2Ir. 20. Z>o»nerliag, den 9. März 1882. VII. Jalirgaua. Jdtimi — Präuumeratioiisbtdiilgungc»: Aslr Cilli sammt Zustellung ins Haus ganzjährig tl. ü.—, halbjährig fl. , »fendung ganzjährig fl. halbjährig fl. 3.2«. viertel,ähriq fl. l.tiv. — iHrbaction und Ad«i»iftrati«N: Herren-ick>, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertag«, von Uhr Vor- und von 3— 0 Uhr Nachmittags. — Zuskrate IllllirfA ttl*hntf*n ^nfpisllc fstr Ki« . CMÜlPr All# ^llnniMiron ((muhWiAnan an Erscheint jeden Donnerstag n»d Sonntag Morgens. — v, viertel,ährig fl. 1.50, monatlich 5s. kr. Mit Postverscndung gaffe Nr. t>. Sprechstunden des Redacteurs lüglicb, mit A-lsnaome oer «sonn- un« »veicriage. von >'—uyr Bor- unv von »—>» uyr Ztachmtt werden billigst berechnet. Auswärl» nehmen Jnseraie f£lr die „GiUier Zeitung" alle bedeutenderen Annoncen Expeditionen an. I>er König. Die jüngste Königskrone ist ant 6. März d. I. in Belgrad glücklich unter Dach und Fach gebracht worden. Milan Obrenovi»! ist durch die 'Nachsicht der Großmächte und den Willen seines Volkes als Europas 1t!ter König von Gottes Gnaden zur Höhe der Majestät emporgestiegen. Der Traum der Obrenovi«: die Krone Dn^ans zu tragen, ist Wirklichkeit geworden; der Enkel jenes serbischen Schweinehirten, der nach vergeblichen Versuchen Kara Gjorgje's, es verstand Serbiens Freiheit zu erringe« und zu erhalten, sitzt als erster südslavischer König aus serbischen» Throne. Die Krone die 14-17 am Amselfelde an Murad I. verloren gieng, nach 435jähriger Pause trägt sie ein Serbe wieder. Zweifelsohne hat der neue König zum großen Theile es Oester-reich zu danken, sich der Flitterwochen eines Kö-nigsthumes ohne «or^e freuen zu dürfen; was Tschernajeff in den unglückliche» Tagen von Alexinae mißlang, das österreich-freundliche Mi* nisten»», Pirotschanae hat es ermöglicht und die Skupschtina Serbien« als Mandatar der Nation hat den sechzehnten Äönip Europas proclamirt. Ganz Serbien schwimmt in Jubel und Freude, soweit die slavische Zunge reicht, wird die neue Kunde schon gedrungen sein: die Süd-slaven haben ihren König! Unter den Klängen der österreichischen Volkshymne wurde der neue König in Belgrad begrüßt, mög es ein gutes Omen bleiben zu einer Zeit, wo jenseits der Drina in den Bergen der Zagorje bosnische Ohrenabschneider, serbische Brüder, gegen die Truppen jenes Staates kämpfe», dem Serbien in erster Linie seine neue Würde verdankt. So lange Serbiens Politik eine österreich-freundliche bleibt, so lange wird das neue Königreich ge-wiß keine Gefahr für die Monarchie bedeuten; wenn aber pa slavistischer Chauvinismus und russischer Einfluß in Belgrad zur Herrschaft ge- langen sollten, wird auch Serbien versuchen die Rolle eine» südslavischen Pieniont zu spielen. Bis jetzt hatte der Südslave keinen sicheren Kri-stallisationspunkt seiner nationalen Aspirationen; das Prestige Montenegro's überglänzte und die gegenseitigen Liebeswerbungen um die uubesrei-ten slavischen Brüder scheiterten an der Eifer-füchtelei der Serben, Eernagorzen und Bulgaren. DaS Königreich Serbien übernimmt jetzt natur-gemäß die Führung der Balkanslaven; mit dop-peltem Interesse wird darum auch Rußland und sein Verbündeter der PanslavisuiuS uni eine Freundschaft dnhlen — und wenn sie daS Meiste bieten, sind Oesterreichs Liebesdienste ver-gessen; beutegierig wird die serbische Bruderhand über die Drina und Eave greifen wollen! Für den Augenblick freilich hat Serbien das Möglichst« erreicht; durch Oesterreichs Ein-sluß am Kongresse unabhängig und groß ge-worden, hat Europa es auch mit der Königs-kröne ausstatten lassen um ihm alle nöthigen modernen Attribute zu geben, endlich einmal für die Cultur des Landes und seiner Bewohner sorgen zu können. Noch durchzieht kein Schienen« sträng das neue Königreich; keine Industrie, wenig Handel, brachliegende Landwirthschaft sind die Folgen jahrelanger Kämpfe; nur das Hajdnkenthum florirt in seinen Bergen wie zu Zeiten des alten MiloS; all' diese alten Mängel hat Serbien jetzt Musje im jungfräulichen Glänze seiner Königskrone zu heilen, die Nachbaren werden es daran gewiß nicht hindern. Wenn man Königreich wird, schickt sich vieles nicht, was man einem Fürstenthume durch die Finger nachgesehen. Der Störenfried der Balkanhalbinsel hat sich hoffentlich ausgetobt und wird seinen Stolz jetzt darin suchen, sich finanziell und eulturell zu consolidiren. und da-durch am besten feinen Dank bezeugen, für die Ehre und Auszeichnung die ihm wiederfahren. Auch der neue König wird ja einige Zeit brau- chen um sich an die Bürde einer Krone zu ge-wöhnen; wir haben also Grund zu hoffen, daß das neue Königreich keine neuen Complicationen heraufbeschwören wird. Jrredente Serben gibtS zwar genug, aber Serbien ist vorderhand noch kein Piemont, weil Milan I. nicht Victor Erna-nnel und selbst der böse Risti6 noch lange kein Cavonr ist. Hoffentlich' ist der Serben Loos kein Ser-benloos. Die Inlnrrection. Die in Ragusa verhafteten Alexie und Spiridion Gopeevi,': gehören erwiesenermaßen einem Comite an, dessen saubere Mitglieder es auf die Gelder des großserbischen Actions-Comit^s in Belgrad abgesehen hal.en. Wie man weiß, hat die österreichische Re-gierung den Albanesen gegenüber stets viel Wohlwollen an den Tag gelegt, und es scheint fast, daß sie sehr wohl daran that; als Beweis hiefür wird gemeldet, daß Ali Pascha von Gusinje, der siegreich gegen die Montenegriner kämpfte, aus allen Bergen Mannschaften zu-sammentrommelt. um im Falle sich Montenegro mit den Crivoscianern. Hereegovcen oder Bos-niaken verbinden sollten, diesem an den Leib zu rucken. Ob Rußland und unsere Slaven für die Freiheit dieses BalkanvolkeS auch schwärmen wird? Das eingetretene Schnee- und Regenwetter macht es nicht möglich, in der Hereegowina mit den Operationen im großen Style fortzu-fahren; übrigens müssen die letzten concen-trischen Angriffe unserer trefflichen Truppen die Herren Insurgenten etwas nachdenklich ge-macht haben, sie weichen Abtheilungen stets sorgfältig aus. und überfallen in Heldenmanier und getreu ihren „Heldengesängen" stets nur einzelne Leute. Der Verlust der Aufständischen scheint ein beträchtlicher gewesen zu sein, den Z«f dünkten Wegen. Roman von Ed. Wagner. <20. Fortsetzung.) „Ich habe an Deinen Vater geschrieben nach meiner Ankunft in England. Alexa," sagt« er. ein Bild zurücklegend, welches sie Beide nicht gesehen, obwohl sie ihre Augen darauf gerichtet hatten, „und ihn gebeten, seine Entscheidung m Betreff unserer Heirath zurückzunehmen. Die Vorsehung hat Dich beschirmt, daß sie Dir diese Stellung zugewiesen hat. Lady Wolga Elyffe ist eine der liebenswerthesten Frauen Englands, — edel von Natur und von Geburt." Alexa blickte zu Lady Wolga hinüber, welche in eine lebhafte Unterhaltung vlit Lord Montheron vertieft war. Des Mädchens Herz schlug heftiger. Diese Frau, stolz und kalt in ihrer blendenden Schönheit, war ihre Mutter, — ihres Vater« geschiedene Gattin! Brennende Eisersucht zog in ihr Herz und gab ihrem un-schuldsvollen Antlitz einen seltsam bekümmerten Ausdruck. „Ja sie ist