Verwaltung: Rathautgasse Str. S. Xtlws»» Rt, 21, titrntta» I'*c4 die Post tragen : »t1. Inttrnrto. ftttllmn: ZägliA (odt •n«*r.t-rt »rt So»». ». ffritf t»BO r»» 11—1> Dti vor«. 9»at<4:(itxn «rdni nijfit nMKilok Eis-«Stangen tm bailcSflAliftt. >■11aktg »nie» »ta»»l Bit SaiMltiiiu jcq«» Bmitiuut »et biCiflfl f<0> ■Mtta 9«bfU)Tttt tn!j als eine Frivolität bezeichnet werden muß. E£s ist daher zu bedauern, daß schon im Staats-angesteelltenauZschuß, insbesondere aber hier im Ple» num triste auch in der Ocffentlichkeit der Versuch un-ternomAwen wurde, diese ohnehin schwierige Angele-genheitit noch mit parteipolitischen Momenten zu ver-quicken n und sie zu einer ganz unangebrachten Stim-mungsiSmacherei zu benutze». So hat man aus einer Seite auS der Festlegung des 1. Juli 1912 alS mir Mittwoch, den 12. Zuni 1912. Termines für das Jnkraftreten der Dienstpragmatik und aus der feinerzeitigen Ablehnung des Antrages Prochazka Kapital zu schlagen versucht. Ich begnüge mich in letzterer Hinsicht auf die vom geehrten Herrn Kollegen Dr. Waber vorgebrachte zutreffende Wider« legung zu verwe fen und möchte auf die in der Ka« puzinade des Abg. Dr. Korosek enthaltenen Vorwürfe nur mit der Frage antworten, wer es war, der eS verschuldete, daß die schon ziemlich weit vorgeschritte« nen Arbeiten deS früheren StaatsangesteUtenaus-schusses Infolge der Auflösung des Hauses ein allzw jähe« Ende fanden, ob wir eS Weilers waren, die die Anberaumung der ersten Lesung der gegenwäni-gen Vorlage zu verzögern versucht haben, wer es war. der gegen die zu Beschleunigungszwecken be-schlossene Behandlung im Sinne des § 19 der Ge-fchäflsordnung Stellung genommen hat und wer end-lich wiederholt die Beratungen des Staalsangestell-tenausschusses mit Mittelchen, die aus der Rüstkammer ver Geschäftsordnung hervorgeholt wurden, zu hemmen gesucht hat? (bebhafte Zustimmung.) Ich bedauere es lebhast und aufrichtig, daß es trotz eifriger Bemühungen nicht gelungen ist. alle Difserenzpunkle, die sich im Lause der Beratung zwischen der «Regierung und der Mehrheit des Ans-schusses ergaben, zu beseitigen. Der Staatsange-stelltenansfchuß ist in seiner Mehrheit, nur um das baldige Zustandekommen der Dienstpragmatik mit der Zeitvorrückung lind übrigen materiellen Bestimmungen zu ermöglichen, ! gegen über den Vorschlägen der Regierung sicherlich weit entgegengekommen, dies auch ans die Gefahr hin. sich damit den Vorwürfen jener Kategorien auszusetzen, deren Wünschen bei der gewählten Gruppeneinteilung nicht im befriedi-genden Maße Rechnung getragen werden kann. Um so bedauerlicher ist es, daß die Situation dadurch noch erschwert wird, daß man einzelne Diffcrenzpunkte, die das Zustandekommen des Werkes ohnedies hinausschieben, durch eine noch weiter-gehende Formulierung verschärst, von deren Nicht-annahm? durch die weiteren in Betracht kommenden Faktoren, deren Zustimmung notwendig ist, man überzeugt sein muß. Dadurch wird die in der Staatsangestelltenschast ohnehin schon vorhandene Erregung begreiflicherweise nicht zum Vorteile der Sache selbst nur noch gesteigert. Dagegen wäre meines Erachtens die Regierung in der Lage gewesen, trotz Bedachtnahme, sei eS aus die Bedeckungsfrage, sei es auf die Erfordernisse einer geordneten Verwaltung in einzelnen Punkten ein größeres Entgegenkommen zu zeigen und damit die Beseitigung wesentlicher Differenzen kle zu er» möglichen. So wäre die Frage des Termines für das Inkrafttreten der Dienstpragmatik bei einigem guten Willen vielleicht doch in befriedigender Weise zu lösen gewesen. Es ist ja klar, daß die pragmatischen Be-stimmungen der Abschnitte 1, 2, 5 usw. keine rück-wirkende Krast erhalten können. Nicht einzusehen ist dies bei jenen Bestimmungen, welche die materielle Seite betreffen, so insbesondere bei den Bestim-mungen deS 3. Abschnittes und der einschlägigen Bestimmungen für die StaatSdienerfchaft. In dieser Beziehung sind wir, glaube ich, durch die heutigen Ausführungen des RegierungsvertreterS Sektionschef Baron Fries nicht bekehrt worden. Sicher ist, daß die StaatSangestelltenschast kein Verschulden daran trifft, daß man ihren längst schon als begründet anerkannten Wunsch nach Schaffung einer Dienstpragmatik mit der Zeitvorrückung so lange unberücksichtigt ließ. Es geht daher nicht an, sie für die Säumnisse in dieser Richtung büßen zu lassen. Die Regierung hat, wie ich bereits erwähnt habe, die UnHaltbarkeit der gegenwärtigen Lage der StaatSangestelllen anerkannt und sah sich veranlaßt, für die erste Hälfte dieses Jahres eine Teuerungs-auShilse im Gesamtbetrag von 12 Millionen flüssig 37. Jahrgang. zu machen. Nun geht man daran, durch die Ein-führung der Zeitvorrückung. durch Errechnung der Dienstzeit u»ter gewissen Voraussetzungen und Be-schränkungen und durch andere in der Dienstprag-matik vorgesehene Maßnahmen Verbesserungen materieller Natur zu schaffen. Als die Regierung die Teuerungszulage für daS erste Halbjahr gewährte, ging sie von der Voraussetzung a»S, daß die Dienst« Pragmatik mit jenen materiellen Maßnahmen läng-stenS bis 1. Juli d. I. sanktioniert sein werde. Dies trifft leider nicht zu und so tritt mit 1. Juli d. I. ein Vakuum ein, das — will man nicht un-gerecht und inkonsequent sein, ausgesüllt werden muß. Zu diesem Zwecke hat der Ausschuß im Ar« tikel 4 als Termin für das Inkrafttreten der Dienst-Pragmatik — vielleicht in einer nicht ganz glücklich gewählten Formulierung, die ja noch immer eut-sprechend abgeändert werden kann, den 1. Juli 1912 festgelegt. Die im Falle der Rückwirkung — und das möchte ich auch auf die Ausführungen deS Herrn RezierungSvertreterS erwidern — sich er« gebenden Kosten würden sich voraussichtlich kaum aus den Betrag der Teuerungszulage belaufen. Da man gerechterweise sagen muß, das dieses Vakuum aus-gefühlt werden muß, so kann aus dem Kostenpunkte ein Einwand gegen die Rückwirkung der materiellen Bestimmungen der Dienstpragmatik nicht erhoben werden. Wenn man seitens der Regierung entgegenhält, daß die Dienstpragmatik für die Richter und jene für die Lehrperfonen mit der vorliegenden im eng» sten Zusammenhang steht, so will ich das garnicht bestreuen, sehe aber nicht ein, warum daS ein Hin-dernis sein soll, daß diese Dienstpragmatik mit 1. Jnli l. I. in Kraft treten kann. (Abgeordneter Dr. Roller: Dieses Junktim ist das Neueste!) Man kann ja doch das Gleiche hinsichtlich der Dienst-Pragmatik für R'chter und für Lehrperfonen beschließen, soweit es notwendig ist, aber ein Hindernis kann darin nicht erblickt werden. Daraus — und auch das ist geschehen —, ans der Festsetzung deS I.Juli 1912 als Termin für das Inkrafttreten der Dienst» Pragmatik den Vorwurf der Demagogie zu schmieden, kann nur, glaube ich — ich will mich sehr gelinde und parlamentarisch ausdrücken — auf einer völligen — ob absichtlichen oder unabsichtlichen, will ich nicht entscheiden — Verkeunung der Sachlage zurück-geführt werden. Noch unbegründeter ist der Vorwurf, den die sozialdemokratisch« Partei in Hinsicht auf die KZ 31 und 32, beziehungsweise 202 und 203 durch ihr Mitglied, den Abgeordneten