Nro. XXXl. H^ l 804. L a ib ach er ^,^^M WochenbM ^ Z^ws st « t^z e n und V e r^glK^ü'g e n. Als Zugabe zur Edel von Kleinmayerschen Lalbache« Zeltung. «be? den Zustand der Cultur und , Humanität >er österreichischen M onarchie. (AuS dem patriotischen Tageblatte.) Hm den Begriff Cultur in etwas zu begründen, glaube ich, vorerst ihn von jene» sogenannten Verfeinerung eines schiefen Geschmackes zu '«ntrrscheiden, welche der Lu,rus herbey führet, dieser allmahlige Vcrdcrber einzelner, selbst großer Familien, dieser heimtückische, aber desto furchtbarere Zcrstörungsvorbereiter, auch der machtigsten Staaten, der aber im gemeinen Leben um so leichter mit der eigentlichen, soliden Cultur verwechselt wird, als ihre Außenseiten so oft unmcrklich in einander stießen, daß nur der Denker ihre Grenzen aus den Tendenzen scheidet, nach welchen die wahre Cultur eine gemeinnützige Absicht der Erhaltung, Veredlung und Beglückung des Menschengeschlechtes verfolget; der Luxus Hingcgcu durch eine egoisti« sche Richtung der Weichlichkeit, Schwelgerey, Wollust und eines blendenden Schimmers, bey einer größereu Verbreitung das Menschengeschlecht schwächet, erschüttert, herabsetzt und zerstört. Wohin ich auch jenen Prachtgeschmack rechne, welcher als kindische Eitelkeit manche vermöalichere Personen einzig beschäftiget, die, mit der Menschenbestimmung unbekannt, durch jblches müssige Spiel ihr kleinliHtes Leben aus« füllen, eine Gattung Menschen, völlig arm an eigener Würde, welche durch Dinge außer sich ihren unbedeutenden Werth mühsam zusammen halten, und durch den relativen Mißbrauch des Eigenthumsrechts ihre unnütze Existenz beschei« nigen, welchem der Staat bloß als einem ge« ringeren Übel durch die Finger sehen muß, um die vorzüglichste Wohlthat einer bürgerlichen Ordnung, den freyen Gebrauch des Eigenthums desto sicherer unverlekt zu erhalten ; ob ich schon jene Art von Pracht nicht darunter begreife welche als eine Nebensache die Autorität scheinbar von dem Lurus borgt, um die zahlreiche Klasse geistschwacher Menschen dnrch mehrfache Beweggründe zu bestimmen, die Harmonie der Familien, der Gemeinden und die wohlthatige Ordnung der bürgerlichen Gesellschaften zu unterstützen. Ich verstehe also unter C u l^z jenen Zustand der Menschen, in welchem sie'bep ihren Handlungen sich immer weniger durch die bloße Sinnlichkeit bestimmen lassen, dagegen desto mehr durch Nachdenken zu ihrem Zwecke geleitet werden; so wie Humanität die Respekt tirung des Gefühls der menschlichen Natur i» ihrer Starke und Schwache bezeichnen soll, und eigentlich ein Ausstuß der Cultur ist. Damit die Beurtheilung in Hinsicht der Bestimmtheit erleichtert werde, theile ich die Cultur in hie allgemeine oder V 0 lkscu ltu r, und in die höhere oder wissenschaftliche ein. Die erste wird der Inbegriff jener Regeln pnv Kenntnisse seyn, welche ihre Besitzer sahig macht di< Henschenbestimmung auf die einfachste Art zu erreichen, und deren Thätigkeit größtentheils körperliche Bcschästigungcu wegnehmen. ^ Die zweyte führt ihre Angehörigen dcn weiter^ Weg derTheorien, sie untersncht, bezeichnet und wacht eigentlich über die Bestimmung der Menfcheu, «nter welchen sie den Ton angirbt. Man könn« te diese Volksklasse die Leitende nennen, wohin nicht bloß die Staatsverwaltung mit allen Be< ernten, sondern auch die Geistlichkeit, Gelehrten, SchriststeNer u. dergl. gehören^ - ' ' Die Objekte der Volkscultür werden durch jene Regeln