^ IS4 Zireitag den 88. Aezemöer 1877. IV>. Jahrgang Die „Marburger Leitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Kreitag. Preise — für Marburg ganzjährig 6 fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. bU fr; far Zustellung ins Haus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig Z fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. ZnsertionSgebühr 8 k. pr. Seile. M politischt Lchrmatioiitll? Marburg, 27. Dezember. Im gemeinsamen Voranschläge sttr 1878 ist auch das Ersorderniß von 440,000 st., be^ treffend „den Dispositionsfond und die politische?i Informationen" angesetzt. Gleichlvie aber nach Andrassy's eigenen! Bekenntnis seine Offiziösen kein Verstäildnib besitzen, so zeigen auch seine politische,» Jnsor. tnatoren, daß ne ihren Minister schlecht bedienen. Und darum können wir hinsichtlich dieser Ii:-sormatoren nicht laffen, was wir dem Dispo-sttionssond gegenüber gethan: wir verlangen die gänzliche Streichung dieser Ausgabe und müßten auch dann auf unserer Forderung bestehen, wenn Andrasiy die Gewähr zu leisten vermöchte, daß er slir bessere Jiisorniatoren sorgen werde. Die äußere Politik als praktische Wissenschast reiht unter ihre wichtigsten Hilssmittel: Geschichte, Völkerrecht, Voltsrecht, Völkercharak» teriftik, politische Logik (das wissenschaftlich geschulte Denken in seiner Anwendung auf diese Politik) . . . Von solcher Grundlage ausgehend findet die äußere Politik ihre verlablichsieu Jnsoruia^ tionen in der Presse. Die toilangebenden Zeitungen des Auslandes bieten reiche Quellen der Belehrung und Ausklärung und die groben Blätter der Parteien und ihrer Gegner sind über die äußere Politik dur h gebildete, gewissenhafte Berichterstatter weit besser unterrichtet, als die ganze zünftige Diplomatie und die ministeriellen Jnforlnatoren alle zusannueii. Der Nechtsstaat verlegt delr Schwerpunkt atlch der äußeren Politik in die Volksvertretung und ist vollkommen nur jener Rechtsstaat, dessen Minister „getren und ohne Gefährde" vollzieht, lvas die Volksvertretung beschlossen; dringend» stensalls gilt es, im Geiste dieser Beschlüsse, im Bewußtsein der umfassendsten und raschesten Verantwortlichkeit zu handeln. Minister und Vertretung milssen auch in Oefterreich-llngarn sich an diesen Gedanken gewöhnen und fände stch jetzt den „politischen Informationen" gegenüber eine sehr günstige Gelegenheit, diesen Gruildsatz des Rechtsstaates praktisch anzuerkennen und dem verarmten Volke jährlich wenigstens ^hunderttausend Guldelt zu ersparen. Franz Wiesthaler. Kit „Marburger Kriegsordnung" vom Mre 147S. Anastasius Grün sagt in der Vorrede zu seinen „Volksliederil ans Krain": „Dnrch seine geoyrapl),sche Lage den trotz aller Friedensschlüsse sast jährlich lviederliolten Einfällen der l^türklschen) Grenzpascha'S blosgegeben, war das ganze Land Kraili durch Jahrhunderte eiil großes Feldlager, eine von Geschützen und Rüstungen starrende Vurg; die ganze waffenfähige Bevöl-terllttg wie die Mannschaft einer großen Vor» Postenwucht, in jeden» Augenblicke marsch nnd kampffertig und der Signale (Kreutfener) ge-ivärtig, die von allen Höhen aufflammend binnen wenigen Stunden das ganze Land zu den Waffen ntsen koniUen." Aus diese Stelle beruft stch der Geschicht-schreider P. v. Nadics als Einleitung zu folgenden» Aufsatz „über die allgemeine Wehrpflicht gege»l die Türken": Bereits im Jahre 1476 war aus dem Generallandtage der innerösterreichifchen Länder (Steierinark, Kärnten ui»d Krain) zu Marburg von den Delegirten der drei Landtage wegen der unaufhörlichen „Visiten des Erbfeitldes