- Tjchitmsk 1952 werfie. „5 ungereimt aber dieser Unterscheid sey, siehet man an del» zu dem Ieraninskoi ^.^^ gehörigen Tungusin, welche vor diesem mit Rennthieren herum zogen, und da. her Olcmiie Lmigusi genennet werden, jetzo aber, da ilmon alle ihre Rennthicre ausgestorben, und sie in große Bedürfniß gerathen, mit Pferden herum zu ziehen genö« thiqet sind, und deswegen Ronnie Tungusi gencnns werden, eben als wäre dadurch ein ander Volk aus ihnen geworden Ihrc m Gesichte nach sehen sie den Raltnuckcü schr ähnlich, wiewohl cs scheinet, als wenn die breiten Ge, sichter nichr so stark unter ihnen, als bey jenen Mode wären. Ucberhnupt dünkt mich, daß unter ihnen mehr klei« ne beute, als von mittelmäßiger oder großer ieibesgestale gefunden werden. Von Haaren sind sie alle schwarz, und die meisten tragen sie, wie die Chincser hinten in einen Zopf zusammen gcfiochtcu; doch ist dieser Gebrauch nicht so allgemein, daß nicht zuweilen einer oder der andere davon abgehen sollte. Ich habe einen gesehen, der alle Haare abgeschnitten, und nur vorne rund um die Stirne ein paar Schöpfe halte stehen lassen. Er sagte, daß er dieses wegen der Sommerhitze gethan hätte. Mansindee nicht leicht bey einem Tunguscn, so wic bey allen diesen Völkern, einen Bart; denn sobald sich derselbe ein« sinoet, so raufen sie die Haare aus und bringen es end» lich dahin, daß keine mehr nachwachsen. Zu ihrer Klei« /!.. dung 126 l/n den I5ten Ally. dunq be5,'eiii>n sie sich eines Pches, der bey reichen mit Kitaika oder Seiden Mqe üb^zogon ist,,riin'r M,'che ^o. ftn und Slie^el. De,l Pelz ziehen sie auf den nackenden kiban; in heißei» Tagen ab«!r, w.'nn sie in und um die Jurten leben, lassen s,e auch dett Pelz liegen , und gehe« ein G schlecht wie das andere nackend, nur daß s^ vie Hosen anbehalten, und uln einen gewissen Ort noch ekwaL umbinden. Ebenso, wenn sie sich des Nachts, es sey in der Jurte oder auf dem Fclde, um ein Feuer herum legen, um zu schlafen, ziehen sie den Pelj aus und bcdeckcn damit nur diejenige Seite des ieibes, die nicht gegen das 'Feuer gewandt ist. Indcm sie abcr nicht al,f einer Seite liegen bleiben, sondern sich oft umwen^ den, st thun sie dieses mit einer solchen GcsckiicklichkV'is, daß der Pelz allezeit auf die Seite zu liegen kommt, ^ kein Fl'uer ist. Die Müße ist gemeiniglich roth und »nit Pelz bebramt. Um den Mz tragen alle noä? eincn Gs,,?, tel von Bratskisckcr Arbeit-, Än welchem ihr Feuerzeuq Tobackbbeutel und Pfeife beftstiget ist. Das weibliche Gescklecht bedielet sich zu ein^ Zi.rrach dcr gewöhnlich^, Ohrn'wzeüudCorallenn^stcr. Sie essen alles, wasih, nen vorkommt. Zwiebel vöu Türkischem Bund, und an> dem bey jhnen wacl^scndm iilien, die Wur;el der Bistöft «a.> Milch, Käse, Rindvich, Pferde, Schaaf/, Reh? Hirsche, MW, Füchse, Bäl'en> MurmeltlM,ialles *- dle» Tschltinsk ll)52 Wcrste ^ ^»7 dieses verzehren sie mit gleich großem Vergnügen. Voh ^hmen Thieren werden sie nicht leicht eil,es schlachten> un> sie liscn nur dichmgen, die verrockt sind. Vrodt essen, sie mic großer Begierde, und pflegen auch wohl durch« reisende darum anzusprechen,, absonderlich füo ihre Kin« der, denen sie es als einek großen ieckerbissen geben. Ihr Geranks -ist-Thee/ den sic mir Milch und Butter kochen, und Kumüß, öder saure Milch, und in Sommcnagen auch Brandtwein, den sie aus Milch destilliren. Sie haltet große Hoerden von Rindvieh, Pferden, Schaafcn 50O Pferde, ünd die reiä^'l« haben auch Kameele. Voll ihrem Viehe vei kaustn sie alle Jahre so viel, daß sie mit dem, was sie darcmb lösn,, den Tribut bezahlen und sich und ihre Wei« b.r und'Midcr kleidrn kö^nen^ Unter den Pferden ver« kaufen siedle weißen nichtMne, und unter denSchaasien sind sie^aüf diejenige am'meisten erpicht, die schwärze Köpft siaben', so das; man öfters große Heerd^n siehet/vie alte , nur sthk wenige ausgenommen, am Kopfe schwarz sind. Ihr ci«M6 Geschäfte bestehet im Iagcn. Wenn sie nichts wehr zu essen haben, so gehen sie auf die Jagd, und ehe das gefaltete Wild verzehret ist, denken sie an keinen Neuen Vorrath. Die Munnelthiere verfolgen sie Hemei« mglich bis in ihre Hölen, da sie dann an der, Mündung Fcuer anlegen > und ftlche wohl-herum zumachen, daß sch wz l?35 den lOten 2lug. sich aller Rauch ill die Höhle zichcn muß. Wenn s» dam, das Thier aus Furcht zu ersticken heraus will, schla« gen sie cs todt; erstickt es aber in der Grube, so hohlen si^ es mit einer lanqen Sta-ige heraus. Alle ihre Jagden geschehen zu Pferde, und wie sie ein herum schweifendes Vojksmd, so bringen sie auch alles zu Pferde von einem Orte zum andern, so gar auch ihre Iurteü, davon ich schon oben eine Beschreibung gemacht habe. Sie haben, die alte heidnische Religion, die hier in Sibirien vor die« scm allgemein grwcftn ist. Sie nehmen kraft derselben so viele Weiber, als sie wollen, doch giebt es selten Männer, die mehr als zwey haben. Sie müssen ihre Weiber auf eben die Weise, als ich schon VM andern heidnischen und Tatarischen Völkern zum öftern gemeldet habe, kau, sen. Ihre Götzen nen,M sie S gemeiniglich unter sich abthun. Sis sind in Geschlechter abgetheilt, wie schöu aus dem obi» gen zu ersehen ist, und über eine gewisse Anzahl Geschlech« ter ist ein Gaissäl, gesetzt, welcher unter sich einen Schus linga hat. Eine gewisse Anzahl Saifftns aber stehet Unter einen L<5ischä. Alle diese !eute, welche ebenfalls^ als wte thre untergebenen Tu^gUsi^ sind ^ werden voltz Ihro Kayserl. Majestät Verordnet und besoldet, daher sie Acht zu geben haben, daß alle Kayserliche Befehle vott dett llntör ihnen siehenden TunIuftn beobachtet, und Ord« nung und Gehörsam unter ihnel, erhalten werde. Sie haben auch die Gewalt kleine unter ihnen vorfallende Streitigkeiten abzuthun, können aber keine größere Stra. ft, als Badoggi zuerkennen. Indessen scheinen alle dtest Völker mit der Russischen Regierung sehr zufrieden zu. seyn z man hört von keinen Flüchtlingen nach der Mon« Ramrsch. R. 2. Th. izQ 17)5 den loten bis zum ytcn Aug. goley, wohl aber ist bekannt, daß die Mongolen sich bey nahe alle gerne untcr Russischen Schuh begeben mög, ten, wenn man sie nur annehmen wollte. Gegen uns be. zeuqten sie sich. in allen Stücken schr willig, so daß wir auch nicht die geringste Gewalt wider jemand zu gebrau« chm nöthig hatten. Sie sind gar nicht gewohnt mit Wagen und Karren zu fahren, und wissen kein Pferd anzuspannen. Daher hatten wir aus dem Argunskoi Ostrog zchen Russische Fuhrleute mit uns genommen, die bie TsHicinsk beständig bey uns bleiben, und die Tun-gusen zu rechte wcistn musten. Ihre Pferde waVen mei-stentheils, wenn man sie einspannen wollte, so unbändig, daß es vicle Mühe kostete sie dazu zu gewöhnen , doch wenn sie einmahl in dem Gange waren, so konnte man schon mit ihnen zu rechte kommen. Es ist selten, daß sie «twas Russisch verstehen; deswegen muste bey einem jeden Wagen ein Russischer Fuhrmann seyn, um sie anzuweisen, wie sie fahren sollten. Die Russischen Einwohner dieser Geqenden aber reden alle Tungusisch oder Mongolisch. Weil die TungusischlN Pferde des Zichcns nicht gewohnt sind, jo werden sie auch bald müde; daher allezeit eine Heerde von mehr als 10^ Pferden (Tabun) neben denHar« ren und Wagen hergetrieben wurde, um die ermüdeten abzuwechseln. Den men des Abends um 4 Uhrverlleßen wlrTschitinsk, und kamen durch die in der Hinreise gemachten Wege des Abende Jerawna 2596 N^rsie. , l«l Abends um 7 Uhr in dem Dorse Scrkorra, den sol, gendm Tag des Vormittags, um ia Uhr bey dem See Scdakscha in dem Monastirskoi Dworez, des Abends um 7 Uhr b.y den F^ondinskie N)crsit)im, allwo die Russischen Pferde mit Tungusischen abgewechselt wurden, den l^ten Vormittags um w Uhr bey den. Udinskie werMni, und des Abends um ü Uhr in Jerawna an. In d^m Nionastirskoi Dwore; machten wir uns mil dem Damischen Schwärmer wieder etwas zu schass.n, und wollten bey ihm Eisen schmelzen: allein er entschuldigte sich, daß, da er einmahl weggewesen, innerhalb dieser Zcit Schmiede gekommen wären, die allen seinen Vorrath von Erze und Kohlen verbraucht hätten. Kurz, ehe wir bey den Roilidmskle werjcl)ini anlangten, kamen wir ein Torfiand vorbey, welches lichterloh brannte. Bey den Ndinskie N?ersiHini hatten wir großen Mangel an Wasser; dann außer einer einzigen Pfütze war seit unseres Hierseyns alles ausgetrocknet. Und mit dieser Pfütze mu« sie slch unsere ganze Gesellschaft und alle Pferde begnügen. In Icrawitä musten wir bis zum folgenden Tage, weil die Pferde zur Abwechselung noch m'cht beysammen wa« ren, liegenbleiben. Nachmittags um 2 Uhr reiseten wir mit Russischen und Tttnguslschen Pferden ab, und kamen des Abends um 7 Uhr zu dem Bache pogromna, und den iztcn Vormittags um 8 Uhr zu dem Popereschma, allwo uns die Bratski unsere Pferde wechselten, nach, mittags um 2 Uhr langten wir an dem Nda bey dem I « Berge 5,2 '735 d" ,6tcn Ally. Berge Schibetu-Chadda, und dcs Abends um y Uhr beydem BachOna, da wieder Bratökische Abwechselung war, des solqcnden Tages zu Mittage an dcnNtdä, ^ Werste jenseits der Rolpinnie Osira, und des Abends um 7 Uhr an dem Bache Rurdä an. Der Ummukei. Nor, übcr den wir kurz vorher gicngen, war nicht, wle ehemahls trocken, sondern vollWasser. Von demOnott an hatten wir fast alle Abend schwere Donnerwetter mit häufigem Regen; absonderlich war eines, welches wir auf der lezten Station jenseit des Rurba hatte«, sehr heftig, und ein solcher ungemciner Sturm aus Süden darbey,daß wir alle an dem Gezelte, worunter wir warcn, genug zu halten hattcn, damit es nicht über den Haufen geworfen würde. Ohngefähr 12 Werste ehe wir zu deM herrülM. Es waren keine Jurten in der Nähe, daß wir hätten denken können, das Pferd wäre hier zu einem gewöhnlichen Opfer hingelegt. Es ist auch bey dergleichen Opfern nie. mahlS gewöhnlich, daß man die Pferde mir allem Fleisch^ so hingiebt; denn diese Völker essen lieber das Fleisch stlb« und lassen dem Teufel nur die Hallt und Knochen. Wir «f. Ierawna 2096 Wrrste. zZ^ erfuhren endlich, daß dieses Pferd vor ungefähr 3 Wochen von dem Donner an cbcn dieser Stelle, worüber das hölzerne Gerüste jetzo stehet, erschlagen wäre. Gleichwie die Brawki glauben, daß der Teufel der Urheber des Don« 'ners sey; also glauben sie auch, daß dasjenige Vieh oder auch die Menschen, welche von dem Donner erschlagen werden, Opfer seyn, welche der Teufel mit Gewalt haben wolle. Da sie nun dem Teufel gerne alles zu Gefallen thun, um ihn zum guten Freuupe zu haben, so richten s«e so gleich an dem Drt? ein Gerüste auf, und vp-fern das erschlagene mit großem Vergnügen. Vier Wer-ste, ehe wir zu Ochiberu-Chadda ankamen, waren in der Steppe sehr viele alte Gräber. Und weil die von uns bereits kuchziivor veranstaltete Untersuchung solcher'Gräber bey denr'Dörfe Gorddischtsche so schlecht abgelaufen war, daß wir mehr an Der Sorgfalt und Behutsamkeit unsers Abgefertigten zweifelten, als glaubten, daß seinB?^ richt wahrhaftig sey, so versorgten wir uns von IevawtM aus mit Schaufeln, um, wo es sich schicken würdo/ die Sache selbst in Augenschein nehmen zu können. DKsen Ort fanden wir bequem dazu, weil er nicht weit von hzr Stelle war, wo wir futtern wollten. Die Graber hatten, wie alle übrige in diesen Gegenden, die Gestalt eines lang' lichten Vjerecks, und um dieselbe herum' waren große Feldsteine in eben solcher Gestalt aufgerichtet. Die längsten waren kaum drey Faden lang, und cinen Faden breit. Die lZ4 '735 dm löten Aug. Die östliche Scite hatte msbesondere zween sehr große Steine, die sowohl der Höhe als Breite nach die übrige,, Höertrafen. Die Gräber erstreckten sich ihrer lange.nach ohnqcfähr von Osten nach Westen, wenn man sie aber mit dem Compaß untersuchete, so fand cs sich, daß die Himmelsgegenden selten genau getroffen waren. Wir lie« ßen zwey dergleichen Gräber ausmachen, eines, um wel. ches ziemlich niedrige Steine herumstunden, und ein an» dcres, däs wegen Größe der Steine etwas prächtiger aus« sahe. Es fanden sich bey beyden gleich im Anfange groß? Hindernisse, weil sie mit Sieinen aufgeschüttet waren» Als wir bcy dcm prächtigen Grabe ansiengen dergleichen Stnne wegzuräumen, sq zeigte sich dann und wann ein Pfetdeknochen. ^Doch wurden ihrer, so^vessP^. gefunden, daß mehr als neunzehn Theile zu.einem Pje^Pcrippe fthl< ten. Die Knochen die zu .den.oberm Theilen, dcs ieibes gchhtten, fanden sich m der östlichen, und dze untern Kno« chen sir nichts zu sehen, welches alles vielleicht der Verwesung zuzuschreiben ist, durch welche die dünnen und gebrechlichen Knochen vermodert sind« Im übrigen aber waren-die vorhandenen Kno» chen noch sehr frisch vud hart. Allein^ pon dem Kopfe war nicht ein Mcrkmahl zu sehen, auch .so, gar nicht ein Zahn, der doch keiner Verwesung leicht unterworfen ist. Wlr ließen an unserem Fleiße nichts ermangeln, und noch tiefer und so lange unter dm übrigen Knochen graben, bis man deutlich schen konnte, daß die Erde schichtweise lag, und wir folglich gewiß versichert waren, daß sie daselbst vor diesem niemals aufgegraben? gewesen; allein es wurde weiter nichts gefunden. In dem andern Graben fand man keine Pferdcknochm; die Menschenknochen aber fanden sich in einer Tieft von ohnge« I 4 fähr «zb l?z5 den l?ten Aug. fW drey viertel Arschin in eben einer solchen tage, uyd lyiederum auf eine eben so wullderliche Apr, daß pcrschiede« n^ Knochen des Gerippes fehlten, von dem Kopf aber nich; das geringste Merkmahl vorhanden war. Pon dem gro< hen in dje Quefe liegenden ßtM war hjer nichts zu fth^,. Qb man uns gleich berichtet hatte, daß wir über die Rurba ohne FloH gehen könnten, so war es doch schon zu dunkel, um den Ort der DZlrchfahrt zu suchen. Den, andern Morgen fanden wir zwar denselben hald; allcia das Wasser war doch so hoch, daß wir alles aus denWä« gen auspacken lassen musten, um ohne Schaden durchzukommen. Des Morgens uiu 7. Uhr waren wir mit allev Geräthschaft herüber, und kamen mit frißchen Pferden Wch vormittags um ,», Uhr an den l^ochoi^Gorochtzy, dos Abends aber um 6. Uhr iy her Stadt NHinskan, ., Ich sollte nun der Bratski, die uns hichergebracht, und die wir auf der Reise von Ostrog Udinsk nach Ip. kurzk schon so viel gesehen haden, noch gedenken. Allein,, »vann iä sage, daß sie von den Cungusen in nichts als in der Sprache, welche Mongolisch ist, unterschieden sind, so brauche ich keine weitere Beschreibung davon zumachen, Sie hatten ihrem Vorgeben nach, seit dem wir nicht bey ihnen gewesen waren, ein großes Unglück gehabt. Die alte Hexe, des TaM^jLnnze Großmutter, deren ich auf der Hin, Ndlnst 237, wersis. bewundern, daß dieses Weib ihre Zauberen, oder vielmehr? Betrügerey, so lange und mit so großem Beyfall undZuftie« denheitder Braw ki getrieben hatte, da doch einige von ihren Betrügereyen an den Tag gekommen waren. Vor ohnge-fähr 10 Jahren hatte sie sich den Ruf einer Prophetin uni» indischen Göttin auf folgende Art zuwege gebracht,' Sie hatte sich durch einen Schluschiwoi, Alexei popc>N> ein kupfernes Bild ohngefahr eines Schuhes hoch ange« ßhaft, welches die Gestalt eines Menschen hatte, und fttzv schön polirt war/ so daß es besonders bey Sonnenscheines nen sehr hellen Glanz von sich gab. Als sie diesen SchaH bey sich hatte, so sagte sie ihm,'Nrätski, sie hätte eine Offenbarung bekommen, daß Gott im kurzem sich uufdls Erde niederlasset, Würde. Ein Mo Tage darauf ^änn^ te sie den Tag> an welchem, und die Gegend^ wo e'r-eri scheinen würde. Sie wüste die Sache mit solcher Bered« samkeit vorzutragen, daß sich eine ungememe ÄNenZe Bratski gegen denselben Tag bey ihr versammlete, Als der Tag ankam, ritte sie mit ihrer Venieine nach dei5 Gegend hln, dq die Erscheinung geschehen follle, und un« terhielte daselbst ihre Zuhörer mit andächtigen Gcsprachenl Als sie nun merkte, daß die Sonne aufgehen wollte, sagte fie, nun nähere sich die Zeit, da Gott erscheinen würde, I 5 und z zz ,?35 den !7ttN Aug. und wer ihn sehen wollte, sollte sich bey ihr gehöriger ma« sen einfinden; worauf ein jeder gleich etwas opferte, der «ine einen Zobel, der andere ein Stück Seidenzeug, Ki. taika :c. Nach geschehener Einsammlung wies sie auf den Berg, da kr eherne Götze stund, welchen sie dic Nacht vorher, daselbst heimlich aufgestellet hatte,- und wcil die Sonne den Glanz vcrmchrtc', so bildeten sich alle ein, sie sähen einen Glanz, dergleichen sie jhr icbtage nicht geschm hätten, und machten mit der gröstcn )lndacht ihre Beu» gungen dahin. Die Betrügerinn aber zog mit großem Iu, belgeschren, und vielen Geschcncken, nach ihrer Jurte zu. rück. Alexei popon? hatte ;war die Bettüqerey in der Stille verschieöenen Bracski entdecket, welche dadurch an» fässglich von ihrer Prophetin abspenstig gemacht wurden. Mein sie wüste sich doch zu erhalten, und die verlohrnen Schaafe wieder herbey zu bringen. Ich vermuthe, daß die Chinesischen Puppen, deren ich aus der Hinreise gedacht, <^ey,Wen Theil mifW.ihrem Ruhme beygetragen haben^ «p^/>Die Stadt Udinsk hat dieses mit den meisten Si« Wschey Stadten.gemein, daß sie stuffenweise eine Stadt geworden ist. Um das Jahr 1670. wurde hierein Ostrog angeleget. Der Gesandte Feodox Alexiewicsch Golo« Lvin aber bauete bey seiner. Anwesenheit iil diesen ianden, in dem Jahre 16^g. eine Festung dazu. Die Stadt liegt «n dem Udaftusse, welcher aus Osten stießt, und bey der Stadt Udinsk 2,71 werste. ,,y Stadt aufzo. Faden breit ist. An dem Ende derselben nimmt er einen Arm des Selcnya-Flusses zu sich, und er» gießt s,ch ttwa cmc halbe Werste weiter unten in den Se« lenga. Die zu der Stadt gehörige Festung liegt an der östlichen Seite auf einem Berges aft welchsm ver° Nda vorbey fließt, und ist von Hol; ins Gevierte a/bauet. In allen vier Ecken hat sie Schjeßchürme, und in der Wand der westlichen Seite'noch einen Thurm, durch welchen der Eingang in die Festung gemacht ist. Sie hat zu ih< rer Beschützung 5. metallene Canonen; an G.bäudm aber befinden sick darin ein Wachthaus, ein Pulvcrkeller, 3. Kornkammern und ein Zeughaus. Zu der Zeit des obge« dachten Gesandcens droheten die Mongolen der Stadt mit einem Ueberfalle; deswegen ließ derselbe von der Festung einen verdeckten Gang nach dem.Nda^anlegen, um ln einem solchen Ueberfalle keinen Mangelan Wasser zu l/a» ben, Man ist zwar damit nicht völlig zum Stande gckom« men^wnl man in der Folge nichts mehr zu befürchten hat« 5 den iTtelt Allg/ einer Gottesdienst gehalten wird, die Kanzclw eine Schenke, ein Brauhaus und einige Kramladen. Von der nördlichen Seite der Festung sind rund um die Stadt bis sin den Fluß ins Gevierte Pallisaden gesetzer, die Seite yon dem Flusse aber ist frey, und in der Ecke, welche die östliche und nördliche Seite dieser Pallisaden ausmache,^ ist eiue Valerie aufgeworfen, Durch diese Pallisaden sind verschiedene Eingänge gemacht, einer von der östlichen, zween von her nördlichen, und einer von der südlichen Se« K Noch sind rund um die Festung, nur die westliche Seite derselben ausgenommen, Spanische Reuter, die von der südlichen S?ite gerade bis an den Fluß gezo« gen smd> von. der nördlichen Seite aber um alle Pallisäf dsn der Stadt herumgehen, mH sich endlich auch an dem Fluße schlioß«n^ Die Einwohner ber^Stadt sind IrkuMche Dworfsninl, und Dje« Bojarskie, Cositcken, Kauft leutc, Caravanen-Bediente und Carimmi Iasaschiuo. - Die Stadt hat keinen Woiwoden, sondern nureiW^NriL ' '.^'^. ^ .- , ^Tz^ 3>wo.m»m ist ein Mann von Familie, der einigc bcsyyj derc Verdienste entwcdcr von der Geburt, und also von seinen Vorfahl ern besitzt, oder sic sclber erworben hak. Es ist eine Art von Adel, die den Patrieien in Teutschland beykommt. In Rußland und Sibirien schreiben sic sich von den Städten, darin sie dwon jzm'ns sind-- als Moscowitischer/TvbolsWcr, Irkntz. kGcr ^. ^ Udinsk 2371 Wcrste. ,4^ Die Gegend der Stadt ist sehr angenehm; um die« selbe liegen schone Felder,, die zum Ackerbau sehr dienlich sind; sie hat schöne Vieheweiden, und Holz im Ueberfiusi, welches alles um so viel wichtiger ist, als dieselbe an einem schissreichen Flusse liegt, und der Weg sowohl nach der südlichen als östlichen Chinesischen Gränze durch diejel« be genommen werden muß. Daß sie in alten Zeiten von Vielen wohlhabenden leutcn müssc bewohnt gewesen seyn^ zei. Kschcr dworsamn. Sie bczahlcn an dic Krone leine , Abgaben, sondern cmpfanM gemeinigllch eincu Sold voll derselben, sind abcr mrbunden sich zuVcrschickllNileft inGcsandschasten, lind zu allerley lilrgerllchcnBed'.enun» ge«, a!s bey den Jollen , als Amtleute, als Woiwö, den, gebrauchen zu lassen. In alten Zeiten sind gr- meiuiglich die Gesandte» nach China aus diesem Sian, de ernellnt worden. Dien dosarskie heißen eiae»^« lich dcr Bojaren Kinder. Sin bojarskoi (ein Boj«^ N'N Lohn) ist der Nommiltivus hiev»». Dicse sind tt, was geringer, abcr cl'c»fals als Bediente dcr Krunc c::lz:ischeu, die dieselbe nicht weniger zu Vrrschickungcn und zu geringeren BedielllinM in dcn Städtell und ailf dem Lande gebrauchet. Caravanen Bediente heißt in . diesen Gegenden, seitdem die Chinesische Caravane der T'il»ut an die Krone bezahlt 142 l?55 dell ,7ttN Aug. zeigt die Menge der Men Wohnhäuser, die darin sind. Seicdeni die Chinesische Caravane den Weg über Se, lengmsk nimmt, ist die Stadt etwas in Abnahme gekom. men, und noch mehr, seitdem Rjachm angelegtt ist; dann vor diesen Veränderungen war sie gleichsam der Sta» pel, da sich alle sowohl nach Cbina gehende als daher kommende Kaufleute und Waaren versammlen musten. Und gewiß, sie verdienet wieder zu ihrem vorigen Aus, nehnien zu gelangen. ' An iebensmitteln ist in dcr Stadt kein Mangel; und weil das Erdreich auch den Gartenfrüchrcn qünstiq ist, so hat man dieselben im Ueberstusse. An Fischen fehlet es auch nicht, ja sie sind zu einer gewissen Zeit des Jahres so häufig, daß man, wie ich schon obcn dieses von Se» senginek gemeldet habe, sich damit auf das ganz? Jahr versehen,und noch eine ungemeinc Menge verkaufen kann. Wie dieses zugehe, haben wir bey unserer Anwcstnheit in dcr Stadt gesehen. Als man ocn 26sten dieses vernom-men hatte, daß die Omuli schon bey Bolschaja Säim« ka angekommen wären, so machten die Einwohner der Stadt ihre Netze gleich zurechte, und zwischen dem 27 und Lösten war dcr Sclcnga zunächst unterhalb der Sradt so Voll von dieser Art Fische, daß man nur das Neh wer. fcn, und gleich wieder zurück ziehen durfte, und versichert war, auf jedem Zuge zum wenigsten 4200. dergleichen Fj. sche Ildinok 237 l Wersie. ,4; sche zu erhalten. Dieser Vortheil währete 3. Tage lang; ^ zwischen dem ?osten und zisten aber zogen die Fische weiter. Daß diese Fische zu Ende des Augustmonats bey Ndmsk angekommen seyn, habe ich mit meinen Augen gesehen, und von den Einwohnern gehorr, daß sie sich ohngefähr um diest Zeit alle Jahr cinfinden. Ich kann also nicht begrei« sen, wie Isdrand Ides Cap. 9. sagt, daß dieses alle Jahre im Monat Iunius geschehe. Es scheinet, dieser Schriftsteller habe vieles gehöret, aber wenig selbst gese-Hen, vieles auch vielleicht nach zurückgelegter Reise aus dem Gedächtnisse hingeschrieben, welches aber sehr oft bey ihmNoth gelitten haben muß. So erzählt er von eben » diesm Omuli, daß die Einwohner sie mit Säcken, oder ! Hemden oder Bettlaken fange!,, welches wohl nimmer geschehen seyn mag, zu geschweige» des Histö> chens von dem lebendigen Kalk, den der Befehlshaber des Orts in den Fluß hätte werfen lajscn, und der vor dem Gedränge dcr Fische nicht hätte untergehen können. Der Omul ist im übrigen eine Art eines Weißfisches (Corego-nus Arradi) und kommet mit den Heringen in nichts über« ein, als daß seine Schuppen glanzend sind. Witsen hat sie in seimrNordmndlDst'^anareyS. 707, besser mit den Schelvischen verglichen, nur daß sie kleiner seyn. Die gewöhnliche Größe ist von einem Schuh, in dem Tsthi-n^irkui, wie auch in demIenisci solleu sie größer, und oft auf eine Elle lang oder länger seyn. Man findet sie nicht »ur ^4 '735 bc" ^een Aug. nut in dem Baikal, und in den in ihn filmenden Bachen Vnd Flüssen, oder in denen Busen, Vie er geaen das lmch hiuein macht, sondern auch ili dem Sei Oor, wel. cher beydem Posolskijchen Kloster, längst dem südöstlichen Ufer des Sees Baical, sich von bannen gegen Südweste,, nach der länge erstrecket, und durch zween Durchbrüche mit dem See Baical zusammenhangt, imgleichen in den, Eißmeere, von wannen sie sich im Herbst ln den Ienisci begeben, in welchen sie kurz vor dem Froste gegen den Oceo, her bey iNangasea ankommen. Auch vondempetschora Flusse ist mir versichert worden ^ daß sie darein gehen, unh bis pttstoserskoi Gsttog, und noch höher heraus gehek sollen. Sie steigen auch den Chamnga und I„digirka nufwärts. Um desto unbegreiflicher lsteS mir, daß man sie wedcr im Taß nochlvb, noch Lena seheti soll, wie mich teute, die in diesen Gegenden gewesen, und viele Kundschaft davon haben, gewiß habcn versichern wollen. Ein Surgmischcr Ostiak hat mir gesagt, dasi sie sich auch in dem Aasürs Flusse befinden. In dem Varqusinische,, Osttoge giebt es viele liebhaöer, die nach Vem Cschlvvir-klll auf den OmulifaNg ausgehen. Daselbst jmden si^ sich nicht leicht vor dem October ein, wovon die Fisches den Vortheil habcn, daß sie die Fische nicht einsalbn dür^ fett, sondern sie frieren lassen, und verfroren weiter füh. ten, da sie denn dieselben frischer zum Verkaufe bringen und wohlfeiler geben, folglich geschwinde und mit grk ^." . ßerem llndinsk 2Z7i wcrste. . ,45 sewm Vortheil absitzen können. Es hat aber mit HM Zuge dieser Fische aus dem See Baikal folgende Bewanbk niß. Dieser See ist davon voll, und in der Mitte des Augusts fangen sie an aus demselben zu ziehen. Oiever« theilen sick, und gehen in die Flüsse Selenga und Bar-g»lsin> und in einen großen Busen, den des See Baikal macht, Cjchirvirkui genannt, und^von ha'in cincnBach gleiches Namens, ^a in die N^erchnaja Angara' In den Flüssen gehen sie so lange wider den Strom aufwa» ts> bis sich darin Eis zu zeia/n anfängt ; atsdenn aber keh« ten sie nach deni See wieder zurücke. Sie gehen nicht tlt einem fort, sondern halten ihre Ruhetage'' und Huhcstun« den. Sie halten sich aliezeit an denen Stellen des Flus« ses, da der Ström ani schwächsten ist. Diejenigen, dii in den Oelcnga gehen, tausscn, ehe sie an ben Tstbikol kommeii, in keinen andern Fluß etn, wie sie dann auch vett Ilda nicht berühren. Oey demTsthikoi.gehet ein Theil dahin, der andere bleibt in dem GclenHa. Ä3enn dieser lehtcreän den Dschida kömmt, vertheilt er sich wieder. In besagten Flüssen steigen sie bis zu obgenieldctev Zeit beständig auswärts^ Die Einwohner' dkeser Stadt trinnern sich nur zweyer Jahre, da die Fische diese Örd» nuiig in ihrem Zuge nicht beobachtet hatten, sondern plöß. lich bey Bolschaja Saimka stehen geblieben, und nicht weiter gegangen wären', so daß die SelcnZinZtcr und . K Udins- Ramtschg 24"s-N>crste. 147 Unser Aufenthalt in Udmsk daurcte bis auf den i2tctt Sept. an welchem wir uns bep spätem Abend auf zwey Schiffe (DoschrsclienMi) begaben,und den folgenden Morgen um 5. Uhr abfuhren. Noch etwas vor Mittage kamen wir Iranzinskoi ^^^ vorbey. Von dicsim Ostroge ist merckwürdig, daß er von Nensihinsf aus erbauet worden,und ohngeachtet er mitten in dem Selöngins-tischen Gebiete liegt, noch heutiges Tages unter Nevti schinsk gehöret. Sonst ist er noch wegen der Bratski-schen Arbeit berühmt. Die meisten RussisilM Emwoh-Ner ernähre» sich davon, und haben dazu gute Gelegenheit, Weil ihnen die Brarski schr nahe sind, um ihre Arbeit abzusitzen. Dir Vrätski ab?r dlchr Gegenden verstehen sich auf dlcse Arbeti gar nicht. So wie der Srlmqa von Selenginsk bis Ndinskseinen icmfnordostwartö hat,also licf er bis Ira,tzinsk nach Norden. Von hier wandte er sich nach Westen, und behielte eben diesen iauf bis an wl Oee Baikal. Wir hielten ulw nirgends auf, und ka< lNen um i.Uhr Bolstl)aj^ Saimka vorbey, ließen sts aber weit zur linken liegen, weil der Hauptstuß, der noch voV w. Jahren hart bey der Saimka vorbey ltes,sich veit geqcn worden gezogen hat.Des Abends,ehe wir noch die CrjaskowskajäoderArchancfelskäjaSlobodaerreichten gmethen wir auf denStrand,von welchem wir erst in der späten Nacht los kamen, und wegen der Seichte des Fluss.s,- ohngefähr 3. Wersts ' > '' K 2 bis »48 '755 dcn i)ttn und i6ten Sept. bis zu ^der Slobode hatten, uns njcht waqen, weiter zu qrhen. Wiewohl wir nun den folgenden Mor. gens diese Fakrt bey hellem Taqe verrichteten, so konnten wir doch die Slobode, ohne noch etlichemal zu stranden, nicht erreichen. Wir fuhren fie endlich des Morgens um 8 Uhr vorbey, und kamen nach öfterem Stranden noch vormittags gegen it. Uhr nach Mokjeewa Saimka,all. wo wir wegen des starken widrigen Windes stille liegen mllsten. Es war ein starker Regen und sehr unsreundli« chcs kaltesWett^desAbendS aber gegen 5 Uhr heimle es sich auf,und wurde still, ft daß wir denselben Abend gegen ä Uhr Rabanskoi Ostrog vorbey, und nochbie Rolcenilowa Sloboda kamcn. Von hier rechnet matt noch zo. Werste bis an die Mündung^des Selenga° Flusses, und hier ist der Ort, da man gemeiniglich die Anker und das Gerälhe, welches zu der Schifffahrt auf dem See nöthig ist, im Hin« ausgehen des Stroms zurückläßt. In dem Heruntergehen nimmt man dasselbe folglich wieder ein. Wir veranstal« teten die Sachen so, daß wir noch den Abend alles inne hatten, und den folgenden Morgen weiter gehen konnten. Nachdem wir die Dörfer Chäntcmowä und Twara« gowa ohngefähr z. Werste untcr dem lezten Dorfe vor« bcyqegangen waren, so theilte sich der Fluß in zween Ak me, davon der linke gerade nach dem See zugehet, und die Nischlieje Nsiie (die unlere Mündung) des Oelm« ga genennet wird; der rechte aber theilt sick) ohngefähr 7. berste weiter wiederum in zween Aeste,davonder zur rech-, . ten Mündung an dem See Baikal 2525 wersie. , 49 ten Hand sich in den See unter dem Namen Werchne« jc ttstie die(die obere Mündung) ergießt, der zurlin, keu aber ohne weitere Vextheilung ebenfalls nach dem See zugehet, dessen Mündung, weil sic zwischen beyden die mit« tclste ist, Serednije Ustle (die n ittlere Mündung) ge« nennet wird. Di - werchncjc Nstie ist von der mittleren zo, Wcrste, und die mittlere von der unteren 6. Werste, und diese 30. Werste von dem posolskoi Monastw ent, f'rnt. Bey der unteren Mündung ist eine, Capclle, und außer dieser noch bey allen eine Simowje. (ein Haus, dar« inn man des Winters einkehren kann.) Es giebt zwar noch mchrere Mündungen, abcr man pfiegt die ander», nicht zu rechnen, weil solche gantz und gar nicht zu befahren sind. Wir giengen in die mittlere Mündung, weil die untere sehr seichte ist,die obere aber uns den Weg etwas verlän, gert haben nzüxde, und kamen darin gegen Mittagszeit «n. Nachdem wir hier angelanget waren, baten wir al« le Gott um gutes Wetter. Die Iahrszeit war schon spät, und die Kalte ziemlich strenge, so daß wir uns beständig im Bettt aufhalten musten, welches für uns eins ungewohnte und unserer Meinung nach beschwerliche Sache war. Wir hatten den Nachmittag einen starken Westwind, mit welchem wir folglich keineswcges überdm See kommen konnten. Das Wetter währete den folgen- K Z den ,5O l?55 don j6 und l?ttn Sept. hen Tag mlt gleichem Ungestüme in einem fort. Unsere 'Arbiter versprachen dem See, welchen sie, wie ich schon hey der Winterreise gedacht, ctn heiliges Meer nennen, güldene Berge, wann er aufhören würoe zu toben. Der eine gelobte diese, der andere jene Anzahl von Copeken, und noch andere versprachen ihm, eine Menge Brodtes. Dem heiligen Nicolas, welchem zu Ehren l^y der Mündung der Angara , eine Capelle gebauet ist , wurden theils von Arbcitsleutcn , theils von andcrn, die mit uttS warel^, cine ziemliche Anzahl Massen gelobet, wenn er guten Wind geben wollle. Der beste Wmd,den man verlangen kann, ist Ost zum Norden, edcr Ostnordost; dann dieser bringt gerade nach der Angarischen Mündung; der andere ist Ostsüdost, mit welchem man zur Noth bis Golousnoje Simovoje kommen kann, der dritte ist Südost und Südsüdost, mit welchem man quer übcr den See fährt. Denn weil dic Schiffe ft 'heschasscn sind, daß sie nur ein Scegcl haben^ welches in seiner Richtung keine Aenderung leidet, so kann man auch pur den allergünstigsten Wind gebrauchen, welcher gerade nach der Gegend hintrelbt, da man sich hinwünscht. Das Glück war uns so günstig, daß wir den lM, gut Wetter und Wind bekamen. Das Wetter war ktar, und der Wind aus Osten. Diese zween Umstände sind gemeiniglich beysammen, und die hiesigen Seeleute geben sehr darauf acht. Ddgleich der Wind östlich ist^ wann sie einiges Ge- wölke Codolew OrjlHi 2590'werste. i;l wölke an dem Himmel selM, ft getrauen sie sich hoch nicht abzufahren; denn sie s her vorbeyge^hrcn waren, zurückgezogen werden, Otstoi werden alle diejenigen Werter genannt, da Ankergrund ist, vnd dahin sich ieute «> einem Sturme retten können. Die Pesihrjchannie Gubi, deren ich oben ge> dacht, haben auch zween dergleichen Oerter, Ein Fahr, zeug, das sich an einem solcheü Orte wegen Sturmes auft halten muß, läßt gemeiniglich ein Andenken zurücke. Gs wird an dem Ufer ein hölzernes Kreuz aufgerichtet, und die Vornehmsten des Fahrzeuges schreiben ihre Namens und die Zelt, da die Begebenheit geschehen, und wie lan« ge sie sich dort aufgehalten, darauf. Wir kamen an be? sagte Otstoi, da es schon ziemlich dunkel war, und war, fen zwee!» Anker aus, befestigreu auch noch überdem die Fahrzeuge an dem lande durch verschiedene Taue,, „m hem heftigen Sturme geuugsamm Widerstand zu thun M welcher die Fahrzeuge nach her Wichen Seite des Seetz Sobolnv Otsioi 2590 wersie. ,55 Se<«s trieb. Es war stock finstere Nacht, als unter be. standigem Wiegen der Fahrzeuge, eln Anker von demje. nigen, darauf wir waren, lysgieng, und gleich darauf da? Ankertau brach. Wir waren überaus bekümmert, und so geschwinde auch die Anstalten waren, so hinderte uns dock die Nacht, die gehörigen Hülwmitlel schleunig genug anzuwenden,. Der zu, unserm Fahrzeuge gehörige Kahn war von dem Sturme, in welchem wir gefahren, ganz zerscheitelt, und wir mustcn den Kahn von dem andern Fahrzeuge erwarten, um leute an das ianh zu setzen, die das Schiff halten könnten, Indesse^, aber gicng der andere Anker auch los, und dag Fahrzeug stund in qroßer Gefahr in den See getrieben zu werden. D«e Taue, durch welche es an dem ^ande hcfestigek war, hielten es zwar ein wenig; allein es wur, Ye doch ziemlich weit in die <ßee hinein getrieben. Es war ein großes Unglück für uns, daß wir keinen einzigen erfahrnen Seemann bey uns hatten, da wir, wenn das Fahrzeug in der stockfinstern Nacht in den See wäre ge, trieben worden, große Gefahr liefen, an einem Felsen deS südlichen Ufers zu scheitern. Der Herr Prof. timller und ich faßten daher den Schluß, mit dem elenden Kahne, der noch hey dem andern Fahrzeuge war, nach dem iande zu fahren, und uns zu retten. Den Studenten, die mit ul,s auf dem Fahrzeuge waren, befahlen wir uns nach jufolgen. Hicvon halten wir den Vortheil, daß wir die K 5 ieute. iz^ .^ .'735 den listen. Scpc. ^ ieute fleißig zur Arbeit aufreiben konnten, welche auch endlich mit unaussprechlicher Mühe das, Fahrzeug näher qn dqs Ufer brachten, und dcn einen Anker, dcr noch nicht abgerissen war, von neuem befestigten. Wir traueren aber doch der Sache nicht, sondern blieben am iande, und wcil es fthr kalf war, so bancten wir uns eine Hütte, so qut wir konnten, ließen vor derselben ein Feuer anlegen, und unter derselben schliefen wir.Weil sie aber mit nichts alsGassen, steinen, so wie das ganze Use? gepflastert war, und wir unser? Betten auf dem Fahrzeuge gelassen hatten, so wardasia» ger etwas hart. Als wir dcs Morgens aufwachten, wahrte zwar der Sturm noch; allein unsere beyden Faht zeuge stunden noch fest. Dem ungeachtet blieben wir am tan? de, um den sichersten Weg zu gchen; wir. ließen uns von dem Fahrzeuge einige Sachen zu unserer Bequemlichkeit bringen, und konnten uns tn »mscrm Schicksale schon ziemlich fassen. Wir fischten auch den ty der Nacht vcr-lohrnen Anker wieder auf. Dcs Abmdy legte slchdcr Sturm und das Wetter klarte sich auf, so das; wir Hossmmg had ten den andern Tag unsere Rcije fortsetzen zu können, Daher begaben wir uns wieder auf das, Fahrzeug, unh übernachteten darauf. Den folgenden Morgen war der Wind zwar aus Norden, aber so schwach, daß wir, da wir ohnedem von hem Ufer geschützt waren, den Entschluß faßten uns hurch Rudern und Ziehen weiter zu helfen. Wir gicngm also / Nllolskaja Sastan-a 2626 Werge. 155 also dos Morgens um 7 Uhr ah, und fuhren verschiedene Otstoi vorbey; nach zurückgelegten 16 Wersten aber kamen wir zu dem Grumja Guda, welchen man für den besten Hafen tn dem ganzen Sce halt, deswegen wir auch mehr als z«, aufgesteckte Kreuze an dem Ufer dicjcA O«cs gewahr wurden. Die Lisiwennischnoje Si, movvje ist nur 6 Werste davon, und dieselbe erreichte» wir des Abends um halb 4 Uhr, und nahmen daselbst ci< nen Wegweiser, der uns durch die Angarische Mündung weisen sollte. Um 4 Uhr waren wir in der Mündung. Dieselbe ist voller Klippen, und die Fahrt dadurch überaus enge, der Strom aber üd?r die Maßen schnell, jö daß man ohne guten Wegweiser nicht sicher durchgehen kann. Wir waren in einer Viertelstunde bey Nikblskaja Sa-starva,allwo verschiedene von unserer Gesellschaft, und von den ArbeitSleueen, um Erlaubniß baten auszufteigen, und ihren Gelübden ein Genügen zu Kisten. Hier nimmt man von dem See Abschied, und ich will mich zu diesem Ge« brauche gleichfalls in soweit bequemen, daß ich dasjenige, was ich noch von ihm zu sagm habe, kürzlich anführe. Wir hatten seinentwegen viel auszustehen; sowohl an dem günstigen als wiederwärtigen Stunne mustcn wir Schuld haben, weil wir, nicht eben aus einem Grundsätze von den allgemeinen Meinungen abzugehen, sondern mehr ^m eine Kurzwelle zu haben, yegon die ieute das Wort Hserc>.(See) anstatt More (Meer) gebrauchten. Balh N6 . '735 den lt)tm Sepr. Bald sagten wir ihnen, sie sollten nicht bange seyn ?S wäre nur ein See, und wir wären nicht auf dem wil» den Meere; bald schalten wir aus den See, daß er, da «r ,,ur ein See wäre, doch so tobte. Unscrr ArdeitSleute konnten auch bey den günstigsten Umständen, darin wir waren, sehen, daß sich dcr See an uns rächte. So schwec jst es ein einmahl gefaßtes Vorurtheil ftuszurilgm. Das nordliche Ufer des Sees ist meistens allenthalben put großen Kieseln oder Gaffensteinen besäet, das südliche aber an vielen Orten saMcht; daher auch die Gefahr nicht so groß ist, wenn man an das südliche Ufer geworfen wird, weil man meistens nur auf Sand gerath ; dahingegen an dem nordlichen nur vier Stellen sind, wo man Anker wcrfen, keine aber, wo man an dem Ufer bey Sturm ohne Ge. fahr anhalten kann. Beyde Ufer sind sehr bergicht, und bestehen aus sehr hohen Felsen, welche zuweilen beynahe senkrecht in das Waffer gehen. Diese Berge aber sind hin und wieder mit starken Wäldern von ierchenbäume« !Md Fichten bewachsen, auch finden sich zuweilen Birken darunter. Die südlichen Berge sind auf der Wasserseite beynahe den ganzen Sommer hindurch mit Schnee bedeckt' daher es auch kommt, daß einige Reisebeschreiber ein Schneegebirge daraus gemacht haben, Man hat sonst poch nicht wahrgenommen, daß dieser See irgendwo ver. horgene Klippen hätte; denn bey der elenden Beschaffen« heit Molodowo Sinowje 2650 werste. <;/ hett der Fahr;euqe, damit man darauf fahrt, hat malt nock kein Exempel, daß Schiffe anderswo als an dent Ufer zersckettert waren, folglich kann matt auch nicht sa« gen, daß ein Mensch darin unigekommen sey. Ilnd wenn man nur gemeine große Boyer an statt der jetzige« Fahrzeuge (Doschtschenniki) hatte, so würde man auch vermuthlich von keiner Zerscheiterung wissen. , Der Ses friert gemeiniglich um Wahnachten zu, unl^tzchet zuAns fange des Mayen auf. Weil die 4 lehten Monate des Jahres gemeiniglich stürmisch und unbeständig silid, so wagt män sich in denselben nicht gerne auf den See, wo< fern man nicht wichtige Ursachen dazu hat t boch gesckiehet es auch zuweilen noch im December, obwohl dcr Srlen< ga alsdenn zugefroren ist, und sich an dem Ufer des SeeS sd visl Eis angelegt hat, daß man sich mit ziemlicher Mü^ he durcharbeiten muß, bis man recht in den See kömmt. Von Motskaja OaMä suhrm wir noch selbige« Abend, weil das Wetter sehr schön war, und der Fluß sehe schnelle lauft, bis Molodowo Simowje, allwo wir des Abends um 7. Uhr ankamen, und daselbst, um unseren Arbeitern, welche wahrendem Tage durch beständiges Rudern lind Ziehen der Fahrzeuge ziemlich abgemattet waren, einige Ruhe zu verschaffen, auf dem Fahrzeuge übernachteten. Auf dieser kleinen Fahrt waren schon zween Öerter des Flusses, die ohne Wegweiser nicht können befahl ren ken werden; der eine ist zunächst unterhalb der Chöttiu. towa Simowje, und heißt in hiesiger landesjprache Sabatschia Dira, (Hllndeloch) und gleich unterhalb dieser war der andere, der den allgemeinen Namen Schi. «vera (") führet.. Wir hatten zwar befohlen, mit anbrechendem Tage weiter zu fahren, allein ein sehr starts Nebel, ln welchem man die schlimmen Stettm des Flusses mcht sehen konnte, erlaubte unk nicht eher als um halb H. Uhr abzureisen. Wir fuhrm gleich über eine Schiwera, und ferner Chromowo Simowje, Michailcvva Saincka, und Dolganowa Silnowje, Gnldinina Der. und Sukino Simowje, Schtschukina Der. Rrjästhanovskaja Der. Ierschowa D- lind Bol^ fchaja roswodnaja oder Werch-Angarskaja D. lNalaja roswodnaja oder NX'rch-Angarskaja D-Rusmtchma Der. und Glaskowa Der. vorbey, und kamen des Mittags um 2 Uhr bey der Stadt Irkunk glücklich an, allwo wir unsern dritten Herrn Collegen in erwünschter Gesundheit antrafen. Von dem Flusse Angara, worauf wir die Fahrt verrichtet hatten, ist noch zu merken, daß sein Strom, so wie bey seiner Mündung allenthalben fthr schnell war. .,, > « Schtwera iß euie scichtc Stelle Vcs Flusscs, dic voller ' Klippen ist, so da^dsss WGr daselbst em licmlichki Brauscn «er«rsachtt. Irkuyk ist um das Jahr i66i. angelegt worden,und hat ebenfalls, wie anvrre hiesige Städte, einen geringM Anfang gehabt, bls sie Nach und nach zu einer Stadr er» hoben worden. Nach Codolsk und Tomsk «st ft ein« der ansehnlichsten und grösten Städte in ganz Sibirien. Sie liegc atr dem östlichen Ufer der Angara in einer schöne» Ebene; und weil ihr gegen über der Fluß Irkutzx in den Angara fallt, so hat sie davon den Namen be< kommen. Es sind darin 939. Wohnhauser, alle wohl beschaffen, und ist nicht leicht eines, welches neben der Schwarzstube nicht noch eine ordentliche Wohnstube ohne Rauch hätte; jedoch sind sie alle von Holz. Der, Gras Sawa wladislarvly hat diese Stadt, wie die übrigen in diesen Gegenden, mit Pallisaden ins Gevierte umziehen lassen, nur die Seite an dem Flusse ausgenommen, welche von Natur befestiget ist. Der ganze Raum, worauf die Pallisaden stehen, enthält 1277. Faden oder Klafter. Um die Pallisaden ist ein Graben, und um diesen Spant« sche Reuter. Innerhalb den Pallisaden sind vierzehn kleine Schanzen aufgeführet. Eine jede Seite der Pallisaden hat ihr Thor. Die eigentliche Festung der Stadt be« findet sich hart an dem Ufer der Angara. Sie hat hölzerne Wände, und 90. Faden in der iänge, und 7a in der Breite. Sie ist in dreyen Winkeln mit dreyen Schießthürmen, und au der Seite gegen den Fluß und in derje. nigen, welche mit dieser untm zusammen hängt, mit Tho- sen i6<5 «735 ben »often Sept. M und Wachtchürmen versehe«. Eme siemcrne Kan^e« zey,die alte hölzerne Kan;eley, und des Unterstalthalters Haus von Holz sind an der Wasserseite der Festung angebracht. Aus der gegenüberstehenden Seiteist eine steinerne Hauptktrche. und der dazu gehörige Glockemhurm,der in der unteren Seite der Festung ist, hat auch eine Schlag, vhr.' Soust sind Noch üt den Wänden der Festung einige Zimmer/ und unter besagten Gebäuden allerhand Keller und Vorrachskämmertt gebauet. Innerhalb der Festung sind ein PuloerMet, Häuptwache Und ems atle Rechenkammer des ehemahligen Kammerers. Die Artil. lerie der Festung bestehet aus drey großen metallenen, zwo «was kleinem eiserne») und eitf kleinen eisernen Canonen. Zunächst unterbalb der Festung ist eine anvore Sovorna» ja 3erke»w (Huuptkirche) von Stein mit eiiiem stctncrnett GlocksntWrme. Und außer dieser sind 4 hölzerne Pfarrkirche«' aii Verschledenen Orten der Stadk'. Zunächst oberhalb det Stadt aber ist die fünfte, gleichfalls von Holz, und unterhalb ein Diewirschei Monastir sIung-frauklosrer), 4ind in demselben ebenfalls eine hölzerne Kir< che. Zivisthen diesem Klöster und der Stadt fällt ei« Bach, derben Namen Whakowka oder Ida führet in Vie Mtfar^:, an welchem 3 Mühten qebauet sind» Sonst sind noch an öffentlichen Gebäuden m der Stadt daS R.lthhaus, das Kaufhaus/und in einet Wand dcsseli ben das Zollhaus, in der Mitte aber ein Brandtweilj- teller, Irkuczk «63; wcrste. z6« teller, der Flcischmarkt, der Trödelmarkt, ein Regiments haue, das Policcyhaus, das Gcfängnüß, ein Pulvec, Magazin, welchce um und um mit einer hölzernen Wand umgeben ist, ein Brauhaus und Bierschenke, zehn Brandtwein- und Methschenken, eine Badstube für die Kaufleute, und drey Salzvorrathskammcrn. Die Einwohner dieser Stadt sind meistentheils Kauft teute, Sluschiwie» Dieri dojarskie, Dworjänini, «auch verschiedene Handwerkeleute. Die meisten sind «us andern Provinzen entlossen , wie denn ftst ganz Si< dinen keine andern Russischen Einwohner hat. Sie leben so^ wie es in ganz Sibirien die Mode ist. Sie sauffen, sie sind iiebhabcr des Müssiggangcs und dec Hurcrey, und empfinden auch^die allgelncine Folg«» dapon. Die inst, seuche ist Yier so M-k eingrrijsen, so gar, daß es rar ist einen wircklichen eingesessenen der Stadt zu ftndei> der nicht davon angesteckt wäre. Ich habe b?y der Sibirischen Venusscuche vieles gelernt, was man in andern iändcrn noch nicht will wahrgenommen haben. Ich kenne Weiber, die alle Zufälle dieser bösen Seuche haben, die alle Nacht mit ihren Mannern in einem Bttte schlafen, und das ehliche Werk mit ihnen verrichten; und un^ geachtet dicscr scbon ei luge Jahre so fort gedaureten iebens* art ist doch der Mann von dem geringsten Zufalle dieses t Uebels Ramtsch.R.2.theil. l62 '755 den 2)sim Sept. Uebels ganz frey geblieben. Im Gegentheil habe ich Manner gesehen, welche das Uebel im höchsten Gras de qehabt, und deren Weiber nicht angesteckt worden sind. Ich sage nicht, daß diese Krankheit hier gar nicht ansteckt; dann ich habe klägliche Exempel gesehen, daß sie es sehr geschwi.ide thun kan; nur sehe ich, daß sie nicht alle ieute ansteckt. Und wann die gemeine Erzählung wahr wäre, daß man auch ohne das eheliche Werk zu vcrrich. ten leicht angesteckt werden könnte, so sollte niemand un> ter uns seyn, der es nicht schon empfunden hätte. Wie leichc sollte es nicht durch den gewöhnlichen Kuß, durch Trinken aus einerley Gefäße :c. können mitgetheilet wer« den? Ich habe einmahl bey einem gewissen Mann drey Wochen lang gewohnet, und mich mit ihm eben dessclbe Abtrittes bedient. Er hatte die Venussuche im höchsten Grade; der ganze Hintere war mit Venuobeulen deren einige offen waren, bedeckt, und überdem war de/Abtritt an dem Orte, da man sitzt, mit Woelocken beschlagen. Wie leicht wäre es bcy diestn Umständen gewesen, mir das Uebet mitzutheilen? Und gewiß, wenn ich diese Umstand« gewnst hätte, so würde ich mich in Acht genommen habm Allein ich habe doch nicht die geringste übele Folge davon gespüret. Daß aber mein Wirth wirklich dergestalt anae< steckt gewesen sey, habe ich hernach augenscheinlich wahr-genommen. Was die Cur anbetrift, so ist sie mit der gemeinen einerley. Ich habe vier Personen durch den ge. wohn« Irkuyk 2633 wcrsie. 165 Wohnlichen Speichelfluß glücklich zu rechte gebracht. Bey der einen war dieses was besonders, daß sie nicht zu dem Speichelfluß zu bringen war, ohngcachtet sie dreymahl so viel Mercur. als sonst gewöhnlich ist, eingenommen hatte, und noch überdem mit mercurialischcn Sachen stark und öfters geräuchert worden war. An stall dcs Speichelfluß ses aber bekam sie einen solchen häufigen Urinfiuß , durch welchen dcs Tages bey etlich und zwanzig Pfund Urin von ihr gieng, welches mich, da es die Person sehr schwächte, endlich bewog mit dem Mercur nachzulassen. Sie wurde aber durch diese Cur eben so gesund, als durch den Speichelfluß. Nach der Cur nahm ich an eben dieser Person wahr, daß sie von heftigen abführenden Arzeneyen wenig oder gar nicht angegriffen ward, da sie doch vor der Cur deren Wirkung sehr leicht empfand. Ich ließ ihr bis auf ein Drachma Gummi Guttä geben, und sie hatte kaum zween Stuhlgange darvon. Sollte der Mercurius wohl eine solche Unempswdlichkcit in den Fasern der Gedärme machen können? Vielleicht bey einigen, aber nicht bey allen. Die Stadt Irkuyk hat einen Unterstatthalter, wel-chem die ganze Provinz unterworfen ist. Unter ihm stehen die Woewoden von SclmIM5k,Nertschmsk, Ilimsk, Iakuyk, und die Befehlehaber von Ochoyk und Kamtschatka. Seine Einkünfte sind weit größer, als i 2 des 164 l7)5 ben 2l>ste>: Sept. des Statthalters von Tobolsk, unter welchem er stehet, und ich glaube, daß die Vortheile, die er sich jedes Jahr außer semem Gehalte macht, wohl nicht unter 50000 Ru» bel geschähet werden können. Die unter ihm stehenden Woiwodm müssen sich vor ihm fürchten: allein er hat so leicht nicht zu besorgen, daß er zur Verantwortung werde gezogen werden, weil Tobolsk zu weit entfernt ist. Noch gehöret"zu dieser Stadt ein Bischof, welcher jedoch bisher seinen Sitz nicht in derselben, sondern 5 Wer-sie davon in einem Kloster, welches auf der westlichen Seite der Angara erbauet ist, gehabt' hat. Es gehet aber die Rede, daß künftigen Sommer ein Haus für ihn in der Stadt gebauet werden soll. Unter ihm stehen alle geistliche Stiftungen, die in der Irkußkischen Provinz smd, und alle Bediente derselben. Die Stadt hat auch ihre Policey, und ist in diesen, Stücke "ziemlich gut eingerichtet. Alle Hauptstraßen smd mit Spanischen Reutern versehen, und haben fauch ihre Nachtwächter. Ueberdem gehen des Nachts die Bedienten der Policy herum, welche alles, was sich auf den Straßei» ungebührlich aufführt, in Verhaft nehmen, und auf die verdachtige Häuser Acht geben sollen. Indessen geschieht es doch sehr oft, daß die Sckenken, wider die durch das ganze Rusiische Reich gemachte Verordnung, die ganze Nacht hindurch voller leute sind. Die Irkuyk 265z werste ,65 Die Gegend um die Stadt ist angenehm, aber bergicht. Insonderheit giebt es auf der westlichen Seiten der An« yara guten Wiesewachs. Um die Stadt wird kein Korn gebauet. Allein solches wird aus den ebenen Gegenden der Angara, aus den Sloboden an dem Irkur-Flusse und an dem Ronda, und aus dem ganzen Ilimsklschen Gebiete im Ueberfiuß zugeführet. An Wilde ist kein Mangel, und man ftndtt hier Elende, Hirsche, wilde Schweine und Rehe. Von Federvieh hat man Aurha« nen, Blrk.Rebund Haselhüner. An Fischen ist die An« yara sehr arm, allein der See Baikal verstehet die Stadt im Ueberfiuß. Ueberdem werden die Omuli so häusig von. Ildinsk, und den am Selenga liegenden Flecken und Dörfern, Hieher verführt, daß der Pöbel sich damit zur Gnüge für einen geringen Preis versehen kann. Seit dem die Chineftv das Vich nicht mehr so häufig auskaufe», ist auch das Fleisch ziemlich wohlfeil worden, so daß man ein Pud gutes Rindsteisch zu 5a Eop. haben kann, welches noch vnwichenen Winter für einen Ruhel und 2oCop.ver< kauft worden ist. Ausländische Waaren, ohne die Ehi« nesischen jetzo zu betrachten, welche hier nicht viel theurer als in Rjöchca sind, hat man hier zuweilen, absonderlich im Frühjahr, sobald das Waffer aufgegangen ist, fast jq wohlfeil, cls in Moscau und Petersburg. Dieses vcr« ursachet der Chinesische Handel. Es ist keine Stadt in Rußland, ans welcher nicht Kaufleute tzicher kommen, H6 »735 ben 2?sten Sept. und ihre Waaren mitbringen, um sie gegen Chinesische zu vertauschen. Die feinsten Tücher, ausländischer Sam, met, Zucker, allerhand Gewürze sind in dieser Zahl mit begriffen. Die Kaufleute kommen mit Anfange des Win» ters,oder auch mitten im Winter hier an, und den Win« ler hindurch währet der Handel mit den Chinesern. Können sie nun wahrend dieser Zeit m'cht alles absehen, lndem sie, so bald das Wasser aufgehet, zurücke reisen müssen, so schlagen sie ihre Waaren los, so gut als sie können, und geben sie öftere wohlfeiler, als sie in Moscau öder Petersburg zu bekommen sind. Hierzu kommt Noch, daß sie, wann sie zurückreisen wollen, Münze ha« ten cküssen, um den Zoll und die Arbeiteleute auf den Aahr^ugen zu bezahlen, so daß sie in dieser Nothwendigkeit Geld anzuschaffen > gemeiniglich diejenigen Waaren, welche sie bey den Chinesirn nicht abzusetzen hoffen, hier einem Gevollwächtigten zurück« lassen, der sie in einem Kramladen, so gut er kann, verhandelt. Doch giebt es auch einige, welche mit den von den Chincstrn ihnen überlassenen Waaren nachIakuyk gehen, und sie dort anzu« bringen suchen. Und so thue mancher Kaufmann eine lan-^e Reise, ehe er wieder nach Hause kommt. Er reiset zum Exempel im Frühjahr von Moscau ab, und komme ,'n dem Sommer auf den Makarischen, und mit dem An< ^ange des Jahrs auf den Irbitischen Jahrmarkt. Auf Hern ersteren sucht er einige seiner Waaren gegen solche zu« - ' vertäu» ..m. Irkutzk 2683 werste. 7 x ,67 vertauschen, welche ihm inIrbit besseren Vortheil zuwege, bringen können. In Irbir hingegen hat er seine Absicht auf den Chinesischen Handel. Wann er cine Waare übrig behalten hat, die er hier nicht gut anzubringen hofft, so sucht er s»ch derselben in Tobolsk, den Winter hindurch zu entledigen. In dem Frühjahre gehet er von dort ab, tlvibt seinen Handel dutch ganz Sibirien, und.kommr im Späljahre Hieher; oder wenn ihn das Eis nicht so weit kommen läßt, so trifft er hier doch ohnfehlbar mit demAn» fange des Winters ein. Sodann gehet er nach Rjäch» ta, däs folgende Frühjahr darauf nach Iakutzk; von dort sucht er noch mir offenem Wasser 6. biß '700. Werst« zurücke zu gehen, und reiset mit Schlitten wieder gerade nach Njächta,allwo er seine Jakutischen Waaren abzusehen sucht. Im Frühjahre reiset er hieher, und kommt in dem Spatjahre nach,Cobolsk, besucht in dem Win« ^ier, und dem darauffolgenden Sommer, den Irbitisthen und Makar'lschen Iahrmarckt, und kommt nach fünftehalbIah. 'ren'wieder nach lHoftau, in welcher Zeit^r zum wenig» 'sten, wenn er ein gutcr Handelsmann ist, und Glück hat, Zoo. pro Cent gewinnen muß. '..'^,,,''^' - .-'^ .^ ' ,1UM3 yH 3'. , ' ^ '^5,G^^ Näh. ,Sg ,735 den 5«sten bis zum 28sten Decemb. Während unserer Anwesenheit allhier ist nichts wichF ^iaes vorgefallen. Unsere meiste Z'i( vergieng da,nit, daß wir unsere den Sommer hindurch gemachte Wahrnehmu^. gen in Ordnung zu bringen suchten. Den 2lsten Decem, bcr soltigten wir den Feldmesser, Alexander Iwanow, nach Tunkinskoi Ofttog ab, um die nördliche Areilc dieses Ortcs wahrzunehmen, weil Herr Professor Müller muthmaßete, daß sie in den Karten viel zu nordlich äuge, geben wäre. Es wurde dem Feldmesser auch alibefohlen hie Gegend desIrkuc Flusses, und die heidnischen I^üy, veu in derselben zu beM-eiben. Diese Reift war nicht oh, H,e Nutzm. Tunkinskoi Gstrog liegt unter dem 5". i;> In der Gegend des Ostrogs ziehet eine Att heydmschc.r Tmaren herum, die sich Sojcci nennen ^ und mit. dey Kraspojarskijchen Tataren einerley Sprache hab» N erste von hier entlegen ist. Wir fuhren zu dem Klcstctlho-5e Hinaue, und das Iungfnnkloster, nebst dcm dazu gehörigen Dorfe, welche beyde wir zur linkei» ließen, vor^ bey, und famen über eine bergichte Gegend und Fichten« wald nach dem Rajchtak, welcher in einem Thalc liegt« Daftlbst sind 37. Destlllirkeffel nach der Reihe eingemauert und aus einem jeden gehen zwo Röhren von El'lev, welche durch cinq Nlin«, in welche beständig frisches Waffer zu/ fließt, laufen, und sich an einem Orte endigen, welcher um und um verschlossen ist; der Brandtwein aber, lauft durch die Röhren in einen Kübel, der bey jeden zwoen Röhren untergesetzt ist. Den DeMirkesseln gegen über., aber an einem höhern Orte, sind s. große hölzerne Tonne» yach der Reihe gesetzet, in welchen das Malz zum Brandt« wein gegähnt wird. In eine jede Tonne gehen 147. Pud Malz, zwo aber dergleichen werden zu gleicher Zeit ange.« richtet. Man läßt in eine jede Tonne, über das darin ge« schüttete Malz, so viel siedend Wasser laufen, daß es ein paar Schuhe hoch darüber steht. Das siedende Wasser zvird aus einem großen Kessel durch Rinnen dazu geleitet. ^,.: 5 So »e ,75 >?l5 den 2Hsten Deccmb. So wie es die Iahrszeit erfordert, laßt man immer au< diesem Kessel warmes Wasser nachlaufen , um die Gäh. rung zu unterhalten. DiescS währet gemeiniglich z Tage laug. Wann dieGährung vollendet ist, läßt man kaltes Was. ser zulaufen > bi<5 die Tonnen beynahe voll sind. Denken Tag wird destillirt, und zwo Tonnen werden in 24. Stun, den leer. Der Vrandtwein, der hieraus kommt, istniche besser oder stärker, als der heidnischen Völcker ihr Milch. Brandtwein, und wird auch vermuthlich aus dieser Ursach Araka genannt,weil die Heiden den ihrigcn^so nennen.Durch eine wiedcrhohlte Destillirung wird erzu Wino oder ordent. lichem Brandtwein gemache. Wann aber Wodka * dar« aus gemacht werden soll, so muß er noch einmal übergezo» gell werden. Sieben Destillirkessel sind genug, um den Araka, den man bekömmt, zu Wmo zu machen; deswegen auch in dieser Brauerey der Wino nur aus 7. Kesseln jloß. E5 sind drey dergleichen Brändtwein - Brauereyen 'welche Ihro Kayserlichen Majestät zugchören,und das ganze Iskutzkische,Ilimekische und Selenginskische Gebiet verschen. DiejcnigeM wir besahen, wird perwoi Rasche tak, (der srste Kaschtak,) weil sie die nächste bey der Stadt ist; die weiter entlegene, die 53. DeMirkessel hat Serednoi^der mittlere) «nd die weiteste, welche mit 60. Kesseln versehen ist, posliednoi, (der letzte) genannt. '^^ - '^"^ Vor )^> ' 5xilitU5 viai leHi^c«iuH. Irkllttzk 2^83 wersie. ,71 Vor diesem hatten Privatleute die Brandwein.Brauereyen, und lieferten den Brandtwein für ein gewisses Geld in die Casse. Allein dieKanzeleyen, die Woewoden und stlbst diese Privatleuie gewannen dabey allzuviel. Und obgleich die Casse darunter nicht vieles litte, so litte doch das Volk sehr, weil der Brandtweln öfters noch einmahl so theuer war, als er hätte seifn sollen. Deswegen sind jeßo alle Brandwein - Brauereyen Ihro Ma» jestat zugehörig; das Rathhaus hat die Aussicht harüber, und muß den Brandtwein um eincn leidlichen Preis in die Casse liefern, woraus er hernach in die Schenken ge« liefert wird. Man könnte aber leicht, darthun, daß, wann die Einrichtung besser wäre, der Brandtweln etwa für die Hälfte des Preises, dafür er Mo geliefert wird, geliefert werden könnte, wenn man nämlich m der Gähruna die gehörige Wärme besser in Acht nähme, und im Destilliren nicht so viel verstiegen ließe. Ick bin in dem Verschlage gewesen, worin der gemeine Brandtwein hineinlauft; ich glaube aber, daß wann man nur 5, Minuten darin bleiben sollte, man wegen der Stärke der ausdünstenden Gei« ster voll Sinnen kommen würde. Die Kübel, darein der Brandwein läuft, halten zum wenigsten einen Schuh tm Durchschnitte, und stehen ganh offen, und die Röhren endigen sich zum welligsten einen halben Schuh über den Kübeln. In der Kammer, worin der Arakä läuft, ist alles eben so; und obwohl d.'r Geruch darin nicht ft staxk ist, ,7« l?35 den 28sten Decemb. ist, so kann man dennoch leicht wahrnehmen, daß viel« Verstieget. Und da in dem dicken, welches sich u,.ten in die Tonnen setzt, dcr meiste Geist steckt, so wäre rachsam dasselbe besonders zu deMiren. Aus diese We»> würde man von demselben so gleich bey dem ersten BrenncnPpod. ka haben. Allein, wenn man dergleichen Porsche ge thut, so heißt es: wie «s unsere Väter gemacht haben, so wollen wir fyrtfahren. Nachdem wlr alles in Augenschein genommen hab ten, fuhren wir wieder nach Hause, ließen aber den Weg, den wir vorher gefahren waren, zur rechten liegen. Denn wiewohl dieser letzte Weg, Yen wir nahmen, etwas um ist, so gehet er doch beständig in einer Ebene fort, nur einen kleinen Berg ausgenommen, über welchen man nahe bey der Brandtwein, Brennerey gehen muß. Wir kamen eine Mühle vorbey, welche vou dem Wasser des Nscha« kowka getrieben wird, und durch das Mühlthor wieder in die Stadt, nachdem wlr zunächst dem Thore einige Bratskische Jurten vorbeygefahren waren. Das Thor hac seinen Namen von her jehtgedachten Mühle, die nur t. Werste von der Stadt gelegen ist. Das dritte Thor aber wird Morykic worori (das Meer« Thor) genannt, weil man dadurch nach dem See Baikal gehet. Die Christfeyertäge wurden hier, wie an andern Or-ltN Sibiriens zugebracht. Es war was seltenes von dem Christ- Irkntzk 2683 werfie. ,^ Christtage an bis zu dem Feste der heil. drey Könige einen nüchternen Menschen zu sehen. Kein Hqnd« werksmann war innerhalb dieser Zeit zu irgend einer Arbeit zu bringen. Einige giengen mit solchen iatern«» herum, als ich bey unserm Aufenthalt in Imiseisk be« schrieben habe; andere zogen Narrenkleider von allerhand Art an,und giengen bey vierzlgen in den Häusern herum, um daselbst ihre Narrenpossen zu machen, und etwas, wofür sie saufen könnten, zu verdienen. Die sich aber auf die Fey» ertage etwas erspart hatten, bekümmerten sich um keine weirere Arten etwas zu erwerben, weil sie genug hatten, un, ihre Ueppigkeit zu sättigen. Gewiß, es scheinet, als wenn dergleichen Feyertage mehr dem Teufel, als GOh gewidmet seyn, und diese Aufführung dienet den hausigen Heiden dieser Gegenden zu keinem guten Exempel, da sie sehen, daß das höchste Gut der Sibiriaken im Saussen bestehet. Das Sauffen aber, womit die teute in diesen Tagen vor andern besessen sind, bestehet nicht darin, daß sie sich etwa nur des Abends voll sauffcn. Kein Storndeu» ter würde ihnen eine unglückliche Stunde sagen könne», darin sie nicht sauffen dürsten; denn eine Stunde ist ihnen wie die andere. Mit dem Christtage findet sich ein ansteckendes hitziges Fieber bey ihnen ein, bey welchem schon in dem andern und dritten Tage die leute zu rasen anfangen; und die Kranckheit bricht sich endlich den vierzehnten Tag durch i?4 l?;5 vom 2<^. Dec. bis zmn 26stcn Jan. 1736. durch eine ungemcine Rasi'rey. Sie erhohlen sich zwar wieder davon, allein erst in fünf bis sechs Wochen. Sie bekommen nämlich die Woche vor der viepzigtägigen Fa. sicn einen neuen Anstoß davon mit der grösten Raserey, wovon sie sich doch in 8. Tagen wieder hergestellet befin» den. In dem Frühjahre, und allezeit mit dem Ostertage kommt diese Krankheit ordentlich wieder, nur daß sie we« gen der großen vorhergegangenen Fasten etwas bösartiger ist, und sich deswegen auch früher, nämlich in dem sieben, den Tage endiget. Und gleichwie .ieute , welche eine schwere Krankheit ausgestanden haben,lange Zeit gebrauchen, um sich wieder zu erhohlen, also gehet eS auch hier. Es hält schwer, daß sie wieder in ihre vorige iebensart kommen, welche darin bestehet, daß sie sich etwa nur alle 4 Tage einmahl voll saufen. Denn die Krankheit stellet sich sehr oft mit frischer Heftigkeit ein, worin sie z. Tage in einem fort saufen, und ich finde gar, daß dieses eine neue Art von hißigen Fiebern ist, welche wie die fallende Sucht beständig ihre Anfalle hat, und sich nicht eher als mit dem ieben endiget. . Wir brachten in Erfahrung, daß ohngefähr w.Werste Landeinwärts von dem See Baikal, von dem Orte an zu rechnen, da der kleine Bach Rabania auf dem nordlichen Ufer in den See fällt, eine Tagereise unterhalb der Mündung des Baches Bargusin, in dem dortigen Gebirge ein war» ^lklllzk 2653. Worsts ,75 warmes Bad wäre; daher faßten wir den Entschluß den Feldmesser Alexander Iwanow und den Studenten Rraschenninikow dahin abzufertigen, um mit dem Was» scr Versuche anzustellen, die Gegend zu beschreiben, und einen Grundriß davon aufzunehmen. Um aber die Reift auf alle Art nützlich zu machen, und dasjenia/, waS uns in den dortigen Gegenden zu untersuchen zurücke geblieben war, nachzuhohlen, fanden wir für nöthig zu befehlen, daß ge« dachte Personen unseres Gefolges über Iranzinskoi Ostrog gerade nach Bargufm gehen, daselbst die in dem Archiv befindliche Nachrichten durchsuchen, von dort nach dem warmen Bade reisen, so dann aber gerades Weges nach wcrcholcnsk gehen, und alle auf dieser Reise vorkommende Wege beschreiben, in wcrcholcnsk aber Beobachtungen über das Welter machen, und unser daselbst erwarten sollten. Herr Prof Müller und ich entschlossen uns über Balagansk und Bratskoi Dstrog „ach^jlimsk, und von da nach der Lena zu gehen , zu Verminderung der Reisekosten aber den meisten Theil unserer Gcräthschaft mit dem Studenten Gorlanow voraus gerades Weges nach der Lena zu schicken Und also fertigten wir den -isten Jan. des Abends die Gcräthschaft nach der Lena ab, wir aber verließen den 2ftsten Vormittags um lo-Uhr^rkurzk ebenfalls. Herr Prof. La Croycre blieb noch zurücke, woll' sA ^35 dcn 2?sten Ialt. wolltö aber des folgenden TagcS seine Reise Über ttdinsk tlnd SelenIlnsk nach Rjachra antreten, um die Beob-«chtungm, die er voriges Iahrwegen des unfreundlichen Wetters Nicht hatte machen können, nachzuhohlen. Er gedachte noch auf dem Winterwege übcr Irkuyt zurücke, und gleichfalls nach der Lena zu gehen, allwo wir uns folglich künftiges Fnchjahr wieder zu sehen hofften. Herr Prof. Müller und ich kamen um l. Uhr nachmittags in Urikowskaja Sloboda an, von hier giengen wir mit frischen Pferden über Balei oder Balciskaja D> nach Olonki oder Olonskaja Slododa, und langtcn daselbst den 27stcn des Morgens um 7. Uhr an. Wir fuhren auf diesem Wege die Eisenhütten vorbey , welche mit den» Anfange des Jahres 173z auf Angeben des Com« missarS Timophei Burzorvs daselbst wegen der Kamt« schatkischen Reise angelegt worden. Sie sind 2. Werste von dem Ufer der Angara an einem Bache Telma cr° bautt. Das Eisen wurde daselbst nur m Handöfen ge. schmolln, und man war zwar Willens dort ein großes Werk anzulegen; allein das Eisen wollte nicht nach Wunsche ausfallen, und schon in dem Spätjahre i?Z,. wurde alle Arbeit daselbst aufgegeben. Das Eisen davon wurde nach der Lcna geliefert, einige Balken aber, die man zu Erbauung der Hütten gefällt hat, liegen nebst einigen Wcrckzeugen noch da, und werden schon seit einem Jahre von lon5kal'H Sloboda 276c) werste. ,7f von iz Schlujchiwie, die man aus dem ohngefähe 6e» Werste weiter unterwärts gelegenen Idinskoi Osttog genommen hat, bewachet, damit sie nicht verfaulen m5. zen^ und man weiß nicht, wie lange sie dort noch werden bewachet werden. Das einzige Gute, das durch Anle» gung der Hütte gesiisstet worden ist, bestehet in einer Mühle, »vclche der Commissarius Vurzow daftlbst erbauet hat> und die den Einwohnem hiesiger Gegenden bequem ist. Ailcin die meisten sagen, daß die Mühle schon vor? Burzorvs Zeiren erbauet geweftn s?y. Dae Erz, wol«» «ue die Hütten ihr Eisen schmolzen, muste über 8^ Wcr^ sie weit hergeführet wcrdcn. Noch iz. Werste unter 2xa« Menka ist das Dorf Bumajchkina an dcm rechten Usee der Angara, ^>on welchem >nan über den Fluß ktzcn^unv von da 5. Werste nach Westen landeinwärts gehen muA Daselbst ist cm Berg, welcher voll von diesem Erze ist. Die Bratski in diesen Gegenden haben von undenrliclM Jahren her aus diesem Erze Eisen geschmolzen, wie dantt' unzahlich viele Gruben in dem Berge zu schon seyn sossenv Die hiesigen Russen aber föder» sihon bey 20. Iahreft lang Erz, und huben das Eisen im Ucbcrstuh. Dev Berg soll etwa eine Arschin hoch mit Erde bedecket seyn, und unter der Erde ist alles Felsen, außer, daß hin und wieder reines Eisenerz ist, welches sich in einer ziem- M lichelt Ramtsih.R.2.Theil. l?3 ^6 27 n. 28sim Jan. lichen Dicke auf 4. 