^K 38. »84» Parabel. ^3^s ritt ein Herr, das war sein Nccht, Zu Fliße ließ er geh'n dcn Knecht; Er reitet über Stock und Stein, Daß kaum der Knecht kann hintendrein. Der Treue schleppt sich hinterher Dem leichten Nitt und fürchtet sehr, Zu Falle komm' er schwer. „H«rr! Herr.'« erschallt des Knechtes Nns, »Ein Nagel ging euch los vom Huf; Und schlagt ihr nicht den Nagel ein, So wird der Huf verloren seyn." -» Eij Nagel hin und Nagel her! Der Huf hat ja der Nägel mehr Und hält noch ungefähr. Und wieder schallt deö Knechtes Nuf: ,H«rr! losgegangen ist ein Huf; Und schlagt il)».' nicht das Eisen an, Sü ist es um das Noß gethan." "-? Hufeisen hin! Hufeisen her.' Daö Noßlein hat Hufeisen mehr Und geht nach wie vorher. Und eh' der dritte Nuf erschallt, Da ist er an den Stein geprallt; Das Nößlcin l>egt und steht nicht a^. Geendet ist des Herren Lauf. Er spricht nicht mehr: Noß hin, Noß h,r.' Er rafft sich auf und schreitet schwer Mit seinem Knecht einher. Fr. Nückert. Waterlattdisch.es. Was sich in Laibach im Jahre 1716 zugetragen hat. Welchen Laibacher sollte es nicht freuen, das Patriotische und fromme Walten femer Altvordern aus dem treuherzigen Munde eines berühmten Augenzeugen und Landsmannes, wie es der gelehrte Laibacher Annalist, Johann Gregor Thalnit-scher v. Thalbcrg war, zu vernehmen. Ein großer Historiker, Johann v. Müller, äußert in irgend einem seiner gehaltvollen Briefe, es sey ihm nichts so interessant, als dic Chroniken der Städte zu lesen, denn dadurch werde man eigentlich recht vertraut mit den Sitten und Gewohnheiten, mit dem ganzen innern und öffentlichen Leben seiner Landsleute. Und in der That, eine solche Lcctüre hat schon Nutzen genug, wenn die Enkel zur Erkenntniß kommen, wie daß unsere Vorfahren bei ihren einfachen Sitten weit glücklicher waren, als wir bei unsern gekünstelten und modischen Lebensweisen. Der oben genannte Johann Gregor Thalnit-scher v. Thalberg, ^. U. Doctor, schildert das Jahr 1716 folgendermaßen in seinen Annalen der Stadt Laibach: «Insgemein von diesem Jahr zu reden, solches «war mittelmäßig fruchtbar an Getrcid und Wein; »im Wipdacher Woden hatte es genug Wein, hin-vgcgen aber wenig in Unter-Kram, weil die Reben »von der Kälte sehr gelitten. An Obst hatte es „eine große Menge. Sonstcn obschon der Türkennkrieg wieder angegangen, war alles in guter Nuhe »und Frieden im ganzen Lande, doch sahe man „den ganzen Sommer Marche und Contromarche «der Völker, deren theils aus Napoli ins Ungarn „abgeruft, andere hingegen neue Völker dahin ab-»gesandt worden." Kaiser Karl VI. herrschte damals über sämmtliche österreichische Erbländcr, welche seit dem Frieden zu Nastadt (1714 den 4. März) ungefähr 9043 Quad. Meilen ausmachten uird 13,363,328 fl. an ordentlichen und außerordentlichen Abgaben eintrugen, wovon ein schlagfertiges Heer von 130,000 Mann unterhalten wurde. Die ungrischen Unruheil waren schon im Szathmarer Vergleiche (dcn 23. April 1711) beigelegt, und die glücklichen Piovin-zen des österreichischen Staatcnbundes erfreuten sich alle emes segenreichen Friedens. 586 Der Kaiser hatte damals sein 31. Jahr erreicht und konnte unter die beneidenswerthestcn Regenten Europas gerechnet werden. Denn nicht zu gedenken, daß die 13jährige Fehde um die Verlassenschaft Karls II., Kömgs von Spanien, für den österreichi^ schen Wasscnruhm eben so ehrenvoll, als für die Macht des Hauses durch Erwerbung der italienischen Besitzungen vortheilhaft geendet war, und abgesehen, daß Ungarn zum Gehorsam und zur Wicht zurückgekehrt war, so fühlte sich Oesterreich ungeachtet vicljähriger Anstrengungen, nur noch kräftiger in