der Christenheit" eine eigene Kriegsordnung für die drei Lande entworfen worden zur besseren Or-ganisirung der „Ritterschaft" llnd des „Aufgebots." Diefe beiden und die „Quardi" lBürger^ wehr) in den l. f. Städten waren die Faktoren der allgemeine»» Wehrpflicht jener Zeit. Da die Organisation in allen drei Landen gleich war, Krain aiier als das der kroatisch-türkischen Grenze zunächst gelegene das von den „Einfällen der Osmanen" stets zuerst uud zumeist betroffene war, daher die Vorkehrungen in diesem Lande immer am striktesten getroffen wurden, also auch die beschlossene „allgemeine Wehrpflicht" in allen Konsequenzen hier zur vollen Durchführung kam, wählte ich dieses Land zur nachstehenden kurzen Schilderung de» dnrch zwei Jahrhltnderte mit dern besten Erfolge erplobten „innerösterreichischen Wehr« sl)stems." Dttrch die vorerwähnte „Kriegsordnung von Marburg" wurde die „Ritterschaft von Krain", die schon voriger durch eine Reform des Heerba»tnee entstanden war, in zwei Kompagnien getheilt, und da jeder „Ritter" seine Dienste z»» Pferde that, und die Zahl der zu st' lleilden Reiter oder Pferde sich nach der Größe der Begültung (des adeligen Besitzthums) richtete, nlit dem etwas sonderbaren Ausdrucke „ständische Gttltpferde" benannt. Die beiden Kotnpagnien hießen die „blaue" u>»d die „gelbe" (nach den Landesfarben Krains)' im Nothfalle, alfo als Reserve, wurden noch K e u i t t e t o tt. Vom ErBistt Mai«). (Schlltß.) Achtzig Jahre hiitdurch ist sie ein allezeit offener Freudentempel flir die Erzkanzler l)er deutschen Reichskanzlei ul»o iyre stislcideligen Hoskavaiiere und — Hofdamen, tn welchem Diözese, Staat und Volt, ja Kaiier nild Papst vergessen werden — verjubelt, verschinanst, verschwelgt, verbuhlt — als lägen sie weU draußen in der einsamen Südsee, voi» »velcher der Bibliothekar der neuen Universität, der Weltumsegler Georg Forster. so ergötzliches z»! erzähleii weiß. Bald ist es eine kurfürstliche Sauhetze, zu deren Halali-Male die Fav orite itzre Räume öffnet. Hoch zn Rosse, in Stiefeln mit langen Spornen, die schwere Jagdpeitsche schwingend, ziehen Erzbischof u»»d Kapitel niit einer Meute von Hunden und einein riesigen Trosse ii» den Rohenbacher Forst, wo starke Rudel vou Schwarzwild gehalteu werden, welches den Bauern ungestraft Felder ul»d Wiesen abfrißt, abends aber nimmt das Lieb-lingspalais die hochwürdigen Jäger aus uild erdröhut ooin Bechertlange» bis einer nach dem andern vDn seinen Dienern ans de,» Saale getragen wird. Ein anvereS»i»al feiert ma,i die Ankunft eines außerordentlichen (Gesandten etwa aus den» Großftaate Rassau-Weilbnrg oder von des Kollegen zu Trier Lieben — durch eii» splendides Gelage. Da haben die drei pariser „Eni-sinierS" »lebst deil siebe»» deutschen Hosköchen, der Hof-Eligra»skeui', welchein lediglich die ^'t^e-. reitung der Zratenfancei» obligt ic, schoi» tage-laiig zuvor alle Hände voll zn ttilin. Dergleichen Bankets. denen eine anserlcsene Gallerte geistreicher Schöllen den erforderlichen Haut-Gout zii verleiheii pflegt, verlängern sich in der Regel bis tief in die Nacht hiiiein und lind förinliche Vravonrpr^ben f»lr Magen u»ld Kehlen ihrer Tlieilnehiner. llm anf alle Eventualitäten gerüstet zn sei»», müssen i»nn»er zwei Hofärzte »»nd ein Hofkaplai» bereit stehen, den nöthigen leiblichen u»»d geistigen Trost z»» spenden, falls einer der kirchlichen Würdenträger, oder — was auch nicht selten begegiiet — eine der vornehin-ren Daineii den köstlichen Speisen und Getränken allzn viele Ehre angethan l)at. und an leicht erreichbaren Orten liege»» »iied-liche