1268 einer halben Stunde stand ein Dutzend Häuser in Flam- men; zwanzig andere waren fast demolirt. Sie können sich die heillose Verwirrung, den ent- setzlichen Jammer nicht vorstellen, in welchen die Vc- wohner dieses friedlichen Städtchens so plötzlich gebracht wurden, die vor einer Stunde noch ruhig ihren Ge- schäften nachgingen und die jetzt in die Keller flüchteten, um in dem Granatenhagcl, welcher ihr Eigenthum zer- störte, nicht noch das Leben zu verlieren. In den Häusern, wclche an der Schußlinie gegen den Bahnhof liegen und in welche jeden Augenblick ein Geschoß fuhr, jammerten und weinten die Weiber, be- sonders die Dienstmägde, daß es zum Erbarmen war. Um das Hotel Hagen schwirrten die Shrapnels, daß wir stets gefaßt waren, im nächsten Augenblicke eines in daS ebenerdige Zimmer fahren zu sehen, in welchem sich Alles bunt durcheinander zusammengedrängt hatte- Da waren zwei junge Damen, welche sich verhält- nißmäßig sehr ruhig in ihr Schicksal ergaben; da waren vier Engländer, welche mit echt englischem Humor in dieser gefährlichen Situation eine Partie Whist spielten; da waren Mr. Forbes und ich. Alles Uebrige — der Hotelier, seine Frau, die Stubenmädchen, Köchinnen und anderen Gediensteten des Hotels - hatte den Kopf ver- loren und heulten, daß es mir die Nerven angriff. Nach und nach gelang es uns, diese ganze weinende, jammernde und verzweifelnde Sippe in den Keller des Hotels zu bringen, wo sic jetzt stecken während ich hier neben der Whistpartie diese Zeilen schreibe. Ob Sie dieselben überhaupt erhalten werden, ist die Frage; es scheint schon mehr als zweifelhaft, ob es uns gelingen wird, den Franzosen zu entfliehen. Sie schießen unglaublich viel — jeden Augenblick donnert ein neues Geschoß herüber. Die Straßen sind wie aus- gefegt, leine menschliche Seele ist zu sehen. Nur eine Compagnie Vierziger-Füsiliere steht noch vor unserem Hotel — auch sie flüchtet endlich. Duttweiler, 2. August, 5 Uhr Abends. Ich schloß die unter Granatenregen in St. Johann geschriebenen Zeilen, um mit Mr. Forbes zu berathen, ob eine Flucht vor den Franzosen, deren Kleingewehr- feuer man schon sehr nahe hörte, noch möglich und rathsam sei. Wir tamen rasch zu dem Entschlüsse^ den Fluchtversuch zu wagen. Wir eilten aus dem Hotel die von den französischen Granaten bestrichene Straße nach dem Bahnhofe aufwärts und liefen dann in raschem Trabe rechts die Bahn entlang, bis wir, gedeckt von Hügeln, ein wenig Athem zu schöpfen vermochten. Wäh- rend dieses Laufens sausten uns fortwährend Shrapnels über den Köpfen und Chassepot-Geschosse an den Ohren vorüber. Wir marschirten, nachdem wir etwas gerastet hatten, rüstig weiter fort und stießen etwa nach 2000 Schritten auf eine Escadron der aus Saarbrücken reti- nrten Uhlanen und auf ein Häuflein von etwa vierzig Infanteristen. Von den Officieren der Uhlanen-Escadron erhielt ich nachfolgende Details über den Vormarsch der Fran« zosen: Die Preußen hatten Vormittags, wie gewöhn- lich, eine Escadron Uhlanen und eine halbe Compagnie Vierziger-Infanterie zum Vorpostendienste draußen, und von diesen waren etwa zehn Mann Infanteristen als äußerste Vorposten ausgestreut und vielleicht zwölf Uhlanen zu je Zweien als Patrouillen ausgesendet, als einer der Soldaten, fowie die auf dem Exercierplatze versammelten