liebenSwerth!" flüsterte sie. „Und sie ist so gut, wie sie schön ist!" erklärte Lord Kingscourt begeistert. „Die Welt nennt sie herzlos! aber ich kenne sie besser. Ich habe sie gekannt von meiner Kindheit an, denn ihr unglücklicher Gatte und mein Vater waren sehr intime Freunde. Sie ist nicht herzlos, obwohl sie auch ihr Herz nicht zur Schau trägt. Sie ist eine edle und erhabene Frau, und wenn es Lord Montheron gelingt, sie zu seiner Gattin zu machen, so ist er ein glücklicher und beneidens-werther Mann." Des Mädchens Herz schlug fast hörbar in einem erneuten Anfall qualvoller Eifersucht. „Glaubst Du, daß sie ihn heirathen wird?" fragte sie. „Ja. Er liebt sie mit einer Leidenschaft, deren man ihn nicht fähig hält. Er hat schon seit Jahren um sie geworben, aber sie hat ihn nie begünstigt, bis vor Kurzem." Lady Wolga's Kopf war ein wenig ihrem Verehrer zugeneigt. Sie befanden sich in einem scherzhafte» Wortgefecht, welches Beide sehr zu fesseln schien. Alexa's Herz verhärtete und verschloß sich mehr und mehr gegen ihre Mutter. Sie dachte au ihren verbannten Vater, für dessen Festnahme eine Belohnung ausgesetzt war, der. entehrt und verachtet, von Polizeispionen versolgt wurde — und hier war sein Weib, ihre Mutter, die. glücklich in ihrer Weise und eine zweite Heirath beabsichtigend, mit Wohlgefalle» die Huldigungen des Nachfolgers ihres Vaters entgegennahm. DeS Mädchens Seele lehnte sich auf gegen die wundersamen Fügungen des Schicksals. „Glaubst Du, daß Lady Wolga den Mar-quis liebt ?" fragte sie und ihre Stimme klang ungewöhnlich ernst. „Ja." antwortete Lord KingScourt bestimmt. „Weßhalb sollte sie nicht? Er liebt sie. und Liebe erzeugt Liebe." „Ich habe die Geschichte ihrer ersten Ehe gehört," wendete Alexa plötzlich die Unterhaltung „Eine Frau im Gasthofe zu Montheron erzählte mir das Drama der Montherons. Glaubst Du, daß Lord Stratsord Heron wirklich seinen Bruder ermordete?" Sie erwartete mit athemloser Spannung seine Antwort. „Niemand glaubte an Lord Stratford'S Unschuld," erwiederte Lord KingScourt ernst. „Er wurde vom Gericht schuldig befunden und zum Tode verurtheilt. Ich habe keine andere Kenntniß von der Sache, als waS ich darüber gehört habe. Nach den vorliegenden Beweisen aber kann ich nicht einsehen, wie daS Unheil anders hätte ausfallen können." Alexa zog sich unwillkührlich ein wenig von ihren» Geliebten zurück. »Ich. — ich dachte, daß Jemand ihn fälschlich angeklagt haben möchte und er aus Grund der an ihn gehäuften Überwältigenden Beweise ungerecht verurtheilt worden ist; denn Mrs. Goff sagte niir, daß er stets im besten selbst panslavistische Correspondenten slavenftennd-licher Blätter bezeichnen z. B. den Verlust der Bande TunguS auf der Krbljina allein mit 53 Todten und 40 Verwundeten. In der Erivoseie wird frisch fortgeplänkelt. Ein Bataillon Kaiserjüger nahm kürzlich das Torf Poljice. Es sind außer den bereits ge-meldeten Besetzungen noch die Positionen Veljeselo, Ubalac und Stepen in den Händen unserer Truppen. Am 6. März meldet FML. Dahlen, daß Oberst Zambaur mit einer Eolonne von Bjelemic am 4. aufbrach, um von Narenta ab-wärts die Gegend Dnbocani zu säubern. Gleichzeitig ging am selben Tage und mit derselben Ausgabe eine Abtheilung unter Hauptmann Loy von Konjica ab. Letztere ttas den Gegner in der Stärke von 40 Mann, schlug ihn, wobei er 3 Todte und 4 Verwundete am Platze ließ. Unserseits »ein Verlust. Oberst Zambaur fand den Weg von Insurgenten frei, die Ein-wohner am Wege willfährig. FML. Jovanoviö meldet vom 4., daß das 2V. I ä g e r - B a t a i l l o n in Vlaska gele-gentlich einer Streifung 14 Gefaugeue machte. politische?!»»!> Mi»» 'atm. a März. Inland. Die Erweiterung des Wahlrechtes durch Einbeziehung der sogenannten Fünfguldenniänncr kam in der Sitzung desWahlresorn«-Ausschusses vom 6. d. zur Diseussion. Graf Taaffe, welcher der Sitzung beiwohnte, erklärte über eine dies-bezüglich au ihn gerichtete Anfrage, die Regie-rung sehe in der Erweiterung des Wahlrechtes nur einen Act der Gerechtigkeit, und stimme daher im Principe dem vorliegenden Antrage bei. Die Bekehrung zur Nothwendigkeit dieser Reform darf entschieden aus das Conto der be-reits beschlossenen und noch zu erwartenden Steuern und Zollerhöhungen zn setzen sein. Es will uns nur nicht recht einleuchte» warum ge-radc die Fünfgulden-Leistung die Grenze deS Wahlrechtes bilden soll, denn diejenigen, welche einen geringeren Betrag dein Steueramte eut-richten, werden von den erhöhten indirecten Ab-gaben nicht weniger bedrückt. „Nichts halb zu thun, ist edler Geister Art," und wenn die Rechte sich mit einem freisinnigen UmHange dapiren und ein Wahlrecht, welches die Liberalen aus nario-nalen und konservativen Gründen bekämpften, gewähren will, dann möge sie mit dem System wahlbesugter Steuerzahler überhaupt brechen und jede SteuerquiNung als Wahlcertificat gelten lassen, co lange dies jedoch nicht geschieht, wird sie sich auch nicht von dem Vorwurfe des Pha« risäerthums in dieser Angelegenheit reinigen. Das ungarische Abgeordnetenhaus be-endigte gestern die Budgetdebatte. Beim Houved- Rufe gestanden, bis er des Mordes angeklagt wurde. Namentlich soll er sich durch Herzensgüte ausgezeichnet haben." „Kein Mensch in England war mehr ge-achtet als er. Er war die Ehrlichkeit und Aus-richtigkeit selbst. Er wurde von den Armen geliebt, und die Pächter von Mont Heron ver-götterten ihn." „Doch Jedermann verdammte ihn, sobald er verhaftet war. Niemand glaubte an seine Unschuld." — „Weil die Beweise gegen ihn erdrückend waren. Doch das ist keine Geschichte für Deiue reine Seele, Alexa," fügte er rasch hinzu, als er des Mädchens Erregung bemerkte. „MrS. Goff hätte etwas Besseres thun können, als die Geschichte dieses tragischen Ereignisses einem jungen Mädchen, wie Du bist, zu erzählen." Alexa erröthete. Sie dachte, was Lord Kingscourt wohl sagen würde, wenn er wüßte, daß dieses tragische Ereigniß ihr Leben ver-dunkelt hatte, daß es das Hinderniß war. welches zwischen ihm und ihr staud; wenn er wüßte, daß eS ihre selbst übernommene Aufgabe war, den wirklichen Mörder ihres Onkels zu ent-decken und ihren Vater in seine Rechte wieder einzusetzen. Es näherte sich Jemand dem Paare, weß- Budget wurden die Angrisse der Linken auf die gemeinsame Armee durch mehrere Redner der Rechten zurückgewiesen. Aus Innsbruck kommt die schier unglaubliche Nachricht, daß der schlagfertige elericale Kämpe Pater Greuter sein Mandat als Reichs-rathsabgeordneter niedergelegt habe. Ausland. Auch in Deutschland sind die Reae-tio.iären daran die Schulgesetzgebung in ihrem Sinne zu ändern. Der „Reichsbote", das Organ der Berliner Hofpredigerpartei kündigt an. daß die konservative Partei im Begriff stehe, an die Regierung das Verlangen nach einem vollst«»-digen UnterrichtSgesetz zu stellen. Die Reaction in Deutschland will sich ihre Macht sichern, so-lange sie an der Krippe steht und glaubt den jetzigen Zeitpunkt für geeignet die schule auf scheingesetzlichem Wege an die ortodox-clericalen ausliefern zu können. Die Liberalen haben bereits in