M. 2. SamMg den M. Jänner 1865. 9. Ichrzang. Matter aus Arain. (Ncilagc zur „Laibachcr Zeitung.") Dir „Blätter aus Kraiu" erscheinen jeden Samstag,'und ist der Prännmcratiousprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Nach Jahren. Dcr Mcusch, tritt erst in's Leben er hinaus, Stürmt vorwärts, jedem Eindruck hiugcgcbcn; Kopfüber stürzt er sich iu's Wcltgcbraus Und aller Freuden Schätze will er hcbcu. Nach jeder Blumc streckt er scinc Hand, Begehrlich blickt er auf nach jedem Sterne; Nicht Mcerc schrecken ihu, uoch Wüstensand, Und seinem Streben scheint kein Ziel zu ferne. Erfahrung aber weiß den wilden Trieb Allmählig sicheru Vahucu zuzulcuken, Und maucher Wunsch, der unerfüllbar blieb, ! Lehrt Muth und Kraft auf Wcu'gcS ihn beschränken. Und immer cug'rc Kreise zieht er sich, Uud wcuu im Kampf dcS Lcbcus aufgerieben ! Dic Jugend schwand und Alter ihn bcschlich, Wie wenig ist des Wcu'gcu noch geblieben. z Wohl dem, der früh in Eiucm Allcs faud, Der, wic von einem Zauberkrcis umwobcn, Mitleidig lächelt, wenn um seinen Rand Ohnmächtig zürnende Dämonc tobcu. Wohl dem, der liebt, und was ihu jung durchglüht, Wic ciuc Rose iu ein Buch geschlossen, Olcich uns bewahrt uud uoch im Herzen blüht, Wcuu auch der Lenz der Jugend ihm verflossen. Die stimme der Natur. (Fortsetzung.) Anfangs wollte cs Magdalenen an dem fremden Orte bange werden, allein es kam nicht ganz dazu; in kürzester Zeit hatte nämlich der sehnlichst Erwartete sich als harmloser Reisender eingefunden, der ein Zimmer für etliche Tage miethete, um dic Umgebung i'cnncn zu lernen und sich ein wenig hier zu erholen, da er von seinen mehrtägigen Ncisen sehr angegriffen sich stellte. Von der Pathin unbemerkt, hatte hicr Magdalena hinlänglich Gelegenheit, mit dem jungen Manne nähern Umgang zu pflegen, und ihr Herz entbrannte in ungestümer Leidenschaft gegcitzdcn Fremden, der cs verstanden hatte, ihr Herz zu öffnen und ganz davon Besitz zu nehmen. Bald darauf reiste er wieder ab, mit dem Versprechen, i sein Liebchen ü5 Kurzem wiederzusehen. Um diele Zeit geschah es, daß der alte AchaziuZ ' starb, und die beiden Mädchen nun verwaist, dastanden. Anna war ! trostlos über des Vaters Verlust, Magdalcuens Liebe war bereits getheilt, sie verschmerzte den Schlag leichter, als ihre Schwester. In Anna war aber ein Entschluß reif geworden, dessen Zustandekommen sie bei des Vaters Lebzeiten nicht geahnt hatte, sie war nämlich mit sich eins geworden, ihren theuern Geburtsort, die Ruhestätte ihrer geliebten Eltcrn zu verlassen, um in der Fremde sich eine neue Heimat zu grüuden. Die Veran-lassuug hiezu war folgende. Ihr Vater, der seine Familie nur von der Hände Arbeit ernährt hatte, war iu Armuth verstorben und hatte seinen Kindern leider nichts hinterlassen tonnen. Anna war darum angewiesen, in Dienste zu gehen, da das Epitzcnklövvcln, welches die Idrianer Weiber und Mädchen betreiben, ihnen wohl einen nicht zu verachtenden Veitrag zur Bestreitung verschiedener Lebensbedürfnisse bietet, keineswegs aber, einen Er-werbszweig zu bilden im Stande ist, der so weit ausreichte, um damit das Leben selbst fristen zu können. Tief; war ein Grund; den zweiten Grund bot eine vertrauliche