5. 6 bis 7. iachter gerade indieTiess'cr-sireckt, und gleichsam hingestürzt ist. Burzovo hat z dergleichen Plätze ausgraben lassen,die Bauren in diesen Gegenden aber sagen, daß das Erz nun meistens zu Ende sey. Dasselbe bricbt meistens als ein gelber Mulm, zwischen welchem derbe braune Schichten lauftn; alles aber ist wie mit runden erbsenförmigenKügelchen häufig durchjaet. Das gebrannte Erz hat eine rothe Farbe, und giebt den vierten, den dritten und den halben Theil Eisen: denn das Erz ist in seinen Eigenschaften nicht gleich, weswegen auch das Ei« sen, so davon kommt, in der Güte unterschiedlich ist. Ich bestnnemich, bey meinem Aufenthalte in Catlv.rmcn-bury, von dem Herrn General-!ieutenant Sennin gehört zu haben, daß er daselbst das Eisen, was hier geschmolzen worden, hätte probiren lassen, und daß von allen dar« aus gemachten Nägeln dle Köpfe abgesprungen warett. Es ist aber gewiß, daß man aus eben diesem Erze auch köstliches Eisen bekommt. Jedoch es mag so gut seyn, als es will, so muß es doch der Casse sehr hoch zu stehen kommen, indem die Arbeitsleute hier zu iande theuer sind, und Eisenerz auf Lo. Werste herzuführen eine unerhörte Sache ist- Acht Werste unterhalb gedachten Hütten sind 2. Salzkothen, davon die eine dem Wosnesenskischcn Kloster, die ander« aber emer Wittwe in Irkuczk zugehörcc. Die. Ramenka D. 27^8 wcrsie. , ^ Dieselben befinden sich auf einsr Insel der Angara, «nd haben ihre Nahrung eine jede von einer Quelle Salzwas-ser. Die Quellen sind nicht über 50. Faden von einander. Sie geben zusammen ft viel Salzwasser, daß man Jahr aus Jahr ein Sal; kochen, und das ganße Irkußkische Gebiete disseit des Sces Vaikäl, und einen Theil deS Ililwkischm reichlich damit versehen kann. Dieser Vortheil der Narur hat veranlasset, daß man auf solcher Insel ein Dorf und einc Kirche gebauet hat. Von Olonki kamen wir gegen Mittag nach Du« rcMja D- Es sind 4. Dörfer nach der Reihe, die die« sen Namen führen, davon die drey ersten 2. bis 3. Würste von einander liegen, das vierte aber nur eine halbe Wer-sie von dem dritten entfernt ist. Wlr hielten in dem dritten stille, »md aßen daselbst zu Mittage. Dc« Abends um 7. Uhr erreichten wirRamcnka D- und schlugen da« selbst unser Nachtlager auf. Wie blieben auch den folgenden Tag da, um uns nach und nach zu den Schwarz« siuben zu gewöhnen. Die Bauren allhier befinden sich, wie in allen diesen Gegenden, nicht übel; nur werden sie von ihrem Schultheißen (prikaschrschl^ der nur 2. Wer-sie von ihnen weiter unten in Idmskoi Ostrog wolM, öfters besucht, und haben also mehr Auskommen, als andere. Sie klaqten, daß das verwichene Jahr sehr unglücklich für das Hornvieh gewesen sey,und daß umer dcm- M 2 selben zoo «736 don 29sten Ian, selben in dem Frühjahre gleichsam eine Seuche gewütet, und vieles davon hingerafft hätte, wie denn auch die von dem übergebliebenen geworfene Kalber gröstcncheils bald nach der Geburt a/storben wären. Sie hallen plötzlich zu schreyen und zü schäumen angefangen, und wären bald darauff verreckt. Dcr Rocken und das Commerkorn (Iarlza) sey verwichenes Jahr gut, der Hanf und Ger. stcn aber schlecht gerathen; fünf Jahr vorher aber.wäre wegen der großen Dürre fast nichts fortgekommen. Den 2)sten des Morgens um 7. Uhr fuhren wir wel« ter, und kamen durch das Dorf Bmnaschkina gegen 11. Uhr nach pawlorra D- In dem Dorfe Vumaschki-na besähe ich einen Ofen, darin die hiesigen Bauren von dem obgemetdeten Eisenerze das Eisen aus schmelzen , und konnte keinen Unterscheid zwischen diesem und dem in BoZorodekoje Sielo besindlichen, den ich bey unse-. tem Aufenthalte in Tomsk beschrieben habe, wahrnehmen, als daß er etwas höher und dagegen etwas enger war. Es jvllen mehr dergleichen Oefen nicht nur in dem Dorfe, sonoern auch in den unMgenden Inseln seyn, und einige Einwohner dieser Gegenden sich davon ernähren. An dem zunächst oberhalb Brawkoi Ostrog in die An. gara fallenden Flusse Gcka, auf der östlichen Seite desselben, etwa zwo Werste vom User, ohnweit der Mündung des aus Osten einfallenden Baches Tagna/ohngefahr 20. Werste Balaganskoi Ostrog 2857 Werste. ,3, Werst? oberhalb der Mündung des Sma-Flusses in den Ocka, hat man vor etlichen Iahrei, ein Eisenerz entdeckt, welcl^es eben so, als das obgemeldete ausgesehen, und gleich, falls zu vielen Neinen Schmetzhütten Anlaß gegeben ha« b?n soll. Ich habe von den Grißen sowohl dieses als deS obiqen Eisens erwas schmieden lassen, und befunden, daß da? Ockische viel geschmeidiger ist; wiewohl die ieuce sagen, baß die Gritzen ftwohl von dem einen, als von dem andern Erze, schp unterschiedlich füllen, ^ben dergleichen Oefen sollen in der Gegend von Biclskoi Gstrog seyn, und die Einwohner ein Er;, ft an dem Flusse Pwlaja, welcher unt'rhalb demTclma in dle Angara fallt, darin durchsein. Pawlowa D- wostlbst wir zu Mittage aßen, heißt a lch Rulakowa, imgleichen Serodkina, vnd Soro« gina. Und es ist in diesen Gegenden sehr gemein, daß ein Dorf viele Namen h'äk. ' Wann der Bauer ^ von den, es den' Namen hat, stirbt, so bekommt ss einen andern. Des Abends um 6. Ilhr kamrn wir in Bala. ganskoi lVströg an. Ich habe dieses Ostrogs schon auf der Krasnojarskischen Reise gedacht, so daß ich, ob wir uns gleich eina zritlang darin ausgehalten, nichts lveiter davol» zu melden habe. Ich will mich aber,.um nicht so kurz abzubrechen, bey den Brarski hiesiger Gegenden ein wenlg aufhalten. Sie kommen denen, die jmftils des Baikal wohnen,m dem Reichthum d. i.. in der Menge des Viehes bey weitem nicht bey; deswegen es auch mehrere niM dlefta. M z Hiebt, H, l?)6 den 25sisn Jan. - qiebt, die sich tauffen lassen; dann alle, die sich unter die, sen Nationen ta-ffcn lassen, thun es aus Armuth. Es halten slch dergleichen getaufte um t>en Ostrog auf, und Haben seit 5. bis 6. Jahren das Feld zu bauen angefangen. Sonst habe ich von den Bratski dieser Gegenden vernom. men,daß sie nicht gleich wie ihre jenseit des Sees herum, ziehenden Brüder Götzen Habens und sie kommen also hierin mit den heidnischen Catarcn des Krasnojarbkischen, Tomtkischen und Husnehkischen Gebietes überch». Sie haben zwe«n Götter, die sie verehren, den Himmel und den .Teufel; ihre Zauberer aber unttrrickiten sie, welchem von diese;, Göttern sie in diesem oder jenem Falle zu opfern haben. Ucbechaupt geschehen alle Opfer für das künftige dem Himn sl zu Ehren; wann sie aber etwas böses von sich abwenden wollen, jo müssen sie dem Teuffel opfern. Den» Himmel opfern sie allezeit unter freyem Himmej, und die Feyerlichkeit bestehet darin, daß sie alles Fleisch von den, Thiere verzehren, die Haut aher und das Gerippe auf em Gerüste aussetzen, und meistenteils an ein paar Stangen ein Seil spannen, an welchem sie allerhand Thierfel-. le und Stücke von Aitaika und andern Zeugen, so wie es ihnen der Zauberer vorschreibt, aufhängen. Bey den meisten Opfern, die in dem Sonimer geschehen, wird auch ihr Milchbranocwein gebraucht, als von welchem dcp Schaman «was in die iuft spritzt, das übrige aber mit W^sMM^MM?' sWMHr, Wlche^ß dcn, Teu» ^ B.-lagan5kol Osirog 2357« w^ft. zzz set Zl Ehren geschiehet, wird allezeit in den Illrten verricht tee. Sie scßen das Gerippe des Thieres auf elnem Gerü^ sie a»s f die Haüt aber behalten sie zu ihrem Gebrauche, und der Schamcm hält seine Rede in der Jurte gegen We^ sten. Wann auch Brandtwcin zu dem Opfer erfordert wird, so spritzt er «was davon gegen die westliche Seite der Jurte; das übrige verzehrt er, wie bey dem himmlischen Opfer, mit denen, die ihm glauben. Dabey unterrichtet er denjenigen, der ihn um Rath gefragt hat, was er außer dem Thiere und Brandtwein, noch an Thierfellen oder läppen von Kitaika und anderen Zeugen opfern, müsse. Dich Sachen packt der Bracski fest zusammen,, und umneht sie mit Woelocken» den daraus entstandenen Sack aber hängt er ill der.Jurte gegen Westen auf. UnH weil ein solcher Kerl, so lange er lebt, des Teufels oft benöchiget zu seyn glaubet, so geschiehet es zuweiz. lcn, daß mancher 15. bis 2a. dergleichen Sacke beysan^ men hat, ehe er stirbt: Er wirft aber keinen weg, sondern verwahrt sie alle. Wo sie nach seinem Tode hinkommen , habe ich nicht, erfahren können. Von der Macht ihrer Zauberer haben sie eine große Mey< nung; sie halten dafür, daß, gleich wie sie bcy ihren lebzej, t^.M tz^de smh ihnen durch des Teufeltz,Hülfe alle« ja ihnen f) gar das icben zu nehnrenj, s,e solches auch nach dem Tode thun könnten. Sie sagon^ haß sie öftere, von. verstorbenen Schamanen jm Schlafs gequält lmd öfters mit cil>cm gewaltsamen. Tode.bedrohet werden. Dieses giebt Gelegenheit zu cinem neuen Opfer. Sie gehen zu dem Grabe dcs.Schamans,, welcher mi^ seinen S6)amxmsklcidern und uhngen tcufeu'stl)ßn Wer^ zeugen iu die Erde gelegt worden ist^ und opfern auf.semen^. Grabe ein Stück V/eh^ so wie ein noch le^»derScha,um es ihnen vorschreibt. Dieses Opfer bestehctdarin., daß sie das Flcrsch davon fressen, und das Gerippe auf dem Grabe lieget, lassen. Wenn jemand von ihncn stirbt^ ft, begraben sie ihn, und geben ihm öfters das bestr Pferd, wel^ ches er in srmen iebzcitcn hatte, mit ms Grah. IeöoH glicht diefcs nicht bey allen, sondern wie ich gehöret ha« brj'tmr bey den Wohlhabr^Ven. "Das Fleisch daboi^ wird vorher von den iebenden vcrzehrtt '' HreiH Braudlwein vestilliren sie, wie bse Tataren, nür 1st ih^ re Philosophie etwas anders dabey. )tn stall/^aß'M Tarnten ;ü dem ioche, das in dim Deckel tst/hMch hlah>i, um allen' Brandtcwcm nach dcr Röhre zu treiben, gießen dief^, sobald die Mitch gekocht hat, btwasWtes Oasstr dräust Sobald sie wieder tvcht/ gießen sib^nöch ftlM ;u/ und fahren damit so längs foN,> bis die kochen» dk Milch nicht mehr schäumt z auf dieje Weise sagell sie, Iendinskoi OstrHF'2959 Wsrste. z»« bekäme man mehr Brandtwein. Sie destlüi«n aber he« Brandt wem sowohl aus Kühe-als Pferdemilch. Di Bratski jellseit des Sees sollen zcho meistens alle ihre« Branonucin auf eben di^eft Art machen, dahingegen fi« sich vor Hieftm der. Mongolischen oder ^«NHuftschm Att het>w'§;-.Wen» v^ . „. i^^ .^.i^ ..^ ^si^l ' ^''' ^ ;>^ ^, ,. .^^^^,.,. , ,^ .. , . Den loten Febr. des Morgens um 8 Uhr verließe^ wir Balagansk, und kamen um 11 Uhr nach Tasihlü» kprva D. des Aheydy > p^w' Hch bedaurete,/ daß der Herr po» Srrahlenbez^uchtHn diesen Degendon geweje,, ist^plyeinO Colons 7P" E<^VH ^^ng^ftcr Hieher versetzen zu köst« UN., Wir ftlhreu die Nacht durch, und karyen des an- pcrn Morgells um 7 Uhr ^lach Ienhwekoi WrsI^ Dieser Ostrog ist e;was züzM ats BalagaM, unl> gleich dems^n von Ilimsk aus erbauet. <^bhatlen M ha« lelbstsch«,» vpr Erbauung des ^)stroßs eylige, Bauren nie« dcrgelassm,. uny^ wegen, y«! ^i^l> Mrarsk^, ,die. in, der Oegent^ n)aM,.. leg den Ostrog an, welcher kaum go Faden ins Gevierte hält, lmd gegenwärtig nicht den geringst.'» Dienst mehr thun kann, weil sich alle Bräts-ki von dort. weggezogen haben, und von den wenigen Tungul'est, die in der Gegend Herumschwärmleu, die meisten ausgcstorbcu sind. Weil wir hier die Pferde wech. selten, so musten wir uns bis des Abends um 3 Uhr auf. halten.^ '"'^ ^ " ^f>i5>V ^'^ l ' n^i :l^ '^ Des Nachts um !-ftlbst' nnfsngti Je weiter wir kamen, desto schwerer war A für die Pferde, unh desto verdrieslichtt für uns. Wir nlusten den ganzen Tag wegen des heftigen Windes und Schneegestöbers in verdeckten Wagen fahren, und die Wege Anamürskaja 3159 tt)erste.. ^ ,§^ V?cge waren ziemlich verschneyt, so daß wir oft ein wenig stille halten musten, weil die Pferde nicht mehr fort wollten. Wir kamen endlich nach Malolicrnich D. und da wir schon gegen 15 Stunden gefastet hatten, so würden wir hier gerne ein wenig abgetreten seyn; allein das Dorf hatte nur ein einziges Haus 5 und über« dem war daselbst nicht ein einziges Pferd zu haben. Wir gimgen also mit großer Beschwerlichkeit noch 4 Werste weiter, und erreichen des Abends um 7 Uhr Sunzoro« ba D, woselbst wir zu Mittage aßen. Und weil wir hier srijche Pferde por uns fanden, so fuhren wir den izten des Morgens r;m 2 Uhr weiter, und kamen noch Vqrmit« tage um 10 zlhr nach Gromü oder Gromoi^ekaja D. nachdem weinen.Birkenwald, upp nahe bey dem Dorfs «jney.Bgch^Her des.Winters nicht zufriert, und zwey Mühlen treibt, vorhey gefahren, lpa^en, Mqch^ingenom» menem Mittagsessen und gewechselte!, Pferden .setzten, wir unsere Reise Mt, tznd erreichten des Nachts um ^>,Uhr. Anamursküja oder podwo^sthnaja D. Ultterwe-gens fuhren wir auf ein paar Inseln, die yber und über mit nichts als, Tannen bewachsen waren, und ich habe bey dieser Gelegenheit gehört, daß die meisten Inseln der Angara diese und keine andere Holzung haben. Bis Hieher such die Wege gemessen,, und durch Werstsäulen angezeigt, welche jedoch noch nicht allenthalben a^fgerich« ^^M^Hs. ist auch zweifelhaft, ob bey dem Maaße ; . allent» i88 ' «736 den >4tm Febr. allenthalben die gehörige Sorgfalt beobachtet sey; dann <,n einigen Orten ist es augenscheinlich falsch, Dep Sin Bojarykoi,' den die Irkutische Kanzeley verwiche« „en Herbst dazu abgefertiget, hatte vlils einem sehr verstän« dhen Miwno uln/ denn sie hat iym einen Stricr von 56 Faden gegeben, dämit er messen stll, ohn^ ihm dabey zu stgett", baß derselbe im trockenen und feuchten'längor ^nd kürzer weröen könne. WenneSshM aber jemand anders ftM iMlt'^'so würde er es nicht glauben/^ WaS cm SivM^Müben soll, dazu muß er einen Befehl haben, sonst MMO'e5 nicht. Wir Wgen von hier weiter die Angarrt herunter^ und-kamen des andern Movgeus um if>Uhr «uch >Resihemskajä D. welches eines V^ tlrDelT Dsrfei'VM^egenvenM Es ist auch ^8«'e^eiKir' che dliriti ^ebM, und nächstens ptt ein PW^daW'äbF geftrtlijet Werden: Wir MreN'v^n hker aüs Äurch niche wenige und ziemlich größeDörftrl^nd kamen desiti'whs M, allM'zween Tage hernach beruhn, ün^ voriges" Jahr ln SeleHlnA M.^ Ae^aBck SiuseVtMetläkVw'amh 'änlangU" ^'"' ^' '''MWtmum^M <^H'«>ZMg^^ 'W^ Vstrog kiege'Än-HW^wfe'^Uf^^r Angara. MM,, gara läuft hier nachWeM^U^Mmt den^ m ,n dieser Gegend zu sich, welcher aus Südoften kommt, , und ohngefähr6 Wcrste oberhalb dem Ostrog sich in zween Arme theilt, deren jeder j heißt; folglich wird von dem oberen, unteren und kleinen Querarme der Ocka, und von der Angara eine große, und hernach von dem unleren und kleinen Querarme der )2. lc>5 Sluschiwie mit dem Sinbojarskoi Dunaiew von ^lcnlseisk zu Waffer ab, welche zunächst oberhalb dem großen Wasserfalle padun, welcher 30^ Werste unterhalb diesem Ostroge ist, eine Simowje^baueten, der Sinbojarokbi aber gieng mit .50 Mann die Angara und Ocka herauf bis an einen kleinen Bach, der von dem Or. te, da sich die Ocka vertheilt, ein paar Wersie oberhalb gelegen ist, M M dM Slndojarskoi noch heutiges > ' ", Tages lyä» l?^6 den i4ttn Febr. Tages DunaiewH heißt. Daselbst stieg er mit seinen ieuten aus, um von dem lande und M Völkern Kund« schast einzuziehen, wurde aber von den häufigen Binären dieser Gegenden mit seinem ganzen Gefolge todt geschla,' gen. So bald die 75 zurückgebliebene davon Nachricht bekamen, giengen sie gerade in den oberen Arm der Ocka hinein, und baueten ein paar Wcrste oberhalb der Mün, dllng einen Ojlrog. Die Brütski aber unterwarfen sich dem Scheine nach, und erboten sich zum Tribut, welchen sie aber in einem dritten Orte bezahlen wollten, und dazu die größere Insel, deren ich oben erwähnt habe, vorschlugen. Die Sluschiwie willigten darein, und kamen, ss »vie die Brarski ihrer SeitS dahin. Die Sluschiwie wurden von den Brarski mit ihrem gewöhnlichen Milchbrandtwein bewirthet, bis alles lustig wurde. 'A>ie.es aber an dle Einnahme des Tributs gehen sollte, ft siengell die Bratski an die Sluschiwie todt zu schla. gen. Einige derselben suchten sich über den kleineren Arm zu retten; aber die Brawki jagten ihnen nach, und erschlugen den Rest in demselben, daher er auchAro-wowaja proroka heißt. Vermuthlich dachten die Sluschiwie, daß, wenn sie über den kleinen Arm gesetzt hatten, sie noch über del, unter>i,und folglich über festes tand, nach ihrer Simowje kommen könnten. Vielleicht haben sich auch einige gerettet, und die Zeitung sowohl von diesem Todtschlage, als von der gleich darauf erfolgten Ver. Brarskoi Ostrog 3217 Werste iyi Verbrennung des Ostrogcs nach Icniseiek gebracht. Dcnn drey Jahre darauf, nämlich 1655. kam wieder eine Anzahl Sluschiwle von Icniseisk, welche einen neuen Ostrog baucttn, welches der gegenwärtige ist, dessen tage ich schon angezeiget habe. Eine durch die Erfahrung erlernte Klugheit konnte sich nun nicht mehr verblenden las» sen; ja es gieng nun alles nach Wunsch,' so daß auch pasihkow, welches nur beyläufig gedenke, noch selbiges Jahr in den Ostrog kam, und daselbst überwintert«-. Das folgende Jahr gieng er zu Wasser weiter die Angara hin« auf über den See Baikal, durch, dcn Selenga und Chilbk bis an den Irgen Osiro, und überwinterte in dem nicht weit von den See an dem Chilok gelegenen Ostrog. Dieser Ostrog wurde nach der Hand verl-.ssen, und vor 8 oder »o Jahren, da er vor Alter schon meistens verfallen war, von einem Brande in der Steppe völlig verehrt. In dem solqe,iden Jahre ,657. gieng er weiter und legte Ncrtschinek an. Brarskoi GsirOg halt ins Gevierte 30 Faden; auf der Seite gegen die Ocka hat er cmen qrosicn, und aus der Ungarischen Seiten einen kleinen Eingang. Die Gerichtsstube (prikasnaja Isda) ist zur rechten des großen Einganges. Auf der Seite, welche der Ockischen gegen über ist, hat ein jeder Winkel des Ostrogs einen Thurm, und darunter sind alte verfallen« Schwarzstuben, die sich die ehemahligen Ieniseiskischen Cluschiwie bey Anlegung des OstrogS gebauet haben. In dem HH '736 den l^tttt Fcbr. dem Ostrog sind eine Kirche, einige Vorrathskammer^ vebst einem Pulver-und Brandt Weinkeller gebauet. A ußcr« halb dem Ostroge sichen 5" Wohnhäuser, und 5 Wcr,Ie ybcrhalb ein Mönchbkloster, Spaskoi genannt, welch^ zu dem Wosnesenskischen Irkutzkischen Klojier gehörer. Die Einwohner kann ich nicht sonderlich lol^n; wir könn, len kaum so viel für Geld von ihnen erhalten, als nöthig war uns deö Hungers zu erwehren; und doch hnd' sie a« Viehe so reich, daß sie nicht nur sich> sondern auch die Stadt Ilimsk zu untechaltcn im Stande ftyn. Dcnn sie leben bey nahe von nichts anders, als der Viehzucht, au» ßer demjenigen, was sie von den Tunttuscn erpressen können. DerOstrog gehört unrer Ilimsk; allein so wii: bey Vem Iel'dinskischen hat es der gegenwärtige Unter« statthalter für sich vm theilhafter befunden, den pnkasch^ tschik davon in Irkuyk zu ernennen, und dergleichen Macht dem Ilimbkischcn Amtmann l Uprawitet) ^iche zu überlassen. Die Bratski, welche zu Erbauung dichs Ostrogs Gelegenheit gegeben haben, sind beynahe alle voll hier weggezogen, die Tungusen aber halten sich gegenwärtig ziemlich häufig in dieser Gegend auf. Sie haben keine Viehzucht, und leben in den Wäldern, sind aber sehr arm, so daß auch viele nicht einmahl Rennchicre h^ ben, um damit aufdie Jagd zu gehen. Diejenigen nun welche keine Rmnchiere besitzen, nennt man arm. Uebri, gens haben sie, vielleicht wegen ihrer Armuth, vielen Um« ganz - l^>. Bratskai Gstioy 9217 Werste. ,y; MgmitbenRuss'schcN Einwohnen, und verst^en daher niehrenthM die RüMche Sprache, und lassen sich «uch öfters taufm. Es befit»den^ sich unter ihnen Scha« mane«, gleichwie untcb den übrigen heydnischen Völkern. Wir hattlm einen ajten.berühmten, Schaman Mit s^m Mrtzeuge bey uns., Seine Kleidung warvon dmSä^a« «nanbk/eidunzen^ die wir bich'r gesehen.hatten,mmevschie, den. Sie heskjnd zwar gleich den vorigen.^ »lll««r.in cr nuq'koch übndem cin Schurzfells welches denen, so dje tzcklösser zu NMi pftcgen, gleich > und ebenfalls mit vielem Eifelt bcsckweret wax. Hierunter sahe man auch eiserne Platten, deren einige wegen einigc> Erhöhungen und Vertiefungen Gpsichter yorstettttn. Sot»ft befmckcn sich bey bivser^Ktei-dung lederneMssünn^fe, Vle stärk mit Eisen^ott oben^his «nten beschlagen waren, und an dcm Ende fünfXßrnk Zchcn sMcn.'" Die Mutze stF auch syndcrbar seyn; ttsseitt dicftr Schaman hatle keine, Mil ihm diejenige^ dk et gehabt, durch eincn- Un^ücklichen Zilfall verbrannt war, der Teusch,abe«', wie cr vorgiebt,'Hn n^ch wit keintt neu. en begnadigt hakte. M wis lhck anlagen uns^kibas vorzuhoxen) ^zog er scw KlMmg att, doch »Wt üus den bloßen leib, .als welcher nitß Meltt HeMde bedeckt wi,r. Er nahm seinr^Trommel zur Hand, nwlche VM weitem . , ^.^!''i ? ^l^s"^ N '. ^ .'oval Ramrsch. R. 2. Th. l94 »7)6 dcn I4N'N bis zmn I7ten Fobr. svalauesahe, aber, vielleicht wegen des schlechten Meisters., der sie gemacht halte, fimseckicht war, und bot die .Teufel mit einem ziemlich lange anhaltendem Trommel, schlage und einer langen Rede auf. Diese hielte er sin« gcnd, und ließ sich dieftlb', damit sie krafngcr seyn mög-te von einigen seiner Glaubensgenossen nachsingen: Die gegenwärtige Tungusen sowohl als Russen sagten, daß Hnen die Sprache, worin er die Rede hielte, nicht bekannt wäre, welches ebenfalls ein zu dcm Chor gehöriger Tun-guse sagte, welcher sich taufen zu lassen geneigt war. So dann giengcn die gewöhnliche Gaukeleyen mit einem unbeschreiblichen termen und Geschreye an, worin er bald einem löwen, bald einem Ochsen, bald einem Hunde nach-ahmete, und seine erschreckliche Geberdm kamen den Geberden des Teufels, so wie sie beschrieben werden, ziemlich .lW<, Endlich hieß es, die Teufel wären da, und der Schaman hielte wirklich mit ihnen eine Unterredung. Nach vielen Gaukeleyen lief «r mit seiner Trommel gegen M. sten, als wenn er die Teufel wegtrommeln wollte; auch fuhr er öfters mit der Hand über seinen ganzen tcib, als wenn er sie abstreifen wvlltt; diese letztere Bewegung mach. te er auch vornehmlich auf;die letzte an den Füßen, mk denen ex,viel zu thun hatte; und durch dieses alles zeigte er daß er in seinem Handwerke eine gute llcbilllg hatte/ Die Poffcn endigten sich damit, daß er, als von, einer schwc-renZrbeit ermüdet, um ziemliche Zelt stille stund, um .^ ^ ^'^'"^ sich Brawkoi Ostng 3217 Wersie. 19; sich zu erhohlen. Er sagte alsdann, die Teufel hätten ihn nur geplagt, sich aber in ken, Gespräch-Mit ihm einlassen wollen. Wir hätten ihm dieses zwar gerne gewünscht wann wir ihn dadurch von seinem Handwerke hätten abwendig machen können. Er wollte sich aber hierdurch nur von vielen Fragen, die er von uns befürchtete, befreyen. Die Teufel, sagte er, hätten Menschengestall, und wären nackend, hätten auch nicht mehr Haare als Menschen, And weder Schwanz noch Geißklauen :c. Den l7ten fuhr ich mit Herrn Prof. Müller nach der hiesigen Brandtweinbrauerey, welche 4 Wersie oberhalb des Ostroges an dem unteren Arme der (l)cka liegt. Wir thaten diese Reise vornehmlich, um die rechte iage deS alten Ostroges, der cka und der Angara in Augenschein zu nehmen, und befanden alles so, wie ich es oben beschrieben habe. Die Brandtweinbrauerey hatte nur scchö Brandtweinkeffel, und zwo Tonnen zum Gahren-Die Einrichtung war noch etwas schlechter, als bey der Irkutzkischen; das Wasser zum Kühlen aber war ebenfalls eil» Quellwasser, welches ein paar Werste von dort entspringt, und wie ein Bach die Brauerey vorbeylauft, wel« / cher sich nicht weit davon in die Ocka ergießt. Wir waren fast Willens von hier bis an die Mündung desIlimHlusses, woselbst dcrTunguska anfängt, " N2 und li>6 '756 den !?ren Febr. und von dort den Iim-Fluß hinauf zu gehen, um dle in der Angara dcfilMchm Wasserfälle zu besehen und ^ messen. Allein, weil wir vernommen hatten, öaß sich das Eis unltphall' denselben so aufgethürm« hätte, dciß man die Wassrlalle kaum wahrnehmen könnte, so ände^ ten wir unsern VoM und beschlossen unsere Reise nach dem vorhin gefaßten Entschlüsse weiter fortzuseßm. Ms Wasserfalle in der A ngara sind folgende: ,) pochmtol^ not, 6 Wersie unter Hnuskoi Ostrog. 2) pianoi, 6 Wcrste unterhalb dem vorigen. 3) padun, ,6 Wcr-ste unter dem pianoi. 4 Dolgoi, 46 Wehste unter« halb dem vorigen. 5) Schamanskoi i65 Wcrsie u'nter» halb dem vorigen, und ä"Werste oberhalb der Mündung des Illm«Flusses. Derpadlu» ist der'größeste unter allen diesen Wasserfällen, und bestehet aus vier Absäßen, wel-cle zlijanunc» eil,e Höhe von 5 Faden ausmachen. S, er mag so tiesseyn> als er will, ohne daß sie hineinfallen. . Von kleinen Thieren halten sich ßier noch Hermeline und Füchse in der Menge auf. Hasen hat man die« ses Jahr nicht gesehen. An großen findet man Rennthle« re, Elende, Baren, und Muscusthiere, welche hier zu iande von den Russen Saigi, von den Tungustn 31 Akcsthan, genennt werden, im Ueberstuffe. ., Wir hielten uns in der Stadt Ilimsk eine gerau« me Zeit auf, theils, weil Herr Pros. Mütter hier viele Nachrichten in dem Archiv fand, und viele Zeit darauf wenden muste, theils, weil wir nicht sonderlich zu eilen hatten, um noch mit Schlittenbahn nach der Lena zu kommen. Den 5ten Merz besuchte ich die Tunguscn welche nur eine Werst von hier an dem Wege und in den, ^ Wal° Ilimsk 5)78 wcrste. ? 2a? Walde ihre Jurten haben. Selten sind über 5. Jurten beysammen, öfters aber wenigere. Eine jede bestehet aus vielen langen Stangen, die in die Runde herumgesetzt und «bcn zusammen gebunden werden. Diese Stangen wer« den über und über bis fast an die Spitze mit Birkenrinde,, bedeckt. Der Kreis der Stangen wird nicht voll gemacht, damit Platz zum Eingänge übrlg bleibt; auch werden sie zunächst der Spitze ohngvfahr ein paar Schuhe von derselben gegen unten zu nicht verdeckt, damit der Rauch einen Aüsgang habe. Der Eingang, welcher in den Wäldern gemeiniglich gegen >den< Weg, an den Flüssen aber ge« gen die Flüsse gemacht ist,' wird des Winters mit Woelo-ken oder Thierfcllen behängen. In der Mitte der Jurte wird Feuer angelegt, und um dasselbe sitzt und liegt die Tungusische Familie. Weil sie von Viehe nichts 6ls RenN5 thiere haben, dieselben aber allezeit in dem Walde ihrer Nahrung wegen herum, gehen lassen, so ist die Jurte von lauter menschlichen Creaturen bewohnt. Sie bleiben nicht lange an einem Orte; wenn sie aber weg ziehen, so lassen sie die Stangen an dem Orte zurück, weil sie allenthalben wieder dergleichen finden. Dle Birkenrinden > welche in der länge von einem bis zween Faden , und in der Breite von ohngeführ einer Archin zusammen geneht sind, rollen s»e zusammen, und führen sie mit sich. In der Gestalt chres Gesichtes gleichen' sie dett Bratski und den Nett-Ichinstischen Tungusiii/viele derselben aber sind indem l>5) Gesich. 2^8 N36 den 5«n Merz/' ' Gesichte mlt Mancherley blauen Fiqwen auZq^vet, o5n» gesahr wie diyIakuttn, hie ich bey unseren, Aufenthalt in^>^ftn boschri,Wcht M jeder-TuNMift kü„n.dieses! verricht ^n, ftM^.,fß M bestmdereiMeister dazu^ Die Strei. fen.ft>tteu lUt^^iMr Mdel^ dmch^ welche ejn mit Ruß NmMiHefHrbM Z^MZehie^. «usgenched werdeni ^Wie e«zz aber eigelztsch^gMhe/. habe^'ch^ noch Mr. erfahr O?siey.^^nst lßbe^l dieseHllNMlen des Wnters einzig Ulch elfe/p M tz«< Iagd,Wy M<^s^st dfo Ursache wgrum ße, ihre Hr^sy oft Wa^exn^zzl-Fortsthaffuligibttr .sbll'V ' Sa- Ilimsk .zig werste. 209 Sachen aber haben sie bloß die Rennthiece, welche ss« entweder als iastthiere oder auch, um einen leichteil Schlil. ten zu ziehen, gebrauchen. Sie bedecken den Rücken der Rennchiere mit einer Woelvk, darüber legen sie ein paar schmale Bretter ohngesahr anderthalb Schuhe lang, zwischen welckm ein paar Handbreit Raum gelassen ist. An beydcnEnden sind diese kleinenBretler unter sich mit einem dünnen Knochen, welcher oyngefahr wie der Steg an ei- ncr G.'ige ausgeschnitten ist, und etwa 4 Zoll in die Hohe stchet, verbunden. Diese Bretter und Stücke Knochen zusammen macken den Sattel aus, welcher entweder dazu dien^ daß man allerhand Gerälhschaft daran fest bindet, vdcr Kinder und kranke Weiber darauf setzt. Es kann zwar ein Rmmhier nicht stark beladen werden, aber cs gchct auch desto geschwinder. DcrZaum bestehet aus ei« ncm Riemen, welcher denRennthicrcn um den Hals gehet, und der Schnee mag so tief seyn, als er will, so gehen sie darüber hin, und fallen nicht ein, welches theils daner kommt,daß sie ihre Klauen im Gchen sehr weit auseinander dehnen, theils, weil sie dieselben etwas schief in dle Höhe hauen. Durch das erstere erhalten sie den Vortheil rines breiten Schrittschuhes, durch da« ändere verhindern sie, daß die last des leides nicht auf der ganzen Fußsohle gleich liegt, sondern mehr auf den Hindertheil derselben fällk Reichen die Rennthiere nicht zu ihre Gerathschaft zu tra, 9 gen, Aamrsch. R. 2. Theil. ^ ,,.-, » 2lo 17)6 dm 5lcn !Nerz gen, so spannt sich der Tungllse selbst vor einen Scklik len, worin dcr Rest liegt. Er gehet aber sowohl in diesem Falle, als in dem andern, da er genug Rcnnchine hae auf breiten Schlittschuhen. Wenn er nun an den ver« langten Ort gekommen ist, und seine Jurte aufgeschlagen hat, so jagt er dort in der Nähe herum, und bedient sich wiederum dazu der breiten Schrittschuhe. Wenn er kein Wild mehr sindct, ft ziehet er mit seiner Familie in eine andere Gegend, und diese Lebensart setzt er den ganzen Winter fort. Die bcste Jagdzeit ist im Anfange des Jahres bis etwa in den Merzmonat. Denn well in dieser Zeit wenig Schnee fällt, dcr gefallene aber sich feste setzt, ft kann er alsdenn die Fußstapfen der Thiere am längsten sehen , und ihnen folglich, gut nachspüren. Et wohnet deswegen um besagte Zeit meistens mitten in dell Wäldern, und unter dem Wilde. Sowohl des Sommers als im Hervst und Nachhcrbste nähret er sich meistens von Fischen, unv schlägt daher seiue Jurten an den Flü^n auf.Zu.der Wafferfahrt bauen sich dieTungusen selbst Käh, ne,die an beyden Enden sehr fpihig, und nach Verhältniß der länge sehr schmal seyn. Ihre grösten Kähne sind kaum viertehalb Faden lang, und in der Mitte, da sie am brei« testen sind , eine Arschin breit. Die kleinsten sind etwa einen Faden lang, und 6 Wcrschok " breit. Sie sind » Ein Werfchor P der i6tt Theil bls welche gern an solche St^l'letl geht. die Ilimvkische Cuttgltfett -sind melstentheils sehr antt, well das Wild.schött ÜllzuW " - O 2 au'sW 212 '73^ den 5«n Merz. ausq mit all rhand unnüßen Fäden hin und wieder behänge,». We"n sie im Staate gehen, so haben sie über diesem Pel, ze noch einen Ooerrock an, der sowohl hinten als vorne den ieib bsdecköt, doch nicht viel über die Hüften herunter gehet. Vorne in der Gegend der Prust stehet er von ein, ander. Der Stoff dieses Axks s»nd gemeiniglich Reh felle, davon das rauhe auswärts gekehret ist. Die Viel-wyberey ist diesen Tungusin, wie allen heydnischen Ih, tionen, nach den GlU"dsätz?n ihrer Religion erlaubt,jedoch die Armuth verstattet den meisten nicht, mehr als ein Weib zu nehmen. Otzne ein Weib können sie nicht wohl Illmsk 3378 N?erfie. 2 ^ ftyn, dann wenn sie auf die Jagd außgchen, muß das Weib die Hausgeschäfte besorgen. E5 ist auch ein Geschäfte der Weiber, auf die Rennthiere acht zu haben, und sie in den nöthigen Fällen herbey zu schaffen; folg'ich bringt es die Tungusische Haushaltung so mit sich, daß her sNa'M ein Weib haben muß. Einem alten sechsjährigen Tungusen starb etwa vor zwl'm Jahren sein Weib. Er heirathete wieder, begimg aber die Thorheit eine zu lahmen, die nicht den dritten Theil so alt war, a^s er. Die junge Tunguslsche Frau fand bcy dem guten Alton wenig Vergnügen. Seln in der vorigen Ehe gezeugter Sohn merkte das Misvergnügcn seiner St'efmutt-'r, und gerieth mit ihr in eine unerlaubte Vertraulichkeit. Die Sache gjeng lange in der Stille zu, b»'s der Vater endlich den Sohn darüber ertapp«, Dic Frau und der Sohn fanden sich hiedurch so beleidiget, daß sie den alten Mann wacker abprügelten. Diese Geschichte ist während meinem Aufenthalte allhier vorgegangen, und zeiqtt, daß weder die ehelich; Treue, noch die rindlicke Ehr.rbi tunq, tiesm Völkern allzusehr an das H^rz gewacksn sy, und daß ungleiche Ehen, so wie bey allen bicher H«fann5en Völkern, also auch bey den Tungustn niemahls allzuvor-lhcilhafte Folgen für den Mann haben, besonders, nxnn cr des Weibes Vater oder Großvater seyn könnte, Ich habe noch von der Religion dieser Tunguscn zu melden, daß sie von dcr Nertschmskischen Tungusen ihrer darin O 3 uu. si4 m6 den 5ten lNerz. unterschieden ist, daß jene von den Bratski und Mon-gylen vieles angenommen hahcn, diese aber noch in ejnef ursprünglichen Blindheit stecken, Ueberdem fehlet es die-stn auch, we»'l sie außer den Rcnnthicren kein ander Vieh falten, an den Bedürfnissen zll den Opfern. Sie haben hölzerne Götter, welche sie sich selbst so gut, als sie sönnen, schnitzen, und welche zuweilen eine halbe Arsche lang sind. Die Bjldhauerey daran ist sehr schlecht, und stellet die Glieder so pop, als sie bey den woclockeyen Götzen, die ich bey den jenseit des Sees Baikal wohnen« den Brarykt und Tungusen beschrieben habe, ausseh?u. Die Augen werden auch, jvie bey jenen, eingesetzt. Diese. Götzen bringen ihnen ihrer Meinung nach GluL, Wenn die Gegend, da man jagen oder fischen will, ausersehm ist, so wird noch alle Morgen und Abend vorher dewGö. tzen etwas zugeschrien, daß fr eine reiche Jagd oder rei. chen Fang geben möge, Menn die Jagd ihr?« Anfang genommen hat, so wird das erste Thier, das man fällt dem Teufel an derselben Stelle geopfert, dergestalt, daß die Opfernden das Fleischst essen, das Fell für sich behal. ten, und dje Knochen auf einem Gerüste aussetzen. Dicstß Opftr geschiehet, damit der Teufel in der ferneren Iqgh keine Hinderniß in den Weg legen möge. Ist die solgenhß Jagd oder Fang glücklichM wird der Götze nach der Zurück? kunft in die Jurte auch bedacht, und auf das zärtlichste Keliebkoset, auch Ms.Dankbarkeit hin und wieder mit einem Fle- IlilNZr 3378 wn-stc. 25s Flecken von dem Blute der Thiere beschmiert. Ist aber die Jagd nicht gut ausgefallen, so must der Götze dafür büßen. Er wird entweder hin und her geworfen, und auf eine ziemliche Zcit lang nicht verchrr, oder sie versaufen ihn auch wohl gar. Die Heiraten geschehen bey diese» Tunguscn, wie bey allen übrigen hcydnischen, Völkern. Drr Anwerber muß den Eltern der Braut eme gewisse Anzahl Rcnnlhicre, oder Felle von allerhand Thieren schenken » alyhann ist der Vertrag gemacht, und der Tunguse schläft bey seiner Braut ohne weitere Ceremonien. Wenn jemand von ihncn stirbt, so wird er entweder auf einen Bculm,cdcr auch nur auf hie bloße Erde, oder, wenn der ^odte besonders geehrt werden soll, auf ein hölzernes Ge« rüst?, und seine Bogen und Pfeile nebst andern Kleinigkeiten neben ihm dahin gelegt. In allen Fällen aber wird er sorgfältig mit Holz und Gesträuchen zugedeckt, damit er den Vöacln unter dem Himmel nicht zur Speise dienen möge. Sie hüten slch auch ihre Todten nahe an einen Weg zu legeii; denn da sie ihnen allerhand Gcrathe mitgeben, worunter auch zuweilen Kessel sind, um in jener Welt kochen zu können, so giebt es icute, die nicht ihres Glaubens sind, welche das Hausgerätye in diesem teben nützliches halten, nnd es den Todten abnehmen. Sie suchen also für ihre Todtenssolche Oerter, von denen sie vermuthen, dasi nicht leicht andere, als ihre Glaubensgenossen dahin kommen werde». Was endlich die Sitten dieser Tungusen O 4 an- «l6 !7Z6 den Ite't Merz. anlangt, so sind sie cm unreinliches, rauhes unh grobes Volk. Sie haben kcine großen iaster, doch, wie ich glaube, mehr aus-Mangel der Gelegenheit dazu, als einem natürlichen Abscheu vor dclunsclben. Denn wenn sie z. E. in Russische Städte oder Dörfer kommen, so ist ihnen ein VraMnx'inrausch die licbste Cache yon der Welt. Sonst sind sie redlich, doch mehr deswegen, weil sie in keinen andern Geschäften als in ihrer Jagd dcn V.rstand zu üben Gelegenheit har>n, als aus einem besondern Trie, be zur.Redlichkeit. Insgemein giebt man sie für tumm aus, wiil man sie leicht betrügen kann; allein ich glaube, andere Völker sind in Ansehung ihrer auch tumm, und wan müste auf diese Art einen jeden Menschen tumn, nen» nen, der in denen Sachen, welche zu hören oder zu sehen er wenig Gelegenheit hat, nicht sonderlich beschlagen ist, Bry den meisten Völkern erkennt man den. natürlichen Verstand in ihren gewöhnlichen Arbeiten und Einrichtun, gen. Daß also die Tunguftn ihren Verstand in denen Sachen nicht geübct haben, die ihnen unbekannt sind, ist tem Wunder. Sie sind in ihrer Art cben so wißig, als derjenige, der am bests» zu betrügen weiß, oft in dem Jagen, welches sie sehr wohl verstehen, tumm ist. Ich komme endlich zur Beschreibung der Stadt I, limek. Sie liegt auf dem nordlichen Ufer des Ilim, Flusses in einem sehr engen Thale, welches von Osten nach «ach Westen läuft, und an beyden Seiten ein hohes Ge« birge hat. Der Ilim.Fluß ist daselbst auf 40 bis 50 Fadcn, das ganze Thal aber mit dem Flusse auf 30 bis loo Faden breit, woraus sich leicht schließen läßt, daß die Stadt sehr schmal seyn müsse; dagegen ist sie über eine Wcrste lang. Beynahe in dcr Mille der Swdr ist cin hölzerner Ostrog von viereckigter Figur, 12c? Faden lang »md 40 breit. Er hat acht Thürme, von denen drey Wachthürme, und die fünf übrigen Schirßthürme smd. Die Wasserseite nämlich, und die zwo mit ihr an beyden Seiten verknüpfte Wände, haben eine jede einen Wach, lhurm; die der Wasserseite gegen überstehende Seite aber und ein jeder Winkel des Ostrogs haben Sckicßthürme. Innerhalb der Festung ist eine Kirche, die Kanzley, ein HauS für den Befehlshaber, das Zollhaus, das Packhaus, und unter diesem eine Brandtweinschenke, ellf Kramladen, eine Salzvorrathskammcr,ein anderes Haus zu der Geld«und Tributcasse, ein Brandlwciukeller, ein Malzhaus, ei«, Wachhaus tt. Die Wohnhäuser sind ober-und unterhalb der Festung gebauet, und ihre Anzahl belauft sich auf 77. Von öffent-lichen Gebäuden ist unter denselben eine Kirche, zwK Schenken und sechs Kornhäuseft Auch siehet man noch fünf alte fast verfallene Kramläden, darin man vor diesem allerhand Eßwaaren verkauft hat. Endlich ist an dem O 5 oberen srH »736 dcn 5tctt i17crz. oberen Ende der Stadt eine Mühle, die von dem kleinen Bach Mlkirma, welcher daselbst in dcn Ilim fallt, ge-trieben wird, Alle Wohnhausir der Privatleute sind sehr elend beschaffen. In dcr ganzen Stadt ist nur eine einige Stube, die frey vom Rauche wäre, und diese ist auch s» schlecht, daß man lieber eine gemeine Schwarzstub? dafür erwählen würde, Ich habe in einer elenden Schwarzstube gewohnt, in der ich öfters, wenn der Himmel etwas wol-kicht war, bey hellem Tage iicht habe brcmn'n müssen. Wcnn ich etwas schrieb oder las, so ward dav Papier von dem beständig herabfallenden Ruße ill kurzem ganz bosireu-ct. Wer ein wenig in Ilimsk gelebct hat", dcn kann es nicht Wunder nehmen, daß kcme bessere Häusir darin sind. Die ieute thun daselbst nichts anders altz sau ffen und schlaffen. Wozu haben sie dann bessere Häuser nöthig? Einige wenige suche,, pon dem Wilde ihre Nahrung; aber ihre ganze Arbeit dabey bestehet bloß darin, daß sie ent. weder für kleine Thiere Fallen, oder für die großen Gruben machm,mld den Füchsen nach oberwehntcr Art Sublimat legen; sie sind viel zu faul, als daß sir auf die Jagd gehen sollten, Andere erpressen von den Tunguscn so viel, als sie zu ihrem Unterhalte bedürfen, Es giebt hier noch eine Art ieute, die so faul sind, daß sie sich bloß von einer klei» uen Viehzucht,die ihnen ihre Väter hinterlassen haben, ernähren; und diese bearbeiten auch has land incht selbst, son, dcrn dingen die in das Aend Hieher geschickte Russen oder pdcr auch Tllngusen dazu, welche leftere sie gemei-ln'qllch um dcn iohn bellügen. Die meisten sind Slu« sä'wie; allein sie verrichten selbst gar wenige Dienste, weil fie sich entweder bey einem gewinnsüchtigen Nprawirel von den vorfallenden Verschickungen loskaussen, oder auch jen and miethen, der die Reise für sie verrichtet. V)cum die Einwohner der Stadt Postpferde geben müssen, so fahren sie nicht selbst, sondern miethen ins Elend verschickte (f)rijsllnic) dazu, da sie doch in der Stadt nichts anders thun, als daß sie die Schenken besuchen. Es mag Fasten seyn oder nicht, so ist die Schenke allzeit voll. Dabey sind die ieute so unfreundlich, daß sie keinem Men-sckengcrlu was zu gefallen thun, der nicht von ihrem Geschlechte ist. Das Holz wächset ihnen gleichsam vor der Thüre, ich konnte aber von meinem Wirthe kein Stück, pm die Stube zu heizen, anders als durch vieles und hartes Zureden bekommen, Die iebensmittel sind in der Stadt nicht sondellich theuer; denn die obere Gegend des Ilim-Flusscs hat gutes Ackerland, und die Stadt wird noch übcrdcm mit Korn und Vieh von der Gegend des Brcuskoi Ostroyo, und mit Fischen von derAmguska reichlich versorgt. Der erste Islmskl'sche Ostrog, welcher den Grund zu dieser Stadt gelegt hat, isi von Ienistisk aus in dem Jahre,541 oder 1642. erbauet worden. Er lag ohngefthr an» 32« '7)6 den 24 und 2zten Merz. anderthalb Weeste oberhalb dem gegenwartigen, und em Dorf von 7. Häusern nebst einer Kirche, so in cben dersel. ben Stelle gebauct sind, erhalten das Andenken davon. Weil er an einem sehr engen One des Thales gebauet war, und die Berge nicht übcr I. oder >c>. Faden von demFlus, ft lagen, ft haß der Ostrog fast hart an den Berge,, stund, so wurde er in dem Jahr lüo?. an die Stelle ver« legt, da erjetzo ist. Den s4siel, nachmittags um halb eln Uhr verließen wir diesen faulen Ort. Unter 25. Fuhrleuten, die mit uns reiseten, waren nur fünf, die ganze Nasen hatten; denn bey den übrigen waren sie aufgeschlitzt, Wir fuhren eine Brandtweinbrennerey, und das erst benamte Dorf, da der ehemalige Ostrog gestanden, vorbey, und wandten uns von da gleich zur link n Hand von dem Ilim»Flusse ab in die Berge. Dcr Weg gieng durch eben eine solche Waldung, als wir auf der Hinreise nach Ilimsk hatten; jedoch waren die Berge, über" die wir fahren musten, von keiner Erheblichkeit. Des Abends um 7. Uhr erreichten wir die erste Simowje auf diesem Wege, und übernachteten daselbst. Die Simowje liegt an einer Quelle, die gleich darauf ein Bach wird, welcher in die Muka fällt,. folglich fangen hier dieLenskie pokari an. Der Einwoh, per diesesHauses(Simowschrsi1)lk)wohnthler schon seit Ver Erbauung desselben, sowohl i,n Sommer als im Winter. Mutzkoje plotbisthtsche Simowje 3433 N>. 2« ter. Er kann kein Korn bauen, weil es wider die Si-birische Religion wäre, einen Wald zu einem Acker zu ma<, chen. Heu kann er auch wenig sammlen; denn alles ist dicke Waldung, und das Heu, das er sammlet, will ein Fuhrmann seinen Pferden nicht gerne geben, weil eS sehr elend ist. Der Bauer giebt davon diese Ursache, daß mitten lm Sommer in selbiger Gegend sehr oft ein großer Reif fällt, welcher allesGewächs verdirbt. Es bleibt dem Bauer also zu seiner Nahrung njchtS als das Wild übrigz und ich vermuthe, daß er sich sehr wohl dabey befinden müsse, weil er schon in das vierzehcnde Jahr hier ist. Wir giengen mit anbrechendem Tage weiter, und kamen vor« mittags um lo Uhr bey Muzkoje plotbischtsche Si« mowje an.l Dcr Bach, daran die Simowje liegt, heißt NJukä, und wir fuhren sechstehalb W-rste vorher, ehe wir an die Simowje kamen, darüber. Zunächst bey der Sl> mowje füllt er in die Rupa. Hier sind vor diesem Flö» ße und Fahrzeuge gebauet worden, um Korn und Mehl nach der Kcna zu sührm, und daher kommt der Nahme plocbisihtsche. A„jeho wcrden die Fahrzeuge alle an der Lena gebauet, weil man auf diesen kleinen Flüssen allzuviele Hindernisse in der Reise hatte. Jedoch bauen die Kaufleute hier noch zuweilen kleine Fahrzeuge. Der Simowjchtjchlk wohnt ebenfalls schon viele Jahr hier, und befindet sich besser, als der in der ersten Simowje, weil hier guies Gras wächst, welches er an die Fuhrleute mlt «22 "5.5 l7Z6. dcn 25tcn Merzz t nlit Vortheile verkaufen kann. Nach eingenommenem Mittagsessen schten wir unsere Reise fort. Der Weg gieng nicht gar tn Werste lang üuf der I^upa, von da drcy Wttste lang einen nicht steilen Berg hinauf, fernes zwo Werste Berg ab, gleich hernach eineü steilen Bcrg hinauf und herunter> von da wieder Berg an, und endlich wieder Berg ab, bis wir die Mündung des Rupä, wo er sich in die Rma ergießt,erreichten, und von da kamen wir auf deni Hxma, nachdem wir eine halbs Werste zurück, gelegt hatten, in dem Dorfe HxaiMonowSikcha an. Der Weg von Ilimsk an, gieng bestandig durch dicke Waldung, die lo. Werste ausgenommen, die wir auf dem ilxupa gefahren waren. Zwischen dem Rupä und Rm6 aber war er so eng, daß wir alle Altgenblicke lnit dem Wagen anstießen, und mir großer Mühe durchkamen. In diesed Reise, absonderlich in dcm Herunterfahreu des mittlern Berges, war die Fahrt, wegen des vielen Quellwassers so daselbst ist, und jeho gefroren war, ungemein beschwer« lich. Die Pferde konnten sich auf dem Eise kaum haltenz denn es ist auch hier nicht der Gebrauch die Pferde zu be> schlagen. Dieser Weg ward auch jetzo durch oas Kamt« schatkische Neisegesolge noch sehr verschlimmert. DenN well fast den ganzen Winter hindurch von Ilimek aus Proviant nach der Lena geführet ward, so waren die Gleise hin und wieder davon so ausgefahren worden, daß matt geständig an den Wagen zu halten hactej denn man könn» RaimonöwskHja 345F w.rsie. 22z te nirgends hin ausweichen. Ohngefahr vor 80 Jahren war die Rcisc über diese Wolok viel bequemer; der Weg war gebrückt, so daß man auch des Sommers mit Kar» ten darauf fuhr. Allein es ist keine Spur mehr von die. scr Brücke zu sehen, und sis würde in den gegenwärtigen Umständen auch unnöthig seyn, weil man in dem grösten Theile dcs Ilimskischen Gebiets nicht einen Karren mehr hat. Die iiebe zu dem Müssiggange, der bep den Einwohnern herrscht, und die große Nachlaßigkeit der Befehlshaber in allen Sachen, davon sieden Beutel nicht füllen können, ist daran Schuld. Jedermann weiß es, daß der Weg sehr schlimm ist; ja rinige gelehrte Bauren halten dafür, daß die Namen der Bache Muka und Rupct Von der Veschaffenhert dieses Weges herkommen. Sie sagett, daß, als Mün von Hlimsk ausgereiset sey, man zuerst einen Bach ohne Namen gesunden, und denselben, weil man auf dem Wege so viel ausstehen müssen, MukH gencnnt habe; der andere Namens Aupä aber wäre so gcnamit worden, theils, weil man dadurch gehen müs« se, und viele Gefahr laufe dann zu ersaufen, theils, weil man, ehe man ihn Verlaßt, übet viele Bache und Quelle«» auf dem Wege fahren müsse. Sie hatten von der Aura auch Noch eine andere Ableitung, die ich aber nicht verstehen konnte. Den 4,4 t7?6 bw 2^)sten Merz Den 26sten mit anbrechendem Tage giengen wir wel< ler, und beständig auf der Rlttä, und kamcn vormittags um 9. Uhr in Cjumcninskaja D an. Nach dem Mit« tagsessen setzten wir unsern Weg auf der Rma weiter fort, und kamen nach zurückgelegten zwölfthalb Wersten zu den S so an den Flüssen RulH und Lena erbauet ist, erreichten. Dis Flüsse, über welche wir fuhren, waren schon an vielen Or« ten offen, so daß wir uns sonst nicht, als nur bey Tage, darauf zu fähren geträueten. Und so gerne wir auch h«er einige Tage hätten Ruhelager hatten wollen, so wenig er, laubte es uns doch die schon allzuweit gedichcNe Iahreszeitt Die Kcna aber weiter aufwärts zu gehen hielten wir des« wegen für nohtwendig ^ well Wir nicht wüsten, ob wir itt "er Rückreise dicse Oerter wieder vorbeykommett werden. Ust -Rutskoi Dstrog wär vor diesem der Haupt« drt, durch welchen die Gemeinschaft zwischen Jakuzk und den mehr westlichen Theilen «ZidivieNs unterhalten Ward. Er war der Stapels wohin alles sowohl vott Jakuyk nach Ilimef, als von Ilmwk nach Iakurzk gebracht wurde. Daselbst wurden dis Schiffe zu der Was-!errcise auf der Lena, und sonst an keinem andern Orts gebauet. Es ist auch noch bts jehö der kürzeste Weg vott Ieniseisk aus. Denn man geht die Tunguskä bis an die Mündung des Illm«Flusses hinauf; von da bringt Man die Waaren in Kähnen bis Ilimsk. Im Winter gehet Man mit Schlitten Hieher, und mit aufgehendem Waft set nach Iakuyk« Die beyden HauptleUte, Herr Span, 223 l??6 den 27sien bis ZUM gosten Merz. gcndcrgundTschirikow haben 1734 und,?Z5.dicsen Weg mit ihrer Mannschaft genommen. Allein, seit dcm Ir, kuyk angelegt ist, gehet man von dort gerade nach dcr Le« na, welches zulande nicht viel über 200. Werste aus. macht, und der Weg ist meistcnS eben und bequem, folg. lich werden anjeho fast eben soviel Schiffe in Racschega, wercholcnsk und Tumrskaja Slododa erbauet, als in llst.Rut; ja die mchresten Kauficute, die nach Iakurzk gehen, erwählen diesen Weg, weil die meisten vorher nach Rjachra, von da aber auf den Winterwegen über das Baikalische Gebirg? gerade nach Rarschega reisen. Sie finden es vortheilhafter den besten Theil ihrer Waaren vorher in Riächta abzusitzen, und mit dem Ausschüsse nach Jakuyk zu reisen, welcher daselbst eher, als an andern Orten, da auch gute Waaren zu haben sind, abgesetzt werden kann. Im übrigen ist der Ostrog m Ust-Rut von keiner Erheblichkeit. Ich habe ihn etliche mahl gesehen, ohne daß ich ihn vor einen GstroZ gehalten hatte. Es ist ein Zaun ohngefähr 15 Faden ins Geviert?, inncrhalb welchem eine Kirche stehet. Dieser Zaun heißt Ostrog. Doch soll vor diesem auch ein Thurm dabey gewesen seyn. Wir blieben den 2?sten hier liegen, und ließen den Stuben, ten Crerjakow, um Beobachtungen von dem Netter z« machen, hier zurücke. Den 28sten gegen Mittag reiseten wir ab, und fuhren beständig auf der Lena; Wir giengen drey Orlcnskaja Slobod^ 3l>54 Werfie. ,29 drey Dörfer vorbey, die aber alle nicht über ein oder zwey Häuser Hütten, weil keln Ackerland für mehrere Häuser vor. Handen ist. Jedoch verdienet das letztere von diesen dreyen, welches 47. Werste von Ust.Auf entfernt ist/ angemer« ket zu werden. Dann es führt den Namen der liefiandl. schen Stadt Riga. Des Abende um 9. Uhr kamen wir in Sinlischkina D. an, allwo wir übernachteten, und mit eben den Pferden, die uns Hieher gebracht hatten, mit anbrechendem Tage weiter giengen. Wir kamen even so schlechte Dörfer, als den Ta q vorher, vorbey, und er« reichten vormittags um i>. Uhr Skokmna D- Hier be. kamen wir sm'scke Pferde, und giengen nach eingenommenem Mittagsessen weiter. Wir fuhren 3 Dörfer vorbey, von denen das letzte, so von Skoknina 25. Werste liegt, Rarassowa oder vvüftküch HM, und 6. Häus.rhat, welche alle von einem einzigen Bauren für sich, und für seine Kinder und Enkel gebauet sind. Des Abends um 7. Uhr erreichton wir Orlmskaja Sloboda, die den Namen von dem Flusse OrlcngH hat, der daselbst in die Lena fallt. Die Pferde zur Abwechselung stunden zwar schon fertig; allein wir hatten hier einige Nachrichten von den Orlengischen Silberwerken einzuhohlen, und blieben folglich bis zu Mittage des folgenden Tages hier. Weil ich wegen derWinterzeitdie angefangenenBergwerke nicht selbst ' so schickt doch die Kaufleute von Irkuyk fieißig darnach/ Und rel' ßcn sich fast darum. Das tausend sollen sie mit 27 Rubsl bezahlen. Weil die Bauren in ihren Fallen öfters auch fiiegcnde Eichhörner bekommen, so geschiehet es, daß sfe P 5 zmvei- «HH . 173g den zten April. zuweilen unter die rechten Eichhörner in hen Bündeln auch siegende einmischen, welches per Käufer nicht allezeit wahr< Nimmt, weil man nicht gewohnt ist, die Bündel alle auf, zumachen. Per Petrug ist sonst sehr lejcht zu wecken; denn diese zwo Arten vcn Eichhörnern kcn m^ fast in ni l,ls als in dem Namen und der Art auf die Baum ;u gehen vberein. Die Gestalt des leihes ist hey hem einen ganz ^ydcrs., als bey dem andern, unh die siegenden Eichhör» imn kpmmen mehr eincp Ratze bcy. Darin sind sie Haupt» fachlich unterschieden, daß sie zwischen den vorder« und hinter Füßen zu, beyden Seicm ein starkes über einen Zo!l brcitts Fr Werschok von diesem, wei< ter oben läßt man ebcn ein solch Slück Holz stehen, welches aber an allen fünf Seiten ebcn beHauen wird. An dem Balken, dcr dicstm gegen über in dcr andern Seite' dcs Zauns ist, wird ohngefahr sieben Werschok von seinem untern Ende ein Pscrdchaar angebunden, und ein Ende daran gelassen, welches so lang seyn muß, als die Falle breic ist. An dieses bindet man ein Stück Holz, welches auf fünf Wrrschok hoch seyn, und an der «inen Seite so ausgeschnitten werden muß, daß der aubgejchnittene Theil eben ft gtoß ist. 258 '736. den Zten April. ist, als der Raum von dem unteren Ende des unteren Vorstandes an dem ausgeschnittenen Balcken, bis an das untere Ende des oberen Vorstandes, und die untere Fläche des Ausschnittes muß genau auf die Schiefe des unteren Vorstandes passen, und folglich Mf jcyn, weiter hinauf abet muß sie mit dem Holze einen rechten Winkel machen. Die Breite dieses Holzes tichtet sich folglich nach der Breite des ausgeschnittenen Balkens, und die Dicke nach der Dicke des Vorstandes. Das obere Ende des Holzes wird zu äußerst ganz dünn geschnitten, doch so > daß es die völlige Breite beHall, und an dem dünnen Ende wird eine Spalte eingeschickten, durch deren Hülfe man das Roßhaar fest binden kann. Noch tvird ein Holz von ohngefähr einer Arschin lang erfordert, an welchem hinten, etwa drey Werschok von dem Ende, ei« tle anderthalb Arschinen lange Schnur, und an deren u nre-teni Ende ein viereckl'gtesBretlchcn angebunden wird, das die Breite von dem ausgeschnittenen Balken hat. Die Falle kann endlich gerichtet werden. Der Fallbalkcn mit dem daran fest gemachten Brette werden so hoch in die Hö« he gehoben, bis sie beynahe die Höhe des vorderen kürzeren Balkens erreichen. Unter das von dem Fallbalkm hervorragende Brett wird das jcht benannte lange Holz der« gesiallt gestellet, daß es etwa anderthalb Werschok übee das Brett hervorragt, und aufdem ersten und vierten Balken dergestalt liegt, daß e« mit dem hintern Ende in die Ust - IlginskajH D. 3789^ werste. ^y Höhe siehet. Zu gleicher Zeit wird daS Holz, welches an dem Roßhaare f«st ist, in der Falle so aufreckt geseht, daß der schiefö Theil d's Einschnittes aus dem schiefen Theil dcs unteren Vorstandes an dem auegeschnittenen Balke« zu stehen kommt; das obere Ende des Emschnittts aber muß mit der untersictt Fläche dcs oberen Vorstandes in «mcr Ebene zu stchcn kommen. Unter diese Ebene wird das von derSchl'ur herunterhängende Bret:chu eingeschoben, dergestalt, daß scine Breice auf die obgedachte Eben« zu liegen kommt. Man sucht es aber so zu legen, daß die Schnur, woran es gebunden ist, der Spalte des kürzeren kleinen Fallholzes gegen über siehet/ und also pstegt das ganze Werk zu halten, und die Falle ist gestellt. Die tockspeise wird gerade unter denl Roßhaare in der gam» zen Breite der Falle gelegt. Sie wird nach der Nah, rung des Thieres eingerichtet. Für die Hasen werden Ess penstrauche, sür die Aurhanen die Beeren des Wasserhol« ders oder auch Kronbecren (Brusnlza) " gelegt z fur die Füchse wird Fleisch an einem FadeN, der an das Roßhaar fest gemacht ist, aufgehangen. Die Bisamthiere erfordern cben den Mooß, den die RenNthiere essen, und Tannenstrauche, daran er wächst. Es ist aber ge« brauchlicher, diese Art Fallen nur für Bisamthiere und Rehe zu machen ; bey Aurhanen, Hasen, Füchsen und der« ,54. k (lill. 14,. «.os. z>r. »;g. 2,;o nB den itett April. dergleichen kleinen Thieren bedient man sich gemeiniglich einer andern Art, dle jedoch mit keinem besondern Namen belegt wird. In der That ist sie auch nur in Kleinigkeit len unterschieden, und viel einfacher. Die Falle bekommt keinen andern Boden als die Erde, darauf sie gesetzt ist. Die Zaunbalken sind nur dicke Stöcke, und alles ist tlei' ner. Ohngcfähr bch dem vierten oder fünften Zaunstock von der Seite, da das lange Brett liegt, wird elne Schiw del zwischen den Stöcken emgeschoben, die fast bis an den gegenüberstehenden Zaun reichet. Man schneidct sie an dem Ende, wo sis an dem Zaunstocke anliegt, etwas em> daß sie an diestm Zaunstocke einigermaßen eine Halte hat, und an dem Ende> das bey dem gegenüberstehenden Zaun ist', wird sie ebenfalls eingeschnitttn. Man hat ferner ei« nen dünnen Stock, der so hoch> als in selbiger GegcNd dis Falle ist, und dessen eines Ende wird u»,ter den Fallbalken angestemmt, das andere aber wird so beschnitten, daß es, dvch nicht gedrange, in den Einschnitt der Schindel paßt.. Es wird aber mit dieser Vorsicht eingepaßt, daß man die Schindel an selbigem Orte etwas in die Höhe hcbt, welches um desto leichter geschehen kann, weil sie an dem andern Ende an dem Zaunstocke eine Halte hat. Ueber den ersten Zaunstock dieser Seite, der nicht wie bey der vorigen Falle niedriger, sondern etwas höher seyn muß, als die übrigen, kommt ein Stock, wie bey der vorbcschriebe' nen Lalle, auf welchem das kürzere Ende des Fallbrctts liegt. H /si^ . H^ und nicht weit von seinem hinteren Ende wird eine Schnur an« gebunden, die man mic ihrem andern Ende an dem auf« rechten Stocke, so in der Schindel und untrr dem Fall' balkenruhet,scst bindet. Endlich legt man in dcr ganzen 5an« ge der Halle, so wohl von vornen als von hinten Schind Vein, die alle mit dem einen Ende, das gegen das innere der Falle siehet, auf der Fallschindcl liegen. Es wird solchergestalt, sobald em Thier auf eine dieser Schindeln tritt, die Fallschindel unter sich gedrückt; der darein eingepaßte Stock gehct los, und dcrQucrstock, welcher durch Hülfe einer Schnur daran ftst gebunden war, und der Fallbalken verlieren ihre Stütze, und letzterer schlägt da« Thier todt. Einen Begriff dirs«' Falle giebt die beygefügte Figur. ^. ist dcr Fallbalken, 6. das Fallbrct, 6. die Fall schindet. Die Tlmguscn haben noch einige eigene Arten, Bl, samthicre und Rche zu sangen. Die junge, sowohl Bi« samthiere, als Rehe, gcbcn,wann sie sich verloffcn haben,cinen besondern Ton von sich, um ihre Mütter herbey zu lo« cken. Und dieses hat den Tungusin Gelegenheit gegeben diese Thiere zu fangen, welche sich jedoch mir dcS Sommer«, da die Thiere di in der Erde eingeschlagen werden, unterstützt. Das Roß« haar aber, so an dem Halthölzlein fest gemacht ist, wird mit dem Ruheholz des Bogens in gerader linie quer über das Thal gespannt, und an einen Baum gebunden. Dcr^ Pfeil wird alsdann, wie gewöhnlich, an der Saite des Bogens, an derjenigen Seite des Ruheholzes, die frey ist, eingesteckt, damit der Knebel keine Hinderniß mache. Wann nun ein.Thier dieses Thal durchlaufen will, indem ihm das weiße Roßhaar, welches bey Tage kaum zu sehen ist, keine Furcht erweckt,so gehet, sobald es an dasRoßhaar stösis, das Halthölzchcn los, und das an dem Knebel fest gemach-te Roßhaar wird schlapp, folglich schlagt der Knebel um; die Saite prallt nach dem Bogen zurücke, der Pfeil geht harauf los, und muß das Thier nothwendig und zwar in den Kopf treffen. Die hiebey gefügte Zeichnung wird mei« ne Beschreibung deutlicker machen; 222 ist der Bogen mit seinen Saiten, dd. Der Knebel, c. Die Schnur, wor« an - 0 «a^.^^^. Nst Ilgmskaja D- 3789 werste. 2 45 an der Knebel halt. 6d. Der Pseil. ee. DaS AufilVg, holz. 5. Da« Roßhaar, so den Knebel vor sich zlchr. A Das Hölzchen, durch welches das Roßhaar gezogen wirb. K. Das Hebhölzchen, woran das Roßhaar über daS Thal befestiget wird. Ki. Das Roßhaar, so über daS Thal gespannt ist. Die Russen hiesiger Gegcnden haben" dies? Art von den Tungusen auch angenommen, jedoch mit diesem Unterscheide, daß sie an dem vorderen Ende des Knebels keine Einschnitte machen ; hingegen legen sie „wa «n paar W^rschok vorwärts von dcm Knebel an dem Ruheholz einen Ring von Bindfaden an, der. so weit in die Höhe gezogen wird, daß er fest an dem Ruheholz all« liegt, und ctwas über das Ende des Knebels gehet, wel« chcr bey dieser Art nicht eingeschnitten wird. Wenn dem« nach das Roßhaar von dem Thiere bewegt wird, so ziehet es den Ring von Bindfaden über den Knebel hinaus, und gchct alles loS, wozu weit mehr Bewegung gehöret, als bey dcr Tungusischen Art. Auck wird das Thier hier eher in dcn ieib, als in den Kopf geschossen werden. Es wird diese Art das Wild zu angen von den Rusi sen auch zu andern Thiercn gebraucht, und nachdem die Thiere klein oder groß sind, muß die Maschine hoch odcr niedrig gerichtet werden, und folglich die Gabeln hoch oder niedrig seyn. Zobel, zu welchen sie zwar gar ftlten ge» braucht wird, erfordern Gabeln, die t Werschok hoch sind.. I - Q 3 Bey' 24b '756 den men April. Bey Fischottern müssen sie 4, bey Füchsen 6, bey Bisam, thieren n, und bey Rehen «2 Werschok hoch seyn. Es ist während unserem Aufenthalte in Ust-Iga nichts merkwürdiges vorgefallen. Nur haben wir gesehen, daß in den Dörfern eben sowohl als in den Städten die Sibirische lebensart herrschet. Ust-Itza hat «ine Schen. ke, und der Brandtwein darin wird aus Iginskoi O-strog geliefert. Solchergestalt ist daselbst nickt allezeit Brandtwein zu haben, sondern wenn der geschickte Vor« rath zu Ende ist, muß man warten, bis es dem über den Brandtwcin gesetzten Commissariü beliebt, wieder etwas zu übersenden. So bald als der Brandtwein ankömmt) ist die Schenke voll, und wird von selbiger Zeit an gar ftlten eher leer, als bis der Vorralh wieder verzehret ist. Zuweilen wird auch in eben der Schenke Bier gebrau, Zugleich 56z I^^^O dcn 4«n May. ' Klglelch fatte ein jeder Hauswitth auch wieder Bier ge« brauet, und das Saufen nahm an dem Ostertage des Morgens frühe um 3 Uhr seinen Anfang. Das Dorf hat kl>in? Kirche, sondc,n nur eine Capellc, bey welcher sin Djars^ok ist. Diesim war auch dar^n gelegen, daß er früh zu smssn bekäme, und er licß also dcn gewöhnli. 6)cn Gottesdienst, der so„st hier zu iande um 3 Uhr an« sängt, um 6 Uhr dcs Morgens anfargcn/ Dieses lä« sterliche Saussen währte 4 bis 5 Tage lang in eincm scrt, und der Raserey war kein Einhalt zu thun, wie wir dann auch bey unsirer Mcmnschafc ärgerliche Folgen davon sa« hen. Es hilft weder Marne« noch Strafen etwas. In Wibiricn ist keinMittel zwischen einem Mäßigen und Trunkenbolde. 'Die meisten sind Trunkenbolde, einige wem« ge genießen weder Brandrwein noch Bier. Es giebt kein drirtes. Es wird^in allen Sachen das Maaß überschritten, außer in der Ehrlichkeit und Schelmerey, von wel« Hsn d,3 erstere noch weit bis zu der höchsten Stufe hat M lchtcr? abcr sowohl in ihren äußersten als in verschie, "Mn'N mittleren Stufen anzutreffen ist. So wie es in Ust' ^lga zugieng, eben so arg und noch viel ärger gieng es ^in dem Oftroge her, um so viel näher man nämlich den Brandt« >/* Diatssbok migte wohl durch einen Untcrhclftr zu überse, tzcu scyn. Dic Würde aber ist doch blv wcit.n, so groß nicht. Ein HtzuschoL ist ctwas bcsscr a!s der Küster. ^ " W-Ilginskaja D Z?8Y Wei^ ,^ Branbtwein bey der Hand hat. I ^ die Bauren saussen hier nicht nur, sondern spielen auch in Charten, da es sich denn sehr öfters zutragen soll, daß einer oder der andere sin» letztes Mehl, und endlich auch den Rock, den er auf de» teibe hat, verspielt. ' Den zosten April gleng der Ilga und den /,ten May der Kcna «Fluß auf. Wir crivartcten nun. mit Schmerzen die in Wcrcholenst undFx.'.tschegavon un« scrcr Gesillsckaft zurückgelassenen, um die Zeit zu «isen nicht zu versäumen. Die Einwohner hiesiger Gegenden nehmen dieselbe sehr wohl in Acht. Die beste Zeit ist gleich nach dem Ausgehen des Flusses; dann das Eis, welches darauf herunterwar« treibt, verstopft slch hin und wieder den Weg, und darvon schwellen die Wasser in den oberen Gegenden ungemein auf. Es geschiehet dieses alle Jahre, doch ein Jahr mehr als das andere, ja zuweilen werden dadurch große Uebcrschwcmmunczen verursachet. Wann diese Zeit vorbey ist, so ist theils der häufig in den Berge» schmelzende Schnee, theils der sodann nicht ungewöhnli- schleunigung unserer Abreist zu bekümmern, ft glaube ich, wir würM m Ewigkeit iu Nst«Ilga haben bleiben WÜffen. :i< '^ 'l.u ,^.l^^^ ^> ^, ''- Den >5ten kam der Feldmesser Rrasslnikow au« Ilginskoi Ostroy an, und den izten der Feldmesser Su?isnlnovv, und brachten die für unsere Gesellschaft da« selbst erbaute 3. Fahrzeuge (Rajuken) mit sich. Den «sien kam Herr Prof. la Croyere mit unserem ganzen übrigen Gefolge aus Ratsihega und N>ercholensk an , und es 5vav nun ^ewohl die ganze academische Gesellschuft, als al> le Fahr^uge für dieselbe beysammen, als 6. Doschtschen-niken und 6. Kajuken. Nur fehlten uns noch teufe, um die Fahrzeuge zu führen. Das See-Commando,welches ver-wichenes Jahr abgegangen war,hatte aufeinl M jeden Do siht» schennik i2. Arbeitsleute, und 2. Steuermänner, auf einer Kajuke aber (ein kleines Doschtschennik) 6. Arbeiter und gleichfalls 2. Steuermänner (Roi-mschtsthikl,) und hiernach musten wir unerfahrne Seeleute uns richten. Die Ir- Irkuhkische Kanzley meldete uns zwar, daß sie uns 96. ieute geschicket hatte, allein 2?. Irkutzkisct> Schluschiwie, die unter dieser Zahl seyn sollten, haben wir niemahls mit unsern Augen gesehen , und wir warcn gezwungen die-, se 23. Mann,und den übrigen Mangel mit Bauren zu ergänzen, welches wir nicht anders als mit großem Verdrus-se thaten; dann diese. Gegenden sind noch nicht so bevölkert, daß der Abgang von 50. ieuten darin nicht einen großen Mangel verursachen sollte. Wer bauet das iand, wenn die Bauren zu andern Verrichtungen gebraucht werden? Man hält die Schluschiwie zu dergleichen Arbeiten und zu Verschickungen; allein sie kaufen sich davon los, und gehen nurHahin-, wo etwas zu schneiden ist, welches sie von den Befehlshabern leicht erhalten können, weil dieselben keinen andern Endzweck haben, als sich zu bereichern. Ich könnte hievon ungemein viele Exempel anführen; aber das Andencken davon ist mir schon verdrießlich. Wir sahen, seitdem das Nasser aufgegangen war, viele Flöße Ust«Iga vorbey gehen. Die Einwohner dieser Gegenden sind viel zu faul, als daß sie Fahrzeuge bauen solten. Sie psicgen alle Jahre eine große Men-ge Mehl nach Iakuyk zu führen, weil es daselbst theurer verkauft werden kann. Einen Floß zu bauen kostet dek Bauren wenig; denn das Holz dazu haben sie gleichsam vor der Thüre und umsonst,,und das Bauen verrichtenste selbst ^, ^7^,736 den 22sten May. >M selbst. Sie könne» auf einen Floß noo. blß 2^00. Pud Mehl-laden, nachdem sie ihn groß bauen. Solches aber laden sie nichc in Sacken auf, sondern machen dazu ein«. Hütte von Brettern mitten auf dem Floß, in welche sie ^ allcs Mchl einschütten. In Jakurzk verkaufen^ sie nicht nur das Mehl, sondern auch den Floß, welchen die dorti-gcn Einwohner zu Brennholz gebrauchen,und weil sie frühe hon ihren Dörfern abfahren, so kommen sie auch noch selbigen Sommer zurücke. Es sott zwar zuweilen geschehen, daß die Iakuhkische Einwohner ihnen nicht alles Mehl ab kaufen' Wollen, wenn sie allzuviel dahin führen; in diesem Falle aber wird es von der Kanzeley aus Ihro Majestät "Casse um einen billigen Preis gekauft, damit dje Bauren nicht abgeschrecktwerden mögen, inskünftig« wievsr zu kommen. Sie kommen also allezeit mit einem guten Gewinn zurückt; und da sie auch dusch den Eichhornfang ein ziem« - liches verdienen, so haben hie Bauren an der Lena kein« Ursache sich über ihr schlechtes Auskommen zu beschweren. Und wie sollten sie wohl ohne gute Mittel ihrer Ueppigkeit und Schwelgerey ein Genügen thun können? Ein jedes Bauerweib hat, wenn es in seinem Staat ist, seidene Klei dcr, und die Manner saussen bey aller Gelegenheit. Die. st Gewohnheit der ienischen Bauren alle Jahre Mehl nach Iakutzt zu führen, war eine Ursache der vielen Flöße, die wir sahen; die andere rührte von der Ixcuntscharkischen Reise her. Denn weil für die dahin gehende Mannschaft nicht Nsi-'Ilginskaja D. 3789 weche. 