ihre» Organen energisch Stellung gegen ein eventuell zu schaffendes antiliberales Unterrichts-gesetz genommen. Das preußische Abgeordnetenhaus be». willigte gestern für die Herstellung der Gesandt-schast beim pästlichen Stuhl die geforderte Budgetpost gegen die Stimmen der liberalen Partei. Die französische Kammer genehmigte in ihrer letzten Sitzung die mit den Eisenbahn-Gesellschaften abgeschlossene Convention, wonach den Deputirten das Recht des freien Eisenbahn-Verkehrs gegen jährlichen Rücklaß von 120 Frcs. eingeräumt wird. (In Deutschland genießen bereits die Reichsraths-Abgeordneten dieses Recht ohne jede Entschädigung.) In der gleiche» Sitzung verhandelte man auch über die Jnbe-trachtziehnng des Antrages bezüglich Abschaffung des Coneordats. Im englischen O b e r h a u s e wurde eine Bill gegen die Zulassung von Atheisten in's Parlament eingebracht. Die Bill bestimm», daß jedes Mitglied der beiden Häuser beim Eintritt? feierlich den Glauben an einen allniäch-tigen Gott erkläre. Die erste Lestmg wurde bereits angenommen. Aus Rußland wird einem Berliner Blatte geschrieben, daß die panslavistische Agita-tion fortdauert und in allen Schichten an Terrain gewinnt. Die Stimmung nähert sich allmälig derjenigen, welche im Frühjahre 1870 in Paris herrschte. Leute, die sich bisher nie mit militärischen Angelegenheiten befaßten, versichern sich plötzlich gegenseitig: Das Ausland täusche sich über die Schlagsertigkeit Rußlands. Ruß-land sei so trefflich gerüstet und vollkommen bereit. Unterofficiere und Gemeine besprechen die eventuellen Vortheile des Krieges »c. und das Alles während ein Proceß nach dem Andern halb dieses seine Aufmerksamkeit den Bildern zuwendete. Um elf Uhr fuhren die Wagen vor, die Gäste von Mont Herou verabschiedeten sich und fuhren nach dem alten Schlöffe zurück. Die Gäste von Clyffebonrne zogen sich in ihre Zimmer zurück und Lady Wolga, Lady Mark-Hain und Alexa blieben allein im Salon zurück. „Haben sie sich heute Abend gut unter-halten. Miß Strange?" fragte Lady Wolga, mit einem freundlichen Blick auf ihre junge Ge-sellschasterin. „Ich hoffe, die Zeit ist Ihnen nicht lang geworden ?" .Nein, ich danke Ihnen," erwiderte Alexa. Der Abend war angenehmer, als ich erwartete." „Der Monat unseres Aufenthalts hier ist voller Festlichkeiten," sagte Lady Wolga. „Es findet ein beständiger Austausch von Höflich-feiten zwischen uns und unseren Freunden zu Mont Heron statt. Für übermorgen sind wir zum Diner aus Schloß Mont Heron eingeladen. Der Besuch deS alten historischen Schlosses wird Ihnen Freude machen." „Werden Sie mitgehen, Lady Wolga?" fragte Lady Markham. „Ich habe mich noch nicht entschlossen." „Also sind Sie im Zweifel?" fragte Lady Markham freudig. „Es freut mich, das zu hören, und ich hoffe, daß Sie sich zum Gehen eingeleitet werden muß und Veruntreuungen an allen Ecken und Enden des Civil-RessortS sowie in der Armee und Marine aufgedeckt werde». Weiters wird auS Petersburg gemeldet, daß der Stand der Caoallerie-Regimenter von 4 auf 6 Escadronen erhöht wird. Umgebung Prttllii, 4. März, 1382. (Orig.-Corr.) Es ist sonst nicht unsere Passion, mit dem hochwürdigen „Gospodar" und dem „Narod". welch beide Blätter anständig zu polemisieren nicht verstehen, in eine Debatte uns einznlaffeu. Wir nehmen heute nur deshalb Notiz, weil die CorreSpondenz „Aus Untersteiermark" entHallen in oer „Päd. Zeitschrift" Bergcommissär R i e d l und der Obmann der Bezirksvertretung von Schönstein, VoSnjak betheiligten, wnrden nachsteh-ende Beschlüsse gefaßt: I.Das Eisenbahn-Comit« erkennt, daß die directe Bahnverbindung zwischen Cilli nnd Knittelfeld (Zeltweg) die größten wirth-schaftlichen Vortheile gewährt, daß jedoch vor-läufig mit Nachdruck die Linie Cilli-Unterdrau-bürg anzustreben ist; eS erblickt jedoch für den Fall der momentanen llndurchführbarkeit des Baues der ganzen Linie auch in der Ausführung der Theilstrecke Eilli-Schönstein eine Förderung der wirthschaftlichen Wohlfahrt aller Interessen-ten und des gesammten Eisenbahn-Projectes. 2. Das Cillier Eisenbahn-Eomitv beschließt zur Erreichung des vorbezeichneten Zieles mit dem Schönsteiner Comitö zu cooperiren. 3. Zu die-sem Behufe und aus Grund der vorstehenden Direktive wird Abgeordneter Dr. Foregger als Vertrauensmann des Comites angewiesen und bevollmächtigt nach seinem besten Ermessen alle Schritte zu thun um das Project zu effec-tuiren. Weiters wurde noch ein Agitations-Eo-mit>5 bestehend aus den Herren Sonnenberg, Dr. Higersperger und Dr. Neckermann gewählt, welches mit den Interessenten wegen der Geldzeichnungen für den Bau, wegen lieber-lassung des Grundes für die Bahn, sowie we< gen Naturalleistungen, so da sind Lieferungen von Schwellen, Telegraphenstangen, Steinen und Beistellung von Fuhren zn unterhandeln haben wird. — Mit dem Danke für das zahlreiche Erscheinen schloß hieraus Dr. N e ck e r ni^a u n die Versammlung. [Zum Artikel XIX des Staats-g r n n d g e s e tz e s.j Das k. k. ftädt. del. Be-zirksgericht hat unlängst mittelst Contumazur-tbeiles über die slovenisch abgefaßte Klage des Blas öporin durch Dr. Josef Sernec gegen M. Tekauc durch Dr. E. Glantschnigg in Cilli wegen 80 fl. sammt Anhang den Geklagten sachfällig erklärt, weil derfelbe sowohl, als dessen Vertreter Dr. Glantschnigg sich weigerten auf die in slovenischer Sprache von einem Advoca- Lady Markham würde eine Bemerkung gemacht haben, aber Lady Wolga kam ihr zuvor. — „Miß Strange macht keine so bemerkens-werthe Ausnahme, wenn^sie keine Verwandte hat," sagte sie freundlich. „Mir sind mehrere solche Fälle schon vorgekommen. Aber Sie sehen müde aus, meine Liebe. Ich will Sie nicht länger zurückhalten.' Alexa nahm ihre Entlassung gern an. Sie wünschte Lady Wolga eine gute Nacht, verbeugte sich kalt vor Lady Markham und verließ das Zimmer. Ihr bedeutungsvoller Blick be-schäftigte Lady Wolga noch lange, nachdem sie sich schon in ihre Privatgeuiacher zurückgezogen hatte. — „Ich denke," sagte sie zu Lady Markham, „daß ich noch niemals eine so große Neigung zu Jemandem empfunden habe, wie zu Miß Strange. Ich fühle mich zu ihr hingezogen und ihr« Stimme dringt mir in die Seele. Es ist mir fast, als wäre sie ein Theil meiner selbst. Meine Blicke richteten sich diesen Abend unwillkürlich wohl hundert Mal auf sie. Ich beabsichtige mit der Zeit mehr aus ihr zu machen als meine Gesellschafterin. Ich will mir Ihre Liebe gewinnen und bitte Sie, Lady Markham, mir behilflich zu sein, ihr das Leben bei mir angenehm zu machen." „Aber was wissen Sie von ihr, Lady Wolga?" fragte Lady Markham voll Eifer-sucht. „Sie ist Ihnen jedenfalls gut empfohlen worden; aber was wissen Sie von Ihrer Familie, ihrer Vergangenheit und ihrem wirk-lichen Charakter?" „Ich werde dies Alles mit der Zeit er-fahren." „Vielleicht, wenn es zu spät ist, zum Nach-theil Ihrer Ruhe und Ihres Friedens. Lady Wolga, Sie haben einen Fehler begangen, die-ses Mädchen in ihr Haus zu nehmen. Sie ist hier zu einem Zweck, und dieser Zweck ist nicht, Ihre Interessen »ach besten Kräften wahrzu-nehmen!" Lady Markham hatte