Ni*. 7. Diens r--—~"-7zr; ~ 10. April Laibacher 1888. SCHDLZEITeil. Organ des krainisclien Lehrervereines. Erscheint am Leiter: Johann Sima. Leitung: lO. und 25. jedes Monats. - Petersdamm Nr. 51. XVI. Jahrgang. ^e2Ugspreise: Für Laibach: Gan/.jährlich fl.2*C>0, halbjährlich fl.140.— Mit der Post: Ganzjährlich fl.280, halbjährlich fl. I* 50. ersendung: Buchdruckerei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg, Bahnhofgasse Nr. 15. — Anzeigen werden billigst berechnet. Schriften und Werke zur Beurtheilung werden kostenfrei erbeten. — Vereinsmitglieder erhalten das Blatt umsonst. Die Hauptversammlung des krain. Lehrervereines. Wie bereits mitgetheilt worden, fand die diesjährige Generalversammlung des krain. Lehrervereines am 28. v. M. im Clubzimmer der Casinorestauration statt. Es erschienen Mitglieder aus Laibach, St. Veit bei Laibach, Adelsberg, Weixelburg und St. Martin bei L'ttai. Der Obmann Herr Prof. Linhart eröffnete die Versammlung und legte derselben nachstehenden Thätigkeitsbericht vor: «Wenn ein Verein seine Generalversammlung abhält, so fordern die Mitglieder des-Se*ben mit Recht von dem Vereinsausschusse einen Bericht über die Thätigkeit des Vereines während des abgelaufenen Vereinsjahres. Ich will es versuchen, Ihnen einen s°lehen Bericht zu geben, aus welchem zu ersehen sein wird, inwieweit unser Ausguss und unser Verein seinen Verpflichtungen und seinen Statuten nachzukommen bestrebt war. Den Anfang unserer Thätigkeit, der notSh in den Jänner 1887 fällt, bilden die eingehenden Berathungen über die neu zu verfassenden Formularien der an unseren Volks-sehulen gebräuchlichen Amtsschriften. Zu diesem Behufe wurde ein eigener Ausschuss ^Usammengestellt, welcher sich mit der Abfassung dieser Formularien in häufigen Zu-Satnnnenkünften befasste. Alle diejenigen, die mit diesen Arbeiten betraut wurden, wissen, "''e viel Mühe und Zeit dazu verwendet werden musste. Es waren dies die Herren Lenda, Kermavner, Göttwert, Ludwig, Sima und Uhl und die Fräulein Lehrerinnen Lfantner, v. Lehmann und Witschl. Ich fühle mich verpflichtet, diesem Ausschüsse für seine ausgezeichnete Mühewaltung neuerdings den besten Dank auszusprechen. In den Versammlungen am 29. Jänner, 16. Februar und 2. April erfreute Herr Ober-Ißhrer Kermavner die Mitglieder mit seinen «Wanderungen und Beobachtungen in Bosnien», die er als Mitglied des Occupationsheeres zu machen Gelegenheit hatte. Am Fi. März hielt Herr Oberlehrer Benda einen Vortrag «über den heimatlichen Unter-Dcht in der III. Classe», und am 23. April veranstaltete der Verein eine bescheidene dand-Feier, bei welcher Herr Professor S am h ab er eine glänzende Festrede über Lhland als Dichter, als gelehrter Forscher, als Patriot und als Politiker hielt, welche der 9. Nummer unserer «Schulzeitung» veröffentlicht wurde; daran schlossen sich usik- und Gesangsproductionen. Am 7. Jänner d. J. sprach Herr Lehrer Uhl «über JeVerbildung im allgemeinen» und Herr Lehrer Göttwert «über den Religionsunter- riehl in der Volksschule>. Am 28. Jänner hielt. Herr Oberlehrer Benda einen Vortrag «über den metrischen Scheibchen-Rechenapparat von Prof. Lavtar», an welchen sich eine sehr lebhafte Debatte knüpfte, und Herr Lehrer Ludwig trug einige Gedichte in ober-bairischer Mundart von C. Stieler vor. Am 11. Februar wurde nach eingehender Begründung von Seite des Herrn Lehrers Uhl die bereits veröffentlichte Resolution gegen die Liechtensteinsche Schulvorlage gefasst, wonach noch Herr Lehrer Bersin «über den Vorbereitungsunterricht im ersten Schuljahre» berichtete. Die letzte Vereinsversammlung endlich fand am 25. Februar statt; in derselben brachte Herr Prof. Sambah er einen sehr interessanten Vortrag «über Valvasors Todtentanz und die Todten-tanz-Literatur». Ausserdem war der Verein stets auch bedacht auf die Herausgabe der «Laibacher Schulzeitung», welche monatlich zweimal im Umfange eines Druckbogens erschien. Wer eine einzige Nummer dieser unserer Zeitschrift in die Hand nimmt, findet allerdings nichts Ausserordentliches in derselben; wer aber einen ganzen Jahrgang durchblättert, der kann sich beiläufig vorstellen, welche bedeutende Mühen und Arbeiten dieses Unternehmen erfordert. Das wichtigste Moment unserer diesjährigen Thätigkeit war wohl die Fassung der Resolution gegen die Liechtensteinische Schulvorlage am 11. Februar d. J. Obgleich sich der Verein nicht im entferntesten der Vorstellung hingibt, als könnte durch seine Resolution irgend etwas an der Sache geändert werden, so glaubte er sich dennoch verpflichtet, in dieser die ganze österreichische .Lehrerwelt so tief berührenden Angelegenheit nicht schweigen zu dürfen, sondern offen und ehrlich seiner Ueberzeugung Ausdruck geben zu müssen. Wir sind auch überzeugt, dass mit unserer Resolution auch eine grosse Anzahl derjenigen Mitglieder des krainischen Lehrer-Standes übereinstimmen, die nicht unsere nähern Gesinnungsgenossen sind. Wir stehen, wie wir es in der Resolution sagten, nach wie vor auf dem Boden unserer Reichsvolks' Schulgesetze und sehen nur in dem Festhalten und dem Ausbau derselben im fortschrittlichen Sinne das Heil unseres Vaterlandes. Wenn Sie also all das, worüber wir im Laufe des Jahres gesprochen und verhandelt haben, in Erwägung ziehen und nur für sich allein betrachten, so ist unsere geleistete Arbeit allerdings keine ausserordentliche; wenn Sie aber auch die Umstände und die Zeit, in der wir wirken, und die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, berücksichtigen, so müssen Sie, wenn Sie vorurtheilslos über unsere Thätigkeit urtheilen wollen, zugestehen, dass der krainische Lehrer verein seiner ihm zustehenden Aufgabe nach Kräften gerecht wurde.» Der nächste Gegenstand war der Bericht über die finanzielle Lage des Vereines. Denselben erstattete der Vereinscassier, Herr k. k. Bezirksschulinspector Gerkmann-Aus demselben ist zu ersehen, dass die Auslagen des Vereines vollkommen gedeckt wären, wenn die sämmtlichen Rückstände eingiengen. Die Versammlung beschloss, s11 die «Rückständler» dringende Mahnschreiben zu richten, ihren Verpflichtungen nach-zukommen. Schliesslich wird sowohl dem Herrn Vereinscassier sowie auch dem langjährigen Schriftleiter der «Laibacher Schulzeitung» der Dank der Versammlung ausgesprochen. Interessant ist eine Aeusserung, die bei dieser Gelegenheit ein Mitglied zur Kenntnis der Versammlung brachte; dasselbe theilte nämlich mit, dass sich ein hochgestellter Beamter geäussert habe, dass «der Inhalt der ,Laibacher Schulzeitung eine ausgezeichnete Kost für die krainischen Lehrer sei». Nun erfolgte die Wahl des Ausschusses. Es erschienen nachstehende Herren uh gewählt: Benda, Eppich, Gerkmann, Josin, Küster, Linhart, Plhak, Samhaber und Sim®' Nachdem die Tagesordnung erschöpft war, sprach der Obmann den Anwesenden deß> Dank für ihr Erscheinen aus und schloss die Versammlung. * * * In der darauf folgenden Ausschussitzung wurde Herr Prof. Willi. Linhart zum Ob-ftianne, Herr Oberlehrer J. Benda zum Obmannstellvertreter, Herr k. k. Uebungslehrer J- Sima zum Schriftführer und Herr k. k. Bezirksschulinspector J. Gerkmann zum Cassier des Vereines gewählt. lieber die Veranschaulichung heim Rechen unterrichte. (Als Antwort auf den Artikel «Der metrische Scheibchen-Rechenapparat».) Herr Redacteur! Nehmen Sie vor allem meinen verbindlichsten Dank hin für die