M m%m Katholische nMionszeifichrift Ericheinf monatlich und wird vom Millionshaus üleliendorf bei Graz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. ßeinrich Wohnhaus F. 8. C. Bezugspreis ganzjährig mit Poitzuiendung 10 K - 4 mk. - 3 Mre. Der Beilige Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Hpoiloliichen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Riehen gelesen, mit Empfehlung der hodiwürdigiten Oberhirten uon Brixen, Brünn, Sraz, heitmerits, kinz, Olmütz, Marburg, Crienf, Crieit und Wien. Best 3 und 4. märz - April 1921. XXIV. 3ahrgang. nadiridifen aus unteren IIMionsgebieten. Die Schillnkmission. Über bett Fortgang des Missionswerkes in Lut entnehmen wir einem Briefe des 1 P. Jpfelkofer folgendes: „Jüngst hat sich in : Lul etwas ganz Neuartiges zugetragen. Es j wurde eine Katholikenversammlung abgehalten, an der alle Neuchristen des Landes teilnahmen. Die Idee zu dieser Tagung ging von den Schilluk selbst aus. Am 21. November fand die vorbereitende Sitzung statt. Die Hauptversammlung, die Plenarsitzung im vollsten Sinne des Wortes, wurde auf Sonntag, den 28. November anberaumt. Die Gegenstände, die zur Sprache kamen, betrafen das Verhältnis der Schillukchristen zu ihren noch heidnischen Stammesgenossen. Es wurde unter anderem die Frage erörtert, welche Stellung und Haltung die katholischen Schilluk gegenüber den heidnischen Stammessitten, wie beispielsweise der Blutrache, einzunehmen und zu beobachten hätten." Wir werden die Berichte über diese weittragende Veranstaltung unserer geliebten Neuchristen in der nächsten Nummer veröffentlichen. Die freundlichen Leser ersehen aber schon aus dem Gesagten, daß die bekehrten Schilluk es mit der Beobachtung des christlichen Sittengesetzes ernst nehmen, dessen verpflichtende Kraft sie immer klarer erkennen und immer stärker empfinden. Wie sehr katholisches Denken und Fühlen den Charakter dieser Heidenchristen veredelt' hat, zeigt die Tatsache, daß sie aus eigenem Antriebe den Entschluß faßten, für ihre verstorbenen Missionäre heilige Messen lesen zu lassen. Der hochwürdige P. Angerer schreibt darüber: „Am Allerseelentage überbrachte mir Paul Wan, der Älteste von den Christen unseres Missionsdorfes zwei ägyptische Pfund mit der Bitte, für den am 26. April auf der Reise nach Europa verstorbenen Schilluk-missionär P. Maggio eine heilige Messe zu lesen. Groß war das Erstaunen der Christen, als ich ihnen bedeutete, daß sie mit dieser Summe 20 Messen haben könnten; denn zwei ägyptische Pfund waren vor dem Kriege 40 Mark oder 50 Kronen. Es wurden also zehn Messen für P. Maggio, fünf für die verstorbenen Schilluk und fünf für die in Lul Beerdigten gelesen. Niemand hatte die jungen Christen zu dieser schönen Tat angetrieben; aus freien Stücken hatten sie das Geld unter sich gesammelt." So bringt die Missionsslur in Lul stets neue, duftende Blüten christlichen Glaubensgeistes hervor. Die Missionsstationen im Gebiete des Gazellenflusses (Bahr el Ghasal). Der Oberhirte dieses Vikariates, Bischof Anton Stoppani, feierte am 4. August des verflossenen Jahres sein silbernes Priesterjubiläum. Von den 25 Jahren seiner priester-lichen und bischöflichenTätigkeit hat er 21 Jahre in Afrika zugebracht. Die Berichte und Briefe der Glaubensherolde im Gebiete des Bahr et Ghasal enthalten viele überaus tröstliche Mitteilungen. M b o r o, der Missionsmittelpunkt von mehreren kleinen Stämmen, die alle die Ndogo-sprache reden, zählte im Jahre 1915 kaum ein Dutzend Tausbewerber. Heute, so schreibt ein Pater, haben wir 11 Katechistenposten mit 670 Katechumenen, die sich eifrig aus den Empfang der Taufe vorbereiten. Drei weitere Außenposten sind in Gründung begriffen. Eine neue Nebenstation wurde in Lengbo errichtet. Hier, wo man vor wenigen Jahren den Namen des wahren Gottes nicht einmal kannte, sind jetzt die Lehren unserer Religion der gewöhnlichste Unterhaltungsgegenstand dieser Neger. Auf den Baumstämmen des Waldes graben sie das Zeichen unserer Erlösung ein. Von den Dächern ihrer Hütten und von den Felsen herab grüßt uns das heilige Kreuz. Es dient den Fremden als Wegweiser aus den vielverschlungenen Steppenpfaden. Man glaubt sich in einer katholischen Gegend zu befinden, so sehr atmet schon alles den Geist des Christentums. Fast an jedem höheren Feste empfängt eine Gruppe von Katechumenen die Taufe. Nicht wenige von den Neubekehrten gehen täglich zur heiligen Kommunion. Der Bau eines - neuen, würdigeren Gotteshauses ist ein dringendes Bedürfnis, da die alte Lehmkirche die Menge der Christen und Katechumenen nicht mehr zu fassen vermag. Aus Mbili-Cleveland meldet einer unserer Missionäre: „Unsere Neubekehrten sind ein Herz und eine Seele und sämtlich eifrige Verkünder des Glaubens unter ihren heidnischen Stammesbrüdern. Die Häuptlinge sind uns wohlgesinnt und voll überzeugt, daß der Strom des Christentums die junge Generation durchfluten wird. Mit staunenswertem Eifer suchen diese Neger in die Wahrheiten der neuen Religion einzudringen. Die Zeit der Einzelübertritte ist vorüber; in kleinen Scharen ziehen diese Neger jetzt in die Kirche Christi ein, und wir zweifeln nicht daran, daß der Tag kommen wird, an dem eine Massenbekehrung dieses einst so wilde und hartnäckige Volk der Dschur restlos der Herde des göttlichen Hirten einverleiben wird. Wir ernten schon, was die ersten Missionäre unter Tränen gesät haben. Wir ernten und säen weiter. Glücklich aber jene Glaubensboten, denen es vorbehalten ist/ die volle Ernte in die Scheunen Gottes einzusammeln." Aus K ap an g o, der Missionsstation unter den Golonegeru, erhalten wir folgende Nachrichten : „Die Missionäre und Katechisten müssen jetzt ihre Kräfte verdoppeln, um allen Anforderungen ihres Berufes entsprechen zu können. Aus der Station selbst weilt beständig eine Anzahl von Katechumenen zum Taufunterricht. Der vierstündige tägliche Schulbesuch vermittelt diesen Schwarzen auch die Kenntnis der Elementarfächer, Lesen, Schreiben und Rechnen. Wir haben sechs Katechistenposten, die wir monatlich zweimal besuchen. Auf der Nebenstation Kali sind drei Katechisten tätig. Wir haben auch zwei Katechisten zu jenem Zweig des Dschurstammes entsandt, dessen Siedlungen sich in der Nähe von Kapango befinden." In R affi li unter dem Volke der Bellanda und in Mupoi unter dem Stamme der Njam-Njam wächst von Monat zu Monat die Zahl der Kinder, die die Missionsschule besuchen. Die bisherige Notkirche in Raffili ist zu klein, um alle zum Unterricht heranströmenden Katechumenen aufzunehmen. Während des Krieges versuchten mohammedanische Sklavenjäger den von der Regierung aufs strengste verbotenen Menschenhandel wieder in Schwung zu bringen. Eine Bande von diesen verruchten Menschenjägern drang in das Land der Njam-Njam ein unter dem Vorwände, sich der Elefantenjagd hinzugeben. Sie erlegten auch an zwanzig Elefanten. Das kostbare Elfenbein der Stoßzähne erschien ihnen aber nicht als eine hin-reichendeEntschädigungsürdie ausgestandenen Mühen und Strapazen. Sie lechzten nach dem „schwarzen Elfenbein", das sie für weit kostbarer hielten, und es gelang ihnen tatsächlich viele Sklaven zu machen, da die Njam-Njam in jenem Teil ihres Landes in den Wäldern zerstreut leben, um leichter ihre Nahrung zu finden. Die wehrfähigen Männer wurden getötet und die Frauen und Kinder fortgeschleppt. Mit dieser Ware begannen die Unmenschen einen lebhaften und einträglichen Handel. Als der Regierungsbeamte dem verbrecherischen - Treiben auf die Spur kam, entsandte er so- Heft 3 und 4 Stern der N e g e r 19 fort Soldaten in den Wald, die einen Sklaven- j jäger in dem Augenblick überraschten, als er einer Frau die Lanze in die Seite stieß, um ihr die Tochter zu rauben. In dem Gefechte, das sich entspann, wurden einige von den Unholden tödlich verwundet; doch der Haupttrupp der Sklavenjäger war entkommen. Einer zweiten Abteilung von Soldaten gelang es auch nur, die Nachhut der Sklavenkarawane einzuholen und die in ihrem Besitze befindlichen Frauen und Mädchen zu retten. Die Menschenhändler wurden mit schweren Ketten beladen in das