m derReM Katholische fMionszeifichriff, Erlcheinf monatlich und wird vom IHiiiionshaus ITIeiiendort bei 6raz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. Beinrich Wohnhaus F. S. C. Bezugspreis ganzjährig mil Poifzuiendung 6000 K - 300 IUk. - 3 Mre. Der Belüge Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Hpoitolitcheu Segen erteilt. Für Wohltäter werden wächenflich zwei heilige theilen geteien. this Empfehlung der hodiwürdlgiten Oberhirten von Brixen, Brünn, 6raz, heitmeritz, hinz otmütz, Marburg, Orient, Crieit und Wien. Bett 1 und 2. Sanuar-Februar 1923. XXVI, Jahrgang. 1923. viele sind es der Jahre in der Geschichte des deutschen Volkes, die mit so ernsten, wuchtigen, bangdröhnenden Schritten eingetreten sind wie gerade das » heurige. Im Nord und Süd, im Ost und West fühlt man des Ungewissen Druck und Last. Millionen zittern und zagen beim ersten Schlag des neuen Jahres mit seiner Not und Sorge, seinem Jammer und Kummer. Gar mancher, der den starken Stab des Glaubens weggeworfen, bricht haltlos zusammen. Einem Selbstmörder, der mit dem letzten Glockenschlag des alten Jahres seinem Leben ein Ende machte, zog man einen Zettel aus der Tasche mit der Inschrift: „Ihr glaubt doch nicht, daß ich 1923 noch mitmache!" Wehe uns, wenn zur leiblichen Not auch noch das geistige Elend, das Absterben des Interesses für unsere christkatholischen Ideale hinzukommt! „Nicht vom Brote allein lebt der Mensch." „Das göttlichste der göttlichen Werke ist, mitzuwirken am Heile der Seelen," Wer diese Wahrheiten begreift und die Wegrichtung der heutigen Welt kennt, der versteht auch, warum Papst und Bischöfe nichts eindringlicher wünschen als die Unterstützung der katholischen Presse. Es wäre geistiger Selbstmord, wenn einer sagte: „Ihr glaubt doch nicht, daß ich 1923 noch mitmache." Die Not der Zeit hat auch den „Stern der Neger" heimgesucht. Kein vernünftiger Mensch wird verlangen, daß die armen Neger mit dem Missionsopfer die europäischen Leser unterstützen. Wenn heute ein Bleistift oder ein Brief nach Afrika 1500 Kronen kostet, so wird man sich nicht wundern, daß auch der „Stern der Neger" einen erhöhten Bezugspreis fordert. Sollte aber jemand das Blatt wirklich nicht mehr halten können, so möge er diese Nummer zurücksenden, um der Mission weitere Auslagen zu ersparen. In der Überzeugung, daß dem Apostolat der katholischen Presse ein Apostolat des katholischen Volkes für seine Presse entsprechen muß, wird wohl jeder seitherige Leser seine Opfertätigkeit, Bezugstreue und Werbung für den „Stern der Neger" auch künftighin an den Tag legen. Keiner soll sagen: „Ihr glaubt doch nicht, daß ich 1923 noch mitmache!" Möge Gottes Segen den „Stern der Neger" und seine Leser auch in diesem Jahre begleiten! Die Schriftleitung. 2 Stern der Neger Heft 1 und 2 ©0© Die IIMionswoche in Innsbruck. 0©0 — Die Großtage des heimatlichen Missionslebens in München und Aachen boten dem Feuer der Missionsliebe auch außerhalb der Grenzen Deutschlands neue Nahrung und wirkten vorbildlich für die herrlichen Missionskundgebungen, die in der Tiroler Landeshauptstadt vom 26. November bis 3. Dezember veranstaltet wurden. Der Verlauf der Innsbrucker Mifsionswoche rechtfertigte glänzend alle gehegten Erwartungen und bewies aufs neue, daß das tiefgläubige Tiroler Volk von edelster Mifsionsbegeisterung erfüllt ist und mit heldenhaftem Opfermut an der Bekehrung der Heidenwelt mitarbeitet. Die Missionsgeschichte verzeichnet nicht wenige Namen von Tiroler Missionären, die durch Glaubenskraft und wissenschaftliche Betätigung hervorleuchteten. Der bedeutendste Geograph der Jesuitenmission in China P. Martini war ein Sohn der Tiroler Berge, ebenso P. Tiefen-taller, der Geograph des groß-mogulischen Reiches in Indien. Im Jahre 1860 wurde zu Damaskus ein Mitglied der Tiroler Franziskanerprovinz, der ehrwürdige Diener Gottes P. Engelbert Kolland, von den Mohammedanern aus Glaubenshaß getötet. Am 14. August 1905 fiel der Benediktinerbischof Kassian Spiß in Deutsch-Ostafrika den Speeren der Aufständischen zum Opfer. Aus unserem Mifsionsgebiet im Sudan ist der bekannteste Tiroler Missionär P. Josef Ohrwalder, der von seinen 35 Missionsjahren zehn in der Gefangenschaft des Mahdi zubrachte und nach feiner Flucht das hochinteressante Werk schrieb: „Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft dortselbst." Heute wirken Tiroler Glaubensboten in allen Weltteilen: Franziskaner in Süd-Hunan (China), Servilen im Swasiland (Südafrika), Josefs-Missionäre in Borneo, auf den Philippinen und in Uganda, Söhne des heiligsten Herzens Jesu im Sudan, Norduganda und bald auch in Transvaal. Kapuziner wirkten bis zum Kriege in Bettiah und Nepal (Indien) und werden demnächst auch in China Missionsarbeit übernehmen. Eingeleitet wurde die Missionswoche am Sonntag, den 26. November, mit einer Reihe von Missionspredigten in allen Kirchen der Stadt, die einen außerordentlich guten Besuch aufwiesen. In der Propsteikirche St. Jakob predigte u. a. P. Alois Wilfling aus unserem Missionshaus in Milland vor einer dichtgedrängten Zuhörerschaft. Am Nachmittag fand daselbst eine Fidelisfeier statt. Bischof Dr. Sigismund Waitz schilderte in ergreifenden Kanzelworten den hl. Märtyrer Fidelis als Mann des Glaubens, des guten Beispiels und der werktätigen Nächstenliebe. Beim Missionsabend im Kolpingsaale gefielen vor allem die von P. Karl Audlau zusammengestellten lebenden Bilder. Sie gewährten einen tiefen Einblick in die Wirksamkeit der katholischen Missionäre. Die Festrede hielt Senatspräsident Dr. Schumacher über die Förderung des Missionsgedankens in der Familie. Am Dienstag wurde im Festsaal des Cani-sianums die Priesterkonferenz abgehalten, in welcher Bischof Dr. Waitz den Vorsitz führte. P. Alfons Väth, der verdienstvolle Chefredakteur der klassischen Missionszeitschrist: „Die katholischen Missionen", sprach in begeisternden Worten über den Mijsionsbefehl Jesu Christi an alle Priester und über Entstehung und Zweck des Priestermissionsvereines, der heute einschließlich der Theologen schon 400.000 Mitglieder zählt. Er erinnerte an das Wort des Heiligen Vaters, • das er im Juni dieses Jahres an die zu Rom versammelten Priester der Unio cleri richtete: „Es ist unser Wunsch, daß es keinen gibt, der nicht in den Reihen dieses glorreichen Bundes steht. Euch tragen wir auf, diesem Wunsche überall Wirklichkeit zu geben". Lebhaftes Interesse für die Missionen weckten die Lichtbildervorträge. Den ersten hielt der Kapuzinermissionär P. Kreuzsahlen über das Wunderland Indien, in dem er 20 Jahre tätig war; den zweiten P. Eberlein ans Salzburg-Liefering über Neu-Guinea, wo er 25 Jahre als Missionär wirkte; den dritten P- Mailer aus St. Ottilien über die Missionstätigkeit der Benediktiner im ehemaligen Deutsch-Ostafrika. Die Mittelschüler und Mittelschülerinnen hatten den Mittwoch für ihre Akademien gewählt. P. Schütz, S. J., der Redakteur der „Weltmission", sprach über studentische Mis- sionsarbeit. Bischof Weitz betonte den vielseitigen, belebenden Einfluß des Missionsgedankens auf alle Gegenstände des Mittelschulstudiums und die Hoheit des Missionsberufes. Auch das Schauspiel „Feurige Kohlen" des Schweizer Benediktiners Carnot, musikalische und dekla-matorischeDarbietungen entflammten den jugendlichen Idealismus für die Heidenbekehrung. Der Donnerstag sah die Konferenz der Lehrpersonen und Katecheten. P. Hack aus St. Gabriel berichtete über „Schule und Erziehungsverhältnisse in den Heidenländern". Gene- Festredner Dr. Schuschnig