^// ^'s^ Neise wch d°5 glückliche Alllllien. Furtsehuua. der Abenteuer der Reisenden Arnaud und Vayssi«retz in Cairo, Mekka, Medina. Herausgeqel'sn von Alcrander Dumas. Nach drm fsanzöstschrn Manuslrifttt Dr. G. F. W. Rodiqer. Erllc, Tljcil', Autorisirte Ausgabe. Plst,Wmi imd Leipzig, l85o Ali, einem der reichstc» Kaufleute in Dschiddah und zugleich ,.NtiI" ((^cschaslttra^er) deö Scherifö von Jemen. 3te>c< Ali halte Vesehle vom Scheris erhalten, (Kr hatte das Schiff daher zu meiner Versiiqunq ssestelll und mit allen möglichen Bequemlichkeiten versehen natürlich nach arabischen Veqrlssen. Del arabische »Comsort« bestand aus Schöpsenfleisch. Gcstüsstl, Girrn, Mehl, Teppichen. Mat t«il, Pseisen, labas, Kaffee, Parfumerie» und Dattcltci^. Die Parsumerien bestanden auoRosen», Aloe ultd Iat>-Duma«. Hradit», l, 1 2 minessenz. Der »Dattelteig" ist für die gemeinen Arab«, ivelche >oon Neis, Hirsebrot und Datteln leben, cine ,>h, leckere Speise, welche in kleinen Schläuchen aufbewahrt wird. Die Zubereitung ist folgende Man zieht die Haltt von den Datteln ab, nimmt die Kerne heranS und steckt Mandeln und Pistazien hinein. Die Mischung oirser verschiedenen Bestand theile bildet den ,. Dattelteiq , An das Hirsebrot, die Hauptnahrung der Hreleute, muß man sich gewöhnen. Man ißt es heis; mit gewöhnlichen Datteln und trintt ein Mas Wasser darauf. DieS ist da6 gewöhnliche arabische Frühstück. Das Hirsebrot bildet auch den Hauptbestandtheil des Mittagessens. In der Hitze wird eö schnell ,rocken, f»? wird dann zerrieben, mit Datteln, auö dene» zuvor du-Kerne genommen sind, zusmnmengetnem, mil sinssiger Bm ter vermischt, noch einmal durchgelunet uno dann au»? Schüsseln gegessen. Dieser Brei ist sehr nahrhafl mlv schmeck: wie (^hocoladr. In der grosien Wüste bildet der ^alniä'' , eine Mischung von gebranntem Kornmchl und Honig, die Hauptnahrung. , Die Araber halte» täqlicl' zwei Mahlzeiten. Dle Passagiere und der (5ap>län haben g>>rahlls»e 2peisen! Rei>) in verschiedener Zubereitung. Vilaw, Milch und Dattelteig, Außerdem istt man viele Hülseusrüchle, die im Wasser ae sotten und >»it dem Pilaw vermischt werden. DaO Gestügel wird gesotten gegessen. Ich habe nie gesehen, das; die Ara ber Mer gegessen haben, ste sind zu sparsam, um fiin, bis seel>ö Hühner in einer Mahlzeit zu esse». Dle Hühner wer-den gar nicht gerupft! wenu mau ihnen nach dem Gevo» deö Koran den Kopf und die jfüße abgesslnulten hat. taucbl man sie in siedendes Wasser und zieht ilinei, die Haut .,b, wn- 3 «mem Haftn oder Kaninchen. Zuweilen schneidet man sie in Sincle und schmort sie mit Äuttcr und Zwiebel» oder Knob» lauch, Gebrateneö Geftngel lennt man nicht; der Bratspieß ist den Arabern eine nnbetanine Gröije. Wenn matt in einein 5,'ager oder bei einer Festlichkeit c«n viersüßiges ihier, sev es nun eine Grelle, ein Schaf oder ei» Kamehl, gebraten essen will, so gräbt mau in die (5'rve ein Voch, welches dcr Gröfte dec! zu bratenden Thieres entsprichti dann zündet man in demselben ein großes Feuer an, um möglichst viele Kohlen zu bekommen. Während das Feller brennt, weidet man das 5 hier aus, füUt ihm den Bauch mit Zwiebeln, Ingwer, Pfeffer, Gewürznelken, näht die Haut wieder zusammen, legt das Thier auf die Kohlen, bedeckt es mit Heu und Ncishvlz, welches Feuer fängt und eine Heisie Asche zurücklaßt, t^ine Gazelle wird auf diese Weise in eine» Stunde, ein Schaf in zwei, ein Kameh in vier Stundcu gebraten. , . . ^ . s Der Vlalen n^ird aus der Grube genommen, aus einen Strohsack gelegt und jeder Olast reißl mit Daumen und Zeigefinger ein Stück ab, wie die Geier nut dem Schnabel. Die Nächsten reichen den Entfernteren Fleischstückt. Die (5»ropäer, welche sich in die arabischeil Gebrauche fügen müssen, lommen bei derlei Mabl^eile» »miangs >n große Verlegellheil. ttö gehört vor Allem einige Uebung zum Zerlegen eines Bratens mit den Fingern, zumal da ein Schaf oft nichl mürbe und ein Kamel)! sehr zäh ist. Ucber< dies wird der Braten zerlegt ober vielmehr zerrissen, während er heiü lst. Der Araber scheint, wir der Salamander, für die Gluthitze ^esch.nsen zu sevn, Mail muß sehen, wie surcht» bar di,'arabische!, Wnndä,znan> die Knochensplitter schneU heraus und taucht den Stumpf in siedende Vutlcr. Von den Amputirten sterben »ninvestens drei Viertheile unter furchtbaren Schmerzen i aber in Jemen kommt derTännerz wenig, der Tod gar nich! in Vetrachl. Nur die Ueberleben« den, lnöbesondere die Weider, jammern und weinen. Und wie qeberden sie sich dabei' Man rust die Ana,eböri^en in einem Nebenzimmer, im Hofe, im (harten oder sonst irqeno wo zusammen. Die Weiber, die Mnlter, die Schwestern, die Töchter deö Verstorbenen halten ihm eine Lobrede, sie er» zählen seine (^eschicklichteit alo Iäqer, seinen Muth im Kampf, seine Gewandtheit in der Abrichtung des Dromedars, seine Beharrlichkeit in Veisol^nn^ deS Feindes. Die Anwesenden antworten in den Zwischenpausen durch Geheul und Gs. schrei, in welches die verwandten und Frauen mil einstim» men, Sie zerfleischen sich Gesicht. Hals, Ärust, Arme »lit den Nägeln, )e mebr man sich zertratzt, desto größer ist dir Trauer. Drei Monale und zehn tage nach dem Tode des Man« nes ist den Frauen, welche sich nicht in gesegneten Umständen befinden, eine neue Heirath geslattet. Kg ist selten, daß die Witwen, wie »iitto'stlich sie auch sind, von dieser (6rlaub-nis, teinen Gebrauch machen, "m Arabien ist eine Heirach für die Frau nicht mi! eme Befriedigung der Sinne, son» vrrn auch eine Geldspeculation, denn der Mann muß ihr nicht nur für den Fall des Todes, sondern auch für den Full der Scheidung cine Mitgift zusichern. Diese Einrichtung ist für den Mann ebenfalls uortheildaft. )n Arabien sehen sich die Brautleute nie vor der Hochzeit, sie haben sich höchstens als Kinder gesehen. In den Provinzen Hedschaz, Jemen und Oman ist cö übrigens gar nicht selten, daß sich achtjährige Mädchen mit fünfzehnjährigen Jünglingen vcrheirathen und mit zehn Jahren Mutler werden. Im Allgemeinen haben die Vettern den Vorzug. Verwandte oder Freunde sind die Vermittler. Cs ereignet sich zuweilen, daß der Bräutigam entweder bei der ersten Zusammenkunft oder spätcr nicht die erwar« telen C»igenschafttn an seiner Vraut findet. Schickt er sie vor der Vrauinacht wieder fort, so ist cr ihr nur die Hälfte der bedungenen Mitgift schuldig; schickt er sic aber später fort, so muß er ihr die ganze Kaufsummc auszahlen. Macht er hingegen die Entdeckung, das, sie früher schon ein anderes Vcrhaltnifi gehabt Hal, so schickt er sie nicht nur ohne Abfindungssumme fort, sondern sinnt auch, von Vater und Vrü« dern unterstützt, auf Nache an dein Verführer. Man lauert dem Letzteren anf; er fallt gemeiniglich uon der Hand des fttllänllen Mannes. Vater und Vrüder opfern dic Schuldige ihrer Rache. Derlei Streitigkeiten, wo die l^herechle oder dic ssami-llenehre in'ö Spiel tommen, werden immer ohne Zuziehung der Behörden beendet; dem beleidigten Gatten steht das Recht zu, die ihm angethane Schmach an dein Vul'len zu rächen. Ich war Zeuge mehrer derartiger Fälle, die ich später er» zählen werde. 6 So ist eine Vuhlcrin, welche Verwandte Hal, nie ihres Lebens sicher- sie kann von jedem Mitgliede der Familie ge» tödttt rveroen, und man fragt nicht einmal i Warum hast Du sie umgebracht? Jedermann kennt die Ursache dctz MordeS und billigt sie. Jeder Araber ist ein Othello oder ein Drosmau. Der Küstenfahrer, aus welchem ich die Seereise machte, war wie gewöhnlich mit Waaren »nd Passagieren überladen, Man macht mit diesen kleinen Schiffen, welche ost taum einen Zoll über dem Wasser hervorragen, unglaubliche Neisen. ^n diesem Falle erhöht man den Vord mit Brettern, die mit die mit Strohmatten gefüttert und mit Vehm verkittet werven. »nd man gebt so »venig unter wie mit einem grosien Schiffe, ausgenommen in dem persischen Meerbusen, wo Schiffe aller Art untergehen. Da»? rothe Meer hat sreilich auch seine Nn tiefen »nd Klippen. aber zwischen den Gebirgsketten, die ee von beiden Seiten »mschließe,,, wehen nur der Nordosi »nd der Süd »vest wind, und man richte« die Fahrten darnach ein. Der Südwestwlnd (Ko^s) weht gemeiniglich vierzig bis fünf» zig Tage, »nd wahrend dieser Zeit kann kein Schiff die ssahrt von Suez nach Aden machen, so wie während des ^iordost windeö (Schämt!) die Reise von Aden nach Sue; höchst mühsam und gefährlich ist. Aber mit günstigem Winde sähst man fast so schnell wie ans einen» Dampferi man la»n in drei bio vier iagen sünshundert Vieueö machen. Nnr muß man sich vor den Klippen hüten. Man glaubt am Horizont springende Fische oder niedrig fliegende Vögel zu sehen, aber wenn man weiter kommt, merkt man die lälischmig^ es sind Korallenriffe. Die Araber lassen sich übrigens uich« täusche». 7 Es regnet bekanntlich nur selten auf dem rothen Meere, vielleicht drei- bis viermal jährlich, aber dann sind die Regengüsse auch furchtbar, man glaubt cine neue Sündflut zu erleben. Der nach Sonnenuntergang fallende Thau erseht übrigens den Regen. Wir habt« gesagt, was man am Vord der Küstenfahrer ißt. Das Getränk besteht in Wasser, welched nach zwei Tagen faul wird. Vs venim dann freilich die Stelle eines Larir-mittels, aber in jenem heißen Klima ist dieö fein Vorlug, der einen Ersatz für lalteö, frisches Waffel bieten fönnte. Diese rascbe Pcrderbniß fommt theils von der großen Hitze, »Heils von der Sorglosigleit, mit welcher das Wasser geschöpft wird. Es ist gemeiniglich mit Schlamm, Oraö, sogar mit Moos vermischt, und trotz dem Theer, welcher zur Erhaltung beiträgt, wird es für einen Europäer balo unlnnlbar. Die Araber trinlen es mit großem Appetit. ' Das Thierreich ist in den arabischen Küstenfahrern fast ebenso zahlreich vertreten, wie weiland in Noah's Arche; s«e sind ein Vieblingsanfenthall der Ratten, Kcllinvürmcr, Hau-sendfüßer, Scorpione, Wanze» und anderer theils leichtfüßiger, theils schwerfälliger Insecten. Selbst das Hinterdeck, jenes qrlobic ^aiid, welches von den Matrosen und Passagieren ;wetter blasse nitt neidischen Blicken betrachtet wird, wo dir Arabermnen feelenvergnügt plaudern und rauchen, selbst diefcs Paradieo wird eine Hölle für jeden einiger« maßen verwöhnten Europäer. Die Araber, welche lein Ve-dense,, tragen, ihren ^eind in die andere Welt zu befördern, würben um feinen Preis der Well eine Wanze oder «inen Aloh todtschlagen. Einige behaupten, auo den hausen würden Scorpione; ob ste dle niedlichen Thierchen deshalb verschonen'' Die Ungeduldigsten werfen eine ertappte Wanze oder ''3 5! aus in's Meer^ aber oa immer der Wind geht, so wird oas Insect statt an seine Bestimmung zu gelangen, vom Vorderdeck zum Hinterdeck oder umgekehrt befördert. (5s hängt übrigens viel von der Persönlichkeit des Eapi« täns ab. Ist er ein Mann vvn Bildung, so läßt er waschen und lehren, wie am Bord eines Kriegsschiffes-. ist er hingegen schuniyig over nachlässig, so ist das Schiff ein wahrer Virhstali. Unser Küstenfahrer gehörte glücklicherweise zu oen gewaschenen und gekehrten Schiffen. Jeden Morgen »ach dem Gebet mußten die Matrosen Wasser schöpfen und das Verdeck waschen. Unser Kapitän verrichtete selbst seine Waschungen sehr gewissenhast, l5r hieß Ali, wie der ^igen^ thümer des Schiffes. Im Orient ist der Name Ali so häufig, wie in Frankreich dcr Name Durand. Fast alle k'eute heißen AU, Mobammeo oder Husftin, Unser Ali führte noch den Beiname« Bahn, d, i. Teemann. l5r war in der That ein tüchtiger Seemann. Seine Mannschaft bestand auS einem Dutzend Neger aus Abnfsinien. Nubie». Zangebar oder Mosambique. Unser Küstenfahrer lag «och im Hafen von Dschidda vor Anker und erwartete nur dir Nachttühle, um seine Fahrt anzutreten. Ich hatte mich frühzeitig an Bord begeben, aber die Zeit dauert«- mir gar nicht lange, denn Herr Frcsne!. o^r damalige französische l5onsul, machte mir einen Besuch. Nach' mals hat er, (^ott weiß warum, sein (Konsulat verloren und im Auftrags der Negienmg cine wissenschaftliche Reise nach Mesopotamien angetreten. (5r war damals ei» Mann von vierzig bis sünsundvierzig Jahren. Da er seit seiner Jugend im Orient gelebt hatte, so war er ein grünvlichrr Kenner oer arabischen Sprache, Literatur und stand deshalb in hohem Ansehen bei allen vornehmen Arabern, zumal bei dem Scherif von Mekka, ........ ,. <- >n .5 Sein Besuch am Bord des «Vl Nedschud« galt eigentlich einem aus Abvfsinicn zurückkehrenden Reisenden, dem Schifftzlieutenant Leftvre, der mit zwei Begleitern abgereist war und allein zurückkam. Der eine seiner Reisegefährten. Herr Dulong, war unterwegs erkrankt und in Dschidda gestorben; der andere war beim Vaden im Nil von einem Kro« fodil gefressen worden. Herr ^es<>vrc, der nach Suez abreisen wollte, während ich die Fahrt nach Aden «nachte, hatte mich an Vord begleitet , und Herr ssrcsnel suchte ihn hier auf. Ich benutzte diese Gelegenheit, um dem Consul Vricsc an meine Familie zu übergebe» und ihm anzuzeigen, daß mich der Emir Hussein ermächtigt, Mechaniker, Artilleristen und Erzgießer unter vortheilhaften Bedingungen aus Frankreich kommen ;u lassen. Der Emir hatte sehr umfassende Pläne, von denen späte, dii- Rede seyn wird. Es handelte sich um nichts Ge» ringers, als um die Vertreibung ver Engländer aus Aden und die Sperrung der Meerenge Vab«el-Mandeb. Gegen sieben Uhr Abends entfernten sich die Herren. Lieutenant Lcfl'vre begab sich in Begleitung des Consuls auf sein ebenfalls segelsertigeö Schiff, welches zwcilmndcrt Schritte von uns vor Änler Kig. ^ch blieb mit einem anoern Landsman», ver mir bis zur Absahrt GescUschasl lcistet«. Dieser ^mdsmann war Joseph Arnand, vormaliger egupti» scher Militiirarzl, oer gleich mir unv vielen Anderen in Folge der Ereignisse des Jahres lA4<» seinen Platz verloren hatte. Nach der Schlacht von Nisib (24. Iu»i l839) und ill ssolge der srauzösische» ^»lerv.iltion war der Pascha von Egypten bekanntlich ein bloßer Vasall der Pforte geworden. Vtehemet-Ali hatte nach dein Verluste von Serien und Ara« blen höchsteils noch zwanzigtauscnd Mann lruppen zu seiner 10 Verfügung, und alle seine großartigen Entwurfs warm vereitelt. Arnaud, der im arabischen Heere gedient hatte, war in MeNa geblieben und hatte mit einem Italiener ein lleines Handelsgeschäft errichtet. Der Italiener abrr hatte ihn betrogen, und er war nach Dschidda gekommen, um Alles was er aus dem Schiffbruch gerettet batte. z„ Gold? ,^i ma-chm. Or hatte noch keinen bestimmten Plan: später wurde er durch Herrn Fresnel feiner wahren Bestimmung als Reifender zugeführt. (5r ist der erste Franzose, der die Ruinen von Saba besucht hat! ich war der zweite. Ich traf ihn später zu Odeida auf seiner Rückreise. lHr war säst erblindet, feine 'Ausbeute an Naturmerkwürdigkeiten war überaus reich. Als eben die Antcr gelichtet wurd"n, tam einc Rltder-barle mit der Flagge des Pascha auf uns zu. Sogleich ruhten allr Hände an» Bord. Qsman Pascha, mein Adoptivva^ ter, schickte mir durch seinen Adjutanten einen Beutel uoU Goldstücte, etwa zehn» bis zwö'lftausenb Francs an Werth, nebst einem Herman der mich allen türkischen Behörden em pfasil, und einem Schreiben >ni Redschid Pascha, Gonver-nenr von Bagdad, wohin ich mich, um meine Pläne zu verbergen, angeblich begeben wollte. Später als »leine Pläne vereitelt waren, fand ich meinen Herman wieder, aber um ihn inSMeer zuwerfen. Denn dicsersserman, der mirdielhü-rtn der'lürten öffnete, machte mich bei denArabern ^erdäclttiq. AlS ich drei Jahre später nach Bagdad lam. batte ich nur noch ein ^mpfeblungSschreiben ^ an den franlösiscben Konsul, den Herrn von Vo,''ve Wcnmaro, den Ueberftye, Hoffmanns, Das Schreiben war von Herrn Bardarom. Sohn des berühmten l5onvent,nitgliedeij. damals ^eiü-nil' procurator auf der Inftl Bourbon, jetzt Staatßrath in Paris. Nach einem kurzen Lebewohl fuhr der Adjutant mit den ihn begleitenden Offizieren ans Land zurück und die Anker wurden gclicbtrt. Nlieder eine /ahrl aus dem rothen Meere. — Aieine Dienerschnst. ^ Die Re^er ulltl die sjnisische. — Dcl8 ^csnnentsium in ^Irnslien. — Heilunss eillel> ^cornionstiche^. Ich war verhältnißmäßig reich, als ich Mokka verließ; ich nahm gegen vierzigtausend Francs mit, eine Summe, die in Arabien mehr werth ist, als hunderttausend Francs in Europa. C>s war der (6»'trag meiner Vesoldnng als Vek und alS Arzt, obgleich ich in dieser letzten Eigenschaft nie et» waö verlangte. Aber man überhäufte mich mit Gcschenfen. Einige schickten mir kostbare Waffen, Andere Geld oder Schmuck. Ileberdies war mein Aufenthalt in Motka fast ganz kostenfrei. Mit meinen beiden Dienern, zehn Pferden, eintm Thürhüter und einen« kleinen Sslauen konnte ich nie mehr als dreißig Francs monatlich ausgeben. Ich erhielt freilich von allen Seiten Vackwerk, eingesottene Früchte, Parfüme-rien, Geflügel, sogar ganze Schafe. Kurz vor meiner Abreise hatte ich alle überflüssigen Gegenstände, Waffen, Kleidtr, Hanögeräth,,' :c. zu Geld gemacht. Nur meine Diamanten behielt ich; sie wurden in einem ledernen Eäckchcn an meinen Kaftan festgenäl't. Meine zehn Pferde hatte ich vertäust. Ich gab mir das An-sehen eines gewöhnlichen Pilgers. Im Orient, zumal auf 12 der Reise, darf man nicht zu reich scheinen, am wenigsten, wenn man nicht mit rincm officiellen Charakter reist, '"'''' Als ich an Bord kam, fand ich alle Vorbereitungen zu meinem (5„,pfang getroffen. Man wollte mir den Ehrenplatz auf dem Hinterdeck einräumen, aber ich wußte wohl, daß ich dortmcht allein seynwürde, und lehnte diese Auszeichnung ab. Meine Teppiche wurden daher neben dem Compaß ausgebreitet. Ich hatte einen kleinen Neger, Namens Aillal, der das Pfrifendepartemcnt zu besorgen hatte, und außerdem meine beiden Diener Selim und Mohammed. Selim war Koch und Aufwärter, Mohammed war Pscrdelnrcht und Laufbursch. Veide waren Araber. Selim war indeß lange in Kairo gewesen, wo ich ihn in meinen Dienst grnom-me», uud sprach sehr fertig türlisch. (5r war mein Vertrauter: den» er war sehr verschwiege» und gewandt. Die Verschwie« gtnheit ist wegen ihrer Seltenheit bei den Arabern besonders zu schätzen, sie plaudern noch wie zur ^eit von Zausend miv Eine Nacht. Bei einigen Liebesabenteuern, die ich gehabt balls, sVnio ich Gelegenheit, seine Klugheit und Entschlossenheit zu schätzen. Denn solche Abenteuer sino im Orient immer sehr ge fährlich und Selim hatte mebr als einmal scin ^eben fur mich aufs Spiel geseyt. Mohammed hingegen war e,n ganz gemmisr Araber. Sein einziges Verdienst in meinen Augen war sci„c Ehrlich« ttit und seine lHeschicklichtcit im Pserdeputzen. Diese drei Diener bildeten mein ganzes (Erfolge. Der llcine Neger war ungeiuein tlug und verschimtzt. er halle in seinem Benehmen sogar etwas Feines, DistinguirteS. (5r btsaß alle noblen Passionen^ er liebte die Pferde, die glä». zerren Waffen, die Brillanten und vor allen die Musis. Vr war als kleines Kind auf der Küste von Hangebar geraubt worden und aus den dunkeln Erinnerungen, die er nur mittheilte, war zu schließen, daß er der Sohn eines Negerhäuptlings war. Seine aristokratischen Neigungen schienen diese Vermuthung zu bestättigen. Oegen Mitternacht lag Alles in tiefem Schlafe, mil Ausnahme der Schildwachen, die auf dem Vorderdeck standen und ihre spähenden Blickt auf das Meer richteten, Sie erkannten in unglaublichen Entfernungen die geringsten Gegen« stände, welche ich noch gar nicht bemerkte. In Nubien sah ich eben so auffallende Beispiele von Scharfblick, der fast mit dem Instinct des Jagdhundes zu vergleichen ist. l^in Nubier, der «inen Dieb verfolgt, wird ihn gewiß auffinden, sobald er die »Fährte« entdeck» hat. Auf meiner letzten Reife durch Algerien und die Sahara fah ich Beduinen, die an der Fährte der Kamehlt erkannten, welcher Vollsstamm vorübergezogen war, und wenn sic die Hand in den Sand steckten, genau zu sagen wußten, wie weit der nächste Brunnen entfernt war. Von Zeit zu Zcit begegneten wir tleinen Schiffen, auf deren Vorderdeck eine Flamme brannte- eine Vorsicht, durch welch«? man die Korallenriffe und daö Zusammenstoßen mit andern Schiffen vermeidet, zugleich aber den Seeräubern zu erkennen gibt, daß man aus feiner Hut ist. Denn die Fischer am rothen Meere treiben oft zugleich Sceräuberei und plündern vie schlecht bewaffneten Schisse aus. Am !age schlief man wegen der entsetzlichen Hitze noch mehr als in der Nacht Slur die Neger fühlten sich wohl in dieser glühenden Atmosphäre. Einige vertrieben sich die Zeit mit Fischfang und warfen die an einem Seile befestigte Har. Pnne mit solcher Sicherheit, daß sie nur selten ihre Vrutc ver« 14 fehlten. Andere badeten sich mitten unter den Haifischen. Als ich zum ersten Male Zeuge dieses grauenvollen Schauspiels war, rief ich ihnen in meiner Herzensangst zu, sie möchtm sich in Acht nehmen. Der Capitän beruhigte mich mit der Versicherung, daß die Neger den Haifisch verzehren würden, statt von il,m gefressen zu werden. >,. Der Capitän hatte Recht. Ich habe auf meinen See. reisen die Bemerkung gemacht, daß di? Neger den Haifischen gefährlicher sind als diese den Negern. Ich war mew' als einmal Zeuge eines Kampfes zwislben einem jener schwarzen Athleten u»d einem Hai, und jener blieb immer Sieger. s Der Neger, der einen solchen Kampf bestehen will, trägt um den linken ?n kleinen Abyssinier Dschuma zurück. Am dritten Taqe nach n»serer Abreise wälzte er sich auf dem Verdeck nnd schrie fürchterlich. ,^ch eilte her-bei. Seine Lippen waren mit Schau,» bedeckt, seine Augen mit Vlut unterlaufen, seine Zähne zusammengepreßt. Ich glaubte, er habe einen Anfall von l^pil^psie. Alle Passagiere umringten lhn »nd suchten lhn zu halten. Dies gelang indeß nnr dei vereinten Kraft von vier herkullscken Negern. Ich überzeugte mich bald, dasi ich mich geirrt hatte Dfchuma's ssuß war über dem Schenkel mit emem Stricken sammengeschnürt und stark angeschwollen, - er war von einem Scorpion gestochen. Das giftige Insect lag einige Scl'ritte von dem armen Knaben und wand sich zwischen glü« henden Kohlen, die man aus ihn geworfen hatte. Es war ein gelber Scorpion, die gefährlichste Gattung unter allen. In Nordafrika findet man fast n«r schwarte Scorpione, an der Ostküste die rothen, ^ Ich rief Sclim ,md befahl ihm meinen Verbindzeug zu bringen. Der Schmerz des Verwundeten war noch größer, als er vernahm, daß keine Hoffnung sei), ihn zu retten. Die Araber wußten kein Mittel mehr; sie hatten den Fuß zusammengeschnürt, dann die Wunde ausgesogen und mit einem glühenden leisen gebrannt. Alles dies hatte nichts gewirkt. Dschuma bekam hsf' tigeö Nervenzucken, welches zum Starrkrampf führen mußte, wenn nicht sogleich specifische Heilmittel angewandt wurden. Man hatte aber zur Magic gegriffen; er mußte Waffer trinken, in welcheö man einige Blätter des Koran getaucht hatte. Aber auch dieses für untrüglich gehaltene Mittel wirkte nicht. Der (5apitä'n Ali war ill Verzweiflung ^ er würde gern alle seine Weiber gegeben haben, um seinen Myssinier zn retten. Dschuma sah nun ein, in welcher Gefahr er schwebte und er schrie aus todtsangst noch mehr als aus Schmerz. Seliiu brachte mein Vrrbindzeug und öffnete es vor aNl'n Umstehenden. Der Anblick der verschiedenen Instrumente machte großes Aufsehen, und das Wort »Hatim« ar so matt qewor< den, dass er für einen Araber qar nicht fühlbar war. Ich ließ aus meiner Neifeschatulle einen kleinen Spiegel bringen und hielt ihn dem Kranken vor den Mund. Das Glas wmve trübe, und alle Anwesenden überzeugten sich. dass Dschuma nicht toot war. «s fragte sich nur, ob er wieder genesen würde. In Arabien ist der Stich eines gelben Scorpions fast immer tödtlich. znma! bei der unter den Eingebornen ilbli« chen Vedandlunq. Ich stellte einen Neger als Wache aus, mn dem Kranren die Fliegen und Ameifen abzuwehren, und qaliSelm, den Auf. trag mich ;u rufen, sobald Dschuma die Augen aufschlagen würde. Da ich wußte, das, dieser Schlaf mindestens ,wei biö drei Stunden dauern würde, so lies, ich für den Kranken ein Hub» mit Rriö zubereiten. ssünf Minuten nach seinem Erwachen ließ sich Dschnma das Huhn wohl schmecken i er war geheilt; nur die Brandwunden schmertten n»ch. 2t Ich hätte von dem Capital» Ali MeS verlangen können was ich wollte, er würde nur sogar sein Schiff gegeben haben. Auf der ganzen Seereise und selbst nach der Landung überhäufte er mich mit Artiqteiten. Selim und Mohammed erhielte» ein glänzendes Geschenk, welches den Kaufpreis, den er für den Abyssinier gezahlt halle, gewiß weit ubcr- Dl'l mumlsslückttt MMMislintt. — Die Hand in .lUlMl'n. — Die ^nz«sse. — Der tztrmiß. - RuuMsiiere ulld ResitiNen i»t «lMWfdeneli MlNlill'n. Wir hatten noch eine sechstägige Fahrt zu machen, ehe Ivir Kllfoda, die letzte Stadt der Provinz Hcdschas, erreichen toninen. !l1lnr zwei Tage hatten in die eintönige Nuhe einige Abwechslung gebracht- der erste, wo der Hai gefangen wurde, und der zweite, wo oer Scorpion den llcinen Abuf-sinier stach; die übligm drei Tage waren mit Hilfe der Selbstverleugnung, die man mit an Vord eineö arabischen Küstenfahrers bringen muß, glücklich überstanden. Äm sechsten nahm ich meine Jagdflinte und schosi Move» und anverc Wafservögcl. Wenn ich traf, so sprangen die Neger inö Meer und brachten mir die Beute. Zuweilen tras eS sich sreilicb, daß ein Haifisch dem Neger zuvorkam und den Vogel uer< schlang. Der Neger, der sich dadurch beleidigt fühlte, griff den ssisch an, der in dem Kampse immer den Kürzern zog. Während meiner Jagd bemerkte ich, daß am Äord ei»e großr Bewegung entstand. Alle Veute eilten auf das Vor-dervccf. Ich befand mich auf dem Hinterdeck fast aUein. Ich wurde neugierig, und bald bemerkte ich am Horizont eine Art 22 Narkc, welche eine Brandung vor sich her trieb. Aber es war auffallend, dasi dicsc Brandung beweglich war und vor der Schaluppe zu wandern schien.Ich liesimirmeinFernrohr bringen. Selim, der wol>l sah, in welcher Absicht ich mein Fernrohr verlangte, suchte mir dir Erscheinung zu erklären, aber ich verstand das oft wiederholte arabische Wort nicht. Das Fernrohr erklärte nur Alles. Die Barke war ein Walfisch und die bewegliche Klivpe, welche die Brandung verursachte, war eine dichtgedrängte Schaar Sardellen, welche dem Wal zn entfliehen suchte. Daü Ungcthüm machte seinen Nachen rcgelmäsiig auf und zu, und spritzte das Wasser durch seine Kiemen hoch empor. Das Erscheinen eines Walfisches im rothen Meere ist ziemlich selten und erregt daher im hohen Grade die Aufmerrsamfeit der arabischen Seeleute. Der Wal wäre sür die Schiffsmannschaft ein sehr ergiebiger Fang gewesen; der Capital« würde einen Theil, vielleicht ein Viertel für sich genommen, das Neblige aber den Matrosen gelassen haben. De» Wal war freilich nichl groß, aber man wäre doch zufrieden gewesen, denn er mußte mehr als zweitausend Pfund Thran liefern. ' ES wurde darauf losgesteuert. Man srßle zwei Vootc auS, »mo in jeoeö derselben stiegen vier Matrosen und ein Harpunier. Unglücklicherweise waren wir auf den Walfischfang nicht eingerichtet. Wir Alle sahen vom Verdeck mit großer Spannung zu. Aber ich brmcrlte bald, das, die See^ leute über ihren Kund mehr unnchig als erfreut waren. Der Walfisch, der den Namen »Temek Io«meg«, d. i. Fisch dcS Jonas, führte, mochte sie wohlan die schauderhafte Sage er-innern und einige Vedmlen in ihnen erregen. Das eine Voot, in welchem stch unsere verwegensten Halsischfänger befanden, nä'dcrte sich indes, dem Wal. Der 23 Hai war für sie freilich ein alltäglicher, wohlbekannter Feind, mit welchem sich jeder von ihnen wohl zwanzigmal gemessen hatte j der Wal hingegen war ihnen eine unbekannte Größe. Der Wal, der immerfort Sardellen schluckte, sckien die beiden bcranschwimmendm Nußschalen gar nicht zu beachten. -' Endlich war das eine Boot bis auf drei bis vier Meter nahe gekommen, und die Harpune wurde geworfen. Aber die Hand. welche sie schleuderte, war nicht geübt und sicher genug! das Mcerungehcutr bekam keine tiefe Wunde, sondern nur eine leichte Verletzung, welche indeß nicht ohne Wirkung blieb, denn der Wal tauchte sogleich unter. Zum Glück wurden die beiden Vootc nicht mit in die Tiefe gerissen. Man wartete mit einiger Spannung, wo der Wal wieder zum Vorschein kommen wurde. Nach zehn Minuten tauchte er etwa dreihundert Meier hinter dcm Schiffe auf. Die Mannschaft der beiden Voote war inzwischen kühner geworden. Sie «erfolgten den Wal , und der Capitän ließ die Segel einziehen. Wir waren der Küste so nahe, daß wir die Häuser und Palmen deo llnncn Hafenorlrs List, dec» letzten auf dem Gebiet von Mekka, deutlich erkennen konnten. Wir befanden unö mitten in der Gruppe der ^Schwestcrinseln" , welche nur zeitweise von Fischern bewohnt werden. Diese Inseln find reich an Gazellen, und ich bekam i/ust, ans Land zu steigen und aus die Jagd zu gehen. Ich rief das eine Voot an und lies, ihm durcl, den Capitän Befehl geben, mich auf dei nächsten Insel abzusehen. Ich nahm meine Doppelflinte und ließ mich von Selim und einem Neger begleiten. Das 24 Voot setzte uns ans ^anv und ruderte wieder auf den Walfisch los. ;, ^', :>,,!' .—,>.'. ;' '^ .'-'"' ^.?»