Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nnmmer 12. Laibach, im December 1894. III. Jahrgang. Reiseskizzen ans Italien. Von A. Miillner. (Schluss.) Einer culturhistorischen Frage müssen wir hier noch erwähnen, welche uns nicht ohne Bedeutung zu sein scheint. Bekanntlich lieferten unsere Pfahlbauten noch keine Spur von Getreide. Strabo aber berichtet von den Japuden am Albius, VII, 5, 4, p. 315: „Die Gegend ist unfruchtbar und die Bewohner nähren sieh grösstentheils von Dinkel und Hirse.“ „Avnnà Sii ràyjoQÌa xai. 7 s i ä, xai x eyyo a za nollà TQlqiO/lévMV.“ Da diese Culturpfìanzen den Pfahlbauleuten fehlten, so müssen unsere Gegenden dieselben später erhalten haben. Es ist nun gewiss bemerkenswerth, dass eben diese beiden Nahrungspflanzen bei den Etruskern stark gebaut wurden. Dionys von Halikarnassus erzählt im VII. Buche, Cap. 1, ff., wie 492 v. Ohr. unter dem Consulate des Titus Geganius Macerinus und PubliusMinucius in Rom Getreidemangel eintrat. Man kaufte daher Getreide auswärts auf. L. e. 12 berichtet Dionys: „Die aber, welche in die Etruskischen Städte geschickt worden waren, kauften dort Dinkel und Hirse zusammen und brachten es auf Flusskähnen in die Stadt.“ „oi nefiqi&évzeg x éy yo o v q re xal £éag etc.“ Es liegt hier der Gedanke nahe, dass unsere Japuden diese Cerealien von den Etruskern aus Italien erhalten haben und deren Anbau von ihnen erlernt haben mögen. DerUebergang einer Bevölkerung vom Jäger-und Eise herleben zum Ackerbau ist für die Oulturgeschichte eines Volkes von so ausserordentlicher Bedeutung, dass es gerechtfertigt erscheint diesem Gegenstände einige Aufmerksamkeit zu widmen. Bei uns war die Brodfrucht der Pfahl- bauleute der kastanienähnliche Same der Wassernuss, Trapa natans, L. Heute ist sie in Krain nicht mehr vorhanden. Im Ossiacher See in Kärnten kommt sie noch vor. In Ungarn wächst sie in stehenden Gewässern mit schlammigem Grunde, s. z. B. wie mir Herr Eduard v. Lingg aus Siklos im Baranyer Comitate am Unterlaufe der Drau berichtet, in den Armen der alten Drau. Die Früchte werden dort von den Leuten gekocht gegessen,1) während ganze Drauarme als Weide für Schweine verpachtet werden, welche von dieser Nahrung sehr fett werden. Unsere Pfahlbauleute verliessen die Pfahlbauten ruhig, wahrscheinlich als sie den Getreidebau von den sie entdeckenden Italikern angenommen hatten. Es ist nun interessant zu sehen, wie die alten Quellen mit den Ergebnissen der Archäologie hier recht gut übereinstimmen. Es liegen bei den alten Autoren Nachrichten vor, welche zusammengehalten merkwürdige Streiflichter auf die Frage werfen. Herodot II, c. 36, erzählt: „Die Aegypter bereiten ihr Brod nicht aus Weizen und Gerste, sondern aus Dinkel, der auch von einigen Spelt genannt wird“ „àliti ano ó A v q é m v noievrzai curia, rag £ e l à g ittzt-iqézecxti xaléovcu“ Und 1. e. c. 77, sagt er: „Ihr Brod backen sie aus Dinkel und nennen es Kyllestis“ „’.x/Qzorcuyéovtn de, ex rtov olvQémv noitvvztg atyzovg, rovg èxeivoi xvllrjung òvofià^ovgi.“ Strabo V, 4, 3, p. 242, sagt von Campameli : „Man erzählt, manche Felder würden zweimal des Jahres mit Dinkel (7**1?), das drittemal mit Hirse (ilvfim) besäet.“ PI ini us XVIII, 8, (19), sagt: 1) Nach Herrn von Lingg in Ungarn Suly (spr. Sehuly) genannt. Bei Dioseorides : TQißoloq, bei Plinius: Trib uliis nach dem Griechischen. Das Wort bedeutet eine Eussangel aus vier Eisenspitzen (Cf. Veget. 3, 24.), die man gegen Reiterei ausstreute. „Die Getreidearten sind nicht überall dieselben. Die gewöhnlichsten sind der Dinkel (far), welchen die Alten vorzugsweise Frucht (adoreum)1) nannten. „Er war (der Dinkel) die erste Speise der Alten in Latium.“ „Primus (far) antiquis Latio cibus.“ Und 1. c. 20 heisst es: „Dass farina (Mehl) von far (Dinkel) abstammt, erhellt schon aus dem Namen selbst“ „Farinam a fare dietam nomine ipso apparet“ 1. c. 10 sagt Plin ins, dass man: „in Etrurien die gerösteten Dinkelähren mit einem unten mit Eisen beschlagenen, mit einem sägeförmigen Bande und inwendig mit einem gezähnten Sterne versehenen Stempel“ stampfte. Zwei Umstände sind nun weiter noch merkwürdig und gewiss beachtenswert, welche von den Alten berichtet werden, nämlich die Einführung des Feldbaues und die Art und Weise der Getreideernte. Für Griechenland meldet uns Pausaliias, "VIII. 4. dass dort die Pelasger den Getreidebau einführten, er sagt : „Nach Nyktimus* 2 *) Tode kam die Regierung an Arkas, der Kallysto iLykaons Tochter) Sohne. Er führte den Getreidebau ein, den er von Triptolemos2) gelernt, und machte nach des Adristas Unterweisung seine Leute mit der Bereitung des Brod es bekannt.