253 n'cbt Proviant genug nach Iakuyk geschasst worden war, so must« noch dieses Jahr vieles dahin gebracht werden, und darzu wurden ebenfalls Flöße gebraucht, in Meinung daß die Fracht der Casse nicht so hoch, als sonst würde zu stehen kommen. Ich mag/barüber nicht urtheilen; ich merke nur so viel an, daß ein Floß, der aus der Casse bezahlt worden, und gleiche Größe mit einem Baurenfioß Hal, nur die Hälfte soviel als ein Baurenfioß aufnimmt, zu ge« schweigen, daß ein schlechter Floß von der Casse viel theurer, als ein guter von Privatleuten bezahlt wird. Übers dem ist kein Floß, so Ihro Majestät zugehöret, mit we« niger als 8 beuten, aber wohl mit mehreren besetzt, da doch ein Bauer niemahls mehr als vier ieute, und mit dem ersten Wasser nicht mehr als zweene braucht. Endlich ist noch zu besorgen, daß, da bey guten Flößen vieles Mehl währender Fahrr naß wird und verdirbt, bey so schlechten Flößen noch viel mehr zu Grund gehen werde. Ich habe noch bey Gelegenheit dieser Flösie anzumerken, daß um sie an dcm iande anzuhalten, kcine gewöhnliche aus Hanf gemachte Taue gebraucht werden. Man fiichr aus dünnen Reisern eine Art eines Taues mehr als Armes dick zusammen; und ein solches Tau hält gewiß so fest, daß man keine Exempel hat, daß cs gebrochen »yäre. Bls 2?> «736. ben 27- und 28sten Map. Bis zu dem 2?sten May wurden unsere Fahrzeuge endlich mit allem fertig, und die nöthige Anzahl von Ar» beitsleuten herbeygeschafft. Des Abends um 5. Uhr fuh« . ren wir ab, und um 9. llhr erreichten wir Grusnich D-wo wir übernachteten. Äell die Lena in diesen Gegen« den sehr seichte ist, so unterstehen sich die ieute nicht des Nachts zu fahren, und wir hatten auch übrigens keine Ursache zu eilen. Die Art die Fahrzeuge zu regieren, ist hier etwas bequemer, als an andern Orten Sibiriens, und auf der Wolga. Man leget an dem Hlntertheile des Fahr« zeuges in der Mitte einen langen Balken an, der mit ei« nem Ende in das Waffer reicht, und daselbst als ein gemeines Schiffruder beHauen ist. Ein solcher Balke thut die Wirckung als ein Ruder; wenn mall ihn gegen die rechte Seite bewegt, so gehet das Schiff links, und um« gekehrt. Man kann hier damit wohl zu rechte kommen, weil auf der Lena keine gefährliche Stellen sind, da man das Fahrzeug bald auf die eine, bald aus die andere Seite ill einer geringen Entfernung zu lenken hätte. Wider . den Strom aber kann man mit einem solchen Ruder nicht fortkommen, und man bedient sich alsdann eines gemeinen Steuerruders. Mit anbrechendem Tage setzten wir unsere Reise weiter fort, und kamen um 8. Uhr vormittags bey Schama-N0W6 D. an, und hielten daselbst, wegen einiger Bergwerks Schainandwa 2> 38)9 werste. z^. werksarbeiten stille, die hier in den vorigen Jahren unter, nommen sind, und deren ich schon oben gedacht habe. Ob ich nun gleich von den hiesigen Arbeiten nicht zuerst han. deln sollte, weil sie eine Folge der andern sind, die weiter unten an der Lena verrichtet worden, so will ich doch, weil mich der Weg Hieher zuerst gebracht hat, das nöthige davon berühren. In dem Frühlinge des Jahres ,732 wurde 2 Werste unterhalb diesem Dorfe an dem östlichen Ufer der Lena, und lo. Werste oberhalb auf eben diesem Ufer, dem Bowwkaja D. gegen über, ein Kupfererz an« gegeben, und selbigen Sommer beyde Stellen untersucht. Die letztere Stelle ward nur aufgeschürft, weil sich die Erzader in derselben so gleich verlohr ; die erstere aber wurde nach berMänm'scher Art zu bauen an* gefangen. Das Erz war grünlich in einem harten Berge und nicht anders als mic Fcüer zu zwingen. Es hielt sehr wenig Kupfer, allein man hoffte,der Gang würde sich veredeln. Er strich von Osten nach Westen fiach in den Berg hinein; man merkte kaum, daß er in die Tiefe fiel, und er war im übrigen nicht über 2 Cubicwerschok breit. Die Arbeit währte biß.in den October des lasten Jahres, «nd die Grube war alsdann auf zwölftehalb Faden getrie« ben. Mitterweile wurde auch die ganze nahgeleqene Ge« gend untersucht, ob nicht irgendwo ein derberer und breiterer Gang anzutreffen wäre. Solchergestalt bauete man noch 3 kleine Gruben, von oenen die eine auf 4, die andere auf 2^l 5,76 den 23 und 29sten Map auf 6, dle dritte auf stchstehalb Faden lang fortgesetzet wuri hen. Ueber dieses wurde noch an 4 Stellen geschürfte; und weil man allezeit wahrnahm, baß es sich zu keiner Besserung in der Erzader anlassen wollte, so wurde auch der schlechte Erfolg von Zeit zu Zeit an das Sibirisch« Oberbergamt berichtet, von welchem endlich in dem An« fange des Octobers besagten Jahres der Befehl anlanqte, daß die Arbeit aufhören, und die Bergleute nach Cacha« rinenburg zurückgehen sollten. Ich habe alle diese Gru. ben und Schürfen mit nicht geringer Beschwerlichkeit be. fthen, weil kein Weg dazu gebahnt war. Der Berg war fthr steil, und voller Fichtenblatter, welche verursachten, daß man keinen festen Tritt thun konnte. Ich konnte auch nicht hinauf kommen, als bis ich die Stiefel ablegte und in bloßen Strümpfen gieng. Gegen 3. Uhr nach Mit. tage kam ich nach den Fahrzeugen zurücke. Wir fuh« ren um 4. Uhr wieder ab, und landeten des Abends nach 9. Uhr eine Wcrste unterhalb dem Dorfe Sakobenina an, woselbst wir übernachteten. Des folgenden Tages gegen y.Uhr Vormittage erreich« ten wir Tschudinowa Saimka, und weil in hiesiger Gegend auf dem östlichen Ufer der Lena vor diesem aller» ley Untersuchungen wegen Silbererzes, das dort befind« lich siyn sollte, waren angestellet worden, so gieng ich von dem Fahrzeuge in einem Kahne ab, und bestieg den Berg, da SakobeninH Z888 werst^ 257 da die Hauptarbeit geschehen war. Der Berg liege ohna« fähr 3 Wcrste oberhalb der Mündung des Orlenga« Flusses, an dem östlichen Ufer der Lena, und ist gut zu besteigen. Ich sah fast in der Mitte des Berges eine Kluft, und von derselben zwo in den Berg fiach hinein getriebenen Gruben, deren die eine sich nach Südosten, die' andere nach Südwesten erstreckte. Die erstere war 4, die andere 6 Faden lang. Das Gebirge streicht il^ die« sen Gegenden nlcht anders, als beynahe horizontal, und so wie dab Gebirge streicht, so streichen auch die Adern. Hier war eine sehr schmale Ader eines harten Gesteins, in welchem ein dem Bleyglanz ähnlicher Stoff eingesprengt war. Ich sah ferner 5 oder 6-Faden weiter oben in dem Berge einen kleinen fünftchalb Faden tiefen Schacht,wclcher zvrProbe gelriebe,, worden war.Man erreichte in einer soschen. Ticffe eben diese Erzader, und verfolgte sie durch ein von dem Schachte ausgetriebenes Ort auf 4. Faden lang; aber sie verlohr sich, eben so wie in den zwoen andern nur crwehnten Gruben. Diesetz sind die ersten Untersuchm^i gen, die das Sibirische Oberbergamt in diesen Gegen« j den hat thun laffen. Sie fiengen im Frühlinge des »7ZOsten Jahres an; und weil dieses Erz bis in den Früh. ling des l7Z2sten Jahres beständig für ein Silbererz war gehalten worden, ohngeachtet man durch keine Probe we« der im großen noch im kleinen etwas Silber hatte heraus bekom« Ramrsih. R. 2. Th. - R 255 ' '73^ dm 2t,stcn May. bekommen können; so wurde bis Arbeit so lang? fortgese-ßet. Man hoffte, das Erz würde derber und milder werden, und vcrmeynte, eine bloße Wildigkeit des Berges verhinderte, daß kein Silber heraus käme, weswegen auch Noch an si'hr vielen Orcen g^sthürst worden , als an der südlichen Seite eben dicsts Berges, von besagtem Orte 4 Werste gegen Südosten an dem Orlcng^-Flusse, von hier ohngefahr Z. Werste weiter jenseits dem (l)rlcn< gä/ und in einem bey der Mündung des ^)rlcnga zwi< schen dem (l>rlenZa und dem Hcna hervorstehenden Bcr« ge; ferner an dem östlichen Ufcr dcr Lena, an einein Berge bey dem Dorfe Dmkl'nä ^6 Werste oberhalb der Mündung des OrleliA;, 4 Werste weiter obcn bcy dem Dorfe Bassowa in zw^yet^ verschiedenen Stellen eines Berges, und endlich noch cm paar Werste weiter hinauf m zweyen nahe bey einander gelegenen Bergen an drey verschiedenen Stellen.Aber die ganze Ultternetzmung lief fruchtlos ab, ob man gleich an den meisten erivehnken Stellen eben diese Erzader Strossen halte. Ich haöe schon oben erwehnt, daß die wegen des Kupfererzes cmge-' stelletcn llntrrsuchungen eine Folge dieser Arbeiten gcwejen ftyn; dann sonsten wären diese Gegenden schon damahls von den Bergleuten verlassen worden. Auf dem Wege, den ich von hier nahn:, kam ich die in dcr Winterreift er! wehnte, und diesir Arbeiten wegen erbaute SchmelzhüttL vorbey/ und nach i. Uhr nach Mittage erreichte ich unsere Fahr. OrlcNgskajH Slododa 3924 Wcrsie. 2^ Fahrzeuge wieder, welche bey Orlenyskaja Slododa stille lagen. Wir hatten hicher schon von W-Ilga voraus gefthickt, dasi gegen unsere Ankunft einige Baure« bereit gehalten würdm, welche die Ilgischen Bauren oder zum wenigsten einen Th.il derselben ablösen könnten. Allein wir fanden nur sechs ieute vor uns,und musten uns gefallen lasse", hier etwas stille zu liegen. Herr Prof. Lcr Croyere, welcher sich vorgesetzet hatte, seine Reise auf al« l« Art zu beschleunigen , begnügte sich mit der Verwechs« lung dieser 6 beute, und gieng des Abends um 4 Uhr mit ß'memGefolge weiter. > Der U!tterstel'ger,dcn wir bey uns ha'tten,erzahlte mir, dasi, als er sich m diesen Grgenden wegen Erbauung oben« beschriebener Werke aufgehalten, er einlnahl von ohnge/ fahr in einem harten Gesteine etliche Werste unterhalb der Mündung des (Orlcnga - Flusses einige Steine gefunden battt, die eine besondere Gestalt gehabt, aber doch so mit dem Felsen zusammen gehangen hätten, daß er sie nicht ganz heraus zu bringen vermögend gewesen wäre. Ich hoffte nach sriner Beschreibung,daß es figurirteSteine wären, ließ mir also den Ort nMn, und wir giengen noch selbigen Nachmittag dahin. Er durste nicht lange suchen, weil ihm die Stelle wohl bekannt war. Es wa? rcn nicht gar große versteinerte Kammfische" ohngcsähr ei« R 2 26o l?z6 den 30 und zisten May einer Haselnuß groß und etwas größer, die hm und wie» der in einem weißgrauen kalkichten sehr harten und von zarter Materie zusammengesetzten Steine eingemischt waren. Der Felsen war überaus schwer zu gewinnen. Ich sowohl als er zerschlugen viele Steine, und gaben uns auch vicle Mühe außer diesen noch etwa eine andere Gattung zu entdecken ; aber alle unsere Mühe war. verges bens, und es wurde darüber ziemlich später Abend,der uns wieder nach den Schissen zu gehcn nöthigte. In Sidii rim bekommt man sehr selten einen sigurirten Steil, zu se« hen, ich weiß nicht, ob die Ursache davon ist, daß man die Berge nicht gar sehr durchwühlet, oder ob keine vor« Handen seyn. Ich sinde zwar in wiesen, daß es an der Tura und Tafta einige versteinerte Hayenzähne" geben soll; allein ich habe nichts davon in Sibirien gehört. Es ist zwar an dem, daß besonders im Anfange, als wir in Si« diricn kamen, die ieute alle merkwürdige Sachen vor uns sorgfaltig verschwiegen: aber zu geschweige«, daß wir auch damahls hin und wieder einen Befehlshaber antrafen, der sich ein Vergnügen daraus, machte, uns dergleichen Ding« zu offenbaren, ft brachte uns nachgehende der Umgang mit dem gemeinen Mann allerley Nachrichten zuwege, so daß uns nicht leicht etwas Hinterhalten ward. Ich habe außer denen jeßo benannten Kammfischen, deren Mate« Slnuschkina D. 4204 Worsted 261 Materie inwendig selenitlsch war , und die von außen weißlicht aussahen, nichts mehr gesehen, als ein großes Ammonshorn, so ich in Ieniseisk von dem Kosacken-Obersten, dessen Neugierigkeit und iiebe zu natürlichen Sachen ich in dem ersten Theile dieser Reisen gcrühmec, erhalten. Dieser sagte mlr,daß ein Ieniseifchcr Rc»ftk,der eS unterhalb Dublscheskaja Sloboda an dem rechten Ufer ihm als em dic Ge« bmt beförderndes Mittel gegeben hätte. Man dürfte es nur in Brandtwein legen, und den Brandtwcin, darin es etwa «in paar Stunden gelegen hatte, trinken. Es hatte nur etliche Rundungen, von denen die äußerste sehr dick, und auf dem Rücken breit war. Hin und wieder hatte es eine Goldfarbe, und war in einen Goldkicß verwandelt. Den folgenden Tag des Abende hekamen wir auch el« ne Anzahl Bauren, welche wir noch selbige,: Abend mit eben so vielen Ilgifchen verwechselten. Den zisten aber giengen wir mit anbrechendem Tage ab. Gegen 10. Uhr vor Mittage vermißten wir eines unserer größeren Schiffe, welches auf eine Sandbank gerathen war. Um nun das. se/bige zu erwarten, und ihm wenn es nöthig wäre, Hülfe zu schicken, landeten wir 5 Werste unterhalb Skokmna D- an. Wir hielten unS daselbst bis nachmittags um z. Uhr auf, und des Abends um halb 9. Uhr lan. dcten wir bey Sinuschkina Dund übernachteten daselbst. R 3 Den 26z 1736 den lsten bis zum 6ren Iun^ Dell folgenden Tag, welches der iste Iunius war, vormittags gegen w.Uhr landeten wir bey dem Bachs Euruka 2Werste unterhalb Turukmskaia D. an. Das iand daftlbst schien uns fruchtbar an Krautern zu seyn, und war in Ansehung der Gegenden um die Lena nicht allzu unangenehm. Wir entschlossen uns daher, uns solches zu nutz zu machen, und blieben daselbst bis zum zten, da wir des Abends um 5. Uhr abfuhren, und zwo Stunden hernach bey Ust-Rut ankamen. Wir giengen in den einen Arm der Rura hinein, und landeten dem Ostrog ge. gen über an. Herr Prof. la Croyere hatte sich bisher al« hier ausgchalttn,um die Ilgischcn und Orlengisihen Bauren zu verwechseln. Diesis geschah noch diesen Abend, und er qieng den folgenden Tag um Mittagszeit von hicr ab. Wir wünschten nicht nur die Bauren, die bisher bey uns gewesen wären, zu verwechseln, sondern uns auch in den Stand zu setzen, daß wir weder hicr noch anderswo mehr genöchiget seyn möchten, uns ihrer Hülj> zu bedienen, weil von den ienischen Bauren wegen der Kamtschatkischen Reise schon Klagen genug gesühret wurden. Zu diesem Ende hatten wir schon von Usi Ilgä aus jemand nach Ilimsk geschickt, und von dcr Kanzley verla«gt,daß sie uns ins Elend dahin verschickte, und ieute von allerley Ständen *,zu Arbeitern senden mögtc. Der Bote * I)ie ersteren werden Ssilme oder Prissllln'e genannt, wel« chcs gemeine Kute find, die wegm wichtiger Vcrörc- ' chcn Bo^ war noch nicht zurücke gekommen, und ^csts nöthigte: hicr zu verweilen. ^r kam den ütcn dieses Monats beyj uns an, brachte aber keinen Menschen mit , sonder^ eil-e Verweisung der Ilimskischen Kanzlcy an ^ die ^rlcngische, Ilgische, Tuturskische und Nowo Udmski, sche Schultheißen, »pelchs uns die verlangte Anzahl von lcutcn li^ftrn sollten.. Wir waren begierig den Ausgang dieser Verweisungen zu sehen, da wlr ohnedem die Zeit nützlich in Nst-Rur zubringen konnten, und ver-jangten oie ^eute von besagten Schultheißen, den Nown-Udinskischcn,ausgenommen, der zu weit aus dem Wege war. Unter andern Sachen, womlt wir dle Zeit bis zu der Zurückkunft unseres Abgesandten zubrachten, waren auch die in der Wintcrrcise beschriebenen Salzquellen, theils um die Wahrheil der uns damahls davon erzählten R 4 Um- chtll aus Russischen Städten nach Sibirien versandt sind, uud lvllchc aUcrll'l) Arbeiten zuM'richten habcn, wozu dicVcschlshabcr sic anweisen,;. E. in dcn Vcrg» wcrkcn, ausFah,;ll!^cu,bey dcmFcsilinqßliau lc wofilr sie Proviant, und allc Taac etwas an Gcldc l'ckommcn. Die andcrc Art von licutcn tvcrdw im NnUchen Raa, notschin5l gcnanut. Dicsc sind auch gcmcine ücntt', und machen ciucl^ besondern Staud aus, ^ nur ist dcr Vaurenstand dntlc«>O,sgenomlnen. ^- 2S4 '7Z6 den i5ten Iun. Umständen zu erforschen, theils die hier zu lande gebrauch« liche Art das Salz zu kochen zu sehen. Die Salzpfanne war in dem Anfange unseres Aufenthaltes in Ust'Rut nicht im Stande, daß man darin hätte kochen können, und die Ausbesserung derselben geschah erst den »4ten, und den 1; ten fieng man an zu kochen. Wir fuhren selbigen Tag in cinem Kahne nach Njsolie ') da die Salzpfanne ist. Die Ruta war so seichte, daß wir nicht anders, als mit der grösten Mühe darauf fuhren; ja wir konnten mit dem Kahne nicht völlig bis nach Ussolie fahren, son, dem musten etwa eine Werste zu Fuße gehen. Wir nah« men in der Art das Salz zu kochen nichts wahr, was ich nicht verwichenen Winter schon beschrieben hatte. Weil in der Ausbesserung einer Salzpfanne, oder auch in Vcrferti« gung einer neuen, diejenigen Stellen, da die Eisenbleche zusammen genagelt werden, niemals so vermachet werden können, daß die Pfanne nicht rlnnen sollte, weswegen ma» auch m Temschland Asche, Ochsenblut:c. zur Verschmie- . rung gebraucht; so habe ich mich auch nach der hiesigen Art erkundiget, und erfahren, daß man an dergleichen Stellm Eisenfeil und Meel schüttet, und dadurch die Rinnung ohnsehlbar verhindert. Die Hitze, welche um die Kotever. spürt wird, ist ungemein, und es war uns nicht möglich ' über 2. Minuten darin zu bleiben, wiewohl auch der Rauch. " Ussolie heißt ein ,'edcr Ort/ da eine SalMe angclcgt Ust'Rut 4v6l werste. 265 Rauch nlcht wenig dazu beytrug. Man bedient sich hi« keines Mittels, um das Salz eher dick zu erhalten. Das Holzfeuer zwingt cs genug ;und überdem ist es in Sibirien nicht der Gebrauch, zu einer andern als zurHerbstzeit Vieh zu schlachten, wo sollte man also z« einer andern Zeit das Blut hernehmen ? Zu der Salzquelle, die wir verwichs« nen Winter wegen des tiefen Schnees nicht hatten besehe« können, konnte man jcßo gar wohl kommen. Vor mehr als lo. Jahren verstopfte sich die große Quelle so sehr, daß kaum etwaö Wasser daraus hervor quall, und man hatte damahls nlcht mehr als diese einzige. Weil man nun kein Mittel wüste, die Quelle wieder zu öffnen, so suchte man «ine andere. Man nahm an dem Orte, da jeho die andere Quelle ist, wahr, daß er vor andern in der Nähe ge« legenen Platzen morastig, und das Wasser etwas gesalzen wäre, man grub ein wenig, ließ lange Stöcke hinein, und befand, daß dieselben tief elngesuncken waren; kurz man entdeckte sogleich die Quelle, welche man gleich der alten als einen Ziehbrunnen einfaßte, und daS Wasser daraus, wie aus der ersten, in die Salzpfanne leitete. Der Brunnen ist noch eben so; allein weil die große Quelle sich nach der Zeit wieder geöffnet, so hat man sich der neuen schon «ine geraume Zeit her nicht mehr bedienet. Gegenwärtig ist man in nickt geringen Sorgen, weil beyde Quellen et« was verstopft sind. Der Ausfluß der großen (Quellen in die Rma war auch zu sehen, an dessen beyden Scilcn,wie R 5 auch . auch «m die (Duelle das an jakiqten S«n gewöhnliche 'Kraut 2xali ") wächst. Wir sahen Machst unterhalb dl?m Dorfe einm mit Salz beladenen Floß, w?lcb?r noch dieses Jahr nach Tschecschniokoi Ostrom abgehen soll« te, jctzo aber wegen des allzllseichten Wassers die Rma nicht hinuntergehen konnte..Ein Bauer des Dorfes hat sich.vcrbindlich gemacht, obiges Sal; sur «ncn gewisft« Pl-eis an gedachten Ort der Kr^ne zu liefcm. Das Sal, ist mit bloßen Birkenrinden bedeckt, und dcr Regcn muß nothwendig dazwischen eindringen. Allein dicscs lassen die Sclzpäcbter mit Fleiß geschehen, weil das Salz davon ftucht wird, und in dem Gewichte zunimmt. Sie verstehen ihre Kunst schon so weit, daß das.Salz nicht zer» schmelzt und verlohrcn gcht. ' Die Krone leidet darunter unmittelbar keinen Schaden;denn derSchullhciße,derdas Salz nach dem Gewichte empfängt, muß auch für so viel Gewicht Geld liefern. Trocknet ihm nun das Salz aus' und er siehet, daß er mit dem Gewichte nicht auskommt, so lv?i,j cr es schon bey dcm Atlswägen so zu inachen, daß cr nichts dabey verliert. Er betrügt die Vamcn am das, was au dem Gewichte fehlet. Wir gicngel^m der Zurückreife in die Brandtweir.brcnnerey , die unterhalb Italic an dein linken Ufer der Ruta ist. Sie ist sehr elend, wie ich schon in der Wintcrreise gemeldet habe, und hat 6. Brennkessel, die gleichsam unter freyem Himmel stehen. Ei. * SaHcornia 8c Chcnopodiatn, Kali minus album dictum. tlsi-Rm 4c6i rvcl-ste 26? Einen einzigen schlafenden Kerl fanden wir dabey, welchen wir mit vieler Mühe aufweckten, und wie er erwach« te, konnte er auf keinem Fuße stehen. In einigen Kesseln kochte die durch die Gährung zubereitete Materie, und zwar vermuthlich schon lange vor unserer Ankunft; dieKes« sel aber waren noch nicht zugcdeckr, und der Kerl wollte sie auch auf unser Erinnern noch nicht zudecken, und meynto, es wäre dazu noch Zeit genug. An kein Umrühren, um ' baS Allbrennen zu verhindern , ward gedacht, un) gewiß , es wäre hier zu iande eine fast unnöthige Sache, da die Materic , woraus der Brandrweud dlsiillirt wird, nickt viel dickn- als Wasser ist. Hicraus nun ist abzunchimn, was für cm mcrckl ich goringer Maaß an Brandtwcin aus einer gegebenen M^nge Korn werden müsse, daman der gahrenden Materie einen so k'eincn Grad der gehörigen Dicke giebt. Die gemein? Rcdc ist, daß man imWintcrviel weniger Brandtwcin, als imSom« mcr bekomme, und im Sommer bekömmr man auch wenig. Es ist klar, daß die lcute das Vrandtlvembrcnneu nicht verstehen, und ich würde die Art und Weise, nach welcher sie dabey versaht cn, von Stück zu Stück widerl^ gen müssen, wann ich mich ill die Sache einlassen wolltt. Ich glaube, daß der Brandtwcin zum wenigsten um die Hälfte wohlfeiler in die Casse noch mit großem Vortheile der Pächter geliefert werden könnte, wofern man cS recht damit ansicnge. Wlr 263 '736 den lZren und I9ten Im,. Wir kamen bey Sonnenuntergang «leder ln UstRnt zurücke, mid fanden den von un« nach den oberen Ostrogen und Slobodcn der Lena abgeschickten Boten, der von seiner Reise zurücke gekommen war, vor uns. Ihm folg« ten den andern Tag 12 Arbeiter, die er in Orlenga von verwiesenen Missethätern, und allerley Art teuten zusammengebracht hatte. Er machte uns zu noch mehre« ren, die aus dem Ilgischen Ostroge kommen sollten, Hoff. rung. Wir hatten auch schon kurz nach unserer Ankunft in Nst-Rut eine kleine Anzahl verwiesener, auS 6 Mann bestehend, angehalten und zu uns genommen, die eigene« lich dem Hauptmann Marcmianinow geschickt, aber zu spät angekommen waren. Solchergestalt gedachten wir, daß wenn wir eine kleine Zugabe aus Ilga bekamen, wir zur Noth der Bauren würden entbehren können. Allein darauf zu warten war nicht rathsam; denn man weiß aus der Erfahrung, daß wann dergleichen teute einem Com» mando an einen bestimmten Ort nachgeschicket werden, sie gemeiniglich die Reise so lange verzögern, bis sie gewisse Nachricht haben, daß das Commando weg ist. Als« dann beschleunigen sie dieselbe, und durch ein klein M» schenk an die zum Geleite mitgegebene bringen sie es dahin, haß auch diese mit ihnen einstimmig schließen: wann das Commando ieute nöthig gehabt hätte, so würde es nicht abgegangen seyn, ohne dieselbe zu erwarten. Um nun die teute desto eher zu erhalten, gicngen wir den iZten nach Mittage Tajurskaja D. 4!4o werste. 2S9 Mittage gegen 2 Uhr ab, und schickten einen Soldaten den Lena «Fluß zu gleicher Zcie auswärts, welcher die ieute, wenn er sie anträfe, in Empfang, nehmen, und uns auf das schleunigste nachführen sollte. Jedoch musten wir noch Ustkutische Bauren zu Hülfe nehmen. Wir ka« men des Abends gegen 7 Uhr bey polonunnoje Si-znowje an, welche etwas mehr als eine Werst unterhalb polorvinnaja Rietschka liegt. Dort in der Nahe, gleich wie schon an sehr vielen Orten seit Ust'Ilga sahen wir die Wälder brennen. Die ienischo Einwohner stecken sie mit Fleiß an, um mehrere Stellen, da sie Wiesen ma« chen können, zu bekommen. Dann es sind wenige Felder an der Lena, und man kann, um genug Ackerland zu haben, nicht viel davon entbehren. Die Viehzucht hin« gegen'vermehret sich, und folglich hat man mehr Heu nöthig, als vor diesem, Der geringe Vorrath von Ackersand ist auch daraus abzunehmen, daß die ienischen Bau. ren ihre Accker düngen, damit sie dieselben alle Jahre nu« tzen können, welches sonst in Sibirien eine unerhörte Sache, und gleichsam der darin herrschenden Natur zuwi« der ilt. Mit anbrechendem Tage giengen wir weiter, und ka, men gegen Mittagszeit bey Cajurekaja D. an. Dieses Dorf liegt an dem Flusse Tajura, der dem Ilim an Größe nichts nachgiebt, und fruchtbare Ufer hat. Des Abends 2?6 ,736 dcn 2^ Mittage gefahi^n, nicht welter, als bis Tirs^ kaja D. an dem Tir.: Flusse, welcher etwas kleiner, als die Tchura, aber nicht weniger fruchMr ist. D'chv Fluß macht die Grenze zwischen dem Ustkutischm und Kri- . wolllcklschen Gebiete, und was jensms desselben liegt, ge^ ,, . höret zu dem Kriwoluckischen., Ulkanskaja D- welches !' an dem Nlkan-Bache arhthalb Werste von Tirskaja D» liegt) ^lst das erste Kriwoluckische Dorf, welches wir des Abends vorbey giengen. Des Nachts um iu Uhr hielten wir bey Rrasnojarskaja D- stille. Wir hatten den ganzen Tag einen ziemlich starken widrigen Wind aus Norden, welcher uns sehr aufhielte; des Abends aber fiel «in Parker Regen, welcher uns wieder an der Reise auf dein INlsch-Flusse erinnerte. Wir hatten zwar schon in ilst'Ilga genug daran gedacht, und verlangt, daß man uns durch doppelte Bretter wider den Regen in Sicherheit setzen mögte: allei» die Betheurungcn stnd nicht zu beschreiben,, niit welchen man uns versicherte, daß die Schisse dcr< gestalt gebauet wären, daß der Regen umnöglich vi'^' . durch- Saborskaja D/4294 wcrste. 271 durchkommen kbnnte. Weil man uns nicht sürasszuleicht-. gläubig ansähe, ft wollte man uns augenscheinlich über-»' führen, invem man auf das Verdeck Wasser goß, und also bewiese, daß nichts in die Kajüten liefe. Wir wür-' den jedoch allen Bcchcunmgen und dcr angeMtell Probe' nicht geglaubt haben, wofern wir nicht bey vielen and'.'N^ überhäuften Gesthaften die Sachc el'.dlich vergessen hätten/ Die Beschwerlichkeit war cbcn so groß, wie auf dein I^ tische/ und muste allcs weggeräumt, und die Schiffe vcn neuem vcrsihlilgcn werden. Zu diesem Uedcl gesellten sich noch die Mücken/ die sich uun auch cinfanden, lind das Andenken der Irtischi^cll 'Reise gleichfalls erneureten^ Sie waren jedoch in mciklich Heringercr Anzahl. . , De,i folgenden Tag nach Mittage gegen l Uhr kamcn, wir bey Skodclska D» an, und fuhren untcrwcgens vie« le Dörfer vorbey. . Eilf und eine halbe Werste vorhe»; bey eine^ Kloster Dorfe fängt der Fluß merklich an sich zuz krümmen. Dcs Abellds uin z Uhr fuhren wir wieder ab, und c^-eichten nach zurückaclcgten eilf und eine halbe Wcr^ sten S^bovskaja D- Hier lief der Fluß sehr krumm, uny diese Krünunung daurete bis tVologda D- allwo wie übernachteten. Der gerade Weg von Saborekaja bis N>ologda ist zu dritthalb Wersten, der Flußweg aber zu 5 Wersten gemeM. Bey dieser Krümme lief der Fluß über die Maßen langsam, und wir verspürten diese «7» .»756 den 22 und -zsten Iun. se langsamkeit des andern Tages nvch mehr. Wir sichren des Morgens um 2 Uhr ab, und kamen unter bestandigem Rudern erst nach 4 Stunden bey Lasurewskaja D. an, welches doch nicht mehr alö 8 Werste von unserem Nacht« lager ist. Hier höret zwar die Hauptkrümm« des Flusses auf i wie merklich sie aber sey, ist daraus abzunehmen, daß man von dem obengenannten Klosterdorfo einen land» weg bis Hieher über die Berge hat, der nicht mehr als z Werste ausmacht, da doch der Weg zu Wasser auf ,6 Werste beträgt. Der lauf des Flusses ist im übrigen von hier aus nicht geschwinder, und halt sich zwischen Norden und Nordostsn. Unsere Reise wurde durch einen heftigen Nordwind sehr verzögert, welcher uns auch endlich nöthigte gegen 4 Uhr vormittags i Werst oberhalb Tscher« tovrskaja D. anzulanden. Also hatten wir in y Stunden unter beständigem Rudern nicht welter als 22 und ei« ne halbe Wcrsie zurückgelegt. Die Arbeitsleute wollten uns versichern, daß bey dem stärksten günstigen Winde die Fahrzeuge, wann man nicht darauf ruderte, im auf-wartsgehen in dieser Gegend aufwärts getrieben würden, so daß das Waffer einemSee nicht unähnlich wäre. Hier stich eine Gesellschaft von 6 Mann zu uns, dk aus dem Ilginskoi Ostrog uns nachgeschicket waren, und mit dem von uns in Ust-Rut zurückgelassenen Soldaten ihre Reise beschleuniget hatten. Gegen Abend um 5 Uhr legt« sich der. Wind etwas, und wir fuhren ab, kmen bald darauf Ariwbluzkaja SlobobH 4^6 u. eine halbe W. 27z darauf das schon erwehnre Dorf und 1 Werste davon Obuchou? (!>strow vorbey. Diese Insel hat ihren Namen von einem IlimSkischenWoiwoden, welcher, als er in dem Jahre »665 von dem Kircngischen Jahrmärkte mit kostbarem Pelzwerke nach Ilimok zurück gehen wollte, auf dieser Insel von den bey ihm gewesenen Sluscht, wie ermordet worden, uno dadurch Gelegenheit zu Erobe-rung der Daurischen iander an dem Amur-Flusse gegeben hat. Wir ruderten bis um 2 Uhr des andern Morgens meinem fort, da wir Rrnvoluzk^jaSlHbHda erreichtes Ich habe noch wenige so schlechte Sloboden gesehen, als diese ist. Sie hat nicht viel über , gend des Rircnga besser zu nutzen. Dcewe« S gen Ramtsch. U. 2. Theil. 274 '736 den 22ten Iun. gen fuhren wir noch selbigen Tag des Abends um 4 Uhr pH, und kamen gegen 8 Uhr bey 2xlrenskoi-OstroI an, der auf dem daselbst merklich erhabenen rechten Ufer der Lena erbauet ist. Der Ostrog ist ohngefähv um das Jahr ,5,55 angelegt; denn in der Kirche, die darin stehet, ist eine Aufschrift, welche zeiget, daß dieselbe m dem Jahre 7^4 erbauet worden, welches ,656 nach Christi Geburt ist. Er ist nach der gewöhnlichen Sibirischen Baukunst viereckicht und von Holz , 23 Faden lang, und 24 breit, aber jeho meistentheils verfallen, unh ein einziger Thurm in dem linken Winkel der Seite gegen den Fluß zeiget an, daß er ehemahls da gewesen, sey. Das merkwürdigste in seinem Umkreise sind 15 alte Kramladen, in deren zweyen oder dreyen gegenwärtig noch allerley Waaren, worunter auch einige auslandische von geringem Werthe sind, zum Verkauf ausgelegt werden. Die nach Irkuyk reisenden Kaufleute suchen sich hier eines Theils ihrer Waaren zu entledigen, wann sie keine Hoff, nung haben, in Irkuyk alles abzusetzen. Sie geben diesen Theil jemanden so lang in Commission bis zu ihrer Zu-tückkunst. Diese Kramläden wurden in alten Zeiten wegen des Jahrmarkts gebauet, welcher alle Jahre in dem Ostroge gehalten wurde, und desscn ich bey Obuchow Ostrow kurz vorher gedacht habe. Alle die sich in die-sin Gegenden mit der Jagd und dem Wildfange beschäftigen, und zuweilen auch Tungusen, versammletcn sich hier Rirm?koi Ostrog 4344 und einc halbe Wersie. 275 hler alle Jahr, und handelten mit Zobeln, welche damahls so häufig waren, daß der bloße Zoll von denenjemgen, die öffantlich verkauft wurden, der Caffe eine große Sum» me eintrug, wovon die alten Kanzeleyregister genugsam zeugen. Und wenn man von der gegenwärtigen Neigung der Sibiriaken auf die ehmahlige schließen darf, so kann man sicher annehmen, daß eben so viele Zobel insgeheim, und ohne Zoll davon zu geben, verkauft worden sind. Damahls war es einem jeden erlaubt Zobel zu fangen, und vor diesen Zeiten smd wenige in diesen Gegenden gefangen worden, außer was die Tungusin zu ihrem Gebrauche fengen ; diese aber fangen sie so maßig, daß die Anzahl slch nicht verringern kann. Allein die Russischen Eimvoh, ner hatten bloß den gegenwärtigen Nutzen vor Au« gen, und bekümmerten sich wenig um das künftige« daher sie es in kurzer Zeit so weit brachten, daß man kaum mehr einen Zobel zu sehen bekam. Dieses hat dem Jahrmarkt ein Ende gemacht. Weil ich auf die Verringerung der Zobel in diesen Gegenden gekommen bin, so melde ich noch weiter, daß die TunZusen schon damahls , wie der Jahrmarkt aufhörte, Klagen über Klagen geführt haben, daß die Zobel so ausgesangen würden, daß sie nicht mehr im Stande wären, den gewöhnlichen Tribut mit Zobeln zu bezahlen. In alten Zeiten ist kein Tribut an, ders, als mit Zobeln bezahlt worden; jeßo nimmt man Eichhörner-Bären - Rennchier«O«erfelle«.«. oder auch S 2 Well, 2?6 "'<7Z6. dm lzsien Illn. Gcld dafür, und dieses nicht nur in den lenischen Gegen« den., fondern auch in den Ilimekischcn, Irkuhkischcn, Seienginskischen und NertschlltSkischen Gebiete«. Dieß war eine natürliche Folge der Tungusischen Klagen, ' welchen Man dadurch abzuhelfen suchte, daß man den Russischen Einwohnern den Zobelfang verbot.. Natürll« ch?r Wcise hätte dieses Mittel etwas helfen sollen ; allem in Sidirictt kann ee nicht helfen, und der Casse muß es hingegen großen Schaden bringen. Die Zobeljagden geschehen deswegen doch, und was matt fängt, wird um s» viel mehr insgeheim verkaust, je mehr man sich wegen des kaystrlichen Verbots vor der Strafe fürchtet. Es geschiehet zwar zuweilen, daß einer oder der andere ertappt wird; allein die Cassr hat keinen Vortheil davbn^ sondern der Befehlshaber. Es ist in Sibirien nicht genug, eine Sache bey iebensstrafe zu verbieten; wofern man nicht anfangt die Strafe zu vollziehen, so ist alles umsonst. Ein jeder waat es wlder das Verbot zu han» deln; denn er weiß, daß wenn er ertappt wird, es ihm nicht den Kopf kostet, weil er sich loskaufen kann. Die wenigen Zobel, so seit einigen Jahren her gefangen wer. den, haben veranlasset, daß nun wieder die Erlaubniß ge« geben ist auf die Jagd auszugchen. Allein es scheinen noch viele Verordnungen, und eine wirkliche Vollziehung scharfer Strafen nöthig zu seyn, bls die Sache zu den, Vortheile Ihro Majestät eingerichtet seyn wird. Sonst wär« Rirenskoi'Ostrog 4344 und eine halbe Wcrste. 277. wäre cin ganzes Buch davon zu schreiben, wie es bey der« gleichen Jagden zugehet. Gemeiniglich thut sich eine Ge» sellschaft von la bis 1? Mann zusammen , welche alle Zo» h^l, die sie fangen, unter sich theilen. Ehe sie auf den Fang aufgehen, thun sie ein Gelübde,dor Kirche von ihrem Fange was gewisses zu geben. Sie erwählen unter sich sine", welchem die ganze Gesellschaft Folge leisten muß, den slcpcred0N'schik,d.ldenAnführer ncnncn,und dieftnhallcn sie währendem Fcuige in solchen Ehren, daß sie sich selbst Yie Härtesien Gesetze vorschreiben, keinen Schritt von seinen Befehlen abzuweichen. Wenn einer in cmcr Sache nicht Gehorsam leistet, so bestraft ihn der Anführer mit Worten; und dieses heißtUtschenie ohep eine lehre; er kann ihn auch prügeln; und diese Strafe hat eben denselben Namen, und darf mit keinem andern belegt werden. Hierin steckt ein großer Aberglaube, so wie bey den teutschen Jägern, wel. che alles mit andern Namen, als andere ieute nennen. Außer der tehre, die der Uebcrtrcter von dem Anführep hckommt, ist er von Stund an auch aller Zobel verlustig, die er gefangen hüt. Er darf mit den übrigen der Ges sellschaft nicht in einem Krcyse sitzen, wenn sie speisen; «r muß stehen und alles thun, was die andern ihm befeh« len; ex muß die Schwarzstube heizen, sie rein halten, Holz hacken, und alle häusliche Arbeit vet richten. Dieses währt so lange, bis ihm' seine Uebertretung gemein, schaftlich vergeben wird; daher er, die andern, S 3 wenn 278 . '7)6 den 2zsien Iun. wenn sie essen, geständig stehend'um Vergebung bittet. Sobald ein Zobel gefangen wird, muß er gehöriger Maßen verwahrt werden, ohne daß jhn jemand ansteht; denn sie meynen, daß wenn man von dem gefangenen Zobel gut oder schlecht spricht, der übrige Fang verdorben sey. Ein gewisser alter Jäger trieb diesen Aberglauben so weit, daß er der gewissen Meynung war, dieses gut oder übel sprechen könne von Moscau aus eine Wirkung haben. Er sagte, die Hauptursache, daß unser Zobelfang jetzo so schlecht ist, stecket darinnen, daß man einige lebendige Zobel nach Moscau geschkket hat. Daselbst bewun« > dert sie jedermann als ein seltenes Thier, und das können die Zobel nicht leiden. Er setzte die andere Ursache hinzu, daß die Welt »un viel schlimmer sey, als vor diese,«; es geschehe öfters, daß unter einer Gesellschaft Wildfänger einer oder der andere sey, welcher einen gefangenen Zobel verberge, und dem Anführer nicht einliefere; auch dieses, sagte er, können die Zobel nicht leiden. Allein er wüste ohnfehlbar wohl, daß, wenn er und seines gleichen auf die Zobel nicht so unbarmherzig zugestürmt hatten, ihrer gewiß mehrere seyn würden, und daß folglich die Verminderung derselben von ganz natürlichen Ursachen herrührte. Ich will aber diese Betrachtung nicht weiter fortsehen, weil dieselbe sonst gar zu weitläuftig werden würde. Außerhalb dem Ostroge, bey dessen Erweh»ung ich hierauf gekommen bin, befinden sich noch an öffentlichen Gebäuden eine Salz» Vor- Rirenskoi Ostrog 4Z44 und halbe Werste. «79 Vorrathskammcr, cine Kammer zum Archiv, ein Brandt» Weinkeller , und eine dazu gehörige Schenke, ferner eine Bierschenke, ein verfallenes Haus für den Befehlshaber nebst einer Gerichtsstube, und ein Zollhaus. Noch ist eine Mche, die ebenfalls zu dem Ostroge gehört. An Wohnhäusern der Privatleute sind hier 29. die von Kauf» leutcn, und ieuten aus verschiedenen Ständen bewohnt werden. Die Bauren, so zn dem Ostroge gehören, woh« nm meistens unterwärts an der Lena, und aufwärts an dem Rnenga. Ein einziges Dorf Balachnja oder Balachonskaja D- 2 Werste oberhalb des Osiroges ge-hörtt noch zu dcm Ostroge. Das letzte Dorf drs Kriwo« luhkischen Gebietes liegt besagtem Balachnja gegen über, auf dem linken Ufer der Lena, und heist WoromnaD. Die Gegend um den Ostrog ist sehr fruchtbar, und die Fel« der können bey der Polhöhe , die hier schon 57 <^ 47, ist, nicht ohne Bewunderung angeschauet werden. Alle Kräuter undGräscr wachsen daselbst in ungemeiner Größe. Die Sterlede und Störe, die in der Nachbarschaft des Ostroges gefangen werden, sind die berühmtesten in'sganz Sibirien, was ihren zarten und feinen Geschmack betrifft. Ich kan mit Wahrheit sagen, daß ich an denselben langer, als an den Wolgischen oder irgend andern, ein Belie« ben gefundeli habe. Ihr Geschmack ist mir niemahls zuwider geworden, ja ich habe sie alle Tage sür einen icckerbissen gehalten. Zwar mag die lebensart, zu welcher ich mich S4 in ,8« l?Z6 den 2zsten Iun. in Sibirien nach und nach aus Mangel besserer Sachen gewöhnet hatte, auch etwas zu diesem Urtheile in demGs< schmack beygetragen haben; denn gewiß hielte ich dortvio? les für gut, was ich in pecexeduxg als etwas sehr mW ttlmä5::'ges anceschl'n haben würde. Allein ich glaube doch, daß ich mich in diesem Urtheile nicht sehr betrüge; weil ich yur etwa ein paar Monate vorher in Ilimsk von de>, Ster^ leden und Stören der Tunguska gegessen hatte, die abey meinen Beyfall nicht gefunden haben. Der Fluß Rirenga fallt ohngcfahr zwey Werste unterhalb dem Ostroge von der rechten Seite ein. Er ist bey seiner Mündung sehr breit; man kann aber nicht anders als mit Kähnen darauf fahren. Seine Ufer sind steile Ber, ge, und ft beschaffen, daß man an denenselbcn weder )u Fuße noch zu Pferde reiset» kann. Es läßt sick in den oberen Gegenden des RircnIa im Sommer nicht anders als in Kähnen, und im Winter nur mit Schlitten reisen^ doch sind hin und wieder sehr fruchtbare Felder, und folg, lich auch Dörfer an demselben. Der Stroiy ist sehr schnell« «r lauft in einer Stunde fünftehalb Wcrste. Die Lena,, welche oberhalb der Mündung des RirenZa nicht mehr als 40O. Faden tn einer Stunde fortläuft, gehet, nachdem si« den Rircnga zu sich genommen, schon 3. Werste und 120, Faden, welche Schnelle sie auch noch eben so ohngefahr^. Werste weiter unten hat. DieStöre und Sterlcde kommen jn den RirenIg nicht hinein, und er ha.t nur solche Fisch^ Ml« Rirenskoi - Ostrog 4344 n- ein halbe Werst. ,z, welche in steinichten und seichten Flüsjen zu seyn pflegen. Von ihm gehet bey der besagten Mündung noch ein Ann, Welcher sich erst nach 2. Wersten mit der Lcna vereiniget. Von der ersten oder oberen Mündung ist es zweifelhaft, ob sie zu der Lena oder zu dem Aircnga gehören; denn nur Frühlingszeit, wenn der Rirenga sehr aufschwillt, soll der Strom dieser Mündung nach der Lena gehen; da, gegen aber wird gesagt, daß wenn die Wasser in der Lena zu einer Zeit, da derAirenga nicht mehr anlauft, aufschwellen, der Strom von der Lena in den Ancnga gehe. Im Sommer kann sie für nichts anders qls eine Mündung des Rirenga gehalten werden, und es ist gar merklich zu sehen, wie der Strom in die schr langsam stieß sende Lena einschloßt, und ihr einen schnellen lauf mit, theilt ž welches die oben berührte Versuche noch mehr be« weisen. Zwischen der Lena unh dcm Arme, der die un« tere Mündung des Rirenga ausmacht, ist eine Insej, welche sehr schönes Gras hervorbringt, und Mynastirft, koi Ostrow genannt wirk Diese bringt mich auf das Kloster, welches zunächst oberhalb der Mündung des Air'cnga, an dem rechten Ufer der Lena, auf einem erhabenen Orte gebauet ist. Das Kloster ist zwar nur von Holze aufgeführt; allein die Einkünfte desselben sind nicht geringe. Die besten Gegenden^ dic zunächst oberhalb und unterhalb au der Lena und an dcm RlrenZa sind, so wie. auch die jcht gemeldete Insel, gehören dazu. Seine Herrschaft erstreckt sich bis an dci, «5 5 An» 28? '736 den 23sten Iun. Anga-Fluß, der bey Wercholensk in die Lena fallt,all. wo es ein köstliches Dorf hat. Die Mönche darin sind bis auf ein paar alle ausgestorben , und es ernähret keine andere ieute, als welche sich wegen Alters, oder Armuth,oder Bequemlichkeit, wiewohl mit elncr geringen Summe darin eingekauft haben. Dergleichen leute werden Wkladr-schiki genannt. Es hat zwo Kirchen, eine für den Hom-mer und eine für den Winter. Ein Abt (Humen) hat seinen Sitzn, diesem Kloster, und besorgt die Haushaltung. In der ältesten dieser beyden Kirchen ist eine Auf. schrift, welche anzeiget, daß dieselbe in dem Augustmonat im Jahr 7173. oder nach Christi Geburt 1665. ange. legt worden sey. Weil nun zu vermuthen, daß bey einem Kloster die Erbauung der Kirche eine der ersten Arbeiten gewesen sey, so kann auch das Kloster nicht viel älter seyn. Gewiß wann die Geistlichkeit allezeit vor andern Standen wohl versorget zu seyn verdienet, so kann man behaupten, .daß an der gantzen Lena kein besserer Ort für ein Kloster hatte ausgesucht werden können. So gesegnet nun die'Kirengische Gegend in dem Ue-berfiusse sowohl geistlicher als weltlicher Güter ist, so muß ich doch einer Plage gedenken, welche ich daselbst an der Le« na zu erst bemerket habe, wiewohl ich sonst gehöret, daß sie auch weiter oben, jedoch in viel geringerem Grade sey. Ich verstehe die Kröpfe, deren ich hier zween, einen an einer Rirenskoi Ostrog 4344 u. eine halbe Wersie. 283 einer Weibsperson, den andern an einem jungen Kerl sa. he, und welche den ansehnlichsten Kröpfen in der Welt nichts nachgeben. Hier ließe sich mit größerem Rechte, als in vielen andern iandern behaupten, daß derjenige Mensch alsdann erst alle seine Glieder hätte, der mit einem Kröpfe begabt wäle. Dann da die Natur in Zeugung der Pflanzen hier vor andern Gegenden fruchtbar ist, so könnte man sagen, daß sie auch das Thiergcschlccht in größerer Vollkommenheit hervorbrächte. Man hat in diesen Gegenden nicht allein unter den Menschen Exempel, sondern man soll auch nicht selten an Ochsen und Kühen Kröpfe sinden. Wer will hier die Berge anklagen? Die Kühe gehen auf keine Berge, und das weibliche Geschlecht in diesen Gegenden bcmengt sich auch mit keiner Arbeit, die außer dem Hause geschiehet; es kann also die Kröpfe nicht von dem Besteigen der Berge haben. Nur gemeldeter kröpfigtcr Kerl erzählte mir einen merkwürdigen Umstand von seinem Kröpfe. Als dieser Kröpf in der be« sipn Blüte seines Alters war, gicng er in die Gegend des Anga.Flusses, und lebte daselbst ein Jahr lang. In diesem Jahre verminderte sich der Kröpf um ein merkliches; allein er bekam seine vorige Größe wieder, als der Kerl sich rine Zeitlang in d« Gegend vonAirenga wieder auf« gehalten hatte. Es ist hier auch eine gemeine Rede, daß die Kröpfe durch die Zeugung fortgepflanzet werden, und man soll nicht selten kröpfichte Kinder sehen; doch sind nicht alle, und insonderheit diejenigen nicht dieser Meinung welche «84 "736 den littn bis zum l4ten Jul. ,., welche noch nicht verheiratet sind, unh hoch Kröpfe haben. Wahrend unserm Aufenthalte in Rircnga regnete es bfters; jedoch war es allzeit warm Wetter. Wir blieben dasilbst bis den , l ten Iul. stille liegen, und ließen den Stu« denten Treejakow, den wir schon von Usi-Ilga aus, pm Wahrnehmungen über das Wetter zu. machen, Hieher abgefertiget hatten, und der auch schon über 3 Wochen vor ;mS angekommen war, hjer zurücke, um diese Wahrneh. mungen noch bis in den September fortzusetzen, damit wir'gleichstimmende mit oenen haben, mögtm, die Herr Prof. laCxoyere in Jakuyk, und wir unterweges ma« 6)en wurden- Denselben Abend um 6 Uhr giengen wjr ab, ;md fuhren die ganze Nacht in einem fort z wir kamen.un« terschledliche Dörfer vorbey, und deH Morgens um 7 Uhr bey Tscherschlnskoi Ostrog an. Besagter Ostrog liegt 237 Schultheißen (prikasil)rschikm,) von denen sie abgege-ben worden, und kaussen sich von der Strafe los. Wenn sich der Schultheiß nicht unterstehet den Flüchtling los zu lassen, und ihn nach Irkurzk liefert, so kömmt er dort ohnfehlbar los, wann er nur etwas im Vermögen hat, und den ieuten in diesen landen fehlt es daran gar selten. Jedoch dieses Verfahren mogte man ihnen noch verzeihen, wann es nicht bey teuten geschahe, die deswegen besonders besoldet werden, damit man sie zu Verschickungen gebrauchen könne, als wie die Sluschiwie sind. Einer unter denen, die bey uns durchgiengen, war ein Wercho-lenskischer Sluschiwoi, und alle seine Mitbrüder sehten in ihn und in seine Ehrlichkeit ein großes Vertrauen. Er wüste sich so zu verstellen, daß ihm viele ihr Geld, waS sie hatten, in Verwahrung gaben. Wie er ohngefähr 30 Rubel beysammen hatte, gieng er mic dem Gelde ohne Mühe,und in einem bloßen Camisole davon. Von nun an ließen wir keinen Menschen mehr von den Fahrzeugen, ohne gute Begleitung. Keine Güte, keine Ge-lindigkeit, kein freundliches Zureden hilft bey einem Si« birmkcn etwas, sondern es muß die außclst' Schärfe gebraucht werden, wenn er gut thun soll. Das schlimmste für uns war, daß wir alles erst durch die Er« fahrung lernen musten, und niemand hatten, der uns an die Hand gieng Es fanden sich tausend Sachen, an die wir bey dem Antritte unserer Reise nicht gedacht hat« 288 '7Z6 dm l? UNb l8ten Iül. ' hatten. Wir fanden einen merklichen Unterschied unter den Reisen der Gelehrten. Doch dergleichen Betrach« tungen sind noch zu frühe» Ich habe bey Gelegenheit dieses Weglauffens etwas gelernt, welches ich hier anzuführen nicht umhin kann. Als ein Sack eines dieser Flüchtlinge aufgemacht wurde fand man darin unter andern Sachen ein Säckgen mit bloßer Erde angefüllt. Man berichtet? mich, daß es bey denen« jvnigen, welche von lhrem Geburtsorte an einen andern rciseten, gebräuchlich wäre, etwas von der Erde oder dem Sande, so man in selbiger Gegend fände, mit sich zu nehmen, und an dem fremden Orte etwas davon in das Trinkgeschlrr zu legen, daraus sie das Wasser solches Ol> teS trinken wollen. Dieses verwahrere sie vor allen Krankheiten, und hätte die Wirkung, daß sie keine zu große Sehnsucht nach ihrer Heimath hatten. Den Ur« . sprung dlcseö Aberglaubens soll man nicht Sibirien zu dans ken haben, weil diese Gewohnheit, wie mir gesagt ward, schon lange vorher in Rußland üblich gewesen wäre. Den l daß der schneidende Theil beständig gegen sie. gekehret ist. Dieser Ort ist auch wegen der Kröpfe berühmt. Vier Werste weiler herauf in einem Dorfe von ,6. Häusern, Sub'ncvskaja D. genannt, ist eine berühmte Dirne, wels cher derKopf;icrath nicht erlaubet,auf die Erde zu schauen; sie ist so erschaffen, daß sie wider ihren Willen beständig dcn Himmel ansehen muß. Den i8sten dieses hatten wir kaum zu Mittage gespoi-set, als wir von vielen Schlagereyen höreten, wovol, die T ' Vor- Ramrsch. R.L.Theil. «9o !7z6 den 2^sten Iul. , Vorbotein ungemeines iärmen und Geschrey waren,welcheS meistentheils auf dem Kirchhofe gehöret ward. In den Festtagen, welche die Kirche ins besondere angehen , ist es gebräuchlich, daß der älteste der Kirche Bier brauet, wel« ches er an dem Feste allen denen, die ihm etwas in die Büchse legen, austheilt, damit es nicht das Ansehen habe, als wann er es verkaufte. Cr schenkt den leuten das Bier, und sie schenken ihm d as Geld. Jedoch weiß er sich wohl in acht zu nehmen, daß er in dem Gegengeschen« ke nicht zu kurz komm?, und Vie Kircheneinkünfte, zu wel-> chen es geschlagen wird, nicht darunter leiden. Dieses Bier heißt in hiesiger Sprache Ranun , welches sonst in Rußland die Speise bedeutet, dis man jährlich auf dem Grabe seines Anverwandten zum Gedächtnuß zu verzehre»«' pftegt/ Ranun bedeutet auch in gemeiner Sprache deit Tag, so vor einem Feste ist, den die Teutsihen Vespet nennen, oder auch einen jeden Tag, der vor einem andsrtt hergehet. Jedermann, der bey gemeldetem lärmen war, brauchte das Wort nach den gegenwärtigen Umständen^ und sagte, er hätte Ranlm getrunken- Es war aber noch kein besonderer Festtag, außer, daß es Sonntag ge« wesen war. Dcr Tag, weswegen der Ranun gebrauet worden, war Ihna-Tag, der aus den nsten erst einfällt. Allein gleichwie sie allezeit gerne Bier trinken mögen; also macht das Bier schon einen Festtag aus. Es blieb jedoch noch st viel übrig, daß auch derbste in aller iustbarkeit began« OpoloschcnskäjaSlobodä4434ueinehalbeN>. 29« begangen werden konnte. Um Mittagszeit hatte der Äelteste der Kirche schon vlleS Bier verkaufe. Da< Saufftn und iärmen aber in den Bauerhäusern währrö bis zuni andern Morgen. Zwo Tagereisen von hier an deni Flusse Irschora ist ein Berg, aus welchem eine starke Quelle Salzwasser hervorkommen soll, und es wird davon so viel wunderbar res erzählt, daß diese Quelle vor andern etwas besonders zu haben scheinet. Schon seit vielen Jahren kocht das Iakutzklsche Kloster daselbst Salz; doch hat es nicht Er« llaubniß mehr zu kochen, als es zum eigenen G^rauche nöthig hat, und das Salz für die lenischen Einwohner ist bisher von Ust2xur hergebracht worden, wiewohl jetzo verlautet^ als wann in dem vorlgen Jahre hierin eins Aenderung getroffen wäre. Das Itschörlschc Scilz sott weit schlechter scyn,als das Usikunsche. Wir wünschten die wakrs ^cschasscnheit dieser Salzquelle zu erfuhren; alieil^ es Wollts sich'niemaNd unterstehenden ianbweg des Sommers dahllt zu thun,wcll wegen der tiefen Moraste nicht durchzukommen seyn soll. Um über dennoch zu unserem Endzwecke zu g«, langen, schickten wir dett- -tstett dieses den Studenteii Rrascheninniköw unh eineti Feldmefferschüler Mak« stheerv zu Wasser bls an die Mündung des )rschora> Und befahlen ihnen voli dort wider den Ström bis aii besagten Ort zu gehen, hen Icschora auf das genaueft T5- jit 292 !7Z6 den 2'stcn dis zum 2)sten Iul. zu besi-hr^'b-'n, die nöthige Wahrnehmungen bey der Quelle zu machen, und alsdann auf dem vorigen Wege wieder zurück zu kehren. Diesen Abend und die folgende Nacht hindurch fiel ein so ungemeiner Regen, welcher uns die ganze Nacht keine Ruhe ließ; denn so gut wir uns auch vor dem Regen gesichert zu jeyn glaubeten, so drang er doch allenthalben durch. Ich ins besondere muste den folgenden Tag eine große Menge Kräuter, die mir naß ge« worden waren, wieder trocknen. Den 2zsten des Morgens nach 4 Uhr giengcn wir wei, ter. Wir kamen nach zurückgelegten 16. Wersten an den Fluß Tscherschui, davon Tschetschuiskoi Gstrog den Namen hat. Wir schienen kurz vorher, ehe wir zu der Mündung kamen, sehr langsam zu gehen; aber nachdem wir die On'indung erreicht hatten, giengen wir sehr schnell. Der Tfchcclchui ist wegen seiner Schnelle berühmt, und man kann mit bloßen Augen sehen, wie sein Wasser in die Lena cinschießt. Vor ohngefähr 15. Jahren war bey seiner Mündung noch ein Dorf, allein der Strom des Flusses riß beständig von dem Ufer, da das Dorf erbauet war, etwas ab, und die Bauren sahen sich endlich genö» thiget, das Dorf an einen andern Ort zu versetzen, wie es dann gegenwärtig 2 Wersie unterwärts unter dem Namen PusiHtsthina bekannt ist. Um Mittagszeit hielten wir zunächst unterhalb der Mündung des Tschaja'Flusses an, «- und Ast-Tschaiskaja 4467 und eine halbe vversie. 293 und nahe unter unscrew lager hatten wir das DorfUst Cschaiskaja oder Tarqkonowa. Es war still Wetter, und weil wir ebenfalls bemerkten, daß das Wasser dcs Tschaja Flusses,wo cs in djeLena fiel,dasWasscr der L.cna quer durchschnitte, so wolten wir versuchen, ob die Schnelle des Tschaja-Flusses daran Schuld hätte. Es fand sich aber'nach genommenem Maaße, daß der Cschaja in einer Stunde nicht mehr als 2. Werste 45?. Faden lief, dahin« gegen dieLena zunächst oberhalb der Mündung des Tsihaja auf sünstehalb Wcrste in einer Stunde, wie bey Spolo« schcnskaja Slododa, läuft. Wir stießen gegen 6. llhr von hier ab; es war artig anzusehen, wie die Fahrzeuge ehe man zu rudern anficng, den Fluß aufwärts getrieben wurden, welches del, Arbeitbleuten auf den Fahrzeugen ga^ nicht wunderlich vorkam. Sie nennen einen solchen Ort Savvod, und geben vor, daß die tage der bcydm Flüsse daran Sckuld habe. In der beygefügten Zeichnung be» deutet ^ den Lena Fluß, !i. den Cschaja, und d. die Bucht, worin wir uns befanden, und in welcher wir hinauf getrieben wurden. Nach zurückgelegten ic>. Wersten fuh, ren wir Darünskaja D- und gleich darauf einen Ort vor« bey, da die Fahrzeuge sehr schnell getrieben wurden. Es war desto leichter zu merken, weil seit Ust'Tfchaja nicht gerudert worden war. Wir wollten mit Fleiße sehen, wie geschwinde wir ohne Rudern fortlaufen könnten. Schon um Mitternacht, oder doch nicht.viel später, kamen wir bcy Tz Itschors. R94 53« den 54 und 25sten Iul, Itschorskaka D, an, woselbst wir den folgenden Tag stille lagen, Diesen Abend kamen die von uns nach der Ztschorischen Salzkothe geschickte wieder zurücke. Sie hatten zwar beständigen Regen gehabt, welchem sie nicht entgehen konnten, weil nur eine einzige Winterhütte unter-Nk'qenS ist; allein eben dieser Regen hatte ihre Reise um Hn merkliches befördert, weif der Itschora ^ ein an sich s hr seichter Fluß, davon stark angelaufen war^ wiewohl sie auch noch bey, diesem Anwachse mit einem kleinen Kahne sehr sck'ver durchgekommen waren. Der Haupt stuß hes Issihora ist südsudöstlich; er lauft sihr krumn,. Von dcr Uffolie bis an die Mündung ist es längst den Ufern phngefahr 80. Werste ^ die gerade iinie aber kann nicht hber 4<2. ausmachen. Die beyden Ufer haben dicke unh finstere Waldung von Tannen, Fichten, Cedern, lerchen« haulnen, zitternden und weißen Espen, Die Salzkothe liegt an dem nordöstlichen Ufer des Irschora, und hat zunächst unterhalb an eben diesem Ufer die «Salzquelle, die pus einem Berge ohngefähr einen, Faden hoch über dem. Flusse hervorkommt, Dich Quelle ist eingefaßt, und eine Rinne davon nach der Salzkothe gezogen, Sle ist übrigens nicht die einzlge,sondern hat noch zunächst unterwärts verschiedene Nachbaren,und eln paar Werste oberhalb der. silben sind noch mehrere. Ihr Wasser ist bey weitem picht von so, starkem Salzgehalte, als das Ust-Kutische. Wn 16, Unzen halten nicht viel über z Quentgen Sal^und sol« Iwftnusihtowa D. 455^ rverste. 295 solches soll dem Ust »Kutischen auch in Güte um ein gro« ßes weichen müssen. Weil das Kloster.nur wenig davon verbraucht, so wird daselbst nur im Winter gekocht. Ohngeachtet diese Quellen nicht viel Salz halten, so geben s,e doch dem Wasser des Itschora «inen salzigen Geschmack, welcher sich bis an die. Mündung des Irschora spüren läßt; und dieser Umstand hatte auch den nach der Kothe von uns abgeschickten im Hinaufgehen des Flusses eine große Beschwerlichkeit verursacht. Sie hatten keinen Vorrath von süßem Wasser mitgenommen , und unter« wegens trafen sie weder e«'ne.n Back), der in den Ilsihora fiel, noch eine Quelle nahe hey dem Flusse an; sie mußten ihren Durst mit Salzwasser löschen, und je mehr sie lrancken, desto größeren. Durst bekamen sie. Sie erzählten dabey, wie die ieme, die jn der Kothe wohnen, ohnge« achtet, sie nicht über 2 Werst« nach süßem Wasser zu gehen hatten, doch beständig kein anderes, als gesalzenes trän-fen, ohne daß sie andere Wirkungen als von gemeinem Wasser davon spürten. <. Den 2;sten des Morgens nach 3 Uhr reiseten wir welter, und kamen gegen Mittag bey Irvanuschkowa D. an, woselbst wir anhjelttn« Seit Spoloschenbkaja Sloboda waren uns wieder «nige ieute durchgegangen, und wir merkt,en endlich, daß keine Vorsicht etwas helfen wollte. Wir konnten dabey weiter nichts chkki Mdaß T 4 wir )os ,756 den 25sten Iul. wlr ble etnmahl gegebene Befehle wiederholeten. Doch zollten wir noch versuchen, ob es nicht möglich wäre, ei< „cn von den seit Lschecschuisk entlosscnen zu ertappen, damit er andern zum Exempel nachdrücklich bestraft, und d,'e übrigen von dergleichen Thaten abgehalten werden möqtcn. Wir hatten große Ursache zu glauben, daß die entloffönen, so bald wir nur weiter wären, sich ohne Scheu allenthalben zeigen und sich von den Bauren bey jetziger Sommerzeit miethen lalscn würden, und hofften also zum wenigsten einen oder den andern zu finden 5 des« wegen fertigten wir zween Soldaten in Bauerklcidern ab^ welche sie bis Tschctschuisk aufsuchen, und die gesunde« tten zu uns nach wittimskaja Slododa unter guter Begleitung führen sollten. Irvanuschkovva D- ist das lchte Dorf des Tschctschuischen Bezirke, und folglich hört hier auch das Ilinmkisthe Gebiet auf. :l' zneffen; allein der Sluschiwoi, welcher solchen gemessen, Hatte^ie Wersle Nur Mit wenigen zusammen geworfenen "" ^'^ Ge, Iwanuschkowa D. 4552 Werste. 29, Gesträuchen angezeigt, in der Meinung, daß währendem Sommer an statt derselben Säulen gesetzt werden sollten; allein das hohe Wasser des Frühlinges hatte die Gesträu« che alle weggeschwemmt. Ich werde mich folglich in Anzeigung der Entfernung der Oerter von einander, an das Wersiregisicr halte»,, welches eben dieser Kerl bey seiner Ausmessung verzeichnet hat. Nachdem wir ohngekahr 12 Werste gefahren waren, hatten wir an dem rechten Ufer der Lena einen hohen steilen Felsen, und zur linken eine große Ebene im Gesichte, die beyde mit umgefallenen Bäulnen über und über bedeckt waren. Die Bäume lagen alle von Süden nach Norden, und der Strich, da die« ses alles zu sehen war, hielt eine gerade iinie. Es sollen teuce wegen des Eichhörnerfangs diesem Striche von hier eine Tagereise lang nachgegangen seyn und kein Ende gei sehen haben. Die ganze Gegend ist, wie man uns erzäh» let hat, mit dicker Waldung bewachsen gewesen, ivelche vor 3 Jahren den i9ten Iul (den Tag vor Elias) durch einen entsetzlichen Orcan auf einmahl umgeschmissen wor« den. Kurz vorher, ehe es dunkel worden, fuhren wir durch eine sehr merkwürdige Gegend des Lena-Flusses, welche von der besondern Gestalt, der Ufer den Namen Schtscheki (Backen) hat. Der iauf der Lena war gleich vorher nordnordwestlich, und der Fluß auf dreyhun« dert und funfzlg Faden brcit, und weiter oben eine Werst. Hier zog er sich auf einmahl, shngefähr auf T 5 Hun» 298 ,75<5 den M?n Iul, ^ hundert Faden zusammen, und wandte seinen lauf gegen Newest zum Westen. Von Iwanuschkowa bis an selbigen Ort stl,d es ohngefähr sinf und dreißig berste. W dem rechten Ufer bekam er ein hohes stciles Gebürge, VNd dicß heißet yie erste Ochlscheki. So lange der Fluß in besagter Richtung blieb, so lange daurte das Ge. hürge an der rechten S«fte, und her Strom zog sich merk« lich an das linke Ufer hin. Er soll bey hohem Wasser so stark seyn, daß man die grhste Mühe gebrauche, um nicht an das linke Ufer getrieben zu werden. Darauf zog sich der Fluß gepade nach Norden. So gleich vcrlohr. sich das Gebirge an der rechten Seite, und fand sich an her linkenMeite ein, und dieses macht hie andere ßchtsihe- ki aus. An dem Ende dieser Richtung sind hart an dem rechten Ufer zwo kleine Inseln, und dje ieute geben yof, daß der Arm dep ^.ena^ der zwischen den Inseln unh dem festen ^ande ist, sehr tief sey, und haß die Fahrzeuge im Hinaufgehen in selbigen Arm gien« gen, weil das Waffer darin wider den gewöhnlichen Strom der Lena liefe, So lange der Flnß nord- wqrts lief., so lange währte auch das Gebirge des linken. Ufers; er wandte sich nach Nordwesten, und alsobald war. has Gebirge wieder an der rechten Geile, und dieses heißen. sie die dritte Schtscheki. Bis zu. dem Ende dieses Ge. hirges von dem Anfange der ersten Schtscheki ist es ohugefähr viertehalb Werste. Pon dort erweitert sich Yer Fluß wieder, wendet sich erstlich nach Nordwest zum Nor- /-^ZF «^a.I^/s, ^V^"^V< Gchalagma. 4644 Werste.' 299 Norden, und alsdann nach Nordnordoffen, und bekommt seine vorig« Gestalt wieder. Die beygehende Figur erläutert alles dieses mit mchrerem; worin sowohl die Rich, tungm als das Maaß beobachtet sind. Wir hatten die Macht hindurch, wie die lem'sche Mtterunq es um diese Zeit mit sich bringt, einen, sehr starken Nebel. Weil aber der. Fluß allenthalben eine genügsame Tiefe hat, so giengen wir die ganze Nacht hurch; und obwohl fast niemahls geludert wurde, erreichten wir doch des Morgens um 6 Uhr Schalagi« na oder Aureiskaja D. Seit Iwanuschkorva. war kein Dorf, und auch dieses hatte nur ein einziges Haus, und ist das erste des Jakutischen Gebietes. Gegen Mittag sahen wir sehr viele Tungujen, theils in Kah« nen, theils mit Rennthieren an der andern Seite des Flusses. Wir schickten, ihnen zwar gleich nach, ln. der Absicht einige zu bewegen, daß sie zu uns kamen. Al« lein, die in Kähnen waren, warfen dieselbe an das iand, und zogen sich nach den, Wäldern; und die mit den Rennthieren flohen^ auch. Wir stießen gegen 2 Uhr ab, und erblickten bald darauf an der linken Seite des Flusses ohngefähr 4o Lungustn, Weib und Kinder mit eingerechnet, wie sie eben auf dem Wege begriffen waren, sich aber gleich darauf in einem nahe dabey gelegenen Wal-he, um zu futtern, niederließen. Sie sahen von weitem einer Menge 3<52 ' «73<> den 26sten Iul. Menge'wandelnder Schorsieine gleich: dann wahrendem Zuge trug eine jede Person ein irrdenes Töpfim/, somit Birkenrinden umgeben war, auf dem Rücken, in welchem einige rauchende Sträuche lagen, um die Mücken abzuhalten. Ein iiebhaber der Alterthümer, welcher dergleichen ieute ohngesähr angetroffen und niemand gehabt hätte, der ihm hätte erklären können, was es wäre, würde die« se Tungustn vielleicht für auferstandene alte Aömcr an« gesehen haben, welche zur Erinnerung ihrer Sterblichkeit den Todtenkrug mit sich schleppen wollten. Wir schick« ten sogleich zu ihnen, und nachdem wir mit unserm Fahr« zeugen an^ das land gegangen waren, folgten wir ihnen selbst nach. Allein sie flohen. Nur ein altes graurs Weib und ein paar junge Weiber, nebst noch einer Weibsperson, welche die vergangene Nacht gebohren hatte, und ohnge-fähr 2O Rennthiere und einige Hunde blieben von dcmgan, zen Haufen zurücke. Ein paar Tungusin ließen sich von weiten sehen, allein mit gespannten Bogen und bloßen langen Messern. Sie ließen sich auch nicht nätzcr kommen. Wenn man auf sie zu gieng, so fiohcn sie weiter den Berg hinauf, und ich glaub«, dasi wenn man sie mit Gewalt zu fangen gesucht hätte, sie sich gewehrt haben würdet Wir baten sie zu uns zu kommen; allein sie waren durch kein Zureden dazu zu bewegen. Sie gaben vor, sie hatten „ichts, womit sie uns beschenken könnten, und schämten sch ohne dergleichen vor uns zu komme:?. Wir ließen ihnen ^H^.I O S. ^^.