^ Dir Inseln sind mit Oummibäumen, Mimosen und anderen Gesträuchen bewachsen. Betretene Pfade finden sich nur an der Küste. Auslcrdenssischerngibt es noch eine andere Ve-völkenmg, welche ebenfaUö einen beständigen Vernichtungskrieg gegen die Fische führt. Alle Seeraden, Pelitane, Möven, Iltis und Störche des rothen Meeres scheinen sich hier ein Stelldichein gegeben zu haben. Aber ich hatte zu diesen Fisch, fangen, so wenig Appetit wie zu dem Haifischragout und liesi ihnen das Vergnügen mich anzustaunen. Icl'gingauö Neugier in einige Grotten, aus denen ich eine Menge Hledermäufe von der Größe eines Huhnes verjagte. In denselben Felscnspal-ten waren auch,zahllose Bienenschwärme, die einen sehr com-p.uten lrcißen Honig liefern. Dieser Honig, welcher sich in Folge der Hitze von dem Wachs scheidet, wird von den Arabern sehr geschäht. „,.,, ^ .. .. . Unter den gefiederten Vewohner» erkor ich einige wilde Gänse, die ich erlegte und dem Neger auf die Schultern lud. Von Zeit zu Zeit sah ich Thiere von oer tröste einer Kaye von einem Baun» zum andern springen. Ich hielt sie für große Eichhörnchen. Ich schoß eines vom Vaum herunter, Selim lief um es zu holen, aber er lam zu spät; einige an dere dieser l'l'dmden Springer sckleppten lam schreiend ll'ren todten oder verwundetnl l^aineraden fort. Der Neger vcrst^ chrrte es wären Affen; ste gehörten aber einer mir nicht bekannten Art an. Diese Affen suchten vorzugsweise die Melonenbäume auf, deren wohlschmeckende, erfrischende, dm surfen ähnlich, ssrüchtt lhneil sehr zu munden scheinen. Die Araber halmi 25, mich immer vor dieser frucht gewarnt, sie behaupten, man bekomme das Fieber davon. Inzwischen verging die Zeit und ich hatte noch kein? Gazelle geschossen. Ich ging weiter und kam an einen kleinen Teich, in welchen sich alle Bache der Insel ergießen. Ick fand ganz frische Gazcllcnfahrten. Wir versteckten uns an einer Stelle, wo der Mno günstig war. Nach einer Viertelstunde tamen zwei Gazellen auo dem Gebüsch und näherten slch »em l eiche. Sie warcil laum sechzig Schritte entscrntl ich hoffte sie beide zu erlegen. Ich schoß; es siel nur eine; die andere schien angeschossen zu se»n, aber sie lief in den Wald zurück und ich verlor sie alls den Auge». Ich wollte ihr nacheilen, aber ich hörte die Stimmen der Bootsleute, die mich riefen. Die Walfischjagd war beendet. Der (5apitän Mi wünschte die Reise fortzusetzen und ließ «»ich rufen. Ich ant' wertete den Bootsleuten, welche ans Land stiegen. Wir durchsuchten das Gebüsch und fanden bald die zweite GazeUe. Ich halte in der turzen ^eit eine schöne Beule gemachte drei wilde Gänse und zwei Gazellen, Aus dem Wege zur Küste schoß ich noch eine irappe, von den Arabern »Hubara" genannt. (5ine Viertelstunde nachher »raren wir wieder am Bord. Wahrend der Uebersahn erza'hllen mir die Bootsleute oas Resultat der Walsischjagr. Daö eine Boot hatte sich dem Wal auf etwa zwei Meter genähert und der Harpunirer hatte dieses Mal gllt getroffen. Der Wal war unter dein Wasser ver schwunden nno hatte das etwa sechzig Meier lange SnI mit fortgerissen. Am ^nde dcö Heiles war eine Kürbiöftasche befestigt, welchr, au? dem Wasser schwimmen», vie.Richtung, die der Wal nehmen würde, anzeigen sollie. Aber der Wal war bis aus den Meeresgrund hinuntergegangen und dle Kürbiöstasche war verschwunden. Vielleicht legte er ein paar 25 Seemeilen zurück, the er wilder auftauchte; auf welcher Seitc würde er wieder zum Vorschein kommen? Diese Frage war unmöglich zu beantworten, zumal für die Araber, die vom Walfischfang sehr wenig verstehe», llnscre Mannschaft verlor dabcr den Muth und nachdem sie eine halbe Stunde vergebens gewartet, hatte sie die Jagd aufgegeben. ^ ' Sobald ich an Pord tam, wurden nach arabischer Sitte mil lautem Geschrei und uutrr Anrufung Mahomet s die Segel aufgespannt. Dir )agd war ans meinen Reisen für mich nichl immer ein Vergnügen, sondern oft eine Notliwendigteit; denn mehr alö einmal hätte ich mit meinen Dienern fasten müssen, wenn uns der Ertrag meiner Jagd keine Mahlzeit geliefert hätte. Auch dieses Mal wurde meiue Nückkelir mit lauter Freude begrüßt! ich brachte für zwei oder drei iage frisches fleisch. Wäre ick ein Christ gewesen, so würde Niemand einen Vissen von dem mitgebrachten Wildpret gegessen haben; aber ich war Muse!» mann und man setzte voraus, das? ich beim Abdrücken des Gewehrs die unerläßlichen Worten .»Viimnllah, Allah al-bar« (Im Namen Gotteö, Gott ist groß) gesprochen. Wenn das Wild noch lebt. so muß ihm der ^ager, dem Gcsehc dcö Korans gemäs«, die Halsader durchschneiden, aber das Messer muß sehr scharf seyn, damit das Thier nicht gequält werde. Daher werden die Messer stets sehr sorgfältig geschliffen. Die Araber pflegen gemeiniglich zwei Mfscr, ein großes und ei« kleines, bei sich zu tragen. Mi« dem größern liimpfen sie und schlachten die großen lhiere ab; mil dem lleinen machen sie schwächern Thieren den Garaus. Die Arabcr sind lein Iägervolf^ Wilbpret ist mcht >hre Hauptnahrung; ste essen das Fleisch der Schaft, Kamehle, Ziegen und Hülmtr. Rindfleisch ist nach ihrer Meinung nich, 27 gesund und wird fast gar nicht gegessen, wenigstens nicht in den Häusern der Reichen. Man hält Ochsen zum Ziehen und Kühe zum Melken. DaS Fleisch der Büffel wird indeß häufig gegessen. Die Araber jagen daher nicht, um ihrc Küche mit Wildprrt zu versehen, obgleich sie die erlegten Thiere fast ohne Ausnahme essen. Sie verzehren sogar das Fleisch der Hyänen «nd Löwen, sie glauben dadurch muthiger zu werden. Den Punther essen sie nicht, weil er der Katze ähnlich ist. Stachelschweine sind für sie ein Leckerbissen: einige Stämme richten sogar Hunde für diese Jagd ab. Gazellen, Strauße und Hasen werden zu Pferde oder auf Dromedaren und mit Hilfe von Windhunden verfolgt. Am schwersten ist die Gazelle zu er« leicheu, si« ist außerordentlich scheu nnd flieht bei der geringsten Störung mit unglanblichcr Schnelligkeit. Die Windhunde verfolgen sie oft mehre Stunden lang, ehc sie das behende lhier sangen. Der Jäger schneidet ihm den HalS ab, spricht d,e von» Koran vorgeschriebenen Worte, weidet das Thier aus und gibt den Hunden daö >. Jägerrecht« wie ein europäischer Weidmann. - Wo viele Gazellen sind, sindet man auch Vöwen und Panther. Am eifrigsten wird auf den Strauß Jagd gemacht, denn lein Thier ist mehr geeignet, die Habsucht des arabischen Essers zu reizen. Der Strauß liefert ihm feine Federn, fein heisch und das Mark seinerVeinröhren, welches sorgfältig auf' bewahrt und a!ö Wundpflaster und zu (Einreibungen bei rheu» Matsche» Veiden benutzt wird. Wenn der Jäger ein Straußen' "rst aufgefunden hat. gräbt er ein Voch in den Sand, fetzt sich hinein und lauert den Straußen aus. Außer der Vrntezelt sucht man deren ssälme wir die Fährte der Wölfe oder wilden Schweine. Der aufgejagte Strauß flieht vor vem Reiter und der beste arabische Renner holt ihn oft nur mit Mühe ein. 26 In seinem raschen Lauf wirft er die Steine, die ihm unter die Füße kommen, hinter sich her. Er hat in den Füßen und Flügeln eine ungehenre Kraft und lönnle mit einem Fußtritt ober Flügelschlagc den starlsten Mann zu Boden werfen. Wenn ein Neger in Nubien eine Strecke Weges in sehr kurzer Zeit zurückzulegen hat, so besteigt er einen Strauß, hält sicli an» Halft und lenlt mit einem Ttabe. Nach einem zweistündigen ^'auf wird der Strauß müde; er steht dann plötzlich still, wanlt und fällt zu Bode,,. Man betäubt ih» durch einen Stockscklag und macht den vorschriftsmäßigen Schnitt in den Hals, Die schöllen schwarzen Federn, welche in Europa so geschätzt werden, liefert der männliche Strauß; oaö Weib» chen ist grau. Der erstere setzt sich oft zur Wehre, zumal wenn cl Junge Hal, und der Jäger findet an ihm vst einen gefährlichen Gegner. . Sobald der Snauß erlegt ist, wird ihm, mit mög» lichster Schonung der Federn, die Haut abgezogen. (6in schönes SlraußenfeU wird mit fünfunvsiebzig biö achtzig Francs, also ebenso theuer wie ein PantherftU bezahlt. In Abyssi' nicn, wo die Vöwen und Panther überano häufig sind, to» siel eine Löwenhaut vierzig, ein Pantherscll sunfunozwan» zig Francs. , , - . - Die Slransie haben sich seit einer Neihe von Jahren sehr verminderte denn man jagl nicht „ur den Slrauß, son» bern n,an suct'i auch oie («in, lyeilc» um sie zu essen, lhcilS um Verzierungen für Moscheen. Narg-hilS und Trinkbecher daraus zu machen. Der berühmte ^öwenjägcr G. nnd !'.u über den König der Vierfüßler daö Interessanteste und lehrreichst, gefchrit-btn, waö die Literatur auszuweisen hat. Ich habe, wi, er, 29 von dem ^owen und Panther, so wie von anderen in Afrika >uchl einheimischen Thieren 511 reden, namentlich von dem Gle» Phanten, von der (Giraffe, von dem ii^er und dem Luchs. Mein? Veobachtunqen stimmen in qewiffe» Punkten mit de-"en veö berühmten ^äqers nicht übercin, weil der Löwe im Atlagqebirqe, unter dem.'N. Grade nördlicher Vreite, ein ganz anderer ist, als in Sudan, wo er nur 12 Grade vom Aequa-'ov entfernt ist. In einem kältern Klima sind die 5kicre ^^r gleichen Gattung wilder und blutdürstiges, als in heißeren ^nidern! vergraue amerikainscl'e Vär ist bei weitem yesährlichcr, alö der Var in den Alpen und Pyrenäen. Ebenso ist der Vöwe im Atlasqebirqe „nd am ^.ap viel blut-^ürftiqrr alt< >» ^iiqiilien, wo die Hlye bis aui füuszia, ^rad steiqt. Vei ven Reptilien findet das Geqentdeil statt 1 daö Gift derselben scheint sich erst in der Nähe dcö Aequators ;u e>,<-N'ickeln. Die Hm'xschl.mqen, die sich im Pariser Museum befinden, wurden nnr von Beduinen der qroßen Wüste qc-l'achl, wo die Hitze so qroß war, daß eine meiner Mimen durch die Wirkunq der Sonnenstrahlen losqinq. )n Kordo-^n qibl eo eine Schlan^eiiart. deren Visi nachweniqen Mi-"uien födtet. Die Araber nennen sie oHanrsch el-'Aqcl«, ^'e »chnelle Schlanqe, das ist di, schnell tödtend«. Der Stich ber Scorpione ist in ballen wohl schmerzhaft, aber nicht hefabriich. in Tnnis und (lqnpten stirbtman^uweilen daran; ^' Mella kommt man sehr selten mit dem Veben davo», U'rnn „icht schleuniqe und willsame Mittel cmqewendel wer» ^"«. Im Dallellande. zu Vassora und Vaqdad wurde ich "on einer großen Wespe am öul» qestochen 1 daö aMje Veiu ^'ltrd« so dick wie tin starkes Ofenrohr »ud ich mufne vier-^hn Tage das Belt hüte,,. Dieser Wespenstich hat einen schwarzen Fleck zurückgelassen, der bei großer Hitze noch jetzt schmerzt. )n Kordofan wurde ich von einer Natter am Knie gebissen und scliwebte in großer Lebensgefahr. Die Narbe ist schwarz nnd macht mir noch jetzt zuweilen Schmerzen. Dir in Europa ganz harmlose Eidechse wird in Arabien und Indien giftig. Die in Frankreich noch erträglichen, i» Italien schon lästigen Muskitos verursachen in Arabien durch ihren Slich sedr heftige Schmerzen uild Entzündungen, so oaß zuweilen die Amputation mus Fingers nothwendig wird. Sogar unsere unschädliche fliege tann den Brand einer Wunde verur« fachen. Ebenso ist ea Thatsache daßSchußwunden in heißen Län« dcrn zehnmalschwerer heilen, als in einem gemäßigten Klima. ZeillX'llll'i^ ?)<'r Nsl^llm^. — Mlsi'Ms)«'. — Rll's!'?lsll»il<1lUlill'll. — Dl'r NM„ll Djchl'sll'l' Tslil. Dli ^lUs mm 0s. — Dn.^. Ein-ljmil. — Du6 „^uo." . ^ . Der Kapitän Ali 1>a'6 Anschen. Die ganze südliche Gebirgskette soll Men. Kupfer. Sleinkoblen und Steinsalz in grosn'r Menge entl)alt»'n: aber >n>r daö Steinsalz wird von den Arabern benicht. sr.ilich ,„ ,»>l,r mangelhafter Welse; wer .-lwaö braucht, bricht sö los. tl'nt etl in Körbe over Stöcke nnd führt es auf l^s^,l u,,d Kameelen nach Hause. An der Küste von Hedschas sind weniger Klippe,,, daher fuhren wir selbst in der flacht ftbr schnell. An dn, in drr Dunkell'.'it fliminernden Sichlern erkannt,',, ,vir den kleinen Hlisenort Hali, an r>er ^r^n;e ?e0 glückliche» Arabiens. Von Zeit zu Zeit wurden wir durch ein Geräusch, welches der 33 Bewegung einer starten Dampfmaschine ähnlich war. aus dem Schlummer geweckt. Gö waren Vlaseftsche, die uns nach lhrer Art glückliche Reift wünschten. Außerdem sah ich ln der sternenhellen Nacht, daß unsere Matrosen ein großes Netz. inß Meer warfen und schwen- Gegenstände auf daü Verbeck zogen. Sie hatten zwei große Schildkröten gefangen, welche im Süden vtö rothen Meeres sehr häufig sind. Mehr alö ein» mal, wenn ich eine in der Nähe sah, halte ich den Versuch lttmacht. ihr den Kopf mit einer Kugel zu zerschmettern; aber es war keineswegs leicht, denn die Schildkröten tauchten unter, sobald sie den Vlitz aus meiner Flinte sahen. Man ftng in der Nacht drei solcher Riesenschildkröten, von denen die kleinste achtzig, di« größte gegen zweihundert Pfund schwer seyn mochte. Ich habe Schildkröten von vierhundert Pfund gesehen. Ich freute mich, denn wir hatten für den folgenden Tag frisches Fleisch. Selim wuhen Meilen im Umfange haben mag. Im Innem "heben sich st^le, wildromantische Verge. Wir fuhren nahe "» der Ostlüste vorüber, so das, ich die stischerhüllen und "tai^feider ohne Fernrohr erteimen lonnte. :' Der Wl„d «rieb »nö gegen die Insel, W!r mußten laviren und uns nach Osten wenden. Ich wollte überdies im Hasen von Dschisan landen, well lch von d°N nach der nur Duma,, «radltn l, . ''«' - - 34 sieben Stunden entfernten Residenz des Scherifs Hussein reisen wollte. ,^>' ,. .- > ., -»-'ur^ " , Wir liefen ohne Schwierigkeit in den Hafen ein, des durch cinc kleine Citadelle mit zwölf Mann Besatzung ge-schützt ist. Das am stujie der Vergfette liegende Dorf hat etwa hundert Häuser. Auf einem der Vorberge steht eine zweite grösiere Citadelle. Ich schickte Selim zum Commai!» danten. Er hatte noch feinen Befehl erhalten, mir die nöthigen Transportmittel nach Abn-Arisch zur Verfügung zu stellen, überdies wollte er mich nicht olme eine förmliche Bewilligung des Scherif Hussein, feines Verwandten, weiter reisen lassen. Ich muhte mich daher wieder einschiffen und biö nach ^oheia fahren. Ich verlor durch die Taumscligteit Hussein's fünf Tage Zeit und mußte eine» Umweg von hun« dert Lleueö machen. Cin Eilbote, der den Weg von Abu» Arisch nach Dschisan in einer Stunde machen tonnte, würd« mir diesen Umweg erspart haben, ^>ch tröstete mich indes, bald, denn ich halte unterwegs den prächtigen Anblick eines feuerspeienden Vulkanö. Um zwei Uhr in der Nacht weckte mich Selim aus meinem unruhigen Schlummer mit dem Nus, »Dschebel-Mar!" (sseuerberg.) Ich richtete mich auf und sah in der That den östlichen Himmel geröthet. Co war der Vulkan Dschebel'Tarr, den ich auf meiner Karte bezeichnet hatte. Der Dschebel'Tarr hat, wie der Vultan auf Stromboli, nur sehr kurze Unterbrechungen zwischen seinen Eruptionen, di« übrigens keineswegs mit heftigen <5rderschütterungrn begleitet sind, wie die Auöbrüchc deS Vesuv und Aclna. Die Araber s.l)cn nur die Wirkungen der Vullane, die Ursachen sino ihnen ganz unbekannt. «Zin solches Phänomen am rothen Meere machl auf ihre Phantasie natürlich einen 35 großen Eindruck. Jeder von ihnen ,veiß über den Vulkan eine Sage zu erzählen. Einige behaupten, Eva sey nach dem Sündenfall auf dem Gipfel des Dschebcl-Tarr gestorben, und das Grab der Mutter des Menschengeschlechts werfe daö Teuer und die Vava aus. Wenn es eine Allegorie ist, so ist sie nicht schlecht gewählt. Andere betrachten den Krater ganz einfach als eine Pforte der Hölle, aus welcher Abends, wenn wichtige Ereignisse bevorstehen, die Teufel hervorkommen und m der Gestalt von Irrlichtern die Umgegend durcheilen. Wir sahen die Flammen bis Tagesanbruch j dann blieb hinter uns nur noch eine Nauchsäule sichtbar. Dhcia, wo wir die Anker unirfcn, ist von Norden her ber zweite Hafenplatz der Provinz Jemen. Der Hafen ist versandet, aber gleichwohl viel wichtiger als Ghesan. Der Golf ist der schönste und größte am rothen Meere. Die bewohnte und ziemlich gnt angebaute Insel Kameran schützt ihn gegen die Westwinde. An der Küste dieser Insel sieht man die Ueber-rrste phönizifcher Bauwerke und türkischer storts. Diese Küste mit dem Golf von Oheia ist die reizendste Landschaft am ganzen rothen Meere. Die Araber hegen sür diese Insel eine gewisse Vereh-lU"ttj sie ist ein gelobtes Vand, ein irdisches Paradies, wo rin Europäer den reizendsten Aufenthalt schassen würde; denn man findet dort den Olivenbaum, die Vaumwollstaude, die Sykomore. de„ Vananenbaum, den Pfirsich- und den Aprikosenbaum, die Platane, den Citronen bäum, die Korkeiche, den Orangenbaum, das Zuckerrohr. Der MaiS erreicht ein« 'hv'hc von zehn ssuß, und der Weinstock lrägt ungeheuer große, köstliche Trauben. Die Insel wird nur von arabischen ^'andleuten und äschern bewohn». Der Scherlf von Abu-Arisch hat hier ein Haus, kommt aber nie Hieher. Sie ist etwa fünf Meilen lang und eine Meile brnt und verschließt sammt einigen llein,n Eilanden den Golf so vollständig, daß nur im Süden und Norden zwei schmale Durchfahrten bleiben. Die Phönizier, welche die Wichtigkeit dieses Pnnttes wohl zu schätzen wußten, lebten hier eine lleiue Festung an, von welcher noch die Ueberrestc zu sehen sind. Einige zu Oheia, auf der Insel Kameran und auf den beiden Eilanden Ormuk und Saphida errichtete Batterien würden den ganzen Golf vertheidigen. - Alie diese größern und flsinern Inseln sind. trotz ihrer üppigen Vegetation, uullanischen Ursprungs uno haben ul^hre warme Quellen. Auch zu Ghesan befindet sich mitten »Met Korallenriffen eine heiße Quelle. Die Araber lassen da« Wasser kalt w^roen und verdunsten, um eö wie gewöhnliches Wasser zu trinlen. Auf diesen Inseln finden sich H.iscu, die lleiner find als die unftlgen,Nepphühner. Schnepfen, wilde (^änse uno bitten im Ucberftuß, aber auch sehr giftige Schlangen und ein roth» licher Scorpion, dessen Stich selbst bei zweckmäßiger Vehano« lung fast immer tö'dllich ist. Me» so gibt e« hier die Alles verheerenden weisien Ameisen, die sogenannten „Termiten*, n'elche in zahllosen Schwarinen daü ^!and ourchziehen unv gegen de«n Verwüstungen alle bishel angewandten Mittel »rüchtioa geblieben sind. Der Instinct dieser Insccten ist in dcr l hat ivnnderbar. Auf ihren Naubzügen geh, der König an ver Spiye ver Schaar mit seinen Trabanten, welche größer sind als die übrigen; der König selbst ist der größte unter allen. Der Dienst ist so gnt orgauisin wie bei einer Armee. Die Termiten halleil vorzugsweise an eius.ime» Orten an z wenn si, evmüdes find oder n»,n weiten Marsch zu machen hab,n, lösen sie einander ab^ die mit Korn oder anoerer Veute be-ladcne Ameise legt ihre Last ab, welche sodann von einer andern genommen wird, Auf dem ganzen Wege werden dle Arbeiten durch eigenö gewählte Aufscher überwacht! sie zwingen dir Faulen zur Thätigleil, toinmen denen, vie in Verlegenheit sind, zn Hilft nnd schicken nö'thigenfalls Eilboten ab, um Verstärkungen zu holen. Wenn zu viele Junge dasind, so trennen sie sich von dem Hauptschwarm und bilden eine neue (5olonie, Die Termiten nisten entweder in hohlen Baumstämmen oder sie bauen sich kegelförmige, in viele Kammern und Gänge getheilte, zehn bis zwölf Fust yoke Lehmhütten, welche sie aber von Zeit zu Zeit »erlassen, um Felder, Pflanzungen, selbst Häuser zn zerstören. Wie bei den gewöhnlichen Ameisen unterscheidet man Männchen, Weibchen und Geschlechtslose, welch? lehtern die Mehrzahl bilden und die Arbeiten verrichten. Die Weibchen sind unglaublich fruchtbar, sie lege» fünfzig« bis sechzigtausend l5ier. Diese großen Ameisen sind nebst den Ratten die größte Landplage. Diese Ratten, welche eine Länge von dreißig Ccn-ümeiern «reichen, leben im freundlichsten Einverständniß mit dcn Katzen, die ihnen nichts zu Leide thu» und mit ihnen schla-fen und fressen. t5ö sind wahre Hausratten, die gar nicht zu vertreiben sind. Im Orient stellt man den schädlichen l hieren überhaupt wenig nach. Die meisten dieser Ratten haben einen Vifamgeruch, Ihre Lieblingsnahrung sind die Datteln; sie vereinigen sich, wie die Zermiten, zu großen Schaaren, mn in der Nacht ihre Naubzügr zu machen. Sie haben gemeinsame Höhlen. md schwarz. Die Schuppen waren sichtbar. Die Araber elt ssegenwartig die Hauptrolle in den Ereignisse» zu Tripoli. - Das Wort »Ago« bedeutet im Arabischen -Elfenbein". Dll5 L,mt! ^l!lM'!l. Dl!r ^chl'ris >s)'». Zu ^'ohsia octnU ich cxvlich die Piovin; ^emen, dle l« zwei l heile zerfällt! in daö Flachland (l heama) und vaö Oebirgslaud (Dschobel). Die Hauptstadt des Flacklandeö ist Molla, die des GebirMandeö Sana. Veide Hauptstädte stnd in gerader Vlnic etwa stebenzig Lieues von einander entfernt. Dir Hchetif Hussein tst Statthalter des Flachlands der 41 Iman von Sana hat die Verwaltung dcs Grbirgslandes. Letzteres ist fruchtbar und ziemlich gut angebaut, eö ist das sogenannte »glücklicht Arabien". DaS Flachland hat weniger Anspruch auf diesen Namen j die Hälfte desselben, nem-lich das ganze Küstenland, ist feiner Cultur fähig. In der unmittelbaren Nähe von Hodeida, Motta, Loheia und anderer Küstenstädte findet man indeß einige Palmen, Syko» moren, Gummi- und Mannabaume. Hodeida, wo ich landete, hat einen geräumigen, slche-ren Hafen, in welchen fast alle aus dem rothen und indischen Meere, aus dem persischen Golf und von der Ostlüstc Afrika's fommenden Schiffe einlaufen. <6s ist einer der ersten Stapelpla'tzr des Bandes Jemen, insbesondere für Kasseh, Gummi, metkanischen Balsam, Bauinwolle, Mais, Tabak, Rosinen, Datteln und Getreide. In ver Obstzeit findet man hier große Massen uon Apritosen, Pfirsichen. Pflaumt« , Aepfeln, Birnen, Orangen, Citrone» , Granatäpfeln, Bananen ». s. w. Die Hauser liegen größtentheilö in'l rümmern. Die Stadt hattewiederholteÄelagcrungcnauszllhalten gegen Mehemet-AIis der mit Hilft seinrS zweiten Sohnes Iussuf Pascha und seines Ndoptivsohnes Ibrahim Pascha gegen die Wahnbiten, die sich sowohl in Molla alü im GrbirMande mehre Jahre hielten, zu Felde zog. Die moslemischen Puritaner wurden in ihr Heimalland Nedsched zurückgeworfen, wo ste, von neuem erstarlt, wieder eine drohende Haltung angenommen hatten. Das Vand Jemen Hal von Norden nach Süden eilte Länge von I!M. von Osten nach Westen eine Breite von 90 Lieues. es gsc„zl im Westen an daS rothe Meer, im Osten an Adramaul, im Norden a» HedschaS, im Süden an daö lndlsch, Meer und da« Laud Aden. Die Einwohner, deren 42 Zahl sich auf zwei Millionen belauft, sind theils seßhaft, theils Nomaden. Tie find Vefenner des Propheten, ssehören aber zu der nicht orthodoxen Sccte der Seiditcn. DaS Klima ist mehr feucht als trocken nnd wegen der zum Theil bewaldeten Gebirge sehr veränderlich. Diese Gebirge, insbesondere die östlichen, enthalten reizende, frncbtbarc Thäler, in denen der Kaffchbaum wild wächst. Am besten angebaut sind die iHaler des sogenannten »schwarzen Ge-birges« — DschebelMuad. Die Gebirge enthalten Eisen, Schwefel, Steinsalz Salpeter, Karneole nnd etwas Golo. In den Wäldern Hansen Löwen, Panther. Hyänen, Schakals, Wölfe und Luchse, welche den Antilopen, Gazellen, Hasen und den im Orient so l'och geschätzten wilde,, ttsrl,, sehr gefährlich sind. Das wichtigste Hauöthicr ist das einbuckeliqe Kamehl, welches mit den» einbuckeligen Dromedar nicht zn verwechseln ist. Das zweibuckelige Dromedar findet sich nur i» (5.hina, Am 2tt. September IA4.'i fam ich in Voheia an. Hier erwartete mich der Scherif Hassan, Schwiegerfolin des Scherif Hussein, der ihm Befehl gegeben hatte, mich zu empfangen und zu ihm zu begleiten. DerScherifHassan, ein fchönerAraber von fünfundzwanzig Jahren, empfingmich ungemei» freundlich. Da wir noch denselben Abend abreisen wollten, so war seine Zeit zu verlieren, um das Gepäck vom Schisse in feinen Palast bringe» zu las» sen. Es wuroe daher sogleich ein Hote au den Schissscapitän Ali abgeschickt. Dieser kam eine Stunde nachher mit seinem un^rM'nnltcheu Dschuma. Dann folgten SeNm und Mo. hammed mil emigen Negern uon der Schiffsmanuschan und «inigenLastträgern vom Hafen, welche mein Gepäck brachten. Ich nahm Abschied von dem (5apitän. der mich wiederholt 43 seiner Freundschaft versicherte. Dfchuma war ziemlich wieder hergestellt, aber die Dankbarkeit halle die Gefahr überlebt. Ali begab sich mit seinem Abyssinier und seinen schwarzen Matrosen wieder am Vord. Ich blieb im Palast des Echerif, wo ich der Gegenstand rer allgemeinen Neugier wurde. Es hatte sich schon das Gerücht verbreitet, daß ich aus Mokka gekommen, daß ich ein Arzt und überdies im Vesitz eineS militärischen NangeS sey, und dasi ich auf Verlangen des Scheris Hussein die Neise nach Jemen nntrrnonnmn. Der zuvorkommende Vmpfang, den ich bei dem Schcrif Hassan sand, war natürlich ganz geeignet, diese Neugier in eine gewisse Ehrerbietung zn verwandeln. Ungeachtet des Ramadan fand ich eine trefflich besetzte Tafel. Als Reisender sonnte ich «ach dem Gesetz deö Propheten allerdings wie gewöhnlich leben, jedoch untrr der Äe-dixgung, dasi ich mich mtschliesic nach der Anlunft an meinem Vestinnnungöorte ebenso «iele Tage zu fasten, wie ich den Namadan nicht gehalten, oder mein Vergehen durch Almosen wieder gut zu machen. Nach Tische beurlaubte ich mich bei meinem Wirth und dessen Umgebung, aber er wollte mich durchaus begleit,'»». Gr gab mir eine Stunde Wegö daö Geleite mit seiner Familie, deren Mitglieder sämmtlich den lilel eines Schcrif führten und die beiden Unterscheidungszeichen, ncmlich die Somada auö Gold- und Seidenfäden und die mit Strausisedern gezierte Lanz»> trugen. Diese Vanzen sind in ihren Handen eine furchtbare Waffe; auf vierzig bis fünfzig Schritte treffen sie sicher ihr Ziel. Zu Pferde führen sie diese Vanzen immer bei sich u»d bedienen sich derselben sowohl im Kämpft als auf der Jagd. Zu Fuß tragen sie nur Ssbel und Dolch mit silberner Scheide. 44 Diese Waffen werden lm 5!andc verfertigt! ich sah indeß einst einen blau damaösirten Säbel mit goldenen Lilien und der Inschrift' »Vivl» l« l-ni!« Die Klinge sell einst einem der berühmtesten indischen Nabobs gehört haben; ich hatte große Mühe die Araber zu enttäuschen, und machte ihnen endlich begreiflich, daß der Säbel aus Frankreich gekommen sey und einem Gardisten des Königs gehört habe. Die ^anze ist übrigens sür vie Araber elne synlbolische und geheiligte Waffe- wenn die ^anze vor dem Zelte deö Häuptlings aufgesteckt ist, tritt )tic>nand mehr ein. Die Familie deö Scheris Haffan bestand wohl »niö vierzig Männern, welche säinmtlich herrliche Pferde mit prächtigen Sätteln ritten. Man wollte mir ^uClhren ein Stück »Phantasie«*) auf, führen i aber alle Reiter dieser schönen (söcortc hatten seil achtnndzwanzig lagen gefastet, ich lehnte daher eine so anstrengende Uebung ab. Endlich eine Stuude Weges von V'oheia ba> ich sie, stch in die Stadt zurück zu begeben i ste gaben meinen dringends» Vitten nach. Der Scherif und ich stiegen a!> nnd tüftte» uns auf die Schultern. Die Araber lüssen sich uic liu, Wange oder Mund, nur Kinder und Frauen erhalten diese Viebto» sungen. Die übrigen Familienglieder nahmen durch Hande-druck Abschied. Nur die Aniber in dr» eroberten Bändern und die von niedrigem Stande lüssrn den Häuptlingen die Hand, Diese in Algerien allgemein verbreitete Sitte ist von den lürfen eingeführt worden. Aber die Araber in Jemen smd schr uer-schieden von den Arabern in Algerien, ^brahlin und Achmet *) S, (lairo ü, tb«I, Seite <40, 45 Pascha, zwei strenge Beobachter der Etikette, konnten es in Jemen und Vasfir nie dahin bringen, daß »um ihnen den Titel' «Hoheit« oder »gnädiger Herr" gab. Vian nannte die beiden Machthaber schlechtweg »Ibrahim« und »Nchmet,« odne den Pafchatitel binzuzusehen. (^iner der Notabel» de6 Landes, Namcnö Aboallah, der als Geisel nach Aleiandricn geschickt und von Mchemet-Ali empfangen wurde, wollte ihm durchaus nicht die Hand küssen und nannte ihn kurzweg »Mehemet-Mi«. Älö man dieses Vcnehmen rügte, erwiederte er^ »Wir stamiuen ja Beide von Adam her.« Da wir bei einer Cislerne Abschied nahmen und die , Gönne berei»o untergegangen war, so wurde Halt gemacht und wir Alle verrichteten unser Gebet, welches in gegenseitigen Glückwünschen bestand. Meine Begleiter tranken einige Tropfen Wasser und asten einige Datteln auf Mschlag der Mahlzeit, welche sie zu Hause erwartete. Nach einer Viertelstunde sagten loir mis noch einmal Lebewohl. Ich lehnte das Pferd ab. welches mir der Scherif Haffan schenken wollte, um sich dadurch bei feinem Schwiegervater in Gunst zu sehen, und bestieg mein Dromedar. Die Personen, welche mich begleiten sollten, schloffen sich »nir an und wir ritten in nördlicher Richtung fort, während der Scherif Hassan mit de>, Seinen umkehrte. Wir hallen noch zweiundzwanzig Kienes bis Abu-Arisch. Diesen Weg hätte ich mit dein Dromedar, welcheö der Scherif Hassan zu meiner Verfügung gestellt, in fünf bitt sechs Stunden zurücklegen tonnnl; aber ich wollte mich von meinem Gepäck nicht trennen. Denn ed ziehen im 5'ande viele Noma« denstamme, insbesondere Juden umher, welche mich meine« Habe hätten berauben kömlen, und die ganze Macht Hus- 46 fein's wäre nicht im Stande gewesen, ihnen die Beute wieder zu entreißen. Von meinen Vereitern erfuhr ich, das» ich unterwegs fünf bis sechs von Kamehkrribern bewohnte Strohhüttcn finden würde; dort wollten wir einige Stunden rasten. Diese Hütten machten sich schon in der Ferne durch grosie Signai-feurr bemertlich. Das Land war noch stach, denn unser Weg war nur zwei bis drei Kilometer vom Meere entfernt. Die Nacht war sehr kalt; es fiel ein starker Thau, der einem feinen Negcn gleich kam. Gegen Mitternacht erreichten wir diese runden Hütten mit den kegelförmigen Dächern. Das Innere dieser Hütten ist statt des Mörtels mit Kuhmist beworfen, um die Insecten und insbesondere die Ameisen zu vertreiben; die Ratten, welche weniger dellcat sind als die Ameisen, treiben ganz ungehindert ihr Wesen. Der Durchmesser einer solchen Hütte lst etwa zwölf Fusi; Luft und Kicht dringt nnr dmch die Thür und durch nn kleines Fenster, ^n der Mitte ist ein 5'och gegraben, in welchem gelocht wird. — Männer und Weiber haben ihre abgesonderten Hütten. Gin dreifaches Getöse erregte in jener Nacht meine Aufmerksamkeit. .Vinks tobte die Brandung deö Meeres an den Korallenriffen der Küste; rechts im Gebirge hörte man das vom <5'cho wiederholte Gebrüll eines ^'öwen, und vor unS ächzte und raffelte das Seil, an welche,» das Wasser aus einem sechzig bis sn'bzig Fuß tiefen Vrnnnen ansgewunden wurde. Die Araber wissen noch nicht was eine Pumpe ist. ste find in Kunst und Gewerbe überhaupt wcil hinter ihren einst ln Spanien seschasten vorfahren zurück. Das Feuer, welches die Araber aus den Stationen an» zünden, hat einen dreifachen Zweck- die Reisenden zu erwär- 47 men, den Kaffeh zu bereiten und die wllden Thiere zu verscheuchen. Wir bedurften vor Allem der Erwärmung sobald sich die Kamehle gelagert hatten, nahmen wir am Fcner Platz. Die Vorrichtung, mittelst deren vie Kamchle ihrer Vürde entledigt werden, ist sehr sinnreich. W werden hol« zcrnc (bestelle oder Böcke dergestalt ausgestellt, daß das Thier zwischen ihnen "Platz hat. Da die Last nur durch das Gleichgewicht, ohne OWN alls seinem Rücken festgehalten wird, so braucht cü nur niederzlitnien, um die Last abzulegen uno dem Gestell zu lassen. Dann lagern sich die Kamehle um einen Hause» Stroh oder Heu und treffen. Als kecker» bissen gibt man ihnen Gerste oder Dattelkerne, welche schwer zu verdauen sind und daher länger anhalten alö irgend ein anderes Futter. Das Kamehl, welcheö wir alS ein Sinnbild der Sanft» muth nnd Geduld betrachten, hat seine boöhasten Augen-» blicke. In solchen Anwandlungen voll Zorn schlägt es auö wie ein Pserd und beißt wie ein Hund. In diesen Momenten pflegt man ihm eine alte Decke, eine Matte n. dgl. vor« zuwerfen, und daö erboste Thier läßt seinen Zorn an dem leblosen Gegenstände aus. Vor Allein entledigt eS sich seiner Vast i zuweilen fallen sie in derlei Wuthansällen wie vom Schlags gM'ossen nieoer. Die Araber schieben bet solchen Gelegenheiten die Schuld aus den Teufel, der in die Ka< mehle gcsahren sey. Am wahrscheinlichsten ist folgende (5rtlä-rung. Die>ssaravanen werden gemeiniglich vonVremsen verfolgt. W gibt deren so große, daß ihrer sieben oder acht, wie die Araber versichern, ein Kamehl todten können, Diese Fliegen kriechen den armen i hieren ins Manl, i» die Nasen, in den After und legni daselbst lhre ^ier, auö denen nach einiger Zeit Wurme»- werden. Viele dieser Würmer tru'chcn daon 48 jn den Körper, und rin einziger, der inö Gehirn dringt, bewirkt jene Raserei, welche den l od zur Folge hat. Als wir den Kassel) genommen hatten, kam der Führer meiner Vscorte, der Scherif Mansur, auf mich zu und lenkte meine Aufmerksamkeit aus einige Araber die einen Kreis um uns gebildet hatten, zugleich aber meinem Gepäck große Aufmerlsamfeit schenkten. (5S waren Nomaden aus dem Gebirge. Wir waren zn start und zu gut bewaffnet, als daß sie einen Angriff hätten wagen können. Aber ein Dieb-ftahl war immerhin zu fürchten. ES handelte sich also nur um Wachsamfeil. Die Kamchltreibcr, welche für das Gepäck verantwortlich sind, lleften weder die verdächtigen Gäste noch das ihnen anvertraute Gut auö den Augen. Ich hüllte mich in meinen Mantel, um ein paar Stunde» zu schlafen. Um vier Uhr früh erwachten wir. Das Wecken der Reisenden vor Tagesanbruch ist daö Geschäft der Kamehlej sie schnauben und wenn sie beladen werden, schreien ste so laul, dasi man es sehr weit hören rann. Diese Gewohnheit der abgerichteten, civilisirten Kamehle hat in der Wüste den Nachtheil, dasi sie den ränberischen Nomaden die Anwesenheit einer Karavane durch ihr Geschrei tuüdgeben. Die Kamehle der Wüste schreien nie. VeiTagesanbruch »raren wir aufden Füßen. Alle verdächtigen Gesichter waren verschwunden. Dieses Verschwinden beunruhigte unsere Begleiter, denn unsere Karavanc war ,mr etwa zwölf Mann starl. Aber es geselllen sich noch einige wohlbewaffnetr Kaufleute zu uns. Die Araber, weichn- den sandigen Boden scharf beob» achteten, zeigten einander nach einer Viertelstunde Fuß-stapfen, die einige Ätsorgniß l» ihnen zu erregen schienen. 