ssr. 29. Laibach den 23. Mi 1864. 8. Jahrgang. Nläller au8 3?rain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmcrationsprcis ganzjährig 2 st. östcrr. Währung. Im Park zu Kaltellbrunn. . Die Sonne sank tiefer im Westen, Und blickte mit goldenem Schein, Durch leise erbebende Blätter Hinab in den traulichen Hain. Die Wasser sie rauschten und tobten Von Felsen zu Felsen gestürzt, — Die Lüfte sie wehten so süße Vom Dufte der Blumen gewiirzt. — Da warcu die Geister gekommen Aus Quellen nnd Blumen hervor, Umfchwirrtcn mich lustig uud sangen Mir liebliche Weisen ins Ohr; Und lösten die schmerzvollen Sinne In seliges Träumen dann ans, Und trugen mich kosend und scherzend Ins Ncich des Vergesscns hinauf. Dort trank ich an sprudelnder Quelle Dcu Becher erhabener Lnst, Und lachend durchschritt ich die Fluren — Ward nimmer des Lcid'S mir bewußt. Das böse Auge. Emc Dorfgeschichte. Nach dcm Czcchischcn der vo!e°!» 5,'cmcov». Frei von I. S. Immer stand sie in der Dämmerung am Waldesrande, bleich und abgezehrt. Ihre Augen glühten von unheimlichem Feuer und die rabenschwarzen Locken rollten aufgelöst über den bloßen Nacken. Am Vächlein stand ein moosbewachsener FclZ-block, umspült von Miriaden funkelnder Tropfen. Hier lehnte sie stundenlang und starrte in die klaren Wellen des Baches, und manchmal flog ihr Blick zum Damme hinunter. Hier lehnte sie in die Nacht hinein und in der Mondhelle scholl ihr Gesang harmonielos in die WaldeZeinsamkeit. „So lange weile ich schon unter Euch und doch hörte ich noch nie die Geschichte von Victoricn. Ich werde sie wohl schwerlich je zu hören bekommen." „Mit vielem Vergnügen, wenn es nickt ermüdend für Sie ist. Also merken Sie auf!" Der Förster schlug ein Bein über's andere, blies eine Dampfwolke zum Himmel und fing an, ron Victorien zu erzählen. i Victorie ist eine Bauerntochter aus dem nahen Dorfe. Ihre Eltern sind schon lange gestorben, aber ein Bruder und eine Schwester leben noch zur Stunde. Vor fünfzehn Jahren blühte Victorie noch wie eine Nose. In Nah und Fern war nicht Ihresgleichen zu fiuden. Flink, fleißig und arbeitsam, wie sie war, konnte sich Niemand eine bessere Braut wünschen. Ein solches Mädchen, dazu mit Heiratsgut, bleibt nicht sitzen. Die Freier bildeten eine einzige lange Kette. Wohl gefiel mancher davon Vater und Mutter, und die Tochter hätte sich gut ge« ! bettet, wie man sagte, allein diese wollte dieß nicht begreifen. Nur dem gab sie ein freundliches Gesicht, der gut tanzen konnte, und selbst diesem nur für den Augenblick. Der Vater machte ihr manchmal Vorstellungen darüber, daß sie die Freier so leichtsinnig ausschlug. „Er wolle ihr selbst einen Bräutigam suchen!" Doch da fing sie an zu weinen, und ihren Thränen tonnte der Vater nicht widerstehen. Er sah ihr ins schöne Angesicht und dachte: „Du hast uoch Zeit, Du findest noch genug Freier!" Die Leute aber dachten anders; Victorie sei hochmüthig ^. an ihr werde sich das Sprichwort er° füllen: „Hoch fliegen, tief fallen!" und ähnliche Dinge. Zu dieser Zeit lagen im Dorfe Kaiserjägcr. Einer von ihnen sing Victoricn an nachzugehen. Er verwandte kein Auge von ihr, in der Kirche stand er gewiß hinter ihr, und wohin sie gehen mochte, folgte er ihr unablässig, wie ihr Schatten. Einige