» r»^ ^>5?V^S5?^ Sammlung mucr und mcrkwi'irdtger Reisen zu Wasser und zu Lande. Vierter Thell. v. Johann Georg Gmelins der Chemie und Krauterwiffenschafft auf der hohen Schule zu Tübingen öffentlichen lehrerS^^--^^ Reise durch S ibiri (n, ^ von dem Jahr I7ZZ. bis l743. Erster Cheil. Wo Nußlands breites Reich sich mit der Erde schliesset, Und in dcn lctzttn West des Morgens March M-ssiesset: Wohin kein Vorwitz drang; wo Thiere fremder Art Noch ungenannten Völkern dienten; Wo unbekanntes Erzt sich kimftgen Künstlern spart, Und nie besehne Krauter grünten ; Lag eine neue Welt, von der Natur versteckt, Biß Gmelinsie entdeckt. v- Haller. G ö t t i n g e n, verlegts Abram Vandenhoecks seel., Wittwe. i?5l-mit allergnad igsten lrivileA *. ANNÄVB SENECA EPIST, CIV. Peregrinatio notiüam dabit gentium* novas Tibi montium formas ostendetl7 iniißt at a fpatia camporum, & irriguas permnibuz aquti valles, & alicujmflu* tnmu fub obfervuwm mturatn. hurch eine See unterbrochen ware. Die Er« prterung dieser letztern Fragen schien dem großen Kayjer von besonderer Erheblichkeit ZU seyn, wie Er dann auch in dem Handel Sich allerhand erheblichen Nntzen nicht nur Porstellen, sondern auch seinem Reiche, auf dessen Wohlfahrt Er unermüdct bedacht war, mit der Zeit verschaffen konnte, wann diese dunklenSachen erstlich in einLicht waren gesttzt worden. In Rußland redet man nicht soviel von der Tatarey, als anderswo, so wie diejenigen Weltweisen, die in der Kenntniß der Natur von andern erfahren sind, nicht soviel voy verborgenen Eigenschafftcn reden, als diejenigen, die noch in ziemlicher Blindheit stecken. Man bekümmerte sich also um keine Tatarey, und um diese Rätzel aufzulösen, war nur nöthig zu wissen, ob Sibirien mit der neuen Welt nordlich zusammen hienge, oder ob zwischen diesen Landern Meer wäre, durch welches man die neue Welt erreiche^ könnte. Dieses zu erfahren, waren etliche Wege. Ein Weg, lsnd zWpdfr nächste, war durch erwarten/ die hier nicht gesucht Mrden.mM weil meine Beschreibungen bloß zu meinem besonderen Unterricht, und auv Erzählungen^ dic seinige aber auf hohen Bcfehl, und aus ge» wissen Urkunden verfertigt sind. IndEen hoffe ich doch/ es werde meine Arbeit bcy man chem Leser Beyfall finden. Eben weil. cs ein Tageregister ist/ so ist es ein Mischmasch von unzähligen Begebenheiten/ von allerley Arten wn Ländern, von vielen Völkern/ vonun--terschiedlichen lncnschlichen Neigungen, von Sitten/ von Gewohnheiten, von der Natur, sowohl der gekünstelten als ungekünstelten. Ich denke noch immer mit Vergnügen an die Jahre, in welchen ich Gelegenheit gehabt habe diese Reise zu thun, und bilde nur ein, ein Tagebuch, das die Reise nach der Reihe-mit allen politischen und natürlichen Begebenheiten crzehle, müsse in einem Leser, der nicht gar zu allem gleichgültig ist, ein fast ahn« liches Vergnügen im kleinen erwecken. Allenthalben, so viel cs möglich war, habe ich gesucht, mich verstandlich auszudrücken, nnd nnd mich keiner Schminke der Worte bedienet. . Vielleicht hat mich diese Reise ungeschickt darzu gemacht/ oder wenn ich es glimpflicher geben will, so hat mich diese Reise aller Wohlredenheit enthoben/ weil ich so viclc Gelegenheit darauf gehabt habe/ die Schönheit der sich überlassenenNatur/ sowohl in leblosen als in lebenden/sowohl in vernünftigen als unvernünftigen Geschöpfen, zu sehen und zu bewundern. Indessen hat es mich doch hin und wieder Mühe gekostet, mich verständlich zu machen. Da ich in die 2c> Jahre in dem russischen Reiche zugebracht habe/so sollten mir wohl die mcistcnRussischen undSibirischcnVe-dienungen bekannt seyn, zum wenigsten habe ich geglaubt, einen ziemlichen Bcguff davon zu haben. Da ich aber das Buch in deutscher Sprache schrieb, so fiel es mir zuweilen schwehr/ gleichgültige Wörter in dieser Sprache zu finden. In diesen Fallen habe mich durch kleine Anmerkungen deutlicher zu erklären gesucht. Sollte ich hin und wieder gefehlt haben/ so wird der Fehler an sich selbst nicht groß, und in Ansehung anderer Reise- be» leschreiber, die von diesen Ländern geschrieben haben/ unendlich klein seyn. Man wird fin-len, daß ich meine Reisen hin und wieder, auch in den entferntesten Ländern, mit großer Bequemlichkeit habe verrichten können.Es ist mir daher unmöglich gewesen, da, wo keine Beschwerlichkeiten sind, solche anzugeben, und die alte Klage von dem wilden und raw Yen Wesen Sibiriens zu erneuern. Mein Tagregister ist nach der alten Zeit-rechmmg geschrieben, die noch bißher in Rußland üblich ist. Die Entfernungen der Oer-ter sind in Wersten angezeigt, deren hundert und vier und eine halbe einen Grad, oder fünfzehn teutsche Meilen, ausmachen. In kleinern Maaßen habe ich mich der rußischen Maaßen, Saschen oder Klafftcr, Arschin oder Elle, und Werschock bedienet. Fünfhundert Klaffter machen eine Werste oder 3500 Ew glische Schuhe aus, ein Klaffter sieben Englische Schuhe, drey Ellen machen einKlafftcr, und ein Werschock ist der sechzehnte Theil ei Ner Elle. Auch habe ich das russische Gewicht bey' beybehalten.: Ein Md macht vlttztWfttiid, welchen fünf und dreißig Nürnberger Pfunl> nchst. zwey und MM halben l noinmcn ist, wobey ich doch einige Oerter mehr, besonders solche, die auf der Reise vorgekommen sind, angezeiget habe. Es ist als» eine Charte zu diesem Theile gezeichnet worden, die aber nicht weiter als bis Tobolsk gehet, well sie sonst entweder für ein kleines Buch zu groß,odcr für diedeutlicheVemerkung so vieler Oerter ;u klein geworden wäre. Die Lcseart darauf ist nach dem teutschen, oder anchtM dem lateinischen eingerichtet, weil die ^'^ , pohl. pohlm'sche Leseart, welche in dem russischen Mlas^ beybehalten ist/ in Deutschland wem-gen hekqM ist. Unsern Mftweg biß Tobolsk und noch etwas weiter, so weit es nemlich dic Charte zuließ / habe ich auf eben dieser ^^Matte bemeMt/Uch dieses wird auch 7; DOigwahM^ 6 Ttt. nat. unter dem Worte Mattg gelassen hat. Es ist fast zu vermuthen, daß sie von den Finnen zu den Russen übergegangen sind/ wie sie sich ocim immer mehr nach Osten ziehen, wovon wir auf unserer fernem Ncise Gewißheit erlangen werden. Des« wegen ich auch das Wort Tarakan, womit sie in Nußland belegt werden, aus dem Finnischen hergenomlneni» scyn vermuthe. Nowaja pristan 68 W. zusammen 128 N>. 9 mahl über den Reres gehen. Wir langten endlich selbigen Morgen in Nowaja pristan glücklich an. Unsere Ge< rathschaft stund auf dieser Reise schr viel aus, wegen der beständigen und gewaltigen Stösse, die sie durch die ungemcin schlimme Wege bekam. Die Pferde hatten schwere Arbeit, und brachten uns sehr langsam fort. Welches mir aber doch diesen Vortheil zuwege brachte, daß ich gar bequem so schnell als die Pferde gehen , uud also einige Krauter sammlen konte. In Nowaja pristan machten wir gleich Anstalt zu Wasser auf dem wolchow - Flusse * nach Novo, grod zu fahren; wir bekamen auch ein schöncs,wohlgebauteS und mit einer guten Kajüte versehenes Fahrzeug , weil wir die Wahl nnter vielen hatten. Die Boden die« scr Fahrzeuge sind platt, weil der Fluß an einigen Or« ten untief ist. Nachdem wir unsere Reisewagcn und Geräthschaft aufgeladen hatten, fuhren wir des Nachmit. tags um 2. Uhr bey gutem Wetter, aber mit wiedrigem Winde ab. Weil wir wieder den Strohm giengen, so muste unser Fahrzeug gezogen werden; deswegen gieng es ziemlich langsam, und ich hatte wieder gute Gelegenheit Kräuter zu sammlen. Der Wind blieb allezeit wiedrig, und wir kamen erst den dritten Tag gegen 12. Uhr dem A 5 Klo- " Fast alle unsere Deutsche Schriftsteller schreiben wob chowst. Dieses ist der Genmvus von Wolchow. lo Jahr 1733 den I5ten und i6cen 2lugust Kloster des heil. Ancons, welcl)es noch etwas unterhalb der Stadt Novogrod liegt, gegen über. Wir waren begierig, die Ueberbleibsel dieses Hei« ligen zu besehen, und ließen uns also nach besagrem Klo, sier mit Rudern übersehen. Man führte uns gleich nach der Kirche dcs Klosters, und wiese uns l. den Mühlstein, aufweichem der heil. Antomus von Rom nachNovogrod gefahren seyn soll; 2. das Kraut, woran cr sich wah« rend seiner Fahrt bey einer ihm anscheinenden Gefahr hallen wollen, welches aber in seinen Handen geblieben, und seine heilige Person biß Hieher begleitet hatte. 3. sein Grabmahl. Der Mühlstein war in dcr Vorkir, che aufgesetzt, nnd wurde uns davon erzählet, daß er bey glaubigen Seelen bisher die gewisse Wirkling gehabt hatte, daß, wenn sie bey großen Zahnschmerzen ein we, nig davon abgeschabt, mic Waßer umgerührt, und auf Den schmerzhasten Zahn gelegt hatten, s«e so glcich von ihren Zahnschmerzen befreyet worden wären. Das Grab/ mahl gab einen lieblichen Geruch von sich, der von den heiligen Ausdünstungen dieses Heiligen herrühren sollte, und dem Geruch der Krausennmtze ziemlich nahe kam. Der Ort dcs Grabmahls ist in der Kirche nahe be,) einem Al, tare, znr rechten Hand desselben. Wir hatten gewünscht den Cörper des heiligen Amons zusehen; es wurde aber vorgewandr, daß niemand, außer dem Erzbischofe und Pcälalen die Erlaubniß hätte den Körper zu entblö» .^i.. sm Wcllki tTlovogrod 67 w zusammen 195 W li sen. Der Erzbischof war in Petersburg, und der Prälat des ClosterS (Archimandnt) bey dem wir uns an« melden ließen, sandte uns die Antwort, er wäre nicht zu Hause. Das Kraut war nicht weit von dem Grabmahle entfernet, und oben in der Kirche aufgesteckt. Es glich «i» nem Schilfe. Wcgen der vorgcwandten Abwesenheit des Prälaten konnten wir nicht erhalten, daß uns die Gele, genheit gemacht würde, es naher zu betrachten. Elner von den Priestern versprach uns in dasOhr,daßer von dem Kraute etwas in unser Quartier bringen wollte. Allein er hat sein Versprechen nickt gehalten. Nachdem wir diese heiligeSrätte verlassen hatten,eillen wir der Stadt zu, und käme« nachmittags um 2 Uhr glück, lich i„ rv>ellki Novogrod an. Weil wir von dem Thei« le unseres Gefolges, der zu Wasser abgegangen war, keine Nachricht hatten, so beschlossen wir, uns hier etwas zu verweilen. Den folgenden Tag des Nachmittags ließen wir uns nach bemIürgen-Clostcr, welches ohngeschr z Wersse oberhalb unseres Quartieres an dem Flusse gelegen ist,füh« ren. Der Prälat dieses Klosters empfieng uns sehr frelmdlich. Er führte uns theils selbst in dem Kloster herum, theils ließ er uns durch einen Mönchen herum, führen. Er und der Mönch bewirtheten uns, ein jeder in seiner Wohnung, mit frischen Aepfeln,Brandtwcin, Bier und « Jahr 1733 von löten bis zum iZten Aug. und Meth; und wir würden ohnfehlbahr zu viel bekom< men habe«:, wo wir nicht einiges ausgeschlagen hatten. In dem Kloster sahen wir eine ziemliche Anzahl eng« Zellen, deren ein jeder Bruder seine eigene hat. Oben in dem Kloster ist ein Speisesaal, in welchem die Tafel allezeit bereit seyn soll. Ein jeder ißt, so osst und so viel er will. Die Speisen bestehen in. Gurken, Rü« ben, Kohl lc. Es ist kein Tag in dem ganM Jahre, da Fleisch oder Milch zu essen erlaubt ist. Dieser Raum des Speisesaales ist ziemlich groß, aber nicht helle, und dienet zugleichMesse barm zu lesen. Neben bcy ist ein anderes Zimmer, wormnen ein paar Dutzend kleine Knaben sind, welche dm Rest der von den Brüdern ü-brig gelassenen Speisen verzehren, und darfür die Stuben und Geschirre rein halten. Den löten brachte ich mit Krautersammlen zu, und sahe bcy dieser Gelegenheit, daß Novogrod Wälder und Felder genug hatte, worinncu ein Krämerverständiger seine Begierde stillen könnte. Dcn i?ten verfügten wir uns in die Hauptkirche. Daselbst sahen wir viele artige Sachen, worunter eine der merkwürdigsten eine aus einem besondern gelben Metalle bestehende Kirchenthüre war, die zween Flügel hatte, und vor alten Sonsicn haben die Heilige und deren Theile, so in dieser Kirche vorhanden waren, besonders meine Aufmerksamkeit Nielikl-Novogrod 67 W. zustmmen 195 w. 13 samkeit erwecket. Von dem einen wiese man den Kopf, von dem andern einen Arm, von dem dritten eine Hand, von dem vierten einen Fuß:e. Das Fleisch an allen Gliedern sahe so aus, als wann es in dem Ofengetrock-net worden wäre, und war ohne allen Geruch. Eini» ge Stücke schienen hin und wieder etwas beschädigt z« seyn, welches vermuthlich der iange der Zeit, vielleicht auch einer nicht genügsamen Achtsamkeit, damit sie ver« wahret worden, zuzuschreiben ist. DeS Abends gieng ich auf ein Feld, welches et< wa anderthalb Werste von der Stadt, weiter unten ge> legen ist. An diesem Orte sollten unterschiedliche vier> eckichte löcher ausgehauen seyn, worin man die leichname vo,l armen Sündern, von todtgeschlagenen und todt« gefundenen, wie auch von armen ieuten, die keine hin, längliche Mittel zu einem ehrlichen Begräbnisse hinterlasse» hätte, hinein würfe. Meine Hoffnung war, verschiedene nühlicheAnmerkungen über dieVerwesung und überdieKno. chen zu machen; allein mein Hoffen und Bemühen war vergebens. Die Stellen habe ich gesehen; die Knochen aber waren alle mit Erde zugeschüttet. Einige wenige, die ich sahe, hatten nichts besonders. Das loch aber, wo die jüngstens eingeworfene Körper lagen,war mit Bret, tern umgeben und verschlossen. Diesen Abend bekamen wir Nachricht, daß das Fahrzeug mit unsererGeräthschaft und übrigenGefolge schon durch ,4 .0l'fe ge-,,, bürtig und aus dm Baurmstande. ein Stück von oben gegen die Tiefe in der Mitte aus" graben, und entdeckten bald in einem einen todten Kör, per, welchen die Arbeiter für den ieichnam eines Räu« bers ausgaben, der ohnlängst dahin begraben worden wäre. Eine Klafter tief entdecktet, wir Kohlen ; weil es aber dunkel ward, so ließen wir die Arbeiter aus einan« der gehen, und bestellten sie auf den andern Tag. Wir erwarteten sie aber vergeblich, woran die Bosheit des Be« fehlshabcrs einzig und allein Schuld war. Es half uns auch der Befehl aus der Regicrungskanzelcy nicht, und wir musten uns begnügen aus dem Mangel der Schichten und der Ueberemkommung der ausgegra« benen Erde mit der in den nächsten Felder,, liegenden zu schließen, daß dasjenige, was wir für Grabhügel ange« sehen hatten, wirklich dergleichen wären. Wir hatten in Petersburg schon etwas davon gehöret, und eine Person, die großen Einfluß in unsere Reise hatte, und der wir Ehrerbietung schuldig waren, munterte uns zu die, ser Untersuchung auf, die aber wider unsern Willen nicht weit hatte getrieben werden können. Wir schickten uns daher zu Fortsetzung unserer Reise an,und federten die uns angewiesenen Pferde. Hier gab der Befehlshaber der Fuhrleute deutlich zu verstehen, wie er gegen uns gesinnet war. Es mag vielleicht keine Art von arglistigen Aueflüchten erdacht werben, die er V nicht Ramtsch. R. 1. Theil. '8 i?33 von: Augu<5 bis zum isten Sept. nicht gemacht hätte. Er hielt uns nicht nur sehr auf, sondern sehte uns auch in große außerordentliche Unkosten. Wir musten alles vieses über uns ergehen lassen, und keine vernünftige Vorstellung half wider eine solche Unsinnigkeit. Es kam jedoch endlich so weit, daß wir den 27sien Abends gcgcn 6. Uhr Bronniy, unsern Marterort verließei,. Ehe wir wegfuhren, sahen wir gedachten Ve, fehlshaber einem unserer Fuhrleute etwas ins Ohr sagen, wovon wir uns zum voraus nicht viel gutes versvra>-chen. Den Zisten dcs Abends kamen wir in Rrestcnskoi Jam " an. Kurz, ehe wir dahii, kamen, fanden wir auf einer Höhe, an beyden Seiten des Weges, an jeder Seite einen Grabhügel, wovon der zur rechten Hand der größcste war, und an seinem Fuß eine Bcttlershütte hatte. Wir waren kaum in Ixrcstcnokoi Jam angekommen , so kam der Student, Lucas Iwanow, mitThra« ncn zu uns gelaufen , und hinterbrachte uns, daß er eine Frau , in deren Hause cr einquartirt war, mit ciner Flinte dergestalt geschossen hätte, dasi er besorgte, ihrEn, dc würde nahe seyn. Ich eilte gleich dahin, und traf gemeldete Frau in einer ziemlichen Ohnmacht an, wovon sie sich " Jam btdtmet cine Poststalion, da die Pferde gewechselt werden, und ist es eigentlich hier zu Lande eill Flecken- Rrcstenskoi 6Z w zusammen 293 W. 19 sich aber in meiner Gegenwart so gleich erholte. In der flachen Hand und dem Arme steckten einige Schrote tief in dem Fleische, welche ich zwar hcrauszuklaube,, suchte, aber wegen ihrer tiefen und ungewissen tage nicht darzu kommen konnte. Indcffcn wurden doch die nöthigen Mit, tel gleich veranstaltet, und die gemachte Wunden hatten keine Gefahr. Die Flinte lag auf der Bank, war aber zu gutem Glücke nur mit Schrote geladen, und eine Nachlaßige Handthicrung des Studentcns machte, daß sie los gieng, und besagte Theile an der Frauen beschädigte. Wir waren willens des andern Tages als am isten Sept. frühe fortzugehen; allein wir musten erfahren, was das Ohrenblasen des Brommzischen Befehlshabers zu bedeuten hatte. Er hatte uns dem Scarost und Wüborn als ieute empfohlen, welche sie warmhalten sollten. Wir fanden auch, daß, um diesem nachzukommen, keine tüchtigere Werkzeuge hätten ausgelcsen werden können. Wir wurden nicht nur gegen zween Tage aufgehalten, sondern auch mit noch mehreren Unkosten überhäuft. Diese bestunden darin, daß wir zu denen von dem hohen dirigirenden Se< nate uns bewilligten Fuhren in Bronnitz noch io, und m dieser Station noch 12 Pferde für einen ungemein erhöhen ten Preis annehmen musten. Es war wider die Ra« fcrey und Unsinnigkcit dieser leute nichts auszurichten. B 2 Hatten 20 I7ZZ von? -ten bis zum l6een Sept. Hätten wir Gewalt brauchen wollen, so würden wir den ganzen Flecken auf dem Halse gehabt haben. Die Verdrießlichkeiten, welche man uns zu Arcstcns« koi machte, erreichten den 2ten Septcmb. des Abends ihr Ende. Wir fuhren also weiter und kamen noch dieselbe Nacht nach RoZwina, den 4ten in der Nacht gelangten wir, nachdem wir den Tag zuvor durch Jas, chelbiza, am Flusse polamer gelegen, gegangen waren, nach dcm Marktfiekcn Waldcp. Von Bronnitz an bis Hieher ist das Erdreich allezeit bergicht. Nachdem man das Dorf Sailza hinter sich gclajscn hat, kommt der erste Berg, welcher wegen der kothigcn Wege unsern Pferden saure Arbeit machte. Die übrigen Berge smd kleiner und die Wege bester. Des andern Morgens erreichten wir SimagoriF Jan:, welche von waldey nur drey Werste entlegen ist. Es wollte Mar der Befehlshaber dieses Orts seine Tücke a« mis auch ausüben. Vielleicht aber mögen die verdricßli« chen Minen, die wir zu machen nicht unterlassen konnten, oder der Troß, womit wir ihme begegneten, ihn darvon abgehalten haben. Die Erbitterung gegen alle von der Fuhrmans - Canßleyabhängende leute hatt« gewiß nicht größer bey uns seyn könnm; denn wenn wir die uns ge< spielten arglistigen Streiche auch nicht sonderlich geachret hatten, so konnten wir doch nicht gleichgültig seyn, da die aller- HidlHwa I2Z N?. zusammen 416 w. 2, allerliederlichstenieute, mit denen wir bey andern Umstan» den ohnfehlbar kein Wort würden gesprochen haben, uns, da wir mit den kräftigsten Befehlen von dem Senate versehen waren, so schimpflich und ganz unvernünftig begegne-ten. Eine solche Aufführung preßte uns harte Reden aus, und wir sahen, daß sie fruchteten; nicht daß wir dadurch von den bisherigen Unkosten freygekommcn wären, son« dern nur in so weit, daß uns nicht mehrere aufgeleget wurden. Wir reiseten also noch selbigen Abend ab, und kamen bis nach Hidrowa, den 6ten aber vormittags durch 2^ujchankma, nach Chocielowskoi^Iam. In Ru-schankina musten wir uns über die übermäßige Bctteley verwundern. Es ist vielleicht während miscm Aussent-? halt kein Kind ,'», dem Dorfe gewesen, welches nich.- bey "ns gebettelt hätte. Ich habe ihrer vierzig aufcinmahl gezahlet. Die Stimme eines Bettlers aus diesem D^rfe gleicht der Stimme eines singenden. Auch der Dialect hat was besonders, und kommt mit dem Novogrodischm überein. Z.E. anstatt jest spricht man hier aus je, anstatt nirsihewo, nizewo, anstatt nier, nic. Ich habe auch hier verschiedene Worte gehöret, welche sonsten nicht gebräuchlich sind. Von Chotielowskoi-Jam reiseten wir noch ftlbl/ qenAbend ab, und kamen desNachts um lUhr nachIxolom-na, einem 12 Werste von der Poststation abgelegenen Fle- Bz cken. 22 1733 V0ln 7tM dis )Mn 9ttn Sept. ckcn. Ehe wir dahin kamell, hatten wir ein kleines iust< feuerwcrk. Die Achse an des Herrn Prof. Müllers Wagen. welche aus Nachläßigkeit in der vorigen Stmi^ on nicht war gcschmierct worden, sing lichterloh an zu brcune'i, und litte davon so großen Schaden, daß Herr Prof. Müller biß nach dem Dorfe ohngefchr 6. Werste zu Fuße gehen muste. Es war uns schwer, in der späten dunkeln Nacht an einem so schlechten Orte einc bequeme Schwarzstube zu finden; und da uns endlich des Kustos Haus bequcm dauchtc, so hatten wir große Noth, eingelassen;u werden. Dcr Wirth war unfreundlich, sein Weib aber das Ebenbild der Unfreundlichkeit, wenn sie nicbt die Unfreundlichkeit selbst gewesen ist. Dem ohngeachtet nahmen wir daselbst unser Nachlager, machten aber dem Vcrdrusse des Wirths ein baldiges Ende, da wir gleich des andern Morgens am 7ten wieder abfuhren. Des Abends um 6 Uhr selbigen Tages kämm wir in Wüstenei N)ololschok an. Unsere erste Sorge war cin Fahrzeug zu bekommen, welches uns bis Lwer zu Wasser überbrachte, weil wir genügsame Erfahrung hatten, daß die iandreise mit einer so großen Gcrathschast, als wir mit uns führten, sehr langweilig und kostbar wäre. Wir fanden an Fahrzeugen, dergleichen Art hierzu iandeBarken genant werden, cincn Ueberfluß und bedungen des andern Tages so. gleich eines. Inzwischen daß das Fahrzeug beladen wurde, Wüsihnci wolcotsch. 37 W. zuftlmnen45)w. 2Z dc, hatten wir Zcit genug, diesen Marktstecken zu besehen. Für einen Flecken ist der Ort sehr schön und groß, und die Schiffahrt macht ihn sehr lebhaft. Die iebensmmel sind wohlfeil, Fische aber fast gar nicht zubekommen, weil der Fluß Cwcrza an Fischen sehr arm ist. Die Flüsse Twerza und Msta sind hier durch einen Canal vereini-get, vermittelst dessen die Fahrzeuge von Asirakan, Ca-san und Tn?er in den Ncwa>Fluß kommen, weil, wie ich schon oben gemc!dct,der N7sta in dem Ilmcn-See, von diesem aber der wolchaw ausstießt, von welchem entweder durch den See Ladoga, oder jcho durch den Ka< dogaisihen Canal der Weg nach der Newa offenstehet. Wir begaben uns zwar schon den 9len des Abends auf unser gemietetes Fahrzeug, trafen aber weder Ruder noch Steuer an , und die Arbeitslcute von dem Fahrzeuge waren eben beschäftiget diese Zubehöre zu verfertigen. Dergleichen Fahrzeuge werden uicht mit einem Steuer regieret, sondern man macht zween behauene Balken, einen von vorne auf ei< ner, und den andern von hinten, auf der andern Seite dergestalt feste, daß das eine Ende in das Waffer, und das andere bis gegen die Mitte deS Fahrzeuges gehet. Der Valcken aber derjenigen Seite wird bewegt, wohin man das Fahrzeug lenken will. Diese Balken und die Nuder, die wir nöthig hatten, waren den folgenden Tag V 4 des «4 '733 vom i5Ml bis zum i2tcn Sept. bes Morgends schon fertig, und wir fuhren al ;uft?n,ncn 523 N>. 25 ten uns die ?lrbcitslcute von unf^m Fahrzeuge sthon Tags vorher crzehlct, daß diese Waldor voller Licsihi waren. Sie beschrieben diese Liesthi, als wilde ieute, ganz rauh von Haaren, welche in der Höhe denenjenigen Sachen, in deren Nähe sie sich befanden, gleich wären. Z. E. in den Waldern den Bäumen, unter dem Getrei, de demGctrcide, unter demGrase demGrase:c.und wo nichts alsErde wäre, da waren siomit der Erde gleich. Sie sollen die Menschen nlcht beleidigen, sondern nur gegen sie lachen, und sie küheln, ja wenn sie cm?n kützlichen Menschen fan« den, sollten sie ihn zu tode kützeln. Es sollte Lieschi von beiderlcy Geschlechte geben. Wlr sehten Belohnungen auf ein paar dergleichen Geschöpfe aus. Einer von unsern Arbeiteleuten getrauet sich durch seine Kunst ein paar her« bey zu locken. Dieselbe bestund in einem unerhörten Geschrey , welches er die ganze Nacht durch (denn die Nacht sollte besonders günstig dazu seyn) machte, so daß wir kaum davor schlaffen konnten. Diesen Morgen nun, da er uns noch keine Liefthi verschafft hatte, droheten wir ihm, daß wo er nicht bis Abends um , cken Scbmnarowo vorbey gegangen waren, erreichten wir Mologa - Slododä. Der Wind war hier sehr schwach und nicht allzu günstig. Und da er gegen Abend heftiger ward, musien wir stille liegen, nachdem wl'r vorhe-ro vie Flecken N>ieska, Mikulska und Aamenmk vorbey gejegelt waren. Des Des andern Tages kamen wir den Flecken Balo-hcmowa vorbey, gegen Mittag nach Rldna-Slobodä. Ich weiß nicht, ob Ridnadcn Nammvol, d«m Fischen hat. Allein so viel ist gcwisi, daß bey unserer Anwesenheit keine zu bekommen waren. Wir gingen selbigen ganzen Tag imd die daraus folgende Nacht beständig fort, ließen die Flecken Schachonskojc-Uslie, NX'.sil-' jcwskoje, Gc,iicnowsko, Spaskojc, ^lünskoje, Sawiüska, Bogoslowskojc, eine kleine Stadt )^ manow (in der Nacht) Bonsso-Glicbokaj^SlodO-da, die Flecken pccrai pawla, Idskoj^Ustl^, wos-dvoyjchcnie, die Viorskaja Slodod.-., und den Flcckcn Iwanowskoje hinter uns, und km„en vcn 2tcn Octob. in Iaroslaw an. I^roslaw ist eine schöne und große Stadt; die 5c-bensmittcl darin sind sehr wohlftil, die Kramläden m dcn, großen Kaufgebaude schr jchön eingerichtet, und sowohl mit einheimischen als ausländischenWaarm angcsülltt. In dem Kloster Spaskoi, wohin wir uns des Nachmittags beqa< ben, wurde uns ein Bethaus ( Capelle ) und in demselben zween zerbrochene Knochen gewiesen, die man für Riesen-Knochen hielte, und die man vor vielen Jahren in der Erde an eben den, Orte, da das Bethaus stehet, als mall den Erzbischoss Tryphon von Rosiövo dahin begrabe,, wollen, gefunden hatte. Es schienen aber Elephantenkno- chen Z2 Vom MN (l>cr. bis zum 8ten chen und zwar, der eine ein Stück von einem Hüftbeine, der andere von einem Jochbeine zu scyn. Wie es Nacht wurde verließen wir Iaroslaw und segelten mit einem starken Winde ab. Weil aber der Fluß bald darauf nach einer andern Gegend lief, so könn« ten wir nicht weiter als 4 Wersie kommen, in welcher Zei't wir Aorowniki-Slododa, welche nur eine Wersie von der Stadt abgelegen, vorbey fuhren. Don zten October giengen wir mit großer Mühe 6 Werste weiter bis zu dem Flecken Orlowa, und mußten wegen des heftigen Win, des wieder stille liegen, welches wir auch die ganze Nacht hindurch und den folgenden Tag zu thun gezwungen wur« den. Doch ward gegen Abend uns das Wetter in so weit gütistig, daß wir welter zu gchen vcrsucheten; aber hinter dem Doisso Tunoschna musten wir wieder liegen bleiben, weil wir dcsNachtS gegen 9 Uhr aufeine Sandbank zu sitzen kame»,von welcher wir uns mic vieler Beschwerlich, keit los arbeiteten und aus Furcht, wegen des nicht allzu« günstigenWindes noch ferner Gefahr zu laufen, nicht weiter gehen wollten. Des Nachts aber gegen 2 Uhr wurde der Wind ganz günstig, und wir kamen also die Flecken Goro» disthtscho, Meleda und Sclijclnsihc Sloboda vorbey, am 5tcn gegen Mittag bis zu der Stadt Costroma. Die, se Stadt ist nicht sonderlich groß, Halmen Erowall, und gegen über auf derrcchtm Seite liegt die Globodc Go» rodljchtschc. Zunächst oberhalb CostromK ließen wir das Im'jcw-powolski Gorod 1088 wcrste 35 das Ipatskoi Monastic zur linken Seite liegen, welches wir wegen seiner Pracht nicht wenig bewundert haben, indem es mit steinernen Ringmauren und Schieß" Thürmen befestiget ist, und deswegen ein Muster eines wohl befestigten Heiligthums abgeben kan. Bey Costroma musten wir wieder wegen des widrigen-Windes bis zum folgenden Tage stille liegen. Da abee des Morgens um 4 Uhr der Wind gut wurde, fuhren wir ab, und die Flecken Illmsko, Rrasnija-Poschm, Niicolsc^Slderorvskojc und Suncilirowo vorber,,so daß wir geqcn Mittag in dieGegend der Slododa pliössa kamen. DenselbenTaq qienqen wir noch die flecken ^Tlorv" lensko, wc>s>wlftkensko,Iw'"owsro, pc»lu,cch" rowo und t7?.;wälkl vorbey, und lagen die Nacht hindurch stille. Deu 7te„ rl,da ten wir noch mit qrosser Mühe die Flecken Solpuga, Mcrinoroo, und Rrivvez vor-bw, und erreichten gegen Mittag die Stadr 2^ll»cschlna, welche ziemlich schlecht aussiehct. Denselben Tag und dic folgende Nacht fuhren wir noch die Flecken ^icola-N?iera, und ^lnnskoje, die Ricschma Slododa und dcn Flecken Jolnac vorbey, und kamen des ander», Tages morgens frühe um 7 Uhr bey Iurjcw-Povvowki Gorod an. Dcr widrige Wind ließ uns abermah! nicht weiter gehen, und wir hauen nur eine ziemliche kleine Stadt, worin nichts sonderlich merkwürdiges war, vor C uns. Ramtsih. R. 1. Theil. I4 l?33 vonl 6ren lDceob. bis zum 8ten uns. Sie mag vor diesem etwas mehr zu bedeuten ge-kabt haben; denn unterhalb de. Stadt zur rechten Seite ist das Ufer über die maßen hoch, und auf dessen oberster Höhe zunächst an der Stadt siehet man noch die Schutthaufen von einer ehemahligen großen Festung, welche aus hohen- zicgelsteinerncn Mauren erbauet gewesen ist. Es hatte aljo unsere Aufmerksamkeit hier wenig zu thun. Der Geschmack hatte ein besseres Schicksaal. Wir kauften hier' Sterleden, welche so wohlfeil waren, daß wir das Stück vor anderthalb Cop. haben konnten. So groß die Begierde darnach war, und st stark die Einbildungskraft dabey würckte, so mus; ich doch aufrichtig gestehen, daß es uns mit diesen Fische!', nach dem allgemeinen Schlendrian ergangen. Den ersten Tag war die Begierde darnach fast unersättlich, den andern mäßig, und den dritten ganz gleichgültig; ja sie würoe sich vielleicht in einen Eckel verwandelt haben, wenn wir weitere Versuche damit hatten machen wollen. Sie sind dem äusserlichen Ansehen nach denen Stören ganz gleich, habcn folglich , auch wie diese, keine Gräten, sondern lauter Knorpel. Sie erreichen aber nimmer die Grosie der Störe, und haben eine spitzigere Sclmautze. Ihr Fleisch ist wegen des vielen Fettes sehr zart, wird aber vermuthlich wegen eben des vielen Fettes in die iange hm eckelhaft. Nach eingenommener Mahlzeit versuchten wir unsere Reise fortzusetzen, tonnten aber nichc weiter als 4 Wer- ste Im-Zew-Powolski Gorod lozg wcrstc. 35 sie kommen, weil wegen der veränderten Richtung des Flusses der Wind uns widrig wurde, welcher ohnedem mit Hefftigkeit bliese. Wir musten uns also gefallen las» sen, ein paar Stunden stille zu liegen. Sobald der Wind gegen den Abend siä, etwas geleger hatte, giengen wir, wiewohl nichs ohne Mühe, ab. Wir ließen das Fahrzeug mit einer Schalupe von 4 Rudern fortziehen. Dergleichen Hülfsmittel verursachten uns so wie hier, also auch an vielen andern Orten nicht wenig Verdruß, weil die Arbeittzleute und der Botsmann sich vor aller Arbeit, wie vor einem Feinde fürchteten, so daß, wofern wir nicht zuweilen die Sache mit dein grösten Ernste angegriffen hätten, wl'r öfters 5 biß 6 Tage härten stille liegen müssen. So bald der Boesniann glaubte, es würde Mühe kosten weiter zu kommen, ließ er gleich den Ancker werfen, und wollte ihn nicht wieder aufziehen lassen, bis entweder der Wind ganz günstig, oder er und seine leutc so frohren, dasi sie, um sich ;u erwarmen, an die Arbeit gienqcn,da doch öfters die Mühe von einer halben Stunde genug gewesen wäre, um durch eine kleine Krümmung des Flusses zu gehen, und hernach einen günstigen Wind zu haben. Wir sahen dieses Übel endlich em, und gaben dem Botsmann den Be^ fehl ohne unser Wissen und Willen inskünftige nicht mehr Anker zu werfen, welchem er auch endlich nach ausgestandener mancherley Prüfung unseres Willens nach« kam. Wir hatten diesmahl kaum das Fahrzeug C 2 ein ein wenig fortgebracht, so kamen wir in eine andere Rich-tung dcs Flusses, und der uns vorhin widrige Wind ward hierdurch günstig. Wir giengen die Nacht durch gut sort. Den 9ten dcs Morgens aber um 4 Uhr, da wir «n einem süßen Schlafe waren, wurden wir durch heftige Stoße, so unscr Fahrzeug erlitte, aufgeweckt, und in nicht geringe Bestürzung gesetzet. Man hörte nichts, als ein beständiges Krachen und ein heftiges Anspülen der Wellen gegen das Fahrzeug. Die Ursache war , daß wir auf den Sand zu sitzen gekommen waren. Es würde uns aber dieses, da es nicht das erste mahl war, in keinen sonderlichen Schrecken gesetzt haben, wenn es nur Tag ge-wcscn wäre, und wir also die Stelle hätten entdecken können, wohin wir uns hatten sicher hinwenden mögen. Allein weil es stockfinstre Nacht war, so durften wir nichts wagen; denn wir hatten eben so leicht noch weiter in die Sandbank hinein, als davon loskommen können. Indessen musten wir doch Rath schaffen. Das Schiffs hatte schon vieles ausgestanden, und wir besorgten, daß die harten Stöße, denen es gegenwärtig bloßgestellet war, es leck machen, und wir an unserer Gerathjchaft großen Schaden leiden würden. Endlich ließen wir das Fahrzeug durch Stützen verwahren, damit es nicht weiter in den Sand hineingetrieben werden mögte. Bey diesen Anstalten erwarteten wir den Tag mit Ungeduld, innerhalb welcher Zeit das Krachen dcs Fahrzeuges nicht nachließ, sondern wegen pmsiheschk i"8 Werste 37 wegen des zugenommenen Sturmes immer größer ward. Sobald der Tag angebrochen war, arbeiteten wir uns von dcr Sandbank los, worauf das uns so betrübt klingende Krachen endlich aufhörete. Nach viescr Widerwärtigkeit verhinderte uns doch d«r noch anhaltende starke und wiedrige Wind weiter zu gehen, und wir sahen uns, sobald wir nur von dem Sande los waren, genöthiget del, Anckcr wieder fallen zu lassen. Wir waren damahls noch ohngefehr 3 Wersie von dem Flecken ptttschcsiHk, welchen wir aber nur von ferne ansehen konnten , und blieben an eben diesem Orte bis zum Morgen des andern Tages liegen. Wiewohl wir nun darauf die Flecken Rrcsti, Rarunkv, und N?asile-ctod. ges stund. Es ist leicht zu erachten, mit was für großen Sorgen wir unerfahrne Seeleute uns gequälet haben. Wir stunden anfänglich, und betrachteten das Wasser, gleich als sähen wir einem Schauspiele zu. Bald sahen wir uns selbst einander an, bald führten wir Hiobs Klagen. E,'l5 alsdann, da wir uns von dein ersten Eckre» cken etwas erholet hatten , fiel uns ein, man müstc nach der Oessnung, da das Wasser hinein käme, suchen. Hier kamen uns der VootSmann und die drey Matrose», deren ich oben gedacht habe, gut zu statten; denn unsere Al beits« leute waren nicht im Stande, oder hatten zum wenigsten nicht den guten Willen, uns mit Rath und That an die Hand zu gehen. Was man nicht mit Gewalt von ihnen zuwege brachte, war vergebens. Obige Schissleute suchten also mit großen Eifer an allen Enden und Orten nach, welches nicht ohne große Beschwerlichkeit geschahe, weil Nicht nur die Geräthschaft bald da bald dorthin geraumet, sondern auch die Dielen des Schiffbodens, welche fest genagelt waren, mit vieler Mühe losgerissen werden musten. Sie suchten aber eine ganze Stunde, ohne etwas zu entdecken. Mittlerweile muste nicht nur gepumpet, sondern das Wasser auch mit Kübeln ausgeschöpfet werden. In Erwegung des großen Schadens, den wir bey längerer Anhaltul'g dieses Unsterns an unserer Gerathschaft leiden wurden, entschlossen wir uns an das Ufer zu fahren, die Geräihschaft auszuladen, und das Fahrzeug an das iand zu Balachnaii58N)crste 39 ^u ziehen, damit man den Fehler ohnfehlbar entdecken und verbessern mögte. Wir ließen demnach den Anker heben, Md wollten so lange fortgehcn,bis wir ein wcichcsUfcr sinden würden. Kaum waren wir abgefahren, so mhontc durch das ganze Fahrzeug ein Freudengeschrcy, daß das ioch ge« funden sey. Wir verspürten die Wahrheit davon gar bald, weil das Wasser eben so gchhwinde, als es vorher zugenommen hatte, wieder abnahm. Mit dem Wasser verlohren sich auch unsere Sorgen. Dabey hatten wir d^.s Glück nicht nur der verdrießlichen Aueladung unserer Gerathschaft überhoben zu seyn, sondern auch mit gutem Winde weiter zu gehen, wie wir denn gegen Mittag G<> rodcz Sloboda, und des Abends die Stadt 2)a!ackna vorbey fuhren. Zu geschwinder Forlsetzung unserer Reise muste noch em artiger Zufall ctwaö beytragen. Wir hatten schwachen Wind, und giengcn ziemlich langsam; et« liche Werste aber oberhalb Gorodoz hörten wir um 12 Uhr ein großes Brausen über dem Fahrzeuge. Es war cine Schneewolke, die mit großer Heftigkeit gegen das Fahrzeug angewehet ward, und auf dasselbe niederfiel, so daß das Schiff in einem Augenblicke mit Schnee bedeckt war. Zu gleicher Zcil blies ein heftiger Wind in das Segel, welchcr uns vollkommen günstig war und uns sehr geschwinde fortbrachte. Die Freude dauretc :,war nicht über eine halbe Stunde; sie ward aber des Abends '.m 4 Uhr durchleben einen solchen Zu^ll wieder erneuet, C 4 Die 49 l?33 den ilten ctc»b. Die Stadt Balachna siehet ziemlich schlecht aus, ist aber ungemein lang und wegen der Salzquellen, die Harm sind, berühmt. Diese Quellen sind so reich, daß be-ständig über 50 Salzkoten daselbst unterhalten werden. Daö Ufcr dieser Stadt ist überall mit Holz beleget, weil wegen besagter Salzkoten eine große Menge desselben anf-gehct. Unsere lcute versorgten sich daher mit einem Vorrathe von diesem Holze, welches sie eingcsalM nannten, weil es zu den Salzkotm gehörcte. Wir haben auf un> fercr Wa^rrcise eine sehr große Menge Holzes verbrau» chet. In der Cajütc brannte beständig ein Caminfeuer, und auf den zween Feucrheerden ward den ganzen Taggn kocht und gebraten. Das Holz, das wir in Twcr ge-, kauft hatten, war kaum auf zween Tage hinlänglich. Das übrige alles, was wir verbrauchten, fanden unsere leute an dem Ufer schon gefallet und klein gehauen. Wir mach« ten uns anfänglich ein Gewissen, dergleichen Holz zu brennen, was dem Eigenthumsherrn nicht bezahlet worden war. Allein da wir in einige Dörfer, um es zu kaufen schickten, so kam allezeit die Antwort zurücke, die Bauren verkauften kein Ho!;. Hieraus musten wir schließen, baß sie sich ein Gewissen daraus machten Geld für ihr Hol; zu nehmen: wir aber wollten nicht gern irgendeines Menschen Gewissen verletzen. , Wir hatten von Balachna bis Nischnci-Novo-gr^d nicht mehr als 25 Werstc, und cs hatte das Ansehen, BalachtM"58N>ersie 4» sehen, als würden w,> die ganze Nacht hindurch unsre Fahrt fortsetzen können. Deswegen fragte dcr Bootsmann, ob er, wann er bey Nischnci ankommen würde, Anker wcr-fen, oder fortgehen sollte? Wir befahlen das letztere, in Erwegung daß wir bisher so Vieles Ungemach von dem widrigen Winde ausgestanden hatten, und erachteten dc< rohalben für nöthig, uns alle günstigen Winde zu mche zu machen, und uns lieber des Vergnügens zu berauben, eine so schöne Stadt zu besehen, indem die spare Jahreszeit uns nicht erlaubte unsere Reise zu verzögern. Mein so gut auch unsere Absicht war, so ward sie doch übel ausgedeutet und vernichtet. Einige von unserm Gefolge wolten ihre Freunde in NM),iei besuchen; einige wolten Provia,ßowc» und die Mündung des Flusses Lmda vorbey. Als wir diese vorbey waren, so stieß das Fahrzeug an das Ui'cran, und der Bootsmann meldete uns,daß es wegen des wiörigen Windes nicht thunlich sey weiter zu gohcn. Wir fanden nicht rarhsam, bey den schon vorhandenen Bewegungen mehrere auf unsrem Fahrzeuge zu macbcn , und '»cßen es geschehen. Des andern Morgens frühe, nachdem wir den Flecken Gordiewskä und die Mündung des Flusses rak,Bcswodna. Hier kamderHcrrP-.of.Mül, lcr wieder zu dem Fahrzeuge. Wir fuhren die ganze Nacht, und kamen durch die Flecken Aadmzi, Rabor-ki, Tariney, Iurkma, am izten des Morgens frühe um 6 Uhr bey Niakaricn^Monastir und Slobodan. Von da qiengen wlr noch an selbigem Taae dieFleckenproft sek, Masa, 2vre,nonei, Barmi,w,Sonowkä, Foki^ nc, vorben, und kämm gegen ?lbcnd , da cs dunkel ward, bey A)äsill-(k5or<>d an, wovon wir aber wegen der Dun» kelhcit nichts als die Thürme wahrnehmen konmcn. Die Nacht hindurch fuhren wir den Flecken Sumka vorbey, und kamen des Morgens am^ten gegen die Stadt A'.w, ma-2)emianskoi, die wir aber wegen der dunkeln Nacht nicht sehen konnten. Von da gienqen wir gegen n Uhr Vormittags noch 15 Werste weiter, bis 5 Werste oberhalb Iliinscaja Pustinka, rmd musten wegen des widrigen Windes daselbst stille liegen. Es ward unS gesagt, daß in diesen Gegenden viel« Tschuwaschen wohnten. Und weil der Wind fthr hef- tig tig wehete, und wir keine Hoffnung vor uns sahen, sobald von diesem Orte zu kommen, so entschlösset, wir uns, Herr Prof. Müller und ich, nebst dem Dolmetscher, zween un< srer Bedienten und 4 Soldaten den Weg nach der Stadt Tschcbarar in der Schalupe voraus zu nehmen, und unterwegcns die Tschuwaschen zu besuchen. Ehe wir aus dem Fahrzeuge giengcn, so wurde abgcreder, daß dasselbe uns so sseschwinde als möglich folgen, und daß wenn es Tschcdarar vorbey qchen würde, uns durch einige Schüsse ein Zeiche» gegeben werden sollte, welchem wir unsrer Seits auch wieder antworten, und so gleich nach dem Fahrzeuge zurückfahren würden. Wir verließen also dcs Abends UM Z Uhr das Fahrzeug, und waren kamn 5 Werste gefahren, als wir indcr Gegend von ^e neldccer Pustinka, oben auf dem Berge, ein Feuer erblickten, und zween von unseren Soldaten , welche getaufte Tschuwa^ schen waren, sagten uns, daß die Tschuwaschen bey diesem Feuer ihre Andacht verrichteten. Unsere Neugie« rigkeit führte uns also dahin. Wir kletterten mit ziemlicher Beschwerlichkeit die Berge hinan , halfen uns durch die Wälder, so gut als wir konnten, und erreichten endlich das Feuer. Dabey fanden wir zween Tschuwaschen, und einige Schritte davon ein an einen Baum gebundenes Pferd, dessen sie sich zu Verrichtung der Reise nach diesem heiligen Orte bedienet hatten. Die Tschuwaschen waren beschäftiget einen Hammel zu schlachten, . und Ilimskaja pustinka 1363 Werste 45 und hatten auf das Feuer einen Kessel gejehet, in welchem sie das Eingeweide des Hammels und deu Magen, den sie mit Fett, Blut und Grüße angefüllet hatten, kochten. Nahe dabey gegen Osten war ein viereckichtcr Platz, mit Stöcken um und um besetzet, gegen welchen dicse icute ihre Andacht ven'ichN'N, Wie ste es machen ,haben wir nicht gesehen. Vermuthlich waren sie damit schon zu Ende, odcr vielleicht thaten sie es noch, nachdem wir wieder fortgereisct waren. Von gemeldetem Platze waro uns erzählet, daß er von einem gewissen Mann odcr Frau, wclche dieTschu-rrasihcn in ihrer Sprache Iümajse, die Russmworo-schei oderworoscheja(Zanberer oder Zauberinn) nen-nen, zu diesem Heiligthum erwehlet undangewies<>n seye. Aller Beschreibung nach, die man uns von diesen Iümasse gemacht hat, müssen sie Priester seyn, welche Würde bey ihnen von Personen beyderley Geschlechts bekleidet wer' den kann, und ohne Wissenschaft der heiligen Schrift von al« lerhand Gaukeleyen ihre eigene und feste Stütz«» hat. Ih-re Gcwalr und Ansehen ist sehr groß. Dann es begegnet einem Tschuwaschen keine Krankheit, ja überhaupt kein Ungemach, worin er nicht seinen Iümasse um Hülfe und Rath fraget, und ich zweifle nicht, daß er auch dafür bezahlen müsse. Ein jedwedes Tschuwaschisches Dorf hat seinen Iümafsc, oder vielleicht mehrere, welches ich nicht ge« wiß melden kan. Der um Rath gefragte Iümas>e bestimmt alsdenn das Opfer, welches derLschuwasche zu liefern hat. Wenn 46 >7V den 14M! l^crod. Wenn es ein Hammel ist, wie dasjenige war, was wir sahen, so verfügen sie sich damit an den obcnbemeldten Drt, schlachten denselben, kochen das Eingeweide und den Magen, den sie, gedachter Maßen anfüllen, und essen alsdann so viel davon, als ihnen beliebt. Darauf vcrrich« ten sie ihre Andacht, legen etwas Geld, ein jeder nach seinem Vcrmöqen , in einen ausgehöhlten Baum, in welchem nur eine Ritze gelassen ist, und der in dem umsteckten Platze ste« s»et, nehmen alles von dem Opfer übrig gebliebene nach Hau« se, und verzehren es nut ihren Freunden. Vor diesem sollen sie ihre Andacht gegen die Haut des geopferten Thie. res, welche sie in dem geheiligten Platze aufhiengcn, ver« richtet haben, dieses aber soll abgekommen ftyn, weil sie nunmehr nach dem Vorgeben der Rujsin die Häute lieberverkaufen. Sie verehren, wie sie sagen, einen einzigen Gott, den sie Tora nennen. Die Sonne halten sie für heilig, und verrichten auch gegen dieselbe ihre Andacht. Es fehlet ihnen aber auch nicht an andern kleinern Göttern, welche sie mit den Heiligen der Christen vergleichen. Ein jedwedes Dorf hat seinen eigenen Götzen, und dessen Woh« nung ist in dem oben gedachten heiligen Orte. Das Dorf, wovon unsere zween Tschuwaschen waren, hatte eincn Namens Borodon. Wir sahen seine Hütte, könn-ten aber nichts heiliges daran erblicken. Zu welchem End. zwecke das geopferte Geld angewendet werde, haben wir nicht erfahren können; vielleicht ist es zu Unterhaltung ihrer Iümasse. Tsihebaxar 1383 Werste 47 Iümaffc bestimmt. So viel haben wir vernommen, daß es nach einer gewiffcnZeit von einem vcrtramcnMann desDor-fes ausgenommen wird. Mehr konnten wir von ihren Gebräuchen, Sprache, Sitten und iebensart nicht erfahren, weil unsere zwccn Tschuwaschische Soldaten gegen ihre Nation noch eine ziemliche Zuneigung zu haben, und also mit Fleiß ihre Gcheimnisjeunszn verbergen schienen. Nachgehends vernahmen wir noch dieses davon, daß es ein sehr sparsames Volk sey, und aus diesem Grunde dem Brantweinsaufen nicht nachhinge. Man sagt, daß sie die Pferde mir ungemeiner list und Geschicklichkeit denen Russen zu stehlen wissen, und dieser listige Diebstahl soll bey ihnen nichts ungewöhnliches sey»,. Wir sahen in Tschcbaxar de», Tag darauf zween aneinander geschlossene Tschuwaschen, deren einziges Verbrechen darin bestund, daß s,e Pferde gestohlen hatten. Wir hat' ten gerne mchreres von ihnen hören mögen; allein es war Abend, und wir hatten noch 20 Werste biß Tschcbarar zu fahren. Deswegen eilten wir nach unserer Schalupe, und stiegen in dieselbe bey der pustinka * ein. Zwischen diesem * pustinfa ist eine Emsiedleren, ba ein einnger Mensch wohnet, um von dcr Welt abgesondert zu leben, vielleicht auch, um bequemer beulen zu können, weil der Verwand des Gottesdienstes, den dergleichen reute haben, btli Vor-betireisendtn besser in die Herzen dringt, als der Vorwaitd dcr Belteley. 45 l733dm iSten cdcr. diesem Orte und Tjchedarar bauchte uns, als wenn der Wind für unser zurückgelassenes Fahrzeug günstig worden wäre, und wir hofften also, es würde in der Nacht bey Tschebaxar ankommen. Wir langten an diesem Orte des Nachts um 8 Uhr an, und nachdem wir bey der Schalupe eine Wache gesetzct hatten, welche auf das zurückgelassene Fahrzeug Achtung geben sollte, suchten wir uns in der Stadt ein Quartier. Das erste aber, was man uns wies, war uns das beste; denn wir hofften in etlichen Stunden wieder abzugehen, und verlangten uns nur ein wenig zu warmen. Ein Schneider mit seiner Frau, Mut' ter und Tochter, und wir nebst einer Menge Wanzen und Tarakancn, machccn die Stubengcsellschaffc aus. Bey unserer Ankunft waren wir ziemlich hungerig, und erbettelten endlich von unserer Wirthin Eyer und Milch, welche wir uns auf hölzernen Tellern mit hölzernen iöffcln wohl schmecken ließcn. Die Schlafstarte, nämlich die bloße Bank, war unserem armseligen Zustande gemäß , und wir schliefen sanft; denn die Hoffnung, die wir hat. ten aufgeweckt zu wcrdcn, war vergebens, weil uns den an. dern Morgen von der Wache gemeldet ward, daß kein Fahrzeug vorbey gegangen sey. Wir befanden uns in ziemlich schlechten Umständen. Wir waren M mit nichrs versehen. Zwar fiel uns gleichein, daß wir vielleicht bey dem Woywoden des Orts unserm Mangel würden abhelfen können: allein wir hatten uichts auf dem ieibe, als eine Tschcbarar iz53 werste. 49 em jeder eine »nit Pelze gefütterte Weste und einen Man» tel, llnd stunden an, ob wir in dergleichen Kleidung .'inen ehrlichell Mann besuchen sollten. Zu unscrm beftndcrn Glücke aber fand ich diesen Morgen ohngefähr in der Ta-scl)e meiner Weste ein Stück Chocolade. Dich verzehr» ten wir mis Milch gekocht als eineMorgmsuppe, und aßen uns davon ziemlich satt. Darauf giengen wir aus, um uns Effen zu unsrer Mittagomaht;eit zu kaufen. V^)« Gewürze fanden wir nichts, al6 Pfeffer, von Eßwaarei» nichts, als Rind-und Hainmelfteisch. ?lllcin Gescl)irre, um^ etwas darinnen zu kochen, konnten wir nicht so gleich bclommeu; wir giengen also zu dem Woywodm und erzählten ihm unsere Umstände. Er nahm uns freundlich auf und bat uns zum Mirtagsessen, welches uns besonders angenehm >var,»vcil wir dergleichen Hoftlchk.ic nöchig hatten. In dcn Unterredungen über die Tschuwaschen er-zählte uns der Woywode, daß dieses eine schr große Na» tion sey: In dem Bezirk von Tjchcdarar wären über iliooo, m dem von Rusmadcmjünski über ioc.O>, m dem von Sirilsgorod über i22o, in dem von Swyaschk über 6vOc)2, und in dem von Aok-schaisk über 4^0. Wir fragten, ob man denn diese ieute nicht zu dem Christlichen Glauben zu bekehrm si^, 'iU exlgchm, oder die Vortheile, welche man solchen Neubl'kchrten gäbe, zu gcniesien, und derm sie sich bloß zu Au5sä)wcisung?n bedienten, die ihnen, als Heiden vorher nicht erlanbt gewesen wären. Als der Abend anlam, gienqen wir nach unsrem O.uartier zurücke, kolmtcn aber zu lmsercr gröstcn Bestürzung nichts von unse, ' rem Fahrzeuge vernehmen. Es übcrfiel uns eine ziemliche Schwcrmuth, denn wir sicngen Nl,n an zu arg« wohnen, daß unser Fahrzeug in der Sonntagsnacht vor» bey a/qanqen wäre, und daß vielleicht die Wache, die wir ausgestellet hatten, dasselbe wegen des dunkelen Wetters nicht habe sehen, und dte Schüsse wegen widrig.» Win--dos nichr hören können; dann es kam uns die Zeit von 24 Stunden schon sehr lange vor. In diestn Gedanken, nachdem wir vorher ein Nachtessen auf Tschebararisch einge- Tjchedaxar 1383 Werste. 51 eingelwmmen, legten wlr uns auf Tschebaxarisch schlafen. Das Hol;, worauf wir die vorige Nacht gelben hatten, schien uns schon viel weicher zu seyn. Wir schliefen gut. Deo Morgens gicng das Klagen wieder an, und der Argwohn, den wir den Abend vorher gehabt hatten, vermehrete sich. Wir schickten zu dem Woywodcn, und liesien ihn bitten einen Boten zu Pferde in die Gegcnd, wo wir unser Fahrzeug verlassen hatten,zu schicken, welcher sich erkundigen sollte, ob es noch da wäre, oder nicht, welchem Begehren er auch so gleich Genüge leistete. Wir unserer Scits ließen in der Gegend von Tschcbaxar auf allen daselbst vorhandenen Fahrzeugen nachfragen, ob man nichts von unserem Fahrzeuge wüste? Und wir waren eben bey dcm Woywoden in dem Mittags« essen begriffen , da man uns die betrübte Nachricht brachte , es sey ein Schiff am Sonntage des Nachts Tscbcba, par vorbcy gcgauqen, dessen Gestalt und die daraus vorhandenen 5eme man zwar wegen der Dunkelheit der Nacht nicht hatte sehen können, die Wache darauf aber hätte gc< sagt, daß es Soldaten führe. Unser voriger Argwohn wurde hierauf ungemein vermehret,und der Woywcde s, lbst gab ihm Beyfall. Dann wir erinnerten uns noch allzeit des Windes, den wir für unser Fahrzeug wahn'nd unserer Reise nach Tscbebarar günstig hielten, und dachten, derselbe hätte es fortgebracht. Auf der Seite aber, da die Stadt liegt, kan wegen der vielen Sandbänke kein Fahrzeug gehen, und die Fahrt ist auf dcv linken Seite, D 2 (wgo- 52 1733 dell I7tt!» Octod. (iuqowoi) welche über zwo Wcrste von der rechten (Na-gornoi) entfernet ist, so daß das Fahrzeug leicht hätte vorbey fahren können, ohne von der Wache vernommen zu werden. Wir entschlossen uns daher unsere Schalupe cm wcnia. bedecken zu lajsm und damit weiter zu gchcn, hofften auch, ehe sie fertig würde, noch mehrere Nachricht zu bekommen. Nachdem wir alles veranstaltet hatten, so ließen wir von dem Markte ein paar Tschuwaschen in unser Quartier hohlen, um etwa noch einige Umstände von ihnen zu erfahren und uns dadurch unsere Schwer" muth zu vertreiben. Wir befragten sie um viele Dinge, aber wegen dcr schlechten Dollmetscher, die wir an unsern Soldaten hatten, erhielten wir durch ihre Antworten wenige Nachricht, und wcil sie gar wenig Russisch verstunden, so konnten wir in dieser Sprache nichts von ih<-ncn selbst vernehmen. Was ihre Festtage betrifft, so erfuhren wir noch dieses, daß sie zwar an dem Frcytagc «licht arbeiteten, aber diesen Tag deswegen nicht für besonders heilig hielten: hingegen hätten sie alle Jahre ein großes Fest, an welchem sie insgesammt nach dem ebm gemeldeten heiligen Orte giengen, um ihre Andacht zu verrichten: dieser Tag ware nicht unbeweglich, sondern würde alle Jahre von dem Iünmsse nach seinem Belieben bestimmt. Nachdem wir ihnen ein kleines Geschenke von Korallen gemacht hatten, so ließen wir sie abziehen. Mittlerweile war das Verdeck zu unserer Scha« lupe fertig worden. Dieses bestund in Birkenrinden, wel- Tschcbaxar 1583 Wcrste. 53 welche ütt dem Orte, da wir sitzen sollten, von einem Nan-de der Schalupe biß zu dem andern aufgespannt waren-Hinten und vorne aber ließen wir sie offen, um dem Wi» de keine allzustarke Macht über die Schalupe zu geben. Weil der Bote, den der Woywode abgefertiget hatte, noch nicht zurückgekommen war, welches doch nach unse« rer Meynung schon gar füglich hätte geschehet, können, da er, wenn er bis zu dem Fahrzeuge und wieder zurück gegangen wäre, in allem nur 5^. Wcrsic zu rciten hatte: so legten wir dieses so aus, daß, da er mit dem ausdrücklichen Befehle weggegangen war, nicht wieder zurück zu kommen, ehe und bevor er Nachricht von unserm Fahr« zeuge erhielte, er kein Fahrzeug angetroffen haben, und als«» weiter gegangen seyn müsse, wo er aber das Fahrzeug un, möglich finden könnte. Diestmnach und weil wir keine weitere Nachricht erhielten, entschlossen wir uns den andern Morgen frühe, wenn indessen nichts weiter einlaufen sollte, wegzugehen. Dieses geschahe nicht, und also machten wir uns den i7ten October um 5. Uhr auf den Weg. Es war dunkel, und der Weg nach dem Fahrzeuge, besonders das Ufer hinunter, wegen des den Tag zuvor eingefallenen Thamvetters sehr schlüpfrig, so daß wir die Schalupe mit sehr großer Mühe erreichten. Und da wir zu derselben gekommen waren, so fragte es sich, wer stcui ren sollte; dann niemand von uns wüste die Fahrt,da doch alles voller Sandbänke war. Es unteniahm es aber doch cincr von lmscrn icuten. Der Wind kam von der linken D 3 ' Sei- 54 '755 dc»! 17m» Ocrob. Seite, und war sehr heftig, so daß wir fast nicht von dcm User kommen konnten; und als wir uns endlich davon losi gearbeitet hatten, so wurden wir wieder an dasselbe getriebn,. Wir dachten es dem ungeachtet durch die Ruder zu zwingen; und ob wir scholl oft bald an das Ufer, bald auf Sandbänke geworfen wurden, so blieben wir doch ein paar Stundcn lang bey unserm Vorsätze weiter zu gehm^ In-dessen ward es Tag. Wir froren wegen des allzuhesti-Hcn Windes erbärmlich; unsere Soldaten fiengen an zu murren, und wir sahen, daß wir noch nicht eine halbe Wersie weit fortgerücket wären. Wir meynten, die Elemente hatten sich wider uns verschworen, und wollten ih-ncn daher lieber ihren Willen lassen, als uns in Gefahr fthen, und unsere leute unnöthig martern. Daher landeten wir an dem Ufer an, giengen in das Dork Bcreschnaja, welches eine halbe Werste von der Stadt entfernet ist, und erwarteten daselbst ein besseres Schicksal; denn nach der Stadt wollten wir nicht wieder zurückgehen. Wir konnten hier eben so gut als dort leben, und waren harte an dem Wr, um auf das Wetter acht zu haben. Doch schickten wir nach dem Woywoden,und ließen ihn nochmahls um Nachricht fragen. Allein der Bote war noch nicht zurückgekommen; so sehr wollte uns das Schicksal durch die Ungewißheit , worin es uns ließe, ängstigen. Indcsscn blkbcn wir bey unscrew vorigen Entschlüsse; doch mit dichm Unterscheide, daß wir selbigen Tag nicht weiter als 22 Werste zu gehcn gedachten, und wofern Oundk 1423 Wcrste. 55 wofern wir in dem Flecken Sundir keine Nachricht von unserm Fahrzeuge bekommen würden, daselbst stille zu liegen. Wir mietheten 3 Albciisleutc, welche uns bis Ca-jl;,: bringe» sollten, und versprachen für ihre Mühe einem jcdweden 4c). Copckcn; l,nd da der Willd slch etwas geän« dcrt hatte, so giengen wir von dem Dorfe ab, welches auf dem Berge liegt. Daö User ist nämlick von Iurjcw bis Casan allezeit sehr hoch und bergicht, und auf cincm solchen Berge des Ufers lag das Dorf. Wir klett-'rtcn mit sehr großer Mühe hinauf, und verrichteten dm Wl?q,' ohngcachrcc wir ihn nur einmahl giengen , bey nahe doch zweymahl; dann meistens glitschten wir wieder so weit herunter, als wir hinaufgegangen waren. Wie wir gegen Mittag wegen des gelinderen Welcerö weiter zu gehen uns entschlösse,,,, so waren wir bedacht ciimi besst, ren Weg den Berg hinunter zu finden, a!5 wir herauf gehabt hatten. Allein cs war kein ordentlicher Weg da, weil die Baunn nach der Stadt oben an dem Ufer weg, gehe»', und wegen des Wassers nicht nöhcig haben an den Fluß herunter zu sieigen, indem sie in ihrem Dorfe mit Quellwasser versitzen sind. Wir waren daher anch in unseremSuchen nicht glncklich,sondern qiengcndas st.'üc Ufer durck Hülse einiger Stöcke, die wir uns geschnitten hat-tm, mit großer Beschwerlichkeit herunter, und begaben uns so gleich in die Schalupe. Des Abends um 4, Uhr cn-eichten wir dcn Flecken Sundir, woselbst wir ausslie-gcn und uns nach unserm Fahrzeug erkundigten. Es D 4 ward 5<5 1733 den i?tcn Gctod. ward uns aber gesagt, daß den vergangenen Montag ge« gen Mittag ein Fahrzeug vorbey gegangen wäre, dessen Beschreibung mit dem unsrigen dergestalt übereinkam, doß wir nicht den geringsten Zweifel mehr hatten , unser FM-z?uq wüste, wo nicht m Casan, doch nicht weit da» von seyn. Dann diese Zeit stimmte auch mir derjenigen üwn'M, in welcher unsrer Muthmaßung nach unser Schiff Tschebarar vorbey gefahren seyn „Me. Hierzu kam ,ioch eine Nachricht, die mis ein die Wolga Heraustom-nicndcS Fahrzeug brachte, daß es ebenfalls ein solches Schiff gesehen, dessen leule gesagt hatten, sie giengen nach Sibirien, wodurch wir in u'iserer Meinung noch mehr bestärkc wurden. Wir hielten in dem Falle, daß unser Fahrzeug schon in Casan wäre, unsere Gegenwart daselbst aus vielen Umstanden für hbchstnöthig, und entschlossen uns eiligst dahin abzugehen. Wir giengen RoksiHawk, eine sehr elende und kleine Stadt vorbey, und erreichten gegen 7. Uhr des Nachts das Dorf Ruschnikowa. Weil niemand von unsern ieuten, und der Steuermann am allerwenigsten , der vorher» niemahls von diesen Gegenden was gehört oder gesehen hattc,die Fahrt wüste, und wir vor Kalte sasi erstarret waren, so stiegen wir aus, und wollten hier das Mondenlicht erwarten. Wir hatten einen kalten Brntcn von Tschcdaxar mitgenommen, welchen wir uns wohl schmecken licßen. Eine Suppe kochten wir aus Milch und Eyern, und unser Trank war Quas. Ruschmkowa 14!) werste. 