allen seinen Theilen, sein Fürst trug die erste Krone in dcr Christenheit und Prinz Eugen war sein oberstcr Feldherr. Demnach war vorauszusehen, daß der Kaiser das, den Venelianern durch die Türken entrissene Morca, als eine Verletzung des Karlowitzer Friedens, ahnden würde. Denn cs hatten sich Kaiser Leopold I. mit Pohlen und Venedig 1684 in ein Bünduiß vereinigt, dessen Zweck kein anderer war, als gemeinschaftliche Vertheidigung ihrer Besitzungen gegen den Erdfeind der Christenheit. Freilich hatte Oesterreich Ursache, gegen die Pforte erkenntlich zu seyn, dafür, daß diese während des ganzen spanischen Successionskrieges unthätig zugesehen; aber die Heiligkeit der Verträge aufrecht zu erhalten, war von je das oberste Gesetz der österreichischen Politik, und diesem Grundsatz gemäß acceptirte Karl VI, den Antrag, den ihm Venedig wegen einer Verbindung gegen die Psone machte; diese Republik erbot sich nämlich, dem Kaiser gleich anfangs füns Millionen Gulden zu bezahlen; der Papst willigte ihm auch drei Jahre den Zehent von allen gcistli< chen Gütern, das deutsche Neich 50 Römermonate. — — Konnte ein gerechter Krieg unter günstigeren Auspicicn angefangen werden? Aus allen Gegenden eilten Freiwillige, selbst von hoher Geburt herbei, um unter einem so großen Feldherrn, wie Eugen, zu dienen. Alle seit dem Nastädter Frieden abgedankten Offiziere und Gemeine wurden wiederum in Dienst genommen; Werbungen und Rüstungen wurden mit großem Eifer betrieben, so daß Eugen bald mit einem Heere von 60,000 Mann gegen die Türken marschirte. Ein Graf von Cobenzel war damals Landeshauptmann, und Guido Graf von Stahremberg Militärkommandant in Kram. So wie überall in den Erblanden, so flehte man auch in Laibach seit dem 5. Jänner für die Genesung der regierenden Kaiserinn, Elisabetha Christina, Tochter des Herzogs Ludwig Nudolph zu Braunschwcig-Blankenburg, die sich damals in gesegneten Leibesumständcn be- fand. Der Fasching ging deßwegen in aller Stille, ohne die gewöhnlichen Maskeraden und Lustbarkeiten, vorüber. Nur die Vermählung des Fräuleins Margarethe Gräfinn von Cobenzel, Tochter des damaligen Landeshauptmanns inKrain, mit dem Grafen Weykhard Leopold Ursim, wurde den 23. Fe» bruar mit großem Pompe vollzogen. Die darauf folgende Fastenzeit wurde in der neuaufgcführten Commende-Kirche des deutschen Ordens ein vortreffliches musikalisches Oratorium, von mehr als 30 Vocalstimmen, unter dem Titel: ^uk! p^iontia (Jobs Geduld) im Beistyn des Fürst-Bischofs, des Fürsten von Auersberg, gesammten hohen Adels und allerlei Standespersonen vortrefflich gegeben. (Veschlilß folgt.) Eonversations - Lexicons - Weisheit. Novellete. Nach einem ziemlich weiten Ausflug in die rei» zcnden Umgebungen der Stadt trat ich ermüdet und durstig in einer mir ganz fremden Vorstadt in ein stark besuchtes Gasthaus und nahm an einem Neben« tischchen Platz. Neben mir saß bei einem Glase Vier em- ältlicher, ärmlich gekleideter Mann, dessen hohle Wa.l-gen und tief in ihren Höhlen liegenden matten Alt» gen schweren Kummer zu verkünden schienen. , Er nahm von der ganzen übrigen GeseUchaft und ihrem Lärm keine Notiz, und heftete, während er mechanisch aus einer kleinen zinnernen Dose unaufhörlich Tabak schnupfte, seinen stieren, unyeimli-chen Blick unverwandt auf einen Fleck hin. Er dachte vielleicht über sein Unglück nach. Ha, sagte ich zu mir, da ist eine schöne Gelegenheit, die Armuth zu unterstützen. Ich rückte also meinem Nachbar näher und sing mit der gewöhnlichen Avantgarde einer Conver-sation, nämlich mit einer Bemerkung über das schlechte Wetter, das Gespräch an. Der Mann schien