<5^.. Schalagwa 4644 w.rste. 307 nen sagen, daß wir nicht gekommen wären, um Geschen« kc von ihnen zu empfangen, sondern ihnen zu geben. Es half aber alles nichts; es schien, als sahen sie uns für Sluschiwie an, welche diese arme ieute bey aller Gelegen« hcit ausplündern. So schwarz und unstathig auch die Weiber aussahen, so waren sie doch freundlich genug, und suchten uns mit einem Gespräche zu unterhalten; allein sie konnten sehr wenig Russisch, und die Sluschiwie, die et, was Tungusisch ^verstunden, waren mit den Männern be< schastiget. Die Weiber harten alle einen kurzen Oberrock von teder, der sowohl vorne als hinten zu war, und nicht viel über die Hüften herunter gieng, unten aber mit aller« Hand Schnüren, und daran gehenkten eisernen und meffin« genen Ringen beschweret war. Wann sie giengen, so gab es cm Rasseln, das dem Rasseln der Schamanen nicht unähnlich war. Sie hatten ferner lange lederne Strüm, pfe, die ihnen die Füße und Schenkel öl'S an die Hüften bedeckten. Sie sollen auch eine besondere Art von leder« nen Hosen haben, die man zwar auch anzieht, wie wir unsere Hosen; sie sind aber sehr kurz, und gehen kaum so weit, als die Strümpfe reichen. Sie bedecken bloß die Scham, und vorne sind sie mit einem Riemen zusammen gebunden. Die alten Weiber tragen diese Art von Hosen noch kürzer, als die jungen. Bey den junge« ren gehen sie zwar nicht weiter herunter, aber weiter hin» auf. Denn die älteren scheuen sich nicht ihren Hintern der zn» »736 den 26sten )ul. der ganzen ehrbaren. Welt zu zelgen. Die Weiber sowohl als die Männer rauchten Sinesischen Toback. Sie tru^ get, deswegen an ihren Hosen ein ledernes Sacklein wor« in der Toback ist, uild daräli war auch däs Feuerzeug und die Pfeife befestiget. Das kleine neugebohrne Kind war in Birkenrinden eingewickelt/ uttd lag m eine« kleinen Kasten von Birkenrinden. Wir luden die Weiber zu uns aus die Fahrzeuge eili, woran sie anfänglich nicht gernö wollten. Wir versprachen ihnen aber Toback, Älehl und Brodt, - und sie folgten uns nach. Es war einö lust an« zusehen, mit was für Begierde sie älleS annahmen. Den Toback wickelte man ihnen in Papier; zu dem übrigen zögen sie ihre Strümpfe aus, und packten alles durcheinander darein^ Weil sich aber dieses Volk niemahls wascht? so ist. leicht abzunehmen > wie rein ihre Strümpfe stM müssen. Wir ließen ihnen > nachdem sie eingepackt hatten» einen freyen Abzug > Und verlangten> daß sie ihren Man5 ' nern sagen sollten, daß wir ihnen gleiche Geschenke zu ge3 bcn Willens waren, und warteten also bis nach 5 Uhr; aber es kam keiNer. Der eigentliche Aufenthalt und dcr väterliche Sitz dieser Tungusen ist än der Nischnaja ' Tunguska. Mit dem Anfange des Winters gehen sis auf die Jagd aus, und begeben sich nach und nach zu den Flüssen und Bachen, die in die Lena fallen, an welchs, sie sich der Zobetjagd wegen bis in das Frühjahr aufhat, ten. Alsdann gehen sie auf einem dieser Flüsse bis an seins Mün< Schatagina 4644 wel-sie. zoz Mündung herunter, (diesis Jahr haben sie den Tsihajä erwählt) und von dcl der Lena hinauf an welchem sie den ganzen Sommer zubringen, um Elendthiere zu fan« gcn. In diesen Gegenden gefthicht dieses auf zweyerley Weise. Im Sommer werden sie in die Flüsse hineingejagt/ und ihnen mit Kähnen nachgesetzt, welche geschwinder ge« hcn, als die Elendthiere schwimmen könnem Im Win« ter, wann tiefer Schnei fallt, in welchem diese Thiere/nicht schnell lausen können, werden sie mit Hunden gejagt. Matt hat folglich in diesen Gegenden Nur diejenigen Winter gerne, da tiefer Schnee fallt. Und also ist nicht leicht etwas in der Welt, dessen beyde Gegentheile nickt ihre liebhaber finden. Im Herbste ziehen die Lungusen wieder nach der Cmiguska, und bleiben so lange da, bis die Zeit zü jagen wieder kommt Bey dieser Gelegenheit will ich er» zählen, was ich durch Nachforschen von den Betheurungcn dieser Völker unter sich gehöret habe, weil doch Isbra,»d Idcs die Sache auf eins ganz andere Art beschreibt. Eiü gewöhnlicher Schwur unter ihnen soll Olimni seyn, mW so viel bedeuten, als «vann man in Dcursihlanv GÖtt zum Zeugerl anruft. Es giebt aber üuch Unter hen TiM> gusiü leute, welche diese Bctheurlmg nickt glauben. Es kommt dabey oft auf eine Sache von Wichtigkeit cm> und vielleicht schlägt einen jeden sein eigen Gewissen imd erin» nert ihn, wie oft er sich nichts daraus gemacht habe, falsch zu schwören j er vermuthet also eben dieses von seinen Brü« dem, 5<-4 l?z6 den obsten Iul. dern, und will ein wichtigeres Zeugniß der Wahrheit ha« ben. Ich halte dafür, es sey gleichgültig, ob ein solches Zeugniß andern Völkern albern oder unzulänglich vorkom« me, oder nicht? Genug wann es bey dem Volke, da es eingeführet ist, für so heilig gehalten wird, daß auch der ruchloseste. Mensch unter diesem Volke einen Glau? ben daran hat. Es wird also, wie man mir gesagt hat, ein Feuer angemacht, und bey demselben ein Hund vor den Kopf geschlagen, daß er davon todt zur Erde niederfällt. Dieser Hund wird auf das Holz gelegt, davon das Feuer brennt; aber an dem Orte, da derselbe hingeleget wird, muß doch das Feuer nicht brennen. Der Hund wird so fort in die Gurgel geschnit« ten, und ein Gefäß darunter geseht, daß das Blut darein auslaufe. Unterdessen thut der Beschuldigte, um scine Unschuld zu zeigen, einen Schritt über das Feuer und säuft gleich darauf ein paar Schlücke von dem ausgelaufe« nen Geblüt aus, das übrige Blut wird in das Feuer ge> gössen, und zu gleicher Zeit der Hund auf ein Gerüst bey der Jurte in die freye iuft gelegt, und der Schwörende spricht: so wie dieses in das Feuer gegossene Blut brennt, so wünsche ich, daß dasjenige, was ich hinunter getrun. ken habe, in mir brenne; und wie dieser auf dem Gerüste liegende Hund mit der Zeit zusammen schmoren wird, so will auch ich zusammen schmoren, wann ich an diesem oder jenem Schuld habe. Allein die Nachrichten, die ich Ooljansa Rietschka 4662. wcrste. ^05 ich hievon habe^ sind nickt einstimmig. Ob es von de,n ft^chten Dollmetscher herrühre, oder ob wirklich ver« fthiedene Arten siyn seine Unschuld zu befugen, kam, ich nicht bestimmen; dann zu einer andern Zeit hat man mir von andern Tlmgusin erzählt, daß mall vhne einen Scheiterhauffcn zu machen, einen Hund, ohne ihn vorher vor den Kopf zu schlagen, auf die Arc und Weift, wie hie heyduischen Völker ihr Vieh schlackten, behend umbringe , indem man ein ioch zwischen den Brustknor^ pelu in die Brust sieche, mit der Hand hineinfahre, und die qroße Schlaqader abreiße. Sodann sckneide man den Hund auf, gieße dae Blut, welche sich in derHöhle derBrust gcsammlet, in ein Gesäß, und lasse den Beschuldigten cin.n Theil desselben trinken » darauslege man denHlmd auf cin besonders außerhalb der Junen dazu angezündetes Acuer, und verbrenne ihn, wobey der schwörende spreche: Wieder Hund j?zo zusammen schrumpfte, so mag ich auck m Jahresfrist zusammen schrumpfen,, wann das wahr ist, desieu man mich bcschuldiget. Des Abende nach 8 Uhr empfand alles was auf den Fahrzeugen war, einen großen Gestank. Die Ursache davon war ein kleiner gesalzener Vach, der von der rechten Seite der Lena, an welcher wir fuhren, mir großem Ge« rausche durch viele große Feldsteine und Felsen lief, uny U sich Ramrsch.A.2.Thejl. zot» - !7)5 den 26stcn Iul. sich in die Lena stürzte. Er wird Soljanka Rictsi-H^ ka genannt. Sein Wasser schmeckt sehr salzig, hat aber keinen Geruch; nur die Gegend, wo es stießt, stinkt ungemein, und als nach faulen Eyern. Es hält nichts an-ders als Küchensalz, und ohngefähr so viel, als das Je schorische in sich. Das Salz, das man daraus bekommt, ist weiß und schmackhaft, und im übrigen von dem ge< meinen Küchensalze darin unterschieden, daß es offenbare Zeichen eines scharfen Salzes, wie das Itschorische hat. Des Abends gegen n Uhr, als wir von dem Sol-jankä-Bach 16 Werste weiter entfernt waren, und eine angenehme Stille in der lust regierte, erhob sich plötzlich ein sehr starker Wind, der aus cincm Thale an dem linken Ufer der Lena, welches zwischen zwoen steilen Gebirgen liegt, herwehete. Aus eben demselben Thale stürzte ein schneller Bach Utcsnaja genannt, so wie der Soljanka,mit großem Geräusche in die Lena. Sobald wir besagtes Thal vorbey waren, fand sich die vorige Stille wieder ein. Die Arbeiter sagten, daß viele dergleichen Stellen an der Lena wären; wir hatten auch schon Tages vorher eine bemerkt: allein der Wind war daselbst bey weitem nicht so stark. Nach Mitternacht fuhren wir vier Salzquellen vorbey, die 12 Werste unterhalb dem Bache Ntesnaja aus einem steilen Berge an dem linken Ufer in keiner sonderlichen Höhe von dem Flusse ab, entspringen, und sich so gleich in Vie Soljanka Rierschka 4662 Würste. 307 die L.e a ergießen. Die dunkele Nacht erlaubte mir nicht dahin zu gehen, ich schickte aber dahin, und ließ mir ct. was von dem Wasser hohlen. Die lcute gaben vor, daß dieser Ort einen starken Geruch, als ein verfaulter Mo« rast, gehabt hätte. Das Wasser hatte keinen merklichen Geruch, hielte aber eben ein solches Salz, als das kurz vorher beschriebene, und als das Itschorische, allein nur so wenig, daß es sich der Mühe nichc verlohnen würde, Salz daraus zu kochen. , ^ Des andern Morgens um 9 Uhr kamen wir die Mündung des Tsihltja-Flusses, die an dem linken Ufer war, und nach zurückgelegten 8 Wersten das DorfNosci)" kinct vorbey, und nachdem wir noch Kund eine halbe Werste zurückgelegt hatten, erreichten wir wiriinsk^H Sloboda, die an dem linken Ufer der Lena, auf einem erhabenen Orte liegt. Es werden drey Mündungen des Wicim-Flusses gezählt» die ersteodcr wcrchncje Ustie befindet sich 3 viertel Werste oberhalb dcr Slobode, und ist nur zu sehen, wann die Waffcr hoch sind. Gegenwärtig war kein Waffer darin; jedoch nach etlichen Ta« gen wuchs dasselbe an, und also wurde diese Mündung auch angefüllt. Die Screöneje Itstie oder mittlere Mündung ist nur eine halbe Werst oberhalb der Slobode, und dieses ist eine eigentliche Mündung. Der Wicim ist daselbst auf 250 Faden breit, und als wir diese Mü> U 5 dung z«5 ''36 dm 27w, den Studenten Scepan Rraschminikorv, und den Feldmesser-iehrling, Alexei Makscheew mit mir. Herner begleiteten mich der Untersteiger, der Berghauer, ein Schütze, ein Wegweiser und acht Arbeitsleite, von denen sich vier und vier abwechseln sollten, um das Schiff wider den Fluß zu ziehen. Mit dem Steuerruder zu der Aajuke, welches nöthig ist, um den Fluß aufwärts zu gehen, und allen Zubereitungen zur Reise wurde man den isien Aug. fertig, an welchem Tage des Morgens um 7. Uhr ich die Reise antrat. Weil in den Gegenden des N)i- ttMS wirimskaja Sloboda 4737 Wersie. Zn tims die Wege niemahls gemessen worden, so war die erste Sorge den Weg, den wir zurücklegen würden, nach sei« ncr Entfernung so anzugeben, daß in dem wahrhaftigen Maaße nicht viel gefehlet seyn mögte. Ich hatte nicht genug ieute bey mir, um den ganzen Weg messen zu lassen,und ei« so kleines Fahrzeug ließ sich auch nicht mit mehreren beladen. Die Arbeitsleute konnten dazu nicht gebrauche werden, als welche ohnedem genug zu thun hatten, das Fahrzeug beständig fortzuziehen. Von den übrigen wurden zuweilen ein und anderer ausgeschickt, um die ge« hörige Nachrichten von der Gegend zu sammle,,. Auch niuste jemand auf dem Fahrzeuge seyn, theils zu stcuren, theils waim man auf seichte Oerter gerathen sollte, das Fahrzeug wieder los zu machen. Und da ich überdem die Reise beschleuniget«, und folglich auch des Nachts gehen wollte, so war es nickt rathsam,des Nachts messen zu las« sen,da man auf diese ieute nicht acht geben konnte, welche sich nach Sibirischer Gewohnheit wenig darum bekümmern würden, ob sie ihre Sache recht machten oder nicht; und es würde daraus mehr Irrthum als Wahrheit entstanden seyn. Wann die leute das Fahrzeug allezeit gleich schnell zögen, so kölmte man aus der Zeit die Entfernungen bestimmen. Allein dieses ist nicht möglich; denn der Fluß läuft nicht gleich schnell; und wann cr schnell lauft, so müs» sen die leute viel mehr Kräfte im Ziehen anwenden, als wenn er langsam geht, und folglich gehet das Fahrzeug in U 4 die- ,!2 5736 den lsten Aug. diesem Falle allezeit langsamer. In einem Striche des Flusses hilft der Wind, in dem andern ist er zuwicder, Zuwcken bricht das Tau, damit gezogen wird, und man weH nicht, wie weit man zurücke getrieben ist. Zuweilen verwickelt sich dieses Tau irgendwo, und ehe man es los macht, geht das Fahrzeug nicht. Zuweilen muß man sich, weil man kein Ufer hat, mit bloßem Stoßen forlhel« sen, und das Schiff gehet mit einer m.hern G^schwinoig, keit, als wenn es gezogen würde. Mau würde folglich hwgemeine Fehler begehen, wann man die Entfernungen ohne weitere Vorsichtigkeit aus der Zeit schätzen wollte. Was die Geschwindigkeit, mit welcher man gehet, betrifft, so wäre die ieine, deren man sich zur See be? bunt, hier gar nicht rathsam, es wäre dann, daß man sie beständig auswerfen wollte. Allein eine jede halbe Wer.-» sie von neuem zu berechnen, und das Auswerfen ohneU»? «erlaß fortzusetzen, würde kein kurzer und leichter Weg seyn, und übcrdem würde man die Entfernung nach dieser Art nicht allzu genau bekommen, welches zwar zur See, da man sich um 40. oder 50. Werste nicht so sehr zu bekümmern hat, nickt viel austragen kann, in der Ausmessung des Weges aber einen grossen Unterscheid macht. Aus diejen Ursachen ließ ich meistentheils den Tag hindurch mit einer Stange btständig messen, weil dazu nur eine Person nöthig ist, und währendem Messen auszeichnen, wie viel Mi-Men. auf eine zed? Merste gegangen waren, des Nachts aher Wm'mskaja oda 473? Wcrsie. ,s» aber verordnete ich, daß man von einem jcden merklichen und eine Zeitlang währenden Striche des Flusses die Zeit aufzeichnen muste, wie lange er gewähret hatte, und alle merckwürdige Oerter und einfallende Flüsse wurden auf glelche Art bemerket. Ich gab ferner die Anweisung, daß w?,m sich eine Hinderniß in der Fahrt ereignete, man die Ze't, da die Hinderniß angefangen, und da sie ausgchö« ret hatte, bemerken., diese Zeit aber abziehen, und niche mit in die Rechnung bringen sollte. Eben so sollte auch aufgezeichnet werden, wenn man irgendwo das Fahrzeug nicht ziehen konnce, sondern es fortstoßen muste; mglei-cben wann der Fluß schneller, als den Tag vorher gewesen war, um sich darnach zu richten, wie viele Minuten auf eine Werst anzunehmen waren. Um den Fehler, wenn sich doch bcy aller dieser Vorsichtigkeit einer einschleichen sollte, so klein als möglich zu machen, so verordnete ich, daß man nicht langer als bis Mitternacht fortgehen, und bis es wieder Tag würde, stille liegen sollte. Hiedurchgab ich den ieuten auch Zeit, daß sie sich ausruhen konnten. Nach diesen mir vorgeschriebenen Gesehen habe ich dieEnc-l fernungen verzeichnet, die hernach folgen werden. Die Reise gieng sehr langsam. Des Abends um 3. Uhr kamen wir die Mündung des Baches Büftra» ja, der von der rechten Seite einfallt, vorbey, ,md um Mitternacht erreichten wir einen andern Bach ohne Na, U 5 Men, ,14 l?36 den 2rbn?lug. / men, der von eben derselben Seite einfiel, welchem gegen-über wir Nachtlager hielten. Den iten Aug/. des Morgens gegen 4. Uhr fuhren wir weiter. Gegen 9. Uhr kamen wir zu ziemlich großen Feldsteinen, welche auf«. Faden lang in den Fluß hinein lagen, und woselbst solcher sehr schnell lief. Die hiesigen Einwohner nennen eine solche Gegend des Flusses Buk. Alle Arbeitsleute musten an das iand, und ihnen wurden noch zwcen zugegeben, so daß ihrer in allem petzen waren, um das Fahrzeug wider den Strom zu ziehen. Das Fahrzeug war sehr leicht, und mit nichts als Proviant auf 8- Tage beladen; dem unge. achtet musten die 5eute mit ungemeiner Mühe ziehen. Und als wir auf der Stelle waren, wo der Strom am schnel-lesten gieng, brach das Tau; das Fahrzeug wurde weit hinunter getrieben, und befand sich ill Gefahr an den Steinen zerschmettert, zu werden. Das andere mahl ka» men wir glücklich hinauf. Von hier aus sieng der Wind an uns günstig zu seyn. Wir hatten zwar kein Segel, weites nicht der Gebrauch ist; (die ieute in diesen Ge» genden, so wie anderswo, sagen, es ist hier kein solcher Gebrauch,) jedoch hiengen wir ein paar alte Woelocken auf, und die halfen sehr viel, und verringerten den Arbeitsleu^ ten die Mühe merklich. Des Abends um 6. Uhr giengen wir die Mündung des von der linken Seite einfallenden Baches Lupanowa vorbey, und nachdem wir uns gegen Mitternacht noch einige Werste oberhalb podsela- wHschna BodselawoschnaRietsihta48<>4u.einehalbw. zi; woschna riecschka befanden, hielten wir stille. Die lchtern 4. Werste waren für die Arbeitsleute sehr beschwer« lich; siemusten zuweilen wegen hoher steilen Gebürge,die hart an dem Flusse waren, tief im Wasser gehen, und über» dem waren viele seichte Stellen in dem Flusse, die in der Fahrt eine große Hinderniß machten. Die seichte Stellen in dem tVitim, haben den Namen Schirvera und Säkoß. Schiwera heißt eine große Gegend des Flus» ses, die von vielen in demselben liegenden Steinen seichte ist. Sakoß, bedeutet einen langen schmalen steinigten Strich, der von einer Insel, oder auch von dem festen lan, de ausgeht und dieselbe Stelle seichte macht. Diesen Tag sahen wir hin und wieder in der Ferne ziemlich kahlt Berge, die, wie über dem See Baikal, auch von den hie« slgen ieuten Golzi genannt werden. Es gehöret aber zu der Bedeutung des Wortes Golez hier zu iande nicht nur das kahle des Berges, sondern der Berg muß auch glatt seyn, und man muß darauf keine verfallene Steine liegen sehem Es hindert auch nicht, wann er gleich unten mit dicket Waldung bewachsen ist; dann so sind die Meisten. Wann er nur oben kahl ist, oder wenige Baume hat, ft heißt er Golez, l Den ,6 ,736 dm 3. lMd i4ttN Aug. Den zten Aug. fuhren wir gegen 8- Uhr 'Malaja ^jowaja netschka,lervon der rechten Seite einfallt, und nachdem wir 5. Wersie weiter heraufgegangen waren, einen Bach eben dieses Namens mit dem Zunamen pol« schaja vorbey. Die PromüWenie hichr Ge^en rec'nen bis an diesen Bach dieHäiste des Weges nach dem Nischnaja Mama rieka. Um Mitternacht erreichten wir die Mündung des Baches Bartschicha. An diesen , Tage hatten wir viele Berge hart an den: Ufer, auch in der Ferne, die von den Promüschlmi Oronzi genannt wer« den. Sie sind meistcns kahl, und bestehen aus lauttr klei, nen Stücken von Feldsteinen. Wenn man s,ch einen Bcrg vorstellt, der in unendlich viele kleine Stücke zerschmettert ist, so hat man den vhlligen Begriff von einem solchen Berge, Weil mich der Wegweiser versicherte, daß, wann man die ganze Nacht hindurch gehen würde, man den zten die« ses Monats gegen Mittag die Mündung des Mama, Flusses erreichen könnte, ich aber für nöthig hielte, daß an diesem Flusse die Sonnenhöhe genommen würde, so fuh» ren wir, um einen Tag zu gewinnen,und die Fahrt soviel «ls möglich zu beschleunigen,fast die ganze Nacht hindurch. Des Nachmittags gegen 2. Uhr kamen wir die Mündung hes Baches Maximicha, der von der rechten Seite ein-M, vorbey. Von dem BolschajaIasowaja bis an diesen Mündung des Baches Maximicha 4862 tz). g^ diesen Back rechnen di«' Promüschlcnie zwey Drittel des Weges, und bis zudsm5"Nama solle es nur nock einDric< tel seyn. Die Fahrt von dem Dolschaja Iassowaja bis Hieher war für die Arbeitsleute nicht unbequem; der Fluß lief nicht sonderlich schnell, und das Ufer war aliens halben gut zu betreten. Aber von hier an musten sie alle o.Werste aufwärts bis an den Ort gehen , da cr sich in zween Arme theilt. Er wird insonderheit wegen des Marienglascs hausig besucht, und das meiste Marienglas, welches lusher in diesen Gegenden gefödert worden, ist aus den Bergen, die an die« sem Flusse oder an den darin fallenden Bächen liegen. Es werden an demselben auch Zobel von sehr guter Art ge-funden. Seine User sind allenthalben, so wie die ganze Gegend landeinwärts, sehr bergicht. Es soll an ei« nem in denselben fallenden Bache, petrowa genannt, ein so hoher Berg seyn, daß ein Promüschleni, der doch keine kleine Schritte thut, von Morgen bis auf den Abend zü gehen hat, ehe er das oberste desselben erreicht. Wahren« der Zeit, als wir stille lagen, waren die Arbeiter beschäftiget Fische zu fangen. Sie hatten zu diesem Ende eine dreyzackichte eiserne Gabel mit sich genommen, an welcher je. jo der 3"cke aus 5. Zoll lang, Und a„ seinem Ende spitzig war, und daselbst einen Wicderhaten hatte. Er war an einer ein paar Faden langer Slangs be< festiget, welche an ihrem Ende als eine Gabel gespalten war > und den mittleren Zacken der eisernen Gabel in sich faßte, an welchm er mit einer Schnur fest qe-bunden war, deren Ende gegen den obern Theil der Gakel um die Stange zu mehrerer Befestigung ungewunden worden. Mit dieser Gabel laurten sie auf dem Fahrzeuge auf einen vorbeygchenden Fisch; lvcnn der Fisch kam, so stie« ßcn sie mit der Gabel auf ihn zu, und ich habe gesehen, daß sie viele auf dicse An ficngen, welches jedoch mehren, theils nur des Nachts geschicht. Es ist die gemeine Sa« ge, daß die Fiscl>e in der Nacht sich nahe an dem Ufer aufhalten , und folglich g?het man mit einem Kahne langst dem Ufer, die eiftrne Gabel in der Hand haltend. Vorne auf den Kahne sitzt man eine Art eines eisernen Rostes auf welchem Holz brcnnt, oder in Ermanglung diescs Rostes steckt man eine brennende Birkenrinde auf, welche man mit ^iner andern verwechselt, wenn sie verbrannt ist. Entweder diese aufgesteckte Rinde oder das brennende Holz giebt eine solche Hclle, daß man alles, wa5 in dem Wasser ist/ genau sehen kann, und folglich auch die Fische, auf die man alsdann zustößt. Diese Art zu fischen ist so sicher, daß die Arbeitsleute auf dem Fahrzeuge sich völlig daraus verließen, und nicht einen einzigen Fisch mit sich nahmen und Nisthnaja Mama rieka 4886 Werste. 921 und doch alle Tage genug hatten. Man hat größere und kleinere Gabeln, nachdem die Fische sind, die man fan gen will/ Auch wird die Stange kürzer oder länger gemacht, nachdem < der Fluß ist, darin man Fische fangen will. Die Promüschlenie und alle reisende bedienen s,ch ins. besondere, und mehr als die eingesessenen an der L cna, dieser Art. Denn in der Lena kann man mit N e« hcn mehr Fische bekommen, und der Fang mit der eisernen Gabel kommt nur denenjenigen zu gute, die keine Netze haben, oder die solche wegen der Schwere auf Reisen nicht mitschleppen wollen. Ueber dem würden in kleineren Flüssen, die noch dazu,w,'e alle in diesm Gegenden, stcinicht sind, die Netze sehr bald zerreißen. Der Vortheil dabey ist dieser, daß gemeiniglich alle steinichte Flüsse ein sehr hel« letz "Wasser führ ßs gehet von derselben noch ein langer Strich von Felftlz den Fluß hinauf, welcher doch nur wenig aus dem Wasser hervorragt. So steinicht auch diese Insel ist, so ist sie hoch nicht ganz kahl, sondern mit einigen, doch nur we, nigen Fichten, und einigen weißen Espen bewachsen. Ehe wir zu dem Bache Rolowwka kamen, nahmen wir wahr, daß eine große Gegend auf derjenigen Seite, da dieser Bach war, rauchte. Unser Wegweiser sagte, daß es ein Zeichen der ieute wäre, die das Man'englas auszuspü? ren sich, in diesen Gegenden befänden. Einen solchen-Rauch bemerkten wir auch nahe bey d r Mündung des Mama, derselben gegen über, an dem rechren Ufer. Der Wegweiser war damahls ungewiß, ob er von den Pro» müschlenie herrührte; allein hier erfuhren wir, daß es an dem , Bach Rolowwka 49cs werste. 3^ hem wäre. Sljudniki sind leute, die Mar^nglaS (Sljuda) auszuspüren gehen, »md wo sie eine Gegend fin. den, da Marienglas bricht, so stecken sie selbige an, um noch mehrere Stellen in selbiger Gegend zu finden. Alls Berge sind mit Mooß und Bäumen bewachsen, und man kann ihnen von außen nicht ansehen, was darin steckt; wann aber das Mocß und die Wurzeln abgerannt sind, so kann man b?y heiterem Sonnenschein den Glanz des Marienglases sehen, und sehr vieles wird auf diese Art entdeckt. Als wir nahe zu dem Bache Rolorowka ka-men,nahmen wir einen großen verdeckten Kahn, welcher an das Ufer gezogen war, und ein paar Hunde wahr, und bald darauf kam uns die Hütte der Proinüschlcnie und auch sie selbst ins Gesicht. Es war ein großes Glück für uns, daß wir an dirsem Tage, als dem Feste der Verklarung Christi ankamen. Denn keiner von den Promüschlcm'e ist jemahls in der Hütte,als an einem Sonnöder andern Festtage, und die G gend ist so wild, daß man lang gehen müßte um sie zu finden. Sie bahnen sich keine Weg?, aufweichen man ihnen nachgehen könnte,und wenige Gruben dauren so lange, daß durch das Hin-und Hergehen endlich ein Weg gebahnet würbe. Die Pro« müschleni la en in der Hülte herum. Selbige hatte keinen Ofen, sondern der Ofen um Brodt zu backen war außers halb derselben von Steinen ohne ieimen gebauet. Sie können aber nicht ohne Ösen senn. Sie mögen so weit X 2 . > ge» z«4 '736 den seen August. g«^n, als sie wollen, so nehmen sie kein hart gebackenes Brodt mit sich. Si? backen sich von Zeit zu Zeit frisches, wovon sie auch diesen Vortheil haben, daß sie sich allezeit Quaß machen können. Ich war begierig, noch diesen Tag eine MarienglaS« grübe zu besuchen, uNd zwo derselben waren der Promüsch-lenie Vorgeben nach ganz in der Nähe. Meine ganze Gesellschaft hatte auch große iust dazu. Wir begaben unS zusammen auf den Weg, und der Anführer der Promüsch« lenie gienq als Wegweiser voraus. Er führte uns den Bach Rolotowka aufwärts, doch so, daß wir ihn ein paar mahl durchwaten, und an ein paar andern Orten, an welchen er sehr schnell und tief war, mittelst eines übergelegten Baumes dclrübergchen mußten. Der übrige Weg war durch Waldung, die theils brannte, theils so dick war, daß man sich mit großer Mühe durchdringen muste» Wir musten viele Bäume übersteigen, vicle kleine Berge auf- und abklettern. An einigen Stellen war der Weg langst dem Ufer des Baches so schmal, daß man keinen Tritt verfehlen durfte, ohne Gefahr zu lauffen, in den Bach hinein zu fallen. Das Gesträuch war von den» Regen der vorigen Nacht alles sehr naß, und nachdem wir endlich zu den Gruben gekommen waren, die ohnge-fahr 3 Werste von der Hütte abliegen, jo waren wir durch und durch naß und ziemlich müde. Dann der Promüsch, len Bach Rokwwka 4926 Worsie. ,55 -lenij der uns den Weg wies, that Schritte nach seiner Art> Wir sahen keine Gruben , sondern eine Art von Schürfen, die in einem von dem Bache ohngefähr 5. Faden erhabenen Felsen zu sehen waren. Sie werden ersi scit z Wochen gcbauet, und die Promüschlenie haben kein ander Mittel den Berg zu gewinnen, als mit dem Hammer und mit Feuer. Von der Art mit Pulver zu sprengen wissen sie nichts. Das Marienglas stund im Anbruche, Der Stein, darin es bricht, ist theils ein weißa wo er nicht seine völlige Stärcke hatte; theils, weil an. dem rechten Ufer viel mehrere Slellen sind, an denen die leute, die das Fahrzeug ;ies>'n sollen, keinen Naum zu gehen haben. Dieses sind die vielen steilen hart an dem rechten Ufer befindlichen Fels'«, die auf Russisch Itljefsl genannt werden. In dem Hinunterfahren hielte man mehrenthcils die Mitte oder das rechte Ufer des Flus> ses, und wir geriethen auch nirgends auf siichte Oertcr. Je höher wir den N>icim hinaus kamen, desto höher waren die Berge selbjger Gegend. Die meisten sind mltdi« cker Waldung bewachsen, und es befinden sich alle Arten von Holze darauf, die man von der Aena wahrnimmt, und außerdem nocd weiße und schwarze Espen, nebst einer besondern Art kleiner Cedern, welche Slanez genannt wirb,. und an der Lena sslten ist. Es ist auch eine kleine' Arc yon Birken Veresorvoi Iernik qenannt, auf diesm> Bergen sehr gemein. Der lauf des witims ist, so weit ich ihn befahren habe, nicht sonderlich schnell; an einigen» Orten gehet er in einer Stunde auf 2. und 3. Werste, an vielen Orten aber viel weniger. Nur an denenjenigen Stel«^ len ist er sehr schnell, wo große Steine und Felsen in dem Wasser liegen. Allein er Hai diese Schnelle nur a»r solchen OerttM, und nicht in der ganzen Breite, auch nicht einmahl da, wo der Hauptstrom ist. Sein Ursprung ist weit entfernt, und mit dem Ursprünge des Bargusinz Flusses einerley. Er hat in seiner mittleren Gegend einen - Hroßen " Mündung des Flusses Wmm 5^ w. 335 großen Wafferfall, über welchen mit keinem Fahrzeuge zu kommen ist. Den ändern Tag nach meiner Abreise von N>itims-kaja Sloboda nach den Marienglaegruben, waren die nacl, Tsthetschuisk wegen der Flüchtlinge abgefertigte Soldaten wieder zurück gekommen; allein sie hatten keinen einzigen wieder bekommen, aber doch ein paar leule, welche sie unterwegens ohne Pässe angetroffen hatten, mit sich gebracht. Wir hatten auch schon vorher dergleichen ieute auf die Fahrzeuge genommen; denn es war zu vermuthen, daß sie von dcm Scecommando entlaufen waren, welchem wir sie auf diese Art wieder liesern konnten. Weil unsere eigene Flüchtlinge so glücklich fortgekommen waren, so glaube ich, daß dicfts den bcy m,s noch ü-brigen Schluschiwien einen Muth machte ihren Camera« den nach und nach zu folgen. Denn am'ßslen Aug. ma^ ten sick wieder drey auf den Weg. Sie hatten aber nicht ein so günstiges Schicksal als die ersten. Herr Prof. Müller bekam von ihrer Flucht bald Nachricht. Er fand nach' gethaner Untersuchung, daß sie nicht das geringste von !e-bensmitteln bey sich hatten. Es war ferner gewiß, daß sie keinen andern Weg als nach Rurciskaja D. tiehmett konnten, und ein vierrer, der diesen drcym folgen wollte, aber eben, als er im Begriff war, abzuziehen, ertappt wu»> de, bcstättigte, daß sie kein anderes Vorhaben gehabt hauen. D6 1736 d"t 9 und loten August hatten. Dlesemnach wurden 4. Soldaten an jedem Ufer, zw>en zu Pferde bis Rureiskaia D. geschickt, welche die Flüchtlinge, wo es möglich wäre, uimnvegens einhohlm oder, wofern sie ihrer nicht habhaft würden, sie m dem Dorfe erwarten solltön. Es war sehr wahrscheinlich daß wahrender Zeit, da die Flüchtlinge diese 120. Werste zu Fuße zurücklegten, sie so aushungern würden, daß sie kei, ne iust mehr haben^ könnten weiter zu gehen, da olme» dem auch kein anderes Dorf in der Nähe war. Diese Muthmaßung traf ein; die Soldaten bekamen sie zwar untcrwegens ins Gesichte, allein sie waren nicht zu greifen. In Rureiskaja D- da die Soldaten Wache hiel» ten, kamen alle drey .an, und zweene davon ergaben slch gleich, und wurden am 9ten dieses Monats frühe zu uns gebracht; der dritte fiohe in den Wald, und zweene Sol« baten blieben seinentwegen zurücke. Allein «inen Tag darauf kam cr ebenfalls von dem Hunger fast ganz verzehrt zu uns, und ergab sich gutwillig. Die Zeit hindurch, die sie in der Flucht waren, hatten sie sich ho» Beeren ernährt, allein wenig Kräfte davon bekommen. Es war in der Erndte,als wir uns in WinmskH Slododa aufhielten. Das Heu wurde eingebracht, und Gerste und Winterrocken geschnitten. Wer Haber und Sommerrocken früh gesaet hatte, der hatte die Frucht auch schon eingeerndtet, und man hatte Hoffnung, das noch in , dem Chamrina 5200. Werste. ^^ dem Felde stehende würde auch innerhalb 8. Taqen zu seiner Reise kommen. Die nördliche Breite ist hier 59« 28». Wer solte also hier eine solche frühe Erndte vermuthen? doch sagen die leute daß wann die Jahre gut waren, wie denn das gegenwärtige in Hervorbringung des Getreides an der Lena sehr fruchtbar gewesen, die Erndt« niemahls später sey. Es waren diesen Sommer noch wenig kajte Nachte gewesen, ben Tt»a hindurch aber mar es sehr warm» Dieses brachte uns auch einen Vortheil zuwege; wir konnten, dhnö sonderliche Veschlvcrde, ,O Arbek. ker aus dem Witimskischen Gebiete auf die Fahrzeuge neh-men. Von Tschecschmsk hatten wir 26. Mann, die wlr aber gleich bey unserer Ankunft in Witimtzkaja Slobdd^ zurücke schickten. Wenn die Erndte später eingefallen wäre, so würdn! wir gesucht haben» mit den?« teuren, die wir Haltes fortzukommen. Den Uten vormittags UM id. Uhr verließen wir dis Slobode, und kamen nachmittags gegen z.Uhr peleduis-kaja Sloboda vorbey. Sie hat nicht weniger Hauste und Einwohner, als N>irimsk,und es ist schönes iand dabey. Wir fuhren die ganze Nacht hindurch, ohne viel zu rudern, kamen durch lauter unbewohnte Gegenden, und erreichten des Mora/ns um 5- Uhr Nedoftrieloroa Saimkä,um 8-Uhr abet fuhren wirChamlina oderFedoß.^ P ja Ramtsch. R. 2. Theil. Zz8 ' 73" den i lten bis iZten Au <^. ja Rornilowa Saimka vorbey. In jedem diejerM-den Dörfer findet man nurein Haus, sir haben aber doch Ackerland. Das letztere Dorf ist von Fec^dosei Rorni-low angelegt worden, welcher sich in vorigen Jahren liürch dcn Maricnglashandcl berühmt gemacht. Er hatte al' lein die Freyheit leute Marienglas graben zu W,„ und lieferte anstatt des zehend^'n, den fünften ^heil demjenigen, was er hatte födern lassen, an die Cajse. Er miethete zu diesem Ende Arbeiter, welchen er ihr.en lHn mit baarem Gelde bezahlte, das Marienglas aber behielte er f8r sich; und man sagt, er habe sich dabey wohl gestanden. Mit seinem Tode hat diese Verordnung aMehört. Es stehet jetzo einem jeden, wie vor diesem, wieder frey Marienglas zu graben, und es wird auch nur der zehende Theil in die Casse geliefert. Nedostrielorva Saimka hat den Namen von einem Manns, der noch im leben ist,und sein Alter auf iciy. Jahre rechnet, sich aber noch ziemlich wohl . befindet, und keinen Fehler in dem Gebrauche seiner Sin« nen empfindet. So wie ihm das Dorf den Namen zu danken hat, also leitet er den seinigen von einer Begebenheit her, da die Cungusen nach ihm geschossen , ihn aber nicht getroffen hatten, weswegen ihm von seinen Mitbrüdern dieser Name wäre beygelegt worden. Nach Mittage um 1. Uhr giengen wir einen von der linken Seite einfallenden Bach, Namens Ixoma, gegen 5. Uhr aber den von eben derselben Seite einfallenden Spes« kowa Mündung des NjHä-Fwsses '5350 Werste: 339 ^kowa rietschka (auf Jakutisch 3^alük<ürjHe «h^ 'Fischbach) bald darauf den Wcrchnaja Grjasnncha, Und die Nacht hindurch noch viele andere vorbey. - ^ Gegen Abend bekamen wir einen starken Wind, wel< -'chcr uns nicht wenig gegen das linke Ufer trieb Min 'wandte also viele Mühe an, um nicht von dem rechten User ' abzukommen. Denn wofern wir nahä an das linke' U^r ''gcrätlM wareN, so würoen wir gänzlich aN dassclb.' getrie, ben worden, und davon nicht los gekommen semi/che sich der Wind gelegt hatte. Zu allcin'Glücke Hort«) derMind bald auf,,und wir konnten folqliä^die Nacht Mdürch un-scrc Reift fortschrn. Gegcn dcu Morgen erhobtsicy em so starker Ncbcl, daß man nicht über zehn Faden wyt icy'N krnnte,u»id unsere kleine Flotte kam elwae in Verwirrung» Es begegneten stch zuweilen zwvy Fahrzcuge, davon eines dcn Fluß herauf ruderte, und die 5cute auf beyden lach-. .tcn sich einander aus, weil sic beyderseits glaubten, sic gicn« gcn rccht. Allein aegen 7. Uhd wurde der Nebel dünner, und gegen Mittag kamcn wir der Mündung des Njuja-Flusses gegen über, woselbst wir anhielten. Der Njujä fällt von der linken Seite ein, wir konnten abet an dcrsel bcn wegen vieler Sandbänke nicht alllanden. Von N)i» timsk an sahe die Gegend der Lena bey weitem nicht sd wild aus, wie züvor; die Berge waren viel niedriger, unv ^. hattet» keine dicke Waldung, ja die Baunie, die daraus P 2 stun< 54«^. l?z6 den lzten Aug. ^ -, stunden, waren nur Gesträuchen ähnlich. All vielen Orten, besonders auf dem linken Ufer, waren keine Berge, als sehr entfernt zu sehen, das land aber zwischen dm Bergen war niedrig. Man nennet hier zu iande eine sol< che niedrige Gegend Nawolok. An vielen Orten waren die Ufer nur erhaben und sandicht, da doch in den oberm Gegenden wenig Sand zu sehen war. Der lauf des Flusses gicng, wie gewöhnlich, zwischen Osten und Nor« den; nur etwa 5«. Werste, ehe wir zu dem Njuja kamen, hatte er sich etwas gegen Süden gewandt. Die Schnelle war ohngefähr eben so, wie bcy witlmsk; nur giebt es hin.und wieder viele kleine Stellen, da er fast gar stille steht. Dieses geschiehet gemeiniglich, wenn ein Berg etwas weit in den Fluß hinein geht,und unterhalb demselben sich der Fluß in das iand hineinzieht. Wenn ei« solcher Ort dabey tief ist, so heißt er auf Russisch Omm; er hat aber ohnfehlbar daher seinen Namen, weil dieses die besten Stellen sind, um Fische zu fangen. Dergleichen tiefe und langsam fließende Stellen in Bächen heißen hier zu iande Wadega. Wir hatten von Witimsk hieher voraus geschickt, um einige Jakuten zur Arbeit auf die Fahrzeuge versamm-len zu lassen. Sie halten sich ziemlich häusig an dem Njuja, doch nicht nahe bey derMündung auf. Die am weitesten entlegenen, die für uns zusammen gebracht wur< den, Mündung des Njuja-Flusscs 535^ Wersie. 34« den, waren auf sechs Tagereisen entfernt, (st weit man während einem Tage in einem Kahne wider den Strom fahren kann, heißt hier eine Tagereise;) die nächsten auf drey solche Tagereisen. Es waren ihrer zwanzig beysammen, und wurden'von zween kleinen Fürsten (Aniäszi) ange, führt, die beyde mit ihrer fürstlichen Wurde den Schamansorden verknüpft hatten. Ich hoffe in Jakutzk ein mchreres von diesen Völkern zu erfahren, und verspare die davon aufzuzeichnende Nachrichten bis dahin. Statt dcssen will ich die Historie eines Russischen Jakuten anführen, den wir hier bey dem Njuja fanden. Er ist ein Olecminskischer Sluschiwoi, und hat vor etlichen Jahren ein paar Werste oberhalb der Mündung des Njuja angefangen ein Haus zu bauen, welches aber noch nicht völ, lig fertig ist, weil ihn die Iakußkische Kanzley innerhalb dieser Zeit schon ein paarmahl nachIakuyk berufen hat. Schon von vielen Jahren her treibt er in diesen Gegenden die Viehzucht, welche sich gegenwärtig auf 30 bis 40. Ochsen, und auf eben so viele Pferde beläuft. Er überläßt die Vorsorge für dieselbe einigen Jakuten, bellen er dafür ihren Unterhalt gibt. Er ftlbst reiset von Zeit zu Zeit h> eher, wie er dann in die vierte Woche mit Weib und Kind hier ist, wie ich glaube, nicht so sehr, um sein Vieh zu besehen, als von den Jakuten etwas zu erwerben. Er re« det so gut Jakutisch, als Russisch, und war vor einigen Jahren PsikaschtM oder Befehlshaber in Olccmi,'.skoi 542 " /H36 bm '4 und '5tcn AuF^ OstroF, folglich den Jakuten dieser Gegenden vorqe, seßc, ynd also befindet ev sich in den günstigsten Umstän-Ohnfehlbar ist er durch das Gewerbe mit den Jakuten zu dein Reichthum gekommen, den er be< sitzt; denn außer dieser Viehzucht hat er noch eine andere fben so große 'in Dlecma, und daselbst sowohl als in Jakuyk ein Wohnhaus, Die Viehzuchten aber sollen ,mr den geringsten Theil seines Vermögens ausmachen. Die Erkännllichkeit gegen die Jakmw erstreckte sich bey ihm so weit, daß er uns auf alle Art zu überreden suchte, anstatt der Witimskischen Bauren, die wir hier an dem Njuja zurück zu schicken willens waren, die Jakuten von uns zulassen. Er muß nothwendig sein iebtage von den Jakute»» mehr als von seinen tandsleuten erbeutet haben» wi wohl zu vermuthen ist, daß die Hoffnung des künftigen Raubes den Bewegungsgrund der Erkänntlichkeit für den vorigen Gewinnst um ein mächtiges überwieget. Wir blieben hier bis in den andern Tag liegen, und gienqen nachmittags um l.. Uhr ab. Sowohl diesen als den folgenden Tag war es allezeit trübes regnichtes und windicklee Wetter, doch war uns beyde Tage der Wind meistens günstig, und einige Fahrzeuge, die kleine Seegel znsamwcn gestickt hatten, kamen denen, die mit Rudern giengen, durch die bloße Hülfe ihres Seegels ohne Nuder pach. Es ist auch gewiß ein bloßer Eigensinn, daß man sich Guslenie G«n 5485 Werste. 545 sich keinerSeegel die Kena herunter bedient, absonderlich in diesen unteren Gegenden, da der Fluß allenthalben ci« ne überflüssige Tiefe hat. Ohngcfahr um Mitternacht kamen wir den von der linken Seite einfallenden Bach Ramcnka, auf Jakutisch Ukschakan-m1äk,vorbey,bis',u welchem von Rircnga bib I.:kurzk insgemein die Hälfte d^s Weges gerechnet wird. Den andern Tag gan; frühe . fuhren wlr den von der rechten Seite mit ^wocn Mündun-g^n einfallenden Bolschaja par<»na ricrscdka, bald hernach einen andern viel kleinern von eben selbiger Seite einfallenden Bach gleickes Namens, msgemein Nicnsibajä oder Suchaja Patoma, auf Jakutisch 2xoorü Ilrjak, l»nd ein paar Stunden daraufden Dnigaja Sllchaja patyma porbey. Um l«, Uhr vormittags kamen wir noch einen merkwürdigen auch von der recht?n Seite einfallenden Bach Tulukulak-ürjak vorbcy, «nd gegen V Uhr erreichten wir die Gusclnic gori, auf.Jakutisch (Dgljung ^aj.; , welche zunähst unterhalb dem Bache sicrcjcmnaja sauf Jakutisch ?lrmlk?ürjak)lieqen. Es sind zween dreyech'chteBerge, die zunächst an einander und hart an dem rechten Ufer stehen; von yem oberen Ende des oberen biy an das untere Ende des unteren ist es ohngefähr etwas über 2 Werste. Sie bestehest aus ver, schiedenen sich einander abwechselnden tagen eiius dunkel rothen und grünen in das.blaue fallenden Mergels. Die lagen sind fast horizontal, doch die von dem . V 4 obe- 344 '^ den l;ten August.' oberen Berge neigen sich ein lyentg gegen die Gegend, dk/f dem Fluß hinauf ist, und die von dem unteren Berge gegen die gegenseitige; die xothcn lagen sind viel dicker. Quer durch diese lagen gehen grün? Striche, tyclche nichts an< ders slud,a!s der grunblaue Mcrgcl,dcr viel weicher als der rothe ist, und von dem Regen abgespülc und den Berg hinunter geführt wird. Es ist schwer zu errathen, ob diese von ungefähr und verwirrt durch einander gehende Slrt> che, oder die sich abwechselnde lagen den zuerst in diese Gegenden gt kommenen Auffen als Saiten vorgekommen seyn, so daß sie mit Zuziehung der Figur des Berges,, welcher dem in Rußland üblichen musicalischen Instrumente Guslj, wovon ich bey Gelegenheit her Casanischcn Tataren etwas gemeldet habe, einigermaßen gleichet, sich der« gleichen Gutzlj vorgestellt, und diese Berge davon benenn net haben. Zum wenigsten sind dergleichen Benennun« gen gemeiniglich so abgeschmackt, daß, wenn man ihren Ursprung nicht 'von einer abgefthmackten Sache herleitet, man gemeiniglich in Ergründung derselben auf schlechte Muthmaßungengerath, Was OMmgkaja bedeutet, habe ich nicht erfahren können^ jedoch hörte ich, da ich hes, wegen nachfragte, daß eben diese Berge in der alteren Jakutischen Geschichte sehr berühmt sind. Es ist unter den Jakuten eine alle.Erzählung, daß ihre Voreltern in. den obersten Gegenden der Lena gewohnt hatten, ulch HM hie Vmiren so gedrückt md verfolgt worden wären. Guelenie Gori 5,85 Wersie. ^' ren, daß sich ein großer Haufen derselben yutwllttg'mie allem, was sie gehabt, mit Vieh, Wetb und Kind, die Lena herunter gezogen habe. Ein Theil aber sey zurück« geblieben, und habe sich den Burälcn nach Möglichkeit widersetzt; endlich aber wären sie so verfolgt worden, daß sie alles im Stiche lassen müssen, und nicht einmahl Zeit gphabt die Reise in Kähnen anzutreten, sondern den erste« Balken, den sie bekommen können, ergriffen hätten und darauf die Lena herunter gefahren wären; worauf sie sich mit ihren landsleuten, die schon voll der unteren Gegend der Lena Besitz genommen, vereinbaret hätten. Ob sie nun gleich in der gröstcn Armuth gewesen wären, so hatten doch sehr viele theils durch Heirathen, theils durch ihre Arbeit einen gleichen Reichthum mit den übrigen erwor-bez,. Und weil sie, die Jakuten, ein schr kriegerisches Vylk gewesen wären, so hätten die reichen diejenigen von ihren iandesleuten, die zu keinen rechten Mitteln gelangen können,vollends ausgeplündert,und sie zu Sklaven gemacht Wie sie aber unter sich nichts weiter zu rauben gehabt,und gehört hatten, daß die PatomischeTungusen begüterte ieute waren, so hätten sie dieselben von der Gegend aud,da jetzo-die Stadt Iakuyk liegt, und da ihr, der Jakuten, eigentlicher erster Sitz gewesen seyn soll, mit Krieg überzo« gen, auch in der Gegend der Guftlnll- Gori eine große Partey geplündert und umgebracht. Noch jeßo sollen dio P 5 Paco» )46 '736 den l6ren August pacomisthen Tungusen und die in derselben Gegend an der andern Seite der Lena wohnenden Jakuten noch bestandig unter slch Streit haben. Die Jakuten halten dafür, daß die Gegend des Pacowa ihnen so gut als den Cunguscn zugehyre, und gehen deswegen auch dahin auf die Jagd; allein die Cungusin treiben sie öfters weg, wie denn jetzo ein Tunguselo. Jakuten leicht verjagen könne, weil er das Bogenschießen weit besser verstehe. Von dem Njuja an bjs an die Gusclni? gori, hielt her Fluß seinen lauf beständig zwischen Süden und Osten, auch waren, wie schon yorher, längst den Ufern viele ebene und niedrige Platze, Solist hatten wir in diesem Striche, des Flusses eine besondere Unbequemlichkeit. Die iuft war voll Rauch, und roch stark nach einem brennenden Torfiande. Vermuthlich muste eine große Gegend hrennen, davon dep Milch uns den Rauch zuwehete. Des Abends, da es dunckel wurde, fuhren wir den von der rechten Seite einfallenden Basargas-ürjak vorbey. Ob es gleich sehr windig war, so fuhren wir doch die ganze Nacht hindurch, und des Morgens um 5. Uhr hatten wir den Nlagan-Tscherendci ürjak, oder den großen Bach Tscherendei zur linden. Er wird zum Unterscheide des kleineren oder des RücdschÜIÜ-Cscheren- dei Bach Arwlk-Itriak 4613 Werste. z^ dri-ürjak, der von-eben derselben Seite, ein paar Werst?, weiter unten, ein fallt, fo genannt. ^hnqefähr 6. Wcrste vorher, ehe wir zu dem groß'nTscherendej kamen, hatte sich dje Lena schon um ein merkliches, und ohngefähr auf dritthalb Gerste erweitert.Mit diestr Erweiterung trafen wir dann viele Inseln an. Noch vor Mittage fuhren wir den von der linken Seite einfallenden Bach Biri, nach der Russischen Aussprache Bn'Uk, vorbey, welcher unter den Promüschlenie hiesiger>-Gegenden, sehr berühmt ist. Nach Mittage um 1 Uhr giengen wir das Dorf Borisso-rvict) vorbey, welches ein paar Werste landeinwärts an dcm linken User liegt. Anuik urjak ist ein Bach, der 4. Würste unterhalb Bonssovvich von der rechten Seite emfUlt. Sein Name ist mit dem bey den Guselnif Gcri einerley, und hat auch einerley Ursache, Man ge' het sowohl von diesim als jenem über die Berge nach deck, Fluss.' Tschara, Es ist schon so eingeführt, daß die meisten Bache, von denen man nach einem etwas berühmten Flusse oder Bache auf die Jagd ausgehet, von den Ja« küren Armik, und von den Russen hiesiger Gegenden perejemnaja genannt werden, Bey diesem Bache fieng an selbiger Seite der Lena ein erhabenes Ufer an, das aus lauter weißgelbem feinem Sande bestehet, und auf 14. Werste in einem fortwähret. Auf Russisch heißl es Tolokonnie Gori, aus einer übel angebrachten Verglei« chung mit dem Mehle von geröstetem Haber, welches Tolok- "4kl' "5^736 den I6ten August ' Tolokno heißet, und weißgelb aussieher. Warum man ftber dieses Ufer zu einem Berge gemacht habe, kann ich picht errathen; man nennet ein so gestaltes Ufer ill der Russischen Sprache sonst Jar- Es war übrigens dieses nicht das erste mahl, daß wir Sand an dem llfer sahen. Von witimsk an war das Ufer schon hin und wieder sandicht, ja unter den Inseln, die oberhalb dem Tjcheren. dei ihren Anfang nahmen, waren viele, die fast auf die Hälfte aus bloßem unfruchtbarem Sande bestunden. Des Abends um 5. Uhr fuhren wir Momorowa D. welches an dem linken Ufer drey Werste landeinwärts liegt, ferner Gorochowa Saimka an eben demselben Ufer vorbey, und gegen sieben Uhr kamen wir bey Olec-minskoi Ostrog an. Fast bis an den Ostrog war der Fluß voller Inseln , und in einer gleich großen Breite; bey dem Ostroge aber sieng er an sich wieder zusammen zu ziehen. Die vielen oben erwehnten Inseln sind theils von Jakuren bewohnt, theils werden sie zu Wiesen gebraucht. Was die Weite der Oerter von einander betrifft, die von Wmmsk bis hiehcr angegeben worden, so muß ich gedenken, daß dieselbe hier bloß geschähet, und nicht gemessen, sey. Zwar ist der Weg schon drey oder vier mahl, allein noch niemahls so gemessen worden, daß man nicht nöthig ' hatte, ihn noch einmahl zu messen. Die allgemcine'Ent-fernung, die in den verschiedenen Werstregistcrn angezeigt wird, hat zwar einige Wahrscheinlichkeit, weil sie bey al, len - Olqmiuskoi Ostrog 5657 WepKe. 34) len fast einerley ist, und derselben sind wir auch gefolgt i aber in besondern Entfernungen eines Flusses von einem andern, oder von einem Dorf« giebt es offenbare Fehltzr, die nach einer ungefähren Rechnung verbessert worden sind. Diese Erinnerung gehet auch den künftigen Weg von hier bis Iakulzk an, als worm noch viel größere Verwirrims gen M. Schon, ehe wir hieher kamen, hatMNvir von ilui fällt, das Salz schon als Salz auswerfen soll, und yon «inym Salzbcrge gehört, welcher, wie gesagt wird, aus einem reinen kristallenpn Bergsalze bestehet, und an eben dem Bache Raprendci, nicht weit von seinem Ursprünge, liegt. ,.iUns«e erste Bemühung war also die wahrhaften Umstände davon zu Fr-fahren. Zuförderst musten wir ieute hahen, die da ge-wesell waren. Aber weil hier ein Prikaschtschik (Befehls" Haber) war, so brachten wir erst .den i3ten dieses zween ieute zusammen, von denen der eine nach dem Berg. - tzer andere nach dem Quellensalze gewesen war. Al»s ihren ^ Beschreibungen wurden wir nicht klüger, als wir vorher waren, nur konnten wir aus den Proben dieser Salze, die sie mit sich brachten, sehen, daß es gut Salz war. Sie sagten, daß diese beyden Werter auf 10 Tagreism von hier lagen, und stelleten uns den Weg dahin wegen der vielen klej. ^Ac» '^96' dett I9tsn bis Ztini 2'stcn ^lug. ^kleinen Flüsse und Moräste, über welche man i-eisen' mu^ 5 fie, sehr beschwerlich vor. Weil man aber von dieser be-,'fondern Art, Nach welcher die Natur das Salz Her her-.l vordringt, in Sibirien sonst kein Erempet haf> so M-^ten wir die Sache für würdig, daß sie von jemanden be-^'Wchttt ünh beschrieben würde, welcher^wüste) was er betrachten und besiA-eiben sollte. Denn ob wir gleich nicht zweifelten, daß wir in ^sakuczk viele ieute sinden würdc,,, ^ die daselbst gewesen wärön; si> besörgiO wir doch, die Ve-^ sä>relbung, M uns ein Schluschiwoi oder ein Bauer da« ö'von geben könnte, würde- su unserm Vorhaben nicht'ge-^ Uug siyn, und außerdem fürchMn- wir, daß es dort mch> ' vere Schwierigkeiten sehen würd'e/ jemand dahin zu schi« cken. Die Entfernung Ulid ^3cschwc^ichkei( der' Hen 2isten ließ Herr Pros Müller einen Jakutin scheu Schaman, der in der Jakutischen Sprache Ajun heißt, seme Gaukeleyen machen, wobey ich auch zugegen war. Es wurde eine Jurte von Birkenrinden, wie die Sommerjurten zu seyn pflegen, an dem User, nahe bey unsern Fahrzeugen ausqerichtet,und vor derselben ein Feuer angelegt, worauf die Comoedie des Abends, da es schon dunkel zu werden anfieng, gespielet ward. Der Scha-man war ein gesetzter, kurzer, hagerer, aber starker Kerl mit ziemlich langen schwarzen Haaren und einem häßlichem An« gesichte. In besagter Jurte, die zu dem Schauplatze bestimmt 352 . 47)6 den 2lsten August. stimmt war, zvg er sich aus, und legte den Schamansrock an, welcher wegen der Menge der eis«.men iast, damit er behängen war, mit den besten Schamanskieidern streiten konnte, weiter aber nichts besonderes an sich hatte. Die Beinkleider legte rr nicht ab, seine kurzen ledernen Strümpfe aber, die nichl. vicl über die Kerfen giengey,ver«. wechselte er mit andern, die über und über mit allerley un« nutzem, und nichts bedeutendem Zeuge gestickt waren. Dergleichen Strümpk tragen nur die Schmnanen, doch zu keiner andern Zeit, als wenn sie ihre abgeschmackten Gaus . keleyen machen. Sobald der Schaman angekleidet war, Kahm er die gewöhnliche Zaubertronunel, setzte sick mit derselben mitten in ^ die Jurte, daß scin Angesicht gegen Südwesten gewant^ war. Hierauf sieng er an zu trom^ Meln, zu schreyen u»d zu bellen, welches er eine Vtertel« siunde lang mit soltben Geberden und Verdrehungen der Glieder fortsetzte, daß einem furchtsamen Menschen . dabey hatte bange werden mögen. Es ist fast unmöglich, daß ein Türckischer Santon es diesem Kerl vorthun sollte. Er hatte keine Chorsänger, sondern spielte die Comö-die ganz allein, und bis dahin alles sitzend. Dieses sollts nur die Einladung seyn, womit er die Teufel zu sich rufte. Sodann sprang er plötzlich auf, und schrie unter beständigem Trommeln eme lange Weile, allzeit an einer Stelle. Die langen schwarzen Haare, die bey den vielen Verdre« hungen des Kopses, welche er machte, in große Unord« - tnmg Oleeminskoi Ostrog 565'. Werste. ,^ Uunq qerlethen, gaben ihm das ?lnsehen einer Furie, unh «r rasete auch endlich so in der Jurte herum, daft er auf alles los ssienq, und alles, was darin war, aus« trieb. Gcwiß, wann ich nicht glaubte, daß die Uebung und eine ungemeine Starke des ieibes einen Menschen in den Stand sehen könnten das auszustehen, was diesr K rl bey so gewaltigen Bewegungen ausgestanden hat, ss würde ich nicht wiffen, wo ich seine Starke herleiten sollt?. Einmal zwar, als er sehr gelärmt hatte, schien er wi? in einer Ohnmacht zu seyn; es waren aber etliche Jakutische kleine Fürsten, (RnjHZzi) da, von denen ein paar den Schamanhielten, daß er nicht fallen mögte, weil <^, und wetzte ein Mes" ser auf dem Stahle hin und her, bis der Scharrmn wie« der redete, worauf er auch gleich sc-ine Gauke« leyen aufs neue anfieng. Dergleichen Abw^chsclungen wa« ren etliche, und schienen deswegen mehr in der G V'i .«elche Olecminskoi Ostrog 5657 wersie. g^ welche den Aberglauben in hohen Ehren halten, ohngeach-tet fast gewiß erweislich ist, daß die Schaafe gestohlen worden, und dieses ganz gewiß, daß sie nimmer werden nachgeschickt werden. Hierauf fieng der Kerl, ohne daß es jemand von ihm verlangte, mit untermischten Gauke« leycn an zu prophezeyen; seine Wnd die gewöhnliche «n. Wir fragten ihn, ob er sich dessen besinnen könnte, Was er geredet hätt<»; er qab ab r Wr Antwort, daß er von niclns wüste. Inzwischen, so schr cr wahrend seine« Gaukekyen außer sich gesetzt zu seyn schien, so deutlich amivortett er docb auf alles, was man ihn wegen der Bs« deutunq ftiner Aussagen während denselben ftagse ; «r wüste auch wohl, auf wen er in der Jurte zustürmen durste; denn er traf mit seinen Eisen niemand, als etwa «inen Bauren, oder Jakuten, welches einzige ich an ihm in ftiner Kunst auszusetzen habe; denn sonst zeigte er, daß «r die Kunst zu betrügen im höchsten Grade verstund. Es gehet auch ein Gerücht von ihm, und dieses gehöret noth« .wendia, zu der Vollkommenheit der abgefäumtesten Pra-lercy, daß che er das Glück gehabt mit den Teufeln in solche Vertraulichkeit zu gerathen, er drey ganzer I.chr als ein rasender und unsinniger Kerl in den Wal« dern in der Irre herumgelauffen sey, und sich von bloßer Baumrinde ernährt habe. Dock sagt man, daß sich an. demwllui- Flusse ein Schaman aufhalte, gegen welchen ^ 5' die Olccminskoi VsiroZ s65?. W. Z^ dieser so viel als nichts verstehe; denn derselbe ziehe sich Messer ohne Beschädigung durch den ieib, er vorscklucke sie u. s w. Einmahl ist es sowohl uncer den Christlichen als heydnischen Völkern dieser Gegenden ein gewisser S ch, daß'der gröste Praler in allen Arten der menschlichen Künste und Streichmachereyen für oen besten Meister gehalten wird. Und also findet man die Schwachheiten der menschlichen Natur auch in dem äußersten Sibirien. Es wäre leicht den dasigen Einwohnern ihre irrige Meynung von den Würkungen eines Schamans zu benehmen, wenn man ihnen nur vorher aus dem Sinn reden kölmte, oder wollte, daß der Unigang mit den Teufeln auf der blosien Einbildung bcruhece. Allein die Menschen sind allzusehr geneigt dasjenige zu glauben, wozu die Vernunft nicht nöthig isi. , Den 2;stm gimg eine neue Gaukeley vor. Wir ließen uns weism, wie die Jakuten ihre Opfer gegen GOtt oder vielmehr gegen die Götzen verrichten. Sie nehmen nämlich zwey Wesen an, von dercn einem alles gute, von dem andern aber alles böse herkomme. Allein ein jedes dieser Wesen bestehet aus vielen Gliedern. Es ist nicht ein Teufel, sondern viele, und viele unter denselben haben Weiber und Kinder. Die eine teufelische Familie schadet dem Vieh, die andere erwachsenen Menschen, die dritte den Kindern u. s. w. Einige Teufel wohnen in ^> H,m n ^>tt:l! 3 3 ts)6 ^ ^ den 2-tz 1736 den 23eu'ee Schreyen und Rasin, durch allerhand nar« rische Stellungen, die er gegen den Kranken macht, durch österes Drücken des Kranken ,c. ,c. Wenn die Zaubcrey zu Ende ist, so werden die an einen Faden gebundene Sas chen an zween Stöcke, die gerade gegen einander stchcn, U'd nicht über ein paar Arschine hoch sind, nebst d bis ,5 Wiedro hat. Gemeinig» lich bekommen sie gegen das Ende des Iunius den gehöri« H"n Vorracl) zusammen, doch einige früher, einige »paier. Sie Mr?n diese Milch eben so als die Sibir'scheTararcn^ 2>ur§tc,i und Tungufen dicj'niqe, daraus sie Vran^t^ wcin destilliren wollen, Wenn dle gehörige Mcnge M:!ch gesammlct ist, so wird der Schaman eingeladen, und nach dessen Ankunft ziehet die ganze Familie ihre besten Kleider an; vornehmlich aber wird ein Jüngling von ,2 bis «5. Jahren auf das zierlichste angekleidet. Der Schaman, der in seinen gewöhnlichen täglichen Kleidern, und nicht ill dem eisernen Rocke erscheinet, in welchem er sich den Teu, feln zu zeigen pfiegt, stellt sich in die Mitte der Jurte, mit dem Angesicbte gegen Osten gewandt, und in der linken Hand einen Topf mit gegohrner Pferdemilch, in der reck> ten aber einen hölzernen löffel haltend. In der Jurte sitzt die ganze Familie, groß und klein und beyderley Ge« schlechcs um ihn herum , der ausgeputzte Junge aber stellt sich vor den Schaman aus dem rechten Knie kniend. Der Schaman ruft mit viclcn Beugungen einen GOtt nach dem andern; und so eft er einen GOtt nennt,so oft nimmt er mit dem iöffel et« was gesäuerte Pserdenu'lch aus dem Topfe, und jpritzt 3 5 di^ Z62 '7)6 Vcn 2;stcl, Auqust. > dieselbe gerade in die Höhe. Dieses- heißt die Götter sutlers und sich dieselbe dadurch zu Freunden machen« Weil aber der Schaman zweifelt, ob die Götter an einem einzigen Ehrentrunk genug haben, so stellt er deren drey ai,, und folglich ruft cr auch bey dem andern und dtitten Trunks eben diese Gocter wieder herbey, die er das erste« mahl zu sich gerufen hatte, und futtert oder tränkt sie auf gleiche Art. Alle diese drey Ceremonien geschehen ohne Stillstand gleich hinter einander. Dreymahl gefuttert baucht ihnen genug zu seyn. Nach einigen Beugungen dee ieibes und Murmeln einiger Wörter gehet der Scha« mall aus der Jurte heraus, und alles Volk mit ihm, welches sich wieder um ihn herum lagert. Er fangt alsdenn an von derjenigm Milch, die in dem Topfe zurückgeblie-l bcn ist, zu saufen, und lhut mit dem Scheine einer besim» deren Andacht etliche gute Züge. Er kniet nieder, wenn er trinkt, und beugt sich auch sowohl vorher, als hernach. Wenn er getrunken hat, so überreicht er den Topf dem ausgeputzten Jungen, welcher ihn kniend und mit Beugung des leibes empfängt, auch kniend ein paar Züge dar« aus thut, und denselben hernach einem nach dem andern aus der Familie kniend und mit Beugungen überreicht. Die Familie bleibt allezeit sitzen, und wenn alle getrunken haben und in dem Topfe noch etwas übrig ist, so wird noch einmahl herum getrunken, und der Junge muß den Topf auf gleiche Art von neuem herum reichen, jedoch dem Olccmmskoi Ostrog 5657 Wcrst«i. 'Z5z Schaman zuerst, als welcher sür den vornehmsten gehalten wird. Der Junge muß zwar noch allezeit knien, und sich beugen, aber der Schaman säuft nun sitzend, wie die übrigen. Wenn der Topf zum andcrnmahl noch nicht leer wird, so trinken sie auch das drittemahl herum, und fahren damit so lange fort, bis er leer ist. Von dieser Ceremonie wollte uns der Schaman diesen Abend einen Begriff geben. Er war dabey so eigensinnig, daß, dä wir schon des Morgens die Comedie wollten spielen jehen, und ihm keine Pferdemilch dazu verschaffen konnten, er sich wegerte es mit Kühemilch zu thun, unter dem Vorwande, daß ^ie Götter sehr böse darüber werden würden. Wir mustcn ihm Pferdemilch dazu verschaffen. So wie vieler anderer Völker Festtage sich mit Saufen cndigm, also geschicht es auch mit diesem. Alle Pferdemilch, die bisher gesparet worden, mich ausgesoffen seyn, und niemand legt sich vorher schlafen. Sie werden davon sehr betrun» ken, wie mick die Olecminskischen Uujsen berichtet haben, denen in diesem Stücke wohl geglaubet werden kann, weil einer oder der andere vermuthlich das Fest öfters auf das feyerlichste mit begangen hat. Zween bis drey Becher davon sollen schon trunken machen, welches ich jedoch nicht allzu« gerne glaube. Dies aber wird für gewiß gesagt, daß alle in der ganzen Iakutischm Familie vom grösten bis zum kleinsten sich so voll saufen, daß sie, bis sie den Rausch .ausgcschlafen, aMz ohne Sinnen mW Vrrsiqnd seyn. Wir ^ ,756 den 2) bls zum 25ficn AuF. , Wir brachten auch in Erfahrung , daß das Wahrsa« gen aus der Hand unter den Jakuten nicht wenig im Scbwange qehe. Aber diese Kunst verstehen auch m«r die Schamanen, welche unte, den Iakuren sowohl für die v Uhr auf. Ich aber blieb nebst dem übn« ;66 ^ »7,6 den 25stcn Aug.,;. ^ gen Gefolge zurücke. Die Mahler waren genöthiget ge» wisse ihnen angewiesene Quartiere zu beziehen, weil sie theils wegen der Kälte, theils wegen des Wankens der Fahrzeuge auf denselben nicht zeichnen konnten. Allein ich ließ meine Kajüte calfatern, (die Ritzen mit Hanf verstopfen) und linen kleinen Ofen darein sehen, so daß ich von der Kälte nicht die geringste Noth litte. Olecminskoi Ostrog liegt an dem linken Ufer der Lena auf einer nicht sonderlich großen Ebene, und hat den Namen von dem Flusse, Olecma, welcher i5 Wcrste unterwärts von der rechten Seite einfallt. Picser Ort ist einer mit von den ältesten. Denn man fand schon in den ersten Zeiten der ienischen Colonien für nöthig von hier aus den heydnischen Völkern dieser Gegenden den Tribut abzufordern. Es wurde also ein kleiner Ostrog ohne Thurm und Kirche etwas unterhalb demjenigen, der jehoOlccminskoiGstrog heißt, und höher, ja fastauf dem Berge lag, und hart an demselben ein Haus gebauet, darinnen die zu Einsammlung des Tributs bestellte . Swschiwie wohnctcn. Das Pel^wcrk aber, womit derselbe bezahlet wird, nebst dem Proviant wurden in zwo dazu innerhalb des Ostroges crbauelcn Kammern verwahret. Als um vas Jahr »660 sehr viele Einwohner an der Lena jn die Daurische Gegenden nach dem Amur zogen, um sich daselbst in bessern tandern niederzulassen, man abcr nicht für Olecminskoi Ostrog 5^57 Wcrste. ^5? sir gut befand dielenische Gegenden zu entvölkern, so 'wurde in der Gegend dieses Ostroges an der Mündung des Flusses Olecma, wo die leute die nach Daunen flohen, vorbey reisen musten, 1662 eine Wache (Lastann angelegt , die das übermäßige Weglau ffen verhindern sollte. Allein die2o Fadcn lang, und ;n Faden brcit ist, aus der Erde entspringen. Man siehet gegenwärtig nur zwo Quellen, aus welchen mit dem Waffer ein schneeweißes Salz'in großer Menge ausgestoßen wird, welches, so lange es noch in dem Wasser ist, so ausstehet, als wenn ein sehr feiner Sand mit dem Wasser vermischt wäre. Dieses seine Salz sitzt sich, so bald es hervorgekommen, um und über der Quelle in Stücken zusammen, die recht als ein schneeweißer aus dem allerfeinsten Sande zusammengesetzter Stein auhsehen. Weil die Quelle, ohngeachtet sie oben mit Sal; bedeckt ist, nicht verstopft wird, und das Salz unaufhörlich hervorstoßt, das oben liegende Sqlz aber dem neu hervor kommenden im Wege liegt 1 so hebt die Gewalt der Quelle selbiges in die Höhe, und es häuft sich solchergestalt bis auf zwo Arschine hoch, und zuweilen 'inehr oder weniger^ nachdem das Salz öfters oder seltener '- ' ^ "- - «egge- Olecminskoi O^og 5^57 werste. 375 weggenommen wird. Aber eben diese Aufhäufung ist Schuld gewesen, daß man nicht mehr als zwo Quellen gesehen hat. Der -Student Rrasihemnnikorv muthmaßet mit gutem Grunde, daß so viele Quellen als Haussen da seyn. Das Qucllwaffer machet nicht weit von seinem Ursprünge kleine Sccn, worin es zusammen lauft; es ist aber nicht so stark, daß sich Salz darin setzen sollte. Der Salzberg liegt von den Quellen auf z^ Wcrste gegen O-sten, ebenfalls an dem rechten Ufer des Raptcndei, aber noch weit von dem Ursprünge desselben, lmd ist auf 30 Faden hock', und von Osten nach Westen 2lo Faden lang. Von unten bis auf zwey Drittel der Höhe bestehet er aus einem sehr harten durchsichtigen in großen cubijchen Krystallen zusammen gewachsenen Salze, in welchem nicht die gerilltste Umeinigkeit oder einige Vermischung von Erde oder einem Mdern Stoffe wahrgenommen werden kann. Das obcre Dnttel des Berges bestehet aus einer rothen leimichten Erde, zwischen welcher ein weißer durchsichtiger Talk bricht, der vo', einer so schönen Art ist, daß ich glaube, wenn das Frauenzimmer in dicsen Gegenden et.-was von Schönheit hielte, es Walfarthen darnach thun würde. Der Berg ist an der Seite, die qcgen den Fluß siehet, sehr steil. Sein westliches Ende häl'get mit einer Bergkette zusammen, die dajeldst ihren Ansang nimmt, und nach Norden läuft, und die auch nicht arm an Salze zu seyn scheinet, weil sie von außen mit e^n hem ieimen, Aa 4 als ^z .'.".' l7z6 den zten Sept. als der Salzberg, bedeckt ist, auch eben diese Art Talk füh-r?t; vornehmlich aber, weil an vielen Orten derselben, ws zm Frühjahr« die Waffer abgelaufen, Salzb'umen vorhanden sind. Das Quell-und Bergsal; ist nach allen chymi-schen Proben einerley, und ist sowohl zu einem Mmelsalz satu'il-t, daß, wie ich dafür halte, weder die Natur noch die Ku>«st cin besseres Küchensalz ausarbeiten kön?ie. Die Olecminskischen Einwohner nennen das Bergsalz ^rasnoi sol (das rothe Salz), weil sie niemahls leicht ein anderes als dasjenige gesehen haben, woran der rothe leimen, wo-mil der Salzberg bedeckt ist, hängt. Dann entweder ge« ben sie sich nicht die Mühe das Salz auszuhauen, indem sie nur dasjenige an dem Fuße des Berges aufiestn, welches sich von dem Wetter ablöset und den Berg herun, ter stürzt (das Wetter aber kann nicht leicht anderswo ei« ne Wirkung, als oben in dem Berge haben, und daher ist es kein Wunder, daß an den herunterfallenden Stücken ieimen hängt), oder sie schlagen etwa das Salz von dem Berge ab, und solches muß oben auch unrein seyn, weil der ieimen von oben herunter gespült wird. Sonst ist es ein gemeines Vorgeben der Olccminskischen Einwohner, daß daS Brrgsalz zu nichts tauge, und daß alles, was damit cmgesalzen werde, verderbe. Ich vermuthe aber, daß sie dieses^ur sagen, damit ihnen nicht durch einen Befehl verboten werden möge, sich dieses Vortheils weiter hin zu bedienen. Von dem Qu ellsalze hat man schon in ^ '-" den Vlecmmskoi Ostrog 5^57 Werfte. 