^l0. XXXII. ^M> 1804. Laibacher O^H Wochenblatt., Zum Nutzen und Vergnügen. Als Zugabe zur Edel von Klein mayerschen Laibacher Zeitung. Bemerkungen »'bcr den Zustand der Cultur und Humanität der österreichischen Mona r ch i e. Fortsetzung. 33on den Körperschaften (Corporatio«en). die s,cl> mit Bildung der Vclloiugend b.^chäftigen, siebt im österreichischen Staate der Orden "der Vater aus den sronunen Schulen, oder, der Kürze balber: der Piaristen, aln ersten Platze. Die Statuten dieser Stiftung babcn dcn aus-schließcndcn, gemeinnützigen Zweck: Allgemeine Erziebung und Unterricht der Jugend eines Volicö *). Sic lchrcn hauptsächlich in Normal- *) Könnte wohl etwas wohltätigeres und eben deßwegen »'lnwürdigcres seyn, als ein nach dieser Bestimmung blcibtiides Syfum deö vereinigten Strcbcns znr Mitwirkung an dcr Cultivirung eines Volkes und zwar in dem schwerern Zustande der unteren Ausbildung'? Verdienet nickt eine solche Tendenz von allen Freunden des Guten und Gemeinnützigen allen möglichen Beyfall, Begünstigung und Unterstützung? nicht allein von Katholiken, sondern auch von Protestanten, Griechen und Juden, da deren Jugend die Wohlthat einer Ausbildung eben so nöthig hat, und die Ordensvorschriften keinen Pro-sclytcn-Gcwinn für die katholische Kirche, son- schuleil und auf Gymnasien. Auf den ersten gehen sie vorzüglich in einer schönen Handschrift in der Zeicheickunsc; auf den andern in einer bessern Latinität ihrer Schüler dcn weltlichen Körperschaften vor. <^ic versehen auch hin und wieder philosophische Lehrkanzeln, besitzen häusliche Erziehungsanstalten, strhrn Konvikten vor, oder werden Akademien beygezogen und l'ilden auch wohl einzeln Junge 00m Adel.^ Sie sind in der Monarchie nach 4 Provinzen abac-theilt: In die Dsierreichischc, Böhmisch-Ma> riscke, Ungarische und Galizischl-. Sie sind aber rmzüglich in den deutschen Erblandrrn nicht so zahlreich, um dle vielen Erzichungsanerbie-thungen befriedigen zu können. Der Abqana eines zureichenden Vermögens erschwert die Ver« Mehrung der Kandidaten. Dcr Benediktiner Orden. Zwar geht dessen In,mut nicht unmittelbar auf Erziehung der Jugend jedoch lM er sich um die allgemeine Bolksknlcur viele Verdienste erworben und stets emige Wirksamkeit im Unterrichte beybehalten Heut zu Taae wird er allgemein zur Mitwirkung im Erziehungsfache wieder hervoracsucht da der erste Orden nicht Mitglieder gcnua ha/ In Innerosicrreick hat sich darin Admont und ,n Niederosterrcich Kremamünster hervor aetban wozu noch das Stift Mölk kommt, welchem inngst erst das Gymnasium von St Polten übertragen worden ist. In Ungarn zeichnet sich dem moralische Erziehung und Unterricht sei, nen Mitgliedern auferlegt. vorzüglich das Stift Martinsber.i äus, so wie das Stift Iaszs aus den Pramonsiralenscrn, welche mit den Cistcrzicnsern und andern Or« dcnsartcn vermahlen zur Aushülse berufen sind, wohin auch ein noch bedeutender Rest der aufgehobenen Jesuiten gerechnet werden muß. Die Ursulincrinncn, Salestanerinnen mit den sogenannten englischen Fräulein sind hauptsächlich die Körperschaften, welche sich um die weibliche Volkserzichung verdient machen; zwar gehören noch einige einzelne Klöster von andern Orden ebenfalls hierher, dic aber mehr durch den Geist der Staatsverwaltung, als durch ihre Statuten zur Verwendung bey Erziehung der Jugend veranlaßt werden. Die ersten gehen in einer hübschen Handschrist vor, vorzüglich aber in schönen Arbeiten und sind im