Neugierigen die Bemerkung machten, daß auf einem der Hügel eine größere feindliche Truppenmassc von einer Waldstraße heraus ins Freie kommc und raschen Schrittes ins Thal abwärts schreite. Fast zur gleichen Zeit kam auf der Straße von Forbach Caualleric in unabsehbarer Reihe. Wenige Minuten später kam noch von einem zweiten Hügel zahlreiche Infanterie aus dem Gehölze. Bald darauf eröffnete eine auf einem entfernten Plateau aufgefahrene Batterie ihr Feuer, und die Infanterie, welche inzwischen ziemlich weit vorgerückt war, gab Ein- zelschüsse in rascher Aufeinanderfolge. Während all dessen geschah auf preußischer Seile nichts, um den Platz zu vertheidigen; es war auch durchaus leine genügende Macht vorhanden, um sie dem wuchtig, mit 5000 Manu Infanterie, 2 Eavallcric-Re- gimcntern und 4 Batterien, andrängenden Feinde ent- gegenzustellen. Die Vierziger und die Uhlanen, welche bis heute die einzigen Truppen hier waren, zogen sich also schleunigst zurück. Nachdem das siebente und das achte Armeecorps vollkommen marschbereit zwischen Merzig und St. Wen- del stehen, ferner schon seit geraumer Zeit in Saarlouis, sowie in Neuukirchen genug Truppen lagen, um, falls man Saarbrücken halten wollte, eine entsprechende Macht dahin abzugeben, so liegt es offenbar im preußischen Plane, die Franzosen, falls sie es mit größerer Macht versuchen, nach Saarbrücken hereinkommen zu lasse«. Unter dem Schutze einer, auf den nach St. Armial verlaufenden Hügeln entwickelten dichten Tiraillcinkettc rückte gar bald die ersterwähnte feindliche Batterie von dem Plateau, auf welchem sie erst postirt war. gerade- aus auf den Saarbrückcncr Exercierplatz vor. Die Fran- zosen sahen aber bald, daß die Preußen zu schwach scieu, sonst hätten sie dies nicht so schnell wagen können. Die Vierziger zogen sich nach Norden bis Lebach zurück. Ein Theil der Uhlanen kam mit uns zugleich in Duttwcilcr, einem kleinen Städtchen an der Bahnlinie Saarbrücken- Neunkirchen, an. Ich schließe diese flüchtigen Zeilen, um >inen Weg ausfindig zu machen, wie ich dieselben au Sie gelangen lassen kann. Eine Post geht von hier nicht ab. Dcr offene Dries des Generals Tnrr an den Grasen Dismarck lautet nach dem „N. Wr. Tagbl." wie folgt: „Eure Excellenz! Sie erinnern sich gewiß noch der Tage vom lOten und vom 11. Juni 1866, an welchen wir über die Eventualität eines Krieges zwischen Preuße» uud Oester- reich gesprochen haben. Sollte jedoch diese Erinnerung einigermaßen erblaßt sein, so erlaube ich mir, dein Ge- dächtnisse Eurcr Excellenz durch die Anführung einiger Details, wclche die Ocrllichteit betreffen, in denen jcnc Unterredungen stattgefunden haben, zu Hilfc zn kommen. Das Crinnerungsvcrmögeu belebt sich oft durch solche äußerliche Details und die Nennung einer bekannten Ocitlichteit frischt nicht selten iu wunderbarer Weise den ganzen Ideenlreis auf, dcr mit ihr zufällig iu eiue Ver- bindung kam. Am 10. Juni 1866 halte ich die Ehre, Eure Ex° cellenz in Ihrem Arbeitszimmer am Abend zu sprechen, am 11. Juni brachte ich mit Ihncu eiuc Slulidc unter dem großen Baume in Ihrem Garten zu. Eure Excel» lenz waren sehr besorgt über den Ausgang des Krieges, der eben beginnen sollte. Sie sagten zu mir: „^ wenn es nur dcr Kaiser Napoleon wollte, so lvätt ^ Krieg leicht für uuS; dcr Kaiser