“ Nach Italien brachte ihn ebenfalls ein Gott wne Aurelius Victor de orig, geilt, rom. 5 berichtet : „Euander4) lehrte zuerst in Italien den Feldbau, lehrte den Gebrauch des Säens und war der erste in Italien, welcher behufs Feldbaues Ochsen zusammenjochte.“ Aecht asiatisch, wenn nicht ägyptisch, ist auch die Behandlung des Getreides in Italien. Nach O o 11 u m e 11 a II, 21, werden die Aehren allein von dem Halme abgeschnitten und in die Speicher5) gebracht. Zum Ausbringen der Körner bediente man sich des Dreschwagens, den schon die Bibel1') nennt und der noch heute in Syrien im Gebrauche ist. Varrò de re rust. I, BO, berichtet diese Art der Ernte ebenfalls: „Nach der zweiten Methode wird im Picentinischen geerntet. Man hat einen krummen Stab aus Holz, an dessen Ende ’) Nach Festus früher edor, weil er lange Hauptnahrung der Römer war. „Edor appellatimi ab eden da.“ 2) Cf. „Argo,“ 1893, p. 101, Note 2. s) Er ist Sohn des Okeanos und der Ge. Er soll von Demeter einen Wagen mit geflügelten Drachen und Weizensamen erhalten haben, um von dem Luftwagen aus den Erdkreis zu besäen. 4) Er ist Sohn des Hermes und der Themis oder der Car-menta. und ist Culturverbreiter ; cf. oben p. 204. 5) Aus Spicaria Aehrenbehälter. ß) Reg. 2, 12, 31. hier als Marterwerkzeug verwendet. sich eine kleine eiserne Säge befindet. Mit diesem fasst man einen Bündel Aehren, schneidet ihn ab und lässt das Stroh auf dem Felde stehend zuriie k, wo es nachher auch abgeschnitten wird.“ Den Dreschwagen beschreibt Varrò I, 52, wie folgt: „Auf der Tenne werden die Körner aus den Aehren gebracht. Bei einigen geschieht es vermittelst vorgespannter Ochsen und des Tribulums. Dieses besteht aus einem Brette, das mit Steinen oder mit Eisen rauh gemacht ist.1) Hierauf stellt man einen Fuhrmann, oder beschwert es mit einer Last und lässt es von den vorgespannten Ochsen fort-sehleppen, damit die Körner aus den Aehren gebracht werden ; man setzt diese Maschine aus Brettern zusammen und giebt ihr gezähnte Walzen; dies nennt man einen punischen Wagen (plostellum poenieum).“ Es ist daher ganz natürlich, dass die Getreidearten nicht vor der s. g. Bronzezeit, . das heisst vor dein Einzüge asiatischer Oultur, in den Pfahlbauten Vorkommen können, und das Vorhandensein des ägyptischen Weizens (triticum tiir-gidum) ist daher eine ganz natürliche Erscheinung und ganz und gar nicht merkwürdig, wie dies Manchen dünkt. Die Hauptausbeute an thönernen und metallenen Documenten, allerdings stummen Quellen, der ältesten Perioden unserer heimischen Cultur-geschichte liefern die Gräber.2) .Es ist daher nicht uninteressant, den Leichen-cultus der Etrusker mit dem unserer alten Landes- P Den syrischen Dreseliwagen beschreibt Dr. Wetzstein in der Herl. Zeitseli. f. Ethnologie V, p. 271, ff., als eine 7' lange, 3' breite Tafel aus zwei zweizölligen Bohlen von Nuss- oder Eichenholz. Diese sind in der Mitte mit 250—300 in 24 Reihen im Quineun.x gestellter scharfer Steinspälme aus Basalt, Porphyr oder Feuerstein besteckt, welche ll/2" aus dem Holze herausragen und eigens dafür fabricirt werden. P. ßonifaz, Pfarrer in Safet, ein geb. Baier, erzählte mir 1887. dass dort das Getreide unter den Aehren abgeschnitten und mit diesen Dresehschlitten behandelt wird. Die Bretter sind mit scharfen Eisenstücken oder Steinen besteckt. — Er wird — wie. bei Vano mit Steinen oder Menschen beschwert. In Kleinasien ist er nach Hamilton I, p. 319, ebenfalls mit scharfen Feuersteinen bestockt und mit einem Manne oder einigen Knaben beschwert. F. To ul a fand denselben Wagen in Bulgarien im Dorfe Ra-šova, 15 lim von der Donau, in Gebrauche. Mitth. d. geogr. Gesellseh. 1882, p. 105. Das'Abschneiden der Aehren aber kann man auf ägyptischen Gemälden wiederholt dargestellt sehen. 2) Seit man sieh mit diesen Fragen zu beschäftigen begann, fiel man über die uralten Ruhestätten der Todten her, um sie zu erbrechen. Bisvreilen wurde dabei von wissenschaftlich gebildeten Männern rationell vorgegangen und solche Ausgrabungen sind mitunter lehrreich für die Culturgesehichte geworden. Leider waren aber oft das Streben Museen zu füllen, oder gar nur Geldgewinnsucht und einfacher Broderwerb die Triebfedern bei diesem Handiverke, welches von Unternehmern mit Sub un tern eli meni und Aecordarbeitern gesehäftsmässig betrieben, als einfache Raubgräberei und Gräber- Schändung zum unersetzlichen Schaden der Wissenschaft getrieben wurde und leider nodi getrieben wird. bewohner zu vergleichen. Im Allgemeinen kommt im alten Etrurien sowohl das Begraben als Verbrennen vor. Mitunter beide Methoden nebeneinander, so dass es schwer zu sagen ist, welcher Gebrauch der ältere sei. An manchen Orten herrschte wieder die eine, an anderen die zweite Sitte vor. In Tarquinii z. B., der vornehmsten der tuskischen Städte, wurden die Todten vorwiegend