legte seinen Ausführungen den Notschrei zugrunde: „Bruder, hilf!" Diesem Flehruf zu folgen, sei die Mission des katholischen Christen. Bischof Waitz hielt die Schlußrede und erteilte den päpstlichen Segen. Der Heilige Vater gab in einem Schreiben an Bischof Waitz seiner Freude über die Innsbrucker Missiouswoche beredten Ausdruck: „Durch den Apostolischen Nuntius von Wien haben Wir erfahren, daß in Innsbruck eine Feier stattfindet, um den Eifer für die Heidenmission neu zu beleben. Freudig haben Auf nach Transvaal! ralsekretär 'des Ludwigsmissionsvereines Neuhäusler aus München hielt eine lehrreiche Rede über „die Missionsarbeit als Erziehungsfaktor". Am selben Tage behandelte P. Väth in der Missionsversammlung der Akademiker die Frage, inwieweit sich die Akademiker beider Konfessionen am Missionsnerke bisher beteiligten und wie sich katholischerseits eine tatkräftige Mitarbeit erzielen lasse. Am Sonntag, den 3. Dezember, war feierliches Pontifikalamt in der Jesuitenkirche zu Ehren des hl. Franz Xaver. ; Die Krönung der ganzen Missionswoche bildete die Missionsakademie im großen Stadtsaale, an der über 20 katholische Vereine mit ihren Fahnen und Bannern teilnahmen. Der Wir diese Nachricht aufgenommen, da Uns in Unserem Apostolischen Amte nichts mehr am Herzen liegt, als das Reich Jesu Christi über die ganze Erde auszubreiten. Deswegen beglückwünschen Wir Euch wegen Eures Glaubenseifers, indem Ihr im dreihundertsten Jubeljahr der Propaganda eifrig dahinstrebt, daß das Licht des Evangeliums den zahllosen Völkern, die noch im Schatten des Todes sitzen, endlich glückbringend aufgehe..." Im Rahmen der Missionswoche wurde unter der Leitung des P. Väth auch ein missionswissenschaftlicher Kurs im Canisianum abgehalten. Ein erfahrener Missionspraktiker, P. Hoffmann, S. J., der 38 Jahre unter der heißen Sonne Indiens verlebte, behandelte in einem packenden Referate die von ihm selbst bei dem Naturvolk der Mundas mit Erfolg durchgeführte Missionsmethode und in einem zweiten Vortrag die Bekehrungshindernisse bei dem Kulturvolk der Hindus. Die größte Anziehungskraft auf alle Teilnehmer an der Missionswoche übte die prächtige, reichhaltige und geschmackvoll gruppierte Missions au sstellung im Parissaale des Landhauses. Sie war massenhaft besucht. Noch nie hat eine Ausstellung in Innsbruck alle Schichten des Volkes so sehr interessiert wie diese, ein hocherfreuliches Zeichen. Sie enthielt auch wertvolle graphische Darstellungen, die teil- weise der kunstfertigen Hand des P. Weilharter aus dem Innsbrucker Redemptoristenkloster entstammten. Außer den missionierenden Orden beteiligte sich an der Ausstellung in hervorragender Weise die St.-Petrus-Claver-Sodalität. Kein Zweifel, die Innsbrucker Missionswoche, über deren glänzenden Verlauf alle Stimmen einig sind, hat den Missionseifer des Tiroler Volkes neu entfacht und das Vertrauen der Missionäre gehoben. Sie möge zu ähnlichen Unternehmungen in anderen Städten die weitere Anregung geben, der Heimat zum Segen, der Heidenwelt zur Rettung, damit Christus in allen verherrlicht werde. 0 0 miHionseriolge in liordugcmda. 0 0 Vor zwölf Jahren haben die „Söhne des heiligsten Herzens Jesu" von Khartum aus die Missionstätigkeit in Norduganda eröffnet. Der geistige, sittliche und religiöse Tiefstand der Eingeborenen setzte dem Eifer der Glaubensboten gewaltige Hindernisse entgegen. Die Sklavenjagden der Araber hatten die Bevölkerungsziffer stark herabgemindert und eine tiefe Abneigung gegen alle Fremden erzeugt. Als später die englischen Behörden sich genötigt sahen, viele Änstedlnngen im Niltale aufzuheben und an gesündere Orte zu verlegen, um den verheerenden Wirkungen der Schlafkrankheit Einhalt zu gebieten, wurden auch die Missionäre gezwungen, schon bestehende Stationen aufzugeben und anderswo Neugründun- ; gen vorzunehmen. Es kostete große Opfer an Zeit, Geld und Geduld, um dem Missionswerk eine feste Grundlage zu geben. Doch mit Gottes Gnade gewann die Missionsarbeit alljährlich an Ausdehnung und Tiefe. Die Haupt-negerstämme Nordugandas, die Madi, Ascholi, LaAivari, Bari, Aluru und Latuka, besitzen Mijsionsmittelpunkte, die das Licht des Evangeliums in die heidnische Umwelt ausstrahlen. Es sind das die Missionsstationen Gnlu, Kit- gum, Arwa, Moyo, Ngal, Turit, Aju, Opari und Redschaf. Auch der zähe Wettbewerb der protestantischen Sekten vermochte den Fortschritt des katholischen Glaubens nicht aufzuhalten. Die bis zum Frühjahr 1922 erzielten Missionserfolge veranschaulicht nachstehendes Zahlenbild: 8 Hauptstationen, 8 Kirchen, 163 Kapellen, 5546 Katholiken, 410 Katechisten, 30.568 Taufbewerber, 1 Katechistenschule, 24 Stationsschulen, 103 Katechismusschulen, 6 weibliche Handarbeitsschulen, 1 Handwerkerschule, 3 Werkstätten, 3 Kinderasyle, 2 Waisenhäuser, 8 Greisenheime. Alle Hauptstationen besitzen eine angemessene Spitalseinrichtung und eine Apotheke. In der Missionsdruckerei wurden bisher 25 Unterrichtsbücher in sechs verschiedenen Sprachen gedruckt. Allmonatlich werden von einigen Stationen Flugblätter in verschiedenen Sprachen herausgegeben. Ein Pater verfaßte eine große biblische Geschichte des Alten und Neuen Testamentes, deren Drucklegung in hochherziger Weise die St.-Petrus-Claver-Sodalität in Rom besorgte. Möge Gottes. Segen auch fernerhin auf der Missionsarbeit in Norduganda ruhen! Schillukrätsel, die auch wir verstehen. „Es ist ein himmelhoher Baum und hat doch keine Aste." Antwort: Die Rauchsäule, die sich oben wie eine Baumkrone erweitert. „Es ist einer, der kennt nur Freude oder Furcht." Antwort? Der Hundeschwanz. „Es enthält die zwei Besitze Gottes." Antwort: Der Laib Brot, denn oben ist er gewölbt wie der Himmel und unten flach wie die Erde. „Ein kleines, unruhiges Mädchen liegt immer im Schatten." Antwort: Die Zunge in der Mundhöhle. Heft 1 und 2 Stern der Neger to i i>6wok res« — »Der königliche Bund«, Von P. Bernhard Kolmen, hui. ffi’ -y Auf Wunsch unseres hochwürdigsteu Herrn Bischofs sollte ich mal das nördliche Schilluk-land — von Lut bis Kaka — bereisen, um einen geeigneten Platz für eine neue Missionsstation ausfindig zu machen. Munter ging ich an die Arbeit, meine Karawane herzurichten. Zwei Esel: ein Reitesel und ein Packesel, und drei junge Burschen: zwei Christen und ein Katechumene, bildeten meine Reisegesellschaft. Eines Morgens ging's los, alle fröhlich und (Bier) dazu. Dann brachte ich eine Klage vor. Ich hatte schon vor einigen Monaten von einem gewissen Jakwan eine Kalbin gekauft und ihm dafür 200 Piaster gegeben. Aber von dem Vieh hatte ich noch nichts gesehen. „O," sagte der König, „der Kerl war ja gerade hier." Errief einen Burschen: „Geh und schau', ob der Jakwan noch da ist; er soll gleich herkommen!" Bald darauf kam er und kauerte am Boden hin mit dem üblichen Gruß Schwarze Schneidergesellen. frischauf. Doch zeigte sich bald, daß mein Reitesel schon ein richtiger „Esel" war. Ich kam nicht von der Stelle. Na, danke schön, dachte ich, da werden wir wohl einen Mondwechsel erleben, bevor wir Kaka erreichen. Aber es kam noch schöner. Bald legte sich der Esel einfach auf den Boden hin. Er tat das wiederholt. Da hört sich alles auf! Nun ist guter Rat teuer! Nur langsam, Schritt für Schritt, hatten wir uns der königlichen Residenz genähert. Ja, Seine königliche Majestät mnß ich besuchen. Wir sind Freunde. Da darf ich nicht vorüberreiten. Ein guter Gedanke fuhr mir durch den Kopf. Der König hat einen prächtigen Reitesel . . . Ha, mal versuchen! Also, Jungens, hier wird eingekehrt. Wir