meinten, er sei nicht recht bei Sinnen; sein Blick, behaupteten Alle, bedeute nichts Gutes. Man raunte sich sogar in die Ohren, daß seine Augen im Dunkeln leuchteten. Diese kohlschwarzen Brauen, die sich wie Nabenflügel über ihnen wölben und in der Mitte zusammenstoßen, dieß Alles sei ein Zeichen: Er habe den bösen Blick! Nach nnd nach gewöhnte man sich an das finstere Gesicht und unter den Mädchen ging die Sage: Er wäre am Ende nicht so häßlich, wenn er nur freundlicher wäre. „Was mit einem solchen Menschen anzufangen," sagten Alle, „Gott weiß, ob er überhaupt ein Mensch ist. Er thut nicht wie andere, lassen wir ihn in Nuhe!" Und sie ließen ihn — sie hatten ihn auch gut lassen. Victorie aber hatte die Hölle mit ihm. Sie ging nirgends mehr hin, wo es eben nicht nöthig war, um den Blicken auszuweichen, die sie unablässig verfolgten: zu keinem Tanze, zu keiner Spinnstube — aus irgend einer Ecke sah gewiß das finstere Antlitz des Jägers auf sie, und bei diesem Anblicke erstarrte dem armen Mädchen das Wort auf den Lippen. Das schmerzte sie herzlich und eines Tages sagte sie zu den Gespielinnen: „Ich sage Euch, käme auf der Stelle ein Freier, schön oder häßlich, ich nähme ihn, wenn er nur aus einem andern Dorfe wäre." „Was kommt Dir in den Sinn?" fragte das Mädchen. „So lange der schwarze Jäger da bleibt, kann ich es nimmer aushalten. Ich kann nicht mehr beten, schlafen, überall hin verfolgen mich seine leuchtenden Augen." ' 114 „Warum verbotst Tu ihm nicht, Dir nachzugehen? Warum ließest Tu ihm nicht sagen, er sei Dir ein Dorn im Auge?" „That ich es nicht? Ich lief; es ihm durch seine Kameraden melden!" „Und er folgte nicht?" „Gewiß nicht', er sagte, es habe ihm Niemand zu befehlen , er ginge, wohin er wollte und zu wem er wellte; er habe mir niemals gesagt, er liebe mich, ich sollte ihm auch nicht berichten lassen, daß ich ihn nicht möge." „Echt einmal, was denkt er denn? Wir wollen es ihm bezahlen!" Victorie aber sah sich furchtsam um und seufzte: „Wollte l mich Gott von diesem Uebel befreien!" , Dich Alles ging von Mund zu Mund bis ins andere Dorf. Nach einigen Tagen kam ein dienstfertiger Mann aus dem benachbarten Torfe zu Victoriens Vater. Man sprach hin und her, von dem und jenem, bis er endlich herausplatzte, der Nachbar wolle feinen Sohn verheiraten und hätte ihn gebeten, fragen zu gehen, ob sie kommen dürften. „Ich kenne den Alten und seinen Sohn Anton," sagte der Vater, „und bin nicht dawider. Ich gehe zu Victorien." Als diese von der Vrautwerbung^vernahm, sagte sie ohne Bedenken: „Laßt sie kommen!" Der Alte schüttelte den Kopf. „Mich freut es. Jeder ist seines Glückes Schmied — in Gottes Namen, sie mögen kommen!" Die Mutter kam, um ihr Glück zu wünschen und sagte: „Es ist gut, daß Ihr Euch liebt. Du hast Dich schnell entschlossen." „Es ist nicht darum," sagte Victorie, „ich nähme Jeden, der kommen würde." „Und früher hast Tu so viele abgewiesen?" „Damals," flüsterte Victorie, „damals ging mir noch nicht der schwarze Jäger nach!" „Der Jäger vertreibt Dich doch nicht vom Hans?" „Der, Mutter," rief das Mädchen weinend, „und nur der! Ick klage, ich bete und feufze, nirgends finde ich Ruhe und Frieden!" „Warum sagtest Tu mir dieß nicht früher. Warte nur, morgen