begraben, auch Tumuli kommen vor. Das gleiche gilt von Vulci, wo Brandgräber selten sind. Die Grabkammern sind in die Erde versenkt ohne Tumulus, während in Tarquinii und Caere die Tumuli sehr häufig sind. Bei Ol u sin in kommen trotz des sandigen, weichen Bodens keine Tumuli vor, und doch verbrannte man in Olusium mehr als man begrub ; ebenso in Vola-terrae und Penisi a, wo überall die Äschenurnen und Aschenkisten vorherrschen. In Fa-lerii war wieder das Begraben gebräuchlicher, in Su.trium und Hort a dagegen das Verbrennen. In Tuscania ist das Begraben gebräuchlicher, doch findet man hier oft im selben Grabe Sarkofage und Urnen voll Asche. In Kriegergräbern findet man den Helden mit seiner ganzen Waffenrüstung1) auf einer Steinbank, im Grabgewölbe aber verschiedene Urnen mit Leichenbrand. Es scheint somit, dass die Vornehmeren begraben, die Untergeordneten verbrannt wurden. Und zwar beides in sehr früher Zeit. Bei Vulci wie auch anderwärts z. B. bei Caere in einem Grabe von hohem Alterthume, fand man die Knochen eines Pferdes, und selbst eines Hundes an der Seite der Gebeine des Mannes ; das Grab von Caere enthielt ägyptische Glasarbeiten mit Hieroglyphenschrift, Bernstein und orientalische Harze. Auffallend ist ein Umstand, welcher beweist, wie vorsichtig über das V o r h a n d e n s e i n oder F e h 1 e n von Fundstücken geurtheilt werden muss. Wie schon erwähnt, ist man gewohnt in echtetruskischen Gräbern gemalte Vasen zu finden, so dass man z. B. in Bologna Gräber ohne griechische Vasen den Umbrem, solche mit diesen Vasen den Etruskern zuschreibt. Nun finden sich diese Vasen um Vulci zu Tausen-d e n vor in dem c. 20 km östlich entfernten Toscane 11a fehlen sie ganz.* 2) Ganz abweichend von den Grabkammeranlagen der übrigen Städte sind die D o 1 m e n g r ä b e r von Saturnia. Sie bestehen aus rohen u n b e h a u e n e n S t e i n-platten von oft sehr bedeutender Grösse, von ') Nach Thukidides I, 8, war dies auch Karischer Gebrauch. 2) Man vergleiche das oben p. 214, über Oberitalien und die Alpenländer Gesagte. 2—5 m ins Gevierte, welche die Kammer bilden, die mit einer fünften Platte bedeckt ist. Bisweilen ist die Kammer durch eine Platte quergetheilt. Zur Grabkammer führt meist ein 3—4 m langer, 1 m breiter Gang aus kleineren Platten. Das ganze ist, oder war einst mit Erde zu einem Tumulus bedeckt. Wir werden im Verlaufe der Schilderung unserer Nekropolen, so manche Verhältnisse kennen lernen, welche die grösste Aehnlichkeit mit einigen der beschriebenen aufweisen, so dass wir mit grosser Sicherheit den etruskischen Einfluss auf unsere Gegenden durch die Funde ebenso nach-weisen können, wie er auf die römischen Einrichtungen durch die Schriftquellen erwiesen ist. Strabo V, 2, 2, p. 220, schreibt: „Auch sagt man, dass der Pomp der Triumphe, der Schmuck der Constile und überhaupt der obrikeitlichen Personen von Tarquinii nach Born verpflanzt worden ist, ebenso die Buthenbtindel und Beile, die Trompeten, die Opfergebräuche, die Weissagekunst und die Musik.“ Das gleiche meldet Eivius, I, 8: „Die zwölf Lictoren, der elfenbeinerne Stuhl, die verbrämte Toga kommen von den Etruskern.“ Den Jupitertempel bauten 532 v. Olir, etruskische Künstler, die Handdienste leisteten die Plebejer, I, 56, und nach IX, 36, pflegte man in V. Jahrh. v. Ohr. junge Römer wie später i n den griechischen Wissenschaften, so damals in den etruskischen zu unterrichten. Welche Höhe die etruskische Oultur erreicht hatte, als Rom noch kaum gegründet war, beweisen die unverwüstlichen Wölbungen der von Etruskern erbauten römischen Oloaken, welche sich unter der Stadt verbreiteten und deren Gefüge aus ungeheueren Werkstücken noch heute Erstaunen erregt. Wir sind gewohnt ausserhalb Italiens antike Fundstücke als vorrömisch oder prähistorisch, weil bei uns die geschriebene Geschichte mit dem Eindringen der Römer beginnt, oder als römisch zu classificieren ; z. B. auf der Scheibe gearbeitete Gefässe heissen römisch, aus freier Hand gedrehte sollen prähistorisch sein u. s. w. Die Sache ist aber nicht richtig. Wir haben z. B. im grossen Tumulus von Veldes gesehen, dass noch im VI. Jhrh. Freihandgefässe im Gebrauche waren (cf. „Argo,“ Nr. 5.) Aehnlich hat es sich in den Jahrhunderten v. Ohr. verhalten. Sicher haben die Römer auch für Schmuck nicht eigene römische Moden gehabt, sondern darin mit den übrigen Italikern von Jahrhundert zu Jahrhundert gewech- 12 * seit, wie sie es auch noch in der Kaiserzeit thaten, so dass man in der vollkommen „historischen“ Zeit des Königthums und der Republik in und um Rom z. B. Fibeln etc. benützte, welche für unsere (regenden und die Archäologie „prähistorisch“ sind.1) Hier daher einige Worte über die älteste Geschichte Roms und deren