5f QuaS. * Wir haben vielleicht in unserer hiesigen Mahlzeit, was die Niedlichkeit betrifft, den ehemah« ligcn fahrenden Schülern nichts nachgegeben. Der Schlaf kam uns an; wir fanden aber in der ganzen Stube nur zween Oerter, die zu unserer Ruhestätte dienen koimten, nämlich oben auf dem Ofen, und unten auf dcm Boden. Der eine Ort war sehr heiß, und der andere sehr kalt. Der heiße Ort hatte einen aus Knob« lauch, Zwiebeln und ieinöle vermischten Geruch. Der Ofen war auch schon so voll, daß wo man hingriss, man cin Hindertheil einer lebendigen Creatur in die Hände bekam. Und wo der Platz nicht von großen Creaturen besetzt war, da war er von kleineren, als Wandlausen, Tarakanen und dergleichen ««gemein voll. Wir wollten also lieber etwas Kälte ausstehen, und legten uns in guter Ordnung auf die Dielen des Bodens nieder. Die Kälte und Flöhe ließen uns aber wenig schlafen, und zu allem Glücke waren ein paar Kinder in der Stube, welche uns die ganze Zeit hindurch , die wir da lagen, eine liebliche Musik machten, bis die Zeit herankam , da wir uns wie" der auf den Weg machen wollten. Wir giengen des D 5 Nachts * Quas bedeutet gemeiniglich einen etivas säuerlichen Trank aus Meel, so mm, mit Wasser cinrHrt, undqähreu läßt, oder auch aus uugesäncrtemVrodte wozu Wasscr geMcn wird, das durch eine gelinde Wärme ill Gährung kommt. Auch ein ganz dünnes Bier, waun mau nämlich liberdcu Trebel,der rvm Vier nachgeblieben ist, noch Wasser lueßt, und dasselbe rine Mile dcmlbcr stehen und Mml läßt/ dicutt östcls , statt des Qnascs. 55 '753 den izrcn (l>crob. Nachts um ii. Uhr weg, fuhren den Flecken Biclo-rvols'Hkl vorbey und käme,! des Morgeiw um 5. Uyr in ^Vjasowie au, wo wir abermahl ausstiegen um uns zu warmen; oenn die Kälte hatte diese Nacht so zugenommen, daß wir ihr nicht länger widerstehen tomn.'n. Nach einer halben Stunde, als wir ul<5 gewarmel hatten, gicngm wir wieder ab. Des Morgens gegen ^.Uhr waren wir abermahls sthr durchgefroren, und wir hoffim in der Griwü-Sloboda, welche über ,.Werste nicht mehr von uns seyn konte, uns zu erwärmen. Allein eö siieß uns bald eine sonderbare Wiedcrwartigkeit zu. Unser Steuermann, der uns bieher wider sein und unser Vmnmhcn wohl gcsühret halte, außer daß cr »ms ein paarmahl auf dcn Sand gcschtt, wovon wir aber bald wieder los gekommen waren, waqle etwas, um seinem Ruhme, welcher in seinem Sinne scl)on hoch a/sticqen war, einen neuen und vollkommenen Glanz zu neben. Der Fluß theilte sich in zween Theile; der große Theil beugte sich zur linken und der kleine zur rechten Hand, und zwischen beydei» schien cinc Ii'sel zu seyn, weil mal, iand sahe. Es kam dem Steuermann vor. als wann der Weg durch dcn kleinen Arm viel naher wate, und er erwählte daher die Fahrt durch denselben. Wir waren nicht weit hinein, so sahen die Arbeitsleute, daß das Wasser darin keine Bewegung hatte, und gaben dem Steuermann zu verstehen, daß sie diesen Arm dcs Fluss?s für einen blinden Arm hielten. Allein der Steuermann glaubte Swiask-Gorod 145Z wersie. 5«^ te die schönste Gelegenheit zu habcn, seine Weisheit zu zeigen. Er führte uns 5. Werste hinein , und da noch kein Allbqanq da war, so sieng er selbst an zu zweifeln, licß aljo dao Fahrzeug an dem lande anlegen , und bestieg den höchsten Baum, den er in der Gegend wahrnehmen konnte, um zu sehm, ob er nicht einen Ausgang entdecken könnte. Man hätte den Fichten-Baum, worauf der Steuermann stund, vor einen Espen-Baum ansehen können; dann theils die Kalte, theils die Furcht den so schwer und sau^r, ja mit sehr kaltem Schweiße erworbenen Nuhm zu verlieren, verursachte bcn ihm ein solches Zittern, daß auch dcr Baum davon zitterte. Es wurde kein Auegang gefunden, und wir fuhren zurücke, wo wir hergekommen waren, giengen Swiask-Gorod eine unter das Gouvernement von Cäsar» gehörige Stadt vorbey, welche ohngc-achtct sie 2 Wcrste iand einwärts liegt, und folglich weit von UUs entfernet war, doch wegen einiger steinernen Kil> chen wohl in das Auge fiel. Wir bckamcn bald darauf Griwa Sloboda ins Gesicht, und weil uns die Kälte fast unerträglich schien, so ließen wir gerade darauf zu steuren. Kaum aber waren wir etwas weiter vorwärts gekommen, so saßen wir auf dem Grunde, und fanden nachgchends, daß es wegen des allzuvielcn Sandes, welcher an selbiger Seite ist, unmöglich wäre daselbst anzulanden. Wir konnten fast kein Giied mehr rühren, so sehr hatte uns die Kälte angegriffen, und doch musten wir weiter sahreu. Durch eine geringe Bewegung der Hände u?,d Füße 6o I7ZZ he,, 15ten (l)ctob. Füsie, ass der kleine Raum zuließ, hielten wlr eine Zeitlang aus, aber endlich wollte uns alles erstarren. Daher stiegen wir an das iand, und erwärmten uus mit laufen so lang? , bis wir glaubten, wir würden wieder eine Wei» le aushalten können; worauf wir uns wieder in das Fahr« zeug begaben, und bald bey bcm Flecke», Nslon ankamen, von da wir gerade auf die Mündung des Casanka» Flusses zufuhren, die wir auch des Nachmittags um halb 2 Uhr nach so vielen Widerwärtigkeiten glücklich erreichten. Es war zunächst an der Mündung eine Postiruna., zu welcher wir giengen, und uns bey derselben nach unserm Fahrzeuge erkundigten. Man me!dtte uns aber, daß seit dcm Sonntage kein Fahrzeug in die Casmka eingelaufen sey. Wir zweifelten kcmeewcqcs wir würdet, unser Fahrzeug finden, und wollten nur fragen, wo es läge« Um desto mehr befremdete uns diese Antwort, und desto« weniger konten wir glauben, daß dieselbe wahr wäre, da noch überdem kurz darauf ein Casimischer Soldat uns die Nachricht brachte, daß er unser Fahrzeug die Caftnw hatte hinauf segeln sehen. Wir giengen an dem Ufer dl> ses Flusses weiter auswärts, und wünschten unser Fahrzeug zu Gesichte zu bekommen; allein umsonst. Folglich ka« men wir sehr bvtrübt in Casitn an, da wir alle unsere Be< mühung vergeblich angewandt sahen, und uns wegen un. fers zurückgebliebenen Fahrzeuges viele Sorge machten. Wir warm hungrig, schläfrig, und fast erfroren, so daß uns ein gutes Essen, Bette und Wärme höchst nöthig war. Casan 1490 Werste. 57 war. Zuförderst musten wir ein Quartier haben, und hi'iten deßwegen bey dem Statthalter darum an. Des Abends um 5 Uhr bekamen wir eine Stube, worin wir mit dem Wirthe, der Wirthinn und einem kleinen Kinde, welches uns mit seiner Musik der AusiHinkowischen Kinder erinnerte, zusammen unsern Aufenthalt nehme« musten. Hieraus konnten wir fast nichts anders schließen, als daß dem Stadthalter plaron Iwanonmsch N7u« schin Puschkin bey seinem ehemahligen Auffenthalte auf Deutschen Universitäten nicht allzmvohl von den Professoren müffe begegnet worden siyn; doch war es uns leid, daß wir es entgelten sollten. Wir wollten unsere matten und kalten Glieder erwärmen,und hofften dazu Mittel gefunden zu haben; denn es wurde uns gesagt, daß hier Wein und Franzbrandtweln zu kauf wäre. Es daurte auch keine halbe Stunde, so bekamen wir für 30. Copeken «in Galenok (etwas mehr als ein Maaß) weissen Weilt, und für 25. Cop. ein halb Galenok Franzbrandtwem. Der Wein wird von Makariew Hieher verführet. Ec schmecket wie Apffelmost, und ist ziemlich stark, jedoch nicht unlieblich. Der Franzbrandtwein gehet wohl an, und ist nur mit Pfeffer ein wenig gcscharfet. Beydes kam uns als ieuten, die etliche Tage her nichts als Quas getrunken hatten, als ein sehr liebliches Getränke vor, und würde uns vielleicht gut geschmeckt haben, wann es auch gleich so beschaffen gewesen wäre, daß wir es bey andern Umständen gar nicht hätten kosten mögen. Während daß wir uns 65 173^ öc«! I9ten Ocsob. uns mit dein Weine erquickten , schickten wir nach Fleisch, Kohl, Eyer, Butter ails, bekamen aber mir großer Mnlie nur etwas Kohl und Fleisch. Von unserer Wirthin war nichts zu erhalten; denn sie war uns gram, daß wir bey ihr im Quartier stunden, und der Wirth war nickt zu Haust. Ob wir auch gleich in andere Häuser hrrum schickten, so war es doch vergeblich, und es schien, als wann es hier nicht Mode wäre, den Fremden eine Gefälligkeit zu erweisen. Wir tranken unsern Wein aus, eke noch das Essen fertig ward, und schliefen hernach auf der Bank sanft ein. Den andern Tag ward uns erzahlt, daß man uns, wie das Essen ftrtiq gewesen wäre, aufgeweckt; daß wir schlafend davon gegessen (ohngeachtet beydes sowohl Kohl als Fleisch sehr hart gewesen wäre) und darauf uns wieder hingelegt hatten. In der That wmdm wir durch diesen Schlaf, so hart als auch das Ruhebette war, sehr erquicket, und cr hatte ohngcfähr 12. Stunden lang gewähret. Als wir erwachten,hätten wir gerne Tli?«.' getrunken, wann wir solchen hatten bekommen können. Von unserm Fahrzmge hatten wir noch nicht die geringste Nachricht. Und weil wir besorgten, daß wir so bald keine bekommen mögten; so jicngen wir an Rath zu halten, wie wir unsere Haushaltung indessen einrichten könnten. Kostbar durste sie nicht seyn, denn unser wcni-ges Geld war dazu nicht zureichend. Es war noch ein besonderes Glück, daß wir auf i». Rubel bey une führten, welche Hr. Prof. Müller, um Tschuwaschische Kleider zu zu kaufen, mit sich qenommcn hatte. Und Von diesen war nicht viel mchr übrig. Wir kauften also z zinnern« Teller, ^G Thee, 2 paar Messer, 2 V Reiß, ein Buch w?isi Papier, i G Caviar, für ^>Cop. Zwiebeln, für 2 Cop. Brod ; ferner Eyer, Schüsseln, einen Topf, Ham< mel-und Rindfieisch , Rüben, Gurken, Salz und Rettig, Butttr, cme Theekanne von Töpferarbeit und zCl'ocolade« schälchen, die uns zu Theeschalchen und Trinckqläscrn zu« gleich dienen sollten. Zu einem Tijchtuche kauften wft ieinwand, dergleichen man sonst zu Spühllumpen ge^ braucht. Unstre löffel wan'n von dem feinsten Holze, und das Stück davon kost« te ^ Copcken. Hiermit gi<>»ge»l wir ganz erfreut nach Haust, und fiengen an unser Essen zuzubereiten. Wir mustcn nach eiller gan; fremden und uns biöher ungewöhnlichen Art kochen. Man weiß hier nichts von Küchen , sondern alles wird in dem Ofen ge< kocht, womit die Stube geheizt wird, und dessen Oessnung in der Stube ist. Es gehct etwas langsam zu, und wahrendem Kochen zieht sich ein großer Rauch in die Stube. Die Noth lehrte uns alles thun und ertragen und wir machten uns ein Essen, das zwar an sich schlecht war, uns aber dennoch, weil es in einer von uns und nach unserer Art neu angelegten Haushaltung zubereitet worden, recht wohl schmeckete. Wir dachten schon auf al« lerley Entwürfe unsere Haushaltung so einzurichten , daß wir sie auch ehrlichen lemen weisen könnten, fanden aber da- 94 N33 den ,9ren Gctob. dabey viele Schwierigkeiten, welche zu überwinden unS fast nicht möglich schien , wofcrne wir uns nicht hier eine Bekanntschaft zuwege bringen würden. Nach einigen Berathschlagungen machle ich mich auf den Weg und lief dem Handwerke nach; denn es schien uns viel wahr» scheinlicher einen Arzencyverstandigen, als cincnGcschichts-kundigen zu finden. Wir betrogen uns auch in unserer Meinung nicht; denn nach einem paar Stunden kam ich in das Haus eines Stabs'Wundarztes, der die hiesige Besahung bedienete. Nach abgelegtem gewöhnlichem Gruße fand ich an diesem Wundarzte, Nahmens Speer, einen freundlichen Mann, von dessen Hülfe ich mir gleich große Hoffnung machte. Ich erzählte ihm meine und meines Hrn. Reisegefehrtm Schicksale, und bat Ihn um Beystand. Wcil ich weiß , was für eine Sprache die Aertztc gerne hören, so war es mir auch nicht schwer die-sen Mann dahin zu bewegen, daß er mich und meinen Sicisegefchrten in die Cur nahm. Er bat so gleich Hcrm Prof. Müller zu sich, setzte uns Thee vor, und gab uns eine wohl zugerichtete Abendmahlzeit. Kurz, wir fanden, daß er stine Kunst wohl verstund, weil wir so gleich und im Anfange der Cur linderung verspürcten. Denn ob wir schon diesen Abend noch nichts von unserm Fahrzeuge vernommen hatten, so schien es doch, als wann das, was unserem leibe zur Stärkung dicnete, auch unser Gemüth wl'edcr aufgemuntert hätte. Um die Cur fortzusetzen, gab er unS ein gutes Bette ein , so daß wir den andern Morgen Casan !4?o wcrste. s^ gel, schon ganz andere ieute waren. Der leib befand sich in vollkommen gutem Zustande, und das Gemüthe in et-ncm w?ic besseren, als es bisher gewesen war. Viele Sorqen verlohron sich wahrmdem Schlafe, und wir hoss. ^cn :nchts, als lauter gutes von unserem Fahrzeug. Wir gicngon am 2 'sten des Morgens, nachdem wir Thee ge< trunten halten, gc?rost nach der Casanka zu; kaum hat" tcn wir uns aber daselbst ein wenig verweilet, so brachte einer von unsern Soldaten uns die erfreuliche Nachnchs, daß unser Fahrzeug in die Caftnka würklich eingelauj«en wä^ re. Wir ließen daher an dem Orte, da die eingehenden Fahrzeuge sich versammlen, jemanden zurücke, der uns, sobald das Fahrzeug daselbst angekommen seyn würde, davon Nachricht geb«n sollte. Wir kehrten zu unserm Arzte wieder zurücke, und nahmen ein gutes Mittagsmahl ein. Bald darauf erhielten wir die erwünschte Nachricht, daß das Fahrzeug an dem Orte, da wir es verlangt hatten, nämlich unten an der Festung angekommen wäre. Nach vielen Dankbezeugungen, die wir unserem getreuen Arzte für seine glücklich vollbrachte Cur abstatteten, eilten wir nach dem Fahrzeuge, umarmten nach unserer Ankunft unsere zurückgelassene Gesellschaft, und fanden alles in gutem Stande. Wir erzählten einander unsere Schicksale, und brachten diesen Abend höchst vergnügt zu. Unser Neues Hausgerathe wurde zur Pracht ausgesetzt, und die Anschauung eines jedweden Stücks machte uns und unse/ rer Gesellschaft Vergnügen. Wir vernahmen, daß das Ramtsch. R -.Theil. E Fahr, 66 »7)3 den 2l und 2 2sim Gccob. FahrMg erst den'l^ten Nachmittags gegen 3 Uhr bey Tschedaxar angelanget, und also etliche Stunden später als wir, von dorten abgegangen wäre. Solchergestalt erfuhren wir, daß die Elemente, wider welche wir damahls ein wenig aufgebracht waren, es gut mit uns gcmcynt hatten. Denn wofern wir ihnen, und nicht un. ' scrcm Kopfe gefolget wären, so würden wir vieler Be« schwerlichkeiten überhoben gewesen seyn. Daß aber daS Fahrzeug erst zween Tage nach uns angekommen, daran wa» ren die widrigen Winde schuld gewesen, welche uns in der Schalupe nicht so viel hatten schaden können. Wir hörten auch, daß das Fahrzeug noch zum andern mahl ei< ne Oeffnung bekommen, welche die Noth wegen des eindringenden Wassers wieder ziemlich groß gemacht hätte. Jedoch, so groß auck die Widerwärtigkeiten beyderseits gewesen seyn mögen, so geringe schienen sie uns, nachdem sie vorbey, und wir wieder vereiniget waren. Wir gicn« gen also ruhig schlafen, und weihctcn den andern Morgen unsere Ehocoladcschalchen ein, die wir nun völlig und nur allein für solche öffentlich erklärten. Wir hatten zwar, ehe noch das Fahrzeug angekommen war, eine Vorstellung weqen der uns nöthigen Quartiere und der übrigen Bedürfnisse bey der hiesigen Regierungskanzeley eingegeben; allein da wir nunmehr mit dem Fahrzeuge auch unsere Kleider bekommen hatten, so giengen wir diesen Morgen selbst zu dem Hrn. Statthalter, weil wir wegen der strengen Kälte in dem Fahrzeuge nicht lange hätten aus, halten Cajan 149 a Wersie. 67 aushalten können. Er versprach uns schleunige Bcförde« rung, schickte auch gleich in das Rachhaus und Polizey: dem ungeachtet aber verzögerte es sich bis in den dritte,: Tag, ehe wir Quartiere bekamen, die uns anstandig waren. Den 22sten frühe ließ uns der Statthalter zu wissen thun, daß selbigen Tag der Casamschen Mutter Gottes zu Ehren ein Fest würde gehalten werden, dessen feyerliche Begehung mit anzusehen er uns einladen ließ. Wir verfügten uns sogleich nach seinem Hause, trafen ihn aber schon auf der Treppe von dem Unterstatthalter und den übrigen Vornehmen des hiesigen Ortes begleitet an. Es war io Uhr vormittags, Er war eben im Begriff sich nach der Hauptkirche zu begeben, und wir giengen in seinem Gefolge auch dahin. Der Archimandrit war zu« gegen, und vertrat die Stelle des hiesigen Erzbischofs, welcher damahls in Petersburg war. Es befanden sich noch zween Aebte, (Igumeni) und einige Diaconi gegenwärtig, welche wie der Archimandrite in ihrer fey« erlichen vnestcrlichen Kleidung erschienen. Die ganze Geistlichkeit fieng bald nach unserer Ankunft an sich in eine gewisse Ordnung zu stellen. Das Evangelium und einige gemahlte Bilder wurden herzugebracht, und man fieng die Procession an. Vor dem Archimandrite« wur< de das Evangelium und die Bilder hergetragen. Hinter der ganzen Geistlichkeit aber gieng der Statthalter mit oben gemeldetem Gefolge, worunter auch wir waren. E H Die 68 1733 den 22sten Occeb. Die Procession gicng nach dem Kloster der Casanijcden Mütter Gottes. Und da man zu dem Thore desselben gekommen war, wurde stille gehalten und etwas aus dem Evangelio verlesen und geräuchert. Dieses Kloster ist mit lauter Nomim beftht, und mtter wahrender An< dacht kamen die Aeblissinn und einige Nonnen mit dem Calamschen Marionbilde an. Es ist auf einer Tafel gemahlt, halt das Kind IEsus in der rechten Hand, und ist mit einer Krone und Halsbande geziert, deren Pracht so groß ist, daß allein die Juwelierarbeit daran zoo. Rubel gekostet hat. Die Gestalt desselben ist ehemahls einem hiesigen Geistlichen im Traume erschienen, und hat sich ihm so lebhast vorgestellet, daß er , weil er die Zeichenkunst verstund, im Stande gewesen ist es den andern Morgen mit allen Farben abzumahlen. Ich muß hier anmerken, daß es, unter der Geistlichkeit allezeit leute giebt, wclche so viel von der Mahlerey verstehen, daß sie die zu dem Gottesdienste hiesigen laudes erforderte Bilder zu zeichnen, und sich dadurch einen ziemlichen Vortheil zu machen wissen. Nachdem die weibliche Geistlichkeit bey dieser Gelegenheit auch dem Hm. Statthalter ihr Compliment gemacht hatte, so gab man dem Caftnischen Marienbilde den Platz gerade vor demArchimandriten vor welchem es in der Procession bis in die Kirche hergetragen wurde, die zu dem Kloster gehöret, und worin sein gewöhnlicher Aufenthalt ist. Es ward hier an seinen gewöhnlichen Platz gebracht, und sodann einem jede« eben erlaubt nicht nur sich tief davor zu bücken, sondern cs auch zu küssen. Bald darauf gicng eine Predigt an, welche zu Ehren der Cajanischcn Mutter Gottes von cinem gemeinen Priester gehalten wurde. Derselbe wach zuweilen vor iicbe, gegen das Casanische Marimbitd der« gestalt entbrannt, daß er sich nicht enthalten konnre zu ihm zu gehen und es andächtig zu küssen. So lan^e der ganze Gottesdienst wahreie, wurden häufige Wachbkcrzen von unterschiedlicher Größe zugeschlepptt , welche ftglc:'ch angesteckt und in die Stelle dercrjem'gen, die vorhin ge« brannt hatten, geschet wurden. Solchergestalt war hier ein beständiges Wechseln der lichter. Die alten wurden alle in eine Kiste zusammen gelegt. In dicftn Kerzm sollen allc Einkünfte des Klosters bestehen. Es wird für ein gutes Werk gehalten der Kirche Kerzen zu schenken, und nach der Menge der andachtigen Seelen findet diesilbe ihren Unterhalt. Nach gecndigtcr Predigt wurde die iiturgie gehalten, und die gewöhnlichen Gebeter ver» richter, worauf alles auseinander gieng. In der Kirche bat uns der Ober-Commijsarms der Cajanischen Admiralität, Nefet Miquiriy Rudraßzow, zu sich zu dem Mittagsejsen, wohin wir uns auch gleich aus der Kirche verfügten, weil cs eben Mittag war. Wir fanden daselbst eine große Versammlung, welche ln zwo Stuben vertheilt war. In der inneren waren die Frauen, und in der äusseren die Mannsleute. Man setzte sich ohne viele Verweilung, eine jede Gesellschaft besonders zu Tische. E 3 Die ?o l?33 den 2zsten bis zum 25stcn Gccob. Die Speisen waren nach dcm hiesigen Geschmacke. Zu Trinken wurde einem jeden auf sein Verlangen Vier ge» rcichct. Es wurde auch fleißig Wein, sowohl weißer als rother herum gegeben. Der wciße war ein guter Franz« wein, der rothe Astrachan ischcr Wein, dessen Geschmack zum wenigsten mir ziemlich zuwider war, warum, weiß ich nicht. Vielleicht war die Ursache diese, daß er gar keinen Geschmack hat. Es wurden auch Pocalc mit Wein auf Ihro Kaystrl. Maj. und der Kayserl. Familie Gesundheiten ausgebracht, und nachgehends noch andere in kleineren Gläsern, als des Statthalters, der gegenwar« tig war, des Fürsten TMxrkaski unddesKuiäs Dmii-tN MlchailoivilZ Galiizm, als eines Verwandtet, des Statthalters. Nach dem Essen wurden Arbustn, Nüsse und dergleichen aufgesetzt, und Punch aus schlechtem Brandtwein und Citroncnsast herum gegeben. Wir hatten einen Wirth, der uns nicht nur auf das beste be» wirthttc, sondern auch die Eigenschaft besasi, uns auf das freundlichste zuzusprechen. Da cr die ganze Gesellschaft schon ziemlich weit gebracht hatte, so ließ er seine Frau kommen, welche ganze Bicrglascr voll Punch herum gab, und diese auszuschlagen würde als eine große Unhüftichkeit angesehen worden seyn. Nachgehends ward die Frau General-Majonn NAttwerin, als die vornehmste von der weiblichen Gesellschaft, von dem Wirthe um ein gleiches ersucht, und sie verrichtete es eben so wohl. Die gcm^e Zeit hindurch, die wir da waren, ließ sich eine Musik von Flö- Cajan 1497 Werste. 7« Flöten, Violinen und Fagotten so schön hören, als sie von gemeinen Regiments-Musicanten gemacht werden kann. Nachdem die Gäste sich nicht wciter zu trinken nöthigen lassen wollten, so fieng man an Frantzösisch und Polnisch zu tanzen. Hier bekamen wir Gelegenheit die Schönhei« ten, die bißhcr in einer andern Stube waren, zu schen. Einige davon waren von dcr Schminke übcl zugericktct Die iustbarkeit wahrttc, wie wir den andern Tag vernäh« men, bis um Mitternacht; wir aber gicngen mn ?. Uhr weg. Den 2^sten des Abends bezogen wir unsere Quartie« re, die uns von dem Nach hause angewiesen worden, weil die Polizey nur schlechte Quartiere zu vergeben hat. Es waren lauter Kaufmannshäuftr; und ob sie gleich voller Wanzen und Tarakanen war beiide Maschine, über welcher ein Noquelor hieng; sie hatte eii^n Kopf; an demselben war cine schmale Stirne spitzige Nase und blasie Wangen. UlN diese Maschine, die nachgchends ^ür den Philosophen ausgaben wurde, stunden Tstl)l,wasii)ische, Tschcrennssische, zTiordunisiHc, Calmuckljc^e und T.:rarlsche Knaben, welche von obgemclderer Maschine taglich in der Phiioso, phie unterrichtet werden. Sie können zwar noch wcnig Russisch, die Maschine aber hat ein Mittel ihnen mit der Sprache auch die Philosophie beyzubringen Mit diesen Knaben hat es folgende Bewandtniß. Es ist in diesem Kloster, wie in vielen andern, eine Schule ana/leqt, in welchem die Russische Sprache, die Gründe der Christlichen Roliqion nebst der lateinischen Sprache und der Philosophie gclehret werden sollen. Die Knaben werdca, aus allen diestn Nationen von verständigen ieutcn ausge, suckt und den Eltern weggenommen; man sieher dabey auf diejcm'gen,welche die aufgewecktesten zu seyn scheinen. Man Hosset mit der Zeit solche lcute aus ihncn zu machen , die ihre Nationen zu dem Christlichen Glauben bekehren sollen. Zu diesem Ende werden sie niemahls mit denen von Russischer Nation zusammen gelassen, und auß^r den Stunden des Tagcs, da sie unterrichtet werden, laßr man sie unter einander allezeit in ihren Sprachen reden. D^r Archimandrir machte uns das Vergnügen, einen jcd-weden dieser Knaben einige Verse in Russischer Sprache mit Castn 14? o N>erste. 73 mit den Kiowischen Rednergebcrden hersagm zu lassen, welches s«e mir besonderer Fertigkeit, und ohne die den Rednern sonst gewöhnliche Blödigkeit verrichte« ten. Wir hatten aber auch iust sie in ihren eigenen Sprachen zu hören, und dieses Verlangm ward gleichfalls erfüllt, ohngeachtet wir nicht klüger dadurch wm'dm. Es waren ein paar Bursche darunter, deren Munterkeit wir ungemein bewunderten, und aus welchen durch gute Anführung vielleicht was großes zuwege gebracht werden könnte. Wir verließen unsern leutsteligen Arcdnnandri-ten mit viel m Vergnügen, und kehrtcn, weil die Nacht schon vor der Thüre war, nach der Stadt zurücke. Viele folgende Tage kamen wir wensg aus dem Hause. Wir musten warten, biß wir von der Regierungskanz-ley diejenigen Dollmetscher bekamen, die uns mit den hier befindlichen fremden Nationen umzugehen behülsiich seyn könnten. Indessen wandten wir diese Zeit an um unsere Beobachtungen in Ordnung zu bringen. Den 9ten November verfugten wir uns nachmittags um 1. Uhr nach einer Tatarischen Metsihed oder Kirche. Es sind deren vier in der Tatarischen Slododä, welche ein wenig von der Stadt ab und nahe an dem See Vulak gelegen ist. Die Mecscheft, die wir sahen, und deren Vauan mit der hier gewöhnlichen übereinkommt, war cin viereckichtts hölzernes Gebäude, auf welche!'.: >.'in E 5 Thm-m, 74 '733 den 9«n Novemd. Thurm mit cinsr Galerie aufgeführet ist, ohne Glocken und Kreuze. Sie stehet in einer Reihe mit den andern Haujern, doch ist auf beyden Seiten etwas Raum dazwischen gelassen. Man steiget von der Seice, da die Straße ist, eine kleine Treppe von 4. biß 5. Stusscn hinauf, und gehet alsdann durch eine kleine Thüre in eine kleine Stube hinein, die man das Verhaus der Kirche nennen kan. Sobald ein Tarar dahin kommt, legt er feine Schuhe ab, und gchtt ohne dieselben durch eine Thüre, die der gedachten gerade gegen über ist, auch in Größe mit derselben übereinkommt, in die iiittfthed hinein. Nachdem wir die Menge der Schuhe in der Vorkirche und die Geschick! ichkeit sie wieder auseinander zu lesen, und die Gelegenheit an statt schlechter gucc zu be> kommen, bewundert hatten, so giengen wir ohne weitere Ceremonien hinein. Es war ein viereckichtes Zimmer, welches viele Fenster und genügsames iicht hatte. Zur-rechten Seite der Thüre war ein Ofen, von welchem das Zimmer eine feine Wärme bekam. Es ruhete auf vier Pfeilern, welche zwey und zwcy in der lange geseht waren. Oberhalb der Thüre war eine kleine Bordkirchc,auf welcher die Sanger stunden. Gerade gegen der Thüre über, und «lso in der Mitte der gegenüber stchenden Wand, war ein besonderer Ort, worin der Tatarische Abiß (Priester) stund, welcher mit dem Gesichte gegen die Gemeine sahe. Ihm zur linken und also dem Ofen gegen über war ein er» habener Stand, auf welchen man durch einige Stuffen Casan ,490 werste. 75 gehen muß/ und auf diesem Stande ein Pulpet, aus welchem die Kirchenbücher lagen. Ueber diesem Plahe war in der Wand ein Fenster außer der Ordnung der übrigen befindlich, welches sein licht auf das Pulpet warf. Der Boden der Mttsthcd war so weit mit Tapeten belegt, als die Säulen gimgen. So weit nämlich halten sie den Ort für heilig, und es war uns nicht erlaubt, mit unsern Schuhen dahin zu gehen, und ohne dieselben hatten wir keine lust es zu thun. Wir fanden die N1ccscl)cd ganz voll, dieTalarcn waren alle wie in Schlachtordnung ge-stcllet. Von dem Abiß an saßen sie auf beyden Seiten, ei« ne Reihc hinter der andern , bis an die zwo hintersten Säulen nahe bey der Thüre. Sie saßen aber mit über« einander geschlagenen Füße,, nach Türkischer Mode, und hatten insgesammt die Mühen auf dem Kopfe. So bald «in Carar in die Mctschcd hineinkam, gieng er zu der Nächsten Reihe, die noch nicht voll war, fiel auf die Knie und setzte sich. Wir kamen eben hinein, als der Abiß etwas vorlas, oder vielmehr vorsang, und stellcten uns nahe bey der Thüre mit bedecktem Haupte. Unter wahrendem lesen des Abiß waren die Tararm ganz stille und hatten nur die Hände gefalten. Nach einer kleinen Weile fiengen die Sänger an zu singen, welches nicht lange daurete,aber nicht übel klang. Darauf verfügte sich der Abiß, welcher mit einem priesterlichen Kleide an» gezogen war, nach dem für ihn zur linken aufgerichteten «rhabenen Plahe und las ans einem Arabischen schön ge- 76 »733 den 9ten Novembr. geschriebene, Buche etwas ab. Ich weisi nicht, ob es hie Art der Sprache so mit sich bringt, oder ob der Mann ei< nen Fehler an der Zunge hatte; denn cr zwang die Wörter so aus dem Munde, als wenn ihn sonst cine Noth m'e-be< Währendem lesen stieg cr zuweilen eine Stusse höher hinauf, zuweilen gieng er wieder eine herunter; und ich würde mich fast hierdurch in meiner vorigm Muth'n..siung bestärket haben , > wofern ich nicht gesehen hätt'', daß er nach diesem noch über eine Stunde in der Kirche blieb. Er hörte endlich auf zu lesen, stieg von diesem Schaurw? tze herunter, und begab sich nach der vorigen Stelle. So gleich siengen die Sä„ger wieder an, und machten es ziemlich lange. Endlich schien die völlige Andachc ihren Anfang zu nehmen. Der Akiß brummte einige Wörter her. Kein Regiment kan ft wohl ;u den Kriegsübungen abgerichtet seyn, als die Tätern bey Hörung dieser Wörter waren. In einem Augenblicke stunden sie kcrzenge« rade da, und es fehlten nur die Flinten, sonst hätte man sie für rechte Soldaten gehalten : so aber sahen sie nur neugeworbenen Kriegsleuten gleich. Nach dieser Hand' lung machten sie ihre Uebungen nicht mehr gleich. Man merkte wohl, daß sie beteten; denn man hörte das Murmeln davon. Es hatte auch ein jeder ein Paternoster, nach welchem er sich richtete. 9b alle eine gleiche Anzahl Gebeter beten, und gleich viele Uebungen machen müssen, ist mir nicht bewußt. Sie beteten alle mit einerley Ceremonien; die Ordnung derselben aber habe ich nicht behalten: und Casan 14^0 Wersie. 7? und weil ich nicht weiß, was sie zu bedeuten haben, st will ich sie nur beschreiben, wie einer, der die Sache nach sei" ncn bisherigen Begriffen einsiehet. Zuweilen schien es, als wann em? Canone unter icuten , die cs nicht gewohnt sind, abgeschossen werden sollte: denn sie hielten in cin je» des Ohr cinen Finger eine ziemliche Zeit lal,g,bis vielleicht der Schuß vorbey wäre. Zuweilen war es, als wmn sie s,ch den Bcirt streichen wollten , odcr sich satt gegessen hätten. Dann sie fuhren mit der ganzen Hand in einem halben Cirkcl über das Gesicht, und vornehmlich über das Maul. Zuweilen stelleten sie sich an, als wenn ihnen etwas zum Munde heraus wollte; dann sie hielten beyde Hände in gerader iinie vor den Mund, so daß dieselben sich Nur mit dem mittlern Finger berühreten. Dieses thaten sie am meisten, wann dicWörlcrLailüha illalahuMa- sle diese Wörter stille vor sich aussprachen. Zuweilen kam es mir vor, als wäre ihnen was auf die Erde gefallen; denn sie bückten sich mit dem halben ieibe gegen dieselbe, richteten sich aber wieder auf; sodann war es, als hätten sie sich besonnen,und sielen ganz und gar nieder; sie blieben eine Weile mit dem gegen die Erde gewandten Angesicht« liegen, richteten sich hernach wiederum halb auf, und warfen sich noch einmahl nieder. Kurh darauf schien es, als hätten sie das gefunden, was sie suchten, und ihr Gebet schien alsdann bey nahe aus zu seyn. So bald cin jeder damit fertig war, gieng er fort. In einer Viertel« stunde 78 M) den 9ten i^ovemb. stunde war fast die ganze Kirche leer, biß auf einige wenige gläubige Seelen, die sich nach und nach rund um den Abiß sctzcten. Es war schon etwas dunkel, und wir konnten nicht deutlich sehen, was vorging. Es schien,als spielcen sie mit Kluckm«. Vielleicht waren eS Korallen, deren sie sich zu ihren Paternostern bedienen. Dieses Spicl daurte so lange, daß wir darüber verdrießlich wurden und fortgiengen, ohngeachtct es nicht lange mehr daurcn konnte. Wir ließen uns noch durch die ganze Tatarische Sloboda und von da durch eine Russische Slododä, die mit jener in einem fortgehet, und von derselben nur durch Ragarren * unterschieden ist, führen. Wir hätten gerne biß zum Ende des Sees Bulak fahren wollen, wenn die Wege dazu geschickt gewesen waren. Daher giengen wir gerade durch beyde Sloboden zurücke. Wir sahen hiebey noch, wie man nach Tatarischer und Türkischer Art die ieute zu dem Gottesdienste zusammen bringt. Es stund ein Mann auf dem Thurme der Mctjched l welcher nach der Tacarn Sprache Maasm heißt) und schrie mit vollem Halse, man kann auch sagm, er sung mit vollem Halse, oder er schrie singend, oder «r sang schreyend. Sein Schreyen währete nicht gar lange, und man sahe die icute häusig nach dert11cts laufen. Wir fragten bey dieser Gelegenheit, wie oft des Ta, ' Ein mit hölzernen Spitzen versehene» Querbalken, dadurch man eine Straße auf -oder muschlieM Vftegct. 5)<.^^?.'7 ^ Casim 1492 Wersie. 77 Taqes bey den Tararen der Gottesdienst gehalten wür« de, und es ward uns geantwortet, fünfmahl: das erste mahl, wenn cs Tag wird, das andercmahl gegen 10 Uhr, das drittemahl gegon Mittag, das viertcmahl gegen 4 Uhr, das fünflemahl gegen 6 Uhr. Den ,4ten bekamen wir Gelegenheit Jakuten zu so hen. Es waren ihrer zween, ein Mägdlein und ein Kna» be. Das erstere war ohngefähr ,4 Jahr, der andere li. Jahr alt. Sie waren aus ihrem Vaterlande aus Be< fehl des HofeS gebracht worden, rcistten schon gegen drey Jahre lang, und sollten in cinem paar Tagen nach Petersburg abgehen. An den Kleidern würde mall sie für keine fremde Nation gehalten haben; denn sie hatten sich schon vorher in Tobolsk ein paar Jahre aufgehalten, allwo sie mit guten und hier zu tande gebräuchlichen Klei« dcrn waren versehen worden. In der Gestalt des Ge. slchtes glichen sie den Ralmuckcn. Sie hatten nämlich eine platte Nase, kleine Augen, und ein fast rundes Angesicht; die Haare waren schwarz. Ihr Gesicht war mit unterschiedlichen Figuren bemahlt, welches sonst unter den Jakmen gar nicht üblich ist,an diesen aber deswegen war verrichtet worden, weil man keinen TunZustn, unter denen diese Mode gebräuchlich ist, hatte erhalten können, und doch dergleichen bemahlte leute waren ver« lange 80 l733 dc>: I^ten i^ov. bis zum )ttn Decemb. langt wordm. Die Figuren sind sehr fein und regclmäi ßlq, lmd blaulicht von Farbe. Der Herr Prof. La Cro« MV zeigte uns bey dieser Gelegenheit hin und wieder an seinem ieibe unterschicdlichö Figuren von eben dieser Art und Farbe, welche ihm die Amcricanischcn Wilden mittelst dreyer sehr seiner und fesizusammen gehaltener Nadeln, deren Ende sie mit Schießpulver gefärbet, in die Haut bis auf das Fleisch eingeritzet hatten. Die Fi« guren dieser Jakmcn aber sollen, wie mir für gewiß ge« meldet ward, mit Zwirne genähet seyn. Wie es eigentlich geschehe, habe ich nicht recht erfahren könncn. In dem Gefolge dieser Jakurcn befanden sich auch einige Stücke fremder Thiere, welche in dem Iamyschewischen ihren ordentlichen Aufenthalt haben. Wir konnten sie wegen der Dunkelheit der Nacht nicht genug sehen, und hörten nur, daß sie auf Russisch Marali genennt wur« den. Den ,7ten ließen wir diese Thiere nach unserem Quartiere bringen. Es waren in allem sieben Stücke, sechs männlichen und eines weiblichen Geschlechts. Sie sahen gelblich von Farbe aus. In ihrer ganzen Gestalt und den Hörnern kamen sie mit den Hirschen üderein, und sind auch für nichts anders zu halten. Den 5ten Decembr. ließ uns der Hr. Major laMo, che, von dem wir wahrend unserm Aufenthalt in Casan viele Höfiichkelten genoffen, einladen, um die neu anqe- worde« worbene Lararcn und worjackcll beeidigen zu sehen. Es wurde denen Tataren der Eid von einem Russischen Schreiber auf Russisch vorgelesen, welcher ihnen nachge-hends Von ihrem Abiß, welcher der Handlung mit beywohnte, auf Tatarisch erkläret ward. Währendem 5esen knieten sie, und nach geschehener Erklärung küßten sie den Koran, welcher ihnen von dem Adiß aufgeschlagen vorgehalten ward. Den wotjacken ward der Eid auf gleiche Art in Russischer Sprache vorgelesen. Ihr Sot-nik *, welcher gegenwärtig war, erklärte ihnen den kurzen Innhalt desselben,- denn sie verstehen fast kein Wort Russisch, oder wollen vielmehr alls Hartnäckigkeit es nichi verstehen. Hierauf wurden zween bloße Degen kreuz« roeis^ gehalten. Es näherte sich einer nacy de:u andem denenselben, und cmem jeden ward ein Stückgcn vier' cckigt geschnitten Vrodt in Salz eingetunkt über die De< gen gereicht, welches sie gleichsam kniend rmpfiengen, und hinunter schluckten. Die Bedeunmg dieser Ceremonie ist, daß sie an dichm Brocken des Todes sterben wollen , wo« fern sie dem Eide nicht in allen Stücken treulich nachkom« wen würden. Den ' Ist ein Russisches Wort und dcm Verstände nach, was in dcm Kattimschcn Ccntmio. Nur hat cr dic Äuss'cht üder iQQ Baureu, abcr mcht ubcr 122 Soidatcn. , . F Ramtsi,I),R,i. Theil. 5t l 735 den ^rcn Decemb. De»i ylen Decembr. wurden wir von dem Statthalter zu Gaste geladen. Es war eine große Menge ieute versammlet, worunter auch viele geistlichen Standes waren, gegen welche der Statthalter nicht wenige Hochach« rung zu hegen schien. Die Tafel war mit lauter Fasten-speisen besetzet. Es wurden zwar viele Gesundheiten ausgebracht, aber doch keiner eben zum Trinken gezwun« gen. Die Hauptpocale, so getrunken wurden, waren auf Ihro Kays Majest. und der Kayserl. Familie hohe Ge< sundheir. Nach dem Essen ward häufiger Punch von schlechtem übelriechenden Brandtwein getrunken, der aber sich vor unsere Mägen nicht schicken wollte, und deswe» gen begaben wir uns hinweg. Die Zeit unserer Abreise nähert sich. Und dieses crln-nert mich, von der Stadt Casan noch etwas zu gedenken. C^jail liegt an dem linken Ufer der Cajanka sieben Wer« ste von ihrer Mündung, da sie in die N>olg.: stießt. Sie hat eine schöne von Steinen gebauete Festung, welche auf einem erhabenen Orte lieget. In derselben wohnen der Statthalter und Commendant, von welchem letztern ich anmerke, daß er eil, sehr eifriger iutheraner ist , aber sonst keine Sprache als Russisch verstehet. Er stammet von Deutschen Eltern ab, welche ihm jung gestorben smd, und laßt sich auf keine Weise von seiner Religion abbrin, gen. In der Festung ist auch die Hauptkirche,(Sodor oder Sodovnaj^Zcrkorv) als wie in allen Festungen des Russ. Cajan 1490 wersie. «3 Uusjlschen Reichs. Nahe bey dem Eingänge zur linken ist cm Kloster mit einer Kirche, welches beydes der Czaar "jwan Wasilowly gestiftet hat. Man findet ferner in der Festung ein steinerne Zeughaus. Es ist jedermann erlaubet, in die Festung zu gehen,auch den CatvN'M Ja sie müssen zuweilen wider ihren Willen hinein, weil dle Regierungskanzeley darin ist, vor welcher sie sich öfters zü stellen haben. Es wüste auch niemand, den wir darüber befragten, daß der Eingang in die Festung den Tataren jemahls verboten gewesen wäre, wie Olearius zu seiner Zeit vorgiebt. Auf dem erhabenen Theile der Stadt be< findet sich auch ein schönes Kaufhaus,(Gostinn0tDwor) von Steinen ausgeführet, und mit räumlichen Kramlade« vcrsiben, darin man sowohl von einheimischen als aus' landischen Waaren einen ziemlichen Ueberftuß hat. Di.i! wten bis zum ^tenDeccmb. gegen Bezahlung ein Stück desselben, voll welchem Orte des ieibes cr es verlangte, abgeschnitten. Die Tataren haben in dem Kaufhause ihre besondere Kramladen, worin« nen sie lauter perslanischc Waaren , die meistens in seidenen Zeugen bestehen , verkaufen. Nicht weit von den Kramladen ist em Markt, woAepsel, Nüsse und der« gleichen lleinc Früchte, wie auch Töpferarbeit verkauft werden, und noch weiter hin ein anderer, wo Schlitten und Wagen zu bekommen sind. Ganz an dem Ende der Stadt, da fast kein Mensch wohnt, ist der Fleischmarkt, auf welchem man zu der Zeit, da wir ankamen, allerhand Fleisch, und so viel man verlangte, haben konnte. Sobald aber dic Fasten ansiengen, so war es zwar auch noch, aber bey weitem nicht in solchem Ucbcrflusse zu bekomm- n. Der Heumarkt ist gegen der Tataristheil Slodode. 'An dem einen Ende dcr Stadt ist eine Tuchmacherey, welche von einem Russen, NamenL Iwan Afanasservly Meklecw auf Kayserl. Unkosten angeleget ist. Dieser Mmm hat durch dieselbe sowohl, als durch seinen andern weitläuft gen Handel einen solchen Reichthum erworben daß er eine Hauptkirchc-, pem und pauli, und sieben Pfarrkirchen alle von Stein auf seine Unkosten hat bauen lassen. Zu dem Behuf seiner Tuchmacherey müßen auf Kayserlichen Befehl die Edelleute, die indcmCasanischen Güter haben, eine gewisse Menge Wolle liefern. Alles verarbeitete Tuch aber wird für einen gesetzten Preis d?r Krone verkauft, welche es zu der Kleidung der Soldaten an< Serodm Schlm i^o Wc^te. F 5. anwendet. Der jetzige Besitzer ist cm Vetter des vorige»^ , 2lfanassi Feodowwiy Mekleew. ' > ^' Bey nahe bitten in der Stadt ist ein von Hol; erbautes Hospital für die Casanische Besaßung, welche nus 3. Regimentern bestehet. . Hinler dcr Tatarischcn Slodode ist der Naban« Dftro , von welchem der Fluß Bulak mitten di,rch die untere Stadt stießet. Dessen Wasser wird dem Wasser der Cafanka weit vorgezogen, und einige behaupten, dasi,d:>. ses letztere Wasser schädlich sey. Zum wenigsten ist es zum Thee nicht zu gebrauchen. ^p 5 l. Den i2ten Deccnchr. Abends um 9. Uhr verließen wlr ! Casan und kamen des Nachts um i. Uhr zu wüschnaia Gora an; von da fuhren wir bis Tfthiprschugi S.,all-wo wir des Morgens um 7. Uhr anlangtten. Durch Ratschielina kamen wir des Abends um 4. Uhr ill Rur. ^ sa, den anderli Morgen um 5. Uhr in SchickeM, nach« ' mittags um 2. Uhr in NM, ul,-r gemindert. Von dcm Zurückgeben höret mau selten. Doch d»e Caearcn vm dienen für die HWchstcn unter den fmndcn Nationen Sibirien:'' ljchalttn ju werden, unter welchen wledcr die Muhammcdancr vor den heydnischen einen V0l'iU>j! Haben. 34 Ig 1733 den iztcn und i6rcn Docemb. spannen , und dadurch cm ziemliches iicht in den Stuben erhalten. Wir haben sie überhaupt als lemseclige lmte befunden, und der uns ehemahls fürchterliche Name der Tararen kam uns nun ganz anders vor. An allen Or< ten, wo wir hinkamen, fand.n wir aus dem Tische schon ein Geschenke vor uns, welches gemeiniglich in einer abgefederten Gans und einem gebackene» Brodte bestund; in Nlga aber fanden wir bey einem reichen Somit noch über diß einen zinnernen Teller voll Honig, mir z. darein gesteckten hölzernen Spatheln, wie auch einen Tel» lcr voll HaselinM. Einem Tataren in Sercdnija Schul! musten wir jedoch ein Brodt und etwas Bier, so er uns brachte, übel bezahlen, Wir wechselten daselbst, wie in allen oben benannten Orten, die Pferde. Dieser ehrliche Mann hat« deren drey in dem Stalle; er uer> meyme aber, daß er durch scin Geschenke sich von der Noth' wendigkeit dieselben zu unserer Fortbringung herzugeben besreyen könnte. Allein wir musten sort, und kein Geschenke half davor. Als der Tatar den Ernst sahe, st versteckte er s«ch; aber seine Frau, welcher durch unser hartes Zureden eine Furcht eingejagt ward, machte sich verbindlich ihn durch Hülfe der Soldaten zu sinden, wel« ches auch bald geschahe, und die Soldatm konnten nicht umhin für dic Hindernisse, die er uns machen wollte, ihm seine Pferde mit zum Voch^nn zu nehmen. Die Tataren haben ein musicalisch Instrument, welches die Russen Gusli nennen, und eincr Harfe ziemlich gleich sie- Sirij« l/40 werste. «ß siehet. Es sind iZ- Darmsäiteil darauf gespannt, welche über einen niedrigen Steg gehen, gleich darhinter abet fest gemacht sind. Die Zapfen, um welche die Sa'teä gewickelt sind, und nut welchen gestimmt wird, sind auf der andern Seite des Instruments. Sie sind aber in die^ ser Ordnung gestimmt. Dic crste und zweyte Saite sind eine Quinte voneinander, die dritte ist einen halben Thon höher, als die andere, die vierte macht mit der andern ei» ne Tertie aus, so wie auch di« fünfte mit der vierten. Die sechste ist wieder einen halben Thon höher als die fünfte, und die übrigen biß zur achtzehnten sind alle um einen Thon von einander unterschieden. Wenn dcrMusicant simim will, setzt cr sich nieder und gebraucht beyde Hände, 'die rechte zu dem Baß, die lincke zu dem Distant. Wir verließe,, die Tararen mit vieler Zufriedenheit, und kamen den 15km des Morgms frühe um 7. Uhr zu Bolschot Saramak, und dwseib?,, Nachmittag um l. Uhr in M^n Mga, des Nachts um 1. Uhr aber in RaM an. In dieser Nacht um n Uhr regnet« «s sehr stark. Des folgenden Tages als den i6ten Vor» mittags um 9. Uhr erreichten wir Sirijcs. Alle genannte Dörfer sind N^^tjackljch. Bey den Einwohnern der^ tzlben bekamen wir wieder allerley Neuigkeiten zu sehend Sie haben, sowohl Männer als Weiber meistens roth^ Haare. Die Kleidung der Männer ist Nussisih. Ihre Haare aber sind kurz abgeschnitten; die Weibsleute haben nach den drey verschiedenen Hauptaltern eine unter->'^ F 5 schied- ^o 173z belt I6cen Deccmb. schiedlich« Tracht. Die alten Weiber sind Russisch ge. kleidet; die jungen haben zwar einen Russischen Rock, die Ermel aber smd nach Polnischer Art gegen die Halste zu eingeschnitten, wordurch sie die Hände herauestccken; den herunterhängendeil Theil aber stecken sie in die Scher-pe, die um den ieib gehet. Auf dem Kopfe haben sie ei» ne enge Haube von Birckenrinde, an dcren beyden Seiten oben einc ohngefähr zween Finger breite und gegen hinten zu abhängige Schindel fest gemacht ist, welche etwas hinterwärts, weit mehr aber vorwärts gehet, und an beyden Sciten sowohl als vorne zuweilen mit einem durchlöcherten Zeuge,zuweilen mit schlechten Fransen besetzt ist. Dieser Aufsatz hat eine große Achnlichkeit mit den Fontangen, welche das Europaische Frauenzimmer vor diesem getragen hat» außer daß die Europäische Fontangm zu dcm seyertäglichen Schmucke gerechnet wurden, da die Asiatischen beständig getragen werden.. InRaxi,da wir in der späten Nacht ankamen, krochen die Weiber aus ihren Bttten hervor;, doch ließen sie sich nichc anders als mit ihren Fomangcn schen,welche sie, wann sie schlafen gehen, nebon sick legen. Sie tragen ihre Haare vorne übergeschlagen, und hinten ill einen Bürzel zusammengedreht. Ueber die Haare ist noch eine Binde fest gemacht, die hinten weit herunter hängt. Die XVorjackisiHm Dnnen haben ein weiches Kapplein auf dcm Kopfe, welches un« ten in der Runde noch mit sechs Reihen Bänder beseht ist, die mit Korallen gezieret sind, zwischen welchen eine Rei- Sirijes »74" Werste. 9, Reihe silberner und zinnerner Copcken eingeflickt ist. Oben gehet das Käpplcin spitzig zu, und ist der länge nach mit H. Bandern in der Reihe herum besetzt, welche bey einigen auch mit Korallen gezicret smd. Die Haare smd nach Russischer Art geflochten, so daß sie zulcht zwo Schnüre ausmachen, die sich in so vielen Quasten endi/ gen, welche in die Schcrpe um den icib eingesteckt wer» den. Die Weiber sowohl als die Dirnen sind sehr scheu, und wir würden keine Gelegenheit gehabt haben sie zu be» trachten, wofern wir uns nicht etwas ernsthaft dabey auf« geführet hätten. Der worjacken Religion ist bey nahe gar keine. Sie glauben wohl an einen GOtt, den sie Iumar nennen, und dessen Aufenthalt ihrer Meynung nach in der Sonne seyn soll; grosic EhmchezenPMgen aber erweise,, sie ihm nicht. Wohl einbilden konnte, daß man lischt so weit zurücke schicken würde, und also durch seine Antwort theils dm Wirth des, vorigen Dorfes , sti' nen Glaubensgenossen, theils unsere ieute, welche seine Possen mit anhörten, außer Argwohn sehen wollte. Herr Prof. Müller klagte ihm seine Noth noch ferner, Md sagte ihm, daß er grosie Schmerzen in der Seite hatte und gerne wlsscn mögte, ob diese Schmerzen bald aufhören würden, und ob man dicselbc'n nicht bald stillen könn« te. Er nahm seinen Toback wieder hervor, rührte ihn eben so wieder um, und fragte nach dem Namcn des. Kranken, woraus man ihm einen ftlschcn Namen nannte. Endlich gab er bie Antwort, der Kranke sollte zu einem Carari-schen Adiß gehen, welcher ihm aus dem Roran etwaS vorlesen und ihm dardurch helfen würde. Allein Herr Prof. Müller lag dem Dona ferner an, daß er ihm selbst helfen mögte. Dieser forderte hierauf cmc Schaale mit Brandtcwein, und nachdem man ihm solche gereichet hat-te, so rührte cr den Brandtcwein mit einem Messer lang in die'Runde herum und murmelte dabey beständig cini ge Wörter.' .So dann gab er dem Kranken die Schaale, damic cr havon trinckcn mögte. Dicfts aber wollte der. selb? selbe nicht thun, sondern bat den Dona statt seiner zu trinken , welches er auch, weil er vielleicht ein iiebhaber des Brandttweins war, mit vielen Freuden verrichtete, und alsdenn den Ausspruch that, daß der Schmerz bald nachlassen würde. Als man ihn fragte, was für Wörter er ausgesprochen hätte; so sagte er/ die Cur würde nicht anschlagen, wann er sie offenbarte. Es wurde ihm mit noch mehrten Fragen scharf zugesetzet. welche ihn so verwirrten, daß cr sich was schlimmes befürchtet', und sich durch kein Bitten länger halten ließ. Die Wotjacken haben keine Festtage, sondern als ich einen deswegen be« fragte, erhielte ich die Antwort, es sey bey ihnen Festtag, so oft sie Bier und Brandtewcin hätte,,. Da ich mit meinemwotjacken ln dem Gespräche von Festen begrift ftn war, so fragte cr mich, wenn unscr Roschdo^vy wäre? Ich verstund ihn nicht gleich, aber endlich merkte ich, daß er Weihnachten meyntc. Ich fragte ihn dagegen, was ihn dieser Tag angienge, und er antwortete, dieses wäre der einzige Tag, den die wotjacken ftyreten, es läge ihnen aber nicht viel daran, ob es ein paar Tage frü> her oder später geschähe; denn zuweilen wüsten sie den Tag nicht genau, zuweilen würde ihr Bier früher oder spater gebrauet. Als ich ihn weiter fragte, ob er denn wisse, was dieser Tag bedeute, so sagte er nur so viel, man müste an demselben wacker saufen. Ich fieng an ihm vorzustellen, daß wir diestn Tag GOtt zu Ehren feycrten, weil derjem« ge, der uns die ewige Glückseeligkeit erworben hätte, an die« 94 1733 den i6cen Dccemb. diesem Tage gebohren wäre. Allein das war dem blinden eine Thorheit. Wir verstunden beyde nicht viel Russlsch,und ich konnte ihn von nichts überzeugen. Sonsten fehlet es diesen ieutcn nicht an natürlichem Verstande. Ich wies einem eine Taschenuhr und sagte ihm, wie man hieraus allezeit wissen könnte, in welcher Stunde des Tages man wäre. Es muß also, versetzte cr, eine Solnzujchka, eine kleine Sonne, seyn. Sie sinv arm, welches wir auch daran merken konnten , daß, da wir vorher in keiner Sta. tion gewesen waren, da man uns nicht ein kleines Geschen, ke gegeben hätte, uns von ihnen nirgends als in l^akan-pilga eine Gans gebracht wurde. Ihre meiste Beschäftigung bestehet ill der Iagerey. Wenn ein wenig Frost kommt, so gehen sie in die Walder aus, und schießen Vä-ven, Füchse, Wölfe, Hasen, Eichhörner, einige mir Bogen, andere, wiewohl sehr wenige, mit Flinten oder Büchsen. Der Schauplatz änderte sich bald. W'ir reiften noch denselben Tag von Sirijes ab, und kamen des Abends um 4. Uhr nach worchnoi pobju D. einem Tschero misslschen Dorfe, allwo wir bey nahe nichts anders als bc-soffeue teute von beyderley Geschlechte antrafen. Es war an diesem Tage eine Hochzeit in dem Dorfe, welche zu die« sir Lustbarkeit Anlaß gegeben hatte. Desto leichter war es uns, die besondere Kleidung etwas genau zu betrachten. Die Mannsleute smd durchgehends Russisch gekleidet. Die Weibsleute rlchten sich hierin, wie die Wracken nach werchnoi p«bju D- '??Q. wcrste. 95 nach den verschiedenen Allern. Alte Weiber gehen it» Russischer Tracht: ,unqe kleiden sich aufzweyerley Art; doch bestehet dcr Unterscheid unter sich sowohl als unter den al? ten Weibern nur in dem Kopfputz«?. Bey einigen siehet man an dem Kopfe zween Ringe, deren einer den Kvpß von vorne bis hmten, und der andere von oben bis unten umschlicht. Der erste Ring ist viel breiter, als der ande« re, und mit einer Reihe Copcken gezieret, welche sich zwi« sehen zwoen zackigt gesetzten Reihen Korallen befindet. Außer diesen Copeken hangen an dem äußeren Ende noch andere herunter. Hinten, da der Ring langlicht und en« ger zu werden anfängt, sind dessen gegen einander überstehende Seiten durch ein Qverband, welches mlc zwoen Reihen Copeken und Koralle,» besetzt ist, vereiniget. Von da endiget sich dieser Ring in einem Schweife,welcher aus einem zween Zolle breiten Bande bestehet und bis auf den Hintern herunter hängt, wiewohl er bey allen denen die wir sahen, hinten in den Rock eingesteckt war. Von seinem Anfange an bis zu dem dritten Theile der iange siehet man neun Reihen Rechenpfennige, von denen die fünf ersteren größer, und vier lind vier nebeneinander, die' übrigen aber kleiner, und nur drey und drey neben einander sind. Zwischen einer jeden Reihe Rechenpfennige be. finden sich so viele Reihen Korallen , von denen die oberste' die grösien, und bis auf die vierte Reihe blaue,die übrigen aber immer kleinere und aus verschiedenen Farben b?ste«' hende Korallen haben. Der andere Ring, welcher von dem Ober. ^5 2"" ^§733 b^u l5rcn Dccomb. Obertheile des Kopfes herunter gchet, schließt sich unten och:ckischen Dorfe an. Diese worjacken, kamen uns sowohl in dem Dorfe selbst als unterwegens, was ih« «n Umgang betrifft, ganz anders vor, als die vorigen. Ich kann sie hierin mit nichts besser als Finnischen Bau« ren vergleichen, welche in der Hartnäckigkeit wenig ihreS gleichen haben. Auf hundert Fragen antworteten sie kaum ein Wort; ja es schien, dasi sie sich stellcten, als wenn sie fast kein Wort Russisch verstünden, da doch die vorigen sich Rörscho pilga 1785 wcrste. 93 sich rechte Mühe gaben s,ch gegen uns zu erklären, vielleicht, weil sie von den benachbarten Talaren mehrere ieutfteligkeit gelcrnet hatten. Die Tataren sind,wieich schon oben gemeldet habe, leucseelige Menschen, und diejenigen, die über 32. Jahre sind, sprechen meistcnthcils ziemlich Russisch und Tschcremissisch. Die Cscheremissen spre, chen dagegen wieder Tatarisch und Russisch. Die N?0t, jacken reden auch Tatarisch und Russisch, allein, wie sie uns sagten, so können sie kein Wort Tscheremissisch, weil sie mit den Tscheremißcn wenig Umgang haben. Was lhre Reinlichkeit betrifft, so sind die Tataren die reinlichsten, hernach die TsiHcremijscn, die worjacken aber leben säuisch. Doch haben alle diese Nationen keine Schwarzstuben, sondern solche, als ich oben bey den Tara' ren beschrieben habe. Jedoch dieses hindert nicht, daß die Stuben nicht eben so wie bey den gemeinen Rlljscn voller Rauch seyn sollten; denn sie brennen keine iichcer, sondern an statt derselben, wie die Russen Pergel. " (Lmjchinkl.) Zu ihren Fleischspeisen gebrauchen sie das Fleisch von Pferden, Kühen, Bären und Eichhörnern. Die wocjacken und Tsiheremissen essen auch Schwein-fieisch, allein sie halten selten Schweine; den Muhamedi, schen Tacaven ist es in ihrer Religion verboten. Von ' d.i. dünne und lange Späne von Fichtenholz?. G 2 loo «733 dcn I8ten Decenlb. Von Aötscbo pilga battcn wir zween Wege vor uns, do„ t'inm durch lauter Dörfer biß nach Asia , den ander», aber über Sarapul. Dieser letztere Wcg ist io. Werste um. Doch wahleten wir ihn, in Hoffnung, von Erbauung dieser Stadr und den umliegenden Oertern einige gute Nachrichten einzuhohlen. Um 12. Uhr fuhren wir von Rötscho pllga ab; und ob wir schon bis Sarapul in einem fort fahren solltcn, so wurden wir doch wegen eines Schlittens, der uitterwcgens cntzwcy gieng , gezwungen, in dcm Dorse Bugrüsch Iesastt)noi etwas anzuhalten. Der Zunahme I esaschnoi bedeutet, daß diejes Dorf nicht zu den Cammcrgütern gehöre; denn die meisten Dörfer in diesen Gegenden gehören dazu. Eine Werste davon liegt Bugrüsch cjagloi, welches nämlich ein Cam. mergut ist. Etliche Wcrste, ehe wir nach Bugrüsch kamen, sahen wir zwcm Ixcrcmers, emm VVorjackijcben und einen Ljchcrmusslschen auf freyem Felde. So wird der geheiligte Ort genannt, allwo besagte Nationen ihre Opfer verrichten, und welcher eben so beschaffen ist, wie derjenige war,dcn wir bey den Tschuwaschen gesehen hatten. Jedoch haben diese Rcrcmcts darin was besonders, daß sie aus freyem Felde sind, da sie sonst gcmcmig-lich in dcn Wäldern zu seyn pflegen, wovon uns keine an. dere Ursache angegeben wurde, als Haß es der wotjact^cn Dc»n>: und der Cschcrcmljfcn Muschan oder Nm-jchangcrsch also verordnet hatten. Ich merke hier an, daß die Cscheremlssen außer ihrem Muschan noch einen Mam» Garapul Slabode ,82« werste. 