tonnte sich leicht ^ gien nehmen uud sogar auch Luxemburg, und die Oll» zcn Frankreichs rcgulircn. Ich habe das Alles ^ Kaiser Napoleon vorgeschlagen, cr wollte aber dor^ nicht eingehen. Wcmi Sie nach Paris komme», ! bilte ich Sie, alles das Sr. Hoheit dem Prinzen ^ poleon zu sagen." DaS äußerten Eure Excellenz mir gegenüber ° deu Tagen des 10. und 11. Juni 1866. Als ich'" dem Kriege im Februar 1867, von eiucr Mission^ Oriente zurückkehrend, wieder mit Ihnen sprach, dl^ ich Eurcr Excellenz gegenüber meine Ansicht dawl aus, daß Deutschlands Einig»!,« nur dann vollB werden könnte, wenn Preußen sich entschließen wiM dem Beispiele Karl Alberts zu folgen, dcr im ^' 1848 nicht mehr daS Banner Savoyens, sondern °^ nationale Banner Italiens entfaltete und scincm La"! eiue liberale Verfassung gab. Wir sehen aber, fügtt^ hinzu, daß Preußen überall nur die preußischen W" entfaltet und daß es dein Bunde eine Verfassung 8^ dic weniger liberal ist, als jede andere Eonstitnli^ den deutschen Bändern. Elnc Excellenz antworteten darauf, das Alles >> wahr und dic PiussificalionSgcliistt, wclche die 9l^ »ling dcs KöuigS Williclm auszeichnen, scicn bella^, werth, aber Eure Excellenz hätten uicht die Mach>, , wieder gut zu machen, was dcr König und dic s^ preußische Partei veranlaßt haben. Ucber Oesterreich sprechend, sagte ich, daß ^ Macht den Ungarn doch vielleicht derartige Eonccssi"" machen werdc, welche den Wünschen dcs Bandes ^ sprcchcu löuulci!. Eure Excellenz antworteten mir ^ anf, daß Sic darüber Zweifel hätten, und fügw» lM, „Oesterreich arbeitet stets sür Preußen. Betracht"'^ den Gasteiner, sowie deu Nikolsburger Vertrag O^ rcich ließ sciuc Verbündeten im Stich und bot m>r ' Gelegenheit, eine Allianz mit ihnen zu schließm. ^ Sie überzeugt, daß, wem, dic österreichischen Eo»^ ncn Ungarn uicht befriedigen sollten, ich Alles l^ werde, um Ihrem Vaterlandc zu helfen, damit es ^ uolle Unabhängigkeit erkämpfe, und ich werde soga> > Ausdehnung Ungarns geaen den Orient zu begünstig Ich erlaubte mir darauf Eurer Excellenz zu ant>"° teu, daß Ungarn leine EroberuugSgelüste habe, daß aber für seine Sicherheit die Wiederherstellung ^ lens brauche, wodurch diesem edlen Lande auch /, preußischer Seite Genugthuung gegeben werden n^' Eure Excellenz antworteten darauf, Preußen fti b^ viel für Ungarn und für die Länder an der n»^ Donau zu thun, von Polen könne aber keine Redc p. da Preußen der Freundschaft Rußlands uicht cntb^ löunc. Eure Excellenz kamen im Verlaufe dcs Gcsp^ auf dic Heftigkeit dcr französischen Journale zu sp^ über die Sie sich beklagten, und fügten hinzu: >^, Frankreich will ich in Freundschaft lcbeu und d»»r^, Irving in seinem Skizzcnbuch so reizend gcschi^ ^ englischen Parks. DaS Schloß Ebenthal verschönet'^ Gegend. Seinen herrlichen, im englischen Geschmacke^ gelegten Park hat der Besitzer in ancrlcnnenswc ^ Liberalität dem „Schützer der Natur" geöffnet M'd ^ Gasthaus des Herrn OremuS, ganz nahe bei dem <3^ ,^ und dcr hübschen Kirche, gewährt die beste lc>^ Erfrischung mit Kaffee, Butter, Bier oder Wein. ^ polilisirten außerdem in angenehmster Weise ", ^ Herrn OrcmuS, zugleich Bürgermeister des fricb ^ Ebenthal, das, obwohl auch hier slovenische La"' ^ unser Ohr klingen, doch an keiner Sprachcnfragc ^, rirt. Herr Orcmus zeigte sich als ein denkender -" ^l der z. B. als von der Bildung größerer Gemein^ ^ Rede war, scharfsinnig meinte, wie kleine S^a' ^l seien kleine Gemeinden glücklicher als große, die tt ,,ü Verwaltungsauslagen und allerhand noble "a!'