Ueberlieferung durch die Autoren. Dass dieselbe sehr sagenhaft und beim Mangel gegnerischer Oontrole, sehr einseitig und zum Vortheile der späteren Hauptstadt der Welt von den Schriftstellern, welche in der Zeit der Grösse des Reiches schrieben, dargestellt ist, — darüber sind die Historiker schon lange im Klaren. Wie .jedoch der Sagenknäuel zu entwirren sei? Dies ist eine andere Frage. Rom von verwegenen lati n ischon Leuten, deren Sitten wild und roh waren, gegründet, steht Anfangs da als gefürchtetes bäurisch rohes Räubernest gegenüber den glänzenden Städten Etruriens, insbesonders gegenüber dem benachbarten reichen Yeji, dem alten Caere und der stolzen Metropole Etruriens, Tar-q u i n i i. Von König N u m a berichtet P1 u t a r c h c. 8 : „Er begann den so harten Sinn wie Eisen (der Körner) zu erweichen und die Neigung zum Kriege (besser zu Raub und Mord) in Liebe zum Recht umzuwandeln. Rom war nämlich damals ganz und gar, was Plato eine von Fiberhitze befallene Stadt nennt, gleich beim Beginne auf Kühnheit gegründet, und alles wagende Vermessenheit der höchstverwegenen und streitbaren Männer, die sich hier von überall her zusammendrängten, hatte aus den vielen Feldzügen und fortdauernden Kriegen ihre Nahrung und wachsende Stärke empfangen.“ Dionys v. H ali kar nass schreibt III, 21: ..So gross waren damals (670 v. Ohr.) der Frevelhass, so wild die Sitten und Gemütlier der Römer, und, wollte man sie mit dem heutigen Thun und mit unserer Lebensweise“) vergleichen, grausam und roh der Thiernatur ziemlich nahe.“ Tibullus gibt uns in Eleg. II. 5, ein Bild damaligen Lebens in der Stadt : „Palatiums grasigen Hügel beweideten damals Kühe, und Hütten von Stroh standen auf Jupiters Burg. Triefend von Milch stand Pan da unter dem Schatten der Eiche; Mit ihm Pales, geschnitzt roh mit der Sichel aus Holz.“ Wie es mit der Schrift, der Chronologie und dem Kalender aussah. erfahren wir ans Livius Vili, 8: *) *) Cf. die Zusammenstellung der Fibelformen in Nr. 7 dieses Jahrganges und in den vorhergehenden Nummern. P Dionys schrieb um Christi Geburt zwischen 732—762 der Stadt. „Ein uraltes Gesetz, in alter Schrift und Sprache abgefasst, verordnete, dass der oberste Vorstand am 13. September den Nagel ei ns chi ago. Er war eingeschlagen rechts am Heiligthura des Jupiter, auf der Seite, wo der Minervatempel steht. Mit solchem Nagel soll man damals bei der Seltenheit der Buchstabenschrift, die Jahreszahl bezeichnet und darum jenes Gesetz dem Minerventempel gewidmet haben, weil die Zahl eine Erfindung,der Minerva sei, Auch zu Volsinii im Tempel der Nortia, einer etruskischen Göttin, finden sich Nägel als Zeichen der Jahreszahl eingeschlagen.“ Nach Ampelius lib. mem. 18: „stiess Fabricius Luseinius den Cornelius Rufinus, einen ehemaligen Consul, wegen Üppigkeit und Habsucht aus dem Senate, weil er 10 Pfund Silber besassü“ Es ist begreiflich, dass dieses primitive Gemeinwesen in die etruskische Oultur- und Machtsphäre fallen musste ; die auf Charakter-, Rassen- und Sprachgegensätzen beruhende Antipathie beider Theile, aber nie zu beseitigen war. Aus den fabulosen, oft widersprechend erzählten und oft unmöglichen Nachrichten über die älteste Geschichte Roms, scheint so viel als dürre historische Wahrheit übrig zu bleiben, dass die anfänglich unbedeutend scheinende Gründung sich im 1. Jahrh. ihres Bestandes so weit bemerkbar gemacht hatte, dass sich die Etrusker, speciell Tarquindi, in ihre Angelegenheiten mengten. Ein etruskischer Lucumo1) d. h. Fürst aus Tarquinii, später Tarquinius Rriscus genannt, herrscht in Rom, führt Bauten, z. B. den .Jupitertempel am Capitol, dio grossartigen Cloaken, die Ringmauern der Stadt u. a. auf, und ist glücklicher Krieger. Rom erhält etruskisches Gepräge, so dass viele griechische Schriftsteller) nach Dionys I, c. 29, Rom für eine tyrrhenische Stadt hielten. Später giebt der Etrusker M a s t a r n a,s) sonst gewöhnlich Servius Tullius genannt die berühmte q Daraus lat. Lucius. — Ludi eoepmmt appellali — a Lu-eumonibus Btruseis. Epit. de nom. rat. q Der erste Grieche, der Roms erwähnt, ist nach Plutarch, Romulus 3. Diokles v. Peparetk, um die Zeit des ersten punischen Krieges 264—241 v. Ohr. °) Kaiser Claudius in seiner Rede über das „jus honorum“ der Gallier sagt von Servius Tullius, dass er nach den tuski-schen quellen ein Gefährte des Caeles Vivenna war. „Nach mannigfachem Gliickweehsel verdrängt, räumte er Etrurien mit dem Reste des Oiilischen Heeres, nahm den Berg Cälius in Besitz, und benannte ihn so nach seinem Anführer Caelius ; er selbst aber wurde mit verändertem Namen — den tuskiseh hiess er Mastarna — so benannt, wie ich gesagt habe (nämlich Servius Tullius), und erlangte zum grössten Nutzen des Gemeinwesens die römische Königswürde.