Regiernngs-gefängnis in Wau eingeliefert. Seitdem wur- tigen zu der Hoffnung, daß sie ihr Bestes tun werden, damit einmal auch in ihren Bezirken das Christentum den Sieg erringt über den heidnischen Irrwahn und die kulturüberfir-nißte Halbheit des Islam. Aganda. Zur Ergänzung und Vervollständigung der in der letzten „Stern"-Nummer enthaltenen Übersicht über die Entwicklung unserer Missionsstationen in Norduganda ist noch folgendes zu verzeichnen. In G ulu haben unsere Missionäre mährend des Krieges eine Handwerkerschule ins Die Anfänge der Missionsstation Mboro in der Provinz Bahr el Ghasal. den die Missionäre und Eingebornen nicht mehr durch das Auftreten von Sklavenjägern beunruhigt. In den Missionsstationen Kapango und Wau wirken auch unsere Missionsschwestern in verdienstvollster Weise auf dem Gebiete der Schule und der Krankenpflege. In Wau befindet sich die bischöfliche Residenz. Da der Ort selbst ein stark mohammedanisches Gepräge aufweist, erstreckt sich die apostolische Tätigkeit hauptsächlich auf die umliegenden, von Heiden bewohnten Dörfer. Besondere Sorgfalt widmen die Missionäre dem Ausbau der höheren Missionsschule, die viele Häuptlingssöhne der Provinz besuchen. Manche von ihnen haben bereits die Taufe empfangen. Ihre guten Gesinnungen berech- Leben gerufen, die sich der größten Wertschätzung ' seitens der Regierung erfreut. Der Oberbeamte des Bezirkes hatte den Missionären wiederholt empfohlen, die Eingebornen nicht bloß im Lesen und Schreiben zu unterrichten, sondern sie auch in den Handwerken auszubilden, um auf diese Weise das gemeinsame Kulturprogramm der Regierung und der Mission seiner Verwirklichung näherzubringen. Die Mission ging aus den Re-giernngsvorschlag unter der Bedingung ein, daß die Behörde die Wohn- und Arbeitshütten errichte und für den Unterhalt der Lehrlinge sorge, während unsere Laienbrüder als Lehrer und Meister den Unterricht der Knaben übernehmen würden. So geschah es. Zwar kostete es den ersten Zöglingen nicht geringe Überwindung und Mühe, sich unter das harte Gesetz der Arbeit zu beugen, aber bald flößten ihre kleinen Anfangserfolge ihnen Mut ein und hoben ihr Selbstvertrauen. Je mehr sie Fortschritte machten, desto mehr wuchs auch die Berufsfreude und die Begierde, Neues und Großes zu leisten. Das Unternehmen zeitigte herrliche Früchte; denn mit Hilfe dieser angehenden Handwerker konnten in den Missionsstationen Mojo, Gulu und Kitgum neue Kirchen, Schulen und Priesterwohnungen gebaut werden. Im Verlause der dreijährigen Lehrzeit empfingen auch sämtliche Burschen, mit Ausnahme von zweien, die heilige Taufe. Die Schule übt eine solche Zugkraft auf viele junge Leute der Umgebung aus, daß die Missionäre nicht in der Lage sind, allen Bitten um Aufnahme zu willfahren. In Kitgum wurden am Feste Maria Himmelfahrt 43 Katechumenen durch das Bad der Wiedergeburt in die Kirche ausgenommen. Am gleichen Tage erteilte der hochwürdige Provinzialobere 198 Gläubigen das Sakrament der Firmung. Die Entscheidungsstunde für die katholische Weltniission! Manche langjährige Bezieher unserer Zeitschrift sowie alle, die das Reisewerk von Bischof Geyer: „Durch Sand, Sumpf und Wald" gelesen haben, werden sich erinnern, unter welchen Mühen und Opfern in den letzten zehn Jahren vor dem Weltkriege die Miffionsstationen im Bahr el Ghasal und die ersten Misfionsniederlasfungen in Uganda gegründet worden find, und sich mit uns herzlich freuen über den Aufschwung, den das Bekehrungswerk unter den heidnischen Negerstämmen Jnnerafrikas genommen hat! Eine Vermehrung der Missionsstationen und Katechistenposten ist unumgänglich notwendig, um jene armen Heidenvölker vor der Verseuchung durch den Islam und der Umgar-nung durch protestantische Sekten zu bewahren. Doch nicht nur in Afrika, sondern in der ganzen Welt ist die Entscheidungsstunde für die katholischen Missionen angebrochen. Werden sie den Vorsprung, den sie bisher vor allen übrigen Religionen hatten, auch fernerhin behaupten oder schon in den nächsten Jahren von den falschen Religionen überflügelt werden? Diese Frage kennzeichnet die schwere Gefahr, in der sich das Weltmissionswerk der katholischen Kirche gegenwärtig befindet. Mit Aufbietung aller Kräfte sucht der englisch-amerikanische Protestantismus der katholischen Heidenmission den Vorrang abzulaufen. Der protestantische Kirchenverband Amerikas hat den großzügigen Plan gefaßt, mit, seinen Dollarmillionen die gesamte Heidenwelt in die Arme des Protestantismus zu treiben. Mehr als 1300 Millionen Dollar sollen zu diesem Zwecke in den nächsten fünf Jahren aufgebracht und verausgabt werden. In Vorderasien und Nordafrika erhebt der Allislam drohend das Haupt und verbrüdert sich mit dem Bolschewismus. Die heidnischen Religionen Ostasiens werden unter Führung der Gebildeten jener Länder modernisiert und mit stolzer Miene dem Christentun: als gleichwertig gegenübergestellt. Die internationale Freimaurerei verfolgt in den Missionsländern die gleichen kirchenfeindlichen Ziele und Bestrebungen wie in der Heimat. All diesen Gegnern müssen die katholischen Missionäre die Stirne bieten. Sie verzagen nicht, eingedenk des Heilandswortes: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben! Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt." Die Missionäre zagen und verzagen nicht, aber als kluge Kämpfer heischen sie Hilfe von allen Heimatskatholiken. In dem Riesenkampfe um die Gewinnung bei' Heidenwelt werden unsere braven Glaubensstreiter, nach menschlichem Urteil, nur dann den Sieg erringen, wenn die Katholiken aller Klassen und Stände, aller Völker und Zungen geschlossen hinter ihnen stehen, um ununterbrochen das Opfer des Gebetes und die reichste finanzielle Hilfeleistung ihnen zuzuwenden. Es ist die heiligste Pflicht aller Priester und Gläubigen/ den Notruf der Glaubensherolde und des Papstes selbst zu beachten, denn sonst sind zwei Drittel bei' Menschheit für die katholische Kirche verloren. Nur ein allgemeines Missionsausgebot der ganzen katholischen Welt kann jene Völker retten, die noch in der Finsternis und im Schatten des Todes sitzen. P. Heinrich Wohnhaas. fii VS-- Wie die Leser wissen, mußten unsere deutschen Missionäre, drei Priester und zwei Brüder, im Frühsommer des Jahres 1916 auch die schöne Missionsstation Tonga unter den Schilluknegern verlassen und sich in das Gefangenenlager Sidi Bihr bei Alexandrien begeben, wo sie vier Jahre interniert waren. Während dieser langen Verlassenheit wurde das herrliche zweistöckige Missionshaus infolge der starken Tropenregen und der heftigen Stürme baufällig. Die weißen Ameisen zernagten die Holzteile gänzlich, die zahlreichen Fledermäuse fanden einen willkommenen Unterschlupf in den Manerspalten und erfüllten auch das Innere des Hauses. Ehe die Missionäre ihre Tätigkeit im Tongadistrikt wieder beginnen konnten, mußte das Gebäude in wohnlichen Zustand versetzt werden. Mit dieser Aufgabe betraute Bischof Geyer den hochwürdigen ?. Fischer, der uns über die umfassenden Reparaturarbeiten folgende Einzelheiten mitteilt: „Am 6. März fuhr ich mit dem Postdampfer von Khartum ab. Ein Bruder und zwei Maurer begleiteten mich. Nach achttägiger Fahrt nilaufwärts langten wir in Tonga an. Das Haus bot einen traurigen Anblick. Die Ostmauer war ganz eingestürzt. Das Dach hing lose und abgebogen in der Luft. Die Südmauer war nahe daran einzufallen. An der Südfro'nt der Kirche zeigten sich ebenfalls große Sprünge. Der prächtige, mit soviel Schweiß begossene Missionsgarten war vollständig verwildert. Mohammedanische Soldaten hatten im Lause des Krieges das Hays erbrochen und viele für die armen Missionäre wertvolle Sachen gestohlen, unter anderem Kirchenparamente^ Kelche, Ziborium und Meßkännchen. . . Für unsere Arbeit waren viele Leute notwendig. Es war nun gerade die Zeit, in der die Regierung von den Schilluk die jährliche Steuer eintreibt, die vorzugsweise aus Durrah besteht, weshalb die Leute alle auf dem Felde mit dem Dreschen der Durrah zu tun hatten. Zwei Wochen lang konnten wir darum keine Helfer und Handlanger bekommen. Endlich