Mittheilung, welche Annen in Betreff ihrer Schwester gcmacdt wurde, uud durch welche sie erfuhr, das; ein vornehmer Fremder sich bisweilen in dem von Magdalencns Taufpathin gepachteten Gasthause aufhalte und dieß einzig und allein nur, um mit dem schönen Mädchen sich zu uuterhaltcu, das für den Fremden ganz Feuer und Flamme fei. Anna's erster Gedanke war, ihre Schwester aus dem Gaslhausc fortzubringen; doch wohin, das vermochte sie sich vor der Hand nicht zu beantworten, doch hoffte sie dafür Rath zu schaffen, wenn sie nur erst selbst ein Plätzchen hatte, wo ihr Leben geborgen war. Zchtercs fand sich übrigens in Kurzem. Auf einem Vauerugute in Kram lebte ein altes, kinderloses Ehepaar, das eine Magd in die Wirthschaft suchte. Anna, welche. au3 ihrem elterlichen Hause alle Arbeiten gewohnt war, überlegte nicht lange und nahm den angebotenen Dienst an. Bald darauf brauchten aber dic Bauersleute auch für die Kucke und Haushaltung überhaupt einen Dienstboten, auf den sie sich verlassen konnten. Anna, welche den Viehstand und die gröberen Arbeiten des Feldes und auf dem Hofe unter ihrer Aufsicht hatte, dachte sogleich au ihre Schwester und beeilte sich, ihr den Antrag im 'Hamen der alten Leute zu überbringen. EWider Auna's Vermuthen ging Magdalcna auf das Anerbieten bereitwillig ein, denn es hatte zwischen ihr und der Pathin Mißhclligkciten gegeben, da Letztere des Fremden Absichten durchschaut und ihnen keinen läutern Grund unterlegend, das Verhältniß der beiden Leute gewaltsam durchschnitten hatte. So kam Anna's einstige Pflegebefohlene abermals unter die Aufsicht ihrer Schwester. Anna athmete nun leichter, da sie auf Magdalencn neuerdings wohlthätigen Einfluß zu üben hoffte. Allein Magdalena wußte nun unbemerkter als zuvor Zu- ^ sammeukünfte mit ihrem Geliebten zu veranstalten, bis dieser endlich die Gegend verließ, um, wie er versicherte, in Kurzem wiederzukehren und Magdalena zum Altar zu führen. Vevor cr aber noch selbst kam, wollte er brieflich von sich hören lassen, und dann erst sollte Magdalena dieses Verhältniß ihrer Schwester ^ mittheilen. ! Die arme Verblendete aber ahnte in ihrer zur heftigen ! Flamme angefachten Leidenschaft nicht, welche gewaltige Kluft die Verschiedenheit des Standes und der Lcbcnsverhältnisse zwischen ihr und dem Angebeteten ihres Herzens bildete. ! Wochen vergingen und wurden endlich zu Monaten, ohne ! das; Magdalena irgend eine Nachricht von ihrem Geliebten cr- ! hielt. Eine traurige Veränderung war inzwischen mit ihr vor sicb gegangen. Das sonst blühende Mädchen begann sichtlich ! dahin zu welken, der Blick war erloschen, Trübsinn lagerte sich ^ auf die Züge und aller Lebensmuth schien gebrochen. Vergebens hatte Anna , welche MagdalencnZ ' Leidenschaft sür den Fremden längst erloschen geglaubt, nach dem Grunde ,' dieser sichtlichen Veränderung geforscht, dieselbe einem trank- ! haften Zustande zuschreibend, ohne mehr als ausweichende Ant- ! Worten zu erhalten ; aber eines Tages , als sie mit ihrer Schwester ! allein war, stürzte diese plötzlich Annen um den Hals und bc- ^ gann laut zu schluchzen. ! „Lenchen, um Gottes willen, was ist Dir?" „Ach, ich bin unglücklich, sehr