12, Mann haben, welcher vornehmer ist und Iügtüsch genennt wird. S'in Amt ist die Anstalten bey den Opfer« zu machen, die Ordnung, in welcher sie geschehen sollen, zu bestimmen, bey Hochzeiten einige Gebete für den See. gen des Hauses zu verrichten und den Gasten Bier und Meth zu reichen, biß eS ihm genug zn seyn daucht. Nachdem wir unfern zerbrochenen Schlitten vertauscht hatten, kamen wir den i^ten des Morgens um 5. Uhr m Saraplil Slabode an. Nächst dieser Slabode ist ei. ne kleine Stadt, oder vielmehr Festung , welche mit einer hölzernen dicken Wand umgeben ist und ziemlich erhaben liegt. Wir fanden daselbst drey Befehlshaber. (Upra-Wirel'. Schon der Name Nprawicel jagte uns Schre-, cken ein, weil wir dön zu Bronnitz noch nicht vergessen hatten. Wir dachten, drey Uprawiccls könnten unS mehr plagen, als einer, und drey Uprawirels wären so viel als ein dreyfacher. Allein wir betrogen uns; denn sie bcmühetcn slch recht in die Wette und stritten gl'ichjan: darum, wie sie, und einer vor dem andern uns gut em. pfangcn wollten. Zudem war nur einer von ihnen würcklichcr Nprawirel, und die beyden übrigen waren es vorher gewesen. Sie zeigten uns, als sie uns in der Fe« stung herumführten, auch vier Canonen, womit vor 18 (ei« nige sagen 26) Jahren die Baschkiren, hie der Festung Nahe kommen wollten, sollen vertrieben worden seyn. Bey dem jetzigen Nprawirel sahen wir einen jungen ganz zch-Men Biber, welcher in der Stube herum lief und G z mic lv2 «73? ben i<)ten u>:d 2ostcn Deccssa S. und erreichten beyde Oerter des andern Tages, als wn 25sten.dcn ersten vormittags um9.Uhr,den andern des Abends um 7 Uhr. Da wir von Casim aus biß Du- Ossa S 1949 Wcrste. loz Dubrowa meistens Eichen, oder doch zum wenigsten mit Eichen vermengte Wälder angetroffen halten, so bekamen wt'r Von Dudrowä aus keine mehr zu schcn, wovon auch der Name Dubrowa diesem Flecken gegeben ist, weil Du« krorvoi ljcs eimn von Birken und Tannen vermengten Wald bedeutet, und man also damit so viel hat sagen wol» len, es seyn hier nicht mehr Eichen, sondern Birken und Tannen. Auf dem Wege nach l 2,stcn Dccmib. fine Lsthmnkas gerechnet wird, da man doch gewiß acht darauf rechnen muß, nach welcher letzteren Rechnung es von Casan bis; Oss'- 71? Wersten sind. ' Wir hatlcu oft Stationen von 7. Tsihlnnkas, wofür man bcy« nahe 60 Wciste rechnen kan, aber doch für nicht mehr als Z5 bezahlt. Wir mustcn uns bey dieser Gelegenheit verwundern, daß die Pferde zuweilen 14 bis 15 Srunden nach einander, ohne gefuttert zu werden, aushielten, und ohne das; man eben hätte sagen können, sie wären gar zu stark abgemattet worden. Bey Ossa Slododa liegt auch Ossa Gorod, wel« «her Ort aber ganz klein scyn soll. Wir konnten ihn in der dunkeln Nacht nicht sehen, versprachen uns auch nicht viel besonders davon, und wollten so gleich weitergehen; allein der Nprawircl und Scarost waren stark betrunken, und diesir Umstand hinderte uns an der Fortsetzung unsi'rer Reise. Wir musten bis zu dem andern Tage liegen blei, heu, und dennoch waren die uns nöthigen Pftrde nicht bey« sammen. Weil wir nun in Rungur einige Beobachtungen zu machen und ein paar Tage daselbst zu verbleiben gedachten, so fand Hr. Prof. Müller und ich für rath. sam mit dem Mahler Bcrkhan und etlichen Soldaten voraus« " Ich habe daher meine Rechnung hier vcrb,'M 1949 UN'jwl gcfttzt. , Burma 2272 werste. /oj Vorauszugehen, damit wir, wenn die ganze Geräthschaft in I^ungur ankäme, mit unsern Beobachtungen ftrtiq seyn und weiter reisen konnten. Wir übertrugen also die' Aufsicht üher die Gerachschaft und über dk'Soldarcn dem Zeichcnmcister Lürstnius, und giengen des morgens uin 7 Uhr nach dem gemachten Entwurf voraus, und mieten mit unabgewechsi'lten Pferden bis Burma, einem Taca« risiHey Dorf?, allwo wir noch silbigen Tag Abends uM K Uhr ankamen, nachdem unsere Pftrde zweyinahl untcr-wegens gefuttert worden. Wir reiseten durch einen Wald der 54 Wersie lang war. Das Dorf Burma wird von den meisten ieutenBaikt geheißen; allein die EmwMer meldeten uns,daß dieseBenennung falsch wäre,l,ndvon einem Einwohner eben dieses Namens, der sich mtter seinen Mitbrüdern sonderlich hervorgethan, und an den sich jedermann, der in das Dorf gekommen wäre, gewandt hatte,' herrülirete. Die Tararen, die wir hl?r sahen, gehören zu den Kungurischen Tacarcn, und haben,wie uns unser' Tatarischer Dollmetscher berichtete, einen andern Dialect als die Casanischen; die Weibsleute gehen auch etwas an»> ders gekleidet. Bey einer, für welche ihr Mann 50 Ru« b«l Ralün bezahlet hatte, nahmen wlr ein langes dünnes bjechcrnes Futcral wahr , welches an der um den ieib ge< bundenen Scherpe befestiget war. In demselben befand^ sich ein Faden und eine Nadel. Es war an dieses Fute^ ral auch ein?lmulet gebunden, welches ein Knochen ist, der aus dem Knie des Bibers genommen seyn soll. Die- G 5 ses lo6 »733 den 22 und 2)sten Decemb. fts tragen sie, wann ihnen die Füße wche thun. Den 22ten Dec. um halb 6 Uhr des Morgens erreichten wir das Tatarische Dorf Wrurka, und von da kamen wir in der Stadt Runglir denselben Tag zu Mitlage an. Dieß geschahe gerade zu einer Zeit, da wir dei. ^«n Pros. La Cropere noch sprechen konnten; denn er wollte ebenAun-Zur verlassen. Er reisete auch eine halve Stunde darauf weg, und wir bezogen das Quartier welches cr verließ wiewohl der Witt^, welcher oer vornehmste Bürgermeister der Stadt, war, es nicht gerne sahe, weil cr besorgete, wir mögten ihm die Feyertage über au, dem Halse liegen, und er daher nichc Raum genug haben, seine guten Freunde zu bewirthen. Wir ließen uns gleich den folgenden Morgen nach unserer Ankunft zu der Höhle führe« , welche Strahlen« berg beschreibet, und welche alle neugierige Reisende zu besehen pstegen. Es war niemand da, der uns in der Höhle selbst herumzuführen wüste, als einer unserer Fuhrleute, welcher schon öfters darin gewesen war. Wir begaben uns vormittags um halb i,m rösten ; das aus dein Rohstem ausgeschmolzme Ku« pfer aber wird nach Cacharinenblirc; gcbraä't rnn'inmbM'I bleiben. Ueberdem aber hatten wir uns H 3 vorge- Hl) !?34 dm litm bis zum 2 )stcn Jan. vorgcfthet in dem Gefolge des Hrn. Generals noch einige Sibirische Werke und dcn Irbitifchen Iahrmarckt zu be-suchen. Indessen langte dcn iHten ein Schreiben von dem rommandirenden Hauptman'i an den Hcrrn Professor iVmllcr an, worin er seine baldige Abreise ans Tobolsk bcricheete, Und weil wir noch unterschiedliches wegen un» serer semerw Reise mit ihm abzureden hatten, so rcisete der Herr Professor Müller, weil wir alle beyde nicht zugleich cbgchcn konnten, mit den Mahlern, dem Dollmctscher und zween Studenten noch denselben Tag weg; ich aber blieb mit einem Studenten und einem paar Soldarm zurücke. ' Ich reistte endlich auch dm i^ttn dieses Mo„ats mit meinem kleinen Gefolge ab , und begleitete den Hm. General iieutenant nach den übrigen Werken, die ich noch nicht gesehen hatte, und kam des Nachts um 12. Uhr über bie Ukmslsche Sawode, Istocskaja Dcrewna, Ara-wilskaja Glododa und Raschino Derewna nach den Slscrrischen Eisenwerken vdcr I'npcrarchi Anni S.V vrodi. Dieses ist eine Eisenhütte, welche erst verwiche-"ncn Sommer von dcm Hrn. General iieutenant ist angeleget worden, damit die sehr große Menge köstlichen Ei» scnerzes, so in diesen Gegenden bricht, geschmolzen wer-dcn könne. Der Ort darzu liegt sehr vorlheilhaft, weil der Sljl'rl'Fluß, welcher daselbst mit einem Damme von ohngefähr 'na. Faden lang und 20. Faden breit versehen wor« Ramenskic Savodi 25 5 2. werstc. 119 worden, so vieles Waffer führet, dasi zu Treibung der 6 Hälnmcr und der Blasebälge bey den zween hohen Oefen allezeit genügsamer Vorrath vorhanden ist. Um die S.7-rroden ist eine hölzerne mit Pallijaden umgebene Wand aufgeführet. Des fola/ndcn Morgens um 7. Uhr reisete ich wieder ab, und kam über die Dörfer I,^aschino, Aadmkc'wa, Tokarcw.l, Phonuzio/Rljurschi des nachnnctag^ uin H.Uhr nach Brujanokoje Siclo In phommo D. würd« erzählt, daß zwo Tagereisen davon cine große Steppe (Wüstenei sey, in welcher verschiedene Scen,,ci< nige salzichl, einige aber so bitter gefunden würden, daß auch das Vieh nicht davon trinken mogle. Es soll auch ill dieser Steppe wilde Pferde geben. Ueber N'jarcmisl-„^ und Sl.'.cagora D- kamen wir dcö Abcndb »nn ^. Uhr nach pokrowskoje Sielo. Von Carhärmen-durg ist es dem geraden Wege nach 73. Wcrfte eim'^nt. Hier wachset viel Nocken, aber sehr wenig Wei^'!,, wovon die Bauren die Ursache auf das Erdreich schieben, welches zwar gut und schwarz, aber aus einer ihnen unbe« kannten Ursache dem Wachsthum des Weizens zuwider seyn soll. Es giebt hier auch eine besondere Art wilder Kirschen, die säuerlich von Geschmack sind, und einen langlichtcn Stein haben. Des Abends um <). 'Uhr erreichte ich Ramcnskie Sawodi, an dcm FluA Aammka gclegcn, welche mit . >.,^ H4 ei- 120 «734 ben 2itt'l» bis zmn 2Iskon IcM. einer hölzernen Wand und Spanischen Reutern umgeben ld kam über die Dörfer Nasonowa, Solonlona, Galkl,ia, pulm-kowo, I^waschnlno, ivo, 2>inlowo^ Tjchjus« sowsk^ja, Schmakowo, phoinin) und Grjasiuicha des Nachmittags um i.Uhr nach Irdicskaja Slododa. H'5 Der 12» , l?34 dcn listen Jan. Der gerade Weg von odiqer Slobode betraqt nur 34. Wersie. Die Slobodl' liegt an dein Irbir-Flnsse, und ist von wcrchoturie 2^,0, und von Carharinendllrcf 228. Wersie entfernt. In dem Hineinfahren in diese Slobode konnte man schon urtheilen, daß was besonders daselbst vorgehen müzse. Kaum konte man durchr'om.nen; so voll waren die Straften, von Mcnftnen, Pferden, Schlitten und allerhand Zeuge. Es wimmle alles. Dieses warcn nämlich die Vorboten deS zukünftigen Jahrmarktes. Es ist nicht leicht eine Stadt in Rußland, und in den demselben unterworfenen iandern, woraus nicht eln?r öder mehrere Kanficute alliier gegenwärliq qew^fen wä. ren. Von fremden Nationen waren Snocixn, c^, lerley Tararen und Bucharcn aus des Kalmuckischen Beherrschers (ßaldan Zircns Gebiete vorhanden. Em jeder hatte seine iandeswaaren , oder solche, die bey ihm verarbeitet werden, mit sich a/bracht. Die (Fricchel! hatten meistens ausländische W^rcn von Archangel, als Wein, Franzbrandtcwcin lc. :c. gebracht. Der Ducharcn vornehmste Waaren bestunden in gediegenem Gold und Silber, welches sie Pudweise * verkauften. Einige Russen hatten auch Silber, welches in Grabern gefunden worden, zu verkaufen. Die Kaufleute smd verbunden .. ^Plld ist ein Gcwichtc von vicl'jig Pfunden. Irbirekaja Slododa 3^29 wcrstc. 12^ bunden alle Waaren in dem Zolle anzugeben,und müssen daselbst von allem, ausier Gold und Silber, Zoll bezah.' Zen. Dieser bestehet in dem zehendcn Theile aller Wan« cki, der wirklich abgeliefert wird. Außer diesem wird noch'der Ucbel'schuß der Waaren geschähet, u>'d z-'hn von Hundert bezablt. Wann alles verzollet ist, so konime es auf den W^ywoden von wcrchomrie, welcher sich zur Zeit des Jahrmarkts mit einem kleinen Ausschüsse ^'l'lt^ Kanzeley in Irblt aufhält, an, wann er den Jahr-marckt eröffnen will. Den Kaufleuten ist daran gelegen, daß es geschwind geschehe. Wenn nun der Woywode gerne Geschenke nimmt, so schiebt er den Termin so lange auf, bis er derselben genug zu habe,, vermeync. Der ol'dmtliche Termin war vor diesem an döm Feste dcr heilt' gen drey Könige; er ist abcr schon victe Jahre bcr übcr« fä)vitcen worden, und dieses Jahr verzögerte es slch da,ni^ biß zum 27sten Jan. Den 2ostcn wurden zwar alle Buden eröffnet, aber auf Befehl wieder zugeschlossen, nach einem paar Stunden wieder eröffnet, und gleich darauf noch-mahlen zugeschlossen, bis endlich den 1. ? sten die völlige Eröffnung vor slch gicng. Nachdem nämlich alle Waaren in das Kaufhaus und die daselbst erbauce Kramläden waren gcbracht worden, so wurde Erlaubniß gegeben bie AudeN zu eröffnen, und was darin war, z" verkaufen. . Zu glei« chcr Zeit wurde ein Zöllner unter das Thor der.^lobode gefetzt, welcher von allen einkommenden Eßwaare'n, s« lat,ze dcr Jahrmarkt dauren würde, den Zoll einnahm. Wie 124 l?34 den 24 bis zum 25fkcn Jan. Wie es damit gehalten wird, ist nicht eigentlich zu sagen; es schicn , als wann es auf die Willkühr des Zöllner? einzig und allein ankäme. I!) hörte eincn Vauren kla* gen, welcher zwey SpanfcrckA zu Markte brachte, und davon 5. Cop. Zoll bezahlen muste, wofür er hernach als er sie verkaufte, nicht mehr als 4 Copeken bekam. Sobald die Kramladen eröffnet waren, war ein großes Wimmeln von ieuten daselbst; alles zog sich da« hin, um die Waaren zu bcsehey und zu handeln. Eine Bude war mit denenjenigcn Waaren angcfüllet,die an das Zollhaus bezahlet worden, und welche man durch dcn Verkauf zu Gelde zu machen suchte. Man sahe auch eine voll Kupfergeschirr, welches aus Carlv.nnenburg dahingeführct worden. Die übrigen waren alle Kauf, mannsbuden. Im übrigen wurden aufdieftm Jahrmarkt te auch die gewöhnlichen Iahrmarktsgebräuchc beobachtet Man ließ sich nicht mit dem gewöhnlichen Trunke bcgnü' gen. Man backte kleine gefülltt'Kuchen auf den Straßen, man lermete. Und endlich nahm man auch hin und wie-her Haufen von frommen Bettlern wahr, die in einem Kreise um ein Feuer herum saßen und geistliche iieder sun-, gen, wofür sie von den Zuhörern, derer nicht wenige waten , immer einen kleinen Zuschub an Gelde und Brodle empfiengen. Also konnte man für Geld alles haben. Ick Ljumen 3l?2 werste. ,25 Ich vermcynte diesen einzigen Tag genug gesehen und einen hinlänqli'chen Begriff von dem Jahrmärkte bekom-men zu haben; und da ich ohnedem auch mir Sammlung einiger Nachrichten fertig war, so verließ ichIrbir des Abends um 7 Uhr, und kam durch dieDorfcr Wüstow, ka, Lichonowa, podkorürorra, 2^ekl,ra, Gajorra, tHüska, in kurzer Zeit nack Rürglnskaja Sloboda. Vor Sq. Jahren soll der Irbitische Jahrmarkt an diesem 5)rte zuerst gehalten, abcr wegen Unbequemlichkeit des« selben so glcick das folgende Jahr nach Irbir verlegt worden seyn, allwo cr bisher unverrückt geblieben ist. Ich gieng durch die Dörfer pochomowo, Nischnaja, Mclkowo, Ramarskaja, Scl>ul 2lncipina D. des Abends um halb 9 Uhr Llporroi-Iar^Sastawa und pogöst. Hier ist eine Posrirmig zu Durchsuchung der vorbeygehenden Kaufmannswaaren, damit in dem Zoll keine Umerschleife geschehen mögen. Ich muste miä) an diesem Orte wider meinen Willeil etliche Stunden aufhalten, weil es mit den frischen Pferden sehr langsam zu-gieng, die ich hier wie bisher an allen denen Orten, dl'e ich von Ljumcn aus gemeldet habe, verlangete. Ee ist sonst gebrauchlich, daß man von Tjmncn aus biß Tobolsk mit unabgewechseltcn Pferden gehet; denn untcrwegens wohnen keine eigentlichen Fuhrleute. Dieses wüste ich nicht, und übcrdem wollte ich meine Reise auf alle Art beschleunigen, welches jedoch nicht sonderlich geschehen konnte, weil ich öfters auf die Pferde etliche Stunden wurr.'N muste. Hier in dü'sem Flecken waren nur l^.Häusi>r und und ein versoffener Dcsjamik." Er konnte die >O.Pftr-de, die ich nohtig hatte, nicht zusammenbringen, und ich war endlich gezwungen, um nicht länger aufgehalten zu werden, noch ein Pferd ohne seinen Willen aus seinem eigenen Stalle zu nehmen. Ich reisete endlich weg, und kam über SchcstakowaD.Babasan oder^abasans-ki-Iuni und Lurda oder Tmdin?ki Juni den ^sten des * Ein Coi'Mal bey den Soldaten; unter den Vanrcn ist cs ml Bmm/ drr iilm' lo andere Bam'cu die Aufsicht hat. »8 l?34 den?osten Ialt. des Morgens um 7. Uhr nach Mirim oder Mirimowl- Juni. An diesem Orte war ich wieder Willens die Pferde zu wechseln; allein nachdem ich eine Stunde lang gewartet hatte, konnte ich doch meinen Endzweck nicht erreichen. Die Tatarischen Einwohner, welche von den Bucharcn abstammen, schützten ihre alten Privilegien vor, die ihnen von den ehemahligen Czaarcn waren ertheilet worden, und kraft deren sie von allen sonst gewöhnlichen Auflagen, und folglich auch Pferde ;u gebe» frey zu seyn behauptete»». Sie brachten es mit solcher Beredsam" keic vor, daß ich lieber im Frieden von ihnen zu ziehen, als Gewalt zu gebrauchen mich entschloß. Ich verlangte zwar ihm, Freyheitsbrief zu sehen; sie lehnten es al,er unter dem Vorwande ab, daß derselbe bey ihren Brüdern in einem andern Dorfe verwahret wäre. Es war im übrigen in dieser Sache eine große Feindschaft zwischen diesen Mirimowischen und denen Turbmischen Tataren wahrzunehmen. Die eastern riechen mir,ich sollte die Intern, die mich bis zu ihnen gebracht hatten, zwingen, daß sie bey ihnen Pferde miethen sollten, um mich weiter zu bringen; denn, sagten sie, cs sey ihre Schuldigkeit, und sie wären als Ehr-und Gottesvergessene ieute zu Beobachtung ihrer Pfiicht mit nichts anders als Prügeln zu britigen. Die TurbmischeTararcn redeten bey nahe eben so von den Mirimowischen, und eine jede Partey verlangte, ich sollte die andere abprügcln. Ich gab den Turbinischen Caraven gute Worte, mich weiter zu bringen, Tobolsk 3422 Wersts «9 gen und erhielten es auch. Es wäre aber unter den zween Parteyen noch vor dcr Abreise bey nahe zum Handgemenge gekommen. Als die Mirin.owischen sahen, daß die Turbinische Eamrcn mich weiter bringen sollen, lach. tcn sie dieselben von dem hohen Ufer des Todol-Zlusses, darauf sie wohnen , hönisch aus. Ich war mit meinen Tararen unten an dcm Zlujse, und diese fiengen an ;u schelten; die andern wollten diesen auch nicht das letzte Wort lassen, und es kam su weit, daß sie schon ansicngen den Berg herunter zu laufen, um den Angriff zn lhun, welches ich aber verhinderte, indem ich weiter zu fahren befahl. Mcine Turbmskische Tararen brachten mich end< lich denselben Vormittag um ic> Uhr glücklich nach der Stadt Tobolsk, allwo ich meine Herrn Collegcn und un« scre übrige Gcstllschast in erwünschtem Wohlseyn antraf. Dieselbe hatte sich wahrend meiner Abwesenheit um eine Person vermehret, indem derselben auf Befehl des hohen dirigircndcnSenatcs von dem commandircnden Haupt« mann Herrn Veering ein Umcr-Chirurgus, Namens pecer Thomas Brauner, war zugegeben worden. Ehe ich von unserm Aufenhalt in dieser Stadt etwas gedenke, will ich noch einiges , was theils zur Erläuterung, theils zur Vermehrung der obiqen Nachrlch-ten dienen kan, kürzlich anführen. Das Wort Slobo I da Ramrsch.R.i. Theil. iIQ '734 ben ^sicn Im:- bis zum i'ten Fcdr. h<^ bedeutet hierinderTobolskischen Provinz emeu mit el-ner bölzernen Mauer befestigten Flecken. Es giedc hier m Sibirien wenig andere Arten von Festungswerken, außer in Tobolsk. Man hat sich nämlich vor keinem andern Feinde, als den Baschkiren, den Ralmucken und denen von der (5astcschy Horda zu fürchten. Und da die Kriege aller dieser Völker bloß als Streifereyen angeschen werden können, die sie zu Pferde thun, und wor« in sie alles, was ihn«! vorkommt, mit sich wegschleppen; so hat man ihnen mir zu wehren, daß sie mit ihren Pferden nicht durchkommen können. Denn ihr Gewehr, wel« chcs meistcntbcils nur in Pfeil und Bogen bestehet, kann nicbt sonderliche Furcht einjagen, poröse heisie hier in Slbiricn soviel, als Siclo m Nußland , Sicio abcr bedeutet einen Flecken. Jar pfiegt von denen Ocrtcrn gebraucht zu werden, die auf einem hohcn Ufer liegen. Sieben Wcrste von Tjmncn geqen Todolok zu ist cm Ort, Sosnowoi lililis oder NAnsoroskaja D. genannt. Muw heißt hier in Sibirien ein erhabener oder hervorragender Ort an einem Flusse, oder auch an der See, in welchem letzteren Umstände es mit dem deutschen Vorgebirge überein kommt. Der Sibirische Dialccr auf den Dörfern ist von dem gemeinen Russischen sehr unterschieben. Sie haben auch viele Wörter, die in Rutland unbekannt sind, wie schon oben qedachl ist. Ich hörte auf dieser Reise zuerst das teutsche Wort serndrig mit olom's alls/ Tobolsk Z422 tVerste ,;, ausdrücken, weiter in Sibirien hinein aber sagt man lo« nis und lol?skoigod, das ferndrige Jahr. Bis zu dem i/ten Febr. st«'! nichts sonderliches vor. Die Butterwoche aber, die an demsclbenTage cmsienAMach« te alles lebhaft. Die angesehensten ieute besuchten und belustigten sich unter einander beständig. Der Pöbel aber war aanz rasend. Sowohl des Tages als 'ces NclchtS war ein bestandiger ierm von Fahren, Schreyen, Schla-gereyen :c. Man fuhr mit großer Beschwerlichkeit we< gen dcs großen Gedränges von Volk und Schlitten durch die Straßen, und es ereignete sich öfters, daß zween Schlitten m einander fuhren. Ich fuhr einmahl des Nachts ein Wn rh-haus vovbey und sahe eine besonders Ergötzlichst, welche die leute sich untereinander mach. ten. Sie hatten vor dem Wirthshause an dem Ufrr eineS kleinen Flusses einen großen Schneehaufen aufgeworfen, auf welchem ihrer vl'cle herum saßen, und mit dem grösio sten Vergnügen snngen und trunken. Wann nichts mehr zu trinken war, so wurde einer l'n dasWi^th ^ al s abgeordnet, welcher bald einen neuen Vorrath brachte, und mit demselben fieng auch die Lustbarkeit wieder an. Sie schienen nicht den geringsten Frost zu spüren, lmd luden die vorbeygehende zu sich ein. Das weibliche Geschlecht belustigte sich beständig mit Spaßirenfahren, und eS saßen ihrer zuweilen acht auf einem Schlitten. Darunter I 2 waren IZ2 17^- del: i8t^:Febr. dl? znm 2tcnN?erz waren auch öfters einige zu bemcckm, bey dcncn der Trunk einigen Eindruck gcmacht hatte. Kem Morgen Vergieng, da man nicht von großen in der Nacht vorgefallenen Schlagercyen, oder von andern übel anständigen Thaten hörctc. Eine Weibsperson wurde von einem Un-terojficier des Scecommando auf dcr Slraßc nacke'nd aus-gczozcn, und mit derKaöe * so jämmerlich übcr dcn ganzen leib zerprügelt, daß sie etliche Tage darauf starb. Den 28sten Fcbr. des Abends bekam ich Briefe aus Cacharincnburg, worin man mir von einer gcfähr« lichen Krankheit des Herrn Generals Nachricht gab, und mich bat, daß ich dahin kommen mögte. Weil ich :n:n bey meiner ehemahligen Anwesenheit daselbst mit besonderer Gnade war angesehen worden, ft hielte ich mich verbunden, die Ncisc auf das schleunigste anzutreten. Ich machte mich den isten Merz Vormittags um io. Uhr auf den Weg, und kam übcr die oben schon genannte Ocrter den folgenden Tag des Abends um 4 Uhr nach TjllMen. Ich sollte zwar mit den Tobolskischcn Fuhrleuten bls nach dieser Stadt fahren; weil mir aber an Beschleunigung der Reise vieles gelegen war, so fuhr ich ft geschwinde,als es müglich war, und ließ daher nur in pechtcr und m Schutschi pogost futtern; hierdurch wurden die Pfer° de *Ein Büschel Stricke, womit Matrosen zur Straft auf dcn bloßm Nückm geschlagen iu werdm pfiegen. de schr abgemattet; deswegen mictetl'n die Fuhrleute an letzterem Dtto, wo ich dcn 2len Merz dcs Morgens um 7. Uhr ankam, ans freyem Willen für ihr eigen Gold fri-sche Pferde. Weil ich mich in pcchl?r, um die Pferd^ zu futtern, uufhaltcn muss«,», so gieng ich ine'n Har.shinein, und wie ich schon auf meiner vorigen Neise an ver-schiedencil Oertern, wo Tobolckische Tararen wohnen, bemerket hatte, bcfa?;d ich auch hicr, d.is'', was die Reinlichkeit anbetrifft, diese Tararm mitdcn Casamschen ganz und gar nicht zu vergleichen waren; dcim sie leben mit dem Vieh, das sie haben, gemeinschaftlich in einer Sm-be. Und gleichwie die Casanischc Tataren gemeiniglich rme besondere Stnbo für ihre Welbcr habc,,; also lrl'cn hicr hingegen Ochse", Klihe, Kälber, Schaa^e, Mann, Weiber, Kinder, in emcr Stube- Man mögte dic Urjli-chc davon vielleicht in der Armuth dieser Taiarcn sncheil können; dann wegen derselben findet man selten, daß sie mehr als ein Weib haben; sie trinken auch nichts als Wasser. Allein bey dcn Mirimowischcn Tararen fand ich es eben ft, da sie doch, weil sie von dcn meisten Auf» lagen frey sind, wohlbemittelte ieute seyn muffen. Ich glaube demnach, daß es bey dieser Art Tararcn so ge/ bräuchlich ist. Sonst sind ihre Stuben, wic bey dcn Ca. sanischen Tataren gebant. In pechtcr sahe ich noch em Tatarisches Kind, welches drey Amuletc an sich hangen hatte. Sic hiengcn hinten von dein Halse übcr die Sch"l- I 3 tern tern herunter. Das mittelste war das gröste, von vier« eckichter Figur; unten daran abcr sahc man eiin'ge große Korallen in einer Reihe, und ein kleines rundes Schc!l-chen machte den Beschluß. Auf jeder Seile dicjcs Amulets hiengen an eincm Faden, welcher oben durch ein paar Korallen gezogen ist, zwcy andcre drcrccl'ichtc elwas kleinere Amulete. Alle drey waren in ledcr cingenehct. Diese Amulete sollen aus Characteren bestehet,, wclche Sprüche aus dem Koran in sich enchaltcn, und von dem Abüß erhandelt worden seyn. Sie werden der Wohl« fahrt des Kindes sehr ersprießlich gehalten. Nach dem Vermögen der Eltern schassen sie für ihre Kinder Amulett ali, und es soll kein Kind seyn, welches nicht zum we« nigsten ein Amulet habe. Von Ljumcn reisele ich mit unabgewcchsclten Pferden über Lmschmkinä D- allwo gefuttert wurde, bis Bjeljakowska Sloboda, allwo ich des andern Mor» gens Vormittags um 9. Uhr ankam. Ueber die Slododcn Rujarowska, pyschminska oder OsiH-tfthcpkowa und RrasnHjarsk kam ich selbigen Tag Abends um 5 Uhr nach Ramyschlowska Slododa. DesNachts um lo.Uhr erreichtete ichiTlH^o-Pyschmilis-ka Sloboda, und kam über 3vu>iara pogost, Bi-eloijar Sloboda und Rossulina-D. den 4ten Merz Nachmittags um i.Uhr glücklich inCacharinenburg an. Der Tobolsk 4^8 NX'rst? 135 Der Herr General lag an dem Grieße krank, und es warc'i schon ein paar kleine Steine weggegangen, wie denn auch noch picl Grieß in meiner Anwesenheit weg« gicng. Ich blieb so lange da, als ich mit meiner Gcgcn« wart etwas zu nuhcn hoffte; und da sich die Krankheit gegen den yten meistens verlohren hatte, so reistle ich auch noch selbiqcn Abend um 9. Uhr wicdcr ab, und kam üdcr obenbemcldete Ocrter dcn i^ten gegen Mittag wicdcr glücklich in Tobolsk an. Ich schicke sowohl auf der Hin-als Herreise jemand voraus, dcr die Pferde fettig hielte, die mir zur Abwechselung nöthig waren, und beschien-nigte dadurch meinc Reise um ein merkliches. Wie ich auf der Rückreise wieder nach Turda kam, so machtci, es die Tjumenischc Fuhrleute eben so, wie in der Hinreise die Tobolskische gethan hatten. Sie mlechctcn hier ncue Pferde, um ihre eigene nicht gar zu sehr zu entkräften. Es füqtr slch, das; einer der gemietheten Tararcn mich auf meiner crstercn Ncise schon gefahren hatte. Er bezeugte eine grosie Freude, da er mich zum andcrnmah! fahren sollte, und ließ deswegen in der Miethe gar wohl mit sich handeln. So unruhig alles in der Butterwoche zugicnq, so ruhig und still war jeho die ganze Stadt. Man betete und fastete, und die Andacht bekam mehreren Nachdruck durch cinc Ceremonie, welche am zttn Merz in dcr Ca- I4 '"the- !Z6 l?34- den 14 und iSten Mer; thedralkirche vorgenommen, und von dem hiesigen (?r?bl-schose verrichtet wurde. Es wurden nämlich alle ehemahls verstorbene heilige Czaaren und Personen von dcr Czaarischcn Familie, die heiligen Patriarchen , und sonst viele Privatleute, unter welchen auch der Ier«nak,wel-chcr Sibirien erobert, mit begriffen war,si'elig gepriesen; hingegen wider alle Ungläubige und Keßer, als die iu> theraner und Rcformirtcn, und wicdcr' diejenigen, die eine Trennung in der Kirche gestiftet haben, als die Rö-mischcatholischen, der große Kirchenbann aus das fcycrlich, sie ausgesprochen. Man hörte die ganze Zeit hii.durch, so lange die Fasten währte, keine Musik oder andere Ergohlicbkeitcü; kcinc Trammq, kem Vcrlbbniß.oderd.g. konnte geschehen; und wofern keine Camrm hier gewes ten, die in dem Rennen die zehn erste ftvn würden. Ge, gen 11. Uhr sahe man drey Reuter ankommen. Es wa» ren kleine Russische Knaben mit sehr weiten Beinkleidern. Dlese trugen dic drey ersten Preise davon. Eine ziemliche Weile darnach kamen drey andere u. s. w. Es waren a-ber meistens Knaben sowohl Russischer als Tatarischer Nation, und die meisten hatten auch weite Hosen an. Die Preise wurden den zehcn ersten gegeben; doch hörte man, daß sie zuweilen etwas parteyisch wären ausgetheilet worden, und daß man einen dem andern vorgezogen hatte, der doch in der Ordnung hatte nachgehen sollen. Nicht weit von dicjen aufgehängten Preisen stunden zween Tische, und auf einem jeden ein musicalisches Tatarin jches Instrument, welches aus einem alten Topfe, darü, bcr ein iedcr qcjpannt war, bestund. Die Musieanten schlugen darauf, so wi'e die Trommelschläger auf die Trommeln, Tobolsk 4538N>erste 139 meln, nur dasi sie ihre Schläge nicht so regelmäßig ver> richteten. Es klang in unsern Ohrcn zwar nicht schön, doch waren ft viele Tatarische Zuhörer, daß man vor dem großen Gedränge kaum dazu kommen konnte. Wir gicngcn darauf in des Bräutigams Stube, wel^ che sich in eben diesem Hofe des Hauses befand, da sich die Braut aufhielte. Sie war ganz voller ieute, welche sich mit trinken lustig machtet,. Zwey Tatarische Musi« canten vermehrten die lust. Der eine hatte ein bloßes Rohr, das mit einigen iöchcrn versehen war, vermittelst deren er viele Thöne hervor zubringen wüste. Das Ende worin er blies, nahm er ganz in den Mund. Der ande, re hatte eine gemeine Violine. Sie spielten uns einige Stücke vor, die eben nicht übcl klangen. Eincs kam ih« nen selbst beweglich vor, und sie ermähnten uns Acht zu aeben. Sie nennten das tied Icrmak und saqtcn, daß cs zu der Zeit gemacht wäre, da Icrmaf Sibirien eingenommen, und ihre Voreltern durch seine Dienste un« ter die Russische Bothmäßigkeit gebracht hatte. Von hier giengen wir wieder in unsere vorige Stube. Bald daraufaber hörten wir,daß derBräutigam durch seine Anwerber und Anverwandten aus seiner Stube her? aus in den Hof gcführet wurde. Er gieng den Hof drey' mahl inwendig um, und da er das erste mahl vor der Braut i4o »734 bcn 15cm Merz Vraut Stube, die in dell Hof sahe, kam, so wurden von ih« rem Fenster viele kleine Stücken Zeug unter das Volk ausgeworfen, welches dieselben mit großem Gedränge auf« raffele. Der Bräutigam hatte einen rothen Tatarischen langen Nock an, und die Knopflöcher waren mit Golde ausgemhet. Seine Kappe war rund nach Tatarischer Art, von rother Farbe, und mit goldenen Faden durchge» nehet. Er gieng von drm Hofe gerade die Treppe hinauf in eine Stube, da der Achun 5 ein Priester, welcher einem Bischöfe in seiner Würde gleichet) und ein paar Adüß, nebst zween Männern, welche die Vatcrsstclle von Braut und Bräutigam vertraten, auf einer Tatarischen Bank zusammen saßen. In eben dieser Stube war eine große Mci-gc Volkes und Befreundtc, welche dcr Ceremonie zusehen wolllcn. Ehe der Bräutigam hinein trat, kamen seinc zween Anwerber hinein, welche sich bcy dem Achun erkundigten, ob die Ceremonie vor sich gehen soll-te. Und als mit Ja geantwortet wurde, kam der Bräutigam selbst, und seine Anwerber fragten, ob cr N. N. zur Frau haben könnte. Hierauf schickte der Abüß zu der Braut, und ließ sie darum fragen. Nachdem das Jawort zurückgekommen war, und die Väter ihre Einwilligung gegeben hatten, sagtc der Achun dcm Bräutigam einige Gefthe, die cr zu beobachten hatte, uulcr welchen das vornehmste dicfts war, baß er ohne Willen sci-ner ihm jeßo gegebenen Frau keine andere nehmen sollte Der Tobolsk 4558 N)erste ,45 Der Bräutigam war bey der ganM Sache mausestill; aber seine Anwerber gelobten statt seiner, allem nachzu-kolnmel^ So dann gab der 2lcl>un seinen Seege», und endigte die Ceremonie mit iachcn, welchem es viele nach-thaten. Mittlerweile, daß die Ceremonie vor sich gieng, brachte bald dieser, bald jener einen Zuckcrhut zum Hoch" zeilgeschenke und sobald die Ceremonie Zu Ende war, so wurden die Z^ckerhüte von einigen ieutenentzwcy, und m viele Stücke geschlagen. Die großen Stücke wurden voll den klcincn abgesondert, und beyde besonders aufTel< ler gelegt. Die ersteren wurden unter der Geistlichkeit, die übrlgen aber unter allen anwesenden herumgegeben, und wir bekamen auch ein jeder ohngefehr ein paar Unzen Zu« cker. Man verließ hierauf dicsc Stube, und sing an zu esje„ und zu trinken. Uns wurde in der Stube, in welcher wir anfangs hineingeführet worden, auch Essen aufgetragen. Dasselbe bestund in gekochtem Reiß, Erbsen, Rind-und Hammelfleische:c. Wir machten uns aber bald weg, und kamen durch den vorigen Weg nachmittags um 1. Uhr nach Tobolsk zurücke, allwo wir die folgenden Ta« ge hörten, daß die Hochzeit noch mit Fressen und Sau« fen drey Tage lang wäre gefeyret worden. Alle diese hier beschriebene Ceremonien sind einem jeden erlaubt mit anzusehen. Der Tag aber vor der Trauung hat bey der Braut mehr zu sagen, und wird zu der ,42 l734 den I5ten Merz der Ceremonie desselben nicht leichtjemand anders, als die nachten Anverwandten, oder sonst vertraute zugelassen. H?rr Profess. Mütter hatte dieses Glück viele Ich« her. nach auch in der Gegend von Tobolsk den 9ten Decemb» 174a. davon er mir die eigentlichen Umstände erzählte; und weil sie sich Hieher am besten schicken, so rückc ich sie hier mit «in. Abends vor der Trauung waren in dem Hause der Braut eine Menge Frauen und Mädchen von Seilen der Braut, die wie es schien, die Jungferschaft bnvei» nen wollten, so wie es bey gemeinen )^usien auch zu gc< schehcn pfleget. Die ganze Stube war so voll gepfropft/ daß wenig Platz übrig war. Anfänglich spciseten sie. Daraufließen sich eine Violine und Tatarische Schalmey hören. Einige Knabm tanzten und sungen licder. Bey ihnen stund ein Mann, dcm bald dieser bald jener einige Copeken für die Musicanten und Tänzer in die Hand steckte, wofür er die Freygebigkeit der Gaste mit vielen lobeserhebungen herausstrich. Während diesem allen saß die Brcult hmttr einem Vorhänge, und war mit vielen Madchen umringt. Ein Hochzeitgeschenk von etlichen Pfunden Rosinen verschafte meinem Herrn Collegen einen Zutritt bis hinter den Vorhang. Er sahe dieVraut aufei-nem besonders für sie ausgebreiteten Teppiche sitzen, und neben ihr ein anderes junges Mädchen von ihren Gespie« linnen. Veyde waren mit einem großen weißen leine? nen Tuche bedecket. Bald kam eine, bald die anbete Tobolsk 4538 wevste 143 dere Frau oder Mädchen, küsseten sich mit der Braut und nahmen Abschied. Endlich erschienen zween Männer von des Bräutigams Seite, die stcllcten sich mittm in die Smbe und stimmten das Vrautlied an, welches dem Thone nach ziemlich kläglich klang, und des Inhalts zu seyn erkläret wurde, daß die Braut bisher in ihrer Eltern Gewalt gewesen wäre, jeht aber hätte sie der Bräutigam für sich zur Frau gekauft, und müsse sie zu sich nehmen :c. Viele Weiber und Mägdlein weineten währen« dem Gesang und man hörte, daß die Braut auch ziemlich schluchzte. Als dieses aus war, sprungen die beyden Sän° ger und noch einige Mannspersonen, die mit ihnen gekommen waren, (derBräutigam war den ganzen Abend nicht zusehen) hmter den Vorhang,hoben die Braut und ihreGespielmn mit dcmTcppiche,woraufsic saßen, so bcdcckt, als sie waren, an den 4 Zipfeln auf, und trugen sie in ein anderes, doch nicht des Bräutigams Haus. Voraus wur» den iichter getragen, unddieMusieanten spielten dazu auf. In dem neuen Hause sehte man sie wieder hinter einem Vorhange alls demselben Teppiche nieder. Es war daselbst ander Frauenvolk von des Bräutigams Seite, welche die Braut mit Küssen und allerhand tröstlichen Wor« ten empfingen. Die Musik fieng nebst dem Tanzen wieder an, wie vorhin, und daselbst blieb die Braut die Nacht über, und den ganzen folgenden Tag wahrender Hochzeit, bis sie der Bräutigam in sein eigen Haus nahm. Biß «44 ^735 den 14ten und iSten April Biß zu dem i^tcn ?lpril fiel nichts merkwürdiges vo^ Allein die an diesem Tage sich endigende Fasten machten auch dem bisherigen Tranren ein Ende. Die in Ruß" land unter dem Pöbel übliche Ostcrceremom'cn wurden hier« auf gleiche Weift vollzogen. Den iMl hatten wir Gelegenheit uns des Cathcmncnbnrgischl.'!! Schauspiels wieder zu erinnern, nur dasi man hler am lichten Taq? setzen konnte, was dort in der Dunkelheit geschahe. Derbste Aufzug war dieser. Es wurde gesungen; alsdcnn kam ein Knabe, welcher zum Osterfeste Glück wünschete. Nach« dem er abgegangen war, kam ein anderer, ganz schwarz, und in Gestalt des Teufels, wie er abgemahlet ^ werden pfleget. Er trieb vor sich einen alten graubärtigen Mann herein, welcher jämmerlich keichte,und die gewöhnlichen Schwachheiten des Alters vorstellte. Er sollte del: alten Adam vorstellen. Der Teuscl machte um ihn allerhand Gauketpossen, und legte ihm ein Ebenbild einer ausgestopften Schlange, die einen Apfel in dem Munde hielt?, um den Hass, wovon der alte Ada»n zur Erde niederfiel, als wann er mausctodt warc. Bald trat der Tod mit seiner Sichel, auf und wollle den todten adhohlcn, wowic-der sich aber der Teufel mit allerhand Gaukeleyen schte. Endlich kam der Herr Christus in Gestalt eines häßlichen Jünglings, ein Creuz in einer und in der andern Hand eine Krone haltend, bey dessen Herannähcrung der Teufel sehr schüchtern ward und sich nirgend zu bergen wüste, bis er endlich Tobolsk 4562 Würste 145 endlich aus dem Zimmer entwischte. Die Kraft desKrcu-M gab dem altcn Adam wieder leben, und der Hcrr Christus, nachdem er ihn'aufstehen heißen, krönte ihn mit einer goldenen Krone, die er schon dazu fertig hatte. Der alte Adam wusle nicht, was er vor Freuden ansän« gcn sollte, und dankte dem Herrn Christus gar freund, lich. Darauf führte ihn der Herr Christus in den Him« mel, und sie giengen ab. Ein neuer Aufzug stellte die M'bung der zchen Gebote vor, wobey mir doch nichts merkwürdiges zu seyn schien, als eine alte zerfetzte Peru« kc, die der alte Abraham aufhatte, und worin er von dcr ganzen Welt als ein Weltweiser etwas herplaudcrte. Drittens wurde die heilige Taufe folgender weise vorgestellt. Es trat ein Kerl ln einem lumpichten Pelze auf, worüber cinNch gespannet war. An der Seiten hatte er ei-ucn Sebel, und war auch mit Köcher und Pfeilen versehen. Eü sollte ein Ostiakischer Fürst seyn. Zween andere Kerls mit halb bloßem leibe, aber ohne Köcher, Pfeile und Sä-bcl traten zu dem Ostiaken, nachdem derselbe von seiner Tapferkeit viel Rühmens gemacht hatte, hinein; und ob i>,en Tag vorher, so wird cr den andern Tag erlöset. Dieser Donnerstag wird in Russischer Sprache Culpä, von den meisten aber Scdmik genannt, weil von dem grünen Donnerstage biß auf diesen sieben Wochen sind. An diesem Tage aber hält der hiesige Erchischoff mit der Geist, lichkekt eine feyerliche Procession nach dicftm Todtenhause, und nachdem er einige Gebeter verrichtet hat, spricht er sie srcy von denelijenigen Sünden, woran sie entweder aus eigener Nachläßigkeit schuld gewesen, oder deren sie K , durch 548 1734 del, -ten Map durch einen jähen Tod theilhaftig gemacht wnhm waren. Die Ostcrwoche gieng ganz frö!ich 'mit Besuchen nnd Gegenbesuche» zu Ende. Der Pöbel machte s,ch auf seine Art lustig. Doch kamen die gemachten Ausschweifungen deuenjenigen bey weitem nicht bey, welche in der Vutterwoche gemacht wurden. Das meiste, wovon man hörte, warm Hurcnhändcl, welche zwar in dieser Stadt zu keiner Zeit etwas ungewöhnliches sind. Ich habe noch an keinem Orte der Welt mehr ieute ohne Nasen gesekcn als in dicscr Stadt. Die Kalte kann daran nicht Ursache se'.m; denn es ist hier entweder warmer, oder wenigstens nicht kalter, als in Petersburg, allwo sich solche Zufälle zwar auch ereignen, aber doch nur bey wenigen. Daher ist glaublich, daß die iiebcsseuche daranSchuld ist; denn dich's U'.'bcl ftll hü'r nur allzusehr eingeri>fcn seyn, welches lim so viel eher qeschehen 'kan, als sich hier nur ein cm-z'ger zu der Besahung gehöriger Zeldscherer befindet, welcher die Wcrste von Tobolsk, und zunächst oberhalb demselben fiic^ein kleiner Bach in den Inisch, Slbirka genant. Außer einigen Spure,, von einem Walle, dcr daselbst aufgeworfen war, konnten wir nichts sehen. Ee schemtt im übrigen, daß die Namen des ganzen Gouvevncmenrä von Sibirien und des kleinen Flusses Sibirka dieser ehcma^ ligcn Stadt ihren Ursprung zu danken haben. Wir ka. Men gegen Mittag wieder nach der Stadt zurücke. Den !9ten gieng das hier zurückgebliebene Scecom-,nando und Herr Prof. La Croyere von hicr ab. Das ganze Geschwader bestund aus 12. Doschtschcnm'ke,,. Auf des Haupcmanns Cschirikows Fahrzeuge befand sich der Statthalter. Und da die Fahrzeuge die Festung vorbey-giengen, wurden sie mit einigen Canonenschüffcn begrüßet, worauf, weil keine Canonen vorhanden waren, mit dem zur See gewöhnlichen Vivatjchrcyen geantwortet wurde. Ehe ich zu unserer Abreise komme, will ich ncch et, was von der Stadt Tobolsk und ihren Einwohnern K 4 melden. 15? !?34' dm icMN N?ay melden. Dieselbe legt unter derBreite von 58Gr.i2M. an dem Irtlsch-Stwmc, und ist die Hauptstadt von ganz Sibirien. Sie ist in die obere und untere Stadt gethei-let. Die obere Stadt liegt auf dem hohen östlichen Ufer dcs Irnsch-Flusses, und dic untere auf dem Felde, welches zwischen dem hohen Ufer und dem Irtijch ist. Die-ft beyden Städte zusammen haben einen sehr großen Be« zirk, die Häuser aber sind alle von Holz. In der oberen Stadt, welche dic eigentliche Stadt heißet, ist die Festung, welche beynahe viereckicht, und von dem ehemahligen Statthalter Gagarin von Steinen erbauet worden ist. In derselben ist ein Kaufhaus, welches sowohl als die Reqienmgskalizcley und der Erzbischöfliche Pallast ebenfalls von Ste::i?n aufgeführet ist. Nahe bey der Festung ist des Statthalters Haus. Der jetzige, welcher schon in das vierte Jahr hier ist, heißt Alcxei Lwo« rrilZ plcschrschcew. Außer obgemeldetem Kaufhause ist in der oberen Stadt noch ein Markt für Eßwaarcn und allerhand Kleinigkeiten. Um diese ganze obere Stadt auf der östlichen Seite, die landeinwerts ist, lässet der jetzige Statthalter einen Erdwall aufführen, welcher auch diesen Sommer zu Stande kommen soll, indem nicht viel nichr daran zu bauen übrig ist. Die untere Stadt hat ihren eigenen Markt, und dabey einige Kramladen, worin man allerhand Kleinigkeiten Tobolsk 4598 werste ' i;^ ten zu kaufe haben kann. Wmn man aber sowohl' hier als in dem Kaufhause der oberen Sladt «was kau« sen will, so muß man im Winter des Morgens sobald als der Tag anbricht, bis n. Uhr,iM Sommer vön des Morgens um 5 Uhr bis 11. Uhr, d?s Nachmittags abcr zuv Winterszeit von 2 bis 4 Uhr, und des Sommers von 4 bis 8 Uhr kommen. Außer diesen Stunden trifft man nichts an. Wahrend denselben aber ist das Gedränge von den qehet. Man wird daselbst nicht,mr verschiedene Durchbrüche finden, die das Regenwasser nach und nach gemacht hat, und die von dem Irlisch wohl über eine halbe Werste ostwerts in das wid gehen, sondern man wird auch viele kleine Seen nicht weit von einander an< treffen, die bloß von dem Regenwasser, welches das Erdreich ausgehöhlet hat, entstanden sind. Wenn nun das Regenwasser in diesem Erdreiche eine so große Wirkung thut, solte denn nicht die Gewalt des Flusses eine gleiche oder eme grössere haben? Man könnte daher vielleicht' dem künftigen Uebel durch Einrammlung von Pfählen untenan dem Ufer, und durch Anpflanzung von Weiden' n. d. g- auf der ganzen Flache des Ufers, die gegen den Fluß ist, glücklich zuvorkommen. Die untere Stadt hat de» »56 1734^ dcn i9ten Ma^ ten Vortheil, daß sie das Wasser in der Nähe hat, da«> bey aber ist sie den Ueberschwemmungen sehr unterwarfen;« jedoch erfahret sie dieselben nicht alle Iabre. Dean ob-' wohl der Irrisih alle Frühjahre anwächst, so lcirtt di^ Stadt doch nicht allezeit davon Noch. Die Emw^ner geben es für eine allgemeine Wahrheit ans, daß alle ;e» hen Ichre eine solche Ueberschw?mmnn^ ssescheh«, welch«, die ganze Scadt unter Was?er.setze. Dcis^ vorige Iahri hatte man das Exempel, daß nicht nur die Stadt, sonoern. oucb die ganze niedrige Gegend um den Tc»l)ol Fluß biß T^jumen unter Wasser war geatzt worden. Vl.'r il. Iab-rensoll es eben so gewesen seyn, und eim>, welche die-Erzählungen ihrer Voreltern bis auf diese ?cnen verwah«' ret zu haben vorgeben, saM, wie ich schon qemeldet'habe, daß sich weiter zurück auch alle zehen Iahrö dergleichen' ereignet hätte. Ich weiß aber nicht, ob man diese«! Nachrichten völligen Glauben zusiel.'en könne. Denn wie es mir in dem Winter erzehlet ward, so wurde dabey g«, sagt, daß eine solche Ueberschwemmung alle io. Jahre, a.^ Jahre nach einander geschehe,, und daß man folglich die«; ses Iahr noch unfehlbar «ine Ueberschwemmung haben, würde. Die Prophezeyung ist nicht eingetroffen, und da<-her vermuthe ich, daß die Beobachtung sich nicht weiter, als auf lv. Jahre erstrecke, da man ohnedem Sibirien nicht als ein lqnd anzusehen hat, allwo, und besonders in den Städten beständige leute wohnen. Die Tobolsk 4598 werste 157 Die beyden Städte habm untereinander durch drey, Verschiedene Wege eine Gemeinschaft. Der erst« gegen den Fluß ist der steileste. Er gehet gerade nach der Festung, und ist von dem ehemahligen Statthalter Gaga/ rin angelegt worden. Man bedienet sich desselben mei»' stens im Sommer und im Frühlinge, weil er gedrückt ist. Hierb?y merke ich an, daß dieser gebrückte Weg unten' in der Stadt biß an das Snamenskoi-Kloster, und oben" bis , die halbe Eichel zu» rücke, damit cr dieselbe ohngeschrumpft fassen kö,mc, steckt den hölzernen Slist mit der linken Hand oben unter die Vorhaut und fasstt damit ein klein Stücklein mit der unten Hand, nimmt hinmachst die hölzerne Kneipzange' mit dcr rechten, und setzet selbige von obcn unter dem Stifte auf die Vorhaut, dergestalt daß nichts mehr als daS gefaßte Stücklein über der Zanqe zu schen ist. Alsdann Nimmt er daS Messer und schneidet über der Zange daS mit dem Stiftlein gefaßte kleine Stücklein ab. Sobald solches geschehen ist, schiebt er die Vorhaut wieder auf die halbe Eichel zurücke, und legt von der gebrannten Baum, wolle etwas auf die Wund?, um das Blut zu still«?,,, welches seine augenscheinliche Würkung thut. Er fttzt darauf dem Knaben die Füße dergestalt, daß die Knie erho-ben und etwas von einander stchen, damit daS verwun« dcte Glich von allen Seiten frey liegen und von nichts ge< ncben werden möge, und deckt ihn endlich zu. Darauf verfügt cr sich so gleich zu einem andern, mit dem cr eben so va-fahrt, und so zu den übrigen Während, daß die Ceremonie verrichtet wird, ist bey jedem Knaben ein großes Iubelgeschrey der Umstehenden, welches die Freude ausdrücken soll, daß diese Junge» nun alisicugcn rechte i z Muscl, «66 I7Z4 den l9ten tNay. Muselmänner zu werden. Es wird auch esne klcme Ht;4 den 24sten dis zum 26cm May. einer solchen Verwirrung gieng vieles in die Nappuse; das meiste wurde naß, und diejenigen, deren Güter darin waren, litten ziemlichen Schaden. Und obgleich das Fahrzeug sehr nahe an dem lande stund, so gimg es doch vor unsern Augen zu Grunde. Dieses hielte unsi're Reise «twaS auf. Der Statthalter aber ließ uns gleich verft« chern, daß er schleunigen R war schr langsam, weil die Fahrzeuge gezogen wer)"' mustcn. Den 25m, des 7lbends kamen wir erst nach ^jst'i e aul, und den 25sten frühe nach Abalak G. welche,- nur 20. Wcrste von Tobolsk entlegen ist. Wir re^-le», zwar Tag und Nacht, allein die große Krümmun» gen dee Nlussee ließen uns nicht weiter kommen. Ehe wir nach Adalak S. kamen, gieng ich langst den: hohen Ufer bis nack Colcnnoje D- zu Fuße, und traf »mter-wsgens viel'.' Talulische Begräbnisse an. Es sind kleine Platze, welche theilb eine vicrcckichte, theils cine sechs, «ckickte, und verschiedene andere Figuren haben. Sie sind umzäunt, und enthalten zuweilen elncs, zuweilen Mchrere Graber. Inwendig sind sie meistens mit Blr« ten befttzt. Es pfiegen viele dergleichen Platze beysammen zu seyn, ich habe sie aber auch einzeln gesehen. Oesters si,w vor dencnselben lange Stangen wie Mastbäume auf» gerichtet, an denen fast ganz oben ein Bogen hängt. Man hat mir gesagt, daß die in Sold stehende Tataren sich diese« Rechts anmaßeten, um ihre Kriegesdicnste Ha« mit anzuzeigen. In Abalak ist die Abalahkische Mutter Gottes sehr berühmt. Es geschehen die Meng« Wahlfahrten zu allen Zeiten deS Jahres dahin, und man läßt sehr viele Messen daselbst lesen Die zween dortigen Geistlichen befinden sich überaus wohl dabey. Diese Mutter GOtte« ist vor die- 57« «734 be«: ^sien May bis zum 3ttn Iun. diesem jemanden im Tramm erschienen, so wie alle übri. gen, die durch das Reich zerstrcucr sind. Sie wird alle Jahr einmahl von der Gcistlichkeir in Procession nach To« dolsk gebracht, und hält sich daselbst 14 Tage lang auf, nachdem sic in den meisten Kirchen um Wunder zu thun ausgesetzt worden ist. Hernach aber wird sie von der Geistlichkeit wieder nach ihrem allen Aufenthalte zurücke begleitet. Unsere Soldaten ließen eine Messe,in der Kir> che, wo dieses heilige Bild ist, lesen, um sich dadurch ei" ne glückliche Reise zu erbitten. Man erzählte, daß die ehemahlige Kayscrinn Katharina 720 Ducaccn der Kirche geschenkt hätte, um für diese Summe eine steinerne Mauer um dieselbe bauen zu lassen. Allein bisher ist noch von keiner Mauer etwas zu sehen. Es sind zwar zwo Kirchen vorhanden, wovon die eine hölzern und wegen ihrer Baufalligkeit verlassen, die andere aber, worin das Bild sich befindet, von Steinen aufgeführt ist. Ob nun etwa diese steinerne Kirche von diesem Geld« erbauet wor« den sey, habe ich nicht erfahren können. Wir erreichten denselben Abend noch Rotselan oder Iepamschmskie Iurtti. Weil wir einen großen Sturm mit einem starken Donnerwetter und Regen bekamen, so blieben wir dieselbige Nacht und den folgenden ganzen Tag daselbst liegen. Des Abends aber giengen wir mit aufgespanntem Segel ab, und erreichten noch Rulawwska Slodode. Den -üstcn Nachmittags kämm Ischlmskc»! Ostrog. i?, men wir Begiscdcwskoje G. vorbey, welches an dem Flusft auf einem Berge überaus sckön liegt. Den Husten fuhren wir Rcndschik und den zcttn des AbcndS Naragai aul vorbey. Et-stires ist von Tobolsk Zera« des Weges ,ov Werste. Ich gieng ,'«» ein DorfScha« schma ooev ^ssrisibkowosailnka, welches 2 Werste oberhalb R^dschlk aul geigen ist. Diesi's Dorf ist erst vor emmi paar Jahren angelegt, und bestehet nr:r aus zwey od?r drey Häusern Die Eig ser gelblich aus drey andern Dörfern,nämlich zwey Sommer» und einem Winterdorfe. Dieses ist unter dsn hi)si ^n Tacare»t eine allgemeine Gewohnheit, daß sie ein anoeres Dorf für den Sommer, ein anderes für den Win^r haben. Sobald die Kälte einfällt, ziehen s«e in il)r Wm» tcrdorf , und sobald die Warme kommt, in das S^n» merdorf. Die Ursache hievon mag vielleicht diese icyn, daß von Tobolsk biß Lara im Winter ein anderer Weg als im Sommer genommen wird , und daß die Winter» dörfer meistens an den Winter, und die Sommerdör» ser an den Sommerwegen erbauet sind. Allein obwohl diese Ursache bey einigen statt findet, so ist es doch nicht bey allen damit also beschaffen, sondern es schauet mehr von einer alten Gewohnheit herzurühren. Ich will es hier eln vor allemahl erwehnen, weil es doch die qanze Reise hindurch einerley ist,und keiner wiederhohlten Beschreibung bedarf. Bey dieser Gelegenheit muß ich auch me!den,daß ich die längst dem Ircisck vorhandene Tatarische und Russische Dörfer durch Aul und Derewna unterscheide; dann Aul heißt auf Tatarisch ein Derf. Die Ausiel? nennen alle Tatarische Dörfer mit dem Zunahmen Aju aul. <7H Juni, welches zwar ein Tatarisches Wort ist, aber nicht« anders als cm Haus bedeutet. Nachdem wir den 6tcn des Morgens das zweyte Sommerdorf Nttus vorbey gegangen waren, so kamen wir an einen Ort, da wir schon den vorigen Tag gewesen warm. Der Fluß macht nämlich hier eine große Krüm» me, und kommt wieder an seine vorige Stelle zurück. Der Nauln, welcher gerades Weges zwischen der Krüm« me ist, betragt 7 gemessene Klaftern, und der Umweg zu Wasser macht wohl ,5 Werste aus. Die Tataren haben hier vor einem Jahre einen Canal zu graben ange, fangen, um den Weg zu verkürzen, und dieses Jahr, heißt es, soll er fertig werden. Übrigens läuft der ganze Ircijch sehr krumm. Den 6ten des Abends fuhren wir Ruskun aul, dm 7ten Tascharkan aul, dcn «ten Aju aul vorbey. Aus diesem Dorfe kam ein Tatar zu uns und brachte einen Stör zum Verkaufe, der ein und drey Viertel Arschin* lang war. Wir wurden des Handels mit ihm um »2.Cop.eins,und hatten etliche Tage daran zu essen. Ein andermahl kam ein Tatar mit einem ganzen Kahne voller Fische. Es waren lauter Karauschen, und er verlangte dafür 5. Cop. Unsere Tataren auf dem Schiffe handelten das ganze Fahrzeug, welches ohngefahr 2^0 Fische hielte, für 3 Cop. an sich. Den * Ein Russisch Maaß, welches fünfviertel Ellen hält. A?6 '734 den 9 ten bis Zum izrcn Iun. Den yten langten wir bey Lepkatscl) A. und hen l^ttn zu Mursina D- an. Dies ist daS erste Russische Dorf, das wir wieder jenseit SchaschinaD-antrafen. Gleichwie die Russen ihre Wohnplatze nahe bey den Städten haben,also erwählen die Tacaren. die ihrigen in den entlegenste« Oateru. Den uten des Abends erreichten wlr Tsthercdowa oder Snaminskoi pogost. Dieses Dorf liegt eine Wer. ste landeinwärts auf einem Hügel an einem kleinen See, und seine iage ist schr anmuthig. Es ist gerades Weges 46 Wersie von Tara, entfernt. Ich habe Baurm Häuser darin gesehen, die mauchcn Häusern in einer Stadt wenig nachgeben. Den i2tcn giengcn wir noch Bmakovva D- und Gotsch A. vorbey , und den izten des Abends um 6. Uhr kamen wir vor die Stadt Tara, giengen den Agarka« Fluß, welcher hart unten an der Stadt auf der linken oder westlichen Seite in den Irrisch fallt, hinauf, und langten bald darauf il: der Stadt an. Ich hatte mich schon lange nach der Ankunft in diese Stadt gesehnt weil ich mich schon seit 8 Tagen gar nicht wohl befunden, nach und nach alle iust zum Essen verlohren, und bey allem Unmuth noch die Plage der Mücken auszustehen hatte. Ich hatte nicht Kräfte genug in das Quartier zu gehen, sonderu must« mich dahin tragen lassen. Meine Krank. heil Tara 5245 wcrste. 177 h?it schlug endlich zu einem hitzigen Fieber aus, das sich abcr m 8 Tagm Gottlob endiglc, und keine übele folgen nach sich ließ, als daß mir die Haare aus dem Haupic al« le aussielen, die sich aber nach und nach auch wieder ein^ fanden. Von meinem Auffenchalte in dieser Stadt habe wegen gemeldter übelcr Beschaffenheit nleines Gesundheits-zustandeS sehr wenigen Nuhen schöpfen können. Ich weiß deswegen auch keine besondere Merkwürdigkeiten von derselben anzuführen. Man kan sie in die obere und untere Stadt eintheilen. Die obere Stadt liegt auf ei« ncm erhabenen Orte, und ist mit ein cm Oslro^ und Spanischen Nattern, und an der vorderen Seite mit einem Erdwalle versehen. Darin wohnt dcr Woywode, und die Canzley b?fi"dstm vcrlichei, wir Tara um Mittagszeit, nachdem unstrcr Gesellschaft eine Vedcckung von 2^>. Mann Sllls^ivvic ', welche mit Gcwchr liüd Pulver zur Gei-.üge verschen waren, noä) ausier ulisinr gcwöhnli-.6)^'n war zugegeben worden. Wir hallen auf unsere»» Fahrzeugen für dieselbe kcmcn Plah, und also wurde ihr ein besonderes Fahrzeug gegebe«,, welches mit den unseri-gen bie ^>,nsk gelx'n sollte Den andern Morgen um k. Uhr gicngcn wir die Mündung dcs Tara-Flusses vorbey. Dieser Fluß fallt in OlUwrdosten von der linken Seite in den Inlsck, ul,d hat in Verglcichung desselben ein sehr helks Wasser. Scine Mündul'g ist 32 Werste, dcm ge- radm " Sll'schiwie l'edl>,itcn irreglllare Kriekente, dic zn Fuße dinicn, so wic Cosaki irrcgnlärc Kricgblnitc z« Pfcrde Cam 5^45 wcrste. 179 raden Wege nachzurechnen, von der Stadt entfernt. Dieselbe hat von diesem Flusse den Namen. Es wurde ein Befehl aus t^ojcau g/schickl, cine Festung an dem Tara Flusse anzulegen , und naä) der gewöhnlichen Art hiesiger Gegenden gcben die Flüsse den daran gebauten Fe« siungen den Namen. Weil man nun an dem Tara« Flusse keinen bequemen Ort finden konnte, so hat man sie dahin verlegt, wo sie jetzo ist, und den ihr vorher zuge/ dachten Namen beybehalten. Nicht weic von dcr Mün-dung des Tara-Flusscb ist ein Tatarisches Dorf von den Russen Ilst-Tara, von den Tataren Tartainak gencnnt, worinnen ein Tatarischer F^njasez * wohnt, welcher über die Iesajchme Tatari " das.ger Gcgenden die Aufsicht hat; er ist in diesen Gegenden sehr bekannt, und damit wir ihn auch kennen mögtm, ließen wir ihn auf unser Fahrzeug hohlen. Er fuhr in einem ziemlich großen Kah» M, wtlcher 4 Ruder hatte, zu uns. Die ieute, die ihn zu uns brachten, schienen ihm große Ehrerbietung zu be< zeugen. Er war ansehnlich, und freundlich von Angesicht, und ziemlich bey Jahren. Nach Tatarischer Art roar er wohl gekleidet. Er brachte uns ein Geschenke von einem großen Hammel. Aus den mit ihm geführten Reden mu« * Rn>asc5 ist das Diminutivum von Rn/as, Fürst. ." Jesasckm'e Katari sind Tataml/ die Icsak d. l. Tribut an die Km««,' bohlen. M2 izo «734 dl'l, 22stcn bis 5!'M 24sicll ^slNt. musim wir schließen, daß er cm vel ständiger Mann war. Er saf^ oltigesahr den Coinp^Z) ley lins, und zeigte, daH er ill' verstünde, erwählte ane!', daß cr ce, von einein vor^ nehmen dmchreis-lwcn Main'sen (so nennen die Tataren alle Seeleute) gelernct hatie. Er sagte, die Magnetnadel bewege sich allezeit gegen die große eiserne Stange, die an einem Ende der Welt wär.', und bis an einen gewinn klei-lien Stern an dcm Himmcl hcvauf reichte. Er fragte lws nach E^imn , und wieS uns ctwas davon, welches abcr mit einem andern Extract sehr verfälscht war. Wenn man von diesem, sagte cr, deb Abends etwas äße, so wä? re man den andern Tag pochnncli *. Wir ließen ihl» mit vieler Zu^'dcnhcit von uns, und suhren des Abends um 0 Uhr Schnniv. D. v^rbcy. Den 22stcn Abends zwischen n und i^ Uhr kamen wir Schipicschma Slo. doda vorbey, welche 76. Wcrsie gerades Wegs von T^> ra lilgt. Den folgenden Tag Abends um 7 Uhr ließen wir Aarsckussowa und den 24sten des Morgens um 5. Uhr pustmoka D- zurücke. Von diesem letzen Dorfe hauen wir einen ziemlichen Strich zu fahren, bis wir wie« der ein Dorf erreichen konnten. Es begegnete uns diesen Tag ein Znsall, der uns ziemlich beunruhigte. Von ,. Uhr Nachmittags bis 3. Uhr waren ein paar starke Unge- witter, « poclinuel ist em Russisches Wort, «nd bedeutet so viel, al5 nacl? dcm -Hopfen. In eigentlichem Ve»sta,ide drücket es die Empjnlduug aus, die man Hal, wcim man de< Tagss vorher zu viel getrunken. Tara 5^45 wersie. ,sl Witter, und fiel dabey ein großer Platzregen. Auf ein« mahl regnete es in unserm Cajüten. wie von einem Dache herunter, und wir hatten alle Hände voll zu thun, dicjeni-gen Sachen, welche vor dem Regen nmsten verwahrt werden, als Bücher und Schriften, in Sicherheit zu bringen. Dieser Zufall ereignete sich nachqehends noch öfters, aber wir waren aledann besser dazu bereitet. Eine Warnung für das künftige, daß man die Fahrzeuge von obcn besser calfatern lasse. Wir ließen nun gute Wache halten. Auf den, östlichen Ufer hatten wir die Barabinische Steppe, (Wü^ency) auf dem westlichen die Cosakische. Von den V^-abmi-schen Tatar» zwar, als ein?m dem Russischell ?)lcicl)e un-terthänigcn Volke hallen wir cbm nichts zu besorgen. Nur pflegt die Cosakische Horda diese Steppe zuweilen zu besuchen. Allein der Fluß, d?r dazwischen ist, verhindert sie cin solches zur Sommerszeit zu thun. Hingegen ist die Steppe, die auf ihrer Seite lieqt, desto gefährlicher; denn bis nach der Cosakischen Horda kan man von dem Ufer des Inisch«Flusses in 3. Tagen kommen. Die Casatschja Horda (wie sie im Russischen genennt w'rd) fireift also auf dieftr Steppe herum. Was sie von Mannsleuten antrifft, schlagt sie todt, die Weibsbilder aber führen sie mit sich. Mit den Tararcn gehen sie etwas gnä' diger, als mit den Bussen um ; sie führen dieselbe eine Weile mit stch, prügeln sie tüchtig durch, ziehen sie bis- M 3 auf 182 '73 4 del, 25skn bis zum 25sien Jun. auf die Haut aus,und lassen sie lausen. Vor diese.n führ« le sie die Russen auch nur mit sich in die Gefangenschaft, und lch habe verschiedene gesehen, die wieder daraus los gekommen waren, welche sich über die harte Begegnung, welch? sie daselbst ausgestanden hatten, nicht gcnug beschweren konnten. So fürchterlich dlese Vorstellungen sind, so'germgs waren sie bey uns, da wir theils wegen des geraden Striches dcS Flusses, theils wegen guten Windes noch den 25l5en des Nachte um halb >2 Uhr nachBckeinskaja D. kamen Den 2s.sten dcS Abends um 4. Uh'' giengen wiy Ts'bernoluykaja Slo^oda vorbey, und den 27stcn des Abends um 4. Uhr, nachdem wir öfm's auf den Sand zu schm gekommen waren, erreichten wir die Mündung des <1>m Flusses. Wir giengen diesen Fluß hinauf bis an die Brücke, die darüber geschlagen ist, und lagen also hart an Omskaja Arcpost. Der Om-Fluß laust von der rechten Seite südwcstwärts in den IrristH, und sein Wasser siehet in Ansehung des Iwsch - Wassers schwarz aus, weswegen cr auch von einigen Cschor, na rcka (schwarzer Fluß) gcncnnt wird. Man kann dieft Farbe den Imsch herunter wcit sehen, und diese Wasser vermengen sich erst ohngefahr eine Wcrste unterhalb der Mündung des Am-Flussrs. 