werden dem König einen Besuch abstatten. Nach den üblichen Zeremonien nahmen wir einen Imbiß aus Unserm Proviantsack. Der König servierte Moga „Wo" (D Herr!). Dann fing der König feierlichen Tones an: „Kennst du diesen Mann da (auf mich zeigend)?" Der andere: „Wo, ich kenne ihn, er ist von Lul!" Der König: „Hast du nie etwas mit ihm zu tun gehabt?" Der andere: „Ja, er hat mir mal in Lul Worte des Drahtes (Telegramm) gegeben, um sie in das Haus des Drahtes (Telegraphenamt) nach Kodok zu bringen und dann. . ." Ich unterbrach ihn: „Schon gut; das ist alles in Ordnung, da fehlt nichts". (Ich hatte ihn einmal mit einem Telegramm nach Kodok geschickt). Hierauf der König: „Hast du dem Abuna vielleicht eine Kuh verkamt?" Er: „Nein, aber der Tipo (ein Bursche in der Mission, der Handelsvermittler war) hat mir einmal 200 Piaster geliehen; ich solle ihm dafür später mal einen Ochsen geben." Der König: „So! Woher hat denn der Tipo, ein Schilluk, so viel Geld? Und dann, 200 Piaster ist doch keine Summe für einen Ochsen, sondern für eine Kuh. — Also höre, wenn du nicht bald dem Abuna eine Kalbin nach Lul bringst oder ihm die 200 Piaster zurückzahlst, kommst ins Loch. Verstanden?t" Der arme Sünder saß ganz zerknirscht da und antwortete nur mit einem gedehnten: „Wo, Kunjwok" — (— Titel des Königs und heißt so viel als: schon recht, einverstanden). Er ging, wir waren allein. Da fing ich an: „Majestät, Wo, höre mal, ich hätte noch eine Bitte an dich! Schau', ich muß jetzt nach Kaka reisen, und mein Reitesel ist schon wirklich ein Esel; ich komm' nicht weiter mit ihm. Wie war's? Könntest du mir nicht deinen Reitesel leihen, oder brauchst du ihn?" Der König, sichtlich erfreut über meine Bitte, rief einen Burschen herein und sagte: „Richtet den ,Gwok' (das heißt Hund) her! Der Abuna braucht ihn." — Na, dachte ich, was ist denn das? Ich brauch' doch den Esel und keinen - Hund. Es dauerte nicht lange. Drei oder vier Mann führten den „Hund" vor. Es war der weiße Reitesel des Königs. Während er gesattelt wurde, mußten ihn alle Männer halten, so unbändig ist der Hund. Der König gab mir noch ein paar Ermahnungen: „Abuna, passe auf, wo viele Risse im Boden sind! Der Hund gibt nicht acht; der rennt drauf los und strauchelt und du fliegst kopfüber herunter und dann ... ah was! Es ist ja eure Sache (nämlich das Reiten). Du wirst dich schon auskennen." Ich schwang mich hinauf und schrie: „Loslassen!" — Wenn nämlich der König reist, hat er immer zwei, drei Mann auf beiden Seiten, die halten und stützen und schieben. — Kaum war der „Hund" frei, schoß er dahin wie ein Renner. Im Nu war ich aus dem Gesichtskreis der Leute entschwunden. Vom Halten keine Rede. Doch allmählich brachte ich ihn dahin, etwas vorsichtiger zu gehen, wo Spalten und Sprünge im Erdboden waren. Nur zu, du Hund! Bevor wir nach Kaka kommen, wirst du schon ein wenig vernünftiger werden! Der König hatte mir einen Mann mitgegeben, um mir die Hütte in der Residenz, die der König in Kodok hat, anzuweisen. Dort sollte ich übernachten. Doch, wo blieb meine Reisegesellschaft? Die war sicher zwei Stunden weit zurück. Wohin unterdessen? Der königliche Hund wußte es ganz genau. In vollem Ga- lopp rannte er in die Residenz hinein und blieb neben der königlichen Hütte stehen. Da kam auch schon der alte Verwalter, Herr Akwokwan, unb übernahm den Hund. Eine uralte Königsfrau, Hüterin der königlichen Gemächer, brachte mir einen Liegestuhl. Darin konnte ich mich schön ausruhen. Später wies sie mir die Hütte an, in der ich übernachten sollte. Es lag da ein Stock am Boden. Sie sagte zu mir: „Das ist der Stock des Königs Kur (einer der früheren Könige). Daneben darfst du dich nicht hinlegen, denn sonst mußt du sterben." — „Schon gut, Alte, ist nicht so schlimm. König Kur wird mir nichts tun." Allein, um sie nicht zu schrecken, richtete ich mein Lager auf der andern Seite her. Nachdem ich meine Geschäfte in Kodok (Regierungsstation) abgemacht hatte, setzten wir am nächsten Morgen unsere Reise fort. Ich wollte bei der Karawane bleiben. Nicht dran zu denken. Der „königliche Hund" zeigte sich widerspenstig. Ritt ich hinten, dann trat er dem Vorgänger auf die Fersen; ritt ich an der Spitze, war er nicht zu halten. Also lauf, du Esel, Verzeihung! du Hund! Laus! Wirst schon müde, werden. Unter einem schattigen Baume bei einem Dorfe sattelte ich mittags ab, um meine Leute zu erwarten und einen kleinen Imbiß zu nehmen. Ein paar Datteln, einige Erdnüsse, damit fertig. Mittagessen stand nicht auf unserm Reiseplan. Da hieß es, den Riemen etwas enger schnallen. Wir reisten hierauf weiter, bis wir unser Tagesziel erreichten. Dann kochten die Burschen eine gute Fleischsuppe mit dem, was wir unterwegs geschossen hatten. Nun wurde tüchtig gegessen und ein Pfeifchen geraucht. Nach gemeinschaftlichem Rosenkranz und Abendgebet, von einem Christenjungen vorgebetet, schliefen wir in Gottes Namen ein. Das war unser täglicher Stundenplan. Wir saßen einmal unter schattigen Bäumen. Ich ging ins Dorf, um Mvga (Durrahbier) zu suchen. „Bogon" — „es ist keine da." — „Gebt uns Wasser! — „Bogon" hier, „bogon" dort. Was, ihr verweigert dem Wanderer sogar Wasser? Wo im Schillukland tut man das? „Gut," sagte ich zu einer Frau, „hol' Wasser, bekommst einen Piaster." Sieging. Da kommt ein frecher Kranich und setzt sich gerade neben uns hin. Ha, das gibt eine gute Abendsuppe. Ich greife zum Gewehr, es kracht — potztausend ! Vor ihm in den Boden hinein. Maje- stätisch, obschon etwas eilig, erhebt sich der Kranich : Waak, Uaak und davon. Die Abendsuppe ist pfutsch, die Weidmannsehre ist pfutsch. — Nein, das geht nicht. Drüben im Felde sitzen noch ein paar. Also, auf gut Glück. Ich komme mit zweien zurück. Jetzt rennt jung und alt aus dem Dorf und schreit: „Gib mir einen Flügel!" — Flügel sind hier zu Lande sehr gesucht zum Abfächeln der unzähligen Stechmücken. So, das Wasser soll man bei euch kaufen und die Flügel wollt ihr erbetteln? Nichts da, jeder Flügel kostet einen Piaster. Nun ging ein endloses Betteln los unter allen möglichen Titeln, wie es nur Schilluk verstehen. Da wurde es meinen Burschen auch zu dumm; denn sie waren erbost, daß man dem müden Wanderer Wasser verweigert hatte. Das ist schon ein bischen grob auch im Schilluklande. Sie singen an, den Bettlern mal die Wahrheit zu sagen: „Nein, kein Flügel tvird hergegeben; wir brauchen sie, um damit weiter drüben Wasser zu kaufen, das man nur in dieser Gegend kaufen muß, sonst nirgends im Schilluklande". Unterdessen kam die Frau mit Wasser. Statt des Piasters erhielt sie einen Flügel und war hoch erfreut darüber. Nachdem wir einige Datteln und Erdnüsse gegessen und eine Kürbisschale Nilwasser dazu getrunken hatten, ging's wieder weiter. Öfters begegneten uns Leute: „O, schaut's mal! gwok ret — der königliche Hund!" — Da fragte ich meine Burschen: „Warum sagt Abneigung gegen alles Fremde. Wenn die Araber von der Steppe heraus an einen größeren Ort gelangen, kommt ihnen die Welt gar wunderlich vor. Was ihnen zunächst auffällt, ist die Verschiedenheit der Wohnungen. Sie selbst haben als Behausung eine geräumige Strohhütte von runder Gestalt mit kegelförmigem Strohdach, das von der Ferne gesehen, einem gewaltigen Bienenkorb ähnlich ist. Am großen Orte dagegen sehen sie Häuser von viereckiger Gestalt mit stachen: Dache und Mauern aus Erdziegeln. Was ist das doch für eine Absonderlichkeit, meinen sie! O wie ist doch solch eine Bauart unpraktisch und lebens- man denn immer: Gwok ret und nicht adero (Esel?)" „Ja, Pater, der König ist doch groß; er ist ein berühmter Mann; so paßt es sich doch nicht, daß man sagt: Adero. Das ist doch gemein und ungeziemend. Darum sagt man zu seinem Esel: Gwok (Hund)! Ah so, Majestätsbeleidigung! Da der königliche Hund, ein prächtiger Schimmel, im ganzen Land so ziemlich bekannt ist, so wurde ich fast überall freundlich aufgenommen, wenn nicht ich, so doch der königliche Hund. An die Häuptlinge, bei denen ich abstieg, war der königliche Befehl ergangen, dem Hund abends Korn zu geben und ihn in der Früh zu waschen. Das war ja nett, so hatte i ch mit dem Hund keine Sorgen. In Detwok, wo ich übernachtete, fand ich einen alten Freund, der früher auf der Mission gewesen und außer sich vor Freuden war, mich wiederzusehen. In der Frühe bei der Abreise packte er den Hund am Zügel, um mich ein Stück Weges zu begleiten. Der Hund protestierte heftig. Ich sah, daß es schiefgehe. Drum schrie ich: „Laß aus und laß ihn laufen?" „Nein, Abuna, du bist doch ein großer Herr, und den begleitet man ein Stück." Kaum waren wir aber aus dem Dorf draußen, strauchelte der königliche Hund und da lag er im Dr. . ., und der „große Herr" flog kopfüber hinein. Mein Freund stand verdutzt daneben, doch schwang ich mich wieder in den Sattel, und fort ging's. Mein Freund kehrte zurück. -(Schluß folgt.) gefährlich! Wenn es fest regnet, brauchen wir in der Steppe wegen unserer Hütten keine Furcht zu haben. Gibt auch der Unterbau derselben nach und stürzt das Dach ein, so kommt niemand von uns ums Leben, denn unsere Dächer sind kegelförmig und fallen uns nicht auf den Kopf. Wenn aber diese Häuser da einfallen, so müssen die Insassen derselben entweder von den hohen Erdmauern erdrückt oder unter dem flachen Dache zerquetscht werden. Sind aber diese Mauern überhaupt auch fest? Kameraden, kommet und probieren wir einmal, sagen sie zueinander, und stemmen sich tüchtig gegen die Mauern, um zu sehen, ob sie nach- Sficircikfereigenldiciffen der Araber Kordofans, von P. Otto Buber. geben. Diese bleiben jedoch unbeweglich. Macht nichts, sagen sie. Was wir nicht fertigbringen, wird schon der Regen tun. — Da und dort sehen sie ein weißgetünchtes Haus. Das ist Zucker, meinen die unwissenden Steppensöhne. Seht, wie diese Leute viel Zucker haben! Sie schmieren ihn sogar auf die Außenwände ihrer Häuser. Und die naschhaften Kinder der Wildnis schlecken ohneweiters daran. Plötzlich verzerren sie das Gesicht. Zum Teufel! rufen sie aus, das schmeckt ja ganz anders als Zucker. Was ist das für ein Zeug, das die boshaften Heiveu auf ihre Mauern geklebt haben! Und sie wischen sich die Zunge an ihren schmutzigen Kleidern ab. Auch sonst erblicken sie am großen Orte allerhand verschiedene Einrichtungen und finden vor Staunen keine Worte. Sie können sich keine Erklärung davon geben und sagen am Ende: das haben die Fremden mit dem Beistände des Teufels fertiggebracht. Vorliebe für die heimische Lebensart. Die Araber der Steppe beurteilen zwar Dinge, die sie nie gesehen haben, auf eine tölpelhafte Art. Jedoch, sie sind gute Beobachter und begreifen sofort die Schattenseiten und Nachteile der modernen Lebensweise Allgemein fällt es ihnen auf, wie die Bewohner, der größeren Orte immer Gegenstände gebrauchen, die sie von anderswoher bezogen haben. So zum Beispiel ißt der Fremde aus einem Teller und trinkt aus einem Glase, Geräte, die er sich gekauft hat und die zerbrechlich sind. Der Araber dagegen ißt aus einem hölzernen Becken, das aus dem Stamme eines einheimischen Baumes verfertigt wurde; zum Trinken bedient er sich der Schale einer Kürbisfrucht, die auf seinem eigenen Feld gewachsen ist.— Der Fremde verwahrt flüssige Stoffe wie Öl, Fett u. dgl. in Gesäßen, die er hat kaufen müssen. Der Araber verwendet dazu Straußeu-eier, die er in der Steppe gefunden und an deren Inhalt er sich vorher gesättigt hat, und sie eignen sich ganz gut zu diesem Zwecke. — Jener trägt in der Tasche eine Geldbörse, die fremden Ländern entstammt. Dieser dagegen zieh: gerne Nutzen aus dem buntgesleckten Pelze eines kleinen Raubtieres, etwa von der Größe einer Ratle, um sich einen Geldbeutel herzustellen. Er selbst hat das Tier gefangen und sein Fleisch verspeist. Dieses Pelzsäckchen kostet nichts; es ist zäh; geräumig genug, um manche blanke Taler zu fassen, und überdies von recht hübschem Aussehen. — Der Fremde kauft sich sein Schuhwerk für teures Geld. Der Eingeborene verfertigt sich seine Sandalen, die er an den Füßen trägt, selbst, entweder aus der Haut eines geschlachteten Tieres oder aus Schilfgras. — Ersterer muß sich bei Gelegenheit einer Reise einen Esel nebst einem bequemen Sattel kaufen. Wenn letzterer sich auf Reisen begibt, gebraucht er als Reittier irgendein Kamel oder einen Ochsen von seiner Herde. Er näht sich selbst einen Sattel aus Stroh, reitet oft auch ohne ihn und gelangt ebenfalls zu seinem Ziele. Die Araber der Steppe sind stolz darauf, daß sie sich in all ihren Lebensbedürfnissen selber zu helfen wissen und reden geringschätzig über die Bewohner des großen Ortes, denen diese Eigenschaft ganz und gar abgeht und die sich dazu noch unnötige Bedürfnisse schaffen. — Es wird gelacht und gespottet über den Fremdling, der seine Kleider anderen Leuten zum Nähen und zum Waschen gibt. Man macht sich lustig über, den Beamten, der in den schmählichen Schanita, das heißt Hosen, einhergeht, sich eine wichtige Miene gibt und sich beim Reden eine eigentümliche Aussprache aneignet, wie wenn er nicht von arabischer Abkunft wäre, dem die einheimischen Getränke nicht gut genug sind, und der deshalb fremdländischen Schnaps trinkt, bei all dem leere Taschen hat und bis über den Kopf in den Schulden steckt. — Irgend einmal äußern sie sich so auch Fremden gegenüber. Da redete eines Tages ein Araber zu einem ausländischen Kaufmann: „Ihr seid doch unbeholfene Leute. Ihr könnet nicht leben, ohne beständig mit der Hand zur Tasche zu greifen. Da sind wir Araber-weit besser daran. Bei uns ist jedermann sein eigener Schreiner, Schuster, Sattler. Alles was wir brauchen, stellen wir mit unseren eigenen Händen her und ersparen dabei das Geld." Sparsiinr der Wüstensöhne. Die Sparsamkeit beim Bestreiten der Ausgaben für die gewöhnlichen Lebensbedürfnisse ist dem Araber zur zweiten Natur geworden. Er tut es fast triebmäßig. Der Arme spart und der Reiche ebenfalls. Schlecht gekleidet einhergehen ist für sie nichts Unanständiges. Die alten Kleider müssen getragen werden, bis kein brauchbarer Fetzen mehr an ihnen ist. Gute Kleider werden sorgfältig aufbewahrt für besondere Gelegenheiten. — Da hat zum Beispiel ein Fremder eine lange Landreise zu unternehmen und sucht nach einem Beduinen, der ihn mit seinen Kamelen zum erwünschten Ziele befördert und findet ihn auch. Der Mann scheint zu den Allerärmsten zu gehören. Nur spärliche alte Lumpen bedecken seine von der Sonne verbrannten Glieder. Der Reisende schaut ihn mitleidvoll an. O wie schlecht ist der daran, sagt er zu sich selbst! Jedoch des Reisenden Diener ist ganz anderer Meinung. Der Reisende hat bald das Herz des Kameltreibers gewonnen, und beide unterhalten sich in vertraulichem Gespräch. Er bekommt zu erfahren, daß der Beduine mit seinen zerlumpten Kleidern drei Frauen hat und eine gute Anzahl von Kamelen, Schafen und Ziegen sein eigen nennt. Und was fängt er mit dem Gelde an? Er vergräbt es entweder, oder verschafft sich damit Silberschmuck für die letzte Frau, die er vor kurzem geheiratet hat. — Auf dem Marktplatze bietet sich besonders Gelegenheit, den