Dosen von Brechpulver zur Hand, die Ueberfülle zu entleeren. Für die Dmnen sind besondere Boudoirs vorhanden, del»e»» keine Eiitrichtung mangelt, allfällige katzenjämmer» liche Anwandlungen zu bekä»npfen — oder in die Tafelsreuden noch wonnefamere Intermezzos einzustlSuen. A'n Hilnlnelfahrtstage l774 erkrankt Kurfürst Elnerich Freiherr v. Breidtbach plötzlich nach dein Geniifse einer LieblingSfpeife und stirl)t bald daraus, a»n 11. Juni. Wie behauptet ivird, ist er vo»» de»» Jesuttei» vergiftet morden, die eil» verkotninenes Jl»d»viduuln naineliS Jg-naz Herz in die erzbischöfliche Kitche zu schinng-gelu wußten. Das Gerücht hat seiiien Grund, denn Einerich ist es gewesen, der nach Auf-l)ein»n(^ i)es Ordens durch den freisinnigen Papst Ganganelli »nitten in der Nacht die Jünger ^^oyolas aus it^ren Kollegiei» entferne»» und ausweifen ließ. Er ist es, der die Zahl der Kirch.'nfesttage ver»ttiudert, die Wallfahrten ui»d Prozessionei» Ulitersagt u»»d den Reliquien-und Äntulelteiischacher aerdietel. der dnrch stre»»ge Verordnungen und llnterf »ujilnge,» das Leben in den Klöstern überioacht und eine deutsche Bibelübersetzung vertheilu» läßt, die Volksschule»» organisirt und eine Lehrerakade»nie ins Leben ruft. Kaltin hat der hninane Fürst, der Freund Kaiser Josefs, die Augen geschlossen, so bricht auch der Jubel der Dui»kel»nänner los. Noch a»» sei,»ein Todestage »verde»» die sreisin>»igen Beamte»» aus Mainz verjagt, »vährend der fa« eine dritte und vierte Kompagnie mit den Abzeichen „blau-weiß" und „getb-weih" gebildet. Die Stärke dieser Reiterabtheilnngen war nicht fest normirt; sie war bald größer bald geringer, je nach dem Bedarfe. In die Schlacht von Sissek. 22. Juni 1593, führte Andreas v. Auersperg, Oberster ^an den kroatischen und Meergrenzen," seine Leibkompagnie mit 300 Mann (und Baron Rauber 200 Mann). Diese Ritterschaft bestand aus allen Adeligen des Landes, deren jeder je nach seiner Begliltung einen, zwei, drei, oder auch mehr Reisige mit sich führte. Es standen ihr aus ihrer Mitte ein „Landesrittmeister", zwei Lieutenants (einer davon hieß Kapitänlieutenant), und zwei „Fähnriche" vor; die Farben der Fahnen waren die der Abtheilungen; die Kompagnien hatten außerdem il)re Unteroffiziere und Fouriere. Die Uttiformirung dieses KorpS von „Freiwilligen" (in dem Sinne nämlich, daß die Edel-leute ohne Entgelt fitr ihre Person dienten) bestand in einem Koller aus Ellenhaut, Helm mit bunten Federn, Schärpen nach der Kompagniefarbe und mit dem Landeswappen; die Armirung aus Pistolen und Schwertern und ArquebusLN (eine Art Karabiner), von welcher Waffe fie auch den Namen „Arquedusier-Reiter" führten. Für die Reisigen wurden, da die Ritterschaft fort „auf ihrer Hut und in guter Bereitschaft" deren Dienste ununterbrochen l)eburste, aus der LandschastStasse pr. Mann 50 fl. bezal)lt (Schluß folgt.) Zur.Geschichte kie-; iL'iiie». Mitte Jänner sollen die Zollver-handlungen Oesterreich-Ungar Ii s mit Deutschland wieder ausgenommen werden. Die Einladung ist bekanntlich von Wien ausgegangen, während iin Ausschuffe unsere» Abgeordnetenhauses schon der autonome Tarls berathen wurde und der Handt?lsmunster an dieser Berathung sich betheillgte. Die An- natische Pöbel gräuliche Ausschreitungeil begeht, die Schullehrerkandidaten mißhal»delt und den Direktor der Akademie Steigenlesch auf öffentlichem Platze aushängt und verbreiint — im Btlde. Der neue Kurfürst-Erzbischof Friedrich Karl Josef Freiherr von Erthal lebt anfangs sparsam und einfach — aber vald wirft er dte Maske ad. Weltlust und Sinitlichkett, seichte