und einzelne Kenntnisse angegeben ; welche zur Erreichung der Menschenbestimmung , auf die kürzeste und einfachste Art führen, und mittelst Erziehung, religiöser Leitung und Selbst« wirken erworben werden. Der erste Weg also zur allgemeinen Cultur ist die Erziehung, verbunden mit dem Unterrichte. Sie wird, nachdem sie ist, die Grundlage größerer odcr minderer menschlichen Vcrvollkommung, daraus laßt sich ihre ausgezeichnete allgemeine Wichtigkeit erkennen. Die Subjekte derselben sind entweder ganze Körperschaften, oder einzelne Individuen. (Die Fortsetzung folgt.) Th? Hiernach richten. Die Klagenfurter Zeitung enthält folgend? Theaternachrichtcn und Bemerkungen. ' Mittwoch am Z. d. M. kam Herr Georg Schantroch, Unternehmer des ständischen Theater zu Klagcnfurt mit seiner Gesellschaft an, welche «us folgenden Mitgliedern besteht: ^lHerr Georg Schantroch, Unter-?l^ nehmer. Mannliche Mitglieder: Herr Ausin-ger. Herr Horst. Herr Kluger. Herr Knollcr. Herr Koller. Herr Müller, Musikus. Herr Mölker. Herr Waidingcr. Herr Wilhelm. Herr Pcterka. Herr Schostack, Th ca t c rmei ster. Madam? Schantroch, Direktrice. Frauen. Mad. Anton. Mad. Freymüllcr. Mad. Kyllcr.Mlle.Schlogel.Mac>. Ipalding. Kinder. Kleine Anton. Kleine Schantroch. .Kleine Wilhelm Abrnds mn halb 7 Uhr wurde die Bühne mit dem Stücke: Eduard in Schottland oder die Nacht eines Flüchtlings. Schauspiel in Z Auszügen, übersetzt oon Hrrrn von Kotzcdur, c^zssin't. Dte ersten 2 Acte haben vvicl Anziehcndcs und Spannendes; im .^. Acte geht dic Catastrovh in eine Kälte üocr, und macht dcn Ausga)ig ziemlich matt *). Die Äi« rcklion hat in der Rollenoertyeilung sich sehr vergriffen **), denn Herr Waidinger würde für *) Das Matte des Ausganges liegt nicht in der kraftloseren dramatischen Darstellung des Dichters, sondern in der Natur der Katastrophe selbst, welche nicht aus dem Gcwc-. be der Handlung hervorgeht, sondern bloß subjektiv scntimcntalisch ist, und so wie es dcr Stoss mit sich bringt, auch nicht wohl anders seyn kann. Es ist eine seltene, un5 vortreffliche Eigenschaft dieses Schauspieles, daß das schon in,der Ezposttion lebhafte I5»-teresse der Handlung von Scene zu Scene höher steigt, daß Furcht, und Hoffnung immer gleich stark in dem Herzen oeö theilnehc mcnden Zusehers wechseln, daß die Intrigue auf die witzigste, und zugleich übcrraschcndsie All durchgeführt ist, bis sich dcr wahre Eduarl entdeckt. Nun ist aber die Catastrophe scho« da, ohne daß das Object der EiUwickclung^ Die Rettung des Prinzen gelöst warc: Und wie könnte dicft ersolgen, wcim nicht der Hcrzog gegen seine Pfiicht, und gegen unsre Erwartung durch dic Finger sahe, und dca Knoten durch ein sudscktw sentimental«schcs Fiat cntzwcy hiebe. Bey cincr aus ocr Hand« lung selbst erzcugtm Catastrophc würde Eduard eines d^r vollkomulcnstcn dramatischen Meisterwerke stpu. Indesjcn sind die möglichen Motive zum Entschlüsse des Herzoge sehr scharfsinnig benutzt, und in den Eharactcrcn vortrefflich ausgedrückt. Wentt man alfo in dein Ausgaugo des Stücke^ eine besondere Kalte und Mattigkeit verspür^ tc, so möchte wohl eher der Grund in der Darnellung der Schauspieler zu suchen gewesen si'YN. , , , ^ ") Wie oft hängt von der passenden Aus-lhcilung ja oft von der Besetzung einer ein-zige», Rolle der Cffcct eines Hckckes ab. Und den Ritter Argyle weit besser als Herr Frey-nmiler gewachsen gewesen seyn, ungeachtet er den Eduard sehr gut spielte. So hätte Herr