gehen wir zur Schmidin, diefe wird fchon helfen." Und sie gingen zur Gevatterin Schmidin. Diese weiß viele Dinge und Großes ist ihr geoffenbart, was andern verborgen. Wenn Jemand etwas verliert, wenn die Kühe nicht melken oder man ist krank, Allem hilft die Gevatterin, Allem weiß sie Rath. Tiefer erzählte Victorie Alles offenherzig. „Du hast nie mit ihm gesprochen?" fragte die Alte, „lein Sterbenswörtlein?" „Kein Wort!" „Gab oder schickte er Dir irgend ein Geschenk durch seine Kameraden?" „Nichts, Gevatterin, um Gott nichts! Die anderen Soldaten meiden ihn; er ist vornehm und für sich, ein wahrer Einsiedler." „Da ist er ein echter Hexenmeister! Doch fürchte nichts, wir werden es jchon machen," betheuerte die Schmidin. „Morgen bringe ich Dir etwas, das trägst Du am Halse und thust es nie von Deinem Herzen. Gehst Du auf's Feld, siehe niemals hinter Dich. Spricht er Dich an, verstopfe Deine Ohren und spräche er süß, wie ein Engel, auch mit der Stimme kannerbezaubern!" Victorie ging leichteren Herzens nach Hause, und als des anderen Tages die Gevatterin etwas in einem rothen Lappen Eingenähtes brachte und es ihr eigenhändig um den Hals hängte, glaubte sie sich glücklich und sicher wie zuvor. (Fortsetzung folgt.) Wie Vermada. In westlicher Richtung von Laibach, etwa 4 Stunden entfernt, befindet sich ein Berg, der durch feine eigenthümliche Gestalt Jedermann in die Augen fällt. Sein aus mehreren verschieden geformten Kuppen bestehender Rücken gleicht einem menschlichen Angesichts im Profil, und Leute mit besonderer Phantasie begabt, wollen sogar eine Aehnlichkcit mit Ludwig XIV. ! darin finden. Ohne diese Ansicht gerade zu theilen, denn das Schicksal hat es mir dadurch, daß es mich 200 Jahre später leben ließ, nnmöglich gemacht, den erhabenen Erfinder der z Phrase: I'swt o'o8t moi von Angesicht zu Angesicht zu schauen. ^ so muß ich doch gestehen, die Form des Berges ist eine auffallende, und lange schon hatte ich die Abficht, mir die seltsame Gestalt in der Nähe anzuschauen und die königliche Nasenspitze zu besteigen. Vorigen Sonntag geschah es in Begleitung eines Freundes, der als Chartograph die Umgebung der Germada in Augenschein nahm. Es war ein schöner Morgen. Die Nebel, welche in dem Thale von Tobrova wie schwankende Ungethüme lauerten, ver-lrochen sich vor den Strahlenpfeilen dcr Sonne, oder verwandelten sich gleich Hexen in Thauperlen. Unfer Roß — wir fuhren zu unserer Vifite einspännig — ein kleines, hurtiges „Füchsel" trabte lustig die Vezirksstraße nach Villichgraz bin, i die recht wohl erhalten ist, bis auf einige Stellen, wo das Regenwasser querüber tiefe Rinnsale, als Mittel schlummernde Reisende emporzuschrecken, ausgespült hat, und bis auf die Strecke vom Scherounel bis Xl68t6ni(N, wo die Straße umgelegt, aber noch mit kindskopfgroßem Schotter bedeckt ist. In Dvor stiegen wir aus und besichtigten die alte gothische Kirche, über welche Herr A. Ielouschek in den „Mittheilungen des historischen Vereins" und Professor Vonbank, ! der nachmalige Gründer der „Stimmen aus Tirol", bekannt durch den Streit über die Glaubenseinheit, in den „Blättern aus Krcnn" schon Mittheilungen gemacht haben. Es ist ein interessanter Bau von rein gothischer Anlage, den Vonbank in seiner