^ haben können, zu denen der Säckel dcr Kleinen -^ contribuircn müßte. Ebenlhal, wäre ich cin ^na") K Klagcnfnrls, wäre mein täglicher Abcndspa^« ^l Maria Rain, das ich neben Ebcnthal erwähnte, > ^,i schönste Punkt zur Fernsicht auf das Rosenlhal w^, die den Südcu umgürtende Ricscuwaud dcr Kara" Ail Das Kirchlcin U. L. Fr. am Rain. cin sehr ^ v»" Wallfahrtsort, steht auf einem Hügel, von dcm " ^ eincr Warte der entzückte Blick über das präcli''« , ^ schweift, in welchem der Silberstrcifcn dcr Dral^ ^ ^ Füßen der Alpcuhäupter durch ein wllloumsäu"'"'- ^' bares Gelände von Kirschenthcuer bis Fcrlach '"'^ c>" gelt. Auch der Kirche wurde cin Gesuch licma^ ^ schmuckloses Gotteshaus, dessen innere Wände ^^„i, Erftcctorationcn frommer Pilger bedeckt sind, c"'^ch cl die in Kärnten nicht selten zu sein scheint. ^ ^' göhte ein Votivbild aus dem Jahre l?l"- 1269 nig nicht scheu machen darf. Wollte aber der Kaiser Napoleon irgend einen Wunsch schriftlich äußern, so ^ nehme ich es auf mich, sein Verlangen in einigen Mo- naten zu realisircn. Wollte er zum Beispiel Luxemburg anuektiren, so möge er nur in ^uxcmburg eine franzö- sische Partei schaffe», welche die Vereinigung mit Frank» reich wünscht. Ich werde nicht einmal untersuchen, ob wirklich dic Majorität dcr Bevölkerung jene Bereini- gung wünscht, sondern ich werde stillschweigend die voll- brachte Thatsache annehmen. Was Belgien betrifft, so habe ich es oft gesagt und wiederhole es noch einmal, der Kaiser Napoleon soll Äclgicn nehmen, und würde iegcnd eine Regierung einen Anstand dagegen erheben, so werden wir ihr unferc Bajonette entgegen halten." Eure Exccllcnz wisse», daß ich diese Worte dem Kaiser Napoleon wiederholte, da ich in dieser Hinsicht an Sie unter jener Adresse geschrieben habe, welche Eure Excellenz eigenhändig in meine Brieftasche eintrugen, die ich sorgfältig uusbcwahrtc. In diesem meinem Schrei- ben machlc ich Eure Excellenz darauf aufmerksam, daß, Wenn Preußen Freunde in Frankreich haben wolle, cs durch seine Haltnna. beweise» möge, daß der Zweck sei- ner Polilit ein freies Deutschland und nicht der preu- ßische Militarising sei. Die Concessionen,^ welche Oesterreich den Ungarn ge- macht, waren bedeutend, die große Majorität nahm sie mit Freuden an, und als ich selbst nach einer zwanzig- jährigen Verbannung mein Vaterland Mitte September l 1807 wieder sah, überzeugte ich mich, daß die große Majorität der Ungarn mit ihrem Monarchen aufiichlig versöhnt war. Bald darauf ging ich nach Constantinopcl und von da nach Belgrad. In dieser letzteren Sladt traf ich bei dem Consnl Italiens dem Chevalier Slo- vasso, den preußischen Consul Herrn ^obareau und den Präsidenten des serbischen Senates, Herrn Marinovic. Es wurde ein politisches Gespräch geführt. Während desselben sagte der preußische Consul, indem er sich an Herrn Marinovic wandte, daß Serbien sich energisch rü- slen solle, um bei der ersten günstigen Gelegenheit die Aonau und die Taue zu überschreiten, Croaticn, die ^acöta und das Banal zu nehmen und den Preußen, b>e über Böhmen nach Wien rücken