Glöckel, speziell wider meine Person und den Deutschen Nationalverband erhoben hat. Er bezeichnet den sogenannten Antrag Marckhl als einen „groben Täuschungsversuch", als einen „Hohn, der hier dem Hause und den Angestellten entgegengebracht wird", als eine „gefährliche Faf« suug", „jesuitisch" als eine „Fußangel" und „Ver-schlechterung der Regierungsvorlage" und mit der» gleichen Liebenswürdigkeiten mehr, wie wir sie ja von jener Seite, soweit es sich um den National-verband und seine Mitglieder handelt, nachgerade schon gewohnt sind. Ich weise diese gehässigen Jnvektiven mit aller Entschiedenheit zurück (Lebhafter Beifall und Hände-klatschen) und glaube, überzeugt sein zu dürfen, daß nach den Ergänzungen, die ich den AnSfühningen deS Herrn Kollegen Dr. Waber beifügen werde, der Vorwurf deS JesuiliSmuS auf den zurückfällt, der ihn gegen mich und den Nationalverband erhoben hat und daß die Staatsangestellten, wenn sie den Sachverhalt objektiv und unvoreingenommen prüfen, zu einem anderen Urteile gelangen werden, alS dies Abgeordneter Glöckel zu meinen und zu wünschen scheint. Seite 2 Deutsche Macht Nummer 47 Vor allem verweise ich darauf, daß die Fassung der §§ 27 und 28 der Regierungsvorlage mit den Bestimmungen über die »allgemeinen Pflichten" und den „dienstlichen Gehorsam" allgemein, also auch von den sozialdemvkralische» Mitgliedern des Staats-angesteUtenausschuffcs akzeptiert und da« im Z 28 nur eine präzisere Ausdrucksweise gewählt wurde. Wriin man sich um diese Bestimmungen, die Abge« ordneter Dr. Waber hinsichtlich der Auslegung«-Möglichkeit und Konsequenzen zutreffend besprochen hat. vor Augen hält und sodann auf den Kern der Kritik des Abgeordneten Glöckel eingeht, so wild man finden, daß sich seine AuSsührungen in erster Linie gegen den ersten Absatz des § 32, der von der Teilnahme an Vereinen handelt, richten und daß so manche Anwürfe, die Abgeordneter Glöckel aus dem Titel deS § 31 gegen mich und den National-verband erhob, eigentlich auf der Bestimmung des ersten Absatzes des § 32 des Regierungsentwurfes basieren. Diese Bestimmung wurde aber von mir und den übrigen Mitgliedern deS Nationalverban-des, wie überhaupt von der Mehrheit deS Staats-angestelllenausschusseS als zu weitgehend, als viel zu dehnbar erachtet und daher abgelehnt. Er kommt in seiner jetzigen Form einem AuSnahmsgesetz für die Staatsangestellten gleich. Wenn sich die Regie-rung auf das bayrische Beamiengesetz, ich glaube da? einzige ausländische Beamtengesetz, welches eine ähnliche Bestimmung enthält, beruft, so ist darauf zu verweisen, daß der § 32 der Regierungsvorlage zweifellos eine Verschärfung der einschlägigen Be-fiimmung des Artikels 16 des bayrischen Beamten« gesetzeS enthält, was sich aus der Gegenüberstellung des Wortlaute« beider Bestimmungen ergibt. Der erste Absatz deS § 32 der Regierungsvorlage lautet (liest): „Dem Beamten ist die Teilnahme an einem Vereine untersagt, wenn sie wegen der Bestrebungen des Vereine« oder wegen der Art der VereinSbetäti-gung den Pflichten eines Beamten widerstreitet." Der Artikel 16 deS bayrischen BeamtengesetzeS hat folgenden Wortlaut: „Die Teilnahme an einem Vereine, dessen Zwecke oder Bestrebungen den staat-lichen oder dienstlichen Interessen zuwiderlaufen, ist untersagt." Ich verweise im übrigen aus die vielseitigen Ausführungen über den § 32, die jetzt auch in die-fcm hohen Hause in dieser Richtung gemacht wur« den und die, wie ich richtig zu empfinden glaube, auch durch die heutigen Ausführungen deS Herrn Regierungsvertreters Sektionschefs Dr. FrieS nicht widerlegt erscheinen. Wohl aber — und aus das möchte ich auch die Regierung ausmerksam machen — bringt der 8 32 in seiner jetzigen Fassung die Gefahr einer die Verwaltung vergiftenden Neigung zur Bildung von geheimen Organisationen mit sich. Das möchte ich ganz besonders zu bedenken geben. (Schluß folgt.) Dtis Smnmerprogramm des österreichischen Ali-geordnetenhauses. DaS Abgeordnetenhaus ist durch die Entwick-lung der Dinge in Ungarn vor die Notwendigkeit rascher Entschließungen gestellt worden. Da« un-garische Abgeordnetenhaus hat sämtliche die Wehr-gesetzresorm betreffenden Vorlagen unverändert an-genommen. Die Lage in Ungarn schließt anS, daß im österreichischen Abgeordnetenhause derzeit irgend« welche Modifikationen der Vorlagen vorgenommen werden können und die Milderung einiger Härten des neuen Wehrgesetzes wird Sache der Durchfüh-rung, beziehungsweise einer späteren Revision sein. Da die Vorlagen im ungarischen Magnatenhause erst nach ihrer Erledigung im österreichischen Abge-ordnetenhanse zur Beratung gelangen sollen, obliegt diesem also zunächst die Aufgabe der Erledigung der Wehrreform, zu welchem Zwecke ihre Beratung im Plenum sich unmittelbar an die Erledigung der Dienstpragmatik anschließen soll. Ihre Erledigung scheint auch gesichert zu sein, nachdem alle Zweifel darüber beseitigt sind, daß die Vorlagen auf keinen Fall den Gegenstand eines politischen Tauschgeschäftes bilden können. Die Ge-rüchte, die diesbezüglich im Zusammenhange mit der Sanierung der tschechischen Vorschußkasse in Semil aufgetaucht sind — man behauptete, daß ein zin«-freie« Darlehen von zwei Millionen Kronen zur Verfügung gestellt worden sei, um die Stimmen der Tschechen für die Wehrvorlage zu gewinnen — haben sich all unbegründet erwiesen. Ganz abgesehen davon, daß der „Kaufpreis" für einen solchen Fall denn doch etwa« niedrig wäre, hat der Mini-ster deS Innern, Frh. v. Heinold, in Vertretung de« Ministerpräsidenten, den am letzten Mittwoch deshalb bei ihm erschienenen deutschen Parteisührern neuerdings die bestimmte Erklärung abgegeben, daß die Regierung nnter keinen Umständen die Erlcdi-gung der Wehrvorlagen mit irgendwelchen national-politischen Zugeständnissen verknüpfen läßt. Nach Erledigung der Wehrresorm wird dann bi« zum 1. Juli da§ Bndgeiprovisorium verabschiedet und dann im Juli möglicherweise noch die kleine Finanzresorm durchberaten werden, so daß dann in der Hcrbsttagunz das Abgeordnetenhaus in der Lage wäre, sosort au die Beratung der großen Finanzresorm zu gehen, deren Erledigung nnerläß-lich ist, da bereits am 1. Oktober da« erhöhte Re-krutenkontingent einberuscn wird nnd die Wehrgesetze am 1. Februar 1913 definitiv in Wirksamkeit treten sollen. Mit Ausnahme des Staatsvoranschlage« gäbe eS dann bis zum Jahre 1917 keine befristete Vorlage, die Gelegenheit zu parlamentarisch nativnal-politischen Erpressungen bieten könnte, die Lage wäre endlich sür lange Zeit frei für nutzbringende gesetzpolitische Arbeit, besonders aus wirtschaftlichem Gebiete, und das Abgeordnetenhaus hätte Gelegen-heil, der Bevölkerung eine bessere Meinung vom Parlamente beizubringen. Sottiildemokratischl' Ge-schichsgMschung. Die Wiener „Arbeiter-Zeitnng" leistet sich anläßlich des Attentats im nngarischen Abgeordneten-Hause folgende Sätze: „Der Gewalttat folgt die Rache der Vergewaltigten. Einer, der es noch nicht fassen kann, daß Waffengewalt das Gesetz in Fetzen reißt; einer, der es noch nicht ertragen kann, daß die Polizei zur ständigen