Schauloch in dem Obersten Cope auftreten sollen. Wie schon würde Herr Wilhelm den Tom, gespielt haben? — Mad. Schantroch hat sich in der Lady Athol und Mad. zrepmüllcr in der Macdold besonders empfohlen. Donnerstags am 4. war der seltene Mann. Familicngemahlde in 4 Acten von Herrn Ziegler. Das Publikum war sowohl mit dem Stücke als auch mit der Vorstellung sehr wohl zufrieden. Herr Wilhelm, welcher einige Zeit von der Gesellschaft entfernt war, trat in dem Vater von Alben zum erstenmale auf, und erhielt üngcthciltcn Beyfall. Herr Völker hat den Sohn pon Alben ganz wohl gespielt/jedoch zu wenig vernehmlich dcklamirt. Madam Freymullcr als Julie, und Mad. Schantroch als Amallc haben ihre Rollen nut den schönsten Charakterschilderungen gegeben. !° ' T 0 d fall. Das Grätzer allgemeine Zcilungsblatt für Innerösterrcich enthält folgende kurze Lebcns-skizze eines daselbst verstorbenen Schauspielers. Den 2. Okt. d. I. verlor unscreBühnc durch den Tod dcs Herrn Anton Adolph Crenzin ein verbicustvolles Mitglied. Er- ist aus einer alten adelichcn Familie aus Bayern, und ward geboren im Jahre 17Z2 zu München, wo er auch nach vollendeten Studien im Jahre 1774 zuerst die Bühne betrat. Die vorzüglichsten Orte, in welchen er seine Kunst ausübte, waren: Müll' chcn, Karlsruhe, Insbruck, Rcgensburg, Wien, Brunn, Gräh, wieder Wicn, und endlich wieder Grätz, in welcher letzteren Hauptstadt er vor gerade dieß ist die kühlichsie Seite, ein wah« rcs noli me tanzers der Hcrrn Direktcurs. Manchmal'wollen ste gar nicht einmal zugl-bcn, daß dem Publikum hierin eine Stimme zukomme, viclwcniger den nascnwcisen Kritikern. Die Herren Dirckteurs haden ihre Ur» fachen, und Punctum! Es ist ja auch indem Staatsrcchte ein alter bekannter Satz, daß nur der Monarch selbst darüber urtheilen kön' ne, was seinen Unterthanen zum Wohl und Wchc gereichen könne. einem Monathe in der Rosse des MnrschaN von Sachsen seine theatralische Lebeusperiod beschloß. Er genoß in der Zeit seiner Zojährige« theatralischen Laufbahne überall die Achtunz und den Beyfall, worauf er als gebildeter Kunst« ler, der mit praktischen auch kritische Kunstkenntnisse verband, gerechten Anspruch halte. Die Rollen, in welchen er sich hier mit besonderem Aufwande von Kunst und Studium zeigte, waren .- der Abbe de l'Epee, Rlguws, Sulpizius im Coriolan, Vater Ruhbcrg im Verbrechen aus Ehrsucht, Wardaam in der Erinnerung, Rath in der Übeln Laune, dann seine hicrortl-gcn Dcbütrollen: Liccnciat Wanncr im Herbste tage,, und Rath Wicndal in Venrrung ohne Laster. Ein sonderbarer Zufall ist cs, daß dieser Künstler an eben dem Tage, und sogar zu eben der Stunde starb, in welcher er das erste Mahl den 2. Okt. 1797 zu Gratz anlangte. Auck als dramatischer Schriftsteller hatte sich Hcrr Crcnzin nicht unvortheillmst bekannt gemacht. Die Werke, welche er der Bühne liefer« tc, und von wclchen einige hier und an mehreren Orten mit Beyfall zur Vorstellung kamen, sind : Die Vestalinrn, Derby, der graue Mann Z Theile, Eigenthum und Glöße, Gcnovcfanebst mehreren Bearbeitungen. Er hinterlaßt eine tröst-und hülstose Witwe mit 4 unversorgte« Kindern. Wah>scheinlich wild derselben bey hiesiger Bühne eine Einnahme überlassen werden, welche den cdelmüthigcn Grahern die Gelegen» > hcit darbiethen wird, dem achtungswerthen hin-geschiedenen Künstler durch Erleichterung der betrübten Lage seiner zurück gelassenen Familie auch „och nach dem Tode das Vergnügen, das ihnen stinc