lAeisteshascherei, matzloje Prunkliebe sino die Grundzüge von Erthals Wesen. Der geniale Lebemaiin ist unerschöpflich iln AuSsinnet» der entzückendsten Feste, er verschwendet Tausetide auf Taiisende in Livrsen, Pferden und Wagen und erinnert sich, wie eS iin Berichte des päpit-ltcheii Nuntius Pacca heißt, nur daran, daß er Bischof ist, weiin er sich dein Papste widersetzt. Die erklärte Fr^-undin des geistlichen Herrn, seine HauShosmeisterln und die Wirthin bei den von ihln so beliebten kleinen Abettdzirkeln ist die reizende jiinge Frau eines Generals, von Eoudenhoven. eine geborne (Aräfin Hatzfeld, die als weitläufige Verivandte des Kurfürsten nach dessen Throntiesteiguilg liach Mainz übersiedelt und das Nepotenrecht in umsanglichetn Maße geltend macht. Aus ihren Änlrieli errichtet Friedrich Wilhelm von Preußen eiiie eigeiie Gesandschast in Mainz, welche den österreichischen Einfluß rasch überflügelt. Neiien ihr, ivelche der gllädige Herr ivohl seine Aspasia zu nennen pflegt, feiert er ihre Base, eine Frau v. Fenet. als Lais und die Gattin des geheiinen Staatsraths von Strauß als Daiiae, während Äöt^ tinnen geringerer Herkunft gelegentliche Anbetung finderi. So war die Gesellschaft unter dein Kruininstabe beschaffet», als iin Westen die große Sündfluth emporstieg. sähe, welche der autonome Tarif enthält, sind dieselben, welche die Bevollmächtigten Deutschlands bewogen, die Verhandlui'gen schroff abzubrechen. Wenn unser Abgeordnetenhaus dann zur Berathung ^dieser schreitet, während die Vertreter der Regierung über den Vertrag selbst verhandeln, wer löst den Widerspruch dieser Politik? Die Erfolge der Montenegriner und die Theilnahine Serbiens ain Kriege haben d i e aufständischen Bosnier neuerdings ermilthigt. Letztere treten wieder in bedeutenderen Maffen auf und haben bereits, über !000 Mann stark, den türkischen Landsturin aus Glantschova vertrieben. Rußland hat es iin Jahre 1871 durchgesetzt, daß die Neutralisirun^ des Schivarzen Meeres atisgehobeii wurde, hat es jedoch unter-laffen, eine Kriegsflotte auf diesem Meere zu schaffen. Ohne diesen Fehler würden jetzt die türkischen Kriegsschiffe nicht frei verkehren und nicht im Stande sein, Abtheilungen des ostvul-garischen Heeres beliebig nach Ruinelien zu besördern und die dortige Vertheidigungslinie zu stärken. l/eriiujchie ltiiichte». (Chinesisches M n z iv e s e n.) Der niederländische Gelehrte^ W. Wisserrillg hat die Nachrichten und Ansichten der Chinesen über die Geschichte ihre» MünziveseliS veröffentlicht Mali ersteht aus diefein Berichte, daß die söhne des Hiininlitchen Reiches schoii lior l000Jahreii die üblen Folgen der Papiergeldwirthichast klar erkalint, ohne daß sie indessen, ganz wie ihre jüligern Nachfolger im Abeudlande, dieser Er-kenittiiiß geinäß sich einznrichten verinocht hätten Das Papiergeld erscheint iii China zuerst iin Jahre 7So und trug dainals den Nainen „fliegendes Geld." Bald voln Staate, bald von Banken auS^^egebeii und durch zeitweise eintretende Kreditlosigkeit Beider entwerthet und autzer Kurs geietzt, erhielt sich das ,bequelne Geld", wie es auch geimiint wurde, seitdem iin Gebrauch. Wenti es auch vorkain, ivaS eiu Geschlchtlchreiber im Jahre 1076 l,erlchtet, „daß tvegelt Elitsreindulig des Reservefonds die Noien, so dequein sie soiist ivaren, doch nicht eingelöst iverden konnteii". so sielen dieselben sür kurze Zeit in Mißkredit, uin indessen l)ald wieder voii einer anderen Re^ieriing in aiidereii Forinen in Umlauf gesetzt zu werdeii. Es wurden auch Bons ausgegeben, welche Thee, Salz, Gewürze und dergleichen