diese Worte mit Pathos, in einer Art prophetischer Verkündigung gesprochen. „Weshalb sagen Sie das?" fragte Lady Wolga. „Wissen Sie etwas Schlechtes von ihr? Ich will keine Verdächtigung! aber wenn Sie bestimmt wissen, daß sie etwas Unrechtes gethan hat, so will ich ihre Aussagen hören." „Ich glaube, sie kennt —" „Ich will keinen Glauben, keine Muth-maßungen hören," unterbrach sie Lady Wolga ruhig, aber entschieden. „Wenn Sie nur ein Mißtrauen, einen Verdacht haben, auf Grund dessen Sie Miß Strange anklagen, uiuß ich ten verfaßte Klage Rede und Antwort zu geben. Selbstverständlich überreichte Dr. Glantschnigg gegen dieses Urtheil die Appellationsbeschwerde. Das hohe k. k. Oberlandesgericht hat in Statt-gebung der Beschwerde das Urtheil erster In-stanz, die Verhandlung und den über die Klage erflossenen Bescheid aufgehoben und verordnet, daß die nicht in der bei Gericht landesübliche» deutschen Sprache vom Advocaten Dr. Josef Sernec verfaßte und überreichte klage zu Ge-richt nicht angenommen wird und daß eS ihm freisteht, dieselbe in deutscher Sprache anzubringen. Die Gründe der h. zweiten Instanz lauten mit Himveglassung verschiedener nur den Juristen interessirender Stellen wie folgt: Die Annahme der von Dr. Josef Sernec verfaßten Klage de pr. 23. November 1881 Z. 14838 verstößt gegen die Vorschrift des § 13 a. G. O. und ist mit einer von Amtöwegen zu wahrenden Nichtigkeit behaftet, weil sie nicht in der bei den Gerichten in U n terst ei er» mark allein üblichen deutschen Gerichtssprache von einen« derselben kundigen Advocaten, den« also die mit dem bezogenen Ministerial-Erlasse vom 15. März 1862 Nr. 865 für nur der flovenischen Sprache kundige Parteien geschafft« nen Erleichterungen nicht zu Statten kommen, überreicht wurde, und eine nachttägliche Abände-rung der Anordnung des 8 13 a. G. O. weder durch den nur einen Grundsatz enthaltende» Artikel XIX des Staatsgrundgesetzes vom 21. December 1867 RGB. Nr. 142 noch durch ein anderes Gesetz erfolgt ist. sS t i p e n d i n m - V e r l e i h u » g.J Das II. von Michael Kupitsch für studierende Cillier gestiftete Stipendium int jährlichen Betrage von 150 fl. wurde von der Statthaltern über Präsentation der Gemeindeverttetung dem Hörer der Technik Othmar Fellner verliehen. sS t a d t v e r s ch ö n e r u n g s - V e r e i n.) I» der gestern abgehaltenen Ausschußsitzung des hiesigen Stadtverschönerungsvereines wurde der Beschluß gefaßt, an einem hiezu geeigneten Platze im Stadtparke eine Anpflanzung von Vogel-futter anzulegen, um einerseits für den Winter vorznforgen, anderseits aber die gefiederten Sänger noch »lehr an den Stadtpark zu gewöh-nen. So weit die bescheidenen Mittel des Ver-eines reichen, soll auch eine Zeug- und Mate-rialienhütte aufgestellt werden, um int Winter die Bänke und das sonstige bewegliche Jnven-tar des Stadtparkes u»terbri»ge» zu könne». Von März bis Oktober findet allmonatlich eine ordentliche Ausschußsitzuug statt. Sollte» es die Umstände erheischen, so kann über Vorschlag des Vorstandes oder dreier Ausschußmitglieder eine außerordentliche AuSschnßsitzung einberufen werden. ^Gemeinderathswahle n.) Nach den am Stadtamte zur Einsicht aufliegenden darauf verzichten. Ihnen Gehör zu schenken." „Dann müssen Sie die Wahrheit selbst er-fahren, Lady Wolga," erklärte Alexa's Anklä-gerin. „Ich wiederhole es: Das Mädchen hintergeht Sie; und wen» Sie innerhalb eines Monats nicht selbst herausgefunden haben, daß sie nicht das ist, was sie scheint, will ich Ihnen Beweise liefern. Sie hat die Absicht, etwas gegen Ihren Frieden und Ihr Glück zu unter-nehmen. Sie mag nur das Werkzeug eines Andern sein; aber ich verspreche, ihren wahren Charakter zu ermitteln und sie zu entlarven." Lady Wolga machte eine abwehrende Be-wegung, die Lady Markham zugleich als ihre Entlassung ansah. Mit einem kalten „Gute Nacht!" verließ sie das Zinnner, enttäuscht über den Mißerfolg ihrer Anklage. 20. Capitel. Atullrr und Tochter. Als Alexa nach den aufregenden Ereig-nissen des Abends in ihr Zimmer kam, fand sie ein Licht auf dem Kamingesims brennen, und das Gemach von einem helle» Feuer durch-wärnit. Obwohl die Luft draußen mild war. erschien es doch nothwendig, alle bewohnten Zimmer beständig zu heizen, weil Clyffebourne so lange unbenutzt gestanden hatte und deshalb die Räume kalt und feucht waren. Wählerlisten beträgt die Zahl der Wahlberech-tigten im I. Wahlkörper 142, im 2. öS und im dritten 329. Die Wahltage sind für den III. Wahlkörper der 28. April für den ll. der 29. und für den I. der 39. April. Die Reklamationsfrist zur Einbringung allfälliger Einwen-düngen gegen die Wählerlisten läuft mit 15. d. ab. [llnglückSfal 1.] Der hiesige Kaufmann Anton Ferjen verunglückte heute beim Abladen von Petroleumfäffer». Die Verlegungen sind sehr bedeutende; wie wir erfahren, wurde Herrn Ferjen ein Bein gequetfcht und gebrochen. [Zur Abwendung von FeuerS-g e f a h r.] Die Commission zur Abwendung von Feuersgefahr im hiesigen Gefangenhause beschloß ans den Dachböden nnd den Gängen Wassereimer nnd Kübelspritzen aufzustellen, wei-ters kleine Wasser-Reservoirs in den Arrestloea-litäten bereit zu halten. An den Fenstern von Kellern, in denen sich Heizmaterialien befinden, wird die Anbringung von eisernen Balken und an den Dachfenst.rn die Anbringung von Fun-kennetzen beantragt. [G e g e n H »st e n.] Bei den gegenwärtigen eigenthümlichen Witterungsverhältnissen kommt eS in vielen Familien vor, daß der Husten auf die unangenehmste Weise fast epidemisch auftritt und alle Familienglieder, besonders aber die Kinder gründlich plagt. Bei einer solchen heim-gesuchten Familie in Wien traf unlängst ein Verwandter, ein alter Förster aus dem Gebirge ein und sagte, er werde bald Rath schassen. Räch drei Tagen schon war der Husten fast verschwunden und dies duräi ein ganz einfaches Volksmittel. Er ließ nämlich Haferstroh ohne allen anderen Zusatz sehr stark abkochen, und diesen Thee mußten die Kinder durch die drei Tage mehrmals trinken!..... Wir können die Erprobung eines solchen unschuldigen Mittels jedenfalls anempfehlen. ^T h e a t e r-N a ch r i ch t.) Wie wir hören beabiichtigten die Mitglieder des Marburger Stadttheaters in Cilli einige Vorstellungen zu geben. [G i f e l a - S p i t a !.] Wie man uns mit-theilt soll dieses Spital im nächsten Jahre be-deutend vergrößert werden. Die lobenswerthe und musterhafte Ordnung, die alle Institutionen unserer Gemeinde auszeichnet, macht sich insbe-sondere im genannten Krankenhause geltend. Mit Ende dieses Jahres werden alle aus demselben haftenden Schulden getilgt sein. Die Gemeinde Cilli kann sich zu den opferwilligen Mitbürgern wahrhaft gratuliren. [Petition der Gemeinde ©reis.] Die genannte Gemeinde beschloß in ihrer letzten Sitzung eine Petition an den Handelsminister um eheste Vorlage eines Antrages bezüglich des Banes der Eisenbahn Cilli-Unterdranburg. ■ J Alexa vertauschte ihren Gesellschaftsanzug mit einem einfachen Hauskleid, baun rückte sie einen Stuhl an den Kamin und vertiefte sich in Gedanken, im Geiste der Ereignisse