377 ben ersten Jahren, als Rußland diese Gegenden in Be-s'b nahm, Nachricht gehabt, und sich auch von selbiger Zeit an desselben heimlicher Weise bedienet Dann offene« lich wurde an der ganzen Lena bisher das Ustkucische Salz verkauft. Seit 2. Jahren aber hat die Jakutische Kanz« ley den Anfang gemacht, von diesem Quellsalze etwas »lach Iakllyk hohle» zu lassen, und dieses I.chr ist mit einein Jakutischen Einwohner ein Vertrag qcmacht worden, kraft dessen er das Pud dieses Salzes in Iakuyk zu der Casss für «c> Copeken liefern will. Bey Gelegenheit dieser Salzuntersuchungen habe ich noch von eincm Salzsee, oder eigentlich Salzquelle dieser Gegenden etwas in Erfahrung gebracht, den die Jakuten Tu« stak nennen.Er ist bey nicht trockenemWecter etwa drittehalb Jaden breit, und etwa einen halben bis ganzen Schuh tief, bey trockenem Welter aber halt er kaum zwo. Ellen ins Ge, vierte, und das Salzwasser siehet ganz weis aus. Das Salz setzt sich auf seinem Grunde in würfelichten Krystallen an. Er soll auf der linken oder nordlichen Seite des Backes Cadükünda oder Tabüssungda, ohnweit von desselben Ursprung«, und drey Tagereisen, oder ohnge-fahr achzig Werste weit von der Mündung seyn, welche sich gegen Osten in den Fluß Tango ergießt. Dcr Ton-go aber fallt in den Will» vier bis fünf Tagereisen, oder »0. bis 135. Werste von der Mündung de« Tabüje-Simovvje von Norden in den Wilui fallt. , Von C>lecminskc>l-Otwa wie die deutsche Stunden, die bald groß, bald klein sind. Es wird aber ohngefähr i? Werste ausmachen. Dieser See ist den meisten Jakuten bekannt, weil ein an, dbrer süßer See Tüfsaküß eine Koß diesseits dem gesalzenen ist, an welchem Werchowiluiskische Jakuten woh« «nen, dahin man, wann man ganz leicht reiset, von ll)lec-«ma nicht über fünf Tagereisen rechnen kann. Ich rüstete mich endlich zur Abreise. Die ganze Acit über, die ich hier gewesen bin, kann ich nicht sagen, haß ein einziger schöner und heiterer Tag gewesen wäre; es Mündung des <»ll>cma 5673 vvcrsie 379 es war die meiste Zcit stürmisch, und die meisten Stur« me warm aus den Hegenden zwischen Südwesten und Nordwesten. In den lchten Taqcn sielen schon die Blät« ter von den Bäumen ab , alle Kräuter verwelkten, und die häufigen Stürme brachten auch zuweilen Scknee wit sich, der zwar Noch von keiner Dauer war, aber doch dem Sommer ein völliges Ende machte, DieKälte nahm nach und nach zu, und war schon so, wie sie in Deutschland im späten Herbste zu seynssteget. Dce Morgens fror das Was« ser in den Gefäßen, darin es gehalten wurde; auch fielen unterschiedliche mahle Reife. Und solcher Gestalt hatte ich keine Ursache länger mit der Abreise zu verweilen. Ich nahm noch 14. Jakuten, Und 8. Russische Bauren den Arbeitern zur Hülfe mir, unt) gieng den 4ten dieses Monats UN» Mittagszeit ab. Um 3 Uhr nach Mittage fuhr ich'dle Mündung des Olecma-Flusses vorbey, an welcher ein Olecminskischer Schluschiwoi in Junen wohnet, nicht aus Armuth, sondern weil er ein Russischer Jakute ist. Zunächst unterhalb der Mündung des Olccma hebt sich ein großes Feld an, welches auf 26. Werste langst der Lena erstreckt, und den Na» men Bogaroi nawolock führet, weil die Zobel und Füch« st vor diesem daselbst sehr häusig sielen. Um 5 Uhr deS Abends fuhren wir einen gesalzenen von der linken Seite einfallenden Bach vorbey, zu welchem ich, weil das Wet« ttr Z5 te folgte. Zwischen diesen zween letzten Bachen waren ein paar Werste lang, langst dem linken Uftr Berge, welche gleichsam aus lauter gerade in die Höhe stehenden Säulen von verschiedener iange bestunden; ich habe sie aber nicht gesehen, weil ick) damahls schlief, und die ieute dafür hielten, daß ich bmch diejenigen, die noch solgeten, einen Begriff von denen, so ich nicht gesehen hatte, würde bekommen können. Des Morgens um 6 Uhr erreichte« wir auch diejenige Gegend der Lena, welche wegen dieser Säulen berühmt ist, und als ein jedermann in die Augen fallender besonderer Ort dcn Namen Swlbi führet. Er hat ihn nur allein, w?il die übrigen säulenförmige Berge gegen diesen sehr klein, und daß ich mich des Ausdruckes unserer Wegweiser bediene, Kinder von diesem sind. Seit dem letzt erwehnten Bache fuhren wir etliche andere vor- 384 '7'6 den 8te:, Sept. - . vorbey, unter denen der Sinja für dcn vornehmsten gchal, ten wird, weil sein Ursprung in der Nahe dcs Wilui ist. Ich ließ ein paar Wcrste unterhalb dem Anfange aedach, ter säulenförmigen Berge anHallen, theils um sie in der Nahe m besehen, theils den Bruch dee Eisenerzes, wel. ches hier seit dem vorigen Jahre für die nach Ramrschat-kc: reisende Gesellschaft gegraben wird, zu betrachten. Die siulcnförmigen Berge smd gewiß sehel'5würdig. Von unten bis oben gehen aus denensilben viele Stücke, theils wie runde Säulen, theils wie vierreckigte Schorsteine, theils . wie große steinerne Wände bey nahe senkrecht auf ,o bis 15. Faden in die Höhe. Man sollte sich einbilden, daß man die Ueberbleibsel einer prächtigen Stadt, die von Steinen auf Bergen erbauet gewesen, sehe; und je weiter man davon ist, je schöner siehet cs aus, weil die hinter einander stehende Säulen allerhand artige Figuren ma» chen , die man sich anders vorstellen kann , wann man nur einen anderen Stand annimmt. Die dar-zwischen wachsinde Baume vermehren die Anmuth der Aussicht. Dergleichen Berge währen auf ^. Werste in einem fort, doch werden sie herunler.varts etwas kleiner und verlieren sich allmählig. Der Stein, woraus tiefe Säulen bestehen, ist theils em wilder S^in von allerley Farben, worunter einiger den: Sandsteine beykommt, einiger etwas harter ist; theils ein rocher bunter Marmor von einer guten Art; und zwischen oen Säulen findet man hin . und OlccminskHi - Ostrog ^^5 Werstc. zgS und wieder gutes Eisenerz. Das obenerwähnte Eisenerz bricht obcn in' einem Berge, welcher hart oberhalb dem An« fange der säulenförmigen Berge ist. Ich gieng dahin längst dem Ufer der Lena zurücke, und den Berg hinauf. Nicht weit von dem Fuße Ves Berges sind ein paar Jurten, sörmige Hütten von'Neiscrn aufgeführt, worin sich die Arbeitsleute die Nacht und die Festtage hindurch aufhab ten. Ich traf, als ich oben auf den Berg hmauf kan?, welches nach Zurücklegung von ohngefähr drey Viertel Wersten geschahe, die leute in der Arbeit ack Ich muß bekennen, daß ich dergleichen leichte Arbeit, um rin Erz zu gewinnen, noch nicht gesehen habe. Die ganze Svihe des Berges bcfthct alls cincm derben lebercr,;?, welchek, wie gewöhnlich, sehr dmsicht und gleichsam in viele Stücke zerschlagen ist. Es bricht meistentheils zwischen gelbem, zuweilen auch rothem Eisenmulm. . Man findet zuweilen Stücke von zO. bis 40. Pud' schwer; aber diese, sind sehr rar. Die gemeinsten- sind von 3. bis 4. Pfund. Das Erz ist solchergestalt ganz los; kein anderer wilder Stein hängt daran, und man kan es mit bloßen Schaufeln ge< winncn.In einem Tage bringen acht bis zehn Arbeiter einen Haufen von 4^0. bis 500. Pud Erz zusammen. Diefts wird in einen hölzernen Kasten geworfen, und wenn der, selbe voll ist, wie er denn von besagtem Gewichte voll wird, so wird er noch mit Vqlken bedeckt, und alsdann von un< Bb ttn Ramrsch. R. 2. Eh. / z86 1736 den 8 und 9len Sept. ,en auf angezündet. Wann derselbe mit den übcrgcleM Balken verbrannt ist , so ist das Erz geröstet. Mit solchem werden lederne Säcke angefüllt, an deren jedem ein Riemen ist, womit ein Kerl sich denselben um die Schullern bindet. An dem Riemen befestiget er noch einen langen* Stock, und fängt darauf an den Berg mit großer Ge. fchwindigkeit herunter zu laufen. Der Stock dient ihm dazu, daß wenn ein schlüpferiger Ort kommt, er sich mittelst desselben halten könne. Er kommt auf diese Weise in ohngefähr 4. Minuten den Berg hinunter, und muß alle Tage acht bis zehn mahl hin und her laufen. Es wird hier nur im Sommer gearbeitet; denn auch jetzo war die Erde schon, wenn man auch nicht einmahl eine halbe Arschin tief grub, gcsrorrn. Alles geföderte und gebraim« te Erz wird in Fahrzeugen nach deil Hütten gebracht, die ich künftig, wenn mich der Weg dahin bringt, zu beschrei« ben gedenke. Um >c. Uhr fuhr ich wieder ab. Von hier fieng der Fluß an in der Breite zuzunehmen, wie er denn hier wohl auf 3. Werste breit war, und eine Insel kam nach der andern. Wir fuhren den Bach Scolbowka, auf Jakutisch Dshabudsha - urjak vorbey, und kamen nach Mittage gegen 4.Uhr bey Cit'arü (ierchenbaum-Insel) an. Ich ließ daselbst anhalten, um zu sehen , ob ich dieIakuren,die ich bis Hieher mitgenommen hatte, nicht mit andern verwechseln könnte; denn sie waren schon alle sehr abgemattet, und sie verhalten sich in der Arbeit zu einem Bach Rerema /1091 Werste. zz^ nem Russischen Arbeiter eben so^ wie ein. Burärisches zu einem Russischen Pferde. Diese Insel ist sonst voller Jakuten. Allein der Russische Iessaaul, zu welchem ich deswegen geschickt hatte, war in Iakutzk, und sobald die Jakuten nur Fahrzeuge-sahen, flohen sie davon, so daß ich nicht für nöthig fand, mir ihrentwegen große Mühe zu geben. Nachdem ich also eine Stunde hier verweilet hatte, fuhr ich mit einem starken Nord ostwinde ab, welcher sich aber mit dem Anfange der Nacht legte. Es war eine helle und stille Nacht, und um den Mond sahe man gegen li.Uhr einen Ring. Wir kamen den Bach Recema, der von der linken Seite einfällt, vorbey, und um Mitternacht, eben als wir ohngefähr iS.Werste langst einer Insel,Tojon arü genannt, herunter gegangen waren, strandeten alle Fahrzeuge mitten im Flusse.Weil mein Fahrzeug das erste war, so gericth es auch aw weitesten auf die Sandbank, und die leute von allen Fahrzeugen mu« sien mir zu Hülfe kommen, um mich los zu machen, wo« mit man erst gegen den Tag fertig wurde. Wir hatten uns mehr an dem rechten User halten sollen ) Mein es wär kein einziger guter'Wegweiser da, der die Fahrt recht ver^ standen hätte. Des Morgens war ein sehr starker Ne. bel, dergleichen ich beynahe schon einen Monat lang nicht gesehen hatte. Des Morgens gegen 7. Uhr kamen wir au den Ort, da ordentlich die nach Jakuyk gehenden Fahrzeuge von dem rechten nach dem linken Ufer rudern, - 'B b 2 weswo« '388 '7^6 dcn l) .und lurcn Scpr. weswegen er auch perewos genannt wird. Der Fsliß ist daselbst 4 bis 5.Wcrste breit; auf der rechten Seite sind viele Inseln, und die icute.sagten, daß, wann man cuf der »rechten. Seite fortgienge, und in dem iauffe und den Inseln des Flusses nicht sehr erfahren wäre, man nichts von Iakuyk sehen, und gerade nach Schigan kommen würde. Wir fuhren von da dcn Vach Borama vorbey, der von der rechten Seite einfallt. An diesem Bache ist das erste Eisenerz für die nach Ramtscharka gehende Ge« sellschaft gegraben worden. Ohngcachtct er aber Iakurzk naher isi, als'obbesaa.ter Ort,uud eben so gutes Erz gicdt, dasselbe auch dort jo gleich geschmolzen werden konnte; so hat man doch, weil der Vorraht des Erzes daselbst nicht beträchtlich war, und solches ein Stück Weges zu lande m^ Pferden gefahren werden muste, den Ort noch verwichencs Jahr verlasset,. Der Wind, welcher noch aus Nord. osteu wehete, wurde frisch, und endlich so heftig, daß wir kaum mehr aus der Stelle kommen konntet,, und die Arbeiter überaus sehr gemartert wurden. Um 2.Uhr nach Mittage kamen wir bey pokrovvskoi Monastic ail, und ich ließ daselbst anhalten, theils' um einen guten tots zu bekommen, theils besseres Wetter ;u erwarten.. Den iots fand ich bald, aber das Wetter wolte nicht bej< ser werden. A» dein Orte war nichts angenehmes , das mich hätte aufhältcn können. Das Klostor ist ohngefahr um l7'2 oder 1719 gcbauet, und vor 4 Jahren schon ' . wis» pokrowskoi Monastir 6176 Werste. ,39 wieder adgehrannt. Es ist davon nichts mehr als einige ' elende Zellen, und etliche Schwarzstubeu einiger zu dem Klosicr gehörigen, ieute übrig. Auch stehen noch ein halb Dutzend Jurten neugetaufter Jakute»; in der Nähe. Dieses alles war geschwinde besehen, und wie ich wieder auf das Fahrzeug kam, so war der Wind ft heftig , daß dasselbe um so vielmehr große Noch litte, als das Ufer stciuicht war. Ich entschloß mich also weiter zu fah« ron> und cinen Ort zu suchen, da die Fahrzeuge in meh. rerer Sicherheit seyn könnten. Mail konnte nicht anders, als mit dcm Hintertheile des.Schiffes voran gehen; dann da wir es mit dem Vordertheile versuchten, so drehete der -Wind das Schiff so glcich um. Wir fuhren um 5. Uhr ab> und um 7. Uhr waren wir noch nicht z. Werste weiter -- gekommen; doch waren die Fahrzeuge in dem tiefen Was. ser welliger in Noth, als an dem Ufer. Der Wind wurde auch etwas gelinder, und wir konnten wieder mit dem Vordertheile voran Zehen, und erreichten gegen ic>. Uhr ein gutes Ufer, an welchem der Wind, welcher- wieder eben jo stark, wie vorher, zu wehen angefangen hatte, keine Gewalt über uns hatte. Ich ließ daselbst anhalten , und erwartete besseres Wetter. Es war eine Insel an dein linken Ufer, Masarü-Arüra, an welcher wir stunden. .-Der Wind wehete die ganze Nacht mit der grösten Ge« walt; mit dem Tage aber schien er sich ctwqs zu legen und wir fuhren wieder ab. Wir waren kaum eine Werste 'Vbz wei- 3<)O ,7)6 den IS lind I'ttn Sept. weiter, so ward er so stark als zuvor, und wir konnten kaum das Ufer eben dieser Insel an ihrem unteren Ende wieder erreichen. Mall rechnet 2Q. Werste von dem Klo« stcr bis hiehcr. Der Wind tobete den ganzen Tag hindurch ungemcin, und der Himmel war bestandig mit Wolken überzogen. Wie es anfieng Nacht zu werden, wurde das Wetter etwas heiterer, und der Wind ließ ein wcnlg nach^ Ick wollte mir dieses den Augenblick zu nutze machen, und fuhr weiter. Wir sollten von hier auf. die rechte Seite des Flusses gchen, und der Anfang war gut; kaum aber waren wir eine Werste weit, so. lief der Wind nordnordwestlich und wurde so stark, als er jemahls gewesen war. Vier leute an dem Steuer«und zween an jedem der andern Ruder, waren nicht im Stande dag Fahrzeug zu halten. Der Wind trieb uns zwar nach dem rechten Ufer, aber naher, als wir wollten. Hs war eine saure Arbeit für dMeute, sich nur so lange von dem Ufer zu hallen, bis man an einem guten Orte anlegen könnte da die Fahrzeuge nicht zerschmettert würden. Wir waren 6 oder 7 Werste weit von dem vorigen Stande und Charjalak-arü gegenüber, als wir an dem Ufer anlande« ten. Kurz unterhalb diesem Orte, war das Ende derjenigen vielen Inseln, die seit der percrvos, an dem rechten Ufer lagen. Dieses aber ist, wie mir gesagt wurde, von derjehigen. Jahreszeit zu verstehen, da der Fluß sehr nie« drig ist; ienn im. Frühjahre soll er sich noch viel weiter ' zur pokwwskoi Monastic 6176 Werste. «91 zur rechten ergießen, und viel mehrere Inseln machen, welche, wie ich schon oben gesagt habe,bis Schigan in einem fortgehen sollen. Von hier aus war es bey einer sol» chen Gewalt des Windes keineswegs möglich weiter zu ge. hen, weil man sich von hier wieder nach dem linken Ufer wenden sollte. Es sind in dieser Gegend sehr viele seichte Stellen, und man muß bald rechts, bald links fahren, um ihnen zu entgehen. Ich übernachtete hier. Mit dem Tage wurde es wieder etwas stille, und wir fiengen an über.den Fluß zu rudern. Wir waren aber noch nicht in der Mitte, so wurde der Wind aus Nordnordwesten Wie» der so heftig, daß das Fahrzeug mit dem Hitttertheile vorwärts gekehret wurde, und alles unsers Widerstandes ungeachtet, kamen wir'wieder an das rechte Ufer, wo wir auf eine Sandbank geriethen. Zu unserem llnglücke lag uns bey nahe gegen über ein Thal, wodurch der Wind - mehrere Freyheit bekam uns zu schaden, und man sagte mir, daß wann ftnst auch gar kein Wind wäre, doch aut diesem Thale einer wehete. Ich ließ also alles arbeiten, was nur konnte, um von der Sandbank, und dem rechten Ufer wieder abzukommen, damit man, wenn es ja nicht möglich wäre zu dem linken Ufer zu gelangen, doch wenig« siens an dem rechten, an einem solchen Orte anhalten könn« te, der dem Winde nicht so sehr ausgesetzet wäre. Es glückte uns aber, wiewohl mit einer ungemeinen Arbeit, aus die andere Seite des Flusses zu kommen. Je naher wir Bb 4 di«. zy2 '?36 den men Sept. dieser Seite kamen, je stiller wurde iS; denn das User ist dort auf 15 bis 20 Faden hoch, und beschützet solcher-gestalt vor dem Winde, der von selbiger Gegend wehet. Diescs User fängt unterhalb dem Bache Ruldattü'an, dcr aus besagtem Thale kommt; und weil es stemicht und hoch ist, nennt man es Changalaiskoi Ramm. So lange wir langst demselben gicngcn, hatten wir gleichsam cinc Windstille. Es wandte sich aber endlich nach der lin« kcn Scite, und wir musten es also verlassen. Dicscm Or« te gerade gcgen über, an der andern Seite des Fluges, fällt jn denselben der Bach Tamga, an welchem ohngsfahr 4 Werste.von der Mündung, die Eisenhütten, derm ich oben gedacht habe, angelegt sind. So gerne ich auch da.« hm Halts gehen wollen, so wenig erlaubte es doch die jctzo all« zuveräncerliche Jahreszeit. Wann ich die Fahrzeuge hätte-sillle liegen lassen, so mögte vielleicht vor meiner Zurück» kunft ein neuer Sturm entstanden, und ich dadurch verhin-. dcrt worden siyn, wieder zu den Fahrzeugen überzufahren ; oder wann ich mich auch hatte wagen wollen, so würden doch vielleicht die großen Fahrzeuge" nicht haben abgehen können. Alles aber, außcr mir, seufzete nach Ia-kuzk; die ieute hatten keinen Proviant, und schon heute bey nahe nichts mehr zu essen. Wir fuhren also gerade nack der Stadt. An eben dem Orte, da der Changa« laiskoi Aamcn einen ändern Strich annimmt, theilt sich die Lena in 3 Hauptafte, davon der.eine längst dem^a-* men Jakuyk e25l) wersie. ^^ men, der andere längst dem rechten User, und der dritte ' i,l der Mitten stießet. Der linke Arm, welcher feinen lauf langst dem Reltegei Namen, (dies ist der Name, den der Changalaiskoi Ramen nach verändertem ' Striche annimmt,) fortsetze, und die Stadt am nächsten vorbey stießt, war vor diesem der tiefste; jetzo aber ist er fast ausgetrocknet, und kann nur im Frühjahre befahren werdcn, wann dk Waffer angewachsen sind. Der Arm zur rechten ist seit einigen Iah»e:V am tiefsten; wann man aber nach der Stadt fährt, so kann man demselben nicht folgen. Wir gicngen also nach dem mittleren Arme; allein kaum hatten wir uns von dem Ufer, das uns eine Zeitlang geschützet hatte, ein wenig entfernet, so verfolgte uns der Wind aufs neue. Jedoch wir widerstunden ihm ' mit verdoppelter Arbeit, und erreichten die Mündung des gedachten Armcs um n Uhr. Von dort ruderten wir vie« le Inftln vorbey, und musten bald zur rechten bald zu» ljnkell fahren, um die Sandbänke zu vermeiden, welches ohne einen guten Wegweiser nicht geschehen konnte, und als wir nicht weit von der Stadt waren, so liefen wir in denjenigen Arm'ein, welcher, wie ich kurz vorher ange» merkt habe, der nächste bey der Stadt ist; und solcherge« stallt, erreichten wir bey Sonnenuntergang den unteren Theil der Stadr. Ganz nahe an der Stadt ist einMiner blinder Ast (Rurja) von erwehntem Arme, der aber jetzo bey nahe ganz ausgetrocknet war. Ich traf hier meine Bb 5 Herren 394 '7^6 den men Sept. Herren College» bey guter Gesundheit a«, und die acade« mische Gchllschaft befand sich wieder beysammen. Herr Professor de l'Isle de la Croyere war hier den ^stcn Iun. Herr Prof. Mütter aber den zisten Aug. angekommen. Von dem Seecommando beftmdcn sich hier der commandircnde Hauptmann Beering, der iieutenant waxcl, der Stabswundarzt Duczkovski, und bald nach meiner Ankunft fanden sich noch der iieutenant Icndau« rovv,berWundarzt Feiqe und der SchifferBieli ein, welche nach den Flüssen Aldan, N?aja und Iudoma, um Proviant zu hohlen, geschickt waren. Der iauf des Flusses war seit Glccminskoi Ostrog meistentheils östlich und nordöstlich; die erstere Hälfte dcs Weges gieng mehr ost-wartS, die andere mehr nordostwäns, und die letztere ohngesähr 20 Wersie meistens nordwärts. Einiger Ber« ge, die auf. dieser Reise merkwürdig waren, habe ich schon gedacht. Ueberhaupt ist zu merken, daß sie nicht so aroß, als die in den oberen Gegenden sind, und daß man gar selten an beyden Ufern Berge sindtt, sondern das land ist grösientheils eben. Von den Stolbli an ist außer dem Changalaiekoi Rainen, weiter nichts von Bergen zu sehen. Das Erdreich ist meistens sandicht, und die Kiesel, die man an den Ufern der Flüsse hin und wieder zer« streuet findet, sind an Farbe meistentheils grau, und nicht dünne gestet. Das Holz, woran bisher noch kein Man» gel gewesen ist, soll sich noch ziemlich weit an dem Flusse Hers Iakutzk 6239 wersie. ^ herunter erstrecken, und zwar bey weitem nicht so dicht, als in den mittleren Gegenden, doch von allerley Gattung seyn. So wie in den oberen Gegenden der Lena die Weiden häufig waren; also sieht man auch in diesen unteren Gegenden deren» sehr viele, wiewohl nicht leicht von der großen Art. Und eben jö als schon seit Olecminskoi Ostrog an den Ufern eine große Anzahl Felder ist, ft sind sie hier auch in großer Menge. . Diese verschafften den Iakmen der Vortheil, daß sie ihr Vieh hier den ganzen Winter auf der Weide gehen laffen können, so wie ihre Voreltern es vor diesem in den oberen Gegenden thaten. Es wird zwar nicht allzufett darauf; allein es stirbt auch nicht leicht vor Hunger, besonders, wann der Winter so vorüber gehet, daß entweder kein tiefer . Schnee fällt, oder derselbe von keiner langen Dauer ist. Denn das ist die gröste Heimsuchung Gottes, die einem Jakuten begegnen kann, wenn ein tiefer Schnee fällt, der lange anhält. Er will hierin nicht besser,.oder vielmehr nach seiner Denkungsart nicht schlimmer, als die übrigen heydnischcn Völker in Sibirien seyn; er verlangt kein Futter zum Vorrath; das Vieh mag es sucken, wo es dasselbe findet, nicht daß er ein so großes Vertrauen auf Gott setzte, welcher allerdings auch für das Vieh sorget, sondern, weil er zu faul ist, Futter für dasselbe cinzu« sammlen. , < . Allee 2^6 1756 den. i tt'n Sept. Alles was sich auf dcn Schissen befand, sehnte sich nach den Quartieren. Es schiel,, als wollte die Kalle des» wegen rechtschaffen zunehmen, damit sie uns ungodulliger .darnachmachen möchte; allein es ließ sich gar nicht dazu an, haß wie gute bekommen sollten.. Die Quartiere werden in allen Russischen und Sibirischen Stadt«, von der Polizey angewiesen. Wcil sich aber der commandirende Hauptmann der Kamtschatkischm Seereise hier aufhielt, und viele OfficierS von der Flotte bey ihm waren, so verlangte er von der Kanzley, daß die Vergebung der besten Quartiere in der Stadt ihm überlassen werden möqte, welches auch bey unserer Ankunft.schon also ausgemacht war. Als wir also Quartiere von dem Woewodün vcr« langten, so meldete er uns, daß diejenigen Quartiere, die er noch zu vergeben hätte, alle schlecht wären, daß er aber die allerbesten, über die er zu sagen hatte', uns an. weisen lassen wollte. WaZ meine Person betrifft, ft be« kam ich gleich des undern Tages ein gutes Quarter, wel' chcs ich auch so gleich bezog-. aber dem Mahler, den Studenten, Dollmetscher, und Unterwundarzte wurden so schlech. te Wohnungen allgewiesen, daß es nicht wohl möglich war, einen ganzen Winter darin auszuhalten. Ich habe schon anderswo von dcn Unbequemlichkeiten der Schwarzstuben gesagt, daß sie für cinen Gelehrten, oder auch für einen,der eine reine.Arbeit zu verrichten hat, gar nicht tauglich seyn. Das Papier, worauf man schreibt, wird vom -> Ruße Iakutzk 6239 werste. 297 Ruße schwarz, die Farben der Mahler.mMn nach ganz andern Regeln gemischt werden, weil sich viele Schwärze nothwendiger Weise darmttcr inifcht; einige Farben können gar keine Schwärze vertragen, und nach aller angewandt ten Mühe jhat man doch beschmierte Zeichnungen. Dem ungeachtet wurden uns meistens solche Stuben angewiesen. Die andern Stuben, welche'Mlln uns anwiest, hatten entweder keine Oefen, oder gabcn, wenn sie eingeheizt wurden, einen beständigen Quäln: von sich, daß einem her Kopf davon hätte zerbersten mögen. Ein jeder, dem dergleichen Stuben angewiesen wurden, wollte zwar darein ziehen, aber mit der feyerlichen Erklärung, daß es ihm nicht zur iast geleget werden mögte,wann er seine Arbeiten versäumen würde. Wir hatten zwar Befehle bey uns, daß man uns allenthalben die besten Quartiere geben sollte. Und weil es was ungewöhnliches war, daß die Polizey von einem durchreisenden Ojficicr der Flotte abhängen sol» ze; so verlangten wir von der Kanzley, daß sie, als das Haupt der Polizey, uns bessere Quartiere schaffen und die Befehle, die wir bey uns hatten, besser beobachten möchte. Wir thaten dieses, um uns in unserer Unabhängigkeit von dem Seecommando nichts zu vergeben, damit wir es nicht zu späte bereuen mögten. Es halfen uns aber unsere Vorstellungen und Vorsichten nichts. Wir sahen endlich, daß der Woewode Alexci Ieremeirsch Sabo» vowskoi, so gut er sich auch gegen uns anstellte, als ein fried« 393 '?36 den l,ten Sept. sliedliebeuder Mann, mit bemcommandlrenden Haripemann nicht gerne anbeißen wollte, und daß bloß wir und die so nöthige, und uns besonders an das Herz gehende Arbeiten, unserer Untergebellen darunter leiden müstcn, wenn wir imf unserem Vorsatze bestehen würden. Wir suchten also, so viel möglich, den gelindesten Neg zu erwählen, und tha« ten gütliche Vorstellungen, daß man aus eiteln Betrach. tungen einer Eifersucht das gemeine Beste nicht leiden lassen mögte, welches wir alle zu befördern schuldig waren. Dieses fruchtete so viel, daß wir für unsere ieute nach und nach gute Quartiere bekamen, darin sie ihre Geschäfte verrichten konnten. Indessen aber, da wir befürchten musten, es möchte uns weiter hin in Ochoyk und Ramt« schatka noch schlimmer gehen, so statteten wir von dieser Aufführung gegen un«5 an den regierenden Senat, und an die Academic der Wissenschafte» unsern Bericht ab, und baten, an das Seecommando geschärftere Befehle abzuschicken, daß dasselbe uns ins künftige in unsern Geschäft ten nicht hinderlich, sondern vielmehr beförderlich seyn mögte. Es ist öfters betrübt, was für Kleinigkeiten zuwei« lmUrsache sind, daßleute, die eine gewisse Sache aus., führen, und also gemeinschaftlich arbeiten sollen, einan. der solche Hindernisse machen, als wenn sie einander «chnurstracks zuwider laufende Absichten ausführen soll« ten- Der eine meint, daß, wenn er schon seine Arbeit, die zu dem ganzen abzielt, nicht vollkommen gut macht, es , . schon Iakuyk 6239 Wersie. z^ . schon genug ware, wann er sie nur besser machte, als eln anderer die seinige. Er legt also dem andern allerley Hindernissein der Weg, damit er nicht im Stande seyn möge das seinige zuthun, und hofft einen Ruhm zu er» werben, wenn man seine eigene Arbeit nur besser befindet. Ein anderer, der eine Sache gemeinschaftlich zu Stand« bringen soll, will von allen ieuten dafür angesehen seyn, als wann die Anstalten dazu von ihm abhiengen. Wenn nun jemand nur eine Mine macht, als wann er dieses nicht erkennere, so sucht er Mittel und Wege sich bey aller Gelegenheit in den Besitz dieser Ehre zu setzen, besonders/» wann er durch seinen Rang schon einiges Ansehen hat, und niemand gleich auf der Stelle ist, der die Sache entscheidenkann. Wofern er noch. überdem befindet, daß ihm solches Ansehen Nutzen bringt, und wofern er eln gewinnsüchtiger Mann ist, so reizt ihn dieses noch mehr an Unrecht zu thun. Man hat gesagt, daß dieser letztere Fall hier vorhanden gewesen sey. Die reichsten Einwohner haben immer die besten Häuser, und sind froh, wann sie mit Einquartierung verschont bleiben. Diese bringen dem, der die Quartiere anzuweisen sich. anmaßet, Geschenke, und zwar öfters von ziemlichem Werthe. Zu allem diesem kommen noch ferner die menschlichen Gemüthsbewegungen, die öfters schnell und folglich nicht allemahl die bedachtsamsten sind; und ob sie gleich nach der Zeit auch von dem« jenigen selbst, der davon Hingeriffen ward, für unbedacht« sam' 4<,e> l?z6 be» 28stcn Scpt. sam gehalten werdcn,'s» ist doch der elende Ehrenpunkt-da^ welcher erfordert, daß man auch von der wund?rlichsten Meinung, die man einmahl gehegt hat, nicht abgehen, Indern dieselbe vielmehr rechtfertigen müsse, so stark, daß mall das Gegentheil für etwas schimpfliches hält. Gcrai de, als wem» es ewe Schande wäre, einen begangenen Fehler zu erkennen. Unter diesen kleinen Streitigkeiten wurde es Winter. Denn am l9ten Sept.. fieng der Lena-Fluß an Eis zu treiben, welches alle Tage zunahm, bis endlich den 28stcn eben dieses Monats der Fluß damit dergestalt überzogen war, daß man kein Wasser mehr sah. Das Eis kam endlich so häufig, daß es sich hin und wieder zwischen den Inseln stopfte, und an drm Ufer stehen blieb, daS folgende vermehrte es immer, so daß die Ocssnung nach und nach schmaler wurde, bis sich endlich auch diese stopfte. * Die kleinen " Gcmciuiglich stieren anch dic Flüsse in Rußtand also zu. Doch soll cs, wicwyhl sclttll, geschehen, daß;. E» der Newa-Strom, dcr St.- Petersburg vorbey fließet, von cincr plötzlichen Kaltc so dick wic ci<« Brcy »verde, und glciih darauf erstarre, st' daß auch dicjclli' gen, wclchc daraus iu kleineren Fahrzeugen sahrcn, tNoth haben vor der völligen Erstarrung an das Uscr l« kominlil. In diesen, Falle goht cr ohne, Hülfe eines fremvcn Eiscs zu. Und dicses soll auch zuwci« len ,n Igtuyr geschehen seyn. Iakllyf 62 z 9 Werste. ^^ kleinen Zwischenraume von'Wasser aber , dle hin und wieder zwischen dem Eise waren, froren auch zu, imd dieses in so kurzer Zeit, daß man schon den Tag darauf bela« dene Schlitten darüber fahren sahe'. Das Eisd?s Flusses Wurde in wenigen Tagen so dick, daß man Stucke von ein bis fünf vierlel Arschin fast allenthalben, wo man wollte, aus dem Flusse brechen konnte, welches sowohl für m,S Ausländer, als für die Einheimischen von großem Nutze«» War. Nenn dieFenster dcrWohnungen nicht recht wohl schließen, so sind sie nicht vermögend, die Zimmer genug» sam vor der Kälte zu verwahren; auch die Keller, darin man Getränke, als Bier, Meth, Wein hat, können mit den gewöhnlichen Mitteln, als Noßmisi, und Thüren nicht genug vor dem Froste gesichert werden. Es werden alss Stücke von reinem Eise, darin kein U»siarh ist, in dee Größe, als die Fenster sind, ausgehauen, und vo,^ außen eingescht. Wenn man sie nur ein wenig mit Wasser be« gicßt, daß sie anfrieren, so ift das Fenster ferrig. Sie benehmen m'chc viel vom lichte, und das Tageslicht fället dadurch; und wenn die Sonne scheint, so ist es nicht im ge-ringsten zu merkcn,daß es davon in der Stube dunkler würde. Es ist im übrigen ein vortrestiches Mittel zu verhindern, daß keine Kalte in die Stube dringen könne, der Sturm mag auch so groß seyn, als er will. Wer noch Fenster dazu.hat, wie man sie dann in den Wohnhäuser» begüter« Cc tee Vamrsch. R. 2. Theil. 402 l 736 dell 28sten Sept. ter ieute immer antrifft, der setzt sie von der inneren Seite der Fensterlöcher an. Diesis macht, daß man kel< nen Dampf von den Ausdünstungen des Eises in der Stube leidet, und sich in dergleichen Zimmern trestich wohl befindet. Das Getränke in den Kellern frieret nicht leicht, w.nn man die Fensterlöcher auf diese Art mit Eis versehet, und daselbst hat man keine Fenster weiter nöthig. Auch diejenigen, die in den Stuben die Fenster löcher mit bloßem Eise vermachen, können sich zur Noth damit behelfen, wofern sie sich nur hüten, alsdann viel in der Stube zu seyn, wann man den Ösen zugemacht h'at. Aber die landes « Ein vohncr achten dieses auch nicht viel. Hier muß ich noch etwas anmerken, wie man die Oeftn in den Stuben, . sowohl in ganz Rußland, al5 besonders hier zu bauen pflegt. Die meisten sind irr-den, weil man nicht allenthalben Eisenhütten in der Nähe hat, uni> es auch nicht Mode ist, sich eiserner Oefen zu bedie« nen. Die es im Vermögen haben, lassen sie von Kacheln machen, andere aber von bloßen Ziegelsteinen. Die in. nere Bauart ist verschieden. Einige lassen zwey bis drey Ge« wölber übereinander machen, damit das Feuer länger in dem Ofen herumgehen, und sich die Wärme layger darinnen aushalten könne. Andere haben an einem Gewölbe genug. Dic Oessnung, darin das Holz liegt, pflegt nicht gar weit, und mit einem eisernen Thürlein verschlossen zu seyn. Diese Oeffnung macht man innerhalb der Stube oder auch - . ' dräu- Iakuyk 62Z9 werste. ^3 draußen. In Petersburg hält man es für einerley. Einige glauben, es sey besser, daß die Stube von innen geheizt werde, einige halten es für besser von außen. Di« ersten glauben dazu deswegen Ursache zu haben, weil keine Wärme verlohren gehe, sondern alle in der Stube bleibe. Die andern «sagen, wenn man das innere Thürlein des Ofens nur ein wenig zu frühe zumache, so entstehe ein sol« cher schwefelichter Dampf in der Stube, welcher emsehll. che Kopfschmerzen und Zittern und Schwachheit der Glie» der verursache, und den Olhem benehme, dahingegen man, wenn gleich das äußere Thürlein etwas zu früh zuqe. macht werde, man von allen'diesen Unbequemlichkeiten nichts empfinde. Ich halte es mit den letzteren. Dann der Dampf von einem zu frühe zugemachten Ofen, welchen die Deutschen in Sc pcrersdurg Dunst,, vie Russen Tschad, oder Ngar nennen, entstehet, wenn «nan auf del, vom ausgebrannten Holze zurücke gebliebene» Kohlen noch eine blaue Flamme siehet. Es kommen demnach alle Wirkungen>die man davon empfinden muß, mit den Wirkungen dcr Kohlen überein,. die noch nicht ausgebrannt sind, deren schädliche Dünste man auch in «ndern tändern durch manche betrübte Exempel erfahren hat, da sie so gar zuweilen den Tod verursachet haben. Die meisten gemeinen Russe,! sind hierbey ziemlich unempfindlich, vielleicht weil sie es von Kindheit an gewohnt smd dergleichen Dünste zu ertragen. Jedoch erinnere ich '^^ Cc 2 mich 404 ^736 den 28sten Scpr. mich auch, daß Körper in die Anatomie gebracht worden,' deren Tod man nichts anders zuschreiben konnte. Di« Deutschen sind hierin.wcit empfindlicher.' Ein solcher Dampf, wenn er auch uur geringe ist, verursacht ihnen Kopfwch, einen Trieb zum Brschen, auch wirkliches Brechen, ein Zittern, nach und nach eine Schläfrigkeit,', endlich einen solchen Schlaf, von dem der schlafende gewiß nicht wieder aufwachen wird, wofern man ihn nicht ?n die freye iuft trägt, und ihn alsdann durch siarkeS Rütteln wieder ^u sich selber bringt. Ich schreibe dieses aus esgcner Erfahrung. . Das Zumachen der Oesen zu begreifen, muß ich noch etwas hinzusehen, worin das wc« sentliche der Russischen Oefcn bestehet. Es wird von einem solchen Ofen, als oben beschriebe.« ist, ein enger Schorstein, der nicht viel über einen Schuh ins Gevierte hal^ nach emer beliebigen iange aufgeführt, welcher entweder an einer oder zwoen Stellen von. oben zugemacht werden kann. In diese Schorsteine kann man also nich^ einsteigen, oder sich darin umkehren, um sie zu reinigen. Wenn sie nicht gar zu lang sind, so kehrt Man sie von oben und unten mit Besemen,. oder bindet eine eiserne Kugel an einen.langen Strick,'und um die Kugel alte grobe iunTpen, und laßt sie durch den Scborstein herunterfallen, die dann cine Menge Ruß mit sich hinunter nimmt. Zu Zeilen brennt auch der Schorstein aus; und wenn er gut ist, so halt er, und setzt das Haus in keine Gefahr; erberstet aber Iakuyk 62Z) tVerste. . . 405 ober auch zuweilen, und m diesem Fall siehet es mit dein Hause gefährlich aus. Die Oefen werden gemeiniglich aufder Bühn? unter dem Dachstul zugemacht. Daselbst ist eine Oefnung in dem Schorsteine, worin eine Slürze, (ein irr, dcrncr hohler Cylinder etwas enger als der Schorsttin, welcher außen um die Höhlung mit einem erhabene« doppelten Rande versehen ist,) eingesetzt wird. - Zischen den ge* doppelten Rand der Stürze wird Sand gcstreuer, und darauf kommt ein Deckel, der in den Sand fest eingerieben , und wodurch der Schorstein völlig verschlossen wird; - folglich hört der Zug der Wärme nach oben zu auf, und sie bleibt in der Stube. Die Seite des Schorsteins, die man hatte öffnen müssen, um die Stürze einzusetzen, wird mir einem eisernen Thürlein zur Sicherheit verschlossen. Will man die Stub? einheizen, so wird der Dackel auf« und das Thürlein zugemacht. Wenn eingeheizt ist, so macht man den Deckel zu, und das Thürtein kann man of« fell stehen lassen oder zumachen. Andere machen die Stürze gleich im Anfange d's Schorstelns, ganz zu unterst. Einige haben sie oben und unten zuglcict)0tzk , und Hatte diese Reift bey großer Kälre, und bey fast bestandigen Stürmen in neun Tagen zurücke qeleqte man rechnet aber den iand-weg von Ochotzk biß Iakurzk über acht hundert Werste. Die Ursache dieser Reise scheinet nach seiner naturlichen Gemüthsbeschassenheit fast unglaublich zu seyn. Er kam mtt dem Hauptmtmn von der Flotte Herrn Spang« dcrg, welcher sich wegen der Zurüstung zur Seereise nebst dem lieutenant Wolwn, und dem Mitschmann Schel« tingä in Ochorzk aufhalt, in einen Wortwechsel, ulch besorgte, derselbe möchte einige Thätlichkeiten an ihm ausüben. Um diesen zu entgehen machte er sich Zeschwin» de auf den Weg, nahm fast nicht das geringste mit sich, vnd flöhe auf der Post, damit ihn sein Widersacher nicht «inhohlen möchte, ' Kurz vor unserer Ankunft inIaslirzk kam der Unter, steuermann, wasili Rnschrschew mit noch slebcn ge- Cc 5 meinen 4,6 l7?6 den 28sten Sept. meinen den Lena«Fluß herauf. Sie sind die einzigen, welche von dem ganzen Seecommando, welches das Jahr vorher von Iakuezk ausgelaufen war, um durch die Lena in das Eismeer, und durch Nordosten nach Ramr» scbarka zu gehen, wieder zurückkamen. Dieser Arisch-tschew war den uten Iun. aus seinem Winterlager abge« gangen, nachdem er zween Tage vorher durch den Unter-steuermann Schtsiherbinin, und vierzehen ieute,die die« ser aus Iakuyk mitgebracht, abgelöset worden war. Ich nehme also hier Anlaß von den zwoen Reisen, die im Iah« re > 735 auf Veranstaltung des commandirenden Hauptmanns von Iakuyk aus geschehen smd, etwas aubsührli-cher zu handeln. DaS eine Commando war, wie schon gemeldet ist, bestimmet, einen Weg m Pordosten nach dem Kamtschatki» schen Meere zu suchen. Es bestund aus zwey und fünfzig sylann, und hatte zum commandirenden Offictcr den lieutenant L.af der Wind gerade nach Osten, und daS Schiff zog Wasser, weswegen sie wieder ankerten. Bis zum .uten Aug. war der 'A>ind fthr unbeständig. Des Morgens um 7 Uhr gienHen sie mit einem kühlen Wino Iakutzk 6239 werste. ^ Winde aus Südwesten unter Seegel, und richteten den 4auf südsüdost'und ostsüdostwarts , wurden aber nach Südosten zum Osten und Ostcn getrieben. In einem paar Stunden lief der Wmd völlig nach Westen, sie aber richteten den iauf nach Ost zum Norden und Dstsüdosten, und in weniger als zwoen Stunden hatten sie gegen Osten Eis im Gesichte, weswegen sie gegen Mittag Ank doch sind dic Ufcr mit viclcm Ho;c l'edcckt, wclchls andc, snw hcrgcschwcmmct wird, jo daß a:l vlllcn Ol'tcn gleichsam hohe Bllgc vl'n Schwemmholze aufgcthürmet sind.' Es bestehst allcs «us Lcrchcnbäumen und tannen. 4,6 l7z6 ^" ^Lsten Sept. Kalte so viel möglich zu verwahren, und sie ferner durch drey Scheidewände in vier Theile absondern, deren einen er für sich behielte, und den andern dem Priester, den dritten den Unterofficieren, den vierten aber den gcmcts nen zu beziehen gab. Die vier Kammern hatten zusam« men drey Oefcn, dle von leimen"" geschlagen waren, wie die Russisch«, Oefen in den Dörfern zu seyn pfi.gen. Man kann sie nicht besier,als mit den Backöfen vergleichen, nur daß sie viel dicker und. höher sind. Der innere Bau aber ist einerley. Man brennt sie auch ein, wie di« Backöfen, und legt sehr viel Holz darin, dejsen Flamme mei, stentheils in die Stube herein schlagt. Man backer Brodt und kocht alle Speisen darin. Einige haben Schorsteine, andere keine, sondern an statt derselben wird nur ein ioch in die Wand gemacht, das mall mit einem Schieber ver» schließen und aufmachen kan, um den Rauch herauszu» lasscn, "' Dieserkeimen wird im Zinssischeu )l gennnnt,uud ist mit dem Satz zu vergleichen, welcher sich vo« den meiste« Wassern zu Vodcn setzet. Das aber wco^r die Anzeige eines ferneren Lcttes, noch Sandes, noch Erde. nl>6) Steine. Die Iukagiri sagen, daß diese ganze Ge< gcnd ehemahls mit Wasser bedeckt gewesen sey, wovon vermuthlich dieses ble Ufberbleibsel sind. Iakuyk 62)9 wcrj^ ^^ lassen und die Warme in der Stube zu erhalten. Die Wände dieser Oefen, die der lieutenant aufführen ließ, waren über eine Arschin dick. An der Caserne wurde noch eine Badstube, deren Mangel einem gemeinen Russen unerträglich ist,nebst einer Küche und «inem Abtritt angebauet. Den i2ten Sept. wurde die Caserne bezogen, und das mahls befand sich das ganze Commando außer einem Sol« daten gefund und wohl. Den i4ten October schickte man ftcbs leute mit einem Berichte von dem bisherigen Ver« laufe der Reise, und den im Winterlager gemachten An, stalten. Gegen das Ende des Octobers nahm die Kalte lchon ungemein zu, und zugleich sieng der Scharbock an sich zu äußern. Die Sonne, die bisher mit ihrer Gegenwart noch alles aufrecht zu halten schien, nahm den 5ten Novembr. Abschied. Viele sahen sie das letzte« mahl, andere hatten ein paar Monate lang das Mißver« gnügen sie nicht zu sehen. Der commandirende lieute« nant muste nun auch die Würkung des Murrens erfahren, in welches seine Mannschaft sehr frühe gegen ihn ausgebrochen war. Vielleicht hatte einige Sonnenwärme noch so viel Bewegung in die Lebensgeister gebracht, welche hinlänglich war, den bösen Anschlägen zu widerste« hen. Aber als den 6ten Novemb. die Sonne nicht mehr schien, so wurde der gute Mann eines Hochverraths be« schuldiget. Dieser Hochverrath bestehet in zweyen Punk« Tk> ten; Ra,msch.R.2.Lh. 4l8 '7Z6 den 28jren Sept. ten: l. wann jemand gegen Ihro regierenden Kayser^ lichen Majestät allerhöchste Gesundheit schlimme Sachen im Sinne hat, oder sich unterstehet wider Ihre allerhöch-sie Person und Ehre schimpfliche Reden auszustoßen; 2. wenn jemand gegen.Ihro regierende Kayserliche Ma« jcstät oder gegen das Reich eine Empörung zu machen sich erkühnt. - Dem ehrlichen Manne mag diese Sache sehr zu Herzen gegangen seyn, weil er vermuthlich in sol« chen Umständen war, daß er bey der allerschlimmstrn Be> schaffenheit seines Gemüths nicht das geringste böse hätte ausführen können. Eine schleunige Würkung dieser Beschuldigung war, daß dem lieutenant so gleich das Commando abgenommen, und dasselbe dem Untersteuer-m«nn Rtischtschev einmüthiglich anvertrauet ward. Ob nun gleich der Scharbock gegcn die Mitte dieses Monats «hon bey dem ganzen Commando würcklick betrübte Wurzeln gefaßt hatte, so war doch niemand, der seine Würkun« gen plötzlicher und heftiger empfunden hatte, als eben der lieutenant, der ihn schon den lZten December mit dem leben büßen muste, in welchem Monat außer ihm nur nock ein einziger Mann eben dieses Schicksal hatte. Der lieutenant wär sonsten von einer leibesbeschaffenheit, die bey gleichen Umständen dem allerstärksten Troß bieten onnte. Den i9ten Januar, wurde die Sonne zum ers stenmahl wieder gesehen. Man hatte Hoffnung, daß die« . «s die leute,^ die nun meistens am Scharbock heftig krank Iakuezk 6239 N>crste.' ' ^^ krank lagen, wieder nach und nach erquicken würde; allein eben in diesem Monate starben sieben, in denen darauf folgenden Monaten Februarius und Merz, in jedem zwölfe, und im April drey. Der Unterwundarzt Rhre-ner, der sich lange standhaft gehalten, und der einzige war, der den ieuten mit einigem Rath an die Hand ge» hen konnte, starb gegen die Mitte des Merzen, welchem in einem paar Tagen darauf der Feldmesser, Peter Bas« kakow, folget. Die Zufälle dieses Scharbocks waren anfänglich Schmerzen, die man an denenjcnigcn Oettern bekam, wo man vor diesem Schaden, G schwüre und dergleichen Zehabt hatte. Die iust zu den Speisen verlohr sich, und Nach und nach fand.sicb eine ziemlich« Mattigkeit mit ei« ner ganz außerordentlichen Schlafsucht ein, die Füße sien< gen an' zu schwellen, auf welchen sich bin und wieder blaue Flecken zeigeten; die Kranken bekamen ein starkes Nie' sen, und bey dem Niesen empfanden sie ungemein große stechende Schmerzen im Kreuze, die Zähne wurden wankend, der Mund hatte einen üblen Geruch. Endlich schwall auch der ieib auf, und hiezu kam ein fast unaus« löschlicher Durst, nebst einem trockenen Husten und har« ter Verstopfung des ieibes, so baß viele in zwo bis drey Wochen nicht zu Stuhle waren. Die stärksten Purgier« mittel waren dabey ohne alle Würkung, und auf diese Dd 2 Weis« 425 !7)6 den 28sten Sept. Weist starb einer nach dem andern. Doch hatten sie alle vor ihren, Ende einen Trieb zu Stuhl zu gehen, ja ihrer viele starben auf dem Stuhle; so wie auch andere, nachdem sie einmahl offenen ieib bekommen hätten, solchen vsn selbiger Zeit an ohne Unterlaß behielten. Dabey gieng auch immer Blut von ihnen, und in wenigen Ta< gen endigten sie das teben ebenfalls, t Von der Krankheit des tieutenauts Lassenius hat der Unterwundarzt Rhrener, als er noch bey völliger Gesundheit war, an den Stabswundarht,der nach Ramtschätka bestimmten Mannschaft berichtet, daß gegen die letzte ein Fieber und Engbrünstigkeit, und eine Unempfindlichkeit des ganzen teibes nebst einem heftigen Schlucksen dazu gekommen, und er auch währenh diesem Schlucksen verschieden sey. Es scheinet, daß bey allen Kranken zugleich ein Fieber gewesen , weil nach eben diesem Berichte noch vier und zwanzig Personen ein Fieber, und zugleich Gliederschmerzen mit trampfichten Ziehungen gehabt hätten. Man öffne« te j Es scheintt, die Mannschaft des Dänischen Haupl-manns Munk, welche m Hudsons Meerbusen vber 6;«»' 20- nordlicher Breite überwinterte, habe eine gleiche Art von Scharbock gehabt, nur daß der Anfang desselben nicht beschrieben ist. S. «ecueil ^elvoiaxe« au 5?0rä I'om. l. l.» ?«/«« relation äu Hrocnlanä ^>. iß». Iakuyk 6239 werste? -: - 425 te den ieichnam de5Kieurenanty,an dessen rechten Sei" fe äußerlich viele blaue Flecken bemerket wurden. Aus der Ruthe, als man sie «twaS zog, lief Blut, und i" der Blase war außer dem Harne viel dickes Blut, und vieler Unrath, so sich daselbst gesetzt hatte. Die iunge der rechten Seite war sehr mit Schleim beschlagen, und fast vonhinten angewachsen, die iuftröhre und der S^ lund entzündet, das Herz nebst der großen Hohlader mit dickem schwarzem Blute angefüllt, und die Nieren wie mit dem kalten Brande angesteckt, hingegen der Magen ganz rein und ohne Fehler. Ben der ganzen Krankheit waren folgende bedenkliche Umstände. 1. War daS Winterlager sehr nahe an der See. 2. In der Caserne war beständig ein« ungemeine Kälte, und so viel Holz man auch hatte, so konnten doch die Oefen nicht durchgewär^ met werden; man spürte an keinem Ofen eine Wärme > als wann man vordem Osenloche, das in der Stub« war, stund. Mündlichen Berichten nach soll der lieutenant außer dem Ofen, den er bey sich einhihen ließ, noch einen großen Kessel mit brennenden Kohlen beständig in der Stube gehabt, und sich doch nicht haben erwärme» können, z. War der Boden der Caserne beständig n«ß, und dle Wände immerfort.wie gefroren. 4. Musten die ieichname zuweilen vier, fünf bis sechs Tage in der Caserne liegen, ehe man sie fortbringen konnte, weil die . ganz abscheulichen Stürme, die in selbigen Gegenden öf- Dd 3 . te« 42» ' '736 den 28sten Sept.. terS toben, einen Menschen, der sich unterstanden hatte, zu solcher Zeit in die freye iust zu gehen, sogleich in den Schnee würden vergraben haben. Dieser. Umstand, welcher notwendig in der Cascrne einen großen Gestank vcrur» fachen muste, hat vermuthliä) viele Kranfen beängstiget, und in Schrecken gescßet, auch vielleicht manchen das ie-ben verkürtzet. An Proviant bekam jeder Mann des Monats drey« ßig Pfund Rockenmehl, fünf Pfund Habergritze, und ein Pfund Salz. Man sagt, der lieutenant habe die Theile so klein gemacht, um inskünftige keinen Mangel zu lei» ben; die Mannschaft aber hätte dawider gemurrct, und geglaubt, daß diese Sparsamkeit auch eine Urftlche der zunehmenden Krankheit gewesen sey, und daher gleich nach dem Tode des lieutenants reichlichere Portionen ge« nommen: allein es sey hievon nicht die geringste iinde- rung in der Krankheit verspührt worden. Der Brandt« wein scr sowohl bey icbMen, als nach 0cm T^'de deS Lieutenants, nach den Seegcschcn a '.getheilet, wordcn, zum 5 .cl n der Speisen abcr, und zu Atzneytränken, so wir auch zum gewöhnlichen Tränke hättemau sich des zer« ^chnw zenen Schnees bedienet. -z'^. Es Iakuyk 6239 werste." ^ Es wird nicht leicht ausgefunden werden können wle die acht Personen, die das Glück hatten > dieses har» te Schicksal auszustehen, ihr leben erhalten haben. Si« hatten einerley iuft, Wohnung, Speise und Trank mit den Verstorbenen genossen, Nur ist der Umstand zu bedenken, daß weil sie die einzigen Gesunden unter der ganzen Mannschaft gewesen, sie sich in unaufhörlicher Arbeit mit Holzhacken und Vcrpfiegung der Kranken befunden haben, nur den Russischen Priester ausgenommen» als Welcher ohne die geringste Arbeit doch die ganze Hau.t davon gebracht hat. Er glaubet, daß er sich durch einen Camin, welchen Er sich in seiner Kammer bauen lassen, vor dem meisten Theile der Uebel bewahret; denn seiner Meynung nach waren die vielen Dünste, die theils von bem nassen Bauholz, theils von dem ieimcn dex Oefen bsF standig in der Castrne entstanden, höchst sckänich , ^nd als die Hauptursache der so schnell eingerissenen Kranckheit anzusehen. ^ Zum wenigsten hatte er sich düfts so vorgestellet, weil er es in Schigani so gehört, und sich dei-wegen den Camin gebauet, um die Dünste abzuführen, und immer frische 5uft zu haben. Die,e acht Persons bestattigen jedoch alle, daß sie bey ihrer Geftmdheit innner einen harten ieib, und nur alle drey bis acht Tage Oeff« nung gehabt hatten. Im Anfange des Hornungs, da die Sonne schon wieder zu scheinen ansieng, und man auch das Zunehmen des Tages merkn konnte, fiengen doch Dd 4 . - auch .^ '736 den «Zsien Sept. «uch diese acht Menschen an zu kränkeln, doch waren ih. re Zufälle gelinder, als der übrigen ihre; und weil sie, oder die meisten unter ihnen ihrer Wachsamkeit und ihrem arbeitsamen ieben ihre bisherige Erhaltung zuschrieben, so nahmen sie unter sich Abrede, daß keiner d«S Nachts mehr als vier Stunden schlafen wollte; wofern «ber einer außer der bestimmten Zeit einschliefe, so Me er mit kaltem Wasser begossen werden, wovon sie, wie «s ihnen aus der Erfahrung bekannt war, gleich munter werden würden; wahrendem Wachen aber nahmen sie sick vor niemals ohne Arbeit zu seyn. Der Untersteuer« mann konnte jedoch aller genommenen Vorsicht ungeach« tet sich nicht der Geschwulst der Füße erwehren. Er, so »te die übrigen, fiengen im Merzen an den gekochten Trank von den Gipfeln der Fichten zu trinken, und auf Einrathen eines Iutagirischen Heyden, der sie in ihrem Kranckenhause besuchte, aß er vierzehen Tage nichts anders, als rohe gefrorne Fische, welches ihn fast zu gleicher Zeie mit den andern gesund machte. Sie halten inzwischen dafür, daß die Sonne vieles zu ihrer Genesung beyge, tragen hatte; denn so kalt auch das Wetter gewesen wa« re, so wollen sie doch ihre Würkung mercklich in ihrem teib« empfunden haben. Der Priester war in dem April schon so wiederhergestellt, daß er von seinem Winterlager mit Schrittjchuhen über das Eis auf hundert Werste weit bis Bükftvskoi Muis, und von danueu wi«. Iakllyk 6239 werfte. ^ wieder zurücke gehen konnte, welche Reise er ein paar Wochen hernach auf eben solche Art noch einmahl verrich. tete. Das andere Commando, welches in eben demsel« ben l7Z5sten Jahre vonIakuyk auf der Lena herunter gegangen, um den Weg durch Nordwesten nach der Mündung des Ienisei zu suchen, bekam zu seinem Befehlshaber ebenfalls einen erfahrnen und geschickten See« tieurenant Hrn. pronrschischtschew. Das Fahrzeug, «orauf er die Reise unternahm, war eine doppelte Scha« lupe, mit dem Beynamen Iakuyk, welche den Ruhm hatte, daß sie ungemein leicht seegelte, und mit der leich« testen Mühe zu wenden wäre. Er gieng mit seiner Mannschaft von Iakuyt «inen Tag später ab, als das Boot, höhlte aber dasselbe den ,6ten Iul. bey Schi» yani ein, mit welchem eS die Reisenach der lenischen Mündung fortsetzte. Den zosten Iul. kam er zu dem m die Lena fallenden Bache Agus Ajegos, der in den neuern Karten Agiß Iego genannt wird, in dessen Gegend, ohngefähr in der Mitte der Lena, eine steinerne In-sel, die StHlb, (Säule ) genannt, in der nordlichen Breite von zwey und siebenzig Graden sechs Minuten liegt.- Von da theilt sich die Lena in vier Hauptarme, von denen ein jeder mit einer besondern Mündung in das Eis, meer fällt. Der westlichste davon heißt Schtgalazka- Dd 5 ärts in das Eismeer/ und dieser könnte mn Recht der östliche genannt werden. BÜkovskaja aber fällt südostwarts in den Busen Sawastjanorva ein. Hr. Prontschischtschew untersuchte in allen diesen Armen der Lena das Fahrwasser; und ohngeachtet er durch die westlichen den nächsten Weg gehabe hätte, so waren sie doch alle so verschlammt, daß er durch den Bükovska, ja gehen muste. Diese Untersuchungen hielten ihn so lan« ge auf, daß er um zwey Tage später, als vorerwehn« tes Commando bey der Mündung ankam, woselbst er die nördliche Breite von 71 ^ 4^ befand. Wegen des widrl« gen Windes konnte er nicht eher als den izten Aug. auS« laufen. Er hielte auf zwey hundert Italienische Meilen seinen lauf zwischen Norden und Westen langst den In-feln, die zwischen den Mündungen zerstreuet sind, und zu diesir Zeit befand er sich in der Breite von 70 0 ^ Gegen Norden und Osten hatte er bestandig viel Eis im Gesichte; die Eisschollen waren von vier bis zehen Fa> Ven hoch, und er gieng si zwischen dem Eise, daß er nirgends mchr als fünfzig bis hundert Klaftern freyes Fahrwasser hatte. Von gedachter Breite hielt er seinen iauf 2 , ^^^ , und und Westen, und kamen den 2zsten Aug. zu der Mün, dung des Oleneks, wq er die Sonnenhöhe nehmen ließ und die Breite von 72 9- 30',. befand. Die Kälte hatte schon sehr überHand genommen; alle Taue an dem Fahrzeuge waren gefroren, das Fahrzeug selbst halte solchen Schaden gelitten, daß cs innerhalb einer Stunde aus zween Zolle hoch Wasser zog, es fehlte auch, wenn man eS ja hatte wagen wollen weiter westwärts zu gehen, an i^uten, die der Gegenden kundig gewesen wären. Demnach wurde der Schluß gefaßt in die Mündung des (l)« leneks einzulaufen, welches auch den isteu Septcmbr. bcwcckstelllget wurde. Er fand ohngefähr dreyßig Wer-sie von der Mündung zwölf Russische promyfchlenie, die sich an diesem Flusse mit Weib und Kindern nieder, gelassen, und sich Häuser gebauet hatten. Er quartierte sich bey ihnen ein, ließ noch eiy paar Stuben dazu bauen und wohnte unter ihnen. Indessen schickte er den uten Novembr. von allen seinen Umstanden an das Hauptcom, mando einen umständlichen Bericht, zu welcher Zeit sich alle» hie bey ihm waren, gesund und wohl befgyden^,.^. Als der commandirende Hauptmann,chie Berichte von 5cm Erfolge beyder Seereisen bekam? glaubte e» kraft der ihm von des Admiralität ertheilten Aywpifung befj^t zu seyn in der Untemehmung fortzufahren. , Zu diesem Ende wurde dem lieutenant prontschischtsiHew der 4«5 *^6 den 28sten Sept.' her Befehl geschickt ln dem Sommer des Jahres 1736-aus der Mündung des Oleneks wieder auszulaufen, und die ihm anbefohlene Reise fortzusetzen. Eben so wurde auch zu Fortsetzung der Reise des verstorbenen lieutenants Laffenms der Schiff-lieutenant, Dmitri Lapriew, abgefertiget, und ihm der im vorigen Winter abgesetzte lieutenant plaurin, ein guter Seeman,als Steuermann zugegeben. Es war niemand da, der des verstorbenen Feldmessers Stelle hätte ersehen können, folglich verban» den sich jetzt genannte Ossiciere, die zur Erdbeschreibung gehör igen Arbeiten zu verrichten. Das neue Commando gieng zu guter Zeit ab, und kam an die Mündung der Lena, da die See noch voller Eis war. Der lieutenant Lapcierv aber gieng theils in kleinen Kähnen langst der Küste des Eismeers, theils zu Fuße bis an den Fluff Raräulach, da das Boot Mit den leuten stund, die bcy selbigem verwichenen 9ten Iun. angekommen waren. Allein er konnte mit dem Boote nicht eher, als den 5ten Aug. anslaufen,und muste damit vorher zu der ienischcn Mündung g'ehrn, UM Proviant einzuladen, so daß er von da erst den i5ten Aug. wieder in die See auslief. Der Bericht von dein Erfolge seiner Reise wurde mit großer Un-gedult erwartet; Man bekam ihn aber erst in der Mitte des Merzen des i?37stenIahreS,welchen ich also,ob er gleich Her Zeitordnung nach nicht Hieher gehöret, der Bequem-^ ^-^^, lichkeit 2)5 Iakulzk 6239 werste. ^9. lichkeit wegen dennoch hier einrücke, weil die Umstände der vorigen Reise noch in frischem Andenken sind. So wohl dercommandirende,alsherabgesetzte lieutenant,wa« ren iiebhaber guter Bücher, und mochten vermuthlich g«^ lesen haben, daß manche von denen, die in diesen Meeren gewesen waren, den Rath gegeben hatten, daß man sich nicht sowohl in der Nahe der Küsten, als vielmehr in der offenbaren See aufzuhalten suchen müste, um einen Durchgang in das östliche Weltmeer zu finden. Also waren sie ohne Zweifel beyde geneigt, eine solche Fahrt zu versuchen, wodurch sie nicht nur den Weg kürzer zu machen, sondern auch das meistentheils an den Küsten be« findliche Eis zu vermeiden Hoffnung hatten.. Da< Glück erzeigte sich bey ihrem Auslaufen in die See so günstig zu ihrem Vorhaben, daß sie mit dem allervor-theilhaftesten Winde, der nur zu wünschen w«r, zwey. mahl vier und zwanzig Stunden lang in einem fort nach Nordosten seegeln konnten. Wer hatte mehr Muth? Sie hofften schon nicht weit von dem Ziel ihrer Hoffnung zu seyn: Aber nach Verfluß dieser Zeit, da sie an nichts weniger dachten; siehe, da treffen sie eine See an, die steinhart gefroren war und weder gegen Osten noch Nor« den einen Ausgang hatte, wie sie dann vorgaben, daß sie durch besonders deswegen ausgesandte Schalupen sich da« von versichert, und daß auch leute, die in diesen Gegen» den bekannt gewesen, ein schriftliches Zeugniß von sich ge» 4zo l?^ ben 28sten Sept. gegeben h'älten, baß daselbst schon seit langer .Zeit die S" Jahr ein Jahr aus gefroren wäre. Wenn sie da hatten warten wollen, bis die Sce etwa unvermuthet auf« gehen möqte, so wären sie vielleicht mit eingefroren, und so bald nicht wießer aufgethauet. Eine Bcrathschlagung zur See ist von großer Wichtigkeit. Sie wird von vie« lcn gehalten, und der darin gefaßte Entschluß ohne Ver« zug befolgt. Es ward einstimmig beschlossen, den RückF weg nach der ienischen Mündung zu suchen. Man fand ihn glücklich, ohngeachtet nur vier Striche des Compasses übrig waren, welche man gehen konnte. Man ge< langte den 2Zsten Aug. zu der Mündung der Lena, lief in dieselbe ein, und kam bis an den von der linken Seite «infallenden Bach Chorüschrach, woselbst das Eis schon so häufig war, daß das Boot daselbst sein Wmterla« aer halten muste. Gegen den November fieng der Schar« bock schon stark an sich zu äußern, weil aber auf den Ge. bürgen in der Nahe die kleine Ceder f (Slanez) sehr häufig war, so schien es dem Hrn. lieutenant wegen der Gleichheit, die sie mit Fichten und Tannen hatte, als könnte sie auch im Scharbock gute' Dienste leisten. Er machte damit «inen Versuch, und ließ gekochte Arzney« tränke daraus machen. Diese thaten eine solche Würkung, daß j- Pimis folHs quini«, cono erectot nücleo eduli HtlL Hel/. p. 190. j. punula yQi\ifi nunoiibus. Fl. Sib. 179* Tab. XXXIX. Iakmzk 6239 wersie. ^^ Haß die !eute in kurzer Zeit von ibren Beschwerlfchfes^n wieder hergestellet wurden, wiewohl dennoch bey Abscn-dung des Berichts noch viele an dcm Scharbock trank ge» legm hatten. Der lieutenant pr abgegangen sey, um von der Obischen nach der Imiseischen Mündung zu segeln. Er versuchte dieses zweymahl aus der Obischen Mündung, aber ohne glücklichen Erfolg. Hierauf ward ein Meister der Flotte Namens Ixosthelow nach Sibirien abgefertiget, welcher in Tobolsk ein Boot bauete, mit welchem er zu dem Commando des lieutenants Ow-zin, das in Beresow stund, abgieng, glücklich durckzu« kommen, und in di e Ienistische. Mündung einzulaufen. Dieses Boot war bey Mangasta mit einem kleinen Commando gelassen. Auf der doppelten Schalup gieng ob-gedachter Meister Roschelow und der lieutenant Orvzi'n bis nach der Stadt Ienisiisk, und der letztere von da nach Petersburg zurück, der Meister aber blieb in Je« niscisk nach. Dieses in Mangasea zurückgelassenes Boot war es, welches den Weg nach der lettischen Mündung nord» Jakuyk 6259 worsts» 4^ nordostwarts versuchen sollte. Die doppelte Schalupe Iakttyk gieng zween Tage nach dem Boote von Iakuyk ab; das Boot aber stach den 29sten Iul. in See. Aus den neuesten Nachrichten, die Herr Prof. t^iüUer aus dem Iakutzkischcn Archive bekam, ist überhaupt wohl bekanns, daß zu Ende des vorigen Jahrhunderts fast alle Jahre Seereisen von der ienischen Mündung nach Rolyma, und zwar in den gewöhnlichen Doschtscheniken, und von gemeinen der Sckissfahrt gar nicht kundigen ieuren geschehen si,'d; doch findet man auch in eben diesem Archive Nachrichten von vielen in den letzten Jahren dieser Schifffahrt qeschche-ncn Unglücksfallen, welche vermuthlich hernach Ursache gewesen sind, daß sie in den neuern Zeiten ganzlich unterblieben ist. Es sind so gar Spuren vorhanden, daß ein Kerl mit einem Schissleln, das nicht viel größer als ein Schisserkahn gewesen, von Rolyma das Cschukersthoi noß vorbey, und bis nach Ramrschatka gekommen sey. Die Nachrichten von diesen Schifffarthen melden einstimmig , ^aß man immer langst dem iande gegangen, allwo eiu nicht '.ar breiter Canal von Eise frey geblieben wäre, wc chen nn" mcistentheils hatte befahren können. Man weiß onst a ls neuen zuverläßigen Nachrichten, daß nicht nur die südlich; Küste imme« eine größere Breite bekommt, indem dav Hand gegen die See hin zunehmen soll, sondern daß sie auch da, wo Wasser ist, immer seichter wird. Deswegen kann sie vielleicht jetzo auch anders gestaltet seyn, Ee 5 als 4Z3 '736 dm 28sten Sept^ als sie vor diesem wars es können vielleicht jeßo Erdstrl« che weit in die See hineinlaufen, die man vor diesem nicht gesehen hane, weil sie mit dcr See bedecket waren,es können auch wohl die Doschtschenniken, weil sie nicht so tief ge» hcn, leichter durchgekommen seyn, als Fahrzeuge, die für die See gemache sind, und die allezeit um ein merkliches «icf r gehen. Das Boot Irkuyk, so früh es auch die Lcna hinunter gieng, konnte erst den Zysten Iul. in die Sc' auslaufen. Den izten Aug. kam es um ein schmales Vorqebürge, das ziemlich weit in die See läuft und für Srviacoi noß von dem Herrn lieutenant gchaltcn ward, welche Benennung in alten Zeiten einem andcrcn Vorge« bürge a/gebcn worden, das nicht dis'sondern jcnsit des IndiZirka liegt. Von Srviatoi noß aber hatte er noch bis an den Indigl'rka ziemlich weit, den er mtter zwey und siebenzig Graden, zwo Minuten unter beständigem Triebeise erreichte. Er fand bey dem Indigirka vier Mündungen, mit denen er sich in die See ergießt; sie waren aber alle so seichte, daß er nicht in eine einzige eingehen konnte, deswegen muste er in dcr See blei« bcn und zwischen dem Triebeise gleichsam schweben, bis er endlich den ,sten Sept. in der See einsror. Bald darauf entstund ein Sturm, der das Eis wieder brach und das Boot nach der See trieb, so, daß es noch den kten Sept. zwischen lauter Eise in der See aus gut Glück herumschwamm. Es stund aber den Tag darauf Iakuyk 6239 N)crsie. 4)9 darauf wieder stille, und die See fror so hart z«, haß man schon den loten und itten Sept. auf dem Eise die Gcräthschaft nach und nach an das iand bringen konnte. Das Schiff lag auf sechzig Werste von den Indigirkiscken Mündungen, und war eingefroren. Das Fahrzeug wurde also völlig ausgeladen, unddertteu. tenant nebst seinen leuten überwinterten am iande, und zwar so glücklich, daß sie keine sonderliche Krankheiten hatten, und wenig leute dabey verlohren. Aufdem Fahr. zeuge aber wurde eine Wache zurückgelassen, die von Zeit zu Zeit abgewechselt wurde. An tebensmittcln konnten sie keine Noth leiden, weil nicht leicht ein so nordlicher Fluß ist, der stärker mit ieuten beseht wäre. Es konnte ihnen auch die See einen reichlichen Unterhalt geben. Denn außer den Seehunden und weißen Bären, die sich häufig zwischen dem Eise befinden sollen, gab eS auch Fische von fünfzig bis sechzig Fuß lang, die das Wasser wie die Wallfisch'e von sich sprüheten. Sie schwammen Haufenwelse und ihr Fleisch war sehr schmackhaft. Wegen der Weiße dessel« ben wurden sie von den Russen mit eben b?m Namen, als die Hausen, (Bcluga) beleget. Es scheinen die von den Deutschen so genannte Seekühe (Manari) zu seyn. Im übrigen hat man wahrgenommen, daß von Swia? toi noß an, die See langst den Ufern sehr niedrig, und das land daran sehr platt war. Man hat auch bisher und das folgende Jahr angemerkt, daß von Swiawi noß Ee 4 an 44ft '7Z6 den 23sten Sept. an bts 2^oly»na kein Fluß in die See fällt, der an seiner Mündung ft tief ware, daß ein etwas großes Fahrzeug darein einlaufen könnte. Das folgende Frühjahr wandte man alle Mühe an, um das Boot zu rcttcn, man brachte es auch, wiewohl sehr beschädigt, bis an das. Ufcr, und ich kann nicht eigentlich sagen, was man damit ge-lyacht habe. So viel ist gewiß, daß der Herr lieutenant eine Reise bis an denRolyma in kleinen Fahrzeugen, und weiter hin theils zu lande, theils zu Waffcr bisAmadyrs-koi Ostrog fortgesetzt, die ganze Küste bis dahin beschriebe n,und 174c, seine Schiffarlh gcendigethabe,wie cr denn bey einer Rückkunft für das ausgestandene große Ungemach zum Hauptmann der Flotte erhöhct worden, und schon in dem Jahre 17^1 oder 1742 nach Cronstadt zurückgekommen War. Von der andern Reise, die nach Nordwesten unter-nommen ward, kann ich sonst nichts zuverlaßiges ssagen, als daß die doppelte Schalupe,739 unter der Anfüh» rung des Herrn lieutenants Chariton Lapticw nicht bis an die Imiscische Mündung gekommen sey, sondern am Chatanga überwintert, und daß es sich auch das folgen' de Jahr sowohl in dieser als der von Mangasea aus an. gestellten Reise gezeiget habe, daß zwischen den Flügen PjasiHa (ich habe ihn von den meisten leuten dieser Ge' gcnden pjasida nennen hören) und Tamur ein solcher Strich landes nach Norden in die See laufe, daß ehe man bis zum Eude desselben käme, man die See gefroren an« Jakulzk 62 j 9 N>ersie. 