schickte uns bet-1 Häuptling des nahen ii Dorfes einige kleine Mädchen und Knaben. Mit diesen begannen wir die Abtragung des oberen Stockwerkes. Mit großer Geduld unsererseits und vieler Mühe der kleinen Werkleute ging die Arbeit langsam voran. Ich bemühte mich, recht viele Knirpse zur Arbeit zu erhalten, und es gelang mir schließlich die Zahl dieser schwarzen Heinzelmännchen auf 45 zu bringen, die, bei guter Laune lustig singend, das Material in den Hof hinabtrugen. Es kamen täglich auch viele große Burschen und Mädchen, um uns neugierig zuzuschauen. Aber mithelfen wollten sie nicht, denn die mühevolle Arbeit gilt bei diesen faulen Jünglingen als eine Schande. Ein kraftstrotzender Bursche äußerte sich einmal: „Wir sind schwach, diese Meinen aber sind stark". Armseliger Stolz! Als das Mauerwerk des oberen Stockwerkes abgetragen war, trafen wir rasch alle Vorbereitungen, um das Dach von neuem aufzusetzen. Ich ries flehentlich den hl. Joseph um seine Hilfe an, daß wir noch vor der Regenzeit fertig werden möchten. Er half auch ganz auffällig. Wohl kamen öfters kleine Regenschauer, aber sie waren sehr schwach und von kurzer Dauer. Täglich stiegen schwarze Wolken am Horizont auf und drohten mit schweren Gewittern, doch verzogen sie sich immer wieder während der Nacht. Als wir endlich daran waren, die letzte Reihe Zinkblech zu befestigen, setzte ein heftiger Regensturm ein, der fast bis zum nächsten Morgen anhielt. Wie froh war ich und wie dankte ich dem hl. Joseph für seinen Schutz und seine-Hilfe! Nun hatten wir ein schirmendes Dach über uns. Die übrigen Ausbesserungsarbeiten konnten wir nur teilweise vollenden, da die zunehmende Luftfeuchtigkeit den Mörtel nicht mehr trocken werden ließ. Auch verzogen sich die kleinen Schilluk wieder. Sie mußten aus die Felder hinaus, um die neue Durrah anzusäen. Wider Erwarten kamen jetzt Burschen und sogar starke Männer zur Arbeit, um sich einige Schmuckgegenstände zu verdienen. Es war nämlich in den Dörfern ringsum eine Blatternkrankheit ausgebrochen, die viele Menschenleben forderte. Um dieses Wiederaufbau der üMionsffation Conga. Unheil abzuwenden, hatte der Großhäuptling einen Totentanz angeordnet. Bei solchen Gelegenheiten schmücken sich die Tänzer mit Perlen, Glöckchen und allerhand anderem Flitterkram. Diese Dinge wollten sich manche bei uns erarbeiten. Wenn sie die gewünschten Zieraten erhalten hatten, gingen sie davon. Anfangs Juni waren wir ganz allein. Nunmehr stellte ich die Arbeiten vollends ein und kehrte nach Khartum zurück, während der Bruder in Tonga verblieb und auf die aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Missionäre wartete... Zu den geschilderten Schwierigkeiten beim Aufbau der Missionsstation kam noch eine Unter vorstehendem Titel schildert der hochwürdige P. Angerer die Schicksale der Missionsstation Tonga im Süden des Schilluklandes während der vier Kriegsjahre, in denen die Missionäre sich in Gefangenschaft befanden. Nachdem er in der letzten „Stern"-Nummer die Entwicklung der Missionstätigkeit bis zum Weltkriege in kurzen Strichen gekennzeichnet hat, erzählt er im zweiten Teil seines Berichtes von dem Kampfe der Mission gegen den Islam und von der Freude der Schilluk über die Rückkehr der verbannten Glaubensboten. Als die Mission einigerntaßen festen Fuß in Tonga gefaßt hatte, empfing sie einen empfindlichen Stoß nach rückwärts. Es trat die religiöse Pest des Islam auf, den mohammedanische Händler ins Land hereinzuschleppen begannen. Dieselben bildeten in Tonga eine rasch wachsende Niederlassung zum nicht geringen Schaden für die Gesittung des einheimischen Volkes im allgemeinen und für dessen Christianisierung im besonderen. Der Kampf gegen den Islam. Anfangs hielten sich die Schilluk von den ihnen verhaßten fremden Eindringlingen fern, nach und nach ließen sie sich aber von ihrem schillernden und einschmeichelnden Wesen anlocken. Allmählich griff der Gifthauch des mohammedanischen Geistes und Denkens um sich, und nicht wenige von den nahewohnenden Schilluk fielen dem berückenden Feinde zum Opfer. Infolgedessen sah sich die Mission persönliche. Ich erkrankte an Malariasieber und glaubte zweimal, mein Lebensende sei herangenaht. Doch erholte ich mich wieder dank der aufopfernden Pflege des guten Bruders. Das Haus war also leidlich ausgebessert und die für Tonga bestimmten Missionäre konnten sich bei ihrer Ankunft dortselbst dem geistigen und seelsorglichen Wiederaufbau der Mission widmen. Die Kosten des materiellen Ausbaues der Station erreichten die bedeutende Summe von 400 ägyptischen Pfund (über eine Million Kronen), gewiß eine große Ausgabe in unserer gegenwärtigen Notlage, die aber nicht zu vermeiden war." vor eine neue Aufgabe gestellt, nämlich die Schilluk so zu disponieren, daß sie aus eigenem Antrieb sich vor der Gefahr hüteten, und es war die doppelte Mühe und Vorsicht anzuwenden, um den Wölfen im Schafskleid zuvorzukommen und die gefährdete Beute vorwegzunehmen, auf welche.die eifrige und unbemerkt arbeitende Propaganda der Anhänger des Propheten ausging. Mit der einen Hand mußte der Seelenhirt seine Herde pflegen und mit der andern die Feinde abhalten und verhindern, daß nicht noch andere ins Verderben liefen. Und die Missionäre taten ihr möglichstes, so daß die Riesenarbeit, welche sie in zehn mühereichen Jahren auf diesen Teil des Schilluklandes verwendeten, zu Hoffnungen auf einen schönen Erfolg berechtigten. Da brach der unheilvolle Weltkrieg aus, und das so mühsam aufgebaute Werk schien mit einem Schlage in Trümmer gehen zu sollen. Bereits 20 Monate nach Ausbruch des Krieges hatte das Missionspersonal von Tonga sein Arbeitsfeld verlassen müssen. Die von ihm geleiteten Schwarzen waren nun sich selbst überlassen: die schützende Hürde war durchbrochen, und die schwachen Läntmer waren wehrlos den vordringenden Feinden ausgeliefert. Die junge Negerkirche in großer Gefahr... Die Christen der Station, die ihre Hütten in der Nähe des Missionshauses hatten, verblieben dortselbst und überredeten auch andere DB PAD 36 DODODD Gine Berde ohne Birten. (Schluß.) □ODODO «O“ =o= =n= □ODO DID NLubekehrte, sich ihnen anzuschießen. Sie setzten ihre Ehre barem, zu zeigen, daß sie auch ohne Missionäre wie Christen leben wollten und hatten anfangs den richtigen Gedanken, möglichst geschlossen ihren Glauben zu betätigen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen, bis die Missionäre wiederkehren würden. Dieser löbliche Anfang hielt nicht lange an und kam endlich ganz außer Gebrauch, als Jahr nm Jahr verstrich, ohne daß die Mission wieder eröffnet wurde. Böse Zungen taten das ihrige, die Kleingläubigen im Verdacht zu bestärken, die Missionäre würden nie mehr nach Tonga zurückkehren. So zogen die meisten in ihre Dörfer zurück und überließen sich mißmutig den schädlichen Einflüssen ihrer Umgebung. Die Missionsgebäude waren nun ohne Wartung und ungehindert den Einflüssen der Witterung ausgesetzt. EinTeildes Wohnhauses stürzte ein, und Diebe drangen in Haus und Kirche ein und trugen fort, was ihnen brauchbar schien. Der mit unsäglicher Mühe angelegte Garten verwilderte und bedeckte sich mit üppigem Unkraut. Endlich nahte Hilfe. Der hochwürdigste Apostolische Vikar besuchte im Frühjahr 1920 Tonga und sorgte für die Wiederherstellung der Missionsgebäude. Es fehlten nur noch die Glaubensboten, um das vor vier Jahren so jäh unterbrochene Werk der Christianisierung rüstig wieder in Angriff zu nehmen. Seit Monaten schon wartete man auf ihre Ankunft aus Europa, während Schreiber dieses, der Missionsbischof Geyer von Khartum. sich zur Zeit des Friedensschlusses in Ägypten befand, bereits im verflossenen Sommer ins Schillukland abreisen konnte. Die Glaubensboten lassen nicht locker. Das also sind die Schattenbilder, die vordem geistigen Auge des Einsamen vorüberziehen. Fast ist er geneigt, alles für verloren zu halten mit jenen, die dieses Negervolk nicht kennen. Doch saßt er wieder Hoffnung, da diejenigen die Hoffnung nicht aufgeben ,die das schwere Werk hier begannen. Diese kennen ihre Schafe, und ihre Schafe