unglücklich!" Anna's Lippen bebten. „Sprich Schwester, was quält Dich so?" „Ach Anna, ich bin furchtbar betrogen von dcm Fremden, ! der mir in Idria den Nath gab, meine Heimat zu verlassen: j er ist mir seitdem überall hin gefolgt, ich habe ihm vertraut, l er hat mir Liebe vorgespiegelt, versprach, mich zu ehelichen, > ist fort, vhne mehr etwas von sich hören zu lassen, und ich ! - ich -" ! „Um des barmherzigen Gottes Willen, was ist mit Dir?" schrie Anna in furchtbarer Aufregung. i „Er hat mir meine Ehre, meinen guten Nuf, mein ganzes ! Lebensglück geraubt," hauchte Magdalena eintönig hervor und ! bedeckte ihre Augen mit beiden Händen. Anna sank auf einem Vetfchemmel, der in cincm Winkel ! des kleinen Etübchens vor einem Christusbilde stand, nieder ! und hob in unnennbarer Angst ihre Hände zu dem Gekreuzigten ^ empor, während Magdalcua regungslos wie eine Bildsäule mit ' bedecktem Gesichte eine lleine Weile dastand. Eine kleine Pause ^ trat ein, dann abcHMang Anna auf und fiel ihrer Schwester ^ schluchzend um den Hals: „Schwester, Schwester, was hast i Du gethan?" Z Magdalena, deren Herzleid in der Erinnerung an den > Mann, der sie getäuscht, in Bitterkeit Übergängen war, wischte ! ^ sich die Thränen ab, machte sich o?n ihrer Schwester los und ! antwortete: „Ich habe ihm blind vertraut, aber der Vüsc-wicht hat mich mit Vorbedacht getäuscht." „Armes, armes Kind," jammerte Anna, „wie wird sich ! nun Dein zukünftiges Leben gestalten?" „Das läßt sich leicht berechnen," versetzte Magdalcna in ! schneidendem Tone, „die Verachtung der Menschen und Mcmge ! und Noth sind mein Loos." „Nein, nein Schwester, so darf und wird es nicht kommen.: ! man wird mit Tir Mitleiden haben." „Man wird es nicht haben," cntgegncte Magdalena nut Heftigkeit, „laß nur erst die Nachricht davon nach Idria kommen. Wie werden die Burschen mich verhöhnen, deren Bewerbungen ich kein Gehör gegeben, die Burschen, die mich beim Tanze wie eine Fee bewunderten: wie werden die Mädchen über mich triumphircn, die von den jungen Knappen mir nachgesetzt wurden, wie werden sie sich freuen, daß ich so tief gedsmü-thigt wurde: wie werden die alten Leute mich mit Verachtung anblicken und die Eltern mich ihren Töchtern als abschreckendes Beispiel hinstellen." „Es darf es Niemand erfahren," rief Anna in änast licher Hast, „Deine Ehre muß vor der Welt geschont werden." „Tdcr sterben!" siel Magdalcna rasch ein, und die Augen begannen ihr wild zu funkeln. „Auch das nicht!" verseltte Anna, welche cillmälig ibre Fassung wieder bekam, „es gibt noch für diesen Fall andere Mittel. Nimm mein Wort darauf, das; ich Alles aufbiete:! werde, um Dein Unglück vor der Welt verborgen zu halten." Von diesem Augenblicke an lastete schwerer Kummcr auf Anna's Seele, der um so drückender war, da sie gegen Niemanden ihr Herz erleichtern konnte. Sie sann unablässig, wie sie ihre Schwester von hier ohne Aufsehen fortbringen und einen Ort ausfindig machen könne, wo lchtere jenen verhängnißvolll".: Zeitpunkt in der Stille abzuwarten in der Lage wäre. Uebrigens bemerkte Anna an Magdalcnen ein eigenthümlich entschlossenes Wesen, das sonst ihrer Schwester nicht eigen gewesen, sie bemerkte aber auch, wenn von diesem Gegenstande die Ncde war, einen beinahe dämonischen Zug in dcm blaßen, schönen Gesichte, und seit jenem ersten Geständnisse datte Anna bei ihr keine Thränen mehr wahrgenommen. (Fortsetzung folgt.) - Ein guler Sohn. Episod? aus dem Elndcutmlcbm als Vcitrag ,;nr Charakteristik m!