7luf der linken Seite ist die eigentliche neuere Arcpost, worümen auch der Hauptmann wohnt, welcher Befehlshaber über die Besä- Gmskaj^ Ixrcpcsr 531^. Nieste. id^ Besatzung ist. Es sind Häuscr, die mit einem Gsirog, einem klemm Graben und spanischen Reutern umgcben sind. Innerhalb dem ^Djtrog bosii/den sich auch einige wenige Stücke. Der Irtlsih liegt qcqen die Festung westlich. Sonst sind noch unterhalb dem (DftrW ^'' schiedene Häuser fast bis an die Mündung dee >-ra mitgenommen. Wir halten die oben crweht'tt Step' pe>: wieder auf beyden Seiten, welche bis Scmpal^mi in einem fortgehen. Es sind von hier aus keine Dörfer mehr, das; man den Weg darnach berechnen könnte, und also rechnet man nach pliöjscn. Emepliöß aber heißt «iu Strich, wclchen der Fluß in einer Richiung sortqchet. Sobald sich der Fluß krümmt, fängt cine mue Pliöß M 4 an» 184 1754 ^" "^stcn Iun. bis znln ^tcn Iul. an- Nm, ich also frage, wie writ es no b nach Schell smska sey, so sagt ,nan mir, 7.8- 9- :c. pliössen. Dcn ^9sten de^ Morgens fuhren wir Oolonowka rctschk.: vorbey, welcher auf der w?silickcn Seite aus einem 6 Werstein der Steppe gelegenen Salzsee ench-rmgt» Es sind viele dergleichen Salzseen auf beyden Steppen, doch mehr auf der Casackischen. Nahe b^'y dem Kreisch auf der östlichen Seite , 66 Werste oberhalb werste. ,85' ließen wir an allen Orten, wo es möglich war, Wasser aufpumpen und ausgießen. Und da das Wasser noch nicht abnehmen wollte, brachten wir so ci'.ig, als wir könn* ten, uns're Sachen auf das Verdeck de^ Fahrzeuges und ließen an das land fahren. Wir waren faum cm dem iande, so minderte sich das Wasser, und es wurde darbey gesagt, daß man den Ort, wo der ieck ware, gefunden hätte. Wir zogen so gleich wieder in unsere Cajüten ein. Allein die Freude wahretc nick)t lange. Dcnn wir waren kaum in denselben, so hieß es, m^n konnte das ioch nicht verstopfen, wo nicht das FahrMg cm iand gezogen und vorher gati^ ausgeladen würde. Wir musten es uns gefallen lassen, und ließen also das Fahrzeug ganz aufladen. Bis man hernach cincn Ort fand, wo daS Fahrzeug an das tand gezogen w?rd und d«> Can;l.'y darin. Sie stehet ilnlerhalb der j'Hi^en Fostunq bi'yna^' an d"M Ufer. Bey dieser Festung sind Casernen anqel^y, welche mit dem (l>strog gl 'ich lauien. D 'r Befehlshaber ist ein lieutenant,ein Schwcde von Geburt, welcher vor 3 Iah. ren in Tobolsk den Russischen Glauben angenommen hat. Die Besahung besteh't aus 7c?, Mann, und die Fe-stung ist mit 4. Canoncn versehen, hat aber noch keinen feindlichen Angriff ausgestanden. A,ißer diesen Soldaten und loo Sluschiwie sind hicr keine ieute vorhandi'N, >lnd daher ist auch daftlbst kein 7lckerbau. Alles wird aus Omsk, Tara und Tobolsk dahin gebracht. Wir konnten nicht anders als mit der grösten Mühe einen Hammel bekommen, und die Einwohner führten dieses zur Ursache sero genannt, herkommt. Von Sct^lssinsk bis zu diesem Bach« ist es gerades Weges 5, Wcrste. Die Rechnung der Rüjchken gehct nicht weiter , als bis hie-hcr. Die Beschaffenheit des Ufere weiter hin ist nicht so bequem darzu. Man hilft sich demnach durch die in hiesiger Sprache so genannte Nrorschift)tft)c, welches solche Oertcr sind, die wae besonders vor andern an sich ha« ben. ben. So tan z. E. em an einem gewissen Orte des Ufers gesetztes Kreuh ein Uroisck'^ischtsche seyn. Ale wir den 7teu gedachter maßen von dem Gestank« dcr Fische befreyet worden, so wurde selbigen Abend bey uns wieder um Erlaubniß gebeten, daß man Fisch« fanqen dürfte. Unsere ieute hatten sich elnen See an dem Irrijch, G'luchoje hen, waren aus der Stadt T^ra, und hatten sich zu die« ser Art von Nahrung entschlossen, weil sie ihrem Vorgeben nach die Kopsgelder, welche die Krone von ihnen jährlich sodert, auf keine andere Art bezahlen konmen. Die Störe, Hechte, Schleyen, Iassi', welche von ihnen ge« fangen werden, trocknen sie in der Sonne, Barsche, Kaul« barsche, Karauschen, als zum trocknen untaugliche Fische, wer- ' Gehöret zum Geschlechte des <-yp„'m zrt. ,md kommt 5c„l, jcniycn Fische am >MM, dr» Glsuer m jVml'iu Flsch, buchc, sv ju Z'lrch l s7s.g''drl!ckt wor^c», auf d^tsch p, 167. Zdnlcll'lt, Notte zc. Lateinisch aber Kmiiu» «Nd rubeliuz NÜNUt. Sckcll-sillskaja Rnpost 55'6 W^ste. i«), Werfen si,' w'>d>'r ill den Fluß. Das Wild,dac sic fallen, trocknen si? gleichfalls. Dann hier zu lande ist es ganz Was a.?M!'iw'6 , dergleichen Fleisch zu ejsen, wie ich oben bey Scheleslnsk erwähnet habe. Mit ihrem Vorrathe gehen sie in dein Herbste nach ihrer Heimatb, und vcrkau. fen ihn. Des Winters kehren sie entweder nach ihrer al« ten, oder welches gewöhnlicher ist, nach einer andern auf der östlicken Seite des Flusses erlaubten Isbuschkä (kleines Hallsi uon einer einzigen Stube) zurücke, und stel« len den Winter hindurch d-'m Wilde nach Den so, daß beyde Füße an einem Stricke hiengen, lösete dm Kopf ab, schlitzte die Haut bis unten zu auf, schnitte die Hoden ab, und warf sie weg. Alsdenn löste er die Haut völlig ab, schnitte die Brust, und hernach dcn leib auf. Der Nabel und die Harnblase wurden ins Wasser gewor« sen. Das Herz wurde an etlichen Ortet, aufgeschnitten, zmd das Blut alles herausgenommen und ausqcspühlet, so wie auch alles, was von dem Ab;en Ostern sehr häufig. Sie saugen ebenfalle Blut a^s der Haut, und sind, wenn sie sich kaum gesetzt haben, so q!eich voll Blut, welches man daraus abnehmen kann, weil, wenn man sie kaum anrühret, der Ort, daraus sie gesessen ha? ben, blutig wird. Sie sind gleichfals von sehr zärtlicher Natur, und die geringste Anrührung tödret sie. Ich komme endlich zu unsrer iandreise. Wir seßten uns, wie oben erwehnt, mit «inem kleinen Gefolge zu Pferde, und „ahmen die Hälfte der uns von Schelm sinokaja Rrepost mitgegebenen Bedeckung mit uns. " " ' ' , ^- ' ' , Der "Ver berühmte Naturkündiaer ^inuaus rechnet dieses, so lvi^das vorhergehende Insect zu den Schnakc,,. Die letztere hat er in seiner 5auna 8ueclca n ^. ^, 13 unter dem Namen 6ulex ni^ei- »li§ »czueiz, pecjiduz niFnz, annulo 2!. bo. die erstere „ °. 1 n6 unter den« Namen culex cine. ., . «Ulf »bäolniuö lluuuU« tuzciz oöiu angeführet. IannlschewaRreposi5747wcrste 25z Der Weg gieng gerade über die Steppe hin, welche al< lenthalben eben ist. Wir sahcn dee. Nachts hin und wie« dcr auf der Steppe in d?r Ferne einige Feuer, so wie wir sic auch schon etliche Nächte vorher wahrgenommen hatten. Die Sluschiwie sagten, die Steppe brenne. Des Mor« gens gegen 6 Uhr hatten wir die Hälfte des Weges zurück« gelegt, und ließen die Pferde daselbst ein wenig ruhen und Gras fressen. Nach einem kurven iager machten wir uns wieder auf den Weg. Allein derselbe ward une bis Ja« müschcwa sauer genug. Es war eine solche unerträgliche Hihe, daß wir meinten, wir wüsten zerschmelzen. Es wehete zwar ein Wind; dieser war aber so warm, als wenn er aus einem Backofen käme. Daß wir die ganze Nacht so wie den vorigen Tag nicht geschlafen hatten, vermehrte den Unmuth bey uns über die Maße. Der hau, fige Sand und Sraub benahm uns fast das Gesicht, unh wir kamen Nachmittags um i. Uhr in Iainüjchnvu Rrepost mit emcm schr verdricß!ichen Gemüthe an. Das «rste, was wir bey unserer Ankunft thaten, war trinken und schlafen. Gegen den Abend, nachdem wir ohngeachtet der großen Menge Fliegen doch etwas geruhet hatten, wurden wir etwas aufgeräumter; allein wir empfanden die Hiße doch dergestalt, daß wir damahls nicht vermeynten, dieses bediele Tage nacheinander ausstehen zu können. Wir setzten uns nieder zu essen. Wir hatten aber bald genug. Dann kaum hatten wir angefangen, so war alles voller Sand, LV4 !734- den i4ten Iul. Sand, welcher durch die Fensterlöcher hinein gewehet wur^ de. Die Stube hatte keine Fenster, sondern es waren nur die Aesnungen in der Wand dazu gelassen. Ich gieng zu dem Flusse und badete. Dadurch wurde ich wie neu gcbohrm. Ich verlohr die Hitze und dic Mattigkeit. Kaum wax ich in dab Quartier zurückgekommen, so wurde zum Zeichen, das; Feuer wäre, in der Festung herum ge-trommelt. Wir hörten so gleich, daß die Steppe entsetz-», lich brenne, und der Wind das Feuer heftia nach der Festung wehe; und da wir nur auf die Straße hinausgien-gen, sahen wir das Feuer. Um es deutlicher zu sehen, gienqm wir auf die Festungswerke, woselbst wir an unterschiedlichen Orten große Feuer erblickten , welche so helle als ein licht brennten. Unter andern waren einige, die nicht anders ließen, als wenn eine große Reihe von Hau. sern auf das schönste erleuchtet ware. Es war dem Major, der m der Festung Befehlshaber war, nicht wohl da< bey zu Muthe, denn das nächste Feuer war nicht über 5. Werste von der Festung entfernt. Alle Weiber, die ,'n der Festung waren, musten eine jede einen Wiedro Wasser m ihr Haus tragen; einige Mannschaft aber wurde ausge" schickt um Graben zu machen und dem Feuer seinen Fort< gang gegen die Festung zu verwebren. Es erlöschte aber meistens von selbst. Die Steppe gleichet einem Acker, der nichts als Stoppeln hat; so dürre und unfruchtbar siehet es darauf aus. Das dune Grab aufdcchlben brcnnr Ianiusihewa Rrepost 57^7 wersie 20^ geschwinde, und ist auch geschwinde verzehrt. Der Wind kam, nlchtdw'ch Funken, die er verwehet, andere Oerter anstecken, sondern es muß alles in einem wegbrcnnen, was brennen soll. Nun sind auf den Steppen ln dem Frühjahre viele morastige, in dem Sommer aber ganz dürre Ocrter, worauf kein Gras wachst, und überdem einige grbal-.nte Wcge, oder Seen. An allen dergleichen; Stellen bleibt das Feuer stehen, und kann nicht weiter. Al-so dampft es sich allzeit selber. Es ist aber dieses Brennen der Steppe gar nichts ungemeines ; wir haben es zu-» vor und hernach öfters gesehen, und die Einwohner hie-siger Gegenden versichern, daß man es meistens alleIah^ re sehen könne. Man giebt zweyerley Ursachen dieses Brandes an. Die erstere ist diese, daß die hin- und herreisenden ieute, weil von Festung zu Festung keine Dorfer sind, an unterschiedlichen Orten, wo sie ihre Pferde futtern, Feuer anlegen und öfters weggehen, ohne das. selbe auszulöschen. Die andere Ursache sucht man in deu heftigen Donnerwettern, welche hier ,;u iandc häusig sind und die Steppe anstecken sollen. Die letzten 8 Tage, die wir auf unserem Fahrzeuqe zubrachten, waren bey nahe alle Tage zwey bis drey Donnerwetter, und wenn die fol« genden Tage keine Donnerwetter waren, so blitzte es doch gemeiniglich. Mich dünkt aber doch, daß man der ersten Ursache das meiste zuzuschreiben habe; denn auf der Cftsaecischen Seite, auf welcher gegenwärtig von der Ca. sac' ,o6 1734. den iMn Iul. sackischen Horde nichts verspüret wird, und die gar selten bloß von promysihlennicken, von Reisenden aber zur Sommerszeit niemahls besucht wird, sahen wir nur ein «inzigmahl, und nur an einer Stelle Feuer, dahingegen wir die Steppe des östlichen Ufers viele Tage lang zu un. terschicdlichm Zeiten, und an unterschiedlichen Stellen brennen gesehen haben. Und dieses ist eben diejenige Sei« te, auf der man zu reisen vftegt. Den ersten Tag nach unserer Ankunft in Iamü, schcwa verfügten wir uns des Morgens mit einer kleinen Bedeckung nach dem bcrühmtet, Salzsee I.nnüschä, wo« von die Festung ihren Namen hat, und welcher 6 Werste von da gegen Osten liegt. Ich kann diesen See nicht anders als ein Wunder der Natur nennen. Er hat 9 Werste im Umkreise, ist von einer rundlichten Figur; jeine Ufer sind voller Salz, und der Grund ist vom Salze wie crystallisiret. Das Wasser ist in dem höchsten Grade salzig und siehet, wenn die Sonne scheinet, ganz roth aus, nicht anders, als das Wasser von der darauf fallenden Morgen- oder Adendröthe. Das S.,l; ist schneeweiß, und besteht aus lauter cubischen Crystallen. Es ist dessen eine solche Menge , daß man in kurzer Zeit viele Schiffe damit beladen könnte, und an den Stellen, da man es weggenommen hat, findet man innerhalb 5 bis 6 Tagen wieder neues. Es ist genug, wann ich melde,daß beydes die Tobolskische und Ieniseische Provinz davon ver- Ianmschewa Rrepost 5747 wersie 227 versorget werden, und daß man noch wohl 5^ vergleiche« Provinzen damit versorgen könnte. Den Handel davow hat sich die Krone, so wie alles Salzwesen als ein Mono« polium zugeeignet, und wird ein Pud desselben auf der Stelle für 12, in Tobolsk, Tomsk und Icniseisk aber für 2Q Cop. verkauft. Nicht weit von dem See ist auf «inem erhabenen Hüqel eine Postirung von io. Mannge« setzt, welche darauf Acht giebt, daß niemand, außer denen, die von der Krone befehliget worden, von dem Salze die, scs Sees etwas wegbringe. Sonsten ist das Salz von einer trefflichen Güte. An Meiste übertrift es alle übrige, und zu dem Einsalzen des Fleisches wird man kein tauglicheres finden. Das Vergnügen ein solches Wunderber Natur gesehen zu haben vertrieb die Unlust des voriget» Tages bey mis völlig, und unsere Fahrzeuge, welche gleich den Taq darauf des Morgens frühe ankamen, machte« unser Vergnügen noch vollkommener. Die Hihe war auch nicht mehr so empfindlich, und der Wind küh», ft daß ich glaube, der Brand der Steppe, und der Wind, welcher darüber zu uns strich , muste uns unsere Reise so schwer gemachet haben. Nun dachten wir auf unsere weitere Reise. Weil das Fahrzeug, worauf Herr Prof. Müller und ich fuh« ren, wegen Alters unterwegens sehr baufällig geworden war, so getrauten wir uns nicht damit weiter zu gehen. Wir ließen es also auspacken, und gaben es an die Fe? stungs« 2o8 '7Z4. ben i6een bis zum igren Iul. skungskanzley ab, und beschlossen mit eben dem Gefolge, womit wir nach Iamüschewa gegangen waren, weiter zu iande nach Sempalacnaja Rrepost zu reijen. Das andere Fahrzeug aber, worauf die übrigen von unserer Gesellschaft waren, ließen wir mit neuen Arbcitsleuten und einer neuen Bedeckung versorgen. Dasselbe ward mit ZQ Arbeitern , sechs Mann zur Bedeckung , und zween lotsen(im Russischen hierzu lande prewodniki) versehen, und die vier Mann , die von unserer gewöhnlichen Bedeckung darauf waren, ließen wir auch dabey. Die Oberaufsicht auf dem Fahrzeuge übergaben wir dem Zeichenmeister Lvrsenius. Und also gieng das Fahrzeug den i9ten des Morgens bey Anbruch des Tages ab. Ehe ich unsere Abreise beschreibe, will ich von dem Orte noch etwas gedenken, worin wir uns aufgehalten haben. Iamüjchcwa Rrepost hat,wie oben gemeldet ist, ihren Namen von dem Salzsee Iamüscha. Sie liegt an dem östlichen Ufer des Irrisches, welches daselbst sehr hoch ist. Die erste Festung an diesem Orte ist bey Gele-geuheit einer gewissen geheimen Unternehmung durch den Obrist-iicutenant Buchholz 1715. angelegt, aber durch eben denselben noch selbiges Jahr wegen desEinfalleSder Ralmucken wieder geschlieifct worden. Sie war nächst oberhalb der jetzigen Festung angelegt, als woselbst man lwch die Ueberbleibscl davon siehet, und hatte einen kleinen Umfang. ImIahre i?!/wurde durch denMajorSmpm auf Iamüschcwa Rrcpost 5747 wcrsi^. ^09 «us Veranstaltung dcs damahligen Sibirischen Statthalters, Alijas Gagarins, die Festung von neuem an dem Orte, wo sie jcho befindlich ist, Mtgelegt. Sie ,'st von Holz erbauet, hat Bastionen und Schießthürme, und zu ihrer.Beschützung n Canonen, welche so eingerichtet sind, daß man sie in der Geschwindigkeit an alle Oerler der F" siung führel^ kann. In den Mauren dsr Erstling sind Casemen eingebaut. Auf der östlichen und südlichen Scite dcrsclbeil ist eine Slobode angelegt, »velche außerhalb an eben diesen Seiten mit einem Gstrog, Spanijcl^.'n Reutern und Dolobi umgeben ist. In dcr Festung ist ein Major Befehlshaber, und lmterHm stehcn die Festungen Schclcsinsk, Scnipalat ul,d Ust I^lneno-Goiük. Die Gegend um I"'nt!jcl)"va '<^ "'^' b"' iniangenehln-t sien, die ich an dcm ^jrlisth Flusse g^^hcn habe. Aus dcr ga,izen Seils des Flusses, da die Fcstung stehet, ist Nichts als Steppe, ausgenommen ein kleiner Strich an dcm prcsnaja retschka, welcher nicht wcit-obcrha!b dee Festung von der östlichen Scite in den Irrisch sällt, und nebst einem guten Erdreich ziemliche Waldung an seinen Ufern hat. Jenseit dcs Jütisches aber findet man wenig Gehölze. In der Festung sind auch so wenig lebcnsmil« ' tel, daß ein reisender sich dcs Hungers kaum würde erweh» len können, wofern er nicht das mcistc zur Nahnmq,mit sich brachte. Dcr Ort liegt an einem fischreichen Flusse,, O ! Hnd A>mUjch.R i.Theil. 210 !7"^ den 2 sicn bis Ztnn 24sten Iul. und doch haben wir die Zeit unseres Al,senthalts nicht el« neu Fisch gesehen. Die Einwohner schoben die Schuld hievon auf den comman^irenden Ojficier, und sagten, daß er den ieuten selten erlaubete in ihren eigenen Angelegen^ heittl, aus der Festling zu gehen. Diese Unbequemlichkeiten sind illdelsen nicht die geringsten. Es ist hier noch ein Uebel, welches ich sonst an keinem Orte so stark gese« hen habe. Me Hauser sind voller Ohrwürmer, und der Fliegen kan man sich kaum erwehren. Nachdem wir die uns anbefohlene Geschäfte verri'ch« tet halteil, so waren wir auf die Abreise bedachs, und gien« gen den 2,stcn des Abends um 5.Uhr mit einer Bedeckung von 20 Mann, welche einen Fähnrich und Corporal über sich hatte, ab. Weil wir bis Sempalar mit eben denselben Pferden zu gehen hatten, so mnsten wir alle 20 oder Zo Wcrsie futtern. Darzu erwählt man sich gemeiniglich solche Oerter, welche an dem Flusse liegen und gut GraS haben, und diese Oerter werden RormowlschtsiHe (Futt.'rpläßl') genannt. Außer diesen Oertern reisetel» wir beständig auf Sreppcn, das ist, dürren Feldern, und erblickten gemeiniglt'cb des Nachts ein iustfeuer,als ich oben beschrieben habe. Wir sahen auch hin und wieder Stellen, da es kurz zuvor gebrannt hatte. Von den Kohlen der wenigen Kräuter, die verbrannt waren, sahen diese Stellen schwarz aus; in die Erde hinein aber gieng der Brand Iamüschewa Rrepost 5747 Wcrste. 211 Brand nicht, ^enn die Wurzeln waren unbeschädigt. Wir richteten die Reift so ein, daß wir die meiste Zeit, da es heiß war, stille lagen. Den »-sten des Nachmittags, ohngesähr 58- Werste von Iamüschcwa kamen wir einen Sce vorbey, welcher damahls ganz ausgetrocknet war, und nur in dem Frühjahre Wasser führet. Er sa< he ganz weiß aus von einem dem Geschmacke nacb etwas bittern Salze, welches sich in seinem Bette und Ufern angesetzet hatte. Wir hatten schon andere dergleichen vorher zwischen Tara und Omsk angetroffen, und fanden hernach noch mehrere auf unserem Wege nach Sempalar. Den 2;sten des Nachts kamen wir an die fünfte Aor»nH< wischtsche, und hatten schon den halben Weg zurückgelegt. Ohngefahr um die Hälfte des Weges sahe man in dem Erdreiche eine große Veränderung. Alles war vor« he? nichts als Sand. Seil Cchelcfinsk hatten wir außer weißen und schwanen Pappel-und großm Weiden-bäumen fast kein ander Holz erblicket. N'.m aber sahe die Erde schwan,und nicht mchdvertrocknet aus,sie war mit vielen kleinen Kieselsteinen vermengt, und auf der Steppe sowohl als an dem Ufer des Flusses fand man häufige Fich, len und Birken. Von Krautern war ins besondere hie Salbey merkwürdig, welche hier m großer Menge zu wachsen anfieng,da sie vorher nirgends gesehen ward» Den 24nse nicht unähnlich, imr daß die Hörner keine Haken haben, sondern gerade sind. Man weiß in ganz Slbincn von diesem Thiere nichts, als blosi in di.'ftn Gegenden ; denn dasjenige Thier, was in dev Irkutzkischen Provintz SaigH genuine wird, ist das Muscnbchicr. Diese Arr wilder Ziegen wird hier zu ian-dc häusig geg^^n; linse« Gesellschaft aber wollte solche uoch nicht zur Spcise erwehle»,, vermuthlich wegen der Uli' gewohnheit. Es ist schr eckelhast anzusehen, dasi dicfts T'M schon, wmn cs noch lebr, zwischen der fleischubtcn und äuftem, Haut eine Menge weiße dicke Würmer oder Vielmehr, Mad.cn hat, die ohngefähr dreyviertcl Zolle lang, und an beyden Enden zugespitzt sind. Nun findet man Fieses zwar auch an Elenden, R.'nnthicren und Rehen; ia die Made bey diesen Ziegen scheinet von denjenigen, die bey crwchnten Thieren, auch bey dem Rindvieh smd, kaum anders, alß etwa in der Größe unterschiedeil zu seyn. Jedoch dem sey wie ihm wolle, weil wir die Maden ge/ sehm hallen, so benahmen ft uns alle lust zu dem Saiga-Flcische, dessen Geschmack man uns im übrigen so beschrieben, hatte, al6 wenn es mit dcm Geschmack des Rehcsteisches völlig überein käme. Indessen wollten unsere Slujchiwie gemcl< deter maßcn Saicsi schießen. Die Kunst war über den Fluß zu kommen; denn Fahrzeuge waren nicht vorhanden. Wir Scmpalamaja Rnpösi 5975 Wcrste. 2^ Wir hatten kaum die Erlaubnlsi dazu gegeben, so bauchn s,e in einer viertel Stunde ein Fahrig. Dieses b^md aus einem paar lujammcn gebundener Bäum?. Ein an-dereS Stück Holz dienote zum Steuer und Ruder 'lUgloich/ imd damit gingen sie ab. Sie wurden zwar von dem Stromi etwas unterwärts getrieben, kamen aber doch glücklich herüber, und nach etlichen Stunden mir einer Bcn-te von Z Saigi wieder zurück. Nachdem wir durch «> Hxo^lnowlscdrschc gegangen war?n , so kamen w palamaja 3>rcpost an. Eh? wir daftlbst anlanqctcn) so kamen ein paar vcn unsern Soldaten, die wir wcg?n der Quartiere voraus geschickt hatten , uns mit der fürchm'li^ chen Nachricht, entgegen, dasi Tages vorher anf derCaft-cfischcn Seite cm Soldat der hiesigen Festung von den Aalmuckcn todt geschlagen, und ein anderer rodtlich' verwundet worden sey. Wir waren hierüber niche wenig bckümmcrt, weil wir bisher, wcum wir auch Ralmu^en gesehen hatten, uns vor dmsslben, als vermeynten Frcun-dcn, nicht würden gefürchtet haben, Pey ulisc^r An^ funft ill der Fcsillng wurde uns von dem commandirendelf schüchternen Hauptmann noch mehr Anqst eingejaget, als wclcher einen Einfall der Rälmucken' beförchtete. Er erzählte, daß vor kurzer Zeit gea/n hundert Aalmi!en Namen hat. Wir reiseten des Morgens um 5. Uhr ab, und kamen durch einen bergichten und sandichten Weg, welcher für die Pferde sehr beschwerlich war, und einen kleinen Strich über die Sreppc, nach besagtem Orte, welcher ohngefähr i5. Werste von der Fe» stung entfernet ist, und hart an dem Flusse auf der Srep. pe lieget. Der Name Sempalar ist ihm von den zuerst hier angekommen Russen gegeben worden, weil an dem' selben ckc» und dic benachbarten Nationen viel bedienen , und sind von andern hauptsächlich darinnen unterschieden, daß man das Pulver mit einer kunte anzündet , weil Nic^'r Schloß noch Feuerstein daran lst. O 4 2i6 1734 den 27sicn ^ttl. selbcn noch die Ueberbleibscl von sieben alten steinernen Ge-baud^ll zu sehen waren. Denn Halali heißen im Rlls» fischen steinerne Gebäude, sie mögen prachtig odcr schlecht aussehen. In der Kalmückischen Sprache heißt er Dar--clx.u3ordcl)m7>ll, welches ^ viel ist,ale ein Kloster des Darchan ?)0rdft)i od.'r deutlicher zu sagen, cm Kloster, wrlchcs berKallNÜckische Götzendiener Darchan Zordschi erbauet und worin er gewöhnet hat. An diesen Ueber-bleibsein ist w?d?r Römische Pracht nach Ordnung zu se« hcn. Sechs Gebäude stulldcn alle nahe bcyeinander ch-> ne Ordnung; die meisten bestunden bloß aus ^ie^ Wänden. Zwey darvon waren durch Wände , die aber doch cmc Gemeinschaft nu't einander hatten, gleichsam in Zrllen zertheilt. Eines sahe vlcreckicht cmZ, und hatte an «iner jeden Ecke einen Pfeiler; das nächste war in Form einer Pyramide, die übrigen langlicht viereckicht. In ei, ncm waren noch ein paar von Holz geschnitzte Götzenbild der in Varcngestalt zu sehen. In einem, welches vor dem andern vorausstund, war das untere Stockwerck von Schiefer, das obere von gestrichenen ungebramuen Ziegeln aufgeführet. In demselben waren die Wände meistens mit menschlichen Figuren auf Gips bemahlt. Die Arbeit daran ist schlecht, und das Alter hat allcs un« fänntlich gemacht. In eben diesem Gebäude war in ei-l,er joden Wand !.die Seit?, da die Thüre ist , auZgenom» men) cin Fenster- In dem Gebäude, worin die Aözcn- bilder Gmipalacnäji! Rrcpost 5975 Wcrsie. 217 bilderstunden, waren nur Mey Fenster; denn in der Sei< te dcs Einaangcs und der gegenüberstehenden war keines^ Die übrigen Gebäude halten gar keine Fenster, und alle auß^'r dem obenbenannreu waren von blosi"N gestrichenen Sn'incn angeführet. Die Eingänge all>r Gebäude wa» ren qegen die Seite des Flusses, ausgenommen eines, wel« ches von der Stepr»,^ einem Thurme gleich a/wesi'N seyn soll,jeßo aber nicht mehr zu kennen ist. Auf dem Erdreiche, da die Gcbäude ste> hcn, sandc,, wir hin und wieder kleine, Stücke von schlech,' tcm Porcellan. Wir sahen nahe bey emem Gebäude eine große G: ube , woraus man vor kurzer Zeit 17. Solot« Nlke (ohngcfähr 4 ioth) Gold soll ausgegrabcn haben, wol< chcs den Berichten nach an Farbe ziemlich blaß .'l, Dcucllchklilt auf das si'« 0 5 ßtgsie siz «734 den 28sien Jut. Hatten, rciseten wir den vorigen beschwerlichen Weg zu--rück, und kamen nachmittags um 6 Uhr wieder in der Festung an. Weil wir genug gehöret hatten, wie beschwerlich die Wasserreise von Iamüschcwa bis hieher sey, mW wir daher nöthig fanden zu Fortbringung unsers Fahrzeuges dic Anzahl der Arbeitsleute zu verstärken; so baten wir noch diesen Abend den hiesigen Hmwtmcmn, dah er demselben 2O Mann entgegen schicken mögte. Sn' wurden auch so gleich den folgenden Margen anfeindn Saissanka nebst einem Corporal abgefertiget. Saisf^nk^ ist ein kleines Fahrzeug, ohngefahr wir rinl' Schalupe gebauet, dessen man sich in den hiesigen Gegenden seit der tichero-wischen Sclüffahrt nach dem l^urr-Saifsan bedienet. Als her General Major Licderow 1720 nach demNmr« Saisjan gieng,so ließ er, weil kein großes Fahrzeug wegen der Seichte des Flusses dahin kommen kann, und die hiesigen Kahne zu Fortbringlmg schwerer Sachen nicht taug« lich sind, diese Art von Fahrzeugen erbauen, auf welchen no-gorsk gehen. Weil wir aber doch die iebensmiccel Mit uns führen musten, so nahmen wir noch vier Karren mit 5»4 '7Z4 den 7ten und zccn Aug> lNl't uns und traten den 7ten Allg. nachmittags um z Uhr nebst eiller Bedeckung von 2c» Mann, die von einem licutcnaut gcsühret wurden,unsere Reise an. Zu gleicher Zcit fertigten wir den Feldmesser, die drey Studenten und den Schlnid, ncbst den vier übrigen Soldaten, dem Trommelschläger, z?hn Mann zu Pferde und zehn bey den Karren mir unfern Gerathschaft ab. Sie hatten bis an den Vach Scbullia ebcn denftlben Weg mit uns, und von dorr sollten sie gerade nach den Aolünv.nskie Sä^odt abgeben, allwo wir sie etwa innerhalb »4 Tagen zu finden gedachten. Bey diescr R-^ift muste es auch wohl bleiben. Wcil man aber laut der Aulsage der Einwohner auf dem Wege nach demSchuldaretschkamit besannen Karren wegen der vielen Berge und des tiefen Sandes fast unmöglich fortkommen kann; so wurde beschlossen alle Ge-rathschast auf 5. Saissanki nach dom Schulba retschka zu Wasser zu brin.gen, die Karren aber dahin leer zu schicken, und die dabey bcsindlicbe Bedeckung zu Pfcrde bis an gedachten Fluß gchen zu lassen, allwo die Saissanki ausgeladen, die Gerathschaft auf die Karren gepackt, und alles zusammen von da gerade nach den Berghütten ge? führet werden solltg. Zu dem Eilde veranstalteten wir, daß die Saifsimki mit uns zugleich abgiengen; und weil man zu Wasser bis in den zten Tag zu fahren hat; so wa^n der Feldmesser und die Stud'enten befehligst, den dndernTag Abends mit denKmcn zu folgen. ' Wir Sempalatnafa Rrepost 5975 w^ste 225 ' ^ Wir erfuhren zur Gnüge, wie beschwerlich cine solche Reise sey. Wir ritten den ersten Tag bis um8. Uhrdes Abends durch tiefen Sand und setzten über viele Bäche, w,d kamen doch nicht weiter als 18. Wcrstc. Kaum wahren wir iQ. Wrrste weit von der Festung , so wollten die Pferde, die vor die Karren gespannt waren, nicht weiter fort? so dasi wirgenvungen waren, noch nach einem paar' Pferde zu schicken, da doch auf keinen Karren mehr als an^s höchste 8. Pud abladen waren. Em hiesiger Karren' ist an sich selbst ein sehr leickM Fuhrwerkes gleichet zwar den deutschen Karrcn, ist ab?r viel Nriner. Solchcrstalt ist eine Fuhr in ^usil^nd , mchr, al« hier drey. Den andern Morgen um 5. Uhr ritten wir wieder ob, und kämm nach dMM Stunde,: an einen Fnttcrplaß -wowischtsche. Zehen Werste diesseits davon sahe!, wir 5us der Steppe einige Uebevbleibsel von einer ehemahligen Wohnung eines Kalmückischen Götzendieners. Dieselben bestunden in einer einzigen Grundlage eines Hauses, welches in sechs Kammern getheilt war. Es sollen zwar vor P die, Ra,msi>R.i Theil. 2^ 1734- den Lten un5 9ten ^u^ sem mehrere zu sehen gewesen scnn, allein das Wetter hat^ le sie ganz zernichtet, weil alle Gebäude bloß von 5eim aufgeführet gewesen waren. Auf dem Felde daber» sahe man einige Rinnen in dem Erdreiche, in welche die Einwohner dieser Gegend, welche Bucbaren gewesen seyn sollen, Waffer geleitet haben, um allem Ansehen nach die daselbst gepflanzten Aeckcr damit zu wässern. Dieses, ist um so viel glaublicher,als aus derHistorie bekannt ist,daß der ehemahlige Bustuchan nach Eroberung der kleinen Bucdarey alle Bucharen, wo er sie fand, gefangen genommen hat; die ganze Gegend aber vou <1>«nsk an wei« tcr den Irttjch hmauf ist ehemahls von dcn Ralmuckcn beseht worden. Nun haben die Ralmucken selbst gar keinen Ackerbau, und ernähre,, sich blos von ihrer Viehzucht,.*, -Selbst der Beherrscher derselben hat keinen beständigen Sitz, sondern sowohl er selbst als seine Unterthanen ziehen beständig herum, und bleiben selten an einem Orte einen Tag liegen; doch haben sie einen gewissenBezirk, über welchen sie nicht gehen. Die vornehmste Ursache hiervon ist vermuthlich diese, dasi sie neue Weide suchen müssen, wenn an dem Orte ihres Aufenthaltes alles aufgezehret ist. Des Winters soll das Vieh allezeit weiden können, weil wenig Schnee in der Ralmuckey fällt. Wann die Ralmucken also nur ihr Vieh unterhalten, so brauchen sie nichts mehr, und bekümmern sich also nicht um den Ackerbau. Außer *S.hitvon HcrrnPros. Müll'obenangeführttoill.9.4Z9- S?mpalacnaj>: Rrcpost 5975 werste 227 Außer obigen Ueberblcibseln von Gebanden sahcn wir noch 3 Werste volt gedachter Kormowisch?sche ei^ nen Fluß, der von der westlichen Seite in dm Irrijch fasst, und mit einem von den Aalmncken angenomenm Namen 3aar Gurban ( drey Ochsen ) genennt wird. iängst diesem Flusse welcher auf beyden Seiten sehr ber< gicht ist, und worin viele Bibern und Ottern seyn sollen, gehen die Ralmucken gemeiniglich nach AlMand. Wir verließen noch selbigen Abend diese Kormo« wischtschc, welche, weil er ehemahls Teer daselbst gemacht worden, Smolmch sain ( Tcersiatl'on ) genennt wk-d; wir ritten bis in die Nacht um ». Uhr wieder 20. Werste und lagercell uns an dem Bache Schulba, wovon ich schon oben Meldung gethan habe. Des Morgens um?. Uhr ritten wir wicdcr ab, und legten bis Nachmittags um 2. Uhr wieder einen Weg von zc>. Wersten zurücke. Wir Mertcn uns an dcm Flusse Uba, wclchrr nicht weit von bannen in den Irrisch fallt und ein schr schönes und reines Wasser führet. Ehe wir zu dem Futterplahe kamen, niusten wir über zween Arme dieses Flusses gehen. Dieser Uba-Fluß hat der Ubmskaja Rrepost, welche 20. Werste weiter unterwärts lag, und ehemahls bey Gelegen, heit der übrigen Festungen an dcm Irrisch angeleget, schon längstens aber, weil man ihrer nicht mehr bedarf, wieder geschleifet worden, den Namen gegeben. Nun Hal? P2 ten ten wlr schon io, Werste über die Hälfte des Weges zu- NachSonnenuntergang ritten wir wicder ab. Ehe dieses gcschsche.war der zur Bedeckung mitgegebene lieutenant be-inühct,für unsereKarren einen bessercnWcg,alsdcr gewöhn, bliche, ist, ans^ufinden, wcil dieser für die Karren überaus beschwerlich ist. Er fand in einer nicht we«^ von dem I^ba er-bcnttcnIsbuschka cillcn kusnchkischenPromyschleiiili^wcl-' cher slch unter-stund uns einen andern und bcfsernWeg zu füh-> ven- Diesem folgten wir also; wir waren aoer nicht lange gc» ruccn, als uns wegen eines heftigen Nordostwindes stark zu frieren anst<:ng. Wir waren schon ziemlich weit in die Steppe hineln; zurücke wollten wir auch nicht, und eine», bequemen Ort um uns zu lagern konnten wir nicht finden ; wir musten also nothwendig weiter reiten. Die Kalte nahm zu, und uns ward nach und nach ziemlich schlecht zu Muthe. Wir merkten endlich gar, daß wir gegenNor-den rittcn, und glauben folglich, unser Wegweiser wisse den Weg nicht, und führe uns zurücke, anstatt daß er uns weiter bringen sollte. Wir wurden immer kleinmüthiger. Wir musten beständig hohe Verge auf- und abrciten,und wenn uns der Wegweijer sagte, wir würden nun zu einem Bache kommen, wo wir futtern könnten, so fanden wir niemahls dergleichen. Man konnte wohl sehen, daß ehemahls Bäche da gewesen waren, sie sollen aber jetzo alle ausge-< trocl? Scmpalamajä Rrc^dst 5975 wcrsie s^^ trocknet-feyn/''^ viele Jahre nicht gereisct'war, so war ihm diese Veranden rung nicht bekannt. Wir ritten bis vee. Nachts' nm i.^ Uhr, ,und shnMchtet wir noch kein Wasser vor uuui fan«! del,, ft kmntte uns doch dttS: Holz, das vorhanden h>ar^ zur Warme dienen. In der Meynung, dafi lwr zm-ück' geritten wäM/ lagerten wir,Z!»5> h«nngch voller U-nsulih' an diesem Orte, welcher nach 32, Werste von der vorigenKvrstiowift!)hfche,<'tt'cruet war. V") einem Fcuer envarmten wir ,ms wieder,^ »lnd legten uns auch dabey schlafcnl U,l,scr Betts alft',d!>' ser Rcise bestund aus einem bl^ßwk.4, welcher vonderlezterc« Station25. ÄZersteentfernet ist, ^Wir traft»,, glLich^'e ;csncl>t Men, «ls in wclchDi: sie Gold und Sillvr, und dieses zuweilen 'b '" P 3 ' in FZO 1734, den lOten ?klg. in großer Menge finden. Ich habe oben bey Gelegenheit des Irlmischen Jahrmarkts etwas von Grabsilber gesagt. Alles solcheb Grabsilber ist aus dergleichen Gräbern. Es bestehen aber dl< gefundene Stückeln Pferdeschmuck, gro« ßen Innsiegeln^lrmbandernund zuweilen auch in Götzenbildern. Jedoch ist nicht eben alles, was gefunden wird,Sil^ her oder Gold. Vieles ist Eisen oder Kupfer oder Mes-> sing. Der Mahler Lürsinius hat in einem Grabe zw«> chen ^a'nüsci)owa und Sempalar etliche kleine vier« eckichte und in Pyramidenqcstalt zugespitzte eiserne Mei<> siel geful^den. Allein diejenigen, die hier zu iande die Gräber eröffnen, haben die Gewohnheit, daß sie zu unge-meinem Verlust der Historie das Gold und Silber gemein niglich schmelzen, das Kupfer und Eisen aber wegwerfen. Nader gegen Nst - Aameno' Gorskaja Arepost smd Noch einige wenige Gräber bisher verschonet worden. Ei-» nige dieser unaufgegrabenen Graber sind rundherum mit gerade aufgerichteten Steinen, so wie man sie in der Nähe elne« solchen Orts findet, als Feldsteinen, Schiefern:c, umgeben, und überdem ist die Stelle des Erdreichs, da der Todte liegt, mit Steinen und Erde aufgefüllt. Einige Gräber aber haben diese Befestigung von Steinen, nicht um sich, sondern sind nur mit Steinen aufgefüllt. Wlr hätten die Graber gerne inwendig besehen; allein die Gelegenheit wollte es dermahlen nicht zulassen. . "' ' Nach- Scmpalamaja Arepost 5975 werste 231 Nachdem wir bey dem Bache Bexesowka angekommen waren, hielcen wir Mittagülaqer. Wir erhöht» ten uns hier von unserm gestrigen Umnuch. Der Plah war so schön, daß er, wenn ein Poet dagewesen wäre, demselben die schönsten Gedanken hätte eingeben können. Der Bach war krnstallenklar, er lief über große Kiesels und rauschte annehmlich, längst dem Bache waren mei» siens Birken, wovon auch der Bach den Namen hat. Die User waren mir schönem Grase und Blumen bewach-sen; der ^jrriscb und die großen Gebürge stellten dem Auge eine schöne Aussiebt dar, und der Gesang der Vö-grl, worunter zwar die Dolen den erstenRang hatten,mach» ,e die Annehmlichkeit vollkommen. Wir vcrlohrc,, bald die schwermürhiqen Gedanken, und weil wir nicht mehr als 40 Wcvste von der Festung entfernet waren, so koim-ten wir wohl glauben, daß wir die voriqe Nacht nicht irre geritten wären. Nach eingenommenem Mittagessen that ich einen Spazicrgang auf den höchsten Berg dieser Gegend; ich kletterte mit großer Mühe hinauf, wöbe» mir die häu^ sigcnSevenbäume, mit welcher dieKlippen als mit SpallV ren bekleidet waren, gut zu statten kamen. Mein die Spitze des Berges konnte ich, weil sie ganz kahl und steil war, nicht ersteigen. Indessen kehrte ich doch mit vielem Vergnügen nach dem vorigen Platze zurücke, und wir reiseten ! e» der Sonnen Untergang wieder von bannen ab, lamen auch durch eine anmuthige Gegend Abends um P4 halb SZ2 l?34- dkl, Ilten und l2tm 3llltf. Halb !o. Uhr bcy dem Bache Glubokä an, welcher 13. Wcrste von obiger Korinowischtsche entfernet ist. Mudoka heißt in Rußischer Sprache tief; er istaberuichr tief, und kann alfQ'scinc'Benelmung, weim er allez-itsoge-» wesen ist/ nicht daher haben. Das Wasser ist rein, und seine Uscr sind nnt Birken bewachsen. /^„,. Den'mchern Morgen vor 5.,Uhr relsetenwir wiedep sc dahin zu thun z;imuihcp, weil dieselbe wegen d.es Ueber^lls der ^xasuschia ^orda zimüich gesährlich ist,, uud derjenige, dem wir cs würdellaufgetragettchaben, slch vielleicht übele Gkdanken davon hätte machen k^nyeil.' Wir vel'fll'lcn endlich darauf, ulistren Corporal,mu zween w.serer Soldaten und einer Bedcckung von 30. Mann, auch «inem Schreiber aus hiesiger,Zestung, dahin abzufertigen, U!:d durch den Schreiber das merkwürdige darin so gut beschreiben und messen zu lassen, als seine GeschickiickM't zureichen würde; dem Corporal aber ward aufgetragen, mit seiner Mannschaft alles zusammen zu raffen, wa,5 man nur mitnehmen könnte, Drskaja Rrepost hat den Namen von dem Gebürge, welches, wenn man den Irrisih hinauf reiset, allda erst seinen rechten Anfang nimmt. Sie liegt an einem seichten Arme des Irristch/Flusses, auf einer ziemlich großen Ebene, und hat auf der östlichen Seite das Gebirge. Sie ist von einem kleinen Umfange, und wird deswegen auch fast nicht eher gesehen, als bis man darin ist, und bestehet aus einem regelmäßigen Vierecke. Sie hat zwey Thore, aber nur eines wird offen ge« halten. An zweyen Seiten derselben sind Casornen, und an den zween übrigen Officicrshäuscr, alte Kammern und ein Hans zur Hauptwache eingebaut. I„ her Mitte der Festung stehet die Kirche. Der Befehlshaber in der Festung ist ein iieutenant, der die Stelle eincs Hauptmanns vertritt, und unter sich zur Besaßung 150. Mann theils Sluschiwie theils Soldaten hat. Außer der Festung stehen an dem Arme des Im'sches noch einige wenigeHäu« ser, welche von einigen verheiratheten leuten unter derVe- satzuns Nst-kameno-^orskaja Rrepost 6156 Würste 23^ sähuna. ^u ihrer Bequemlichkeit aufgebauet worden sind. Die Festlwq ist um und um mit Spanischen Reutern, Und noch überdem an der Seite, da die ^lobodc ist^ wit Nadolobi umqeben. Nadolobi ist eine?lrt vo». Be-festigung, welche nur um, die hiesigen feindlichen Völker, die zu P^rde Kriege führen, abzuhalten angelegt, uttd auch desweqen bloß in diesen Gegenden gebräuchlich ist. Sie bestehet aus zweyen Reihen Balken, die in die Quere auf Pfeilern eines halben Mannes hoch liegen, und durch kleine Querbalken hin und wieder untereinander verbunden sinh. Der Wall der Festung ist von Erde, und wegen der vielen hier gewöhnlichen Wirbelwinde, welche einen bloßen Erdwals gar leicht umwerfen könnten, mit Fascki, ncn verbunden. An dem innerem Theile des Walles sind rundherum Pfahle eingepflanzt, außerhalb aber ist der, selbe mit einem ziemlich tiefen Graben umqcben. Das Erdreich um die Festung scheinet nicht von der' Güte zu seyn, wie das Scmpalatische, auch isi die Gegend wegen de5 großen Gebirges viel wilder. Wir dachten hier Kalmuckische Gurcken und Arbusen in großer Menge aNMreffen; und weil der Ort mehr gegen Südcn liegt, so zweifelten wir auch nicht dieselben reif zu finden; allein wir fanden, nur weniges und unreifes Zeug. Man führte zur Ursache an, daß sie spat gesaet waren. Salbey und Hyjso« pen wachsen hier in großer Menge An wilden Thieren ist hier ein Ueberfluß. Man hat Hirsche (Mamli ^, Rehe H42 ' l7'4. den I2tel»bl5 zum i6ccn Allts, Rehc, (^osli) zweyerley besondere Arten von wilden Zis« gcn,(Gaigi und Srcpnie B.n^ni, oder in Kalmu-ckischer Sprache Argali), Elend chiere, (hierzu iande Sochacy genannt) wilde Schwäne (Ivab^ni). Scit' f>cm ein Kayscrl. Befehl in diese Gegenden geschickt worden, daß man sich bemühen solle lebendige Marali und Argali zu fangen, und sie nach Petersburg zu senden, so richcet man dieses auf eine leichte Art ins Werk. Man macl)t G^chen (Iami) welche ohngefehr dieiänge,Vrci^ te und Höhe des Thieres haben, das man fangen will. )ln der einen Seite der Grube wird ein langer Zaun ge^ macht, welcher an dem 9rte, da er auf die Seite der Grube zulauft, offen bleibt. Die Grube w,ird oben mit Rasen zugedeckt, so daß nichts davon zu sehen ist. Wemr nun ein Wild kommt, welchcs s^h zu dieser Grube schickt, so läuft es, indem es über dcn Zaun will, und nirgend als an Vem Ende der Grube einen Gang dahin finder, selbiger OcfMng nach. Kommt es anf di« Grube, wl'e cs nothwendig darauf kommen mnsi, ehe es die Ocssming des Zaunes erdicht, so bricht der Nalen und das Thier ist gesangcn. Man sagt, dasi zuweilen so große und mächtige Hirsche cmf diese Art gefangen werden, daß es nicht möglich sey s,e zu bändigen und gesangen w«g;u^ führen, sondern man sie todt schießen müsse. Es wird aus der Kaiserlichen Casse für ein Argali drittchalb Rubel bezahlt. Allein Ansehen nach haben dabey sowohl die Off feiere siciere als die Promyschlenniki ihren Vortheil. Dem, da die Thiere, welche unterwegens sterben, auch bezahlt werden, so ist es leicht, in einer solchen Entfernung eine größere Anzahl gestorbener anzugeben. Ob ich gleich m'chc glaube, daß die Pronwschlenniki, (Jäger, WildnachMcr) an dieser Art des Erwerbes einen Antheil haben, jo ste.^n sie sich doch sehr wohl dabey, und ich habc noch nirgends reichere geschm. DcrIrtisch ist in hiesigen Gegenden nicht mehr ein so schöner Fluß, als er weiter unten war. Er ist allenthalben so scichr, daß man auch mit ganz leichte», Fahr" zeugen, nicht anders als mit großer Beschwerlichkeit darauf fahre,, kam,. Den izten machte sich der Herr Prof. Müller an einige noch uneröffnete Graber hiesiger Gegenden. Er wols, te ibre innere Beschaffenheit sehen, und befand sie folgender Gestalt. Der Todte lag bloß in der Erde, und des< sen Kopf war gegen Morgen gewandt. Die davon übrig gebliebene Knochen waren alle in ihrer natürlichen läge, aber ganz mürbe. Außer diesen Knochen fand cr zwischen denselben einige kleine verrostete Stücklcin Eisen, deren rhcmahligerGcbrauch sich aber, weil sie von dem Roste sehr gelitten hatten, nicht beurtheilen läßt. Die Höhle des D Gra» Ramtjch. R l.Thcil. 2^2 I754- dcll I?. mid!8tcn 2lug. Grabes war mit bloßen Kieseln , dergleichen dorten an dcn Bächen und Flüssen sind, aufgefüllt. Den i6ten des ?lbcnds um 5. Uhr brachen wir voll Nstkamcno GorZk wiederum auf, und ritten noch selbigen Abend zc>. Werste weit; und weil der Futterplah bey Oluboka arm an Grase ist, so lagerten wir uns etwas weiter von dem Bache ab, und hart an dem Irtisch-Flusse. Den i7ten dee Morgens kamen wir bey unserer ehemahligen schönen Kormowischtsche an dem Bache Be-rojorvka an. Ohngefä^r um die Hälfte des Weges zwt> schm den Bächen Gluboka und Bcrcsowka trafen wir eine besondere Art kleiner Mandeln häufig an, wovon ich einige Baume nach dem Bercsowi^ mitnahm, und um seine Annehmlichkeit zu vermehren, daselbst psianzte. " Wir wollten zwar diesen Tag noch bis an den Ub.: gc5en; cs war aber weiter, als wir gedacht hatten. Wir lagerrcn uns deswegen, nacbdem wir biß in dic späte Nacht geritten waren, an einem kleinen seichten Bache, woselbst kein , * Amygdalus foliis petiolatisbasi attenuatis Linn, h. Cliß". p. 18 6. Uplp. 124. »• h Atnygdalus Indica nana Pluk. Alm. 28- t« n. £ ?. Anneniaca Perfica- foliis, fructu exsucco, villoso Tab. XXX. Aininan. Stirp. rar, in imperio Ruth, spontcproven, icon. & desciipt, 1739. P« '94* "• a7J- Bach Uba 6251 NX'rste «43 kein Wasser war, welches man ohne Eck'cl hätte trinket! mögen, 40. Werste von dcm Bcresowka. Zu allcnt Glücke hatten wir einen Vorrath von Waster mitqcnom-men, und litten also keine Norh: den übrigen Personen unserer Gesellschaft kolmten wir auch kein angenehmeres Geschenk, als einen Trunk unser! Wassers geden. Den ixten des Morgens um 9. Uhr kamen wir an dem Bache Ndaan, dessen linkem Ufer wir schon seit 5. Wersten gefolgt waren. Wir kamen mit em?m sehr starten Winde dahin, dessen Hefcigkeir wir nach Unserer AnF knnft noch anf «ine besondere Art empfanden. Die leure lcgtön, wie gewöhnlich, Feuer an, um zn kochen; es wat aber kaum anqegangen, so ergriff es das nicht weit davon stehende Gestrauche, und ungeachtet aller von unsern ieu-ten angewandten Bemühung vermochten sie doch das Feu-«r Nicht zulöschen. Es vcrgieng keine Viertelstunde, ft war der ganze umliegende Wald in Brand, und wir mu-sien in der höchsten Eile alle unsere Gerathschaft hart an den Fluß bringen lassen, um sie nicht dnrch die Gewalt des Feuers aufreiben zu lassen. Vielleicht hätte derBrand lange Zeit wahren können, wofern nicht bald nach seinem Anfange ein Regen gefallen ware, und ihn ziemlicher ma^ ßen gedämpft hätte. Q 2 FM- 244 i73^ den i8ten Aug. Fünfzehn Werste von hier ist ein Berg, ploskajä gora odcr der platte Berg genannt, alls welchem man zu den Kolywanischen Kupferhütten Erz födert. Ucber denstl< den konnte man nicht gehen, weil es theils ein Umweg, theils wegen der hohen Gebirge: über die man reisen muste, in Ansehung der Karren nicht thunlich war; und doch wollten wir aucli nicht gerne die Gelegenheit vor-benlassen, einc Grube zu befahren. Wir entschlossen uns daher mit 6. Mann von der Bedeckung nach gedachtem Berge allein zu gehen, und unsere Geräthschaft mit dem übrigem Theile der Bedeckung den gewöhnlichen Weg neh-men zu lassen. Bey dem Bache Alai wollten wir des A« bends wieder zusammen kommen, und deswegen nahmen wir auch nichts als einen Mantel, und etwas geräucherte Wurst und Zwieback mit uns. Wir reiseten mit der Gerathschaft zu gleicher Zeit Nachmittags um i. Uhr ab, und kamen um z. Uhr nach dcm ploskaja gora (der glatte Berg,) allwo wir das Erz gleich am Tage in einem Neste liegend sahen, und in die Grube, welche noch nicht über s iachter tief ist, einfuhren. Es smd daselbst 30. Bergleute, welche in einem Tage 1 bis 200 Pud Erz zu födern im Stande sind. Das Erz ist von gutem Gehalt, wegen der Streifereycn der Castckisihen Horde aber kann man des Sommers nicht länger als 3. Mo-nate daselbst arbeiten; denn im Früh» und Spatjahre ijk ts gefährlich, wie wir denn vernahmen, daß die Arbeit dieses ploskajagora6239 Wcrste 245 dieses Jahr innerhalb 14 Tagen eingehen sollte. Im Winter aber hat der Schnee, welcher durch die heftigen Wirbelwinde zuweilen in einer Nacht Berges hoch auf eine Stelle zusammen geworfen wird, dic Wege da« hin bisher ganz unbrauchbar gemacht. Die Berg« leute haben unten an dem Berge, da der Uba vorbey-fließt, etliche Hütten von Birkenrinden zu ihrer Woh, nung. Wir verließen diese Grube des Abends um 4. Uhr, waren aber noch nicht den halben Weg nach dem Alai, als uns ein erschrecklicher Platzregen und Ungewitrer überstel, welche bcnde aber bald aufhörten. Ein Sluschiwi, der i« diese,, Gegenden wohnhaft ist, und mit uns war, sagte, daß den ganzen Sommer hindurch dieseb der erste R^en wäre, und daß man von Ungewittern wenig wüste. Wir hätten also wohl gewünscht, daß es wahrend unserer Rei' se noch gut Wetter geblieben wäre. Dee Abends um 8. Uhr kamen wir an dem Bache Alai an. Hier höret die Gegend des Irtisch'Flusscs auf; denn dieses ist der erste Bach, der in den Ob fallt. Es war uns zwar nicht unangenehm, wieder eine Veränderung zu haben; aber dieselbe kam uns fast zu stark vor. Als wir von denPser« den abgestiegen waren, so crfubren wir, daß unsere Karren nicht an diesem Orte des Aläi, sondern etwas weiter unterhalb ankommen würden. Niemand wüste den ^. Q3 Weg 346 «7)4» den IF. und 19cm Aug. Weg dahin; wir hatten sehr wenig zu essen, und die übri-geil von unserer Gesellschaft außer der Bedeckung gar nichtS. Gleichergesta lt hatten wir nichts, als das reine kasle Flußwasser zutrinken; und auch dieses musten wir ennoeder aus der Sluschiwie Gesäßen, oder aus den Händen trinken. Eben so wenig hatten wir einen Kcs> sel um Thee zu machen > und nichts um uns des Nachts zuzudecken. Wenn wir auch gleich hatten weiter reisen wollen, so konnten es doch die Pferde nicht aushalten, als welche schon ohnedem genug abgemattet waren. Wir schickten uns in dieses alles geduldig. Wir aßen etwas Wurst und Zwieback, und trunken reines kaltt's Wasser, legte», uns darauf, nachdem wir cm Fcucr hatten machen lassen, auf die bloße Erde nieder. Es siel die Nacht ein starker Wind nebst einer strengen Kalte ein, welche jedoch nicht so heftig war, haß sie uns betäubt hätte. Wir sahen einander an, nachdem wir uns des andern Morgens alle hart um das Feuer herum gelagert fanden, da wir doch vorher ziemlich weit davon lagen. Es wüste sich aber bald ein jeder zu besinnen, daß ihn die Kälte zy dem Feuer getrieben hatte. Des andern Morgens lim 4. Uhr brachen wir von iwscrm harten und kalten tager auf, und kamen um halb ß. Uhr in pichtowa an. De^ Weg von plookaja P9M bis hieher ,'si erst diests Jahr gemacht worden, und ^ über pichtowa 6319 NX-rsie 24? über ZO. Werste näher, als der ehemahlige Weg. Von dem ploskaja goua bis an den Alai gehet er zwischen den Bergen, ist meist eben, im übrigen ader wegen oer schönen Steppe, die sich schon jenseit des l.lba gegen zv. Wcrsie lang ziemlich verbessert halte, überaus angeneym. Von dem 3llai an mustcn wir über viele hohe Gebirge auf und niedev gehen, absonderlich nahe bey picl>towa, da der Weg zuweilen so steil war, daß man sich i a^n auf dem Pferde halten konnte. Wir quartierten uns in pichrorva bey denl Steiger, einem Leurscben ein, und bekamen da D.uaS zu trinken, wovon wir wieder sehr er-? quickt wurden; auch sahen wir frisches Rindfleisch, welches uns neuen Muth machte. KmM waren wir ;wo Stunden lang in pichrow'a, so kamen wider M'serVermuthen unsere Karren an, bey deren Ankunft alle vorige Widerwärtigkeiten auf einmahl' wegfielen, picwörva <^0ra hat den Namen vom den Holz Pict>ra, auf teutsch weiße Taimen, welches auf diesem Verge hausig wachst. Es sind darauf fünf Grube»,, die wir befahren haben. Die Auebeme tst ansehnlich, und man darf nicht tief gra» ben, so hat man schon Erz. Keine Grube ist vorkanden, die übir fünfzehn iachtcr tief wäre, die meisten sind nicht über sieben. Das Erz bricht meistens in mächtigen GIn^ gcn, und gibt l2 pro Cent reines und gutes Kupfer. Die Mühe die Gange zu erschürfen, hat man hier auch ltichH denn man gehet nur den Schürfen nach, Vie^vo^ den O» 4 alten alten ehemahligen Einwohnern gemacht sind. Wer diese alten Einwohner gewesen seyli,wird man nicht so leicht sagen können. Aalmucken smd es nicht gewesen,dann diese wis, sen noch heutiges Tages nicht leicht was andere, als Eisen zu schmelzen. Von dem pichcowa gora eine Werst südwärts liegt ein Berg, und eine Wersie weiter ein an< derer Golzorvka gora genannt, darin man auch ei' nige Schürfe findet. Der erstere ist oben mit einer Mau« «r von Fclsensteinen umgeben , und man kann daraus nwthmaßen, daß etwa ehemahls eine Hütte daselbst müsse gewesen seyn. Wer weiß, wozu Ablaikit, wovon ich oben gehandelt, außer dem, daß es ein Götzentempel gewesen, noch gedienet haben könne? Denn es ist nicht leichtem Berg ill hiesigen Gegenden, da man. nicht alte Schürfe findec. Auch ist merkwürdig, daß daS meiste, was von den Alten zurückgelassen ist, bloßcSchürfen sind. Einige wenige Stellen sind etwa 8. Klaftern tief gegraben; dieselben aber befinden sich in einem weichen Erdreich, das sich leicht mit Hämmern zwingen läßt, woraus wiederum zu schließen ist, daß diese Allen von dem Gebrauche des Pulvers nichts gewust haben. Nach eingenommenem Mittagbeffen wollten wir so gleich weiter reisen; es fehlte aber bald dieses, bald jenes; und dabey war beständig Regenwetter. Es muste sich zu unsern, Glücke schicken,,daß wir erst nach 3. Uhr wegkamen, von welcher Zeit an der Regen aufhörte. Der Weg von pichconm bis nach den .^ ^ - Kup- Roliwano - Woskrcsenskie-Sawodi 6349 N>. 249 Kupferhütten ist sthr bergicht, und also war keine Hoff-» nung, mit den Karren selbigen Tag dahin zu kommen, da« her ritten wir ganz allein ohne alle Gerathschaft, und lie. ßcn die Karren zu gleicher Zeit mit uns abgehen. Wir kamen des Abends nm 7. Uhr ohne den geringsten Regcn gehabt zu haben, in Aolinv.no-Woskrcsinsklc S>> roodi glücklich an, und trafen daselbst dcn von Scmpä-lar abgelassenen Theil unserer Gesellschaft vollkommen wohl an, als welcher jchon seit dem i7tcn sich hier aufgehalten hatte. Sie erzählten uns , daß die Wasserreis«? bis nack dem Schlllba sehr beschwerlich gewesen ware, m d daß man öfters die Saissanki wegen Seichte des Was<. sers gleichsam hätte tragen müssen. Die lcmdreise wäre zwar glücklich verrichtet; weil sie aber keinen Wegweiser gehabt, der den dieses Jahr von dem Nda an bis hicher. mu angelegten und kürzeren Weg, dessen ich oben erwehr Net habe, gcwust hatte, so wären sie beynahe 59. Werste umgcrciset. Den andern Morgen als den 2^sten um 8. Uhr kam unsere in pichtowa zurückgelassene Gerathschaft an. ^ Diesen Abend langte hier eine kleine Caravanc von Itrungai ^ üxallnuct'cn an. Das Wort Nrungai bes' deutet so viel als Iajaschnoi, und sie sind Kalmückisches Baurcn, die in dem Krieqe nicht dienen. Sic haben ' kmcn klemen Fürsten über sich, den sle(!>?nba nc!inen, und , Q 5 waren 25<2 !?34. den 2lsten bis zum 2zsicn 3lug. waren ehemahls in diesen Gegenden wohnhaft gewesen; daher kamen sie auch bey der ersten Anlegung der Kupfer« Hütten Hieher, um dawicder ihre Beschwerden anzubringen» Sie haben sich aber von hier weggezogen, weil sie von der Casackischen Horde zweymahl überfallen und ausgeplündert worden. Sie wohnen jcho an d.'in Ursprünge des Tscharüsi-H < Flusses, ohngefähr 3 Tagereisen von hier. Ihre Ansprüche haben s,e bald fahren laffen, und bisher, wie alle übrige Aalmuckcn, sich sehr friei>lick q.^en Rußland bezeugt, so daß sie auch das vorige Jahr, da sie von den Streifereyen der Casackischcn Horde einige Nach« richt hatten, die hiesigen Einwohner davor warnctcn. Es war auch nicht ohne Ursache; dcnn die Cajackiscke Horde unterstund sich, bis nahe an die hiesige Festung zu körn) wen. Weil man aber auf der Hut war, so bekam maü einen von ihnen gefangen, und die übrigen wurden weg« gejagt. Wir ließen dicseAälmucken den folgenden Morgen zu uns kommen, ^«e hatten,meistens rothe, runt^ Mützen auf, die mit Nauchwcrk bcscht warm, und 0H1 eine gelbc Quaste hatten; sie waren klein von ieibe, hatten kleine Augen, dicke Backen, und ein lqnges Kinn. Sie trugen lange Röcke, die Haare waren ganz abHeschorey, hinten abcr hatten sie so vicl stehen lassen, als zu einem Zopfe nöthig ist. Derselbe Zopf hieng lang herunter. Ein paar mwevheyrach^te, die darunter waren, hatten ein, ^ Zeder vier Zopfe, ^ Sie waren hicher gekommen, m" Pro« Rolywano Moskreseneklc'Saroodl 6349 NX 251 Proviant zu kaufen. Nachdem wir eine Weile mit ihnen gesprochen hatten, so ließen wir sie mir ihren Pfeilen, welche ziemlich breit und stumpf waren, nach einem Ziele schießen. Sie trafen alle in einer Weite von 7 bi«8Fa« den. Darauf wurden allerhand Ziele auf der Erde ge-macbt, welche sie, so schnell als die Pferde lausen konnten, vorbcyreiten, und im Reiten einen Pfeil nach einem jeden Ziele schießen solllen. Es war zu bewundern, mit was sür einer Fertigkeit sie dieses verrichteten. Man sa> hc nickt leicht, daß einer schl geschossen hatte, da sie doch bloße Bauren sind, und zu den ritterlichen Uebungen vermuthlich keine Anleitung von jemand bekomme,, hatten. Sie schen sehr kurz zu Vserdc, haben auf der rechten Sei. te den Köcher, und auf der linken den Bogen hangen. Sie wiesen uns auch ein paar Kriegespftile, welche viel scharfer und spitziger sind, als die andern ^ die sie hatten, und welche nur die Thiere zu füllen gebraucht werden. Den 2zsien Aug. ritten wir nach dem Rolywänka yora. ( Kolywanischer Berg) Derselbe liegt den Kupf. serhüucn meistens süd-und ein wenig westlich, und ist der erste Berg, worauf Akmfi Nlkuiy Dcmtcdow hat graben lassen. Es ist auch an dem Fuße desselben die erste Hüne nebst einem Osirog angelegt worden, wovon jcho bloß dic Uebcrblcibsel noch zusehen sind, weil man sie, da man den gegcnwartigc-i Ort bequemer gesunden, gleich das 25s 1734. den 27sten Aug. das folgende Jahr, als 1729, eingehen ließ. Oben aus dem Berge sind noch die Ueberbleibsel eines Schachtes von 17 iachtern tief zu schen, und es saUec eincm so glew) ein fünf Schuhe machtiger Gang in die Augen, dessen Erz, welches 24 pro Ccnl gicbc, und das reicdstc in diesen Ge-l genden voll Gehalt ist, blau und grün ausgehet. Man hat indessen seit 1732 an dieser Stelle rein Erz mehr ge« ftdert, weil in benanntem Jahre nicht nur dieje, fondcrn auch alle Gruben hiesiger Gegend, durch einen Brand, der von dem Irtisct) an biß nach dem Od sich erstreckte ausgebrannt sind. Seit dieser Zeit har man bloß in Ach^ towa und ploskaja gora gearbeitet, weil die Kolmva-m'sche und Wookresensnschc El'^e nicht in Stein gehen wollen, welches aber die Pichtowische wegen des in sich haltendenKupferkieses chun. Nicht viel über eine Werste, «twas mehr südlich von diesem Berge, liegt ein anderer, den man Sinaja Sopka nennet. Sopka heißet in Sibirien ein jeder einzelner Berg, der auf einem Gebirge odcrdem platten ianbe stehet. Weil dieser Berg von weitem blau aussiehct, so hat er den Zunamen Smasa /blau) bekommen. Er ist von einer ungemeinen Höhe, und soll bey klarem Wetter von Usi Tjchumüsch aus, welches eine Weite von ohngefehr drittehalb hundert Wersten betragt, können gesehen werden; oaher er in hiesigen Gegenden sehr berühmt ist, und den Reisenden zu einem Wegweiser dicnct. Es sollen sich auch auf dcmselbigm eine Ao'lwäno - Woskrefcnskle-Säwodi 6349 w. 25s eine >,t kleiner schwarzer, nicht gav langhärichtcr Zobel cilissialrcn, welckm aber nachzugeben allhier Verbote,, ist, danm die H!ta>narbeic nichc darunter leiden möge. Eben eine jolche Art Zobc>l soll sich von dort an weiter in das Gebirge, und auch bcy den Nrlmgal-I>almucken,davo„ ich oben gehandelt habe, aufhalten, wie ich denn wirklich einiqe dergleichen Felle gesehen, die gedachte Ralmuckcn hieher qebracht haben. Sie sind unter dem Namen der Kankaragaischen Zobel bekannt. Den 27sten thaten wir wieder eine Reise nach dem Biclo oscro, und ich ins besondere nach dem Woskresens« kiscken Gebirge. Ersterer ist ei», See, welcher den Hütten gegen Osten liegt, und 7. Wcrste davon entfernet ist. Dieses Frühjahr hat man von demselben einen Canal na li dem Blelka retschka, welcber die Näder zu del» WaNcrwerken der Hütte treibt, durchstochen, und dadurch soviel zuwege gerächt, daß, da man bisher alle Sommer Mangel an Wasser gehabt, man dieses Jahr, da doch der Sommer sehr trocken qewesen ist, dergleicken nicht verspüret hat. Es sind nicht weit von diesem Btt'lo osi-ro mehr qegen Süden noch drey kleine Seen, welche alle zu dem Dienste derHütten gebraucht werden könnten, weil man mittelst derselben die qrostei, Maschinen Jahr aus Jahr ein zu treiben imStande senn würde. Es scheinet aber wohl, daß wenn mail das noch wenig vorhandene Holz mit in di« 2j4 '734' ben 27stcn Aug. die Rechnullg ziehet, man ebendeswegen nicht großeMa« schinen, und ein großes Werk anzulegen nöthig habe. Das Woskrcsenslische Gebirge liegt den Sawoden meistens gc-gen Abend, die nächste Grube darauf ist von den S^/ tvoden 8- und die weiteste lo. Werste entfernt. In/ nerhalb der Weite dieser zwo Wersten sind neun Gruben, nachdem man ebenso viele von den Alten gemachte Schürfen gefunden hät, angelegt. Es ist dieses Gebirge gegen das Pichtowische, Koliwam'sche tc.zu rechnen, sehr schlecht, und eher ein hügelichtet Erdreich zu nennen. Zwar ist «S voll von Erzen; allein dieselben brechen darin meistens nur nestcrwcise, und in Klufcern, und haben eine starke Blende bey sich, welche ein paar Jahre lang, da keine Bcrgvcrstandige bey den Hütten waren, Ursache ge« wejen ist, daß man alle Arbeit nur aus diese Berge gerichtet hat, weil man ein reiches Silbererz vor sich zu haben glaubte. In dem Brande, davon ich oben gedacht habe, ist alles Bauwerk dieser Gruben verbrannt: und weil nun durch Bergverständige die Art des Erzes erkannt worden, so laßt man sie völlig liegen. In dem Jahr 172; hat Demicdow von einigen verlofsenen, und an dem Ob sich niederlassenden Bauren, die in diese Gegenden um Wild zu fallen gerathen waren, die erste Erzstuffen, und einige wenige Nachrichten von dem Orte, da sie gefunden worden sind, erhalten; und nachdem cc sich der Untersuchung halber, und wegen An- , legung Ixolywano-Wookrcsmskic-Sawodi 6349 N). 