freundliche Aufnahme dieser Zeilen in Ihr geschätztes Blatt. Ich kann auch Sie, die verehrten Leser und den Herrn, der über meinen Apparat referiert hat, versichern, dass es sich hier rein um Schulangelegenheiten handelt, die niemanden, auch den Gegner hiebt, verletzen können. Wir streben ja alle nach ein und demselben Ziele: die Methode auf eine möglichst hohe Stufe zu heben. Um jedoch die Einwände des Herrn Referenten hiöglichst klar zu entkräften, ist es nothwendig, etwas weiter auszuholen, den Zweck der Veranschaulichung etwas fester ins Auge zu fassen. Ich bitte also um Nachsicht Zwei Fragen drängen sich uns vor allem auf: 1.) Wie hat. man die Zahlen, 2.) wie d'e Operationen, die Addition, die Subtraction, die Multiplication, die Division (das Messen und Theilen) zu veranschaulichen? Die Antwort auf die erste Frage folgt unmittelbar aus der Art und Weise, wie "'if uns die Zahlen vorstellen, oder besser gesagt, wie wir uns ein Urtheil über den M7ert einer Zahl verschaffen. Entweder stelle ich mir eine Zahl momentan vor, d. h. wenn ich auf eine Gruppe gleichartiger Gegenstände, z. B. Bäume, blicke, eiffahre ich bloss durch diesen Blick, wie 'del Bäume vor mir stehen, oder aber genügt dieser Blick nicht, um sich der Zahl der Bäume bewusst zu werden, es muss noch ein Act. des Geistes erfolgen, durch den *eh zur Erkenntnis der Zahl gelange. Niemand wird behaupten wollen, dass er eine Gruppe gleichartiger Gegenstände momentan auf die Zahl abschälzen kann, einen Act. des Geistes bezüglich dieser Abschätzung muss er zugeben. Dieser Act besteht nun eut.weder in der Bildung eines Zahlbildes oder in der Bildung einer Reihe, d. h. im Wählen. Von diesem Acte des Geistes hängt es aber hauptsächlich ab, wie man eine ^ahl zu veranschaulichen hat. Die sinnliche Veranschaulichung muss zu einer 'hnern werden, wird sie dies nicht, so erscheint das Dargeslellte wohl so, wie es in der Natur vorkommt oder Vorkommen kann, sie stellt, jedoch den Geistesprocess nicht dar. Die Frage über die Art der Vorstellung einer Zahl wird vielfach ventiliert und ist auch in meiner Broschüre über den metrischen Scheibchen-Rechenapparat.* erörtert 'vorden. Hören wir einmal, was schon Tillich (1806) geschrieben hat. «. . . . Pestalozzi’s Steinentarbücher stellen die Zahl als Folge empirischer Wahrnehmungen dar, während )'e hier als Acte reiner innerer Anschauung aufgefasst werden. Dort, ist überall von ''frthlen g r ü s s e, nicht, von Zahlenordnung die Rede; hier ist durchaus alles auf die Ordnung gebaut. Die Zahlen von 1 bis 10 werden Normen für Ordnung, für Rubriken, keineswegs für die äussere Darstellung der wahrgenommenen Vielheit, die nach meiner Geberzeugung nur durch Ordnung in uns entsteht und nur darauf sich stützt. Indem 'vir z. B. 85 aussprechen, so schwebt uns keineswegs jede Einheit vor, sondern vielmehr * Zu bekommen bei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach. die Zahl der Zig (Zehner) und der Einer; noch auffallender isl es bei Hunderten und Tausenden der Fall, die nur insofern Sinn für uns haben, als wir die Rubriken uns mit Klarheit vorstellen. Der Einheiten sich bewusst zu werden, ist schlechterdings unmöglich.» Diese Worte sind klar, und man möchte meinen, dass man nichts mehr dazu zu setzen brauchte. Um jedoch das sogenannte Dreierprincip, welches in meiner Broschüre angeführt wird, in ein klares Licht zu setzen, mögen noch einige Worte über die Vorstellung der Zahl folgen. Jedermann muss zugeben und gibt auch zu, dass wir auf einen Blick erkennen, ob sich vor uns 1 Baum oder 2 Bäume oder 3 Bäume befinden. Dies bestätigt die Erfahrung. Man beobachte nur, wie das Volk Eier, Nägel und andere Sachen zählt. In die eine Hand werden 3, in die andere 2 Nägel genommen u. s. f. Haben wir eine Strecke in 2 oder 3 gleiche Theile nach dem Augenmass zu theilen, so bereitet uns dies keine besonderen Schwierigkeiten; bei der Theilung in 4 gleiche Theile halbieren wir zuerst das Ganze und dann die Theile. Wie es uns bei der Theilung in 5 und in mehrere gleiche Theile ergeht, ist. jedermann klar. Ja, die Zahlzeichen der alten Völker bestehen aus Gruppen zu 1, 2, 3 Zeichen (zeitweise auch zu 4 Zeichen), wodurch man offenbar nichts anderes erstrebte, als eine rasche Uebersicht über die Zahl aller Zeichen einer dargestellten Zahl zu gewinnen. Durch diese Gruppierungen entstanden Zahl-bilder, und weil die Bilder sich voneinander unterschieden, wie z. B. ein Haus von einer Kirche u. s. w., so wusste man, welche Zahl diese Bilder vorstellten. Solche Zahlbilder kann man jedenfalls als die ersten Ziffern (Zahlzeichen) bezeichnen. Die Bedeutung der Zahl 3 tritt noch deutlicher hervor, wenn wir dieselbe beim Operieren genauer ins Auge fassen. Diese Wichtigkeit soll jedoch hier und nicht bei der Besprechung der Operationen hervorgehoben werden, damit das Dreierprincip vollends ins Helle tritt. Hat man die Aufgabe: Zähle von 5 (7, 8 . . .) um 2, 3 weiter, kann man dies ohne ein besonderes Hilfsmittel (z. B. Finger) ausführen. Anders ist es, wenn man um 4, 5, . . . weiter zu zählen hat; in diesem Falle ist eine Stütze nothwendig. Wir zählen z. B. an den Fingern weiter, bis 4, 5, . . . an die Reihe kommen. An meinem Rechenapparate leisten denselben Dienst die Scheibchen. Aehnlich geht es uns mit dem Zählen nach rückwärts. Da das Addieren auf dem Weiterzählen (vergl. weiter unten) beruht, so ist es klar, dass das Zuzählen der Zahlen 1, 2 und 3 rein geistig durchgeführt werden kann, während das Zuzählen grösserer Zahlen so lange einer sinnlichen Stütze bedarf, bis man sich entweder die Resultate gemerkt hat, z. B. für 5 -j- 4 das Resultat 9, für 9 + 9 das Resultat 18 u. s. w., oder die 4 sich als 3 -j- 1, die 5 als 3 -)- 2 u. s. w\ vorstelU und zuerst 3, dann 1, resp. 2 u. s. w., dazuzählt, was aber wieder voraussetzt, dass dem Schüler das Zuzählen der Zahlen 1, 2, 3 mechanisch geläufig ist. Wie das Addieren an meinem Rechenapparate veranschaulicht werden kann, brauche ich nicht näher zu erläutern. Man zählt z. B. zu den 4 Scheibchen 5 dazu u. s. w. Eine ähnliche Bemerkung gilt für die Subtraction, die auf dem Rückwärtszählen beruht. So wie eine Zahl durch Wiederholung derselben Einheit, z. B. eines Baumes, entsteht, gerade so beruht, das Wesen der Multiplication auf der Wiederholung derselben Gruppe gleichartiger Gegenstände, z. B. auf der Wiederholung 3 Bäume u. s. f.; 1, 2, 3 solcher Gruppen kann man sich momentan vorstellen, wobei uns jede Gruppe wohl als eine Vielheit vorschwebt, das Bild dieser Vielheit ist jedoch in der Vorstellung ein verschwommenes Ganze und nicht eine Vielheit, in der man jeden Theil deutlich für sich sieht. Wir stellen uns also das 2fache, 3fache einer Zahl leicht vor, ganz anders verhält es sich mit dem 4fachen, 5fachen u. s. w. — Sowie das Addieren auf dem Weiterzählen zu 1, so beruht das Multiplicieren auf dem Weiterzählen zu 2 oder zu 3 oder zu 4 u. s. w\ An meinem Apparate hat. man also nur Gruppen zu 2, zu 3 Scheibchen u. s. w. aufzustellen, um das Operieren zu veranschaulichen. Die Hälfte von 6, den 3. Theil von 6 oder einer andern Zahl stellen wir uns leicht vor, ganz anders ist es mit dem 4., 5. Theil einer 2ahl u. s. f. Dies erkennen wir sogleich, wenn wir an meinem Rechenapparate 6 Scheibchen, die sich in gleicher Entfernung voneinander befinden, zerlegen in 2 Gruppen zu