des Abends noch einmal durchlebend. „Ein ereignißooller Abend!" dachte sie. „Ich habe drei Personen gesehen, welche für mein Leben mid meine Geschicke von der größten Bedeutung sind. Meine Mutter! Ach! was würde die stolze Lady Wolga sagen, wenn sie wüßte. daß ihre Gesellschafterin ihre eigene Tochter ist? — Lord Mont Heron! Was würde er sagen, wenn er wüßte, daß. da mein Vater nicht in seine Rechte eintreten kann, ich die gesetzliche Eigenthnmerin der Titel und Güter der Mont Herons bin? — Und Lord Kingscourt! Er vertraut mir, ungeachtet deS Geheimnisses, welches mich umgibt und welches in einen» weniger edelherzigen Manne Miß» trauen erwecken würde. Er will mich nicyt ausgeben: O, wird die Schranke zwischen uns jemals beseitigt werden? Wird mein Vater jemals von seinem Bann erlöst werden und in seine Rechte eintreten können?" Sie mußte sich gestehen, daß die Aussichten wenig Hoffnung gaben zu einer befriedigenden Beantwortung der aufgeworfenen Fragen. „Ich will an meinen Vater schreiben," ,prach sie halblaut. „Ich weiß, daß er sich [DerPettauer Turnvein) unternimmt am Lftersonntag einen Ausflug nach Windisch-Feistriz. Wie man uns mittheilt, begeben sich auch Mitglieder des Cillier Turnvereines dahin. [P r i vi l e g i u m s - V e r l ä n g e r u n g.] Der Trifailer ttohlengewertfchaft wurde das Privilegium, betreffend eine Treppenrost-Feuerung für jtohlengries jeder Kerngröße unter Anwendung von Ober- und Unterwind-Flammösen aller Art uiid für ZinkdestillarionS- und Röstöfen insbe-sondere, auf die Dauer eines Jahres verlängert. [Größere Ausnützung der Sä u-erlinge.j Bekanntlich hat der steirische Land« tag eine Fachcommission zur Hebung des Ba-des Sauerbrunn eiugesetzt. Diese Commission beantragt nun die größere Ausnützung der Jo-sefs- und der Platzquelle. Räch dem Gutachten der Sachverständigen, darunter sich der Ober-bergeommissär R i e d l befand, wäre eS möglich, den Zufluß von Süßwaffer bei der Plat^nelle abzuleiten. Dadurch würde man 2 Millionen Flaschen jährlich mehr füllen können. sTödtlicher Sturz.] Gestern Vor-mittag stürzte beim Abräumen der Berglehne ober dem Stationsgebäude in Steindruck ein Lohn-arbeiter herunter, brach sich die Wirbelsäule nnd verschied unter fürchterlichen Oualen nach zwei Stunden. sKindesmor d.] Der Gemeindediener aus Bischofsdors erstattete am 5. d. die Anzeige, daß die Dienstmagd Anna Sel»e entbunden und die Frucht hieraus beseitiget habe. Zur Auf-nähme des Thatbestandes wurde bereits eine Commission des hiesigen Preisgerichtes beordert, sM e n s ch e n - S k e l e t e.> Gelegentlich von Erdaushebungen in Pobersch bei Pettau wurde» Skelete gesunden. Dieselben dürften vor Decennien durch die Trau, welche mittlerweile ihren Lauf geändert hat, angeschwemmt wor- > den sein. [F u r e n s a m o r i r.] Die Laibacher Geschworenen sprachen in geheim dnrchgeführter Verhandlung den Bauernburschen, Franz Spilar aus dem Adelsberger - Bezirke des Verbrechens derRothzucht begangen an einem76jährigen taube» Bauernweibe, schuldig. Der Gerichtshof verhängte sodann über den Genannten eine fünfjährige schwere Kerkerstrafe. |M o r d.j Der hochbetagte Grundbesitzer F r a n g e s ch in llnterpnlSgau wurde ermordet. Man bezeichnet als Thäter den Liebhaber des jungen Weibes, welches der Ermordete vor nicht langer Zeit geehlicht hatte. [Schaden.feuer.] Aus Gurkfeld meldet man : In der bei Laase (Gemeinde St. Georgen) gelegenen Säge des Grundbesitzers Franz Tschm'ch brach ans »»bekannte Weise Feuer ans und wurde die Säge sammt Bretter» sowie die an-stoßende Ehalonppe eingeäschert. danach sehnt, von mir zu höre», und mit jeder Post einen Brief erwartet. Und obwohl er bitter empfindet, daß sich sein Weib in der Stunde der Roth von ihm getrennt hat. so wünscht er doch, daß ich ihm von ihr erzähle." Sie stand ans, stellte einen kleinen Tisch an den Kamin, setzte das Licht und ihr Schreib-zeug darauf und begann z» schreiben. Kaum hatte sie einige Zeilen flüchtig aus daS Papier geworfen, als an die Thüre geklopft wnrde und Lady Wolga in'S Zimmer trat. Alexa stand auf und schob den angefan-genen Brief in die Schreibmappe. „Entschuldigen Sie mein Eindringen, Miß Strange", sagte Lady Wolga freundlich; „aber ich wollte mich überzeugen, ob es Ihnen anch an nichts fehlt nnd Sie mit ihrem Gemach zu-ftieden sind." „Ich danke Ihnen", erwiderte Alexa, rasch ihre Fassung gewinnend, „es fehlt mir an nichts, nnd ich bin so zufrieden, wie ich es ohne meinen Vater nur sein kaun." Sie stellte einen Stuhl au den Kamin und Lady Wolga nahm darauf Platz. (Fortsetzung folgt.) [Einbrecher.] In Videm wurden Ende vergangener Woche zwei Strolche verhaftet, welche dringend verdächtigt find, einem größeren Diebseonsortinm anzugehören, welches längere Zeit schon die dortige Gegend durch zahlreiche Einbrüche und Diebereien unficher macht. [Einen h ö ch st seltenen „Zuwachs"] sieht gegenwärtig eine hiesige Dame entgegen, die bereits in dem vorgerückten Alter von 71 Jahren steht und niehrere Male Schwieger- und Großmutter ist. Die Glückliche hat in ganz na-her Zeit einen durchaus kräftig entwickelten — Backzahn zu erwarten, nachdem ihr vor unge-fähr vier Wochen bereits zwei ganz normale Vorderzähne gewachsen sind. Die von der Natur so merkwürdig begünstigte ist aber von ihren Spätlingen durchaus nicht erbaut, da ihr die-selben ganz außerordentliche Schmerzen vernr-fachen. Jedenfalls liefert der verbürgte Vorfall einen zwar etwas eigenartigen, aber neuen Com-mentar für die Vollgiltigkeit des alten Satzes, daß wir mit dem Greifenalter wieder in unsere — Kindheit zurückgehen. [E i ii e reizende Erfindung.] Ein Waffenschmied hat schon wieder eine höchst er» frenliche Erfindung gemacht, nämlich ein Präei-sionsmittel, uin die schon so sehr vervollkomm-nete Kunst zu vereinfachen, die Menschen in's Jenseits zn spediren. Es handelt sich um ein Fernglas, das als Visir auf dem Geschütz an-gebracht wird nnd den todt zu schießenden Feind so nahe vor die Mündung zieht, als stehe er dicht davor. [H ü b s ch e B i b e l-A uSlegu » g.s Abbe Galignani erhielt von Papst Benedikt XI V. den Auftrag, für ihn eine Sammlung von den man-cherlei Auswürfen des Vesuv zu veranstalten. Der AbW begleitete die Kiste voll Mineralien, die er in Folge dessen seiner Heiligkeit über-sandte, mit der lakonischen Zuschrift: .Die, ut lapides iati panis fiant* („sprich, daß diese Steine Brot werden"). Der Papst sandte ihm hierauf eine Anweisung auf ein Jahrgehalt von tausend Skndi und schrieb dazu: „Sie vertraue» auf die Unfehlbarkeit des Papstes nnd sollen sich darin nicht geirrt haben. Ich sende Ihnen hierbei einen neuen Beweis für dieselbe, denn nur allein kommt eS zu, den Text der heiligen Schrift auszulegen. Ich muß immer den rich-eigen Sinn treffen, und niemals hat mir dies mehr Vergnügen gemacht, als gerade in diesem Falle. [Standesbeschwerde n.] Schusterjunge: Nanu! Fritze, warum heulst du ? Zweiter Schusterjunge: Der Meister hat mich gehanen! Schusterjunge: Sei still! Jeder Stand hat seine Beschwerden. Könige nnd Priester werden gesalbt, die