441 anträfe; haß weder das Mangaseische noch das ienische Schiff diesen Strich hatten umsegeln können, und entweder eines, oder alle beyde zuletzt zwischen dem Eise zerschci-tert wärm, jedoch so, daß kein Mensch dabey zu Grunde gegangen sey. Nun ist es Zeit, daß ich nach Iakuyk zurück gehe. Weil fast die ganze zu der Kamtschatklschen Reise bcstim-te Grscllschaft sich darin aufhielt, so ward der Ort ziemlich lebhaft. Ich längne nicht, daß die vielen Besuche und Gegenbesuche auch dann und wann in unsern Verricht tungen einige Verzögerung gemacht haben. Indessen that doch ein jeder das seinige, so viel es ihm nach seinen Um« standen möglich war- Die kurzen Tage in dieser Jahres« zeit,umcr einer Breite von zwey und sechzigGraden und zwey Minuten hatten an sich selbst keine Reizung zu Geschäften; es wurde gegen neun Uhr kaum Tag; wann Sturm mlt Schneegestöber war, konnte man auch die besten Stunden des Tages nicht ohne ein brennendes iicht zubringen, und um halb drey nachmittags sahe man bey hellem Netter schon wieder die Steme am Himmel. Gleichwie nun in den meisten bevölkerten iändern tkuropens die leute bey Einfallung ber Nacht sich nach der Ruhe fthnen,- also geschiehet es auch hier, und die meisten Einwohner in diesem iande bedienen sich derselben eben so, als wenn sie unter der Breite von fünfzig Graden lagen. Sie schlafen Ee 5 die 44- «7z6 den 28sten Sepr. dle ganze Nacht; sie haben kaum Zeit zu essen, so'schlas ftn sie schon wieder; und wenn der Tag sinster ist , so ge< schleht es auck) wohl, daß sie an solchem Tage. gar nicht aufzuwachen pstegen. Aus dem Exempel des Herrn iieu-tenants L.assmius hatten wir damahls schon vernommen, uas für eine gefährliche Krankheit der Scharbock sey, und wie ungesund es wäre, viel dabey zu schlafen. Wir ent< Schlossen uns daher, nicht alle die Dunckelheit unsern schla« fendcn Sinnen auszuopftrn , sondern wir wollren auch ei« nige Zeit wqchen, und diese Zeit den wachenden Sinnen aufbehalten. Nun wird ein jeder, der in gleichen Um« standen gewesen ist, gestehen müssen, daß man bey einer so lange anhaltenden Nacht nicht immer arbeiten könne. Das Arbeiten ermüdet, ja auch das iicht allein ermüdet. Der Schluß folget also von stlbst, daß man, um nicht zu schlafen, einen Zeitvertreib in Gesellschaft guter Freunde .suchen müsse. Solchergestalt habe ich meine ieser in den Stand gesetzt die Vernunftschlüffe, die wir damahls ge-(wacht haben, einzusehen, und die Lebensart, die wir ihnen. ..zu liebe geführet h«ben, nicht kallsinnig und lieblos zu beurtheilen, als warum ich geziemend ersuche. Wir brauchten den Tag, oder vielmehr die Stunden des Tages und noch etwas von den Nachtstunden zur Arbeit, die übrigen aber brackten wir theils in Gesellschaften zu, theils wand« ten wir sie zur Ruhe an. Ausnahmen giebt es auch an Orten, da es sonst.meistentheils ordentlich zugehet. Wir wa« Iakuyk 62Zl) wn-ste. ^, waren auch Menschen; wir konnten daher auch von den kleinen Ausnahmen nicht ausgenommen seyn, welche in die ordentlichsten Verfassungen bey der Menschheit zuweilen einen Eingriff zu thun vermögend sind. Den Anfang meiner Beschäftigungen machte ich außer den gewöhnlichen, die mich die den vorigen Sommer ge» machte. Wahrnehmungen in Ordnung bringen hießen, mit einer Art Murmelthiere, die hierzulande häusig ist, und mit einem Russischen Namen Ievraschka genennet wird. ,Es halt sich dieses artige Thierlein auf den Feldern um Iakuyk,imgleichen in den Kellern und auf den Kornbö, den, sowohl denjenigen, die untcr, als denen, die über der ' Erde sind, häufig auf. In dcr Gegend um Iakuyk aber, welches beyläufig melde, sind so viele Kornhäuser unter als über der Erde. Dann weder die Feuchtigkeit, noch das Geschmeiße kann ihnen unter der Erde schaden, weil alles, was nur unter dcr Oberftäche ein paar Schuhe tief ist friert, wohin das Ungeziefer sich nicht leicht zu bergen, und die FeuchliaM mcht einzudringen pfiegt. Diejenigen so auf dem Felde wchncn, sollen sich in Höhlen, die sie unter der Erde machen, aufhalten, zu welchen sie einen besondern Eingang und einen besondern Ausgang haben. Ohnge« fahr in der Micte soll das iager seyn, allwo sie den gan« zcn Winter hindurch schlafen; dahingegen sollen diejeni, gen, die dem Korn und den Gartengewächsen nachlaufen, ft ^ 444 '7^' den 3tm 'Novembr. sowohl im Sommer als Winter in Bewegung seyn, Wh ' ihrem Raube beständig nachgehen. Der Kopf i^ ^m. lich rundlich, und dcr Rüffel ganz stumpf. Man siehet keine O^rlappen, und die löcher, die zum Hörgang füh. ren, können nicht anVers gesehen werden, als wenn man die Haare mit den Händen von einander thut. Die iän« ge des ieibes mit dem Kopfe betragt kaum einen Schuh. Der Schwanz ist langhaaricht, ohngefähr eine Handbreit lang, zunächst an dem teibe fast ganz rund, hernach auf einen halben Zoll breit und glatt, gegen das Ende wieder dünner, an dem Ende stumpf, in dem platten Theile si^ wohl oben, als unten von der Mitte gegen die Seiten, ohngesahr wie an cinsm zwcyschncidigen Degen abhängig, oben schwarzlich mit etwas gelber Farbe eingemischt,unten, fuchsroch, und zuaußcrst ganz schwarz. Der leib ist wie bey Mausen ziemlich dick, oben graulicht, mit eingemischtem gelben, und unten gelblich; hln und wieder fällt die Faroe ziemlich in das fuchsrothe, und die Füße sowohl inn-als auswendig sehen gelbliche aus. Diese sind kurz, doch die hintern länger als die vordern; die vordern haben vier, die hintere fünf Zehen, und an einem jeden eine schwärzliche mittelmaßige, ein wenig gekrümmte Klaue. Wenn man diese Thierlem fängt, und sie zum Zorne reizt, so pflegen sie stark zu beißen, und einen hellen Ton, wie die Murmelthiere, von sich zu geben; sie setzen sich auch wie bisse, wenn man ihnen etwas zu fressen vorwirst, auf die ^' . Hinter- Jakutzk 6239 wcrste. ^4; Hinterfüße , und bringen durch Hülse der Vorderfüße die Speise zu dem Munde. Im Anfange des Aprils belau« sen sie sich, und im Anfange des May werfen sie fünf bis acht Junge. Sie werfen in ihrem Winterlager, und saugen auch die Junge darin, welches zur sclbigen Zeit mit Heu bedeckt ist. Mit einem Worte, die Natur hat hier ein Murmclchier im kleine» gebauet. Es giebt im übrigen auch hin und wieder in Sibirien eigentliche Murmelthiere, die aber doch in verschiedenen Gegenden an Größe und auch an Farbe unterschieden sind. Man nennt sle im Mongalischen und Ruffischen Sllrok. Ich wollte es mit einem versuchen, ob man es nicht, wie unsere Murmelthiere zahm machen könnte: es gewöhnte sick in kurzem Milch und Fleisch zu essen, ohngeachtet ich es schon als em altes Thierchen, das noch niemahls zahm gewesen, bald nach meiner Ankunft auf dem Felde fangen ließ. Ich merkte aber nicht, daß es in sechs Wochen, die es bey mir lcbete, zahmer worden wäre, als den Tag , da '!iorum. Sie waren zwar an dem Rande hin und wieder beschädiget und verbrannt, ich stickte sie aber ohngefähr in einem Monate wieder zusammen. Der Verlust von Tour^cforts Illttitutis,mdu8 rci külksssjae gicng mir gar zu nahe. Ich erfuhr abcr von ohngefähr, daß der im Anfange dcs Iah«, rcs -728 nach Slbiricn in das Elend geschickte Ilaliani. sche Gm^S.Mli, dcr sich gegenwärtig in Schigam be« sand, dicses Buch bcft.ß. Dieftn bat ich in einem offenen Schreiben i'l Russischer Sprache, das ich der Jakutischen Kanzl^y zur Bestellung übergab, er mögte mir daS Buch aus einige Zeit leihen, und vcrbcmd mich, es ihm wieder zuzustellen, so bald ich em Eremplar von dcr Academic geschickt bekommen würde. Er hatte die Gewogenheit mir das Buch zu übcrschickcn, ich aber hielte auch mein Wort um desto heiliger, und sandte es, wie ich eS nicht mehr nöthig hatte, mit einer Erkanntlichkcit zurücke. Wir fertigem auch in wenigen Tagen nach dem mir zugestoßenen Unglücke eine Post an den regierenden Senat, und an die Academic der Wissenschaften ab, und baten um schleu-nige Hülfe durch Ucbcrschickung der mir nöthigen Bücher und Instrumenten. Auch hier muß ich das ausiichlige Bekennt« Iakllyk 5239 wcrsie. 449 Bekenntniß ablegen, daß man wedcr von der einen noch der andcrn S ite im geringsten ermangelt hat alles vor. zuk^l-en, was zu meinem Heil und Trost nöchig und nütz, lich war. W schäfte wie bisher mit Freudigkeit verrichten könnte. Ich will also von gleichgültigen Sachen mich und meine leser zu unterhalten den Anfang machen. Der Winter wär dieses Jahr überaus gelinde, dock eben nicht, daß man keine grimmige Kälte zuweilen empfunden hätte. Es geschahe ein oder das andre, da ich ohngefähr eine halbe Stunde weit fuhr, daß mir und andern, die mit mir fuhren, ohngeachtet wir über sechs Minuten zu unserer Reise nicht gebraucht hatten, auch bey dem Einsitzen in den Schlitten aus einem warmen Zimmer gekommen, mit Pelzen umgeben waren, und aus dem Schlitten wieder in ein war« mes Zimmer traten, die Nasen erfroren waren. Es ge" schah auch einmahl, daß ein gewGr Mann, dessen Name wegen physikalischer, und vornehmlich barometrischer Wahrnehmungen, in der gelehrten Weit in' einigem Rufe ist, mir schriftlich meldete, daß das Quecksilber in seinem Barometer gefroren sey. Ich verfügte mich so gleich, um dieses bisher unglaubliche Wunder der Natur zu sehen, in sein Haus, welches von dem meinigen weiter entfernet war, als das erstgedachte. Ich empfand aber unterwe-genS die Wirkung der Kälte nicht, die.ich empfand , als ich zu einer andern Zeit in jenes fuhr. Folglich kam mir schon, ehe ich das Haus völlig erreichte, das gefrorn^ Ff 2 Queck- 45«. l?'6 den Ltcn iTlovemb. Quecksilber vcrdäcktig vor. In der That sahe ich , daß das Quecksilber njcht in einem fortgienge, sondern hin und wieder wle kleine Cylinder stunde, die gefroren aussahen; hm und wieder aber zwischen diesem Quecksilber erblickte ich gleichsam eine gefrorne Feuchtigkeit. Mir siel gleich ein, daß dieses Quecksilber, um es zu reinigen , vielleicht mit Essin, und Salz gewaschen,aber nicht genug wieder getrocknet wäre. Der Mann gestund, daß das im Barometer befindliche Quecksilber auf solche Art gereiniget wäre, wüste aber nicht, ob es genugsam getrocknet wäre, oder nicht. Man hat nachgehende Quecksilber sowohl bey dieser noch fortdaurendcn, als einer vicl größeren Kälte als dicse war, in platten offenen Geschirren gegen Norden in die frcye iust ausgesetzt, aber nimmer wahrgenommen, daß es ge-froren wäre. Auch das aus dem Barometer heraus genommene und wohl getrocknete Quecksilber wollte in eben dicftr Röhre bey einer auch viel größeren Kälte, welche das Thermometer anzeigtte, nicht mehr frieren. Es sey also ferne, daß ich dieses gefrorne Quecksilber als einen Beweis der Kalte hiesiger Gegenden anzuführen gedenke. Die hiesigen Einwohner versicherten mich, daß die gröste Kälte in diesem Winter derjenigen bey weitem nicht bey» käme, die sie sonst ausgestanden hatten. Es ist eine den Kindern in Iakuyk bekannte Sache, daß in einem Iah-, re eine solche Kalte gewesen sey, daß einem Woewoden, als er aus seinem Hause bis in die Kanzley gegangen, ungeach« tet Iakuyk 6239 wcrste. 4 ist doch dieses eine gewisse Nachrichr, daß sie Mörser von gefrornem Küh»oder Ochsenmist haben, dar« in sie nicht nur trockene Fische, Wurzeln, Beeren :c. sondern die reichen auch Pfeffer und Salz stampfen. Wie leicht könnten sie auch darauf verfallen, daß sie, so wie wir den Sauerbrunnen trinken, in Ermangelung dergleichen Gesundbrunnen, sick an den Kühmist als ein ErhaltungS« mittel wider alle Krankheiten hielten? Aber sie müsten so dann erst cmsihcn lernen, daß nicht der Teufel an den Krankheiten der Menschen Schuld scy, ooer glauben, daß dcr Gebrauch des Kuhmistes die festcn und fiüssigcn Theile von der Wirkung des Teufels be'reye. Gegen das Ende desHornungs lief i>, der Scadt Ia^ klltzk ein Gericht hcrum, daß eine Jakutische Frau eine sehr fürchterliche Geburt zur Welt gebracht hatte. Die Jakuten Ff 4 -45S ' »737 Febr.' . - ^.:kllren sprachen davon, als von einer überaus betrübten Sache, die dem menschlichen Geschlechte eingroßcs Unglück bedeutete, weil sie dafür Men, cine jede Mißgeburt sc' ein mm Verderben der Menschen erschaffener Teufel. Dcnn sie hab"n den Beariff, daß es schr vlcle Teufel gebe , daß ihre Anzahl beständig zunchme,und daß alle Teu« fel häßlich und schr unqestalt aussehen. Nachdem ich den Vater der Mißgeburt ausgekundschaftet hatte, so schickte ich nacd ihm, um die Umstände der Mißgcbnrt zu crfah« ren, und wenn sie nocb vorhanden wäre, 'sie selbst zu besehen- Icl> vernahm also von ihm, daß die Mißgeburt den izren Febr. in seiner Abwesenheit von einer Hakmin gebohrn worden, die fünf und vierzig Jahr alt wäre, und zu dem M^lschechsischen Stamm gehörte, welcher um den Meginischen Bezirk seinen Sitz hätte. Er, der Vater hieße Turun, sey sechs und siebenzig Jahr alt, von demByrschl« nischen Stamm, welcher zum Boragonischen Bezirk gchö» re. So bald die Mutter die Mißgeburt gesehen, hatte sie dem alten Weibe, welches ihr in der Geburt beygestandc»,, besohlen, selbige in ein Gefäß von Birkenrinde zu legen, und an einen Baum aufzuhängen, damit sie nicht, wenn man sie in die Erde vergrübe, Anlaß nähme, Menschen zu würgen. Als aber der Vater in seine Jurte heimgekommen, und von der scheußlichen Mißgeburt gehöret, hatte er sie nicht einmahl auzuschen verlangt, fondern um alles Uebel ab-zuwendcn,und >" Unglücke desto Iakutzk 6239 wcrste. 457 desto mehr zu verwahre», so gleich ohne Verweilen von dem Baume abgenommen, und mit dem birkcnrindenen Sarg verbrannt; cr hätte also die Mißgeburt nicht gesehen, son« dem sich bloß von seinem Weibe und der Hebamme eine Beschreibung machen lass n, welche cr aber nicht so umständlich behalten hätte. Er versprach mir aber, daß er nach seiner Jurte geh der auf den Kopf, doch so, daß der hohle Theil in die Höhe zu liegen kommt, so sM man einen völligen Beqriss Kon diesem Pserdekopf, und weiß die Ursache, warum man ihm eine Krone angedichtet habe. Weil aber der übrige Tycil des Kopfts sehr kurz war, so gab dieses Anlaß zur Men< schengestallt. Die umgekehrte Hirnschaale war in ihrem Umkr^e beynahe rund, zum wenigsten war der größere Durchmesser nicht cincn Zoll langer als der kleinere, nur daß hinten am Kopfe die Runde etwas enger war. Der Rand dieser Schaale war nicht allenthalben eben; denn hinten am Kopfe waren gleichsam zwey, auch vorne hin und wieder einige Stücklein ausgeschnitten, welches die Schaale etwas zackicht machte, und die Einbildung von der Krone ein wenig stärkte. Die Schaale war mit einer Haut übe^ogcn, welche so weit gegen die Tiefe der Schaale hin« eingieng, daß es bis an del» Rand der Schaale noch eine Höhe von mehr als zween Zollen ausmacht. Drückte man auf diese Haut mit der Hand, so konnte man sie doch nicht völlig bis an die Knochen andrücken, ob es gleich schien, daß zwischen der Haut und den Knochen nichts als ein an« dercs häutiges Wesen wäre. Man spürte nämlich in der ganzen länge des Hauptes in der Mitte etwas häutiges, und nachdem ich die Haut daselbst geöffnet hatte, erkannte ich es für den sichelförmigen Theil der äußeren Hirnhaut. ' Weiter 452 '737 Fcbr. Weitt'r konnte ich auch nichts darunter finden, als noch etli« che Fetzen, die damit zusammenhiengm. In der Hallt an dem Orte, wo die Seitenbeine des Hauptes zu styn psiegen, zu bcyden Sciccn fast an dc,n Rande der umgekehrten Hirnschaale, war ein Beinlcin befestiget, das auf der rechten Seite, fast oval und ohngefähr einen Zoll in dem größcrn Durchmesser lang war; das linke war fast wie ei< ne Menschenniere gestaltet, und deffm hohler Theil nach dem inneren des Kopfes gewandt. Die Ohren hatten ihre natürliche Gestalt, und saßcn hinten am Kopfe, vier und einen halben Zoll unter dem Rande der umgekehrten Hirn-schaale, und bis auf zwcy und drey viertel Zoll von einander. Die Augen stunden in eben der iinie vier und zwcy fünftel Zolle von einander und vorne. Auf der rechten' Seite des Haupres fast in der Mitte bey dem unteren Ran< de eines Knochens, der zu dcm obevn Kiefer zu gehören schien, war eine weite Höhle, darin man einen Sucher schief gegen unten zu aus anderthalb Zolle lang einstecken konnte, und am Ende des Suchers spürte man einen schwammichtell Körper, welches vielleicht etwas von den Muscheln in der Nase war. Von den tippen war nicht viel zu sehen; nur befand sich eine Oeffnung des Mundes da, und die Haut schien sich daran ohne irgend ein Mauslein oder unterliegenden Knochen zu endigen. Der untere Kiefer war an der rechten Stelle; sonst aber schienen alle Knochen des Haupts nicht in ihrer natürlichen läge zu seyn, welches ich aber Iakliyk 6239 werste. ^^ aber nicht genau untersuchen mogle, theils wegen anderer vielen Geschäfte, theils weil ich diesen Kopf, den ich, so viel möglich unverletzt in Brandtwein legre, für die Academic be« stimmt hatte,und an dieselbe sandte,welche diese Untersuchun. gen noch immer anstellen konnte. Es scheinet im übrigen klar zu seyn, daß im Kopse kein Hirn gewesen sey; daS Füllen aber war dennoch zu seiner gehörigen Größe gekommen, und kein Zeichen einer Fäulung daran zu sehen, als man etz aus Muttcrleibe nahm. Die Merkmahle von ei« nem Marke im Rückgrate nahm ich deutlich wahr; ob aber das kleine Gehirn da gewesen sey, kann ich nicht sagen, weil ich es auch hierin lieber auf die Untersuchung derAca« demie ankommen, und daher die Theile des Haupts ganz lassen wollte. Der Winter gieng uns geschwinder vorbey, als wir anfanglich gedacht hatten, und wir brachten ihn bey. nahe eben so gut zu, als man an dem belebtesten Orte verlangen kann. Es schien so gar an demjenigen nichts abzugehen, was die in den Petersburgischen Gesellschaften gewöhnliche Getränke betrifft. Punch ist ein En« glisch Getränke. Und weil zum wenigstell vor diesem viele Engclländer auf der Russischen Flotte gewesen sind, so ist es jeho bey allen Nationen, die auf derselben dienen, eingeführt. In drey Maaß Waffer löset man ein halb Pfund Zucker auf, gießt ein paar Spitzglaßer Zitronen, saft 464 '757 Febr. safe darein, oder wie es gebräuchlicher, man nimmt ein paar frische Zitronen dazu, druckt den Saft davon aus in das Wasser, und die Schalen hängt man darein, und zu diesem allem gießt man noch, wmn man einen ae« linden Punch machen will, ein, wenn man aber stärkeren verlangt, zwey Maaß Brandtweii,. Nun hatten zwar die Harn Secofficiere einigen Zitronensaft bey sich; « gicng aber bald aus. Sie hatten übcrdem noch Cedernöl, von welcl)em etliche Tropfen der abgedachten Menge Punch auch den Geruch der Zitronen gaben.. Davon hatten sie so viel, daß es ihnen nicht leicht fehlen konnte. Zu der Säure fanden sie nach einigen Proben den Saft der rothen Iohannebeercn jür sehr gut, welche m der Ge« gend von Iakutzk häufig wachsen. In Petersburg pflegt man aus Reiß oder Zucker destillirten Brandtwein, welchcr aus America durch die jLngellander dahin gebracht wird, unter den Punch zu mischen j hier aber brauch« te man dazu gemeinen Brandtwein, dcr jcdoch nicht an» gebrannt seyn durfte, weil sonst der Geruch davon aanz verdorben ward. Einige führten auck Franzbrandtwein bey sich, der in der That dem Punch einen sehr reinen Geschmack gab. Und dieser nach den Jakutischen Umständen eingerichtete Punch schmeckte uns sehr wohl. Einige hatten auch Rhein-und andere ausländische Weine nock von Petersburg bey sich; die Kaufieute brachten auch etwas rothen Wein zum Verkauf mit, und man konnte I^kuyk 62ZY werste. 465 köntc das Maaß für einen Gulden, und etwas weniqer Ka« ben. Der rothe Wein ist in Rußland und in seinen au. ßersten Grenzen sehr nöthig, weil man in diesem, und kei' «em andern das heilige Abendmahl nach Griechischem Gebrauche reichen darf; deswegen führen ihn die Kaufleute allenthalben hin, und wegen der nach Rameschatka gehenden Gestllschast brachten sie in diesen Jahren etwas mehr mit sich. Es soll, wie ich von glaubwürdigen leuten bin versichert worden, m diesen Gegenden, als einmahl die Kauf. lcut.e«lliche Jahre keinenzhingebrachl hatten, ejn Maaß schon-bis achrund vierzig Gulden gekostet haben, und von der Kirche bezahlt worden seyn. Die Auffischen Einwohner haben bey ihren Zusammenkünften, an den wenigsten Sa« .chen, die den Ausländern anstehen, ein Belieben. Die gemeinen ieute trink«» den schwachen Kornbrandtwein am liebsten, und wenn ihnen Glauben zuzustellen ist, so hat man ihn bisweilen so schwach', daß man schon Fische darin schwimmen siehet. Weil sich die Krone den Verkauf deS Brandtweins allein zueignet, so wird er meistemheijs von Irkutzk aus hicher geschickt. Diejenigen, die ihn hi< her bringen, haben in der langen Fahrt auf dem Lena-Fluss« zuweilen Durst, und was sie aus den BrandlwemMm austrinken, das füllen sie wieder mit dem Flußw^sser auf. Wann sich der Durst ofc einfindet, so geschiehet es, daß endlich das meiste Flußwasscr ist, bey welcher Gelegenheit Gg dann Ramcsch. R. 2. Lheil. 466 - !7Z7 Februar. dann zuweilen eln Fischlein mit hinein komim, das freys lich von seinem Elemente nicht so leicht -Schaden leidet. Doch dieses gcschicht nichr alle Jahre, und ließe sich wegen des schönen Geschlechts einiger Bloßen entschuldigen. Es erfoderl cs der Wohlstand > den die Gewohnheit schon ge« rechtfertiget hat, daß eine Russische Einwohnerinn zu Ja-kutzt" einer andern ihres Geschlechtes, von der sie besucht wird, zum Willkommen etwas vorsehe. Dieses etwas hestehet in einem kleinen Becher Brandlwein, welcher ohn« Hcfahr einen guten Schoppen, oder so ohngefahr,bis Vierzehen Unzen hält. Dieses muß einige mahl wiederhohlt werden. Wäre nun der Brandtwcin gut, so könnte das schöne Geschlecht entwcdcr in einen Stand gesetzt werden, da es seines Geschlechts vergäße, oder cs märe vielleicht gezwungen^ durch Ausschlagung eines Trunks eine Unhöflichkeit zu begehen. Beydes würde unanständig, siyn. Vielleicht wird also wegen dieser-Umstände der Brandtweilt mit Fleiß etwas geschwächt. Ich kann aber auch nicht leugnen, daß die hiesigen Einwohner zuweilen gedoppelten oder übergezogenen Brandtwein haben, den sie auch öfters mit Zucker oder Honig süß machen, ja so gar zuweilen mit wohlriechenden Kräutern^ Wurzeln, Rinden oder Gewürzen abziehen. Schwacher oder starker Branntwein w rd allezeit von den hiesigen Einwohnern zu Erhaltung ihreö lebens und ihrer Gesundheit sehr nöthig geschahet, theils wegen der kalten iuft, theils auch wegen ' ' . ' .' . der Jakulzk 6239 wcrsie, 467 dcr Confcctcn, die sie sich einander vorsetzen. Das vor« nehmste sind gesrorne'Fische, besonders von der Art der Charius ", welche für den grasten leckerbijsen gehalten wer' den. Hernach haben sie allerhand Beeren, als rothe und schwarze Iohaunsbceren, ** Kräuselbeeren V', Mooß-beeren ""., gelbe Hinbeeren "» » rothe Braunbeeren ""*, Steinbeeren '"">-, welche alle außer der Zeit ihrcr Reife den übrigen Sommer,' wie auch das ganze Frühjahr und Winter hindurch ebenfalls gefroren vorgesetzt werden. Ich habe schon oben gesagt, daß in den Jakutischen Kellern von der Natur des Bodens alles friert und gefroren bleibt. Diese Beeren mögen vorgesetzt- wer« den, wann sie wollen, so sehen sie immer so aus, als wann sie in ihrem besten Zustande und so unverändert wären, als ' . ' . st« » Kommt.dem Sälmulo Auct. fejjr Bit?» r .** Ribcs vulgäre acidum ruhrutn I. B. Kislisa Russ. 8c Rr-bcs' nigrum vulgo dictum, folio olentc Ej Smorodina Kuss. *** Vitis idaea fctnper virens fructu rubro Ej. Brusniza Ruff. ***t Oxicoccus C vaccinia palustris Tourn. Inst. Glu^v» Run: • ••**• Chainaemorus Clus. Raj. Morofchka Russ. •••••• Ruhus foliis tcrnati«, caulc inci'mi anifloro Linn. Suec. Knjaschcnita Russ. • •••*•• Chamaerubus• faxatllis Bauh. pin. 479- Kostcnix» Ruff, Gg, s.e die Natur hervorbringt. Diesis gicbt ihnen cine-ge^ wisse Annehmlichkeit; denn so lange sie gefroren sind, behalten sie ihre völlige äußerliche Gestalt: -stehen sie aber lange in einer warmen Stube, so thauen sie endlich auf, bekommen Runzeln und verlieren ihre Form. Das wissen die Einwohner schon, und um sich des angenehmen Aussehens und deö Geschmacks nicht zu berauben, essen sie diesilben gefroren, ehe sie aufthauen. Alle dlesi, auch wegen des äußerlichen Frostes, kühlende Sachen, sagen die Ein« wohner, erfordern Brandtwein, weil man sonst einer immerwährenden Colick unterworfen seyn würde- Es schei« net, die Vernunft erfordere in dcr That einen mäßigen Gebrauch des BrandtweinZ, doch so vicl nicht, als er hier getrunken zu werden pflegt. . Ueberhaupt muß man geste« hen, daß die hiesige icbensart denBrandtwcin mehr ersor-dire, als die lebensart anderer Sibirischer oder Russischer Völker, weil alles, was in der gemeinen Russischen le-bcnsart überhaupt rauh ist, und einen guten Magen erfor dcrt, sich auch hier befindet, und außer diesem giebt es noch die obenbeschriebenen Confecte. ländlich, sittlich. Ein Arzt muß sich ja nicht unterstehen, Regeln, welche durch bloße Vernunftschlüsse gemacht werden, zu geben, wie viel man dieses oder jenes gebrauchen solle. Hier hat ein jeder Mensch, seine eigene gute Erfahrung, wann er nur seine zwanzig Jahr erreichet hat. Dieser traut er mehr, als ei« ner IHlyk 6239 werste. 469 ner Vernunftschlüs- sen des geschicktesten Arztes. Di.' lcbensart der Jakuten ist von der lebenSare anderer Sibirischen heydnischen Nationen nicht sehr unterschieden. Sie bekümmern sich um kein Brodt. Sie essen die Wurzeln, v^n dem Ganssrich ", (Jak. RöjcnZ» esi,) von Pilnpcrncll " (Jak. Emüjach) von der klei, nen Natterwurz "'" (Jak. MMa-Arschin) von O"d-schüla oder Rjölassa *"**, von oen bey ihnen wachsenden lilie'n i^ornn) """ von einem Hedylaro mit blaßgelber Blüte (Jak. Sardana,) das zwar nicht in der Gegend um Iakurzk, aber desto häufiger an dem in das Eismeer fallenden Iana-Flujse wachst, von wannen es ih» nen ihre Brüder, die dort wohnenden Jakuten zum Gruße mit bringen; von einem andern Hedyftro mit pur« pursarbeuer Blüthe, das in Sibirien und auch^um Ja» kurzk wächst, und in der Gegend von Nertsihinsk mit einem Russischen Wort Tschumorch, am Irrisch-Fluffe • Anferina off. ■'**" •• Piüipinelfa sylvcstris fire sanguisorba major Dod. pemp). ♦»• Bistorta alpina minor B. pin. 192. •— Btcsf6 fd)cil|f Bütomus 1U fcpil. 1 ••••• .Lilium purpuro-croccum majus unt> LiHum floribus retlcxis latifolium B pin. -jl- Gg3 47° . '737 Februar, . Ropeischnik, m der Gegend der Stadt Mangasca von den Samojeden Badük und Badü, von den Aussen B^dui, von den Tungusen Schcnika * genannt wird., Die zwo erst. n Wurzeln essen sie roh, alle aber, nur die erste ausgenommen, mcistentheils getrocknet und zu Plilvcr gestoßen, in welcher Gestalt sie dieselbe unter gekochten Brcy, auch unter den Milchrahm mischen. Cie haben- offers das Glück die Pimpernel! und kleine Nat-» Würz in Mäuselöchern häufig anzutreffen, weil diese Thie«. re, so wie die Iakmen, an diesen Wurzeln ein großes Belieben haben. Alle Arten von Knoblauch und Zwiebeln, die wild um Jakuyk wachsen, sind ihnen ebenfalls angenehme Speisen, besonders auch die Blätter des breit« blätterichten Knoblauches. "* ^Russ. Tschcrunscha) Sis schaben auch Die innere Rinde von den jungen Fichten, trock» nen sie, und nachdem sie dieselbe zu Pulver gestoßen, mischen sie selbige unter die Speisen, und lassen sie sich wohl« schlecken. Von Thieren essen sie erstlich ihre Hausthiere, als Pferde, und Kühe: und die Milch von denselben; dock thut es ihnen leid, sie zu schlachten, sie warten mci. siemheils, wie oben gemeldet ist, bis sie etwa von Krank, hliw, verrecken, oder sonst durch einen Zufall umkommen- - . Das • Hcdysarum saxatile, siliqua'laevi, floribus purpure/s, ino-•"" dorurn Amm. Huth. 116 no."f2<>J'?/ .«• AUium radk« oblonga, rcticulo ob"lucta Hall, dc allii gene-re naturali orusculis botanic» insert, p. 37/. . IakuHk 6239 Wcrsie^ 47, Das Pferdefleisch ist ihnen angenehmer als Kuhfieisch, und das Füllcnfieisch finden sie schmackhafter, als das vvn einem erwachsenen Pferde. Schaafe halten sie nicht, weil die dortigen Hunde ihnen sehr.aufsahig sind/ so daß auch die Russen/ die sie siit einigen Jahren zu halten angefangen, nichc genugsam klagen können, wie viel. ihnen von Hunden zerrissen werden. Dieses Thier schickt sich auch nicht so gut in die kalte 5ust, in welcher es seine Nahrung», ohne sein ieben in Gefahr zu setzen, nicht wohl finden könnte. Schweine ziehen sie auch nicht, weil sie keine liebha. ber des Schweinftcisches sind, von welchem sie sonst keiu Aberglauben. odcr Rrligionseifer abhält. Von wilden Thieren ist il nn alles recht, was ihnen vorkömmt. Doch halten sie die Mäuse, die etwas groß sind, damit sie das Maul ausfüllen können, wie auch die kleinen obenbeschrie« bcnen Murmelthicre für ihre.gewöhnliche und anqmehme Speise, als welche zu fangen ihnen nickt viel Mühe macht, indem sie nur alle Tage die Fallen besehen, und wicher-siel» len dürfen. Ich habe öfters mit vielem Vergnügen zugesehen , wie lustig sie sich dabey machten. Wenn ich beh ewigen dieser Thiere innere Theile betrachtet, und sie eini« ge Tage bey mir behalten hatte, so daß sie schon etwas von der Faulung angegangen waren, so pflegte mein Bedienter einige vorbeygehende Jakuten zu rufen, und ihnen solche anzubieten. Es brannte gemeiniglich zu Kochung der Speisen in dem Hofe ein Feuer; da waren sie gleich fer, Gg 4 tig, 47« '737 Februar. tig, Kitten sich von Holz einen kurzen Spieß, steckten, nachdem sie ihnen das Fell abgezogen hatten, die Maus oder das kleine Murmeltier daran, und hielten s,e gegen -das Feuer. So bald erwas dayon ein wenig braun aus^ sahe, schnitten sie cs ab, und aßen es; s,e fuhren fort den Rest an das Feuer zu halten, und zu essen,' bis die ganze Maus verzehrt war. Und das geschahe in sehr kurzer Zeit» . dann gar zu rösch verlangten sie es nicht. Sie gehen dem ' ungeachtet auch auf die Jagd, und fallen allerley Wild; jedoch gehören sie unter die Nationen, die etwas faul sind, welches man besonders hey dem'Zobelfange wahrnimmt» Sie laufen diesen Thieren bey weitem nicht.auf so große Entfernungen nach, als die Russen und Tunguscn, weswegen sie auch selten was recht schönes fangen. Dann es ist eine ausgemachte Sache, je näher die Wohnungen der Menschen sind, desto weniger Zobel giebt es, und'de« sto schlechter sind sie. Sie fressen jedoch diese, auch so wie Füchse, Hermeline, Eichhörner, Hasen, Rehe, Elende, Rennchiere, Baren, Vielfraße. Bey den Vögeln machen sie ebenfalls keinen Unterscheid, außer daß sie die große« ' sten am liebstell mögen. Im Früh-und Spatjahre, da in diesen Gegenden der Zug der Enten und Gänse überaus zahlreich ist, lauren sie diesen auch auf, und schießen sich eine große Anzahl zum Vorrath, den sie nach und nach verzehren. Wenn ihnen ohngefahr cin Reigcr, Kranich, weißer oder schwarzer Storch, Schwan :c> aus« stößt, Jakllyk 6259 werste. ^7, stößt, so nehmen sie solche gleichfalls mit. Ich habe ge« hört, daß sie auch große Raubvögel, als Adler, Wei. hen, nicht zur Kost verachten. In ihren Wohnungen finde ich nichts besonders, als dieses, daß sie nicht so gar viel herumziehen, wie die übrige heydnischen Nationen. Ihre Wintcrjurten sind gemeiniglich von dünnen Balken gemacht, die sie alle Winter wieder beziehen, und oben mit Erde und teimen vermachen. Die Ocffnungcn zwischen den Balken stopfen sie mit Mooß aus. Zum Eingänge ist ein ioch gelassen, vor nx?» chem eine Thür gemacht ist, und im Dache ist ein ioch für den Rauch. Die Sommcrjurten aber andern sie, und diese sind von den Tungusischen nicht unterschieden, indem sie von Stecken gemacht sind, die unten aus einander stehen, und oben als eine Pyramide zusammenlaufen, von außen aber mit Birkenrinden bedeckt sind. Der Heerd ist bey den Sommer-wie bey den Winterjurten in der Mine, weil das ioch, wo der Rauch ausgehet, auch oben in der Mitte ist, woselbst immet ein Feuerhaken.von oben befestiget wird, daran man einen eisernen Kessel hangen kann. Dieser hangt auch meistentheils daran, und ist mit Speisen angefüllt, weil man so wenig bey dieser, als bey andern heydniscben Nationen, die ieute an eine gewisse Zeit bindet, in der sie essen müssen, oder ihncn cine gewisse Mm-a.e von Speise anweiset, über die sie nicht gehcn dülft.^,' Gg 5 son« 474 ' 1737 Februar. . sondern ein jeder ißt, wann und wie viel er will. Ihre Kessel schmieden sie sich gemeiniglich selbst, oder haben sie zunt wenigsten vor diesem geschmiedet, wie sie dann auch zu Ersparung des Eisens die Wände dieser Kessel meisten« theils nur von Birkenrinden machen, welche sie mit dem Eisen so wohl zu verbinden wissen, daß nicht leicht was da. zwischen ausgeschweißet ist. Sic schmelzen dao Ei.sen aus dem Erze selbst. Man kann sich davon leicht einen Be. griff machen, wenn man sich desjenigen erinnert, was ich in dem ersten Theile von der bey den Kondomischen Tata« ren in der Gegend von Rußneyk gcwöhnli^cn Art das Eijm zu schmelzen gemeldet. Ich habe.keinen Unterscheid, als in ihren Blabbalgen bemerkt, welche sehr unbequem sind. Sie bestehen aus zween ledernen Sackn, an de< ren einem eine eiserne Röhr« ist, welche an das Feuev ge« bracht wird, das man anblasen will,- der andere Sack hat mit diesem eine Gemeinschaft durch ein engcs iock, und au« ßerdem hat auch die äußere iuft einen freyen Zugang, weil er sein gewöhnliches ioch hat, wiewohl solches auch etwas enger ist, als es sonst zu seyn pflegt. Dieses ioch wird bey dem Blasen wcchftlsweise zugehalten, und von da dieiusc . nach dem andern Sack getrieben, der keine andere Oeffnung, als nach der Röhre hat, durchweiche das Feuer angeblasen wird. Es gehört eine starke Uebung dazu, wenn man sich eines solchen Blasbalgcs bedienen will-Mir kam es vor, als wenn sie eine schlechtere Würkung als Iakuczk 6219 wcrste. ^7^ als die unsrige thaten, aber die Jakuten befinden- sich wohl dabey. Daß sie im Schmieden nicht schlechte Meister seyn müssen, habe ich theils aus ihren Kesi-ln, theils aus allerley Beschlagen, dtc sie gemacht haben, ersehen. Sie wissen die Kasten recht' schön zu beschlagen, und die ' Willuischen Iakuren sind darin besonders berühmt, als welche Kuffcr zugleich mit der Schreiner «Arbeit verfertigen , die auch nichc übel ist. Sie haben eine große Anzahl von Götzen; allein diese Götzen gehen nicht so nackend, wie die Tungusischen, und sind nicht aus einem so groben Stoffe geschnitzt. Einen hölzernen Götzen halrcn sie für gar nichts. Ein solcher " würde schon eine Rmchigkeit von sich blicken lassen, so bald man ihn «ur anrührte. Es müssen vermuthlich Pup« pen von Deutschen Völkern ehemahls bey den Iaku« erste. . 479 Wassers nicht g«r groß war, Pfale einrammlen, und dieselben in Arschinen, diese aber jede in sechszcheu Thei, le oder Werschok eintheilen. Die.Pfäle verwahrte icb vor dem Eise, so gut ich konnte, und ließ auf alle beyde des Morgens und Abends acht geben, in der Hoffnung, daß wann gleich einer Schaden leiden sollte, doch der andere unbeschädigt blelben, und ich dadurch Gelegenheit haben würde diese Wahrnehmungen ununterbrochen machen zu können Es ist mir auch gelungen^ und darauS smd sol« gende Wahrnehmungen erwachsen: May 4 ist gewachsen hatabacnom. Arschn. Vcrlchok Ar.ch. Wcrsch , - , » l 5.6 bis zum Morgen des 7den hat csgar keine Veränve, rung geljtten. 7 Abends ' 2 8 Morgens « 4 Abends - l l c) Morgens F 1-4 Abends - 1 lO Morgens - Abends 5 il Morgens 8 Abends . 12 der Fluß fängt an aufzu- gehen. ' ! 54 «5 Ma/. . - ist attvachsl'n hat abarnom. Arsch" Wcrschof ^rsch. Vasch ,2 Morgens » l 3 das Eis gehet sehr häufig. dcs Abends. lz Morgens « 6 Abends » das Eis, das bis an den heuti- gen Morgen sehr dick und hau< fig gegangen, fangt an dün- ner zu gehen. . 14 Morgens « l sehr wenig Eis Abends , ist keinEis mehr zu sehen. 2 15 Morgens - 4 Abends l6 Morgens > hat den ganzen Tag weder zu - noch abgenommen. 17 Morgens « l Abends - 3 18 Morgens « l Abends 2 i<) MorqenS - 2 Abends - 1 Man sagt, die zween ver- wichene Tage sey im gro- ßenFluß viel Eis gegangen 20 des Morgens war keim Veränderung des Abends aber « l l ? < 48l May. ist gewachsen abgenommen. Arschw Werschol Arsch. Vlnsch. Hi Morgens. > Abends ? 2 22 Morgens « I desAb keine Veränderung. »3 Morgens « l Abends ohne Veränderung. 24 Morgens' - Abends ohne Veränderung. 25 Morgens ist immer gefallen bis 2 -> 26 Morgens - l2 Abends 3 27 Morg. ohneVeranderung Abends , 1^ ., 28 Morgens , 4 Abmds 2 29 Morgens - 2 Abends ' l 3« Morg. oh. Veränderung. Abends l gl Morgens ^ Abends - 3nn. 1 Morgens , 2 Abends , 4 2 bis auf den Abend 4 F bis auf den Abend 3 H 2 1 1 Ramtsch. R. 2. Tb. Hh 482 > In«. zuqcnommcn abacnommen. . Arsch WclschokArsch Wcrsch 4 Morgens , l )lbcndS » - 2 .5 Morgens « i 6 bis auf den Abend 6 7 Morgens « i von diesem Morgen, wie "auch den 8 bis den 2 <, Morgens ist keine Verän« derung. , -< Abends « 1 1o Mon.ens « ^" Abends - ' t l> Abends » ^ l2 Morgens « ' ^ . Abends . ' iz Morgens « ^ Abends - , 2 ,4 Morgens - 2 15 Morgens - 4 Abends » ^ . 16 Morgens « l ^ ^ ?lbends - > I »7 Abends « 1 1« Abends - 7 ,y Abends « , 2o Morgens - _ (2 Abends . . . 1 21 Fahrt es fort kleiner zu werden. « Es Iäkurzk 6239 NX'rste. 4^3 Es hat also das Wasser in der Lena in acht und vierzig Tagen um sechs Arschinen vierzehen und drey viertel Werschock zu -und um vier Arschinen funfzehen und einen halben Werschok abgenommen, und bleibt demnach für diese Zeit Zunahme an Wasser, zwey Arschinen weniger ei-nen Werschok. Siehet man aber diese Tabelle stückweise durch, so begreift man leicht, daß der Fluß noch ehe er aufgegangen, wegen deS warmen Frühjahrs viel Schnee« wasser eingenommen habe. Einige folgende Tage darauf hat er eben so viel eingenommen, als er ausgedünstet; dar-auf hat ihm das Schneewasser wieder einen merklicben Zusatz gegeben. Als das Eis des Flusses 5« brechen an» fieng, und in demselben herunter trieb, so konnte es sich desto leichter verstopfen, je dicker es gegangen ist. Da» her erflehet man aus der Tabelle, daß das Wasser in dieser Zeit hoch angewachsen sey. Als aber wenig Eis mehr trieb, jader Fluß ganz rein worden, so hat das Wasser,-welches nun seinen freyen iauf hatte, und wenig Zuwachs' mehr von geschmolzenem Schnee bekam, abgenom^ men, wie es dcnn von dieser Zeit an überhaupt wenig mehr zu - aber meistens abgenommen hat. Wann nämlich star< ke Regen fielen, so nahm das Wasser zu, aber bey trock« ner Zeit immer ab. Jenes geschiehet auch öfters im Spät«' jähre. Es rührt also ein jeder großer Zuwachs des Wassers in diesem Flusse einzig und allein vom Regen oder Schneewasser, oder von Verstopfung des Flusses her, den Hh 2 der 4L4 '737 den 2 c>sien May. der Eisgang zuweilen verursachet. Ob man gleich die Ebbe und Fluth in dem Eismeere ein wenig merket so kann sie doch den Fluß nicht so weit heraus dringen, daß sie noch merklich seyn sollte. Die Einwohner sagen, daß seit vielen Jahren der Zuwachs deS Waffers nicht so geringe gewesen sey. Den 2osten May fuhr ich mit Herrn Prof. Müller nach Mittage um 2 Uhr nach der Eisenhütte, welche ich in der Hinreise nach Iakuyk wegen des stürmischen Wetters nicht besehen konnte, in einer Barsche zu Wasser ab« Weil wir den Fluß aufwärts, und auf die rechte Seite hin« über gehen mustcn, so gicng es ziemlich langjam. Man zog zuweilen das Fahrzeug, dann und wann ruderte man, und es verweilte sich bis Mitternacht, ehe wir zu der Müu« hung des Baches Tcre, daran die Hütte liegt, kamen. Wir konnten auf diesem Bache wegen seiner Seichte nicht über eine halbe Werste in der Barsche aufwärts gehen, und musten uns also gefallen lassen in der Barsche zu übernachten , um niemand in der Ruhe zu stören. Die Hütts liegt im Walde vier Werste oberhalb der Mündung des Baches. Den andern Tag des Morgens frühe giengen wir nach der Hütte zu Fuße. Sie bestehet aus einem Hause, worin der Aufseher (Uprawitel) der Hütte wohnt, aus einem andern Hause, da Iakutzk 62Z9 werste. 48s da die Schreiber wohnen, und etlichen Hütten der Arbcits« leute. Das Hauptwerk machen drey Hütten aus, in deren einer geschmiedet, in den übrigen aber geschmolzen wird. Von den Schmelzhütten hat eine jede zwölf bis su ifzchen Oefen, welche nic^ anders gebauet sind, als die-jcnigen, dcrcn^ch in dcm ersten Theile dieser Reisebeschrei« bung bey Gelegenheit einer Reise von Tomsk nach Bo-gowzkoje Siels gedacht habe, nur, das; ihrer drey in ein?r Mauer zusammen stehen. Das Erz wird zermal« met wechselsweise mit Kohlen eingetragen, und man be' kommt Gritzen vo n ein bis zwey Pud. Ein jeder Ofen kann des Tages auf dreymahl angeschürt werden. Die Gritzen werden in der Schmiede zu Stangeneisen gereiniget; dazu dienet ein großer Hammer, der vom Waffer getrieben wird, welches, wenn es hoch ist, auch noch wohl ein paar Blasbalge treiben kann. Außer diesem Falle muß man die Bälge, die außer einem nöthig sind, mit Handen treiben. Man sollte zwar wohl den Bach mit einem Damme aufschwellen können, welcher so dan« eine genügsame Menge Wassers zu mehrerm als einem Blas balge geben würde. Man weiß aber bisher den Damm nicht anders als auf Pfälen zu befestigen, welche in dem sandichten Erdreiche keinen guten Grund finden, und deswegen öfters bey hohem Waffer los, und von all-buhohem ganz und gar weggespület werden. Hh3 Ich 456 ^'N)7 den 24sien May. Ich habe die Gelegenheit zu Anlegung dieser Hütte schon anderswo angezeigt. Man fand sie zu Beförderung der Kamtschatkijchen Seereise nöthig,, um das kleine Eisenwerk, das man erwa auf den Fahrzeugen nöthig haben würde, darauf schmieden zu lassen, wie denn auch, ehe man noch von dem ienischen Erz? Nachricht hatte, 1732 den 22sten Äug. ein Befehl nach Ncrtschinsk geschickt wurde, an der Angara eine Eisenhütte anzulegen. Allein als der commandirende Hauplmann das schlechte Eisen der Angarischen Hütte bey seinem Aufenthalt in Iakurzk sahe, und von dem Eisenerze an der Lma Nachricht ein» zoq, ließ er die Hütte an dle Lena verlegen; und weil man noch nicht wüste, ob man sie auch außer der Kamt-scbatkischen Reise würde nutzen können, so wurde den 26sten Novembr. »7^3 verordnet, daß man zwar die Hüt« te an die Lena verlegen, jedoch nur klein anfangen sollte, und zwar an einem Orte, da es der commandirende Haupt« mann haben wollte. Man machte damit in dem Jahre ,-»35 den Ansang an dem Boroma, wie ich m der Hinreise nach Iakurzk erzahlet habe, allwo man nickt nur Erz föderte, sondern auch schnulle. Man fand hier aber viele Unbequemlichkeiten, deren ich auch schon einige gemeldet, und endlich wurde die ganze Hütte* Hieher verlegt, weil man hier, als nahe bey der Stadt, den ieuten besser und leichter ihren Unterhalt verschaffen, und was man ohn» gesahr bedürfte, geschwinder haben konnte. Ueberdem war man Urjachü ^299 N>ersie. ^^ man auch in dem Walde, darin die Hütte- liegt, mit Holz versehen " Wir giengen nach Mittage um zwey Uhr wieder nach unserer Barsche, verließen die Gegend der Eisen. Hütte, und kamen des Abends um 7 Uhr wieder nach der Stadt Iakuyk zurücke. Den 24sten May um 9 Uhr vormittags trat ich mit dem Studenten Rrascheninnikow und einem Jakutischen Rostken eine Reise zu Pferde an, um die Steinkohlen zu besichtigen, welche, wie ich vernommen hatte, nicht gar weit unterhalb der Stadt an dem Lena-Flusse auf dem linken Ufer brachen. Der Weg gieng über ziemlich ebenes Feld, bis zu dem t^archa-Flusse über welchen ich ritte; von da kam ich zu dem Bulüst'M'iak (Eisbach, weil man öfters im Sommer Eis darinnen sehen soll) und gegen Mittag erreichte ich einige Jakutische Jurten, woselbst ich die von der Stadt genommene Postpferde verwechselte. Dieser Ort hat den Namen Urchajü, und die Jakuten rech. * Diese Hütte soll sich seit dieser Zeit nm ein merkliches gebessert haben. Man hattc sowohl bcy dcm Boot, als bcy der doppelten Schalupc, welche nach dieser Zcit wieder in See gegangen, Anker nöthig, wclchc von die' sir Hüttc Miesett wmden. Hh 4 4ßz 1737 den 24sten Map: rechnen bis hieher von der Stadt aus zween Kjöß. Weil zch Jurten genug gesehen hatte, so gieng ich, so bald die Pferde umgesattelt waren, weiter, und kam drey Wcrste davon auf ein qanz kahles Feld Rüldem, in dessen Nachbarschaft eine Weide für das Spaßkoi-Kloster inIaklirzk ist. Zu Ende dieses Feldes setzte ich noch einmahl über den Bulüst, langst welchem ich eine Meile ritte; nachgehendS kam ich in einen brennenden Fichtenwald, der hin und wieder sehr stcinicht und morastig und mit großer Beschwer» lichkeit zu bereisen war. Endlich ritte ich bey dem Ende des Waldes, da er nicht mehr brannte, steil herunter, und erreichte den BachIelowa,aufIakutisch Chariala, über welchen ich setzte, und längst demselben bis an die Lma reisete, woselbst ich einen großen Felsen, SurgujewRa« men vor mir fand, zwischen welchem und dem Ufer der Lena ich auf fünf Werste lang, durch und über lauter Steine herunter ritte und mich höchstens wunderte, wie,die Pferde durchkommen und aufrecht bleiben konnten. Als zch nun zwo Wersie geritten war, traf ich schon die Steinkohlen, wegen welcher ich die Reise unternommen halte, an dem Ufer an; aber es hieß, sie waren unten häufiger. Ich hatte auch jchon den Tag vorher den Untersteiger und Berghauer an den unteren Ort vorausgeschickt, daß sie mir noch vor meiner Ankunft, die lagen des Berges recht in das licht sehen mögten, und damit ich sehen könnte, wie weit die Steinkohlen in die Tiefe liefen. Der Steinkohlenberg an der Lena 6^4 Werste. 4^9 Der Ort, da besagte Steinkohlen sind, ist einer Insel der Lena, Bereftwoi genannt, gegen über. Sie brechen auf zwey bis dritthalb lachter von der Oberfläche der Lena, laufen vollkommen horizontal, und sind bis eilf Fuß' dick. In die iänge erstrecken sie sich sehr weit; denn den Fluß hinunter konnte ich das Ende nicht finden. Ich habe kurz vorher gemeldet, daß es etliche Wersie oberhalb auch dergleichen gebe. Und es ist gar nicht zu zweifeln, daß sie mit diesen in einem fortlaufen; dann sie sehen eben so aus, und brechen in einerley Höhe; auch zwischen diesen Stellen kann man, wo Eintiesungen gegen den Berg hinein sind, die Steinkohlenlage deutlich unterscheiden. Sie liegen aber zwischen Sande; dann es ist sowohl uher als unter ihnen nichts anders zu sehen. Es ist Schade, daß es nicht Steinkohlen von guter Art sind. So lange sie in der Erde liegen, sind sie zwar feucht und feste: in der iuft aber zerfallen sie gleich in viele kleine Stücke, und können also für nichts, als eine erdharzige Erde angesehen werden. Zum Ueberfiuffe habe ich einen Ver« such machen lajsen, ob man Eisen damit schmieden könne. Sie brennen aber nicht genug, geben auch keine starke Hitze von sich, folglich sind sie hierzu ganz und gar nicht taug, lich, und denen vollkommen gleich, die in einem Berge um Irklltzk schr häufig gefunden werden. HH5 Von 49o ll-n'N '737 den 25sten Map. ;^<«" -5 Von dem Felsen Sergujew sagte man mir, daß die Jakuten ihm göttliche Ehre anthäten, und ihm be, sonders die Macht zuschrieben ungestüme Winde zu machen, die ihnen in ihrer Jagd überaus hinderlich seyn könnten. Von den Buräten habe ich vor diesem ein gleiches gehört, und bereits qemeldet, daß sich keiner von ih» lien dem Schamanskoi Ramcn, der in der Gegend der Stadt Irkuyk lügt, aus Furcht eines bevorstehenden Unglücks nähere ; ja daß einer bey wichtigen Handeln, )venn er einer Uebelthat beschuldiget werde, seine Unschuld nicht hesscr beweisen könne, als wenn er auf diesen Berg gehl, und daß, wenn er unversehrt zurücke kommt, man die« ses als ein gewisses Zeichen seiner Unschuld ansehe. Es scheint, sie halten ihn für einen Gott, der die ieute wegen ihrer Missethaten nach der strengsten Gerechtigkeit strafe. Ungefähr emen solchen Begrif haben auch die Jakuten von dem ScrZujcw,nur daß er bloß mit ungestü- .^ ^ men Winden strafen soll. Daher opfern sie ihm, um seine Gewogenheit dadurch zu erhalten. Ich gieng auf diesem Felsen spaßieren, um etwas von den Jakutischen Opfern zu sehen. In der That fand ich auch, etwas oberhalb den Steinkohlen, in einem kleinen Thale zwischen zwcenen Sträuchen ein Roßhaar gespannt, an welchem allerhand kleine auf vier Zoll lange, von weißen Roßhaaren qewürk-te Bändel als Zeichen eines solchen Opfers herunter hien-gen. Und hieran begnügte ich mich, weil der Rojak, den ich Iakutzk 636^, wersie. ^^ ich bey mir hatte, mich versicherte, daß dergleichen Kleinigkeiten hin und wieder zu sehen wären, wegen welcher auf dem Berge herumzuklettern ich der Mühe nicht werth genug achtete. Ich verließ also die Steinkohlen des Abends um sechs Uhr, und trat meine Rückreise durch eben den elenden Weg an, den ich hergekommen war, und ritte die ganze Nacht, weil ich unterwegens nirgends ein gutes iager vermuthen durfte. Bey Urjachü verwechselte ich meine Pferde mit denen, die ich aus der Stadt daselbst zurücke gelassen hatte, und den 25sten des Morgens um fünf Uhr kam ich wieder in der Stadt an. Wir hatten schon diesen ganzen Monat, well das Wetter schön war, bey den Zauberern der Jakutischen Nation allerley Schau-oder Gaukelspiele angestellt, bloß um zu sehen, ob sie dabey nicht was besonders hätten, das von den Gebräuchen ihrer andern Handwerksgenossen ab« gienge. Und wann nicht das angenehme Wetter uns die freye iuft des Feldes so beliebt gemacht hätte, so würde eS uns manchmahl gereuet haben, daß wir einem solchen Schauspiele beygewohnet hatten. Bey denKleidungenist dieses überhaupt das merkwürdigste, daß sie ein großes Gerassel machen, und dadurch bey dem abergläubischen Pöbel etwas mehr Furcht und Schrecken erregen. Je be- 49» '73? den 25fien Ma^ behender und fertiger der Zauberer ist, desto geschwinder kann er sein« Sprünge machen; je besser der Ton seiner Trommel mit der Abwechselung und dem Auf-und Abstei« gen semer eigenen Töne übereinstimmt, desto teufelischer laßt seine Musik bey den Zuhörern, die ihm glauben, und desto sicherer bauen sie auf die Aussprüche, die er hernach mit großer Unverschämtheit hervorbringt. Die Züge sei« ncs Gesichts sind auch vermögend, ihm eine größere Ehrfurcht und Glaubwürdigkeit zu erwerben, und hingegen das einfaltige und nichtswürdige, das in der Kunst ist, zu verbergen. Jedoch, alles dieses rühret nur abergläubische ieute, oder die etwa von den Kosakischen Erzählungen eingenommen sind. Dmn ein Jakutischer Rojak ist fast wie ein Olekminekischer Bauer, dcr nach und nach in sei-ncr ganzen lebeneart zum Jakuten wird, all« Jakutische Mahrlein, Erscheinungen > und falsche Einbildungen für Wahrheiten hält, von dem seinigcn dazu noch Zusttze uiacht, und sie seinen Woiwoden und anderen, die ihm ohngesahr aufstoßen, mit tausend Bethcurungen erzählet. Gottlob: daß unsere Sinnen durch die Anschauung so öf. ters wiederhohlter Schelmereyen nach und nach geläutert worden sind. Je länger, je mehr war es uns in dergleichen Versammlungen eben so, als wann wir einem Gau« kelspiele zusihen, da indessen die Jakuten und von Iaku» tischen Erzählungen eingenommenen Russen, auch einige von den gegenwärtigen Deutschen dabey zitterten. Wir hatten Iakutzk 6369 werste. 49) hatte» von einer Zauberinn gehört, di davon zu leiden stoßen könnte. Es wurde ein Abend bestimmt, daran sie ihre Künste zeigen sollte, und sie wap dazu sehr willig. Wir versammleten uns also an diesem Abend bey der Iurce, darin die Gaukeley geschehen sollte^ Nach angezogenem Zauberklcide und Rührung der Zau« bertrommel wußte sie ihre Sprünge wegen der Jugend, die. ihr noch eine große Fertigkeit gestattete, überaus ge, schickt anzubringen; an der Stimme aber konnte man nicht merken, daß sie noch so jung wäre, sondern ihr Geschrey mit dem Geräusche der Trommel machte ein Concert, daS dem Brummen der Baren, dem Brüllen der löwen, dem Hundebellen, dem Katzengeschrey lc. überaus ahnlich war. Sie ritte auf der Trommel nach den Teufeln der iuft, und nach denen, die in der Erde wohnen, sie gieng sehr vertraut mit ihnen um, rief einen jeden, redete mit ihm, und ^94 '737 den 25sien May. und bekam, wie sie uns versicherte, von ihm gar vertrau^ te Antworten. Die Jakuten wmdcn über dieses unge-meine Vertrauen, das sich eine sterbliche bey den Teufeln zuwege gebracht hatte, vor Verwunderung fast außer sich selbst geseht. Wir erwarteten den Messerstich mit Ungeduld, ohne uns durch die bisherigen Possen blenden zu lassen, und gaben auf alles aus das genaueste Acht. End. lich forderte sie ein Messer. Man gab ihr ein scharfes und spitziges, und endlich ließ es in der That, als wenn sie es in den leib stieße, und als wann es zur andern Seite wieder herauskäme. Sie druckte deswegen den leib weit heraus; da schien es, als wann das Messer gewiß in den leib gienge; denn auch das Messer hatte das Anje» hen, als wann es mit der grösten Gewalt hinelngedrucket würdei Indem dieses vorgieng, so griff ich mit der Hand zu, um zu fühlen, ob das Messer wirklich im bloßen leibe steckte Sie sagte aber gleich, die Teufel woll« ten dieses mahl nicht recht gehorchen, und sie zweifelte, öb es diesen Abend vor sich gehen könnte, und bat sich zu diesem Ende einen andern Abend dazu aus. Die Thor« heir war. angefangen, und wir wollten ihr Ende sehen; daher gaben wir ihr die verlangte Frist bis auf den andern Abend. Ohngeachtet sie nun selbst gestanden hatte, daß bas Messer nicht in dem leibe gewesen sey, so glaubten doch die Jakuten einmüthig, daß es wirklich darinnen ge. stecket habe, und daß ihr nur die Teufel befohlen hätten uns Iakuyk 5369 wcrste. 495 uns ungläubigen diesen falschen Bescheid zu geßen. Den ander» Tag gieng der Tanz von neuem an, von dem ich nur überhaupt sage, daß er nicht minder, als der vorige sehr geschickt gewesen sey. - Es kam endlich auch zu dem Kunststück mit dem Messer. Sie stach sich wirklich un0 zog das blutige Messer wieder zurücke. Ich fühlte die Wunde, nnd ein Stück von dem heraushangenden Netze, das sich die Zauberin hernach abschnitte, auf Kohlen bra« ten ließ und auffraß. Als die Jakuten dieses sahen, gaben sie ihre Bewunderung mit einem ihnen eignen Tone und mit andachtsvollen Geberden zu erkennen. Das innere ihres Herzens schien gerührt zu seyn. Sie aber that gar nicht, als wenn ihr was außerordentliches gesche" hen wäre, wodurch das Erstaun«, der Jakuten ungemein vergrößert ward. Sie hatte nun ihre Kunst gezeiget, und weil Herr Prof. Müller sie bisher in seinem Hause ge« halten, und ihr, da sie ihm zu gefallen hichcr gekommen war, zu essen gegeben hatte, so verfügte sie sich auch die« sen Abend wieder in sein Haus, legte, ein Pstaster auS dem Harze des ierchenbaumes auf die Wunde, und verband sich dieselbe noch mir Birkenrinde und allerley alten lumpen, wobey sie sich auch den ieib so viel möglich, fest zusammenband, und endlich, dieses Gestandniß schriftlich mit ihrer und des vornehmsten Dollmctsckcrs der Stadt Unterschrift bekräftiget von sich gab, daß sie niemahls zuvor, ehe sie in unserer Gegenwart gezaubert, sich ein Messer 4.)6 l?37 den F'sicn lN.:y. Messer in ben ieib gestecket, auch diescsmahl nicht im Sin« ne gehabt hätte es zu thun, sondern vielmehr Willens gewesen wäre, uns wie die Jakuten zu betrügen, und durch starke Einziehung des leides uns ein Blendwerk zu machen, als wann sie gerade auf den ieib zustieße, so dann aber das Messer zwischen dem Rocke und dem leib fort« zuschieben und endlich zum Rocke wieder heraus zu stoßen. Ihre Jakuten hätten nimmer daran gezweifelt, daß sie das Messer in dem leibe gehabt hatte > allein wir hätten auf sie zu sehr Acht gegeben. Sie halte aber von einigen ihrer Voreltern gehöret, daß man nicht daran sterbe, wenn man sich auch ein wenig in den leib stieße, und daß wenn man nur ein Stückchen von seinem eigenen Fette äße, und die Wunde darauf gut verbände, es nichts zu sagen hatte. Dieses hätte sie zwischen dem ersteren und anderen Tage ihrer Spiele bedachr, und endlich das Herz in beyde Hän» de genommen, um von uns nicht für eine lügnerinn ge« halten zu werden. Iezt, da man ihr freundlich zurede, die Wahrheit zu bekennen, gestehe sie, daß sie bisher die Jakuten betrogen hätte um ihrer Kunst ein grösseres An-sehen zu geben. Ihre Wunde war übrigens den sechsten Tag Völlig geheilet, ohne daß sie dieselbe mehr, als ein paarmahl verbunden hatte, wozu vermuthlich ihre Jugend vieles beygetragen haben mag. Bey dieser Gelegenheit hotten wir auch, daß in der oberen Gegend des Wilui ein solcher Zauberer wohnte, der eben dergleichen Gauke, leyen leyen herrichtete, und wir fälleten also eben dergleichen Urtheil von ihm. . ^ » Ich hqbe kurz vorher erwehnt, daß obgemeldte Zau', berinn ihr Geständnis; auch mit ihrer Unterschrift bekräftiget habe, und davon will ich hier eine Erläuterung geben. Die Jakuten haben keine eigene Schrift, und schreiben auch mit keiner fremden. Ein jeder von ihnen aber er« wählt sich ein gewisses Zeichen, dessen sie sich beständig bedienen, wenn sie ein schriftlich Zeugniß zugeben haben» Der Aollmetscher aber bekräftiget zugleich mit seiner Un, terschrift, daß.dieses das Zeichen des Jakuten, und daß seine Reden in der Schrift alle richtig verdollmetschet seyn.. Die Zeichen sind nicht künstlich, sondern allerhand willkührlich angenommene Figuren. Wir wollten gerne ein so.lches feyeriiches Opfer, als ich oben in Olekminsk beschrieben habe, und welches im Frühjahr gehalten wird, ansehen, und wir hörten auch, daß die Jakuten schon viele Pferdemilch, welche zu diesem Opfer nöthig «st, beysammen hatten. Es wurde, uns ge^ sagt, daß in einer Jurte, die ohngefahr vierzig Wersttz von hier ist, eine dergleichen Ceremonie den zisten May, - - vor sich gehen würde. Wir machten uns also den Tag vorher ' bey Untergang der Sonne aus den Weg, und kamen ohn« Ii Gefahr/ Ramtsch.R-2.Th. 498 l?3? bk" 3lsien May. gefähr um Mitternacht bey der Jurte eines vornekmcn . Jakuten an, der unter ihnen für einen Fürsten gehalten wird, und seinem Allsehen nach. den Schultheißen unstrer deutschen Dörfer ähnlich ist. Che wir dahin kamen, und fast nur sechs Werste von der Stadt waren, trafen wir «tliche Bäume an, die ein besonderes Aussthen hatten, und «ns bewohn, zu fragen, was solches zu bedeuten hatte. Eine schöne Fichte wur mit vielen alten tumpen und von Pferdehaaren geflochtenen kleinen Schnüren unten rund her« um an allen Aesten behängt) und unter derselben lagen auch viele Gesträuche. Dies war ein heiliger Baum, viel' leicht weil ihre Zauberer ihn für einen solchen ausgaben; Und welcher Baum heilig ist, dem muß man etwas schenken. Ein jeder Jakute der vorbeyreiset, glaubet eine Sünde zu thun und dex Zorn der Götter auf sich zu laden, wenn er iym kein Geschenke giebt; folglich ist der Baum bald voll gehangt. Alsdann legt man die Geschenke un» ten an den Baum hin. Es nimmt sich aber ein jeder Jakute in acht, daß keiner, Vernicht stinesGlaubens ist, etwas da finden möge, was cr sonst nutzen könnte. Denn so gerne sich ein anderer Glaubensgenosse in des Iakure^ Gebräuche und abergläubische Dinge sonst auch schicker, so läßt er sie doch gerne nach, wo er sie sieht, daß man sich solcher Sachen dazu bedien«, die ihm mehr als den Ja« kutischen Götzen nutzen können. Zween andere. Bäume, welches Birken waren, stunden ganz nahe bey erwehnter Fichte. Iakuyk 6369 wersie. 499 Fichte. An dem einen waren in der Mitte alle Aeste ab« gehauen, das untere und obere war alles in seinem natürlichen Zustande gelassen, an dem anderen waren nur die obersten Aeste abgehauen. Diese zween Bäume bedeutete» ein Ehrengcdächtniß, das sich zwey Paar Jakuten ge« stiftet hatten. Denn wenn sich zween Iakuren, die itt einer besonderen und guten Freundschaft gelebet haben, von einander scheiden, und etwa der eine davon eine wette Reise z.E. von hier aue nachdem Wllui/Ianaodee Indigirka thut, so scheiden sie sich in einer Gegend, wo Bäume sind. Da steigt der zurückbleibende auf einen Baum, der noch m'cht zu einer solchen Ceremonie gebrauche ist, und hauet an demselben die Zweige, entweder in der Mitte, oder im Gipfel, rund herum ab. Dies ist das Zei« chen seiner Freundschaft gegen den Abreisenden. Dessen rühmt er sich jederzeit; und wenn er Nachrichten von des abgereiseten Tode bekommt, so rühmt er sich so lange, als er das ieben behalt, daß er diese Aeste diesem oder jenem zum Andenken abgehauen habe. Wir übernachteten in der Gegend der Jurten des vorgedachten Jakutischen Fürsten, und es Versammteten sich ziemlich viele Iakucen noch vor Sonnenaufgang in derselbigen Gegend. Wir wurden endlich, als di^ Sonne aufgieng, m die fürstliche Jurte eingeladen. Darin fanden wir den Fürsten mit einem alten Mann zu' Iis , seiner 5ac> >737 dm zisten li^iy. stiner linken aus dem fürstlichen Bette sitzen, welches aus einer Bärenhaut und ein paar Rennthierfellen bestund. Dieses Bette pfleget der Thür dcr Jurte gerade gegen übe» aufqemacht zu seyn, die Thür ist aber in den Sommer, jurten msgemcin gegen Nurdosten, weil die Einwohner solchergestalt von der Sonne am wenigsten auszustehen ha< ben. Vor dem Bette saßen zu jeder Seite zwo Personen, in der Mitte aber ein Zauberer mit seinem Gehülfen, " endlich an jwer Seile der Jurte auch zwo Personen. In derMitte der Jurte vor dem Zauberer stunden zween Kerls, die ihr Angesicht gegen die Thür gewandt hallen, und deren jedcm ein großer mit gestuerter P.ferd'emilch gefüllter Becher zu halten gegeben wurde. ' Der Fürst, der Zauberer nebst seinen Gehülfen, und die neben ihnen schende ,' ' ,'> -' -' viee « Ich wclß nicht, wie ich das Amt dieses Gehülfen ausorck' ckcll svll. Es siud lallte/die nimmer mit drr Zauberirom» mcl fielen, u»d bey lcinen anderen Eemnonmi als dic, sen Frühlingsopfcrn sich besiudcn. Eie wcrdcn vo« dcn Jakuten qcchrt, doch nicht so) wie dic rcchtrn Zau» derer. Die Russen nennen sic zum Unterscheid dcr an» deren Smmncrschamancn. Es war mir ein höhcter Bc» grif von ihnen beygebracht, als ich jctzo habe. Ich hatte auch gedacht, daß die Teufel bey dcr jetzt zu be, schreibenden ' Ceremonie nichts i« thun habcn sollten. Abcr ich bin eines andern berichtet. So ist cs, wenn man die Sachen zählen hört- , " -" "'' '' ^"' -'""" - Iakuyk 6z6l) Wcrste.' 5« vler Personen bekamen eben dergleichen volle Becher. Die vier Jakuten aber, die auf den Seilen der Jurte saßm, be» kamen, w^l sie geringer, als die ersteren waren, größere länglichte aus Birkenrinde gemachte, und ebenfalls mit gesäuerter Pferdemilch angefüllte Gefäße, dis sie Tujas nannten. Nun war alles zur Ceremonie bereit. Das Haupt davon, der Zauberer machte den Anfang. Er gab semen Becher, den er bisher gehalten hatte, einem gemeinen Jakuten, der sich damit nahe zur Thür vor den zwoen Personen, die vor dem Zauberer saßen, hinstellte, e«5 mög-te sonst der Heiligkeit der Ceremonien etwas abgegangen seyn. Darauf hielte der Zauberer sitzend, eine Rede; einige sagen, er habe gebetet. W.ie kann es aber einem Teu-felediener Ernst seyn zu beten, oder wie kann sein Gebet etwas vermögen? Einige sagten, er hätte der Gemeine nur als zum Eingänge vorgestellt, was man thun werde, und dieselbe zur Andacht ermahnt. So viel ist gewiß, daß am Ende dieser Rede alle in der Jurte befindliche Jakuten zu dreyen mahlen ein Freudengeschrey machten. Nach diesem tranken alle in der Jurte gegenwartige Jakuten «us den Bechern, und den birkenrindenen Gefäßen zweymahl Pferdemilch; nur den zweenen mit vollen Bechern vor dem Zauberer, und seinem Gehülfen stehenden Jakuten Ii3 102 l?37 den 3'sten May. ten wurde sie eingegossen, weih sie ihre Becher halte musten, . Albdann gab der Zauberer seinem neben ihm sitzen« den Gehülfen einen hölzernen iöffel in die Hand, er selbst aber nahm einen Pserdeschweif in seine eigene, und dl^ beyden Herren Ceremonienmeister stunden von ihrem Platze auf, und gicngen nahezu der Thür, die übrigen aber blieben sitzen, außer denen zweenen Kerls, welche bieher vor den Ceremonienmeistern gestanden hatten, und vor ihnen her bis an die Thüre gehen musten, allwo sie hernach stehen blieben. Hierauf fieng der Zauberer mit einem kleinen Opfer an .seine verschiedene Jakutische Götzen und ihre Bediente) welche er mit Namen nennte, die Jakutischen Teufel, dle verstorbenen Zauberer, alle merkwürdige Oerter in der Nähe, nämlich die Flüsse, die Seen, die Wälder, die feMen Berge, die Felder, die Erde, das Feuer :c. anzubeten. Es sollen auf zwey und zwanzig verschiedene Patronen seyn, die er anbetete, und bey einem jeden schwang er den Pferde, schweif in die Höhe. Weil aber diese Ceremonie des Zauberers ohne alles Opfer und ganz trocken verrichtet wurde, so wiederhohlte der neben ihm stehende Gehülfe die Namen aller Patronen, und warf einem jcdcn zu Ehry, drey iössel voll Pferdemilch in die lust, die «r aus den zween Bechern der zween vor ihm stehenden Jakuyk 6569 werste. ^ den Jakuten ohne Unterlaß schöpfte. Und hlemit war die Anbetung und das Opfer zu Ende, welches, ft wohl die Zauberer als Opftrpiener, und alle Jakuten mit «inem Freudengeschrey endigten, und dabey ihre Hände ge. gen das Gesicht bewegten. Währendem Opfer wurde ein birkenrindenes etwas breites absr niedriges Gefäß ge-bracht, und vor der Thüre der Jurte hingestellt. Als nun das jeht beschriebene Opfer vorbey war, nahm der Opferdiener seinen löjftl, dessen er sich bisher bedienet hat. 'te, und warf ihn nach jetzt gedachtem birkenrindenenGefäße. Nachdem er fällt, schließt man daraus, ob das Opfer angenehm oder nicht angenehm gewesen sey. Fällt der löffel mit dem hohlen Theile oben, so bedeutet es ersteres; kommt aber der hohle Theil Mten zu liegen, so stoßen die Jakueen die Köpfe zusammen; jedoch hindert dieses nicht, daß man die Pferöemilch nicht alle verzehren sollte. Der Zauberer weiß seine Gemeinde schon zu trösten 3 er sagt, daß er die Götter etwa mit einem Pferde, oder Füllen, oder Kalbe aussöhnen wolle, damit sie denkleinen Zorn, den sie etwa noch hatten, fahren lassen sollten. Denn wenn das Opfer vorbey ist, so beruft er sich entweder auf gewisse Zeichen, oder auch auf ein mündliches Gespräche, worin er einer völligen Aussöhnung vergewissert worden sey. Dem Zauberer aber glaubt ein Jakute so steif, daß ihn nichts davon abbringen kann. Diesesmahl kam der. . . Ii4 . 5O4 t7Z7 ^" 3'^" lNay. der hohle Theil des iöffels im Fallen oben zu liegen, und also endigte sich die Ceremonie zum grösten Vergnügen der Jakute,,. D''e Plerdemflch, welche von dem Opfer in den zween Bechern übrig geblieben, wie auch diejenige, in welche der löffel geworfen worden, wird für sehr heilig gehalten, «nd die Jakuten glauben, sie sey gewcyhet. Sie kommt nicht zur Jurte hinaus, und ein jeder, der einige Wirkung davon haben will, muß sie in der Jurte trinken. Der Zauberer nahm einen jeden diesen Becher, in welche auch die Pferdemilch des dritten Gefäßes geaos» sen worden, von denen zween Kerls , die sie bisher gehalten hatten, und mm vor dem Zauberer knieten, an, und murmelte einige Worte darüber. Man sagt, daß er dar? über gebetet, und alle Jakuten zugleich ihre Wünsche gethan hätten. Darauf empfiengen die vorigen Kerls ihre' Becher wieder kniend, und reichten sie den übrigen in der Jurte vorhandenen Personen. Als alle geweihete Milch , ersten Becher dem Zauberer, den andern seinem G^ülfen kniend überreichte. Diese beyden, als die Haupt« personen, saßen in eben dem Kreise mit den andern'ieuten, nur daß sie einen Plaß hatten, da ihre Gesichter nach Nordostcn, und gerade gegen die Mitten in dem Kreise gepflanzte Birken gewandt waren. Der Jüngling fuhr fort, die Milch den Aeltesten der Familie in Bechern, mch in den aus Birkenrinde gemachten Gefäßen herumzugeben, doch so, baß er bey ihnen nur auf einem Knie kniete. In« »wischen daß bjese alle tranken, murmelte der Zauberer und sein Helfer über der in den ledernen Gefäßen enthalte« nen Pferdemilch bestandig, etwas her, oder segnete sie, wie die Jakuten sagten. Nachdem die Aeltesien getrunken hatten, st näherte sich der Fürst dem Zauberer, kniete vor ihm nieder, und «mpfieng von ihm einen Becher voll des gewöhnlichen Tran« kes mit Anwünschung alles Wohlergehens. Nachgehende giengen auch die übrigen Jakuten theils zu dem Zauberer, theils zu den Aeltesten, knieten vor ihnen nieder, und wur. den von ihnen ebenfalls mit einigen Bechernder gesegneten Pferdemilch und einem Wunsche beehret. Es waren ohn. Ii5 ' K". 