je 3 Scheibchen oder in 3 Gruppen zu je 2 Scheibchen nebeneinander. Aehnliche Bemerkungen gelten für das Messen (vergl. weiter unten). Dass es sich mit der Zahl 3 so verhält, bestätigt auch das Kind. Das 2fache, Sfache einer Zahl merkt es sich schnell, anders ist es mit dem 4fachen, öfachen u. s. w. Das Gleiche gilt fürs Messen und Theilen. Und ohne psychologischen Grund werden die Alten das Dupli er en (Verdoppeln) und das M edieren (Halbieren) als eigene Operationen doch nicht eingeführt haben? Schauen wir uns diesbezüglich noch die sogenannten Zahlbilder genauer an. Die Zahl 6 z. B. sehe ich im bekannten Zahlbilde entweder dadurch, dass mir 2 verschwommene verticale Reihen zu 3 Funkten vorschweben, die 2 Reihen aber deutlich, oder sehe ich 2 Punkte der ersten horizontalen Reihe deutlich und das übrige verschwom-fnen u. s. w. Aehnlich verhält es sich mit den übrigen Bildern. Durch derartige Betrachtungen kommen wir also zu dem Resultate: Auch durch ein sogenanntes Zahlenbild sind wir nicht imstande, den Werl einer Zahl momentan zu erschauen; wir wissen nur aus dem bekannten Bilde, dass es uns eine bestimmte Zahl vorstellt. Zur Erhärtung dessen möge man sich die Zahlen 13, 9, 18, 4, 15 u. s. w. rasch vorstellen; schweben uns beim Abschätzen der Zahlen wirklich die Zahlbilder vor? Die Zahlbilder sind von Menschen erst erfunden, und zwar von den Alten, denen sie als Zahlzeichen (Ziffern) dienten, von den Monographen fürs anschauliche (?) Rechnen, sie sind nicht eine Eigenthümlichkeit des Geistes, aus welcher das Rechnen, wie es sich in unseren Gedanken abspinnt, resultiert. Soll also die sinnliche Veranschaulichung den Zweck haben, die innere Anschauung anzuregen, zu unterstützen, so folgt aus dem Gesagten unmittelbar, dass die Zahlenbilder nicht geeignet sind, die Zahl zu veranschaulichen, so zu veranschaulichen, wie es die Schule erfordert. Die sinnliche Veranschaulichung wird oft auf Rechnung der Geistesoperation übertrieben; sobald letztere sich mit Leichtigkeit abwickelt, hat erstere als überflüssig, ja als hemmend aufzuhören. Wenn sich also eine Zahl nicht momentan aus dem vorliegenden Natur bilde, deren es unzählige gibt — 13 Bäume z. B. kommen in der Natur auf die verschiedenste Art gruppiert, vor —, die sich also gegenseitig verwischen, dem Werte nach nicht abschätzen können, wie geschieht dies dann? Durchs Zählen. Gezählt hat man seil jeher, man zählt heute. Und welcher von den Monographen und deren Vertretern kann sagen, dass er einen Haufen Aepfel, eine Gruppe Menschen u. s. w. nicht zählt, wenn er erfahren will, wie viel Aepfel im Haufen, wie viel Menschen in der Gruppe sich befinden u. s. w. Geht hin zu den zähesten Vertretern der Grube’schen Methode und beobachtet, wie ein Kind, das nicht mehr weiss, wie viel 5 3 z. B. ist, das Resultat sucht. «Zeige 5 Finger, und nun noch 3; zähle also ab, wie viel das ausmacht..» Das ist die Methode, nach der sich die meisten ver- gessenen Resultate der Addition suchen lassen; sie kehren nicht zu den Zahlbildern zurück. Die verschiedenen Zahl- und Zerlegebilder hat sich das Kind nicht gemerkt, das fühlen sie innerlichst, nur ein Weiterzählen beruht auf der Eigenthürnlichkeit des Geistes. Oder was wollen die Monographen, wenn sie Uebungen wie: «Welche Zahl folgt auf 5, zwischen welchen Zahlen liegt 5» u. s. f., als besonders wichtige wärmstens aufs Gewissen legen, anderes, als eine sichere Orientierung in der Zahlenreihe gewinnen? Die Monographen gerathen da, wenn nicht in einen Widerspruch, so doch in ein Bekenntnis, dass die Pflege der Zahlenreihe, also auch des Zählens, von höchster Bedeutung ist. Ja, wenn sie sich genauer fragen, müssen sie sich eingestehen, die Zahl wird durch die Stelle in der Zahlenreihe und nicht durch ein Bild ihrem Werte nach erkannt. Wenn aber dies der Fall ist, wie haben wir dann die Zahl zu veranschaulichen? Jedenfalls nur durch die Reihenbildung, denn nur dadurch regt die sinnliche Anschauung die innere an, nur dadurch wird nothgedrungen der Geistesprocess eingeleitet, auf den sich alles Rechnen stützt. Da aber in der Natur eine Menge gleichartiger zusammengehöriger Gegenstände in den verschiedensten Gruppierungen (Bildern) vorkommt, so soll man anfangs die Veranschaulichung an freien Objecten vornehmen, z. B. an Würfeln, Stäbchen, Kastanien u. s. w., die sich aus den verschiedensten Gruppierungen in eine Reihe stellen lassen. Dies gilt insbesondere für den Raum 1 bis 10, aber auch noch für den Raum 1 bis 20, also fürs erste Schuljahr. Ein Rechenapparat, auf welchem die Rechensteine in einer Reihe angebracht sind, wird erst benützt, wenn die Kinder die Reihe aus freien Objecten zu bilden verstehen, und zwar soll im ersten Schuljahre die Benützung desselben immer an die Reihenbildung aus freien Objecten sich anschliessen. Im Raume 1 bis 100 genügt der Rechenapparat für die Veranschaulichung der Zahlen vollends, womit jedoch nicht gesagt ist, dass die Münzen, Masse u. s. w. zu diesem Zwecke nicht zu verwenden wären. Die Zahlenreihe geht jedoch ins Unendliche. Die Uebersicht derselben wird umso schwieriger, je länger sie wird, ja die Uebersicht beginnt bei einer Grenze unmöglich zu werden. Daher ist durch die Eigenthürnlichkeit des Geistes die Bildung eines Zahlensystems bedingt. Die 10 Finger an den Händen werden jedenfalls die Veranlassung zur Entstehung des dekadischen Systems gewesen sein. Die Dekadik findet sich neben dem Fünfer- und Zwanzigersystem schon bei den Alten vor. Jedem System liegt jedoch immer der eine Gedanke zugrunde, die lange Zahlenreihe in kurze, übersichtlichere Reihen zu zerlegen, damit sie selbst kürzer und übersichtlicher wird. Diese Gedanken können wir durch den metrischen Scheibchen-Rechenapparat, an dem auf einer Messingführung 100 leicht verschiebbare, 1 cm starke Scheibchen sich nebeneinander befinden, recht klar zum Ausdrucke bringen. Befinden sich alle Scheibchen um ein Gleiches voneinander entfernt nebeneinander, so erscheint es uns unmöglich, das 32. Scheibchen z. B. momentan zu bestimmen. Gruppiert man aber alle Scheibchen zu je 10 in eine Gruppe, und bringt man die Gruppen in grössere Entfernungen voneinander, so ist eine Uebersicht wieder gewonnen. Schiebt man dann noch in die Nähe der 3 Zehner 2 Scheibchen dazu, so erkennt man die Zahl 32 allsogleich. Damit ist auch der Gedanke der Dekadik vollkommen charakterisiert. Ich kann nicht umhin, ein Beispiel vom Zählen, das sich mir ineinemfort aufdrängt, hier anzuführen. Nägelschmiede zählen die Nägel nach Würfen (1 Wurf = 5 Nägel), und zwar, indem sie in die eine Hand 3 und in die andere 2 Nägel nehmen. 