Beschreibung ganz richtig beurtheilt. Am meisten inter-essirte mich das Portal, das als ein Kunstwerk von wirklichem Werthe betrachtet werden muß. In dem 1848er Jahrgange der „Mittheilungen des historischen Vereins" befindet sich cinc rscht gelungene Abbildung desselben. Allein was mir auffiel und was weder Ielouscheg noch Vonbank erwähnten, ist, daß die Sculpturen desselben einen Ueberblick aller, bei dem Bau in Nnwendung gebrachten Formen und Zeichnungen zu bieten scheinen, wie etwa eine Ouvertüre die markirtesten Melodien der Oper enthält. Man sieht da das Maßwerk der noch vorhandenen Spitzbogenfenster, die Rundbogen der beiden Oratorien im Presbyterium, die architektonischen Verzierungen der Wölbungen und des basililenartigen Plafonds im Schiff, die Form der Altäre, das Vild des h. Petrus, wie es als Steinbüste sich noch hinter dem Hochaltare befindet, die verschiedenen Rosetten, selbst einige äußere Theile der Kirche. Es ist das eine sinnige Idee des Meisters Ruthenstein, dessen Name als lugF^tsr operis über dem Portale steht. Auch das Material, aus welchem das Werk herausgemeißelt wurde, ist interessant: es ist ein gelblicher, fettiger Stein, der, nach seinem Aussehen zu urtheilen, auf eine große Dauerhaftigkeit schließen läßt. Woher derselbe gebracht wurde, konnte man mir nicht sagen, doch wäre es sehr gut, wenn man es in Erfahrung brächte; vielleicht würde es der gegenwärtigen Baukunst von Nutzen sein. In Mitterdorf verließen wir den Wagen, den wir nach Billichgraz vorausschickten, und traten unsere Wanderung an. „Aller Anfang ist schwer", sagt das Sprichwort: uns wurde er aber besonders schwer gemacht, indem der Fußsteig auf die erste Höhe durch eine Art Hohlweg führte, wo die Sonnenstrahlen von dem weißen Dolomitkalle concentrirt wie aus einem Hohlspiegel zurückgeworfen wurden. Es war gut, daß diese fatiauante Parthie nicht lange dauerte, und wir, die Höhe erreichend , sogleich durch einen prachtvollen Vlick in das reizende Thal für die gehabte Anstrengung entschädigt wurden. Jetzt konnten wir auch die Germada in ihrer Totalität sehen: ihre Form verlor in der Nähe nichts an Sonderbarkeit. Weßhalb aber dem Berge der Name „Germada" gegeben worden, ist schwer zu ergründen: er erscheint wohl als ein Haufen von Bergluppen, aber einem „Scheiterhaufen" gleicht er nicht. Gebüsche (Fsrin) trägt er auch nicht: möglich wäre es, daß er kurz Germada genannt wurde, weil man auf seiner Spitze ein Kreutfeuer (Signalfeuer) beim Nahen der Türken anzuzünden pflegte und zu diesem Zwecke stets einen Scheiterhaufen oben bereit hielt. Ich überlasse indeß die Lösung dieser wichtigen Frage den geehrten slovenischen Etymologen. Da3 Ersteigen der ersten südwestlichen Spitze schien uns schwieriger, als es wirklich war. Zwar machte das trockene Gras uns öfter ausgleiten, allein weiter hinauf trat zwischen demselben das Dolomitgebröckel mehr hervor, und gab den Füßen bessern Halt. Die Germada besteht nur aus dem weißen Dolomit, der ungemein rasch zu verwittern scheint, denn an manchen Stellen war er ganz zu Pulver zerfallen. Auf der Ostseite traten überall die weißen Rippen des Berges hervor, ! mit wenig Grasflächen dazwischen, während die Nordseite, die ! noch dazu ungemein steil ist, eine