Entricht»«) im Parlamente der Nation geworden; einer, in dem sich das Rechtsgefühl noch aufbäumt gegen die Untat der Mächtigen, greift zur Waffe, das Haupt der Schul-digen zu richten. Wer die Volksseele kennt, mußte längst schon solche Tat besürchten. Das Gesetz war gebrochen: dreist hat sich der Präsident heute selbst dessen gerühmt, daß er die Wehrvorlagen wider die Ordnung des Hauses als beschlossen verkündet hat. Kein Mittel gesetzlicher Abwehr ward den Berge-wältigten gegönnt. Im Parlament selbst erstickte die Polizei, aus der Straße das aufgebotene Heer jeden Protest. Das Parlament, das Sinnbild der ganzen Geschichte der Nation, durch freche Gewalt geschändet; daS Volk, dem sein Recht feierlich verheißen ward, um feinen Anspruch betrogen; das Gesetz des Lande« von einem Wahnwitzigen in Stücke zerschlagen — wahrhaftig, es kann keinen Erfahrenen wundern, daß unter den Tausenden, in denen der Zorn über da« Verbrechen ver Herrenkaste lodert, etner sich fand, dem nicht die Selbstzucht gegeben war, die Leidenschaft zu zähmen, den Zorn zu meistern." So viel Worte, so viel Lügen. Fast durch ein volle« Jahr verhinderte die Obstruktion im ungarischen Abgeordnetenhause die Beratung der Wehr-vorlagen, und das nennt das sozialdemokratische Blatt den Vergewaltigten kein Mittel gesetzlicher Abwehr gönnen! In Dutzenden von Sitzungen be-schimpfte die Opposition die Mehrheit und verhin-dert durch Bübereien aller Art, daß das Parlament arbeite, nnd da spricht die „Arbeiter-Zeitung" da-von, daß jeder Protest mit Waffengewalt erstickt wurde. — Und dann die rührende Schilderung der Persönlichkeit de« Attentäters Kovacs! Dieser nach dem sozialdemokratischen Blatte nur für Recht und Gesetz, sür Wahrheit und alles Hehre und Schöne begeisterte Idealist war in Wirklichkeit ein Aden-teuerer, der sich aus Straffer Kovacs umnannte und es verstand, gleichzeitig an der Budapester Börse zu spielen nnd im Reichstage große Reden gegen das Börsenspiel zu halten. Wenn die „Arbeiter-Zei-tung" einen solchen Börsenspekulanten al« den De-positär des Voltsvertrauens hinstellt, so ist das Ge-schmacksache, jeder objektiv Urteilende wird daraus aber entnehmen, daß die sozialdemokratische Presse eben für jesen revolutionären Akt, für jede Gewalt-tat gegen die herrschende Ordnung ihre Rechtserti-gung bereit hat und zu diesem Zwecke die Ge-schichtSsälschung in großem Stile betreibt. Politische Rundschau. Tabakboykott in Südtirol. AnS Rache darüber, daß sich die politischen Behörden des Treniino endlich ermähnten und der „Lega nazionale", dem berüchtigten irredentisttschea Hetzverein, den Vertrieb ihrer Wehrschatzmarkea tind Zünder verboten, beschlossen die Jrredentisten, den Tabak zu boycottieren. Sollten die Jrreden-listen diesen Beschluß auch durchführen, so kann e« im wälschen Südtirol, sowie im südliche» Küsten-land, 'in Trieft und Dalmatien zu nationalen Reibe-reien kommen, die unter Umständen sogar sehr ge-fährlich werden könne». Die Garnisonen in Süd-tirol bestehe» zumeist an« deutschen, polnischen und ungarischen Truppen, und wenn die Jrredentisten ihren Beschlüffen auf die gleiche Art wie im Jahre 1847 die Italiener in Venedig, Geltung verschaffen wollen und in jedem rauchenden Soldaten etwa einen Provokateur erblicken, so sind ernste Znsam-menstöße zwischen Militär und Zivil nnausbleib-lich. Im Jahre 1847 kam cS in Venedig anläßlich eines solchen Boyiott« zu argen Aussckreitun-gen. Bei uns in Oesterreich werden die Italiener von Seite der Regierung aus alle mögliche Weise verhätschelt und man zerbricht sich schon seit lan-gcm den Kopf, wie e« denn möglich sein wird, ihnen eine Universität zu verschaffen, d,e doch nichts anderes wäre als eine Brutstätte des Jrredentis-mns. In Deutschland ist man gegen diese nnbot-mäßigen Nationen nicht so rücksichtsvoll, in der Er-kenntniS, daß es nicht im Interesse de« Staate« gelegen ist, nationale Aspirationen der verschiedene« Völkerschaften groß zn ziehen. Ein Revolverattentat auf den königlichen Kommissär in Kroatien. Al« der königliche Kommissär Cnvay Samstag nachmittags, von einer Festlichkeit kommend, durch die MarkuSstraße in das Banalpalais im Automo-bil zurückfuhr, feuerte der bosnisch« RechtShörer Jukic mehrere Revolverschüffe auf das Automobil Cuvays ab. Dieser blieb unverletzt. Der neben ihm im Automobil sitzende Banalrat Hervoic wurde von einer Kugel am Halse getroffen und lebenSge-fährlich verletzt. Von allen Seiten eilten Wachleute herbei, während der Attentäter flüchtete und auf seine Verfolger fortgesetzt Schüsse abgab, durch die ein Wachmann getötet und zwei Polizeibeamte schwer verletzt wurden. Erst als der Attentäter selbst mehrfach verwundet worden war, konnte er festgenommen werden. Er gestand, daß er die Ab sicht gehabt habe, den königlichen Kommiffär zu er-schießen. Schüsse im ungarischen Parlamente. Der Abg. KovacS, der auf 3V Tage vom Parlament ausgeschloffen wurde, schlich sich Freitag früh unbemerkt in das ParlamentSgebäude ein, und hielt sich bis zum Beginn der Sitzung versteckt. Unmittelbar nach Eröffnung der Sitzung stürmte er in den Saal und feuerte unter dem Rus: „Die Opposition lebt noch!" au« nächster Nähe auf de» Präsidenten Grasen Tisza drei Revolverschüffe ab. Die Schüsse verfehlten ihr Ziel und Graf Tisza blieb unverletzt. Al« Abg. Kovacs sah, daß der Präsident unverwundet geblieben sei, schoß er sich zwei Kugeln in die Schläfe. Tötlich verletzt, brach er im Sitzungssaal zusammen. Präsident Tisza unterbrach sofort die Sitzung. Nach einer Pause von zehn Minuten, wahrend welcher der fchwerver-letzte Abg. KovacS hinausbefördert wurde, eröffnete Graf TiSza die Sitzung wieder und erklärte: „Wat wir hier gesehen habe», war die Tat eines Waha-sinnigen, der sich selbst gerichtet hat. Wir gehe« nunmehr zur Tagesordnung über!" Slawische Arbeiter im Deutschen Reich. Von den landwirtschaftlichen Kammern im Reich ist festgestellt worden, daß der Zuzug flawi-scher Arbeiter nicht mehr in dem Umfange fiattsia-bet wie bisher. Während daS Reich vor wenige« Jahren noch baS Hauptland für slawische Landar-bester war, machen Frankreich, Schweden, Däne-mark und auch Böhmen in dieser Hinsicht Konkul' renz. Die Tatsache, daß französische amtliche Quellen feststellen, daß sich zurzeit etwa 6009 galt' zische Arbeiter als dauernde Arbeiter in Frankreich aufhalten, während 19.000 Galizier als Sommer-arbeite? dort tätig sind, ist eine ganz neue wirt-schaftliche Erscheinung. Auch der Bericht der DnU, scheu Arbeiterzcntrale über März und April d. I. stellt sest, daß der Zuzug der galizischen Arbeiter i» April auffallenderweise gänzlich nachgelassen. Int-besondere Dänemark und Böhmen stellten nach die-sem Bericht eine Konkurrenz für den deutsheil Arbeitsmarkt dar. Hinsichtlich der Wanderarbeiter au« Rußland brachte der April dagegen großen» Nummer 47 Lettische MachS Seite S Zuzug. An der westpreußischen Grenze wurde gleichfalls die Beobachtung gemacht, daß erheblich mehr Arbeiter aus den entfernten Gouvernements Rußland zuwanderten als aus den benachbarten. Wann wird die