>'S großen trainischcn Kirchcnfiirstcn. Von I. A. Babnigg. (Fortsetzung.) Ziemlich eingeschüchtert nahmen wir Pla!; am obersten Ende des Tisches. Daß uns etwas Sonderbares bevorstehe, dessen waren wir mehr als gewiß. Das heftige Klopfe/i unserer Herzen und das raschere Strömen und Drängen unseres Blutes nach dcm Gehirne, ^warcn deutliche Beweise einer b^gen Furcht. Unsere Augen bewachten jede Bewegung der verdächtigen Tisch-genosscn, die unter einander leise sprachen , was unsere Bangigkeit noch mehr vermehrte. Während unserer psychologischen Betrachtungen war die Wirthin zu uns getreten. Ein plumpes, rothbackiges Wesen, welches eben von der Viehfütterung gekommen sein mußte. Der ländliche Geruch gab uns den untrüglichsten Beweis dauon. Diese mochte sich unsere innere Bewegung gedacht haben, denn schmunzelnd fragte sie nach unserem Begehren. Kaum hatte sie den Wunsch vernommen, als auch schon das begehrte Mahl auf dem eilends mit einem Leintuche bedeckten Tische stand und uns zu verstehen gab, daß man unsern höhern Werth nicht verkenne. Hätte die Wirthin unserer Eßlust zugesehen, so wütde sie gewiß ihre gute Meinung von uns aufgegeben und uns für ausgehungerte Drescher eher, als für Menschen von besserm Stande angesehen haben. Wir wurden allmälig muthigcr. Der genossene Nein, obwohl von der niedrigsten Qualität, dann das einfache Mahl, erheiterten uns derart , daß wir auf einen Augenblick der Gefahr vergessen konnten, in welcher wir uns einige Minuten zuvor noch zu befinden dachten. Wir wurden unter einander gesprächiger und riethcn hin und her über die Bedeutung des unheimlichen Peitschenknalles im Walde. Tie eingetretene Wirthin belehrte uns dahin, daß der Böse die Villiche unter Peitschenknall in den Winterschlaf treibe, und daß dieses einen frühen und harten Winter zu bedeuten habe, räumte eilends den Tisch ab und entfernte sich ans der Stube. Sie mochte Recht haben, denn wir erinnerten uns, das; Valvasor in seiner „Ehre von Krain" davon Erwähnung thut. „Wo geht die Ncise hin," fragte uns plötzlich einer der Fremden, der bis jetzt nnr mit feinen Kameraden beschäftiget Zu fein schien. „Nach Görz, Triest und von da nach Laibach zurück," antwortete Einer von uns. „Vermuthlich in Handelsgeschäften?" „Mit Nichten. Wir sind Studenten, machen eine Vergnügungsreise, da wir jetzt Ferien baben." „Studenten und VergnügungZreiscnde? Neiscn, dächte ich, tosten Geld," bemerkte der frühere Sprecher unter einem bedeutenden Seitenblicke zu seinen Genossen gewendet. „In der Regel ja: doch bei uns Studenten macht dieses ^ cinc Ausnahme. Wir ziehen wie die Zugvögel. Wohin wir ! kommen, finden wir Futter bei den Bekannten , bei irgend einem Mitschüler und in Ermanglung aller dieser, sprechen wir bei ! einem gastfreundlichen Pfarrherrn ein, der mit der Studentenlage bekannt, uns liebevoll mit einem Obdach, mit Speise ! und Trank, uud nicht