einzige grüne, bis zur höchsten Spitze reichende Wand bildet. Auch die Ostseite des mit der Germada parallel laufenden Bergrückens, der sich zwischen diese und dem 8226 Fuß hohen, also die Germada etwa um 200 ! Fuß überragenden Utose gelegt hat, Zeigt diese weißen Dolomitrippen. Auf den Kanten der sechs kleinen Kuppen hinschreitend, gelangten wir zu der großen königlichen Nase, die wir direct erkletterten, selbst auf die Gefahr hin, daß wir sie kitzeln und ins Niesen bringen könnten. Von der Nasenspitze aus hat man eine sehr schöne Aussicht; allein, obgleich höher als St. Katharina, bietet die Germada doch das Panorama nicht, was jene bietet, und ich werde in meiner Ueberzeugung immer mehr befestigt, daß keine andere Rundschau in Laibachs Umgebung der von St. Katharina, diesem krainischen Nigi, gleich kommt. Die Germada trägt bis zur höchsten Grate ein grünes Rasenkleid, das, wie schon gesagt, auf der Ostseite etwas defekt erscheint und die Dolomitblößen nicht überall bedeckt. Das Kleid selbst aber ist ein schöner Wiesensammt, in welchen eine Menge prächtiger Blumen gestickt sind. Heuer besonders, Dank dem Ueberfluß an Regen, mit dem uns der Himmel bedachte, ist die Vegetation da oben sehr üppig. Prächtigrothe wilde Nelken (DiaiMus 8^1vs8tri8) in großer Menge, farbenfrische Scabiosen und Centauren (Ontaursa luontana, st a^tliaea), das zartblütige gelbe Labkraut (Kalium vsruin) in Masse, der würzige Verggamander (Isuoi'iuin montanum), starl-duftende Silgen (?tsr08o1iiiuiQ 3,i83,tieiuu st austriaeuin), das niedliche weiße Sedum und viele andere, durch Farbe und Seltenheit ausgezeichnete Blumen schmücken den Berg, und machen ihn anziehend für den Botaniker. Auch der Entomolog dürfte, wie ich bemerkte, hier eine reiche Ausbeute gewinnen: an schönen, seltenen Käfern und Insectcn war lein Mangel, es surrte und summte um uns herum, als ob ein Bienenschwarm uns umflöge. Nachdem wir unsere Blicke an der Rundschau genügend geweidet hatten, stiegen, oder besser gesagt, rutschten wir auf der nordöstlichen Seite hinab, was bei dem glatten Grase und der bedeutenden Neigung der „Nase" zwar leichter ging, als das Schreiten, den Inexpressibles aber durchaus nicht zum Vortheile gereichte. Wir kamen nun zu einer aus einem Dolomitfelsen hervorsprudelnden Quelle, an welcher wir unsern Durst löschten. Es war ein klares, frisches Wasser. Ucberhaupt ist die ganze Gegend reich an hervorquellenden Gewässern, in allen Tiefen rauscht und rieselt es, und durch die enge romantische Thalschlucht, in welcher wir Villichgraz zuwanderten, toste ein schäumender Wildbach, hier zum Treiben einer Mühle gezwungen, dort einen kleinen Wasserfall bildend, bis er sich endlich mit einem größeren Bache vereinigt, der erst V08knll heißt und später, nachdem er noch einen bei Villichgraz einmündenden Bach aufgenommen hat, Gradaschza genannt wird. Nachdem wir uns Villichgraz flüchtig angesehen, bestiegen wir wieder unsern Wagen, und „Füchscl" zog uns von dannen. ! In Krestenica machten wir Halt und nahmen ein Souper im ! Freien. Wirth und Wirthin sind freundliche Leute, die Bedienung ist gut, der Wein exquisit, wir selbst waren zufrieden mit unserer Bergparthie — was bedürfte es mehr, um uns in ein angenehmes Wohlbehagen