Unterrichte und Erziehung weit gemeinnütziger, da sie sich dic Bildung deS Mittel- und gemeinen Standes angelegen seyn lassen, wcßwegen auch ihre Verbreitung wünschenswert!) ist. In den deutschen Erblandern sind sie in den meisten anschnUchcrn Städten, so wie auch im Herzogchumc Venedig; in den Ungarischen aber weit spar>amer vertheilt. Die lederen kalten gern Kostgängc-rinnen und übernehmen vorzüglich die weibliche Jugend des Adels und der ve^möglichcln Klasse. Da aber Frauenzimmer allg.Mlin nicht für öffentliche Geschäfte gehören, sie auch nicht durch Systeme und Grund säye, sondern gewöhnlich durch Umstände und den Kreis, in welchem sie leden, in ihrer Handlungsweise bestimmt werden, auch ihre Natur, ihr Glück zur häuslichen Beschäftigung einladet; so halte ich die Kon-viktscrziehung für sie im Allgemeinen nicht angemessen , und nur in einzelnen Fällen für dienlich. (Die Fortsetzung folgt.) Kinige Characterzüge von Sllwsrow. Man kennt und beurtheilt diesen berühmten Feldherrn, den wahren Würgengel der Türkei?, und Pohlen, aus d^r neuesten Zeitgeschichte auf eine oft sehr ungünstige, oft sehr widersprechende Art. An dem letzteren mögen wohl die auffallend sonderbaren Hizarrericn seiner Denk-und "Handlungsweise, scinc freylich ganz wunderliche allrussische Etiquette,'seine äußerlichen Be- zeugungen der Frömmigkeit lc. Ursache gewesen seyn. Das erstere rühret ohne Zweifel von den geringen Begriffen h^r, dic ein großer Thcil seiner Zeitgenossen von seinen Kenntnissen in der neuern Kriegskunst halle. Hören wir was in diesem Bezüge ein russisch deutscher Schriftsteller der kaiscrl. Hosrach Richttr zu Moskau von dem verstorbenen Feldmarschallc sagt: ,ullmcroiencr, Kassircr u. s. w. Djc- ser Mensch besaß sein Zutrauen in rinem hohen ^rade. Er kannte den Eharactcr feines Herrn, hatte ihn auf allen stillen Feldzügen beglcitet, und vermochte viel über ihn. Gewöhnlich wendeten sich die Officiere, die etwas bey dem Feldmarschall ausrichcen wollten, an ihn. Er war nicht unbestechlich, doch treu gegen seinen Herrn, und er that nie etwas, was diesem hätte Nachtheil bringen können. Auch in seiner Verbannung war er scin treuer Begleiter, und fast der Einzige, der um ihn war. Daß seine Adjutanten ihm bald dieß bald jenes im Namen des Fcldmarschalls Suworow befehlen mußten und daß er dann püncilich gehorchte^ ist bekannt. Dieß benutzte einer derselben einmal, um einen Soldaten, auf den cr wegen eines Dienstfehlers sehr aufgebracht war, vor den Auöbrüchcn feines Zornes zu schüfen. Indem er gegen ihn wüthete, trat der Adjutant zu ihm und sagte: der Feldmarschall hat befohlen, man soll sich von seinem Zorne nicht beherrschen lassen. Sogleich hörte Suworow auf den Soldateil zu schlagen und sagte - Wenn er cs befohlen hat, so muß man gehorchen. Wenn dn)m Exerziren oder in der Attake ein vdcr mehrere Soldalen von ungefähr einige Schritte vor der Fronte vorauskameli, so durften ste durchaus nicht zurück, um sich zu richten. Dieß war ein sicheres Mittel ihn aufzubringen. Nein! die ganze Fronte mußte den Sckrüt verdoppeln, um mit ihnen wieder in gleiche Linie zu kommen. Nie, sagte der Held, darf dcr Russe zurück; vorwärts nur ziemt ihm. Daß er mehrere Sprachen, namentlich Türkisch , Moldowisch, WaNachisch, Französisch, Deutsche, vollkommen gut sprach und verstand, ist außer Zweifel. Ich habe deutsche und französische Briefe von i!m gesehen, die mit der größten Zierlichkeit in der Handschrift und mit Fcuer und Kraft im Ausdruck geschrieben wa-rcu. Er war ein Freund von lakonischer Kürze. Sein Bericht nach dcr Einnahme vonTu rtu-koy ist bekannt. Er schrieb an den Fcldmarschall Rumanzow : Sl awa bogu, slawa wa m, Turiukoy wsala i ja ta m, d. i. Gott und Ihnen Ruhm, Hnrtukoy ist genommen, und ich bin dort.