würden, zu Hilfe Hu kommen, während andererseits die Nüssen vorrücken würden. Ich meinerseits bemerkte Herrn ttobareau, daß seine Worte viel zn denken geben und daß es den Anschein habe, als habe man in Berlin das Programm des Krie- ges seit 180tt gründlich geändert. Dcr preußische Consul versuchte nun allerdings scincn Worten einen anderen Sinn unterzulegen, verwickelte sich aber dabei immer mehr. Als ich mit dem Präsidenten des serbischen Tc- natcö allein war, versicherte mich Herr Marinovic. daß sich Serbien nie durch preußische Ansstachclnngcn zu su gcwagtcu Unternehmungen hinreißen lassen würde, zumal den Serben viel daran gelegen sei, mit Ungarn in Freund- schaft zn bleiben. Ich bemerkte darauf, daß das Interesse beider Län- der Ungarns und Serbiens cs verlange, daß sie in dcr größlcn Harmonie bleiben, und daß ich den glücklichen Znfall segnen müssc, welcher mir soeben ein Slück der Preußischen Pläne enthüllt habe, die mich von allen mei- nen preußischen Sympathien gründlich abzubriugcu ge- eignet wären. Nach meiner Rückkehr aus dem Orieute erzählte ich im October 1867 diesen Vorfall, den ich uach meiner fachcr Blitzstrahl hat den unglücklichen Einfall, in eine Stätte stillen Friedens und beglückenden menschlichen Waltcns zu fahren, in die Küche des Viktringcr Stiftes (jetzt Tuchfabrik Moro), ohne jedoch, durch Verwendung Unserer Lieben Frau vom Rain, Schaden anzurichten. Da« eben am Hcrdfcucr beschäftig«: Küchcnpcrsonale. ein dicker Koch, ditto Schaffncrin, Magd und Küchenjunge reißen Angcn und Ohren auf und ringen die Hände. Auch den kärntnerischen Typus hat dcr einheimische Künstler dcu Gesichtern recht gut aufzuprägen verstanden. Weniger Gutes kann ich von dem ansehnlichen einstöckigen Gasthanse erzählen, das am Fuße des Hügels liegt und wo die wißbegierige» Pilger sich mit irdischer Labung zu erfrischen Pflegen. Mittelmäßiger Kaffee und Noth- wein nnd einiger Mangel an Sauberkeit, den ich in Kärntcn im Gegensatze zu dem dcuachdartcn Tirol nnd selbst Obcrkraiu überhaupt charakteristisch finde, das sind die Dinge, ans welche man in dem besagten Laudholcl wit Sicherheit rechnen kann. In letzterer Beziehung konnte ich hübsche Geschichte» erzählen, so z. B. wic ein biederer Landwirth aus einem GlaS Bier in meiner Gegenwart, mit höflichem Bedauern auf die nachlässige Kellnerin scheltend, mit Gewandtheit - eine Fliege herausfischte und mir dann den Trunk als nunmehr Mundgerecht crcdcnztc. Und nnn rasch ein anderes Bild! ^ ^Utts schüncn Morgens entführt nns das Dampfroß «ber Maria Saal, St. Veit. Gloncgg uach Feldtirchcu. b" Eingangspforte zu den Wundern des Alpcnlcbcns. und wir sind dort, von wo dic Ucbcrschrift dieses Briefes °"tirt. ;„ ^,„ reizende» St, Leonhard, dem angenehm- stcn und zugleich »nangcnchmsten Crde,>wi»tel, wie Sie Zollen, welches ich aber nicht mit dc» paar Zeile», die "ür heute noch zu Gebote stehen, würdig schildern kann. Und welchem daher mein nächster Brief gewidmet sein soll. > Gewohnheit in meine Notizen eintrug, einigen Freunden uud Landölcutcn. Ich hatte keine Absicht, von allem dem zum Publicum zu sprechen, da ich aber sehe, daß Eure Excellenz durch die Enthüllungen, welche von Ihrer Seite ausgegangen sind, und insbesondere durch die Veröffentlichung des Beucdelti'schcn Vertrages sich als