“ Wie schwierig es aber ist, über die älteste Geschichte Roms halbwegs etwas positives aus dem Fabelwuste hcrauszusehälen, darüber klagen schon die alten Historiker selbst. Fünf Jahrhunderte war Rom oline Litt er a tur. Der älteste römische Geschic-hts- Verfassung und kämpft gegen die Etrusker. Indessen scheint Tarquinii seine Ansprüche auf Suprematie nicht aufgegeben zu haben, da wir wieder einen Lueumo aus Tarquini den Mastarna stürzen sehen, welcher die Verfassung des Beseitigten nicht beachtend regiert und sich über 20 Jahre behauptet. Er erhielt den Beinamen Superbus. Tar-quinii's Grösse scheint inzwischen verfallen zu sein, er tritt wenigstens nicht mehr in den Vordergrund, den die Wiederherstellung etruskischer Oberhoch-lieit in Born gelingt für einige Zeit dem Lars Porsena aus Olusium, welcher Born erobert, den hochgelegenen Janiculus besetzt, und die Börner entwaffnet, so dass sie Eisen nur für Pflugscharen mehr behalten durften. Pli ni us 34, 14, sagt darüber: „In foedere, quod expulsis regibus popnlo Romano dedit P ovsena, nominativa comprehension inuenimus, ne ferro nisi in agricoltura uterentur.“ „So wurde in dem Bündnisse, welches nach Vertreibung der Könige Porsen a mit dem römischen Volke schloss, namentlich festgesetzt, dass Eisen zu nichts anderem als zum Ackerbane verwendet werden dürfe.“ Nun dergleichen darf man doch nur total besiegten Gegnern bieten. Dass die Stadt dem Porsena übergeben wurde bestätigt auch Tacitus Hist. III, 72. Es geschah 007 v. Ohr. — 245 Jahre nach Gründung der Stadt. Es scheint nun dass Porsena seine Herrschaft auch noch weiter südlich vorschieben wollte, den wir finden bald seinen Sohn Aruns vor dem, 25 km SO. von Born entfernten Aricia, welches er über ein Jahr belagerte. Die Etrusker erlitten hier 506 eine entscheidende Niederlage, welche auch Bom wieder seine Selbstständigkeit verschaffte. Es beginnt jetzt der Angriffskrieg Borns gegen Etrurien. Wie gewaltig aber die tuskische Macht noch da stand, und ivie tapfer die etruskischen Helden zu kämpfen wussten, beweist die That-saclie, dass die südlichste kaum 20 km entfernte Stadtburg Veji erst nach zehnjähriger Belagerung im Jahre 396 v. Ohr. durch List erlag. In 350 Jahren gelang es Bom daher nicht weiter als 20 km über den Tiber zu kommen und wer weiss es, wie sich die Geschicke Italiens noch gestaltet hätten, wenn nicht im Norden Etruriens ein neuer furchtbarer Feind aufgetreten wäre, welchem am Tage des Falles von Veji auch die llaupibürg Schreiber war erst F ab ins Pictor, c. 220 v. Chr., er schrieb griechisch wie Dionys 1, 6, bezeugt, und der geniale Giambattista Vico t 1744 nennt die alte Geschichte Roms: „eine den griechischen Mythen nachgedichtete historishe Mythologie.“ Etruriens nördlich vom Po, Melpum1) in die Hände fiel, nämlich die Kelten. Ueberblickt man die Besultate unser Betrachtungen, so ergiebt sich im Ganzen und Grossen folgendes Bild: 1. Die Stufe der Pfahlbauteneultur in Krain und die der Terramaren in Italien fällt chronologisch zusammen. 2. Die Balkanländer und Italien so wie unsere Uebergangsgebiete zwischen den beiden, werden von c. Mitte des II. Jahrtausendes an, von Leuten entdeckt, durchstreift und selbst besiedelt, welche unsere ältesten Bronzen mitbringen, bewaffnet mit wuchtigen Speeren und kurzen Stossschwertern deren kurze Griffe und schilfblattförmige Klingen charakteristisch sind. In Italien, wo sie sich festsetzen, bauen sie cyklopische Stadtburgen. Die italische Bevölkerung, grösstentheils klinischer Zunge, erhebt sich zu höherer Cultur, zu Ackerbau und Industrie. Es werden gewisse Bronzeschmucksachen angefertigt, welche sich heute noch durch ganz Italien in den Gräbern vertheilt finden, Diese Fabrikate gelangen auch in unsere Berge, wo sie sich vorwiegend um Bergbauunternehmungen auf Eisen, Kupfer und Salz gruppiren. Die Sachen haben eine reiche Nomenclatur durchgemacht. Erst wurden sie für keltisch oder slavi sch erklärt, dann für phönikisch, etruskisch, u m b r i s c h, v e n e t i s c h, p a 1 a e o i t a 1 i s c h, prähistorisch, h alls tat tis c h, etc. Uns scheinen sie einfach zu beweisen, dass sie in Italien gemacht und zu uns durch Handel und nach den von Italern hier etablirten, oder wenn schon von den Heimischen etablirten, so doch von den Italern mitausgebeuteten bergmännischen Productionsstätten eingeführt wurden. P o-litische Herrschaft übten diese Italer hier nicht. Die später ein mächtiges Staatswesen bildenden Etrusker herrschten zwar in Oberitalien, doch reichte ihr Begiment nicht bis in unsere Länder. Sie bilden eine herrschende Aristokratie, unter welcher Industrie, Handel und V e r-k e h r mit dem Norden seine Wege weiter ging ; dass sie, oder