1 Wurf, 2 Würfe, 3 Würfe u. s. w. bis 20 Würfe. Dabei angelangt, legen sie einen Nagel auf die Seite, um zu zeigen, dass nun 1 Hunderter fertig ist. Das Gleiche thun sie beim zweiten und dritten Hunderter u. s. w. WTas lernen wir daraus? Das Zählen wird beschleunigt durch Anwendung des Dreierprincips, und weil man nach diesem Principe und dem Principe der Dekadik in 2 Hände nur 5 Nägel nehmen kann, so muss man bis 20 zählen, um 1 Hunderter zu bekommen. Das Dreierprincip erscheint Neben der Dekadik für eine rasche Orientierung in der Zahlenreihe von höchster Bedeutung. Bei der Veranschaulichung der Zahlen 4, 5 wird man also anfangs den vierten Rechenstein, resp. den vierten und fünften, etwas weiter weg von den 3 ersten Rechen-steinen stellen, also so, wie das aus der nachstehenden Figur ersichtlich ist. Später jedoch, nachdem man die Ueber/.eugung gewonnen hat, dass das Kind diese Zerlegung auch rein innerlich vornimmt, wenn dies bei den in einer Reihe befindlichen Objecten auch nicht der Fall ist, werden die Rechensteine alle in gleiche Entfernung nebeneinander gestellt, also so: Bei der Veranschaulichung der Zahlen 6, 7, 8, 9, 10 wird man anfangs die ersten n Rechensteine in gleicher Entfernung nebeneinander anbringen und die übrigen weiter "'ng, wie dies z. B. für die Zahl 8 an Folgendem ersichtlich ist: •sPäter jedoch, nachdem die äussere Anschauung zu einer inneren geworden ist, alle Rßchensteine in gleicher Entfernung nebeneinander anbringen. Durch ein derartiges Vor-gnhen gewöhnen wir die Schüler, die Reihe bis 10 möglichst rasch, wenn nothwendig, geistig zu durchlaufen. Hat man die Zehnerreihe zu übersehen, so richte man sich wenigstens still-sch\veigend nach demselben Principe. An meinem vereinfachten Rechenapparate ist dafür fiurch weisse Striche an der rothen Hinterwand gesorgt. Denken wir uns die Hinterhand in 10 gleiche Theile getheilt •— jeder Theil ist ein Raum für einen Zehner — aber nur den 3., 5. und 7. Theil durch weisse Striche herausgehoben, so übersieht das R’nd bald, wenn man davon auch nicht spricht, dass bis zum ersten weissen Striche ^ Zehner, bis zum zweiten, etwas längeren 5 Zehner und bis zum dritten 7 Zehner dargestellt s'nd, es ist also dadurch für die Orientierung nach dem Dreierprincipe gesorgt. Die Boden-fiäehe des Apparates ist durch Querstriche in 10 gleiche Räume eingetheilt, wodurch fias Einstellen der einzelnen Zehner in ihre entsprechenden Räume erleichtert ist. Der Reist schätzt also den Wert einer Zahl nur nach ihrer Stelle in der Zahlenreihe ab, welches Abschätzen durch Einführung des dekadischen Systems ermöglicht und durch cbe momentane Uebersicht von 3 Zahlen in der Reihe beschleunigt wird. Die Veran-Schaulichungsmittel, also auch die Rechenapparate, müssen dies berücksichtigen, wenn sie fii® Eignung haben sollen, die äussere Anschauung auf eine rein geistige überzuführen. Rnmnach kommen die Rechenapparate, die auf dem Principe der sogenannten Zahlen-bilder beruhen, ausser Betracht. Natürlich sind darunter jene Zahlenbilder, die sich aus fi®1' Dekadik, dem Dreierprincipe und der Reihenbildung ergeben, nicht gemeint, wie Agende: fUr die Zahlen 5, 10, 12. (Fortsetzung folgt.) Stationen meiner Lebenspilgerfahrt. Aus den Erinnerungen eines alten Lehrers. (Mitgetheilt von Hans Ecke.) (Fortsetzung.) IX. Das Kriegstheater. Kaum mehr als eine Woche war vorübergegangen. Das Jahr 1847 hatte sich zur Ruhe gebettet und das Jahr des Völkerfrühlings und der «Jugendduselei» war hereingebrochen, als ich meine Uebersiedllung bewerkstelligte. Am 2. Jänner 1848 trat ich mit viel Muth, aber wenig Hoffnung meinen Posten an. Dem Dorfe selbst waren noch fünf andere Gemeinden eingepfarrt; vier derselben hatten keine eigene Schule, sondern nur gemietete Räume, in welchen der Unterricht ertheilt wurde. Diese Orte lagen eine Stunde, ja bis fünf Viertelstunden von der Mutterschule entfernt. Zur Resorgung des Unterrichtes in diesen «Excurrendo-Schulen» waren mir zwei Gehilfen zugewiesen, welche ihrer Pflicht derart nachkamen, dass jeder in den beiden jedem zugewiesenen Dörfern abwechselnd in dem einen an den geraden, in dem andern an den ungeraden Tagen unterrichtete, so dass jedes der vier Dörfer eigentlich nur drei Tage in der Woche «Schule» hatte. Das fünfte besass einen eigenen Lehrer. Derselbe gehörte jenen armen bedauernswerten Geschöpfen an, auf welche mit vollem Rechte der Spruch Anwendung finden dürfte: «Wen die Götter strafen wollen, den machen sie zum Erzieher!» An dieser Stelle will ich eines und des anderen Lehrers aus diesem Decanate gedenken. Gab es hier doch eine Reihe von Jugendbildnern, deren Einkommen in Geld nicht einmal 60 fl. C. M. jährlich erreichte. Ausser dieser Summe hatte er wohl zumeist noch einige Ackerbeete behufs Anbaues von Kartoffeln, die ihm als ein Gnadengeschenk die Gemeinde zugewiesen hatte; für den Samen zum Anbau des nothwendigsten Nahrungsmittels musste er selbst Sorge tragen. So lag auf einem der auslaufenden Rücken des Sudetengebirges, kaum drei Stunden von der Landeshauptstadt entfernt, das Dörfchen Gw. . .. «Arm wie eine Kirchenmaus» heisst, das Sprichwort! «Arm wie der Lehrer von Gw. ...» hiess es unter unseren Kameraden. — Das Dorf konnte bei seiner Armut nicht viel thun und kümmerte sich um den Schulmeister beinahe gar nicht. Schwer hatte ihm das Leben mitgespielt. Die Genossin seines Elends war in die Grube gesunken, und so führte er sich seinen kleinen Haushalt, bei dem Hunger und Elend fast täglich zu Gaste waren, selbst. Wenn des Mittags Kartoffeln das einzige Gericht bildeten, so bot abends die Wassersuppe die einzige und doch hochwillkommene Abwechslung. Und doch wäre auch das nicht möglich gewesen, wenn er sich nicht einen Nebenverdienst gesichert, hätte, der in Verfertigung von — Leitern bestand. War die Schule vorüber, so arbeitete er vor dem Schulhause, gleich einem Holzknechte, unverdrossen, und was er bis Freitag abends fertig-gestellt, das trug er Samstag zeitig morgens die Höhe hinab zum Verkauf in die Landeshauptstadt, keuchend unter seiner Last, wenn er nicht eine mitleidige Seele fand, welche seine Bürde auf den Wagen laden konnte oder wollte. Ob schön, ob Regen — immer fand ihn der Markt auf seinem Platze, da er ja den kargen Verdienst benöthigte, um sich vor dem Hungertode zu schützen. Nur am Montag oder Dienstag vormittags ruhte diese Arbeit, da er sich an diesen Tagen seine Wäsche reinigte oder ausbesserte. Oft hörten die Schulbesucher die Worte: «Kinder, morgen habt ihr keine Schule, denn ich •nuss meine Wäsche Nicken und waschen!» Dann fand sich mitunter eines der erwachsenen Mädchen ein, um dem Lehrer bei der schweren Arbeit behilflich zu sein. Zwei andere meiner Amtsgenossen waren diesem Manne gegenüber dadurch in einer besseren Lage, dass sie ihrer Pflicht an letzter Stelle und ihrem Nebenverdienste in erster Richtung oblagen. So unterhielt der eine der Lehrer einen ausgiebigen Bretterhandel, und oft kam er 2- bis 3mal die Woche zur Zeit, wo das Geschäft, besonders gedieh, mit diesem Artikel nach T . . . . Wie auf diese Weise der Schule gedient und der Unterricht gefördert wird, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung. Doch weder die Gemeinde noch das Pfarramt nahm als erste Vorgesetzte Behörde hievon Kenntnis. Die Gemeinde war zufrieden, weil der Lehrer trotz seines geringen Einkommens, wenn man ihn in seinem Geschäfte nicht störte, keine Ansprüche machte und die Bewohner anderseits gegen den Ferialtag nichts einzuwenden hatten, da die Kinder zu kleineren Handlangerdiensten im Hause oder zum Kühehüten verwendet werden konnten. Der Pfarrer als Behörde wäre wohl in erster Richtung zur Abstellung solcher Dinge berufen gewesen; doch war der Lehrer nur ein unterthäniger Knecht und geschmeidiger Diener des geistlichen Herrn, dann war alles — alles gut. Machte doch der Seelsorger selbst gern einen Abstecher, anstatt die Schule zu besuchen, und was konnte es auch verschlagen? Für das Auswendiglernen des Katechismus sorgte der Bakel des Lehrers, denn wenn derselbe «gut gieng», dann war ja die religiöse