seltcu auch mit einem kleinen Vialicum ! versieht, welches uns des andern Tages sehr gut zu statten > kommt. Seht, so geht es bei uns Studenten fort, bis wir ! unfcr Ziel erreicht haben. > Diese vorsichtige und kluge Antwort unseres Collcgcn war > lobenswerth. „Ein beneidenZwcrthcs LooZ! So glücklich sind wir nicht. ! Mit Mühe und im Schweiße, nicht selten nn't der Gefahr des j Lebens müssen wir dem Geschicke unsere Lebensezisienz abtrotzen, in elenden Winkeln uns verbergen, und nur des Nachts unsere Wege wandeln." „Wir bedauern Euch recht vom Herzen. Jeder Stand hat seine Beschwerden." Dieses und Aehnliches war das Gespräch zwischen uns und den Anwesenden. Unser Verdacht schien vollkommen gerechtfertigt zu sein, die Fremden sind ein gefährliches Gesindel. Tie Fremden zahlten ihre Rechnung und verließen die Gaststube, sobald sie merkten, daß wir uns zum Aufbruche bereiteten. Dieses verdoppelte unsere Aufmerksamkeit und rieth uns, auf unserer Hut zu sein. Auch wir kehrten dem unheimlichen Wirthshause bald darauf den Rücken. Thalwärts gegen Coll ging nun unser Weg. Nicht ohne Scheu und Furcht blickten wir zwar oft zurück und scitwärto, ob wir der vor uns foitgegangenen Fremden nicht wieder ansichtig werden. > Keine Spur mehr von ihnen. Die Sonne schien so schön > und warm. Die Amseln und Drosseln sangen anmuthig und frohlockend ihre Abschiedslieder, denn auch sie zogen aus ihrem i Heimatlande in die weite Ferne einem freundlicheren Geschicke ! zu. Mit ihnen fühlten wir das Freudige des Wanderns, bis i wir gegen Abend Haidenschaft erblickten, in dessen Nähe ! der Herrensitz, das Ziel unserer heutigen Reise, Storia lag, wo unser Mitschüler, Ritter v. Ab......g, uns schon vorangekommen war. Mit offenen Armen empfing uns unser Freund, und seine guten Eltern behandelten uns wohlwollend. Wir traten in dcn Saal. Er war festlich geziert. Zahllose Wcinlanbkränze hingen an den Wänden zwischen unzähligen Lichtern, und cinc Menge Bekannte nahmen an dem mit Speisen schwer bcladenen Tische ihre Plätze ein. Auch unser vergaß man nicht. Wenn wir das frugale Mittagsmahl mit dem Abendessen verglichen, so glaubten wir der Erde entrückt, in den Himmel versetzt zu sein. Es konnte auck nicht anders kommen. Die reiche Weinlese dieses Jahres hatte dcn Besitzer mehrerer Weingärten dieses Fest zu geben bewogen, an dem Alles thcilnehmen mußte, was nur mit dem Edelhause bekannt war, und unsere so unvermuthcte Erscheinung verdoppelte die Freude des gast- > freundlichen Fcstgcbers, der nnermüdct sich durch volle acht Tage alle Mühe gab, uns Ergötzlichteilen aller Art zu bereiten, um un5 unsere Zeit so viel als möglich angenehm zu machen. Da jedoch auf Erden niä)ts ewig währt, so mußten auch unsere glückseligen Tage ihr Ende erreichen. Nach einer großen Jagd auf dem Berge Nanos mußten wir endlich an unser Scheiden denken, sollte noch bei Zeiten unfcr Ziel erreicht werden. Wir schieden mit thränenvollen Augen von einem 5Drte, dcr un5 nach Verlauf von langen dreißig Jahren noch frisch im Gc-däcbtnissc ist und gewiß aus demselben nie verschwinden wird, wenn auch die Mutter Erde schon längst dcn >dlcn Gastfreund liebevoll mit ihrcn Armen umfangen