richtiger ihre Waffenschmiede die Eisenwerkstätten Krains interessirten, ist beim Mangel dieses Metalles in Oberitalien begreiflich. Der Einfluss griechischer Kunst auf die etruskischen „Geschlechter“ beschränkt sich auf das Hauptland in Italien ; die Provinz jenseits des Apennin und die Bohproducte liefernden Länder mit ihren Durchzugspfaden für den Handel nach P Item Melpum opulentia praecipuum, quod ab Insubribus et Boiis et Senonibus deletum esse eo die, quo Camillas V ei o s eoe-perit, Nepos Cornelius tradit. Plin. IH, 21. Norden, berührte diese fremde Verfeinerung nicht weiter. Ich glaube heute, dass überhaupt d i e Salz- und Eisenindustrie in heimischen Händen ruhete und der Export nach der Balkan-und der Apenninhalbinsel, so wie der Durchzugshandel mit Bernstein, die fremden Sachen ins Land brachten. Mit dem Wechsel der Mode an den Erzeugungsorten, wechselt aneli die Importware. Möglicher Weise sind gewisse Formen i n d en Alpenl ä n d ern besonders beliebt gewesen und für dieselben eigens erzeugt worden, wie die Maria-theresien-Thaler für Afrika. Ich bin ü b e r z e u g t, dahe r g 1 a u b e ich, dass die Frage unserer s. g. prähistorischen Gräberfunde nur in Italien und den Balkanländern gelöst werden kann. Dort sind die Erzeugungsstätten zu suchen und zu studieren, und von dort die Verbreitung einzelner Formen zu verfolgen, sonst drehen wir uns hier, wohin nur gewisse Dinge herauf kamen, immer in einen circulus vitiosus, aus dem kein vernünftiger Ausweg zu finden ist. Wir haben im Laufe unserer Schilderungen gesehen, dass fasst für jedes unserer Fundstücke ein Analogon in irgend einer Begion Italiens zu finden ist. Andere haben für manche Stücke die Analogieen bis nach Griechenland nachgewiesen, daher kommt es, dass die Gesammtheit der Funde den Totaleindruck des aus aller Welt „Zusammen ge tragen seins“ macht.1) Wie einheitlich steht diesem Sammelsurium diverser Formen und diverser Provenienzorte die Einheitlichkeit der localen Pfahlbau formen gegenüber. Hier ist alles einer Culturstufe und einem Bedürfnisse entsprungen und angepasst. Auf den ersten Blick erkannte ich im Museo preistorico in Born unsere Pfahlbausachen aus den übrigen heraus, während man von keiner unser Bronzen sagen kann, ob sie in einem Grabe Oberösterreichs, Brains oder Italiens gefunden war, und als der Director des genannten Museums Comm. Pi go ri ni in unserem Museum die prähistorischen Funde erblickte, rief er sofort aus: „tuta la roba d’Italia.“ Das nämliche gilt für die gallischen Fundstücke. Als „typischLaTenè“ bezeichnete sie Dr. von Feilenberg aus Bern. Kriege und Schlachten können grosse politische Umwälzungen hervorbringen, herrschende Geschlechter, Bassen und Völker verdrängen und andere an ihre Stelle setzen. Auf die Entwickelung von Industrien, Handel, Architektur, Künste etc. wirken viel nachhaltiger und bleibender Ge- p Man vergleiche dazu auch das von Dr. Hörnes darüber be-meikte in „Argo,“ Nr. 1, p. 29, nach seiner Urgeschichte des Menschen, p. 621, wo er die s. g. Hallstatteultur eharakterisirt. whinsucht, Luxus und Sitten der festsitzenden Nationen, über welche jene Stürme hinweggehen, welche als Kriege und Schlachten die Historiker beschäftigen. Wollen wir gar nach Nationalitätenfragen? Ich glaube mit Vorsicht. In Italien und Krain finden sich identische Formen von Waffen und Geräthen; da nun an eine ursprüngliche Gleichzeitigkeit der Fabrikation in beiden Ländern nicht gedacht werden kann, eine spätere Erzeugung im Lande nur für gewisse Dinge und in unbedeutender Ausdehnung erweislich ist, so ist die Einfuhr der Sachen aus Italien selbstverständlich. Ob nun die Fabrikanten für den Export, ihre Toren ten, Modelleure, Giess er, Gesellen und Lehrlinge, Veneter, LTmbrer, Etrusker, Sabiner oder gar Griechen waren, wird wohl schwer zu entscheiden sein ; denn in den Wohnsitzen aller dieser Stämme findet sich diese „roba d’ 11 a 1 i a. “Q Der Streit um die Nationalität der Fabrikanten scheint uns daher ebenso beschaffen, als-ob man darüber „forschen“ wollte, ob ein deutscher, slavischer oder französischer Meister einen Cylinderhut oder ein Taschenmesser fabrizirt hat. Wir sprechen von arabischer Baukunst, türkischen Teppichen etc. nur weil Araber und Türken herrschende Basse waren und sind, nicht aber die Erzeuger und Meister diesen Bassen an gehörten. Aehnliches gilt von den Marinen. Bis ins Mittelalter schiffte man auf Fahrzeugen, welche nach phönikischen Modellen gebaut waren, (cf. „Argo“ 1893, p. 156)’und heute schlagen sich Mongolen im äussersten Asien, welche noch vor wenigen Decennien mit Speer und Pfeil ausrückten, mit europäischen Panzerschiffen. Aber auch selbst die Kriegsheere, welche einer Fahne folgten, waren meist aus den mannigfaltigsten Völkern gebildet. Eines aber gab die Führerschaft und den Namen her. Nun erst der Handel und der Gelderwerb ! Beide waren, sind und werden stets international sein, vom eisigen Norden bis zu den Quellen des Nil wollte man leben und bedurfte Dinge, die man nicht hatte und deren Beschaffung zu allen Zeiten und unter jeder Herrschaft Handelsleute besorgten, so dass wir auf die Frage: „Welchem Volk e gehören also doch unsere Funde an?