froh« Stunde kommen, in der das Bismarckreich keine slawischen Einwanderer m^hr braucht? Bei zielbewußter SiedelungSpolitik ist das schon zu erreichen. Der erste weibliche Abgeordnete. Bei der am Dienstag den 4. d. im Städte-bejirk Jungbunzlau stattgefundenen LandlagSersatz wähl erhielt die Kandidatin, Schriftstellerin Frau Vyk Kuuelitzky, 840, der Bürgermeister Matau,'check 760 und die Kandidatin, ZeitungSherausgeberin Karoline Macha, 415 Stimmen. Es ist eine engere Wahl zwischen Frau Kunelitzky und dem Bürger-meister Matauscheck notwendig. Da bei der Stich-wähl die Stimmen der Macha Frau Kunelitzky zu-fallen dürften, ist fast mit Gewißheit zu rechnen, daß letztere gewählt wird. Frau Kunelitzky wäre also der erste weibliche Abgeordnete in Oesterreich. Es muß sich erst zeigen, welchen Standpunkt die Statthalterei gegenüber der Wahl einer Frau ein-nimmt. Erklärt sie die Wahl für giltig, dann ist dem Landtagswahlbezirk Jungbunzlau die „Ehre" zuteil, den ersten weiblichen Abgeordneten z» besitzen. Wir sind gewiß nicht rückschrittlich, glauben aber, daß eine Frau besser zum häuslichen Herd als in die Landtagsstube passen würde und vergön-nen den Jungbunzlauer Wählern herzlich gerne ihren weiblichen Vertreter, da sie jedenfalls keinen passenden männlichen gefunden haben. Aus Ltaül und Land. Die Gemeinderatswahlen in der Stadt Tilli. Die Montag, DienStag und Mitt-woch ftattgefundenen Wahlen in der Stadt Cilli vollzogen sich unter einem viel stärkeren Aufgebote an Stimmen als je, obwohl eS als selbstverständ. lich begannt war, daß sich unsere nationalen Gegner nicht beteiligen. Die Anzahl der slowenischen Stirn men, ungefähr ein Fünftel der gesamten Wähler-zahl, ist eben nicht nur zu gering, sondern auch im Rückgange begriffen, so daß nicht einmal an die Aufstellung von Zählkandidaten gedacht werden kann. Die deutsche Wühlerschaft bekundete durch die so er-sreulich starke Beteiligung an der Wahl ihren leb-hasten Anteil an der Verwaltung unseres Gcmein-wesens und an der Lösung jener sozialen Aufgaben, die unsere deutsche Gemeindevertretung mit zielbe-wußtem Plane und weitauSschauendem Blicke in An. griff genommen hat. Unsere deutschen Wähler sind sich aber auch dessen bewußt, daß in der Ausübung deS Wahlrechtes nicht nur die tätige Fürsorge für das allgemeine Wohl zum Ausdrucke gelangt, son-dern daß sie auch die Betätigung eines politischen Rechtes ist, die bei politisch geschulten Männern Ge-Wissens- und Ehrensache ist. Im dritten Wahlkörper hat die Wählerschaft bezüglich eineS Ersatzmannes «ine Korrektur deS von der Wählerversammlung an-genommenen Vorschlages vorgenommen, indem an Stelle des vorgeschlagenen Bäckermeisters Josef Kürbisch der bisherige Ersatzmann Michael Antlej gewählt wurde. Wir gehen nicht fehl, wenn wir die Gegnersichast gegen Herrn Josef Kürbisch, die hauptsächlich aus Kreisen Privatangestellter hervorging, wicht als eine Ablehnung der Person des Herrn türkisch ansehen, sondern aus den Wunsch zurückfüthre», daß der allgemein beliebte bisherige Ersatzmcann, Bäckermeister Michael Antlej, wieder in die Gemneindevertretung entsendet werde. Allerdings wäre eS! am Platze gewesen, diesem Wunsche, dem wohl niiemand hätte entgegentreten wollen, schon in der Wäihlerversammlung Ausdruck zu leih«n. DaS Ergebnis? der Wahlen ist folgendes: Dritter Wahl-kölper: Dr. Heinrich von Jabornegg 404, Johann Koroschectz 401, Karl Mörtl 403, Anton Neu-brunner .° 404, Max Rauscher 404, Karl Teppey 404, August l de Toma 404, Dr. Fritz Zangger 39V Stim- men. - Ersatzmänner: Fritz Hoppe 399, Franz Vollgrubiber 389, Gottfried Gradt 388, Michael Antlej 349 Stimmen. — Zweiter Wahlkörper: Rudolf Costa - Kühn 34, Franz Karbeutz 34, Daniel Rakusch 34. Fritz Rasch 34, Josef Rebeuschegg 34, Gustav Stiger 34, Leopold Wambrechtsammer 34, Robert Zangger 33 Stimmen. — Ersatzmänner: Johann Mastnak 34, LukaS Putan 34, Franz Ranzinger 34, Franz Zeder 34 Stimmen. — Erster Wahlkörper: Bruno Bauer 122, Franz Donner 122, Otto Eichler 123, Dr. Gregor Jesenko 122, Othmar Praschak 113, Klemens Prost 118, Ingenieur Wil-Helm Rakusch 119, Dr. August Schurbi 122 Stimmen. — Ersatzmänner: Wilhelm Klementschitsch 122, Otto Paul 120, Ferdinand Porsche 115, Dr. Georg Skoberne 115 Stimmen. Mittelschüler-Preihschiehen in Tilli. Samstag den 8. d. wurde der Schießkurs am Staatsgymnasium, der unter der Leitung der Herren Oberleutnant Joßt und Professor Greil stand, mit einem Preisschießen würdig geschlossen. Schon um halb 3 Uhr nachmittags marschierten die Schüler der 7. und 8. Klasse unter klingendem Spiel der Landwehrrnarschmusik aus die Militärschießstätte hin-aus. Auch ein großes Publikum war den zahlrei-chen Einladungen gefolgt. So wohnten u. a. der Veranstaltung bei: Gymnasialdirekor Regierungs-rat Klemens Prost, Oberstleutnant Pischely, Major Suschnik, Vertreter der Bürgerlichen Schützengesell-schalt Friedrich Jakowitsch; außerdem waren noch die Mehrzahl der Mitglieder des Lehrkörpers, zahl-reiche Ossiziere der Infanterie und der Landwehr, viel Angehörige der Schüler usw. erschienen. Geschossen wurde aus die ILkreisige Figurenschulscheibe in einer Entfernung von 300 Schritten. Die ausgezeichnete Leitung des Kurses durch den Kommandanten der Maschinengewehrabteilung Oberleutnant Eugen Joßt als auch der gleiß der Schüler hatten recht schöne Ersolge, so daß die überreichen Gaben vollaus ver-dient waren. Von 35 Schützen erzielten nicht we niger als 12 über 200 Punkt«, unter den Beste» sind zu nennen: Grikar mit 275 Punkten, v. Laues mit 255 Punkten, Roth, Lorger und Lang mit 240 Punkten, Kutschka mit 235 Punkten und Koß mit 230 Punkten. Während des Schießens ertönten die lustigen Weise» der Landwehrkapelle, auch war für Stärkung der Schützen und Zuschauer bestens gesorgt. Nach dem Preissckießen ' trat eine Pause ein. in der auch die Gäste ihre Kunst im Schießen zeigen konnten. .Dann wurde zur PreiSverteilung geschritten. Voraus ging «in« Ansprache des Re-gierungsrateS Prost, in der dieser aus den Wert deS Schießunterrichtes sür die Allgemeinheit hinwies. Den Schluß der Preisverteilung bildete der Dank des Direktors der Anstalt an den Kursleiter für seine Mühewaltung und ein Hoch aus den obersten Kriegs Herrn Kaiser Franz Josef l. Der Kursleiter Ober-leutnant Joßt verabschiedete sich von den Schützen und legte den Abiturienten der Anstalt nahe, das Schießen mit dem Armeegewehr auch weiterhin zu pflegen. Die Schüler dankten hierauf ihrerseits und überreichten dem Oberleutnant Joßt zum Andenken an den ersten Schießkurs einen prächtigen silbernen Reitstock. Dann wurde wieder in Reih und Glied unter den Klängen der Marschmusik der Landwehr in die Stadt zurückmarschiert. Den Beftspender», deren Verzeichnis in der nächsten Nummer erscheinen wird, sei schon hier im Namen der Schüler und des Lehrkörpers der herzlichste Dank gesagt. Inspizierung des Gefangenhaufes. Gestern inspizierte das hiesige Gesaugenhaus Herr Joses Edler von Mayer, «ektionsrat im Ministerium. Eierteuerung. Die Hühnereier habe« auf unserem Wochenmarkle einen geradezu unerschwing-liehen