Advokaten geschmiert und wir Schuster-jungen werden gewichst. [Der ä l t e st e M a n n i n B ö h m e n] ist der im Jahre1767 geborene Mathias Korottw ka ans Steinaujezd bei Eule. Derselbe pflegte bis in die letzte Zeit zu Fuße nach Prag zu kommen, um hier Spenden entgegenzunehmen. Run haben sich bei dem 115 Jah-e alten Greise die An-zeichen der Altersschwäche eingestellt. Er wurde in das allgemeine Krankenhaus gebracht. Der-selbe ging übrigens noch ganz rüstig inS Krankenzimmer. anch sein Gehör nnd sein Gesicht ist ungeschwächt geblieben. [Die Fußbekleidung unserer Soldaten.] Im Reichs - Kriegsministerium fand kürzlich eine Sitzung der FnßbekleidungS-Commission statt, in welcher auf Grund der Ergebnisse der Probeversuche bei verschiedenen Truppenkörpern als Fußbekleidung für daS Militär der Schnürstiefel bestimmt und zugleich beschlossen wurde, daß für die Infanterie keine Röhreustiefel mehr anzufertigen seien. Von den neuen Schuhen soll der Soldat aus dem Marsche nur ein Paar zum Tragen erhalten, während ihm als Reserve ein zweites Paar, sogenannte Hanfschuhe, wie solche in Spanien beim Militär eingeführhrt sind, gegeben wird. Bekanntlich waren bei den ungarischen Regimentern bisher schon Schnürschuhe im Gebrauch. [Schlechte Aussichten fürRaucher.j Nach Berichten ans der Havanna sind alle Aussichten auf eine halbwegs gute Tabakernte geschwunden, da die anhaltende Dürre und die Insekten die Tabakpflanzen derart beschädigt haben, daß selbst der Eintritt besserer Witterung den Schaden nicht mehr gut machen kann. Nach der Behauptung von Sachverständigen wird die Ernte sowohl in Quantität wie in Qualität schlecht ausfalle» und die Blätter werden sich nicht zu Deckblättern eignen. Die kürzlich in H. Hartleben's Verlag in Wien erschienene, in Farben gedruckte Special-karte des £perations-Gebietes in Süd-Dalmatien und der Herzegovi»a, nebst Montenegro (20 Kr. = 40 Pf. = 55 Ets.) ist jetzt durch eine, sich im Norden genau anschließende Specialkarte des Jnsurrections-SchauplatzeS von Bosnien und der Herze.,ovina (Preis 30 Kr. ----- 60 Pf. = 80 Cts.) im gleichen Maßstabe 1: 325,000 ergänzt wor-den, wodurch nunmehr das ganze Jnsurreetions-Gebiet in übersichtlicher und zuverlässiger Form kartographisch dargestellt ist. Eine Vereinigung dieser beiden Blätter, aber in etwas kleinerem Maßstabe ( l: 450,000) bietet A. Hartleben's Verlag in Wien, in einer prächtig ausgeführten Generalkarte des gesammte» ^nsnrrcctions-Ge-bieteS in Bosnien, der Herzegovina nnd Süd-Dalmatien nebst den angrenzenden Ländern (Preis nur 30 Kr. — G0 Pf. = 80 Cts.) und hat auch für diese, das die Orientirung unterstützende Flächencolorit gewählt. — Zur Orientirnng über die Kriegs-Erciguisse seien unseren Lesern wie-derholt bestens empfohlen: „Die Ereignisse nnd Operationen in Siid-Dalmatien (Cnvoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden oecnpirten Ländern Herzegovina und Bosnien". I. C. Th. Fockr: Schilderung des Landes nnd Volkes nnd Vorgeschichte des Ausstandes. 5 Bogen. Octav. Mit 2 Karten und l2 Abbildungen. Preis 30 Kr. — 00 Pf. = 8ü Cts. II. Moriz B. Zimu,ermann : Beginn der Operationen und Vormarsch der k. k. Truppen. 5 Bogen. Octav. Mit 2 Karten und 10 Abbildungen. Preis 30 Kr. — 60 Pf. — 8o Cts., beide Werkchen ebenfalls ans Vi. Hartleben's Verlag in Wien, welche Firma die Jnsnrrections-Ereignisse durch Won und Karten unausgesetzt verfolgen wird. sS ch m i d t k G ü n t h e r' S Leipziger I l l ll.ft ri rt e I ag d z ei tun g 1882 Nr. 11,] herausgegeben vom königl. Oberförster Niysche, enthält folgende Artikel: Das Ricochetttren von Kugeln (Rollern) und stärkerem Schrot, vom Oberförster a. d. Gerstner. Eine Hofjagd, welche König August von Polen, genannt der Starke, zu Moristburg bei Dresden am l4., 15. und 16. Angnft 1718 abhielt, vom Oberförster Quensell. Die Ansänge der Jagd in Aethiopien von E. A. von Schulenburg. Bei-träge zur hessischen Iagdchronik von Ed. Rüdiger. Zur Geschichte des Elchwildes, von Graf Max Wallis. Schloß Nieder-Leis:c. Illustrationen: Angeschossener Hirsch von Hunden gestellt (Thier-gruppe aus dem herzog!. Park zu Dessau.) Des Jägers Heimkehr von H. Leinweber. Literatur. Briefwechsel. Die Jllustrirte Jagdzeitung von Schinidt & Günther in Leipzig erscheint am 1. und 15. deS Monats nnd kostet bei den Buch-Handlungen halbjährlich M. 3.—. Bei den Postanstalten vierteljährlich M. 1.50. Z>er pasquino in Rom von Dr. phiL Rud. «Icinpaul.*) Im Jahre 1501 wurde in der Nähe des alten MarSscldes in Roni eine verstümnlelte Ätarmorgruppe aufgefunden, die Jahrhunderte lang zu Boden und auf dem Bauche gelegen und bei schmutzigem Wetter als Trittstein ge-dient hatte. Es war die berühmte Gruppe, Menelans wie er den Leichnam des Patroklos von der Erde aufhebt — sie wurde an der Ecke des Palastes Orfini aufgestellt. Auf der Via in Parione legte sich gegen Ende des l5. Jahrhunderts ein Schneiderlei» ein Kleidergewölbe an. wo sich die Professionisten und die kleine» Leute zu versorge» pflegten. Der *} dem Prackitwcrl: Rom in Wort und Bild. Ein« Schilderung der Stadt und der Campagna von Dr. Rud- Äleinpaul, Mit 400 Illustr. In ca. 36 Licst-rungen ä I M. Leipzig. Schmidt k Günther. Meister hieß Pasquino; er war ein fideles Haus und mitsamt seinen vielen Gesellen ein großer Spötter, sein Laden in jener journallosen Zeit eine Art Redactionsbnreau für die guten Witze und die pikanten Anecdoten und die Klatschereien der Stadt. Andere sagen, er sei ein Schuhflicker gewesen, mir würden ihn eher für einen Barbier nach Art des spanischen Figaro gehalten haben. Mit seiner scharfen Zunge schonte er keinen Papst und keinen Cardinal. Trotzdem erschien ein Hand-werker der Regierung zu unbedeutend, um sich ernsthaft mit ihm und seinen Einfällen zu be-fchäftigen. nnd deshalb schoben gelegentlich auch andere Leute ihre Anecdoten dem Meister Pas-quino in die Schuhe, wen» sie eine ungestraft in Umlauf bringen wollten: Pasquino war der allgemeine Zungensündenbock. Er starb, aber das sarkastische Feuer, das in der Hölle des römischen Schneiders gelodert hatte, brannte lustig weiter, und da gerade um diese Zeit, ihm gleichsam vor der Nase, der Sturz auferstand, dessen originelle Mißgestalt eine unleugbare Wahlverwandtschaft mit dein wackeren Meister zu habe» schien, glaubte das Volk, Pasquino's Seele sei in diesen Sturz gefahren, nannte ihn Pasquino und schrieb fortan, auf Rechnung des steinernen Pasqnino. was es aus dem Munde des lebendigen zu vernehmen gewohnt gewesen war: es fand die „Pasqninoli" an seine Brust geheftet, sie schienen ihm wie den Heiligen die Papierstreisen auf alten Ge-mälden zu entströnien. So enstand die lachende Pasquinata, ein Ableger der antiken Satira, und der volksthümliche Pasquillo, ein specifisch römischer, römisch classisch-biblisch - historisch > kos-mopolitischer Kladderadatsch, respective der Schulze des Kladderadatsch, indem die Rolle Müllers zuweilen ein anderer Geist, Marsorio, übernahm, dessen Bekanntschaft wir auf dem Capitol machen werden, ab und zu sogar noch der "ibate Luigi u»d die