“ — nur mit der Gegenfrage antworten können : „Welchem Volke gehört der Industrielle und der Kaufmann an?“ Stellen wir daher die prähistorischen Fragen so, P Cf. „Argo,“ Nr. 5, Taf. IX, das Kartellen. dass wir wie schon einmahl erwähnt, sie auf die „ökonomischen Hintergründe“ basieren, dann wird sich aus diesen Funden in den Gradišćen und ihren Gräbern zwar weniger eine politische oder Kriegsgeschichte wohl aber die Geschichte der Industrie, des Handels und des 0ultu r för tschrittes des Landes und seiner Bewohner erschliessen. „Parian le tombe, ove la storia è m u t a. “ Kleinere littlieilungen. Die riillise!haften Fallen vom Laihaclier Moore. Wir haben in Nr. 8 und 9 der „Argo“ über die eigenthiimlichen hölzernen Fallen, welche sich an mehreren Stellen unseres Moores fanden und ihre Analoga in Italien, Deutschland, England und Iiland haben, des eingehenderen gehandelt. Heute erübrigt uns noch über eine Beobachtung zu berichten, welche zu machen die zuletzt im Mai d. J. auf dem Grunde des Herrn Johann Rosier gefundene, die Gelegenheit bot. Die Lagerungsverhältnisse der Maschine im Torfe konnten bei diesem Stücke zuerst genau erhoben werden und sind aus Nr. 8, Taf. XIII, Fig. 5. ersichtlich. Die Falle wurde vom Torf befreit und langsam trocknen gelassen. Bei genauerer Untersuchung derselben zeigte es sich, dass in den Holzfugen und Rissen, so wie in den mitanhaftenden Torfresten und Moorresiduen, Haare und Fasern festsitzen, beziehungsweise ankleben. Diese wurden sorgfältig gesammelt und gruppenweise wie sie an verschiedenen Stellen der Falle beisammen waren, auf mit Gummilösung befeuchtete Glasplatten fixirt und mit dünnen Deckgläsern bedeckt; so wurden im ganzen sechs Präparate gewonnen. Ueber gefällige Vermittlung des Herrn Directors Dr. Voss in Berlin hatte der Herr geheime Regierungs-rath Prof. Dr. K. Möbius in Berlin die Güte, die Präparate lege artis zu behandeln und zu bestimmen. Es sei hier den beiden Herren der freundlichste Dank dafür ausgesprochen. Die zu untersuchenden Objecte wurde bei -125 maliger Vergrösserung genau untersucht und hatte der Herr Geheimrath die Güte, von jedem einzelnen eine Skizze zu entwerfen. Dr. Möbius fand; 1. fünfmal Holzfasern und ein Pflanzenhaar; 2. ein bläugefärbtes Wollhaar; 3. das Haar eines Fuchses;1) 4. das Deck-und Grundhaar des Hasen; 5. ein Rinderhaar;* 2) 6. ein bräunliches Menschenhaar; 7. Stückchen abgenützter Schweins- 0 Jedoch mit beigesetzten Fragezeichen als nicht vollkommen sicher bezeichnet. 2) Ebenfalls mit beigesetztem Fragezeichen. borsten, welche indessen von einem Pinsel herrühren, mit welchem die Falle nach dem Austrocknen gereinigt wurde. Beim Absuchen der Falle wurden die in nächster Nähe beisammenliegenden Fasern und Haare, auf je eine, wie schon bemerkt, mit Gummilösung bestrichene Glasplatte gelegt und mit einem Deckglase geschlossen. Nun zeigt sich hier folgende Gruppirung von den sechs verschiedenen Stellen der Falle: 1. Gruppe: Holzfasern, Pflanzenhaar. 2. „ Holzfasern, Zellen von Pflanzen. 3. „ Holzfaser, abgeriebene Scbweineborste. 4. „ Holzfaser, Rinds haar? 5. „ Fuclishaar? 6- „ Holzfasern, Deck- und Grundhaar vom Hase n, M e n s c h enliaa r1) und blaues W o 11 h a a r. Geheimrath Dr. Möbius bemerkt nun ganz richtig in seinem Schreiben: „Die Sehweineborsten rühren wahrscheinlich von einer Bürste her, mit der die Falle gereinigt wurde, Die Holzfasern kommen wahrscheinlich von der Oberfläche der Falle. Haare fliegen viel durch die Luft, können daher leicht an Geräthe gelangen.“ Vollkommen richtig für alles, bis auf den Zufall, dass eben vom Hasen, Deck- und Grundhaar an einer Stelle beisammen liegen. Wie aus Nr. 8 der „Argo“ ersichtlich lag die Falle auf einer älteren Torfschichte der s. g. „cujna“ oder dem Fetzentorfe unserer Morastansiedler, welche in loco 70 cm mächtig den braunen Lehm bedeckt. Bedeckt war sie von der „sota“ dem Brenntorfe, welcher sie 40 cm mächtig überlagerte. Auf diese Torfschichte folgte endlich die jüngste oder „trebež“ mit 30 cm. Die Falle schwamm somit nicht auf dem Pfahlbausee, sondern wurde schon gestellt, als der See vertorft war. Thätsäclilich verfolgt der Hase am liebsten gebahnte Wege und zwar so consequent, dass er dem absolut ruhig mit gespreizten Beinen über seinem Wege