Preis erreicht, indem heute für 40 Heller nur fünf Eier zu haben waren. Wir werden ersucht mitzuteilen, daß von Freitag an bei Herrn Karl Mörtl Eier zum Preise von 20 Heller für drei Stück abgegeben werden. Freiwillige Feuerwehr in Cilli. Am 7. Juli feiert die Feuerwehr das Fest des 40jäh-rigen Bestandes. Dieses Gründungssest wird in einfacher, würdevoller Weise begangen werden. Der Vorabend ist als Fest- und BegrüßungSabend ge-dacht, bei welcher Gelegenheit Rückschau gehalten werden soll auf 40 Jahre ernster Wehrtätigkeit. Am Vormittage deS Festtages findet ein Garten-konzert statt und Nachmittags ein großes Volksseft auf der Festwiese mit neuartigsten Volksbelnstigun-gen. Der Festausschuß ist bereits rührig an der Arbeit und wird keine Mühe scheuen, das Volksfest nach jeder Richtung hin auszugestalten. Auch ein Frauenausschuß wird sich bilden und die Festarbeit nach Kräften unterstützen. Den nm,italischen Teil übernehmen die Militärmusik deS einheimischen In-santcrieregimenteS Nr. 87 in Pola und die Cillier MusikvereinSkapelle. Da ein allsälliger Reinertrag zur Anschaffung von Löschgeräten und zur AuS-rüstung der Wehr benutzt werden soll, hofft der Ausschuß von Seite der Bewohnerschaft eine rege Beteiligung und kräftige Unterstützung der gemein-nützigen Sache. Sine Gedcnkschrift wird in Druck erscheinen und die Leser über alle Borkommnisse 40 jähriger Mehrarbeit unterrichten. Die weiteren Einzelheiten auS der Festordnung werden in den nächsten Blattfolgen bekanntgegeben. Zum Feuerwehrfeste. Wie bekannt, fin-det am 7. Juli auf der Festwiese ein großes Feuer-wehrsest statt. Jene Damen, welche bei diesem Feste in gütiger Weise mitzuwirken bereit sind, werden hiemit höslichst eingeladen, Samstag den 15. d. nachmittags 5 Uhr sich im Beratungszimmer des Gemeinderales zu einer Besprechung einfindeu zu wollen. Den Vorsitz deS DamenausschusseS hat Frau Bctty Rauscher, die Gemahlin des Herrn Vizebürgermeisters Max Rauscher, übernommen. Die Sommerliedertafel deS Cillier Man-nergesangvereines ist auf den 13. Juli festgesetzt. Voraussichtlich werden, wie im vorigen Jahre, auch diesmal beide Cillier Männergesangvercine bei dieser Veranstaltung mitwirken. Die erst« Probe findet Freitag den 14. d. abends 8 einviertel Uhr statt. Es liegt im Interesse sämtlicher Herren, schon die erste Uebung vollzählig zu besuchen, damit nicht un° nötig viele Uebungen stattfinden müssen. Freitag wird auch über einen VereiusauSflug beraten werden. Der Verband deutscher Arbeiter Cillis und Umgebung hielt am Sonntag den 9. d. um 4 Uhr nachmittags im Waldhause seine Monatsversammlung ab, welche trotz der schlechten Witterung ziemlich gut besucht war. Der Obmann Herr Heinrich Findeisen begrüßte die Anwesenden, insbesondere die Vertreter der Ortsgruppe Cilli des Reichsverbandes „Anker", des deutschnationalen HandlungSgehilfenverbandeS, deS Deutschen Athletik-sportklubS und den Ovmann des Reichsbundes deutscher Eisenbahner Herrn Andreas Graf sowie die Herren Herzmann und Reisenhoser aus Sraz. Nach Verlesung der Verhandlungsschrift der letzten Mo-natSversammlung und des Rechenschaftsberichtes deS Sückelwartes schritt man zur Wahl eines neuen Ausschußmitgliedes an Stelle des aus dem Ausschusse scheidenden SchristsührerS Herr» HanS Graf. Nach längerer eingehender Wechselrede wurde Herr Leo-pold Zangger einstimmig zum Schriftführer gewählt. Hieraus widmete der Obmann einen warmen Nach-rus dem scheidenden Mitgliede und Mitgründer des Verbandes Herrn HanS Strahl. Nach mancher Wechselrede und der Wahl des erweiterten Festansschusses für das heuer stattfindende Grün-dnngssest des Verbandes schloß der Obmann die MonatSversammlung mit einem kräftigen Heil an die Anwesenden und eröffnete den gemütlichen Fa-milienabend. Herr Jnterberger versetzte mit seinem kunstvollen Klaviersptele alle in eine freudige Stimmung und es wurde ihm hiesür laute Begeisterung zuteil. Eine Ueberraschung boten die Herren Hein-rich Wettl und HanS Graf, die Flügelduette zum Besten gaben, welche von den Zuhörern mit großem Applaus aufgenommen wurden. Herr Findeisen er-heiterte die Anwesende» mit äußerst gelungenen humoristischen und RoseggerVorträgen, die ebenfalls stürmischen Beifall fanden. Schließlich spielte Herr Jnterberger noch zum Tanze ans, bis der schöne Familienabcnd in später Stunde beendet wurde. Südmarkbücherei in Hochenegg. Der Verein Südmark hat in Hochenegg eine Volksbücherei errichtet, di« im »Kasino" bei Ratcy untergebracht ist. Ausleihstunde jeden DienStag von 7 bis 8 Uhr abends. Geld- und Bücherspenden für die Bücherei nimmt der Leiter derselben, Lehrer Karl Dankwart Zwerger, dankbar entgegen. Eine Wirtshausrauferei. Zu unserem Berichte über die WirtShauSrauserei, die am 26. Mai im Gasthause deS Spajzar in Lava sich abspielte, werden wir ersucht, ergänzend mitzuteilen, daß die Burschen Florian uud Franz GitberSek nicht i» Lava, sondern in Forstwal» (Ostrozno) ansässig sind und daß die gleichnamigen Burschen ans Lava sich am genannten Tage im Gasthaus« des Spajzar nicht befunden haben. Aus der Advokatenkammer. Als vor-läufiger Stellvertreter des am 25. Mai gestorbenen Advokaten Dr. Brencic in Cilli wurde Dr. Georg Hrasovec bestellt. Auskünfte über Sommerwohnungen. Der Landesverband für Fremdenverkehr in Steier-mark stellt an alle jene Körperschaften (Gemeinde» Stile 4 Deutsche Wacht Nummer 47 vorstehuugen, Verschönerungsvereine usw.), denen die Pflege des Fremdenverkehres in dem betreffenden Orte obliegt, im eigenen Interesse das höfliche Er-suchen, alle Anfragen von Fremden über Sommer-Wohnungen möglichst rasch zu beantworte?. Schusterschitz wird aufgehängt. Wie aus Laibach gemeldet wird, richtete der krainerische Landesausschuß an die Gemeinden und OrtSschul-behörden einen Erlaß, worin verfügt wird, daß daS Bild des Landeshauptmannes Dr. Schusterschitz in den Lehrzimmern angebracht werden soll. Zugleich wurde an die Gemeindeämter das von einem Lai« bacher klerikalen Vereine herausgegebene Bild des Landeshauptmanne» übersendet. Zahlreiche Gemein-den haben gegen diese Verfügung Protest erhoben. Ein Pulvermagazin bei Wiener-Reu-stadt in die Luft geflogen. Ein gräßliches Unglück ereignete sich Freitag morgens in WöllerS-dorf bei Wiener-Neustadt. Ein Pulvermagazin, in dem angeblich etwa 40.000 Kilogramm Pulver aufbewahrt waren, flog aus bisher unbekannter Urjache in die Luft. Die Wirkung war entsetzlich. Eine Anzahl Personen wurde in Stücke gerissen. Die Zahl der schwer Verletzten wird auf hundert ge-schätzt. In Wiener-Neustadt brach eine ungeheure Verwirrung aus. Die Fenster der Häuser gingen in Trümmer und die Bänke in den Schulen wur-den vom Platze gerückt. Auf dem Flugfelde sind die meisten Flugzeughallen zerstört und die Flugzeuge beschädigt. Die Erschütterung rief auch in Baden und Mödling großen Schrecken hervor und war selbst in Wien zu verspüren, wo in manchen Be° zirken die Fenster zu klirren begannen. Soldaten, die in der Nähe exerzierten, wurden zum Teile zu Boden geschleudert und verletzt. Ueber die Ursache des Zündschlages geht eine