49 Ich befragte slc. <5o war die frische Fährte tines Panthers, der aus dem Gebirge gekommen war und sich wahrscheinlich noch in der Nähe aushielt, denn dir Kamehle wurden unruhig und begannen zu schnauben. Der sandige Boden war von den Bächen zerrissen, welche sich nn Winter von dem Gebirgr herabstürzen. Hier uno da fand sich eine kleine bewaldete Oase. Dir Wucherpstanzen, welche sich von einem Vaume zum andern schlingen, machen den Zugang sehr schwielig. Die (5ingcbornen flüchten slch im Kriege aus diese Oasen, auo denen sie nur mit großer Müde und starter Ucbermacht zu vertreiben sind. Andere Oasen sind nicht bewaldet und dienen den Hchas^ und Zirgenhccrdrn von Zeit zu Zeit als Weideplätze. Die Wölfe, Panther, Hyänen, selbst die Vowen folgen ihnen auü dem Gebirge und verstecken sich in den Wäldchen. Außer den Schasen u»d Ziegen bestehen diese Heerden auch auS wilven Gazellen. Diese allerliebsten Hhierchen wer» den hier so selten bcunruhiqt, daß sie sich den ihrer Gattung ähnlichen ihieren ohne Veventen anschließen nnr mn ihnen gemeinschaftlich weiden. Die Hirten lassen sie ruhig weiden; wenn sie einen Vraten brauchen, so fangen sie eine Gazelle ein und schlachten sie. Die Hirten in Genien sind mil langen ^untengewehren beluaffntl. Die aus den Fasern einer Baumrinde gedrehten bunten sind znweilen dreißig bio vierzig Fuß lang und brennen wie Zunder. Sie befcsiisten sich mitlelst derselben ein Stück blauen Calnot um den Kops, U'tlche^ nebst sln^m Hemde von gleicher Farbe ihre ganze .Kleidung ausmachl. Sie gehen beständig baarfusl Die Patronen, mit denen sir diese langen Flinten laden, tragen sie uach Art ver Cirtassier in einem aus Schilfrohr verfertigen Gurtes: dabei führen sie abci noch »in Pulverhorn uno einen Hack init Ku^elll bei sich. Nenn ein wildes Thier eine Heerde angreift, so ruft der Hirt seine Kameraden mittelst eines tleiuen HornS zu Hilfe; eS eilen van» Alle herbei und fencrn auf den l^eind. Ihre Windhunde (Sluqicj) leisten ihnen dabei wirksame Hilfe. Außer den Slnqis ^haden sie noch die eiqenNicken Hirtenhunde; dies sind dirfclben tur^haariqen Hunde, welche die Duars bewohnen und in den Straßen von Constantino-pel, Eairo, Mekka und anderen Städten des Orients um« herirrrn. Diese Hirten, welche beständig bei ihren Heerden blet« ben, leben von ver Milch ihrer Ziegen und Schafe uno vom Vrot, welches sie sich selbst auf einem eisernen Hopfdeclel über Kohlenfeuer backen. Alle zwei bio drei Taa,e lommen die Weiber auö dem Duar und holen die Milch in proste» hölzernen Oefäßen. Die Milch zerseht sich und wird zu Vutter, die flüssig bleibt, aber nie qerinnt; sie wird freilich sauer, und in diesem Zustande, mit (Gewürz gemischt, wirb sie von den Arabern gegessen. 51 Emr Mntyl'lMl». — .fortsl'ljllll^ tm Reise. ~ Eil»«' A,un»!Nl,' mt5 ^lssir. — Psm»e lle5 5cheris5 si„jsft Ilichtcr unv seiner gebant, wie dak arabische Pferd, wie gelbst der Mensch in Arabien seiner und leichter geoanl ist, alö dat, Pferd und der Mensch in lalleren Va'ndern. Der aradischs ^öwe hat nicht einmal eine Mähne, daö Smnbild der Krast; aber sowie der schwarze Fnchs schlauer ist und einen feinern Instinct hat als der rothe, so ist auch der schwärzliche Löwe Arabien» 5'j seinem falben Bruder an Schlauheit und Gewandtheit über» legen. In Persien, wo sich dieselbe Löwenart findet, bedienen sich die Großen bekanntlich der Panther statt der Hunde, wenn sie im Mburzgebirge eine Löwenjagd halten. Der mit Lanze und Gewehr bewaffnete Jäger hat auf seinem Dromedar zwei Panther bei sich Sobald ein Löwe aufgejagt ist, setzt der Jäger sein Dromedar in Trab, und sobald die Panther ihren Gegner erblicken, stürzen sie aus ih» loö. verfolgen ihn, und der eine springt ihm auf den Nucke», während ihn der andere belm Schweif faßt. I» zehn Minuten ist der Löwe be« zwunqen, oft getö'dtet. Die beiden Hirten. welche mil uns zusammentrafen, waren eine sehr willkommene Verstärkung. Selim, der ein leidenschaftlicher Jäger war, stieg ab und verfolgte mit ihnen die stählte. <5, hatte eine meiner Doppelflinten, von der ein Lauf »tit zerschnittenen .sluqeln, der andere mit einer ganzen 'Kugel geladen war. Im Gürtel trug er izwei Pistolen und einen Dolch. Vcim Verfolgen der stährte machten die Araber die Runde um zwei oder drei Dasen, und immer sand sich die Fährte, welche in die letzteren führte, auf der entgegengesetzten Seite derselben wieder, Endlich schien der Versteck des Panthers gefunden zu snm; wir machten dreimal die Runde um ein lleines. aber sehr dichtes Gebüsch und fanden nur die in dasselbe sührende Fährte, An oen Dornen hingen einige Flocken Wolle. (5s war nicht ;u bezweifeln, der Panther war in diesem Dickicht. Wir umzingelten dasselbe und machten große,, Lärm, um den Panther aufzujagen; aber im Innern der Oase blieb AlleS stil«. Selim und die beiden Hirten war^ ftn nun Steine in dac> Äebüscl», aber eo fame» nur einige 54 Schlangen und Hase» aus dem hohen Grase, und eine Schaar wilder Tauben flog davon. Der Panther regte sich nicht. Es wurde nun beschlossen, die Halste der Gewehre abzufeuern; »lit den übrig bleibenden Schüssen wollte man den Panther erwarten. Er war da, das war nicht zu bezweifeln. Die Slugis der Hirten, durch den Lärm und das Steinwerfen, angefeuert, wagten sich bis an den Saum des Gehölzes; aber weiter gingen sie nicht, sie kamen zitternd zurück und schmiegten sich an ihre Herren. 5 Die Hirten deuteten auf die Stelle, wo der Panther aller Wahrscheinlichkeit nach sn,n mnsite. Es wurde aus die Stelle gezielt, uno süns bis sechs Schüsse trachten. (56 folgle ein Augenblick gespannter Erwartung. Jeder hielt sein Gewehr schußscrtig. Aber cö erschienen n»r wieder einige Hasen und wilde iauben. So war schon eine halbe Stunoe vergangen. »Hat denn feiner den Muth," sagle ich, «in das Gebüsch zu dringen und die Bestie he»ans ;u jagen^ Selim schien diese Aussorderung erwartet zu haben. »Ich will hinein gehen," sagte er. Die beidenHirten schämten sich. »Wirwollen mitgehen,« setzten sie hinzu. „Ich auch," sagte ein Neger alls Darsur; „ich habe in meiner Heimat Panther erlegt und weiß wie man s anfängt." Wir hatten also vier Freiwillige sür einen. Sit stellten sich an vier verschiedenen Seilen der Oase auf, um in der Mitte zusammen zu treffen, Jeder von ihnen sollie sich beim Vorschreiten durch Psrifen oder Rnsen bemerf-lich machen, damit sie nichl aus einander schössen. Die beiden Hirten hatten ihre Hnndc bei sich i der Neger war nur mit 55 seinem Messer bewaffnet; Selim hatte, wie schon erwähnt, eine Doppelflinte, zwei Pistolen und einen Dolch. Nach einer lleinen Weile ließen die Hirten ihre Hunde los, welche zitternd und mit herabhängendem Schweif wieder am Saume deö Waldes erschienen; sie waren mehr hinderlich als nützlich. Dies war ein neuer Beweis von der Anwesenheit deö Panthers. Die abgeschossenen Gewehre waren inzwischen wieder geladen wordev und Alle waren schuß» fertig. Das Herz des Muthigsten unter uns mochte wohl etwas stärker pochen als gewöhnlich. Nach fünf Minuten wurde gerufen. »Was gibt'S?« fragte ich. ' »Das Schaf,« antwortete der eine Hirte. Er hatte die lleberrestc des geraubten Thieres gefunden. Der Panther lonnte nicht mehr weit entfernt seyn. W vergingen wieder füns Minuten. (5s war ganz still; man hörte nicht einmal das Rauschen der Busche, noch das verabredete Pfeifen. Um sich einen Begriff von der Scene zu machen, muß man sich in da« Innere der Oase versetzen. 'i»m Der Hirt, welcher die llcberreste deS Schafes gefunden hatte, war entweder aus Furcht oder in der Erwartung, daß der Panther in der "Vähe seiner Beute sey, auf derselben Stelle geblieben und sah sich nun nach alle» Seiten um. D«r andere hatte einen Umweg gemacht; denn geradeaus zu ssthen war ill dem dichten Gebüsch laum möglich. (5r kam auö dem Dickicht und ging wieder hinein. Nur Stl>m und der Neger waren »utthig bis in den MtlelpunN vorgedrungen. Veidc machten Va'rm und schlugen an die Bäume, der .'ieger mit seinem Messer, Sclim ,mi dem Flintenkolben. Die beivrn 5ß Hirten antworteten ihnen. Aber der Panther gab immer noch kein Lebenszeichen. Sie durchsuchten daher das Gebüsch aufs Oerathewohl. Plötzlich rief der Neger. Selim, der einige Schritte von ilnn entfernt war. eilte herbei, ober vielmehr er schleppte sich zu ihm. Der Neger deutete auf die dicht belaubten Aestr eines Baumes, Der Nesser nahm ihm eine Pistole aus dein Gürtel und kletterte auf die untersten Zweige eines andern VaumeS. Unterdessen sah Selim in den Zweigen die beiden Augen des Panthers funkeln. l5r zielte zwischen die beiden Aussen. Der sslinten- und der Pistolenschuß gabrn nur einen Knall, den, ein furchtbares (^cbrüll folgte. Der Panther sprang von, Vaume anf die (5rbc. S,lim schost den zweiten Hlinlenlauf ab und rief- »Achtung! Achtung!' Der Panther tan» dreißig Schritte von mir aus ve»ll Gebüsch; rr war wie rasend. Ich schoß »leinen mit zerhackten Kugeln geladenen Va»f ab. Ich wustte, das> ich qelrof sen hatte, aber um beide Hände frei zu haben, hatte ich den Zügel meine« Dromedars über den Arm gehängt. Das Dro> medar bctam Furcht und lief dauon. Ich ivar fünfhundert Schritte von der Stelle, wo ich geschossen hatte, ehe ick dir Wirkung des Schusses sehen tonnte. Ich zog ven Zügel scharf an. Das Dromedar w.indte stch um, »nd ich tonnte nun sehen, das» unsere Jäger im Begriff waren, em anderes Gebüsch anzugreifen, wo der aus dem ersten vertriebene Panther ,-ine Zuflucht gesucht halle, Fünf andere Schüsse waren unmittelbar nach dem meinigen gefallen. <5l>,e Vlutspur führte uou der einen Oase zur andern. Die durch vie sslucht des Panthers ermuchigten Hunde waren in das zweite Oebüsch geeilt und bellten wüthend. Der Neger und Selim waren wie Schlangen durch die Schlingpflanzen geschlüpft- sie hatten eilends die Flinte und die Pistole wieder geladen. Die beiden Hirten folgten ihnen, aber mit weniger Eifer. Bald wurde das Pellen noch heftiger und ein furchtbares Gebrüll folgte. Dann fiel ein Schuß, gleich darauf noch einer, (Endlich hörte ich Selim rufen: ./Todt!" Die Arabrr jubelten. — Nach einer lleinen Weile lam Selin, aus dem Gebüsch und zog dni Panther am Schweif l inter sich her Dann folgte der Neger, von Vlut triefend. Die beiden Hirten mit ihren Hunden beschlossen den Zug. W hatte sich Folgendes zugetragen. Der Panther, dem eine Vorderpfote zerschossen war, hatte mit Hilfe seiner Hinterfüße das benachbarte Gehölz schnell erreicht! aber rr hatte vsrgel'enü verslicht, einen Vanm zu ertlimmen. (5r hatte sich daher an den Stamm gedrückt, um sich den Rücken zu decken und in dieser Stellung seine Feinde erwartet. Die Hunde griffen ihn zuerst an, der eine wurde von dem Panther zei> rissen. Dann erschien der Neger, der sogleich seine Pistole auf den Panther abschosj. Dieser stürzte wüthend auf den Neger zu, der ihn» aber sein langes Messer entgegenhielt, so daß der Bestie vie klinge diö a,^ Heft m den Vrib drang. DerPanther faßte ihn gleichwohl mit der unverletzt gebliebenen Vordertatze an der Schulter und es wäre um den Neger geschehe» gewesen, wenn nicht Selim den Panther durch den Kopf geschossen hätte. Wir konnten nun den Panther mit Muße betrachten; «r war von der Nase bis zum Ende deS Schweifes beinahe acht Fuß lang. (5ine Vordersatze war ihm, wie gesagt, durch den Pistolenschuß heil Negers zerschmettert. Der erste Schuß Selim's hatte ihm den Schädel gestreift, aber ohne in den 58 Kopf zu dringen, Zwe> meiner Kugelstücke waren ihm in die Seite gedrungen -> eine andere Kugel hatte den Schenkel ge« troffen. Der zweit»' Pistolenschuß drö Negers war ins Auge gedrungen, ras Messer des ^etztern hatte ihm den Bauch auf-geschlitzt, und endlich hatte ihm Selim dnrch den letzten wohl-gezielten Schuß drn Kopf zerschmettert. n Dem ^leger war die Schulter zerfleischt; aber er wollte-tcinen Verband anlege» lassen. »Der Wind geht,« sagte er, »in zwei Stunden ist die Wunde trocken." Selinl zog dem Panther die Haut ab, bestreut« sie mit Salz, rollte sie auf und bestieg wieder sein Dromedar. Unsere Karavane sehte sich wieder in Bewegung. Aber schon um zehn Uhr mußten wir ill einem Wäldchen halt machen, denn die Hitze war fürchterlich. lim virr Uhr brachen wir nneder aus. Wir lamen dem Gebirge immer näher. Je weiter wir lamen. desto bevolrcrter wurde das Land. Die Hirte», welche das Resultat unsrer ^agd hörten und das Panthcrfell sahen, brachten uns Mllch wie einen Tribut. Sie betrachteten nag Fell und Alle glaubten einen gefährlichen Feind zu erkennen, der manches Schaf und manche Ziege aus ihren Heerden geholt habe. Vielleicht uerlenmvete man daö arme t hier^ aber wir hallen gar leine Ursache, uns darüber zu betlagen. Oegen acht Uhr Abends, ,s war seit einer Stunde Nacht, kamen wir in ein langes, engeS 'lhal, welches nach der Versicherung der Araber sowohl wegen der wilden i hiere als wegen der ancj Sahan fommenden Räuberbanden sehr gesäkrlich >>.»" soll. Wir hör»e» wirtlich .n>s allen Seiten Moiren und Panther brüllen, iahen aber nur einige dieser Hhiere, welche sich wie Fuchse über den Weg schlichen. Mitten in diesem ihale begegne!.- »us <-i.lt »imie ^ta« ' 59 ravane, die aus Assyr lam und sich nach Mekka begab. In dem hellen Schimmer, den der Nachthimmel i>n Orient selbst ohne Mondschein verbreitet, erkannten wir sie als Krieger, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Im Allgemeinen sind die Assyrier sehr muthig, es sind die Tiroler des Orients. Mehe-met-Ali hat seine ganze Macht gegen sie aufgeboten; einige hat er durch Geld auf seine Seite gebracht, aber mit Waffengewalt hat er wenig erreicht. Cr hat hunderttausend Mann verloren. Wir machten Halt und besprachen uns mit ihnen. Sie tamen von (ialatai und hatten schon siebzig bis achtzig ^ieueö im Gebirge zurückgelegt. Ihr Anführer, Abd-el-WalM, war ein sehr stattlicher Mann uon ernftem, würdevollem Veneh-nlen. Die Karauane bestand aus etwa fünfzig Kamehlcn, die mit verschiedenen europäischen Fabrikaten beladen warcn. Diese Stoffe, welche über Alerandrien oder Trapczunt in das Innere des Landes eingeführt werden, gedachten sie in Mokka abzusetzen uud Kaffeh, mekkanischcn Balsam, Indigo und Gewürze zurückzubringen. Der Ansührer ritt ein schönes, weißes Dromedar, das er mil erstaunlicher Gewandtheit lenklc. Gegen die Gewohnheit hatte er Steigbügel am Sattel. (5r war in Gesellschaft eines entschlossenen, starken Negers, dem er sein ganzes Vertrauen schenkte, immer eine Stunde Weges voraus. Die etwa fünfzehn Mann starke Truppe zog genaue Erkundigungen ein über den Weg, die Hindernisse, die Streit« kräfte in den von uns berührten Städten, über die in den Häfen liegenden ausländischen Schisse u. dgl. Wir beantwor^ Men alle diese Fragen mit der Vorsicht, die man gegen einen Feind oder einen Unbekannten zu beobachten hat. Mr sagten, das, wir auf der Reise von Mokka nach Mekka, und wegen 6a des herrschenden NordostwindeS genöthigt wären, die Reise zu Lande zu machen. Der Anführer merkte dasi ich nicht rein arabisch sprach, und überdies lain ihm meine egyptische Kleidung uerdächtig vor- er hatte ja gegen solche Kleider Krieg geführt. Ich war in seinen Augen cin Agent deg Paschaö von Egypten oder der türkischen Regierung. (5r nahm den Scherif Manfur auf die Seite, um aUc diese fragen an ihn zu richten. Er nahm ihn förmlich ins Verhör, alö ob er auf seinem eigenen Gebiet gewesen wäre. Mansur gab ihm zu bedenken, daß wir in dem Lande des Tcherifs Hussein wärm, welcher oem Oberhaupte der assyrischen Republik einen jährlichen Tribut bezahle, um sich seine Freundschaft zu sichern und seinen Nei« stand Men die Nomadenhorden zu erkaufen. Dieser Tribut hatte übrigens noch einen andern Zweck. Der Scherif Hussein beabsichtigte eine» Handstreich gegen Aden, und zu diesem Zwecke gedachte er assyrische Truppen anzuwerben, so wie vormals die Könige von Frankreich Schweizer in Sold nahmen. Affyr kann, beiläufig gesagt, mehr als hunderttaufend Mann mg steld stellen, lind von dort auvar ein Mattn von fünfundvierzig Jahren. Sein dunkelbraunes Gesicht war voll Auödruck und Charakter; seine hohc Stirn war mit Runzeln bedeckt; seine Augen schwarz und feurig, - u««^ ^rit'u^ni, wie Dante sagt, — die Nase gerade und schön geformt, der Vart dünn und grau, lHr trug einen schönen laugen Kaschmir in Forin eineö Turbans um den Kops, dazu eine Abbaja von scharlach-rothem l uch mit gesticktem Kragen und betreßter Einfassung. Unter der Adl,aj,a truq er ein sehr langes Hcmd von feinem, durchsichtige!« Wollstoff und um die Husten ein blau uno roth gestreiftes »ssonta«. I>, dem sechs Finger breiten rothen gestickten Maroquingnrtel steckte ein Dolch u»d ein (5tui init dem Koran. Der Dolch war mit Edelsteinen verziert. Per iu Leder gebundene Koran hatle oaö kleinste Duodezformat, daö ich je gesehen habe; er war aus gelbem Papier geschrieben, oder vielmehr gemalt. Gelb ist eine der ^iebling^rben der Moö!ime>. Nach der Sitte der Araber >m ^'anoe beulen trug er den Säbel sammt der Scheide in der Hand. Die Säbelscheide war vergoldet und mit Edelsteinen besetzt Der Knops, welcher die Mellaja Zusammenhielt, war ei» großer, lostbarcr l opas. Die bunlgestickten Sandalen von Maroquin hatten die dicken 65 Sohlen, welche den Namen ^Mahal« führen. Am Finger trug er seinen Siegelring mit der grauirten Inschrift: »Hussein. Sohn des Ali, Königs von Jemen.« Er war von mehr als hundert Reiten« umgeben, welche sämmtlich zu seiner Familie gehörten; cs waren seine Söhne, Vrüder, Neffen, Vettern. Alle waren prächtig gekleidet und trugen tanzen, Säbel und Dolche; die lvlinten waren oen Dienern überlassen. Sie hatten allc sehr schöne Pferde; mehr Hengste als Stuten. Walachen gibt eö in Jemen nlcht. Das Pferd ist ein edles Thier, und die Araber würden durch Verstümmlung eines Hengstes sich selbst zu erniedrigen glaudeu. Dieser Reiterschaar folgten auf Maulthieren etwa fünfzehn Neger, mit kostbaren Flinten bewaffnet, Sie trugen blaue Hemde» und Turbane, an dem schmälet, Gürtel hingen Kxgelsacl, Pulverhor» und Patrontasche Fünf bis sechs abnssinische Eunuchen zu Pfcroc schlössen den Zug. Einer derselben stieg ab und ging einen Sonnen-schlrm tragend neben dem Scherif Hussein. Dieser Sonnenschirm, etwa vier Fuß im Durchmesser haltend, war von sehr schwerem rothen Seidenstoff, mit grüner Seide gefüttert und mit goldenen fransen und Quaften beseht. Obcn prangte ein vergoldeter Halbmond mit Sternen; belannllich oaö Wappen des Propheten. Dcr sehr l.mgc und starle Stiel war uon Citronenholz. Da der Schirm sehr schwer war. so wurde er, wie eine Standarte, an einein Vandelier getragen. Die Kleidung der Eunuchen bestand au? indischem Nan» tin, der turban war weist, mit herabhängendem Schleer, und gab ihren Gesichtern vollends ein weibisches Aussehen. Sie trugen außerdem eine Art Schärpe von ro 6'l^ ob sie gesalbt wäre. )u der flacht haben sie die Wache bei dein Hcheris; am Zage fnhren sie die fremden zu ihn». Wenn eine der brauen ve,j Säieriss ihn zu sprechen wünscht, so muß sie sich an ,-inm Eunuchen weuden. Sogar seine Sö'bne nnd Verirandten t^iuieu nur durch Vermittlung dieser Veibwache ^> ibul g, lange,.. Der Scheris wird von ^erw^idte», Söhne» u»o Frauen nie anders alö „Hidi" (Herr) genannt. Me in einem Zlmmer sitzenden Personen stehen beim Erscheinen deS Sidi aus und nehmen die Pselsen aus dem Mnilo.-. Niemand 67 ißt in seiner Gegenwart, seine Sö'bnc und Frauen nicht ausgenommen. Diese Eunuchen sind größtenthcils Abyssinier, die in ihrer Kindheit angesaust, verstnmmelt und dann verlauft werden. Zur Schmach der christlichen Kophten »ms? gesagt werden, daß dieser schändliche Handel hauptsächlich von it'neu betrieben wird^ ja sogar tophiische Priester besassen sicl' oanlit! Der (Gewinn ist übrigens nicht groß, denn zwei Drittchcile der unglücklichen Knaben sterben in Folge der Verstümmelung. Nach vorgenommener Operation gräbt man die Ver« stümmelten bis au die Acl'seln in Tano, >iln die Entzün» dung zu bclämpfen, uild man süttcrl ste N'ie j»lnge Vögel. So bleiben sie sieben i age eingegraben, lind in dieser Zeit stirbt ein großer l heil derselben. Wer oiese sieben lagc über« lebt, wiro gemeiniglich geheilt. l>, In Oberegypttn habe ich solche bedauernswerthe Knaben halb eingcgrabcn gesehen i ein trauriges Symbol der ibnen geraubten Vebenölraft! Von den Erwachsenen darf man leine menschliche Re» gung ern'arten — aufgenommen Hasz, VoSdeil lind Schabenfrelide. Man erwählt von einer Mlitter die einen Lö« wen zum Miileid rübrte: einen Eunuchen würde stc nicht gerührt haben. Al»j die ilmpsangSteremonit» beendet waren, ließ man «in am Zügel a/fiil'rteö Pserd tonnnen, ich bestieg es, und der Zug sehte s,ch i„ Vcwegnng. .^ Am Stadtthor l>men sici) viele Neugierige versammelt. — Meine Anluntt ;u Abu.Ariiä' fa»d am !, Otto-ber statt. ^,' Man lrieö mir vorläufig einen sehr hübschen Kiost in 6S einem Garten unweit der Festung als Wohnung an. Ich blieb hier nur einen 'tag. Der Schrrif lies, den Kiosk zu meiner Verfügung, aber am .!. Ottober bezog ich meine eigentliche Wohnung in einem Fort, welches fast eben so ansehnlich war, wie die Residenz des Scheris selbst. Das Erdgeschoß war mit Kriegsmaterial angefüllt. Das ganze, aus Quadersteinen und Ziegeln errichtete Gebäude war, wie un sere alten Vnrgen, nichts alö eine Masse von dicken hohen Mauern mis Zinnen nnd Schießscharten. Die mir aügcivl^sene Wohnung brsaitv sich im ersten Stockwerke des Hanptlhnrins nnd bestand aus mehren gro» ßen Zimmern. Der ssustboden war mit Matten belegt, an den Wanden prangten schöne theils gemalte, theils ge°-schnitzte Arabesken, VIimm» und andre Verzierungen, alles in lebhaften starben glänzend, welche die Araber so besonders frisch ;u erhalten wissen. Die Wände der Vorgemacher waren mit Feuerwaffen, trummen Säbeln, geraden Schwertern. Van^en und Schildern bedeckt. NingSnm an den Wänden standen Vänle 'in6 Palinl'Iätier» geflochten und mit persischen Teppichen belegt. ' In den Vorzimmern hielt sich die Wache «nd die Die« nerschaft a»f. Die Wacl'e bestand aus Arabern, die Diener» sel'ast anö ^legern, dir aber ebeinalls beivassnet waren, und nö'tliigenfaUS Militärdienste leisteten. 'l >«'' 5" , <-. AnS diesen Vorgemächern trat man in den Divan oder Ompsangssaal. Der ssuslboden war mit Marmor gepflastert, der Plafond bestand aus bemaltem nnd vergoldetem Holz Die Wände waren mit Malereien und arabischen Inschriften bedeckt. A»f nllen Seiten breitete sich der Sitz auö, der diesem Zimmer den Namen gibt. Der Divan war mit einnn s,hr schönen indischen Stoffe überzogen und mit f«9 nebeneinander gelegten Polstern belegt. Der »Ehrcndivan« war um einen halben Fuß höher als die andern. t§in sehr schöner Vuster mit Wachskerzen hing »om Plafond herab; außerdem waren mehre Wandleuchtcr da. Der (Kiupfangsaal hatte vier Thüren. Durch dic eine trat man auö dem ^orziinmer ein; die gegenüber befindlick)r führte in daö Schlafzimmer. Die beiden andern führten aus Terrasse», die mit Kanonen besetzt waren. Diese Thüren waren von außerordentlich starkem Eichenholz und die Dnerriegcl mit eisernen Volten befestigt. Jede Thür glich dem Deckel einer ungeheuren Geldliste. Ueber den Thüren waren durchbrochene viereckige Nische», i>> dencx indische und chinesische Vorzellanvastn standen ! der Hauptzweck dieser Nischen war aber der 5,'nftzng. Im Schlafzimmer stand ein großes eisernes Bett, mit elnem Fliegenneh umgeben. Außerdem bestand die ganze Ginrichtung ans Vänlen und Polstern, welche ringsum an den Wänden aufgethnrmt waren. (6inc Thür führte in das Badezimmer, eine zweite in ein Aukleidecabinet, und die dritte zu einer geheimen Treppe, auf welcher man in daS obere Stockwerk zu den Frauen gelangte. Da ich leme Frauen hatte , so war diese Treppe wenigstens vor der Hand überflüssig. Uebrigens ließ meine Wohnung nichts zu N'imfchsii übrig. Da sich die Küche immer in der grauen-N'olmuug befindet, so wurde diese meinem Diener Selim überlassen. Ganz obtn befand sich noch eine Terrasse, wo ma» ei»»-weite Änösicht über die Stadt u,id die Umgebung h^tte. Dirfc l,'»raffe w.n rbettnill^ mit Kanonen bespickt. Ich zählte zweiundzwanzig Citadellen, m,i Auöfchluß der Citadelle deo Scherifö, welche ^ußerl^iü' de> Stadt nnd writ 70 größer ist als vi? übrigen. Man konnte zehntausend Mann darin einquartieren, und im Falle eines Aufstandcs könnte der Scherif Hussein alle andern Citadellen sammt der Stadt in Brand schießen. Die Stadt liegt in einer fruchtbaren, gut angebauten Ebene. Etwa zwei Stunden entfernt sind große Waldungen^ die nächsten Umgebungen bestehen aus üppige» Feldern und Weideplätzen, mit Iasiuiugebüscheu untermischt. Der Voden ist ein röchlicher Thon, aus welchem Ziegel und Topfwaaren gemacht werden. Auf den Feldern gibl eö Nevphülmer, Perlhühner und Hasen im Ueberftuf,, in den Wäldern fin« den sich, trotz der leistenden Thiere, viele Nchc und Ga» zelten. In stillen Nächten hörte ich auf der Terrasse oft die Schakale und Hvä'iu'n heulen. Die >ba'mer der Slavt sind größtentheils aus Vainbus-holz erbaut und theils Privathäuser, theils Karawanserais, theils Sommer- theil«? Winterwohnungen. Die Karavan-serais, »vo die Kaufleute ihre Waarenball.cn niederlegen, sind aus gebrannten Ziegeln erbaut und haben außer dem Erdgeschoß nur ei» Stockwerk. In architektonischer Hinsicht haben sie nichts Vemerkenöwerthrs. Nur die Citadellen bi>; ten einen malerischen ^Inblilt, und unterihnen zeichnet sich y^K Schloß des vormalige» Schcriss Ali, Vater des jetzigen, aus. Die Häuftr stud entweder rund oder rechtwiuklich >,nd werden folgendermaßen gebaut. Die Araber graben im Voden Köcher, die etwa einen Fuß von einander entfernt sind. Die Vöcherreihe hat die ssorm, die man dem Hause geben will. In diese Köcher stellen sie Massuakstämluc, welche sie mit einem auö Palmblattern gedrehten Lcile umgeben. Jedes HauS besteht nur auS einem Erdgeschoß, ans welches ein kegelförmiges Dach gefetzt wird. DasDach ruht auf einem gabelförmigen Baumstamm; dir Sparren werden mit zusammengebundenen Hatschiszweigm belegt. Die Thür, welche die Reichen mit einer Matte bedecken, wird aus dünnen parallelen Zweigen gemacht. Die zwischen den Massuaf-stä'mmen angebrachten Fenster smd sehr schmal, abrr zum Lüften des innern genügend. Glasscheiben sind in den gr» wohnlichen Häusern nicht zu finden. Die innern Wände werden bis zu ciner Höbe von fünf Fllß mit Kuhmist bcworfen i auch der Fußboden besteht aus derselben Masse. Das Ganze wird mit Vehm bekleidet und mit ,naßen wohll?ab>'»!^ Man,» !)>u drn bis vier Häuser in einer Einfriedung, In dein mu-ü Hause wohnl er, in dem zweiten belierbergt er seine Gäste, dad dritte ist die Wohnung für Sclaven und Diener, dast vierte dient als Harem. Das lehte ist mit eigenen Palissaden umgeben, deren Zwischenräume mit Matten geschlossen sind, )n den Höfen wimmelt es von Geflügel! von zahmen Perlhühnern, gemeinen Huhnrrn, tauben, (yä'nsen, (5nlm. Die Kampfhähne werden an lleiix-u Pfählen festgebunden. 7i^ DicseS Geftügel lst gemeiniglich nicht zum Schlachten, sondern z»m Verkauf bestimmt. Der Viedstand besteht aus Ochsen, Kühen, Kamehlcn, Dromedaren, Schafen, Ziegen und schönen Pferden. Die halbwilden Katzen thun dem Geflügel großen Schaden. Die Ratten erfreuen sich eiiles ewigen Friedens, ihre einzigen Feinde sind die Schlangen. 5l,ir<'><> l»l'i l),n» ^lsi<',ls. - Dl'« ^>i,Nl^nn unl) Dil'inrjchnl«. ^ siliss,'iil>> Rlil'^^.«N'l»n,N. Die .M»»Ml'!lil>tt „on ^llnl drisch. Da ich das Ziel meiner Neise erreicht hatte, beqann ich das bisher versäumte Fasten, als der Nanmdan fast zu ^nde war. Ich ivufite »rohl, daß ich als Neubetehrle» alle Vlicke auf wich zoq, ich mußte daher jed'ii Anlast zum ladel nnd Ara,ivoh>l vermeioen, ^un»al da die V,'n,s einen, nach arabisei'er Sitte gebratenen Schaf, ^,i6 start ge würztem, in Waft>r gesottene», Rcic«, dl-r mit geschulolzene» Vuttcr übergössen wurde, aus Vactwrrl, Milchspeisen nnd Obst. Statt drs Weizeildrotes wurde Brot ano Neismehl ge» gessen, nicht weil es an Weizen fehlte, sondern weil man das Neislnot vorzog. Vehteres ist, frisch gegessen, allerdings sehr dtlicat. ^ :^ ^ ','>^n^! ,f. ,^''^,:^D ^!^ Alle Speisen wurden auf den mit Matten belegten Boden gestellt. Scherif Hussein lebte sehr einfach; nur nut Pferden und Dienerschaft trieb er großes Gepränge, und gegen seine freunde war er höchst freigebig. Es war ein großer Abstand zwischen feinen einfachen Mahlzeiten und den Gastgeboten deö Scherifö von Mekka. Vö versteht sich, daß Messer, Gabeln und V'öffrl verbannt ware,'. Statt des feinen Porzellans und Silberzeugs wurden hier einfache hölzerne Schüsseln aufgetragen. Man sah, daß der Reformator Wahäb seinen (^inftuß geltend ge» macltt hatte. Dir hölzernen Schüsseln waren für den Neig und di stüssigen Speisen bestimmt, der Schöpsenbraten wurde auf einer Matte servirt. Die Gäste deö Scherifs von Metta setzten sich auf persische und indische Teppiche; im Hause eeö Schc-rifs Hussein legte man sich aus dcn bloßen Fußboden. )n» Hause dcö Scheriss von Merla hatte man prächtige, mit Gold und Silber gestickte Servietten, silberne und vergoldete Waschbecken, welche den basten nebst Seife nnt vufteiiden Essenzen gereicht wurden, bei dem Scherif Hussein war leine Spur von folchem ^urui>; man hatte laum Servietten — und was für Srrvicnen! Dicö war um fo unangenehmer, da man Alles mit den Fingern, zuweilen mit den Fingern res Nach-bars nehmen mußte, renn der Nachbar »rar manchmal ^o arlig, eine Mppe abzureißen und mir anzubieten, )ede Hand vrnral dabei vie Stelle eines (^eierschnabelo. Das ziemlich stark geplünderte Genppe wurde der Dienerfchafl überlassen. (^o waren gemeiniglich zehn bis fünfzig Gaste da. Der Scherif Hussm; war feh» unzufrieden über die Abwesenheit seiner Brüder; e> erlundigte sich sogleich nach oen Abwesende». Kür ,;wölf l,ls fünfzehn Gäste wurde ein gebratenes 74 Schaf gerechnet. (56 war immer für fünfzig Personen gekocht) was übrig blieb, wurde in oder außer dem Hause verschenkt, denn daS Gesetz dcS Propheten verbietet die Aufbewahrung der Speisen von einem Tage zum andern. Kam während der Mahlzeit ein Fremder, der den Schcrif zu sprechen wünschte, so wurde er sogleich eingeladen, unter den Gästen Platz zu nehmen, gleichviel ob er ein Gebirgsbewohner oder ein Kabnle, ob er zu ^uß oder zu Pferde gekommen, gut oder schlecht gekleidet, bekannt oder unbekannt, vornehm oder gering war. Selbst bei Christen oder Juden wurde keine Ausnahme gemacht. Di>- belamite Gastfreundschaft des SchrnfS wurde oft mißbraucht. (5r wußte es wohl, schien eö aber nicht zu beinelten, und wenn ihm Je» mand zu bedenken gab, daß er allzu gastfrei sey, so antwortete er: »Ich bin ja selbst oer Gast Gottcö." Vel diesen Mahlzeiten wurde fein Wort gesprochen; alle Gäste waren nur auf Befriedigung ihres Magens bedacht. Wen» der Schcrif satt war, so wartete er, bis die Nebligen ihren Hunger gestillt hatten. Seine Vrüder benahmen sich sehr ehrerbietig, ja fast kriechend. Die Weiber und Kinder waren ausgescblossen. Sei» zweiimdzwanzigjähriger Solm Hussein erschien nur selten und nur auf befouderc Ein-ladung. Nach dem Abendessen entschädigte man sich für die Stille, die beim lassen geherrscht hatte. Ich weiß nicht wovon man vor meine» Anlunst gesprochen hatte, aber in memi-r Anwesenheit drehte sich das Gespräch hauptsächlich um die christliche Neligion uud um Frankreich, Die Araber wunderten sich, daß Hrantreich so «reuig an den Weltl'ä'ndeln Theil nehme. Die Einnahme von Cairo durch Vouaparte, den man den »Sultan Kerim" nannte, hatte ln ganz Arabien großes Aufsehen gemacht. j, -^ Viele englische Schiffe waren damals im rothen Meere, namentlich im Scherifat Abu-Arisch gescheitert, und statt ihnen Hilfe zu leisten, hatten sich die Araber die größten Gewaltthaten erlaubt. Sie hatten wohl eingesehen, daß Vonaparte der Tyrannei der Mamlukcn ein Vndc gemacht hatte. Viele hielten den »Sultan Kernn« sür einen Musrl« mann. .