— InAl.things bekanntes Stammbuch, in welches sich sc.st alle berühmte und bedeutende Menschen Eurouens eingezeichnet hat-tcn, schrieb er seiner Silhouette gegenüber: „Ehe vergeh' iH wie ein Schatten, eh' ich sollte die Tugend verrathen." — Modtzbericht. Auch einmal wieder etwas aus dem monatlichen Moden- und Sittenbcrichtc von Paris : Die Modefarben sind hell, ausgenommen grün, das sehr dunkel getragen wird. Weih ist noch immer die herrschende Modefarbe; hingegen befiehlt die Mode die Gestalt dcr Hüt? i» zwey Extremen; des Morgens ungeheuer groß, des Abends winzig klein. Als Negligcc ist die Robe kurz, bey großer Parürc muß sie aber eine ungeheure lange Schleppe tragen. Auf dcr Promenade tragen die Damen bcp der größten Hipe den ganzen Körper bis an den Hals bedeckt; n, Gesellschaft hingegen haben sie Hals. Brust, Schultern und Arm entblößt, oder tmr durch ein dünnes Fichu bedeckt. Des Morgens wird Schminke aufgelegt; des Abends ist blaß die Modefarbe. Das Haar wird sehr einfach coessird, eiue breite Flechte windet sich über der Stirn um den Kopf, und hangt geringelt vor oder hinter dem Ohre herab. Dcr Kamm hat nun alle Ideen von Formell gewechselt, und ist ill Rücksicht seiner kostbaren Verzierungen von 12 bis 50 Louiod'or in Paris. Die Schleycr verschwinden; lange Schawls werden aber noch immer getragen. Zu den Schuhen nimmt man jetzt nankinfarbencn Taffct, aber selten Nankin selbst. Ein Elegant tragt seine Schuhe nur 8 Tage, dasselbe Kleid Z Wochen, den Hut cineit Monat, nach dieser Zeit bekommen Schuhmacher, Schneider, Hutmacher diese Klcidungsstük-ke auf Rechnung zurück, und liefern dcnür andere im neuesten Geschmack. Auf diese bestimmte Lieft rung hat der Elegant abonnirt; kömmt aber außer diesem regelmäßigen Modrwcchscl eine lnuc außerordentliche Mode auf, so heißt es Abonnement Suspcndu, und für diese extra Lieferungen wird auch extra bezahlt. Das GI"ichniß des Vassa vsn Gfen. Als noch der ottomanische Mond das Schrecken des deutschen Adlers war, als dcr Musel- männer trotzige Kriegeswuth zügellose Schaaren bis an die deutschen Ufer der Donau sandte, und das machtige Ungarn schon als die unwiederbringliche Beute des unbesiegbaren Erbfeindes angesehen wurde; in der zweyten Halste des 17 Jahrhunderts vor Leopold dem Ersten, und jenen großen Feldherrn, die endlich in den darauf gefolgten Kriegen Deutschland von einem Phantom der Furcht befreytcn, das zu seiner Schande nur Mangel an Kenntniß unc> Vereinigung der Kräfte erzeugte, das sogleich verschwand, als sich die deutsche Kraft auch mit kräftigem Willen verband, zu jener Zeit vcr-gNch der Bassa von Ofen in einem großen Krieqsrathe des Dioans Deutschland mit einem Dudelsäcke. Er sah voraus, was bald darauf erfolgte, daß der deutsche Löwe lange genug gc-nrckt von zusammen gerafften europäischen Barbaren, denen man nie ein Recht auf dlefen Wcwhc!l hätte gestatten sollen, endlich einmal .s ehrenvolle Gleichniß nicht. Er verglich Deutschland lieber mit einem Dudelsäcke, als nemllch die asiatischen Fürsten insgesammt dcr Memutig waren, daß es kein Ansehen habe, dieDcutfcken würden eine erklekliche Macht gcacn die Pforte