Madama Lucrezia, ebenfalls alte marmorne Stammgäste des Mars-felds aufzutreten pflegten. Die Franzosen machen sich Lust mit Chansons, die Italiener mit Pas-quinaden. Merkwürdiges Fragment! ES bewegt sich nicht. eS lebt,' es hat keine Auqen noch Ohren, eS ficht und hört Alles; seine Nase ist bis auf den letzten Rest verschwunden, aber eS spürt nnd wittert wie ein Polizeispion. In ihm wohnt nicht die Seele des armen Schneiders, die Seele des römischen Volks durchdringt eS und belebt es, und durch seine» Mund haben Sannazaro lind Poliziano und Ariost geredet; es kennt die heilige Schrift besser als Padre Tosti, es hat mehr darin gelesen als der Papst, der das zehnte Mal unwissend ist wie Paulus schreibt, und es schleudert seine Blitze mit überraschender Prä-cision in Sprüchen aus dem alten und dem neuen Testament. Hütet euch vor ihn,! Der alte Pas-quion ist ein mächtiger Kritiker: tausend stolze und wichtige Gesichter hat er einst erbleichen, tausend erröthen machen. Wer wagt es ihn zu stürzen? Im Jahre 1502 unter d>.m Poutificat Clemens' VIII., soll e er zerstückelt und in die Tiber geworfen werden. Die Prälatur hatte ihn verurtheilt, die Cardinäle Pietro und Cinzio Aldobrandini, Nepoten des Papstes, schworen ihm den Tod — wer erhob seine Stimme für ihn? Torqnato Tasso! der große und Unglück-liche Tasso! er sagte zum Cardinal Pietro: „Tastet ihn nicht an! Dem Staube Pasquino's würden Frösche ohne Zahl entkriechen und am Ufer des Flusses quaken Tag und Nacht." Taffo's Worte wurden dem Papste hiuterbracht, er zog ihn zur Rechenschaft. „Ja, ja, heiliger Vater," antwortete der Dichter, „wenn die Statuen nicht übel reden sollen, so müssen die angestellten Beamten auch nicht übel thuen (So la vostra Beatitudiue vuol ehe le statue iiou favellino male, saccia ehe gli uuiuiui ch'tlla pone ne' governi operino bene). Wenige Tage darauf verkündete es Pasquino: Die Poesie hat die Satire gerettet. Besonders stark war Pasquino im Ausfinden und im Anbringen von Bibelstellen. Ein Papst hatte in seinem Wappen einen Weinstock. Desselben Papstes Glück hatte ein Fürst gegründet, gegen den er sich sehr undankbar benahm. Pasqnino sagte: Plantavi vineam, et secit labmscum. Das heißt: ich habe einen Weinberg ge-bauet und wartete, daß er Trauben brächte, aber er brachte Heerlinge. Der Papst war empfindlich getroffen: er versprach deinjenigen eine ansehnliche Belohnung, der ihm den Urheber der Satire nennen wollte. Den nächste» Morgen fand man ebendaselbst folgende Affiche: Jesaias Oap. 5, 2. Diese Taktik wurde, weil den Päpsten nicht zn ttauen war, gemeiniglich befolgt. Ein ander Mal hatte der heilige Vater den Tabak besteuert over die Steuer darauf erhöht. Eines schönen Morgens konnte alle Welt, ich weiß nicht ob am Fußgestell Pasquion's oder an den Mauern des Apostolischen Palaktes selbst, den 25. VerS vom 13. Capitel des Buches Hiob lesen. Lontr» kolium, quod vento rapitur, obstendis potentiam tuam, et stipulam siccam perseqaeris ? Zu deutsch: Willst du wider ein fliegendes Blatt so ernstlich sein und einen dürren Halm verfolgen? — Der Papst, dem man es hinter-brachte befahl, daß man die Worte stehen lasse, nnd sagte, es würde ihm Vergnügen machen, den Autor kennen zu lernen, der ein geistreicher Mann sein müsse. Des Wunsches ward er gewährt, denn bald darauf hatte sich der Autor unterschrieben, nämlich: Job. Nun ließ der Papst aussprengen, er würde dem Satyriker ein glänzendes Honorar zahlen, wenn er sich entdecken wollte; der aber, durch gewisse Präcedenzien gewitzigt, machte sich »ächt-licherweile auf und schrieb neben den Namen Hiobs: gratis. Und so mochte der gnte heilige Vater bersten vor Aerger, er bekam ihn nicht heraus. Man sagt in Italien, ein Papst bekomme nimmer die Wahrheit zu Gesicht, ausgenommen wenn er das Eoangelinni lese. Wahrlich, das Evangelium hat ihnen PaSquino des Oefteren vorgehalten, er verfolgt sie noch im Tode mit seinen Bibelftell-'n. Clemens VII. hatte sich durch den Genuß von Melonen und Pilzen, die er übermäßig liebte ruinirt; er nah»t ei»en neuen Arzt an, einen gewissen Agnolo der ihn, eine iltne Diät vorschrieb; das beschleunigte seinen Tod. Die Römer, die darüber wenig trauerten, hingen das Porträt des Arztes an die Statue des Pasqnino und schrieben den 29. VerS des 1. Capitels vom Evangelium Johannes darunter: Ecce Agnus l)ei. oecv qui tollit pocatnm mund». Siehe das ist Gottes Lamm, welches die Sünde der Wellt hinwegnimmt — was an die Grab-schrist für die Mutter deS Herzogs von Orleans erinnert: Hic jacet otiuro, hier liegt der Müssig» gang, I/oisivet6, heißt es, est la merc de tous les vices. Aber Pasquino machte auch seine eigenen Witze i Welches ist das Snberlativ, fragte er einmal, zu dem es keinen Positiv gibt? — Der Papst, antwortete er, den man den heiligsten Vater (santissimo padre) nennt und der doch oft genug nichts weniger ist als heilig. Er sprach auch nicht immer Latein, er sprach uicht immer gelehrt, er sprach die .Volgar Lingua.* Namentlich, wenn er sich mit Marforio unterhielt; aber gelegentlich redete er auch feinen Liebling, den heiligen Vater, italienisch an. Als PiuS VII. nach dem Sturze Napoleons wieder in Rom eingezogen war, erließ er eine Verordnung, wo-nach alle, die unter der kaiserlichen Regierung gedient hatten, entlassen und jeder Anwartschaft auf eine nene Stelle verlustig erklärt wurden. De» nächsten Morgen stand auf dem Piedestal PaSquino'S: Padre santo, padre santo, voi l'avete uuto e noi l'abbiamo leccato das heißt: Heiliger Vater, heiliger Vater, du hast es geschmiert u»d wir haben es geleckt, oder mit einem unS gewöhnlicheren Bilde, du hast die Suppe eingebrockt und wir haben sie gegessen. Ganz aus derselben Zeit (1814) stammt folgender Dialog, den PiuS VI I. mit Ludwig X VIII. zn P.iSquino'S Füßen führte: Ludwig. Heiliger Vater, wie hast du doch einen Usorpator krönen können. PiuS. WaS willst du, uiein lieber Sohn? Du fehltest. Ludwig. Aber mit meiner Legitimität, heiliger Vater, herrsche ich auch, wo ich fehle. PiuS. Aber mit nieiner Jnfallibilität. lieber Sohn, habe ich Recht, selbst wenn ich fehle. — Wie hinter dem alten Schneider, so ver-bargen sich auch hinter seinem Torso oft genug die eminentesten Personen, ja Glieder des heil. CollegS, die seine Hilfe namentlich bei Gelegen« heit von Conclaves in Anspruch nahmen. Unter den zahllosen PaSquinaden. mit denen Alexander VI. überschüttet ward, befanden sich genug. die ohne Zweifel auf seinen unversöhnlichen Gegner, den Cardinal Giuli.mo della Rovere, den späteren Julius II. zurückzuführen sind; nahm er sich doch ein andermal gar nicht erst eine PaSquinade vor den Mund, sondern nannte ihn offen . Papa marrano n simoniaeo e traditore.