^M Wenn diese beiden Hauptgegenstände des Oespra6)ks erschöpft oder vielmehr bis aus den sollenden Abend verschoben waren, so wurde von Wissenschaften und Künsten gesprochen. Der Scheris Hussein galt bei den Arabern für einen ausgezeichneten Astronomen; er las nicht nur am Himmel, sondern in der Znlunft. ^ch mußte die europäischen Kriege Napo-leon'6 erzählen, eel wnrde von Baukunst und Mechanik, von Industrie, Dampfschiffen und Eisenbahnen gesprochen. Dampfschiffe lannten sie, die Eisenbahnen mußte ich ihnm erklären. Der Scheris Hussein war seinen Vandsleulen an Geist weit überlegen, und seine Faffungstrafi war außerordentlich, (fr halle einige Begriff«- von der Literatur oeo Alterthums. Er zeigte mir eine aus etwa tansenv Bänden bestehende Vi-bliothel, in welcher ich griechische und latrinische Bücher fand. (5r !a»nte '^lalo, Aristoteles und andere berübmte Männer deö Alterthums, l^r trieb auch medicinische Sindien und widmete allen meinen Instrumenten grofte Aufmertsam-leit. Am meisten schienen wn die Sonden ^u interessiren und er ließ s«ch deren Anwendung auöfül'rliä' erllälen. Späler erfubr ich die Ursache dieser Wißbegier. . Auel, mit ibeologischs» kragen beschäftigte er sich ,'el'r viel.An ein unabwendbares Verhängniß glaubte er nicht mehr M ein balbwegg intelligenter Europäer. Gleichwohl war er ein Fanatiter und gestattete den Frömmlern, die nachlässigen Moschecnbesuchcr zu züchtigen! cr ließ die Häumigen sogar auö den Häusern abholen nnd in der Moschee die Namen ablesen, was in den ersten Zeiten deo Islamismus nicht geschehen war. Die erste und zweite Abwesenheit hatte eine» Verweis zur Folge, die dritte wurde mit Stockstrcichen be^ straft. Ich habe gesehen, daß Widerspenstige bis hundertfünfzig Stockstreiche besamen, Ich hatte mit dem Schcrif über diesen Gegenstand einen ziemlich lebhaften Wortwechsel. Ich suchte ihm zu beweise,,, das» er durch seinen zu weil getrie^ bencn (?ifer aus eine falsche Bahn geleitet werde, und baß ei> rin fruchtloser Versuch sey, die Seele mit Gewalt ins Paradies treiben zu wollen. Gs gelang mir, ihn zu über zeugen und auf mtine Seite zu bringen. Troh seines Fanatismus war er sehr sauft und leutselig, ließ sich jede Vemerfuüg von mir gefallen und gewahrte mir jede Nitte, die ich >m Name» seiner Brüder an ihn richtete. Das (5nde dcs Ramadan, welches sin Alle, nur nicht für mich tam. wurde durch einundzwanzig Kanonenschüsse vertündet, und «S folgte das dreitägige Fest, welches bei de» Türlen >,Veiram<', bei den Arabern >.A^o-el .'Ilurayn" lleine Fest' ist mit den Ostern der Christen nnd Juden zu vergleichen. Alle Velenner des Propheten vom Kaulasus bis Zan> gebar sind in Bewegung! sie putzen sich uud besuchen ei»an> der, wie <ö vor der <5,sindung der VisiN'illarlen am Neu» jahrstage bei uns Sitte war; man macht in den Speisesaal, wo nur seine Verwandten und Minister blieben. Sein Sohn Hussein trust dasselbe Costüm wie ich; abel stall eifersüchtig zu seyn, war und blieb er mir immer sch, zugethan. Der Schcrif behandelte uns ganz ftllich, und später nannte er mich im vertraulichen Gespräch ost seinrn Sohn. Ich war indeß überzeugt, daß die meisten ssamilienglieder die Gefühle des i"nge» Hussein keineswegs theilten) ich glaubt,- unler deu im Dienste drö Scheris stehenden Türken sogar einiges Murren zu bemalen. Niemand lonnte sich indeß d,m Willen des Machthaber« widersetzen. 80 '" Als ich mich beurlaubte, nahm mich der Scherif Huf-seln bei Seitc und sagte', ch> " lzis .^.7 «> »Hl'ldschi Abd-el-Hamid, ich habe qroße Pläne; wir werden z» einer gelegeneren Zeit ausführlich darüber reden; ich zähle im Voraus auf deine Klugheit und Verschwiegenheit.« '" ^ >.i ^n^':.,^. !" . N!.'' Ich entfernte mich in Begleitung des lungen Hussein und seiner Obeime nnd Vettern, die mich samnu meintr Escorte nach Hause begleiteten. - ^ .' .nn/' ^i« O.^/i Von jenem läge an hatte ich eine (Ehrenwache. Am andern Morgen besuchte mich der Scherif in Vc-gleitung aller seiner Vriiver. Am zweiten läge stattete ich meine Vesuche ab. Mit dem dritten Tage ginq daö Äeiramö" fest l» (^nde, und Iedcnnann lag wieder seinen ^eivölmli-chen Oeschäftcn ob. .>ch sehte meinen taun, begonnenen nnd dxrch das Veiramöfest unterbrochenen Ramadan fort. )ch liatte noch elwa ^wan^ig Rasttage ab^nthun. Jeden Morgen begab ich mich zum Scherif, und jeden Abend speiste ich bei ihm. Morgens sand ich ihn gewöhnlich allein und bei der Arbeit der Abend war seiner Familie und den Würdenträgern gewidmet. Die Hanptgeqenstände des Gespräcliö habe ich schon erwähnt. u«i Der Scherif hatte für alle Bedürfnisse meineö hause« gesorgt Eelim erlnell Kaffee, Mehl, Vutter, Geflügel, Rtio und Honiq i der Fleischer brachte täglich ein halbes Schaf. var eben nicht viel zu rühmen' er war in» vollen Sinne oes Wortes ein Vravo aus dem Mittclalter. zu Allem sälug und für Geld zu Allem bereit. )ch hatte ihn in Dienst genommen, weil er stamilienvaler war und in Dürftigkeit lebte. Hussein warnt»' mich, und ich sollte später bereuen, das; icl' diese Warnung nicht beachtet. Dieser H,,dschi Soliman hatte Arabien in allen Richtungen durchzogen und bei 'lurN-Vilmei! und andern Abenteurern den Schalksnarren gespielt. Gab man ihm einen Auftrag, de» jede, freie Mann abgelelmt und dessen Vollziehung irdem Andern das ^eben gelostel l'abe» 'vürde, so machte er sich lachend an die Arbeit und lain g.gen alle Erwartung mit beiler Haut zurück. Einst wurde er verhaftet und eingesperrt! er machte es wie Simson in Gaza, hob die Thür seines .sserleril aus lind trug sie fort. Kurz, er wußte das Unmögliche möglich zu machen. Selim, der wobl wußte, dasi er mein Vertrauen nicht verlieren würde, war nict't um sltl' selbst, sondern um micl' besorgt! er beobachtete ihn lag und Nacht. Aber Hndschi Soliman gab mir feinm Anlaß zu Beschwerden, Erst nack Beendigung meines Ramadan nahm ver Scherif meine Thätigkeit in Anspruch. Am 2. November wurde ich frühe», alö ich ihn zu besucben pflegte, zu ihm ge W rufen. Ich hatte ihn Abends vorher gesehen, und er hatte mir nichts gesagt. " Ich begab mich, wie immer, zu Pferde in das Castell. Der Schrrif war von sriner ganzen Familie umgeben; es sollte eine Musterung gehalten werden. Ich trat auf ihn zu, er reichte mir die Hand. .Dein Ramadan ist zu (5ndc,« sagte er, »ich will Dir jetzt meine Hauptstadt, meine Angriffe und Vertheidigungs-mittel zeigen." Ich verneigte mich. Wir ritten fort und besuchten alle zwanzig Citadellen, die meinigc nicht ausgenommen. Erst letzt bcmeltlc ich, das? das Erdgeschoß mciner Wohnung ein wahres Arsenal war und daß man aus demselben in unter irdische Gewölbe und (hesängnissc tam, die mit Allem, selbst mit ^esan^encn, versehen waren. Dieses Arsenal enthielt alle Kanonen uon Gußeisen und selbst von geschmiedetem Eisen. Die Wando waren mit langen damaöcirten Flinten, zweischneidigen und gewölmlichrn Säbeln, Helmen. Lanzen, Keulen, Streitä'nen, Pferdegeschirr n'. bedeckt. Alles war mit Rost bedeckt, und hintrr iedem leblosen Mordivcrlzeuge lauerte ein lebendes Mordwerlzeng, ein Tcorpiotl, ein l anscndfuß, eine i aranlel, denn seit zehn Jahren balle nun» nichts angerührt. Die Ratten liesen uns zwischen den Füßen herum; die aus ihrem Schlummer geweckten Fledermäuse flogen um unsere Köpfe, lu»z, o^s (^anze bot einen unheimlichen Anblick. Ich wa» ganz erstaun« i>be> diesen Kriegsapparat, den ich seit einem Monat, ohne es zn abnen, unter meinen Fußen gehabt hatte. Der Scherif qina, weiler, ich folgte ihm, ohne zu wissen wohin. Der nächste Besuch galt den Gefangenen. Es waren ihrer etwa fünfzig' Rebellen. Räuber, Mörder, welche de» Urtheil- sr spruch des Schcrif Huffeiit erwarteten, Unter ihnen befand sich tin schöner jnnger Man», deffcn Gesichl mich unwiderstehlich fesselte. Der Scherif schien ihm etwas gewogen zn seyn i ich mochte noch nicht fragen, aber ich nahm mir vor, Erkundigungen über ihn einzuziehen und um Gnade für ilm zu bitten, wenn er derselben würdig. Wir verließen, mit Ungeziefer bedeckt, diese unterirdischen ^iänme lind besuchten die übrigen «iladellen. 3ede derselben haue ihr Arsenal, lhrc ^lijache lind ihre (befangenen, überall herrschte ein unheimlicher, düsterer Geist; man ahnte wohl, daß eö hier lein andereö Gesetz qab, als die Gewall und den Willen des Gebieters. IedcZwinqbnrg hatte übrigens ihren eigenen Gebieter in der Person eines Bruders des Scherifs. Nach den (ittadellen nabmen wir die NinMauer der Stadt in Augeuschei». 'An manchen SteUrn waren »och die Spuren überstandener Velasserungen stchlbar. Dle aus Ziegeln und Quadersteiiir,, ssbantc ^liauer hat einige lleine viereckige lhürme. In einer der am hochsteil gelegcnen Citadelle» liegt dic auö fims biö sechstau>end Mann bcftrl'endc Besatzung, welche in eine», Naumc untergcbrachi ist, wo kaum fünfzehnhnildert französische Soldaten Plah haben würdc». Die BsvöUernng der Stadt, die sich auf etwa zwölftau« send Seelen beläuft, besteht auö Arabern, iürken, Indier,,. Afritanern u»d einigen ?nlden. Kein Einwohner hat das Nechl. steinerne Hänfer zu bauen, dieses Nechl ha« allein der Scherif. Piest Bevölkerung verdient eine furze Beschreibung. Die Vewohner von Jemen unterscheiden sich in Sltten und Lclienawtise wesentlich von den übrige» Arabern. Die Kinder 85 'bekommen erst im achten Jahre Kleider. Die Männer tragen nur die um die Hüften gewundene und bis auf die Nadcn herabhangende »Fonta«, der Oberkörper ist ganz nackt. Sie haben dichtes schwarzes langes Haar; der Vart wird nur an den kippen abgeschnitten. Sie reiben sich den ganzen Korper, Haar und Bart nicht ausgenommen, mit Ocl oder Putter ein, wodurch sie einen sehr unangenehmen ranzigen Geruch betommen. Die Ncickr:> tragen über der ssonta ein Hemd von Muffelin mit einem Gürtel unv als Kopfbedeckung die Somada. Die Bewohner von Jemen gehören, wie schon erwähnt, zu einer äußerst strengen Eectei sie wollen sich in Sitten und Gebräuchen wie im (iostüm der Vorzeit wieder nähern. Die Mädchen gehen bis z:«m achlen Jahre ga»; unbekleidet; dann gibt man ibm'u ein weißes Hemd mit weiten geschlitzten Aermeln, welche ^lin Schutz siegen die Sonne auf dem Kopse zusammengefnüpst werden, Nach il'rer Verheiratung trage» sie blaue Hemden. Die gemeinen Araberimnn verhüllen selten das Gesicht, auch daö ia'towiren ist unter ihnen weniger Sitte als unter den Vewchm'nnllen der Wüste, Sie haben eine bräunliche Haut. tleine. wohlgebildete Nasen, große schwarze Auge», weiße, regelmäßige Zähne, starte Äugcnblaunen, Das Haar tragen sic lang und mit Muscheln verziert. Die Araber in den Städten wie im Gebirge lieben ibre Heimat über Alles, Ibrahim Pascha l'eiratl'ete auf seinem Kriegszuge eine außerordentlich schölle Vednmin, welche idm zw,i Kinder gebar. Als er gezwungen war, das Land Jemen zu verlasse», »rollte er seine ssra» mitnehmen, aber sie war durch nichts zu bewegr,,, idm zu folge». Im Vazar erlennt man leicht die aus dem Gebirge 86 foinmendtn Vrduinen ^ sis tragen einen spitzigen Strohbut mit schmalem Rande, übrigcnö gehen sie so gekleidet wie daö Volk in den Städten. Die Adramiten und Indier sind die einzigen, welche einen Turban und einigermaßen saubere Kleider tragen. Die Adramiten tragen, wie die reichen und vornehmen Araber, ein weißes Musselinhemd nnd an Festtagen über demselben eine Art Julia von leichtem Tuch und lebhafter Farbe. In dem Gürtel steckt ein krnmmer Dolch. Dazu tragen sie eine Art Schärpe von weiß^ und roth- oder blaugestreistem Vaum-Wollstoff, welche sie zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen und MuöticoS über den Kopf hängen. Die Indier tragen lurze, sehr leichte Beinkleider lind linen an der Seite offenen weißen Nock, der mii einem (Gürtel von Seide oder Kaschmir zusammengehalten wird, dazu goldene Ohrringe und oft auch illasenringe. Die Türten habe» ihre herkömmliche Tracht und Lebens--weise beibehalten i sie tragen, wie überull, den Turban, daü lange Gelrand mit dem Gürtel, in welche»« der Dolch steckt, Sir haben eine sehr weiße Gesichtsfarbe nnd vertreten den braunen Arabern gegenüber die schöne kaukasische !1iace. Die Afrikaner sind theils eigeittliche Neger, theils Nu» bier, Abyfsimer, lalrnris, Somalienser, selbst uon Zangebar und Congo. Alle tragen das gleiche Kostüm, bestehend in einem sehr langen weißen Hemd mit weiten Anmeln, emem weißen iurban und einer Art Schärpe, die zmn Sch»y ^e» die Sonne und die Mnölitoö dient. (5iü si„p giößlenlheilü losgekaufte oder freigelassene Neger und zeichnen sich dnrch Vl'rlichleit und Arbeitf.nnkeit au6. Die verschiedenen Natio» nalitäten der Afrikaner erkenn! man an der Oesichlbildung und an der i älowirung. Die Afrikanerinnt», unter denen vielt 8? sehr schön sind, tragen blaue Hemden mit Gürtel und weiten geschlitzten Aermeln. Die Vanjanen (indische Kaufleute) sind nicht nur zu Abu-Arisch, sondern in dem ganzen Küstcnlande von Jemen, am indischen Meere, am persischen Golf und in Zangebar sehr zahlreich, und sie vermehren sich so schnell, daß ihr Uebergewicht über den südlichen arabische» Polksstamm in nicht allzu ferner Zukunft zu erwarten ist. Diese Vcvollerung zieht, wie in Europa die Juden, nach und nach daö Natio-nalvermögen an sich, und die Regierungen sehen sich fast überall genöthigt, ihnen ihre finanziellen Angelegenheiten anzuvertrauen. Jeder wohlhabende Araber laßt sein Vermö» gen durch einen Vanjanen verwalten. Sie sind die Van» quierö, die Zollwächter, die Wechsler, die Großhändler des Landes. Jeder Vanjanr hat eine zahlreiche Familie, viele Wei-d^, viele Kinder. Alleö ist räthselhaft und geheimnißvoU bei ihnen, selbst diefc beispiellose ssruchtbartctt. Man weiß nur, daß sie die Elephanten und Dchsen vergöttern; ein reicher Vanjane geht Abends zuweilen Stunden weit, um seinen Ochsen Wasser und Butter zu holen. Diese hrüiqen Tlmre N'erden von den inngen beulen bewacht und gepstegt. Die Banjauen essen nichiO N'ao gelebt hat. weder fleisch noch fische, nicht rinmal t^ier! aber Milch und Butter genießen sie, Ihr? gewöhnliche Nahrung besteht in Ärmü.se, Hülsen» fruchten „»d Obst. Sie sind gesund und stark, wovon sie durch ihre zahlreiche Nacktommenschaft einen imwiderleglichen NeweiS liefern. Tie bemalen ihre Gesichter mit Car»,in oder Sumach i dir Vede»mmg diefer eigentlichen Zeichen, die sich auch an ihren N'ürcn ftude», ift nur ihncn betannt. Sie haben r!»e Art Eabba«, wie die Israelite,,, aber ibre Rell» gion ist ein uolltommcner Götzendienst. In der Frühe baden sie sich, wie dir Moslims, jedoch unter Beobachtung eigenthümlicher (Gebräuche. ^ Diese )udier sind ein sebr schöner Menschenschlag. Männer und Weider haben langes, rabenschwarzes, seidenartiges Haar; ihre regelmäßige Gesichtsform erinnert alt den neugriechischen Typus; sie sind weiß wie die Europäer, aber ihre Hautfarbe gleicht rem weisen Marmor. Die Kleidung der Männer bestcht in einem um die Hüstelt gewundenen Stück Stoff; die obere Körperhälfte ist nur mit einer Schärpe theilweise bedeckt. Um de« Kopf winden sie, aber nicdt tnr-banartig, ein »ehr lange« Stiick indischen, mit Gold durchwirkten Stoffes. Sie tragen Ohrringe und Armspangcn voll Gold oder Hilber, zuweilen auch Halsbänder und Amulette; dazu sehr spitze Tchube. Die Weiber tragen enge Vemlleider und ein farbiges Kopftuch nach Art der arabische» Somava. Sie beschäftigen sich nur mit ihrem Hauswesen und ihren Kinder». Die Männer treiben lieben ihrem Hauptgeschäft alle möglichen Nebengewerbe. Mail lann z. V. einen Schnitt« Waarenhändler kommen lassen und einen Kochtopf oder Back-werk bei ihm bestellen, er inacht dac« Vackwert nnd bringt den Kochtopf. Uebrigenö hat ihr gauzec Wesen etwas^dle^Wur^ dtvollcö. und ungeachte« ihrer den Moslims sehr austößigen Oöhendie»erei stehen sie in großer Achtung. Die wenigen ^öraeliten, welche lner gerade so aussel'en wie im ganzen Orient, werde» geh.cht »nd bedrückt. Man kann nicht begreifen was sie eigentlich treibe» und wovon sie leben, aber sie werde» fast ohne Ausnahme reich, als "b sie das Geld aus ver Erde stampfen könnten. 89 Hllssml'5 Entmin 0. — 8lr«UelNschl' Norlesung. Als wir die Nundc um die Stadt gemacht hatten, begaben wir uns in Husseins Citadelle zurück. Er fragte mich um meine Meinung über die Befestigung und Widerstandskraft von Abu-Arisch, nnd bat mich, ganz aufrichtig zu reden. <^r habe Plane, zu deren 'Ausführnna. die genaue (Krwa'gung seiner Vertheidigungsmittel gegen eine europäische Armee nothwendig sen. Der Scherif wiederholte feine Aufforderung, ihn« ganz aufrichtig ineine Meinung zu fasse», lifs that mir weh, ihm die Wahrheit zu fassen; er hielt srine Hauptstadt für weit fester, als sie wirNich war; war sie doch zur Zeit seines Va-telö zweimal angegriffen, aber nicht genommen worden. Zum Glück war ich mit der Geschichte des LandeS wohl bekannt; ich begann mit einer Erzählung der wichtigsten Thatsachen, wobei ich natürlich nicht unterlieft, der lapferleit feiner Vor» fahren das grösite Vob zu zollen i dies war der Honig, mit welchem ich den Nand des Bechers bestrich, nm Ibin de» bittern irant zu versüßen. . Endlich brachte ich die Sache, auf die es eigentlich an-tam. znr Sprache. Der Schrrif Hussein hatte drei feinde-der erste il,,.,, v,-r 'unan uon Sana, der die Hälfte von Jemen sehr Mlgnn in deil », 'MUH Der Scherif läugnete die Wahrheit meiner Worte nicht geradezu, aber er gab sein Erstaunen, sein Befremden, seine Zweifel ganz deutlich zu erkenne», und ersuchte mich, ihm die Sache aus eine anschauliche, gleichsam handgreifliche Weist darzustellen. Ich wollte die Erklärung aus den folgenden Tag verschieben, aber seine Phantasie war einmal zu stark an» geregt. »Warum nicht heute?" fragte er. l »Ich muß einige Instrument,- aus meiner Wohnung holen," antwortete ich. »Geh," sagte er, »und komm bald wieder.« Ich entfernte mich, aber nicht um nach Hause zu eilen, wo ich nichts zu holen halte, sondern um ihm durch einen Eunuchen sagen zu lassen, das, ich ilnn die Erklärungen unter vier Augen, oder doch nur in Gegenwart vertrauenöwurdiger Personen zu geb.n wünscktr. ',lttllü Die Stunde der Siesta war nal>e. er lonnte daher, ohne Aufsehen z,< machen, die Ueberlästigen entfernen. Ich sah aus dem Zimmer, i» welcheö ich micli zurückgezogen, wie sich alle Scherifs „ach einander entfernten . bi«> auf den Echerif Abu-Taleb. Dieser Mann 'rar seine,? Namens' > Vater des Gelehrten", vollkommen würdig und wurde von dem Schnif Hussein »vie Seinebglelchen bei^nidsü. Als ich wieder in daö 92 Zimmer des Leytern trat. sah ich, daß nur Abu-Taleb und sein Seh» bei ihm geblieben waren. ,sl Der Scheris Hussein fragte mich, weshalb ich diese Kriegslist angewandt, um mit ihm allein zu bleiben, und welche Rücksicht mich abgehalten, in Gegenwart der übrigen Scherife zu reden. Ich verneigte mich und deutete ans seinen Bruder nno seinen Neffe». »Du kannst vor ihnen reden,« sagte er; »ich bin aliein, wenn ich nur Abu«laleb und seinen Sohn bei mir habe." «Hoher Herr," sagte ich, »in (hcgenwart von Fremde» wollte ich nicht reven, da unsere Unterredung den Zweck hat, Dir zu beweisen, daß Abu Arisch der europäischen Kriegskunst nicht zu widerstehe» vermag.« ? V .?' >,(6ö waren leine Fremden hier/' antwortete Hussein, «es waren meine Brüder." «Brüder stnd zuweilen >chlunmcr alö Fremde," ent» gegnete ick ; «das hat der'Scherif Hamud bewiesen." Hussein sann einen Augenblick nach, dann reichte er mir die Hand. »Du bist ein kluges Mann," sagte er> «rede, wir sind allein.« .^ - Hussein saß auf einem Teppich, Abu-Taleb und sein Sohn standen. Abu-taleb war ernst und gefaßte er l,es, nicht die min» deste Neuftier oder Ungeduld merten. Der jungc Scherif — sein Name war Abdel Melef, d. i. »Sclave der (5»gel" — wusite sick nicht so gut zu beherrschen, seine lebhaften, klugen Augen verriethen seine Neugier. Selim hatte mich, wie gewöhnlich, begleitet und stand 93 an der Thür. Ich befahl ihm nur einen »Kuf« (anderthalb Scheffel) Sand zu holen. '" '" <5r gehorchte. — Hussein wartete mit der größten Nuhe. — Zehn Minuten nachher wurde der Sand gebracht. »Wir wollen auf die Terrasse gehen,« sagte ich. Diese Terrasse war ein großeö Viereck und in der Mitte leer. Hussein pflegte hier unter einrm Zelt zu schlafen. Sein Bett bestand aus einem aus vier Allsten ruhenden Rahmen, der mit einer lothgcgerbten Ochsenhaut bedeckt war. l5r schlief in vollen Kleidern und vollständig bewaffnet; seine Kleider wechselte er nur, wenn er ins Vad ging. Seine Leibwache schlief ebenfalls ohne die Waffen abzulegen; in seiner Nähe die Eunuchen! dann in einem wettern Kreise, auf der Ter« rasse und ans den ircppen die Neger. Hussein war gewöhn» lich der erste, der erwachte und seine Umgebungen zum Mor» gengebet rief. Alle diese Vorsichtsmaßregeln gaben ihm in den Augen seiner Unterthanen einen eigcnlhi'imlichen Zauber. Viele der ihm nahestehenden Personen betrachteten ihn als einen über den gewöhnlichen Sterblichen erhabenen Mann und stellten ihn fast dem Propheten gleich. Seine Kenntnisse in der Stern» lunde bestallten s«e in diefem Glauben, den i'clbst seine Vrüber theilten. ' Man schrieb ihm auch die Gabe zu , aus dem Tande zu prophezeien, wie man bei uns aus den Karten dir Zukunft zn lese,, glaubt, )ch habe derlei ttrpenmente in Mrtta, in Sudan, Abu.Arisch und im Gebiete von luniS gesehen. Das letzte Mal war ich der Gegenstand der Prophezeiung. Ein jnngll Heger von Sfar prophezeite mir, ich würde auf meiner Reise sehr große Schwierigkeiten finden, aber weit mehr von Seiten meiner vermeinten Freunde, als von unbekannten Personen. Dicft Prophezeiung ging wirklich in Erfüllung; Vic Schwierigkeiten kamen von den französt» scheu Agenten, die mir hinderlich waren, statt mir z« hel» sen. Ich verdanke meinc und meines Sohnes Nettling aus großer Lebensgefahr nur der (5ntschloffcnl?eit einer Araberin. Der Schern Hussein glaubte daher, ich lieftc den Sand kommen. un, magische ('i»e ^ilnette ist. Nachdem ich ihm daü Verlheidigungssystem erklärt hatte, zeigte ich ihm daü Angriffssnstem Ich ucrschtc mich aus den« Innern der Citadrlle auf die Mplallade und zog einen Laufgraben mit parallelen, ich erklärte ihm den Ni^ cochetschuh i turz, ich stellte die ganze Theorie riner Belage rung, Verennung und Vertheidigung mö'glickst^ deutliä' und einfach dar, Hussein war ganz Äuge und Ohr, (5r uerstano nicht Meö) aber was er verstand, weckte in ihm den Wunsch mehr zu verstehen. (§r bestürmte mich mit Fragen, ich mußte meine Erklärungen so lange wiederholen, bis ls sie g.mz verstand. Per Vortrag dauerte bis zur Stunde v,6 Oebets ^ on Scherlf halle weder Siesta gehalten noch Besuche angenom 95 men, er schickte alle Leute fort- ich war in jenem Augenblicke für ihn die ganze Welt. Abu Taleb und sein Sohn widmeten dieser strategischen Vection ebenso große Aufmerksamkeit. Die Augen des jungen Scherlf zumal gaben mir zu erkennen, daß er eine sehr hohe Meinung von mir halte. Alt« iDperationsbasts nahm ich, wie gesagt, seine Citadelle, welche auf diese Weise die Stadt vertheidigen und lm Falle eines Aufstandet bezwinge» konnte. Hussein sah wohl ein, welche großen Vortheile ihm die Ausführung solcher Festungswerke bieten tonnte. Seine erste ssrage war: »Wie viel Zeit würde man brauchen, um die Arbeiten, die Du mir gezeigt hast. auszuführen?« »('she ich diese Frage beantworte", erwiederte ich, »muß ich wissen, welch, Arbeitskräfte, Maleriatten und Geldmittel Dir zu Gebote stehen« ,....- »<5rkläre Dich", sagte er, »Ich wünsche zu wiffm, wie viele Erdarbeiter Du zu meiner Verfügung stellen kannst«'" ,- N'M z.ün 4!>j »Soviel als Du brauchst", antwortete er. »Welchen Vohn wirst Du ihnen geben?« Hussein verstand mich nickt, oder wollte mich nicht ver» stehen. Ich wifderlioltr meine Frage. »Ich wert's ihnen ,zu essen geben," sagte er. Die gewöhnliche Äekostiqung der Arl'eitrr bestand in Hirssbrot, etwaS Reis und Nutter, einigen Datteln u"0 fünf bis sect's Pfeifen Tabak, Zusammen etwa fünf Sou« für den Mann. »stur solche Arbeiten,« antwortete ich, «tst da« nicht genug.« 96 »Nun, ich will jedem ein Ocwand geben, wenn die Arbeit gethan ist.« Die Arbeiter hatten also nach zweijähriger Arbeit eine Prämie von zwei Franco zu erwarten! Ich antwortete, daß dieo auch noch nicht genüge; denn zumal unter der Leitung eines Hremoen würden Meutereien ausbrcchen. »Hch lasse don Meuterern den Kopf vor die Füße legen, erwiederte der Scheris. i »Aber jeder abgeschlagene Kopf raubt Dir zwei Arme,« entgegnete ich; »überdies werden deine Feinde Alles aufbie» lt», deine Leute zu verführen uno an sich zu locken.« »Wie viele Veute branchst Du denn?" fragte er. »Fünftausend" antwortete ich. »Und wie lange ^eit l'laiicl'eii sle, llill die ^estungs" werken zu vollendcn^" ,'Wie viele Stunden pftegt tilail läglich zll arbeiten?" »Von Sonuenanfqanq bis zeini Uln und von drci llhr hiß zum Abendgebet," »Dao ist zu viel für die Kost. die Du ihnen zugedacht; sie werden's nicht aushalten und die Arbeit wird wegen Mangel all Handen ins Stoclen gerathen.« „Was soll icl' ilmen denn geben, wenn s!e zehn Stun» den täglich arbeilen solleil^" , »Doppelte Nation und regelmäßig gezahlten Sold," i,l Husfein sah sein,-» Bruder fragend all. .H^dsch» Äl'd-el-Hamid scheint Aech, z„ haben." antwortete dieser. .Gltt," erwiederte der Schrrif Hussein; ,anqenom. men, ich willige ein, wie viel Zeit brauchst Du vann?« . 9? »Ich brauche Gehilfen, eine solche Arbeit kann icb nicht allein unternehmen." »WaS für Gehilfen?« »Aufseher, Sachverständisse.« .>Wol?ls gedenkst Du sie kommen ;u lassen?" ^ ?«"" »A»ö Frankreich." »Wie wirst Du daS anfangen?" .^ ,.,; »Ich hole sie." Hussein warf seinein Bruder wieder einen Blick zu. ^j, »Gr kann nicht Alleö allein thun, meinte Abu-I.Ueb Hussein watldte sich wieder zu mir. ^«. »Würdest Du auch wieder kommen?« fragte er. »Allerdings, denn ich winde Dir mein Wort geben. Aber Du müßtest gcwiffe Bedingungen erfüllen.« ,W>iö für Bedlügnmien?'" ..Meinen Venle» einen lNistänDi^en Sold zusichern, die Reisekosten zablen, einigt» Vorschuft a/be» und ihnen hier sowohl freie Neligionöülm»q alö auch deinen Schutz zusichern,' „Hat Dir der Scherif Soliman, dcin ssrennd n>w der »leilli^e, in dieser B^iehün>i nicht die berul)iqendstm Ver-sicherxnqen ^eqebeu. ehe Dn Mekka verließest?« >Ia, er überqab mir soqar eine Vtote, von welcher ich den, französischen Konsul in Dschidda eine Abschrift qelasssn habe. Aber ich »vünscht die (^r!leliell!,u, dieser Zustcherun^en vo» Dir ^u erhalten,- ,>Gnt, ich bin bereit e»zu. Wie viele Exropäer brauchst Du"« 'l^'« »l^twa zlranzig," .Wie viel musi ich itdem geben?" ^«m,K, Ärzbi«», i. 7 38 »Tausend Thalans jährliche außerdeu» beider Abreise mindestens fiinfhundert Francs Taschengeld, freie Neise bis Suez und hier freie Wohnung.« »Ich werde Dir morgen antworten. Aber wann können dein« Leute hicr snin? »In uicr Monaten, n'eil ich erst die l)ieise »nachen imch, nix ste an^uu'eldsil." >^^ >> < -> »Hast Du denn in Frankreich keine Freunde, durch deren Vermittlung Du die ^'eute anwerben lannsN' »Ja wohl, ich habc dort meine Familie nnd viele Freunde. «Wäre cö nicht eben so qnt, deine Frrliiide mit der An-werbung dieser Vcute zu beauftragen?' »Es würde länger dauern und nicht so sicher sehn,« Der Scherif Hussein saim nach und sal? seinen Bruder wieder an. »Nein,« saqts ?l endlick, ich lasse Dich nicht fort." »Warum nicht^ Würdest Du a», meine», Wort > >ii, llnqlück begrg»s„ Wähle unter deinen Freunden emen Mann, der deiiif 3t,Ue vertreten tann." »Das ist keineswegs leicht . . , und mai, mus, >hm das G,ld schicken.' „Wir werde» e<< ihin schicken." »Und ,r »,uß eine von Dir unterzeichnete Vollmacht haben, Die^eule, welche sich ;ur Abreise snischlissien. werde» Garantie" vell.nlqell ..." ,.W" »' »Morden werde ich Dir meine Antwort geben," sagte ,)ch werde sle so start alö möglich bauen, eo wärr inimer inöglich, daß Du von den Engländern angegriffen N'ürvest.' Diese Wone verfehlten ihre Wirkung nicht. Hussein s Augen sprühte« »Veuer. «>NT »Du »villst doä, iin Grnnde deine Citadelle so befestigen,« fudr ich fort, >,daß sie leven Angriff anol'allen sann. Die l^ng' länve« sind ander, Soldaten als die ^nite von Sana undAssir, sslbst die Ägypter stehen ibnen »reit nach. Du mnßt gerüstet seyll. sallS sie Dir einen Besuch abstatten - sobald die ^estungs. werte erbaut sind, brauchst Du Kanone,,. Wurfgeschosse . . .' 100 :,»< »Ich habe Kanonen.« ' ' '' !'!" -' > ""?) - »Die in schlechten, Zustande sind.« »Wir kaufen andere.« »Wo denn? Du wirst sie weder aus Indien nocli aus Ogypten betoininen." »Ich laim sie ja ani< Frankreich, auö Amerila lonnuen laffrn.« »Da6 lasse lch gelten. Aber wenn Dll die Geschulzlänfe-hast, mußt Du auch die Laffetr» dazu machen lassen.« »Ich habe Tischler und Zimmerleutc.« -.. n.» »Und woher willst Du Hol; und leisen m-him'ii?« !< ^ »Wir lassen eö auc« (5uropa toulmeu,« »Dazu brauch» mau <^-ld schr viel Gelb!« '^.,1^ »Wie viel" „Ich fanu die Kosten erst nach der ^usam»n'!lst>'I!u»^ des ssan^'U uothwendige»» Malerialij bnechucn . . . Nehmen wi, eine Million.« u» ".« (Deiu Vano,' erwiederte ich, träqt Dir ^ehn Millionen riui unter cixer qixeu '^erivaltuxq <^»u ec filnf^edn Mil» llouen eintra^eil! eö ist walnlich nicht zn viel. auf die (?rhal> tu!!,i dec« ^ailde») ei» paar Millionen ^u veri^eildnl." .Wer Hal Dir gesagt, daft mein Land ;chn Millionen eintraf« .:?> ' «i''l.!'« s' »Ich weift es.« 5<5ms Million ist eine qroüe Suinme," »Die Zahlungen »werden i" unter deiner Äufsscht qelei« sin. , . Ich hal'e übri^eno uur eine Million qefa.,t, »>n leine ' 10! Antwort schuldig ^i bleiben. ich habe die Ueberzeugung, daß diese Summe nicht hinreichen wird." Hussein sah seinen Vrnder an. »Und die Soldaten.« fuhr ich fort, »habe tch gar ulcht in Anschlag gebracht. Wir werden über diese Angelegenheit später reden," »Nne Million!« sagte Huffein nachsinnend. / Dle Stunde des Abendgebete? schlng. '»Höre," sagte er, »ich will Dir morgen meine Antwort gebrn. Ich habe auch noch von andern Dingen mit Dlr ;u leden.« »3ch weisi e8,« antwortete ich. Er sad mich erstaunt an; aber eö Mr teme Zeit ^u verlttren, wir musnen l>ni< ^un> (^ebet begeben. Dann folgte 'die Al'sndimihlzttt. Nach dem ^ffcn nahm der Scherif Hnssein von mir Abschied, obne nocl' ein ^8ort zu sagen. Ich kannte die Araber, ihren Geiz und ihr Mißtrauen, die Fragen Hussein's ballen mieb daber gar nicht befremdet. ( ich ausgestellt, sondern sogar den Nand von der ierraffe schaffen lies». Noch denselben Abend erhielt ich den Besuch einiger Brüder Hussein'a, welche den Inhalt der langen Unterredung zu erforschen suchten, während Telim und Hädschi'Koliman von ibren Dienern mit kragen bestmint wurden. 102 .»15 7^'.. ^ I',,,!'