Ausfaffung dahin, daß auf einen Kraftwagen Pulver offen ausgeladen wurde und zur Entzündung gelangte, die andere, daß das Pulver sich zersetzt hatte und dadurch die Entzün-duug hervorgerufen wurde, und die dritte, daß der Lasienkraftwagen gegen die Vorschrift zum Aufladen des Pulvers in das Magazin hineingefahren ist und eine Entzündung durch das Benzin herbeigeführt wu.de. Die explodierte Pulvermenge war durchaus Ekrasit. Vom neuen Ursulaberghaus. Am v.Mai wurde von Mitgliedern des BauauSschufseS und der Leitung deS Gaues „Karawanken" der Neubau am Ursulaberg einer eingehenden Besichtigung unterzogen und erfreuliche Fortschritte in der Bollendung festgestellt. Stiege und Fußboden sind eingebaut, der Spritzbewurf der Außenseite ist in Ausführung, der Anstrich von Türen und Fenstern beginnt nächster Tage. Die Wirtschafterin, Fräulein Johanna Grobelnig aus Windischgraz, zog bereits ein zur Ueberwachung der Einrichtung, welche nach und nach vom Ursula-hos hinaufgeschafft wird. Die Eröffnung deS Hauses wird Sonntag den 14. Juli stattfinden, bei welcher Gelegenheit ein großes Bcrgfest abgehalten wird. Während Ende März das Haus noch bis zur Höhe des ersten Stockes verschneit war, findet sich heute kein Stäubchen Schnee mehr am Ursulaberg vor. Eine ziemlich« Zahl Besucher fand sich aber schon seit anfangs Mai ein, welche alle von der weiten und malerischen Fernsicht am Gipsel sehr erfreut waren. Verein für Heimatschutz in Steier- mark. Seit der am 2. Mai abgehaltenen dritten ordentlichen Hauptversammlung ist der geschäftS-führende Vorstand deS Vereines zweimal zur Be-ratung und Erledigung der sich stets steigernden Einläufe zusammengetreten. An städtebaulichen Fra-gen beschäftigte ihn unter anderen die Zukunft deS Marburger Hauptplatzes, die am ehesten durch einen Wettbewerb geklärt werden könnte. Der Verein em-pfähl denn auch dessen Ausschreibung dem Ge-meinderate, doch scheint durch bereit? erteilte Bau-bewilligungen ein Hindernis dagegen zu obwalten. Die Angelegenheit ist infolge der Begutachtung zweier Objekte noch nicht erledigt. Dem Kirchen bau-verein Liezen wurde von der Freilegung der erwei-terten Kirche aus wirtschaftlichen und ästhetischen Gründen abgeraten und von Herrn Ingenieur Nor-bert Schwab ausgearbeitete Projektsfkizzen zur Durchführung empfohlen, welche der Notwendigkeit einer Verbreiterung der Reichs-Salz-Straße durch Anlage von Bautenzängen in der Stützmauer ge-recht werden und auch geeignete Formen sür die an Stelle der heute die Kirche verdeckenden alten Hau-ser neu zu errichtenden Bauten vorgeschlagen. Der Vorstand sprach Herrn Ingenieur Schwab sür die überaus sorgfältige und gelungene Arbeit einstimmig den Dank aus. Die Mitteilung des Stadtamte« Leoben, daß Pläne für den Neubau neben dem ab-zutragenden Plenkhaufe noch nicht eingereicht wur-den, wurde zur Kenntnis genommen. Der Verein hält an dem Vorschlage, die Straße vom Haupt-platz zum Bahnhof in geeigneter Weise zn über-bauen, fest. Die Stadt Marburg betraf die Anre-gung des Herrn Architekten Friedriger, die Burg für die Zwecke des Rathauses zu adaptieren; auf Grund der durch Herrn Professor von Jnffeld ge-pflogeuen Erhebungen erstattete der Borstand zu dieser Anregung mehrere Borschläge, von denen einer dahin geht, die künstlerisch wertvollen Be-stände des Baues (Saal, Stiegenhaus) usw. zu ec-halten, an diese aber harmonisch den Neubau an-zugliedern. An Schulhausbauten lagen acht Fälle vor, die teils ErweiterungSpläue betrafen (Pet-fchitsch, EberSdorf, Wenigzell, St. Kathrein am Hauenstein), teils Neubauten (Karchau, DechantS-lirchen, Wildon, Cilli Umgebung). Die für Graz wichtige Aktion wegen der VerbauungSpläne der Nachbargemeinden ist im Gange. Der Vorstand gab für den Neuanftrich des Wehrganges am Uhrturm den Rat, das Holzwerk nicht mit Oel zu streichen, sondern einzulassen. Die Zeichen, daß gerade in den Kreisen des Baugewerbes das Interesse für den Heimatfchutzgedanken wächst, werden zahlreicher; Bau-meister wünschen von selbst die Begutachtung ihrer Pläne und holen den Rat deS Vereines ein. An der in den Tagesblätter» bereits angekündigten Heimatschutzausstellung in Sleyr (August 1912) wird sich unser Verein in größerem Umfange be-teiligen. Wegen angedrohter Brandlegung wurde am 5. d. der Taglöhner Georg Plevnik ver-hastet und dem Kreisgerichte Eilli eingeliefert. Vor einiger Zeit erhielt der Grundbesitzer Michael Luzevic in Dreschendorf bei Cilli Briefe, worin ihm gedroht wurde, daß ihm sein Besitz, falls er nicht 2000 Kronen an einem bestimmten Orte hinterlege, angezündet würde. Luzevic legte anfangs der Dro-hunz keine Bedeutung bei; erst als am 4. d. tat-sächlich aus seinem Besitze ein Brand ausbrach, der aber glücklicherweise früh genug gelöscht werden konnte, und bald darauf abermals ein Drohbrief eintraf, entschloß sich Luzevic zur Anzeige. Die Gendarmerie verhaftete obgenannten Taglöhner als Täter an der Stelle, wo das Geld hätte hinterlegt werden sollen, und überlieferten ihn dem Arm der Gerechtigkeit. Verhaftete Einbrecher. Am 6. d. wurde bei der Besitzerin Marie Breznik in Hl. Geist-Lotfche eingebrochen. ES wurden aus einer Vorratskammer ein Faß Sliwowitz, Mehl, Fleisch, Speck u. a. gestohlen. Die Gendarmerie forschte als Täter die bei der Breznik bedienstet gewesenen Anton Ccnc und Juliane Regorsek aus. Bei ihrer Verhaftung gestanden sie, schon osters bei Besitzern in Hl. Geist Lotsche Diebstähle ausgeführt und die Beute verkauft zu haben. Vom eigenen Wagen gerädert. Der beim Besitzer Martin Verdnik in Oberloschnitz bei Gonobitz bedienstete Knecht Johann Justine! lenkte einen mit Ziegeln schwerbeladenen Wagen. Da er etwas betrunken war, schlies er auf dem Wagen ein. Bei einem Stoß, den das Fuhrwerk erhielt, verlor er da» Gleichgewicht und stürzte zwischen das Ochsenpaar und den Wagen, der über ihn rollte und ihm den Brustkorb eindrückte. ES trat sofort der Tod ein. Erst einige Stunden später fanden Paffanten den Verunglückten und das süh-rerlose Gespann. Unmenschliche Rache. Aus Drachenburg wird geschrieben: Am 6. weidete der sechsjährige Besitzerssohn Joses Grmsek aus dem Weideplätze in Vonaria das Vieh feiner Eltern. Nachmittags kam zu ihm der Besitzerssohn Martin Bartanov, der aus die Eltern des Knaben wegen einer gerichtlichen Austragung einen Zorn hatte. Er reichte dem Grmsek eine Flasche mit der Bemerkung, er solle daraus trinken, in der Flasche sei frisches Waffer. Der Knabe tat dies und stürzte nach dem ersten Zug mit einem Ausschlei zu Boden. In der Flasche war Essigsäure. Joses Grmsek erlitt le-benSgefährliche Verletzungen im Schlunde nnd Ma-gen und mußte sofort in daS Krankenhaus nach Gurkfeld gebracht werden. Martin Bartanov flüch-tete, wurde jedoch verhaftet. Bericht der Obftverwertuugsftelle des Verbandes der land-wirtschaftlichen Genossenschaften in Steiermark über die Obsternte - Aussichten Steiermarks nach dem Stande Ansang Juni 1912. Wenn man die Eigenart deS heimischen Obstbaues, welcher einem ausgesprochenen Winterobst baue gleichkommt, bei der Abschätzung des gegen-wältigen