255 lcqunq einer Hütte bey dem Bcrgcollegio einen Freybrief aue lcwirkt, hat er im Jahr 1726. mehrere Unter-fuchuna«'li anstellen lassen, und 1727. an dcm ^xolywa» ka yora , wie oben gemeldet ist, eine Sawode angelegt, welche er das folgende und 1729^ Jahr an den Ort verleget hat, wo siejeho stehet. Sie liegt in dem Gebirge, und hat zu ihrer Vertheidigung eine Festung von 4 Bastionen, die mit einem Erdwalle und Graben umgeben ist. Außen an der Festung gegen Südwesten ist eine Slobodo, und gegen Nordostcn die Hütte, welches alles mit einem Ossrog emqefasfct ist. Innerhalb der Festung wolmm dieBefehlOaber und Hüttenarbeiter. Die Haupthütte bestehet aus fünf kleineren Hütten. In der ersten sind 5. krumme Oefen und ein Kupferhammer; in der zweyten zween Garbeerde, ein Stichofen und eine Stampfmühle dasSal; zu pochen; in der dritten wird verzinnt, und Kupfer verarbeitet; in der vierten smd fünf Schmieden deren Blasebälge nur mit Händen getrieben werden; in dcr Zünften ist eine Sägemühle, und ein Kohlenpuchwerk. D'e Arbeiter bey der Hütte sind aber theils aus de nCathari-nenburgischen, theils aus den Newianskischcn Werken Hieher geschickt. Die Arbeiter bey den Gruben aber sind meistens Bauren aus verschiedenen Gegenden, die Hieher gehen, um die Kopfgelder zu verdienen, welche sie an die Krone zu bezahlen haben; daher sie auch meistens, wenn sie dieses Geld verdienet haben, sich wieder nach ihrer Heimath zurückziehen, und dadurch die Beförderung der Hütte 256 I7Z4' den27sten Aug. Hütte ziemlich hinderlich fallen. Dcnncdow hat zwar an dem Tscharüjch etliche Dörfer angelegt; diese aber kaben kaum 42. oder 50. Mann, da doch, wenn dieAr-> beit recht von statten gehen sollte, zum wenigsten 800 erfordert werden. Zur Bcschühung des Orts sind aus Rusn?tzk an Demicdow no. Sluschiwic zu Pferde abgegeben, denen er den sonst gewöhnlichen kaiserlichen Sold reicht. Die Hütte hat keine öffentliche Kirche. Denn dle meisten ieutc dcr Hütte sind von den so genannten StH-ronjcrzi oderRoskolfthtschiken, (Abtrünnigen) welche sich von der So viel ich habe in Erfahrung bringen können ( denn es ist schwer was umständliches zu erfahren^ sind es ieute, welche ihre eigene Bücher haben, an die sie sich halten, und kraft derselben aus keinem Gefäße trinken oder essen, aus welchem ein rechtgläubiger Russe trmkt oder ißt, in keine Russische Kirche gehen, sich des Brandtweins völlig enthalten, und das gewöhnliche Zeichen des Kreuzes nur mit zween Fingern machm, sowie die Geistlichen un, ter den rechtgläubigen Russen, wann sie dem Volke den Sccgcn geben. Sie scheinen im übrigen in ihren Sähen ziemlich verwirret zu seyn. Es kam einer zu mir, welcher mich wegen einer Krankheit um Rath fragte. Ich wollte ihm darauf eine Arzeney geben. Er wollte sie aber nicht Aolywano-woskl esenskie Savodi 5^4^ Werste.257 nick)t annehmen, und wandte vor, als würde er durch Eitt« nehmung einer Arzney eine große Sünde begehen. Ich sagte ihm, das Gegentheil wäre wahr, weil GOtt selbst befohlen hätte, daß »nan seinen leib auf das beste il, Acht nehmen sollte Er meyme aber, seme Brüder würden ihn deswegen anfeinden. Ich riett) ihm also, sie heimlich zu nehmen; und weil er von gutem Willen zU seyn schien, so erbot ich mich, sie ihm bey mir in meinem Quartier einzugeben. Er nahm sie auch a>ick zu sich. Der vornehmste unter del, Roskolschtschlken hiesiger Gegend ist ein Rudoischtsihik, (ein Erh'Schmfer) Na< niens Audrauzow, welcher sich an dem Tsiharüjch" Flusse aufhält, und wiewohl unrecht, den Namen hat, daß er daselbst ein Nonnenkloster von seinen Glaubens« genossen angelegt habe. Er ist seinem Handwerke nach «in gemeiner Bauer, und man kann aus smi>>m Exempel sehen, daß betrügen auch bey den Gmrovvierzi eine er« laubte Sache ist. Ich habe für qewiß gchört,daß er von Bauren, die einen erzhaltbaren Ort von ohngeführ eno decken, unter vielen Künsten und Versprechungen die Ent« deckungen auslocket, damit zu Demiedow gehet, einm guten ^ohn dafür nimmt, und den ieuten, von den?,, er die Nackrickt bekommen, nichts giebt; daher er auck den Namen Rudoiscktscbik mit großem Unrecht, und bloß durch seine Streiche führet, weil er von sclbst, wie man R sagt, RamtschRi Theil. 253 ,734 ben 29cm Aug. sags, auch nicht cine emzige Stelle bisher gefunden hak. < Es scheinet im übrigen alles, was die Scarovv' jerzi an. der Russischen Religion auszusehen haben, :cr gröstcn und trefflichsten Hnttcn erwachsen, ' 'die min je an einem Orte m Europa hat. Nach- vcm n»i'» uamllch »>l dcm Födern 0cr Eltze imilier ^^^.foltMahnl», auch die HlUcc vou Zm'li,und Dcmicoc>w ^^ "'eiliiljl Enc, ^cicu Gchatt von smicll ^litcn nlcht gcnug ^''^''nflirschtt wcrdl'i, tuilute, der Sache mchr kundig>,i» <^nn ^Heutcnf die er in Cacharmelldnrg antraf, vorwies, >'^m>:und ans bergmännisch probircn ließ: so fand sich gae »?) ^ii^bald, daß alle dortige niche Kupfererze nuch «l'ndiß N.^ -') sehr reich an Silbcr wären, und dasi auch das Sllber . s... »."och l" "lel. Gold lu sich hicltt', daß es reichlich die ^ ^ ^Mühc dezcihltr, die man aus drssen Lchcj ^ wegln der Menac der sich daftlbst allfhaltl'lidcn Schlan- ^ ,!.^ .^gen den Echlnnaenberg zudcnamt , der von reichril ..,:, /Silier'und Kupfererzen vrrschlcdencr Alt ju voll ist, dnß man sich von 2 biß Z S6)nhc mächtigen, und auf mehr als emc dnltlch^ Meile sich erstrcckendcn Gäna"', scholl Den 2^stel, des Abends um 3. Uhr machten wir uns wieder auf den Weg, und giengen in Begleitung v^'N 20. Sluschi^ schon zum voraus versichert hat. Diese Erze sind jiem-Ilch voll vvl, l^wachscncm G^ldc, wclchcs sich zuwcüm in Gestalt düiuu'r Adcrn, zuwcilm i^: Körne, n, ilüvci^ ' ten in dicklechttn Blättchm daiwisch^n und auf rer Obcrftächc befindet, M'lchcs bcy dcm uhncvcm lzoldhali tlgcn Erzc dcm Goldgehalt dcs Hllbcrs llvch cincn mächtigen 3liwttchs gicdt. Dichr gcscgnetc Brrgvor-thtll «st aber nicht nm' bry dcm Er^ dcs erwchntc« Schlangcndergcs, sondn» iwch lny viclcn erzhliltb^nm . Orten/ die m>w nach dn'Z^it cltto.cklt, und die sich t'^s ^N bett von der östliche» Scite wcit vdtthalb Ust? Rameno gor^k, fast gerade in dcr Mitte Mische du'ser Festung, »lid dcm wüiMlcn Nor^Sai,^an, (Scc der Edlcn, dcssen vbcn gedacht nwrdcn,) ln d>,'n Irtisch fallcndcn Flnß 2bub'turma erstrcckll».- so daß vollto,w llttli zu hoffen ist, diese ganze Gellend zwischen dcm Irtiscli und <^d sey so v^ll vnn dcn klarsten Clzcl/ daß, wann >Nlin auch das Werk mächtl.z trribt, doch tiniqe Jahrhunderte dahin la»fen kö»nen, bis Mlin die-scn Schatz erschöpfen kann. Wobey dichs lwch als ein bcsoiwcrcr Sceqcn anzuschl',! ist, daß nmn tlicht nöthig hat kostbare Vl'rqwl'lke niit kl'sibarcn Maschinen anzulegen , um etwa d.is Wetter odcr ube, flüssige W^sscr anszuleitcn. Di,-' Eize streichen alle auf der Obllfiäche dcr Erde hm, und cine Grube, die 12 kachtcr »nter dcr obcrstcn Rind,,' dcr Erde ist, ist schvn etwas siltc» A 2 nes 26« 1734 den 3"stm Attg. bis znm 2ten Sept. Sluschiwie, die uns von der Hütte mitgegeben wurden, .ab. Weil die Jahreszeit eben diejenige ist, worin die Ca, sackische Horde am meisten strcif?, so nahmen wir noch unseren Sempalatnischcn Corporal mit 15. Smschiwis zur Bedeckung nnr, den iieutenant aber und die übrigen Pferde,die wir noch theils aus Nst-Ixa^eno^gorsk, theil« aus Sempalar und Iamüstixwa hatten, ließen wir ab. Wir giengen ftlbigen Abend nicht weiter als >8» Würste, und lagerten uns an einem kleinen Bache. Den folgenden Tag, nachmittags um 1. Uhr erreichte»» w!> den Bach Lokcowka. Zwo Werste vo»i den, Orte, da wir gestanden , fällt dieser Bach in den Tscharüsch, an welchen: vier kleine Dörfer liegen, welche dem Akinfi Nlkmy Dcmiedow zugehören , und von ihm dcr Hüt^ tcn weqei^ angelegt sind. Da wir dicse Nacht auf unserer Reise begriffen warcn, überfiel uns ein starker Regcn,und da wir nur 20. Wcrste weiter gcreisct waren, wollten die Pferde nicht mehr fort. Wir musten also auf der dürren Steppe, da weder Futter für die Pferde, noch Holz, nock ander ncs in dicstn Gegend«'«. Wäre unscrc Erde in Teutsch, laiid von emcr solche» MId,Mt/ so fürchte ich, das g», te Lalld wüidc schon so unttrmim'rt scyn, daß man keinen sicheren Tritt mehr thun könnte, ohne einen Ein, brlich zu btsol'^n. So weiß aber GOtt durch die Natur sowohl pic allniemsigen Menschen im Zaume zu halten, ais dic Faulen zu mchnrcr Arbeit anzulocken.. Aosm^la 6595 Wcrstc. 26, ander Waffer, als was von den: Himmel kam, vorhanden war, stilk' halten. Den Kisten Vormittag um 11. Uhr er« reichten wir den Bach Alai. Wir fanden hier schon Pferde vor uns, welche zur Abwechselung dienen sollrcn, und von einem an dem Alai gelegenen,unddcn obenerwchn, ten Demiedowischen Dörftrn, ;l,sammcn gebracht waren. Weil wir bisher so glücklich gewesen waren, dasi wir auch nicht das geringste von der Casackischen Horde gchhen hatten, so hatten wir auch keine weitere Furcht vor der« selben, und ließen von hier aus den Sempalatnischen Corporal, mit den ihm untergebenen 15. Sluschiwie, völlig ab. Dell lstcn Sept. des Morgens um 2 Uhr kamen wir an kinem kleinen See an, nachdem wir die ganze Nacht hindurch einen starken Negen mit Donner und Blitze aus« gestandet hatten. Des Nachmittags um 2. Uhr erreich« ten wir den Bach Barna «Nil, an welchem wiederum eii, kleines Dmmdowisches Dorf ist. iängst dem Barna anl von seinem Ursprung« an bis an seine Mündung ist «in mit Birken vermischter Fichtenwald, welcher Barn»:» aulskoi dor genannt wird. Wir blieben an dem Bar« »,a aul bis gegen Mitternacht, und kamen den folgenden Tag vormittags um 9. Uhr an dem Bache Roomala und dem Dorfe gleiches Namens an. Eil, paar Werste vorher an der Stelle, da wir über den Aoomalft gicngcn, R 3 und ?6H 1754 den 4ttn Scptcmb. ,»md etwas weiter hin waren schon ein paar kleine Dörfer von einem paar Häusern. Bey dem ersteren fteng ein Fichtenwald, der mit etwas Birken vermengt ist, an und erstreckte slch biß an das Dorf, wo wir anhielten, und noch einige Werste weiter hin. Ich merke dieses deswe« gen an, weil wir den ganzen Sommer hindurch so wellig. Waldung gef'hen hatten. Nachdem wir zu Mittag? ge--speiset hatten, reisttcn wir weiter lind kamen des 'Abends um 5, Uhr an dem H)b - Flusse an. Daselbst ließen wir unsere Gerälhschaft in einem großen Fahrzeuge übersäen,' jenseits dc» Flusses aber bey der Ueberfahrt, und hart an dem Flusse, ist wieder ein Demicdowischcs Dorf, in welches wir durch einen Befehlshaber der Hütten, der uns biß hichcr begleitet hatte, gcführtt wurden. Man erzählet, daß der (Db-Fluß, welcher jctzo zwar noch ziemlich breit ist, vor diesem gegen lcco. Fadcn lreiler, und seine geringste Tiefe damahls 4. Faden gewesen sey; ja daß im Frühjahre, da> die Flüsse dieser Gegenden anwachsen, man mit ziemlich großen Fahrzeugen bis an das Dorf, wo wir des Mittags gestanden, hatte fahren können. Seit ohngefähr lo Jahren aber sey das westliche Ufcr, vermuthlich von ausgeworfenem Sande, höher und der Fluß dardurch enq<-r geworden. Es ist die» ser einer von den Hauptfiüssm Sibiriens, und hat seinen Ursprung in dcr NioiiSUl^. Die zween Hauptfiüsse, woraus er entsteht, heißen Bija und Racuna; er heißet auch Roschgaragni 6647 wcrstc. ,6; auH nicht eher Od, als an dem Drte, wo diese zween Flüsse in einen zusammen fließen, welches bey 2)isk oder Bikamnskaja2^repost geschiehet. Von dieser Festung an ist cr auch bewohnt, und es sind viele Sloboden an demselben. Bisk aber ist eine Gränzfestung gegen die Aalmucl'cn, von wclchcn sie vor ohngesahr 20. Jahren völlig zcrstöhret worden ist. Eic ward bald hernach wieder aufgebauet, und ist seitdem nicht angegriffen worsen. Ein paar Werste unterhalb dew Do.fe, da wir gestanden, ist eine Slobodc , welche von dem Tjchumüsch-'Flusse, der daselbst in den d>b fallt, Nst^jchmnüsch genannt wird. Es verzögerte sich mir den Anstalten zu unserer fernern Rcise bis zum 4tcn September, da wir dicjelbe des Morgens um ?- Uhr at,trate,i. Eb ist zwar in diesen Gegenden so sicher zu reisen, daß man kcine Bedeckung zu seiner Bcschühung nöthig hat, und deswegen wollten wir Isl^über,der line in allen Gelegenheiten gur an die Hand gcgangm war, hielte vielleicht dafür, er würde une. eine größere Ehre crwe sen, wenn cr die Bedeckung bis Aus-ncczk mitgehen ließe, welches auch nach seinem Verlangen geschahe. Wir kamen um l. Uhr liachnu'ttags l^ach dem Dorfe Roschgaragni, und hielten daselbst stille; die Gerathschast aber ließen wir weiter bis an den Tschnnnlsch'Fluß gehen, allwo sie übcrgcschet werden N4 Me« H64 !?"4 den 5 Uttd 6ten Gc'pt. sollte, indem wir noch vor Nacht alles herüber zu haben wünschten. Wir blieben so lango in dem Dorfe, bis wlc Nachricht bckamcn, daft all>5 prüder wäre. Hier waren wir schon m denl rechten Slbinm ; dcnn weil une die i«' ,e keine Krl'll^k machen ja^en, jo hielten sie unb sur kei" ne Christen. Indessen vernahmen wlr doch, das; sie sich wunderten, daß wir ohne Christen zu seyn , doch so feine Heule wären Um 5> ^hr deb Abmds erreichten wir den ^Mlmüsch; die Gerächschafr war schon üböl qcscht, und erwärme unftr auf der anderen Seite dce Flusses. Es ist hier keine gewöhnliche Uedcrscchrt; daher muste in der Eil? eine Arr von einer wandelbaren Schiffbrücke gemacht werden, um uns hcrübcr zu bringen. Man nahm etliche kleine Fischerkalme, (Lorkl) und verband sie durch Querbalken. Die Brücke war geschwinde fertig, und wir kamen darauf sehr wohl herüber. An dem Tschunmjch' Flusse wohnen schl vick Tararcn, meistens T.heleutischl', und vor diesem hadcu viel mehrere daran gcwo'Mt. Wie aber die oben erwehnteKalmückische Einfälle gescha^ hen, so haben sich vicle von Vort weggezogen, und smd wcitcr hineli'. w SldlllM gesiohen. Ießo ziehen sie sich allmählig wieder nach ihrer allen Heimach. Anderthalb Wcrste von der Uebcrfahrt ist das Dorf Taimmka,allwo wir durch einen Umweg von ohngcfahr 4. Wersten, weil der gerade Weg sür Karren und Wagen zu enge ist, Abends um 7 Uhr anlameu. Den Lcgastajewa 6762 Wersic. 265 Don 5ten vormittags um w Uhr erreichten wir D'usnna odcr Nlibert D- an dem Bache Uliderr gelegen. Ich will Yier für cm und allemahl noch anmer» ken, daß die meiste Dörfer ill Sibirien ihre Nahmen Von dcnjcnigm Baurcn bckcmmcn, die sie zu crst anbauen. Nur wen^r habcn den Namen von den Bächen, an wel« chm sie stchcn. Viele haben zween Namen, als das jetzt ersehnte; doch ist allezeit der Name, den es von dem Er» baurr hat, untcr den gemcincn teuton üblicher. In dem ob"nmvchnlen Dorfe Aoscbgami kamen wir bey einem Wirllx zu stehen, welcher d<'l,' Anbauer des Dorfes war. Wir fragten il'N nach seinen: Namen, welchen crRolesni« kon? nannte.3xolesnikovo bedeuter überhaupt cinen Räder» hier ader cinen Mühlrädormachcr, und hat also dieser Vauer den Namen von scmcm Handwerke, Elncn andern kat «r nicht. Er war ein großer Schnaak; alles, was er re< dete und that, war lächerlich. Er verfiel gleich auf die Gedanken, daß wir uns wunderten, warum das Dorf nickt Aolcsnikorra hieße. Ja, sagte er, dic!eute m dem Dorfe smd solche Bösewichte, daß sie mir diese Ehre in meinem icbcn nicht anthun wollen. Abends um w. Uhr musten wir unser Nachtlager auf der Steppe an einem fast still stehenden Bache nehmen, darin wen°g Waffer war. Doch fanden wir einige Birken um Feuer zu machen. Dcli folgenden Tag nachmittags um 1 Uhr kamen wir nach dem Dorfe Lcgasiajewa,bey welchem dcrBerd- R 5 Fluß 266 1734 dm 7 lmd 8ttN Sept. Fluß vorbcystießet. Biß hiehcr waren wir von den T.!< N^od^n aus allezeit l'aä) Norden gefalln. IndifM wir uns durch die icutc den weiteren Wcg von uicr beschreiben ließen, so brauchten sie das Won TorvolAM ' sihr oft, welches wir vorder lwch nicht gchö^c liacten. Es ist aber cm Tatarisäes Wort, wclchcs so viel als Wal» dung bedl'Utt't, und ist von den Aussen hicsigcr Gegend in ihrer Sprache angenommen. Dcr Bcrd-Hlus; war ft klein, daß wir durckfahren konnten, und wurden also da-durch nicht ausgehalten. Wir fuhren l«o6) bey Tage darüber, und erwarreten das Moudcnlicht. Den 7ten um w. llhr vormittags kamen w,'r durch Birken - Espen - und Fichtmwaidcl,' in V'homok^ja oder ^>elogolovra D. all deni Bache Tjct)om gelegn,, an. Gl'g!,'ll Abend fuhren wir wieder ab, kamen aber nicht weitcr als in Werste, weil eine Achse an einem Wagen cntzwi'y gcgangcn war,die wieder zurechte gemacht warden musie. Zu alscm Glücke kamen wir an einen kleine«, Bach, an welchem wir bis zu dem Mondscheine li?gcn blicbcn. Dcn solgmdeu Tag vomnttage um 7-Uhr hiel- ' Cawalga ist sonstcn das Tatarische Wort, womit die Staude Spnäa b<'icichncc wlld. VlMcht dclß ich mich auch in on' an>ig ein blauer Stein, der an seinen» oberen Ende mit S.'!brr eingefaßt war, an dem großen «ber oin bey nahe rundes und unten etwas engeres durch« brochenes Blech, und an demselben fünf runde Kugele,» oder St^nlein. Dl<» Dirne war in allen Stücken eben so gekleidet, außer daß die Kleider schlechter, und die Haare in einen emsigen auf den Rücken herunterhängen« den Zcpf cinge stechten waren. Wir übernachteten il» diesem Dorfe, und reiseten bey anbrechendem Tage wle« derum ab. Wie wir gegen Mittag schon den Flecken Bruchanowa bey nahe erreicht hatten, so hörte ich,daß wir is. Werste von dem Dorfe Aalrirak über eine Stelle gegangen waren, die vor diesem mit Wasser bedeckt gewesen wäre; seit 5. Jahren aber hätte sich das Wasser daraus vcrlohren,und gienge ein bestandiger Rauch davon >i mahl mahl zur linken Hand des Wegcs, und es soll daselbst! 'erst 2 Jahre lang brennen. Um Mitternacht erreichten wir das Backlein Nr/ allwo wir die Pferde futtern lic« ße», und den andern Tag vormittags um 11. Llhr kamen Wir zu dem BarMatska D. Es liegt dieses Dorf in ei-» ner annillthigm Gc >cnd zwischen Bergen an dcm Bache Mal^la Darlchar; dcnn über den Volschaja Batj'ckac hatten wir schon 8- Werste vorher gcscht. Wir la? gcnm uns auf dem Felde, und nahmen, weil es schön Wetter war,unser Mittagsessen unter dem G^elte zu uns. 'So wie von Ixalrirak aus der Weg über die Sreppe 'Mng, so gicng er auch von hier aus biß Ilimskoi po« 'nost. Des Nachts um 1^. Uhr, da wir ohngefähr 5^ Werste gereiset waren, hielten wir stille, ob wir gleich keinen Bach vor uns fanden. Weil wir es aber vorher, wüsten, so nahmm wir Wasser mit. Wir sahen, wie schon vorher, verschiedene Grabhügel, und es sollen weites zur linken Hand nicht weit von Bmschatska . D. eine ungemeine Anzahl derselben beysammen seyn. Sie sehen wje die obengemeldetcn aus; nur findet man in diesen nicht leicht Gold, sondern nur Silber, Kupfer und Eisen. Mir erreichten den folgenden Tag gegen Mittag Ilims-i kc»i pogost, welcher an dem Tom-Flusse liegt, und von den Bauren hier zu lande gemeiniglich 2xrasnojar.sk genennet wird. Den Weg von Batschatska bis Hieher mvehlet man nur des Sommers; des Winters gehet man ' mehr S72 l?34 ben t6cen Sept. mehr zur linken, llnd hat dabey die Bequemlichkeit , daß man Dörfer unterwegs anm'sst. D?< Sommers aber ist wegen der vielen Moräste nicht durchzukommm. Wir setzten über denTom-Fluß,vermittelst einer gemachten Flö« ße, und kamen noch selbigen Tag Abends um 7 Ul^r in der Stadt Rusneyk glücklich an. Den l6ten nachmittags begaben wir uns nach einem Dorfe, welches m was auegehöhlt, und an dicscr Stelle wird gekocht. Der Bauzeug dieser Hauser ist Schilf, welches an die inwendig zusammen verbundenen dünnen Stöcke angeflochten ist. Damit der Regen nicht durchschlagen möge, stecken sie Rusncyk 7037 berste. 27z sie zwischen dem Schilfe und dcn Stöcken Birkenrinde eil,. Wir kamen in eine Jurte, da Brandtwein Willi« rej wurde.. Dies geschahe auf dem gewöhnlichen Koch« Platz?. Auf einen: Dreysuße stund cin eiserner Kessel, wel„ cher mit einem holzcmen Deckel, der sowohl in der Mitte als zur Seiten ein loch hatte, zugedeckt war. Das mitt« lere ioch war zugestopft. In das loch an der Seite yieng «me hölzerne krumme Nöhre, und diese wi.der incinklemeS Gefäß, welches in einem andern nach Art unsirer Sckwein-tröge gebildeten hölzernen Gesäsie stund, daß mit Waffer angefüllet war. Dcr Bran'owcin wird alls Pfcrdemilch gemacht, welche sie vorher säuren lassen. Das Gefäsi, worin sie gesäuert wird, istvonledcr, und siehet alles sehr schweinisch aus; daher auch der Brandtwein, ohngeachtet erstark zu scyn scheinet, einen sehr üblen Geruch hat. Sie loben dieses an ihrem Brandtwein, daß wmn man sich darin besauft, einem der Kopf davon nicht wehchue. Welches eben so wenig von dem Kornbrandtwein a/schehm soll, da hmgcgcn der Weinbrandtwein dieser guten Eigen« schaft beraubt sey. Diese Tataren sind nicht Muham» medaner. Ihre Religion hat keine gewisse Form, und eS scheinet, daß sie selbst nicht wissen, was sie glauben. Sie glauben einen GOtt, den sie dadurch verehren, daß sie sich alle Mora/n gegen dcr Sonnen Aufgang wenden und dieses kmtze Gebet in voller Andacht hersagen: schlag mich S nicht Ramtsch. R.i.Theil. 374 «734 dcn lörm S^pt. nicht todt. V' y ihrem Dorft sind etliche Plähe zu scheu, die sie in ihrer Sprache, welche von der gemeinen Tatarischen unterschicdcü ist, Taülga nennen. Es sind vier in einem Vierecke cmcs Fadens lang von einander gerade in die Erde gesteckte Pfäle voll Birkenbäumcn, bey welchen sie all? Jahre zum wenigsten cin-auch zuweilen mehrmahl eine Ceremonie verrichten. Sie schlachten ein Pferd, zie-hen demselben die Haut ab und verzehren das Fleisch nahe bey dem Taülga , allwo sie stch zu diesem Ende in einem Kreise hcrumsetzm. Die Haut stopfen sie aus, und sehen das ausgestopfte Pferd, welches in dem Maule ein oder ein paar mit Blattern versehene Reiser haben muß, oben ans den T^üllf", dcr deswegen mit Querst^ ckl'i, beleget ist. Das Gesicht des Pferdes weiden sie gc-gcn Osten, so wie auch dcr Taüilsci gegcn Ostcl'. gebauet ist. Sie haben gemuckt, daß die Rus^'n ihre Häutc b.'s-scr ,;u gebrauchen wissen^ deswegen bauen si? ihrcTaült^a jcho allM nahc bey deni Dorft'. Zur Seite des Caül-ga bemerkten wir noch 3. Stöcke von Birken, die in einer iinie, ohngcfähr einen Faden wcit von einandrr stm,' dcn und unter sich mit eimm quer durchgehenden Stricke befestiget waren. Die zween äußeren Stöcke hatten ein M'r an stinem oberen Ende cin kleines viereckichtt'S bori-zontal befestigtes Brett, in dessen jeder Ecke ei:, etliche Zolle lang gerade in die Höhe stehendes hölzernes, und mit Pfcrdchaarcn umwickeltes Ctöcklcin eingemacht war- An Rusneyk 7537 wcrsie. 2^ ^ln dem Stricke waren vieleBändcrvon unterschiedlichen Farben, die nur ein paar Zoll lang herunter hiengen, feste gemacht. Ich zahlte zwischen jeden zween Stöcken 14. Bander. Ueberdem war an des mittleren Stockes oberstem Ende ein Hasen-und nächst dabey zwischen dem er« stcn und andern Stocke an dem Stricke ein Hermelinfell angebunden. Das Fl.isch dieser Thicre war auch ein Gerichte ihrer Mahlzeit. Und da wir die leute fragten, ob auch andere Thiere hierzu tauglich wären, so konnten wir auS der Antwort wohl merken, daß sie diese Thiere nur fast al-lein für heilig hielten. Sie sagten, daß der Fachs dazu nicht tüchtig wäre, weil cr in die Erde wühlte. Es ist aber ihr Caülga ein geheiligter Ort, weil ihrer Einbildung nach die Balge, die sie darauf lcgcn, GOtt zu Ehrcn und zu emem Offer darauf gelegt werden , wie sie denn auch während obcrwehntcr Ceremonie öfters dahin ihre Andacht Verrichten. Ihr Priester hcißt in ihrer Sprache Rain, und von selbigem hänget die ganze Anordnung der Ceremonie ab. Sie sagen von ihm, daß cr zuweilen ganze Nächte auf dem Felde sitze und ausstudiere, was er ihnen anbefehlen solle. Ein solcher Priester kann wi? sic, weder lesen noch schreiben, und die Merkmahle, wodurch er zu diesem Amte tüchtig erkannt wird, bestehen in Verstellungen des leibes, wie unsere Besessene zu machen pfiegen. Er sagt während seinen Verstellungen, daß ihn GOtt (vielleicht scheue ten sie sich vor uns zu sagen, daß dcr S 2 Teu- Ä?6 l?34 den l6ten und 17M! Sept. Teufel diese Kraft gebe) zum Priester geordnet habe, und sce glauben cs. Ist cr einmahl als Priester erkannt, st kann cr schon hexen. Er hat cine Zaubcrt?omm?l, durch welche er das vcrlohrne wiedcrschaffen, kranke gesund machen und viele Dinge vorher siigcn kann. Doch gestehen dii.' leute, daß seine Prophezeyungen und Curcn nicht alle< zeit die richtigsten seyn. Wir hätten gerne etwas von der Hexcrcy sehen wollen,- allein die leute waren so klug, daß se sagten, es wäre kein Aam vorhanden. Was ihre übrige Gebräuche betrifft, so ist die Vielweiberei) bey ihnen erlaubt; sie essen kein Schwcmfleisch, trinken aber Bralidtewcm und bcsanfcn sich nicht silten darin. Ihre Weiber smd nicht schön, und wl'ffen schon lange Zeit so wohl zu leben, daß sie auch Toback rauchen. Da mich eine derselben eine Pfeife stopfen sahe, so kam sie gleich mit ihrer Pfeife hervor, und forderte von mir Toback. Nachdem sie dieselbe angesteckt hatte, so verschluckte sieallen Rauch, und gab die Pfeife in kurzen; einer andern, welche es eben so machte. Wir merkten dies überall bey jungen und alten ieuten an.Die Mode aber den Tobacksrauch hinun« ter zu schlucken ist bey diesem Volke allgemein. Einige verbrennen ihre Todten, andere aber vergraben sie. Außer der oben erzchlten Ceremonie haben sie keinen andern Fest, tag, als welchen der Vorrath von Brandtwein bestimmet. Ich zweifle nicht, daß noch viel besonders von ihnen gesagt werden könne; allein sie smd so listig, daß sie ihre Gebräu« che Rusnekk 7O37 N>er^e, ,77 che auf alle Are verbergen. Ich hoffe noch ins künftige unter mehr dergleichen icnte zu kommen, da ich dcnn Gelegenheit haben werde, ein mehreres nach und nach zu cr« fahren. Den iMl bekam ich wieder iust einen feuerspcyen« den V"rg zu besehen; denil die Begebenheit dey^alarak hatte mich noch nicht ganz abgeschreckt. Zufolge gewis-sei, geschriebenen Nachrichten soll nahe bcy der Mündung des Baches Abaschcwa, wo sich derselbe m den Tom ergießt, ein feuerspcymder Berg vorhanden seyn. Dl« hiesigen Einwohner, die sowohl Herr Prof. Müller als ich darum befragete, sagten solches gleichfalls und versicherten daß cln beständiger Rauch an gedachter Stelle aus dtlN Berge hervorkäme. Herr Prof. Müller hatte ft wie ich lust, die wahre Beschaffenheit der Sache zu erfahren, und wir giengen des Morgens um io. Uhr von hier ab. Nachdem wir durch einen meistentheils schr beschwerlichen Weg ohngefahr etwa« über 18. Wcrste geritten waren, ft «rreichten wir den Abaschewa und ritten hindurch. Nahe dabey war ein kleines Dorf Bosrukowa, und nicht völlig eine Werste davon fanden wir den Berg, dm wir suchten, hart an dem Tom>Flusfe. Der Weg dahin gieng allezeit gegen Osten. Wir musten hohe und gefahrliche Berge auf und nieder reiten, bis wir dazu kamen. Als wir schon ziemlich nahe waren, sahen wir an etlichen Orten l^-.', S 3 d« 273 '734 ^" '^ ^'^ '^" S^'Pt. des Berges an scmcm Fuße Rauch ausgehen, der,wl'e wir nahe dabey warm, einen widrigen Geruch hatte. Wir kamen endlich hart an die Feuerstellcn, und nachdem wir alle Umstände genug betrachtet hatten, so sahen wir wohl/ daß die Ursache des Rauches bloß von dem daselbst brennenden harzigen Erdreiche herrühre, welches sich nicht weit in die Erde hinein erstrecket, und also, wenn man wollte, leichtgclöschet werden könnte. Ob nun die feuerspcyende Berge und Stellen eine Antipathie wieder mich haben, oder ob ich wieder fehl geritten sey , lasse ich an seinen Ort ge< stellet seyn. Wir kamen bey gutem Wcttcr Abends um 6. Uhr wieder glücklich nach Hause. Den folgenden Tag als den ,8ten wollten wir aufs neue eine kleine Spazicrrcise vornehmen. Wir ließen uns zunächst der Stadt über den Tom sehen, und giengen et« wa eme Wcrste weit nach einem kleinen Dorfe, worin Abnizlsche Tataren wohnen. Ihre Hütten sehen sehr elend auS, und stehen halb in der Erde; sie sind meistens bloß von Erde aufgeführet, und einige sehen wie Zaune auZ, die oben mit Qucrstöckcn beleget sind. Diese Quer-siöcke sind mit Erde aufgefüllt, und die Zäune mit allerhand liederlichem Zeuge in den Fugen verstopft. Oben in der Mitte ist ein ioch zu dem Auegange des Rauches ge< lassen; die innere Bauart aber ist wie bey den Thelcmen, nur daß cb etwas schweinischer darin aussiehet. Wir tra- trafm ln dem ganzen Dorfe nur eine Mannsp-.'lsol, an, >md die Wcibcr waz?n allein Meister. D.'nn das Manns, volck war alles auf den Ackerbau ausgegangen. Deswegen konnten wir auch nichts von ihrer Religion und Ge< brauchen erfahren, ausser daß man sagte, sie kämen darin mit den Thelcutischcn Tataren übercin. Wir fragten nach ihrem Ram; denn die Hauptabtsicht unserer Reise war denselben hexen zu sehen. Es hieß aber, er wäre vor einem paar Monaten verstorben. Wir fragten nach seiner ehemahligen Härte-, allem man antwortete, sie wäre vorsiört, und man wies uns auck den Schutt davon. Dcr aligonmno Gebrauch soll es bey diesen Völckcrn so rnit sich bringen, daß sie die Hütten der Verstorbenen zu« nichte machen. Wir fragten weiccr, wo denn die Zaubcr-trommcl geblieben wäre, und bekamen zur Antwort, mait hätte sie dem 2>am mit ins Grab gegeben. Der Haupt» schmuck des weiblichen Geschlechts bey diesen TatvN'en ist von dem Theleucischcn untcrschiedeu. Die Weiber slud eben so gebiert; wir sahen aber eine Dirne, welche hnuen fünf Haarzöpfe und auf jedcr Seite einen, welche hinten zusammen geknüpft waren, herunter hängen hatte. Herr Prof. Mü!lcr !i<-ß sich diescn Abend noch von den wl'rch Tomokischcn T>.raren Frauen und Dimc'n hos len. Wie ich von Ihm vernommen habe, so hatte die ?i. ne Frau auf jeder Seite vier Haarzöpfe vorne herunter hau- S 4 g?n, 2Fc, ,7Z4 belt i9te»? Scpc. gen, welche ihrer gan',en länge nach mit Porcellanmu, schein ausgezieret waren. An dem untern Ende aber Kiengen dergleichen Picschieringe, als in Russischen Kram« iaden verkauft werden Eine Frau hall? noch übcrdem an jeder Seite,'qerade gegen einander üb?r, vier große kreuzweise qestl^te Porcellanmuschcln. Die Dimcn waren ebcn so qeschl^ück't, nur dosi sie noch cinc Stirnbinde hat« ten, welche ebenfalls mit Porcellcmmuscheln bescht waren. Den folgenden Tag als den lyten nahmen wir eine neue Reise vor. Wir hatten gehört, daß viele an den F'ünen Aondoma nnd Mraja wohnente Tararen das E'scn aue dem E"ze ftlbst zu ft m?l;cn verstünden, ja daß man hier kein anderes Eisen hatte, als was man von diesen Tataren erhielte. Daher bekamen wir lust ihre Schmeherey anzusehen, da man uns ohnedem gesagt halte, daß^wir nicht allzuweit zu reisen hätten. Denn obwohl viele Oerter sind, da sie schmelzen, ft war uns doch emer qenuq, weil sie alle auf einerley Art scbmelM. Wir erwählt«« den nächsten, der in dm Dorfe GadawH sev" sollte, und satidtei, jemand an sie voraus, dcr ihnen unsere Ankunft melden und ihnen befehlen sollte alles bereit zu machen, damit wir dasjenige sehen konnten, was wir verlangten. Wir reisctcn gcgcn halb 8- Uhr von hier ab, und bis wir über dem Tom kamen, verweilte es sich bis über 8. Uhr. Unsere Pferde musten abgesattelt wcr< den, Rondoma 7077 Wcrsie. 2M den, und man ließ sie überschwimmen, wir aber fuhren in einem kleinen Kahnö über. Wir ritten längst dem Aoiidoma, wiewohl wir uns zuweilen wegm des gcra^ den Weges öfters ein ziemliches Stück davon entftrneten. Zchn Werste von hier kamen wir bey einem Russischen Dl),'fc Mm-acona vorbey. Von dort gimgen wir über ein GM'ge, und erreichten UM w. Uhr ein grosses Russisches Dcrs Schmnarina. Wir hielten uns nicht lange auf, sondern nahmen frische Pferde und setzten gleich bey dem Dorfe über Vcn Rondoma, durch welchen wir reiten fonmcn. Scchs Werste, davon musten wir wieder über den Rondoma gehen, und fanden nahe dabey ein kleines Russisches Dorf. Acht Wcrste hievol, giengen wir durch ein kleine« Tatarisches, und eine Werst weiter durch ein kleines Russisches Dorf. Nachdem wir von hier 5. Werste weiter geritten waren, sehten wlr abermahl über den Aondoma, an dessen Ufer wir das Dorf Gadavoa fanden. Wir ritten bis Hieher allzeit gegen Süden und «in wenig südwestwärts, und mustcn über verschiedene Moraste gehen, durch welche man mit Wagen nicht kommen kann. Unsere erste Begierde war die Eisenhütte zu sehen. Allein so sehr wir uns auch umsahen, so konnten wir doch kein von den andern unterschiedenes Gebäude an« «reffen. Es sahe daselbst eben so auS, als wie in dem Abnizischen Dorfe, da wir den Tag zuvor gewesen waren. Man führte uns endlich in eine Jurte, in deren S 5 Ein- 2s2 l?;4 dm '9t^l Sept. Eingänge wir gleich den Schmelzofen zu Gesichte bekamen-Wir konnten auch gleich sehen, daß man wegen dcS Schmelzofens nicht nöthig habe, eine besondere June zu daucn, sondern daß eine jede Jurte darzu tüchtig sey-Ja es hinderte auch die icute nicht in eben dieser June zu wohnen, welches alles schon ein großer Vortheil vor den Europäischen Eisenhütten ist, die man mit großen Kosten aufführen nus;. Dcr Ofen stehet an dem Orte, da man sonst kocht, und die Erde ist daselbst ein wenig ausgehöhlt. Diese Aushöhlung, die der Kochcrey wegen in allcn Tatarischen I"rrcn gefunden wird,macht ciu Stück des Schmelzofens aus. Eine Stürze von ieim, welche unten so weit ist, als dl'c Erde ausgehöhlt ist, nämlich et-wa cincn halben Schuh im Durchmesser , und oben enge zugehet, allwo sie nicht über anderthalb Zoll im Durchschnitte hält, und etwa einen Schuh hoch ist, macht nebst der ausgehöhlten Erde den ganzen Schmelzofen aus. Vorne ist ein ioch, welches aber wahrendem Schmelzen zugemaurct ist, und auf der Seiten ein anderes, gcgen welches zween Blasebälge gerichtet sind. Zwcm Tataren verrichten dic ganze Arbeit; der cine tragt Kohlen und Erz wcchselsweise cm, doch so, daß er auf eine iage Erz nicht mehr als cine Messerspitze voll nimmt, und das Erz muß klein gestoßen seyn. Aus solche Art füllt er den Ofen voll, und der andere Kerl bläset mit den zween Bälgen beständig. So bald die Kohlen sich in etwas gesetzt ha, Rondbma 7077 NXrsie. 283 haben, wird wieder Erz und Kohlen nachgetragen, und damit so lange fongefahmi, bis ctwa drey Pfund E»z eintragen smd. Mehr'können sie auf einmahl nicht schmelzen; deswegen nimmt der Schmelzer, nachdem noch eine kleine Zeit lang mit den Blasebalgen geblasen worden, den umcn eingemauerten Stein mit einer Zange aus. Die Grihe liegt in der ausgehöhlten Erde; solche sucht er unter den Kohlen hervor, und reiniget sie von del, anhängenden Kohlen durch Klopfen mit einem Holze. Von drey Pfund Erz bekommen s»e gegen zwey Pfund Eisen, welches zwar noch ziemlich unrein ausstehet, aber doch sehr gut zu seyn scheinet. In anderthalb Stunden hatten wir alles gesehen. Währendem schmelzen ließen wir ihren Rmn kom. men, der uns was vorherm musto. Er ließ sich seine Zaubcrtrommel bringen, welche ihrer Form nach wie ein Sieb aussähe, und auf einer Seite ein übergespanntes ieder hatte. Auf der hohlen Seite gieng durch die Mitte ein Querholz, welches in der Mitte etwas dünn war, als an welcher Stelle sie der Rain hielte. Zu beyden Seiten diesir Handhebe war sie viel dicker, und als ein Becher ausgehöhlt, wie es scheinet, um den Schall zu vermehren; die beyden Enden sind wiederum ctwaS dünner und dreyeckicht. Qucr durch diese höl;m,c Stange, doch nicht in der Mitte derselben, wcil man s«e sonst nicht Hal. 285 !734 den lZttt! Sept. halten könnte, gehet eine eiserne Stange durch, an welcher auf der einen Seite vier, auf der andern fünf ciftrne aus« gehöhlte Stücken herunter hangen. Es ist nur ein Trom-znelschlägel darbey, welcher aber nichts anders als ein Stück von einem ausgestopften und wieder zusammen geneheten Hasenfelle ist, woran allerhand Bänder und Schnurpfei-fc^'ycn hängen. Der Aam ließ sich sowohl die Trommel als den Schlaakl geben , und redete zuweilen in seiner Sprache, zuwcilen brummte er nicht anders als ein Bär; bald liefer wie rasend hin und her, bald sitzte er sich wie-ber, machte fürchterliche Verstellungen des Gesichtes und beS lcibes, verkehrte die Augen, schloß sie zuweilen zu, als wenn er von Sinnen wäre, und nachdem er etwa eine Viertelstunde lang diese Co^ödie gespielt hatte, ft „ahm ihm ein anderer Kerl die Trommel weg, und die Hexerey war vorbey. Wir fragten gleich, was dieses al. lles zu bedeuten gehabt hätte, und er antwortete, daß wenn er den Teufel um künftige Dinge befragen wollte, er es auf gleiche Art «ngrisse? dieses hätte er uns aber nur zu unserm Vergnügen gemacht, und er also diesmahl den Teufel nicht gesprochen. Durch mehrere Fragen trachten wir so viel heraus, daß die leute zu diesem Kam ihre Zuflucht nehmen, wenn sie etwas verlohnn haben, wenn sie künftige Dinge, oder von ihren abwesenden Freunden erwas wissen wollen, wenn sie von einerKranck-heit genesen wollen, und so weiter. Der Kam macht ih- Rondoma?V77 Worsts «35 ihnen weiß, er wisse und könne alles dieses ; durch seine Beschwerungen ruft cr den Teufel, welcher allezeit voll M<'nd und in Bärcngestalt erscheine, und ihm dasjenige offenbare, worum cr ihn befrage. Zuweilen aber müss« rr grausam von ihm leiden, und werde nicht wenig ge« qnü>et, auch sogar zu einer Zeit, da ee ihm nicht gelegen sey, als z. E. in dem Schlafe. Seme Gemeine versicherte auch, daß cr öfters plötzlich in dl'M Schlafe auffahre und jämmerlich jchreye, wodurch er sein genaues Verständniß mit den Teufel auch den Ungläubigen beweib sen will. Als wir ihn fragten, warum cr sich nicht lieber in allen seinen Sachen zu GOtt, welcher der Geber alles guten fty, wendete; so sagte er, dergleichen ieute,alswi« er und seine Gemeine, wüsten nichts vo» GOtt, als daß er guts thue, auch denen, die ihn mcht darum bitten; deswegen brauchten sie ihn nicht anzubeten, wohl aber hätten sie Ursache den Teufel zu verehren, damit er ,'hne„ nicht schade, weil er doch mit nichts anders umgienge, als den M'nschen Böses zu tl>un. Künftige Dinge konnte GOtt zwar wiffcn, ihnen aber wäre unbekannt, wie sie dieselben von ihm herausbringen könnten. Es ist auch würcklich an dem,daß sie dem Teufel opfern. Sie brauen zuweilen große Tonnen Bier, die sie in die luft lind an die Wände vor den Teufel spritzen. Wenn sie m Todes« Nöthen sind, so haben sie eine Sorge, die zwar wichtig ist, der aber schr übel abgeholfen wird- Sic befürchten, ihre Seele mög- 285 1734 dcn lyten 'Sept. niöqte dem Teufel zu Theile werden. Daher muß der 2xa»n die Trommel rühre,,, und mit dcm Teufel durch tiebkosungen einen Vergleich treffen. Was ihre Seele ^ey, und wohin sie komme, wissen sie nicht; nur wollen sie nicht, daß sie dem Teufel zu Theile werden möge. Sie vergraben oder verbrennen ihre Todten, oder legen sie auf eitlen Baum, und gebm sie den Vögeln unter dem Him« mcluir Speise. So wie nun hieraus zu sehen ist, daß dicse Völckcr in der grösten Finsterniß ihres Verstandes le« bcn; also kan man cmch in ancm ihrem übrigen Betragen ihren unglückseeligen Zustand erkennen; und meiner Mci-nung nach können wir, denen ein besseres bekannt ist, kein übersührendcres Zengm'ß von dcm Guten, das uns GOtt erweiset, haben, als wenn wir den Zustand solcher unglückseeligen Völcker anschauen. Die Werkzeuge, womit sie das Fcld psiügm, machen sie sich selbst aus dem Eism, wovon ich obcn geredet habe. Es ist aber nur ein einziges Werk« zeug, dessen sie sich dazu bedienen, und bestehet aus einem in Form eines halben Zirkels geschmiedeten, und an sei« n«'m Rande sehr scharfen Eisen, woran sie cmen Stiel bc-sstigen, der mit dem Eistn eitlen rechten Winkel macht. Sie arbeiten damit, als wie man bey uns in den Gärten mit der Haue arbeitet, und können das Erdreich damit ct>> Uche Zolle tief pflügen. Das Kom mahlen sie zwischen zween Steinen zu Meel. Solches geschiehet dergestalt, daß ein Kerl aus allen Kräften den einen Stein beständig über Rondoma 7077 Werste. 257 über den andern reibt. Ihr Erz, welches an dem Ron bomct'Fluffl', 40. Wcrste oberhalb, wodcrBach^H^. dabascl) einfallt, bricht, södern sie theils mit abgedachtem Werkzeuge, dessen sie sich zwar meistens nur um den Rasen, so über dem Erze liegt, wegzubringen l".'dlcnm, theils mit einem andern, welches als wie cine Art gcst^lttt ist, nur daß das Eiscn langer, und schmahler, und sehr scharf und schneidend ist. Mit diesem Werkzeuge spalten sie auch Holz, ilnd bedienen sich bcsselbcn zu vielen andereil Vl.r< rich'tungen.' An ihrer Kleidung war nichts zu sehen, was wir nicht schon an den Thclcu^schen C^rarcn geschcn kät-«en. Nur ist der Unterscheid, daß auch die lediger Mannsleute ein Zeichen ihrcr Freyheit, als »vie die Dir« nen tragen müssen. Sie lragcn alle, a>5 lrie die ^hine-scr, oder Urungaischc Rallmic^cn die Haare hincen m einen Zopszusammcn geflochten. Unter ihren Eßwaaren ist die Zwiebel dcS wilden Türkischl.« BlMdes eines der gemeinsten. Sie kochen diestlde mit Wasser , oder braten sie in Asche. Ich versuchte von dc, en , so aus die leßte Art zubereitet waren,' etwas himum'r zu brillgon ; , allein es schmeckte meclicht, oder balle vielmehr gar feinen Geschmack. Herr Prof. !7mllcr bemüheic sich die Zaubertromiuel von ihnen zu erhallen. Der Aa5n stellte sich darüber sehr betrübt an; und da «hm auf alle ftins Einwendungen geantwortet wurde, ft bat das ganze Dorf, daß man darauf nicht weiter bestehen mögle, weil sie alls mit s83 «734 den 19 tell Sept. mit ihrem Ram würden verlohren seyn. Alleln eben uM die Unwahrheit davon zu erweisen, bestunden wir noch serner darauf, und die Trommel wurde endlich abgegeben Jedoch hatte der schelmische Ixam, unfehlbar um seiner Gemeinde ein Blendwcrck zu machen, etwas von dcm Ha< smschlägcl, ul^d ein paar eiserne Klappen, dl>inwMig,itZ der Trommel smd, davon genommen. Mir verließet! diesen Ort Nachmittags gegen zwey Uhr. Nachdem wir Schumarina erreicht hatten, nah« Nien wir wieder unsere Kusnetzkjschen Pferde, und kamen Noch vor Sonnen Untergang deo Abends in Alwneyk glücklich an. : Die folgenden Tage ließ Herr Pros. Müller noch verschiedene Tataren hohlen, woran eben nichts besonde« res zu sehen war. Zween Raine lich er bey sich in dem Hause spielen. Der eine verstund das Handwerk nicht gar gut, er sagte auch, daß er noch nicht lange dabey wäre, und wollte nicht spielen, wie er denn daher «auch keine Trommel mitgebracht hatte. Jedoch ließ er sich bereden, auf des Hcrrn Prof. Müllers Trommel zu spie« kn. Er sollte jemanden, der gegenwärtig war, gesund machen; da er aber aufgespielt hatte , so gab er vor, der Teufel wollte in diese Stube nicht kommen. Wir räum, ten ihm das Vorhaus ein, und er spielte von neuem. Der Rusneyk 7117 Wcrste 239 Der Ausspruch war, der Kranke hätte ihn belogen, und sel-n? Krankheit wäre an dem unrechten Orte angegeben-Er konnte noch nicht genug schreyen und brummen, oder sich ein rechtes einem Hexenmeister anständiges Ansehen geben, und war überdcm an einem Auge blind. Indern sagte er doch, der Teufel hatte sich ihm, wie eine schwache Helle, so von einem Feuer entstehet, gezeigct. Dcr andere Aam verstund die Sache bester, und ist auch dcr berühmteste in diesen Gegenden. Er sahe als ein Knip-? pel alls und sagte, dcr Teufel hatte ihn so zugerichtet, worfln sich aber der Böscwicht nachgehcnds verschnappte, itt» dem er auf Befragen, in welchem Jahre seines Alrcrs «r so elend geworden scy, das zehende Jahr angab ^ da er noch fein Hexenmeister war. Er hat das Auschen emcs dreisten Kcrls, so klein er auch ist, und wch^ sci-Nen Kranl gut auszulegen. So bald er in die Stube ge.r. Kleider. ltlld.^5-. Ein mit Birkenrinde gefärbter leinener Rock. ^s>sck. Die Stricke an den Radern. t'QäxvÄ. Ein Vorrathskeller. "' L^miscw^o. Ein Wald, in dessen Nähe ein Fluß ist. K^ja. Ein Busen eines Flusses. Lowau. Ein hölzerner lockvogcl, der an einer langen 'l.T Stange angemacht ist. ' ' cluucle^vat. ?lusgchen Hopfen zll sammlcn. ^iZroxvnt. Nach Grabcrgold oder Silber ausgehen. >Ver-nit. Werste messen. KtrnczovHt. Erndteu und Heu schlagen. ' ^^t. Arbeiten. 8n-i,äll. Die Erndteu und Hmschlag. zg< «N4. ^m!9ten Sept. 5clm55. Eine Mulde. ' Lliipka. Sehr. Vulclu^l«. Das Brett, worauf heilige Bilder siehen, I^^sclik.,. Ein iamm. V ran. Ein Sturm. l^llt^. Compaß. LI^n. Viel. Lvrnik. In Tobolsk.^ «,.<«, /, ,. ^ Tl-. > Naß Holz, Lowi^oukl. In Tara. / ? " « Wahrend u^erem übrigen Aufenthalte in KllSNeyk siel nichts sonderliches vor, und also bleibt mir nur noch übrig von der Stadt s-lbst etwaS zu gedenken. Sie liegt in einem lande, da vor diesem Kirgisische Tataren gewöhn net haben, welche sich aber nach und nach, als man von Russischer Seite ihnen nahe kam, mehr gegen dieKalmu» ckifthe Gränze hingezogen haben. Die Erbauung der Stadt ist schon vor mehr als i«O. Jahren geschehen, und es sind darzu Colom'en aus dem Tonwkischen, Werchoru? rischcn und Weliki^Novogrodischen geschickt worden. Da-mahls wohnten solche Lataren an der Stelle, wo jetzo die Stadt ist, welche wie die Barsajaki, Eisen aus dem Erze fcbmolzen, und theilö davon, theils von dem daraus geschmiedeten Eisen sich ernahreten. Ulld hievon hat die Stadt den Namen bekommen; Henn die Einwohner waren Schmiede, und ein Schmied heißt auf Russisch Kusnez. Die Rusnetzk 7"? wevste »95 DieStadt lieget an dem rechten oder ösilichenUfer de:qe fest ,v.chtzett kamen, wovon wir m:S erst nach eincr Ardcic vonH.Smn-hen wieder los arbeiteten. Wir kamen denselbigen Tag Abends nach hem Dorfe Mamüschcwa, wcrin ein -in< ziger Russischer Bauer und 8 bis ic>. Tnlibcrtiiche Ta^ taren wohnen. Die Kälte nöthigte uns daselbst anzu/ Halten; ich tonnte aber kein Hau5 sindm, das mlr son^ herlich anstund. In allen Tatarischen Sruben war ein so hkßlicher Gestank, daß eln guter Magen dazu gehöret/ denselben zu verdauen; die Russische Stube abcr warft schlecht, als ich jemahls eine gesehen habe. Ick erwählte dennoch die letztere, weil ich mich darin erwärmen konnte. Mittlerweile hörte ich, daß alle Tatarische Weiber und Dirnen, sobald sie unsere Ankunft vernommen hatten, vor uns, als vor einem Feinde geflohen wären, da man doch bey nahe 25. Jahr« her von keinen feindlichen Anfal" len in hiesigen Gegenden etwas weiß. Ich hatte hier wieder meine Noth um weiter zu gehen. Der lots machte viele Schwierigkeiten und sagte, daß er außer Verantwort tung seyn wollte, wenn die Fahrzeuge scheitern würden. Weil ich aber dafür hielte, daß die Nacht wegen des vollen Mondenscheins bey nahe so hell, als der Tag seytt müsie, und je eher je lieber aus der Kälte zu kommen suchte/ Kusneyk 7«? Werst« ^ suchte, so kehrte ich mich an diese Vorstellungen nicht. Nir giengen, ohngeachtet wir ctlichemahl fest zu sitzen kamen, doch glücklich fort. Der Kahn, worauf ich mich befand, war unten platt, und ich sahe den Vortheil da-vo'i acnuq ein, well ich gar selten damit zu sihen kam. Ii-.deshn gicng die Reise doch langsam, weil ich auf die andern watten, und denenselben öfters mit meinen leu« ten zu Hülfe kommen muste. Den 29sten des Morgen« gegen n. Uhr hielten wlr be», den Kakoschmkorvil Juni an, woselbst wiederum Tuliberttsche Tataren wohnen. Den zosten des Morgens kamen wir zu Snsian^ kownIurti an, in welchen KistimmischeundTulibertische Tataren wohnen. Ich ließ daselbst anhalten und besuchte di« Tataren, deren unterschiedlich« mir entgegen kamen. In ihrer Kleidung bemerkte ich einen Unterscheid, der mir bisher nicht in die Augen gefallen war. Ich sahe eme verlobte Dirne, die an jeder Seite des Kopfes zween Haarzöpfe herunter hangen hatte Die Weiber dieser Tataren hab?n zu jeder Seite nur einen Zopf, die unver-lobten Dirnen aber zuweilen bis auf zwanzig, nachdem die Menge der Haare es zuläßt. Ich erblickte bey dem Eingänge in das Dorff einen Opferplah, der zwar auch, Wie bey den Thelemen bloß aus vier ü, die Höhe aufge. rich- M, ,734. den »stell Geeob. richteten Stangen bestund. Um aber die Verehrung g<» gen den Aufgang, gegen welch«« diese Tataren ihr« An« dacht gleich den Thelcutischen verrichten, mehr zu zeigen' wann die Stricke nicht senkrecht, sondern gegen den Auf« gang geneigt. Es war kein Pferd darauf zu sehen, und diese Tataren meldeten mir auf mein Befragen, daß sie wcmahls Pferde zu opfern psieglen, auf welche ihre Aussage aber nicht allzuviel gebauet werden mag. An einer von den vorderen Stangen hieng ein Hasen fell, dergleichen sie alle Jahre ihrem Vorgeben nach Gott opfern. Da ich nach dem Aufenthalt Gottes fragte, so antworte-ten sie, ihr Gott halte sich in der Nähe des Russischen Gottes aus, und könnte slch mit demselben wohl vertragen, cs statteten sich auch diese Götter untereinander öfters Be< suche ab. Sie sagen, daß sie dem Teufel nichts als M weilen Bier opferten, damit sie durch ihren Ram sich sei^ ncs Raths in besonderen Vorfallenhciten bedienen könn« ten. Ich fragte sie, warum sie auch hierin nicht lieber auf Gott ihr Vertrauen setzen wollten, und erhielt zur Antwort, sie hatten zwar Ursache zu glauben, daß Gott die Macht hatte, ihnen in allen Stücken zu helfen, allein da er in dem Himmel wohne, wie sollten sie' als Creatu» ren der Erde sich wohl seines Raths erhohlcn können? im Gegemhcil wäre es ihnen leichter sich an den Teufel zu lvcndei«, als der, wie sie, aufder Erde wohne. Ihr Aaln macht scinc Gaukelpojscll, wie die übrigen, die wir bisher ae- Rusneyk 7117 wersta ;Ol gesehen haben. Seine Trommel hatte zweyerley vor den vorigen zum voraus. Der Trommelschlägel war aus einem Zobelfelle zusammen gestickt. Das Querholz, wel» ches inwendig durch die Trommel gehet, hatte 'N einem Ende ein rundes und etwas erhabenes Holz, we ches in der Mitte mit zween messingenen runden Knöpfen wie Augen versehen war, die dem ganzen Holze die Gestalt eines Gesichtes gaben. Noch hiengen zwischen den Ei« sen der Trommel einige Bänder, die ich bey dcn vorigen Trommeln ebenfalls nicht bemerket hatte. Ich ließ ihnen den Rath zurücke, die Allgegcnwart Gottes, so wie im Himmel, also auch auf Erden zu, Hauben, und dcs Tcu« fels Macht nicht der Macht Gottes gleich zu schätzen, und reiscte weiter, kam auch noch selbigen Tag des Abends um halb 8. Uhr in Mungatsl.'0l (l>strog an. Solcher Ostrog liegt auf dem linken erhabenen Ufer dcs Tom-Flusses, und wohnen darinnen ausser dem Befehlshaber nur einige wenige Sluschiwie. Daselbst erhielte ich wegen der von Rusneyk schon zum voraus dahin geschickten Befehle ohne Verzug neue ArbcitLlcutc. Ich fuhr des Morgens gegen 2. Uhr weiter, und kam um 7. Uhr zu dem porüwcu porog. Es hat dieser Wasserfall seinen Beynamen von dem Entsetzen, welches er denen, die ihn ansehen verursacht. Er wurde mir schon in dem Ostrog so fürchterlich beschrieben, daß, wo ich nicht durch Aussteigung a» das Ufer mein ieben gewiß zu retten gc< wüst, M <734. den lfim und 2tmctob. must, ich mir nimmer getrauet haft« weiter zu gehen. Alle Stricke, die in dem Ostroge waren, und alle vorbände« ne Bauren wurden aufgeboten und in die nah« der deni Falle liegenden Dorfer vorausgeschickt, dasi s«ch alles zur Arbeit fertig hallen mögte. Man gab nähmlich vor, die Schisse müstcn durch Strick« den Fall herunter gelassen werden, wofern man f«c nicht vor den Au^en wollte unter« gehen sehen. Nachdem ich, wie oben gemeldet, bey dem Falle angekommen war, stieg ich an das Ufer, und besähe den Fall; ich tonnte aber kaum glauben, daß es derjenige wäre, den man mir so fürchterlich vorgcmahl« hattc. Es war kaum zu schen, daß das Waffer einen Fall halle; „ur verursachten die daselbst liegenden viclcn und grosteil Sreine cm starkes rauschen. Ich ließ durch ein ausq^ schicktes kleines Boot die Tiefe allenthalben erforschen, und nachdem ich genug versichert war, daß nichts zu befürch. ten ware, ein Fahrzeug nach dem andern nahe bey dem rechten Ufer des Lom-Flusses ohne alle Srricke und oh. ne Beystand ein« Menschen ausier den gewöhnlichen Ar. heitsleuten herunter laufen. Dieses geschahe auch ohne den geringsten widrigen Zufall. Des Abends um 7. Uhr ließ ich bey Borodina d- anhalten, welches theils von Russen, theils von Iclschmskischen Tataren besetzt ist. Den Namen hat es von einem daselbst ehe» mals wohnhaften Russen, welcher einen ansehnlichen Bart gehabt hatte. Die Tacaren dieses Dorfes sind alle Kltsnosk ?ii7 werste zoz ^ vor ohngcfehr 40. Jahren auf erhaltenen Befehl auS Tobolsk, von dem dasigen Russischen Popen gesaust wor< den. Sie scheinen der neuen Religion eifriger als di« Kaltirackischen Einwohner zugethan zu seyn; denn sie traqen ni6't nur Kreuze, und gehen fieißig ln die Russin schc Kirche, sondern haben auch heilige Bilder in ihm! Stuben, vor welchen sie sich gewöhnlicher maßen kreu, zigen. Des andern Tages morgens um 9. Uhr erreichten wir Werchno-Tomskoi Ostrog, welcher an dem lin« ken erhabenen Ufer des Flusses liegt. Ich hatte scho., von Mungar aus dahin einen Boten an den dasiqcnBe' fehlbhaber voraus geschickt mit dem schriftlichen Verlan« gen, daß er die leute auf den Fahrzeugen mit neuen Ab. wechseln und die gehörige Anzahl bereit hallen mögte. Ohngeachtet die Rcise dahin sehr glücklich, und ohne daß wir auf den Grund zu sitzen gekommen, abgelaufen, und folglich sehr geschwinde vor sich gegangen war, ft sank ich doch schon die ieute bereit, und schickte wieder nach Sosnow»koi Ostrog mit eben diesem Ansuchen voraus. Ich reisete nachmittags um 2 Uhr wieder ab, und kamdes Abends um 6 Uhr bey dem pisanoi Kamen an. Sol. cher liegt an dem rechten Ufer hart an dem Flusse, und hat seinen Namen von gewissen Figuren, die in denselben einge- schnitten sind, erhallen. Ich ließ aus dem zunächst oberhalb die« ZO4 l?54. den 2 und 3ten (vcrob. dieses Berges gelegenen Dorfe gleiches Namens große Pcrgcl hohlen, und kletterte mit solchen angezündeten Höl« zern den Berg hinan. Als ich sahe, daß sehr vieles dar<> auf geschnitten war, welches in der Dunkelheit der Nacht nicht genugsam bemerket werden konnte, so blieb ich da« selbst die ganze Nacht bis auf den folgenden Tag stille liegen. Bey anbrechendem Tage gieng ich wieder an die Stelle, wo sich die Figuren befanden. Der Berg, worinn dieselben ausgegrabcn sind, bestehet aus einem grünen kalkartigen Schiefer, der gegen Westen unter dem 6osten Grade ohngefähr in die Tiefe fällt, und hin und wieder in die Quere von einem noch mehr kalkichtcn, und mit Quarz vermengten Schiefer durchschnitten wird. Die Höhe des Berges schätze ich in allem auf 10. Faden. Der Ort, darauf die Figuren sind, stehet etwas hervor, und liegt gerade gegen Süden. Von dieser Stelle an bis an den Fuß des Berges, der hart bis an das Wasser reicht, ist es ohngefehr «. Faden in der Höhe. Der Weg nach den Figuren ist ziemlich beschwerlich, und muß man sich, um dahin zu kommen, durch einige Vorstöße, die der Berg daselbst hat, hinauf arbeiten. Vor den Figuren selbst stehet der Berg unterhalb wohl einem guten halben Faden hervor, so daß man daselbst gut stehen, und die Figuren bequem anschauen kann. Die Wand des Bcr-ges, worauf die meisten Figuren sind, hat hierin einen Vorzug. Auf derselben sind wie auf den übrigen Srellen Um- Tomsiliß. IQ5 Umrisse von allerhand hiesigen Thieren, als Hlrschen, Rehen, Pferden, Elenden, wie auch einigen Menschm und «inem Fische > mittelst eines scharfen Werkzeuges emgegra. ben. Wcr Chinesische Zeichnungen gesehen hat, kann sich den besten Begriff von diesen machen. Es ist diese Wand, davon ich hier rede, schon von der Natur in zwo Wan« de, die obere und untere, durch den obgemeldtten mit weißem Quarz vermengten Schiefer gcthellet; und mall kann auch sehen, daß sich die Steinhauev, oder diejenigen, die das Werck ehemals angegeben, darnach gerichret ha« ben; denn die Vorstellung auf der oberen Wand, welche, weil man dahin nicht anders kommen kann, als wenn man sich ein Gerüste darzu »nache»,, oder sich durch Stricke von vbcn herunter lassen wollte, sich sehr wohl erhalten hat, ist von der unteren ganz unterschieden» Beyde zusammen machen cine Höhe vdn dreyen Faden aus. Dieser Wand zur linken ist eine andere Stelle, die nicht so welt herv^. stehet, und kaum den dritten Theil so hoch ist, woraufebe« dergleichen Figuren sind- Die Weite von dem äußersten Ende dieser Wand bis an das äußerste Ende deo vorgemeldeten, beträgt 7. Faden. Zwischen diesen beyden Wänden ist gleichsam in einem Winkel des Berges, doch nach eben selbiger Gegend in einer Höhe von einem paar Faden eine dritte Wand, dahin man nicht anders, als durch eine Ritze, die zwischen den tagen des Schiefers ist, kommen kann, welche wegen der Beschwerlichkeit, mic Ra,msch.R.t.The,l. U wel. 3«c> 17)4 den 4ten (!>ctob. welcher man zu ihr gelanget, vor dichm von wem'gen an< gesehen worden, und also cbcnfals sehr gut erhalten ist» Auf derselben werden die Thiere unter sich zusammen gs< bnnden, und von einem Manne geleitet, vorgestellt. Es ist für die gegenwärtige Zlit, da man dergleichen Ueber^ bleibsi'l der alten Zeiten anschalut,em großer Vortheil,daß der Schicftr, darin die Figuren cingcgraben sind, von außen gelblich und.inwendig dunckelgrün aussiehet; denn deswegen kann man die Züge der Figuren, weil sie eine andere Farbe als das übrige des Schiefers haben, nsch wohl bemerken. Es haben zwar vicle übelgeartete lcute die Figuren hin und wieder durchgesetzt, und andere dazu gemacht, die abcr,wcnn man nur Acht geben will, leicht von den alten zu unterscheiden sind. Ich habe diejenigen Figuren abzeichnen lassen, die ohn? Zweifel von den Alten ' gemacht sind, das übrige aber, um die Verwirrung zu vermeiden, weggelassen. An denen Stellen, dahin jedermann mit leichter Mühe gelangen kann, sind dir Züge der Figuren in der Zeichnung öfters dcuilichor als in dem Original vorgestellt,welches ich aber nirgends geschehen lassen als wo ich der Züge gewiß war. Man wird im Gegentheil auch einiges in dcr Zeichnung finden, was undcntlich ist, weil ich auch bey, dem Original auf keine Weise was deutliches herausbringen konnte. ' Nach< * Dicsr Zeichnung habe ich au Herr Prof. Müllern abqcgcben, ^ well ihm die historischen Hachru z» smnmlc» aMvhlelt war, uud sie wird mmuthlich her Mlt zu chrcr M mit- Htthcilct wadeu, Tomfluß zc>7 Nachmittags um 2. Uhr, da die Zeichnung fortig war, gieng ich wieder ab. Nachdem wir, diesen Tag und die folgende Nacht hindurch, wohl mehr als zwölsmahl auf den Grund zu sitzen gekommen waren, so langten wir des andern morgens um 9. Uhr bey Sosnowskoi Gstrog, so an dem linken erhabenen Ufer des Flusses liegt, glücklich an; wir konnten abcr wegen allzugrosser Seichte des Wassers nicht an das land kommen, undmu« sten deswegen auf die andere Seite des Flusses fahren, allwo wir uns in dem Dorfe, das ein kleinwcnig oberhalb des Ostrogcs liegt, einquartiren. Bald nach meiner Ankunft brachte der Befelshaber des Gstrogs die von ihm verlangte ieutc, welche halb Russischer und halb Tatarisch" Nation waren. Ich ließ auch einige von den benachbarten Tataren hohlen, welche sich für Theleu« tcn ausgaben, allein ihrer Religion nach für solche nicht gehalten werden können. Sie wollen sich von den Aal" mucken herleiten, und haben keinen 2xam, verehren ei- , nen Gott, dcn sie gegen Morgen, und wie sie vorgeben, einige unter ihnen auch gegen Mittag, anbeten, und ha!