!! ^.'' nnssli^ Eill «Ullsllschl'^ l!a^l'r. — Dil' Rris^^macht Am andern Morqen bci iaqtsanblllch 1lc>i mich dcr Scherif Hussein rufen. Ich sslaubtl- a»fa»gs, cr wünfche da« sssstrissc Gcspläch fortzusetzen, aber ich intr mich^ er wollt, mich in ein miwric seiner Citadelle rrrichltteü ^aqer führen. Wie gewöhnlich war er von einigen seiner Brüder begleite!. DicseS Vager bestand aus etwa vierzig Duarö, und die Mannschaft belief sich auf dreitausend nebst Weibe,» nnd Kindern, «ö war mehr eine Milit.n'colome alö em Vaqer. Alle trugen glelä'c llniforui, ircnn man cin blauem Hemd und tinc «nit den C»>ewe1)rlunlen um den Kopf befestigte Homada eine linisorm nennen tan». Die Bewaffnung bestand bei den Meisten auö den» Vuntcngewehr, knrzem Säbel »nd Dolch. Andere trugen die Sagaia llild den lleincn hölzernen Schild. Diese waren dem Anschein nach schlechter bewaffnet ali> die Andern, aber gefährlicher im Kampf. Die Sagala ist über« dieS eine Art (5l)re»waffe, ei» Mittelding zwischen Van^r nnd Kltnte. Diese ganze Mannschaft bestand auö Infanteristen nnd war in (Compagnien von etwa hundert Mann getheilt. Der Hauptmann (Nagib) theilte seine Compagnie in lleine Notten zu zelm Mann, deren jede wicd.>l unter dem Befel?! eiüsö Schaüö stand. Dir Soldaten waren von den Hauptleuten angeworbe» und auf zwei, drei Hahre an den Scherif Hussein vermietliet 103 (5H waren also wirkliche (^ondottien. Jeder Duar bestand aus dreißig bis vierzig Hüllen und bildete einen Kreis, dessen Eingang mit Vaumzwrigen geschlossen werden kann. Auf der einen Seite wohnen die Männer, ans der andern die Weiber »nd Kinder. )n der Mitte steht das Zelt dcö Häuptlings. Der Raum zwischen den Zelten ist mit Palissaden ausgefüllt und das Innere wimmelt von Hunden, Hühnern und andern Hauöthiere». Die erste Hütte rechts vom Eingänge ist immer leer, um den Weisenden ein Obdach zu bieten. Die Haupterwerböquelle dieser Veute ist Viehzucht; ihr Sold ist so gering, daß sie davon nicht leben können. Nach Ablauf ihrer Dienstzeit werden sie wieder Nomaden — und Diebe. Gewerbe haben sie nicht gelernt; die freie Zeit wird mi» Spiel gelobtet! sonst hüten sie die Heerden oder gehen auf den Markt. DicWriber sind ebenso ärmlich gekleidet wie dieManner. Sie bereiten das Mahl, holen Wasser und Holz, besorgen die sehr einfache Küche und füttern ihre kleinen Kinder auf. Sie sind wirtliche Sclavinnen der Männer. Diese Sclaverei ist übrigens instinctartig und freiwillig, da das Weib die Ober« herrschaf» dec Manner auerlennt. Diese Unterwürfigkeit wird ohnehin durch 5en Koran geboten. Die vorschriftsmäßigen Waschungen werden von ihnen ganz vernachlässigt. Dieser Anblick mockle für Hussein vielleicht einigen Reiz haben, aber ich lonnle nicht umhin, ihn zu fragen, ob er seinen sseinden, zumal den Engländern, ml« solchen Vagabunden die Spiye bieten wolle. «Du hast eine zu geringe Meinung von meinen Leu« tm,'< erwiedert, der Scheri,. ..im Kampfe smd sie wahre Vöwen.« 104 »Das ist möglich — gegen Leule, die ihnen ähnlich sind; aber gegen euroftäische lrupften würden sie nicht zelm Minuten Stand haltt«. Hast Du viele solche Soldaten?" »Ich kann über hundertfünsuildsteb^igtausenb Mann verfügen," antwortete er. Dieö war der (5'ffectivstand seiner Armee. Mit Inbegriff der Weiber und Kinder l'onnie er freilich wohl eine halbe Million ausrüclen lassen, »Über wo ist deine Reiterei, deine Artillerie^« fragte ich. »Ich habe ein paar Dutzend desertiner Aruauten nnd Türken; jeder meiller Vrüver Hal etwa ebenso viele; daö ist die Artillerie. Außerdem taun »nine Familie gegen fünfhundert Mann in>? l^eld stellen; »nfere Hoftellte löilnen »ö thigensallö tansend strcitbare Männer ^n meiner Verfügung stellen llilv da^ll lommen die reichen ^'eule in den ^tädlen, die auf meinen Nuf zu Pferde ausrücken — in» Ganzen mehr als dreitausend Reiter." »Aber es ist nicht hinreichend, oder virlmeln e^ winde nur hinreichen, wenn man eine strenge Mannözucht em-führte.« Hussein schüttelte den Kcpf. "'' »Ja,« sagte er, ,die Europäer sprechen viel v»„ Manixi» zuci't^ aber bei diesen Vente», die <>nim ihren H>',iptlingen gehorchen, ist die Mann^uchl unmöglich; wir lann '»an er» warten, daß ste Anführern gehorchen, die sie mchl lennen?« ,.^ö steht unö ja frei,« erwiederte ich. .ihnen i!',e A" fülner zu lassen, wir müssen diese Anfnhrer unr l'e,»»l.,eu, u,n strenge Mannözucht einzusühren. Zehllt.n«,end Mann regelmäßiger Truppen würden deine hunderlsünfzigiausend Infanteristen samml der Reiterei in die kluch, jagen. Du hast oft von Vonaparte, dcm »Sultan Kerim," gesprochen; er hat bei den Pyramiden vierzigtausend Mamlukcn mit zehntausend Mann geschlagen." »(5s u,aren Europäer," entgegnete Hussein i »wir sind Araber." ,z. »Du mustt deinc Araber nach europäischer Art einüben lassen." Hussein schüttelte den Kops. f »Daö wird unö nicht gelingen," sagte er. »Wir wollen eö wenigstens versuche»: wir wollen einen Kern bilden, der seine Wirlsamleit über das ganze Heer erstrecken soll; vielleicht iverdeu wir den WiDerstand desi^en. Wir werben Freiwillige an z gib ihnen doppellen, dreifachen Sold; nimm das erste ('Kontingent nöthissenfallö aus deiner stamilie, deine Velleril tonnen >ie Stanlinschulc für die tünf^ tlgcn Ossiziere bilden.' Hussein schüttelte wieoer den Kopf. »Aus meiner Familie^ nein," sagte er. Ich merlte wohl, daß er snrchtete, eine gefährliche Macht qesst» sich zusammen ;n lnina.eni deuil im Orient haben oit Nevolnlione» ihrrn Nrspnmg srl'r os> i» den Familien der Herrscher. »Aber.' seljte er hin;», »ich lann die Führer nnter dei^ Grosien inlines Bandes sinden . . . Wie viele tausend Mann diöciplinirter Gruppen ivülde ich brauchend »Zn> Vertheidi^uilg deiile^ Vandei<, welches nicht nur aus der Provinz Abu-Arisch, sondern auch aus dein a.auzen üheama l'ic! ^um Vande Aden besteht, brauchst D» nach iNliner Berechnung fün^ehntauscnd Mann. Mil diesen fünf« zehntausend Mann lannst Du den beuten von Afsir und Sana, ja selbst den Engländer« gegenüber eiile achtunggebietende Stellung einnehmen! aber trotzdem mußt Du noch eine Re« servemiliz halten.« ' n,ij?ll5^U' ' ^ n»^H »Ich werde mirs überlegen," antwortete Hussein. Die Viusterung >var zu (^nde. ^^ir begaben uns wieder in die Stadt. Ilnterwegü lainen U'i» über den allgemeinel» Friedhof. Die Schenfe haben ihren eigenen Vegräbnißplatz. Die Gräber sind drci Fuß lief und so angelegt, das, dir Köpfe dll ! rdlen gegen Metla gewendet sind. Die Gräber der Reichen zeichnen sich durch Steine auk: die Armen, welche keine Grabsteine bezahlen rönnen, pflegen am Kopf- und Fußende einen Palmen^ oder Nabackzwcig zu pflanzen. Unweit des ssriedhofö stolperte mein Pferd im Sande. Die arabischen Pferde gehen so sicher, daß ich höchst erstaunt die Stelle nnterfuchle. Ich bcmerlte das Vodcnstück einer gußeisernen Kanone. >Waö ist das?" fraglc ich den Schcrif. »Halsa Kanone," antwortete Hussein. »Wie tomntt dem, mir Kanone hierher?" fragte ich. »ES hat hier," antwortete er, »zwischen den !>»ppen des VicelonigS von «gypten uno den heulen von Ästir ein sehr blutiger Kampf stattgefunden. Viele Kanonen wurden von Vetzter», welche das Held behaupteten, und von den fliehenden Ogyptiern felbfl zerllümmert. ' »Aber." sagte ich, .,warum habell die Sieger die «-beuttten Geschütze nicht liel'c» auiben'ahrt?« »Weil sie ltine Mannschaft zu», Bedienen derselben hatten und ihren ganzen Werth nicht lannten." ,.(^.Nnd alle sind von derselben Masse, wie diese?" »Ich glaube wohl.« »Könntest Du mir alle Kanonenlrümmer in den Hos meiner Citadelle schicken?« ", !. »Wozu daö? Sie tonnten Dir nichts ni'lhen, rö sind ja nur Bruchstücke ..." »Aus denen sich vielleicht neue Kanonen, ganz gewiß aber Kugeln machen lassen." "> .-'M ^! Mi-,. - " Hussein sah mich erstaunt an. »Wie?« fragte er! »Du könntest aus diesem alten Eijen neue Kanonen und klügeln machen?« »Allerdings.« »Wie fängst Du daö an?« »Daö leisen lasse ich schmelzen," Vr verstand mich. (5ö gibl in Abu'Arisch Gold- und Silberschme^er. '.......' ' »Du wlUst also das Schmelzen besorgen?« »Ja, aber ich braucbr dazu erfahrene Schmelzer, ich brauche Sand, der sich zu den formen eignet, und muß alle diese Trümmer in lleine Stücke zerschlagen lassen.« »Das kann im Hofe geschehen.« .Gut. Wann soll angefangen werden?" »Morgen.« Hussein hielt Wort. («r gab sogleich Vefchl, Mdl aub dem Gebirge ;ll bolen. (^r betrieb die Sache mit großem (5iser, obgleich e, .».iüe» ^^ms.n seinen rechten Glauben ;u schenlen schien i er wollte sich so»'.,ld als möglich von meinen Leistungen über^ugru. >> W8 Als wir in seiner Citadelle angekommen waren, fübrte er mich in seinen Salon. »Jetzt,« sagte er. »»rollen wir sehen, ob Du die Wahrheit gesprochen." »Hast Dll hier (Holo- oder Silberschmel^rV« «Ja,« »^aß si^ lommeü und il?ie ächiuel^iegel und Vlase« bälge nlitl'riugen.' llnterdessen ließ ich mir die vosräthi^en Oeschüyfu^eln zeMll, ,^',,-lchr, wie mir Hnssein gesagt hatte, geschmiedet und mit drill Hammer rund ^eschlagsn waren. Man brachte mir cmi^c Muster, theils oval, lhcilü eckil^, ohne ein bestimmtes Caliber. Das <6iscn wurde aus Indien bezogen, und jede (^eschilhtnqel fam auf zwölf bis fllnszehll ssrans^ zn stehen. C>ö >rar also in Kii>-qc!^ilen eine m^ehelire Ausqade, zumal da dic Geschiltzc sehr schlecht be» dieut wurdeu und vo» zwanzig Kugeln neunzehn umsonst verschossen wurden, llederdie^ wurden die Kanonen sehr r>a« durch beschädigt. Ich gab ihm über die Ungeschicklichkeit seiner Schmiede mein Erstaunen zu erfenuen. »Du wi,st mir also ^jeschiihfugeln gießen?« s^gll ^. »Ja wohl.« »Runde Hügeln?" ' ' »Ja, vollkommen runde." »Und von dein (ialibel meiner Kanoneu?« ^Von jedem beliebigen Kaliber." »Wie machst Du runde Kugeln?« ^ ^ , ..Mil ssormen.'' «Woraus werden die Formen gemacht?« .>AuS Hand.« 100 »Aber mn Sand aus dem Gebirge lommen zu lassen, vergehen ein paar Wochen; müssen wir so lanqc karten?" »Nein, ich werde andern Sand benutzen; nur muß Ich eine»« Drechsler haben.« »Wo;u denn? Drehst Dn denn daö Eisen?" »Man fann das (?isen so qut abdrehen wie das Holz; aber die Kua,e!u werden nicht durch das 'Abdrehen rund." Meine Vesehle wurden mit der qrösitcn Pünktlichkeit vollzogen. Alm - Taleb , sein Sohn, und zwei seiner Vrüder, welche bei der l!»lerred>mq N'areu, theilten die Ziueifel des Echerif. Die (Äießer rainen zuerst. Tie nnisnen linter meiner 'Anleinina, initten in, ^iiuiuer einen Schmelzofen errichten: sie hatten zwei Vlaftbälqe mitgebracht. Der Schinrlztiellel wurde in die Kohlen einqeqraben; die Kohlen wurden anqe« zündet, und als der Schmelztieqcl glühend war. that ich ttwa ein halbes Pfund (^iftllstuckr bin,'iu, t^s dauerte lan^e, die Zn'eisel der Anivesenden wnrden immer größer. Ich N'ar indes! meiner Sache a/wiß, denn ich wußte, das» dai< Gusieiseu erst in einer Hitze voll eilf» bis zwolshundert Graden deö lnmderttlieiliqen lherinometers flnssiq wird. .^ch liesi mehr Kohlen nachleqe». Die beiden Gissier. durch meine Versprechungen ermntlngt. blieseil aus allen Kräften, <5nd!ich. nach ;we< Slnnd^i stie>i »'in bläu-Kchtls Dampf a qetl'an' fraqte Hussein. So inmn'N di, Araber den Tckm,!;t!ea,el, !10 »<5in cigenthü»,licheS Pulver, Welches daS Schmelzen beschleunigt." »Wann wird die Masse geschmolzen seyn?« n >' Ich zog meine Uhr. > ,, »In fl'ms Minuten," antwortete ich. Der Scherif hielt ebenfalls seine Uhr in der Hand. »Die fünf Minulen sind verstrichen." sagte er nach einer kleinen Weile. Ich dod ven Deckel, daö Metall war flüssig. Der Sche« nf steckte eine Eisenstange hinein, um sich davon z» über» zeugen. Die (»iesier ivaren ganz erstaunt. Hussein sah mm ein, wie nützlich ich ihm in der Ausführung seiner Entwürfe seyn könne; er war ganz begeistert. Die Ander» schiene» mich für einen Zauberer zn ballen. Abdel-Melef, der mir sehr gen'o. gen war, strahlte vor ssreude, Hussein fiel mir um den Hals. »Von letzt an," sagte er. »glaube ich alles was Du mir gesagt hast und ferner sagen wirst. Aber wie willst Du aus dies,r ^efcbmo^enen Mass? runde (hescrnchlugeln machen V" »Du wirst es sogleich sehe»,- »^ :«, . . In^wtscl'e» waren die Drechsler mit ihren sehr einfa» chen Drehbanle» getomuien. Ich verlangte eine hölzerne Kugel l aber ungeachtet aller Versuche brachten ste feine ganz runde Kuqel zn Stande; ich sah wohl, daß ich selbst Hand ani> Wert legen musite. Zum Müll hatte ich .US Knabe viel ftfhreä'ssl» und eine gewisse Gtschicllichleit in dieser Kunst erlanql. Die Geiuandtheit, »lit welcher ich das Stück Eichen^ holz abdrewe, sehte die Axn'esenden uud selbst dl, Drechsler in Erstaunen. , Du lannst ja Alles!' sagle Hussein. < ' Ill »Nur Gott taun alles," antwortete ich; »aber ich habe Mancherlei gelernt. Du wirst sehen.« " Hussein war höchst begierig, das Resultat zu sehen. Die Anwesenden lauschten iu athemloser Spannung. Mit Hilfe eineö Zirkels, der den Arabern zieiylich un-bekaunt ist, gelang es n«ir, eine ganz runde Kugel zll dre» den, welche als Form diene» sollte und zu diesem Zwecke mit einem Zapfen, der das Gießloch bilden sollte, versehen war. Ich erklärte dem Scherif den Mechanismus, dessen ich mich beim Giesien bedienen wollte; aber ich brauchte einen Doppelrahmen für die ssorm. Zum Glück fand sich ein Tischler, derz» (lairo iu der Sluckgiesierei gearbeitet batte und sogleich verstand waö ich wünschte. ^Morgen," sagte er, »soUst Du den Rahmen haben." »Mache ihn nicht zu grosi," antwortete ich; «es han' delt sich nur um einen einfache» Versuch, die wirklichen Mo- dellradmen machen wir erst, wenn ich dem Scherif gezeigt habe. welche,! Nutzen er auö dem überall umherliegenden Gufteift» ziehen kann. Jetzt, sagte ich zu Husseiu, „brauche ich einen Ziegelstreicher oder löpser. ' «Wozu das?" fragte Hussein. ,,^i . >, »Um mir Sand zu Formen zu verschaffen." )? Was für Sand brauchst Du?« ^,,^ ,! ,m,A i- ^ch erllärle ei? il?>n. l^ünf Minulen nachhe, »vurde dünner Tand und Thonerde gebrach». Diese Mattnali,n, welche orr Hitze des geschmolzene» Mf!«,^ „ictu wioerstel'e». sind nicl', zn gcbrau ch,u ich lies, eil>s„ Korb voll lopffcherben bringe". ! Hussein sal' nu< imme» grösttrem «rstaunen zu. Die übrigen Anwesenden lachten ode, ware» ganz bestürzt. 112 »Was willst Du mit diesen alten Scherben machen?« fragte mich Hussein. 5 »Laß sie so fein wie möglich zerstoßen, und Du wirst sehen.« Die Gießer wußten was daraus werden sollte. »Vs wird ihm also gelingen?« fragte Hussein. ^ »Mit Gottes Hilfe ja,« antworteten die Arbeiter. Die Zeit war verflossen, das Abendgebet war ausgerufen worden, und Schcnf Hussein hatte es so wenig wie die Andern beachtet. Die Sclaven meldeten, daß das Abendessen bereit sey. Huffein hatte an das Abendessen gar nicht gedacht. Ich gab ihm einen Wink, noch einen Augenblick zu warten. »Willst Du diesen Abend noch eine Geschützkugel gießen?« »Nein, aber ich möchte Dir ruhigen Schlaf.bereiten, und will Dir eine gußeiserne Stange machen.« In (5'rmanglung der zerstampften Topsscherben, die ich erst am andern Morgen zu erwarten hatte, knetete ich die Thonerde zu einer festen Masse zusammen, breitete sie anf den Boden auö, machte eine Minne in dieselbe, nahm den Schmelztiegel mit Zangen, und goß das in Fluß gebrachte Eisen in die Rinne. Das Gußeisen nahm augenblicklich die Form der Rinne an. »Jetzt lasse Dir das Abendessen schmecken,« sagte ich , zu Hussein. Ich ließ Sclim bei der Form mit dem Befehl, uns die Stange ^li bringen, sobalv als sie gehörig erkaltet seyn mürde. ,««y <.5>,...«> .^.,.„ 113 Ehe ras Abendessen beendet war, betrachtete Hussein den noch warmen »Zain« neugierig von allen Seiten und reichte ihn allen seinen Brüdern, welche schon von meinem Crperimcnl geHort hatten und gekommen waren, um zu sehen, ob es gelungen. Gs war zehn Uhr! wir trennten uns mit dem Versprechen, uns zu einer bestimmten Stunde zu versammeln, um das Gießen der Probekugel vorzunehmen. s Als ich nach Hause kam, fand ich in meinem Zimmer mehre Körbe voll Obst und Zuckerwcrk, welches mir der Scheris zum Zeichen seincr Zufriedenheit während meiner Abwesenheit geschickt hatte. Dieses Geschenk wurde mir durch eine schöne und sehr junge abyssinischc Sclavin überreicht, welche er mir ebenfalls als Beweis seiner besondern Gewogenheit verehrte. Der Khasnadar hatte übrigens den Auftrag mir zu sagen, daß er sie umtauschen werde, falls sie mir nicht gefiele. Ich sah sie an und machte ihm diese Mühe nicht. Dcr Khasnadar, dem ich sür seine Vemübung ein Geldgeschenk machte, gab mir zu versieben, daß diese Gescheute nur das Verspiel größerer Gunstbezeigungen seyen. .!!.:, Dumas, Aiabm! ,. 114 Meine ^hyssillierill. - Die Ciladelle Zussein'5. Das hübsche Gescheut Hussein's, welches ich dem Anscheine nach mit großer Freude angenommcn, war mir im Grunde zur Last. Erstens hatte ich vie Abyssinicrin »auf Glauben' genommen; sie war ganz vermummt, und ich konnte keinen Zug ihres Gesichts sehen. Zwei Negerinnen begleiteten sie. ^ ^ >., ^l- ^,.«'.,! :>^-, , i-?r. Sobald ich sie angeliommen hatte, wurde sie in die bisher leere obere Wohnung geführt und uon Negerinnen, welche ihre Garderobe mitbrachten, zierlich ausgeputzt. -'> Ich blieli allein mit Hädschi Holiman, der inich mlt pftffigeul sächeln ansah. »Wag gibt s l> °', N! ^Du bist scl>r glücklich, Herr," sagte ?r. »Warum renn glücklich^' »Weil der Zcheris Hussein Dir em so prächtlges Geschenk gemacht hat." Eine schone Abyssinirrin ist tin ^ande ^emen so viel werth wie ein schönes Pferv, und stellt im Preise von fünfzehn- bis achtzehnhundert Francs. »Ja,'- sagte icl>, >sie ist gewiß schön - denn eine häßliche Sclavin würde mir Hussein nicht geschult haben," Ich schickte Holiman son. Mein enropäischeS Zartgefühl empörte sich gegen Die rohe orientalische Sitte, Die Sclavin, welche dnö unbedingie Mgrnthum eines Herrn geworden ist, hat nicht mehr daö Hecht, ihm etwa^ ;u verweigern^ sie ist 115 ihm ihre Liebe schuldig, w,e jeve andere Dienstlelstung, Wir gebrauchen das Won «Liebe«, um uns keines unzarten Ausdrucks zu bedienen. Denn der Herr. der Gebieter fühlt weder »as Bedürfniß noch dir Neigung, vie Liebe seiner Sclavin ;u gewinnen. In Europa bewilligt vas Weib, im Orient nimmt der Mann sein Neckt in Anspruch, und er übt es ohne Zartheit, odne Sanftmuth , ohne Liebkosungen ' die Sclavin ist ja sein Eigenthum, seine Sache; sogar die rechtmäßige Gattin nennt lhn immer nur »Sidi«, Herr. Wenn er fortgebt oder nach Hause kommt, küßt er sie nicht, sondern sie neigt sich ehrerbietig und zieht »'cine Hand an ihre Lippen. (5>!l Muselmann, ver ^u aufmerksam und zuvorkommend gegen seine Frau wäre, :vürde sich lächerlich machen, verspottet, verhöhnt werden. Wcnn man in« Orient einem Freunde begegnet, erkundigt man sich nie nach dem Befinden seiner Frau oder Frauenj aber nach dem Befinden des Vaters, Vruders und Sohnes erkundigt man sich! es sind ja Männer, die gcdornen Herren und Gebiein'! die Weiber bingegen sind nur Hausgeräthe. Ein Mann, der seiner Frau in Gegenwart Anderer einen Ve« weis der Zärtlichkeit gäbe, würde für einen Christen gehalten, werden. Mancher Muselmann, oer seine Frau zärtlich liebt, trägt die größte Glelchgiltigkeit gegen sie ;ur Schau. Und diese Frau ist nicht vie Sclavin, sondern oic rechtmäßige Gattin, Man kann sich daher einen Vegrisf machen von oer Lage der Sclavin ^ Die Geburt eines Knaben ist sowohl sür die Frauen als für die Männer eine große Freude und nird mit glän« zentcn Festen gefeiert; die Geburt eineS Mädchens bingea/n Wird gar nicht beachtet. Wenn ein Kind geboren ist, so mel- 116 det es vie Hebamme dem Pater, oer in einem andern Zimmer mit seinen Freunden raucht und Kaffee trinkt. Die Geburt emes Knaben wird laut und frohlockend gemeldet, und der Vater des Neugebornen wird mit Glückwünschen überhäuft. Hal hingegen ein Mädchen das Licht der Welt erblickt, so wird es dem Vater leise und schüchtern ins Ohr geflüstert, und die Freunde scheinen gar keine Notiz davon zu nehmen. Der Vater bestimmt den Namen, den das Kind führen soll, und die Hebamme flüstert letzterem den Namen ins Ohr. Diese Förmlichkeit entspricht der christlichen Taufe. — Die Knaben bleiben bis zur Veschneidnng, die Mädchen bis zur Verheirathung unter der Aufsicht der Mutter. Meine Abyffinierin war in ihrer frühesten Kindheit zur Sclavin gemacht worden und sprach daher sehr geläufig arabisch. Die Neugier trieb mich zu ihr; sie saß in einem Winkel des Zimmers auf einem Teppich; ich bemerkte, daß sie heftig zitterte. Ich gab mir alle Mühe, sie durch freundliche Worte zu beruhigen; aber ich wollte doch ihr Gesicht sehen und hob den Schleier. Sie mochte zwölf bis dreizehn Jahre alt seyn; ihr Gesicht war regelmäßig schön, ihre Hautfarbe hellbraun: sie hatte große, feurige Augen, blendend weiße Zähne, üpftigeö, kunstvoll geflochtenes Haar. Unter dem langen, weiten Schleier trug sie nur einen Schurz von feinem Leder, mit Stickerei und Muscheln verziert. Ihr Schmuck bestand in großen Ohrringen, silbernen Armspangcn, einem HalS-bandc von Glasperlen und Vernsteinkorallen und vielen Fin« gerringen. Scherif Hussein hatte mir in der That ein schönes Ge-fchmk gemacht; ich war nur noch zu sehr Europäer, um es 117 so zu würdigen, wie ein echter Muselmann gethan haben würde. Da mir die ungemeine Sanftmuth und Schüchternheit der Abyssinierinnen bekannt war, so hatte ich um so größeres Mitleid nut dem armen Kinde. Ich knüpfte ein Gespräch an^ um ihrem Schrecken ein Ende zu machen. . - »Aus welchem Lande bist Du, mein Kmd?« fraqte ich. - »m »Aus dem Königreich Tigre,« antwortete sie. ^ ^ttH-» Ich war durch das Kömgrelch Tigre gereist und rannte das 3and. »Ist Dir der Name deines Geburtsortes noch erinnerlich?" ' ;:c.n »Ich bin aus einem Dorfe Namens Gally-Vuddha.« l> »Erinnerst Du dich noch, wie Du es verlassen hast?« »Ja.« tbHw» »Erzähle es mir, mein Kind." ^ 5.:,, , »Mein Vater war der Häuptling. Da wir Christen waren« — die Aoyssimer sind Iacobiten — »so machten die SchangaUas eine Razzia und schleppten mich sammt andern Kindern fort.« 5 ffM,'' »n »Und dein Vaters »Ich glaube, daß er nebst meinem ältesten Bruder im Kampf gefallen ist; ich wurde mit meinem jüngsten Vruder ^rfanczen genommen." »Was ist aus ihm geworden?« »Ich weiß eS nicht; wir wurden getrennt.' . »Erzähle mir, was man mit Dir machte.' »Ich wurde zuerst nach Gondar, dann mit einer Kara-uane nach Cairo gebracht. Do« wurde ich verkauft und nach Mekfa geführt, wo mich die Agenten des Scherif Hussein kauften.« , 118 - »Wie lange ist es her?« ,5 Sie versuchte zu zählen. ji^^!i»Ich kann's nicht genau sagen," antwortete sie, »abe: eß war in der Zeit, wo daß ^aub abfiel, und es ist seitdem dreimal abgefallen/ »Sagte man Dir, wanun man Dtch hierher führte?" >Ia, man sagte mir, daß ich von jetzt an nicht mehr < dein Schcrif Hussein, sondern Dir gehöre.« Sie zog aus ihrem Güricl rinen mit denl Siegel Huj-sein's versehenen »Tcskeret," in welchem er sie mir abtrat und als mein Eigenthum rrttärte. , .., ^ .Nnd Du fürchtest mich nicht?« Sie sah mich mit ihren großen schwarzen Augen an. Ich saßte ibre wunderhübsche Hand; die Abussinierinnen haben außerordentlich schöne Hände und miße. Sie zitterte. '^Ich sehe wohl,« sehte ich hinzu, »daß Du Dich noch fürchtest.« ..,'. ..^i^-5'- -- ..'^ '.,:^ .>'.>" , .^ Sie schlug die Augen nieder, Ich suchte sie zu beruhigen. Scipio und Vauard bätten es damit nicht aufrichtiger meinen lönnen. Ich mnsj qrsteben, das; micb die arme Kleine -mit einigem Erstaunen anfah, oie Sclavinnrn sind an solche chrvalereoke Manieren nicht gewöhnt', sie verstehen sie nicht rinmal, und halten sie fast für einen Beweis der Ver« achtung. Doch sie mochte von mir denken wab sie wollte. ick begab mich in mein Schlafzimmer und schickte ihr zu ihrer Vrdlnniüg zwei Eunuchen, die ich bereits im Haust hatte. ._ Am andern Morgen erfuhr ich', das> die arme Kleine ganz trostlos sev; sic glauble. ick hätte sie häßlich gefunden, 119 und fürchtete, ich würde sie wieder verkaufen. Ich befahl den Eunuchen, sie über diesen Punkt zu beruhigen, und da es Zeit war, mich zum Scherif zu begeben, fo ging ich in den Hof hinunter und stieg zu Pferde. »Ich dantte dem Schern für das schöne Gefchenl^ er batte übrigens wichtigere Dinge zu besprechen , als sich mit mir über die schöne Sclavin zu unterhalten. Ich sollte versprochenermaßen eine Geschützkugel gießen. Diese Kugel sollte nicht viel größer seyn als eine Kartätschcnkugel; aber das Gelingen im Kleinen bürgte für den Erfolg im Großen. Die Gießer waren bei ihrer Arbeit; die Form war be» rett lind in ihrem Nahmen befestigt, aber sie war zum Bebui des Trocknens offen geblieben, denn ein Wassertropfen in der Form trmltl das Zerspringen derselben zur Folge haben und die Umstehenden in große Gefabr bringen. Das Innere bestreute ich mit Kohlenpulver, um die Adhäsion zu verhüten, und ließ die beiden Theile zusammenfügen. Dann zeigte ich dem Scherif an, das: wir das sslüssigwerdrn des Metalls mindestens m cincr Stunde erwarten müßten. :> »Dannwollenwir untrroeffen meineCitadelle besuchen,* sagte er. Er gab nur dadurch emen großen Veweiö seines Ver^ lrauens; ich danttc ihm dafür. »Du mußt sie ja genau kennen lernen,' erwiederte er, »um sie nöthigen falls in meiner Abwesenden zu vertheidigen." Ich sah ihn mit einigem Erstaunen an, »Ja,« setztr cr hinzu, »ich halte Dich für den Fähig--ften unter allen meinen Umgebungen, nnd Du sollst hier den Befehl führen, falls ich mich entferne." Ich folgte ihm. ^v - n -^>! n>:. .,<,-^^ ^W Grundriß der Citadelle des Acherif Hussein. Die stärksten Punkte der Citadelle waren die Thürme; und das platte Dach oder die Terrasse. Letztere war höher als die Thürme und auf allen Seiten mit Kcmrmn besetzt sie war dreißig Meter, die Thürme nur zwanzig Meter hoch. Jeder Thurm hatte eine Kanone, die auf einer Drehscheibe stand und nach allen Seiten gerichtet werden tonnte. Von der Terrasse kam man mittelst eincrZugbrücke auf dir Thürme, Wenn ein Thurm erobert war, so brauchte man nur die Zua-brücke aufzuziehen, nm die Verbindung mit der Terrasse zu unterbrechen. Im Mittelpunkt der Citadelle war die Schatzkammer, und über derselben das Pulvermagazin. Zu dem Centrum dieses innern Hofes gelangte man nur durch den Vorhof, wo sich die Hanptwache befand! zu der starken eisernen Thür hatten die Eunuchen den Schlüssel. )ede Mauer war hoh! und bildete einen Gang, ähnlich dem um die Nobngemächer gehenden Corridor, Der sel'r tieft Brunnen wurde durch die Mauer in zwei Hälften getheilt, so daß man sowohl in der Citadelle als uon der Stadtseiie Wasser schöpfen konnte. Das Wasser war eiskalt und bildete einen schwärzlichen Nieder-schlag, welcher abführende Salze enthielt. Ich konnte dieses Wasser nicht vertragen, obgleich ich es sieven ließ, bevor ich es trank. unv es ward später die Hauprursacbe meiner Abreise. Die ganze Citadelle war uon einem breiten und tiefen Graben umgeben, der nur an der Seite des VrunnenS leicht zugänglich war. Die an dieser Stelle befindlichen Stufen wurden natiirlick in Kriegszeiten weggenommen. Die ganze Citadelle war mit einem wunderbaren Ver-cheidigungsinstinct angelegt worden Dieses merkwürVtge Festungswerk, dessen Erbauer von unserer Strategie gar feinen Begriff hatte, beherrscht das ganze Land! uon der Terrasse konnte man die zweiundzwanzig Citadellen der Vrüder des Zcherif zerstören. ,,. - ^ - ... Nachdem mich Hussein in der Citadelle umbergeführl hatte, zeigte er mir die in den dicken Mauern befindlichen Gänge, welche daS Erdgeschoß und die Stockwerke umgaben. In diesen Gängen allein konnten dreitausend Mann Play finden. Diese Gänge waren acht Fuß breit, man kann fich daher uon der Dicke der Festungsmauern einen Begriff machen Jede Seile des Gebäudes war zweihundert Meter lang. Dir Gange hatten daher dieselbe ^änge, und die Wände derselben waren nut Flinien, Büchsen, Lanzen, Säbeln und Keulen bcdeeN; man brauchte nur die Hand auszustrecken, um sich zu bewaffnen. In Nischen waren die Patronen und Kugeln aufgeschichtet. Die einzelnen Stockwerke standen durch mehre Treppen in Verbindung, Auf der Terrasse war eine Sonnenuhr. '"-'" ''^' '< -". - .......... 122 Ich hatte über die ganze Einrichtung nur eine Bemerkung zu machen, ncmlich - zwei Kanonen auf jedem Thurme aufzustellen, um nach zwei verschiedenen Seiten zugleich schießen zu können. Der Scherif Hussein gab mir Recht. Es tam nur darauf an, die neuen Kanonen auf die Plattform zu bringen. Ich machte noch denselben Tag ein kleines Modell einer Winde, welches die sehr geschickten Tischler im Großen ausführten. Drct Wochen nachher waren die Kanonen auf drn Thürmen. In dem Pulvermagazin mochten sich etwa zweihundert Centnerbcfinden. Ich nahm Proben um Versuche damit anzustellen. Hussein hatte englisches und arabisches Pulver. Ich hatte französisches Pulver, von welchen! ich ebenfalls eine Probe holen ließ. Die Pulverprobc war ein rein Schcris gan; undetann-tes Instrument. Das englische Pulver hielt cilf einhalb, das französische cils, das arabische neun cinhalb Grade. Hussein sah zu seinem (5rftauncn, daß das einheimische Schicßpulvcr das schwächste war. Er hatte arabische Feuerwerler. welche ihm täglich einen (Rentner liefern tonnten. Außerdem setzte sein Pulver viel Schmuy ab, (5r fragte mich um die Ursache des Schmutzes und der geringen Kraft. .' ^.. ..^7^,s »Aus welchen, Holz werden die Koblen gebrannt"« fragte ich. »Äus Kirschlorberholz," antwortete er. »Das Holz ist gut," erwiederte ich, »aber die Heuer-werter nehmen zu viel Kohlen und zn wring Salpeter." Man ließ die sseuerwcrker lemmen, die nicht nur Muster von ibrcm Pulver, sondern auch alle Bestandtheile mitbrachten. Ich machte nun in seiner GegrnwaN die Mi- 123 schung nach dem in l§uropa üblichen Verhältniß, Daö Pulver hielt zehn Grade, und setzte weniger Schmutz ab. Dies war schon ein Fortschritt. Hussein sah ein, daß meine Bemerkung richtig war. Es wurve gemeldet, daß das Metall im Fluß sey. Wir gingen hinunter. Ich warf etwas Vorarpulvcr in den Schmelzticgel. um das Metall noch flüssiger zu machen; dann goß ich es in die Form. Der Guß gelcmg vollkommen; einige Risse m der Form konnten nur der schlechten Beschaffenheit des Sandes zugeschrieben werden, abcrich erbielteine ganz runde, etwa ein Pfund schwere Kugel. Hussein war hoch erfreut und gab sogleich Vefchl, in dem »Schlangenfrrt« — so hieß meine Citadelle — eine Gießerei einzurichten. Die Arbeiter legten nock denselben Tag Hand ans Werk. In vierzehn Tagen waren alle Vorkehrungen getroffen; es fehlten nur noch die Blasebälge, zu denen ich das Modell angefertigt hatte, und die Thonerde, die aus dem Gebirge geholt werden mußte. Am anvern Morgen brachte ich dem Echerif Hussein versprochenermaßen meinen Organisationsplan. Hussein hatte ein hinlänglich großes Gebiet und genügende Geldmittel, um hunderttausend Kobailen ins sseld zu stellen. Dic Kobailcn sind treffliche Schützen, und sie konnten, wenn sic sanalisirt wurden, eine furchtbare Macht bilden. Von Mannszucht tonnte bei ihnen freilich nicht die Rede !24 seyn; man mußte ihnen ihre Freiheit und die Wahl ihrer Führer lassen, sie gut besolden und verpflegen. Das stehende Heer mufne auf europäischen Fuß eingerichtet werden. Der Schern billigte alle «leine Ideen, die er für ausführbar hielt ; jene aber, die seiner Meinung nach mit dem, Volkscharaklcr im Widerspruch standen, wies cr ;urück. Der Kostenpunkt gab hier wie bei allen Unternehmungen den Ausschlag. Hussein ermächtigte mich indeß, nach Frankreich zu schreiben , um zu erfahren, ob ich die gewünschten Leute zusammenbringen könne. Dies war viel Verlorne Zeit; aber die Zeit kommt bci den Arabern nicht in Veiracht, Es wäre am besten gewesen, mich mit den nöthigen Geldmitteln §u versehen und nach Frankreich ^u schicken; aber er fürchtete, ich würde nicht wieder kommen. Alle diese Vorbereitungen wurden »licht ohne Ursache getroffen, und führten uns natürlich auf das Ziel, welches der Zcherif vor Augen hatte, (fr hatte offenbar große (Entwürfe, mit deren Ausführnnq er sofort begann. (5's war ein Uhr, als wir noch auf drr lerrasse saßen. Alle Wachen und Diener schliefen, Die Hitze war kaum zu ertragen, obgleich wir unter einem Zelt waren und unsere gan;e Bekleidung aus einem lanqen weiten Hemd von Müsse» lin, alls einem gestreiften turban und gestickte» Babuschen bestand. . Hussein sah sich nach allen Seiten um, als ?r alle Augen gestblosfen fand, sagte er zu mir^ > ,,)ch habe Dich genau beobachtet, um zu wissen, ob ick Dir mein Vertrauen schenken kann. Du bist ;war ein Europäer ^ aber ich weiß, daß Du ein aufrichtiger Velenner des Propheten geworden biü un? 5lis; mein Wohl ^uqleicb das 125 deine ist ^ Du bist daher VN Mann, dcul lä) nuch ganz anvertrauen will.