vertraten, aber aiich diese saiiken gewöhnlich bald tief i,n Werthe niiS Mangel an Metalldeckung. ScheideiNülize ivar ursprünglich einfache Waare, zuin Beispiel Zeuge und dergleichen, aber anderthalb Jahrhunderte vor Christi Geburt prägte luan '^»iünzen aiis einem Geinisch von Zinn und Sillier. In frühester Zeit sollen auch stücke weißen Rehfells die Scheidemünze vertreteii haben. (V e r s ä l s ch u Ii g seidener Stosfe.) Ueber die Verfälfchung solcher Stoffe schreibt inan der „Times": Es fcheiilt. daß sich der Haiidel in derartiger Waare bereits so entwickelt Hut, daß er aus die ganze Seideniiidustrie eine sehr verderbliche Wirkung aiiszuübeii droht. Es wird gewöhnlich verinulhet, daß in de«i letzten Jahren seidene Gewebe durch Mischen von Seiden- und Lutafäden versälscht würden. Dies scheint jedoch ein Jrrthnin zu sein. Die sich schlecht tragenden schwarzen Seidenstoffe erhalten ihren reichen, hndschen Glanz nicht durch eine 'Iltischung der Fäden, derselbe wird vielinehr durch die Farbe hervorgebracht ; es scheint, daß Lyoner Fabrikanten die Erfiüvung geinacht und es bereits bis zu einer großen Bervollkommnnng gebracht haben, Farbe lNit Gelatine und anderen das Geivicht erhöhenden Substanzen zu vermischen und den Seidensaden biS zu sast jedeln (Gewichte zu erschweren. Aus solche Art ivird eine Waare hergestellt, die daiin als schwerer, reicher Seidenstoff auf den Markt kommt und die der Händler womöglich noch „unter Preis" verkauft, was dem ganzen Seidenhandel zur ernsten Schädigung gereicht. lIns sind Muster dieses verfälschten Fabrikats gezeigt worden, die das unerfahrene Auge sür schöne, schwere Waare ansah, die sich aber als bloße Gaze entpuppten, sobald der Farbstoff daraus entfernt ivar. Bedeutend mehr als die Hälfte des Gewichtes war Farbe. Es ist natürlich, daß solche Stoffe sosort nach dem ersten Gebrauche schadhaft und unanfehnlich werden und einen ftttigen Glanz erhalten Nach Annoncen, die wir gesehen haben, zu urtheilen, muß diefer unehrliche Handel augenblicklich sehr blühen. Der Gewinn, den diese Waaren abwerfen. ist sehr bedentend. (Volkswirthschaft u. Politik.) Die Wiener Handelskainmer hat soeben Bericht erstattet über die wirthschaftlichen Verhältnisse Nieder-Oesterreichs im Jahre 1876. In der Einleitung zu diefem Berichte werden die Eindrücke uud Wahrnehlnungen beschrieben, welche der blSkerige Gang und der gegenwärtige Stand des Ausgleiches zwischen Oesterreich und Ungarn in den Kreisen von Handel und Industrie hervorgerufen und heißt es da unter Anderem: „Wir stehen vor der bedauerlichen Thatsache, daß die Erwartung, den Ausgleich mit Ungarn rechtzeitig beendet, sowie auf Grund der mit der östlichen Reichshälfte getroffenen Verein» darungen auch die Frage unserer künftigen Zollpolitik und der Handelsverträge erledigt zu sehen, vereitelt worden ist und in der Bedräng-niß der Lage zu dein leidigen Auskunstsmittel der Schaffung von Provisorien gegriffen werden mnß. Die Unsicherheit, welche das Schwanken und Hinausziehen der AusgteichSverhandlnngen schon seit zwei Jahren in alle Verhältnisse des staatlichen und »virttischaftlichen Ledens beider ReichStjälsten bringt, bleibt wieder unbehoben und iminersort ängstigt eS uns, daß mir, wohin Uliser Blick sich wendet, unfertigeli Zuständen begegnen, während außen sich unheilschivangere Wolken häufen und verdichten. Wenn solche Wirren, welche die Beol)lkerung ansregen und äußerst lähniend aus Produktion iind Berkehr einwirken, sich von zehn zn zehn Jahren wiederholen, ini! ihren beklagenswertt)ett Folgen für lange Perioden permanent