- < ten von dem Teufel nichts. Sie schienen mir zu schlau zn seyn, um die rechte Wahrheit von allen Umstanden ihrer Religion zu sagen; daher will ich auch das gemeldete nicht für etwas gewisses ausgeben. Des Nachmittags um 2. Uhr fuhren wir weiter, »md ob ich gleich gehofft hatte, je weiter wir den Fluß hinun» U 2 ter z28 '75 4- den 5«n clob. ter kommen wm-den, je weniger würde es mit dem Stran« den Nelh haben, so muste ich doch erfahren, daß die Reist vcn N>^chno-Tomsk bis Tomsk in diesem Scücke tic beschwerlichste war. Jedoch das Stranden machte zuicht so wem'gm Eindruck by uns allen, daß wir nichts mchr darnach fragten, und wegen der zunehmenden star-? sen Kä'te nur immer wünschten in Tomok zu seyn. Die Nacht hindurch fuhren wir eiliche Tatarische Nlussen vor, l)kn, und kamen des andern Tages Morgt'ttS um 8» ^lhr glücklich vor der Stadt Toni5k an, allwo ich den Herrn Prof Niüllcrn in gutem Wohlsiande mm-af, als wel.sec schon den lstm Octob. allhier angelanger war. Der Grund zu dieser Stadt ist unter der glorwür« digen Regiegierung dcs C^aars Fcodor ^wanon'ir; durch einen angebauetm 'ka mitten dadurch fiicßt, so theile ich ihn in den rechten U 3 und Ztt) !?'4 den 5ttn (Dctod. und linken Theil ein. In diesem sind von Haliptgcbäu< den zween Klöster, von denen das eine mit Nonnen, nnd das andere mit Mönchen beseht ist, und eine Kirche da« bey. Auch befindet sich in diesem Theile der Stadt eins Tatai ischen Slodode. Anf dem rechten Theile sind noch drey Pfarrkirchen, und ein grosses viereckichtcs Kaufhaus, ( Gostmnoi' Dwor) alle von Hol^. Es enthält gegen 45. Kramläden. Man findet darin die ausländischen Waaren, als vornehmlich allerhand lackierte Sachen ziemlich wohlfeil, und in einem nicht hicl höhern Preise als in Petersburg. Nur muß man nicht viel feines ver« mnthm. Von Pelzwerkc kann man, was man verlanget, bekommen; doch smd m,r die bloßen Felle von Thieren, aber keine daraus zusammen gcnähete Stücke zu haben. Wer auf dem Markte was kaufen will, muß zu gegen-wattiger Winterszeit von Vormittags um 9. bis 12. Uhr kommen; zu keiner ander«' Zelt findet er etwas. Auch des Sommers ist es hier nicht die Mode, daß ein Buden-kerl des Nachmittags sitzt. Wenn irqcnd cinc Stadt m Sibirien zu der Hand-lung bequem licgt, so ist es Tomsk- Von Tobolsk aus kan man gemächlich wahrendem Sommer ans dem Irtish), <1>b und Tom hicher kommen. Der landweg von Icmsciok und al!cn Städten Sibiriens , die weicec nach Osicn und Norden liegen, gehet übcr Tomsk. Es ko!W Tomsk 7482 n>crste 5l, kommen nicht nur alle Jahre ein, oder cm paar Carava» Nen auö der Ralmukey dahin, sondern auch alle aus Chi-Ua und nach China aus Rußland zu lande gehende Ea, lavanen reisen durch diese Stad; deswegen ist auch der Handel darin grosi, und scheinet fast die ganze Stadt zu handeln , wiewohl dem ohngeachtet hier auch eine ordent« lichc Kausmannschast ist, über deren Hcmdlung5geschäfte eme hier angeordnete Obrigkeit die Aufzlcht har. Man kann aus diesem Grunde mit ziemlicher Gewißheit sagen, daß die hiesige Woywodschast für cincn gewinnsüchtigen Mai'.n die beste von ganz Sibirien ist. Ein grosicr Theil der Einwohner dieser Stadt sind altgläubige oder abtrünnige (Scarawierzi), wie denn ganz Sibirien davon voll seyn soll. Ich kann mich ü-ber die Tollheit dieser ieute nicht genug verwundern. Es smdhier 3.Männer, welche, seitdem der Befehl wegen Abschneidung der Barte heraus ist, alle Jahre freywillig 55. Rubcl in die Kanzley bringen, um die Erlaubniß zu fabon, ihre Bärte zu tragen. Zween davon sollen nun durch cine Bittschrift Ansuchung gethan haben, daß man sie wegen ihrer Armuth von Bezahlung dieses Barttri-buw lossprechen moM, wogegen sie künftig die Bärte zu Ichecrcn versprochen hätten. Mall ftgr abrr, daß noch kcin Bescheid darau^crsolg?t wäre. Ich m^yuc, es wa-rc M, daß cs Me solcher Navrcn gäbe, die ihre Bärte U4 so FIT '?34- den 15M Vctob. so theuer erkauften; und also würde mein richterlicher Spruch für diese ieute sehr schlecht ausfallen. Es geschah einmahl, daß sich einer von unserer Gesellschaft in eines solchen Abtrünnigen (NoskolschtsiHiken) Vadstube ba« dete. Der Roskolschtschik ließ kein Gefäß, welches diese Person bcy ihrem Baden gebraucht hatte, ganz, son< Hern schlug alles entzwcy. Es ist hier Mode worden zu sagen, wer keinen Brandtwein trinke, sey ein Roskoljch« tschik, und in dcr That.war es bisher so, daß die Ros« Weise von andern unterscheiden wollten. Weil es aber doch viele giebt, die, ob sle wohl in ihrem Herzen Roskolschtsihiken sind, doch nicht davor angesehen seyn wollen, so trinken nun schon vie« le unter ihnen Brandtwein. Ob sie gleich der Russischen Religion von Herzen feind sind, so dürfen sie es sich doch äußerlich nicht merken lassen, damit sie keine Krankheit auf der Zunge bekommen mögen. Hingegen was sie wie, der dergleichen leute, als wir sind, bcy Gelegenheit aus-stoßen tonnen, daran kommen sie eben nicht schwer; den« sie halten uns nickt für besser, als Tararen. Ja es ist uns in einem Haust, worin wir hier gestanden, begegnet, daß der Wirth, welcher doch kein Roskolschrschik war, als er uns ein Spannferkel kaufen sahe, sich sehr ver« wunderte, daß wir Schwemstcisch äßen. Er meynte nämlich, er hätte von allen Religionen der Welt einen genügsamen Begriff, weil cr etwas von der Russischen und von Tomsk 7482 wersle. Ziz von derjenigen, zu welcher sich die Abtrünnigen und Ta, laren bekennen, wüste. Nun war ihm bekannt, daß wir weder Russen noch Roskolschtschiken wären; also mu« sten wir Cacarcn seyn. Die Klagen, welche ich, da ich von Rusncyk han« delte, über die Trägheit und Faulheit des Volkes führte, Muß ich leider hier wiederholen. Ohngcachtct hier verschiedene Arbeiter sind, so bekommt man doch keinen, so lang cr noch einen Heller hat, wovon er den heutigen Tag lcben kann. Sie sorgten nich für den andern Mor« .. Kühe sbrig geblieben, und an Pferden bcy zwey drittel gefallen find. Niemand hat dawicder das geringste Mittel ge. braucht, und die Hauptursache war diese, daß vormahls, t>a eben dergleichen Plagen gewesen, dle Voreltern auch nichts gebraucht hatten. Es wäre zu wünschen, daß die Ursache vielmehr auf einer Ergebung m den göttlichen Willen bcruhete; und wenn man Gott so viel Ehre nicht anthun wollte, so waren sir gottlose teute noch genug Ur< fachen, sick? zu entschuldigen übrig. Allein es sty nun, daß entweder die Sldmakcn nicht für gottloö angeschen seyn wollen, oder dasi sie sich vielleicht um die Ursache hievon wenig bekümmern, so kann ich mit Grunde dcr Wahrheit sagen, daß der schändliche Müßiggang an allem schuld ist. Derselbe erlaubet ihnen nicht wcicer als auf heule zu den-kcn; und wenn Hundcrc Kühe fallen, mid sic ,:m- nochcilie leben/ Bogovodskoje Siclo 7^33 Wersten 515 wendige vor sich sehen, so leiden sie ihrem Bedünckennach keine Noch, und verlangen keine Hülfe. Als eine beständige Plage von Tomsk ist diesis mit anzuschen, daß daselbst mehr Mäust sind, als ich jemahls an cmcin Otte gesehen habe; hingegen weiß man dort nichts von Naßen, nx'lches vielleicht die Ursache ist, warum so viele Mäuse da sind. Und weil man kein anderes Mäuscczift, das sich sibst machte, weiß, als Katzen, so be< dimt man sich weder einiger Mausegifte noch Mausefal« len; denn diese muffen durch die Kunst der Menschen zu< bereitet werden, welches der faulen Gemüthsart der Ein' wohner zuwider ist. Den Kaßen allein, die sich nach dem Begriffe der Einwohner selber machen, überlassen sie die Mühe, die Mäuse auszurotten. Den 3'sten Octobr. that Herr Pros. Müller und ich eine kleine Spahierreise nach dem d, um zu sehen, wie man daselbst das Eisen macht. Die Schlittenbahn war schon gut, und wir konnten hoffen, daß nicht viel Zeit darauf gehen würde. Wir giengen des Abends um 8« Uhr ab, und kamen des Nachts um halb 12. Uhr in Nc-lubina D. an, allwo wir die Pferde wechselten. Den isten November des Morgens um halb 6. Uhr erreichten wir, nachdem wir zuvor über den (l)b gefahren, 2)ogo< rodskoje Sielo, als welches jenseits des il>b'Flusscs lie. gct. zi6 1734. den istm Noveinb. get. Ee ist bey der Kirche diesis Fleckens eine berühmte Mutter Gottes, welche den Beynahmen dcr Odcjicri^ führet. Gleichwie die AbalatSkische nach Tobolsk, also wiro dicse alle Jahr nach der Stadt Tomsk in Procession gebracht, und dcr Woywode nebst den vornehmsten des hiesigen Orts hohlen sie zu Fuß ein. Und eben so wird sie auch wie dort, nachdem sie den hiesigen Ort eine Weile mit ihrer Gegenwart beehrt und gchciliget hat, wieder zurückgebracht. Die Art und Welse wie diese Mutter Gottes hicher gekommen, ist von der vorigen et<-was unterschieden. Die Erzchlung davon lautet also: Der Ort, wo der Flecken jetzo stehet, war vor diesem von Tamrcn bewohnt. Dicse hatten öfters einen Thon ge« höret, als wenn mit Glocken geläutet würde. Einige Ein< wohncr dcr Stadt Tomsk, welche es von den Tataren zu verschiedenen mahlen gehört hatten, zogen die Sache m reife Überlegung, und vermutheten darunter etwas gött. liches; sie fertigten daher auch jemanden nach Tobolsk ab, um daselbst cin Bild dcr Muttcr Gottes mahlen zu lassen. Ein gewisser Küster in Tobolsk, welch?r Bilder zu mahlen pficgt, soll das verlangte Marienbild ge. niahlt, und demselben einen Seegen und den Rath gegeben haben sick) selbst einen Sih zu suchen. Dieses Bild ware von Tobolsk zu Wasser abgegangen, und halte schon damahls verschiedene Wunder gethan; es hätten sich auch die Glockemhöi,'.- bey den Tataren mchr al5 jemahls hö^ rcn lassen. Daher halte man diesen chönendcn Ort zu dem Bogorodokoje Siclo 7533 Wcrsie. Z'7 dem Sitze dieser Mutter Gottes bestimmt gehalten, und deswegen eine Tschafsonnja für dieselbe dasilbst gebau-tt. Allein nicht lange hernach sey das Bild einem gewif. sen frommen Mann in dem Traume erschienen, und habe ihm befohlen, anstatt des Bethausee eine Kirche zu bauen, welches auch geschehen wäre, und die Grundlegung zudie^ sem nun ziemlich guten Flecken veranlasset hätte. Inzwischen, daß alle Vorbereitungen zu dem Eisen, schmelzen gemacht wurden, giengen wir auf den Ob, um die Art, wie man hier zu 4ande des Winters sischtt, anzusehen. Die Kalte war sehr durchdringend, und wir Musten für unsere Ncugtcrlgkctt genug leiden. An unterschiedlichen Stellen des Ob«Flusses sind hin und wieder Riheu in das Eis bis auf das Wasser ausgchimm, so lang, als das Netze ist, damit man den Zug thun will-Das Netze wird in diese Ritzen gehangen, und mit langet? Stöcken hin und wieder befestiget. Will man schen, ob sich Fische in dem Netze befinden, so muß Man allezeit vorher das Eis, das sich oben auf dem Waffer gesetzt hat, mit Stangen und Schaufeln wegräumen, damit das Netz frey heraus gezogen werden könne. Wir liessen elliche Züge in unserer Gegenwart thun, bekamen aber doch nur wenig Fische zu sehen, und es sollen zu andern Zeiten ihrer diel mehr gefangen worden seyn. Außerdem fangt man hier anch Fische folgender Gestalt mit Körben. Es wnd eins M l7)4< den ' sic»» ^lovolnd. eine dcr Grösse solcher Körbe gleichmäßige Oeffnung itt das Eis gehauen, an welchem sie gleichfalls mit Stöcken bcvcstiM werden. Sie sehen als wie eine gewisse Art von Mausefallen aus, welche einen kegelförmigen Eingang haben, so daß die Fische leicht dadurch hinein, aber schwer wieder heraus kommen können. Weil die Nntxun, welches die Hauptsische sind, die man zu fangen sucht, und zu dcm Geschlechte der Forollen, die keine Zäh!',e hab.'n, gehören, wider den Strom ansteigen, so sind die Körbe so gesiellct, daß ihre Olffnung gegen den Strom siehet. In Tcntsch^nd, da man sich dergleichen Körbe, sonder«-lich bey den Mühlen bedienet, hat man einen doppelten Vortheil davon. Weil die meisten Fiscke daselbst mit dem Strome gehen, so ist die Oeffmmg derselben ft gcstellct, daß die Fische mit dem Strome hinein gehen können; wenn sie aber wieder heraus wollen, so ist ihnen nicht nur die Enge des loches, sondern auch die Gewalt des Stromes im Wege. Hier aber, ob sie zwar auch wegen ihrer Art wider dtsorodsko/a Siele 7533 Worsts gly Wir gima/n von dem Fischfänge gerade nach der Eis'nhütse. Sie bestund aus vier Wandel, und einent Dache, daß man abnchmen konnte, wie man wollte. Da< rinn war?,, zween Oeftn gebauet, die durch einerley Maurett zusiiminen verbunden waren. Ein jeder Ofen hatte eine halbe Elie im Durchschnitte, und war eine Elle tief. Das Heerd^ und Blasbalgloch ist l'ben dasselbe ioch. Nachdem ma« elwaH Kohlenstaub in den Offen gezettelt, und die von Thon yemachte Nöhrc, worin die Blasbalge gerichtet werden, eingesetzet hat, so wirst man das ganze loch mit gebacko nen Stemm zu, und die Ritzen und kleinen iöcher dazwischen wcrden mit getrocknetem und gestoßenem ieime und Erde nur zugeschüttet, weil, sagen sie wenn cs gemauert würde, das Feuer leicht durchsrcssen, und deil glücklichelt Erfolg ihrer Arbeit stören könnte. Das Erz, welches sie schmelzen, sammlcn sie bey Klemigklitcn an dem Ob, und slchet dasselbe von aussen gclb, inwendig ab.'r braunlich und sehr derbe aus. Funfzehcn Wcrste von hier ist ein Berg, der aus lauter Eisenerze bestehet. Es ist fast voncbcnbicser Farbe, jedoch nicht so dcrbe, und siebe, dienen sich dessen nur, wenn sie von dcm andcrn nicht ge< nug haben, weil sie aus der Erfahrung wissen wollen, daß das erstere viel besseres Eiset, gebe. Alles Erz röstet, sie, ehe sie eb schmelzen, zwischen Holz, wovon es roth und mürbe wird. Alsdann schütten sie es in eincm langen schmalen Trog, in welchem es eil, Kerl mit einem ziemlich z:a l?34. den isien bis ;mn zrcn Nov. großen Hammer pocht. Sie sagen, daß sie aus ungerö? stetem Erze kein Eistn schmelzen könnten. Nach alle» dicsen Zubereitungen wird der Ofen mit Kohlen angefüllt, r.nd Feuer angeblasen, und zu gleicher Zeit nimmt maneitt Stück von dem Dache weg, damit der Rauch hinaus ge-hcn könne. Oben auf die Kohlen aber wird etivas von dem gepochten Erze aufgetragen. So wie ich oben von den 25arsi;jakeN gemeldet habe, daß sie immer bey wenigem mehr Erz eintragen; also machen es auch diese, nur mit diesem Unterscheide, daß, weil der Ofen hier größer ist, auch mchreres Erz, und dasselbe lmmer in größerer Menge eingetragen wird. In einem solchen Ofen schmelzen sie GriHcn von zwey Puden, und verkaufen das Pud zu 15. bis 20. Cop. Das Eisen ist vortrestich, und vielleicht das weicheste, welches jemahls in Sibirien gemacht worden ist. Ich muß noch ein Wunder der Natur anführen, das ich in diesem Flecke,! gesehen habe. Es kam ein alter Bauer zu uns, welcher vollkommen wie em altes Weib aussahe. Er war klein von leibe, und hatte nicht das geringste Merkmahl eines Barts. Auch sagte er, und seine Mitbrüder bezeugten es, daß er niemahls einen Bart g'habt hatte; und doch hatte er Kinder und Ki'ndeskinder. Er hielte sich zugleich ftst versichert, daß er der wahre Va« tcr dieser Kinder wäre. Tomsk 753 l werste. ZA Geqcn Mittag rciseten wir wieder ab, und ka,ncn durch den vorigen Weg ?lbends um 8. Uhr wieder in der Stadt Tomsk an. Das Fest des Erzengels Michaels, welches auf den 8tcn November einfiel, setzte die Stadt in große Bewe« gung. Man hätte meynen sollen, es wäre ein Befehl ge-grben worden, daß sich jedermann an demselben Tage vollsauftn sollte; so clfrig war der Trieb trunken zu werden. Der Tag war nicht genug, sondern die Nacht mnste man auch noch mit lcrmen, Schreyen und Toben zubringen. Jedoch hl'crbey blieb cS nicht. Es währte der ierm acht ganze Tage; innerhalb dieser Zcit muste man sich nicht träumen lassen, cmcn Arbeitsmann zu bckommcn; man soff beständig, und des Hurens ware kein Ende. Dm »4tcn fängt die Fasten vor Weihnachten an, und wird, weil sic mit dem Tage fthllippi des Apostels ihivn Anfang nimmt, die Fasten philippi (philippow post,) genannt. Sie endiget sich mit Weihnachten. Diejenigen also, welche sich verheiraten wollten, musten cs in diesen acht Tagen thun, und ich Habs vernommen, daß, in dieser Woche wM fünfzig Hochzeiten gewesen sind. Die Ceremonien, die bey dergleichen Hochzeiten gewöhnlich sind , verdienen wohl aufgezeichnet zu werden. Ich habe dic wenigsten gesehen, ob ich gleich Gelegenheit genug dazu hatte. Denn ich bin zuweilen von den herumreitenden Einladern auf der X Stra< Ramtsch.R.l. Theil. ?22 !?34 do«^ 8rm ^iovcnib. Straße zur Hochzeit eingeladen worden. Die Gcwohn-heit bringt es so mit sich, oaß wenn der Bräutigam gute Mitte! hat, der Einlader (Drilschka) alles einladet, was er nur snldcn kann. Die Hauptcermwnie bestehet im saufen. Einmahl war ich bey dem hiesigen Woywoden, als ein Haufen Hochzeitleute ankamen. Es waren zwey paar, Bräutigam und Braut, beyde von ihrer Anwerbern» lSchwacha) und Brautmutter, wie auch einigen Be« freundten und dem Emlader bogleitet. Die Braute hat« ten eine jode eine ziemlich hohe Zobclmühe auf, und einen seidenen Mantel in Form eines RoquelorS bis auf die Füße hangend um sich, welcher vorne auf beyden Seiten sei« ncr Oeffnung, und an den Ermeln, worin die Arme nicht gesteckt waren, mit goldenen Tressen beseht war; Unten herum abcr war er mit Zabeln gezieret, welche auf dcr Erde nachschleppttcn. Die Brautigamme hatten auch neue Kleider an. Sie brachten Brandtewein mit, und trunken dem Woywoden zu, der Woywode ließ ihnen darauf wieder ccwas von starken Getränken rrichm; das Mam'svolk that alles Bescheid , die Braute aber trunken wellig. Hingegen schlugen die Schwa» clxit und Brautmütter nichts aus, und eine der Mütter war schon, als sie in die Stube trat, ziemlich berauschet. Nachdem sie genug getrunken hatten, so hielte der Drusibka cine Rede an den Woywoden, und bat ihn zur Hochzeit. Hierauf giengen sie fort- Dergleichen Bcstt- Tomsk ?5ä4werste. 32) Besuche stattet' sie bey allen Befteundten, «nd bey dencn-jenigen ab, dcitcn sie Ehrerbietung zu bezeugen schuldig sind. Wir haben auch in der Kirche dcr Trauung .s zu gleicher Zeit' mit dem Woywoden verfügten. Di' ganze Handlung ward sehr cavalicremntt verrichtet. Die zwey Verlobten musten vor den Altar treten, und der Bräutigam dcr Braut zur rechten stehen. Mbm der Braut ^r 3- stund Z24 <734 de»» 'lten t^ovenld. stund die Schwacba und neben dem Bräutigam der Drusihka. Der Priester, welcher in seiner feyerlichen Kleidung war, losi'te der Braut die gebundene Haare, wozu die Schrvacha hülstiche Hand leistete. Einem jeden der Verlobten gab cr eine brennende Kerze in die Hand; sodann laser die gewöhnliche Kirchengebete, und endlich gieng die Trauung an. Es ward ein Tuch ge< bracht, darauf musten sie beyde stehen; der Priester ließ sich von einem jeden seinen Ring geben, betete und gab ihnen die Ringe verwechselt wieder. Darauf brachte er ein heiliges Bild, statt des sonst gewöhnlichen Kranzes, ließ es küssen , und hielt es dem Bräutigam auf den Kopf, und fragte ihn, ob cr gegenwärtige Vraut zur Frau haben wolle. Der Bräutigam sagte, ja, weil ich gezwungen bin. Der Pnestcr aber kehrte sich hieran nicht, sondern murmelte nur lcise, man könne daraus, daß cr in die Kirche gekommen sey, sehen, daß cr sich freywillig verheirate. Das Bild ward ihm noch nicht von dem Kopfe genommen, sondern von dem Dnischk^ beständig ausrecht auf demselben gehalten. Dcr Braut brachte der Priester eilt an'ocr Bild, und machte mit ihr eben die Ceremonien. Als dieselbe nichts antworten woll-te, sagre cr: du hast ja eine Zunge, rede, und ohne ihre Rede zu erwarten ließ er es gut seyn. So wie dem Bräutigam der Drusihka, also hielt der Braut die Ochwacha das Bild noch bestandig auf dem Köpft. Hier- Tomsk 7584 werste. 925 Hierauf nahm der Priester den Bräutigam, und dieser di« Braut bey der Hand, und zu gleicher Zeit wurde das obgemeldete Tuch unter ihren Füßen weggenommen. Alsdann führte cr sie, von den durch den Drusche und die Schwacha gehaltenen Bildern begleitet, auf eben dcr Stelle, da das Tuch war, widcr den iauf der Sonne, (bey den Roskolschrschiken geschiehet es nach dem iause derselben) in der Runde herum. Endlich ließ er von einem jeden der Verehlichten, zur Vestättiqung deS Bundes, das über ihn gehaltene Bild nochmahls küssen, und machte damit der ganzen Handlung ein Ende. Allem Ansehen nach hatte der Hauptpriester der Kirche m diese Trauung nicht willigen wollen, und ich schließe daraus, daß sie unrechtmäßig gewesen sey. Der Kranz ist ohne Zweifel deswegen nicht da gewesen, weil ihn der Haupt-Priester (prowpope), um die Trauung zu verhindern. Verschlossen haben mogte. Ueberdem ist auch gewiß, daß die Trauung wider den Willen beyder Verehlichtcn geschehen sty. Vösewichte redeten dem Woywoden nach, als hat- , te ihm die Braut zu dcr Zeit des Verhörs so wohl gefal. len, daß er sich entschlossen hatte, sich ihrer Annehmlichkeiten künftig zu bedienen; und um hierzu zu gelangen, hätte er die Trauung veranstaltet, und gedachte beyde in scin Haus zu nehmen, wovon man schon mehrere Exempel wüste. Man sagte der Kerl wäre ein Sluschiwa; cr hat» te aber die liverey dcs Woywoden an. Dieses gaben 3 5 eim- I26 1734 ben i4ttn bis zum 2istcn ^lovclnb. einige für ein Werk der Barmherzigkeit der Bedien-ten des Woywoden aus, als welche ihm, weil er nichts als einen Slnschiwa « Pelz im Vermögen gehabt, das Kleid zur Hochzeit geliehen häüen. So viel ist wohr, dasi der Woywode zu gedachtem Widerspruch des Bräutigams in dcr Kirche mauseM schwieg, und die Sache ohngehindert fortgehen ließ. Mit der philippow post, welche den i^ten einfiel, Horts zwar das unmenschliche Toben anf: allein das Sau» fl'n hatte so wie vor Michaelis seinen Fortgang. Dfe Pächter lpodrödsiHiki) die den Brandtwcknhandcl gepachtet, haben cmm desto größcrn Vortheil, je mehr die ieute sausen. Wenn also der Woywodc eines Orts diesen Herren wohl will, so läßt er die leute saufen, so viül sie wollen. Eit»e besondere Polizey aber ist hier nicht angeordnet, wcl-chc darauf, und auf andere Unordnungen, Acht zu geben hatte. Zwischen dem i?ten und 2isten kum hier eine Cara-vane aus der ^alnnickcp an. Alle Waaren wurden von Kamelen geiraqen. In dem Gosiinnoi Dwor wurden dieselben abgeladctl, und die Buden , darin man sie legte, von dem Zollhause versiegelt. Sobald der Woywode Nachricht erhielte, daß die Caravane in dem Tomskischen Gebiete angelangt sey, schikte er derselbe«» einige Zollbe-diente entgegen, welche diejenigen Waaren, die von dem Zolle in Scmpalat nicht versiegelt waren, versiegeln soll-? ten. Comsk 7584 wcrste. 327 ten. Die Caravane war über 20c). Kamel? stark, nud bestund aus Anssin, Tschahischcn und Casanischcn Tas.:. l'cn, und Buch^ron. (Die ^almuckc»: hatten sich l."y Scnipalar von ihnen getrennet , uild warm nach Ia-N,ystl)cwa gegailgen). Der Woywode hatte schon vcn Solnpal^l Nachricht, daß alles daselbst nntelsiicht uiw versiegelt worden; nur die Bttcharen hätten wchcr das eine noch das andcre zulassen wollen, und vorgewandt daß cs in Toln^k Zeit qcnug ware. Ich habe stl^on bey Gelegenheit des Irbilischen Iahrmarcktes gesagt, daß zwiscken dem Russischen Gesandren, u„d dem Galdan ^iron, ein Vertrag gemacht worden, kraft dejscn bcyde Natiol,en mit einander ohne Zoll zu bezahlen handeln tönnen; und daß dieses von beyden Theilen zwar beobachtet, Nussljchcr Scits abcr der Zoll von den Kausern eingefordert werde. Damit nun hierm kein Unterschleif geschehen könne, so ist die Verfügung gemacht, daß man die Waaren der Aalmuckon und Bllcharcn che s,e hichcr komlnen, durchsuche und versiegle; wobey ilmen, nachdem man nach ihrer Ankunft von allem ein genaues Verzeichniß gemacht hat, angedeutet wird , daß sie alle leute, die von ihnen kaufen , in der hiesigen Kanzlcy angeben mögtcn, und düß man, wofern sie diesi's nicht thun würden, den Zoll für die Waaren, die sie an jem.md verkaufen, dessen Namen sie in der Kanzley nicht nu'lde-lcn, ihncn abfordern würde. Dieses war die Ursache, 3> 4 . war« Z58 !?34 bcn 24sien iTlovcmb. warum der hiesige Woywode den Bucharcn entgegen schickte, welches vorher niemahls geschehen war. Sie wollten aber ihre Waaren nicht durchsuchen lassen, und die Zollbedieme kamcn leer zurücke. Indessen hält man nun die Aucdavcn auf, und läßt sie sich nicht der Stadt nähern, biß die Streitigkeiten ausgemacht sind. Der Woywode schickte darauf die Zollbedienten wieder mit cinem schärferen Bcfehle,und zv.Sluschiwie, nach dcn Buclv.ren. Die übrigen Kaufleute, welche angekommen waren, hatten alle schon m Scinp^lac den Zoll bezahlt, welches der zchcnde Theil von allcm, außer Gold Silber und Edelste»'. ncn ist. Ihre Waaren brachten sie Hieher, so wie sie das Zollhaus in Scmpalac versiegelt halte, und hier wurden sie nun alle wieder durchgesehen, ob vielleicht ctwas dazu gekommen wäre. Hier lst wieder eil» Punkt, der, wie bcy dem Irbitischen Jahrmarkt, dein Woywoden vorlheilhaft ist. Die Kaufieute wollen, daß ihre Waaren je eher je lieber durchgesuchet werden, und also muffen sie den Woywoden durch Geschenke gewinnen, daß er dieses bald lhun lasse. Wir wohnten den 22sten dieses, um die Verschiedenheit der aus der Ralmuckey gebrachen Waaren zu sehen, mit' dem Woywoden der Durchsuchung bey. Von Zcugcn sahen wir Cattun, Tschandar (eine Art von. schlechten, wn'ßen baumwollenen Zeuge) Chain, und Persianische Teppiche, welche durch die Bucharcy nach den Tomsk 7584 wcrste. 323 ben Kalmncken verführet und deswegen von dorten aus theurer als aus Rußland erhalten werden; von Pelhwerken hatten sie Srepnie Lisizi, d.i. Steppenfuchs se, die nicht sonderlich roth aussehen, und selten von solcher Größe fallen, als die gewöhnlichen; Aorsoki, (eine ganz kleine Art von Füchftn, die theils wie die Srcpme Lisizi, theils wie schlechte 5uchsfclle aussehen,) schwär« ze Mcrllljchki, (Felle von verstorbenen lämmcrn) Gropnic Wolki (Steppcnwölfe), Scepme Medwic-die (Steppenbaren). Sonsten kommen auck TygsrÄ und Pantherfelle aus der Aalmmkey. Das Fell eines Steppenfuchses kostet 60 biß 72. Cop. und zwey Felle eines Aorjoks sind zusammen in dem Preis,:, als ein Fell des vorigen. Ein ungebohrnes iammsell wird zu lo. Cop. verkauft. Von roher Baumwolle, die zlemlich qut aus« sieht, war auch etwas unter den Waaren. Qcr Preis davon ist das Pfund zu iO. Cop. Noch vor unserer Abrci-'e hörten wir, daß auch die letztere Abschickung der Zottbe-dienten mit 52 Sluschiwie an die Buchsen fruchtlos gewesen wäre. Der Woywodc meynte, dliß die Aujscl» Und Bucharei» sich vielleicht nicht genug verstünden, und schickte deswegen zum drittenmahl einen guten Dollmets scher mit 100. Sluschiwie ab. Den Erfolg habcu wir nicht "bgcwartct. X5 Ehe Ehe ich Comsk verlasst, muß ich noch eines Toms' tischen Ixoftkcn crwehnen, der zu unserer Zeit für einen ii.'bhaber natürlich?!- Wissenschaften bey den Einwohnern gehalten wurde. Es war u»s angmehm, dicft Nachricht zu erhalten, weil wir Befehl hatten, wo es sich nur im< mer thun ließe, meteorologische Wahrnehmungen anzu? ordnen , die sich besser bey solchen ieuten anordnen lassen, die schon vorher einige liebe zu Wissenschaften haben, als bey dcncn, welchen alles dasjenige zuwider ist, was nur die geringste Verhältnis; dazu hat, dergleichen Gemüther in Sibirien gar Ycmsig zu sindcn su,d. Wir machten also mit diesem Rojakcn Bekanntschaft; wir baten ihn uns von der Kcmzley zu den metrologischen Wahrneh/ mungcn aus, wir unterrichteten ihn, und licßcn ihm die nöthigen Werkzeuge dazu, welches wir schon vorher in Casan, Tobolsk, und Iamyschnva ebenfalls bewelk-stelliget hatten. Die Absichl der Academic der Wissenschaften war, nicht nur hiedurch zuvcrläßige Nachricht von der gewöhnlichen Witterung Sibiriens zu erhalten, sondern auch eine ohngefahre Berechnung der Höhc des Erdreichs in Sibirien in Ansehung des Meeres anst'llen zu können. Ich bin nicht im Stande, oder vielmehr es ist wider mein Vorhaben, von den Folgen dieser Wahrnch« mungcn in diesem Tagebuche etwas zu melden; doch tra< gc ich kein Bedenckcn, eine Wahrnehmung des gedachm» Aös^ken, die cr noch vor unsrer Ankunft, nämlich den pcuy. $$}. Tomsk 1584 w"'ste. 33» 3osten Sept. vormittags zwischen 8 und ic> Uhr gemacht, wegen ihrer Seltenheit hier abgezeichnet mitzutheilen. Die Sonne stund starck östlich , und um diesclblge war i> ein Ring, der von außen roth, von innen grün, und in der Mitte gelb cnlssahe, dqscn Mttclpunkt die Sonne war. Der Halbmesser d?s Ringes mag ^ohnMähr ,5 Durchmesser der Sonne ausgemacht haben. Glgen den Horizont war der Himmel ziemlich wolckicht, und man hat daselbst den Ring nicht völlig sehen können. 2. Ein anderer sehr großer halber Ring, dessen erhabener Theil miten, und der'hohle oben'war, gieng durch den Mittelpunkt der Sonne, inwendig g?lb, auswendig roth, an dessen südlichem Ende, sowohl als an dem nördlichen rme No« bmsonne zu schen war. ?. Ein etwas kleinerer, aber doch in Ansehung des crstm großer Ring, auswendig weißliche, inwendig bläuliche, gieng mlt seinem unteren Bogen ebenfals durch den Mittelpunkt der Sonne. Die dwy besagten Ringe durchschnitten sich an beyden Soikn der Sonne, und eben in diesem Punkte des Durchschnittes war wiederum an jeder Seite eine etwas, größere Nebensonne, als die vorgemeldeten. Ueber dem lcht beschriebe ncn Ringe war, gegen den Zenith, ein Bogcn mit den Hörnern gegen oben zu gckchret, innwendig grün, von außen oder von der Seite, die dem Auge naher war, roth, in der Mitte gelb, und eben ein' solcher Bogcn stund auch über dem zuerst beschriebenen Rin- 3Z2 '734' dm 26tcn ^?ov. bio zum 2M! Dec. Ringe. * Diese Beschreibung verständlicher zu machen, wird beygehende Zeichnung dienen. Nachdem wir mit allem fertig waren, reiscten wir den 2l»sten des AbenVs um 6. Uhr von Comsk ab. Den 27stcn des Morgens um s. Uhr erreichten wir Genulujchki D- und des Abends um 6. Uhr Spaskoje Sielo. Es war, als hat-ten wir das gute Wetter recht abgepaßt. Ehe wir aus Tomsk giengen, war nichts als Sturm und dunkeles Wetter; aber gleich dcn folgenden Tag nach unserer Ab« reise fand sich stilles und klares Wetter ein , welches auch unsere ganze Rciso hindurch so blieb. Dcn 2Lsten mittags kamen wir in Smv.nskojc Giclo an, und dcs Abends um lo. Uhr in Tschlrdac aul. Hier fanden wir nichts als Tararfn. Wir kamen in Casanowü Juni den 3?sten vormittags um 9. Uhr an, in Rmnüjchanowu (ehemahls Dasiratschi) Juni denselben Tag Abends um 7. Uhr, in Sarbarschakowü Iurci den zosten des Morgens um 7. Uhr, in Tmalskago Rnjasza * Cilt ähnliches pliaenomennn ist in der liiNolre äe 1'H«6e- niie Ko/ale öc5 sciences 6c l'aiiz 1699. p, ioc). e6. Noll, beschrieben, und m Marseille geschen woldc», nur daß daselbst der Ring um die Sonne, und die zween Bögen,einer über gedachtem Ningc, und der an, dcre über dem N. 3 beschriebenen nicht gesehen wor« den. Denn ausier den 2 Ncbenson»en,die MdcChazel' les geschen, hat der P. Fellillee noch jenseits mehrere Mlvohl undeutlich wahrgeuMmc». Ustkemrschuck 798' worfle. 3^ Iurti des Nachts um i Uhr, in Tubanon'ü Illrti dl>n isten Decembr. vormittags um io- Uhr, in Rusc-M)rsi^owü Juni des Abends um 8-Uhr, in Rnlpi« stkcn'ü "lurri den 2ten December des Morgens um 4. Uhr, in Melcskoi ztrog vormittags um io. Uhr, in Ust ^ Rcmtschuk des Nachts um 1. Uhr an. Von Tjcbirdar an bis hicher außer in dem Ostrog , welcher mir Russen brscht ist, waren lauter Tacaren, und zwar lamer solche, die vor ohngefahr 16. Jahren durch den schon oft crwehntcn Erzbischof philophci getauft worden sind. Ihre ehemahlige Religion war ohngefahr mit der übrigen heydmschen Tararen ihrer einerley. Sie wüsten vo»» GOtt nichts, außer daß sie, wenn ihnen was gestohlen worden, bey dieser Gelegenheit sagten: GOlt wird den Dieb finden. Wenn jemand unter ihnen gestorben war, so fraßen sie dcs verstorbenen Pferd, und opferten die Haut dem Teufel. Sie begruben ihre Todten, und alle Personen, die bey der Beerdigung geweftn waren, sprungen, wenn sie von dcm Grabe zmückkamen, durch ein mit Fleiß dazu angelegtes Feuer, damit ihnen der Tod nicht nach« solgcn mögte, als welcher sich ihrer Meinung nach vermuthlich vor dcm Feuer fürchten muste. Zu Heilung der Kranken bedienten sie sich ihrer Ramme. Dieselbe hatten cmc allgemeines Arzencymittel wider alle Kranckhei« ten, welches gemeiniglich in einem Hcrmelinfelle bestund, worin Augen von Metall gemacht warcn,und welches der Ram I?; 17)4 don 2tci» D^cclul). 2>am in dem Allgesichte des Kranken um den Hals ge« bulldm trllg, wobcy cr die Trommel wacker rührete. Ihre Hauftr warcn elende Hütten, deren Eingang j^' gegen Morgen gemacht hatten. DerVauzeug bestund aus geraden Stöcken und Erde, oder was sonst am leichtesten zu bekommen war. Inwendig waren rund herum Bänke , und entweder in der Mitte oder an dcr S^'il'' ein Ea-mln, uin welchen man gehen konnte. Der Camin aber hatte siine Oessnung durch das Dach. Icho schen ihre Hütten meistens cbcn so aus, nur daß einige sich mehr nach der Russischen Bauart gerichtet habcn , indem man hin und wieder Schwarzsiuben antrifft. Auch ist die Anlegung des Eingangs gegm Morgen nicht mehr so gebräuchlich. In unterschiedlichen Junen war hintt'r dem Camin nach einer von Alters hergebrachten G.wohnheit ein Kalb angebunden. Die Fensterlöcher waren mit Eise zugefroren, so wie man an andern Orttn die Kellerlöcher tufrieren laßt. Als gedachter Erzbischof in diese Gegendm kam', so ließ er alle ieutc aufsuchen, deren ciniqe theiss gutwillig kamen, die meiste aber durch die Dragoner, so er bey sich hatte, herbey gchohltt wnrden. Weil <-llc diese Tataren an dem Cschulüm wohnen, so ist die Gcqend zur Tauft sehr bequem; denn diejenigen, wclche sich nicht mit gutem Willen wollten tauftn lassen, die wurden mit Gcwalt in den Flusi gejagt, und wie si> zurücke kamm/o hieng man ihnen ein Krcuz um dm Hal^ ; dann wcu^, sie gttauft. Damit nun die leulc m ihrer neuen'Region krhalttn werden möqten, so ward gleich d^s folgende Jahr 'nftarbarsclv.kon'ü Iurri ein? Kirche für sic angeleget, Und mir einem Rusiiscben Popen versehen. Diejenigen aber, welche wciccr den Tscl)ultl!n hinauf wohnen , sind an die Kirche i» i11cll.'skoi «Dstrog gewicsin worden. Co viel ist gewiß, daß die ieute nicht den geringste, Grl>nd von der Christlichen Religion haben, und dafür halten, das wesentliche derselben bcst^? darin, daß sie Kreuze tragen, das gewöhnliche Zeichen, des Kreuzes ma» chen, in die Kirch? gehen, ihre Kinder taufen lassen, nur ein Weib nehmen, sich aller dererjenigen Speisen , die sie Vorher gegcsstn hatten, als dcs Pferd-und Eichhörnerflei-schcs enthalten, und die Russische Fasten in acht nehmen. Sie habcn auch, ein jeder in seiner Juni ein Vild, davor sie die gewöhnliche Andacht mit Gospodi pomilui («o^l'v erbarme dict)) uia6)cn. Ein mchreres kann aucl) nicht vo,l ihnen gofordort wcrdcn, weil dic Russischen Popen, von denm sie untcrlichttt wcrdcn sollten , wegen Unwissenheit der Sprache mit ihnen nicht reden könnm. Vielleicht liegt es auch daran, dasi rvine sonderlich? Wahl unter den Popen gemacht wird; denn man hört auch, daß sie durch ihr iebcn und Wandel dcn Tataren wenig gute Exempel geben. Es ist vorjeho gcnug , daß cs so weit gekommen ist; die Tararcn m'nncn sich Christen; und vielleicht fügt cs GOtt einmahl , daß s,e ersah« rcn, was cm Christ sey. Ich 35" 1734 dcn 2 und Zren Dcccmb. Ich habe schon oben gesagt, daß alle Öerter von Tfcherdac anl an bis Ust-Rcmrschuü an dem Tschu« lmn liegen, welches einer der Hauptsiüsse ist, die in deN d>b fallen. Seine Mündung ist bey Tjcherdat aul. Das Dorf Ust Rcmtjchuk liegt 2 Werste oberhalb der Mündung des Remtjchuks, der in der TsiHulüm fällt. Vl.» dort an verließen wir den Tsihulüm und folglich auch die Tataren. In Tomsk hörten wir, daß der Tschulüm derjenige Fluß siy, welcher in diesen Gegenden am spätesten zufriere, weil er einen sehr schnellen tausf haben soll. Allem die Tararen sagen, er siy wie andere Flüssc Sibiriens; in dem Frühjahr wachst er stark an, und laufe schnell, im Sommer aber, und dem Spätjahre, sey sein iauf nicht schnell zu nennen. Im übrigen ist dieser Fluß nicht groß genug, daß man mit andern Fahrzeugen als Kähnen daraus fahren könne. Wir vernahmen hin und wieder auf der Durchreise voll diesen Tataren, daß diePock.'n gegenwärtig stark unter ihren wüten, und viele ieute dahin raffen. Dieses ist merkwürdig, daß die Pocken, wie sie erzählten, keine gewisse IahreSM kalten, noch sich alle Jahre bey ihnen emsinden. Sie wissen zuweilen zehn Jahr lang nichts davon; allein wenn sie sich sodann einsinden, so dauren sie l. 2.3. Jahre in einem fort- Mclcskoi Gjtrog ist so groß als ein kleiner Bauer« Hof, und gehöret unter das Tomskischc Gebiete. Er wur- Ustkcmtschllk 798! Wcrste '^ wurde von Sürgut aus wegen derTschulümmischenTaB tarcn noch vor Erbauung dcr Stadt Tomsk angelegt, und man hat sich dadurch zu weiteren Eroberungen den Weg aebahnct, so daß, wenn er auch schon gegenwärtig wem'g Dienste mehr thut, cr doch wegen derjenigen, dik er ehemahls gethan hat, erhallen zu norden verdienet, da «s ohnedem so eingerichtet ist, daß dcr Befehlshaber, wel-chcr den Tribut von den nahe liegenden Tararcn emsamm" let, in diesem Ostroge seinen ordentlichen Sih hat. Den Zten Vormittags um 9. llhr kamen wir in ei» ner Snnowje an, und musten daselbst futtern und zu Mittag? essen. Weil wir dieses schon vorher gcwust hatten , so ließen wir schon von dcm Ostrog aus den meisteit Tk^eil der Gerathschaft und des Gefolges vorausgehen, zu. mahl es nicht sonderlich bequem w«r, daß sich imscrl ganzs Gesellschaft in einer einzigen kleinen Schwarzstube behelfen sollre. Seba!>) wir also ankamen, fuhr der dahin voraus« gegangene Theil unserer Gesellschaft weiter. Wie wir in hie Stube hincm traten, so war uns zu Muthe, als wcnn wir h eine Mördergrube kämen ; so schwarz, so finster und häß« lich sahe es darin aus, wie denn auch der Kerl, dcr dar« in wohnete, bey nahe einem Mörder gleich sahe; deinc wir waren lange bey ihm, ohne daß er unS auf etwas an5, wortete; ja wegen der Dunkelheit, die den Tag der N^.cht gleich machte, verlohren wir ihn öfters miä dem Gesichte. I Es AamrsiH. N, l. Chcil. 333 l7)4- dcn z. und 4tcn Dec. ES war auch schwer zu glauben, daß nur ein einziger Mann in einer solchell Entlegenheit allcin wohnen sollte. Doch lraren alle unsere Muthmaßungen falsch. Daß der Kerl uns auf nichts antwortete, davon war seine Taubheit die Ursache. Dabey war er sehr alt, und setzte sich öfters m einen Winkel hin, um auszuruhen. Die Tararen von Ust-Remtschuk besolden ihn, daß er des Wintere daselbst wohne, und so viel Holz und Heu zuführe, als den Win« ter über für die durchreisenden nöthig ist. Der ganze Sold abcr bestehet in zwey Rubeln. Außer dem Ungemache eine solche mördermaßige Stube zu beziehen, hatten wir noch ein anderes nicht geringeres. Wir konnten die ganze Reise hindurch nichts als Thee trinken; denn Getränke mit sich zu führen erlaubte die Kälte nicht. Als wir hier aber Thee trinken wollten, so war das Wasser siin< fend, und auf geschehene Nachfrage fanden wir, daß kein ander Wasser m der Nähe wäre. Wir ließen also Schnee schmelzen, doch mit dieser Vorsicht, daß es auf Kohlen geschahe; weil sonst, wie die Erfahrung uns gelehret hatte, das geschmolzene Wasser den Rauch stark in sich zog. Cs bald aber der Schnee in Wasser zerflossen ist, so kann man mit diesem Wasser/ wie mit anderem verfahren. Solchergestalt bekamen wir zwar Thee, aber spat. Wir hatten keine iust in diesem finsteren ioche lange zu bleiben3 daher fuhren wir, sobald wir etwas gegessen hatten, weiter, und kamen des Abends um 8 Uhr in Niala Acts« Blclskoi Ostrog 8i«9 werste 339. kaSlobode an, nachdem wirzwoWersi«» vl?rherüb?r den kleinen Ret-Flusi gegangen waren. Dieses Dorfist ^ st vor 4. Jahren zu einer Slodode gemacht wochfn, seit wel. Her Zeit es eillen Befehlshaber hat. Wir ließen hicr wieder einen Theil unseres Gefol-ges vorausgehen. Wir selbst glcnqcn um Mitternacht ab,, und langten des Morgens um 4 Uhr ill der ersten Si-MOwje an. Was ich von der Beschaffenheit einer Si, morrje oben gedacht, das kann alles von dieser auch ge° sagt werden, außer das sie, weil der Boden bloß Erde und nicht mit Dielen bedecket war, noch. mehrere Unbequemlichkeit hatte, und an siatt, daß jener Sl> inorvsihtsichik nicht hörete, dieser fast nicht rcdcn konnte. Wir hielten uns nicht lanc;e auf, und kamen um li. Uhr in die zweyte Simowje. Dieses sahe um cin gu- tes besser aus, als die zwo vorhergehenden, und hatlc zwecn. Simowsichrschiki, davon der eine blind war, so daß es, scheinet, als wenn nur preßhaftc leute zu den Si«now^ icn verdammet waren. Nahe bey dieser Simowjc, ehe wir dahin kamen, giengen wir über den grosicn Rrr. Ja Melskoi Gstrog kamen wir des Nachts um y Uhr an. Es war meistens dicke Waldung, wodurch wir seit Nst« Ixemlschik reisen musten, welches aucl> die Urftche ist, warum man bisher außer der N?ala Rehkaja Slodo- da kein Dorf hat anlegen wollen. Denn man siehet ^in V 2 den den Gedanken, daß das Erdreich dort, wo lauter Waldung, ist, zum Ackerbau undienlich scy. Den 5tcn Dccemb. dcs Morgens um 7. Uhr erreichtet, wir TsihalbüschewH pogost. Wir wollten gerne an einem Morgen in Je-niscisk ankommen, damit die Nacht uns an Beziehung ber Quartiere und Besorgung der Gerathschaft nicht hin» d4v!ich fallen mögte. Deswegen blieben wir hier bis Nachmittags um i. Uhr stille liegen. Des Nachts aber um 8. Uhr langten wir in Mordowska D- an. Der gewöhnliche iandweg gehet sonst über JelanekoiD aber der Befehlshaber des vorigen Fleckens versicherte uns, der Weg über dieses Dorf wäre nicht nur besser, sondern auch kürzer; doch haben wir ans der ganzen Reise keinen schlimmern gehabt. Wir fuhren durch Waldung, und der Weg war nicht gereiniget; bald war er zu eng, bald la« gen Vaume in die Quere, und die häufige Wurzeln ver, ursachteu ein gewaltiges Stoßsn, Wir fanden indessen doch Pferde zur Abwechselung vor uns. Jedoch aus ob-» gemeldeter Ursache blieben wir bis all den andern Morgen um 4. Uhr liegen. Um 7. Uhr Vormittags kameir wir in der Stadt Ieniftisk all. Daß unsere Reise ft langsam von statten gegangen war, rührce theils daher, daß nicht leicht irgendwo so schlechte Pferde al« hier zu finden waren, theils, weil wir an vielen Orten nicht so viele Fuhren fanden, als un« nöthig waren, so daß wir daher öfters gegen ioo. Werste weit mit abgematteten Pferden fahren musien,. Die Jenisiisk 8?95 Wcrste Z4, . Die Stadt Ienisiisk liegt an dem linken oder west. llchci, Ufer des Ienisti-Flusses, welcher daselbst auf ans derthalb Werste breit ist. Er hat seinen Ursprung it, dec H?unnaley, und nachdem er ohngefahr 3000. Wersten lang gestojscn ist, ergießt er sich in das Eismeer. Di^ Stadt ist neuer als Kusneyk. Zuerst wurde nur «i" Ostrog, als wie bey den meisten Städten Slbiricns, an« gelcget, welcher aber wegen der sehr bequemen iage dcK Orts bald in eine Stadt verwandelt wurde. Die Stadt Ieniscisk ist längst dem Flusse Yenisei gebanet, und, »iel länger als breit. In ihrem Umkreist hat sie ohngefahr 6. Werste. An öffentlichen Gcbauden besinden sich hier die Hauprkirche, des Woywodcn Hans, die alte und neue Kanztcy, ein Zeughaus und einige kleine Hütten. Die, se Gebäude sichen alle innerhalb eines Ostrogs, der von der ersten Anlegung des Orts noch übrig, aber meistens verfallen ist. In dem übrigen Theile der Stadt, welche .704. Privathauser enthält, sind noch an öffentlichen Gebäuden drey Pfarrkirchen, zwey Klöster, das eine ein Mönchs» das andere ein Nonnenkloster, ein Pulvcrmaga« ^in und ein Provianthaus, welche beyde letztere mit ei» ziem besonderen Ostroge umgeben sind. In dem Mönchs« klosier wohnt der hiesige Archimandric. Fast mitten durch die Stadt fließt ein kleiner Bach, welcher von einer Mühle, die ehemahls daran gestanden der Mühlbach, .'r Stadt smd mclstcns Kaufte«« ^ tc, wclche einen guten Handcl zu tt'eiben Gclc^cnheit ha-"bell- D^s laster de^ Sauferey und des MüssiqanqS lst hier eben so gcmem, als in dcn beschriebenen Sibirlschm Slädtcn. Die ^.iebcssel,^«' wütet hicr ebenfasss in dem höchsten Grü^. Unicr den Slbiri'akcn worden die ^jenisier für schlaue und betru^eriscklcicutc gchaltcn^cZwcgcn sie auch dcn ^Bc^nHMcn Skwosniki habcn, welchcs lcute bedeutet, ^iö' cinc Sache durch und durch sehen können. Es ist hiev 'n Sibirien, wie an andern Orten, der Gebrauch, daß 'die Einwohner der Städte sich untereinander gewisseBcy-'i,amen gcbcn. Also heißen die Todolekcr Jafsowiki von einer Art Nothaugen, (Ialsi) dic es daselbst häufig Zic'bt. Diejenigen, wclche eine Ursache davon angeben wollen, sagen, dasi, nack>dcmI5rlnak Sibirien erobert hätte, man ein halbes Jahr lanq hundert SmckeIajsi für einen Copeken halte zu Kaufe bekommen können, und leiten , 'den ^ eynamen von dieser Historie her. Die C^rcr Ros-kclschsscbiki und 2volov^lt-scl)i'. Ersteres rühret daher, .,w?ii sich s^r viele Abtrünnige (Rosfolschl schikki) unter ^cr.öcsinden; das andere, weil ihrer viclc bey dcr ehemaligen Ienl'siisk 8195 wcrsie Z43 gen großen Hinrichtung gespießt worden. Die^,gnc Pissirc:!, welches semem Vorqebrn naä), alle Wunden) sie No^en auch so tödlich scyn , wie sie wollen, inner'--hall, einer Minute heile. Der Vortrag war marktschreuo. risch yemlg, nm ih,n niä)t Glaube,, bcyMicssen. Alj, lein nicht weniqe le'lte, auch sogar solche, welche sonst vonM'1'.ktschrcyerarzencyen nicht eingenomn:en;u seyn pfte-«gen, wusicn allerley Exempel zu erzählen, welche dem be^ rufenen Wasier ein grosieS Ansehen gaben. So wie Dip-pel ehemahls seinen Wundbalsam mit derwllnderthätigen Cur emcS Hundes, dem er einen Nagel durch den Kopf schlagen ließ, empor zu bringen suchte, so macht es dieser Oolowa mit einem Huhn, dem er in der Mitte des Ko« pfcs einen Nagel oder Federmesser bis in das Gehirn ein« schlägt, die Wundc darauf mit seinem Wasser begicßf, und Zu mchrcrem Beweise der Marklschreyercy von eben diesem Wasser ihm den Mund voll schüttet, worauf das Huhn, wcichcs hierauf sehr schwach darnieder liegt, innerhalb cmcr fth« Iemstisk 8195 worsts '345 sehr geringen Zeit frisch wieder davon lauft. Wenn man dawieder einwendet, daß ein jeder Brandtwein und «in jedes gemcmcs Wasser eben diese Wirl'ung zuwege brach-te, ja^ daß dieselbe erfolgte, wenn man das Huhn ohne alle Hülse licßc, so gcben die meisten diese Einwendung, wclcke doch gcwjsser maaßen richtig ist, für falsch aus. Ande« l/c, und besonders der Ausposauner dieser Wundarzney lassen. , sich auf diese Einwendung nicht ein / und meynen di« Wunderwerke derselben genug zu beweisen, wem fit Cu«?t . «uf de^ Tod verwundeter ieule, so mit diesem Wasser ge« - schehm senn sollen, anführen. Es ist nicht lange, sagen sie, daß einem hiesigen Einwohner, da er bcy einem im Brande stehenden Haus« Hülfe leisten wollte, ein ganzer Balken auf den Kopf sicl, woyon ihm das Blut aus Na« sin und Ohren stromwcise sioß, und er Sinnen und Ver-, stand verlohr. Man brachte ihn, erzählen sie weiter, gleichsam als einen Todten nach Hause, und ließ ihn daselbst ohne alle Hülfe liegen, bis endlich die leme, unter welchen dieser Unglücksfall bekannt wurde, auf dle Gedanken fielen, daß hier.die schönste Gelegenheit wäre, «ine rechte Probe mit dem SchiwajaWoda abzulegen. Bey diesem Punkte kann der Besitzer dieses Geheimnisses .Nicht mehr stille sitzen. Ich bin etliche mahle bey dieser Erzählung zu gegen gewesen, und habe gesehen, daß, wenn man darin so weit, wie ich jeßo erwehnet habe, ge--kommen war, er aufsprang und sagte, die gottlosen lcute hätten 346 ^754 dsn seen Drcemb. hätten in diesem Exempel seinen Ruhm völlig zernichten wollen, und er würde sich niemahls haben überreden las" sen zu dcm beschädigten'Menschen zu gehen, wofern er ' nicht gleichsam mit Gewalr dahin wäre getragen worden. . Wie er zu ihm gekommen wäre, fuhr er fort, hatte er jinen Todten gefunden, bey welchem auch kein Othcm oder Spur des iebcns mehr übrig gewesen, und was konnte wohl/ sagte er, eine ungerechtere Zumnthung seyn, als daß ich lcute von den Todten auferwecken sollte? Er versprach sich also, seinem Vorgeben nach ganz keine heil/ same Wirkung von seiner Arzney bey einem Todten; doch auf vieles Zureden der Herren Zuschauer hatte er den! Todten ein paar ioffelvoll von seinem iebenswafser cing^ gössen und in der Meinung, als hätte er eine vergebliche Sache verrichtet, sich wieder nach Hause begeben, ohne ' jlch um den weiteren Erfolg zu bekümmern. Er wäre ciber kaum in seinem Hause angelanget, so wäre der Tod/ ' te und mit ihm eine Menge Volks jauchzend und froh/ lockend Hu ihin g'ekommen, und hätten ihn gepreiset, daß er den Todten nicht nur lebendig, sondern auch frisch und gesund'gemacht hätte/ Nun, sagen die von diesem iebens-wasser eingenommenen ieute, was kann wohl ein übersüß renheres Zeugniß von der Wirkung dieser herrlichen Arze^ ney seyn? Ich meines Theils bin nicht gewohnt die Pr"' lereyen der Marktschreyer zu glauben; weil aber wie ich schon oben gemeldet habe, einige unter ihnen waren, welche ich Ienisiisk 3!95 wcrsie 34? ich nicht Ursache hatte, für solche zu halten, so fand ich sir nöthig, um eine Gewißheit von der Sache zu bekommen, mich vors erste so anzustellen, als hielte ich alle diese Erzählungen für lauter Wahrheiten, inzwischen aber unter der Hand mich von dcr völligen Historie dieses Tcbcnswas« strs zu unterrichten und Proben damit anzustellen. Ich habe auf diese Weise nicht nur eine ziemliche Gewißheit von der Wirkung der Arzeney erlanget, sondern auch das ganze Geheimniß ausgeforschet. Ich hatte, schon von dem Stabswundarzt der Kamtschatkischcn Expedition durch Briefe Nachricht,' daß er die Versuche mit dem Huhn, mittelst des Spiritus matricalis sowohl als des ge-meinen Wassers, wie auch ohne irgend eine Hülfe eben ft glücklich verrichtet, als Golowä mit seinem lcbenswas^ ser; daß ihm aber der Versuch, als er solchen an dem Hin-tcrthcile des Hühnkopfes angestellet, auf keine Art hätte gelingen wollen. Golowa, welcher an mir einen'gewissen Vertheidiger seiner Arzney zu haben vermeynte, beschenkte mich mit einer Flasche derselben, womit ich folgende Versuche gemacht habe. Ich stach ^ dem Huhne ein feines Federmesser mitten in den Kopf, bis ich glanbte, daß ich das Gehirn weit hinunter, und bis in das Hirn« mark verletzet hätte; ich bcgoß darauf die Wunde mit icbcnswasscr, und füllte auch den Mund dcS Huhns da-rnir an. Das Huhn, welches anfangs kraftlos darnieder lag, lief innerhalb einer Viertelstunde wieder herum, u,H befand S45 57Z4- dm seen Decelnb. fand sich auch 14 Tage hernach, welche Zeit über eS uw ter meiner Aufsicht gewesen, noch ganz frisch und wohl. Machdem ich c< hatte schlachten lasscn, sahe ich, daß ich das Gehirn vorne und weiter als bis auf die Hälfte ziemlich verletzet hatte, als von welcher Ve^cßung noch ein llei« nes Merkmahl zu sehen war; von geronnenem Gedlüte aber war nichts vorhanden. ^) Bohrte ichcinem andern Huhne n'it e^'licm etwas dickerem Messer und etwas tiefer eine Wunde m das Gehirn, und vcrfr.hr wie bcy demvo« ^igen; allein das Huhn starb innerhalb 5 Slnntzen, und „ach der O?ffnung befand ich, daß ich den linken Theil de5 GehirnS bis auf seil, innerst-S verletzet hatte; es war ouch unter der Hirnschale und ln der Wunde des Gchirns vlel Heronne.n, Blut zu sehen- Dieser letztere Versuch hiel. tc miä) von weiteren Untersuchungen ab, weil ich cinen rich- tveniger eine Wunde des Hirnlelns heilen könnte. Die Historie der Erfindung ist folgende. Obgedachter Fahn« ^ick, welcher vor vielen Jahre,, bey den damahligen Kriegen in der Stadt NAbnrg gewesen war, hatte gesehen, Daß ein gemeiner Feldscheerer daselbst elne ziemliche Wunde am Haupte mit diesem Wasser hcilete. Er erfuhr das 'Geheimniß so gleich von des Feldscheeres lehrjungen, hat ,ober damit ftit dieser Zeit keine Proben angestellet. Weil tzr aber an dem Golowa cinen iicbhabcr dcr Arzncykunst ge- gefunden, so hat er sich verbindlich gemacht e^g' demselben für etwas geringes zu entdecken. Ob nun gleich dieser <3olc»wa durch eine list das Geheimniß eher in Ersah, rung gebracht hat, als es ihm der Fähnrich entdeckte, so bekennt er doch, daß er es demselben zu danken habe. Weit die Iemsier dicse von dem Golorva gebrauchte iisi als «in Muster einer Icni^ischen Verschlagenheit anführen-, so will ich es fürzlich n^hlen. Golowa ließ durch a> wiss? mit Fleiß dazu bestellte leute lauren, wenn der Fahn« rich auf das Feld reiten würde; denn cr wr.ste wohl, daß «r dieses zu keinem andern Endzwecke thäte, als um das Kraut, woraus dieses Wasser gebrannt wird, zu hohlen. Nachdem sich nun der Fähnrich zu dieser Reise fertig ge. macht hatte, schicklr rr ihm jemand nach, welcher unvermerkt zuschcn sollte, wa> er für ein Kraut abbrechen wür^ de. Ei geschahe zu mchr.'?'m Glücke des Golowa,daß der Fähnrich, als er das Kraut auf dem Felde erblickte, dasselbe von einem ohngcfähr vorbeygehenden Bauren? abbrechen ließ, damit er der Mühe überhoben seyn mögte deswegen von dem Pferde herunter zu steigen. Der au5. geschickte Bote des Golowa machte sich dieses so zu Nu> he, daß als der Fähnrich auf der Rückreise war, er zu dem Bauren hingicng, und ihn fragte, was er für ein Krane abgebrochen hatte, welches ihm auch der Bauer redlich und ohne zu wissen, daß es was geheimes ware, entdeckele. Mus dich Weise erfuhr es Golowa eher, als es ihm der Fähn« Z5» 1754. del: bcen Deccmb. Fähnrich zeigete. Es ist aber dasjenige Kraut, welches bey den iateinern Anacampseros purpurea genennet wird, und schon Von alten Zeiten her als ein gutes Wundkraut bekannt ist. Die Ieniscischen Aerzte schneiden es klein, füllen damit die Hälfte eines Fasses an, gießen sodann Wasser darauf, spunden das Faß feste zu, und lassen es zusammen an einem warmen Orte ungefähr 8. Tage lang zur Gährung stehen; alsdann destilliren sie es. Das ü-hergehende Wasser ist das bisher berühmte Lebenswasser. Wie ich schon oben gemeldet, so glaube, daß die iicbeder Jenifeer zu der Arzneykunst ganz und gar von dein b^ rührten Golowa hcrstamme. Dann dieser ist dergestalt darauf erpichc, daß er alles glaubt, was ihm ei'„ je, des altes Weib sagt; und w nehmen könnte, haß sie ft gar in ihrer Substanz an den schad- !^adhaftcn Ort käme; wie denn auch der Verwundete ^ oincr Minute gchcilct worden sey. Da nun dieser Go-lowa ein gutes Mundwerk hat, jo glauben ihm vicleieu-^k, und die Gespräche von Krautern sind zu gegenwartl, 8er Zeit in Ienisiisk sehr gemein. Es ist in dieser Stadt stlakct^näm< lich die Narimnusche und Ienistische, ferner Tungllstn, Z 3 so FSs '735 vom ztcn dlS zum I^vcn Jan. so an dem Tunglwt'a und dem Tjchun-Flusse wohnen, und endlich die Azsanischen Tataren', wel6)e sich an d:W Ussolka und dem Ona-Flusse aufhalten. Die GstiakcN und Affanifchc Tararcn lcbcl, in einer großen Armuth; die ersteren sind alle getauft. Von den Affanischen Tara^ ren sollen nur noch ungefähr zwölf übrig scyn, vov wel< chcn aber nur ncch zwecn oder drey ihre Spra.che wlsscn. Vor diesem war es ein großer Stamm. Die Tlmgusen haben bishero noch aufkcine Art zu der Christlichen Religion gebracht werden können; sie sind ziemlich begütert, und ! ihr Reichthum bestchet in Vieh. Sie haben den Gebrauch, ^ jli ihre Gesichter Figuren zu nahen, welche aus dem blauen in das schwarze fallen. Doch thun cs nichc alle; denn sie halten cs nur für einen Zicrrath, welcher eben nicht allen nöthig zu scyn scheinet, und mit welchem sie auch nur Kinder zu versehen pftegen. .. - >' .. Wir hätten gerne von Iemscisk so abreisen rnHgen, daß wir gegen das Fest der heiligen drey Könige in Arapnojarsk eingetroffen wären, weil an selbigem Tage die vcrsihicdclnn ungläubigen Nationen des KrasnojarSki-schen Gebietes nach der Stadt kommen, um dcn Tribut des vorigen Jahres abzutragen. Allein die vielen Geschäfte, die wir hatten, ließe» es nicht zu. Deswegen schickten wir den gten Ianuarius die Hälfte unserer Gc-räthschaft voraus, und ersuchten die Krasnojarekische ^i ^' Kanz° Rutsihkow.: 8293 Wcrste. 359 Kanzley, daß sie von cincr jcdm dkscr Nationen cm paar ieute bis zu unstrcr Ankunft in der Stadt aufhalten mög» te. Wir blieben solchergestalt noch bis zum izten in Icniseisk. Selbigen Tag reiseten wir des Abends um 6. Uhr ab, und hielten m dem zunächst oberhalb der Stadt gclegenm Dworez des Mangaseischcn Klosters, wohin uns der Archimandrit hil'sig^r Stadt gebeten hatte, an-Wir verweilcten daselbst bis des Nachts um iQ< Uhr, weil gedachter Archimandrit uns freundlicb anlnahm, und wohl bewirthete. Wir kamen bald in wcrchnaja dcro^vna an, allwo uns frische Pftrdc gegeben wlirdcn. Des Mor< gens aber um 4. Uhr erreichten wir Markon?o Goro-dlschtjcl)c, welches ein ziemlich grosier Flecken ist, und nach dem Berichte der Einwohner den Namen Goro-discktfche daher bekommen haben soll, wcil die S^lle, darauf cr stehet, eine mit unter den dreyen gewesen war, welche man zu einem Plaße der Stadt Ieniscisk, ehe sie. erbauet worden, vorgeschlagen hatte. Des Vormittags um 11. Uhr kamen wir durch viele kleine Dörfer nach Nst-Tlmrfuskoi po^ost, welches 7. Werste unterhalb der Mündung des Tlln^uska liegt, und ein überaus schöner Flecken ist, dessen Häuser fast so gut sind,'als sie in Städten zu seyn pflegen. Wir speistten hier zu Mittage, und kamen des Abends um halb acht Uhr nach Rürschkowa oder RriwoluzKija Dcrewn.;, Z 4 wo« 5§Q l755 dcn l 5 llnd i6ten Jan. woselbst wir um die Pferde zu futtern anhielten: denn ob^ wohl Dörfer genug vorhanden sind, aus welchen Pferd^ zur Abwechselung könnten gegeben werden,so sind doch dls Anstalten so schlccht, daß es nicht geschiehet. Des Mor< Ac^s um halb 6. Uhr erreichten wir Aasatschci lug po< gost, wo wir frische Pftrdc bekamcn , und trafen um II. Uhr vormittags ln Mokro Slododokaja Dcrcwna «in. Des Abends um 4. Uhr waren wir in Bolschaja Ielan D. um halb 7. Uhr in Bodrowskaja dcr. und gcgcn Mittcrnack)t in Tolswka D» des andern Mor« gcns aber um 4. Uhr in Aanrar D- Mit Bolsts)ajH ^jclan erreichten wie das crsteDorf des Krasnojarskischen Gcbictes. Vormittags um halb 9.Uhr kamen wir nach NAschnaja Murtmskaja D< und um halb 12. Uhr nach IMecwskaja D- Murrinskaja hat den Namen von einigen kleinen Bächen, die in dcke, ein Rathhaus und noch einige Hütten, mir einer Kamnier darin. Bey der Kirche ist ein Glockenthurm mcrckwm'" dig, wclchcr an cinein so besonderm Ovte aebclUt ist, 5aß wcnn man dllrck die Stadt reisen will V man durch denselben gleich als durch ein Sladhttor fahren nwß. Sonst ist die Stadt noch besonders mit emcm Ostrog Die Einwohner derselben, sind meisienlHeils Sluschi« wie; denn Man hatte bey ihrer Anlegung die Absicht, die dasige Gegenden wider die Anfälle der Kirgisischen TA taren sicher zu stellen, und man war also damahls,und bisher bloß darauf bedacht dicse Sicherheit genugsam fest zu setzen. Es war demnach bis seit wenigen Jahren her ein Ort, wohin m'cht leicht jemand hinreisele, es sey denn, daß er solches anf Befehl hatte thun müssm. Rmid herum sind Srcppen, und diese waren den Strcifcreyen der Kir< gislschen Rojackcll vor dieftm sehr unterworfen. Seit cini« Rrasnojarsk 8577 Wnste. 