« .H^H, , , »Rede, hcbcr Herr," fagte ich, ckich verneigend. . . >Was ich Dir mittheilen will,« fuhr er fort, »werde ich weder meinem Sob» noch mcmcn Brüdern sagen: denn bet uns lauert der Verrath haupisächlich in der Familie ... Du weißt, daß die Engländer Aden besitzen.- »Ich glaube, sie haben es I8.'j9 von dem damaligen Scherif gekauft.« .^.^ >Drr Iman von Sana ist ihr Bundesgenosse geworden; eriftmeinFcinr, uno folglich sind die Engländer meine Feinde." > Deine crllärten Feinde?« .>Nein, aber sie verschaffen dem Iman von Sana ric Mittel z;ur Kriegführung." .,Führt er renn Krieg gegen Dich?« ,>Nein, aber er erwartet nur eine Gelegenheit; er hält Agenten in allen Städten deö Küstenlandes, welche die Bevölkerung gegen mich aufwiegeln sollen." >Auf Anstiften der Engländer?" ... .....«,D ..., >)a, die Engländer gehen hier eben so zu Werke wic in Indien! sie nehmen ein Gebiet unter ihren Schutz, um es spater in Besitz zu nehmen. Aber ich lasse mich nicht täuschen; sie haben es gesehen, als ich den englischen Residenten aus Mokka vertrieb und die englische Flagge mit Kanonen her» umerschießcn ließ.« »Sie haben Dir'6 nicht verziehen, obgleich sie zu meinem größten Erstaunen keine Nache dafür genommen habe».« >Denlst Du denn nicht an die Empörung meines Vru« dy? 5? ,5?, 126 ' »Was gedent'ftDu gegen sie zu unternehmen?« fragte ich. '' Hussein sah mich an, als bättc er ini 'uiuersten meines Herzens lesen wollen. „Die (5nglän?er stnv nicht nur unsere politischen, sonder» auch unsere religiösen Feinde,« sagte er. »Was gedenkst Du gegen sie ;u unternebmen?« wiederholte ich. »Wenn Du ein echter Franzose und guter Muselmann bist, so mußt Du sie hassen wie ick. ja noch mehr als ich; denn ich habe grdört, daß sie Frankreich seit hundert Jahren großen Schaden gethan haben." »Sie haben meinen Vater gctödtet.« '' "' »Deinen Vater haben sie getö'dtet? Und »Vonadardo« haben sie auf einem Felseneilande elendiglich umkommen la>sen' . , . Sprich, kann ich Vertrauen zu Dir habe» und auf deine Verschwiegenheit zählen?« »Du kannst Dich auf mich verlassen.« »Nun, oanil will ich Dir alle meine Entwürfe nütthel-len. Wenn mir die Vorsehung ihren Beistand schenkt, so wird das rotbe Meer binnen sechs Monaten den Engländern verschlossen nno der Islam gerettet seyn.« »Durch welches Mittel'"'« ' ' ^ '' ' »Durch Absperrung der Meeienge Vab^el-Mcmdeb.« Hch stellte mich ganz erstaunt, obgleich ich diesen Hlan schon lange von dem Scheris Soliman erfahren hatte. ..Wie willst Du das anfangen?« fragt? ich, »Kennst Du Aden?" .Nein. aber ick weiß wie die Meerenge beschaffen ist.« »Dann weißt Du auch, daß die großen Schiffe nur zwischen Aden und Perim hindurchfahrcn können.« .)a. ich weiß eö.« ^ 127 »Ich werde nöchigenfalls hundert mit Steinen beladene Fahrzeuge versenken, um die Durchfahrt ;u verschließe»,« »Weißt Du denn wie tief das Meer zwischen Aden und Perim ist?« »Nein.« »Es ist vierunddreißig bis fünfunddreißig Faden tief.» »Woher weißt Du daH?< »Ich weiß es. Du brauchst zur Ausfülirung deines Planes nicht hunoert, fondern dreihundert Fahrzeuge.« »Ich versenke dreihundert, sechshundert, wenn's seyn muß.« „Aber Du mußt die Schiffe mit Ankern und Ketten befestigen, sie wcrdtti sonst durch die Flut und die Strömung fortgerissen." »Ich werde sie schon befestigen.« »Aber dann verschließest Du daö rothe Meer nicht nur den Engländern, sondern aucl) allen übrigen Nationen! dies wäre das Verderben deines Landes.' Hussein wurde nachdenkend. . ^ »lleberdics,« setzle ich hinzu, »würdest Du Dir nicht nur die Engländer, sondern alle europäischen Völker zu Fcin-ven machen, und die handeltreibenden Nationen würden sich vereinigen, um die Durchfahrt wieder freizumachen und Dich anzugreifen. - »Dann ware es ein heiliger Krieg," erwiederte Hussein; »drei Millionen Araber würden zu den Waffen greifen. Dazu haben wir zwei Verbündete, gegen welche die Soldaten au> ten Westländern nichtö vermögen: Fieber und Durft.« .»Du willst also, um oeine Privatrache gegen die Engländer zu befriedigen, die ganze Halbinsel mit Feuer und Schwert verwüsten lassend W8 .. »Ich habe em Gelübde gethan." Wenn ein Muselmann sagt' ich habe nn Gelübde gethan, so ist nichts mehr zu antworten. Ich schwieg, Hussein sah wohl, daß ich nicht aus Ueberzeugung schwieg. »Die Engländer," suhl rr fort, »hindern ren Groß-hcrrn, meine Eouveränetäi anzuerkennen j oic Engländer suchen ihn zu bereden, mich aus den Sradten des Küstenlandes zu vertreiben und meine Brüder und Soldaten durch Paschas nnd türkische Garnisonen zu ersetzen; die Engländer erbieten sich, diei'e Paschas und Garnisonen zu bezahlen, da die Pforte nicht reich genug ist, um die Kosten zu bestreiten . . . Kurz und gut, ich habe ein Gelübde gethan.« , ,..^ ^7 ,,^^„ Ich schwieg. »Alle meine Vorkehrungen, < fuhr er fort, »sind an verschiedenen Punkten des rochen Meeres getroffen, nnd einige zuverlässige Freunde werden genügen, um meinen Plan in Ausführung zu bringen." »Aber,« enlgegnetc ich, ,>Du könntest Dich ja, ohne das rothe Meer zu verschließen, mit oen Wahllbiten, mit den beuten von Ässir uud den Aoramilen verbünden, um die Engländer au6 Aden zll vertreiben.^ ^, »Das bin ich Willens," sagte er. ,^. .- , < .,. »Wenn Du diesen Plan hast, kannst Du aus mich zählen." »Du mußt nur behilflich scyn," >Ich werde thun was in meine,» Kräften steht) ich will nf!thigensalls an deiner Seite mein Leben lassen, aber den Plan mit der Schließung der Meerenge mußt Du aufgeben.^ , »Warum?" »Ich habe vie Ueberzeugung, oaß es dein Verderben seyn würde.' !29 .Ich babe em Gelübde qethan, wiederholte Hufsein mil finsterer Miene. >Abcr wenn Dli denselben Zweck durch ein anderes Mittel errelcben kannst, sr wirr del,, Gelübde immer erfüll:.« .>Dao andere Mittel ist nicht so sicher," erwiederte er. .Das wird sich zeigen.« . ^ch babc Freunde in der Stadt; ich lasse die soma-Ueuslschcn sillier und die «nohamnicdanischen Einwohner aufwiegeln; sie sollen Feuer anlegen, und während die Engländer mii dem ^ö,chen beschastiqt sind, ^rcisV ich die Stadt mit fünf-zlqtausend Mann an. " 'Kennst Du die Städte« " 1 >.« .-«-s Ja, vurch die Vcrichte rrr Araber." "''' '^ ? ' ° - ,>Wcißs Du. an welchem Punkte sie am leichtesten anzugreifen ifN" >Von der Nord- und Dstseite." >Aber eo ivhlt uns a>, Artillerie.« >Iä' nehme Aden mit Sturm; ich opfere nöthigenfalls zehntaustnr Mann, >t^s lst nu gcivaqtes Uitternrdmsn." "^ '"5" ,)ch werde im Namen veS Propheten streiten.« ,Ich sa^e Dir, daß ich Dir nach Kräften helfen werve.« ,?^a, Du haft es qesa^t,« Soll ich Dir bellen^« ' ' ' " .Ja," »So ichicte micl' nach Aden; wir habcn nichts zu thun, so la.,a,c als die Schmelzöfen nicht fertig sind und der Sand nickt anstemmen ist. In vierzehn Tagen bin ich wieder l)ier.'< Du wirst also wieder kommsn?« ,Ich schwöre es bei dem Hrophelcn," «Vei dem Haupte deines Vaters, c»en die Engländer qetödtet haben,' »)a, bei dem Haupte meines Vaters ^« " »In vierzehn Tagen?« -. ^! :-,... ,^pi . ^: 7 ..Ia.' Ick qebe Dir ^wan^ig taqe Zeit," »Aber." setzte ich hinzu, da er noch zu zweifeln schien, »Du muß« mir ;wc> zuverlässige Veqleiter mitqcben. die mir nöchigenfallö beist>beu uuo als Führer dicuen können. Diesel Vorschlag schien den Zcherif Hussein sel'r ;u ?rf,vv>en, »Ich n.'erde Dir ;wei Vcute mit^el'ell," sa^te e>^ als ob er mir eine besondere Gunst enolese. »Aber wle wiUst Du in die Stadt Aden lommen?" -' : < >> '^ ,>Alö lürkischer,^.nif,!l^nn. ver do>t W.!>N'sn sintausen will." .>(5el ist qnl." , > ' »Du saftest mir. dajj Du ^reunoc in Aden hadest. Du kannst mich denen empfehlen, d«e veined Vertrauens am wür« vifsten sind. Du ivirst einseden, dasi ich meinen Kopf aus s Spiel setze ^ ivenn ick entdeckt weroe, bin icl' >'in Hpion und iverde fiehäna.»," ..(5in Vrief von >n>l N'ürre Dich veroächliq ,nachen^ es ist besser, Dir »on !>inem diestqen K.nifmanne, etwa von einem Banjanen, ein (tmpfel'lnn^öfchrelben .,ebe» zu laffeil. Auf diefe Weise nnrd nicht einmal die Person, a» ivelche Du empsol'le,, bist den Zweck oeiner :)tei,e wiste». der qroße Veiranl «st vor oer thür. »no ich brauche v,,!e Waare» ;u Äesckenlen, Du sannst also mein llnterha'ndkr se'»n, .Hint, aber der Anfauf dieser W^^ren wird ziemlich 1IN yiel Zelt tosten^ Du oarfst Dick daher Nlcht wundern, wenn ick diesem Gescbafte nur wenia. Aufmerksamkeit widme." ,.Du bast qan; freie Handl die Waaren sind ja nur ein Vorwand, ein Mittel ^ur Erreichung eines großen Zivockes," ..Könnte ick nichl als Beduine vertleidet in die Stavc gehen, alo ob iä' ;u Marfte qincze? ^Das wäre schwer- Du bast ziemlich die Harbe, aber nlcht die Gestchtsbildunq eines Arabers; die Araber würden Dick als einen ?vremden errennen uno angeben.' »Gut. iä' werde iniä' nack den llinständett richten.^ »Wann rmesi Du ad?« »Wann Dll wilist.« Hussein sal? oen Himmel ani einiqe Wollen zoqen schnell qegen Süden »D,r Wino ist qut,« saqte er, »)n einer Stunde tannst Du auf einem meiner Dromedare den Weq itach Ghe^an zu-rückleqen. ^ch yebe Dir emen Brief an oen Zberis 'Ali. meinen Neffen, der wqleiäi den dcil>>n Sealer i!N ^asen ^li oei' ner Versnqimq stellen wird,' '< Aber meine ^nivftblunqsschreiben .,, »l^s ist wahr. Du fannst erst morqen »vriih abreisen,« " -.Zu welcher Stundei'" ' .Vc, Za^csanbruch." °.:^i ,..^^^!X n' :^s N' '>Gnt, inorqen b»'i ^i^e^aiidruck l?ole lck oie Vriese uno oas Verzeichnis« der Waaren, die >cb für Pich tause" soU.« »Komm erst border, iven>l Du aus nner l^cke meiner Terrasse eine volhe Kahne siehst.« Zehn Minuten, nachdem ich dieses Ziqnal gesehen, war lch b,l Hussein, »Merkt Dir dieses Signal," sagte er su n»r^ „wenn 1.^2 Du künftig dle rothe Fahne auf den Zinnen memei Citadells wehen siehst, so ist es ein Zeicbcn, daß ich Dich zu sprechen wünsche^ das Nachtsignal wird auö zwei am Ostende aufgesteckten Laternen bestehen.« , Diese Signale wurden in der Folge oft aufgesteckt. Gezttl,. — Der 5t)eris Ätt. — Meiler eine Mhrt nuf dem rothen Meerc. ^" Meine Briefe warcn bereit, die Dromcrarc gesattelt^ zwel abyssinische Eunuchen ausgerüstet, um mit mir abzureisen. )ch nahm Abschied uon Hussein. Vor der Tbür erwartete mich dcr Kbasnadari er über« gab nur lm Namen des Shcrif eine» Beutel mit Goldstücken. »Der Herr,« sagte er, »wird dem Haus zu bewachen wissen; Du kaunst gauz unbesorgt seyn.« Da man mir die Vorse ungezählt eingehändigt hatte, so gab ich sie ungezählt meinem Diener Selim. sz:.^ ^" >Vewahrc das Geld sorgfältig auf.'< fagtc ich zu ihm, »es soll zu Emtäufcu für oen Shcrii venvcnve: werden.« .>Oder zur Bestreitung deiner persönlichen Bedürfnisse," sehte der Khaßnavar hinzu. In der Börse mochten in englischen und egyftischen Guinten etwa sünfzebntauscnd Francs seyn. »Der Beutel ist sehr schwer," sagte Sclim; >wo soll ich >hn aufbewahren^« ,. , , ,>In deiner Dschebbirah." Die Dschcbbirah ist eine Art Säbeltasche, die am Tal-ttlkncpfr befestigt wird. ° ,,,,. ,>Die Börse ist zu groft,* cnlgegnctc Selim. »To lheile die Summe.« Gr gab mir, ohne zu zäblen, einen Theil des Geldes und nahm den andern. Ich batte das größte Vertrauen zu ihm, und habe nie Ursache gehabt es zu bereuen. Wir hatten siebenLieues zu machen. Der Weg war eben und sandig; hier und da tauchten kleine Oasen aus der Ebene auf, und glänzende Stelleu, die sebon ^on ferne in der Tonne schimmerten, deuteten auf Salzlager. — Wir legten die gai^e Strecke in anderthalb Stunden zurück. Eine Lieue von Ghezan bemerkten wir das Meer und horten das Brausen der Wogen. Der Meeresspiegel glänzte durck' die Mmämitte der Gebirgskette Dschebel-Ibn-Iakub, Nln sieben Uhr Morgens stiege,i wir vor dem Zollhause ab. Die beiden Abyssinier ließen inieb dort und begaben sick mit dem Schreiben Hussein s ;u dem Sherif Ali, der sogleich fam, u>n mich zu begrüßen. M war derselbe, der mir einige Monate früher eine Eseone verweigene, wril er leinen Befehl dazu erhallen hatte. , ' ',' Ali führte mich in sein HauS, ließ Erfrischungen bringen und gab Befehl, für mich ein kleines, aber schnellsegcln-des Fahrzeug auszurlisten. Die besten Segler nnv die Fifeber-barten und bieten auä' !?en Vorlhei!, t»<,s; si,» ^m n'cnigfien beachtet werden. (5s versteht stcl', oaf? ich dein Hberif 'Ali den eigentlichen Zweck ineiukl 'Ueisc nicht erzablte. «s n>ar Befehl gegeben worden, mir ein Schiff ^u '.'erschaffen, aber es war nicht einmal betauiu, wohin dieses Schiff mich bringen sollle. Ich nannte gesprächsweise die Stadt Dschidda. Die Barke war bald gefunden uud gegen neun Uhr fegelfertig! aber sie sollle erst um Mitiag die Anker lickten, weil sich der Wmd gemeiniglich erst gegen eilf Uhr erhebt. 134 Wenn er um die Mittagsstunde nicht weht, so daurr: dic Windstille den stanzen !ag, '^^ "?'i ^ " Wie immer, machte melne Anwesenheit großes Aufsehen. Melne beiden abyssmischen Eunuchen verdoppelten dtt Neugicr; man biett mich, wic überall, für einen Arzt. Fünf oder sechs Kraute sucltten Ratb und Hilfe bei mir, vielleicht 'rar die Neugler der Patienten großer al? ibre Krarikbeit. Selbst der Slierif Ali sül'lic nch unwohl. Die Weiber zumal klagten fast ohne Ansnadme übcr dieses oder ienes seiden. Ich katte nalurlicb niän Zeit eme (5lir ;u unternehmen. Gegen ;nvl Uln bestieg ich nnt den Eunuchen des Scherif und mit Selim die Parke. Ich balle die Zeit benutz« um pebensmittel an Vor? briuqen ;n lassen. Der Nordoft-wind war sebr qünfti^. A>« wir aus dem Hafen ausgelaufen warrn, mußten nur, um die Klippen ;u umsegeln und in gutes Fahrwasser ^u rrmmen, gegen Weste,, steuern. Wer uns am Hafen zusab , fonnie glaubc>i, wir lavirten un» die bol'e See;u erreichen und den Weg »ach Dschivda zu nehmen. Als wir binter der großen Insel Segio waren, befahl ich auf Motla loszusteuern. Der Schiffspatron, der die Reise nach Dschidda zu machen glaubte, war liochst erstaunn abtr lch kümmerte niicl' niä'l >m nunvestcn um sein Erstaunen und wieoerbolte den Volehl, in südöstlicher Nlchtung zu steuern. Er nuifne geborchen, denn er war unbedingt zu inei-ner Versügung gestellt worden, seine üble Vaune wurdt durch das Zureden der beiden Abvsslnier und durck das Ver-sprechen einer guten Belohnung beschwichtigt. Nicht minder beunruhigte ihn mem Befehl, aus dem offenen Meere ;u bleiben. Auf dem offenen Meere fährt «an immer betracbtlick scbneller. als an ven Küsten, wo man 1^5 wegen der vielen Klippen und Inseln große Vorsicht ge^ brauchen muß. Unsre »Saja" machte übrigens ihrem Namen alle Ehre; 3a,a beißt nemlich fr viel als »Eilbote". Wi' fuhren init emer Schnelligkeit von ^wols bis dreizehn Knoten in der Stunde. Diese Schnellsegler haben freilich kein Verdeck und erfordern eine sorgfältige Führung! aber unser Patron war ein trefflicher Steuermann, er tanme den Gebrauch des Kompasses und lenlte feine Nußschale mit Hilfe seiner vier schwarzen Matrosen außerordentlich gut, (Hegen Abend wurde der Wind stärfer und trieb une fo rasch fori, daß »vir am andern Morgen dei Hagesanbruck dem Hafenorie Hodeida gegenüber n'aren. W>r hatten etwa fünfzig ^icn^ gemacht. Der Vulkan Dschebel-iar >var bereits lunscgcll; in der <"vclnc sahen wir di? fleinen Zabngar^ Inseln. Das Geschick war mir fo günstig, als ob es gewußt hätte, vaß ich (5ile habe. Unsre ^ahrt wurde durch keinen Unfall verzögen. )lur wurde das rothe Meer merllich schmälere d>e beiden Küsten waren taum noch dreißig Kienes von einander entferni. Man sah in ocr rwarmnq , etivas '.'»!< mir herauszulocken, sagte er gegen Aben? »Morgen früh kommen wir nach Motra.^ ..« :.^.n:ü »Wenn es GotN's Wille ist,« antwortete ick. Diese Antwort schicn »r sin eine Vejal'una, >u nolinen. ^n der ^iacht benu-rtre >ch, das; >vir r>er Küste na'ker lamen. Die Feuer schienen mir nur etwa orei ^ieucs enn'crm zu ftv». Uebervies bestärltc mich crr Compaß in »»einer Ver» inulhung. Der Himmel w.»r prächtig heiler, e5 n?I eine zahllose Menge Sternschnuppen. Aul andern Morgen besaiidcn i^ir unö wirlllct' lin An» gesicht von Molla. Wir erlannicn deutlich ol'ne ^erinoln d?» Palinenwald, der oic Htadi nmg!bt, «no die ^or^üalicb' sten Gebäude. In der nen Abussiniern fiel eo nicht ein, das; ivir weiter reuVn werven d,^ Motta d,c osficielle Hauptstadt des ('''nür Hussein >st. ,">ch bl-m.ltc, daß ich ^um erstenmale oacl Wort , (5imr" statte Hchcril gebrauche. VeipeAu^rnctc sind ^enNick gleich- 137 bedeutend. Schern heißt 10 viel als »Edelmann", d, i, Nack^ komme Mcha»nneds,<^mir heißt so viel als FürftoderHäufttlinq, Während wir >Nlf Mokka lossteuerten, gab ich plötzlich Vcfel'l, wieder die höbe 2ee ;u gewinnen und gegen das Gap Naz-Firmah zu segeln. Dieses sehr hohe Vorgebirge an der abyssinischen Küste hat dtr l^orm eines Sattels und wiro deghalb von den Arabern »Dscbeh^Serge" s Sattelberg) genannt, wi Das (Erstaunen meiner ^eute war unbeschreiblich: ohne das Znteden mciner Al'nssinier würde der Parron ineinem Befehl schwerlich Fot^c geleistet habcn. Das Mertwürdigste der Sinianon war, daß meine Abvssinier, wie streng sie auch die Polizei am Vord handliabm» , mindestens ebemo verdrießlich waren wie die Andern, daß wirnicht inMokt.i landeten. Das Meer war nnr noch zehn bis ^wölf ^ie!>e>5 breir. Wir draiiebleii vabcr nur dritlhalb Stunden, n>n dae> (5a<. Ra;-,virmah ^u erreichen. Das Erstaunen meiner ^entc war um sr qrößer da aus dem Vorgebirge nicht ein einziges Hauo ftcht. Nur Selim dlied csnnz ruhig 1 er qinq mit nur, wohin? oas »rar ihm ziemlich gleichgiltig. Der Patron machte mir dringende Vorfttllungen' wn müßten in Mokla landen, uin frisches H^asscr einzunehmen. Ich antwortele, wir würden an« Cap Raz-Firmah landen, um ails einer mir belannirn Zisterne unsere Fässer ;u füllen. >Äber wenn wir Wasser eingenommen haben,' sragte er »wobin fahren wir daun^ »Wohin ich Dich fuhren werde, antwortete ich. Der Patron schnttelte oen ttops, seine Neugier wa, bereits in Äesorgniß übergegangen AIs wir an« ^,n,v stiegen, gab lch Vefcdl, dort zu übernachten. Wenn wir weiter gefahren waren, hätten wlr 138 die Mcerengc mder Nacht erreicht und da5 woUtc lch mcht. Ich hatte die Reise unternommen, um zu sehen, und in der Nacht würde ich wenig gesehen haben. Der Befehl, auf der Küste zu übernachten, rief beinahe «ine Meuterei hervor. )n dem Lande Anakil, das wir betre° ten hatten, hausen verschiedene Stämme der Gallao, welche wegen ihrer Räubereien berüchtigt und gefurchte! sind. «,5s ist die Heimat i>er schwarzen Löwen Die unter der Gewaltherrschaft dieser Löwen stehenden Heeroen sind eine eigentbm«-liche Gattung Schafe mit schwarzen Köpfen, sscttsä'wänzen und Schweinsborsten. In der Nähe des Wasserbehälters fand ich Fahrten von Gazellen und Löwen. 3n den Gebirgen leben viele wilreSchafr mit sebr langen gewundenen Hörnern. Die Klage» de, Schiffslnttr waren in rer Tbat nickt ganz unbegründel; wir begaben nne daher, n^chdeni nnv das nöthige Wasser eingenonimen, wieoer an Vord, und ich ließ in einiger l5ntsernl>ng von derKüfte venÄnker werfen. 5n der Nacl'fhörlen wir das Gebrüll der Löwen, die sich der Küste näl'erten, vermuthlich um an dem Wasserbehälter ibren Durst 51, löschen. Die hundcrl Meier, welche uns vom Lanoc trennten, schienen den Seeleuten gegen einen unwilt fommcnen '^esnch »es >iönigo ver Wüste keinc hinlängliche Sicherheit zu bitten, renn sie lrasenallemöglichenVorlehruN' gen zur Abwehr, Wer übrigens einnuil dao Vrnllen des Lö'ven in der Wüste oder imW^lde gehört hat, vergißt eo nie wieder. Bei Sonnenaufgang gab ich, sobald das Morgenqebet verrichtet war, dao Zeichen zur Abfahrt, «Aber wohin soll ieb Dich denn führen^ tragte der Schissspatron. »Gerade aus," anlwontle ich. Wir steuerten auf dir ^n>el Perim zu. ' 139 Die tztraße Nah-el-Aiandeh. Brandung in der Nucht Vir^hmed. — Nes0sslw5cirung. 'N Gegen ^wk! Uhr Nachmittags waren wtr rcr Insel Penm bis auf zwei bleues nahe gekommen. Die beiden Ufer des rothes Meeres, welche einander bis znr Straße Vab-el-Mandeb >>nmer näher kommen, sind an jenem Punkte schon ohne Aernrobr sichtbar, obgleich in dem leichten Nebel, der fie bedeckt, die Gegenstände mcbt dcullich zu unterscheiden sind, Veide Küsten bineli einen traurigen Anblicke nichte als Sand, davon an einigen kahlen Felsen sehr wenig grüne Vanmc. Die Insel Perim ift eiwas grüner und irischer als die übrige Landschaft. Als wir i,l die Nabe dei-selben kamen, bcfabl ich dem Patron, sich ;mn Fischfang zu ruften, (5r wußte nicht wao er davon delilen sollte, aber er mußte gehorchen. Ich sürchtelc. wir könnten von einem englischen Schiff beunruhigt werden, wcnn unser Fahrzeug nichl für eine ssischerbarke gehalten würde. Uebcrdics sollte nicht zu schnell gesegelt werden, denn ich wollte dlc Ortoverhäll-nisst genau in Augenschein nehmen, nm mich z>l überzeugen, ob die Ausführung der Plane Hussein's möglich sey. Zwischen der Insel Perim und der Küste des Bandes Adajcl lft das Meer etwa drei Lieueö breit. Die Insel, welche der ander,, Küste näher ist, liegt gerade vor dem Car Nab-e!-Mandeb t.>Pforte der Thränen«). Zwischen ihr unr dem l5av liegt die sogenannte Pilotemnsel, welche recbtö und 14" links ein Fahrwasser von einer balden Lieu? Vrcüe und dreiunddreißig bis uierunddreißig Lieues Länge hat. Ick warf das Senkblei aus und fand ans der gangen Straß? eine Tiefe von zweiuudzwanzig bis achiund^wanzig ?aden. Dies war mehr als hinreichend fur die größten Schiffe. Der Plan des Scherif Hussein war also ziemlich unausführbar, um so mehr, da die Engländer auf dfr Insel Verim unv der Piloteninsrl FchungZwerke anlegten. Gegen fünf Nl'r fuhren >rir durck die Mcennqe und an der fleinen Inselgruppe vorüber, die bei den Arabern den Namen der >.Acht Prüder« rührt. Der indische Dcean that ssch vor u»s auf. Das Erstaunen meines Tchiffspaironö ivurde ;l>r Ve-stürzung. Ich befahl ihm an der arabischen Küste bin ^u fahren und sicl^ nur etwa eine Lieue von derselben zu entfernen. Die Nacht war angebi^ä'cn, '>>ch gefiebe, vas; ich in jener Nacht wenig fchlief. Am andern Morgen, bei Tagesanbruch umftgelie» ivir las Vorgebirge »Raz-Arimora', von oen Europäern vas »Cap Sant-Antonio' genanni, Dao Vorgebirge blldet die äußerste Spitze des Dschebel-5oried. (>ndlicl', gegen fünf Uhr Nachmittags gab ick Vescdl, in der Vnchi voil Vir-Ahme? i»'lhmcvbrunnen") dcn An-fer;u werfen. Ans oen eilroväischen karten Hai diese Äncht feinen Namen, Ick schickte sogleich einen inclnll Eunnä'l'n >n das rlcine Dorf El-Hl,dsch mit dtinVefel)! inir M.niltbiere oder Esel zu bringen, ^ch beabstäuigre, in dein Dorfe zu wohnen und nacb Aden als Nachbar hinüber ;u reiten, Meunn Eu l41 suchen erwartete ich crft am andern Morgen gegen Mittag, denn er hatte mindestens sechzehn ^ieues zu machen, und nur auf dem Nückwegc fonntc er reiten. Zu meinem größten Erstaunen hörte tch Geräusch am Ufer. und erkannte seine Summe im eifrigen Gespräch mit mehren Arabern. Statt nach El-Hüdsch zu gehen, war er nur bis zum >.Bli-Ähmed" gegangen; denn neben dem Brunnen hatte er tm fleinrsBcouinendorf gefunden und daselbst die zu unserm Transport nöthigen Efcl gemiethet. Diese frühe Rückfebr lam nur trefflich zu Statten. — Um zwei Uhr Früh war ich zur Abreii'e gerüstet. Ich nahm nur einen Eunuchen mit, um durch mein Gefolge nichtgroßeö Aufsehen zu inachen, Icb begab mich mit Selim auf vie Seile, und während er imr beim Umlleidcn behilftich war, empfahl ich ihn«, die Barke, welche in der Bucht zum Scheine nschcn sollte, keinen Augenblick zu verlassen. Wenn ich ihn brauchte, wollte ich ihm den Eunuchen schicken. Zu Bir-Ahmed machte ich Halt. Aber nach einer Stunde setzteil wir unsern Weg fort. Die Eseltreiber waren unsere Führer. Dlc Araber sprachen ven rcn Engländern und von den Arblilen, welche sie zu Aden ausführen ließen. Ich verstand Hen»:.) l?avon, um mich zu überzeugen, daß die Pevolterunq so frmdsclig gegen sie gesinnt war, wie der Echerif Hussein nur wünschen konnte. Ich ho'ne, daß täglich Engländer ermordn würden und daß sich die rothen Uniformen nur mit großer Gesahr eine Stunde weit von der Stadt entfernen lonnten, denn die Gebirgsbewohner machten sich dao Vergnügen, die Nothrö'rte zur Zielscheibe ihrer langen Flinten zu wählen. Eo war gewiß , oaß Huffein nöthigenfalls auf den Beistand der Eingebornen zählen tonnt». 142 Oegen neun UdrMorgens tamenwirnachEl-H»dsch. Ich stieg vor dem ersten Karawanserai ab, Diese kreisförmigen Herbergen mit ,hrem Brunnen in der Mitte und ihren fünfzig Zimmer» im Umkreise sind hockst be^iueni für die Reisenden. Man tritt ohne Umstände ein und sagt guten Tag. ohne Nechenschaft ;« geben wohcr man koinutt uno wobm man geht. Der Nirtb, der zugleich Vader. Barbier und,ssaffeb-sieder ist, beantwortet ille Fragen, ohne selbst eine Frage ;u thun. und wenn der Reisende Abschied nimmt, begnügt sich ycr Wirth nut einem kleinen Geldstück. Hei der Anfunst nabul ich mir ein Zimmer wie die An» dern: aber ick behielt es nicht lange, ^eves Zinnner hat keine andere Deffnung, als die Tbür, uno folglich keinen ^»lft^ug, eine große Un.nnll-bmlickkcit i>? clnem ^'ande ivo d,r Zhermo- metcl in der heißen Jahreszeit auf zwelundvierzig blO fünf^ zig (^raoe sielgt. / " ^ -uN -^'k':' Dlese ilmperatur, welche um mi Driltbeil höher ist als die ^nn» 'Ausbrüten ?er Zeidenwuriner nöthige Wärme, brütet leider auck anoerc lhierc aus. Kaum lag ich in dem unheilvollen Zimmer, so fühlte ich mich von tausenD tadeln gestocken. I6) findete >ine Wach^ter^e an und sah nach. Gs war fchauve»haft anzusehen; ich fand eine n-, und Tausend« fuß, — aber nicht paarweise, wie in -lirah -j ')I»'cbe, sondern ;u lausenden, ^u Millionen! Ich flüchtete mich in den bof mmen unter die Ka-medle — lner halte ick eine angenehme lieberraschung ander.', A»t, ick machte die Vetanntsckaft eineS lhi,res, vaö di^ Kamehle in besondere Affettion genominen hat, sich aber im ^olhfalle auch mil Menschen begnüg». Der wissenschaftliche Name »st mir nicht bekannt, aber ich glaub. l4li »hm nlcht Nurecht ;u tdun, wenn ick es mit dem europäischen »Holzbrcke' vergleiche, der sich auf Kosten unser Jagdhunde mästet. )ch rief meinen Eunuchen. Dieser dieß Osman, wie in einer Tragödie von Racine, „Osman,« sagte ich. »es ist mir unmöglich, fünf Minute» länger dier ich wiU an nnen Orl gehen, wo fein Ungeziefer ist. Zucke mir eine Wol'nungi ich bleibe keine Stunde hier." ^iinnn Dick in Äcb»,« warnte Osnian, >D>l wirst Dlch verrathen.' ,>Und wenn illail »nick i'rlrnnt'" cntgegnete lchj >»tch wiU mich lieber hänge», >ilo von diesen abscheulichen Thieren fressen lassen. Osman erklärie inir, ich ivlirot überall dasselbe uno vielleicht etwas noch Schlimmeres finden. Aber er fand einen Ausweg. (5r sl,tfnnte sich und gab mir mien Winl mich ;u gedulden. Gleich darauf I^nn s, init elneni »Siril" und einem Sacke 2on gefirnißtem Vaumwollstoff zurück, ": "'' Ein ..Sirir ist ein auf vier Füßen ruhender Nahmen, 144 der mil einem Gurleiibttl große Aehnlichteit Hai, nur. oaß er statt der Gurten mit Stricken aus Valmblätteln bc-spanni ist. Dies war das Velt. Der Sack war zugleich Matraye^ Betttuch u,;d Decke. Gr stellte dieses Veti draußen uor dem Kaffehhausc auf, und zeigte mir ein Dutzend Reisende, welche ;u demselben Mille! ihre Zuflucht genoiumen halten und durch lhr Schnarchen bewiesen, daß ne sich nicht schlecht befanden. -^^' Vor Allem sollte ich mich meiner Unterkleider entledi-qen unD in den Sack tnechen. Aber der Sack lam mir in ^rzug aus Reinlichkeit verdächtig vor: ich legte ihn daher als Kopfkissen flammen und streckte mich in volleü Kleidcrn alls den Rabmcn. Dieseo >in vollen Kleidern < hatte im ^cmoc )eme» freilich nicht die Bedeutung, die cö bei uns lVu, > » nn Ich konnte nicht schlafen. Mein europäisches Zartgefühl, verbunden nut den verschiedenen Gefahren, m denen lch mich befunden und die mich zwangen, nur mit Einem Auge zu schlafen, haben mich dergestalt an daö Wachen gcwöhnl, raß ich ietzt noch in iN'antrrich, wo meine Ruhe weoer durch Feinde noch durch Insecten gestört wird, sehr wenig »chlafe und steio bcreii hin, hei dein mindcstcn (^ieräuschs auS dem Vetle;u springen. Ich war eigentlich mcht geloininen unl ^ll schlafen, zu lauchci,, Kaffeh zu schlurfen nnr Älmeen tanzen,^u fehen: ab>r iver eiinn Muselmann vorstellen will, darf sich nie beeilen, ^in Muselmann i'at immer Zen, .ilur die Juden uno Christen, inobcsonderc die Griechen, haben Eile, und mil der Htit gewöhnen auch sie sich an diese allgemeine irägheit. 145 Ueberdieö durfte lck bier noch weniger als anderswo meine religiösen Pflichten versäumen, Ich verrichtete daher nebst den Nebligen mein Gebet, ')iach rem Gebelc wlrd gegessen. iDtzman halte mir ein Huhn mil Ncio zubereitet. Ich aß schnell mein Huhn und dachte dann an meine Geschäsle, Vor Allem mußte lch die Lage von (51-Harsch beobachten. Osman mußte sich, um meine Neugierde ;u befriedigen, nach der Bevölkerung und insbesondere nack den angesehensten Kaufleuten erkundigen. (5l-H«d»ch ist ein großeo, niä't schl starkbevölkertesDcr^ die Einqebornen und ^'anvleute und Handwerker. Die wechselnde Vl'völternna, besttbt aiis Vcduinen, welche Vieh, Zucker, Kancb und Wolle zum Verkaufe bringen. Diese wechselnde Vevölkerunq, welche qegen die (Engländer sehr erbitten ist, cnlffsln rdrr näbert sich, je nachdem Krieg oder Waffenstillstand ist. Wenn die (5>,gländer über dic ibnen gc» lcdteien ^emc böse irerden, ''o ziehen sich die Beduinen in d,e umliegenden Gebirge zurück. Die (ingländer werden dann nicht mebr »odt geschossen, »nan läßt üe verbungern^ sie müssen dann ibre ^'bentzmittel '.'on d>r Dftküste Asrifa «, von Mauritius oder (5<>,ilon bolen, Wenn sie striede machen, so ist der Marlt wieder mil Lebensmilteln übcrsüllt. (5ö liegt daher >m ^nlrressr der Engländer, bei dem Appel lbrer Soldaten em Auqc zuzudrücken. Die Beduinen beballen dae einge,!0lNülillc Geld ln Handen, ,,„d wenn sie Waffc>l und Pul^i lausen inüssen, femml das engliscke Geld in Vorschein. l5l-'Hädsch lisgi >ß l,i^ ^i^, englische Meilen no'ldlick von ^lten^ imn, braucht wegen der beiden zu überschreitenden Bergketten rmc ganze Nacht, um den Weg zu machen 14'> Die ganz von Vt-rgen eingeschlossene Umgegend von El-Hädsch ist Hut angebaut. Am Tage ist die Hitze sehr drückend, die Nächte stud außerordentlich feucht. Nachdem ich fast den ganzen Tag die Umgebungen in Augenschein genommen, machte ich dem Scheikh einen Vesuch. Er hieß Sidi Ahme?. Ahmed ist das Verkleinerungswort von Mohammed. Sidi Ahmed ist nur der Beamte eines andern Ahmed, der weit mächtiger ist als sein Namensvetter. Der wahre Ahmed ist der Sultan vor Fadeli, der König des Gebirgslandes; er allrm kann zwei- bis dreitaufeno Mann ins H'eld stellen, aber mit Zuziehung der ihm ourch furcht unterworfenen Stämme kann er die doppelte Kriegerzahl zusammenbringen. Diese Gcbirgsleute sin? treffliche Zchützen, welche bald dem Steinbocke oder Panther, bald den Engländern auflauern. Mein iitcl »Hädschi« verschaffte mir überall eine freundliche Aufnalnne. Mein grüner Turban verkündete ihn, wenn mein Abyssinier nicht va war, um ihn zu verkünden. Der Gchellh wollte den Zweck »»einer Reise wissen. Ich reiste in Handelsgeschäften i ich war ein türkischer Kaufmann und kam gcradeö Wegs von Mella. Vr erlunolgte sich uach den, Sheriff von Mella und nach dem Pascha von Dschidda. '>ch wußte über den Mascha wie über den Therif genügende Auslunft ^» geben. Dann leulte fr das Gespräch auf die Politil und sr^gte was die Engländer im Schiloe führten. »Meine Handelsgcfchäfle, ' erwiederte ieb, „nehmen meine ihätigleit zu sehr in Anspruck, als vasz ich mich mlt Politit beschäftige» könnte," Da lch so schlechl unterrichtet schien, glaubte oer Theifh sammt den ihn umgebenden Personen desto redseliger scyn z„ müssen. Aus allen ilnen ?l.'orle,i sprach tiefer Haß gegen die !47 Engländer; nur bei oem Scheikh würd? dieser Haß ourch Habsucht gemildelt. Im Grunde brachten die verhaßte« Engländer viel Geld ins Land; sie mußten Alles nach dem Londoner Conrse bezahlen. Einen Engländer betrügen war ein verdienstliches Werk, wer einen Nothrock codtschoß, erwarb sich ein noch größeres Verdienst, aber man lann nicht immer thun was man will, und thut daker was man kann. Wer eincn (^nglanrer betrogen over bestol'len balte, rühmte sich dessen laut, cm Mord hingegen wurde sorgfältig verschwiegen. Wenn ein Engländer todtgeschoffcn irar. so beklagten die Eingebornen das Unglück und suchten den Mörder auf; abcr da sich der Letztere gemeiniglich unter den Suchenden besand, so wurde ? ;n 'Aden vorging! denn rn' Araber ist ein ^cbornor Spion, n-incm Scharsblick cmgel't »ichlä, er sieht uno bort Allco, ol'ne es ;u wollen, gleichsam instinttmaßig, nnd hat den Europäern gegenüber die l'arinloseste, unbefangenste Miene von der Welt, Dag Milchmädchen. de> Obst» und Gemüsedandler spionirr; vi« Handelsleute, welche ihre Wolle nnd Schafe ^l Marlte bringen, spioniren, und AUec«, was man gesehen „nd erlauscht bat, wird sogleich im (Gebirge wieder erwählt. Die Engländer .;ehrn ungeheure Summen .ins, un, d,e Araber für sich zu gewinnen. Sie finden zuweilen wohl einige Verrathet, aber nie einen Freund unter i!'"