hält. (Fortsetzung folgt,) M Mkrographic. ! ^» Wir sind im Allgemeinen wohl Alls mit dem Mikroskope ^ bekannt, durch dessen Gläser wir sonst unsichtbarste Kleinigkeiten , bis zu tausend- und mehrfacher Vergrößerung sehen können. ^ Eine ganz umgekehrt wirkende Maschinerie ist dagegen den Mei- ! stcn gewif; noch eine neue Merkwürdigkeit. Wir meinen den Mikrographen (oder Kleinschrciber) des Deutscheugländers Peters in London, des Compagnons uon Masterman, einem der größten City - Bankiers. Herr Peters beschäftigte sich schon Jahre lang aus Liebhaberei mit wissenschaftlichen Zeitvertreiben, ^ besonders aber mit Mikrographie. Seine mikrographische Ma- ! schine und Kleinschriftcu derselben waren in der großen Ausstellung ron 18L2 zu sehen, wurden aber wenig beachtet, da man mit bloßen, uneingeweihten Augen kaum etwas Vegreif-'lichcs und die Klcinschriften gar nicht sah. Die Kleinschrcibcmaschinc des Herrn Peters besteht aus ' einer bis iu's Unglaubliche von Feinheit getriebenen Vervoll- ^ tommnung des sogenannten Storchschnabels, eines einfachen Werkzeuges, durch welches man jede Art von Linien, also auch Zeichnungen in jeder beliebigen Größe genau abzeichnen kann, indem man mit der an dem einen Ende angebrachten Spitze sorgfältig über alle Linien der Zeichnung hinzieht. Der Storchschnabel besteht wesentlich aus einem Balken, wie die Wage mit einem Stützpunkte, nur selten in dessen Mitte, da zwei gleiche Hälften des Balkens nur zu einer ganz gleich großen Abzeichnung führen würden, was gewiß nicht oft beabsichtigt wird und durch bloßes Durchzeichnen leichter zu erreichen ist. Der Storchschnabel ist nun so eingerichtet, daß die eine Seite des Balkens bald größer, bald kleiner gemacht werden tann. Ist die entgegengesetzte Seite des Balkens dem Stützpunkte uäher, d. l). llcincr, als die, an deren Ende sich der Stift befindet, womit man über das abzuzeichnende Bild hinzicbt, so zeichnet die am andern Ende befindliche Bleistiftspitze das Bild ileiner — und umgekehrt. Die mehreren Balken mit Stützpunkten im Storchschnabel sind blos; Niederholung oder Vervielfältigung derselben Sache, um die Operation des vergrößerte» oder verkleinerten Abzeichncns zu erleichtern. Im Principe und in der Construction ist der Mikrograph des Herrn Peters ein Storchschnabel oder vielmehr eine Vereinigung uon Storchschnäbeln, um Großes im unglaublich Kleinen zu copiren. Sonach wäre es bloß eine Spielerei eines reichen Mannes in Mußestunden; daZ Wunder aber ist das Mas; der Kleinheit, welches erreicht, noch mehr die mechanische Verfeinerung, zu welcher diese Storchschnabclopcration getrieben ward. Zuerst that er Wunder mit einem Storchschnabel, in welchem der Copir-arm des Balkens 125mal kürzer war, als der andere. Er konnte also in IZIfachcr Verkleinerung damit copircn. Man bewunderte nicht sowohl dieß, als die ungeheuere Genauigkeit und Fcinbcit des Storchschnabels, mit welchem man wirtlich diese Verkleinerung genau erreichte. Nun ging er aber noch weiter. Er construirte einen zweiten, viel kleineren Storchschnabel, dessen langer Arm von dem I25fach verkleinernden kurzen des ersten geführt ward. Dadurch erreichte er eine 6220fache Verkleinerung. Da