zu versetzen? Munter plau-! dernd und eine Cigarre schmauchend, fuhren wir dann nach . Laibach zurück. Als ich am nächsten Tage das Louisauatorze- ! gesicht wieder sah, schien es mir zuzulächeln und die Nasenspitze ! hochhebend, herüberzugrüßen, als wollte es sagen: Gelt, ich ! bin ein höchst origineller — Scheiterhaufen! L. I. ^ Neber die Seihen. i Schon seit Jahrhunderten bilden schmale oder breitere, ! durchbrochene Streifen, aus leinenen, baumwollenen, seidenen, ! auch goldenen und silbernen Fäden erst genäht, dann geklöppelt, zuletzt auch mit der Maschine verfertigt, nnd Spitzen genannt , einen wichtigen Bestandtheil des weiblichen Schmuckes. ^ Sogar die Frauen vom alten Griechenland und Nom kannten ! schon eine Gattung sogenannter Spitzen, mit denen sie den ^ Saum ihrer Gewänder besetzten, und seit dieser Zeit hat die ! Kunst,' Spitzen zu erzeugen, so wie die Lust, sich mit den- ! selben zu schmücken, in fortwährender Progression zugenommen. In der Mitte des sechszehntcn Jahrhunderts tauchte jene Gattung genähter Spitzen auf, die hie und da auch uns noch zu Gesichte kommen, und wiewohl nicht angegeben werden taun, in welchem Lande und welchem Jahre die ersten derartigen erzeugt wurden, so läßt sich doch aus verschiedenen An- ! zeichen entnehmen, daß dieß wahrscheinlich zuerst in Italien, und da wieder vorwiegend in Venedig und Genua der Fall gewesen ist. — Alle damals erzeugten Spitzen waren genäht, bis eine noch jetzt, nach fast drei Jahrhunderten, als Wohlthäterin ihres Vaterlandes und hauptsächlich der armen Bewohner des Erzgebirges, gesegnete und verehrte Frau, das Klöppeln der Spitzen erfand. — Barbara Uttmann, die Tochter des Fundgrübners Hans Heinrich von Eltcrlcin, war im Jahre 1514 in Sachsen geboren, und mit seltener Kunstfertigkeit in ! allen weiblichen Arbeiten, und mit einem rastlosen, unermüdlichen Fleiß begabt. i Wie in Allem, so auch in dem damals eifrig betriebenen ! Spitzcnnähen geschickt, kam sie auf den Gedanken, die zarten Fäden, statt wie bisher gleichsam mit der Nadel zu vereinen, unter einander zu fleckten oder zu knüpfen, und auf diese Art ein der genähten Spitze ähnliches Netzwerk zu erlangen. — Wohl mißlangen ihr jahrelange Versuche, und sich selbst zu immer neuen anzusporen, machte sie sich das Gelübde, dem von ihr geliebten Manne Christoph Uttmann, dem Sohne einer reichen Grubenbesitzersfamilie, nicht eher ihre fleißige Hand zu geben, als bis sie mit derselben einen vollkommen gelungenen Spitzenkragen geklöppelt, der ihn am Trauungstage schmücken sollte. Und es gelang. An ihrem in doppelter Hinsicht glücklichen Vermälungsmorgen trug der Mann ihrer Wahl die erste geklöppelte Spitze, und Taufenden ward eine Erfindung scgen-bringend, die ihnen Beschäftigung und wenn auch mühsamen, doch sicheren Erwerb brachte. ,, Im Jahre 1575 starb Barbara Uttmann zu Annaberg, den armen Gebirgsbewohnern das reiche Vcrmächtniß ihrer Erfindung hinterlassend, und wurde auf dem dortigen Kirchhofe, in der Nähe der sogenannten Wunderlindc, begraben. Im Jahre 1834 aber ward erst das Denkmal, das jeder ihrer vielen Erben ihr längst in seinem Herzen aufcrbaute, auch am nicht vergessenen Grabeshügel errichtet und trug die einfache Inschrift: Hier ruhet Barbara