..',:. Um yen (He- 148 birgsbewohnern einen Schrecken einzujagen, knüpfen die Engländer zuweilen einen Araber auf?'Ein solcher wird als Märtyrer betracknet. oessen Tod gewiß durch das Blut von zehn Engländern gesühnt wird. Wahrend vicses volitischen Gesprächs befragte mich der Schcikh über nieinr Handelsgeschäfte. Ich erwiederte, daß ich die Reise unternommen, um Wolle, Kamehlhaarc und einige Ballen Kasieh einzukaufen, »Warum willst Du denn bier und nicht zu Mokka vm Kaffeh taufen?« fragte er, »Zn Mokka war kein Kaffeh mehr zu haben,, alle Vorräthe waren als 'Tribut an den Pascha von Eguptcn gesandt worden, der den Kaffeb an den Sultan nach Stambul zu liefern bat. ' Diese Antivort schien ihn zu befriedigen. »Aber," rutgeguetc er. »einiger Vorrath war doch noch dort^« , . »Allerdings; aber die Holländer hatten Alles aufgekauft. Ueberdies war mein Augenmerk nicht auf Kaffeh. son-dern auf Wolle qerichtet! ich hatte auch Hcstellungen auf indische Stoffe, die ich m Ade» kaufen wollte.« , . Alles dies war höchst wahrscheinlich. Der Schcikh hatte keinen Verdacht; er selbst trug mir Wolle zum Verkauf an und erbot sich, mir noch andere Verkäufer zuzuweisen und mir im qaiize» Gebirge sicheres Geleit zu gebe». Es wäre mir lieber gewesen, we,m er mir für die Stadt Aden seine» Schuh angeboten hätte. Ich sagte, daß mir oie Stadt ganz unbekannt sey. und zog einige Erkundigungen ein, - - »Wann willst Du nach Aocn gehen"" fragte er. ..Morgen, wenu's Gott gefällt,« 149 ' ^ö' »Ich will Dir emen meines Sclaven mitgeben, er wird Dich in meinem Namen an einige Vanjancn empfehlen.« Ick dankte ihm für seine Zuvorkommenheit und nahm Abschied. Am andern Morgen be> Tagesanbruch reiste ich mit Osman und dem Diener des Zcheit'b nach Aden ab. Wir ritten auf Eseln, um möglichst cinsach zn erscheinen und kein Aufseben zu machen. ; Aden liegt am Fuße des Oeblrges, dessen höchsten Kamm man erreichen muß, um vie Stadt zu sehen. Von der Höhe dieses Verges tonnte man die Stadt mtt Wallbüchsen beschießen. Das Vorgebirge, auf welchem sie erbaut lsl, hat ihr den Namen gegeben oder von chr erhalten. Viele Schriftsteller haben in dem Namen »Aden« eine geographische Bezeichnung des irdischen Paradieses erkennen woUen. Der Unterschied zwi''cben »Aden und »Eden ist allerdings sebr klein. Die (5nnernunq >.'on der Meerenge Bab-el-Mandeb betragt erwa ^ranzig Kienes. Die Stadt, obscbon von den Engländern zu emem festcu ^l^tz umgestaltet und von den Eingebornen verlassen, zeigt immer noch einige Ueberreste ihreS vormaligen arabischen Glanzes, Alle neuen Bauwerke stnd von den Engländern errichtet worden. Die Umgebungen der Stadt sind ode uno unsruchrliar; oaö Gebirge Schcmscham streckt überall seine nacklen Granit« 150 gtlippe empor. Dte Luft ist ungesund, das Wasser kaum ge meßbar, und aus diesen beiden zerstörenden Elementen ent» stehen Ruhr. Lcberleidcn. Wassersucht und Hautkrankhttien, Selbst die Eiugebornen, welche doch an das Klima und Wasser gewöhnt seyn sollten, haben ein kränkelndes Aussehen; man knnn daher denken, wir schlecht sich die Europäer befinden. Die Engländer wechseln jäbrlich mindestens ;wei Drittbeilr ihrer Garnison, Sei.dem der arabische Handel fast vernichtet ist, erhält die Stadt nur dureb pie indiscke Post einiges ^'eben. Die wenigen orientalischen Kaufleute, die noch in Aden wohnen, finden in oiesem Verkehr die Mittel, einige itner Waaren abzusetzen; aber der Großhandel befindet sich fast ausschließlich in den Händen der Engländer und Vanjancn. Die Bevölkerung von Aocn besteht größleiuheils aus Flüchtlingen, welche theils aus Sana und Abu-Arisch, theilö aus Egypten und Persien herübergekommen sind. Die Zahl der Einwohner beträgt etwa sechstausend, und fast ein Drit-tdeil derselben sind Afritam'r nnd bei den ,vestu,igsbauten beschäftigt. Die engllschc Besatzung bestelu aus etwa zweilausend Mann Infanterie, vierhundert Mann Kavallerie, l'uinen 'Artilleristen nnd bunoert Mann »om Geniecorpo. Die Festungswerke find vortrefflich angelegt, dle 6ng. lander daben ihr m Gibraltar l>»d Malta bcwäbrtcö Forti» sicationstalent auch hier gezeigt. Von der Seeseite ist Aden uneinnehmbar; aber diese Zeile war uiclit oer Gegenstand meiner Veobachtllng, dcun der Schcriff Huffein »rollte die Stadt nur von der Vandseite angreifen, ^ch erkannte sogleich die Möglichfeit, den Platz mit Hilfe der FestuuMrbeiter durel' einen Handstreich zu nehmen, oder die HambuSbäuser 151 Mit einem Dutzend Racleten »md glühenden Kugeln in Branr zu schießen. Gs war nicht zu bezweifeln, daß die Besatzung durch ein starkes Heer von Eingebornen rasch überwunden werden konnte. Dieser Erfolg sonnte freilich nicht von langer Dauer seyn, denn die im indischen Meere liegenden englischen Flottillen würden Aden ebcn so schnell, wie es genommen, wieder in ihre Gewalt bekommen. Meine Stellung in Aden war höchst mißlich und ich mußte die größte Vorsicht anwenden. Hatte man doch erst kurz vor meiner Ankunft neununddreißig arabische Scndlinge verhafte;. Es war kaum zu bezweifeln, daß man sie bangen würde, und es bäitc sich leicht fügen können, daß ich Zeuge der Hinrichtungen gewesen wäre. Die Gefangenen batten übngcnö die Bastonade mit beispielloser Standhaftigkeit ausgebalten, und alle Versuche, ihnen Geständnisse zu entlocken, waren vergebens geblieben. Der Echcikh Achmed hatte wegen dieser neunuuddrcißig Gefangenen mit dem Commandanten von Aden unterhandelt und furchtbare Repressalien in Aussicht gestellt, wenn die Arrestanten hingerichtet würden. Diese Drohung blieb nicl'l wirkungslos, dic Gefangenen wurden nicht hingerichtet. Inzwischen w.n abt'r dir Bevölkerung in der größten Aufregung , und di? cügüfchen Spione mischten sich unter aUc Gruppen, um zu hören wao gesprochen wurde und um nöthigrnfallo »cuc Verhaftungen vorzunehmen. !>ch felbst war der Gegenstand sorgfältiger Beobachtung. Glüctlicher-wei>l spricht man zu Aden, wir im ganzen Orient, die sogenannte lingua Franca (Frendschi). ein Gemifch von schlechtem Italienisch und noch schlechtcrem Griechisch, Türkisch und Arabisch, Durch diese Sprache, die ich ziemlich gm verstand, lernte ich di? wahre !^gc der Dinge lennrn unr erfuhr, daß ver englijche Command^nn Verstärkungen erwarte , uno daß vie Hinrichtungen erst nack Ankunn diesn Verstärfungeu ftaitsinden sollten. Die Klugheit gebot nur daher, miä> dem Anscheine nach nur mit den» Ant'auf von Waaren ^ll beschäftigen. Ich ließ nuch von dem Sclaven des Scheikh ;u pen freunden seil.ei? Herrn führen und taufte uon ihnen für fünftausend Francs indische Waaren^ Vaumivollftoffe, Musselin, Nankin, Sandalen :c. '^lach Kaffeti sah ich nuch nickt um, da sich der Scheitt) erboten batte , mir meinen Bedarf zn Nes'ern, Endlich taufte icb eiinqe Vallcn ^arin^ucker. Die Araber genieren teinen harten Zucker. weil sie glaubeil, er werde durcb das Blut unv die Knoten voil gefallenen Tl'ieren trystalliürl. Ich nahm noä? einige Ballen D.Utcln und Oen'iir^e, und ehe die Stadtthore geschlossen wurden, saß ich ivieoer aur meinem Esel uno ritt ^wisä't'n mnnem <>nnl!che!! un? nleinem Führer fort, ^n der '^iaä't tanien wn naä' (5t H«dsci', — 'AUe Straßen sind volltommen sicher, ausgenommen für feinde u»d für Leute, die man für Spione dalt. Anr dem gangen Wege begegneten wir patromllirenden Vedlilncn, die uns anhielten , mit dem Führer einige Worte iveckselten im? »no dann ruhig sortreiten liesien, Schon eine Stunde weit hörten wir das Hundegebcli und das Getöse der Tamtam und larliula im Dorfe. )cb niäre lieder lii aller Stille eingezogen: denn ich >l,'ar gan; er-schöpss uon den vielen dnrchwachten ^lachten und von den Gemücl'sbcweglmgen. deren ich mich un ^aufe oes Tages nichi hatte eiivel'reil lönuen. In der ^erne l^ätle :nan glauben fönnen, das Dorf El'Hlidscb werde von Besessenen dewohni. Man ian;te unv 15.; spielte und jauchzte iroy einer m vollen Flammen stehenden Him?. . ., ,. Ich stieg vor dem Karavanserai ab und warf mick auf mem Feldbett. Das Ungeziefer hatte ich auf der Nei.se ziem-lich abgeschüttelt, aber dle MusNtos und die Tänzer ließen mich nicht schlafen. Glücklicherweise wurde der tolle Lärm durch eine Hyäne unterbrochen, welche einen kleinen Esel raubte. Die ganze Bevölkerung Tänzer, Zpieler, Weiber, Kinder, lief der Näuberin nach. Man bemühte nch freilich vergebens, aber es war doch ein Vortheil für mich, denn ich wurde nur »och von den Muskitos und von dem Hadnenge-krähe belästigt, Ich war fo ermüdet, daß ich trok alles Zum« mens und Krähens einschlief. Aber der Ichlaf dauerte nicht lange, Gegen fünf Uhr Früh hörie ich das Brüllen eines Panthers. Ich sah mich um. Die Menschen schienen es gar nicht zu hören, aber die Thiere gaben Zeichen großer Bangigkeit, Die Kamehle sprangen alls und liefen ängstlich schreiend umher, die Schläfer mußten :hnen nachlaufen, um sie einznfangen. Endlich vertünoete die Ztiinme des Muezzin den Tag; die Wcibcr kamen nnt ihren Wasserkrügen alls den Häusern; die Mädchen waren an ihren weißen Hemden, die Frauen ai, ihren dunkeln Kleidern zu erkenneil. Die Männer verrichteten ihre Wascvungrn, und nach den« Gebet, an welchem nur die alien Frauen Theil nahinen, ging Jedermann an seine Beschäftigungen. )ch beabsichtigte, noch den ganzen Tag in (5I-Hl!dsck zu bleiben, und erst in der Nacht die Rückreise anzutreten. Nachmittags soUt,' ich die zu Aden angekauften Waaren er-hillten, und überdies halte ich noch Kassel? und WoUe einzukaufen. Um zebn Ubr begab ich mich zum Zckeikh, und um 154 eilf Uhr war unset Geschäft abgeschlossen; ich hatte dr,t Nallen Kassel' und zwölf Ballen Wolle getauft Der Scheikh bewirthete mich in meiner doppelten (Eigenschaft als Vllger und als Käufer, der ihm gegen fünfzehnhundert Francs gezahlt hatte. Ein ganzes gebratenes Schaf wurde nebst fünfzig Pfund Ncis von den Gästen verzehrt. Der Araber kann fast so lange hungern, wie das Kamehl dürsten, und wenn er ißt. scheint er für dab ganze Leben zu essen. Wir rauchten und tränten Kaffeh, bis die Stunde zur Abreise schlug. Da ich angeblich nach Mekka zurückkehrte, gab mir der Scheikl) eine Spende für den Tempel nm. Diese Spende bestand aus einem kleinen Vallen Parfümerien zmd hundertfünfzig Nupien für die Armen. Ich war in einiger Verlegenheit, aber ich konnte mich nicht weigern, um mich nicht zu verrathen. Nach meiner Ankunft in Abu-Arisch schickte ick dao Geschenk meinem Freunde, dem Scherif So-liman. Gegen fünf Uhr kamen meine Waarenballen von Ai>ln an. Der Scheikb erließ mir den Zoll, orr für d>e aus Indien kommenden Erzeugnisse hätte bezahlt werden müssen : eine bei den Arabern fast beispiellose Gefälligkeit, Die Waaren würden am zweiundzwanzig Kamekle geladen. Für jedes Kamrbl b^cchlte ich vier Rupien. Um sieben Uhr ging der Waarenzug abi ich folgte um neun Ubr, Bei Tagesanbruch traf ich wieder an ?ri Vucln von Vir-Ahmed ein. wo ich von p>'M ;wei!c, ^linuchen, von Selim und dem Sclussspatron erwärm wurde. Dao Einschiffen der Waaren dauerte etwa anderthalb Stunden. Gegen Mitternacht wurde der Anker gelichtet. Die Rückfahrt war wegen des ungünstigen Wmdeö sehr schwierig, Di? Matrosen mußten das Sel'iff bio zum (5ap !55 Anlcmo zrchen ^ sic machten diesen etwa zehn Neues langen Weg in drei Stunden. Wir stiegen ans Land, zu meiner großen Freude konnte ich m einer stischerhülte ein paar Stunden ruhen. Zwei Neger und der einc (6unuche waren am Vord geblieben. n ii: Wir brauchten mehr als vier 3aa,e. um daß Cap Vab-el-Mandeb zu umschiffen^ ivir machten kaum vier Seemeilen in einem Tage. Als wir die Insel Perim im Rücken hatten, konnten wir wieder mit aufgespannten Segeln sahren. Der Wind war freilicb niebt ganz günstig, aber wir fuhren mit del Strömung. Am Abend des zweiten ^ageS warfen wlr vor Mokka den Anker auß, um Wasser und Vebensmiltel einzunehmen. Am andern Morgen fuhren wii wieder ab. Sechzehn Tage nachher waren wir in l,>N>czan. Am andern Morgen traf ich zu Abu-'Arisch ein, Vieine Reise hattc fmNund^waii^iq iaqe gedauert. Scherif Hussein erwartete mich mit großer Ungeduld. (5r lies; nur räum Zeit, von meinem Dromeoar zu steigen, und führte mich auf die 5 erraffe. Dort mußte ich ihm aus-fübllich erzählen was der ^eser bereits weis,. ,. ^ Da ich Aven ^on der Höhe deö Vergeb »nd gleichsam aut> der Vogelperspective beobachtet hatte, so konnte ich auf dem Fußboden einen Grundriß zeichnen. Aber aus die Stärke der Stadt l.nn es eia/mlich nich» an; Aden konnte durch einen Handstreich genommen werben, wenn die Polfsstämme von ^emen gemkinsamr Sache ge;en die (lnaländer niachlen. 156 Aber der eroberte Platz konnce sich gegen c>en Angriff einer Flotte unmöglich halten. » - "^, n- . . ^ -' Die Absperrung der Meerenge stellte ich itnn als fast unmöglich dar. Wäre reine andere (umfahrt in das rothe Meer gewesen, als oer neun Lieues breite Canal zwischen dem Cap Vab-cl-Mandcb und der Lootseninsel,, so hätte man dieses Fahrwasser allenfalls absperren könnenj ader wie sollte man die drei Licues breite Strecke zwischen der Insel Perim und oer aniranischen Küste verschließen^ Die Schwierigkeit war tt>» so größer, da alle Küstenplätze nicht nur von den Engländern, sondern anch von den afnkanifchen Häuptlingen äußerst streng bewacht wurden. Woher sollte man die zu versenkenden Schiffe nebmcn" Wollte Huffein ste kaufen, so machten sie eme tiefe >?ücte in seiner Casse! N'ollte er sie mit Gswalt nehmen, so schadeten sie seiner öffentlichen Achtung. Er brauchte wohl tausend Fahrzeuge da^u, und waren diese im rotdcn Meere aufzureiben" Und wenn sie an^u« lreibeit »raren, würde oann nicht der ganze Küstenhandel auf viele ^>ahre vernichtet werden? Alle diese Gründe sä'ieneu einigen Eindruck auf Huffm, zu inachen. Seine Stirn verfinsterte sich. als er sich überzeugte , daß die Ausführung seines Lieblingsplanes auf unbesiegbare Hindernisse stoße. (?r verlangte Bedenkzeit und entließ mich. Als ick iil der ihür war, rief er mlch ^urnck, «W>r baben in dcme, Abwefenheit tüchtig gearbeitcl. Vfimm Alles in Augenscheine ich doffe. das? Du zufrieden seyn wirst', was etwa nicht recht ist, soll nach deinem Vefehl verbessert werden." ^cb benichte diese Gelegenheit, um uon oen, Nebenzweck 15? meiner Sendung, nkmilch von den zurPerbcblung des Hauvt^ zwecket gemachten Einkäufen zu sprechen. »Gut, gut,« sagte er, «wir werden später davon reden." .Aber ich habe die Rechnung abzulegen, Geld zurück« zugeben , , ,« »Später, später," wiederholte der Scherif ungeduldig ; »Du mußt ermüdet seyn, rube Dich aus." Ich entfernte mich. — Ich war wirtlich sehr ermüdet, aber ehe ich an Ruhe dachte, uabin >ch die nach meiner Angabc begonnenen Arbeiten in Augenschein, Meine Citadelle hatte eine neue Ringmauer bekommen, innerhalb welcher man einen sehr einfachen, aber für den Bedarf ausreichenden Schmelzofen erbaut hatte. In einiger Entfernung von diesem Ofen war eine große Menge Vrcnnbolz aufgeschichtet. Zwei-bis dreihundert gußeiserne Kanonen waren in kleine Stücke zerschlagen und zum Schmelzen bereit, Unler einem Schuppen lag der Sand, den der Scherif au5 dem Gebirge hatte kommen lassen. Dieser Sand war leider noch nicht ganz zu den Formen tauglich. Die Ringmauer war mit einem sehr starten 3hor verschlossen. <5ß versteht sich, daß alle dien- Arbeiten durch Frolm-dienste ausgeführt worden waren, sie würden dem Scherif Hussein sonst große Summen gekostet haben. ' Eoliman stattete mir von Allem, was in meiner Abwesenheit vorqefallen war, Bl'ricln ab und übergab mir die auß Melka, Ccnrr und Europa angekommenen Priese. Unter diesen Briefen war einer von dem Pascha von Dschidda und ein anderer von dem Scheris von Mekka. Ich war von dor angebllsb nach Bagdad abgereist! aber nach meiner Ankunft zu AbU'Ärisch hatte ich ibnen gemeldet, welchen Voften ich 158 be» vem Kchenf Hnsscin bekleidete. Veld? waren unzufrieden, daß ich in dm Dienst Hussein's getreten war, und schilderten mir in den glänzendsten Farben die Zukunft, die mir ihre Empfehlungen in Bagdad bereitet haben würden^ mit Hussein hingegen, ineintcn sie, würde ich mich nicht lange vertragen. ' Die Heiden türkischen Würdenträger waren zwar keine erklärten feinde, abcr auch deine freunde Hnffein s. Dieser fürchtete nächst ven Engländern ^umal oie lürken und er-griff gegen sie alle ibm ;u Geboie stellenden Maßregeln. Als ich meine Briefe gelesen hatte, warf ich mich auf meinen Divan. Ich war so ermüdet, daß ick das Vad bis nach dem Schlaf verschob. Man begann von meiner kleinen Alwssmierin yl sprechen . ade» ick sagte wie Hussein -»Später °" Als ich erwachte, war mem Bad bereitet, Ztatt oer Vadewanne bevient man sich tn )emen ausgemauerter Löcher, in welche das Wasser >nis den Brunnen geleitet .wir?. Diese Locker smv etwa secho ^uß lang uno orei Fuß tief. Hm stch darin ;» baden, läßt man frisches Waffrr ein ^ das abge-lasfene over .nin,>ner nüt Gebüsch »lmgeben, damit sich auch die ,vraue» rarin baden rmine». Andere baren anck >n großen, lünf ^,uß bohen tl?o» ncrnen Wannen, welche cntweder in oen Boden eingennnlert oder tragbar sind. DaS onrch einen unte» angebrachten Hahn abftitftendc Wasser wird ebenfalls ;»,m Begießen der Oarten^ gewächse verwende«, ,^n wohN'abendrn Yausern findrl ,»an fünf bis sech^ solcke» Wannen ln einer Reihe aufgesteUt. Man badet gemtiniglick >n Gesellschaft, nnv da der Kopf wie 159 der Stöpsel einer Flasche herausragt, so kann man stch beim Baden mit den Uebriqen unterhalten. Die Wannen stehen untcr Lauben von Jasmin und Geisblatt, und die Zwischenräume sind mit Matten oder Teppichen belegt. Mittelst rieser Wannen kann man auch Sturzbäder nehmen. In diesem Falle stellt oder setzt man stch in eine eingemauerte Urne und läßt das Wasser aus einer höher stehenden Nrnc entweder tropfenweise oder in Strömen laufen. Solche Sturzbäder habe ich zuweilen acht bis zehn in einem Tage genommen. Der Scherif Hussein hatte seinen Garlen und seine Väder sammt einem hübschen Kiosk :u meiner Verfügung gcsteUt. Dies war ein Äeweis seiner besondern Huld, die nicht einmal seinem Sohn zu Theil wurde. Nur mußte ich ihm anzeigen, wenn ich ein Vad nehmen wollte, um nicht mit seinen Frauen zusammenzutreffen. Dies war das Geschäft Selim's. Man meldete nur also, oaß mein Vad bereitet sey. Ich stand auf und begab mich in den zwischen der Citadelle des Scherif und der meiniqen gelegenen »Postan«. Das Wort »Hostan^ heißt so viel als »Eden", Es ist ein Lustort, ein Erholungsplatz, ein Rosengarten, wo die Poeten mtter Vlumen und schönen Weibern träumen. Gs ist vielleicht der ciuzige Ort , wo die Araber ihre» Ernst verlieren. . Neben diesen Bädern stno die nöthigen Parfumerien und andere ToÜeftengegenstände, man findet dort Kaffeh, Pfeifen und Ruhebetten, man kann im Schatten lustwandeln. !60 <5in solche Pad isi em unbeschrelblicher Genuß, wenn man länger als drei Wochen auf der Reise gewesen ist und mil mancherlei ^ntbebrungen gctämpft hat. Als ich wieder nach Hause kam. wurde nur der Besuch Huffein s gemeldet. Soliinan hatte in meiner Abwesenheit aUe Vorkehrungen zu seinem Empfange getroffen. Diese Por-sebrungen waren srellich sebr einfach, denn die ganze Einrichtung meine, Wohnung bestand ja auö Teppichen und Polfiern. ^üns Minuten nachber kam der Echerif unler vem Vortritt seiner Sieger »nd in Vegleilnng 'einer angesebensteu Offiziere. (5r m.iä'ts mir diesen Besuch theils aus Höflichkeit, theils auS Ncussier' er battc meinen kleinen Nazar noch nicht qesehen, und außerdem besaf; ich viele Sachen, die für einen Araber merlwurdiq waren, namentlich meine chirurgischen Instrumente, meine kleine Apotheke, meinc astronomischen Instrumente, Varomeler, Thermometer >c, 3ch mußte eine förmliche Vorlesunq kalten, nnd obgleich mich dit Pariser Akademie »«anchmal siir »inen Ignoranten er^ klart bal, so entledigte ick mich meiner Aufgabe doch ;ur vollen Zufriedenheit Hussein o, Icl' batte einen (^rdglobus, der wie ein Villon aufgeblasen wnrdl. Hussein glaubte an die runde Gestalt Irr Orde, aber die Bewegung derselben wollte er nicht zugeben. Nach seiner Ansicht war die (^'rde am einer Aebsr befeftigl unr bewegte siel' nnr von Osten naeb Westen, (^r sprach viel von Vlato, von Arisiotelee und Avicenna, unr sagle, d^ß er ihre Werke in arabischer Tvrache gel«i'e i. Weiter gülden feine Begriffe nicht. '.'toä' inri'r wurde scin»' Altsmerksamfeil ll,r!^ r^en 161 Himmelsglobus gefesselt; er beschäftigte sich viel mü Astronomie und hielt den Globus für richtig, Veim Fortgeben bemerkte er einen kleinen Werktisch, cinc Drehbank, einen Sck>raubftock und verschiedene Werkzeuge. »Waö machst Dn damit^« fragte Hussein; ,machst Du etwa Uhren?« «Ich mache zu meinem Vergnügen allerlei mechanische Arbeiten,« antworteic ich; »ich unterhalte mich vamil i'l ren Ttunven der Muße,'- Er zeigte mir seine Taschenuhr, eine alte, sehr oiäe, richtig gehende englische Uhr. Ich untersuchte sie, und fand sie gut. (5r naym Abschied, ohne ein Won von meiner Reise ' ooer von den (Engländern gesagt zn habcn. Eine Viertelstunde nachher brachte mir einer seiner Eunuchen eine Stockuhr ;um Äusbrsfcrn, Ich entsänildictte mich mit meiner Unwissenheit, versprach aber mein Möglichstes zu tbun, ' >' - Die Anwesenheit seines ^ieblingseunuchrn Man^ur war ein Beweis, wie boch er mich schätzte und wie sehr er die Reparatur der Uhr wünschte. Wer Manstir zum Freunde hatte, machte gewiß sein Glücks wer ihn nun Feinde hatte konnte Abends nicht wissen, ob er am andern Morgen nocb seinen Kopf auf den Schnltern finden würde. < ^ioch denselben Tag besuchten mich die Söhne und Brü« der Hussein's und die Honoratioren von Abu-Arisch. Alle woUlcn sehen wao der Scherif gesehen hatte. So verging der ganz? Nachmittag mit Erklärungen, von denen aber nur Einer, der Scherif Hammud. ctwao verstand. Man sah. daß er viel mit den Engländern zu lhnn gehabt hatte. 162 Um sechs Uhr waren alle meine Gäste fort. Nach vem Ocbet ließ ich mir mein von Seliin zubereitetes Abendessen schmecken; ich hatte ftit einem Monat nicht so gut gespeist. Nach Tische stattete ich meiner schönen Abyfsinierin einen Vesuch ab. Das arme Kind hatte ebenfalls ein Vad genommen und sich so schon als möglich geschmückt. Mmt Mrem. — Der 51ndl>r Insttmn. Am andern Morgen erschien der Gunuche des Schcrlf «ßammud nüt sechs Negerinnen. Der Gouverneur von Mokka ließ mich ersuchen, für das Vergnügen, das ich ihm gestern verschafft, unter diesen Sclavinnen eine auszuwählen. Der Eunuche ließ sie eine nach der andern vor mir vorübergehen und nahm ihncn dabei die Mellaja ab. Der Scherif Hammuo erwies mir dadurch eine große Artigkeit, die man nur zu schätzen weiß, wenn man mit den orientalischen Sitten vertraut ist. Vei weißen Sclavinncn würde man mir höchstens das Gesicht gezeigt habe», aber mit den Negerinnen nimmt man s nicht so genau. .::u^j -> Ich wählte unter denNegerinnen die jüngste und schönste. So besaß ich denn zwei Negerinnen und eine Abyssimerin. Die Familie Hussein schien die Sorge übernommen zu habm, meinen Harem einzurichten und ich muß gestehen, daß ich selbst nicht besser hätte wählen können. ' Hafßa — so hieß meinc Abvssinierin — war mit diesem Zuwachs nichi sehr zumcde». Aber ich erklärte ihr, u„-t^r welchen Umständen ichHalüua — so hieß die Negerin — zum Geschenk erhalten, und machte ihr begreiflich, daß ich dieses Geschenk auf keinen Fall hätte zurückweisen dürfen. Die zweite Negerin, welche Hafßa und Halima he« diente, hieß Mariam. 163 " Meine beiden Eunuchen hießen Iufsuf und Ibrahim. In Frankreich würde man mindestens fünfzigtausend Francs jährlich brauchen, um ein solches Haus zu führen j in Abu-Arisch war dieser Aufwand mit hundcrtfünfzig bis zweihundert Franco monatlich zu bestrciten. Oegcn eilf Uhr meldete mirEelim, raß die rotheFahne auf der Citadelle Huffein's wehr. Dies war bekanntlich das Zeichen, daß mich der Sä,cnf erwartete, ehe ich fortging, schloß ich meine Wohnung ab und übergab Selim den Ueberrest der Summe, welche mir der Scherif vor meiner Abreise gegeben hatte. Ich haue nur die für ihn gemachten Einlaufe in Rechnung gebracht, nnine Reisekosten waren gar nicht erwähnt. Hussein wir mit ftinrm Indier allein. Dieser Mann war der Pertrauexömann, das Fartotum Hussein's. Er hieß »Iaschya«, d. i. Johann, und wohnte in der Stadt. Sein Vruder, dcr ebenfalls das Vertrauen Huffein's besaß, war fast bestanrig auf NeiiV,,. Der letztere hieß Hussein, wie der Schcris uno l,vs>md sich alljährlich dlei Monate in Mekka. Er hatte mit de,i> Schevif Soliman meine Neise nach Abu» Arisch uerabicdet. Der Scherif Hnffein nahn« micl) sehr freundlich auf. Der gestrige Vesuch hatl»- ihn heiter gestimmt. Ab?r er machtr cin fiustll^s Ocsicht, als Selim mir gegen seine Ge-wohnbcit biö i,»s Zimmer folgte und den Nest deö Geldes auf den Diuan leglc. ,., - ., »Was ist das?" fragte er. »Es ist der Nest deii Gclves, das Du mir anvertraut hast. Die Waaren müssen angekommen seyn.« Iafchya gab sein Erstaunen deutlich ;u erkennen. 5 «64 »Ick habe ja telne Rechnung verlangt," sagte der <5>nir, ° ..-.,,. .. ... f.. , ^ , ,- ^,^ ,>)ch bin gewohnt, Rechnung abzulegen.« »Uno icb bin gcivohnt keine Rechnung anzunehmen.« „Aber." saDann würoc ich nach den Waaren geurthcilt nnv Dir das Uebriqe ausgezahlt haben." Dan» befahl er Zelim, ren Tack wieder fortzutragen und fttzle hinzn' »Fort vainit! Ich win:?c nur erzürnen.« , Telim Hcborchtc. ,/ ,Ici.>,t wollen wir von andern Dinqcn reden.' sacztc Hussein, als Selim sich ciuferni halte. Der Tbcrif brachte die Abspernmq der Meerenge wieder ;ur Tprael'e. Ich sal? w'obl, das: die Fanatiker ilnn zugeredet hatten, seinen Plan auszuführen, und suchte seine Ideen durch meine Oegengrnnde zu bekämpfen. Ich gab ihm zu bedenken, welche ungeheure Kosten dieses gewiß fruchtlose Nnterneblnen verursachen würde. Dadurch wurde seine schwacbe Teiie berüdn. Hussein war oft sehr freigebig, aber er liebte, wie alle Araber, das Geld, und die Million Rupien, auf welche ich ?ie Kosten anschlug, war feine Kleinigkeit, und überdies war die Feind« schaft Frantreichö ;u fürchten. Diese Rücksichten fchienm den größten Eindruck auf ihn zu machen. (5r sagte zwar nicht, daß er den Plan entschieden aufgebe, aber er ward wenigstens unschlüssig, und erflane die Zache überlegen zn wollen. Iaschpa, ?er mn volles Vertrauen besaß, gab mir einen Wink. nicht länger ni widersprechen, ^ch schwieg in M5 der Ueberzeugung, an ihm emst einen Verbünoeten zu haben, und nahm mir vor, ihn zu besuchen und die Sache ausfübr-lich mit ihm zu besprechen. Hussein lenkte das Gespräch wiever auf das Gießen der Gcschützkugeln. Gr fragte mich, wann ich anfangen wollte^ »denn ich glaube,« setzte er hinzu, »daß Du zum Gießen eer Kugeln keine Gehilfen aus Frankreich brauchst; ich kann ja die geschicktesten Arbeiter von Mokka und Hodciva zu deiner Verfügung stellen,« Ich gab ibm Recht, denn für veil Augenblick brauchte ich nur ocn Hasner, um oie Formen uno Schmclztieqel zu verfertigen. v Findest Du den San? und dieThoneroe gut?« sragle er. '^' »Viclleichi etwas zu leicht für die Schlnelztiegl'I ni'd Formen.« »Aber,« sagte ,eö lst ein rotblicher Tand, ren Du Dir vlellcichr nur in Europa verschaffen konncest! abor ich boffe, d.)ß es mir mit Hilfe einer Mischung von Thonerde gelingen wirr weiu.isten>> gcniigenoe, wenn auch leine glänzende Resultate zu erzielen." Hussein lieu nun einige Schmclztiegel bringen, ore er nach meitler Angabe hatte anfertige» lassen, Ich untersuchte sie, »Sie und schön,« sagte ich; >sic sind sehr gutgemacht; aber es fragt sich, ob sie eine gr>.ße Massa flüssigen Metalls aushalten werden." - ,. »Wir wollen sogleich emcn Verfuck machen, erwiederte Hussein. 166 Er schlug dir Hände zusammen und alle seine Sclaven eilten herbei, Er befahl, alle zum Schmelzen nöthigen Vorkehrungen zu treffen und ließ die Gießer holen. Man stellte ;wei Schmelztiegel auf das Feuer; sobald sie glühend wurden, zersprangen sie. »Vielleicht,« sagte der Scherif, zerspringen sie, weil sit leer sind?« »Man muß nnmer eine Probe machen," entgrgnete ich; »wenn sie während des Muffes zersprängen, so würde» nicht nur die Arbeiter in Gefahr kommen, sondern wir würben Zeit und Material verlieren.« »Das thut mir leid,« sagte der Sherif; »ich habe, um Zeil zu gewinnen, fünfzig Stück machen lassen.« , »Die Zeit,« erwiederte ich, »werden wir bald wieder einbringen. Ich will sogleich andere anfertigen lassen, die hoffentlich halten werden, uno in der nächsten Woche kann die Arbeit beginnen," .Warum nicht früher?" Weil sie im Schalten trocknen müssen.« ..Gut . . . Und wie steht's mit meiner Sackuhr?" ,>Ich hatte ,n>ch nicht Zcit, mich damit ;» beschäftigen^ ich fürchte auch, daß mir die nöthigen Wcrtzeugc fehlen; denn ich bin ja nicht in das Land Jemen gekommen, um Uh' ren zu machen." »Du wirst die Uhr doch auseinander nehmen?« »Allerdings." >Aber lannst Du sie auch wieder zusammensetzen?" »Ich hoffe es." „Ich möchte dabei scyni denn ich wünsche den Mechanismus einer Stocklihr lennen zu lernen. Wann wirst Du sie auseinandernebmen?" >67 >Wann Du befiehlst.« „Diesen Abend also.« »Bei Licht ist's schwer.« ^Also morgen Früh.« So war Hufsrin; neugierig wie cin Kind ooer ein Wil« der, aber klüger als viele unserer Geehrten. »Soll ich die Uhr hierber bringen lassen?