Bildung des Ge-müthes erreicht. Ein anderer sorgte durch ausgiebigen Handel mit Gänsen in den Herbst- und Wintermonden sein karges Einkommen in dieser Zeit zu erhöhen, während in der wärmeren Jahreszeit seine Flickarbeit den Dorfbewohnern den fehlenden Kleidermacher ersetzen musste. Auch an mich trat eine Aufgabe, über deren Lösung mir bislang alle Erfahrungen mangelten — ich musste Gekonom werden. — Es gehörten nämlich zur Schule, wenn auch nur in geringem Ausmass, Aecker und ein Stückchen Garten oder, besser gesagt, ein kleiner Grasplatz, da sich in demselben weder ein Baum noch ein Strauch befand und der Anbau des Grünzeuges wegen des geringen Ausmasses die Mühe nicht lohnte. Als Wohnung besass ich ein Zimmer und «eine Kammer», wie der technische Ausdruck in der politischen Schulverfassung lautete. Und sie machte ihrem Namen volle Ehre: ein schmaler Raum, kaum von nur 2 Schritt Breite, der durch ein Bett und einen Stuhl vollständig gefüllt war! Ueber allzugrosse Lichtfülle durfte man daselbst nicht klagen, da nur ein halbes kleines Fenster den Raum wenig erhellte. — Küche war keine vorhanden, da nach des Pfarrers Meinung diese für den Lehrer eine unnöthige Einrichtung wäre. — Im Sommer musste im Hausflur auf einem kleinen Herde, der auf künstlichen Aufbau keinen Anspruch erhob, im Winter dagegen im Kachelofen mit Zuhilfe der Ofengabel (!!) vom Hausflur aus gekocht werden. — Es war dies letzteres ein «Mechanismus», der heute kaum noch irgendwo gefunden wird, indem die Kochgeschirre auf eine grosse zweizackige Gabel, deren Stiel sich auf einer Rolle, die am Herde befestigt war, hin und her bewegte, hineingeschoben wurden und ebenso herausgeholt werden mussten. Der Kachelofen selbst befand sich im Schulzimmer; er war seiner Grösse nach geradezu ein Ungethüm, da er beinahe ein Sechstel desselben einnahm. Neben demselben war der Backofen, der dem einen Schulgehilfen als Schlafstätte diente, während der andere in der Kammer untergebracht war. Die beiden Schulgehilf'en waren schon mehrere Jahre an der Schule beschäftig!.. Der ältere, ein Kind des Dorfes, diente schon an derselben zwölf Jahre. Er war gerade so wie ich um die erledigte Stelle eingekommen, doch da er sich auf einer niedern Bildungsslufe befand, konnte sich der Patron nicht entschliessen, ihn zu präsentieren. Mir (hat es um den Menschen sehr leid, und deswegen bemühte ich mich, ihm meinen Posten in Wagsladt zu verschaffen, und es wurde ihm derselbe auch auf meine Verwendung hin zugesichert. Doch der Pfarrer verbot es ihm bei Strafe seines Zornes, da, wie er sich ausdrückte, derselbe als Geisel für mich an der Schule verbleiben müsste. Er gehorchte zu seinem Schaden und meiner Qual und blieb. Sein jüngerer College, für den ich mich hierauf einsetzte, erhielt diesen Posten, da er den ohnmächtigen Zorn des Pfarrers unbeachtet liess. Damit war meine Stellung dem Pfarrer gegenüber klar geworden. (Fortsetzung folgt.) Rundschau. Niederösterreich. (Verbote.) Sämmtlichen Bürger- und Volksschulleitungen des Bezirkes Hernals ist nachstehender Erlass zu genauer Durchführung zogekommen: «Infolge verschiedener Klagen und Beschwerden hat sich der Bezirksschulrath veranlasst gefunden, anzuordnen: 1.) Jede Art von Verkaufsgeschäften in Schullocaliläten, daher ganz besonders zur Unterrichtszeit, sind, als dem Ansehen und der Würde der Schule abträglich, grundsätzlich untersagt. Jede diesbezügliche Uebertretung ist dem Bezirks-schulrathe sofort zur Anzeige zu bringen. 2.) Ausstellungen von Schauobjecten in der Schule sowie Vorstellungen irgend welcher Art gegen Geldentschädigung sind mit Rücksicht auf den Missbrauch der bisher ertheilten Licenzen bis auf weiteres vollständig eingestellt und verboten. Böhmen. (Erhebungen über das Vorleben der Lehrer.) Die «Freie Schulztg.» schreibt: Bekanntlich hat Se. Excellenz der Herr Minister für Cultus und Unterricht mit dem Erlasse vom 24. Mai 1885, Z. 5104, angeordnet, dass bei provisorischen sowie bei definitiven Besetzungen von Lehrstellen an Volksschulen vor Ausfertigung des bezüglichen Decretes, beziehungsweise vor Erstattung des Besetzungsvorschlages oder der Präsentation, eine genaue Erhebung über das moralische Vorleben der betreffenden in Betracht gezogenen Candidaten zu pflegen ist. In diesem Erlasse sowie in dem hierauf bezüglichen Durchführungserlasse des hohen k. k. Landesschulrathes vom 6. Juni 1885, Z. 19.598, ist nicht gesagt, wie diese Erhebungen zu pflegen sind, und es werden dieselben in einzelnen Bezirken leider in einer Weise gepflogen, welche dem Ansehen des Lehrstandes nicht immer förderlich ist. Während viele Bezirksschul-räthe es für ausreichend finden, wenn dem Gutachten über die lehramtliche Thätigkeit des Bittstellers dessen Vorgesetzter Bezirksschulrath auch jenes über das moralische Verhalten beifügt und bei Neuanstellungen, welche unmittelbar nach dem Besuche der Lehrerbildungsanstalt erfolgen, den Nachweis des moralischen Vorlebens durch die Erlangung des Reifezeugnisses erbracht halten, kommt es in einzelnen Bezirken auch vor, dass der Bezirkshauptmann diese Erhebungen durch die Gemeindevorsteher, ja selbst durch die Gendarmerie vornehmen lässt. So erhielt der Gendarmerieposten in L. den Auftrag, über das moralische Verhallen eines Unterlehrers zu berichten, welcher im Bezirke S. um eine Stelle angesucht hatte. Vom Bezirksschulrathe oder Bezirkshauptmanne in K. wurde wieder der Gemeindevorsteher in H. aufgefordert, einen derartigen Bericht über den dortigen Lehrer abzugeben, weil letzterer sich um eine Stelle im ^ezii-ke K. beworben halte. Diese Art der Erhebung über das moralische Vorleben der Lehrpersonen erscheint uns mit dem Ansehen, welches der Lehrer in der Gemeinde geniessen soll, und mit der Achtung, die er anzusprechen berechtigt ist, geradezu unverträglich. Zudem dürften diese Berichte auch nicht immer verlässlich sein. Abgesehen nun davon, dass es vielleicht doch den Schein einer gewissen Berechtigung hat, dass der Gemeindevorsteher, der bei der Ausfertigung von Sittenzeugnissen für die Angehörigen seiner Gemeinde mitzuwirken hat, über das moralische Verhalten der Lehrer gefragt w'rd, erscheint* es uns geradezu unbegreiflich, wie Bezirksschulräthe, oder wenigstens deren Vorsitzende, sich an die Gendarmerie um derartige Auskünfte über die Lehrer Wenden können und die Lehrer hiedurch gleichsam unter Gendarmerie-Aufsicht stellen. La der hohe k. k. Landesschulrath mit dem Erlasse vom 4. Jänner 1876, Z. 27.959, ausdrücklich darauf aufmerksam macht, dass den Ortsschulrälhen nach den bestehenden Lesetzen ein Recht zur Ausstellung von Verwendungszeugnissen für Lehrer nicht zusteht und die Ausstellung solcher Zeugnisse strengstens untersagt, glauben wir, dass auch die °ben geschilderte Erhebungsart über das moralische Verhalten der Lehrer, sofern dieselbe ^ur Kenntnis des h. k. k. Landesschulrathes gelangt, nie die Billigung desselben finden wird. Aus Krain und der Nachbarschaft. Veränderungen im Lehrstande. Die neucreierte Lehrerinstelle an der auf sechs Llassen erweiterten städtischen Mädchen-Volksschule in Laibach wurde der definitiven Lnterlehrerin an dieser Schule Fräulein Emilie Gusl und die an der genannten Mädchen-Volksschule hiedurch erledigte Unterlehrerinstelle der definitiven Lehrerin an der Volks-schule in Gurkfeld Fräulein Maria Wessner definitiv