werden sollten, so inußte die östeilelchisch-uiigarische Monarchie eine große Einbuße a'i Anset)en und Macht er-leiden und zu einer Stellung herabgedrückt werden, die der ruhinvollei» Vergangenheit und der Bedeutung dieses Reiches nicht ivürdig »väre. Die außerordentlichen Ersch vernisse, welche die dualistische Staatssorin init ihrer dreifachen Regierung und ihren sechs Vertretuiigskörpern für den beharrlicheii zielbewußten Fvltschritt des Ganzen bietet, köniien nur durch den Geist, in welche,n inan die staatsrechtlichen Forinen handhabt, ein ausreichendes Gegengewicht erhallen. Boii dein harlnoilischen Zusaniinenivirken, von der stete,i Herrschaft allseits freundlicher Gesinnung hängt die Wohlfahrt der Gefainlnt« inonarchie ab; die Erfüllung t>ieser Bedingung kann nur ein Ergebniß der Einsicht und Ei«», tracht Jener sein, welchen die Gejetzgebiing und die Regierung in beideii Reichshälsten anvertraut, welchen es anheiingegeben ist, daß v0li keiner Seite etwas gefordert und zngestanden iverde, lvorans eine Schwächung des anderen TheileS hervorginge, daß in den beiderseitigen Aiisprüchen schon bei ihrer ersten offiziellen Kundgebung iininer vollste Billigkeit ivalte und daß jeder Tl)eil das Gedeihen des anderil, wo-init eben auch seiii eigeiies Jntereffe bestens gesördert ivird, aufrichtig erstrebe. Nicht eiiie Politik, bei der die westliche oder die östliche Reichshälste auf Kosten der andereii einen Vortheil erzielt, kann uiiS Heil bringen, unfere Hoffliung auf eilie glückliche Zukuitsl wird sich nur danii erfüllen, wenn ivir deii leitenden Gedankeii festhalten, daß die einheitliche Macht des Reiches vor Allein zu ivahren ist und diefem höchsten Ziele die antonoinen Ansprüche der einzelnen Theile uiUergeordnet werden müssen." . 330 35 . 92 99 . 210 50 . 6l2 3! die Höhe von fl. kr. . 302 91 .Nlarburlo-Verein zu Pettau versendet an die Mitglieder eine „Faschingsanzeige", d.r wir entnehmen, daß anl 12. Jänner, 5. niw 14. Fedruar und 4. März Familienabende, am 2Ä. Jänner und 26. Fel^rnar Kränzchen stattfinden. Ltieater. (—g.) Samstag den 2S. Dezeinber„Der Wiltkelschreiber.'' Lustspiel in 3 Auszügen nach etner Idee des Ferenz von Adolfi. Es war ein echtes Kabilletstück, das der geehrte Gast Herr Karl Meixiler mit seinem Winkelschreiber „Knisfi^" geschaffen hat. Jede Miene, jede Bewegung war wohldurchdacht, köstlich ausgeführt und feltt angewandt. Die Lachmuskeln der Zu-sel)er wurden ln bestäiwtger ThätigkeU erhalten und stücmiicyer Beifall wt»rde dein ausgezeichneten Kunstler in vlelfacher Weise von» gut besuchten Hause zu Tl)ell. Rnl)lneit0e Anerkennung gebührt auch perrn Paus<:^ i^'^loanu, der ein rührendes Faktotun; des Eritgenannlen abgab uns in zwelter Ltnie zn dem genußreichen Theaterabend wesentlich l'eitrug. Die ülirtgei» Mitwirkenden paßten sich d.'n genannten Herren iil gewohnter Weise an. Hleraus wurde gegeben: „Kaudels Gardillenpredit;tcn." Lustspiel in t Akt von Moser. Wel» wlr in dein ftüheren unseren geschätzten Gast ul eiiler pfiffigen und verschmitzten Rolle kennen lernten, so hatten wir in c'em letztereil Gelegenheit, ihn von einer anderen gleich vortheilhaften Leite kennen zn lernen. Seil» Muk. ein jovialer sich über alles leicht Hinwegsetzenoer Charakter, war in sölner trefsticheil Wiedergabe von zuiwender Wirkung und verursachte reiche,» V.'isall. Vo>t den übrigei, Darstellerl» nennen wir Frl. Pichler (Antonie). Frl. Niederleithner (Kunignnve) nnd Herrn Kraft (Handel). Si^ alle halien mit Fleiß und Verständniß das Ganze vervollständigt. Sonntag den 23. Dezember verabschiedete stch