Charakter dieser Leute zu beobachten. Da läuft ein kauflustiger Beduine herum und hat endlich den erwünschten Gegenstand gesunden. Er handelt mit dem Kaufmann um den Preis der Ware. Schon eine geraume Zeit sitzt er da und hat sich immer noch nicht verständigen können, denn er will eine halbe Piaster ersparen. Irgend jemand, der den Mann und dessen Verhältnisse kennt und die Szene beobachtet hat, kommt herbei und schreit ihn unwillig an: Du alter Geizhals, du besitzest 800 Ochsen, abgesehen von den Kühen und dem Kleinvieh, und schämest dich nicht wegen einer halben Piaster zu schachern? Der Araber hat nun einmal die Gewohnheit, die Preise herabzudrücken, um etwas zu ersparen, trotzdem er ein reicher Mann ist. Das Geld zu gebrauchen, um damit ein bequemes Leben zu führen, scheint ihm ein Verstoß gegen die alten, löblichen Sitten der Vorväter zu sein. Irdische Güter sollen nur gebraucht werden, um sich von Zeit zu Zeit damit einen Genuß zu leisten, wie bei Hochzeiten, Geburten und ähnlichen Ereignissen. Abhärtung. Noch in einer anderen Sache halten sich die Araber den Fremden überlegen, nämlich im Ertragen von Hunger, Durst, Hitze und Müdigkeit. Der Araber hält es ohne besondere Schwierigkeit einen ganzen Tag lang aus, ohne weder Speise noch Trank zu nehmen- Wenn es gerade'sein muß, geht er in den Wintermonaten vorn Morgen bis zum Abend ununterbrochen weiter. Die Sonne ist im Winter dort etwa geradeso' heiß, wie in der gemäßigten Zone im Sommer und schadet ihm durchaus nicht. — Wenn . er sich zur Ruhe niederläßt! ißt er mitunter durrah. oder dochn=Sorn, im Wasser aufgeweicht; sonst ißt er es auch hart, geradeso wie seine Lasttiere. — Nachdem er sich ausgeruht hat, fühlt er sich wieder frisch und munter und kann mit dieser Lebensweise tagelang fortfahren. Er ist stolz darauf, daß kein Fremder ihn hierin nachahmen kann. — Wie Europäer sich rühmen, wenn sie bei einem Sport, zum Beispiel beim Fußball gewonnen haben, ebenso halten es die Araber für rühmlich, eine recht anstrengende Reise zurückgelegt zu haben. — Eines der Haup Produkte Kordofans ist der Gummi. Er wird im Innern des Landes von den Bäumen gewonnen. Vor etlichen Jahren, als es in Kordofan nach keine Eisenbahn gab, wurde sämtlicher Gummi auf Kamelen nach El--Duem am Weißen Nil befördert und daselbst auf Schiffe verladen. Der ganze Transport geschah durch die Araber. Diese stellten dazu sich und ihre Kamele zur Verfügung und traten in Karawanen von fünf und auch mehr Männern die Reise von El-Obeid in Jnnerkordofan zum Nil an. Sie hatten unter anderin eine 48 Meilen lange, wasserlose Hochebene zu durchziehen. Mit müden Tieren gelangte die Gesellschaft, nachdem sie vom letzten Brunnen aus einmal Halt gemacht hatte, zu einem Berge auf der Hochebene, namens Schuöh, wo sie sich unter dem dürf-tigeii Schatten von Bäumchen ausruhte. Es war gerade die heißeste Jahreszeit. Die Leute nahmen Speise und Trank zu sich, und nachdem sie sich erholt hatten, lösten sich ihre Zungen. Jedweder von ihnen wollte der Tüchtigste sein. Da rief einer aus: „Ich übertreffe euch alle an Leistungsfähigkeit. Ich komme in einem einzigen Marsch mit meinen beladenen Kamelen zum nächsten Brunnen hin. Dieser ist wohl 27 Meilen entfernt." „Du bist ein Prahlhans," fallen ihm die anderen ins Wort. „Das ist unmöglich; so was können deine Kamele nicht aushalten." „Ich werde es euch beweisen," erwiderte ärgerlich der erstere. Nichtig legte er die gewaltige Strecke auf einmal zurück. Er war allerdings für ein paar Wochen unfähig zu weiterer Arbeit. Seine Kamele waren aus Überanstrengung ganz erschöpft, aber das machte ihm nichts; denn er hatte die Genugtuung, eine große Tat vollbracht zu haben und rühmte sich ihrer. Mangel an Reinlichkeit. Was Beschäftigung anbelangt, obliegt der Frau die Hausarbeit. Morgens in aller Frühe, wenn noch die Sterne am Himmel stehen, mahlt sie schon das Durrah-Korn für das Frühstück und singt dabei. Sie holt Brennholz aus der Steppe, schöpft Wasser am Brunnen oder aus den Baobabbäumen, kocht, braut das Merißabier, verfertigt Decken aus Schafwolle und allerhand Flechtarbeiten, wie Körbe, Strohmatten usw. und hilft dem Manne wacker bei der Feldarbeit. — Eine Nadel rührt die Arabersrau Kordofans nicht an. Ist ihr Kleid zerrissen, so zieht sie es aus und überreicht es ihrem Eheherrn. Mann, flick' mir mein Kleid, sagt sie zu ihm. Dieser nimmt die Nadel in die Hand, macht sich an die Arbeit, und seine Ehehälfte schaut ihm gemütlich zu. — Einheimische Weiber zu Nahud sehen mitunter die Frauen der fremden Kaufleute mit Nähen beschäftigt. Sie wundern sich darüber und sagen: „Wieso? Ihr nähet? Warum nähen denn eure Männer nicht ? Hier zu Lande gibt sich keine Frau mit Nähen ab." — Ebensowenig verfertigen und reinigen sie Kleider. Auch das fällt dem Manne zu. — In Kordofan unterscheidet man genau zwischen dem Waschen und dem Reinigen. Die Kleider müssen von Zeit zu Zeit gereinigt werden wegen der Kleiderläuse, die bei der frischen Jahreszeit auftreten. — Der Araberfrau kann gerade nicht besondere Empfindlichkeit nachgeredet werden. Um ein paar Läuse kümmert sie sich nicht. Diese nehmen aber zu, und die Frau juckt und kratzt sich. Endlich haben die Läuse so überhandgenommen, daß die Frau des Kratzens müde wird. Sie zieht ihr Kleid aus, wirft es ihrem Manne hin und sagt zu ihm: „Mann, laus es ab!" Der beglückte Eheherr nimmt das verlauste Kleid, breitet es auf dem Erdboden aus, dort wo der Saud recht heiß ist, legt auf die Ränder etliche Steine, damit der Wind es nicht forttrage und läßt es stundenlang liegen, bis das lästige Ungeziefer unter dem Einfluß des brennenden Sandes und der heißen Sonnenstrahlen verendet. — Nun gilt das Kleid als gereinigt, und die Frau zieht es wieder an. Gewaschen werden die Kleider selten. Nach verrichteter Arbeit versammeln sich die Frauen zu vertraulichem Geplauder, fangen sich gegenseitig die Kopfläuse und spielen an ihren langen mit Henna rot gefärbten Fingernägeln. Es gilt nämlich für schön bei Weibern, recht lange Nägel zu haben. Diese tun den Dienst von kleinen Löffelchen, denn damit streuen die Weiber Salz und Poster auf die Speisen. Überdies sind sie eine vorzügliche Waffe. Wenn das Weibervolk unter sich in Streit gerät, verkratzen sie sich gegenseitig auf ganz gehörige Weise. — Nachdem die Fingernägel recht lange geworden sind, zersplittern sie, bleiben an den Kleidern hängen und werden lästig. Man schneidet sie ab und läßt sie wieder wachsen. Abends geben sich die Weiber mit der Toilette ab. Sie reiben sich mit Fett oder Öl ein und machen sich von Zeit zu Zeit die Haarsrisur. Dort zu Lande ist es unter dem weiblichen Geschlechte Sitte, sich das Haupthaar in vielen kleinen Zöpfchen zusammenzuflechten. Nach Verlauf eines Monates oder auch länger werden sie wieder aufgesöst, wozu man sich eines spitzen Stäbchens bedient. Es ist meistens aus gewöhnlichem Holze verfertigt. Wohlhabendere Leute verwenden auch Elfenbein oder Sandelholz. — Bei der Haarsrisur sind die Frauen in der Regel einander behilflich. Alle anstrengenden Beschäftigungen fallen dem Manne zu. So, ein guter Teil der Feldarbeit, die Viehzucht, die Jagd, das Fällen von Bäumen, der Bau von Hütten, die Führung der Karawanen usw. (Schluß folgt.) Durch Sand, Sumpf und Wald. Missionsreisen in Zentralafrika. Von Bischof Franz Xaver Geyer. In diesem prächtigen Reisebuch schildert der hoch-würdigste Verfasser seine vielen interessanten Fahrten und Wanderungen im schwarzen Erdteil. An 400 Abbildungen zieren das großangelegte, für