kennen sie, und gerade darum können und wollen sie diesen Teil der Herde nicht verlassen,son-dern wie der gute Hirt die verlorenen Schäflein wieder aufsuchen und liebevoll auf den Schultern zur Herde zurücktragen. Es wäre auch wirklich schade um dieses treffliche Hirtenvolk, das so gute Eigenschaften und Vorbedingungen zur Annahme des Christentums aufweist. Sein Charakter ist hart, sein Wille unbeugsam und trotzig, sein Ehrgeiz groß und zum Schwersten bereit, sein Sinn strebt nach Nngebundenheit und Selbständigkeit, und sein Gemüt ist zum Religiösen geneigt, kurz, der Geist dieses Volkes ist ein Diamant, der, wenn geschliffen, einen Vollwert darstellen wird. So schwer die Schilluk von den anerzogenen Neigungen und althergebrachten Sitten abzubringen sind, ebenso hartnäckig halten sie fest an vernünftiger neuer Lebensweise, wenn sie gut geleitet und unterrichtet 24 Stern der Sieger Heft 3 und 4 worden sind und einmal die neue Bahn als die richtige erkannt und entschieden eingeschlagen haben. Dann läßt sie ihr Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit nichts mehr fürchten, selbst nicht das Gespötte der Genossen und die Plackereien ihrer heidnisch gebliebenen Stammesbrüder. „Das ist meine eigene Angelegenheit, darin mir niemand etwas zu befehlen hat", das ist unfehlbar die Erwiderung derer, die sich ernstlich bekehrt haben, auf die Einwendungen Widerstrebender, und bald sind diese zum Schweigen gebracht, da sie nach Stammessitte niemanden der Freiheit seiner Handlungsweise berauben wollen. Los von Mohammed. Ein gutes Pflaster für die Pestbeule des Islam war von jeher der beständige Kampf mit Gefahren aller Art, die beständige Abhängigkeit der Schilluk von ihrem Schöpfer, der ihnen den nahrungspendenden Regen schickt oder vorenthält, das viele Elend, die Armut, der Hunger, Krankheiten und Kriege, die keine Weichlichkeit aufkommen lassen, und die schlimmen Erfahrungen, welche ihre Vorfahren mit den türkischen Beamten und den arabischen Krämern gemacht. In den letzten Jahren waren Hunderte von Kindern den Blattern zum Opfer gefallen, Viehseuchen hatten ihre Rinder getötet; Teuerung und Hungersnot, schon in Friedenszeiten häufige Gäste, nahmen sie in der Kriegszeit noch härter mit. Der Missionär, zu dem sie früher ihre Zuflucht genommen, war fort: so wandten sie sich an die mohammedanischen Händler, bei denen sie ihre Bedürfnisse einkauften, sahen sich aber betrogen in ihren Erwartungen, denn diese Krämerseelen zogen unverschämt Vorteil aus ihrer Bedrängnis. Nun ging den Schilluk langsam ein Licht auf, was Gutes sie an ihren vermeintlichen Freunden hatten. Sie wurden ihrer satt, und die Propaganda der Moslemin verlor an Zugkraft. Der Missionär wird freudig begrüßt. Als ich dieser Tage durch die Dörfer ging, war die häufigste Klage der Leute: „Die Zeiten sind schlecht geworden; das Land wird von den mohammedanischen Kaufleuten aufgefressen (ausgesaugt)." Der Weg führte mich durch die Felder, auf denen die Leute mit dem Ausjäten des Unkrauts beschäftigt waren. Da wollte das Grüßen von allen Seiten kein Ende nehmen und dann erst in den Dörfern! Immer und immer wieder mußte ich auf die Frage antworten: „Ach, wann kommen denn die Patres wieder? Wie geht es dem 91 und wie dem N. N. ? Was tut er, kommt er wieder? usw." Und hatte ich ihnen versichert,, daß die Missionäre wiederkehren würden, so sah man es ihnen an, wie sehr sie das freute. War einer an mir vorübergegangen, ohne mich als Priester zu erkennen und ohne mich zu grüßen, eben weil er den Fremden überhaupt nicht angesehen, und wurde ihm dann bedeutet, wer ich sei, da hätte man die freudige Überraschung sehen sollen, mit der er wieder umkehrte. Erregt faßte er Lanze und Stock in die linke Hand, daß sie zusammenklirrten, erhob die Rechte, die innere Handfläche gegen mich gewendet, und sprach bewegt die landesübliche Begrüßungsformel. Erst nachdem er die Versicherung erhalten, daß die Missionäre zurückkehren würden, ging er seines Weges weiter. Bis auf die kleinen Knaben fand ich alle bekleidet, was viel heißen will in diesen teuren Zeiten. Da die Schilluk nun einmal die Gewohnheit haben, zu betteln, so taten sie es auch jetzt, und zwar baten sie mich stets um ein Kleid, wenn das alte schon abgetragen war. In den Dörfern, in denen Christen wohnten, sah ich eine Reihe junger Leute, die am Oberarm ein großes Kreuz eintätowiert trugen. Aus die Frage, was das bedeute, erklärten sie mir: „Damit wollen wir vor aller Welt zeigen, daß wir Leute der katholischen Missionäre sind und weder mit den Heidensitten, noch mit den Muselmännern etwas zu tun haben wollen." Leider mußte ich in Erfahrung bringen, daß ihre Taten den Zeichen und Worten wenig entsprachen. Doch fehlt es nicht an Christen, die es ernst mit ihren religiösen Pflichten nehmen, soweit es ihre Kenntnisse und Verhältnisse zulassen. Sie besuchten regelmäßig den Pater, der von Zeit zu Zeit von Suitam, hörten die hl. Messe und empfingen mehrmals die hl. Sakramente. Zu Hause verrichteten sie gewissenhast die früher gelernten Gebete; sie fragten den Missionär, der sie besuchte, begierig um Aufklärung in Glaubensund Gewissenssachen und befolgten den erhaltenen Rat willig bis ins Kleinste. Der Sieg wird unser sein! Dieser kleine Rest also ist von der einst vielversprechenden Herde übriggeblieben. Soll nicht alles verloren sein, so ist es höchste Zeit, daß sie nicht ferner mehr sich selbst überlassen bleibe und daß wieder regelrechte Missionsarbeit einsetze. Dem Vordringen des Islam , muß durchaus Einhalt geboten und das von ihm noch nicht verseuchte Gebiet mit christlichem Geiste gekräftigt werden. Durch emsigen Unterricht und gediegene Erziehung muß dort eine ganz neue Generation aus der noch unverdorbenen Jugend herangebildet werden. Man muß staunen über die Befähigung der Kinder bei guten Lehrern. So wird mit Gottes Hilfe die zersprengte Herde wieder gesammelt. Für das Licht der Wahrheit sind die Schilluk, mehr als wir glauben, empfänglich. Die gesunde Luft gediegener Sittenlehre wird die innerlich Schwachen und Kranken kräftigen und der himmlische Nährstoff der kirchlichen Gnadenmittel ihr zersetztes Blut auffrischen und veredeln. Der Geist Gottes, der über Was einem Betrunkenen in Afrika passieren kann, zeigt nachstehende kleine Geschichte, die sich in der Nähe unserer Missionsstation Ngal in Uganda abspielte. Die Neger jener Gegend pflegen zur Zeit der Hirsenernte Festlichkeiten zu veranstalten. Ein Dorf sucht dabei das andere im Trommeln, Trinken und Tanzen zu übertreffen. Gar mancher trägt dann einen großen Affen nach ^ Hause. In einem Nächbardorfe der Mission hatte einer von den Zechgenossen sich mehr als gewöhnlich berauscht." Als er in später Nachtstunde heimwärts wankte, brach er alsbald zusammen und blieb völlig bewußtlos im hohen Steppengrase liegen. Da kam eine Hyäne vorüber, packte ihn an dem Ziegenfell, womit er bekleidet war, nahm ihn auf den Rücken, wie es die Hyänen mit ihrer Beute zu tun pflegen, und trug ihn fort in ihre drei Stunden entfernte Höhle, ohne daß der Manu inzwischen die Besinnung erlangte. Sogleich liefen die Hyänen aus den benachbarten Höhlen herbei/ um den Unglücklichen zu fressen. Die Hyäne aber, die den Wassebn schwebte und aus dem Tohuwabohu die herrliche Ordnung der Welt schuf, möge eine reine, frohe Seele in die heranwachsende Herde hauchen, und frisches inneres Leben wird durch ihren Körper pulsen, gewaltig an Stärke in der Bildung des eigenen Charakters und im Widerstand gegen die Feinde der Umwelt. Gottlob, die Vorsehung sorgte auch für diesen Teil der Herde und sandte nach mehr als vierjähriger Abwesenheit in den letzten Tagen des September zwei neue Glaubensboten aus Europa nach dem verlassenen Tonga, wo sie im Verein mit einem Veteranen die regelrechte Missionstätigkeit wieder ausgenommen haben. Mögen die Leser auch für die Mission in Tonga beten, damit das so gut veranlagte Hirtenvolk der Schilluk bald zur vollwertigen Herde Christi gehöre, der die armen Hirten von Bethlehem als erste zu seiner Krippe ries und sein Leben hingab