der geschätzte Gast in den zwei Lustspielen : „Koch und Sekretär" dann „Ein höflicher Mann" vom hiesigen Publikum, nachdem er auch an diefem Abend zu seinen früheren Lorbeer» neue hinzugefügt hatte. Hoffen wir, daß diese genußreichen Abende nicht nur in gutem Angedenken l'leiben werden, sondern daß dieselben für einen befferen und dauernden Theaterbesuch auch vorgearbeitet hätten. Letzte Post. ungarischen Ministerrathe A»o des Bersammlu»g»rechte4 beschlösse» worden. Dl»» Serben l^aben nach achtstündigem Kampfe AkPalanka und dessen Befestigungen genommt'tt » die Bente ist groß. Nisch wird von den Serben bombardirt. Die Serben haben Knrsnmtje, welche» von Türken vertiißeidtgt ward, erstitrmt. ^Die gefangenen Türken sterben vor K^lte; diese hat R8 Grade erreicht. Die Slussen vor Grzerum haben Ber »tarrungen erhalte«. Danksagung. Jnsolge außerordentlich reicher Unterftü-tzungen an Geld und Naturalgaben ist es dem hiesigen evang. Zrauenvereine ermöglicht worden, am 25. d. M. eine Ehristbescherung armer Kinder ohne Unterschied des GlaubenS-liekenntniss^szu veranstalten. Nicht weniger denn 41 Kinder und 2 erwachsene Arme konnten mit Liebesgaben bedacht werden. Der Vorstand de« evattg. Frauenoereines fühlt sich verpflichtet, allen Gel^eril und Geberinnen, welche t>urch ihre opferwillige Liebe zum vollen Gelingen oes schönen ui»d erhebenden Festes beigetragen, hiermit öffentlich den besten und wärmsten Dank auszusprechell. Eingesandt Christfest. Am A3, d. M. hielt Frau Mina Berdajs die Weihnachts-Feier in den Lokalitäten ihrer Anstalt ab, die brillant ausfiel. Beinahe 40 >Nnder wurden in Gegenwart eines ttt)eraus zahlreichen Publikums reichlich beschenkt, nachdem sie ihre schönen Produktionen präzis ausgeführt hatten. Viele neue Spiele ergötzten die Zuschauer und die ausgestellten feinen Arbeiten der Kleinen bewiesen, wie praktisch und eifrig Frau Mina Berdajs in ihrem Wirkungskreise ist und daß ste deshalb die vollste Anerkennung und das größte Vertrauen von Seite de« hiesigen Publikums genießt, bedarf keiner weitern Worte. _Eine Zuschauerin. Nr. 9752. 1447 Kundmachung. Am Dezember 1t^77 Vormittags von 11 bis 12 Uhr findet beim Stadtrathe Marbnrg zu Folge Gemeinderathsbeschlusses vom 24. November d. I. eine neuerliche Ver-pachtnng der im städtischen Rathhausgebäude ebenerdig befindlichen Gewölbe Nr. V und Vi für die Zeit vom 1. Jänner bis Ende Dezem' ber 1878 im Wege der öffentlichen Versteigerung statt. Hiezn werden Pachtlustige mit dem Be-lnerken eingeladet,, daß die Lizitations-Beding-nisse täglich während den Amtsstlinden bier-amts eingesehen werden können. Stadtrath Marburg, !8. Dezember 1877. Der Bürgermeister: __D. M. Reiser. kiökv8vo lI'l8olA ^ ? ii. äie vsrlcautt äie VilSllostr» - ^»ter. ^ Kur Dienstag den I. Iäuner im Saale deS Herrn Bernreiter Hötz'sche Merfialle i« Phyjil», Optik, Magie «. Hydrauliil vom Physlfer (1471 e/^ki.0 Zum Schluß: Cora, die unverwundbare Griechin. Entrse: Sperrsitz 40 kr. I. Platz 30 kr.. II. Platz 20 tr. Kinder die Hälfte. Anfang der Vorstellung präeise 7'/, Uhr. Ende 10 Uhr. Indem ich vermöge meines reichhaltigen u. amüsanten Programmes den hochgeehrten Kunstfreunden einen genußreichen Abend verspreche, lade ich zu z-^hlrekchem Besuche höflichst ein. _Hochachtungsvoll varlo p»8vAlll. 512 llowrlvll Irappoll io »ardiirx, Stielil's ksrleiisa!«,, vwpüvdit svills photographischen Ärkeiten. SÄ s 'tüS S » 8 L N « ^ « o « iL» « ^ s eits Z-s ^ 8 s o M.» >2 o « »». « . ».