verliehen. Der bisherige provisorische Lehrer an der einclassigen Volksschule in Selo bei Schönberg, Herr Karl Zavor šnik, wurde zum definitiven Lehrer an dieser Schule ernannt. Von den absolvierten Lehramtszöglingen wurde Herr Stefan Primožič als zweiter Lehrer in Dobrova bei Laibach und Herr Bernhard Andolšek als zweiter Lehrer in Mitterdorf in der Wochein ^gestellt. Aus der letzten Sitzung des k. k. Landesschulrathes. Auf Grund der gepflogenen Lrhebungen wurden gegen mehrere Lehrer, beziehungsweise Oberlehrer, wegen pflichtwidrigen Verhaltens Disci plinar Verfügungen getroffen. — Einem k. k. Bezirksschul-rathe wurde über die gestellte Anfrage, wann Entlassungszeugnisse auszustellen seien, eine diesbezügliche Belehrung ertheilf. — Heber vorgebrachte Berufungen in Schulversäumnis-Straffällen wurden die betreffenden Entscheidungen gefällt. — Remu-Nerations- und Geldaushilfsgesuche von Lehrpersonen, dann eine grössere Anzahl von Gesuchen der Schüler der Mittelschulen um Gewährung der Schulgeldbefreiung, beziehungsweise um Belassung im Genüsse der Schulgeldbefreiung, wurden der Erledigung zugeführt. Aus dem Musealvereine. In der Versammlung vom 4. d. M. hielt Musealcustos Herr L. Deschmann einen höchst interessanten Vortrag über die Vogelkunde Krains üod deren Literatur, worüber wir auch unseren Lesern Mittheilung machen wollen. Herr Deschmann begann seinen Vortrag mit einer Betrachtung der mit den Laibacher Lfahlbautenfunden zutage geförderten Vogelknochen, die wohl geeignet sind, uns eine Vorstellung zu geben über das Vogelleben jener entlegenen Zeiten an den Ufern des ehemaligen «Laibacher Sees». Es fanden sich Knochenreste vom Singschwan, Kormoran, Lelikan, Storch, Kranich, von der Wildgans, von Reiher- und Entenarten vor. In dieser Gesellschaft sind Vögel vertreten, die heutigen Tages gar nicht mehr oder doch nur Lochst selten in Krain verkommen, die ungeheure Menge der gleichzeitig aufgedeckten Fischknochen erklärt jedoch zur Genüge das damalige zahlreiche Vorkommen dieser Vertreter der Vogelwelt, von denen einige, wie z. B. der Kormoran, zu den gefährlichsten Fischräubern gehören. Offenbar war der cLaibacher See» zu der Zeit auch ein viel besuchter Nistplatz, und es mochte sich hier dazumal ein Leben und Treiben entwickelt haben, wie es noch heute in den ausgedehnten Sümpfen an der untern Donau beobachtet werden kann. Der älteste Schriftsteller nun, der der krainischen Vogelwelt gedenkt, ist Valvasor; er beschreibt die merkwürdigeren und seltener vorkommenden Vögel in seiner bekannten Weise. So erwähnt er des Seidenschwanzes (pegam), des Mauerseglers, des Alpenspechtes etc. sowie auch der Haltestellen einiger Zugvögel, z. B. der Kraniche, die dermalen in Krain nicht mehr beobachtet werden. Seine wunderliche Nachricht über die «blinden schwarzen Enten», die zu gewissen Zeiten in grosser Menge aus den Sauglöchern des Zirknitzer Sees hervorkommen sollen, machte bis in die neueste Zeit grosses Aufsehen und wurde vielfach erörtert, obgleich sie schon von Steinberg (1758), dem berühmten Beschreiber des Zirknitzer Sees, gründlich widerlegt wurde. Sodann berührte der Vortragende die diesbezüglichen Arbeiten Scopoli’s in seinen «Descriptiones avium*; letzterer war der erste, der den Beschreibungen der Vögel auch krainerische (slovenische) Namen beisetzte. Ein verdienstvoller Ornitholog war ferner Sigismund Zois; das hiesige Museum besitzt zwei kostbare Manuscripte desselben aus den Neunziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts, die die Vogelwelt Krains behandeln und manche interessante Notiz enthalten. Von besonderer Wichtigkeit für die Kenntnis der krainischen Vogelwelt ist endlich die Gründung des Landes-Museums (1830). Aul die in demselben sich aufhäufenden Sammlungen basierte Musealcustos Frey er seine «Fauna der in Krain bekannten Säugethiere, Vögel, Reptilien und Fische» (1842), ein Büchlein, das auch heute noch einen grossen Wert hat, insbesondere auch deshalb, weil in demselben auch die slovenischen Thiernamen angegeben sind* Heutigen Tages nun stehen die Forschungen über die Vogelwelt Oesterreichs unter einheitlicher Leitung des «Internationalen ornithologischen Comites», dessen Protector Seine kais. Hoheit Kronprinz Rudolf ist. Dieses Comite erhält nach einem wohlgeordneten Plane Nachrichten über die Vogelwelt aus allen Welttheilen, die in den Berichten desselben zusammengefasst und veröffentlicht werden. Es wäre gewiss eine schöne Aufgabe für den Lehrer, sich an derlei Beobachtungen zu betheiligen und so zur Kenntnis der heimischen Vogelwelt beizutragen. Nähere diesbezügliche Auskünfte sind wir gerne bereit zu geben. Todesfall. In Krainburg wurde am 8. d. M. unter grosser Begleitung ein Biedermann in des Wortes bester Bedeutung zu Grabe getragen: der allverehrte Schwiegervater unseres Herrn Vereinsobmannes, Dr. Ig. Mally, Mitglied des k. k. Landes-Sanitäts-rathes und k. k. Bezirksarzt. Der Verblichene war der Lehrerschaft Oberkrains wohl-bekannt — stand er derselben doch vermöge seiner Stellung oft mit Rath und That zur Seite. Wir lernten den guten Herrn, der ein Alter von 72 Jahren erreichte, schon vor langem hochschätzen. Er bleibt uns und allen, die ihn kannten, als biederer Charakter und aufopfernder Arzt unvergesslich. Ehre seinem Andenken! * * * Aus Kärnten. Der Landesschulrath hat ernannt: den Lehrer in Wolfsbach Herrn Martin Kovat sch, zum Schulleiter in Leopoldskirchen; zu definitiven Lehrkräften auf ihrem dermaligen Dienstposten: den Unterlehrer Emil Langhammer in Schielling, die * Dieses Büchlein, welches wir allen Lehrern Krains bestens empfehlen können, ist um den Preis von 30 kr. (mit Postversendung 35 kr.) beim Hausmeister des Museums zu haben. Unterlehrerin Magdalena Gasser in Maria Rojach und den provisorischen Lehrer Alois ^olessnig in Pölling. — Die Lehrerin in Winklern Karoline MayrhofTer wurde über eigenes Ansuchen nach Himmelberg versetzt. — Die am 2. und 3. d. M. im freundlichen Städtchen Bleiburg abgehaltene dritte Versammlung des kämt. Lehr er bund es nahm einen glänzenden Verlauf. Bemerkenswert bleibt, dabei die Begrüssungsrede, welche Herr Dr. J. Brand], Director der k. k. Lehrer-Bildungsanstalt in Klagenfurt, als Obmann (,es Lehrerbuntles hielt. Er gedachte in derselben der Angriffe, welche die Feinde der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gegen die Volksaufklärung unternehmen. In der Hauptversammlung sprachen die Herren Prof. Braumüller und Bürgerschullehrer Frisch über die Fremdwörterfrage und den Fortbildungsunterricht. Für das nächste Jahr wurden Spital und Sachsenburg als Vororte für die Hauptversammlung vorgeschlagen. — Der deutsche Schulverein hat der Schule in Arnoldstein einen Betrag für Mittagssuppen attgewiesen und den Schulbau in Egg durch einen Beitrag unterstützt. Zur Errichtung und Erhaltung des Kindergartens in Eisenkappel wurde eine Unterstützung bewilligt und ber Schule in Kappel a. Dr. eine Bibliothek übersendet. Für Zöglinge an der Lehrer-Hildungsanstalt in Klagenfurt wurde im Egger’schen Stiftungshause ein Kostbeitrag bestimmt. Die Schule in Köttmannsdorf und in Latschach wurde mit Lehrmitteln und Schulbüchern versehen. Eine Anzahl Lehr- und Lernmittel erhielt, die Schule in St. Paul. Zur Errichtung eines Schulgartens in St. Stefan a. d. Gail wurden die Mittel bewilligt. Her Lehrer in Th. erhielt