* Ein Jahrhundert später, im Jahre 1669, sprach man in Rom davon, den Cardinal Giovanni Bona zum Papst zu machen. Pasqnino erklärte augenblicklich: Papa Bona est oratio incongrua. d. h. Papa Bona ist (weil Papa männlich) ein Genusifehler; der schlagfertige Cardinal ant-wortete sofort mit folgendem Distichon: Vana soloerismi non te conturbet imago; Esset papa bonus, si Bona papa foret. Abgesehen von der sonderbaren Metem-psychose, durch welche sie zum Erben des Witzes eines Schneiders geworden war, lebte die an-tike Mamorgrnppe auch als solche fort; das heißt nicht als die Gruppe des Menclaus mit dem Leichnam deS Patroclus, denn dafür er-klärte sie erst Visconti, sondern als die deS schwarzen KlitoS mit dem schwerverwundeten Alexander oder des Spiculus mit einem ster-benden Fechter oder deS Hercules mit dem nemeischen Löwen oder mit der Hydra, oder wofür man sie sonst hielt; ja, in dieser ursprüng-lichen Eigenschaft pflegte sie bei Processionen, die hier vorüberkamen, z. B. bei den päpstlichen KrönungSzügen. nanientlich auch am 25. April zu Marci wie eine Puppe angezogen, mit Farben bemalt und allegorisch ausstaffirt zu werden. Ihr Schicksal ist wohl das seltsamste, welches jemals eine Mamorsigur gehabt hat. Ein nn-vergängliches Meisterwerk, die höchste Stufe hellenischer Kunst bezeichnend, dem Torso des Hercules im Belvedere zu vergleichen und noch in seiner Verstümmelung von einen Bernini einem überalpischen Fremden als das vollkommenste Kunstwerk Roms genannt — zu des Fremden Befremden so genannt, er wollte Bernini fordern, weil er glaubte, daß sich der Künstler lustig mache über ihn — dieses Meisterwerk als Trittstein auf der Straße, um trocken von Trottoir zu Trottoir zu schreiten, niit Füßen getreten im eigentlichen Sinne — ein homerischer Held, von dessen rechter Schulte das Wehrge-hänge mit dem Schwerte herabfällt, während das heroische Gewand über die linke geschlagen ist, bewohnt von einer Schneiderseele, Witz im Ton des gemeinen Volkes reißend und Bibel-stellen citirend — ein PhidiaS, bestickt mit Epi-grammen, in eine Narrenkappe gesteckt, travestirt in hundert Manieren — mit einem Wort PaS-qnino — welch ein beißendes Pasquill! MolkswirthschaMiches. jWfstßrt der Wien von Cilli nach: Sachsenfcld, St. Peter. St. Paul, Zrairz, Möttnii. Troja»«, Lutuwey, TomSale, Laibach um 5 Uhr Früh, Fraßlau, Pravberg, Laufen, Oberburg um 5 Uhr Jrüh. Wöllaa, Schaust«», Mißliag, Wiildischgra; um 5 Uhr Früh. Ncuhaus um 7 Udr Frü'i, 12 Uhr Mittags. Hohenegg, Weitensteiil um 12 Uhr Mittag«. Sachseuseld, St. Peter, St. Paul, Arauz um 12 Uhr Mittag». Aeöerstcht ver meteorologischen Beobachtungen an den Sta-tionen Cilli, Tüffer und Neuhaus. Monat Januar 1882 Cilli 7» 1» 8» Taster 7" 1» 9" Neubau« 7» 2» 9' Luftdruck bei 0* in Millimetern: Monatmittel . . . 791 95 754 00 — Majrtmum (amlO.15.) 7633 765-6 — Minimum (am 4.). 737 8 7397 — Temperatur nach Cel- sius : Monatmittel . . . —0«07 +<>•34 —1*53 Maz (am l.) (4.*) . -j-12."0 +11*7 +8*0 Min. lam 15. 16.)*) —1I.°5 _5»-*0 —9'5 Dunftdruck in Milli- metern. Mittel. . 37 41 — Feuchtigkeit in Per- 86-2 centen, Mittel . . 80-8 — geringste (am 17. 29.) 40 58 — Niederschlag in Mil- 129 limetern, Summe. 90 11-0 größter binnen 24 St. 5-8 (am 5. g.). . . . 6-6 6-3 Monatmittel der Be- 47 ivöltung (9—10). 5-8 54 Zahl der Tage mit: Meßbaren Nieder- schlagen .... 1 2 S 3 5 7 26 25 28 Stürmen .... 1 0 0 Gewittern .... I ° 0 ° TaS Maximum des Luftdruaes wun»* seit Beginn der Barometerbeobachtungen in Cilli (1852) bisher nicht erreicht. •) In Cilli u. Tüffer nach dem Max-Min-Therm. in Neuhaus nach unmittelbarer Beobachtung._ Im vormals Triebnig'schen Hause, Wie-nerstrasse Nr. 7 sind *2 Wohnungen, bestehend aus je 4 Zimmern nebst Küche, Keller und Dachbodenzimmer mit 1. April d. J. zu vergeben. Anfrage in der Sparkasse. 115—3 Heilung von Brustschwäche, Husten, Asthma, Bluthusten, Schlaflosigkeit, Appetitniangel, Lungen- u. Magenleiden durch Anwendung der allein echten Johann HofFselien Malzheilnahrungs-Fahrikate als das Job. HofTsche Malzextract-Gesundheitsbier, das Johann Hoff sehe concentr. Malzextract, die Joh. HofTsche Malz-Gesundheits-Chocolade und die Joh. Hoff'-sehen Brustinalzbonbons. Neueste Wiener Heil-Anerkennung vom 4. December 1881. Erweckung der geschwächten Lebenskräfte. An den k. k. Hoflieferanten Herrn JoiiMim Hoff, königl. Cominissionsrath. Besitzer des k. k. goldenen Verdienstkrenzes mit der Krone, Bitter hoher preussischer nnd deutscher Orden, Erfinder und alleiniger Fabrikant des Johanu HofTschen Malzextractes, Hoflieferant der meisten Fürsten Europa's, in Wien Fabrik, Grabenhof, Bräunerstrasse 2, Comptoir und Fabrik«- niedcrlage, Bräunerwtrasse 8. Meinen herzlichsten Dank für Ihre so vorzügliche Erfindung der heilbringenden und schleimlösenden Malzbonbons und des concentrirten Malzextractes. 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Achtungsvoll Josef Cehetiov, Confectionür, Kotlientburmstrasse 39. 130-4 Wiener amtlicher Heilbericht iil>cr das HofTsclic Alalxectnict-Caesiiiidlieitsbicr und die HolTscIte iVIiilz-Cliocolndc, welche im hiesigen Garnisons-Spital zur Verwendung kamen; selbe erwiesen sich als gute I ntel stfltzungsmittel für den Hcilprocess, namentlich das Malz-Extract war bei den Kranken mit chronischem Brustleiden beliebt und begehrt; ebenso war die Malz-L'hocolade fUr Keconvalescenten und bei geschwächter Verdauungskraft nach schweren Krankheiten oin erquickendes und sehr beliebtes Heilnahrungsmittel. Dr. Loeff, Ober-Stabsatzt. Dr. Porias, Stabsarzt. Alle Malzfabrikate tragen auf den Etiquetten die Schutzmarke (Brustbild des Erfinders und ersten Erzeugers Johann Hoff, in einem stehenden Ovale, darunter der volle Namenszug Johann llofl). Wo dieses Zeichen der Echtheit fehlt, weise man das Fabrikat als gefälscht zurück. Die ersten echten, schleimlösenden Johann HofTschen Brustmalzbonbons sind in blauem Papier. Unter 2 fl. wird Niohta versendet. MMauptdriHPt s In s itu : KI»ilt, Apotheker, MiaUM- btn-h'M Erben, Apotheke. Geg,on Rheumatismus. Hrn. Fr. Wilhelm, Apoth. in Neunkirchen N -Oe. Wien, den 27. December 1880. Bitte von Ihrem wirklich vorzüglichen Wilhelm's anti&rtliritischen uiitirheurnnti-sehen Blntrcinigimgg-Thee zwei Packete gegen | PoRtnachnahme unter der Adresse: Oberlieutensnt Schwan, Wien, VII.. Mentergasse Nr. 9, 1. Stock Nr. 6, baldigst zu senden. Hochachtungsvoll Schwarz, Oberlientenant. Haupt-Depot bei Franz Wilhelm, Apoth. Neunkirchcn N.-Oe. Preis pr. Packet S. W. fl. I.— 8 Theile geth. Zu beziehen in Cilli: Buutubaeh's Apoth., Josef Kupferschmied Apoth, — 0.-Landsberg: Müli-'r's Aputh.— Feldbach : Jo*< sKönig, Apnth, — Graz: J. PurgteitJi r, Apoth.; Wend. 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Mit 2 Karten und 12 Abbildungen. 30 Kr. — C0 Pf. 80 Cta. Drilles lieft • Die Ereignisse nnd Operationen in Sttd Dal-matifn n. 8. w. II. Heginn der Operationen und Vurmartfh der k Ic. Truppen. Von Moritz B. ZIMMEKMANN. 5 Bugen. Mit zwei Karten und 10 Abbildungen. 30 Kr. = 60 Pf. = 80 Cts. 132—1 ^55 n»i Einsendunir der Betrüge mit Poit- «»*• «der in RriefmarUen, erfolgt sofort FramoZu- Sendung. Nurhniihiiie unnütze 6p Toiletteartifsel. »fldit ftch berritt durch l&»< r«r,ii,l>chr ©iitani) rinrn Gebotenen 91 nf nrooTttn babttt, «mpfthle» Mir brfl«»« »«' __________„ ... .... ..___fl dk« A«d»Neis»t», frrntt s*v «ofritiasnj aller (chnur^jtc* ^ol»iiiibet. »<( UN-a«fl(n<»ra