dastehenden Jäger, zwischen den Füssen durchrennt. Es wäre daher *) Das Menschen- und Hasenhaar bestimmte auch Custosadjunc-t Dr. Lorenz in Wien. nicht unmöglich, dass man dem Lampe auf seinem Wege eine solche Falle legte. Ob indessen der Apparat zur Bemeisterung des Hasen brauchbar gewesen wäre oder nicht, darüber mögen Jäger oder ein Versuch mit einer Imitation entscheiden. Soviel ist heute sicher für die Bestimmung, Bieber damit zu fangen, spricht kein Umstand. Milliner. Litteratur. Die Post in Triest und ihre historische Entwickelung. Von Dr. Petras Tom a sin. Triest 9, Balestra 1894, gr. 8°, S. 413. Vom Herrn Oberpostdirector Karl Pokorny aufgefordert zur Feier der Eröffnung des neuen Postgebäudes in Triest die Geschichte des Postwesens seiner Heimatstadt zu schreiben, gieng der Verfasser dieses nun vorliegenden umfangreichen und sagen wir es gleich von vornherein, vorzüglich gelungenen Werkes an die Ausführung desjenigen in deutscher Sprache, worüber er schon in italienischer in seiner noch handschriftlichen Geschichte der Stadt Triest einiges niedergelegt hatte. Diese Geschichte des Triester Postwesens von den Zeiten der Bömer bis in unsere Tagen wie man si.e ausführlicher und gründlicher kaum denken kann, betrifft auch in mehreren Partien unser Krain sowohl in der Abtheilung über das krainische Postwesen im 17. Jahrh. (nach Valvasor, mit Beibringung der Abbildung des Posthauses im Birnbaumer-Wald nach der „Ehre des Hèrz. Krain“) als auch an mehreren anderen Stellen, Urkunden des Triester Stadthauptmanns Nicolaus Räuber 1511, '1513 u. a. m. —- Von besonderem Interesse sind auch die Oapitel über die Post unter Karl VI. und Maria Theresia, die gleichfalls unser Land mehrseitig berühren. Höhlenkunde, Wege und Zweck der Erforschung unterirdischer Räume. Von Franz Kraus. Mit 155 Textillustr., 3 Karten und 3 Pliinen. Wien, 0. Gerold's Solin 1894, gr. 8°, S. 308. Der auch in unserer Heimat bestbekannte Höhlenforscher Herr Begierugsr-ath Fr. Kraus, dem Krain namentlich die Anregung der Meliorationsarbeiten dankt, hat mit dem vorliegenden die geographischen, geologischen, physikalischen, anthropologischen und technischen Verhältnisse berücksichtigenden ersten grossen grundlegenden Werke dieser Art zur Erforschung der unterirdischen Bäume thatsächlich dem fühlbarsten Bedürfnisse aller betheiligten Kreise abgeholfen. Es sind aus'.den durch die instructivsten Abbildungen ins klarste Licht gestellten Höhlenverschiedenheiten (ursprüngliche, später gebildete, künstliche und bewohnte Höhlen) insbesonders auch die oberirdischen Erosionserscheinungen, die Kesselthäler und das Ende des Höhlenproeesses, die, gleichfalls durch vorzügliche Abbildungen unterstützt, in Wort und Bild die genaueste Erklärung linden. Wie das so höchst dankens-werthe Werk durch eingehende Litteraturbesprechung, durch erschöpfende Darstellung der Höhlenbildungstheorien und übersichtlich gruppirte Systematik eingeleitet erscheint, so schliesst es mit einem nicht minder gelungenen Anhang: Eishöhlen, Sagenhöhlen und praktischen Winken und Beispielen für Höhlenforscher. Speciell im Hinblicke darauf sollte das unvergleichlich schöne und gute Buch, dessen Preis mit Rücksicht auf die Fülle des Gebotenen ein äusserst geringer (fl. 5 ö. W.) niemand entbehren, der sich mit Naturwissenschaften beschäftigt sowie es auch dem Techniker, der sich mit Meliorationsarbeiten beschäftigt, die verlässlichste wissenschaftliche Basis liefert. Dieses Werk ist auch vor allem geeignet, neue Jünger für die Höhlenkunde zu gewinnen und mag auch in diesem Sinne auf das Wärmste empfohlen sein. Die Ausstattung ist eine brillante. p. v. Radies-. Mittlieilungen aus dem Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1894. IL Ankäufe: 1. Aus dem Nachlasse des k. k. Forstmeisters Franz Miklitz in Radmannsdorf: Das Herbar Valentin Plemels und eine Sammlung von Schmetterlingen aus der Gegend von Badmannsdorf, gesammelt von Miklitz. 2. Zwei Lieferungen der Airoldischen Obstmodelle. 3. Vier römische Münzen und eine Thonlampe, gefunden in Laibach. 4. Zwei Speere, neun Messer, ein Eisengürtelblech, zwei Bronzeringe, drei silberne La Tenè-Fibeln, vier Bronzefibeln, drei Silberknöpfe, vier Fragmente zweier Armringe aus blauem Glase, ein Spinnwirtel, gefunden bei Weisskirchen. 5. Eine Lanze, zwei Messer, drei Fibeln, ein Töpfchen, eine Lampe, gefunden bei St. Barthelmae. 6. Eine Carnee und sieben römische Münzen, gefunden bei Aussergoritza am Morast. 7. Eine hohle Bronzekugel mit zwei Bingen unbekannter Bestimmung aus der Buine Ključ bei Otočac. Das Blatt erscheint monatlich 1—11j2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons MüUner, Musealeustos in Laibach. — Druck von A. Klein & Comp, in Laibach.