« o U.» ^ s »2 s S^1>sN Z Herrengasse IS — (1440 empfiehlt sein rcichhaltigkS Lager von in- und ausländischen Erzeugnissen Mei^nac^ig- unä Reu^a^r8-Ge^e^en^en. inSbesonderS: l^vckvi'HV«»i'vn, als: AlbumS, Schreibmavpen, Damen-Reise' und Gürtel-Taschen, eingerichtete Reise-EtuiS n. Reise-Säcke, Tagebücher, Cigarren- und Brieftaschen, Kalender-Täschchen. Notizbücher und Portemonnaies ic. ic. wiener un«l »u«lAn<ßi»eI»v Nrvnee vn«l als: Leuchter, Tinteiizeuge, vollständige Schreibtisch-Sinrich. tungen, Feuerzeuge, Aschenschalen, Rahmen, Kalender, Thermometer, Uhren, Candelaber »c. u. katiinrn, eckig und oval, in allen Größen. k'Nvtiei' von Juchten, Elfenbein, Schildtrot, mit Seide, schwarz und I farbig le. vrivfpupier mit und ohne Monogramm. .große8 Lager von 8pielwaaren, Iux-Hegenfländen und Schlittschuhl'N Montag d'n Sl. Dcz-mbir 1877 Lz^Ivvstvrkvivr in llen Vll.kSt^'sede» I^vliälitAtt'N vrrbunden mit (147K Vonvvi't unl! «invm killvkskasvn, vkranstaltet von der 6üdbahnwerkflätte»l-.lNuMkupeke. Anf.'ng 7 Utir. Entts? 20 tr. Im (Z^astdause roUlvll Ixsl Kutvr »ltvr Ii8vki«koin lu 24 kr. 144V) pvr ^cdtullß^svoll ?r. Vsl». pilsllvr >l«r. Jeden Mittwoch und Samstag Pilsnrr Nier aus dem bürgrrl. Brautlaase, der L'lrr zu 28 tr. im Aussa)a"ke in GastvauS IN der Magdalena-Vorstadt. s^I453 Zu verkaufen: Ein Reunschlitten. A zuflogen IN der Schwarz,zasse Nr. 46 im I. Stock, bei Josefa SPallek. (1475 Gine Wohnung Uvnogl. kraungvtiwsigisvlio t.snl!vs-t-ottsris, vom Staate genehmigt nnd aarantirt. Dieselbe besteht aus Orlginai-jeosen und 44,0W Gewinnen: Haupttreffer Haupttreffer 1 event. 450,000 2 IS.ooo 1 k 30i»,000 11 is,ooo 1 „ 150,000 2 12,»NV 1 „ 80,000 17 lo.ooo 1 „ 60,000 1 sooo 2 „ 40,000 3 ktioo 1 „ 36,000 26 SV00 6 „ 30,0i»0 43 40»0 l „ 24,000 255 sooo Haupttreffer Haupttreffer Reichü-Mark u. s. w. Die erste Ziehung findet statt am lF. nnd IH Januar >ßtzVßtz, Reichü-Mark u. s. w. Die erste Ziehung findet statt am lF. nnd IH Januar >ßtzVßtz, ju welcher ich OrigtnaUose Lan» ^slbo Viortol koktsi «. I«» a. » n. « a. I s.i gegen Einsendung des Betrages oder Post Vorschuß versende. (1448 Jeder Spieler erhält Gewinnlisten gratis! ^ lIK. Obereinnehmer der Brannschw. LandeS Lotterie ttt Nrnuni4rl,iv« jzix._ Ein großes Zimmer und ein aus 24 Startin sind in der Postgasse Nr. 4 zu vermietdcn. Im Gasthause „«IM lusUxeillimsr" Viktringhofgafse, sind im Ausschänke: Süßer heuriger ö. AS kr. 8aui'ie»vliv>' vom Jahre 1876 „ '^4 kr. «sxai'Ä«,'. roth, feinst „ »» kr. U.iittVnlkVi'Ke»' alt, 1875er ^ 4Q kr. per Liter und bittet um zahlreichen Zuspruch >450) Lslsus kriol. ^«lupSriklltvI, VI»SvkK«IiSrvl .Kto. 6t0. t383) SßVnellKui'. Aufforderung. Als Erfteherln sämmtlicher Buchforderuugen de» Alois Schmiderer vordere ich nun dessen ?. ?. Schuldner auf, die Zahlungen biS 1. Äänner 1878 kostenfrei an mich zu leisten. Nach dtM 1. Jänner 1878 wird die Zahlungen Mein Rechtsfreuad eintreiben. 14öA) l^avl»«»? Ein schön millilirtks Zimmer im 1. Stocke ist sogleich zu ver^jeben. Anfrage Domplatz 6._^279 Grajer Geschäfts- ulld Ädrkß-Ziutender für d.,5 )abr KS?S mit vollständigein Hänserschema. Nach amtlichen Quellen redi^zirt von Ferd. Mayr, Stadtrath. Zu haben im Verlage der „Marburger Z ituns^". — Preis 2 sl. ö. W. mit 3 Zimmern und Küche ist in der Kärntner- strahe Nr. 24 sogleich zu vergeben. (1329 , ^ _ Bera«t»ortltche Nedottion. j>r»»ck »vd Birlog von Eduard Iauschit» i« vtarburg. irn'5 solidrkk and größte üissiunölZöl-I's.dril! v« It«i« Äe C1«n>p., HVI«»» !Il. kor., üHssxvfgSZso 17, (neben dem Sofienbade) empfiehlt sich zur prompten Liesrrung ihrer geschmackvollst anSs^eführten Fabrikate. Illustrirte Musterblätter gratis. (1194 -