5<->6 '737 den 3'sten l11ay. gefähr hundert Jakuten vorhanden, die alle in dem Hauptkreise nicht scheu konnten; deswegen machten sie um denselben verschiedene besondere kleine Kreise.' Sie bekamen ihren Antheil von der Pferdemilch mit eben den Ceremo» men, als die übrigen. Das schöne Geschlecht, Weiber und Dirnen, wur« den b?y dieser allgemeinen Freude auch nicht vergessen. Sie sielleten sich nahe bey der fürstlichen Jurte in einen beson« deren Kreis, und wurden von der vornehmsten Gemahlinn des Fürsten bewirthet, die ihnen auch Pferdemilch zu trin« ken gab. Solche w ar aber weder geweihte, noch gesegnete, als deren das schöne Geschlecht nicht würdig gehalten wird. Währendem Trinken dieser Pftrdemilch, machten sich hle Mannsleute auf allerley Art lustig. Man sahe sierin« gen, auf einem Fuße herum hüpfen, nach einem Ziele laufen; und weil diese Bewegungen etwas stark sind, so zogen sie sich dabey bis auf die Beinkleider aus: Die Weibs« lcute aber tanzten unter sich. 4 Als die Pferdemilch, die zwischen den Birken gestan-ben, verzehret war, so befanden sich auch die Herren Jakuten davon ziemlich betrunken; allein der Mangel deS Getränkes machte der Lustbarkeit ein Ende. Sowohl Manner als Weiber giengen also hinweg, und ein jeder nach seiner Jurte. Ohngefähr um Mittagszeit war dem. nach die ganze Ceremonie zu Ende, worauf wir auch nach Hause fuhren, und des Abends gegen 7. Uhr wieder in der Stadt Iakutzk 6409 werste. ^7 Stadt Iakuyk anlangten. Man sagt, daß. noch vor zehen Jahren die Freude etwas langer gewahrt habe; denn die Jakuten sollen in einigen Jahren gar viele Pferde ver« lohren haben, weil theils in einigen Wintern sehr viel Schnee gefallen und lange liegen geblieben war, so daß die Pferde nicht genügsame Nahrung hatten, und vor Hunger ver« reckten, theils weil die nach Ramtjchatka reisende Ge« sellschaft viele Pferde gebrauchte, und eine große Anzahl derselben zu Grunde gegangen seyn sollte; wiewohl man fast in allen Stücken mehr auf ihre Rechnung schreibt, als billig ist. Daran ist nickt zu zweifeln, daß die Jakuten vor diesem an Pferden sowohl als Rindvieh reicher gewe-ftn-seyn; es ist auch gewiß, daß man von vielen Pfer« den mehr Milch bekommt, als von wenigeren, und daß ei« ne gleiche Anzahl ieute an einer großen Menge Milch län« ger, als an einer kleineren zu trinken hat; und daher schei« nen die Erzählungen nicht ohne Grund zu seyn, darin man behauptet, daß dergleichen Feste vor diesem drey, vier bis fünfTage in einem fort gewähret hätten, und daß um selbige Zeit keine nüchterne Seele in selbiger Gegend zu finden gewesen wäre. Was aber der Herr von Srrahlenberg von ihrer großen Fresserey, zu welcher sie sich nackend aus« ziehen sollen, um ihren Bauch recht füllen zu können, mel. det, mag wohl keinen Grund haben, und bloß aus eine? entweder übel gemachten, oder übel verstandenen Erzählung herrühren, indem sie an dergleichen Tagen weder Ochsen noch Pferde zu opfern pflegen. Wir 5O3 '757 den lyren Iun. Wir hatten lange gewünscht auch die Ceremonie eines Thieropfers bey den Iakmcn mit anzusehen, und erfuhren endlich, daß den '9sen Iun. des Abends ein dergleichen Opfer ungefähr acht Wcrste unterhalb der Stadt an dem Lena - Fluß ftyn sollte. Wir fuhren also zu Was< ser dahin, und erreichten den Opfcrplaz in kurzem, allw.o wir eine Gcftllschaft,'. welche vermuthlich die Früchte die< ses Opfers genießen wyllte, und einen Zauberer antrafen, der würklich alle Anstalten zum Opfer eines Kalbes, daS daselbst angebunden war, zu machen im Begriffe stund' Der Zauberer schien nicht eben der witzigste, noch in seinen Schelmerenen sehr geübt zu seyn, wiewohl wir ihn nicht mit der Trommel spielen sahen. Jedoch wir sahen es ntcht ungerne, daß er etwas einfältig war. Die meisten sagen, daß sie Gott opfern; dieser aber gestund, daß sein Opfer dem Teufel gewidmet sey, nicht daß ich daS letztere für bes. scr^ als ersteres hielte, sondern weil ich diese Nachricht, al5 wahrhafter ansähe. Er ließ sich ohne viele Umschweife daS Kalb von vier Jakuten halten, that einen- Einschnitt m die Brust, riß die große Ader an dem Herzen ab, worauf das Kalb gleich todt war; von dem Blut sammlete er etwas, und machte damit drey unförmliche Gesichter an dem Stamm einer Fichte, in einer solchen Zeichnung, als ohn« gefahr die Kinder die Gesichter mahlen, nämlich ein lang» lichtes Oval, ein paar Ringlein für die Augen, einen lang« lichen Strich dazwischen für die Nase, und eine» Quer- . strich Jakutzk 6409 Werste. ^^^ strich für das Maul. Alsdann lösete bald er, bald die Ia-kueen das Fell ab. Wie sie hiemit fertig waren, so wur« de die Haut auf ein Gerüste ausgebreitet, das auf vierStü« tzen stund, und auf einen Faden von der Erde erhöhet war. Gleich darauf zerfetzten einige das Fleisch, und zerbrachen die Knochen; andere drückten den Saft ein wenig aus dem Magen und 5en Därmen Ves geschlachteten Kalbes. End« ll'ch warfen sie alles zusammen in einen Kessel, der aufdem Feuer hieng, und kochten es. Als es halb gar war, so gieng t>er Zauberer nach den drcv blutigen Gesichtern, bückte sich gegen sie, und murmelte einige Worte. Darauf fitzte er sich mit den Iakuren in einen Kreis, und aß, so wie sie, mit großer Begierde, was einer aus dem Kessel herbey« brachte. 'So wie aber nach und nach gekochtes Fleisch herbeygebracht wurde, sv ward auch wieder frisches, da? nicht in den Kessel gegangen war, hineingeworfen, und damit so lange fortgefahren, biß alles darin lag. Mit dem Essen fuhren sie inzwischen auch fort, bis alles verzehrt war, da denn auf die lehte auch noch die Brühe herhalten muste,als welche alles leckerhafte vom Magen und den He« barmen noch in sich hatte. Es waren in allem zehen Kerls, -welche zu dieser Mahlzeit ohngefahreineStUnde brauchten. Der Zauberer gieng nach der Mahlzeit wieder zu seinen schönen Gesichtern, bückte sich noch einige mahl gegen die« selben, und murmelte einige Wörter, wie bey dem Anfan, ge. Hiermit hatte das Opfer ein Ende. Wir begaben uns / 5l<2 . '737 den I9ttn Iun. uns also wieder ln unser Fahrzeug, und kamen eine Stun« de nach Mitternacht in der Stadt an. Einige Tage vor gedachtem Opfer gieng ich in der Ge, gend der Stadt spazieren, und rraf einen Iakuren an, welcher ein kleines Stecklein in der Hand hielte, u„d dasselbe hin und her bewegte. Ich hatte eben einen Rosa« ken bey mir, der gut Jakutisch reden konnte; er wüste mir gleich zu sagen, was dieses zu bedeuten hatte, und der Iakme selbst, den ich dieserhalb anreden ließ, machte gar kein Geheimniß daraus. Es war ein sehr heißer Tag; ynd weil er noch weit bis zu seiner Jurte zu gehen hatte, so wollte er sich Wind machen. Ein Iakme verfahrt hie, bey folgender maßen. Er nimmt einen Stein, dm er von ohngefähr in einem Thiere oder Fische gefunden hat, wickelt ihn mit einem Pferdehaare etliche.mahl um,-und bindet ihn an ein kleines Slecklein, welches er hin und her ge« gen die iust und zu sich beweget, und zu dem daran gebun« denen Stein folgende Worte spricht:.Ich sage ab va< eer und Futter,und wünsche deine Rmsi zu sehen. Sodann legt er gedachten Stein mit dem Stecklein in die Quere auf den Zweig eines Baumes. Es soll darauf ein -kühler Wind entstehen, und den Reisenden die große Hitze sehr erträglich machen. Hierzu gehört ein überaus starker Glaube. I« Iakuyk 6425 wersie. ^^ Ich sollte noch etwas von der Stavt Iakutzk sa> gen, und dieselbe zufolge meiner bisherigen Gewohnheit nach ihren öffentlichen und besonderen Gebäuden, nach den Vortheilen, die sie von der Natur bekommen hat, und in Ansehung ihrer Einwohner beschreiben. Ich bin aber nicht im Stande das erstere vollkommen richtig zu thun, weil ich cs bey meinem Aufeitthalt daselbst von einem Tage zum andern verschob, und mir immer so viele Hindernisse und nöthige Geschäfte in den Weg kamen, daß ich es endlich gar unterlasset» muste. Doch will ich hier dasjenige mel, den, was mir noch davon im Gedächtnisse schwebet. Die Stadt liegt «uf einem ebenen Felde, auf dem linken Ufer der Lena, welche zweyhundert Deutsche Meilen von dan< nen in das Eismeer fallt. Unten wird die Stadt in die Quere von einem blinden Arme dieses Flusses durchschnit. ten, der meistens ini Sommer und gegen den Herbst aus» getrocknet, im Frühjahre aber öfters voller Waffer ist, ja zu Zeiten Gelegenheit zu Ueberschwemmungen giebt. Der« selbige Theil der Stadt, der jenseits und unterhalb diesem Arme liegf, heist bey den Einwohnern insgemein ftLogom oder jenseit des Thales. Dann Log bedeutet ein nichc tie« ses Thal, und eben dieser blinde Arm siehet die meiste Zeit wie ein Thal aus, weil er meistencheils ohne Wasser ist. Die Stadt diffeit des Thales ist größer, als die jenseitdef. selben. Beyde zusammen haben ohngefähr fünf bis sechs hundert hölzerne Wohnhäuser, die alle, etwa ein anderthalb Dutzend «12 , '737 den l^ten Iun. Dutzend ausgenommen, keine sonderliche Figur von außen machen, auch inwendig, keine ausnehmende Bequemlichkeit .ur Wohnung haben. Sowohl dis-als jenseits sin.d Kir« chen, deren Anzahl ich mich aber, ob sie gleich nicht groß ist, nicht erinnern kann. Z" den öffentlichen Gebäuden gehören auch die Bier. und Brandrewcinschenken, an de> ncn es in keinem Theile der Stadt fehlet. Disscice ist die Festung, welche aus Holz gcbauet, und in der Bauart von denjenigen nicht unterschieden ist, welche bey Gele» genheit der Stadc Tomsk und Rusneyk in dem ersten Theile beschrieben sind. In der Festung sind zwo Kirchen, eine steinerne und eine hölzerne, nebst des Woewoden Haus, der Kanzeley, und dem Archive. Ferner ist darin ein Vorkachskeller v^n Brandtwein, ein Pulvermagazin, die Tributcasse,c. Disseit deß Thales liegt auch ein Mönchs« kloster, Spaßkoi Monastir genannt,- in welchem aber die meisten Mönche ausgestorbcn sind. Weil die Stadt an'einem so großen Flusse liegt, welcher zwischen den äußersten Armen, dem geraden Maaße nach über die Inseln dreyzehn gemessene VZerste breit seyn soll, so hat sie einen Ueberfluß an mancherley, und guten Fischen» Es ist nicht leicht eine Art, von der ich sonst in Sibirien gehört hätte, die nicht hier zu finden wäre. In Rußland in der Wolga ist ein Fisch, den man Zielaja rüdiza von seiner weißen Farbe nennt, und welcher für überaus - Iakulzk 6425 werste. ^^ überaus schmackhaft gehalten wird. Wirsin in der zwey« ttn Ausgabe seiner Ost - und tTlor d-Tatarey S. 7^. frmehn^hes. Sibirischen Fisches Nelma, und sagt, daß er auf Russisch Biele ° ribee heiße, welches, wie man lM. merken kann«, Bielaja-füblza heißen soll.. In der That find auch viele Russen der Meinung, daß diese Fische nicht von. einander unterschieden sey«. Allein hier m s Iakuyk hat man beyde Arten. Ein Nelma heißt a«f Jakutisch Cut-balük: aber Bielaja rüwza,.wird U^ rüln - balük, weißer Fisch oder Megüren> balük^run? der Fisch) genannt. Der Bielajk rübiza nähmlich hat eine.» schärferen und längeren Schnabel, und ist in dem' ieibe runder, siehet auä) viel weißer aus, als der Nel? Bna<. Der Bielaja rübiza ist sonst in ganz.^ibirien >ichtt Die Störe^lnh ihr ganzes Geschlecht findet man, vußer de»wBelugen und Sewrjaga,<,uctxbey I'akuyk, »und sie sind eben so niedlich, als ich sie in der oberen Gegend der Lena in der Gegend, des Flusses AirenZa beschrie« Sen habe. Störe, Sterleden und'Kofteri sind gar schwer ^>on einander zu unterschei.den, und mit so vielen Men^ schen ich darüber gesprochen habe, so hat mir keiner einen solchen Unterschvkd anzugeben gewust, der durch eigentliche K«nnz«ichen zu'bemerken wäre. Man sagt, der Stör sey unterwiesen dreyen der glatteste im Anfühlen, und ha« §14 1737 den l9ten.Iutt. be den stumpfesten Schnabel, Sterleden und Koßerl aber hatten lanqere Schnäbel; und unter diesen wären die Sterleden schmackhafter und auf der Haut glatter. Zch habe sie öfters neben einander gesehen, und was die tanz ge oder Kürze der Schnäbelauch die Glätte bderRauhig. keit der Haut betrifft, den obigen Satz wahr befunden, «m übrigen aber allezeit dieses wahrgenommen, daß die Störe und Kosteri an dem ganzen ieibe eckichter,und die Kosten bey'weitem nicht so fieischicht sind, als die Sterleden. Es giebt ieute, die einen jungen Stören «inem Sterleden in dem Geschmacke vorziehen; die Kosteri aber 'smd unstreitig die schlechtesten. Ein Stcrled heist in Ja« futischer Sprache Charüfi, cm Stör Ulachan-Chatüß, ^geoßer Stör) ein Kostera Chatukan. Aus der An< zah7 der Beinlein, die in der Haut oben und zu beydeu Sel^ ten süfen., "le auch au< dem längern oder^ kürzern Schnabel allein lassen sich diese Fische nicht.unterscheiden. Ich habo zuweilen über einerley Fische verschiedene Fischer befragt, welche öftektz in ihren Benennungen von einander abgiengen. Die Kaulbarse auf Jakutisch Caßbaß (steinernes Haupt) sind hier in einer ungewöhnlichen Grö^ ße und in ziemlicher Anzahl zu haben/wie lnqn.dqnn gar viele, dle drittchalb Werschok lüng sind, antn'ft^-Die Jakuten geben oft einer Art Fische «ach ihrem verschiedenen -Alter verschiedene Namen. So heißt ein großer Heche Sordon, ein kleiner SordHchM, eine große Quabb« 6je- IMltzk 64»5 N>erste7 515 Sftlüssar, eine mittelmäßige SenZan,elne ganz kleine Baldügnaj, eine große lachsforelle Mindimm, eine wittelmaßge.Vlls'bulük, eine kleine Bilejsch- Es ist aber umIakulzknicht nur der Lena-Fluß,welcher di« Emwyhner mit Fischen versorget, sondern in der Gegend der Stadt sind auch viele kleine sifchreiche Seen, «orin besonders des Winters gefischet wir.d.- Man thut dieses auf eine Art, Peren mau sich auch in langsamen Stellen der Flüsse, bedient, den ganzen Sommer hindurch, und int Herbste bis gegen Weihnachten, zuweilen auch wohl den ganzen Winter, jedoch nur selten,-weil endlich das Eis zu dicke wird. Man heißt dieses den Fischfang mit wett«! löcherichten Nehen. Diese Netze werden zum Unterscheide der gewöhnlichen Netze, welche v^ewodi heißen, im Hussljchen Sie« genannt. Sie sind von Hner Nussi? schen Elle bis tln, zween nnd mehrFaden breit, und auf Hp. bis 4y. Faden lang. In ihrer ganzen iänge, sowohl oben als unten ist ein Strick angenehet^ an dem oberen wird seiner ganzen länge nach von Elle zu Elle oder von .zwoen zu zwoen Ellen etwas leichtes angebunden; an dem ^untern aber wjrd diesen Stellen gegen über ein kleiner Steilv an einem großen hölzernen Ringe befestiget, damit .dieft Steme sich nicht im Netze verwickeln mögen., Will man Wen, so wird das eine Ende des Netz.eä än einem Psale,.'der.a»n Ufer steht, de.aber Mr über den Fluß geführt, uch durch einen >^' . Kt', , Stem 5,6 '737 dm lyten Iun. Stein oder'sonst etwas befestiget. In der Gegend von Jakuyk ist diese Art Netze gemeiniglich aus Roßhaar ge, > sitickt, und das leichte, s>> man am oberen Stt'icke hin ^und wieder anbindet, ist e?ne kaum eines kleinen Fingers ^dicke längliche zusammen Zerollce, und etwa einen halben Zoll lange Birkenrinde. Man pfteget sich auch Patt des lwlzernen Ringes einer solchen Rinde zu bedienen. Die Stricke zu dieftn Netzen sind gleichfalls von Roß« Haar, wie man denn dergleichen haarene Stricke überhaupt in Sibicie^u vielen anderenSachen>da man starke Strk cke nöthig hat, gebrauchet. Ali den garnenen Nehen aber hat man an 'statc der zusammen gerollten Birkenrinde Brett« lejn. ^ Ich will erzählen, wie ich diese Art Neße zu Ja« rÜlZ^N^ Cßr«stl5,onate in elnem zugefrornen kleinen See Man hatte daS Neß^ an einen Strick, den man den.'ieitstn'ck(pr<>gdttdi) heißt, den Stri<5aber an e/ne lay'ge Stange gebunden, Rund herum in dem See Mr das Eis in solchen EntfernUnqcn von einander ^ur^gehauen, als die Stange ohngcfähr lang war. Die-- andern unter demEise durchgesiebt, welcher der ielistrick, und so auch das Netz 'folgete) so daß solchergestalt endlich der ganze See mit dem Neße Umrin Netzes sind,an jedem.einen Siock mittelst eines Absatzes, den man in denselben einschncidct, anfrieren, an deren jeden man an dem einen das eine, an.dem akderen das andere Ende'des oberen Neßstrickes anbindet. Hier--auf begebensich die meisten ieute, welche diesen Fisch-Fang thun, mitten auf den See> und macben ein'großes Geschrey, damit die Fische flüchten, und .dem Ufer zugehen mögen, welche denn allenthalben in das Netz, das den ganzen See umgiebt, fallen. In der That ward in meiner Gegenwart ein so großer Fang gethan, daß man einige Kübel voll kleiner Fische, Pfallen nicht un-. gleich, auf Russsch Munda^ auf Jakutisch N^undu-ta genannt, herauszog. Es soll aber zuweilen noch viel ^ glücklichere Züge geben. Diese Fischlein sind gut zu backen. . Ich habe schon oben etwas von wilden Vögeln, besonders Enten und Gänsen gemeldet, welche in großer Menge im Frühlinge die Lena hinunter und im Herbste heraufziehen. Dieses giebt den Einwohnern auch viele Vortheile wegen ihrer Nahrung. In ihren Kellern verfaulet im Sommer nichts, und sie sind also auch zur Erhaltung des Fleisches von allerley Thieren sehr bequem. Die Dworjanins, Dim bojarskie und.Rosaken, . . Kk 3 - aus 5iz 1737 den '9ttn?un: aus belie« der meiste Theil, der 'Stadt bestehet, haben lh-ren Sold, und wissen sich durch die Gutthaten, die sie von den Iakmen genießen, auch die Woewoben und Kanzlenbe^iencen zu Gönnern und Freunden zu machen; sie haben überdem gute Viehzuchten, sowohl an Rindvieh als an Pferden, wovon sie ebenfalls einen guten Vortheil in Ansehung ihres Unterhalts haben. Handwerksleute giebt es hicr auch, und ob man gleich nicht viel gute Meister sindet, ft ist man 5och schon an schlechte gewöhnt, und diese haben gleichfalls ihr^ Auskommen. Endlich giebr ee hier auch allerley freye leute, die sich im Spät« - jähre«ist Gesellschaften zusammen thun, auf den Zobelsimg ausgehen, und sich öfters so viel davon erwerben, daß sie sin paar Jahre davon leben können. Ja man hat Ia^ kuyk in alten Zeiten für eine Gvldgrube gehalten, wohin nur diejenigen zu Woewoden geschickt wurden,, denen man recht wo hl wollte. Die ieute lebten in vieler Freyheit, .und waren alle wohl begütert, weil sie nicht viel verschickt. Und in ihrem Handel nicht gehindert wurden, da es ihnen dann nicht darauf ankam, auch den geringsten Dienst, welchen ihnett der Woewo de erwiese, reicblich M bezahlen. Nun klagen sie, werden die häufigen Verschickungen allgemein, Geschenke Müssen mehreren ieueen, als nur den Woewoden gegeben werden; es fällc manchen Winter - ' ' tiefer Iskuyk 5425 Wersten ^ tiefer Schnee, wobey da< Vieh Noth leidet, und sie wünschen ^bessere Zeiten. Indessen stehen sich doch bey allen diesen Umständen die leute noch sehr erträglich. Der Winter m Iakulzk ist zwar meistemheils strenge, ab?r es ist auch genUgftme Waldung ober und unterhalb bey der Stadt, wie dann noch bis Sikac, das über hundert deutsche Meilen unterhalb der Stadt Iakuyk liegt, häufige Waldung ist, weiche aus Fichten und ierchenbäumen bestehet; die Fichten aber nehmen ab, je näher manSik-tac kommt, und bey Siktat ist keine andere Waldung, als bloß von lerchenbaulyen. Unter diesem Orte, von welchem es kaum fünfzig deutsche Meilen bis an das EiS-weer sind, ist kein Baum mehr zu sehen, an Stauden aber sind bloß ganz niedrige Weiden vorhanden. Die Himmelsgegend ist hier herum dem Wachschuyß. des Korns gar nicht günstig. Man weiß zwar, Daß das ' hiesige Kloster vor diesem einiges land mit Gersten besäet hat, und daß dieselbe zuweilen gut in den Halm ge-jchoffcn und reif geworden ist. Weil sie aber öfters auch nicht reif geworden, so ist aus dieser und einigen andern Ur« fachen der fernere Bau schon viele Jahre unterblieben. Außer der Gerste aber höret ^nan nicht, Daß Me andere Frucht jemahls zu ihrer Reife gekommen wäre. Nicht ' nur die sehr nördliche, sondern auch die östliche läge ist, wie Kk4 ' 52d »73? den i9ten Iun. wie es die Erfahrung beweiset, hieran Schuld. In An» sehung des. Erdreichs, welches schwarz und fett ist, und hin und wieder Felder hat, die dünn mit Birken bewachsen sind, (Russ. Iclanje mesial ft in Sibirien für die besten Erfordernisse zu einem guten Äckerlande gehalten wer' den, könnte hier gutes Korn wachsen; man zeigt auch noch das alte Ackerland, (die Srarie paschnl des Hrn. von Scrahlenberg) aber es ist nich5 anders zu verstehen, als ich oben gesagt habe. Was kann die Erde, sie mag so gut seyn, als sie will, wohl hervorbringen, wenn sie nicht-die gehörige Warme hat? Was kann sie aber für Warme haben, wenn sie zu Ende des Iunius in einer ' Tiefe von' etwa 3 Sckuhen oder etwas darüber gefroren ist? Ohngeachtet die Wurzeln von unten Feuchtigkeit und N^sse bekommen könnten, so könnten sie doch auch zuviel Kalte damit bekommen-, daß sie aussterben müsten. Der Hr. von Scrahlettbcrg hat sich hier sehr geneigt zu Irrthümern erwiesen. Er will die mehr westlichen länder von diesem Kornwachse ausschließen, weil ihnen iTIowa Semlja naher, liegt, und ihnen durch sein Eisgebirge mehr Ka te zuführt. Duktscheskaja Sloboda an demIeV nisil-Flusse liegt ohngefähr in gleicher Breite. mit Ja« ' ku^s, aber ohngefahr vierzig Grave westlicher; Ruiskoi am ilgüi,an dessen Ursprung elk Feuer speyen-7 der Berg ist, welcher zugleich eine Asche auswirft, die -'man für Kor« KIi8 in-moninci hält> davon unter dem "Titel von Bergen bereits zwar gedacht, aber es ist der "Ort und das lager dieses Verges daselbst unrecht in der " Eil genannt wordön." Dieser in Eil unrecht genannte Ort .stehet S. 324 , da ein Feuerspcycnder Berg am LharangH-Strom, nicht gar ferne vom Eismeere und dem Fluß Ienisei angegebey wird." Es scheinet, daß der Herr von Srrahlenbcrg vor der Herausgebung sei» ner landcharte, die etwas später ist, als das Werk, feine erste Verbesserungauch in Eile gemacht habe. Denn in der Charte, welches die zweyte Verbesserung ist, ste« ' het.dieser Berg zwischen den Flüssen Lena und Olenek, in der Höhe von Sjchigan, welchen lotztern Ort der Hr. von Strahlenherg Ostr. Sgyga^ka, sowie den Fluß 'wozu mich der Hr. von Strablenberg genöchiget hak, nicht nachzumessen. An dem Chaeanga, über hun- 526 ' '737 den !9ten Iutt< dert Wersie unterhalb Rrestowskoje Simowje zehe» Werste oberhalb dem Nowä rcka, der von der östli« ' chen Seite in den Chacayga einfallt, ohngefähr eine Wefst uyserhalb PonHmarewa.SimHwje, ist das öst^ , Me Ufer des Chatanga auf acht bis zehen Werste lang gegen die See hin, und auf funzehen Faden hoch. Dessen untere iag scheinet bloßer Sand zu seyn; darauf kommen Steinkohle?,,.die an einigen Stellen drey bis vier Faden dick auf. einander liegen ^ sodann folget Sand/ welcher endlich mit Erde bedeckt ist. Aus der Höhe die« ses erhabenen UferS siehet man hin und wieder Rauch aufsteigcN;und wcnn man sich dergleichen rauchenden Stellen nähert., so siehet man auch Feuer, jedoch nicht anders als wie wann eine Kohle glimmte. ' Man kann sich diesen Stellen ohne Gefahr nähern. Denn obwohl das erhabene Ufcr den Winter hindurch mit Schnee bedeck^ zst, so kann man doch den über ddie von dsln:N<'ttr auf d,en, Sohn fortgepfiantzt werden, zuerst entdeckt haben soll. pmda ein Russischer Abentheu-rer/>- (Gulaschtsihi) wollte Mit vierhig Mann, theils7 itt Hnßland, iheils in Sibirien zusam* mengerafftes Volkes sein Glück in Sibirien versuchen, weil ec s»> viel von^iandereinnehmen hörte ^ und seinen NanW auch wie andere, von denen lMn g'roße Thaten erzähltex:.herühmt macken wollte , Er kommt *bis audelt Nemi«- lichee an demselbew bis Mangasia herunter, Höret daselbst^ daß der NlsthnajaCunguska> bergicht weit oberhalb darein fällt, von fremden Völkern fthr'bewohnt sey, >lnd daß gegen feinen Ursprung ein anderer sthc großer Fluß sey, an welchem auch viele Völker woh-nem/Kr entWUeßt ßch kurz.diesen Fluß aufwärts zu-gchen^ Wl^ sfme.'ganze Gegeni> zu untersuchen.. .Erbauet sich dazu die>l iwthla,e Anzahwon Fähfzeügen, konjmt iS Herden ersten Sonuner nicht weiter, «lsM in vie Gegend des Nischnafa Rotschoma-Flusses. . Daselbst hatten ihm die Tungusm den Paß durch viele quev üM den I^uyk 6425 werste. Z29 den Fluß gelegte mächtige Bäume versperret, und sein« Fahrzeuge nicht durchgelassen. Er muste sich also «n? schließen den Winter in selbiger Gegend zuzubringen^ z« welchem Ende er sich eine Hütte, um darin zu wohnen« dauere, die noch heutiges Tages unter dem Namen tTtisch noje Pendina Simowje bekannt ist. Den Tungusen stund zwar die Hütte nicht an, und sie thaten öftere Anfälle darauf; dem penda aber war es leicht, dieselben, weil sie nichts anders als Bogen und Pfeile hatten, mit dem Schießgewehr, womit er versehen war, so oft «r wollte, zurücke zu treiben. Er begab sich den folgenden Sommer wieder zu Schiffe. Je weiter aber die Tungusen vorigen Winter von ihm waren zurücke getrieben worden, und je mehr sie seine Kräfte erfahren hatten, desto mehr hielten sie es für höchst „ochig, ihm in allen seinen Unternehmungen hinderlich zu fallen, damit er ihnen nicht näher kommen, und völlig den Meister über sie spielen mögte. Sie plag« ten ihn so, daß er selbigen Sommer nicht einmahl bis zu dem Serednaja Rorsthoma kommen konnte, und ge-.zwunqen war, noch unterhalb demselben abermahls anzu« landen und eine Hütte zu bauen, worin er den Winter über wohnen könnte. Diese ist unter dem Namen Wer« cboje Pendina Simowje (die obere Winterwohnung des penda) bekannt. Die Tungusen sahen ein, daß f»e ihm weder zu Wasser, noch in seinen Winterhütten ^..... - . , ,,.. ..,/,tl.... ,. .......,„, was 5' Ramrsch. R. 2. Theil. 5 go .)lj- 5737 den 'gtelWIun. was anhaben könnten. Sie ließen ihn also in seinem Winterlager ruhig, und als er den dritten Sommer wie» der aufwärts gieng, störten sie ihn im geringsten nicht. Er erreichte ohne allen Widerstand die Gegend des Nischnaja TunIliskä, von welcher der Tschetschuieki-sche Wolok, oder Her landstrich zwischen der Tunguska und TstherschUlskoi Ostrog an der Lena, seinen Anfang nimmt, davon «r allem Ansehen nach^entweder durch aus» geschickte Kundschafter, oder schon vorher durch andere teu-te von ohn^efähr Nachricht hatte. Dann kaum war er daselbst angelangt, so trat er die iandreise an. Allein er 'wüste nicht, daß die Tungusin hier alle ihre Macht versammlet hatten. Sie thaten ihm so viel Widerstand, als Hnen möglich wär, und zwungen ihn auf dem Berge "lurjerv/ der auf demselben Striche liegt, eine Winter-Hütte zu bauen, worin er sein Schicksal, das ihm den Winter über bevorstund, abwarten muste. Er hatte bishero schon vieles von ihnen ausgestanden, und war vor ihren Verfolgungen gehärtet. Wann er auch wegen der Menge des Volkes, das er sahe, zu zweifeln begann, so stärkte ihn doch von Zeit zu Zeit der glückliche Fortgang semer Waffen. Sie fielen ihn zu gar vielen mah« len an. Wenn unter die Tunyusen gleich im Anfange des Streites eine unglückliche Kugel fiel, so liefen sie ge. Uwinde aus einander; geschahe diefts nicht, so wurdest hie Scharmützel und Schlägereyen ost so ernsthaft, daß Iakuyk 6425 N>ersie. 53^ es nicht o^ne Blutvergießen aWf. Der Sieg war alle. zelt aufder Seite des herzhaften penda,' Ustd so kanz er im vierten Frühjahre bis an die Lena. Nachdem «r sich die nöchiam Schiffe gebauet hatte, gieng er die Le« na herunter bis in die Gegend der Stadt Iakuyk- Er soll hernach die Lena wieder aufwärts bis in. die Gegend von Wercholensk, von da über die Steppe nach y«r Angara, und auf derselben und dem Cynguska nach Jeniseisk zurück gegangen seyn, woselbst er von seinen Erfindungen schriftliche Erzählung, abgestattet, und dadurch zu der Bevölkerung gedachter Gegenden Gele^ genheit gegeben haben soll. .,..,,. , Hch war Willens hier diesen Theil zu beschließen; und wenn es nach unserem sehnlichen Verlangen ergangen wäre, so würde ich nun bald das Vergnügen gehabt ha» hen, den Seehafen Ochoyk und das östliche Meer von Sibirien, oder, wie es in dem Russischen Atlas genannt wird, das Kamtschatkische Meer, weil es ftch zwischen der Halbinsel Ramtschatka und der Gegend des g)cho^ ta-Flusses hin erstrecket, zu bereifn, die Embucht, die dieses Meer nach Norden macht,, oder den Pcnschin5klschen Meerbusen von ferne zu besehen, endlich nach RamMac« kaüberzuschiffen, und alle dieft Gegenden 5« beschreiben, wie die unserer Acadenu'schen Gesellschaft gegebene Anwei-W2 es hahen,zpollfe. . ,Von dem Anfange dieses Jahres 'i " ben Iakuyk '6425 N>erste. _ ^ ben könnte, weil dieses der vornehmste Bewegungsgrund war, aus welchem manunsereGesellschaft hieher abgeschickt hattet Ich sehe demnach zum voraus, daß es nicht mög. lich ist dem dritten Theile einen so prächtigen Anfang zu geben, und halte daher für besser diesen andern Theil dafür et- 5 was langer zu machen, damit meinen leiern durch die Mena>^ der Materie dasjenige, was an Wichtigkeit abgehet, ersetzt werden möge. Zufolge unserer Umstände berathschlagten wir drey ' Professoren uns, was wir thun sollten; und weil es uns niemand verargen konnte, daß wir nicht gleich nach Kamtschatka abreisen, und uns der gewissen Gefahr große Noth zu leiden aussetzen wollten, so war der natürlichste Einfall dieser, daß wir unsere Reise dahin aufschoben. Der Professor de l' Isle de la Croyere hielt für nöthig, auch in recht nordlichen Gegenden Wahrnehmungen am Himmel zu machen, um daselst gleichfalls einen festen Punkt, dessen iange und Breite bestimmet wäre, zu haben, um in Festsetzung der übrigen Oerter desto gewisser zu seyn. Er wollte also, bis sich das Glücke unserer Gesellschaft günstiger erzeigte, auf der Lena indessen herunter gehen, und etwa von da sich aufWinterwegen nach dem Flusse Olenek verfügen, woselbst er viele Russische Woh« nungen anzutreffen, folglich auch zu seinen Arbeiten genug» same Hülfe zu finden hoffte. Ein jeder von uns verband ll4 s'ch ys i?37 ben sZttn Iun. ' sich auf dasjenige zu sinnen, was der Herr Professor aw ßer den Wahrnehmungen am Hilnmel, die er am besten verstehen sollte, zum Wachsthum der Wissenschaften er» sprk'ßliches leisten könnte, und versprach, es ihm schriftlich zu geben. Ich meines Theils hielte dafür, daß, da mir die allermeisten Zeichnungen, welche verwichenes Jahr an der Lma gemacht worden, auch fast alle Beschreibungen durch die betrübte Feuersbrunst, deren ich oben gedacht habe, verzehret worden, ich meine Zeit nicht nützlicher würde anlegen können, als wann ich diesen großen Scha« den wieder zu «ganzen suchte; wobey mir noch dieser Vor-theil zu statten kam, daß ich keine Hauptbücher, welche auch durch die Feuersbrunst verzehrt waren, nöthig hatte, um mich in ihnen umzusehen, was etwa zu zeichnen wäre oder nicht. Diese Untersuchung hatte ich vorigen Sommer schon gemacht, und sie war mir noch in frischem Gedächtniß. Ick wurde in meinem Vorsatze durch die Ue« berlcgung bekräftiget, daß die Reise langsam gehen, und also noch bequemer, als die im verwichenen Jahre seyn «ürde etwas rechtschaffenes zu thun. Endlich war auch keine Hinderniß von Seiten der Arbeitsleute, deren ich zu dieser Reise benöthiget war. Die Sluschiwie, die wir vo< riges Jahr bey uns hatten, waren noch hier in Iakuyk gegenwärtig, weil wir sie zur Ueberbringung unseres Proviants nach Iudomskoi Rrest,und nachOchoyk z« gebrauchen hofften; s,e tonnten also wieder auf den Fahrzeu« gen zur Arbeit gebraucht werden. Ich hatte ferner beschlossen Jakttyk S425 wepste. ^7 schlsffen, an der Lena zu überwintern, damlt, so bald ich Nachricht bekommen würde, daß die Anstalten zur Kamtschatkischcn Reise vorgekehret waren, ich indem' Frühlinge des darauf folgenden Jahres die Reise nach Iakulzk wieder ohne Verzug antreten, und solche weiter nach Ocholzk noch in demselben Jahre fortsehen könnte. Der Herr Professor MüUcr hatte noch einige Untersuchungen in der oberen Gegend des Kena-Flusses nachzu-hohlen. Den verwichenen Winter hatte auch seines Ge» sundheit angefangen etwas wankelhaft zu werden, welches, wir, wegen einiger Zufälle seiner Krankheit, der Kälte der Iakutzkischen tust zuzuschreiben Ursache hatten. Er hoffte demnach, wenn erden nächsten Winter in einer et« was warmern iuft zubringen würde, in seiner Krankheit einige Erleichterung und neue Kräfte zur künftigen Reise zu erlangen. Hierzu kam noch, daß wir schon sehr an ein. ander gewohnt waren. Es wurde also ohne vieles Be« denken der Entschluß genommen, daß wir zusammen ge« hen wollten. Weil wlr nun solchergestalt alle in der Kamtschatki-schen Reist zurückgesetzt wurden, und überlegten, daß wir auf der Reise von Petersburg schon in das vierte Jahr zugebracht hatten, da unS doch die Hoffnung gemacht war, daß sie in allem nicht über fünf Jahr dauren wür« de, so konnten wir leicht einsehen, daß, wann auch von nun alles erwünscht'gienge, jedennoch, wann wir einmahl Ramrschatka zu sehen bekommen würden, schon fünf ll 5 Iah" 555 '7N den «seen Iun,^ Jahre versassen seyn müsten. Auf die Rückreise hatten wir auch ei» paar Jahre, und etwas auf den Aufenthalt in Ramrschatka zu rechnen. Ewige Bürger von Si« dirien aber zu werden, hatten wir keine gar sonderliche lusi. Deswegen hielten wir für rathsam, solche Anstalten zum voraus zu machen, daß, wann wir endlich in Ramr« scharka ankomme» würden, wir in unsern Verrichtungen schon etwas vorgearbeitet finden möchten, um nicht gczwun, gen zu scyn uns daselbst gar zu lange aufzuhalten. Diese Vorbereitungen sollten darin bestehen, daß man uns zu unseren dortigen Verrichtungen bequeme Quartiere bauen lassen, daß man eincn Garten in BolschcrezkoiOstrog, als dem südlichsten Orte anlegen, und darin die wilden Kamtschatkischen Gewächse, so vicl nur immer möglich,pfian< zen sollte; ferner daß man «inen Anfang mit denWahrneh» mungen des Wetters machen, die Ebbe und Fluch des Kam« tschatkischen Meeres fleißig aufzeichnen, den feuerspeyenden Berg, und die warmen iander, Fische, vierfüßige und bey. des im Wasser, und auf dem iande lebende Thiere, Vö, gel, auch alles was die See auswirst, fleißig sammlen und beschreiben, und alle Nachrichten, die von Ram-tschadalen, Rorjakcn und Rurilcn zu bekommen wä« ren, sowohl in Ansehung ihrer iebensart, Kleidung, Gö, tzendicnsteS, Sitten und Gebräuche, Handels und Wan. dels, als auch ihrer Erzählungen von ihrer Ab« tunft, durch sichere«Kundschaften zusammen bringen, und s auf Iakurzk 6425 N>ersie. ^. auf das genaueste beschreiben mögte. Um dieses zu verrichten erwählten wir eimnüthiglich den jetzigen Petersbur». gischen Professor der Kräutsrwiffenschaft, Herrn Ma. schenmnikow, der sich bisher in allen seinen Verrichtungen von seinen Mitbrüdern, was den Fleiß und die Begierde das ihm anbefohlne genau zu verrichten, betrifft, ganz besonders unterschieden hatte, und dessen guter und wohlgesinnter Wille uns auch durch viele Proben bekannt war. Zu seinem Beystande, und zum copiren, gaben wir ihm einen Schreiber mit. Dabey kehrten wir alle Anstalten vor, dle zu seiner sicheren Reise nach Ochoyk, und von da über das Meer nach Kamtschatka nöthig waren, und machten auch jolche Verfügungen, daß ihm wahrend seinem Aufenthalt in Kamtschatka keine Hindernisse in don Weggelegt werden mögten, und er das ihm anbefohlne mit Freuden verrichten könnte. Er hatte sich auch zu versprechen, daß, so lange wir selbst die. Reise nachRam-tsthacka nicht würden antreten können, wir doch in Sibirienftyn, und. sorgen würden, daß ihm zu Unter.-Haltung seines iebens jährlich eine gewisse Menge Proviants nachgeschickt werden sollte. Die Kanzley des Ochotzkischen Seehafens wollte im Herbste dieses Jahrs ein Fahrzeug nach Ramtscharka abgehen lassen. Dieses war uns um desto lieber, als wir solchergestalt hofften den baldigen Anfang unserer Anstalten zu sehen. Wir versahen ihn also mit einem ltzeitlauftigen schrift« lichen 545 «737 den 5tenIul." lichen unterricht, was er zu thun hätte, und brachten es mit den Anstalten zu seiner Abreise von Iakuye nach Ochoyk so weit, daß er schon den 5ten Iul. deS Abends um io Uhr sich auf die andere Seite des Lc« na»FluffeK begeben konnte, woselbst er nicht lange bi< zu seiner völligen Abreise zu verweilen hoffte. Hier will lch auch einige Nac5 richt geben, wie die Reise von Iakuyk nach Gchorzk zu geschehen pfleget. Man verrichtet dieselbe auf zweyerley Weise, entweder zll lande oder zu Wasser. Die letztere geschiehet folgender* gestalt. Man gehet die Lena herunter bis an den Al> dan, dm Aldan aber herauf, bis an den Biela rcka, welcher von der rechten Seite in dcn Aldan fallet. Dieser Weg ist sehr beschwerlich, und erfordert viele Zeit; und da der gerade Weg zweyhundert und neunzig Wersie auS« macht, so macht die Fahrt auf den Flüssen über fünfhundert Werste aus, weswegen man dieselbe nicht gerne unternimmt. Man hat bey gedachtem Biela«Fluß verschiedene Provlanthäuser gebauet, wohin der Proviant auf den letzten Winterwegen noch aufSchlitten überbracht zu werden pfleget, und daselbst wird er auf die Fahrzeuge geladen, die man deswegen, wenn sie an diesen Ort zurücke kommen, nicht bis Iakuyk, sondern hier zurücke laße. Der iand« weg von Iakurzk aus, gehet über den Bach Tatta, zu welchem es hundert und acht und siebenzig Werste sind; Iaklltzk 6425 Wersie. ^ von da bis an ben Fluß Amga hat man vier und vierzig Werste, von dem Amga aber bis zum Aldan, und dem in diesen, einfallenden Bicla rcka, acht und sechzig Werste. Von da gehet man den Biela»Fluß herauf, bis an den Fluß Iudoma, dcr auch vo^, der rechten einfällt. So dann fahrt man in den Iudoma, und auf demselben fast bis an smun Ursprung, woselbst wieder einige Wohnungen, auch Kernhäuser sind, darein der Proviant ausgela« den wird. DieserOrt wird Iudomskoi^vrest genannt. Von. hier aus hat man wieder zwcen Wege, den einen meistens zu Wasser, den anderen zu lande. Der Ursprung des Flusses Bllidnaja ist nicht über vierzig Werste von dem Ursprünge des Zudoma entfernt, und dieser Blud« naja fallt in den Nrak, (ich weiß nickt, warum er in dem neuen Russischen Atlas Nrom genennt ist,) welcher sich etwas westlich von Ochoyk in die See ergießt. Diese läge der Flüsse hat zum Wasserwege Gelegenheit gege« ben, wiewohl die Fahrt auf dem Bludnaja nicht so gar lange üblich ist. Sonst hat man sich nur des Uraks bedienet, dahin man, bis an den Ort, da er anfängt, schiffbar zu werden, von Iudomskoi Rrest an, hundert Werste rechnet. Man bringt von Iudomskoi den Proviant zu lande bis zum Urak oder Bludnaja, und auf dem Urak allein, oder auf beyden Flüssen und über die See, welche man über zehen bis sunszehen Werste nicht zu befahren hat, nach Ochoyk. Es smd abor auf dem Nrak wegen 542 l?37 dcn 5lcn 1)ul. wegen dwHielen Klippen, und des dadurck verursachten ungestümen Wassers, schon so viele Unglücksfalle geschehen, daß man sich billig davor schauet, um so viel mehr, als die Nothwendigkeit des Proviants in Ochoyk groß ist, ^nd man, nachdem man schon so viele Mühe bis Iudomskoi Rrest bey Ueberbringung desselben gehabt hat, wünschet, daß man sie nicht umsonst gehabt haben möge; deswegen, wann man den sichersten Weg gehen will, man lieber den andern Weg zu lande erwählt. Dieser gehet nun über erstaunliche Berge, die mit Karren nicht zu befahren sind, sondern es muß alles auf lastbaren Pferden oder Rennthic. ren fottgebracht werden, auf deren eines man über fünf Pud oder zweyhundert Pfund nicht laden kann. Das Mehl wird ln zweeniederue Säcke gepackt und eingestampft, in derem jeden auf zwey und ein halb Pud enthaften sint?; Tieft Säcke haben einen breiten Riemen zwischen sich, daß auf jeder Seite des Pferdes oder Rennthieres einer zu liegen kommt. Die in der Gegend von <3>choyk wohnenden Tungusen liefern die Rennthicre, um die Reisegeräthschaft fortzubringen, die Pferde aber müssen mehrentheils von Iakutzk aus dazu leer hergetrieben werden> denen das gu« te und häufige Gras, das sich hin und wieder auf dem Wetze befindet, den Unterhast leichtlich giebt. InOchorzk kann man wegen Mangel des Futters nicht wohl Pferde halten z denn es giebt dort Herum in der Nähe wenlg oder Har kein Ciras, und njchts, das man zum Unterhalte der »<^ P«Mn schon manche Jahre in Iakuyk gewesen smd, ohne daß sie von einem Kameele dahin wären gebracht worden, smtemahl dies Thier diese Ge« genden niemals vorher betreten hatte. Ihre Philosophie aber half ihnen bald aus dem anscheinenden Zwel> sel- Weil alle Krankheilen etwas böses sind, so entstehen sie von so vielen Teufeln, als verschiedene Krankhei-ttn sind. * Es giebt aber auch ansteckende Krankheiten, wie * Dieses ist vielleicht ein Ueberblcibsel aus dem Alterthum. Denn so sagt o«^«« conn c:Mw i.ib.«. daß die ^ ' ' Egvptier Iakuyk 6425 wcrsie. 5^ wie eben die Pocken sind. Dergleichen Krankheiten wer. den zu allererst von ihren Teufeln, und im gegenwärtigen. Falle, von dem Pockenteufel hervorgebracht. Weil aber die Pocken anstecken, so ist nachgehends der Pocken, teufet der Mühe erhoben sie einem jeden Menschen besonders einzupflanzen ; denn die Art der Krankheit Hat scholl diese Eigenschaft, daß sie sich selber fortpflanzt. Es konnte ihnen demnach kein Widerspruch zu seyn scheinen, wenn sie alle Pocken, die vorher gewesen waren, von der Ansteckung, dieses einzige mahl aber von dem wirklichen Pockenteufel herleiteten. Der Pockenteufel wurde mit Proviant und andern Waaren bepackt, und reisete von Iakutzk zu der Jakuten grösten Freude ab, und. kam bis an den obengedachten N)erbljufthja-Bach, welchem' er auck ftinen Namen gegeben hat; dann werdljusthjcf, '— Bach Eqyptier dafür gehalten, es seyn sechs und dreyßig Teufel odcr kuftgütter, die dcn Leib des Menschen, der aus eben so viel Theilen bestehe, luntcr sich vertheilt hätten, so daß ein jeder über emen gewissen Theil zu sagen hätte. Die Egvptier/ setzt er hinzu, wüßten in ihrer Muttersprache die Namen der Teufel, und glaubten, wann sie einen jeden nach den, krankenTheile des Leibes, dem er sich zugetheilet, anrufen würden, so würde er auch von ihm acheilet werden, l). i.e Qerc Nik. «z« l, H!»äecin« ^ i^. MM 4 55b '737 den 5ten Iul. Bach ist so viel als Kameelbach. Das Kameel verreckte hier, ohn« Oche>yk zu erreichen. Man urtheilte hieraus, und nicht ohne Grund, daß diese lander für die Kameele zu kalt wären, und wo ich mich nlcht irre, hat man diese Meynung noch aus einem andern Exempel wahr befunden. Die bergichten Gegenden scheinen ihnen auch zuwider zu seyn, wie sie dann in ebenen Steppen, die nicht gar zu kalt sind, am besten gedeihen. Der Herr Rrascheninnikow reisete den iandweg, und nahm auch auf demselben alle Werkzeuge und Ge« räthschaften, als Bücher und Papier, die er zu seinen ver-schiedenen Wahrnehmungen nöthig hatte, auch auf ein paar Jahre Proviant mit sich. Die Eintheilung wurde so gemacht , daß, wie ich schon oben gemeldet, auf ein Pferd gegen fünf Pud kamen. Zu denen Sachen, die nicht wohl in Säcke zu packen waren, wurden Kasten gemacht, von dencn jeder mit denen Dingen, die er in sich hielte, auf dritt halb Pud wog, und diese wurden dem Pferde, so wie die Säcke, auch auf den Seiten angehängt. Wie ich schon oben erwehnt habe, so war der Student schon den 5ten Iul. mit aller seiner Geräthschaft, dem Schreiber und zween Sluschiwie über den Fluß, und fertig seine iandreise anzutreten. Weil aber verschiedene von dem Seecommando, auch der commandirende Hauptmann selbst, tbm diese Reise thun wollten, folglich ebenfalls von der ,>^ ' .. Ja- 'l Jäkuyr 6415 wersts. ,53 Iakußkischen Kanzley die ihnen nöthige Pferde verlangten, so musten die vornehmern, wie eS in dergleichen Gelegen« heiten zu geschehen psteget, die ihrigen zuerst haben, und die geringeren ließ man warten, welches zwar weiter in der Hauptsache nicht die geringste Veränderung machte, zumahl die Seereise gemeiniglich erst im spaten Herbst geschiehet, welche also keine außerordentliche Eile der iandreise erforderte. Mittlerweile richteten Hr. Prof. Müller und ichun« stre Rückreise ein. Wir hatten dazu drey Doschtschenniken und eine Kajuke nöthig, und konnten aus denen, die wir mit hicher gebracht hatten, die besten dazu aussuchen, die wir schon im Frühjahre gut ausbessern, wie auch mit Ma« sten »md Seegeln versehen ließen. Auf einem jeden Doscht-schennik brauchten wir sechszehen,und auf der Kajuke zehen Arbeitsleute. Die Schluschiwie, welche wir voriges Jahr mit her gebracht hatten, nahmen wir wieder mit zurück. Zu Ergänzung der nöthigen Anzahl Arbeitsleute wurden uns von der Iakutzkischen Woewoden. Kanzley Bauren angewiesen, die aus unterschiedlichen benachbarten Bezirken zusammen gebracht waren, um nach Ramtsihar-ka zur Bevölkerung Übergcschisset zu werden, aber wegen mancherley Hindernisse noch nicht zu ihrem bestimmten Or« te hatten abgehen können, und also müßig hier lagen,- fer» vereinige Amgische Bauren, die an dem in den Aldan Mm 5 fallen« 554 '737 den ft u. loten Iul. fallenden Amga» Flusse wohnen, und welche, weil sie wie die Olekmische Bauren aus liebe zur Jakutischen iebensart, ihrem Ackerbau meistens abgesagt haben, ohne Nachtheil ihrer Hausgeschäste wohl eine zeitlang von ihren Häusern abwesend seyn können; ferner einige wenige Jakuten, und einige Kausteute, wclche wegen Kronschuldcn auf Arbeiten verwiesen waren. Diese hatten wir den 7ten Iul. al» le beysammen. Wir zogen also selbigen Tag auf die Fahrzeuge, und nahmen in unser Gefolge beyde Mahler; den Dollmetscher Jachomow, den Studenten GoxlanHw, den Feldmefferlehrling Makscheew, den Untersteiger, den Bcrghauer, einen Schützen, und neun Soldaten. Den Unterwundarzt bat sich Hr. Prof. La Croyere aus, weil er dessen auf seiner gefährlichen Reise nach der untern Gegend des Lena und nach dem Olenek mehr bedürftig zu ftyn glaubte, ich aber bey unserer Gesellschaft allenfalls auch Wundarhtes Dienste versehen konme. Wir hatten uns vorgenommen, nicht eher voll der Stadt wegzugehen, als bis der nach Ramtsthaeka abgefertigte Student abgereiset wäre, welches zwar nicht von seiner Seite, wohl abervon Seiten der Kanzley verhindert wurde, deren Nachläßigkeit wlrwährend unserem Hierseyn öfters erfahren hatten. Hie« durch waren wir gewihiget worden, und suchten daher de. sto ernstlicher die Vollziehung unserer Verordnungen zu bewirken. Dieses nun konnten wir besser gegenwartig als abwesend thun. Innerhalb dieser Zeit kam den 8ten Iul. noch Insel Ljalbjarük' arü ^^ noch has Boot Irkuyk untts Commando des lieutenants Kapnew von der untern Gegend der Lena an, wie ich bereits oben gedacht habe, und der commandirende Haupt» mann zog eben denselben Tag auf die andere Seite des Flusses, um sich und sein Gefolge zu der Reise nach Ochoyk zu versammle«.. > Den 9ten Iul. nachmittags gegen 2. Uhr bekamen wir die längst erwartete Nachricht, daß unser Student sei« ne Reise nach Ochorzk wirklich angetreten hätte, welches er uns dupch ein Schreiben von seiner Hand versicherte; al, so verließen wir ohne weiteren Verzug bey stillem Wetter das Ufer der Stadt, und ließen uns langst dem westlichen. Ufer den Fluß aufwärts ziehen. Es gieng sehr langsam; hamit wir aber nur der Stadt ein wenig aus den Augeu famen, ließen wir alle Arbeiter zugleich Hand anlegen, pie uns bis gegen n Uhr des Abends bis zu dem unteren Ende der Insel Tjalbjarük«arü brachten, welches von der Etadt>stuf sechszehen Werste gerechnet wird. Den loten reiseten wlr von unserm Nachtlager mit Sonnenaufgange wieder ab, und ließen die Fahrzeuge im« mer geg Prof. Müllers Fahrzeug stark zu lecken anfieng, welcher Zufall uns stille zu liegen nöthigte, damit man die Oeffnung desto leichter entdecken mögte. Ueberdem musten wir auch auf unsere Kajuke warten, welche wegen des schlechten Seegels, das sie hatte, weit zurück geblieben war. Sie höhlte uns erst um Mitternacht ein. Wir giengen den «5 ten des Morgens erst gegen 7. Uhr ab, ließen den ganzen Tag hindurch die Fahrzeuge ziehen, und kamen des Abends um 9. Uhr, etliche Werste oberhalb dem Flusse Sinja, mit gutem Wetter an. Die iangsamkeit unserer Reise war bisher so groß, daß ich nicht nur dasjenige, was in die natürliche Geschichte einschlägt, bequem wahrnehmen, sondern auch die Punkte zu Papier bringen konnte, von denen ick durch unsern dritten Hrn. Collegen in seiner sich vorgesetzten so seltenen Reise Nach, richt zu bekommen wünschte. Und da ich vermuthete, daß «r sich zu Iakurzk befände, so schickte ich ihm diese Punk, te von hier aus zu, welches folgende waren: l. Er mög« te die Güte habenin den untern Gegendendes Lena-Flus. ses 56s »73? den l«M Jut. jes, auch in den Gegenden des Eismeers ein genaues Ver« zeichniß von allen vierfüßigen Thieren und Vögeln, wie auch von Bäumen, Staudengewachsen undBeeren,diein selbigen Gegenden wachsen, auch von allen sowohl See-als Flußfischen in Russischer Sprache machen zu lassen; wenn ihm etwas vorkäme, was er nicht kennte, oder wovon er den Namen nicht hatte nennen hören, möchte er suchen, etwas davon zu bekommen, und zu verwahren. 2. Bey dem Verzeichniß der Vögel anzumerken, wann sie in den Gegenden ihres Aufenthalts ankommen, oder wegfliegen, vder obf« beständig daselbst wohnen,und auf was füreineArt, und an was für Orten sie vor andern im Winter am lieb» sien seyn? ). Er möchte alle Pflanzen,< die in der unteren Gegend der Lena, oder an dem Ufer deß Eismeeres zu finden seyn würden, wo möglich, in ihrer Blüte und Frucht zwischen Papier legen lassen. 4. Er mogle auch die See-pflanzen, die von dem Meer an das Ufer ausgeworfen würden, auch andere Sceqeschöpfe, als allerley Arten Mu» scheln, Krebse, Meerigel, Cora llen u. d g. sammle« lassen. 5. Ins besondere mögte er von den weißen Baren Nach» richt einziehen, ob sie das Ufer des Meeres nimmer verlas» sen, oder ob sie zu Zeiten auch die Flüsie heraufgehen, oder sich in das landhinein,und wie weil sie sich von der See weg« begeben?Worin ihre eigentliche Nahrung bestehe? Ob sie ir« gend wahrendem Winter auch wo in Holen liegen, wie die gemeinen Bären, und sich sonst nirgends sehen lassen, bis das Fluß Smja. 5K5 das Frühjahr wieder ankommt, oder ob sie nach einiger Reisebejchreiber Bericht, den ganzen Winter, und fast mehr in dieser, als in einer andern Zeit ihrer Nahrung nachgehen? Ob man nicht bey Herannäherung des Früh. lings, oder im Sommer einige Veränderung der Farbe an den Haaren wahrnehme? Ob man nicht eine besondere Art einer Jagd habe, wodurch man dieser Thiere habhast werde, oder ob man sie nur so von ohngesähr falle, und was für Werkzeuge man dazu gebrauche? 6. Er möcht« von den blauen und weißen Füchse»', welche in der Gegend des Eismeeres befindlich sind, Nachricht einziehen, und sich genau erkundigen, ob dieselben in ihren Arten verschieden seyn? Dieses könnte man leicht erfahren , wann man sie in ihren iöchern zu einer Zeit, da sie Jungen haben, besuchte; bann wann man beständig weiße oder graue be«, sonders, und niemahls vermischt anträfe, so jähe man da. durch ichon die gröste Wahrscheinlichkeit, daß es besonde« re Arten wären, dahingegen, wenn man weiße und graue durcheinander antreffen sollte, sonder Zweifel nur eine Art derselben seyn müste. Bey dieser Gelegenheit möchte man suchen einen solchen Fuchs lebendig mit zu bringen, damit seine Gestalt nach der Natur gebildet werden könnte. So möchte cr auch erforschen, was dieser Thiere eigentliche Nahrung sey? ob eine besondere Art von Ratten, wie man Nn in Ramtsch.R-2.Lht 562 2737 den I5«N Iul. in Sibirien vorgiebt, oder Hasen, oder Morasthüner/ wie einige Reisebeschreiber melden, ihnen zur Speise die-neten? ob sie den Sommer und Winter über einerley Nah« rung haben, und ob sie nicht zuweilen im Sommer den Gänsen nachstelleten, deren es eine so erstaunliche Menge in diesen nordliche n Gegenden des Sommers giebt? Auch möchte er erfragen, in welcher Zeit des Jahres sie öfter als sonst gesehen werden, ob sie nicht zuweilen eine Gegend, wie die gemeinen Füchse in Europa auf einige Jahre ver« lassen, und was für Ursachen die Einwohner des landes angeben, wenn sie in gewissen Jahren häufig wären? Ob etwa der häufige Wachsthum einer gewissen Pflanze, oder die Menge gewisser Thiere, die ihnen zur Nahrung dienen, oder sonst eine Ursache davon angegeben werde? Wie weit sie die Flüsse herauf gehen ? Ob sie sich von bannen auch in die Wälder begeben ? Ob sie ihre töchcr auch in die Ufer der Flüsse machen, oder sich bestandig am Ufer des Meeres aufhalten? Oder bald an den Flüssen, bald am Mere? Wie hoch sie diese iöcher über die Horizontallinie des Mee. res oder der Flüsse machen? Wie groß sie dieselben, und ob sie solche horizontal, gerade oder krumm machen? ob sie einen oder mehrere Zugänge zu ihrer Hole haben? ob ein jedes Paar seine besondere Höle habe, oder viele Paa-re zusammen? ob sie das ganze Jahr hindurch, und in was für Ordnung sie ihre löcher besuchen, oder ob sie öfters ei> * Lagepuc, Fluß Sinja. 56z einen bis zween Monate auf den Raub ausgehen ? ob sie sich alle Jahre neue iöcher machen, oder mit einem to« che einige Jahre lang, oder die ganze lebenszeit hindurch zufrieden seyn ? ob nicht zuweilen ein Fuchs deS andern loch, welches dieser etwa verlassen hat, oder gar aus list und Ucbcrraschung einnehmen? ob diese Füchse haufenweise, oder einzeln ziehen, zu welcher Zeit sie sich belaufen, und wie lange sie in der Brunst zu seyn pfiegen? wie lange sie trächtig seyen, zu welcher Zelt des Jahrs, und wo sie ih« re Junge zu werfen pfiegen, wie viel auf einmahl, unh wie lange sie ihre Junge saugen lassen? Er möchte auch die Veränderung der Farben beschreiben, die sich von der Ge^ burt an ein ganzes Jahr lang in den Haaren zeigen, wo« bey auch die Namen zu melden wären, welche die Jäger dieser Art von Thieren nack ihren verschiedenen Altern ge< ben. Ferner möchte er anmerken, ob sich nicht diese Füch, se, wenn sie zu einem gewissen Alter gekommen waren, doch alle Jahre ein wenig verändern, daß z. E. die weiße Farbe bey einem höhern Alter weißer, und die blaue dunk-ler werde ? ob sie wie die Hunde zu bellen pfiegen und ob dieses das ganze Jahr hindurch, oder nur in der Brunst« zeit geschehe? So möqte er auch die Jagd dieser Füchse genau beschreiben, und sich erkundigen, ob viele Jäger;u« sammen jagen, wie die Jagd geschehe? ob verschiedene Arten derselben seyn? Ob nicht einige Aberglauben bey den Jägern in besonderer Benennung der verschiedenen Theile Nn 2 di-. 564 »737 den lzten Jill. dieser Thiere, und in dcn Vorbereitungen zur Jagd Herr« schen?was sie zu ihrer Nahrung mit aufdie Jagd nehmen? ob sie sich Gezelter dqrbey bedienen? was für Kleidung sie dabey anhaben, wie lange sie auf der Jagd bleiben? wie viele Füchse auf einen Jäger etwa in einem Winter gerechnetwerden könnten, wann dieselben ziemlich häufig waren? 7. Möchte er an unterschiedlichen hohen und niedrigen Stellen, und zu verschiedener Zeit, besonders aber von dem Monat May bis zum September in der Erde graben las« sen, um zu erfahren, wie tief das Erdreich nicht gefroren sey, folglich die j verschiedenen Veränderungen, die von Zeit zu Zeit in dem Erdreiche vorgehen, zu erkennen. Er mochte auch aus eben diesem Grunde 3. im Winter das Eis sowohl aufden Flüssen,als dem Meere, in verschiedenen Monaten durchhauen lassen, und die Dicke desselben messen. 9. Sich auf alle nur mögliche Art bey den Jägern oder Einwohnern ves landes erkundigen, oder durch besonders nach den Ufern der Lena oder anderer Flüsse, so darin oder in das Meer fallen, oder einiger Seen oder des Meeres, zu diesem Ende ausgeschickte leute nachforschen lassen, wo es Mammontsknochen gebe, die noch in der Erde liegen, wo< von man etwa durch einige aus der Erde hervorstehende Stücke die spuren haben könnte. Daselbst möchte er, bis man an die hervorstehende Stücke der Knochen kom« men würde, von oben nach unten zu graben, und also for-fahren lassen, bis keine Spur irgend eines Knochens mehr vol« Fluß Sinja. 565 Vorhanden seyn würde, die Tiefem welcher die Knochen gelegen, und die Höhe der Horizontallinie vom Meere, wo es möglich, auch die iage der Erde von oben bis un-ten sowohl ihrem Wesen als ihrer Dicke und Neigung nach, besonders aber die läge, darin sich die Knochen befänden, beschreiben, eine ohngefähre Zeichnung der iage der Knochen, wie sie einer in Ansehung des andern lä« gen, machen und anmerken, ob sie alle horizontal, oder et« wa nach einer oder der andern Seite, und wohin und un' ter was vor einem Winkel sie lagen? Auch möchte er zugleich acht geben, ob sich nicht zwischen den Knochen Stü« cken von Bäumen befänden, wovon ich mir, wenn sie etwa verschieden waren, von jeder Gattung eine Probe zu-sammt den Knochen, die dabey seyn würden, ausbat. So lange wir zusammen waren, haben wir noch verschiedene Wahrnehmungen über die iänge des Perpendikels, und über den Grad der Kalte, wohin das Wajser könnte ge< bracht werden, ohne doch zu frieren ?c. verabredet, die ich hier nicht wiederhohlen wollte. Den i6ten des Morgens frühe um 4 Uhr kam der Student Tretjakow bey uns an, den wir verwichenen Herbst in Nst'Rust wegen der Wahrnehmungen des Wetters zurück ließen, worin er aber laut seines Berichts durch Krankheit verhindert worden ist. Wir musten die Fahrzeuge, wiewohl bey recht gutem Wetter auch diesen Tag N n 3 ^ be- 565 ,737 den «7ttN bis den lyten Iul. beständig ziehen lassen, und konnten den Dschjura qegen Abend nicht erreichen, weswegen wir noch einige Werste unterhalb demselben anhalten, und daselbst übernachte» musten. Den i7tcn war'verdrüßliches und dunkeles Wetter. Ob wir uns gleich frühe auf den Weg machten, und bis in die Nacht giengen, kamen wir doch nicht weiter, als bis an ^das untere Ende von Isiu«ary. Kaum hatten wir angehalten, so entstund ein entsetzliches Donnerwetter mit einem überaus heftigen Regen, der allenthalben durchschlug, so daß in den Kajüten kein trockener Platz mehr zu finden war. Nachdem es wacker geregnet, und das Donnettvet« ter nachgelassen hatte, so glaubten wir nun von allen übri< gen Sorgen frey zu seyn. Aber wir betröge» uns; denn es entstund plötzlich eil, großes Geräusche und Brummen, das erstere wurde durch das Wasser verursachet, das von den Bergen mit ungemeiner Wuth herunter schoß, wie es uns dann in unseren Fahrzeugen die ganze Nacht hindurch vorkam, als wären wir in der Nähe einiger im Gan» ye seyenden Wassermühlen. DaS Brummen aber rührte von dem Herunterstürzen der Berge her, in denen grosse Stücke von der Gewalt des Wassers los und abgespület worden. Wann es ganhe Berge gewesen wären, so hät, ten wir Zeit gehabt,auf unsere Sicherheit zu denken. Dann e< fiel nur ohngesahr funfzehen Klaftern unter einem unse-«er Fahrzeuge ein solches Stück herunter, wslches das Fahr« zeug Griß.'re Talba. ^6^ zeug in große Gefahr gesetzt haben würbe, wann es davon wäre getroffen worden. Ich verwunderte mich, wie die Lena, ein in diesen Gegenden gewiß großer Fluß, inkur. zer Zeit so stark habe anwachsen können, daß er auch von diesem Zuwachse viel schneller lief , und wir hohe Ursache hatten, auf unsrer Hut zu seyn, damit die Fahrzeuge, wel« che nur mit Tauen an dem tande befestiget waren, niche von der Schnelle des Stromes los gerissen werden mög. ten. Den 18 ten giengen wir mit der Morgendämmerung nb; die Fahrzeuge mußten wiederum den ganzen Tag bis des Abends um 9. Uhr gezogen werden, da wir die ermü, beten Arbeiter etwas ausruhen ließen. Wir waren bis an den Fluß Malakan gekommen, und übernachtetM daselbst. Den i9ten, welches ein sehr trüber Tag war, musten die 19. Schiffe auch nachgezogen werden. Gegen Abend kamen wir an viele seichte Stellen in dem Fluffs, welche den Arbeitern viel zu schaffen machten, wie wir dann, um unsere Fahrzeuge zu schonen, alle Mühe anwandte-, aus diesen beschwerlichen Stellen herauszukommen, und so gieng es bis um Mitternacht in einem fort. Die Arbeiter sagten, wir wären bey dem größeren Talba, in dessen Gegend die seichten Stellen nicht so bald aufhörten; und weil sie bisher genug gearbeitet hatten, so konnten wir sie nicht wei« ter anstrengen, und übernachteten also zwischen diesen seich« . . Nn 4 ten 568 »737 den Listen bis 24M Iul. ten Stellen. Unsir Nachtlager währete bis des Morgens um 6 Uhr, da wir die Fahrzeuge wieder fortziehen ließen. Weil aber bald darauf Regen einfiel, der etliche Stunden sortwahrete, und der Wind auch stark entgegen bliese, so kostete es doppelte Arbeit. Des Abends kamen wir in die Gegend des Feldes, so Sangagtag genennt wird. Den Listen war zwar etwas besser Wetter, des Nachmittags aber hatten wir so starken widrigen Wind, daß die Fahrzeuge durchaus nicht gezogen werden konnten, und wir wurden gezwungen, sie eine Zeitlang an dem U« fer zu befestigen. Wie der Wind etwas von seiner Hef-tigkeit nächließ, fuhren wir weiter bis an den kleinen N7ar< > ließen wir alle unsre icute arbeiten,' und giengen solcher« gestalt ben Calba noch in der Frühe vorbey. Gegen Mittag gaben M den Arbeitern Zeit sich zu erhohlen, Und mittlerweile legte sich auch h« Wind etwas, so daß wir * "^ ' gz. Chaeüstür-Urjak. 569 gegen '3 Uhr nach Mittage bey stillem Wetter abfuhren und mit Sonnenuntergange Tschacbur-Chaja (Feuer« steinberg) der an dem linken Ufer liegt, vorbey giengen, worauf wir nicht weit unterhalb dem Bache, Rüttistach« urjak, der von der linken Seite einfallt, unser Nachtlager aufschlugen. Noch etwas vorher, ehe wir dem Feuersteinberge gegen über kamen, sahen wir auf der rechten Seite des Flusses, eine Art von siulenförmigen Bergen, die wir auf der Herreise, vermuthlich wegen Dunkelheit der Nacht, nicht wahrgenommen hatten. Den 24sten konnten wir des Vormittags von 7 bis l i Uhr die Seegcl gebrauchen; aber der Wind wanhte sich bald wieder gegen uns, und wurde so ungestüm, daß wir genöthiget waren, von Mittage an bis um 5 Uhr nach Mittage stille zu liegen. Alsdann ließen wir uns wieder fortziehen und hielten des Abends gegen io Uhr etwas unterhalb Chamstür-Nrjak stille, allwo wir den Morgen erwarteten. Einige Wersie vorher waren auf den Bergen des rechten Ufers kleine säulenförmige Vorstände zu sehen. Gegen 7 Uhr des Abends sahen wir eine schöne iuftcrscheinung , die gegen Westen zum Süden stund. Es war eine helle Pyramide, die sich von dem Horizonte aus funfzehen Grade hoch erhob, auf der der Sonne gegen über stehenden Seite aber stund ein schöner Regenbogen. Nn L Den §7» '737 den 25 bis zum 27sten Iul. Den nsten ließen wir die Fahrzeuge wieder ziehen, weswegen wir, um den ArbcitSleuten ein wenig Rlche zu geben, gegen Mittag stille liegen mußten. Um 3 Uhr gieng die gewöhnliche Arbeit wieder an. Gegen 7 Ukr des Abends kamen Flöße von oben herunter, welche «ach Iaklllzk bestimmt waren. Weil wir nun wegen einiger Sachen nach Iakuyk zu schreiben hatten, und sie auf unsere Priese warten wollten, so ließen wir sie in der Gegend. Ha wir waren, nämlich dem Lamana'Flusse gegen übcr anhalten. Wir jchrieben, und deS Morgens um z Uhr waren wir fertig, worauf die Floße ihren Weg fortsehten. -^ " Den 26sien schien sich der Tag zur Reife gut anzu« lassen. Schon des Morgens um 5 Uhr konnten wir die Seegel gebrauchen. Der Wind ließ zwar zuweilen etwas nach, in welchem Falle die Arbeiter ihm mit Ziehen zuHül« fe kommen musten, jedoch war es für sie ein fröligcr Tag weil die Fahrzeuge gar oft ohne ihren Beystand segelten. Wir waren fthon um Mittagszeit bey BogaroinaWo-lok, um ein Uhr nach Mittage aber konnten wir kein See« gel mehr gebrauchen. Indessen kamen wir doch schon des' Abends, obgleich die Fahrzeuge nur gezogen wurden, an die Gegend des Olccma, und hielten ttwa 8 Wcrste unterhalb seiner Mündung stille, durften uns aber nicht weiter wagen; dafür begaben wir uns den andern Morgen desto früher auf den Weg, um Olecminskoi Ostrog bald Olecminskoi Ostrog. ^, M erreichen, wo wir gerne ein wenig stille liegen wollten. Es ließ sich alles nach unserm Wunsche an. Als wir des Morgens um 7 Uhr zu dem Flusse Olecma kamen, er« hob sich sogleich ein Wind, mit dem wir glücklich ohne alles Rudern herüber fuhren; von dort ließen wir uns bis zu dem Ostroge ziehen, welchen wir noch eine Stunde vor Mittage erreichten. Wir hatten zweyerley Ursachen hier zu verweilen, l. Fehlte es uns an einer genügsamen Anzahl Arbeitsleute, und so lieb es uns auch sonst war, daß wir langsam gien« yen, so hatten wir doch noch eine große Reise vor uns, auf der wir uns nicht gerne gar zu sehr verspäten wollten. 2. Hatten wir von Iakuyk an bis Hieher an einem Be« richt von unserer Reise, und dem ganzen Verlauf unserer Geschäfte seit einem Jahr her, gearbeitet, welcher nun völ« iig fertig gemacht, und an den regierenden Senat eingesandt werden sollte, weswegen auch alle übrigen Geschäfte so lange bey Seite gesetzt werden mußten. Zwar konnte ich in meinen Verrichtungen fortfahren, weil eigentlich der Herr Prof. Müller die Berichte zu machen, und ich sie nur mit ihm durchzulesen hatte. Wir waren den isten Aug. damit fertig, und schickten des Abends um 7 Uhr ei. nen Soldaten damit nach Petersburg ab. Indessen hatten wir auch Arbeitsleule aus zwoen Abwechselungen, jcde 572 737 den 2ten bis 6een Äug. jede zu zwölf Mann, zusammengebracht, und also das aus' gerichtet, was wir uns hier vorgesetzt hatten. Den 2ten Aug. des Abends um halb 8 Uhr setzten wir also unsere Reise fort, und verließen den Ostrog bey ganz stillem Wetter- Den folgenden Morgen um 2 Uhr erreichten wir die Scclle des Flusses, da wir auf die rechte Seite desselben übergehen musten, und wünschten uns, um dieses glücklich zu thun, eben so guten Wind, als wir aus dem Flusse Glecma hatten. Es geschahe auch zu unserec großen Verwunderung, daß, da die Arbeiter eben ihre Ruder zurecht legten um überzurudern, sich ganz plötzlich ein Wind erhob, der uns durch Hülfe der Seegel nicht allein über den Fluß, sondern auch noch um «^ Uhr vor Mittage fast bis an das ob?re Ende der Tolokonnie gort brachte. Von hier aus ließen wir uns ziehen; des Abends wurde der Wind wieder gut, und wir segelten damit bis in die Gegend des kleinen Tsthercndei, von wel-chem wir nur noch drey bis vier Werste entfernt waren, musten uns aber gefallen lassen hieranzuhalten, weil man nicht wüste, wo die Rajuke geblieben wäre. Vermuth» lich war ihr schlechtes Seegel die Ursache, daß sie so weit iurück geblieben war, wie ich schon oben deswegen Klage «führet habe. Sie Rooru-ürjak. 