aber in seine Betrachtungen so vertieft, daß er eist auf meine wiederholte,Bemerkung, daß heute stürmisches Wetter sey, langsam den Kopf gegen mich wendete, und sehr ernst antwortete: Diese Witterung ist der Ellipse, in der sich dermal unsere Erde bewegt, ganz analog. Die totale, durch die Aequi-noctial-Stürme bewirkte Perturbation unserer Zone beweisen dieß. Die Signale der Arachnologie und die periodi-, sche Wirkung der Aerodynamik auf die organische Lebens-Consumtion ist leider zu evident, um oppug-nirt werden zu können. Denn die Semiotik meines physischen Ichs z,igt ein Gemisch von arthritischen 187 ortopnocschen, durch Asthenie hervorgebrachten 3?i-dcn, wogegen alle Mittel der Pharmazeuten, Orto-pädisten und Empiriker scheitern. Selbst in meinem Vertebral-System sind Störungen eingetreten, und da es mir unmöglich ist, den Rücken zu krümmen und den Kopf zu neigen, und ich also Niemanden zu salutiren im Stande bin, so bin ich bei meinen Gönnern und Freunden in den Nuf der Nudität und Inpolitesse gekommen, und gelte für einen Misanthropen und Monoma-nisten. Dicfe Aeußerungen meines Tischnachbars mach. ten mich stutzen. Ich wußte nicht, was ich aus ihm machen sollte. Entweder war er ein Fremdwörter-Enthusiast oder sonst irgend ein gelehrtes Ungeheuer. Das Wahrscheinlichste schien mir, daß es in seinem Oberstübchen nicht ganz geheuer seyn mochte. ' Nichts desto weniger beschloß ich, in seine Ideen einzugehen. l Ich sammelte also den ganzen Fremdwörter-Vorrath, den ich in meinem Gedächtnisse auftrciben konnte, und setzte das Gespräch in der von ihm angedeuteten Richtung folgendermaßen fort: Mein Herr! Ich condolire Ihre arthritischen ünd ortopaneschen Uebel und offcrire Ihnen zugleich, d'aß Sie an mir einen Leidens.-Compagnon haben, denn auch ich tolerire, nach meinen anthiologischcn Ansichten, an Atonie, an periodischer Epilepsie, werde gculagt von der schwer zu vertreibenden Elephantiasis mW habe auf ocr Straße oft Anfälle von Oscillationen und Asphyxic. Er sagte mit einem ironischen Lächeln: Wenn 'diese Ihre Aeußerung kein Stellionat ist, so be-daure ich, aber Sie scheinen mir eher Hypochon-drist zu scyn, denn Ihre Athleten-Gestalt zeigt keine Symptome der angeführten physischen Passionen und die unästhetischen Zustände, in denen Sie den strengen ethischen Grundsätzen zuwider, vielleicht an Folgen allzu hoher Exaltation für die Orgien des Wachus nach Hause kommen, haben Sie für Oscillation und Asphyxie, mit denen jene Zustände die größte Aehnlichkeit haben, gehalten. Ich sprach indignirt: Da muß ich submisscst opponiren. Ich bin ein heftiger Anthipath gcgen alle geistige Substanzen und habe mich der Homöopathie in die Arme geworfen. Wo denken sie hin, rief er, Sie, mit Ihrer nervigten Eonstiturion ein Homöopatist? Wissen Sie denn auch, ob Sie die pure unentstcllte Doc-trin des großen Hahnemann befolgen, oder ob Sie nicht einem After-Acsculapen in die Hände gefallen sind? Sie riskiren ihre Existenz. Wenigstens kön- nen apoplectische Zufälle die Folgen Ihrer homöo-patischen Cur seyn. Was aber anfangen? fragte ich. Er antwortete: Wenn Sie ein echter Candi-dat der Orthodiotik oder vielmehr Macrobiotik seyn wollen, so wird Ihnen eine stncte Autocratie in genauer Synthesis mit einer unabänderlichen Autonomie den Impuls zu Ihrer medicinischen Diät geben. Lassen Sie Ihren Geist in die Labyrinthe der Mc> taphysik versteigen, oder beschäftigen Sie ihn mit andern stientisischcn, wenn auch rhapsodischen Grübeleien, die ihn vom Irdischen abstrahiren und die wahren oder imaginären körperlichen Defecte igno-riren machen. Nur durch diese Methode