« fragte ich. ' ,>Ncin, ich komme nach dem Frühgebct zu Dir." Die Stunde der Siesta war gekommen, der Schcrif, mt-Ueß imch. ' Iaschya blieb; aber er gab mir durch einen Wink zu verstehen, daß er mir etwas zn sagen habe. Ich ritt langsam sort. Nach einigen Minutcn holte mich der Inner cin und ersuchte mich um eine Unterredung. Wir begaben uns in sein Haus. wo man uns Pfeifen und Kaffch brachn. Vn oem Scheris Hussein scrvinc man Kassel), aber ohne Pfeifen. Di? Schrrise, Kadi?, Muftis, Ulemas und überhaupt alle hochgestellten ooer ein geistliches Amt bekleidenden Personen pftegen nicht zu rauchen. Die türkischen Würocntra'gcr machen hierin eine Ausnahme. Als wir im Garten allein waren, sagte er zu miri »Du hast ein Versehen gemacht, dein Scheris Gelr zurückzugeben. Dies thut man hier nie, und er hätte es für eine Veletdigung nehmen können. Was die Absperrung der Meerenge betrifft, so hast Du vollkommen Recht, ich theile deine Ansicht und werde sie nothigcnfaUs unterstützen.« Vermuthlich war ^aschya ein Anglomane. Als wir Kaffeh getrmttcn uno unsere Pfeifen ausgeraucht hatten, zeigte mir der ^ndm ftin? Magazine, oder vielmehr die Magazine veo Emir. Meine Waaren hatte man .btltltS unter Dach und Fach gebracht. 168 Iaschna sagn mir viel Schmeichelhasles über eic Wahl derselben, erkundigte sich aber in mögliÄ)st ;arter Weise nacb den Preisen, die ich dafür ge^ablt. Er fand, daß ich sie e:waö theuer gezahlt batte, »Ich würde billiger eingekauft baben,« sagic er. »Das heißt, mit größerem Nutzen,« antwortete ich. Wir gingen ins Haus und ich bemerkte, daß Iaschya ein vertrauliches Verhältniß mit mir anzuknüpfen suchte, Venn er stellte sein Haus lind Alles was er besaß zu meiner Verfügung, so daß ich nicht uml'iü lonnie, ibn einzuladen. <3r gab nur gar manchen gnlcn Nath ülvr mein He« nehmen gegen denEchcris Hussein, ich möge ihn, ohnccineEin-ladung abzuwarten, täglich besuchen und ii'm im vertrauten Gespräch meine geringsten Wünsche mittheilen, denn der Scherif sehe gern, daß man Vertrauen ^l lhm habe. Dies, meinte er, sey das beste Mittel, zwischen dem Schcrif und mir ein vergrautes Verhältniß ^u gründen, ?ch daiilte ihm sür seinen gum: Rath und nahin Abschied. Ich wußte nicht, ob ich dieseo unerwartete lvntgegen-kommen eines Mannes, der nebst Mansur der vertlauleste ^iennd deo Scherifs N'ar, init Freude begrüßen c^er ,nit Mißtrauen betrachteil sollte. ZuHause erfubr ich^ii meinem Erstaunen, daß die grauen ves Scherifs iu Begleitung Meier Eumichen meine Wohnung besncht blltien. Iä' würde es bemerkt babcn. wenn es mir Tolima» auch nicht gesagt hätte, denn alles war durchsuch! und unn'reinandergeivorsen. Der angebliche Zweck vcs Vesuchö war, die Merkwürdigkeiten, welche der Emir gestern gesehen, in Augenschein zu nehmen, der wirkliche Zweck aber war, mit der Abyssi-nieri» ;u v'^üdern und zn erfahren, ob ick mein eurcpäisckes. Zartgefühl neck nicht überwunden. Hafßa hatte all»: ihre Fragen sthr ausführlich und gewissenhaft beantwortet und die Damen batten eine sehr hohe Meinung von mir bekommen. Die Äralierinnen der Mieren und niederen 8tüni)e. — Die ßclamnnen. Da einmal von den Araberiunen die Rede ist, so wollen wir ihnen ein kurzes Capitel widmen. > ? Man bat behauptet, die Arabcrinnen wären keine Frauen, sondern nur weibliche Geschöpft. Diese Vebauplung ist unwahr unr aus einer Verwechslung rer Sclavin mit der Ocliebmi, des Fellahweibes >uii der Frau der hohcrn Stände hervorgegangen. Außerdem ist zwischen den Städterinnen und den Vcduiuinncn, zwischen den Gingebornen und den aus Darfur, Vurnu, Mandara, Congo, Zangcbar odrr Adyssi nien frrtgesä'levpten u»d verlausten Mädchen ein Ummchicd zu «lachen. Die letzteren sino säst alle scbwarz odcl luvfer-farbig. Sobald sle an eincn Musclinann verlauft sind, mils-sen sie sich zum I^lam bekennen, gleichviel ob su> ursprünglich den Kophten, Iacobiten, ^>uden oder Heioen angebörten. Dies ist ein Gesetz oes Koran. Nur bei Cbristinnen und Jüdinnen, die denselben Gott vereinen wie ric Moslim, wirr eine Ausnahme gemacht Die Sclavimn'u, ivelcl'e in sriiher Jugend entweder im Kriege fortgeschleppt odervon habgierigen Häuptliilgen, selbst von den Verwandten verkauft werden, lernen nicbt emmal den Werth der Familicnbande lennen unv erbalten gar ici-nen Schulunterricht. Tie werden m (ziassen getheilt und von der Classe, in wrlcl"- sie qewiefen werden, bangt ibr küntti- 170 ges Geschick »b. Man theilt sie in Jungfrauen, in schöne und häßliche, in junge und alte. Die siechen oder geisteskranken Sclavinnen sind der Auswurf. > u : <>u^ "'. Sic muffen anfangs zu Fuß, dann mit Karavanen weite Reisen machen; z. V. von Darfur bis Cairo, vierhundert Lieues; von Vurnu nach Mekka, sechshundert Limes; von Madara nach Tripoli, dreihundertundfünfzig Lieues. Die aus Abyssinien, Congo und Zangebar kommenden werden zu Schiffe nach Mekka gebracht. Es ist bekannt, wie die Sclaven in den Schiffsräumen eingepfercht werden. '^ So lange sie im Ven'k des ..Dschellab« sind, bekommen sie keine Kleider, aber das nie ganz erlöschende Schamgefühl treibt sie an. sich die ihnen in die Hände fallenden lumpen zuzueignen und sich damit zu verhüllen. An dem Orte der Bestimmung gibt man ihnenden Dschel-lab, ein sechs bis acht Cllcn langes Stück Calicot, aus welchem sie sich einen Schurz machen. ° i' 7 Die Zeit, welche sie im Vcsitz deß Dschellab bleiben, hangt gemeiniglich von ihrer Schönheit ab. Die schönsten werden natürlich für die Harems angekauft: die andern werden Ammen, Wärterinnen, Köchinnen, Haushälterinnen. Jene werden mit vierhundert bis fünfhundert ssran>'«, diese mit zweihundert bis dreihundert Francs bezahlt. Wie kann also die Sclavin mehr seyn, als ein weibliches Geschöpf" Da sie aber beständig unglücklich gewesen ist, so entwickelt sich ihr Charakter — o^er ^cnn man will, ihr Instinct — je nachdem sie gm oder schlecht behandelt wird. Wenn ihtHerr sie mißhandelt, so wird sie störrisch, eigenwillig , treulos und fuchs jede Gelegenheit, mit einem farbigen Manne ein Verliältniß anzuknüpfen. Vei guter Behandlung hingegen l>-rm sie «wen Veruf alb Weib und Mutter erken- nen und erlangt durch ihren Instinct die Eigenschaften, welche durch die Erziehung erworben werden. Die Bäuerin (Fellah) wächst in der Familir auf und erhält erst un siebenten oder achten Jahre Kleider. Dann hö'rt das patriarchalische Leben auf, sie verhüllt nicht nur den Körper, sondern auck das Gesicht und die Wachsamkeit der Mutter beginnt zugleich mit der Anweisung zu häuslichen Arbeiten. Sie lernt einen Nock und Pilaw machen, Getreide mahlen und Vrot backen; sie wird zur Sittsamkeit und zum Gehorsam gegen ihren tünstigen Mann ermahnt. Damit ist die Erziehung zu Ende, Sie erwartet nun die Vcwcrbung eines Mannes, der sich indeß nicht persönlich, sondern durch Unterhändler an sie wendet. Die Brautleute dürfen sich nicht sehen. Die Sittc verbietet es. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß sie sich nicht sehen; sie suchen vielmehr jede Gelegenheit aus, sich beim Brunnen oder am Vach zu sehen. Man oenl> nur, wclä'e Nolle die Hrunnen in der Vibel spielen. Der Heiratsvcrtrag ist höchst einfach. Die Frauen sind von den Unterhandlungen ausgeschlossen. Sobald die männlichen Verwandten der Brautleute iibcr tie Bedingungen einig sind, schreibt der Kadi den Vertrag, der von zwei Zeugen unterschrieben und untersiegclt lind dem Bräutigam eingehändigt wird. Die Braut erhält eine Mitgift, von welcher sich die Ollern so viel als möglich zueignen. Im Onmde kann man sagen, daß der Fellah seine Tochter vertäust. Die Mitgift besteht in Geld, Geschmeide, Kleidern, Vieh und Hausgerälh. Wir haben schon gesagt, unter welchen Umständen der Mann die Frau obne Mitgift fortschicken oder die schon gege- 172 beue Ausstattung zurückfordern tann. Ge allt sie ihm nicht, wenn cr sie zum erstenmale siebt, 10 fann er sie mit der Hälfte der Mitgift N'icder fortschicken, jedocb u,lt>'r verVcdin-gung daß er sie nicht berührt. Sobald er sie angenommen und die Ehe uollzogen hat, so bleibt sie ihm. Der Mann geht seinen Geschäften nach. Die Frau besorgt das Hauo, die Kinder, die Ziegen , die Hamehle, vie VimVI ^ sie spinn: Wolle und webt Ttoffe. Der Fellah kann, wie >evn' andere Miiselnunui, '.'ier rechtniäßige Frauen baben. Diese vier ivraucn bchanoeln elil-ander wie Schwestern; bei den Fellahs gibt's jedoch zuweilen Eifersuchtscenen. Wrnn die Streitigteücn einen ernst-hafttn Cbaratti'r ^nnebinn, , so scbreitet der Mann mit 0>e-walt ein. Die vier Frauen leben gemeiniglich ^u^nnnn-tt. Wcnn der Manu mit ciner '.'on il'nen allein ;n ftyn iväusch!, so rusi er sie. Die Gerufene solgt ihm. die Andern beachten es nicht. Der Koran verbietet indeß, eine von ibnen ganz zu ve>nachlässig rn. Die älteste l'at den Vorrang vor den jnngern. Wenn Nl> niit ihrem Manne ausgehen, n> folgen si^ lbm eine biuier dci andern, die älteste voran. Die Kmder habe» gleiche Nechte, gleichuie! ob sic von einer rechtmäßigen Frau oder von einer Sciavtn sindl dcr Vaier bat indesi das Recht, semen Nachfolger 5» wäbim. Stirbt er ohne diese Wahl getroffeil zu l'aben, so gilt da^ Reckt der Erstgeburt. Vei der Tl'eilung des Vel mögen«? bel-ommen die ^oä'in nur einen balben Antbcil. Diese scheinbare Verkürzung wird durck die von dcn Männer,1 zu zablenoe Mllgifr allogc-glichcn. !7'-l Der Fcllab steht in socialer uno lntellectueller Vezie« bung ciuc Ttllse über den Sclaveu. Die Töchter vornehm« Familie erhalten beider Geburt irgend ein Zeichen, an welchem sie später zu erkennen sind. Sie werden gesäugt, eingewickelt und gewiegt, wie die europäischen Kinder, Später lausen sie nicht nackt umher, wie die Kinder der Neger und Fellahs, sondern tragen Nöckchen von Seide oder Kaschmir, Man hängr ihnen Amulette an, färbt ibueu Hände, Füße und Augenbrauen, parfümirt nnü badet sie. Die vornehme kleine Äraberin hat mehre Sclavinnen zu ihrer Pflege nnd Bedienung. Der Unterricht beschränkt sich auf dir Muttersprache und die üblichen Gebete. Dabei lerin sie sticken, Mandoline svielen und Licbeslicder singen; man erzählt ihr Geschichten aus Tausend und Eine Nacht. Der Unterricht im ^csen wird vermieden, um der Phantasie nicht zu viel Nahrung zu geben. Man prägt Üir die tüuftigen Pflichten ein. Die Züchtigten »ach unsern Begriffen, zumal die Keuschheit in den Worten, eristirt nicht für sie. Die ver-heiratbetcn Franen sprechen und erzählen in ihrer Gegenwart-, nichts soll sür sie ein Geheimniß bleiben. Sobald sie indeß erwachsen ist, wird sie eingesperrt^ sie sieht außer ibrrm Vater und ihren Brüdern keinen Manu, Nack idrer Vermälunq tomnn nur l'cr Gatte in ihre Nabe. Die Heiraib wird unter denselben Förmlichkeiten wie bei vein Fellah abgeschlossen: inir mit dein Unterschiede, daß die Mitgift größer, die Geschenke reicher, die Almosen glänzender, die Festlichkeiten geräuschvoller sind. Sobald die vornehme Araberm vermalt ist, bleibt sie »consiscirt" C't? beginnen die Intriguen, wenn sie zu Iu- !74 triguen geneigt ist. Sie besticht eme Negerin, ote ihren Blumenstrauß (Muschmun) überbringt und ein Stelldichein verabredet. In den meisten Fällen werden solche Liebesintri-guen mit Männern angeknüpft, mit denen sie nie ein Wort gesprochen, die sie nur durch die Gitter ihrer Terrasse gesehen hat. Sie setzt daß Leben eines solchen Mannes und ihr eigenes aufs Spiel, Man lesr in »Tausend und Eine Nacht'- von den Ara« berinnen, welche ihre Geliebten in Koffern oder unterirdischen Räumen verstecken, oic sie in Weibtttlnoern kommen lassen und fortschicken. Der unbewegliche Drient hat sich feit dcm Khalifcn Harun-al-Raschid nicht geändert. Aber solche Abenteuer sind selten; die Frauen, welche ihre Männer betrügen, gehören zu den Ausnahmen, die nur in den höbern Slän» den vorkommen. Wir erinnern an die, Tochter Mahomet« Ali's.*) ' ' < ' ^ >. In der Wüste ist das Leben nocli ganz patriarchalisch wie vor dreitausend Jahren. Die Mädchen und Francn der Beduinen tragen nnr ein Stück Stoff um die Hüften: Gesicht, Schultern, Anne und Füsie sind immer entblößt. Sie ertragen bltze und Kälte, Anstrengungen und (5ntbchnmgcn; sie wandern zu Fuß, zu Pfcroc, auf Dromedaren. Die Hand der Veduinin a/bört ihrem Vater, aber sie wartet nicht, bis dcr Vater über ihre Hand verfügt. Der Heirat geht oft eine Liebcsintrigue voraus. Die Vcduinin will ihren künftigen Gatten kennen lernen, er soll schön, jling und tapfer sevn i sic gibt il'm cinc Locke, die er au seiner Lan;e trägt. Wmn zwei Vrwerbrr da sind, so wird um die Sä'öne gelämpft. (5ine Entführung gilt alS ein Vc« *) ^air^ I, "ch.. Seite 56 ff, 175 weis von Klugheit unv Gewandtheit; in ven meisten Fällen willigt die Vraut gern ein. Der Reiter erscheint zur verabredeten Stunde, hebt sie im vollen Galopp auf den Sattelknopf, feuert zum Zeichen des Triumphs sein Gewehr ab und jagt davon. Dic Vram schreit, als ob sie mit Gewalt entführt würde — und am folgenden Tage ist sie die Frau des Entführers und der Schützling des ganzen Volks» stammes. ^ Dann wird über die Bedingungen des Cheuertrags unterhandelt. Wenn man nicht einig wird, so kommt's zum Kampfe. (5o ist die Geschichte der Helena im Kleinen. Der Beduine, dein seine Geliebte entführt wurde, bietet Alles auf, nicht um sie wieder zu bekommen, wie Menelaus, sondern um sick ;u rächen. Wenn er taun, erschiesn oder erdolcht er die Entführte. Die Vcduinin ist wirtlich ein Weib und rein willenloses Geschöpf, keine Sclavin. Während der Mann auf der Jagd »st, besorgt sie das Hauswesen, putzt seine Waffen , füttert seine Pferde, macht seine Kleide'.; sie folgt ihm, mit einem Schlauch auf dem Rücken, mitten in den Kampf und gibt den Streitenden, Freunden unv Feinden, zu trinken; sie verbindet die Verwundeten. '' Pci den Wah^biten ist sie überdies die Göttin des Friedens. Wenn sie einen Waffenstillstand wünfchen, so nehmen sie das schönste Mädchen des Stammes, geben ihr in eine Hand einen Palmzweig, in die andere eine Taube, sehen sie auf ein weißes Dromedar und schicken sie in vie feindlichen Reihen, welche bei ihrem Erscheinen sogleich den Kampf einstellen. Der Feind schickt nun den schönsten Reiter der Varla-mentä'rin entgegen. Dieser empfängt die Mittheilung und meldet sie seinen beuten. Das Mädchen kennt das Ultimatum; 176 fie weiß was sie zu fordern, welch? Zugeständnisse sie zumachen hat. Der Neiter wird entweder ermächtigt, Nnterhandlungcn mit ihr anzuknüpfen, oder erhält den Auftrag, die Viin-gunge» zu verwerfen. Werden vie Aniräge angenommc", so läßi sie die Taube fliegen. Die beirrn feindlichen Stämme ziehen dann einander entgegen. Die Häuptlinge sprc>,' en mlt einander und stellen die Friedensbedingnngcn, Das Mädchen überreicht dem Reiter die Palmc uüd wird seirc Braut. , ,, ,„ ,,. ^^,?^ Ist das nicht Poesie? Wer würde behaupten, eine ^)c duimn sey nichts alö ein weiblichcö Geschöpf, ein sclavischeö, willenloses Wesen? Cs ist außerordentlich selten, das: unter den Nomaden die eheliche Treue uerletzt wird. Di^ Frau ist die Gchilsin, die Nl' „gcberin, die treue Lebensgefährtin des Mannes. der nichts unternimmt. ohne sie uiu Nach zu fragen. Viele Nomaden haben nur eine Frau. Einige Volkü-stämmc haben, wie die Vicnen, cine Königin, die zwar nicht als solche proclamirt, >'.bcr e^ in der Wirtlichrcit ist. Es ist gemeiniglich eine alte Frau, deren Auesplüchc als Orakel gelten. Der Geist überlebt die Tchönl'eit, von sclavischer Unterwerfung ist also keine Rede. D^r Sultan vo» Tugaurt lmtern.ilml nichts, ohne stinc Mutter, ^ela Aischuscha. um Nath :n fragen. Wenn ein Verbrecher entkam lind ihre Ibürschlvt'lle überschritt, so war er gerettet. Als ich i„ ^uggun »rar, wurde mir uon einem Diener ein Pferd gestohlen. Der Snltan Abd cr Nahman» VeN'Dschillab ließ den Pferdedieb durch seine Sclaven verfolgen; man sand seine Spur im Sande und holte ihn del Tagesanbruch ein, sis rntspann sich ein Kampf, in welchem er ein Ohr tinbnfnc und gefangengenommen wurde. 17? ^« Man blind ihn nnd setzte ihn auf ein Pferd, um ihn lns Gefängniß zu bringen. Es war kaum zu bezweifrln, daß cs seinem Kops ebenso ergehen würde, wie seinem Qhr. Aber als cr an vein Hanse der Prinzessin Äischuscha vorbei-lilt, w'ar cr so llng, vom Pferde zu fallen und unter die Vorhalle zu kriechen Dieser Drt war eine Frnstälte. Der Delinquent war geratet. Dies geschah im Jahre 1851. — Nachher wurde Lela Aischuscha von ihrem Neffen ermordet. , n^?D /^:E Äic Aumjlsss^lmmcr ^ilssl'ill'6. ^ l5ine glückliche Cur. , ,,, iimV Am andern Morgen tani der Emir, um seine Elockuhr zerlegen zu sehen. Nach de» hnlöüimlichen Begrüßungen legte ich Hand aus Werk. Ich datie alle nieii.e tleinen Werkzeuge zurecht gelegt. ^>lach einer Vicrlelstunrc lag das gan^e Räderwerk r Verlegenheit. Der Scherif, dem an der Naper.Unr sehr gelegen n'ar, gab mir ci» Stnck Plcchz aber ich rollte cs ans und machte ihm begreiflich, daß das Viech nicht elastisch sev, (5r n'ar in Ver^weiflnng. Ich suchte in meinem Wrrlzeuglasten, der die allgemeine Neugier erregt hatt?. Der Kaste» war mit (5isen beschlagen und sehr schwer; man glaubt?, ich bewahrte meinen Scbah darin aos. Hussein hatte mir mehr alo einmal den Nath gegeben, ren Kasten >ni rinem sicheru Orle auszubewahren. (5r machte große Augen, Diüu^s. Arabien I. 12 178 als der vermeinre Schah gebracht wurde; seine Neugier sollte endlich befriedigt werden. ^ 'v,>: 'i ;>' , Zum Glück fand ich eins alt.' Ubrseder, die für diesen Zweck zu start war. )ch erweichte sie mittelst einer Wcmgcist-lampe und seilte sie so dünn wie die zerbrochene Zpiralfeoer. Dann härtete ich sie wieder und setzte sie ein, indem ich oem Echcrif ihren Zweck erllart»'. Dann sehte ieb i?ie Ul'r Stück für Stück wieder zusammen. Diese Arbeit dauerte etwa zwei Ztunden, Die Uhr kam glücklich in Gang, Hussein war außer sich vor Freude, di? Uhr hatte seit zehn Jahren still gestanden, ^Wahrhaftig,« sagte er, »Du bist ein Mohendi, ein. Gelehrter!« '"^ ^t" ' Vr wollte die Ubr sogleich mitnelunen; ich suchte ihm beqreislicl' zu Milben, daß ich sie nock einige Tage behalten müsse, um si> vollends zu reguliren; aber er ließ nicht nach, «r wollte seinem Vrxver zeigen, wie sehr cr Ursache habe, mich zu schätzen, Ich versprach die Uhr m seiner Wohnung zu richten. .,Ich habc noch andere Sachen auszubessern,« sagte er,, »tomm' mit, ich will Dir Alles zeigen," Wir entfernten uns. Der Theris und ich zu Pferde; Iaschva ritt anf einem sssel und trug die Uhr; die Sclaven, folgten uns zu Fuß. Wir stiegeu in der Citadelle ab und begaben uns in sein Zimmer. Cr ertheilte sogleich seine Befehle. Die Sclaven eilten davon »vie eine Schaar Vögel. Die Ersten, welche wieder kamen, brachte« den Kassel); die Andern kamen mit Bratspießen, Drehorgeln, Tpieluhren, Automaten mid an» dtrn Gegenständen. Das Zimmer war einem Pazar äl'nlich. l79 Der Bratenwender, den ihm em Schiffscapttan ge^ scheutt harie, war für ihn eine gailz unbekannte Maschine, El lill'lt dcn Bratspieß r'in ein Marterwertzeug und die Mechanik für ein Uhrwert, an welchem das Zifferblatt fehlte. Ick) sagte, vasi ich die Maschine nut nach Hause nehmen und ihm die Anwendung derselben zeigen winde, '' ' ^ »Iäi werd? Dir alle diese Sachen schicken,« sagte rr; «Du musn mir Alles in Gang bringen,' »Du hast gewiß noch anderc Sachen?^ fragte ich. »O ja,^ antwortete er, »und Du kannst mir sebr nütz« llch sel"! Komm' mit mir.^ Ich folgte ihm. Er führte mich m ein Zimmer, in welchem oie verschiedensten eurrp.nschen Indllstrieerzeugiusfe aufgesttltt waren. Es waren mehre französische und englische Doppelflinten, Vüchsen und Pistolen^ chinesischem imd französisches Porzellan, venetianische Glaswaaren, Niechftäsch-chen, Li^ueurslaschen für Leute, die keinen Ligueur irinken, Gßln'Necke siir Leute, die mit dm Fingern essen, Tisclunchei und Servietten für Leute, welche die Speise» auf einen Strobsack stellen, ferner ach^ehohundert Eremplare des Koran, die von cincm englischen Handelsschiffe weggenonnnen wareni zwei- bi^ dreihundert Ereniplare der englischen und arabischen Vibel:c. ^ ' Die Kapselgewehre waren sin ihn gan; unbrauchbar geivesell, weil er weder Kapseln noch Vatronm battei ich konnte diesen Veoars au^ Europa kommen lassen )eb stellte die (bewehre aus die Seite und w.nidie mick ni den ül'ligen Sachen. »Was machst Du nui dieien Zacbe» ^ fragte ich. ' »Nichts, N'ie D» nelst, w,,s srll iä' anck vamtt machen?" . ^^ ^ 180 »Dn kannst ja ein Museum errichten.« »Was ist ein Museum?^ Ich crllärte es ihm. . i :^ /' ' ^ »Gut, ich will Dir den ganzen Kran» schicken, Du kannst nur ein Museum daraus machen." Ich erschrak; ich wurde einen Monat Zeit gebraucht haben, nin die Gegenstände nur zu ordnen, Vei der Milftciunq d»-s Narilaicncabmets fand ich ein kleines Neise^lt, das in Paris verfertigt war, Er wnitte Wohl, daß es ein Zelt n'ar, aber ^'lin'r seiner Leuce war i,n Stande gewesen, es mifzüsck'laHe!», Ich mitersllchtc daö Zelt) es war mit de» verschiedensten Bequemlichkeiten und Lurus-gcgenstanden verseden. Ich leqte das Zelt bei Seite, »m es grlea/iitüch anszuschlaqen, Anßerdem sanv ich Spieqel, Vasen und Knnstblunien, Gegenstände von Bernstein und Korallen, Porba'n^schlösser, Nähnadeln, Schuban^iel'cr, a!I^s dli!)end,veise. '! f.»,! In eineiu Winkel fand ich sechs Filtrirapparate. »Ä^as ist daö?« fraqtc Hnsscin, als er meine srcnviq? Ueberraschllng bemerlte. >.ssiliri,,n'parate, !^as; einen in deincn Epeis.-iaal und den and^ri^ in meine Wobnnn^ drina.en." Hussein rief seine Tclaven und lies; Alleö was ich ausgewählt hatte, in meine Wrl'nnin'! biingen. >,Ich l?al?c noch drei Zimmer uoll,« se^te er bin;n. Ich entdeckte noch drei Kisten voll Zlearinlerzen. Der Sherif kannte sel'r gut den (^-branch derselben, aber er wollte sie niclit anzünden, weil er glaubte, sie wären cn,ö Schwein-fett gemacht. ?llle mcine Miil'e, ihn eines Pesiern ,u belch-rcn, blieb fruelulo!?. In einent Schranke standen ^veuuindsvt grosie Gläser 181 nur eingesottenen Fruchten. Ich öfsntte ein Glas und überzeugte mich, daß sie mit Branntwein eingesotten ,varen, (5r-siannt fragte ich ihn, welcher Vösewicl't »hm dieses Geschenk gemacht. Hllssein bane sie bei ciinm Ameritaner bestellt, der ihm Leiinvaud verkauft und überdies »och »eingesottene Früchte« angeboten hatte. Hussein hatte geglalibt, die Kirschen, Apritosm nnd Pfirsiche N'ären init Zucker cingesrtten, und da er solches ^>bst sehr gern aß, l^atte er ^vciliunVctt Glaser bestelll. Es tl,'ar zn:n Tovll.ichenj ich bcvaucrte nur, daß ich als Muselmann nicht lachen dürfte. Er halte anch prächtige Tapeten, aber feiiien Tavs^' rcr. Inzwischen wnrde Alles von N,,lten und Motten gefressen. Außerdem waren diei'e weniq oder qar nicln besuchten Zinlmer von Terrpir,>en, ,Tauseüofils!l'n, 3a!am,indern nnd kleinen unschädlichen Tchlangeu be>vohnt. '^ Die ^veiund^vanzig Vriidei hnsscin s hatten ein eben so großes Waarenlager, welches ich ebenfalls mustern sollte. Der Sherif von Hodeid.i batte ein Villard ,'ainmt Kugeln und Slocken, aber da? 3nch war von den Nutten zerfressen. Hussein ö Solin batle eilie ^iloie von (vbenhol^ mit silbernen Klappen und einen Hanswurst, den er für einen indischen Götzen hielt. Der Sherif Hannnud hatte cine G,'ia,e obnr Saiten und eine Niiidbucl'se ohne Wind. Der Sl'erif Hassan hatte ein paar Schlittschuh/' — Kur;, d»r gan;e Va,ar mochie wohl i)()l>,5 am Bord oeS »^ancred« Idre Vrlannlsä'aft inachle, Ueber Dumas; aber fürwahr" trotz dem Sherif Hussein und allen Sherifen der Welt erinnerte leh mich, daß icb ein žvran;ose bin, lind ließ nieilier ^acl'Iust freien Vain', Von ^i'il ?» Z^s n'nrve ick' t^r>I' die ernst,'» Gesichter Husseins und Iaschua's in die Schranken der musel-männischen Grandezza zurückgewiesen, s' -'s«; >"!- its>»'^ Viele Kisten waren mit Chocoladc und Zuckerwerk angefüllt gewesen, aber diese waren leer, denn der Sherif Hussein schwärmte für Chocoladc und Znckerwerk. Es ivaren unter allen diesen Geschenken viele, denen man die Schalkhaftigkeit der Geber ansab. Die Musterung yatte fast den ganzen !ag >n Anspruch genommen, und ich lain sebr spät nach Hallfe. Der erste Gegenstand, den ich benutzen wollte, war der Bratenwender. Einen Camin konnte ich bald bauen lassen, denn ich baNc Maurer bei der Hand. In zwei Tagen war der Camin fertig und der Bratenwender aufgestellt. Am folgenden Tage machle ich meinen gewöhnlichen Besuch bei dem Therif; aber ich fand ihn nicht mebr fo hei-ter wie Tags znvor, Er fchien etwas auf dem Herzen zu haben, aber er sagte nichts. Nach dem Abendessen, alo ich im Begriff war, meiner schönen Abnssinierin einen Besuch zu macken, wnrde Ia-schya gemeldet. Ich vermuthete, das Geheimniß Hussein s habe die Gestalt des Indiers angenommen, um sich mir kundzugeben i ich empfing ihn daber mit der Höflichkeit, die ich den Boten des <5mirs zu erweisen pflegte. , ', Sclim brachte sogleich den Kaffed. Iaschna kauerte neben mir nieder und wir blieben allein, <5r s^icn Abends ebenso verlegen, wie Hussein Morgend gewesen war. Nachdem er von gleichgültigen Dingen gesprochen hatte, brachte er die Hauptsache zur Sprache, l^r yatte gleich bei seme: 'Anlmm angefangen, orn Mttth, die Hochherzigkeit, die ^reig>-big!e,: Hnssein ö ;u loben. Der (^mir, '.versicherte er, sei' inir fedr gewogen nnd 183 erwarte nur eine Gelegenheit, etwas Bedeutendes für mich zu thun und meine Wünsche zu erfüllen. Dann sprach er von" dm ^weiundzwan^g Brüdern, als ob er den Auftrag erhalten hätte, mir ihre Leben^gcschicht^ zu erzählen. ''' Ich stimmte ihm aus voller Ueberzeugung bei; der Scherif batte mir die größten Beweise seines Wohlwollens gegeben und war bis ! i" ->' Iaschva hatie inir offtnbar noch mehr zu lagen^ aber als Muselmann rurm- ich reim- Ung-duld zeigen und borte g^nz rul'ig zu. Endlich ftüftcrtc er mir ^i! «Der Scherif hat mir anfgetragn, Dich uin Rath zu fragen." »iUiich^ ^cl' bln ja nur ein Diener des Scherifs und würde mir nicht erlauben, ihm einen Nalh zugeben.« »Du würdest Dich also weigern?« "' l/ ' ^'l"!,. »Dcr Scherif >st mein Herr und hat ^u befehlen." '^ „Der Scherir ist trank." 5» Ich gestehe, paß n»ich diese Mittheilung mit Schrecken erfüllte. Ich harte einige mrdicimsche Studien gemacht, aber '! ich traute mir nickt genug, um die (5nr des Staatsoberhl'nft- ' tes zu unternehmen '^ »Krank^« wiederholte ich. »Ich habe ihn ja heute gesellen, und er hat mir nichts davon gesagt.« ^ ü>l5r gllraute fick nicht." Ich vermuthete, dcr Scherif Iclde au der i,n Orient" peinlich häufigen Syphilis, und dies vergrosierte meine Ve-sorgnis,, denn im Orinit H.U die Arzneitunde nicht nur mit den grwöl'nlicl's'! Hindernissen, sondern a»ch mit Vorurthel- 184 lell zu tämpfen. Vö ist immer zu fürchten, daß der Kranke die Anordnungen des Arztes nicht befolgt und daß irgend ein Quacksalber, ein Fauatiter, cm Zauberer ftinen Spuk treibt und, sich in die Clir mischt. Der Krante blnbt entweder trans, cd^-r er wird geheilt, oder stirbt. Bleibt er lrank, so ist's die Schulo dcü Arztes; wird er wieder gesund, so war seine Stund? noch nicht gekommen j stirbt cr, so hat ihn der Arzt uergiftel. Der Echerif Hujscin s.ch freilich nicht ans, als ob er dem Tode nahe wäre. Ich nahm ni>'Meil ganzen Mnth zu« sammcn und fragte rort, die er nut den iin Vrieüt gl-woh»lichen scho»nn>ic'loftn Blutdrücken ^ad. ersah ich, daß der Sch.rif an Harnvcrhallung lcioe. Es fiel mir rin schwe^ rcr Stein vom Herzen. »Ist cö> weircr nichts?« erwiederte ich. ^ -< ^asän,a sah uuch e»staunt an. ', i,-!N!^ ,^ . »Wie! n'citer nichts?" Dttse Worte machten mich wieder etwas besorgt. Die Leute im Orient sagen immer nur einen 3heil von dem was sie zu sagen haben; was sie verschweigen, m»>,von Dir behandelt zu Werden.« »Ich mnsl ih„ scden.* ...^ , ,., ,;, ,,, .^„. »Ist das durchaus nothwendig?« .Allerdings; lch mu>) ihi» nicht nur sehen, sondern ^«5 auch berühren; ick mnß ihn über die Ursachen dieser Krankheit, über die Schmerlen, die ?r fühlt, befragen.« ,>Der 3eberif ivird sich weder sehen nocb berühren laffcn.« »Aber er il't roä' kein Frauenzimmer." erwiederte ich « lachend; „wenn er wieder gemnd ».'erden will. muß er die geeigneten Mittel anwenden," Iaschva schüttelte den Kopf. ^ ^"' ^'-^ <-Ä' '' .»Diesen ^lntrag inaq icb il)m nicht machen," sagte er; «ich würde ibn radiircb er;ürnen. Kannst Dn mir nicht die anzuwendenden Miltel nennen^« »Älcin, das ist Uümö'qlich." . ' ", n^. ^.'Ich will's ihm saqen und DirfcineAntwoN brinc,en,« ,>l1m Dir den Weq ^u ersparen, fann er ia das Signal geben lassen,' Iaschna entfernte sich. — Nach einigen Minuten meldete m>r Selim daö Signal. Ich begab mich sogleich in die Citadelle. Der Echerif lag aus seinem ,>Sirir«. Vr schien sehr - leioend, Iaschyc, war bei ihm. »Da bi» ich, hoher Herr," sagte ich. Er reichte mir die Hand. — Ich hielt die Hand fest, sie war heiß, der P„l6 unregelmäßig. Duma 5 Aral'iril, I, 12 186 »Iaschva hat Dir unsere Unterredung erzählt'?« fragte ich und sah ihn forschend an. Seine Äug«! waren geröthet und geschwollen. ^ »Ja,« saa,te cr. Ich ließ inir seine Zunge zeigen, sic war entzünde! und begann wem zu werden, »Wie lange leidest Du schon?« fragte ich, »Seit drciMonaten, und diesen Morgen ist ein Krampf eingetreten.« »Und nach vein (>sscu sino die ^ebnierzcit stetö deftiger gewolden?« - ^ml!--n;^^ lü?)'- »Ja, »st uner!räglieb.« Tu bast ^lei^nng ^uin Erbrechen?" " »Wer bat Dir das gesagt?'' sragte cr. , ., ^->/ >Ich schließe es aus deinem Zustande," )ch setzte »nein Verhör fort. Er beantwoncle melne Fragen. ,,,, ^^ ^ ^.i::'!,!m^''u^7i?i,:'l ,-s,,^. »Ich inusl Dick) sondiren,« serble iä' bin^u, ^ »Was ist das?« fragte er. Ich erNärte es ibin. . , , »Dau lei^e ich nicht! ich wnrve stoben.« »Du wirst sterben,« erwiederte ich, »wenn Du die geborigen Mitlei nicbt anwendest und je länger Du wartest, desto schN'crer ist die Heilung, " .^ ,. , ^ (5r verlangte die Sonden zn sehen, )ch ließ mein chirurgisches Besteck holen nnd gab Selim zugleich den Vrfehl, etwas Ühonerre ^u bringen , ,-, . ,^.,, ,.,^!,' Waruin ^bcnerve? >vcil ich >nei,>c Araber kannte. Hnsfein schien furchtbar ^n leide». Dac< gan^e ßalis war in Ven'fgnng, 18? Selim kam schnell zurück und brachte die verlangten Gegenstände. Ich nahm ihm das Vestcck aus der Hand und befahl ihm, vie Thonerde auf den Fußboden zu legen. Dann schickte ich ihn fort, um jeder Indiscretion vorzubeugen, ob-schon ich mich anf ihn verlassen konnte. Ich reichte dem Scherif die Sonden. »Es ist Silber?« fragte er, .... »Ja.« Er betrachtete sie genauer und begriff sogleich den Mechanismus. Ich uahm eine Handvoll Thonerde, um ihm die Anwendung der Sonde noch anschaulicher zu »lachen. »Kann ich dir Operation nicht selbst machen?« fragte er nack einer Pause, »Ja wohl; aber wirst Du sie auch machen?" »Ich will's »ersuchen, un? wenn sie mir nicht gelingt ... so will ich Dich rufen.« »Gut, ich will Dich allein lassen,« sagte ich z »aber die Sorge für deine Gesundhnl qcbittei mir, in der Nähe zu bleiben.« Ich ging mit Iaschya ins Nebenzimmer. Zehn Minuten nachher rief uns der Scherif. Wir eilten zu ihm und fanden ihn se^r erfreut. Die Vcschwcrvcu waren gehoben; ich war sem Netter, sein Sohn, sein Abgott. Er würde sein Haus, sein Gelv, ich glaube sogar seinen Harem zu mciner Versügnng gestellt haben. Iaschva blieb bei ihm^ ich cntfernie mich, um dein Scherif Nuhc zu gönnen. Am andern Morgen tam Iaschya zu mir, um mir die dauernde Genesung Hussein's zn melden und mich zu ihm zu ruse». ^ Gnde des ersten Theiles. Druck und Papier von Leop. Sommer in Wien.