die Missionsgeschichte der Nilländer bedeutungsvolle Werk. Alle Negerstämme jener weiten Gebiete mit ihren fremd- artigen Sitten und Gebräuchen ziehen in buntem Wechsel am Blick des Lesers vorüber. Meisterhafte Schilderungen der afrikanischen Tier- und Pflanzenwelt finden sich aus jeder Seite. Wir empfehlen die Anschaffung dieses Buches allen Missionsfreunden, namentlich den Instituten und Vereinen. Es kann vom Verlag Herder zu Freiburg im Breisgau durch jede Buchhandlung bezogen werden. Preis 24 Mark. (Preisänderung vorbehalten.) Heft 1 und 2 SternderNeger 11 > ; fcöwenplcige in Ilordiigcmdci, JJ Aus Moyo berichtet ein Missionär: Wir könnten das verflossene Jahr als „Löwenjahr" bezeichnen. Wiederholt wagte der König der Tiere Überfälle auf Menschen und Vieh. Am Weihnachtsabend griff ein Löwe die beiden Flurwächter cm, während sie vor ihrer Hütte das Abendessen einnahmen. Er biß dem einen von ihnen das linke Ohr ab, riß ihm die Kopfhaut weg und zerkratzte ihm den ganzen Rücken. Ohne Zweifel hätte das Raubtier sein Opfer getötet, wenn nicht der andere Wächter mit seinen zwei Lanzen furchtlos und geistesgegenwärtig dem Löwen zu Leibe gerückt wäre, worauf dieser die Flucht ergriff, in einen Stall einbrach und zwei Kühe zerriß. Am nächsten Morgen wurde der Verunglückte in unsere Missiousstation gebracht, wo wir ihm alle Hilfe augedeihen ließen, soweit es in Jnnerafrika möglich ist. Gottlob, heilten alle Wunden rascher, als wir dachten. Nach Weihnachten mußte ich eine zwanzigtägige Missionsreise antreten, um unsere Kate-chistenpvsten auf dem rechten Nilufer zu besuchen. Ich gestehe, daß mich manchmal Angst befiel, wenn das Gebrüll der Löwen an mein Ohr drang, was fast täglich der Fall tvar. In Palore befand ich mich eben im Gespräch mit den Neugetauften, als in einer Entfernung von kaum hundert Schritten ein Löwe seine mächtige Stimme ertönen ließ. Sogleich steckten die Neger das mannshohe Gras in Brand. Eine Weile später vernahmen wir aus dem Talgrund das zornige Brüllen des abziehenden Feindes. Zu Boroli hatte kurz vor meiner Ankunft ein Löwe sich eine Kuh von der Weide geholt. Die Burschen des Ortes verfolgten die Spuren des Raubtieres und trafen es in seinem Lager an einem kleinen Bache. Ein glücklich geführter Lanzenstoß machte dem Leben des Gewaltigen ein Ende. Man zeigte mir das prächtige, kostbare Fell. In Oruwi trieben die Jäger eine Löwin mit ihren zwei Jungen auf. Während die Alte heil entkam, mußten die Löwchen ihre Felle opfern. Eines davon gehört unserm Katechisten Theodor, der erfolgreich den ersten Lauzenwurf tat. Bei meinem Aufenthalt in Adropi zeigten mir die Leute den Platz, auf dem ein Löwe mit einem Wildschwein einen Zweikampf aus- gefochten hatte. Er endete mit tödlichem Ausgang für beide. Lüstern nach Schweinefleisch verfolgte der Löwe einen großen Eber, der in einer Erdhöhle Schutz suchte. Der Löwe legte sich sprungbereit vor dem Eingang nieder. Nach einigen Stunden unternahm der Eber einen verzweifelten Ausfall und bohrte seine Hauer in den Bauch des Löwen. Es entspann sich ein fürchterlicher Kampf, wie man aus der weiten Fläche des niedergewälzten Grases ersehen konnte. Offenbar versuchte der Eber zu fliehen. Umsonst. Beide Gegner blieben als Leichen auf der Walstatt liegen, nur wenige Meter voneinander entfernt. Zahlreiche Aasgeier, die am folgenden Tage dort herabstießen, verrieten den Bewohnern der nächsten Ortschaft den Schauplatz des Kampfes. Das ärgste Mißgeschick traf jedoch meinen Freund Agor in Pakete. Er ist ein schlanker, schöngewachsener Madibursche von 25 Jahren. Schon seit geraumer Zeit machte er alle Anstrengungen, in den Besitz von zwei Kühen zu gelangen, um sich dafür eine Frau zu kaufen. Es schien aber, als wollte ein Löwe um jeden Preis den Heiratsplan vereiteln. Sooft Agor eine Kuh im Stalle hatte, kam der Unhold und schleppte sie weg. Das geschah dreimal. Da riß dem guten Agor die Geduld und er sprach: „Entweder sterbe ich und dann brauche ich nicht mehr ans Heiraten zu denken, oder der Löwe zahlt mir mit seiner Haut, die eine Kuh aufwiegt." Als die Männer des Dorfes von Agors Entschluß hörten, sein Leben auf der Löwenjagd einzusetzen, machten sich alle erbötig, ihn zu begleiten. Allein Agor gab zur Antwort: „Euer Rat ist ein schlechter Rat. Denn stirbt einer von euch auf der Jagd, so muß ich den Eltern oder Angehörigen des Verunglückten fünf Kühe zahlen und komme folglich mein Leben lang zu keiner Frau. Nein, ich will selbst den Löwen angehen und mit ihm ringen." Gesagt, getan. Er nahm drei spitze Lanzen und begab sich in den Wald, begleitet von seinem Bruder und fünf Burschen, die sich ihm freiwillig anschlossen. Bald entdeckten sie die Fährte des Löwen und trieben ihn auf. Die Bestie witterte die Gefahr, floh und nahm die Richtung gegen den Fluß zu. Agor und seine Be- 12 Stern der Neger Heft 1 und 2 Unser Missionskonvikt in Schrezheim (Nordseite). An ber Südseite des Hauses wurde inzwischen ein Neubau ausgeführt. gteiter jagten hinter dem fliehenden Löwen drein bis zum 9iUufer, wo sie am Abend ermüdet und entkräftet anlangten. Agor war seinen Freunden eine kurze Wegstrecke vorausgeeilt und traf zuerst am Ufer ein. Da warf sich ihm der Löwe entgegen. Mit dem Mute der Verzweiflung nahm Agor den ersehnten Kampf auf und schleuderte seine Lanze auf den verhaßten Feind. Es folgte ein unbeschreiblicher, wuterfüllter Kampf. Der Löwe bearbeitete mit seinen Zähnen und Krallen den armen Agor in der fürchterlichsten Weise. Zwei von den Begleitern Agors ergriffen den Löwen am Schwänze, um ihn von Agor wegzureißen, während zwei andere in entgegengesetzter Richtung an Agor zogen und die übrigen zwei Freunde eine Lanze nach der andern der Bestie in das Fleisch setzten und dann mit Stöcken auf sie lvshieben. Agor schrie, der Löwe briitlte. Endlich ließ das Raubtier von seinem Opfer ab und brach blutüberströmt zusammen. Ein letztes Brüllen, ein letztes Röcheln, und der Löwe verendete in seinem und Agors Blut. Der Arme gab kaum noch ein Lebenszeichen von sich. Was sollten seine Freunde nun beginnen? Sie waren von den Aufregungen der Jagd, von Hunger und Durst entkräftet und sechs Stunden vom Torfe entfernt. Agor war schwer. Sie konnten nicht daran denken, den anscheinend Sterbenden nach Hause zu tragen. Man beschloß daher, daß vier Mann bei Agor Wache halten und zwei in das Torf eilen sollten, um Hilfezu bringen. Als die Schreckensbotschaft sich im Dorfe verbreitete, eilten beim ersten Morgengrauen alle Männer in den Wald, an ihrer Spitze der einheimische Arzt mit seinen Arzneien und einfachen Werkzeugen. Unterdessen hatten die vier Wächter Agors Wunden mit Baumrinde verbunden, um eine Verblutung zn verhindern und ihm Wasser gegeben, worauf sich sein Zustand besserte. Ills die Dorfbewohner an der Unfallstelle eintrafen und Agor in halbsitzender Stellung erblickten, verwandelte sich das Klagegetön in Freudengejohle. Man bettete den Verwundeten auf eine Trage aus Bambusstäben, zog hierauf dem Löwen das Fell ab und verteilte das Fleisch, von dem eine große Menge noch an Ort und Stelle roh verzehrt wurde. Unter Siegesgeschrei und Tanz kehrte man ins Dorf zurück, wo der Quacksalber sogleich die notwendige Operation vornahm. Nach Entfernung der Baumrinden fand man, daß der Löwe dem mutigen Jäger die Brust aufgerissen hatte. Eine Rippe war gebrochen und der untere Kinnbacken zermalmt. Der Quacksalber wusch die Wunden aus und legte Pflaster darauf. Unter dem Kinn schnitt er mit seinem Messer eine breite Wunde, fuhr