eine Ehrengabe, und verschiedenen Schulen wurde der Zinsen-et'trag der Stiftung Fortschnigg zu Unterrichtszwecken zugewendet.. Auch sei erwähnt, dass derselbe so wohlthätig wirkende Verein zur Weihnachtszeit, mehrere Anstalten mit Spenden zur Christbaumfeier bedacht hat. Aus Steiermark. Der Kaiser hat der Gemeinde St. Christoph im politischen Bezirke Cilli zum Schulbaue in St. Gertraud 200 fl. gespendet. — Der k. k. Landesschulrath bewilligte die Erweiterung der Volksschule in St. Veit, bei Montpreis zu einer provisorisch dreiclassigen und entschied aus Anlass der von einem Bezirksschulrathe gestellten Anfrage, dass Oberlehrer die Urlaubsbewilligung für ein bis drei Tage vom Orts-schulrathe, beziehungsweise dessen Vorsitzenden, zu erbitten haben und nicht berechtigt sind, sich selbst einen solchen Urlaub zu ertheilen. — An Volksschulen wurden ang es teilt als Oberlehrer: Josef Juvan in Zehendorf, Josef Trattner in Selzthal und Thomas Kunstič in Zdole; als Lehrer: Josef Frauwallner in St. Peter am Ottersbach, Leopod Regwart in Riegersburg, Franz Kalista in Kalkleiten-Stattegg, Jakob Jurko in Dolje und Johann Hočevar in Zagorje; als Lehrerin: Louise Sgardelli an der Mädchenschule •n Voitsberg; als Unterlehrer: Johann Schrausser in Mönichwald, Valentin Ziglar in St. Egydi bei Spielfeld, Johann Herlitschka in Fürstenfeld und Gregor Schmutz in Selz-•hal; als Unterlehrerin: Marie Thum in Semriach. — Der Lehramtscandidat Franz Klein wurde als Supplent für das k. k. Gymnasium in Cilli und die Aushilfslehrerin Adelheid Sigmund in Graz als Lehrerin weiblicher Handarbeiten für die Volksschule in Vordern-berg bestellt. — Die Lehrer Michael Teran und Josef Kottnig wurden über ihre Bitte in den bleibenden Ruhestand versetzt; mehreren Lehrerswitwen wurden die Pensionen bemessen und angewiesen. Aus dem Küstenlande. Zu Bezirksschulinspectoren für Istrien wurden ernannt: Brofessor Franz Kos für die slov. Volksschulen des Bezirkes Capodistria, Franz Orbanich frir die italienischen Volksschulen dieses Bezirkes, Oberlehrer Uršič für den Bezirk Vo-loska, Paul Skopinič für den Bezirk Lussin, Stef. Križnič für den Bezirk Pola, Joh. Kos frir den Bezirk Mitterburg, Domherr Pesante für den Bezirk Parenzo, Nik. Prodorno für den Bezirk Rovigno. Ivdlannlfaltlg-es. Beiräthe für den gewerblichen Unterricht. Der Herr Unterriehlsminisler erliess unterm 3. April eine Verordnung, betreffend die Einsetzung fachlicher Hilfsorgane (Beiräthe) für Angelegenheiten des gewerblichen Unterrichtes in allen Provinzen, ausgenommen Niederösterreich und Dalmatien. Diese Beiräthe werden über Vorschlag der Landeschefs vom Minister ernannt und haben bloss Gutachten abzugeben. Die Zahl der Beiräthe beträgt für Böhmen 8, für Mähren 6, für Steiermark 4, für Kärnten 3, für Krain 3 u. s. w. Für Galizien füngiert die bestehende Landescommission. Aus dem Reichsrathe. Im Budgetausschusse des Abgeordnetenhauses führte ein slovenischer Abgeordneter aus Görz Klage über die Einführung des Deutschen an den küstenländischen Volksschulen und mischte sich dabei, wie solches gewisse Abgeordnele nun einmal nicht lassen können, auch in die kärntischen Schulverhältnisse ein, die ihm wie seinen Gesinnungsgenossen wahrscheinlich nur aus den entstellten und oft ganz unwahren Berichten gewisser Blätter bekannt geworden sind. Darnach wäre es Wunsch einzelner wendischer kämt. Gemeinden, dass an ihren Schulen das Deutsche erst nach dem dritten Schuljahre eingeführt werde. Dem ist nun einmal, wie es uns, die wir die kämt. Verhältnisse recht gut zu kennen glauben, bekannt ist, nicht so. Der Kärntner Wende verlangt nach frühzeitiger Erlernung der deutschen Sprache, ohne die er sich im Lande kaum recht rühren kann. Der Herr Unterrichtsminister bemerkte gegenüber diesen Auseinandersetzungen des Görzer Abgeordneten, dass ihn die verschiedenen Klagen hinsichtlich der Volksschulzustände in Kärnten veranlasst hätten, an den Landespräsidenten von Kärnten einen Erlass zu richten, mit welchem derselbe aufgefordert wurde, in dieser Richtung eingehende und umfassende Erhebungen zu pflegen und über das Resultat derselben zu berichten. Die Erhebungen seien indessen noch nicht erfolgt; er werde aber nicht ermangeln, das auf Grund derselben Erforderliche seinerzeit unter Berücksichtigung des pädagogisch-didaktischen Momentes und im Sinne der bestehenden Gesetze vorzukehren. Bezüglich des Baues der Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Görz äusserte der Herr Minister, dass es überhaupt schwierig gewesen sei, einen entsprechenden Bauplatz ausfindig zu machen. Die massgebenden Factoren hätten sich für den jetzt in Aussicht genommenen Bauplatz ausgesprochen. Für Stipendien an der Lehrer-Bildungsanstalt in Capodistria seien 8000 11. und für Candidatinnen der Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Görz 500 11. verausgabt worden. Es dürfte kaum möglich sein, diese Summe für Istrien, welche schon jetzt höher sei als in anderen Ländern, künftighin noch zu erhöhen, dagegen werde die Unterrichtsverwaltung gern in Erwägung ziehen, ob es nicht möglich sei, in dieser Beziehung etwas für Görz zu thun. Rosegger Uber die Concordats- und die Neuschule. Der gefeierte Poet P. K. Rosegger, den wir in wenigen Tagen wieder in Laibach begrüssen wollen, spricht sich in einem Aufsatze des Märzheftes seiner beliebten, von uns so oft warm empfohlenen Monatsschrift «Heimgarten» auch über die Schule der Concordatszeit und die Neuschule aus. Unsere Gegner werden durch Thatsachen gründlich aufs Haupt, geschlagen. W7enn sich die Bevölkerung solche Erlebnisse vor Augen gehalten hätte, wären für den Liechtenstein’schen Schulautrag wohl herzlich wenig Unterschriften zu erhaschen gewesen. Rosegger schreibt, seine Gespräche mit einem Volksdichter mittheilend (§ 431): «Da war es eines Abends bei einem Glase Wein, dass wir zu sprechen kamen über unsere Volksschule. Diese liegt uns wohl beiden am Herzen, weil wir wissen, dass die unteren Volksclassen nur durch die Schule stark und klug werden können im Kampfe gegen ihre Widersacher. Jeder Volksfreund, selbst herab bis zum ungeberdigen Antisemiten, und dieser schon gar! hat Ursache, die Kräftigung der geistigen wie materiellen Widerstandsfähigkeit unseres Landvolkes zu wünschen. Ein grosser Theil des Landvolkes wird nicht, zur Schule kommen, wenn es vom Gesetze nicht dazu verhalten ist, und jener, der kommt, wird — wenn wir wieder der dermalen Schule verfallen sollten ■— einen grossen Theil seiner Lernzeit mit Katechismus und dogmatischen Dingen verbrauchen, ohne dadurch in der That religiöser und gesitteter zu werden und ohne der natürlichen Rassenschlauheit mancher Geschäftsleute ein gesundes Gegenpart stellen zu können. Selbst die heutige Schule ist noch weitaus nicht genügend; sie müsste sich noch verkörnen, so dass etwaige Spreu der Lehrgegenstände wegfällt, dafür aber das Wichtigere umso gründlicher genommen werden könnte. Und vor allem strenge Zucht! Aus meiner Kindheit, kann ich mich erinnern, dass, wenn in unserer Berggemeinde Alpel des Werktags ein dringender Botengang nach Krieglach war, sich jede Magd weigerte, ihn zu machen; sie fürchteten sich vor den Schulknaben in Krieglach! Diese pflegten nämlich zur Mittagsstunde auf den Gassen und entlegeneren Steigen den Weibsbildern nachzulaufen und sie durch Geheul, Bewerfen mit Koth oder Schnee, oder durch Hin- und Herreissen an den Kleidern und andere Allotrias «auszuhetzen,» wie der technische, in der ganzen Gegend bekannte Ausdruck lautete. Es hats damals keiner öffentlich erzählt, wie es mit der Sittlichkeit der Schuljugend bestellt war, sonst wären grauenhafte Sachen ans Licht gekommen! — So schlimm ist es heute wohl nicht; gerade in den Dorfschulen ist. ein grosser Umschwung zum Bessern eingetreten, welchen jeder bestä-Ggen kann, der beide Epochen der Schule vorurtheilslos beobachten konnte.» S-Q.c]ti.er- -cLjtad. ISelt'u.ng’Ssclxa.ia.. Brosamen. Erinnerungen aus dem Leben eines Schulmannes von Fried. Polack. 