für seine Schäflein. Lul, Oktober 1920. P. Joseph Singer er, F. S. C. ihn hergeschleppt hatte, wehrte ihre fleischgierigen Kameradinnen von ihm ab, weil er keinen Aasgeruch verbreitete und deshalb nach ihrem Instinkte noch nicht reis zum Fraße root. Nach einer guten Weile erwachte der Mann aus seiner Betäubung und wußte nicht, wo er sich befand, r denn eine dichte Finsternis umgab ihn. Wie er aber wahrnahm, daß Tiere an seinen Füßen leckten, und erkannte, daß es Hyänen seien, hätte der jähe Schrecken ihn beinahe gelähmt. Allmählich jedoch faßte er ein wenig Mut und dachte nach, wie er sich retten könnte. Bewege ich mich, sprach er bei sich selbst, so haben mich die Hyänen im Nu zerrissen, bleibe ich liegen, so ist mir der Tod ebenso gewiß. Plötzlich fuhr ihm ein glücklicher Gedanke durch den Kopf. Er erinnerte sich, daß er eine kleine Hornpfeife am Halse trug, die an einer Schnur befestigt war. Bedächtig griff er danach, führte sie sachte an den Mund und begann aus allen Leibeskräften zu pfeifen. Die hohen, schrillen Töne des Pfeifchens übten eine zauberhafte Wirkung aus. SB HD BP 3n der Bohle der ßyänen. '26 Stern der Neger Heft 3 und 4 Entsetzt stoben die Hyänen auseinander und verbargen sich in den innersten Schlupfwinkeln des Berges. Der Mann tastete nun seinen Leib ab, und da er keine Verletzung an seinen Gliedern entdeckte, richtete er sich rasch empor und suchte kriechend den Ausgang aus der Höhle zu finden. Um die Hyänen auch weiterhin von sich fernzuhalten, | hörte er nicht auf zu pfeifen, bis er durch eine glückliche Fügung wieder ans Tageslicht kam. Es war ungefähr neun Uhr morgens. Nun war er völlig nüchtern und rannte dem Dorfe zu, wo er unter allgemeiner freudiger Verwunderung fein Abenteuer erzählte, das im Gedächtnis der Neger noch lange weiterleben wird. Schwarze Zechbrüder. / Wozu in der Million ein Fahrrad dienen Kann. Ein Missionär erzählt: „Ich hatte auf j einer weit entfernten Außenstation Gottesdienst zu halten und begab mich auf dem Fahrrad dahin. Vor der heiligen Messe wollte ich wie gewöhnlich Beichte hören. Als ich nun zum Beichtstuhl kam, fand ich, daß die weißen Ameisen die Bretter so stark zernagt und zerbissen hatten, daß das Gehäuse auseinander zu fallen drohte. Das Gitter war vollständig ausgebrochen. Ich benützte diese Gelegenheit, um die Christen zu ermahnen, mir für das nächste Mal einen neuen Beichtstuhl herzurichten, und sagte dann zu ihnen: „Bereitet mir für heute rasch einen Notbeichtstuhl, damit ich auch die Beichten der Frauen hören kann. Ich werde mich inzwischen zurückziehen und mein Brevier beten." Nach kaum zehn Minuten käm der Katechist und sprach: „Pater, die Arbeit ist fertig; du kannst jetzt deines heiligen Amtes walten, und ich versichere dir, daß durch das neue Beichtgitter auch größere Sünden hindurchgelangen können." Sogleich ging ich hin, um den neuen Beichtstuhl zu sehen. Was hatten meine guten Neuchristen getan? Mein schönes Fahrrad war so aufgestellt, daß ein Rad als Beichtgitter diente... Ich bin bei diesen lieben Schwarzen stets aus Überraschungen gefaßt; das aber hätte ich ihnen doch nicht zugetraut, daß sie mein Fahrrad als Beichtstuhl verwenden würden. Man sieht, die Neger sind praktische Leute — jedoch in ihrer Weise. Heft 3 und 4 Stern der Neger 27 Ü B B Unter Ulittionskonvikt „3oiefinum". B B B Nachdem unsere Missionäre im Sommer des verflossenen Jahres ihre Wirksamkeit unter den Negervölkern Afrikas wieder begonnen hatten, faßten wir alsbald den Entschluß, eine neue Missionsanstalt zu eröffnen, um brave, talentierte Knaben zu Missionspriestern heranzubilden. Nach langem Suchen und mancher Enttäuschung gelang es uns, in Schrezheim bei Ellwangen (Württemberg) ein Haus zu erwerben, das die Bestimmung hat, Missionszöglinge aufzunehmen. Wir stellten es unter den Schutz des hl. Joses, dessen besonderer Hilfe wir es zuschreiben müssen, daß alle dieser Neugründung entgegenstehenden Hin- ! dernisse beseitigt werden konnten. Die Aufbringung der schweren Ankaufssumme erfordert allerdings gewaltige Mühen und außerordentliche Opfer. Glücklicherweise war es aber möglich, wenigstens die erste Anzahlung zu leisten. Mit frommer Begeisterung zogen die Patres mit einigen Zöglingen Mitte Februar in das neuerworbene Haus ein. Wir vertrauen fest, daß der hl. Joses, der ja die Seelennot der Heiden am großen Nilstrom : mit eigenen Augen geschaut hat, dem ihm geweihten Institute Wohltäter erwecken wird, damit es allgemach seine hohe Aufgabe erfüllen kann, die Bekehrung der Neger Afrikas I zu beschleunigen, denn die Zeit drängt. t^F t^F I Huf Weinigem Acker, isk T^r T^r T^r Der folgende Bericht einer Missionsschwester gewährt einen Einblick in die traurigen sozialen Verhältnisse der niederen mohammedanischen Volksschichten im nördlichen Sudan und zeigt, wie freigebig sich Gottes Güte auch gegen jene erweist, die sich ohne ihre Schuld im religiösen Irrtum befinden. Es sind zwei Jahre, daß ich mich in unserer Armenapotheke zu Omdurman befinde, und wieviel wunderbare Beispiele der Gnade könnte ich schon erzählen! Täglich kommen hundert und mehr Personen mit ihren körperlichen Leiden zu uns; unter ihnen befindet sich manches sterbende Kind, dem wir durch die hl.Taufe den Himmel erschließen können. Manche werden von nicht allzu sorgsamen Eltern gebracht, die, müde von der langen Krankheit des Kindes, ein letztes Mittel versuchen wollen, um zu sehen, ob es gesund wird oder sterben muß. Andere Eltern hinwieder wünschen sehnlich die Heilung ihres Kindes, verstehen aber nicht, es zu pflegen, oder sind zu arm, das Notwendige anzuschaffen: auch diese kommen zu uns, da sie wissen, daß sie Arzneien und Pflege umsonst erhalten. Natürlich sterben nicht alle Kranken; die meisten genesen infolge regelrechter Pflege, was uns dient, das allgemeine Vertrauen zu erwerben. Die Verehrung der seligsten Jungfrau. Aber nicht allein die kostenlose Pflege und die umsonst abgegebenen Arzneien ziehen diese armen Leute zu uns, sondern auch die Verehrung zur Mutter Gottes, die manche bei uns kennengelernt. Man muß sehen, wie sie zu ihr beten und welche Gnaden sie von ihr erbitten. Eine Mutter wünscht die Heilung ihres Sohnes; eine Frau fleht, daß ihr Mann sie nicht verlasse, ein,Fall, der in diesem Lande leider nur zu oft vorkommt; andere wieder haben andere Anliegen. Um die gewünschte Gnade zu erlangen, bringen sie der Mutter Gottes kleine Opfer in Kerzen, Ol und selbst Eiern. Wenn sie des Bildes der allerseligsten Jungfrau zum erstenmal ansichtig werden, so bleiben sie verwundert stehen und fragen, wer das sei, natürlich läßt sich die Schwester nicht lange um Aufschluß bitten, und so wächst der Kreis der Verehrer Mariens. Aber, wird mancher fragen, erhört denn die Mutter Gottes auch diese Leute, die keine Christen sind? Warum nicht? Sie beten doch mit so großem Glauben, daß ihnen Maria gewiß nicht widerstehen kann und ihnen gewährt, um was sie bitten. Unter vielen wühle ich hier nur zwei Tatsachen. Eine arme Frau, deren Mann gedroht hatte, sie zu verlassen, da sie keine Kinder hatte, kam und bat die allerseligste Jungfrau um einen Sohn. Wir glaubten, eine Frau des Alten Testaments zu sehen. Sie kam häufig, um zu beten, und brachte Kerzen und Ol. Eines Tages flehte sie laut: „Ja, o Frau Maria, wenn du mir einen Sohn erlangst, so werde ich ihn dir bringen, und er wird für immer dein Diener sein. Gib mir ihn, denn siehe, ich bin unglücklich und weiß nicht wohin, wenn ich verlassen werde." Voll Vertrauen erhört zu werden, verdoppelte die Arme ihre Bitten und harrte lange Zeit im Gebete aus. Die Mutter Gottes belohnte am Ende ihren Glauben und ihre Standhaftigkeit und ' gewährte ihr die erbetene Gnade. Die Dankbarkeit der glücklichen Mutter war groß, und sie unterließ nicht, zu kommen und derjenigen zu danken, die ihren Bitten ein geneigtes Ohr geschenkt. Eines Tages betete eine arme Mutter folgendermaßen: „Mache, daß dieser, mein Sohn, gesund wird, Frau Maria; siehst du nicht, daß er krank ist? Du, die du so gut und mächtig bist, gib ihm Medizin, die ihn heilt. Wenn