wird die Moralität über das materielle Begehrungsvermögen des Menschen nach colossalen mit doeuk H Ia moäe gefüllten Töpfen und nach voluminösen Flaschen Cham» pagner, obsiegen. Nehmen Sie mich zum demonstrirenden Exempel. Ich bin ohne Ostentation durch und durch bis auf meine feinsten Atome Autodidact und ein Feind aller Methodologie. In die Mysterien alles Wissens bin ich ohne alle fremde Assistenz durch eigenes abstractes Studium eingedrungen, und eben dadurch hat mein Geist ungeachtet mancher Pausen von konvulsivischen Anfällen einen so dommirenden Exorcismus über den Dämon meiner physischen Uebel erlangt. Dieses Glück habe ich bloß meinem Enthusiasmus für das Studium der antiken und modernen Klassiker jeder Gattung zu verdanken. Sonst hätte ich mich vielleicht schon längst aus Desperation strangulirt oder mir selbst den Hals abgebissen. Ich hab: mich in Nachahmung von Plato's Dialogen versucht und einen erschöpfenden Tractat über Terminologie, Etimologie und gänzliche Assimilation der griechischen und deutschen Sprache geschrieben. Eine von mir verfaßte Comödie in Aristopha-nes Manier, brachte bei zweien meiner Freunde, die sie durchblätterten, ganz controverse Successe hervor. Einer wurde durch heftige Erschütterung des Zwerchfells und der Lachmuskeln von einem durch Apoplexie ganz verzogenen Munde geheilt, der Andere bekam neuralgische Zufälle, so daß man für sein Leben besorgt war. Bci Anhörung einer meiner Tragödien, die ich zur Nachtszcit einem Bekannten vorlas, siel dieser vor Schrcckcn in eine Art so tiefer Agonie, daß ich ihn nur durch 2552 loeüä», den ich eben bei der Hand hatte, wieder ins Leben zurückrufen konnte/ 188 und er getraute sich nicht, aus Furcht vor den horrenden Gestalten, die ich in Aeschylus Geiste vor seine Seele führte, allein nach Hause zu gehen. Ich habe als Seitenstück zu Homer's Batra-chomiomachia ^) eine Ichtyrnyomachia **) geschrieben, welche, hoffe ich, an komischem Interesse mit jenem Werke des gefeierten Dichters an Celebrität wetteifern soll. Vermuthlich, fragte ich, haben Sie diese Pro-ducte Ibres schaffenden Genius schon zur Publicität durch die Presse gebracht, und das Publikum ist natürlich darüber in Extase gerathen. Nicht wahr? »Ehe mache ich mit Belial einen Patt," erwiederte er, ehe ich das thue. Es ist noch Alles Manuscript. Erst, nachdem ich mich zu meinen Vätern versammelt haben werde, sollen meine Werke durch den Druck der Oefjvntlichkeit übergeben werden, und mein künftiger Verleger, ein sonst sehr religiöser Mann, zittert, Gott vergebe ihm die blinde, vor Begierde nach meinem Tode, wie ein Tanta-lus nach Wasser, um die Erscheinung von meinen literarischen Productcn durch ein typographisches Prachtwerk zu feiern. Ich für meine Person hasse alle Polemik und tintenkleksende Krittelei unserer Tage und überlasse die Berührung mit den gelehrten Wespen meinen Descendenten. Ich liebe den Nachruhm, und schon jetzt schwelge ich in der Apotheose, welche künftige Generationen der Elassicität meines Genius zollen, und mit prophetischem Geiste lese ich auf meinem künftigen Mausoleum die Worte des Dichters: „sempci- Iionoä nomenc^uL 5uum lÄuclcs^illl ma- Bei diesen Worten schienen die melancholischen Gesichtszüge meines Nachbars sich aufzuklären, und seine Augen belebte ein Feuer, das ich ihnm nicht zugetraut hätte. Er fuhr mit erhobener Stimme fort: Als Uni^ versal'Gcnie habe ich auch mit Glück in der plastischen Kunst mich gcübet. Mein Modell von Winkelrieds Heldentod hat alle Kenner in eine extraordinäre Admiromanie gesetzt, und nach Thorwaldsens berühmtem Triumphzug Alexanders, dürfte es den