Kunsiilbul.gcn gewährten, schön unb großnntthsvoll zu lohnen. Scherzhafte Aufsätze*). D i e W a h l. Es giebt der Madchen allerhand An Körper, Sitten und Verstand, 3ln Schönheit, Kleidern und Geberden; Könnt einer hundert Jahre lang *) Wir rufen in Rücksicht des poetische» Werthes dieses scherzhaften Beytrages drn Le« sern dasjenige was wir neulich bemerkten, ins Gedächtniß zurück. Etudielen, klug daraus zu werdeü, Ihm würde doch zu wählen bang. D traut dem freundlichen Gesicht. Und ihren süßen Worten nicht; Traut nicht dem Lächeln ihrer Mienc' Seht, auf die Rosenstaude setzt Sich auch die honigrciche Biene, Die mit dem Stachel euch verletzt. Mäh!' eine hohen Wuchses dir. / Nnd glaube nur, daß du in ihr ^ Diancns Schönheit dir gcwahlet! ^. Doch weißt du, was ein Weiser spricht? Nimmst du ein großes Weib, so fehlet Dir auch ein großes Übel nicht. Wahl' eine Kleine! o wie viel Kami Gures an ihr seyn? Zum Spiel Und Tändeln hast du eine Puppe. Nnd welch' ein schöner Zeitvertreib In eint'r lächerlichen Gruppe, Cin großer Mann, ein kleines Weib. , Lieb eine, die an Munterkeit Dem Rehe gleichet, stets bereit Und fli«k zu tanzen und zu springen. Jedoch indem sie tanzt und hüpft, Wie leicht kann ihr es nicht gelingen, Daß sie aus deinem Arm entschlüpft. Rührt eine dich mit ernstem Sinn, Wie Juno, Zeus Gebieterinn; Dann lebe wohl, und werd' ein Sclave, Gic nimmt den Muth dir sicherlich, Zankt bey der Nacht dich aus dem Schlaft, Und straft mit dem Pantoffel dich. Wähl' eine Junge! welche Müh' Nis du durch Ernst und Güte sic Bewegst die Puppen wegzulegen; Wahl' eine Alte'. wie gewagt! Du kommst dann wahrlich aus dem Regen Mecht in die Traufe, wie man sagt. >Nimmt si? dein Herz durch Schönheit ein ? ^ Gluck zu,z doch rüste dich, die Pein ".Der'Eifersucht dann zu empfinden. Unb 'boch ist d« Hon hier verdammt Zur Züchtigung für'seine Sünden, Den- gar die Häßlichkeit entstammt. Die, so du'wählst, sey reich, sey arm> Von' Stand, gemein, kalt oder» warm, Koktttc, Prüde, Pretiöse, Was trägt der Unterschied viel aus? Auch die unschuldigste, Agncse . Bringt dir die Erbsünd in das Haus« Von allen diesen F«blern frey Wünschst du ein Mädchen? Ob es sey Auf diestr Wclt, ist schwer zu ftgen. Doch, wrnn es auch daran gehlicht; Ist jede doch, mit der's zu wagen Man stch entschließt, die schlimmste nicht. Anekdoten von Friedrich dem Zweyten. Zwey Präsidentinnen in einer ansehnlichen Stadt, wovon dcr rinln Mann bey der Regie« rung, der andere aber bey dcr Kammer angestellt war. standen im beständigen Rangstreit, und die Regierungsprafidentinn behauptete: « Ihr käme dcr Poxzug zu. Die andere dadurch beleidiget, schrieb un den König und bath: Daß Se. Majestät doch entscheiden möchten, wer von ihnen beyden ocn Rang habe? und wer von ihncn beyden voran gehen muffe? dcr König schrieb zurück: „Die größte Närrinn geht oor-an." Der Kriegsrath *" erhielt seinen Titel, um den er angehalten hatte, vom König; aber in die Resolution auf seine Bittschrift mußte auf ausdrücklichen Befehl des Königs eingerückt werden: der Titcl würdc ihm mit der Bedingung ertheilt, daß er sich nie unterstände, Sr. Majestät im Kriege einen Rath zu geben. Zu der Zeit als man entdeckte., daß der bekannte Ritter d'Eon ein Frauenzimmer sey, sagte er zu dem damahligen französischen Gesandten im Scherz: So ist es mit euch Herren Franzosen,? Wenn man glcwvt, man hat mit einem Manne zu thun, so findet sichs am Ende, daß es ein Weib ist.