du mir ihn heilst, so werde ich dir Kerzen und Ol bringen. Verweigere mir diese Gnade nicht!" . Auch sie kam nach einiger Zeit, um der Mutter Gottes dafür zu danken, daß sie erhört worden und um ihr die versprochenen Opfergaben darzubringen. Solche Fälle ließen sich eine ganze Menge erzählen; ich unterlasse es aber, um mich nicht zu wiederholen. Unsere Tätigkeit ist nicht darauf beschränkt, die Kranken bei uns im Hause zu verpflegen, sondern viele rufen uns auch in ihre Häuser, was in den ersten Jahren unerhört gewesen; denn man traute uns nicht und fürchtete auch abergläubischerweise den „bösen Blick". Jetzt ist es nicht mehr so; wir können frei in die Häuser gehen und man zeigt volles Vertrauen in unsere Arzneien, die den Ruf haben, Segen zu bringen. Daß ein gelegentlich hingeworfenes, gutes Wort oft auch Gutes wirkt, dafür haben wir manche Probe. Hier nur eine: Die Bekehrung einer Mohammedanerin. Aman, eine Witwe und Mutter eines Sohnes, der sie verlassen und über den sie keine Nachricht hatte, war seit vier oder fünf Jahren krank. Von Zeit zu Zeit kam sie zu uns um Arznei und war mitunter so schwach, daß sie inständig bat, bei uns bleiben zu dürfen, was wir ihr leider abschlagen mußten. Eines Tages aber, da ihr Zustand außergewöhnlich schlecht war, siegte bei uns das Mitleid über die Furcht wegen unserer Armut, und wir boten ihr Zuflucht für einige Tage in der Hoffnung, auch für ihre Seele etwas tun zu können. Um an Bekanntes anzuknüpfen, fragten wir sie: „Aman, kennst du die liebe Frau Maria und liebst du sie?" Wie groß war nicht unsere Überraschung, als wir ihre Antwort hörten: „Ob ich sie kenne? Ja, ich kenne sie, und ich liebe sie sehr. Als ich vor einigen Jahren um Medizin hie-her kam, erzählte mir eine Schwester von ihr und gab mir einen Rosenkranz und ein Kruzifix, die ich lange Zeit aufbewahrte, bis ich sie einer Frau überließ, die mich sehr darum bat. Die Schwester erzählte mir auch von Jesus Christus; ich weiß, daß eure Religion die wahre ist, und ich will in ihr sterben." — „Gut, wenn du unsere Religion willst, so mußt du Mohammed aufgeben." — „Ich werde ihn verlassen." — „Das ist noch nicht genug; du mußt auch auf diese Amulette verzichten, die du am Halse trägst, und du mußt die Gebote Gottes beobachten." — „Da habt ihr die Amulette. Die Gebote will ich beobachten, wenn ich sie kennengelernt haben werde." — „Kannst du beten, wie wir?"— „Nein, aber ich verlange, es zu lernen. Lehrt es mich sogleich!" — „Einstweilen lerne dieses kurze Gebet und wiederhole es oft während des Tages. Später wirst du mehr lernen, denn jetzt bist du krank und erschöpft." Und sie sagte uns nach: „Erbarme dich meiner, o Gott; ich be- reue meine Sünden von ganzem Herzen und verlange, die Taufe zu empfangen." Die gute Alte fuhr unermüdlich fort, das kurze Gebet mit uns zu wiederholen, und jedesmal, wenn wir ihr etwas brachten, wollte sie, daß wir es ihr wieder vorsagten, denn sie konnte es sich schwer dem Gedächtnis einprägen. Sie war voll Dankbarkeit für die Pflege, die wir ihr angedeihen ließen und verlangte, daß wir ihr vom lieben Gott erzählten. Große Freude bereitete ihr ein Rosenkranz und ein Bild der Mutter Gottes sowie eine Medaille, die sie sich sogleich um den Hals hing. Ein schöner Traum. Unter unserer bescheidenen Pflege erholte sie sich bald; doch unsere Not zwang uns, sie wieder nach Hause gehen zu lassen: wir versprachen aber, sie öfter zu besuchen. Ehe sie uns verließ, ging sie in unsere Kirche, wo sie von unserem Kreuzzeichen höchlich überrascht wurde, das sie, obgleich sie unsere Kirche schon öfter besucht hatte, heute zum erstenmal wahrnahm. Sie erzählte uns nachher ihre Überraschung sowie, daß sie einst, da sie kränker als gewöhnlich, sanft eingeschlummert war, im Traume eine schöne, strahlende Frau sah, die ganz weiß gekleidet war und einen himmelblauen Gürtel trug, der ihr auf einer Seite herniederhing, und ihr sagte: „Ich bin die Jungrau Maria." Von der Schönheit und dem milden Blick der holden Frau gefesselt, fing die Träumerin an, sie zu bitten, sie möge ihr in ihrem Leiden gnädig sein. Da näherte sich ihr die Frau, machte das Zeichen des Kreuzes über sie und sagte zu ihr: „Mit diesem Zeichen wirst du genesen." Dann verschwand sie. Als die Schläferin aufwachte, fühlte sie sich besser; sie verstand aber Sinn und Bedeutung des geheimnisvollen Zeichens nicht. Als sie dann uns Schwestern das Kreuzzeichen machen sah, kam ihr jener Traum wieder ins Gedächtnis, und sie bat uns um Aufklärung. Es wäre unser innigster Wunsch gewesen, eine so wohl disponierte Seele bei uns int Hause zu behalten, um sie immer besser auf den wahren Glauben vorbereiten zu können, wenn nicht unsere gegenwärtige Not uns zwänge, uns solcher Liebeswerke zu enthalten. Es wäre nicht Aman allein, die bei uns ein Asyl fände, sondern so manche Kranke und von allen verlassene Alte könnten bei uns Hilfe und den Weg zum ewigen Heile finden, wenn wir die notwendigen Mittel besäßen. Möge der Herr vielen großmütigen Herzen eingeben, uns zu Hilfe zu kommen, bannt wir unser Werk zur Rettung der Seelen mehr und mehr ausdehnen können. So mußte denn unsere Aman nach Hause zurückkehren; wir begleiteten sie, und sie fuhr unterwegs fort, ihr Gebetlein zu wiederholen. Wir besuchten sie öfter und fanden sie immer in den gleichen guten Gesinnungen. Jetzt erhält sie Katechismusunterricht, und sie verlangt nach der Taufe. Wirklich, die Wege der Gnade sind wunderbar. Ich möchte, daß es allgemein bekannt wäre, wieviel Gutes man tun kann, auch unter diesen armen Leuten und auf so steinigem Ackerfeld! — Omdurman, 13. Juli 1920. Schwester Margareta. Stern der Neger 29 Heft 3 und 4 81 4- m miKionsrubrik für die Jugend. Von P. Ankob lieh:, Rektor. 81 81 jj ITlein Beruf. (Scfilufo.) 3a, Maria wird es verstehen. Denn sie wird in seligem Mutterglück sich erinnern, wie sie ihren Zesus so wunderbar geboren, wie sie die alte Krippe, aus der unvernünftige Tiere fraßen, als Lager für ihren Erstgeborenen herrichtete, wie sie ihn in ärmliche Windeln einwickelte, und wie auf einmal englische Chöre den dunklen Stall mit ihrem himmlischen Glanz erleuchteten und über dem lächelnden Kindlein den Friedenssang weltumfassender Verbrüderung anstimmten. Sic wird ihren Blick aber auch vorwärtsschweifen lassen. Sie wird sehen, wie Tausende von Missionären ihr Nazareth, ihre Leimat, verlassen und hinziehen zu dem Bethlehem, zu dem sic der Lerr ruft. Dort gewahrt sie, wie dieselben nichts anderes zu tun haben als in den verwahrlosten Stall der Leidenherzen einzudringen und die Krippe, aus der so viele unvernünftige Tiere zügelloser Leidenschaften ihre Nahrung geholt, umzuwandeln in ein Lager für den Gottessohn. Die Finsternisse des Götzendienstes, die Todesschatten des Tcufelskultes werden entfliehen vor dem milden Schein der Gnadensonne. Liber diesem Stall, wo früher nur das Grunzen der Schweine sinnlicher Laster und das Gebrüllc der Stiere selbstsüchtiger Stärke und rücksichtsloser Anmaßung einen unerträglichen Lärm, eine peinigende Anruhe verursachten, wird ausgebreitet liegen der süße Dust eines innigen Gottesfriedens. And wenn auch der Missionär nach dem Beispiel des hl. Paulus (1. Thess. 