ersten Nang unter den plastischen Kunstwerken neuerer Zeit einnehmen. Leider fehlen mir die Mittel, dieses mein Modell in Marmor auszuführen. Meine Vorliebe für Astrognosie führte mich vor einiger Zeit zum interessanten Studium der Astrologie nach Kevlcr's System, wozu^ die auffallend merkwürdigen Geburtsdaten in meiner eigenen Familie mir den ersten Impuls gaben. Mein Sohn nämlich wurde am nämlichen Tage und Stunde, also unter derselben jährlich sich gleichen Stellung und Einfluß der Gestirne geboren, wie der große Vaco Verulanno, der vor 280 Jahren das Licht der Welt erblickte. Meine verstorbene Gattinn war, Gott verzeihe es ihr, eine geborne Asmodi, hatte mit der Hantip-pe cmcn und denselben Tag der Geburt. Ich selbst und der berühmte Lord Byron sind an einem und demselben Tag geboren. *) Froschmauökrieg. ") FischvVgclN'icg. Diese analoge Nativitäts-Stellung verwandter Geister hat den Einfluß der Astrologie auf die Biologie nach meiner Intention bis zur Evidenz analy-sirt. Denn, sehen Sie, mein Sohn, ein Jüngling von kaum zwei Decennien, ist mit Hilfe seiner außerordentlichen Mnemonik jetzt schon ein m«n5li-um eruclitiurn5 ct llllis und besitzt eine Studierwuth, der ich mich aus Sanita'ts-Rücksichten vergebens entgegenstemme. Seine mit einer Ethnograsie afrikanischer Völ-ker verbundene Epopöe »Algieriade" ist fast in alle europäischen Sprachen übersetzt worden. Ein histo» risches Gemälde von ihm »Peter den Großen unter den Verschwornen" darstellend, hat bei der Akade? mie der bildenden Künste den ersten Preis erhalten. Er ist ein eminenter Enkaustiker, Hyppiatnst, Terikolog und Belletrist und hat vor Kurzem in der Experimental-Physik unbegreifliche Resultate ^ I» Philadelphia geliefert. Die unlängst von derPariserAkademie gekrönte Preisschrift über die Hydrophobie floß unttr meiner Leitung aus seiner Feder, und sein Aussatz über die Phrenologie hat in der gesammtcn Lcscwelt ungc« meine Sensation erregt. Er ist Kilo-, Kalko-Kalli., Lttho - und Daktiliograpl), und hat von einem ausländischen Hof einen Ruf zum Postcll eines Stcganographen erhalten. Gestehen Sie, daß solche ausgezeichnete Er» scheinungen mit einer glücklichen Nativität die innig-ste Konnexion haben. Bei dicsen Worten legte mein Nachbar das Geld für sein Glas Bier auf den Tisch und indem er sprach: „Der dominirende Stickstoff in der at« mosphärischen Lust dieses (äabinets (es wurde stark geraucht) belästigt meine Rcspirations-Werkzeuge auf eincn solchen Grad, daß ich nicht länger hur existiren kann," stand er schnell auf und ging. Kaum hatte ich Zeit, diesem armen literarifchen Nummelpuff, für den ich ihn hielt, einige Silber, münzen in die Hand zu drücken, die er mit stolzer Herablassung annahm. Ich war froh, daß er sort war, denn ich fühlte, daß mein Vorrath von Conversations - Lexicons» Weisheit nachgerade erschöpft war, und ich also vor diesem Kcluä zgpiuntla« dagesessen wäre, wie eine abgelaufene Spieluhr. Ich fragte den Kellner, einen erst angekomme« nen Schwaben, wer dieser Herr sey? Dcr antwortete: »Das ist ein reicher Fruchthändler; hier das schöne Haus da drüben gehört sein. In seinem Kopf raspelt es zuweilen ein wenig, und die Leute heißen ihn immer das lebendige Conseruations-Lästigu m." Diese possierliche Charakteristik, die der Kellner von meinem verschwundenen originellen Tischnachbar machte, überzeugte mich, daß ich dießmal meine Wohlthat an den unrechten Mann gespendet, und fo zu sagen, das Wasser zum Brunnen getragen hatte. Ant. Eisenschmidt. Auflösung der Homonyme im Illyr. Blatte Nr. 37: Mähren. Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.