mit zwei Fingern hinein und zog die Knochensplitter heraus. Dann reinigte er die Wunde vorsichtig und behandelte sie mit Pflaster und Salben, um eine Krebsbildung zu verhindern. Merkwürdig, die Operation gelang vorzüglich, und der Patient ist fast ganz geheilt. Schon damals, als ich ihn besuchte, tvar er vollständig außer Lebensgefahr. In früheren Jahren kam es viel seltener vor, daß Löwen in. die Dörfer einbrachen, weil sie die Einöden, Gebirge und Wälder bewohnen. Allein die seit zwei Jahren herrschende Trockenheit und Dürre veranlaßte das Raubwild und auch die Löwen, sich gegen den Fluß herunterzuziehen. Wir Missionäre vertrauen auf den besonderen Schutz Gottes und seiner Engel. Bis jetzt hatten wir noch keinen einzigen Unfall zu beklagen. Jenseits der mi[[ions=3ubiIäumsieiern des Wahres 1922. Die glänzenden Jubiläumsfeiern, die das dritte Zentenarium der Propaganda und das erste Zentenarium des Vereins der Glaubensverbreitung hervorrief, sind vorüber. Die großen Tagungen von Rom, Einsiedeln, München, Aachen, Utrecht werden ihren Teilnehmern unvergeßlich bleiben. Nun gilt es, die Eindrücke in die Tat umzusetzen und in stiller, treuer Arbeit Missionsfürsorge zu üben. Stimmungen des Pessimismus, wie sie zeitweilig einen Teil der deutschen Missionsfreunde zu befallen drohten, haben heute keine Berechtigung mehr. Es fehlt den meisten ' deutschen Missionsgesellschaften nicht an Arbeitsfeldern, wie schlecht Unterrichtete immer noch glauben, sondern an Arbeits k r ä f t e n. Sofort könnten viele Hunderte von Missionaren und Schwestern in die auswärtigen Missionen gesandt werden, wenn unsere Missionshäuser nur über solche Kräfte verfügten. Darum ist für die deutschen Katholiken eine der dringendsten Missionsaufgaben der Gegenwart die Erhaltung unserer blühenden deutschen Missionssem i-n a r e. Für sie ein Opfer zu bringen, ihnen Studienstiftungen zuzuwenden, ihre Zeitschriften und Missionskalender zu unterstützen, ist das Missionsgebot der Stunde. Daneben müssen die großen Missionsvereine in Blüte bleiben, da unsere deutschen Missionen durch ihre Vermittlung die unumgänglich notwendige ausländische Valuta erhalten. Wer jedoch den Missionen Gaben in deutscher oder österreichischer Valuta zuwendet, braucht keine Valutaverluste zu befürchten, da diese Gelder im Jn-lande zur Anschaffung der nötigsten Materialien für die Missionen sowie für die Ausrüstung der Missionare und Schwestern Verwendung finden. Den wichtigsten Dienst aber leisten der Kirche und der Mission die Familien, die der Gewinnsucht und Vergnügungssucht unserer Tage keinen Tribut zahlen, die christliche Zucht und Sitte hochhalten, so daß sie den fruchtbaren Nährboden bilden, auf dem echte Missionsberufe erwachsen. („Missions- und Auslands-Korrespondenz".) Schrezheim bei Ellwangen. üliHionsrubrik für die Fugend. Pon P. 3akob kehr, Rektor, Die Didifkunlf der Sdiilluk. Die Dichtkunst gehört zu den sogenannten schönen Künsten. Ihr nächster Zweck ist, eine angenehme Einwirkung auf unser Schönheitsgefühl hervorzubringen. Da sie sich aber nicht an die äußeren Sinne wendet wie zum Beispiel die Malerei, sondern an unsere Phantasie, so steht sie dem Menschen und besonders derIugend viel näher als die anderen schönen Künste. Neben ihrer Schwester, der Musik, ist sie die einzige Kunst, die den Menschen aller Rassen zueigen ist. Wenn ich daher unter dieser Rubrik etwas über die Poesie der Schilluk erzähle, so glaube ich nicht, auf der Jugend fremden Pfaden zu wandeln. Denn in welchem Alter wäre die Phantasie mehr Serrin der Menschen als gerade im Lenz und Vorsommer des Lebens? Vergoldet sie nicht die sonnigen Tage der Freude? Deckt sie nicht einen sanften Schleier auf die trüben Stunden der Trauer? Wer hätte im pochenden Drange, ob nun im glänzenden Glück oder wilden Weh, des Sängers Sarfe iroch nicht berührt und wenigstens Serz auf Schmerz gereimt? Aber halt! — Da stehen wir schon im vollen Gegensatz zur Dichtkunst der Schilluk. Sprechen wir von Poesie oder Dichtkunst, so schwebt uns sofort das Gebilde von Reimen vor. Man hat uns ja schon als kleine Kinder daran gewöhnt. Wenn wir damals ein „Ge-dichtchen" aufsagten, so reimte es sich auch immer. Zum Beispiel: Wo ich bin unlsswas ich tu' Sieht mir Gott, mein Vater, zu. Etwas wußten wir damals allerdings noch nicht. Viele jener „Verschen" waren gar keine Gedichte, sondern nur Reime als ergiebige Nachhilfe des Gedächtnisses. Reime machen ebensowenig ein Gedicht wie Kleider Leute. Wären Reime zu einem Gedicht unbedingt notwendig, so gäbe es bei den Schilluk keine Dichtkunst. Denn der Schilluk kennt keinen Reim — weder am Anfang, noch in der Mitte, noch am Ende des Wortes oderVerses. Er singt also auch nicht von Lenz und Lust und Liebe, von Wein und Weib, von S erz en und Schmerzen. Der Schilluk kennt schon deshalb keinen Reim, weil er seine Gedichte nicht in Versen ausbaut wie wir. Bei uns hat der Reim nicht nur den Zweck des Wohllautes und Wohlklanges, sondern er schließt auch durch den Gleichklang die entsprechenden Verse zusammen. Der Schilluk bedient sich zu diesem Ende nicht der Laute, sondern der Begriffe. Er drückt einfach den Gedanken des ersten Verses durch einen ähnlichen Gedanken im zweiten Verse aus. Bekannt ist uns ja allen dieser Vorgang aus der Setligen Schrift. Denken wir nur einmal an das erste Verspaar des Magnifikats: 1. Loch preiset den Serrn, meine Seele, 2. And es sro hlo cket mein Geist in Gott, meinem Leiland. Ster entsprechen sich: preisen und froh-locken, Serr und Gott, mein Seiland, Seele und Geist. Der zweite Vers besagt im Grunde dasselbe wie der erste, nur von einem andern Gesichtspunkt aus. Vergleichen wir damit zunächst zwei Liedchen, wie sie im vorigen Jahrgang des „Stern der Neger", S. 62 u. 29, angeführt wurden: 1. Serr der Erde bin ich, besiegt liegt die Welt mir zu Füßen. 2. Serr der Erde bin ich, bezwungen liegt alles darnieder. Sier ist in jedem Vers der erste Teil ganz gleich und nur der zweite Salbvers etwas verschieden geformt, aber der Sinn ist ebenfalls ganz derselbe. Oder: 1. O du unsere Ahnfrau, Tochter der Ido, 2. O liebe Ahnfrau Nyikaya! 3. Wir bitten dich, die Erde ist un- fruchtbar, 4. Wir bitten dich bei deiner Wohnung am Ufer. Vers 1 und 2 enthalten nur Titel derselben Person. Vers 3 und 4 betonen die Bitte, zuerst unter dem Gesichtspunkt des „Warum", dann des „Wo". (Fortsetzung folgt.) > 0» T^r ES ES T^T KinderMaff, T^r T^f —s Liebe Kinder! Gott zum Gruß im neuen Jahr! Möge dieses Jahr wirklich glückselig sein für Euch alle, Ihr lieben Kinder. Der Onkel Jakob kommt zwar spät mit seinem Neujahrswunsch. Allein er war weit weg, drunten im Welschland; also entschuldigt ihn! Aber er wünscht Euch alles, was er sich nur selbst wünschen kann. Möge daher Gottes Gnade und Gottes Segen im reichlichsten Maße bei Euch bleiben! Dieses Jahr will ich Euch etwas erzählen, worüber Eure schwarzen Brüderlein und Schwesterlein sich zu unterhalten pflegen. Sie reden zwar nicht vom Rotkäppchen und Aschenbrödel, nicht vom bösen Wolf, der die Großmutter fraß, oder vom schlauen Fuchs, der das Gänschen stahl, aber auch sie haben ihre Märchen und Fabeln, womit sie angenehm ihre Zeit verbringen. Ihr sprecht vom „dummen Esel", die Schillukkinder von der „dummen Lyäne". Als das schlauste der Tiere kennt Ihr den Fuchs, die kleinen Schwarzen halten jedoch den Lasen für den größten Gauner. Er kommt nicht immer ungeschoren davon. Ost seht es eine Tracht Prügel für ihn ab. Indes, am Ende zieht er sich noch glimpflich genug aus