Uttmann, gestorben den 15. Jänner 1575. Sie ward dnrch das im Jahre 1561 von ihr erfundene Spitzcnklöppeln die Wohlthäterin des Erzgebirges. Ein thätiger Gcist, eine sinnige Hand,- Sie zirheu dcn Segm in's Vaterland., Noch fehlte aber ein unentbehrliches Hilfsmittel zum Klöppeln , der sogenannte Klöppelbrief, das ist ein Pergamentstreifen, auf welchem das Spitzenmuster mit Nadeln gestochen wird, um dann der Arbeiterin als Vorlage zu dienen. Darum verbreitete sick die Kunst des Klöppelns nur langsam und nur wenig Damen betrieben sie, und erst nur der Neuheit wegen zum Zeitvertreib, bis zum Jahre 1561 die Kunst schon mehr in'Z Volk gedrungen und ausgebildet war, in welches, Jahr man deßhalb die Erfindung des Epitzenklöppelns setzte. Von dieser Zeit an verbreitete sie sich rasch nach allen Seiten, und bildete einen reichen Erwerbszweig, indem nicht nur Frauen, sondern auch Männer mit Spitzen sich zu schmücken begannen, wie uns die männlichen Porträts der damaligen Zeit mit den breiten Spitzenkrägen noch jetzt zeigen. (Fortsetzung folgt.) Ein kühner Knabe. V. Pellaizni, ein Knabe von 11 Jahren aus Daonc, Tistrict Olondino, der im verflossenen Monate auf den Alpen von Val Daone Vieh hütete, hatte wiederholt einen Vogel von ungewöhnlicher Größe bemerkt, wie er, mit Beute beladen, auf einer senkrechten Granitwand sich niederließ und in schwindelnder Höhe in einer Höhle verschwand. Seine Neugierde, das geahnte Netz in Besitz zu bekommen, gab ihm den Gedanken ein, sich mittelst einer Kette aus Birken reifer, die er an eincm hervorragenden Aste befestigte, über den Felsen herabzulassen. Gedacht, gethan; an dieser Kette stieg der Knabe 60 Fuß über dcn Felsen hinab, einen 200 Klafter tiefen Abgrund unter sich. Er erreichte das Nest, wo er einen jungen Königsadler fand, dcn er mit sich nahm und in Sicherheit brachte. Noch zwei Mal stieg er hinab und nahm zwei Hähne, zwei Füchse, vier Haselhühner und einen Auerhahn, die noch ganz frisch waren, mit sich. Mit dieser reichen Beute kehrte er zur Hütte seines Vaters zurück, der ihn ausschalt, aber nicht umhin konnte, seine Kühnheit und seinen, Scharfsinn zu bewundern. Der junge Raubvogel, ein männlicher Königsadler, lebt noch und gehört zu dcn seltensten Faltengattungen Süd-Europa'Z. Die Dienen als Wetterpropheten. Die kommende Witterung können wir am sichersten durch die Bienen erfahren, wclcke einen geordneten Haushalt führen und deren Geschick mit der Witterung in naher Verbindung steht. Wird bei schöner Witterung der Flug der Bienen irrend und schwirrend, als wenn sie das Flugloch nicht treffen könnten, so erfolgt binnen 24 Stunden Negen. Wenn sie spät in der Dunkelheit noch arbeiten, so regnet es am folgenden Tage. Laufen sie ängstlich vor dem Flughause hin und her, ehe sie in dasfclbe kriechen, so erfolgt bedeutende Nässe. So lange m hellen Zwischenräumen jenes Irren fortdauert, haben wir in 24 Stunden kein gutes, beständiges Wetter zu erwarten, wenn auch die Barometer hoch steigen. Schlachten honigrciche Bienenstöcke ihre Drohnen ungewöhnlich früh in schöner Witterung, so ist dieß ein Vorzeichen großer und dauernder Nässe. Vera:tt>uortlichcr Redacteur I. v. Meinmayr. — Druck nnd Verlag von Ign. V. Kleinmayr L5 F. Bamberg m Laibach.