unschuldig vor dcr Welt hinzustellen suche», so erachte ich es für einen ehr- lichen Krieg, wenn ich Euer Excellenz diese kleinen Erin- nerungen durch dieselbe Ocffenllichtcit zusende, an welche Eure Excellenz appcllirt haben Ungarn wünscht glühend. Deutschland frei und groß zu sehen, aber Ungarn wird sich durch Prcußeu. den inlimcu Freund Rußlands, nicht verwirren lassen. Bei dcr ersten Drohung werden sich die Ungarn, so wie am Tage dcr Gefahr unter Maria Theresia, um ihren Mon- archen schaaren, um das Vaterland zu vertheidigen. Stefan Türr." Vom Kriegsschauplätze. Strategische Studien. Von ^icntcnaiit I. ^'cmcöic, VI. Nun ist es offen uud klar, dcr Neffe ist mit dem Oheim nicht aus gleichem Holze geschnitzt: wo jc»cr han- delte, zögert dieser; unter gleichen Umständen zermalmte jcncr seine Gegner, dieser wird geschlagen — das ist dcr große Uutcrschied zwischen Oheim uud Neffe! Alles glaubte, dcr Lösung deö räthselhaflcn Auf- tretens dcr frauzösischcn Regierung im gcjctzgcbendcn Kör- per nahe zu sein, und man tauschte sich nicht, nur ist die Vösung nicht die von dem größtcu Theile dcr Wcll ver- muthete. Zwar habc» wir erst mir Andeutungen des An- fangs, das Eudc ist noch immer inS Dunkel der Zukunft gehüllt; gleichen jedoch die solgeudcn Kennzeichen den cr- stcu, so wird seine Lösung bald geschehen sein. - Doch lassen wir die Mclaphcrsprache und betrachten die That- sachen. Aiu .^. August erfolgte ciu Angriff auf Saarbrückcu, es wurden die die Sladt beherrschenden Höhen genom- men, uud damit schien die Offensive dcr Franzosen hier begonnen zr haben. Zu dieser Vcrmulhung war man um so berechtigter, als die französische Armee, mit Aus- nahme dcS Corps Mac Mahon, wclchcs den äußersten rechten Flügel bei Wcißcuburg und Hagcnau bildete, ge- gen dcn Punkt Saarbrücken gerichtet war. Sci cs denn, daß dic Franzosen hier die Hanfttmacht des GcgncrS ver- mutheten oder darüber noch im Zweifel waren uud dcö- halb sich für zu schwach hielte», "cincn entschlossenen An- griff auszuführen; oder ndcr fürchlctcn sie cincn Angriff dcs Gegners in ihrer rcchlcu Flanke, dem jedoch dcr Uebcrfall vci Wcißcuburg widerspricht, genug sie thaten nichts, sondern begnügte» fich mit dcr - wie cs fich jetzt herausstellt — zwecklosen Beschießung dcr offnen Stadt Saarbrücken. Konnte ihnen dicseS Zaudern, wclchcs aus Unklarheit dcr Verhältnisse und der Untcnnünß dcr feinb- lichen Ausstellung hervorging, nicht zum Verbrechen a»ge- rcchxct werden, so muß cs ihncn nach dcm Ereignisse bei Wcißeuvurg am 4. August als eine große Versüß diguug gegen den Geist der Kricgswisscnschast und der Kriegführung zugezählt werden. Dcr Erfolg allein spricht nicht für dic Richtigkeit und die absolute Unfehlbarkeit dcs cingcschlagcncn Wcgcs, sondcrn auch dic Größe und Mcngc dcr begangenen Fchlcr. Im Kriege, wo man fast nur mit variablen Fac- lorc» zu thuu hat, läßt sich nicht allcs mit Gewißheit bestimmen; nur zu oft wird dcr cine uud dcr andere Factor entweder zu groß oder zn llci» angesehen, uud ist man dcm Rcsullalc »ahc. da erkennt man erst die Un- richtigkeit dcr Schützung: daraus mm fließen Fchlcr, und derjenige welcher ih» früher einsieht und richtig stellt, wird anch dc» Crfolg f»r sich habe». Als dic Franzo- se» die Fehlerhaftigkeit ihrer Anschauung erkannt, beeil- ten sie