3. Band: Amtsleben in der Stadt. 2. Auflage. Wittenberg, Verlag von R. Herrose. Lreis 3 Mark. — Vom Erscheinen des vorliegenden dritten Bandes der «Brosamen», dieses so lehrreichen Werkes, sind unsere Leser schon seit Wochen unterrichtet. Dieser neue Band soll, wie der verdienstvolle Verfasser sagt, ein Spiegel sein, der strebende Berufsgenossen belehrt und irrende bekehrt. «Vielleicht erleichtert er manchem die Arbeit des Suchens und erspart ihm den Schmerz des Irrens.» In der bekannten ansprechenden und anregenden Weise schildert Polack seine Erlebnisse im Amte, daran verschiedene treffliche Bemerkungen knüpfend. Den Lesern der «Allg. deutsch. Lehrerzeitung» sind die einzelnen Abhandlungen, die hier zu einem stattlichen Buche vereinigt erscheinen, wohlbekannt, anderen mögen sie es alsbald werden. — Im Buche spielen sogar einzelne Erlebnisse aus dem deutsch-französischen Kriege eine Rolle. Polack erzählt von einem kriegsgefangenen Pariser, dem er häufig zur Seite gestanden. Derselbe war ein getreues Spiegelbild eines Franzosen. «Er hätte wohl Abschied und Dank im Sturme vergessen,» heisst es, «wenn er nicht eine letzte Anleihe bei mir hätte aufnehmen müssen. Er gelobte Rückzahlung und ewigen Dank, gab mir seine Adresse in Paris und fuhr dahin. Ich habe nichts wieder von ihm gesehen und gehört. Er war eine Art Typus seiner Nation mit all ihren Vorzügen und Fehlern.» — So berührt das Werk fort, und fort die verschiedensten Seiten des Lebens. —a. Oesterreichs deutsche Jugend. Die April-Nummer dieser vom Bürgerschullehrer Franz Rudolf in Reichenberg mit Geschick geleiteten Jugendschrift hat. folgenden Inhalt: Ferdinand Arlt. Ein Lebensbild (mit einem Bilde). Zum Geburtstag und Namenstag (Gedicht). Maus, Spatz und Katze (Gedicht). Osterlied (mit einem Bilde). Das Circuskind (eine Erzählung). Allerlei Zauberei (mit einem Bilde). Der Froschmäusekrieg (Gedicht, mit drei Bildern). Was sollen wir spielen? Vom Kaffee. Der Maler (Gedicht, mit einem Bilde). Zum Kopfzerbrechen: Der Rösselsprung, Räthsel, Bilder-Räthsel, Buehstaben-Bäthsel, Auflösungen der Räthsel im Märzhefte. Kindes Erwachen (Gedicht, mit einem Buntdruckbilde). Vogelschutz (Gedicht). Der Unrechte Patient. Bestellungen (halbjährlich 1 fl. 20 kr., ganzjährlich 2 fl. 40 kr.) sind zu richten an die Verwaltung von «Oesterreichs deutsche Jugend» in Reichenberg. Illustrierte Frauen-Zeitung. 15. Jahrgang. Verlag von Fr. Lipperheide in Berlin. Monatlich zwei Nummern. Vierteljahrspreis 2 Vs Mark. — Nichts dürfte ein Blatt von dem Umfänge und der feinen Ausstattung der «111. Frauen-Zeitung» mehr empfehlen, Ms die Anführung dessen, was eine Nummer derselben bringt. Die neueste, am 1. d. M. ausgegebene enthält im ersten Blatte: Neue Moden, durch eine Unzahl von prächtigen Abbildungen veranschaulicht. (Diese Bilder führen theils Gesellschaftsgruppen, theils nur Anzüge, Stickerein u. s. w. vor.) Das zweite Blatt veranschaulicht durch ein grosses Bild Me Aufbahrung der Leiche Kaiser Wilhelms im Berliner Dom, durch ein noch grösseres die feierliche Ueberführung der Kaiserleiche nach dem Mausoleum zu Charlottenburg. Text\ Das Sammetkleid meiner Frau (Novelletle). «Fafe se7iex imperator!» Landestrauer. Morgenländisches Frauenleben. Pariser Typen und Schwärmerien. Aus der Frauenwelt. Die Mode (mit Berliner Frühjahrs-Modebildern). Handarbeiten und Wirtschafliches (mit Abbildungen). Das ist jedoch noch lange nicht alles! Das Beiblatt, enthält «Literarisches», die Sonderblätter allerlei Borten (Abbildungen), das farbige Modebild Anzüge, die Beilage allerlei Schnittmuster und Mustervorzeichnungen und die «Musterblätter für künstlerische Handarbeiten» (Nr. 5) ein schönes Farbenbild, Flach* Stickereien betreffend. ZErled.Ig'te X-ielü.rstellen. Steiermark. Schulbezäk Peäau: Einclassige Schule in St. Dorothea in Dornau. Lehrstelle, Gehalt 550 fl.; heim Ortsschulrathe Dornau bis Ende April. — Schulbezirk Rann: Einclassige Schule in Sromle, Lehrstelle, Gehalt 550 fl. und Wohnung; bis 20. April. —■ Schulbezirk Feldbach: Oberlehrerinstelle (Gehalt 550 fl., Leitungszulage 50 fl.), zwei Lehrerinnenstellen (Gehalt je 550 fl.) und zwei Unterlehrerinnenstellen (Gehalt 330 fl.) an der fünfclassigen Mädchenschule in Gnas; bis Ende April. — Schulbezirk Friedau: Oberlehrerstelle an der zweiclassigen Schule in Kulmberg, Gehalt 550 fl, Leitungszulage 50 fl., Wohnung; bis 25. April. — Schulbezirk Birkfeld: Einclassige Schule in Piregg, Lehrstelle, Gehalt 550 fl.; bis 10. Mai. — Schulbezirk Mariazell: Lehrerstelle an der dreiclassigen Schule in Gusswerk, Gehalt 800 fl.; bis 15. April. Srieffeasten.. Nach Unterkrain; Da heute anderes zum Abdrucke drängt, so wurde Ihr Aufsatz («Wir wollen Fortschritt — nicht Rückschritt!») für die nächste Nummer hinterlegt. — Verehrl. Red. der «Bukow. päd. Blätter»: Austausch der Blätter nicht mehr erwünscht. Organe, welche in der jetzigen ernsten Zeit für alles andere eher Raum haben, als für die jeden Freund des Fortschritts und der Selbstständigkeit der Schule so sehr bewegenden Fragen, sind nicht nach unserem Sinne. Zur Nachricht. Jene p. t. Ortsschulrathe und Volkssehulleitungen, die das Comite des krainischen Schulpfennigs um Lehr- und Lernmittel ersuchten, erhalten dieselben noch im Laufe dieses Monates. Laibach am 7. April 1888. Prof. Willi. Linhart. öanliSS7» g’ixng-en. Die löbliche krainische Sparcasse hat in der Generalversammlung vom 22. März 1888 dem gefertigten Vereine den Betrag von 100 Gulden votiert. Für diese hochherzige Spende wird der löbl. krainischen Sparcasse hiemit der geziemende Dank ausgesprochen. Für den Ausschuss des krainischen Lehrervereines: Joh. Sima, derzeit Schriftführer. Prof. Wilh. Linhart, derzeit Obmann. Laibach, am 6. April 1888. Der löbliche Verein der krainischen Sparcasse hat dem gefertigten Comite in der Generalversammlung vom 22. März 1888 zur Anschaffung von Lehrmitteln für die Volksschulen Krains den Betrag von 200 Gulden votiert, wofür der löblichen Sparcasse hiemit der wärmste Dank ausgesprochen wird. Für das Comite des krainischen Schulpfennigs: Laibach am 5. April 1888. prof Willi. Linhart. und franco versendet die Firma J. C. Schmidt Erfmrt (Telegr. - Adr. : Blumenschmidt) ihren mit 500 Illustrationen und Buntdruck nebst 1000 Anweisungen versehenen Samen-und Pflanzen-Katalog. Feinster Grassamen aus bester unkrautfreier Ware zur Anlage der eleganten englischen Rasenparterres. Nr. 830. Fürst Pückler-Muskau-Mischung 1 Ko. M. 1-30. 10 Ko. M. 11, 100 Ko. M. 95. Katalog über billigere Grassorten gratis u. franco. J. C. Schmidt TErfu-rt. (Telegr. -Adr.: Blumenschmidt.) Verlegt und berausgegeben vom «Krain. Lehrerverein». — Druck von Kleinmayr & Bamberg, Laibach.