363 eml'gen Jahren her ist cine vollkommene Sicherheit; denn die Kirgisische Ixoftckcn haben sich alle nach dm Kalmu« ckisch?!, ländcrn hingezogen , so daß die hiesigen Sluschi-wie Gelegenheit hatten, von der ganzen Gegend ohne G^'. fahr Nachricht einzuziehen. Sie fanden einen ziemlich geraden Weg durch di? Steppen von Rrasnojarsk an bis Ivluyk und Tomsk, auf welchem sich absonderlich zur Sommerszeit sehr wohl msen läst, weil es nirgends an Wasser und gutem Futter gebricht. Wenn hin.und wieder Dörfer wären , so würde es auch der bequemste Na, zur Wintcrszttt seyn. Dieser Weg von Comsk nach Irkutzk durch Arasnojarsk ist über icx?. Werste naher, als über Ienistisk den Cunguska hinauf. Weil nuu der Kayserlichen Casse wegen des vielen Fuhvlohns, das auf dicsc Wege beständig aufgehet, durch den ncucn Weg ein großer Vortheil zuwachst, so gehm die meisten, die auf Kayserliche Unkosten reisen, sowohl, im Soinmer als Winter den neuen Weg. Die Kaufleute gewinnen ebenfalls vieles dabey , und erwählen denselben des Winters moistcnlhcils, und auch zuweilen des.Som« mers. Aus dirsem Grunde siehet es in der Stadt Rras-nojarsk nun etwas lebhafter aus, als vor diesem, und mit der Zeit mögtcn sich vielleicht auch einige Kaufieute daselbst niederlassen. Die Sluschiwic haben hier ein gutes leben, und sind mcistcnthcils schr wohl begütert. Ihre Ncichthülmr bestehen sichen in Pferden und Rindoich, zu deren Nahrung si^ w?nig nöthig haben. Es mag so kalt oder so warm Wet. ler seyn, als es will, so lassen sie ihr Vieh auf den Sttp-pcn weiden. Demi auch des Winters ist selrm Schnee darauf, und das Vieh gräbt aus der Erde so viele Wurzeln, und verfaulte Krauter heraus, daß es nicht Hungers stirbt. Ist Echnce darauf, so wissen diese Thie« re, welche von Alters her dazu gewohnt sind, ihre Nahrung auch aus dem Schnee heraus zu graben. Ich kann kben nicht sagen, daß die Thiere in den hiesigen iändcrn so gut seyn, als anderswo. Ein Pferd in Rußland vermag Mehr zu ziehsl^als hier drey, und eine Russische Kuh gibt mehr Milch, als zwanzig hiesige. Mit der gröstm Noch komilen wir alle Tage so viel Milch bekommen, als wir tcs Morgens bey dcm Thestrinken nöthig hatten. Man ba^t hier Getrayde, und das land ist so fruchtbar, daß man eö bloß oben hin umarbeitet, und ohne es zu düngen 5. biß 6. Jahr nach einander besäet. Wenn das Getreide darauf nicht mehr wachsen will, so ist genug wüstes iand, worauf man von neuem säet. So groß ist die hiesige Faulheit, daß man sich nicht einmahl um stin tägliches Brodt die germgstcMühe geben will. Abcr so gc-het es, wo das iand gesegnet ist, und wo man die icute nicht zur Arbeit anhält. Meines Erachtens würbe in an Hern iändern ein jeder Bauer, welchem man cin solches schönes land eingäbe, gerne nicht nur umsonst cin Sluschi? woi Rra5nojark 8577 Wcrste. 365 woi seyn, sondern noch Geld dazu geben. Allein der Eigennutz der BefWhaber hält sie ab, nützliche Vorstelln», gen ;u thun. Die Sluschiwie geben ihnen fast bessere Steu-ren, als die Bauren; und wenn man solches unnützes Volk abschaffen und den zehnten Theil Soldaten dafür haltm sollte, so würd« ein merklicher Vortheil wegfallen; ich geschweige des Casatschi Golowa und anderer Wür» den unter den Sluschiwie, die nicht anders als für Geld ertheilet werden, welches alles alsdcim nicht Mehr, Statt haben würde. Hier in Rrasnojarsk ist ein Ca. sarschi Golowa, Von welchem ein jeder Sluschiwie frey lagt, daß er nicht da< geringste nach ihm frage; ja sie prügeln sich mit ihm herum, als wie sie unter sich zu thun pflegen. Der Kerl ist auch st nichtswürdig, daß er mei, nee Erachtcns nicht so gut, als der allergeringste und allcr-schlcchttste Roftck ist,und dennoch ist er über ?c»c)Rosacken gesetzt. Außerdem, daß die Sluschiwle wegen dcr Fruchtbarkeit des iandcs hier besondere Vortheile haben, so ist noch eine Sache, davon sie sick, wiewohl zu nicht geringem Schaden dcr Kayscrlichcn Casse, bereichern. Die vielen Tataren, welche herum wohnen, sollen ihren Tribut mit Zobeln, Füchsen und andern Pelhwcrkm hiesiger iander bezahlen. Weil es aber seyn kann,daß sie so vieles Pelh» werk nicht zusammen bringen, als um ihren Tribut abzu» tragen 366 ,735 dcn ^7tcn Jan. tragen nöthig ist, so ist alls cine jede Art von Peltzwerk ein gewisser Prcis gcscßt, dcr dasür an Gelde bezahlt werden soll. In dcm Anfange, als die Tataren Tribut bezahlten, brachten sie ihr Pclhwcrk, so wie s«e es gefangen hatccn, und cs geschah öfters, daß Zobel von uligcmeincm Werth in die Casse kaine». Allein die Einwohner dcr Stadt, und vielleicht auch dulchrcisrnde Kansiculc, die den neuen Weg gehen, haben den Tararen die Augcn geöffnet. Was kostbare Felle sind, kaufen sie von ihnen für einen solchen Preis, daß sie qememiglich einen vierfachen Vor< lheil dabey haben. Ein soichcr Preis aber beträgt doch mehr als eincn Rubcl. Die Tattncil nehmen also von dem gelöscten Gelde einen Rubcl, und bringen ihn in die Casse für einen Zobel, den Rest behalten sie sir sich, so daß nun schon mehr an baarem Gelde als an Zobeln einkommt. Sie, die Tararcn, damit sie das Gcheimnüß nicht entdecken, sagen, es scy jctza viel weniger Pelhwcrk, als vor diesem gewesen ware. Dies gibt der Woywo. de vor. Bey solchen Umständen regieret allhier der Müßiggang, und die Vollsäufercy ebenfalls in dem höchsten Grade, und die Slnschiwic lcbm mit ihrem Woywoden so einträchtig, daß wenn sie bey ihm zu Gaste geladen wer' den, sie sich nicht scheuen, sich mit dcm grösten Geschreys vollzusaufen. Dcr Brandtwcin wird nicht aus klttnen Schal- Rr.:snH)>.r?? ^77 W^-sie. ^67 Schälchen, sondern aus großen Bechern getrunken, und derj^ige, wrlcher bey dem Gastmahle eincm Vieh am ähnlichsirn geworden, findet sich des andern Tag/s mie Geschenken am stattlichsten ein. Ich vermuthe, daß die Hurley und die damit vereinigte Krankhcit hier cbm so stark, wie anderswo ist. Allcin ich kann nichts gewis" fts davon sagen. Indessen sind wahrend unseren, Auftnt« halt allhicr etliche mahle teute in einem unerlaubten Um< ganqe bey nnandcr angetroffen und nach d?r Kanzley ge, bracht worden, worunter sich auch verheiratete befunden habl.n. Es war auch eine Frau im Gefängniß, die einen E ll'schl'wie durch ihre Arzncyklmst umgebracht hatte, so daß ich schließen muß, die Hurorcy qehe hier im Schwan» ge, und cs gebe auch Kranckhelten; allein was für Kranckheiten, habe ich nicht genug erfahren können. Ein Aracnojarskcr läßt sich im übrigen sehr leicht an semer Epracbe kennen. An statt mnocfo odcr des gewöhuli" chcn Sibirischen blago sagt er gemeiniglich rma. Rraenofarsk war vor diesem der Ort, da man sich eine genugsinnc Menge Alterthümer anschaffen konnte, und ist auch gegenwärtig andern Ocrtern darin vorzuziehen. Die Alterthümer aber, so man daselbst siehet, sind aus alten Grabern, deren sich bey Abakansk und Sajansk eine ziemliche Anzahl befindet, ausgegraben. Man hat vor diesem so viel Gold daselbst gefunden, daß die ieute in 5^3 »735 bm l7ten Jan. Al.^snojar5k sich erinnern, daß man em Solotnlk Gold ftr mim halben Rubel habe kaufen können. Silber ist gleichfalls schwoft gefunden worden, Kupfer aber ßn, det sich auch noch heutiges Tages genug. Von silbernen Gefäßen habe ich bey dem jetzigen Woywoden eine Art von Pres«nt«'ertellcr,und einen kleinen Topf beyde verguldet gesehen. Bey dem Präsentierteller war dieses merkwür« würdig, daß Figuren von getriebener Arbeit, und zwar bey nahe, wie man den Vogel'Greis abbildet, darauf zu sehen waren. Von Kupfer findet man Messer, kleine Hammer von allerhand Arbeit, Beschläge zu Pferdegeschirr:c. lc. Noch ist eine Art von Glockenspeise und Chinesischem fal« schen Silber, dit auch nicht selten gefunden wird. Von der ersteren smd meistens Argali ' gegossen, welche theils «in « Es sind die oben in der oberen Gegend des Irnsch-Flusscs gemeldtc Seepnis Baranm, (wilde Schaafe) welche in den südlichen Gegenden dkfcs Gebürges von dem Irtischc an sowohl südwcstwätts »ach dcr Ka!-»nuckey, desonvers an dcm Flusse Buchturma, als östlich bis in das obere GMrgc der Ob ' und Icmsci' Flusse, von dannen bls m das Gebirge dcs Sees Baical, und writer hin in das große Gcbirgc Stannowoi Abredet gcuannt, ft die FIllsse Amur und Lena unterscheidet, blß an das große Mltmcer hin, und wl'ltcr b,ß nach Ramtsckatb'a, und bch'ndcrs biß in den Sitz derRor/agot gefunden wcrden.Sie sind bc, sonder« RrasnHfarsk 8577 Wcrsie ZL9 ein hohles FußgoMe haben, theils auf einer Spigc, wel^ che anderswo eingesteckt werden kann, stehen. Beyde ' .: ^ Arten /onders in Kamtschatka, und den benachbarten Insclu dcn^llrilcn,1>onacken nndAatt,rstl)adHlen/hüß wann , ß.e etwas recht schmackhaftt'Neschreibenwolieu, sie mitwe-''^'tilgen Worten es dadurch ausdrücken, daß es' dem Fett« ^/'dieser Thiire beywmme. ArgH'i ist der Mongolische "'Name; die Dmguscn an dem Ochotzkischen Meere ncn-ncn sie Dscholachtschan, dk ^a»ntschada!en Goadi-nadatsch, die Vorjäcken Rvrpp, die Ükmzen, welche um dit Ostroge werämei und Nischnei Ramtscha^ ' ?oi wohnen, Rulem. Es sind ungemein mnntereTbic-re, und scheinet dicse Munterkeit sie gar leicht von dem Geschlechte der Schaafe auszuschließen, und vielmchr dem Hirschc,eschicchte beyzuaestllm. Doch ich will eine kiciue Beschreibung dalion machen, lvorausleicht zu erschm ftyi: wird, dasi weder die Munterkeit, noch die Träghett, weder dic Wolle noch die Haare, womit das Thier bckleibct ist, wedcr die ttumgebogenc noch gerade, weder die bleibenden Noch alle Jahre sich abwerfenden Hörner, für die Natur genügsame Schranken seyn, wodurch sie ihre Geschlechter zu unterscheiden pfleget. Sie liebet die Mannigfaltigkeit, und ich zweifie nicht, wenn wir unsere Sinnen besser zu leiten wüsten, sie würden uns oft auf weit wesentlichere Sachen von dem Unterscheide der Thiere führen, als sie von dm Strahlen der Vernunft geführet werden, die sie ungefähr berühren. Die äußerliche Gestalt des Thieres/ dem Haupts Halst, ZW <.'i!« '.^<)H ,W«O>'<. . Füßen Ra,msch. R. 1. Theil. Z7o »735 dl'n 17t?«? Jan. Arten haben vermuthlich bm denen Völkern, davon sie herslammen,statt der Götzenbilder gedienet. Von falschem Silber FüßellMdkurMSchwamenach kömmt mitdcmHirschcü- i berem, welchem ts auch, wie kurnrwchnt,in der Munter-kci: vo3?ommen ähnlich, und vermuchlich etwas wllder ist. Denn dai Thicr, welches ich lebendig geschm habe, wur^! dc ohngcsähr für drcy/ährig Ehalten; zehenMann aber getrauert, sich nicht, dasselbigc zu bändigen- Die grösten von dieser Att Thiere sonm einem Damhirsche dcykommen. Das drlyjahrjgt, das ich beschreibe, war von dem obersten Thcile dcs Kopfes bis auf den Voden,daranfes,stlm^ > anderthalb Russische Mil hoch; die Langewar von dem ' Oric an, da die Hörner auswnchstn, bis an dm Schwanz ' eine nnd dreuvieycl eb:n solcher Ellen. Die Hörner ent- ! springen junachst über den Augen gerade vor den Ohren, machen zuerst eine Krülümling hinter-und sodann wieder vorwäl'cs, wie in einem Zirkel, nur daß das Ende etwas ^ aufwärts und außerhalb gebogen ist. Sie sind von ihrem Ursprunac säst bis aus dic Hälfte sehr runzlich, weiter hin ttwas «latter, wiewohl nicht ganz glatt. Vermuthlich ist es diese Gestall der Hörner/ wovon die Russen Gelegenheit genommen haben dem Thiere den Namen cincs wilden Schaafeä belijulegen- Und wenn dc« Erzählungen der Einwohner dieser Gegenden zu trauen ist, so stecket alle seine Kraft in den Hörnern- Die Böcke davon sollen öfters mit einander auf solche Art kampf-ftn, daß sie mit dcn Hörnern gegen einander anlaufen, ! und sich dieselben abstoßen, wovon man hin und wieder i:l Rrasnojarok 3577 wcrste ^l Silber finden sich unterschiedliche Gefäße, in deren Einkaufe auch manche betrogen worden sind, die erst nach der Hand in der Steppe einzelne Hörner finde, deren Ocssnung, die sie zunächst an dem Kopse haben, so groß siy,dasi sich die klemm Steppenfüchse, dicscr Hohlen öfters zu Fuchs-löchern bedienen. Was nim für eine Kraft dazu gehöre, im Früh Birjusinska8625 VVerste 375 5e nicht sonderlich steil, und wir konnten also ohne sonder« llche Mühe zu der Höhle kommen. Bey dem Eingänge konnte ich schon sehen, daß der Berg weiter hin gleichsam e'ne Kluft oder eine Spalte von außen hatte. Ich gicng hinein, und fand dm Weg sehr räumlich und hoch, und den Boden der Höhle eben; und wie ich 7. Faden weit gegangen war, so hatte die Hohle ihr Ende. Es war darin weder Schnee noch Eis, noch Wajscr; man s^he nichts als das Gestein, woraus der ganze Berg zusammen ge< setzt ist, und welches gegen Norden schief in die Tiefe fallt. Ich konnte auch merken, daß der Riß, den man von außm sahe, bis in dicje Höhle gieng. Obwohl die Höhle ganz helle von innen war, so hatte sie doch diese Helle nicht von dem Rissc, sondern von dem il'chle, daS durch die Mündung der Hohle hinein fällt. Meiner Meynung nach kann man dieses nicht cine unterirrdische Höhle nennen, da es in der That bloß eine kleine Oeff"» mmg des Berges ist. Ich gieng nach 12. Uhr weiter, kam den bemahlten Felsen vorbey, und erreichte Abends um 4. Uhr das Dorf Birjusinska, von da ich noch selbigen Abend nach der so genannten oberen Höhl?, (N>erchnaja pcjchcschora) fuhr. Die Reise gieng wie vorher den Imisci-Fluß hinauf. Drey Werste von dem Dorfe war die untere Höh" le(Nijchnäja pesihlsi-ho^) in einem sehr steilen Ber- A a 4 ge z?6 1735. den 4 und 5ten Fedr. ge, dor von der Seite des Flusses nicht zu besteigen ist/ bennahe in dem Gipfel zu sehen. Noch drey Werste weiter war die obere Höhle, ebenfals in einem Berge des rechten Ufers, welcher aber nicht so hoch und steil war.^ Es waren 6. iettern den Berg hinauf angeschlagen, zwi<« schen welchen noch viele Stuffen in den Schnee ausgehau, en waren, und lch hatte bis an die Mündung der Höhle 50. Faden hinauf zu steigen. Wir waren auch olle, nach-dem wir hinauf qckommcn waren, so müde, daß wir uns «ine zeltlänss in der Höhle um auszurasten niedersetzen mu-sten, und dennoch empfanden wlr die Müdl>kelt ein paar Tage lang hernach. Die H^hle war sehr raumlich, und gieng ziemlich steil in den Berg hinein. Nachdem wir aber ohngefähr i5 lachter weit hineingegangen waren, so erreichten wir das Ende. Die Wände waren häufig mit dem so genannten Milchsteine, " welcher als wie ein Stttilfthwamm aussähe, bekleidet, das Gestein selbst aber war Kalkstein. Es war schon dunkel, als wir in die Höhle giengcn, und wir hatten deswegen Fackeln bey uns. Diese hatten eme schr schön« Wirkung auf dem Eise,wel-ches die obere Wand der Höhle bekleidete, und wie schön crystallisitter Salpeter aussahe. Solches spielte bey den brcntnndcl, Fackeln ^ als wenn es lauter Edelgesteine gewesen waren. Sonsten hielten noch an den Wanden hin lmd wieder schr lange lind überaus reine Eiozapffen. Außer • GalacritcJ Birjusinska 8631 wcrste 377 'ßcr einem paar todten Vögeln konnten wir nichts sehen. Um. 8- Uhr des Abends kamen wir wieder in das Dorf Mücke. Ich hatte große Mühe, nach der unteren Höhle zu kommen. Jedermann stellte mir die Sache nicht thun-lich Nr. Da ich aber nicht davon ablassen wollte, so meynte man, es ware vielleicht möglich von oben hinein zu kommen; denn wie ich schon oben gedacht habe, so ist es von der Seite des Flusses unmöglich dahin zu kommen. ^ch gieng demnach den folgenden Morgen mit meiner Gesellschaft zu Pferde über die Berge, die an dem rechten Ufer des Ienisei liegen, und ließ auf allen Fall ein paar tettern dah'm'voraus bringen. Wir erreichten ohne alle Widerwärtigkeiten, jedoch durch einen beschwerlichen Weg eine Mündung der unteren HöhleNisihnaja peschr-schow, aöer nicht diejenige, welche gegen den Fluß siehet. In diese gieng ich hinein, und stieg den Berg ziemlich schief hinunter. Nach zurückgelegten 6. Faden war zut? linken Hand eine andere Mündung gegen den Berg hinaus zu sehen, und von derseldigrn erstreckte sich ein Canal senkelrecht in die Tiefe, der aber nicht sonderlich bequem zU besteigen war; deswegen giengcn wir in dem ersten Gange, der zur linken war, weiter sort; und weil derselbe schr sicil war, so stiegen wir auf zwo lcitcrn herunter, und ka-wen dadurch in diejenige Höhle, deren Mündung von '"^ A «5 dem 378 1735 den 5ten Febr. ^ dem Flusse aus zu sehen ist. Diese Höhle ist sehr weit, und neben dem Gange, durchweichen wir herunter gestie/ gen waren, zur linken ist auch die Mündung des senket rechten Canals zu sehen, von da sich die große Höhle, wel» che bis dorthin etwa 7. Faden lang bergaufgieng, noch weiter etwas unterwärts in den Berg hinein auf 5. Faden, hinter welchen sie aufhört, erstreck?, und in dieser länge um ein ziemliches enger ist. Der Stein, darin dl> Höhle sich befindet, ist ein Kalkstein, und hin und wieder siehet man auch «inen Stcinschwammförmigen Auswachs. Weiter fanden wir nichts, als ein Stück von eincm verfaulten Netze, und einen Zahn von einem männlichen Bisamthiere. Gegen iQ. Uhr kamen wir nach dem Dorfe zurück, und reiseten noch Vormittags um u. Uhr wie" der ab. Gegen Mittag erreichten wir den bemahlten Felsen, welches ein kleiner an dem rechten Ufer des Flusses von dem Flusse nicht über 7 Faden erhobener Fels ist. Ohngeachtet die Figuren auch von dem Flusse an ziemlich zu sehen waren, so ließ ich doch eine letter dahin bringen, welche bis an das äußerste Ende der Figuren reichte, um alles so deutlich sehen zu können, daß man sich nicht in ihrer waren Beschaffenheit betriegen möchte. Der Fels ist an dem Orte, da die Figuren stehen, wie beHauen, und wer es siehet, kann leicht unterscheiden, daß kein Fels von Natur Rrasnojarsk 8685 Werste Z7^ Natur so aussieht. Auf diesem behauenen Orte sind einige röche Figuren zu sehen; der ganze Fels aber, darauf die Figuren sind, ist wie mit Gypse überstrichen, so daß die rothe Figuren in einem weißen Felde sind. Doch ist diefcr weiße Grund meistens abgefallen, und sind nur hin und wieder einige Flecken und Adern davon übrig gcblic-bcn. Die rochen Figuren sind ebenfalls auf einrn solchen weißen Grund l ingeschmiert, und wo diese rothe Farbe nicht Kebranntcl.-Ocker isi, so gleichet sie doch demselben sehr. Die Figuren stellen Menschen und Thiere vor; und vornehm-lich hat sich cine am besten erhalten, welche einen Men« schen zu Pferde abbildet. Ich vermuthe, daß vor diesem mehrere Figuren auf diesem Felsen gewesen, welche aber durch die länge der Zeit mit dem weißen Grunde abgefallen sind 7 denn auch die noch übrigen sind hin und wie-der ziemlich verstümmelt. Die Zeichnung der Figuren ist wie bey dem bemahlten Felsen zwischen Rusneyk und Tomsk, dessen oben gedacht worden, und wie sie ein jeder Bauer zu machen pfleget. Die Wand aber, daraus die Figuren gemahlt sind, siehet gegen Westen zu Norden, und richtet sie beynahe nach dem jause des Flusses. Nachdem die Zeichnungen der Figuren und die Aus-, ficht des Felsens gemacht war, fuhr ich wieder ab, und kam durch den vorigen Weg Abends um 5, Uhr wieder nach der Stadt Rragnojarsk zurücke. Des 380 1735'den 6ten Febr. "' Des andern Tages darauf that ich mit dem Herrn Prof. Müller eine Spatzierfahrt zu den hiesigen Tacarcn, um sie in ihren Jurten zu sehen, und dadurch von ihrer ie« bensart mehr unterrichtet zu werden. Wir erweylren die nächste Uluß, * und fuhren den Rarscha-Fluß hinauf durch das Dorf Corokina nach derjenigen Tatarischen Uluß, die N?ungar gencnnet wird- Dieselbe 11!uß besiehet aus sechs oder sieben Jurten, welche alle so beschaffen sind, als wie ich sie bey den Kußnchkischen Tararcli beschrieben habe. Der Bauzeng bestehet in Stöcken, die durch Querhölzer verbunden, und Birkenrinde, womit die Stöcke überzogen sind. Dl'^cm'^n Jurten, darin reiche leute wohnen, sind noch hin und wieder mit einem Fclte von Rehen bedeckt. Diese Innm haben auch zwey iö-Her, eines oben für den Rauch, und eines unten geacn Osten zu dem Eingänge, vor welchem gcmeiniqiich ein Rehfell ist. Wir glengen in verschiede!, e Jurten, und sahen in allen in der Mitte ein Feuer brennen, um welches groß und klein, Mann, Weib und Kinder herum lagen. Die Hunde, womit die Cararcn auf die Jagd ausgehen, leisteten ihnen dabey Gesellschaft. Die Iur« ten waren voll Rauch, und wir konnte,: nicht lange darin bleiben, aus Furcht zu ersticken; diese icute abcr sind schon Muß ist cin Tatarisch Wort, und bedeutet soviel, als etliche Tatarische Hütten bcywlmttii, ober cin Tierisches Dorf. schon dazu gewohnt. Sie haben deS Winter's keine a»»< dere Warme, als von dem Feuer, das in der Jurte brennt; jedoch haben einige Reiche s«ch Echwarzstuben gebauet, worin sie sich im Winter aufhalten; jm Sommer aber wohnen sie allezeit in den Jurten. Dieses thaten sie auch wie wir da waren, weil die Kälte nicht mehr so hcf« tig war, als mitten in dem Winter, ohngeachtet wir sie .noch starr genuq empfanden. In einer Jurte bot man :c. an: allein wir hatten zu diesem allen kein Belieben. Sie essen was ih< nen vockommt, und trinkeil theils Wasser, theils Kumüß, oder Molken von Pferdemilch. Sie baue«, auch das Fcld, und bedienen sich der Früchte desselben zu ihrer Nahrung. Gleich den übrigm Krasnojarkischen fremden Nationen nähren sie sich auch von cincm in dortigen Gegenden häusigen Erdgewachst, oder vielmehr von den Wurzeln desselben, welche da sie aus vielen kleinen,rund lichten Wurzeln, dle durch eine,dünne Faser zusammen h,angl?i,, bestehen in der russischenSpr,ack),eErdnü^e* gencnnet werden und denZwiebclndesgemeiNfUnd eincsZiunoberrothenTür-kischcnBundes,wie auch einer andern Artiilien^,,Inebeu-gcmeldeterIurts war ein blindes Weih, welches an ciner Kunkel spann, und Meister in der Jurte ;u seyn schien. Sie war neugierig, that verschiedene Fragen,, uul) beant-wor- • Tenne glandesDod. pempt.ifo. Latliynwamnsisrepens tubcrofus Bauh. pin«H4» 38» l?35- den grcn F^dr. wortcte alles, warum wir ihren Mann fragten, vermuthlich weil sie sich verständiger dünckte in seinem Namen. Dia? se icute haben keine Religion; doch glauben sie, daß ein Gott sey: und weil sie mit den Russen vielcn Umgang haben, so bringen sie zuweilen iichrer nach oen Russischen Kirchen, um dadurch ihr Vertrauen in den Russischen Gott anzuzeigen. Unter der Hand abl'c wenden sie sich doch auch an ihre I>m»liie, und cS scheinet, a's wenn sie noch fchr weit entfernt waren dl'c Christliche Religion anzunehmen. Ihrc Einwürfe, die sie machen, wenn man mit ihnen davon spricht, sind diese, i^) dasi iyre Vor« eltern ohne die Christliche Religion sehr gut gelebt haben. 2^l daß die Christliche Religion allzusehr eingeschränkt sey; man dürfe kein Pferdefleisch essen, und zur Fasten, zeit sey man verbunden, Sachen zu essen, die sie nicht wüsten, wo sie dieselbe hernehmen sollten. Außer dcm aber, was sie ohne Scheu sagen, weiß man nock aus andern Umständen, daß ihnen die Russische iebensart, au-? ßer welcher und ihrer eigenen sie keine kennen, sihr nn< glückseelig vorkommt; denn in ihren Ilirtcn sollen sie,wenn sie sich was böses anwünschen wollen, sich dieses unter ihnen ganz gemeinen Ausdruckes bedienen: Ey daß du nach RuUchcr Art leben müßtest ! Wir kamen des A-bends mit der Nacht nach der Stadc zurücke. Außer Arasnofarek 8709 werste Z83 Ausier der Tatarischen Nation sind ^ in dcm Kras» nojarskischen noch andere fremde Volker als Arinzi, ^orowzi, und Ramatschmzi. Von den 2lrinzen flnd über 10. Personen nicht mehr am leben, da sie doch vor diesem ein Hauptftamm gewesen seyn sollen , und di« wenigsten derjenigen, die noch übrig sind, wissen die Artn« zische Sprache. Die Rot0w;i wohnen in der Gegend von Adakansk und Ransk, die Ramarschinzi aber an den: Mana und dem Ursprünge deS AaN'Flusses. Mit dem 9tc>. Copeken. Die Woywedin abcr be« kommt allezeit die Hälfte. Nun merkte ich, warum der Woywodc die ganze Butttrwoche hindurch in die benachbarten Dörfer mit feiner Frau spazieren fuhr, nämlich da« mit cr allenthalben die gewöhnlichen Geschenke einsammlen mögte. Ich habe sonst auch nicht leicht gesehen, daß ^je« maud von dem iande in sein Haus gekommen si'y,der nich^ ein Papier auf den Tisch gelegt hätte, aus welchem assem genuq zu schließen isi, daß eil, hiesiger Woywode nicht leicht Hungers sterben wird. )illcin,dies ist gcwiß,wenn er viele Geschenke haben will, so muß er mit einem jeden Bauren, wie mit seines gleichen, leben und zuweilen mit ihm eins herum trinken. Ich habe gehört, daß wann man Geschenke haben wN, man sie insonderheit in Rrasno-jarsk nicht besser bekommen kann, als wenn man die leu-te wohl bezecht von sich nach Hause läsit; und es soll öfters geschehen , daß sich em Sluschiw.: so vicle Taq? nach einander voll sauffen lasse, biß er auch den letzten Zobel hergegeben hat. Wie es Abend wurde, machten die Sluschiwie ein iustgefechte. Es waren auf einem Uelde zwo Wände von Schnee aufgerichtet, und obcn durch einen Querbalken vo« Schnee verbunden. Diesis Gebäude sollte eine Festung vorstellen, um welche eim'ge Sluschiwie mil sehr'langen Bb Stö< Ramrsch.Rl. Theil. 386 1735 den ^ren Fcbr. Stöcken herum stunden, und andere Sluschiwie zu Pferi de ftlltell die Festung berennen. Eö ist nicht zu besckrei« bcn, mit waS für Verwirrung alles dieses zugieng. Niemahls rcnncten mehr als nur zween bis drey Rcuter, und meistenstheils nur einer auf die Festung zu. Dieses geschahe immer in vollem Gallop. Sie wurden aber mit Prügeln allezeit so empfangen , daß auch ihrer zween von dem Pferde herunter fielen,nnd übel zugerichtet wurden. Die Reutergeriethen in große Wlit, daß sie die Festung nicht bestürmen konnten, und wollten mit Pfeilen gegen die Besä« hung schießen, abcr dieses erlaubte der Woywode nicht; deswegen blieb die Festung in dem Besitze ihres vorigen Herrn. Es laßt sich im übrigen hieraus leicht abnehmen, was die Sluschiwic als Kricgsleute bey vorfallenden Gelegenheiten für Wunder thun können; vielleicht würden Bauren, die ihr icbtage keine Waffen getragen haben, sie übcrtreffm,weil die Sluschiwie auS dcm Saufen ihr einziges Handwerk machen. Ill alten Zeiten sahen die Sibi« risihcn Cluschiwie sehr fürchterlich aus. Sie hatten zw?yerleyHarnische, die bcyde den ganzen ieib bedeckten. Die cme Art war aus lauter kleinen eisernen Ringen, die andere aber aus lauter dünnen eisernen Blechen zusammen« gesetzt. Dicse letztere Art ist nach der Aussage der Sluschiwie, viel leichter zu tragen, als die erste. Em solcher Panzer bedeckte, wie gesagl, den ganzen leib, die Brust, den Bauch, den ganzen Rücken und die Arme. Dazu Baltsichuk 878l Wcrste. Z87 Dazu gehöret auch eine Mütze, die oben mit Essen gsfüc. tert war. Ich habe beyde Arten gesehen, doch sind sie "icht mehr gebräuchlich. Nach obenerzehltem iustgefech. te fuhren wir wieder nach Hause, und die Sluschiwie Machten ihre Uebungen mit Bogenschießen, wie in der Hinreise. Das Wetter schickte sich nach und nach zu unserer Abrrise, und wir traten selbige den lgten vormittags um iv. Uhr an, und reistten durch die Dörfer, durch welche wir schon von Imiseisk aus nach Rrasnojarsk gekommen waren, als Ladaika, Beresowka, Iejsaaulow, Tschastostrowskaja, Ruvvaschma und Scbiwera zurück, bis wir nach dem Flecken Balcsihuk kamen. Als wir von dem Dorfe Ladaika ohngesähr 2^0 Faden weiter gefahren waren, so bemerkte ich etwas, das ich in der Hinreise nichc wahrgenommen hatte. Es war daselbst ein hölzernes Kreuz aufgerichtet, und da ich nach der Bedeutung fragte, so sagte man mir, es sey daselbst unsicher. (Netschistoje micsto.)Ich fragte weiter, worin die Un. sicherheit bestünde, so waren es die Waldteufel, deren ich bey der Wasserreise auf der Twerza unter dem Namen Lieschi gedacht Habs. Vicle Kinder des Dorfes, die zuweilen dahinaus zu spielen gegangen waren, sollen aus Irrwege gerathen seyn, aus welchen sie sich entweder gae nicht, oder erst nach 8 oder 14 Tagen wieder heraus Bb 2 Mun« .388 i?35 den iZtt'n bis zum 2^!? Fcdr. gesunden hätten. Um nun denen Lieschakl zu steurM, ist^ das Kreuz ohngcfähr vor einem Jahre ^an besagteiv Orte, wclchen man für den unsichersten hält, aufgerichtet worden. Es ist im übrigen wahr, daß der Wald ziem« lich dick ist, und man sich leicht darin verirren kann; da' her wäre es gut, daß mehr Kreuze geseht würdcn,um den verirrten durch viele Zeichen den rechten Weg zu weisen. ^ Bis Hieher war unsere Reise, wegen der öfteren^ Abwechselung der Pferde, sehr geschwinde vor sich gegangen; und wenn es nicht Winter gewesen wä/! re, so würden wir auch diese Freude nicht gehabt ha' ben; denn der nächste Weg nach Ivtuyk gehet gerade über die Steppe, auf welchem man aber gegenwartig noch nicht fortkommen konnte. Wir hatten in Baltsthuk ziemliche Noth wegeil der nöthigen Anzahl Pferde, und konnten nicht anders als durch gewaltsame Mittel dazu gelangen, die wir gegen (denn der SchulHciß(pnkasiHrschlk) hatte sich davon gemacht,) ^ brauchten, nachdem wir uns gegen 6. Stunden in diesem Flecken aufgehalten hatten. Die Fuhrleute musten 25» Handpferde und Futter für alle Pferde mitnehmen,und z so giengen wir in einem Zuge von 8c» Pferden ab. Wir fuhren beynahe 6 Stunden, bis wir 10. Werste zurücklegten; so ein schlimmer Weg war es, den wir zu reisen hatten. Es war ein beständig fortgehender Wald, und der Wegdadurchwar wegen der Wurzeln und des umgefallenen alten alten Holzes überaus beschwerlich. Die Baurcn hätten uns «ber eben so gut beständig alifde,nFvan-Flllsm die Zobel auf alle Art zu verfolgen. Wenn derZobcl nicht mehr weiß, wo aus noch ein , so nimmt er seine Zuflucht auf einen hohen Baum. So bald er dieses thut, so stecken die Lararcn den Baum an. Der Zobel, welcher vor Rauch nicht ersticken, auch sich von dem Feuer nicht vcr« zehren lassen will, springt so dann von dem Baume herun« ter, um welchen ein Nch gespannt ist, in welches er sich verwickelt, und darin todt geschlagen wird. Ransk ist wegen der großen Geschicklichkeit, welche die hiesigen Tararen in dem Zobelfange haben, einer der besten Oerter, da Zobel zu kaufen sind; daher auch die nach der Chinesischen Gränze reisenden Kaufleute an diesem Orte gemeiniglich eine Zeit lang des Handels wegen stille liegen. Wer aber auf Ihro Kayserl. Majesi. Befehl reiset, darf sich nicht einbilden, daß er einen Zobel zu Bb 4 Ka^ Z9« l?35 dm 22stcn l)is zum 24stcn Febr. Kaufe bekommen werde; denn weil viele solcher reisenden ten ieuten ihre Waaren ohne Geld abnehmen , so hüten sich die hiesigen Einwohner schr was zu zeigcn, in der bei ständigen Sorge, sie mögten ihrer Waaren los werden, ohne was dafür zu bekommen. Für den Krasnojarski-jchcn Woywodcn, zu dessen Gebiete Aanvk gehöret, ist ls einer der vortheilhastest-m Ocrter. Es scheinet jcho als wmn sich der Ieniseische und Krasttojarökische Woywode wegen dieses großen Vortheils darum riffen; allein cs ge« het dock) politisch dabey zu. Die Kanskischen Tatarcn ,nusten bey der Ieniscischen Provin^ialkanzley klagen, daß die Krasnojarskischen Tributeinnohlner ^Sborschtschiki) mehr Tribut (Ichk) von ihnen verlangten, als sie z« er« legen schuldig wärcn. Die Ieniseische Kanzley beschloß darauf, die Tribuleinnehmcr von Jemscisk aus zu be« stellen; der Befehlshaber aber sollte von ArasnHjarok aus, wie vorher bestellt werden. Dies war für Icmsiisk schon genug, um allen Nutzen, oder zum wenigsten das be« sie, davon zu ziehen. Ein Kanskischcr Tributeinnehmer kaust seine Bedicmmg sür vieles Geld. Des Nachts um w. Uhr ließen wir die Gerathschaft abgehen, wir aber solgeten des Morgens um 2. Uhr, und hielten nach zurückgelegten gc>. Wersten des Vormittags um 9 Uhr m einem Fichtemvalde, der etwas mit Cedcrn vermischt war, stille, um die Pferde zu futtern. Von hier I , . Wie Bach Birjussa 9"73 Werste. 3<)3 Verste weiter mustm wir über den pojam-Fluß ^hen, und oft Berg auf und ab, durch Fichten- zuweilen auch Birkenwälder, die mit ierchenbäuimn untermischt wa« ren, reisen, und nachdem wir 24. Werste weiter gckonmm warm, futterten wir abermahl. Wir fuhren von hier wie« der durch eben dergleichen Waldung 13. Werste weiter, w?lche wir den 2zsten vormittags um n. Uhr zurückgeleget hatten. Die meist? Waldung, durch die wir von hier aus gingen, bis an den Wevdljudnaja göra , welchen wir nach zurückgelegten 21. Wersten erreichten, bestund in ier« -chmbäumm. D.'n 24stcn ocs Morgens um 8. Uhr er< reichten wir eine Simowje, worin aber kein Mensch wohnet, und welche, ob s,e gleich vor nicht gar langer Zeit ge^ bautt ist, il'.wendig doch fthr schwarz ausstehet, ft daß wir bey dem schönen Wetter, das wir hatten, lieber unter freyem Himmel futtern wollten, als wozu wir schon ziemlich gewohnt waren. Wir setzten kurz vorher über den Fluß Tumantlchcr, an welchem sehr große Ellern und schwarze Vogclkirschbäume * stunden. Sonst war es fei-« ne sonderlich dicke Waldung, durch die wir fuhren. Weil cs cm schöner Morgen war, lso sahen wir die Auerhanen falzen. Von hier aus fuhren wir 39, Werste in einem fort, bis wir gegen Mitternacht au den Bach Birjussl kamen. Die Waldung hleher war ziemlich dünn, so daß man Bb s * Padus. SB& s 294 '735 den 25stm bis zum 27stm Febr. man in dieser Gegend sehr leicht das Feld bauen könnte Des Nachts um 7. Uhr war ein Hof um den Mond und zween Nebenmonden, die sich gegen einander überstunden zu sehen. Sechs und eine halbe Wcrste von dcm Bir-juss: musten wir über einen Bach, Solonnaja rictschka getlannt, gehen, welcher dcs Winters nicmahlcn zufriert und in dem Gebirge, das uns gegen Osten lag, entspringt. Das Waffer schmeckt wie ein Gesundbrunnen, und ist angenehm zu trinken. Die Waldung von hicr aus bis zu dem nächsten Futterplatz?, da wir hinfuhren, und welchen wir nach zurückgelegten 29. Wersten des Nachmittags UM 3 Uhr erreichten, bestund aus Espen. Den 26stm des Morgens um 8. Uhr futterten wir an dem Türdur rietschka, allwo ziemlich viel Cedern waren. Von da hatten wir einen sehr elenden Weg, Berg auf und Berg ab, und ist dieses hier zu lande insbesondere beschwerlich, weil man die Pferde nicht beschlagen last, welche, wenn sie über einen Berg gehen müssen, absonderlich bey jetziger Zeit, da wenig Schnee, und die Wege glatt sind, genug zu thun haben, um sich zu halten, damit sie nicht alle Augenblicke fallen mögen. Dagegen war die Waldung auf diesem Wege sehr schön, und bestund aus Cedern, zweyer« ley Arten Tannen, Espen, Fichten, ierchenbaumen und Birken. Nach zurückgelegten 19. Wersten futterten wir des Abends um 7. Uhr, doch konnten wir uns des kleinen Bachcs, der hier war, nicht bedienen, weil er ganz zu- gcfro- Udmskoi Ostrog 9l?9 werste. 395 gefroren war. In dem Winter hat es auch nichts zu sagen, ob man Waffer antrifft oder nicht; ein jeder futtert, wo er will, und wo er merket, daß die Pferde es nöthig haben, als welche wie die Menschen statt des Wassers den Durst mit Schnee löschen. Sie wissen auch den Schnee mit den Füßen weg zu scharren, und verdoretes Gras darunter hervorzusuchen, daß die Fuhrleute selten was anders als Brodt mit sick) nehmen, wovon sie jedesmahl, wenn sie anhaltenden Pferden ein Stücklein geben, und sie und den lieben GOtt für das übrige sorgen lassen. Dm 27sten vormittags um 11. Uhr erreichten wir Ndinskoi Ostrog und Derewna. Das Alter ist daS merkwürdigste an diesem OstroZ; dann er ist laut einer Aufschrift aufeinem hölzernen Kreuze, welches bey Anlegung dieses Ostwges nahe dabey aufge« richtet worden, ^44 gebauet. Sonst ist er sehr klein, und sind auch keine andere Wohnhauser darin, als um die Wache zu halten, und außer diesen noch etliche hölzerne Kammern. Der Befehlshaber hat seine Wohnung an einer Seite des Ostrogs, und nahe dabey ist ein hölzernes Gebäude, worin die Pchwerke,die von der Sammlung des Tributs einkommen, verwahret werden. Das Dorf aber bestehet nur aus 4. Häusern, und diese musten unsere Gesellschaft so lange beherbergen, bis die uns nöthigen Pferde beysammen waren. Indessen verkürzten uns die um um den hiesigen Gstrog häufig vorhandenö Bm'äccn, welche von den Russen BrarM genannt werden, die Z'.'it um cln gutes. Wir ließen Dirnen, Wciber.und Manns-eute koinmen, und besahen sie in ihrem Staat. Die Männer haben meistens die Haare auf dem Kopfe abgeschnitten; Ihre Kleidung aber hat vor der gemeincn Russischen nichts besonders. Der meiste Zierrakh der Woibcr bestehet in den Haaren; sie flechten ftlchö in zween Zopfe, die sie vorne über die Achseln herunter hängen lassen, und um ihre Dicke und iänge zu vermchren, öfters Pferdehaare darunter mischen. Fast an dein Ende der Zöpfe sin) ziemlich breite Cylinder, durch welche die Haare durchg?< zogen sind. Ueberdem tragen si? >.'me Stirnbinde, welche gemeiniglich von Bratskischer Arbeit, und hinten in dem Nacken zusammen gebunden ist. Von dieser Binde hängt cin breites Halsband von ciserncn Gliedern herunter, wcls ches untcc dem Kinne liegt. Noch tragen sie ein anderes solches Halsband, welches an dein Halse fest anliegt. Die Kleidung des teibes bcstchcr aus einem langen Pelze, über welchem noch cin Rock von gefärbtem ledcr und Ki-lai^a ohne Ermeln, und vorne offen stehend getragen wird. Ihre Ohrringe halten auf zween Zolle im Durch. messer. Die Dirnen haben, wie bey den Tataren , die Haare in mehr als zween, und nach der Menge ihrer H>ia» rc, öfters in zwanzig Zöpfe gesiochlcn. Eine von vornch" wem Stande wurde zu uns gcbracht. Diese halte hinten an Udln5ko! (vsirog 9,79 wc! fte. 397 an sünf Bändern, die von einem an den Schultern fest« gemachten i,edcr herunter hiengen, füilf kleine Glocken Han« gen, welche w'r auch klingen hörte,«, da sie noch weit von wiscror Behausung war. Noch halte sie ganz um die Mitte des leibes cincn brcitcn Gürtel von Porcellanmu' schein, der mit ciftrncn Blechen bedecks, und mit vielen messingenen Ringen behängen war. Diese beyden C tücke als die Glocken und den Gürtel muß sie ablegen, wenn sie, an einen Mann abgegeben wird. An einen Man,: abgeben heißt nicht: sie das erstemahl bey einem Manne schlafe« laffen; denn diese Dirne war wirklich schwanger. Ein Burür giebt stm? Tochter, wie die Cararen, für eine gewisse Summe Geldes oder Viehes ab; und wenn er mit dem ToclMmann einig worden ist, so kann dieser von sel-bia/r Zeit an bey der Tochter schlafen. Nur laßt der Vater die Tochter nics't eher aus seiner Im'te, als bis der Tochtermann den letzten Heller bezahlet hat. Des Abends hatten wir eine andere Kurzweile. Wir ließen drey Schamanen, welche in der Burätischm Sprache Bö heißen, zu uns kommen. Ihre Kleidung, dergleichen wir iwch bey keinem Sibirischen Schaman gesehm hatten, sollte eincm schon Schrecken einjagen. Sic bestehet aus eincm ledernen Rock, der hln und wieder mit Adlcrs-und Eulenklauen, über und über aber mit vielem Eisen behängen ist, wovon der Rock eine ungemeine Schw«, Zijz 1735 dcn 27sten Fedr. Schwere bekommt, und wenn man damit gehek, ein sol« chcö Gerassel macht, daß wer sich von dem mlt Ketten und Banden gefesselten Teufel keine lebendige Vorstellung machen kann, durch Anschauung und Anhörung eines solchen Schamans dcn lebendigsten Begriff davon be« komt. Die Schamansmütze ist in Gestalt einer Grenadier» mutze oben zugespitzt, und mit Adlers und Eulenklauen besteck. Dergleichen drey fürchterliche Schamanen sahen wir auf einmahl, und sie kamen deS Abends, weil ihrem Vorgeben nach die Zaubereyen des Tages nicht geschehen können. Sie erwchlteu sich den Hofplaß, da wir stunden, und in welchem ein Feuer aligemacht war, zu ihrem Zaubcrplahe. Wir verlangtet», sie sollten alle drey zugleich zaubern; allein sie sagten, es gienge nicht an. Endlich sieng einer an mit seiner Trommel zu spielen, wel-chc bey nahe eben so wie dic vorigen beschaffen war , nur daß sie größer, und der Trommelschlägel als wie eine Handbürste, woran ein Eichhocnfell statt der Bürsten angeleimt ist, gestaltet war. Die Ceremonien waren alle mit den vorig?» Hexereyen, die wir gesH?!! hatten, so wie auch der Ausgang einerley, nämlich schelmisch und betrügerisch. Wir fragten sie z. E. nach jemanden,der in INos« cau wohnte, ob er noch lebte oder nicht, und der Zauberer antwortete nach verrichteter Arbeit, der Teufel könnte «mm solchen weiten Weg nicht thun , s denn wie sie vorgeben, sagt ihnen der Teufel alles dasjenige,was man von ihnen zu wissen verlangt). Wir halten bey allem dem, da wir Udinskoi Ostrocs y'79 We^e. 399 wir sahen, daß die ganze Zauberey in einem bloßen Blend- -werke und Bttrügerey bestund, doch ein besonderes Vcr-gnügpn,dl'eft Kerls spielen zu sehen. Denn sie verdrehen das Gchcht, machen tausenderley Sprünge und Bcwe» Jungen des leides, schreyen als wie rasende, rasseln als wie der Teufel, und bcy der großen iast des eisernen Rockes, den sie auf dem bloßen leibe tragen, müsse» sie nothwendig nicht wenige Schmerzen leiden; daher sie auch un« gemein schwitzen und schäumen. Alles dieses thun sie kür gute Bezahlung, die ihnen ihre Gemeine geben muß; uns musten sie es umsonst thun, und wir ließen, um sieHres verdammten Handwerkes wegen eil» wenig zu martern, die Comödie etliche mahl von neuem spielen. Derjenige von dem ich oben gesagt, daß er sich mit der weiten Entfernung zwischen hier und Moscau entschuldigte, spielte auf eben diese Frage auf unser Verlangen von neuem, und nachdem er wieder eine Weile getobet hatte, fragte er, ob die Person, von der die Frage war, schon grau wäre; wir antworteten ihm darauf mit ja. So dann trommelte und sprung er noch ein wenig, und sagte, man könnte sicher glauben, die Person wäre todt. Wir hatten aber, weil wir die ganze Sache für Narrenpossen halten, nach einer Person, die schon seit 50. Jahren gestorben war, gefragt. Mir scheint es noch nicht begreisiich, wie es vernünftige leute gebe, die an dergleichen Possen einen Glauben hüben; ja ich kann auch nicht begreifen, wie es andere einer Rell« gion ch5" ,7;5 dcn 27sicn und 28stm Fcbr. gion zugethane ie,tte gebe, welche glauben, daß diese Schamanen wirkliche Hexenmeister wären, und mit dem Tcllscl wirkliche Unterredung?» hieltcn,oder in irgendeinem Verständnisse mit ihm stünden. Ich halte dafür, daß sie so viel von dem Teufel als von GOtt wissen, nämlich ganz und gar nichts, und daß alle diese Gaukelcym eine Betrügerey sind, wovon dies« leute, als wie andere vi,'n ihrer Handarbeit leben. Daß die Bratski daran glauben, ist kein Wunder. Sie nennen die Russen N mngm. Mmigm aber ist so viel als ein Lieschi oder Waldteufel. Können sie nun vernünftige Menschen für Waldteufel halten; wie leicht kann sich die Vernunft bey ihnen so weit irren, daß sie einen Thoren oder Taschenspieler für einen Zauberer halten ? Den 2Zsten besahen wir die Pc-lzwerke, die in der Casse waren. Sie bestunden in Füchsen, Baren, Wölfen, Zo-telli und Eichhörnern. Unter den Zobeln waren einige sehr schön, auch sahe man von Füchsen einige schone Stücke. Die vornehmsten waren Tschrrnc» - buri und Sivro - diisiht. Zwey Tschcrno - dun, dic ich sah?, waren beynahe ganz schwarz, außer daß das hintere Theil des Rückens bey dem einen graulicht, bey dem andern weiß gelblich aussahe. Der eine war nicht ganz schwarz auf dem Rücken, sondern vorne bis auf den dritten Theil der Rückenlänge hatte er nur in der Mitte einen schwart zcu Streifen; die Seiten aber waren als wie der Hinter- theil UdilwkHt Oj?ross 9179 Werste 401 theil dcs Rückens weißgelblich. Was zwischen dem Slrci« fen und dem gelblichen Hintertheile liegt, war schwarz mit grauen Haaren vermischt. So wie der Rücken bey dcy-den war, so war auch der icib unten. Nur hatte der gunz schwarze Fuchs, zuoberst auf der Brust, einen weißen Flecken eines Thalers groß. Der andere war vorne an der Kehle meistens grau, und hatte keinen solchen Flecken. Beyde hatten schwarzeFüße, uud einen schwarzen Schwanz, dessen Ende schneeweiß war. Der Siwo - duscha war auf dem ganzen Nucken fuchsfärdig, die Kehle, der innere Theil der Füße und der ganze Bauch hatten in der Mit« te einen schwarzen Streifen; das übrige hatte eme Fuchs-färbe. Der Schwanz war unten und auf der Selten eben so suchsfärbig, aber oben in der Mitte schwärzlich. Solist hat der Ieniseiskische Woywode, aus gleichen Ursachen wie in Ransk, auch hier Icniseiskische Tributeinnehmer, ja so gar einen Befehlshaber, von Icniftiok ausgesetzt. Und gewis ist Udmsk nebst Ixansk nach dieser Gegend hin der einträglichste Ort für die Krasnojarskische Woywoden gewesen. Cc Eben RamtsiH. R. 1 Theil. 4O« I7Z5- den 'sicn bis;U!N zrcn nier; Ebeii diesen Tag ließen wir dcs Nachmittags um 2. Uhr die Gesellschaft von hier weiter gehen, wir abcr folgten bcs Nachts um 9. Uhr. Wir höhlten die Gerächschast bald ein. Anfangs reiseten wir durch Fichten- und hernach durch Birkenwälder, und nach zurückgelegten 38. Wersten legten wir des Morgens um 9. Uhr «inen Futterplaß an, auf welchem man aber des Sommers nicht fortkommen kann, weil er keinen Fluß in der IMc hat. Des Abends um 8. Uhr, nachdem wir durch eine dünne Waldung, theils von Birken- theils ierchen-bäumm gefahren, kamen wir bcy dem Bache Schadar-ha i^kothiger Bach^) an, und wir hatten uns kaum daselbst eine Weile ^"lagert, als uns Pferde von dem Dor« ft Tlllun entgegen kamen. Deswegen hielten wir uns auch nur bis gegen Mitternacht auf, und kamen mit anbrechendem Tage bey cmer Wintcrwohnung (Simowje^ an, worin zwar kein Mensch wohnet, die aber doch von den vorbeyreisendcn besucht zu werden psteget. Unsere Pferde bekamen hier Brodt zu fressen. Noch Vorinit-. tags um 8- Uhr erreichten wir das Dorf Tulun, nachdem wir durch cine dünnne, und zwar meistens Birken waldung gegangen waren. Dieses Dorf liegt an dem Ija-Flusse, hat ohngcfähr io. Häuser, und gehöret nach Ilimek. Der Weg von Ildinok bis Hieher war sehr gut, und uns zu Beförderung der Reise sehr vottheilf-aft, wozu noch kam, daß wir in diesem Dorfe frische Pferde be- Barluk pogost 9345 Worsts 403 bekamen, wiewohl uns auch diese Abwechselung in dml Dorfe bis um 2. Uhr nachmittags aushielte. Des A/ bends um halb 7. Uhr, nachdem wir bald durch Steppe, bald durch Waldung, die theils von ierchen« und Fich« tenbaumen vermischt war, theils aus Birken bestund, gefahren, erreichten wir emeSimowje, welche an dem Bache ScharInin, der in den Atschi fällt, gelegen ist. Diese Simowje ist eine der besten, die wir noch gesehen hatten. Denn sie hatte eine gute Stube; wir fanden da^ selbst auch einen Wirth,der kcinKrüppcl war. Von Udinsk aus bis Tlllun warm Werstsäulen geseßt,und derSom, Mcrweg, der gerade durch die Steppe gehet, ist eben der« jenige, den wir bis dahin genommm hatten. Eben die« scr Weg gehet auch durch diese Simowje, doch ohne daß er durch Säulen bemerkt wäre; w.Werste von hier aber scheidet sich der Winter-und Sommerweg. Wir kämm durch Fichten- und Birkenwald des Morgens um 7 Uhr, an einem Ört des Winterweges, wo wir futterten. WM die Entfernungen dcr Öerter nicht gemessen sind, und von den leuten sehr verschieden angegeben werde,:, so ha« bc ich sie so Hieher gesetzt, wie ich sie ungefähr schätzte. Gegen Mittag kamen wir in Barluk pogostan. Sol« chcr liegt an dem Oka und besiehet aus mehr als 5^. Hau« fern. Es kostete uns zwar viele Mühe hier die Pferde zu wechseln, aber einige scharfe Mitte! , die wir gegen den Befehlshaber oder Schultheißen brauchten, Cc? thMn 4 ' ! - Wir fuhren gegen 4. Uhr von hicr ab, u„b be5a« men unterwegens zur linken Hand ein Gebirge ins Go slchc; des Nachts aber um il. Uhr'hielten wir auf freyem Felde stille, um zu füttern. Des andern Morgens um ?. Uhr, Nachdem wir einige Jurten vorbey gefahren, ka« mm wir in einer Simowje an, bey welcher wieder einige Bratskische Jurten w'aren. Der Weg von hier aus gieng ubcr eine Steppe, aüfwelcher wlr vielePferde weiden sahen) und auch einige Vratskischen Jurten gewahr wurden. Als wir ungefähr 19. Wersie weit gefahren waren, kamen Ccz wir 4<36 1735 dcnSten ^17crz wir an die Angara, die daselbst wohl cine Werste breit ist; jenseits der Angara aber langten wir vormittags ge, gen ii. Uhr in Schiwerskaja D. an. Es war hier bey nahe kein Mannsbild in dem Dorfe, weil sie alle umein-gefrorncn Vorrath für die Kamtschatkische Reisegesellschaft nach Ilimsk zu bringen ausgeschickt waren, daher bekamen wir auch wenige Russische Pferde; hingegen wur> den wohl hundert Bratskiscbe Pferde hergctrieben, aus denen wir einige tüchtige auslestn ließen, welche, ob wir ^ gleich bisher wenig gutes von Bratstischen Pferden wegen ihrer schlechten Weide gehabt, hier doch um ein merkliches besser waren, als anderswo. Der Weg von hier aus gieng meistens auf der Angamzwir kamen auch ein paar Russische Hauser und einige Bratskijche Jurten vorbey, und erreichten des Abends um 9. Uhr Balachanskoi ! Ostrog, welcher an der Angara liegt. Dieser Ostrog ist noch vor Erbauung der Stadt Irkuyk viereckige an« gelegt, und einer der ansehnlichste«,, die wir auf dieser Reise zu Gesichte bekommen haben. In demselben be« findet sich die Kanzeley, des Prikaschtschiks Haus,eini« ge Hütten, eine Kirche und zwo metallene Canonen. Au« ßerhalb dem Ostrog gegen die iandscite sind gegen 6c>, Hauser, die theils von Sluschiwie, theils von Kaufieuten bewohnet werden, und zwar sind es meistens ansehnlich« Häuser, welche ziemlich hohe Fenster und helle Stuben haben. Die Kaufleute sind wie die meisten Einwohner der Balachanskoi Ostrog 95^3 Wcrstc 407 der Stadt, schr wohl bemittelt. Weil die Reise zu Wasser nach Irkutzk des Sommers viele Kaufleute hie. her bringt, so ist hart an dem Flusse ein Haus gebauet, Worin einige Buden angelegt sind, die aber gegenwärtig nicht offen stehen, sondern nur alsdann geöffnet werden, wcnn die vorbcygchcnde Kaufleute einige Waaren absehen wollen. Um diesen Ostroq leben sehr viele Buraten, welche sich um den Ackerbau bisher gar nicht bekümmert haben, sondern blos von ihrer Viehzucht leben. Die hiesigen Bratskischen Ochsen sind besonders berühmt. Ich habe einige gesehen, die den Tscherkassischen nichts nachgeben. Unter eben diesen Braroki wird wider, dcn allgemeinen Gebrauch dieser Ungläubigen, ein Handwerk getrieben, dar-in es unter ihnen sehr viele Meister giebt. Sie wissen das Eiscn so schön mit Silber oder Zinn auszulegen, daß es wie damascirte Arbeit aussiehet. Das meiste Pferde« gcschirr, Hirschfängergehange, leibgürtel, :c. sind von dieser Arbeit, von welcher man auch sehr viele löffel findet« Diese letzteren bestehen aus Eisen, das über und über mit Zinn belegt ist. Die übrigen Sachen aber sind nur Hit» und wieder, und blos der Auszierung wegen ausgelegt. Um die Art, wie diese Arbeit gemacht wird, selbst anzusehen, ließen wir dergleichen Schmiede zu uns kommen, und von ihnen einige Probestücke bey uns in dem Hause machen. C(4 Wir 4p8 1735. den 5«n N??rz Wir gaben ihnen die Form von em«rPlatte,worauf sie Ihro^ Kayserl. Majestät Namen in einem silbernen Zeuge vorstellen sollten, welches sis auch zu machen übernahm ylcn. Sie schmiedete!, zuerst ein Stück Eisen in die Form, davon wir ihnen ein Muster gegeben hatten, sodann mach« ten sie das Eisen noch einmahl glücnd, und ließen es von selbst kalt werden. Darauf bchcmcccn sie dasselbe ü> ber und über mit einem scharfen Meißel, so daß sic mit demselben immer weiter von sich fortrückten, und durch beständige Schläge mit einem Hammer auf den Meißel die erforderten Einschnitte in das Eisen machten. Auf solche Art wurde die Behauung dreymahl verrichtet, so daß jedesmahl, die Einschnitte eine andere Richtung bekamen, und sich folglich durchschnitten. Sie besahen aber das zu verarbeitende Eisen öfters, damit ja die Einschnitte allenthalben gleich seyn mögten. Nachdem die Behauung vollkommen geschehen war, ließen sie die eiserne Platte blau anlaufen, und brachten es endlich damit so weit, daß sie nun den verlangte,, Zug darauf machen wollten. Das Silber, dessen sie sich zu ihrer Arbeitjbedicneten, war dünner silberner Drat von zweyerlcy Dicke, und sehr dünn-gcschlagenes Silber. Sie fiengen an daran zu arbeiten konnten aber damit nicht zu rechte kommen. Der Zug war ihnen zwar vorgemahlt; allein sie sind in der Zeich« mmg nicht so geübt, daß sie denselben auf der Platte hat-? ten nachmachen konucn. Deswegen ließen wir ihnendcn- sel- Balachanokol Gstrog Y5«3 Wersie 40M selben auf die Platte zeichnen. Und auf diese Weise ka^ men sic bald damit zu Stande. So wi« die Zeichnung I'eng, legten ste an dem Ende einer linie des ZugcL ^ einen silbernen'Drat ein, und schlugen ihn daselbst fest; mit cben dem Drarc folgten sie dieser 5mic bis an da? an< dk-c Ende derselben, schlugen ihn seiner ganzen iange nach ftste und kneipten ihn endlich ab. Eben so verfuhren sie mit allen imiei,,bisder ganzeZna fertig war. Weit sie nun den Drat noch nicht ganz' feste eingeschlagen hatten, so schlugen sie auf denselben- über die Platte her so lange, bis solcher sich recht feste in die elngehauene Ritzen eingesetzet hatte. Wenn sie eine g'anze Platte oder große Flecken darauf mit Silber überziehen wollen, so schneiden sie ihr geschlagenes Silber in die Form, die sie auf dem Eisen haben wollen und schlagen es eben so hinein. Zu> dieser ganzen Arbeit bedienen sie sich eines einzigen Ham-' mcrs. Derselbe ist an seineft bchven Enden breit; das eine aber ist auf seiner Fläche sehr glatt, üüd das andere' über und über cingehaucn, und folglich ganz rauh.' Keines von diesen beyden Enden gebrauche»! sie, wenn sie das Eisen beHauen, sondern sie fassen d/n Hammer in der Breite, und schlagen mit der'Mitte desselben. Wem» sie' das Silber einschlagen, so nehmen sie dazu das rauhe, zum polircn aber das glatte Ende. Den Drat ziehen sie selber wie gewöhnlich durch ein ioch, das der Dicke des Drats, .den man ziehen will, gk'ichstrnu'g seyn muß. <^ie Ec 5 schla. 