sich nicht, sic zu ändern, sic verharrten vielmehr noch weiter dariu und machten außerdem noch einige hinzn. Wer wundert sich »och darüber, daß cs so gc- tommiu? Beim Ucbcrfallc von Wcißcnburg standen, daß ist uun coustalirt, nur geringe französische Kräfte dcr Armee des Kronprinzen gegenüber, waS daher den latlifchcu Er- folg dcr Preußen nicht groß machen würde, wenn selbst die Division ganz vernichtet worden wäre; was aber dcu Erfolg wirtlich zur Bedeutung erhob, ist die erzielte Trennung des Corps Mac Mahon von dcr übrigen Armee, die z.oar von französischer Seite nicht direct eingestanden worden, dic aber aus dcr Slylisirimg dcs betreffende» Telegramms erhellt nnd was die Schlacht r>on Wörth bestätig!. In dcm betreffenden Telegramm heißt cs: „Das Corps Mac Maho» hält eine feste Vtcllnng besetzt. Die Corps sind alle i» telegraphischer Verbindung." Sagt auch daö Telegramm nichl, was ganz natürlich ist, wo diese „seslc Stcllnng" sei, so sagt cS doch. daß das Corps blos in „telegraphischer." also uichl in faclischcr Ver- bindung mit dc» ander» Corps war. Cs unterliegt kaum ci»cm Zweifel, daß die Fran- zose» auf Sulz, in dcr Richtung auf Hagenau abge- drängt worden und daß ihre Vclbindung von Lcmbach gegen Niedcrbronn, also mit Bilche bedroht war. Eine solche Trennung konnte den Franzose» natürlich nicht glcichgiltig sein und sie mußte» bestrebt sein, dieser drohen- den Eventualität vorzubeugen. Zu diesem Zwecke dürften die Corps Failly und Canrobcn angewiesen worden sein, dcm Mac Mahon'schcn die Hand zu reichen, letzteres aber, um die dargebotene Hand erfassen zu können, mußte im Angesichte dcS Feindes einen Flanlcnmarsch ausführen, bei welcher GelcMhcit die für die Franzosen unglückliche Schlacht bei Wörlh herbeigeführt winde. Daß die Schlacht den Franzosen nicht günstig sein konnte ist wohl klar, wenn man auch hier das Krüflc- vcrhältnih beider Theile berücksichtig!; denn an der Schlacht haben nur Theile — nach dem Telegramm dür'ten von beiden je eine Division hier gcwescn sein — der beiden letzteren sich betheiligt, was zusammen kaum etwas mehr als 50.000 Mann französischcrfeits gidt. Ob dic ftran« zosen glaubten, mit dieser Macht anszutoinmcn, oder daß sie für deu Augenblick nicht mehr an Ort und Stelle haben konnten, kann man nicht wissen; das jedoch weiß man, daß sie cincn groben Fehler begangen, weil sie cine Schlacht herbeigeführt, und zwur eine Schlacht dcr Minderzahl gegen die bercils bekannte Ucbcrmachl, und die nicht nndedmgl durch die Vcrhällnissc geboten wnr. Wörth ist ein Marllflccken in den Vogcscn am Saucrbachc gelegen, von Sulz 1'/.^ Meilen, von Ha- gcnau 2 Meilen entfernt. Von Sulz führt eine Straße übcr Worth gegen NcichShafcn und Ingweiler und durch- schneidct bei Reichhafcn, unweit Niedcrbronn, die von Hagenau nach Bitche führende Hauptstraße. Auf dieser Straße, dann auf dem Wege nach ^cmbach dürfte die Armee des Kronprinzen vorgegangen sein, um theils die Verbindung Mac MahonS bei RcickShafcn zu unlcrbrc- chcn und das vereinzelte Corps wo möglich mit Ueber» macht zu schlagen, theils das Dcfil« von Zabern, wcl» ches durch Pfalzburg gesperrt ist, zn umgehen. Zu gleicher Zcic, während dic Franzosen bci Wörth cinc empfindliche Niederlage erlitte», floh sic das Glück auch dort, wo eS sich ihncn anfänglich