Ernteaussichtenstandes berücksichtigt, so kann in erfreulicher Weise nach mehr als 100 uns m letzter Zeit von vertrauenswürdiger Seite zugekom-menen Berichten, der anzuhoffende Durchschnitts-ertrag mit einem Plus von 15 Prozent einer nor-malen Mittelernte erwartet werden. Es ist dies ein Stand, dessen sich das Land in den letzten drei Jahren nicht zu erfreuen hatte. Hätten die Spät-fröste vom IM bis 15. April und zum Teile auch am 3. und 4. Mai nicht fo enorm den fast aller-ortS reichlichen Blütenansatz, namentlich beim Stein-obste und den srühblühenden Kernobstsorten, redn ziert, dann wäre beinahe aus eine ähnliche Rekord-obsternte wie 1908 zu rechnen gewesen. Bei Berücksichtigung der einzelnen Fruchtgat-tungen stellen sich die Erntechancen wie folgt: Aepfel, welche bekanntlich den weitaus größte« Ausfchlag für unseren Obsthandel geben, zeigen bv auf das Raab- und untere Murtal, wo das Erträgnis etwaS unter Mittel steht, einen recht be-friedigenden Ansatz und zwar insbesondere aus de» höheren Lagen und bei den späteren, hier vornehm-lich gebauten Sorten. Frühäpfel hingegen habe» durch Spätfröste empfindlich gelitten und werde» durchschnittlich kaum ein Mtttelerträgnis abwerfe». Von den Birnen sind es hauptsächlich die zm Mostbereituug geeigneten Sorten, welche einen guln bis sehr guten Ansatz zeigen, während die Som-mer-, teils auch Herbst- und Winter-Taselbirna gleichfalls durch die Spätfröste eine Reduziern»; bis unter Mittel erfahren haben. Bessere Aussichm über Taselbirnen werden nur von einzelnen Gegen-den und zwar vornehmlich aus dem Raabtale ge-meldet, zum geringeren Teile auch aus dem Graza Murtale und dem Sasen-Feistritztale. Zwetschken, Pflaumen, Kirchen, Weichsel», Äsn-kosen, Pfirsiche und Nüsse sind den Spätfröste, sast gänzlich zum Opfer gefallen und werden dem-nach ein kaum nennenswertes DurchschnittSerträgnii abwerfen. Als halbwegs befriedigend kann die Siei»< obsternte nur im nördlichen Teile Steiermarks, un) zwar etwa von Frohnleiten aufwärts, erblickt wer-den, wo in den dem Obstbaue zuträglichen Lage» die Zwetschken, Spätkirschen und Weichfein ein» mittleren bis recht guten Ertrag erwarten lass». Ein weiterer Bericht mit Anschluß der £6t< ernteauSsichten der übrigen unseren Obsthandel de-rührenden Länder gelangt in der ersten Hälfte )»!> zur Veröffentlichung. Für die Reisezeit bringt das soeben zu: Ausgabe gelangende Heft 37 der Zeitschrist „IM Blatt dir Hausfrau" eine Reihe geschmackvoller Toiletten und hübsche Hutmodelle für Garten im» Strand. Recht willkommen dürften den Leserinnen auch in dem Kindermodenteil enthaltenen Sommer-kleidn sür Mädchen aus Leinen und Batist sei». Aus dem reichen Inhalt dieses Heftes wollen wir weiter noch den umsangreichen HandarbeitSteil er-wähnen, ebenso die Fortsetzung der beiden spann«»-den Romane „Pantherkätzchen" von Marie Made-leine und „Sein Junge" von Paul A. Kirsten. Für unsere Kleinen liegt „DaS Blatt der S,»derbe- und jür die Küche und das Hauswesen find» die Damen im „Küchenreich" und im „Reich da Haussrau" eine Reihe praktischer Winke. „jai Blatt der Hausfrau" ist durch jede Buchhandlung für 24 Heller wöchentlich oder vom Verlag Wie» 1., Rofenburfenstraße 8, sür 3 St. vierteljährlich zu beziehen. Deutsche, unterstützt eure Schutzvereine durch die Verbreitung der von ihnen herau«-gegebenen Wirtschaftsgegenstände (Zündhölzer, Seife u. dgl.) das euch nichts kostet und Bereinen Nutzen bringt! Gebraucht fleißig iit Wehrschatzmarken! Gedenket bei Wetten oÄ Spielen der deutschen Schutzvereine! SRüanr.cr 47 Vermischtes. [' Dos Konkubinat und die katholische Geistlichkeit. Die .Freie Deutsche Schule" schreibt über diese« Kapitel: ..Viele der katholischen Geistlichen können sich nicht genuq tun, um das Zusammenwohnen unverheirateter Menschen zu ver urteilen. Und doch geben sie selbst in jeder Gemeinde das Beispiel zu einem solchen von ihnen so sehr verpönten Lebenswandel, ja oft ist der Pfarrer der einzige Mann im Orte, der mit einem Weibe zusammenlebt, das ihm nicht angetraut ist. Und wie die Pfarrer oft mit ihren Haushälterinnen zufam» wenleben, darüber sind ja die seltsamsten Geschich. ten zu hören. Ein scharfes Licht darauf wirft fol« geude Anekdote, die man sich jetzt in Bayern von eiuem Pfarrer erzählt: „Der Pfarrer suchte eine Köchin und bald meldete sich ein junges hübsches Mädchen, daS bereit war, den Posten anzunehmen, nur verlangte es sehr hohen Lohn. Als der Pfarrer das Mädchen fragte, weShalb eS so hohe Ansprüche mache, erwiderte es offen: „Ja, ich bin aber auch steril." Der Pfarrer nahm es daraus trotz des ge forderten hohen Lohnes an. Wenn man die Sache ein wenig überlegt, so fällt einem bei. daß der Papst hier wieder einen prächtigen Stoss zu einem neuen Mol» hätte: die Verordnung männlicher Diener ■nfl Köche für die Pfarrhöse. Müßte sich daran n ch! konsequenter Weise ein weiterer Schritt an« schließen, nämlich die Verordnung weiblicher Katecheten für die Mädchenschulen? Etwas vom englischen Sonntag, lieber den englischen Sonntag, d. h. über die An, wie man drüben überm Kanal den Sonntag feiert, herrschen bei uns im lieben Deutschland zumeist noch recht irrige Ansichten. Irrig ist sqon der ©unibe, daß der englische Sonntag ein Zwangs Produkt sei. Tatsächlich aber »st der englische Sonn-tag sür den Engländer ein wirklich idealer Ruhe tag. der sehr im Gegensatz zu der An steht, wie wir bei uns diesen Tag zu „feiern" pflegen. An oiefcm ruht in England alles. Straßenbahnen, Untergrund» und Eisenbahnen schränken, wie Max W. Karstensen in einem anschaulichen Essay über „DaS unmoderne mode>ne England" im neuesten H. Hesl der Zeitschrift „Arena" (Deutsche Ver-lagsanstalt, Stuttgart) des näheren schildert, den Betrieb ein. weil der Engländer Sonntags das Haus selten verläßt. Theater. VarieteeS und son sttge Veranstaltungen sind aus demselben Grunde geschlossen, dagegen werden nachmittags in den öffentlichen Anlagen, wenigstens in den Hauptstädten des Landes. Freikonzerte veranstaltet. Die meisten Familien besuchen vormittags die Kirche und machen un Anschluß daran einen Spaziergang durch den Park. Nach dem Diner, das Sonntags meist um ^ Uhr eingenommen wird, ruht man. d. h. man schläst über einem Buche ein und tut eigentlich den ganzen ^.ag gar nichts. Musizieren, Kartenspielen oder ähnliches pflegt man des Sonntags zu unter-lallen, auch Besuche sind nicht recht statthast, da «den jedermann an diesem einen Tage in der Woche ganz und gar in Ruhe gelassen werden will. All das. was eben erwähnt wurde, tut der Engländer «samstags nachmittags. Da die Geschäfte, Büros und die Werkstätten zumeist mittags schließen, so hat jedermann Gelegenheit, in» Theater, Varietee usw. zu gehen, wo Samstags immer drei Vorfiel« Iungcn gegeben werden. Der Sonntag ist der Tag der iltuhe, er gehört der Familie. Und nun ver-gleiche man damit einmal den Sonntag, wie er Sommer und Winter bei uns gehalten wird! Ein u »politischer Verein. Am 14. April y kfr ßltcifslliiStnuä in üEBicn .Heerschau gehalten, im alten Rwthause hielt der Piusverein seine sechste