4lQ 1735. den 6ren bis zum 8ten Mcrz schlagen auch das Silber selbsten, dem man es übrigens wohl ansiehet, daß es durch keine Walze gegangen ist. Sie schmelzen dasselbe in eisernen Gefäßen, weil sie von irdenen Tiegeln nichts wissen. Wir ließen den Tag nach unserer Ankunft in den Ostrog des Morgens um 8. Uhr unsere Geräch« schaft vorausgehen, und wegen vorgcmcldeterBratskischen Arbeit blieben wir daselbst bis des Abends um 5. Uhr. Die Pferde, die wir hier bekamen, waren sehr gut, und der Weg gicng meistens >,f der Angara. Dahrr langten wir scholl selbige Nacht umn.Mrin dcm Doch Jew-fcewa an. Und weil die Pferde dort schon fertig st^l« den, so erreichten wir des Morgens gegen 5. Uhr Idins-koi Ostrog, oder Ramcnki. Dieser Ostrog ist an sich ziemlich unansehnlich, dabey aber giebt es doch gegen 50. Wohnhauser, darin sich wohl begüterte ieute befinden. Gegen Mittag kamen wir in Olonki, einer Slobode, die aus zwey verschiedenen, und etwa eine Werste von einan? her gelegenen großen Dörfern bestehet, an. Bis hicher fuhren wir seit Balachansk mehrentheils auf der Angara, auf welcher es an einigen Orten schon ziemlich gefährlich zu reisen war, indem sich hin und wieder Oessnun, gen fanden. Wir hielten uns hier eine ziemliche Zeit auf. Die Gegend ist daselbst sehr angenehm, und das Erdreich wie von Ndmsk an zum Ackerbau sehr geschickt. Voriges Irkulzk 9?l? werste Htl "ges Jahr ist die Erndte wegcn dcs häufigen Regens, der gcgcn dcn Herbst gefallen war, schlecht gewesen; deswegen auch der Weizen von diesem. Jahre für 20. Copeken ver. kaust wird, daman für den von dcn vorhergehenden Jahren gerne noch einmahl so viel bezahlet. Hier wichen wir von dem Flusse ab, und kamen bey sehr schönem Wct« tcr durch eine dünne Waldung von Birken und Fichten des Abends gegen 9. Uhr in dein Dorfe Bale, so an der Angara lieget, an. Hier wohnen lauter Sluschiwie, und deswegen waren keine frische Pferde zu bekommen, doch erhielten wir einige statt dcr ermüdeten, und fuhren gegen Mitternacht wieder ab. Des Morgens um 3 Uhr erreichten wir die Slodode Nrik, welche aus mehr alK Ho. so wohl gcbaucten Häusern bestehet, dergleichen man wfnig in den Städten hicr zu iande antrifft. Die Slo» bodc hat den Namen von dem Bache Nrik, woran sie liegt, der in die Auda, gleich wie diese in die Angara fallt. Die Angara aber ist 8- Werste von hier entfernt! Nach einem Aufenthalte von einem paar Stunden fuhren wir wieder ad, und kamen des Morgens um 7. Uhr in der Siadt Irkllyk an, Sieben Werste von dcr Stadt hatten wir einen sehr steilen Berg herunter zu fahren, wo unbcschlagene Pferde, als wir hatten, nicht hätten fortkom-men können, wenn nicht die Fuhrleute aus der iandstra« ,ße gewichen, und durch solche werter gefahren waren, da voch ziemlich viel Schnee vorhanden war. Sonst hatte», wir 412 ,735' den 22tcn Merz wir von Balagansk bis Hieher vortreffliche Pferde. Un< fere von Balagansk aus abgeschickte Gerathschaft war scholl den vorigen Abend angekommen; die übrige abcr, so wir von Arasnojnrsk vorausgcsandl, hatte diese Stadt iO Tage vor uns erreichet. .jn.2 chan H<. ,' ^' Der Untersieiger, den das Obcrbergamt m Cacha« rinenburg auf unsere Vorstellung von Ilimsk aus zu uns abgefertiget hatte, war hier schon vor 4. Wochen angelanget, daß also durch ihn unsere Gesellschaft um eine Persoll,.yermehrct wurde. ' ','"'"'''" ^ ^ ^/Ken Herrn Prof. La Croxere trafen wu- wider yyser Vermuthen hier nicht an, jondern fanden nu,r einen Brief von ihm, worm er uns anzeigte, daß er schon im Ialmarius von hier nach Nercjchinsk l,nd den Arguni« schen Silberwerken abgereiset wärc, und die Hoffnung hät^ te, mit dem Wintcrwcge nach dieser Stadt zurücke zu kom« men. Und weil wir vernahmen, daß die llmstände der Reise es erlaubetcn, uns noch ein Jahr lang in den hicsi-' gen Gegenden aufzuhalten, so fasseten wir bald nach unserer Ankunft in diese Stadt den Entschluß, noch auf den ' Winterwegen zuvorderst bis SelenZinsk, und hernach von Ya auf den Sommerwegen wciccr "zu gehen. Weil l,ns aber die Reise, die wir uns zu thun vornahmen, so^ beschwerlich beschrieben ward, daß man cm vielen Orten nicht nicht anders als zu Pferde durchkommen könnte, so fanden wir für nöthig, uns nicht mit vielem Reisegcrathe zu beschweren , ftndern einen guten Theil davon allhier zurücke zu lassen. Das Umpacken, das dadurch veranlasset wurde, die Anstalten zu der Reise, und die mit der hiesigen Kanzlcy vorgefallenen Geschäfte, hielten uns hier eine zcitlang auf, bis wir endlich schlüssig wurden, den 22sten dieses von hier aufzubrechen. So gerne wir aber unser Verlangen erfüllet gesehen hätten, so wcnig konnten wir' doch den gewünschten Zweck erreichen. Wir hatten in allem 37. Fuhren, und dazu pflegt man in Rußland eben so viele Postpferde zu geben. Nach dieser Ordnung befahl die Kanzley uns nur 57» Pferde zuzuführen, da doch die erste Station, allwo wir wieder frische Pferde bekommen sollten, über 20c?. Werste von hier entfernet war, und man kein Exempel in Sibirien hat, da die Fuhrleute nicht von freyen Stücken statt eines Postpferdcs zwey geben, und dieses um so vielmehr bey gegenwartiger Iah« reszeit, da die Wege kothig und beschwerlich sind. Die Hauptursache aber, warum man die Anzahl der Pferds in Sibirien gegen Rußland zu verdoppeln pfleget, ist das schlechte Futter, welches die Sibirischen Pferde bekommen, als weswegen s«e bey weitem die Kräfte nicht haben, die ein Russisches Pferd hat. Wollte man sie besser futtern, so niüstc eine andere Einrichtung gemacht werden, wozu die Gibiriaken auch deswegen sich so leicht nicht bequemen werden, 4'4 1735. den 22stcn bis zum 2^sten Mer; den, »veil die Posten bey ihnen nicht ft stark als in Ruß< land gehen. Nach den Kayserlichcn Befthlen darf man in Rußland des Sommers einem Pferde 15. Pud, und des Winters 25 bis 30 Pud aufiaden. Einem Fuhrmann liegt also daran, daß sein Pferd Kräfte genug habe dergleichen iast ziehen zu können, und daher hält er es wohl im Futter. Der Unterstatthalter wollte von dergleichen Vorstellungen nichts hören, ungeachtet wir diese Gewöhn« heit zwey Pferde statt cines zu geben nicht zuerst aufgebracht hatten. Dergleichen Verdrießlichkeiten musten wir wegen unsererBemühung für das gemeine Beste ausstehen Die Kanzley war unwillig , daß man ft viele Nachrich-ten wegen der Historie und Geographie dcr hiesigen iän-tm von ihr verlangte, und daß man, ohngeachtet ihr Vor-geschter viele Schmährcdcn deswegen gegen uns ausfliest, sie durch die Kayscrlichen Befehle, die wir bey uns halten, zu Wahrnehmung ihrer Pflicht fleißig antrieb. Inzwischen hatten wir die ganze Zeit unsers Aufenthalts in dieser Stadt sehr vielen Verdruß davon. Wir thaten zwar die Erklärung, daß wir entschlossen wären Jahr und Tag hier zu bleiben, wo nicht Befehle würden gegeben werden mehrere Pferde herzuschaffen; allein es wollte im Anfang nicht fruchten; doch hörten wir endlich den folgenden Tag, daß der Befehl deswegen ertheilet worden wäre. Weil indessen alle Gerathschaft schon aufgeladen, und alles zur Rcise fertig war, so ließen wir alle übrige zu unserer Gesell- Listrrimsiknoje Simowje 9778 Werste ^15 sellschaft gehörige Personen dcn 2zsten vormittags abgehen, und gaben ihnen 2^. Stücke von den 37- Pferden/ die wir hatten. Auch schickten wir die 2 Schützen, wo« Mit unsere Gesellschaft hier außer dcm obgedachten Unter-stcigcr vcrnu'h?'tt worden war, voraus; wir selbst aber blieben zurücke, um die noch nöthigen Pferde zu erwarten. Es wurden zwar gegen den Abend noch einige gebracht. Da aber dieselben noch nicht hinlänglich waren, und es uns unverantwortlich schien länger zu warten, in« dem wir leicht dieWinterreise über den See Baikal hätten versäumen rönnen; so entschlossen wir uns den folgenden Morgen auf den Markt zu schicken, und daselbst die ersten die besten Pferde durch Soldaten wegnehme«; zu lassen. Und solchergestalt erhielten wir endlich die benö« thigte Anzahl, so daß wir noch vormittags gegen n Uhr aus der Stadt abfuhren. Unsere Gerathschaft ließen wir noch mit Schlitten abgehen, wir aber gicngcn mit Wagen. Wir fuhren ohngefahr 26. Werste weit beständig auf der Angara. Weil aber der Fluß immer ein gefährlicheres Ansehen bekam, so wandten wir uns nach einem Walde, durch welchen wir bis nach Molodowa Simowje fuhren. Die Angara war hier ganz offen. Am 25sten des Morgens gegen 3. Uhr kamen wir in Nikolskaja Sa-stawa, und eine Stunde darnach in Listrvinlschnoje Si-niowje an. Weil der Weg von Mikolka Sastawa bis Llstwinlschnoje Simowje hart an dem Ufer der An- 4i6 !7)5-dm 25 lindesten Merz 2lngar.:, die daselbst aus dem Baikal ausläuft, gehet und der Fluß ganz offen war, so war diese Ucbcrfahrt sehr gefährlich, und fürchterlich. Die Nikolskaj.; Sasta-w^ ist sehr berühmt, weil es daselbst eine große Menge von allerley Arten wilder Enten geben soll. Aber ohnge, achtet wir unsere Schützen dahin voraus geschickt hatten, fanden wir doch nicht eine Feder vor uns. Sonst wirft sie auch manchen schonen Braten für den Irkuhkischen Statthalter ab. Sastawa ist ein Platz, da Zoll eingenommen wird, und das dortige Zollhaus hebt den Zoll von allcn Waaren, die von der Chinesischen Gränze kommen, und die nicht leicht einen Nebenweg nehmen können. Dcr Waaren sind viele, und also ist das Amt des Zöllners sehr wichtig, welches daraus abzunehmen ist, weil ein solcher Mann binnen Jahresfrist sich gemeiniglich dabey bereichert. Der Statthalter hat es zu vergeben, und die Competcnten dazu pfiegen ihm redlich dafür zu opfern. Das gewöhnliche Opfer soll in zoo Rubeln bestehen, welche jedoch alsdann erst abgeliefert werden, wann der Competent würklich eingesetzt ist. Es wird erzählt, daß, da diese Bedienung vor kurzem ledig gewesen, sich nach und nach drey Compctenten dazu gemeldet, und alle drey von dcm Statthalter das Versprechen der Beförderung erhal-lcn hatten. Ein jeder glaubt, daß es ihm nicht fehlen werde. Sie lauffen zu verschiedenen Zeiten zum Statt-haltcr, inch bitten um ihre Abfertigung. Er verspricht sie Golousna Simowje 9823 wersie 417 sie elnem jeden. Es fügt sich endlich, daß sie sich alle drey a'is einmahl einsinden. Ein jeder bittet ganz still um seine Abfertigung. Endlich fertigt sie der Statthalter al« le drey zugleich, welches vorher niemahls geschehen, ab, den Zoll einzunehmen. Ein-jeder erlegte feine zoo Rubeln, und ich hade nach der Zeit gehört, daß es keinen gereue^ hätte, so stark geopfert zu haben. Als wir bey der Slmnvje anlangten, so waren wir an dem See Baikal, worauf das Eis noch sehr fest stund. Wir fütterten hier eine Weile, und begaben uns auf den See, auf welchen! wir beständig längst si'inem nordlichen Ufer fortgimgen, bis wir nachmittags um l. Uhr Golousna Simone erreichten, weiche hart an dem See liegt, und ihren Na» mm von dem ersten Einwohner derselben, welcher keinen Bart hatte,empfangen hat. Die Wände dieser Simowje, sowohl als der vorhergehenden, waren über und über mit Fahrzeugen gezicret, welche in das Holz eingeschnitten wa« rcn, doch so, daß das Ebenmaaß dabey sehr übel in Acht genommen worden. Unser BratskischerDolmetscher hatte hier gegen anderthalb hundert Bratskische Pferde zusam» men getrieben, welche in dieser Gegend weideten. Davon lasen wir die besten aus, ließen von den ermüde« ten Russischen Pferden einige zurücke und machten uns des Abends um 6 Uhr wieder auf den See, über welchen wir schräge bis an scin südliches Ufer fuhren , so daß wir den D d folgen« Ramtsch.R.l.Theil. 413 '735 den 26sten Merz folgenden Tag um 5 Uhr das posolskoi i17on astir, wel« ches nn dcm südlichen Ufer liegt, erreichten. Die Reise über den See war sehr kurzweilig. Es ist, wie auch schon die meisten Reisebeschreiber hiesiger Gegenden angemerket haben, bey den Völkern dieser tander ein Glaubensartikel, den See Baikal ein Meer und nicht einen Sce zu nen« nm, weil ihrem Vorgeben nach der See es sich für schimpflich hält ein See genannt zu werden, und sich ohn« fthlbar an dem, der ihm solchen Schimpf anthut, rächet. Weil sie nun solchergestalt vermeynen, daß derselbe etwas göttliches an sich habe,so hat er schon von alten Zeiten her den Namcn Swjatoje lnore (heiliges Meer) erhalten. Wenn Naman ihnen nicht glauben will,so sind sie gleich mit einer Historie fertig, welche sich mit einem Teutschen zugetragen haben soll , der sich vor ohngefähr 15. Jahren im Sommer auf diesen See begeben hätte. Denn da er so eigensinnig gewesen wäre dieses heilige Meer einen See zu nennen; so wäre er dafür so bestrafet worden, daß sein Schiff bald Hieher bald dorthin getrieben worden und er m die groste iebmsgefahr gerathen sey,biS er endlich,nachdem er mehr als cme Woche auf dem See zugebracht und ihm dabey sehr übel zu Muthe geworden wäre, den See Swjaroje N?ore genennet und darauf glücklich das Ufer erreichet hatte. Wir hatten also iust den Fuhr« louttn zu zeigen, daß man sich bey stillem Wetter keiner Gefahr bloß stellt, wenn man diesen See einen See nennte, posolskoi Monastic 53^8 wel-ste. 419 te, und stichelten östtrS auf ihren Aberglauben. Das g^ fährlichste zur Winterszeit, welcbcs uns aber nicht also vorkam, ist dieses, daß sich öfters hin und wieder Eis auswirft, zwischen welchem Oeffnungen(Schtschelie) sind. Wenn wir an cine solche Stelle kamen , so ließen wlr an vielen Orten untersuchen, wo es am sichersten wäre , und fuhren mit unserm Wagen sehr gut herüber. An allen diesen Orten übten wir die Gedult unserer Fuhrleute an» meisten, so daß sie uns öfters alles Unglück mögen auf den Hals gewünscht haben. Im übrigen erstreckt sich dieftr See in der längs von Westen nach Osten sehr wcir, so daß man auch aus den blbhcligen Karten seine östlichen Granzm noch nicht ange, zeiget hat, weil vielleicht bisher niemand da gcwcjen ist. Indessen schätzet man die länge insgemein auf 520 Werste. Die Breite aber von Norden gegen Süden beträgt dem geraden Wege nach wohl nicht über 25 biß zo,und die ge. ringsie nicht unter 15 Werste. Er ist rund herum von ei« ncm hohen Gebirge umgeben, woraus aber zu der Zeit, da wir reisetcn, wenig Schnee mehr vorhanden war. Bey dem See ist dieses noch merkwürdig, daß er erst gegen Weihnachten zufriert,und erst gegen den Anfang dcs May« monats aufgehet. Von solcher Zeit an bis in den Sep«' tember soll selten ein Schif auf demselben verunglücken, in dem September aber sollen die Winde stark zu wehen Dd 2 anfan« 420 1735 den '25sien Mcr; anfangen, und von Monat zu Monat heftiger werden, deswegen man ill diesen letzten Monaten auch von öfteren Unglücksfällcn hörete. Man hat sich bishcro zu der Wasscrfahrt auf diesem See keiner anderen Schiffe, als der so genannten D?schtschcnniken bedienet, daher denn, da dergleichen Schiffe nicht anders als vor dem Winde gehen können, die reisenden öfters viele Tage auf den ihnen nöthigen Wind warten müssen, und die Fahrt von Irkurzk aus ftll allezeit leichter seyn, als dahin, weil die Nordwestwinde die gemeinsten sind. Das Kloster, bey welchem wir nach zurückgelegter Reise über de>, See ankamen, ist zwar nur von Holze gebauet, macht aber doch eine gute Figur, wcnn es von dem See aus angesehen wird. Es stehet hart an demselben, und dabey sind eini« ge Häuser, darin die Klosterbauren wohne»!. Wir reise-cell von hier durch das Dorf Rolesnikowa, welches an einem Arme des Sclenga-Flusses liegt, auf welchem wir cin Stück weit fuhren, und daselbst ein Gebirge ins Ge« sichte bekamen , und erreichten Abends um 5. Uhr Ra« banskoi Ostrog, welcher an einem Bache Rabana lieget, dcr cine halbe Werst von hier in einen Arm des Selcnga fällt. Dieser Bach soll daher also genannt worden seyn, weil, als von Brarskoi Ostrog leute ausgeschickt worden, um Sclenginsk anzulegen, sie bey der Mündung dieses kleinen Baches,der damahls noch keinen Russischen Namen hatre,viele wilde Schweine gesehm,und dem Bache davon den Namen gegeben hätten. Hier Rabanskoi Ostrog 9915 werste. 421 Hier äußerte es sich schon, dasi in diesen Gegenden kein solcher Uebcrftuß an ^ebensmitteln, als anderswo in Sibirien vorhanden war. Dcnn ob hier gleich noch Ackerbau und eine feine Viehzucht ist, so sind doch die hiesigen lezite, vielleicht nach dem Exempel derer, die wir inslünf-tige . antreffen werden, und dic dergleichen alls Noth thun,, so geartet, daß sie nichts als um einen überaus hohen Preis verkaufen wollen. Für ein Huhn wurden Zc>. Cop. gefordert. Wir wollten ein Kalb kaufen, allem so viel wir auch dafür geben wollten, so konnten wir doch auf keine Art darzu gelangen. Man gab vor, daß, wenn das Kalb wegkäme, die Mutterkuh keine Milch mehr geben würde. Uud so spricht man in ganz Sibirien. Allem obgleich die Sache ihre Richtigkeit hat, so spielen sie doch denKüheneinen Betrug, wmn dasKalb etwq stirbt,oder weggegeben wird. Sie stopfen nähmlich das Feil des Kalbes aus, und wenn sie von der Kuh Milch haben wollen, so weisen sie ihr das ausgestopfte Kalb, alsdann giebt sie solche, sonst aber nicht. Daj; dieses gewiß sey, habe ich von sehr vielen glaubwürdigen ieuten vernommen. Allein auch der Antrag, daß wir das Fell zurückgeben wollten, ward von ihnen nicht angenommen. Das beste dabey war, daß wir deswegen keinen Hunger leiden durften. Wir musten hier alle unsere Goräthschaft'auf Karren laden, weil sich der ßchnee allmählig. verlohr. Dieses '""Ad 5 und 334 l?35 ben 26 und T7sten Merz und daß auf der Reise bis hicher zween unserer Wagen großen Schaden gelitten, machte, daß wir uns bis auf den folgenden Tag hier verweilen musten, an welchem wir nachmittags um i. Uhr wieder abfuhren. Bald nach unserer Abreise bekawm wir zwey Gebirge ins Gesicht, zwi« schen welchen wir durchfahren musten. Zwischen densel« hen läuft auch derSelenya, der sich aber bald von dem einen, bald von dem andern Gebirge sehr weit entfernet Des Nachts um ic>. Uhr erreichten wir Iliinskoi Ostrog oder Bolsthaja Saimka, nachdem wir vorher viele Döl'ftr, und 7 Wcrste davon ein schönes, altes und rci« ches Kloster, Troiykoi Nionastir vorbeygegangen wa-ren.Wcil hier mehr als ^.Wohnhäuser sind,so bekamen wir hier Pferde zurAbwechselung.Den 2?sten des Morge««s um 5. Uhr langten wir bey einer Simowje an, allwo die Pferde gefuttert wurden, Sie heißt polowmnoje Simowje, weil sie auf dem halben Wege zwischen Ilunsk und Udinsk stehet. Von da hatten wir 5. 0« der 6. Werstc einen elenden Weg über Verge und durch Pfützen; hernachfuhren wir etwas auf dem Selenga, und endlich kamen wir auf eine Steppe, da nicht das ge, ringste von Schnee mehr vorhanden war, und die fo elend aussahe, daß man leicht die Unfruchtbarkeit dieser Gegend daraus schließen kann. Und so dürre als die Steppe jetzo ausstehet, soll sic das ganze Jahr hindurch seyn; doch ist wegen ihrer Ebene sehr gut darauf zu reisen. Sie gieng in ltd inst prigoro d 50009 Werste. 4»A in emem sott, bis wir Udinsk prigorod, welch« an dem rechten Ufer des Sclcnga licgt, ins Gesichte bekamen. In dieses Städtgen konnten wir, weil der Fluß, welcher schon vicle Oeffnungen hatte, dazwischen war, mit unsern Wagen nicht sahren ; und weil wir inskünftige noch da» durch reisen musien, so lag uns eben nicht viel daran. Wir begnügten uns in einer der Stadt gegenüber gelegenen Sunowjc so lange zu verweilen, bis die Pferde zur Abwechselung herbey geschaffet werden konnten. Nirgends hatten wir mehr Noth wegen der Pferde als hier, und diescs aus einer den Einwohnern der Scadt angebohmen Und berühmten Bosheit. Sobald sie hören, daßj je»nanb reiset, so bringen ste ihre Pferde in die nah gelegenen Wälder> und lassen sie daselbst so lange stehen, bis sie glauben sicher zu styn, daß man dieselbe nicht mehr von ihnen fordern werde. Gegen Mitternacht kamen so viel« sowohl Russische als Bratslische Pferde zusammen, daß F>err Prof. tNüllcr und ich allein mit einigen uns unentbehrlichen Fuhren vorausgehen konnten. Unsere übrige Gesellschaft ließen wir zurücke, und befahlen so bald nach. zukommcn,als es möglich wäre,-denn wir wollten in dicsem «lenden Neste,da wir vor uns weiter hin bessere Oerter zu hoffen hatten, nicht langer bleiben. Wir waren kaum 6 Stunden gefahren, so waren die Pferde schon so müde,daß sie nicht weiter aus der Stelle aehen wollten, da doch der Weg über eine ziemlich ebene Sceppe gieng, wir mustm .?''il , Dd 4 da- 424 !?; 5 dcn 29 nnd zosten N?erz ^ l ^ dahinauf dem freyen Felde stille halten , um die Pferde ruhen zu lassen, da doch weder Holz noch Wasser noch Schnee noch Futter da war. Außerdem gicng cln so hcf« tiger Wind, daß wir nicht aus dcn Wagen strigen konnF ten. Nach einer klemen Verweilung hinkten wir mit un« sern elenden Pferden weiter, und erreichten mit höchster Noth öes Mittags eine Simowje, die mitten in der Steppe an d,m Bache Orongoi angelegt ist. Wir schickten Unsern Bratskischcn Dollmctscher hicher voraus, damit er Hnlge Pferde znr Abwechselung fertig halten mögte. Wlr hatten dieses auch an keinem Orte mehr nöthig; denn die Udmstischen Pferde, weil man uns die guten vorenthalten und versteckt hatte, waren noch viel schlechter, als die Pser« de der Tschulimmischm Tataren. Zu allem Glücke fan« den wir gegen 50a Bratskifche PsiM, die hioher getrieben'waren, aus welchen wir schon so viele mlslesen,und.für unsere übrige Gesellschaft noch so viele zurücklassen, könn. ten / daß !vir alle daran genug hatten. Die Burarcn in dkstn Gegenden, ob sle gleich von der bloßen Viehzucht 'leßen,^lid's>ch tnlt'teilwrIcrbeit, wle die Balachanskischcn, a^ebett^ M sthr begütert, llnd mancher Bmar hat seine "tausinv-'Sehaafc nelP«iner Mcnge von Och.sen Wir fanden hicr den Hcrrn Prof. L.a Cro^ere, welcher von seiner Ncr.tschniökischl.'n Reise schon seit 4. Tagen zn-rücke gckommm war. Unser übriges Gefolge und G^alh-schaft kani erst dell folgenden Tag, 24 Stunden nach uns an. Sie klagten, eben so sehr über schlechte'Pferde, als wir auf unserer Reise dazu Ursache gehabt hatten. Doch hatten sie den Vortheil, daß sie in Sm frische Vratski« sche Pferde aus selbigen Gegenden zur Abwechselung be, kamen. /"'»l's'f '/'< Dd 5 Bis 42s »7Z5 den litti! April. Bis ich so. viele Nachrichten sammle, woraus ich ei. ne kleine Beschreibung dieser Stadt machen kann, will ich mich mit Erzählung desjenigen aufhalten , was seit unse« rcr Anwesenheit allhicr vorgefallen ist. Wlr hatten in Erfahrung gebracht, daß sich nicht weit von hier an dem Cschikoi-Fluffe ein Taijcha oder Prinz von Mongolischer oder Dalai alles aber sahe unflätig aus. Die Dime hatte sin Nnsier von etlichen Reihen gelber Korallen um den Hals , u„d viele Haarstrange über die Schuster!» herunter hangen, an welchen hin und wieder kurze Reihen von Korallen in ,dis Quere angeheftet waren. Dies ist alles, was ich außer der gewöhnlichen Kleidung an ihr besonders wahrgenommen habe. Auf dieser Jurte lag neben dem Eingänge zur rechten eitt viereckichter Woelokener Sack, und auf demselben ein Iltisfell, auf dessen einer Seite ein drey Zoll langer Onchon (Götzenbild) von dünn geschlagenem Messing geschnitzer, angeheftet war. In dem Sacke wa-ren noch viele andere Onchonen, von denen die meisten aus Solomka, (einem Chinesischen seidenen mit metallenen Faden durchwirkten Zeuqe) bestunden. Auf diese Solomka waren einige dunkele Züge mit brauner Farbe ge-< schmiert, schmiert, welche Gesichter vorstellten; statt der Augen ' aber warm ein paar bleyerne kleine Kügelchen darin gefttzf. Eiln'gc waren einzeln, einige drey biß vier nebeneinander; einige hatten auch die Abbildung eines lcibes und unten ein paar Füße, die von lumpen zusammen gestoppelt wa« ren.Aufden meisten aber war noch ein von dünnem Messin« ge geschnitzter Onchon, so wie der eben beschriebene, ange< hastet. Neben dieser Jurte, darin wir alle diese Merkwürdigkeiten fanden, war, wie gedacht, eine andere, und über« dem noch ein vicreckichter Verschlag voll quer auf einander' gelegten Balken, der oben offen stund, für die Schaafe, die schon über einen Monat alt sind, als welche nicht mchr in der Jurte gehalten werden. Um die Jurten lies das Vieh, unter welchem cln Junge zu sehen war, der auf ei, mm Ochsen ritte, welchen cr mit einem durch die Naselö« cher des Ochsen gezogenem Zaume regierte. Es scheinet diese Art zu reiten nicht übel zu seyn ; denn die Bewegung eines Ochsen ist bey weitem nicht so stark als eines Pferdes; und wenn dcr Ochse angetrieben wird, ft gehet er einen ziemlich schnellen Gang. Wir waren etwa ändert-halb Werste von der Jurte weg, so kamen wir zu einem kleinen See, dessen Ufer voller Schwäne, Gänse, Tur-panen und Schnepfen waren. Das Vergnügen ist nicht auszusprechen, welches uns der Anblick dieser Thiere machte. Und - so unlieblich ihre Musik klingen würde, wann man sie mit Instrumenten nachmachen wollte, so lieb« , 4Z5 '7)5 den men Apr. lieblich war sie doch, weil sie natürlich war. Der Schall den ein Turpan * von sich giebt, gleicht dem Schall einer Schallmey, und war bey nahe, als der Baß zu der übri, gen Musik. Von diesem See gicng der Weg wiederum über ein hügelicht und sandichtes Erdreich, von da wieder über Steppe, und endlich kamen wir auf einen niedrigen Grund, den man Caravaltoi ^ug nennt, weil die Ca-ravane, so nach Chim: gehet, daselbst ihre Heuschläge hat. Auf diesem (Dlg) niedrigen Felde kamen wir end« lich übe»- einige sehr schnell laufende Bäche des Abends gegen 8 Uhr in einer Simowje an, die an dem Lschikol lk'gt, worin ein getaufter Bm'är, dergleichen in hiesiger Sprache Aarimnu gcncnnt werden, wohnete. Herr Prof. tNüllcr und ich kamen beyderseits nebst dem Doll-metscher hier zu Pferde an, die Wagen aber waren zu» rückgeblieben. Wir und besonders ich, weil ich von der Stadt aus bis Hieher zu Pferde gesessen hatte, waren w?« gen der elenden Baurenpferde, deren wir uns zu dieser Reise bedient hatten, sehr müde. Wir machten uns die Hoffnung noch 2 Werste weiter zu den» Dorfe I)hrolo wa zu kommen und daselbst eine gute Stube anzutreffen L allein die Müdigkeit und die Besorgniß, daß die Wagen wegen des allzusandichten und deswegen sehr beschwerli» chen * Gehöret zu dem Enten odcr Gänscgeschlechte, ist mcisicns Fuchsroth, nur hat der Vogcl viel schwarzes a» dcn Flügeln ulch bey dcn» Bmzcl. Tschikoi SimHwjc ^54 Wcrste. 431 chen Weges weic zurückgeblieben wären, nöthigten uns allhier das Nachtlager zu halten, wozu wir zwar eine ziemlich bequeme Stube, dabey aber nicht das geringste zu essen oder zu trinken hatten. Die Bratskischen Ge« richte und der Bratskische Thee waren uns noch nicht ft angenehm, daß wir nicht lieber in Hoffnung etwas besseres zu bekommen, hatten hungern und dursten mögen. Wir legten uns auf die harte Bank nieder ; und als wir im besten Schlafs waren , so kamen unsere Wagen um i. Uhr nach Mitternacht an , worauf wir uns auch bald von dem gelittenen Hunger und Durste befrcycten. Des Morg'Ns nach 4 Uhr fuhren wir wieder ab, und kamen durch dünnen Fichtenwald auf eine Steppe , auf welcher uns der Caistha , den sein Gelün und noch ein paar von seiner Familie begleiteten, entgegen kam. Vor ^ihm her rkten 3 Kerls mit Pfeil und Bogen, von denen der mittlere eine rothe Fahne trug, welche cr auf dem rechten Fuß?, um sie festzuhalten, ansetzte. Der Graf Sawa wladislawiy Ragusinski hatte, als er sich in diesen Gegenden als Russischer Gesandter aufhielt, den Taischa mit dieser Fahne beschenket. Auf jeder Seite war eine Sonne und darneben mit Russischen Buchstaben geschrie« ben: Nikomu ne usmpajer. d. i. Weichet keinem. Darunter stund Vwatsimpcr Augustus peter phwru-wscrostnskoi Imperator 1727 Godu. (Peter der an« dere, Russischer Kayser 1727.) Dano rodu Zongols« tomu 432 1735 del: l2ten ?lpr. komu. ( Gegeben dem Zongolekischm Geschlechte.) Mlr stiegen aus dem Wagen, und ritten mit demLaischa,und seinem Gefolge, noch etliche Wcrste weit, da wir endlich vormittags um n. Uhr an s PNdem Gottesdienste bedient sich der Priester zuweilen ei« «er kleinen Glocke, welche er in der linken Hand halt, und »on Zeit zu Zeit damit klinget. Zu gleicher Zeit aber, da er mit der Glocke zu thun hat, halt er in der rechten. Hand einen messingenen Griff, der so gestaltet ist, wie derjenige, daran er die Glocke hält. Er faßt diesen Griff mit dem Zeigefinger und dem nächsten an dem kleinen; den Daumen legt er oben darauf, und die zween übrige hält er ausgestreckt, weil der Sohn Gottes, da er aus der Erde gelebt, und die Menschen unterrichtet und go- E e 2 sccgnet 4)6 '5' 1735-den I2ten April seegnet'hatte, seine Finger ebenso gehalten haben soss. Au«, ßcr der Glocke wird auch zuweilen eine Trommel gerührt, die ihrer Gestalt nach dcn Zaubertrommeln der hicsigel» heidnischen Nationen ziemlich gleich isi. Dasjenige", was wahrendem Gottesdienstes ausgesprochen wird, sind dle Wörter: mmam podnmchum, welches so viel seyn soll, als das Russische: Gospodi po'nilui, ( Herr er> bnrme dich!^) In der letzten Todesstunde haben die Prel« ster eine Art vvn Pillen, die sie dein Kranken eingeben, welches dcr Mongolische Dollmetsche, den wir b«) Ms Mm, mit unsmn heiligen Abendmahle verglich. Ue- berdem haben sie nuch eine besondere )lrt von Weihrauch, davon zu gleicher Zeit einige Stücklein aufKohlen gestreut et werden. Ein jeder eifriger H7ongHl nimmt diese S6^ 6)cn, wann er verreiset, mit sich, damit er sich derselben tni Fall dcr Noth selbst bedienen könne. Weil es aber für etwas HMgcs gchalten wird / j^ verwahren sic es gemeÄ Niglich in einem silbernen B.'ichslcin. Der Priester uu«' tcrschcidet sich auch durch die Kleidung Von seinen übrigeil Resigionsverwandten. Er trägt keine Quaste aüf der' Mühe, und dieselbe ist oben ganz platt. Er flicht Auch die Haare nicht in einen Zopf, wie seme meisten Glaubens/ genossen thun. Ferner trägt er einen Rosenkranz um dett' Hals, welchen jedoch auch andere angesehene icute traget? können. Vornehmlich aber führen denselben dicMonqo> lische Mönchen und Nonnen. Denn die Mongolische Gelüns Jurte 10194 Wcrste 437 Mell'gwl: kommt auch hierin mit der Papistischen übereil^ daß einige leute sich des Ehestandes enthalten, qanz und Zar kein Fleisch essen, und mehr als andere leute bcten. Es giebt semer unter den Mongolen, gleich wie unter den Papisten, verschiedene Stusscn unter der Geistlichkeit. Der Dal.n Lama ist in der Mongolischen Religion, was der Papst in der Catholischcn ist. Er hat das aeistliche und weltliche Regiment zugleich. Nur hat er noch einen Gehülfen, welcher in der Mongolischen Sprache All» tuchra heißet, doch aber bisher ihm unterwürfig gewe« sen ist. Man könnte ihn für einen Untcrpapst halten. Von dem Dal^i Hcnna sagen sie, zufolge den von ihren Vorfahren erhaltenen Nachrichten, basi er unsterblich scn das ist, daß dicSccle cincs Dalai Lama in seines Nachfolgers Seele fahre. Unter der Hand hörte man, daß die Tanguren , bey denen der Sih der morgenländischen Weisheit ist, allezeit Kinder aufcrziehen, welche sie ^burch eine gute Anführung zu dem Amte eines Dalai Lama tüchtig machen. Wann nun ein Dalai Lama stirbt, so muß gleich einer von diesen iehrlingen, den sie für den geschicktesten halten, sagen, die Seele des verstorbenen Dalai Lama sey in ihn gefahren; und albdann wird er dafür erkannt; doch sollen sich auch zuweilen einige finden, die dieses wider der Cansstttcn Willen vorgeben, und soll «s in solchem Falle große Streitigkeiten sehen. Allso soll Vuch eben wegen solcher vorgefallenen Händel,da ihrer zween C c 3 sich 433 1735-den I2ten April sich zugleich für Dalai Lama ausgaben , gegenwärtig kein Dalai Lama seyn, sondern sie haben nur einen Amuchra, welcher sich nach und nach. durch scine^ Beredsamkeit ebenfalls zur Unsterblichkeit geschwungen hat, und weil er siehet, daß ihm die ieute zugethan sind, auch den einem jeden Menschen angebohrnen Neid, da niemand gern einen andern neben oder über sich leidet, an den Tag leget, indem er den Kindern seiner Kirche den Rath giebt, kcincn von allen beyden Dalai Lama anzunehmen. Der Gclü»;, von dem ich bisher erzahlet habe, sagte, daß sie, die Mongolen, die Burären ganz und gar nicht für rechtgläubige, sondern für solche leute hielten, die bloß dem Teufel anhicngcn, und nach Gott nichts fragten. Denn, sagte er, ob schon die Tangmcn auch Schamanen haben, so ist dieses doch ein ganz verschicdenesHand. werk, das nicht zu dem Gottesdienste gehöret, und ein rechtgläubiger halt nichts davon. In der That sind die Buvären Hcyden, wie alle Menschen nach dem Falle nn Anfange gewesen sind. Ihre Sprache aber . ist Mongo« lisch. Also können die Mongolische Priester durch die Ue< bercinstimmul'g der Sprache bey ihnen viel ausrichten und sie bekehren zuweilen auch einen und den andern zu ihrer Religion. Diese sind alsdann gleichfalls nach ihrer Art zu denken rechtgläubige. ' Ieß» .-. Gelüns Jurte 10194 Werste 459 Ietzo will ich erzählen, wie wir in den Jurten empfangen worden. Die Jurte des Gclüns sahe sehr rein« lich aus. Um und um waren, wie gesagt, Teppiche ge. legt, auf welchen wir mit dem Taisiha und dem Gclün saßen. In der Jurte brannte ein Feuer, worüber cm eiserner großer Keßel stund, der wohl auf 50. Pfnnd Wasser hielt, und mit zubereitetem Thee, der ausBrals« kisch Samrci»^ genannt wird, angefüllt war. Sic kochen Wasser, Milch, Kirpitschnoi Tschai zusammen, und werfen no6) etwas Butter darzu, so wie ich von den T^ bolskischen Tataren angemerket habe. Dcr Mischmasch siehet beynahe wie Chocolade aus. Hiemit wolltcn sie uns etwas zu gute thun. Sie sülletcn hölzerne Schälchen damit, und reichten uns selbige. Allein wir hatten keine iust dazu, und baten sie uns zu erlauben, daß wir Thee liach unserer Art, und in unseren Gefäßen, zubereiten dürf' ten, worin sie auch willigten. Wir giengen also gerade „ach deS Caisiha Jurte, welche ebenfalls reinlich aussähe, und tranken daselbst Thee nach unserer Art. Wir waren kaum in der Jurte, als uns der Caisiha mit schlechtem angebrannten Vrandtwcin bewirthen wollte, welchen er von einem nahgelegenen Russischen Dorfe hatte hohlen . lassen; (denn ihren Ml'lchbrandtwcin bereiten sie nur im Sommer, und was sie alsdann machen, das saufen sie aus, und ruhen nicht eher, als bis der lehte Tropfen verschluckt ist.) Allein hicvon waren wir keine liebhabcr; sie hinge, E e 4 gen 440 1735- den izten bis zum 22sien Apr. gen soffen ihn aus großen Bechern, indem er sehr schwach war. Wir aßen in der Jurte zu Mittage; und obwohl der Taischa uns in seinen Ostrog, den er 5 bis 6.Werste von dcr Jurte hatte, und worin er bey sehr kaltem Wetter zu lvohnln pfleget, einlud, so entschlossen wir uns doch lie» ber dic Rückreise anzutreten, weil wir dort doch nichts be< sonders, als etwa ein paar wüste Häuser, würden angctrof» fcn haben. Der Gclün war, so lange wir bey dem La? ischä, vmveileten allezeit bey uns, und als wir Abends um 6 Uhr die Rückreise antraten, so hatte sowohl er, als der Caischa, die Höflichkeit uns zu begleiten. Sie thaten solches in eben der Ordnung, wie sie uns elngehohlt hatten, ein paar Werste weit. Wir fuhren indessen bis des Nachts um 12. Uhr, und kamen bey einem kleinen Bache an, all, wo wir übernachteten. Wir nahmen mit Fleiß nicht den Weg nach dem Dorfe phrolowa, weil derselbe länger ist. Des andern Morgens um 5 Uhr fuhren wir wieder ab, giengen über den Turpan-Osoro mit eben der iust, wie auf der Hinreise geschahe, und kamen gleich darauf vor-» mittags um 9. Uhr bey der Bratskischen Jurte an, deren ich in der Hinreise gedacht habe. Wir fanden unsern Bratskischcn Wirth noch eben so freundlich, als wir ihn verlassen hatten, und Herr Prof. Müller bekam von ihm alle die Arten dcr seidenen Götzen, die wir bey der Hinreise sahen. Er wollte aber ungeachtet alles Zuredens durchaus kein Geld dafür whmen, unter dem Vorgeben, daß er der- glei- Striclki 10273 Werste 44D gleichen von einem Lama für ein paar Hämmel, deren er genug hätte, wieder bekommen könnte. Das schöne Geschlecht in dieser Jurte vertrieb sich wechselsweise die Zeit mit nähen und Tobackrauchen. Anstatt des Fadens, damit sie denKitaika nahen sollten, bedienten sie sich dcr Pfer« dehaare. Nachdem wir hier zu Mittage gespeiset hatten, reiseten wir durch den beschwerlichen Sandweg nach dev Stadt zurücke, allwo wir deS Abends um 6. Uhr glück* lich ankamen. > Nun waren wir auf unsere Reise nach der Gränze bedacht, und warteten nur, daß der Tschikoi, über wel« chcn wir unsern Weg nehmen musten, aufgehen mogte. Den iZten trieb das Eis, und den 2ostcn war der Fluß schon rein. Herr Prof. La Croycre gieng deswegen den 2isten Abends um 6. Uhr aus der Stadt, und wir folgten ihm den andern Tag. Gegen 3. Uhr des Abends kamen wir Gmelki oder Petra pawloskaja Rrepast gegen über, und fetzten mit aller Gcrathschaft, die wir bey uns führS ten, in kurzer Zeit über den Cschikoi. Die ganze Ueber-fahrt wurde mit einem einzigen Kahne verrichtet. Von dem Schlafwagen wurden die Vorderräder abgenommen, der Wagen aber dergestalt auf den Kahn gesetzt, daß die Hinterräder in dem Wasser waren. Zween Ruderer brachten auf diese Art den Kahn mit demWagen gesthwind hinüber. Ein jeder Karren wurde so, wie er war, auf Ee 5 den 44» '7)5' öen 22 und 2zsien April den Kahn gesetzt. DiePferde aber ließ mau auf Sibirische Manier hinüber schwimmen. Man hat schon seit langerZeit, weil dieUeberfahrt über diesenFluß so oft geschehen muß,eine Brücke über denselben schlagen oder dieSachcn aufeincrFlö» ße hinüber führen wollen; aber die Erfahrung hat gelehret/ Daß sich beydes wegen des sehr schnellen Stromes nicht thun lassen wollte, al s welcher eine Brücke bald cinreisit, und dl'eFlöße leicht aus ihremGleichgewichte bringet. Aus ebe»! dieser Ursache waget man es auch nicht gerne, etwas auf die Art, wie wir thaten, über diesen Fluß zu brin< gen, wenn der Wind stark wehet. Die Breite des Flus« sis an dem Orte, wo wir über denselben giengcn, betragt nicht über 6o. Faden. Wir blieben in Smelki eln paar Stunden lang, bis sich die Pferde, welche sehr schlecht wa« ren, von dem überstandenen mühsamen Zuge über die Sandderge etwas erhöhtet hatten. Des Nachts um l. Uhr kamen wir in powororui an, welches eineSimow« « ist, die aus einem paar Häusern bestehet. Den Na. wen hat sie daher, daß, da der Weg von Gtrielki auS bis Hieher beständig längst dem Cschikoi fortläuft, man hier auf einmahl wendet, und den Tschikoi verläßt. Mit dem Tage fuhren wir weiter, und zwar wichen wir von bem mit Werstsiulen besetzten Wege ab, weil derselbe nach der Aussage der Fuhrleute allzu bergicht ist. Wir wandten uns zur linken, und kamen des Morgens um 3. Uhr bey einer Simowje an, die von einer daselbst befind« li- Ralina Tschernowa Simowje ivzzz w. 443 lichen Wafferquelle Rljutschi genennet wird, allwo wir auch auf beständiges Anhalten unserer Fuhrleute stille hiel« ten, weil man da Heu zu futtern haben konnte. Die Weite von der leßtern Simowje ist ohngefähr 15 Werst«. Von da giengcn wir durch cinen dünnen Fichtenwald und Steppe, und kamen nach zurückgelegten 4. Wersten wieder auf den mit Säulen besetzten Weg. Zwischen der 41 und 42stcn Werstsäule mustcn wir einen Berg hinauf, und einen andern herunter gehen, doch waren dieselben nicht sonderlich steil. Endlich kamen wir nachmittags «m I. Uhr in IxalinaGolotowklnaSllnowfe an, woselbst wir zu Mittage aßen, und von da durch einen dünnen Fichtenwald und Steppe, und über eine etwas Huge« lichte Gegend, des Abends um 7. Uhr inRalma Cscher« nowa SiMHwjc, die an einem kleinen Bache Ajachra so in den Selcnga fallt, erbauet ist, ankamen. Zwar hatten wir noch gerne bis nach der Eroiykaja Rrcpost, so noch achtzehn und eine halbe Werste weiter ist, fahren, und daselbst übernachten wollen, weil wir in der Simowje kein gutes Nachtlager zu gewarten hatten: allein die schlechten Pferde, die wir hatten, und die bey nahe alle ganz ermüdet waren, erlaubten uns nicht weiter zu gehen. Ware auch nur Futter in der Simowje vorhanden gewesen, so hatten wir uns etwa nur ein paar Stunden aufhal, ten dürfen. Aber da war nicht das geringste, eben wie ^, drcyThore. Gegen den Rjächca stnd noch zwey,«nd auf der östlichen Seite ein kleines Pförtchcn. Der iänge 'naä) hat sie drey Straßen, welche nach den Thoren zuge^ ihen. Der Breite naH aber ist durch die Mitte derSlo« bode auch eine Straße gezogen. Die Häuser sind nach der iinie gebauet, niedrig und von ieim und Holzwerk auf-gcführet. Ein jedes Haus hat seinen besondern OsttM !Md zwo Kammern, von denen die eine zur Niederlage für ble Waaren, die andere aber zur Wohnung dienet. Die Wohnstube'ist sehr klein, und fast der ganze Raum der? selbcn mlt einer breicen niedrigen Bank versehen, außer daß ein schmaler Gang der ganzen iange nach übrig gclajseN ist. Sonst sichet alles darin reinlich aus. Es stehet keltt Ofen darin, sondern draußen unter der '" Stu" Rjächca i(^55 wersie. 44y Gtnbe sind gleichsam Fächer, drey bis vier an der Zahl gemacht. In dicst Fächer wird Holz gelegt, und von denselben laufen Röhren, die allerhand Beugungen ma« chen, unter cbm gedachter Bank weg. Davon wird die Stube erwärmt, und auf der Bank verrichten sie alles, essen, trincken, schlaftn, spielen:c. :c. Sie haben in ihrer Stube allezeit brennende Kohlen, um den Toback anzuste« cren. Sie sind in dem Kohlcnbrcnnen große Meister; denn unter ihren Kohlen findet man keinen Brenner ; sie dauren auch sehr lange, welches letztere wohl daher kommt, daß sie dieselben nur aus Birkcicholze brennen. In ih« ren Stuben haben sie auch gemclmgllch einen Gößm, mit deren Beschrcibling ich mich nichc aufhalten will; sie sind bald gemahlt, bald gcschm'ht, und habcn bald dicst bald jene abgeschmackte Gestalt. Es ist auch kein Götzcntcm? pel in dieser Slobode vorhanden, woraus man etwas zuverlässiges von ihrer Religion mulhmaßcn konnte. Die lu Goll',(<'twas schlechterer Damast) Se'NlL.a,n,(noch schlechterer DamasI) I^jati" Lain, (der schleckst? Damast) Ca'ift, (der b^st^ Atlas) und M'ycrley 1lA (nu'ttlcre U!ld schlechte Gattung von 7ltlas) Bäiderek/Chagrin) Fanza dreycrlcyGattungen, (ist cine Art eines dünnen Stoffs ) Flor, Krepp, Solom-jant'a,(cin schlechter seidener Zeug, auf welchen verguldete Faden aufgeleimt sind, und welcher von der Geistlichkeit und Ul,d in Comödicl,, gebraucht wild.) Unter dem banmwol« l^nen Zeuge ist Ritälka der vornehmste. Deffen hat man zweycrley Arten, gepreßten lmd ungepreßtcn. , Von dern gepreßren giebt es eine grobe und eine feine Gattung. Ferner habcn sie Dada, (eine Art von weißem Eattun) ^tllldok (Chinesisch«,' feine icinwaiw) und Salnmet. Zu deil Hauptwaarcn gchortt' noch Schar, (Ehinesifcher Toback) Porcellan, (schlechter Porcellan wird aus Russisch 3e,u,^, guter aber pharphor genannt,) Thee,,Puder« zucker, Zuckerkand, eingemachter Ingwer, gepreßte P» meranzcnschaalcn, Ix.nncltt Ts^ai' (Terra Catccku) B^dian (Sterncuns). ,Von KtM,iMten giebt es »'och Tobackspfeifcn,Blumen von Papier und Fanza an Drate festgemacht, seidene auf Papier geklcbte Blumen, Näh» nadeln von allerhand Gattungen mit runden Öchren, Puppen von Seidenzeuga und Porcclan, hölzerne Kamme, allerhand Schnurrpfeifereyen süv die Br.uoki und Tun< guftn, Tenzoing, (eine Chinesische Artzcney) Chinesische Bibeln, die auf Seidenzeug gemahlt, und andere, die mit Hclftnbein ausgelegt sind, Schcermesser, Perlen, ieibqurtclvonScide, Brandtwein,Weizenmehl,Meftrmit Gabeln, Windfächer, Wagen, Pfeffer. Waaren wcrdcn vcltaust ^>cis. ^«v.<,m2nie7m.. Pomcl'o2ioi luki. zn 16'17 Arschin. 2 5 a V^ereK. ' lNl8^ArschiN. 3 ' rani» beste Gattung, zu 17^. Arschin. 2 2s , mittlereGattung. zu 12 Arschin. i « » , » I ,c> , , , < , , I 50 » schlechtere Gattung.zu n-12 Arschin. ° 6o , » » l 7^ Flor. znis'i6-l8Arschin. 3 - , - , 3 5<2 , , - 6 ' , » F 8 ' X«s. «u ,2'4 Arschin. I 8c) . - 2 25 80Y0MMK3. zu Isei6 Arschin. 8 - 5 < is , kn»il<2. gepreßte gute Gattung nach Tünn. Ein tünn enthält iO Konzi, und einKonel M 7^ -75 Arsch.Z « ^ 4 , schlechtere Gattung. 2 so UN, Rjächta WZ55 wersie. 4;z Waaren werden verknust. Pnis. Rbl. (:'op. - ungepreßtc eiufärbige 4" so ' ' zweyfärdige. 4 ?c> v»I,a. Stückweise zu 14-l s-i7'2O Arschill. - 4^ 45 55.80 "'Ubnic. Nach TjlM. Ein Tjunhält Sammet. zu ia. is. ly All'chin. 3.6. Schar. zu ZMcll.Ein Zllnkhalt?8c> ^ Bassche,einVc,kfchc 8?3^ 3t!n. i 'i' s-l6 Puderzucker. Gin,Welse/dasGinnl'6.^ll. ^ .s,»8 Zllcktt'kaud. Gin,Wc,sc,das Gm;ul6^ll. ' ?c) eiu<;c»mchtl,'r Ingwer. Gin-Weise zn < 6.Lau. ' 20 gepreßte Polnaauj^'N^ Schmalen. GiwWcisezii l6Lan. -20,25. Kamen»! Tschai. Gin-Wrisc;ll >6Lan. 2 » Badmll. GiN'Wcisc zu >6.ra>». 2O.25 T^backspftifcn,mcs, Stückweise smgene lange ' 2a '-kürzere. - is ,-klcmsic Gattung. ' , - 6 , , von Ebenholz. ' 1 ^'7^ Blumen vonPapicrund Fanza^ wenn man die Wahl auszulesen hat. Stückweist - k< , ohne Wahl. ' ^ Ff 3 Seide. 454 M5 ben 24stm April. Waarcn wcrd^n vcttnlist. 'Prris. ,^ Ml. Cop' Slides Blumen auf Nchlmtxi» fcinstc Glit'llüiq, jU sO. Stllck. t s ' gwl'l'lv G'lttllliq. ' 3'4 Porcclan kltiüne. Stückweise ' 4> s TclMln; arüßcre Ltück»:. Stückweise - is , klmia.'Stllcke. ' 4>s khincsisch^ Hibcln mit Hriscllbciualis^lcgt. , schll-chtcrc Gattung ^ 3 , fcincrc. 6.8.1 a Echccrmcsscr. Slnckwcise » 12^ Pcrlcn. in Kästchc» von Pappe in dercn cincm lo Stücke sind ' 2 Leibgurtcl. - 32.90 Brandtwl'in. nach Korlschaga. Ein Kor- tschaga hält Z^Wicdrl'; ein Wicdro abcr ohngcsähr 2s ^3 2Q 2s<^o WciMmchl. Nach Gin. - 12 MGr mit Gabeln. Stückwcise - 20-25 52-72 Rubl. El'p. Windsäckxr von F ^ Tschin. - 2V « Modsjan. in ruudcn Schachttll! von ,mi l G^ll. » 18 , Li'gan. Nach Gil; vvil 16 !M. - > z 'M. < '^ ' Ktrpitschnoi tschnnoi.Stücklvcistdc-.sStmkhältS^E. - 80 D.r aNcl-Mchtcstc Thcc "ill klcuMl Backichcn. ' ^ Fs4 Di^s 456 17Z5 dcn 27sten April. Dies ist der Preis der Waaren, so wie er zu unserer Zeit war. Er ist aber nicht gleich. Gegenwärtig ist er so geringe, als er noch niemahls gewesm. Die Ursache soll diese seyn, daß jcho sehr nxnig Russische, und eine sehr große Menge Chinesische Kaufleute in Ajächra vorhanden sind. Indessen , wenn dieses allein die Ursache wäre, so music», die Russischen Waaren theurer als sonst seyn; aber auch diese sind in Rjächla niemahls wohlfeiler gewesen. Man hat hierin der Klugheit der Chincscr vieles zuzuschreiben, als welche wohl wissen daß diejenigen Russischen Kaufte, die nach der Grä,^ reisen, ihre Waare« g<.'me bald los seyn mögtm, um bey Zeiten zurück reisen zu können; deswegen warten sie, bis den Russischen Kaufleuten die Zeit lange wird, welche alsdenn ihre Waaren für einen Preis, der den Chinesirn anständig ist , losschlagen müssen. Ich habe in dem hier qegebencn Register von Chinesischen Waaren nur diejenige angeführet, welche den HauptlMdel der Chincser aus^ machen. Denn außer diesen findet ein iicbhaber noch allerley Sachen, als Chinesische Kleider, Bmchancn oder Götzen von allerley Gattung, und sonst noch allerhand Kleinigkeiten, wiewohl man doch »licht so viel antrift, a!s man sich, ehe man dahil, kommt, wohl einbilden könnt?. Ich habe mich insbesondere sehr bemühet, voll ihren Arzneyen etwas zu erhalten, allein umsonst. Durch Fragen kann mau auch nicht viel von ihnen erfahren; denn diejenigen Chineser, die man iu^iachta antrifft, sind von der Rjachta ion Morste. 4^ der gemeinsten ?lrt; sie wissen von nichts, als von ihrcin Handel, und in ihrem Umgänge geben sie den gröbsten Bauren nichts nach. Sie haben in ihrer Slobode einen Mann über sich, den sie Surgmschei nennen, welches so ,viel als Secretarius bey uns ist, und der aus p.-king von dem Collegio der ausländischen Sachen dahilr gcsetzct, und alle zwcn Iahrc abgewechselt wird. Er hat nicht nur die Streitigkeiten der Chmefcr abzuthun, son« dern auch diejenigen, die unter seinen und den Russischen Kaufleuten vorgehen, in welchem Falle er mit dem Russischen Commissano gemeinschaftlich handelt. Den 27sten wurden wir von dem Hauptmann der Croiykaja Arcpost zu Gaste geladen, und giengcn ;u Pferde dahin. Diese Festung, deren ich schon vorher ge< dacht habe, liegt drey und eine halbe Werste von der Slobode, an dem Bache Rjachca, welcher 2 Werste davon aus einem kleinen See entspringt, und ist bc,) Gelegenheit der Gesaudschast des Grafen Saw.: wladis-lawiy Raguslnski angeleget, welcher den Ort ausgesuchet, und den Plah zu dessen Befestigung angegeben hat. Nas die iage des Orts betrifft, so siehet man nicht, daß dieselbe einer Fcstimg im geringsten vorrheilhast wäre, es mögte denn dann bestehen sollen, daß der Back) mitten durch die Festung lauft. Allein derselbe ist von so geringer Wichtigkeit, daß die Einwohner der Slobodc des Ff 5 Wm> 453 ''35 dcn 27stol, 3lpr. btszum 6tcn N?.:y Winters die gröste Noch wegen Mangel des Wassers auszustehen haben, des Sommers aber mit dem Wasser sehr vielrn Koth verschlucken müstcn. In der Festung ist es zwar in diesem Stücke besser, weil daselbst durch einen Damm das Wasser so stark aufgestemmt wird, daß es auch eine kleine Mühle, die noch innerhalb del" Festung ist, treibet. Die Festungswerke bestehen in einem vier-eckichten Ostrog von 90. Faden in der iänge, und 6o. in der Breite, mit 4. Bastionen und 2. Thoren, das eine auf der nordlichen und das andere auf der südlichen Seite. Von der südlichen und westlichen Seite sind auf 50. Faden lang Spanische Reuter, und von der östlichen Seile bis nach dem Berge Nadolodi Zepfianzt. An Gebäuden sind in derFestung eine Kirche, Officiershäuser, Casernen, Anbarcn, (Hurten mit einer Kammer) ein Artilleriehaus, ein Stall und eine Badstube, und außerhalb derFestung Soldatenhauscr, ncbst einer Schenke, und,eine halbe Werste davon zur rcchtcn Seite,ein vicrcckichtcrum-zaunter Plaß, worin Caserne,, für diejenigen Soldaten ge--bauet sind, welche auf der Gränze beständig die Wache haben. Solist müssen hier alle hin und hergehende Kaufleute ihre Waaren verzollen, wenn sie sich nicht der Nebenwege, dergleichen einige seyn sollen, bedienen wollen. Auch muß der Hauptmann hier auf die Granzsachcn allezeit ein wachsames Auge habcn.Ich glaube aber, daß ein jeder Bauer so viel Einsicht in dergleichen Dinge hat, als der ge- Rjächta 12355 W rsie 459 gegenwärtige Hanptmann und allc seine Sibirische Mitbrüder zu haben pflegen. Noch kurz vor unserer Abreise aus Rjächca, ereignete sich ein kläglicher Fall mir einem Russischen Kaufmanne, welcher eine Zcitlanq an dem dreytägigen Fieber krank gelegen, und sich durch ciiic mwl'rnünstigc Cnr selbst den Tod zugezogen hatte. Er hatte Arscm'c qeqesscn.und zwar in so großer Menge, daß er bald davcn im Gesichte auffchwall, und wiewohl ohne Convulswnen gleich dar, auf den Geist aufgab. Ich erkundigte mich, ob man sich dieses Mittels, um damit das Fieber zu vertreiben, öfters bcdicnete, und bekam zur Antwort, daß es die allgemeine Cur sey, und daß der Verstorbene ohnfehl-? bar auch dadurch gesund geworden wäre, wofern er nicht zuviel gegessen hatte. Es wurde auch so wenig daraus gemacht, daß man dieses gar nicht als einen gewaltsamen Tod ansähe, sondern den Kerl ganz ehrlich begrub. So ist es mit den Kayserlichen Befehlen beschaffen: an den^er-tern, die der Residenz nahe liegen, wird darüber gehalten ; weit davon aber bekümmern sich die Befehlshaber wenig darum. Den 6tcn May gegen Mitlaq gieng Herr Prof. La propere mit seinem Gefolge von hier ab, lind wir folg« ten ihm den andern Tag frühe um 6. Uhr- Des Vor- mit« 460 1755. den 8" n ^N.ip mittags um 10. Uhr kamen wir bey Tschoma ^alina Silnowje an, und nahmen dort das Mittagseffet, ein. Nachmittags um 4- Uhr erreichten wirRalmaGolocow^ kina Simowje und des Abends um 9. Uhr Rljmjchi, von da wir mit anbrechendem Tage wieder abfuhren, und des Vormittags um s- Uhr in Strielki ankamen, Der Ort wird Gtrielti genannt, weil er auf einer Spihe des iandes stchct, welche zwischen dem Tsihikoi »nid Sclcnga liegt, und welche Spitze das Wort Scn> elka ausdrucket. Es haben dort schon von vielen Jahren her Vauren gewohnt, weil cs eines der vorchcilhafte-sten Erdreiche in der ganzen Selcngischcn Gegend ist. Der Graf San?a wadislawilz hat hier die schon er-wehntc Festung angelegt, welche den Namenpecro paw-lowskajaRrcpost oder Tschtkoiskaja Scrielka führet. Sie liegt an dem linken User des Tschikoi, und zwar an einem Arme desselben, und bestehet in einem verpallisadirten Vierecke, welches 150. Faden lang und 140. Faden breit ist; sie hat 4 Thürme, deren 2 an dem Flusse innerhalb der Pallisaden stehen, und durch Pallisaden und Span< nischc Reuter mit einander verbunden sind; die zween ü< brigen liegen gegen die Bergseite, den beyden vorerwehn-ten gegen über, und stehen in den Winkeln des Ostrogs. Zu dem Ostrog sind z Zugänge, einer von dem Flusse, die beyden übrigen von der Bergseite, welche einander gegen« RjäclM 15355 Morste 4^ genüber llegen. An der Bergseite smd noch ausier den Pallisaden Spanische Reuter qepstanzet. Innerhalb die^ ser Festung befinden sich zwo Kirchen, die Festunoskirche und die Caravanenkirche, von denen die leßtei-e bAüfallig ist. Die Chinesische Caravanc hat auch innerhalb der Festimg' ihre Wohnungen, und die Soldaten-ihre Caftr-nen. Ferner befindet sicb dort noch ein Packhaus für dle Caravanengnter, und ein Wachhaus dabey, ein Pulver Magazin, ein Artilseriehaus und Hauptwache, und eine Scheune zu den Caravanenkarren. Außerhalb der Fe-? stung auf der rcck)tcn Seite derselben, sind die Wohnhäuser der Obcrossicicrc, Soldaten und übrigen Einwohner. Die Häuser der Oberofficiere sind alle auf Ihw, Kayserli-' cher Majestät Unkosten gcbauet, und vielleicht die besten Gebäude in ganz Sibirien. Srriolb>; ist del, llobcr/ schwemnumgen des Tsthikoi öfters unterworfen, die Festung ausgcnonnnen, welche etwas hoher liegt als der ü^ brige Theil des Orts. Es soll hier ein ganzes Regiment Soldaten liegen, um auf allen Fall die Gränze sicher zn halten. Allein das ganzeNegiment ist gegenwärtig bis auf 250. Mann zusammen geschmolzen,wcil di<.' übrigen alle ver, schickt smd. Der Brigadier IwanDelm'crcwirzBuch. holz ist Oberster von dem Regiment, bey welchem sich aber wederÖbristlicutenant noch Major befindet. Seine Officie,, re bestehen aus vier Hauptlcuten,<^von diesen hat er zween bey sich, her dritte sichct in Troiykaia Rrcpost, und der vierte 462 1735' deli men May vicne in Zmuchai-ru,) nebst etlichen Fähnrichen, und ei« nem paar lieutenants, die meistentheiis die allerschlechte-ste Aufführung, und ganz und gar keine Erfahrung im Kriegswesen haben.. ??.-ibV M 6nu Wir hielten in Striclka unsere Mittagsmahlzeit,? und nachdem wir, wie in der Hinreise, über den Tschi--koi mit Kähnen gcsctzet hatten, kamen wir,über die Sand-berge des Abends um;. U^r yfjedex glMich jy der Stadt SclcnZmsk an. , .....^.^<, , /i) s.,.,-< f.:... Die Stadt Sclcngmsk'Negt aü'dein"rechten oder östlichen User des ScleilIa-Flllj>'s,nnd ist indem Jahre 1666 anfänglich als eiü bloßer Dstrog nach iandesgcwohn« hcit angelegt worden; etliche und zwanzig Jahre hernach aber wurde die Festung, die noch jetzo steht, erbauet, und derselben hat der Platz seine fernere Aufnahme zu Danken. Die Stadt liegt langst dem Flusse, und halt in der iänge ohngefahr zwo Wcrste, ist aber sehr schmal, welches man leicht daraus abnehmen kann, daß nicht mehr als 151 Wohnhäuser darin gezahlt werden. Sie schließt die oben erwehnte Festung ein, welche von hölzernen Wanden gemacht , und ohngcfahr 50. Faden ins Gevierte halt. Auf der Seite des Flusses ist in einer Ecke derselben cinSchieß-thurm angebracht, und in dem andern siehet dieKanzlcy; in der Mitte dieserMand aber ist einThor, und auf demselben eiiu' Cschassownja ( Bethaus.) Auf der VerAite, welche Scll.'Ntsl'nsk, 1O446 werste 463 welche gedachter Seite am Flusse gegen über ist, sind in beyden Winkeln Schießthürme und ein kleines Thor. Un-^er den Gebäuden derFestung befinden sich noch fünf Korn-Häuser, ein Pulverkellcr,zwey Hauser zu der Trihmscasie, und unter einem derselben noch cinPulvcrkellcr,und ein Artilleriehaus, darin 5 metall^neCanonen,wovon drey der Stadt, zwo aber dem Regimente gehören, und sünf eiserne eben-falls dcm Reqilncnt gehörige Eanonen liegen. Außerhalb der Festung sind an öffentlichen Gebäuden zwo Kirche,, von Holz, des Brigadiers. Haus und die Hauptwache, die Rcgl'mentscanzley,.das Spital, eine Pulverkammer für das Regiment, zweyKornhäuftl,ein Brand twcinkellcr, ewige Kaufbuden, und zwo Schenken. Um diese Gebaudy und Privathauscr smd auf der Bcrgseite ^7adolobi gezogen, die sich an den Sclenga schließen^, ^ ^. Der Fluß ist bey der Stadt ohngefahl,- 200. Fade« breit, und hat unmschiedMeInseln. N^ch, vortj Jahren konnten die Schiffe hatt an der Ctüdt,anlegen; der Strom aber hat sich seitdem me,hr westwärts gezogen, so dasi er an dem östlichen Ufer sehr untief ist, ,Dicgan;e Gegend der Stadt ist sehr bcrgicht mid unfruchtbar; 15. Werste unterhalb derselben abcr ist guter Mcrbau. Kaum hat man bey der Stadt einen Piah, da man die Pferde weiden oder Garten fruchte ziehen kann. Eine Insel 0« berhalb der Stadt, welche Roimy ^Djtron? genennet wird. 464 »735- ben 8tcn M.:y wird, :'st d?r einziae Ort, dessen man sich hierzu bedienet. Wcil aber dieselbe nicht selten überschwemmet wird, so gehet auch öfters die Hoffnung des Jahres in dcm Wasset vcrlohren. Dann es ist in Sibirien «licht der Gebrauch/ daß man ein schlechtes land dm-ch Düngung oder Ansah« rung guter'Ei-de zu bessern suchen sollte. Wer nicht ein Stück iand besitzt,'das keine Bearbeitungni>chiqhat,der lebc lieber in Bedürfniß, weil er mennt, dasjenige sey Nicht von Gott beschert, was man 'durcl/der Hände Ar< brit erzwingen müsse. Doch diesis rühret nicht sowohl ans einem Grundsake der Frömmigkeit, als vielmehr V0N der Faulheit her. In Sibirien beobachtet man gar selten die Gewohnheil, daß der Gläubiger, wenn ihm der Schuldiger seine Scliuld abgetragen hat, demselben dafür eine Quitung odcr scme bisher in Handen gehabte Schulde vcrschreibung heraus giebt, sondcm, wenn etliche Jahre verflossen sind, und der Mann Geld nöthig zu haben mcynt, so fordert er die abgetragene Schuld noch einmahl. Wenn der angebliche Schuldiger einwendet, die Schuld wäre hcreitS abgetragen, so wird die Sacke dein Rcchtbspruche des Woywoden überlassen, welcher dieselbe auf unterschiedliche Art zu entscheiden gewohnt ist. Noch vor kurzem geschahe cs, daß ein Bargusim'schcr Bauer den andern wegen cmcr Schuld todtschlug, die er dcm erschlagenen schon zweymahl abgetragen, und nun zum drittenmahl hatte abtragen sollen; denn er besorgete, daß wenn dcr Kerl lang Selcngmsk 10446 werste 46z lang lebte, er die Schuld noch oft würde bezahlen mülsen. Ueberhaupt wann ein Sidlriak durch Schclmcm) und Betrügerey zu etwas gelangen kann, so erwählt er diesen. Weg lieber als die Arbeit. Die Oclenginsker haben auch diesen Vortheil, der i hrer Faulheit zu statten kommt, daß ihre lebensart von der Vratskischen nicht gar sehr unterschieden tst. Sie essen in der Stille, was ihnen vorkommt, sie trinken ihren Thee nachVratskischer Art, unk also fallt es ihnen leichter sich zu ernähren, als wenn sie sich, wie an andern OrtenRußlandes, an Hewisse Speisen bin« den wollten. Denn der Selenga ist nicht fischreich; man hat zwar Stöhre, Tschedanki t Säimcni ff und eine Art Forellen, die Aenki genannt wcrden,auch Giündlin» ge, aber alles in geringer Anzahl. Der Hauptfisch, dcn man daselbst haben kann, sind die Omull, eine Art eines Weißfisches, der zu Ende des Augustmonats m unge« heurer V^enge aus dcm See Baikal ^aufsteiget, und wo/ mir sich die Einwohner auf das ganze Jahr versehen. Wir haben wahrend unserm ganzen Aufenthalt in der Stadt es kaum so weit bringen können, daß wir zu-. Mileu,etwas.Milch zum Thee bekommen hätten. Die 4eute smd viel zu faul, als daß sie in den schönen Gegenden . t Species Cyprini Art^ t{ Trutta Salmonara ^j^amtlch.R.1-Theil. Gg 466 1735'den 3rcn N7ay unterhalb dcr Sradt des Sommers so viel Furier samm« len sollten, Vaß sie einiges Vieh in dcr Stadt damit er/ nähren könnten. Sie lassen lieber ihr Vieh im Sommer und Winter an den Orten herum laufen, woWeide ist. ES sind in der Stadt einige Kaufladen, darin aber ist bey na, he gar nichts zu haben. Wie leicht wäre es einem Se« lenginsker, mit allerhand Kleinigkeiten, die er in der Bude halten könnte, etwas zu erwerben. Aber er ll'egt lieber 51. Wochen des Jahrs hinter dem Ofen, und die 52ste reiset er nachRjächta; und davon ernährt er sich das gan« ze Iahk ^- ' Während daß wir uns in dieser Stadt aufhielten, hatten wir mehrentheils schlechtes Wetter, fast beständige und heftige Nordwinde, auch zuweilen Regen, welches letztere die Einwohner als etwas sehr seltenes ausgaben, indem es sonst fast niemahls vor dem Augustmonate re« Znen soll. ,..,.,. Wir machten uns einen guten Nachmittag zu Nu« ße, an welchem uns der Herr Brigadier Bucholz zu Waffer an die Stelle führte, wo man den neuen Ort Ns-wo Selenginsk anzulegen beschlossen hatte. Derselbe liegt ohngefahr 3 Werste oberhalb der Stadt an dem linken Ufer des Selenga, und die Gegend ist unstreitig et, was besser, als die Gegend der Stadt StlenIinsk, wie sich Selenginsk 10446 wcrsie 467 sich denn auch die läge zu einer Festung noch einiger Ma« ßen schickt. Allein, da man den Ort anlegen wollte, so fand man solche Schwierigkeiten, daß man auch nicht ein. mahl den Anfang damit gemacht hat. Das Erd, reich daselbst ist steinicht, aus kleinen Kieseln und groben Sande gleichsam zusammen gepreßt, und es würde unsäg. liche Unkosten crfodern, wenn man daraufbauen wollte» ja mit den in Sibirien bey dem bauen üblichen Werk« zeugen, wäre es eine unmögliche Sache. Vermuthlich hat derjenige, deres angegeben, nicht gewust, daß man bey Anlegung einer Festung auch auf das Erdreich zu sehen habe. Schade ist es, daß zwo in selbiger Gegend zu beyden Seiten des Flusses für dle Pferde der Dragoner, welche in der neuen Stadt zur Besaßung liegen sollten mit ungemeinenKosten erbauteStallungen, nun ganz und gar ohne Nutzen da stehen. *.st, JčemhtirJ-. ^IJfifäf .Metropolis fry CaJjrelluxn. a^ Xsrhn ltißgnis ML Jftercatona. "Mi^r-hs rum. upuzlnlLr ■: :--:--£*m£tr rninstafd? t>w ttrtarn mafrpitri &emxru> &r * dim diurio' dentftant- surfst-, yujrrri in r/uij-fv fmfTisi jumtiJ. %Rtj s s ic i Impe kii/Ji / «tjftfT* vrauiiu lot-; £2. es <^4L i> «^ otter £Tad: l&ngrittul: ^^. ^ ■ et go.gradtij Ivngilzulmz^^ prmi0