diese mit der feinsten, härtesten Bleistiftspitze auf dem feinsten Papiere nicht gelang, ging er weiter und sing au mit Diamantspitzcn auf Glas zu mikrogra-phircn. Wir können hier die geniale Feinheit von mechanischen Einrichtungen, wodurch das Stückchen Glas, auf welches die Diamantspitze copircn soll, bewegt wird, während die Diamant-spitze genau, ruhig und fest steht, nicht beschreiben. Nur so viel, daß das Stückchen Glas so bewegt wird, daß nicht nur die unglaublichste Verkleinerung genau erreicht wird, sondern beim Copiren von Buchstaben auch Haar- und Grundstriche in ihren Unterschieden genau zum Vorschein kommen. Die Thränen der Frauen. ^ Es ist bekannt, daß Thränen eine ziemliche Quantität Kochsalz enthalten. Warum benützt man also nicht die Thränensäcke des schönen Geschlechts zur Gewinnung desselben, da sie gewiß ergiebigere und ausdauernde Quellen darstellen würden ! als man nur sonst irgend finden kann, und die Kunst, sie ^ noch ergiebiger zu machen, dürfte in der That auch nicht so ^ schwer fallen. Dadurch, daß man einem Schooßhündchcn auf ^ den Schwanz träte, könnte man schon so viel Salz gewinnen ^ ein Stück Butter uud Nettige zu salzen. Dort könnte ein ver-l sagtcs Rendezvous oder ein uutersagtcr Gang aus den Ball ! wenigstens ein Tönnchen Häringe einsalzen, und ein ungetreuer ! .Liebhaber hielte gar eine ganze Haushaltung mit Salz auf ein ! Paar Jahre frei. Somit würde auch der Ausdruck, sein Vrod ^ in Thränen essen, an Bedeutung gewinnen, indem es so viel l hieße, als es bloß mit Salz essen, was sich ohnehin häufig bedingt. Anatomisch bewiesen, ist die Thränendrüse des Weibes um ein Drittel schwerer, weit größer, hcllrothcr und viel lockerer als die des Mannes, und vergießt das Weib im Verhältnisse ein Drittel Thränen mehr, als der Manu. Dic Thränen gebeugter Witwen verlieren sich in dem Gc-< danken der Wicdervcrchelichung, wie die Flüsse im Meere. ^ „Hochwürdigcr Herr," sprach eine schwcrmüthige Dame ^ zu ihrem Seclcnarzte, „sollte das Bette eines Meeres wohl ! hinreichen, die Masse von Thränen zu fassen, welcher seit der ^ Entstehung des Menschengeschlechtes geflossen sind?" — „Gnä-! dige Frau," erwiderte dieser, „wenn wir die unnützen, tindi-^ schen und die strafbaren Thränen abziehen, so findet der Nest ^ in den Schalen Platz, die ein Engel gen Himmel trägt, um > sie für den Tag der Vergeltung aufzusparen." ! Es gibt Thränen des Schmerzes und der Freude. Von ! letzteren sieht man selten das Auge eines Ehemannes roth. ! Nicht die vergossenen, die ungcweintcn Thränen sind die ! schmerzlichsten. ! Zucker ans Mais. ^ Ein deutscher Chemiker in Cincinuati, Professor Goesling, ! hat einen neuen Proceß zur Herstellung des feinsten Zuckers , aus Mais erfunden. Aus einem Vushcl gewinnt er I ^ ' Gallonen schönen weißen Syrups,' der Proceß ist so einfach, daß er sich mit den gewöhnlichen Utcnsilicn in einer Pächtcrs-küchc ausführen läßt. Eine Ncw-?)orkcr Gesellschaft soll dic Erfindung bereits für die Summe von 400.009 Dollars angekauft haben, um ohne Verzug diese Zuckerbcrcitung in groß-^ artigem Maßstabe zu betreiben. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Klcinmayr N F. Bambcrg in Lllibach.