der Schlinge und lacht, alle aus. Löten wir nun, was er alles aus dem Kerbholz hat. 1. Meister Lampe und Frau Äyäne. Meister Lampe war ein lebensfrohes Löschen. Am die Wahrheit zu gestehen, war er eigentlich kein Löschen mehr, sondern ein alter Lase, dessen Gewissen keineswegs in Ordnung war. Wieviel Kraut und Salat hatte er nicht schon im Missionsgarten gestohlen! Erfand diese Pflanzen viel saftiger als das harte Gras der Steppe. Das waren jedoch seine kleinsten Sünden. „Der Lerrgott", sagte er, „hat die Erde mit ihren Gütern für alle gemacht." Auch an ihm erfüllte sich das Sprichwort: „Mit Kleinem fängt man an, mit Großem hört man auf." So wissen denn die Schillukkinder zu erzählen, wie er unzufrieden mit Gras und Kräutern seine habsüchtigen Augen auf die Schätze der Schilluk, die Kühe nämlich, richtete. Er wußte genau, daß er allein sich keine Kuh verschaffen konnte. Andererseits dachte er, der liebe Gott ist gar gut und barm- herzig. Übrigens ist er ja der Eigentümer von allem, und so wird er mir schon etwas schenken, wenn es auch gerade ein anderer in Verwaltung hat. Meister Lampe brachte seine guten Vorsätze rasch in Ausführung. So ging er mit demütigem Gesichte zum großen Geiste Dschw o k. Er wußte sein Elend so rührend darzustellen, daß Dschwok mit ihm ging, um ein Paar schöner Kühe für ihn auszuwählen. Auf dem Wege durch das Land bekam der Lase Angst. „Aber lieber Gott", sagte er, „was fange ich an, wenn die Kuhhirten mich erwischen?" „Rur keine Furcht", erwiderte Dschwok, „du brauchst dich nur an meinem Fuß zu halten, und alles wird gut ablaufen. Wir verschwinden einfach." Der Weg wollte jedoch kein Ende nehmen, und der Lase sagte: Herrgott, ich vergehe vor lauter Durst." Dschwok antwortete: „Dort vorn gibt's Wasser genug." Als sie nun dort ankamen, wollte der Lase verzagen, denn er sah kein Wasser. Dschwok sagte: „Grabe!" And der Lase grub, fand aber nichts. Da stieß Dschwok mit dem Fuß auf die Erde, und sofort sprudelte eine Quelle hervor, und der Lase trank und dankte Gott. Dann gingen sie wieder weiter. Auf einmal sagte der Lase: „Ach, lieber Gott, ich sterbe vor Lunger." Dschwok sagte: „Grabe!" And der Lase grub, fand aber nichts. Da grub Dschwok, und allerlei Speise kam zum Vorschein. Neugestärkt lief nun der Lase hinter Dschwok einher, rind sie kamen weit, weit hinaus in die Steppe. Lier gab es sehr viel Wild. Gern hätte der Lase auch davon gehabt. Er bat Dschwok darum, und dieser sagte: „Nimm dir, was da im Gebüsche liegt." Allein der Lase zögerte und sprach: „Das gehört dem Löwen; wenn er es erfährt, wird er zornig auf mich. Gib mir, was mir zusteht." Dschwok wollte das Mißtrauen des Lasen bestrafen und sagte: „Dort ist das Deinige!" And der Lase lies hinzu. Aber das Wild rannte davon und der Lase hinterher. Allein alles umsonst. Da hatte Dschwok wieder Mitleid und rief dem Lasen zu: „Lier liegt ein Stück Fleisch!" And so war cs wirklich. Der Lase trug trockenes Gras zusammen, machte ein Feuer und bekam so einen saftigen Braten. Als sich der Last gestärkt hatte, gingen sie weiter. (Fortsetzung folgt.) rtadiridifen des Uheol9gen=IMfions=Verbcmdes, Vom neuen Vorort. Auf der heurigen Vertretersitzung des Theo-logen-Missions-Verbandes, die dem großartigen missiouswisfenschaftllchen Kurs in St. Gabriel folgte, wurde Graz zum Vorort gewählt, den wir aber erst im November übernehmen konnten. Zunächst danken wir den Brudervereinen für das Vertrauen, das uns durch die Wahl entgegengebracht wurde. Gleichzeitig sprechen wir aber auch unsern wärmsten Dank aus dem früheren Vorort St. Pölten und besonders seinem letzten Vorsitzenden H. R am h art er. St. Pölten hat unsern Verband hinsichtlich der Zahl der angeschlossenen Vereine nahezu wieder auf den Stand der Vorkriegszeit gebracht und seine geistige Bedeutung außerordentlich gefördert durch die Abhaltung der Theologen-Mlssionskonferenz 1921 und des missionswissenschaftlichen Kursus 1922 in St. Gabriel, die zwei Marksteine in unserer Missionsbewegung bilden. Wir wollen int selben Sinne arbeiten wie St. Pölten, den Verband weiter ausgestalten, das Mijsionsinteresse überall fördern und die Laienmissionsbewegung unterstützen. Doch eine segensreiche Wirksamkeit des Verbandes hängt nicht nur von der gewissenhaften und eifrigen Arbeit des Vorortes ab, die wir gerne versprechen, sondern vor allem von der zielbewußten Arbeit der einzelnen Vereine. Wir bitten deshalb um allseitige rege Mitarbeit durch Einsendung von Berichten und praktischen Vorschlägen. Besonderes Gewicht legen wir auf die Arbeit in den Studienzirkeln. Nicht vergessen dürfen wir auf Dinge, die jeder leisten kann, wie das Markensammeln. Derzeit sind unserem Verbände angeschlossen die Theologen von Brixen, Brünn, Graz, Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich, Innsbruck, Klagenfurt, Klosterneuburg, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Salzburg, Stift St. Florian in Oberösterreich, St. Pölten und Weidenau in Schlesien. Ferner besteht eine Arbeitsgemeinschaft mit der Missionsakademie „ Begin a Apostolorum“ in St. Gabriel und dem Redemptoristenkolleg Mautern in Steiermark. Die Semesterberichte der einzelnen Vereine und Zirkeln mögen rechtzeitig an den Vorort eingesandt werden. Die Schriftleitung des „Stern der Neger" stellt in jeder Nummer eine Seite für die Nachrichten des Theologen-Missions-Verbandes zur Verfügung. Der Bezugspreis des „Stern der Neger" beträgt für die Verbandsmitglieder 3000 K. Die einzelnen Vereine werden gebeten, sich bei der Verteilung von Sammelergebnissen der außerordentlichen Preisermäßigung und des langjährigen Entgegenkommens dieser Zeitschrift zu erinnern. Die im letzten Sommer in die Seelsorge abgegangenen Herren werden ersucht, den „Stern der Neger" entweder auf eigene Adresse zu bestellen oder durch die Akademischen Missionsvereine bestellen zu lassen. Um unser Ziel zu erreichen, wollen wir vor allem recht eifrig beten. Johann Knoth, Vorsitzender. Theologen-Missionsverein Graz. Bericht über das erste Semester 1922/23. Wir eröffneten unsere Tätigkeit im neuen Studienjahr mit einer Versammlung am 31. Oktober. Herr Wieser gab zuerst einen Überblick über den missionswissenschaftlichen Kurs in St. Gabriel. Herr Trem m e l legte im zweiten Referat die Notwendigkeit der Studienzirkel dar und erteilte einige praktische Ratschläge für die Zirkelarbeit. Seine Aufforderung, die Mitglieder möchten sich recht zahlreich an den Zirkeln beteiligen, hatte guten Erfolg. Es schlossen sich 54 von den 91 Mitgliedern in 7 Zirkel zusammen. Das dritte Referat hielt Herr Hermann über den „Eucharistischen Völkerbund". Am 4. Dezember fand gemeinsam mit der Unio cleri eine Missionsakademie im Priester-hause statt. Als Vorsitzender fungierte der Diözesandirektor der Unio cleri, Univer-sitätsprosessor Msgr. Dr. Köck. Er betonte vor allem die Notwendigkeit der Mitarbeit des Heimatsklerus an der Bekehrung der Heidenwelt, ermunterte eindringlich zum Beitritt in den Priestermissionsbund und empfahl die Lektüre von Missionszeitschriften, ganz besonders des „Stern der Neger". Superior G a t t r i n g e r sprach einleitend über das Taveriusjubiläum und behandelte im Hauptteil seiner Rede den Stand des Missionswerkes in China. Den Abschluß der Feier bildete das „Bundeslied" von Bär. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Messendorf Nr. 102 bei Graz. Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Laienbruder,- in Messendorf Nr. 102 bei Graz. Universitäts-Buch druclerei „Styria"' in Graz.