2,7) sich nur mit einer Amme vergleichen darf, so streckt doch das Jesuskind, das da im Lerzen eines Neugetauften geistigerweise wiedergeboren ist, seine Ländchen nach ihm aus und ruft ihm liebevoll zu: „Siehe ba„ meine Mutter!" In einem ganz neuen Licht erscheint nun Maria der Freudentag, an dem die Weisen aus dem Morgenlande kamen, und der Trauertag, an dem sie mit ihrem Kindlein nach Ägypten flüchten mußte. War nicht sie es, die damals das Jesuskind, das die Propheten und der Erzengel Gabriel, der gotterleuchtete Simeon und die himmlischen Scharen als Weltenheiland verkündet hatten, der Leidenwelt zur Anbetung darbot? And war nicht sie es, die im Lause des Priesters Zacharias sich selbst gleichsam als lebendigen Tabernakel hingestellt hatte, aus dem wunderwirkende Gnaden der Leiligung hervorströmten? Was tut aber der Missionär anderes, als Jesus der Leidenwelt vorstellen, als überall, wohin er kommt, den Tabernakel des eucharisti? scheu Leilandes aufrichten? Es ist doch auffallend, wie der sonst so milde Menschensohn geradezu rücksichtslos und barsch werden konnte, wenn es sich um den Missionsberuf handelte. Man meldete ihm: „Deine Mutter ist da!" und er frägt mit dem vollen Nachdruck einer Abweisung: „Wer ist meine Mutter?" — „Diese da, meine Apostel, das sind meine Mutter!" Er beruft den einen und den andern zum apostolischen Leben und weist irgendwelches „Aber" zurück. Es war ein halbes Jahr vor seinem Tode, als er zu einem sagte: „Folge mir nach!" Lind dieser sprach: „Lerr laß mich zuvor hingehen und meinen Vater begraben." Jesus aber sprach zu ihm: „Laß die Toten ihre Toten begraben; du aber gehe hin und verkünde das Reich Gottes." — And ein anderer sprach: „Lerr, ich will dir nachfolgen, aber erlaube mir zuvor, von dem, was in meinem Lause ist, Abschied zu nehmen." Jesus sprach zu ihm: „Niemand, der seine Land an den Pflug legt und zurücksieht, ist tauglich zum Reiche Gottes" (Luk. 9, 59—62). Es darf somit der berechtigte Stolz des Missionärs bleiben, daß der göttliche Leiland selbst die Anforderungen und Bedingungen seines heiligen Berufes in scharfe, unzweideutige Worte gefaßt: gänzliche Losschälung von allem Zeitlichen und völlige Lingabe an die Bestellung des Ackers in Gottes Saatfeld. Wem aber der Lerr wie einstens dem Abraham zuruft: „Ziehe hinweg aus deinem Lande und von deiner Verwandtschaft und aus dem Lause deines Vaters und komme in das Land, das ich dir zeigen werde" (Gen. 12,18), für den gibt cs kein „Aber", denn er muß sich sagen: „Lier ruft Gott, und er ruft mich. Vater und Mutter haben kein Recht, Gott den Lerrn meistern zu wollen. E s i st n i ch t i h r, sondern — in c i it B, e r u f." ^ T^f Kinderblatt T^r ^F VI Jj hiebe Kinder! Wenn diesmal „der Stern" euch aufgeht und ein freundliches „Grüß Gott" zublinkt, da regen auch draußen im Garten fchon die Schnee-glöcklcin ihre Köpfchen, als wollten sie den Frühling einläuten. Die Kinder, welche die Sprache der Blumen verstehen, hören allenthalben den freudigen Ruf: „Die Kerzen auf! Die Kerzen auf! Es kommt de^'Lenz in vollem Lauf." Ja, die Kerzen auf! Denn einziehen will der Lenz mit feiner Wärme und Wonne. Für gar manche von euch ruft eine viel süßere Stimme: „Die Kerzen auf! Die Kerzen auf!" Es sind die milden, mahnenden Worte ihres heiligen Schutzengels, der auf das sehnlichste wünscht, daß die Tore des Kerzens weit geöffnet werden, damit der König der Glorie einziehen, damit der göttliche Heiland dort Wohnung nehmen kann mit seiner himmlischen Lust und beseligenden Liebe. Gar bald naht der Tag der ersten heiligen Kommunion heran. Gebe Gott, daß euch noch viele schöne Tage im Leben erblühen, aber dessen dürft ihr sicher fein, keiner wird euch so beglücken können wie der Tag euerer ersten heiligen Kommunion. Denn wenn eine gütige Person einen Armen besuchen will, so zeigt sie sich ganz besonders liebreich beim allerersten Besuch, um das Vertrauen und die Zuneigung des Bedürftigen zu gewinnen. Wie huldvoll ist nun erst der liebe Keiland, wenn er zum erstenmal in das arme Menschenherz kommt, um es glücklich zu machen. Ja wahrhaftig: „O gnadenreiche Sonne, Hochheiliges Sakrament, Du spendest Glück und Wonne, Wie sie die Welt nicht kennt." Aber die Welt will doch glücklich werden; auch die Keidenwelt will cs. Darum hält sich der göttliche Keiland unter der einfachen Brots-gcstalt verborgen, auf daß er überall zugegen sein kann, so wie er auf Erden gelebt und nun glorreich im Kimmel thront. Im allerheiligsten Sakrament will er selbst Missionär sein für die heilsbedürftige Welt. Seine Tabernakel sind Mifsionswohnungcn, und in Millionen heiliger Kostien schlägt sein Kerz in Liebe und Er-barmung auch für die armen Keidenseclen. 3m ewigen Eis des Nordens und in der glühenden Sandwüste Afrikas, überall wohin ein Missionär den Fuß setzt, erhebt sich ein Tabernakel. Denn im Tabernakel sollen die Menschen ihren Kciland wirklich in ihrer Mitte haben, sollen sie mit ihm verkehren wie Kinder mit dem gütigsten Vater, sollen sie Frieden und Freude finden. Jeder neue Tabernakel im Keiden-lande ist ein neuer Beweis der erbarmenden. Keilandsliebe. Darum schätzen aber auch die Neubekehrten das allerheiligste Sakrament so hoch. Geradezu rührend ist es, wie sie sich auf ihre erste heilige Kommunion vorbereiten. Ein Pater erzählt folgendes: Eines Tages kommt ein kleines Mädchen und sagt: „Pater, ich bitte um die heilige Kommunion!" Ich erwiderte: „Liebes Kind, du bist ja noch viel zu jung; du kennst ja den lieben Keiland noch nicht." Was tut die Kleine? Sie geht zur Kapelle, ganz nahe zum Altar, erhebt ihre Kändlein zum Tabernakel und redet laut: „O lieber Keiland! Der Pater meint, ich kenne dich nicht. Aber ich weiß ja, daß du. der Sohn Gottes bist. Du hast als kleines Kind in der Krippe zu Bethlehem gelegen. Du hast mit Maria und Joses in Nazareth gewohnt. Du bist für uns am Kreuze gestorben, bist in den Kimmel aufgefahren, bist aber auch bei uns hier im Tabernakel geblieben. Gelt, ich kenne dich? Sei so gut und sage dem Pater,!daß ich dich kenne." Der Pater war aber unbemerkt in der Kapelle hinter dem Kind gestanden und hatte alles mit-' angehört. Lächelnd erklärte er ihm: „Ich weiß nun, daß du den lieben Keiland kennst. Deshalb darfst du ihn auch bald in der heiligen Kommunion empfangen." O wie selig leuchteten die Augen der Kleinen! „Pater," sagte sie, „ich bin im Kimmell" Ja wahrhaftig: wer Jesus im Kerzen trägt, der ist wie im Kimmel. Möchten doch recht viele von euch dieses Glückes teilhaftig werden und möchte nie die Stunde kommen, da dieses Kimmels-glück durch eine schwere Sünde zerstört wird. Nur in einem reinen, sündenfreicn Kerzen können die Osterglocken ein „Fröhliches Alleluja" wecken. Das aber wünscht euch von ganzem Kerzen Euer Onkel Jakob. Slawen Den Wogen-Eisliong-Dertflnto Wemlchs (fl). 91. Db. üf.j. Tätigkeitsberichte der Verbandsvereine. (Fortsetzung.) Vereinsjahr 1919/20. Theologen-Missionsverein St. Florian. Wintersemester: Der Theologen - Misstonsverein von St. Florian nahm seine Tätigkeit im Vereinsjahre 1919/20 ant 19. Oltober 1919 auf. — An der Eröffnungsversammlung, in der Herr Dr. Alois Lettner, Philosophieprosessor der hiesigen Lehranstalt/eine begeisternde Missionsrede hielt, nahmen alle Mitglieder teil, allerdings nur in der bescheidenen Anzahl von elf Mann. — Nach der Wahl des Ausschusses wurde als vorläufige Ausgabe die Durchführung der Bestimmungen des Vertrerer^ages festgesetzt. — 23 außerordentliche Mitglieder anerkannten die Bestimmungen des Vertretertages, die ihnen im Laufe der ersten Hälfte des Wintersemesters zugeschickt wurden. — Anfangs Jänner erhielt unser Verein Verstärkung. Die ehemaligen „Militäri-sten" rückten nachträglich ein und schlossen sich erfreulicherweise ausnahmslos unserem Misssonsvereine an, so daß der Gesamtstand auf 21 Mitglieder stieg. Außerdem schlossen sich dem Vereine im Wintersemester noch drei außerordentliche Mitglieder an. — In der zweiten Missionsversammlung ant 22. Februar 1920 wurde der „Misstonsstudienzirkel" wieder eingeführt, der infolge der geringen Mitgliederzahl im Vereinsjahre 1918/19 aufgelöst werden mußte. Der Studienzirkel sollte seine Tätigkeit erst im Sommersemester beginnen. Von einem programmatischen Vorgehen wurde für dieses Jahr abgesehen, da ja ein vollständiges Jahresprogramm ohnehin nicht mehr hätte absolviert werden können. Die Übernahme eines Referates und das Thema blieb also der Wahl der einzelnen Teilnehmer am Studienzirkel selbst überlassen. Sommersemester: Im Sommersemester hielt unser Missionsverein drei Versammlungen und drei Zirkelsitzungen ab. Behandelt wurden im Zirkel die Themen: 1. Stand der Weltmission nach den neuesten Statistiken, 2. Kath. Mission in China und 3. Der Protestantismus als Feind der kath. Missionen. — Das Missionshest mußte Heuer in zwei Hälften geteilt werden. Die interne Missionsseier wurde am .30. Mai d.J. gehalten. Wie alljährlich war nach dem Morgengebete