Generalverscummlunz ab. Dem Bericht sind einige recht interesssante Daten über diese kampseslustige Organisation, der ecclesia militans zu entnehmen. Seit seinem kurzen Bestände hat der PiuSverein den frommen Sähäslein weit mehr als 15 Millionen abgezapft, nioch Heuer wird die zweite Million voll werden. Zwsei Millionen Kronen in den Dienst der Bolksoerdumimung gestellt, welches Maß an unter« druckler, gerwallsam niedergehaltener Volksbildung sprich, diese .Zahl auS. Mit 376.000 Kronen wur« wn die „RteichSposf, das .Vaterland" und die chntt^ch.sozia^l« „Arbeiter-Zeitung" souteniert, wahr-hasug, der i Ritualmordpresse wird die Konkurrenz ^eichi gemachht. Tirol, das seine Lehrer hungern läßt, ^.irol, ut de cm vor nicht langer Zeit das Schau-spie! zu sedenn war, daß Gemeinden dem Lehrer daS Stecht zur Säammlung von Naturalien freigaben, um ihn vor deutn Verhungern zu schützen, das heilige Land Tirol hhat 274 Ortsgruppen de« Piusvereines, Deutsche Wacht fast ein Drittel aller Ortsgruppen des Vereines überhaupt. Das kleine Körnten, das Land der be« fchämendsten Schuldebatten, leistet sich 51 Ortsgruppen. Kübel von Geld für die volksverdummende, klerikale Presse und zugeknöpfte Taschen und Steine stalt Brot für den Bildner der Jugend — ein ur-östcrreichisches Schauspiel. De» um den Verein de-sonders verdienten Personen — welcher Art mögen die Verdienste wohl sein, die ein klerikaler Hetzver« ein als solche bezeichnet — wurden Anerkennnngs-dwlome verliehen. Unter den also Ausgezeichneten befindet sich in der ganzen Monarchie ein einziger Lehrer, der Bürzcrschullehrer MikloS. Einer unter ungezählten Tausenden, der PiuSverein hat der volksausklärenden Wirkung der österreichischen Leh-icrichast ein glänzendes Zeugnis ausgestellt. Herr MikloS, dieses Diplom gönnen wir Zhuen. Zu Ehren des Lodenrockes. Jüngst brachte eine Zeitung „Reiseregeln"; recht beherzi-genswerte Gedanken, welche aber auch solgenden Satz enthalten: „Auch unter Lumpen kann eine edle Seele wohnen — darum brauchst dn dich aber nicht im verschlissenen Touristenanzug und mit Bergschuhen an die Mittagstafel zu setzen . . Diese Bemerkung fordert den Widerspruch der Alpinisten heraus, denn sie besagt nichts anderes, als daß der einfache Bergwanderer, der nur das allernötigste Gepäck bei sich im Rucksack trägt, nicht m die „gute" Gesellschaft gehört! Wir wolle« ja von jenen Erscheinungen absehen, welche mit dem Tragen einer recht schäbig gewordenen ländlichen Kleidung eine Art Sport treiben. Allein die Tat. sache wird von allen Naturfreunden recht unange-nehm bemerkt, daß in verschiedenen alpinen Gast-Höfen ein Toilettenluxus einretßt und man — eng. tische Lächerlichkeiten nachäffend — beginnt, bei den Mahlzeiten im Smocking zu erscheinen. Der Hoch, tvurist, der jede Nacht in einem anderen Bett schläft, kann weder einen Salonanzug bei sich tra-gen. noch sich stets einen Koffer mit Kleidern vor-ausschicken lassen. Aber es muß auch im allgemei-nen die Frage verneint werden, daß der Lodenrock etwas Anstößiges sei. Wir Alpinisten haben die Bergwelt erschlossen - es hängt mancher Tropfen Schweiß daran — unserer Arbeit ist eS zuzuschreiben, daß ans Höhen, wo einst nur dürftige Halterhütten standen, Hotels erstehen. Sollen wir Pioniere uns nun von den vielleicht mit AutoS angekommenen Gigerln in Lackschuhen und mit dem ^chmachtscherben im Ange scheel als „minderwertig" anschauen lassen? Das mag ja die Anschauung mancher Modefexen oder einiger dummer Kellner->ungen fein, aber es fehlt gerade noch, daß in Zei-tungen der Alpenländer — im vorliegenden Fall gewiß ohne böse Absicht — Stimmung gegen den anspruchslosen Bergwanderer gemacht wird. Gegen solche Aeußerungen muß entschieden Einspruch er« hoben werden, denn „der Lodenrock in Ehren!' Seite 5 Schrifttum. Ein Liebesidyll Ludwig XIV. Louise de La Balliere. Historischer Roman von Dora Dunker. Mit zeitgenössischen Illustrationen, Aus-zügen ans Aktenstücken, Dokumenten, Korrespondenzen usw. Berlin, Verlag von Richard Bong. Brosch. 4 Mk., elegant gebunden 5 Mk., in echtem Perqa-mentband 7 50 Mk. Mit dichterischer Kraft und tiefer inniger Versenkung in die Charaktere der handelnden Personen ist hier ein Werk geschaffen worden, das eine bedeutsame Kulturepoche mit seinen Hauptträgern lebendig vor uns erstehen läßt, das nns einen tiefen und nachhaltigen Einblick gewährt in die erste wahre Herzensneignng des jungen Son-nenkönigs zu Louise von La Balliere, diesem zarten keuschen Geschöpf, daS, ein halbes Kind noch, an den Hof von Versailles, Fontainebleau und Samt« ttermain kam. Auf eine große Anzahl von Doku-menten, Tagebüchern und historischen Werken ge-stützt, breiten sich in immer wechselnden Farben faszinierende Bilder vor uns aus, vom Goldglanz der höfischen Feste bis zum düsteren Schwarz hölli scher Giftmordprozesse und dem schweren Grau des Karmeliterinnenklosters, in dem Louise von La Val« liere, durch die Jntrigen einer Nebenbuhlerin ver« drängt, ihre Jugend und Schönheit einsargt, um den Frieden ihres Herzens wiederzufinden. Um den eigentlichen Kern der spannenden Handlung, die Liebe des Königs zu Louise von La Balliere, grup-Pieren sich, greifbar plastisch, nns lang vertraute Gestalten zu lebendigstem Leben erweckt. Wir sehen des Königs Mutter Anne d'Autriche, seine schöne Schwägerin Henriette von England, die Königin Marie-Therese. Die Geistesheroen der Zeit, Mo liere, Corneille, Racine, Lafontaine, greifen in die Handlung ein. Lullis süße italienische Melodien ziehe» wie Träume durch die Feste von Versailles und Fontainebleau. Der geistige Charme einer Scudery nnd Sevigne spinnt seine seinen Fäden zwischen der Pariser Gesellschaft und dem Hos des Königs hin nnd her. Dank der ebenso tempera« menwollcn als vertieft psychologischen Darstellung, leben wir d'e Seele des Buches mit. Sein Herz, schlag mischt sich mit dem unseren, schlägt mit dem unseren in gleichem Takt. Wir ziehen Hand in Hand mit den Menschen ihren Schicksalen entgegen und vergessen, daß Jahrhunderte uns von ihnen trennen. Alles in allem ein Bnch größter Beach tung wert. Saxlehner'* ...... Natürliches Bitterwasser. Das altbewährte Abführmittel. MEINE ALTE Erfahrung ist und bleibt, dab zur Vertreibung von Sommersprossen sowie zur Erlangung und Erhaltung einer zarten, weichen Haut und eines iveijen TeinlS keine bessere Seife existiert «IS die welibelannte «s.eckenpferd -Lilienmilchseis e, Marke Steckenpferd, von Bergmann Sc Co.. Telschen a/E. — Das Stückzu S0 l. erdältlich i» Apzihek-n. 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Wiaitrairte . . . i -ütitN-ue .... - -9 <» I a ts f: c ; ts § a 2 ö « j -« tz u (1) ■Ä cl 6 _ — — 1 — — — — j — — 2 — — — — 4 — — — — — 18 2 — — — — 11 — — — 3 — 1 — — — 4 — — — — — 12 i — — — 1 4 — — — — — 3 — — — — — — — — — — — — — ! - - 1 — — 1 ! - — — — | — 1 — 1 —- ! Eingeführtes Fleisch in ililogra»» S . ß 2 1 1 - g ä c: •e ü «A> - - — 1<1 — — I | - I 17 — — _ — — — _ — — — — — — — Für die gchriffKitung verantwortlich: Guido Echidlo. Trucker, «erlegn. Herausgeber. BereinSbuchdruckerei .Seltja" w »illi.