gezeigt, das sie aber nicht zu fassen verstanden — bei Saarbrücken. Ucbereinslimmeno melden preußische und französische Telegramme, daß die von den Franzosen besetzt gehal- tenen Höhen bci SaaibrückV» am l). d. von den Preußen angegriffen und erstürmt worden; das Corps Frossard erhielt hier starte Verluste. Das Corps Mac Mahon zieht sich auf Nancy zurlick, die Armee concentrirt sich auf Metz. Dies zeigt an den gänzlichen Rückzug der Armee hinter die Mosel und vorderhand daS Verzichten auf jeg- lichen Offcnsivvcrsuch dcr Franzosen. Dicsc Thatsache reicht aber auch hin, die Schlacht von Worth als eine That dcr Verzweiflung übcr die erlittene Schlappe bci Weißcnbnrg und nicht als durch die Verhältnisse geboten zu lcnnlcichncn; sie hat auch dem ^cldherrnrufc Mac MahonS cincn argr» Stoß vei setzt, dcr nun vor der Well blos als ein tapferer Haudcaen erscheint. Aber auch das Obereommando der Fra»;oscn scheint der Größe der Aufgabe nicht gewachsen z„ sein; den,, fühlte cS sich zu schwach, etwas Ordentliches zu untcr^ »chmcn. so mußte cS wcinastmS vermeiden, sich in un- gleichen Kampf einzulasfe» nnd noch vor einer auSgc- sprocheuc» Niederlage auf stärkere Positionen und die wntcr rückwärts gelegenen Hilfsquellen zurückwiche», »icht aber vcrcinzclt und nach nnd nach sich schlagen lassen — die Wahrscheinlichkeit dcS Gcschlaacnwerdcns ist immer für die Minderzahl vorhanden, sind cs auch Franzosen! ES ist zwar durch die ersten Mißerfolge der Krieg »och nicht entschieden, die Prcnßcn stehen noch nicht vor den Thoren von Paris, denn f»r sie beginnt clft jetzt dcr schwierigere Tbcil dcr Aufgabe. Wic wir i» einm, dieser Aufsätze ausgesprochen, kann Preuße» d!c Uiilnmst seiner stralcaischcn Luge nur dnrch die Offensive beseitign, und duS Hal cs gethan. Olcichzcilia, smilcn wir, dic Nichtnna. auf Nancy ist die« Mia/, welch,' ihncn die größten Cha»c»n cincs giinsti- sim ErsolgcS verspricht; das Vorgehen deS Kronprinzen deutet bcrcitS nnf dnse Nichluna. hin. Voiderh^nd w,rd dic Armcc dcS Kronprinzen die westlichen Austgänac dcr Vogrscn, dc» Paß von Zabern (Saocrnc) nnd nördlich datw» zu acwmncn lmd einen iini^crcn Anschluß an die Armce des Prinzrn Karl, in der Nichlu»a Pfalzburg-Sl.-Avold zu bewirken suchen, »»d wenn die Armce a/sammelt ist, dann concenlrisch von Norde» und Ostcn gc^r» dic an drr Mosel stehen« dcu Fianzoscn vorgehe». Daß Prinz Karl mit seinen Operationen Mücthallc» werde, bis der Krunprinz die Vol,css» hinter sich hat, ist höchst wahischcinlich, da cr soi,st von dcn bei Metz stchmdc» Franzose» leicht mit Uebermacht angegriffen nnd geschlagen werdcn könnte, bevor noch der Kioriprmz ihn« bcistchcn kann. Was Preußn» zur Dcckmic, seiner lintcu Flaule thu» muß, lMiit uon dcr Aclivüät der Festung Straß« bur,i ab. Jede, falls wird cs Dctuchiruna.cn nach dttscr Seite hi» vornehmen müsse», w^nn eS auch wahrschein- lich ist. daß diesc Festung dnrch dic R^nve:, und süd- dculschc» Co»tl!i^c>,le beobachtet werden wird; tS wird sich oder durch dicse Detachiruugen schwachen, und da,in licflt dic künfliqe Schwierigkeit dcr Aufgabe. Mssesneuiglmien. lPersunalnach richt.) Dem königl. ungarischen Ministerpräsidenten Grase» Andrassy haben' Ee. Majestät sur die Dauer scincö Wiener Aufenthaltes das Schloß Hetzendorf allergnäoigst anzuweisen geruht. M