General-kommunion der Kleriker, und zwar während der von Herrn Direktor Atzlesberger zelebrierten bl. Messe. Eine schöne Missionsansprache des Herrn Direktors stärkte unsere Arbeitsfreudigkeit für die Mission. In der im Lause des Vormitags abgehaltenen Schlußversammmlung wurden Tätigkeits- und Kassabericht vorgelesen, die Wahl des neuen Obmannes und Ausschusses vorgenommen. Mit Worten des Dankes wandte sich der Obmann an unsere scheidenden Mitglieder und schloß dann die Versammlung und damit die Vereinstätigkeir des Jahres <919/20. — Am 20. Juni wurde uachmittags die Mis-sionsfeier für das Volk gehalten. Der hochw. Herr Pfarrer Georg Brunnbauer eröffnete die Versammlung. Drei Kinder der hiesigen Kinderbewahranstalt trugen das anmutige Ge-dtcht „Sehnsucht eines Kindes nach den Heidenländern" vor. Hieraus führte uns Herr P. Gineiger, Rektor von Schmieding, tm ©eiste zu dem südwestafrikanischen Stamm der „Hottentotten", wo er einst selbst als Missionär tätig war. Zum Schluffe führten noch sechs Kinder der Kinderbewahranstalt ein Mtsstonsfestspiel „Das Missionswerk der Kleinen" in recht herziger Weise auf. Die Kleinen, die übrigens eine große Anzahl gesammelter Briefmarken, Stanniol und auch Geld mitbrachten ernteten reichlichen Beifall. Man kann kurz srttd^gun^au'sgefallen* * 5ur größten allgemeinen Be- 9U$ E unser Missionsverein einen befriedigenden r - Suntcfiüerfen auf die in diesem Jahre geleistete Arbeit, so loll das nur ein kurzer Blick sein. Einen langen Blick des Dankes aber wollen wir emporrichten zu unserem Herrn und Gotte, der all unser Tun in väterlicher Liebe leitete. Zuversichtlich tum frohen Mutes können wir dann wieder nach vorne schauen. Wenn auch noch viel Arbeit vor uns »Nt und die menschliche Zaghaftigkeit vor Aussichtslosigkeit sich surchtet, io werden wir uns nicht einschüchtern lassen, denn unsere Pflicht ist es nur, zu arbeiten. Erfolge oder Mißerfolge sendet die weise Hand des Allmächtigen. Jedenfalls aber tonnen wir versichert sein, daß Gott keinen Schritt unbelohnt lassen wird, den wir unternommen haben zur Rettung der. Seelen, die Christus geliebt hat bis in den Tod. Ludwig Aßmann, Obmann. Wintersemester 1920/21. Die Berichte werden, wegen Raummangels vom Vorort gekürzt, in der Reihenfolge ihres Eintreffens beim Vororte veröffentlicht. Akademischer Missionszirkel LeitmeriH. Es konnte nur eine Versammlung abgehalten werden. Dafür halten wir eine Reihe von Missionszeitschriften; für 1921 wurde auch die „Zeitschrift für Missionswissenschaft" bestellt. Außerdem steht unsere eigene Missionsbibliothek — sie ist allerdings noch nicht gar umfangreich — allen offen. Mit Gottes Hilfe wird sich die Arbeit des Zirkels wieder dem Friedenszustande nähern! Theologischer Missionsverein Weidenau. Im November hielt der neu errichtete Verein seine erste Versammlung. Die Linzer Bestimmungen sind wesentlich durchgeführt. Die externen Mitglieder sind durch Herrn Kaplan Th anheiser aus Weidenau und Herrn Konviktspräfekten P. Harbich im Vorstand vertreten. Zu Weihnachten versandte der Verein an seine externen Mitglieder eine Missionspredigt für das Epiphaniefest. Durch das Bemühen des Vertreters der externen Mitglieder konnte am 9. Jänner ein Missionär aus Heiligkreuz bei Neiße einen Lichtbildervortrag über China halten; dazu waren auch die Herren Professoren und Gymnasiasten des Knabenkonviktes erschienen. Der Verein ersuchte den Bildungs- und Wanderbund „Staffelstein" (Bund von etwa 30 katholischen Studentenkorporationen der C. SS. R), neben den anderen Zeitschriften auch eine Missionszeitschrift an die angeschlossenen Korporationen zu versenden; das Ersuchen wurde ausgeführt. Auch sonst werden unter den Gymnasiasten Missionszeitschriften verteilt. — Monatlich findet eine Versammlung statt. Die sonntägliche heilige Kommunion und eine besondere im Monat wird für die Mission aufgeopfert. Als Tischlektüre dient Huonder: „Bannerträger des Kreuzes." Das Reinerträgnis einer Veranstaltung stießt zum Teil dem 'Missionsverein zu. Einige Mitglieder sind eifrig für die Verbreitung von Missionsartikeln in ihrer Heimat tätig. 32 Stern der Neger Heft 3 und 4 Theologischer Missionsverein Linz. Erfahrene Seelsorger sagen: „Die Pflege des Missionssinnes ist eine Großmacht der heimatlichen Seelsorge" und „der Missionseifer ist die beste Übungsschule des Idealismus." Der Theologe darf sich daher die Missionsfrage nicht entgehen lassen. Dies befolgend. waren wir rüstig am Werk. Zum Leitwort nahm sich der Verein, das Sentire cum Ecclesia und wählte das göttliche Herz Jesu zum Vorbild und Lehrmeister. In drei Vollversammlungen wurdenbehandelt: Mission und Martyrum; Mission und Herz Jesu (Herr Professor I. Hochaschböck); Was sagt uns die letzte Missionsenzyklika? — Fr. Stan. Haslbacher, R.M. M„ hielt einen Lichtbildervortrag über Marianhill, bei dessen Entstehung er selbst beteiligt war. Der Verein mietete dazu einen Saal, der bis auf den letzten Platz besetzt war ; zahlreiche Laien erschienen. Am Sonntag nach Epiphanie vereinigte uns eine glänzend verlaufene Akademie mit reichhaltigem Programme; dabei sprach Herr Professor Dr. Kogler über „Mission und Eucharistie". Wieder waren Laien erschienen, unter anderen Baron Reuchlin. — Der Missionsstudienzirkel behandelte fünf Themen Missionsgeschichte. — Monatlich war eine Missionskommunion. Mehrere Mitglieder hielten Novenen für die Missionen. — Die Missionsbibliothek wird eifrig benützt. — Das göttliche Herz Jesu segne unser Beginnen! Stat crux, dum volvitur orbis! Theologen-Missionsverein Klagenfurt. Wie viele hohe Interessen im Dienste fürs Vaterland dem Kriege zum Opfer fielen, so auch unsere Missionsarbeit. Drei Jahre lag die Missionssektion unserer Marianischen Kongregation im Schlummer, als am 9. Jänner d. I. die Theologen sich aufmachten, die Schlafende zu wecken und in neuem Gewände als selbständigen Verein erwachen zu lassen. Ein Ausschuß arbeitete die Statuten aus, die er schon am 21. d. M. zur Debatte vorlegte; die Versammlung nahm sie einstimmig an und wählte sofort den Vorstand. Die Statuten wurden am 26. d. M. vom Vorort genehmigt. und ist somit der Verein dem Theologen-Missions-Verbande angegliedert. Nächste Aufgabe des Vorstandes war nun der Entwurf des Arbeitsprogrammes. Als Thema wurde gewählt allgemeine und spezielle Missionsgeschichte. Vier Studienzirkel haben sich konstituiert, die mit März ihre Arbeit beginnen. Vom Vororte. Heuer findet die IV. often*. Theologen-Missionskonferenz statt. In Verbindung mit derselben ist ein Missionskursus für Priester, Theologen und Laienakademiker geplant. Näheres im nächsten Hefte. — Der Vorort kann den P. T. Brudervereinen spwie allen hochgeschätzten Förderern und Freunden des Verbandes die freudige Mitteilung machen, daß sich der im Klagenfurter Priesterhause neugegründete Theologen-Missions-Verein, ferner die Theologen-Missionssektion im Priesterseminare zu Salzburg dem Verbände angeschlossen haben. Unseren sehr geehrten Herren Kollegen in Klagenfurt und Salzburg herzlichen Willkomm- und Brudergruß! — Wir können weiter mitteilen, daß mit der Missions-Akademie „Regina Apo-stolorum“ in St. Gabriel innige Arbeitsgemeinschaft angebahnt wurde. — Im Auslande steht der Vorort in Verbindung mit dem akademischen Missionsbunde in Deutschland, dem akademischen Missionsbunde in Freiburg (Schweiz) und der Theologen-Missions-Vereinigung am Priesterseminar zu Luzern (Schweiz).' — Im Knabenseminar Seitenstetten (91=0.) erstand im vergangenen Herbste ein Studienzirkel. Die Studenten arbeiten geradezu vorbildlich. 14tägige Versammlungen; in jeder Versammlungswoche Missionskommunion. Greifbare Erfolge zeitigt diese Arbeit! Eine Missionslizitation erzielte im Vorjahre 470 K, heuer aber 1005 K! -Die sehr geschätzte Verwaltung des „Stern der Neger" brachte für unsere Nachrichten schwere materielle Opfer. Suchen wir unsern Dank dadurch abzustatten, daß wir dem Missionshause Messendors Wohltäter zuführen. liiRd" J- __ Universitäts-Buchdruckerei „Styria", Graz. — Verantwortlicher Schriftleiter; Josef Tomola, Graz.