575 Sie kam erst den 4ten des Morgens gegen 3 Uhr bey uns an/ und wir säumten nicht so gleich abzugehen, und uns bey öfterem Regen und widrigen Winde den ganzen Tag ziehen zu lassen. Abends um 9 Uhr nahmen wir einige Werste unterhalb der Insel Ielowoi nnser Nacht« lager, welches wir den folgenden Morgen, als es kaum tagete, verließen, und uns unter bestandigem Regen fortziehen ließen, wie wir dann des Abends gegen 10 Uhr der Mitte der Insel Rukalina oder Tschornoi gerade gegen über das Nachtlager nahmen. Der 6ste Aug. war noch schlimmer. Wir hatten den ganzen Tag widrigen Wind, der uns kaum aus der Stelle kommen ließ, des Abends a? ber wurde er so heftig, daß wir auch schon um 9. Uhr wider 5 unsern Willen dem Ilsjurjak gegen über anhalten mußten. Der folgende Tag schien uns recht zur Prüfung unserer Gedult gegeben zu seyn. Ein heftiger Sturm bliese uns mit der grösten Gewalt entgegen, und dabey regnete es auch stark. Wir hofften zwar von Zeit zu Zeit, es würbe besser Wetter werden, deswegen ließen wir vom frühen Morgen an die ieute ziehen und arbeiten. Allein endlich fanden wir doch nicht für gut, die Arbeiter unnö, thiger Weise zu martern, und legten mit den Fahrzeugen noch vor Mittage an. Gegen drey Uhr nach Mittage legte sich der Wind, und wir ließen uns bis um 9 Uhr fortziehen, da wir noch etliche Werste oberhalb dem unte« ren Rooru-urjak anlandeten. Bald nach unserer An« landung 574 »737 den 7 bis zum loten Allg. landung verlohren wir einen Soldaten Nledwedow welcher schen seit mehr als einem Monate krank, «„h st« den letzten Tagen seines lebens mit unbeschreiblichen Colik« schmerzen geplaget gewesen. Wir ließen ihn schon um die Morgendämmerung nach den Gesetzen seiner Kirche b«« graben, Der Lte Aug. war so wie der vorige Tag sehr kalt, ohngeachtet der Wind gar nicht gieng. Doch ließ er un« auch nicht unangefochten. Es waren fast bestandige seichte Stellen im Flusse, und es regnete in einem weg. Der Himmel klärte sich zwar des Abends gegen 4 Uhr auf; aber da waren wir eben in der Gegend des Patoma« Flusses, den wir mit unsäglicher Mühe, »egen der sehr weit von ihm in die Lena auslaufenden Sandbänke vorbey fuhren. Endlich hielten wir des Nach« um lo Uhr Rotschjukta-ary gegen über an. Wir giengen den 9ten mit anbrechendem Tage unter Seegel, und kamen schon um 9 Uhr vor Mittags llk» schakanurjak, oder den Fluß Ramcnka vorbey wo man die Hälfte des Weges zwischen Olecminsko, und wmmskaja Sloboda rechnet. Um diese Zeit wur-de der Wind sehr schwach, daß wir die Fahrzeuge wie« der ziehen lassen mußten. Gegen Mittag verstärkte er sich wieder, und wir konnten die Seegel bis des Abends Mündung des Nuya. 575 Abends um 7 Uhr in einem fort gebrauchen. Des Abends um 5 Uhr entstund in der Gegend von Nord« nordosien eine Nöthe, welche aber bald blasser wurde, und einer bloßen Helle gleich war, auS der ein heller Streifen in Form eines Bogens gieng, welcher aber nicht lange währte, und niemahls zu einem völligen halben Bogen wurde. Plötzlich entstund auch im Ze« nith eine ungemeine Röche, zu welcher sich bald ein sehr breiter Streifen von eben solcher Farbe aus West« norbwesten gesellte, der aber nicht bis an den Horizont reichte. Diesem folgten andere Streifen zwischen Nor« den und Westen, davon die meisten hochroth, und einige blaß waren. Der Zcnilh sahe ungemein schön aus, und es ließ sich zu einem vollständigen Nordlicht an. Allem nach 9 Uhr verschwand alles, «hngeachtet der Himmel die ganze Nacht hindurch ziemlich helle war. Ich blieb mit meinem Fahrzeuge, weil es nicht allzu gut seegelte, weit hinten, und muste die ganze Nacht in einen fort gehen, um die Fahrzeuge, die vor mir waren, ein« zuhohlen, welches ich etwas unterhalb der Mündung des Nuya des Morgens um 5 Uhr that. Jedoch konnten wir nicht weiter gehen. Die Kajuke war auch nachgeblieben, und wir konnten sie nicht verlassen. Sie kam endlich um 8 Uhr an, und eine halbe Stunde her« nach ssiengen wir zusammen weiter. Eine Stunde car« auffuhren wir die Mündung des Nuya vorbey, und kamen 576 «737 den Uten bis lzlen AllF. kamen ziemlich fort, ohngeachtet wir bald Regen bald Sonnenschein hatten. Ein paar Werste oberhalb LucsiHe urjak hielten wir des Nachts um w Uhr stille- , Den itten hätten wir einen sehr guten stillen Tag, nur daß es uns viele Mühe kostete den Bach Rondai vorbey zukommen. Die Fahrt ist gemeiniglich bey sol« chen Bächen schwer, die aus dem Gebirge kommen, und öfters bey starken Regengüssen aufschwellen. Denn sie stürzen sich mit Ungestüm in die großen Flüsse, reißen hin und wieder Erdreich ab, und führen dasselbe weit in die Flüsse hinein, die an selbigen Orten seicht davon werden, und um solche stickte Stellen muß man ganz herumfahren. Bey diesen vielen Hindernissen kamen wir doch schon des Abends um 6 Uhr zu dem von der linken Seite einfallenden Bach N7lMIur-Era, giengen noch auf iO Werste weiter, und landeten kurz vor io Uhr an dem Ufer an. Den i2ten war von Morgen bis zu Mittage ein starker Nebel, der sich hernach vertheilte und einen warmen Nachmittag brachte; den ganzen Tag aber war eS still, so daß wir in unserer Reise nicht die geringste Hinderniß hatten. Nach 7 Uhr des Abends fuhren wir Chamrina. ^ Nach 7. Uhr des Abends fuhren wir den Grjasnucha vorbey, ein paar Stunden darauf aber lagen wir etwas oberhalb Rumag-urjak (der Sandbach) stille, und sahen um halb eilf Uhr ein starkes Nordlicht, das die Himmelsgegend zwischen Nordost und Nordwesten einnahm. Gerade nach Norden stund ein Bogen, unter welchem eine große Dunkelheit herrschcte. Aus dem hellen Bogen aber stiegen lichte. Streifen; Zunächst an des Bogens westlicher Seite waren andere Streifen von einer schönen Rothe, die den Horizont ganz berührten, und durch welche man die Sterne sehen konnte, sehr dicht zusammen. In dem Bogen allein konnte man einige Bewegung wahrnehmen: allein dieser verschwand zuerst, hernach die Streifen, und um «. Uhr war nichts von der ganzen Erscheinung mehr zu sehen. ls Den izten, da es stilles, klares und warmes Wet< ttr war, ließen wir die Fahrzeuge wieder ziehen, unv setz» ten diesen gantzen Tag unsere Reise ungehindert bis, nach dem Dorfe Chamrma oder Feodosowa fort, wo wir gegen Abend um 9. Uhr ankamen. Den i4ten fuhren wir des Morgens nach 5. Uhr von hier ab, und wie wir ohngefähr 8-Werste weiter waren, so ruderten wir über den Fluß, wurden aber auf etliche Werste hinunter ge-^^, Oo , trie« Ramrsch.R2.TH. 578 '737 dm 15. n. i6ten Aug. trieben, so daß wir erst des Abends gegen 5. Uhr nach Nedostrelorva Saimka kamen. Bis zu. einer Stunde vor Mittage war ein starkerbicker Nebel, auf welchen aber ein heller und warmer Nachmittag folgte. Wirln gen beydemDorfe NedsstrelHwa auf anderthalb Stunde lang still; dagegen aber ließen wir die Fahrzeuge die ganze Nacht weiter ziehen. Es schiel,, als wann sich der Wind unserer Arbeiter den i5ten erbarmen wollte; dann des Morgens nach 6. Uhr wurde er überaus günstig, so dafi wir treflich seegeln konnten. In etlichen Stunden aber bekamen wir wieder eine Windstille. Das Wetter war dabey sehr angenehm, und es schien, daß die Arbeit Unsern leuten nicht sonderlick sauer ward, mittelst welcher sie uns gegen halb zehenUhr des Abends bis an den Bach RrestHwaja brachten. Den i6ten setzten wir unsere Reise mit anbrechendem Tage fort; gegen Mittag konnten wir uns auch der See« gel, obwohl nicht lange, bedienen. Wir waren nach« mittags um fünf Uhr schon bey peleduiskaja Slobo-da, und blieben daselbst bis zum andern Morgen liegen. Mit anbrechendem Tage aber verfolgten wir unsere Reise, weil wir wohl wüsten, daß der Fluß witlmsk sehr schnell laust, und also der Reise wider den Strom sehr hinder« liH ist. Jedoch mittelst eines günstigen Windes, der Wltimskaja Sloboda. ^79 noch etwas vor Mittage zu wehen ansieng, erreichten wir schon um 3. Uhr nachmittags Wirimskaja Sloboda. Nir musien uns bemühen hier wieder einige lew te zu der Arbeit zu bekommen, um wenigstens einige O-lekmische Bauren ablassen zu können. Esöeß sich schlecht dazu an. Schon viele Tage nach der Reihe gab Gott sehr warme, ja heiße Tage, und diese brachten die Frucht zu einer treflichen Reife, daß also die Einwohner in der völligen Erndte begriffen waren, worin wir sie bil« lig nicht stören durften. Was aber nicht mit der Ernd« tc zu thun hatte, das hielte sich in den oberen Gegenden des witims auf, um Marienglas zu brechen, nur eini«. ge ieute ausgenommen, dle sich vor etlichen Tagen von dieser Arbeit los gemacht hatten, um dem Mangel der Schnitter bey jetziger Erndtezeit abzuhelfen. Man ver, tröstete uns auf mehrere, die taglich erwartet würden, wie denn schon den lZten einige Tschetschuiskische Bauren von dem Marienglase zurücke kamen. Den folgenden Tag fanden sich auch einige Witimische ein, uno wir erwarteten noch andere aus Tsihetsihuiskoi Ostrog. Die Ja/ kutischen Schluschiwie hatten wir noch alle bey uns, weil sie uns bis an den Ort, wo wir unser Winterlager, aufschlagen wollten, gegeben waren.. Da sie aber sahen,daß Wir schon in Olekma einige leute zur Arbeit bekommen, zzo l?37 den «often bis;um 24sten Ally. auch hiev zu noch mehreren Hoffnung hatte«, so bekamen ihrer zween das Heimweh, und liefen den 2Oste« dieses davon. Wir besorgten daher, daß wir durch einen längeren Aufenthalt allhier noch mehreren dazu iust machen würden; weswegen wir ohnMchtet wir, nur zehenieute allhier zurBeyhülfe bekamenMs doch entschlossen den 2isten des Morgens noch vor 6 Uhr von hier abzufahren, Ohngefähr 4. Werste oberhalb der Slobode ruderte« wir auf die rechte Seite des Flusses hinüber, und des. A« bends um 6. Uhr näherten wir uns dem Tschuja, wo es wieder solche untiefe Stellen gab, daß man sich mit Stangen über dieselbe fortstoßen musie. Und als. wir nach einem paar Stunden schon einige Werste ober« halb dem Bache Bobrovka waren, ließen wir zum Nachtlager an dem Ufer anhalten, weil uns hier die aus Tschcrschuisk verlangte leute begegneten, die wir noch diesen Abend auf unsere Fahrzeuge vertheilten. Den22sten fuhren wir unter starkem Regen mit anbrechendem Tage ab. Nir hatten zwar auch widrigen, aber nicht zu hefti« gen Wind, und giengen den ganzen Tag und die darauf folgende Nacht ohne Unterlaß in einem fort, weil eszielii« lich kalt zu werden anfieng, und fast kein Kraut mehr auf dem Felde zu sehen war. Den 2zsten, da wir klares Wetter hatten, fuhren wtr des Abends um 7-Uhr den Bach Schu-wicha vorbey, und erreichten etwas vor Mitternacht das Dorf Insil Dubrowol. 58, Dorf Schelagina oder Rureiska ^^ Wlr aber giengen den 26sten mit anbrechendem Tage weiter, und den ganzen Tag ungehindert fort. Um Mitternacht hielten wir dem Dorfe Rorschunovs« ka gegen über an, in der Absicht die nachgebliebene Ra-juke hier zu erwarten, welche auch den 2?sten, als eS Tag worden, zu unserer Freude ankam, worauf wir un« sere Reise zusammen fortsehten, und bey sehr heftigem widrigen Winde, welchen wir den gan;en Tag hatten, die Dörfer Nludekaja und Dawidowa vorbeygiengen. Es fieng schon an etwas dunkel zu werden, als wir daS Dorf Itsihorskaja hinter uns ließen. Wir giengen auch nur etwa noch ein paar Werste weiter, und hielten an, weil der Wind allzu heftig, und noch dazu mit Re< gen vermischt war. Es schien, als wann die widrigen Winde uns auch noch den 28sten verfolgen wollten; wir giengen aber unter ihrer Verfolgung mit anbrechendem Tage ab, hatten auch den meisten Tag hernach stilles warmes Wetter, und bekamen dadurch neuen Muth. Des Abends gegen 8-Uhr kamen wir zum oberen Ende der Dariinskischen Inseln, und weil die Tschaiskische Sandbank nicht weit davon ist, welche sich die Arbeiter des Nachts nicht, vorbey zu gehen getrauten, so hielten wir an dem Ufer an. Den 29stcn. da wir noch vor Tage abgiengen, erreichten wlr bald den Csihaja, und erfuhren, daß auch diese Sand- Oo 5 bank 586 1737 dm zosten Aug. bank sehr beschwerlich und mühsam vorbey zu fahren wäre. Wir hatten aber einen zu Beförderung unserer Reise vortheilhaften Tag. Als wir etwas nach Mittage das Dorf puschtschynich erreichten, bekamen wir den nö« thigen Wind, um das gegenseitige Ufer des Flusses zu gewinnen. Wir konnten auch noch den übrigen Tag die Seegel dann und wann gebrauchen. Etwas unterhalb dem Dorfe Agaphomowa giengen wir wieder aufdie rechte Seite des Flusses hinüber, und kamen des Abends noch vor 7. Uhr zu Spoloschenskaja Sloboda an. - Die Billigkeit erforderte von uns die Amgische und Kamtschatkische Bauren nicht weiter zu nehmen, und die Witimskische zurück zu senden, und doch konnten wires bisher nicht thun, weil wir bis an einen Ort gehen mu-sten, allwo wir den Winter über bequem leben könnten. Die Schluschiwie aber reichten nicht zu, unsere Schiffe fortzuziehen. Dann so gerne wir auch diese Bauren alle von uns gelassen hätten, so konnten wir hier doch keine andere an ihre Stellen bekommen, oder wir würden die Dörfer ganz von ieuten entblößet haben. Die Bauren selbst gaben uns den Anschlag die Fahrzeuge nunmehr von Pferden ziehen zu lassen, als woran es uns nicht fehlen könnte. Wir ließen also den zosten des Morgens die Amgische, Kamtschatkische und Witimskische Bauren von uns, und verordneten, daß ein jedes Doschtschenik von sechs, Sacharovskaja. 587 sechs, die Kajuke aber von vier Pferden gezogen werden sollte. Auf allen Fall aber, wann etwa die Fahr> zeuge nicht anders als von Menschen gezogen werde« könnten, nahmen wir zu den vorhandenen Schluschiwie noch so viele Bauren, daß auf einem jeden der größeren Fahrzeuge sunfzehen, auf der Kajuke aber zehen Arbeits« leute waren. Noch denselben Tag des Abends um vier Uhr machten wir mit unserer neuen Fahrt den ersten Versuch. Wir erfuhren gleich, daß es nicht möglich wäre, sich der Pferde allein zu bedienen; denn wir musten eine Sandbank vorbey gehen, da die Fahrzeuge mit besonderer Sorgfalt geführt, und bald wenig oder mehr an-gezogen werden musten, wozu die Pferde nicht abgerich« tet waren, auch keine natürliche Fähigkeit dazu hatten. Doch hernach thaten auch die Pferde das ihrige. Wir kamen des Abends nach sieben Uhr dem Dorfe Sacharovskaja gegen über, und noch denselben Abend wurden uns aus dem Dorfe frische Pferde durch den Fluß zugetrieben. 'Die ieute ermähnten uns aber die Nacht über stille zu liegen, weil viele ungemein seichte Stellen zunächst bey uns in dem Flusse wären, wo man schwerlich in der Nacht sicher vorbey kommen könnte. Hierzu kam auch noch der verdrießliche Regen, der den ganzen Tag hindurch gefallen war. Den 558 !?N den z'stm Au^. bis zum isten Sept. Den zlsten giengen wir mit anbrechendem Tage wei^ ter. Mein Fahrzeug gerieth bald auf eine Sandbank, wovon eS erst in einem paar Stunden, und mit sehr großer Mühe loskam. Des Vormittags um ic>. Uhr kamen wir dem Dorfe wjasthnakovskasa gcgen über, und fanden abermahl frische Pferde zur Abwechselung der er. müdetcn !ür uns. Allein sie hatten es von hier aus sehr schlimm, weil sie von unten und oben naß wurden. Es regnete den ganzen Tag hindurch, und sie musten fast be-ständig im Waster waten. Zuweilen konnte man sie zum Ziehen gar nicht gebrauchen, und die Menschen musten ihre Stelle vertreten. Wir kamen endlich in die Gegend von Tscherschmskoi Ostrog, allwo wir etwas vorbey, «nd hernach mit Rudern auf die linke Seite, woran der Ort liegt, giengen. Des Abends um 7. Uhr kamen wir dabey an, und blieben auch die Nacht über da liegen. Den isten Sept. giengen wir mit frischen Pferden langst dem Ufer fort, und kamen, wiewohl nicht«ohne Be« schwerlichkcit bis zu dem Dorfe podkammenaja. Nicht weit oberhalb Tsthetschuisk stund ein jäher rundlicher Felsen hart an dem Ufer, und das Wasser des Flusses lief dabey ungemein schnell. Die Pferde wollten hier gar nicht ziehen. Sie hatten vermuthlich von der Strenge des Flusses eine Empfindung, die in ihnen eine Bangigkeit erweckte. Die ieute musten demnach an das Ufer geschickt Insel Rostpnoi. 589 geschickt werden, um die Pferde auf einige Zeit abzulö. sen. Unterhalb dem Dorfe podjelnischnaja an dem linken Ufer, daran wir giengen, war wieder eine groß« Sandbank mit einem sehr schnellen Strome, wo es mit der Fahrt so schwer hergieng, daß weder unsere, noch der Pferde Kräfte dazu hinreichten. Ein plötzlich entstandener Wind setzte uns in den Stand, daß wir die Seei gel gebrauchen, und mittelst derselben die Sandbank Vorbeygehen konnten. Dieses brachte uns den Vortheil, daß wir nicht auf die andere Seite deS Flusses zu gehen nö^ thig hatten, sondern immer am linken Ufer bis nach pod« kammena bleiben konnten. Nachdem wir dieses Dorf vorbey gefahren, und schon eine halbe Wcrste davon entfernet waren, giengen wir auf die andere Seite des Flus« ses herüber, allwo wir neue Pferde vor uns fanden. Der Strom auf dieser Seite war anfänglich sehr schnell; die Pferde aber hatten Kräfte genug ihm zu widerstehen, und weiter oben gieng er wieder langsam. Allein hier verstattete uns ein mit Weiden bewachsenes jähes Ufer nicht die Pferde zu gebrauchen, und die Menschen musten ihre Stellen vertreten, welches wegen des fthönen trockn nen Tages eben nicht sonderlich verdrießlich war. Des Abends kamen wir einer Insel Rojfipnoi gegen über zu stehen, deren oberes Ende fünf Werste oberhalb dem Dorfe Saltikovskaja liegt. Die Ueberfahrt nach dem Dor-, fe aber durften wir, da es schon dunkel zu werden anfieng, .'" . - nicht 592 l?37 ^" 2len u. 3«n Sepr. nicht wagen, weil unsere Arbeiter und Wegweiser den Fluß wegen seiner Strenge in dieser Gegend sehr schlimm beschrieben. Wir blieben also hier die Nacht hindurch liegen. Den folgenden Morgen giengen wir noch längst dem rechten Ufer fort, bis wir etwa oberhalb des Dorfes A-lexeevskaja waren, allwo wir auf die andere Seite des Flusses übergiengen,bey jetzt gedachtem Dorfe gegen sie-ben Uhr morgens anlandeten, und frische Pferde empfien« gen," womit wir uns ohne Aufenthalt weiter machten, und gegen i.Uhr nachmittags das Dorf Müsovskaja erreich« ten, in welcher Fahrt die Arbeiter doch ein paar mahl an das Ufer ausgesetzt werden musten, um der, Pferde Stelle zu vertreten. Wir wüsten schon zuvor, daß die Ufer von hier bisRirenskoi Ostrogso schlimm waren,daß wir dieselben mit den Pferden nicht vorbey fahren könnten, weswegen wir sowohl von Smeinska, als aus hiesigem Dorfe einige leute sammleten,und wegen der schlimmen Fahrt, die uns noch>bevorstund, nach dem Ostrog nach mehreren schickten. Wir setzten aber unsere Reise ohnverzüglich fort, und bis an den Rossipnoni Ramen, der sich unterhalb dem Dorfe Nikolska wir sie zu unserer Rückreise nach Ja-kutzk gebrauchen könnten. Dieses fiel uns zwar wegen der Menge der leute, die wir ^o lange in der Zucht zu halten hatten, etwas schwör; wir hielten es aber doch ' für Rirenskoi Gstrog.^ ^ ^^ fur'nöthig, weil es noch viel schwerer gewesen seyn würde, eine solche Anzahl hernach wieder zusammen zn bringen. » > ^ ^ ""'^Ich weiß sonst nlch't^^as^?Nunserck Aufent» halte allhier beschwerlich gewesen wäre, als zuweilen eini« ge Vergehungen der Röjarkcn und Soldaten, die mei« stentheils von dem allzusiarken Gebräuche des Brandt« Weins entstunden, und zuweilen zu SchlägcreVen und Ungerechtigkeiten gegen die Einwohner Gelegenheit gaben.' Denn übrigens war es für uns ein erwünschter Ort, da Nns weder von den Besuchen guter Freunde, noch von dem Briefwechsel mit den Kanzlrycn Hindernisse m unsern Ge-fthäften gemacht werden konnten, derHN Oi^.und besonn derS ich, wegen der häusigen im verwichenen Sommer ge-ftmmleten Wahrnehmungen eine großes Mcnge zu verricht trn hatten. Indessen hielten wir doch zu ErMunq, und Aufmunterung des Gemüths, zuweilen unter uns Zusan>, menkünfte, und wir waren zu allem GlüHe alle so gesinnt, daß wir hierin nicht unser meistes Vergnügen suchte,«/ folglich keiner von dem andern einen ihm nicht gefalligen Zeitverderb zu besorgen hatte. Der Ört war auch bey gegenwärtigen Umstanden so wohl gelegen, daß wann wir RamtschR-2.TH. 594 IN? ^" 5tk" Uttd 6ten Scpt. wir nach Neuigkeiten begierig waren, wir solche von Zelt zu Zelt, sowohl von Petersburg, als von Tobolks, Irkuyk, Iakuyk, und Ochoyk haben konnten, weil zwischen diesen Orten, und dem Kamtschatkischen Seecom< mando immerdar Couriers hin und her liefen, die dielen Ort nicht vorbey gehen konnten, ohne daß wir es ersah« ren haben sollten. In der That waren wir sehr wohl mit unserem Zustande zufrieden, und befanden uns mei« stentheils wohl und gesund. '»'^^- ' - ' -ö Oett 5ten Sept. hatten wir hier den ersten Schne^ der aber noch nicht in Menge fiel. Zwischen dem 5 und 6ten fror das Wasser, und den 6ten frühe morgens war eln großer Reif. Ich hoffe, «s werde meinen iesern nicht unangenehm seyn, deutlich einzusehen, wie der Winter nach und nach entstanden sey, und ich finde, um dieses zu. erkennen, nichts bequemer, als daß ich die Wahrnehmung gen über das Wetter, die ich hier und an allen Orten an« gestellt habe, von etlichen Monathen mittheile. Meine Werkzeugewaren folgender maßen beschaffen. Der Durch- meffer der barometrischen Röhre, war —PariserZoll. Das Quecksilber stund in einer Röhre von gleichem Durchmesser — unter seinem waaerechten Stande. Die ^ ? ;c ^ Ein« Rirenskoi Ostrog. . Emtheilungch der Röhre fiengen von der Obsrfiäch« h^ Quecksilbers an, dartnn die Röhre Mnd^ »und waren nach dem Pariser i Fuß. ' Ein jeder Zoll, aber war in hundert theile getheilet. Das Thermometer war mit Quecksilber nach der Art des Hrn. Professors be L' Isle gefülltMd eingetheilt. ! Sowohlldas Barometer, als Thermocketer,warep an e^nem Orte iaufZeßängd/der nach Mitternacht sahe^ da die Mt« Purchdrin^zen, kein Wind aber «ankommen konntt. «o !^i ! ^-! . WM P'p 2 Aussicht 59V, Mittern. 2716 155 ^2 y 5 6. v. m. 2722 l6O QQ 2. N. M. 2705 lS2 8» Aussicht des Himmels, und Beschaffenheit des Wetters. Der Himcl siehet hin u, wieder trübe auS. Schon vorz Tagen hat,in den Flüssen Lena und Rirenga großes Eis getrieben, und treibt noch, obwohl nicht hausig. Schon von 6. Uhr an fallt häufiger.Schnee. Der Himmel ist trübe. Von 5. Uhr an fallt kejn Schnee mehr. Klar WettV. In dem Lsna»Fluß ist der Eisgang Trübes Wetter. Dev Fluß Lena ist fast ganz mit Else bedeckt. ^ ^ . ^ Dickes nnd dünnes Gewölks.' 1 ! <^ l ^ Dickes Gewölke. Wenig E^. ^ .' . ! ' Dcr Himmel ist hin und wieder yell. Zwischen 9 zmd n ' Uhr v. M. fiel ein qanz. seiner und, dünner Schnee. Der Fluß ist don Eise loer. j . Der Himmel fängt an mit diken Wolckn überzogen zu werden. ^ , ^ Dickes Gewölke. j ! ^ «. Schon bey 3. Stunden fällt eln feiner haufigcr Regen, der Ichon des Morgens angefangen, aber. wenig und dünn; warm Wetter. ' - ^ ! ^ ^ Heiterer Himmel. Der häufige Regen hörte ierst^m 6. Uhr nachmittags auf, zwischen welchem vie Winde ausXV.und3^.öfters wüteten. Darnach hettcrt^M der Himmel nach und nach auf, und die Wmde lwßen Heittrcr Himmel. Die Lena treibt mit kleben, Eise. Meistens heiterer Himmel. Gleich «ach Sonnen-Au -qana ist die Lcna dem Östroge gegen übergestanden, nich" daß sich das .Eis daselbst gest^c hatte, w- !>z Monac Tac^ Stunde Bar. Cherm.l wind l ^ Mittern. 2697 »55 ! 0i H! 6 6. V.M. 2692 «?l 0« 1. n.M. 2677 152 00 , 11. nm. 2667 '53 Wl ^ >^l? ^'v.m. 268O 150 N>V5>ss2 l 2. n.M. 2692 15Q ,^k>ss5>V »II. n.M. '2^712 16c) oa H 3 l 6.V. m. 2717 164 ac> 3. n.m. 2704 154 82 Kz Mittern. 2697 152 83k 4 . G 9 7-V.m. 2687 '56 ^l . . - .^ 2. n. m. 2677 143 3l «k z 11. n.M. 2670 145 5, ° ! ! Aussicht des Himmels, und Beschaffenheit des Wetters. dern von der bloßen Kälte, welches hier alfe Jahr wegen der geringen Bewegung des Flusses zü geschehen pfleget. Unter - und oberwärts ist der Fluß noch offen. Der Himmel ist meistens wölkicht, gegen Süden aber vor« nehmlich heiter. Vor ein paar Stunden waren viele unbewegliche helle Streifen, die sich ziemlich von dem 'Horizont erhoben, gegen NO zu sehen, gegen Norden aber sahe der Himmel pechschwarz aus. Bald darauf aber überzog sich der ganze Himmel. In dem Airen-ga-Fluß treibt häusiges Eis den ganzen Tag.. Heiterer Himmel. , >> Heiterer Himmel. ^ l Meistentheils trüber Himmel. ^ Dickes Gewölke. Meistentheils wölkicht, doch hin und wieder ist der Himmel hell. Die Winde wüten von Zeit zu Zeit. Gegen ic>. Uhr v. m. hat cS etwas geschneyet. Die Lena ist auf einige Werste von hier in eittemfortzugefroren, und man gehet schon darüber. Im RirenZa ist kein Eis zu sehen. Der Himmel ist schon seit 3. Stunden heiter. Heiteres Wetter. Von 10. Uhr an ist der Himmel trübe. Seit acht Uhr Schnee, aber sehr naß und feucht< Dickes Gewölke. Die Felder sind mit Schnee bedeckt. Der Ixircnga treibet stark mit Eis. Seit einem paar Stunden heiter. Der Sckmee zerfließt heftiq. ' , « ^ Klar Wetter. Dieser Tag war dem angenehmsten ^om« mercage gleich. , : Hei- 6«l Monar ^ag.lStundc BarlCherm. wind. I . , !.II. 6.V.M. 2Ü62 155 : >: ssip! 2.N.M 2647 !I6 8)^4. II. N.M. 2677 «43 ^4 ^ 11 6.V.M. 2697 155 ov 7. 2.N.M. 2704 152 XV 3^4 Mittern. 2704 ^4 5>V2«3c'3 y 12 f.V.m. 2692 165 8l 2.N.M. 267F 150 81 11. n.m. 2662 147 84 U l) 7.V.M. 2652 155 8l 2. n.m. 2638 '46 o» s!<'> n^ss. -')- Mittern. 2542 148 §^2 ?f > Aussicht des Himmels, und Beschaffenheit des Wetters. ^ l ' Heiterer Himmel. . ! .l^.-t . ! ' ^ ^ ^ Der Himmel fängt an gegen Norden überzogen zu wer-den. Im Rircnga treibt häufig Eis. Das Wasser der Flüsse wachset an, und ergießt sich über das Eis der Leya, womit dieselbe in der Gegend des Ostro-ges bedeckt ist. Häufiger Regen. Der Sturm fieng um halb neun Uhr an, da die Höhe des Barometers 265? war. Der Regen war damahls nicht stark. Der Sturm ließ dann und wann nach, aber es fiel desto mehr Regen. Dickes Gewölke. Eine Stunde nach Mitternacht ließ der Sturm, und mit ihm der Regen nach. Seit 8. Uhr heiterer Himmel, womit auch gegenwartiger ': - Sturm seinen Anfang nahm. Die Waffer der Flüsse nehmen noch zu. Im Aircnga aber ist kein Eis zu sehen. Von 7. Uhr an wölkicht und still. Von 8- Uhr an sieng gegenwartiger Wind an zu wehen. Es regnet zu Zeiten, aber nur bey wenig Tropfen. Seit des Morgens um vier Uhr schneyet es beständig. Beständiger Schnee. Trüber Himmel. Der Sturm fieng noch vor 6 Uhr an,' zugleich aber hörte es auch auf zu schneyen. Vor einer halben Stunde fieng es an zu schneyen. Der Sturm aber hörte noch etwas vor 6 Uhr auf. Trübe. Um 8 Uhr ein Sturm aus Süden, der bis 1. Uhr n. m. wahrett; dann ließ er nach, In dem Rirenga war heute und qestcrn etwas Eis zu sehen. Von 6. Uhr an fällt ein wässerigter, Schnee. Zwischen 4. und 3. Uhr aber war ein Sturm aus Mlttag. Pp 5 Wenig so» Monat Cag. Stunde. Bar. Therm. Wind. ? 14 7.V.M. 2665 155 W4 ^^' 2. N.M. 2677 160 >^4 !^. , Mittern. 2677 167 unbeständig ' i 15 ?.v. m. 2672 170 00 2. n.m. 2672 169 N2 Mittern. 2702 i8c> Ni T 16 6.V. m. 2712 190 0O 2. n.m. 2712 173 ^3 Mittern. 272c, 176 'Wl ' H 17 6.v.m. 2722 175 8>V2 Z.n.m. 2732 167 Inter W.H 8Wvar.iK2 Mittern. 2742 169 >Vi ^» l8 6.V.M. 2747 172 >Vz 1. n.M. 2742 167 3>V2. Mittcrn. 2732 178 l>li § 19 6.V.M. 2722 185 00 z.n. m. 2697 157 81 11. n.m. 2692 154 81 I 20 6.V.M. 2692 150 82 2, n.m. 2677 l45 66 l lt.n.m. 2672, 148 ^4 Aussicht des Himmels,und Beschaffenheit des wecrers. Wenig Schnee, , ? « — . ^ ? Trübe. Als sich der Wind vor einer Stunde etwas leqte, so schneyete es. In dem ^irenga gehet häusig Eis. Trübe. Der Sturm ließ seit 9. Uhr nach. Dickes Gewölke. ' ^ Seit einer Stunde heiter Wetter. Der Wind wird zuweilen heftig stark. Im Rirenga gehr viel Eis. Hell. Zwischen 4. und 9. Uhren blies eben dieser Aßind mit der grösien Heftigkeit. Heiter. Hausiges Eis im Rirenya. ^Trübe. Dieser Wind wehet schon von io Uhr an^seit dem ist es auch trübe. ^ j Seit etlichen Stunden klares Wetter. Trübe. Der Rirenga ist zugefroren. Die Wasser treten auf das Eis der Lena. Seit i.Uhr Schnee. - ! ! - ! Trübe. Von 4. Uhr an fallt kein Schnee mehr^ Trübe. Nachrichten zufolge sieht die Leim von Rrü« woluk an, bis hieher in einem fort. ! Von 8. Uhr fin heiterer Himmel. ! Heiter. ! ! . i Heiter. . ! ^ ^ ^ Seit 9. Uhr trübe. ' Dickes Gewölke. Dünnes Gewölke. Die Lena siehet auf 6. Werste vo» dem Ostroge hinunter, weiter unten aber noch nicht. Gegen 5 und 50 dickes Gewölke, übrigens heiter. Der Sturm fieng um 7. Uhran, zu welcher Zeit der Himmel sich völlig aufheiterte. Eine Stunde aber hernach fiengen in besagten Gegenden wieder Gewölke an sich zusammen zu ziehen. Heiter. 2.N.M. 2710 158 Wzundch !D i^ ^ ? sv Mittern. 2722 168 ^2 undz s:::'HP '.' '2L" 6.V.'lN. 2727 I70 c»^,^ ^ ?.N. M. 2697 ' 156 ^ ':Q0..! Mittern. 2722 169 oo?!,^ ^ 24 6. V.lN. 2?O2 >«75 " .^^«V>,H^ ' >' 'A n.^tt. .2692 l6c> - ' ^Q^l>:'' MlttM: '267?^ ? 154 ^ '.' ^^s4' ^ 25 6. v m. 2663 165 ^4 ^. g.n. m. 2675 152 V5z und4 ,,.,> ,-,.. ' 7 Mittern. 2690 164 c>o. ., f 26 6. v.m. 2687 !>75 " c>c> -. 2.n. m. 2667 '5! 5^.02 Mittern.': Trübe. ^ 55k Monar Tag. Stunde. Bar. Cherm. l wind. V ^7 s.v.m. 2642 150 84 ^ ... ^ 2.N.M.. ^2647 147 84 «mV,^ . Ottern. -672 ,5? W^ .f 28 6.V.M. 2672 155"' l. l/H^ Hj 3.n,m. 2685 '56 ^ ^ 3>Vt^ c>ss s)^i:- !l IH. Mtern. 2682 157^ ^' ^ -^3 «2^ b5»'N.'^'-.' (l??,o mch', ', . ^ „^? ^ 2g 6.V.M. 2667 165 Hj' ,,<^':m^' 2.N.M- 2652' '147'^ ll5^^Ä .!,!')..':'^ ^ I.,,' ', .V- ' ,'. ,i ,!"' V" l>" ^! (1 i^ :U Mittevn. 2662 147 —3 I^unh 4. G 30 s.v.m. 2667 147^.(^^5^^ 2. n.m. 2657 141 Hi .? l -''^^ 55'l.^ Mittern. 2657 '47 l <^ Himmels Aussicht, und BeschaffemM-h» .^ Wetters. ' .,' ? <) Trübe. Der Sturm fieng vor einer halben Stünde K». Hin unk wieder klarer Himmel. Der Sturm wahrt in einem forf. ^ ' Als nach 4. Uhr der Sturm aüs Süden aufhötte, so ent« stund kurz darauf ein anderer mit heftigem Geräusche vom Abend, der eine Menge Schnee, Hagel und Re« gen untereinander mit sich fphrte. Seit einer halbek Stunde fällt ein wafferichter Schnee.' Der Windier wütete auch nach obgedachtem Geräusche bisher. Trübe. Des Morgens um 3. Uhr ließ der Wind in ss weit nach ^ und seither fällt, kein Schi»ee mehr. Hin und wieder heiter. Der, kleine Sturm auj ^V hielt bis zu Mittage an j und ward auch zuweilen-stärker. Sehr nasser Schnee. Des Abends utzl 7. Uhr ist^ine halbe Stunde lang ein blasser heller Ring um den Mond gesehen worden, und damahls sahe tHr Himmel gegen Osten aus, als wollte er sich. aufheitern., Hor ilner Stunde war ein heller Bogeu gegen Norden, ohnge« fähr auf dreyßig Grade hoch, der Raum zwischen dem Bogen und dem Horizont war ganz schwarz.! ^ Esschneyet. > : Es sckneyet in einem fort; der Schnee ^aber zsrstoß fast in Wasser. > ^^j.s^^ck^! z Der Schnee lief von Ven Dächern herab. Um Halb acht Uhr war ein Sturm aus; Westen mit einem nassen Schneegestöber. Seit iv. Uhr bläset der Wind lion Süden, und ändert sich imjmer in seiner Kraft. Trübe. Seit lo Uhr hell Wetter. Der Schnee zerstießt, und es ist Sommerwetter. , , Heiter. ^ j < ' Heiter 5V5» Monat Tag. Scundc Bar. Therm, wind. .H ' ,31 S.v.m. 2657 160. Q0 5 ,li:^^^i!^: 2N.M. 2652 143 . 3x^4 ,i. >>>)s^ ^. Mittern. 2672 154 . ! , ^ 8^ 4 < ^z H m c.<:-.' Mittern. 2722 179 .^^ >^ 2.^' )^-^ Vs is» l^-j !Z» znni^ ! .'' ^t ^lm ^:A '.!!'V7'- -, !! 2, , 6.V.M^' 27Z2 ,i95'/5, -'.^o^H <:no!^:: MÜ, z.m m^ ^ ,2737 i??''' »l:'„ od > lNs'^klun^' VUttern^ 2732 193^"'^. .00 '5s,?!.')'-, , ^.c,^ ' 7.M.M 270c, 179 >,^ ? '.^.01/ 7l,HF l.'^ t'7 ,: MittNfy. 2697 I74 '. i« ' ,iM2 > » .54^ 6..V.M.. -2697 Is5 '. '" - c»c> ' ?) W h^ z ^- 2. ttH. 2697 167, 5i H Mittern. 2690 163 8^z -ckv 6ll>g mU . .>., -... .,..,, ,<^ w'sf^sz .'.'35!'") ü^ l il^N ,2i!<> -,,, .1) lli^-^^l !-,' 5.N.M. 27O6 l6i 8VVzund4 » Mittern. 2704 . 161 . ^^4- Aussicht des Himmels, und Beschaffenheit des Wetters. Heiter. Der Himmel fieng schon seit 8 Uhr an trübe zu werden, und nun ist dünnes und dickes Gewölke durcheinander. Der Sturm nahm ißt mit vielem Geräusche und Sausen seinen Anfang. Trübe. Der Sturm tobte bisher in einem fort. Trübe. Dünnes Gewölke. Heiter, zwischen 7. und n..Uhr blies der Wind von We« sten sehr heftig, hernach heiterte sich der Himmel auf. Zwischen lo.und n. war ein blasser Hof um den Mond zu sehen. Heiter. Heiter. Heiter. Die Balken der Häuser krachen. Heiter. Seit iO. Uhr trübe. Schon eine halbe Stunde lang fällt ein feiner Schnee. Dünnes Gewölke. Der Schnee hörte heute Morgen um 3. Uhr auf. Schon seit 9. Uhr fallt in einem weg ein feiner Schnee, Es schneyet in einem fort. Vor ic> Stunden fieng ein Sturm aus Süden an, der aber seit einer Stunde etwas nachließ. Trübe. Um 3. Uhr hörce es auf zu schneyen; damahls a, ber entstand gegenwärtiger Wind-Trübe mit untermischtem Schnee. Der gegenwärtige Wind wütet seit einer Stunde. Trübe. ^, Ramcsch.R-3.CH. «l0 ^onar Tag Scunde B^r. ^herm. ^)md <3 6 6v. m. 2707 165 82 2 n.m. 27C8 i6c> 8^ , Mittenu 2?l? 163 5^V z H « 6V. m. 2717 165 8>V i 2 n.m. 2707 161 3VV 4 Mittern- 2705 162 5W 4 -I» 8 6 v. m. 2702 165 8Wl 3 n. m. 1725 156 3XV4 Mittern. «700 l6o ^4 y 9 6 V. m. 2712 167 >V 2 ? n. m. 2734 17z no Mittern. ,752 187 N 1 H iO 6 v. m. 2757 195 c?o 2 n. m. 2747 '^ ^0 Mittcrn. 2732 l?c> oc» 11 6 v. m. 2?z2 175 c> a l 3 N.M. 2734 165 j oo 6ll Aussicht des Himmels, und Beschaffenheit des wcccers. ; Dickes Gechölke. Seit neun yhr fällt ein dicker Schnee. Seit ein paar Stunden heiter. Der vorige Schnee fiel bis 6 Uhr ohn Unterlaß. Dünne Wplken. Trübe mit untermischtem Schnee. Der Sturm erhob sich seit einer Stunde. Meistentheils heiter. Der Himmel fieng um acht Uhr an sich aufzuklären, und zwar mit sehr großem Sturme, der zwar zuweilen nachlaßt, aber auch immer miß neuen Stößen tobt. Heiter. Trübe. Der Sturm fieng vor einer Stunde an, und brachte das Gewölke her. Trübe. Bey Untergang der Sonnen war der Himmel gegen Norden so angenehm blau, als ich mich noch nicht besinne gesehen zu haben. Die Sonne schien damahls durch die Wolken durch. Die Wechslung der Winde geschahe um 7 Uhr. Seit dieser Zeit aber ist ein immerwährender Sturm. Seit zwoen Stunden heiterer Himmel und stilleres Wetter. - Heiter. ^ Heiter. Heiter. Der Himmel sängt an um den Horizont überzogen zu werden. ,- Trübe. ' Trübe, zwischen 3 und 5 Uhr schneyeee es. Dickes Gewölks. , . " Qq 2 Velt slH Nionat Cag« Stunde Bar. Thcrm. wind Wmterm Mittern. 273/, 172 ^> 00 ^ 12 6. V. M. 2732 I95 QQ -^ 2^.N. W- 2724 l?4 00 Mittern. 2724 ,35 oo D IZ 6.V. m. 2722 190 oc> 2. n.m. 2722 179 os Mittern. 2726 187 oo H . ^4 6.V.M. 2726 195 c>o 2. n. m. 2725 17z 0O Mittern. 2722 169 ^ ^ . , <^, 15 6.V.M. 2717 18O od ' ^ ».n,m. 2712 167 080 2 II. n.M. 2714 179 <)O ^ 16 6. v.m. 2712 19c) O<3 ^ 4< N. M. 27O7 17z 09 Mitten». 2712 17z 09 2t 17 6. v. m. 2717 i8c> oc .^n. m, 2717 »75 ov -^2 " ^ . »> ' Mittern. 2-7^ lgl 0^ z 18 6. v. m. »712 185 62 2. N.M. 2702 175 20 Mittern. 2707 173 ^4 5,) Aussicht des Himmels,und Beschaffenheit des ? Wetters- Seie s Uhr hcher. ,,,.^ ; z . Heiter. ^ l Heitert ! ! z Heiter. - z l Heiter, ! . z .„.,,) . ^ ..,.-,.! z Heiter. Zwischen zW'W ündMtchg warzn hin und wieder dicke Wolken zu sehen. l Heiter, j j a .. ^ ^ S«t. zwey Stunden trübe.! ! - ! ) Trübe, zwischen 8 m»d ^ uhi schneHeti» ^ groß« Flockn. Trübe. ' i ' , j l Dünne Wolken, j ! ! ' Sch 8 Uhr meistenteils Mter, jetzt äber gegen Sude» und Westen wolklcht.' i l l Seit 3 UFr heiter. ! j l ! Heiter. - ^. ? ! l Seit^Aufjang d^r Oonnen trübem . ' ^ TrÄh I ,. ! ^ . ! '^ ^ " ^ Seit ein j>aar Stunden Hefter m Anßhung her Farbe.' Heiterer Himmel, ^ und yiit vielen ^lleichsijm feurigen Wolken erfüllt. Zwischen io und f Uhr war hin und wieder dickes Gewölke. j r Heiter. ! l ! ^ Hcher. l ^ * ' ^ . HäüMer ßlchnee Won M ^ Stundet Der Himmel aver fien^bey )^Hang der Sonne an sich zu ver-^ dunkellj». : ,.s j / ! , Her Himmel heiterte sich aljf. Um «!Uhr hörte H auf jü schnche». Sejt diese?' Zeic Wütete der Windl ' l ^ ^q 3' ' Trübe. 6l4 1737. Monat. Tqy. Swnde^ Bar. Therm. 5Vind. Winterin. ^ h 19 6.V.M. 2702 175 .'.' 2>^<.' 3. n.M. 2697 M 0? ' ' Mittern. 3692. '88 '«»5 '" ^ ' ' '' '^ ,., S 2« 6.V.M. 2^92 '95 ^^^ .«^. .^ ^^/^ 't ^, v m.' ^700 is) ' *^^ A5^2) l« ^^-^ Mittern! 2722 188 ' "6i>^ H 21 6. V.M' 27^25 2vo ' czo ^ ^ 2. N.M. 2727, 186 .S^/ik ^ «?, ^,22 ^6,V.M. . 5?,2^, .^ M^>- ..W^ ,. ,^ V, ^ s ,<. ^.N.M^Hsi/, ^ .177" ^ ^ H ,^^' j Mittern. 268O 172^. ^^3^2 ^ H'^'' lHz'- 6.V.M. 2667 170/. !H^^ - " '" / 2.n.m^ 266^ 168 '"' ^i Himmels Aussicht, und Beschaffenheit des ^ Weners. Trübe. T^er vorige Sturm wahrte nicht über 2 Slun-den, und nach demselben ward der Himmel auch wie» der mir Wolken überzogen. Zwischen 10 und 1 Uhr war der Himmel meistens heiter; jetzo fängt er an em dünnes Gewölke zu bekommen. Etwas dunfler Stcrnenhimmel. Um den Mond ist schon seit 9 Uhr ein blasser Hof. Zwischen 9 und 10 Uhr siel eine Art eines sehr feuchten Reifes häufig aus der iuft herunter. j Es schneyet schon eine Stunde lang. » l Ganz semeh Schnee fällt bisher den Tag übep. Der Sturm hat vor eüier Stunde seinen Anfang genommen. ! l ! Fast völlig heiter. «Der Hturm daupete nicht über 2 Stunden, zwischen 7 und 8 Uhr wat ein Hpf um den Mond. Ssisfünf Uhr ist kein Schnee gelalleH da? für aber!fiel eine Art eines feuchten Reifes.' Bey nahe ganz heiter. < ^ Den ganzen Tag über fallt ein feiner Reif,^ der das Sonnenljcht schwach hurchlaßt. Beständiger sehr seiner Schnee. Von 6 bis 8 Uh? war ein blasser Hof um den Mond, worauf der Himmel mit dicken Wolken überzogen wurde, die sicH seit einer Stunde wieder ziemlich vertheilten, ^und dßn bisherigen Hof wieder, sichtbar machten^ ^ Sehr trübes s i f Schon siit jwoen Stunden sehr feiner Schnee« Der feine Schnee fällj in eiliem fort. , Beständiges feuchter Schnee. ^ Schnee. . l - ' «. .^ Qq4 Trübe, 6i6 Monac Tag. Scunde Bar. I Therm.« wind-WincelM. INittern. 2670 167^ o» 2 H, 24 5.V.M. 2670 167 8l 2.N.M 2682 167 2s - ^ 3:^ - Mttern. 2704 185 Unbeständig 5 i> ,:i '. ^ , , ,: II. N.M. 2742 218 0O h 26 5.V.M. ^ 3. N»M. 2742 218 0» "7 Aussicht dös Himmels, und Beschaffenheit des ? werrers. Trübe, und von einer Stynde her kein Schnee mehr. Zwischen 8 und 9 Uhr war ein blaffer Hof um den Mond. l Trübe. Um Mittage fieng der Himmel an sich aufzuheitern/ward aber gegen 1 Uhr wieder trübe. Der Himmel klart sich auf. Bey dem Abendwinde siel zwischen 2 und 4 Uhr Schnee. Seitdem war der Himmel nur mit ganz dünnen Wolken bedeckt (die auch zwischen 7 und 8 und auck zwischenivund 11 Uhr das iicht eines blassen Hofes um den Mosid durchgelassen haben. Die Fahne auf dem Dache lauft in die Runde herum, doch wird der Wind bisher in seiner Kraft nM stärker, als 2. Heiter. ^Dieser Wind, so wie auch der Grad seiner Stärke jüeng gleich nach Mitternacht an. i Heiter. i ? ! ! : l ' s Der Himmel ist zwar heiter. Doch aber schien sowohl die mittlere als untere Gegend der just trübe zu seyn. Die Balken der Häuser und die Fenster krachtet die ganze Nacht hindurch. ; ! Es scheinet,völlig eben diese Beschaffenheit in lder iuft zu seyn. Doch des Nachmittags ist das Wetter tlärer, und laßt die Sonnenstrahlen gänzlich durch,. Inzwi- 5 schen hat sich das Eis, das sich in den Zimmern inwendig an den Fenstern auf eine iinie dick angesetzt, , ohnqeachtct die Zimmer sehr warm gehalten, nicht ausgelöset. Wenn man aus einem eingeheizten Zimmer in die Költe gieng, wurden einem die Nascnlapplein ! - Sa.5 ' plötzlich c> 2 n.M. 2737 195 c>o . j l'i . ^ ll- n.M. 27Z2 ,76 c>l> < H < 28 6. v. m. 2724 170 8zund4 I'l/s!.'^ ',->H?!l '>' 3» N.^ m. 2707 167 .^' ^!ii Hi ?Ä ^"l>W t.n.m. 2702 165 5 ..lll,) »: m s ll/^ ^'"' ' 8 - v. m. 2702 168' '"! H^l! ^t,l ll«mu ^ n 2. n. m. 27O2 163 8 I und 2 li. N.M. 27Q7 166 oc» ^. 30 6. v.m. 2702 168^ 550 I 2. n.M. 2687 l ^66 81 6l9 Aussieht des Himmels, und Beschaffenheit des ^ Wetters. , plößlich zusammen gezogen, welches bey eiyer sirengen Kalte gemeiniglich auch wahrgenommen zu werden pstegt. j ^ l ! ! .n-s'^^ -Hin und wieder trüblicht. ! Seit 8 Uhr sieht man emen . ziemlich hellen Hof um denMond. > Ganz dünch Wolken« ..^l .'.. « l ! Trübe. Dis Wetter! scheint gelinder und milder zu seyn. Trübe. Kaum hatte ich die obige Wahrnehmung auf« gezeichnet, so dachte ich, 'ich mögte mich versehen ha« Hey» lief also plötzlich wieder zu dem Thermometer und KMe eH noch einschl. !' Hch fand das Quecksilber bky'265zGräden,iund sahe, daß es imm^r in einem fort stiebe, bis esi nach Oerfiuß einer halben Stunde . ben.i95iGrad erreichte. sIch stund wahrender dieser ^ VerMdsruyg fast^ beständig, bey dem Th^rn^neter, ^'np isahs zu, ^und-habe^ att dfr Erscheinunä nicht den ger)ngstG Kn)eifel^ Das!Thexmom^ter ist währender Ueit beHandig an leinem 5Zrte geblieben, ul d ist weder " ^ einer an »erwärtigeh Wärme, als d^l in dar iuft herr-'^ HetL, l ochsH^ll Winden ausgesetzt, gewesen. I FerM najler Wnee.^ < Ker Sturm fimg seit finem paar Stunden an. i ' l l Feuchttr Hch^von Zch zU Ie^i): l l FeucVerSchMvon!Zeit,MM.fz.7r! s « ^ Feuchter Ochnee von «Zelt zu Zeit. ^ - f Häufiger ijasser Schüee. ! Trübe. Chrtstm. ' ' V ' 6. v.m. 2712 175 Zwischen K ^ ... 2. n.M. 2732 - 178 OO ^ ""' Uf j> dm ^' Mitterm 2746 192 c>o : i^..,«.,5 .s.c ' ^^^. 2730 l77'. ^'5^ '^'^ '^ Mittttn) 27ly>' -" I?; 82 unb5 ^ I 6.v.ini 27O7 I?l 8VV3 " ' 2.n. m.^ 27<^> >68 82 G -' 4'^vW' 271O ' ty^^^ .§^^ , . . 2.n. m. ^ 2764 ' ' 167'' ^ ^^/ -274Q 185 ^ c> V 8 8V.M. 2740 181 88 W> 2. n. M. 274c) 180 oc> II. N.M. 2752 IFI ^l« z 9 6.V.M. 2757 ,85 oa 2 n.M. 2767 ,84 c><3 Mittern. 2770 196- oo^ h 10 8-V.M. 2770 2OZ 06' 2. n.m. 277c. 199 « ^ Aussicht des Himmels, und Beschaffenheit des Wetters. Trübe, nebst einem Reife, der wie ein Thau benetzte. Von i Uhr nach Mitternacht bis' um halb 5 Uhr des Morgens ward ein vortreffliches Nordlicht gesehen. Man sahe einen hellen Bogen, mit daraus fast vis in das Zenith aufsteigenden, und mit bewunderungs-würdiger Geschwindigkeit sich bewegenden hoch rothen Streifen in der Gegend zwischen Norden zum Osten und Nordnordwesten Die Erscheinungen, die vor« giengen, und nachfolgten, waren die gewöhnlichen. Dieses einzige schien mir merkwürdig, daß die Gegend nach Abend, ob man gleich weder Bogen noch helle Streifen sahe, doch mit einer ganz ungewöhnli-chen Helle beleuchtet war. Meistentheils heiter. Es fallen ganz feine Eistheilchen auS der tust herunter. Von 11 Uhr an bis an den Mittag sahe man an der Sonne geqen Süden eine Säule mit Rcgenbogenfarben in einer Entfernung von 15 Son« nendurcbmessern, auf 5 bis 6 Grade hoch. Seit einer Stunde trübe. Trübes Wetter. Seit Mittaqe heiterte sich der Himmel etwas auf. Seit 3 Uhr ist der Himmel ganz heiter. Schnee seit einer Stunde. Trübes Wetter. Geqen Mittag sieht der Himmel hin und wieder hell auS. < Trüber Himmel. Der Himmel ist seit ic> Uhr hell. Heiter. Heiter. Heiter. Heiter, 210 OO 2. n.M. 2762 252 QO Mittern. 2757 l97 c»o I 12 7.V.M. -2744 '89 «a 2.N.M, 2730 l?9 00 Mittern. 2797 i?8 ^ c>c> ^» « ^.V.M. 2697 169 OO 2. n.m. 2692 163 8 XVi Mittern. 2700 «75 0» » ,4 7. v.m. 2704 177 ^2 z. n.M. 2702 176 3^3 Mittern. 2705 175 3^3 2e 15 8-v.m. 2705 172 5^2 ^ l 3. n.m. 270Z l68 8XVzund4 Mittern. 2695 ^6 8VV2undz ^ 16 8-v.m. 2692 165 8^ 3 und 4 Äusstchc dee Himmels und Beschaffenheit des Wetters. Heiter, Heiter. Heiter. Was den 2?sten vorigen MonatS geschahe, lst hier wieder geschehen. Kaum hatte ich den Grad. deS Thermometers aufgezeichnet, so besähe ich es noch einmahl, und fand, daß es schon um 2 Grade gestiegen war. Ich blieb dabey und sahe in etneM fort zu. Kaum waren dreyzehen Minuten vergangen, so stund das Quecksilber bey 210, Seit einem paar Stunden fieng der Himmel an trübe zn werden. Trüber Himmel. Seit w. Uhr ist der Himmel meistens helter. Zwischen 10 und ii war ein kleiner Sturm aus Westen. Em dünner Schnee fällt schon seit ein paar Stunden. Kleiner und dünner Schnee Schon von 9 Uhr an häufiger Schnee. Seit 6 Uhr des Abends heiter. Der Schnee hörte UM 5 Uhr auf zu fallen. Trüber Himmel. Dcr Himmel klärt sich auf. Der Wind laust bett ganzen Tag zwischen 8 und W um, unv blaset immer mit der Heftigkeit 2 und 5. Trüber Himmel. Nach der letzten Aufheiterung ward er gleich wieder verdunkelt. Trüber Himmel? Seit 9 Uhr beständiger Schnees Fast in einem fort Schnee. Schneegestöber. R r Bestatt« Ranusch. H. 2. Theil. 6us' Mom« Tag Stunks B:n-. Therms '^n^/ Christm. ^ 3. n.m. 2692 i6i 3>V,und^ II. N.M. 27IO 165 W'2 ' h 17 8 v. m. 2707 164^ zwisch. ^u. 8 ^veränd.2 2 N. M. 270a 161 82 Ml'ttern. 2697 163 8 W ^, i^ 8 v. m. 268O 161. 3und33V^3 2 n. m. 2677 159 >VX<8 4 , - ^ Mittern. 2674 163 00 H ^ ' 19 7 V. M. 2658 155 84 ^ 4 n. m. 2647 155 ^ 3 uud 4 Mitten,. 2664 162 ^ 3 ^-:^s. '2o 8 V, m. 2677 167 ^V z 4 n.m. 2687 169 ^ 4 y 21 5 v. m. 2707 174' c>o Mittags. 2712 177-00 II. n.M. 27OO 186— ^v , 2> 22 8V. nu 2697 176 82 ! 4«. m. 2690! 172—« c»4 Himnlels Aussicht, tlnd Beschaffenheit des -wrecks, j j .m-i::^,^ Beständiger, dicker Schnee. ! l ^ Seit 6 Uhr fällt kein Schnee mehr; ds,n ohn^eachtet ist ^dcr Himmel trübe.; ^ ^ Von 5 Uhr ^ an fällt ein dlcker Schnee mit großen Flocken. ' ' , ! '' Seit'zwoen Stunden pin feiner Schnee. Feiner Schnee. Der Sturm fieng vor einer Stunde an. Der Mond schien um 7 Uhr durch den Schnees Schnee in einem fort. Gegenwartiger Sturm bläset seit einer Stundtz, und der Schnee hörte zugleich auf. ,' : 5 Der vorige Sturm wahrte bis 3 Ilhr., seit idem aber schneyet es. ' ' , ' Beständiger Schnee. Der l Der Himmel ist seit lo Uhr vor Mittage heittr, jetzt fangt Rr 2 cr <5« Nionac Lag. Smnde. Bar. Therm. Wind. Christm. . Mittern. 2690 ,7, 8 2 Hz « 23 8.V m. 2692 170 5^ » 4. n.m. 2692 164 ^V^ h 24 3. n.m. 2630 167 W4 Mittags. 2687 t6y ^ 3 und 4 11. n.m. 2702 16z 84 , V 25 3. v. m. 2677 167 8>V2 * 4n.M. 2657 165 84 Mittern. 2627 163 >v^ 3 26 6.v.m. 2627 '65 V?4 4» n. m. 2672 183 ^4 Mittern. 2687 '9» ^^3 < 6», Aussicht des Himmels, und Besthassenheie des Wetters. er an sich wieder zu verdunkeln. Der Sturm fieng . vor einer Stunde an. l Dinkel. . Zwischen 5 und s Uhr «a^ ely Vurm aus Besten. . , ^ Trübes Wetter. , ^^, i Schnee so fein, wie MeA Der Sturm währt seit einer Stundtz ' > ' - Trüber Himmel. Vorigen Abend zwischen 6 Md 9 Uhr war ein sehr heller Hof um den Mond. Selbigen Abend hörte es um 6 Uhr auf zu schneyen.' Trübe, tzs fallt ein Schnee so fein als Staub. Truhe von i bis 4 Uhr fiel «in grober, nicht häufig« Schnee. Der vorige Winy hgt bis 7 Uhr gewährt, worauf^ Stunden lang eine Windstille war. Seit einer halben Stunde, schneyet es, Per Sturm währte? bis 3 Uhs. j 5 Den ganzen Tag häufiger Schnee. Der Sturm ist seit Mittage, 5 . i Beständiger Schnei Der vorige Sturm höxte kurz vor einer stunde auf. KaHm war es eine viertel Stunde still, st entstunds plötzlich gegenwärtiger Sturm von Westelj. : Schon sest einer halben Sfmde ein sehr heftiger Sturm mit häufigem Schneegestöber, Trübes Asietter. Der Stürm halt zwar immerfort an, allein yie grösie Heftigkeit wahrete nur bis 9 Uhr, wie denn auch der Schnee bis dahin in einem fortfiel. Ietzo Hat er etwas nachgelassen, ist aber noch nicht gering^ z ' ^ Trübes Wetter. Um dtlj Mond iff schon eine Stunde ' i Rr)' i la„g ^' Mouat^Mgs Smnde^ Bar. Cherm. '''wind. Winterm. ^. .^/.^^..^ ^^"^ 8.V.M' ^tzd '--196^ ...^ch^ 4.N.M 2692 196 06 „> , . , Mittern, 2687 206 ^ , >oo" ->-, ^ .. -4 N.M. ^.2737 2O0 ^ ' 0G .^^5.. MlttM. H70 - -202' ^ '-" n> ^ ^G^^9'' -s.v.^ >677 '213' "".b^ ^!i> z'-^^sZ::! ..,'.'k ,''^ l?:')j ^,^'' .^ii^ ,' .-^^5 ,chlll ch:ls, '!)',,) ^ ,6M ^/'. !«692. l«2!7 '; ! '^'H ! .s^l^ft 55« Aussicht des Himmels, ynd -Beschafstliheit des 5 wcrcers lang ein ^ blasser Hof. Der M«rw hatte gegen lc> Uhr etwljs nachgelassen, jetzt fangt er jchon wieder an. Seit 4 Ständen heiterer Himmel, und stilles Wetter. Heicer. ! ... Hekek ."'^ ^ Heiter. s ' Gegen. Süden ist der Himmel wolkicht, überdem war den ganzen Tag^in Nebel, und zwischen. 2 und. 3 Uhr fiel Schnee.'. . i ', j - . ! ^ trübes Water. Ein ziemlich heller Hof wlrd um den Mond g sehen. ! I ' ^ Trübes Welter. ' ^ '... 'z ^ Seit einem baar Stunden klär Wetter. In de ^Thermometer mekte ich zwischen dem Quecksilber! an einem Orte iuft, welche ohngcfahr 6 Grade ausmachte. E-ben dieses nahm ich auch gestern Abend wahr, nur daß die iuft nicht beysammen an einem Orte, sondern hin und wieder zerstreuet war. Ich hielte es für einen zufälligen Fehler, und suchte die luft, an dem Orte, da das Instrument hicng, durch Hülfe eines stählernen Dratcs auszutreiben, damit ich alsdann den Grad, da das Thermometer hieng, genau aufzeichnen könnte. Ich vermogte aber nicht die große Kälte auszustehen, bis dieses geschehen war, nahm also das Instrument in die gewärmte Stube, da inzwischen der Grad des Quecksilbers allzusehr verändert worden. Doch waren auch ganz kleine iuftblascn im Barometer zu sehen. Meistens heiter. Man siehet im Quecksilber des Ther? mometers nur wenige und sehr feine iufrblaslein. Im Barometer ist nicht das geringste von iuft mehr wahrzunehmen. Rr 4 Trübes »,. 1717' ^. Monat Tag. Stunde- Bar. Therm, wind. Christm. Mittern. 2697 201 >v^ I JO 6!^v. m. 27OO 2v6 ! i?^ 5. n.M. 27OO 226 VH5 Mittern. 2702 2c 6 H ZI 3. v m. 270Q 226 SQ ^ <> 6. N.M. 2698 Oft 196 Mittern. 2698 ! e»Gö 5 . )' Aussicht des Himmels, und Beschaffenheit des Wetters. Trübes Wetter. Seit einer Stunde ist eln Hof um de« Mond. Der Wind fieng um 9 Uhr mit solcher Heft tigkeit an. Meistens heiter. Cln mit sehr lebhaften Farben spiekni der Hof um den Mond. ! Heiter und schon seit ic> Uhr still. Heiter. : «heiter. Heiter. Den ganzen Tag siehet man ln her luft «lnH Dunst, ftst wie ein Nebel, ziemlich w»it hinauf. Heiter. Rrs »S 6)5 '55? dm 6«!, Seps.^ l 'D?p bssher angeWte' Wahrnohmungelv wer6m nun^,^epjge,zur Genüge Men, warum ich sie ayg^fthtt hab<:^fthP-hist?,ich meineieser^uf^e Uno» dnuyMdes Thermometers zu merken, welche am 27^ November M/,Hj^ Deqember bey.einer! großen Kalte/ die damahls herrschete, vorgegangen sind. «^Ebendergleichm' geschahe auch in Ixirenga den 9M'^nner^738 .um Mitternacht, nachdem das Thermometer schon zweymahl vier und zwanzig Stunden lang den 2i7tenGraZ) des Dcl'IMchcnTher» M^ttrH^WM^gc^^ß^ 275 wiese. " Weiter habe )ch an dem Thcrmome.ter.lfii-nen Fehler bemerkt, als daß man zwischen dcm Quecksilber hin und wieder feine iuftblaslein sahe. Vielleicht sind diese von der großen!Kälte aus den Zwischenraumlein des Quecksilbers ausgetrieben worden; dann sie zogen sich auch nachgehcnds wieder in dieselben hinein, ohne daß man sie mehr gesehen, gleichwie dieses auch am Barometer den 29sten December 1737. wahrgenommen worden. Zwar hat man bey diesen Luftblasen des Barometers nicht gesunden , daß das Quecksilber sehr tief gefallen wäre, sondern es stund damahls außerordentlich hoch. Aber bey einem Barometer ist die Röhre so weit, daß die Verminderung des Raumes, den das Quecksilber einnimmt, darinnen nicht merklich seyn kann. So kann man auch der Schwe« re der iuft ihre Würkung nicht absprechen, welche die Verringerung des Raums, den das Quecksilber natürli-55H ? 'lN cher Rireksk«! Ostrom ^^ cher Weist einnimmt, weit überwiegen kann. Sollte Nicht vie zwischen dem Quecksilber des Thermometers überaus fein zertheilte lust, da sie in fichtbare Bläslein zusamt wengehet, die Würkung zwischen dem'Quecksilber haben, daß sie eher seinen Körper, in ^iner Röhre stehend, ver« größere als verkleinere? Von dem Quecksilber ist noch alles da, was vorher gewesen; die luft aber kömmt noch dazu. Oder müste einige iuft als eine meistens beständige 'Materie des Quecksilbers mit ängeseßen werden, welche fast in allen Umständen/ da sie auf das allerftincste und gleichsam unsichtbar mit-^el^Theilen des Quecksilbers ber-MM ist, es ausdehnet? Wann sie aber bey einer großen Kälte aus' den ZwischenrauniMl'ausgetrtsben^ ^lnd 'aus dieser, feinen. Vermischung gesetzt wird, so müAe ihre Al)^ wesinheit verursachen, daß ^as Quecksilber sich zusammen« zöge, folglich alsdann m emer^st feinen Rohre viel tiefer stünde, a(s gewöhnlich ist; wozu mau noch annehmen /nüste, daß die aus den Zwischenräumlein des .Queck« silbers gesammlete^uft^ nickt so viel Raussl eizipehmcn könnte,> alß. da sie' sich in besagten Zwl'lchenraumlem be« 'fand,'."Ichhabe schon anderswo ' crwehnet, daß ^ine 'eiMr^^ MerMmeter anhangende wasserichte Feuchtigkeit, ^any^dasssl^e an einen wärmeren Ort gebracht wertze, ^erwhgeMsty, in dem Quecksilber einen Fall zu yerur- " *^ln der Vorrede iu rl. 51b. 'lom. l. z>. 77.8a. 6z6 »737 dm 6tM Sept. ' fachen, und dabey angefragt, ob man den in den Wahrnehmungen beschriebenen Fall daher erklären könne? Weder daS eine noch das andere bin ich im Stande mit genua/ «men Gründen zu behaupten. Der Hauptschluß den ich mache, ist dieser, daß in diesin Thermometern, deren ich mich bedienet habe, ein Fehler stecke, der bey gewissen Umstanden, insonderheit bey großer Kalte seine.Würkung äußere. ' So wie ich die Entdeckung desselben sehr wünsche, also habe ich einige geringe Muthmaßungen ange« bracht, um geschickteren Männern eine Gelegenheit zu einer gründlicheren und gewissen Erklärung zu geben, oder sie nur zu erwecken, der Sache, ohne an meine Muthmaßun« gen zu gedenken, aus eigener Betrachtung nachzuforschen. Ich komme wieder zu meinem Tager«gister. Nichts wäre vermögend gewesen, uns in Rirenga in unserer so lieblichen Ruhe zu stören, wenn nicht dle Krankheit, die bey dem Herrn Prof. l1 Mler schon verwlchcnen Winter ln I"kutzk angefangen hatte, uns Bekümmerniß und Sorgen erwecket hätte. Er verspürte damahls einige Nachlassung der Kräfte, ein niedergeschlagenes Gemüth, Me Blähungen, Bangigkeiten und Beklemmungen auf Her Brust, ungew^hnliche Kälte an den Füßen, besonders tn den Fußsohlen, auch in Stuben, da sonsten kein Mensch außer ihm dergleichen an sich empfand. Doch waren öf« Zers «uch gute Stunden, und es schien, als wenn die Rirenskoi Osirog. 637 Sommerrelse elne große Erleichterung in allen diesen Zu^ fällen gemacht hätte. Kaum waren wir innerhalb acht bis vierzehen Tagen in unsere Winterwohnungen eingezo, gen, so fanden sich alle diese Zufalle wieder ein, wozu sich noch ein heftiges Hertzklopfen, mit unaussprechlichen Be< ängstiMngen gefettete, die den Herrn Professor öfters aus dem Schlafe erweckten, und stundenweise beunruhigten, auch öfters Thränen auspreßten. Ich fand für sehr nö» thig, bey so starken Zufällen eine öftere iuftläße zu machen, und ob ich gleich dieselbe zur Noth zuweilen versehen könn« te, so ist doch ein mit dergleichen Zufallen behafteter Mann gemeiniglich vor allen Kleinigkeiten bange, daß ihm nicht Schaden dabey geschehen mögte. Wie schon oben erwähnt ist, so hatten wir unsern Unterwundarzt bey dem Herrn Prof. La Croyere in Iakusk nachgelassen; wir hörten aber, daß sich ein Wundarzt in Irkulzk bey dee Chinesischen Caravane befände. Also beschlossen wir, Herr Prof. Müller sollte mit einem schriftlichen die Wie« derhcrstellung seiner Gesundheit betreffenden Rathe, und mit Arzneyen von mir, nach Irkuyk reisen Md die Ader« lasse, so oft es nöthig wäre, vornehmen lassen, mir qber von seinem Zustande fleißige Nachricht geben, damit ich nach Beschaffenheit desselben die Arzeneyen andern könnte. Indessen konnte er doch unserer ganzen Gesellschaft daselbst sehr nützlich seyn, weil die Besorgung unsers in Aam-tlchatka nöthigen Proviantes, nachdemdas Seecomman- 6H »737 den 2lsten i7lHv. do die Besorgung desselben abgeschlagen hatte, vornehm» lich von der Irkuhkischen Kanzley abhienge, als welche, wo es nur immer möglich oder kein Mangel an gutem Willen war, alles ins Werk setzen konnte. Es fehlte nur an Winterwegen, ohne welche die Reise für einen kranken Mann höchst beschwerlich seyn music. Den ^ten No" vcmber lag schon ein ziemlicher Schnee, von welchem zwar zu besorgen war, er mögte, wie bis dahin, wieder ab« gehen; allein die Noth legt manchesmahl die Sorgen bey ' Seite. Herr Prof. Müller reisete den 6ten ab, und der Weg war ziemlich gut. ^ '^ '^ Ick blieb in Rirenga zurücke, und mir war unter den Kivengisthen Bauren wohl. Wir beunruhiqten ein. ander nicht. Dabey machte ich mir zuweilen eine Veränderung in dem dasigen Mönchenkloster, woselbst zwar keine Mönche, aber doch ein geistlicher Befehlthabcr war, der mich freundlich aufnahm, so oft ich ihn besiichte, und mir seine Freundschaft auch durch seine Gegenbesuche bezeigte. Den 2'sten November als an dem Tage Maria Opferung sahe ich in dem ganzenOstroge herum eine große Menge Frauen und Mägdgen, nicht nur von denen, die in dem Orte wohnten, sondern auch viele, die weit her waren, in ihren fcyertaglichsten Kleidern, dahingegen weder an den Bauren, noch an dem Schultheißen etwas außerordentliches von sonntagigen Kleidern zu sehen war. I« Rirenökoi Ostrog.: ^^ Ich fragte nack der Ursache warum, und erfuhr bald, daß es eine Art einer einfältigen Andacht wäre, zufolge wek cher die Weibsleute glaubten, daß dieser Tag sie mehv als die Mannsleute angienge, weil die Mutter GOtteS von ihrem Geschlecht wäre. Sie nahmen deswegen auch Glückwünsche zu dem Feste an, welche bey dcn Manns« leuten nicht abgestattet wurden. Der Herr Prof. Müller schrieb an mich öfters, und gab mir von seinem Gesundheits -Zustande Nachricht. Die so genannte nervenstärkende Arzneyen mit allerhand Gummi und untermischtem vielem Gebrauche des stüchti« gen Salmiakgeistes, der mit dem sixen Weinsteinsalze bereitet war, und öftere Aderlassen, deren er sich innerhalb zween Monaten sicbenzehnmahl bedienet hatte, brachten ihm die schon ziemlich verlohrne Gesundheit wieder. Er ließ jedesmahl zu fünf bis sechs Unzen Blut. Er bemü. hete sich indessen auch unsere Geschäfte bey der Kanzelcy auszurichten. Er stellte ihr die triftigsten Gründe vor, um sie zu vermögen, daß der uns nöthige Proviant nach jDchoyk und Kamtschatka gebracht, und wir in unserer Reise dahin nicht weiter aufgehalten werden mögten, bekam aber gleich im Anfange Alttworten, welche die Sache zwar nicht abschlugen, es aber gleichwohl zweisel» haft machten, ob man das verlangte in dem Jahre 17)8; bewerkstelligen könnte. Allein er unterließ nicht, in seinen Vor« 640 '7-3 Monat Januar. Vorstellungen mit solchem Nachdrucke fortzufahren, daß die Kanzley alles, was ihr möglich wäre, zurhunver« iprach. Ich aber förderte meineMinterarbeit so, daß ich mit dem Ienner des i?38sien Jahres, die verwichenen Sommer wahrgenommenen natürlichen Merkwürdigkeiten, und die davon gemachten Beschreibungen, völlig zu Stande und in daS reine brachte. Die Mahler wurden ebenfalls mit ihren Zeichnungen fertig, und konnten dieselben schon zu copiren anfangen, wozu sie noch einen guten Theil des Winters übrig hatten. Es war nämlich von Anfange unserer Reise diese Verordnung gemacht, daß wir von Zeit zu Zeit nicht nur Erzählungen von unsern Verrichtun-gen, sondern auch eine Abschrift von unsern Wahrneh« Mungen und Copeyen von allen bey uns gemachten Zeich» nungen an den hohen reglerenden Senat abschicken sollten, welcher sie sodann an die Academic der Wissenschaften ab« gehen ließ. Anfänglich brauchten wir den Zeichenmeister tzürsenius mehrentheils nur zum Abschreiben; wcll er aber einen guten Anfang in der Mahlerey hatte, so hielten wir ihn auch nach und nach mehr dazu an, und den ver« wichenm Sommer war er schon so weit, daß er eine ziem. llche Starke in Zeichnung der Kräuter besaß Er hatte also den Winter mit Vollendung seiner Zeichnungen und derselblgen Copirung, so wie der Mahler Berkhan zu thun. Zum Abschreiben gebrauchten wir einige der bey uns Rirenskoi Ostrog. 64^ uns vorhandenen Studenten, welche auf der Reise darin auch schon mehrere Geschicklichkeit erworben hatten. Ich suchte m der übrigen Winterszeit auch Beschäftigungen, welche sich für den Ort schickten, darin ich wohnte. Und weil der Fluß Nijchnaja Tunguska «ichr weit von Airenga war, an welchem, wie ich wusie, viele Cungustn wohnen, so hoffte ich schöne Gelegenheit zu haben, die Gegenden dieses Stroms, uyhdiein denselben von beyden Seiten einfallenden Flüsse und B^che zu . bereisen. Es fehlte mir nur an teutcn, die mit diese» Tungusin bekannt' waren, oder die einiges Ansehen hat« ten, von ihnen'zu erhalten, daß diejenige unter lhnen, welche alles und jedes mit seinem Namen zu nennen wüsten, sich zu mir begeben möchten. lks fand sich aber bald eine er« wünschte Gelegenheit dazu. Der Fluß Nisihnaja Cun» guska fället nahe beyTuruchanskoi TrHizkoi- Kloster, nicht weit oberhalb der Stadt lNmMsea, in den Ienisel'Fluß. Also stehen die daran wohnende Tungu« sin alle unter dem Mangaseischen Gebiete, welches alle Jahre leute an sie ausschickt, die den Tribut von ihney einfodern. Dieses geschiehet bald nach dem Anfange des Jahres, weil es zur selbigen Zeit bequem in diese Gegenden zu reisen, und dieses Volk in seinen Wäldern nur im Winter anzutreffen ist, indem sie des Sommers den SS Flüssen Aamrsch. R. 2. Theil. '642 l73w Monat Januar. Flüssen und bcn Rennthicrett,' wo sie hin unb wieder did Flüsse durä)schwimwen, nachziehen und alft wenig an ei^ nem Orte sind. Die Tributeinnehmcr, welche^ wie ich 1chon anderswo gemeldet habe, sonsien Iastschnie ^Sborschtschi^i gmanm uickau^ denFxosacken genommen ^vcrden, heißen in' dem Mangascischen Gebicce Basch-laki^' Diese'kamen' gegen däs Ende des Iennels in 1)iese Gegenden, und meldeten sich bey mir. ^ Sie ver-Isprachert ml^ solche TmMisin zusammen zü bringe,^ hie mit atle'diejenigen Nachrichten, die ^'ch von ihnen WrlanW Vnnte, geben würden. Vor hic.sim soll die« ses so leicht nicht gewestn scljn, weil noch vor weniger als vierzig Jahren eben die'sc Imigujcn sich wider ihre TributolnnHlner öfters zur_Wehre gesetzt, ja sie gar umgebrache haben'sollen. ^ Diese Sö>che ist ,< bckannt, ^aß nleinänd daran zweifelt. Aber man höret ,uncer tier Hand',"daß Seiten ^er Basichlaki vorhergegangen wäre, indem sie «ntweder einM größern jährlichen Tribut, ' als gswöbn-«ch gewesen, oder denselben auch für vergangene Jahre, ,'n wclchtti Verselbe ftM beMt worden, noch ein oder mehrere' mahle gefordert hätten. Die T'mgllsen si^cn in dcm Rus,und nachdcn wenigen tlniMden,tn del,e,nVH s«e kcnl,en gelernt habe, kommt es lnir sehe wahrschelniich vor, daß sie brave ieure'slnd, die einen Abscheu vor Betrügen yd, haben^ auch selbst keil»en Betrug oder Ungcrcchtigkclr lei- Rirenskoi Gstrog. 643 den, ohne sich, wann sie nur können, deswegen zu rächen, oder zum wenigsten zu wehren. Als sie noch nicht unter Russischer Bothmäßigkeit^ stunden, sollen sie ein freyes in verschiedene Stämme getheiltes Volk gewesen seyn, und ein jeder Stamm zusammen gehalten haben, wobey es dann öfters geschehen, daß einige Stämme in Mißhellig-keiten gerathen, und gegen einander zu Felde gezogen wären. In diesen Kriegen hatten sie sich gepanzert, derjenige Theil der die Oberhand behalten, hätte dem andern Gesetze vorgeschrieben , welche auf der Stelle in die Erfüllung gesetzt worden; unk hiemit wären die Händel abgethan gewesen. Ihre Waffen waren keine andere, als Pfeile, wie es denn auch noch jetzo wenige giebt, die Schießgewehr haben. Sie brauchen in ihren Zügen weder Hunde noch Rennthiere (ick) rede von denen, die am NifthnaiaTmitzuS' ka wohnen,) folglich müssen sie alles, was sie bey sich haben, selbst tragen, und alles Schießgewehr ist schwerer als Pfeile, worin vermuthlich die Ursache stecket, daß cs bey ihnen nicht in Ehren ist. Ihre Panzer aber waren, wie bey den Krasnojarskischen Rojaken, zweyerley, nämlich aus Blechen, oder Ringen von* Eisen zusammen, geseht. Allein, da diese Tuygusen nimmer mit den Krasnojarskischen Rosaken einen Umgang gehabt, so haben weder die Rosaken von den Tunguscn, noch diese von jenen den Gebrauch diesi'r Panzer lernen kön« nen. Vielleicht ist diese Rüstung bey allen Ss 2 heyd^ 644 '758 Monat Iämlar. heydniscken Völkern Sldiricns üblich gewesen, «nd sie scheinet allerdings gegen die Pfeile ziemlich zureichend zu ftyn. Die Krasnojarekischen Rosi-.kcn fochten ehemahls wider die Kirgisoschcn Ros^kcn, bis sie dieselben endlich nach der 2xalmuckcy zurückgetrieben haben. Diese Ixir» giscii sollen sich solcher Panzer bedient haben, von welchen sie die Krasnojassklschenals einen sicheni Schuh wider die Pfeile angcnommcn; und vermuthlich sind von diesen Zci« ten hcr noch einige dieser Panzer zu sehen. Ich muß aber hier nock gedenken, daß bey del, Tunguscn diese Panzer ziemlich in Abgang gekommen senn, und daß man sie bey ihnen auck »licht andcrs zu sehen bekömmt, als wenn sie jemand eine Seltenheit zeigen wollen. Seitdem sie sich unter der Russischen Oberherrschaft befinden, sind sie in ihren Sitte», viel milder worden. Sie haben bessere Exempel geschen, und wann sie durch Exempel nicht klug werden wolltcn, so wurden sie durch Gesetze zurückgehalten gegen einander mehr Feindseeligkeitcn auszuüben, indem sie nun alle zusammen Glieder eines icibes worden sind, die unter einer allgemeinen und gnädigen Obrigkeit stehen. Solchergestalt sind bey ihnen nach und nach die Panzer aus der Mode gekommen, welches in Ansehung ihrer was gutes ist, weil sle danlit nur in ihr eigen Eingeweide wüte. ten, und sich damit nicht nur zu beschützen, sondern auch ihre Brüder, die mit solcher Rüstung nicht versehen wa. ren, desto ungehinderter und gewisser umzubringen suchten. Ueberdem Ueberdem sind sie hierdurch einer last entlediget worden, die sie vcrmuchlich, da sie nicht anders als zu Fuße streiten konm^, öfters beschweret hat. Indessen bleibt es doch wahr, daß auch noch bieher die Tunguscn muntere und belebte leute sind, bey denc,, nicht nur eine natürliche ltebe zur Gerechtigkeit, sondern auch eine Ruhmbegierde Herr. schet, wie sie dann auch in ihren Zusammenkünften sich mit lauter Histörchen von einigen uralten Tunctuscn un. tcrhaltcn sollen, die sich durch große Kampfe micMcnkhen oder Thieren besonders hervorgethan, und dadurch einen großen Ruhm erworben hätten. Ich habe schon bey ver« schiedcner Gelegenheit gemeldet, daß es dieftm Volke eigen sey, sich allerhand blaue oder schwarzliche Figuren in das-Gesicht lnachen zu lassen. ' Man hat mir insgemein gesagt, daß diese Gewohnheit der Tungusin daher rühre, daß sie diese Figuren in dem Gesichte sür etwas schönes halcen, eben so wie die Tjchukschi, welche in den nordöst. lichcu Gegenden von Sibirien an dem Eismeere wohnen, einen Wallroßzahn, den sie an den Backen jeder Seite durch ein besonderes dazu schon in der Kindheit in die Backen gemachtes und erhaltenes loch, durchstecken, odev wir Europaer in locken gelegte und gepuderte Haare als einen Zierrath ansehen. Ich habe aber nunmehr in Erfahrung gebracht, daß man vor diesem bey dcnTun-cfuscn, besonders die Sieger, und zwar nicht nur im Gesichte, sondern auch auf dem leibe mit solchen Figuren Ss 3 beehret * S. den istcn Th dieser Rc^u. S. 386. 387» 646 '7)5 iNonar Januar. beehret habe. Das waren ihre iorbeeren, welche nur den Helden gebührten, und vielleicht' sind diese Zierraten hernach allgemein worden. Denn derjenige, welcher sie hatte, war geehret ; das Volk gewann daher nach und nach eine iicbe dazu,' und hielte sie endlich gar für schön. Sind dann nicht die meisten Begriffe, die sich der Pöbel von Schönheiten macht, wann man nm so glücklich ist allemahl den Ursprung zu finden, gemeiniglich in solchen abgeschmackten Sachen gegründet? Diese Ausschweifung haben die Tribulelnnehmer veranlasset, zu denen ich also wieder zurücke gehe. Die jetzigen sind entweder ehrlicher, als die ehemaligen waren, oder die ClMcflljcn sind auch durch mehreren Umgang mit andern Menscben leutseeligcr geworden, so daß sie nun mckr Menschenliebe als Rachbegierde haben. Man hört zum wenigsten nichts mehr von gefährlichen Nachstellungen womit sie ihre Tributeinnehmer verfolgten, und noch viel« weniger von Todtschlägen, die sie würklich gegen sie aus-iibeten. Sie bezahlen ihren Tribut ohne Weigerung, und vielleicht fordern die Baschlaki nicht mehr, als ihnen be« fohlen ist. Die Krone aber verlangt nicht mehr, als was bey der ersten Einnahme des tandes ausgemacht worden ist. Die diesjährigen Baschlaki haben mir in der That gehalten, was sie versprochen hatten, und mir solche Tun. guscn ' 5« . 5S. Hl '738 Monat Januar. Flusse Lunguoka wohnen, der noch oberhalb des Stadt Yeniseisk in den Jenisii fällt, daß sie ihren Fadcn zum Gesichter ausnehen mit einer schwarzen Fettigkeit färbten, welches ich zwar an seinen Ort gestellt seyn lasse, hock) aber bekennen muß, daß ich es nie» mals gehört habe. 6> .D5 5Ö? '^' ^ 5 .«"<. Fl^ ^z^ ^ F'